Potsdam. Brandenburgs Bildungsministerium wird ab August dieses Jahres Lehrkräfte von unterrichtsfernen Tätigkeiten entlasten. Die Vereinbarung dazu wurde letzte Woche in Potsdam unterzeichnet. Das Ministerium hat sich bereits mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sowie dem Beamtenbund und Tarifunion Brandenburg (dbb) über die notwendigen Schritte beraten.
Durch die Vereinbarung sollen Lehrkräfte von Dokumentationspflichten und der Vor- und Nachbereitung weiterer Verwaltungsaufgaben entlastet werden, um mehr Zeit für den eigentlichen Unterricht zu haben.
Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) machte deutlich, dass das Ministerium in Absprache mit den Gewerkschaften geprüft hat, wie schulische und außerschulische Aufgaben verringert werden können, um eine Arbeitsentlastung für Lehrkräfte zu schaffen. “Ich habe immer wieder von Lehrkräften die Rückmeldung bekommen, dass sie sich mehr auf das Unterrichten konzentrieren möchten”, so Freiberg.
Auch der zweite Vorsitzende der dbb Brandenburg und Tarifunion, Detlef Daubitz, äußerte sich zu den getroffenen Vereinbarungen. Er unterstreicht die Bedeutung dieser Maßnahmen und die Notwendigkeit, in Zukunft weitere Gespräche und Verhandlungen zu führen. “Neben multiprofessionellen Teams, die eine wichtige Unterstützung für die Bewältigung der immer vielfältigeren Aufgaben, die Schulen zu lösen haben, ist die personelle Ausstattung der Schulen mit ausgebildeten Lehrkräften erforderlich. Hier muss das Land noch mehr Flexibilität zeigen und alle Ressourcen nutzen”, betont Daubitz.
Welche Maßnahmen die Vereinbarung abdecken: Ein Überblick
- Durch die Vereinbarung sollen Schulen in Zukunft zentral erarbeitete Curricula und entsprechende Beispielpläne für Unterrichtsstunden zur Verfügung gestellt bekommen. Dabei soll die Anzahl der selbst erstellten Konzepte von 30 auf höchstens fünf verringert werden.
- Seit dem 1. Februar haben Schulen innerhalb eines Modellprojektes die Möglichkeit, Assistenzkräfte für Verwaltungsaufgaben einzustellen. Der umfassende Ausbau dieser Möglichkeit soll weitergeführt werden, um eine umfassende Entlastung der Lehrkräfte zu gewährleisten.
- In den Zeugnissen der Jahrgangsstufen 3 und 4 werden im Fach Deutsch nicht mehr die einzelnen Kompetenzbereiche bewertet. Stattdessen ist es nur noch erforderlich, eine Gesamtnote für Deutsch zu vergeben.
- Die Evaluationsprozesse für die zentralen Prüfungen in der Jahrgangsstufe 10 und im Abitur sollen verringert werden. Dadurch soll ein unnötiger Mehraufwand verhindert werden.
- Seit Beginn des Schuljahres 2023/2024 besteht die Möglichkeit, die Anzahl der zu absolvierenden Klassenarbeiten in der Primarstufe und der Sekundarstufe I zu reduzieren. Statt einer festen Anzahl gibt es nun eine vorgegebene Bandbreite.
- Die Anzahl statistischer Befragungen und Erhebungen, die Schulen vornehmen müssen, soll verringert werden. Dabei werden vier von 42 Erhebungen ganz abgeschafft und der Umfang von sechs weiteren Erhebungen reduziert. Zudem soll es nur noch fünf Erfassungstermine pro Schuljahr geben.
- Der Einsatz von multiprofessionellen Teams soll im Rahmen des Startchancen-Programms vorangebracht werden. Durch die zusätzliche Expertise sollen Lehrkräfte entlastet werden und Schüler:innen individuelle Unterstützung erhalten.
- Außerdem sollen alle Lehrkräfte künftig ein digitales Endgerät erhalten (Lehrer News berichtete). Allgemein wird der Fokus mehr auf die Digitalisierung gelegt und der rechtssichere Einsatz von KI an Schulen geprüft.
- Ein weiterer Punkt der Vereinbarung ist es, das Angebot der Fort- und Weiterbildung für Lehrkräfte zu erweitern. Hierfür sollen im Zuge der Neugründung des Landesinstituts für Schule und Lehrkräftebildung (LIBRA) regionale Zentren geschaffen werden.
Abschließend lässt sich festhalten, dass diese Maßnahmen einen ersten Schritt zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Brandenburger Lehrkräfte darstellen könnten. Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Vereinbarung eine wirkliche Entlastung bringen wird und welche weiteren Schritte in Zukunft notwendig sein werden.