Bus verpasst und schon wieder kein LTE? Digitalisierung ist ein weit gestreuter Begriff in der Medienbildung – gerade durch die Corona-Pandemie. Es ist nicht zu leugnen, dass Smartphones und Tablets eine wachsende Bedeutung in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen einnehmen. Verabredungen werden über WhatsApp geschlossen und statt ein Buch zur Hand zu nehmen, wird im World Wide Web danach "gegoogelt''. Digitale Geräte erschließen Schüler:innen grundsätzlich neue Denkansätze auch in Bezug auf ihren Schulalltag. Wissensvermittlung funktioniert dabei nicht mehr nur einseitig und wird durch technische Unterstützung vermittelt, sondern durch praktisches und eigenständiges Anwenden im Lebensalltag erlernt. Um Teilhabe und Zugänglichkeit in der schnelllebigen und digitalen Welt zu erfahren, benötigt es nicht nur "Medienkompetenzen'' und "digitale Souveränität", sondern auch digitale Infrastruktur, kurz gesagt, einen schnellen Internetanschluss.
Dem stehen mehrere negative Faktoren gegenüber, wie die institutionelle Vermittlung, die von den jeweiligen Schulen unterschiedlich praktiziert wird, aber auch die Beschaffung von Endgeräten und nicht zuletzt den großen Oberbegriff der „Digitalisierung” an Schulen. Denn was nutzen Tablets, neueste Computer oder Smartboards, wenn diese nicht intelligent vernetzt sind und sich damit im Unterricht nicht effektiv nutzen lassen? Gerade im ländlichen Bereich streiten Land und kommunale Schulträger über die damit einhergehenden Kosten. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung schreibt auf der aktuellen Webseite zum DigitalPakt Schule dazu: „Digitalisierung ist ein Prozess, kein Zustand. Förderfähig sind insbesondere die breitbandige Verkabelung innerhalb der Schulen bis zum Klassenzimmer, die WLAN-Ausleuchtung sowie stationäre Endgeräte wie zum Beispiel interaktive Tafeln. Für die genannten Investitionen reichen die vorgesehenen 6,5 Milliarden Euro aus. Hinzu kommen erhebliche Bundesmittel aus dem Breitbandförderprogramm des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur für den schnellen Internet-Anschluss der Schulstandorte” Der Bundesrechnungshof äußerte sich zum DigitalPakt in diesem Jahr kritisch: „Auch angesichts der Finanzlage sollte sich der Bund auf seine verfassungsmäßigen Aufgaben konzentrieren. Schulangelegenheiten gehören nicht dazu”. Die Prüfer:innen bemängelten die grundsätzlichen Ausgaben von 6,5 Millionen Euro für die IT-Ausstattung insgesamt. Die höheren finanziellen Aufwendungen für den DigitalPaket Schule sollten laut des Bundesrechnungshofes überdacht werden. Der Bund sollte dabei die Kontrollrechte über die Finanzhilfen verfügen, so die Prüfer:innen.
„Schulen werden so nicht genug entlastet, sondern mit weiteren Aufgaben belastet.” Vor dem Hintergrund des Lehrkräftemangels und zahlreicher gesellschaftlicher Krisen, die Schulen im Besonderen betreffen, ein unhaltbarer Zustand“, kritisiert Jürgen Böhm, Vorstandsmitglied des Didacta Verbandes.
In Sachsen-Anhalt versucht man mit der Initiative „Schule ans Netz” die Schritte der Digitalisierung weiter zu unterstützen. „Als erstes Bundesland überhaupt haben wir Ende 2019 damit begonnen, flächendeckend die Schulen des Landes zwischen Zeitz und Arendsee mit diesem Gigabit-Anschluss auszustatten“, verkündet Lydia Hüskens, Ministerin für Infrastruktur und Digitales. Bis Ende des Jahres 2022 sollen in Sachsen-Anhalt 890 Schulstandorte ans gemeinschaftliche Glasfasernetz angeschlossen werden. Mit dem Projekt möchte die Landesregierung den digitalen Unterricht fördern. In diesem Zusammenhang gibt es die „Schule ans Netz”-App. Die Karte der App gibt Aufschluss über den Fortschritt der einzelnen Schulen, die detailliert Auskunft über die jeweiligen Planungsstände geben und übermitteln, ob diese bereits an das Glasfasernetz angeschlossen sind. Auch das Bundesland Nordrhein-Westfalen ist bei der flächendeckenden Versorgung mit LTE und 5G gut ausgestattet. Mehr als 80 Prozent der Landesfläche werden nach aktuellen Berechnungen von IT.NRW aktuell durch mindestens einen Netzbetreiber mit 5G versorgt.
„Der DigitalPakt 2.0 muss kommen. Doch es darf kein weiteres, reines Investitionsprogramm werden. Schulen auf der einen Seite und die Bildungswirtschaft auf der anderen Seite benötigen Planungssicherheit, um die digitale Transformation der Schullandschaft im Sinne der Schülerinnen und Schüler umzusetzen. Dafür benötigen sie langfristige, gesicherte Finanzierungs- und Verwaltungsstrukturen sowie pädagogische Konzepte und Freiräume“, so das Vorstandsmitglied des Didacta Verbandes Jürgen Böhm. Bundesländer mit einer hohen Anzahl von Ortschaften sowie kleineren Städten, sind demografisch gesehen auf mittlere und größere Städte angewiesen, doch um auch den ländlichen Raum attraktiver zu gestalten und einer sogenannten „Landflucht” entgegenzuwirken, werden unter anderem Dörfer mit Glasfaser ausgestattet. Eine repräsentative Umfrage des ZDF fand heraus, dass 15 Prozent der deutschen Bevölkerung in Ortschaften mit weniger als 5.000 Einwohner:innen und etwa 77 Prozent in Städten und Ballungsgebieten wohnen. Jedoch wünschen sich 44 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland ein Leben auf dem Land. Vorteile sind zum einen günstigere Mieten und niedrige Immobilienpreise für ein Eigenheim. Nachteile für das ländliche Leben seien unter anderem ein Mangel an Kulturangeboten, Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt und guter Infrastruktur.