Mehr Geld für mehr Arbeit: In Mecklenburg-Vorpommern soll die Vergütung für Mehrarbeit erhöht werden

Von
Albert Koch
|
16
.
July 2024
|
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Lehrer vor Schulklasse

Die Vergütung für Mehrarbeit wird für Lehrer:innen in Mecklenburg-Vorpommern in den kommenden Monaten steigen (Quelle: Pixabay)

Schwerin. Lehrer:innen in Mecklenburg-Vorpommern erhalten künftig höhere Löhne, wenn sie Überstunden leisten. Dies wurde am 12. Juli in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Landesregierung und verschiedener Gewerkschaften und Verbände bekannt gegeben. Noch ist diese Vereinbarung nicht rechtskräftig.

Nach dem vorgelegten Entwurf soll anfallende Mehrarbeit ab September mit einem einheitlichen Betrag von 42,80 Euro pro Unterrichtsstunde vergütet werden. Bisher erhielten die Lehrkräfte an Grundschulen dafür 25,66 Euro, an Regionalen Schulen 30,45 Euro und an Gymnasien 35,59 Euro, weshalb die geplante Vereinheitlichung vor allem für Grundschullehrer:innen einen großen Unterschied machen wird. Die Vergütung wird darüber hinaus ab Oktober noch einmal auf 44,77 Euro und ab Februar schließlich auf 47,23 Euro angehoben werden. Außerdem soll es die Möglichkeit geben, die geleistete Mehrarbeit stattdessen auf einem Unterrichtsstundenkonto zu verrechnen und im Gegenzug entsprechende Freistellungen in Anspruch nehmen zu können. Dies sei allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen gestattet, die bisher nicht näher definiert sind. Das Bundesland wird für diese Regelungen mit sieben Millionen Euro jährlich aufkommen.

Dem herrschenden Lehrermangel müssen die Lehrkräfte in Mecklenburg-Vorpommern ständig entgegenwirken, indem sie Mehrarbeit leisten. „Sie sind es, die durch dieses große Engagement den Unterrichtsausfall verringern“, sagt Bildungsministerin Simone Oldenburg (SPD). Mithilfe der Maßnahmen will man diesen Einsatz angemessen belohnen. Der Landesvorsitzende des Philologenverbands, Mario Steinke, spricht von „Wertschätzung“. Die Erhöhung steht im Zeichen des Bildungspakts „Gute Schule 2030“, den die Staatskanzlei, das Bildungs- und Finanzministerium von Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam mit den Landesverbänden einiger Gewerkschaften 2021 mit dem Ziel unterzeichnet haben, mehr Lehrkräfte zu gewinnen und folglich Anreize zu schaffen. Bis 2030 müssen 7.000 Stellen besetzt werden. In der Vereinbarung ist ebenfalls die Rede vom „Konkurrenzdruck“ durch andere Bundesländer. Die geplanten Vergütungen übertreffen dementsprechend den Großteil der üblichen Beträge im Rest der Republik, wie Finanzminister Dr. Heiko Geue (SPD) bestätigt: „Im Vergleich der Bundesländer rückt Mecklenburg-Vorpommern mit der neuen Vergütungshöhe auf den zweiten Platz vor.“

Trotzdem gibt es auch Kritik. Für Lehrer:innen in höheren Erfahrungsstufen bleibt die Mehrarbeitsvergütung auch nach der Erhöhung geringer als ihr gewöhnlicher Stundensatz. „Hier gibt es noch Entwicklungspotenzial nach oben“, konstatiert der Landesvorsitzende des Bundesverbands der Lehrkräfte für Berufsbildung, Hans-Joachim Prakesch. Überhaupt handelt es sich hier um einen kleinen Schritt im größeren Gefüge des Bildungspakts. Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Nico Leschinski mahnt: „Die Freude über das jetzige Ergebnis in der Mehrarbeit kann und soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass es als Gewerkschaft unser originäres Anliegen ist, eine solche gar nicht erst entstehen zu lassen. Deshalb werden wir jetzt weiter verhandeln, um gerade auch in Zeiten von Personalmangel die Lehrkräfte zuverlässig und dauerhaft zu entlasten.“ Neben der Senkung der Arbeitsbelastung stehen unter anderem noch eine Reform des Lehrerbildungsgesetzes und des Referendariats sowie eine Bewertung der Möglichkeiten für Seiteneinsteiger auf dem Arbeitsplan der Partner:innen des Bildungspakts. Die Landesvertretung des Verbands Bildung und Erziehung trat im Juni aus der Vereinbarung aus, nachdem das Wissenschaftsministerium ein neues Gesetz für die Lehrerbildung auf den Weg gebracht hatte, angeblich ohne dies rechtzeitig abzustimmen. Der Landesvorsitzende Michael Blanck klagte außerdem über ein allgemein schlechtes Arbeitsverhältnis und über mangelnden Fortschritt. „Es hatte für uns immer den Anschein, dass es mehr um die Verwaltung bzw. um die gleichmäßige Verteilung des Mangels geht“, warf er der Politik außerdem vor.

Auch wenn fraglich bleibt, inwieweit die geplanten Änderungen dem Lehrermangel und den daraus resultierenden Schwierigkeiten für Lehrer:innen in Mecklenburg-Vorpommern etwas entgegenzusetzen haben, steigern sie die nötige Entschädigung und dürften vor allem die Beamt:innen im Grundschullehramt erfreuen. Im Rahmen des Bildungspakts „Gute Schule 2030“ verkörpern die Maßnahmen, sobald sie endgültig verabschiedet sind, einen Fortschritt.

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