Die FDP in Nordrhein-Westfalen möchte den islamischen Religionsunterricht abschaffen. Als Alternative soll ein verpflichtender Ethikunterricht eingeführt werden (Quelle: Unsplash)
Düsseldorf. Die FDP-Landtagsfraktion hält den seit 2012 in NRW durchgeführten islamischen Religionsunterricht für gescheitert und möchte diesen beenden. Hintergrund ist laut dem Landesvorsitzenden Henning Höne (FDP) unter anderem eine aktuelle Studie, die besagt, dass immer mehr angehende Religionslehrkräfte extremistische und antisemitische Positionen vertreten. “Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Religionsunterricht zu einem Einfallstor für extremistische Ideologien, die nicht auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, oder für völlig veraltete Rollenbilder, zum Beispiel zwischen Mann und Frau, wird”, so Höne. Weiter beschreibt er, dass die Idee im Kern gut war und von der FDP unterstützt wurde, jedoch in der jetzigen Form gescheitert sei.
Zuvor reagierten Verbände wie das Elternnetzwerk NRW und der Verband muslimischer Lehrkräfte empört auf die für die Studie durchgeführte Umfrage und warnten vor Vorurteilen über den Islam. Die Umfrage begünstige durch “teilweise tendenziöse und suggestive Fragen und Antwortmöglichkeiten ein gefährliches Framing“, betonen die Verbände und baten das NRW-Schulministerium deshalb, diese zu stoppen. Das Schulministerium wies die Bitte mit der Begründung zurück, dass die wissenschaftliche Fachlichkeit durch die Befragung nicht gefährdet sei.
Neben der Studie sollen außerdem der Mangel an geeigneten Lehrkräften, der Einfluss von konservativen Islamverbänden und Beschwerden muslimischer Eltern Gründe für die Forderung einer Abschaffung sein. Drei Jahre zuvor hatte die Partei noch einen Ausbau des muslimischen Religionsunterrichts verlangt, nun fordert sie die Abschaffung. "Wir sind der Meinung, eine Reform im laufenden Betrieb funktioniert nicht und man muss einmal den Religionsunterricht auf Stopp setzen, um zu einer langfristigen Lösung zu kommen", sagte Höne. Erst wenn es ein neues Modell des islamischen Religionsunterrichts gibt, könnte man erneut über eine Einführung sprechen.
Zur Verhinderung extremistischer Strömungen möchte die FDP Disziplinarmaßnahmen einleiten. Dabei sollen vor allem Kriseninterventionsteams gestärkt und Lehrkräfte während der Ausbildung geschult werden, um Extremismus im Schulalltag bekämpfen zu können. Als Ersatz für den islamischen Religionsunterricht soll künftig ein verpflichtender Unterricht in Ethik oder praktischer Philosophie eingeführt werden. Der Katholische, evangelische und jüdische Religionsunterricht sollen weiter fortgeführt werden.