Studie belegt: Notenvergabe wird durch Stereotype verzerrt

Von
Julika Ude
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10
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July 2024
|
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Schild mit der Aufschrift "Inequality" wird zerschnitten.

Eine neue Studie zeigt: Stereotype beeinflussen die Notenvergabe von Lehrkräften.

Zürich/Bern/Berlin. Notenvergabe darf durch den pädagogischen Spielraum zum Beispiel zur Motivation der Schüler:innen beeinflusst werden. Nach der Anfang Juli in der Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlichten Studie “Kann die mollige Sophie schlechtere Noten bekommen als die dünne Sophie?” wirken allerdings auch Stereotype auf die Notenvergabe. Zwei Forscher:innen fanden heraus, dass die Note durch Geschlecht, soziale und ethnische Herkunft sowie Körpergewicht beeinflusst wird und in Diskrepanz zu der erbrachten Leistung stehen kann.

Die Forscher:innen Richard Nennstiel von der Universität Bern und Sandra Gilgen (Universität Zürich) haben die Ungleichbehandlung von Schüler:innen in fünf Schulfächern bei gleicher Leistung untersucht und belegt. Grundlage der Untersuchung waren Daten aus dem Nationalen Bildungspanel in Deutschland, die Aufschlüsse über die Kompetenzen, soziale oder physische Merkmale und die Benotung von mehr als 14.000 Neuntklässler:innen in Deutschland geben. Nennstiel und Gilgen untersuchten die Benotungen der Schüler:innen in den Fächern Deutsch, Mathematik, Physik, Chemie und Biologie.

Das Forschungsteam entdeckte eine Diskrepanz zwischen den Ergebnissen der standardisierten Tests und den jeweils erhaltenen Noten. Im nächsten Schritt untersuchten sie die Ursprünge der ungleichen Benotung nach Geschlecht, der ethnischen oder sozio-ökonomischen Herkunft oder dem Gewicht der Schüler:innen.

Benachteiligte Gruppen bei Notenvergabe mehrfach diskriminiert

Ihre Untersuchung ergab: Schüler:innen mit niedrigem sozio-ökonomischen Status, Migrationshintergrund oder Übergewicht wurden bei gleicher Leistung schlechter bewertet. Das Geschlecht beeinflusste die Bewertung von Mädchen und Jungen je nach Fach negativ. Bis auf das Fach Chemie wurden Schülerinnen tendenziell besser in Deutsch, Mathematik und Biologie bewertet, während die Schüler in Physik eine bessere Note erhielten. Beleibtheit wirkte sich unabhängig vom Schulfach negativ auf die Note aus, während eine wohlhabende Familie dies unabhängig vom Schulfach positiv beeinflusste. Haben die untersuchten Schüler:innen einen Migrationshintergrund, wurde in allen Fächern eine schlechtere Bewertung festgestellt, mit Ausnahme des Fachs Biologie. Außerdem wurde eine unterschiedlich starke schlechtere Bewertung festgestellt. Laut der Studie werden beispielsweise türkeistämmige Schüler:innen in Deutschland am schlechtesten bewertet. 

Das Forschungsteam fand heraus, dass die Bewertung noch schlechter ausfällt, wenn Schüler:innen zu mehreren der benachteiligten Gruppen gehören, der negative Effekt also kumuliert. Die größte Diskrepanz zwischen der Notengebung und der Testergebnisse fanden die Forscher:innen für das Fach Deutsch. Annehmbar ist, dass die Lehrkräfte bei der Bewertung sprachlicher Fähigkeiten wie beispielsweise eines Aufsatzes mehr Freiheiten haben, als bei der Bewertung in Mathematik.

Die Studie bestätigt frühere Forschungsergebnisse eines Berliner Forscher:innenteams, aus denen hervorging, dass adipöse Kinder tendenziell einen geringeren Schulerfolg haben. Die Forscher:innen untersuchten allerdings keine weiteren Stereotype und ihren Einfluss auf Noten. Nennstiel und Gilgen betonen, dass es auch nach ihrer Studie weiterer Forschung bedarf, um die Mechanismen hinter den ungleichen Benotungen identifizieren und besser verstehen zu können und so Maßnahmen zur Bekämpfung entwickeln zu können.

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