In einer miteinander verbundenen und globalisierten Welt, wie der des 21. Jahrhunderts, wird die Fähigkeit, wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen, immer wichtiger. Ökonomische Kompetenzen didaktisch sinnvoll zu vermitteln, rückt zudem immer mehr in den Fokus der Bildungspolitik. Einen Teil dazu beitragen will die Initiative Business@school, die bereits seit 1998 besteht.
Business@school ist trotz des @ in der Mitte nicht die Domain einer E-Mail-Adresse, sondern eine Bildungsinitiative der internationalen Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG). Die BCG wurde im Jahr 1963 von dem Amerikaner Bruce Henderson gegründet und ist seitdem vertreten in über 100 Ländern mit über 30.000 Arbeitnehmer:innen. Unter dem Motto “unlocking the potential of those who advance the world”, zu deutsch Erschließung des Potenzials derjenigen, die die Welt voranbringen, unterstützen sie als Firmenberatungsfirma Partner auf der ganzen Welt dabei, Chancen zu nutzen und Herausforderungen anzugehen. Teil dieser Partner sind Microsoft, Meta, die WFF und Google Cloud.
Die Firma organisiert das Business@school Projekt mittlerweile schon seit 25 Jahren und feiert 2023 ihr Jubiläum.
Das Ziel des Projektes ist es, Wirtschaftswissen, Schlüsselqualifikationen und Erfahrungen zur eigenen Gründung an junge Generationen zu vermitteln und diese auf die Welt jenseits der Schule vorzubereiten. Leiterin des Projekts ist Dr. Babette Claas.
So läuft der Wettbewerb ab
Jedes Jahr nehmen ca. 1000 Schüler:innen teil, begleitet von ungefähr 150 Lehrkräften und rund 400 Coaches. Bei dem jährlichen Wettbewerb werden in drei Phasen Projekte geprüft auf einer Reichweite, die alle Länder betrifft.
In der ersten Phase wird zuerst das nötige Basiswissen erworben mit Hilfe der Coaches und Lehrkräfte, anhand der Analyse eines bereits etablierten Großunternehmens. Der Fokus besteht hierbei auf Aspekten wie dem Unternehmensaufbau, Markt und Wettbewerb.
Nach der erfolgreichen Analyse folgt Phase Zwei. Mit einem Fokus auf die Details wird ein Kleinunternehmen im Schulumfeld untersucht und analysiert. Diesmal mit einem Schwerpunkt auf Strategie und Positionierung auf dem Markt.
In der letzten der drei Phasen entwickeln Schüler:innen und Schüler eine eigene Geschäftsidee inklusive Businessplan. Der Kreativität und dem Erfindergeist sind hierbei keine Grenzen gesetzt. In diesem Jahr kam es zu innovativen Konzepten wie “reAppled”, einer Initiative, mit der biologisch abbaubare Flaschendeckel aus Apfeltrester als Ersatz für Plastikbehältnisse genutzt werden sollen. Erdacht wurde das Projekt von Schüler:innen des Gymnasiums Eppendorf. Eine weitere vorgestellte Idee ist “CO2Y” ein universeller und automatischer Fensteröffner zur Lüftungsregulierung. Dieser wurde von Schüler:innen der Anton-Philipp-Reclam-Schule aus Leipzig entworfen und triumphierte gegenüber Teams aus Potsdam und Görlitz.
Ergebnisse aller drei Phasen werden zuerst in schulinternen Entscheiden ausgewertet, woraufhin die besten Teams aller individuellen Schulen bei den Landesentscheidungen antreten. Im großen Finale werden daraufhin die deutschlandweit besten Projekte verglichen und ein Sieger ermittelt.
Für den Berliner Landesentscheid saßen in der Jury: Dr. Martina Berninger, Geschäftsführerin von EVA Studios Germany GmbH, Fredrik Harkort, CEO von cleverly, Dr. Dr. André Heeg, Managing Director und Partner von BCG X, Thomas Jebsen, Geschäftsführer von DKB Immobilien GmbH, Achim Oelgarth, Vorstand Geschäftsführender vom Ostdeutschen Bankenverband und Niklas Wirminghaus, Leiter im Digital von Capital.
