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Was wir von Creatoren auf TikTok lernen können, um Inhalte zeitgemäß zu vermitteln

Irgendetwas scheint deine Schüler:innen magisch in den Bann zu ziehen, wenn es um TikTok geht. Doch was ist es genau? Es sind nicht nur die kurzen Videos oder die lustigen Clips – es sind die Techniken, die “TikTok-Creatoren” anwenden, um Aufmerksamkeit zu halten und Inhalte auf den Punkt zu bringen. Diese Tricks können auch im Unterricht angewendet werden, um Wissen spannend zu vermitteln und eure Schüler:innen aktiv einzubinden.

Die Top 3 TikTok-Tricks für mehr Aufmerksamkeit im Unterricht

In diesem Beitrag geht es also um die kreativen Ansätze auf der Plattform und ihre Methoden, nicht um die Plattform selbst. Denn sogar etablierte Medien wie die Tagesschau nutzen die “Didaktik der TikToker”, um junge Zielgruppen zu erreichen. Wie aber können Lehrkräfte diese erfolgreichen Techniken in ihren Unterricht integrieren? Hier sind drei TikTok-Strategien, die sich leicht in einer 45-minütigen Unterrichtsstunde anwenden lassen.

TikTok-Trick 1: Offene Loops nutzen

Eine der erfolgreichsten Methoden, die TikToker anwenden, ist das Erzeugen von Spannung durch offene Loops. Sie beginnen ihre Videos oft mit einer unbeantworteten Frage oder einer kniffligen Situation und lösen sie erst später auf. Diese Technik kann Neugier wecken und die Zuschauer dazu bringen, bis zum Ende dranzubleiben.

Wie das im Unterricht funktioniert

Als Lehrkraft könnt ihr eure Unterrichtseinheiten ebenfalls mit einer spannenden Frage oder einer Herausforderung beginnen, die erst später beantwortet wird. Wichtig ist, dass die Frage im Interesse der Schüler:innen liegt und ihr ihnen das Gefühl gibt, dass die Antwort wertvoll für sie ist.

Beispiele für offene Loops im Unterricht:

  • Mathematik: “Wenn du die nächste Wette gewinnen willst, was musst du tun?” (Wahrscheinlichkeitsrechnung)
  • Geschichte: “Wer von euch kann Manipulation widerstehen?” (Propaganda)

TikTok-Trick 2: Umfragen clever einsetzen

TikToker verwenden Umfragen, um die Interaktion mit ihren Zuschauer:innen zu steigern. Sie stellen Fragen, die zum Mitmachen anregen und dabei oft tiefere psychologische Motive ansprechen. Im Klassenzimmer können Umfragen ebenfalls effektiv eingesetzt werden, um das Engagement zu steigern und eure Schüler:innen dazu zu bringen, sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Wie das im Unterricht funktioniert

Das Geheimnis liegt darin, Fragen zu stellen, bei denen es nicht um reines Wissen geht, sondern um Meinungen, Vorlieben oder Alltagsentscheidungen. Solche Fragen regen zum Nachdenken an und helfen den Schüler:innen, sich emotional mit dem Thema zu verbinden. Je mehr die Umfrage mit den Interessen eurer Schüler verknüpft ist, desto größer wird ihr Wunsch sein, sich zu beteiligen. Gleichzeitig können Umfragen als Einstieg in eine Diskussion oder als Basis für die Erarbeitung neuer Inhalte dienen.

Beispiele für Umfragen im Unterricht

1. Szenarienfragen:

  • Mathematik: “Für einen Monat lang jeden Tag 100 € bekommen oder heute 1 Cent, der sich jeden Tag verdoppelt? Was würdet ihr wählen?” (Exponentielle Funktionen)

2. Offene Umfragen mit geheimem Voting:

  • Deutsch: “Welcher Film oder welches Buch hat euch am meisten beeindruckt?”

3. Schätzfragen:

  • Biologie: “Wie viele Länder gibt es weltweit, die keinen Zugang zum Meer haben?”

4. Kurze, schnelle aufeinanderfolgende Fragen:

  • Biologie: 20 Sekunden pro Frage (Photosynthese)
  1. Atmen Pflanzen CO₂ ein und O₂ aus, genau wie Menschen?
  2. Betreibt eine Pflanze schneller Photosynthese, desto mehr Wasser sie hat? 
  3. Wachsen Pflanzen schneller, wenn man sie regelmäßig im Dunkeln ausruhen lässt? 
  4. Betreiben Algen genauso Photosynthese wie das Blatt eines Baumes? 
  5. Übernehmen Wurzeln die Photosynthese, wenn im Winter die Blätter abgefallen sind? 

Diese kurzen, schnellen Fragen steigern das Engagement in der Klasse, da sie wie ein Spiel auf Schnelligkeit und Intuition abzielen. Im Anschluss an die Abstimmung könnt ihr die richtigen Antworten auflösen und die wissenschaftlichen Hintergründe erklären. Gerade Fragen, die den ersten Gedankengang in die Irre führen, schaffen einen “Aha”-Effekt, der das Interesse am Thema vertieft.

TikTok-Trick 3: Rollenspiele und Dialoge

Rollenspiele und Dialoge gehören zu den effektivsten Methoden, um verschiedene Perspektiven und komplexe Themen lebendig zu vermitteln. TikToker verwenden oft einfache Mittel, um unterschiedliche Rollen oder gegensätzliche Meinungen darzustellen, und verdeutlichen dadurch wichtige Kontraste. Im Unterricht bieten solche Ansätze eine hervorragende Möglichkeit, die Klasse aktiv einzubinden und sie dazu zu bringen, sich intensiv mit den Inhalten auseinanderzusetzen.

Beispiele für Rollenspiele im Unterricht

Auch im Klassenzimmer können Rollenspiele und Simulationen genutzt werden, um Diskussionen anzuregen und abstrakte Konzepte greifbar zu machen. Besonders spannend sind dabei immersive Lernformate wie Escape-Rooms oder interaktive Schnitzeljagden.

1. Escape-Rooms von Eduki (Chemie: Galvanische Elemente): 

In diesem Rollenspiel lösen eure Schüler:innen Rätsel, um die Funktionsweise von galvanischen Zellen zu verstehen. Sie schlüpfen in die Rolle von Wissenschaftler:innen, die durch verschiedene Aufgaben das Prinzip der Elektrochemie erarbeiten. (Quelle: illy Sunshine bei eduki)

2. Schnitzeljagd mit Dialog-Simulation (“Flucht & Spionage an der Berliner Mauer”):

In dieser interaktiven Simulation, die auf echten DDR-Erlebnissen basiert, übernehmen eure Schüler:innen die Rolle von Fluchthelfern, sie treffen auf Stasi-Agenten und können durch verschiedene Rätsel und Dialoge den die Lebensrealität in der DDR nachempfinden. Ein solches Format verbindet historischen Inhalt mit interaktiver Problemlösung. (Quelle: Pädagogischer Aufbau der Berlin Schnitzeljagd SchoolRallye)

3. Podiumsdiskussion (zur sozialen Frage der Industrialisierung):

In einer fiktiven Podiumsdiskussion schlüpfen eure Schüler:innen in die Rollen von Fabrikarbeitern, Gewerkschaftsführern und Industriellen, um über die sozialen Missstände der Industrialisierung zu debattieren. Dadurch lernen sie nicht nur historische Fakten, sondern auch, wie unterschiedliche Interessen in einem gesellschaftlichen Kontext aufeinandertreffen. (Quelle: BildungsBizeps bei eduki)

Ausprobieren: TikToks Didaktik als Inspiration für den Unterricht

TikTok mag auf den ersten Blick wie eine Plattform für oberflächliche Unterhaltung wirken, doch die kreativen Techniken, die dort erfolgreich eingesetzt werden, können auch im Unterricht erstaunlich gut funktionieren. Offene Loops wecken Neugier, Umfragen aktivieren die Klasse, und Rollenspiele machen komplexe Themen lebendig und greifbar.

Warum also nicht mal etwas Neues ausprobieren? Diese Methoden bieten eine spannende Möglichkeit, den Unterricht frisch und interessant zu gestalten – und wer weiß, vielleicht sind eure Schüler:innen ja begeistert, wenn sie sehen, dass ihr euch aktiv mit der Plattform beschäftigt, die sie täglich nutzen. Es lohnt sich, die Erfolgsrezepte der Creator aufzugreifen und damit eine Brücke zwischen der Lebenswelt der Schüler:innen und dem Schulstoff zu schlagen. Einfach mal ausprobieren – und schauen, was passiert!

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Rheinland-Pfalz – das Bundesland im Südwesten Deutschlands verfügt über eine einzigartige Natur- und Kulturlandschaft. Mit seinen dichten Wäldern, idyllischen Flusstälern und beeindruckenden Mittelgebirgen bietet es eine Fülle an Möglichkeiten für spannende und lehrreiche Exkursionen. Zahlreiche historische Stätten, Burgen und Museen laden Schüler:innen dazu ein, Geschichte hautnah zu erleben, während Nationalparks und Geoparks die beeindruckende Natur und Geologie der Region erlebbar machen. Ob Wanderungen durch uralte Vulkanlandschaften oder der Besuch römischer Ruinen – Rheinland-Pfalz ist ein wahres Paradies für Schulklassen, die auf der Suche nach erlebbarem Wissen sind. Deshalb haben wir hier fünf Ideen für euren nächsten Ausflug nach Rheinland-Pfalz zusammengestellt.

Technik Museum Speyer: Von Raumfahrt bis Eisenbahn – Technik zum Anfassen

(Quelle: Technik Museum Speyer)

Ein spannendes Ausflugsziel für eure Schulklasse könnte das Technik Museum in Speyer sein. Hier könnt ihr gemeinsam Exponate aus den Bereichen Raumfahrt, Eisenbahn, Feuerwehr und Schiffbau bestaunen. So können zum Beispiel das Space Shuttle Buran oder ein Boeing 747 Jumbo-Jet besichtigt werden. Die Vielzahl der Exponate, die faszinierende Technik und die Geschichten hinter den technischen Entwicklungen garantieren einen lehrreichen und zugleich spannenden Schulausflug und geben tiefere Einblicke in die Bereiche Technik, Geschichte und Physik. Das Museum ist täglich von 9:00 bis 18:00 Uhr geöffnet.

