Auch Baden-Württemberg kehrt zu G9 zurück. Einer Elterninitiative reicht das aber noch nicht aus, weshalb es nun einen Antrag auf ein Volksbegehren geben wird. (Quelle: Canva)
Stuttgart. Die Elterninitiative “G9 jetzt! BW” plant, in dieser Woche beim baden-württembergischen Innenministerium den Zulassungsantrag über ein Volksbegehren für die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium einzureichen. Trotz der Ablehnung des Volksantrags im Landtag und der Ankündigung der Landesregierung, G9 ab dem Schuljahr 2025/2026 wieder einzuführen, will die Initiative erreichen, dass auch ältere Schüler:innen vom neunjährigen Gymnasium profitieren.
Aktuell ist das achtjährige Gymnasium (G8) Standard in Baden-Württemberg, während G9 nur an 44 staatlichen Modellschulen und einigen Privatschulen angeboten wird. Die grün-schwarze Koalition plant, G9 ab dem Schuljahr 2025/2026 flächendeckend einzuführen. Bestehen bleibt die Option für Gymnasien, weiterhin G8-Züge anzubieten, allerdings ohne zusätzliche Mittel dafür zu erhalten.
In Baden-Württemberg wird seit langem über die Rückkehr zu G9 diskutiert. In den letzten Jahren kehren und kehrten auch andere Bundesländer flächendeckend zu G9 zurück, so auch Bayern (Lehrer-News berichtete).
Obwohl zum Schuljahr 2025/26 in Baden-Württemberg wieder das Abitur nach G9 möglich ist, fordert die Initiative, dass das Abitur nach neun Jahren für alle Gymnasialklassen möglich sein soll und nicht nur für die neuen fünften und sechsten Klassen. Marita Raschke vom Organisationsteam betonte, dass die laufenden Gymnasialklassen durch die aktuellen Regelungen benachteiligt würden. “Viele Eltern haben sich explizit für diese Kinder eine dringend benötigte Entlastung gewünscht, die über unseren Gesetzentwurf des Volksantrags gekommen wäre.” Weiter sagte sie, dass die laufenden Gymnasialklassen leer ausgehen würden und bereits durch Corona massive Lernlücken zu bewältigen hätten. Auch die psychosozialen Folgen seien noch deutlich spürbar, weshalb G9 für die betroffenen Schüler:innen zumindest eine Entlastung wäre.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und CDU-Staatssekretär Volker Schebesta hatten mehrfach betont, dass die Einführung von G9 ein komplexer und kostspieliger Prozess sei. “Wir wissen aus langer Erfahrung, dass alle Reformen Kollateralwirkung haben, oft solche, die man ganz schwer abschätzen kann. Am Ende sind es Entscheidungen, die Eltern und Jugendliche betreffen”, sagte Kretschmann im April gegenüber dem SWR. Schebesta stellte klar, dass die Rückkehr zu G9 “aufwachsend” erfolgen soll, beginnend mit den unteren Klassenstufen. Eine Wechseloption für Klassen der Mittelstufe sei demnach nicht vorgesehen.
Ein Führungswechsel bei der Initiative sieht die ursprünglichen Initiatorinnen, Corinna Fellner und Anja Plesch-Krubner, zurücktreten. Sie zeigten sich zufrieden mit dem “grandiosen Erfolg” des Volksantrags und betonten, dass auch Schüler:innen anderer Schularten in die Diskussion einbezogen werden sollten. Das neue Führungsteam besteht nun aus Dr. Marita Raschke, Christian Andorfer, Mirjam Bohr-Wiens und Ralf Kittel. Sie wollen sich dafür starkmachen, dass auch die jetzigen Gymnasialklassen in die Schulreform miteinbezogen werden.
Deshalb wird aus dem Volksantrag jetzt ein Volksbegehren. Dieses baut auf dem zuvor abgelehnten Volksantrag der Initiative auf, der mehr als 100.000 Unterschriften erhalten hat. Für das Volksbegehren müssen etwa 770.000 Unterschriften gesammelt werden, um das Quorum zu erreichen. Nach der Einreichung des Antrags prüft das Innenministerium die Zulässigkeit und legt den Sammelzeitraum fest. Bei Erreichen des Quorums muss der Landtag erneut über den Gesetzentwurf abstimmen. Falls dieser abgelehnt wird, folgt eine Volksabstimmung.