Das Schultheater gibt Schüler:innen zahlreiche Möglichkeiten für ein selbstbewusstes Auftreten und ein respektvolles Miteinander. (Quelle: Pixabay)
Die Bühne erstrahlt im gleißenden Licht, der Vorhang hebt sich langsam, und ein ganzes Universum entfaltet sich vor unseren Augen. Das Theater – ein magischer Ort, an dem Geschichten lebendig werden, Emotionen in ihrer reinsten Form ausgelebt werden und die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen. Ein Ort, der uns zum Lachen, Weinen, Nachdenken und Staunen bringt.
Schon seit Jahrhunderten übt das Theater eine unvergleichliche Faszination auf Menschen aus der ganzen Welt aus. Es ist ein Ort der Kreativität und des Ausdrucks, an dem Schauspieler:innen in verschiedene Rollen schlüpfen und so unterschiedliche Facetten der menschlichen Existenz erforschen.
Im schulischen Kontext hat das Theater viele Bezeichnungen: Schultheater, Literatur und Theater, Darstellendes Spiel, Schulspiel, Theater (in der Schule) und viele weitere. Genauso vielfältig ist der Ruf, der dem Theaterspiel hinterher eilt. Ob als absolutes Lieblingsfach oder Schrecken des Tages – sobald die Schüler:innen einmal richtig erfahren haben, was es bedeutet, dabei zu sein, finden die meisten doch mehr Gefallen an der Sache als ursprünglich angenommen. Vor allem durch die große Auswahl an Einsatzmöglichkeiten für Schüler:innen bei der kommenden Aufführung entsteht nicht das Gefühl des Zwangs, sich auf die Bühne zu stellen und dem Publikum allein etwas darzubieten. Man wird Teil eines Ganzen, das gemeinsam etwas Großartiges auf die Beine stellt und seine Zuschauer:innen begeistert.
Den größten und somit zeitaufwendigsten Teil des Schultheaters nimmt der eigentliche Unterricht ein. Doch wie gestaltet man diesen am besten? Mit oftmals zwei Schulstunden oder als freiwillige AG nimmt das Theater einen Zeitpunkt in der Woche für sich ein, an dem regelmäßig diverse Übungen durchgeführt werden, die den Schüler:innen wertvolle Fähigkeiten vermitteln, die ihnen auch im alltäglichen Leben von Vorteil sein können. Diese können beispielsweise das bekannte Pokerface sein, für das man einiges an Konzentration benötigt, oder die spontane Umstellung von einer Situation auf eine neue. Auch das Einlassen auf gewisse Übungen, die die Schüler:innen möglicherweise als peinlich ansehen könnten, hat das Potenzial, das Selbstwertgefühl sowie die Gruppendynamik zu stärken, da sich alle Beteiligten in einem sicheren Rahmen gemeinsam zum Affen machen. Es soll eine Zeit sein, in der sie lernen, dass es okay ist, von der Gesellschaft als merkwürdig bezeichnete Dinge zu tun, weil die Bedeutung solcher Übungen einzig und allein davon abhängt, wie man selbst auf die Sache blickt. Dass die Schüler:innen von Anfang an dieselbe Einstellung dazu haben werden, könnt ihr vermutlich nicht erwarten. Dennoch ist es ein Prozess, der ihnen im Laufe der Zeit klar werden kann.
Jede Woche aufs Neue versuchen Lehrer:innen ihre Schüler:innen dazu zu bringen, sich im Theaterunterricht auf neue Übungen einzulassen. Das zu erreichen ist allerdings gar nicht so einfach. Für einen angenehmen Start sind Aufwärmübungen von großer Bedeutung, da die körperliche und mentale Vorbereitung wie beim Sport notwendig ist, um sich voll auf die Sache einlassen zu können. Solche Übungen können als Spiele verpackt sehr unterschiedlich sein, der Kreativität sind keinerlei Grenzen gesetzt. Ob es nun Spiele zum Aufputschen oder auspowern sind, solche, die allein oder in Gruppen stattfinden oder verbal vs. nonverbal, am besten probiert ihr eine Menge aus und achtet darauf, wie sehr die Schüler:innen darauf reagieren und worauf sie am meisten anspringen. Natürlich könnt ihr sie auch einfach fragen, alle Ideen können aufgegriffen und weiterentwickelt werden. Auch der Kreativität der Schüler:innen sollen keine Blockaden im Weg stehen. Eine große Auswahl an verschiedenen Übungen für euren Unterricht findet ihr auf den Seiten des “Improwikis”. Hier werden euch Erklärungen, wertvolle Tipps und alles rund ums Thema Improtheater gegeben. Schaut dort gerne mal vorbei und probiert verschiedenes aus, im Endeffekt kann euren Schüler:innen jede Übung helfen, sie im Hinblick auf ihre Improvisationsfähigkeit, ihre Selbstwahrnehmung und ihr Bewusstsein zu stärken.