Direkt neben dem Technik Museum Speyer befindet sich das Museum Wilhelmsbau, dessen Eintritt im Gesamtpreis enthalten ist und somit ohne zusätzliche Kosten besucht werden kann. Das Raritätenkabinett zeigt tausende Exponate aus dem 19. und 20. Jahrhundert, darunter eine bemerkenswerte Sammlung von Großorchestrien, Flötenuhren, Spieldosen sowie historische Waffen und Kleidungsstücke. Das Museum Wilhelmsbau ist täglich von 12:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Hinweis: Das Museum Wilhelmsbau ist nicht barrierefrei zugänglich.

Als Höhepunkt der Klassenfahrt empfiehlt sich der Besuch des IMAX DOME Kinos. Die IMAX-Filme begeistern nicht nur durch ihren hohen Unterhaltungsfaktor, sondern auch durch ihre wissenschaftlichen Inhalte. Täglich werden Filme, wie beispielsweise über die Apollo 11 oder die Unterwasserwelt, gezeigt.

Die Kosten für einen Tagespass für die Museen und eine Vorstellung im IMAX DOME Kino belaufen sich auf 21 Euro pro Schüler:in. Zusätzlich kann ein Mittagessen mit Getränk im Museumsrestaurant gebucht werden. In diesem Fall erhöhen sich die Kosten auf 38,90 Euro. Je 12 Schüler:innen erhält eine Lehrkraft freien Eintritt. 

Eine Besonderheit: Das Technik Museum Speyer bietet Lehrkräften die Möglichkeit einer kostenlosen Vorbesichtigung. Lehrer:innen können sich so im Vorfeld ausgiebig über die Museen informieren und den möglichen Besuch mit der eigenen Schulklasse vor Ort planen. 

Vulkanpark Eifel: Geologie und Geschichte im Herzen der Eifel

(Quelle: Vulkanpark)

Der Vulkanpark Eifel ist ein Geopark, der die vulkanische Geschichte der Eifelregion mit Museen, Naturdenkmälern und geologischen Sehenswürdigkeiten erlebbar macht. Hier könnt ihr mit euren Schüler:innen Vulkankrater, Maare und Lavafelder entdecken und mehr über die vulkanische Vergangenheit der Region erfahren. Highlights sind unter anderem der Lava-Dome, der Geysir in Andernach und das Römerbergwerk in Meurin.

Der Lava-Dome

(Quelle: Vulkanpark)

Im Lava-Dome kann eure Schulklasse gefahrlos an einem Vulkanausbruch teilnehmen und dadurch die Naturgewalten kennenlernen. In der Vulkanwerkstatt werden an Experimentiertischen spielerisch und interaktiv die Grundlagen des Vulkanismus erklärt. Die "Sprechenden Steine" berichten von berühmten Vulkanausbrüchen, und im Rundkino wird in einem Zukunftsszenario die spannende Frage beantwortet: “Was würde passieren, wenn der Laacher See-Vulkan heute wieder ausbrechen würde?”.

Anschließend besteht die Möglichkeit, in die Lavakeller hinabzusteigen – ein weitverzweigtes Netz aus Stollen und Schächten, das durch den Basaltabbau in der frühen Neuzeit entstanden ist. Später nutzten die Mendiger Bierbrauer das unterirdische Labyrinth als einen der größten natürlichen Kühlschränke der Welt. Der Lava-Dome ist dienstags bis sonntags von 10:00 bis 17:30 Uhr geöffnet und kostet für Schüler:innen 6 Euro Eintritt.

 Der Geysir in Andernach

(Quelle: Vulkanpark)

Euer Ausflug zum Geysir in Andernach beginnt mit der Erkundung des Museums und der mehr als zwei Dutzend Exponate und Stationen, die auf interaktive Weise die inneren Kräfte der Erde erklären. In einem Workshop lernen die Schüler:innen außerdem spannende Fakten zu natur- oder geowissenschaftlichen Themen rund um den Andernacher Geysir.

Tipp: Der Geysir Andernach bietet auf einer digitalen Lernplattform Unterrichtsmaterialien an, mit denen der Besuch des Geysirs optimal vor- und nachbereitet werden kann. Die Lernmaterialien sind für die Fächer Chemie und Erdkunde der Sekundarstufen I und II konzipiert. Die Inhalte sind so gestaltet, dass sie einen direkten Bezug zum Kaltwassergeysir Andernach herstellen und gleichzeitig die Lehrpläne aufgreifen.

Nach dem Besuch des Museums beginnt die nächste Etappe eurer Geysir-Expedition. Am Schiffsanleger angekommen, legt die MS Namedy ab und bringt euch über den Rhein zur Halbinsel Namedyer Werth, wo sich der höchste Kaltwassergeysir der Welt befindet und ihr den Ausbruch der 60 Meter hohen Wasserfontäne beobachten könnt. Anschließend geht es mit dem Schiff zurück in die Andernacher Rheinanlagen. Das Geysir-Museum ist von Montag bis Sonntag von 9:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Die Schifffahrt zum Geysir findet vier mal täglich statt. Die Kosten betragen 15,50 Euro pro Schüler:in.

Römerbergwerk Meurin

(Quelle: Vulkanpark)

Im Römerbergwerk Meurin taucht ihr in die unterirdische Welt der römischen Bergleute und Soldaten ein. Über gut ausgebaute Stege, Rampen und Treppen erkundet eure Schulklasse nicht nur das weitläufige Stollensystem, sondern ihr erhaltet auch einzigartige Einblicke aus der Vogelperspektive. Vor 1.700 Jahren von einer dicken Bimsschicht bedeckt, sind die Tuffstollen und Schächte des Römerbergwerks Meurin heute unter einer modernen Hallenkonstruktion geschützt. Originale Abbauspuren der Römer, eindrucksvolle Leuchtbilder, faszinierende Exponate und ein Film im Kinostollen lassen die harte und staubige Arbeit der römischen Bergleute wieder lebendig werden – ein spannendes Erlebnis für jede Schulklasse. 

An der Mitmachstation “Flaschenzüge” testen eure Schüler:innen die verschiedenen Kräfte von Rollenzügen und entdecken dabei erstaunliche physikalische Eigenschaften. In der antiken Technikwelt können die Schüler:innen in der Rolle als Baumeister:innen fungieren. Unter dem Motto “Vom Steinbruch zum Palast” wird das römische und mittelalterliche Bauwesen erlebbar gemacht. Eine Baustelle aus der Zeit des Kaisers Augustus, eine Säulenwerkstatt und eine wasserbetriebene Steinsägemaschine sind nur drei von zehn spannenden Stationen, an denen Archäologie, Technik und praktisches Experimentieren erlebt werden können. Von Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen ist das Römerbergwerk von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet und kostet für Schüler:innen 3,50 Euro Eintritt.

Nationalpark Hunsrück-Hochwald: Schüler:innen aktiv im Einsatz für die Natur

(Quelle: Hunsrück Touristik)

Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald erstreckt sich über 10.000 Hektar auf den Höhen des Hunsrücks und gilt laut dem Bundesamt für Naturschutz bereits als “Hotspot der biologischen Vielfalt”. Charakteristisch für das Gebiet sind die urwüchsigen Wälder und die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt, die diese einzigartige Landschaft prägen.

Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald möchte für Kinder und Jugendliche ein Ort sein, an dem sie die einzigartige Umgebung erleben und dabei ein Bewusstsein für die Natur entwickeln können. Aus diesem Grund bietet das Nationalparkamt unterschiedliche Angebote für Schüler:innen an. Für die Sekundarstufe I und II gibt es das Angebot “Einsatz für die Natur”. Hier könnt ihr mit euren Schüler:innen die Ranger:innen bei ihren Arbeitseinsätzen begleiten und unterstützen. Dabei gibt es verschiedene Aufgaben in einem Nationalpark zu erledigen: Müll sammeln, Zäune abbauen oder die Wiesen und Kulturdenkmäler pflegen. Schüler:innen der Sekundarstufe II können bei “Wald im Wandel” mehr über den Einfluss von Klimawandel, Trockenheit und Borkenkäfer auf die Beschaffenheit des Waldes erfahren. Gemeinsam werden verschiedene Waldtypen durchwandert und Fragen zum Thema beantwortet. Für die Grundschule gibt es das Angebot “Mit Wildkatze Felix den Nationalpark entdecken”. Hier können die Schüler:innen das Zuhause von Wildkatzen kennenlernen, indem sie Spuren im Nationalpark verfolgen und das Versteck von Felix entdecken. 

Darüber hinaus bietet der Nationalpark Hunsrück Arbeitsblätter für die Sekundarstufe I und II sowie für die Grundschule an. Diese können zur Vor- und Nachbereitung kostenlos heruntergeladen werden. Bei Interesse an einem der Bildungsangebote kann ein Anfrageformular ausgefüllt werden.

Deutsches Eck und Festung Ehrenbreitstein: Entdeckungsreise zu den Wahrzeichen von Koblenz

(Quelle: Visit Koblenz)

Das Deutsche Eck in Koblenz, ein bekanntes Wahrzeichen der Stadt, liegt an der Mündung von Mosel und Rhein. Die künstlich aufgeschüttete Landzunge verdankt ihren Namen dem nahe gelegenen Kreuz des Deutschen Ritterordens. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck dominiert die Moselmündung: Ursprünglich 1897 errichtet, wurde es am Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört. Der verbliebene Sockel diente anschließend als Mahnmal für die deutsche Einheit. Nach der Wiedervereinigung 1990/91 wurde das Denkmal 1993 neu errichtet. 

Rund um das Deutsche Eck werden zahlreiche Führungen zu unterschiedlichen Themen angeboten. Vom historischen Stadtrundgang über einen Spaziergang zur Koblenzer Frauengeschichte bis hin zu Märchen- und Sagenführungen ist alles möglich. 

In unmittelbarer Nähe des Denkmals befindet sich die Talstation der Seilbahn, die seit der Bundesgartenschau im Jahr 2011 Besucher:innen hinauf zur Festung Ehrenbreitstein bringt. Hier erwartet eure Schulklasse ein lebendiges Kulturzentrum mit einer spannenden Geschichte und vier Ausstellungshäusern des Landesmuseums Koblenz. In den Ausstellungshäusern werden Dauer- und Wechselausstellungen mit den Schwerpunkten Fotografie, Archäologie, Weinbau sowie Wirtschafts- und Kulturgeschichte präsentiert. Der Eintritt zur Festung Ehrenbreitstein inklusive der Hin- und Rückfahrt mit der Seilbahn betragen 10,90 Euro pro Schüler:in. 

