Der Schulleitungsverband fordert das Ende von Smartwatches im Unterricht (Quelle: Canva)
Hannover. Der Allgemeine Schulleitungsverband Deutschland spricht sich für ein generelles Verbot von Smartwatches im Schulalltag aus. Andere Verbände, wie beispielsweise der Landesschülerrat Niedersachsen, sehen eine solche Forderung jedoch kritisch. Nachdem bereits seit Jahren immer wieder über Handyverbote an Schulen diskutiert wird (Lehrer News berichtete), geraten nun auch Smartwatches zunehmend in den Fokus.
Digitale Armbanduhren bieten weit mehr als nur die Zeitanzeige: Sie ermöglichen das Senden und Empfangen von Nachrichten, das Speichern von Notizen, Telefonate, Standortübermittlung und zahlreiche weitere Funktionen. Mittlerweile gehören sie zur Standardausstattung vieler Kinder und Jugendlichen. Während Smartwatches in Schulen regelmäßig Probleme verursachen, nutzen Eltern sie häufig, um den Aufenthaltsort ihrer Kinder im Blick zu behalten. “Eltern haben häufig das Gefühl, ihren Kindern mehr Sicherheit vermitteln zu müssen, als sie es heutzutage angesichts einer hohen Arbeitsbelastung können”, erklärt der Medienpädagoge und Leiter des Offenen Kanals Schleswig-Holstein (OKSH), Henning Fietze. Er betont zudem, dass es nicht notwendig sei, die Bewegungs- oder Gesundheitsdaten der Kinder zu überwachen: “Smartwatches haben im Grundschulalter noch nichts an den Handgelenken der Kinder verloren”.
Sven Winkler, Vorsitzender des Schulleitungsverbandes, warnt davor, dass digitale Uhren die Konzentration der Schüler:innen beeinträchtigen. Zudem verweist er auf Datenschutzprobleme, da durch Smartwatches Gespräche oder Bilder ungewollt aufgezeichnet werden könnten. “Smartwatches müssen wie Smartphones behandelt werden. Sie haben im Regelunterricht nichts zu suchen”, betont Winkler. Digitale Uhren mit Aufnahmefunktionen sind zwar verboten, die Kontrolle ist aber schwierig: “Wir können nicht absehen, welche Smartwatch da eigentlich getragen wird. Daher ist ein konsequentes Verbot immer zu empfehlen”, führt Winkler weiter aus.
Außerdem bemängelt er, dass Schulleitungen im Umgang mit Smartphones und anderen digitalen Geräten häufig ohne ausreichende Unterstützung dastehen: “Da es auch unsere Aufgabe ist, Schülerinnen und Schüler im Bereich Digitalisierung auszubilden, brauchen wir auch die entsprechende Ausstattung dafür, damit wir auf die Nutzung privater Geräte komplett verzichten können. Und es braucht vielleicht sogar bundesgesetzliche Regelungen, die die Nutzung mobiler Endgeräte in bestimmten Bereichen untersagt.”
Matteo Fein, der Vorsitzende des Schülerrats, spricht sich gegen ein Verbot aus. Seiner Meinung nach sollten die Schulen vielmehr einen bewussten Umgang mit Smartwatches fördern, anstatt sie pauschal zu verbieten. Auch Stefan Störmer, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Niedersachsen, ist der Ansicht, dass die Schulen selbst über den Umgang mit Smartwatches entscheiden sollten. Ayla Çelik, Vorsitzende der GEW in Nordrhein-Westfalen, betont zudem, dass Smartwatches bei klaren Absprachen und pädagogischen Konzepten das Lernen sogar unterstützen können, etwa durch Vokabel-Apps oder Hausaufgabenplaner.
Während in der Schule über den richtigen Umgang mit Smartwatches diskutiert wird, plädiert Medienpädagoge Fietze dafür, das Potenzial der Geräte vor allem im familiären Umfeld sinnvoll zu nutzen. Er empfiehlt, die Geräte trotz der Herausforderungen nicht zu verteufeln, sondern die tollen und vielfältigen Möglichkeiten innerhalb der Familie auszuprobieren: “Es ist wie mit einer Spielkonsole. Die gehört auch in die Familie, aber eben nicht zur freien Verfügung ohne Zeitlimit”, so Fietze.
Die Diskussion um den Einsatz von Smartwatches im Schulalltag wird voraussichtlich weiterhin kontrovers bleiben. Es bleibt abzuwarten, ob sich eher Verbote oder pädagogische Konzepte durchsetzen werden.