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Wie Start-ups und Schulen gemeinsam die Bildung revolutionieren

EdTech-Start-ups wollen das Bildungssystem revolutionieren, indem sie Schulen digitale Lösungen bieten, die den Unterricht verbessern und Lehrkräfte entlasten. Diese Partnerschaften fördern individuelle Lernwege und erleichtern die pädagogische Arbeit.
Von
Dennis Birkhölzer
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October 2024
18.10.2024
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Herausforderungen in der Bildung

Das deutsche Bildungssystem steht vor großen Herausforderungen. Viele Schulen kämpfen mit veralteter technischer Ausstattung, einem Mangel an individuellen Fördermöglichkeiten und der Herausforderung, Schüler:innen für eine zunehmend digitalisierte Arbeitswelt fit zu machen. Gleichzeitig stehen Lehrkräfte unter enormem Druck, innovative Lernmethoden zu integrieren, um die Anforderungen einer modernen Bildung zu erfüllen – oft jedoch bei limitierten Ressourcen, Mangel an Personal und bürokratischen Hürden. Hier setzen EdTech-Start-ups an, die mit ihren innovativen Lösungen Schüler:innen und Lehrkräfte gleichermaßen unterstützen.

Die Rolle von EdTech-Start-ups

EdTech-Start-ups spielen eine zentrale Rolle bei der Modernisierung des Bildungswesens. Sie entwickeln Technologien, die sowohl den Unterricht verbessern als auch neue Lernformen ermöglichen. Beispiele hierfür sind adaptive Lernplattformen, die individuelles und selbstbestimmtes Lernen fördern, oder Software, die den organisatorischen Aufwand für Lehrkräfte minimiert. Laut dem ersten EdTech-Monitor gibt es in Deutschland bereits mehr als 200 EdTech-Start-ups, die sich auf den Bildungsbereich konzentrieren. Die Start-ups bieten Lösungen in den Bereichen digitale Lernplattformen, Software für Schulmanagement und Tools zur Förderung des personalisierten Lernens.

Kooperationen zwischen Start-ups und Schulen

Ein zentrales Element des EdTech Next Pilotprojekts war das gezielte “Matching” von Schulen und Start-ups, das auf die spezifischen Bedürfnisse der Schulen abgestimmt wurde. In einem ersten Schritt haben Schulen ihre größten Herausforderungen und Wünsche hinsichtlich digitaler Bildung und Unterrichtsorganisation definiert. Basierend auf diesen Anforderungen wurden passende Start-ups ausgewählt, deren Lösungen auf diese Herausforderungen abgestimmt waren – sei es im Bereich des selbstbestimmten Lernens, der Unterrichtsorganisation oder der Kommunikation.

Für Schulen bedeutete diese Partnerschaft die Möglichkeit, direkt mit innovativen Start-ups zusammenzuarbeiten und deren Technologien im Schulalltag zu testen. Wichtig war dabei, dass die Lösungen nicht nur theoretisch vielversprechend klangen, sondern auch praktisch im Klassenzimmer funktionieren mussten.

Was bedeutet das für die Arbeitsbelastung von Lehrkräften?

Ein häufiges Problem im Alltag von Lehrer:innen ist der administrative und organisatorische Aufwand, der sie von der eigentlichen pädagogischen Arbeit abhält. Durch die Zusammenarbeit mit Start-ups, wie im EdTech Next Pilotprojekt, konnten Lehrkräfte diesen Aufwand signifikant reduzieren. Tools zur digitalen Verwaltung von Hausaufgaben, Stundenplänen und Lernfortschritten übernahmen viele dieser Aufgaben, sodass sich die Lehrkräfte wieder stärker auf die individuelle Betreuung der Schüler:innen konzentrieren konnten. Die Partnerschaften zielten darauf ab, den Arbeitsaufwand zu senken, anstatt ihn zu erhöhen. Die Einführungen der Technologien wurden begleitet, sodass Lehrer:innen nicht allein gelassen wurden, sondern durch Schulungen und Support unterstützt wurden.

Für die Schulen ist so eine Partnerschaft also eine Chance, neue Technologien stressfrei auszuprobieren und die tatsächlichen Effekte auf den Schulalltag zu bewerten – mit dem Ziel, langfristig entlastet und effizienter arbeiten zu können.

Die Rolle von EdTech-Start-ups im Schulalltag

Die Kooperation zwischen Start-ups und Schulen ist ein entscheidender Schritt, um Bildungsinnovationen praxisnah und nachhaltig umzusetzen. Durch diese Partnerschaften können Schulen auf individuelle Bedürfnisse ihrer Schüler:innen besser eingehen und Lehrmethoden flexibler gestalten. Ein Beispiel dafür ist die Einführung adaptiver Lernplattformen, die es ermöglichen, den Unterricht stärker auf das Lernniveau und den Fortschritt einzelner Schüler:innen abzustimmen. So wird der Unterricht personalisierter, und Schüler:innen, die mehr Unterstützung benötigen, erhalten gezielt die Förderung, die sie brauchen.

Ein weiterer Aspekt ist die Entlastung der Lehrkräfte durch digitale Tools, die administrative Aufgaben automatisieren und die Kommunikation zwischen Lehrer:innen, Schüler:innen und Eltern erleichtern. Dies gibt den Lehrkräften mehr Zeit, sich auf die pädagogische Arbeit zu konzentrieren und die Lernfortschritte ihrer Schüler:innen individuell zu begleiten.

Schließen der digitalen Kluft und Förderung der Bildungsgerechtigkeit

Besonders im Hinblick auf Bildungsgerechtigkeit spielt die Zusammenarbeit zwischen Start-ups und Schulen eine wichtige Rolle. Viele Schüler:innen haben noch immer keinen ausreichenden Zugang zu digitalen Ressourcen, was ihre Lernchancen erheblich beeinträchtigt. EdTech-Lösungen können hier Abhilfe schaffen, indem sie Tools bereitstellen, die auch in strukturschwachen Regionen oder unterfinanzierten Schulen eingesetzt werden können.

Durch gezielte Partnerschaften können Technologien flächendeckend implementiert werden, sodass digitale Lernmittel nicht nur einigen wenigen privilegierten Schulen vorbehalten bleiben. Dies kann dazu beitragen, die digitale Kluft zu schließen und den Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung für alle Schüler:innen, unabhängig von ihrem sozioökonomischen Hintergrund, zu verbessern. Somit leisten Start-ups einen wichtigen Beitrag zur Förderung eines inklusiven Bildungssystems, das allen Schüler:innen dieselben Chancen bietet.

EdTech-Start-ups bieten konkrete Lösungen für die alltäglichen Herausforderungen, mit denen Lehrkräfte regelmäßig konfrontiert sind. Viele Lehrer:innen fühlen sich durch administrative Aufgaben, mangelnde Zeit für individuelle Förderung und die Anforderungen der digitalen Bildung überfordert. EdTech-Lösungen setzen genau hier an, indem sie die Arbeit für Lehrkräfte effizienter und zielführender gestalten.

Ein Beispiel ist die Plattform Sdui, die den Kommunikationsaufwand zwischen Lehrkräften, Schüler:innen und Eltern deutlich reduziert. Lehrer:innen können Stundenpläne digital teilen, Hausaufgaben übermitteln oder kurzfristige Änderungen direkt per App mitteilen. Das spart wertvolle Zeit und reduziert den Verwaltungsaufwand, sodass mehr Fokus auf den Unterricht selbst gelegt werden kann.

Ein weiteres Beispiel ist die App Scobees, die es Lehrer:innen ermöglicht, individuelle Lernpfade für ihre Schüler:innen zu erstellen. Anstatt starr nach Lehrplan zu unterrichten, können Lehrkräfte den Lernprozess personalisieren und auf die individuellen Stärken und Schwächen ihrer Schüler:innen eingehen. Dies erleichtert auch die Differenzierung im Unterricht, was gerade bei heterogenen Lerngruppen eine zentrale Herausforderung darstellt.

Für Lehrkräfte bedeutet dies: weniger Zeitaufwand für organisatorische Aufgaben, mehr Zeit für pädagogische Arbeit und eine stärkere Unterstützung bei der individuellen Förderung der Schüler:innen. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels und steigender Anforderungen an die Schulen ist es entscheidend, dass technologische Lösungen Lehrkräfte entlasten, ohne den didaktischen Anspruch zu senken.

Mit vereinten Kräften

Die Herausforderungen im Bildungssystem sind vielfältig, aber die Zusammenarbeit von Start-ups und Schulen bietet große Chancen. Pilotprojekte wie das EdTech Next zeigen, dass Technologie einen positiven Einfluss auf die Selbstständigkeit der Schüler:innen haben und gleichzeitig das Lehrpersonal entlasten kann. Um die Bildung in Deutschland zukunftssicher zu gestalten, müssen Schulen, Start-ups und politische Akteure zusammenarbeiten. Es liegt an uns, mutig und offen für neue Kooperationen zu sein und die Zukunft der Bildung gemeinsam zu gestalten.

Buchmesse 2024: Italien als Gastland – Ein Fest der Literatur und Kultur für Lehrkräfte

Die Frankfurter Buchmesse beginnt heute und präsentiert mit Italien ein faszinierendes Gastland. Für Lehrkräfte bietet sich eine einmalige Gelegenheit, die kulturellen Schätze Italiens in den Unterricht zu integrieren.
Von
Redaktion
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October 2024
17.10.2024
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Ein Blick auf die Frankfurter Buchmesse 2024

Die Frankfurter Buchmesse ist nicht nur die größte Buchmesse der Welt, sondern auch ein bedeutender Treffpunkt für Autoren, Verlage und Leser:innen. Vom 16. bis zum 20. Oktober 2024 wird Italien als Gastland im Mittelpunkt stehen. Diese Wahl ist nicht nur eine Hommage an die reiche literarische Tradition Italiens, sondern auch eine Einladung, die Vielfalt der italienischen Kultur zu entdecken.

Italien: Ein Land voller literarischer Schätze

Italien hat eine lange Geschichte bedeutender Schriftsteller und Denker hervorgebracht, von Dante Alighieri über Giovanni Boccaccio bis hin zu modernen Autoren wie Umberto Eco und Elena Ferrante. Die Buchmesse wird zahlreiche Veranstaltungen bieten, darunter Lesungen, Diskussionen und Workshops mit italienischen Autoren sowie Präsentationen italienischer Verlage. Dies bietet Lehrkräften die Möglichkeit, neue Werke kennenzulernen und diese in ihren Unterricht zu integrieren.

Unterrichtsideen zur Einbindung der Buchmesse

Die Frankfurter Buchmesse kann in verschiedenen Fächern kreativ genutzt werden:

Deutsch: Nutzen Sie die Messe als Anlass für ein Projekt über italienische Literatur. Lassen Sie Ihre Schülerinnen ausgewählte Werke lesen und analysieren. Organisieren Sie eine Lesewoche, in der verschiedene Genres vorgestellt werden – von klassischer Lyrik bis hin zu zeitgenössischen Romanen. Eine kreative Schreibwerkstatt könnte ebenfalls stattfinden, in der Schülerinnen eigene Geschichten im Stil italienischer Autoren verfassen.

Geschichte: Integrieren Sie die kulturellen Aspekte Italiens in den Geschichtsunterricht. Diskutieren Sie die Rolle Italiens in der europäischen Geschichte und beleuchten Sie wichtige Epochen wie die Renaissance oder den Risorgimento. Eine Exkursion zur Buchmesse könnte dabei helfen, das Gelernte lebendig werden zu lassen. Zudem könnten Schüler:innen historische Figuren aus der italienischen Literatur recherchieren und deren Einfluss auf die Gesellschaft untersuchen.

Kunst: Lassen Sie Ihre Schüler:innen Kunstwerke italienischer Künstler erforschen und deren Verbindung zur Literatur untersuchen. Dies könnte durch kreative Projekte geschehen, bei denen sie eigene Illustrationen zu literarischen Texten erstellen oder Collagen aus Bildern berühmter italienischer Maler anfertigen, um deren Beziehung zur Literatur darzustellen.

Fremdsprachen: Für Sprachlehrer:innen bietet sich die Möglichkeit, Kapitel oder Absätze von italienischen Kinder- und Jugendbüchern ins Deutsche zu übersetzen oder umgekehrt. Dies fördert nicht nur das Sprachverständnis, sondern auch das interkulturelle Lernen. Langfristig können Sie einen Austausch mit einer Schule in Italien organisieren oder laden Sie einen italienischen Autor ein, um über seine Werke zu sprechen.

Veranstaltungen auf der Buchmesse

Die Frankfurter Buchmesse wird zahlreiche Veranstaltungen bieten, die speziell auf Lehrkräfte zugeschnitten sind. Workshops zur Vermittlung von Literatur im Klassenzimmer sowie Podiumsdiskussionen über aktuelle Trends im Bildungsbereich sind nur einige Beispiele. Auch spezielle Programme für Schulklassen sind geplant, bei denen Schüler:innen direkt mit Autoren interagieren können.

Eine Chance für interdisziplinäres Lernen

Die Frankfurter Buchmesse 2024 bietet Lehrkräften eine hervorragende Gelegenheit, das Thema Italien aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und interdisziplinäres Lernen zu fördern. Durch den Austausch mit Autoren und Verlagen können neue Impulse für den Unterricht gesetzt werden. Nutzen Sie diese Chance, um Ihre Schüler:innen für Literatur und Kultur zu begeistern!

Mit diesen Anregungen sind Lehrkräfte bestens gerüstet, um die Frankfurter Buchmesse nicht nur als Besuchermagnet wahrzunehmen, sondern aktiv in ihren Unterricht einzubinden. Die Buchmesse wird somit nicht nur ein Ort des Austauschs zwischen Fachleuten sein, sondern auch ein inspirierendes Erlebnis für junge Lernende.

Die Zukunft des Lesens fördern

In einer Zeit digitaler Medien ist es wichtiger denn je, das Lesen von Büchern zu fördern und den Zugang zur Literatur zu erleichtern. Die Frankfurter Buchmesse bietet dazu eine Plattform für innovative Ideen und Konzepte im Bildungsbereich. Lehrkräfte sollten diese Gelegenheit nutzen, um ihre Schüler:innen nicht nur zum Lesen anzuregen, sondern auch dazu, kritisch über Texte nachzudenken und ihre eigenen Meinungen zu formulieren.

Indem wir unsere Schüler:innen ermutigen, sich mit der reichen literarischen Tradition Italiens auseinanderzusetzen und ihre Kreativität auszuleben, tragen wir dazu bei, dass sie nicht nur bessere Leser:innen werden, sondern auch weltoffene Bürger:innen mit einem tiefen Verständnis für andere Kulturen.

Lehrkräfte sind Fachbesucher:innen der Buchmesse 2024

Tickets sind in zwei Varianten erhältlich: Das Dauerticket für alle Messetage kostet € 159,- und ist durchgängig gültig. Alternativ können Sie ein flexibles Tagesticket für € 89,- erwerben, das an jedem Messetag genutzt werden kann. Beide Ticketoptionen beinhalten die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs (RMV) bei Messean- und -abreise. Nutzen Sie diese Chance, um neue Impulse für Ihren Unterricht zu gewinnen!

Tippen, das Freude macht: Mechanische Tastaturen für den Schulalltag

Mechanische Tastaturen sind nicht nur für Gamer ein Muss. Sie bieten Komfort, Präzision und Langlebigkeit – perfekt für den anspruchsvollen Schulalltag! Entdecke fünf Modelle, die deine Arbeit als Lehrkraft effizienter und angenehmer gestalten.
Von
Jonasz Schulze
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17
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October 2024
17.10.2024
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Stundenpläne erstellen, Arbeitsblätter entwerfen, Notizen tippen – als Lehrkraft verbringst du viele Stunden vor dem Bildschirm. Warum also nicht in eine Tastatur investieren, die die Arbeit nicht nur erleichtert, sondern auch angenehmer macht? Mechanische Tastaturen sind längst nicht mehr nur Gamer:innen vorbehalten – sie haben ihren Weg in den Mainstream gefunden. Das beruhigende Klicken der Tasten, auch “Thock” genannt, hat sogar Millionen von Menschen auf YouTube begeistert, die Tastaturgeräusche zur Entspannung genießen. Doch diese Tastaturen bieten nicht nur einen angenehmen Klang, sondern überzeugen auch durch Präzision, Komfort und Langlebigkeit – perfekt für den anspruchsvollen Schulalltag.

In diesem Artikel erfährst du, warum eine mechanische Tastatur auch für dich zum Gamechanger werden kann. Wir stellen dir fünf Modelle vor, die speziell auf die Bedürfnisse von Lehrkräften zugeschnitten sind. Ob flüsterleise, ergonomisch oder kabellos – hier findest du das passende Modell, um deinen Unterricht und deine Vorbereitung noch effizienter zu gestalten. 

Was unterscheidet mechanische Tastaturen von herkömmlichen Tastaturen? 

Mechanische Tastaturen arbeiten anders als die üblichen Membran- oder Rubberdome-Tastaturen, die man oft bei Laptops oder Desktops finden kann. Der große Unterschied liegt unter den Tasten: Statt einer Gummimembran kommen sogenannte “Switches” zum Einsatz – kleine Schalter, die für ein präzises Tippgefühl sorgen und deutlich langlebiger sind. 

Je nach Art des Switches verändert sich das Tippgefühl. Lineare Switches ermöglichen ein leichtes und gleichmäßiges Tippen, während taktile Switches ein fühlbares Feedback geben, das vor allem Vielschreiber zu schätzen wissen. Für alle, die das nostalgische Tippgeräusch lieben, sind die Clicky Switches mit ihrem hörbaren “Klick” bei jedem Anschlag die richtige Wahl. 

Die Tastenkappen, auch Keycaps genannt, können nach Belieben ausgetauscht werden, um der Tastatur einen individuellen Look zu verleihen, aber auch um abgenutzte oder defekte Keycaps zu ersetzen. Die Keycaps sind in verschiedenen Materialien und Farben erhältlich – vom robusten PBT–Kunststoff bis hin zu einzigartigen “Artisan Keycaps”, die die Tastatur optisch zu etwas Besonderem machen. Dabei geht es nicht nur um das Aussehen: Manche Keycaps fühlen sich rau an, andere eher glatt, sodass für jeden Geschmack etwas dabei ist.

Keyboard Prime 13: Die Klassenbeste unter den Tastaturen 

(Quelle: daskeyboard)

 

Das Keyboard Prime 13 steht für minimalistisches Design und hohe Funktionalität — perfekt für den Lehrer:innenalltag. Die braunen Cherry MX–Switches bieten ein taktiles Tippgefühl, das besonders Vielschreiber zu schätzen wissen. Ob beim Erstellen von Stundenplänen oder beim Tippen von Unterrichtsnotizen – die Prime 13 ist auf Präzision und Komfort ausgelegt, ohne dabei laut zu sein. 

Die Tasten sind dank Double-Shot-Technologie extrem langlebig, da die Beschriftung aus zwei Schichten Kunststoff besteht. Eine dezente Hintergrundbeleuchtung sorgt dafür, dass auch in dunkleren Räumen problemlos gearbeitet werden kann. Darüber hinaus verfügt die Tastatur über praktische Zusatzfunktionen wie eine Mediensteuerung und einen USB-Hub, der den Anschluss weiterer Geräte erleichtert. 

Ein kleiner Wermutstropfen ist der veraltete USB 2.0-Anschluss. Zudem könnten die Tastengeräusche in sehr ruhigen Umgebungen auffallen. Dennoch überzeugt die Prime 13 mit einer Mischung aus Langlebigkeit, Funktionalität und einem schlichten, aber durchdachten Design — ideal für Lehrer:innen, die eine zuverlässige Tastatur für den Arbeitsalltag benötigen. Das Keyboard Prime ist für 149 Euro erhältlich. 

Razer Pro Type Ultra – Der Lehrer:innenliebling für lange Schultage 

(Quelle: razer

Die Razer Pro Type Ultra besticht durch ihr elegantes Design in Weiß und Silber. Diese Tastatur richtet sich an alle, die einen stylischen Arbeitsplatz bevorzugen, ohne auf die typischen Vorteile einer mechanischen Tastatur verzichten zu wollen. Besonders Vielschreiber profitieren von den geräuscharmen, linearen Switches, die ein butterweiches und komfortables Tippgefühl bieten.

Die Tastatur ist nicht nur optisch ein Highlight, sondern überzeugt auch mit praktischen Features. Die mitgelieferte Handballenauflage sorgt für zusätzlichen Komfort, was besonders bei langen Schreibarbeiten im Schulalltag von Vorteil ist. Dank der kabellosen Verbindungsmöglichkeiten via Bluetooth oder USB-Dongle bleibt der Schreibtisch aufgeräumt. Ein weiterer Pluspunkt ist die lange Akkulaufzeit, die ein unterbrechungsfreies Arbeiten ermöglicht.

Ein kleiner Haken: Die Zusatzfunktionen auf den F-Tasten sind standardmäßig aktiviert und wer häufig zwischen diesen wechselt, muss sich an die Bedienung über die FN-Taste gewöhnen. Trotz dieser kleinen Umstellung ist die Razer Pro Type Ultra eine durchdachte Option für Lehrkräfte, die Wert auf Stil und Komfort legen – und gleichzeitig das weiche Tippgefühl einer hochwertigen Tastatur genießen möchten. Die Razer Pro Type Ultra ist bei Razer für 194,99 € erhältlich. 

Logitech MX Mechanical – Effizienten Arbeiten nach Lehrplan 

(Quelle: logitech

Die Logitech MX Mechanical punktet mit ihrem schlanken Design und eignet sich besonders für Lehrer:innen, die Wert auf einen aufgeräumten Arbeitsplatz legen. Mit einer Höhe von nur 2,5 cm gehört sie zu den flachsten mechanischen Tastaturen, was den Umstieg für Nutzer:innen herkömmlicher Modelle deutlich erleichtert.

Logitech bietet diese Tastatur in drei verschiedenen Umschaltmodi an: Linear, Touch und Clicky. So kannst Du das Tippgefühl nach Deinen Vorlieben anpassen. Ein weiterer Pluspunkt ist die kabellose Verbindung: Per Bluetooth oder Logi Bolt Dongle, einem kleinen USB-Empfänger, lässt sich die Tastatur mit bis zu drei Geräten gleichzeitig verbinden. Das ist besonders praktisch, wenn du zwischen Laptop und Tablet wechselst.

Besonders erwähnenswert ist die Akkulaufzeit von beeindruckenden zehn Monaten. Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass einige Sekundärfunktionen der Tasten nicht beleuchtet sind und es keinen Aufbewahrungsort für den USB-Dongle gibt. Dennoch ist die MX Mechanical eine durchdachte Option für alle, die ein minimalistisches, aber leistungsstarkes Arbeitsgerät suchen. Die MX Mechanical ist für 139,99 € erwerbbar. 

Keychron K2: Der Alleskönner für den Schulalltag 

(Quelle: keychron

Die Keychron K2 ist die perfekte Wahl für alle, die eine kompakte mechanische Tastatur suchen, ohne auf Funktionalität verzichten zu müssen. Mit ihrem 75 Prozent Layout – das heißt sie hat alle wichtigen Tasten, spart aber Platz durch den Wegfall des Ziffernblocks – bietet sie eine platzsparende Lösung für Lehrer:innen, die viel Platz für Unterlagen oder andere Geräte benötigen. 

Was die Keychron K2 besonders auszeichnet, ist ihre Vielseitigkeit. Sie kann mit bis zu drei Geräten kabellos via Bluetooth oder klassisch per Kabel verbunden werden. Zudem bietet sie verschiedene Schalteroptionen (linear, Touch und Clicky), sodass das Tippgefühl individuell angepasst werden kann. Das zweifarbige Design sorgt für eine gute Übersicht, da die Sonderfunktionen der Tasten leicht zu erkennen sind.

Trotz ihrer kompakten Größe bietet die Keychron K2 eine beeindruckende Akkulaufzeit von bis zu 240 Stunden bei ausgeschalteter Hintergrundbeleuchtung. Diese Eigenschaften machen sie zur idealen Tastatur für Lehrer:innen, die Flexibilität und Effizienz suchen, ohne auf Komfort und Stil verzichten zu wollen. Die Keychron K2 ist für 79 Euro im Keychron-Store erhältlich. 

Logitech K835 TKL Mechanical: Klein, aber lehrreich 

(Quelle: cyberport)

Die Logitech TKL Mechanical K835 bietet eine solide mechanische Tastatur zu einem erschwinglichen Preis und beweist, dass gute Qualität nicht immer teuer sein muss. Mit einem Preis um die 50 Euro ist sie eine der günstigsten Optionen auf dem Markt, ohne dabei auf die wesentlichen Vorteile einer mechanischen Tastatur zu verzichten. 

Als TKL-Modell (Tenkeyless) verzichtet die K835 auf den Nummernblock und schafft so Platz auf dem Schreibtisch. Für die meisten Lehrer:innen, die eher Texte schreiben, als Zahlen eingeben, ist das kein Problem. Die Tastatur bietet verschiedene Switch-Optionen, sodass jede:r Nutzer:in das gewünschte Tippgefühl findet. Besonders praktisch: Die Funktionstasten lassen sich einfach zwischen normalem und Medien-Modus umschalten. 

Natürlich muss man bei einem solch günstigen Preis einige Kompromisse eingehen. Die K835 verfügt über keine Hintergrundbeleuchtung und die aufgedruckten Tasten könnten sich nach intensiver Nutzung abnutzen. Nichtsdestotrotz bietet die Tastatur ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und ist ideal für alle, die auf der Suche nach einer günstigen und kompakten mechanischen Tastatur sind. Die K385 TKL ist für 59,90 Euro erhältlich. 

Tippst du schon oder haderst du noch? 

Mechanische Tastaturen bieten Lehrkräften nicht nur Komfort und Präzision, sondern erleichtern auch den Arbeitsalltag. Egal, ob man Wert auf flüsterleises Tippen legt, eine platzsparende Lösung sucht oder eine stylische Optik bevorzugt – für jede Lehrkraft gibt es das passende Modell. Von der langlebigen Prime 13 über die elegante Razer Pro Type Ultra bis hin zur vielseitigen Keychron K2: Verabschiede dich von ermüdenden Tastenanschlägen und steigere deine Effizienz im Unterrichtsalltag. 

Jetzt seid ihr dran: Habt ihr bereits Erfahrungen mit mechanischen Tastaturen gesammelt? Welche Modelle nutzt du im Schulalltag? Teile deine Erfahrungen in den Kommentaren!

Von Skizze bis Skyline: Architekturmuseen für deinen Kunstunterricht

Diese vier Architekturmuseen bieten deiner Klasse spannende Einblicke in die Baukunst. Vom Deutschen Architekturmuseum bis hin zum mobilen Museum der Baukultur NRW – jedes bietet einzigartige Ausstellungen für das Thema Architektur im Kunstunterricht.
Von
Lea Reuß
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October 2024
16.10.2024
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Museen bieten euren Schüler:innen einen immersiven Einblick in die Welt der Baukunst. Durch Ausstellungen zu verschiedenen Themen der Architektur bekommen sie das Wissen, was hinter beeindruckenden Bauten steckt, auf praktische Art und Weise vermittelt. Die folgenden vier Museen eignen sich besonders für einen Tagesausflug oder Klassenfahrten und sind nicht nur für Schüler:innen, sondern auch Lehrkräfte interessant.

Deutsches Architekturmuseum in Frankfurt am Main

Das Deutsche Architekturmuseum wurde 1984 gegründet und ist somit das älteste Architekturmuseum in Deutschland (Quelle: Deutsches Architekturmuseum)

Im Jahr 1984 gegründeten Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main erhalten Schulklassen einen Einblick in die verschiedenen Epochen der Baukunst. Die Dauerausstellung “Von der Urhütte zum Wolkenkratzer” illustriert euren Schüler:innen den Wandel der Architektur von der Steinzeit bis ins 21. Jahrhundert anhand 24 verschiedenen Modellen. Sie können außerdem von verschiedenen Angeboten, beispielsweise einem „Architekturalphabet“ oder Zeitstrahlen profitieren, sodass der Museumsbesuch auch für junge Schüler:innen alles andere als langweilig wird. Neben der Dauerausstellung gibt es auch immer wechselnde Ausstellungen, welche sich mit verschiedenen Aspekten der Architektur beschäftigen, beispielsweise eine Ausstellung in der historischen Frankfurter Paulskirche, welche die Baugeschichte der Kirche beleuchtet und bis 2030 läuft. Ob Tempel oder Skyline: Das Deutsche Architekturmuseum versorgt eure Schüler:innen mit spannenden Einblicken in die Baukultur. 

Es werden nicht nur Führungen angeboten, sondern auch Workshops und Projektwochen für Schulklassen oder Kita-Gruppen. Gruppen ab 20 Personen sowie Schüler:innen über 18 Jahren erhalten ermäßigten Eintritt, während Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren sich über freien Eintritt freuen können. Das Museum hat Dienstag, Donnerstag und Freitag von 12 bis 18 Uhr und Mittwoch von 12 bis 19 Uhr geöffnet. Alle Ausstellungs- und Veranstaltungsräume des Deutschen Architekturmuseums sind außerdem barrierefrei. Das Deutsche Architekturmuseum ist aufgrund von Sanierungen in das Frankfurter Ostend, nicht weit von der Innenstadt, umgezogen, sodass es für Schulklassen schnell erreichbar ist.

Architekturmuseum der Technischen Universität München 

Das Architekturmuseum der TU München befindet sich im Kunstareal in München. (Quelle: Architekturmuseum der TUM)

Das Architekturmuseum der Technischen Universität München befindet sich in der Pinakothek der Moderne im Kunstareal München und verfügt über ein breit gefächertes Angebot an regelmäßig wechselnden Ausstellungen zu verschiedensten architektonischen Themen. Ein Besuch der aktuellen Ausstellung “Visual Investigations”, welche bis zum Februar 2025 ausgerichtet wird und sich mit der Rolle der Architektur “zwischen Aktivismus, Medien und Gesetz” beschäftigt, bietet Schüler:innen nicht nur einen Einblick in den Kosmos der Architektur, sondern auch in die Rolle politischen Engagements. So wird ihnen in der Ausstellung der Zusammenhang zwischen politischem Aktivismus und der Umwelt um ihn herum vermittelt, wodurch ihnen die Bedeutung der Baukunst für den öffentlichen Raum sowie die gesellschaftliche Seite von Kunst und Architektur nähergebracht wird. 

Das Museumspädagogische Zentrum (MPZ) bietet Führungen für Schulklassen durch die verschiedenen Ausstellungen des Architekturmuseums an. Die Führungen eignen sich nicht nur für den Kunstunterricht, sondern je nach Ausstellung auch für Fächer wie Werken oder Geografie. Die Kosten einer solchen Führung belaufen sich je nach Länge in der Regel auf rund 60 Euro.

Alle Schüler:innen sowie Lehrkräfte erhalten freien Eintritt in das Architekturmuseum der TU München. Es ist dienstags bis sonntags jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet und donnerstags bis 20 Uhr.

Museum der Baukultur Nordrhein-Westfalen

Als mobiles Museum hat das Museum für Baukultur Nordrhein-Westfalen ein einzigartiges Konzept (Quelle: Museum für Baukultur NRW

Das Museum der Baukultur in Nordrhein-Westfalen bringt euren Schüler:innen Architektur und Stadt- sowie Landschaftsgestaltung anhand wechselnder Ausstellungen nahe. Das mobile Museum hat es sich zur Aufgabe gemacht, Baukultur für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und Menschen die Bedeutung ihrer gebauten Umwelt zu vermitteln. “Immer vor Ort – nie am selben” – nach dem Motto konzipiert das Museum seine Ausstellung an verschiedenen Orten in Nordrhein-Westfalen. So lassen sich seine Ausstellungen zu Kirchen, Farbe oder Nachkriegsarchitektur, in zahlreichen Städten wiederfinden. 

Vergangene Ausstellungen beschäftigten sich beispielsweise mit Architektur und Umwelt, Frauen im Architekturberuf oder sozialem Wohnungsbau. Die Öffnungszeiten und weitere Angebote variieren genauso wie die Standorte. Da die Ausstellungen wechseln, lohnt es sich, einen Blick auf den Ausstellungsplan zu werfen, um über neue spannende Veranstaltungen und Ausstellungen informiert zu sein.

Museum für Architekturzeichnung in Berlin

Das Museum befindet sich in einer eindrucksvollen Baute im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg (Quelle: Commons / Ansgar Koreng

Im Museum für Architekturzeichnung im Berliner Norden könnt ihr und eure Schüler:innen einen Blick auf zahlreiche Zeichnungen internationaler Architekt:innen werfen. Neben der Sammlung der Stiftung, welche Architekturzeichnungen aus dem 20. und 21. Jahrhundert beinhaltet, finden auch temporäre Ausstellungen statt. Die aktuelle Ausstellung „Der Blick auf die Stadt“ beinhaltet miniaturhafte Ansichten und Panoramen verschiedener Städte in Europa, dem Nahen Osten und Amerika und ist bis Mitte Januar verfügbar. Das Museum hat es sich zum Ziel gemacht, die architektonischen Handzeichnungen in Zeiten von digitalem Arbeiten zu erhalten und Architekturzeichnungen großer Architekt:innen in Beziehung zueinander zu setzen. 

Das Museum ist montags bis freitags von 14 bis 19 Uhr geöffnet und bietet ermäßigte Eintrittskosten von vier Euro für Schüler:innen sowie Führungen für bis zu 25 Personen durch die Sammlung und Ausstellungen des Museums an. Alle Gebäude des Museums sind barrierefrei zugänglich.

Diese vier Museen ermöglichen euren Schüler:innen einen immersiven Einblick in die Welt der Architektur. Sie zeichnen sich durch unterschiedliche Aspekte, beispielsweise din  Mobilität oder das Fachgebiet aus und eignen sich hervorragend für einen Ausflug mit dem Kunstunterricht oder auf Klassenfahrt. Kennt ihr noch weitere Orte, an denen Schüler:innen Architektur vermittelt bekommen können? Teilt sie gerne in den Kommentaren! 

GEW: „Öffentliche Bildung nicht missbrauchen, um die Finanzmärkte anzukurbeln!“

Maike Finnern, GEW-Vorsitzende, kritisiert das Finanzbildungsfestival der Ministerien als einseitig und wirtschaftsorientiert. Sie warnt vor der Reduktion der Bildung auf Finanzmarktziele und fordert mehr Pluralität und wissenschaftliche Fundierung.
Von
Redaktion
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October 2024
15.10.2024
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Frankfurt a.M., 14.10.2024 – „Öffentliche Bildung darf nicht auf ein Instrument zur Wirtschafts- und Finanzmarktförderung reduziert werden“, sagte Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), am Montag mit Blick auf das morgige Finanzbildungsfestival „Mit Geld und Verstand“ der Bundesministerien für Finanzen und Bildung. Sie betonte, dass die GEW die Initiative, die Bundesfinanzminister Christian Lindner und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (beide FDP) ins Leben gerufen haben und die von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) unterstützt wird, „äußerst kritisch sieht“.

„Wer junge Menschen unterm Strich als künftige Käuferinnen und Käufer auf Finanzmärkten oder privater Altersvorsorgeprodukte in den Fokus stellt, betreibt ideologische Schmalspurbildung“, spitzte Finnern das Anliegen der Initiative zu. Diese formuliere „Wirtschaftswachstum“, eine „höhere Bereitschaft und Fähigkeit zur Partizipation am Kapitalmarkt“ sowie eine Verbesserung des individuellen Wohlergehens explizit als Ziele. Damit werde die Verantwortung für den eigenen und den gesellschaftlichen Wohlstand letztlich sogar für die Finanzmarktstabilität zur persönlichen Angelegenheit der Lernenden erklärt.

„Wenn auf der einen Seite das Bürgergeld schlechtgeredet und entkernt, die Kindergrundsicherung bis aufs Skelett kleingespart, auf der anderen Seite aber die Finanzbildung als Motor für ‚Chancengerechtigkeit‘ und Wohlstand ausgerufen wird, ist das zynisch“, betonte Finnern. Zugleich kritisierte sie die dem Vernehmen nach geplanten Haushaltskürzungen des Bundes bei Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und Verbraucherbildung.

„Gerade Verbraucherbildung und BNE sind für die Bildungsziele Mündigkeit, Kritikfähigkeit und Urteilskompetenz zentral. Besonders wenn es um Finanzmärkte, Wirtschaft oder Globalisierung geht. Wenn jedoch stattdessen neun Millionen Euro jährlich in eine Stiftung für Finanzbildung gesteckt werden, wie dies der Gesetzesentwurf vorsieht, ist das ein Zeichen für das reduzierte Bildungsverständnis und die Einseitigkeit dieser Initiative“, unterstrich die Vorsitzende. Das Projekt habe erhebliche Defizite mit Blick auf Wissenschaftsbezug, Pluralität und Kontroversität. Diese seien aber die Grundprinzipien nicht nur der schulischen, sondern der gesamten öffentlich verantworteten Bildung.

Finnern sieht die Gefahr, dass über die ministerielle Finanzbildungsinitiative, zum Beispiel mit der sogenannten „Finanzbildungsplattform“, künftig noch mehr unausgewogene Inhalte und privatwirtschaftliche Interessen in Schulen Einzug halten, wie es bereits insbesondere seit der Wirtschafts- und Finanzkrise zu beobachten sei. „Das Lernen sowie die Kinder und Jugendlichen müssen in öffentlichen Einrichtungen vor Werbung, Kommerz und Wirtschaftslobbyismus geschützt werden. Das ist bei dieser Initiative nicht gewährleistet“, hob Finnern hervor.

Info: Am 15. Oktober 2024 veranstalten das Bundesfinanz- und das Bundesbildungsministerium das „Festival für Finanzbildung ‚Mit Geld und Verstand“. Laut Website des Finanzministeriums sind „50 Programmpunkte rund um die Themen Finanzgrundbildung, Sparen und Altersvorsorge, Forschung, Digitale Finanzdienstleistungen, Kapitalmarkt, Kreditnutzung und Nachhaltigkeit“ geplant. Erwartet werden „ca. 600 Lehrende aus allen Schulformen, Fachkräfte aus der Sozial- und Jugendarbeit sowie der Schuldenberatung, dem Verbraucherschutz und viele weitere Multiplikator/-innen“.

Am 24. September 2024 haben Finanzminister Lindner und Bildungsministerin Stark-Watzinger die Empfehlungen der OECD für eine nationale Finanzbildungsstrategie für Deutschland öffentlich präsentiert. Zu finden sind die Empfehlungen auf der Seite des Bundesfinanzministeriums sowie auf der Seite der OECDiLibrary.

Der Gesetzentwurf zur Stärkung der Finanzbildung ist hier zu finden.

Die Initiative Finanzielle Bildung wurde am 23. März 2023 gemeinsam von den Bundesministerien für Finanzen sowie Bildung und Forschung ins Leben gerufen. Als Eckpunkte sollen eine nationale Finanzbildungsstrategie erarbeitet, eine Finanzbildungsplattform aufgebaut und die Forschung zu finanzieller Bildung gefördert werden.

Von Illusionen lernen: Virtual Reality und seine Auswirkungen auf das Gehirn

Virtual Reality im Unterricht fördert Motivation, Engagement, tiefes Verständnis und Empathie. Trotz Herausforderungen wie der sogenannten Simulator-Krankheit überwiegen die Vorteile, wenn VR ergänzend zu traditionellen Methoden eingesetzt wird.
Von
Jan-Philipp Moritz
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October 2024
15.10.2024
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Virtuelle Lernwelten sind in der Lage, Lernende mit einer gänzlich neuen Perspektive auszustatten: Historische Ereignisse können als Quasi-Zeitzeuge nachempfunden, Blutkörperchen als Vehikel für eine Reise durch den menschlichen Körper genutzt und Sprachen anhand simulierter Alltagssituationen auf spielerische Weise erlernt werden. 

Damit erweitert Virtual Reality den Instrumentenkasten der Schulbildung um die Komponente des Erlebens. Doch hat diese neue Art, wie wir Dinge vermittelt bekommen, auch ihren Preis – etwa im Sinne psychologischer und emotionaler Effekte? Ein Blick auf die Studienlage und das Spektrum an Expertenmeinungen verrät eine Tendenz.

Virtuelle Welten als Nährboden für Empathie und Motivation

Es ist durchaus beeindruckend, mit welcher Leichtigkeit Virtual Reality Portale in fremde, ferne oder fiktive Welten öffnet. Doch beim Springen zwischen den Welten prasseln nicht nur viele, sondern auch intensive Eindrücke auf unsere Sinne ein. Eindrücke, die unser Gehirn als Erlebnis registriert und entsprechend abspeichert.

Ein Effekt, den insbesondere Jeremy Bailenson im Rahmen seiner Forschungen an der Stanford University akribisch untersucht. So untermauerten bereits seine frühesten Forschungen in dem Themenfeld, dass VR-basierte Lernmodule die intrinsische Motivation der Lernenden signifikant steigern können. Die Proband:innen, die VR im Unterricht nutzten, zeigten ein signifikant höheres Engagement und eine aktivere Teilnahme im Vergleich zu den Nutzer:innen konventioneller, arrivierter Lernmethoden.

Diese immersive Technologie bietet nicht nur eine erhöhte Motivation, sondern auch ein tieferes Verständnis komplexer Konzepte. So belegt eine Studie von David Markowitz, ebenfalls Stanford University (2018), dass nach dem Einsatz von VR im Biologieunterricht ein besseres Verständnis und eine tiefere Wissensverankerung bei den Proband:innen nachgewiesen werden konnte. 

Diese Lernmethode eröffnet gänzlich neue Möglichkeiten – entlang des Fächerkanons. So können nicht nur biologische Prozesse hautnah erlebt werden, sondern nahezu alle Fächer, insbesondere im MINT-Bereich. Die Interaktion in virtuellen Welten verankert das Gesehene dabei abrufbar im Gedächtnis.

Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis der Studien, vorwiegend von Bailenson, ist die Förderung von Empathie und sozialer Intelligenz durch den Einsatz von VR. In Programmen zum Training von Empathie konnten die sozialen Kompetenzen und das Mitgefühl der Teilnehmer erheblich verbessert werden. Hintergrund hierfür ist das Urprinzip der virtuellen Lernwelten – die Simulation von Prozessen, Situationen, Orten. In diesem Falle hilft der Einsatz von VR dabei, eine Immersion in die Perspektive anderer Menschen herbeizuführen, und diese mitsamt ihren Lebensumständen besser nachempfinden zu können. 

Fluch oder Segen: Bringt VR auch Nachteile mit sich?

Wenngleich VR über ein hohes Potenzial verfügt, Bildung inklusiver, integrativer und schlichtweg fairer zu gestalten, indem individuellen Schwächen und Stärken sowie Einschränkungen Raum gegeben wird, wird im Zusammenhang von Virtual Reality in der Bildung immer wieder ein Argument laut: die sogenannte Simulator-Krankheit. Betroffene klagen über Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen. 

Diese treten bei einigen Personen aufgrund der Diskrepanz zwischen den visuellen Eindrücken und den körperlichen Empfindungen auf. Rebenitsch und Owen fanden in ihrer Studie aus dem Jahr 2016 heraus, dass etwa 20bis 30 Prozent der Nutzer:innen von VR-Systemen zumindest gelegentlich Symptome der Simulator-Krankheit erleben. Dabei sei es wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, um diese Symptome zu minimieren – etwa regelmäßige Pausen und die Anpassung der VR-Umgebung.

Nun stammt diese Studie aus dem Jahr 2016 – seither hat sich viel getan. Kaum ein Medium entwickelt sich so schnell, wie Virtual-Reality-Headsets. So ist insbesondere das Tracking, also das Erfassen der eigenen Kopf- und Körperbewegungen, in den vergangenen Jahren drastisch optimiert worden. Das Ergebnis: Meine realen Bewegungen werden in Echtzeit in Bewegungen im virtuellen Raum überführt. 

Mein Spaziergang durch das alte Rom findet also nicht mehr sitzend statt, sondern wird durch ganz reale Schritte vorangetrieben. Im Falle von Platzmangel kann auch eine Teleport-Funktion gewählt werden. Wozu führt das? Letztlich verschwindet hierdurch die Schere zwischen dem Gesehenen und den Bewegungen meines Körpers. Die Ursache für Schwindel, Kopfschmerz und Übelkeit ist hiermit ausgemerzt, und Virtual Reality weitaus massentauglicher.

Während die oben genannten Auswirkungen derweil sehr gut analysiert werden konnten, ist die Studienlage zu Langzeitfolgen noch sehr überschaubar. Auswirkungen der regelmäßigen Nutzung von VR auf die psychische Gesundheit sind noch nicht umfassend erforscht. Die Vermutung: Eine übermäßige Nutzung, insbesondere vor dem Hintergrund immer realer aussehender VR-Lernwelten, könnte die Realitätseinschätzung beeinträchtigen. 

Es ist daher wichtig, die Nutzung von VR im Bildungsbereich ausgewogen zu gestalten und sicherzustellen, dass Schüler:innen auch weiterhin reale soziale Interaktionen und physische Aktivitäten pflegen.

VR revolutioniert nicht – VR ergänzt

VR sollte daher als ergänzendes Tool und nicht als Ersatz für traditionelle Lehrmethoden verstanden werden. Einzig die Kombination aus traditionellen Unterrichtsmethoden und VR kann den gewünschten Mehrwert bieten und Lernende dabei unterstützen, den maximalen Lernerfolg zu erzielen. Dies untermauert auch die sehr gute Untersuchungslage (vgl. Cheng, Makransky & Lilleholt) zur Aufmerksamkeitsspanne von Lernenden beim Einsatz von VR. 

So ist aufgrund minimierter Ablenkungen während der VR-Nutzung nachweislich eine größere Aufmerksamkeitsspanne gegeben – und zwar nicht nur im Moment der Immersion, sondern nachhaltig und themenbezogen. Die Untersuchung von Cheng et al. aus dem Jahr 2017 zeigte, dass VR-Lernmodule die Aufmerksamkeitsspanne der Schüler verlängern und ihre kognitiven Fähigkeiten verbessern können. Die interaktiven und visuellen Aspekte von VR fördern die aktive Beteiligung und das kritische Denken der Schüler. Damit bleibt am Ende ein tendenziell positives Fazit mit Blick auf die Nutzung von VR im Schulunterricht.

So bietet die Nutzung von Virtual Reality im Schulunterricht zahlreiche psychologische und emotionale Vorteile. Sie steigert die Motivation und das Engagement der Schüler, fördert ein tieferes Verständnis und verbessert soziale Fähigkeiten wie Empathie. Trotz einiger Herausforderungen wie der Simulator-Krankheit und potenziellen Langzeiteffekten auf die psychische Gesundheit überwiegen die positiven Effekte deutlich. Eine ausgewogene und durchdachte Integration von VR in den Unterricht kann die Lernumgebung bereichern und den Lernerfolg der Schüler nachhaltig verbessern. Die kontinuierliche Forschung und Anpassung der pädagogischen Praxis wird dabei helfen, das volle Potenzial von VR im Bildungsbereich auszuschöpfen.

KI in Schulen: Kultusministerkonferenz befürwortet Einsatz bereits ab der Grundschule

Die Kultusminister der Bundesländer haben eine Empfehlung zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) in Schulen beschlossen. KI soll bereits in der Grundschule eingesetzt werden, um Basiskompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen zu fördern.
Von
Jonasz Schulze
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October 2024
15.10.2024
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Berlin. Die Kultusminister:innen haben am 10. Oktober 2024 eine gemeinsame Empfehlung für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) in Schulen beschlossen. Darin sprechen sie sich für einen kritischen, aber offenen Umgang mit KI im Schulalltag aus – und zwar bereits in der Grundschule. Die Handlungsempfehlung umfasst dabei fünf zentrale Themenbereiche, darunter der Einfluss von KI auf Lernen und Didaktik, die Veränderung der Prüfungskultur, die Professionalisierung der Lehrkräfte, Fragen der Regulierung sowie der Zugang zu KI-Anwendungen im Sinne der Chancengerechtigkeit.

Diese Empfehlung steht im Widerspruch zu den Vorschlägen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK), die den Einsatz von KI-Sprachmodellen erst ab der 8. Klasse befürwortet. Die Kultusminister:innen halten jedoch eine frühzeitige Auseinandersetzung mit KI für notwendig, da Kinder immer früher mit dieser Technologie in Kontakt kommen. 

Frühzeitige Förderung mit KI in Grundschulen 

Die Länder betonen, dass KI insbesondere bei der Förderung von den Basiskompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen helfen kann. KI-unterstützte Lernmaterialien könnten nicht nur die Leistungen der Schüler:innen verbessern, sondern auch den Lehrkräften dabei helfen, den Unterricht effizienter zu gestalten (Lehrer News berichtete). Die KMK betonte, dass KI auch eine große Chance für die Inklusion darstelle, da Anwendungen wie automatische Übersetzungen, Bildbeschreibungen oder die Umwandlung von Texten in Leichte Sprache den Schulalltag für Kinder mit Behinderungen erleichtern könnten. 

Die Ständige Wissenschaftliche Kommission hingegen sieht in ihrem Impulspapier 2024 den Erwerb von Lese- und Schreibkompetenzen in der Grundschule im Vordergrund und rät vom Einsatz von KI-Sprachmodellen in dieser frühen Phase ab. Laut KMK sollte der vorgeschlagene Verzicht auf KI in der Grundschule überdacht werden. Stattdessen wird empfohlen, KI frühzeitig einzusetzen, um die Schüler:innen auf die Zukunft vorzubereiten. 

Kein Verbot von KI bei Hausaufgaben 

Bei der Frage, ob KI bei Hausaufgaben zugelassen werden soll, positionieren sich die Länder klar gegen ein Verbot. Stattdessen empfehlen sie, den Einsatz von KI in schulischen Prozessen transparent zu regeln und Lehrkräfte sowie Schüler:innen auf einen verantwortungsvollen Umgang mit der Technologie vorzubereiten. Ein allgemeines Verbot von KI bei Hausaufgaben ist weder zielführend, wünschenswert noch durchhaltbar”, heißt es im Beschluss. 

Die Kultusminister:innen plädieren dafür, Prüfungsformate stärker an die digitale Realität anzupassen. In Zukunft könnten Prüfungen so gestaltet werden, dass zwar KI eingesetzt werden darf, die Eigenleistung der Schüler:innen jedoch klar erkennbar bleibt. Dabei sollen vor allem toolgestützte, kollaborative oder dialogische Formate eine wichtige Rolle spielen. Besonders gefördert werden mündliche Prüfungen, die auf Präsentationen basieren und den Einsatz von KI mit einbeziehen. Dabei wird nicht nur die Nutzung der KI, sondern auch die Reflexionsfähigkeit der Schüler:innen im Umgang mit der Technologie bewertet. Um dies effektiv umzusetzen, sollen auch Lehrkräfte im Umgang mit KI geschult werden.

Schwache Schulleitungen, starke Probleme: Neue Studie zeigt Missstände auf

Eine Studie des Forschungsverbundes “Schule macht stark” (SchuMaS) kommt zu dem Schluss, dass Schulleitungen sich oft machtlos fühlen, ihre Entscheidungen häufig vom Kollegium abhängig machen und einen konsensorientierten Führungsstil pflegen.
Von
Lea Reuß
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October 2024
14.10.2024
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Münster. Die Rolle von Schulleiter:innen im deutschen Schulsystem ist zu schwach. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Bund-Länder-Initiative “Schule macht stark” ‚(SchuMaS) in ihrer ersten wissenschaftlichen Publikation. In der umfangreichen Bilanz mit dem Titel “Sozialraumorientierte Schul- und Unterrichtsentwicklung an Schulen in schwierigen Lagen” werden die Daten aus 200 Schulen vorgestellt. 

Aus der Studie geht hervor: Das Handeln von Schulleitungen stellt einen Schlüsselfaktor für die Entwicklung von Schule und Unterricht an Schulen in herausfordernden Lagen dar und hat somit auch direkte Effekte auf die Bildungsergebnisse von Schüler:innen. Mit Schulen in herausfordernden Lagen sind jene Schulen gemeint, welche eine Reihe von Problemen aufweisen, beispielsweise einen hohen Anteil von Schüler:innen mit ungünstigen Lernvoraussetzungen oder mangelnde materielle oder personelle Ausstattung. 

Schulleitungen an diesen benachteiligten Standorten machen ihre Entscheidungen stärker vom Willen des Kollegiums abhängig und führen konsensorientierter. Darüber hinaus fühlen sich Schulleiter:innen oft nicht mächtig genug, um pädagogische Neuerungen in ihren Schulen umsetzen zu können. So stimmen lediglich 13 Prozent der befragten Schulleitungen der Aussage “An unserer Schule ist das Kollegium stets bemüht, die Arbeit am schuleigenen pädagogischen Konzept voranzutreiben” voll und ganz zu. Mit verheerenden Folgen, so heißt es in der Studie, “Weil die Schulleitungen die Innovationsbereitschaft geringer wahrnehmen, schätzen sie auch ihren eigenen Einfluss geringer ein, was sich wiederum auf ihr Handeln auswirkt”. Auch bezüglich der Schulentwicklungsarbeit gäbe es noch Luft nach oben: Rund 30 Prozent sind mit der internen Evaluation der Arbeit unzufrieden, während die Personalentwicklung und Planung von Fortbildungen nur rund jede dritte Schulleitung zufriedenstellt. 

Der Leiter des Forschungsverbundes Prof. Dr. Kai Maaz empfiehlt Schulleitungen, sich ihrer Handlungsspielräume stärker bewusst zu werden. Außerdem benötige es ein “anderes, neues Selbstverständnis der Schulaufsicht”, welche eine beratende Rolle gegenüber Schulleitungen einnehmen sollte. Schulleitungen sollten die Vorteile von Neuerungen betonen, “Jede Neuerung wird dann im Kollegium sofort auf Zustimmung stoßen, wenn sie mit Vereinfachungen und Verbesserungen für das eigene Handeln zusammenkommt”.

Im Rahmen der Studie wurden Schulleiter:innen aus verschiedenen Schulformen, mehrheitlich Grundschulen und weiterführende Schulen, zu unterschiedlichen Themen, etwa den Herausforderungen bezüglich pädagogischem Handeln an Schulen, der Schulentwicklungsarbeit oder dem Personal, befragt. 

“Partnerschaft zwischen Schulen, Wissenschaft und Bildungsverwaltungen” sei nötig

Der Forschungsverbund SchuMaS ist Teil der seit 2021 bestehenden, gemeinsamen Bund-Länder-Initiative “Schule macht stark” und hat sich die Schul- und Unterrichtsentwicklung, insbesondere in den Fächern Sprachen und Mathematik, zum Ziel gemacht. Der Verbund besteht aus rund 90 Wissenschaftler:innen und wird von 13 verschiedenen Institutionen in Zusammenarbeit mit Lehrkräften und Schulleitungen sowie Bildungsadministrationen der Länder unterstützt. Begleitet wird er dabei unter anderem vom Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF). 

Die Ergebnisse der SchuMaS-Studie könnten das Startchancen-Programm des Bundes und der Länder mitprägen, welches auch durch das Leibniz-Institut wissenschaftlich begleitet wird. “Bildungsgerechtigkeit lässt sich nur durch eine enge Partnerschaft zwischen Schulen, Wissenschaft und Bildungsverwaltungen erreichen”, heißt es von Prof. Dr. Kai Maaz.

DPhV erwartet von KMK umfassenden Schutz der Persönlichkeitsrechte bei schulischem Umgang mit KI

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) fordert Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI in Schulen, warnt vor übertriebenen Erwartungen und betont die Bedeutung menschlicher Interaktion. Leistungsbewertungen sollen weiterhin von Lehrkräften vorgenommen werden.
Von
Redaktion
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October 2024
14.10.2024
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  • Schaffung von notwendigen Rahmenbedingungen durch den Dienstherrn ist Voraussetzung für kritisch-konstruktiven Umgang mit KI
  • Leistungsbewertungen dürfen final nur durch Lehrkraft vorgenommen werden

10.10.2024. Im Vorfeld der ersten Bildungsministerkonferenz (Bildungs-MK) und angesichts fortschreitender Überlegungen zum Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) an Schulen warnt der Deutsche Philologenverband (DPhV) vor übertriebenen Erwartungen und plädiert für einen kritisch-konstruktiven Umgang mit KI.

DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Das Wichtigste in schulischen Erziehungs- und Bildungsprozessen ist die menschliche Interaktion zwischen Lehrkräften und ihren Schülern und zwischen Schülerinnen und Schülern untereinander. Bei aller Euphorie um die spannenden Möglichkeiten, die KI heute schon bietet und in Zukunft bieten wird – wir dürfen uns nicht der Illusion hingeben, dass dadurch über Nacht die Probleme des Lehrkräftemangels gelöst werden. Im Gegenteil: Wer davon träumt, dank KI zeitnah weniger professionelle Lehrkräfte als bisher einsetzen oder sie gar durch KI ersetzen zu können, ist auf dem Holzweg!“ Lin-Klitzing weist weiter darauf hin, dass auch durch den Einsatz von KI Lehren und Lernen nicht beliebig effektiviert werden könne: „Lernen und Verstehen von Inhalten braucht Zeit, einfach weil die Schülerinnen und Schüler die Inhalte für sich selbst noch einmal durchdringen und durchdenken müssen – das kann ihnen keine KI abnehmen. Erst recht nicht, weil die kritische Prüfung der durch KI präsentierten Inhalte zunehmend bedeutsam und schwierig werden wird.

“Notwendig sei es, dass die Bildungs-MK und die Kultusminister und -ministerinnen in ihrem Land solide Rahmenbedingungen als Voraussetzung für die Nutzung von KI schaffen. Lin-Klitzing: „Da gibt es noch etliche Fragezeichen, schon allein was die rechtlichen Rahmenbedingungen angeht. Denn beim Einsatz von KI müssen sowohl die Persönlichkeitsrechte der Schülerinnen und Schüler als auch die der Lehrkräfte gewahrt werden – mit einem an höchsten Sicherheitsstandards orientierten Identitätsmanagement. Zudem muss die Frage erlaubt sein, wie die ohnehin schon stark beanspruchten Lehrkräfte neben etlichen anderen hoch priorisierten Themen, wie z.B. Demokratiebildung, nun auch noch KI gewinnbringend in ihren Unterricht einbinden können. Hier brauchen Lehrkräfte mehr Fortbildungsressourcen, und sie brauchen ebenso eine Senkung des Unterrichtsdeputats. Für die Nutzung, hier beispielsweise für die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler, braucht es neben der Zeit auch didaktische Konzepte und verlässliche technische Rahmenbedingungen.“

Lin-Klitzing: „Für die Nutzung von KI im Rahmen der Vorbereitung und der Durchführung von Unterricht erwarten wir Lehrkräfte uns Unterstützung durch eine datenschutzkonforme Lösung. Und wie bisher gilt: Die letztendliche Bewertung von Leistungen darf nicht von der Lehrkraft wegdelegiert werden. KI macht da keine Ausnahme, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass die KI-Verordnung der EU[1] KI im Rahmen von allgemeiner und beruflicher Bildung als ,Hochrisiko-KI-Systeme‘ klassifiziert. “

[1] Punkt 3, Anhang III zu Artikel 6 Absatz 2 in VERORDNUNG (EU) 2024/1689 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 13. Juni 2024 zur Festlegung harmonisierter Vorschriften für künstliche Intelligenz und zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 300/2008, (EU) Nr. 167/2013, (EU) Nr. 168/2013, (EU) 2018/858, (EU) 2018/1139 und (EU) 2019/2144 sowie der Richtlinien 2014/90/EU, (EU) 2016/797 und (EU) 2020/1828 (Verordnung über künstliche Intelligenz,  https://ai-act-law.eu/de/

“In deutschen Schulen wird nicht gelernt”: Bob Blumes Vision für eine neue Bildung

Bildungsinfluencer und Lehrer Bob Blume hinterfragt in seinem Buch “Warum noch lernen?” das Fundament des deutschen Schulsystems. Besonders wichtig dabei: Chancengleichheit für alle Schülerinnen und Schüler in Zeiten digitaler Revolution und Krisen.
Von
Lea Reuß
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October 2024
13.10.2024
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Mit der Frage “Warum noch lernen?” beschäftigt sich Bildungsinfluencer, SPIEGEL-Bestsellerautor und Lehrer Bob Blume in seinem gleichnamigen Buch, welches im September im Mosaik-Verlag erschienen ist. Dass Bildung kein Selbstzweck ist und durch zahlreiche Makel im Schulsystem nicht ihr volles Potenzial entfalten kann, stellt er bereits in seinem letzten Buch “Zehn Dinge, die ich an der Schule hasse” und seinem Podcast “Die Schule brennt” klar. In seiner neuesten Veröffentlichung geht er auf 304 Seiten dem großen Warum auf den Grund. 

“In deutschen Schulen wird nicht gelernt”: Mit diesem diskutablen Statement startet Bob Blume in sein neues Buch. Es wird jedoch schnell deutlich, dass es sich bei dieser Aussage nicht um das übliche Gemecker über die neueste Statistik zur Leistung deutscher Schüler:innen handelt. Die Auswirkungen einer digitalen Revolution im Klassenzimmer fügen sich in die gegenwärtigen Schwachstellen des Schulsystems ein: Lehrkräfte- und Ressourcenmangel, dem Investitionsstau und Makeln des Bildungsföderalismus. Noch immer hängt Bildung größtenteils mit dem Elternhaus der Schüler:innen zusammen. Dass das deutsche Schulsystem einer grundlegenden Veränderung bedarf, steht fest. Dabei stellt sich die Frage: Wie kann sinnstiftendes, nachhaltiges Lernen in der digitalen Zukunft des 21. Jahrhunderts aussehen? Das Buch liefert ausführliche, aus seiner Praxis als Lehrer geschöpfte, anschauliche und inspirierende Antworten auf eine der drängendsten Fragen der aktuellen Bildungspolitik.

“Wenn ich lernen kann, kann ich alles sein” 

Blume wendet sich in seinem Buch als einer der Wenigen im Diskurs um Bildungs- und Schulpolitik, statt messbaren Leistungserhebungen, dem tatsächlichen Lernen zu. “Die Voraussetzungen, die in der Schule geschaffen werden, sind wichtiger als ein zuvor definiertes Endprodukt”, heißt es. Vielmehr ginge es darum, Schüler:innen zum Lernen zu befähigen, als ihnen durch Curricula bestimmte (trotzdem relevante) Inhalte zu vermitteln, so heißt es im Buch: “Wenn ich lernen kann, kann ich alles sein”. Die Frage nach dem Nutzen bestimmter Inhalte solle durch die Frage nach ihrer Relevanz abgelöst werden. 

Während die verschiedenen Dimensionen der Bildung und des Lernens immer mehr veranschaulicht werden, wird Leser:innen noch einmal bewusst: Die Art und Weise, wie Schüler:innen lernen und wie sich das Schulsystem an den digitalen Wandel anpasst, hat solch ein gesellschaftliches Gewicht, dass ihre Bedeutung kaum überschätzt werden kann. 

Das System Schule im Krisenmodus

In “Warum noch lernen?” untersucht und hinterfragt Bob Blume das gegenwärtige Schulsystem und seine Struktur ganz grundlegend. Brauchen wir das noch? Wieso gibt es das überhaupt? Ist das noch zeitgemäß? All diese Fragen führen dazu, dass Leser:innen das eingestaubte Fundament des Schulsystems infrage stellen. Dabei zeichnen sich seine Ausführungen durch den Blick auf die digitale Zukunft aus einer Perspektive der sozialen Gerechtigkeit und Chancengerechtigkeit aus. Dass wir noch lernen sollten, das stellt Blume nicht infrage. Es kommt jedoch darauf an, wie dieses Lernen gestaltet ist, ob es für Schüler:innen sinnstiftend ist und ob es für sie eine persönliche Relevanz hat, “Denn sinnstiftendes Lernen, das als motivierend und relevant wahrgenommen wird, ist der Grundbaustein für ein erfülltes Leben”.

Bob Blume macht in seinem neuen Buch klar: Das System Schule braucht einen Wandel, denn unter den gegenwärtigen Umständen funktioniert es weder für Schüler:innen, noch Lehrkräfte oder Eltern. Er stößt einen Diskurs an, welchen der Bildungsbereich, vor dem Hintergrund anhaltender Krisen durch Lehrkräftemangel, Investitionsstau und sozialer Ungerechtigkeit, bitter nötig hat und trägt mit einer wissenschaftlich fundierten und praxisorientierten Abhandlung dieser strukturellen Probleme dazu bei, das System Schule als Ganzes umzugestalten. Dabei gelingt es ihm, nicht lediglich die allbekannten Mängel des aktuellen Schulsystems zu benennen, sondern konkrete Handlungsforderungen für Politik und Personal aufzustellen.

Alles in allem bietet Bob Blumes innovative Lösungsansätze und Impulse für die Baustellen des deutschen Schulsystems. Sein Buch “Warum noch lernen?” ist nicht nur Lehrkräften zu empfehlen, sondern spricht mit Sicherheit auch Schüler:innen, Eltern und alle, die sich für Bildungspolitik interessieren, an. Es ist für 22 Euro als Print-Ausgabe und für rund 16 Euro als digitale Version erhältlich. Wie seht ihr es: Was ist eurer Meinung nach die drängendste Baustelle im deutschen Bildungssystem?

“Wo, wenn nicht in der Schule?” – Debatte um Schweigeminuten in Hamburgs Klassenzimmern

Ein umstrittenes Schreiben der Hamburger Schulbehörde zum Jahrestag des Hamas-Angriffs sorgt für Empörung. Schulen sollten auf Schweigeminuten verzichten und stattdessen Kraniche falten. Jetzt steht die Schulbehörde in der Kritik und verspricht Aufarbeitung.
Von
Jonasz Schulze
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October 2024
12.10.2024
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Hamburg. Die Hamburger Schulbehörde ist wegen eines umstrittenen Newsletters, den sie an alle Hamburger Schulen verschickt hat, in die Kritik geraten. Das Schreiben erinnerte an den Jahrestag des Hamas-Angriffs auf Israel und forderte die Schulen auf, auf große Gesten wie Schweigeminuten und Trauerappelle zu verzichten und stattdessen 1000 Kraniche der Hoffnung zu falten. Dies löste vor allem bei der Hamburger CDU Empörung aus, die von einem “handfesten Skandal” sprach. CDU-Chef Dennis Thering: "Wo, wenn nicht in der Schule, soll Raum für Trauerbewältigung gegeben werden?

Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) distanzierte sich von dem Schreiben und kündigte eine umfassende Aufarbeitung an: “Dieser Newsletter wird inhaltlich und formell aufgearbeitet. Konkrete Konsequenzen werden im Rahmen der Aufarbeitung ziehen.” Verfasst wurde der Newsletter vom Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung, das zwar zur Schulbehörde gehört, aber in pädagogischen Fragen unabhängig agiert. Offenbar wurde der Newsletter nicht mit der Schulsenatorin abgestimmt.

Wie sollten Schulen mit dem Nahostkonflikt umgehen?

Der Vorfall löst eine Diskussion darüber aus, wie Schulen mit emotional aufgeladenen und politisch komplexen Themen wie dem Nahostkonflikt umgehen sollten. Der Aufruf, auf Gedenkgesten zu verzichten, zeigt die Schwierigkeit, in Schulen einen angemessenen Rahmen für solch sensible Themen zu finden. Es bedarf eines Ansatzes, der die emotionale Betroffenheit der Schüler:innen berücksichtigt und zugleich Raum für verschiedene Perspektiven lässt.

Statt starrer Verbote, wie sie im Hamburger Fall vorgeschlagen wurden, könnten alternative pädagogische Formate eine bessere Lösung sein. Ein Beispiel dafür sind die “Trialoge”, die von Jouanna Hassoun und Shai Hoffmann entwickelt wurden. In diesen Formaten werden unterschiedliche Ansichten zum Nahostkonflikt thematisiert, und Schüler:innen erhalten die Möglichkeit, ihre Emotionen zu äußern, ohne dass eine dominante Meinung vorgegeben wird.

Raum für Dialog schaffen

Für Lehrkräfte ist es wichtig, einen “sicheren Raum” für respektvolle und sachliche Diskussionen zu schaffen. Der Hamburger Vorfall verdeutlicht, wie entscheidend es ist, Lehrkräften das Vertrauen zu geben, mit sensiblen Themen wie dem Nahostkonflikt umzugehen. Initiativen wie das “Trialog” zeigen, dass solche Themen auch im Schulalltag offen und differenziert behandelt werden können, ohne dass starr reglementiert wird.

Indem Schulen Raum für Trauer und Reflexion bieten und gleichzeitig die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit schwierigen historischen und politischen Themen schaffen, leisten sie einen wichtigen Beitrag zur emotionalen Verarbeitung und zur Förderung kritischen Denkens.

Kommentar: Gendern in der Bildung – zwischen Inklusion und Irritation

Die Debatte um gendergerechte Sprache im Bildungsbereich ist emotional aufgeladen. Sprache formt unser Denken, doch die Umsetzung bleibt kompliziert. Sichtbarkeit und Gerechtigkeit treffen auf reale, praktische Hürden. Wie kommen wir da raus?
Von
Marie-Theres Carl
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October 2024
11.10.2024
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Dieser Artikel ist ein Kommentar unserer Redakteurin und stellt ihre persönliche Meinung dar. Er spiegelt nicht zwangsläufig die Ansichten der gesamten Redaktion wider. 

Im ersten Teil dieses Kommentars habe ich einen Überblick über die Entstehung und Entwicklung der Debatte um gendergerechte Sprache gegeben und dargelegt, warum diese Diskussion nicht nur gerechtfertigt, sondern notwendig ist. Doch damit allein ist es nicht getan. Die Debatte ist oft festgefahren und emotional überladen, was einer sachlichen Auseinandersetzung im Weg steht. Deshalb möchte ich die Pro- und Contra-Argumente zur gendergerechten Sprache im Kontext von Schule und Bildung gegenüberstellen – mit dem Ziel, die Diskussion wieder auf den Weg einer konstruktiven Auseinandersetzung zu bringen.

Am Anfang war ein Leserbrief

Warum habe ich mich überhaupt entschieden, mich in gleich zwei Kommentaren diesem doch recht heiklen Thema zu widmen? Zum einen liegt es in der Natur meines Studiums. Als Germanistikstudentin setze ich mich intensiv mit Sprache auseinander – und Gendern lässt sich dabei schlicht nicht ausblenden. Sprache ist schließlich nicht nur ein Werkzeug, sondern prägt, wie wir die Welt wahrnehmen und verstehen. 

Zum anderen gab es einen ganz konkreten Anlass für diese geistigen Ergüsse. Wir erhalten regelmäßig Zuschriften über Social Media oder direkt in die Redaktion. Die meisten betreffen inhaltliche Themen unserer Berichterstattung oder Vorschläge solcher. Doch in einem Fall ging es ganz explizit um das Gendern, und diese Rückmeldung brachte mich zum Nachdenken. Was mich dabei beschäftigt hat, möchte ich gerne mit euch teilen.

Die Zuschrift bezog sich auf eine Kurzmeldung, die ich kurz zuvor verfasst hatte. Der Verfasser kritisierte meine Verwendung von z.B. “Drittklässler:innen” und “Schüler:innen”. Er argumentierte, dass diese Formen die Verständlichkeit, Lesbarkeit und Übersetzbarkeit beeinträchtigen. Dabei bezog er sich auf die Pressemitteilungen des Rats für deutsche Rechtschreibung von 2021 und 2023, wonach Sonderzeichen innerhalb von Wörtern kein Bestandteil des amtlichen Regelwerks sind. Weiterhin stellte der Verfasser die Frage, warum wir nicht in den Überschriften gendern, wenn wir es im Text für so wichtig halten. Die Kritik gipfelte in der Anmerkung, dass, wenn wir uns nicht konsequent an das Regelwerk halten, die Person daran zweifelt, ob wir Lehrkräfte, Schüler und Eltern bei der Bewältigung der schulischen Herausforderungen unterstützen können. 

Wie gesagt: Die Debatte ist hitzig

Puh, da musste ich erstmal durchatmen. Solch detaillierte und mehr oder weniger konstruktive Mails erhält man ja nicht alle Tage. Der eigentliche Inhalt der Kurzmeldung rückte sehr in den Hintergrund. Da ich zumindest in Teilen nachvollziehen kann, woher die angesprochenen Punkte rühren, möchte ich sie gerne einmal erläutern. Warum gendern wir? Ganz einfach: Wir haben uns als Redaktion und ZDB bewusst dazu entschieden. Es ist eine Grundsatzentscheidung, die wir getroffen haben, weil wir davon überzeugt sind, dass Sprache Sichtbarkeit schafft und zur Inklusion beiträgt. Ist uns bewusst, dass wir damit gegen Teile des amtlichen Regelwerks verstoßen? Selbstverständlich wissen wir das. Wir (genauer gesagt ich) haben ja auch schon über diese Festlegungen berichtet. Sollten wir deswegen gleich von der Sprachpolizei verhaftet werden? Wohl kaum. Uns ist klar, dass das Gendern mit Sonderzeichen derzeit nicht im amtlichen Regelwerk verankert ist, aber das hält uns nicht davon ab, unsere redaktionelle Freiheit zu nutzen.

Und warum gendern wir nicht in Titeln und Zwischenüberschriften? Nun, hier kommt die Technik ins Spiel. SEO-technisch ist es leider nicht möglich, in diesen Bereichen zu gendern, ohne die Auffindbarkeit unserer Artikel einzuschränken. Wenn wir das täten, würden uns weniger Menschen lesen oder überhaupt finden – und das wollen wir natürlich nicht. Für uns ist das eine technische Hürde, keine inhaltliche Abweichung von unseren redaktionellen Prinzipien.

Zurück zum Thema

Bevor wir zu den Pro- und Contra-Argumenten kommen: Warum dieser Exkurs über Leserzuschriften und redaktionelle Entscheidungen? Die Zuschrift, die mich zu diesem Kommentar inspiriert hat, war nicht nur eine kurze Rückmeldung, sondern eine ausführliche und sehr bestimmte Kritik. Sie setzte sich intensiv mit sprachlichen Normen auseinander, forderte Konsequenz und stellte unsere redaktionellen Prinzipien infrage. Solche Zuschriften spiegeln wider, wie festgefahren die Debatte häufig geführt wird: Zwischen klarer Zustimmung und entschiedener Ablehnung bleibt oft wenig Raum für Zwischentöne. Doch gerade diese Rückmeldungen sind wertvoll, weil sie die unterschiedlichen Perspektiven und die emotionale Natur dieser Diskussion beleuchten – und sie verdeutlichen, warum es wichtig ist, die Debatte zurück in sachliche Bahnen zu lenken.

Warum wir gendern sollten

Sprache formt unser Denken

Sprache spiegelt die gesellschaftliche Wirklichkeit wider – und diese besteht nicht nur aus Männern, sondern ebenso aus Frauen und nicht-binären Menschen. Gendergerechte Sprache schafft (im besten Fall) Sichtbarkeit für all diese Gruppen und trägt so zu gleichberechtigter Repräsentation bei. Im Bildungsbereich, wo junge Menschen lernen, die Welt zu verstehen, ist es essenziell, diese Vielfalt auch sprachlich zu verankern. Schulen und Universitäten tragen die Verantwortung, den gesellschaftlichen Fortschritt hin zu mehr Gerechtigkeit zu fördern und dabei alle Geschlechter einzubeziehen.

Gleichberechtigung durch sprachliche Repräsentation

Gendergerechte Sprache ist nicht einfach eine “politische Agenda”, sondern eine Frage der Gerechtigkeit. Wenn in Schulen und Universitäten konsequent alle Geschlechter sprachlich berücksichtigt werden, trägt dies zur Gleichberechtigung bei. Das generische Maskulinum lässt Frauen und nicht-binäre Personen oft unsichtbar erscheinen, während gendergerechte Sprache ihnen einen Platz in der gesellschaftlichen Wahrnehmung sichert. Sprache prägt unsere Wahrnehmung, und durch eine bewusste Verwendung von gendergerechten Formen kann die Sichtbarkeit gestärkt werden.

Aufbrechen von Geschlechterklischees 

Gendergerechte Sprache hilft dabei, traditionelle Geschlechterstereotypen abzubauen. Gerade im schulischen Kontext, wo Normen und Rollenbilder vermittelt werden, spielt die Sprache eine wichtige Rolle. Es gibt Studien, die darauf hindeuten, dass Mädchen und junge Frauen durch gendergerechte Sprache eher Berufe in Betracht ziehen, die traditionell als männlich gelten. So wird durch die Sprache ein Umfeld geschaffen, in dem alle Geschlechter gleiche Chancen und Möglichkeiten haben.

Den Weg für eine inklusive(re) Gesellschaft ebnen 

Bildungseinrichtungen haben die Aufgabe, junge Menschen auf eine pluralistische und inklusive Gesellschaft vorzubereiten. Gendergerechte Sprache fördert nicht nur die Gleichberechtigung, sondern auch das Bewusstsein dafür, dass Geschlecht ein Spektrum ist und nicht auf binäre Kategorien beschränkt werden kann. Durch die sprachliche Repräsentation aller Geschlechter lernen Kinder, Jugendliche und Studierende, dass Vielfalt ein zentraler Bestandteil unserer Gesellschaft ist und respektiert werden muss.

Warum wir nicht gendern sollten

Keine sofortige Verbesserung gesellschaftlicher Ungleichheiten

Gendergerechte Sprache allein wird die tief verwurzelten Ungleichheiten in der Gesellschaft nicht lösen. Zwar sorgt sie für sprachliche Sichtbarkeit, doch reale Probleme wie Lohnungleichheit oder Diskriminierung in der Arbeitswelt werden dadurch nicht automatisch behoben. Worten müssen Taten folgen. Allerdings kann gendergerechte Sprache als erster Schritt verstanden werden, der die Grundlage für tiefgreifendere gesellschaftliche Veränderungen legt. Sie ist ein wichtiges Signal, aber nur ein Teil einer umfassenderen Lösung.

Komplexität und Lesbarkeit

Ein häufig geäußerter Kritikpunkt ist, dass gendergerechte Sprache Texte komplizierter und schwerer lesbar macht. Dies kann besonders im Bildungsbereich problematisch sein, wo es darauf ankommt, dass Lerninhalte schnell und einfach verstanden werden. Der Genderstern oder der Doppelpunkt stören den Lesefluss und lenken vom eigentlichen Inhalt ab. Zudem wird die Barrierefreiheit erschwert, da Menschen mit Seheinschränkung oder Lernschwierigkeiten Probleme haben können, gegenderte Texte korrekt zu erfassen. In einem Bereich wie Bildung, wo es auf Klarheit und Zugänglichkeit ankommt, ist dies ein wesentlicher Nachteil. Besonders für Lernende, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, erschwert Gendern das Verständnis.

Überbetonung des Geschlechts

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass gendergerechte Sprache das Geschlecht in den Vordergrund rückt, auch in Kontexten, in denen es irrelevant ist. Im Bildungsbereich, wo es oft um neutrale Wissensvermittlung geht, könnte die ständige Hervorhebung des Geschlechts ablenkend wirken. Dadurch könnte die eigentliche Botschaft des Unterrichts in den Hintergrund treten, während der Fokus auf der Formulierung bleibt.

Praktische Umsetzbarkeit

Gendergerechte Sprache ist nicht nur eine Frage der Absicht, sondern auch der Umsetzung. Es gibt keine einheitlichen Regeln, ob und wie gegendert werden soll, was zu Verwirrung führen kann. In wissenschaftlichen Texten oder im Schulalltag variiert die Praxis: An einigen Orten wird Gendern als Fehler gewertet, sodass es in Klausuren und Prüfungen sogar zu Punktabzug kommen kann. Diese fehlende Einheitlichkeit erschwert die Anwendung und sorgt für Unsicherheit darüber, was erlaubt und ist und was nicht. Das Fehlen eines “goldenen Standards” macht es zudem schwieriger, gendergerechte Sprache (oder deren Verbot) im Bildungssystem fest zu verankern.

Wer auf der Suche nach weiteren Argumenten für und gegen das Gendern allgemein ist, kann hier fündig werden (selbstverständlich besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit):

  • Influencerin und Autorin Alicia Joe legt argumentativ dar, warum das Gendern scheitern wird: 

Und nun?

Die Idee hinter gendergerechter Sprache ist ohne Zweifel eine richtige und wichtige. Sprache formt unser Denken, und wer in der Sprache nicht sichtbar ist, bleibt auch gesellschaftlich oft unsichtbar. Doch so klar das Ziel auch ist, die Umsetzung stellt uns vor Herausforderungen. Gendern bringt Komplexität und Uneinheitlichkeit mit sich. Im Bildungsbereich, wo klare Regeln und einheitliche Vorgaben besonders wichtig sind, sorgt das für Verwirrung – und von der haben wir schon genug. 

Mancherorts wird das Gendern als Fehler gewertet, an anderen wird es gefördert – und dazwischen herrscht Unsicherheit, was erlaubt ist und was nicht. Diese fehlende Konsistenz erschwert die Anwendung und macht die Diskussion nicht nur für Lehrkräfte und Studierende, sondern auch für den schulischen Unterricht selbst zu einer Hürde. Dass Gendern Texte schwerer verständlich und weniger barrierefrei machen kann, verstärkt diese Problematik.

Doch bei all diesen Schwierigkeiten dürfen wir das eigentliche Ziel nicht aus den Augen verlieren: Eine gerechtere, inklusivere Gesellschaft, in der Sprache alle Menschen abbildet – unabhängig von ihrem Geschlecht. Auch wenn die sprachliche Umsetzung kompliziert und in Teilen unvollkommen ist, bleibt das Anliegen, das sie verfolgt, von entscheidender Bedeutung. Ganz bestimmt ist Gendern nicht “die eine” Lösung, schließlich scheitern wir grandios an der Umsetzbarkeit und Einheitlichkeit. Aber sollte man es trotzdem dürfen?

In diesem Kontext lautet meine Antwort nun eindeutig: Definitiv. Denn auch wenn der Weg dorthin steinig ist, bleibt gendergerechte Sprache für mich ein erster, wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Gleichberechtigung und Inklusion – und in Bildungseinrichtungen sollte genau das gefördert werden.

KI in der Schule: Werden Lehrkräfte bald überflüssig?

Künstliche Intelligenz ist in der Bildung angekommen: 71% der Schüler nutzen ChatGPT für Hausaufgaben und Lehrer verwenden KI für die Unterrichtsvorbereitung. Obwohl KI den Schulalltag erleichtert, bleibt die Rolle der Lehrkräfte in der Bildung unersetzlich.
Von
Helen Mattes
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October 2024
10.10.2024
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Künstliche Intelligenz (KI) ist inzwischen fest in unserem Alltag verankert und nicht mehr wegzudenken. Seit der kostenlosen Veröffentlichung des generativen Sprachmodells ChatGPT im November 2022 steht auch der Einsatz von KI im Bildungsbereich verstärkt im Fokus öffentlicher Diskussionen. Der zunehmende Einsatz von KI stellt sowohl Schüler:innen als auch Lehrkräfte vor eine Bandbreite neuer Herausforderungen und Chancen.

Eine YouGov-Umfrage ergab, dass bereits 71 Prozent der jungen Menschen in Schule und Studium ChatGPT für ihre Hausaufgaben und Studienarbeiten nutzen. Ähnlich sieht es bei den Lehrkräften aus: Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom nutzt bereits die Hälfte von ihnen KI im Schulalltag zur Unterrichtsvorbereitung und Wissensvermittlung. 28 Prozent der befragten Lehrer:innen planen, KI in Zukunft einzusetzen, während nur 11 Prozent den Einsatz grundsätzlich ablehnen.

Doch was bedeutet der zunehmende Einsatz von KI für Schüler:innen und Lehrkräfte? Wie gehen Bildungseinrichtungen mit der Integration von KI um? Welche Chancen und Herausforderungen bringt der Einsatz mit sich? Und vor allem: Kann KI Lehrkräfte in Zukunft unterstützen oder gar ersetzen?

Künstliche Intelligenz: Fortschritte und Anwendungen 

Zunächst ist es wichtig, zu verstehen, was Künstliche Intelligenz (KI) überhaupt ist. KI ist ein Teilgebiet der Informatik, das menschliche kognitive Fähigkeiten nachahmt, indem es Muster in Daten erkennt und verarbeitet. Sie kann entweder auf programmierten Prozessen oder auf maschinellem Lernen beruhen.

In den letzten Jahren hat allen voran das maschinelle Lernen große Fortschritte gemacht, vor allem dank der Verfügbarkeit großer Datenmengen und leistungsstarker Computer. Dabei lernt ein Algorithmus durch Wiederholung selbständig, eine Aufgabe zu lösen, ohne dass ein fester Lösungsweg vorgegeben ist. Ein Beispiel dafür ist ein Roboter, der durch Ausprobieren und Feedback lernt, Gegenstände richtig zu greifen und zu transportieren.

Was zunächst abstrakt klingt, ist längst Teil unseres Alltags, oft, ohne dass wir es merken: KI personalisiert Empfehlungen beim Online-Shopping, optimiert Suchmaschinen, digitale Assistenten wie Siri oder Alexa helfen bei der Organisation des Alltags, Übersetzungstools nutzen Künstliche Intelligenz für sprachliche Anpassungen, Smart Homes und Städte werden durch KI gesteuert, um Energie zu sparen und den Verkehr zu optimieren und Autos verfügen über KI-basierte Sicherheitsfunktionen. 

KI ist also nicht mehr nur ein Zukunftskonzept, sondern bereits ein integraler Bestandteil des täglichen Lebens, der es in vielen Bereichen unbemerkt effizienter und komfortabler macht. Auch im Bildungsbereich eröffnet der Einsatz von KI neue Möglichkeiten, die das Lehren und Lernen effizienter gestalten können. Angesichts der breiten Anwendung im Alltag stellt sich nun die Frage, wie KI gezielt eingesetzt werden kann, um den Schulalltag zu erleichtern und Lehrkräfte zu entlasten.

Die Zukunft der Bildung: KI im Schulalltag

Durch den rasanten technologischen Fortschritt sehen sich Lehrkräfte oft mit zusätzlichen Hürden konfrontiert, wenn es um den Einsatz digitaler Werkzeuge im Unterricht geht: Computerräume müssen gebucht, Beamer organisiert und Programme installiert werden. Zudem trägt Technologie nicht immer zu einer Verbesserung des Fachwissens bei und kann den Lernprozess sogar negativ beeinträchtigen. Künstliche Intelligenz könnte hier Abhilfe schaffen, indem sie nicht nur theoretische Vorteile bietet, sondern auch praktische Lösungen für altbekannte Herausforderungen im Schulalltag liefert. 

Ein Beispiel ist der Umgang mit Heterogenität: In einer Klasse mit über 25 Schüler:innen variieren die Lerngeschwindigkeiten und Fähigkeiten stark. Während ein:e Schüler:in im Englischunterricht sofort das Simple Past versteht, hat jemand anderes noch Schwierigkeiten mit dem Simple Present. Im Mathematikunterricht kann jemand bereits Funktionen analysieren, während eine andere Person noch mit der schriftlichen Division kämpft. KI könnte den Unterricht so gestalten, dass alle genau die Unterstützung oder Herausforderung bekommen, die sie benötigen.

Um dies zu gewährleisten, ist es wichtig, beim Einsatz von KI im Bildungsbereich zwischen generativer künstlicher Intelligenz und intelligenten Tutorsystemen zu unterscheiden. Beide basieren auf KI, haben jedoch unterschiedliche Funktionen. Generative KI, wie ChatGPT, erzeugt menschenähnliche Texte und kann auf vielfältige Fragen reagieren oder kreative Inhalte generieren. Allerdings basiert ihre Leistung, wie oben beschrieben, auf trainierten Daten und sie kann weder tiefes Fachwissen vermitteln noch individuell auf Lernende eingehen. Intelligente Tutorensysteme hingegen bieten personalisiertes Lernen und simulieren Einzelunterricht. Sie passen den Unterricht an den Lernfortschritt an, erkennen Schwächen und bieten gezielte Übungen oder Erklärungen an. Diese Systeme stellen sich also individuell auf den Lernenden ein und bieten gezieltes Feedback.

Am Oskar-Maria-Graf-Gymnasium in Neufahrn bei München wird KI beispielsweise aktiv eingesetzt, um Lehrkräfte zu entlasten. Lehrer:innen testen, wie KI bei der Textkorrektur und Analyse von Leistungen helfen kann. Englischlehrerin Beate Giehrl nutzt z.B. ein Lernspiel, das die Fortschritte der Schüler:innen überwacht und so Korrekturarbeit reduziert. Auch bei der Übersetzung von Texten bei Sprachbarrieren wird KI als nützliches Werkzeug eingesetzt. Darüber hinaus hat sich das Textanalysetool PEER, das Texte analysiert und Feedback zu Satzbau, Ausdruck und Struktur gibt, als sehr hilfreich erwiesen. 

Dennoch bewegen sich Lehrkräfte beim Thema KI noch auf unsicherem Terrain, da viele zentrale Fragen aus Politik und Gesellschaft bislang unbeantwortet sind. Was passiert beispielsweise, wenn Schüler:innen der Nutzung einer KI-Software aus Datenschutzgründen nicht zustimmen möchten? Angesichts offener Fragen wie dieser wird die Debatte um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Bildungswesen wohl noch länger anhalten und es gilt, Vor- und Nachteile abzuwägen (Lehrer News berichtete). Eines steht jedoch fest: Gezielt eingesetzt kann KI Lehrkräfte effektiv unterstützen, individuelle Lernbedürfnisse besser berücksichtigen und einige der täglichen Herausforderungen im Schulalltag nachhaltig lösen.

Können Lehrkräfte durch KI ersetzt werden: ChatGPT antwortet

Vor diesem Hintergrund stellt sich die entscheidende Frage: Könnten Lehrkräfte durch KI künftig ersetzt werden? Lassen wir die KI doch selbst zu Wort kommen: Auf die Frage “Kannst du eines Tages Lehrer:innen ersetzen?” antwortet ChatGPT: “Das ist eine spannende Frage! Künstliche Intelligenz wie ChatGPT kann Lehrkräfte in bestimmten Bereichen unterstützen, zum Beispiel bei der Wissensvermittlung, der Beantwortung von Fragen oder dem Erstellen von Lernmaterialien. Allerdings sind Lehrer mehr als nur Wissensvermittler. Sie fördern soziale und emotionale Kompetenzen, bieten individuelle Unterstützung und bauen eine persönliche Beziehung zu ihren Schülern auf – Dinge, die eine KI momentan nicht leisten kann.” Für ChatGPT bleiben Lehrkräfte demnach unersetzlich, da ihre Rolle weit über die reine Wissensvermittlung hinausgeht.

Ob Lehrkräfte durch KI überflüssig werden könnten und welchen Nutzen KI für das Lernen in der Schule hat, wird derzeit im Rahmen des Projekts “KI4S’cool” von 1000 Schüler:innen in Hessen getestet. Im Albert-Einstein-Gymnasium in Schwalbach bearbeiten 20 Schüler:innen der elften Klasse auf ihren Tablets verschiedene Multiple-Choice-Fragen zu unterschiedlichen Themen der Physik. Nachdem sie eine Antwort ausgewählt haben, erhalten sie direkt eine Rückmeldung über die Richtigkeit ihrer Wahl. Anschließend wird der Lösungsweg umfassend und auf verschiedenen Ebenen dargestellt. Die Jugendlichen können außerdem bewerten, wie herausfordernd sie die Aufgabe empfanden und welche der Erklärungsformen ihnen am meisten geholfen hat. 

Bis zu diesem Punkt ähnelt das Vorgehen den gängigen digitalen Lernprogrammen und hat noch keinen Bezug zu Künstlicher Intelligenz. Der Einsatz von KI erfolgt erst im darauffolgenden Schritt: Jochen Kuhn, Leiter des Projekts, erklärt, dass für das Training einer KI zunächst Daten benötigt werden. Diese erhält sie beispielsweise durch die Rückmeldung der Schüler:innen über den Schwierigkeitsgrad einer Aufgabe oder welche Erklärung besonders hilfreich war. Im nächsten Schritt erhalten die Schüler:innen dann Aufgaben, die für sie besonders geeignet sind. “Jeder und jede lernt dann individuell und nach eigenem Tempo”, erklärt Kuhn. Er ist auch davon überzeugt, dass es in absehbarer Zeit nicht möglich sein wird, Lehrkräfte durch Künstliche Intelligenz zu ersetzen, da der Mensch als “Kontrollinstanz” unverzichtbar bleibe und den pädagogisch-didaktischen Rahmen vorgeben müsse. Als unterstützendes Werkzeug, das den Unterricht bereichert, wird KI jedoch immer wichtiger.

Auch der Freiburger Gymnasiallehrer Patrick Bonner sieht KI nicht als Ersatz für Lehrkräfte: “Lernen ist und bleibt ein sozialer Prozess. KI kann mich hier unterstützen, aber kann mich auf keinen Fall ersetzen”, betont er. Bonner selbst nutzt für seinen Unterricht eine datenschutzkonforme Version von ChatGPT. Er legt aber großen Wert darauf, dass seine Schüler:innen immer bessere “Prompts” formulieren können und gleichzeitig die Antworten des Bots kritisch reflektieren. 

Einen weiteren interessanten Einblick gibt die Studie des McKinsey Global Institute (MGI), dem volkswirtschaftlichen ThinkTank der Unternehmensberatung McKinsey & Company aus dem Jahr 2023, die zeigt, dass generative KI (GenAI) ein enormes Potenzial für die globale Wirtschaft hat. Für den Lehrberuf stellt die Studie fest, dass GenAI insbesondere bei der Erstellung von Unterrichtsmaterialien und Aufgaben ein erhebliches Automatisierungspotenzial bietet. So könnten Lehrkräfte entlastet werden, indem KI etwa erste Entwürfe von Aufgaben generiert, die dann von Menschen überprüft und angepasst werden. Dies könnte Lehrkräften mehr Zeit für wertvolle Tätigkeiten wie die individuelle Betreuung von Schüler:innen oder die Moderation von Diskussionen ermöglichen. Damit würde GenAI den Lehrberuf nicht ersetzen, sondern ergänzen und bereichern.

KI und Mensch sind sich also einig: Lehrkräfte werden nicht überflüssig. Sie sind und bleiben essenziell für den Bildungsprozess und sind unverzichtbar. Künstliche Intelligenz kann zwar viele Aufgaben im Schulalltag erleichtern, wie z.B. Lernmaterialien automatisiert erstellen und individuell auf die Lernbedürfnisse der Schüler:innen eingehen, doch die menschliche Komponente bleibt unentbehrlich. Lehrkräfte fördern nicht nur fachliches Wissen, sondern auch soziale und emotionale Kompetenzen, die durch KI nicht ersetzt werden können. Wie steht ihr zu diesem Thema? Seht ihr KI als Unterstützung in eurem Schulalltag oder eher als Herausforderung? Und wie plant ihr die Integration von KI in euren Unterricht?

