Lehrerverbandspräsident Stefan Düll kritisiert die Pläne der Bayerischen Landesregierung, eine Verfassungsviertelstunde einführen zu wollen. (Quelle: DL, Andreas Gebert/bpv)
München. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, kritisiert die Pläne der Bayerischen Staatsregierung, eine Verfassungsviertelstunde einführen zu wollen. Die demokratische Grundordnung stärken zu wollen, sei absolut nachvollziehbar. Doch dies dürfe nicht allein auf den Schultern der Schulen abgeladen werden. Das Kultusministerium hatte vergangene Woche angekündigt, ein Konzept für eine Verfassungsviertelstunde erarbeiten zu wollen.
Laut dem Ministerium solle das Konzept bis zum nächsten Sommer stehen, damit es im kommenden Schuljahr umgesetzt werden könne. Im Rahmen der Verfassungsviertelstunde sollen sich Kinder und Jugendliche einmal in der Woche mit den Werten der Bayerischen Verfassung und dem Grundgesetz auseinandersetzen. Lehrkräfte sollen die Verfassungsviertelstunde durchführen, dafür sollen sie Material vom Kultusministerium zur Verfügung gestellt bekommen. Über Details zu dem Vorhaben ist darüber hinaus noch relativ wenig bekannt. Kultusministerin Anna Stolz begründete das gegenüber BR24 unter anderem damit, dass man sich für das Projekt Zeit nehmen und konzeptionell gut und sauber arbeiten wolle. Einen “Schnellschuss” wolle man vermeiden.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Düll, brachte gegenüber der Mediengruppe Bayern zum Ausdruck, dass ihm die Idee missfalle, eine solche gesellschaftliche und politische Aufgabe vor allem von den Schulen lösen zu lassen. Düll sieht Schulen, Familien und gesellschaftliche Institutionen gemeinsam in der Pflicht. Zudem sei die Umsetzbarkeit fraglich. Einerseits müsste jede Lehrkraft hier ihre eigene Strategie mit ihrer jeweiligen Klasse finden, andererseits sei die Zeit ein Knackpunkt. Düll führt beispielhaft an, wie wenig sinnvoll es wäre, ein angeregtes Gespräch zu Verfassungswerten zu unterbrechen, weil die dafür vorgesehenen 15 Minuten abgelaufen wären.
Die Idee für die Verfassungsviertelstunde kam ursprünglich vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege. Dieser hatte die Idee vorgeschlagen, um eine Alternative zum Morgengebet an bayerischen Schulen zu schaffen.