Schloss Burg Eltz: Die Märchenburg im Eifelwald

(Quelle: Burg Eltz)

Die hochmittelalterliche Burg Eltz aus dem 12. Jahrhundert versetzt eure Schüler:innen garantiert schon beim äußeren Anblick ins Staunen. Sie blickt auf eine über 500-jährige Baugeschichte zurück und blieb dank des diplomatischen Geschicks der Herren von Eltz in den großen Kriegen des 17. Jahrhunderts vor Zerstörung verschont. Seit 34 Generationen ist sie im Besitz der Familie Eltz und zählt zu den wenigen unversehrten Burgen Europas.

Die Burg Eltz bietet täglich Sonderführungen für Schulklassen an. Die Führung durch die Burg bietet eine spannende und unterhaltsame Zeitreise durch fast 900 Jahre deutsche Bau- und Kulturgeschichte. Zu sehen sind vielfältige Beispiele mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Architektur sowie original erhaltene Räume aus verschiedenen Epochen. Die Burg beherbergt Kunst und Kunsthandwerk von europäischer, nationaler und regionaler Bedeutung sowie Waffen und Alltagsgegenstände aus acht Jahrhunderten. Auch ein Blick in die Schatzkammer ist möglich. Sie beherbergt private Sammlungen des Landes aus neun Jahrhunderten: Gold- und Silberschmiedekunst, kostbares Glas und Porzellan, Schmuck sowie Turnier- und Kriegswaffen. Die Burg Eltz ist täglich von 9:30 bis 17:30 Uhr geöffnet. Eine Voranmeldung mit dem entsprechenden Formular ist möglich. Die Kosten für Schüler:innen liegen bei 6 Euro pro Person.

Rheinland-Pfalz bietet Schüler:innen eine Fülle an spannenden und lehrreichen Exkursionsmöglichkeiten, die sowohl die Natur als auch die Kultur der Region erlebbar machen. Von beeindruckenden Museen über Nationalparks und historischen Burgen bis hin zu geologischen Phänomenen gibt es viel zu entdecken. Diese Vielfalt macht das Bundesland zu einem idealen Ziel für eure nächste Klassenfahrt, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch die Abenteuerlust und Entdeckerfreude eurer Klasse weckt. Kennt ihr weitere Ausflugsziele in Rheinland-Pfalz? Dann schreibt sie uns in die Kommentare.

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Krefeld. An der Robert-Jungk-Gesamtschule in Krefeld sind die Toiletten während der Unterrichtszeit ab sofort geschlossen. Diese Maßnahme wurde eingeführt, nachdem es wiederholt zu Vandalismus gekommen war. Um weitere Schäden zu vermeiden, bleiben die Toiletten verschlossen. Die Schüler:innen können sich den Schlüssel im Sekretariat abholen, wenn sie dringend auf die Toilette müssen. Die Schule betont, dass es sich nicht um ein generelles Toilettenverbot handelt, sondern lediglich um eine Vorsichtsmaßnahme, um Beschädigungen nachzuvollziehen und zu verhindern. 

Die Entscheidung wurde gemeinsam mit der Elternvertretung und der Schulpflegschaft getroffen, nachdem es vermehrt zu mutwilligen Beschädigungen und sogar Drogendelikten in den sanitären Anlagen gekommen war. Insbesondere soll verhindert werden, dass größere Gruppen von Schüler:innen während des Unterrichts die Toiletten aufsuchen und dabei Sachbeschädigungen verursachen. Dabei wird jüngeren Schüler:innen mehr Flexibilität eingeräumt, da sie ihre Toilettengänge weniger gut planen können, während ältere Schüler:innen angehalten sind, diese auf die Pause zu verlegen, um den Unterricht nicht zu stören. 

Marode Schultoiletten: Ein bundesweites Problem

Das Problem defekter und unhygienischer Schultoiletten betrifft nicht nur Krefeld, sondern ist deutschlandweit ein großes Thema. Laut einer Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerks unter 3218 Schüler:innen bewerten nur 44 Prozent den Zustand der Schultoiletten als gut. Vor allem in Großstädten fällt das Urteil härter aus: Hier empfinden 62 Prozent der Schüler:innen die Toiletten als schlecht, während es in kleineren Kommunen hingegen 46 Prozent sind. 

An der Krefelder Schule zeigt die neue Regelung bereits positive Effekte. Laut der Bezirksregierung Düsseldorf haben sich die hygienischen Verhältnisse deutlich verbessert, und die Toiletten sind wieder sauber und ausreichend ausgestattet. Eltern und Lehrkräfte begrüßen diese Maßnahme als wichtigen Schritt, um die Schäden und Missstände langfristig zu beheben. 

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11.09.2024. Eine Stellungnahme der Leopoldina zur Förderung von Selbstregulationskompetenzen bei Kindern und Jugendlichen nimmt die Bildungspolitik in die Pflicht, den Bereich mehr in den Fokus zu rücken. Dr. Tobias Ernst, Vorstand der Stiftung Kinder forschen, fordert bessere Bildungsangebote in Kitas, wo Kinder sich durch forschendes Lernen früh in Selbstregulation üben können.

Die Förderung von Selbstregulationskompetenzen bei Kindern sollte zu einer Leitperspektive im deutschen Bildungssystem werden. Das empfiehlt eine heute veröffentlichte Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Demnach sei die Fähigkeit zum angemessenen Umgang mit eigenen Emotionen und zur Steuerung von Aufmerksamkeit und Verhalten entscheidend für die Stressreduktion und die Möglichkeit, die eigenen Lebensbedingungen mitgestalten zu können. Dr. Tobias Ernst, Vorstand der Stiftung Kinder forschen, sieht in der frühen MINT-Bildung eine große Chance für die Ausprägung von Selbstregulationskompetenzen bei Kindern.

Dr. Tobias Ernst vor einem Büro in der Stiftung Kinder forschen
Steffen Kugler/Stiftung Kinder forschen / Dr. Tobias Ernst (Quelle: Stiftung Kinder forschen)

"Die Fähigkeit zur Selbstregulation entscheidet nicht nur über den individuellen Bildungserfolg, sondern auch über den allgemeinen Umgang mit den Herausforderungen unserer Zeit – sei es in der digitalen Welt, angesichts globaler Krisen oder im täglichen sozialen Miteinander. Durch entdeckendes, forschendes Lernen bereits in der Kita werden Selbstregulation, Problemlösungsfähigkeit und vorausschauendes Handeln maßgeblich gefördert. Die Politik sollte die Chance nutzen, entsprechende Bildungsziele verstärken und mehr Personal qualifizieren, das diese Lernprozesse bei Kindern kompetent begleitet", sagt Dr. Tobias Ernst, Vorstand der Stiftung Kinder forschen.

"Wir als Fortbildungsanbieter vermitteln Erzieherinnen und Erziehern gezielt, wie sie den kindlichen Forscherdrang unterstützen können. Denn Kinder entwickeln Selbstregulation dann am besten, wenn sie intrinsisch motiviert sind und Raum haben, eigene Fragen zu stellen, selbst Lösungen zu finden und reale Probleme zu bewältigen. Genau hier setzt die frühe MINT-Bildung an: Naturwissenschaftliche und technische Fragestellungen fördern Konzentration, Selbstdisziplin und kritisches Denken. Doch damit dies in der Breite gelingt, braucht es mehr. Die Politik muss endlich Kitas als Bildungsorte anerkennen und entsprechend investieren – auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene. Nur so schaffen wir die Grundlage, damit unsere Kinder ihr volles Potenzial entfalten können und eine nachhaltige Zukunft mitgestalten."

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Berlin, 17.09.2024 – Die Hopp Foundation erweitert das Angebot der Fortbildungsplattform Zukunft Digitale Schule (ZDS) um einen neuen, innovativen Kurs: “Wie kann Scrum im Unterricht eingesetzt werden?” Mit diesem kostenfreien asynchronen Fortbildungskurs lernen Lehrkräfte die Scrum-Methode kennen, mit Hilfe derer der Unterricht dynamischer und kooperativer gestaltet werden kann. 

Zukunft Digitale Schule: Ein wachsendes Angebot für Lehrkräfte

Die Lernplattform “Zukunft Digitale Schule” ist Teil der Initiative “Zukunft Digitale Bildung”, zu der auch Lehrer-News gehört, und entwickelt sich stetig weiter. ZDS richtet sich an engagierte Lehrkräfte, die ihre Fortbildungen flexibel und unabhängig in ihren Arbeitsalltag integrieren möchten. Ziel der Plattform ist es, die Fortbildung von Lehrkräften zu digitalisieren und zugänglicher zu gestalten. Hierbei kooperiert die ZDS mit Expert:innen aus Schule, Politik und Wissenschaft, die ihre Bildungsangebote über die Plattform bereitstellen können. Lehrkräfte aus ganz Deutschland können kostenfrei auf das Angebot zugreifen.

Scrum als agile Methode im Unterricht

Der neue Lernpfad “Wie kann Scrum im Unterricht eingesetzt werden?” bietet Lehrkräften eine Einführung in die Scrum-Arbeitsweise, angepasst an die Anforderungen des Schulalltags. Der Kurs vermittelt die grundlegenden Elemente des Scrum-Rahmenwerks und zeigt, wie diese Methode, die ursprünglich aus der Softwareentwicklung stammt, auf den Unterricht übertragen werden kann. Dabei übernehmen die Schüler:innen eine aktive Rolle und erarbeiten sich Inhalte in selbstorganisierter Teamarbeit. Lehrkräfte fungieren hier als Lernbegleiter:innen und schaffen den methodischen Rahmen, in dem die Teams arbeiten.

Flexibilität durch asynchrone Fortbildungen

Das Angebot von ZDS bietet Lehrkräften die Freiheit, ihre Fortbildungen flexibel und nach eigenem Tempo zu gestalten. Die asynchronen Kurse passen sich den Bedürfnissen der Lehrkräfte an und lassen sich mühelos in den Schulalltag integrieren. So wird die berufliche Weiterbildung stressfrei und ohne zeitliche Vorgaben möglich.

Über die Hopp Foundation und Zukunft Digitale Schule

Die Hopp Foundation engagiert sich seit Jahren für die Förderung von Bildung und Digitalisierung. Mit der Plattform “Zukunft Digitale Schule” unterstützt sie Lehrkräfte dabei, ihre Kompetenzen im digitalen Unterricht zu erweitern und aktuelle pädagogische Methoden kennenzulernen. Die Plattform bietet eine Vielzahl an Kursen, die fortlaufend erweitert werden, um den aktuellen Herausforderungen im Bildungsbereich gerecht zu werden.

