Microsoft Office im Klassenzimmer: Philologen äußern Datenschutz-Bedenken

Von
Leonhard Wallkötter
|
11
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August 2023
|
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(Quelle: Canva)

Stuttgart. Microsoft Office und Datenschutz, passt das zusammen? In Baden-Württemberg ist um den Schuleinsatz der Officesuite des Redmonder Herstellers jüngst eine intensive Debatte entbrannt. Der Philologenverband hat Bedenken angemeldet. . Nun hat sich der Berufsschullehrerverband (BLV) eingeschaltet. Dessen Vorsitzender Thomas Speck argumentiert: “Moderne Cloud-Produkte können an beruflichen Schulen datenschutzkonform eingesetzt werden”. Zudem solle das Kultusministerium die Ergebnisse ernst nehmen und den beruflichen Schulen endlich die Nutzung ermöglichen. 

Bei den Ergebnissen handelt es sich um das Resultat eines Compliance-Checks, den der Verband in Auftrag gegeben hatte. Der BLV gibt außerdem an, dass die Handelskammer bei Prüfungen die Microsoft Software Excel und Word vorgibt. Deshalb müsse zwischen beruflichen und allgemeinbildenden Schulen unterschieden werden. Zudem deckten die aktuellen IT- Angebote an den Schulen nicht den benötigten Bedarf, der für eine allumfassende Bildung wichtig sei. Es gebe zwar Fortschritte, etwa bei den Office Programmen von PhoenixSuite, jedoch seien diese Programme nicht kompatibel mit den Office Programmen in den Ausbildungsbetrieben.

Bei dem eingangs erwähntem Compliance-Check überprüft meist ein Drittanbieter, in diesem Fall Althammer & Kill, ob alle Maßnahmen der örtlichen und gegebenenfalls internationalenGesetze sowie Richtlinien und Vereinbarungen entsprechen. Diese Prüfung wurde an drei Schulen durchgeführt, mit dem Ergebnis, dass die Anforderungen zur Durchführung einer Datenschutz-Folgenabschätzung in vielen Bereichen erfüllt seien. Nachgebessert werden sollte beispielsweise bei der Etablierung einer Passwort-Richtlinie für Microsoft 365 oder bei einem Konzept zur Wahrung der Betroffenenrechte. "Mit fachmännischer Unterstützung und entsprechenden Ressourcen wäre dies für Schulen lösbar", so Althammer.

Bei dem Fazit angreifbar ist die Tatsache, dass das Beratungshaus als Microsoft-Partner ausgewiesen wird. Althammer weist aber jegliche Anschuldigungen zurück, da sein Unternehmen kein Geld damit verdiene, Microsoft Produkte zu verkaufen. 

Stefan Brink, der Datenschutzbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, hatte zuvor empfohlen, von der Nutzung von Microsoft 365 abzusehen. Der BLV betont jedoch, dass Microsoft an Maßnahmen arbeite, um den Datenschutzanforderungen gerecht zu werden, und weist auf politische Entwicklungen hin, wie das "EU Data Boundary" von Microsoft, das Datentransfers außerhalb Europas begrenzen soll. Der BLV betont auch, dass Cloud-Lösungen aufgrund der steigenden Cyber-Bedrohungen und begrenzter IT-Ressourcen Vorteile bei der IT-Sicherheit bieten würden. Die Konferenz der unabhängigen Datenschutzaufsichtsbehörden hatte zuvor darauf hingewiesen, dass Microsoft 365 derzeit nur mit zusätzlichen Schutzvorkehrungen rechtskonform betrieben werden könne. Der BLV plädiert jedoch dafür, die Potenziale moderner Cloud-Lösungen wie Microsoft 365 in Betracht zu ziehen und diese unter angemessenen Datenschutzbedingungen einzusetzen.

Kritik kommt jedoch auch vom Philologenverband Baden-Württemberg. Laut Cord Santelmann, dem Referenten für Berufspolitik und IT beim Philologenverband Baden-Württemberg, zeigt der BLV keinen klaren Weg auf, wie Schulen Cloudprodukte aus den USA datenschutzkonform nutzen könnten. Santelmann betont, dass bei der Untersuchung des BLV grundlegende Probleme ans Licht gekommen seien, die schon lange bekannt seien. Ein EU-Nachfolgeabkommen für die rechtskonforme Nutzung von US-Cloud-Diensten in Europa fehle beispielsweise. Obwohl Microsoft zugesagt habe, einen Großteil der Daten allein in Europa zu speichern und zu verarbeiten, gelte dies nicht für alle Daten.

Die Philologen fordern das Kultusministerium dazu auf, entweder datenschutzkonforme IT-Lösungen wie Moodle oder BigBlueButton bereitzustellen, die bereits auf einem guten Weg seien, oder den Datenschutz und die Persönlichkeitsrechte zu gefährden, indem nicht rechtskonforme Praktiken an den Schulen geduldet werden. Allerdings warnt Santelmann ausdrücklich vor der zweiten Option.

Der Landkreistag Baden-Württemberg, der die Beruflichen Schulen betreut, steht der Situation offener gegenüber. Alexis von Komorowski, Hauptgeschäftsführer des Landkreistags, sieht neue Ansätze für eine datenschutzkonforme Nutzung von modernen Cloudlösungen wie Microsoft 365 im schulischen Kontext. Er betont, dass es lohnenswertsei, das Thema genauer zu prüfen. Besonders die beruflichen Schulen sollten Software verwenden können, die später auch in der Arbeitswelt Verwendung findet.

Insgesamt bleibt die Frage nach der Datenschutzkonformität von Microsoft Office an Schulen in Baden-Württemberg weiterhin kontrovers. Dabei stoßen die Ansichten des BLV, die auf Fortschritte und Lösungen hinweisen, auf die Bedenken hinsichtlich der vorhandenen Probleme des Philologenverbandes. Dabei ist die Position des Landkreistags die eines Schiedsrichters. Letztendlich ist eine ausgewogene Berücksichtigung von Datenschutz, Bildungserfordernissen und technologischem Fortschritt unerlässlich, um eine angemessene Lösung für Schulen zu finden.


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