(Quelle: Envato)
“Schachmatt!” – der König ist tot und das Spiel gewonnen. Dieses Ende lässt die Herzen von vielen Schachspieler:innen höher schlagen. Schach ist eines der bekanntesten Spiele der Welt, das bei Groß und Klein große Beliebtheit genießt. Dabei sind dem Strategiespiel keine Grenzen gesetzt – ob aus reinem Vergnügen oder um den großen Ehrgeiz zu stillen: Schach wird in weltweit vernetzten Schachvereinen, auf Turnieren, online über Schachserver und per Mail oder analog per Postkarte gespielt. Auch in Schulen nimmt die Zahl an Projekten, in denen Schach gespielt wird, immer weiter zu. Viele Schüler:innen und Lehrkräfte sind hier bereits zu Schachprofis geworden. Anlässlich des Weltschachtags am 20. Juli werfen wir in diesem Artikel genau hierauf einen Blick, stellen euch Schulkonzepte vor und zeigen euch weitere Ideen, wie ihr Schachspielen in eurem Unterricht einsetzen könnt.
Schach ist ein Denksport, der weltweit für viel Begeisterung sorgt. Dabei werden dem Strategiespiel einige Vorteile nachgesagt, die positive Auswirkungen auf die Leistungen und die persönliche Entwicklung der Spieler:innen haben sollen. So begünstigt Schach Konzentration und räumliches Denken, es stärkt Sozialkompetenzen wie Fairness und Frustrationstoleranz, die Lesefähigkeit, mathematisch-analytisches Denken und Rechnen. Auch auf die Entscheidungsfähigkeit hat Schach positive Auswirkungen, da hier jede:r Spieler:in für die eigenen Entscheidungen verantwortlich ist – ein Zug kann nicht zurückgenommen werden, sodass jede:r mit den Folgen klarkommen muss.
Nach Angaben der Deutschen Schachjugend gibt es in Deutschland rund 60.000 Kinder und Jugendliche, die an Schulen in AGs oder auch im Unterricht als Pflicht- oder Wahlpflichtfach Schach spielen. Wie genau das aussehen kann, zeigen die Bundesländer Bremen und Hamburg: Hier haben viele Schulen seit mehreren Jahren eine eigene Schachtradition – das Brettspiel ist hier fest in den Stundenplan verankert.
Für viele Grundschüler:innen in Bremen gehört Schachspielen seit mehreren Jahren zum wöchentlichen Unterricht dazu: 2018 wurde das größte Pilotprojekt “Schach macht schlau!” zur Einbindung von Schach im Unterricht gestartet, bei dem pro Woche eine Stunde Schach angeboten wird. Dabei verfolgt das Projekt ein klares Ziel: “Uns geht es darum, alle Kinder zu erreichen und sie zu stärken in ihren Bildungschancen und ihren schulischen Leistungen. Schach ist ein wunderbares Spiel, um den Unterricht zu unterstützen”, so der Projektinitiator und Ex-Fußballprofi Marco Bode.
Für den Einstieg in die Welt rund um das Brettspiel werden Schüler:innen langsam an eine Schachfigur nach der anderen herangeführt und lernen ihre Bedeutung sowie ihre Bewegungsmuster kennen. Unterstützt werden sie dabei durch entsprechende Arbeitsbücher, Software und Workshops. Das Besondere dabei ist, dass die Lehrkräfte bei diesem Lernprojekt selbst die Schachvermittelnden sind. Aber keine Angst: Sie selbst müssen dafür keine Expert:innen sein, sondern lernen hier gemeinsam mit ihren Schüler:innen. Zusätzlich werden sie in entsprechenden Workshops und mit speziellem Lehrmaterial vorbereitet. Traditionell abgeschlossen wird jedes Schuljahr seit 2018 mit einem Open-Air-Schachturnier auf dem Bremer Marktplatz: Zum Ende des diesjährigen Schuljahres traten am 19. Juni rund 1.000 Grundschüler:innen aus 43 Schulen in Teams gegeneinander an.
Auch in Hamburg haben Schachturniere eine längere Tradition – am bekanntesten ist das größte Schulschachturnier der Welt, das “Alsteruferturnier”: Hier treten Schüler:innen des rechten Alsterufers gegen Kontrahent:innen der linken Seite seit der ersten Auflage 1958 an. Dieses Jahr haben sich für das Turnier am 21. Juni auf dem Rathausmarkt über 3.000 Teilnehmende am Schachbrett gemessen.