Von Steuern bis Schulden: Warum die Schule fürs Leben vorbereiten muss

Steuern, Schulden, Altersvorsorge – und keine Ahnung? Finanzbildung kommt im Schulalltag oft zu kurz. Wir haben überlegt, welche Finanzthemen jede Schule in den Stundenplan aufnehmen sollte, um Schüler:innen auf die Zukunft vorzubereiten.
Von
Birte Frey
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October 2024
10.10.2024
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In der Schule lernen wir Gedichtanalysen und E-Funktionen, aber wie man eine Steuererklärung erstellt oder Altersarmut vermeidet? Fehlanzeige. Schule sollte aufs Leben vorbereiten. Was bringt es jungen Menschen, wenn sie Goethes Faust durchdrungen haben, aber nicht wissen, worauf sie bei Verträgen und Versicherungen achten sollten? Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger und Bundesfinanzminister Christian Lindner haben am 24.09. den Vorschlag der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für eine nationale Finanzbildungsstrategie für Deutschland entgegengenommen. Die OECD empfiehlt folgende fünf Themenbereiche der Finanzbildung auf Bundes- und Landesebene zu fördern: langfristiges Sparen und Altersvorsorge, Teilnahme am Finanz- und Kapitalmarkt, Haushaltsplanung, Verhinderung von Überschuldung und verantwortungsvoller Umgang mit Krediten, Stärkung der digitalen Finanzkompetenz und Umsetzung von Nachhaltigkeitspräferenzen (Sustainable Finance). Und wo könnte man besser mit Finanzbildung starten als in der Schule? Anlässlich des “Festival für Finanzbildung”, welches das Bundesministerium der Finanzen und das Bundesministerium für Bildung und Forschung am 15. Oktober veranstalten, haben wir deshalb überlegt, wie wir diese fünf Themenbereiche an Schulen umsetzen würden und welche Finanzthemen noch an Schulen gelehrt werden sollten. 

Geld verstehen

Was ist überhaupt Geld und wie funktioniert der Handel damit? Schon Grundschüler:innen haben über Taschengeld und Spardose Berührungspunkte mit Bargeld und können so spielerisch an Finanzthemen herangeführt werden. Noch weiter geht der Autor Bodo Schäfer mit seinem Buch “Ein Hund namens Money”. In erzählerischer Form erklärt er die Prinzipien zum Aufbau eines Vermögens. Die Story: Die 11-jährige Kira entdeckt einen verletzten Labrador und tauft ihn Money, weil er immer hellhörig wird, sobald ihre Eltern über finanzielle Probleme sprechen. Schon bald stellt sich heraus, dass Money ein wahres Finanzgenie ist. Ebenfalls für Grundschüler:innen, aber auch für die Sekundarstufe II eignen sich die Unterrichtsmaterialien “Schule und Bildung” der Bundesbank, um über grundlegende Zusammenhänge in Sachen Geld zu sprechen. Die Materialien enthalten unter anderem Arbeitsblätter zu Finanzthemen und ausstanzbares Spiel- und Rechengeld. 

Tagesgeld und Festgeld als Rechenbeispiel

Was Bargeld ist und wie es funktioniert, ist für viele Kinder greifbar, weil sie es im Alltag selbst benutzen, wenn sie sich beim Flohmarkt etwas dazuverdienen oder ihr Taschengeld beim Kiosk in saure Schnüre investieren. Schwieriger wird es bei der Vorstellung davon, was ein Konto ist. Mit der “Knax App” der Sparkasse können Eltern für kleine Kinder ein virtuelles Konto anlegen. Das ist kein echtes Girokonto, sondern soll nur helfen, Überblick über das Taschengeld zu behalten und das Prinzip eines Kontos kennenzulernen. Auch die OECD empfiehlt “Langfristiges Sparen” als Finanzthema in ihrer Finanzbildungsstrategie. Aber was tun, wenn man als junger Mensch fleißig gespart hat und nun ein schönes Sümmchen auf dem Girokonto hat? Hat man nicht gerade Eltern, die in Finanzfragen bewandert sind, lernt man die nächsten Stufen der Geldanlage, nämlich Tagesgeld und Festgeld, wahrscheinlich erst sehr viel später im Leben kennen. Dabei sind sie doch mit ihren verschiedenen Zinssätzen ein tolles Rechenbeispiel für den Unterricht. Und wer früh anfängt zu sparen, lernt auch früh den Wert von Geld kennen und ist so weniger gefährdet, in Schuldenfallen zu tappen. 

Raus aus der Schule, rein in die Schuldenfalle?

Hier ein paar In-App-Käufe, da was mit Klarna bestellt und das Bezahlen auf später verschoben. Dank digitaler Zahlmöglichkeiten verliert man schnell die Übersicht, wohin das Geld fließt. Laut aktuellem SchuldnerAtlas Deutschland sind 5,65 Millionen Menschen in Deutschland überschuldet. “Möglicherweise ist dies zurückzuführen auf die steigende Nachfrage nach sogenannten 'Buy now, pay later'-Angeboten (BNPL), die einen Einstieg in die Überschuldungsspirale begünstigen”, heißt es dort. Ein Problem, das die OECD offensichtlich auch erkannt hat: “Stärkung der digitalen Finanzkompetenz” ist deshalb eines der fünf Themen, die künftig durch konkrete Maßnahmen gestärkt werden sollen. Dabei ist es für junge Menschen super wichtig, über Rechte und Pflichten bei Kaufverträgen aufgeklärt zu werden. Geschäftsfähigkeit und Taschengeldparagraf, Widerrufsfrist und Sachmängelhaftung, rechtliche Unterschiede zwischen Laden- und Onlinekauf – das Unterrichtsmaterial “Richtig reklamieren” von Stiftung Warentest vermittelt Schüler:innen der Klassen 8 bis 10 die scheinbar trockenen Fakten alltagsbezogen und schülerorientiert.

Wer Schulden hat und sie nicht abzahlen kann, bekommt schnell einen Schufa-Eintrag und damit richtig große Probleme. Denn mit Schufa-Eintrag ist es schwer einen neuen Handyvertrag zu bekommen oder eine Wohnung anzumieten. Es ist deshalb wichtig, dass wir jungen Menschen den Unterschied zwischen Wünschen und Bedürfnissen vermitteln. Brauche ich wirklich das neueste iPhone oder ist das nur ein Wunsch, den ich mir aktuell nicht erfüllen kann? Lohnt es sich dafür, einen Kredit aufzunehmen? Vermutlich sind sich die meisten jungen Menschen nicht mal bewusst, dass sie gerade einen Kredit aufnehmen, wenn sie “auf Pump” ein neues Handy bestellen. Besonders wichtig ist hier auch die Unterscheidung zwischen einem solchen Konsumkredit und beispielsweise einem Studienkredit wie BAföG. “Verhinderung von Überschuldung und verantwortungsvoller Umgang mit Krediten” empfiehlt auch die OECD. 

Steuererklärung in der Schule lernen?

Ein Thema, das zum Großteil erst nach der Schule relevant wird, aber dafür um so mehr: Steuern. Das Prinzip der Mehrwertsteuer lernen die meisten Schüler:innen noch während der Schulzeit kennen, wenn sie feststellen, dass sie für einen Burger im Restaurant 19 Prozent Steuern zahlen müssen, für einen Burger Zuhause aber nur sieben Prozent. Aber leider gibt es da ja so viel mehr Steuern, mit denen sich Erwachsene auskennen sollten! Kfz-Steuer, Grunderwerbsteuer und natürlich die liebe Lohnsteuer. Fast jeder muss sie zahlen, aber niemand lernt offiziell, wie das eigentlich geht. Der Bund der Steuerzahler bietet dafür extra das kostenfreie “Lernprogramm Einkommensteuer für Unterricht an Schulen” an, das sich an Schüler:innen ab der 9. Klasse richtet. Und warum nicht mal in der Schule eine anonymisierte Lohnsteuerbescheinigung gemeinsam durchgehen? Daran lässt sich wunderbar der Unterschied zwischen Brutto und Netto erklären und man sieht den Einfluss von Kirchensteuer und Steuerklassen auf das Gehalt. Ebenfalls einfach umzusetzen: Gemeinsam eine fiktive Steuererklärung erstellen. Gebt euren Schüler:innen ein fiktives Datenblatt zu einer Familie mit zwei Einkommen, zwei Kindern. Eine Person davon hatte im letzten Jahr Elternzeit, die andere pendelt zur Arbeit und hat ein Arbeitszimmer, beide zahlen in die Riesterrente ein. Schnappt euch dann ein Online-Steuerprogramm und gebt die Daten mal gemeinsam ein – ohne natürlich die Lohnsteuererklärung am Ende abzusenden. 

Warum Schule ein guter Ort ist, um über die Rente zu reden 

Aktuell beträgt das Rentenniveau in Deutschland rund 50 Prozent des durchschnittlichen Einkommens, wenn man 45 Jahre lang eingezahlt hat. Seien wir mal ehrlich: Das ist viel zu wenig zum Leben. Kein Wunder also, dass Altersvorsorge ein Finanzthema ist, das Bund und Länder an Bürger:innen vermitteln sollten. Wer im Laufe seines Berufslebens nicht zusätzlich für den Lebensabend vorsorgt, wird selten genügend Geld zum Leben haben. Das hängt natürlich im Einzelfall vom Gehalt und dem Lebensstandard ab. Das Rentenniveau beschreibt ja nur einen Durchschnitt! Wer aber nicht gerade Fluglotsin ist und frugal lebt, der sollte privat fürs Alter vorsorgen. Wer jung ist, ist hier klar im Vorteil, was die private Vorsorge betrifft. Je länger der Anlagezeitraum ist, desto höher sind die Renditen, die zu erwarten sind. Eine Möglichkeit, das Thema “Teilnahme am Finanz- und Kapitalmarkt, wie es die OECD formuliert, ganz praktisch in der Schule anzugehen, sind Planspiele zum Thema Börse. Schüler:innen können so ganz praktisch (aber im Planspiel eben risikofrei) ausprobieren, was Aktien sind und wie sie zum Vermögensaufbau beitragen können. Idee für alle Eltern von finanztip: Direkt nach der Geburt einen ETF-Sparplan für euer Kind anlegen und ihn monatlich mit 100 Euro besparen. Laut finanztip.de habt ihr dann je nach Rendite nach 18 Jahren folgende Beträge zusammen: 42.827 Euro (3 Prozent Jahreszins), 51.999 Euro (5 Prozent Jahreszins) oder sogar 70.297 Euro (bei 8 Prozent, was der durchschnittlichen Jahresrendite beim ETF MSCI World seit 1975 entspricht). Das wäre doch ein schönes Startkapital fürs Leben! Diese Idee können eure Schüler:innen entweder für sich selbst beherzigen oder für ihre eigenen Kinder einplanen, was uns zum Thema Finanzen in Familie und Partnerschaft bringt. 

Ein Herzensthema: Finanzen in Partnerschaften

Wenn ihr nur ein Finanzthema mit euren Schüler:innen besprechen könnt, dann bitte dieses: fairer Umgang mit Finanzen in Beziehungen und als Eltern. Ich bin immer wieder überrascht, wenn aufgeklärte, intelligente junge Menschen aus meinem Freundeskreis heiraten, ein Baby bekommen und dann plötzlich handeln, als hätten wir 1950. Wie selbstverständlich geht der Mann weiter arbeiten, die Frau geht in Elternzeit. Danach macht sie in Teilzeit weiter, aber bitte keine Leitungsposition, denn die Kinder gehen vor! Und der Mann? Klar, er geht weiter arbeiten. Das Argument: Er verdient ja mehr! Dass sich das auch nicht ändern wird, wenn man als Paar diesem System folgt, verstehen die meisten nicht. Das Problem dabei ist, dass die Frau finanziell abhängig von ihrem Partner wird. Das treibt viele Frauen in die Altersarmut. Durch die Teilzeitarbeit erhalten sie weniger Rentenpunkte und können sich oft keine private Rentenversicherung leisten. Auch ihr Gehalt steigt überwiegend nicht weiter an, weil sie nicht für Führungspositionen infrage kommen. Besonders bitter wird es, wenn sich Ehepaare scheiden lassen, womit man auf jeden Fall rechnen sollte. Laut Statista betrug die Scheidungsrate im Jahr 2023 von Ehen in Deutschland rund 35,74 Prozent. Auf drei Eheschließungen kam damit rechnerisch ca. eine Scheidung. Wird die Ehe geschieden, fällt oft auch die finanzielle Versorgung der Frau weg. Was also tun? 

Sprecht mit euren Schüler:innen über ihre Lebensplanung. Es gibt konkrete Tipps, die ihr ihnen mit auf den Weg geben könnt, die ihnen viele (finanzielle) Probleme im Leben ersparen können. Auf die Themenliste gehören unbedingt folgende Punkte: Vor der Kinderplanung sollten Paare finanzielle Ausgleichszahlungen für den Elternteil besprechen, das sich vorrangig um das Kind kümmert. Noch besser wäre eine gerechtere Aufteilung der Care- und Haushaltsarbeit, sodass kein Elternteil auf Karrieresprünge und Rentenpunkte verzichten muss. Wichtig sind hierbei die Fragen der Kontoführung (beispielsweise 3-Konten-Modell), das Führen eines Haushaltsbuches, die Budgetierung des Haushalts (oder einer Haushaltsplanung, wie es die OECD nennt), die Aufteilung der Care-Arbeit, finanzieller Ausgleich und Ausgleich der Rentenpunkte für Care-Arbeit. 

Wohnen: Kaufen vs. Mieten

Ebenfalls eines dieser Themen, die man sich als junger Mensch so selbstverständlich vorstellt, weil es das in der Elterngeneration häufig war: der Hauskauf. Dann heißt es: Wenn ich mal heirate und wir Kinder bekommen, dann kaufen wir ein schönes Haus am Stadtrand! Doch, dass das heutzutage meist weit über eine halbe Million Euro kostet und damit für viele Familien nicht erschwinglich ist, lernen viele erst, wenn es so weit ist. Das Problem: Viele Menschen halten so sehr am Traum vom eigenen Haus fest, dass sie es kaufen, obwohl sie es sich gar nicht leisten können. Denn neben den einmaligen Kosten wie Kauf- und Nebenkosten, zahlt man für eine Immobilie fortlaufend Grundsteuer und Versicherungen. Außerdem muss man natürlich alle Reparatur- und Sanierungskosten selbst tragen: spätestens nach 30 Jahren braucht ein Haus eine neue Heizungsanlage und ein neues Dach. Aber auch Gartenpflege, Folgekosten durch Baumängel und die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben können ins Geld gehen. Natürlich hat das Kaufen einer Immobilie auch Vorteile: Man kann viele Dinge selbst entscheiden und gestalten und ist vor Mieterhöhungen sicher. Wer hier tiefer eintauchen will, dem sei das Buch “Kaufen oder Mieten” von Gerd Kommer dazu empfohlen. Wie kann ich so eine große Lebensfrage mit Schüler:innen besprechen? Zum einen ist hierfür das gemeinsame Hören und besprechen des Podcasts “Gold & Asche: Projekt Hauskauf” der ARD sehr zu empfehlen, auch eine gemeinsame Podiumsdiskussion bei der die Schüler:innen Pro und Contra des Immobilienkaufs besprechen, ist denkbar oder ihr nutzt unsere zweite Projektidee “Spiel des Lebens” weiter unten im Text. 

Kapitalismus bringt Egoismus hervor, zerstört unsere Natur, verschärft die Schere zwischen Arm und Reich. Er bringt aber auch wettbewerbsbedingte Innovationen hervor, die unser Leben vereinfachen und verbessern. Und: Er ist nun mal das System, in dem wir leben und uns zurechtfinden müssen. Es ist für die Zukunft unseres Planeten unheimlich wichtig, dass junge Menschen verstehen, dass wir verantwortungsvoll mit den (finanziellen) Ressourcen umgehen müssen, die uns gegeben sind. Sie müssen sich ihrer Privilegien und der damit einhergehenden Verantwortung bewusst sein. Bei ihrer Anlageberatung und beim Vertrieb von Versicherungsanlageprodukten müssen Berater:innen seit 2022 ihre Kund:innen auch zu ihren Nachhaltigkeitspräferenzen befragen, heißt es auf der Webseite der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Nachhaltigkeit bei Finanz- und Versicherungsprodukten muss künftig ein wichtiges Kriterium für Bürger:innen sein, findet auch die OECD und nimmt “Nachhaltigkeitspräferenzen (Sustainable Finance)” in ihrer Finanzthemenliste auf. Bis der Vorschlag für eine Finanzbildungsstrategie der OECD angepasst, mit Leben gefüllt und umgesetzt wird, wird sicherlich noch einige Zeit vergehen. Hier deshalb drei Projektideen, wie Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter:innen schon heute das Thema Finanzen in der Schule vermitteln können. 

Drei Projektideen zum Thema finanzielle Bildung für den Unterricht

1.Projektidee: Der FinanzFührerschein

Der FinanzFührerschein ermöglicht es Jugendlichen, wertvolle Finanzkompetenzen für den Alltag zu erlangen. Das Projekt ist an eine echte Führerscheinprüfung angelehnt. Wer die Prüfung erfolgreich besteht, erhält ein FinanzFührerschein-Zertifikat, das praxisnahes Finanzwissen bestätigt. Gut für Lehrkräfte zu wissen: Es gibt einen kleinen FinanzFührerschein für 13 bis15-jährige und einen großen FinanzFührerschein für 16 bis19-jährige. Es gibt interaktive Materialien, aber auch gedruckte Trainings- und Prüfungsbögen, falls keine Internetverbindung zur Verfügung steht. Der FinanzFührerschein ist ein Projekt des Vereins Schuldnerhilfe Essen e. V. und Aktion Mensch e. V. und die Materialien sind kostenlos. 

2. Projektidee: Spiel des Lebens

Diese Idee eignet sich besonders für einen Projekttag, wenn ihr mehr Zeit mit euren Schüler:innen habt. Beim Spiel des Lebens könnt ihr die Stationen in verschiedenen Räumen aufbauen. Im ersten Raum wählen die Schüler:innen, je nach zu erwarteten Abschluss, einen Beruf aus. Im zweiten Raum suchen sie sich eine Wohnung aus. Es werden Verträge für Strom und andere Nebenkosten abgeschlossen. Auch Lebensmittel und Kosten für Freizeitaktivitäten werden ausgesucht. Eure Aufgabe als Lehrkraft ist es, jeden Beruf, den sich die Schüler:innen aussuchen, auch mit einem Gehalt zu versehen und alle Aktivitäten mit Kosten. Im letzten Raum füllen die Schüler:innen dann ein Haushaltsbuch aus. Schnell wird ihnen klar werden, wie hoch die Lebenshaltungskosten sind. Viele werden ihre Ausgaben unterschätzen und im Minus sein. Ein guter Anlass, um darüber zu sprechen, wie sie das im wahren Leben verhindern können! 

3. Projektidee: Eine Schülerfirma gründen

Eine Schüler-Firma ist eine besondere Art von schulischem Projekt, bei dem Schüler:innen eigenständig eine Geschäftsidee entwickeln und darauf aufbauend ihr eigenes Unternehmen gründen. Schülerzeitung, Pausenverkauf, Nachhilfekurse oder selbst bedruckte Hoodies — die Möglichkeiten sind endlos. Schülerfirmen sind häufig längerfristig angelegte Projekte, die die Schüler:innen selbständig führen. Für euch als Lehrkräfte ist es wichtig zu wissen, dass die Schüler:innen das Einverständnis der Schulleitung brauchen und ihr die Aufsichtspflicht habt. Wenn Idee und Businessplan stehen, können die Schüler:innen loslegen. Vergesst nicht, dass die Schüler:innen sich auch um die Buchhaltung kümmern und beim örtlichen Finanzamt nachfragen müssen, ob sie steuerpflichtig sind. 

Finanzielle Bildung ist im schulischen Kontext entscheidend, um junge Menschen besser auf das Leben vorzubereiten. Themen wie Steuern, Schuldenvermeidung, Altersvorsorge und Finanzplanung werden im aktuellen Lehrplan oft vernachlässigt, obwohl sie für den Alltag äußerst relevant sind. Projekte wie der FinanzFührerschein oder Schülerfirmen bieten praxisnahe Ansätze, um Schüler:innen wertvolle Finanzkompetenzen zu vermitteln. Umso wichtiger ist es, diese Themen verstärkt in den Unterricht zu integrieren, damit junge Menschen fundierte finanzielle Entscheidungen treffen können und nicht unvorbereitet in Schuldenfallen oder Altersarmut geraten. Welche Finanzthemen hättet ihr gerne schon in der Schule gelernt? 

Stark-Watzinger/Streichert-Clivot: Der DigitalPakt bringt die digitale Bildung in die Fläche

97 % der Mittel im DigitalPakt Schule 2019-2024 sind bewilligt, fast 1 Milliarde Euro wurden im letzten Jahr ausgezahlt. Der Pakt stärkt die digitale Bildungsinfrastruktur und unterstützt Schulen dabei, auf digitale Lernmethoden umzusteigen.
Von
Redaktion
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Der DigitalPakt Schule 2019-2024 ist auf der Zielgeraden. Mit dem Ende der Antragstellung im Mai 2024 sind 97 Prozent der Mittel im Basis-DigitalPakt Schule bewilligt. In den letzten zwölf Monaten sind im Basis-DigitalPakt Schule knapp eine Milliarde Euro an Bundesmitteln abgeflossen. Mit dem DigitalPakt Schule unterstützt der Bund verstärkte Investitionen der Länder und Gemeinden in die digitale Bildungsinfrastruktur: Er flankiert die Umsetzung der Strategie der Kultusministerkonferenz zur „Bildung in der digitalen Welt“ und legt damit die infrastrukturelle Grundlage. Damit eröffnet der DigitalPakt Schule den Weg vom „Lehren und Lernen mit digitalen Medien und Werkzeugen” hin zum Lernen und Lehren in einer sich stetig verändernden digitalen Realität.

Dazu erklärt Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger:
„Wir haben mit dem Digitalpakt fast alle Schulen in Deutschland erreicht. Uns ist es wichtig, dass Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler für eine moderne Unterrichtsgestaltung auf eine digitale Bildungsinfrastruktur zugreifen können. Es geht darum, gemeinsam unsere Schulen digitaler zu machen und das volle Potenzial digitaler Bildung auszuschöpfen. Da sind wir noch nicht am Ziel. Deswegen braucht es den Digitalpakt 2.0. Klar ist dabei, dass die Unterstützung des Bundes immer nur die nötigen Investitionen der Länder ergänzen kann.“

Christine Streichert-Clivot, Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und Ministerin für Bildung und Kultur des Saarlandes äußert sich dazu:
„Mit dem DigitalPakt Schule haben wir – wie nun am Ende seiner Laufzeit deutlich erkennbar, bedeutende Fortschritte erzielt und die digitale Ausstattung und Infrastruktur an unseren Schulen erheblich verbessert. Länderseitig sind die zur Verfügung stehenden Mittel fast vollständig in Projekten gebunden, so dass wir zu Recht behaupten können, den Grundstein für die digitale Transformation unserer Schulen gelegt zu haben. Aber Digitalisierung ist eine Daueraufgabe und um diese auch in Zukunft nicht zu gefährden, bedarf es wissenschaftlicher, politischer, administrativer, aber auch beachtlicher finanzieller Unterstützung in einer gemeinsamen, nationalen Kraftanstrengung. Die Länder sehen in einer Fortsetzung des DigitalPakts Schule die notwendige Voraussetzung für das Gelingen der Digitalisierung im Schulbereich. Ziel und Maßstab für unser Handeln ist, unsere Schülerinnen und Schüler mit allen Kompetenzen für die digitale Welt, in der wir leben, auszustatten.“

Hintergrund

Neben vielfältigen Maßnahmen und Programmen der Länder zur Förderung der Digitalisierung im Schulbereich ist der DigitalPakt Schule wesentlicher Antrieb dieses digitalen Transformationsprozesses. Er besteht aus mehreren Teilen: Erstens dem 2019 auf den Weg gebrachten Basis-DigitalPakt Schule für den Ausbau der Infrastruktur in den Schulen. Dafür stellt der Bund fünf Milliarden Euro zur Verfügung, die die Länder mit Eigenanteilen ergänzen. Zweitens den drei Zusatzvereinbarungen, die Bund und Länder im Zuge der Corona-Pandemie vereinbart haben: 500 Millionen Euro für ein Sofortausstattungsprogramm, damit Schulen mobile Endgeräte beschaffen und an Schülerinnen und Schüler ausleihen können, die Zuhause keine eigenen Geräte nutzen können, 500 Millionen Euro, um Leihgeräte für Lehrkräfte zu beschaffen sowie 500 Millionen Euro zur Förderung der Administration, um die Nutzbarkeit der digitalen Technik vor Ort zu sichern.
Insgesamt stehen im DigitalPakt Schule somit 6,5 Milliarden Euro des Bundes zur Verfügung. Diese Finanzmittel des Bundes werden von den Ländern mit zehn Prozent Eigenanteil auf 7,2 Milliarden Euro aufgestockt.
Von den zur Verfügung stehenden 6,5 Milliarden Euro in allen vier Programmteilen des DigitalPakt Schule sind bis Juni 2024 insgesamt 3,4 Milliarden Euro Bundesmittel abgeflossen. Das geht aus den Zahlen hervor, die die Länder halbjährlich an den Bund melden.
Im Sofortausstattungsprogramm zur Anschaffung von Leihgeräten für Schülerinnen und Schüler sowie im Zusatzprogramm zur Anschaffung von Leihgeräten für Lehrkräfte waren zum Stichtag 30. Juni 2024 die Mittel nahezu vollständig verausgabt.
Auch im Zusatzprogramm für Administration ist ein Anstieg in Mittelbindung und Mittelabfluss zu verzeichnen. Zum Stichtag 30. Juni 2024 waren insgesamt 77 Prozent der Mittel gebunden. Dies entspricht einem Anstieg von etwa 156 Millionen Euro im Vergleich zum Stichtag 30. Juni 2023. Mit 227 Millionen Euro sind bereits 46 Prozent der Mittel abgeflossen, dies sind 135 Millionen Euro mehr als vor einem Jahr.

Die von den Ländern im DigitalPakt Schule bewilligten Vorhaben können noch bis Ende 2025 gegenüber dem Bund abgerechnet werden. Bei den länderübergreifenden Vorhaben ist die Abrechnung noch bis Ende 2026 möglich.
Mit dem DigitalPakt Schule verfolgen Bund und Länder das gemeinsame Ziel, die notwendigen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass das Bildungssystem in Zeiten des digitalen Wandels Teilhabe und Mündigkeit für alle Heranwachsenden sowie Chancengerechtigkeit für jedes einzelne Kind ermöglicht. Er ermöglicht verstärkte Investitionen der Länder und Gemeinden in die kommunale Bildungsinfrastruktur, die die Grundlage für das Lehren und Lernen in der digitalen Welt bilden. Die Investitionen sichern den Aufbau verlässlicher und leistungsfähiger digitaler Bildungsinfrastrukturen.

Weitere Informationen:
www.digitalpaktschule.de

Der stille Rückzug: Schulverweigerung als unterschätztes Problem

Schulabsentismus ist mehr als bloßes Schwänzen. Erfahre die wahren Ursachen, von Prüfungsangst bis familiären Problemen, und wie Lehrkräfte mit gezielten Maßnahmen helfen, Fehlzeiten zu reduzieren und Schüler:innen langfristig zu unterstützen.
Von
Jonasz Schulze
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“Schwänzen ist keine Diagnose, sondern ein Symptom” – mit dieser Aussage bringt der Leipziger Bildungsforscher Prof. Dr. Heinrich Ricking auf den Punkt, was in Teilen der Gesellschaft nicht wahrgenommen wird: Schulabsentismus ist mehr als das klassische Schwänzen. Hinter der unentschuldigten Abwesenheit von Schüler:innen stecken oft persönliche und soziale Probleme. Doch was führt dazu, dass Jugendliche den Unterricht meiden? Und welche Maßnahmen können helfen, diese Entwicklung frühzeitig zu stoppen? 

Was bedeutet Schulabsentismus? 

Schulabsentismus ist ein Begriff, der vielen Lehrkräften bekannt ist, aber selten in den Vordergrund rückt. Doch was verbirgt sich dahinter? Schulabsentismus beschreibt die unerlaubte und unentschuldigte Abwesenheit von Schüler:innen vom Unterricht. Dieses Phänomen betrifft alle Schularten und Schulstufen. Die Ursachen für das Fernbleiben sind jedoch so vielfältig wie die betroffenen Jugendlichen selbst. 

Nach Ansicht des Absentismus-Forschers Prof. Dr. Heinrich Ricking von der Universität Leipzig handelt es sich dabei um ein komplexes, multikausales Problem, das häufig unterschätzt wird. In den Medien sei oft nur von “Schulschwänzern” die Rede, doch diese Vereinfachung greife zu kurz. “Wir müssen differenzieren”, betont Ricking. Nicht jeder Schüler und jede Schülerin, die regelmäßig fehlen, tut dies aus Desinteresse. Die Ursachen reichen von Prüfungsangst über soziale Isolation bis hin zu familiären Problemen. 

Unsichtbare Gründe: Zwischen Angst, Druck und familiären Lasten 

Schulabsentismus lässt sich selten auf eine einzige Ursache reduzieren. Häufig resultiert er aus einem Zusammenspiel sozialer, emotionaler und familiärer Herausforderungen, die tiefer im System verwurzelt sind. Einige Schüler:innen meiden den Unterricht, weil sie Prüfungsangst haben oder sich im schulischen Umfeld nicht sicher fühlen. Andere erleben einen permanenten Leistungsdruck und fühlen sich den Anforderungen nicht gewachsen. Diese Überforderung ist oft kein individuelles Problem, sondern spiegelt eine fehlende Unterstützung in einem Bildungssystem wider, das nicht immer die Bedürfnisse aller Schüler:innen berücksichtigt. 

Auch familiäre Probleme tragen wesentlich zu diesem Phänomen bei. Studien zeigen, dass etwa 10 Prozent der Schüler:innen, die regelmäßig fehlen, von ihren Eltern zu Hause gehalten werden – sei es, weil sie im Haushalt mithelfen müssen oder weil die Eltern ein kritisches Verhältnis zum System haben. Vor allem in Haushalten, die mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, wird der Schulbesuch oft als zweitrangig betrachtet, da die Bewältigung des Alltags Vorrang hat. Eltern, die unter psychischen Belastungen leiden oder selbst negative Erfahrungen mit dem Bildungssystem gemacht haben, können ungewollt dazu beitragen, dass ihre Kinder nicht regelmäßig zur Schule gehen. Diese Zusammenhänge verdeutlichen, dass Schulverweigerung häufig Ausdruck tiefer liegender struktureller Probleme ist, die nicht allein durch individuelles Handeln gelöst werden können.

Langfristige Folgen: Wie Schulabsentismus Lebenswege verändert 

Für Lehrkräfte ist es entscheidend, die langfristigen Folgen von Schulverweigerung im Blick zu behalten. Wer über längere Zeit nicht zur Schule geht, verpasst nicht nur Lerninhalte, sondern auch soziale Erfahrungen und den Kontakt zu Gleichaltrigen. Schüler:innen, die regelmäßig fehlen, haben ein deutlich höheres Risiko, die Schule ohne Abschluss zu verlassen. Dies verschlechtert nicht nur ihre beruflichen Chancen, sondern verstärkt auch soziale Ungleichheiten. 

Prof. Dr. Petra Buchwald von der Bergischen Universität Wuppertal hebt hervor: „Es gibt viele Kollegen, die sich zu diesem Thema engagieren und angefangen haben, Ursache- und Wirkungsfaktoren zu analysieren.“ Ein wichtiger Faktor ist dabei der soziale Rückhalt, der den Schüler:innen das Gefühl vermittelt, dass sie in ihrer schulischen Umgebung unterstützt und wertgeschätzt werden. In ihren Studien betont Buchwald die Bedeutung von Ressourcen wie Selbstwirksamkeit, die den Schüler:innen hilft, Herausforderungen in der Schule besser zu bewältigen.

Die negativen Folgen von Schulabsentismus beschränken sich jedoch nicht auf das Leben des Einzelnen. Fehlende Schulabschlüsse haben auch Auswirkungen auf die Gesellschaft. Wer ohne Abschluss die Schule verlässt, hat schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, was wiederum das Risiko von Armut und sozialer Ausgrenzung erhöht. Für Lehrkräfte ist es daher wichtig, den Ernst der Lage frühzeitig zu erkennen und gezielte Maßnahmen zur Unterstützung anzubieten. 

Wie eine positive Schulkultur Fehlzeiten verhindern kann 

Lehrkräften kommt bei der Prävention von Schulabsentismus eine entscheidende Rolle zu. Frühzeitige Interventionen können den Verlauf von Fehlzeiten stark beeinflussen. Bereits in der Grundschule zeigen sich oft erste Anzeichen, die auf ein späteres Vermeidungsverhalten hindeuten können. Besonders Kinder, die Schwierigkeiten mit dem Unterrichtsstoff haben oder sich in der Klassengemeinschaft nicht wohlfühlen, benötigen gezielte Unterstützung. 

Eine individuelle Förderung dieser Kinder und Jugendlichen ist daher unerlässlich. In diesem Zusammenhang betont Prof. Ricking die Bedeutung einer positiven Schulkultur. Schulen, die eine unterstützende und wertschätzende Atmosphäre bieten, können das Risiko für Schulabsentismus deutlich senken. Als Lehrkraft sollte man darauf achten, eine Umgebung zu schaffen, in der sich alle Schüler:innen sicher fühlen und ihre individuellen Bedürfnisse ernst genommen werden. Ein sicherer Raum, auch Safe Space genannt, in der Schule kann helfen, Ängste zu mindern und das Zugehörigkeitsgefühl der Schüler:innen zu stärken. 

Ein Beispiel für erfolgreiche Prävention von Schulabsentismus ist das Hamburger Projekt “Jeder Schultag zählt”, das während der Corona-Pandemie an mehreren Schulen umgesetzt wurde. Hier wurden gezielt Maßnahmen erprobt, um Fehlzeiten zu reduzieren. Dazu gehörten regelmäßige Gespräche zwischen den Lehrkräften und den Schüler:innen, in denen persönliche Herausforderungen wie Ängste oder familiäre Probleme thematisiert wurden, ohne dass die Schüler:innen Sanktionen befürchten mussten. Zusätzlich wurden Lernförderprogramme eingerichtet, um versäumten Stoff nachzuholen und Sozialarbeiter:innen unterstützen individuell, insbesondere in Zusammenarbeit mit den Familien. Um die Stärkung der Schulgemeinschaft zu fördern, wurden Workshops zum sozialen Miteinander und Anti-Mobbing-Programme angeboten, um das Zugehörigkeitsgefühl der Schüler:innen zu stärken. Diese Ansätze zeigen, dass Prävention erfolgreich ist, wenn sie auf individuelle Unterstützung, soziale Einbindung und eine positive Schulkultur setzt (Lehrer News berichtete). 

Europäischer Vergleich: Wo steht Deutschland? 

Schulabsentismus ist kein rein deutsches Phänomen. In ganz Europa kämpfen Bildungssysteme mit ähnlichen Herausforderungen. Ein EU-Förderprogramm zeigt, dass die Abwesenheitsraten in Ländern wie Griechenland und der Türkei bei 20 bis 30 Prozent liegen – deutlich höher als in Deutschland, wo die Quote bei etwa 8 bis 10 Prozent liegt. Diese Unterschiede lassen sich teilweise durch die wirtschaftliche Lage der Länder erklären. In Regionen mit hoher Jugendarbeitslosigkeit, wie in Spanien oder der Türkei, fehlt oft der Anreiz, die Schule zu besuchen, da die beruflichen Perspektiven auch mit einem Abschluss begrenzt sind. 

Einige europäische Länder, wie Großbritannien, haben allerdings gezielte Mechanismen entwickelt, um Schulabsentismus besser zu überwachen. Dort erfassen Schulen Fehlzeiten digital und Eltern werden bei unentschuldigten Fehltagen automatisch benachrichtigt. Dieser strukturierte Umgang mit Fehlzeiten könnte auch in Deutschland hilfreich sein, um schneller auf Abwesenheiten zu reagieren und präventive Maßnahmen gezielt einzusetzen. 

Alarmzeichen erkennen: Was Lehrkräfte tun können 

Für Lehrkräfte ist es entscheidend, frühzeitig auf Schulabsentismus zu reagieren. Dabei sollten nicht nur die Fehlzeiten an sich, sondern auch die zugrunde liegenden Ursachen in den Blick genommen werden. Ricking empfiehlt regelmäßige Gespräche mit den Schüler:innen und Eltern zu führen, um mögliche Ängste oder familiäre Probleme frühzeitig zu erkennen. Hierbei sind Empathie und ein offener Dialog besonders wichtig, um den Schüler:innen das Gefühl zu vermitteln, dass ihre Sorgen ernst genommen werden. 

Darüber hinaus kann eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Schulen, Schulsozialarbeiter:innen und Jugendämtern helfen, um gefährdete Schüler:innen besser zu unterstützen. Ein koordiniertes Vorgehen und eine enge Vernetzung der beteiligten Akteure sind der Schlüssel, um langfristige Fehlzeiten zu verhindern und eine gezielte Unterstützung der betroffenen Schüler:innen zu gewährleisten. 

Schulabsentismus – ein unterschätztes Problem 

Schulabsentismus ist ein vielschichtiges Phänomen, das weit über das bloße “Schwänzen” hinausgeht. Die Ursachen reichen von Angststörungen über familiäre Probleme bis hin zu einer generellen Ablehnung des Schulsystems. Frühzeitige Intervention, individuelle Förderung und eine positive Schulkultur sind entscheidende Maßnahmen, um betroffene Schüler:innen zu unterstützen und langfristige Fehlzeiten zu vermeiden. Nur durch eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen Schulen, Eltern, Schulsozialarbeiter:innen und Behörden kann das Phänomen des Schulabsentismus wirksam angegangen werden und den betroffenen Schüler:innen eine erfolgreiche Schullaufbahn ermöglichen.

Bildungsgewerkschaften zum World Teachers Day - GEW und VBE: „Echte Verbesserungen gibt es nur mit uns!“

Am Weltlehrkräftetag fordern GEW und VBE Reformen im Bildungssystem. Sie kritisieren reaktive Politik und betonen Bildung als Grundrecht. Notwendig seien mehr Finanzierung, Fachkräfte und ein nationaler Dialog, um Chancengleichheit zu sichern.
Von
Redaktion
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October 2024
8.10.2024
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Berlin/Frankfurt a.M.,04.10.2024 – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) folgen dem Motto des Weltlehrkräftetages der UNESCO am 5. Oktober: „Hört auf die Stimme der Lehrkräfte – Auf dem Weg zu einem neuen Gesellschaftsvertrag für die Bildung“. Sie solidarisieren sich mit Lehrkräften und Bildungsgewerkschaften weltweit. Mit Blick auf die zunehmenden globalen Krisen  betonen die beiden Vorsitzenden, Maike Finnern (GEW) und Gerhard Brand (VBE), die Bedeutung der Bildung in einem demokratischen System: „Bildung kann Menschen befähigen, sich ein Bild von der zunehmend komplexer werdenden Realität zu machen. Sie kann Minderheiten in ihrem Kampf um Achtung und Würde stärken und einen Weg zu einem erfüllten und erfolgreichen Leben ebnen. Zudem ist Bildung ein Grundrecht in einer demokratischen Gesellschaft. Dieses Grundrecht sehen wir angesichts der vielschichtigen Krisen im Bildungssystem zunehmend in Gefahr.“

Sie mahnen die Politik, den reaktiven Umgang mit schulischen Herausforderungen zu überwinden und aktiv grundlegende Verbesserungen im Bildungssystem anzustoßen. Hierzu Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des VBE: „Seit vielen Jahren stolpern wir von einem Schock zum nächsten. Egal ob Pisa oder OECD-Bildungsbericht, stets kommen neue Herausforderungen ans Tageslicht. Weder die öffentliche Betroffenheit, die darauffolgt, noch die oftmals kopflos wirkenden politischen Reaktionen bewirken, abgesehen von wenigen Ausnahmen, Veränderungen, die auch im Schulalltag ankommen. Dieser Spießrutenlauf muss endlich ein Ende haben. Wir brauchen aktive Maßnahmen zu grundlegenden Veränderungen. Für Schulen, die heutigen und zukünftigen Herausforderungen gerecht werden können. Schulen, in denen alle Beteiligten gerne arbeiten, lehren und lernen. Schulen in denen Multiprofessionalität gelebt und Chancengleichheit effektiv befördert werden kann. Die Lehrkräfte müssen ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag endlich wieder in einem angemessenen Rahmen nachgehen können.“

Ein solcher Prozess könne nur gelingen, wenn die Expertise der Lehrkräfte stärker genutzt wird. GEW-Vorsitzende Maike Finnern betonte: „Wir brauchen eine nationale Kraftanstrengung: Bund, Länder und Kommunen, die Gewerkschaften, Eltern- und Schülervertretungen sowie Wissenschaft und Bildungsadministration müssen sich gemeinsam an einen Tisch setzen und Handlungsstrategien entwickeln. Die Unterfinanzierung und der Fachkräftemangel überlagern alle anderen Fragen und blockieren Lösungen. Das Startchancenprogramm, das gerade anläuft, ist ein Schritt in die richtige Richtung – muss aber besser finanziert werden. Der Digitalpakt 2.0 ist immer noch nicht in trockenen Tüchern – es hakt bei der Finanzierung. Ab 2026 greift schrittweise der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz in der Grundschule – nicht geklärt sind die Finanzierung und die erforderliche Personalausstattung. Wir dürfen die Zukunft der nächsten Generation nicht aufs Spiel setzen und müssen für mehr Chancengleichheit sorgen.“  

Info: Der Weltlehrkräftetag wird seit 1994 jährlich am 5. Oktober gefeiert. Die UNESCO, die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und die Bildungsinternationale (BI) haben ihn ins Leben gerufen. Der 5. Oktober ist für die internationale Bildungsbewegung ein herausragendes Datum: 1964 haben UNESCO und ILO die „Charta zum Status der Lehrerinnen und Lehrer“ angenommen. Damit war es zum ersten Mal gelungen, in einem internationalen Konsens den Status des Lehrberufs in der Gesellschaft und die Verpflichtung der Politik zur Sicherung ausreichender Arbeits- und Lebensbedingungen für Pädagoginnen und Pädagogen festzuschreiben.

Die BI ist der internationale Dachverband von über 380 Bildungsgewerkschaften aus fast 180 Ländern. Sie vertritt weltweit mehr als 32 Millionen im Bildungswesen Beschäftigte. GEW und VBE sind Mitglieder der BI. Weitere Informationen finden Sie hier.

Deutscher Schulpreis 2024: Siebengebirgsschule Bonn zeigt neuen Weg für Unterricht im Brennpunkt

Die Siebengebirgsschule Bonn, im sozialen Brennpunkt gelegen, gewinnt den Deutschen Schulpreis 2024. Sie setzt auf individuelle Förderung und flexible Lernmodelle ohne klassische Stundenpläne. Ziel ist die nachhaltige gesellschaftliche Teilhabe der Schüler.
Von
Helen Mattes
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October 2024
8.10.2024
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Bonn. Der mit 100.000 Euro dotierte Deutsche Schulpreis 2024 geht in diesem Jahr nach Nordrhein-Westfalen: Die Siebengebirgsschule gewinnt den Hauptpreis. Die Förderschule, die in einem sozialen Brennpunkt liegt, hat laut Jury den klassischen Unterricht weitgehend abgeschafft und setzt stattdessen auf individuelle Förderung. 

Der Deutsche Schulpreis wird von zwei Stiftungen vergeben und zeichnet herausragende Schulkonzepte aus. Aus über 80 Bewerbungen wählte die Jury zunächst 20 Schulen aus. Diese Schulen wurden von den Jury-Teams besucht und begutachtet. 15 Schulen wurden schließlich für die Endrunde nominiert. Im Mittelpunkt der Bewertung standen sechs zentrale Kriterien: Unterrichtsqualität, Leistung, Umgang mit Vielfalt, Verantwortung, Schulklima, Schulleben und außerschulische Partner sowie Schule als lernende Institution.

Die Siebengebirgsschule, mit mehr als 250 Schüler:innen, ermöglicht das selbstständige Lernen durch Lernateliers, Kreativwerkstätten und eine Study Hall. An der prämierten Schule gibt es keine starren Stundenpläne, sondern ein flexibles Modell mit Gleitzeit und festen Kernzeiten. Die Schüler:innen arbeiten nach individuellen Arbeitsplänen und verfolgen personalisierte Lernziele. “Die Siebengebirgsschule nimmt Kinder auf, mit denen Regelschulen überfordert sind, und ermöglicht ihnen, ins Lernen zurückzufinden, ihre Talente zu entdecken und hervorragende Leistungen zu erbringen”, so Jury-Sprecher Thorsten Bohl.

 “Ein Kind, das neu an der Schule ist, hat erst mal eine eingeschränkte Freiheit.”

Um das eigenverantwortliche Lernen erfolgreich umsetzen zu können, muss laut Schulleiter Achim Bäumer die Selbstständigkeit von Anfang an beharrlich trainiert werden. Angesichts des hohen Anteils an Schüler:innen mit Migrationshintergrund, der dadurch besonders vielfältigen Schulgemeinschaft sowie der Lage der Schule in einem sozialen Brennpunkt, ist es nach Bäumer von großer Bedeutung, differenzierte und abgestufte Ansätze zu verfolgen, zumal viele der Lernenden negative Erfahrungen an anderen Schulen gemacht haben. “Ein Kind, das neu an der Schule ist, hat erst mal eine eingeschränkte Freiheit. Es hat fest abgesprochene Pausenzeiten, seine Aufgaben und die Lernräume sind stark vorgegeben. Zeigt das Kind, dass es selbstständig lernen kann, lockern sich die Regeln. Das System ähnelt dem der Computerspiele, wo man stets versucht, das nächste Level zu erreichen. Bei uns heißt das, die bessere Cap, also Kappe zu bekommen”, erklärt Bäumer.

Die Siebengebirgsschule verfolgt das Ziel, ihren Schüler:innen eine nachhaltige Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Dabei stehen der erfolgreiche Schulabschluss und die Perspektive eines nahtlosen Übergangs in die Arbeitswelt im Vordergrund. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Schule einen Lern- und Lebensraum gestaltet, der die schulische und persönliche Entwicklung der Schüler:innen durch gezielte und individuelle Fördermaßnahmen unterstützt.

Um diese Ziele erreichen zu können, setzt die Schule auf ein ausgefeiltes digitales Konzept, für das sie bereits während der Corona-Pandemie im Jahr 2020/2021 nominiert wurde. Auf der digitalen Lernplattform finden sich Quizfragen, Erklärvideos und Kompetenzchecks, um eine Lerneinheit erfolgreich abzuschließen. Die Lehrkräfte können dann einsehen, woran die Schüler:innen momentan arbeiten, welche Entwicklungen sie machen und an welchen Stellen es noch Schwierigkeiten gibt. Auf dieser Grundlage werden dann Entwicklungsgespräche mit den Schüler:innen geführt.

Die Siebengebirgsschule Bonn zeigt eindrucksvoll, wie innovative Schulkonzepte in einem herausfordernden Umfeld erfolgreich umgesetzt werden können. Auch in Zukunft dürfte die Schule durch ihre gezielten Fördermaßnahmen und den fortschrittlichen Umgang mit Vielfalt als Vorbild für andere Bildungseinrichtungen dienen.

Lehrerinnengesundheit im Interview: “Es wird dir keiner erlauben, dich krankzumelden.”

Der Schulalltag ist stressig, die eigene Energie am Ende. Josefine ist Achtsamkeitscoach und erklärt, warum Lehrerinnen im Schulalltag stark belastet sind, gibt Tipps, dem Überarbeiten entgegenzuwirken und Mut, die eigenen Bedürfnisse in den Fokus zu rücken.
Von
Julika Ude
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October 2024
7.10.2024
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Der Schulalltag ist stressig, die eigene Energie am Ende. Und dann plagt einen noch das schlechte Gewissen, wenn man sich doch eigentlich besser krankmelden sollte, aber die Klasse und die Kolleg:innen nicht hängen lassen will. Josefine ist Lehrerin, Selbstfürsorge Coach und Mentorin. Auf ihrem (gleichnamigen) Instagram-Profil gibt sie Tipps und Anregungen rund um das Thema Lehrerinnengesundheit und wird so zur Mutmacherin. Im Interview erklärt sie, welchen Unterschied sie zwischen Lehrern und Lehrerinnen im Berufsalltag wahrnimmt, weshalb auch Lehrerinnen eine:n Andiehandnehmer:in gebrauchen können – und wieso ein Kaffeetrinken mit dem eigenen schlechten Gewissen durchaus erkenntnisreich sein kann.

Lehrer-News: Warum richtest du dich mit deinem Instagram-Account Lehrerinnengesundheit speziell an Frauen?

Josefine: Ich bin seit ein paar Jahren als Coach tätig und hatte zunehmend das Gefühl, auch aufgrund der Frauen, mit denen ich gearbeitet habe, dass im Lehrerbereich einfach sehr viel Nachfrage und der Bedarf da ist. Und ich meine, ich sehe es selbst, ich bin Lehrerin. Viele Lehrerinnen brennen mit typisch weiblichen Glaubenssätzen in diesem Schulsystem aus, wie “Mögen mich alle? Bin ich gut genug? Was kann ich tun, damit ich anerkannt werde?” Weil Lehrerinnen mit vielen Menschen arbeiten, spielt das im Schulbereich eine besonders große Rolle. Da ist die Arbeit mit der Schülerschaft, für die ich immer die tollsten Arbeitsblätter machen will, damit sie mich mag und sie motiviert ist. Dann gibt es die Eltern, denen ich es auch unbedingt recht machen möchte, weil ich keine Konflikte will. Und dann kann es den Schulleiter geben, von dem ich mich bewertet fühle, auch wenn er das vielleicht gar nicht macht. Aber ich kenne das unter Beobachtung stehen vielleicht noch aus dem Referendariat und habe ohnehin das Gefühl, alles bewertet mich (auch als Frau).

Deswegen geht es bei meinem Account nicht um Lehrer:innen-Gesundheit, sondern wirklich um Lehrerinnen-Gesundheit. Denn Lehrerinnen sagen irgendwann zum Beispiel durch die Mehrfachbelastung mit doch immer noch oft Haushalt, manchmal Kindern oder zu pflegenden Eltern, was immer noch hauptsächlich auf Frauen lastet: “Boah, ich bin eigentlich auch noch Lehrerin. Und es steht mir irgendwo, also entweder bis hier oder schon weit drüber.”

Lehrer-News: Gibt es im Berufsalltag Momente, in denen der Unterschied zwischen Lehrern und Lehrerinnen besonders deutlich wird?

Josefine: In meinem eigenen Schulalltag habe ich immer wieder gestaunt, mit welcher Leichtigkeit Lehrer sagten: “Mein Handy ist jetzt halt aus.” Für sie ist dann total klar, ihre Arbeitszeit ist zu Ende. Währenddessen fahren viele Frauen im Gedankenkarussell weiter und überlegen über Stunden: “Hätte ich den Eltern am Telefon etwas anders sagen können? Was hätte ich noch anbieten können?” 

Für mich sind ein besonders gutes Beispiel Klassenlehrer der fünften Klasse: Die Frauen waren alle in der letzten Woche der Sommerferien schon da. Sie haben ihren Klassenraum mit Handlettering geschmückt, Willkommensgeschenke personalisiert und die Männer so: “Hm, ich kann halt nicht basteln.” So etwas höre ich oft: “Ich bin doch ein Mann, ich kann nicht multitasken.” Obwohl heute klar ist, dass das keiner wirklich kann, bis auf ein bis zwei Prozent der Weltbevölkerung. Das sind Glaubenssätze, aber total schützende Glaubenssätze. Dann heißt es aber, die Frauen können das, dabei können wir das nicht. Es wird uns nur zugeschrieben. Das bedeutet im Endeffekt immer die Möglichkeit, dass uns mehr Arbeit aufgehalst wird – mehr unbezahlte Arbeit, die immer noch besonders auf Frauen zurückfällt.

Lehrer-News: Was bedeutet für dich Lehrerinnengesundheit?

Josefine: Lehrerinnengesundheit bedeutet, sich selbst in den Fokus zu rücken. Das Wahrnehmen der eigenen Grenzen, das Priorisieren der eigenen Bedürfnisse und zu verstehen, dass wenn ich mich um andere kümmern will, ich mich wirklich erst um mich kümmern muss, damit ich das andere überhaupt auf Dauer kann. Ich glaube, hinter vielen Entscheidungen steht, die Bedürfnisse der anderen vor die eigenen zu stellen. So machen einige Lehrerinnen keine Pause, weil Eltern schon da sind, oder weil die Schüler etwas haben.

Lehrerinnengesundheit beginnt damit, den Fokus auf sich zu lenken. Nicht nur auf die eigene Hülle, auch auf das Innere. Viele trauen sich da nicht dran, weil sie denken, sie dürften nie den Anschein machen, als würde es ihnen mental nicht gut gehen. Das ist immer noch nicht nur verpönt, sondern auch ein strukturelles Problem bei Beamten. Als Referendarin oder Studentin kann man keine Psychotherapie machen, ohne zu fürchten, deswegen nicht verbeamtet zu werden.

Lehrer-News: Gab es in deiner Laufbahn Ereignisse, die dir bewusst gemacht haben, wie sehr Gesundheit im Lehrerinnen-Alltag untergeht?

Josefine: Definitiv. Natürlich sehe ich das immer wieder bei anderen, aber ich habe es selbst auch ganz klar bei mir gesehen. Gerade im Referendariat, aber auch die ein, zwei Jahre danach lag mein Fokus schon sehr, sehr stark auf der Schule. Was häufig fehlt, ist den eigenen Körper als ein Ding zu erkennen, das keine unendlichen Kräfte hat. Das kann im ersten Moment eine unangenehme Erkenntnis sein.

Ich habe selbst eine sehr heftige chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die zum Teil echt schlimm verlaufen ist. Das war eine wichtige Erkenntnis für mich: Nicht mit dem Kopf durch die Wand zu gehen und so zu tun, als wäre nichts, sondern zu erkennen, die Erkrankung ist da und sie ist eventuell da, weil ich mich im Referendariat und in den ersten Jahren in meinem Job wirklich überanstrengt habe, und zwar dauerhaft.

Lehrer-News: Viele Lehrerinnen haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich krankmelden, weil sie niemanden hängen lassen wollen. Woher denkst du, kommt das?

Josefine: Ich lese das auf Instagram häufig in meinen Privat-Nachrichten. Nach einem Post von mir, in dem es um das Krankmelden ging, las ich immer wieder: “Danke, dass du das aussprichst. Jetzt traue ich mich eher, morgen mal zu Hause zu bleiben.” Dahinter steht wieder, die eigenen Bedürfnisse nicht vor Augen zu haben. Und zweitens nach jemandem im Außen zu suchen, der mir die Erlaubnis erteilt für etwas, das ich eigentlich körperlich spüre, nämlich, dass ich mich nicht fit fühle.

Es wird dir keiner erlauben, dich krankzumelden, niemand. Das heißt, du musst endlich so erwachsenwerden, dass du dir selbst diese Erlaubnis erteilen kannst. Und das auch, wenn noch ein Rest schlechtes Gewissen da ist, was durchaus verständlich ist. Aber dann geh mit diesem schlechten Gewissen doch mal Kaffee trinken und schreib dir im Zweifel diesen Dialog auf. Was sagt dir dein schlechtes Gewissen? Ist es: “Jetzt bin ich nicht da und meine Schüler schreiben bald die Arbeit.” Oder: “Ich lasse meine Kollegin jetzt hängen.” Bis dann kommt: “Ich bin aber krank. Es geht mir schlecht.” Das ist Begründung genug an sich.

Lehrer-News: Was rätst du Lehrerinnen, die sich von dem schlechten Gewissen trotzdem nicht lösen können?

Josefine: Das kann ich verstehen, weil da oft viele Komponenten mit hineinspielen. Ich kann da immer wieder nur raten, sich Hilfe zu suchen. Das kann der Austausch mit einer Kollegin oder einer Freundin sein, aber dafür sind auch Coaches da. Die können für sehr konkrete Hilfe sorgen und dann im Endeffekt für Erleichterung.

Lehrer-News: Wo müssen strukturelle Änderungen ansetzen, damit der Schulalltag der Lehrerinnengesundheit weniger schadet?

Josefine: Ich glaube, wir sind uns einig, dass im ganzen Schulsystem strukturelle Änderungen dringend an der Zeit sind. Ich meine, es gab das Gerichtsurteil zur verpflichtenden Arbeitszeiterfassung, die aber nicht für Lehrer gilt (Lehrer-News berichtete). Es sind viel, viel mehr außerunterrichtliche Aufgaben dazugekommen, die nirgendwo aufgeführt werden. Da muss die Kultusministerkonferenz aus meiner Sicht dringend etwas ändern.

Und ich glaube, dass es im Referendariat ganz dringend Reformbedarf gibt. Ich habe viel mit Referendarinnen zu tun. Für sie ist es natürlich deutlich schwieriger, eigene Grenzen zu ziehen, weil sie noch viel jünger sind. Und sie denken, sie können jetzt endlich das machen, was sie machen wollen: Lehrerin sein. Der Alltag sieht dann aber gar nicht so aus, wie sie sich das vorstellen. Sich gegen Aufgaben zu stellen oder mal was zu sagen, wird gestoppt von der Sorge, es könnte Ärger mit den Fachleitungen geben. Fachleitungen und die, die sie einstellen, sollten eine gewisse Fortbildung im Persönlichkeitsbereich nachweisen müssen. Ich glaube, da sitzen ganz viele, die diesen Aufstiegsweg gegangen sind, weil sie nicht so gerne unterrichten und vielleicht auch ein ziemlich verkorkstes Bild vom Menschen haben. Die sind fertig mit ihrer Ausbildung, sind vierzig oder fünfzig Jahre alt und fühlen sich persönlich beleidigt in den merkwürdigsten Situationen, was sie dann durch ihre Machtposition an Referendaren auslassen und Druck erzeugen können.

Lehrer-News: Was sind deine Top-Tipps für Lehrer- und Referendarinnen, die im stressigen Schulalltag zwischendurch helfen?

Josefine: Für mich fängt alles mit dem Atem und dem Sich-Selbst-Wahrnehmen an. Da ist die Atmung total hilfreich, weil wir sie immer dabei haben. Um mehr Bewusstheit in den Alltag zu bringen und um frühzeitig zu erkennen, wenn etwas zu viel ist, kann durchatmen helfen, sobald die Klasse aus dem Raum ist. Dabei kann ich mir die Hand aufs Herz legen, um zu merken, wie es mir geht und wie anstrengend das war, was ich bis jetzt schon gemacht habe. Oder ich entscheide mich, im Klassenraum alleine zu bleiben, um mal ein paar Minuten ganz ohne Input zu sein.

Es gibt außerdem das schöne Akronym WAIT: Why Am I Talking? Wir Lehrer reden wahnsinnig viel im Schulalltag und da hilft es sich zu fragen, ob ich im Unterricht viel reden, und dann noch in der Pause zu allem meinen Senf geben muss, oder, ob ich mir nicht eine Übung für die Schüler ausdenke, bei der ich mich zurücklehne und mal nur zuhöre.

Was ich auch als sehr hilfreich empfinde, und am Anfang jeder Stunde mit meinen Kursen mache, sind Klassenachtsamkeitsübungen. Es macht total viel aus, am Anfang einer Stunde für Ruhe zu sorgen. Die Schüler empfinden das als sehr positiv und ich auch, weil es ein paar Minuten entweder leise oder lustig, aber auf jeden Fall noch nicht das Fach ist, was ich jetzt unterrichte – und immer erstmal ein kurzes Ankommen. 

Lehrer-News: Liegt dir ein Tipp am Herzen, der keine leichte Kost für zwischendurch ist?

Josefine: Ich glaube, dass sich zu viele Lehrerinnen mit einem unzufriedenstellenden Zustand zufriedengeben. Und ich glaube, dass Lehrerinnen miteinander und nicht gegeneinander viel mehr daran ändern könnten. Vielleicht nicht im großen System, aber immer wieder für ihre Situation an ihrer Schule, im Gespräch mit Kollegen oder Schulleitern. Deswegen mein Tipp: Gib dich nicht zufrieden, ändere den Zustand, wenn er für dich nicht gesund und nicht gut auszuhalten ist. Und mach dich nicht immer so klein. 

Lehrer-News: Vielen Dank für das Gespräch!

Die aktuell besten Filme für den Geschichtsunterricht

Ob Erster Weltkrieg oder Drittes Reich, manche Ereignisse sind für Jugendliche kaum vorstellbar. Filme im Geschichtsunterricht machen historische Stoffe greifbarer. Welche drei aktuellen historischen Filme sich dafür eignen und was ihr dabei beachten solltet.
Von
Birte Frey
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October 2024
7.10.2024
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Schlieffen-Plan? Kontinentalkrieg? Historische Fakten sind für Schüler:innen oft sehr abstrakt. Um sich wortwörtlich ein Bild davon zu machen, wie es zum Beispiel war, als junger Mensch den Ersten Weltkrieg zu erleben, helfen historische Spielfilme immens. Mit dem Begriff historischer Spielfilm sind solche Filme gemeint, die historische Ereignisse zeigen. In manchen dieser Geschichtsfilme werden wahre Begebenheiten nachgespielt, in anderen ist eine erfundene Handlung zu sehen, die sich in einem historisch relevanten Rahmen, wie zum Beispiel inmitten des Ersten Weltkrieges, abspielt. 

Historische Spielfilme im Unterricht einsetzen

Wichtig für den Einsatz im Unterricht ist die gemeinsame Einordnung mit den Schüler:innen: Filme zeigen keine exakten historischen Begebenheiten. So wie bei der Geschichte der Menschheit selbst handelt es sich bei historischen Filmen immer um eine Interpretation der Ereignisse. Besonders deutlich wird das am Beispiel Dialogen – die allermeisten Gespräche in historischen Spielfilmen sind nicht belegt. Sie könnten so stattgefunden haben, aber wir wissen es nicht genau. Und natürlich raffen Drehbuchautor:innen Handlungen, spitzen Spannungsbögen zu und führen Liebesgeschichten ein, wo in der Realität wahrscheinlich nur Platz für Todesangst und Überlebenskampf war. Und dieses Vorgehen hat seine Berechtigung. Anders wäre es nicht möglich, große historische Stoffe unterhaltsam in zwei Stunden zu erzählen. Es ist aber wichtig, das auch so einzuordnen, wenn man mit jungen Menschen Filme in der Schule anschaut, wo sie zu Recht Wahrheit und Faktentreue erwarten. 

“Die Farbe Lila” als Musicalfilm

Die Afroamerikanerin Celie wächst zu Beginn des 20. Jahrhunderts zusammen mit ihrer Schwester in den Südstaaten der USA auf. Sie wird mit 14 Jahren zwangsverheiratet und erlebt ihr Leben lang viel Gewalt von ihrem Ehemann. Er verbietet ihr auch den Kontakt zu ihrer Schwester, die ihr sehr wichtig ist. Im Laufe des Films wird klar: Celies Geschichte steht beispielhaft für viele schwarze Frauen ihrer Zeit. Sowohl die Buchvorlage als auch die erste Verfilmung von 1985 sind weltweit ein Erfolg gewesen. Die neue Version des historischen Klassikers soll die heutige junge Generation ansprechen und basiert deshalb auf dem – ebenfalls sehr erfolgreichen – Broadway-Musical. Sprich: Es wird gesungen. Was erstmal abschreckend wirken kann, ist in diesem Fall aber sehr gelungen. Die Hauptrolle Celie Harris Johnson wird nämlich von der US-amerikanischen R&B-Sängerin und Grammy-Preisträgerin Fantasia Barrino gespielt, die diese Rolle auch im Musical übernommen hat und damit die perfekte Besetzung für den Film ist. Auch deshalb ist “Die Farbe Lila” einer der Filme, bei denen es sich wirklich lohnt, sie in Originalsprache anzuschauen. Aber auch die deutsche Übersetzung ist ordentlich, besprecht hier am besten mit euren Schüler:innen, ob sie es sich zutrauen, den Film auf Englisch zu schauen und entscheidet dann gemeinsam. Der Film “Die Farbe Lila” (FSK12) ist 2024 in Deutschland erschienen und aktuell auf Amazon Prime verfügbar. 

“Im Westen nichts Neues” neu verfilmt 

“Im Westen nichts Neues” ist ein Antikriegsfilm von Edward Berger. Es ist die insgesamt dritte Verfilmung von Erich Maria Remarques Roman “Im Westen nichts Neues” aus dem Jahr 1929. Der Roman wurde 1933 von den Nazis verboten. Sehr sehenswert dazu ist auch der Beitrag “Im Westen nichts Neues: die Geschichte dahinter” von MrWissen2go. Die Geschichte um den 17-jährigen Paul Bäumer, der sich freiwillig zum Kriegsdienst meldet, lässt keinen Zweifel daran, dass Krieg nichts mit der heroischen Propaganda zu tun hat, die während des Ersten Weltkrieges verbreitet wurde. Nach und nach sterben seine Schulfreunde in sinnlosen Scharmützeln gegen die französische Armee als Kanonenfutter. Gerade für Jugendliche ist Bäumers Geschichte sehr bewegend, weil sie das Gefühl des jungen Bäumer, etwas in der Welt bewegen zu wollen, so gut nachvollziehen können. Der Film ist auch ein guter Anlass mit Oberstufenschüler:innen über Extremismus in der heutigen Zeit zu sprechen, beispielsweise Rekrutierungsversuche von Islamist:innen auf Instagram oder Nazis auf der Schulbank. Der Film “Im Westen nichts Neues” (FSK16) ist 2022 erschienen und aktuell auf Netflix verfügbar. 

The Zone of Interest – in Zellophan gehüllte Gewalt

Der oscarnominierte Film “The Zone of Interest” des britisch-jüdischen Regisseurs Jonathan Glazer zeigt den Alltag des Konzentrationslager-Kommandanten Höß und seiner Familie, die direkt neben dem Konzentrationslager (KZ) Auschwitz gelebt haben. Das Bellen der Hunde, das Gebrüll der SS-Männer, die Schüsse – hinter der Mauer ist das KZ zu hören. Zu sehen sind aber das geräumige Haus und der gepflegte, beschauliche Garten der Familie Höß. Als wäre nichts gewesen, leben sie neben dem KZ. Immer deutlicher wird: Sie wissen genau, was da hinter der Mauer passiert. Sie sehen den Rauch der Krematorien, die Kinder spielen mit Goldzähnen der Getöteten, die Mutter trägt Pelz, den sie aus der Lagerhalle des KZ genommen hat. Sie wissen, was passiert, aber es ist ihnen gleich, weil es ihrer antisemitischen Einstellung entspricht und sie sich täglich an dem Leid der Opfer bereichern können. Die Historikerin Martina Bitunjac beschreibt es in ihrem Artikel „The Zone of Interest“. Auschwitz als Hölle und „Paradiesgarten“” auf geschichtedergegenwart.ch so “Der Film „The Zone of Interest“ hüllt die Gewalt in ein Zellophan aus Empathielosigkeit, politischem Fanatismus und erdrückender Gleichgültigkeit der Akteure am Ort des Terrors.” Der Film “The Zone of Interest” (FSK12) ist 2023 erschienen und aktuell auf Amazon Prime verfügbar. 

Wer noch einen Schritt weitergehen will, als die historischen Spielfilme gemeinsam anzuschauen und nachzusprechen, der kann eine Filmanalyse mit seinen Schüler:innen durchführen. Die Bundeszentrale für politische Bildung empfiehlt hierfür, mit einem Ausschnitt von maximal 20 Minuten zu arbeiten und stellt eine Tabelle zur Verfügung, die dabei hilft, historische Spielfilme Schritt für Schritt zu dekonstruieren. Durch dieses gemeinsame Durcharbeiten des Filmes könnt ihr euren Schüler:innen zeigen, dass historische Filme großartig sind, um sich in die dargestellte Zeit hineinzuversetzen und Bilder im Kopf zu malen, die ein Zahlenstrahl im Geschichtsbuch nie hervorrufen würde. Sie werden dadurch aber auch verstehen, dass sie historische Filme nie als Quellen für historische Begebenheiten heranziehen können und ihre Vorstellung von der Vergangenheit immer hinterfragen müssen. Welche historischen Spielfilme der letzten Jahre haben euren Schüler:innen besonders gut gefallen und was haltet ihr davon, ganze Serien im Unterricht zu schauen? 

Gewalt an Schulen: DGUV-Umfrage und Vorfall in Ettenheim alarmieren

Der Messerangriff in Ettenheim spiegelt einen Anstieg der Schulgewalt wider. Eine DGUV-Umfrage zeigt: 56 % der Lehrer melden mehr psychische, 44 % mehr körperliche Gewalt. Zwar gibt es Präventionsmaßnahmen, doch die Nachsorge bleibt oft unzureichend.
Von
Helen Mattes
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October 2024
6.10.2024
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Ettenheim. In einer Werkrealschule im baden-württembergischen Ettenheim soll am Dienstagmorgen ein Jugendlicher nach einem Streit einen anderen mit einem Messer attackiert haben. Die Polizei rückte mit einem Großaufgebot an. Ein Rettungshubschrauber brachte den verletzten Jungen in ein Krankenhaus. Der mutmaßliche Täter wurde von der Polizei widerstandslos festgenommen. Die Kriminalpolizei hat die weiteren Ermittlungen übernommen. Der genaue Tathergang sowie das Motiv des Verdächtigen seien derzeit noch unklar, erklärte ein Sprecher der Polizei. Nach bisherigen Erkenntnissen waren keine weiteren Schüler:innen in den Vorfall verwickelt.

Der Vorfall in Ettenheim steht exemplarisch für eine besorgniserregende Entwicklung an deutschen Schulen: Die Gewalt unter Kindern und Jugendlichen hat zugenommen. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Umfrage der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), bei der tausend Lehrkräfte zu ihren Erfahrungen im Schulalltag befragt wurden. 56 Prozent der Lehrkräfte berichten von einem Anstieg psychischer Gewalt, darunter Beleidigungen, Beschimpfungen und Mobbing. 44 Prozent der Befragten nehmen eine Zunahme von körperlicher Gewalt unter den Schüler:innen wahr.

Ein Drittel der befragten Lehrkräfte war im vergangenen Schuljahr mindestens einmal pro Woche mit körperlicher Gewalt unter Schüler:innen konfrontiert – sei es durch Vorfälle während des Unterrichts, bei der Pausenaufsicht oder als hinzugezogene:r Klassenlehrer:in. Fast die Hälfte der Lehrkräfte beobachtete im selben Zeitraum mindestens wöchentlich Fälle von psychischer Gewalt unter den Schüler:innen.

Die DGUV hat nicht nur Lehrkräfte befragt, sondern auch eigene Statistiken zu Unfällen veröffentlicht, bei denen Gewalt unter Schüler:innen eine Rolle spielte: Die Zahl der gewaltbedingten Unfälle an Schulen stieg im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um rund 11.000 auf 64.897. Trotz des Anstiegs liegt die Zahl immer noch unter dem Niveau von vor der Pandemie im Jahr 2019, als 72.973 solcher Unfälle registriert wurden. Der DGUV-Hauptgeschäftsführer Stefan Hussy warnt davor, aufgrund der rückläufigen Unfallzahlen zu glauben, dass alles in Ordnung sei, denn die Unfallstatistik zeige kein vollständiges Bild des tatsächlichen Gewaltgeschehens an Schulen. “Insbesondere psychische Gewalt und ihre Folgen tauchen darin nicht auf. Um ein Gesamtbild der Lage an allgemeinbildenden Schulen nach der Pandemie zu erhalten, haben wir daher diejenigen gefragt, die für die Sicherheit und Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Schulen besondere Verantwortung tragen: Lehrerinnen und Lehrer”, so Hussy. 

Trotz des Anstiegs gewaltbedingter Unfälle sind schwere Verletzungen wie in Ettenheim weiterhin selten. Laut DGUV führten 5200 dieser Fälle zu Knochenbrüchen, und lediglich in elf Fällen wurde erstmals eine Unfallrente gewährt. Trotz der seltenen schweren Verletzungen spiegelt der Anstieg gewaltbedingter Unfälle eine wachsende Problematik wider. Angesichts dieser Entwicklung überrascht es den Präsidenten des Lehrerverbandes NRW, Andreas Bartsch, nicht, dass die Umfrage alarmierende Ergebnisse liefert. “Schule ist ein Spiegelbild der Gesellschaft: Wir stellen eine Verrohung der Sprache fest, aber auch eine immer geringere Frustrationstoleranz und eine gewisse Hemmungslosigkeit, was Beleidigungen und Gewalt angeht”, erklärt Bartsch. 

Neben den alarmierenden Ergebnissen wirft die Umfrage auch ein Licht auf mögliche Ursachen für die zunehmende Gewalt: 93 Prozent der Lehrkräfte führen die Ursachen auf persönliche Faktoren wie Impulsivität oder fehlende Empathie zurück. 78 Prozent nannten familiäre Hintergründe wie einen niedrigen Bildungsstand der Eltern oder Gewalt im Elternhaus. Auch der Konsum problematischer Medien, wie ungefilterte oder falsche Informationen im Internet, wurde als Ursache erwähnt. Seltener, in 28 Prozent der Fälle, wurden schulische Faktoren wie ein negatives Schulklima als Auslöser für psychische Gewalt gesehen. Bartsch ist der Meinung, dass neben der Pandemie und die damit verbundene Isolation von Kindern und Jugendlichen, vor allem die sozialen Medien einen negativen Einfluss auf junge Menschen haben und zur Gewaltproblematik beitragen. 

Andrea Heck, die Vorsitzende des Elternvereins NRW, machte deutlich, dass das Problem schon lange bestehe und sprach sich für eine bessere psychologische Betreuung sowohl der Opfer als auch der Täter:innen aus. Sie kritisierte den Mangel an Schulpsycholog:innen und Anlaufstellen für Eltern. Auch die befragten Lehrkräfte äußerten den Wunsch nach mehr Unterstützung durch Schulsozialarbeiter:innen und forderten eine entschlossenere Haltung des Kollegiums und der Schulleitung: Gewalt unter Schüler:innen hat nämlich auch eine starke Auswirkung auf das Wohlbefinden der Lehrer:innen (Lehrer News berichtete). 

Trotz der Bemühungen um mehr Unterstützung und klare Maßnahmen bleibt die Nachsorge in vielen Schulen ein Schwachpunkt. Gewaltprävention ist zwar an vielen Schulen bereits ein fester Bestandteil des Unterrichts, doch die Nachbetreuung, wie etwa Streitschlichterprogramme, fehlt laut den befragten Lehrkräften oft: 84 Prozent der Lehrkräfte berichteten, dass an ihrer Schule Maßnahmen zur Gewaltprävention fest verankert sind. Allerdings gaben nur 41 Prozent an, dass es auch ein Nachsorgekonzept, wie etwa ein Streitschlichterprogramm, an ihrer Schule gibt.

Um Gewalt an Schulen entgegenzuwirken, sind nicht nur verstärkte Präventionsmaßnahmen notwendig, sondern auch eine bessere Nachsorge durch Schulpsycholog:innen und Sozialarbeiter:innen sowie ein genauerer Blick auf den Einfluss von sozialen Medien und familiären Hintergründen.

Fortbildung von Lehrkräften: DPhV und Fachverbände drängen auf Professionalisierung der dritten Phase

Der Deutsche Philologenverband fordert eine Professionalisierung der dritten Phase der Lehrkräftebildung. Die KMK sollte die SWK-Empfehlungen ernst nehmen. Eine Fortbildungsverpflichtung ohne Senkung des Unterrichtsdeputats wird vom DPhV abgelehnt.
Von
Redaktion
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October 2024
5.10.2024
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  • KMK sollte Empfehlungen der SWK dazu ernst nehmen
  • Fortbildungsverpflichtung wäre allerdings kontraproduktiv

Angesichts der qualitativ und quantitativ bisher unzureichenden Fort- und Weiterbildungsangebote für Lehrkräfte erwarten der Deutsche Philologenverband (DPhV) und Fachverbände von der Kultusministerkonferenz (KMK) und von den Kultusministerien der Länder endlich die Professionalisierung der dritten Phase der Lehrkräftebildung. Dies ist eines der Kernergebnisse des vom DPhV organisierten Runden Tisches.

DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Die Fort- und die Weiterbildung von Lehrkräften muss wesentlich mehr Aufmerksamkeit erfahren als bisher. Hier fehlt ein übergreifendes Konzept – auch gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Dabei liefert das jüngste Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) wichtige Impulse. Doch wir haben das Gefühl, dass die KMK das Thema nicht ernsthaft genug aufnimmt. Ohne eine strukturelle Professionalisierung der berufsbegleitenden Lehrkräftefort- und Weiterbildung und ohne entsprechende Ressourcen ist eine Bewältigung der Herausforderungen im Bildungswesen kaum zu gewährleisten.

“Lin-Klitzing weiter: „Die Lehrkräftefort- und Weiterbildung in Deutschland ist sowohl qualitativ als auch quantitativ nicht gut genug aufgestellt. Dabei würden gute Angebote sowohl die Kompetenzen der Lehrkräfte als auch die Attraktivität des Berufs erhöhen. Um angemessene Fortbildungsmöglichkeiten gewährleisten zu können, sind entsprechende Rahmenbedingungen an den Schulen unerlässlich. Dazu gehört u.a. die Senkung des Stundendeputats, um Freiräume für Fort- und Weiterbildungen in Präsenz und digital zu schaffen.“

Der Runde Tisch der Fachverbände war sich darin einig, dass Qualitätsstandards für die digitale und die Präsenz-Fortbildung geschaffen werden müssen, so wie er sich darin einig war, dass die berufsbegleitende Fortbildung selbstverständlich zu den Pflichten jeder Lehrkraft gehöre. Diese Pflicht bedeute allerdings nicht, dass ein zeitlich und inhaltlich festgelegtes Fortbildungskontingent auf das seit fast einem Jahrhundert zu hohe Unterrichtsdeputat oben draufgeschnürt wird – wie seit einiger Zeit ohne zureichende empirische Belege gefordert. Die Voraussetzung für die Wahrnehmung von Fortbildungsangeboten ist vielmehr eine deutliche Senkung des Unterrichtsdeputats. Die dritte Phase sollte nach Überzeugung des Runden Tisches strukturell und an Qualitätsstandards orientiert die fachwissenschaftliche, fachdidaktische und pädagogische Professionalisierung der Lehrkräfte umfassen. Ihre verbindliche Ausgestaltung darf nicht einseitig an jeweils modisch aktuellen Formaten orientiert sein, wie z.B. dem hauptsächlichen Fokus auf Mikrofortbildungen oder nur schulinternen Lehrkräftefortbildungen, sondern muss grundsätzlich sowohl Mikro- als auch (deutlich mehr!) Makrofortbildungen umfassen. Ebenso muss ein entsprechend qualifiziertes Angebot strukturell sowohl die individuelle und fachliche Fortbildung als auch schulinterne, dezentrale und zentrale Angebote umfassen.

Die SWK hatte in ihrem Gutachten „Lehrkräftegewinnung und Lehrkräftebildung für einen hochwertigen Unterricht“ (2023)[1] mehrere Empfehlungen zur Lehrkräftefortbildung gegeben, beispielsweise die Einführung datenbasierter Angebotsplanungen, systematische Qualitätssicherung hinsichtlich der Gewinnung von Fortbildenden oder transparentere Modelle für die Finanzierung staatlicher Angebote. Nicht geteilt wird – wie oben bereits ausgeführt – der Vorschlag einer quantifizierten Fortbildungsverpflichtung (30 Stunden): Verpflichtung vor qualifiziertem Angebot und ohne Deputatssenkung ist nicht vermittelbar. Entsprechende Erfahrungen von einigen Bundesländern, die ihre Fortbildungsverpflichtung wieder rückgängig gemacht haben, liegen bereits vor. Hingegen sei es aus Sicht des Runden Tisches notwendig, grundsätzlich eine neue, ausreichende Finanzierung der dritten Phase in den Landeshaushalten explizit auszuweisen.

Folgende Fachverbände, die am Runden Tisch teilgenommen haben, unterstützen die Forderung ebenfalls:

Arbeitsgemeinschaft für Evangelische Erziehung und Bildung in Deutschland (AEED) e. V.

BDK Fachverband für Kunstpädagogik e. V.

Bundesverband der katholischen Religionslehrer und -lehrerinnen an Gymnasien (BKRG) e. V.

Bundesverband Musikunterricht (BMU) e. V.

Dachverband der Geowissenschaften (DVGeo) e. V.

Deutsche Mathematiker-Vereinigung (DMV) e. V.

Deutsche Vereinigung für Politische Bildung (DVPB) e. V.

Deutscher Altphilologenverband (DAV) e. V.

Deutscher Germanistenverband e. V. (Fachverband Deutsch)

Deutscher Spanischlehrkräfteverband (DSV) e. V.

Fachverband Philosophie e. V.

Gesamtverband Moderne Fremdsprachen (GMF) e. V.

Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) e. V.

Gesellschaft für Informatik (GI) e. V.

Verband Deutscher Schulgeographie (VDSG) e. V.

Vereinigung der Französischlehrerinnen und -lehrer (VdF) e. V.

Verband der Geschichtslehrerinnen und -lehrer Deutschlands e. V.

[1] https://www.swk-bildung.org/veroeffentlichungen/gutachten-lehrkraeftegewinnung-und-lehrkraeftebildung/

Kommentar: Sprache formt das Denken, aber wer formt die Sprache?

Die Diskussion um das Gendern spaltet die Gesellschaft, auch im Bildungsbereich. Was wir jetzt brauchen, ist eine sachliche Debatte über umsetzbare Lösungen, die sowohl Gleichberechtigung fördern als auch den sprachlichen Alltag praktikabel gestalten.
Von
Marie-Theres Carl
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October 2024
4.10.2024
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Dieser Artikel ist ein Kommentar unserer Redakteurin und stellt ihre persönliche Meinung dar. Er spiegelt nicht zwangsläufig die Ansichten der gesamten Redaktion wider.

Die Debatte um das Gendern ist in den letzten Jahren zu einem viel diskutierten Thema in der Gesellschaft geworden. Und auch im Bildungsbereich scheiden sich die Geister: Während einige in der gendergerechten Sprache ein unverzichtbares Instrument zur Förderung von Gleichberechtigung und Inklusion sehen, betrachten andere sie als überflüssige und sperrige Sprachregelung, die den Lern- und Lehralltag unnötig verkompliziert. Warum ist die Diskussion so festgefahren und warum sollten wir über das Gendern in Bildung und Wissenschaft reden?

Gendern: Eine sprachliche Revolution mit gesellschaftlichem Ziel?

Seit wann reden (und schreiben) wir über das Gendern?

Die Diskussion über gendergerechte Sprache begann in den 1960er-Jahren und wurde vor allem von feministischen Bewegungen angestoßen. Zu dieser Zeit nutzte man den Schrägstrich (Lehrer/innen), um Frauen in der Sprache sichtbar zu machen. Das generische Maskulinum – die männliche Form, die als allgemeingültig für alle Geschlechter verwendet wird – war den frühen Feministinnen ein Dorn im Auge, da es Frauen unsichtbar machte. Bereits damals gab es jedoch Kritik, auch von feministischer Seite, die bemängelte, dass Frauen in diesen Schreibweisen nur als Anhang betrachtet und somit weiterhin untergeordnet würden.

Ganz nach dem Motto: Mitgemeint ist eben noch lange nicht mitgenannt.

In den 1980er-Jahren folgte mit dem Binnen-I (LehrerInnen) eine neue Variante der gendergerechten Schreibweise, die von dem Journalisten Christoph Busch eingeführt wurde. Diese Form war ein Versuch, die Frauen stärker in den Fokus zu rücken, indem das große I die Gleichwertigkeit von Männern und Frauen symbolisierte. Doch auch diese Form blieb nicht unumstritten. In den darauffolgenden Jahren entwickelte sich eine Vielzahl weiterer Ansätze, darunter der Gender-Gap (Lehrer_innen) und der Genderstern (Lehrer*innen), die auch nicht-binäre Menschen in die Sprache einbeziehen sollen. Diese Schreibweisen haben sich in feministischen und queeren Kreisen etabliert, jedoch lange nicht in der breiten Gesellschaft durchgesetzt. Erst in den letzten Jahren, mit verstärktem Fokus auf Inklusion und Diversität, hat das Thema größere gesellschaftliche und politische Aufmerksamkeit erlangt.

Die aktuelle Debatte um das Gendern

In den letzten Jahren hat die Diskussion um gendergerechte Sprache an Fahrt aufgenommen – und das nicht nur in der öffentlichen Debatte, sondern auch im Suchverhalten der Menschen. Ein Blick auf die Google-Suchtrends seit 2010 zeigt deutlich, dass das Interesse am Gendern, insbesondere ab dem Jahr 2020, rasant gestiegen ist. Während in den Jahren zuvor kaum nach Begriffen wie “Gendern” gesucht wurde, explodierten die Suchanfragen im Laufe der letzten Jahre regelrecht. Dieser Anstieg spiegelt wider, wie stark das Thema in den gesellschaftlichen Diskurs eingedrungen ist, insbesondere mit dem wachsenden Fokus auf Inklusion und Gleichberechtigung.

Unser Suchverhalten zeigt aber auch, dass die Frage nach gendergerechter Sprache nicht mehr nur ein Randthema feministischer oder queerer Bewegungen ist, sondern zunehmend die breite Bevölkerung beschäftigt. Dass wir nicht nur über das Gendern reden, sondern auch aktiv danach suchen, deutet darauf hin, dass viele Menschen nach Antworten und Orientierung in dieser sprachlichen und gesellschaftlichen Frage streben.

Die Häufigkeit des Suchbegriffs “gendern” von 2010 bis heute. (Quelle: Google Trends)

Was genau ist eigentlich Gender?

Der Begriff Gender unterscheidet sich vom deutschen Begriff Geschlecht. Während Geschlecht sowohl das biologische als auch das soziale und kulturelle Geschlecht umfassen kann, bezieht sich Gender speziell auf die gesellschaftliche Dimension von Geschlecht. Es beschreibt die kulturellen und historischen Vorstellungen, Rollen und Erwartungen, die mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht verbunden sind. Gender ist also nicht statisch, da es von kulturellen und historischen Einflüssen geprägt ist. Dies bedeutet, dass unser Konzept von Männlichkeit und Weiblichkeit – und alles, was dazwischen liegt – kulturell bedingt ist und sich mit der Zeit verändern kann.

Mittlerweile haben sich die Gender Studies als eigenständige Forschungsdisziplin etabliert, die sich mit der gesellschaftlichen Konstruktion von Geschlecht und den damit verbundenen sozialen Rollen, Machtverhältnissen und Ungleichheiten auseinandersetzt. Auch in der Sprachwissenschaft ist die Diskussion um gendersensible Sprache längst angekommen. Hier wird intensiv untersucht, wie Sprache Geschlechterbilder prägt und wie eine inklusivere und gerechtere Sprache zur Reduktion von Ungleichheiten beitragen kann. Die Forschung zeigt auf, dass sprachliche Veränderungen eine wesentliche Rolle dabei spielen können, geschlechtergerechte Strukturen in der Gesellschaft zu fördern und Stereotype abzubauen.

Gendern in Wissenschaft und Bildung

Auch in wissenschaftlichen Texten wird zunehmend darauf geachtet, geschlechtsneutrale bzw. -gerechte Sprache zu verwenden. Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten, wie dies umgesetzt werden kann: Eine verbreitete Methode ist die Verwendung von Partizipien wie “Lernende” oder “Lehrende”, um geschlechtsneutrale Bezeichnungen zu schaffen. Alternativ werden Genderstern, Doppelpunkt oder andere Sonderzeichen genutzt, um die Repräsentation aller Geschlechter zu gewährleisten. Es gibt keinen “goldenen Standard”, solange konsequent eine gewählte Form verwendet wird. 

Und doch scheint auch hier die Einigkeit zu fehlen: Jede Universität und Hochschule handhabt es anders. Mancherorts ist gendergerechte Sprache verpflichtend, andernorts freiwillig, an manchen Stellen sogar verboten. In einigen Fällen bleibt es den Schreibenden völlig frei überlassen. Egal, wie man es umsetzt, am Ende berufen sich alle auf die Wissenschaftsfreiheit. Doch diese Vielfalt an Regelungen – oder das Fehlen derselben – wirkt manchmal fast willkürlich. Und auch in den Schulen gibt es keine einheitliche Regelung. Das ist doch, gelinde gesagt, eine etwas unglückliche Situation.

Und was hat das alles mit Gleichberechtigung zu tun?

Gendergerechte Sprache hat das Ziel, Gleichberechtigung und Sichtbarkeit zu fördern, indem sie nicht nur Männer und Frauen, sondern auch nicht-binäre Menschen sprachlich berücksichtigt. Traditionell basiert die deutsche Sprache auf einer bipolaren Geschlechterordnung, die männliche und weibliche Geschlechter als einzig mögliche anerkennt. Doch diese Sichtweise erscheint zunehmend überholt, da Geschlecht heute als Spektrum verstanden wird, das über die starre Einteilung in Mann und Frau hinausgeht. Gendergerechte Sprache versucht, die Vielfalt der Geschlechter zu repräsentieren und gleichzeitig festgefahrene Rollenbilder infrage zu stellen.

Bildungseinrichtungen spielen eine zentrale Rolle in der Vermittlung von Werten und Normen. Sie sind nicht nur Orte des Wissens, sondern auch Räume, in denen junge Menschen die Welt und soziale Interaktionen erlernen. In diesem Kontext wird die Frage, ob gendergerechte Sprache in diesen Institutionen (k)eine feste Rolle spielen sollte, besonders relevant. Schließlich formt Sprache unser Denken und damit auch unser Verständnis von Gleichberechtigung und Teilhabe. Wenn wir in der Schule oder im Studium nicht lernen, wie vielfältig die Welt ist – und dass diese Vielfalt auch sprachlich zum Ausdruck kommt –, wie sollen wir dann ein umfassendes Verständnis von Gerechtigkeit und Inklusion entwickeln?

Gendergerechte Sprache in Schulen und Universitäten ist mehr als nur eine Frage der Ausdrucksweise. Sie vermittelt, dass alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht gleichberechtigt teilhaben können und sollen. Die Art, wie wir sprechen, trägt somit unmittelbar zur sozialen Gerechtigkeit bei – oder hindert sie. Wenn wir Geschlechtervielfalt in der Sprache nicht abbilden, bleiben Menschen weiterhin unsichtbar, die sich außerhalb des traditionellen Geschlechtersystems verorten. Schulen und Universitäten haben die Chance – oder besser gesagt, die Verantwortung –, durch den bewussten Einsatz von Sprache die Gleichberechtigung aller Geschlechter zu fördern.

Also sollten wir gendern dürfen? Ich glaube schon.

Von Geboten, Verboten und angeblichen Zwängen

Die Debatte um gendergerechte Sprache ist zweifellos gerechtfertigt und notwendig, denn sie betrifft grundlegende Fragen von Gleichberechtigung und Sichtbarkeit. Doch es gibt immer wieder Stimmen, die behaupten, Gendern würde vorgeschrieben und ihnen die Freiheit genommen, ihre Sprache so zu nutzen, wie sie möchten. Diese Vorwürfe sind nicht nur haltlos, sondern sie verdrehen die Tatsachen. Diese Vorstellung entbehrt jeder Grundlage – es gibt keinen Zwang zum Gendern, hat es nie gegeben und wird es auch nie geben. Gendergerechte Sprache ist eine Empfehlung, ein Vorschlag, ein Versuch, Kommunikation inklusiver zu gestalten, aber sie wird niemandem aufgezwungen. 

Ironischerweise sind es gerade diejenigen, die diese Freiheit einfordern, die gleichzeitig fordern, gendergerechte Sprache zu verbieten. In den letzten Monaten haben wir mehrfach über Genderverbote in Schulen und Universitäten berichtet, unter anderem in Bayern und Sachsen. Die Stimmen der Menschen in den Schulen und Universitäten wird dabei nicht berücksichtigt. Nach dem Verbot in Bayern gab es beispielsweise viel Kritik von Lehrkräften, der GEW und kurz darauf schmückte sogar ein Protestbanner die Münchner Staatskanzlei. 

Diese Verbote tragen meiner Meinung nach nicht zur Lösung bei. Anstatt ständig darüber zu streiten, ob Gendern verpflichtend oder verboten sein sollte, sollten wir uns auf die Frage konzentrieren, wie wir eine inklusive und machbare Lösung finden können. Ideologisch geführte Debatten – Überraschung – bringen uns nicht weiter.

Und die Moral von der Geschicht’?

Ist euch beim Lesen etwas anders vorgekommen? In all unseren anderen Artikeln und Formaten verwendet unsere Redaktion den Doppelpunkt, um gendergerecht zu formulieren. Für diesen Kommentar habe ich mich bewusst dagegen entschieden. Warum? Ich wollte herausfinden, ob unsere Leserschaft dies bemerkt und ob es für mich beim Schreiben und Formulieren einen Unterschied macht. Teilt uns doch gerne in den Kommentaren mit, ob es euch aufgefallen ist – und was ihr generell vom Gendern auf Nachrichtenseiten und Internetportalen haltet.

Dies ist der erste Teil dieses umfassenden Kommentars. Der zweite Teil, der tiefer auf die verschiedenen Argumente für und gegen das Gendern eingehen wird, erscheint am 11. Oktober und wird die Diskussion fortsetzen. Wir freuen uns, wenn Sie auch den nächsten Teil lesen.

Qual der Wahl: Französisch oder Latein als zweite Fremdsprache?

Für Schüler und Studieninteressierte stellt sich im Laufe der Schulzeit die Frage: Französisch oder Latein? Dabei sollten bei der Wahl der zweiten Fremdsprache verschiedene Faktoren, wie persönliches Interesse, Stärken oder berufliche Wünsche beachtet werden.
Von
Lea Reuß
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October 2024
3.10.2024
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Neben Englisch werden auch zweite Fremdsprachen immer wichtiger. Ob im Alltäglichen, im Urlaub oder im späteren Berufsleben: Die Fähigkeit, auf einer anderen Sprache mit Menschen kommunizieren zu können, gewinnt an Bedeutung. Daher stellt sich für viele Schüler:innen, aber auch Lehrkräfte die Frage, für welche Sprache sie sich im Lern- oder Lehrkontext entscheiden. 

Qual der Wahl: Tote oder lebendige Sprache? 

Auch wenn die Zahl der Schüler:innen, welche Französisch als Fremdsprache lernen, mit lediglich rund 1,29 Millionen der 8,44 Millionen Lernenden im Schuljahr 2021/2022 rückläufig ist, bleibt sie neben Englisch die zweithäufigste Fremdsprache an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland (Lehrer-News berichtete). Mit rund 300 Millionen französischsprechenden Menschen gehört die Sprache, nach Mandarin, Englisch, Spanisch und Arabisch auch zu den meistgesprochenen Sprachen der Welt. Latein hingegen wurde nur von rund 6,4 Prozent der Schüler:innen im Schuljahr 2021/2022 gelernt. Damit liegt die Sprache zwar immer noch vor Spanisch (5,9 Prozent), dennoch weit hinter Französisch. Welche Faktoren spielen bei der Wahl der zweiten Fremdsprache eine Rolle?

