Die Mehrheit der Eltern zweifelt daran, dass die Schule ihre Kinder gut für das zukünftige Berufsleben ausbildet. (Quelle: Canva)
Hamburg. Eine aktuelle Studie im Auftrag der Körber-Stiftung zeigt, dass viele Eltern in Deutschland unzufrieden mit der Schulbildung ihrer Kinder sind. Die Mehrheit der Eltern zweifelt daran, dass die Schule ihre Kinder gut für die Zukunft und den Berufsalltag ausbildet. Besonders kritisch werden dabei die Vergabe von Schulnoten und der Umgang mit Künstlicher Intelligenz gesehen.
Die Umfrage wurde im Frühjahr 2024 von Forsa durchgeführt. Insgesamt nahmen rund 1.000 Eltern von schulpflichtigen Kindern im Alter von 12 bis 18 Jahren aus ganz Deutschland teil. Die Studie zeigt, dass laut Auffassung der befragten Eltern eine verstärkte Aufklärung und Bildung über KI sowie Reformen im Schulsystem notwendig sind, um ihre Kinder besser auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten.
Viele Eltern in Deutschland sind der Meinung, dass das aktuelle Schulsystem ihre Kinder nicht ausreichend auf das Berufsleben vorbereitet. 65 Prozent der Befragten glauben, dass die Schulen ihre Kinder nicht gut genug auf das Berufsleben vorbereiten, da die relevanten Fähigkeiten nicht ausreichend vermittelt würden. Dabei halten Eltern vor allem Selbständigkeit (71 Prozent), Kommunikationsfähigkeit (64 Prozent) und Lernbereitschaft (62 Prozent) für besonders wichtige Fähigkeiten.
Wie diese Fähigkeiten und Kenntnisse im aktuellen Notensystem widergespiegelt werden, ist unter den Eltern umstritten. 52 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, das aktuelle System beizubehalten. Davon sind allerdings die Hälfte der Meinung, dass Noten die Leistungen von Schüler:innen nicht gerecht widerspiegeln. 44 Prozent sprechen sich dafür aus, dass das Bewertungssystem erneuert werden soll, um die Stärken und Schwächen der Kinder besser abzubilden. Lediglich 3 Prozent der Eltern sind komplett gegen eine Leistungsbewertung der Kinder und halten diese für unnötig.
Die Befragung ergab außerdem, dass fast alle Eltern die Schulfächer Englisch und Deutsch (beide 99 Prozent) für wichtig oder sehr wichtig für die berufliche Zukunft ihrer Kinder halten. Für ebenfalls bedeutend halten sie die Fächer Mathematik (97 Prozent), Informatik (94 Prozent), Wirtschaft (92 Prozent) und Gemeinschaftskunde (90 Prozent). Die Zustimmung für die Fächer Musik (33 Prozent), Kunst (30 Prozent) und Religion (22 Prozent) ist bei den Befragten mit Abstand am geringsten.
Dass Künstliche Intelligenz (KI) Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt der Zukunft haben wird, glauben fast alle befragten Eltern. Dagegen scheint das Thema allerdings noch nicht in den Klassenzimmern der Schulen angekommen zu sein. Nur 13 Prozent der Eltern sagen, dass ihr Kind im Unterricht bereits mit KI-Anwendungen gearbeitet hat. Außerhalb des Unterrichts scheint KI bei den Schüler:innen deutlich verbreiteter zu sein. 30 Prozent der befragten Eltern gaben an, dass ihre Kinder KI für Referate, Hausaufgaben oder zum Lernen nutzen.
Über die Vor- und Nachteile von KI-Anwendung im Unterricht sind sich die Eltern dagegen nicht einig. Während 29 Prozent der Befragten vor allem die Vorteile bei der Nutzung von KI im Unterricht sehen, überwiegen für ein Viertel der Eltern die Nachteile. Insbesondere das Schummeln bei Hausaufgaben und Prüfungen, das Vermitteln von Falschinformationen und die Sorge, dass Schüler:innen weniger selbst lernen, sind für die Mehrheit der Eltern eine Gefahr.
Die Einstellung der Eltern gegenüber KI im Schulunterricht hängt jedoch stark von ihren persönlichen Erfahrungen und ihrem Wissen über KI ab. Jede:r vierte der Befragten hat bereits mit KI-Anwendungen gearbeitet. Dabei fällt auf, dass Eltern mit höherem Bildungsabschluss mehr Erfahrungen damit gemacht haben und über ein größeres Wissen verfügen. Daher betont Julia André, Leiterin des Bereichs Bildung bei der Körber-Stiftung, die Bedeutung eines fundierten Umgangs mit KI in Schulen: "Die Schule muss das Thema aufgreifen, damit alle Kinder möglichst gleiche Chancen haben, gut mit KI umzugehen".
Trotz der Unzufriedenheit einiger Eltern mit dem Schulsystem und der geringen Beachtung des Zukunftsthemas KI an Schulen, schätzt die überwiegende Mehrheit (89 Prozent) der Befragten die berufliche Zukunft ihrer Kinder für gut ein. Insbesondere die Eltern der 17- und 18-Jährigen sind besonders optimistisch.
Nach der Schule wünscht sich die Mehrheit der Eltern (43 Prozent), dass ihre Kinder ein Studium beginnen. Rund 36 Prozent würden dagegen eine Ausbildung bevorzugen. Die restlichen 21 Prozent möchten sich nicht auf eine der beiden Optionen festlegen und wollen dem Willen ihrer Kinder folgen. Besonders angesehen sind bei den Eltern die Berufsfelder Technik und Naturwissenschaft. Jeweils 82 Prozent würden es befürworten, wenn ihre Kinder in Zukunft in diesen Bereichen arbeiten.