Jetzt anmelden und Scrum im Unterricht einsetzen

Lehrkräfte, die Interesse an der Scrum-Methode sowie allen anderen Kursen haben und ihren Unterricht innovativer gestalten möchten, sind herzlich eingeladen, sich auf der Plattform Zukunft Digitale Schule kostenlos anzumelden und den Kurs zu absolvieren. Mit diesem neuen Fortbildungsangebot erhalten Sie wertvolle Impulse für einen modernen und schülerzentrierten Unterricht.

Kontakt

Für weitere Informationen und Presseanfragen

Ansprechpartner: Franziska Drauz – Projektleitung

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Ob die antike Geschichte im Kolosseum in Rom hautnah erleben, Meeresökosysteme an der spanischen Küste für den Biologieunterricht erforschen oder die Englischkenntnisse bei einem Stadtspaziergang in London vertiefen – Klassenfahrten ins Ausland bieten einmalige Gelegenheiten, das Klassenzimmer gegen spannende und praxisnahe Lernorte in der ganzen Welt auszutauschen. Doch wie organisiert man eine solche Reise, die sowohl den Lehrplan bereichert als auch den Schüler:innen unvergessliche Erlebnisse bietet? In diesem Artikel erfahrt ihr, wie ihr eine Bildungsreise plant, die sowohl Lehrkräften als auch Schüler:innen den perfekten Mix aus Wissen und Abenteuer bietet. Von der Wahl des Reiseziels bis zur perfekten Organisation – so wird eure Klassenfahrt ein voller Erfolg. 

Ziel der Klassenfahrt: Pädagogisch wertvoll und spannend zugleich

Der erste Schritt bei der Planung einer Auslandsfahrt ist die Wahl eines Reiseziels. Dabei sollte das Ziel sowohl pädagogisch wertvoll sein, an den Lehrplan angepasst sein als auch für die Interessen der Schüler:innen attraktiv sein. Für Sprachreisen bieten sich beispielsweise Metropolen wie London, Paris oder Madrid an, wo die Schüler:innen die Möglichkeit haben, ihre Sprachkenntnisse im Alltag zu testen und zu vertiefen. Kulturell interessante Städte wie Rom, Athen oder Barcelona bieten dagegen eine Fülle an historischen und künstlerischen Erlebnissen, die sich hervorragend in den Lehrplan integrieren lassen. 

Auch für naturwissenschaftliche Exkursionen gibt es spannende Ziele. So bieten die Küsten Spaniens, die Vulkane Islands oder die Alpen perfekte Möglichkeiten für naturkundliche Projekte oder geologische Exkursionen. Die Wahl des Reiseziels sollte also nicht nur nach touristischen Attraktionen, sondern vor allem nach den pädagogischen Zielen erfolgen. 

Schnell und sicher: Genehmigungen leicht gemacht 

Bevor die Planung Fahrt aufnehmen kann, ist es wichtig, die Klassenfahrt bei der Schulleitung anzumelden und genehmigen zu lassen. Hierbei gilt es, die Richtlinien zu beachten, die für Klassenfahrten in eurem Bundesland gelten. Diese Richtlinien bilden den rechtlichen Rahmen und legen fest, welche pädagogischen Ziele verfolgt werden sollen. Außerdem unterscheiden die Regelungen zwischen verschiedenen Arten von Schulfahrten wie Wanderungen, Projekttagen oder Schulfahrten im In- und Ausland. Eine Übersicht der Richtlinien für alle Bundesländer findet sich hier

Neben diesen programmatischen Vorgaben müsst ihr bei der Anmeldung sicherstellen, dass wichtige Punkte wie die Anzahl der Begleitpersonen, die zumutbaren Kosten für Eltern, der Versicherungsschutz und die Beförderungsbedingungen geklärt sind. In einigen Bundesländern ist es auch vorgeschrieben, dass mindestens eine Begleitperson eine Erste-Hilfe-Ausbildung hat. Bei Reisen an Orte mit Meeren, Seen oder anderen Gewässern sollte zusätzlich darauf geachtet werden, dass eine Person mit Rettungsschwimmer:in-Qualifikation dabei ist – oft haben Sportlehrer:innen diese Qualifikation. Besonders bei Fahrten ins Ausland ist es wichtig, Visa-Anforderungen oder Einreisebestimmungen für Nicht-EU-Bürger zu überprüfen, um mögliche Verzögerungen oder Komplikationen zu vermeiden.

So wird die Fahrt für alle erschwinglich

Die Kosten einer Klassenfahrt sollten stets transparent und frühzeitig kommuniziert werden. Ein Elternabend oder Elternbrief mit einer detaillierten Auflistung der Gesamtkosten und Zahlungsfristen, zum Beispiel für Anzahlung und Restzahlung, sorgt für Klarheit. Für Schüler:innen aus einkommensschwachen Familien gibt es verschiedene Fördermöglichkeiten, die speziell für Auslandsreisen gelten. So können etwa Zuschüsse bei der Gemeinde, dem Förderverein oder dem Sozialamt beantragt werden. Für Fahrten ins europäische Ausland, wie zu den beiden Hauptsitzen der Europäischen Union Brüssel oder Straßburg, gibt es finanzielle Unterstützung durch EU-Förderprogramme, wenn die Reise einen bildungspolitischen Schwerpunkt hat oder den Besuch einer EU-Institution beinhaltet. 

Auch können Klassenfahrten zu Gedenkstätten im Ausland, zum Beispiel zum Konzentrationslager Auschwitz in Polen, über Programme wie das Deutsch-Polnische Jugendwerk bezuschusst werden. Dieser Zuschuss beträgt 12 Cent pro Person und Kilometer – so würde eine Fahrt von Berlin nach Auschwitz mit ungefähr 66,60 Euro pro Schüler:in gefördert werden. 

Kreative Finanzierungsmöglichkeiten wie Flohmärkte, Kuchenverkäufe oder Sponsoring-Aktionen durch lokale Unternehmen tragen ebenfalls dazu bei, die Reisekosten zu senken. Ein Kuchenverkauf auf dem Schulfest kann beispielsweise einen Großteil der benötigten Mittel aufbringen. Auch das Ansparen über Sparpläne bei Banken ist eine sinnvolle Option, um die finanzielle Belastung über einen längeren Zeitraum zu verteilen. 

Reiseplanung im Detail: Von der Unterkunft bis zu den Aktivitäten

Nachdem die Finanzierung gesichert ist und die Anträge durch sind, wird es ernst: Nun müssen Angebote für Transport, Unterkunft und Aktivitäten eingeholt werden. Hier lohnt es sich, verschiedene Anbieter zu vergleichen und nicht nur auf den Preis, sondern auch auf Sicherheit und den Service zu achten. Viele Jugendherbergen, Hostels oder spezialisierte Reiseanbieter haben umfangreiche Erfahrung mit Schulklassen und wissen genau, was wichtig ist – ob zentrale Lage, spezielle Gruppenangebote oder flexible Stornobedingungen. Auch der Transport sollte gut geplant sein. Je nach Ziel bietet sich eine Busreise an, für weitere Ziele wie Island oder Südeuropa ist der Flug oft die beste Wahl, da dieser nicht nur die Reisezeit erheblich verkürzt, sondern auch oft kosteneffizienter ist.

Gleichzeitig ist es an der Zeit, die Aktivitäten vor Ort zu planen. Spannende Führungen durch Museen, interaktive Workshops durch die jeweilige Stadt oder gemeinsame Outdoor-Aktivitäten sollten nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich sein. Freizeit darf natürlich nicht zu kurz kommen, aber das Verhältnis zwischen Lernen und Freizeit muss ausgewogen sein. 

Letzte Vorbereitungen: Der finale Elternabend und klare Regeln

Kurz vor der Abreise sollte ein zweiter Elternabend stattfinden, auf dem die finalen Details der Reise besprochen werden. Hier werden der Ablauf, die Unterkunft, die Aktivitäten und die genauen Kosten noch einmal erläutert und es gibt Raum für letzte Fragen und Klärungen. Auch besondere Wünsche oder Anliegen der Eltern, beispielsweise zu gesundheitlichen Besonderheiten oder individuellen Bedürfnissen der Schüler:innen können hier thematisiert werden. 

Zudem ist dies der richtige Zeitpunkt, um im Klassenverband klare Regeln für die Klassenfahrt zu besprechen: Wie steht es zum Handygebrauch? Welche Ausgangszeiten gelten? Gibt es ein striktes Alkoholverbot? Dieses Verbot ist jedoch praktisch in jedem Bundesland immer gegeben, außer es wurde in der Schulkonferenz besprochen. Solche Vereinbarungen sorgen dafür, dass die Fahrt diszipliniert abläuft und keine unangenehmen Überraschungen mit sich bringt. Die geltenden Jugendschutzgesetze innerhalb der gesamten EU lassen sich hier finden. 

Kurz vor der Abreise müssen außerdem organisatorische Details überprüft werden: Sind alle Reisedokumente vollständig? Wurden Notfallkontakte und medizinische Informationen der Schüler:innen erfasst? Gibt es einen Notfallplan und ausreichend Erste-Hilfe-Material? Der Notfallplan sollte Handlungsanweisungen für den Umgang mit Unfällen, Krankheiten oder sonstigen Zwischenfällen enthalten, einschließlich der Kontaktinformationen der Eltern und den Standort des nächstgelegenen Krankenhauses. Eine Checkliste hilft dabei, den Überblick zu behalten und sicherzustellen, dass nichts vergessen wird.

Gut geplant ist halb gereist: Mit Struktur zum Erfolg

Mit einer durchdachten Vorbereitung wird eure Klassenfahrt nicht nur zu einem Abenteuer, sondern auch zu einem unvergesslichen Lernerlebnis. Wenn die richtige Balance zwischen pädagogischen Zielen, Spaß und Entdeckungen gefunden wird, bleibt die Reise lange in Erinnerung. Ob ihr durch die historischen Straßen Londons schlendert, die antiken Ruinen Roms bestaunt oder die Natur an der spanischen Küste erlebt – eine gut geplante Klassenfahrt eröffnet neue Horizonte, stärkt den Klassenverband und fördert das Lernen außerhalb des Klassenzimmers. 

Habt ihr selbst schon eine Klassenfahrt geplant oder steckt gerade mitten in der Organisation? Lasst eure Erfahrungen und Tipps in den Kommentaren da – gemeinsam machen wir die nächste Reise zum vollen Erfolg! 

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Frankfurt a.M., 16.09.2024 – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt mit Blick auf die Verhandlungsrunde zwischen der Kultusministerkonferenz (KMK) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) am Dienstag, sich zügig auf einen Digitalpakt 2.0 zu einigen. Ein verstetigter Digitalpakt müsse Qualität und Profession ins Zentrum rücken.

