NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) muss für die steigende Zahl kündigender Lehrkräfte viel Kritik einstecken (Quelle: Schulministerium NRW).
Düsseldorf. In Nordrhein-Westfalen kündigen offenbar immer mehr Lehrkräfte ihren Job. Das geht aus einem Bericht des Westdeutschen Rundfunks (WDR) hervor. Demnach sei die Zahl der Lehrkräfte, die ihren Job aufgegeben haben, im Vergleich zum vergangenen Jahr nochmal um 16 Prozent gestiegen. Besonders eindrücklich zeigt sich die Lage der ausgestiegenen Lehrkräfte im Zehn-Jahres-Vergleich. 2013 verzeichnete das Land laut dem Bericht noch 299 Dienstaustritte von verbeamteten Lehrkräften und angestelltem Schulpersonal. 2023 lag die Zahl schon bei 930. Die Zahlen haben sich also verdreifacht.
NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) erkennt darin nur eine leichte Steigerung und findet die Zahlen nicht auffällig. Gegenüber dem WDR hat Feller mitgeteilt, dass es heute nun mal so sei, dass junge Menschen nicht auf Dauer bei einem Arbeitgeber bleiben würden. Diese Entwicklung sehe man auch in der Privatwirtschaft. Den Trend, den die Schulministerin hier aufzeigt, gibt es tatsächlich. Es wäre also nicht verwunderlich, wenn sich diese gesellschaftliche Entwicklung auch bei Lehrkräften bemerkbar macht. Das Problem dabei: Das Land interessiert sich offenbar nicht für die genauen Beweggründe der kündigenden Lehrkräfte. Der WDR zeigt dies am Beispiel einer Lehrerin, die sich in ihrem Berufsalltag unter anderem mehr Unterstützung etwa durch Sonderpädagog:innen gewünscht hätte. Sie kann nicht nachvollziehen, warum Lehrkräfte, die diesen Beruf nicht weiter ausüben wollen oder können, nicht nach ihren Beweggründen für ihre Kündigung gefragt werden.
Besonders viele Kündigungen hat es dem Bericht nach im Regierungsbezirk Düsseldorf gegeben, zu dem auch das Ruhrgebiet zählt. Dort hätten im letzten Jahr 278 Lehrkräfte gekündigt. Ein Grund dafür könnte sein, dass es in dem Bezirk viele Schulen in benachteiligten Stadtteilen gibt. Dort herrscht in Teilen besonders starker Lehrkräftemangel und dementsprechend eine hohe Belastung für die Lehrkräfte.
Die anhaltend schwierige Situation und die hohe Zahl kündigender Lehrkräfte sorgt auch dafür, dass es Kritik an der Arbeit der NRW-Schulministerin gibt. Feller hatte zum Beispiel versprochen, dass insbesondere Grundschullehrer entlastet werden sollen. Dies solle auch durch Alltagshelfende erreicht werden. Von denen gibt es mittlerweile 1200 an Schulen in NRW, das sorgt aber wohl nur punktuell für Entlastung. Nicht mal jede zweite Grundschule hat bisher eine Alltagshelferin oder einen Alltagshelfer. Zudem müssten diese auch zunächst eingearbeitet werden, was zusätzliche Ressourcen in Anspruch nehme, bis sie tatsächlich eine Unterstützung im Alltag der Schule sein könnten. Auch von der Opposition in Nordrhein-Westfalen gibt es Kritik. Von der schulpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Franziska Müller-Rech, heißt es etwa: "Wie viele Lehrkräfte müssen noch ihren einstigen Traumberuf an den Nagel hängen, damit die NRW-Landesregierung reagiert?"
Vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) kommt Gegenwind für Fellers Relativierung der Zahlen. Die NRW-Vorsitzende Anne Deimel sagte gegenüber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung: “Der Lehrerberuf ist einer der schönsten, und es ist fatal, dass Menschen, die bereits im System sind, das Handtuch werfen, weil die schlechten Arbeitsbedingungen und die Überlastung sie dazu nötigen.” Die Regierung dürfe den Verlust nicht “herunterspielen”.