Mehr als nur Cicero, Seneca und Plinius

Latein bietet einen Einblick in die Welt und Geschichte des Römischen Reichs (Quelle: Canva)

Das Erlernen von Latein wird von einigen als unnötig abgetan, da der Nutzen der Sprache häufig weniger ersichtlich ist als in kommunikativen Sprachen. Zwischen Ablativ und Vokativ finden sich aber auch einige Aspekte, die den Lateinunterricht in einem besseren Licht darstellen. 

Während Latein heute lediglich in Vatikan-Stadt als Amtssprache gilt, war Latein in der Zeit des Römischen Reiches beinahe überall Volkssprache. Auch wenn diese Zeiten längst hinter uns liegen, hinterlassen auch sie weiterhin ihre Spuren. So basieren die romanischen Sprachen, beispielsweise Spanisch oder Italienisch, auf der ehemaligen Volkssprache. Die Parallelen in Satzbau und Grammatik, die sich aus dieser Geschichte ergeben, ermöglichen einen Vorteil beim zukünftigen Erlernen anderer romanischer Sprachen. 

Obwohl Latein keine gesprochene Sprache (mehr) ist, bringt sie für Schüler:innen einige Vorteile mit sich. Auch wenn das Latinum nur noch in wenigen Studiengängen vorausgesetzt wird, zahlen sich Kenntnisse dieser Sprache, insbesondere den Natur-, Rechts- und Geistes- sowie Sprachwissenschaften, definitiv aus. Als ehemalige Wissenschaftssprache lassen sich nämlich zahlreiche Begriffe aus dem Lateinischen in Ausbildungen, Studiengängen oder Berufen jeglicher Fachrichtung wiederfinden. Sprachliche Vorkenntnisse können Schüler:innen im späteren Leben somit de facto einen Vorteil bieten.

Latein als Fremdsprache bietet sich darüber hinaus auch dann an, wenn Schüler:innen ein persönliches Interesse an geschichtlichen Themen mitbringen. Bedingt durch die Geschichte hinter der Sprache werden die sprachlichen Kompetenzen überwiegend in Kombination mit antiker römischer Geschichte und Kultur vermittelt. Ob Cicero oder Seneca: Latein öffnet Türen zu antiken Welten und Geschichten! 

Mit Französisch zum belle vie? 

Ob Urlaub, Beruf oder Film: Französisch öffnet als Weltsprache zahlreiche Türen (Quelle: Canva)

Die französische Sprache gleicht dem Lateinischen dahingehend, dass auch zahlreiche französische Begriffe in Form von Gallizismen Eingang in den alltäglichen Sprachgebrauch gefunden haben. 

Die Alltäglichkeit des Französischen stellt bereits seinen größten Vorteil dar: Durch kommunikatives Lernen in Form von Rollenspielen, mittels der Tandem-Methode oder durch Schüleraustausche lassen sich die sprachlichen Kenntnisse praktisch erlernen. Der Einsatz französischer Medien, wie beispielsweise Filme, Musik oder Literatur, kann den Schüler:innen die Sprache in authentischer Weise nahebringen. Es lässt sich feststellen: Französisch als Fremdsprache eignet sich insbesondere für kommunikative und soziale Schüler:innen, welche am besten durch die aktive Anwendung lernen. Auch die engen Deutsch-Französischen Beziehungen fördern, durch zahlreiche Angebote wie Schulpartnerschaften oder Austausche, Französisch als Fremdsprache in Deutschland. 

Als romanische Sprache erleichtern Französischkenntnisse auch das Lernen weiterer romanischer Sprachen. Aber auch Französisch als alleinige Fremdsprache zahlt sich aus: Im Ranking des Power Language Index (PLI), welches die weltweit einflussreichsten Sprachen basierend auf Faktoren wie Diplomatie oder Geografie ermittelt, belegt Französisch nach Englisch, Mandarin und Spanisch den vierten Platz. 

Die Wahl ist letztendlich eine persönliche

Der Lernaufwand der beiden Sprachen im schulischen Kontext unterscheidet sich nicht stark. Die Art des Lernens der beiden Sprachen variiert und mögliche Schwierigkeiten sind abhängig von verschiedenen Faktoren, beispielsweise von bereits bestehenden Fremdsprachenkenntnissen sowie den individuellen Lernstilen. Es lässt sich jedoch auch sagen, dass die Interessen der Schüler:innen maßgeblich die Wahl der zweiten Fremdsprache beeinflussen und die Entscheidung schlussendlich auch bei diesen liegen sollte.

Auch angehende Lehrkräfte stehen vor der Wahl

Neben Schüler:innen spielt die Fremdsprachenwahl auch für angehende Lehrkräfte oder Studieninteressierte eine Rolle. Während hier, wie im schulischen Kontext, auch das Interesse und die persönliche Motivation eine Rolle spielen, sollten auch andere Faktoren mit in die Entscheidung einfließen. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass es sich bundesweit weder bei Latein noch bei Französisch um ein sogenanntes Mangelfach handelt, sodass die Nachfrage nach dem jeweiligen Fach zunächst nicht entscheidend ist. 

Bei der Fachwahl für Studieninteressierte sind in gewisser Weise ähnliche Faktoren von Bedeutung wie bei der Entscheidung von Schüler:innen. So lässt sich die französische Sprache, zum Beispiel durch Auslandsaufenthalte im Studium, tendenziell immersiver erlernen als Latein. Auch in Hinblick auf berufliche Weiterentwicklung und persönliche Anwendbarkeit überzeugt Französisch. Trotz dessen bringt auch das Lateinstudium einige Vorteile mit sich: Wer mit dem Gedanken spielt, Geschichte in Kombination mit einer Fremdsprache zu unterrichten, den könnte Latein auch in Hinblick auf geschichtliches Verständnis ansprechen.

Bildung auf dem Prüfstand – Die relevanten Studien im Überblick

Wie viele Schüler:innen erreichen die Mindeststandards im Lesen? Warum verfehlen 30 % die Mathe-Anforderungen? PISA, TIMSS und IGLU bieten wertvolle Ergebnisse, damit Lehrkräfte den Unterricht verbessern und Schüler:innen gezielt fördern können.
Von
Jonasz Schulze
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October 2024
2.10.2024
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Wie gut schneiden Schüler:innen in Deutschland im internationalen Vergleich ab? Wie entwickeln sich ihre Leistungen innerhalb der Bundesländer? Diese Fragen sind entscheidend, um die Qualität unseres Bildungssystems zu bewerten und notwendige Schritte zur Verbesserung einzuleiten. Deutschland nimmt deshalb regelmäßig an verschiedenen internationalen und nationalen Schulleistungsstudien teil. Diese Studien bieten nicht nur wertvolle Erkenntnisse für Bildungspolitiker:innen, sondern liefern auch praxisnahe Daten für Lehrkräfte, die ihren Unterricht reflektieren und optimieren wollen. 

In Zeiten von Lehrkräftemangel und zunehmend heterogenen Klassen geben diese Studien entscheidende Impulse, um mit begrenzten Ressourcen gezielt auf Schwächen im Bildungssystem zu reagieren. Einige Studien bieten praxisnahe Ansätze, mit denen Lehrkräfte ihren Unterricht effizienter gestalten und ihre Schüler:innen optimal fördern können – selbst in herausfordernden Situationen. Hier erhaltet ihr einen Überblick über die wichtigsten Bildungsstudien und erfahrt, wie sie im Schulalltag direkt angewendet werden können, um das Beste für die Lernenden zu erreichen. 

PISA-Studie – 30 Prozent zu schlecht in Mathe

Deutschland hat bei PISA (Programme for International Student Assessment) 2022 vor allem in den Bereichen Mathematik und Lesen die schlechtesten Ergebnisse seit Beginn der Tests im Jahr 2000 erzielt. Rund 30 Prozent der Jugendlichen verfehlten in Mathematik die Mindestanforderungen. Die Pisa-Studie wird seit dem Jahr 2000 alle drei Jahre von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) durchgeführt und testet die Fähigkeiten 15-jähriger Schüler:innen in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. Dabei wird nicht nur das reine Fachwissen abgefragt, sondern auch die Fähigkeit der Schüler:innen, das Erlernte in Alltagssituationen anzuwenden. Zudem befragt PISA die Teilnehmer:innen zu ihrem soziokulturellen Hintergrund, dem Schulklima und ihrer Einstellung zum Lernen. 

Besonders aufschlussreich ist der enge Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg — ein zentrales Thema in Deutschland, wo soziale Ungleichheiten die Bildungschancen erheblich verringern. Die PISA-Ergebnisse könnten Lehrkräfte dazu anregen, flexiblere Unterrichtsstrategien zu entwickeln, um den unterschiedlichen Bedürfnissen ihrer Schüler:innen besser gerecht zu werden, etwa durch digitale Tools, Gruppenarbeit oder Peer-Learning.

TIMSS – Naturwissenschaften hinken hinterher 

Bei der TIMSS-Studie (Trends in International Mathematics and Science Study) hat Deutschland im internationalen Vergleich ebenfalls an Boden verloren. Besonders in den Naturwissenschaften schnitten die Viertklässler schwächer ab als in den Vorjahren. Die TIMSS-Studie, die seit 1995 alle vier Jahre durchgeführt wird, untersucht die mathematischen und naturwissenschaftlichen Fähigkeiten von Schüler:innen der vierten und achten Klasse. Die Studie analysiert nicht nur, wie gut Lernende diese Fächer beherrschen, sondern auch, welche Unterrichtsmethoden besonders effektiv sind. TIMSS zeigt deutlich, dass ein praxisnaher und kontinuierlicher Unterricht sowie klare Lernziele zu besseren Ergebnissen führen. 

In Zeiten von Lehrermangel und häufigem Unterrichtsausfall ist die Aufrechterhaltung eines regelmäßigen und strukturierten Unterrichts oft eine Herausforderung. TIMSS zeigt jedoch, dass nicht nur die Quantität, sondern vor allem die Qualität des Unterrichts entscheidend ist. Lehrkräfte können Wege finden, die zur Verfügung stehende Unterrichtszeit optimal zu nutzen, z. B. durch fächerübergreifende Projekte oder praktische Aufgaben. Die Ergebnisse der Studie liefern wertvolle Hinweise, wie unter schwierigen Bedingungen effektiver und lernförderlicher Unterricht selbst in großen Klassen gestaltet werden kann. 

IGLU/PIRLS – 25 Prozent der Viertklässler:innen können nicht richtig lesen 

Die IGLU-Studie (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung) zeigt einen deutlichen Rückgang der Lesekompetenz bei Viertklässlern in Deutschland. Ein Viertel der Schüler:innen erreicht nicht die internationalen Mindeststandards, was ihre Bildungschancen langfristig beeinträchtigt. Die IGLU-Studie, international als PIRLS (Progress in International Reading Literacy Study) bekannt, untersucht alle fünf Jahre die Lesekompetenz von Viertklässler:innen. Neben der Lesekompetenz wird auch untersucht, wie soziale und ökonomische Faktoren das Leseverhalten beeinflussen. Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse darüber, wie Leseförderung frühzeitig gestaltet werden kann und welchen Einfluss das Elternhaus und der Zugang zu Büchern auf die Lesefähigkeit haben. 

Diese Ergebnisse sind besonders problematisch, da Lesekompetenz eine Grundvoraussetzung für den weiteren Bildungserfolg ist. Trotz des Fachkräftemangels zeigen die Ergebnisse, dass regelmäßige Leseprojekte und gezielte Leseförderung langfristig positive Effekte haben können. Lehrkräfte könnten durch digitale Lesetools oder die Einbindung der Eltern in die Leseförderung neue Wege erkunden, um die Lesekompetenz der Schüler:innen auch unter schwierigen Bedingungen zu stärken.

ICILS – Mittelmaß bei digitalen Kompetenzen 

Die ICILS-Studie (International Computer and Information Literacy Study) zeigt, dass Deutschland bei den digitalen Kompetenzen von Schüler:innen im internationalen Vergleich nur im Mittelfeld liegt. Die ICILS-Studie wird alle fünf Jahre durchgeführt und untersucht die digitalen Kompetenzen von Schüler:innen der achten Klasse. Dabei wird untersucht, wie gut sie digitale Technologien zur Informationsbeschaffung und -verarbeitung nutzen. Die Studie zeigt, dass Deutschland bei der Vermittlung von Medienkompetenz im internationalen Vergleich hinterherhinkt. 

In einer zunehmend digitalisierten Welt ist die Entwicklung dieser Kompetenzen von großer Bedeutung, auch wenn Lehrkräfte oft mit unzureichender technischer Ausstattung und Lehrermangel zu kämpfen haben. Lehrkräfte könnten die Ergebnisse von ICILS zum Anlass nehmen, darüber nachzudenken, wie digitale Lernplattformen und Projektarbeiten, bei denen die Schüler:innen eigenständig digitale Werkzeuge nutzen, in den Unterricht integriert werden können. Solche Ansätze könnten sowohl die Medienkompetenz der Schüler:innen stärken als auch die Vorbereitung und Durchführung des Unterrichts erleichtern. Beispiele für hilfreiche digitale Werkzeuge und Apps im Unterricht finden sich in unseren Toplisten, in denen wir regelmäßig die besten Apps für verschiedene Fächer vorstellen, z.B. für den Politikunterricht, Geographie oder Deutsch als Zweitsprache (DaZ).

IQB-Bildungstrend – 32,5 % der Neuntklässler scheitern an Deutsch-Standards

Der IQB-Bildungstrend macht deutlich , dass Deutschland bei den sprachlichen Kompetenzen zurückgefallen ist. Im Fach Deutsch verfehlen 32,5 Prozent der Neuntklässler die Mindeststandards. Der IQB-Bildungstrend ist eine bundesweite Studie, die in regelmäßigen Abständen durchgeführt wird - alle drei Jahre für die neunte Jahrgangsstufe und alle fünf Jahre für die vierte Jahrgangsstufe. Dabei wird überprüft, inwieweit die Schüler:innen die von der Kultusministerkonferenz festgelegten Bildungsstandards in den Fächern Deutsch, Mathematik und Naturwissenschaften erreichen. Darüber hinaus zeigt die Studie regionale Unterschiede zwischen den Bundesländern auf. 

Die Studie zeigt auch regionale Unterschiede zwischen den Bundesländern auf. Lehrkräfte können diese Informationen nutzen, um gezielt auf regionale Stärken und Schwächen zu reagieren und ihren Unterricht im Hinblick auf die Standards weiterzuentwickeln. Diagnostische Tests auf Basis der Bildungsstandards könnten helfen, den individuellen Lernstand zu erfassen und gezielte Fördermaßnahmen einzuleiten.

Ein Blick auf die Zukunft der Bildung 

Die vorgestellten Bildungsstudien bieten wertvolle Einblicke, die das Verständnis von Bildung weltweit prägen. Diese decken auf, wo Schulsysteme ihre Stärken haben und wo Verbesserungsbedarf besteht. Doch das Bild ist nicht vollständig – Bildung entwickelt sich ständig weiter, und neue Herausforderungen wie die Digitalisierung und soziale Ungleichheiten erfordern innovative Ansätze. Welche anderen Bildungsstudien fallen dir ein, die Lehrkräfte unbedingt kennen sollten? Teile deine Vorschläge und Ideen, um das Lernen und Lehren nachhaltig zu verbessern! 

Trotz EuGH-Urteil: Überstunden werden weiterhin nicht erfasst

Die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper stellt klar, dass die Einführung eines Systems für Arbeitszeiterfassung von Lehrkräften nicht geplant ist. Die GEW kritisiert die fehlende Zeiterfassung, weil so Überstunden nicht erfasst werden.
Von
Lea Reuß
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October 2024
1.10.2024
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Stuttgart. Die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) stellt auf Nachfrage mehrerer SPD-Abgeordneter klar, dass “eine zeitnahe Einführung einer Arbeitszeiterfassung von Lehrkräften derzeit nicht geplant ist”. Grund dafür soll primär eine fehlende, aber angekündigte Richtlinie auf Bundesebene sein. Hintergrund ist das 2019 durch den Europäischen Gerichtshof (EuGH) gefällte und 2022 durch das Bundesarbeitsgericht konkretisierte Stechuhr-Urteil, welches Arbeitgeber:innen zur Einführung eines objektiven und verlässlichen Systems zur Arbeitszeiterfassung verpflichtet. 

Bisher beschränkt sich die Erfassung der Arbeitszeit von Lehrkräften auf das sogenannte “Deputatsmodell”, welches zwar die Unterrichtszeit erfasst, nicht jedoch die außerunterrichtliche Arbeit, welche durch Korrekturen, Vor- und Nachbereitungen oder Konferenzen geleistet wird. Über die Erfassung der Arbeitszeit von Lehrkräften wird in Baden-Württemberg und anderen Bundesländern bereits länger diskutiert (Lehrer-News berichtete). Die Kultusministerkonferenz (KMK) setzt sich dabei für eine Ausnahmeregelung für Lehrkräfte ein. Die “besondere Situation der Lehrkräfte”, welche sich in außerunterrichtlichen Aufgaben widerspiegele, könne in einem Arbeitserfassungssystem nicht berücksichtigt werden, so die ehemalige Präsidentin der Kultusministerkonferenz und CDU-Politikerin Katharina Günther-Wünsch. Dies trifft bei vielen auf Unverständnis, “Eine Regelung zur Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte zu erarbeiten, wird ein echter Kraftakt, aber die Landesregierung kann das Problem nicht einfach aussitzen”, sagt die schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg, Katrin Steinhülb-Joos. 

“Es wird Zeit, dass der Rechtsanspruch endlich umgesetzt wird” 

Die konsequente Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte wird von vielen Akteuren gefordert: Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) setzt sich zum Beispiel für die Erfassung aller Tätigkeiten und Arbeitszeiten von Lehrkräften ein. Dazu benötige es zugängliche Erfassungsinstrumente, welche den Abbau von Überstunden und eine geringere Belastung von Lehrkräften zur Folge haben. “Arbeitgeber in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes erfassen schon lange die Arbeitszeit ihrer Beschäftigten. Nur das Kultusministerium kommt seiner Pflicht zur Arbeitszeiterfassung nicht nach. Es wird Zeit, dass der verbindliche Rechtsanspruch endlich umgesetzt wird”, heißt es von Thilo Hartmann, Vorsitzender der hessischen GEW. 

Eine Studie der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Universität Göttingen zeigt, dass Lehrkräfte im Durchschnitt rund mehr als 46 Stunden die Woche arbeiten. Eine akkurate Erfassung der Arbeitszeit für Lehrkräfte könnte den Beruf maßgeblich verändern. So könnte ein System zur Arbeitszeiterfassung Verantwortung schaffen und wesentliche Schwachstellen der aktuellen Schulpolitik aufdecken. Ob oder wann eine solche Regelung auf den Weg gebracht werden könnte, bleibt bisher jedoch unklar. 

Arbeitsmaterialien zum Tag der Deutschen Einheit für euren Unterricht

Am 3. Oktober ist der “Tag der Deutschen Einheit” und wir haben für euch einige Unterrichtsmaterialien dazu zusammengestellt. Von Arbeitsblättern bis hin zu Zeitzeugenbesuchen und Dokumentationen – so könnt ihr mit Schülern die Wiedervereinigung thematisieren.
Von
Birte Frey
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September 2024
30.9.2024
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Seit 34 Jahren sind Ost- und Westdeutschland wieder vereint. Am 3. Oktober feiern wir das mit dem “Tag der Deutschen Einheit”, an dem deshalb auch alle Schulen in Deutschland geschlossen bleiben. Heute haben wir ein paar Ideen für euch, wie ihr das Thema in eurem Unterricht besprechen könnt.

Unterrichtsmaterialien zum 3. Oktober

Arbeitsblätter zum “Tag der Deutschen Einheit” als Faltblatt (Quelle: bpb)
Arbeitsblätter zum “Tag der Deutschen Einheit” als Faltblatt (Quelle: bpb)

Mit “3. Oktober: Tag der Deutschen Einheit” bietet die Bundeszentrale für politische Bildung Arbeitsblätter zum Tag der Deutschen Einheit und zur Wiedervereinigung. Auf fünf Arbeitsblättern kann der spannende Weg Deutschlands erkundet und nachvollzogen werden. Schaubilder auf der Rückseite des Faltblatts veranschaulichen anhand verschiedener Vergleichswerte, wie beispielsweise dem verfügbaren Einkommen, wie stark Ost- und Westdeutschland seit 1990 zusammengewachsen sind. Die gedruckte Version ist aktuell vergriffen, aber online könnt ihr euch die Materialien kostenfrei herunterladen.  

Sekundarstufe I: Arbeitsblatt zum Tag der Deutschen Einheit

(Das Arbeitsblatt eignet sich zum Einsatz in Klasse 5 bis 7. Quelle: Cornelsen Verlag)
Das Arbeitsblatt eignet sich zum Einsatz in Klasse 5 bis 7. (Quelle: Cornelsen Verlag)

Das Arbeitsblatt “Tag der Deutschen Einheit Unser Nationalfeiertag – wieso, weshalb, warum?” könnt ihr in Klasse 5 bis 7 verwenden, um über den 3. Oktober zu sprechen. Das Arbeitsblatt bietet Knobelaufgaben rund um den Nationalfeiertag und ist für den Einsatz in allen Bundesländern und Schulformen geeignet. Das praktische: Der Verlag Cornelsen bietet das Arbeitsblatt für 1,99 Euro zum Download an, so dass ihr die Materialien auch sehr kurzfristig benutzen könnt. Für alle, die gerne mal einen Ausflug zum Thema 3. Oktober planen würden, gibt es den folgenden Ausstellungstipp. 

Es hätte auch anders kommen können

Ausstellung “Roads not Taken” Deutsches Historisches Museum” (Quelle: David von Becker)
Ausstellung “Roads not Taken” Deutsches Historisches Museum” (Quelle: David von Becker)

Allen Berliner:innen und denen, die eine Klassenfahrt nach Berlin geplant haben, sei die Ausstellung “Roads not Taken Oder: Es hätte auch anders kommen können" in Deutschen Historischen Museum empfohlen. Das Deutsche Historische Museum gibt in der Ausstellung einen Rückblick auf einschneidende historische Ereignisse des 19. und 20. Jahrhunderts. Diesen Schlüsselmomenten werden dabei mögliche Verläufe gegenübergestellt, die niemals eingetreten sind. Dabei beginnt die Ausstellung thematisch im Jahr 1989 mit der Friedlichen Revolution in der DDR und endet im Jahr 1848, als in Deutschland erstmals der demokratische Aufbruch versucht wurde. Diese für ein historisches Museum ungewohnte Perspektive zeigt: Geschichte ist immer auch Ergebnis von Zufällen, Entscheidungen und Fehlern. Ihr könnt verschiedene Führungen für Sekundarstufe I und II buchen. 

Zeitzeugen in die Schule einladen

(Über die Karte findet ihr Zeitzeugen in ganz Deutschland. Quelle: Zeitzeugenbüro)
Über die Karte findet ihr Zeitzeugen in ganz Deutschland. (Quelle: Zeitzeugenbüro)

Eine weitere Möglichkeit, die Themen DDR, Mauerfall und Wiedervereinigung in der Schule zu besprechen, bietet “Das Zeitzeugenbüro”. Das ist ein Angebot der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Die Stiftung fördert die Aufarbeitung der Ursachen, Geschichte und Folgen der Diktatur in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR und begleitet den Prozess der deutschen Einheit. Auf der Webseite der Stiftung findet ihr bundesweit Zeitzeugen zur Geschichte von Demokratie und Diktatur nach 1945: Menschen, die die Jahrzehnte der deutschen Teilung erlebt und den Einigungsprozess und die anschließende Transformation mitgestaltet haben. Ihr könnt die Biografien recherchieren und die Zeitzeugen bei Interesse direkt anschreiben. Das Besondere: Die Zeitzeugen stehen für Gespräche in Schulen bereit. 

Verschiedene Perspektiven auf die deutsche Einheit

Empfehlenswert: das Dossier Migrantische Perspektiven auf die Deutsche Einheit (Quelle: bpb)
Empfehlenswert: das Dossier Migrantische Perspektiven auf die Deutsche Einheit (Quelle: bpb)

Für viele Menschen bedeutete die Wiedervereinigung Freiheit und Zusammenrücken. Für manche Menschen brachte sie aber auch Probleme mit sich. Frauen, die sich in der DDR scheiden ließen, werden zum Beispiel bis heute finanziell benachteiligt. Das ZDF hat diese Diskriminierung im Artikel “Die vergessenen Mütter, Tanten und Großmütter” nachgezeichnet. Für viele Migrant:innen aus der Türkei verschlechterte die Wiedervereinigung ihr Leben und ihren Arbeitsalltag und auch die Situation aus Vietnam stammender ehemaliger Vertragsarbeiter:innen in Ostberlin war kurz nach dem Mauerfall problematisch, wie die Bundeszentrale für Politische Bildung im Dossier “Migrantische Perspektiven auf die Deutsche Einheit” mit mehreren Filmen dokumentiert hat. 

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Deutsche Einheit im Unterricht zu besprechen – von Arbeitsblättern bis zu Zeitzeugengesprächen. Während die Wiedervereinigung für viele Menschen Freiheit und Fortschritt brachte, führte sie auch zu Herausforderungen, insbesondere für benachteiligte Gruppen. Vielleicht finden eure Schüler:innen auch in der Familie und Bekanntenkreis Gesprächspartner:innen, die in ihrem Leben Vor- und Nachteile der Wiedervereinigung erlebt haben und nun den Schüler:innen Eindrücke aus dieser spannenden Zeit geben können. Wie geht ihr das Thema Wiedervereinigung im Unterricht an? Berichtet ihr dabei auch von Erinnerungen von euch oder eurer Familie?

Konflikte und Identität in der Demokratiebildung: Dialog macht Schule veröffentlicht neue Publikation

Dialog macht Schule veröffentlicht die Publikation "Konflikte und Identität in der Demokratiebildung", die praxisnahe Ansätze für den Umgang mit Identitätskonflikten bietet. Sie beinhaltet Gespräche mit Experten und Bildungsangebote.
Von
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September 2024
29.9.2024
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Berlin, 26.09.2024. Das Sozialunternehmen Dialog macht Schule gGmbH präsentiert seine neueste Publikation „Konflikte und Identität in der Demokratiebildung“. In einer Zeit wachsender gesellschaftlicher Spannungen bietet diese Veröffentlichung wertvolle Einblicke und praxisnahe Ansätze für einen konstruktiven Umgang mit Konflikten um Identität und Zugehörigkeit in der Migrationsgesellschaft. In der aktuellen Migrationsdebatte treten immer wieder gesellschaftliche Bruchlinien zutage. Polarisierte Positionen erschweren den Dialog und fördern Missverständnisse. Die Publikation beleuchtet, wie Konflikte über Identität konstruktiv bearbeitet und zu einem inklusiveren Verständnis von Zugehörigkeit führen können. Es wird aufgezeigt, wie die Demokratiebildung dazu beitragen kann, dass gesellschaftliche Gruppen nicht nur miteinander in Kontakt treten, sondern auch von der Vielfalt profitieren. Eine von DMS in Auftrag gegebene Befragung von Jugendlichen in Berlin zeigt, wie sie Konflikte um Identität erleben und welche Lösungsansätze sie sehen.

Identitätsentwicklung und Nahostkonflikt: Klaus Hurrelmann, Saba-Nur Cheema und Thomas Krüger im Gespräch

Im Gespräch mit dem renommierten Jugendforscher Klaus Hurrelmann erörtert DMS die Herausforderungen im Kontext von Identitätsentwicklung für Jugendliche aus Familien mit und ohne Einwanderungsgeschichte in der heutigen durch vielfältige Umbrüche geprägten Welt. Der Band enthält ferner Gespräche mit der Politologin und Publizistin Saba-Nur Cheema und mit Thomas Krüger, dem Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung. Zentrale Themen hierbei sind die Rolle des Nahostkonflikts im Leben vieler Jugendlicher und Möglichkeiten, wie das Lagerdenken und der Zwang zu Positionierungen überwunden werden können.

Dialogräume und Bildungsangebote

Hassan Asfour, Gründer und Geschäftsführer von Dialog macht Schule, erklärt: „Unsere Arbeit zielt darauf ab, Räume für den Dialog zu schaffen, in denen Identitätsfragen und Konflikte nicht vermieden, sondern produktiv behandelt werden. Diese Publikation ist ein wichtiger Schritt, um zu zeigen, wie Schulen und Bildungseinrichtungen diesen Prozess aktiv unterstützen können.“

Dialog macht Schule ergänzt diese Publikation durch ein umfassendes Angebot an Bildungsformaten, darunter Webinare, Fachtage sowie ein Mentoring-Programm mit dem Titel „Politische Bildung für Jugendliche im Bundestag“, das in Zusammenarbeit mit einem Mitglied des Deutschen Bundestags realisiert wird. Ziel dieser Initiativen ist es, demokratische Prozesse für Jugendliche erlebbar zu machen und ihr Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortung zu stärken.

Die Publikation steht als barrierefreie PDF-Datei kostenlos zum Download zur Verfügung unter:
https://dialogmachtschule.de/konflikte-und-identitaet-in-der-demokratiebildung/

Über die Dialog macht Schule gGmbH

Dialog macht Schule (DMS) ist eine Bildungs- und Denkwerkstatt, die Wissenschaft, Bildungspraxis und Politik vereint. Als Teil des Kompetenznetzwerks „Demokratiebildung im Jugendalter“ im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ wird DMS vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.

#moderndenken: Landtag in Sachsen-Anhalt bringt neues Schulgesetz in Stellung

Sachsen-Anhalt plant eine Schulgesetzreform, um das Bildungssystem an demografische und gesellschaftliche Herausforderungen anzupassen. Die Maßnahmen umfassen Mindestschülerzahlen, Schulkooperationen, Digitalisierung und zentrale Klassenarbeiten.
Von
Marie-Theres Carl
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September 2024
29.9.2024
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Magdeburg. Am Dienstag hat die Landesregierung von Sachsen-Anhalt eine umfassende Reform des Schulgesetzes eingebracht. Ziel der Novelle ist es, das Bildungssystem des Landes an die aktuellen demografischen und gesellschaftlichen Herausforderungen anzupassen. Die Reform sieht unter anderem strengere Vorgaben für die Mindestschülerzahlen in den verschiedenen Schulformen vor und bietet erweiterte Möglichkeiten zur Kooperation von Schulen. Besonders im Fokus stehen dabei Maßnahmen, die die Unterrichtsversorgung sichern und den Herausforderungen des Lehrkräftemangels begegnen sollen.

Schulverbünde und Kooperationen als Antwort auf Lehrermangel

Zu den wichtigsten Eckpunkten des neuen Schulgesetzes gehört die Einführung von Mindestschülerzahlen für die Bildung von Schulklassen. In den Oberzentren wie Magdeburg, Halle und Dessau-Roßlau soll eine erste Klasse zukünftig mindestens 25 Kinder umfassen. Auf dem Land gelten je nach Schulform unterschiedliche Mindestzahlen, die jedoch im Vergleich zum bisherigen Entwurf gesenkt wurden, um den Bedenken aus der Anhörung Rechnung zu tragen. So bleibt für Grundschulen im ländlichen Raum die Mindestzahl von 15 Kindern bestehen. Diese Regelungen sollen ab dem Schuljahr 2027 greifen und eine flächendeckende Unterrichtsversorgung sicherstellen, indem Schulträgern klare Vorgaben für die Planung gemacht werden.

Ein weiterer zentraler Aspekt des neuen Schulgesetzes ist die Förderung von Kooperationen und Fusionen zwischen Schulen. Sollten Schulen aufgrund sinkender Schülerzahlen nicht mehr eigenständig bestehen können, sollen sie die Möglichkeit erhalten, sich mit anderen Schulen zu einem Schulverbund zusammenzuschließen. Diese Maßnahme soll insbesondere im ländlichen Raum greifen, um wohnortnahe Bildung zu sichern. Auch die Zusammenarbeit von Sekundarstufen im Bereich der Oberstufen wird erleichtert, um Kursvielfalt und Durchlässigkeit im Bildungssystem zu fördern. Damit will die Landesregierung sicherstellen, dass alle Schüler:innen Zugang zu einem breiten Fächerangebot haben, unabhängig davon, ob sie in der Stadt oder auf dem Land wohnen.

Neben diesen strukturellen Änderungen beinhaltet das neue Schulgesetz auch Regelungen zur Digitalisierung des Unterrichts. Erstmals wird eine explizite Bestimmung zur Nutzung digitaler Lehr- und Lernformen in das Schulgesetz aufgenommen. Schulen können künftig entscheiden, ob sie digitale Unterrichtsformen ergänzend zum Präsenzunterricht einsetzen möchten. Diese Neuerung kommt auch den Anforderungen des Koalitionsvertrages nach und soll die fortschreitende Digitalisierung im Bildungswesen vorantreiben. Ebenso soll das Bildungsmonitoring durch zentrale Klassenarbeiten gestärkt werden. Diese sollen nicht nur in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen, sondern auch in weiteren Fächern durchgeführt werden, um die Leistungen der Schüler:innen besser zu beobachten.

Städte befürchten finanzielle Engpässe und Schulschließungen

Trotz dieser Reformen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin erheblichen Widerstand gegen das neue Schulgesetz. Die Städte Magdeburg, Halle und Dessau-Roßlau befürchten, dass die neuen Regelungen zu Schulschließungen führen könnten. Besonders kleinere Schulen in den Stadtteilen könnten die Mindestschülerzahlen nicht erfüllen und müssten langfristig schließen. Darüber hinaus sorgen sich die Städte um Einnahmeverluste, da die sogenannten Gastschulbeiträge wegfallen sollen. Diese Beiträge wurden bisher von den Kommunen gezahlt, deren Kinder in einer anderen Stadt zur Schule gehen. Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris kritisiert, dass die Städte weiterhin gesetzlich verpflichtet seien, Gastkinder aufzunehmen, ohne dafür einen finanziellen Ausgleich zu erhalten.

Auch von Lehrkräften und Eltern gibt es Kritik

Auch Lehrkräfte und Eltern äußern sich kritisch zu der geplanten Schulgesetznovelle. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnt davor, dass die geplanten Kooperationen und Fusionen nicht ausreichen, um die Herausforderungen des Lehrkräftemangels zu bewältigen. GEW-Landeschefin Eva Gerth betont, dass zunächst konkrete Zahlen zu den Geburtenrückgängen und dem Bedarf an Lehrkräften erhoben werden sollten, bevor weitreichende Änderungen im Schulsystem umgesetzt werden. Auch der stellvertretende Vorsitzende des Landeselternrates, Thomas Senger, äußert sich skeptisch. Er kritisierte, dass die Novelle keine neuen Lösungen für die bestehenden Probleme biete und die Landesregierung lediglich die Fehler der Vergangenheit wiederhole. “Damals hat man uns als Spinner hingestellt, hat uns eigentlich mit einem Handstreich erklärt, dass wir keine Ahnung haben”, sagt Senger und verwies darauf, dass die Elternvertreter:innen schon vor Jahren auf die Personalsituation hingewiesen und ein Umsteuern gefordert hätten.

VBE: Schule ist Spiegelbild der Gesellschaft!

Der VBE fordert stärkere Demokratiebildung und kritisiert Lehrkräftemangel sowie fehlende Finanzierung in Schulen. Projekte wie „Schule ohne Rassismus“ sollen besser gefördert werden, um demokratische Werte zu stärken.
Von
Redaktion
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September 2024
28.9.2024
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23.09.2024. Nach den letzten Europa- und Landtagswahlen wird für die Wahlentscheidung der Jüngeren „das Bildungssystem“ verantwortlich gemacht. Dazu kommentiert der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand: „Schule ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Die Jüngeren wählen zwar nicht wie früher progressiver als ihre Eltern, aber sie sind auch nicht die Sperrspitze einer antidemokratischen Bewegung. Die politischen Ränder werden insgesamt stärker und dieses Wahlverhalten sehen wir auch bei den Jüngeren. Denn: Sie bekommen mit, was in den Medien berichtet wird und welche Stimmung im Land ist. Schule muss natürlich ihren Teil beitragen, indem Projekte angeboten und Partizipation ermöglicht wird, aber damit diese demokratischen Grundwerte in den Kindern und Jugendlichen verankert und weiter ausgebaut werden, braucht es positive Vorbilder und eine Gesellschaft, die das fördert.“

Brand begrüßt eine ernstgemeinte Debatte über Demokratiebildung in der Schule: „Klassenrat, Zertifizierungsprozesse (wie zum Beispiel für „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“) oder selbstbestimmtes Lernen: Das Potenzial demokratischer Prozesse wird längst genutzt. Allerdings zeigte das jüngste Empfehlungspapier der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz (KMK) auch erhebliche Optimierungsbedarfe. So geht der Lehrkräftemangel einher mit fachfremd gegebenem Politikunterricht. Dieser sollte zudem weiterentwickelt werden. Hier haben die Kultusministerien einen Handlungsauftrag.“

Nicht zuletzt schaut der VBE-Chef auch auf die finanzielle Ausstattung von Schule und Jugendhilfe: „Gerade bei Projekten, die Demokratie fördern und Jugendlichen Halt geben sollen, wird zuerst der Rotstift angesetzt. Wer nicht nur am Wahlmontag für die Demokratie an Schulen eintreten möchte, sollte damit beginnen, hierfür eine auskömmliche Finanzierung mit Perspektive zu sichern, anstatt hinzunehmen, dass von Haushalt zu Haushalt um die Förderung gezittert werden muss.“

Smartwatches im Klassenzimmer: Digitale Helfer oder Störfaktor?

Der Schulleitungsverband fordert ein Verbot von Smartwatches im Unterricht aufgrund von Datenschutz- und Konzentrationsproblemen. Die anhaltende Diskussion über Datenschutz, Störfaktoren und potenzielle Lernhilfen spaltet Schulen und Verbände.
Von
Helen Mattes
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September 2024
28.9.2024
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Hannover. Der Allgemeine Schulleitungsverband Deutschland spricht sich für ein generelles Verbot von Smartwatches im Schulalltag aus. Andere Verbände, wie beispielsweise der Landesschülerrat Niedersachsen, sehen eine solche Forderung jedoch kritisch. Nachdem bereits seit Jahren immer wieder über Handyverbote an Schulen diskutiert wird (Lehrer News berichtete), geraten nun auch Smartwatches zunehmend in den Fokus. 

Digitale Armbanduhren bieten weit mehr als nur die Zeitanzeige: Sie ermöglichen das Senden und Empfangen von Nachrichten, das Speichern von Notizen, Telefonate, Standortübermittlung und zahlreiche weitere Funktionen. Mittlerweile gehören sie zur Standardausstattung vieler Kinder und Jugendlichen. Während Smartwatches in Schulen regelmäßig Probleme verursachen, nutzen Eltern sie häufig, um den Aufenthaltsort ihrer Kinder im Blick zu behalten. “Eltern haben häufig das Gefühl, ihren Kindern mehr Sicherheit vermitteln zu müssen, als sie es heutzutage angesichts einer hohen Arbeitsbelastung können”, erklärt der Medienpädagoge und Leiter des Offenen Kanals Schleswig-Holstein (OKSH), Henning Fietze. Er betont zudem, dass es nicht notwendig sei, die Bewegungs- oder Gesundheitsdaten der Kinder zu überwachen: “Smartwatches haben im Grundschulalter noch nichts an den Handgelenken der Kinder verloren”. 

Sven Winkler, Vorsitzender des Schulleitungsverbandes, warnt davor, dass digitale Uhren die Konzentration der Schüler:innen beeinträchtigen. Zudem verweist er auf Datenschutzprobleme, da durch Smartwatches Gespräche oder Bilder ungewollt aufgezeichnet werden könnten. “Smartwatches müssen wie Smartphones behandelt werden. Sie haben im Regelunterricht nichts zu suchen”, betont Winkler. Digitale Uhren mit Aufnahmefunktionen sind zwar verboten, die Kontrolle ist aber schwierig: “Wir können nicht absehen, welche Smartwatch da eigentlich getragen wird. Daher ist ein konsequentes Verbot immer zu empfehlen”, führt Winkler weiter aus. 

Außerdem bemängelt er, dass Schulleitungen im Umgang mit Smartphones und anderen digitalen Geräten häufig ohne ausreichende Unterstützung dastehen: “Da es auch unsere Aufgabe ist, Schülerinnen und Schüler im Bereich Digitalisierung auszubilden, brauchen wir auch die entsprechende Ausstattung dafür, damit wir auf die Nutzung privater Geräte komplett verzichten können. Und es braucht vielleicht sogar bundesgesetzliche Regelungen, die die Nutzung mobiler Endgeräte in bestimmten Bereichen untersagt.” 

Matteo Fein, der Vorsitzende des Schülerrats, spricht sich gegen ein Verbot aus. Seiner Meinung nach sollten die Schulen vielmehr einen bewussten Umgang mit Smartwatches fördern, anstatt sie pauschal zu verbieten. Auch Stefan Störmer, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Niedersachsen, ist der Ansicht, dass die Schulen selbst über den Umgang mit Smartwatches entscheiden sollten. Ayla Çelik, Vorsitzende der GEW in Nordrhein-Westfalen, betont zudem, dass Smartwatches bei klaren Absprachen und pädagogischen Konzepten das Lernen sogar unterstützen können, etwa durch Vokabel-Apps oder Hausaufgabenplaner.

Während in der Schule über den richtigen Umgang mit Smartwatches diskutiert wird, plädiert Medienpädagoge Fietze dafür, das Potenzial der Geräte vor allem im familiären Umfeld sinnvoll zu nutzen. Er empfiehlt, die Geräte trotz der Herausforderungen nicht zu verteufeln, sondern die tollen und vielfältigen Möglichkeiten innerhalb der Familie auszuprobieren: “Es ist wie mit einer Spielkonsole. Die gehört auch in die Familie, aber eben nicht zur freien Verfügung ohne Zeitlimit”, so Fietze. 

Die Diskussion um den Einsatz von Smartwatches im Schulalltag wird voraussichtlich weiterhin kontrovers bleiben. Es bleibt abzuwarten, ob sich eher Verbote oder pädagogische Konzepte durchsetzen werden.

Zwischen Aufklärung und Fürsorge: So sprechen Lehrer angemessen über Amokläufe

Das Thema Amokalarm an Schulen ist besonders heikel und sollte mit viel Behutsamkeit angegangen werden. Um Schüler:innen darüber aufzuklären, gibt es einige Tipps, wie man ein solches Gespräch führen kann. Besonders wichtig: Ehrlichkeit und Empathie.
Von
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September 2024
27.9.2024
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In der vergangenen Woche ereignete sich an einer Schule in Brandenburg ein Großeinsatz der Polizei, nachdem ein:e Passant:in einen Zettel fand, der auf eine angebliche Gefahrenlage verwies. Nachdem das Gebäude geräumt und von den Einsatzkräften durchsucht wurde, konnte Entwarnung gegeben werden: Bei dem Stück Papier handelte es sich wohl nur um einen sehr schlechten Scherz. Dieser Vorfall reiht sich in eine Serie von Bombendrohungen zu Beginn des Schuljahres ein (Lehrer News berichtete).

Diese Vorfälle geben erneut Anlass dazu, sich mit der Thematik eines möglichen Amoklaufes an einer Schule zu befassen. Eine solche Nachricht wirft bei Schüler:innen und Lehrkräften verständlicherweise Fragen auf. Wie sollte man sich im Ernstfall verhalten und wie können Lehrer:innen das Thema mit Kindern und Jugendlichen besprechen, ohne sie zu stark zu verunsichern oder gar zu traumatisieren?

Offene Kommunikation als Schlüssel

Gerade ältere Kinder und Jugendliche bekommen oft mehr aus den Nachrichten mit, als man denkt. Aktuelle Nachrichten, wie die aus Brandenburg, können also im Unterricht besprochen werden. Sollte allerdings die begründete Vermutung bestehen, dass die Klasse von dem Thema gar nichts mitbekommen haben, ist es nicht ratsam, sie extra darauf aufmerksam zu machen. Das schürt nur Unsicherheiten, wo vorher keine waren.

Haben die Schüler:innen jedoch selbstständig von dem Geschehenen erfahren, sollte man die Nachrichten gemeinsam einordnen. Dafür ist es notwendig, sich im Vorfeld selbst zu informieren. Vertrauenswürdige Informationen bieten beispielsweise die Internetseiten der entsprechenden Landespolizei. Auch regionale Zeitungen berichten in der Regel von derlei Großeinsätzen der Polizei.

Im Anschluss an die gemeinsame Einordnung der Geschehnisse ist es ratsam, auf die schulinternen Sicherheitsmaßnahmen hinzuweisen. Dadurch wissen die Schüler:innen, wie sie sich im Ernstfall zu verhalten haben, aber auch, dass sich die Schulleitung und der Lehrkörper Gedanken gemacht haben, wie man sie am besten schützen kann. Das hilft, Ängste abzubauen.

Zu den meistverbreiteten Maßnahmen gehört es, die Türen von innen zu verschließen und zu verbarrikadieren. Außerdem sollten alle ihre Handys ausschalten, um eine Netzüberlastung zu verhindern. Schüler:innen, die sich zum Zeitpunkt eines Alarms auf den Gängen befinden, sollten schnellstmöglich die Schule verlassen oder in der nächstgelegenen Klasse Schutz suchen. Wer gerade auf der Toilette ist, schließt die Tür ab, zieht die Füße hoch und gibt keinen Laut von sich. Solche Maßnahmen variieren natürlich von Schule zu Schule. Deshalb ist es notwendig, die Vorschriften der eigenen Schule zu kennen.

Balance zwischen Wachsamkeit und Gelassenheit

Verständlicherweise taucht nach einem Amokalarm – auch wenn es sich dabei um einen Fehlalarm handelt – oft die Frage auf, ob so etwas auch an der eigenen Schule möglich ist. Die üblichen Floskeln wie “Sowas kann bei uns nicht passieren”, sollten vermieden werden. Stattdessen kann man auf die sehr geringe Wahrscheinlichkeit eines solchen Vorfalls verweisen, schließlich kann man sich nie zu 100 Prozent sicher sein.

Das Wichtigste bei all dem ist es, bei der Wahrheit zu bleiben. Auch die eigenen Ängste und Bedenken sollten offen und ehrlich angesprochen werden. Schüler:innen dürfen erfahren, dass auch ihr besorgt seid. Hier kann folgende Formulierung helfen: “Ich verstehe, dass ihr euch sorgt. Mir geht es da ähnlich. Trotzdem braucht ihr keine Angst zu haben. Ein Amoklauf ist an einer deutschen Schule sehr unwahrscheinlich und wir wissen, wie wir uns schützen können.” 

Vorbereitung statt Panikmache

Um im Ernstfall das Schlimmste zu verhindern, ist es verständlich, sich so gut wie möglich vorbereiten zu wollen. Von einer Amokübung – ähnlich einer Brandschutzübung – raten Expert:innen jedoch ab. Besonders unangekündigt, führt eine solche Übung zu sehr viel Stress und Angst. Dies kann auch noch im Nachhinein zu Schlafproblemen und Konzentrationsschwächen führen, auch wenn alle darüber aufgeklärt wurden, dass es nur eine Übung war. Stattdessen ist es ratsam, die individuellen Sicherheitspläne der Schule gemeinsam zu besprechen.

Die Schüler einbeziehen

Eine Unterrichtsstunde zum Thema Amok zu planen ist herausfordernd. Dennoch darf es nicht passieren, dass ihr die Informationen nur vortragt. Die Schüler:innen müssen auf altersgerechte Weise mit einbezogen werden. Dazu gehört es, auf ihre Gedanken und Gefühle einzugehen. Vielleicht haben einige noch Rückfragen oder möchten einfach gerne ihre Sorgen und Ängste aussprechen. Das sollte unbedingt möglich sein.

In diesem Zusammenhang kann es auch vorkommen, dass die Frage aufkommt, wie man einen Amoklauf schon vorher verhindern kann. Hier können alle aktiv mit einbezogen werden. Schüler:innen sollten ermutigt werden, auffälliges Verhalten einer Lehrkraft zu melden. Diese setzt sich dann mit der betroffenen Person und ggf. den Eltern und der Schulleitung zusammen und findet eine Lösung.

Ruhig und souverän bleiben

So schwer das Thema auch sein mag, es ist wichtig, dass ihr ruhig bleibt und den Schüler:innen nicht noch mehr Angst macht. Sie sollen vermittelt bekommen, dass alles Mögliche getan wird, um sie zu schützen und einen Amoklauf zu verhindern. 

Um alle Fragen sicher beantworten zu können, sollte man sich vorher bei der Schulleitung über das schulinterne Sicherheitskonzept informieren. Außerdem ist es sinnvoll, die Eltern über die Stunde zu informieren, damit diese auf mögliche Fragen oder Sorgen ihrer Kinder vorbereitet sind. Und das Wichtigste bei allem: Ehrlich und ruhig bleiben!

Habt ihr noch Fragen zu dem Thema oder wollt eure Erfahrungen teilen? Schreibt es gerne in die Kommentare und helft euch mit eurem Wissen gegenseitig.

Dieser Artikel wurde recherchiert und geschrieben von Leoni Braunes.

Politische Bildung leicht gemacht: Die besten Apps für deinen Unterricht

Von HanisauLand bis Fake News Check – diese digitalen Tools machen politische Bildung spannend, interaktiv und verständlich. Ideal für Lehrkräfte, um demokratische Werte im Klassenzimmer zu vermitteln.
Von
Jonasz Schulze
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September 2024
26.9.2024
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In einer zunehmend digitalisierten Welt bietet der Einsatz von Apps im Unterricht spannende Möglichkeiten, komplexe politische Themen anschaulich und interaktiv zu vermitteln. Besonders im Politik- und Sozialkundeunterricht helfen digitale Tools, Schüler:innen spielerisch an politische Prozesse, Demokratie und gesellschaftliche Verantwortung heranzuführen. In diesem Artikel stellen wir euch die besten Politik-Apps vor, die sich hervorragend für den Einsatz im Klassenzimmer eignen. Ob es darum geht, Demokratie spielerisch zu erleben, schlagfertig auf Diskriminierung zu reagieren oder Falschmeldungen zu entlarven – diese Apps bieten Lehrkräften wertvolle Unterstützung, um politische Bildung modern und ansprechend zu gestalten. 

HanisauLand – Spielerischer Einstieg in die Politik für Grundschüler:innen

(Quelle: Hanisauland.de

Die HanisauLand-App basiert auf dem Webcomic der Bundeszentrale für politische Bildung, in dem Hasen, Nilpferde und Wildsäue gemeinsam versuchen, eine Demokratie aufzubauen. Speziell für Grundschüler:innen entwickelt, bietet die App lustige Comics, interaktive Spiele und leicht verständliche Erklärungen zu wichtigen Themen wie Demokratie, Wahlen und Menschenrechten. Politische Inhalte werden auf unterhaltsame und lehrreiche Weise vermittelt, sodass Kinder schon früh ein Verständnis für diese wichtigen Themen entwickeln können.

Für Lehrkräfte stellt das Tool ein wertvolles Hilfsmittel dar, um politische Themen im Grundschulunterricht zu behandeln. Es ermöglicht, komplexe Sachverhalte anschaulich und spielerisch zu vermitteln. Die HanisauLand-App ist kostenlos im Google Play Store und im Apple App Store erhältlich und eignet sich ideal für den Einsatz zu Hause und im Klassenzimmer. 

KonterBUNT – Schlagfertig gegen Hass und Diskriminierung 

(Quelle: nemetschek-stiftung.de

Die mit dem Deutschen Kindersoftwarepreis Tommi ausgezeichnete App KonterBUNT hilft Jugendlichen, sicher und schlagfertig auf rassistische und diskriminierende Äußerungen zu reagieren. In interaktiven Szenarien können Nutzer:innen Antworten auf Stammtischparolen üben und trainieren, sich für eine aktiv gelebte Demokratie einzusetzen. Ein selbst erstellter Avatar begleitet die Nutzer:innen durch verschiedene Alltagsszenarien, in denen sie auf provokante Aussagen treffen. 

Das Sprücheverzeichnis listet gängige diskriminierende Sprüche auf und bietet passende Konterstrategien. Der Strategie-Guide hilft dabei, auch ohne tieferes Verständnis souverän zu argumentieren. Realistische Szenarien und kluge Antworten fördern Zivilcourage und stärken das Vertrauen in demokratische Werte. Die App ist kostenlos im Google Play Store und im Apple App Store erhältlich. 

Fake News Check – Fakten statt Falschmeldungen 

(Quelle: appgefahren.de)

Die Fake News Check-App unterstützt Schüler:innen dabei, Falschmeldungen im Netz zu erkennen, indem sie Nachrichten systematisch überprüft. Die Nutzer:innen durchlaufen einen interaktiven Fragenkatalog, der ihnen hilft, Meldungen kritisch zu hinterfragen und Fake News von echten Nachrichten zu unterscheiden. Zudem werden zentrale Fragen aufgezeigt, mit denen die Glaubwürdigkeit von Artikeln überprüft werden kann. 

Zusätzlich bietet die App Hintergrundinformationen zu jeder Frage sowie ein Glossar mit Begriffen aus Journalismus und Politik. Ein Ampelsystem zeigt an, ob eine Nachricht glaubwürdig ist oder nicht. Das Tool ist kostenlos im Apple App Store erhältlich und eignet sich besonders für den Einsatz im Deutsch-, Politik- oder Ethikunterricht. 

Wahl-O-Mat – Finde deine politische Stimme 

(Quelle: Apple App Store

Der Wahl-O-Mat ist ein populäres Tool der Bundeszentrale für politische Bildung, das Schüler:innen hilft, ihre politischen Positionen mit denen der zur Wahl stehenden Parteien zu vergleichen. Die App stellt 38 zentrale Wahlkampfthemen vor, zu denen die Nutzer:innen ihre Meinung abgeben können. Anschließend zeigt der Wahl-O-Mat, welche Parteien den eigenen Ansichten am nächsten kommen. Da es für jede Wahl einen eigenen Wahl-O-Mat gibt, können auch stets aktuelle politische Themen behandelt werden. So lassen sich komplexe politische Themen auf einfache Weise zugänglich machen und politische Entscheidungsprozesse nachvollziehen.

Für Lehrkräfte ist der Wahl-O-Mat besonders wertvoll, um politische Diskussionen im Unterricht anzuregen. Er kann in Fächern wie Politik, Sozialkunde oder Gemeinschaftskunde eingesetzt werden, um Wahlen und politische Programme verständlicher zu gestalten. Durch die direkte Interaktion mit politischen Thesen werden Schüler:innen motiviert, sich kritisch mit aktuellen Themen auseinanderzusetzen. Die App ist kostenlos im Apple App Store und im Google Play Store erhältlich. 

DEMOCRACY App – Politik live erleben

(Quelle: democracy-deutschland.de

Die DEMOCRACY-App ermöglicht es, politische Prozesse im Deutschen Bundestag interaktiv und transparent zu verfolgen. Nutzer:innen können aktuelle, vergangene oder populäre Vorgänge auswählen und sich mit Hilfe offizieller Parlamentsdokumente informieren. Zusätzlich können Nutzer:innen selbst über die Vorgänge abstimmen, als wären sie Bundestagsabgeordnete, und ihr Abstimmungsergebnis mit dem der Community und des Bundestages vergleichen. 

Für Lehrkräfte ist DEMOCRACY ein wichtiges Tool, um Schüler:innen die Funktionsweise des Parlaments näherzubringen und politische Prozesse zu veranschaulichen. Die App kann im Politik- oder Sozialkundeunterricht genutzt werden, um Diskussionen über Gesetzesvorhaben anzuregen und das Verständnis für demokratische Entscheidungen zu vertiefen. Die App ist kostenlos für iOS und Android erhältlich. 

Welche App bereichert deinen Unterricht am meisten? 

Ob der spielerische Einstieg in die Demokratie mit HanisauLand, schlagfertige Antworten auf Hass mit KonterBUNT, der Faktencheck mit Fake News Check oder der Wahl-O-Mat zur politischen Orientierung – jede dieser Apps bietet wertvolle Werkzeuge für den Politikunterricht. Welche App überzeugt dich am meisten? Hast du bereits Erfahrungen mit diesen Tools gesammelt oder kennst du weitere, die für andere Lehrkräfte hilfreich sein könnten? Teile deine Gedanken und Empfehlungen in den Kommentaren!

Zwischen Rekordinvestitionen und Schulruinen: Kommunen kämpfen gegen den Investitionsrückstand

Der Investitionsstau an deutschen Schulen betrug laut KfW 2023 fast 55 Milliarden Euro. Steigende Baukosten, Personalmangel und komplexe Genehmigungsverfahren verschärfen die Lage. Daran ändern vorerst auch Rekordinvestitionen der Kommunen nichts.
Von
Tobias Kempter
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September 2024
25.9.2024
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An deutschen Schulen herrscht seit Jahren ein massiver Investitionsrückstand. In vielen Städten und Gemeinden mangelt es an der nötigen finanziellen Ausstattung, um den Betrieb und die Instandhaltung von Schulgebäuden sicherzustellen. Zahlreiche Berichte von maroden Schulen, die teilweise für Unterrichtsausfall und sogar Schulschließungen sorgen, zeichnen ein düsteres Bild. Bundesweit berichten Kommunen von erheblichen Rückständen, die insbesondere Schulen betreffen.

Trotz Rekordinvestitionen der Kommunen kommt es aber zu einem immer größeren Investitionsstau, der langfristige Folgen für das Bildungssystem in Deutschland hat. Es gibt aber auch positive Beispiele, die innovative Maßnahmen zur Bewältigung der Investitionskrise ergriffen haben, während es in anderen Regionen noch immer einen erheblichen Rückstand gibt.

Der wachsende Investitionsrückstand an Schulen

Der aktuelle Bericht des KfW-Kommunalpanels von 2024 zeichnet ein erschreckendes Bild der deutschen Schulinfrastruktur. Laut dem Bericht summiert sich der Investitionsrückstand im Bereich der Schulen auf fast 55 Milliarden Euro. Innerhalb eines Jahres ist der wahrgenommene Investitionsrückstand bei Schulen um rund 7,3 Milliarden Euro angestiegen. Besonders alarmierend: Jede zehnte Kommune gab an, dass sie die Unterhaltung der Schulen kaum oder gar nicht mehr gewährleisten könne. Damit machen die Schulen mit knapp 30 Prozent den größten Anteil des Investitionsrückstandes der Kommunen aus, noch vor maroden Brücken, schlechten Straßen und heruntergekommenen Verwaltungsgebäuden.

Trotz der steigenden Investitionen der Kommunen, wächst der Investitionsrückstand immer weiter an. (Quelle: KfW)

Dieser Investitionsstau zeigt sich sowohl in der baulichen Substanz vieler Schulen als auch in der technischen Ausstattung, die oft nicht den modernen pädagogischen Anforderungen entspricht. Das Resultat: undichte Dächer, mangelhafte Sanitäranlagen, veraltete Heizungsanlagen und fehlende digitale Infrastruktur. Während in einigen Regionen Deutschlands Schüler:innen in modernen, gut ausgestatteten Schulen unterrichtet werden, sitzen Kinder in anderen Teilen des Landes in maroden Gebäuden, die den Anforderungen des 21. Jahrhunderts nicht gewachsen sind.

Ursachen für den Anstieg des Investitionsrückstands

Der drastische Anstieg des Investitionsrückstands an deutschen Schulen lässt sich auf eine Vielzahl von Ursachen zurückführen. Ein wesentlicher Faktor sind die stark gestiegenen Baukosten, die die Planung und Umsetzung von Projekten erheblich verteuert haben. Die Preise für Baumaterialien sind in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen, was die finanziellen Planungen vieler Kommunen durcheinandergebracht hat. Ursprünglich kalkulierte Projekte, deren Kosten vor wenigen Jahren noch tragbar erschienen, sind heute oft kaum noch finanzierbar. Hinzu kommen allgemeine Engpässe in der Bauwirtschaft. Viele Bauunternehmen sind bereits ausgelastet, was zu Verzögerungen führt, da notwendige Bauvorhaben nicht zeitnah umgesetzt werden können.

Eine weitere Ursache ist der akute Personalmangel in den Bauverwaltungen der Städte und Gemeinden. In vielen Kommunen fehlt es an qualifizierten Fachkräften, um die notwendigen Planungs- und Genehmigungsprozesse effizient voranzutreiben. Dieser Mangel führt nicht nur zu Verzögerungen bei der Umsetzung von Bauprojekten, sondern in vielen Fällen sogar dazu, dass dringend benötigte Vorhaben gar nicht erst angegangen werden. In mehr als der Hälfte der betroffenen Kommunen kommt es aufgrund fehlenden Personals zu erheblichen Verzögerungen, während in fast 30 Prozent der Fälle Projekte aufgrund dieser personellen Engpässe ganz scheitern.

Nicht zuletzt spielen auch die oft komplexen und langwierigen Genehmigungsverfahren eine zentrale Rolle. Obwohl es in Deutschland durchaus Fördermittel für Investitionen in die Schulinfrastruktur gibt, sind diese häufig schwer zugänglich. Der bürokratische Aufwand, der mit der Beantragung solcher Mittel verbunden ist, schreckt viele Kommunen ab oder verzögert die Umsetzung der Projekte erheblich. Diese strukturellen Hindernisse machen es den Kommunen schwer, die notwendigen Investitionen schnell und effizient zu tätigen.

Ein erheblicher Teil des Investitionsstaus ist aber auch direkt mit der finanziellen Lage der deutschen Kommunen verbunden. Laut dem KfW-Bericht bewerten mittlerweile 58 Prozent der Städte, Gemeinden und Landkreise ihre Finanzsituation als negativ – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Nur noch 17 Prozent der befragten Finanzverantwortlichen kommen zu einer positiven Einschätzung ihrer Lage.

Die gestiegenen Zinsen haben die Finanzierungssituation für viele Kommunen weiter verschärft. Wo früher Kredite zu günstigen Bedingungen aufgenommen werden konnten, sieht die Situation heute anders aus. Für viele Kommunen sind die Kreditkonditionen inzwischen so unattraktiv, dass sie Investitionen in die Schulinfrastruktur lieber verschieben, als neue Schulden aufzunehmen. 

Hamburg ein positives Beispiel für Investitionspolitik im Bildungsbereich

Ein Beispiel, wie es auch anders gehen kann, liefert die Stadt Hamburg. Hier hat die Stadtregierung frühzeitig erkannt, dass der Investitionsstau in der Schulinfrastruktur langfristig negative Folgen haben wird und dementsprechend gehandelt. Hamburg hat eine eigene Schulbaugesellschaft gegründet, die gezielt in den Bau und die Modernisierung von Schulen investiert. Dieses Modell erlaubt es der Stadt, schneller auf Bedarfe zu reagieren und Projekte effizienter umzusetzen.

Ein entscheidender Faktor in Hamburg ist die enge Zusammenarbeit zwischen der Schulbehörde, den Bauverwaltungen und der eigens gegründeten Schulbaugesellschaft. Durch diese zentrale Steuerung und Bündelung von Ressourcen konnten in den letzten Jahren zahlreiche Projekte schneller umgesetzt werden, als es in vielen anderen deutschen Städten der Fall ist. Ein weiterer Vorteil dieses Modells ist die Entlastung der kommunalen Bauverwaltungen, die sich auf andere Projekte konzentrieren können.

Im Gegensatz zu Lage in Hamburg sieht die Situation in Hessen düster aus. Hier schätzt die GEW den Investitionsstau an den Schulen auf rund fünf Milliarden Euro – eine gewaltige Summe, die von den Kommunen alleine nicht gestemmt werden kann. Besonders kritisch ist die Lage in Frankfurt, wo alleine 2,5 Milliarden Euro des Investitionsstaus verortet sind.

Die GEW Hessen forderte daher zuletzt von der Landesregierung ein umfassendes Investitionsprogramm, um den Rückstand aufzuholen und die Chancengleichheit im Bildungsbereich zu gewährleisten. “Es kann nicht sein, dass in einer Region Hessens Kinder in modernen Schulen lernen, während in anderen Regionen die Gebäude verfallen”, kritisiert der Vorsitzende der GEW Hessen, Thilo Hartmann.

Serielles Bauen und Schulbaugesellschaften als Zukunftslösungen?

Angesichts der gravierenden Investitionsprobleme suchen viele Städte und Gemeinden nach alternativen Lösungsansätzen. Ein Modell, das immer häufiger diskutiert wird, ist das serielle Bauen. Durch standardisierte Baupläne und modulare Bauelemente sollen Schulen schneller und kostengünstiger errichtet werden. Dieses Modell könnte auch in Deutschland eine Antwort auf den akuten Schulraummangel sein. In Hamburg wurde das typische “Klassenhaus” bereits 40 Mal gebaut. Durch die schnelleren Verfahren ist eine Bauzeit von weniger als einem Jahr möglich.

Ein weiteres vielversprechendes Konzept ist die Gründung von Schulbaugesellschaften, wie es in Hamburg oder auch in Köln der Fall ist. Diese spezialisierten Einheiten können effizienter planen und bauen, da sie sich ausschließlich auf den Bildungsbereich konzentrieren und so auf die besonderen Bedürfnisse der Schulen eingehen können. Außerdem unterliegen sie oft weniger strengen Vorgaben, wodurch viel Zeit und bürokratischer Aufwand gespart wird.

Für die Kommunen wird es in Zukunft wichtig sein, solche alternativen Wege zu gehen, da ohne zusätzliche Unterstützung von Bund und Ländern der Investitionsrückstand immer größer werden zu droht.

“Sport ist zentral wichtig”: Markus Söder plant Bewegungspflicht an Schulen

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder möchte eine verpflichtende Bewegungszeit von einer halben Stunde in Schulen einführen. Diese Maßnahme und die Förderung des Leistungssportes soll dem Bewegungsmangel bei vielen Schülern entgegenwirken.
Von
Lea Reuß
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September 2024
24.9.2024
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Bad Staffelstein. Bayerns Schüler:innen sollen künftig von einer halben Stunde mehr Bewegung profitieren, so Ministerpräsident Markus Söder bei einer Klausurtagung der CSU-Landtagsfraktion. Nach der Einführung der Verfassungsviertelstunde (Lehrer-News berichtete) müsse nun auch dem Sport an bayerischen Schulen mehr Bedeutung zukommen. “Kinder sollen sich bewegen, in welcher Form auch immer”, heißt es von Söder. Den bayerischen Schulalltag will er auch durch andere Maßnahmen für mehr Bewegung und Sport reformieren. 

Der Ministerpräsident sieht für Grundschüler:innen eine verpflichtende halbe Stunde Bewegung vor, wobei die Art der Bewegung egal sei. Eingeführt werden soll die Regelung parallel mit dem Recht auf Ganztagsbetreuung, welche ab dem Schuljahr 2026/27 neu eingeschulten Grundschulkindern einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung einräumen soll (Lehrer-News berichtete). Die tägliche Bewegungszeit könne somit auch nach dem regulären Unterricht stattfinden, denn Bewegung sei laut dem CSU-Politiker “das ideale Programm” für den Nachmittag. 

Neben der verpflichtenden Bewegungszeit möchte der bayerische Ministerpräsident den Wettkampfcharakter der Bundesjugendspiele erhalten. Sollte dieser tatsächlich abgeschafft werden, kündigt Söder bereits an: “Wir werden auf jeden Fall Bayern-Spiele ausrichten”. Eine Neuauflage der klassischen Bundesjugendspiele würde dabei möglicherweise neue Sportarten abdecken. Auch der bayerische Leistungssport soll künftig eine größere Rolle spielen, indem Spitzensportler:innen und Trainer:innen stärker gefördert werden. Um diese Förderung zu gewährleisten, will der Ministerpräsident ein Sportgesetz in den Landtag einbringen. 

Bewegungsmangel bei Kindern ist keine Seltenheit 

Der Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen ist kein neues Phänomen: Bereits vor der Pandemie befand sich das Bewegungsniveau junger Menschen in Deutschland und ganz Europa laut einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) unter den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Laut einem Report der DKV in Kooperation mit der Deutschen Sporthochschule Köln aus dem Jahr 2023, welche das Gesundheits- und Bewegungsverhalten der Deutschen in einer repräsentativen Umfrage erfasst, erreichen lediglich rund 17 Prozent der Befragten alle Benchmarks einer gesunden Lebensweise. Untersucht wurden dabei die Bereiche körperliche Aktivität, Ernährung, Tabak- und Alkoholkonsum sowie Stressempfinden (Lehrer-News berichtete). Besonders junge Menschen, welche im Durchschnitt über zehn Stunden täglich im Sitzen verbringen, würden sich zu wenig bewegen. Sollten Schüler:innen die Verhaltensmuster aus der Pandemie weiterhin beibehalten, drohen langfristige Folgen für die physische und psychische Gesundheit einer ganzen Generation, so Martin Bujard, der Forschungsdirektor der Bewegungsstudie des BiB. 

Ob eine verpflichtende Bewegungszeit in bayerischen Schulen diesem Trend entgegenwirken kann, ist bisher unklar. Ministerpräsident Söder setzt dabei nicht nur auf die Schulen, sondern auch auf die Unterstützung von verschiedenen Initiativen und Vereinen, beispielsweise dem Landessportverband.

Staatsexamen, Master oder dual? Das Lehramtsstudium in Thüringen

Heute präsentieren wir euch das Lehramtsstudium in Thüringen. Ein klassisches Staatsexamen legt ihr in Jena ab, in Erfurt erfolgt das Studium mit einem Bachelor- und einem Masterabschluss. Mehr über Schulformen, Praktika und Fächerwahl erfahrt ihr im Artikel.
Von
Albert Koch
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September 2024
24.9.2024
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Ihr möchtet Lehrer:in werden und seid euch noch nicht sicher, welches Bundesland sich am besten für das Lehramtsstudium eignet? Dann ist unsere Reihe über den Studiengang in den verschiedenen Bundesländern sicherlich hilfreich! Heute präsentieren wir euch das Studium in Thüringen und erklären euch alles, was ihr über den Grundstein der Lehrerausbildung in diesem Bundesland wissen müsst.

Schulformen, “Jenaer Modell” und Regelstudienzeit: Ein Überblick

Wie überall in Deutschland gliedern sich auch in Thüringen die Lehramtsstudiengänge nach den jeweiligen Schulformen, die es im Bundesland gibt. Von daher könnt ihr in Thüringen das Lehramt für Grundschulen, Regelschulen, Gymnasien, Förderschulen und berufsbildende Schulen studieren. Besonders ist, dass euch das Studium für das Förderschullehramt für den sonderpädagogischen Unterricht sowohl in der Primarstufe, also in den Grundschulklassen, als auch in der Sekundarstufe I qualifiziert und ihr euch nicht, wie in einigen anderen Bundesländern, im Voraus auf einen der beiden Zweige festlegen müsst.

Ein Großteil des Studienangebots für das Lehramt findet in Thüringen an den beiden Standorten Erfurt und Jena statt. An der Universität Erfurt absolviert ihr einen Bachelor of Education und darauf folgend einen Master of Education. Ein klassisches Erstes Staatsexamen legt ihr an der Friedrich-Schiller-Universität Jena ab (“Jenaer Modell”). Erfurt bietet die Studiengänge für alle Schultypen außer dem Gymnasium an, Jena beschränkt sich auf das Regelschul- und Gymnasiallehramt sowie auf den Master für das Berufsschullehramt in Wirtschaftspädagogik. An beiden Universitäten studiert ihr in der Regel genau fünf Jahre, was in Thüringen im Gegensatz zu anderen Bundesländern für alle Lehramtstypen gleichermaßen gilt. Im Anschluss an das Studium könnt ihr den Vorbereitungsdienst in ganz Deutschland antreten. Anstatt der meist üblichen 18 Monate dauert dieser in Thüringen 24 Monate, kann aber durch zusätzliche Praktika im Voraus verkürzt werden.

Lehramt für die Grundschule

Das Studium für das Grundschullehramt ist an der Universität Erfurt in zwei Bestandteile gegliedert. Zum einen studiert ihr die sogenannte Primärpädagogik, also die auf die Grundschulbildung ausgerichteten Bildungswissenschaften. Diese beinhalten auch grundlegendes Wissen in den Fächern Deutsch, Mathematik oder Sachunterricht. Hinzu kommt ein Nebenfach, auf das ihr euch spezialisiert. Zur Auswahl stehen Deutsch, Englisch, Evangelische Religion, Kunst, Katholische Religion, Mathematik, Musik, Ethik, Französisch, Russisch, Sport undWerken. Ihr müsst Deutsch und Mathematik in der Primärpädagogik belegen, sofern ihr keines der beiden Fächer als Nebenfach wählt. Andererseits könnt ihr das jeweilige Fach in der Primärpädagogik durch den Sachunterricht ersetzen. In diesem Fall ist es euch auch möglich, einen Schwerpunkt zu wählen, der euch zusätzlich für das Fach Schulgarten qualifiziert. Einen Überblick über die möglichen Fächerkombinationen erhaltet ihr noch einmal über diesen Link.

Lehramt für die Regelschule

Regelschullehramt in Erfurt

Die Universität Erfurt hält ein gängiges Angebot an Fächern für das Regelschullehramt bereit. Neben den Bildungswissenschaften könnt ihr aus Deutsch, Englisch, Ethik, Geschichte, Katholischer Religion, Kunst, Musik, Sozialkunde und Wirtschaftslehre/Technik zwei Fächer studieren. Zusätzlich stehen Französisch, Russisch und Sport zur Verfügung, die ihr allerdings nicht miteinander kombinieren könnt. Für das Regelschullehramt ist Erfurt der einzige Standort in Thüringen, an dem ihr die Fächer Musik und Kunst belegen könnt. Für Evangelische Religion hingegen gibt es kein Angebot.

Neu: Duales Studium in Erfurt

Wenn euch die Praxis in der Ausbildung besonders liegt und ihr ein großes Interesse daran habt, den Schulalltag schon früh gut kennenzulernen, dann dürfte das neue Angebot der Universität Erfurt genau zu euch passen. Es ist mittlerweile möglich, das Lehramt für die Regelschule dual zu studieren. Der Bachelor dauert hier ein Jahr länger als üblich, also insgesamt vier Jahre, der Master verkürzt sich dadurch jedoch auf ein Jahr. Ab dem dritten Semester des Studiums beginnt ihr nämlich mit wöchentlichen Praxisanteilen für euer erstes Fach, ab dem siebten auch für das zweite. Englisch, Deutsch, Mathematik, Wirtschaftslehre/Technik sowie Sport stehen als Erst- und Zweitfach zur Auswahl. Besonders attraktiv macht diese Alternative die hohe Vergütung, die euch erwartet. Während des Bachelors erhaltet ihr 1.400 Euro monatlich, während des Masters 1.600 Euro. Die Semesterbeiträge werden ebenfalls übernommen.

Regelschullehramt in Jena

Auch in Jena müsst ihr zusätzlich zu den Bildungswissenschaften zwei Fächer wählen. Allerdings ist streng geregelt, dass das erste Fach eines von Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Französisch, Informatik, Mathematik, Physik, Russisch oder Sport und das zweite Fach eines von Ethik, Evangelischer Religion, Geografie, Geschichte, Katholischer Religion oder Sozialkunde sein muss. Die Kombinationsmöglichkeiten sind also um einiges eingeschränkter. Das Fach Katholische Religion bietet die Friedrich-Schiller-Universität Jena in Kooperation mit der Universität Erfurt an, sodass es nötig ist, zwischen den Orten zu pendeln. Übrigens ist ein Modul zu Deutsch als Fremd- und Zweitsprache in jedem Fall verpflichtend, sodass ihr grundlegende Kompetenzen im Umgang mit Sprachschwierigkeiten für den Alltag an der Regelschule erlernen könnt.

Die Universität in Jena hält außerdem die Möglichkeit bereit, ein drittes, sogenanntes Erweiterungsfach zu studieren, sobald ihr euer Praxissemester abgeschlossen habt. Abgesehen von den üblichen Fächern ist es hier auch möglich, Astronomie und Deutsch als Fremd- und Zweitsprache zu wählen. Diese Zusatzqualifikation könnt ihr auch nach Abschluss des Studiums noch erwerben.

Lehramt für das Gymnasium

Falls ihr euch entscheidet, Gymnasiallehramt zu studieren, fällt die Wahl in Thüringen leicht. Denn nur die Friedrich-Schiller-Universität Jena bietet diesen Studiengang an. Der Aufbau ähnelt hier sehr dem des Regelschullehramts. Euer Erst- und Zweitfach müsst ihr wieder aus zwei unterschiedlichen Gruppen wählen. Für das erste Fach stehen Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Französisch, Informatik, Mathematik, Physik, Russisch, Spanisch und Sport zur Verfügung, für das zweite Evangelische Religion, Geografie, Geschichte, Griechisch, Katholische Religion, Kunst, Latein, Musik, Philosophie, Sozialkunde sowie Wirtschaftslehre/Recht. Katholische Religion wird auch für das Gymnasiallehramt in Kooperation mit der Universität Erfurt angeboten. Die Gymnasialfächer Musik und Kunst werden zu gewissen Teilen an der Bauhaus-Universität Weimar, beziehungsweise an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar gelehrt. Auch hier ist es nötig, zwischen Jena und Weimar zu pendeln. Beide Fächer könnt ihr auch als sogenanntes Doppelfach vertiefend ohne ein zweites Fach studieren. Alternativ ist es euch möglich, Musik oder Kunst jeweils mit Fächern sowohl aus Gruppe Eins als auch aus Gruppe Zwei zu kombinieren. Außerdem lassen sich die Zweitfächer Griechisch und Latein zusammen studieren.

Die Möglichkeit eines Erweiterungsfachs besteht auch für das Gymnasiallehramt. Ihr könnt ein drittes Fach aus dem Fächerkanon wählen, abgesehen von Musik, Kunst oder Katholischer Religion. Ansonsten stehen euch Astronomie, Deutsch als Fremd- und Zweitsprache und auch Italienisch als Drittfach zur Verfügung.

Lehramt für die Förderschule

Wollt ihr an einer Förderschule unterrichten, könnt ihr an der Universität Erfurt das entsprechende Lehramtsstudium antreten. Die sogenannte Förder- und Inklusionspädagogik bildet einen Grundstein des Studiums. Hier erlernt ihr die Grundlagen der förderpädagogischen Bildungswissenschaften und wählt ab dem zweiten Semester zwei Schwerpunkte von emotionaler und sozialer Entwicklung über geistige Entwicklung zu Lernen oder Sprache. Dieser Studienbereich beinhaltet außerdem grundlegende Kompetenzen in zwei Fächern der Grundschulbildung, Deutsch, Mathematik oder Sachunterricht. Als Nebenfach wählt ihr aus dem Fächerkanon für das Regelschullehramt. Anstatt Wirtschaftslehre/Technik steht das Fach Werken zur Auswahl. Somit seid ihr nach dem Studium für den förderpädagogischen Unterricht in zwei Grundschulfächern sowie in einem Fach für die Sekundarstufe I qualifiziert.

Lehramt für Berufsbildende Schulen

Entscheidet ihr euch für das Berufsschullehramt, besteht in Thüringen lediglich die Möglichkeit, einen entsprechenden Masterabschluss an ein vorhandenes Bachelorstudium anzuschließen. Eine Ausnahme bildet das Programm an der Technischen Universität Ilmenau.

Berufsschullehramt in Erfurt

Die Universität Erfurt bietet einen Master für das Berufsschullehramt für folgende berufsbezogene Fächer an: Bautechnik, Elektrotechnik, Gesundheit, Informationstechnik, Metalltechnik, Körperpflege, Pflege und Sozialpädagogik. Für das allgemeinbildende Fach stehen Deutsch, Englisch, Ethik, Evangelische Religion, Französisch, Katholische Religion, Mathematik und Sozialkunde zur Verfügung. Es ist allerdings auch möglich, eine zweite Fachrichtung zu wählen. Zur Auswahl stehen hierbei Energietechnik, Fahrzeugtechnik, Mechatronik und Versorgungstechnik. Solch eine zweite Fachrichtung ist nur in Kombination mit Elektrotechnik oder Metalltechnik möglich.

Für das allgemeinbildende Fach solltet ihr entsprechende Kenntnisse in Form von mindestens 60 Leistungspunkten mitbringen. Falls diese nicht vorhanden sind, könnt ihr das allgemeinbildende Fach auch auf Bachelorniveau parallel zum Masterstudium nachholen, wobei sich die Studienzeit von vier auf sechs Semester verlängert.

Berufsschullehramt in Ilmenau

Die einzige Möglichkeit, das Berufsschullehramt von Grund auf in Thüringen zu erlernen, gibt es für die Fachrichtungen Metalltechnik und Elektrotechnik in Verbindung mit dem Fach Mathematik an der Technischen Universität Ilmenau. Der entsprechende Bachelor dauert wie üblich sechs Semester. Im Anschluss könnt ihr den Master an der Universität Erfurt antreten, um das Studium vollständig abzuschließen.

Berufsschullehramt in Jena

Wenn ihr in Jena Wirtschaftswissenschaften studiert, könnt ihr auch einen Pfad einschlagen, der euch zum Berufsschullehramt führt. Neben den Wirtschaftswissenschaften mit den Schwerpunkten Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik sowie den entsprechenden Bildungswissenschaften müsst ihr ein allgemeinbildendes Fach wählen. Möglich sind Deutsch, Englisch, Ethik, Evangelische Religion, Französisch, Informatik, Mathematik, Sozialkunde und Sport. Ihr erlangt somit die Qualifizierung zum Berufsschullehramt in der Fachrichtung Wirtschaftspädagogik und eurem Wahlfach.

Praktika

Jena: Eingangspraktikum und Praxissemester

In Jena ist der Anteil an praktischen Erfahrungen während des Studiums verhältnismäßig gering. Zunächst gilt es ein Eingangspraktikum zu absolvieren. Dieses solltet ihr im besten Falle bereits vor dem Studium beendet haben. Ihr könnt es allerdings auch bis zu Beginn des dritten Semesters nachholen. Es sollte auch nicht länger als drei Jahre vor der Immatrikulation zurückliegen. Ihr könnt euch praktische Erfahrungen an bis zu zwei Einrichtungen anrechnen lassen, sofern diese sich insgesamt auf mindestens 240 Stunden belaufen. Denkbar sind pädagogische Tätigkeiten im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres oder des Bundesfreiwilligendienstes, Praktika an Schulen, Horts oder Kindergärten, Tätigkeiten auf Jugendfreizeiten, in Sportvereinen oder in pädagogischen Einrichtungen im Ausland. Euch stehen also viele Türen offen und es liegt an euch, den Praktikumsplatz zu finden, wobei euch das Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZLB) beratend zur Seite stehen kann.

Erst im fünften oder sechsten Semester folgt für euch die nächste Praxiseinheit, die sich über ein ganzes Schulhalbjahr erstreckt. Nach einer Einführungswoche absolviert ihr wöchentlich von Montag bis Donnerstag Unterrichtshospitationen und führt selbst Unterrichtseinheiten durch. Freitags besucht ihr ein Begleitseminar an der Universität. In der Regel wird euch eine Schule in Thüringen dafür zugewiesen, aber ihr könnt euch auch selbst eine entsprechende Bildungseinrichtung in Deutschland oder im Ausland heraussuchen. Zahlreiche Partnerinstitutionen der Universität in verschiedensten Ländern sind dafür eine gute Anlaufstelle. Mehr über das Praxissemester erfahrt ihr über dieses FAQ.

Erfurt: Fülle an Praxis

Die Universität Erfurt erwartet einen deutlich höheren Anteil an praktischer Erfahrung von euch. Für alle Lehramtstypen müsst ihr schulpraktische Studien in Höhe von 110 Stunden entsprechend eurem Erstfach und eurer gewählten Schulform an einer Schule absolvieren. Dies geschieht im dritten oder vierten Semester und wird von einem Seminar begleitet. Die Schule in Thüringen, Deutschland oder dem Ausland wählt ihr selbst.

Im fünften Semester folgt für alle Lehrämter das Grundlagenpraktikum. Dies bezieht sich mehr auf bildungswissenschaftliche Grundlagen und dauert lediglich 30 Stunden. Die Schule sucht ihr entsprechend eures angestrebten Lehramts selbst innerhalb Thüringens aus.

Es folgen im Master die fachdidaktischen Praktika. Dafür müsst ihr euch an ausgewiesenen Stellen entsprechend eures Fachs und des Schultyps einschreiben. Ihr absolviert je Fach zwei dieser Praktika. Für Fächer in der Grundschulbildung genügt jeweils eins.

Schließlich absolviert ihr im ersten und im zweiten Semester des Masterstudiums eure beiden bildungswissenschaftlichen Praktika. Das erste setzt sich vor allem mit der Diagnostik, Beurteilung und Beratung im Unterricht auseinander und dauert 50 Stunden. Im zweiten beschäftigt ihr euch mit Erziehung, Klassenführung und Konfliktbewältigung im Klassenraum. Die Dauer beträgt insgesamt 30 Stunden. Beide Praktika finden an einer selbst gewählten Schule entsprechend des gewählten Lehramts statt, werden von Seminaren begleitet und erfordern eine schriftliche Ausarbeitung.

Im Masterstudium für das Förderschullehramt müsst ihr außerdem für jeden eurer beiden Schwerpunkte ein sonderpädagogisches Praktikum von jeweils 80 Stunden an einer selbst gewählten Schule antreten. Das Lehramt für Grund- sowie für Regelschulen erfordert außerdem ein sogenanntes komplexes Schulpraktikum im dritten oder vierten Semester des Masters mit einer Dauer von 15 Wochen. In diesen Wochen hospitiert und unterrichtet ihr montags bis donnerstags an einer selbst gewählten Schule in Thüringen, Deutschland oder im Ausland und nehmt, sofern möglich, freitags an einem Begleitseminar teil.

Euer Lehramtsstudium in Thüringen?

Das Lehramtsstudium bietet in Thüringen eine spannende Abwechslung und vielseitige Studienorte. Eine solide Fächerauswahl, Flexibilität im Förderschullehramt und das neue Duale Studium stechen hier heraus. Die Einstellungschancen sehen in Thüringen sowohl für den Vorbereitungsdienst als auch für den Schuldienst gut aus. Gewisse Fächer wie Latein, beide Religionslehren oder Geografie weisen einen nicht allzu hohen Bedarf auf, die MINT-Fächer sowie Musik und Kunst dafür umso mehr.

Hat das Lehramtsstudium in Thüringen euer Interesse wecken können? Wo habt ihr vor zu studieren oder über welches Bundesland würdet ihr gerne mehr in Bezug auf die Lehrerausbildung erfahren? Schreibt es gerne in die Kommentare!

Die fünf besten Notizbücher für Lehrer

Zwischen Chemie-LK und Sportunterricht noch schnell die Infos der Stufenleitung für den nächsten Elternabend notieren — ein gutes Notizbuch ist für Lehrkräfte im Schulalltag unerlässlich. Deshalb gibt’s für euch heute die besten Notizbücher für Lehrkräfte.
Von
Birte Frey
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September 2024
23.9.2024
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Kurz was für die nächste Unterrichtsstunde oder den anstehenden Elternabend notieren — viele Lehrkräfte halten ihre Notizen gerne handschriftlich fest, denn im stressigen Schulalltag muss es oft schnell gehen. Ein gut ausgewähltes Notizbuch kann den Schulalltag erheblich erleichtern und dabei helfen, den Überblick über die Vielzahl an Aufgaben und Notizen zu behalten. Ein wichtiges Kriterium für ein gutes Notizbuch ist zum Beispiel ein handliches Format, das leicht in die Tasche passt, aber groß genug ist, um bequem Notizen zu festzuhalten. Viele Lehrkräfte bevorzugen A5 oder A4. Eine strapazierfähige Bindung, wie z.B. eine Hardcover-Ausführung oder eine Spiralbindung, sorgt dafür, dass das Notizbuch im täglichen Gebrauch nicht schnell abnutzt. Über ausreichend Platz für persönliche Notizen, Reflexionen über den Unterricht und Ideen für zukünftige Stunden sollte das Notizbuch natürlich auch verfügen! Wir stellen euch deshalb heute die fünf besten Notizbücher für Lehrkräfte vor. 

Das ideale Notizbuch fürs Referendariat

Das Notizbuch für eure Zeit im Referendariat (Quelle: Verlag an der Ruhr)
Das Notizbuch für eure Zeit im Referendariat (Quelle: Verlag an der Ruhr)

Das Referendariat ist für die meisten angehenden Lehrkräfte eine sehr stressige Zeit. Kein Wunder, Lehramtsanwärter:innen stehen enorm unter Druck, viele neue Aufgaben, wie Unterrichtsplanung und die Ausarbeitung von Klausuren unter einen Hut zu bekommen. Und ganz nebenbei müssen sie sich noch in Unterrichtsbesuchen beweisen. “Mein Notizbuch fürs Referendariat” bietet für Referendar:innen schöne und praktische Details, wie perforierte Seiten, Punkteraster, Lesebändchen und Verschlussgummi – und bietet mit zwölf witzigen Sprüchen rund um das Referendariat die nötige Portion Ironie, um in dieser außergewöhnlichen Zeit nie die Motivation zu verlieren. Das Notizbuch im A5 Format mit 112 Seiten ist im Verlag an der Ruhr erschienen und kostet 14,99 Euro.

Notizbuch und Kalender in einem

Die immerwährende und sehr ästhetische Notizbuch-Kalender-Kombination (Quelle: Persen Verlag)
Die immerwährende und sehr ästhetische Notizbuch-Kalender-Kombination (Quelle: Persen Verlag)

Haltet euch fest, denn diese Kombination aus Notizbuch und Kalender ist durch seine handgezeichneten Elemente nicht nur sehr ästhetisch, sondern hat auch inhaltlich viel zu bieten. Sicherlich liegt das daran, dass die Autorin Sandra Sommer nicht nur Handlettering-Spezialistin, sondern auch Lehrerin ist. “Mein Lehrerkalender immerwährend - Handlettering” besteht aus einer Loseblattsammlung, sodass ihr jederzeit die Reihenfolge der Themen ändern könnt. Zu sortieren gibt es Vorlagen für Jahres- und Monatsübersichten, praktische Orgaseiten für Elterngespräche und Konferenzen sowie Notenlisten, Stundenpläne und To-do-Listen. Im Wochenplaner könnt ihr Notizen zur jeweiligen Unterrichtsstunde eintragen sowie Aufgaben, wichtige Erinnerungen und Gedankenblitze. Die Kalender-Notizbuch-Kombination im A4 Format mit 216 Seiten ist im Persen Verlag erschienen und kostet 11,90 Euro. 

Das Notizbuch für Sparfüchse

Dank Mengenrabatt ein sehr günstiges Notizbuch für Lehrkräfte (Quelle: TimeTex)
Dank Mengenrabatt ein sehr günstiges Notizbuch für Lehrkräfte (Quelle: TimeTex)

Kopien, Literatur, Unterrichtsmaterial – als Lehrkraft gibt man oft viel Geld aus, um seinen Unterricht zu gestalten. Da ist es schlau, beim alltäglichen Bedarf wie Notizbüchern aufs Geld zu achten. Dieses Notizbuch unterstützt Lehrkräfte bei den immer stärker werdenden Verwaltungs- und Dokumentationspflichten der Schule, denn es bietet To-do-Spalten und nummerierte Abschnitte. Highlight sind die Vordrucke, die ihr unter anderem für Schul- und Fachkonferenzen, Elterngespräche, und Telefonnotizen nutzen könnt. Da die Vordrucke im “TimeTEX Heft Schul-Notizen A5” perforiert sind, könnt ihr sie zum Beispiel fürs Protokollieren nutzen und sie anschließend heraustrennen und im richtigen Ordner abheften. Das Notizbuch im A5 Format ist bei TimeTex erschienen und kostet 4,45 Euro. Das Gute: Wenn ihr mehrere kauft, gibt es Mengenrabatt! 

Achtsamkeit für alle, deren Jahr in der zweiten Jahreshälfte beginnt

Ein guter Plan – gibt’s auch für Lehrkräfte! (Quelle: Ein guter Plan)

Was macht dich glücklich? Was sind deine Bedürfnisse? Wie kannst du besser auf dich aufpassen? “Ein guter Plan Edu 2024/2025” ist nicht nur ein Kalender, sondern bietet Lehrkräften, Student:innen und allen anderen, deren Jahr im Herbst beginnt, viel Raum zur Reflexion und Platz diese festzuhalten. In den Achtsamkeitstipps erhältst du wöchentlich Informationen zur mentalen Gesundheit und zur Prävention von Burnout. Inspirierende Zitate und eine Angabe der Sonnenstunde ergänzen das Angebot. Für alle, die ihr Notizbuch lieber ohne Schnörkel und Kalender mögen, sei das Notizbuch “Ein guter Punkt” empfohlen. Der Achtsamkeitskalender für Lehrkräfte herausgegeben von Ein guter Plan ist aktuell reduziert und kostet 22,90 Euro.

Wenn die Instagram-Community das Notizbuch gestaltet 

Dieses Notizbuch bringt Lehrkräfte zum Schmunzeln. (Quelle: Verlag an der Ruhr)
Dieses Notizbuch bringt Lehrkräfte zum Schmunzeln. (Quelle: Verlag an der Ruhr)

“Am Ende der Nerven ist noch so viel Schuljahr übrig.” Über diesen Spruch auf dem Cover und noch viele weitere Details hat der Verlag an der Ruhr anlässlich seines 40-jährigen Verlagsjubiläums seine Instagram-Follower:innen bei diesem Notizbuch für Lehrkräfte abstimmen lassen. Neben reichlich Platz für Notizen und witzigen Sprüchen zeichnet sich dieses Notizbuch durch perforierte Seiten zum einfachen Herausreißen aus. Ergänzt wird die Ausstattung durch ein farblich passendes Lesebändchen und ein Verschlussgummi. Herrlich, so lässt es sich arbeiten! “Das Notizbuch für Lehrer und Lehrerinnen, Community-Edition” ist im A5 Format mit 112 Seiten im Verlag an der Ruhr erschienen und kostet 14,99 Euro.

Die fünf vorgestellten Notizbücher bieten euch genügend Raum zur Selbstorganisation und Strukturierung eurer Woche. Auch für eigene Gedanken, Notizen für den Elternabend oder Themen für die nächste Klassenleiterstunde ist hier Platz. Was ein gutes Notizbuch ausmacht, bleibt letztlich eine Frage individueller Vorlieben, es ist aber in jedem Fall notwendig, um bei den vielen Informationen, Fragen und Themen, die täglich von Kolleg:innen, Eltern und Schüler:innen an einen herangetragen werden, den Überblick zu behalten. Was hilft euch noch, im Schulalltag den Überblick zu behalten?

