Quelle: https://codetekt.org/
“Die Lüge ist wie ein Schneeball: Je länger man ihn wälzt, desto größer wird er”, sagte einst der Theologe und Reformator Martin Luther. Obwohl er in den Zeiten des 15 Jahrhunderts lebte, sind seine Worte immer noch relevant.
Über soziale Medien können sich falsche Informationen auch in den Klassenräumen viel weiter verbreiten, was sie zu einem beliebten Mittel für extremistische Bewegungen macht. 82 Prozent der Befragten schätzen Fake News als Gefahr für die Demokratie ein, eine berechtigte Sorge, unter anderem weil 76 Prozent der 14-24 Jährigen mindestens einmal pro Woche auf Fake News stoßen. Laut einer Studie des Oxford Internet Institute generieren solche Nachrichten sogar eine sechsmal höhere Anzahl an Klicks und allein 2019 verursachten sie Schäden in Höhe von 78 Milliarden US-Dollar.
Durch Fake News werden Wahrheiten verzerrt, Feindbilder aufgebaut und Meinungen manipuliert, weshalb es zunehmend wichtig wird, Medienkompetenzen schon im frühen Alter zu fördern. 85 Prozent von 14-24 Jährigen sind laut Umfrage der Ansicht, dass Falschnachrichten zu einem Pflichtthema im Unterricht werden sollten, wobei nur 28 Prozent von Lehrkräften diese auch als Unterrichtseinheit vornehmen. Dabei ist die Thematik, unter anderem durch den Zuwachs an Künstlicher Intelligenz, die auch benutzt werden kann, um falsche Tatsachen darzustellen, relevanter denn je.
Ein Mittel den Wahrheitsgehalt von digitalen Informationen zu prüfen ist das Tool Codetect, welches unter anderem von der Digital Democracy Alliance unterstützt wird und dessen Möglichkeiten wir euch im Folgenden vorstellen möchten.
Codetect ist ein gemeinnütziger Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, allen die Möglichkeit zu bieten, selbst gegen Falschinformationen aktiv zu werden und sich für eine gut informierte Gesellschaft und resiliente Demokratie einzusetzen. Sie wollen diese Mission erfüllen, indem sie Falschinformationen eindämmen und Strategien zum Erkennen entwickeln. Als Teil dieses Zieles bietet die Plattform selbst einen Bewertungsdienst zur Erfassung davon, wie vertrauenswürdig Online-Artikel und Nachrichten aus Sozialen Medien sind. Diese Nachrichten können selbst geprüft oder von der Community geprüft werden lassen, in der Hoffnung, die Medienkompetenzen der Nutzer zu stärken.
Seine Ursprünge hat der Verein im Hackathon WirVsVirus im März 2020, wo die Seite konzipiert und kurz darauf von einem ehrenamtlichen Team aus ganz Deutschland umgesetzt wurde. Im November desselben Jahres folgte die Gründung als gemeinnütziger Verein. Finanziert wird Codetect durch Spendenaktionen und Förderungen, unter anderem von Update Deutschland, Digital Democracy Alliance und Mimikama.
Codetect hat ein spielerisches System implementiert, um Teilnehmer:innen zu motivieren Onlinequellen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Nachforschungen anzustellen gibt den “Online-Detektiv:innen” Punkte, wodurch sie in Levels aufsteigen können, vom Lupenhalter bis hin zum Superintendenten. Um selbst teilzunehmen, wird lediglich ein Accountname, ein Passwort und eine E-Mail Adresse benötigt. Fälle einreichen kann aber jeder über das Portal.
Die Analyse von Quellen selbst erfolgt in einem mehrstufigen Bewertungs- und Peer Review verfahren.
Der Kern von Codetects Methodik ist das Trust-Checking Prinzip. Anders als beim Fact-Checking, dem Überprüfen von Behauptungen über Fakten, welches Zeit, Expertise und idealerweise eine journalistische Ausbildung benötigt, befasst sich das Trust-Checking eher mit dem Prüfen der Vertrauenswürdigkeit. Diese Herangehensweise ist für eine breitere Öffentlichkeit, schneller möglich und nutzt als Basis bewährte journalistische Qualitätskriterien.
Faktoren, die einen Artikel weniger vertrauenswürdig machen, sind beispielsweise fehlende Quellenangaben, falsche Zitate und unpassende Bilder.
Der Prozess von Codetect unterteilt sich in fünf verschiedene Phasen.
Eine Übersicht aller bearbeiteten Fälle findet Ihr im Archiv.
Das Prinzip kann im Unterricht auf vielfältige Art und Weise eingesetzt werden. Innerhalb von einer Doppelstunde in Informatik könnte der Wert von Vertrauenswürdigkeit vermittelt werden, unter anderem im Kontext von ChatGPT und deren Nutzen sowie Schwächen, wie unsere Redaktion bereits erfasst hat. Im Rahmen eines Kursübergreifenden Projektes, könnten Schüler:innen an der Website angemeldet werden, um nach einer Woche einen kleinen Preis zu überreichen für den Detektiv:in mit den meisten Fällen. Des Weiteren kann auch ein Spiel daraus gemacht werden, in der Klasse Artikel zu erstellen und sie untereinander auf den Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
Zur Unterstützung von Lehrkräfte die ihre Schüler:innen auf die Gefahren von Fake-News vorbereiten wollen, hat codetekt ein Set von Unterrichtsmaterialien entwickelt, die als “Trust-Checking-Kit” betitelt sind. In diesem werden Qualitätskriterien zur Vertrauenswürdigkeit von Informationen behandelt mit einer Skala, die von “wenig” bis “sehr vertrauenswürdig” geht. Das Kit besteht aus einer Präsentation mit Sprechernotizen, Videos, ein Handbuch für Lehrkräfte mitsamt Hintergrundinformationen und Arbeitsblättern, sowie den Trust-O-Mat, ein Online-Quiz bei dem die Schüler:innen spielerisch selbst Falschinformationen prüfen können. Das Kit kann in der Form eines Pakets erworben werden mit dem Basis-Preis in der Höhe von 39 Euro.
Wie vermittelt ihr das Thema Fake-News im Unterricht? Kennt ihr weitere praktische Tools und Materialien ? Teilt eure Erfahrungen gerne in den Kommentaren!