Stuttgart. Vom 11. bis 15. Februar 2025 öffnete die didacta, Europas größte Bildungsmesse, in Stuttgart ihre Tore. Unter dem Leitthema “Demokratie braucht Bildung – Bildung braucht Demokratie” wurde eindrucksvoll demonstriert, wie eng Bildung und demokratische Grundwerte miteinander verknüpft sind. Pädagog:innen, Fachleute und Interessierte aus aller Welt kamen zusammen, um sich über die Zukunft des Bildungswesens auszutauschen und innovative Konzepte vorzustellen.
Mit 915 Ausstellern aus 53 Ländern bot die didacta 2025 ein breites Spektrum an neuen Technologien, Lehrmitteln und Konzepten. Digitale Medien, nachhaltige Lernansätze und frühkindliche Bildung standen ebenso im Fokus wie Sport- und Bewegungsangebote für den Schulalltag. Namhafte Organisationen nutzten die Messe, um ihre Visionen für ein modernes und inklusives Bildungssystem zu präsentieren.
Für Aufsehen und Schmunzeln sorgte ein vierbeiniger Überraschungsgast: Ein Roboter-Hund, der mit seinen Tricks nicht nur die Technikbegeisterten, sondern auch die Skeptiker unter den Besuchern beeindruckte. Mit Kunststücken wie “Sitz”, “Platz” und “Gib Pfötchen 2.0” zeigte er eindrucksvoll, dass auch in der Bildung der Zukunft noch Platz für ein bisschen Spaß ist – ganz ohne Leckerlis!
Das diesjährige Motto der didacta 2025 machte deutlich, dass Demokratie und Bildung untrennbar miteinander verbunden sind. Ohne Bildung fehlt es an kritischem Denken, an der Fähigkeit, Informationen zu hinterfragen und an der Kompetenz, sich aktiv in gesellschaftliche Prozesse einzubringen. Bildung befähigt Menschen, mündige Entscheidungen zu treffen und sich gegen extremistische Tendenzen zu positionieren. Daher stand die Förderung demokratischer Werte durch Bildung im Zentrum vieler Veranstaltungen.
Ein herausragendes Beispiel war die Kampagne “#IchStehAuf – Schulen für Demokratie und Vielfalt, die vom Bildungsverlag Cornelsen initiiert wurde. Diese Initiative setzt sich für eine demokratische Schulkultur ein und gibt Lehrkräften Werkzeuge an die Hand, um junge Menschen zu einer reflektierten und offenen Haltung zu ermutigen. Auch die Johanniter betonten die Rolle von Bildungseinrichtungen als sichere Orte, an denen demokratische Prozesse gelebt und gelernt werden können.
Mit über 1.500 Veranstaltungen, darunter Seminare, Vorträge und Workshops, bot die Didacta 2025 ein facettenreiches Rahmenprogramm. Zu den zentralen Themen gehörten:
Medienhäuser wie ARD, ZDF und Deutschlandradio leisteten ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Medienkompetenz. Sie organisierten Diskussionen über Desinformation, kritisches Denken und die Verantwortung der Medien im Bildungsbereich.
Die enge Verbindung von Bildung und Demokratie war nicht nur in den Fachvorträgen, sondern auch in gesellschaftspolitischen Diskussionen spürbar. Im Vorfeld der Messe wurde die Teilnahme bestimmter politischer Parteien kontrovers diskutiert. Der didacta Verband e.V. bezog klar Stellung: “Eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung braucht Bildung. Grundlage von Bildung sind Offenheit, Toleranz und eine humanistische Grundhaltung. In diesem Sinne widerspricht die Programmatik der AfD in vielen Belangen den Idealen eines demokratischen und pluralistischen Schul- und Bildungssystems.”
Der Verband betonte, dass er die Messe nutzen werde, um mit allen Bildungsakteuren über die Möglichkeiten guter Bildung zur Entwicklung und Erhaltung der Demokratie zu diskutieren. Man wolle zeigen, dass die Bildungswirtschaft in Deutschland demokratisch denkt und die Werte der Demokratie – auch gegen die AfD – verteidigt.
Die Kontroverse setzte sich auch während der Messe fort. Am Eröffnungstag kam es zu lautstarken Protesten gegen die Präsenz der AfD. Über 100 Personen, darunter Vertreter von Bildungsverbänden, Gewerkschaften, Schüler:innen, Eltern und Privatpersonen, versammelten sich am AfD-Stand in Halle 713. Die Demonstranten sangen “Wehrt euch, leistet Widerstand gegen den Faschismus hier im Land” und hielten Transparente mit Aufschriften wie "Demokratie stärken - Kampf gegen Rechts" hoch. Diese Aktion unterstrich die tiefe Besorgnis vieler Bildungsakteure über die Teilnahme einer Partei, die in Baden-Württemberg vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft wird.
Die Teilnahme der AfD an der didacta 2025 zog jedoch Konsequenzen nach sich. Die renommierte Bildungsexpertin und Autorin Marina Weisband wies ihre Ehrung als “didacta-Botschafterin” zurück. In einem Statement begründete sie ihre Entscheidung damit, dass sie nicht mit einer Veranstaltung in Verbindung gebracht werden möchte, auf der eine Partei wie die AfD eine Plattform erhält.
Die didacta 2025 zeigte eindrucksvoll, dass Bildung nicht nur der Schlüssel zu Wissen und wirtschaftlichem Fortschritt ist, sondern auch das Fundament einer wehrhaften Demokratie. Die Förderung von kritischem Denken, Medienkompetenz und einer offenen Diskussionskultur sind essentiell, um junge Menschen auf ihre Rolle als verantwortungsbewusste Bürgerinnen und Bürger vorzubereiten.
Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Herausforderungen ist es wichtiger denn je, in Bildung zu investieren und sie als zentrales Instrument zur Stärkung demokratischer Werte zu begreifen. Die didacta 2025 hat hierfür wertvolle Impulse gesetzt – für eine Zukunft, in der Bildung und Demokratie Hand in Hand gehen.