Die Digitalisierung und das deutsche Schulsystem: Spätestens mit Corona wurde deutlich, dass diese Beziehung bisher nicht von Liebe geprägt ist. Fehlendes Know-How, veraltete oder erst gar nicht vorhandene Technik bestimmen seit Jahren die Schlagzeilen. Besonders im Fokus steht stand dabei immer wieder fehlende Hardwareausstattung, wie etwa schuleigenes WLAN.
Dabei ist WiFi eine wichtige Grundvoraussetzung für die Digitalisierung des Unterrichts, denn neuere und mobile Endgeräte wie Smartphones oder Tablets lassen sich ohne WLAN kaum sinnvoll einsetzen.
Die Nachricht des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums, dass mittlerweile 80% der dortigen Schulen über WLAN verfügen, zeigt, dass es zumindest dort eine positive Entwicklung gibt. Grund genug, sich die Entwicklung der letzten Jahre in ganz Deutschland einmal genauer anzuschauen. Wie ist es also um die drahtlose Internetausstattung in deutschen Schulen bestellt?
Wirft man einen Blick auf die jüngste Vergangenheit, wirkt diese Meldung beinahe unglaublich. Noch vor vier Jahren, also 2018, gab es an nur jeder vierten Schule in Rheinland-Pfalz einen drahtlosen Internetanschluss. Damit stand das Bundesland nicht allein.
Ebenfalls 2018 erschien die letzte PISA-Studie, welche unter anderem 223 Schulleitungen in Deutschland zu ihren Meinungen zur technischen Ausstattung befragte. Die Umfrage ergab, dass es für lediglich 30% aller Schüler:innen eine adäquate Verbindung zum Internet gab. Deutschland landete damit deutlich unter dem OECD-Durchschnitt von 67% und belegte im Ranking den Platz zwischen Kolumbien und Mexiko. 2019 ergab eine weitere Vergleichsstudie, dass 75% der deutschen Schulen über keinen eigenen WLAN-Anschluss verfügten.
Die 2020 einsetzende Coronapandemie hat diese eklatanten Mängel schmerzhaft offenbart, bescherte dem deutschen Schulsystem jedoch zugleich einen Digitalisierungsschub in ungeahnter Schnelle.
Im Sommer 2021 stellte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Studie “Digitalisierung im Schulsystem” vor, welche in Zusammenarbeit mit der Universität Göttingen erstellt wurde. Sie untersuchte unter anderem die WLAN-Abdeckung in deutschen Schulen. Die Studie zeigt, dass im Frühjahr 2021 70% aller Schulen über WLAN für alle Lehrkräfte verfügten und 50% über WLAN, dass auch Schüler:innen nutzen können. Zwar kritisiert die GEW dies als nicht ausreichend und weist darauf hin, dass es große Unterschiede zwischen sogenannten “Vorreiter- und Nachzüglerschulen” gebe, dennoch spiegeln diese Zahlen angesichts der oben genannten Ausgangssituation einen Fortschritt wider.
Das untenstehende Schaubild stellt die Ausstattungssituation deutscher Schulen mit Hardware dar. Dabei wird deutlich, dass bei anderer Hardware noch erheblicher Handlungsbedarf besteht.
Heute, fast ein Jahr nachdem die GEW ihre Studie vorgestellt hatte, haben einige Bundesländer eine beinahe flächendeckende WLAN-Abdeckung an ihren Schulen erreicht. Bereits erwähnt wurde, dass 80% aller rheinland-pfälzischen Schulen über WLAN verfügen. Hamburg meldet gar, dass in 99% aller dortigen Schulen in beinahe allen Klassenzimmer WLAN zur Verfügung stünde.
Auch der andere deutsche Stadtstaat, Bremen, kann eine beinahe vollständige WLAN-Ausleuchtung in seinen Schulen vorweisen.
Dennoch bestehen weiterhin Probleme. Während die Situation in anderen Bundesländern nicht vollständig bekannt ist, musste das immer wieder mit Problemen geplagte Berlin erst letzten September die Rahmenverträge zur technischen Ausstattung neu ausschreiben, sodass dort erhebliche Verzögerungen erwartet werden. Berlin und die anderen Bundesländer müssen in den nächsten Monaten dringend nachziehen, um auch ihren Lehrkräften und Schüler:innen eine gute Internetanbindung gewährleisten zu können.
Wie ist die WLAN-Ausstattung an Eurer Schule? Nehmt Ihr diesen Trend auch wahr oder kämpft ihr immer noch mit Problemen?