(Quelle: Envato)
Die Zeiten, in denen die Menschheit sich nur mit Tierfellen und Lumpen bekleidet hat, sind schon lange vorbei. Anstatt nur Wärme an kalten Tagen zu spenden, hat Mode zahlreiche andere Applikationen, die sich von Selbstverwirklichung bis hin zu Gruppenzugehörigkeit unterscheiden.
Manche Schulen in Deutschland bieten T-Shirts oder Pullover mit dem eigenen Logo zum Kauf an. Andere wiederum machen die eigene Kleidung zur Pflicht und Debatten, ob Schuluniformen verpflichtend sein sollten, gehen zurück bis in die 1950er Jahre. Einige sehen Schulkleidung als ein gutes Mittel zur schulischen Einheit, andere als eine Unterdrückung der Individualität.
Dieser Artikel soll der Diskussion allerdings nicht noch mehr Stoff bieten. Stattdessen nehmen wir von der Redaktion Lehrer-News die Klamotten selbst unter die Lupe und stellen vor, wie Nationen aus aller Welt zu Uniformen in der Schule stehen.
Auch wenn am Ende die Entscheidung bei jeder Schule selbst liegt, bilden sich Trends in verschiedenen Ländern. Die meisten Schulen in Großbritannien, Irland, Neuseeland, Australien und Costa Rica sehen eine Uniformpflicht vor. Nicht immer geht es aber darum, tatsächlich eine Uniform zu tragen. Manchmal ist die Schulkleidungs-Vorschrift auch schlichtweg nur eine Eingrenzung von dem, was Schüler:innen tragen dürfen, zum Beispiel in Bezug auf Farben oder tief ausgeschnittene Oberteile.
Von Deutschland bis in die USA und auch Japan, stellen wir vor, wie sich Schüler:innen global kleiden.
Wenn es um einen internationalen Vergleich von Schuluniformen geht, darf England als Erfinder des Kleidungsstils natürlich nicht fehlen. Die erste Schuluniform geht zurück bis in das Jahr 1222 auf Befehl des damaligen Erzbischofs Canterbury. Damals wurde sie noch “cappa clausa” genannt und glich einer Robe. Erst im 16. Jahrhundert hat sich der Trend hin zur Schuluniform entwickelt und in der ganzen Welt verbreitet, mit Ursprüngen in England. Als ein Import der Kolonisation verbreitete sich die Schuluniform auch in die oben genannten Gebiete wie Australien und Neuseeland, aber auch in Länder wie Südafrika und Singapur.
Die älteste bis heute unveränderte Uniform ist die des Christ’s Hospital in England. Über die Jahrhunderte hinweg blieb die blau-gelbe Uniform ikonisch und gilt an der Universität als Teil der Tradition.
Dem Design von Englands Schuluniform sind bis heute viele andere Uniformen nachempfunden. Meistens bestehen sie für Jungs aus einer schwarzen oder blauen Hose sowie einem Hemd mit Krawatte. Für die Mädchen gibt es statt Hose meistens Röcke, sonst gleichen sich aber die Designs. Das Schullogo darf natürlich auch nicht fehlen. Getragen wird die Uniform an allen regulären Schultagen und einigen Events.
In Deutschland wird zwar Schulkleidung von einigen Schulen hergestellt und verkauft, jedoch besteht kaum irgendwo die Pflicht, sie zu tragen. Doch auch wenn Schuluniformen, wie wir sie heute verstehen, erst später nach Deutschland kamen, so gab es eine ähnliche Idee schon in den 1870er Jahren. Die Schülermütze wurde bis in die 1930er Jahre von Schüler:innen an weiterführenden Schulen wie Gymnasien und Oberschulen getragen. Die Mützen wurden eingesetzt, um Schüler:innen in Klassenstufen zu differenzieren und wiesen einige regionale und lokale Unterschiede im Design auf. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht ergriffen haben, wurde dem Trend der Schülermütze allerdings ein Ende gesetzt und das Konzept selbst als “Eierschalen der Reaktion” und “Ausgeburt des Klassendünkels” bezeichnet. Die Jugend wurde stattdessen von dem „Bund Deutscher Mädel" (BDM) und der „Hitler-Jugend" (HJ) neu eingekleidet. Diese Uniformen als Schulkleidung zu bezeichnen, ist jedoch nicht ganz korrekt, da sie nur von Mitgliedern der Organisationen getragen wurde.
Erst im September 2000 hat Karin Brose, eine Autorin, welche auch ein Buch über das Phänomen Schulkleidung herausgebracht hat, Deutschland zum ersten Mal mit dem Trend konfrontiert und sie an der Haupt- und Realschule in Hamburg-Sinstorf eingeführt. Sie macht hierbei den Kernunterschied zwischen Schulkleidung und Schuluniform daran fest, dass bei Schulkleidung die Schüler:innen ihre Kleidung selbst bestimmen können. Dennoch werden in Deutschland immer noch zumeist nur in Privatschulen oder wenigen staatlichen Schulen Schuluniformen eingeführt und auch dann besteht nur in Ausnahmefällen die Pflicht, sie auch zu tragen.
