Der Personalmangel an Deutschlands Schulen ist hoch. Auch die Statistik unten zeigt in einer Prognose für die fehlenden und überschüssigen Lehrkräfte aller Lehrämter von 2018 bis 2038 an, dass Deutschland zurzeit mehrere tausend Lehrkräfte fehlen. Jedoch leidet vor allem Berlin an diesem ausgeprägten Mangel an Lehrkräften. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Lehrkräfte in Berlin seit 2004 keine Möglichkeit dazu haben, Beamtenstatus beantragen zu können. Das soll sich nun jedoch ändern.
Es wird davon ausgegangen, dass Berlin jährlich 700 Lehrkräfte durch die fehlende Möglichkeit zur Verbeamtung verliert. Denn eine Verbeamtung bringt viele Vorteile mit sich. So profitieren Beamte unter anderem durch Unkündbarkeit, eine Pension im Ruhestand und ein meist höheres Nettogehalt. Dies wird auch die Netto-Lücke genannt. „Angestellten Lehrern bleiben oft 500 Euro weniger als den verbeamteten Kollegen“, so Heinz-Peter Meidinger vom Deutschen Lehrerverband. Andere Faktoren, wie eine schlechte Ausstattung der Schulen zum Beispiel, spielen natürlich auch eine Rolle. Jedoch ist die fehlende Möglichkeit zur Verbeamtung einer der wichtigsten Gründe dafür, wieso Lehrkräfte Berlin den Rücken kehren. Ende März hat der Berliner Senat beschlossen, dass die Verbeamtung in der Hauptstadt zukünftig wieder möglich sein soll. Damit wird ein wichtiges Vorhaben des rot-grün-roten Koalitionsvertrages umgesetzt.
Spätestens im Herbst wird festgelegt, in welchen Schritten die Verbeamtung in Berlin konkret ablaufen soll. Bereits ab dem kommenden Schuljahr 2022/2023 soll es neuen Lehrkräften jedoch bereits ermöglicht sein, Beamtenstatus zu beantragen. Dabei soll nach Alter gestaffelt vorgegangen werden. Nur Lehrkräfte bis maximal 52 Jahren werden laut Senatsbeschluss die Möglichkeit haben, Beamtenstatus zu beantragen. Bildungssenatorin Busse rechnet in den kommenden Jahren mit bis zu 16.000 Lehrkräften, die Beamtenstatus erlangen werden.
Die Bildungsgewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (kurz GEW) steht diesem Vorhaben jedoch kritisch gegenüber. Der Fachkräftemangel könnte mit der Verbeamtung nicht reduzierzt werden. Um den Lehrermangel zu mindern, müssten mehr Menschen ausgebildet werden. Außerdem warnt die GEW vor Ungerechtigkeiten. „Seit fast 20 Jahren halten die angestellten Lehrkräfte die Berliner Schule am Laufen halten“, diese dürften jetzt nicht einfach “fallen gelassen” werden, so der GEW-Landesvorsitzende Tom Erdmann gegenüber dem RBB. Die GEW stellt dabei die Frage in den Vordergrund, wie angestellte Lehrkräfte, die aus persönlichen oder laufbahnrechtlichen Gründen nicht verbeamtet werden wollen oder können, angemessen kompensiert werden sollen.
Im Koalitionsvertrag wird angekündigt, dass alle Lehrkräfte, die nicht verbeamtet werden können oder wollen, einen Nachteilsausgleich erhalten sollen. Dieses Lösungsmodell müsste jedoch noch tarifrechtlich entwickelt werden und trifft somit auf mehrere Herausforderungen. Weiterhin müssen sich Lehrkräfte für einen Beamtenstatus einer Gesundheitsprüfung unterziehen. Damit dürften neue organisatorische und Personalkosten aufkommen, die für Lehrkräfte ebenfalls eine weitere Hürde auf dem Weg zum Beamtenstatus darstellen. Auch sei die Verbeamtung nur bei gleichzeitiger Bildung eines Pensionsfonds verantwortbar. Gibt es keinen Pensionsfonds, müssen die späteren Generationen die Pensionslasten alleine tragen.
Darüber hinaus fordert die GEW die Möglichkeit auf Verbeamtung auch für Quereinsteiger:innen, Lehrkräften für Fachpraxis, Lehrkräften ohne volle Lehrbefähigung, Lehrkräften für untere Klassen und pädagogischen Unterrichtshilfen.
Wie steht Ihr zu dem bisherigen Prozess der Einführung des Beamtenstatus von Lehrkräften in Berlin? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.