In Deutschland fehlen laut einer neuen Bertelsmann-Studie rund 430.000 Betreuungsplätze. Das gefährdet die Qualität frühkindlicher Bildung. (Quelle: Commons)
Berlin. Nach der neuesten Erhebung des "Ländermonitoring Frühkindliche Bildung" der Bertelsmann-Stiftung fehlen in Deutschland rund 430.000 Betreuungsplätze. Hinzu kommt, dass die Qualität der frühkindlichen Bildung in Deutschland sehr stark schwankt – je nach Ort und familiären Voraussetzungen. Michael Fritz, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kinder forschen, nennt diesen Zustand “ein Armutszeugnis für Deutschland”.
Die Zahlen der neuen Studie sind alarmierend. So sollen in Westdeutschland etwa 385.900 und in ostdeutschen Bundesländern rund 44.700 Kita-Plätze fehlen, um den steigenden Betreuungsbedarf zu decken. In Ostdeutschland ist der Anteil der Kinder, die eine Kita besuchen, deutlich höher als im Westen. Dafür sind die Personalschlüssel dort deutlich schlechter. In den ostdeutschen Bundesländern ist eine Vollzeitfachkraft in der Kinderkrippe im Schnitt für 5,4 Kinder pro Gruppe verantwortlich, in Westdeutschland sind es gerade mal 3,4. Den Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung zufolge müsste der Personalschlüssel zwischen 1 und 3 liegen.
Fritz bilanziert: “Vom Anspruch, dass jedes Kind die Chance auf gute frühkindliche Bildung haben muss, sind wir weiter entfernt als jemals zuvor." Die Studie zeigt zwar, dass die Zahl der Betreuungsplätze in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Der Bedarf an Betreuungsplätzen seitens der Familien sei allerdings noch stärker gestiegen. Derzeit könne der Rechtsanspruch auf eine Kindertagesbetreuung, der seit 2013 auch für Kinder unter drei Jahren gilt, für hunderttausende Kinder nicht erfüllt werden.
Die Autor:innen der Studie geben auch einen Ausblick auf die nächsten Jahre. Bis 2030 sehen sie gute Chancen, dass die ostdeutschen Länder den Personalschlüssel auf Westniveau ausbauen können. Das hänge laut der Studie unter anderem mit zurückgehenden Kinderzahlen zusammen. Damit das gelingt, müssten allerdings die bereits angestellten Fachkräfte gehalten und neue Betreuer*innen hinzugewonnen werden.
Westdeutschland steht laut den Autor:innen vor großen Herausforderungen, genug Betreuungsplätze für den zu erwartenden Bedarf zu schaffen. Nur Hamburg könne laut Prognose bis 2030 sowohl die Bedarfe als auch die empfohlenen Personalschlüssel erfüllen. Auch für Niedersachsen und Schleswig-Holstein wären beide Ziele realistisch, aber mit etwas mehr Anstrengungen verbunden.