In den letzten Jahren sind Privatschulen immer mehr in die breite Masse der Gesellschaft gerückt und haben sich inzwischen von den Anfängen eines Trends zu einem festen Medium in der Schullandschaft etabliert. Sind Privatschulen eine gute Alternative zu staatlichen Schulen? Wie kommt es zu diesem “Privatschulboom” und warum wechseln immer mehr Kinder und Jugendliche auf eine Privatschule?
Warum Privatschulen immer mehr an allgemeinem Interesse gewinnen, erklären wir euch in diesem Artikel.
Privatschulen finanzieren sich durch freie Trägerschaft, d.h. sie befinden sich in Obhut eines privaten Schulträgers. Sie werden vom Staat, ebenso wie staatliche Schulen, angehalten, dieselben Haupt- und Nebenfächer sowie dieselben Abschlussprüfungen zu gewährleisten. Privatschulen bauen ihr Unterrichtsangebot immer weiter aus, da die Nachfrage für eine alternative Schulform kontinuierlich steigt.
So gibt es inzwischen private Kindergärten, private Gymnasien, private Realschulen bis hin zu privaten Berufsschulen, die zusätzlich auch ein Fachabitur als Schulabschluss ermöglichen. Angebote wie Nachmittagsbetreuung, Mittagessen in der Schule, jährliche Klassenfahrten, AGs für die Schüler:innen sowie Auslandsaufenthalte gehören bei fast jeder Privatschule zum festen Repertoire.
Seit drei Jahrzehnten besuchen immer mehr Schüler:innen in Deutschland private Schulen – in absoluten Zahlen, wie auch anteilig für jede Schulform. Seit 25 Jahren steigt die Zahl privater Schulen in Deutschland kontinuierlich an. Im Schuljahr 2017/2018 gab es 5 839 allgemeinbildende und berufliche Privatschulen in Deutschland. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, entspricht das 81 % mehr als im Schuljahr 1992/1993 (3 232) (siehe Grafik). Zehn Jahre zuvor hatte nur jeder dreizehnte Schüler eine Privatschule besucht: 2008/09 hatte es in Deutschland 11,8 Millionen Schülerinnen und Schüler gegeben, von denen 926 000 Privatschüler:innen waren. Das statistische Bundesamt berichtet über 1,0 Millionen Kinder und Jugendliche, die im Schuljahr 2018/19 eine Privatschule besuchten. Zeit online schreibt: ”Jeder elfte Schüler lernt inzwischen laut Verband Deutscher Privatschulverbände (VDP) an einer privaten Schule – etwa einer Einrichtung in kirchlicher Trägerschaft, einer Waldorf- oder Montessorischule. “ Nicht nur die privaten Schulen haben einen regelrechten “Boom” erlebt auch die Anzahl der privaten Kindertageseinrichtungen ist in den letzten zwanzig Jahren um fast 20 Prozent gestiegen, wobei der Anstieg ausschließlich durch die freien Träger bewirkt wurde (+50%).
Quelle: destatis, Kontext- Privatschulen in Deutschland
Es gibt viele verschiedene Arten von Privatschulen und Trägern sowie staatlichen Schulen, daher es wichtig und notwendig ist sich gründlich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Welchen Schwerpunkt hat die Schule thematisch und was sind meine Interessensgebiete sowie Stärken und Schwächen?
Sind die Schulgebühren und entstehenden Kosten, tragbar, auch über mehrere Jahre?
Deutschland liegt im europäischen Vergleich hinsichtlich der Privatschülerquote im Mittelfeld. Im Jahr 2018 besuchten vom Grundschul- bis Gymnasialbereich 8,3 % der Kinder und Jugendlichen nichtstaatliche Ersatzschulen, wie die europäische Vergleichsstatistik von Eurostat zeigt. Im europäischen Vergleich zur Privatschülerquote ist Deutschland im Mittelfeld positioniert.
Was wünschen sich Eltern für ihr Kind?
Private Kindertagesstätten und Privatschulen können diesen Wünschen der Eltern -und der Kinder- wohl immer mehr entsprechen als das staatliche Schulsystem.
Kleinere Klassen, bessere Betreuung durch die Lehrerschaft, ruhigere Lernatmosphäre und dadurch bessere schulische Leistungen sind Hauptgründe warum Eltern den Besuch einer Privatschule für ihre Kinder in Betracht ziehen. Ein besseres soziales Umfeld, mehr Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe, eine ausgefeiltere Persönlichkeitsentwicklung sind Erwartungen vieler Eltern, die sich für ihren Nachwuchs für ein privates Schulsystem entscheiden.
