Langsam lockt das Wetter mit frühlingshaften Temperaturen. Eine Exkursion klingt da nach einer attraktiven Abwechslung vom alltäglichen Frontalunterricht im Klassenzimmer. Damit die Exkursion für Schüler und Lehrer gleichermaßen zum Erfolg wird, ist die Wahl des Exkursionsziels maßgeblich. Wie wäre es beispielsweise mit einem Ausflug nach NRW? Nordrhein-Westfalen, das einwohnerstärkste Bundesland ist über seine Grenzen hinaus vor allem als Industriestandort bekannt. Lehrer-News hat für euch vier abwechslungsreiche Exkursionsziele zusammengestellt, die beweisen: Das Land hat mehr zu bieten als Tagebau und Kohle.
Wer sich durch Nordrhein-Westfalen bewegt, der kommt am Ruhrgebiet nicht vorbei. Als industrielles Herz Deutschlands war das Ruhrgebiet eine der treibenden Kräfte des Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit der Kohlekrise von 1957 begann der Niedergang der sogenannten Montanindustrie. Im Jahr 2018 wurde das letzte aktive Steinkohlebergwerk im Ruhrgebiet offiziell geschlossen. Die Montanindustrie hat die Infrastruktur des Ruhrgebiets 150 Jahre lang geprägt. Heute verbindet die Route Industriekultur, auf einer 400 Kilometer langen Themenstraße, die wichtigsten Industriedenkmäler und Ankerpunkte.
Ein bedeutender Ankerpunkt ist, unumstritten, die Zeche Zollverein in Essen. Die UNESCO nahm sie 2001 als „Industriekomplex Zeche Zollverein“ in ihre Welterbeliste auf. 2010 wurde Essen zur Kulturhauptstadt Europas gewählt. Seither zählt die Zeche Zollverein jährlich rund 1,5 Millionen internationale Besucher. Wollt auch ihr der Zeche Zollverein einen Besuch abstatten? Dann gibt es schonmal eine gute Nachricht: Das Freigelände ist an 365 Tagen im Jahr kostenlos zugänglich. Auf dem Freigelände stehen der charakteristische Förderturm, Kohlebunker, Kühltürme uvm. Der Eisenbahnverladebereich wurde zum Fußgängerweg umfunktioniert und lädt dazu ein, über die Schienen durch die beeindruckende Industriekulisse zu flanieren. Weiterführende Informationen gibt es im Besucherzentrum. Auch hier ist der Eintritt frei.
Auch bei schlechter Wetterprognose ist die Zeche einen Besuch wert. Hier lockt das Ruhr Museum. Die Dauerausstellung nimmt ihre Besucher mit in die Entstehungszeit der Kohle vor über 300 Millionen Jahren und schlägt von dort aus den Weg, über die Natur- und Kulturgeschichte, in die Gegenwart ein. Die Ausstellung ist gespickt mit tausenden faszinierenden Details und Exponaten. Zusätzlich gibt es wechselnde Sonderausstellungen. Das Ruhr Museum ist für Schüler (und Studenten) bis 25 Jahren kostenfrei. Die Begleitpersonen zahlen 10 Euro pro Ticket.
Eine Besichtigung der Zeche lässt sich vor allem gut in den Geschichtsunterricht einbauen, aber auch interessierte Naturwissenschaftler kommen auf ihre Kosten. Das Phänomania Erfahrungsfeld eröffnet auf interaktive Weise die Welt der menschlichen Sinne und physikalischer Phänomene, auch für Physikmuffel. Schulklassen können die Ausstellung für eine Pauschale von 200 Euro für bis zu 20 TeilnehmerInnen (jeder weitere Person + 10 Euro) besuchen. Weitere Informationen, auch zu den Öffnungszeiten, sind der Website zu entnehmen.
Die DASA in Dortmund ist ein weiterer Ankerpunkt der Route Industriekultur. Unter dem Motto „Erlebe Maloche von früher, heute und morgen!“, führt die Ausstellung die Besucher durch die Entwicklung der Arbeitslandschaft. Hier können Techniken der Vergangenheit und der Zukunft bestaunt werden. Highlight ist ein A320-Flugsimulator. In der Arbeitswelt Ausstellung steht das Edutainment im Vordergrund. Die Ausstellung ist interaktiv gestaltet und vermittelt spielerisch die kulturellen, sozialen und geistigen Hintergründe der Arbeitswelt. Dementsprechend bietet sich ein Ausflug in die DASA, vor allem im Rahmen der Sozialwissenschaften und des Politikunterrichts an. Schulklassen dürfen die DASA kostenfrei besuchen. Zusätzlich können interessante Führungen, beispielsweise zu den Themen Industrie oder Medizinische Berufe, gebucht werden. Preislich liegen diese zwischen 50 und 70 Euro. Außerdem gibt es spannende Workshops, die sich im gleichen Preisrahmen bewegen. Vom Dortmunder Hauptbahnhof ist die Ausstellung in unter 10 Minuten mit der Linie S1 erreichbar. Von der Haltestelle Dortmund- Dorstfeld Süd sind es nur etwa 100 Meter zu Fuß.