Datenauswertung zeigt: KI-Unterrichtsplanung in allen Schulformen trotz technischer Hürden

Eine Datenauswertung der Plattform "to teach" zeigt, dass KI von Lehrkräften aller Schulformen genutzt wird, trotz technischer Hürden. Besonders Berufsschullehrkräfte setzen vermehrt auf KI, während Grundschulen weniger vertreten sind.
Von
Redaktion
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September 2024
23.9.2024
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Stuttgart, 17. September 2024 - Über 80 Prozent der Lehrkräfte berichten laut Umfrage von zunehmender Belastung und stehen vor der Herausforderung, ihren Unterricht immer wieder neu und aktuell zu gestalten. Schulbücher sind häufig nicht so aktuell wie die Unterrichtsthemen, die heute im Klassenzimmer relevant sind. Wenn Lehrkräfte mit steigenden Anforderungen konfrontiert sind, kann die unterstützende Nutzung von  Künstlicher Intelligenz (KI) eine große Arbeitserleichterung bieten. Doch wie wird das Potenzial von KI bereits im Schulalltag genutzt? Eine Auswertung interner Daten der KI-Bildungsplattform to teach liefert tiefere Einblicke in die Nutzung von KI im Unterricht und bei der Unterrichtsvorbereitung. Seit dem Start der Plattform (2023) wurden 350.000 Bildungsinhalte von 60.000 Lehrkräften in Deutschland (80.000 weltweit) mit den Tools und Anwendungen von to teach erstellt sowie über 100.000 Unterrichtsstunden geplant und vorbereitet.

"KI eröffnet die Chance, Lehrkräfte wirklich zu entlasten und gleichzeitig den Unterricht spannender und individueller zu gestalten. Sie gibt uns die Möglichkeit, besser auf die individuellen  Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler einzugehen und die Themen der einzelnen Fächer interessanter und zugänglicher zu machen – und das mit weniger Stress für die Lehrkräfte", so Felix Weiß, Mitgründer und CEO von to teach.

Lehrkräfte aller Schulformen nutzen bereits KI zur Unterrichtsvorbereitung

Verteilung der Nutzung von KI-Tools der Lehrkräfte nach Schulformen (Quelle: to teach)

Interessant ist, dass KI über alle Schulformen hinweg und unabhängig von der Ausstattung der Schulen bereits zum Einsatz kommt. Für die Analyse wurde die Gesamtzahl der deutschen Lehrkräfte in den verschiedenen Schulformen ins Verhältnis zur Anzahl der Nutzenden von to teach gesetzt. Während Lehrkräfte an Grundschulen den größten Anteil in der Gesamtverteilung ausmachen (26,39 Prozent), liegt der Anteil derer, die KI für den Unterricht nutzen, deutlich niedriger bei 17,18 Prozent. Der Anteil von Lehrkräften an Gymnasien ist bei to teach sogar höher (25,47 Prozent) als in der Gesamtverteilung (21,86 Pro). Bei anderen Schulformen, wie Hauptschulen und Realschulen, sind die Unterschiede weniger stark, während Berufsschulen und integrierte Gesamtschulen in beiden Kategorien relativ gleich verteilt sind. Berufsschullehrkräfte planen im Durchschnitt sogar mehr Unterrichtsstunden und erstellen mehr Inhalte als andere Schulformen.

Woran liegt es, dass KI noch verhältnismäßig wenig von Lehrkräften an Grundschulen genutzt wird?  

Die Daten von to teach zeigen, dass Grundschullehrkräfte bisher nur zu 17 Prozent die Plattform nutzen, obwohl sie mit 26 Prozent die größte Gruppe der Lehrkräfte in Deutschland stellen. Hier berichten Lehrkräfte aus ihrem Alltag, dass der Anteil an bild- und bastellastigen Inhalten relativ hoch ist und von der KI hierzu nur wenig gute Vorschläge für analoge Formen des Lernens kommen. Zwar liefert KI wertvolle Anregungen bei der Ideenfindung, unterstützt jedoch weniger bei der konkreten Erstellung druckfertiger Materialien. Dies deutet auf eine Lücke in der Anpassung von KI-Tools an die speziellen Bedürfnisse des Grundschulunterrichts hin. Die verstärkte Integration grafischer und praktischer Materialien in KI-Tools könnte auch in der Grundschule zu einer stärkeren Nutzung führen. Doch bietet die KI auch in den ersten Schuljahren, insbesondere im Bereich der Sprachbildung, wertvolle Unterstützung.

Je schlechter die Verfügbarkeit klassischer Lernmaterialien umso höher ist die Nachfrage nach aktuellen digitalen Bildungsinhalten

Die Wortwolken zeigen die meistgenutzten Themen zur Erstellung von Stundenentwürfen an weiterführenden Schulen (36.553 Entwürfe), je größer das Wort umso häufiger das Thema (Quelle: to teach)

Die Auswertung zeigt, dass vor allem bei der Einführung in neue Themengebiete nach Inspiration für einen interessanten Einstieg gesucht wird. Während Lehrkräfte in Deutsch bereits Vorreiter bei der Integration digitaler Tools sind, stehen Lehrer:innen in den MINT-Fächern oder Geschichtslehrer:innen oft vor der Herausforderung, mit veralteten Materialien arbeiten zu müssen. Hier kann die KI aktuellere digitale Inhalte liefern, oder bestehende Inhalte in einem neuen Format aufbereiten. Wichtig im letzten Schuljahr war beispielsweise das Thema Demokratiebildung, das laut den Vorgaben der Kultusministerkonferenz (KMK) fächerübergreifend verankert sein sollte. Es fehlen dazu jedoch methodisch aufbereitete Materialien. KI kann dabei helfen, aktuelle Quellen aufzubereiten und für den Unterricht nutzbar zu machen.

Zudem: Immer häufiger unterrichten Lehrkräfte fachfremd und geben, bedingt durch den Lehrkräftemangel, viele Vertretungsstunden. KI kann hier wertvolle Unterstützung bei der Unterrichtsvorbereitung leisten, um trotz mangelnder Fachkenntnisse qualitativ hochwertigen und interessanten Unterricht anzubieten.

Warum erstellen Lehrkräfte an Berufsschulen im Durchschnitt mehr Inhalte als andere Schulformen?

Die Wortwolken zeigen die meistgenutzten Themen zur Erstellung von Stundenentwürfen in berufsbildenden Schulen auf  (21.539 Entwürfe) - je größer das Wort umso häufiger das Thema (Grafik: to teach)

An berufsbildenden Schulen fallen vor allem die Themen Pflege, Erziehung und Kommunikation ins Auge, für deren Vermittlung häufig auf KI-Inhalte zurückgegriffen wird. Für diese Themenfelder gibt es weniger vorgefertigte Materialien, weshalb Lehrkräfte verstärkt auf die Unterstützung durch KI angewiesen sind. Denn zu fachspezifischen Themen, wie sie an Berufsschulen vielfach unterrichtet werden, fehlen häufig die passenden Unterrichtsmaterialien. Nadine Reber ist seit über zehn Jahren Lehrerin für Englisch und Wirtschaft an einer berufsbildenden Schule in Rheinland-Pfalz und beschreibt die Situation wie folgt:

“Ich nutze an der Berufsschule KI wie to teach vor allem für die Unterrichtsplanung und das Erstellen von Materialien. Besonders in den fachspezifischen Bereichen, zum Beispiel bei angehenden Immobilienkaufleuten, ist es oft schwer, schnell aktuelle und passende Inhalte zu finden. Hier hilft mir die KI, qualitativ hochwertige Materialien und passende Texte zu generieren. Dadurch kann ich den Unterricht flexibler gestalten und besser auf die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler eingehen. Ein weiterer Vorteil ist die enorme Zeitersparnis: Die KI übernimmt einen Großteil der Vorarbeit, sodass ich mich stärker auf die individuelle Betreuung und Förderung der Lernenden konzentrieren kann. Auch im laufenden Unterricht setze ich die erstellten Materialien direkt ein und kann sie bei Bedarf anpassen, je nachdem, wie die Klasse vorankommt”, sagt Nadine @spektakulehrer.

Über 90 Prozent der erstellten KI-Inhalte werden noch als gedruckte Arbeitsblätter verwendet

Digitale Inhalte werden zumeist in analogen Lernformaten genutzt (Quelle: to teach)

Die Auswertung zeigt, ganz unabhängig von der digitalen Ausstattung und Infrastruktur der Schulen können KI-Anwendungen von to teach von allen Schulformen genutzt werden. Der Grund: Von Beginn an hat to teach die Möglichkeit angeboten, die digital erstellten Inhalte auch in Form von gedruckten Arbeitsblättern zu verwenden. Wie die Grafik zeigt, machen über 90 Prozent der Lehrkräfte von dieser Möglichkeit Gebrauch und laden die digital erstellten Inhalte im Word- oder PDF-Format herunter. Denn die wenigsten Schulklassen in Deutschland sind flächendeckend mit iPads ausgestattet oder arbeiten ausschließlich digital im Unterricht.

“Analoge Lehrmethoden sind noch immer von den meisten Lehrkräften favorisiert. Wir sehen uns hier als Begleiter im Digitalisierungsprozess von Schulen und bauen so eine Brücke hin zu digitalen Formaten, die zukünftig sicher noch stärker zum Einsatz kommen werden”, konstatiert Felix Weiß.

So werden digitale KI-Anwendungen ganz praktisch in der Schule genutzt

Vorreiter sind hier Schulen mit guter digitaler Ausstattung, wie das Beispiel von Verena Kopper, Lehrerin für Deutsch und Spanisch an einem allgemeinbildenden Gymnasium in Nordrhein-Westfalen zeigt: “An meiner Schule nutze ich KI-Anwendungen wie to teach vor allem für die Unterrichtsplanung und für die Erstellung von abwechslungsreichen interaktiven Lernmaterialien. In meinen Fächern Deutsch und Spanisch unterstützt mich die KI vor allem bei der Erstellung von motivierenden und differenzierten Aufgaben. So kann ich gezielt auf individuelle Bedürfnisse eingehen und beispielsweise Zusatzaufgaben für schnelle Schüler:innen anbieten. Die Aufgaben teile ich im Unterricht per QR-Code, den die Schüler:innen mit ihren iPads einscannen. Statt viel Zeit in die Recherche und Konzipierung von Material zu investieren, erstelle ich mit der KI schnell passgenaue und zeitgemäße Inhalte. Die Materialien nutze ich flexibel im Unterricht und passe sie je nach Lernstand der Klasse an. Insgesamt erleichtert die KI meinen Alltag und hilft mir, den Unterricht effektiv, motivierend und zeitsparend zu gestalten.”

Fazit: Obwohl die digitale Ausstattung an Schulen deutschlandweit stark variiert, profitieren trotzdem alle Lehrkräfte von Künstlicher Intelligenz und können so langfristig von der Digitalisierung profitieren.

Weiterer Ausbau didaktisch aufbereiteter Lernmaterialien für Grundschule und MINT-Fächer geplant

Mit dem Ziel, die digitale Transformation der Bildung weiter zu fördern, bietet to teach Lehrkräften nicht nur die Möglichkeit, ihren Unterricht flexibler und individueller zu gestalten, sondern auch den wachsenden Anforderungen in der Bildung gerecht zu werden.

“Wir möchten Lehrkräfte aller Schulformen in allen Fächern optimal unterstützen. Der Fokus liegt im nächsten Schritt auf dem Ausbau der Angebote für die MINT-Fächer und die Grundschulen. Hier ist vor allem sehr viel manuelle Vorarbeit durch unser Team gefragt, Inhalte methodisch aufzubereiten. Außerdem arbeiten wir gerade daran, dass das digitale Lehren und Lernen über die Plattform noch einfacher wird. Unterrichtsmaterialien, wie Arbeitsblätter oder Übungsaufgaben, können direkt in digitalen Klassenräumen geteilt und bearbeitet werden. Wir möchten Lehrkräfte sowohl analog als auch digital unterstützen und den digitalen Wandel mitgestalten”, konstatiert Felix Weiß, CEO von to teach.

Informationen zur Datenauswertung

Ausgewertet wurden die Interaktionen mit der Plattform to teach durch Lehrkräfte in Deutschland im Zeitraum vom 1.8.2023 bis 1.8.2024.

Über to teach

To teach | thea GmbH ist ein EdTech Startup, das sich auf den Einsatz generativer KI in der Bildung fokussiert und hochwertige Bildungsinhalte für Lehrkräfte auf Verlagsniveau anbietet. Ohne technologische Hürden oder Vorkenntnisse beim Umgang mit KI bietet die Plattform Hilfe bei der Unterrichtsplanung und -vorbereitung: Lehrkräfte können personalisierte Lernmaterialien und interaktive Übungsaufgaben basierend auf redaktionell erstellten Vorlagen mit nur wenigen Klicks erstellen. Themen und Inhalte für alle Schulformen und Fächer sind verfügbar, die sich am Lehrplan ausrichten und kontinuierlich erweitert werden. Ziel ist es, Lehrkräfte in ihrem Arbeitsalltag zu entlasten und allen Schüler:innen ein optimales Lernumfeld sowie den Zugang zu hochwertigen, personalisierten Inhalten zu ermöglichen. Seit dem Schuljahresstart 2023/ 2024 nutzen bereits über 80.000 Lehrkräfte in fast 100 Ländern die Plattform. To teach wurde 2022 von Felix Weiß und Marius Lindenmeier in Stuttgart gegründet und ist seit Februar 2024 eigenständige Tochtergesellschaft der fobizz I 101skills GmbH. Das Unternehmen wurde Didacta Startup des Jahres 2023, erhielt den Comenius EduMedia Award 2023 für digitale Bildungsmedien und war Finalist beim Global Startup Edtech Award 2023 für Deutschland und Österreich.

Gemeinsam Lehrkräfte entlasten: diggies der FUNKE-Agentur raufeld sind offizieller fobizz-Partner

Die diggies der FUNKE-Agentur raufeld und fobizz kooperieren seit August 2024, um Lehrkräfte mit sofort einsetzbaren, digitalen Unterrichtseinheiten zu entlasten. Über fobizz können Lehrkräfte direkt auf die diggies zugreifen und digitale Bildung fördern.
Von
Redaktion
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September 2024
22.9.2024
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Berlin / Essen. Die Zukunft ist digital – das gilt auch für den Unterricht. Die diggies und fobizz fördern die digitale Bildung an Schulen durch innovative Unterrichtsangebote. Seit August 2024 agieren beide Anbieter digitaler Medien und Tools als Partner mit dem gemeinsamen Ziel, Lehrkräfte und Schulen zu entlasten. Die diggies sind komplette digitale Unterrichtseinheiten, die sofort im Unterricht verwendet werden können. Entwickelt werden sie von der Agentur raufed, einer Tochter der FUNKE Mediengruppe. fobizz ist die führende deutschsprachige Plattform für Weiterbildungen und Anbieter von digitalen Tools und KI für Lehrkräfte und Schulen.

Lehrkräfte unterstützen und digitale Bildung erleichtern

Seit Kurzem können Lehrkräfte die diggies über die Partnerseite von fobizz mit nur einem Klick aufrufen und nutzen. Via fobizz-Login gelangen Nutzer*innen direkt zu den sofort einsetzbaren digitalen Unterrichtsstunden der diggies.

„Wir empfehlen die diggies, weil sie wertvolle Lerninhalte neu, interaktiv und didaktisch klug aufbereiten, so dass man direkt mit dem digitalen Lernen und Lehren loslegen will“, sagt Dr. Diana Knodel, Gründerin und Geschäftsführerin fobizz.

Als führender deutschsprachiger Anbieter von digitalen Tools, KI und Fortbildungen für Lehrkräfte ist fobizz ein Vorreiter für das Engagement in digitaler Bildung. Die Zusammenarbeit zwischen den diggies und fobizz wird kontinuierlich ausgebaut, sodass im Herbst auch diggies-Fortbildungen über die fobizz-Plattform verfügbar sein werden.

„Wir freuen uns sehr, Teil des Netzwerkes ausgewählter fobizz-Partner zu sein. Für uns ist dieser Schritt ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Schule von morgen. Die Zusammenarbeit schafft eine wertvolle Lösung, um Schulen und vor allem Lehrkräfte bei der digitalen Transformation zu unterstützen. Eine Verbindung, mit der zeitgemäßes Unterrichten noch einfacher und schneller möglich wird“, sagt Dr. Sabine Schouten, Geschäftsführerin bei raufeld Medien und diggies.de.

Die diggies – fertige digitale Unterrichtsstunden

Die diggies sind fertig vorbereitete Unterrichtsstunden für die Sekundarstufe I – lehrplankonform und datensicher. Mit zeitgemäßer Optik und interaktiven Inhalten motivieren sie Schüler*innen wie Lehrkräfte zum digitalen Lernen und Lehren. Alle Themen orientieren sich an der Lebenswelt der Lernenden und sorgen für Vielfalt und Abwechslung im Unterricht oder beim Selbstlernen. Die diggies sind verfügbar für sieben Fächer der Klassenstufen 5 bis 10.

Aktuell haben Nutzer*innen Zugriff auf etwa 600 verschiedene diggies der Fächer Deutsch, Mathe, Biologie, Erdkunde, Geschichte, Naturwissenschaften und Sozialwissenschaften. Auch zur gezielten Förderung von Medienkompetenzen sind Themen verfügbar. Täglich erscheinen weitere Unterrichtsstunden in Form von Unterrichts-, Selbstlern- und Übungsdiggies, die in der diggiethek auswählbar sind.

Um alle diggies jederzeit nutzen zu können, haben Lehrkräfte die Wahl zwischen einer flexiblen Monatslizenz und einer Jahreslizenz zum attraktiven Festpreis. Mit der Schullizenz erhalten alle Lehrkräfte einer Schule uneingeschränkten Zugriff auf alle diggies. Der Preis richtet sich nach der Anzahl der Schüler*innen und kann von Schulen und Schulträgern individuell gebucht werden.

JUUUPORT: "Jede Meldung zählt!"

Jugendliche können problematische Inhalte wie Pornographie und Gewalt im Internet über eine einfache Meldefunktion anzeigen. JUUUPORT startet eine Kampagne, um junge Menschen über das Melden illegaler Inhalte zu informieren und das Internet sicherer zu machen.
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Redaktion
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22.9.2024
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Wir ermutigen Jugendliche dazu, illegale Inhalte im Internet zu melden

Pornographie, Gewalt oder Volksverhetzung: Kinder und Jugendliche können im Internet schnell problematischen Inhalten begegnen. Um Kinder und Jugendliche zu schützen, ist es wichtig, dass diese Inhalte gemeldet werden – auch von jungen Menschen selbst. Deshalb stellen wir eine niedrigschwellige Meldeoption bereit, über die Jugendliche auf jugendgefährdende oder entwicklungsbeeinträchtigende Inhalte einfach hinweisen können. Die Meldungen werden direkt an die Internet-Beschwerdestellen von der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM e.V.),jugendschutz.net und eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. gesendet. Verstößt der gemeldete Inhalt gegen jugendmedienschutzrechtliche Regelungen, sorgen die Internet-Beschwerdestellen unter Einbindung weiterer zuständiger Stellen dafür, dass der Verstoß entfernt wird. Eine Strafverfolgung findet durch die Beschwerdestellen nicht statt.

Jugendliche können problematische Inhalte wie Pornographie und Gewalt im Internet über eine einfache Meldefunktion anzeigen. JUUUPORT startet eine Kampagne, um junge Menschen über das Melden illegaler Inhalte zu informieren und das Internet sicherer zu machen.Jugendliche können problematische Inhalte wie Pornographie und Gewalt im Internet über eine einfache Meldefunktion anzeigen. JUUUPORT startet eine Kampagne, um junge Menschen über das Melden illegaler Inhalte zu informieren und das Internet sicherer zu machen.Wir ermutigen Jugendliche dazu, illegale Inhalte im Internet zu melden

Jugendliche für Bedeutung des Meldens sensibilisieren

„Bei vielen jungen Leuten ist eine gewisse Meldeskepsis zu spüren. Sie haben das Gefühl, dass es oft nichts bringt, problematische Inhalte zu melden. Oder sie wissen gar nicht, wo und wie sie diese melden können. Und es ist auch nicht klar, was mit den gemeldeten Inhalten eigentlich passiert“, so JUUUPORT-Scout Fabian.

JUUUPORT möchte dieser Meldeskepsis mit einer Kampagne entgegenwirken. Jugendliche sollen zum einen auf das Meldeformular aufmerksam gemacht und zum anderen über die Abläufe hinter einer Meldung informiert werden. So erfahren Jugendliche, dass sie aktiv und mit nur wenigen Klicks dazu beitragen können, das Internet für sich und ihre Altersgenoss:innen zu einem besseren Ort zu machen.

„Gemeinsam handeln, um Kinder und Jugendliche im Internet zu schützen“

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) unterstützt das Angebot des Meldeformulars sowie die Kampagne von JUUUPORT. Im Jugendschutzgesetz (JuSchG) und im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) ist geregelt, dass Kinder und Jugendliche vor jugendgefährdenden und entwicklungsbeeinträchtigenden Inhalten im Internet geschützt werden müssen.

Ministerin Lisa Paus betont: „JUUUPORT zeigt mit seinem wichtigen Engagement: Junge Nutzerinnen und Nutzer werden mit illegalen Inhalten nicht allein gelassen. Jede Nutzerin und jeder Nutzer kann solche Inhalte melden und dazu beitragen, dass der digitale Raum sicherer wird für Kinder und Jugendliche."

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Themenwoche „Melden“ auf TikTok und Instagram

Um auf die Meldemöglichkeiten und -bedeutung hinzuweisen, werden wir eine Themenwoche bei Social Media durchführen – insbesondere auf den jugendaffinen Plattformen TikTok und Instagram. Im Rahmen dieser Themenwoche werden Infoposts, Videos mit den Scouts sowie interaktive Instagram-Stories veröffentlicht. Wir stellen außerdem Sharepics zur Verfügung, die von anderen Nutzer:innen geteilt werden können, um gemeinsam ein Zeichen gegen illegale Inhalte zu setzen.

Interviews mit den Internetbeschwerdestellen

Wir haben Interviews mit den Internet-Beschwerdestellen FSM, jugendschutz.net und eco veröffentlicht, um Einblicke in die Meldepraxis zu geben und jungen Menschen transparent darzustellen, was mit einer Meldung passiert – und wie es bspw. zur Löschung eines illegalen Inhalts kommt. Martin Drechsler, Geschäftsführer der FSM, betont: "Hinweise aus der Gesellschaft, und auch von Jugendlichen, sind essenziell für die Arbeit unserer Beschwerdestelle. Nur wenn Nutzerinnen und Nutzer uns Online-Inhalte melden, können wir aktiv werden und bei strafbaren Inhalten die Löschung veranlassen. Damit leisten wir alle gemeinsam einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung illegaler und jugendgefährdender Online-Inhalte."

Im Jahr 2023 hat die FSM insgesamt 30.573 Meldungen erhalten – ein neuer Rekord für die Beschwerdestelle. Auch die eco Beschwerdestelle konnte im vergangenen Jahr eine Zunahme an eingegangenen Beschwerden im Bereich jugendmedienschutzrechtlich relevanter Inhalte verzeichnen. Die Leiterin der eco Beschwerdestelle Alexandra Koch-Skiba sagt dazu: "Die Zunahme von Beschwerden zeigt, dass unsere Gesellschaft wachsam ist und sich klar gegen illegale Inhalte positioniert. Jede und jeder kann mit der Meldung illegaler Inhalte aktiv zu ihrer Löschung und Strafverfolgung beitragen. Diese Erkenntnis ist für unsere Arbeit extrem wichtig."

Stefan Glaser, Leiter von jugendschutz.net, ergänzt: „Kinder und Jugendliche brauchen Anlaufstellen, an die sie sich wenden können, wenn sie auf gefährdende Inhalte stoßen, gemobbt oder belästigt werden. Wir sind froh, dass wir gemeinsam mit den anderen Meldestellen dazu beitragen können, dass bei solchen Anfragen an JUUUPORT schnell Abhilfe geschaffen wird.“

Kostenfreie Essensangebote: Niedersachsens Schüler gehen vorerst leer aus

In Niedersachsen fehlen laut Ernährungsministerin Miriam Staudte das Geld für beitragsfreies Mittagessen in Schulen. Ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag wird die Regierung aus SPD und Grünen in Niedersachsen daher nicht einhalten können.
Von
Lea Reuß
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September 2024
22.9.2024
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Gifhorn. Für ein beitragsfreies Mittagessen in Schulen fehlen die Gelder, teilt die niedersächsische Ernährungsministerin Miriam Staudte bei einer Podiumsdiskussion am Mittwoch mit. Rund eine halbe Million Schüler:innen in Niedersachsen könnten potenziell von beitragsfreien Essensangeboten profitieren. Ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag, ihnen ein “kostenloses und qualitativ hochwertiges, nach Möglichkeit regionales Mittagessensangebot” zu bieten, wird die Rot-Grüne Regierung in Niedersachsen in naher Zukunft jedoch nicht einhalten können. “Unser Ziel kostenloses Mittagessen ist noch nicht in greifbarer Nähe”, sagt die Grünen-Politikerin. Dies sei auf finanzielle Faktoren zurückzuführen, “Wir kennen ja die Spardebatten vom Bund, und im Land sieht es auch nicht viel besser aus”.

Obwohl die KIDA-Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) zu dem Schluss kommt, dass rund 69 Prozent der Schüler:innen in Deutschland 2023 Zugriff auf Essensangebote hatten, haben nur rund 57 Prozent diese Angebote tatsächlich in Anspruch genommen. Dabei ist allen Beteiligten klar: Essensangebote in Schulen werden angesichts längerer Schultage und Ganztagsangebote immer wichtiger. “Kinder und Jugendliche benötigen nicht nur regelmäßige Mahlzeiten, das Essen muss auch gesund, abwechslungsreich und natürlich schmackhaft sein”, so Miriam Staudte. 

Schweden ist Vorreiter in Sachen kostenlose Schulverpflegung

Beitragsfreie Essensangebote in Schulen sind in anderen Ländern bereits Normalfall. In Schweden wurden kostenfreie Essensangebote in einigen Gemeinden bereits in den 1940er Jahren eingeführt. Diese Regelung zahlt sich aus: Langzeitstudien zeigen, dass das schwedische Schulverpflegungsprogramm durchweg positive Effekte auf Lebenseinkommen, Bildungsniveau und Gesundheitsstatus hat. Die Finanzierung dieser Angebote stammt, wie in anderen skandinavischen Ländern auch, aus Steuereinnahmen. 

Forderungen nach kostenlosen Essensangeboten häufen sich

Auch in anderen Bundesländern werden Forderungen nach kostenfreien Essensangeboten in Schulen laut. In Brandenburg hat ein Bündnis aus Sozialverbänden und der Linkspartei im Rahmen der Initiative “Schule satt” mehr als 20.000 Unterschriften für kostenloses Schulessen gesammelt. Bei der Gewährleistung kostenlosen Mittagessens in Schulen handele es sich laut der Initiative um “eine zentrale Armuts- und Gesundheitspräventionsmaßnahme (...), die in Brandenburg umgesetzt werden muss”. Kostenfreie Angebote müssten sich, laut eines speziell eingerichteten Bürgerrates, dabei an den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung orientieren, um Schüler:innen nährstoffreiche Ernährung anzubieten. In Berlin, dem einzigen Bundesland, welches Grundschüler:innen kostenfreies Mittagessen garantiert, muss ein vorgeschriebener Anteil aus frischem Obst und Gemüse bestehen und darüber hinaus aus ökologischer Produktion kommen. Wie kostenloses Schulessen in deutschen Schulen gestaltet und die Finanzierung sichergestellt werden könnte, bleibt jedoch abzuwarten.

DPhV und GI drängen auf Umsetzung des neuen Digitalpakts

DPhV und GI fordern eine schnelle Einigung zum Digitalpakt, professionelle IT-Administration an Schulen und Informatik als Pflichtfach. Verzögerungen gefährden die digitale Bildung und Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit.
Von
Redaktion
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September 2024
21.9.2024
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Angesichts der sich immer weiter verzögernden Fortsetzung des Digitalpakts drängen der Deutsche Philologenverband (DPhV) und die Gesellschaft für Informatik (GI) auf eine baldige, aber vor allem gute Einigung zwischen Bund und Ländern.

DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Es ist mittlerweile 5 nach 12! Von immer mehr Schulen erreichen uns besorgniserregende Nachrichten über den Zustand der digitalen Infrastruktur. Viele Geräte sind nicht mehr auf dem aktuellen Stand und werden nicht gewartet. Schulen brauchen eine professionelle Administration. Wenn wir in jedem Bundesland den modernen Bildungsstaat umsetzen wollen, müssen auch die entsprechenden Mittel zur Verfügung gestellt werden. Dies wird bei einer 90:10-Finanzierung (90 Prozent zahlen die Bundesländer, 10 Prozent der Bund) nicht von jedem Bundesland gewährleistet werden können. Die Ermöglichung der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse bleibt damit auf der Strecke. Das können wir als Ziel der Bildungspolitik im Interesse der Schüler und ihrer Lehrkräfte nicht nachzuvollziehen. Dieses Pingpong zwischen Bundesbildungsministerium (BMBF) und Kultusministerkonferenz (KMK) muss aufhören.“

GI-Präsidentin Christine Regitz sagt: „Eine belastbare digitale Infrastruktur ist die Voraussetzung für erfolgreiche Bildung im 21. Jahrhundert und die Basis für die Wettbewerbsfähigkeit des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts Deutschland. Ich kann nur an alle Beteiligten appellieren, zu einer guten und raschen Lösung zu kommen. Qualifizierter Unterricht braucht zeitgemäße Rahmenbedingungen und die notwendige technische Ausstattung. Das gilt darüber hinaus für die Einführung des Faches Informatik und die Qualifizierung der Lehrkräfte ganz besonders und schließt eine Vereinheitlichung der Prüfungsanforderungen und einen deutlichen Schub bei der Lehrkräfteaus- und -weiterbildung ausdrücklich mit ein.“

DPhV und GI setzen sich gemeinsam für ein Pflichtfach Informatik ein. Wichtig ist dabei, dass tatsächlich das Fach Informatik mit seiner universitären Bezugsdisziplin an den Schulen etabliert wird und nicht stattdessen variabel zusammengesetzte „Medienverbundsfächer“, für die keine universitäre Bezugsdisziplin existiert. Das Fach Informatik muss also ein gleichwertiges Unterrichtsfach sein, damit es auch als gleichrangiges Prüfungsfach gewählt werden kann.

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) ist die Dachorganisation der Philologenverbände der Bundesländer. Die Mitglieder sind Lehrkräfte an Gymnasien und anderen Bildungseinrichtungen, die zum Abitur führen, sowie Lehr­beauftragte an den Hochschulen, vornehmlich in der Lehrkräftebildung. Der Verband wurde 1903 in Halle gegründet und organisiert zurzeit 90.000 Einzelmitglieder in 15 Landesverbänden. Er unterstützt die Zusammenarbeit mit Lehrerverbänden im In- und Ausland und ist Mitglied im „dbb beamtenbund und tarifunion“ und im Deutschen Lehrerverband (DL).

Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) ist mit mehr als 17.000 persönlichen und 250 korporativen Mitgliedern die größte und wichtigste Fachgesellschaft für Informatik im deutschsprachigen Raum und vertritt seit 1969 die Interessen der Informatikerinnen und Informatiker in Wissenschaft, Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung, Gesellschaft und Politik.

teech: Prominente Investoren fördern junge Talente durch Inspiration Days

teech verkündet den Abschluss einer Finanzierungsrunde mit prominenten Investoren wie Tokio Hotels Tom Kaulitz und Younes Zarou. Mit den Inspiration Days unterstützt teech über 200.000 Jugendliche bei ihrer Berufsorientierung.
Von
Redaktion
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September 2024
21.9.2024
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teech – Tokio Hotels Tom Kaulitz und Georg Listing, Deutschlands größter Creator Younes Zarou und Ex-Drillisch-CEO Marc Brucherseifer investieren, um gemeinsam junge Menschen zu fördern.

teech, Bildungsplattform und Veranstalter des innovativen Berufsorientierungsformats Inspiration Days, freut sich, den erfolgreichen Abschluss einer bedeutenden Finanzierungsrunde bekannt zu geben. Die neuen Gesellschafter Roman Schuhmacher, Co-Founder und CPO von Personio, Meta-Manager Daniel Kramer, Marc Bucherseifer, Ex-CEO von Drillisch, gemeinsam mit Tochter Julia, der erfolgreiche Creator Younes Zarou sowie Georg Listing und Tom Kaulitz von Tokio Hotel bringen ihre Expertise und Visionen ein, um teech auf seinem Weg zu unterstützen. Der bisherige Erfolg fußt auf der Unterstützung der Bestandsinvestoren Udo Schloemer von der Factory Berlin und Rolf Schrömgens von trivago.

„Wir sind begeistert, so beeindruckende Persönlichkeiten als Supporter begrüßen zu dürfen,“ sagt Joel Monaco, Co-Founder von teech. „Die Kombination aus innovativen Köpfen und erfahrenen Branchenführern wird uns helfen, unsere Mission weiter voranzutreiben und die nächste Generation von Talenten noch besser zu unterstützen – so zum Beispiel mit den Inspiration Days.“

Das Event, das seit seiner Einführung im Jahr 2021 zu Europas größter Veranstaltung für Berufsorientierung und –inspiration entwickelt hat, begeisterte bereits über 200.000 junge Menschen.

Vom 25. bis 27. September haben sie die Möglichkeit, live auf der teech-Plattform und vor Ort in der Factory Berlin Mitte Vorbilder und prominente Persönlichkeiten wie Lena Gercke, Sadhguru, Sally Özcan, Mimi Kraus und viele mehr hautnah mitzuerleben, die ihre Erfolgsgeschichten und Karrierewege mit den jungen Talenten teilen. Hervorzuheben ist auch die Bühne für Lehrkräfte, die von Viola Herrmann und Gert Mengel von diggies gestaltet wird und wertvolle Inhalte für Pädagogen bietet.

„Mit den Inspiration Days zeigen wir auf, wie man Berufsorientierung zeitgemäß gestaltet,“ erklärt Emanuele Monaco. „Unser Ziel ist es, hierbei nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern den Weg in eine erfolgreiche Zukunft zu ebnen und Netzwerke zu schaffen.“

Der Nachmittag mündet in eine Netzwerkveranstaltung mit einem Bühnenprogramm gestaltet von unseren Partnern Baby Got Business, Entrepreneur University, Worldchanger und Colonia Private Equity.

Informationen zur Veranstaltung

Die teech Inspiration Days werden in Zusammenarbeit mit der Factory Berlin organisiert: Am 25. und 26. September 2024 finden sie ausschließlich digital statt, am dritten und letzten Veranstaltungstag werden in der Factory Berlin Mitte über 2.000 Jugendliche erwartet. Von dort aus wird die Veranstaltung über die Plattform von teech gestreamt, um weiterhin allen Schulen die Erfahrung der Veranstaltung zu ermöglichen.

Über teech

teech ist ein Startup aus Darmstadt, das sich der Förderung der Leidenschaften und Talente junger Menschen widmet. Das Unternehmen setzt sich für die Schaffung von Plattformen ein, auf denen junge Talente ihre Fähigkeiten entfalten können. Als Initiator der Inspiration Days ist es teech besonders daran gelegen, Jugendliche für ihre Zukunft zu begeistern und ihnen eine echte Perspektive zu geben. Weitere Informationen

Über die Factory Berlin

Factory Berlin ist ein dynamisches und lebendiges Startup-Hub und Geschäftsnetzwerk. Eingebettet im Herzen der europäischen Technologie- und Unternehmensszene bringt dieses innovative Ökosystem Gleichgesinnte und Unternehmen zusammen und fördert einen Geist der Zusammenarbeit und Kreativität. Durch die Bereitstellung von Arbeitsplätzen, interdisziplinären Veranstaltungen und Programmen schafft Factory Berlin eine Umgebung, in der ehrgeizige Startups und zukunftsorientierte Einzelpersonen zusammenkommen können, um Ideen auszutauschen, Partnerschaften zu schmieden und Innovation voranzutreiben. Weitere Informationen

Zur Anmeldung: www.teech.de/inspiration-days

Interview mit Leonie Lutz: TikTok, Medienkompetenz und die digitale Erziehung unserer Kinder

Leonie Lutz, Gründerin von "Kinder digital begleiten", bietet Eltern Online-Kurse zur Medienerziehung an. Sie sieht TikTok mehr als Fluch denn als Segen und betont die Wichtigkeit eines offenen Dialogs, um Kindern Medienkompetenz zu vermitteln.
Von
Helen Mattes
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September 2024
21.9.2024
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Kinder wachsen heute in einer von digitalen Medien geprägten Welt auf: Smartphones, Tablets und das Internet sind aus ihrem Alltag nicht mehr wegzudenken. Eltern und Erziehungsberechtigte stehen vor der Herausforderung, ihre Kinder sicher und kompetent durch die digitale Welt zu begleiten, ohne den Überblick zu verlieren. 

Mit diesem Thema beschäftigt sich auch Leonie Lutz. Sie ist Gründerin von “Kinder digital begleiten”, einer Plattform, die Eltern in Online-Kursen praktische Tipps zur Internetnutzung ihrer Kinder vermittelt und so im Umgang mit digitalen Medien unterstützt werden. In den Online-Kursen geht es beispielsweise darum, wie man mit Kindern über Medienthemen ins Gespräch kommt, welche Medienzeiten angemessen sind, wie man Apps sicher einstellt und wie digitale Familienregeln aussehen können. 

(Quelle: Kösel Verlag)

Außerdem ist Lutz Autorin des Spiegel-Bestsellers “Begleiten statt verbieten”, in dem es ebenfalls um die Medienerziehung von Kindern im digitalen Zeitalter geht. Eltern und Erziehungsberechtigte erhalten Ratschläge für den alltäglichen Umgang mit Medien, wobei der Fokus darauf liegt, Kinder sicher in der digitalen Welt zu begleiten, anstatt den Zugang zu Medien gänzlich einzuschränken. Dabei plädiert Lutz für einen offenen und dialogorientierten Ansatz, um gemeinsam die Herausforderungen und Chancen der digitalen Medien zu erkunden. Ebenso ist es wichtig, eine gute Balance zwischen klaren Regeln und Freiräumen zu finden, damit Kinder selbstbestimmt, aber immer in einem sicheren Rahmen Medienkompetenz entwickeln können. Darüber hinaus informiert Leonie Lutz auf ihrem Instagram-Kanal über aktuelle Themen. Im Interview erklärt sie, wie Eltern durch bewusste Begleitung und den offenen Dialog mit ihren Kindern deren Medienkompetenz fördern können, um sie sicher und selbstbestimmt in der digitalen Welt zu unterstützen.

Lehrer-News: Was hat Sie dazu inspiriert, das Projekt “Kinder digital begleiten” zu starten und wie hat sich Ihre Sicht auf die digitale Begleitung von Kindern seitdem verändert?

Lutz: Nun, ich bin selbst Mutter und habe viele Jahre in Online-Redaktionen gearbeitet. Als meine große Tochter ihr erstes Smartphone bekam, fragten mich viele Eltern im persönlichen Umfeld immer um Rat aufgrund meiner beruflichen Expertise. Dieses Wissen wollte ich auch anderen Familien weitergeben. Ich habe etwa neun Monate, getarnt als Kind, im Netz recherchiert. Da habe ich einige Phänomene erlebt, vor denen Kinder geschützt werden sollten. Cybergrooming, also die Anbahnung sexueller Kontakte durch Erwachsene, die sich als Gleichaltrige ausgeben, an Kinder und Jugendliche über das Internet, zum Beispiel. Aber ich habe auch positive Erfahrungen gemacht. Wenn man zum Beispiel in das Thema Gaming einsteigt und gemeinsam mit Kindern zockt, bekommt man ein besseres Gespür für die Faszination dafür und bemerkt, dass viele Computerspiele eben nicht per se schlecht sind – nur, weil sie an einem Bildschirm stattfinden. Ich denke, wir Eltern sollten uns viel mehr mit der digitalen Lebenswelt unserer Kinder beschäftigen. Nur wenn wir uns damit auskennen, können wir unsere Kinder an den Geräten begleiten und sie unterstützen. Diese Hilfe brauchen unsere Kinder. 

Lehrer-News: Wie definieren Sie “Medienkompetenz”? 

Lutz: Medienkompetenz bezeichnet die Fähigkeit, Medien und ihre Inhalte bewusst, kritisch und selbstbestimmt zu nutzen. Und dazu gehört nicht nur der technische Umgang mit digitalen Medien, sondern auch, sie zu verstehen, zu analysieren und Medieninhalte bewerten zu können. Kinder heute haben meist eine hervorragende Geräte-Kompetenz. Sie wissen genau, wie sie was bedienen können. Für Medienkompetenz brauchen sie jedoch Eltern wie Lehrkräfte, die mit ihnen über die gesehenen Inhalte sprechen sowie Apps und Anwendungen hinterfragen.

Lehrer-News: Was sind Ihrer Meinung nach effektive Methoden, um Kindern und Jugendlichen den kritischen Umgang mit digitalen Informationen und sozialen Medien zu vermitteln?

Lutz: Kinder benötigen das Wissen, dass es einen Unterschied zwischen redaktionellen und sozialen Medien gibt. Bei den sozialen Medien kann jeder alles hochladen. Jeder Nutzer kann Sender sein, jeder Empfänger. Und da besteht die Gefahr, dass es sich um Falschinformationen handelt. Redaktionelle Medien hingegen prüfen vorab ihre Quelle und lassen diese verifizieren. Hier können wir also davon ausgehen, dass es sich nicht um Falschinformationen handelt. Wenn Kinder also zum Beispiel Google nutzen, um etwas zu erfahren, sollten sie die Quelle prüfen, die das Ergebnis ausspuckt. Und weitere Webseiten besuchen, um die Quelle bewerten zu können. Besonders herausfordernd ist es, wenn Kinder TikTok nutzen, da hier viele Informationen zu finden sind, die schlichtweg falsch sind. Ich denke, da sollten wir mit Kindern viel im Dialog sein. Sie immer wieder fragen, was sie an den Geräten gesehen und erlebt haben und mit ihnen dann die Erlebnisse gemeinsam einordnen oder auch gemeinsam eine Suchmaschine bedienen. 

Lehrer-News: Welche Entwicklungen in der digitalen Welt beobachten Sie derzeit mit Sorge?

Lutz: Tatsächlich macht mir TikTok derzeit etwas Sorgen. Das war vor zwei, drei Jahren noch nicht so, da hätte ich gesagt “TikTok ist Fluch und Segen”. Momentan denke ich eher, “TikTok ist mehr Fluch als Segen”. Einerseits machen mir die politisch motivierten Falschinformationen Sorgen, andererseits aber auch die vielen propagandistischen und rassistischen Clips. Für Kinder ist es schlichtweg unmöglich, das alles einordnen zu können. TikTok hat eine Altersfreigabe ab 13 Jahren, allerdings gibt es – wie bei allen Apps – keine Altersverifikation. Das führt dazu, dass schon wesentlich jüngere Kinder die App nutzen und das finde ich problematisch. Ich würde auch jeder Lehrkraft empfehlen, sich intensiv mit TikTok auseinanderzusetzen, denn die Falschinformationen bleiben ja nicht in der App, die tauchen ja auch in der Schule auf, wenn Schüler:innen glauben, was sie bei TikTok gesehen haben.

Lehrer-News: Gibt es digitale Inhalte oder Plattformen, die Sie für Kinder besonders empfehlenswert finden?

Lutz: Unbedingt. In jedem Falle für Kinder die Kindersuchmaschine fragFinn.de. Außerdem alle Anwendungen, bei denen Kinder nicht nur Konsumenten sind, sondern auch zu Gestaltern werden. Das kann ganz simpel schon die Kamera- oder Videofunktion an digitalen Geräten sein, oder eben spezielle Apps wie „Stop Motion Studio“ wo sogenannte Legetrickfilme erstellt und mit Musik unterlegt werden können. Gerne mag ich auch die App “Audio Adventure – Tonstudio”. Damit können Kinder eigene Hörspiele oder Podcasts erstellen. Und zum Thema Medienkompetenz kann ich die kostenlose, werbefreie App „Kabu“ empfehlen. Sie klärt Kinder über gesellschaftspolitische Themen auf, beschäftigt sich aber auch mit digitalen Herausforderungen wie Kettenbriefe bei WhatsApp oder Künstliche Intelligenz.

Lehrer-News: Wie stehen Sie zu “Screen-Time”-Apps oder anderen Maßnahmen, um die Zeit an digitalen Geräten zu begrenzen? 

Lutz: Kinder benötigen einen klaren Rahmen, das steht außer Frage. Die offiziellen Medienzeit-Empfehlungen der BZgA sind hier hilfreich. Allerdings ist mir auch wichtig zu betonen, dass Medienzeiten auch sehr individuell betrachtet werden sollten. Ein Kind, das den Schultag, die Hausaufgaben und vielleicht schon ein Hobby am Tag bewerkstelligt hat, kann dann natürlich auch eine Runde zocken, eben weil auch das für viele Kids ein Hobby ist. Medienzeiten sind wichtig und geben Richtwerte, nicht vergessen dürfen wir aber auch die Inhalte, die Kinder konsumieren. Kurz gesagt: Es ist sinnvoller, eine Stunde mit der Erstellung eines eigenen Podcasts zu verbringen oder an einer Welt im Minecraft Kreativ-Modus zu bauen, als eine Stunde bei TikTok zu scrollen. 

Lehrer-News: Wie können Eltern und Schulen gemeinsam dazu beitragen, ein verantwortungsvolles digitales Umfeld zu schaffen? 

Lutz: Einmal braucht es Regeln, sowohl zuhause als auch in der Institution Schule. Es braucht die Vermittlung von Medienkompetenz und das Angebot an die Kinder, Apps kennenzulernen, mit denen sie die Geräte als Werkzeuge nutzen können. Aktuell stehen die Geräte noch zu sehr für Konsum. Das ist schade, denn sie können so viel mehr. 

Lehrer-News: Vielen Dank für das Gespräch!

VBE: Bildung als Schlüssel zur Stärkung unserer Demokratie

Der VBE fordert zum Internationalen Tag der Demokratie bessere Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte, um demokratische Bildung zu fördern. Sie sollen Toleranz und Respekt vermitteln und so extremistischen Tendenzen entgegenwirken.
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September 2024
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Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), äußert sich anlässlich des Internationalen Tages der Demokratie am 15. September folgendermaßen:

„In einer Zeit, in der wir besorgniserregende Zeichen der Verrohung und eine Mobilisierung an den politischen Rändern in unserer Gesellschaft und international beobachten, ist es wichtiger denn je, die Bedeutung der demokratischen Bildung in den Fokus zu rücken. Wir sind überzeugt, dass die einzige Chance, den besorgniserregenden Tendenzen langfristig zu begegnen, in hochwertiger Bildung liegt – unabhängig von der Herkunft der Schülerinnen und Schüler. Bildung muss ein Recht für alle sein, um Chancengleichheit zu gewährleisten und eine starke, demokratische Gesellschaft zu fördern. Der VBE und seine Landesverbände engagieren sich schon seit vielen Jahren gegen die Verrohung der Gesellschaft und für ein demokratisches Miteinander. Mit dem Manifest „Haltung zählt“ haben wir uns klar positioniert, Aktivitäten wie das Projekt „Erinnern“ des BLLV, das sich mit dem Schicksal jüdischer Lehrkräfte auseinandersetzt, erfüllen dies mit Leben.“

Brand nimmt die Politik in die Pflicht, den Schlüsselfiguren in der Bildung, den Lehrkräften, endlich die Arbeitsbedingungen bereitzustellen, die sie für diese wichtige Aufgabe benötigen:

„Lehrkräfte sind die Schlüsselakteure in der demokratischen Bildung von Kindern und Jugendlichen. Sie tragen maßgeblich dazu bei, Werte wie Toleranz, Respekt und Solidarität zu vermitteln, und stärken auf diese Weise erheblich das demokratische Miteinander. Doch die Herausforderungen, vor denen unsere Schulen stehen, sind enorm. Der akute Lehrkräftemangel führt dazu, dass immer mehr Unterricht ausfällt oder Fächer über längere Zeiten an einer Schule gar nicht unterrichtet werden können. Zudem sehen wir die bedenkliche Tendenz, dass der Unterricht häufig auf das Abprüfbare reduziert wird. Wichtige Projekte, die das demokratische Miteinander stärken und Vorurteile gegenüber Minderheiten abbauen, bleiben zunehmend auf der Strecke. Deshalb fordern wir die Politik auf, die selbstverschuldeten Probleme in unseren Schulen endlich entschlossen anzugehen. Der Lehrkräftemangel, marode Schulen und die Herausforderungen der Digitalisierung müssen mit Nachdruck angepackt werden. Nur so können wir verhindern, dass extremistische Kräfte das Feld weiter für sich gewinnen und unsere demokratischen Werte untergraben.“

VBE: Bildung braucht Bindung – Bildung braucht uns!

Der VBE fordert bessere Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte, um Kinder nachhaltig zu unterstützen. Bildung erfordert Bindung und Vertrauen. Neben Mindeststandards sind individuelle Stärken der Schüler entscheidend.
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Redaktion
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12.09.2024. „Kinder werden starke Persönlichkeiten durch starke Lehrkräfte. Neben einem verlässlichen und liebevollen Elternhaus brauchen sie Lehrkräfte, die ihnen Zutrauen, Stärke und Vertrauen in ihre Fähigkeiten geben“, fasst der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, die Ergebnisse einer Diskussion bei der letzten Bundesvorstandssitzung zusammen.

„Wir als Lehrkräfte bemängeln, dass die bildungspolitische Diskussion sich hauptsächlich auf ein einziges Ziel konzentriert: die Steigerung der Quote von Kindern, die die Mindeststandards erreichen. Selbstverständlich ist es elementar wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler lesen, schreiben und rechnen können. Da widerspricht niemand. Gleichzeitig darf in der Diskussion um das Erreichen von Mindeststandards nicht vergessen werden, was dafür notwendig ist: Ohne Bindung keine Bildung. Die professionelle Beziehung zwischen den Lehrkräften und den Schülerinnen und Schülern ist das Fundament für nachhaltiges Lernen“, bekräftigt Brand.

Der VBE Bundesvorstand führte eine konstruktive Diskussion, in der insbesondere die Motivation der Lehrkräfte deutlich wurde. Wer Lehrkraft werden möchte oder ist, übt den Beruf aus, um Kinder für ihr Leben in der Gesellschaft vorzubereiten und sie auf ihrem Weg zu begleiten. Deshalb darf der Blick in das Klassenzimmer nicht verengt werden auf das Messen, Vergleichen und Erbringen von Quoten. Der VBE-Chef erläutert: „Das einzelne Kind und seine spezifischen und individuellen Stärken und Schwächen sind für uns entscheidend. Wir als Lehrkräfte geben Kindern eine Stimme – als Profis für die Bildung. Wir melden uns deswegen – fern aller Kampagnen, Bündnisse und Studien – heute zu Wort!“ Denn: „Jeden Tag kommen neue Ergebnisse, die das Lehren und Lernen in Schule beleuchten. Es hilft aber nicht, noch mehr der gleichen Erkenntnisse zu produzieren. Vielmehr braucht es ausreichend Zeit und Ressourcen, um ins Lernen zu kommen.“

Mitglieder des Bundesvorstandes berichteten eindrücklich aus ihrem Alltag, in dem sie mit Jugendlichen arbeiten, die verhaltensauffällig sind, teilweise Straftaten begehen, depressiv oder aggressiv werden, psychische und psychiatrische Störungen entwickeln und orientierungslos sind. Andere wissen zu berichten, wie unterschiedlich die Lebensrealitäten von Kindern und Erwachsenen sind und was es mit der Jugend macht, in Zeiten multipler Krisen aufzuwachsen.

Und nicht zuletzt zeugte die Diskussion aber auch eindrücklich davon, wie hoch die Motivation ist, Lehrkraft zu werden, zu sein und zu bleiben – allerdings braucht es dafür ganz konkrete Unterstützung. Brand fordert: „Die Arbeitsbedingungen der Pädagoginnen und Pädagogen müssen verbessert werden – nur so können wir Kinder und Jugendliche stark und resilient für das Leben von morgen machen. Dafür braucht es große Entscheidungen und mutige Veränderungen, die von der Gesellschaft getragen und von der Politik ausfinanziert werden.“

Blut und Blutspende: Ein (lebens)wichtiges Thema spielerisch vermitteln

Die Unterrichtseinheit “Blut und Blutspende” des Deutschen Roten Kreuzes vermittelt Grundschülern spielerisch die Bedeutung von Blutspenden. Mit Humor und Wissen fördert sie Solidarität, Zivilcourage und lebensrettendes Engagement bei Kindern.
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Als Lehrkräfte steht ihr vor der besonderen Aufgabe, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch gesellschaftliche Werte wie Mitmenschlichkeit und Verantwortungsbewusstsein zu fördern. Mit der neuen Bildungseinheit “Blut und Blutspende”, entwickelt für die vierten Klassen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland, bietet der DRK-Blutspendedienst West eine ideale Gelegenheit, junge Schülerinnen und Schüler frühzeitig an dieses lebenswichtige Thema heranzuführen. Dabei wird spielerisch ein Bewusstsein geschaffen für die Bedeutung von Blutspenden und die Notwendigkeit von Solidarität. Die Materialien stehen Euch unter blutspendedienst-west.de oder zeitbild.de zur Verfügung. 

Blutspenden ist für viele Menschen überlebenswichtig, denn Blut kann nicht künstlich hergestellt werden. Gerade im Angesicht des demografischen Wandels ist es von zentraler Bedeutung, junge Menschen für diese Aufgabe zu sensibilisieren. Ihr könnt durch diese Unterrichtseinheit dazu beitragen, das Verständnis für Blutspenden zu wecken und gleichzeitig wichtige Werte wie Mitmenschlichkeit und gesellschaftliches Engagement vermitteln. 

Im auf freiwilliger Basis bestehenden “Sozialversicherungssystem” der Blutspende sind alle handelnden Akteure im Gesundheitswesen darauf angewiesen, dass es auch künftig ausreichend Blutspenderinnen und Blutspender gibt. Problematisch zeigt sich auch im Blutspendewesen, dass es immer mehr ältere und immer weniger junge Mitbürgerinnen und Mitbürger gibt. Die Generationen der treuen Spenderinnen und Spender wächst nach und nach aus den unterschiedlichsten Gründen (Erkrankungen, Einnahme bestimmter Medikamente, …) aus dem Spendeprozess heraus. Trotz unterschiedlichster Bemühungen ist es bislang noch nicht gelungen, die Lücke zu füllen, die dadurch entsteht. So wird die Versorgung mit gespendetem Blut im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen im Wesentlichen von nur etwa 100.000 Menschen gesichert. 

Da Blut nicht künstlich erzeugt werden kann, ist und bleibt das Blutspenden so wichtig – lebenswichtig! Gerade junge Menschen sind der Schlüssel für diese Versorgungslücke, denn nur sie können aufgrund von Faktoren wie Alter, Gesundheit und Gesundheitsperspektive langfristig eine entscheidende Rolle einnehmen. Blutspenden darf man ab 18 – aber mit dem Thema frühzeitig vertraut zu sein, ist sehr sinnvoll!

Ein interaktives und ansprechendes Lernangebot

Die Unterrichtseinheit vermittelt das Thema altersgerecht und ansprechend. Eine besondere Rolle übernimmt dabei der bekannte Kinder-Entertainer Tom Lehel, der als “Tompir” die Schülerinnen und Schüler auf humorvolle Weise durch das Thema Blutspende führt. Tom Lehel, der als Kind selbst auf Bluttransfusionen angewiesen war, klärt als Vampirheld über den ”roten Lebenssaft” auf, ohne Blut zu saugen – sondern es zu spenden! Er zeigt im begleitenden Film, wie das gespendete Blut im Labor verarbeitet wird, und sorgt dabei für zahlreiche Lacher im Klassenzimmer.

Der Einsatz des Films im Anschluss an die Unterrichtseinheit ist eine besonders motivierende Ergänzung, da er die Lerninhalte auf unterhaltsame Weise vertieft und den Kindern aufzeigt, wie wichtig Blutspenden für unsere Gesellschaft sind. 

Mehr als nur Wissensvermittlung: Förderung von Zivilcourage

Das Deutsche Rote Kreuz hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur das notwendige Wissen über Blutspenden zu vermitteln, sondern auch das Verständnis für Solidarität und gesellschaftliches Engagement zu fördern. Die Unterrichtseinheit schult die Zivilcourage und stärkt das Verantwortungsbewusstsein der Schülerinnen und Schüler. Sie lernen, dass jeder Mensch einen Beitrag für die Gesellschaft leisten kann – sei es durch Blutspenden oder andere Formen des Engagements.

Unterstützung für Lehrkräfte und Schulen

Das Jugendrotkreuz bietet neben der Unterrichtseinheit zahlreiche weitere Angebote für Schulen an: Workshops zum Thema Erste Hilfe, Fortbildungen für Fachkräfte und vieles mehr. Als eigenständiger Jugendverband setzt sich das Jugendrotkreuz für eine positive gesellschaftliche Entwicklung ein und fördert humanitäre Werte wie Toleranz und Offenheit.

Lehrkräfte, die ihre Schülerinnen und Schüler an wichtige gesellschaftliche Themen heranführen möchten, finden in dieser Unterrichtseinheit eine wertvolle Unterstützung. Gemeinsam mit dem DRK können sie die nächste Generation dazu befähigen, verantwortungsvoll und engagiert zu handeln – und vielleicht sogar zukünftige Blutspenderinnen und Blutspender gewinnen.

Mit dieser Unterrichtseinheit legen Lehrkräfte den Grundstein für lebensrettendes Engagement – denn Blutspenden rettet Leben!

ADAC Stiftung: Achtung Auto 2.0 wird durch Bundesministerium gefördert

Die ADAC Stiftung startet das Programm „Achtung Auto 2.0“ mit Förderung des Bundesministeriums. Es vermittelt Schülern der 5. und 6. Klasse sichere und umweltfreundliche Verkehrsteilnahme, digital oder vor Ort.
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19.9.2024
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Flächendeckendes Angebot für die Ausbildung von Schülerinnen und Schülern der fünften und sechsten Klassen in sicherer und nachhaltiger Teilnahme am Straßenverkehr | Ermutigung zur kritischen Auseinandersetzung mit Verkehrsverhalten und dessen Auswirkung auf Gesundheit und Umwelt | Für digitalen und analogen Unterricht geeignet

München, 13.09.2024 – Die ADAC Stiftung startet das neue Programm Achtung Auto 2.0 mit Unterstützung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Dies fördert den Rollout von Achtung Auto 2.0 mit 100.000 Euro. Ziel des Programms ist es, Kindern der fünften und sechsten Klasse Kompetenzen für eine sichere und umweltfreundliche Verkehrsteilnahme zu vermitteln.  

Das neue Programm ist flexibel in der Durchführung: Achtung Auto 2.0 bietet Lehrkräften zwei Durchführungsvarianten. Zum einen das Hybridmodell mit Vor-Ort-Training durch die ADAC Stiftung am Auto und zwei vorkonzipierten Doppelstunden mit zusätzlichen Inhalten zur Durchführung im Unterricht. Im Training vor Ort erleben Kinder hautnah, wie lange eine Vollbremsung dauert und welche Strecke das Auto dabei zurücklegt. Ebenfalls wird eindrucksvoll auf die Gefahren der Ablenkung durch Smartphones im Straßenverkehr eingegangen.

Alternativ gibt es die Classroom-Variante, die von Lehrkräften jederzeit flexibel in ihren Unterricht eingebaut werden kann. Hier helfen unterrichtsfertige Lehrerhandreichungen die Unterrichtsschwerpunkte umzusetzen, z.B. mit Reaktionstests, bei denen Reaktionszeiten und Auswirkungen von Ablenkung anschaulich gemacht werden können.

„Zeitgemäße Mobilitätsbildung muss Antworten auf aktuelle Herausforderungen wie zunehmenden Verkehr, Fragen des Umweltschutzes und Bewegungsmangel bei Kindern liefern.“, erklärt Christina Tillmann, Vorständin der ADAC Stiftung. „Die Weiterentwicklung von 'Achtung Auto 2.0' erweitert den Horizont über das reine Thema Verkehrssicherheit hinaus und macht Mobilitätsbildung besonders praxisnah. Die Inhalte können von Lehrkräften flexibel, digital oder analog, je nach den örtlichen Gegebenheiten umgesetzt werden. Dadurch können wir auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler stärker eingehen und ihnen wichtige Kompetenzen für eine sichere und nachhaltige Mobilität vermitteln.“

Neu sind Themen rund um umweltfreundliche und gesunde Mobilität. Das Programm beleuchtet die Vor- und Nachteile verschiedener Verkehrsmittel, um die Beweggründe und Konsequenzen der Wahl des Verkehrsmittels besser zu verstehen. Weiterhin verdeutlicht es die Auswirkungen des Straßenverkehrs auf unsere Gesundheit, die Umwelt und das Klima. Das Ziel ist, zur kritischen Reflexion des eigenen Mobilitätsverhaltens anzuregen. Das Thema Verkehrssicherheit wird in einer weiteren Doppelstunde durch maßgeschneiderte Übungen und Aufgaben vertieft. Durch Wiederholung und Methodenwechsel wird Wissen über sicheres Verkehrsverhalten langfristig verankert und eine starke Sensibilisierung für Gefahren des Straßenverkehrs erreicht. Die Schülerinnen und Schüler erwerben so die notwendigen Kenntnisse für eine verantwortungsvolle und selbstständige Teilnahme am Straßenverkehr.

Das Programm kann mit digitalen Tools umgesetzt werden, flexibel auf den verschiedensten digitalen Unterrichtsplattformen. Es bietet aber auch die Möglichkeit, klassische Lehrmittel wie Tafel und Arbeitsblätter zu nutzen. Weitere Informationen zu "Achtung Auto 2.0", den buchbaren Modulen sowie Materialien für Lehrkräfte finden Sie auf unserer Webseite unter verkehrshelden.com/achtung-auto.

Über die ADAC Stiftung

Die ADAC Stiftung konzentriert sich in ihrer Arbeit auf zwei Themen: Mobilität und Lebensrettung. Sie setzt sich dafür ein, dass alle Menschen in Deutschland ihrem Bedürfnis nach Mobilität sicher und langfristig nachkommen können. Und dass Menschen mit akuten Verletzungen oder in lebensbedrohlichen Situationen im ganzen Land schnelle und wirksame Hilfe erhalten. Zudem fördert sie mit der Einzelfallhilfe gezielt die soziale Teilhabe von Unfallopfern und ihren Familien.

Mit ihren Mobilitätsbildungsprogrammen „Aufgepasst mit ADACUS“, „Achtung Auto 2.0“ und „Roller Fit“ erreicht sie jährlich 450.000 Kinder, was sie zum führenden zivilgesellschaftlichen Mobilitätsbildungsanbieter an Kitas und Schulen in Deutschland macht.  

Mehr Informationen über die ADAC Stiftung: www.stiftung.adac.de

DKHW, VCD und VBE appellieren an Kommunen: Möglichkeiten der neuen StVO nutzen!

Das Deutsche Kinderhilfswerk, VCD und VBE fordern Kommunen auf, die neue StVO für sichere Schulwege zu nutzen. Vom 16.-27.9. finden Aktionstage „Zu Fuß zur Schule“ statt, um die Mobilität von Kindern zu fördern.
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September 2024
19.9.2024
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In der nächsten Woche starten der ökologische Verkehrsclub VCD, das Deutsche Kinderhilfswerk und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) die Aktionstage „Zu Fuß zur Schule und um Kindergarten“. Das Motto lautet dieses Jahr „Kinder können das – Elterntaxi muss nicht sein!“. Vom 16. bis zum 27. September werden Schulen und Kindertagesstätten in ganz Deutschland eigene Aktionen umsetzen, um auf die Bedeutung von sicheren Schulwegen aufmerksam zu machen.

Die drei Partnerverbände fordern Kommunen dazu auf, die Möglichkeiten der vor Kurzem reformierten Straßenverkehrsordnung (StVO) zu nutzen, um Kindern sichere Mobilität zu ermöglichen. Denn: Bundesweit fühlen sich 18 Prozent der Kinder auf dem Schulweg unsicher. In Orten mit über 100.000 Einwohnenden steigt diese Zahl auf ein Viertel der Kinder (24 Prozent). Das zeigt eine aktuelle Umfrage für den 2. „Kinderrechte-Index“ des Deutschen Kinderhilfswerkes. Dafür wurden 3.218 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren befragt.

Der Weg muss für alle Kinder so sicher werden, dass Eltern sie sorgenfrei in ihrer eigenständigen Mobilität unterstützen können. Seit der Verabschiedung im Bundestag am 14.06.2024 haben die Kommunen mit der StVO-Reform deutlich größere Spielräume, wenn es um Maßnahmen für Verkehrssicherheit und Klimaschutz geht. So sind etwa die Einrichtung von Tempo 30 oder Schulstraßen mit weniger Hürden verbunden als zuvor. Die Verbände appellieren an die Kommunen, nicht darauf zu warten, dass sie zum Handeln aufgefordert werden. Im Sinne der Sicherheit aller Kinder sollten sie die Verbesserung der Verkehrssituation selbst angehen, besonders in der Nähe von Schulen und Kitas. In einem gemeinsamen Forderungspapier setzen sich die Bündnispartner außerdem für sichere Querungsmöglichkeiten wie Zebrastreifen und Mittelinseln in der Nähe von Schulen ein. Auch der Ausbau von geschützten und breiten Fuß- und Radwegen im gesamten Wohngebiet sowie mehr Fahrradstellplätze an Schulen und Kitas sind Teil der Forderungen.

Christine Streichert-Clivot, Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Schirmherrin der Aktionstage, sagt in einem Statement: „Das Elterntaxi stehen lassen und zu Fuß in den Kindergarten oder die Schule. Die Vorteile liegen auf der Hand. Der Weg zu Fuß ist gesund, erfrischend und macht wach für den Tag. Er bietet die Chance, Selbstständigkeit zu üben, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, das richtige Verhalten im Straßenverkehr zu üben und sich so seiner Umwelt bewusst zu werden. Zudem schont jeder Kilometer, den ein Auto stehen bleibt, das Klima und die Umwelt. Den Spaß, den die Kinder dabei auch noch gemeinsam haben können, sollten wir natürlich nicht vergessen. Wir wünschen uns von unseren Schülerinnen und Schülern, dass sie nachhaltige und positive soziale Netze knüpfen, eigenständig handeln und einen gesunden Lebensstil entwickeln.“

In den letzten Jahren gab es viele erfolgreiche Aktionen, um Kinder zu motivieren, ihren Schul- oder Kitaweg eigenständig zurückzulegen. Beliebt waren Stempelaktionen, Laufpatenschaften zwischen Schülerinnen und Schülern und älteren Kita-Kindern sowie kreative Schulweggestaltung, etwa durch Hüpfspiele. Außerdem wurden vielerorts sogenannte Laufbusse organisiert, bei denen sich Kinder an Sammelpunkten treffen und gemeinsam zur Schule gehen. Auch Elternhaltestellen oder Schulstraßen, oft in Zusammenarbeit mit der Kommune, waren Teil der Maßnahmen. Weitere Ideen wie symbolische "Knöllchen" für Elterntaxis oder Schulweg-Wetten sind online zu finden. Die kreativsten Ideen werden auch in diesem Jahr wieder mit Preisen ausgezeichnet.

Besonders belohnt werden außerdem erstmals Projekte, die durch eigenständige Initiativen wie eine Fahrraddemo, eine Aufmerksamkeit erregende Plakataktion oder eine selbst organisierte Podiumsdiskussion mit lokalen Verantwortlichen konkrete Veränderungen in den Blick nehmen. Schulen oder Kitas können mit ihren eingereichten Aktionen Fahr- und Laufräder für ihren eigenen Fuhrpark gewinnen – mitmachen lohnt sich also doppelt.

Zum Hintergrund: Im Rahmen der Aktionstage „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“ vom 16. bis 27. September 2024 können Kinder mit ihren Lehrkräften, Erzieherinnen und Erziehern oder ihren Eltern eigene Projekte rund um das Thema „Zu Fuß zur Schule und zur Kita“ entwickeln. Die Aktionstage richten sich gezielt an Grundschulen und Kindertageseinrichtungen. Viele Materialien wie kostenlose Aktionsposter, Infoflyer und Projektideen gibt es unter: www.zu-fuss-zur-schule.de.

Das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. setzt sich seit mehr als 50 Jahren für die Rechte von Kindern in Deutschland ein. Die Überwindung von Kinderarmut und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Angelegenheiten stehen im Mittelpunkt der Arbeit als Kinderrechtsorganisation. Der gemeinnützige Verein finanziert sich überwiegend aus privaten Spenden, dafür stehen seine Spendendosen an ca. 40.000 Standorten in Deutschland. Das Deutsche Kinderhilfswerk initiiert und unterstützt Maßnahmen und Projekte, die die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, unabhängig von deren Herkunft oder Aufenthaltsstatus, fördern. Die politische Lobbyarbeit wirkt auf die vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland hin, insbesondere im Bereich der Mitbestimmung von Kindern, ihren Interessen bei Gesetzgebungs- und Verwaltungsmaßnahmen sowie der Überwindung von Kinderarmut und gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe aller Kinder in Deutschland.

Der ökologische Verkehrsclub VCD ist ein gemeinnütziger Umweltverband, der sich für eine umweltverträgliche, sichere und gesunde Mobilität einsetzt. Im Mittelpunkt steht dabei der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Wünschen für ein mobiles Leben. Seit 1986 kämpft der VCD für ein gerechtes und zukunftsfähiges Miteinander zwischen allen Menschen auf der Straße – egal, ob sie zu Fuß, auf dem Rad, mit Bus und Bahn oder dem Auto unterwegs sind. Dafür arbeitet er vor Ort mit zwölf Landesverbänden und rund 140 Kreisverbänden und Ortsgruppen, bundesweit und europaweit vernetzt. Rund 55.000 Mitglieder, Spender und Aktivistinnen unterstützen die Arbeit des VCD für eine zukunftsfähige Mobilität.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) vertritt als parteipolitisch unabhängige Bildungsgewerkschaft die Interessen von ca. 164.000 Pädagoginnen und Pädagogen – aus dem frühkindlichen Bereich, der Primarstufe, den Sekundarstufen I und II und dem Bereich der Lehrkräftebildung – in allen Bundesländern. Der VBE ist eine der beiden großen Bildungsgewerkschaften in Deutschland und mitgliederstärkste Fachgewerkschaft im dbb beamtenbund und tarifunion. Unter dem Dach des dbb vertritt der VBE gleichermaßen die Interessen der verbeamteten und tariflich beschäftigten Mitglieder.

Erste Hilfe an Schulen: Die rechtlichen und praktischen Anforderungen an Lehrkräfte

Lehrkräfte tragen eine gesetzliche Verantwortung, im Notfall Erste Hilfe zu leisten. Trotz regelmäßiger Schulungen fühlen sich viele unsicher. Dabei kann es im Ernstfall um jede Minute gehen. Auch Schüler können schon Erste-Hilfe Kurse belegen.
Von
Tobias Kempter
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September 2024
19.9.2024
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Lehrkräfte tragen nicht nur die Verantwortung für den Lernerfolg ihrer Schüler:innen, sondern auch für deren Sicherheit. Das Thema Erste Hilfe in der Schule rückt in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus, besonders im Hinblick auf mehrere tragische Vorfälle, die durch besser geschulte Lehrkräfte vermeidbar gewesen wären. Doch welche Anforderungen und Pflichten haben Lehrkräfte in Bezug auf Erste Hilfe, und wie gut sind sie auf solche Situationen vorbereitet?

Aktuelle Fälle sorgen für Verunsicherung unter Lehrkräften

Mehrere aufsehenerregende Fälle haben das Thema Erste Hilfe in Schulen in den vergangenen Jahren zunehmend in den Vordergrund gerückt. So wurde in einem Urteil des Bundesgerichtshofs die Pflicht von Lehrkräften zur rechtzeitigen Durchführung von Erste-Hilfe-Maßnahmen betont. Wie wichtig schnelles Handeln ist, zeigt ein Fall, der vor einigen Jahren in Wiesbaden für Aufsehen sorgte: Ein Schüler erlitt während des Sportunterrichts einen Herzstillstand und wurde von den anwesenden Lehrkräften nicht wiederbelebt. Er blieb acht Minuten ohne Sauerstoffzufuhr und erlitt dadurch bleibende Hirnschäden. Die Familie des Schülers klagte gegen die Lehrkräfte und den Staat und verlangte Schadenersatz. Der Fall verdeutlicht, dass Unwissenheit oder Unsicherheit in solchen Extremsituationen fatale Folgen haben kann.

Ein ähnlicher Fall ereignete sich 2022 in Hannover, als eine 16-jährige Schülerin einen Herzstillstand erlitt. Die Ermittlungen gegen den betroffenen Lehrer laufen noch, doch auch hier steht die Frage im Raum, ob eine schnellere Hilfeleistung den Hirnschaden des Mädchens hätte verhindern können. Solche Fälle sorgen nicht nur für große mediale Aufmerksamkeit, sondern verunsichern Lehrkräfte zusätzlich. Viele fragen sich: Was müssen wir wissen? Wann müssen wir handeln? Wie können wir sicherstellen, dass wir im Notfall die richtige Entscheidung treffen?

Die Pflicht der Lehrkräfte, in Notfällen Erste Hilfe zu leisten, ist gesetzlich verankert und wird durch Gerichtsurteile immer wieder bekräftigt. So stellte der Bundesgerichtshof im Fall aus Wiesbaden klar, dass von Sportlehrer:innen beispielsweise mehr Erste-Hilfe-Kenntnisse erwartet werden als von unbeteiligten Personen, die zufällig zu einem Unfall kommen. Diese Entscheidung basiert auf der Tatsache, dass Lehrkräfte eine besondere Verantwortung gegenüber ihren Schüler:innen tragen. Sie haben die Amtspflicht, gesundheitliche Gefahren abzuwenden und notwendige Erste-Hilfe-Maßnahmen durchzuführen.

In der Praxis stellt sich jedoch häufig die Frage, ob Lehrkräfte im Ernstfall tatsächlich ausreichend vorbereitet sind, um angemessen zu reagieren. Obwohl sie regelmäßig an Erste-Hilfe-Kursen teilnehmen müssen, fühlen sich viele unsicher, wenn es um lebensbedrohliche Notfälle geht. Doch die Vorstellung, bei einem bewusstlosen Schüler Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen zu müssen, bereitet einigen Lehrkräften Unbehagen.

Was müssen Lehrkräfte wissen und können?

Die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen, die Lehrkräfte beherrschen sollten, umfassen die stabile Seitenlage, die Herz-Lungen-Wiederbelebung, die Anwendung eines Defibrillators sowie grundlegende Wundversorgungstechniken. Insbesondere im Sport- oder Technikunterricht kann es leicht zu Verletzungen oder offenen Wunden kommen, mit denen man als Lehrkraft umgehen können sollte. Dafür sollte man beispielsweise auch wissen, wo man den nächsten Erste-Hilfe-Kasten finden kann, um schnellstmöglich helfen zu können. Praktische Anleitungen, wie ihr in bestimmten Fällen handeln solltet, findet ihr unter anderem auf der Seite des DRK.

Während die meisten Lehrer:innen mit der Wundversorgung oder dem Befördern in die stabile Seitenlage keine Probleme haben, haben einige Hemmungen und Sorge davor, wie sie im Falle einer Wiederbelebung zu reagieren haben. Wiederbelebungsmaßnahmen sind ein entscheidender Teil der Erste-Hilfe-Ausbildung, werden aber in vielen Kursen nur oberflächlich behandelt. Die Übung wird manchmal nur ein- oder zweimal durchgeführt, und dann bleibt es bei der Theorie. Doch gerade solche lebensrettenden Maßnahmen müssen regelmäßig geübt werden, bis sie routiniert ablaufen können. In einem echten Notfall bleibt keine Zeit für Unsicherheiten oder langes Nachdenken – die richtige Technik muss sofort angewendet werden. Daher empfiehlt es sich, die Abläufe häufiger zu wiederholen, als nur alle paar Jahre im Rahmen von Erste-Hilfe-Kursen.

Erste-Hilfe-Kurse für Lehrkräfte und Kostenübernahme

In Deutschland sind Lehrkräfte verpflichtet, regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse zu besuchen. Dies ist in den Schulgesetzen der Bundesländer sowie in den Vorgaben der Unfallversicherungsträger festgelegt. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) empfiehlt, dass jede Lehrkraft mindestens alle zwei Jahre eine Auffrischung der Erste-Hilfe-Kenntnisse durchlaufen sollte​. In der Regel übernehmen die Unfallversicherungsträger die Kosten, allerdings müssen die länderspezifischen Regelungen beachtet werden​.

Die DGUV betont in ihren Richtlinien zur Ersten Hilfe in Schulen außerdem, dass die Schulleitung sicherstellen muss, dass genügend qualifizierte Ersthelfer:innen im schulischen Umfeld vorhanden sind. Mindestens 20 Prozent des pädagogischen Personals sollten regelmäßig in Erster Hilfe geschult werden, insbesondere Lehrkräfte, die Sportunterricht oder naturwissenschaftlich-technische Fächer unterrichten​. Die Verantwortung liegt also nicht nur bei den Lehrkräften selbst, sondern auch bei den Schulleitungen, die sicherstellen müssen, dass die Schulen gut auf Notfälle vorbereitet sind.

Einbeziehung von Schülerinnen und Schülern

Nicht nur Lehrkräfte, sondern auch Schüler:innen sollten in die Erste-Hilfe-Ausbildung einbezogen werden. Die Ärztekammer Niedersachsen forderte Anfang des Jahres, dass ab der siebten Klasse verpflichtende Erste-Hilfe-Kurse in den Lehrplan aufgenommen werden. Die Idee dahinter ist, dass gerade junge Menschen, die frühzeitig an lebensrettende Maßnahmen herangeführt werden, diese im Ernstfall selbstsicher anwenden können. Je früher Erste Hilfe trainiert wird, desto größer ist die Chance, dass diese Fähigkeiten im Notfall schnell und richtig eingesetzt werden können.

Besonders in Situationen, in denen keine Lehrkraft unmittelbar vor Ort ist, können solche Kenntnisse lebensrettend sein. Ein Beispiel hierfür ist der Fall in Hannover, bei dem die Mitschüler:innen einer kollabierten 16-Jährigen den Notruf absetzten​. Hier zeigt sich, dass selbst einfache Maßnahmen, wie das schnelle Alarmieren von Rettungskräften, eine entscheidende Rolle spielen können.

In einigen Bundesländern wie Schleswig-Holstein und Bayern gibt es bereits entsprechende Programme, die auf eine flächendeckende Erste-Hilfe-Ausbildung abzielen. Andere Länder wie Niedersachsen hinken jedoch noch hinterher, obwohl es dort Gespräche mit Hilfsorganisationen über eine bessere Verankerung der Erste-Hilfe-Ausbildung im Schulalltag gibt​. Darüber hinaus bietet es sich an, die Kurse in regelmäßigen Abständen zu wiederholen, damit die Jugendlichen ihre Fähigkeiten vertiefen und festigen können. Im Idealfall wird Erste Hilfe zu einem festen Bestandteil des Lehrplans, sodass Schüler:innen in regelmäßigen Abständen mit den wichtigsten lebensrettenden Maßnahmen vertraut gemacht werden. Eine jährliche Auffrischung könnte beispielsweise im Rahmen von Projekttagen oder als fester Bestandteil des Sportunterrichts integriert werden.

Erste Hilfe als wichtiger Bestandteil des Schulalltags

Durch eine breite Vermittlung von Erste-Hilfe-Kenntnissen – sowohl bei Lehrkräften als auch bei Schüler:innen – kann nicht nur die Sicherheit in Schulen erhöht, sondern auch das Verantwortungsbewusstsein und die Zivilcourage gestärkt werden. Die regelmäßige Auffrischung der Erste-Hilfe-Fähigkeiten sowie die Integration in den Lehrplan sind wichtig, um das Gelernte auch im Notfall sicher und schnell anwenden zu können.

In Zukunft sollte Erste Hilfe in der Schule als ebenso wichtig angesehen werden wie andere Fächer. Schließlich geht es hier nicht nur um theoretisches Wissen, sondern um die Fähigkeit, im Ernstfall Leben zu retten – eine Fähigkeit, die für jeden Menschen, ob Lehrkraft oder Schüler:in, von unschätzbarem Wert ist.

Künstliche Intelligenz: Niedersächsische Schule gewinnt beim Bundeswettbewerb

Die Anne-Frank-Schule Molbergen wird im Rahmen des Bundeswettbewerbs Künstliche Intelligenz zur “KI-Schule des Jahres 2024” gekrönt. Schüler und Lehrkräfte haben im Rahmen des Wettbewerbs die Möglichkeit, einen Einblick in Künstliche Intelligenz zu erlangen.
Von
Lea Reuß
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September 2024
19.9.2024
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Tübingen. Die Anne-Frank-Schule im niedersächsischen Molbergen kann sich seit neuestem mit dem Titel “KI-Schule des Jahres 2024” schmücken. Unter 150 teilnehmenden Schulen setzte sich der Informatik-Wahlpflichtkurs der 9. Klasse durch, wie die Universität Tübingen mitteilte. Neben den Gewinnern aus Molbergen wurden auch Schulen in Lange, Mindelheim, Bad Homburg und Homburg mit einer Urkunde ausgezeichnet. 

Der Bundeswettbewerb Künstliche Intelligenz (BKI) wird durch das Tübingen AI Center, einer Forschungseinrichtung der Universität Tübingen und des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme, organisiert. Der Wettbewerb krönt seit dem Jahr 2019 jährlich die Schulen, welche kreative Wege zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz finden und sich mit den Grundlagen maschinellen Lernens auseinandersetzen. Schüler:innen und Lehrkräfte können sich im Unterricht, AGs oder Schülerforschungszentren mittels eines Kurses die Grundlagen Künstlicher Intelligenz und Maschinellen Lernens beibringen, das Programmieren mit Python erlernen und einen Einblick in die verschiedenen Anwendungsgebiete der Technik erhalten. “Von Algorithmen, Binärcode über KI bis hin zu Zukunftsvisionen ist die informatorische Grundbildung voller spannender Themen”, so die betreuende Lehrerin des Gewinners, Anja Böckmann. Schulen, welche sich durch eine besonders aktive Teilnahme an dem KI-Kurs des Bundeswettbewerbs auszeichnen, können sich über eine Urkunde freuen, während der Spitzenreiter des Bundeswettbewerbs mit einem hochwertigen Sachpreis aus dem Robotik-Bereich anerkannt wird. Schüler:innen und Lehrkräfte der Sekundarstufen I und II können im Frühjahr 2025 für den nächsten Bundeswettbewerb ins Rennen gehen.

Künstliche Intelligenz erobert immer mehr Klassenzimmer

Die Nutzung Künstlicher Intelligenz in Schulen gewinnt an Popularität: Eine Studie der Vodafone Stiftung, in der rund 1.500 Schüler:innen zwischen 14 und 20 Jahren befragt wurden, kam zu dem Schluss, dass 29 Prozent der Schüler:innen KI-Systeme mehrmals pro Monat gebrauchen, während 31 Prozent diese mehrmals pro Monat und acht Prozent diese sogar täglich nutzen. Schüler:innen sehen den Einsatz von Künstlicher Intelligenz überwiegend positiv, so gaben in derselben Studie insgesamt 73 Prozent der Befragten an, Künstliche Intelligenz als Chance für Schulen wahrzunehmen. Die Möglichkeiten und Herausforderungen von Künstlicher Intelligenz und ihre verschiedenen Einsatzfelder im Unterricht könnt ihr hier finden. 

AWO, GEW und KTK-Bundesverband: Priorität bei frühkindlicher Bildung setzen!

Das Kita-System in Deutschland ist in der Krise. Eine Forsa-Umfrage zeigt, dass 87 % der Befragten den Personalmangel als größtes Problem sehen. AWO, GEW und KTK fordern dringende Maßnahmen, um die Qualität der Kindertagesbetreuung zu verbessern.
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Redaktion
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September 2024
18.9.2024
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Berlin/Frankfurt a.M.,11.09.2024 – Das System der Kindertagesbetreuung ist in der Krise. Probleme wie Personalmangel wiegen schwer, die Anforderungen wachsen. Das ist das Ergebnis einer Forsa-Umfrage zur Kinderbetreuung in Deutschland, den das Kita-Qualitätsbündnis aus Arbeiterwohlfahrt (AWO), Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Verband Katholischer Tageseinrichtungen (KTK) - Bundesverband jetzt in Berlin vorgestellt hat. „Die Politik muss endlich bei der frühkindlichen Bildung Prioritäten setzen“, verlangen die drei Bündnisorganisationen.

Mirja Wolfs, Vorsitzende KTK- Bundesverband: „Es muss mehr getan werden für die Kita-Qualität – nicht irgendwann, sondern jetzt. Trotz erneuter Deklaration und einem ‚Schulterschluss für mehr Qualität in der Kindertagesbetreuung‘ zwischen Bund und Ländern ist es zum aktuellen Zeitpunkt noch immer nicht gelungen, den Bund durch eine auskömmliche, dauerhafte und damit verlässliche Mitfinanzierung an der Schaffung guter Rahmenbedingen in der Kindertagesbetreuung zu beteiligen.“

Maike Finnern, GEW-Vorsitzende: „Das geplante dritte Kita-Qualitätsgesetz kann nur ein Zwischenschritt sein. Es braucht deutlich mehr als die angekündigten und erneut nur befristet bereitgestellten zwei Milliarden Euro, die 2025 in die Kindertagesbetreuung fließen sollen. Die ersten Beratungen über den Bundeshaushalt in dieser Woche im Parlament müssen genutzt werden, um die Mittel für das Kita-System zu erhöhen. Angesichts der großen Herausforderungen hat der Bund viel zu wenig Geld eingeplant!“

Kathrin Sonnenholzner, Vorsitzende des Präsidiums des AWO Bundesverbandes e.V.: „Die Ergebnisse der Forsa-Umfrage zeigen deutlich, dass die Menschen Kindertagesbetreuung als enorm wichtig ansehen. Gleichzeitig zeigt sich auch, dass Verbesserungen schnell erfolgen müssen, um das Wohl der Kinder und ihre Teilhabe an frühkindlicher Bildung zu sichern. Die Forderungen von AWO, GEW und KTK-Bundesverband nach verbindlichen Qualitätsstandards müssen dringend vorangetrieben werden.“

Informationen zur repräsentativen Forsa Umfrage:

Das Forschungsinstitut Forsa wurde im Rahmen der gemeinsamen Bündnisarbeit beauftragt zu ermitteln, wie die Qualität in der Kindertagesbetreuung in Deutschland derzeit von den Bürgerinnen und Bürgern wahrgenommen wird. Befragt wurden bundesweit 1.005 Menschen über 18 Jahren. Der Erhebungszeitraum war vom 26. bis zum 29. August 2024.

Die repräsentative Forsa-Umfrage zeichnet ein gesamtgesellschaftliches Meinungsbild zur aktuellen Lage.

  • 53 Prozent der Befragten sagen, es gelingt dem System der Kindertagesbetreuung derzeit schlecht oder sehr schlecht, dass Familien mit kleinen Kindern Familie und Beruf oder andere Verpflichtungen vereinbaren können.
  • Weniger als die Hälfte der Befragten (44 %) ist der Auffassung, dass die Kindertagesbetreuung ihrem gesetzlichen Bildungsauftrag nachkomme – ebenso viele äußern sich negativ.
  • Probleme im System werden wahrgenommen: Als größtes Problem wird mit 87 Prozent zu wenig Personal bzw. der zu schlechte Personalschlüssel benannt.
  • Aber auch zu wenige Plätze bzw. keine passenden Angebote (79 Prozent) in den Kitas und zu wenig Zeit für die pädagogische Arbeit mit den Kindern (73 Prozent) werden als (sehr große/eher große) Probleme wahrgenommen.
  • Trotz dieser Probleme: Fast drei Viertel der Befragten meinen, dass Kinder in den Einrichtungen der Kindertagesbetreuung gut aufgehoben sind.
  • 98 Prozent der Befragten betonen die Bedeutung eines gut funktionierenden Systems der Kindertagesbetreuung für die gesamte Gesellschaft, aber auch für die Wirtschaft.

Noch gelingt es, eine positive Wahrnehmung und das Vertrauen in die Kindertagesbetreuung zu wahren. Das klappt aber nur, weil die Fachkräfte über das Maß hinaus engagiert sind. Es ist an der Zeit, für eine Entlastung zu sorgen und Strukturen zu schaffen, die den pädagogischen Fachkräften und vor allem den Kindern gerecht werden.

Informationen zu den Bündnis-Mitgliedern:

Seit mehr als zehn Jahren setzt sich das Kita- Qualitätsbündnis aus AWO, GEW und KTK-Bundesverband für mehr Qualität in der Kindertagesbetreuung ein. Kernforderungen sind bundesweit verbindliche Standards, u.a. gute Personalschlüssel, Leitungsfreistellung sowie mehr Zeit für Fort- und Weiterbildung, Fachberatung und die Berücksichtigung der mittelbaren pädagogischen Arbeitszeit.

Wissen vermitteln an Generation TikTok

Lehrkräfte können Methoden von TikTok-Creatoren wie offene Loops, interaktive Umfragen und Rollenspiele einsetzen, um den Unterricht spannender zu gestalten. So können Schüler aktiv eingebunden und komplexe Inhalte greifbar vermittelt werden.
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Redaktion
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September 2024
18.9.2024
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Was wir von Creatoren auf TikTok lernen können, um Inhalte zeitgemäß zu vermitteln

Irgendetwas scheint deine Schüler:innen magisch in den Bann zu ziehen, wenn es um TikTok geht. Doch was ist es genau? Es sind nicht nur die kurzen Videos oder die lustigen Clips – es sind die Techniken, die “TikTok-Creatoren” anwenden, um Aufmerksamkeit zu halten und Inhalte auf den Punkt zu bringen. Diese Tricks können auch im Unterricht angewendet werden, um Wissen spannend zu vermitteln und eure Schüler:innen aktiv einzubinden.

Die Top 3 TikTok-Tricks für mehr Aufmerksamkeit im Unterricht

In diesem Beitrag geht es also um die kreativen Ansätze auf der Plattform und ihre Methoden, nicht um die Plattform selbst. Denn sogar etablierte Medien wie die Tagesschau nutzen die “Didaktik der TikToker”, um junge Zielgruppen zu erreichen. Wie aber können Lehrkräfte diese erfolgreichen Techniken in ihren Unterricht integrieren? Hier sind drei TikTok-Strategien, die sich leicht in einer 45-minütigen Unterrichtsstunde anwenden lassen.

TikTok-Trick 1: Offene Loops nutzen

Eine der erfolgreichsten Methoden, die TikToker anwenden, ist das Erzeugen von Spannung durch offene Loops. Sie beginnen ihre Videos oft mit einer unbeantworteten Frage oder einer kniffligen Situation und lösen sie erst später auf. Diese Technik kann Neugier wecken und die Zuschauer dazu bringen, bis zum Ende dranzubleiben.

Wie das im Unterricht funktioniert

Als Lehrkraft könnt ihr eure Unterrichtseinheiten ebenfalls mit einer spannenden Frage oder einer Herausforderung beginnen, die erst später beantwortet wird. Wichtig ist, dass die Frage im Interesse der Schüler:innen liegt und ihr ihnen das Gefühl gibt, dass die Antwort wertvoll für sie ist.

Beispiele für offene Loops im Unterricht:

  • Mathematik: “Wenn du die nächste Wette gewinnen willst, was musst du tun?” (Wahrscheinlichkeitsrechnung)
  • Geschichte: “Wer von euch kann Manipulation widerstehen?” (Propaganda)

TikTok-Trick 2: Umfragen clever einsetzen

TikToker verwenden Umfragen, um die Interaktion mit ihren Zuschauer:innen zu steigern. Sie stellen Fragen, die zum Mitmachen anregen und dabei oft tiefere psychologische Motive ansprechen. Im Klassenzimmer können Umfragen ebenfalls effektiv eingesetzt werden, um das Engagement zu steigern und eure Schüler:innen dazu zu bringen, sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Wie das im Unterricht funktioniert

Das Geheimnis liegt darin, Fragen zu stellen, bei denen es nicht um reines Wissen geht, sondern um Meinungen, Vorlieben oder Alltagsentscheidungen. Solche Fragen regen zum Nachdenken an und helfen den Schüler:innen, sich emotional mit dem Thema zu verbinden. Je mehr die Umfrage mit den Interessen eurer Schüler verknüpft ist, desto größer wird ihr Wunsch sein, sich zu beteiligen. Gleichzeitig können Umfragen als Einstieg in eine Diskussion oder als Basis für die Erarbeitung neuer Inhalte dienen.

Beispiele für Umfragen im Unterricht

1. Szenarienfragen:

  • Mathematik: “Für einen Monat lang jeden Tag 100 € bekommen oder heute 1 Cent, der sich jeden Tag verdoppelt? Was würdet ihr wählen?” (Exponentielle Funktionen)

2. Offene Umfragen mit geheimem Voting:

  • Deutsch: “Welcher Film oder welches Buch hat euch am meisten beeindruckt?”

3. Schätzfragen:

  • Biologie: “Wie viele Länder gibt es weltweit, die keinen Zugang zum Meer haben?”

4. Kurze, schnelle aufeinanderfolgende Fragen:

  • Biologie: 20 Sekunden pro Frage (Photosynthese)
  1. Atmen Pflanzen CO₂ ein und O₂ aus, genau wie Menschen?
  2. Betreibt eine Pflanze schneller Photosynthese, desto mehr Wasser sie hat? 
  3. Wachsen Pflanzen schneller, wenn man sie regelmäßig im Dunkeln ausruhen lässt? 
  4. Betreiben Algen genauso Photosynthese wie das Blatt eines Baumes? 
  5. Übernehmen Wurzeln die Photosynthese, wenn im Winter die Blätter abgefallen sind? 

Diese kurzen, schnellen Fragen steigern das Engagement in der Klasse, da sie wie ein Spiel auf Schnelligkeit und Intuition abzielen. Im Anschluss an die Abstimmung könnt ihr die richtigen Antworten auflösen und die wissenschaftlichen Hintergründe erklären. Gerade Fragen, die den ersten Gedankengang in die Irre führen, schaffen einen “Aha”-Effekt, der das Interesse am Thema vertieft.

TikTok-Trick 3: Rollenspiele und Dialoge

Rollenspiele und Dialoge gehören zu den effektivsten Methoden, um verschiedene Perspektiven und komplexe Themen lebendig zu vermitteln. TikToker verwenden oft einfache Mittel, um unterschiedliche Rollen oder gegensätzliche Meinungen darzustellen, und verdeutlichen dadurch wichtige Kontraste. Im Unterricht bieten solche Ansätze eine hervorragende Möglichkeit, die Klasse aktiv einzubinden und sie dazu zu bringen, sich intensiv mit den Inhalten auseinanderzusetzen.

