(Quelle: Music In The Box)
Die Fusion von Musik und Bildung hat schon immer eine inspirierende und kraftvolle Verbindung geschaffen. Das Projekt "Music In The Box" hat diese Verbindung noch einmal auf ein neues Level gehoben. Wir hatten vor kurzem Gelegenheit, mit den Köpfen hinter “Music In The Box” zu sprechen – Felix Unger und Sebastian Bürg. In einem Gespräch, das tiefe Einblicke in ihre Leidenschaft zur Musik, ihre Vision und die Reise von "Music In The Box" bietet, enthüllen sie einige ihrer Geschichten und Ideen, aber auch anstehende Zukunftspläne für ihr einzigartiges Bildungsprojekt.
Lehrer News: Könntet ihr zu Beginn kurz erzählen, wer ihr seid und wie ihr zum Projekt "Music In The Box" gekommen seid?
Sebastian: Hallo und vielen Dank für das Interview! Wir kennen uns beide schon sehr lange und haben ursprünglich als Musiker in Bands zusammengearbeitet. In die Medienpädagogik sind wir gewissermaßen „über Umwege“ gekommen.
Felix hat dann während seines Studiums angefangen, mit digitalen Medien kleine Musikworkshops zu veranstalten und letztendlich die grundlegenden Konzepte als Bachelorarbeit ausgearbeitet. Zusammen haben wir diese dann an verschiedenen Schulen erprobt und gemerkt, hey, das klappt ja wirklich! Als die Nachfrage immer größer wurde, haben wir dann 2020 offiziell Music in the Box gegründet und seitdem viele weitere Konzepte ausgearbeitet.
Lehrer News: "Music In The Box" ist ein Projekt, das digitale Medien in der Kreativbildung anwendet, um musikalische und kreative Kompetenzen zu vermitteln. Könntet ihr uns eine Beschreibung der Inhalte/Ziele geben und sagen, wie die Idee dazu entstand?
Felix: Unsere Workshops beginnen immer mit dem Satz „Am Ende dieses Tages können alle einen eigenen Song/Podcast/Film etc. mit nach Hause nehmen!“. Genau dieser Fokus auf ein Ergebnis „zum Anfassen“ ist eines unserer wichtigsten Konzepte.
Dann geht es los, die Kids beginnen eigene Strukturen zu erstellen, Melodien zu komponieren, Geräusche zu arrangieren und am Ende ist immer etwas da, was bleibt. Wir sind im Prozess meistens nur Moderatoren, die unterstützend zur Seite stehen, den Großteil der Arbeit übernehmen die Teilnehmenden selbst. Wir wollen also neben musikalischen und kreativen Kompetenzen auch Soft Skills vermitteln: Wie organisieren sich die Kids in ihrer Gruppe, wer übernimmt welche Aufgabe, wie kommen wir am Ende zu einem Ergebnis, was uns allen gefällt?
Viele unserer Arbeitsweisen haben wir aus unserer Zeit als Medienproduzenten übernommen. Dort läuft alles über Projektarbeit und Arbeitsteilung und davon wollen wir auch etwas an die Schulen tragen. Vor allem in unseren Lehrerfortbildungen vermitteln wir neben technischen Details daher auch methodische Konzepte zur Umsetzung. Wichtiges Motto hier: Technik ist für lediglich das Mittel zum Zweck, was zählt, ist der Inhalt!
Lehrer News: Bei eurer Arbeit steht die Vermittlung von musikalischen und kreativen Fähigkeiten im Vordergrund. Was würdet ihr sagen, ist das Besondere und Wichtige an eurer Herangehensweise?
Felix: Unser wichtigstes Prinzip ist und war immer: Mit digitalen Medien können alle kreativ werden und Musik machen, egal ob man Musikunterricht hatte, ein Instrument spielt oder irgendwelche Vorbildung hat. Man muss kein kompliziertes Mischpult bedienen können und auch kein teures Equipment kaufen – ein Tablet + toller kreativer Input ist alles, was man braucht.
Das Tolle ist, dass viele der modernen Medien genau so hergestellt werden. Wir wollen zeigen, dass die Kids die Podcasts & Songs, die sie selber hören, auch selber produzieren können. Sie entwickeln sich von Konsumenten zu Produzenten und können so ihre individuelle mediale Realität praktisch umsetzen.
Lehrer News: Könntet ihr uns ein paar konkrete Beispiele für Ergebnisse von "Music In The Box" geben? Oder Erfahrungsberichte von Teilnehmer:innen?