Die ermittelten statistischen Werte zeigen die deutlich angestiegene Resonanz dieser Wahlmöglichkeit – die in Umsetzung der oben genannten “Werte-Punkte” und Erwartungen von Eltern und Schülern immer mehr entspricht. In Erwartung und Umsetzung der oben genannten “Werte-Punkte” sind Privatschulen eine Alternative zu den logistisch starren Möglichkeiten und Vorgaben in unserem staatlichen Schulsystem geworden.
Allerdings verfestigen Privatschulen die soziale Spaltung, die immer weiter voranschreitet. Auch unter den Kindern und Jugendlichen ist die Thematik präsent und führt zu einem Vergleich und der Abwägung ihrer selbst mit anderen Gleichaltrigen. Dieses Verhalten kann schnell ins Negative übergehen, weshalb es wichtig ist, das Thema offen anzusprechen und sich mit den Kinder und Jugendlichen auszutauschen.
Es gibt bestimmte Stereotypen, die mit Privatschülern assoziiert werden, die unter Jugendlichen bekannt sind, die schnell zu einer Spaltung in verschiedene Freundesgruppen führen: Daher ist es umso relevanter, dass Stereotypen in den Schulen aufgebrochen und offen besprochen werden.
Je höher das Einkommen der Eltern desto wahrscheinlicher ist es, dass ihr Kind auf eine Privatschule besucht.
Auch die Arbeitsbedingungen von Lehrkräften an staatlichen und privaten Schulen sind sehr unterschiedlich: Die Lehrkraft im Staatsdienst ist an ihren vorgegebenen Rahmenlehrplan gebunden, der in der Regel wenig inhaltliche Varianz zulässt. Aufgrund der Klassenstärken ist kaum persönliche Betreuung für einen einzelnen Schüler möglich.
Die Lehrkraft an einer Privatschule hat etwas mehr Spielraum; aufgrund geringerer Klassenstärke kann eine bessere intensivere Betreuung erfolgen. Die Bezahlung von Lehrkräften dieser beiden Schulformen gestaltet sich ebenso sehr unterschiedlich: Im staatlichen Schulwesen erfolgt die Besoldung je nach Bundesland und Status: –angestellt oder verbeamtet –In großer Bandbreite. Regelmäßige Tariferhöhungen, Sonderzahlungen und Verbeamtung machen den Lehrerberuf im Staatsdienst attraktiv. Privatschulen können nicht ohne Weiteres höhere Gehälter zahlen, auch diverse „Boni“, können nicht angeboten werden.
Daher ermitteln offizielle Berechnungen, dass die Gehälter an Privatschulen um 20% unter dem Niveau der staatlichen Schulen liegen.
Es braucht daher viel Idealismus den jeweiligen reformpädagogischen Inhalten an Privatschulen weiterhin die Treue zu halten.
Die Schüler:innenschaft unterscheidet sich von denen an staatlichen Schulen:
die kein Abitur nachweisen können oder Kinder, die aus “bildungsfernen Familien” stammen.
Mit Blick auf die soziale Kohäsien und Chancengleichheit wäre es wünschenswert, dass Kinder aller Bildungsgruppen und sozialer Hintergründe zusammen miteinander aufwachsen und lernen. In Deutschland gibt es eine Vielzahl an Schulformen- und systemen, weshalb es wichtig und notwendig ist, sich gründlich mit dem Thema der Schulwahl auseinanderzusetzen. Steigende Anmeldezahlen an Privatschulen zeugen von einer dringlich gesuchten Alternative im Bildungsdschungel Deutschland. Anzeichen, dass unser staatliches Schulsystem heute und für die Zukunft gefordert ist in Bezug auf Reformen und Förderung neuer Bildungsmaßnahmen.
Wie ist eure Meinung zu diesem Thema? Habt ihr bereits eigene Erfahrungen mit Privatschulen gemacht und wenn ja, wie waren eure Erfahrungen? Teilt es uns gerne in den Kommentaren mit. Wenn ihr mehr zum Thema Schulsystem erfahren wollt, klickt hier und hier.
Zum Thema Chancengleichheit an deutschen Schulen schaut hier nach.