Welt-Braille-Tag: 5 Fakten zur Brailleschrift

Von
Franka Versbach
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January 2024
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Die Brailleschrift ist die berühmteste Blindenschrift der Welt (Quelle: Pexels)

199 Jahre ist es her, dass Louis Braille eine Schriftform entwickelte, die seheingeschränkten Menschen das Lesen erleichtern sollte. Seitdem feiern wir am 4. Januar, dem Geburtstag von Louis Braille, jedes Jahr die Erfindung dieser international genutzten Schrift. Um diese Innovation gebührend zu feiern, möchten wir euch heute fünf spannende Fakten zur Brailleschrift zeigen.

1. Erfindung der Blindenschrift aus der Not heraus

Bei dem Erfinder der heute primär genutzten Blindenschrift handelt es sich beim Erfinder der Blindenschrift um den Franzosen Louis Braille. Dass ausgerechnet er die berühmteste und am meisten verwendete Blindenschrift erfand, entstand jedoch aus einer eigenen Not heraus. Im Jahr 1812 erlitt der damals Dreijährige eine folgenschwere Verletzung. Braille versuchte damals, mit einer Modellierspitze ein Stück Leder auszustanzen. Jedoch stieß er sich das Werkzeug dabei versehentlich ins rechte Auge. Aufgrund einer Entzündung der Wunde, wurde Braille kurz darauf auf diesem Auge blind. Die Infektion griff auf das andere Auge über, was zur Folge hatte, dass er zwei Jahre später, im Alter von fünf Jahren, komplett erblindete. In seiner Jugend besuchte er deswegen eine Blindenschule, deren Bücher und Schriften sich bis zu diesem Zeitpunkt der damals verwendeten Nachtschrift, entwickelt vom französischen Hauptmann Charles Barbier, bedienten. Bei dieser Schrift ertasten Soldaten mit den Fingern ins Papier eingeprägte Punkte, die für Silben oder Buchstaben stehen. So sollten auch bei Nacht Botschaften gelesen werden können, ohne eine Laterne anzünden zu müssen. Da diese Schriftform jedoch aufwendig war und ein einzelnes Buch oft nicht weniger als vier Kilo wog, begann Braille, sie zu vereinfachen. Er ersetzte die Silben durch Buchstaben und reduzierte die Anzahl von zwölf auf nur sechs Punkte. Als Braille gerade einmal 16 Jahre alt war, stellte er die Brailleschrift mit einem neuen Alphabet fertig. Jedoch dauerte es lange, bis diese Schrift auch anerkannt wurde. Der neue Direktor der Blindenschule von Braille verbot die Nutzung des neuen Alphabets, da er der Meinung war, dass Blinde sich durch eine Schrift, die Sehenden unbekannt sei, isolierten. Mit der Entwicklung neuer Punktesysteme und weiteren Möglichkeiten wie Darstellung von Notenschriften oder Zahlensystemen für Blinde, wurde die Schrift nach mehreren Jahren anerkannt und wird heute international verwendet.

2. Sechs Punkte und unzählige Möglichkeiten

Ein weiterer Fakt zur Brailleschrift ist, dass sie, im Gegensatz zur uns bekannten Schwarzschrift, aus nur sechs Punkten besteht. Dafür werden jeweils drei Punkte in die Höhe und zwei in die Breite verwendet. Es ergibt sich eine Kombinationsmöglichkeit aus 64 möglichen Zeichen, mit denen Buchstaben, Zahlen und Zeichen dargestellt werden können. Zudem sind sie nicht nur im Deutschen gültig, sondern können auch in anderen Sprachen abgebildet werden. Des Weiteren gibt es innerhalb der Brailleschrift spezielle Punktschriften von Musiknoten bis hin zu chemischen Formeln oder sogar Strickmustern. 

3. Blindenschrift auf Bargeld

Neben Blatt und Papier lassen sich weitere Formen der Blindenschrift auch auf Alltagsgegenständen finden. So auch auf handelsüblichen Euromünzen. Denn mit Einführung des Euros wurde auch an einer Möglichkeit nach Inklusion für Menschen mit Seheinschränkung gearbeitet. Aus diesem Grund sind die Münzen am Rand mit einer feinen Riffelung versehen. Dabei gilt: Je feiner und aufwendiger die Riffelung ist, desto wertvoller ist die Münze. Auch bei den Banknoten lässt sich die Wertigkeit des Scheins mit Hilfe erkennen. Bei den Euroscheinen der ersten Generation konnten die verschiedenen Scheine tatsächlich nur anhand der Größe unterschieden werden. Mit der Einführung der zweiten Generation bekamen die Scheine ebenfalls eine Riffelung. Achtet man bei Euroscheinen auf den linken Rand, so lässt sich, wie bei den Münzen, eine Riffelung erkennen. Dies hilft ebenfalls bei einer Differenzierung der Scheine. 

4. Keine Verwendung von Stiften 

Im Gegensatz zur Schwarzschrift wird beim Schreiben in Brailleschrift kein regulärer Stift verwendet. Wer Texte in Blindenschrift verfassen will, benötigt dafür eine Schablone und einen Griffel. Die Schablone besteht aus zwei Teilen, zwischen die ein Blatt Papier geklemmt wird. Auf der Vorderseite der Schablone sind rechteckige Löcher und auf der Gegenseite befinden sich sechs kleine Vertiefungen. Mithilfe des Griffels drückt man nun Punkte in diese Vertiefungen. Dabei müssen blinde Menschen aber spiegelverkehrt und von rechts nach links schreiben. Denn nur so kann nach dem Wenden des Papiers ein Text von links nach rechts tastend gelesen werden. Um unterschiedliche Papierformate abzubilden, sind die Schablonen in verschiedenen Größen verfügbar. Wer jedoch ohne Schablone und Griffel Texte formulieren möchte, kann alternativ aber auch wie bei der regulären Schwarzschrift eine Art Schreibmaschine benutzen.  

5. Verkürzung der Sprache 

Um Texte schneller lesbar zu machen und auch um Seiten einzusparen, kann die Schrift verkürzt werden. Denn im Gegensatz zu sehenden Leser:innen mit 250-300 Wörtern pro Minute, schaffen erfahrene Braille-Leser:innen 100 Wörter pro Minute. In der Basisschrift entspricht jeder Buchstabe einem Braillezeichen. Es wird weitestgehend auf die Unterscheidung von Groß- und Kleinschreibung verzichtet und bei Ziffern oder Akzentbuchstaben, wenn nötig, durch Voranstellen bestimmter Zeichen als solche gekennzeichnet werden. Mithilfe der Vollschrift lassen sich bereits 5 bis 10 Prozent an Text verkürzen. Hierbei werden Umlaute wie sch oder st durch eigene Braillezeichen ersetzt. Die Kurzschrift wiederum ermöglicht eine Text-Einsparung von etwa 30 bis 40 Prozent. Vergleichbar ist diese mit der Stenografie in der Schwarzschrift. Beispielsweise wird das Wort und einfach mit einem u dargestellt. Geübte Blinde können diese Kurzschrift fast im selben Tempo lesen wie Sehende Schwarzschrift.  

Die Brailleschrift war und ist also in vielen Bereichen eine große Revolution, wenn es um die Möglichkeit des Lesens für Sehbeeinträchtigte geht. Durch ihre Wandelbarkeit und Einfachheit ermöglicht sie trotz gerade einmal 64 Kombinationen dennoch eine umfangreiche Zeichenkombination und Einfachheit. Habt ihr bereits Erfahrungen mit dem Lesen oder Verfassen von Brailleschrift gemacht? Wie habt ihr diese wahrgenommen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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