Stuttgart. Das Baden-Württembergische Kultusministerium um Ministerin Theresa Schopper (Grüne) hat ein „Sofortprogramm für verlässliche Unterrichtsversorgung“ durchgesetzt, um den akuten Lehrkräftemangel – mehr dazu hier – im Bundesland die Stirn zu bieten. Geplant sind 18 kurz- und langfristige Maßnahmen, mit denen der Südwesten das Thema angehen will.
Dabei setzt die Landesregierung drei inhaltliche Schwerpunkte: So soll mit dem Themenfeld “Personalbasis vergrößern” der Direkteinstieg für Grundschulen und die Sekundarstufe 1 ausgeweitet werden. Es ist geplant, dass Personen, die ein nicht-Lehramtsbezogenes Studium abgeschlossen haben, ihr entsprechendes Fach bei Bachelorabschluss in der Grundschule und bei Masterabschluss in der Sekundarstufe 1 lehren können. Die fehlenden pädagogischen Kenntnisse sollen in parallel laufenden Seminaren vermittelt werden. Die Landesregierung kündigt ebenfalls an, dass Fachkräften mit einer ausländischen Lehramtsausbildung eine klare Perspektive aufgezeigt und ihnen der Einstieg in die Schule erleichtert wird.
Des Weiteren sollen Schulleitungen durch die Erhöhung der Leitungszeit entlastet werden und Lehrkräfte beispielsweise durch die erhöhte Bereitstellung pädagogischer Assistenz. Außerdem werden 250 weitere Plätze für ein freiwilliges soziales Jahr im pädagogischen Bereich zur Verfügung gestellt.
Das Angebot zur Teilzeit aus „sonstigen Gründen“ soll eingeschränkt werden. Das bedeutet, dass Lehrkräfte ab dem Schuljahr 2024/2025 – wenn sie sich nicht der privaten Kinder- oder Angehörigenpflege widmen müssen – ihre Unterrichtszeit um maximal 25 Prozent einschränken können. Diese Regelung kann für Lehrkräfte mit schwerer Behinderung ausgesetzt werden. Auch Referendare und Referendarinnen sollen mehr Verantwortung übernehmen und im Rahmen ihres Vorbereitungsdienstes eine Wochenstunde mehr unterrichten, dafür aber an anderen Stellen entlastet werden.
Einschränkung der Teilzeit in der Kritik
Der Entwurf der Landesregierung traf insbesondere bezüglich der Teilzeiteinschränkung auf Kritik von Lehrerverbänden und Opposition. Der SPD-Fraktionschef und ehemalige Kultusminister Andreas Stoch bemängelt, dass die Einschränkung der Teilzeit zukünftig dafür sorgen könnte, “dass sich Lehrkräfte aus dem Beruf verabschieden” und es so zu noch mehr Unterrichtsausfall kommt. Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), schlägt in eine ähnliche Kerbe und fürchtet, “dass sich am Ende weniger junge Leute für den Lehrerberuf entscheiden.” GEW-Landesvorsitzende Monika Stein ist der gleichen Meinung und begründet, dass viele Teilzeitkräfte aus gesundheitlichen Gründen nicht länger unterrichten könnten, das aber nicht als offizielle Erklärung anführen wollen. Ergänzend kritisiert sie, dass Referendarinnen und Referendare eine Wochenstunde mehr unterrichten sollen, da die Belastung der Auszubildenden zu dieser Phase bereits enorm hoch ist.
Das vollständige Entlastungspaket der Landesregierung findet ihr hier.