Im neuen Jahr stehen einige Zeichen für unsere Gesellschaft anders. Von dieser Diagnose bleibt auch das Bildungssystem nicht unberührt. Selbst dieses wirkt krank. Was das Wasser für den Baum ist, sind es die Lehrkräfte für die Schulen. Sie versorgen das System Jahr für Jahr mit ihrem Wissen um Bildung und lassen Schulen aufblühen - Solche poetischen Metaphern bekommen Lehrende nicht oft zu hören. Ganz im Gegenteil, die gesellschaftliche aber auch menschliche Anerkennung von Lehrern scheint so weit unten wie noch nie. Lehrkräfte fühlen sich ihrem Arbeitsort dadurch immer weniger verbunden.
Nicht nur, dass es überall an motivierten Lehrern fehlt, auch die Aktiven können zwischen den Jahren nicht mehr aufatmen. “Manche Bundesländer gehen schon ungewöhnliche Wege, um mehr Menschen für diese Jobs zu motivieren.” Das Bildungswesen pflegt somit nicht gerade einen nachhaltigen Umgang mit seinen Lehrenden, sondern sieht diese als nachwachsenden Rohstoff, der niemals ausgehen wird. DLF Kultur schrieb zu Beginn des Jahres einen Artikel über tausend Lehrende, an denen es als überlebenswichtiger Stoff für das System mangeln wird. Aber warum heute noch Lehrer:in werden?
Wir nennen fünf Gründe zum Jahresauftakt, warum man sich immer wieder für den Lehrberuf entscheiden sollte.
Unsere erste Wahl fällt definitiv auf den sozialen Hintergrund, mit Menschen zu arbeiten. Lehrer:innen sind prägend für die Entwicklung jeden Schülers und beeinflussen maßgeblich das frühe Leben. Schule ist daher ein wichtiger Baustein für die Gesellschaft und hält diese zusammen. Ein Teil davon zu sein und den Tag vieler Kinder zu einem besonderen zu machen, gibt ein unglaubliches Gefühl der Selbstwirksamkeit. Du zeigst Perspektiven auf, warum sich Lernen lohnt und hilfst ihnen dabei, zu mündigen Menschen heranzuwachsen. Der gemeinsame Weg dahin formt auch dich, denn du erlebst erinnerungswürdige Momente, aus denen du Lektionen für dein eigenes Leben ziehen kannst.
Nichts ist schöner, als nach dem Referendariat das erste Mal völlig in Ruhe und nach den eigenen Maßstäben seinen Unterricht zu planen. Danach trägst du pädagogische Verantwortung und wirst Schritt für Schritt immer selbstbewusster in deiner Arbeit. Zu merken, wie deine Schüler:innen dir Dank und Anerkennung für gelungene Stunden entgegenbringen, lässt dich immer mehr in deiner Rolle aufgehen. Wie du an dieses Ziel kommst, steht dir vollkommen frei, solange du den Leitlinien folgst. Egal ob mit Freiarbeit oder im Frontalunterricht.
Keine Frage, der Lehrberuf bedarf einem kreativen und ideenreichen Geist. Denn wie du den Stoff in die Köpfe bekommst, ist dir überlassen. Klar helfen da Arbeitshefte und Bücher, aber es gibt unheimlich viele Methoden, mit denen du Feuerwerke erzeugen kannst, an die sich deine Klassen ewig erinnern werden. Neben all den schnelllebigen Ereignissen des Unterrichts ist es aber auch von Vorteil, Organisationstalent zu besitzen, denn nur dann bewahrt man den Überblick über die wilde Fahrt durchs Schuljahr.
An einer Schule ist man generell immer in Bewegung und die Zeit vergeht wie im Flug. Langatmige Bürostunden gibt es in der Lehrer:innenwelt, außer beim Zeugnisse schreiben und Korrigieren, eher selten. Als Lehrkraft hast du unmittelbaren Kontakt zu Menschen, der echt und unverstellt ist. Es ist ein Beruf, in dem viel geredet wird und viel von deiner Energie abverlangt wird. Jedoch bist du nie allein, kannst viel für deine Schüler:innen bewirken und Werte vorleben. Jeden Tag erreichst du kleine Ziele und erntest die Früchte deiner Tätigkeit. Dabei handelt es sich nicht um Verkaufszahlen, sondern echte Menschlichkeit, Gefühle und Verbundenheit.
Natürlich sind gute Chancen auf eine Einstellung nach dem Abschluss eine Orientierung für manche, die sich eine sichere Zukunft wünschen. Auch finanziell sieht es für Lehrkräfte nicht schlecht aus, vor allem, wenn man sich für die Verbeamtung entscheidet. Um eine Pleite des Betriebs braucht man nicht fürchten und gekündigt wird meist nur bei Härtefällen. Da alle ähnlichen Aufgaben nachgehen, kommt es außerdem kaum zu Konkurrenzen um Aufstieg und Neid nach gleichem Gehalt.
Der Lehrberuf ist eine Hingabe, der in hohem Maße die eigene Persönlichkeit und Einstellung beeinflusst. Lehrer:in sein und bleiben ist deshalb maßgeblich davon abhängig, ob man selbst dafür brennt. Wer sich dem Beruf aufgrund von reichlich Ferien hingibt, wird diesen nicht lange glücklich ausüben. Wir könnten noch 100 Gründe für den Beruf aufzählen. Was die Schulpolitik nun tun muss, ist die fundamentale Veränderung der Umstände, unter denen Lehrer:innen ihren Zielen für ihre Arbeit wieder nachkommen können, ohne sich selbst dafür aufzubrauchen.
Unsere Autorin Franziska ist Lehrerin an Grundschulen. Sie möchte mit diesem Artikel das Image des Lehrberufs schützen und an dessen positive Seiten erinnern.