„Die KMK und das BMBF müssen sich jetzt endlich auf einen Digitalpakt 2.0 einigen. Wie lange sollen Schulen und Schulträger noch warten? Sie brauchen für ihre Planungen Klarheit, ob und wie es weitergeht“, unterstrich Ralf Becker, GEW-Vorstandsmitglied Berufliche Bildung und Weiterbildung, am Montag in Frankfurt a.M. mit Nachdruck. „Schuldigitalisierung ist kein Gedöns, sondern eine Zukunftsaufgabe. Schulen und Schulträger benötigen Planungssicherheit, etwa wenn sie Personal für die IT-Administration gewinnen wollen.“ Becker appellierte an den Bund, dass sich dieser bei der Finanzierung nicht aus der Verantwortung ziehen dürfe. Hintergrund ist die im Raum stehende Reduzierung des Anteils des Bundes. „Dringend notwendige Investitionen an Schulen müssen gesichert werden. Sich dem Diktat von Haushaltskürzungen und Schuldenbremse zu beugen, heißt die Weiterentwicklung der Schule und des Unterrichts zu stoppen. Wer so handelt, gefährdet die Zukunft der Kinder. Das muss allen Beteiligten klar sein.“

Die Bildungsgewerkschaft macht sich für einen Digitalpakt 2.0 stark, der gute Arbeits- und Lernbedingungen in den Mittelpunkt stellt. „Effizienzkriterien und Profitinteressen dürfen nicht der Motor der Digitalisierung an Schulen sein“, so Becker weiter. „Unser Ziel ist, jedem Kind und jeder Lehrkraft die gleichen Möglichkeiten zu bieten, mit digitalen Geräten in einer gut ausgestatteten Infrastruktur gut zu lernen und gut zu arbeiten. Bildungsfragen und pädagogische Konzepte müssen auch im Digitalpakt 2.0 handlungsleitend bleiben.“

Mit Blick auf die Mittelverteilung in einem Digitalpakt 2.0 mahnt Becker, dass ein Festhalten am „Königsteiner Schlüssel“, das die KMK ins Spiel gebracht hat, nicht zielführend sei. „Um Chancengleichheit zu verwirklichen, muss Ungleiches ungleich behandelt werden“, betonte das GEW-Vorstandsmitglied. „Eine sozial ausgewogene und gerechte Steuerung eines Digitalpakts 2.0 erfordert, die Gelder nach sozialen Indikatoren zu verteilen. Die Mittel müssen da ankommen, wo sie am meisten gebraucht werden: bei den armen Kindern und deren Familien, in den Stadtvierteln, die sozial abgehängt worden sind. Dafür braucht es ein transparentes Monitoring, das auch soziale Indikatoren berücksichtigt, eine Stärkung digitaler Schulentwicklungsprozesse durch mehr zeitliche, finanzielle und fachliche Ressourcen sowie eine gezielte Förderung finanzschwacher Kommunen und schlecht ausgestatteter Schulen.“

Info: Die Bildungsgewerkschaft hat im Herbst 2023 ein Positionspapier zum Digitalpakt 2.0 vorgelegt. In diesem schlägt sie eine Digitalisierung an Schulen vor, die die Qualität und Profession sowie eine sozial gerechte Mittelverteilung, z.B. nach dem Multiplen Benachteiligungsindex (MBI), ins Zentrum rückt.

Im Mai 2022 hat die GEW eine Studie zur Umsetzung des Digitalpakts Schule veröffentlicht. Die Forscher Michael Wrase und Daniel Rohde hatten in der Expertise Vorschläge gemacht, wie der Digitalpakt Schule fortgesetzt werden solle.

Frankfurt a.M. – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt mit Blick auf die Verhandlungsrunde zwischen der Kultusministerkonferenz (KMK) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) am Dienstag, sich zügig auf einen Digitalpakt 2.0 zu einigen. Ein verstetigter Digitalpakt müsse Qualität und Profession ins Zentrum rücken.

„Die KMK und das BMBF müssen sich jetzt endlich auf einen Digitalpakt 2.0 einigen. Wie lange sollen Schulen und Schulträger noch warten? Sie brauchen für ihre Planungen Klarheit, ob und wie es weitergeht“, unterstrich Ralf Becker, GEW-Vorstandsmitglied Berufliche Bildung und Weiterbildung, am Montag in Frankfurt a.M. mit Nachdruck. „Schuldigitalisierung ist kein Gedöns, sondern eine Zukunftsaufgabe. Schulen und Schulträger benötigen Planungssicherheit, etwa wenn sie Personal für die IT-Administration gewinnen wollen.“ Becker appellierte an den Bund, dass sich dieser bei der Finanzierung nicht aus der Verantwortung ziehen dürfe. Hintergrund ist die im Raum stehende Reduzierung des Anteils des Bundes. „Dringend notwendige Investitionen an Schulen müssen gesichert werden. Sich dem Diktat von Haushaltskürzungen und Schuldenbremse zu beugen, heißt die Weiterentwicklung der Schule und des Unterrichts zu stoppen. Wer so handelt, gefährdet die Zukunft der Kinder. Das muss allen Beteiligten klar sein.“

Die Bildungsgewerkschaft macht sich für einen Digitalpakt 2.0 stark, der gute Arbeits- und Lernbedingungen in den Mittelpunkt stellt. „Effizienzkriterien und Profitinteressen dürfen nicht der Motor der Digitalisierung an Schulen sein“, so Becker weiter. „Unser Ziel ist, jedem Kind und jeder Lehrkraft die gleichen Möglichkeiten zu bieten, mit digitalen Geräten in einer gut ausgestatteten Infrastruktur gut zu lernen und gut zu arbeiten. Bildungsfragen und pädagogische Konzepte müssen auch im Digitalpakt 2.0 handlungsleitend bleiben.“

Mit Blick auf die Mittelverteilung in einem Digitalpakt 2.0 mahnt Becker, dass ein Festhalten am „Königsteiner Schlüssel“, das die KMK ins Spiel gebracht hat, nicht zielführend sei. „Um Chancengleichheit zu verwirklichen, muss Ungleiches ungleich behandelt werden“, betonte das GEW-Vorstandsmitglied. „Eine sozial ausgewogene und gerechte Steuerung eines Digitalpakts 2.0 erfordert, die Gelder nach sozialen Indikatoren zu verteilen. Die Mittel müssen da ankommen, wo sie am meisten gebraucht werden: bei den armen Kindern und deren Familien, in den Stadtvierteln, die sozial abgehängt worden sind. Dafür braucht es ein transparentes Monitoring, das auch soziale Indikatoren berücksichtigt, eine Stärkung digitaler Schulentwicklungsprozesse durch mehr zeitliche, finanzielle und fachliche Ressourcen sowie eine gezielte Förderung finanzschwacher Kommunen und schlecht ausgestatteter Schulen.“

Info: Die Bildungsgewerkschaft hat im Herbst 2023 ein Positionspapier zum Digitalpakt 2.0 vorgelegt. In diesem schlägt sie eine Digitalisierung an Schulen vor, die die Qualität und Profession sowie eine sozial gerechte Mittelverteilung, z.B. nach dem Multiplen Benachteiligungsindex (MBI), ins Zentrum rückt.

Im Mai 2022 hat die GEW eine Studie zur Umsetzung des Digitalpakts Schule veröffentlicht. Die Forscher Michael Wrase und Daniel Rohde hatten in der Expertise Vorschläge gemacht, wie der Digitalpakt Schule fortgesetzt werden solle.

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Spannende Vorträge, motivierende Schulbesuche, inspirierende Workshops sowie viel Zeit zum Austausch und zur Vernetzung. All das bietet der Ganztagsschulkongress 2024 in München, zu dem der Bundesverband des Ganztagsschulverbandes vom 17. bis 20. November in die Alte Kongresshalle München einlädt. Thema des diesjährigen Kongresses: „Kulturelle Bildung mit Ganztag“. Anmeldungen sind ab sofort möglich: https://www.ganztagsschulkongress2024.de/ Schnell sein lohnt sich: Wer sich bis zum 1. Oktober 2024 anmeldet, profitiert vom attraktiven Frühbucherrabatt.

Als Kooperationspartner setzt die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. (bkj) beim diesjährigen Kongress mit weiteren Akteur:innen aus dem Programm „Kultur macht stark“ wichtige Impulse.

Die Bedeutung der Kulturellen Bildung hebt die 1. Vorsitzende des Ganztagsschulverbandes Eva Reiter hervor: „Kulturelle Bildung im Ganztag ist ein wichtiger Bestandteil der ganzheitlichen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Die Chancen sind vielfältig. Durch kulturelle Aktivitäten lernen sie sich auszudrücken, Probleme auf kreative Weise zu lösen und ihre eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Darüber hinaus fördert kulturelle Bildung im Ganztag auch die soziale Kompetenz der Schüler:innen, da sie in kreativen Projekten häufig im Team arbeiten und einander unterstützen müssen.“ Kulturelle Bildung im Ganztag biete zudem die Chance, die Kooperation schulischer und außerschulischer Akteure und dadurch die Verschränkung formaler und non-formaler Ziele und Methoden zu stärken.

Über den Ganztagsschulverband

Der Ganztagsschulverband setzt sich als Fachverband und Interessenvertretung auf Bundes- und Länderebene für die Etablierung und Weiterentwicklung von ganztägig arbeitenden Schulen in Deutschland ein. Seine Mitglieder sind Schulen, Hochschulen, Akteure aus Bildungspolitik und -verwaltung, Vereine und Verbände, Einzelpersonen aller Professionen sowie am Ganztag Beteiligte und Interessierte. Er bietet Vernetzung, Informationen, Ideen und Beratung.

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Früher Spielzeug – heute Werkzeug: Virtual Reality (VR) hat sich längst als kluge Ergänzung in industriellen Trainings, medizinischen Ausbildungen sowie der akademischen und schulischen Bildung bewiesen. Die Annahme: Immersive Lernerfahrungen bieten einen niederschwelligen Zugang zu komplexen Themenfeldern, visualisieren schwer greifbare Prozesse, ermöglichen gefühlte Reisen durch Raum und Zeit – und nehmen dabei jeden Lernenden mit.

Ist Virtual Reality damit das Allheilmittel einer strukturell maroden Schulbildung – oder lässt sich ein Mehrwertgefälle entlang des Fächerkanons beobachten?

