Lehrermangel in NRW: Rund 8.000 Stellen unbesetzt

Von
Armend Kokollari
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21
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January 2023
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Düsseldorf. Immer neue Studien belegen, wie dramatisch es in manchen Fällen um die Bildung von Kindern und Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen bestellt ist. In Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland fehlen schon heute tausende Lehrerinnen und Lehrer. Vor allem an den Grundschulen ist die Personalnot groß. Um dagegen anzukämpfen, hat NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) ein neues Maßnahmenkonzept gegen den Lehrermangel vorgestellt, mit dessen Hilfe der Beruf wieder attraktiver, zugänglicher und gefragter werden soll.

Die bundesweit angespannte Lage auf dem Lehrkräftearbeitsmarkt ist kein Geheimnis. Die Lage in Nordrhein-Westfalen ist besonders gravierend. An 415 Schulen in Nordrhein-Westfalen ist die Position der Schulleitung nicht besetzt, was einem Anteil von knapp 9 Prozent aller öffentlichen Schulen entspricht. Die meisten Führungskräfte fehlen an den Grundschulen – dort sind insgesamt 270 Vakanzen unbesetzt. Die Aufgaben der Schulleiterinnen und Schulleiter seien vielfältig, herausfordernd und verantwortungsvoll, hieß es in Düsseldorf. “Das Schulministerium unternimmt daher große Anstrengungen, um Schulleitungen umfangreich und intensiv zu unterstützen und angehende Schulleitungen auf ihre zukünftige Aufgabe vorzubereiten”. Für alle Tätigkeiten im Zusammenhang mit der Leitung einer Schule werde entsprechende Zeit eingeräumt, wie zum Beispiel Entlastungsstunden von der Unterrichtstätigkeit. Diese Leitungszeit sei in den vergangenen Jahren mehrfach erhöht worden. Schulverwaltungsassistenten sollten zudem Schulleitung und Lehrkräfte von Verwaltungsaufgaben entlasten – dafür gebe es 825 Stellen landesweit.

8.000 Lehrstellen unbesetzt — Größter Bedarf an Grundschulen

Neben den Schulleitungen fehlt es an klassischem Lehrpersonal. Anfang Dezember hatte die Landesregierung Zahlen veröffentlicht, die darauf hinweisen, dass an den Schulen NRWs derzeit rund 8.000 Lehrstellen nicht besetzt sind. Nach wie vor fehlen die meisten Lehrerinnen und Lehrer an den Grundschulen. Den jüngsten Statistiken des Bildungsministeriums nach sind mehr als 3.400 Stellen vakant – Ende 2021 waren es noch 3.066. An Gymnasien waren Anfang Dezember 2022 1.491 Stellen vakant – Ende 2021 waren es noch 568. Den Gesamtschulen fehlten 1.296 Lehrkräfte – hier lag die Zahl Ende 2021 noch bei 476. Für die Förderschulen wurden 892 offene Stellen gezählt  – Ende 2021 waren es 883. In den naturwissenschaftlichen Fächern wie Mathematik, Informatik und Physik aber auch den sogenannten “Talentfächern” wie Musik und Kunst besteht ein sehr großer Bedarf, um eine bessere Unterrichtsversorgung und Bildungsqualität für die rund 2,47 Millionen Schülerinnen und Schüler im bevölkerungsreichsten Bundesland gewährleisten zu können.

Jüngst hat Schulministerin Feller ein Maßnahmenpaket vorgestellt, das den Lehrkräftemangel lindern soll und unter anderem mehr Seiteneinsteiger, Alltagshelfer, weniger Klassenarbeiten und rigorosere Abordnungen vorsieht. Vor allem Grundschulen, die besonders von Lehrermangel betroffen sind, sollen die Möglichkeit bekommen, Quereinsteiger zu beschäftigen, um den Engpass zu reduzieren. Auch Fachkräfte mit der Befähigung zum Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen sollen die Möglichkeit erhalten, dauerhaft an einer Grundschule eingestellt zu werden. Hierfür müssen diese verpflichtend eine Weiterbildung für den Bereich Grundschulmethodik- und didaktik durchlaufen. Daneben werden Alltagshelfer auf nicht zu besetzende Lehrstellen befristet eingestellt. Laut Feller sollen diese – ähnlich wie bereits in den Kitas gehandhabt – im Unterricht eingesetzt werden, um etwa das Klassenzimmer für den Unterricht vorzubereiten oder die Schülerinnen und Schüler zur Ruhe zu bringen. Weniger Klassenarbeiten sollen ebenfalls zur Entlastung der Lehrkräfte beitragen. Die Bandbreite der verpflichtend zu schreibenden Klassenarbeiten in den Fächern mit ZP-10 soll demnach an allen Schulformen von vier bis fünf auf drei bis fünf abgesenkt werden. Schließlich sollen Abordnungen von Lehrkräften an besonders belasteten Schulen intensiver genutzt werden. Ein vorübergehender Einsatz an einer anderen Schule sollte auch länger als ein Schulhalbjahr dauern können, sagte Feller. Sie denke an bis zu zwei Jahre. Bei Neueinstellungen sollte das an allen Schulformen künftig klar sein. Für eine umfassende Werbekampagne zur Rekrutierung des Lehrer:innennachwuchses sind für 2023 rund eine Million Euro vorgesehen. 

Ob und inwieweit die Maßnahmen ihre Wirkung entfalten und den Notstand in den Schulen lindern können, werden wir beobachten. Bis dahin bleibt die bildungspolitische Lage, wie in so vielen Bundesländern, weiterhin angespannt.

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