Offenbar sind Internet-Trolle für die Drohungen gegen Schulen, Medienhäuser und öffentliche Einrichtungen in Deutschland verantwortlich. (Quelle: Pixabay)
Berlin. Ein Bericht des Spiegel-Magazins und des ARD-Politikmagazins "Kontraste" zeigt, dass für die Serie von Bombendrohungen gegen Schulen vergangene Woche offenbar Trittbrettfahrer:innen verantwortlich sind. Demnach wären die Verantwortlichen dem Milieu der Internetkriminalität zuzuschreiben. Laut den Recherchen führt die Spur nach den Verfassern der anonymen Drohschreiben gegen Schulen, Medienhäuser und öffentliche Einrichtungen zu einer Gruppe von Männern, die bereits in der Vergangenheit durch kriminelle Aktivitäten im Netz aufgefallen sind. Bei den Drohungen gaben sich die Urheber wahlweise als Hamas-Unterstützer oder als militante Israelis aus.
Die Männer sollen in der vergangenen Woche zum Beispiel falsche Notrufe abgesetzt haben, um Polizei- und Feuerwehreinsätze auszulösen. Das Provozieren solcher Einsätze wird auch als “Swatting” bezeichnet. Die Drohmails unter anderem gegen die Schulen wiesen laut den Recherchen gleich- und ähnlich lautende Textbausteine auf, die auf systematisch organisierte Autor:innen hindeuten würden.
Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums hatte am 27. Oktober mitgeteilt, dass man eine steigende Zahl entsprechender Drohungen beobachte. In Berlin wertet die Polizei die Drohungen aus der entsprechenden Woche ebenfalls als Aktion von Trittbrettfahrer:innen. Sie ermittelt nun wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten.
Sollten die Drohungen tatsächlich zum überwiegenden Teil von Internet-Trollen abgesetzt worden sein, könnte das zumindest die Einschätzung der Sicherheitslage durch die Behörden etwas beruhigen. Trotzdem gibt es an den Schulen in Deutschland weiterhin verschiedene Konflikte, die sich rund um den Krieg in Nahost entzünden. Die Jüdische Landesgemeinde in Thüringen sieht ein wachsendes Problem von Antisemitismus in den Schulen. Ihr Vorsitzender Reinhard Schramm sagte gegenüber dem Evangelischen Pressedienst: „Unsere Schulen stehen den antisemitischen Parolen junger Muslime doch weitgehend hilflos gegenüber“. Lehrkräfte seien für solche Situationen und Diskussionen fachlich und pädagogisch kaum geschult. Dies sei in den vergangenen Jahrzehnten deutschlandweit vernachlässigt worden.
Neben Warnungen vor antisemitischer Stimmungsmache gibt es aber auch immer mehr Menschen, die auf einen erstarkenden Generalverdacht gegen Muslim:innen hinweisen. Demnach sollte die islamistische Hamas, die für den Angriff auf Israel am 7. Oktober verantwortlich war und von westlichen Ländern als Terrororganisation eingestuft wird, nicht mit der palästinensischen Bevölkerung gleichgesetzt werden. So erklärte Karim Saleh von der Fachstelle Extremismusdistanzierung gegenüber dem SWR, dass es zwar Studien gebe, die zeigten, dass die Zustimmung bei bestimmten antisemitischen Aussagen unter Menschen mit arabischem Hintergrund größer ausfalle, in seiner Arbeit merke er aber, dass sich solche Vorurteile schnell abbauen lassen würden. Sie müssten allerdings frühzeitig angesprochen werden.