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Deutschlandweit ist die Kultusministerkonferenz (KMK) als einzige Bildungsinstitution in der Lage, einen Einfluss auf alle einzelnen Bundesländer und ihre individuellen Bildungsformen auszuüben. In einem Land mit 16 verschiedenen Bildungssystemen ist es die Aufgabe der KMK, sicherzustellen, dass die Abschlusszeugnisse der einzelnen Länder vergleichbar sind und nationale Qualitätsstandards eingehalten werden. Die Reichweite, Aufgaben und Abteilungen der KMK erstrecken sich jedoch auch außerhalb Deutschlands.
In diesem Artikel wollen wir allerdings nicht nur ein Augenmerk auf die inländische Bildung und Hoffnungen legen, sondern auch über den Tellerrand hinausblicken und aufzeigen, wie die KMK einen europaweiten und sogar globalen Einfluss hat.
Auch wenn die föderale Natur des deutschen Bildungssystems für zahlreiche Unterschiede sorgt, so gibt es weitaus größere Differenzen zwischen einzelnen Ländern in der gesamten EU. Trotz ihrer Unterschiede definiert sich die Europäische Union dennoch durch Zusammenarbeit. Die lokale und regionale Kultur nicht nur aus der eigenen Perspektive als Einheimische:r zu betrachten, sondern auch aus einer europaweiten Perspektive, wird somit zu einer wichtigen Fähigkeit in einer globalisierten Welt.
Die Bildung spielt dabei eine tragende Rolle, als eine Institution in der Gesellschaft, die Kinder und Jugendliche überall erreicht. Die Zukunft Europas wird in Schulen geformt und kann so europäische Gedanken und Kenntnisse vermitteln. Diese Kompetenzen zu vermitteln wurde von der KMK erstmals am 8. Juni 1978 angegangen, mit der Empfehlung “Europabildung in der Schule”. Über die Jahrzehnte wurde diese Empfehlung immer wieder aktualisiert, die jüngste Richtlinie stammt aus dem Jahr 2020. Diese wurde entwickelt mit Blick auf die pädagogische Weiterentwicklung und die Entwicklung in Europa, mit weiteren Verbindungen zur historisch-politischen, Menschenrechts- und Demokratiebildung. Als stärkeren Schutz gegen antidemokratisches Gedankengut und für Integration und Teilhabe wurde ebenfalls die gesonderte Empfehlung „Berufliche Bildung als Chance für Europa“ erarbeitet.
All diese Beschlüsse sollen dazu dienen, die eigene nationale Identität mit einer europäischen Identität zu ergänzen, in Form von Fremdsprachenkenntnissen, einer breiteren Perspektive auf die lokale Kultur und Geschichte und der Realisierung von Rechten als EU-Bürger:in. Auch ist es von großer Bedeutung, die Anerkennung von Freiheit und Demokratie in Europa zu lehren. Alles Werte, für die auch die KMK sich einsetzt, sowohl innerhalb als auch außerhalb Deutschlands.
Auslandsaufenthalte sind eine prägende Erfahrung für Studierende aller Berufsgruppen, verkörpern allerdings auch einen nicht zu unterschätzenden Teil der EU-Kooperation. Seit 1995 gibt es die nötigen Strukturen für einen europaweiten Bildungsaustausch. Sie festigen Fähigkeiten, geben neue Perspektiven in einem fremden Umfeld und erlauben es, neue didaktische Methoden kennenzulernen, alles während man eine neue Kultur erlebt. Hierzu gehört auch die Organisation von internationalen Schüleraustauschprogrammen. Der Pädagogische Austauschdienst (PAD) ist eine Abteilung im Sekretariat der KMK, das am 10. August 1951 gegründet wurde. Ziel war es, in der damals 12 Länder großen Bundesrepublik "eine zentrale Auskunftsstelle für den Schüler- und Lehreraustausch" zu erstellen. Ihre ersten Erfolge sammelte sie im Austausch mit Fremdsprachenassistenten und dem internationalen Preisträgerprogramm für Deutschlernende. Heutzutage werden über 40 verschiedene Programme für den europäischen und internationalen Austausch im Schulbereich von der PAD organisiert. Unter ihnen auch Erasmus+, ein Programm der EU zur Förderung von allgemeiner und beruflicher Bildung, Jugend und Sport in Europa. Mit einem Haushalt von 26,2 Milliarden Euro unterstützt dieses Programm von 2021 bis 2027 Student:innen mit ihren Auslandsstudien und Praktikas in Europaländern, mit Fokus auf soziale Inklusion und digitalen sowie grünen Wandel.
Dieser Prozess bedarf jedoch der Unterstützung innerhalb der einzelnen EU Länder, um die Vielfalt und Zusammenarbeit zu gewährleisten, aber auch Verfahren zu koordinieren. Die KMK und ihre Kommission für europäische und internationale Angelegenheiten (EuKiA) sind hierbei die Verlinkung zwischen der Bildung Deutschlands, den einzelnen Ländern und der gesamten Europäischen Union.
Die Zeiten, in denen Schüler:innen sich vor allem mit dem eigenen Land befassen, sind längst vorbei. Wir leben in einem Zeitalter des kulturellen Austauschs und um diesen zu wahren, gibt es Institutionen wie die KMK, damit auch in Zukunft eine interkulturelle Gesellschaft bestehen kann. Allerdings ist die KMK nicht frei von Kritik in ihren Vorgehensweisen. Die einzige Institution der gesamtdeutschen Schulpolitik gilt als unreformierbar, langsam und nicht in der Lage, sich in zentralen Themen zu eignen und für den kooperativen Förderalismus der 16 Bildungssysteme Deutschlands zu sorgen. Dazu kommt, dass dieser Förderalismus von fast 70 Prozent der Deutschen nicht mehr gewollt ist und stattdessen eine einheitliche Bildung für das gesamte Land bevorzugen würden. Wenn die einzelnen EU-Länder im Vorhinein die Bildung in allen Ländern wirklich vergleichbar machen wollen, könnte in Erwägung gezogen werden, die KMK und ähnliche Institutionen von EU Ländern zu ersetzen mit einer einzelnen Schulpolitik für ganz Europa.
Sind eure Erwartungen an die europäische Bildung erfüllt? Teilt es uns doch gerne in den Kommentaren mit!