Beispiele für Rollenspiele im Unterricht

Auch im Klassenzimmer können Rollenspiele und Simulationen genutzt werden, um Diskussionen anzuregen und abstrakte Konzepte greifbar zu machen. Besonders spannend sind dabei immersive Lernformate wie Escape-Rooms oder interaktive Schnitzeljagden.

1. Escape-Rooms von Eduki (Chemie: Galvanische Elemente): 

In diesem Rollenspiel lösen eure Schüler:innen Rätsel, um die Funktionsweise von galvanischen Zellen zu verstehen. Sie schlüpfen in die Rolle von Wissenschaftler:innen, die durch verschiedene Aufgaben das Prinzip der Elektrochemie erarbeiten. (Quelle: illy Sunshine bei eduki)

2. Schnitzeljagd mit Dialog-Simulation (“Flucht & Spionage an der Berliner Mauer”):

In dieser interaktiven Simulation, die auf echten DDR-Erlebnissen basiert, übernehmen eure Schüler:innen die Rolle von Fluchthelfern, sie treffen auf Stasi-Agenten und können durch verschiedene Rätsel und Dialoge den die Lebensrealität in der DDR nachempfinden. Ein solches Format verbindet historischen Inhalt mit interaktiver Problemlösung. (Quelle: Pädagogischer Aufbau der Berlin Schnitzeljagd SchoolRallye)

3. Podiumsdiskussion (zur sozialen Frage der Industrialisierung):

In einer fiktiven Podiumsdiskussion schlüpfen eure Schüler:innen in die Rollen von Fabrikarbeitern, Gewerkschaftsführern und Industriellen, um über die sozialen Missstände der Industrialisierung zu debattieren. Dadurch lernen sie nicht nur historische Fakten, sondern auch, wie unterschiedliche Interessen in einem gesellschaftlichen Kontext aufeinandertreffen. (Quelle: BildungsBizeps bei eduki)

Ausprobieren: TikToks Didaktik als Inspiration für den Unterricht

TikTok mag auf den ersten Blick wie eine Plattform für oberflächliche Unterhaltung wirken, doch die kreativen Techniken, die dort erfolgreich eingesetzt werden, können auch im Unterricht erstaunlich gut funktionieren. Offene Loops wecken Neugier, Umfragen aktivieren die Klasse, und Rollenspiele machen komplexe Themen lebendig und greifbar.

Warum also nicht mal etwas Neues ausprobieren? Diese Methoden bieten eine spannende Möglichkeit, den Unterricht frisch und interessant zu gestalten – und wer weiß, vielleicht sind eure Schüler:innen ja begeistert, wenn sie sehen, dass ihr euch aktiv mit der Plattform beschäftigt, die sie täglich nutzen. Es lohnt sich, die Erfolgsrezepte der Creator aufzugreifen und damit eine Brücke zwischen der Lebenswelt der Schüler:innen und dem Schulstoff zu schlagen. Einfach mal ausprobieren – und schauen, was passiert!

Entdeckungsreise durch Rheinland-Pfalz: Spannende Exkursionen für Schulklassen

Rheinland-Pfalz bietet Schulklassen vielfältige Exkursionsmöglichkeiten, von Burgen und Museen bis hin zu Nationalparks und Vulkanlandschaften. Die Region verbindet Natur, Kultur und Geschichte und macht das Lernen zu einem spannenden Bildungserlebnis.
Von
Helen Mattes
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September 2024
18.9.2024
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Rheinland-Pfalz – das Bundesland im Südwesten Deutschlands verfügt über eine einzigartige Natur- und Kulturlandschaft. Mit seinen dichten Wäldern, idyllischen Flusstälern und beeindruckenden Mittelgebirgen bietet es eine Fülle an Möglichkeiten für spannende und lehrreiche Exkursionen. Zahlreiche historische Stätten, Burgen und Museen laden Schüler:innen dazu ein, Geschichte hautnah zu erleben, während Nationalparks und Geoparks die beeindruckende Natur und Geologie der Region erlebbar machen. Ob Wanderungen durch uralte Vulkanlandschaften oder der Besuch römischer Ruinen – Rheinland-Pfalz ist ein wahres Paradies für Schulklassen, die auf der Suche nach erlebbarem Wissen sind. Deshalb haben wir hier fünf Ideen für euren nächsten Ausflug nach Rheinland-Pfalz zusammengestellt.

Technik Museum Speyer: Von Raumfahrt bis Eisenbahn – Technik zum Anfassen

(Quelle: Technik Museum Speyer)

Ein spannendes Ausflugsziel für eure Schulklasse könnte das Technik Museum in Speyer sein. Hier könnt ihr gemeinsam Exponate aus den Bereichen Raumfahrt, Eisenbahn, Feuerwehr und Schiffbau bestaunen. So können zum Beispiel das Space Shuttle Buran oder ein Boeing 747 Jumbo-Jet besichtigt werden. Die Vielzahl der Exponate, die faszinierende Technik und die Geschichten hinter den technischen Entwicklungen garantieren einen lehrreichen und zugleich spannenden Schulausflug und geben tiefere Einblicke in die Bereiche Technik, Geschichte und Physik. Das Museum ist täglich von 9:00 bis 18:00 Uhr geöffnet.

Direkt neben dem Technik Museum Speyer befindet sich das Museum Wilhelmsbau, dessen Eintritt im Gesamtpreis enthalten ist und somit ohne zusätzliche Kosten besucht werden kann. Das Raritätenkabinett zeigt tausende Exponate aus dem 19. und 20. Jahrhundert, darunter eine bemerkenswerte Sammlung von Großorchestrien, Flötenuhren, Spieldosen sowie historische Waffen und Kleidungsstücke. Das Museum Wilhelmsbau ist täglich von 12:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Hinweis: Das Museum Wilhelmsbau ist nicht barrierefrei zugänglich.

Als Höhepunkt der Klassenfahrt empfiehlt sich der Besuch des IMAX DOME Kinos. Die IMAX-Filme begeistern nicht nur durch ihren hohen Unterhaltungsfaktor, sondern auch durch ihre wissenschaftlichen Inhalte. Täglich werden Filme, wie beispielsweise über die Apollo 11 oder die Unterwasserwelt, gezeigt.

Die Kosten für einen Tagespass für die Museen und eine Vorstellung im IMAX DOME Kino belaufen sich auf 21 Euro pro Schüler:in. Zusätzlich kann ein Mittagessen mit Getränk im Museumsrestaurant gebucht werden. In diesem Fall erhöhen sich die Kosten auf 38,90 Euro. Je 12 Schüler:innen erhält eine Lehrkraft freien Eintritt. 

Eine Besonderheit: Das Technik Museum Speyer bietet Lehrkräften die Möglichkeit einer kostenlosen Vorbesichtigung. Lehrer:innen können sich so im Vorfeld ausgiebig über die Museen informieren und den möglichen Besuch mit der eigenen Schulklasse vor Ort planen. 

Vulkanpark Eifel: Geologie und Geschichte im Herzen der Eifel

(Quelle: Vulkanpark)

Der Vulkanpark Eifel ist ein Geopark, der die vulkanische Geschichte der Eifelregion mit Museen, Naturdenkmälern und geologischen Sehenswürdigkeiten erlebbar macht. Hier könnt ihr mit euren Schüler:innen Vulkankrater, Maare und Lavafelder entdecken und mehr über die vulkanische Vergangenheit der Region erfahren. Highlights sind unter anderem der Lava-Dome, der Geysir in Andernach und das Römerbergwerk in Meurin.

Der Lava-Dome

(Quelle: Vulkanpark)

Im Lava-Dome kann eure Schulklasse gefahrlos an einem Vulkanausbruch teilnehmen und dadurch die Naturgewalten kennenlernen. In der Vulkanwerkstatt werden an Experimentiertischen spielerisch und interaktiv die Grundlagen des Vulkanismus erklärt. Die "Sprechenden Steine" berichten von berühmten Vulkanausbrüchen, und im Rundkino wird in einem Zukunftsszenario die spannende Frage beantwortet: “Was würde passieren, wenn der Laacher See-Vulkan heute wieder ausbrechen würde?”.

Anschließend besteht die Möglichkeit, in die Lavakeller hinabzusteigen – ein weitverzweigtes Netz aus Stollen und Schächten, das durch den Basaltabbau in der frühen Neuzeit entstanden ist. Später nutzten die Mendiger Bierbrauer das unterirdische Labyrinth als einen der größten natürlichen Kühlschränke der Welt. Der Lava-Dome ist dienstags bis sonntags von 10:00 bis 17:30 Uhr geöffnet und kostet für Schüler:innen 6 Euro Eintritt.

 Der Geysir in Andernach

(Quelle: Vulkanpark)

Euer Ausflug zum Geysir in Andernach beginnt mit der Erkundung des Museums und der mehr als zwei Dutzend Exponate und Stationen, die auf interaktive Weise die inneren Kräfte der Erde erklären. In einem Workshop lernen die Schüler:innen außerdem spannende Fakten zu natur- oder geowissenschaftlichen Themen rund um den Andernacher Geysir.

Tipp: Der Geysir Andernach bietet auf einer digitalen Lernplattform Unterrichtsmaterialien an, mit denen der Besuch des Geysirs optimal vor- und nachbereitet werden kann. Die Lernmaterialien sind für die Fächer Chemie und Erdkunde der Sekundarstufen I und II konzipiert. Die Inhalte sind so gestaltet, dass sie einen direkten Bezug zum Kaltwassergeysir Andernach herstellen und gleichzeitig die Lehrpläne aufgreifen.

Nach dem Besuch des Museums beginnt die nächste Etappe eurer Geysir-Expedition. Am Schiffsanleger angekommen, legt die MS Namedy ab und bringt euch über den Rhein zur Halbinsel Namedyer Werth, wo sich der höchste Kaltwassergeysir der Welt befindet und ihr den Ausbruch der 60 Meter hohen Wasserfontäne beobachten könnt. Anschließend geht es mit dem Schiff zurück in die Andernacher Rheinanlagen. Das Geysir-Museum ist von Montag bis Sonntag von 9:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Die Schifffahrt zum Geysir findet vier mal täglich statt. Die Kosten betragen 15,50 Euro pro Schüler:in.

Römerbergwerk Meurin

(Quelle: Vulkanpark)

Im Römerbergwerk Meurin taucht ihr in die unterirdische Welt der römischen Bergleute und Soldaten ein. Über gut ausgebaute Stege, Rampen und Treppen erkundet eure Schulklasse nicht nur das weitläufige Stollensystem, sondern ihr erhaltet auch einzigartige Einblicke aus der Vogelperspektive. Vor 1.700 Jahren von einer dicken Bimsschicht bedeckt, sind die Tuffstollen und Schächte des Römerbergwerks Meurin heute unter einer modernen Hallenkonstruktion geschützt. Originale Abbauspuren der Römer, eindrucksvolle Leuchtbilder, faszinierende Exponate und ein Film im Kinostollen lassen die harte und staubige Arbeit der römischen Bergleute wieder lebendig werden – ein spannendes Erlebnis für jede Schulklasse. 

An der Mitmachstation “Flaschenzüge” testen eure Schüler:innen die verschiedenen Kräfte von Rollenzügen und entdecken dabei erstaunliche physikalische Eigenschaften. In der antiken Technikwelt können die Schüler:innen in der Rolle als Baumeister:innen fungieren. Unter dem Motto “Vom Steinbruch zum Palast” wird das römische und mittelalterliche Bauwesen erlebbar gemacht. Eine Baustelle aus der Zeit des Kaisers Augustus, eine Säulenwerkstatt und eine wasserbetriebene Steinsägemaschine sind nur drei von zehn spannenden Stationen, an denen Archäologie, Technik und praktisches Experimentieren erlebt werden können. Von Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen ist das Römerbergwerk von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet und kostet für Schüler:innen 3,50 Euro Eintritt.

Nationalpark Hunsrück-Hochwald: Schüler:innen aktiv im Einsatz für die Natur

(Quelle: Hunsrück Touristik)

Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald erstreckt sich über 10.000 Hektar auf den Höhen des Hunsrücks und gilt laut dem Bundesamt für Naturschutz bereits als “Hotspot der biologischen Vielfalt”. Charakteristisch für das Gebiet sind die urwüchsigen Wälder und die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt, die diese einzigartige Landschaft prägen.

Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald möchte für Kinder und Jugendliche ein Ort sein, an dem sie die einzigartige Umgebung erleben und dabei ein Bewusstsein für die Natur entwickeln können. Aus diesem Grund bietet das Nationalparkamt unterschiedliche Angebote für Schüler:innen an. Für die Sekundarstufe I und II gibt es das Angebot “Einsatz für die Natur”. Hier könnt ihr mit euren Schüler:innen die Ranger:innen bei ihren Arbeitseinsätzen begleiten und unterstützen. Dabei gibt es verschiedene Aufgaben in einem Nationalpark zu erledigen: Müll sammeln, Zäune abbauen oder die Wiesen und Kulturdenkmäler pflegen. Schüler:innen der Sekundarstufe II können bei “Wald im Wandel” mehr über den Einfluss von Klimawandel, Trockenheit und Borkenkäfer auf die Beschaffenheit des Waldes erfahren. Gemeinsam werden verschiedene Waldtypen durchwandert und Fragen zum Thema beantwortet. Für die Grundschule gibt es das Angebot “Mit Wildkatze Felix den Nationalpark entdecken”. Hier können die Schüler:innen das Zuhause von Wildkatzen kennenlernen, indem sie Spuren im Nationalpark verfolgen und das Versteck von Felix entdecken. 

Darüber hinaus bietet der Nationalpark Hunsrück Arbeitsblätter für die Sekundarstufe I und II sowie für die Grundschule an. Diese können zur Vor- und Nachbereitung kostenlos heruntergeladen werden. Bei Interesse an einem der Bildungsangebote kann ein Anfrageformular ausgefüllt werden.

Deutsches Eck und Festung Ehrenbreitstein: Entdeckungsreise zu den Wahrzeichen von Koblenz

(Quelle: Visit Koblenz)

Das Deutsche Eck in Koblenz, ein bekanntes Wahrzeichen der Stadt, liegt an der Mündung von Mosel und Rhein. Die künstlich aufgeschüttete Landzunge verdankt ihren Namen dem nahe gelegenen Kreuz des Deutschen Ritterordens. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck dominiert die Moselmündung: Ursprünglich 1897 errichtet, wurde es am Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört. Der verbliebene Sockel diente anschließend als Mahnmal für die deutsche Einheit. Nach der Wiedervereinigung 1990/91 wurde das Denkmal 1993 neu errichtet. 

Rund um das Deutsche Eck werden zahlreiche Führungen zu unterschiedlichen Themen angeboten. Vom historischen Stadtrundgang über einen Spaziergang zur Koblenzer Frauengeschichte bis hin zu Märchen- und Sagenführungen ist alles möglich. 

In unmittelbarer Nähe des Denkmals befindet sich die Talstation der Seilbahn, die seit der Bundesgartenschau im Jahr 2011 Besucher:innen hinauf zur Festung Ehrenbreitstein bringt. Hier erwartet eure Schulklasse ein lebendiges Kulturzentrum mit einer spannenden Geschichte und vier Ausstellungshäusern des Landesmuseums Koblenz. In den Ausstellungshäusern werden Dauer- und Wechselausstellungen mit den Schwerpunkten Fotografie, Archäologie, Weinbau sowie Wirtschafts- und Kulturgeschichte präsentiert. Der Eintritt zur Festung Ehrenbreitstein inklusive der Hin- und Rückfahrt mit der Seilbahn betragen 10,90 Euro pro Schüler:in. 

Schloss Burg Eltz: Die Märchenburg im Eifelwald

(Quelle: Burg Eltz)

Die hochmittelalterliche Burg Eltz aus dem 12. Jahrhundert versetzt eure Schüler:innen garantiert schon beim äußeren Anblick ins Staunen. Sie blickt auf eine über 500-jährige Baugeschichte zurück und blieb dank des diplomatischen Geschicks der Herren von Eltz in den großen Kriegen des 17. Jahrhunderts vor Zerstörung verschont. Seit 34 Generationen ist sie im Besitz der Familie Eltz und zählt zu den wenigen unversehrten Burgen Europas.

Die Burg Eltz bietet täglich Sonderführungen für Schulklassen an. Die Führung durch die Burg bietet eine spannende und unterhaltsame Zeitreise durch fast 900 Jahre deutsche Bau- und Kulturgeschichte. Zu sehen sind vielfältige Beispiele mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Architektur sowie original erhaltene Räume aus verschiedenen Epochen. Die Burg beherbergt Kunst und Kunsthandwerk von europäischer, nationaler und regionaler Bedeutung sowie Waffen und Alltagsgegenstände aus acht Jahrhunderten. Auch ein Blick in die Schatzkammer ist möglich. Sie beherbergt private Sammlungen des Landes aus neun Jahrhunderten: Gold- und Silberschmiedekunst, kostbares Glas und Porzellan, Schmuck sowie Turnier- und Kriegswaffen. Die Burg Eltz ist täglich von 9:30 bis 17:30 Uhr geöffnet. Eine Voranmeldung mit dem entsprechenden Formular ist möglich. Die Kosten für Schüler:innen liegen bei 6 Euro pro Person.

Rheinland-Pfalz bietet Schüler:innen eine Fülle an spannenden und lehrreichen Exkursionsmöglichkeiten, die sowohl die Natur als auch die Kultur der Region erlebbar machen. Von beeindruckenden Museen über Nationalparks und historischen Burgen bis hin zu geologischen Phänomenen gibt es viel zu entdecken. Diese Vielfalt macht das Bundesland zu einem idealen Ziel für eure nächste Klassenfahrt, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch die Abenteuerlust und Entdeckerfreude eurer Klasse weckt. Kennt ihr weitere Ausflugsziele in Rheinland-Pfalz? Dann schreibt sie uns in die Kommentare.

Toiletten geschlossen: Krefelder Schule reagiert auf Vandalismus

An der Krefelder Robert-Jungk-Gesamtschule bleiben die Toiletten während des Unterrichts geschlossen, um Vandalismus und Schäden vorzubeugen. In den Pausen sind die Toiletten geöffnet, da eine bessere Kontrolle durch Lehrkräfte möglich ist.
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Jonasz Schulze
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September 2024
18.9.2024
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Krefeld. An der Robert-Jungk-Gesamtschule in Krefeld sind die Toiletten während der Unterrichtszeit ab sofort geschlossen. Diese Maßnahme wurde eingeführt, nachdem es wiederholt zu Vandalismus gekommen war. Um weitere Schäden zu vermeiden, bleiben die Toiletten verschlossen. Die Schüler:innen können sich den Schlüssel im Sekretariat abholen, wenn sie dringend auf die Toilette müssen. Die Schule betont, dass es sich nicht um ein generelles Toilettenverbot handelt, sondern lediglich um eine Vorsichtsmaßnahme, um Beschädigungen nachzuvollziehen und zu verhindern. 

Die Entscheidung wurde gemeinsam mit der Elternvertretung und der Schulpflegschaft getroffen, nachdem es vermehrt zu mutwilligen Beschädigungen und sogar Drogendelikten in den sanitären Anlagen gekommen war. Insbesondere soll verhindert werden, dass größere Gruppen von Schüler:innen während des Unterrichts die Toiletten aufsuchen und dabei Sachbeschädigungen verursachen. Dabei wird jüngeren Schüler:innen mehr Flexibilität eingeräumt, da sie ihre Toilettengänge weniger gut planen können, während ältere Schüler:innen angehalten sind, diese auf die Pause zu verlegen, um den Unterricht nicht zu stören. 

Marode Schultoiletten: Ein bundesweites Problem

Das Problem defekter und unhygienischer Schultoiletten betrifft nicht nur Krefeld, sondern ist deutschlandweit ein großes Thema. Laut einer Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerks unter 3218 Schüler:innen bewerten nur 44 Prozent den Zustand der Schultoiletten als gut. Vor allem in Großstädten fällt das Urteil härter aus: Hier empfinden 62 Prozent der Schüler:innen die Toiletten als schlecht, während es in kleineren Kommunen hingegen 46 Prozent sind. 

An der Krefelder Schule zeigt die neue Regelung bereits positive Effekte. Laut der Bezirksregierung Düsseldorf haben sich die hygienischen Verhältnisse deutlich verbessert, und die Toiletten sind wieder sauber und ausreichend ausgestattet. Eltern und Lehrkräfte begrüßen diese Maßnahme als wichtigen Schritt, um die Schäden und Missstände langfristig zu beheben. 

Frühe MINT-Bildung unterstützt Fähigkeit zur Selbstregulation

Die Leopoldina fordert, Selbstregulationskompetenzen stärker in der Bildung zu fördern. Dr. Tobias Ernst von der Stiftung Kinder forschen betont, dass frühe MINT-Bildung wichtig ist, um durch Lernen Selbstregulation und Problemlösungsfähigkeiten zu fördern.
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Redaktion
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September 2024
17.9.2024
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11.09.2024. Eine Stellungnahme der Leopoldina zur Förderung von Selbstregulationskompetenzen bei Kindern und Jugendlichen nimmt die Bildungspolitik in die Pflicht, den Bereich mehr in den Fokus zu rücken. Dr. Tobias Ernst, Vorstand der Stiftung Kinder forschen, fordert bessere Bildungsangebote in Kitas, wo Kinder sich durch forschendes Lernen früh in Selbstregulation üben können.

Die Förderung von Selbstregulationskompetenzen bei Kindern sollte zu einer Leitperspektive im deutschen Bildungssystem werden. Das empfiehlt eine heute veröffentlichte Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Demnach sei die Fähigkeit zum angemessenen Umgang mit eigenen Emotionen und zur Steuerung von Aufmerksamkeit und Verhalten entscheidend für die Stressreduktion und die Möglichkeit, die eigenen Lebensbedingungen mitgestalten zu können. Dr. Tobias Ernst, Vorstand der Stiftung Kinder forschen, sieht in der frühen MINT-Bildung eine große Chance für die Ausprägung von Selbstregulationskompetenzen bei Kindern.

Dr. Tobias Ernst vor einem Büro in der Stiftung Kinder forschen
Steffen Kugler/Stiftung Kinder forschen / Dr. Tobias Ernst (Quelle: Stiftung Kinder forschen)

"Die Fähigkeit zur Selbstregulation entscheidet nicht nur über den individuellen Bildungserfolg, sondern auch über den allgemeinen Umgang mit den Herausforderungen unserer Zeit – sei es in der digitalen Welt, angesichts globaler Krisen oder im täglichen sozialen Miteinander. Durch entdeckendes, forschendes Lernen bereits in der Kita werden Selbstregulation, Problemlösungsfähigkeit und vorausschauendes Handeln maßgeblich gefördert. Die Politik sollte die Chance nutzen, entsprechende Bildungsziele verstärken und mehr Personal qualifizieren, das diese Lernprozesse bei Kindern kompetent begleitet", sagt Dr. Tobias Ernst, Vorstand der Stiftung Kinder forschen.

"Wir als Fortbildungsanbieter vermitteln Erzieherinnen und Erziehern gezielt, wie sie den kindlichen Forscherdrang unterstützen können. Denn Kinder entwickeln Selbstregulation dann am besten, wenn sie intrinsisch motiviert sind und Raum haben, eigene Fragen zu stellen, selbst Lösungen zu finden und reale Probleme zu bewältigen. Genau hier setzt die frühe MINT-Bildung an: Naturwissenschaftliche und technische Fragestellungen fördern Konzentration, Selbstdisziplin und kritisches Denken. Doch damit dies in der Breite gelingt, braucht es mehr. Die Politik muss endlich Kitas als Bildungsorte anerkennen und entsprechend investieren – auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene. Nur so schaffen wir die Grundlage, damit unsere Kinder ihr volles Potenzial entfalten können und eine nachhaltige Zukunft mitgestalten."

Neues Fortbildungsangebot auf Zukunft Digitale Schule: “Wie kann Scrum im Unterricht eingesetzt werden?”

Die Hopp Foundation bietet auf der Plattform Zukunft Digitale Schule einen neuen Kurs zur Scrum-Methode im Unterricht an. Lehrkräfte können in einem asynchronen Format lernen, wie sie ihren Unterricht dynamischer und kooperativer gestalten können.
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Redaktion
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Berlin, 17.09.2024 – Die Hopp Foundation erweitert das Angebot der Fortbildungsplattform Zukunft Digitale Schule (ZDS) um einen neuen, innovativen Kurs: “Wie kann Scrum im Unterricht eingesetzt werden?” Mit diesem kostenfreien asynchronen Fortbildungskurs lernen Lehrkräfte die Scrum-Methode kennen, mit Hilfe derer der Unterricht dynamischer und kooperativer gestaltet werden kann. 

Zukunft Digitale Schule: Ein wachsendes Angebot für Lehrkräfte

Die Lernplattform “Zukunft Digitale Schule” ist Teil der Initiative “Zukunft Digitale Bildung”, zu der auch Lehrer-News gehört, und entwickelt sich stetig weiter. ZDS richtet sich an engagierte Lehrkräfte, die ihre Fortbildungen flexibel und unabhängig in ihren Arbeitsalltag integrieren möchten. Ziel der Plattform ist es, die Fortbildung von Lehrkräften zu digitalisieren und zugänglicher zu gestalten. Hierbei kooperiert die ZDS mit Expert:innen aus Schule, Politik und Wissenschaft, die ihre Bildungsangebote über die Plattform bereitstellen können. Lehrkräfte aus ganz Deutschland können kostenfrei auf das Angebot zugreifen.

Scrum als agile Methode im Unterricht

Der neue Lernpfad “Wie kann Scrum im Unterricht eingesetzt werden?” bietet Lehrkräften eine Einführung in die Scrum-Arbeitsweise, angepasst an die Anforderungen des Schulalltags. Der Kurs vermittelt die grundlegenden Elemente des Scrum-Rahmenwerks und zeigt, wie diese Methode, die ursprünglich aus der Softwareentwicklung stammt, auf den Unterricht übertragen werden kann. Dabei übernehmen die Schüler:innen eine aktive Rolle und erarbeiten sich Inhalte in selbstorganisierter Teamarbeit. Lehrkräfte fungieren hier als Lernbegleiter:innen und schaffen den methodischen Rahmen, in dem die Teams arbeiten.

Flexibilität durch asynchrone Fortbildungen

Das Angebot von ZDS bietet Lehrkräften die Freiheit, ihre Fortbildungen flexibel und nach eigenem Tempo zu gestalten. Die asynchronen Kurse passen sich den Bedürfnissen der Lehrkräfte an und lassen sich mühelos in den Schulalltag integrieren. So wird die berufliche Weiterbildung stressfrei und ohne zeitliche Vorgaben möglich.

Über die Hopp Foundation und Zukunft Digitale Schule

Die Hopp Foundation engagiert sich seit Jahren für die Förderung von Bildung und Digitalisierung. Mit der Plattform “Zukunft Digitale Schule” unterstützt sie Lehrkräfte dabei, ihre Kompetenzen im digitalen Unterricht zu erweitern und aktuelle pädagogische Methoden kennenzulernen. Die Plattform bietet eine Vielzahl an Kursen, die fortlaufend erweitert werden, um den aktuellen Herausforderungen im Bildungsbereich gerecht zu werden.

Jetzt anmelden und Scrum im Unterricht einsetzen

Lehrkräfte, die Interesse an der Scrum-Methode sowie allen anderen Kursen haben und ihren Unterricht innovativer gestalten möchten, sind herzlich eingeladen, sich auf der Plattform Zukunft Digitale Schule kostenlos anzumelden und den Kurs zu absolvieren. Mit diesem neuen Fortbildungsangebot erhalten Sie wertvolle Impulse für einen modernen und schülerzentrierten Unterricht.

Kontakt

Für weitere Informationen und Presseanfragen

Ansprechpartner: Franziska Drauz – Projektleitung

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Klassenfahrt im Ausland: So wird's eine klasse Fahrt

Klassenfahrten ins Ausland bieten unvergessliche Lernerfahrungen. Von der Wahl des Ziels bis zur perfekten Organisation – erfahre, wie eine sorgfältige Planung die Reise zu einem pädagogischen und wertvollen Erlebnis für alle Beteiligten macht.
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Jonasz Schulze
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Ob die antike Geschichte im Kolosseum in Rom hautnah erleben, Meeresökosysteme an der spanischen Küste für den Biologieunterricht erforschen oder die Englischkenntnisse bei einem Stadtspaziergang in London vertiefen – Klassenfahrten ins Ausland bieten einmalige Gelegenheiten, das Klassenzimmer gegen spannende und praxisnahe Lernorte in der ganzen Welt auszutauschen. Doch wie organisiert man eine solche Reise, die sowohl den Lehrplan bereichert als auch den Schüler:innen unvergessliche Erlebnisse bietet? In diesem Artikel erfahrt ihr, wie ihr eine Bildungsreise plant, die sowohl Lehrkräften als auch Schüler:innen den perfekten Mix aus Wissen und Abenteuer bietet. Von der Wahl des Reiseziels bis zur perfekten Organisation – so wird eure Klassenfahrt ein voller Erfolg. 

Ziel der Klassenfahrt: Pädagogisch wertvoll und spannend zugleich

Der erste Schritt bei der Planung einer Auslandsfahrt ist die Wahl eines Reiseziels. Dabei sollte das Ziel sowohl pädagogisch wertvoll sein, an den Lehrplan angepasst sein als auch für die Interessen der Schüler:innen attraktiv sein. Für Sprachreisen bieten sich beispielsweise Metropolen wie London, Paris oder Madrid an, wo die Schüler:innen die Möglichkeit haben, ihre Sprachkenntnisse im Alltag zu testen und zu vertiefen. Kulturell interessante Städte wie Rom, Athen oder Barcelona bieten dagegen eine Fülle an historischen und künstlerischen Erlebnissen, die sich hervorragend in den Lehrplan integrieren lassen. 

Auch für naturwissenschaftliche Exkursionen gibt es spannende Ziele. So bieten die Küsten Spaniens, die Vulkane Islands oder die Alpen perfekte Möglichkeiten für naturkundliche Projekte oder geologische Exkursionen. Die Wahl des Reiseziels sollte also nicht nur nach touristischen Attraktionen, sondern vor allem nach den pädagogischen Zielen erfolgen. 

Schnell und sicher: Genehmigungen leicht gemacht 

Bevor die Planung Fahrt aufnehmen kann, ist es wichtig, die Klassenfahrt bei der Schulleitung anzumelden und genehmigen zu lassen. Hierbei gilt es, die Richtlinien zu beachten, die für Klassenfahrten in eurem Bundesland gelten. Diese Richtlinien bilden den rechtlichen Rahmen und legen fest, welche pädagogischen Ziele verfolgt werden sollen. Außerdem unterscheiden die Regelungen zwischen verschiedenen Arten von Schulfahrten wie Wanderungen, Projekttagen oder Schulfahrten im In- und Ausland. Eine Übersicht der Richtlinien für alle Bundesländer findet sich hier

Neben diesen programmatischen Vorgaben müsst ihr bei der Anmeldung sicherstellen, dass wichtige Punkte wie die Anzahl der Begleitpersonen, die zumutbaren Kosten für Eltern, der Versicherungsschutz und die Beförderungsbedingungen geklärt sind. In einigen Bundesländern ist es auch vorgeschrieben, dass mindestens eine Begleitperson eine Erste-Hilfe-Ausbildung hat. Bei Reisen an Orte mit Meeren, Seen oder anderen Gewässern sollte zusätzlich darauf geachtet werden, dass eine Person mit Rettungsschwimmer:in-Qualifikation dabei ist – oft haben Sportlehrer:innen diese Qualifikation. Besonders bei Fahrten ins Ausland ist es wichtig, Visa-Anforderungen oder Einreisebestimmungen für Nicht-EU-Bürger zu überprüfen, um mögliche Verzögerungen oder Komplikationen zu vermeiden.

So wird die Fahrt für alle erschwinglich

Die Kosten einer Klassenfahrt sollten stets transparent und frühzeitig kommuniziert werden. Ein Elternabend oder Elternbrief mit einer detaillierten Auflistung der Gesamtkosten und Zahlungsfristen, zum Beispiel für Anzahlung und Restzahlung, sorgt für Klarheit. Für Schüler:innen aus einkommensschwachen Familien gibt es verschiedene Fördermöglichkeiten, die speziell für Auslandsreisen gelten. So können etwa Zuschüsse bei der Gemeinde, dem Förderverein oder dem Sozialamt beantragt werden. Für Fahrten ins europäische Ausland, wie zu den beiden Hauptsitzen der Europäischen Union Brüssel oder Straßburg, gibt es finanzielle Unterstützung durch EU-Förderprogramme, wenn die Reise einen bildungspolitischen Schwerpunkt hat oder den Besuch einer EU-Institution beinhaltet. 

Auch können Klassenfahrten zu Gedenkstätten im Ausland, zum Beispiel zum Konzentrationslager Auschwitz in Polen, über Programme wie das Deutsch-Polnische Jugendwerk bezuschusst werden. Dieser Zuschuss beträgt 12 Cent pro Person und Kilometer – so würde eine Fahrt von Berlin nach Auschwitz mit ungefähr 66,60 Euro pro Schüler:in gefördert werden. 

Kreative Finanzierungsmöglichkeiten wie Flohmärkte, Kuchenverkäufe oder Sponsoring-Aktionen durch lokale Unternehmen tragen ebenfalls dazu bei, die Reisekosten zu senken. Ein Kuchenverkauf auf dem Schulfest kann beispielsweise einen Großteil der benötigten Mittel aufbringen. Auch das Ansparen über Sparpläne bei Banken ist eine sinnvolle Option, um die finanzielle Belastung über einen längeren Zeitraum zu verteilen. 

Reiseplanung im Detail: Von der Unterkunft bis zu den Aktivitäten

Nachdem die Finanzierung gesichert ist und die Anträge durch sind, wird es ernst: Nun müssen Angebote für Transport, Unterkunft und Aktivitäten eingeholt werden. Hier lohnt es sich, verschiedene Anbieter zu vergleichen und nicht nur auf den Preis, sondern auch auf Sicherheit und den Service zu achten. Viele Jugendherbergen, Hostels oder spezialisierte Reiseanbieter haben umfangreiche Erfahrung mit Schulklassen und wissen genau, was wichtig ist – ob zentrale Lage, spezielle Gruppenangebote oder flexible Stornobedingungen. Auch der Transport sollte gut geplant sein. Je nach Ziel bietet sich eine Busreise an, für weitere Ziele wie Island oder Südeuropa ist der Flug oft die beste Wahl, da dieser nicht nur die Reisezeit erheblich verkürzt, sondern auch oft kosteneffizienter ist.

Gleichzeitig ist es an der Zeit, die Aktivitäten vor Ort zu planen. Spannende Führungen durch Museen, interaktive Workshops durch die jeweilige Stadt oder gemeinsame Outdoor-Aktivitäten sollten nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich sein. Freizeit darf natürlich nicht zu kurz kommen, aber das Verhältnis zwischen Lernen und Freizeit muss ausgewogen sein. 

Letzte Vorbereitungen: Der finale Elternabend und klare Regeln

Kurz vor der Abreise sollte ein zweiter Elternabend stattfinden, auf dem die finalen Details der Reise besprochen werden. Hier werden der Ablauf, die Unterkunft, die Aktivitäten und die genauen Kosten noch einmal erläutert und es gibt Raum für letzte Fragen und Klärungen. Auch besondere Wünsche oder Anliegen der Eltern, beispielsweise zu gesundheitlichen Besonderheiten oder individuellen Bedürfnissen der Schüler:innen können hier thematisiert werden. 

Zudem ist dies der richtige Zeitpunkt, um im Klassenverband klare Regeln für die Klassenfahrt zu besprechen: Wie steht es zum Handygebrauch? Welche Ausgangszeiten gelten? Gibt es ein striktes Alkoholverbot? Dieses Verbot ist jedoch praktisch in jedem Bundesland immer gegeben, außer es wurde in der Schulkonferenz besprochen. Solche Vereinbarungen sorgen dafür, dass die Fahrt diszipliniert abläuft und keine unangenehmen Überraschungen mit sich bringt. Die geltenden Jugendschutzgesetze innerhalb der gesamten EU lassen sich hier finden. 

Kurz vor der Abreise müssen außerdem organisatorische Details überprüft werden: Sind alle Reisedokumente vollständig? Wurden Notfallkontakte und medizinische Informationen der Schüler:innen erfasst? Gibt es einen Notfallplan und ausreichend Erste-Hilfe-Material? Der Notfallplan sollte Handlungsanweisungen für den Umgang mit Unfällen, Krankheiten oder sonstigen Zwischenfällen enthalten, einschließlich der Kontaktinformationen der Eltern und den Standort des nächstgelegenen Krankenhauses. Eine Checkliste hilft dabei, den Überblick zu behalten und sicherzustellen, dass nichts vergessen wird.

Gut geplant ist halb gereist: Mit Struktur zum Erfolg

Mit einer durchdachten Vorbereitung wird eure Klassenfahrt nicht nur zu einem Abenteuer, sondern auch zu einem unvergesslichen Lernerlebnis. Wenn die richtige Balance zwischen pädagogischen Zielen, Spaß und Entdeckungen gefunden wird, bleibt die Reise lange in Erinnerung. Ob ihr durch die historischen Straßen Londons schlendert, die antiken Ruinen Roms bestaunt oder die Natur an der spanischen Küste erlebt – eine gut geplante Klassenfahrt eröffnet neue Horizonte, stärkt den Klassenverband und fördert das Lernen außerhalb des Klassenzimmers. 

Habt ihr selbst schon eine Klassenfahrt geplant oder steckt gerade mitten in der Organisation? Lasst eure Erfahrungen und Tipps in den Kommentaren da – gemeinsam machen wir die nächste Reise zum vollen Erfolg! 

GEW: Digitalpakt 2.0 muss jetzt endlich kommen!

Die GEW fordert eine schnelle Einigung auf den Digitalpakt 2.0. Schulen brauchen Planungssicherheit, und die Mittel sollten sozial gerecht verteilt werden. Qualität und professionelle IT-Infrastruktur müssen im Fokus stehen.
Von
Redaktion
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September 2024
16.9.2024
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Frankfurt a.M., 16.09.2024 – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt mit Blick auf die Verhandlungsrunde zwischen der Kultusministerkonferenz (KMK) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) am Dienstag, sich zügig auf einen Digitalpakt 2.0 zu einigen. Ein verstetigter Digitalpakt müsse Qualität und Profession ins Zentrum rücken.

„Die KMK und das BMBF müssen sich jetzt endlich auf einen Digitalpakt 2.0 einigen. Wie lange sollen Schulen und Schulträger noch warten? Sie brauchen für ihre Planungen Klarheit, ob und wie es weitergeht“, unterstrich Ralf Becker, GEW-Vorstandsmitglied Berufliche Bildung und Weiterbildung, am Montag in Frankfurt a.M. mit Nachdruck. „Schuldigitalisierung ist kein Gedöns, sondern eine Zukunftsaufgabe. Schulen und Schulträger benötigen Planungssicherheit, etwa wenn sie Personal für die IT-Administration gewinnen wollen.“ Becker appellierte an den Bund, dass sich dieser bei der Finanzierung nicht aus der Verantwortung ziehen dürfe. Hintergrund ist die im Raum stehende Reduzierung des Anteils des Bundes. „Dringend notwendige Investitionen an Schulen müssen gesichert werden. Sich dem Diktat von Haushaltskürzungen und Schuldenbremse zu beugen, heißt die Weiterentwicklung der Schule und des Unterrichts zu stoppen. Wer so handelt, gefährdet die Zukunft der Kinder. Das muss allen Beteiligten klar sein.“

Die Bildungsgewerkschaft macht sich für einen Digitalpakt 2.0 stark, der gute Arbeits- und Lernbedingungen in den Mittelpunkt stellt. „Effizienzkriterien und Profitinteressen dürfen nicht der Motor der Digitalisierung an Schulen sein“, so Becker weiter. „Unser Ziel ist, jedem Kind und jeder Lehrkraft die gleichen Möglichkeiten zu bieten, mit digitalen Geräten in einer gut ausgestatteten Infrastruktur gut zu lernen und gut zu arbeiten. Bildungsfragen und pädagogische Konzepte müssen auch im Digitalpakt 2.0 handlungsleitend bleiben.“

Mit Blick auf die Mittelverteilung in einem Digitalpakt 2.0 mahnt Becker, dass ein Festhalten am „Königsteiner Schlüssel“, das die KMK ins Spiel gebracht hat, nicht zielführend sei. „Um Chancengleichheit zu verwirklichen, muss Ungleiches ungleich behandelt werden“, betonte das GEW-Vorstandsmitglied. „Eine sozial ausgewogene und gerechte Steuerung eines Digitalpakts 2.0 erfordert, die Gelder nach sozialen Indikatoren zu verteilen. Die Mittel müssen da ankommen, wo sie am meisten gebraucht werden: bei den armen Kindern und deren Familien, in den Stadtvierteln, die sozial abgehängt worden sind. Dafür braucht es ein transparentes Monitoring, das auch soziale Indikatoren berücksichtigt, eine Stärkung digitaler Schulentwicklungsprozesse durch mehr zeitliche, finanzielle und fachliche Ressourcen sowie eine gezielte Förderung finanzschwacher Kommunen und schlecht ausgestatteter Schulen.“

Info: Die Bildungsgewerkschaft hat im Herbst 2023 ein Positionspapier zum Digitalpakt 2.0 vorgelegt. In diesem schlägt sie eine Digitalisierung an Schulen vor, die die Qualität und Profession sowie eine sozial gerechte Mittelverteilung, z.B. nach dem Multiplen Benachteiligungsindex (MBI), ins Zentrum rückt.

Im Mai 2022 hat die GEW eine Studie zur Umsetzung des Digitalpakts Schule veröffentlicht. Die Forscher Michael Wrase und Daniel Rohde hatten in der Expertise Vorschläge gemacht, wie der Digitalpakt Schule fortgesetzt werden solle.

Frankfurt a.M. – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt mit Blick auf die Verhandlungsrunde zwischen der Kultusministerkonferenz (KMK) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) am Dienstag, sich zügig auf einen Digitalpakt 2.0 zu einigen. Ein verstetigter Digitalpakt müsse Qualität und Profession ins Zentrum rücken.

„Die KMK und das BMBF müssen sich jetzt endlich auf einen Digitalpakt 2.0 einigen. Wie lange sollen Schulen und Schulträger noch warten? Sie brauchen für ihre Planungen Klarheit, ob und wie es weitergeht“, unterstrich Ralf Becker, GEW-Vorstandsmitglied Berufliche Bildung und Weiterbildung, am Montag in Frankfurt a.M. mit Nachdruck. „Schuldigitalisierung ist kein Gedöns, sondern eine Zukunftsaufgabe. Schulen und Schulträger benötigen Planungssicherheit, etwa wenn sie Personal für die IT-Administration gewinnen wollen.“ Becker appellierte an den Bund, dass sich dieser bei der Finanzierung nicht aus der Verantwortung ziehen dürfe. Hintergrund ist die im Raum stehende Reduzierung des Anteils des Bundes. „Dringend notwendige Investitionen an Schulen müssen gesichert werden. Sich dem Diktat von Haushaltskürzungen und Schuldenbremse zu beugen, heißt die Weiterentwicklung der Schule und des Unterrichts zu stoppen. Wer so handelt, gefährdet die Zukunft der Kinder. Das muss allen Beteiligten klar sein.“

Die Bildungsgewerkschaft macht sich für einen Digitalpakt 2.0 stark, der gute Arbeits- und Lernbedingungen in den Mittelpunkt stellt. „Effizienzkriterien und Profitinteressen dürfen nicht der Motor der Digitalisierung an Schulen sein“, so Becker weiter. „Unser Ziel ist, jedem Kind und jeder Lehrkraft die gleichen Möglichkeiten zu bieten, mit digitalen Geräten in einer gut ausgestatteten Infrastruktur gut zu lernen und gut zu arbeiten. Bildungsfragen und pädagogische Konzepte müssen auch im Digitalpakt 2.0 handlungsleitend bleiben.“

Mit Blick auf die Mittelverteilung in einem Digitalpakt 2.0 mahnt Becker, dass ein Festhalten am „Königsteiner Schlüssel“, das die KMK ins Spiel gebracht hat, nicht zielführend sei. „Um Chancengleichheit zu verwirklichen, muss Ungleiches ungleich behandelt werden“, betonte das GEW-Vorstandsmitglied. „Eine sozial ausgewogene und gerechte Steuerung eines Digitalpakts 2.0 erfordert, die Gelder nach sozialen Indikatoren zu verteilen. Die Mittel müssen da ankommen, wo sie am meisten gebraucht werden: bei den armen Kindern und deren Familien, in den Stadtvierteln, die sozial abgehängt worden sind. Dafür braucht es ein transparentes Monitoring, das auch soziale Indikatoren berücksichtigt, eine Stärkung digitaler Schulentwicklungsprozesse durch mehr zeitliche, finanzielle und fachliche Ressourcen sowie eine gezielte Förderung finanzschwacher Kommunen und schlecht ausgestatteter Schulen.“

Info: Die Bildungsgewerkschaft hat im Herbst 2023 ein Positionspapier zum Digitalpakt 2.0 vorgelegt. In diesem schlägt sie eine Digitalisierung an Schulen vor, die die Qualität und Profession sowie eine sozial gerechte Mittelverteilung, z.B. nach dem Multiplen Benachteiligungsindex (MBI), ins Zentrum rückt.

Im Mai 2022 hat die GEW eine Studie zur Umsetzung des Digitalpakts Schule veröffentlicht. Die Forscher Michael Wrase und Daniel Rohde hatten in der Expertise Vorschläge gemacht, wie der Digitalpakt Schule fortgesetzt werden solle.

Die Kulturelle Bildung im Fokus: Anmeldestart zum Ganztagsschulkongress

Der Ganztagsschulkongress 2024 in München lädt vom 17. bis 20. November zu spannenden Vorträgen, Schulbesuchen, Workshops und Networking ein. Thema: Kulturelle Bildung im Ganztag. Frühbucherrabatt bis 1. Oktober.
Von
Redaktion
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September 2024
16.9.2024
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Spannende Vorträge, motivierende Schulbesuche, inspirierende Workshops sowie viel Zeit zum Austausch und zur Vernetzung. All das bietet der Ganztagsschulkongress 2024 in München, zu dem der Bundesverband des Ganztagsschulverbandes vom 17. bis 20. November in die Alte Kongresshalle München einlädt. Thema des diesjährigen Kongresses: „Kulturelle Bildung mit Ganztag“. Anmeldungen sind ab sofort möglich: https://www.ganztagsschulkongress2024.de/ Schnell sein lohnt sich: Wer sich bis zum 1. Oktober 2024 anmeldet, profitiert vom attraktiven Frühbucherrabatt.

Als Kooperationspartner setzt die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. (bkj) beim diesjährigen Kongress mit weiteren Akteur:innen aus dem Programm „Kultur macht stark“ wichtige Impulse.

Die Bedeutung der Kulturellen Bildung hebt die 1. Vorsitzende des Ganztagsschulverbandes Eva Reiter hervor: „Kulturelle Bildung im Ganztag ist ein wichtiger Bestandteil der ganzheitlichen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Die Chancen sind vielfältig. Durch kulturelle Aktivitäten lernen sie sich auszudrücken, Probleme auf kreative Weise zu lösen und ihre eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Darüber hinaus fördert kulturelle Bildung im Ganztag auch die soziale Kompetenz der Schüler:innen, da sie in kreativen Projekten häufig im Team arbeiten und einander unterstützen müssen.“ Kulturelle Bildung im Ganztag biete zudem die Chance, die Kooperation schulischer und außerschulischer Akteure und dadurch die Verschränkung formaler und non-formaler Ziele und Methoden zu stärken.

Über den Ganztagsschulverband

Der Ganztagsschulverband setzt sich als Fachverband und Interessenvertretung auf Bundes- und Länderebene für die Etablierung und Weiterentwicklung von ganztägig arbeitenden Schulen in Deutschland ein. Seine Mitglieder sind Schulen, Hochschulen, Akteure aus Bildungspolitik und -verwaltung, Vereine und Verbände, Einzelpersonen aller Professionen sowie am Ganztag Beteiligte und Interessierte. Er bietet Vernetzung, Informationen, Ideen und Beratung.

Virtual Reality: Diese Schulfächer profitieren besonders

VR verbessert den Unterricht in MINT-Fächern durch interaktive Visualisierungen von abstrakten Konzepten, wie mathematischen Funktionen und wissenschaftlichen Experimenten, und macht Geschichte durch immersive Zeitreisen greifbar und lebendig.
Von
Jan-Philipp Moritz
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September 2024
16.9.2024
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Früher Spielzeug – heute Werkzeug: Virtual Reality (VR) hat sich längst als kluge Ergänzung in industriellen Trainings, medizinischen Ausbildungen sowie der akademischen und schulischen Bildung bewiesen. Die Annahme: Immersive Lernerfahrungen bieten einen niederschwelligen Zugang zu komplexen Themenfeldern, visualisieren schwer greifbare Prozesse, ermöglichen gefühlte Reisen durch Raum und Zeit – und nehmen dabei jeden Lernenden mit.

Ist Virtual Reality damit das Allheilmittel einer strukturell maroden Schulbildung – oder lässt sich ein Mehrwertgefälle entlang des Fächerkanons beobachten?

Virtuelle Welten: Ein Vehikel für Inhalte beliebiger Natur

Um sich der Frage zu nähern, ob das Eintauchen in virtuelle Realitäten das Lernen per se verbessert, ist es ratsam, die Technologie zunächst zu verstehen. So verdankt Virtual Reality seine Prominenz zwar in weiten Teilen der Spieleindustrie, ist letztlich aber ein neutrales Vehikel für beliebig geartete Inhalte. Ein Tool zur Visualisierung, ohne thematische Färbung.

Sich selbst per “Ich-Perspektive” beliebig oft in Szenarien befördern – das ist die Quintessenz von VR. Ob dieses Szenario nun eine Brandbekämpfung oder ein Besuch im Anne-Frank-Haus in Amsterdam ist: grundsätzlich egal! Daraus ergeben sich Anwendungsszenarien für den schulischen Kontext, die einzig durch die Fantasie der Entwickler:innen limitiert sind.

Problemkind MINT: VR als Joker für den PISA-Schub?

Der jüngste PISA-Schock hat den traurigen Trend bestätigt – insbesondere in den MINT-Fächern besteht akuter Handlungsbedarf. So verfehlten zuletzt 23 Prozent der Teilnehmenden die Mindestanforderungen in den naturwissenschaftlichen Fächern, in der Mathematik war es jede:r Dritte. Die Hoffnung: VR kann hier Barrieren abbauen und durch den spielerischen Aspekt neue Zugänge zu oft ungeliebten Inhalten öffnen. Bereits jetzt – ohne nennenswerten Sog aus Politik und Bildungssektor – existieren zahlreiche Bildungsanwendungen mit MINT-Orientierung für Virtual Reality.

Stellt euch vor, ihr könntet in eine mathematische Funktion hineinspringen. Mit VR ist genau das möglich – so könnt ihr den Graphen einer Funktion verschieben und in Echtzeit beobachten, wie sich die dazugehörige Funktion verändert. Diese direkte Interaktion kreiert ein Verständnis für Zusammenhänge und abstrakte Konzepte und befähigt Lernende, Prinzipien auf eine Weise zu erleben, wie es mit Pen and Paper schlichtweg nicht möglich ist.

Auch in der Geometrie spielen virtuelle Lernwelten ihre Stärke aus: So werden die Beschaffenheiten geometrischer Körper aus der Ich-Perspektive und durch die Begehung des Raumes viel besser greifbar. Doch neben der Mathematik sind es insbesondere die Naturwissenschaften, die durch ihren oft hohen Abstraktionsgrad für Frust und ausbleibende Motivation sorgen. Die spielerische Komponente virtueller Lernwelten könnte hier gegensteuern.

Man stelle sich beispielsweise einen Flug als Blutkörperchen durch den menschlichen Körper vor – eine VR-Achterbahn mit nachhallendem Lerneffekt. Auch können Experimente der Physik und Chemie in sicherem Rahmen und ohne Einsatz von Schadstoffen und realer Gefahr beliebig oft reproduziert und anschließend auf Teilchenebene beobachtet und verstanden werden – das ist nicht nur effizient und sicher, sondern auch inklusiv.

Portal in die Vergangenheit: Per Knopfdruck durch die Zeit

Der zentrale Aspekt der VR ist also das Simulieren von Prozessen, Situationen, Orten – und zwar möglichst immersiv aus der Ich-Perspektive. Dadurch eignet sich die Technologie hervorragend, um der Nacherzählung historischer Ereignisse die Intensität zu verleihen, die es braucht, um im Gedächtnis verankert zu werden.

Lernende können in unzähligen Büchern das gebündelte Wissen der Menschheit über das alte Rom finden und aufsaugen. Sie können mit VR aber auch durch eben jenes Rom spazieren, mit Kaisern und Gladiatoren sprechen und sich einen Eindruck der Epoche verschaffen. Genauso verhält es sich mit dem Alten Ägypten – wie wäre es beispielsweise mit einer Erkundung alter Pyramiden? Die Aufzählung könnte ewig weitergehen – im Grunde kann jede Epoche und jedes historische Ereignis mittels VR als Quasi-Zeitzeuge nachempfunden werden.

Dabei stiftet ein zentraler Aspekt virtuellen Lernwelten immensen Mehrwert, insbesondere für den Geschichtsunterricht: die Täuschung unseres Gehirns. So registriert unser Gehirn das in virtuellen Welten Erlebte als reales Erlebnis – und speichert es dementsprechend ab. Das Ergebnis: Lehrinhalte werden nachhaltig gespeichert und bleiben besser abrufbar – eine Studie der University of Maryland spricht von knapp 10 Prozent gesteigertem Erinnerungsvermögen.

Inklusion und Integration: Bildung fair gestalten

Dabei adressiert Virtual Reality nebst Anforderungen aus dem Bildungssektor auch die Themen der Zeit. insbesondere beim Grad der Inklusion sowie bei der Integration Geflüchteter stößt unser Bildungssystem oft an seine Grenzen und bietet wenig Raum für individuelle Stärken und – noch schlimmer – Schwächen. Durch virtuelle Räume kann ein Klassenzimmer zu 30 individuellen Räumen werden – und ungeachtet etwaiger Sprachbarrieren oder körperlicher Einschränkungen jeden Lernenden mitnehmen.

Aber auch beim Erlernen von Fremdsprachen ist die Immersion eine der effektivsten Methoden. So kann auch hier spielerisch in Alltagssituationen eingetaucht und mittels Punktesystem, das die korrekte Dialogführung belohnt, der Ehrgeiz beim Lernen getriggert werden. Dabei werden Grammatik, Vokabular und Aussprache nach dem Learning-by-Doing-Ansatz gestärkt.

Auf 3 geht’s los – oder doch nicht?

Der Einsatz von VR bietet eine Fülle an Möglichkeiten und Chancen, auch für die schulische Bildungslandschaft. Insbesondere im MINT-Bereich werden Barrieren abgebaut und individuelle Schwächen nichtig gemacht – den herkömmlichen Unterricht ablösen kann die Technologie jedoch nicht. Vielmehr sollte sie als kluge Ergänzung verstanden werden, um sich die spielerische Natur des VR-Lernens zunutze zu machen und Bildung möglichst inklusiv und fair zu gestalten. Pilotprojekte können dabei helfen. Lokale Medienzentren können bei der Umsetzung dieser unterstützen, und u.a. VR-Ausstattung bereitstellen.

Das iranische Bildungssystem: Für Bildung, aber gegen Aufklärung

Iraner sind für ihren hohen Bildungsstand bekannt. Wir schauen uns das Bildungssystem des Landes an: Wer hat eigentlich Zugang zur Bildung? Wie limitiert sind Lehrer in ihrer Unterrichtsgestaltung und warum protestieren sie gegen das Regime?
Von
Julika Ude
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September 2024
16.9.2024
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Im Volksmund gelten Iraner:innen oft als gebildet, und das kommt nicht von ungefähr: Bildung hat in Iran einen hohen Stellenwert. Viele Iraner:innen besitzen einen Hochschulabschluss oder streben ihn an, im regionalen Vergleich ist die Alphabetisierungsrate des Landes hoch und das Land ist bekannt dafür, dass auch Frauen schon früh Zugang zu Bildung hatten. 

In den letzten zwei Jahren, nach dem Tod von Jina Mahsa Amini und dem von vielen Iraner:innen gefochtenen Kampf gegen das repressive autoritäre Regime, waren Schüler:innen, Student:innen und Lehrkräfte maßgeblich an den Protestwellen im Land beteiligt. Sie kämpften für die kollektiv formulierten Ziele “Frauen, Leben, Freiheit” und lehnten sich gleichzeitig gegen die unterdrückenden Grundsätze des Staates auf, die tief im Bildungssystem verankert sind. Spätestens dieser Umstand wirft Fragen auf: Trotz des hohen Stellenwerts von Bildung scheinen Aufklärung und Gerechtigkeit nicht im Sinne des Regimes zu sein. Wie lernen Schüler:innen in Iran dann? Und vor allem: Wer lernt wie – und was? 

Die Bevölkerung Irans und der Stellenwert von Bildung

Wer lebt wo in Iran? (Quelle: FAZ.net)

Der Iran mit etwa 89 Millionen Einwohner:innen ist eine ethnisch und kulturell vielfältige Gesellschaft. Während die größte ethnische Bevölkerungsgruppe aus Perser:innen besteht, die schätzungsweise etwa 50 bis 70 Prozent ausmachen, leben ethnische Minderheiten wie Aserbaidschaner:innen, Kurd:innen, Lur:innen, Araber:innen und Belutsch:innen vor allem in den Grenzregionen des Landes. Darüber hinaus halten sich in Iran mehrere Millionen afghanische Geflüchtete auf. Die Bevölkerung ist überwiegend muslimischen Glaubens. 90 bis 95 Prozent der Bevölkerung gehören der offiziellen Glaubensrichtung des Landes, dem schiitischen Islam, an. Trotz dieser auf den ersten Blick homogenen religiösen Prägung, gibt es auch kleinere nicht-muslimische Gruppen wie Christ:innen, Personen jüdischen Glaubens und Zoroastrier:innen.

Durch viele Bevölkerungsgruppen hindurch wird Bildung in Iran als äußerst wichtig und wertvoll angesehen. Ein hoher Bildungsgrad gilt als Schlüssel zum sozialen Aufstieg und ist  eng mit dem Streben nach beruflichem Erfolg und Status verknüpft. Die Alphabetisierungsrate liegt bei Männern bei rund 92 Prozent, 85 Prozent bei Frauen und bei Jugendlichen bei rund 99 Prozent (Stand 2022) und ist damit im Vergleich zu den benachbarten Ländern, wie Afghanistan oder Irak, hoch. Ein möglicher Grund für die gesellschaftliche Bedeutung von Bildung liegt in der staatlichen Gewichtung: Die Islamische Republik betrachtet das Bildungssystem seit ihrer Gründung als ein zentrales Instrument zur Festigung der nationalen Souveränität. Dementsprechend steht die Bildung in Iran unter Einfluss und starker Kontrolle des iranischen Regimes.

Politisches System 

Und das Regime steht besonders für die Vermittlung von konservativen schiitischen Werten: Das politische System der Islamischen Republik kombiniert republikanische Elemente mit einer starken theokratischen Komponente und gilt als autoritär. An der Spitze des Staates stehen der oberste Machthaber und das religiöse Oberhaupt, Ali Chamenei, der die Kontrolle über die wichtigsten Machtbereiche des Staates innehat. Trotz Wahlen und gewählten Institutionen bleiben der Machthaber oder von ihm ins Amt gehobene Personen häufig die letzte Entscheidungsinstanz. Durch den unterdrückenden Kurs des Regimes führt diese Struktur zu Spannungen und Ungleichheit in der Bevölkerung. Menschenrechte, insbesondere die Meinungs- und Pressefreiheit sowie die Rechte von Frauen und Minderheiten, werden stark eingeschränkt

Von der Vorschule bis zur Unizulassung: Das Schulsystem in Iran

Das iranische Bildungssystem ist zentralstaatlich organisiert. So könnte man meinen, dass im Gegensatz zum föderalen Staat Deutschland eine gänzlich einheitliche Schulbildung gewährleistet werden kann. Die offiziellen Bildungswege ähneln denen in Deutschland: Sie sind in zwei Hauptbereiche unterteilt, die „K-12“-Bildung (Kindergarten bis zur 12. Schulstufe, also Primar- und Sekundarbildung) sowie die höhere Bildung. Ab einem Alter von fünf bis sechs Jahren können Kinder eine Vorschule oder einen Kindergarten besuchen, was etwa auf die Hälfte der Kinder in diesem Alter zutrifft.

Mit sechs Jahren beginnt die verpflichtende sechsjährige Grundschule (Dabestân). Im Anschluss daran folgt die Sekundarstufe (Dabirestân), die in zwei Abschnitte gegliedert ist. Die ersten drei Jahre, auch als Sekundarstufe I bezeichnet, sind für alle Schüler:innen zwischen zwölf und 15 Jahren verpflichtend. Danach besteht die Möglichkeit, in die Oberstufe (obere Sekundarstufe) zu wechseln, die nicht verpflichtend ist. Hier können die Schüler:innen zwischen verschiedenen Schwerpunkten wählen, darunter theoretische, technische oder handwerkliche Bildung. Die Sekundarstufe endet mit einer Reifeprüfung. Wer ein Hochschulstudium anstrebt, muss zusätzlich die nationale Hochschulaufnahmeprüfung (Konkur) gut bestehen, um an einer Universität angenommen zu werden, denn die Studienplätze sind begrenzt.

Koranstudium statt Sexualunterricht: Welche Unterrichtsfächer werden gelehrt?

In Iran sind zwei Ministerien für die Curricula und Bildungsstrukturen und somit auch für die Vermittlung traditioneller schiitischer Werte im Land zuständig. Das Bildungsministerium entscheidet über Primar- und Sekundarbildung, während das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Technik die höhere Bildung verwaltet. 

In der Grundschule werden Farsi (Lesen, Schreiben und Diktat), Mathematik, Naturwissenschaften, Religionspädagogik, Sozialkunde, Kunst und Sport sowie Koranstudium und Religionspädagogik unterrichtet. Ab der sechsten Klasse kommen auch die Fächer Forschen, Technik und Berufswesen hinzu. Zusätzlich zu den Fächern der Primarstufe erhalten Schüler:innen in der unteren Sekundarstufe Unterricht in einer zweiten Sprache ihrer Wahl. Sie können zwischen Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch oder Russisch auswählen. In der oberen Sekundarstufe entscheiden sich die Schüler:innen zwischen drei Ausbildungszweigen: der akademischen, technischen und beruflichen Ausbildung. 

Ungleichheiten in dem Zugang zu iranischer Bildung 

Eine der prägnantesten Änderungen seit dem Ausruf der Islamischen Republik im Jahr 1979 ist die Geschlechtertrennung in allen Bildungseinrichtungen. Schulen sind dazu verpflichtet, islamische Werte zu fördern, was sich neben der Trennung von Mädchen und Jungen insbesondere im Lehrplan widerspiegelt. Seit der Revolution von 1979 wurde das Koranstudium als Unterrichtsfach eingeführt und der Anteil des Religionsunterrichts erhöht. Auch in nicht religiösen Fächern wird zunehmend Religion behandelt, sodass im Jahr 2006 etwa ein Viertel der Primar- und Sekundarschulzeit religiösen Themen gewidmet waren.

Durch alle Schulstufen zieht sich zudem die Vermittlung eines rückständigen Frauenbildes, das dem weiblichen Geschlecht primär die Rollen der Hausfrau, Ehefrau und Mutter zuschreibt, in denen sie weiterhin für wichtige Entscheidungen die Zustimmung ihres Mannes benötigen, dem wiederum die Rolle des Hauptverdieners zugeschrieben wird. Mädchen sind außerdem ab dem neunten Lebensjahr verpflichtet, den Hijab zu tragen, was als Teil der islamischen Vorschriften in den Schulen durchgesetzt wird.

Auch unabhängig vom Geschlecht birgt das Bildungssystem in Iran mehrere Probleme, die einer einheitlichen Bildung im Weg stehen und zudem sowohl gesellschaftliche Spannungen als auch Ungleichheiten verstärken. Minderheiten in Iran leben häufig in ländlichen Regionen. Eine genaue Zahl der ihnen Angehörenden auszumachen sowie ihre Situation einzuschätzen, ist schwierig, da Beobachter:innen meist an offiziellen Zählungen im Land gehindert werden. Deutlich wird dennoch, dass die dort Lebenden durch die schlechtere Infrastruktur häufig mit einem schwereren oder keinem Zugang zu Bildung zu kämpfen haben. Dieses Konfliktfeld paart sich mit der Diskriminierung religiöser Minderheiten: Auch wenn es kein Gesetz gibt, das religiöse Minderheiten daran hindert, an öffentlichen Schulen unterrichtet zu werden, erfahren Schüler:innen anderer Glaubensrichtungen, wie Sunniten, in den Schulen häufig Benachteiligung. Bestimmten religiösen Minderheiten, wie Anhänger:innen der Bahá'í Religion oder den Zoroastrier:innen, wird der Zugang zu Bildungseinrichtungen in manchen Regionen des Landes gänzlich verwehrt. Schüler:innen jüdischen Glaubens werden zum Beispiel durch antisemitische Lehrmaterialien diskriminiert. In einigen Teilen des Landes gibt es extra Schulen für Schüler:innen religiöser Minderheiten, sodass sie dort mehr Freiheit bei der Gestaltung ihres Religionsunterrichts haben.

Lehrkräfte im Kampf gegen ein diskriminierendes Schulsystem

Seit Jina Mahsa Aminis Tod vor zwei Jahren, demonstrieren alle Generationen und Geschlechter für Menschenrechte in Iran. (Quelle: Julika Ude)

Den Lehrer:innen kommt eine schwierige Rolle im Bildungssystem zu. Ihr Beruf gilt, wie die Bildung auch, traditionell als angesehen. Trotzdem müssen Lehrer:innen zum einen mit niedrigen Gehältern und zum anderen mit einem Bildungssystem, das stark durch staatliche Ideologie geprägt ist, kämpfen. So schließen sich Lehrer:innen immer häufiger gegen ihre eigene Repression sowie gegen die Diskriminierung von Schüler:innengruppen zusammen. Lehrergewerkschaften und aktivistische Lehrkräfte werden vom Regime daraufhin oft verfolgt, verhaftet oder mundtot gemacht. Vor allem seit den landesweiten Protesten, die durch den Tod von Mahsa Amini im September 2022 ausgelöst wurden, ist die staatliche Überwachung von Lehrer:innen durch die Regierung verschärft worden. 

Die aktuelle Lage für Lehrkräfte und Schüler:innen, die gegen Ungleichheit aufstehen und von ihr betroffen sind, bleibt deshalb äußerst prekär. Die Protestbewegung “Frauen, Leben, Freiheit“ hat zwar das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Reformen gestärkt, der Raum für politische und gesellschaftliche Veränderungen wird von der Regierung aber weiterhin eng gehalten. Lehrende, die sich für Reformen einsetzen, laufen Gefahr, ihre Arbeit oder sogar ihre Freiheit zu verlieren. Das Bildungssystem in Iran ist somit nicht nur ein Ort der Wissensvermittlung, sondern auch ein Schauplatz für den Kampf um Freiheit, Gerechtigkeit und soziale Reformen. Der Ruf nach Veränderungen ist laut, doch der Weg dorthin bleibt steinig und gefährlich.

VBE: Lehrkräfte: Note 1+ Bildungspolitik: Note 5 = Mittelmaß

Laut VBE zeigt das ifo Bildungsbarometer, dass Lehrkräfte trotz schlechter Bildungspolitik Höchstleistungen erbringen. Die Politik wird schlechter bewertet als die Schulen, es braucht dringend mehr Investitionen und Personal.
Von
Redaktion
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September 2024
15.9.2024
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VBE zum ifo Bildungsbarometer

10.092024. Laut dem heute vom ifo Institut veröffentlichten Bildungsbarometer bewerten die Befragten die Schulen in Deutschland als mittelmäßig. Sie wünschen sich unter anderem mehr Geld für Bildung und eine Stärkung der Basiskompetenzen. Insgesamt bewerten sie die Bildungspolitik aber nochmals schlechter als die Schulen. Tomi Neckov, stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), schätzt die Ergebnisse folgendermaßen ein:

„Es ist zu erkennen, dass die Herausforderungen in den Schulen mehr und mehr ins öffentliche Bewusstsein dringen und die Menschen erkennen, dass die verfehlte Bildungspolitik der letzten Jahre und Jahrzehnte dafür verantwortlich ist. Die Bewertung „mittelmäßig“ kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Strukturen in der deutschen Bildungslandschaft teils desolat sind. Das wahrgenommene Mittelmaß, das das Bildungsbarometer abbildet, ist angesichts der fehlenden Gelingensbedingungen nur auf einen Umstand zurückzuführen: den unermüdlichen Einsatz der Lehrkräfte vor Ort. Sie geben Tag für Tag alles in ihrer Macht stehende, um die mangelhaften Voraussetzungen zu kompensieren und den Schülerinnen und Schülern bestmögliche Bildung zukommen zu lassen, und setzen dabei teilweise sogar ihre eigene Gesundheit aufs Spiel.“

Zur Forderung nach einer besseren Finanzierung des Bildungssektors ergänzt Neckov: „Wir fordern schon seit geraumer Zeit, dass die Ausgaben für Bildung in unserem Land massiv steigen müssen. Kinder lernen heute in teilweise maroden und aus der Zeit gefallenen Schulen. Es ist zu hoffen, dass die Politik diese Forderung aus der Gesellschaft endlich aufnimmt und alles in die Wege leitet, was notwendig ist, um den Bildungsbereich in Deutschland wieder zu stärken.“

Die Reformansätze zur Verbesserung des Bildungssystems ordnet Neckov folgendermaßen ein: „Wir stehen den Vorschlägen zur Verbesserung des Bildungssystems inhaltlich grundsätzlich positiv gegenüber. Allerdings bleibt die Frage unbeantwortet, wer diese zusätzlichen Aufgaben übernehmen soll. Wer soll qualifizierte Sprachtests durchführen? Woher kommt die Zeit für ein tägliches Lesetraining? Wer betreut die Kinder, die ab dem vierten Lebensjahr verpflichtend in die Kita gehen sollen? Das Personal an Kitas und Schulen, das den Laden mit Mühe und Not am Laufen hält, kann dies nicht noch zusätzlich schultern. Wir brauchen schlichtweg mehr Lehrkräfte in den Schulen und mehr Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas, um überhaupt über derartige Vorschläge sprechen zu können.“

WAKE UP! zum Schulstart: Digitales Angebot sensibilisiert zu Desinformationen im Netz

Die Initiative "WAKE UP!" von Telefónica zielt darauf ab, Jugendliche für Desinformationen im Internet zu sensibilisieren. Sie bietet digitale Lehrmaterialien wie eduStories und ein interaktives Tafelbild, um Medienkompetenz zu fördern.
Von
Redaktion
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15
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September 2024
15.9.2024
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10.09.2024. Ein neues digitales Tafelbild für den Unterricht sowie digitale Selbstlernmodule sollen junge Menschen darauf sensibilisieren, Desinformation zu erkennen und richtig damit umzugehen. Gemeinsam mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM) hat O2 Telefónica die Materialien für Schüler:innen der Klassen 8 bis 10 als weiteres digitales Bildungsangebot im Rahmen der Initiative „WAKE UP!“ konzipiert. Ziel ist es, die digitalen Kompetenzen der Jugendlichen zu stärken – von der sicheren Nutzung von Informationen bis hin zum verantwortungsvollen Verhalten im Netz.

Hintergrund: In einer zunehmend digitalen Welt verschwimmen die Grenzen zwischen Fakten und Fakes. So wird der Umgang mit Desinformation zu einer zunehmenden Herausforderung für die Jugendliche und sie werden anfällig für manipulative Inhalte.
Claudia von Bothmer (Quelle: Telefónica)

Claudia von Bothmer, Director Corporate Responsibility & Sustainability bei O2 Telefónica, erklärt: „Mit unserer Initiative „WAKE UP!“ engagieren wir uns gezielt dafür, junge Menschen für die Herausforderungen der digitalen Welt zu sensibilisieren und ihre Medienkompetenz zu stärken. In einer Zeit, in der falsche Informationen sich rasend schnell verbreiten können, ist es wichtiger denn je, dass Jugendliche lernen, Informationen kritisch zu hinterfragen, Medieninhalte zu analysieren und fundierte Entscheidungen zu treffen. Wir möchten ihnen die Werkzeuge an die Hand geben, um sicher und verantwortungsbewusst in der digitalen Welt zu agieren.“

Interaktive eduStories: Sensibilisierung für Desinformation

eduStories sind digitale Selbstlernmodule, die gezielt die Medienkompetenz der Jugendlichen fördern (Quelle: WAKE UP! / YAEZ)

eduStories sind digitale Selbstlernmodule, die darauf abzielen, die Medienkompetenz der Jugendlichen zu fördern. Sie sind für Smartphones konzipiert und helfen beispielsweise dabei, Desinformation zu erkennen, sich davor zu schützen und die Auswirkungen von Desinformation auf die Gesellschaft zu verstehen. In einem Exkurs-Modul erfahren die Jugendlichen mehr über den Zusammenhang zwischen Desinformation und Populismus – ein Thema, worauf junge Menschen besonders im Superwahljahr 2024 aufmerksam gemacht werden sollten. Die „WAKE UP!“ eduStories greifen auch weitere Herausforderungen wie Cybermobbing und andere Formen digitaler Gewalt auf und zeigen, wie Jugendliche damit umgehen können.

Digitales Tafelbild: Unterrichtseinheit zum Thema Desinformation

Neben den eduStories bietet „WAKE UP!“ ein digitales Tafelbildfür Lehrkräfte an, um wichtiges Wissen rund um Desinformation gemeinsam mit der Klasse zu erarbeiten. Das interaktive Tafelbild umfasst eine komplette Unterrichtseinheit von 45 Minuten. Es unterstützt Lehrkräfte dabei, das Thema Desinformation im Klassenzimmer anschaulich und praxisnah zu vermitteln. Mithilfe von Quizzen, Videos, Reflexionsaufgaben und Gruppenarbeiten werden Schüler:innen dazu angeregt, kritisch über Informationen im Internet nachzudenken und damit in ihrer Souveränität im Umgang mit digitalen Medien gestärkt. Wer im Unterricht das Thema Digitale Gewalt näher behandeln möchte, findet auf der „WAKE UP!“ Website ebenso umfangreiche Lehrmaterialien, darunter ein weiteres digitales Tafelbild mit zusätzlichen Praxisaufgaben.

Initiative „WAKE UP!“: Den verantwortungsbewussten Umgang mit Medien fördern

„WAKE UP!“ hat sich zum Ziel gesetzt, Jugendliche für die Herausforderungen der digitalen Welt zu sensibilisieren und sie zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit Informationen im Netz zu ermutigen. Neben Angeboten für Jugendliche und Lehrkräfte erhalten auch Eltern wertvolle Unterstützung, unter anderem durch digitale Elternabende und Info-Materialien rund um die Themen Cybermobbing, Desinformation und Hate Speech. Die eduStories und das digitale Tafelbild sind ab sofort kostenfrei verfügbar.Weitere Informationen unter Desinformation - WakeUp Jetzt und www.wakeup.jetzt/digitales-tafelbild-desinformation/.

Landtagswahl in Brandenburg: Welche Pläne haben die Parteien für die Bildungspolitik?

Die Landtagswahl am 22. September wird entscheidend für die künftige Bildungspolitik in Brandenburg sein, das seit Jahren im bundesweiten Vergleich schlecht abschneidet. Während die SPD ihre Reformen fortsetzen will, fordern andere Parteien einen Kurswechsel.
Von
Tobias Kempter
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September 2024
15.9.2024
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Nach den Wahlen in Thüringen und Sachsen stehen am 22. September in Brandenburg die nächsten Landtagswahlen in Ostdeutschland bevor. Während der Wahlkampf geprägt ist von Diskussionen um nationale und internationale Themen, wie zum Beispiel der Migration oder Ukraine-Hilfe, geraten landespolitische Themen immer mehr in den Hintergrund. Eines der zentralen Themen, die auf der Länderebene entschieden werden, ist die Bildungspolitik. 

Im Bildungsmonitor 2024 landete Brandenburg zuletzt nur auf dem vorletzten Platz im Vergleich mit den anderen Bundesländern (Lehrer News berichtete). Angesichts drängender Herausforderungen wie dem akuten Lehrkräftemangel, der unzureichenden schulischen Infrastruktur und den wachsenden Defiziten in den Grundkompetenzen von Schüler:innen besteht dringender Bedarf für Reformen. Das bestätigt auch eine Umfrage des ifo Instituts, bei der die Teilnehmer:innen aus Brandenburg den Schulen sowie der brandenburgischen Bildungspolitik schlechte Noten erteilten (Lehrer News berichtete). Daher wollen wir beleuchten, welche Ansätze die Parteien mit ihren Wahlprogrammen verfolgen und welche Veränderungen sie umsetzen wollen. 

SPD: Kontinuität und gezielte Verbesserungen

Die SPD, die seit 1994 das Bildungsministerium in Brandenburg führt, wirbt in ihrem Wahlprogramm damit, die begonnenen Maßnahmen fortzusetzen und auszubauen. Angesichts des akuten Lehrkräftemangels plant die SPD, die Ausbildung von Lehrkräften in Brandenburg zu intensivieren und Quereinsteiger:innen den Weg in den Lehrberuf zu erleichtern. Gleichzeitig sollen pensionierte Lehrer:innen durch Anreize, wie finanzielle Boni, länger im Schuldienst gehalten werden. Um Schulen im ländlichen Raum, die in der Regel besonders vom Lehrkräftemangel betroffen sind, abzusichern, soll das “Landlehrerstipendium” ausgebaut werden. Angehende Lehrkräfte werden dabei während ihres Studiums finanziell gefördert, wenn sie sich dazu verpflichten, für eine gewisse Zeit an einer Schule im ländlichen Raum Brandenburgs zu unterrichten.

Ein weiterer Schwerpunkt der SPD liegt auf der Förderung der Grundkompetenzen in den Kernfächern Deutsch und Mathematik, insbesondere in den Grundschulen. Hier sollen neue Programme wie ein “Rechenband” eingeführt werden, um zusätzlich zum bestehenden “Leseband” gezielte Fördermaßnahmen zu etablieren. Dabei handelt es sich um ein Rechen-, beziehungsweise Lesetraining, das die Grundkompetenzen der Schüler:innen verbessern soll. Schulen können selbst darüber entscheiden, ob sie an den Programmen teilnehmen möchten.

Im Bereich der Digitalisierung setzt die SPD auf den Ausbau digitaler Lernmittel und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Unterricht. Schulen sollen besser mit digitalen Endgeräten ausgestattet und die Integration von digitalen Lehr- und Lernmethoden ausgebaut werden. Außerdem möchte die SPD die Schulen durch zusätzliche Sozialarbeiter:innen und Verwaltungskräfte ausstatten. Gleichzeitig soll der Bürokratieabbau an Schulen vorangetrieben werden, um Lehrkräfte zu entlasten und ihnen mehr Raum für pädagogische Aufgaben zu geben. Die Inklusion soll an Kitas und Schulen weiter ausgebaut werden.

CDU: Lesen-Schreiben-Rechnen-Garantie und frühere Leistungskontrollen

Die CDU, die als bisheriger Koalitionspartner der SPD das Bildungsministerium gerne übernehmen würde, fokussiert sich stark auf die Stärkung der Grundfertigkeiten in den Schulen. Mit der Einführung eines verpflichtenden letzten Kita-Jahres für Kinder, die Sprachdefizite aufweisen und der sogenannten “Lesen-Schreiben-Rechnen-Garantie” am Ende der vierten Klasse, möchte die CDU sicherstellen, dass alle Kinder die Grundkompetenzen beherrschen. Damit das gelingt, soll das “Leseband” für alle Grundschulen verpflichtend werden. Zudem setzt die Partei auf eine verpflichtende Notenvergabe ab der dritten Klasse und regelmäßige Leistungskontrollen, um den Bildungsfortschritt der Schüler:innen besser zu dokumentieren.

Im Bereich der Digitalisierung strebt die CDU eine flächendeckende IT-Infrastruktur für alle Schulen an. Gleichzeitig soll der Einsatz digitaler Lernmittel verstärkt und der Fokus auf eine moderne und praxisnahe Vermittlung von Medienkompetenz gelegt werden. Ziel der CDU ist es, das Bildungssystem zukunftsfähig zu machen und gleichzeitig auf traditionelle Bildungswerte zu achten.

Um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken, will die CDU verstärkt Lehrkräfte aus dem Ausland, insbesondere aus Polen, rekrutieren. Darüber hinaus plant die Partei, ein “Brandenburg-Stunde”-Modell einzuführen, bei dem Lehrer vorübergehend eine zusätzliche Stunde pro Woche unterrichten und dafür entsprechend vergütet werden. Das gegliederte Schulsystem mit Förderschulen soll nach der CDU weiterhin Bestand haben.

Bündnis 90/Die Grünen: Mehr gemeinsames Lernen für gleiche Bildungschancen

Die Grünen setzen in ihrem Programm stark auf Inklusion und Chancengleichheit. Sie plädieren dafür, Schüler:innen länger gemeinsam lernen zu lassen und den Ausbau von Gesamtschulen zu fördern. Dadurch sollen Kinder und Jugendliche gleiche Zukunftschancen haben, unabhängig von Geld, Herkunft oder Wohnort. Zudem wollen sie den Zugang zum Lehramtsstudium erleichtern und weitere Studienstandorte in Brandenburg schaffen, um dem akuten Lehrkräftemangel entgegenzuwirken.

Ein weiteres zentrales Thema der Grünen ist die Digitalisierung der Schulen. Dabei geht es den Grünen nicht nur um die technische Ausstattung, sondern auch um die Vermittlung von Medienkompetenz und den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien. Die Grünen legen außerdem Wert auf die Demokratisierung des Schulalltags. Schüler:innen sollen stärker in ihre eigenen Lernprozesse einbezogen werden, indem sie mehr Mitspracherechte in der Gestaltung des Unterrichts und des Schulalltags erhalten.

AfD: Zurück zu traditionellen Bildungsprinzipien

Die AfD setzt sich für eine Rückkehr zu traditionellen Bildungsprinzipien ein. Im Mittelpunkt ihrer Bildungspolitik stehen dabei auch die Kernfächer Deutsch und Mathematik, die gestärkt werden sollen. Dafür soll in den Grundschulen wieder mehr Frontalunterricht stattfinden und ein stärkerer Fokus auf Rechnen, Schreiben und Lesen gelegt werden. Weiterhin sollen frühere Lernmethoden wie das Auswendiglernen von Gedichten wieder eingeführt werden. Dafür möchte die AfD die erste Fremdsprache an Grundschulen genauso streichen, wie zum Beispiel die Sexualaufklärung. Darüber hinaus plant die AfD, Grundschulen zu “digitalfreien Räumen” zu machen und die Nutzung von Smartphones und Tablets an Schulen bis zur sechsten Klasse zu verbieten.

Ein umstrittenes Vorhaben der AfD ist die Einführung einer Obergrenze für den Migrationsanteil an Schulen. Die Partei fordert, dass der Anteil von Schüler:innen mit Migrationshintergrund auf maximal zehn Prozent begrenzt wird, um ihrer Ansicht nach eine bessere Integration und den Erhalt des Leistungsprinzips zu gewährleisten. Zudem spricht sich die AfD gegen Inklusion aus und möchte stattdessen Förderschulen stärken. Um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken, spricht sich die AfD ebenfalls für weitere Studienorte für das Lehramt in Brandenburg aus, gleichzeitig sollen Lehrkräfte, die nicht aus Deutschland kommen, nicht ausgebildet und angeworben werden.

Die Linke: Gemeinschaftsschule und kostenfreies Mittagessen

Die Linke setzt sich für eine grundlegende Reform des Bildungssystems ein. Ihr zentrales Anliegen ist der Ausbau von Gemeinschaftsschulen, die das gemeinsame Lernen von Schüler:innen bis zur zehnten oder sogar bis zur 13. Klasse ermöglichen sollen. Außerdem sollen duale Ausbildungsmodelle stärker gefördert werden. Inklusion spielt für die Linke eine zentrale Rolle, und sie fordert mehr Personal und Ressourcen für Schulen, um allen Kindern gleiche Bildungschancen zu bieten. Die zusätzlichen Mittel für die Schulen sollen unter anderem in die Digitalisierung investiert werden, um den Schüler:innen den Zugang zu modernen Lernmitteln zu ermöglichen.

Ein weiteres Anliegen der Linken ist die Abschaffung von Schulgeld und die Einführung eines kostenfreien Mittagessens für alle Schüler:innen. Damit sollen insbesondere Kinder aus einkommensschwachen Familien unterstützt werden. Zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels fordert die Linke eine bessere Bezahlung im Referendariat und Anreizsysteme, um junge Lehrkräfte für den ländlichen Raum zu gewinnen. 

BSW: Mehr klassische Bildung und kleinere Schulklassen

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) kritisiert die derzeitige Bildungspolitik als unzureichend und setzt sich für einen Kurswechsel ein. Die Partei betont die Notwendigkeit, die Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen in den Grundschulen zu sichern. In diesem Zusammenhang fordert das BSW ein Verbot von Smartphones und Tablets im Unterricht bis zur vierten Klasse, da diese nach Ansicht der Partei das Erlernen von Grundkompetenzen erschweren.

Ein weiteres zentrales Anliegen des BSW ist die Reduzierung der Klassengrößen. Die Partei möchte die Zahl der Schüler:innen pro Klasse auf maximal 25 begrenzen, um den Lehrkräften eine intensivere Betreuung zu ermöglichen. Lehrkräfte sollen durch den Abbau bürokratischer Hürden entlastet werden, um sich auf ihre Aufgaben als Pädagog:innen zu konzentrieren. Außerdem soll es mehr Sozialarbeiter:innen an den Schulen in Brandenburg geben.

Unterschiedliche Ansätze für die Herausforderungen der Bildungspolitik

Die Landtagswahl 2024 in Brandenburg wird entscheidend dafür sein, welche Richtung die Bildungspolitik des Bundeslandes in den kommenden Jahren einschlagen wird. Im bundesweiten Vergleich schneidet Brandenburg seit Jahren schlecht ab. Während die SPD davon überzeugt ist, die Weichen für die Zukunft bereits gestellt zu haben und die angestoßenen Reformen einfach weiterhin konsequent umsetzen zu müssen, sehen die anderen Parteien  in einigen Bereichen der Bildungspolitik die Notwendigkeit eines Kurswechsels.

Nach aktuellen Umfragen haben bei den Landtagswahlen am 22. September die vorgestellten Parteien realistische Chancen, in den Landtag einzuziehen. Während BVB/Freie Wähler aus dem Landtag auszuscheiden drohen, wird nach aktuellen Umfragen die FDP erneut den Sprung in den Landtag in Potsdam verpassen. Die Ergebnisse der Wahl werden im Laufe des Wahlabends bekanntgegeben.

GEW: Bundestag muss Stark-Watzingers Schmierentheater mit Untersuchungsausschuss beenden

Die GEW fordert einen Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Fördergeldaffäre im BMBF. Ministerin Stark-Watzinger wird mangelnde Transparenz vorgeworfen. Ein Ausschuss soll politische Einflussnahme auf Förderentscheidungen verhindern.
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Redaktion
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September 2024
14.9.2024
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Bildungsgewerkschaft zur heutigen Ausschusssitzung zur Fördergeldaffäre

Frankfurt a.M., 10.09.2024 – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat den Bundestag aufgefordert, einen Untersuchungsausschuss zur Fördergeldaffäre im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) einzurichten. „Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat in der heutigen Sondersitzung des Bundestagsausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung erneut eine Chance verpasst, Vorwürfe gegen sie und ihr Haus zu entkräften. Sie hat immer noch nicht aufgeklärt, ob und wer in ihrem Haus die Prüfung veranlasst hat, ob Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern eines Statements gegen die Räumung eines pro-palästinensischen Protestcamps an der Freien Universität Berlin Fördermittel gestrichen werden können, und welchen Anteil sie daran hatte. Die Ministerin hält Akten unter Verschluss und hat der im Zuge der Affäre entlassenen Staatssekretärin Sabine Döring (FDP) einen Maulkorb verordnet. Frau Stark-Watzinger ist nicht bereit, Licht ins Dunkel zu bringen, also muss ein Untersuchungsausschuss dem unwürdigen Schmierentheater ein Ende bereiten“, sagte Andreas Keller, stellvertretender GEW-Vorsitzender und Hochschulexperte, am Dienstag in Frankfurt a.M.

Anders als ein normaler Parlamentsausschuss kann ein Untersuchungsausschuss des Bundestages Zeugen und Sachverständige vernehmen und sich Akten vorlegen lassen. „Dieser Schritt ist notwendig, um weiteren Schaden vom deutschen Wissenschaftssystem abzuwenden“, erklärte der GEW-Vize. „Ob ein Forschungsprojekt gefördert wird, darf nicht von politischen Meinungsäußerungen der Forscherinnen und Forscher abhängig gemacht werden. Wenn auch nur der Anschein besteht, dass das BMBF dies anders handhabt, untergräbt es damit nicht nur die Legitimität sämtlicher Forschungsförderentscheidungen des Ministeriums, sondern das im Grundgesetz verankerte Grundrecht der Wissenschaftsfreiheit. Aufgabe einer Forschungsministerin ist es nicht, Schwarze Listen mit kritischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern anzufertigen, sondern die Rahmenbedingungen für die Freiheit von Forschung und Lehre zu verbessern“, mahnte Keller.

VBE: Bildungsungerechtigkeit entschlossener angehen!

Der VBE fordert entschlossenere Maßnahmen gegen Bildungsungerechtigkeit in Deutschland. Trotz Fortschritten bleibt Bildung stark von der sozialen Herkunft abhängig. Der Lehrermangel erschwert individuelle Förderung, strukturelle Reformen sind nötig.
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Redaktion
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September 2024
14.9.2024
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VBE zum OECD-Bildungsbericht „Bildung auf einen Blick“

10.092024. Tomi Neckov, stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), äußert sich zur Veröffentlichung des OECD-Bildungsberichts „Bildung auf einen Blick“: „Die positiven Aspekte des Bildungsberichtes können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ergebnisse in Gänze unterstreichen, was bereits seit Jahren im Argen liegt. Bildung hängt in Deutschland weiterhin in hohem Maß von der familiären Herkunft ab. Dies wird unter anderem am Anteil der Schülerinnen und Schüler sichtbar, die am Ende der Sekundarstufe mindestens grundlegende Mathematikkenntnisse erwerben konnten. Kamen sie aus benachteiligten Haushalten, gelang dies nur gut der Hälfte der Schülerinnen und Schüler, wohingegen es über 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler aus nicht benachteiligten Haushalten schaffen konnten. Ähnlich verhält es sich bei Familien mit Migrationsgeschichte. Nur 55 Prozent der Kinder mit, aber 78 Prozent der Kinder ohne Migrationshintergrund konnten entsprechende Fähigkeiten erwerben. Das A und O bei der Unterstützung von Kindern aus benachteiligten sozialen Lagen ist die individuelle Förderung durch das Lehrpersonal. Angesichts des massiven Personalmangels ist dies allerdings oft nur schwer umsetzbar. Auch wenn die Politik den Ernst der Lage erkannt und mit dem Startchancenprogramm zielgerichtet und nicht länger mit der Gießkanne unterstützt, kann dies nur ein erster Schritt sein. Zeitlich befristete Programme reichen lange nicht mehr aus. Wir brauchen strukturelle Verbesserungen in der Bildungsfinanzierung und langfristige finanzielle Sicherheit.“

Auch was die Attraktivität des Hochschulstandortes Deutschland angeht, gießt Neckov Wasser in den Wein: „Auch wenn die Anzahl von Studentinnen und Studenten aus dem Ausland seit 2013 gestiegen ist, dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass viele Studiengänge, insbesondere im Lehramtsstudium, mit einer hohen Abbruchquote zu kämpfen haben. Hier braucht es endlich bessere Studienbedingungen und eine bessere Begleitung der Studentinnen und Studenten. Beispielsweise können eine Kinderbetreuung, eine ergänzende finanzielle Unterstützung für junge Eltern und die Bereitstellung von angemessenen und finanzierbaren Wohnungen eine wichtige Unterstützung sein.“

Die positive Entwicklung bei den Investitionen in die frühkindliche Bildung – hier wurden in Deutschland in den letzten Jahren deutlich mehr öffentliche Mittel im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt investiert als im Schnitt der OECD-Länder – bewertet Neckov positiv optimistisch: „Es ist gut, wenn die Politik endlich mehr in die frühkindliche Bildung investiert. Bislang kommt dies aber nicht in der Arbeitsrealität der Erzieherinnen und Erzieher an. Die Überlastung aufgrund des fehlenden Personals schränkt die Möglichkeiten zu individueller Förderung vielerorts weiterhin erheblich ein. Und mit Blick auf den kommenden Anspruch auf Ganztag wird die Herausforderung auch für die personelle Situation in den Kitas nicht leichter. Dies darf nicht das Ende der Mehrinvestitionen in die frühkindliche Bildung sein, sondern der Anfang.“

Kinder an die Front? Wenn die Bundeswehr zur Schule kommt

Paul Messall beleuchtet die Debatte um Bundeswehrbesuche an Schulen, die seit langem die Meinungen spaltet. Schülervertretungen fordern Friedensbildung statt Militärwerbung, während Politiker solche Besuche zur Kriegsfallvorbereitung unterstützen.
Von
Paul Messall
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September 2024
14.9.2024
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Erich Kästner schrieb einst in seinem Gedicht “Jahrgang 1899”: 

“Dann holte man uns zum Militär, 

bloß so als Kanonenfutter. 

In der Schule wurden die Bänke leer, 

zu Hause weinte die Mutter.”

Vor nicht ganz 100 Jahren verfasste Kästner dieses Gedicht als Mahnung und als Andenken an diejenigen, die im Ersten Weltkrieg zwar kämpften, aber keine Mitsprache an dessen Ausbruch hatten. Eine ganze Generation wurde ihrer Jugend beraubt. Politiker:innen einiger Bundesländer denken aufgrund der globalen kriegsbedingten Lage darüber nach, den Besuch von Jugendoffizier:innen der Bundeswehr in Schulen zur Pflicht zu machen. Das Ziel ist die Anwerbung weiterer Soldat:innen und Reservisten. Die Verbindung zwischen Schule und Bundeswehr bleibt ein umstrittenes Thema. Wird sich die von Erich Kästner beschriebene Situation wiederholen? 