Virtuelle Welten: Ein Vehikel für Inhalte beliebiger Natur

Um sich der Frage zu nähern, ob das Eintauchen in virtuelle Realitäten das Lernen per se verbessert, ist es ratsam, die Technologie zunächst zu verstehen. So verdankt Virtual Reality seine Prominenz zwar in weiten Teilen der Spieleindustrie, ist letztlich aber ein neutrales Vehikel für beliebig geartete Inhalte. Ein Tool zur Visualisierung, ohne thematische Färbung.

Sich selbst per “Ich-Perspektive” beliebig oft in Szenarien befördern – das ist die Quintessenz von VR. Ob dieses Szenario nun eine Brandbekämpfung oder ein Besuch im Anne-Frank-Haus in Amsterdam ist: grundsätzlich egal! Daraus ergeben sich Anwendungsszenarien für den schulischen Kontext, die einzig durch die Fantasie der Entwickler:innen limitiert sind.

Problemkind MINT: VR als Joker für den PISA-Schub?

Der jüngste PISA-Schock hat den traurigen Trend bestätigt – insbesondere in den MINT-Fächern besteht akuter Handlungsbedarf. So verfehlten zuletzt 23 Prozent der Teilnehmenden die Mindestanforderungen in den naturwissenschaftlichen Fächern, in der Mathematik war es jede:r Dritte. Die Hoffnung: VR kann hier Barrieren abbauen und durch den spielerischen Aspekt neue Zugänge zu oft ungeliebten Inhalten öffnen. Bereits jetzt – ohne nennenswerten Sog aus Politik und Bildungssektor – existieren zahlreiche Bildungsanwendungen mit MINT-Orientierung für Virtual Reality.

Stellt euch vor, ihr könntet in eine mathematische Funktion hineinspringen. Mit VR ist genau das möglich – so könnt ihr den Graphen einer Funktion verschieben und in Echtzeit beobachten, wie sich die dazugehörige Funktion verändert. Diese direkte Interaktion kreiert ein Verständnis für Zusammenhänge und abstrakte Konzepte und befähigt Lernende, Prinzipien auf eine Weise zu erleben, wie es mit Pen and Paper schlichtweg nicht möglich ist.

Auch in der Geometrie spielen virtuelle Lernwelten ihre Stärke aus: So werden die Beschaffenheiten geometrischer Körper aus der Ich-Perspektive und durch die Begehung des Raumes viel besser greifbar. Doch neben der Mathematik sind es insbesondere die Naturwissenschaften, die durch ihren oft hohen Abstraktionsgrad für Frust und ausbleibende Motivation sorgen. Die spielerische Komponente virtueller Lernwelten könnte hier gegensteuern.

Man stelle sich beispielsweise einen Flug als Blutkörperchen durch den menschlichen Körper vor – eine VR-Achterbahn mit nachhallendem Lerneffekt. Auch können Experimente der Physik und Chemie in sicherem Rahmen und ohne Einsatz von Schadstoffen und realer Gefahr beliebig oft reproduziert und anschließend auf Teilchenebene beobachtet und verstanden werden – das ist nicht nur effizient und sicher, sondern auch inklusiv.

Portal in die Vergangenheit: Per Knopfdruck durch die Zeit

Der zentrale Aspekt der VR ist also das Simulieren von Prozessen, Situationen, Orten – und zwar möglichst immersiv aus der Ich-Perspektive. Dadurch eignet sich die Technologie hervorragend, um der Nacherzählung historischer Ereignisse die Intensität zu verleihen, die es braucht, um im Gedächtnis verankert zu werden.

Lernende können in unzähligen Büchern das gebündelte Wissen der Menschheit über das alte Rom finden und aufsaugen. Sie können mit VR aber auch durch eben jenes Rom spazieren, mit Kaisern und Gladiatoren sprechen und sich einen Eindruck der Epoche verschaffen. Genauso verhält es sich mit dem Alten Ägypten – wie wäre es beispielsweise mit einer Erkundung alter Pyramiden? Die Aufzählung könnte ewig weitergehen – im Grunde kann jede Epoche und jedes historische Ereignis mittels VR als Quasi-Zeitzeuge nachempfunden werden.

Dabei stiftet ein zentraler Aspekt virtuellen Lernwelten immensen Mehrwert, insbesondere für den Geschichtsunterricht: die Täuschung unseres Gehirns. So registriert unser Gehirn das in virtuellen Welten Erlebte als reales Erlebnis – und speichert es dementsprechend ab. Das Ergebnis: Lehrinhalte werden nachhaltig gespeichert und bleiben besser abrufbar – eine Studie der University of Maryland spricht von knapp 10 Prozent gesteigertem Erinnerungsvermögen.

Inklusion und Integration: Bildung fair gestalten

Dabei adressiert Virtual Reality nebst Anforderungen aus dem Bildungssektor auch die Themen der Zeit. insbesondere beim Grad der Inklusion sowie bei der Integration Geflüchteter stößt unser Bildungssystem oft an seine Grenzen und bietet wenig Raum für individuelle Stärken und – noch schlimmer – Schwächen. Durch virtuelle Räume kann ein Klassenzimmer zu 30 individuellen Räumen werden – und ungeachtet etwaiger Sprachbarrieren oder körperlicher Einschränkungen jeden Lernenden mitnehmen.

Aber auch beim Erlernen von Fremdsprachen ist die Immersion eine der effektivsten Methoden. So kann auch hier spielerisch in Alltagssituationen eingetaucht und mittels Punktesystem, das die korrekte Dialogführung belohnt, der Ehrgeiz beim Lernen getriggert werden. Dabei werden Grammatik, Vokabular und Aussprache nach dem Learning-by-Doing-Ansatz gestärkt.

Auf 3 geht’s los – oder doch nicht?

Der Einsatz von VR bietet eine Fülle an Möglichkeiten und Chancen, auch für die schulische Bildungslandschaft. Insbesondere im MINT-Bereich werden Barrieren abgebaut und individuelle Schwächen nichtig gemacht – den herkömmlichen Unterricht ablösen kann die Technologie jedoch nicht. Vielmehr sollte sie als kluge Ergänzung verstanden werden, um sich die spielerische Natur des VR-Lernens zunutze zu machen und Bildung möglichst inklusiv und fair zu gestalten. Pilotprojekte können dabei helfen. Lokale Medienzentren können bei der Umsetzung dieser unterstützen, und u.a. VR-Ausstattung bereitstellen.

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Im Volksmund gelten Iraner:innen oft als gebildet, und das kommt nicht von ungefähr: Bildung hat in Iran einen hohen Stellenwert. Viele Iraner:innen besitzen einen Hochschulabschluss oder streben ihn an, im regionalen Vergleich ist die Alphabetisierungsrate des Landes hoch und das Land ist bekannt dafür, dass auch Frauen schon früh Zugang zu Bildung hatten. 

In den letzten zwei Jahren, nach dem Tod von Jina Mahsa Amini und dem von vielen Iraner:innen gefochtenen Kampf gegen das repressive autoritäre Regime, waren Schüler:innen, Student:innen und Lehrkräfte maßgeblich an den Protestwellen im Land beteiligt. Sie kämpften für die kollektiv formulierten Ziele “Frauen, Leben, Freiheit” und lehnten sich gleichzeitig gegen die unterdrückenden Grundsätze des Staates auf, die tief im Bildungssystem verankert sind. Spätestens dieser Umstand wirft Fragen auf: Trotz des hohen Stellenwerts von Bildung scheinen Aufklärung und Gerechtigkeit nicht im Sinne des Regimes zu sein. Wie lernen Schüler:innen in Iran dann? Und vor allem: Wer lernt wie – und was? 

Die Bevölkerung Irans und der Stellenwert von Bildung

Wer lebt wo in Iran? (Quelle: FAZ.net)

Der Iran mit etwa 89 Millionen Einwohner:innen ist eine ethnisch und kulturell vielfältige Gesellschaft. Während die größte ethnische Bevölkerungsgruppe aus Perser:innen besteht, die schätzungsweise etwa 50 bis 70 Prozent ausmachen, leben ethnische Minderheiten wie Aserbaidschaner:innen, Kurd:innen, Lur:innen, Araber:innen und Belutsch:innen vor allem in den Grenzregionen des Landes. Darüber hinaus halten sich in Iran mehrere Millionen afghanische Geflüchtete auf. Die Bevölkerung ist überwiegend muslimischen Glaubens. 90 bis 95 Prozent der Bevölkerung gehören der offiziellen Glaubensrichtung des Landes, dem schiitischen Islam, an. Trotz dieser auf den ersten Blick homogenen religiösen Prägung, gibt es auch kleinere nicht-muslimische Gruppen wie Christ:innen, Personen jüdischen Glaubens und Zoroastrier:innen.

Durch viele Bevölkerungsgruppen hindurch wird Bildung in Iran als äußerst wichtig und wertvoll angesehen. Ein hoher Bildungsgrad gilt als Schlüssel zum sozialen Aufstieg und ist  eng mit dem Streben nach beruflichem Erfolg und Status verknüpft. Die Alphabetisierungsrate liegt bei Männern bei rund 92 Prozent, 85 Prozent bei Frauen und bei Jugendlichen bei rund 99 Prozent (Stand 2022) und ist damit im Vergleich zu den benachbarten Ländern, wie Afghanistan oder Irak, hoch. Ein möglicher Grund für die gesellschaftliche Bedeutung von Bildung liegt in der staatlichen Gewichtung: Die Islamische Republik betrachtet das Bildungssystem seit ihrer Gründung als ein zentrales Instrument zur Festigung der nationalen Souveränität. Dementsprechend steht die Bildung in Iran unter Einfluss und starker Kontrolle des iranischen Regimes.

Politisches System 

Und das Regime steht besonders für die Vermittlung von konservativen schiitischen Werten: Das politische System der Islamischen Republik kombiniert republikanische Elemente mit einer starken theokratischen Komponente und gilt als autoritär. An der Spitze des Staates stehen der oberste Machthaber und das religiöse Oberhaupt, Ali Chamenei, der die Kontrolle über die wichtigsten Machtbereiche des Staates innehat. Trotz Wahlen und gewählten Institutionen bleiben der Machthaber oder von ihm ins Amt gehobene Personen häufig die letzte Entscheidungsinstanz. Durch den unterdrückenden Kurs des Regimes führt diese Struktur zu Spannungen und Ungleichheit in der Bevölkerung. Menschenrechte, insbesondere die Meinungs- und Pressefreiheit sowie die Rechte von Frauen und Minderheiten, werden stark eingeschränkt

Von der Vorschule bis zur Unizulassung: Das Schulsystem in Iran

Das iranische Bildungssystem ist zentralstaatlich organisiert. So könnte man meinen, dass im Gegensatz zum föderalen Staat Deutschland eine gänzlich einheitliche Schulbildung gewährleistet werden kann. Die offiziellen Bildungswege ähneln denen in Deutschland: Sie sind in zwei Hauptbereiche unterteilt, die „K-12“-Bildung (Kindergarten bis zur 12. Schulstufe, also Primar- und Sekundarbildung) sowie die höhere Bildung. Ab einem Alter von fünf bis sechs Jahren können Kinder eine Vorschule oder einen Kindergarten besuchen, was etwa auf die Hälfte der Kinder in diesem Alter zutrifft.