Politisch geht es auch in Bonn zu. Bonn war von 1949 bis 1990 die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. Heute haben noch sechs Bundesministerien ihren Sitz in der Bundesstadt, u.a. das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Das ehemalige Parlaments- und Regierungsviertel ist immer einen Besuch wert. Hier gibt es den Bundesrat, die Villa Hammerschmidt (Amtssitz des Bundespräsidenten), den Plenarsaal, den Kanzlerbungalow und das Bundeskanzleramt zu entdecken. Geführte Besichtigungen der Villa Hammerschmidt und des Plenarsaals gibt es auf Anfrage, wobei für Schulklassen Sonderkonditionen gelten.
Auf dem Tagesplan sollte zudem unbedingt das Haus der Geschichte stehen. Die Schüler können hier interaktiv an unterschiedlichen Stationen die deutsche Politik-, Wirtschafts-, und Kulturgeschichte verfolgen. Das Ganze ist kostenlos und auch ein AudioGuide ist inkludiert, der durch die Ausstellung begleitet. Ein Kino aus den 1950er Jahren und der Mercedes Konrad Adenauers sind nur zwei von zahlreichen Ausstellungs-Highlights. Zusätzlich vermittelt das Haus der Geschichte, auf Anfrage, Führungen durch das Kanzlerarbeitszimmer und den Kabinettssaal. Hier können u.a. die Originalmöbel von Helmut Schmidt bestaunt werden.
In Xanten befindet sich das größte archäologische Freilichtmuseum Deutschlands. Und das nicht ohne Grund: 2021 hat das UNESCO- Welterbekomitee das Gebiet der römischen Stadt Colonia Ulpia Traiana als Glied der „Grenzen des Römischen Reichs - Niedergermanische Limes“ in die Welterbeliste aufgenommen. Colonia Ulpia Traiana (CUT) war, von 100 bis 275. n. Chr., eine römische Stadt auf der Fläche des heutigen Xanten. Ein Rundgang und die Besichtigung der zahlreichen Rekonstruktionsbauten und Themenpavillons empfiehlt sich vor allem für den Geschichtsunterricht. Zusätzlich gibt es im Römermuseum viele spannende Exponate vergangener Tage zu bestaunen. Für Schulklassen werden spezielle Führungen angeboten. Hier können auch weitere Unterrichtsfächer eingebunden werden. Beispielsweise werden die Programme Mathematik oder Kunst in der Antike angeboten. Die Führungen und Mitmachprogramme können telefonisch reserviert werden. Für den Eintritt empfiehlt sich eine Gruppenkarte. Diese gilt ab 10 Personen. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie eine Begleitperson pro 10 Personen-Gruppe erhalten freien Eintritt.
Sollten die Exkursionsziele in NRW euch überzeugt haben und ihr einen längeren Aufenthalt planen, versorgt Lehrer-News euch hier noch mit einer Auswahl an Unterkünften in den entsprechenden Städten. Disclaimer: Wir arbeiten nicht mit dem Deutschen Jugendherbergswerk zusammen, sind jedoch von deren Konzept und Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt.
Preis pro Kind und Nacht (HS): 28,40€ (inkl. Frühstück), 45,40 € (inkl. Vollverpflegung)
Preis pro Kind und Nacht (NS): 35,40€ (inkl. Frühstück), 52,40 € (inkl. Vollverpflegung)
Von der JHB ist der Essener HBF mit der Linie SB19 zu erreichen. Von dort aus sind es mit der Linie 107 rund 20 Minuten bis zur Zeche Zollverein. Da die Zeche an der Stadtgrenze zu Bochum liegt, bietet sich die JHB Bochum ebenfalls als Unterkunft an. Auch die DASA in Dortmund ist von dort aus in knapp 30 Minuten mit der Linie S1 zu erreichen.
Preis pro Kind und Nacht: 35€ (inkl. Frühstück), 49,50€ (inkl. Vollverpflegung)
Bietet zwei Freiplätze für Klassenfahrten, und zwar pro Schulklasse und ohne Mindestteilnehmerzahl oder Mindestaufenthalt. Die DASA ist in 15 Minuten mit der S1 erreichbar.
Preis pro Kind und Nacht (NS): 31,40 € (inkl. Frühstück), 48,40 € (inkl. Vollverpflegung)
Preis pro Kind und Nacht (HS): 37,40€ (inkl. Frühstück), 54,90 € (inkl. Vollverpflegung)
Idyllisch gelegen, ganz in der Nähe des Wildparks und Naturerlebnisparks Waldau. Das Haus der Geschichte ist mit der Linie 600 in weniger als einer halben Stunde erreichbar.
Preise pro Kind und Nacht (NS): 28,40€ (inkl. Frühstück), 41,40 € (inkl. Vollverpflegung)
Preise pro Kind und Nacht (HS): 34,40€ (inkl. Frühstück), 47,40 € (inkl. Vollverpflegung)
Es sind auch Pauschalangebote, inklusive Führung durch den Archäologischen Park Xanten, buchbar.
Wir hoffen, dass wir euch von der Vielfalt des Bundeslandes NRW und den ausgewählten Exkursionszielen überzeugen konnten. Fehlt etwas in unserer Auswahl oder habt ihr weitere Anmerkungen? Schreibt es gerne in die Kommentare!