So soll das Plakat am Stuttgarter Flughafen künftig aussehen (Quelle: Kultusministerium BW)
Stuttgart. Nach einem Sturm der Kritik durch Lehrerverbände hat das baden-württembergische Kultusministerium ein umstrittenes Plakat am Stuttgarter Flughafen geändert. Wie das Kultusministerium auf seiner Website mitteilte, sei der bisherige Slogan “erweitert” worden um “Missverständnisse zu vermeiden.”
Im Fokus der Kritik stand ein großes Werbeplakat, das am Stuttgarter Flughafen hängt und mit dem Slogan “HURRAAA! Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen? Mach was Dir Spaß macht und werde Lehrer*in” versucht neue Lehrkräfte und potenzielle Quereinsteiger anzuwerben (Lehrer-News berichtete). Damit hat sich das Kultusministerium jedoch massiv in die Nesseln gesetzt: Von vielen wurde das Plakat so verstanden, dass damit für den Wechsel in einen vermeintlich stressfreien Beruf geworben werden soll, während der Alltag an Schulen im “Ländle” ganz anders aussieht. Viele fühlen sich vom Kultusministerium verspottet – Wertschätzung für Lehrkräfte, die sowieso schon am Limit arbeiten und für das Ansehen ihres Berufs in der Gesellschaft kämpfen, sieht anders aus.
“Deutlicher und niveauloser kann man die Geringschätzung des Lehrerberufs in Baden-Württemberg nicht ausdrücken. Die Verantwortlichen sollten sich in Grund und Boden schämen”, lautet die scharfe Kritik von Karin Broszat, Landesvorsitzende des Realschullehrerverbandes Baden-Württemberg. Auch auf Instagram und anderen Kanälen der sozialen Netzwerke hagelte es massive Empörung über die Werbekampagne, die sich rasend schnell verbreitet hat.
Nun hat das Kultusministerium reagiert und die Botschaft verändert: Statt “keinen Bock auf Arbeit” heißt es “keinen Bock auf deine jetzige Arbeit.” Der Aufkleber mit der Ergänzung soll “sobald wie möglich” angebracht werden, erklärte das Ministerium.
„Es war nie unser Ansinnen, auch nur eine Lehrkraft mit diesem Plakat zu diskreditieren. Bei uns ist niemand überhaupt nur auf die Idee gekommen, Lehrkräfte mit dem Attribut faul in Verbindung zu bringen“, sagt Kultusministerin Theresa Schopper, die hinzufügte: „Wir am Kultusministerium wissen ganz genau, wie viel Engagement unsere Lehrkräfte täglich für unsere Kinder und Jugendlichen aufbringen und wie aufreibend gerade auch die vergangenen Jahre waren.“
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Baden-Württemberg begrüßten indes die Änderung. „Der Schrecken hat ein Ende“, erklärte der VBE. Die GEW verband ihre Kritik an dem Plakat indes mit Forderungen nach einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen. “‚Ohne Bock auf den Beruf‘ geht die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen nicht. Das wissen alle, die schon einmal vor einer Klasse standen”, erklärte GEW-Landesvorsitzende Monika Stein. Die Landesregierung solle durch “bessere Bildungspolitik” Werbung für den Beruf machen und beispielsweise die derzeit rund 4000 Referendare des Landes über die Sommerferien weiterbeschäftigen, anstatt diese in die zeitweilige Arbeitslosigkeit zu schicken, so Stein.