Schüler haben am Vorabend eines Besuches der Gedenkstätte Auschwitz Videos aufgenommen und den Hitlergruß imitiert. Neben der Suspendierung für die Jugendlichen vom Unterricht ermittelt auch der Staatsschutz. (Quelle: Unsplash)
Hannover. Was als lehrreicher Schulausflug geplant war, endete mit dem Einschalten von Polizei und Staatsschutz. Mitte Mai sollen fünf Jugendliche der Albert-Einstein-Schule in Laatzen bei einem Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz den Hitlergruß gezeigt haben. Ursprünglich stand eine Fahrt von 13 Teilnehmer:innen und deren Lehrkräfte ins polnische Krakau an, um die jüdische Geschichte zu erforschen. Ein Besuch des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz war als Teil der Beschäftigung mit dem Holocaust ebenfalls vorgesehen. Am Vorabend der Fahrt war eigentlich geplant, früh ins Bett zu gehen, weil die Gruppe am nächsten Tag früh aufbrechen wollte, berichtet Geschichtslehrer Wilhelm Paetzmann. Im Zimmer von fünf Jugendlichen sahen sich die betroffenen Schüler Internetvideos, unter anderem eine Rede von Adolf Hitler, an. Anschließend filmte einer der Jugendlichen die anderen vier angetrunkenen Mitschüler, während diese den Hitlergruß imitierten. Das aufgenommene achtsekündige Video landete auf dem sozialen Netzwerk Snapchat und wurde auch im außerschulischen Personenkreis gesehen. Bekannt wurde diese Tat allerdings erst nach der Rückkehr der Gruppe.
Der Schulleiter Christian Augustin bestätigte diesen Vorfall und erklärte: “Wir sind natürlich erschüttert und entsetzt”. Auf dem Video ist noch zu hören, dass einer der Schüler versucht habe, eine Veröffentlichung zu verhindern. Allerdings war es bereits zu spät. “Es ist kein bewusst nach außen getragenes politisches Zeichen, aber verhängnisvoll und unreif”, sagte Augustin. Die Schüler hätten den Kurs nicht nur freiwillig gewählt, sondern auch entschieden, dass die Fahrt nach Auschwitz gehen sollte.
Die Schule ordnete Ordnungsmaßnahmen gegen die fünf Jugendlichen an und nach Bekanntwerden des Videos wurden sie zunächst vom Unterricht suspendiert. Anschließend wurde die Polizei benachrichtigt. Die Schüler hätten sich außerdem zehn Tage später vor den unterrichtenden Lehrer:innen sowie Eltern- und Schülervertretern verantworten müssen. Trotz Reue und Entschuldigungen der 17-Jährigen ist eine weitere Konsequenz der intensiven Auseinandersetzung mit der NS-Zeit innerhalb eines Projektes geplant. Dem Bericht zufolge bemüht sich die Schule seit Jahren darum, Schüler:innen über die Verbrechen der NS-Zeit zu sensibilisieren und aufzuklären. Unter anderem wird das Thema jährlich im Januar zum Holocaustgedenktag behandelt, bei dem die Auschwitz-Überlebenden Henry Korman und Salomon Finkelstein über ihr erlittenes Leid sprechen. Zwei Gebäude der Albert-Einstein-Schule sind nach den beiden Personen benannt. Des Weiteren wurde der Staatsschutz dazu gerufen, welcher nun wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt. Weitere Details konnten aus ermittlungstaktischen Gründen bisher nicht genannt werden.