Wie Start-ups und Schulen gemeinsam die Bildung revolutionieren

Die beiden Autoren der Kolumne sowie der Titel der Kolumne

Herausforderungen in der Bildung

Das deutsche Bildungssystem steht vor großen Herausforderungen. Viele Schulen kämpfen mit veralteter technischer Ausstattung, einem Mangel an individuellen Fördermöglichkeiten und der Herausforderung, Schüler:innen für eine zunehmend digitalisierte Arbeitswelt fit zu machen. Gleichzeitig stehen Lehrkräfte unter enormem Druck, innovative Lernmethoden zu integrieren, um die Anforderungen einer modernen Bildung zu erfüllen – oft jedoch bei limitierten Ressourcen, Mangel an Personal und bürokratischen Hürden. Hier setzen EdTech-Start-ups an, die mit ihren innovativen Lösungen Schüler:innen und Lehrkräfte gleichermaßen unterstützen.

Die Rolle von EdTech-Start-ups

EdTech-Start-ups spielen eine zentrale Rolle bei der Modernisierung des Bildungswesens. Sie entwickeln Technologien, die sowohl den Unterricht verbessern als auch neue Lernformen ermöglichen. Beispiele hierfür sind adaptive Lernplattformen, die individuelles und selbstbestimmtes Lernen fördern, oder Software, die den organisatorischen Aufwand für Lehrkräfte minimiert. Laut dem ersten EdTech-Monitor gibt es in Deutschland bereits mehr als 200 EdTech-Start-ups, die sich auf den Bildungsbereich konzentrieren. Die Start-ups bieten Lösungen in den Bereichen digitale Lernplattformen, Software für Schulmanagement und Tools zur Förderung des personalisierten Lernens.

Kooperationen zwischen Start-ups und Schulen

Ein zentrales Element des EdTech Next Pilotprojekts war das gezielte “Matching” von Schulen und Start-ups, das auf die spezifischen Bedürfnisse der Schulen abgestimmt wurde. In einem ersten Schritt haben Schulen ihre größten Herausforderungen und Wünsche hinsichtlich digitaler Bildung und Unterrichtsorganisation definiert. Basierend auf diesen Anforderungen wurden passende Start-ups ausgewählt, deren Lösungen auf diese Herausforderungen abgestimmt waren – sei es im Bereich des selbstbestimmten Lernens, der Unterrichtsorganisation oder der Kommunikation.

Für Schulen bedeutete diese Partnerschaft die Möglichkeit, direkt mit innovativen Start-ups zusammenzuarbeiten und deren Technologien im Schulalltag zu testen. Wichtig war dabei, dass die Lösungen nicht nur theoretisch vielversprechend klangen, sondern auch praktisch im Klassenzimmer funktionieren mussten.

Was bedeutet das für die Arbeitsbelastung von Lehrkräften?

Ein häufiges Problem im Alltag von Lehrer:innen ist der administrative und organisatorische Aufwand, der sie von der eigentlichen pädagogischen Arbeit abhält. Durch die Zusammenarbeit mit Start-ups, wie im EdTech Next Pilotprojekt, konnten Lehrkräfte diesen Aufwand signifikant reduzieren. Tools zur digitalen Verwaltung von Hausaufgaben, Stundenplänen und Lernfortschritten übernahmen viele dieser Aufgaben, sodass sich die Lehrkräfte wieder stärker auf die individuelle Betreuung der Schüler:innen konzentrieren konnten. Die Partnerschaften zielten darauf ab, den Arbeitsaufwand zu senken, anstatt ihn zu erhöhen. Die Einführungen der Technologien wurden begleitet, sodass Lehrer:innen nicht allein gelassen wurden, sondern durch Schulungen und Support unterstützt wurden.

Für die Schulen ist so eine Partnerschaft also eine Chance, neue Technologien stressfrei auszuprobieren und die tatsächlichen Effekte auf den Schulalltag zu bewerten – mit dem Ziel, langfristig entlastet und effizienter arbeiten zu können.

Die Rolle von EdTech-Start-ups im Schulalltag

Die Kooperation zwischen Start-ups und Schulen ist ein entscheidender Schritt, um Bildungsinnovationen praxisnah und nachhaltig umzusetzen. Durch diese Partnerschaften können Schulen auf individuelle Bedürfnisse ihrer Schüler:innen besser eingehen und Lehrmethoden flexibler gestalten. Ein Beispiel dafür ist die Einführung adaptiver Lernplattformen, die es ermöglichen, den Unterricht stärker auf das Lernniveau und den Fortschritt einzelner Schüler:innen abzustimmen. So wird der Unterricht personalisierter, und Schüler:innen, die mehr Unterstützung benötigen, erhalten gezielt die Förderung, die sie brauchen.