Warum werden Jugendoffiziere der Bundeswehr an Schulen eingeladen 

Seit 1. Juli 2011 setzt die Wehrpflicht für junge Männer in Deutschland aus, für Frauen bestand sie nie. Seitdem schrumpft die Anzahl der Soldat:innen in der Bundeswehr, ein Zeichen dafür, dass die junge Generation sich nicht für die Beteiligung an Kriegen oder die Nutzung von Waffen interessiert. Außenpolitisch gesehen ist dies für einige Politiker jedoch ein Dorn im Auge. Sie fordern die Wiedereinführung der Wehrpflicht oder eben die Verpflichtung der Schulen, Jugendoffizier:innen der Bundeswehr “referieren” zu lassen. Aufgrund der anhaltenden Kriegslage einiger Länder strebt man daher danach, junge Menschen für die Bundeswehr zu begeistern. 

Bisher ist die Einladung der Jugendoffizier:innen freiwillig, sodass nur einige Schulen dies in Erwägung ziehen. In manchen Fällen passt der Bundeswehrbesuch nicht einmal in den Unterricht, für einzelne überforderte Lehrkräfte erscheint der Militärbesuch mit seinem Angebot als Entlastung für Unterricht, der nicht selbst vorbereitet werden muss. Die jungen Soldat:innen, die von der Bundeswehr gesandt werden, treten als coole Peers auf, fast schon kumpelartig. Auf sympathische Weise erzählen sie von den Abenteuern bei der Bundeswehr. Ob es sich um Werbung oder Informationsveranstaltung handelt, ist nicht ganz transparent erkennbar. 

Meinungen zum Thema spalten sich

Einmal mehr werden die Schüler:innen außen vor gelassen. In den wenigsten Berichten über die möglichen Pflichtbesuche wurden die Rezipienten dieses Vorhabens gefragt, nur Erwachsene. Ein geringes Interesse am Wehrdienst bei der Bundeswehr geht mit der pazifistischen Einstellung einer diplomatischen Generation einher. “Soldat ist kein Beruf. Es geht darum, Menschen zu töten und selbst getötet zu werden, dazu sollte kein Mensch gezwungen werden”, so Elias Bala, Sprecher der Landesschüler*innenvertretung (LSV) Nordrhein-Westfalen. Diese Aussage der Organisation, die sich für die Mitsprache der Schüler:innen des Landes Nordrhein-Westfalen einsetzt, belegt diese Aussage. Frieden schaffen, ohne Waffen und Töten, so der Wunsch der LSV. 

Dazu gehört zum einen die kritische Auseinandersetzung mit der Bundeswehr, zum anderen die Behandlung aktueller internationaler politischer Geschehnisse in der Schule. So könnte den jungen Menschen eine autonome Meinungsbildung ermöglicht und falsche Informationen vermieden werden. Bala fasst die Positionen der Organisation wie folgt zusammen: “Es ist schon falsch, Jugendoffizier:innen in die Schulen zu schicken, wenn die Schule sich das aussuchen kann, und es ist noch schlimmer, wenn es eine Verpflichtung dazu gibt. Das ist eindeutig abzulehnen.” 

Ebenso kritisiert die Organisation, dass das allgemein geltende Werbeverbot an Schulen für die Bundeswehrbesuche schlichtweg ignoriert wird. “Die Bundeswehr hat ein eigenes Interesse an den Schulen: Nachwuchs für die Bundeswehr zu rekrutieren. Eine neutrale oder gar kritische Betrachtung des eigenen Handelns ist hier nicht möglich”, so Bala. Dass der Bundeswehr die Soldat:innen ausgehen, ist allgemein bekannt, jedoch sollen Unterrichtsbesuche von Jugendoffizier:innen kein Mittel zum Zweck werden, um diese Lücke zu füllen. Die LSV würde sich freuen, wenn sie ihre Perspektiven in den Diskurs und in Entscheidungen wie diese einbringen könnten. 

Ebenso vertritt der Landesschülerrat (LSR) Bayern die Position, dass die Besuche der Bundeswehr nicht in den Unterricht gehören. “Schon gar nicht, wenn sie zur Pflicht werden sollen”, so Zaradacht Gimo, Sprecher des LSR. Die Organisation kritisiert das fehlende Mitspracherecht bei dieser Thematik. Als Zielgruppe der vorgeschlagenen Pflichtbesuche der Bundeswehr an Schulen wird ihre Meinung bisher außen vor gelassen. Der LSR steht jedoch der Vielfalt der Berufsmöglichkeiten offen. “Gerne darf die Bundeswehr auf Jobmessen neben weiteren Berufsinformationsständen anderer Unternehmen und Institutionen vertreten sein. So können interessierte Schüler:innen  sich eigenständig und freiwillig mit dem Militär und dem Wehrdienst auseinandersetzen, ohne Zwang”, fasst Gimo zusammen. 

Es ist wirklich nacheifernswert, dass die Jugendlichen und Heranwachsenden genau wissen, was sie wollen und eine solche Reife in der Vertretung und Argumentation ihrer Positionen aufzeigen. Man sollte die junge Generation nicht unterschätzen und schon gar nicht ignorieren. Sie würden den Krieg nicht leichtfertig erwarten, sondern auf diplomatische Weise eine Lösung suchen. 

Die GEW betrachtet den Einfluss der Bundeswehr auf die Schule mit Sorge. Sie bemerkt eine erhöhte Bemühung der Bundeswehr, mehr Einfluss an den Schulen zu erlangen. Politische Bildung sei Aufgabe der dafür ausgebildeten Lehrkraft, nicht aber der Jugendoffizier:innen. Gerade Militarismus und autoritäre Struktur seien in der Gesellschaft problematisch. Eine Einladung von Jugendoffizier:innen solle gut überlegt sein und ausschließlich dann vorgenommen werden, wenn eine ausgewogene Stellung zu anderen politischen Einstellungen gegeben ist. Das heißt, dass Zivildienste, Friedenspolitik, pazifistische Meinungen nicht außen vor gelassen werden und Friedensorganisationen sowie Friedensinitiativen die gleichen Möglichkeiten wie der Bundeswehr eingeräumt werden. 

Auch sollten Informationen zu traumatischen Erfahrungen und den Verpflichtungen von (Zeit-)Soldat:innen nicht vernachlässigt werden. Ebenso gegen eine verpflichtende Teilnahme der Bildungsakteure spricht sich die GEW aus. Vor allem die Bundeswehrbesuche als Werbezweck zur Nachwuchsrekrutierung sieht die GEW besonders kritisch. Interessanterweise befürwortet im Gegensatz dazu der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, die Pläne zu den verpflichtenden Bundeswehrbesuchen. 

Der Elternverband NRW unterstützt das Vorhaben zur Verpflichtung der Bundeswehrbesuche ebenso. Der Witz daran: Die Besuche sollen die Demokratiebildung der Schüler:innen fördern, indem ihnen näher gebracht wird, welche Anforderungen staatliche Organe haben. Zur Demokratiebildung wird sicher nicht beitragen, wenn die Positionen und der Wunsch der Schüler:innen  ignoriert wird und ihnen kein Mitspracherecht bei dieser Angelegenheit gewährt wird. Die Aussagen des Elternverbands sind ziemlich schockierend. Denn eines scheint der Verband zu vergessen: Der Bundeswehr fehlt es an Soldat:innen und die Besuche des Militärs werden nicht ohne Hintergedanken durchgeführt. Zum Glück betrifft dies nicht alle Eltern.

Bettina Stark-Watzinger (FDP), Bundesministerin für Bildung und Forschung, spricht sich klar für die Bundeswehrbesuche an Schulen aus. Für die Ministerin gehört Zivilschutz in die Schule, um die Jugendlichen für den Kriegsfall vorzubereiten. Autofahren ist ihnen noch untersagt, da sie zu jung sind, für den Krieg haben sie wohl schon das richtige Alter. Vielleicht sollte sich eine Ministerin, die weder aus dem Bildungs- und Pädagogikbereich, noch aus dem Militärbereich stammt, ein wenig zurückhalten. 

Eine fragwürdige Herangehensweise schlägt Boris Pistorius (SPD), Bundesminister der Verteidigung, vor. Zum 18. Geburtstag sollen die Jugendlichen in Deutschland von der Regierung ein ganz besonderes Geschenk bekommen: Einen Fragebogen. Dieser soll die Wehrfähigkeit und die Bereitschaft zum Wehrdienst der jungen Leute erfassen. Für Männer ist dieser Fragebogen obligatorisch, für Frauen freiwillig. Einige wehrfähige Jugendliche sollen dann zur Musterung geladen werden. Die  Landesschüler:innenvertretung NRW und der Landesschülerrat Bayern sehen darin einen unverblümten Vorboten einer erneuten Einführung der Wehrpflicht in Deutschland. Liebe Politiker und Politikerinnen, was ist daran so schwer zu verstehen, dass die junge Generation kein Interesse an Krieg hat? Zum Glück unterstützen nicht alle Parteien und nur wenige Politiker und Politikerinnen diese Idee. 

Berufsvorbereitung wird an Schulen teilweise komplett ignoriert; an eine Vorbereitung auf das spätere Leben wird gar nicht erst gedacht, aber die Vorbereitung für den Krieg soll verpflichtend für alle Schüler:innen werden. Als Nachwuchsrekrutierung oder als unterschwelliger Ersatz der Wehrpflicht wäre eine Verpflichtung dieser Praxis ein neuer Tiefpunkt der deutschen Bildungspolitik.

Eine Schule, mit einem bereits stattgefundenen Bundeswehrbesuch, hat sich übrigens nicht zu einem Interview oder einer Umfrage bereit erklärt. Auf die Frage, warum die Schule die Jugendoffizier:innen eingeladen hat, wollte man an den Schulen ebenso wenig eingehen. Der Hintergedanke zu der Einladung des militärischen Besuchs konnte sich daher nicht erschließen. 

Abwendung des Besuchs der Bundeswehr 

In einigen deutschen Bundesländern ist die Teilnahme der Schüler:innen bei den Besuchen der Jugendoffizier:innen verpflichtend. Oft widerspricht dies den Wertvorstellungen der Lernenden, der Lehrkräfte oder denen der Eltern. Einem anberaumtem Besuch der Bundeswehr kann jedoch auch entgegengewirkt werden. Der Verein “Schulfrei für die Bundeswehr. Lernen für den Frieden” hat diesbezüglich einige Empfehlungen zusammengefasst. Da die Schulen die Jugendoffizier:innen selbst einladen, sollten Betroffene mit der jeweiligen Lehrkraft oder der Schulleitung sprechen, eine Diskussion im Unterricht bietet sich an. Der Termin kann selbstverständlich ohne Probleme abgesagt werden. Sollte der Besuch feststehen und keine Abwendung mehr möglich sein, können Menschen von Friedensgruppen oder antimilitaristischen Gruppen behilflich sein. Falls sich jedoch ein Großteil der Klasse für den Besuch ausspricht, ist ein Rückzug leider nicht mehr möglich. Aber selbst wenn sich die Klasse gemeinsam gegen einen Besuch der Bundeswehr ausspricht, können Lehrkräfte und Schulen den Werbezug der Bundeswehr trotzdem durchführen lassen. 

Aufrüstung und Soldatensuche bei denen, die noch ihre Zukunft vor sich haben 

Paul Hardcastles Welthit “19” aus dem Jahr 1985 enthält Passagen einer Dokumentation, in der ein Veteran und ein Erzähler über den Vietnamkrieg berichten. Das Durchschnittsalter der Soldat:innen im Vietnamkrieg lag bei 19 Jahren, viele haben bis heute mit den physischen und psychischen Folgen zu kämpfen, viele kehrten nicht wieder heim. Soll unseren Jugendlichen das Gleiche erblühen? Sollte nicht mehr Zeit in den Erhalt und die Wiederkehr des Friedens als in die Rüstung und Anwerbung von Soldat:innen gesteckt werden? Ein Wunschgedanke.

Individuelle Förderung im Unterricht: Wie Teachino Lehrkräfte unterstützt

Teachino unterstützt Lehrkräfte dabei, die individuellen Bedürfnisse ihrer Schüler zu berücksichtigen, indem die KI-Assistenz Thena maßgeschneiderte Lernmaterialien und Funktionen wie Textvereinfachung, Übersetzung und differenzierte Aufgaben bereitstellt.
Von
Redaktion
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September 2024
13.9.2024
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In der heutigen Bildungslandschaft stehen Lehrkräfte immer mehr vor der Herausforderung, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Schüler:innen einzugehen. Jede Klasse ist einzigartig, und jede Schülerin und jeder Schüler hat individuelle Stärken, Schwächen und Voraussetzungen. 

Diese Vielfalt erfordert einen differenzierten Unterricht. Differenzierung bezieht sich dabei auf die Anpassung des Unterrichts an die individuellen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Lernvoraussetzungen der Schüler:innen. Lehrkräfte setzen verschiedene Methoden, Materialien und Aufgaben ein, um allen Lernenden gerecht zu werden, unabhängig von ihrem Leistungsniveau. Ziel ist es, jedem Kind optimale Lernchancen zu bieten und es bestmöglich zu fördern. Dies ist jedoch eine Aufgabe, die oft mehr verlangt als das klassische Lehrbuch. Genau hier setzt die durch Künstliche Intelligenz (KI) angetriebene Assistenz von Teachino an. 

Die Herausforderung der Differenzierung 

Die Diversität der Schüler:innen ist eine der größten Herausforderungen in der pädagogischen Praxis. Eine bekannte Karikatur von Hans Traxler aus den 1970er Jahren verdeutlicht auf humorvolle Weise, dass nicht alle Schüler:innen die gleichen Voraussetzungen mitbringen. Diese Realität macht es notwendig, Unterrichtsmaterialien zu erstellen, die den individuellen Bedürfnissen gerecht werden. Doch die Erstellung solchen Materials ist zeitaufwendig und im Lehrer:innen-Alltag kaum zu bewältigen. 

(Quelle: Hans Traxler, aus der Zeitschrift: betrifft: erziehen, Juli-Ausgabe 1975)

Diese Herausforderung gab es in einem anderen Ausmaß auch schon vor 50 Jahren. Im Gegensatz zu damals haben Lehrkräfte heute jedoch Zugriff auf innovative technologische Entwicklungen, die sie dabei unterstützen. Eine besonders wertvolle Unterstützung bietet dabei die Künstliche Intelligenz.

Maßgeschneiderter Unterricht mit der Künstlicher Intelligenz 

Durch den Einsatz von KI-gestützten Tools können Lehrkräfte differenzierte Lernmaterialien erstellen, die auf die verschiedenen Bedürfnisse ihrer Schüler:innen abgestimmt sind. Ein solches Tool ist Teachino. Das Programm unterstützt Lehrkräften nicht nur bei der Planung und Organisation des Unterrichts hilft, sondern auch bei maßgeschneiderte Lösungen für die individuelle Förderung der Schüler:innen 

Durch den Einsatz von KI-gestützten Funktionen ermöglicht Teachino differenzierten Unterricht, der auf die verschiedenen Bedürfnisse der Schüler:innen abgestimmt ist. So wird die Heterogenität im Klassenzimmer nicht nur bewältigt, sondern aktiv als Chance genutzt, um jede Schülerin und jeden Schüler gezielt zu fördern. 

Die KI-Assistenz von Teachino ganz konkret 

Thena, die KI-Assistenz von Teachino, wurde speziell für den Einsatz im Bildungsbereich entwickelt und unterstützt Lehrkräfte bei der Individualisierung ihres Unterrichts. Durch das Hinterlegen von Lehrplänen, den Zugriff auf bereits geplante Stunden sowie das Alter der Schüler:innen, generiert Thena besonders passgenaue Ergebnisse, die den Bedürfnissen der Schüler:innen entsprechen. Darüber hinaus kann die KI-Assistenz einzelne Inhalte weiter differenzieren. 

Einige Beispiele, wie Thena zur Differenzierung im Unterricht eingesetzt werden kann: 

  • Textvereinfachung: Komplexe Texte können auf verschiedene Schwierigkeitsgrade angepasst werden, was besonders hilfreich für Schüler:innen mit  Lese-Rechtschreib-Schwäche oder für diejenigen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. 
  • Übersetzung von Texten: Thena ermöglicht außerdem die Übersetzung von Texten in verschiedene Sprachen, um beispielsweise Schüler:innen mit anderer Muttersprache weiter zu unterstützen. 
  • Vorlesen von Texten: Teachino bietet zudem eine Vorlesefunktion, die Schülern:innen mit Seh- oder Leseschwierigkeiten Hilfe leisten kann. Dies soll Barrierefreiheit fördern sowie auditive Lerntypen unterstützen. 
  • Erstellung von Glossaren: Lehrkräfte können automatisch Glossare erstellen lassen, die den Schülern als Lernhilfe dienen. 
  • Differenzierte Aufgaben: Thena generiert z.B. offene Fragen in verschiedenen Anforderungsniveaus, um sowohl schwächere als auch stärkere Schüler:innen zu fördern. 

Diese Funktionen machen deutlich, wie Thena den Unterricht nicht nur differenziert, sondern auch für jede Schülerin und jeden Schüler zugänglich und verständlich gestaltet. Kira von Teachino zeigt, wie diese Funktionen in der Praxis angewendet werden können:

Integration in den Unterrichtsalltag 

Neben der individuellen Förderung durch die KI-Assistenz Thena bietet Teachino noch viele weitere Funktionen, die den Unterrichtsalltag erleichtern. Die KI-Assistenz ist nahtlos in die Umgebung von Teachino integriert. Lehrkräfte können ihren gesamten Unterricht vorbereiten, planen und organisieren. Inhalte lassen sich per Mausklick mit den Schüler:innen oder Kolleg:innen teilen und in Folgejahren oder Parallelklassen einfach wiederverwenden. 

Smarte Integrationen, beispielsweise mit dem Stundenplan und Klassenbuch von WebUntis sowie Microsoft Teams, Microsoft OneNote und OneDrive erleichtern die Unterrichtsvorbereitung zusätzlich und sparen wertvolle Zeit. Die Programme können  dabei in wenigen Klicks verknüpft werden und ermöglichen dann zum Beispiel das automatische Befüllen des Klassenbuchs, einen tagesaktuellen Stundenplan, automatisches Anzeigen von Vertretungsstunden und vieles mehr.

Bildunterschrift: Teachino verzahnt die einzelnen Teilbereiche des Schulalltags smart miteinander, um sich so ideal in den Arbeitsalltag der Lehrer:innen zu integrieren. (Quelle: Teachino)

Die Zukunft des Unterrichts 

Die Integration von Künstlicher Intelligenz in den Bildungsbereich markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung eines Unterrichts, der auf die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler zugeschnittenen ist. Teachino und die KI-Assistenz Thena helfen, die Heterogenität im Klassenzimmer nicht als Herausforderung, sondern als Chance zu nutzen. Lehrkräfte können sich statt aufwendiger Vorbereitung auf das Wesentliche konzentrieren: die gezielte Förderung jeder einzelnen Schülerin und jedes einzelnen Schülers. 

Interessiert? Registriere dich hier und teste Teachino 7 Tage kostenlos aus. 

Wer steht eigentlich hinter Teachino

Gegründet von Stefan Raffeiner in 2022, arbeitet inzwischen ein zehnköpfiges Team an der ständigen Optimierung von Teachino. Das Team besteht aus Bildungsenthusiasten, aktiven sowie ehemaligen Lehrkräften. Zudem holt sich Teachino regelmäßig externe Hilfe durch aktive Lehrkräfte ins Team und sorgt so für einen großen Fokus auf die Arbeitspraxis und Bedürfnisse von Lehrkräften.

Ganztagsschulverband zur Ifo Umfrage: Befriedigend ist ungenügend

Der Ganztagsschulverband fordert angesichts des ifo Bildungsbarometers eine gezielte Förderung von Ganztagsschulen, um die Bildungsqualität zu steigern. Besonders angesichts des Lehrkräftemangels müsse dringend investiert werden.
Von
Redaktion
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September 2024
13.9.2024
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Den Ganztag gezielt ausbauen – Qualität sichern

10.09.2024. „Befriedigend ist ungenügend“, kommentiert Eva Reiter, die Vorsitzende des Ganztagsschulverbandes e.V., die heute vorgelegten Ergebnisse des ifo Bildungsbarometers. Dieses hatte knapp 10.000 Bürgerinnen und Bürger zum elften Mal nach ihrer Einschätzung des Bildungssystems in Deutschland befragt. In der repräsentativen Umfrage, die erstmals eine Auswertung auf Länderebene ermöglicht, schnitt Bayern, gefolgt von Hamburg und Sachsen am besten ab. Im Durchschnitt kamen die Länder auf ein „befriedigend“. Besonders schlecht fielen die Ergebnisse in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Bremen aus. In Bremen verteilten 45 Prozent der Befragten lediglich ein ausreichend, mangelhaft oder ungenügend.

Als einen Lösungsansatz stuft laut ifo Bildungsbarometer eine Mehrheit den Ganztag an deutschen Schulen ein. 52 Prozent der Befragten befürworten ein Ganztagssystem bis 15 Uhr. „Es besteht Handlungsbedarf.“, sagt Eva Reiter, insbesondere mit Blick auf den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab 2026. „Wenn die überwiegende Zahl der Eltern bereit ist für die gebundene Ganztagsschule, muss die Politik das aufgreifen. Bund und Länder sind gefordert, zügig dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken und attraktive Ausbildungsangebote für Fachkräfte im Ganztag zu entwickeln. Wer einen qualitativ hochwertigen Ganztag möchte, muss investieren. Eine Billigvariante darf es nicht geben!“, legt sich die Vorsitzende des Ganztagsschulverbandes fest.

Über den Ganztagsschulverband

Der Ganztagsschulverband setzt sich als Fachverband und Interessenvertretung auf Bundes- und Länderebene für die Etablierung und Weiterentwicklung von ganztägig arbeitenden Schulen in Deutschland ein. Seine Mitglieder sind Schulen, Hochschulen, Akteure aus Bildungspolitik und -verwaltung, Vereine und Verbände, Einzelpersonen aller Professionen sowie am Ganztag Beteiligte und Interessierte. Er bietet Vernetzung, Informationen, Ideen und Beratung.

GEW: In bessere Qualität der Bildung investieren!

Die GEW fordert angesichts der OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2024“ mehr Investitionen in die Qualität der Bildung, besonders in den ersten Bildungsjahren und beim Übergang von Schule zur Ausbildung, um Chancengleichheit zu fördern.
Von
Redaktion
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September 2024
12.9.2024
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Bildungsgewerkschaft zu OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2024“

Frankfurt a.M., 10.09.2024 – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat mit Blick auf die Ergebnisse der Studie „Bildung auf einen Blick 2024“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) angemahnt, mehr Geld gezielt in eine bessere Qualität der Bildung zu investieren. Insbesondere seien zusätzliche Mittel und Reformen in den ersten Bildungsjahren sowie für den Übergang der jungen Menschen von der Schule in die Ausbildung notwendig. „Junge Menschen ohne einen Sekundar-II-Abschluss haben deutlich schlechtere Chancen, im Beruf Fuß zu fassen, und werden zudem wesentlich schlechter bezahlt als Menschen mit Sekundar-II-Abschluss oder Berufsausbildung“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern am Dienstag in Frankfurt a.M.

Sie machte deutlich, dass der steigende Anteil junger Erwachsener in Deutschland mit sehr niedrigem und sehr hohem Bildungsniveau zunehmend zu einer Polarisierung führe. „Die Schere klafft immer weiter auseinander. Während uns die stetig steigende Zahl der Hochschulabschlüsse freut, macht der wachsende Anteil junger Erwachsener ohne Berufsabschluss große Sorgen. Diesen jungen Leuten werden Lebens- und Berufsperspektiven genommen, sie haben wenig Teilhabechancen in der Gesellschaft. Deshalb braucht es gute Bildung von Anfang an“, betonte Finnern. „In Kitas und Schulen benötigen wir mehr gute Fach- und Lehrkräfte für ein qualitativ hochwertiges Bildungsangebot. Sonst verschärft der dramatische Fachkräftemangel die soziale Spaltung weiter, statt dass Bildung für mehr Chancengleichheit sorgt. Das Startchancenprogramm von Bund und Ländern ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Es muss ausgebaut, besser finanziert und verstetigt werden, sonst erreicht es zu wenige der Kinder, die dringend unterstützt werden müssen.“

ifo Bildungsbarometer: Bremer unzufrieden

Das neue Bildungsbarometer des ifo Instituts zeigt eine hohe Unzufriedenheit mit der Schule und der Bildungspolitik in Bremen. Bundesweit lag die Bewertung eher im mittelmäßigen Bereich. Der Wunsch nach Investitionen und Reformen ist überall groß.
Von
Albert Koch
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September 2024
12.9.2024
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München / Bremen. Die Menschen in Bremen sind im deutschen Vergleich am unzufriedensten mit ihrem Bildungssystem. Das zeigt das Bildungsbarometer des ifo Instituts, eine bundesweite repräsentative Meinungsumfrage zu diversen Bildungsthemen, die das Münchner Institut von April bis Juni 2024 durchgeführt hat. Diesen Dienstag veröffentlichte es die Ergebnisse. Befragt wurden 9.739 Menschen im Alter von 18 bis 69 Jahren, 476 davon in Bremen.

Bremens Schulen schneiden am schlechtesten ab

Auf die Aufforderung hin, den Zustand der Schulen im eigenen Bundesland mit einer Schulnote zu bewerten, vergaben 26 Prozent der Bremer:innen die Note Vier, 19 Prozent von ihnen die Note Fünf oder Sechs. Im deutschen Durchschnitt bewerteten 17 Prozent der Befragten ihre Schulen mit einer Vier und gerade einmal acht Prozent mit einer Fünf oder Sechs, in Bayern waren es je zwölf und sechs Prozent. Mit dem höchsten Anteil an Befragten, welche die schlechtesten Noten vergaben, bildet Bremen auch mit seiner Durchschnittsnote von 3,5 das Schlusslicht und weist somit die unzufriedensten Teilnehmer:innen der Umfrage auf. Die beste Durchschnittsnote erhielten die Schulen in Bayern mit einer 2,77, gefolgt von Hamburg und Sachsen mit einer 2,92 und einer 2,94. Deutschlandweit empfinden die Befragten den Zustand ihrer Schulen also hauptsächlich als befriedigend.

Auffällig schlecht bewerteten die Bremer:innen ihre Schulen. Allgemein fiel die Bewertung eher mittelmäßig aus. (Quelle: ifo Institut)

Bildungspolitik hat noch schlechteres Ansehen

In der Umfrage hat man die Teilnehmer:innen ebenfalls gebeten, die Bildungspolitik ihres Bundeslandes auf gleiche Weise mit einer Note zu versehen. Insgesamt fiel diese Bewertung negativer aus als die der Schulen selbst, was darauf hindeutet, dass die Befragten die Probleme des Bildungssystems vor allem in der Politik verorten. Auch hier waren die Anteile der schlechten Zensuren in Bremen deutlich höher als anderswo. Mehr als die Hälfte der Bremer:innen gaben der Bildungspolitik des Stadtstaats eine schlechtere Note als Drei: 30 Prozent entschieden sich für eine Vier, 28 Prozent vergaben eine Fünf oder Sechs. Dies übertrifft den Bundesdurchschnitt von je 23 und 12 Prozent deutlich.

Die Bildungspolitik bewerteten die Befragten insgesamt schlechter. Besonders unzufrieden zeigten sich erneut die Bremer:innen. (Quelle: ifo Institut)

Einhelliger Wunsch: Höhere Investitionen und Bildungsreformen

Erwartungsgemäß hoch ist bundesweit die Zustimmung zu der Aussage, dass mehr in die Bildung investiert werden sollte. In Deutschland wünschten sich dies 78 Prozent der Teilnehmer:innen, in Bremen 83 Prozent. Am weitesten vorne liegen in dieser Frage die drei ostdeutschen Bundesländer Brandenburg (87 Prozent), Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern (beide 85 Prozent). Unter den westdeutschen Bundesländern ist demnach der Wunsch nach höheren Ausgaben in Bremen sowie in Schleswig-Holstein am größten.

Zu allen sieben Reformvorschlägen, welche in der Umfrage vorgelegt wurden, zeigten sich die Befragten überwiegend bejahend. In den meisten Fällen waren die Zustimmungsraten zu den Vorschlägen unter den Bundesländern recht gleich. Die größte Bestätigung erhielten Maßnahmen zur Früherkennung besonderer Bedürfnisse der Schüler:innen: Jährliche, standardisierte Tests zur Ermittlung von Förderbedarfsfällen erhielten eine Zustimmung von 84 Prozent, verpflichtende Sprachtests für Kinder im Alter von vier Jahren, gegebenenfalls mit anschließendem Deutschunterricht, eine Bestätigung von 82 Prozent. Die Forderung nach einem einheitlichen Ganztagsangebot bis 15 Uhr stieß auf verhältnismäßig gemischte Gefühle und konnte bundesweit nur eine Zustimmung von 52 Prozent erzielen. Vor allem in den Stadtstaaten war dieser Vorschlag allerdings beliebt und wurde in Bremen von 56 Prozent der Befragten gefordert, was das Bundesland in dieser Hinsicht auf den sechsten Platz befördert. In Berlin und Hamburg stimmten diesem Vorschlag sogar jeweils 60 und 64 Prozent zu.

ifo Bildungsexpertin: “Reformvorschläge mehrheitsfähig”

Die Studie des ifo Instituts bleibt eine Meinungsumfrage und bildet die allgemeine Wahrnehmung der Bildungssysteme in den einzelnen Bundesländern unter den Erwachsenen möglichst repräsentativ ab. Die stellvertretende Leiterin des ifo Zentrums für Bildungsökonomie, Katharina Werner, die zu den Autor:innen der Umfrage gehört, betonte in einer Pressemitteilung, dass die Ergebnisse ergänzend zu Leistungstests, welche das echte Bildungsniveau der Schüler:innen darstellen können, gesehen werden müssen. Die Ko-Autorin Vera Freundl hob hervor, dass “viele Reformvorschläge zur Stärkung der Basiskompetenzen mehrheitsfähig” seien. Auf diese Weise dient das Bildungsbarometer als Bestätigung für konkrete Verbesserungsvorschläge, die vor dem Hintergrund einer starken Unzufriedenheit unter den Befragten für die Politik relevant sein dürften.

Bildungssenatorin: “deutlicher kommunizieren”

Die Zustimmung zur Idee, ein tägliches 20-minütiges Lesetraining in die Grundschulbildung einzubauen, stieß in ganz Deutschland auf eine gleichmäßige Zustimmung und wurde auch von 76 Prozent der Bremer:innen gewünscht. Ein vergleichbares Programm existiert in Bremen allerdings bereits. Die Bildungssenatorin des Stadtstaats, Sascha Karolin Aulepp (SPD), zog daraus gegenüber dem Sender Buten un Binnen den Schluss, dass man “das auch noch einmal deutlicher kommunizieren” müsse, wenn Reformideen bereits umgesetzt würden.

Zustand an Bremer Schulen

Die auffällig negative Auffassung des Zustands der Schulen und des Bildungssystems in Bremen unter den Befragten bestätigt, was in der öffentlichen Diskussion schon länger eine signifikante Rolle spielt. Wie zuletzt der INSM-Bildungsmonitor zeigte, ist die Bildung in Bremen in vielen Punkten von Problemen betroffen (Lehrer-News berichtete). Die Studie untersucht diverse Indikatoren des Bildungsniveaus in verschiedenen Handlungsfeldern von Bildungsarmut über Migration bis Internationalisierung. Auch hier gab Bremen ein schlechtes Bild ab und belegte den letzten Platz. Beim IQB-Bildungstrend der Berliner Humboldt-Universität, der Basiskompetenzen unter Neuntklässler:innen im Jahr 2022 bundesweit untersuchte, schnitten Bremer Schüler:innen im Fach Deutsch mit Abstand am schlechtesten ab. 46,8 Prozent unter ihnen erfüllten nicht den Mindeststandard.

Schwierigkeiten bei der Vermittlung von Basiskompetenzen werden in Bremen auch durch die Frustration deutlich, die viele Eltern von Grundschulkindern offenbar spüren. In einer öffentlichkeitswirksamen Aktion luden Eltern der Schule an der Gete im Juni dieses Jahres einen Haufen blauer Briefe, in Anlehnung an die einstige Farbe der schulischen Mahnbriefe, beim Bremer Rathaus ab. In diesen Briefen schilderten sie ihre Sorgen angesichts des erhöhten Unterrichtsausfalls und den resultierenden Lücken im Lernprozess ihrer Kinder.

 

Als allgemeine Meinungsumfrage repräsentiert das ifo Bildungsbarometer die Gemütslage in der breiten Bevölkerung, was Bildungsthemen betrifft. Obwohl daraus kein tatsächlicher Zustand an deutschen Schulen abgeleitet werden kann, sind die Ergebnisse symptomatisch für zunehmende Sorgen und Unzufriedenheit über das Bildungsniveau in Deutschland. Die herausragend negative Auffassung in Bremen deckt sich mit einem Trend, der in diversen Erhebungen und Presseberichten hervortritt und ein absteigendes Niveau vor allem der Basiskompetenzen im Bundesland feststellen lässt.

Elternnachricht.de: Digitale Kommunikation als Schlüssel zur effektiven Schulorganisation

Elternnachricht.de vereinfacht die Schulkommunikation durch eine sichere, digitale Plattform, die Zeit spart und Eltern besser in das Schulleben integriert. Schulen profitieren von einer modernen Organisation, die höchsten Datenschutz gewährleistet.
Von
Redaktion
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September 2024
12.9.2024
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Die Digitalisierung ist längst in unserer Bildungslandschaft angekommen, doch allzu oft bleibt ausgerechnet die Kommunikation zwischen Schule und Eltern hinter den technischen Möglichkeiten zurück. Genau hier setzt das Tool Elternnachricht.de an, das sich als ein leistungsfähiges Kommunikationswerkzeug etabliert hat, um den Austausch zwischen euch – den Lehrkräften - und Eltern schneller und einfacher zu gestalten.

Herausforderungen traditioneller Schulkommunikation

In vielen Schulen in Deutschland läuft die Kommunikation mit Eltern noch immer über traditionelle Wege. Einladungen zu Elternabenden, Informationen über Schulprojekte und die Rückmeldungen werden häufig per Brief oder über unübersichtliche E-Mail-Verteiler versandt. Das Resultat: Briefe gehen verloren, E-Mails werden übersehen und wichtige Informationen erreichen die Eltern nicht rechtzeitig.

Zudem gestaltet sich die Kommunikation für Lehrkräfte aufwendig und zeitintensiv. Jeder Brief muss ausgedruckt, verteilt und die Rückmeldungen manuell erfasst werden. In Zeiten, in denen die digitale Transformation Schulen vor neue Herausforderungen stellt, wird deutlich, dass es an effizienten, sicheren und benutzerfreundlichen Lösungen mangelt, die euren Arbeitsalltag und die Teilhabe von Eltern am Schulleben verbessern können.

Elternnachricht.de: Eine zeitgemäße Lösung

Elternnachricht.de bietet eine Plattform, die die Kommunikation zwischen Schulen und Eltern vereinfacht und an die Erfordernisse des digitalen Zeitalters anpasst. Die zentrale Idee hinter dem Tool ist die Schaffung eines sicheren und einfachen Kommunikationskanals, der die bisherigen Methoden ablöst, alle Beteiligten transparent in den Schulalltag einbindet und Informationen in strukturierter und übersichtlicher Form zur Verfügung stellt.

Einfache Bedienung und breite Anwendung

Eines der bemerkenswerten Merkmale von Elternnachricht.de ist die einfache Handhabung. Ihr könnt mit wenigen Klicks Nachrichten an die Eltern einer Klasse oder sogar einer ganzen Schule versenden. Ob es sich um eine kurzfristige Änderung im Stundenplan, eine Einladung zum Elternabend oder wichtige Hinweise zu einer anstehenden Klassenfahrt handelt – alle relevanten Informationen erreichen direkt und zeitnah die Eltern.

Eltern können so mitmachen, wie es ihnen möglich ist: per App mit Login/Konto oder einfach mit einer E-Mail-Adresse. Sollte man ausnahmsweise noch auf das Papier zurückgreifen müssen, bietet Elternnachricht ebenfalls eine praktische Funktion. Die Plattform ermöglicht es zudem, dass Eltern direkt auf Nachrichten antworten oder Bestätigungen über gelesene Nachrichten senden können. Dies erleichtert den Rücklauf und gibt euch als Lehrkraft eine unmittelbare Rückmeldung über den Status der Kommunikation. Praktische Funktionen wie eine Übersetzungsmöglichkeit erleichtern den Zugang zur gesamten Elternschaft und verbessern die Kommunikation.

Automatische Auswertung und übersichtliche Darstellung des Rücklaufs (Quelle: Elternnachricht.de)

Sicherheit und Datenschutz

Ein weiteres zentrales Argument für die Nutzung von Elternnachricht.de ist das hohe Sicherheitsniveau. In einer Zeit, in der der Datenschutz ein zentrales Anliegen darstellt, erfüllt die Plattform sämtliche Anforderungen der DSGVO. Alle Daten werden verschlüsselt übertragen und die Server befinden sich ausschließlich in Deutschland. Schulen haben zudem die Möglichkeit, auf verschiedenen Ebenen Zugriffsrechte zu vergeben, sodass nur berechtigte Personen auf Informationen zugreifen können, was zusätzliche Sicherheit gibt.

Die Vorteile auf einen Blick

Elternnachricht.de bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die sowohl für Schulen als auch für Eltern von großer Bedeutung sind:

  • Zeitersparnis: Die Kommunikation wird stark vereinfacht, was euch wertvolle Zeit spart und den organisatorischen Aufwand minimiert.
  • Schnelligkeit: Informationen können in Echtzeit geteilt werden, was insbesondere bei kurzfristigen Änderungen für euch von großem Nutzen ist.
  • Erhöhte Teilhabe: Eltern werden besser in das Schulleben integriert, da sie alle relevanten Informationen direkt erhalten und darauf reagieren können.
  • Datensicherheit: Durch die Einhaltung höchster Datenschutzstandards wird die Sicherheit aller Informationen gewährleistet.
  • Nachhaltigkeit: Der Verzicht auf Papier spart Ressourcen und ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Schulorganisation.

Hier findet ihr eine Übersicht über alle Funktionen und Vorteile von Elternnachricht.de.

Automatische Verteilung von Terminen für z.B. Elternsprechtage oder Entwicklungsgespräche (Quelle: Elternnachricht.de)

Herausforderungen und Perspektiven

Wie bei jeder neuen Technologie gibt es Herausforderungen, die bewältigt werden müssen. Ein zentraler Punkt ist die Akzeptanz im Kollegium und bei den Eltern. Gerade in Schulen, in denen der digitale Wandel noch nicht weit fortgeschritten ist, kann die Einführung eines solchen Tools zunächst auf Widerstand stoßen. Hier ist es wichtig, Schulungen anzubieten und den Nutzen klar zu kommunizieren. Elternnachricht bietet für diesen Zweck interne Fortbildungen und umfangreiches Informationsmaterial an.

Manchmal kann die technische Ausstattung von Eltern eine Hürde darstellen. Nicht alle Familien verfügen über die nötige Hardware oder Internetzugang. Dank eines 3-stufigen Modells können Eltern schon unter Angabe einer E-Mail-Adresse die Grundfunktionen bei Elternnachricht.de nutzen. Selbstverständlich besteht auch die Möglichkeit einer Registrierung und die Nutzung der umfassenden und praktischen App für iOS und Android.

Eine Innovation mit Zukunft

In einer zunehmend digitalisierten Welt ist es unerlässlich, dass auch eure Schule ihre Kommunikationswege anpasst und optimiert. Elternnachricht.de bietet eine leistungsfähige Lösung, die sowohl den administrativen Aufwand für euch reduziert als auch die Teilhabe der Eltern am Schulleben verbessert. Mit Elternnachricht.de könnt ihr jegliche Kommunikation zwischen Schule und Eltern nachhaltig verbessern und damit einen wichtigen Beitrag zur Digitalisierung des Bildungswesens leisten, aber auch euren ganz persönlichen Arbeitsalltag deutlich verbessern.

Unser Tipp: Selbst ausprobieren und überzeugen

Elternnachricht.de kann 3 Monate kostenlos und ohne automatische Verlängerung in vollem Umfang ausprobiert werden. Je nach Anforderung schalten wir alle oder ausgewählte Module unseres Portfolios frei. Es können sowohl einzelne Lehrkräfte, Jahrgangsstufen oder auch ganze Schulen die Testphase zum Kennenlernen nutzen. Zusätzlich unterstützen wir schon während der kostenlosen Testphase mit unserem persönlichen Support, umfangreichem Informationsmaterial und der Möglichkeit von Online-Fortbildungen. Unser Tipp: Einfach mal ausprobieren!

DPhV mahnt Maßnahmen zur Entlastung an: OECD-Studie zeigt hohe Arbeitszeitbelastung von Oberstufenlehrkräften

Der Deutsche Philologenverband fordert angesichts der OECD-Studie 2024 spürbare Entlastungen für deutsche Lehrkräfte, die international das dritthöchste Arbeitspensum haben und weit über dem OECD-Durchschnitt liegen.
Von
Redaktion
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September 2024
11.9.2024
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10. September 2024. Angesichts der heute veröffentlichten OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2024“ verweist der Deutsche Philologenverband (DPhV) auf die hohen Belastungen deutscher (Oberstufen-)Lehrkräfte und fordert endlich spürbare Entlastungen.

Laut OECD-Studie[1] (S. 413) haben diese Lehrkräfte in Deutschland im internationalen Ranking das dritthöchste Arbeitspensum zu absolvieren (hinter Chile und der Schweiz). Damit liegen sie weit über dem OECD-Schnitt.

DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Es wird in der öffentlichen Diskussion in Deutschland immer wieder übersehen, welch gewaltigen Einsatz deutsche Lehrkräfte täglich erbringen, eben auch weil sie so viel Zeit für außerunterrichtliche Tätigkeiten aufwenden müssen. Das fällt im internationalen Vergleich besonders auf. Es ist im Übrigen schade, dass die OECD diesen Teil ihrer Daten nicht prominenter kommuniziert. Von einer angemessenen Balance zwischen Arbeits- und Privatleben kann bei deutschen Lehrkräften jedenfalls nicht die Rede sein!“

Auch die Gehälter der deutschen Lehrkräfte sind im internationalen Vergleich inflationsbereinigt zwischen 2015 und 2023 nur um 1 Prozent gestiegen. Das liegt unter dem OECD-Durchschnitt von 4 Prozent und hinter Ländern wie Australien, Österreich oder Südkorea. Schon die diesbezügliche OECD-Studie von 2023 wies auf zu wenig Beförderungsämter für Lehrkräfte hin. Für den Bildungsbereich insgesamt ist in Deutschland zwar eine Steigerung der Ausgaben von 4,2 auf 4,6 Prozentanteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu verzeichnen. Jedoch liegt dieser Anteil nach wie vor unter dem OECD-Durchschnitt von 4,9 Prozent des BIP.

Die Studie lenkt zudem den Blick auf die frühkindliche Bildung, der mehr Aufmerksamkeit und eine vergleichsweise hohe Steigerung der bereitgestellten öffentlichen Mittel in den Jahren von 2015 bis 2021 zuteilwurde. Hier fordert Lin-Klitzing, die vorschulische Bildung konsequent bei den Kultusministerien und nicht wie bisher beim Familienministerium anzusiedeln: „Wir brauchen nach Eingangsuntersuchungen der Kinder im Alter von 4 ½ Jahren in jedem Bundesland eine diagnoseindizierte vorschulische verbindliche (Sprach-)Förderung, damit die Kompensation von Benachteiligungen, z.B. im Spracherwerb der Kinder, nicht erst und zu spät mit der Schule beginnen kann.“

[1] OECD-Indikatoren: Bildung auf einen Blick  (2024)

Bildung auf einen Blick 2024. OECD-Indikatoren (oecd-ilibrary.org)

Politik hautnah: Diese fünf Filme bereichern euren Politikunterricht

Ob für die letzte Stunde vor den Ferien, in Vertretungsstunden oder als Einführung in ein neues Thema: Filme lassen sich durch ihre immersive Wirkung gut in den Unterricht integrieren. Diese fünf Filme eignen sich besonders gut für euren Politikunterricht!
Von
Lea Reuß
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September 2024
11.9.2024
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Ob in Vertretungsstunden, der letzten Stunde vor den Ferien oder als Einstieg in ein neues Thema: Filme sind mehr als nur Lückenfüller. Sie ziehen in den Bann, berühren emotional und stärken das Verständnis für andere Sichtweisen, Gefühle und Meinungen. Dadurch bietet sich der Einsatz von Filmen ganz besonders für den Politik- oder Sozialkundeunterricht an, denn Schüler:innen haben die Möglichkeit, ihr Wissen über politische Ereignisse und gesellschaftliche Probleme immersiv zu vertiefen und ein reflektierteres Weltbild zu entwickeln. Diese nachfolgenden Filme bereichern euren Politikunterricht durch die Thematisierung politischer Skandale und gesellschaftlicher Probleme. 

Die Geldwäscherei (2019) 

“Die Geldwäscherei” zeigt die Wirkungsweise von Korruption und Gier auf humoristische Weise. (Quelle: Netflix)

Die durch ein Datenleck veröffentlichten Panama-Papers und die dahinter stehenden Persönlichkeiten, Offshore-Bankkonten und Briefkastenfirmen werden in der Politiksatire “Die Geldwäscherei” aus dem Jahr 2019 behandelt. Mit Meryl Streep, Antonio Banderas und Gary Oldman in den Hauptrollen wird das Publikum auf eine Reise durch die Welt der Superreichen, Moguln und korrupten Politiker:innen mitgenommen. Drei verschiedene Handlungsstränge führen zu den beiden Strippenziehern des Steuer- und Geldwäscheskandals und Briefkastenfirmen, welche nur auf Papier existieren. So kommt Ellen Martin dem Skandal auf die Spur, als sie versucht, Entschädigungszahlungen einer Versicherungsfirma einzufordern. Auch ein spannender Exkurs in das schmutzige Geschäft dieser betrügerischen Konzerne ist Teil dieses Filmes. Trotz seiner amüsanten Natur endet der Film mit einem ernsten Appell von Meryl Streep an das Publikum: Betrügerische Firmen, wie die in den Panama Papers offengelegten, bestünden bis heute und müssten durch entsprechende politische Reformen im Finanzbereich in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt werden. Dieser Film zeigt auf, was in der Politik oftmals falsch läuft: Die Verwicklung von Wirtschaft mit politischen Themen. Der Film ist derzeit auf Netflix verfügbar.

Sternstunde ihres Lebens (2014)

In 90 Minuten wird das Publikum in den Kampf für die gesetzliche Gleichberechtigung von Frauen mitgenommen. (Quelle: Das Erste)

“Männer und Frauen sind gleichberechtigt” – diesen Grundsatz kennen wir alle. Doch woher er kommt, wer für ihn gekämpft hat und welche Herausforderungen damit verbunden waren, ist vielen noch unklar. Der deutsche Film “Sternstunde ihres Lebens” versetzt das Publikum in das Jahr 1948 und folgt der Juristin und Abgeordneten Elisabeth Selbert dabei, wie sie im Parlamentarischen Rat für die Niederschrift der Gleichberechtigung von Frauen und Männern im Grundgesetz kämpft. Dabei bleibt sie trotz starkem Widerstand hartnäckig, macht ihren Kampf für die Gleichberechtigung öffentlich und erhält Zuspruch von vielen anderen Frauen. Der Film zeigt euren Schüler:innen, dass Politik und gesellschaftliche Verhältnisse veränderbar sind, wenn man sich aktiv dafür einsetzt. Er verdeutlicht ihnen auch, dass die Grundsätze und Normen, die für uns alle so alltäglich sind, zum Teil hart erkämpft wurden. “Sternstunde ihres Lebens” ist zurzeit auf Apple TV sowie Prime Video verfügbar. 

ARD-Format “RESPEKT”

Das Format “RESPEKT” setzt sich mit vielen politischen und gesellschaftlichen Themen auseinander. (Quelle: ARD-Mediathek)

Seit 2017 produziert die ARD das Format RESPEKT, in dem über Demokratie, Toleranz und natürlich auch Respekt berichtet wird. Dabei werden die verschiedensten Themen behandelt, von Aktivismus über Care-Arbeit bis hin zu Inklusion – in diesem Format findet ihr garantiert einen passenden Einstieg in ein neues Unterrichtsthema. Die kurzen Reportagen bieten einen Überblick über gesellschaftliche und politische Entwicklungen, wobei der Fokus besonders auf Toleranz liegt. Viele der behandelten Themen erleben Schüler:innen möglicherweise selbst in ihrem Alltag, beispielsweise digitale Gewalt, Mobbing oder strukturelle Diskriminierung, sodass sie in der Lage sind, diese Erfahrungen besser zu reflektieren. Die Reportagen haben meist eine Länge von ungefähr 20 Minuten, sodass die Themen im Anschluss noch in einer Schulstunde besprochen werden können. Alle Folgen des Formats findet ihr in der ARD-Mediathek

Selma (2014)

Die Regisseurin Ava DuVernay inszeniert die Biografie von Martin Luther King erstmals filmisch. (Quelle: IMDb)

Der Oscar-nominierte Film “Selma” aus dem Jahr 2014 ist ein amerikanisches Geschichtsdrama, welches sich mit der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung auseinandersetzt. Der Film versetzt eure Schüler:innen in das Amerika der 1960er Jahre und den Kampf um das unbeschränkte Wahlrecht für die schwarze Bevölkerung in den Südstaaten. Um das Wahlrecht für alle im Süden Amerikas durchzusetzen, plant die Bürgerrechtsbewegung unter Martin Luther King mehrere Protestmärsche, unter anderem von der Stadt Selma bis nach Montgomery in Alabama. Der systemische Rassismus in den Vereinigten Staaten zeigt sich dabei durchgängig, da die Benachteiligung und Gewalt gegen die schwarze Bevölkerung durch die örtliche Polizei im Verlauf des Films immer wieder auftaucht und eine zentrale Rolle in der Handlung spielt. Der Film zeigt den Kampf gegen Rassismus und den Widerstand gegen die Bürgerrechtsbewegung eindrucksvoll und bietet euren Schüler:innen einen Einblick in die Geschichte der Vereinigten Staaten unter dem Blickwinkel des institutionellen Rassismus. Auch dieser Film zeigt die Macht des politischen Aktivismus, denn: Am Ende sorgen die Aktivist:innen der Bürgerrechtsbewegung für die Verabschiedung des Voting Rights Act, der Afroamerikaner:innen die Teilnahme an US-Wahlen gewährleistet. Der Film ist bei Apple TV und Prime Video zur Leihe verfügbar. 

Good Bye, Lenin! (2003)

“Good Bye, Lenin!” ist eine humorvolle Auseinandersetzung mit dem Mauerfall. (Quelle: X-Verleih

Zum Schluss noch ein Klassiker: “Good Bye, Lenin!” ist ein preisgekrönter deutscher Spielfilm, der sich auf humoristische Art und Weise mit dem Mauerfall und der Wende beschäftigt. Nachdem die regimetreue Sozialistin Christiane sieht, dass ihr Sohn Alexander Teil einer Demonstration für mehr Freiheit im DDR-Regime ist, fällt sie ins Koma. Neben der amüsanten Gegenüberstellung von sowjetischer und kapitalistischer Kultur und dem verzweifelten Versuch von Alexander, seine Mutter davon zu überzeugen, dass die DDR noch existiert, entwickelt sich auch eine Liebesgeschichte. Der Klassiker ist unter anderem auf Disney+, Netflix und Prime Video verfügbar. 

Ob Frauenrechte, Rassismus oder Korruption: Diese fünf Filme werden eure Schüler:innen in ihren Bann ziehen und garantieren einen spannenden Einstieg in neue Themen des Politikunterrichts. Sie eignen sich ganz besonders dafür, Schüler:innen die Bedeutung des politischen Aktivismus zu vermitteln. Kennt ihr noch weitere Filme oder Serien, welche Schüler:innen für Politik begeistern? Teilt eure Empfehlungen gerne in den Kommentaren!

Verträge mit Treppen und Fenster der Möglichkeiten: Mona Bekteši über Entspannung im Schulalltag

Lehrkräfte sind durch das steigende Arbeitspensum besonders Stress belastet. Mona Bekteši, Yoga- und Achtsamkeitslehrerin, lehrt Referendaren und Lehrkräften in Achtsamkeitskursen wirksame Techniken zur Stressbewältigung und Entspannung im Arbeitsalltag.
Von
Julika Ude
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September 2024
10.9.2024
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Lehrermangel, Überforderung und Burnout-Risiko sind nur einige Stichwörter, die immer häufiger im Zusammenhang mit dem Lehrerberuf fallen. Während das Schulsystem in einer Krise steckt, wird es für Lehrer:innen immer wichtiger, die eigene Gesundheit durch Entspannung und Distanz zum Arbeitsalltag zu schützen. Mona Bekteši lehrt in ihren Fortbildungen, wie das gehen kann.

Sie bildet am Landesinstitut für Schule in Bremen Lehrkräfte in den Fächern Deutsch und Bildungswissenschaften aus und ist zudem auch Yoga- und Achtsamkeitslehrerin. Ihre Yoga-Praxis und der Lehrerberuf verschmelzen in ihren Fortbildungen zu Achtsamkeit und Yoga in der Schule. Erstmals bietet sie am Landesinstitut auch einen referendariatsbegleitenden Achtsamkeitskurs für angehende Lehrkräfte an. In dem lehrt sie, was die Kultusministerkonferenz fordert: Gesundheitserhaltung, Übungen zur Stressbewältigung sowie leicht umsetzbare Techniken zur Entspannung im Lehrerberuf. Im Interview erklärt Bekteši, wie Lehrende und Referendare im Arbeitsalltag von Yoga profitieren können, wo Yoga an Grenzen stößt und gleichzeitig dabei hilft, die ganz eigenen zu setzen – und wie Verträge mit Treppen dabei helfen können, die eigenen Bedürfnisse im Alltag zu spüren.

Lehrer-News: Sie praktizieren seit 20 Jahren Yoga. Wie kamen Sie darauf, Yoga in die Schule zu bringen?

Bekteši: Mit Yoga und Achtsamkeit kann man gut die Emotionen regulieren, man bildet Resilienz aus und übt sich in Selbstfürsorge. Ich habe gemerkt, wie viel Kraft und Stärke, aber auch Ruhe mir Yoga gibt. Deshalb habe ich angefangen, kleine Einheiten in meinen Unterricht einzubauen, um diese positive Erfahrung an Schüler weiterzugeben. Später habe ich, damals an einem Gymnasium in Bremen, eine Yoga-Pause gegeben, an der alle, egal ob Lehrer oder Schüler, teilnehmen konnten. Da habe ich gemerkt, wie gut Yoga auch Lehrern tut. Da war für mich klar, die Praxis auch Referendaren und Lehrkräften weiterzugeben, weil wir einen anstrengenden und fordernden Beruf haben. Da tut es einfach gut, vom Kopf in den Körper zu kommen. Und weil ich auch Referendare ausbilde und das Referendariat ja eine sehr herausfordernde Zeit ist, habe ich auch dort Bedarf gesehen.

Lehrer-News: Sie haben gerade das Arbeitspensum der Lehrkräfte angesprochen. In welchen Momenten ist Achtsamkeit im Arbeitsalltag von Lehrkräften besonders wichtig?

Bekteši: Ich glaube, in jedem Schultag steckt das Potenzial einer großen Überforderung, weil “Lehrer” ein sozialer Beruf ist und man von einer Situation in die nächste hinein stolpert. Man kommt aus dem Klassenzimmer, stellt sich auf 30 Leute ein und dann geht man in die nächste Klasse. Deswegen ist es sinnvoll, im Arbeitsalltag immer wieder kleine Pausen einzubauen. Yoga und Achtsamkeit können auch in besonderen Belastungssituationen helfen, vor einem stressigen Elterngespräch oder auch in der Zeit, wo viele Klassenarbeiten anstehen; in Situationen, in denen es einem aufgrund des Arbeitspensums nicht gelingt, sich selbst zu distanzieren.

Ein wichtiges Prinzip ist: Ich kann nur gut zu anderen sein, wenn ich gut zu mir bin und ein gutes Verhältnis zu mir selbst habe. Deswegen hilft Yoga auch bei Konfliktsituationen mit der Schulleitung oder mit anderen Kollegen, weil man lernt, sich zu regulieren, die Emotionen zu beruhigen und einen konstruktiven Umgang mit Belastungssituation zu finden.

Lehrer-News: Ziele der Achtsamkeit und Yoga sind Verbesserungen der physischen, aber auch der psychischen Gesundheit. Warum ist gerade Yoga geeignet, um die körperliche Gesundheit zu fördern?

Bekteši: Lehrer sind ja Schreibtischtäter und leiden häufig unter Rückenproblemen. Wie viele andere in diesem Land auch, sitzen wir viel am Schreibtisch, sodass auch Schulter- und Nackenbeschwerden oder Probleme im unteren Rücken häufig eine große Rolle spielen. Das Arbeiten mit den Bildschirmen führt zunehmend zu Fehlsichtigkeiten. An diesen verschiedenen Körperstellen kann man mit Yoga gegensteuern, indem man Übungen für spezielle Areale macht.

Lehrer-News: Physische Beschwerden mit Bewegung zu lösen, erscheint logisch. Was macht Yoga so prädestiniert, um die mentale Gesundheit zu fördern?

Bekteši: Vielleicht können wir das ausweiten und nicht nur über Yoga sprechen, sondern Yoga als eine Facette von Achtsamkeit betrachten. Es gibt die psychologisch-medizinische Perspektive, durch die wir wissen, dass wir durch Achtsamkeits- und Atemübungen oder Aktivierungen unseres parasympathischen Nervensystems, Stress und Angst reduzieren können und auf der anderen Seite an Wohlbefinden und Selbstfürsorge zunehmen. Außerdem zeigen Studien, dass wir dadurch an sozialen Kompetenzen zunehmen, weil wir lernen, Emotionen zu regulieren und weil unsere Empathie gesteigert wird. Das betrifft Lehrer und Lehrerinnen untereinander, aber auch den Bereich der Arbeit mit den Schülern. Und dann gibt es im kognitiven Bereich wissenschaftliche Ergebnisse, die eine verbesserte Aufmerksamkeitsregulation und geistige Flexibilität zeigen, das brauchen wir im Lehrerberuf sehr.

Man kann das auch mit anderen Techniken erreichen, aber ich finde Yoga und Achtsamkeit sind so einfach, weil man gar nicht viel braucht. Man hat den Atem in sich, man hat das parasympathische Nervensystem, das man ganz einfach aktivieren kann. Deswegen kann man Achtsamkeit auch in der Schule praktizieren, im Referendariat oder im Auto, an der Kreuzung, oder in einem Gespräch.

Lehrer-News: Sie bieten referendariatsbegleitende Fortbildungen an. Was empfinden Sie als besonders wichtig, angehenden Lehrkräften durch Achtsamkeitspraxis mit auf den Weg zu geben?

Bekteši: In diesen Kursen geht es darum, Entspannungsmomente im Tagesverlauf zu planen und umzusetzen und mithilfe der Yoga- und Achtsamkeitspraxis neue Routinen vor Unterrichtsbesuchen oder auch Prüfungen zu etablieren. Der Kurs soll gerade für Referendare in dieser angstbesetzten Zeit eine Möglichkeit bieten, das Referendariat selbstbestimmt zu gestalten. Ich finde wichtig, dass sie den Umgang mit Herausforderungen lernen, in dem sie Priorisierungen vornehmen können. Referendare stehen vor so vielen Aufgaben und wissen oftmals gar nicht, wo sie anfangen sollen. Durch Achtsamkeitsübungen, Coaching und durch Journaling in diesem Kurs lernen sie Techniken kennen, um das zu sortieren.

Lehrer-News: Stehen Referendare im Vergleich zu Lehrkräften vor einer besonderen Herausforderung, die sie mit Achtsamkeit bewältigen können?

Bekteši: Referendare stehen vor einem Rollenkonflikt: Einerseits sollen sie Lehrer sein und andererseits sind sie Schüler. Sie erleben also einen großen Spagat zwischen Selbst- und Fremdbestimmung und dazwischen verlieren sie sich manchmal. Dem können sie mit Achtsamkeit gegensteuern. Wichtig ist auch die Distanzierung und das Beenden negativer Gedanken. Das finde ich ganz wichtig, weil ich im Laufe meiner Tätigkeit immer wieder feststelle, dass Selbstzweifel und Ängste eine große Rolle spielen. 

Bei Referendaren heißen die Prüfungen die Unterrichts-Praktische-Probe (kurz UPP). Ich nehme die Abkürzung UPP gerne in Fortbildungen und sage aber immer Umschalt- und Planungsprofi, das sind Lehrer. Durch Yoga und Achtsamkeit will ich Referendaren dabei helfen, sich Pausen vorzunehmen, sie zu planen und schließlich wirklich auf Pause umzuschalten.

Lehrer-News: In stressigen Situationen ist es schwierig, so eine Pause zu machen. Gibt es für Lehrkräfte und Referendare, die ihre Fortbildung nicht besuchen können, praktische Yoga-Übungen für die Schule und das Home-Office?

Bekteši: Ich werde wahrscheinlich ab November einen Online-Kurs für angehende Lehrer anbieten, die nicht in Bremen ihr Referendariat absolvieren. Ansonsten, können sie sich vornehmen, wenn sie zu Hause am Rechner sitzen, nach beispielsweise 20 Minuten einfach sechs-, siebenmal durch den Raum zu gehen, oder eine Atemübung zu machen. Zum Beispiel einen Atem-Anker, bei dem sie die Augen schließen und eine Minute versuchen zu spüren, wie sie atmen und wo sie ihren Atem spüren können. Eine weitere Atemübung wäre, dass sie durch die Nase einatmen, in den Bauch, also in ihre Rippen und den Brustkorb und dass sie, wenn sie gestresst sind, doppelt so lange ausatmen. Nach einer gewissen Zeit senkt sich die Herzfrequenz und der Atem wird ruhiger und damit wird das parasympathische Nervensystem aktiviert.

Lehrer-News: Wie können Lehrkräfte und Referendare sichergehen, dass sie im stressigen Alltag beruhigende Übungen nicht vergessen?

Bekteši: Sie können sich vornehmen, jedes Mal, wenn sie zu einem Fenster gucken, eine Fenster-Atmung zu machen, man nennt das die Box-Atmung. Vom unteren linken Fensterrahmen lassen sie ihren Blick zum rechten unteren Fensterrahmen-Bereich schweifen. Dabei atmen sie ein. Und dann halten sie den Atem, während sie mit den Augen von rechts unten nach rechts oben wandern. Von rechts oben nach links oben atmen sie aus. Und danach halten sie die Atemleere und lassen den Blick von links unten nach rechts unten schweifen. Dadurch regulieren sie ihren Atem, führen eine Gleichmäßigkeit herbei und zähmen ihren Geist. Das ist ganz einfach. Es muss kein Fenster sein, aber ich nenne das immer das Fenster der Möglichkeiten: Entweder ich blicke nach draußen in die Welt, oder ich blicke nach innen, wie geht es mir eigentlich?

Dann gibt es die Treppen-Meditation, die Lehrkräfte zum Beispiel im Schulgebäude machen können. Immer, wenn Lehrende eine Treppe sehen, dann schließen sie einen Vertrag mit der Treppe und ihnen selbst, dass sie sich Zeit für sich nehmen. Alles, was ist, ist in Ordnung. Ob sie müde sind oder gereizt oder genervt, es geht darum, das wahrzunehmen. Am Ende der Treppe können sie kurz innehalten und sagen: “Ja, es ist gerade so wie es ist, und gleich ist es vielleicht schon anders.” Denn das ist ja auch die Wahrheit. Die Dinge ändern sich.

Lehrer-News: Diese Tipps bieten tolle Möglichkeiten, Entspannung in den Alltag einzubauen. Sehen Sie auch Grenzen der Yoga-Praxis in Bezug auf die Gesundheit der Lehrkräfte? Wie weit kann Yoga die Gesundheit fördern, wann müssen strukturelle Veränderungen ansetzen?

Bekteši: Wir befinden uns gerade in einer Krise im Schulsystem, es wären strukturelle Weichenstellungen vonnöten. Natürlich muss der Lehrerberuf attraktiver gemacht werden, die Verdichtung der Arbeitszeit muss reduziert werden. Mit Yoga und Achtsamkeit will ich auf jeden Fall nicht die Bildungsbehörden und die Politik entlassen und sagen, wir kümmern uns schon selber darum. Das ist ein häufiger Vorwurf an die Achtsamkeits- und Yoga-Praxis, dass man in einem kranken System die Leute fit macht, weiter zu funktionieren.

Das kann und will die Achtsamkeitspraxis gar nicht erreichen. Aber man kann eine Distanzierung von der Arbeit vornehmen, negative Gedanken beenden, aber eben auch körperliche Verspannungen lindern. Man kann aber durch Achtsamkeitspraxis auch erkennen: Jetzt ist Schluss. Man kann den Wind nicht ändern, aber man kann die Segel anders setzen. Und vielleicht hilft die Achtsamkeits- und auch die Yoga-Praxis dabei, Dinge sachlicher zu analysieren und zu erkennen, was man selbst verantworten kann und an anderer Stelle zu wissen: Nein, das kann ich jetzt nicht, weil ich jetzt einfach spüre, Atemübung hin oder her, ich bin in einer kompletten Überforderung.

Lehrer-News: Vielen Dank für das Gespräch!

Weniger Handys, mehr Leistung: Wie Handyverbote Schule verändern können

Eine Augsburger Studie belegt, wie Handyverbote an Schulen nicht nur zu besseren Noten fördern, sondern auch das soziale Miteinander stärken und Cybermobbing verringern. Ist das Verbot der Schlüssel zum erfolgreichen Lernen und einem besseren Schulklima?
Von
Jonasz Schulze
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September 2024
10.9.2024
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Augsburg. Nach dem Einbruch der Leistungen deutscher Schüler:innen in der Vergleichsstudie PISA von 2022 wurde der Ruf nach einem Handyverbot immer lauter. Eine aktuelle Übersichtsstudie der Universität Augsburg hat deutliche Ergebnisse geliefert: Ein Verbot von Handys an Schulen könnte weit mehr Vorteile haben, als nur Ablenkungen zu vermeiden. Vor allem das soziale Klima und die schulischen Leistungen könnten demnach profitieren.

Ablenkung durch Smartphones – ein internationales Problem 

Die Nutzung von Smartphones während des Unterrichts sorgt weltweit für Diskussionen. Länder wie Italien, Großbritannien und die Niederlande haben sich bereits für ein generelles Verbot entschieden. Die Augsburger Studie zeigt, dass dies durchaus sinnvoll ist. Lernende in Schulen ohne Handys können sich besser konzentrieren, was sich direkt auf ihre Leistungen auswirkt. Der Effekt wird besonders bei leistungsschwächeren Schüler:innen deutlich: In einer Studie aus England verbesserte sich deren Lernerfolg umgerechnet um eine zusätzliche Unterrichtsstunde pro Woche. Der Datensatz der britischen Studie wurde allerdings zwischen 2011 und 2013 erhoben, in einer Zeit, in der das Smartphone noch nicht so präsent im Alltag war. 

Mehr als nur bessere Noten

Interessanterweise wirkt sich das Verbot nicht nur auf die schulischen Leistungen aus. Die Augsburger Forscher fanden heraus, dass auch das soziale Wohlbefinden steigt. Ohne die permanente Verfügbarkeit von Smartphones sind Schüler:innen weniger abgelenkt und interagieren häufiger miteinander. Das Risiko von Cybermobbing und anderer digitaler Gewalt, das häufig durch Smartphones verstärkt wird, sinkt ebenfalls. Schulen könnten so zu einem sicheren und harmonischen Umfeld werden, in dem sich die Schüler:innen wohler fühlen und besser miteinander interagieren. 

Deutsche Schulen: Keine Einigkeit über ein Verbot 

Während einige Länder bereits handeln, ist die Debatte in Deutschland noch offen. Dies liegt vor allem an den föderalen Strukturen der Bundesrepublik und der Tatsache, dass Bildung dadurch Ländersache ist. Der Trend tendiert bisher eher in Richtung Lockerung: Im Bundesland Bayern, welches bisher das Einzige war, welches ein Handyverbot landesweit eingeführt hatte, wurde dieses bereits im Jahr 2022 gelockert. Seitdem dürfen Schulen selbst entscheiden, ob und wie die Handynutzung geregelt wird. Auch in Niedersachsen setzt Kultusministerin Julia Willie Hamburg darauf, den Schulen die Entscheidung zu überlassen. 

Smartphone-Verbot als Chance?

Die Ergebnisse der Augsburger Studie geben der Debatte neuen Schwung. Ein Verbot kann das soziale Klima verbessern und die Lernleistung steigern. Dennoch bleibt die Frage, ob Verbote allein ausreichen. Katharina Scheiter, Professorin für Digitale Bildung an der Universität Potsdam, sieht die aktuelle Diskussion um Handyverbote als Scheindebatte. Sie argumentiert, dass die private Nutzung von Handys im Unterricht und der Einsatz digitaler Medien für Bildungszwecke getrennt betrachtet werden sollten. Oft wird die private Nutzung als Grund gesetzt, digitale Medien ganz zu verbannen, was Scheiter als falsch ansieht. Digitale Medien können sinnvoll sein, wenn klare Regeln zur Nutzung bestehen, etwa wann und wie Tablets oder Handy eingesetzt werden. Schulen sollten Schüler:innen dabei helfen, eine bewusste und kontrollierte Nutzung zu erlernen, statt Geräte einfach zu verbieten (Lehrer News berichtete). 

Arbeitsblätter für Englisch: so wird euer Unterricht fascinating!

In einer Welt, in welcher die englische Sprache immer wichtiger wird, benötigt es passenden Englischunterricht. Mit diesen Websites, Tools und Datenbanken findet ihr die passenden Arbeitsblätter und Übungsmaterialien für euren Englischunterricht!
Von
Lea Reuß
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September 2024
10.9.2024
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Ob im Ausland, auf sozialen Medien oder in der Popkultur: Die englische Sprache ist aus unserer Welt nicht mehr wegzudenken. Daher wird es immer wichtiger, Kindern und Jugendlichen die nötigen Sprachkenntnisse mit auf den Weg zu geben und sie somit auf eine Welt, in der Englisch der Standard ist, vorzubereiten. Die folgenden Unterrichtsmaterialien helfen euch dabei, euren Schüler:innen die englische Sprache interaktiv und abwechslungsreich zu vermitteln. 

Lehrer-Online

Bei Lehrer-Online findet ihr viele verschiedene Unterrichtsmaterialien für euren Englischunterricht (Quelle: Lehrer-Online)

Die Website Lehrer-Online bietet Lehrkräften ein breites Angebot an Unterrichtsmaterialien zu verschiedensten Themen, von der Bewerbung auf Englisch bis hin zu britischen Weihnachtstraditionen, welche den Schüler:innen die englische Sprache spielerisch vermitteln sollen. Besonders praktisch: Die präzise Suche nach verschiedenen Schulformen, Klassenstufen und Materialtyp. Auch die verschiedenen Lernbereiche, wie Hören, Lesen oder Sprachmittlung, können genau gesucht und passend im Unterricht eingesetzt werden. Dadurch, dass den Materialien bereits ein Unterrichtsablauf mit verschiedenen Einzel- oder Gruppenarbeiten hinzugefügt wurde, ist die Stundenplanung kinderleicht. Während einige der Unterrichtsmaterialien kostenlos sind, besteht auch die Möglichkeit einer Premium-Mitgliedschaft, welche Zugriff zu zahlreichen weiteren Unterrichtsmaterialien eröffnet. 

Teaching Resources des British Council

Die Teaching Resources des British Council eignen sich für verschiedene Altersgruppen und Schulformen (Quelle: British Council

Die Unterrichtsmaterialien des British Council bieten vielfältige kostenlose Inhalte für Schüler:innen der Grundschule und Sekundarstufen sowie die Erwachsenenbildung. Sie orientieren sich an dem Referenzrahmen zur Beurteilung von Fremdsprachenkenntnissen (CEFR) und bieten somit die Möglichkeit, den Englischunterricht auf die verschiedenen Sprachniveaus der Schüler:innen abzustimmen. Auf dieser Website finden sich nicht nur Unterrichtspläne, verschiedene Aktivitäten, Kurzgeschichten und Literatur-Guides, sondern auch Tools zur Vermittlung von Vokabular, Grammatik und den verschiedenen Lernbereichen. Mit der Abkehr vom Deutschen und dem Fokus auf die englische Sprache durch die verschiedenen Aktivitäten vermittelt ihr euren Schüler:innen wichtige Sprachkompetenzen. 

Deutscher Bildungsserver

Der Deutsche Bildungsserver ist eine große Datenbank für Unterrichtsmaterialien für verschiedene Fächer und Klassenstufen (Quelle: Deutscher Bildungsserver)

Der Deutsche Bildungsserver bietet Lehrkräften in ihrer Datenbank Unterrichtsmaterialien für Grundschulen sowie die Sekundarstufe. Thematisch reichen die Materialien von Grammatik über Shakespeare bis hin zu Nachhaltigkeit. Neben der Sammlung von Arbeitsblättern findet ihr auch interaktive Unterrichtsmaterialien, Vokabeltrainer und Medientipps, um euren Unterricht perfekt auf eure Schüler:innen abzustimmen. Die Plattform bietet eine ausführliche Sammlung verschiedener kostenloser und kostenpflichtiger Ressourcen und Anbieter, welche euren Englischunterricht bereichern und eure Schüler:innen durch abwechslungsreiche Aufgaben und Aktivitäten für die englische Sprache begeistern. 

Schulportal 

Das Schulportal verfügt über eine große Auswahl an Arbeitsblättern, Tests und Vokabelübungen (Quelle: Schulportal)

Zahlreiche kostenlose Übungsblätter zu verschiedenen Themen könnt ihr im Schulportal finden. Hier gibt es tausende von Unterrichtsmaterialien aus verschiedenen Bundesländern für die erste bis zur 13. Klasse, wobei einige außerdem über Musterlösungen verfügen. Auch verschiedene Schulformen werden durch diese Sammlung bedient. Die Möglichkeit, hier auch Materialien für Förderschulen zu entdecken, hebt die Website von anderen ab. Die Dokumente werden von anderen Lehrkräften erstellt und zur Nutzung in anderen Schulen geteilt. Sie werden durch andere Mitglieder der Community bewertet, wodurch die Qualität der Materialien gewährleistet wird. Um die Ressourcen zu nutzen, benötigt ihr lediglich einen Account, damit ihr Materialien herunter- und hochladen könnt. 

Sparknotes 

Englischsprachige Literatur kann Schüler:innen durch Sparknotes näher gebracht werden (Quelle: Sparknotes

Das in den Vereinigten Staaten etablierte Tool Sparknotes eignet sich besonders für den Umgang mit englischsprachiger Literatur in der Sekundarstufe. Ob Shakespeare, Dickinson oder Shelley: Mit den Übersichten zu verschiedenen literarischen Werken können sich eure Schüler:innen mit den Charakterisierungen, Interpretationen und Motiven der Texte vertraut machen und so ein tieferes Verständnis für den behandelten Text entwickeln. Während einige Literaturleitfäden kostenfrei sind, benötigt ihr eine Premium-Mitgliedschaft, um Übersichten zu bestimmten Werken sowie Infografiken für alle Werke freizuschalten. Besonders hilfreich: Texte aus dem Altenglischen, die für Schüler:innen oftmals schwierig zu verstehen sind, werden durch moderne Übersetzungen ergänzt. Dadurch läuft das Lesen von Hamlet, Macbeth oder Othello wie am Schnürchen! 

45minuten 

Mit Sternstunden zum Erfolg im Englischunterricht (Quelle: 45minuten)

Die Website 45minuten, bietet mit ihren Sternstunden und Unterrichtsaktivitäten zu verschiedensten Themen die Möglichkeit, Schüler:innen für die englische Sprache zu begeistern. Besonders praktisch: Das Tool umfasst die Möglichkeit, geplante Unterrichtsstunden nach dem zeitlichen Rahmen und dem Bedarf an technischen Mitteln zu filtern, sodass ein reibungsloser Ablauf im Klassenzimmer gewährleistet ist. Die Stunden, welche von anderen Lehrkräften erstellt und hochgeladen werden, beinhalten dabei alle benötigten Materialien für euren Unterricht. Die Website verfügt über ein Abo-Modell, welches Lehrkräften den Zugang zu mehr als 2000 Sternstunden bietet. Mehr über die Plattform 45minuten könnt ihr im Lehrer-News Interview mit den Gründer:innen Robert Reuther und Saskia Rhiza erfahren.

Die vorgestellten Websites und Datenbanken ermöglichen es euch, euren Englischunterricht abwechslungsreicher und dynamischer zu gestalten und euren Schüler:innen damit die englische Sprache näherzubringen. Habt ihr bereits einige der vorgestellten Tools genutzt, um eure Unterrichtsplanung auf die nächste Stufe zu heben? Teilt eure Erfahrungen gerne in den Kommentaren! 

Lernen unter Luftangriffen: Der Kampf der ukrainischen Schulen um den Schulbetrieb

Seit dem russischen Angriffskrieg hat sich der Schulalltag in der Ukraine stark verändert. Täglich werden Schulen zerstört oder beschädigt, Unterricht findet in Schutzräumen oder online statt. Nur die Hälfte der Kinder kann am Präsenzunterricht teilnehmen.
Von
Tobias Kempter
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September 2024
9.9.2024
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Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine am 24. Februar 2022 ist das Leben dort von tiefgreifenden Veränderungen und enormen Herausforderungen geprägt. Millionen von Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben, Städte und Dörfer zerstört, und der Alltag vieler Ukrainer:innen steht seitdem im Zeichen des Überlebens. Inmitten dieses Chaos versuchen Lehrkräfte und Schüler:innen, den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten – eine Aufgabe, die in den Kriegsregionen, insbesondere im Osten und Süden des Landes, nahezu unvorstellbar erscheint

Mit dem Ausbruch des Krieges stand das ukrainische Bildungssystem vor einer der größten Herausforderungen seiner Geschichte. Seit Februar 2022 wurden mehr als 1.300 Bildungseinrichtungen durch Bombenangriffe beschädigt oder vollständig zerstört. Jede fünfte Schule musste geschlossen werden, da es keine sicheren Schutzräume gibt. Dies hat dazu geführt, dass Millionen von jungen Ukrainer:innen keinen Zugang zu einem normalen Schulalltag haben.

Im vergangenen Schuljahr konnten aufgrund der anhaltenden Gewalt nur drei von fünf Schulen Präsenzunterricht anbieten. Insgesamt konnte nur rund die Hälfte der 3,9 Millionen schulpflichtigen Kinder in der Ukraine am Präsenzunterricht teilnehmen. Doch trotz dieser enormen Herausforderungen zeigt sich das ukrainische Bildungssystem als sehr resilient. Viele Schulen haben auf hybride Unterrichtsmodelle umgestellt und kombinieren Präsenzunterricht mit Online-Unterricht. Aber auch der Online-Unterricht wird oftmals durch Luftangriffe und häufige Stromausfälle unterbrochen, was den Schulalltag deutlich erschwert.

Unterricht im U-Bahnhof

In den Regionen der Ukraine, die stark umkämpft oder direkt an der Frontlinie liegen, ist die Situation besonders prekär. Der Schulbesuch wird hier häufig durch die ständige Gefahr von Angriffen und die Unsicherheit des täglichen Lebens erschwert. Viele Schulen in diesen Gebieten sind schwer beschädigt oder unzugänglich, sodass zwei von drei Kindern in diesen stark umkämpften Regionen nicht in Präsenz lernen können, sondern auf Online-Unterricht angewiesen sind.

In einigen besonders gefährdeten Gebieten, wie der Stadt Charkiw, die nur 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt liegt und nahezu täglich unter Beschuss steht, haben die Behörden ungewöhnliche Maßnahmen ergriffen. Dort wurden Klassenzimmer in U-Bahnhöfen eingerichtet, die als Schutzräume dienen. In diesen provisorischen Schulen, die tief unter der Erde liegen, können die Kinder und Jugendlichen trotz Luftangriffen sicher lernen. In Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, wurden 19 Klassenzimmer an fünf U-Bahn-Stationen eingerichtet, die es den Schüler:innen erlauben, am Präsenzunterricht teilnehmen zu können.

Bildung in den russisch besetzten Gebieten

In den von Russland besetzten Gebieten ist die Lage noch dramatischer. Schätzungen zufolge leben noch rund eine Million ukrainische Kinder im schulpflichtigen Alter in diesen Gebieten. Hier wird das ukrainische Bildungssystem systematisch unterdrückt, und russische Lehrpläne werden mit Zwang eingeführt. Diese erzwungene Russifizierung stellt eine Bedrohung für die kulturelle Identität der Ukraine dar, indem es beispielsweise keinen Zugang zu ukrainischsprachigem Unterricht gibt und die Propaganda des Kremls verbreitet wird. Laut Human Rights Watch verstoßen diese Maßnahmen gegen das humanitäre Völkerrecht und gegen internationale Menschenrechtsstandards, die das Recht auf Bildung schützen.

Darüber hinaus setzen die Besatzungsbehörden ukrainische Lehrkräfte massiv unter Druck, inhaftieren, misshandeln und foltern sie, um sie zur Zusammenarbeit oder zur Herausgabe von Schüler:innenakten und anderen Schuldaten zu zwingen. Teil des russischen Lehrplans ist es auch, dass die ukrainischen Jugendlichen eine militärische Ausbildung erhalten, um gegebenenfalls ab ihrem 18. Lebensjahr in das russische Militär eingezogen zu werden. Trotz dieser Maßnahmen der Besatzungsmacht nehmen laut ukrainischen Ministeriums für Bildung und Wissenschaft über 62.400 dieser Kinder weiterhin online am Unterricht von ukrainischen Sekundarschuleinrichtungen teil.

Zerstörte Bildungseinrichtungen und langfristige Folgen

Die massiven Zerstörungen und die Vertreibung von Millionen Menschen haben das ukrainische Bildungssystem an seine Belastungsgrenzen gebracht. Zahlreiche Lehrkräfte haben das Land verlassen oder sind im Krieg gefallen, was zu einem erheblichen Mangel an qualifiziertem Personal führt. In den Regionen, die von den Kriegshandlungen betroffen sind, stehen viele Schulen vor der Herausforderung, den Unterricht unter äußerst schwierigen Bedingungen aufrechtzuerhalten. Der Mangel an Ressourcen, die Zerstörung von Infrastruktur und die ständige Bedrohung durch Angriffe erschweren den Unterricht erheblich. Dennoch zeigen die Ukrainer:innen eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit. Viele Schulen haben kreative Lösungen entwickelt, um den Unterricht fortzusetzen.

Der Krieg hat aber sowohl kurz- als auch langfristig tiefgreifende Auswirkungen auf die ukrainischen Schüler:innen. Kurzfristig ist der Schulalltag für die meisten Kinder und Jugendlichen stark beeinträchtigt. Viele von ihnen sind langfristig traumatisiert, haben Angehörige oder Freund:innen verloren und leben in ständiger Angst vor neuen Angriffen. Diese psychische Belastung hat erhebliche Auswirkungen auf ihre Lernfähigkeit und ihre schulischen Leistungen.

Auf lange Sicht könnten die Folgen noch gravierender sein. Der Krieg hat die Bildungslaufbahn vieler junger Ukrainer:innen unterbrochen und es besteht die Gefahr, dass eine ganze Generation davon betroffen sein könnte, dass einige Schüler:innen ihre schulische Ausbildung nicht abschließen können. Dies könnte nicht nur ihre individuellen Zukunftsaussichten beeinträchtigen, sondern auch die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Ukraine insgesamt stark negativ beeinflussen. 

Ukrainische Flüchtlingskinder im deutschen Schulsystem

Während in der Ukraine selbst das Bildungssystem unter dem Krieg leidet, haben viele ukrainische Familien Zuflucht in Deutschland gefunden. Rund 200.000 ukrainische Kinder und Jugendliche besuchen mittlerweile deutsche Schulen, was sowohl die Schüler:innen, als auch die Lehrkräfte und Schulen vor große Herausforderungen stellt.

Ein Problem: Viele Schulen sind aufgrund des Lehrkräftemangels bereits jetzt überlastet und haben Schwierigkeiten, genügend qualifiziertes Personal zu finden, um die zusätzlichen Schüler:innen zu unterrichten. Zudem gibt es oft Sprachbarrieren, da viele der ukrainischen Kinder und Jugendlichen nur wenig oder gar kein Deutsch sprechen. Dies erschwert nicht nur den Unterricht, sondern auch die soziale Integration der Schüler:innen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, haben viele Schulen spezielle Vorbereitungsklassen eingerichtet, in denen die Schüler:innen zunächst die deutsche Sprache erlernen, bevor sie in den regulären Unterricht integriert werden. Diese Klassen sind jedoch oft überfüllt, und es fehlt an ausreichend Lehrkräften, die über die notwendigen Qualifikationen verfügen.

Die Unterrichtsbedingungen für die geflüchteten ukrainischen Kinder variieren stark je nach Bundesland und Schule. Besonders in den großen Städten, in denen die Zahl der geflüchteten Schüler:innen besonders hoch ist, sind die Klassen oft überfüllt und es mangelt an individueller Förderung. Ein weiteres Problem ist die psychologische Betreuung der geflüchteten Kinder. Viele von ihnen haben traumatische Erlebnisse hinter sich und benötigen spezielle Unterstützung, um diese zu verarbeiten. In einigen Schulen gibt es spezielle Programme, die von Schulpsycholog:innen und Sozialarbeiter:innen betreut werden, doch auch hier fehlt es oft an Personal und finanziellen Mitteln (Lehrer News berichtete).

Trotz der unvorstellbaren Herausforderungen, die der Krieg mit sich bringt, zeigt sich die Entschlossenheit der Ukrainer:innen, aber auch die der Lehrkräfte und Schüler:innen, die sich nicht unterkriegen lassen. Wie denkt ihr über die aktuelle Situation an den Schulen in der Ukraine? Teilt eure Gedanken und Meinungen gerne in den Kommentaren! Weitere Artikel zum Thema Bildung in Krieg und Krise findet ihr in unserer Themenwoche.

Zwischen Sprache und Schrift: Wie Alphabetisierung neue Lernwege eröffnet

Anlässlich des Weltalphabetisierungstags beleuchten wir die Herausforderungen der funktionalen Analphabeten in Deutschland. In diesem Interview wird gezeigt, wie Lehrkräfte die Sprachkompetenz und das Selbstbewusstsein von DaZ-Lernenden fördern können.
Von
Jonasz Schulze
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September 2024
8.9.2024
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Anlässlich des Weltalphabetisierungstags richten wir den Blick auf eine oft übersehene Herausforderung: Mehr als 6,2 Millionen Menschen in Deutschland sind funktionale Analphabeten. Diese Menschen haben Schwierigkeiten mit grundlegenden Lese- und Schreibfähigkeiten, was ihre gesellschaftliche Teilhabe stark einschränkt. Bildung bedeutet hier weit mehr als das Erlernen von Buchstaben und Wörtern. Es geht um die Entwicklung eines positiven Selbstbildes, die Förderung der eigenen Identität und das Erlangen der Fähigkeit, selbstbewusst und selbstbestimmt in der Gesellschaft zu agieren. Lehrkräfte spielen dabei eine zentrale Rolle, denn durch DaZ- (Deutsch als Zweitsprache) und Alphabetisierungskurse können sie wesentlich dazu beitragen, dass Betroffene Zugang zu Bildung und damit mehr Lebensqualität erhalten. 

Um besser zu verstehen, wie Lehrkräfte diese Herausforderung angehen können, haben wir mit drei Expert:innen gesprochen: Prof. Dr. Gabriele Kniffka, einer Spezialistin für Sprachdidaktik Deutsch als Fremd- und Zweitsprache an der Pädagogischen Hochschule Freiburg und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Fachverbands Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, Dr. Birgitta Leupolz-Oebel, Forscherin im Bereich des Zweitschrifterwerbs und erfahrene Lehrerin sowie Vasili Bachtsevanidis, einem freien Lehrbuchautoren bei Klett Sprachen. Sie erläutern, wie Lehrkräfte durch gezielte Methoden und einfühlsame Ansätze nicht nur die sprachlichen Fähigkeiten der Lernenden verbessern, sondern auch deren Selbstbewusstsein und Identität stärken können. 

Lehrer-News: Die Anforderungen an Lehrkräfte im Alphabetisierungsunterricht haben sich in den letzten Jahren verändert. Welche spezifischen Herausforderungen sehen Sie aktuell für Lehrkräfte im DaZ-Unterricht, und welche Methoden oder Strategien empfehlen Sie, um diese Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen?

Bachtsevanidis: Eine der größten Herausforderungen ist der Mangel an geeigneten Materialien. Der Markt für Lehrmaterialien im Bereich der Alphabetisierung ist sehr klein, weshalb es oft keine passenden Lehrwerke gibt, die genau auf die Bedürfnisse der Lernenden abgestimmt sind. Lehrkräfte, besonders in Grundschulen, müssen oft improvisieren. Zum Beispiel müssen geflüchtete Kinder aus der Ukraine nicht nur Deutsch lernen, sondern auch in einer zweiten Sprache alphabetisiert werden. Das erfordert eine andere Herangehensweise als in der Erstsprache. 

Prof. Dr. Kniffka: Es ist auch wichtig, zwischen dem, was im Erwachsenenbereich passiert, und dem, was in den Schulen passiert, zu unterscheiden. Die Alphabetisierungskurse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) für Erwachsene sind gut geregelt: Es gibt Curricula, Materialien und spezifische Vorgaben zur Professionalisierung der Lehrkräfte. Diese müssen nachweisen, dass sie qualifiziert sind, um Erwachsene zu alphabetisieren, oder sie werden entsprechend nachqualifiziert. In Schulen hingegen ist die Situation völlig ungeregelt. 

Lehrer-News: Das bedeutet also, dass es sowohl bei der Ausbildung der Lehrkräfte als auch bei der Verfügbarkeit von Lehrmaterialien große Unterschiede gibt. Wie wirkt sich das auf die Unterrichtspraxis aus? 

Dr. Leupolz-Oebel: In den Schulen gibt es oft keine professionell ausgebildeten DaZ-Lehrkräfte. Zudem haben wir ein Problem mit der Planbarkeit des Personals. Viele Sprachvorbereitungsklassen werden von Lehrkräften mit Zeitverträgen unterrichtet, die oft nur für ein Jahr bleiben. Diese mangelnde Kontinuität erschwert es, eine nachhaltige Lernumgebung zu schaffen. Ohne langfristig eingesetzte, gut ausgebildete Lehrkräfte ist es schwierig, einen konsistenten und effektiven Unterricht sicherzustellen. 

Lehrer-News: In diesem Zusammenhang spielt auch die interkulturelle Kompetenz eine wichtige Rolle. Wie bewerten Sie deren Bedeutung für Lehrkräfte im Alphabetisierungsunterricht, und welche Fortbildungen würden Sie empfehlen, um die Fähigkeiten zu stärken? 

Bachtsevanidis: Interkulturelle Kompetenz bedeutet nicht nur, die Herkunft eines Kindes aus einem anderen Land zu berücksichtigen. Im Alphabetisierungsunterricht ist es ebenso wichtig, zwischen bildungsnahen und bildungsfernen Hintergründen zu unterscheiden. Während die Lehrkräfte in der Regel aus bildungsnahen Milieus kommen, stammen viele der Lernenden aus bildungsfernen Kontexten. Das sind zwei völlig unterschiedliche Welten. Wir müssen als Lehrkräfte lernen, unsere Ziele und Methoden an die Kultur und den Bildungshintergrund der Lernenden anzupassen, insbesondere bei der Alphabetisierung von Erwachsenen und die Dinge aus ihrer Perspektive zu betrachten. Diese Vielfalt kann eine enorme Bereicherung für den Unterricht sein, wenn wir sie richtig verstehen und nutzen.

Lehrer-News: DaZ-Lernende bringen oft unterschiedliche Vorkenntnisse und kulturelle Hintergründe mit. Welche didaktischen Ansätze sind besonders geeignet, um diese Vielfalt zu nutzen? 

Prof. Dr. Kniffka: Es gibt keine universelle Methode, die für alle Lernenden passt. Lehrkräfte müssen flexibel sein und sich an die jeweilige Zielgruppe anpassen. Lernende, die stark auf Auswendiglernen und das Reproduzieren von Inhalten setzen, profitieren von klaren Strukturen und Anleitungen. Andere, etwa syrische Studierende, haben möglicherweise bereits eigenständige Lernstrategien entwickelt und verfügen über grammatikalisches Wissen. Solche Vorkenntnisse sind jedoch in Alpha-Kursen selten anzutreffen. In jedem Fall ist es entscheidend, die Lernvoraussetzungen und die kulturellen Hintergründe der Lernenden zu verstehen, um den Unterricht individuell darauf abzustimmen.

Bachtsevanidis: Ein weiterer wichtiger Punkt: Im Unterricht gehen wir oft davon aus, dass das Schreiben von Informationen hilfreich ist, weil wir selbst an die Schrift gewöhnt sind. Aber viele Lernende, besonders in Alphabetisierungskursen, merken sich Dinge besser, wenn sie sie hören. Das gesprochene Wort ist für sie oft hilfreicher als das geschriebene. Lehrkräfte sollten das berücksichtigen und das Schreiben als Ergänzung, nicht als Stütze nutzen. 

Dr. Leupolz-Oebel: Hier muss man auch unterscheiden, ob wir über Alphabetisierung und Alphabetisierungskurse sprechen oder über DaZ-Lernende in Schulen. Bei Alpha-Lernenden sind Methoden wie das Ausschneiden und das Sortieren von Buchstaben zu Wörtern oder praktische Arbeiten hilfreich, aber für Schüler in regulären DaZ-Klassen fehlt oft die Zeit für solche Ansätze. Die Heterogenität in den Lerngruppen ist groß. In Vorbereitungsklassen (VKL) in Baden-Württemberg gibt es bis zu 24 Schüler und Schülerinnen mit Unterschieden im Alter, bisheriger Schulbildung und Verbleibszeit in der VKL. Es ist unmöglich, frontal mit allen gleichzeitig auf einem Niveau zu arbeiten. Thematische Ansätze können helfen, die Gruppe zusammenzuhalten, aber jeder Schüler muss auf seinem eigenen Sprachniveau abgeholt werden. 

Bachtsevanidis: Die Binnendifferenzierung im Alphabetisierungsunterricht ist eine echte Herausforderung. Je weniger Frontalunterricht, desto besser. Ziel sollte es sein, eine “Werkstatt-Atmosphäre” zu schaffen, in der jeder Lernende individuell an seinen Zielen arbeitet und am Ende die Ergebnisse gemeinsam reflektiert werden. Ein gutes Beispiel dafür ist das Erstellen von Materialien durch die Lernenden selbst, wie das Schneiden von Karten. Das fördert nicht nur die Feinmotorik, sondern hilft auch beim Verstehen der Schriftstruktur. Lernmaterialien sollten solche Aktivitäten unterstützen und den Frontalunterricht minimieren, damit die Lernenden aktiv und selbstständig arbeiten können.

