Köln. Der INSM-Bildungsmonitor 2022 hat seine neuesten Ergebnisse veröffentlicht. Anhand von 98 Indikatoren bewertet das Institut der deutschen Wirtschaft hierbei den Bildungserfolg und inwieweit das Bildungssystem eines Bundeslandes zum Wachstum und Wohlstand der Wirtschaft beiträgt. Das reicht von der Zahl der Schulabbrecher pro Bundesland bis zur Zahl der frisch gekürten Doktoren, die von einer Universität kommen. Dieses Jahr lag ein besonderer Fokus auf IT-Kompetenzen und IT-Fachkräften. Außerdem wurde zum ersten Mal der Themenbereich Digitalisierung unter die Lupe genommen.
Das Bundesland Sachsen hat beim Zusammentragen der 98 Indikatoren den ersten Platz belegt. Und das zum 17.(!) Mal in Folge. Hinsichtlich der Förderinfrastruktur, Forschungsorientierung, Schulqualität, Bildungsarmut, Internationalisierung und Ausgabenpriorisierung hat das Bundesland, welches an seinen Gymnasien auf G8 setzt, Höchstnoten erzielt. Im Gesamtranking komplementieren Bayern und Thüringen das Podium.
Beim Fokus auf die Digitalisierung (u. a. in Form von Verfügbarkeit und Schnelligkeit der kabellosen Internetverbindungen an Schulen) schneidet Ostdeutschland (mit Ausnahme von Berlin) bedeutend schlechter ab als die anderen Bundesländer. Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Thüringen und Sachsen-Anhalt belegen die letzten Plätze (in absteigender Reihenfolge). Allerdings: Bremen, welches den ersten Platz im Bereich Digitalisierung eingenommen hat, schnitt im Gesamten betrachtet am schlechtesten ab. Neben Bremen gelten Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen als die großen Bildungsverlierer. Vor allem hinsichtlich des Handlungsfeldes Ausgabenpriorisierung hat Nordrhein-Westfalen eine desolate Punktzahl vorzuweisen. Es handelt sich bei der Ausgabenpriorisierung um einen Indikator dafür, wie viel Geld ein Bundesland durchschnittlich für einzelne Bildungsteilnehmer:innen ausgibt – dies verglichen mit den gesamten Ausgaben des Landes für einzelne Einwohner:innen. In Bezug auf die Schülerkompetenz lässt sich festhalten, dass besonders die drei Stadtstaaten weitaus schlechter abschneiden als der Rest.
Abschließend ist es wichtig, sowohl die INSM als auch das Bildungsmonitoring kritisch zu betrachten und nicht als das Maß aller Dinge zu nehmen. Die im Auftrag der Metall- und Elektroindustrie finanzierte Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, die sich selbst als überparteiliches Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft bezeichnet, misst vielen Bereichen (wie Kunst und Kultur) keinen bis nur geringen Nutzen bei. Es handelt sich hierbei ausschließlich um ein Ranking nach positivem wirtschaftlichem Nutzen. Die Vermittlung ethischer Wertvorstellungen und vor allem auch Themen wie Nachhaltigkeit oder Umweltschutz finden keine Erwähnung. Es handelt sich bei der Studie einzig und allein um eine bildungsökonomische Sichtweise auf die Schulpolitik der jeweiligen Bundesländer. Allen voran gilt die Förderung von wirtschaftlichem Wachstum als das Hauptkriterium schlechthin, selbst innerhalb der jeweiligen Indikatoren. Wenn man sich jedoch dieses einseitigen Blickes auf die deutsche Bildungslandschaft bewusst ist, so findet man im INSM-Bildungsmonitoring reichlich Informationen und spannende Einblicke.
Wie schneidet euer Bundesland im Gesamtranking ab? Was macht es besonders gut, was besonders schlecht? Überschneiden sich die Ergebnisse mit den Erfahrungen, die ihr selbst gemacht habt?