Phänomen Burnout – So handelt ihr bei ersten Anzeichen

Unterricht ist Kooperation. Schüler:innen lassen sich für einen bestmöglich funktionierenden Unterricht auf ihre Lehrkräfte ein und andersherum lassen sich Lehrkräfte auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen ein. Diese beiden Bedingungen unterscheiden sich jedoch insofern, dass die Schüler:innen mit einer Lehrkraft zu einer Zeit kooperieren müssen und Lehrkräfte auf die verschiedenen Bedürfnisse und Eigenschaften von oftmals deutlich mehr als 20 Schüler:innen gleichzeitig eingehen müssen. Kommen dann Demotivation und Undiszipliniertheit mancher Schüler:innen hinzu, scheint selbst die Vermittlung grundlegender Unterrichtsinhalte am Rande des Unmöglichen zu liegen. Berücksichtigt man jetzt noch weitere Faktoren, wie beispielsweise den im Klassenzimmer herrschenden Lärm, zeigt sich, wie viel Stress der Lehrerberuf birgt. Daher ist es leider auch nur wenig überraschend, dass sich etwa ein Drittel aller Lehrkräfte zu hohen Belastungen ausgesetzt fühlt, wie ein Gutachten des Aktionsrats Bildung ergeben hat. Die dadurch gefährdete Berufsgesundheit veranlasst uns dazu, im Folgenden über eine häufig auftretende Lehrerkrankheit – das Burn-Out – zu informieren und darüber, was ihr möglicherweise machen könnt, um euch davor zu schützen.

Vorab: Besonders bei psychischen Krankheiten und Burn-Out-Erscheinungen können die Symptomatiken und Erscheinungsbilder von Person zu Person sehr unterschiedlich ausfallen und auch nachfolgend aufgelistete Präventiv- und Interventivmaßnahmen müssen nicht immer wirken. Wenn ihr euch also ausgebrannt oder dauerhaft überlastet, erschöpft oder antriebslos fühlt, ist es wichtig und empfehlenswert, professionelle Hilfe aufzusuchen.

Das Phänomen Burnout

Ein Burnout ist zwar aus wissenschaftlicher Perspektive keine eigenständige Krankheit, sondern ein Zustand tiefer physischer oder psychischer Erschöpfung, trotzdem können die Konsequenzen verheerend sein. Besonders, weil die ersten (meist körperlichen) Symptome oftmals übersehen werden. Indizien für ein Burn-Out-Syndrom können beispielsweise Müdigkeit, Schlafstörungen oder ein geschwächtes Immunsystem, also Infektanfälligkeit, sein. Wenn diese körperlichen Äußerungen übersehen oder ignoriert werden, kann sich das Burn-Out auch in der Psyche bemerkbar machen. Innere Unausgeglichenheit, vermehrte Wut oder nicht zu stillende Unzufriedenheit alarmieren das berufliche Verhalten umzustellen und möglicherweise die Arbeitszeiten zu drosseln. Die markantesten und meist am spätesten eintretenden Symptome: Empathielosigkeit, abnehmende Leistungsfähigkeit oder sich verschlechternde körperliche Symptome, sind zugleich die gefährlichsten. Außerdem verstetigt sich jetzt auch das Gefühl, dass Wochenenden oder Ferien nicht ausreichen, um sich vollständig zu regenerieren und zu entspannen. Sollte dieser Zustand über einen längeren Zeitraum bestehen, könnte es gar der Fall sein, dass man sich auf der Vorstufe einer Depression befindet.

Deswegen ist es ratsam, bereits bei ersten Anzeichen eines Burnouts entsprechende Vorkehrungen zu treffen und Verhaltensweisen zu überprüfen.

Anzeichen von Burnout: Das könnt ihr tun

Natürlich, vor einem Burn-Out schützt, dass man sich nicht überarbeitet oder stets zu erfüllenden Pflichten hinterher eilt. Konkret hilft im Alltag als erstes oft das Gespräch. Transparenz mit euren Schüler:innen schützt und hilft, dass die Erwartungshaltungen realistisch bleiben. Kommuniziert zum Beispiel, wenn ihr manche Forderungen oder Wünsche nicht umsetzen könnt oder wollt, begründet diese Entscheidungen und die Schüler:innen werden ihre Ansprüche mildern und Verständnis zeigen.

Dazu gehört auch, dass Lehrkräfte viele Tätigkeitsfelder übernehmen, die die Grenzen der reinen Schulpädagogik oder den Inhalt ihrer Schulfächer überschreiten. Wenn ihr der Meinung seid, dass ihr manchen Aufgaben nicht gerecht werden könnt oder für eine Situation nicht qualifiziert genug seid, ist es – aus mehrerlei Gründen – nützlich, mit Personen aus eurem Kollegium zu sprechen. Zum einen können sie Hinweise und Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung geben und erleichtern es so, einen stets abwechslungsreichen und ansprechenden Unterricht zu gewährleisten, was wiederum den individuellen Arbeitsstress senkt. Zum anderen sind sie vergleichbaren Situationen ausgesetzt und können euren Zustand vielleicht nachvollziehen oder gar persönliche Erfahrungen teilen. In jedem Fall ist es nicht nur für mögliche Anregungen sinnvoll, sich auszusprechen, sondern auch dafür, um seine persönlichen Sorgen nicht alleine mit sich herumtragen zu müssen.

Ein guter Weg, um angebauten Stress darüber hinaus zu kanalisieren, ist es, Sport zu treiben. Bewegung in jeglicher Form hilft negative Energie, die durch einen Burnout regelmäßig entsteht, produktiv abzubauen. Außerdem passiert es häufig, dass man sich als Lehrkraft beim Arbeiten zu wenig bewegt. Sport ist dafür natürlich auch ein guter Ausgleich.

Achtet also auf eure körperlichen Ressourcen und trefft Vorkehrungen, um euch vor einem Burnout zu schützen. Wenn ihr merkt, dass die beschriebenen Symptome auf euch zutreffen, tauscht euch mit anderen Lehrkräften aus, vermittelt euren Schüler:innen, eure Grenzen, versucht Sport zu treiben oder sucht natürlich professionelle Hilfe auf.

Manchmal hat sich ein Burnout aber auch schon verstetigt, kann zur Depression werden. Dann ist es hilfreich, professionelle Unterstützung vom Fach zur Rate zu ziehen. Informationen zu Angeboten oder akuten Fragen und Problemen zur psychischen Gesundheit, bietet beispielsweise die Telefonseelsorge, die online, telefonisch oder vor Ort an 25 Standorten deutschlandweit 24 Stunden täglich anonym und kostenlos erreichbar ist. Der Patientenservice hilft unter der Telefonnummer 116 117 mit zusätzlichen Möglichkeiten, den passenden Arzt und Psychotherapeuten zu finden, auch der eigene Hausarzt kann Diagnosen stellen und beratend weitere Schritte  empfehlen.

Wenn ihr eigene Erfahrungen mit Burnout habt, dann teilt sie gerne in den Kommentaren! Weitere Infos zum Thema Burnout und wie man einem solchen vorbeugen kann, findet ihr auch in unserem Artikel: “Wie der Phönix aus der Asche”. 

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