Lehrer-News: Im Kontext der Digitalisierung gibt es zahlreiche Sprach-Apps und digitale Tools, die die Alphabetisierung unterstützen sollen (Lehrer News berichtete). Allerdings sind nicht alle gleich gut dafür geeignet. Welche digitalen Tools oder Plattformen haben sich Ihrer Erfahrung nach in der Praxis oder auch theoretisch als besonders hilfreich und effektiv im Alphabetisierungsunterricht erwiesen?

Bachtsevanidis: Um ehrlich zu sein, gibt es kein einzelnes Tool, das ich uneingeschränkt empfehlen kann. Viele DaZ-Lernende haben kaum digitale Grundkenntnisse. Bevor man also digitale Tools effektiv einsetzen kann, muss man die “Digital Literacy” erst aufbauen – genauso wie die Alphabetisierung selbst. Das bedeutet, man muss digitale Werkzeuge schrittweise und bewusst einführen. Es bringt wenig, wenn die Lernenden die Grundlagen der Anwendung der Programme nicht verstehen. Ein Beispiel: Bevor man Zoom als Unterrichtstool für den Online-Unterricht nutzt, muss man den Lernenden erstmal Schritt für Schritt beibringen, wie es funktioniert, bevor man komplexere Tools einsetzen kann. 

Prof. Dr. Kniffka: Vor allem gibt es Unterschiede zwischen primären Analphabeten (Menschen mit sehr rudimentären Lese- und Schreibkenntnissen, die nur einzelne Buchstaben oder Wörter verstehen) und denen, die bereits in ihrer Erstsprache alphabetisiert sind. Zweitere bringen oft schon Grundkenntnisse in Nutzung digitaler Medien mit. 

Dr. Leupolz-Oebel: Der Einsatz von Apps zum Erlernen der Schrift wie zum Beispiel die Grundschrift-App kann beim Erlernen von Buchstaben und ihrer Schreibweise eine sinnvolle Unterstützung sein. Die Lernenden können mit Finger oder Stift Buchstaben nachzeichnen und bekommen sofort Feedback, ob sie richtig schreiben. Das erleichtert den Lernprozess, weil sie sofort wissen, ob sie auf dem richtigen Weg sind. 

Bachtsevanidis: Gerade für nicht alphabetisierte Lernende ist das Schreiben mit dem Finger einfacher als mit dem Stift. Sie lernen dabei die Grapheme (Grapheme sind die kleinsten schriftlichen Einheiten, die Laute einer Sprache darstellen, wie Buchstaben oder Buchstabenkombinationen) und deren Bewegungsrichtung, was ein wichtiger Schritt im Lernprozess ist. 

Lehrer-News: Angesichts der zunehmenden Diversität in den Klassenzimmern: Welche Trends und Entwicklungen sehen Sie für die Zukunft des Alphabetisierungsunterrichts, insbesondere im Hinblick auf methodische Ansätze und Lerninhalte?

Prof. Dr. Kniffka: Zunächst bräuchte es überall in Deutschland die Einführung von Alphabetisierungskursen im schulischen Bereich, wann immer der Bedarf vorhanden ist. In Deutschland gibt es sehr unterschiedliche Beschulungsmodelle, und oft werden die Kinder direkt in Regelklasse integriert. Dabei ist die Alphabetisierung häufig nur eine zusätzliche Maßnahme, die je nach Ressourcen vor Ort variiert. Es gibt ein breites Spektrum an Fortbildungen und Programmen, aber inwieweit sie in der Praxis ankommen, ist eine andere Frage. 

Dr. Leupolz-Oebel: Die Zuweisung von VKL-Lernenden erfolgt oft nach Wohnortnähe und nicht nach Lernbedarf, wie zum Beispiel die Alphabetisierung. Derzeit gibt es an meiner Schule in der Sekundarstufe I keine VKL-Lernende, die alphabetisiert werden müssten. Sollte dies der Fall sein, wäre es ein Einzelfall und die Lehrkraft wäre vor eine große Herausforderung gestellt.

Bachtsevanidis: Bei den Erwachsenen sehe ich einige Entwicklungen. In den BAMF-Kursen werden verschiedene Methoden der Alphabetisierung angewendet, von synthetisch (Buchstaben und Laute werden isoliert erlernt und später zu Wörtern zusammengesetzt) bis analytisch (Lernende starten mit ganzen Wörtern und Sätzen, um dann deren Bestandteile wie Buchstaben zu verstehen). Lehrkräfte mit mehr Erfahrung neigen dazu, analytische Methoden zu bevorzugen, bei denen von ganzen Wörtern zu den Buchstaben übergegangen wird. Ein Trend, den ich beobachte, ist die wachsende Einführung der lautbasierten Alphabetisierung, bei der phonologische Ansätze genutzt werden, um den Zusammenhang zwischen Lauten und Schrift herzustellen, wobei synthetische und analytische Methoden kombiniert werden. Diese Methode wurde durch neue Lehrwerke gefördert, die diese Ansätze vereinen.

Prof. Dr. Kniffka: Ein weiterer Trend, der an Bedeutung gewinnen könnte, ist die Verknüpfung von Alphabetisierung und Arbeitsmarktintegration. Gerade für Geflüchtete, die bereits hier sind, könnte Alphabetisierung eine wichtige Rolle bei der Integration in den Arbeitsmarkt spielen. Ich kann mir vorstellen, dass einfache Arbeitsplätze und berufsbezogene Alphabetisierung stärker vernetzt werden. Das ist ein Bereich, in dem ich Potenzial für die Zukunft sehe. 

Bachtsevanidis: Das sehe ich auch so. Die Lehrwerke werden immer einfacher und passgenauer, um genau die Inhalte zu vermitteln, die für spezifische berufliche Anforderungen benötigt werden. Im DaZ-Unterricht spielt der berufsbezogene Ansatz bereits eine wichtige Rolle und ich kann mir vorstellen, dass sich dies auch im Alphabetisierungsbereich weiter etablieren wird. 

Lehrer-News: Welche konkreten Tipps und Empfehlungen würden Sie Lehrkräften geben, die sich intensiv mit der Alphabetisierung von DaZ-Lernenden beschäftigen möchten, um bestmögliche Lernergebnisse zu erzielen?

Bachtsevanidis: Das Wichtigste ist, eine solide theoretische Basis zu schaffen. Eine Fortbildung kann hier sehr hilfreich sein. Dabei geht es nicht darum, nur Texte zu lesen, sondern vor allem darum, praktische Erfahrungen zu sammeln und zu verstehen, was Alphabetisierung wirklich bedeutet. Sobald man ein Grundverständnis hat, sollte man nicht zögern, einfach loszulegen. Fehler gehören dazu und sind ein wichtiger Teil des Lernprozesses – auch für Lehrkräfte. Man wird nie der perfekte Alpha-Lehrer sein, aber durch kontinuierliches Üben und das Arbeiten mit den Lernenden entwickelt man sich ständig weiter. Der Schlüssel liegt darin, sich zu trauen, Fehler zu machen und aus diesen zu lernen.

Dr. Leupolz-Oebel: Mein Tipp basiert auf meiner Forschung zum Handschreiben. Es geht nicht nur darum, wie der Buchstabe am Ende aussieht, sondern darum, den Lernenden zu zeigen, wie sie einen Buchstaben sinnvoll schreiben. Digitale Tools wie Apps können hier unterstützen, indem sie den Schreibprozess Schritt für Schritt begleiten und unmittelbares Feedback geben, ob die Bewegungsabläufe korrekt sind. Das hilft, den Schreibprozess zu optimieren.

Prof. Dr. Kniffka: Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Umstellung der Schrift. Lernende, die aus einem anderen Schriftsystem kommen, benötigen oft Zeit, um sich an die neue Schreib- und Leserichtung zu gewöhnen. Sie müssen lernen, sich räumlich neu zu orientieren – sei es im Buch, auf einem Arbeitsblatt oder generell auf der Seite. Dieser Wechsel der Schreibrichtung geht oft mit einer Anpassung der kognitiven Verarbeitung einher, was das Leseverstehen und Schreiben zunächst verlangsamen kann. Auch ist es besonders wichtig, die phonologische Bewusstheit zu fördern – also die Fähigkeit, die Laute der neuen Sprache präzise wahrzunehmen und zu unterscheiden, bevor man mit dem Schreiben beginnt. Diese Umstellung ist ein zentraler Bestandteil des Lernprozesses, da sie nicht nur die motorischen Fähigkeiten, sondern auch die auditive und visuelle Wahrnehmung umfasst.

Bachtsevanidis: Genau. Bei der lautbasierten Alphabetisierung, wie wir sie in manchen Alphabetisierungskursen anwenden, lernen die Lernenden zuerst die Laute, nicht die Buchstaben. Erst wenn sie die Laute beherrschen, lernen sie, diese zu schreiben. Das ist ein entscheidender Punkt: Nicht die Schrift, sondern die Sprache selbst ist die eigentliche Hilfe im Alphabetisierungprozess. 

Lehrer-News: Vielen Dank für das Interview! 

Falls das Interview dein Interesse geweckt hat und du mehr über DaZ und Alphabetisierung erfahren möchtest, haben wir einen Tipp für dich: Vom 09. bis 12. Oktober findet die 50. Jahrestagung des Fachverbandes Deutsch als Fremd- und Zweitsprache e.V. statt. Unter dem Motto “Zukunftskompetenz Deutsch” werden in Göttingen spannende Themen rund um DaZ und Alphabetisierung diskutiert. Eine perfekte Gelegenheit, dich weiterzubilden, neue Ansätze kennenzulernen und mit anderen Lehrkräften in den Austausch zu gehen.

Die fünf besten Filme für euren Chemieunterricht

Fünf spannende Filme für euren Chemieunterricht! Mit diesen Spiel-, Dokumentar- und Lehrfilmen bringt ihr euren Schülern den weitreichenden Einfluss der Chemie auf unsere Geschichte und unsere Gesellschaft nahe. Es geht um Drogen, Emanzipation, Umwelt u.v.m.!
Von
Albert Koch
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September 2024
7.9.2024
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Das Fach Chemie genießt unter Schüler:innen leider nicht immer den besten Ruf und gilt oft als trocken und schwer. Dabei besteht bekanntlich alles aus Chemie und so spielt sie in vielen Bereichen des Lebens eine große Rolle. Die Eintönigkeit von Periodensystem und Reaktionsgleichungen sorgt jedoch mitunter dafür, dass diese Relevanz des Faches aus dem Blick der Schüler:innen gerät. Um die Verknüpfung der Chemie zu großen historischen und gesellschaftlichen Ereignissen und ihren Protagonist:innen aufzuschlüsseln, sind eindrucksvolle Filme ein ideales Mittel, das sich zum Beispiel in der letzten Stunde vor den Ferien oder zum Einstieg in ein neues Thema einsetzen lässt. Für einen “Breaking Bad”-Marathon reicht die Unterrichtszeit wohl nicht aus und die US-amerikanische Erfolgsserie über Drogen und Kriminalität ist wahrscheinlich besser in der Freizeit aufgehoben. Wir empfehlen euch heute fünf gute Spiel-, Dokumentar- und Lehrfilme, die ihr im Chemieunterricht zeigen könnt, um euren Schüler:innen die Welt der Chemie in all ihren Facetten aufzuzeigen.

Dokureihe mit Mai Thi Nguyen-Kim

Mai Thi Nguyen-Kim ist unter jungen Leuten für ihre anschaulichen wissenschaftlichen Erläuterungen beliebt. Mit dem ZDF produzierte sie eine Dokureihe für den Chemieunterricht. (Quelle: ZDF-Mediathek)

Bei unserem ersten Beispiel handelt es sich um eine Reihe aus drei einzelnen Filmen. Die 45-minütigen Lehrfilme der Populärwissenschaftlerin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim über die Grundlagen der Chemie sowie über angewandte und Biochemie könnt ihr perfekt in eine Einzelstunde einpflegen. Mit eindrucksvollen Bildern, anschaulichen Erklärungen und qualifizierten Beiträgen ergründet Nguyen-Kim die Wissenschaft Chemie in ihrer vollen Bandbreite und weckt die Lust am Unterrichtsfach. Ihr könnt einzelne Filme der Reihe  verwenden, um euren Schüler:innen einen adäquaten Einstieg in das Fach zu bieten und seine weitreichende Bedeutung anschaulich zu machen. Die Reihe ist kostenlos über die ZDF-Mediathek abrufbar.

The Substance – Albert Hofmann’s LSD

Die Dokumentation “The Substance” befasst sich mit der kontroversen Geschichte der Lysergsäurediethylamid (LSD) seit ihrer Entdeckung durch den Chemiker Albert Hofmann. (Quelle: Canva)

Dieser Dokumentarfilm erzählt die Geschichte der bahnbrechenden Entdeckung, die der Schweizer Chemiker Albert Hofmann 1943 machte: Vom Lysergsäurediethylamid, kurz LSD, erhoffte er sich ein Mittel zur Regulierung des Blutkreislaufs, fand aber ein hoch wirkungsvolles psychedelisches Rauschgift. Die Dokumentation beleuchtet den ereignisreichen Weg, den die Droge daraufhin nahm – als potenzieller Wirkstoff zur Heilung von psychischen Erkrankungen, als ein Mittel, mit dem das amerikanische Militär an seinen Soldaten experimentierte und als beliebtes Rauschmittel der Hippie-Bewegung in den 60er-Jahren. Behandelt wird die bis heute umstrittene Bewertung der Droge, von absoluter Ablehnung bis hin zur optimistischen Hoffnung, eine geeignete Verwendung für LSD in der Medizin zu finden. Die Doku macht die unabsehbaren Folgen der Chemieforschung und die wortwörtliche Wirkung ihrer Entdeckungen in Verbindung mit den daraus resultierenden gesellschaftlichen Debatten deutlich. Während das Thema Drogen für die Schüler:innen sicherlich eine Faszination auslösen kann, was womöglich zu einer Steigerung des Interesses am Chemieunterricht führt, liegt es auch an euch als Lehrkräften stets auf die Gefahren und gesundheitlichen Folgen physischer und psychischer Natur des Rauschgiftkonsums mahnend hinzuweisen. Zurzeit ist die Dokumentation nur als DVD oder BluRay erhältlich.

Clara Immerwahr

Clara Immerwahr war maßgeblich an den Forschungen ihres Mannes beteiligt, für die nur er den Nobelpreis erhielt. (Quelle: Filmstarts)

Eine weniger bekannte, aber umso faszinierendere Persönlichkeit in der Geschichte der Chemie war Clara Immerwahr. Ende des 19. Jahrhunderts war sie die erste deutsche Frau, die Naturwissenschaften studierte und einen Doktor in Chemie erwarb. Der Fernsehfilm von 2014 stellt ihre bewegte Biografie dar, die sowohl von einer Leidenschaft für die Chemie als auch von einem Kampf gegen die Unterdrückung von Frauen in der Wissenschaft geprägt war. Ihr wesentlicher Beitrag an den Forschungen ihres Ehemannes, des Nobelpreisträgers Fritz Haber, sowie dessen Bemühen, die Arbeit allein als seine eigene zu verkaufen, ist ein zentrales Thema des Films. Daneben spielen auch die komplexen moralischen Implikationen wissenschaftlicher Forschung vor allem in der Chemie eine bedeutende Rolle: Die Arbeit des Ehepaars Haber war wegweisend für den Einsatz von Giftgaswaffen durch das Deutsche Kaiserreich im Ersten Weltkrieg. Der Film, der noch bis zum 8. Oktober 2024 kostenlos über die 3sat-Mediathek verfügbar ist, bietet eine erfrischende Abwechslung im Chemieunterricht, die gleichzeitig historische, gesellschaftliche und ethische Fragen der Chemieforschung und der Emanzipation aufgreift.

Marie Curie: Elemente des Lebens

Die 2019 erschienene britische Produktion stellt ihr bewegtes Leben eindrucksvoll dar. (Quelle: Filmstarts)

Eine weitaus bekanntere weibliche Biografie in der Chemie ist die der polnischen Nobelpreisträgerin Marie Curie, die zusammen mit ihrem Ehemann Pierre Curie die Elemente Polonium und Radium entdeckte, welche Grundlagen für bedeutende Erfindungen, zum Beispiel in der Medizin,  bildeten. In der Reihe von Verfilmungen ihres Lebens sticht eine britische Produktion aus dem Jahr 2019 heraus, die vielfach gelobt wurde. In diesem Film wird nicht nur die Relevanz der Entdeckungen Curies deutlich, sondern auch ihre pionierhafte Rolle als Frau in der Wissenschaft sowie die persönlichen Hindernisse und Intrigen, denen sie ausgesetzt war. Als eine bedeutende Wissenschaftlerin nicht nur für die Chemie und eine eindrucksvolle historische Person unter anderem in Hinblick auf das Schicksal weiblicher Wissenschaftlerinnen überlässt uns Marie Curie eine Biografie, mit der sich zu befassen sehr lohnend ist. “Marie Curie – Elemente des Lebens”, auf diversen Plattformen zum Leihen oder Kaufen erhältlich, ist ein einnehmender Film, der euren Schüler:innen einen geeigneten Zugang zu ihrer Geschichte bietet. Begleitende Informationen und Arbeitsmaterialien zum Film für den Unterricht in verschiedenen Fächern stellt die Website Kinofenster bereit.

Vergiftete Wahrheit: Dark Waters

Der Film beruht auf einem wahren Umweltskandal rund um den Konzern DuPont. (Quelle: eUniverse)

Auf einer wahren Begebenheit beruht dieser Film, der einen Rechtsstreit zwischen einem Viehbauern aus West Virginia und der örtlichen Chemiefabrik der Firma DuPont darstellt. Grundlage für den Film war ein 2016 erschienener Artikel aus der New York Times, welcher einen Umweltskandal aufdeckte, der nicht nur die Abwasserverschmutzung in der Umgebung der Chemiefabrik zur Folge hatte. Konkret geht es um Perfluoroctansäure (PFOA), welche auch für die Beschichtung von Teflon-Bratpfannen verwendet wird und höchst krebserregend ist. In Anlehnung an den Film könnt ihr den chemischen Aufbau der Säure und ihre Eigenschaften besprechen, die sie zu einem günstigen Material, jedoch für die Gesundheit schädlich machen. Daneben überzeugt der Film durch die Spannung, die sich durch die juristische Auseinandersetzung zieht. Das Drama beleuchtet die Schwierigkeiten, die sich im Kampf gegen einen Milliardenkonzern auftun und wirft so unweigerlich gesellschaftliche Fragen auf, die ihr auch im Unterricht anreißen könnt. Der Film ist derzeit auf Netflix verfügbar und auf diversen Plattformen ausleihbar oder käuflich. Auch zu diesem Film sind über KinofensterUnterrichtsmaterialien erhältlich. Neben dem Spielfilm sei auch die Dokumentation “The Devil We Know” von 2018 erwähnt, die die tatsächliche Geschichte begleitet.

Von den theoretischen Grundlagen der Chemie, über ihre Anwendung in der Medizin, im Krieg oder als Droge bis hin zu ihren Verstrickungen in die historischen und gesellschaftlichen Ereignisse der Neuzeit – diese Filme bieten Aufschluss über die Allgegenwärtigkeit der Chemie und die Wirkung der Forschung in diesem Bereich. Sie sind ein tolles Mittel, um dem Chemieunterricht ein wenig Abwechslung zu verleihen, eure Schüler:innen für verschiedenste Themen im Zusammenhang der Chemie zu sensibilisieren und sie womöglich etwas mehr dafür zu begeistern. Kennt ihr noch weitere Filme oder Serien, die ihr empfehlen könnt? Habt ihr einen unserer Filme gesehen und wollt eine Kritik dalassen? Schreibt es gerne in die Kommentare!

VBE: Zugang und pädagogische Qualität der Fachkräfte sichern

Der INSM-Bildungsmonitor zeigt: Fehlende Deutschkenntnisse und Bildungsferne wirken negativ auf Bildungs- und Arbeitsmarktchancen. Der VBE fordert besseren Zugang zu Kitas, finanzielle Entlastung und mehr qualifizierte Fachkräfte an Brennpunktschulen.
Von
Redaktion
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September 2024
6.9.2024
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03.09.2024. Schon letzte Woche gab es das Ranking der Bundesländer, heute wurde der neue INSM-Bildungsmonitor veröffentlicht. Ein Hauptergebnis des Berichts ist, dass mangelnde Deutschkenntnisse und Bildungsferne des Elternhauses, nicht aber generell ein Migrationshintergrund, eine stark-negative Auswirkung auf die Bildungs- und Arbeitsmarktchancen haben.

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, stellt fest: „Der Bericht zeigt ganz klar, dass es auf die Bildungsinstitutionen ankommt. Kinder brauchen zwar eine stabile Bindung zu ihren Eltern, aber sie brauchen für ihre Entwicklung auch das Zusammensein mit Gleichaltrigen und Impulse von pädagogisch ausgebildeten Fachkräften. Das Sprachverständnis und der Sprachgebrauch kann am besten im Sprechen ausgebildet werden.“ Dass die Quote der Kinder mit Migrationshintergrund, die in der Kita betreut werden, jedoch sinke, könne verschiedene Gründe haben: „Dass Eltern die Kinder bewusst aus Kindertagesstätten heraushalten, ist zunächst eine Unterstellung. Wir müssen sehr genau auf die Gründe dafür schauen. Zum Beispiel konnten nicht für alle Kinder, die im Rahmen des Ukraine-Krieges nach Deutschland geflüchtet sind, zeitnah Plätze bereitgestellt werden. Zudem sind die Gebühren ein großer Hinderungsgrund. Für Eltern ohne Verdienst werden diese übernommen, aber für Eltern mit kleinem Verdienst nicht. Das kann eine große Hürde darstellen. Deshalb müssen Lösungen gefunden werden, die sichern, dass insbesondere im letzten Kitajahr bzw. dem Vorschuljahr alle Kinder eine Kindertageseinrichtung besuchen können.“

Brand blickt auch auf die sozialräumliche Verteilung von Kindern mit Migrationshintergrund. So wird in dem Bericht festgestellt, dass über die Hälfte aller Kinder mit Migrationshintergrund eine Schule besuchen, an der über die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler einen Migrationshintergrund haben. Bei Kindern ohne Migrationshintergrund gilt das nur für etwa ein Viertel. Der VBE-Chef kommentiert: „Wir wissen, dass einzelne Schulstandorte vor besonderen Herausforderungen stehen, die dort kumuliert auftreten. Wir wissen auch, dass dies häufiger Standorte sind, an denen viele Personen im Quer- oder Seiteneinstieg arbeiten. Dort also, wo die pädagogischen Herausforderungen besonders hoch sind, ist die pädagogische Ausbildung nicht ausreichend. Die Bildungsministerien sind gefordert, eine hohe Qualität gerade an diesen Standorten zu sichern.“

Leitbild oder Luftschloss: Wie viel Vision braucht eine Schule wirklich?

Kanadas Bildung setzt auf kurze, prägnante Leitbilder und die Anerkennung indigener Wurzeln. Schulen fördern individuell Zugehörigkeit, um präventiv Probleme zu verhindern. Diese Leitbildentwicklung stärkt Gemeinschaft und gemeinsame Identifikation.
Von
Kati Ahl
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September 2024
6.9.2024
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Die besten Reiseerfahrungen macht man ja oft ungeplant, durch zufällige Begegnungen oder unerwartete Ereignisse. So ging es auch mir, als ich bei einem Austausch für Lehrkräfte in Kanada das Land der Seen und Wälder durch besondere Erfahrungen anders erlebte. Schon am ersten Abend zeigte sich, dass in Kanada einiges anders läuft – nicht nur im Alltag, sondern auch in der Bildung. Was hat das mit der Leitbildentwicklung in Schulen zu tun? Mehr, als man auf den ersten Blick vermuten würde.

Ein unerwarteter Beginn: Anerkennung und Zugehörigkeit

Gleich zu Beginn meiner Reise erlebte ich etwas, das mich verblüffte: Im Eishockey-Stadion, kurz vor einem großen Spiel, tauchte plötzlich ein Stammesältester in Federschmuck auf der Leinwand auf und hielt eine Rede, in der er das Land als das ursprüngliche Territorium indigener Völker beanspruchte und anerkannte. Meine Austauschkollegin erklärte mir, dass dies in Kanada gängige Praxis sei – eine Art des symbolischen Acknowledgement (übersetzt Anerkennung), das die tiefe Verbindung zur Geschichte und den Respekt vor der indigenen Bevölkerung ausdrückt. Dieser Respekt und die Anerkennung der indigenen Wurzeln sind seit etwa zehn Jahren in der kanadischen Gesellschaft verankert und prägen auch die Art und Weise, wie Bildung dort verstanden wird. So wird vor jedem Meeting das Acknowledgement verlesen, es hängt in jedem Schulamt und in jeder Schule aus, um die schlechte Behandlung in der Vergangenheit wiedergutzumachen.

So kann das “Acknowledgement” aussehen (Quelle: Kati Ahl)

Leitbild in Kanada: Kurz, prägnant und universell

In Kanada wird Schulentwicklung grundlegend anders angegangen. Während man in Deutschland oft lange über Leitbilder diskutiert und diese in umfangreichen Prozessen an der Schule vor Ort entwickelt werden, kommt das Leitbild in Kanada, Alberta von der Schulbehörde. Nach dem Motto “keep it short and simple” (KISS) werden einfache, aber kraftvolle Aussagen formuliert. Das Leitbild für Calgary zum Beispiel, eine Stadt mit fast 500.000 Schüler:innen, besteht aus genau drei Sätzen: 

  • Students come first.
  • Learning is our central purpose.
  • Public education serves the common good.​

Und als Mission für alle Lernenden ist dieses Ziel formuliert:

Each student in keeping with their individual abilities and gifts, will complete high school with a foundation of learning necessary to thrive in life, work and continued learning.

Diese kurze, klare Botschaft hängt in allen Schulämtern und Bildungsinstitutionen direkt am Eingang und dient als konkreter Leitfaden für Entscheidungen und Diskussionen. Statt endlose Debatten zu führen, fragt man in Kanada schlichtweg: “Wie wirkt sich das positiv auf das Lernen oder die Schülerschaft aus?” – und schon ist manche Diskussion in eine andere Richtung gelenkt. Man könnte meinen, dass durch diesen pragmatischen Ansatz viel Zeit und Aufwand gespart wird. Aber bedeutet das, dass der Prozess der Leitbildentwicklung überflüssig ist? Ganz so einfach ist es dann doch nicht.

Mit einem solchen Poster vergegenwärtigen sich kanadische Schulgemeinschaften die Prinzipien zum Thema “Belonging” (Quelle: Kati Ahl)

Während in Kanada das Leitbild oft vorgegeben wird, haben die Schulen dennoch die Freiheit, einzelne Ziele wie den “Sense of Belonging”, also das Gefühl der Zugehörigkeit, selbst zu gestalten. Dieser Aspekt ist Teil des CBE Indigenous Education Holistic Lifelong Learning Framework und wird als besonders wichtig erachtet, weil er präventiv besonders wirksam ist gegen Probleme wie Sucht, Gangmitgliedschaften und Schulabsentismus. Jede Schule findet ihre eigenen Wege, diesen “Sense of Belonging” zu fördern. In der Winston Churchill School in Alberta etwa läuft das Projekt “Boas for the Better”, bei dem besondere Projekte und Leistungen, die der Gemeinschaft zugutekommen, öffentlich gewürdigt werden.

Hier seht ihr eine Visualisierung für “Boas for the Better”, wie unsere Kolumnistin Kati Ahl sie in einer kanadischen Schule vorgefunden hat (Quelle: Kati Ahl)

Der Streitpunkt: Ist der Prozess notwendig oder nicht?

Die Frage bleibt: Braucht man den Prozess der Leitbildentwicklung wirklich, oder reicht es, hilft es womöglich sogar, ein kurzes, prägnantes Statement wie in Kanada zu haben? Hier gibt es verschiedene Ansichten. Die einen argumentieren, dass ein klar vorgegebenes Leitbild unnötige Diskussionen erspart und den Fokus auf das Wesentliche lenkt. Die anderen sehen im Prozess der gemeinsamen Entwicklung eine Chance für die Schule vor Ort, Identifikation und Zusammenhalt im Kollegium zu stärken.

Vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Ein starkes Leitbild, das von allen getragen wird, ist sicherlich wertvoll. Aber der Weg dorthin, die Diskussionen und Aushandlungsprozesse, in denen ein solches Leitbild entsteht, könnten genauso wichtig sein – nicht nur, um das “Was”, sondern auch das “Warum” und “Wie” gemeinsam zu entdecken und zu leben. Denn letztendlich ist es diese gemeinsame Vision, die Schulen zu Orten macht, an denen nicht nur gelernt, sondern auch eine Gemeinschaft gelebt wird.

Und noch etwas ist übrigens in Kanada anders: Die Ziele und das Leitbild sind unabhängig von den politischen Entwicklungen und Landtagswahlen. Kanada ist zwar auch föderal organisiert und es gibt in jedem Land ein Bildungsministerium. Aber jedes Schulamt wird in den großen Entscheidungen von dem Board of Trustees, von gewählten Personen gelenkt und kontrolliert und ist damit auch im Leitbild unabhängig von aktuellen politischen Strömungen.

Während meines Austauschs mit einer kanadischen Kollegin in Alberta konnte ich wertvolle Erfahrungen in Kanada sammeln. Eindrücke meiner Reise habe ich in einem Video festgehalten, das du dir hier ansehen kannst. In meinem Podcast “Schule, lass mal reden!” habe ich ebenfalls über diese Erlebnisse und weitere bildungspolitische Themen gesprochen. Zusätzlich empfehle ich den Artikel “Wie Kanada die Startchancen für Kinder aus geflüchteten Familien steigert” im Deutschen Schulportal, der sich intensiv mit diesem Thema auseinandersetzt.

“Mit Herz und Expertise”: Teach LOVE über einen etwas anderen Sexualkundeunterricht

Teach LOVE definiert den Sexualkundeunterricht neu. Zum Welttag der sexuellen Gesundheit erklärt Dr. Johanna Degen im Interview, wie Lehrer “mit Herz und Expertise” Sexualität auch in Zeiten politischer Spannung lehren und inklusiv gestalten können.
Von
Julika Ude
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September 2024
5.9.2024
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Sexualität betrifft weitaus mehr als die Interaktion zweier Körper. Neben zwischenmenschlichen Beziehungen zu anderen betrifft sie vor allem die zu sich selbst, zu der eigenen Gesundheit und Identität. Das Schulgesetz NRW formuliert: „Sexualität ist eine Quelle von Lebensfreude.“ Die World Association for Sexual Health ergänzt zum gestrigen Welttag der sexuellen Gesundheit das Ziel „Positive Beziehungen“ auf vielen Ebenen zu entwickeln. Wie fähig ist der Sexualkundeunterricht an Schulen, Jugendliche dabei zu unterstützen?

Auf dem Weg, die eigene Sexualität zu ergründen, bahnen sich Jugendliche durch einen Dschungel von Fragen, Unsicherheiten und verschiedenen Narrativen über Sex – und darüber, wer und was dazugehören sollte. Auf dieser Reise kommt Lehrkräften große Wichtigkeit zu. Im Sexualkundeunterricht sollen Lehrende „junge Menschen unterstützen, sie zu einem selbstbestimmten und selbstbewussten Umgang mit der eigenen Sexualität befähigen“. Theoretisch klingt das nach einem nötigen Ziel, praktisch gestaltet sich die Umsetzung komplex: Zwischen Themen wie Sex und Liebe finden sich nicht nur Scham und Frustration, sondern zunehmend auch gesellschaftliche Spannungen, die Lehrkräfte einschüchtern können. Und, wie soll eine Lehrkraft Offenheit gegenüber Sexualität vermitteln, wenn sie ihre eigene vielleicht gar nicht kennt?

Teach LOVE, eine Organisation, die Fortbildungen und Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte anbietet, setzt genau an diesen Aspekten an. Sie wurde ins Leben gerufen, um Lehrende bei moderner und inklusiver sexuellen Bildung zu unterstützen. Das Team beschreibt auf seiner Website seine Vision und die Frage, die sich vielen stellt: Teach LOVE will „sexuelle Bildung neu denken”. Und dazu “sexuelle und kulturelle Diversität, Liebe, Werte und Beziehungskonstellationen, Sicherheit und Kompetenz (auch in Internet & Medien)“ lehren. Es bleibt die Frage: „Aber wie?“

Wir haben mit der Leitung von Teach LOVE, der promovierten Sozialpsychologin und Beziehungsexpertin Dr. Johanna Degen, über das Projekt und seine einzigartige Antwort auf das „Wie?“ gesprochen. Im Interview erklärt sie den besonderen Ansatz von Teach LOVE und wie das Team mit “Herz und Expertise“ Lehrende dabei unterstützt, Schüler:innen einen Raum für die Entwicklung von positiven Beziehungen zu geben — zu ihrer Sexualität, ihren Bedürfnissen und ihren Grenzen.

Lehrer-News: Euer Slogan lautet “Mit Herz und Expertise“. Warum ist eure Kombination aus Herz und Wissenschaft so wichtig, um Lehrpersonen bei einer inklusiven und modernen und sexuellen Bildung anzuleiten?

Dr. Degen: Sexuelle Bildung reduziert die Intimität heute mitunter auf Technik. Es geht dabei aber um mehr als Positionen und Skills. Das Herz spielt dabei für uns eine Doppelrolle: Zum einen lehren wir mit dem Herzen, weil uns das Thema und die Position der Lehrkräfte im Wissenstransfer ein wirkliches Anliegen sind. So kitschig es klingen mag, aber wir forschen und lernen zusammen mit den Lehrkräften und haben viele tolle Momente des gemeinsamen Wachsens. Zum anderen geht es, unserer Meinung nach, bei der sexuellen Bildung auch um das Herz. (Auch wechselnde) Beziehungen sind bedeutsam für Herz und Seele und das Mystische und Unbewusste der Sexualität und Intimität.

Lehrer-News: Ihr forscht selbst zu Sexualität. Wie kamt ihr auf die Idee, Sexualerziehung und (forschende) Wissenschaft so eng zu verknüpfen?

Dr. Degen: Wir waren in der Forschung mit Themen unabhängig von der Schule beschäftigt — zum Beispiel zum Online-Dating. Lehramtsstudierende, der öffentliche Diskurs und eine externe Kollaborationsanfrage zur Aufklärung von Jugendlichen haben unser Forschungsprojekt angestoßen. Das Projekt ist dann immer größer geworden. Witzigerweise wurde uns am Anfang gesagt, Forschung zu dem Thema brauche es nicht mehr, man wisse schon alles. Da muss ich heftig widersprechen. Uns hat vor allem die Forschung sehr viel gelehrt und es bleibt spannend. Erst durch die Forschung und Evaluation entstanden unsere Einblicke zu den Problemen auf abstrakter Ebene, Zusammenhänge und Bedürfnisse wurden deutlich und dann kamen die kreativen Ideen und Lösungen und auch das Wissen, was funktioniert und was in der Praxis scheitert.

Lehrer-News: Welche Probleme sehen Sie im aktuellen Sexualkundeunterricht, die eine umfassende Sexualerziehung der Schüler:innen derzeit gefährden?

Dr. Degen: Die sexuelle Bildung wird oft auf Hygiene, Gesundheit und Verhütung reduziert. Das sind auch wichtige Themen und sie sind in der Tat einfacher abzuhandeln. Wichtig für psychisches Wohlbefinden, gelingende Lebenswege und auch Gesundheit, ist allerdings auch eine profunde Beziehungskompetenz, für intime, und alle anderen Beziehungen. Besonders in Zeiten, in denen Einsamkeit um sich greift und Annäherung vermehrt schwerfällt (Lehrer News berichtete), liegt darin eine sozial wichtige Aufgabe!

Am meisten ist die sexuelle Bildung von Bildungsdefiziten der Erwachsenen und Berührungsangst gefährdet. Gesellschaftlich kommen Polarisierung, Cancel Culture und persönliche Identifizierung mit Themen dazu. Die normative Aufladung des Themas ist eine große Herausforderung. Viele finden sich in der ideologisch aufgeladenen Informationsflut auf verlorenem Posten und fürchten die widersprüchlichen politischen Meinungen, die auch in der Elternschaft und unter den Jugendlichen stark vertreten sind.

Dazu gibt es haufenweise Fehlinformationen und unglückliche Narrative, die entweder aktiv oder implizit zu schlechten Erfahrungen führen. Dazu zählen repressive Perspektiven auf Sexualität, unzureichende Medienkompetenz oder auch Fehlinformationen zu Organen und Psyche. Beispielsweise zeigt unsere Forschung, dass nicht wenige meinen, Medienkompetenz sei, Jugendliche aufzuklären, dass das Digitale nicht real sei. Das ist aber eher peinlich, das wissen die Jugendlichen. Es fehlt hingegen an profunder parasozialer Kompetenz (der Fähigkeit, einseitige Beziehungen zu Medienfiguren zu erkennen und zu regulieren), die aber fehlt oft auch den Erwachsenen — es ist ein Dilemma.

Lehrer-News: Aus Studien geht hervor, dass Lehrerinnen und Lehrer politische Aufgeladenheit von Themen wie LGBTQIA+ oder Pornografie unterschiedlich empfinden. Worin unterscheidet sich die geschlechtsspezifische Wahrnehmung und wie kann dieser Unterschied erklärt werden?

Dr. Degen: Manche sagen, es gibt ganz natürlich geschlechtliche Tendenzen. Andere sagen, dass das biologistisch sei und es nur Individuen gibt. Tatsächlich ist es wohl so, dass sich Geschlechterrollen in der Tendenz unterscheiden, das aber, wie üblich, wenig über den Einzelfall aussagt und auch, dass enge Rollenerwartungen vielen schädigen, auch denen, die sich scheinbar problemlos anpassen. Frauen und queere Menschen sind beispielsweise aber eher von Gewalt bedroht und das muss man auch nicht schönreden, dann unterscheidet sich auch das Gefühl. Ich habe gerade im Internet ein gutes Beispiel gelesen: Ist meine Angst, ausgelacht zu werden (das fürchten eher Männer) oder umgebracht zu werden (das fürchten Frauen und queere Menschen)? Das macht einen fundamentalen Unterschied.

Frauen, ihre Körper und ihre Professionalität werden auch im Berufsalltag ganz anders verhandelt. Trotz aller Diversitätsdiskurse sehen wir immer noch, und in manchen Bereichen sogar wachsende, Unterschiede zu Ungunsten von Frauen. Über Sexualität zu sprechen, wenn einer gleichzeitig mit oder ohne weibliche(r) Brust vor der Klasse steht, bedeutet etwas: Die Lehrkraft nimmt die geschlechtliche Verkörperung mit. Das gilt auch bei Männern, nur anders gelagert. Diese fühlen sich oft unwohl und fürchten, übergriffig zu wirken oder als solches beschuldigt zu werden.

Lehrer-News: Wie kann sich eine Überforderung der Lehrpersonen im (Sexualkunde-)Unterricht äußern, und welche Probleme kann das für die individuellen Schüler:innen mit sich bringen?

Dr. Degen: Meistens zeigt sich das durch Vermeidung und Rückzug oder Reduktion auf die politisch harmlosen Themen. Dann handelt die Lehrperson Biologie und Verhütung ab, aber hütet sich davor, über riskante Themen zu sprechen. Dazu zählen dann einerseits Aspekte von Sexualität, die im Diskurs polarisieren, wie Diversität und Pornografiekonsum. Andererseits zählen dazu aber auch Aspekte, bei denen sie sich selbst und der widersprüchlichen Studienlage nicht traut, wie der Umgang mit Transgeschlechtlichkeit oder Interkulturalität und Konservatismus, entlang derer Konfliktlinien verlaufen können.

Lehrer-News: Wie steht euer Ansatz diesen Problemen entgegen?

Dr. Degen: Uns liegt besonders am Herzen, dass wir eine lernende Organisation sind und vorleben, was wir lehren — humanistische Praxis, also fachliches Know-how, mit Menschlichkeit im Fokus, immer. Als solches weisen wir universalistische Ethik und Moralisierung zurück, sind pluralistisch und diskursfähig. Bei uns kann jede*r über alles offen sprechen, auch über das Dilemmatabehaftete, Ambivalente und Hässliche, wie eigene Vorurteile, Ablehnung von Themen oder Gruppen sowie Fehler, Unsicherheit oder Scham.

Viele Lehrkräfte sortieren ihre persönlichen Lebenswege bei uns in der reflexiven und analytischen Arbeit. Zum Beispiel sagen manche, es sei das erste Mal in der gesamten Professionalisierung, dass es ganzheitlich auch um sie geht. Nur wer mit sich selbst in gutem Kontakt ist, kann dann gute sexuelle Bildung leisten. Daher gilt: Zuerst die Lehrkräfte, dann die Wirkung. Immanent sind dann eben diese bewegenden gemeinsamen Erfahrungen.

Lehrer-News: Und wie können Lehrkräfte mit politisch aufgeladenen Debatten im Klassenraum umgehen?

Dr. Degen: Es ist besonders wichtig, in den normativ aufgeladenen Diskursen den Überblick zu behalten und ein evidenzbasiertes Gegengewicht zu bilden. Die politischen Lager in der sexuellen Bildung strecken sich zwischen Konservatismus, moderatem Liberalismus, emanzipatorischen und neo-emanzipatorischen, also die vorausgehenden Diskurse miteinbeziehenden, Perspektiven – die sich jeweils auch noch komplex ausdifferenzieren. Allen diesen werden Lehrkräfte unumwunden begegnen. Manche wollen die sexuelle Bildung zurück ins Heim verlagern, anderen kann es nicht bunt und explizit genug gehen. Lehrende können es also nur falsch machen, solange sie sich daran orientieren. Da ist Angst nachvollziehbar, aber nicht hilfreich. Es gibt gute Strategien, damit präventiv umzugehen: Zunächst gilt es, die jeweiligen Positionen zu verstehen, um zu lernen, wie sie sich begründen. Sie als Lehrkraft können offensiv einladend kommunizieren und die gemeinsamen Ziele, bei denen sich alle einig sind, betonen: gesunde und geschützte Jugendliche. Dann gilt es, Standhaftigkeit zu zeigen, ohne rigide zu sein und zu urteilen. Kommunizieren Sie, dass Sie die Ängste verstehen – verstehen Sie sie aber auch! – und halten Sie an Aufklärung trotzdem fest. Reflektieren Sie aber auch den Weg der Aufklärung. Nicht alles Neue ist progressiv, nicht alles Alte repressiv – und: Es gibt wirklich gut begründete, evidenzbasierte Konzepte. Kennen Sie sich aus, entwickeln Sie Selbstsicherheit, ohne andere abwerten zu müssen, das bemerken die Jugendlichen – et Voilà, es entsteht eine tolle Community, gelungene und zukunftsweisende Arbeit und hohe Resilienz aufseiten der Lehrkräfte.

Lehrer-News: Wie schätzt ihr die Entwicklung des aufgeladenen Diskurses innerhalb des Klassenraumes – und die Wahrnehmung der Lehrkräfte dazu ein?

Dr. Degen: Klassenräume spiegeln die Gesellschaft mit ihren Tendenzen und manchmal verstärken sie Ausschnitte, zum Beispiel durch Mediendiskurse. Es bildet sich also Realität ab, aber es bildet sich auch zukünftige Realität, indem wir beispielsweise neue Interpretationen und Narrative anbieten. Jugendliche können sich nicht selbst überwinden, aber gemeinsam kann man neue Visionen wahrscheinlich werden lassen. Da liegt schon Pathos und Schönheit drin und das ist auch, warum Lehrkräfte den Beruf wählen: Weil er sozial bedeutungsvoll ist.

Leider sehen wir schon jetzt vor allem über Social Media eine verstärkte Retraditionalisierung und Verhärtung zwischen den Geschlechtern, bei denen Frauen, Männer und vor allem vulnerable Gruppen generell Abwertungen erfahren. Auch sehen wir Probleme mit Gewalt, zum Beispiel mit dem Versenden von Nacktbildern, wenn Schüler:innen nach einer Liaison enttäuscht wurden oder Pornografie im Klassenchat. Das erleben viele Lehrkräfte und Schulen neben der pädagogischen Herausforderung auch rechtlich als schwierig.

Lehrer-News: Gibt es zum Abschluss einen Herzenstipp, den ihr (Sexualkunde-)Lehrkräften mitgeben könnt?

Dr. Degen: Es geht nur durch und mit Ihnen als ganze Person – mit Ihrem Herzen und Ihrer Expertise. Und: Ihre Intuition ist richtig, es geht um die Menschen, nicht die Form.

Lehrer-News: Vielen Dank für das Gespräch!

Medienkompetent mit "Think Twice": dpa bietet Toolkits für den Unterricht an

Das dpa-Faktencheck-Team bietet kostenlose Toolkits zur Medienkompetenz für Schulen an. Diese sollen junge Menschen gegen Desinformation in sozialen Medien wappnen. Zudem gibt es Workshops und ein Whitepaper bis Herbst 2025.
Von
Redaktion
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September 2024
5.9.2024
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Hamburg. "Die EU will uns Cola-Trinken verbieten", "Kamala Harris darf in den USA gar nicht kandidieren": Solche Falschbehauptungen gehen in den sozialen Netzwerken viral. Und nicht nur das. Empfehlungs-Algorithmen vermitteln oft ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit, emotionale Sprache soll heftige Reaktionen auslösen, KI macht das Fälschen von Bildern und Stimmen einfacher.

Um sich in der Social-Media-Welt dennoch selbstbestimmt informieren zu können, müssen Nutzerinnen und Nutzer darüber Bescheid wissen - und das möglichst früh. Mit Toolkits für mehr Medienkompetenz hat das Faktencheck-Team der dpa ein Angebot für Schulen und andere Einrichtungen entwickelt, die junge Menschen fit für den kompetenten Umgang mit TikTok, Instagram & Co. machen.

Die fünf Toolkits beinhalten jeweils ein Video im Social-Media-Stil sowie begleitendes Lehrmaterial. Lehrkräfte und andere Multiplikatoren können das Material kostenlos herunterladen und verwenden. Verfügbar ist es zum Beispiel bei der Hamburg Open Online University (HOOU) oder unter www.stop-thinktwice-check.de.

Die Themen bisher:

  • Drei Fragen gegen Falschinformationen
  • Emotionale Sprache
  • Künstliche Intelligenz
  • So funktionieren Algorithmen
  • Desinformation erkennen

Das Material ist auf Deutsch und auch auf Finnisch und Katalanisch verfügbar. "Think Twice" ist eine internationale Kooperation, die von der EU gefördert wird.

Im weiteren Projektverlauf werden die Toolkits ausgebaut. Parallel dazu beginnt die direkte Arbeit mit der Zielgruppe: Im Rahmen von Workshops werden Jugendliche der Generation Z in die Lage versetzt, ihre eigenen Videos mit Faktenchecks und Medienkompetenz-Tipps zu skripten und zu drehen.

Für alle Interessierten offen ist ein englischsprachiger Online-Live-Workshop der dpa und ihrer Projektpartner am 19. September ab 16 Uhr: "Media Literacy on TikTok - (How) Does it work? Video lessons and media literacy toolkits".

Zur Anmeldung

Zum Ende des Projekts im Herbst 2025 wird zudem ein kostenloses Whitepaper mit den wichtigsten Erkenntnissen veröffentlicht. Weitere Informationen, auch zur Anmeldung, sind auf der Projektseite www.stop-thinktwice-check.de zu finden. Das Faktencheckteam der dpa veröffentlicht regelmäßig Faktenchecks und Medienkompetenz-Tipps auf seinen Social-Kanälen auf TikTok und Instagram.

Über dpa:

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) wurde 1949 gegründet und gehört zu den weltweit führenden unabhängigen Nachrichtenagenturen. dpa beliefert Medien, Unternehmen und Organisationen mit redaktionellen Angeboten. Dazu zählen Texte, Fotos, Videos, Grafiken, Hörfunkbeiträge und andere Formate. Als international tätige Agentur berichtet dpa in sieben Sprachen. Rund 1000 Journalistinnen und Journalisten arbeiten von etwa 140 Standorten im In- und Ausland aus. Gesellschafter der dpa sind rund 170 deutsche Medienunternehmen. Die dpa-Redaktion arbeitet nach den im dpa-Statut festgelegten Grundsätzen: unabhängig von Weltanschauungen, Wirtschaftsunternehmen oder Regierungen. Die Zentralredaktion unter der Leitung von Chefredakteur Sven Gösmann befindet sich in Berlin. Die Geschäftsführung um ihren Vorsitzenden Peter Kropsch ist am Unternehmenssitz in Hamburg tätig. Vorsitzender des Aufsichtsrats ist Daniel Schöningh (CEO Ippen-Mediengruppe, München).

Mehr unter www.dpa.com (deutsch, englisch, spanisch, arabisch)

Social Media: https://www.dpa.com/de/kontakt#social-media

Disclaimer: Gefördert von der Europäischen Union (EU). Die enthaltenen Ansichten sind ausschließlich die der Autoren und spiegeln nicht die der EU oder der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) wider. Weder die EU noch die EACEA können für sie verantwortlich gemacht werden.

Praxis- und Inklusionsschwerpunkt: Das Lehramtsstudium in Brandenburg

Heute stellen wir euch das Lehramtsstudium in Brandenburg vor. Alles, was ihr über den Aufbau des Studiums, die Schulformen, mögliche Fächer oder die Praktika an der Universität Potsdam oder an der BTU in Senftenberg wissen müsst, erfahrt ihr hier!
Von
Albert Koch
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September 2024
4.9.2024
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Ihr spielt mit dem Gedanken Lehrer:in zu werden, aber wisst nicht, was im Studium auf euch zukommen könnte? Dann lohnt es sich, zunächst einen Blick auf die Unterschiede der Lehrerausbildung zwischen den einzelnen Bundesländern zu werfen. In unserer Reihe über das Lehramtsstudium stellen wir euch heute Brandenburg vor. Hier erfahrt ihr, was die Ausbildung in Brandenburg besonders macht und welche Möglichkeiten ihr dort habt.

Studiengänge, Standorte und brandenburgische Besonderheiten

Schulformen in Brandenburg

In Brandenburg gibt es vier typische Schulformen, an denen ihr später unterrichten könnt: Die Grundschule, die Oberschule, welche die Sekundarstufe I umfasst, das Gymnasium und die Förderschule. Förderpädagogischer Unterricht findet im Rahmen der Inklusion allerdings auch an gewöhnlichen Schulen statt. An Gesamtschulen werden mehrere Schulzweige angeboten. Eine Besonderheit in Brandenburg sind die Grundschulen: An ihnen verbringen die Schulkinder die Klassenstufen eins bis sechs. Nach der vierten Klasse kommen vereinzelt neue Fächer hinzu, aber der Eintritt in die Sekundarstufe an einer weiterführenden Schule findet in den meisten Fällen erst im Anschluss an das sechste Schuljahr statt.

Nach diesen Schulformen gliedern sich üblicherweise die Studiengänge, welche in Brandenburg in einem Bachelor-Master-System angeboten werden. Somit gibt es das Lehramtsstudium für die Primarstufe, also für die Grundschule, und für die Primarstufe mit dem Schwerpunkt Inklusionspädagogik. Hinter letzterem verbirgt sich das sonderpädagogische Lehramt für die Grundschule, beziehungsweise die Primarstufe an Förderschulen. Das Lehramtsstudium für die Sekundarstufe I und II bereitet euch auf den Unterricht an Oberschulen oder Gymnasien vor. Der Vorteil in Brandenburg: Erst im Master müsst ihr euch für eine der beiden Schulformen entscheiden. Das Lehramtsstudium für Förderpädagogik führt zum Förderschullehramt, beziehungsweise zur Sonderpädagogentätigkeit an Inklusionsschulen, in der Sekundarstufe. Wenn ihr an einer Berufsschule unterrichten wollt, müsst ihr in Brandenburg erst ein relevantes Fach ohne Lehramtsbezug im Bachelor studieren. Denn den entsprechenden Lehramtsstudiengang gibt es nur als Masterprogramm in Anschluss an ein fachlich relevantes Grundstudium. Übrigens zeichnet sich Brandenburg dadurch aus, dass in allen Studiengängen, bis auf das Berufsschullehramt, die Inklusion eine wichtige Rolle spielt und als Schwerpunkt in den Bildungswissenschaften vertreten ist.

Studieren in Potsdam oder Senftenberg

Lange Zeit war die Universität Potsdam der einzige Standort für das Lehramtsstudium in Brandenburg. Mit Senftenberg, wo sich ein Campus der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) befindet, ist zum Wintersemester 2023/24 ein neuer Studiengang für das Grundschullehramt an den Start gegangen, um die Kapazitäten der Lehrausbildung aufzustocken. Bisher gibt es dort nur die Möglichkeit den Bachelor zu beginnen, doch die Etablierung des Masterprogramms ist in Vorbereitung, sodass die jetzigen Studierenden ihr Studium auch schon in Senftenberg abschließen können. Wenn ihr euch für den Unterricht an anderen Schulformen interessiert, seid ihr Brandenburg von der Qual der Wahl befreit und könnt euch nach Potsdam begeben.

Praktischer Fokus im Master und verkürztes Referendariat

Das Lehramtsstudium in Brandenburg zeichnet sich außerdem im Vergleich zu anderen Bundesländern auch durch seine Praxisorientierung aus. Ganze fünf Praktika absolviert ihr über die zehn Semester Regelstudienzeit verteilt. Das Schulpraktikum im Master ist auch als ”Praxissemester“ bekannt, da es sich über den Zeitraum eines halben Jahres erstreckt. Dies sorgt dafür, dass der Vorbereitungsdienst in Brandenburg sogar nur zwölf Monate statt 18 Monate dauert, aufgrund dessen, dass das intensive Semester praktischer Erfahrung aus dem Studium angerechnet wird. Allerdings unterscheiden sich die einzelnen Studiengänge auch nicht in ihrer Dauer, wie es in anderen Bundesländern der Fall ist, wo meist nur das Gymnasial- oder Berufsschullehramt ganze zehn Semester dauern. Das verkürzte Referendariat trifft nicht auf angehende Berufsschullehrer:innen in Brandenburg zu, weil das Praxissemester nicht Teil des ohnehin kompakten Masterstudiums ist, in dem alle pädagogischen Kompetenzen von Grund auf erlernt werden müssen. Ihr müsst auch die gewöhnlichen 18 Monate im Referendariat verbringen, falls ihr euer Studium in einem anderen Bundesland absolviert und kein vergleichbares Praxissemester vorzuweisen habt.

Die Studiengänge im Vergleich

Primarstufe

Für das Grundschullehramt in Potsdam oder Senftenberg müsst ihr als erstes Fach auf jeden Fall Deutsch oder Mathematik wählen. Als Zweites stehen euch außerdem die übrigen brandenburgischen Grundschulfächer Englisch, Kunst, Musik, Sachunterricht oder Sport zur Verfügung. Die meisten dieser Fächer erfordern eine zusätzliche Eignungsprüfung. Mit Ende der vierten Klasse endet auch der Sachunterricht in Brandenburg. Für die zusätzlichen zwei Jahre der Grundschule gibt es stattdessen die Fächer Gesellschaftswissenschaften, Naturwissenschaften, Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde (LER) und Wirtschaft-Arbeit-Technik (WAT). Wenn ihr Sachunterricht als Fach im Studium gewählt habt, müsst ihr eines dieser Folgefächer zusätzlich wählen. In Senftenberg hängt diese Wahl von eurem Erstfach ab: Wer sich für Deutsch entscheidet, muss für Sachkunde den gesellschaftswissenschaftlichen Schwerpunkt wählen, der auch LER einschließt, bei Mathe als Erstfach den naturwissenschaftlichen, zu dem auch WAT gehört.

Zusätzlich zu den Fachwissenschaften studiert ihr die Bildungswissenschaften, die euch Kompetenzen und Wissen über die Erziehung von Schulkindern mitgeben. Die Inklusionspädagogik bildet in Brandenburg wie erwähnt allgemein einen Schwerpunkt. Ein zusätzlicher Teil des Studiums umfasst die sogenannte Grundschulbildung, im Zuge derer euch pädagogische und didaktische Grundlagen speziell im Kontext der Grundschule vermittelt werden. Vor allem beinhaltet sie rudimentäre fachwissenschaftliche Bezüge zu den übrigen Grundschulfächern, damit alle Grundschullehrer:innen den sogenannten Anfangsunterricht in allen Fächern geben können. Wenn ihr euch für das Studium an der BTU in Senftenberg entscheidet, müsst ihr überdies sogenannte fachübergreifende Studien (FÜS) belegen, wie es an der Technischen Universität üblich ist. Die FÜS wählt ihr aus einer Fülle an Modulen, die nichts mit eurem eigentlichen Studium zu tun haben, sondern lediglich dazu dienen sollen, anderen Interessen nachzugehen und euren Horizont zu erweitern.

Primarstufe mit Schwerpunkt Inklusionspädagogik

Bei diesem Studiengang, der im Grunde genommen das förderschulische beziehungsweise sonderpädagogische Grundschullehramt verkörpert, habt ihr keine Wahl, was die Fächer betrifft. Jede:r muss Deutsch und Mathematik belegen. Neben den Fach- und Bildungswissenschaften gibt es die sogenannte Inklusionspädagogik als Bestandteil des Studiums. Abgesehen von den klassischen Förderschwerpunkten Sprache, Lernen sowie emotionale und soziale Entwicklung gibt es Module zur Inklusionspädagogik und -didaktik, welche den Fokus auf das Modell der Inklusion innerhalb der Sonderpädagogik in Brandenburg noch einmal unterstreichen. Mit diesem Studium qualifiziert ihr euch sowohl als Grundschullehrkraft an einer Förderschule sowie als Sonderpädagog:in an einer regulären Grundschule.

Lehramt für Förderpädagogik

Das sogenannte Lehramt für Förderpädagogik bildet das Gegenstück zur Primarstufe mit Inklusionsschwerpunkt als Studiengang für das sonderpädagogische Lehramt in der Sekundarstufe. Hier wählt ihr unter den Möglichkeiten Deutsch, Englisch, Mathematik, Sport und WAT nur ein einziges Fach. Die Beschränkung auf ein Fach lässt neben den herkömmlichen Bildungswissenschaften noch genug Raum für eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Förder- und Inklusionspädagogik. Ihr wählt hier nur zwei Förderschwerpunkte. Ihr müsst mindestens einen der beiden Schwerpunkte soziale und emotionale Entwicklung oder Lernen wählen, wobei euch zusätzlich auch Sprache oder geistige Entwicklung zur Auswahl stehen. Das Studium bereitet euch sowohl auf das Lehramt in der Sekundarstufe einer Förderschule als auch auf eine sonderpädagogische Stelle an einer Regelschule vor.

Lehramt für die Sekundarstufe I und II

Dieses Studium bereitet euch zunächst für das Lehramt sowohl an Oberschulen als auch an Gymnasien vor. Mit Beginn des Masters müsst ihr euch allerdings für eine Schulform entscheiden, indem ihr die Sekundarstufe I oder II als Schwerpunkt wählt. Eure beiden Fächer könnt ihr mehr oder weniger beliebig aus dem vorhandenen Kanon wählen, welcher folgende Fächer einschließt: Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Französisch, Geografie, Geschichte, Informatik, Kunst, Latein, Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde (LER), Mathematik, Musik, Physik, Politische Bildung, Polnisch, Russisch, Spanisch, Sport, Wirtschaft-Arbeit-Technik (WAT). LER und WAT lassen sich nur für die Sekundarstufe I, Latein nur für die Sekundarstufe II wählen, sodass die ersten beiden nicht mit letzterem kombinierbar sind. Die Fächer Mathematik und Physik könnt ihr speziell im Verbund studieren, wobei ein bestimmter Fokus auf die Verwandtschaft beider Disziplinen gelegt wird. Bei den herkömmlichen Bildungswissenschaften bildet die Inklusionspädagogik wieder einen Schwerpunkt.

Lehramt für Sekundarstufe II (berufliche Fächer)

Das Berufsschullehramt könnt ihr in Brandenburg nur als Masterstudium im Anschluss an einen fachlich relevanten Bachelor studieren. Als berufliches Fach lassen sich neben Wirtschaft und Verwaltung eine Reihe von technischen Fächern wählen, unter denen sich Klassiker wie Bautechnik, Elektrotechnik oder Mediendesign und viele mehr befinden. Einschlägige Bachelorstudiengänge, die euch für diese technischen Bereiche qualifizieren könnten, sind zum Beispiel Bauingenieurwesen, Elektrotechnik oder Maschinenbau. Für Wirtschaft und Verwaltung sind Hintergründe wie die Betriebswirtschaftslehre oder Verwaltungsinformatik von Vorteil. Dies sind allerdings nur wenige von vielen Möglichkeiten. Für das allgemeinbildende Fach bleibt euch nur die etwas magere Wahl zwischen Mathematik und Informatik. Der bildungswissenschaftliche Teil des Studiums enthält ausnahmsweise keinen Schwerpunkt in Inklusionspädagogik, sondern berufspädagogische und -didaktische Grundlagen.

Seiteneinsteiger

Das Land Brandenburg hat für die Möglichkeit, Menschen ohne lehramtsbezogene Ausbildung, jedoch mit relevantem fachlichen Wissen als Lehrer:innen einzustellen, entsprechende Kurse bereitgestellt. Denn in der Tat machen die Seiteneinsteiger:innen einen großen Teil der brandenburgischen Lehrkräfte aus und sind eines der Mittel, die man gegen den anhaltenden Lehrermangel einsetzt. Die pädagogische Grundqualifizierung, welche mangels einer erziehungswissenschaftlichen Vorbildung für die Seiteneinsteiger:innen nötig ist, übernehmen vor und während der Lehrtätigkeit die zuständigen Schulämter. An der Universität Potsdam hingegen findet berufsbegleitend die sogenannte Weiterbildung im Bildungsbereich (WiB) statt, um die Expert:innen meist eines Fachs um ein weiteres Fach weiterzubilden, sodass sie für den Vorbereitungsdienst zugelassen werden können.

Praktika

Das Lehramtsstudium in Brandenburg ist mit seinen fünf Praktika, inklusive eines ganzen Praxissemesters, stark praxisorientiert. Im Folgenden erfahrt ihr mehr über die einzelnen Praktika und darüber, was sie mitunter besonders macht.

Integriertes Eingangspraktikum

Dieses Praktikum umfasst die ersten praktischen Erfahrungen im Studium für das Grundschullehramt, sowohl mit als auch ohne Inklusionsschwerpunkt. An der Universität Potsdam dauert es insgesamt 60, an der BTU mindestens 40 Unterrichtsstunden und ist mit wöchentlichen Einheiten auf einen Zeitraum von etwa zehn Wochen verteilt. Es besteht hauptsächlich aus Unterrichtshospitationen. In Senftenberg, am Campus der BTU, beginnt das Eingangspraktikum schon direkt beim Start des ersten Semesters, was den noch sehr neuen Studiengang deutschlandweit herausstellt. Die Studierenden beginnen mit dem Unterrichten oft schon am zweiten Tag, wodurch die sie sich von Anfang an mit der praktischen Seite ihrer angestrebten Laufbahn befassen müssen. An der BTU folgt ein weiteres integriertes Eingangspraktikum von mindestens 40 Unterrichtsstunden im zweiten Semester.

Orientierungspraktikum

Das Äquivalent zum Eingangspraktikum ist für die Sekundarstufe I bis II und für die Förderpädagogik das Orientierungspraktikum. Dieses umfasst mindestens 40 Unterrichtsstunden, welche ihr in Form einer Hospitanz im Block während der vorlesungsfreien Zeit absolviert. Es folgt eine einwöchige Auswertungsphase. Das Orientierungspraktikum fällt ebenfalls im Masterstudiengang für berufsbildende Schulen an.

Pädagogisch-psychologisches Praktikum

In allen Studiengängen für das Lehramt fällt ein pädagogisch-psychologisches Praktikum an, welches alle Studierenden, unabhängig von ihrer jeweiligen Ausrichtung, mit den besonderen Anforderungen der förderpädagogischen Arbeit konfrontiert. Es umfasst 30 Zeitstunden, welche ihr sowohl in Form eines Blockpraktikums als auch eines semesterbegleitenden Praktikums an einer außerschulischen Einrichtung, wie zum Beispiel einer Jugendhilfe, absolvieren könnt. Ziel des Praktikums ist es, eine bestimmte förderpädagogische Maßnahme zu erarbeiten, umzusetzen und schließlich auszuwerten. Plätze werden zentral über eine Börse vergeben. Dieses Praktikum lässt sich auch im Ausland absolvieren. Gut geeignet dafür ist eine Partnereinrichtung der Universität Potsdam in Ghana.

Fachdidaktische Tagespraktika

Erste Unterrichtseinheiten organisiert ihr im Bachelorstudium selbst in den fachdidaktischen Praktika, die sich auf den Schulunterricht eurer jeweiligen Fächer beziehen. Dementsprechend absolviert ihr insgesamt zwei dieser Tagespraktika.

Schulpraktikum und psychodiagnostisches Praktikum

Das Schulpraktikum ist eine intensive Phase der beruflichen Praxiserfahrung während des Masterstudiums, die sich über 17 Wochen zieht. Mit einer Woche Vorbereitung und abschließend einer Woche Auswertung bestehen die restlichen 15 Wochen aus 66 Stunden Unterrichtshospitanz und 50 Stunden selbst durchgeführtem Unterricht. Dieses “Praxissemester” ersetzt später ein Drittel der Zeit des brandenburgischen Referendariats im Anschluss an das abgeschlossene Studium. Im Master für das Berufsschullehramt entfällt das Schulpraktikum aus zeitlichen Gründen. Auch dieses Praktikum könnt ihr im Ausland, unter anderem an einer der Partnerschulen der Universität Potsdam in Europa, Nord- und Südamerika, Südafrika, Ägypten oder Indonesien, sowie an Schulen in ganz Deutschland absolvieren. An das Praxissemester ist außerdem als fünftes Praktikum eine weitere Einheit mit förderpädagogischem Schwerpunkt geknüpft, die an derselben Schule durchgeführt werden soll.

Eure Aussichten für Brandenburg

Das Land Brandenburg bietet eine reichhaltige Lehrausbildung, die mit einem sehr praxisorientierten Ansatz, einem verkürzten Referendariat und einem Schwerpunkt auf inklusionspädagogische Grundlagen überzeugt. Aufgrund des anhaltenden Lehrermangels, der im gesamten Land eine enorme Belastung darstellt, ist das Land bemüht, das Lehrangebot auszubauen, was sich an dem Angebot für Seiteneinsteiger:innen und dem neueröffneten Studiengang in Senftenberg zeigt. Jährlich müssen etwa 1.000 Stellen besetzt werden.

Wer sich in Brandenburg nach Abschluss des Referendariats bewirbt, hat allgemein hohe Einstellungschancen und kann sich auf ein Gehalt nach A13 an allen Schulformen freuen. Weitere finanzielle Anreize zur Entlastung der besonders vom Lehrkräftemangel betroffenen Schulen bietet das Brandenburg-Stipendium für Landlehrer:innen. Um Studierende später an einer der sogenannten Programmschulen zu verpflichten, bietet das Land Lehramtsstudent:innen aus ganz Deutschland eine Förderung von 600 Euro monatlich schon ab dem fünften Semester  bis zum Ende des Studiums an. Im Gegenzug dazu verpflichtet ihr euch, später das Praxissemester und den Vorbereitungsdienst von 12 Monaten an der jeweiligen Programmschule zu absolvieren. Wenn ihr in eurem Studium kein Praxissemester hattet, müsst ihr stattdessen die üblichen 18 Monate im Referendariat an der zugewiesenen Schule verbringen. Daraufhin folgt eine zusätzliche Tätigkeitsverpflichtung an der Schule für die Dauer der vorherigen Förderung.

Wenn ihr euch für die praktische Arbeit des Unterrichtens oder förder- und inklusionspädagogische Ansätze begeistern könnt, ist Brandenburg mit Sicherheit ein toller Studienort. Dem Land treu zu bleiben, lohnt sich aufgrund des verkürzten Referendariats und den guten Einstellungsaussichten. Wer das Brandenburg-Stipendium in Erwägung zieht, könnte sich über eine großzügige Förderung während des Studiums mit anschließend garantierter Einstellung freuen.

Starkes Partnernetzwerk: fobizz baut EdTech-Ökosystem für Lehrkräfte und Schulen auf

Fobizz kooperiert mit Partnern im EdTech-Bereich, um Lehrkräften den Zugang zu digitalen Bildungsressourcen zu erleichtern. Mit 500.000 Nutzern bietet fobizz innovative Tools, KI-Anwendungen und Weiterbildungen, um Digitalisierung des Unterrichts zu fördern.
Von
Redaktion
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September 2024
4.9.2024
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Hamburg, 3.9.2024 - Fobizz arbeitet mit einer Reihe von Partnerunternehmen zusammen, um Schulen, Lehrkräften, Medienzentren, Schulträgern und anderen Bildungsinstituten den Zugang zu digitalen und effektiven Bildungsressourcen zu erleichtern. Die Partner sind Teil eines wachsenden EdTech-Ökosystems. Gemeinsam stellen sie eine breite Palette hochwertiger Lernplattformen und Unterrichtsmaterialien bereit, die das eigene Angebot von fobizz sinnvoll ergänzen. Mit knapp 500.000 Nutzenden ist fobizz eine wichtige Ressource für die deutschsprachige Bildungslandschaft, wenn es um professionelle Weiterbildung von Lehrkräften geht und darum, ihren Arbeitsalltag durch digitale Anwendungen und KI-Tools zu entlasten und optimal zu unterstützen.

“Unser Ziel ist es, ein robustes EdTech-Ökosystems zu schaffen, das Lehrkräften und Schulen innovative und bereichernde Lehr- und Lernerfahrungen bietet”, so Jeyran Sanee-Khonsari, Chief Strategy Officer bei fobizz.

Nahtlose Integration von Bildungsangeboten über fobizz

Ein wesentliches Merkmal des Ökosystems ist die Single Sign-On Funktionalität (SSO), mit der Nutzende mit nur einem Login auf die integrierten Bildungsmedien zugreifen können. Dieses System spart Zeit, reduziert die Verwaltung mehrerer Passwörter und erhöht zudem die Datensicherheit. Die nahtlose Verbindung wurde entwickelt, um die Unterrichtsvorbereitung und -durchführung für Lehrkräfte effizienter zu gestalten.

fobizz bietet zu den Partnerunternehmen umfassende Schulungsprogramme an, die Lehrkräfte, Pädagog:innen und Schulverwalter:innen mit den notwendigen Fähigkeiten ausstatten und sie in die Lage versetzen, die digitalen Ressourcen effektiv zu nutzen und die gesamte Bildungserfahrung zu verbessern.

Das sind die ersten Partnerunternehmen von fobizz im Überblick

to teach nutzt künstliche Intelligenz, um Übungsaufgaben und differenzierte Lerninhalte angepasst an die Bedürfnisse der Lernenden zu erstellen. Lehrkräfte sparen so wertvolle Zeit bei der Unterrichtsplanung und -vorbereitung.

App Camps bietet kostenfreies Unterrichtsmaterial rund um die Themen Künstliche Intelligenz, Informatik, Coding & Medienbildung, die direkt im Unterricht einsetzbar sind.

bettermarks ist ein adaptives Lernsystem für Mathematik und bietet über 100.000 Übungsaufgaben für die Klassen 4 bis 12, die wie ein Arbeitsheft und Schulbuch genutzt werden können.

Binogi ist ein digitales, mehrsprachiges Lernportal für die fünften bis zehnten Klassen aller Schulformen. Mit alltagsorientierten Lernvideos und Quizzen werden Fachinhalte individuell erlernt.

Carlsen Verlag ist einer der führenden deutschen Kinder- und Jugendbuchverlage und stellt bei fobizz Begleitmaterialien zu verschiedenen Unterrichtslektüren vor.

Classtime ist eine webbasierte Plattform für Lernfortschrittskontrollen, digitale Prüfungen und kollaborative Übungen.

Deutschfuchs ist eine Lernplattform für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache sowie zur individuellen Sprachförderung.

diggies stellen sofort einsetzbares digitales Unterrichtsmaterial für Lehrkräfte zur Verfügung, was die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts wesentlich erleichtert.

Edkimo verbessert das Lernen durch konstruktives Feedback von Schüler:innen an Lehrkräfte mit Online-Umfragen für Feedback, Evaluation und Partizipation im Lernprozess.

eSquirrel ist eine Plattform und Lern-App für die Nutzung im Unterricht. Sie bietet Unterrichtsmaterial für alle Fächer und passend zu Schulbüchern und Lehrplänen.

histomania ist eine Plattform für Geschichte. Historische und aktuelle Ereignisse multimedial mit Texten, Timelines, Videos, 360 Grad Ansichten und interaktiven Landkarten.

Adenauer Campus ist die digitale Lernplattform der Konrad-Adenauer-Stiftung mit innovativen und digitalen Bildungsangeboten.

Rocket Tutor ist der persönliche KI-Mathetutor für die Sekundarstufe II, der Wissenslücken auf Kompetenzlevel erkennt und Schüler:innen individuell unterstützt.

"Unsere Fortschritte beim Aufbau eines EdTech-Ökosystems markieren einen wichtigen Meilenstein in der Bildungslandschaft. Mit dem erweiterten Netzwerk schaffen wir gemeinsam ein robustes Ökosystem, generieren neue Wachstumschancen und bringen die Digitalisierung im DACH-Raum weiter voran”, so Jeyran Sanee-Khonsari.

Die kuratierten Partner von fobizz fügen regelmäßig neue Unterrichtsmaterialien und Fortbildungen hinzu, um den kontinuierlichen Zugang zu neuen, pädagogisch bereichernden und datenschutzkonformen digitalen Bildungswerkzeugen sicherzustellen. Damit bietet fobizz anderen EdTechs und Verlagen eine Plattform und hilft den Nutzenden, durch eine breite Palette handverlesener digitaler Angebote zu navigieren, die sowohl Lehrkräfte als auch Schüler:innen unterstützen.

"Unser EdTech-Ökosystem ist mehr als nur eine Sammlung von Tools und Ressourcen. Es ist eine lebendige Gemeinschaft von Innovatoren, die ständig neue und bessere Wege suchen, um das Lehren und Lernen zu verbessern", fügt Jeyran Sanee-Khonsari hinzu.

Über fobizz

Fobizz I 101skills GmbH ist die führende deutschsprachige Plattform für Weiterbildungen und Anbieter von KI & Tools für Lehrkräfte und Schulen. Dabei hat fobizz es sich zur Aufgabe gemacht, die Digitalisierung des Unterrichts voranzutreiben und Lehrkräfte in die Lage zu versetzen, ihren Schüler:innen Kenntnisse in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Medien und IT einfach und praxisnah zu vermitteln. Fobizz sieht sich in der Rolle des täglichen Begleiters von Lehrkräften, um sie in ihrem Unterrichtsalltag zu entlasten. Seit der Gründung im Jahr 2018 hat das fobizz Team um Dr. Diana Knodel bereits über 7.500 Schulen und knapp 500.000 Lehrkräfte im deutschsprachigen Raum zu aktuellen digitalen Themen und Künstlicher Intelligenz weitergebildet.

Medien in die Schule: Neue Unterrichtsmaterialien zu Desinformation und Hate Speech

Das Projekt „Medien in die Schule“ erweitert das Unterrichtsmaterial mit einem neuen Modul zu Desinformation und Hate Speech. Ziel ist es, Schüler für diese Themen zu sensibilisieren und ihnen Strategien für den Umgang zu vermitteln.
Von
Redaktion
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September 2024
3.9.2024
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Berlin, 2. September 2024. Das Projekt „Medien in die Schule“ erweitert mit dem Modul „Desinformation und Hate Speech“ das Unterrichtsmaterial „Hass in der Demokratie begegnen“ um neue, aktuelle Inhalte. Lehrkräften stehen mit den sieben zusätzlichen Unterrichtseinheiten vielfältige Materialien zur Verfügung, um den Zusammenhang von Desinformation und Hate Speech im Unterricht zu behandeln. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler für das Problemfeld zu sensibilisieren und ihnen Strategien für den Umgang mit Hate Speech und Desinformation an die Hand zu geben.

Gestärkt und ermutigt gegen Desinformation und Hate Speech

In digitaler Form erreichen Desinformation und Hate Speech immer neue Dimensionen. Wie die JIM-Studie 2023 zeigt, begegnen Jugendliche diesen Phänomenen vermehrt: 58 Prozent der Jugendlichen haben Erfahrungen mit Desinformation im Netz gemacht. Etwa jeweils zwei von fünf Jugendlichen wurden außerdem im letzten Monat vor der Befragung online mit extremen politischen Ansichten, Verschwörungserzählungen oder Hassbotschaften konfrontiert. Das neue Unterrichtsmaterial von „Medien in die Schule“ greift genau dieses Erfahrungswissen der Jugendlichen auf und knüpfen an ihre Bedürfnisse an. Ziel des Moduls ist es, sie zu stärken und zu ermutigen, aktiv an Online-Diskursen teilzunehmen, ihre Kommunikationsräume positiv zu gestalten und gesellschaftliche Teilhabe zu leben.

Lehrkräfte können die offenen Materialien flexibel in ihren Unterricht der Sekundarstufen I und II integrieren. Dabei können sie die verschiedenen Erscheinungsformen, Merkmale, Muster und Motive von Hate Speech behandeln und gleichzeitig mit ihren Schülerinnen und Schülern unterschiedliche Strategien sowie Vorgehensweisen entwickeln. Entstanden ist das Modul in Zusammenarbeit mit „weitklick – Das Netzwerk für digitale Medien- und Meinungsbildung“ sowie in Kooperation mit dem Projekt „firewall – Hass im Netz begegnen“ der Amadeu Antonio Stiftung.

Das Unterrichtsmaterial im Überblick

  • Sieben Unterrichtseinheiten mit insgesamt 21 Arbeits- und Materialblättern
  • Je ein Tafelbild zu jeder Unterrichtseinheit zur Orientierung und Wissenssicherung
  • Methodisch vielfältige theoretische und selbstreflexive Inhalte sowie praktische Aufgaben; zum Beispiel:
  • Einfacher Einstieg dank Eisbrecherspiele
  • Erarbeitung von Zusammenhängen zwischen Desinformation und Hate Speech durch Stationenlernen
  • Entwicklung eigener Haltungen durch die Placemat-Methode
  • Reflexion eigener Einstellungen durch interaktives Positionierungsspiel
  • Inspiration und Orientierung durch Tipps von Medienprofis in Kurzvideos

Zielgruppen und Einsatzmöglichkeiten

  • Flexibilität des Unterrichtsmaterials: Einsatz sowohl in Sek. I (ab der 7. Klassenstufe) und II
  • Unterschiedliche methodische Anregungen und Inhalte je nach Niveau der Klasse
  • Einzelne Unterrichtsthemen lassen sich mit einer Vielzahl von Unterrichtsfächern verbinden
  • Freie Verwendung und Bearbeitung durch freie Lizenzen (CC-BY-SA 4.0) und offene Dokumente (OER)

 [1] JIM-Studie 2023: Jugend, Information, Medien – Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger, Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2023, https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2022/JIM_2023_web_final_kor.pdf

Über „Medien in die Schule“

Die Unterrichtsmaterialreihe „Medien in die Schule“ bereitet zahlreiche Inhalte und Themen der Medienbildung für den Lernraum Schule auf. Bereits seit 2013 stellt das Gemeinschaftsprojekt der FSM und Google Deutschland in Kooperation mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen e.V. eine große Bandbreite an kostenfreien, offenen Unterrichtsmaterialien (OER) zu aktuellen medialen Erscheinungen zur Verfügung. Lehrerinnen und Lehrer finden dort für die Sekundarstufen I und II aufbereitete Informationen, Materialien und praxisnahe Methoden rund um Themen wie z.B. die sichere Internetnutzung, Smartphones, Machine Learning, Hate Speech oder „Fake News“. Medien in die Schule leistet mit seinen Angeboten einen aktiven und praktischen Beitrag zur Bildung in einer digitalen Welt. Die Inhalte erhielten bereits mehrere positive Bewertungen durch den Materialkompass Verbraucherbildung des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes. Weitere Informationen finden Sie online unter: www.medien-in-die-schule.de

Über die FSM

Die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM e.V.) ist eine von der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) anerkannte Selbstkontrolleinrichtung für den Bereich Telemedien. Sie beaufsichtigt und berät eine Vielzahl von Unternehmen aus der Telekommunikations- und Online-Branche. Der Verein setzt sich seit 1997 dafür ein, dass Kinder und Jugendliche mit einem sicheren und besseren Internet aufwachsen können – insbesondere über die Bekämpfung illegaler, jugendgefährdender und entwicklungsbeeinträchtigender Inhalte in Online-Medien. Dazu betreibt die FSM eine Beschwerdestelle, an die sich alle wenden können, um Online-Inhalte zu melden. Die FSM-Beschwerdestelle wird unter dem Dach von Saferinternet.de von der Europäischen Union kofinanziert. Darüber hinaus gehören die umfangreiche Aufklärungsarbeit und die Medienkompetenzförderung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu den weiteren Aufgaben der FSM.

Landtagswahlen: AfD stark, Koalitionsoptionen ungewiss

Die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen verschieben die politischen Verhältnisse: Die AfD gewinnt an Stärke, was Koalitionen erschwert. Besonders in Thüringen drohen Blockaden, und die Bildungspolitik hängt nun von den Koalitionsverhandlungen ab.
Von
Helen Mattes
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September 2024
3.9.2024
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Erfurt/Dresden. Die Bürger:innen haben ihre Stimme abgegeben: Die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen sind entschieden. In unserem letzten Wahl-Spezial haben wir die Wahlprogramme der beiden Bundesländer bereits ausführlich analysiert. Nun wollen wir einen Blick auf die Ergebnisse werfen und einen ersten Ausblick darüber geben, welche Auswirkungen diese haben könnten.

Die Wahlergebnisse in Thüringen und Sachsen: AfD gewinnt an Stärke

Anmerkung der Redaktion: Redaktionsschluss für diesen Artikel war am 03.09 um 10.30 Uhr. Geringfügige Änderungen zu den endgültigen Wahlergebnissen sind daher möglich.

Die Wahlbeteiligung in Thüringen ist von 64,9 Prozent im Jahr 2019 auf 73,6 Prozent bei den diesjährigen Wahlen gestiegen. Nach dem vorläufigen Ergebnis liegt die AfD mit 32,8 Prozent deutlich in Führung. Damit ist die Partei erstmals bei einer Landtagswahl stärkste Kraft. Die CDU kommt nach Angaben des Landeswahlleiters auf 23,6 Prozent. Die Linke unter dem amtierenden Ministerpräsidenten Ramelow hat ihren Stimmenanteil mit nur noch 13,1 Prozent mehr als halbiert. Die SPD kommt auf 6,1 Prozent, das BSW aus dem Stand auf 15,8 Prozent und die Grünen sind mit 3,2 Prozent nicht mehr im Landtag vertreten. Auch die FDP scheiterte mit 1,1 Prozent deutlich an der Fünf-Prozent-Hürde und erhielt sogar weniger Stimmen als die Freien Wähler. 

(Quelle: Tagesschau)

Die Wahlbeteiligung ist in Sachsen von 66,2 Prozent im Jahr 2019 auf 74,4 Prozent bei der aktuellen Wahl gestiegen. Die CDU erzielte mit 31,9 Prozent die meisten Stimmen. Die AfD erreicht nach Angaben des Landeswahlleiters 30,6 Prozent. Das BSW zieht mit 11,8 Prozent erstmals in den Landtag ein. Die Linke kommt auf 4,5 Prozent, ist aber aufgrund von zwei gewonnenen Direktmandaten weiterhin im Parlament vertreten.

Die Grünen erreichen 5,1 Prozent und die SPD 7,3 Prozent der Stimmen. Ein Direktmandat geht an den Spitzenkandidaten der Freien Wähler, Matthias Berger, den Oberbürgermeister von Grimma. Die bisherige Koalition aus CDU, SPD und Grünen verfehlt die erforderliche Mehrheit im Parlament und steht nun vor der Herausforderung, alternative Bündnisse zu schmieden oder in die Opposition zu gehen. Die FDP scheiterte mit 0,9 Prozent deutlich an der Fünf-Prozent-Hürde und ist damit auch in Sachsen nicht mehr im Landtag vertreten. 

(Quelle: Tagesschau)

Mit diesen Wahlergebnissen sind deutliche Verschiebungen in der politischen Landschaft Thüringens und Sachsens verbunden, die erhebliche Auswirkungen auf die künftige Regierungsbildung und die politische Ausrichtung in beiden Ländern haben werden. Die Erfolge der AfD vor allem in Thüringen und das Scheitern der bisherigen Koalition in Sachsen lassen offen, wie sich die neuen politischen Mehrheiten auf die Regierungsarbeit, die Stabilität und die Umsetzung politischer Vorhaben auswirken werden.

Herausforderung Regierungsbildung: Ein “politisches Erdbeben”

Die Landtagswahlen haben der AfD einen historischen Höchststand beschert, mit einem bisher unerreicht hohen Stimmenanteil für den extremen rechten Rand. Auch wenn die anderen Parteien eine Koalition mit der AfD ausschließen und somit eine Regierungsverantwortung äußerst unwahrscheinlich ist, wird die AfD insbesondere in Thüringen eine zentrale Rolle in der politischen Diskussion und Gestaltung einnehmen. 

Zudem sind die Ampelparteien kaum noch vertreten. Die Ministerpräsidenten von Bayern und Hessen, Markus Söder (CSU) und Boris Rhein (CDU), haben nach den Landtagswahlen die Ampelkoalition und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kritisiert. “Die Ampel hat nicht nur verloren, die Ampel ist eine rauchende Ruine”, sagte Söder. Er bezeichnete das Ergebnis der Landtagswahlen zudem als ein politisches Erdbeben: “Noch nie war eine Partei, die gesichert rechtsextrem ist, stärkste Kraft”. Söder betonte in diesem Zuge außerdem erneut seine Ambitionen für die Kanzlerkandidatur der Union. 

Der neue Landtag in Sachsen 

Im Sächsischen Landtag, der insgesamt 120 Sitze umfasst, gestaltet sich die Mandatsverteilung folgendermaßen: Die CDU stellt 41 Abgeordnete, die AfD 40, das BSW 15, die SPD zehn, die Grünen sieben, die Linke sechs und die Freien Wähler einen Abgeordneten. Die Koalitionsfrage kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden. Die schwierige Regierungsbildung, für die Kretschmer und seine Partei nun vier Monate Zeit haben, stand am Montag im Mittelpunkt der Pressekonferenz der Parteien im Sächsischen Landtag. Sachsens Ministerpräsident, Michael Kretschmer, hält sich dazu jedoch noch bedeckt. 

Erst am Montagmorgen wurde das Wahlergebnis in Sachsen korrigiert und die AfD verliert ihre Sperrminorität im Landtag. Die Partei verfügt über 40 Sitze und damit weniger als ein Drittel der Gesamtsitze. Die Landeswahlleitung teilte laut dpa mit, wegen eines Softwarefehlers sei zuvor eine falsche Sitzverteilung veröffentlicht worden. Hätte die AfD eine Sperrminorität, könnten bestimmte Landesgesetze, die eine Zweidrittelmehrheit der Abgeordneten erfordern, nicht ohne die Zustimmung der Rechtsaußenparlamentarier:innen verabschiedet werden.

In diesem Kontext reagierten die Parteien auf die neuen Machtverhältnisse: AfD-Generalsekretär Jan Zwerg bot der CDU Gespräche an. “CDU und AfD zusammen wäre überaus stabil”, so Zwerg. Der Generalsekretär der CDU, Alexander Dierks, bestätigte jedoch am Montag, dass eine Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen sei. Der BSW-Landesvorsitzende Jörg Scheibe begrüßte das Wahlergebnis und signalisierte Gesprächsbereitschaft. Der sächsische SPD-Vorsitzende Henning Homann äußerte sich dagegen skeptisch zu Gesprächen mit dem BSW. Zusammengefasst: Es herrscht viel Unklarheit. Aber was bedeutet das für die Bildung? 

Aus dem Wahlspezial in Sachsen geht hervor, dass die CDU in ihrem Wahlprogramm einen besonderen Fokus auf die frühkindliche Bildung und die Weiterentwicklung des Schulsystems legt. Die CDU will die Schulen in Sachsen stärker mit der Arbeitswelt verknüpfen, die Berufsorientierung ausbauen und praktische Inhalte intensivieren, um Schüler:innen besser auf das Berufsleben vorzubereiten und die duale Ausbildung zu fördern.

Die AfD Sachsen hingegen plant eine umfassende Umgestaltung des Bildungssystems, setzt auf ein gegliedertes Schulsystem und will Förderschulen beibehalten, um Schüler:innen mit besonderem Förderbedarf separat zu fördern, statt sie inklusiv zu integrieren. Auch “politisch motivierte” Inhalte sollen aus dem Unterricht verbannt werden: Gendern soll verboten und der Islamunterricht abgeschafft werden. Stattdessen sollen traditionelle Familienwerte als zentraler Bestandteil des Unterrichts vermittelt werden, um ein laut der Partei “positives Familienbild” zu stärken.

AfD stärkste Kraft in Thüringen: Was nun?

Die Verteilung der insgesamt 88 Sitze im Thüringer Landtag gestaltet sich so: Die AfD stellt 32 Abgeordnete, die CDU 23, die BSW fünfzehn, die Linke zwölf und die SPD sechs Abgeordnete. Damit haben die AfD und CDU die meisten Sitze. Demnach stehen auch in Thüringen mangels machbarer Mehrheiten politisch herausfordernde Wochen und Monate bevor. In diesem Kontext warnt Jan-Martin Wiarda in seinem Artikel davor, dass die Kultusministerkonferenz (KMK) aufgrund ihrer minimalen Reformen in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt bleibt, was besonders angesichts des zunehmenden Einflusses der AfD in den neuen politischen Mehrheiten problematisch werden könnte.

Die CDU plant, das Wahlergebnis zunächst in internen Gremien zu analysieren und anschließend zu Gesprächen einzuladen. CDU-Generalsekretär Christian Herrgott erwartet dabei langwierige Verhandlungen. Im Gegensatz zu Sachsen besitzt die AfD eine Sperrminorität und kann dadurch wichtige Entscheidungen im Landtag blockieren. 

Zwischenzeitlich gab es in Thüringen Hoffnungen auf eine Koalition aus CDU, BSW und SPD, doch am Ende gab es ein Patt im Landtag: 44 Sitze für die mögliche Dreierkoalition und 44 Sitze für die mögliche Opposition aus AfD und Linken. Ein möglicher Ausweg wäre nun ein Bündnis aus CDU, BSW und der Linken. Doch Thüringens CDU-Chef Mario Voigt kann wegen eines Unvereinbarkeitsbeschlusses seiner Partei weder mit der AfD noch mit der Linken koalieren. Während einige nun die Aufhebung dieses Beschlusses fordern, um mit der Linken koalieren zu können, hält Parteichef Merz weiter daran fest.

Angesichts der schwierigen Lage müsse die CDU überlegen, ob sie sich in Richtung der Linkspartei öffne, erklärte der Politikwissenschaftler Oliver Lembcke gegenüber der dpa. Dies würde allerdings auch die Debatte über die Abgrenzung nach rechts zur AfD neu entfachen, so der Experte von der Ruhr-Universität Bochum. “Wenn man an der einen Brandmauer anfängt zu überlegen, dann wird man an der anderen Brandmauer auch diskutieren müssen”, argumentiert Lembcke. 

Mit Blick auf das Wahlspezial für Thüringen zeigt sich, dass sich die AfD bildungspolitisch auf die sinkende Leistungsbereitschaft der Schüler:innen, Unterrichtsausfälle und die geringen Deutschkenntnisse der Schüler:innen konzentrieren möchte. Zudem strebt sie politische Neutralität an. Diese will die AfD laut ihrem Landesvorsitzenden Björn Höcke unter anderem durch die Befreiung vom “Gender-Mainstream” erreichen. 

Die CDU will vor allem den Lehrermangel bekämpfen. Geplant sind unter anderem eine Übernahmegarantie für angehende Lehrkräfte sowie eine Entlastung des pädagogischen Personals von bürokratischen Aufgaben. Zudem soll das Einstellungsverfahren für Quereinsteiger:innen erleichtert werden. Darüber hinaus soll die Digitalisierung an Thüringer Schulen durch Fortbildungsangebote für Lehrkräfte gefördert werden.

Die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen haben die politischen Verhältnisse stark verändert. In beiden Ländern hat die AfD an Einfluss gewonnen, was vor allem in Thüringen zu möglichen Blockaden führen könnte. In der Bildungspolitik stehen wichtige Entscheidungen an, da die CDU auf Reformen zur Verbesserung der Schulen setzt, während die AfD einen konservativen Umbau anstrebt. Wie sich diese Ansätze durchsetzen werden, hängt von den anstehenden Koalitionsverhandlungen ab.

Sachsen, Bayern und Hamburg auf dem Siegerpodest: Der Bildungsmonitor 2024

Der neue Bildungsmonitor für das Jahr 2024 zeigt die Stärken und Schwächen der deutschen Schulsysteme auf. Während sich einige Bundesländer über eine Verbesserung ihres Rankings freuen können, gibt es jedoch auch bundesweite Herausforderungen.
Von
Lea Reuß
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September 2024
3.9.2024
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Berlin. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat vergangene Woche den diesjährigen Bildungsmonitor veröffentlicht. Er kommt zu dem Fazit: Deutschlands Bildungssystem verbessert sich zwar in einigen Aspekten, sieht sich aber noch mit einigen Herausforderungen konfrontiert. So haben sich zwar die Internationalisierung, die Förderinfrastruktur und Betreuungsbedingungen bundesweit weiterentwickelt, dafür zeigen sich Defizite bezüglich Integration, Schulqualität und Bildungsarmut. 

Die Vergleichsstudie im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) untersucht seit 2004 jährlich das Schulsystem der Bundesländer aus einer bildungsökonomischen Perspektive. Sie bewertet die Bildungseinrichtungen der Länder anhand von 98 Indikatoren in 13 Handlungsfeldern, etwa mittels der Quote der Schulabbrecher:innen oder des Betreuungsschlüssels von Bildungseinrichtungen. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit die Länder Bildungsarmut reduzieren, Fachkräfte sichern und Wachstum fördern. Dies soll nicht nur den Wettbewerb zwischen den Bundesländern stärken, sondern auch bei Standortentscheidungen von Unternehmen behilflich sein.