Natürlich sind die Schüler:innen dabei nicht alleine, sondern werden bei der Umsetzung begleitet, , “Unterstützt werden Schüler:innen und Lehrkräfte vor Ort durch Mitarbeiter:innen unserer Partnerunternehmen, die sich als Coaches intensiv um die Schülerteams kümmern” erläutert Claas. “Dabei versuchen wir auch zu vermitteln, wie man sich folgenden Fragen nähert: Wie liest man einen Geschäftsbericht? Welche Informationen sind relevant und müssen kritisch hinterfragt werden? Was heißt Unternehmertum? Was muss ein Unternehmer leisten? Wie muss das Marktumfeld beschaffen sein? Was sind Erfolgsfaktoren? Wie findet man überhaupt die Idee für ein eigenes Unternehmen? Und wenn man sie gefunden hat, was gehört alles in einen fundierten Businessplan?” Die Zeit, in der das Projekt stattfindet, erstreckt sich dabei über ein ganzes Schuljahr.
Claas führt den Erfolg des Projekts vor allem auf die enge persönliche Zusammenarbeit und das Engagement der Beteiligten zurück. “Dabei wird eins immer wieder klar: Für die Beteiligten ist business@school weit mehr als nur ein besonderes Projektjahr. Die Schüler:innen, Alumni, Lehrkräfte, Schulen, Betreuer:innen, Partnerunternehmen, das business@school-Team und der Beirat – sie alle bilden ein Netzwerk fürs Leben”, so Claas
Doch auch die Modernisierung, neue Technologien und Digitalisierung bieten reichlich Gelegenheiten für das Projekt und die teilnehmenden Schüler:innen. “Spannend ist dabei auch die Entwicklung über die Jahre hinweg. Die digitale Revolution bietet den Schülerinnen und Schülern viele Chancen, wirft jedoch auch Fragen auf. Wie beeinflusst die Digitalisierung die Wirtschaft? Wo liegt noch Potenzial? Welche Hürden müssen wir in einem digitalisierten Alltag überwinden?” Und das ist das Schöne beim Wettbewerb für Claas. Kein Jahr ist wie das vorherige. Sogar aus der Corona-Pandemie konnten hierbei Lehren gezogen werden. Innerhalb von zwei Wochen während 2020 wurde das Projekt digitalisiert.
Als jüngster Zuwachs kam die b@s videochallenge zuletzt hinzu. Sie wurde schon vor den Zeiten der Pandemie rein digital organisiert und richtet sich an Schüler:innen zwischen 14 und 20 Jahren. Teilnahme kann im Team aber auch alleine erfolgen sowie im Rahmen des Unterrichts und von AGs mithilfe von Lehrkräften, als auch unabhängig von der Schule. Das Ziel hierbei ist innerhalb von vier Minuten, eines von vier Unternehmen anhand von vier Fragen zu analysieren, in einem vierminütigen Video. Bis zum Einsendeschluss am 1. August können diese Videos hochgeladen werden zu eines der Firmen von Flix, Fressnapf, SOS-Kinderdorf e.V. oder Würth.
Auf die Sieger:innen dieser Challenge warten unter anderem ein Teilnahmezertifikat für alle teilnehmer:innen aber auch einige Erlebnispreise. Schirmherrin ist die Juristin und Ehefrau des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, Elke Büdenbender.
Ein bleibender Eindruck
Über die Jahre hat business@school über 28.000 Schüler:innen zum Gründen animiert Unter den entwickelten Projekten haben sich auch einige bewährt, wie beispielsweise der Krisenchat, heutzutage ein von der Bundesregierung gefördertes Projekt für Jugendliche, mit dem junge Menschen in Not unterstützt werden.
Nicolas Colsman, Bildungsexperte und Gründer der Initiative Zukunft Digitale Bildung gGmbH, ist ebenfalls ein Befürworter des Projektes und hat seine Zeit als Teil der Jury genossen. “Business@School macht tolle Projekte. Sie haben erkannt, dass in der Schule der Bezug zur Praxis, Unternehmertum und Gründergeist fehlt und genau da angesetzt. Es hat mir großen Spaß gemacht, in der Jury zu sein und die kreativen Projekte der Schüler:innen aus erster Hand vorgestellt zu bekommen.”
Und da soll laut Class der Mehrwert bei der Business@school Projekt Initiative liegen. Jeder nimmt etwas fürs Leben mit, manche, die schon während des Projekts den Grundstein für ihre Zukunft legen, aber alle lernen etwas Praktisches. “Manche setzen diese ersten Gründerideen noch während der Schulzeit um, andere kommen nach dem Studium oder der abgeschlossenen Berufsausbildung auf das Gründerthema zurück. Aber sie alle sagen klar, dass sie das Handwerkszeug bei business@school gelernt haben”
Was haltet Ihr vom Projekt Business@school? Habt Ihr auch Ideen, die es Wert sind, begutachtet zu werden oder Erfahrungen in der Wirtschaftswelt? Teilt es uns doch in den Kommentaren mit!