Kein WLAN, kein Handy, kein Lehrpersonal - Bitkom Umfrage und gefordertes Handynutzungsverbot polarisieren

Von
Annika Werner
|
21
.
August 2023
|
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Regelungen für die künftigen Schuljahre? Kein WLAN, keine Handys und dazu kein Lehrpersonal für den Unterricht. (Quelle: Canva)

Berlin/Kiel. Schlechtes Internet nervt Schüler:innen in Deutschland noch mehr als der Lehrermangel. Zu diesen Ergebnissen kommt eine am 10. August erschienene  repräsentative Umfrage des Digitalverbandes Bitkom. Neun von zehn Schüler:innen (87 Prozent) bezeichneten schlechtes oder fehlendes WLAN als dringlichstes Problem ihrer Schule – deutlich vor dem Lehrermangel mit 59 Prozent, heißt es in der Erhebung des Digitalverbandes. Die Umfrage wurde bei 504 Schüler:innen im Alter von 14 bis 19 Jahren durchgeführt.

Dabei zeigt sich: Das Interesse der Schüler:innen an den Themen Digitalisierung und Modernisierung ihrer Schulen ist deutlich vorhanden. Kinder und Jugendliche wachsen mit digitalen Medien auf. Da ist es nicht überraschend, dass die Schüler:innen gleiches auch an den deutschen Schulen erwarten. Mit der Vereinbarung des Bunds und der Länder "DigitalPakt Schule” war die Hoffnung der Schüler:innen und der Lehrkräfte auf eine bessere technische Ausstattung an den Schulen hoch. Die Verwaltungsvereinbarung vom 17.05.2019 stellte fünf Milliarden Euro für Investitionen in die digitale Bildungsinfrastruktur zur Verfügung. Knapp 80 Prozent vom Budget sind verplant und bewilligt worden. Doch auch wenn bereits einige Schulen und Länder von der Vereinbarung profitieren konnten, lässt die flächendeckende digitale Ausstattung der Schule, laut den Schüler:innen zu wünschen übrig. So geht es auch aus der Bitkom Umfrage heraus. 

Der DigitalPakt läuft im Mai 2024 aus. Ob es einen “DigitalPakt 2.0” und damit bessere Chancen für gute digitale Ausstattung an den Schulen geben wird, steht immer noch nicht fest. Über die Idee und Kritik an der Vereinbarung haben wir bereits berichtet

Schüler:innen sind im Schulalltag durch den Einsatz digitaler Medien wie beispielsweise Lernplattformen motivierter und geben in der Befragung mit 68 Prozent an, dass die technische Ausstattung an den Schulen verbessert werden muss. Bei einem Blick auf die Statistik der Bitkom Befragung kommen Zweifel auf. Können die Schüler:innen überhaupt abwägen, was der Lehrkräftemangel und die vielen Stundenausfälle für die Zukunft bedeuten könnte?

Die Statistik zeigt: Schlechte digitale Ausstattung empfinden die Schüler:innen störender als fehlende Lehrkräfte und Unterrichtsausfall. (Quelle: Bitkom)

Einen ganz anderen Standpunkt hat die CDU Bildungsministerin und ehemalige Präsidentin der Kultusministerkonferenz Karin Prien. Sie fordert ein generelles Handynutzungsverbot an Grundschulen und Kitas. In einem Interview mit der BILD beschreibt Prien, dass Kinder zu wenig lesen würden, weniger Fahrradfahren und nicht mehr zum Kinderturnen gehen würden – dementsprechend wüssten manche Kinder nicht, wie man hüpft. Prien argumentiert damit, wieder mehr Fokus auf die Grundfertigkeiten wie Lesen und Schreiben zu legen. Eltern sollten mit ihren Kindern mehr sprechen und ihnen mehr vorlesen. Mit ihrer Forderung stößt die CDU Ministerin auf Kritik bei ihren Kolleg:innen. Nina Stahr, Bundestagsabgeordnete der Grünen, beschreibt den Sachverhalt so, dass nicht direkt das Handy gut oder schlecht sei, sondern die Nutzung und der Umgang davon abhänge, ob es sinnvoll oder schädlich sei. Vizevorsitzende der Linken, Nicole Gohlke, sieht die Idee bereits scheitern und ist der Meinung, dass es nur davon ablenke, dass die Lehrkräfte total überlastet seien und ein solches Verbot von ihnen ohnehin nicht durchsetzbar sei. 

Die Erfahrung zeigt jedoch, dass durch Verbote oft genau das Gegenteil des Beabsichtigten bewirkt wird: Frustration und Demotivation. Das Entwicklungspotenzial und die Freiheit der Kinder treffen auf Widerstand. Dabei scheint klar zu sein, dass Kinder trotz Handynutzung hüpfen können und wissen, dass Kühe in der Regel nicht lila sind. Ein bewusster und sinnvoller Umgang mit Handys, Aufklärung und Know-how sollte den jungen Schüler:innen von Beginn an vermittelt werden. Eben damit die Kinder und Jugendlichen sich in den weiterführenden Schulen über schlechtes WLAN und schlechte digitale Ausstattung beschweren können. Es bleibt noch viel zu tun in Deutschland, nicht nur was die Ausstattung an Schulen angeht, sondern auch in Bezug auf die Medienkompetenz.

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