Eine aktuelle Schulleitungsstudie des Cornelsen-Verlags bestätigt, was sich zuletzt während der Corona-Pandemie unmittelbar bemerkbar gemacht hat: Das deutsche Schulsystem hat Baustellen. Ein wichtiger Aspekt unterscheidet die Erkenntnisse des Bildungsverlags jedoch von der bisher laut gewordenen Kritik von Schüler:innen, Eltern und Lehrkräften. Im Rahmen der Ende 2021 durchgeführten Erhebung wurden nämlich ausschließlich die Leiter:innen deutscher Bildungseinrichtungen befragt.
Das Resümee wirkt erst einmal ernüchternd. 72% der befragten Personen gaben im Herbst letzten Jahres an, dass sie unzufrieden auf die letzten zwölf Monate zurückblicken. Auch bemängelt die Schulleitungsstudie, dass die administrativen Aufgaben zu viel Platz in ihrem Arbeitsalltag einnehmen. Die zahlreichen Prozesse in der Verwaltung deutscher Schulen raubten Kapazitäten, die an anderer Stelle dringend benötigt werden würden.
Besonders liegt den Pädagog:innen hier das Thema Digitalität am Herzen. Drei von Vier der Befragten innerhalb der Schulleitungsstudie vertreten die Position, dass sich der moderne Schulbetrieb an der Art und Weise orientieren muss, wie Technik und die digitalen Medien bereits heute zum Lernen genutzt werden. Nur so kann den jungen Leuten aus Sicht der Lehrkräfte ein vernünftiger Umgang mit eben diesen vermittelt werden. Desweiteren bietet beispielsweise der Einsatz von Apps die Möglichkeit, individuell auf die Lern- und Lebenssituationen des einzelnen einzugehen. So kann auf lange Sicht für mehr Chancengleichheit unter Kindern und Jugendlichen gesorgt werden.
Neben dem fortschreitenden digitalen Wandel beschäftigten die Teilnehmer der Schulleitungsstudie zusätzlich zukünftige Gestaltungsmöglichkeiten des Schulalltags. Ebenso die kulturellen Entwicklungen, die im Bereich des Lernens zu beobachten sind. 82% der Befragten halten dabei sogar den klassischen Fächerkanon für obsolet und empfehlen eine fächerübergreifende Verflechtung der Unterrichtsthemen. Auch ein projektbezogenes Lernen, wie es die Schüler:innen auch im späteren Berufsleben erwarten kann, nennt jede zweite Schulleitung als mögliche Option.
Generell ist der Wunsch unter den Lehrkräften groß, ihre Klassen intensiver auf die Herausforderungen Erwachsenseins vorzubereiten. Speziell die Gebiete “Gesundheit und Ernährung” sowie die politische Bildung und demokratisierung der Schülerinnen und Schüler kommt nach Auffassung im aktuellen Unterrichtsgeschehen schlicht zu kurz.
Die Defizite, die sich aus der Studie herauskristallisieren, werden unsere Gesellschaft zweifelsohne über einen längeren Zeitraum beschäftigen. Dennoch gilt es, positiv in die Zukunft zu blicken. 52% der Schulleiterinnen und Schulleiter sind zuversichtlich, dass sich die Herausforderungen meistern lassen und glauben fest an die Möglichkeit, das deutsche Bildungswesen nachhaltig verändern zu können.
Wie ist Eure Meinung zu den Ergebnissen der Schulleitungsstudie? Welche Erfahrungen habt Ihr dazu in der Praxis gesammelt? Mehr rund um das Thema Schulpolitik findet Ihr hier.