(Quelle: Canva)
Kaum ein deutsches Bundesland ist von einer solch diversen Landschaftsstruktur geprägt wie Baden-Württemberg. Alpenvorland, Bodensee, Schwarzwald und die Schwäbische Alb sind nur wenige der vielen Naturräume, die die Region über die Jahrtausende hinweg geformt und bestimmt haben. Sie sind ursächlich dafür, dass noch heute 40 Prozent der Gesamtfläche des drittgrößten deutschen Flächenstaats bewaldet sind. Aufgrund der weitreichenden landschaftlichen Unberührtheit konnten viele Überreste aus vergangenen Zeiten erhalten bleiben. Dies gewährt uns einmalige Einblicke in unsere Frühgeschichte oder in ganze Höhlensysteme, die sich losgelöst von menschlichen Einflüssen entwickelt haben. Es ist also der Kombination aus naturgeografischen Phänomenen und einzigartigen Artefakten anderer Zeiten zu verdanken, dass Baden-Württemberg eine Fülle an wertvollen Zielen schulischer Exkursionen sein eigen nennt und sich mittels Ausflügen bestens dafür eignet das Verständnis der Schüler:innen für Natur- und Frühgeschichte, also Thematiken, die möglicherweise zu den Unterrichtsfächern Geschichte, Geografie und Biologie passe, zu stärken. Daher stellt euch Lehrer-News in diesem Artikel zwei tolle Orte vor, die sich definitiv für einen Schulexkurs in Baden-Württemberg lohnen.
1. Das Geheimnis der Höhlen in Blaubeuren
Die erste Exkursion führt uns nach Blaubeuren – eine 12.000 Einwohner-Stadt auf der Schwäbischen Alb– 16 Kilometer westlich von Ulm. Interessant für eine Fahrt in den staatlich anerkannten Erholungsort ist der sogenannte Blautopf. Das Erscheinungsbild des Blautopfs lässt vermuten, dass es sich schlicht um einen hellblau leuchtenden Teich im Norden der Stadt handelt. Dahinter steckt jedoch, dass der Blautopf die Quelle eines über elf Kilometerlangen, unterirdischen Höhlensystems ist, an dem im Umland versickertes Regenwasser zu Tage tritt. Innerhalb des Höhlensystems befinden sich riesige „Höhlenhallen“, die bis zu 100.000 Kubikmeter groß sind.
Ein Spaziergang um die Quelle dauert etwa eine halbe Stunde und bietet nicht nur besondere Perspektiven auf das Gewässer, sondern auch auf die vielen romantischen Fachwerkhäuser, die den Blautopf umgeben. In einem dieser Fachwerkhäuser befindet sich auch die Blaubeurer Hammerschmiede, die an ausgewählten Tagen ein „Schauschmieden“ veranstaltet. Hier könnt ihr dem lokalen Schmied dabei zusehen, wie er nach 200 Jahre alter Tradition Stahl verarbeitet und dabei nicht nur Muskelkraft, sondern auch feinmotorisches Geschick unter Beweis stellt. Für Kinder ab sechs Jahren kostet das Vergnügen, das dazu noch eine Präsentation zur Geschichte der Hammerschmiede und eine Führung durch die Werkstatt enthält, drei Euro, Erwachsene zahlen vier Euro.
Ein Muss ist auch das Urgeschichtliche Museum Blaubeuren (urmu). Es konzentriert sich auf die historische Periode der Ursteinzeit und ist ein Zweigmuseum des archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg. Das urmu stellt die wesentlichen Fundstücke der Altsteinzeit aus der schwäbischen Alb aus, die selbst weltweit einzigartig sind. Darüber hinaus gibt es hier auch einiges über Neandertaler und den frühmodernen Menschen aus der Eiszeit zu erfahren. Das Museum bietet auch Führungen mit erfahrenen Museumspädagogen an, bei denen auch praktische Erfahrungen mit steinzeitlichem Werkzeug gesammelt werden können. Die Touren kosten, je nach zeitlichem Umfang, 100-200 Euro zuzüglich zwei Euro pro Kind und eignen sich speziell für die Fächer Biologie, Geschichte und Geografie.
