Bremen bietet gute Voraussetzungen für Lehramtsstudierende: Ein breites Studienangebot, eine praxisorientierte Ausbildung und finanzielle Förderung (Quelle: Canva)
Seid ihr gerade dabei, die Vor- und Nachteile des Lehrerberufs abzuwägen oder habt ihr euch bereits dazu entschieden, im nächsten Semester Lehramt zu studieren? Dann könnte das Angebot in Bremen genau das richtige für euch sein. Zuvor haben wir bereits Lehramtsstudiengänge in Bundesländern wie Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt oder Hamburg vorgestellt. Heute richten wir unseren Fokus auf Bremen.
Die Hansestadt an der Weser wird als Studienort immer beliebter: Vielfältige Studiengänge, optimale Bedingungen auf dem Campus und renommierte Forschungseinrichtungen bieten die ideale Grundlage für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn. Darüber hinaus überzeugt Bremen mit vergleichsweise günstigen Mieten und einem abwechslungsreichen Freizeit- und Nachtleben – ein genauerer Blick lohnt sich also.
An der Universität Bremen werden folgende Lehramtsstudiengänge angeboten: Lehramt an Grundschulen, Lehramt an Gymnasien und Oberschulen, Lehramt für Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik und Lehramt an Berufsbildenden Schulen. Darüber hinaus wird derzeit die Einführung eines dualen Lehramtsstudiums in Bremen diskutiert. Sollte es dazu kommen, könnte dies – je nach Zeitpunkt eures Studienbeginns – eine weitere interessante Option sein.
Bevor ihr euch für einen Lehramtsstudiengang entscheidet, solltet ihr sorgfältig überlegen, welche Präferenzen ihr habt und mit welchem Alter ihr gerne zusammenarbeiten möchtet. Je nach Schulform gibt es unterschiedliche Schwerpunkte. An Gymnasien beispielsweise werden die Schüler:innen auf eine akademische Laufbahn vorbereitet. Im Lehramt für Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik hingegen arbeitet ihr mit Schüler:innen, die geistige und/oder körperliche Beeinträchtigungen haben, weshalb hier die pädagogische Förderung der individuellen Kompetenzen im Vordergrund steht. Im Lehramt an berufsbildenden Schulen wiederum liegt der Schwerpunkt auf einem besonders praxisnahen Arbeiten. Zur Orientierung können Selbsttests, wie z.B. Career Counselling for Teachers, eine erste hilfreiche Einschätzung bieten.
Um Lehrer:in im Land Bremen werden zu können, müssen drei Ausbildungsschritte durchlaufen werden: Zunächst der Bachelor (6 Semester), anschließend der Master of Education (4 Semester) und schließlich das Referendariat und das Zweite Staatsexamen (18 Monate). Mit dem Masterabschluss erwerbt ihr das Erste Staatsexamen, das euch die bundesweite Bewerbung für das Referendariat ermöglicht. Dieses schließt mit dem Zweiten Staatsexamen ab, das euch zur Lehrtätigkeit an öffentlichen Schulen berechtigt. In Bremen gibt es also kein eigenständiges erstes Staatsexamen mehr. Diese Qualifikation wird gemäß den Beschlüssen der Kultusministerkonferenz (KMK) in allen Bundesländern anerkannt, unabhängig davon, ob das Lehramtsstudium dort auf das Bachelor-Master-System umgestellt wurde.
Nach der erfolgreichen Absolvierung der drei Ausbildungsschritte steht dem Einstieg in den Lehrerberuf in Bremen theoretisch nichts mehr im Wege. In der Praxis stellt der anhaltende Lehrermangel jedoch auch in Bremen eine große Herausforderung dar (Lehrer News berichtete). Zwar wurde in den letzten Jahren versucht, mit Maßnahmen wie der Anhebung der Besoldungsstufe von A12 auf A13 oder einer Erhöhung der Referendariatsplätze gegenzusteuern, eine signifikante Verbesserung der Situation konnte dadurch jedoch noch nicht erreicht werden.
Daher ist es wichtig, sich mit den Herausforderungen und Bedingungen des Lehrerberufs auseinanderzusetzen. Ein Tipp: An der Universität in Bremen wird ein Reflexionsworkshop angeboten, der einen ersten Einblick in die Herausforderungen und Aufgabenfelder des Lehrerberufs gibt und bei der Studien- und Berufsorientierung unterstützen soll. In diesem Workshop werden auch die persönliche Motivation und Eignung für den Lehrerberuf thematisiert und reflektiert. Der nächste Workshop findet im Februar 2025 statt. In der Zwischenzeit könnt ihr unserem Artikel nachlesen, wie man mit Zweifeln als angehende Lehrkraft umgehen kann.
