Deutschland bietet Heimat für über eine Millionen Geflüchtete aus der Ukraine (Quelle: Envato)
Stellt euch vor, ihr seid ein wissbegieriges Schulkind, das mit glänzenden Augen ungeduldig auf seine Zukunft und die damit einhergehende Möglichkeit der Verwirklichung seiner Ziele und Träume wartet und dann passiert Folgendes – Bomben schlagen ein, das Leben, wie ihr es kennt, endet und ein neuer Abschnitt, geprägt von Zerstörung, Verlust und Trauer beginnt. Zugegeben, das Alles klingt wie ein Kriegsfilm zur Primetime im TV, doch ist das für viele Ukrainer:innen aktuell harte Realität.
Anlässlich des internationalen Tages zum Schutz der Bildung vor Angriffen widmen wir uns der Lage der Geflüchteten, die infolge des russischen Angriffskrieges nach Deutschland kamen. Mit diesem Tag “erinnern die Vereinten Nationen an die Not von Millionen Kindern und Jugendlichen, die von Kriegen und bewaffneten Konflikten betroffen sind und ein Recht auf Bildung in Sicherheit haben.” Besonderes Augenmerk legen wir hierbei auf die Schüler:innen und deren aktuelle Situation.
Die Invasion der russischen Armee in der Ukraine begann bereits am 24. Februar 2022 und dauert seitdem an. Laut Schätzungen des UN-Flüchtlingskommissariats haben bis Ende August 2023 über 23 Millionen Menschen die Ukraine infolge des Krieges verlassen.
Bisher haben bereits über eine Millionen Geflüchtete aus der Ukraine Deutschland erreicht und weiterhin wurden bereits über 200.000 Schüler:innen aus der Ukraine an deutschen Schulen aufgenommen.
Ein großes Problem, welches der Aufnahme und Betreuung von Schüler:innen aus der Ukraine entgegensteht, ist der akute Lehrkräftemangel und das Fehlen von ausreichenden finanziellen Mitteln.
So hat das Deutsche Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung im November 2022 ergeben, dass 53 Prozent der befragten Schulleiter:innen keine Möglichkeit mehr gesehen haben, weitere Geflüchtete an ihren Schulen aufzunehmen. Darüber hinaus gaben 59 Prozent an, dass an ihren Schulen keine ausreichende Förderung für Schüler:innen mit wenigen oder keinen Deutschkenntnissen gewährleisten können.
Aus einem Report des Instituts der deutschen Wirtschaft, welcher im Mai 2022 erschienen ist, ging hervor, dass für die bewältigung der aktuellen Migrationssituation in Deutschland durch ukrainische Flüchtlinge 13.500 neue Lehrkräfte in Vollzeitanstellung benötigt würden, während Stand September 2022 erst 2700 neue Lehrkräfte akquiriert werden konnten.
Ein weiteres Problem, welches den Prozess der Aufnahme von geflüchteten Schüler:innen erschwert, ist das oftmals unzureichende Budget vieler Schulen. Eine Anpassung der zur Verfügung gestellten finanziellen Mitteln an die tatsächlichen Bedarfe der Schulen findet zu langsam statt, so dass auf die stark gestiegenen Schülerzahlen zu spät reagiert wird. Besonders groß sind diese Belastungen für die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg, da diese einen Großteil der geflüchteten Schüler:innen aufgenommen haben.
Generell geregelt wird die Verteilung der geflüchteten Kinder aus der Ukraine an die deutschen Schulen durch die “Task Force Ukraine”, welche bereits im Jahr 2022 durch die Kultusministerkonferenz, unter Vereinigung der Bundesländer, ins Leben gerufen wurde.
“Für die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund spielen die Eltern und Lehrkräfte eine besondere Rolle.”, so formuliert es die Kultusministerkonferenz, weshalb die Schule als Dreh- und Angelpunkt für die Integration von geflüchteten Kindern im schulfähigen Alter angesehen werden kann.
Die Schulpflicht besteht für Schüler:innen aus der Ukraine seit dem Schuljahr 2022/2023 bereits ab deren Eintreffen in Deutschland, um eine möglichst schnelle Integration gewährleisten zu können. Ausnahmen in einzelnen Bundesländern gewährleisten teilweise eine dreimonatige Eingewöhnungszeit vor Beginn der Schulpflicht.
In den meisten Bundesländern wurden für die ukrainischen Schüler:innen Sonderklassen zur Verfügung gestellt, die je nach Region unterschiedliche Namen wie beispielsweise Vorbereitungsklassen oder Ankunftsklassen tragen. In anderen Bundesländern hingegen, wie beispielsweise Sachsen-Anhalt, gibt es nur an wenigen Schulen solche Sonderklassen. Hier werden die Schüler:innen in Regelklassen untergebracht und erhalten zusätzlichen Deutschunterricht.
“Die Integrationsleistung der Schulen für die Gesellschaft ist enorm, Lehrkräfte stellen sich ihren Aufgaben mit voller Hingabe – und sind am Limit", unterstrich Susanne Lin-Klitzing, die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands.
Doch kann die Integration nicht rein bei den Kindern ansetzen, sondern muss bereits in deren Elternhaus verwurzelt werden. So bietet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge für Neuankömmlinge in Deutschland Hilfestellung zum Einleben in Deutschland an. Dazu zählen Sprach- und Orientierungskurse, sowie Informationen über das Schul- und Bildungssystem sowie über Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen.
Für weitere Informationen zu dem Thema hat die Kultusministerkonferenz eine Website eingerichtet, auf der sich alle aktuellen Geschehnisse zu dem Themengebiet, gegliedert nach Bundesländern, nachvollziehen lassen.
Was denkt ihr über die aktuelle Situation der aus der Ukraine geflüchteten Schüler:innen? Werden eurer Meinung nach die richtigen Maßnahmen zur Bewältigung der angeschnittenen Problemstellungen getroffen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!