Mit all den Medien und Shows rund um das amerikanische Leben an Schulen, sollte es keine Überraschung sein, dass wir auch die Vereinigten Staaten unter die Lupe nehmen. Wieder einmal, abgesehen von Privatschulen, sind Schuluniformen ähnlich wie in Deutschland dort nicht gerade üblich. Was jedoch an den meisten Schulen Amerikas präsent ist, ist der schulinterne “Dresscode”. Klar verboten ist, zu viel Haut zu zeigen, besonders bei Mädchen. Eine allgemeine Regel ist die sogenannte ‘Fingertip Length’: sprich, wenn du dich gerade hinstellst und die Arme locker lässt, sollte der Saum deines Beinkleides, egal ob Hose oder Rock, mindestens die Fingerspitzen berühren. Für Oberteile gilt, nicht zu viel Bauch, Ausschnitt oder Schulter zu zeigen. Die Träger eines Tops sollten mindestens 5,1 cm breit sein. Durchsichtige Kleidungsstücke oder sichtbare Unterwäsche sind ebenfalls ungern gesehen.
Des Weiteren sind an amerikanischen Schulen bestimmte Aufdrucke zu vermeiden, die Gewalt, Drogen oder Alkohol verherrlichen oder politische Botschaften enthalten. Andere Symbole, die kontrovers sein könnten, wie der Playboy Bunny, sind ebenfalls verboten. In bestimmten Fällen gilt das sogar für Totenkopf-Muster.
Dennoch haben nicht alle Schulen nur diesen Dresscode. Die USA begannen als britische Kolonie und ähnlich wie England kann es Schuluniformen geben. Zwar ist diese selbst bei Privatschulen eher selten, allerdings ist Schulkleidung besonders bei sportlichen Ereignissen eine inoffizielle Pflicht. Schul- und Unisport ist in allen Staaten ein großes Ereignis und auch wenn es keine offizielle Regel gibt, wird erwartet, die eigene Schule und Mannschaft zu unterstützen, wie beispielsweise mit Kleidung, die den ‘School Spirit’ ausdrückt. In diesem Rahmen kommt Sportkleidung, wie solche, die von den Sportler:innen oder Cheerleader:innen bei solchen Veranstaltungen getragen werden, einer Schuluniformpflicht am nächsten.
Wenn es um Schuluniformen geht, sind Asien und insbesondere Japan häufig die ersten Regionen, die einem einfallen. Insbesondere durch Pop-Kultur und Anime wie Sailor Moon, dessen Titelheldin zum Bekämpfen des Bösen eine Schulkleidung im Matrosenstil trägt, hat sich der Kleidungsstil außerhalb von Japan bekannt gemacht. Jedoch steckt weitaus mehr als Klischees aus Anime und Manga in den realen Uniformen.
Schuluniformen (japanisch: seifuku 制服) sind schon seit über 150 Jahren ein Teil der japanischen Kultur. Sie waren schon im 17. Jahrhundert präsent, unterschieden sich jedoch damals nicht stark von dem herkömmlichen Kimono. Interessanterweise fand der Wandel durch westlichen Ansporn statt. Innerhalb des 19. Jahrhunderts und der Modernisierung Japans wollte das Land mit allem Möglichen mithalten können. Teil davon war auch eine allgemeine Schulpflicht. Ein Fach, das besonders für japanische Schulen war, wurde 1890 hinzugefügt: Moralunterricht. Schulkleidung sollte dem Ziel dienen, Disziplin und Einigkeit bei den Schüler:innen zu vermitteln, welche sich auch in anderen Aspekten japanischer kultureller Werte wiederfinden. Auch wenn wie im Westen Schuluniformen bislang nur an Privatschulen galten, sollte ab dem 20. Jahrhundert signalisiert werden: Jeder hat ein Recht auf Bildung.
Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Uniformen und Styles. Die wohl bekannteste ist die sogenannte Sailor Fuku, die an eine Matrosenkleidung angelehnt ist. Von der Schule gesponsert werden Uniformen allerdings nicht. Die Schüler:innen müssen das Geld dafür selbst aufbringen (welches in einer Spanne von 450 bis 900 Euro liegt), weswegen mit den Kleidungsstücken mit Bedacht umzugehen ist. Oft gehen Schüler:innen nach der Schulzeit auch noch in ihrer Schulkleidung in die Freizeit.
Angesichts der geringen Geburtenzahlen, entstand etwas Ähnliches wie ein inoffizieller Konkurrenzwettbewerb zwischen Schulen, um Schüler:innen für sich zu gewinnen. Die Schulkleidung kann hierbei eine große Bedeutung haben.
Wie konform die Schulkleidung in Japan bleibt, ist abzuwarten. Einige Personen, darunter auch etwaige LGBTQ Gruppen, wollen sich dafür einsetzen, dass Schüler:innen die einzelnen Teile ihrer Uniform selbst wählen dürfen.
Interessanterweise gibt es nicht an allen Schulen in Japan eine Uniformpflicht. Abgesehen von bereits genannten Privatschulen, ist es noch üblich, bis zur sechsten Klasse eigene Kleidung getrennt von der Schule zu tragen.
Wenn es die Schulkleidung betrifft, stechen zwei Dinge heraus, egal auf welches Land man blickt. Erstens: Jede Uniform in jedem Land, in jeder Schule ist einzigartig und die ‘eine’ Art der Uniform gibt es nicht. Zweitens: Die Thematik hat eine reiche Historie seit ihrer Entstehung in England und befasst sich mit Facetten wie Zugehörigkeit, Individualität und Einigkeit. Die Länder, die wir euch hier vorgestellt haben, sind nur ein Bruchteil aller Varianten.
Deswegen unsere Frage an eure Schüler- und Lehrerschaft. Was sind eure Meinungen zur Schuluniform oder Schulkleidung? Sind in euren Auslandsaufenthalten bestimmte Beispiele herausgestochen? Teilt es uns gerne in den Kommentaren mit!