Sebastian: Ein tolles Projekt war das Schulradio an der Opticus Schule (Bielefeld) für Schüler:innen mit Sehbeeinträchtigung oder Blindheit. Entstanden ist ein 33 Minuten langer Radiobeitrag mit allem, was dazu gehört: Werbespots mit Musik, ein Hörspiel der Primarstufe und ein Beitrag über Rassismus aus der 9. und 10. Klasse. Dafür teilten sich die ganze Schule aus 13 unterschiedlichen Niveau- und Klassenstufen in acht Gruppen auf, die jeweils ein Thema bearbeiteten.
Für Menschen mit Sehbeeinträchtigung oder Blindheit sind Sprache, Klänge und Musik wichtige Formen, um sich auszudrücken und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen – hier unterstützen zu dürfen, war eine großartige Erfahrung, bei der auch wir viel gelernt haben.
Besonders ein Schüler ist uns besonders im Kopf geblieben. Er wollte nach der Schule unbedingt zum Radio und hatte einfach eine „Golden Voice“. Er hat dann schlussendlich den Radiosprecher übernommen und den ganzen Beitrag moderiert. Er hat sich nach dem Workshop noch persönlich bei uns bedankt, da er noch nie frei gesprochen hatte und jetzt seinem Ziel ein Stück näher gekommen ist. So ein Feedback lässt natürlich niemanden kalt und zeigt, wie wichtig Arbeit jeglicher Art mit Jugendlichen und Kindern ist!
Lehrer News: Die bisherige Entwicklung von "Music In The Box" ist beeindruckend, mit Workshops an über 80 Schulen und der Schulung von über 2000 Lehrenden. Welche Meilensteine oder Erfolgsgeschichten könnt ihr aus eurer Arbeit teilen?
Felix: Wir haben während der Gründung nicht wirklich damit gerechnet, viel im Fortbildungsbereich zu arbeiten. Da unsere Konzepte eher unkonventionell waren, konnten wir es kaum glauben, als von TUSCH (Theater und Schulen in Berlin) eine Anfrage kam. Dass ausgebildete Lehrkräfte unsere “Do it Yourself - Pädagogik“ hilfreich und wichtig fanden, war und ist noch immer eine große Ehre. Viele weitere Projekte folgten, von denen jedes Einzelne eine spannende Erfahrung war.
So haben wir z. B. ein internationales Podcast-Projekt in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigem Amt für 50 Schüler:innen aus Israel veranstaltet und Fortbildungen für Lehrkräfte, die eine Partnerschaft in einem afrikanischen Land betreuen. Ziel war es, Impulse zu geben, wie sie die Zusammenarbeit der Schüler:innen im internationalen Kontext gestalten können.
Ein weiteres Highlight war das von Apple organisierte Festival of Learning für die DACH-Region. Hier haben wir einen Online-Workshop zum Thema Garageband vor über tausend Lehrhaften online veranstaltet.
Lehrer News: Blicken wir in die Zukunft – was sind eure Wünsche und Pläne für "Music In The Box"? Gibt es neue Projekte oder Initiativen, die ihr gerne umsetzen möchtet?
Sebastian: Medienpädagogik ist ein unglaublich breites Feld, daher fällt es manchmal schwer, sich für eine Richtung zu entscheiden. Im Fortbildungsbereich wollen wir neben Schulen auch zunehmend mehr an Unis und Hochschulen gehen. Wir arbeiten derzeit schon mit der UdK in Berlin zusammen und Student:innen die Arbeit mit digitalen Medien zu vermitteln, ist eine ganz neue Herausforderung.
Im schulischen bzw. Workshop-Kontext arbeiten zunehmend auch im inklusiven Bereich und würden hier gerne mehr Projekte umsetzen. Die Niedrigschwelligkeit digitaler Medien speziell im musikalischen Bereich bietet super spannende Ansätze, wie z.B. das Opticus Projekt. Hier wollen wir definitiv tiefer in die Materie einsteigen.
Lehrer News: Abschließend, wie können Schulen, Lehrer:innen oder interessierte Personen Kontakt zu "Music In The Box" aufnehmen, um an den Projekten teilzunehmen oder sich einzubringen?
Felix: Am besten einfach auf unserer Website www.musicinthebox.info vorbeischauen. Dort sind alle Kontaktinfos, unsere Formate, Veranstaltungen und Online-Fortbildung zu finden. Außerdem teilen wir regelmäßig Updates, Tutorials und Einblicke unserer Arbeit auf Instagram unter @musicinthebox.digital und auf Twitter unter @musicinthebox_.
Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!