Falls der Aufenthalt in Blaubeuren von längerer Dauer sein soll, gibt es mit der Jugendherberge Blaubeuren eine Unterkunft mit mehreren Zimmern für Betreuer:innen und zumeist 4-Bettzimmern für Schüler:innen. Die Jugendherberge ist 700 Meter vom Bahnhof und 400 Meter vom Busbahnhof der Stadt entfernt und kostet etwa 30 Euro pro Nacht pro Person .
2. Die Entdeckung prähistorischer Bauten am Federsee
Nicht weit von Blaubeuren, etwa 50 Kilometer weiter südlich, liegt der Federsee. Der zweitgrößte See Baden-Württembergs ist umgeben vom größten Moorgebiet Südwestdeutschlands. Mehr als zwei Drittel des 33 Quadratkilometer großen Areals stehen unter Naturschutz und fallen unter die Kategorie „Europareservat“. Grund dafür sind Kulturerzeugnisse, die sich über die Jahrtausende in den Mooren konserviert haben und nach der Senkung des Wasserspiegels der Moore im 19. Jahrhundert entdeckt worden sind. Exemplarisch dafür sind die kulturhistorisch relevanten Überreste von Pfahlbauten, die unter dem UNESCO-Weltkulturerbe stehen. Betreut wird die einzigartige Landschaft vom Naturschutzzentrum Federsee, das Teil des Naturschutzbundes (NABU) ist.
Das Naturschutzzentrum verfügt über ein Sortiment an zahlreichen Exkursionsmöglichkeiten, die speziell für Schulklassen konzipiert sind und sowohl indoor als auch outdoor stattfinden können. Das breitgefächerte Angebot bietet lehrreich-unterhaltsame Expeditionen für Schüler:innen aller Altersklassen und kostet (je nach zeitlichem Umfang) vier bis maximal zehn Euro pro Person. Während sich die Angebote teilweise in der praktischen Teilhabe der Schüler:innen unterscheiden, steht bei allen Exkursionen und Workshops die Vermittlung des erhabenen Ökosystems, der naturhistorischen Relevanz und der Wichtigkeit für den Klimaschutz des Europareservats im Vordergrund.
Das Naturschutzzentrum liegt zwischen der Moorlandschaft und der angrenzenden Kleinstadt Bad Buchau. Diese ist bestens mit der Deutschen Bahn zu erreichen und bietet in fußläufiger Entfernung vom Naturschutzzentrum auch noch das absolut sehenswerte Federseemuseum. Das Museum offeriert eine seltene Kombination aus lokalen Originalfunden und detailgetreuen Nachbauten keltischer Dörfer. Das Federseemuseum ist ebenfalls Zweigmuseum des archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg und bietet auch Halb- und Ganztagsprogramme für Schulklassen. Ein Workshop konzentriert sich beispielsweise auf die prähistorische Ernährung und enthält das Kochen eines steinzeitlichen Eintopfs. Das ganztägliche Projekt kostet 22,50 Euro pro Schüler:in.
Baden-Württemberg bietet viele Exkursionsmöglichkeiten. Hier haben wir euch eine kleine Auswahl unter dem Motto „Auf den Spuren der Frühgeschichte“ zusammengestellt, die sich perfekt in den Geschichts-, Geografie- und Biologieunterricht einfügen. Wir hoffen, dass ihr eine dieser Ideen aufgreifen könnt und sie möglicherweise zu einer unvergesslichen und lehrreichen Klassenfahrt wird.
Wenn ihr nach Ideen für Klassenfahrten oder Exkurse in andere Bundesländer sucht, dann schaut gerne mal hier vorbei, da haben wir euch bereits Ideen für Berlin und Brandenburg vorgestellt.