Psychische Erkrankungen sind ein großes Thema in der modernen Gesellschaft. Technische Helferlein machen das Leben leichter – die voranschreitende Digitalisierung sorgt jedoch auch für erhöhte Einsamkeit in der Bevölkerung und für eine harte Probe des Selbstbewusstseins, gerade für junge Menschen durch die sozialen Medien. Die Grundlage, um sich im Leben mental gesund zu fühlen, wird schon im Kindesalter geschaffen. Auch wenn die Schule und Lehrkräfte frühe Belastungen der Schüler:innen, zum Beispiel im Familienumfeld, kaum verhindern können, können sie ihnen dennoch Werkzeug mit auf den Weg geben: Die Fähigkeit, mentale Herausforderungen besser meistern zu können und zu verkraften. Hierzu gibt es viele Möglichkeiten, Lehrer-News stellt euch Wege vor, um eure Schüler:innen über mentale Gesundheit aufzuklären und für die Bewältigung kommender Belastungen fähig zu machen.
Es gibt die Möglichkeit, die mentale Gesundheit als Unterrichtsfach in die Schule zu integrieren. Das kann in verschiedenen Formen erfolgen. Die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Martina Wenker, setzte sich 2017 für ein Unterrichtsfach „Gesundheit“ ein, welches sowohl die körperliche als auch seelische Gesundheit behandeln soll. Die Schüler:innen würden so an das Thema Gesundheit herangeführt werden und durch das Verständnis von körperlichen sowie psychischen Prozessen, später das Werkzeug zu einem gesunden Leben haben. Das Fach wäre schon in der Ausbildung von Pädagogen verankert. Bis jetzt wurde es jedoch nicht in den Lehrplan in Niedersachsen aufgegriffen. Es gibt aber auch kleiner angesiedelte Aktionen zur mentalen Unterstützung der Schüler und Schülerinnen. Zum Beispiel bringt die Käthe-Kollwitz-Schule in Aachen Resilienz als Schulfach an den Start. Neben theoretischem Wissen zur Stressbewältigung bietet das Fach auch Yoga- und Meditationseinheiten. Wenn eine Schule die mentale Gesundheit über ein Unterrichtsfach thematisieren möchte, ist es wichtig Fächer auszuschließen, wo ausschließlich oder mehrheitlich medizinische Aspekte gelehrt werden, wie zum Beispiel im Fach Psychologie.
Die Trägerschaft der Kampagne „Wie geht’s dir?“ hat in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Luzern Unterrichtsmaterialien in sechs Modulen zum Thema mentale Gesundheit zusammengefasst. Es wird zwischen Materialien für die Sekundarstufe eins und für die Sekundarstufe zwei unterschieden.
Neben der Idee, psychische Gesundheit als Unterrichtsfach zu etablieren, gibt es verschiedene Organisationen, die Aktionstage zu dem Thema in Schulen veranstalten. Der Verein Irrsinnig menschlich ist beispielsweise in zwölf Bundesländern aktiv und organisiert den „Verrückt? Na und!“-Schultag. Hier wird nah am Alltag der Schüler:innen über mentale Gesundheit aufgeklärt und versucht, Vorurteile so zu durchbrechen.
Der Welttag für psychische Gesundheit (10. Oktober) wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der World Federation for Mental Health (WFMH) ausgerufen.Dieser eignet sich beispielsweise hervorragend als Anlass für Aktionstage oder sogar eine Aktionswoche in der Schule.
Es gibt natürlich noch viele weitere Möglichkeiten Schüler:innen für mentale Themen zu sensibilisieren und handlungsfähig zu machen. Das Unternehmen MeTAzeit bietet in Kooperation mit der Humboldt-Universität ein weiteres Konzept an. Laut dem Unternehmen seien Konzepte zur Förderung der mentalen Gesundheit in Schulen dringend notwendig, was Burn out Raten der Lehrkräfte, Studien zu Depression, psychosomatischen Beschwerden sowie und drop out Zahlen der Schuler:innen zeigen. So lange das Bildungssystem den Fokus darauf lege, Fächer zu unterrichten, statt Schüler:innen sinnvoll in ihrem Lernen zu begleiten und sie zeitgemäß auf ihr Leben vorzubereiten, braucht es Konzepte wie die MeTAzeit, die der Klasse, aber auch den Lehrkräften helfen, kurz mal auf die Stopp Taste zu drücken, durchzuatmen, Kraft und Klarheit zu finden, sich selbst und das miteinnader achtsam und wohlwollend zu erfoschen. Hierbei wird nicht etwa eine Stunde, ein Tag oder eine Woche für das Thema reserviert, sondern Übungseinheiten direkt in den Schulalltag integriert. Die Einheiten, welche als Start in den Tag, in der Mittagspause und/oder nach dem Unterricht durchgeführt werden, sind nach den drei Grundpfeilern gestaltet: Meditation, Training und Achtsamkeit. Lehrkräfte können aus bis zu 80 Übungen wählen und sich sogar für spezifische Module schulen lassen. Die Kinder und Jugendlichen lernen so, ihre Emotionen nicht über aggressives oder vermeidendes Verhalten auszuleben, werden achtsamer, resilient, sozialer und haben zusätzlich körperlichen Ausgleich zum theoretischen Unterricht. Die Forschungsarbeit an der Humboldt-Universität habe laut MeTAzeit gezeigt: "Desto mehr MeTAzeit(en) im Schulalltag gemacht wurden, desto wohler fühlten sich die Schüler:innen in der Schule."
Welche Maßnahmen ihr als Lehrer sonst noch ergreifen könnt, erfahrt ihr in einem weiteren Beitrag unserer Themenwoche.
Versucht ihr, psychische Gesundheit in den Unterricht einzubringen oder in welchen Bereichen besteht an eurer Schule Handlungsbedarf? Teilt es mit uns in den Kommentaren.