(Quelle: Envato)
Ohne diesen kleinen Helfer ist Unterricht in Deutschland schon lange kaum mehr vorstellbar – das Klassenbuch. Doch woher stammt es eigentlich und wie wird die Zukunft dieses geschichtsträchtigen Utensils in Zeiten der Digitalisierung aussehen? Diesen und weiteren Fragen werden wir uns in diesem Artikel widmen.
Die Ursprünge des Klassenbuchs, so wie wir es kennen, sind ungeklärt. Expert:innen sind sich uneinig, wie es zu der Entstehung des Dokumentes kam. Einig sind sie sich hingegen in dem Punkt, dass das Klassenbuch einen Zusammenschluss aus bereits dagewesenen Dokumentformen darstellt, welche zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufkamen und die Funktion besaßen, den Unterricht zu strukturieren und den Lehrkräften die Organisation des Schulalltags erleichtern sollten. Diese Dokumente wurden zunächst handschriftlich von den jeweiligen Lehrkräften erfasst, später jedoch von bereits vorgefertigten Formularen ersetzt. Solche vorgefertigten Formulare, welche in einem widerstandsfähigen Einband zusammengefasst sind, finden sich noch heute in einigen Klassenzimmern der Bundesrepublik. In seinen Ursprungsformen wurde das Klassenbuch dazu genutzt, Absenzen von Schüler:innen zu dokumentieren. Seitdem wurde es stetig um zusätzliche Informationen erweitert.
Heute sind die Regelungen, welche das Klassenbuch betreffen, von den Ländern vorgegeben und weisen teils große Unterschiede auf. In Berlin beispielsweise unterliegt die Struktur und Funktion des Klassenbuchs §5 der Verordnung über die Verarbeitung personenbezogener Daten im Schulwesen. Laut dieser beinhaltet das Klassenbuch Namen und Geburtsdaten der Schüler:innen, Stundenpläne, unterrichtende Lehrer:innen, erteilten Unterricht , Fehlzeiten von Schüler:innen sowie besondere Vorkommnisse.
Seit 2017 lässt die Verordnung über die zur Verarbeitung zugelassenen Daten von Schülerinnen, Schülern und Eltern die alleinige Verwendung eines digitalen Klassenbuchs zu. Aktuell findet an vielen Schulen deutschlandweit eine Veränderung in der Struktur der Unterrichtsorganisation und der Ablage der dazu benötigten Dokumente, denn die Digitalisierung des Schulwesens macht auch vor dem Klassenbuch keinen Halt. Der Trend der letzten Jahre zeigt klar, dass es einen Wandel vom klassischen Klassenbuch in Papierform hin zum digitalen Klassenbuch gab. Versionen des digitalen Klassenbuchs lassen sich von diversen Anbietern beziehen und werden entweder entsprechend der Schülerzahl oder als Festpreis berechnet.
Wir haben für euch zwei Anbieter recherchiert, die sinnvolle Lösungen anbieten. Module mit einem Festpreis sind bereits ab etwa 387 Euro jährlich, von “Schulmanager-Online” verfügbar, der Preis pro Schüler:in bei anderen Anbietern hingegen beginnt ab etwa 2-3 Euro, beispielsweise von “Webuntis”. Beide Varianten werden in der Regel in einjährigen Abonnements angeboten. Die größten Unterschiede zwischen den verschiedenen digitalen Klassenbüchern auf dem Markt bestehen jedoch nicht nur aus dem Preispunkt, sondern beinhalten auch die verwendeten Designs, die verfügbaren Funktionen, usw. und sollten dementsprechend individuell nach den Bedürfnissen der Schulen ausgewählt werden. Einen Anbietervergleich findet ihr beispielsweise hier.
Das digitale Klassenbuch kann im Gegensatz zu seiner Ursprungsform aus Papier nicht verloren gehen, ist nicht beschränkt in der Seitenzahl, verfügt in den meisten Fällen über erheblich mehr Funktionen und ist darüber hinaus auch noch Ressourcen sparend. Einer der bedeutendsten Vorteile jedoch ist die uneingeschränkte, räumlich unabhängige Verfügbarkeit der Daten. Lehrkräfte können somit von überall auf das digitale Klassenbuch zugreifen, wodurch die Unterrichtsvorbereitung erleichtert wird und flexibler auf Änderungen im Stundenplan eingegangen werden kann. Hinzu kommt die Möglichkeit der Interaktion mit externen Personen, wie etwa den Eltern der Schüler: innen, Verwaltungsbeauftragten der Schule o.ä.
Um das digitale Klassenbuch effizient in den Unterrichtsalltag zu implementieren, gilt es zunächst einige Hürden zu meistern und sich den ein oder anderen Problemstellungen bewusst zu sein. Eingangs müssen Lehrkräfte mit der sachgemäßen Verwendung des gewählten digitalen Klassenbuchs vertraut gemacht werden. Ist dieser Schritt gegangen, gegebenenfalls durch benötigte Einweisungen oder Fortbildungen, gilt es die Zugänge zu dem Programm auf autorisierte Personen, wie Lehrkräfte, Verwaltungsbeauftragte, etc., zu beschränken. Dies beugt zum einen unangenehme Überraschungen vor und ist zum anderen auch Grundbaustein für die Einhaltung des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG). Die Nutzung eines digitalen Klassenbuchs ist nicht in allen Bundesländern geregelt und dementsprechend gelten verschiedene datenschutzrechtliche Verordnungen. Wichtig im Allgemeinen sind die Transparenz über die Daten- und Informationsnutzung gegenüber der Schüler:innen und deren Eltern, die ausschließliche Verwendung der für den Unterricht benötigten Daten und bei der Nutzung von Funktionen, welche über die eines normalen Klassenbuchs hinausgehen die Einholung einer Einwilligung der Eltern, welche jederzeit widerrufen werden kann.
Das Klassenbuch blickt auf eine lange Geschichte als stützendes Hilfsmittel im Unterrichtsalltag zurück, die von Weiterentwicklung geprägt ist. Einst ein Formular in Papierform, entfaltet sich vor allem durch die Nutzung eines digitalen Klassenbuchs das volle Potenzial, welches über das bloße Anfertigen von Notizen hinausgeht. Um dieses Potenzial nutzen zu können, bedarf es einer Einarbeitung in das Thema und die Einhaltung von Datenschutzvorkehrungen. Sind jedoch alle Schritte gegangen und eine sichere Nutzung des Programms gewährleistet, steht der Verwendung des Alltagshelfers nichts mehr entgegen und die Vorteile, welche die moderne Software mit sich bringt, können genutzt werden. Diese übersteigen klar die Möglichkeiten, welche ein klassisches Klassenbuch in Papierform bieten kann und sind somit eine Bereicherung für den Unterricht von Morgen.
Wie nutzt ihr das Klassenbuch an eurer Schule? Bevorzugt ihr die digitale oder die analoge Variante? Teilt eure Meinung in den Kommentaren!