Mit sechs Jahren beginnt die verpflichtende sechsjährige Grundschule (Dabestân). Im Anschluss daran folgt die Sekundarstufe (Dabirestân), die in zwei Abschnitte gegliedert ist. Die ersten drei Jahre, auch als Sekundarstufe I bezeichnet, sind für alle Schüler:innen zwischen zwölf und 15 Jahren verpflichtend. Danach besteht die Möglichkeit, in die Oberstufe (obere Sekundarstufe) zu wechseln, die nicht verpflichtend ist. Hier können die Schüler:innen zwischen verschiedenen Schwerpunkten wählen, darunter theoretische, technische oder handwerkliche Bildung. Die Sekundarstufe endet mit einer Reifeprüfung. Wer ein Hochschulstudium anstrebt, muss zusätzlich die nationale Hochschulaufnahmeprüfung (Konkur) gut bestehen, um an einer Universität angenommen zu werden, denn die Studienplätze sind begrenzt.

Koranstudium statt Sexualunterricht: Welche Unterrichtsfächer werden gelehrt?

In Iran sind zwei Ministerien für die Curricula und Bildungsstrukturen und somit auch für die Vermittlung traditioneller schiitischer Werte im Land zuständig. Das Bildungsministerium entscheidet über Primar- und Sekundarbildung, während das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Technik die höhere Bildung verwaltet. 

In der Grundschule werden Farsi (Lesen, Schreiben und Diktat), Mathematik, Naturwissenschaften, Religionspädagogik, Sozialkunde, Kunst und Sport sowie Koranstudium und Religionspädagogik unterrichtet. Ab der sechsten Klasse kommen auch die Fächer Forschen, Technik und Berufswesen hinzu. Zusätzlich zu den Fächern der Primarstufe erhalten Schüler:innen in der unteren Sekundarstufe Unterricht in einer zweiten Sprache ihrer Wahl. Sie können zwischen Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch oder Russisch auswählen. In der oberen Sekundarstufe entscheiden sich die Schüler:innen zwischen drei Ausbildungszweigen: der akademischen, technischen und beruflichen Ausbildung. 

Ungleichheiten in dem Zugang zu iranischer Bildung 

Eine der prägnantesten Änderungen seit dem Ausruf der Islamischen Republik im Jahr 1979 ist die Geschlechtertrennung in allen Bildungseinrichtungen. Schulen sind dazu verpflichtet, islamische Werte zu fördern, was sich neben der Trennung von Mädchen und Jungen insbesondere im Lehrplan widerspiegelt. Seit der Revolution von 1979 wurde das Koranstudium als Unterrichtsfach eingeführt und der Anteil des Religionsunterrichts erhöht. Auch in nicht religiösen Fächern wird zunehmend Religion behandelt, sodass im Jahr 2006 etwa ein Viertel der Primar- und Sekundarschulzeit religiösen Themen gewidmet waren.

Durch alle Schulstufen zieht sich zudem die Vermittlung eines rückständigen Frauenbildes, das dem weiblichen Geschlecht primär die Rollen der Hausfrau, Ehefrau und Mutter zuschreibt, in denen sie weiterhin für wichtige Entscheidungen die Zustimmung ihres Mannes benötigen, dem wiederum die Rolle des Hauptverdieners zugeschrieben wird. Mädchen sind außerdem ab dem neunten Lebensjahr verpflichtet, den Hijab zu tragen, was als Teil der islamischen Vorschriften in den Schulen durchgesetzt wird.

Auch unabhängig vom Geschlecht birgt das Bildungssystem in Iran mehrere Probleme, die einer einheitlichen Bildung im Weg stehen und zudem sowohl gesellschaftliche Spannungen als auch Ungleichheiten verstärken. Minderheiten in Iran leben häufig in ländlichen Regionen. Eine genaue Zahl der ihnen Angehörenden auszumachen sowie ihre Situation einzuschätzen, ist schwierig, da Beobachter:innen meist an offiziellen Zählungen im Land gehindert werden. Deutlich wird dennoch, dass die dort Lebenden durch die schlechtere Infrastruktur häufig mit einem schwereren oder keinem Zugang zu Bildung zu kämpfen haben. Dieses Konfliktfeld paart sich mit der Diskriminierung religiöser Minderheiten: Auch wenn es kein Gesetz gibt, das religiöse Minderheiten daran hindert, an öffentlichen Schulen unterrichtet zu werden, erfahren Schüler:innen anderer Glaubensrichtungen, wie Sunniten, in den Schulen häufig Benachteiligung. Bestimmten religiösen Minderheiten, wie Anhänger:innen der Bahá'í Religion oder den Zoroastrier:innen, wird der Zugang zu Bildungseinrichtungen in manchen Regionen des Landes gänzlich verwehrt. Schüler:innen jüdischen Glaubens werden zum Beispiel durch antisemitische Lehrmaterialien diskriminiert. In einigen Teilen des Landes gibt es extra Schulen für Schüler:innen religiöser Minderheiten, sodass sie dort mehr Freiheit bei der Gestaltung ihres Religionsunterrichts haben.

Lehrkräfte im Kampf gegen ein diskriminierendes Schulsystem

Seit Jina Mahsa Aminis Tod vor zwei Jahren, demonstrieren alle Generationen und Geschlechter für Menschenrechte in Iran. (Quelle: Julika Ude)

Den Lehrer:innen kommt eine schwierige Rolle im Bildungssystem zu. Ihr Beruf gilt, wie die Bildung auch, traditionell als angesehen. Trotzdem müssen Lehrer:innen zum einen mit niedrigen Gehältern und zum anderen mit einem Bildungssystem, das stark durch staatliche Ideologie geprägt ist, kämpfen. So schließen sich Lehrer:innen immer häufiger gegen ihre eigene Repression sowie gegen die Diskriminierung von Schüler:innengruppen zusammen. Lehrergewerkschaften und aktivistische Lehrkräfte werden vom Regime daraufhin oft verfolgt, verhaftet oder mundtot gemacht. Vor allem seit den landesweiten Protesten, die durch den Tod von Mahsa Amini im September 2022 ausgelöst wurden, ist die staatliche Überwachung von Lehrer:innen durch die Regierung verschärft worden. 

Die aktuelle Lage für Lehrkräfte und Schüler:innen, die gegen Ungleichheit aufstehen und von ihr betroffen sind, bleibt deshalb äußerst prekär. Die Protestbewegung “Frauen, Leben, Freiheit“ hat zwar das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Reformen gestärkt, der Raum für politische und gesellschaftliche Veränderungen wird von der Regierung aber weiterhin eng gehalten. Lehrende, die sich für Reformen einsetzen, laufen Gefahr, ihre Arbeit oder sogar ihre Freiheit zu verlieren. Das Bildungssystem in Iran ist somit nicht nur ein Ort der Wissensvermittlung, sondern auch ein Schauplatz für den Kampf um Freiheit, Gerechtigkeit und soziale Reformen. Der Ruf nach Veränderungen ist laut, doch der Weg dorthin bleibt steinig und gefährlich.

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VBE zum ifo Bildungsbarometer

10.092024. Laut dem heute vom ifo Institut veröffentlichten Bildungsbarometer bewerten die Befragten die Schulen in Deutschland als mittelmäßig. Sie wünschen sich unter anderem mehr Geld für Bildung und eine Stärkung der Basiskompetenzen. Insgesamt bewerten sie die Bildungspolitik aber nochmals schlechter als die Schulen. Tomi Neckov, stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), schätzt die Ergebnisse folgendermaßen ein:

„Es ist zu erkennen, dass die Herausforderungen in den Schulen mehr und mehr ins öffentliche Bewusstsein dringen und die Menschen erkennen, dass die verfehlte Bildungspolitik der letzten Jahre und Jahrzehnte dafür verantwortlich ist. Die Bewertung „mittelmäßig“ kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Strukturen in der deutschen Bildungslandschaft teils desolat sind. Das wahrgenommene Mittelmaß, das das Bildungsbarometer abbildet, ist angesichts der fehlenden Gelingensbedingungen nur auf einen Umstand zurückzuführen: den unermüdlichen Einsatz der Lehrkräfte vor Ort. Sie geben Tag für Tag alles in ihrer Macht stehende, um die mangelhaften Voraussetzungen zu kompensieren und den Schülerinnen und Schülern bestmögliche Bildung zukommen zu lassen, und setzen dabei teilweise sogar ihre eigene Gesundheit aufs Spiel.“

Zur Forderung nach einer besseren Finanzierung des Bildungssektors ergänzt Neckov: „Wir fordern schon seit geraumer Zeit, dass die Ausgaben für Bildung in unserem Land massiv steigen müssen. Kinder lernen heute in teilweise maroden und aus der Zeit gefallenen Schulen. Es ist zu hoffen, dass die Politik diese Forderung aus der Gesellschaft endlich aufnimmt und alles in die Wege leitet, was notwendig ist, um den Bildungsbereich in Deutschland wieder zu stärken.“

Die Reformansätze zur Verbesserung des Bildungssystems ordnet Neckov folgendermaßen ein: „Wir stehen den Vorschlägen zur Verbesserung des Bildungssystems inhaltlich grundsätzlich positiv gegenüber. Allerdings bleibt die Frage unbeantwortet, wer diese zusätzlichen Aufgaben übernehmen soll. Wer soll qualifizierte Sprachtests durchführen? Woher kommt die Zeit für ein tägliches Lesetraining? Wer betreut die Kinder, die ab dem vierten Lebensjahr verpflichtend in die Kita gehen sollen? Das Personal an Kitas und Schulen, das den Laden mit Mühe und Not am Laufen hält, kann dies nicht noch zusätzlich schultern. Wir brauchen schlichtweg mehr Lehrkräfte in den Schulen und mehr Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas, um überhaupt über derartige Vorschläge sprechen zu können.“

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10.09.2024. Ein neues digitales Tafelbild für den Unterricht sowie digitale Selbstlernmodule sollen junge Menschen darauf sensibilisieren, Desinformation zu erkennen und richtig damit umzugehen. Gemeinsam mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V. (FSM) hat O2 Telefónica die Materialien für Schüler:innen der Klassen 8 bis 10 als weiteres digitales Bildungsangebot im Rahmen der Initiative „WAKE UP!“ konzipiert. Ziel ist es, die digitalen Kompetenzen der Jugendlichen zu stärken – von der sicheren Nutzung von Informationen bis hin zum verantwortungsvollen Verhalten im Netz.