Wenn man sich nun ein volles Schuljahr oder sogar länger damit beschäftigt, seine kleine Gruppe aufzubauen, ist es natürlich schön, zum Ende hin eine Vorführung auf die Beine zu stellen. Viele Schüler:innen sehen das als Highlight des Kurses und es hat wahrlich einen großen Effekt auf die Motivation der Gruppe, wenn sie gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten. Jetzt stellt sich jedoch die Frage: Was wollen wir überhaupt aufführen?
Das ist sehr abhängig davon, ob man sich eher an eine Geschichte binden oder frei in seiner Improvisation bleiben will. Es gibt hier viele Möglichkeiten vorzugehen, insbesondere auch dadurch, dass es verschiedene Arten von Vorführungen gibt.
Wenn ihr euch für eine Art der Vorführung entschieden habt, ist das Einüben natürlich von massiver Bedeutung. Es ist völlig verständlich, wenn eure Schüler:innen auch nichts anderes machen wollen, als an ihren Szenen zu arbeiten oder mehr zu üben. Für eine gelungene Aufführung ist das aber nicht alles, was beachtet werden muss.
Es gibt einige wichtige Punkte, die ihr definitiv im Auge behalten müsst, damit eure Aufführung zu einem Moment wird, den ihr und auch eure Gäste gerne in Erinnerung behalten werdet.
Jetzt ist es so weit – Showtime! Doch bevor es losgeht, sammelt eure Schüler:innen zusammen und macht einige Atem- und Aufwärmübungen. Schreit einmal laut zusammen, wenn es hilft. Die Aufregung bei der ersten Aufführung ist immer erstmal neu und vielleicht auch beängstigend für viele, umso wichtiger ist es, den Schüler:innen ein Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln - sie sind nicht alleine. Motivation und vor allem Spaß ist es, was die sie antreiben soll, deswegen kann eine hoffnungsvolle Ansprache genau das sein, was viele in diesem Moment brauchen werden.
Ganz wichtig: Niemand weiß, was ihr tut, außer euch selbst! Wenn irgendetwas nicht nach Plan laufen sollte, ändert den Plan. Der Text wird vergessen? Improvisiert! Niemandem wird es wirklich auffallen, wenn sich Kleinigkeiten verändern, also solltet ihr euch auch nicht dafür fertig machen oder ärgern. Am Ende geht es darum, einen schönen Abend zu haben und einen Moment zu erschaffen, an den man sich noch lange zurückerinnern wird.
Als unterrichtende Lehrkraft solltet ihr euren Schüler:innen nach der Vorführung jede Menge Lob geben. Sie haben es verdient! Es ist meistens der Abschluss eurer gemeinsamen Zeit, sollte es keine Zwischenaufführung in der Schule sein. Versucht dementsprechend den Moment in vollem Maße zu genießen und auch euch selbst das Lob zuzusprechen, das ihr verdient. Es werden eine Menge Menschen darum ringen, den Schüler:innen ihre Bewunderung auszusprechen, dadurch gehen viele Kleinigkeiten unter. Deswegen kann es für eure Schüler:innen wunderbar sein, ein kleines Geschenk als Andenken mitzubekommen, wie eine Blume oder andere Kleinigkeiten, um eure Wertschätzung auch physisch wahrnehmen zu können.
Ein wirklich schöner gemeinsamer Abschluss ist es, die Aufzeichnung der Aufführung als Klasse zusammen noch einmal anzuschauen und Revue passieren zu lassen. Dabei kann man sich z.B. Pizza bestellen und sich gegenseitig austauschen, um Einblicke in Situationen zu erhalten, die man selbst nicht mitbekommen hat. Zudem könnt ihr Kopien der Aufzeichnung verteilen oder die Schüler USB-Sticks mitbringen lassen, damit sie ihre Aufführung nochmal privat ansehen können.
So eine Aufführung bleibt oft noch lange Zeit im Gedächtnis der Schüler:innen und der Lehrkräfte als Moment, der wirklich schön war und Spaß gemacht hat. Viele erinnern sich auch noch Jahre später gerne daran und sind stolz auf sich und ihre Leistung. Habt ihr auch schon einmal eine Aufführung organisiert? Erzählt uns gerne in den Kommentaren, was ihr für Erfahrungen gemacht habt und welche Tipps euch geholfen haben, eure Aufführung bestmöglich vorzubereiten.