Für das Lehramt an Grundschulen wählt ihr drei Fächer: Zwei große Fächer und ein kleines Fach. Zur Auswahl stehen Deutsch, Elementarmathematik, Englisch, Kunst - Medien - Ästhetische Bildung, Musikpädagogik, Religionswissenschaft/Religionspädagogik, interdisziplinäre Sachbildung/Sachunterricht und Sport. Das Studium ist in Module gegliedert, die als eigenständige Lehreinheiten organisiert sind und jeweils mit einer Prüfung abgeschlossen werden.
Das Bachelorstudium gliedert sich in drei Kernbereiche: Fachwissenschaft und Fachdidaktik, Erziehungswissenschaft sowie die Bachelorarbeit. In der Fachwissenschaft und Fachdidaktik werden die gewählten Fächer mit praxisorientierten Elementen vertieft. In den Erziehungswissenschaften stehen der Umgang mit Heterogenität, Schlüsselqualifikationen und ein verpflichtendes Orientierungspraktikum im Mittelpunkt. Im Master of Education werden die gleichen Bereiche fortgeführt. Zusätzlich ist ein Praxissemester zu absolvieren, das noch tiefere Einblicke in die Schulpraxis ermöglichen soll.
Damit setzt die Universität Bremen auf ein praxisorientiertes Lernen während des Studiums. Die praxisorientierten Elemente haben eine Dauer von 3 Wochen pro Fach und sollen allen voran Kenntnisse zur Planung und Gestaltung von Unterricht vermitteln. Das Orientierungspraktikum dauert 6 Wochen und findet in der vorlesungsfreien Zeit nach dem 2. Semester statt. Ziel ist es, die vielfältigen Anforderungen des Lehrerberufs kennenzulernen und vor dem Hintergrund der eigenen Biografie reflektieren zu können. Das Praxissemester im Masterstudiengang findet im 2. Semester statt und soll dazu dienen, die Komplexität der schulischen Aufgaben einer Lehrkraft erfassen zu können. Dabei sollen auch erste Aufgaben erprobt werden, um die eigene Professionalität weiterzuentwickeln.
Die Universität Bremen bietet unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, eine Doppelqualifikation für das Lehramt an Grundschulen und das Lehramt für Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik zu erwerben. Dazu wird – abweichend von den oben genannten Fächerkombinationen – das Studienfach "Inklusive Pädagogik" als zusätzliches Kernfach gewählt. Werden die Fächer Inklusive Pädagogik, Deutsch und Elementarmathematik im Master of Education fortgeführt, kann das Referendariat im Land Bremen entweder für das Lehramt an Grundschulen oder für das Lehramt Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik absolviert werden. Abhängig von der Fächerkombination ist dies auch in anderen Bundesländern möglich; weitere Informationen hierzu findet ihr beim Lehramt Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik.
In Bremen gibt es ein zweigliedriges Schulsystem: Nach der Grundschule besuchen die Schüler:innen ab der 5. Klasse entweder ein Gymnasium oder eine Oberschule. Während das Gymnasium nach 12 Jahren zum Abitur führt, bietet die Oberschule alle Schulabschlüsse bis hin zum Abitur, das in der Regel nach 13 Jahren erworben wird. Damit ist die Oberschule auf die Förderung unterschiedlicher Lernniveaus und Interessen ausgelegt. Das Lehramtsstudium in Bremen qualifiziert angehende Lehrkräfte sowohl für Gymnasien als auch für Oberschulen.
Für das Lehramt an Gymnasien/Oberschulen werden zwei Fächer gewählt. Eines davon muss ein Pflichtfach sein, das zweite kann entweder ein weiteres Pflichtfach oder ein Wahlfach sein. Die Pflichtfächer sind Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Französisch, Kunst-Medien-Ästhetische Bildung, Mathematik, Musikpädagogik, Physik, Religionswissenschaft/Religionspädagogik, Slavistik und Spanisch. Die Wahlfächer sind Geografie, Geschichte, Politik-Arbeit-Wirtschaft und Sport. Der Bachelor und Master sind ähnlich aufgebaut wie das Lehramt an Grundschulen und beinhaltet die gleichen Praxisanteile.
Das Lehramt Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik bereitet auf die Tätigkeit in inklusiven Klassen vor und kann an der Universität Bremen für zwei verschiedene Schulformen studiert werden: Für das Lehramt Inklusive Pädagogik im Primarbereich oder für das Lehramt Inklusive Pädagogik für Gymnasien/Oberschulen.