“Exzellente Bildungspolitik”: Sachsen wieder weit vorne 

Die ersten Plätze des Rankings nehmen Sachsen, Bayern und Hamburg ein, wobei Sachsen dieses Jahr zum 19. Mal die Spitzenposition erreicht. “Wir gratulieren Sachsen, das mit einer wirklich exzellenten Bildungspolitik erneut den Spitzenplatz einnimmt”, heißt es von Thorsten Alsleben, dem Geschäftsführer der INSM. So zeichnen sich die sächsischen Bildungseinrichtungen trotz Verbesserungspotenzial bei der Digitalisierung und den Betreuungsrelationen besonders durch starke Leistungen in den Feldern Förderinfrastruktur, Schulqualität, Bekämpfung von Bildungsarmut und Forschungsorientierung aus. Bayern landet mit seiner starken beruflichen Orientierung und einem breiten Angebot an Ausbildungsstellen auf Platz zwei, während die Hansestadt sich durch ihre Internationalisierung von den anderen Bundesländern abhebt. Die stärkste Verbesserung des Schulsystems lässt sich in Berlin feststellen: Während sich die Hauptstadt letztes Jahr noch auf Platz 15 befand (Lehrer-News berichtete), ist ihr unter anderem durch gute Betreuungsbedingungen der Sprung auf Platz 12 gelungen. Ausdrücklichen Verbesserungsbedarf gibt es bei den Schlusslichtern Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Bremen. Bremen besetzt, trotz Vorreiterstellung im Handlungsfeld Hochschule/MINT, mittlerweile das dritte Mal in Folge den letzten Platz.

Die Bildungssysteme der Bundesländer im Ranking (Quelle: INSM)

Die deutschen Schulsysteme haben sich in den letzten zehn Jahren vorwiegend in den Bereichen Internationalisierung, Förderinfrastruktur und Betreuungsbedingungen gesteigert. Bundesweit gibt es dennoch Luft nach oben, so seien laut Studienleiter und Bildungsökonom Professor Dr. Axel Plünnecke vom IW die Hürden “in den Handlungsfeldern Integration, Schulqualität und Bildungsarmut (...) deutlich gestiegen”. Die kompletten Ergebnisse der Vergleichsstudie und mögliche Verbesserungsstrategien werden heute auf einer Pressekonferenz mit Bildungs- und Integrationsexpert:innen in Berlin vorgestellt, wobei der Schwerpunkt auf dem Thema “Potenziale der Zuwanderung im Bildungssystem” liegen wird.

Im Dienste der Schülerschaft: Als Verbindungslehrkraft Schüler positiv beeinflussen

Hast du mal überlegt, Vertrauenslehrkraft zu werden? Dieses Amt stärkt die Verbindung zwischen Schulleitung, Lehrkräften und Schülern. Es umfasst die Unterstützung der Schülervertretung, Konfliktvermittlung und die Förderung eines positiven Schulklimas.
Von
Julika Ude
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September 2024
2.9.2024
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Du hast ein gutes Verhältnis zu deiner Schülerschaft, einen ausgeprägten Sinn für Kommunikations- und Konfliktmanagement oder einfach Lust, dich für ein freundliches und demokratisches Schulklima stark zu machen? Dann könnten deine Schüler:innen dich gut als Vertrauens- beziehungsweise Verbindungslehrkraft gebrauchen. Wir haben für euch zusammengefasst, was ein Amt als Verbindungslehrkraft bedeutet, welche Pflichten es mit sich bringt und welche Türen es dir im Schulalltag öffnen kann.

Vertrauens-, Verbindungs- oder Beratungslehrkraft – Wer ist wer?

Eine Verbindungslehrkraft ist eine Lehrperson an einer Schule, die, wie der Name schon sagt, als Bindeglied zwischen Schulleitung, Schüler- und Lehrerschaft und manchmal auch Eltern fungiert. Die Person steht im engen Austausch mit der Schülervertretung (SV), berät sie bei ihren Projekten und Vorhaben, und unterstützt sie auch wenn Unstimmigkeiten oder Konflikte mit der Schulleitung oder gar der Schulaufsichtsbehörde auftreten. Verbindungslehrkräfte werden häufig auch als Vertrauenslehrer:innen bezeichnet, weil sie, besonders der Schülervertretung gegenüber, beratend und vertraulich agieren, nicht aber, weil sie bei persönlichen oder schulischen Problemen einzelner Schüler:innen eine Anlaufstelle bieten.

Die unterschiedlichen Bezeichnungen bieten viel Interpretationsspielraum, zusätzlich trägt die uneinheitliche Verwendung dieser Begriffe durch die Bundesländer wohl kaum zur Entwirrung des Begriffschaos bei. Eine Beratungslehrkraft bietet meist auch eine Anlaufstelle für Schüler:innen mit Problemen privater oder unterrichtlicher Natur. Diese Lehrkraft kümmert sich um Fragen der Schüler:innen bezüglich ihrer weiteren Schullaufbahn oder persönlichen sowie schulischen Problemen und verfügt meist über eine zusätzliche pädagogisch-psychologische Qualifikation. Nicht zu verwechseln ist dieser Begriff mit denen der Verbindungs- oder der Vertrauenslehrkraft, die in verschiedenen Bundesländern den oben beschriebenen Tätigkeitsbereich bezeichnen; also in erster Linie, die Anlaufstelle für die Schülervertreter:innen.

Bedeutung und Aufgaben einer Vertrauenslehrkraft

Einer Verbindungslehrkraft kommt mit dieser Position eine Art Schlüsselrolle an der Schule zu, die weit über den regulären Unterricht hinausgeht. Ihre Aufgaben sind im Schulgesetz des jeweiligen Bundeslandes genau definiert und können sich demnach im Detail unterscheiden, im Groben kommen ihr aber folgende Aufgaben zu:

Die Unterstützung der SV nimmt einen großen Teil des Verantwortungsbereiches einer Vertrauenslehrperson ein. Die Schülervertretung wird bei einer Versammlung der Klassensprecher:innen gewählt und stellt ein Gremium der Schülerschaft dar. Besonders bei den ersten Gremien-Treffen der neu gewählten Schülervertretung sollte die Vertrauenslehrerkraft den Schüler:innen bei der Organisation und dem Abhalten von Sitzungen unterstützend zur Seite stehen. Auch bei der Umsetzung von Projekten berät und – je nach Kapazitäten – hilft sie der SV.

Darüber hinaus kommt der Verbindungslehrkraft die beschriebene Vermittlerrolle zu. So nimmt sie an gemeinsamen Gesprächen mit der SV und der Schulleitung teil, die an einigen Schulen regelmäßig angesetzt werden, um für einen kontinuierlichen Austausch zwischen den verschiedenen Instanzen zu sorgen. Auch wenn es Konflikte mit der Schulleitung oder der Schulaufsichtsbehörde gibt, soll die Vertrauenslehrkraft als möglichst neutrale:r Vermittler:in fungieren. Ihre Aufgabe ist es dann, den entsprechenden Parteien offen gegenüber zu sein, ihre Anliegen zu verstehen und den Dialog über ihre Interessen zu moderieren.

Eine tatkräftige Arbeit der SV hängt also nicht nur von dem Engagement der Schüler:innen selbst ab, sondern wird stark von der Hilfsbereitschaft der Vertrauenslehrkraft beeinflusst. Eine enge Zusammenarbeit mit den Schüler:innen und die regelmäßige Teilnahme an ihren Gremien-Sitzungen helfen dabei, potenzielle Konflikte mit anderen Instanzen frühzeitig zu erkennen und zu lösen, und tragen so wesentlich zu einem harmonischen Miteinander an der Schule bei. Außerdem legt dies den Grundstein für erfolgreiche Projektumsetzungen der SV.

Bist du geeignet? – Hilfreiche Eigenschaften und Motivationen

Eine Vertrauenslehrperson nimmt eine bedeutende Rolle innerhalb der Schulgemeinschaft ein, die sowohl Verantwortungsbewusstsein als auch spezifische Fähigkeiten und Motivationen erfordert. Um diese Rolle erfolgreich auszufüllen, bedarf es bestimmter Eigenschaften und intrinsischer Motivationen.

1. Selbstorganisation

Als Vertrauenslehrer:in ist es notwendig, sich gut selbst organisieren zu können. Die Aufgaben in dieser Position sind vielfältig und bieten viel Spielraum für Projekte und somit auch die Möglichkeit, viel Engagement zu zeigen. Da die durchschnittliche Arbeitsbelastung einer Lehrkraft außerdem auch ohne zusätzliches Amt schon hoch ist, ist ein gutes Zeitmanagement und ein hohes Maß an Selbstorganisation wichtig, um die verschiedenen Verantwortungsbereiche und Aufgaben effektiv zu koordinieren.

2. Fachliche Kenntnisse und Beratungsfähigkeit

Vertrauenslehrer:innen sollten über umfassende Kenntnisse in den Bereichen Schulrecht und den Rechten der SV verfügen, um sie fundiert beraten zu können. Die Lehrkraft sollte der ihr außerdem nicht nur Informationen vermitteln, sondern sie auch in der Reflexion von Situationen unterstützen und zu eigenverantwortlichem Handeln ermutigen.

3. Motivation – und die Fähigkeit zum Nein-Sagen

Die intrinsische Motivation, sich für die Belange der Schüler:innen einzusetzen, ist für das Amt einer Vertrauenslehrkraft von zentraler Bedeutung. Diese Motivation kann aus dem Wunsch resultieren, die demokratische Mitbestimmung innerhalb der Schule zu fördern und Schüler:innen zu empowern. Ein echtes Interesse an der Entwicklung und Unterstützung der Jugendlichen sorgt dafür, dass sie sich gehört fühlen und fördert die Fähigkeit, den Schüler:innen bei der Durchsetzung ihrer Interessen empathisch zur Seite zu stehen. Durch den vielen Spielraum bei dem möglichen Annehmen vieler Aufgaben ist genauso wichtig aber auch die Begrenzung der eigenen Arbeit, um Überarbeitung und Erschöpfung aus dem Weg zu gehen.

4. Kommunikations- und Vermittlungsfähigkeiten

Die Fähigkeit, unterschiedliche Interessen zu verstehen und auszugleichen, ist in diesem Amt besonders gefragt. Hierbei ist es wichtig, klar zu definieren, dass die Vertrauenslehrkraft die Kommunikation in Konfliktsituationen fördert, die Verantwortung für die Lösung jedoch bei den beteiligten Parteien bleibt.

5. Flexibilität

Die Ausgestaltung der Unterstützungsaufgaben hängt stark von den individuellen Bedürfnissen der Schüler:innen und der Schulkultur ab. Flexibilität und die Fähigkeit, sich auf unterschiedliche Situationen einzustellen, lässt Spaß an dem Amt erst zu. Eine Vertrauenslehrkraft sollte bereit sein, ihre Methoden und Ansätze je nach den aktuellen Anforderungen der SV und der Schulgemeinschaft anzupassen.

6. Fortbildungsbereitschaft

Auch wenn viele der genannten Fähigkeiten erlernt oder verbessert werden können, sollte die Neugierde oder zumindest die Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung bereits mit ins Amt gebracht werden. Austausch mit anderen Vertrauenslehrer:innen und die Teilnahme an Fortbildungen helfen, sich kontinuierlich in dieser Rolle weiterzuentwickeln und neue Impulse zu erhalten, die die eigene Arbeit und die der SV bereichern. Außerdem fordert die Position je nach Projekt möglicherweise die Einarbeitung in neue Themenbereiche, wie beispielsweise spezielle geltende rechtliche Grundlagen.

Von Schüler:innen ins Amt gehoben: Der Weg zur Vertrauenslehrkraft

Wenn diese Beschreibung dein Interesse geweckt hat, kannst du dich zwar um das Amt bewerben, ob du dafür wirklich in Frage kommst und in die Position der Vertrauenslehrkraft hineingehoben wirst, bestimmen aber die Schüler:innen. Denn grundsätzlich erfolgt die Ernennung der Vertrauenslehrkraft durch eine Wahl der SV.

In der Regel läuft der Prozess folgendermaßen ab: Zu Beginn des Schuljahres findet eine Wahl innerhalb der SV statt. Die Schüler:innen schlagen Lehrkräfte vor, von denen sie glauben, dass sie ihre Interessen am besten vertreten können. Lehrkräfte können sich nicht selbst zur Wahl aufstellen, allerdings können sie ihr Interesse an dem Amt bekunden. Die SV wählt dann eine zur Wahl aufgestellte Lehrkraft, die je nach Bundesland mit einer absoluten oder einfachen Mehrheit gewählt werden – und das Amt zum Schluss nur noch annehmen muss.

In einigen Bundesländern gibt es spezifische Regelungen zur Wahl, die im jeweiligen Schulgesetz festgeschrieben sind. In Niedersachsen ist die Wahl einer Vertrauenslehrkraft beispielsweise nicht zwingend vorgeschrieben. Hier kann die Schülervertretung selbst entscheiden, ob diese Position besetzt werden soll. In Brandenburg muss die Wahl zusätzlich durch die Schulkonferenz bestätigt werden. 

Neben Überstunden und Stress noch ein zusätzliches Amt übernehmen?

Vertrauenslehrer:innen übernehmen neben ihrem regulären Unterricht eine Vielzahl zusätzlicher Aufgaben. Eine materielle Vergütung ist dafür nicht immer vorgesehen. In vielen Bundesländern wird diese Tätigkeit als Ehrenamt betrachtet. Manche Schulen bieten jedoch Entlastungsstunden, die den zusätzlichen Aufwand teilweise kompensieren. Solche Regelungen variieren jedoch stark zwischen den Bundesländern und sogar innerhalb einzelner Schulen. Insgesamt bleibt die Tätigkeit oft eine zusätzliche Verantwortung, die aus persönlichem Engagement getragen wird.

Finanzielle oder zeitliche Vorteile bietet solch ein Amt also eher weniger. Gründe dafür sind eher intrinsischer Art. Zum einen ermöglicht das Amt für lernwillige Lehrpersonen ständige persönliche Weiterentwicklung. Durch die Arbeit als Vertrauenslehrer:in können sie an verschiedenen Projekten und so auch Themenbereichen mitarbeiten. Außerdem bietet das Amt Lehrkräften die Möglichkeit, eine tiefere Verbindung zu den Schüler:innen aufzubauen und in einer vertrauensvollen Rolle direkt Einfluss auf die Entwicklung der Schüler:innenschaft zu nehmen. Vertrauenslehrer:innen können außerdem maßgeblich zur Entwicklung einer demokratischen und partizipativen Schulkultur beitragen,Werte wie Mitbestimmung, Gerechtigkeit und Fairness vermitteln und über den normalen Unterricht hinaus einen positiven Unterschied im Leben der Jugendlichen zu machen.

Ist dein Interesse frisch geweckt, hast du schon länger darüber nachgedacht, dein Interesse an einem solchen Amt zu bekunden oder schon Erfahrungen als Verbindungslehrer:in machen dürfen? Schreib uns in die Kommentare, was dich antreibt, dich für deine Schüler:innen stark zu machen.

Klett.KI Chat: Neuer Standard für den individuellen Unterricht

Der Ernst Klett Verlag startet mit Klett.KI Chat, einem digitalen Assistenten, der Lehrkräften helfen soll, qualitätsgesicherte und lehrplankonforme Unterrichtsmaterialien zu erstellen. Die Betaphase beginnt am 2. September mit dem Erdkunde-Lehrwerk Terra.
Von
Redaktion
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September 2024
2.9.2024
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Stuttgart, 2. September 2024 - Passend zu seinen Bildungsmedien hat der Ernst Klett Verlag mit Klett.KI Chat einen digitalen Assistenten auf der Basis künstlicher Intelligenz entwickelt. Damit können Lehrkräfte nun eigene, qualitätsgesicherte und lehrplankonforme Unterrichtsmaterialien erstellen. Den Auftakt macht das Erdkunde-Lehrwerk Terra für die Sekundarstufe I in NRW. Die kostenlose Betaphase startet am 2. September.

Mit dem Klett.KI Chat erstellen Lehrer:innen zuverlässig und schnell eigene Unterrichts- und Vertretungsstunden auf unterschiedlichen Lernniveaus und erhalten fachspezifische Hinweise mit Quellenverweisen. Dazu greift der neue Assistent auf die verlagseigenen Materialien zu einem Fach, Jahrgang, Schulform und Bundesland zurück, mit dem die KI trainiert wurde.

"Wir können es uns im Zeitalter der künstlichen Intelligenz nicht leisten, falsche Antworten zu geben," so Maximilian Schulyok, Geschäftsführer beim Ernst Klett Verlag zum Start des neuen Angebotes. "Aus dieser Verantwortung heraus trainieren wir den Klett.KI Chat allein mit unseren eigenen, qualitätsgeprüften Inhalten und stellen so sicher, dass Lehrkräfte zuverlässige Materialien für ihren Unterricht erstellen können. Damit setzen wir in der Bildungslandschaft einen neuen Standard."

Wir testen für die Zukunft

Entstanden ist das Angebot vor dem Hintergrund, Inhalte von Bildungsmedien mithilfe künstlicher Intelligenz besser nutzbar zu machen, um Lehrkräfte in ihrer täglichen Arbeit zu entlasten. "Wenn wir die Unterrichtsqualität verbessern wollen, müssen wir die Lehrkräfte unterstützen. Mit künstlicher Intelligenz kann man Hilfen anbieten, damit mehr Zeit für das Unterrichten bleibt," ist Schulyok überzeugt.

Um den Zugang zum Angebot so einfach wie möglich zu halten, wurde Klett.KI Chat in die verlagseigenen Digitalen Unterrichtsassistenten integriert, die Lehrkräfte bei der Unterrichtsvorbereitung und -durchführung unterstützen. Den Anfang macht die aktuelle Lehrwerksreihe Terra für das Fach Erdkunde in den Klassen 5 bis 10 an Gymnasien in NRW.

DSGVO-konform

Der Klett.KI Chat basiert auf der Technologie von ChatGPT 4o. Dabei wird auf Sicherheit großen Wert gelegt: alle Daten des Klett-Assistenten werden allein auf deutschen Servern gespeichert und die Eingaben der Lehrkräfte nicht zum Training der KI genutzt.

Die Betaphase mit rund 3.000 Nutzer:innen startet am 2. September und läuft sechs Monate. Mit dem Feedback wird die Anwendung weiterentwickelt, um sie anschließend in weiteren Fächern anbieten zu können. Eine Schülerlösung für die Unterstützung der Selbstlernphasen ist perspektivisch angedacht.

Weitere Informationen und Produktübersicht: www.klett.de/klett-ki-chat

Wie Landesregierungen die politische Bildung in Schulen formen

Eine neue Studie des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe zeigt, wie Landesregierungen den Politikunterricht in deutschen Schulen beeinflussen. Mitautor Marcel Helbig erläutert, welche Maßnahmen zur Verbesserung der politischen Bildung notwendig sind.
Von
Jonasz Schulze
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September 2024
1.9.2024
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Bamberg. Eine aktuelle Studie des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi) untersucht den Einfluss der Zusammensetzung von Landesregierungen auf die politische Bildung in deutschen Schulen. Die Untersuchung zeigt, dass unter SPD-geführten Regierungen seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis Ende der 1990er Jahre mehr Politikunterricht angeboten wurde als unter CDU/CSU-geführten Regierungen. Besonders deutlich wird dies in den neuen Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die nach der Wiedervereinigung überwiegend von der CDU regiert wurden. Hier war die Anzahl der vorgesehenen Stunden für politische Bildung geringer als in anderen Bundesländern. 

Die Studie unterstreicht die weitreichenden Konsequenzen für die Demokratiebildung in Schulen. Angesichts der zunehmenden Politikverdrossenheit und des sinkenden Vertrauens in staatliche Institutionen, wie auch die jüngsten U-18-Wahlen zeigen, wird der Ruf nach einer Stärkung der politischen Bildung immer lauter (Lehrer News berichtete). Ein fundierter Politikunterricht ist entscheidend, um demokratische Werte zu vermitteln und ein kritisches Verständnis politischer Prozesse zu fördern. 

Marcel Helbig, einer der Autoren der Studie, erklärt: “Wichtiger als die Anzahl der Unterrichtsstunden ist, was im Unterricht tatsächlich passiert. Studien belegen, dass Methoden wie simulierte Wahlen oder Gespräche mit Lokalpolitiker:innen besonders effektiv sind, weil sie den Unterricht anschaulich gestalten und ein tieferes Verständnis für demokratische Prozesse fördern.” So legen die Ergebnisse nahe, dass eine verbesserte politische Bildung junge Menschen besser auf ihre Rolle als aktive Bürger:innen vorbereitet werden könnten. Dies ist besonders relevant angesichts der aktuellen Diskussionen über eine mögliche Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre. 

Um die Entwicklung des Politikunterrichts in Deutschland von 1949 bis 2019 systematisch zu analysieren, nutzte die Studie historische Stundentafeln. Die daraus ergebene bildungshistorisch-quantitative Perspektive ermöglicht es erstmals, den Einfluss politischer Mehrheiten auf die politische Bildung umfassend zu verdeutlichen und zeigt, wie die Unterrichtszeit in Politik in den verschiedenen Bundesländern variiert. Die Studie zeigt, dass unter SPD-geführten Regierungen die Anzahl der Wochenstunden für politische Bildung etwa eine Stunde höher war als unter CDU/CSU-geführten Regierungen. Dieser Unterschied war besonders ausgeprägt in nicht-gymnasialen Schulformen, wo etwa eine zusätzliche Wochenstunde politischer Bildung verzeichnet wurde, während an Gymnasien der Unterschied etwa eine halbe Wochenstunde betrug. Allerdings bleibt trotz der detaillierten Analyse unklar, inwieweit die politische Bildung allein durch die Anzahl der Unterrichtsstunden, die politischen Einstellungen und das Verhalten der Schüler:innen beeinflusst wird. “Wir wissen auch aus der nationalen und internationalen Forschung, dass mehr Unterrichtsstunden nicht automatisch zu einem höheren politischen oder gesellschaftlichen Engagement führen”, betont Helbig. “Es kommt darauf an, wie der Unterricht gestaltet wird und ob die Schüler:innen ein Verständnis für das politische System und ihre eigene Rolle darin entwickeln”. 

Die Studie verdeutlicht, wie politische Entscheidungen auf Landesebene die politische Notwendigkeit beeinflussen, sowohl die Quantität als auch die Qualität des Politikunterrichts zu verbessern. Die Erkenntnisse bieten Ansatzpunkte für zukünftige bildungspolitische Entscheidungen, um die Demokratiekompetenz der aufkommenden Generation zu stärken und sie auf die Herausforderungen einer zunehmend polarisierten Gesellschaft vorzubereiten. 

Studieren an der Mosel und am Rhein: Das Lehramtsstudium in Rheinland-Pfalz

Heute in unserer Reihe: Das Lehramtsstudium in Rheinland-Pfalz. Das Bundesland sticht durch seine Flexibilität heraus und hat mit seinen fünf Standorten ein breites Angebot an Schwerpunkten und Fächern. Die Schulform muss nicht sofort entschieden werden.
Von
Albert Koch
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August 2024
31.8.2024
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Ihr habt Lust zu studieren und spielt mit dem Gedanken, Lehrer:in zu werden? Dann könnte das Lehramtsstudium in Rheinland-Pfalz genau das richtige für euch sein! In unserer Reihe über die verschiedenen Lehramtsstudiengänge präsentieren wir euch heute das Bundesland an der Mosel. Sei es in der Landeshauptstadt Mainz, in Trier, der ältesten Stadt Deutschlands, in Koblenz, wo die Mosel in den Rhein fließt, oder an den beiden Standorten der Technischen Universität, in Landau oder Kaiserslautern: Überall findet ihr ein spannendes Studienangebot. Für Unentschlossene eignet sich Rheinland-Pfalz besonders gut, denn aufgrund des dortigen Systems müsst ihr euch erst nach dem vierten Semester entscheiden, an welcher Schulform ihr unterrichten wollt.

Maximale Flexibilität

Bevor ihr euch entscheidet, Lehrer:in zu werden, und mit dem Studium beginnt, muss in Deutschland meistens erst die Frage aus dem Weg geräumt werden, an welcher Schulform ihr später unterrichten möchtet. Denn die Lehramtsstudiengänge unterteilen sich in die jeweiligen Schularten, um angehende Lehrer:innen bestmöglich auf die spezifischen Voraussetzungen vorzubereiten. Von dieser Wahl hängt dann zum Beispiel ab, ob ihr später Grundschulkinder oder doch Berufsauszubildende vor euch im Klassenzimmer sitzen habt. In Rheinland-Pfalz hingegen studieren alle Lehramtsstudent:innen zunächst gemeinsam und müssen sich erst nach dem vierten Semester für eine Schulform entscheiden, wenn sie bereits die Gelegenheit hatten, praktische Erfahrung im Unterrichten zu sammeln.

Die Studienstruktur

Zuerst wählt ihr zwei Unterrichtsfächer, die ihr zusammen mit den Bildungswissenschaften studiert. Achtung: Bei der Fächerwahl solltet ihr euch trotz allem schon Gedanken machen, ob ihr eine bestimmte Schulform favorisiert, denn es gibt in dem Zusammenhang gewisse Voraussetzungen. Nicht jedes Fach könnt ihr an jeder Schulform unterrichten und teilweise gibt es belegpflichtige Fächer zum Beispiel für das Grundschullehramt. Mit Beginn des fünften Semesters bereitet ihr euch schließlich auf einen der rheinland-pfälzischen Schultypen vor: Das Gymnasium, die sogenannte Realschule plus, die Grundschule, die Förderschule oder die Berufsbildende Schule. 

Für die Grundschule und die Förderschule sind an diesem Punkt alle fachbezogenen und bildungswissenschaftlichen Studien beendet und ihr fahrt mit der sogenannten Grundschulbildung beziehungsweise mit sonderpädagogischen Modulen fort. Erstere beinhaltet in Rheinland-Pfalz grundlegende Vermittlungskompetenzen für die Fachbereiche Deutsch, Mathematik, Fremdsprachen, Sachunterricht, Ästhetische Bildung und den Wahlpflichtbereich. Im Förderschulstudium vertieft ihr euern Wissen und eure Fähigkeiten im sonderpädagogischen Bereich. Für die restlichen Schulformen bleiben die beiden fachlichen und der bildungswissenschaftliche Schwerpunkt bis zum Ende des Studiums erhalten.

Nach insgesamt sechs Semestern schließt ihr euer Grundstudium mit einer Bachelorarbeit ab und startet den Masterstudiengang, in dem ihr die Schwerpunkte je nach Schulform vertieft. Im Grundschullehramt dauert dies zwei Semester, im Förderschul- und Realschullehramt drei Semester und im Gymnasial- und Berufsschullehramt vier Semester. Der erfolgreiche Masterabschluss stellt zugleich das Erste Staatsexamen dar, das euch erlaubt, das Referendariat in ganz Deutschland anzutreten. Alles über die möglichen Fächerkombinationen an den jeweiligen Universitäten und über Praktika erfahrt ihr im Folgenden. 

Gymnasiallehramt an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

In Mainz könnt ihr nur das Gymnasiallehramt studieren. Allerdings ist es dank des flexiblen Systems auch möglich, nach vier Semestern an eine andere Universität in Rheinland-Pfalz zu wechseln, wenn ihr euch für eine andere Schulform entscheiden solltet. Auf gleiche Weise könnt ihr auch von einer anderen Universität nach Mainz kommen. Allerdings sollte ein derartiger Wechsel gut vorbereitet und mit den jeweiligen Fakultäten mit reichlich Vorlauf abgesprochen werden. 

Aus einem reichen Fächerkanon könnt ihr zwei Fächer wählen und bis auf die Verknüpfung von Musik und Kunst beliebig kombinieren. Zur Auswahl stehen: Bildende Kunst, Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Evangelische Religion, Französisch, Geographie, Geschichte, Griechisch, Informatik, Italienisch, Katholische Religion, Latein, Mathematik, Musik, Philosophie, Physik, Russisch, Sozialkunde, Spanisch, Sport. Die freie Auswahl an Fächern ohne Bestimmungen bezüglich des Erstfachs ist selten und macht Mainz zu einem attraktiven Ort für angehende Gymnasiallehrer:innen mit individuellen Wünschen für die Fächerwahl. Die Fächer Musik und Kunst werden jeweils in Kooperation mit der Hochschule für Musik Mainz  beziehungsweise der Kunsthochschule Mainz gelehrt.

Durchs Schlupfloch ins Berufschullehramt 

Übrigens bietet der Bachelorstudiengang Wirtschaftspädagogik auch die Möglichkeit, einen lehramtsbezogenen Master im Anschluss zu studieren, mit welchem ihr das Berufsschullehramt in einem Fach ausführen könnt. Der Vorteil ist, dass der Bachelor auch Türen in viele Berufsfelder der Wirtschaft öffnet, sodass ihr mehr Zeit habt, euch über die Berufswahl zu vergewissern. Unter den Schwerpunktfächern, aus denen ihr eines wählt, befindet sich ein Großteil der üblichen Schulfächer. Wer sich allerdings für das Fach Recht oder Management and Economics entscheidet, hat keine Möglichkeit, den Master of Education im Anschluss anzutreten. Außerdem müsst ihr sichergehen, dass ihr schon während des Bachelorstudiums die üblichen Schulpraktika absolviert, um euch für den lehramtsbezogenen Master zu qualifizieren. 

In Frankreich und Deutschland studieren und unterrichten

Eine weitere Besonderheit ist die im Rahmen der Kooperation zwischen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Universität von Burgund in Dijon mögliche Lehrausbildung für deutsche und französische Schulen. Mit Französisch und einem weiteren Fach, zumeist Deutsch oder Englisch, könnt ihr in beiden Ländern studieren und euch für einen deutsch-französischen Vorbereitungsdienst qualifizieren, um schließlich als Lehrer:in in beiden Systemen praktizieren zu dürfen. 

Förderschule und mehr: RPTU – Campus Landau

Die Rheinland-Pfälzische Technische Universität (RPTU) bietet als einzige im Bundesland Abschlüsse für alle Schulformen an. Allerdings sind diese auf die beiden Standorte Landau und Kaiserslautern verteilt. Bislang war der Campus in Landau der einzige Ort in Rheinland-Pfalz, der das Lehramtsstudium für Förderschulen angeboten hat. Außerdem könnt ihr dort die Schulformen Grundschule, Realschule plus und Gymnasium studieren. Die Ausrichtung auf Grund- und Förderschule wird auch an der kompakten Fächerauswahl deutlich. Im Gegensatz zu Mainz könnt ihr hier keine Fremdsprache außer Englisch oder Französisch belegen, Musik und Informatik werden ebenfalls nicht angeboten. Wer das Grundschullehramt anstrebt, muss mindestens als erstes Fach Deutsch, Englisch, Französisch oder Mathematik wählen und hat beim zweiten Fach freie Auswahl. Für das Förderschullehramt müsst ihr Deutsch, Mathematik oder Wirtschaft und Arbeit belegen.

Mit Abschluss der fachlichen Ausbildung nach dem vierten Semester beginnt für angehende Grundschullehrer:innen die im Bundesland übliche Grundschulbildung bis zum Masterabschluss nach insgesamt acht Semestern. Die zukünftigen Förderschullehrer:innen unter euch schließen das Bachelor-Studium mit Modulen über die Grundlagen der sonderpädagogischen Förderung sowie frei wählbaren Ergänzungsstudien ab. Im Masterstudium könnt ihr zwei Förderschwerpunkte wählen. Zur Auswahl stehen: Lernen, sozial-emotionale Entwicklung, motorische Entwicklung, ganzheitliche Entwicklung sowie Sprache. Wenn ihr euch für das Gymnasial- oder Realschullehramt entscheidet, schließt ihr das Studium klassischerweise mit der Vertiefung der Fächer und Bildungswissenschaften nach insgesamt zehn beziehungsweise neun Semestern ab. 

Technischer Schwerpunkt: RPTU – Campus Kaiserslautern

Der Standort Kaiserslautern der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität ist sehr auf naturwissenschaftliche und technische Fächer fokussiert und bietet vor allem für das Berufsschullehramt die breiteste Auswahl. Die allgemeinbildenden Fächer, welche ihr dort auch für das Gymnasium oder die Realschule studieren könnt, beschränken sich dementsprechend auf Biologie, Chemie, Geografie, Mathematik, Physik, Sozialkunde, Sport und Informatik. Wollt ihr an einer Berufsschule unterrichten, müsst ihr euch nur für ein allgemeinbildendes und zusätzlich für ein berufsbezogenes Fach entscheiden. Wählen könnt ihr zwischen Bautechnik, Elektrotechnik, Holztechnik, Gesundheit, Metalltechnik und Informationstechnik. Eine Besonderheit ist, dass ihr das Fach Elektrotechnik anstatt mit einem allgemeinbildenden Fach auch mit dem Zweitfach Automatisierungstechnik oder Medientechnik kombinieren könnt. Das Studium für das Berufsschullehramt dauert insgesamt zehn Semester.

Der Allrounder: Universität Koblenz

Die Universität Koblenz ist ähnlich breit aufgestellt wie die RPTU. Ab dem Wintersemester 2024 könnt ihr euch dort mit Eröffnung des Förderschullehramtsstudiums für alle Schulformen qualifizieren. Die Fächerauswahl ist auch hier etwas dünner als in Mainz und umfasst folgende Optionen: Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Evangelische Religion, Geografie, Geschichte, Informatik, Katholische Religion, Mathematik, Musik, Philosophie, Physik, Sport sowie Wirtschaft und Arbeit. Weitere Fremdsprachen, Sozialkunde oder das Fach Kunst stehen also nicht zur Verfügung. Für das Berufsschullehramt sticht das berufsbezogene Fach Pflege heraus, das ihr nur in Koblenz studieren könnt. Ansonsten könnt ihr euch für das Fach Informationstechnik entscheiden oder für eines der Berufsfelder, die in Kooperation mit der Hochschule Koblenz angeboten werden: Darunter sind die Fächer Bautechnik, Elektrotechnik, Holztechnik und Metalltechnik. 

Falls ihr euch für das Grundschullehramt interessiert, solltet ihr darauf achten, dass hier die Fächerwahl ein wenig eingeschränkter ist als anderswo im Bundesland. Denn während ihr auf jeden Fall eines der Fächer Deutsch, Englisch oder Mathematik wählen müsst, darf es sich beim zweiten nur um ein ganz anderes Fach handeln. Für das Förderschullehramt müsst ihr euch wie üblich für Deutsch, Mathematik oder Wirtschaft und Arbeit entscheiden und habt freie Auswahl für das Zweitfach. Die wählbaren sonderpädagogischen Schwerpunkte unterscheiden sich ein wenig von denen an der RPTU. Vor allem der Schwerpunkt Rechtliche Grundlagen der Förderpädagogik stellt eine Ausnahme dar. Musik sowie Wirtschaft und Arbeit könnt ihr nicht wählen, wenn ihr an einem Gymnasium unterrichten wollt. Das Gleiche gilt für das Berufsschullehramt, welches außerdem das Fach Geschichte ausschließt.

Fokus Fremdsprachen: Universität Trier

Zu guter Letzt bietet sich euch die Möglichkeit, das Lehramtsstudium in der geschichtsträchtigen Stadt Trier anzutreten. Hier könnt ihr Abschlüsse für das Grundschul-, Realschul- und Gymnasiallehramt erlangen. Der Fokus der Fächerauswahl liegt hier vor allem auf den Sprachen. Ihr könnt alle Fremdsprachen wählen, die auch in Mainz angeboten werden. Die Naturwissenschaften hingegen beschränken sich auf das Fach Biologie. Werken und Arbeiten, Evangelische Religion oder Kunst werden nicht angeboten.

Wie üblich müsst ihr euch für das Grundschullehramt mindestens für eines der Fächer Deutsch, Englisch, Französisch oder Mathematik entscheiden und könnt ansonsten frei wählen, sofern es sich beim Zweitfach auch um ein Grundschulfach handelt. Für die Realschule plus sind keine zusätzlichen Fremdsprachen außer Englisch oder Französisch vorgesehen. Abgesehen davon sind alle Fächer und Kombinationen für das Lehramt an Gymnasien sowie an Realschulen plus möglich.

Praktika

Die praktische Erfahrung zählt zu den wichtigsten Komponenten einer Lehrausbildung, da sie den Studierenden den sehr praxisbetonten beruflichen Alltag der Lehrer:innen nahebringt und Aufschluss darüber bietet, ob ihr euch für den richtigen Beruf entschieden habt. Die verpflichtenden Praktika folgen in Rheinland-Pfalz universitäts-, schulform- und fächerübergreifend demselben Schema: Im Bachelorstudiengang absolviert ihr zwei Orientierungspraktika, bevor ihr euch final für die Schulform entscheidet. Aus diesem Grund sollen die beiden Praktika idealerweise an zwei unterschiedlichen Schultypen stattfinden, um die Wahl zu erleichtern. Bei einer der beiden Schulen sollte es sich um eine sogenannte Schwerpunktschule handeln. Im letzten Abschnitt des Bachelorstudiums folgt ein vertiefendes Praktikum, das an eines eurer gewählten Fächer gekoppelt ist. Ein weiteres vertiefendes Praktikum mit dem Schwerpunkt eures zweiten Fachs findet schließlich im Masterstudium statt. Die vier Praktika haben jeweils eine Länge von 15 Tagen und finden in Gruppen von bis zu acht Studierenden statt, die gemeinsam Unterrichtshospitanzen durchführen und individuelle Unterrichtseinheiten vorbereiten.

Orientierungspraktikum außerschulisch oder im Ausland

In der Regel sind alle Praktika in Rheinland-Pfalz oder im Saarland zu absolvieren. Allerdings gibt es bei den Orientierungspraktika gewisse Spielräume. In Mainz ist es möglich, das Praktikum an einer nichtschulischen Einrichtung oder sogar im Ausland durchzuführen. Es wird aber dringend empfohlen, mindestens eines der Orientierungspraktika in Rheinland-Pfalz, beziehungsweise im Saarland, zu absolvieren. An der RPTU besteht dieselbe Möglichkeit auf nichtschulische oder Auslandspraktika. An der Universität Koblenz dürfen beide Orientierungspraktika außerhalb von Rheinland-Pfalz, aber nur eines im Ausland stattfinden. In Trier dürft ihr ein außerschulisches Praktikum absolvieren. Alle regulären Praktika werden zentral über eine Plattform vergeben.

Eure Aussichten in Rheinland-Pfalz

Das Lehramtsstudium in Rheinland-Pfalz bietet mit seinen fünf Standorten vielseitige Möglichkeiten, sich für den Lehrer:innenberuf ausbilden zu lassen und seine eigenen Schwerpunkte zu setzen. Vor allem die Möglichkeiten der Fächerkombinationen sind im deutschen Vergleich besonders reichhaltig. Die Flexibilität, unter den Schulformen erst nach Beginn des Studiums und vor allem nach praktischer Erfahrung an verschiedenen Schultypen auswählen zu können, bietet eine enorme Freiheit und entlastet die Studierenden ein wenig in Bezug auf die weitreichenden Folgen einer Entscheidung, die den Rest des Berufslebens prägen wird. Allerdings ist es wichtig, sich im Vorfeld ausgiebig mit den fachlichen Voraussetzungen für bestimmte Schultypen zu beschäftigen, um sich keine Chancen unabsichtlich zu verbauen. Übrigens gibt es an allen fünf Standorten Mainz, Landau und Kaiserslautern, Koblenz und Trier die Möglichkeit, ab dem fünften Semester ein drittes Erweiterungsfach zu studieren. Der damit verbundene Mehraufwand sollte aber wohlüberlegt sein.

Hier könnt ihr euch über den Vorbereitungsdienst in Rheinland-Pfalz informieren, den ihr nach dem Ersten Staatsexamen antreten müsst, wobei ihr euch natürlich in jedem Bundesland bewerben könnt. Die aktuellen sowie langfristigen Einstellungsaussichten für Absolvent:innen des Referendariats in Rheinland-Pfalz sehen überwiegend gut aus. Wie in den anderen Bundesländern auch kommt es hierbei vermehrt auf die jeweilige Schulform sowie die bestimmte Region und die Fachrichtung an. Während der Bedarf an den meisten Schulformen hoch ist, hält er sich bei den Gymnasien im gemäßigten Bereich, ist dort allerdings im Falle der MINT-Fächer ebenfalls hoch. Auf alle Fälle lohnt es sich, das Lehramt in Rheinland-Pfalz anzustreben. Das dortige Studium bietet eine perfekte Vorbereitung.

Habt ihr Lust bekommen, in Rheinland-Pfalz zu studieren? Oder zieht es euch doch woanders hin? Über welches Bundesland würdet ihr gerne mehr in Bezug auf das Lehramtsstudium erfahren? Schreibt es doch gerne in die Kommentare!

Allensbach-Studie: Große Mehrheit ist unzufrieden mit der Bildungspolitik

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass 80 Prozent der Deutschen unzufrieden mit der Bildungspolitik sind. Nur 49 Prozent halten das Bildungssystem für gut, ein deutlicher Rückgang seit 2018. Die Erwartungen sehen ein Großteil der Befragten nur selten erfüllt.
Von
Tobias Kempter
|
30
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August 2024
30.8.2024
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Bonn/Allensbach. Die Mehrheit der Bevölkerung ist unzufrieden mit der Bildungspolitik in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung, bei der im Juli rund 1.200 Personen befragt wurden. Demnach sind 80 Prozent der Befragten der Meinung, dass sich die Politik nicht ausreichend um das Thema Bildung kümmert. Zudem sind immer weniger Menschen der Meinung, dass Deutschland über ein gutes Bildungssystem verfügt. Nur noch 49 Prozent der Deutschen halten das Bildungssystem für sehr gut oder gut, ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 2018, als noch 70 Prozent dieser Meinung waren und 2020, als es immerhin noch 56 Prozent waren.

Die Umfrage zeigt, dass Bildung weiterhin als eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben für Deutschland angesehen wird. Für die Zukunft des Landes halten die Befragten ein hervorragendes Bildungssystem für noch wichtiger, als beispielsweise ausreichend bezahlbaren Wohnraum, ein leistungsfähiges Gesundheitssystem oder Regelungen für die Zuwanderung nach Deutschland. Lediglich die Ausbildung genügend qualifizierter Fachkräfte wurde von den Teilnehmern der Studie als noch relevanter für die Zukunft in Deutschland betrachtet. 94 Prozent betonen, dass Bildungspolitik einen sehr hohen Stellenwert haben sollte, jedoch sind nur 8 Prozent der Meinung, dass Bildung in der aktuellen Politik diesen Stellenwert ausreichend genießt. 80 Prozent der Befragten sind hingegen der Meinung, dass die Politik sich nicht genügend um Bildungsfragen kümmert. 

Doch trotz dieser hohen Wertschätzung klaffen Wunsch und Wirklichkeit im Bereich der Bildungspolitik weit auseinander. Ein zentrales Anliegen der befragten Personen ist die Sicherstellung gleicher Bildungschancen für alle Kinder, was für 91 Prozent von ihnen das wichtigste Kriterium eines guten Bildungssystems ist. Dahinter folgen gut ausgebildetes Fachpersonal (81 Prozent), eine gute Ausstattung der Schulen und Universitäten mit Lehr- und Lernmitteln (80 Prozent) und erfolgreiche Schulabschlüsse für möglichst viele Jugendliche (77 Prozent). Diese Aspekte werden als entscheidend angesehen, um Kindern und Jugendlichen die besten Chancen für ihre Zukunft zu bieten.

Allerdings zeigt die Umfrage auch, dass nur ein kleiner Teil der Bevölkerung glaubt, dass diese Erwartungen derzeit erfüllt werden. Lediglich 25 Prozent der Befragten sehen gleiche Bildungschancen als gegeben an, und nur 11 Prozent haben den Eindruck, dass das Bildungssystem eine gute Vorbereitung auf das Berufsleben ermöglicht. Dies spiegelt die tiefe Frustration wider, die in weiten Teilen der Bevölkerung vorherrscht. Besonders stark ist die Unzufriedenheit mit dem Lehrkräftemangel und dem häufigen Stundenausfall, die von 84 Prozent bzw. 73 Prozent der Befragten als Probleme genannt werden.

“Die Umfrage spiegelt eine insgesamt negative Sicht der Menschen auf das Wirken der Politik in der Bildung wider”, äußerte sich der Vorsitzende der Telekom-Stiftung, Thomas de Maizière, zu den Ergebnissen: Eine ähnliche Tendenz war bereits in früheren Umfragen zu beobachten, doch dieses Mal fällt die Kritik noch deutlicher aus. So ergab eine Forsa-Umfrage im Februar 2024, dass 68 Prozent der Deutschen die Qualifikation der Schulabgänger:innen heute schlechter einschätzen als vor 30 Jahren (Lehrer News berichtete). Die Ergebnisse der beiden Umfragen verdeutlichen, dass das Bildungssystem für eine große Mehrheit der Bevölkerung von großer Bedeutung ist, die daran geknüpften Erwartungen aber selten erfüllt werden können.

Neues Klassenfahrterlebnis in Berlin: Schüler helfen einem Kunsthändler bei der Mauerflucht

Eine digitale Schnitzeljagd durch Berlin bietet Schülern die Möglichkeit, interaktiv die Geschichte eines Fluchtversuchs aus der DDR zu erleben. Dabei lernen sie über die DDR-Geschichte und erleben eine spannende, lehrreiche Mission gemeinsam mit ihrer Gruppe.
Von
Redaktion
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August 2024
29.8.2024
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Digitale Schnitzeljagd “Flucht & Spionage an der Berliner Mauer”

  • Outdoor-Escape-Tour “Flucht & Spionage an der Berliner Mauer”
  • Mission: Flucht eines Kunsthändlers aus der DDR, mit Stasi-Verfolgung
  • Lehrreiches Erlebnis über das Leben in der DDR, mit Rätseln und Fotospots

Berlin, 11. Juni 2024 – Für die Klassenfahrt suchen viele Schüler & Lehrer nach passenden Aktivitäten, die sie gemeinsam erleben können. Mit der Outdoor-Escape-Tour “Flucht & Spionage an der Berliner Mauer” präsentiert SchoolRallye eine spannende Möglichkeit dazu. Die am eigenen Smartphone spielbare Schnitzeljagd führt die Jugendlichen durch die faszinierendsten Bereiche des Mauerstreifens in Berlin-Mitte und lässt sie in die Geschichte eines realen Fluchtversuchs eintauchen.

Gefälschte Gemälde in den Westen schmuggeln und Stasi-Agenten abwimmeln

Bei der interaktiven Schnitzeljagd steht die Mission im Vordergrund: Als Team wird man herausgefordert, einem Kunsthändler bei seiner Flucht aus der DDR zu helfen. Dabei muss man sich gegen die hartnäckige Verfolgung der Stasi wehren und verschiedene Aufgaben bewältigen. Zum Beispiel das Schmuggeln eines gefälschten Gemäldes in den Westen, das Täuschen eines Stasi-Agenten und schließlich das Auffinden des geheimen Fluchttunnels.

Die Tour basiert auf wahren Ereignissen. Während die Gruppe sich durch Berlin navigiert, erfährt sie auf diese Weise nicht nur mehr über das Leben in der DDR und die politischen Konflikte, sondern sie nutzt sogar Techniken zur Verschlüsselung. Diese wurden auch von der Stasi angewendet.

Klassenfahrt in Berlin: Fluchttunnel in den Westen finden & mehr über die DDR erfahren

“Flucht & Spionage an der Berliner Mauer” von SchoolRallye ist ein fesselndes und lehrreiches Erlebnis für Jugendliche auf der Klassenfahrt nach Berlin. Dabei erwartet die Gruppe knifflige Rätsel und tolle Fotospots. Wie und ob es gelingt, dem “Millionär aus der DDR” zu helfen, gilt es gemeinsam herauszufinden. 

Aufgeteilt in 3-4er Gruppen benötigt man lediglich ein aufgeladenes Smartphone, um per Startcode Zugang zum Spiel im Browser zu erhalten. Bei Bedarf steht Micha, der Handlanger, bereit, um Unterstützung zu bieten. Eine abenteuerliche Mission, um den Mauerstreifen auf eine neue Art und Weise zu erleben, die Abwechslung verspricht.

Über SchoolRallye

SchoolRallye® ist eine Marke der Riddle-Game GmbH, die im Jahr 2023 gegründet wurde. Das Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, spannende und lehrreiche Rätseltouren für Jugendliche zu entwickeln. Die Schüler nehmen dabei an interaktiven Missionen teil, die auf wahren Geschichten basieren und sie auf spielerische Weise lehren, komplexe Themen zu verstehen. Die Touren werden eigenständig in kleinen Gruppen per Smartphone durchgeführt, was den Lernprozess zu einem unterhaltsamen und unvergesslichen Erlebnis macht. SchoolRallye verfolgt das Ziel, Schülern neue Erkenntnisse zu ermöglichen – mit Rätselspaß, der sich nicht wie Lernen anfühlt.

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Schulleitbild gestalten: Schritt für Schritt zur gemeinsamen Vision

Ein starkes Schulleitbild definiert Werte und Ziele, schafft eine gemeinsame Identität und ist zentral für die Schulentwicklung. Es erfordert umfassende Reflexion und Beteiligung der Schulgemeinschaft, um realistische, umsetzbare Ziele festzulegen.
Von
Helen Mattes
|
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August 2024
29.8.2024
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Ein starkes Schulleitbild ist das Herzstück jeder erfolgreichen Schule – es gibt nicht nur die Richtung vor, sondern bildet auch die Basis für Schulentwicklungsprozesse, indem es eine klare Vision vorgibt. Dadurch können gemeinsame Werte, Ziele und Prinzipien für die Schule festgelegt werden. Ein klar formuliertes Leitbild dient als Orientierungshilfe und bringt alle Beteiligten – Lehrkräfte, Schüler:innen, Eltern und die gesamte Schulgemeinschaft – auf einen gemeinsamen Weg. Aus diesem Grund sind Schulentwicklungsprozesse mittlerweile zu einem festen Bestandteil des Schulalltags geworden. Doch wie entsteht ein solches Leitbild? Was ist dabei zu beachten? Im Folgenden zeigen wir euch, worauf es bei einem gelungenen Schulleitbild ankommt.

Um den Begriff des Leitbildes besser zu verstehen, lohnt es sich, einen Blick auf seine Ursprünge zu werfen. Der Leitbildbegriff tauchte zunächst in den 1980er Jahren im Wirtschafts- und Verwaltungsbereich auf, als nach neuen Ausrichtungen und Orientierungshilfen für Arbeits- und Betriebsstrukturen gesucht wurde. In diesem Zusammenhang hat der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Dres. h.c. Knut Bleicher, das Leitbild als eine schriftliche Erklärung beschrieben, die das Selbstverständnis und die Grundprinzipien einer Organisation darlegt sowie Zielzustände skizziert, die als realistisches Idealbild fungieren. Doch welche konkrete Bedeutung hat ein solches Leitbild im schulischen Kontext? 

Leitbild oder Leidbild? Die feine Linie zwischen Vision und Realität

Ein Leitbild formuliert präzise und verständlich, welche Werte dem Handeln der Organisation zugrunde liegen, welchen allgemeinen Zweck sie verfolgt, welche grundlegenden Leistungen erwartet werden können, über welche besonderen Fähigkeiten und Angebote die Organisation verfügt und welche – in unserem Fall pädagogischen – Leitideen sie umsetzt.

Ein Leitbild ist also eine gemeinsame Selbstbeschreibung der Organisation, die von allen Beteiligten getragen wird und sowohl nach außen erkennbar als auch von innen erlebbar sein sollte. Nur so kann es als Leistungsversprechen gegenüber den Schüler:innen und Eltern fungieren. Im Idealfall dient das Leitbild als richtungsweisendes Instrument zur zielorientierten Führung und Weiterentwicklung der Organisation, sodass zukünftige Handlungen und Maßnahmen konsequent an den definierten Werten und Leitsätzen ausgerichtet und beurteilt werden können.

Euer Leitbild sollte idealerweise die aktuelle Realität eurer Schule widerspiegeln und gleichzeitig einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen geben. Es zeichnet also kein utopisches Zukunftsbild, sondern bietet eine realistische Darstellung des Ist-Zustandes und der kurzfristigen Ziele. Als Steuerungsinstrument dient es als Bindeglied zwischen der langfristigen Vision, den mittelfristigen strategischen Entwicklungszielen und den Jahreszielen der Schule. Inmitten der internen und externen Komplexität einer Organisation bietet ein Leitbild den handelnden Beteiligten einen Rahmen und die notwendige Orientierung. Ihr solltet also darauf achten, nicht der Tendenz zu verfallen, Leitbilder als Visionen zu betrachten, die möglicherweise gar nicht erreicht werden können. Dies kann zu scheinheiligen Aussagen ohne Substanz führen. Ein effektiv umgesetztes Leitbild hingegen beschreibt den aktuellen Zustand und die konkreten, aktiven Bemühungen der Schule. So werden im Prozess realistische Maßnahmen entwickelt, die zudem zu festgelegten Zeitpunkten kritisch überprüft werden sollten.

Bei der Entwicklung eines Leitbildes geht es also in erster Linie um die Fragen: Wer sind wir und worin sehen wir unsere Aufgaben? Weitere Motive sind der Aufbau eines schuleigenen Profils (z.B. bei Neugründungen), die Suche nach Orientierung, die Schaffung einer Basis für eine partizipative Schulgemeinschaft, die Verbesserung des Schulklimas und der Beginn eines Diskurses über pädagogische Grundfragen. 

Eine kurze Zusammenfassung: Leitbilder sollen durch klare gemeinsame Ziele Orientierung bieten, alle Beteiligten durch einen größeren Sinnzusammenhang und eine gemeinsame Identität motivieren sowie nach außen hin werben, um Sympathie zu gewinnen. Damit das Leitbild seine Funktionen erfolgreich erfüllen kann, ist eine sorgfältige und durchdachte Entwicklung erforderlich, bei der alle Beteiligten aktiv einbezogen werden.

Der Weg zum Leitbild: Von der Idee zur Umsetzung

Die Entwicklung eines Leitbildes ist ein intensiver Prozess, der sowohl eine intensive Reflexion als auch eine aktive Beteiligung erfordert. Euer Kollegium muss sich intensiv mit den Werten, der Mission und der Vision der Schule auseinandersetzen, um ein gemeinsames Verständnis des zugrunde liegenden Menschenbildes sowie der Grundsätze für Kommunikation und Zusammenarbeit zu entwickeln.

Als erster Schritt sollten zunächst Informationen zur Leitbildentwicklung gesammelt werden. Danach sollten Konzepte entwickelt werden, die Eltern und Schüler:innen in den Prozess der Leitbildentwicklung mit einbeziehen. Die Einbindung dieser Gruppen ist wichtig, um sicherzustellen, dass das Leitbild die Werte und Bedürfnisse der gesamten Schulgemeinschaft widerspiegelt. Der nächste Schritt besteht darin, sich auf gemeinsame Prinzipien zu einigen. Hierfür empfiehlt es sich, zwei Fortbildungstage einzuplanen, in denen das Kollegium, bestehend aus Vertreter:innen verschiedener Bereiche der Schulgemeinde (z.B. Schüler:innen und Eltern), über mögliche Leitbilder diskutiert. Dazu kann eine Leitbild-AG ins Leben gerufen werden, die aus 5 Mitgliedern der jeweiligen Gruppenvertreter:innen besteht. Diese haben dann die Aufgabe, die beschlossenen Grundsätze textlich festzuhalten und zu verfeinern. Als nächstes erfolgt die Implementierung und Durchführung der Leitziele, indem konkrete Aktionen entwickelt und festgelegt werden. Die Evaluation als fortlaufender Prozess ermöglicht es, die festgelegten Maßnahmen regelmäßig zu überprüfen und dadurch kontinuierlich Qualitätsstandards zu sichern.

(Quelle: Schulentwicklung NRW / eigene Darstellung)

Um sicherzustellen, dass das Leitbild zeitgemäß und zukunftsorientiert ist, können die pädagogischen Ziele und Wertvorstellungen der Schule an den 21st Century Skills ausgerichtet werden. Die 21st Century Skills umfassen insgesamt zwölf Fähigkeiten, die Schüler:innen in der heutigen Zeit benötigen, um im Berufsleben erfolgreich zu sein und mit dem schnellen Wandel der modernen Märkte Schritt zu halten. Jede Fähigkeit unterstützt die Schüler:innen auf einzigartige Weise, doch sie haben eines gemeinsam: Im Zeitalter des Internets sind sie unverzichtbar.

(Quelle: iCEV)

Die 21st Century Skills können somit ein zukunftsweisendes Rahmenkonzept und eine erste Orientierung bieten. Bei der Entwicklung eines Leitbildes kann es sinnvoll sein, den Fokus auf die vier Kompetenzen kritisches Denken, Kreativität, Kommunikation und Kollaboration zu legen. Diese sind nicht nur Bestandteil der 21st Century Skills, sondern auch des 4K-Modells.

Darüber hinaus ist zu beachten, dass die pädagogische Zielsetzung des Leitbildes auf den individuellen Schwerpunkt der Schule abgestimmt sein sollte. Handelt es sich beispielsweise um eine MINT-Schule, eine Umweltschule, eine Schule mit inklusivem oder musisch-kulturellem Schwerpunkt? Dann kann es hilfreich sein, die 21st Century Skills heranzuziehen und Punkt für Punkt durchzugehen, um sie mit dem bestehenden Leitbild (falls vorhanden) eurer Schule abzugleichen. Auf diese Weise kann an eurer Schule festgestellt werden, ob Veränderungen in den Bereichen Schulentwicklung, Unterrichtsgestaltung, Personalentwicklung oder im Medienentwicklungsplan notwendig sind.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Finden eines geeigneten Leitsatzes. Eure Schule sollte prüfen, welche Leitsätze des pädagogischen Handelns sie in ihr Leitbild aufnehmen will und kann. Dabei ist zu prüfen, ob die schulischen Rahmenbedingungen, wie beispielsweise die räumliche Ausstattung und die systemischen Rahmenbedingungen, wie z.B. das Zeitbudget der Lehrkräfte, mit dem Leitbild übereinstimmen. Ebenso solltet ihr prüfen, ob sich daraus Konsequenzen für die Schulentwicklung ableiten lassen. 

Leitbild mit Herzschlag: So haucht ihr ihm Leben ein

Neben der Entwicklung eines Leitbildes ist es wichtig, dieses an der Schule mit Leben zu füllen. Das Leitbild kann beispielsweise gemeinsam visualisiert werden, so ist es für alle sichtbar und im Idealfall jederzeit veränderbar. Das Leitbild sollte in einer prägnanten und einfachen Sprache formuliert werden – vielleicht auch nur mit einzelnen plakativen Worten, wie z.B. ‘Kreativität’ in einer musisch-künstlerisch orientierten Schule.

Auch die externe Veröffentlichung des Leitbildes sollte überlegt werden: Ob in Form von Flyern, auf der Schulhomepage, als Teil des Schulprogramms oder im Jahrbuch – die Entscheidung liegt ganz bei euch. Eure Schule sollte aber darauf achten, dass klar geregelt ist, wer für die regelmäßige Aktualisierung zuständig ist, da nur ein aktuelles Leitbild eine Orientierungsfunktion erfüllen kann.

Ein Beispiel für ein gelungenes Leitbild bietet das Gymnasium der Stadt Würselen in Nordrhein-Westfalen. Unter dem Motto “Wir bilden gemeinsam Zukunft”, konzentriert sich die Schule auf eine nachhaltig handelnde Schulgemeinschaft, die besonderen Wert auf Toleranz, Respekt und Verantwortung legt. Aktive Mitbestimmung und Mitverantwortung werden großgeschrieben. Außerdem sollen unter der Beachtung der Individualität aller Schüler:innen Freude am Lernen vermittelt und die eigenen Potenziale entdeckt werden. Die Leitideen sind: Begegnung, Entwicklung, Kooperation, digitale Welt, Wertschätzung, Transparenz, Gesundheit, Nachhaltigkeit, Welt/Europa und Vielfalt. Jeder Leitgedanke wird detailliert erklärt, und es wird aufgezeigt, wie er bereits aktiv in die Praxis umgesetzt wird.

Bei dem Leitgedanken “Begegnung” soll die Schule als Lebensraum wahrgenommen werden, in welchem die persönliche und fachliche Entwicklung der Schüler:innen gefördert werden kann. Dafür stehen ein vielfältiges AG-Angebot, Lern- und Berufsberatung sowie das Fach “Fit for Life” zur Verfügung. Der Leitgedanke “Digitale Welt” soll die Schüler:innen beim Ausbau ihrer digitalen Fähigkeiten unterstützen und sie stark für die digitale Zukunft machen. Dazu verfügt die Schule über moderne Computer und Tablets, ein IT-Team sowie Tabletscouts. Darüber hinaus werden digitale Tools in den Unterricht integriert und ein Future Lab sowie eine Robotik AG angeboten. Das Leitbild des Gymnasiums in Würselen zeigt, wie eine Schule ihre Visionen und Werte in den Schulalltag integriert und dabei die individuelle Entfaltung der Schüler:innen und die Vorbereitung auf die digitale Zukunft in den Mittelpunkt stellt.

Deine Schule, dein Leitbild: Handreichungen in den Bundesländern

Um die Entwicklung eines Leitbildes optimal zu unterstützen, bieten die einzelnen Bundesländer unterschiedliche Handreichungen und Materialien zur Schulprogrammarbeit an. In Baden-Württemberg das Kultusministerium, in Bayern das Staatsministerium für Unterricht und Kultus, in Berlin die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie,  in Brandenburg das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, in Bremen die Senatorin für Kinder und Bildung,  in Hamburg die Behörde für Schule und Berufsbildung, in Hessen das Kultusministerium,  in Mecklenburg-Vorpommern das  Ministerium für Bildung und Kindertagesförderung, in Niedersachsen das Kultusministerium, in Nordrhein-Westfalen das Ministerium für Schule und Bildung, in Rheinland-Pfalz das Ministerium für Bildung, im Saarland das Ministerium für Bildung und Kultur, in Sachsen das Staatsministerium für Kultus, in Sachsen-Anhalt das Ministerium für Bildung, In Schleswig-Holstein das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur und in Thüringen das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport.

Ein gut entwickeltes Schulleitbild bietet eine klare Orientierung und fördert eine gemeinsame Identität innerhalb eurer Schulgemeinschaft. Dabei ist es wichtig, dass die aktuellen Werte und Ziele nicht nur abgebildet, sondern auch regelmäßig überprüft und angepasst werden. Bei entsprechender Planung und Einbeziehung aller Beteiligten kann das Leitbild ein realistisches Abbild eurer Schulgemeinschaft sein und die zukünftige Schulentwicklung unterstützen. Beginnt also den Prozess der Leitbildentwicklung an eurer Schule und gestaltet gemeinsam eine erfolgreiche und zukunftsorientierte Lernumgebung.

Wahlprogramme im Bildungsbereich: Sachsens Parteien im Check

Die Landtagswahl in Sachsen rückt näher, und die Bildungspolitik steht im Fokus. Die Parteien präsentieren ihre Pläne, um das Bildungssystem zu stärken und zu modernisieren. Was verbirgt sich hinter ihren Wahlversprechen? Ein Überblick über die Pläne.
Von
Jonasz Schulze
|
28
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August 2024
28.8.2024
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Die Landtagswahl in Sachsen steht vor der Tür, und im Bundesland, das erneut den ersten Platz im Leistungsvergleich der Bildungssysteme aller Bundesländer belegt, dominiert die Bildungspolitik als zentrales Thema. Die Parteien präsentieren in ihren Wahlprogrammen verschiedene Strategien und Reformen, um die Qualität des sächsischen Bildungssystems zu erhalten und es fit für die Zukunft zu machen. Doch was genau steckt hinter diesen Versprechen? Welche Pläne haben die Parteien für Lehrkräfte, Eltern und Schüler:innen? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Bildungsprogramme der Parteien aus Sachsen. 

CDU: Frühkindliche Bildung und Berufsvorbereitung als Schlüssel für den Erfolg 

Die CDU in Sachsen setzt in ihrem Wahlprogramm stark auf die frühkindliche Bildung und die Weiterentwicklung des Schulsystems. Für Kinder vom ersten Lebensjahr bis zum Ende der Grundschulzeit soll ein flächendeckender Betreuungsplatz bereitgestellt werden, wobei das letzte Kita-Jahr kostenlos und als verpflichtendes Vorschuljahr gestaltet werden soll. Um eine gezielte Schulvorbereitung zu ermöglichen, plant die CDU eine "ganzheitliche pädagogische Diagnostik” zwei Jahre vor Schuleintritt, um individuellen Förderbedarf frühzeitig zu erkennen. 

In den Grundschulen legt die CDU großen Wert auf das sichere Beherrschen der Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen bis zum Ende der Grundschulzeit. Die Union unterstützt ein gegliedertes Schulsystem mit Oberschulen als zentrale Säulen und setzt sich weiterhin für die Verbeamtung von Lehrkräften ein, um den Beruf attraktiv zu halten. Förderschulen sollen durch den Ausbau spezialisierter Förderprogramme und die Bereitstellung zusätzlicher Fachkräfte gezielt weiterentwickelt werden, um gezielte Unterstützung für Kinder mit besonderen Bedürfnissen zu bieten. Gleichzeitig wird Inklusion in Regelschulen vorangetrieben, wo dies durch geeignet bauliche Abpassungen und umfassende Betreuungskonzepte sinnvoll und umsetzbar ist.

Die CDU will die Schulen in Sachsen auch stärker mit der Arbeits- und Berufswelt verzahnen. An allen Schulformen soll die Berufsorientierung intensiviert und praktische Bildungsinhalte ausgebaut werden. Ziel ist es, Schüler:innen besser auf das Berufsleben vorzubereiten und die duale Berufsausbildung als gleichwertigen Bildungsweg zu fördern. Um den unterschiedlichen Bedürfnissen leistungsstarker und leistungsschwächerer Auszubildender gerecht zu werden, plant die CDU, Ausbildungsgänge flexibler zu gestalten und zusätzliche Unterstützungssysteme zu etablieren. 

Für die Hochschulbildung strebt die CDU eine Erhöhung der Attraktivität der sächsischen Hochschulen an. Die Partei setzt sich für eine größere Flexibilität bei zulassungsbeschränkten Studiengängen ein, indem diese durch Eignungstests oder Auswahlgespräche geöffnet werden. Zusätzlich soll die Vereinbarkeit von Familie und Studium verbessert werden, zum Beispiel durch die Einführung von Teilzeitstudienmodellen. 

Im Hinblick auf Digitalisierung planen die Christdemokraten, die Medienkompetenz der Schüler:innen zu fördern, indem mehr digitale Lern-Tools und Lern-Apps zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig sollten Schulen mehr Eigenverantwortung in finanziellen und pädagogischen Angelegenheiten erhalten, um gezielter auf die Bedürfnisse der Schüler:innen eingehen zu können. 

AfD: Rückbesinnung auf traditionelle Werte und klare Leistungsanforderungen

Der Landesverband der Alternative für Deutschland Sachsen plant, das Bildungssystem im Freistaat umfassend umzugestalten. Die Partei setzt auf ein gegliedertes Schulsystem und möchte die Förderschulen beibehalten, um Schüler:innen mit speziellen Bedürfnissen separat zu fördern, anstatt diese inklusiv in reguläre Schulen zu integrieren. Das geplante Benotungssystem ab der zweiten Klasse soll den Druck auf die Schüler:innen erhöhen und Leistung von Anfang an in den Vordergrund stellen. Hochbegabte Schüler:innen sollen besondere Förderung erhalten, während gleichzeitig die Gleichstellung freier und staatlicher Schulen gefordert wird. 

Um dem Lehrer:innenmangel zu begegnen, schlägt die vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestufte Partei AfD ein Stipendium für Lehramtsstudierende vor, die sich verpflichten, nach ihrem Studium in Sachsen zu arbeiten. Außerdem möchte die Partei gezielt “politisch motivierte” Inhalte aus dem Unterricht verbannen, das Gendern verbieten und den Islamunterricht abschaffen. Stattdessen sollen traditionelle Familienwerte als zentraler Bestandteil des Unterrichts vermittelt werden, um ein positives Bild von der Familie zu fördern. 

Die AfD legt auch großen Wert auf die Sprachförderung in Kitas und Grundschulen. Der Anteil nicht deutschsprachiger Kinder in Kitas soll durch eine gezielte Zuweisungspolitik und festgelegte Obergrenzen reguliert werden, während die Erzieher:innen verstärkt in Sprachförderung geschult werden sollen. Darüber hinaus plädiert die Partei für eine Verbesserung des Betreuungsschlüssels und für kostenloses Mittagessen in Kitas und Schulen, um die Betreuungssituation zu optimieren. 

Im Hochschulbereich fordert die AfD eine Rückkehr zu Diplom- und Magisterstudiengängen und kritisiert die Bologna-Reform scharf. Die Partei lehnt die Absenkung der Leistungsanforderungen im Abitur ab und möchte die Bildungsstandards wieder stärker an den Anforderungen von Universitäten und Berufsausbildungen ausrichten, was wiederum den Bildungszugang für Schüler:innen erschweren könnte.

BSW: Zurück zu den Wurzeln – Fokus auf Kernkompetenzen und Sprachförderung

Das Bündnis Sahra Wagenknecht - Vernunft und Gerechtigkeit (BSW) stellt in seinem Wahlprogramm für die Landtagswahlen in Sachsen die Bildungspolitik in den Mittelpunkt. Die Partei fordert eine Rückbesinnung auf die Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen in den Grundschulen und schlägt ein Verbot von Smartphones und Tablets bis zur 6. Klasse vor. Ziel ist es, den Fokus der Schüler:innen auf grundlegende Bildungsinhalte zu lenken und digitale Ablenkungen zu minimieren, um die Basis für den späteren Bildungserfolg zu sichern. 

Zur Verbesserung der sprachlichen Fähigkeiten fordert das BSW verpflichtende Sprachtests ab einem Alter von drei Jahren, um mögliche Defizite frühzeitig zu erkennen. Bei Bedarf sollten Kinder verpflichtend eine Kita oder Vorschule besuchen, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Die Partei sieht in der Beherrschung der deutschen Sprache eine essenzielle Voraussetzung für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn und setzt sich daher für eine gezielte Sprachförderung ein. Allerdings ist fraglich, wie realistisch diese Pläne sind, da die Bereitstellung ausreichender Betreuungsplätze in Kitas oder Vorschulen eine Herausforderung sein könnte. Es bleibt offen, ob die dafür notwendigen Ressourcen und Strukturen in der Praxis tatsächlich vorhanden sind.

Um Lehrkräfte zu entlasten und die Qualität des Unterrichts zu verbessern, plant das BSW die Einführung multiprofessioneller Teams an den Schulen, bestehend aus IT-Manager:innen, Sozialarbeiter:innen und Psycholog:innen. Jede Schule soll mindestens eine:n Schulsozialarbeiter:in erhalten, um eine bessere Unterstützung für Schüler:innen zu gewährleisten. Zudem sollen Oberschulen und Gemeinschaftsschulen finanziell gestärkt werden, um eine hohe Bildungsqualität und gleiche Chancen für alle zu sichern. 

Ein weiterer Schwerpunkt des Programms liegt auf der Reform des Lehramtsstudiums zu einem dualen Modell mit starkem Praxisbezug, um den Einstieg in den Lehrer:innenberuf zu erleichtern und die Attraktivität des Berufs zu steigern. Das BSW betont die Bedeutung einer modernen Bildungsinfrastruktur, die Schulschließungen in ländlichen Regionen verhindern und bestehende Schulstandorte erhalten soll. Insgesamt zielt das Bildungskonzept des BSW darauf ab, eine gerechte und hochwertige Bildung für alle Kinder in Sachsen zu gewährleisten, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und ihrem Wohnort. 

SPD: Bildungsoffensive für mehr Gerechtigkeit und soziale Teilhabe 

Im Wahlkampf zu den Landtagswahlen legt die SPD Sachsen einen besonderen Schwerpunkt auf die Bereiche Bildung und Forschung. Die Partei sieht die Sicherung und den Ausbau der Spitzenposition Sachsen in diesen Bereichen als zentrale Aufgabe an. Dabei steht vor allem die Anpassung des Bildungssystems an die sich wandelnden Anforderungen der modernen Welt im Mittelpunkt. 

Die Sozialdemokrat:innen betonen, dass das sächsische Bildungssystem durch die Arbeit von Erzieher:innen, Lehrer:innen und Wissenschaftler:innen bundesweit anerkannt und respektiert wird. Dieses Fundament will die Partei stärken und weiterentwickeln. Ein zentraler Punkt des Wahlprogramms ist die Förderung selbstständigen Lernens, der Ausbau digitaler Kompetenzen und ein verstärktes Verständnis für nachhaltige Entwicklung. Die Schule der Zukunft sieht die SPD als einen Ort, an dem Eigenverantwortung, Praxisnähe und soziale Kompetenzen im Vordergrund stehen. Ziel ist es, jedem Kind unabhängig von sozialer Herkunft gleiche Chancen auf Bildung und persönliche Entwicklung zu bieten. 

Auch die Hochschulbildung steht im Mittelpunkt des SPD-Programms. Die Partei plant, 450 zusätzliche Dauerstellen an Hochschulen zu schaffen, um gute Lehre und innovative Forschung langfristig zu sichern. Die berufliche und akademische Ausbildung sollen als gleichwertig betrachtet und durchlässiger gestaltet werden, um Fachkräfte der Zukunft auszubilden. Dazu gehört auch die Förderung des dualen Studiums und die Verbesserung der Bedingungen für Studierende und Lehrende durch moderne Infrastruktur. Zudem sollen klare rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die unter anderem die Gestaltung von Verträgen, Studienbedingungen und Arbeitsverhältnissen sowie die Absicherung der dualen Studiengänge umfassen. 

Die SPD sieht in der Bildungspolitik auch eine Antwort auf den demografischen Wandel in Sachsen. Anstatt auf Schulschließungen zu setzen, möchte die Partei ein dichtes Netz an Schulen erhalten und ausbauen. Schulen sollen zu Orten der Begegnung und des sozialen Miteinanders werden, die kurze Wege für Kinder und Jugendliche garantieren. Darüber hinaus setzt sich die SPD für den Ausbau der frühkindlichen Bildung und eine bessere Unterstützung von Kindern mit besonderem Förderbedarf ein. Mit einem ganzheitlichen Ansatz will die SPD Sachsen nicht nur Spitzenreiter in der Bildung bleiben, sondern auch den sozialen Zusammenhalt und die Chancengleichheit stärken. 

Bündnis 90/Die Grünen: Digitale und praxisnahe Bildung für alle 

Die Grünen setzen sich dafür ein, Schulen als lebensnahe Lernorte zu gestalten, an denen praktische Fähigkeiten und berufliche Orientierung eine größere Rolle spielen. Die Partei betont die Notwendigkeit, Berufs- und Studienorientierung gleichwertig zu vermitteln, um Schüler:innen umfassende Zukunftsperspektiven zu bieten. Für Schüler:innen, die ihren Abschluss nicht geschafft haben oder drohen abzubrechen, wollen die Grünen flexible Wege schaffen, um diesen durch praktische Arbeit oder zusätzliche Bildungsangebote nachzuholen. 

Angesichts des Lehrkräftemangels und Unterrichtsausfällen fordern die Grünen digitales und hybrides Lernen als Ergänzung zum Präsenzunterricht. Dabei setzen sie auf die Weiterbildung von Lehrkräften, um diese gezielt auf die Anforderungen des digitalisierten Unterrichts vorzubereiten, während IT-Administrator:innen an Schulen für die notwendige Wartung der technischen Infrastruktur sorgen sollen. Durch Schulkooperationen will die Partei sicherstellen, dass Bildung auch in abgelegenen Gebieten oder bei geringen Schüler:innenzahlen zugänglich bleibt, indem Schulen Ressourcen und Lehrkräfte effizienter gemeinsam nutzen. 

Das grüne Bildungsprogramm sieht außerdem vor, die Autonomie der Schulen zu stärken, indem diesen mehr Befugnisse  bei der Budgetverwaltung eingeräumt werden. Zudem soll sichergestellt werden, dass Schulen in freier Trägerschaft ebenfalls von staatlichen Förderprogrammen profitieren. Zudem wird der Einsatz von multiprofessionellen Teams aus Praxisberater:innen, Inklusionsassistent:innen und Schulpsycholog:innen gefördert, um die Lehrkräfte zu entlasten und den Schüler:innen eine umfassendere Unterstützung zu bieten. 

Ein besonderes Anliegen der Partei ist die Förderung von Deutsch als Zweitsprache, um die Integration von zugewanderten Kindern zu erleichtern. Die Partei setzt sich dafür ein, dass alle Schüler:innen Zugang zu einer modernen und inklusiven Bildung erhalten, die sie auf die Herausforderungen einer globalisierten und digitalisierten Welt vorbereitet. Dabei legt die Partei großen Wert auf eine breite Zugänglichkeit von Bildungsangeboten, auch im digitalen Bereich, um die Medienkompetenz von Schüler:innen, Eltern und Lehrkräften zu stärken. 

Die Linke: Bildungsrevolution für mehr Chancengleichheit

Die Linke in Sachsen fordert eine umfassende Reform des Bildungssystems, die weit über bloßes Qualitätsmanagement hinausgeht. Die Partei sieht Bildung als einen integrativen Prozess, der die verschiedenen sozialen und kulturellen Hintergründe der Schüler:innen berücksichtigen muss. Gemeinschaftsschulen soll zum Standardmodell im sächsischen Bildungssystem werden, um soziale Barrieren abzubauen und gerechtere Bildungschancen zu schaffen. Insbesondere im ländlichen Raum soll diese Schulform gefördert werden, um längeres gemeinsames Lernen zu ermöglichen. 

Ein zentrales Anliegen der Linken ist die Abschaffung von Schulnoten zugunsten von Lernentwicklungsberichten, die die individuellen Fortschritte der Schüler:innen besser widerspiegeln. Zudem sollen Hausaufgaben abgeschafft und durch eine Ganztagsschule ersetzt werden, die ein breites Spektrum an Lern- und Freizeitmöglichkeiten bietet. Diese Maßnahmen sollen den Druck auf die Schüler:innen verringern und mehr Raum für Kreativität und soziale Interaktion schaffen. 

Die Partei betont auch die Notwendigkeit einer inklusiven Bildungspolitik, die allen Schüler:innen, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, Migrationsgeschichte oder besonderen Bedürfnissen gerecht wird. Dazu gehört der Rückbau des Förderschulsystems und die barrierefreie Gestaltung aller Schulen. Die Deutsche Gebärdensprache soll als Fremdsprache anerkannt und Sonderpädagog:innen verstärkt in Regelschulen integriert werden, um eine umfassendere inklusive Bildung zu fördern. 

Darüber hinaus setzen sich die Linken für eine bessere digitale Ausstattung und Bildung an den Schulen ein. Die Partei fordert, dass alle Schüler:innen und Lehrkräfte Zugang zu notwendigen digitalen Lernmitteln haben und dass IT-Administrator:innen für die Wartung der Geräte verantwortlich sind. Dies soll sicherstellen, dass der Unterricht modern und inklusiv ist und den Anforderungen einer digitalen Gesellschaft entspricht. 

FDP: Moderne Schulen durch Innovation und Selbstverantwortung 

Die FDP Sachsen setzt in ihrem Wahlprogramm auf eine umfassende Neuausrichtung des Bildungssektors. Die Partei betont die Förderung von mehr Projektunterricht, klassenübergreifendem Lernen, der Gründung von Schüler:innenfirmen und einer stärkeren Einbeziehung der Wirtschaft in den Schulalltag. Die Bildungslandschaft soll stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler:innen ausgerichtet werden, um ihnen mehr Freiheit und Eigenverantwortung zu ermöglichen.

Zur Verbesserung der schulischen Infrastruktur plant die FDP, die Mittel für den Bau und die Sanierung von Schulen und Kitas zu erhöhen. Das Essen in diesen Einrichtungen soll langfristig bezahlbar und eventuell kostenlos werden. Um den Lehrkräftemangel zu bewältigen, schlägt die FDP den Einsatz von Lernbegleiter:innen vor, die Schüler:innen bei Unterrichtsausfällen mit digitalen Modulen betreuen. Auch sollen Schulbücher digital bereitgestellt werden, um den Zugang zu Lernmaterialien zu erleichtern. 

Die Freien Demokraten möchten die berufliche Bildung stärken und sicherstellen, dass diese gleichwertige Karrierechancen wie akademische Abschlüsse bieten. Dazu gehört die Einführung eines neuen Schulfachs zur Wirtschafts- und Finanzbildung ab der Sekundarstufe I. Im Gymnasium soll das Kurssystem bereits ab der neunten Klasse gelten, um eine stärkere Spezialisierung zu ermöglichen. Die Schulzeit soll konsequent auf die Anforderungen der folgenden Berufs- oder Hochschulausbildung ausgerichtet sein. 

Die Partei setzt sich auch für die Einführung eines flexiblen, ortsnahen Ausbildungsangebots ein und will die Meisterausbildung kostenfrei gestalten. Die Finanzierung der Hochschulen soll neu strukturiert werden, indem sie sich an der Zahl der Abschlüsse statt an der Anzahl der Studierenden orientiert. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, ein modernes, digitales und praxisorientiertes Bildungssystem in Sachsen zu etablieren, das die individuellen Potenziale der Schüler:innen fördert.

Doppelwahl im Osten: Sachsen und Thüringen wählen ihre Landtage

Die sächsische Landtagswahl am 1. September findet zeitgleich mit der Wahl in Thüringen statt und ist eine von drei wichtigen Wahlen in den neuen Bundesländern in diesem Jahr. In dieser Übersicht haben wir uns auf die Parteien konzentriert, die voraussichtlich in den sächsischen Landtag einziehen werden. Der aktuelle Wahltrend zeigt, dass die CDU mit 32,2 Prozent, die AfD mit 30,5 Prozent, das BSW mit 13,4 Prozent, die SPD mit 6,2 Prozent und die Grünen mit 5,5 Prozent den Einzug in den achten sächsischen Landtag schaffen könnten. Die Linke liegt mit 3,9 Prozent zwar unter der Fünf-Prozent-Hürde, könnte aber dank der Alternativ-Klausel mit zwei Direktmandaten dennoch ins Parlament einziehen. Die vorläufigen Wahlergebnisse werden im Laufe des Wahlabends nach Schließung der Wahllokale bekannt gegeben.

Künstliche Intelligenz im Klassenzimmer: Gamechanger oder Gefahr?

Künstliche Intelligenz wie ChatGPT oder Google Lens beeinflussen das alltägliche Leben von uns allen maßgeblich. Wozu werden KI-Dienste zukünftig in der Lage sein und wie können sie von Schülern und Lehrkräften im Unterricht effizient genutzt werden?
Von
Lea Reuß
|
27
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August 2024
27.8.2024
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Künstliche Intelligenz (KI) prägt unser alltägliches Leben maßgeblich, sei es bei der Übersetzung von Texten, der Erstellung von Zusammenfassungen oder zur Erzeugung von Bildern. Insbesondere das KI-System ChatGPT sorgte in den letzten Jahren für eine hitzige Debatte darüber, welche Möglichkeiten sich durch die Nutzung Künstlicher Intelligenz eröffnen und welche Probleme entstehen könnten. Für viele Lehrkräfte erfordert die Nutzung technischer Angebote bisweilen einen Mehraufwand. Hier könnte Künstliche Intelligenz den Lehrprozess durch die Automatisierung verschiedener Aufgaben entscheidend verändern.

Wie weit ist Künstliche Intelligenz in Klassenzimmern? 

Der KI-Dienst ChatGPT ist bei Schüler:innen bei weitem am beliebtesten, bisher wird das Tool jedoch größtenteils aus eigenem Interesse heraus genutzt, denn der Einsatz von KI-Angeboten in Schulen befindet sich noch in seinen Anfängen. Die Erwartungen sind dennoch hoch: Laut der Studie “Pioniere des Wandels” aus diesem Jahr, in welcher rund 1.500 Personen zwischen 14 und 20 Jahren befragt wurden, rechnen 51 Prozent der Befragten damit, dass KI den Unterricht an Schulen in den nächsten drei bis fünf Jahren verändern wird. 

Um ihre Einsatzmöglichkeiten richtig zu erkennen, benötigt es einen Überblick über die verschiedenen Arten von Künstlicher Intelligenz. Besonders relevant für den Unterricht sind Generative KI-Systeme und Intelligente Tutorsysteme (ITS). Generative KI-Systeme, zu denen auch ChatGPT gehört, können Texte erstellen oder Fragen beantworten. Intelligente Tutorsysteme sind unter anderem in der Lage, das Lernen für die Schüler:innen zu personalisieren, ihren Lernfortschritt zu überwachen und ein Modell des Lernenden mit einer dazugehörigen Lernstrategie zu erstellen.

In Pilotprojekten werden verschiedene Ansätze ausgetestet: Eine Londoner Schule ersetzt den klassischen Unterricht durch KI, da es den Schüler:innen erlaube, die Inhalte in ihrem eigenen Tempo zu erlernen. Auch in Deutschland scheint sich das Interesse an Künstlicher Intelligenz an Schulen zu verstärken, so kam ein Pilotprojekt mit diversen teilnehmenden Schulen im Sommer 2023 zu dem Schluss, dass die Nutzung von Tools wie schulKI bestimmte Bereiche des Unterrichts unterstützen und die Lehrkräfte entlasten könnte.

Wie könnten Schüler und Lehrkräfte KI effizient nutzen? 

Lehrkräfte können durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz auf fachlicher, aber auch auf administrativer Ebene profitieren. KI-Systeme sind in der Lage, Routineaufgaben, beispielsweise die Planung von Unterrichtsstunden zu vereinfachen oder die Korrektur von Prüfungen zu beschleunigen, sodass Lehrkräfte entlastet werden könnten. Mithilfe von Systemen wie ChatGPT oder schulKI lassen sich auch Übungsmaterialien für verschiedene Fächer und Anforderungsniveaus erstellen oder Musterlösungen herstellen. Das generative KI-Tool ChatGPT eignet sich besonders für die Erstellung von Texten, etwa Musterlösungen, Textaufgaben oder Zusammenfassungen. Wichtig hierbei ist das genaue Prompten, also die Erstellung einer konkreten Anweisung für das KI-System. Ein guter Prompt benötigt Klarheit, Kontext und Präzision: Der Prompt “Erstelle ein Arbeitsblatt für den Geschichtsunterricht einer siebten Klasse, in welcher die Ursachen und Folgen der Französischen Revolution abgefragt werden. Nutze dabei die Quelle XY als Basistext” führt zu einem genaueren und passenderen Ergebnis als “Erstelle ein Arbeitsblatt zur Französischen Revolution”. Die hilfreichsten Prompts für ChatGPT können Sie hier finden. Die Künstliche Intelligenz schulKI wurde extra für den Gebrauch in Schulen entwickelt und bietet Lehrkräften zahlreiche Funktionen für verschiedene Unterrichtsfächer an. Lehrkräfte haben die Möglichkeit, ihren Unterricht durch die verschiedenen Funktionen und dem einfachen Teilen mit Schüler:innen dynamischer zu gestalten. Die KI zeichnet sich außerdem durch die Arbeit mit fachspezifischen Chatbots aus: So können Schüler:innen zum Beispiel durch die Interaktion mit einem Debattier-Coach das Debattieren praktisch erlernen und üben. Weitere Funktionen des Tools können Sie im Lehrer-News Check finden.

Selbstverfasste Texte können durch den Optimierungsservice von DeepL überarbeitet werden. Besonders an diesem Tool ist die Möglichkeit, Texte an verschiedene Zielgruppen anzupassen und unterschiedliche Formulierungsalternativen zu generieren. Schüler:innen haben die Möglichkeit, KI als individuelle Lernhilfe zu nutzen, beispielsweise durch die Erstellung von Gliederungen, Listen oder Übersichten. Auch individuelles Feedback zu bereits bearbeiteten Aufgaben kann durch Systeme wie Fiete.ai generiert werden. Noch geforscht wird zu kommunikativen Systemen, welche sich an die Sprechweise der Schüler:innen anpassen und somit neue Arten des Lernens ermöglichen.

Diese Individualisierung des Unterrichts hat die Möglichkeit, Schule allgemein inklusiver zu gestalten, da Schüler:innen individuell gefördert werden können. Durch die Automatisierung von Routineaufgaben bietet KI die Möglichkeit, Lehrkräfte zu entlasten und dadurch die individuelle Förderung von Schüler:innen in den Vordergrund zu stellen. Den Stärken und Schwächen einzelner Schüler:innen innerhalb heterogener Schulklassen kann somit mehr Beachtung geschenkt werden. 

Was ist bei der Nutzung zu beachten? 

Die Nutzung Künstlicher Intelligenz in Schulen kann einige Vorteile mit sich bringen. Trotzdem hat sie auch ihre Grenzen: Fachdidaktische Perspektiven werden in der Entwicklung solcher Systeme bisher kaum beachtet. Um einen besseren Einsatz von KI im Klassenzimmer zu gewährleisten, müssen in ihrer Entwicklung Pädagog:innen sowie Psycholog:innen zu Wort kommen. Auch die Thematisierung bedenklicher Aspekte bezüglich dieser Angebote und die Sensibilisierung für deren Schwachstellen ist bedeutsam, um Kindern und Jugendlichen einen kritischen Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln. 

Wichtig ist also, diese Dienste nicht stumpf als Ersatz für klassischen Unterricht zu nutzen, sondern sie ergänzend und gezielt in den Unterricht einzubinden. So kann auch sichergestellt werden, dass Schüler:innen zwar in ihrem eigenen Tempo lernen, sich aber trotzdem keine zu große Differenz zwischen leistungsstärkeren und -schwachen bildet. Um den Einsatz von KI in Schulen zum Regelfall zu machen, braucht es die nötigen technischen Rahmenbedingungen, etwa eine starke digitale Infrastruktur und Zugang zu digitalen Endgeräten für alle Schüler:innen. Außerdem muss das Schulpersonal in die unterschiedlichen Systeme eingeführt werden und es müssen klare Regeln für den Einsatz dieser Dienste durch Lehrkräfte und Schüler:innen sowie den Datenschutz gelten, denn datenschutzrechtlich sind einige Aspekte bezüglich KI im Unterricht zu beachten. Laut dem Handlungsleitfaden zum Umgang mit textgenerierenden KI-Anwendungen des Schulministeriums Nordrhein-Westfalen ist die Nutzung von ChatGPT auf eigenen Endgeräten der Schüler:innen nicht zu empfehlen, während der Einsatz durch Lehrkräfte im Plenum zunächst die sicherste Alternative darstelle, solange keine personenbezogenen Daten von Schüler:innen übermittelt werden.

Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, das Schulsystem, wie wir es kennen, weitreichend zu verändern. Durch die zahlreichen Einsatzmöglichkeiten für Lehrkräfte und Schüler:innen kann die Art und Weise, wie gelehrt und gelernt wird, zukünftig automatisiert und individualisiert werden. Trotz dessen sollten entsprechende Dienste mit Vorsicht genossen werden: Bisher kann KI noch keine fachdidaktische Perspektive bieten und benötigt umfassendere datenschutzrechtliche Verordnungen. Der reguläre Einsatz von KI in deutschen Klassenzimmern wird wohl noch auf sich warten lassen - trotzdem ist es umso wichtiger für Schulen, sich jetzt mit den zukünftigen Chancen von KI-Diensten auseinanderzusetzen.

Neue Wege in den Lehrberuf: Hessen reformiert Quereinstieg für Akademiker

Hessen erleichtert Quereinsteigern den Einstieg in den Lehrerberuf, indem Universitätsabsolventen künftig nur noch ein Fach unterrichten müssen. Diese Reform soll den Lehrkräftemangel lindern, stößt jedoch auf gemischte Reaktionen von Opposition und Verbänden.
Von
Tobias Kempter
|
27
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August 2024
27.8.2024
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Wiesbaden. In Hessen sollen Quereinsteiger:innen mit einem Universitätsabschluss künftig leichter den Weg in den Lehrer:innenberuf finden. Bisher war es für Quereinsteiger:innen Pflicht, zwei Fächer zu unterrichten. Diese Hürde entfällt nun: Wer einen Master-, Diplom- oder Magisterabschluss besitzt, kann künftig gemäß dem eigenen Studiengang und nach erfolgreichem Referendariat in nur einem Schulfach unterrichten. Dies soll den Berufszugang erheblich erleichtern und den Einstieg in eine Beamtenlaufbahn ermöglichen. Das Gesetz soll noch in diesem Jahr im Landtag eingebracht werden.

Kultusminister Armin Schwarz (CDU) betont bei der Vorstellung der Reform zum Start des Schuljahres 2024/25 die Bedeutung dieses Schrittes: “Wir schaffen hier ein attraktives Berufsangebot für alle, die sich die gesellschaftlich wichtige Aufgabe in der Schule gut für sich vorstellen können, aber mit den bisher geforderten zwei Schulfächern nicht die entsprechenden Voraussetzungen erfüllten.” Neben Quereinsteiger:innen sollen auch ausländische Lehrkräfte mit einem Fachabschluss von der Reform profitieren.

Hessen kämpft gegen den Lehrermangel

Trotz der Anpassungen bleibt der Lehrkräftemangel auch in Hessen ein drängendes Problem. Laut Angaben des Bildungsministeriums arbeiten an den 1.810 öffentlichen Schulen in Hessen derzeit mehr als 65.000 Lehrkräfte – so viele wie noch nie zuvor. Allein zum neuen Schuljahr wurden 1.000 neue Lehrkräfte mit abgeschlossenem Referendariat eingestellt und 600 zusätzliche Stellen geschaffen. Doch trotz dieser Maßnahmen bleibt die Zahl der unbesetzten Stellen hoch. Im letzten Schuljahr lag die Zahl der unbesetzten Stellen bei rund 1.000. Besonders betroffen sind die Jahrgänge der Klassen 5 bis 10 an Gesamtschulen sowie die berufsbildenden Schulen. 

Hinzu kommt, dass auch die Zahl der Schüler:innen in Hessen steigt. So erhöhte sich die Anzahl der Schüler:innen von 793.000 im vergangenen Schuljahr auf nun 810.000. Besonders stark zeigt sich dieser Anstieg bei den Erstklässler:innen, deren Zahl auf 60.400 kletterte. Ein Grund dafür ist die Zunahme junger Geflüchteter aus der Ukraine.

Kritik von Opposition und Verbänden

Die angekündigte Reform für Quereinsteiger:innen stößt auf unterschiedliche Reaktionen. Die Grünen im hessischen Landtag begrüßen zwar den erleichterten Zugang für Ein-Fach-Lehrkräfte, kritisieren jedoch Kürzungen finanzieller Mittel im Bildungsbereich scharf. Daniel May, bildungspolitischer Sprecher der Grünen, bemängelt: “Dass die neue Landesregierung trotz der angespannten Lehrkräftesituation als eine ihrer ersten Amtshandlungen über 200 Lehrkräftestellen gestrichen hat, sendet das völlig falsche Signal.” Die geplanten Maßnahmen reichten nicht aus, um den Lehrkräftemangel wirksam zu bekämpfen. Die AfD hingegen kritisiert den vereinfachten Einstieg für Quereinsteiger:innen und spricht von einer “Entprofessionalisierung des Lehrerberufs”. 

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnt davor, dass die zusätzlichen Lehrkräfte noch immer nicht ausreichen würden. “So wird es schwer, die wachsenden und vielfältigen Aufgaben zu bewältigen. Dazu zählen neben dem Unterricht: der Ausbau von Ganztagsangeboten, die Demokratiebildung, die Integration und Sprachförderung sowie die Medienkompetenz. Das hessische Bildungssystem ist nach wie vor auf Kante genäht“, kommentiert Thilo Hartmann, Vorsitzender der hessischen GEW.

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