Die Grünen in Bayern fordern, dass ab der fünften Klasse alle Schüler:innen im Freistaat zwei Stunden pro Woche Politikunterricht bekommen. (Quelle: Canva)
München. Angesichts der aktuellen Bedrohungen für die Demokratie und des zunehmenden Populismus fordern die Grünen in Bayern mehr politische Bildung an allen Schulen des Freistaats. “Politische Bildung muss integraler Bestandteil des Lehrplans sein und sollte entsprechend mehr Zeit und Raum erhalten”, erklärte Fraktionschefin Katharina Schulze. Daher sollen ab der fünften Klasse alle Schüler:innen in Bayern zwei Stunden pro Woche Politikunterricht bekommen. Zusätzlich betonte Schulze die Notwendigkeit, mehr qualifizierte Lehrkräfte für politische Bildung auszubilden und junge Menschen stärker in Entscheidungsprozesse einzubeziehen.
Die Grünen stützen ihre Forderungen auf Studien der Universität Bielefeld, die verdeutlichen, dass bayerische Schüler:innen im bundesweiten Vergleich deutlich weniger politischen Unterricht erhalten. Bayern rangiert seit Jahren am Ende der nationalen Rankings für politische Bildung, sowohl an Gymnasien als auch an anderen weiterführenden Schulen.
Schulze kritisierte die Pläne zur Einführung einer “Verfassungsviertelstunde” der bayerischen Regierung als unzureichend und nicht ausreichend. Sie betonte, dass solche oberflächlichen Maßnahmen nicht ausreichen, um die Demokratie effektiv zu stärken. Diese 15 Minuten pro Woche seien keine angemessene Antwort auf den zunehmenden Populismus und Extremismus.
Neben dem geringen Umfang der Bildungsangebote sehen die Grünen auch qualitative Mängel, da viele Lehrer:innen nicht ausreichend für das Fach Politik und Gesellschaft ausgebildet sind. Aktuelle Daten dazu sind nicht verfügbar, da das Kultusministerium entsprechende Anfragen unbeantwortet ließ. Im Schuljahr 2021/2022 wurden an Realschulen rund 51 Prozent der Stunden fachfremd unterrichtet, an Gymnasien waren es 10,2 Prozent. Die Grünen führen dies auf begrenzte Studienmöglichkeiten für Lehrkräfte zurück. In Bayern kann das Fach Politik und Gesellschaft nur in Kombination mit Deutsch oder Englisch für das Lehramt Gymnasium und mit Wirtschaft für das Lehramt Realschule studiert werden.
Neben dem verstärkten Politikunterricht an Schulen sollen Schüler:innen Demokratie durch die Einführung von Klassenräten und Schulparlamenten auch selbst erleben können, fordert die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Gabriele Triebel. Darüber hinaus betont sie die Bedeutung von Gedenkstättenbesuchen zur Vermittlung demokratischer Werte. Derzeit besuchen nur ein Drittel der Mittelschüler:innen und 40 Prozent der Realschüler:innen solche Gedenkstätten, im Gegensatz zu fast 70 Prozent der Gymnasiasten.