An vielen Schulen Hamburgs gehört Schach mittlerweile auch als fester Bestandteil in den Unterricht: Zum Beispiel hat Grundschule Genslerstraße Schach seit 2007 in den Unterricht integriert und seit 2011 als festes Schulfach im Lehrplan umgesetzt, das in allen vier Jahrgangsstufen unterrichtet wird. Das Schachkonzept der Schule setzt dabei den Schwerpunkt auf das pädagogische und inklusive Potenzial des Spiels und differenziert in zwei Leistungsgruppen sowie Grundkurse. Zusätzlich werden an den Nachmittagen weitere offene Schachgruppen angeboten. Zusammen mit fünf weiteren Hamburger Schulen gehört die Grundschule zu den “Deutschen Schachschulen” – ein Qualitätssiegel, das von der Deutschen Schachjugend nach einem strengen Auflagenkatalog vergeben wird.
Habt ihr Interesse daran bekommen, Schach auch in euren Unterricht aufzunehmen? Der erste Schritt Richtung Organisation fängt bei euch an, weswegen ihr auch noch einen Schritt weitergehen könnt: Werdet zu Schachexpert:innen! Nutzt das Angebot der Deutschen Schulschachstiftung und lasst euch mit dem Schulschachpatent ausbilden. So stellt ihr sicher, dass ihr vor Beginn eures Schachunterrichts bestens auf die Lerneinheiten vorbereitet seid. Aber auch das gemeinsame Lernen mit euren Schüler:innen kann große Vorteile haben, so wie es die Schulen in Bremen machen.
Als Nächstes könnt ihr euch mit einer AG weiter an das Schachspiel herantasten: Das Angebot könnt ihr dabei entweder an bestimmte Jahrgangsstufen anpassen oder für alle Klassen offen gestalten. Im Laufe der Zeit werdet ihr merken, was gut von den Schüler:innen angenommen wird und besser funktioniert. Zusammen könnt ihr in der AG in die Welt des Schachs einsteigen und diese danach immer weiter erkunden. Lasst euch hier von dem Angebot der Deutschen Schulschachstiftung und dem Bremer Projekt unterstützen, die euch auf ihren Websites unterschiedliche Unterrichtsmaterialien und weitere hilfreiche Arbeitsblätter kostenlos bereitstellen, auf die ihr für eure AG-Planung zurückgreifen könnt.
Für ausreichend Spaß zwischen den Unterrichtsstunden ist Outdoor-Schach auf dem Schulhof eine innovative Idee. Auf einem großen Spielfeld mit ebenso großen Spielfiguren können Schüler:innen auch in den Pausen ihr Können unter Beweis stellen, ganz ohne Druck.
Der nächste größere Schritt? Integriert Schach als festen Bestandteil in euren Schulplan. Hier könnt ihr euch Bremen und Hamburg zum Vorbild nehmen – die Bundesländer haben vorgemacht, wie Schach zum Fach werden kann. Hier könnt ihr ein Schuljahr festlegen, in dem ihr einen entsprechenden Testdurchlauf durchführt, Zeitraum und Umfang festlegt sowie am Ende des Durchlaufs Rückmeldungen von Schüler:innen und Eltern einholt, um zu entscheiden, ob Schach als Fach in eure Schulen einzieht. Da es sich hierbei um ein umfangreiches Vorhaben handelt, könnt ihr euch beispielsweise durch das Lehrteam der Deutschen Schulschachstiftung beraten lassen, die sich mit der Organisation und Einrichtung des Schachangebots an eurer Schule auskennen und euch unterstützen können.
Egal ob Schach als Schul-AG oder Fach: ein Schachturnier sorgt in beiden Formen bei euren Schüler:innen für große Begeisterung. Eine Möglichkeit wäre, dass ihr kleine Turniere an eurer Schule anbietet, die ihr zum Beispiel auch zum Abschluss eines Schuljahres veranstalten könnt. Das gibt allen Schüler:innen einen besonderen Ansporn, für sich selbst oder im Team den großen Sieg auf dem Schachbrett zu ergattern. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass ihr als Schule ein Team formt und mit diesem an größeren Schachturnieren teilnehmt. Vielleicht gibt es in eurer Stadt oder Umgebung entsprechende Veranstaltungen, bei denen ihr als Schulteam gegen andere Schulen antreten könnt. Auch lokale Schachvereine können für euch eine Anlaufstelle sein, zum Beispiel gibt es eine Vereinsdatenbank der Deutschen Schachjugend, über die ihr suchen könnt.
Könnt ihr euch vorstellen, Schach als AG oder sogar als Unterrichtsfach an eurer Schule anzubieten oder gibt es bereits ein Angebot an eurer Schule? Teilt uns eure Gedanken in den Kommentaren mit!