Immer mehr Lehrkräfte sind gestresst durch digitales Arbeiten (Quelle: Envato)
Berlin. Die Arbeitsbelastung von Lehrkräften ist in Folge der Digitalisierung nicht gesunken – sondern gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt der Bericht “Digitalisierung in Bildungsberufen", der am 30. Juni vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) veröffentlicht wurde. Die Digitalisierung hat in den vergangenen Jahren und insbesondere in dem Zeitraum 2020 bis 2022 während der Covid-19 Pandemie die Arbeitswelt verändert. In Lehrberufen wurden neue Tätigkeitsfelder und Herausforderungen geschaffen, die laut der Studie nicht ausreichend aufgefangen und behandelt wurden, sowohl durch die Arbeitgeber:innen als auch strukturell.
Lediglich 9 Prozent aller Lehrkräfte gaben an, dass durch die Digitalisierung ihre Arbeitsbelastung geringer geworden ist, während dagegen 57 Prozent angaben, dass ihre Arbeitsbelastung zugenommen hat.
Dabei gab es durchaus Fortschritte in Bezug auf die Digitalität des Schulwesens: 83 Prozent aller Lehrer:innen haben ihren Arbeitsalltag vergangenes Jahr als in hohem oder sehr hohem Maße digitalisiert beschrieben, während es im Jahr 2016 noch 76 Prozent waren. 87 Prozent der Lehrkräfte gaben darüber hinaus an, dass Videokonferenzen einen festen Anteil in ihrem Arbeitsleben darstellen. Erschreckenderweise gaben jedoch nur 28 Prozent der Lehrenden an, dass deren Arbeitgeber:innen im Zusammenhang mit der Digitalisierung Maßnahmen ergriffen haben, um deren Arbeitsbelastung zu verringern. Die Folgen hiervon sind vor allem die Zunahme von psychischen Erkrankungen. Die Studie stellt als Folge die Anforderung an Arbeitgeber:innen “Arbeit so zu gestalten, dass sie die arbeitenden Menschen nicht krank macht”. Zusätzlich zu diesem Stressfaktor gab die Hälfte aller Lehrkräfte an, dass der Arbeitsalltag häufig oder sehr häufig durch technische Störungen zeitweilig zum Erliegen komme. 79 Prozent der befragten Lehrkräfte stimmten der Aussage zu, dass durch die Digitalisierung höhere Anforderungen an ihre Kompetenzen gestellt würden. Diese beiden Punkte lassen sich unter anderem auf das Fehlen von IT-Fachkräften an Schulen zurückführen.
Insgesamt haben 6689 Arbeitnehmer:innen, die als Erzieher:innen, Lehrer:innen oder Hochschullehrer:innen mit einer Mindestarbeitszeit von zehn Wochenstunden an der Studie teilgenommen. Teilweise wurden die Ergebnisse mit denen einer vorangegangenen Befragung aus dem Jahr 2016 abgeglichen. Durchgeführt wurde die Befragung im Jahr 2022.
Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass Lehrkräfte im Laufe der Jahre mehrheitlich pessimistisch auf die Digitalisierung und die damit einhergehenden neuen Arbeitsbereiche blicken. Diese Entwicklung lässt sich sowohl bei Lehrkräften, als auch bei Schüler:innen erkennen. Diesem Thema haben wir uns bereits hier gewidmet. Insbesondere wird in dem Bericht deutlich, dass weder die technischen-, noch die persönlichen Anforderungen der Lehrkräfte ausreichend von deren Arbeitgeber:innen gedeckt werden.
Decken sich die Studienergebnisse mit eurem Empfinden im Schulalltag? Wünscht ihr euch ebenfalls mehr Unterstützung durch eure Arbeitgeber:innen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!