Für das Lehramt Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik an Gymnasien/Oberschulen wählt ihr das Pflichtfach Inklusive Pädagogik sowie ein weiteres Unterrichtsfach. Als Wahlfach stehen Deutsch, Englisch oder Mathematik zur Verfügung. Neben den Grundlagen der Inklusionspädagogik werden zwei Förderschwerpunkte vertieft studiert. Die Förderschwerpunkte sind Lernen, Emotionale und soziale Entwicklung, Geistige Entwicklung und Sprache. Auch hier ist der Studienaufbau wie bei den anderen Schulformen.
Für das Berufsziel Lehramt an berufsbildenden Schulen muss ein Studium in der Bachelor-Master-Struktur absolviert werden: Zunächst das Bachelor-Vollfach “Berufliche Bildung - Mechatronik”, das mit dem Bachelor of Science (B.Sc.) abgeschlossen wird. Eine weitere Möglichkeit ist der Quereinstieg mit einem Ingenieur- oder Informatikstudium. Im Bachelorstudium können fachliche Schwerpunkte und ein weiteres allgemeinbildendes Fach gewählt werden. Die fachlichen Schwerpunkte sind Elektrotechnik, Informationstechnik, Metalltechnik und Fahrzeugtechnik. Zu den Wahlpflichtfächern gehören Chemie, Deutsch, Englisch, Mathematik, Physik und Politikwissenschaft.
Auf den Bachelor folgt der Master of Education, der sich in der Studienstruktur etwas von den anderen Lehramtsstudiengängen unterscheidet. Neben den Fachwissenschaften und Fachdidaktiken sowie dem Umgang mit Heterogenität und Erziehungswissenschaft liegt der inhaltliche Schwerpunkt auf der Berufspädagogik (sofern nicht im Erststudium belegt).
Ein weiterer entscheidender Punkt für die Wahl des Studienortes kann die Form der finanziellen Unterstützung und das Angebot an Stipendien sein. Neben der Beantragung von BAföG gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten. Ein paar davon haben wir im Folgenden zusammengefasst.
Die Universität Bremen bietet eine Reihe von Stipendien und Fördermöglichkeiten an. Eine Übersicht findet sich hier. Seit 2011 fördert das vom Bund finanzierte Deutschlandstipendium besonders talentierte Studierende mit 300 Euro monatlich. Die Stipendien werden von den jeweiligen Hochschulen vergeben, wobei 150 Euro vom Staat bereitgestellt werden. Die restlichen 150 Euro werden von der Hochschule durch private Geldgeber akquiriert. Um ein Deutschlandstipendium können sich an der Universität Bremen entweder bereits immatrikulierte Studierende oder Studierende bewerben, die mit einer Immatrikulationsbescheinigung zum Studium zugelassen wurden. Das Stipendium wird unabhängig vom BAföG-Bezug oder der Einkommenssituation vergeben. Ausgeschlossen sind jedoch Studierende, die bereits eine begabungs- oder leistungsbezogene finanzielle Unterstützung von öffentlich geförderten Einrichtungen des In- oder Auslandes erhalten, sofern diese 30 Euro monatlich übersteigt.
Ein weiteres Angebot ist der Bremer Studienfonds. Hier werden in Zusammenarbeit mit der Nolting-Hauff-Stiftung Auslandsaufenthalte für besonders qualifizierte Studierende gefördert.
Der Auslandsaufenthalt von maximal 6 Monaten soll die persönliche und berufliche Qualifizierung der Teilnehmer:innen fördern. Die Höhe der Förderung richtet sich nach den Erfordernissen des jeweiligen Projektes und wird von den Bewerber:innen in Form eines Kostenplans festgelegt. Neben der Förderung durch den Bremer Studienfonds gibt es auch weitere Unterstützungsmöglichkeiten für Studierende. Sollte es zu finanziellen Engpässen kommen, können sich Studierende an die Sozialberatung des Studierendenwerks Bremen wenden, die bei Fragen zu Zuschüssen, Darlehen und anderen Themen zur Seite steht.
Alles in allem bietet das Lehramtsstudium in Bremen vielfältige Möglichkeiten und eine praxisnahe Ausbildung, die gut auf die Anforderungen des Lehrerberufs vorbereitet. Mit umfassender Unterstützung und qualifizierenden Studiengängen ist Bremen ein attraktiver Ort für alle, die den Weg ins Lehramt einschlagen möchten. Da die Studienstruktur in jedem Bundesland und an jeder Universität anders ist, kann es schwierig sein, den Überblick zu behalten. Es empfiehlt sich daher, Informationsveranstaltungen zu besuchen und Informationsbroschüren zu studieren. Wer danach noch Fragen hat, kann sich an die zentrale Studienberatung (ZSB) der Universität Bremen wenden. Hier werden eure Fragen zur Studienorientierung, zum Studienaufbau, zum Bewerbungsverfahren, zu Zweifeln am Studium oder zum Thema Zweitstudium beantwortet.