Ein weiterer Aspekt ist die Entlastung der Lehrkräfte durch digitale Tools, die administrative Aufgaben automatisieren und die Kommunikation zwischen Lehrer:innen, Schüler:innen und Eltern erleichtern. Dies gibt den Lehrkräften mehr Zeit, sich auf die pädagogische Arbeit zu konzentrieren und die Lernfortschritte ihrer Schüler:innen individuell zu begleiten.

Schließen der digitalen Kluft und Förderung der Bildungsgerechtigkeit

Besonders im Hinblick auf Bildungsgerechtigkeit spielt die Zusammenarbeit zwischen Start-ups und Schulen eine wichtige Rolle. Viele Schüler:innen haben noch immer keinen ausreichenden Zugang zu digitalen Ressourcen, was ihre Lernchancen erheblich beeinträchtigt. EdTech-Lösungen können hier Abhilfe schaffen, indem sie Tools bereitstellen, die auch in strukturschwachen Regionen oder unterfinanzierten Schulen eingesetzt werden können.

Durch gezielte Partnerschaften können Technologien flächendeckend implementiert werden, sodass digitale Lernmittel nicht nur einigen wenigen privilegierten Schulen vorbehalten bleiben. Dies kann dazu beitragen, die digitale Kluft zu schließen und den Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung für alle Schüler:innen, unabhängig von ihrem sozioökonomischen Hintergrund, zu verbessern. Somit leisten Start-ups einen wichtigen Beitrag zur Förderung eines inklusiven Bildungssystems, das allen Schüler:innen dieselben Chancen bietet.

EdTech-Start-ups bieten konkrete Lösungen für die alltäglichen Herausforderungen, mit denen Lehrkräfte regelmäßig konfrontiert sind. Viele Lehrer:innen fühlen sich durch administrative Aufgaben, mangelnde Zeit für individuelle Förderung und die Anforderungen der digitalen Bildung überfordert. EdTech-Lösungen setzen genau hier an, indem sie die Arbeit für Lehrkräfte effizienter und zielführender gestalten.

Ein Beispiel ist die Plattform Sdui, die den Kommunikationsaufwand zwischen Lehrkräften, Schüler:innen und Eltern deutlich reduziert. Lehrer:innen können Stundenpläne digital teilen, Hausaufgaben übermitteln oder kurzfristige Änderungen direkt per App mitteilen. Das spart wertvolle Zeit und reduziert den Verwaltungsaufwand, sodass mehr Fokus auf den Unterricht selbst gelegt werden kann.

Ein weiteres Beispiel ist die App Scobees, die es Lehrer:innen ermöglicht, individuelle Lernpfade für ihre Schüler:innen zu erstellen. Anstatt starr nach Lehrplan zu unterrichten, können Lehrkräfte den Lernprozess personalisieren und auf die individuellen Stärken und Schwächen ihrer Schüler:innen eingehen. Dies erleichtert auch die Differenzierung im Unterricht, was gerade bei heterogenen Lerngruppen eine zentrale Herausforderung darstellt.

Für Lehrkräfte bedeutet dies: weniger Zeitaufwand für organisatorische Aufgaben, mehr Zeit für pädagogische Arbeit und eine stärkere Unterstützung bei der individuellen Förderung der Schüler:innen. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels und steigender Anforderungen an die Schulen ist es entscheidend, dass technologische Lösungen Lehrkräfte entlasten, ohne den didaktischen Anspruch zu senken.

Mit vereinten Kräften

Die Herausforderungen im Bildungssystem sind vielfältig, aber die Zusammenarbeit von Start-ups und Schulen bietet große Chancen. Pilotprojekte wie das EdTech Next zeigen, dass Technologie einen positiven Einfluss auf die Selbstständigkeit der Schüler:innen haben und gleichzeitig das Lehrpersonal entlasten kann. Um die Bildung in Deutschland zukunftssicher zu gestalten, müssen Schulen, Start-ups und politische Akteure zusammenarbeiten. Es liegt an uns, mutig und offen für neue Kooperationen zu sein und die Zukunft der Bildung gemeinsam zu gestalten.

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Dennis Birkhölzer
Dennis Birkhölzer ist ein erfahrener Program Manager im Bereich EdTech und spezialisiert auf Startup-Inkubation, Coaching sowie Sales & Business Development. Mit einem MBA und umfangreicher Erfahrung in der Förderung von Innovationen und der Entwicklung internationaler Netzwerke unterstützt er Start-ups auf ihrem Weg zu nachhaltigem Wachstum.
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