Schwache Schulleitungen, starke Probleme: Neue Studie zeigt Missstände auf

Von
Lea Reuß
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14
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October 2024
|
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Ein leeres Klassenzimmer mit Schreibpulten und einer Tafel

Schulleitungen klagen über ein Gefühl der Machtlosigkeit, so die neue Studie der Initiative “SchuMaS” (Quelle: Canva)

Münster. Die Rolle von Schulleiter:innen im deutschen Schulsystem ist zu schwach. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Bund-Länder-Initiative “Schule macht stark” ‚(SchuMaS) in ihrer ersten wissenschaftlichen Publikation. In der umfangreichen Bilanz mit dem Titel “Sozialraumorientierte Schul- und Unterrichtsentwicklung an Schulen in schwierigen Lagen” werden die Daten aus 200 Schulen vorgestellt. 

Aus der Studie geht hervor: Das Handeln von Schulleitungen stellt einen Schlüsselfaktor für die Entwicklung von Schule und Unterricht an Schulen in herausfordernden Lagen dar und hat somit auch direkte Effekte auf die Bildungsergebnisse von Schüler:innen. Mit Schulen in herausfordernden Lagen sind jene Schulen gemeint, welche eine Reihe von Problemen aufweisen, beispielsweise einen hohen Anteil von Schüler:innen mit ungünstigen Lernvoraussetzungen oder mangelnde materielle oder personelle Ausstattung. 

Schulleitungen an diesen benachteiligten Standorten machen ihre Entscheidungen stärker vom Willen des Kollegiums abhängig und führen konsensorientierter. Darüber hinaus fühlen sich Schulleiter:innen oft nicht mächtig genug, um pädagogische Neuerungen in ihren Schulen umsetzen zu können. So stimmen lediglich 13 Prozent der befragten Schulleitungen der Aussage “An unserer Schule ist das Kollegium stets bemüht, die Arbeit am schuleigenen pädagogischen Konzept voranzutreiben” voll und ganz zu. Mit verheerenden Folgen, so heißt es in der Studie, “Weil die Schulleitungen die Innovationsbereitschaft geringer wahrnehmen, schätzen sie auch ihren eigenen Einfluss geringer ein, was sich wiederum auf ihr Handeln auswirkt”. Auch bezüglich der Schulentwicklungsarbeit gäbe es noch Luft nach oben: Rund 30 Prozent sind mit der internen Evaluation der Arbeit unzufrieden, während die Personalentwicklung und Planung von Fortbildungen nur rund jede dritte Schulleitung zufriedenstellt. 

Der Leiter des Forschungsverbundes Prof. Dr. Kai Maaz empfiehlt Schulleitungen, sich ihrer Handlungsspielräume stärker bewusst zu werden. Außerdem benötige es ein “anderes, neues Selbstverständnis der Schulaufsicht”, welche eine beratende Rolle gegenüber Schulleitungen einnehmen sollte. Schulleitungen sollten die Vorteile von Neuerungen betonen, “Jede Neuerung wird dann im Kollegium sofort auf Zustimmung stoßen, wenn sie mit Vereinfachungen und Verbesserungen für das eigene Handeln zusammenkommt”.

Im Rahmen der Studie wurden Schulleiter:innen aus verschiedenen Schulformen, mehrheitlich Grundschulen und weiterführende Schulen, zu unterschiedlichen Themen, etwa den Herausforderungen bezüglich pädagogischem Handeln an Schulen, der Schulentwicklungsarbeit oder dem Personal, befragt. 

“Partnerschaft zwischen Schulen, Wissenschaft und Bildungsverwaltungen” sei nötig

Der Forschungsverbund SchuMaS ist Teil der seit 2021 bestehenden, gemeinsamen Bund-Länder-Initiative “Schule macht stark” und hat sich die Schul- und Unterrichtsentwicklung, insbesondere in den Fächern Sprachen und Mathematik, zum Ziel gemacht. Der Verbund besteht aus rund 90 Wissenschaftler:innen und wird von 13 verschiedenen Institutionen in Zusammenarbeit mit Lehrkräften und Schulleitungen sowie Bildungsadministrationen der Länder unterstützt. Begleitet wird er dabei unter anderem vom Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF). 

Die Ergebnisse der SchuMaS-Studie könnten das Startchancen-Programm des Bundes und der Länder mitprägen, welches auch durch das Leibniz-Institut wissenschaftlich begleitet wird. “Bildungsgerechtigkeit lässt sich nur durch eine enge Partnerschaft zwischen Schulen, Wissenschaft und Bildungsverwaltungen erreichen”, heißt es von Prof. Dr. Kai Maaz.

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