Hintergrund: In einer zunehmend digitalen Welt verschwimmen die Grenzen zwischen Fakten und Fakes. So wird der Umgang mit Desinformation zu einer zunehmenden Herausforderung für die Jugendliche und sie werden anfällig für manipulative Inhalte.
Claudia von Bothmer (Quelle: Telefónica)

Claudia von Bothmer, Director Corporate Responsibility & Sustainability bei O2 Telefónica, erklärt: „Mit unserer Initiative „WAKE UP!“ engagieren wir uns gezielt dafür, junge Menschen für die Herausforderungen der digitalen Welt zu sensibilisieren und ihre Medienkompetenz zu stärken. In einer Zeit, in der falsche Informationen sich rasend schnell verbreiten können, ist es wichtiger denn je, dass Jugendliche lernen, Informationen kritisch zu hinterfragen, Medieninhalte zu analysieren und fundierte Entscheidungen zu treffen. Wir möchten ihnen die Werkzeuge an die Hand geben, um sicher und verantwortungsbewusst in der digitalen Welt zu agieren.“

Interaktive eduStories: Sensibilisierung für Desinformation

eduStories sind digitale Selbstlernmodule, die gezielt die Medienkompetenz der Jugendlichen fördern (Quelle: WAKE UP! / YAEZ)

eduStories sind digitale Selbstlernmodule, die darauf abzielen, die Medienkompetenz der Jugendlichen zu fördern. Sie sind für Smartphones konzipiert und helfen beispielsweise dabei, Desinformation zu erkennen, sich davor zu schützen und die Auswirkungen von Desinformation auf die Gesellschaft zu verstehen. In einem Exkurs-Modul erfahren die Jugendlichen mehr über den Zusammenhang zwischen Desinformation und Populismus – ein Thema, worauf junge Menschen besonders im Superwahljahr 2024 aufmerksam gemacht werden sollten. Die „WAKE UP!“ eduStories greifen auch weitere Herausforderungen wie Cybermobbing und andere Formen digitaler Gewalt auf und zeigen, wie Jugendliche damit umgehen können.

Digitales Tafelbild: Unterrichtseinheit zum Thema Desinformation

Neben den eduStories bietet „WAKE UP!“ ein digitales Tafelbildfür Lehrkräfte an, um wichtiges Wissen rund um Desinformation gemeinsam mit der Klasse zu erarbeiten. Das interaktive Tafelbild umfasst eine komplette Unterrichtseinheit von 45 Minuten. Es unterstützt Lehrkräfte dabei, das Thema Desinformation im Klassenzimmer anschaulich und praxisnah zu vermitteln. Mithilfe von Quizzen, Videos, Reflexionsaufgaben und Gruppenarbeiten werden Schüler:innen dazu angeregt, kritisch über Informationen im Internet nachzudenken und damit in ihrer Souveränität im Umgang mit digitalen Medien gestärkt. Wer im Unterricht das Thema Digitale Gewalt näher behandeln möchte, findet auf der „WAKE UP!“ Website ebenso umfangreiche Lehrmaterialien, darunter ein weiteres digitales Tafelbild mit zusätzlichen Praxisaufgaben.

Initiative „WAKE UP!“: Den verantwortungsbewussten Umgang mit Medien fördern

„WAKE UP!“ hat sich zum Ziel gesetzt, Jugendliche für die Herausforderungen der digitalen Welt zu sensibilisieren und sie zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit Informationen im Netz zu ermutigen. Neben Angeboten für Jugendliche und Lehrkräfte erhalten auch Eltern wertvolle Unterstützung, unter anderem durch digitale Elternabende und Info-Materialien rund um die Themen Cybermobbing, Desinformation und Hate Speech. Die eduStories und das digitale Tafelbild sind ab sofort kostenfrei verfügbar.Weitere Informationen unter Desinformation - WakeUp Jetzt und www.wakeup.jetzt/digitales-tafelbild-desinformation/.

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Nach den Wahlen in Thüringen und Sachsen stehen am 22. September in Brandenburg die nächsten Landtagswahlen in Ostdeutschland bevor. Während der Wahlkampf geprägt ist von Diskussionen um nationale und internationale Themen, wie zum Beispiel der Migration oder Ukraine-Hilfe, geraten landespolitische Themen immer mehr in den Hintergrund. Eines der zentralen Themen, die auf der Länderebene entschieden werden, ist die Bildungspolitik. 

Im Bildungsmonitor 2024 landete Brandenburg zuletzt nur auf dem vorletzten Platz im Vergleich mit den anderen Bundesländern (Lehrer News berichtete). Angesichts drängender Herausforderungen wie dem akuten Lehrkräftemangel, der unzureichenden schulischen Infrastruktur und den wachsenden Defiziten in den Grundkompetenzen von Schüler:innen besteht dringender Bedarf für Reformen. Das bestätigt auch eine Umfrage des ifo Instituts, bei der die Teilnehmer:innen aus Brandenburg den Schulen sowie der brandenburgischen Bildungspolitik schlechte Noten erteilten (Lehrer News berichtete). Daher wollen wir beleuchten, welche Ansätze die Parteien mit ihren Wahlprogrammen verfolgen und welche Veränderungen sie umsetzen wollen. 

SPD: Kontinuität und gezielte Verbesserungen

Die SPD, die seit 1994 das Bildungsministerium in Brandenburg führt, wirbt in ihrem Wahlprogramm damit, die begonnenen Maßnahmen fortzusetzen und auszubauen. Angesichts des akuten Lehrkräftemangels plant die SPD, die Ausbildung von Lehrkräften in Brandenburg zu intensivieren und Quereinsteiger:innen den Weg in den Lehrberuf zu erleichtern. Gleichzeitig sollen pensionierte Lehrer:innen durch Anreize, wie finanzielle Boni, länger im Schuldienst gehalten werden. Um Schulen im ländlichen Raum, die in der Regel besonders vom Lehrkräftemangel betroffen sind, abzusichern, soll das “Landlehrerstipendium” ausgebaut werden. Angehende Lehrkräfte werden dabei während ihres Studiums finanziell gefördert, wenn sie sich dazu verpflichten, für eine gewisse Zeit an einer Schule im ländlichen Raum Brandenburgs zu unterrichten.

Ein weiterer Schwerpunkt der SPD liegt auf der Förderung der Grundkompetenzen in den Kernfächern Deutsch und Mathematik, insbesondere in den Grundschulen. Hier sollen neue Programme wie ein “Rechenband” eingeführt werden, um zusätzlich zum bestehenden “Leseband” gezielte Fördermaßnahmen zu etablieren. Dabei handelt es sich um ein Rechen-, beziehungsweise Lesetraining, das die Grundkompetenzen der Schüler:innen verbessern soll. Schulen können selbst darüber entscheiden, ob sie an den Programmen teilnehmen möchten.

Im Bereich der Digitalisierung setzt die SPD auf den Ausbau digitaler Lernmittel und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Unterricht. Schulen sollen besser mit digitalen Endgeräten ausgestattet und die Integration von digitalen Lehr- und Lernmethoden ausgebaut werden. Außerdem möchte die SPD die Schulen durch zusätzliche Sozialarbeiter:innen und Verwaltungskräfte ausstatten. Gleichzeitig soll der Bürokratieabbau an Schulen vorangetrieben werden, um Lehrkräfte zu entlasten und ihnen mehr Raum für pädagogische Aufgaben zu geben. Die Inklusion soll an Kitas und Schulen weiter ausgebaut werden.

CDU: Lesen-Schreiben-Rechnen-Garantie und frühere Leistungskontrollen

Die CDU, die als bisheriger Koalitionspartner der SPD das Bildungsministerium gerne übernehmen würde, fokussiert sich stark auf die Stärkung der Grundfertigkeiten in den Schulen. Mit der Einführung eines verpflichtenden letzten Kita-Jahres für Kinder, die Sprachdefizite aufweisen und der sogenannten “Lesen-Schreiben-Rechnen-Garantie” am Ende der vierten Klasse, möchte die CDU sicherstellen, dass alle Kinder die Grundkompetenzen beherrschen. Damit das gelingt, soll das “Leseband” für alle Grundschulen verpflichtend werden. Zudem setzt die Partei auf eine verpflichtende Notenvergabe ab der dritten Klasse und regelmäßige Leistungskontrollen, um den Bildungsfortschritt der Schüler:innen besser zu dokumentieren.

Im Bereich der Digitalisierung strebt die CDU eine flächendeckende IT-Infrastruktur für alle Schulen an. Gleichzeitig soll der Einsatz digitaler Lernmittel verstärkt und der Fokus auf eine moderne und praxisnahe Vermittlung von Medienkompetenz gelegt werden. Ziel der CDU ist es, das Bildungssystem zukunftsfähig zu machen und gleichzeitig auf traditionelle Bildungswerte zu achten.

Um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken, will die CDU verstärkt Lehrkräfte aus dem Ausland, insbesondere aus Polen, rekrutieren. Darüber hinaus plant die Partei, ein “Brandenburg-Stunde”-Modell einzuführen, bei dem Lehrer vorübergehend eine zusätzliche Stunde pro Woche unterrichten und dafür entsprechend vergütet werden. Das gegliederte Schulsystem mit Förderschulen soll nach der CDU weiterhin Bestand haben.

Bündnis 90/Die Grünen: Mehr gemeinsames Lernen für gleiche Bildungschancen

Die Grünen setzen in ihrem Programm stark auf Inklusion und Chancengleichheit. Sie plädieren dafür, Schüler:innen länger gemeinsam lernen zu lassen und den Ausbau von Gesamtschulen zu fördern. Dadurch sollen Kinder und Jugendliche gleiche Zukunftschancen haben, unabhängig von Geld, Herkunft oder Wohnort. Zudem wollen sie den Zugang zum Lehramtsstudium erleichtern und weitere Studienstandorte in Brandenburg schaffen, um dem akuten Lehrkräftemangel entgegenzuwirken.

Ein weiteres zentrales Thema der Grünen ist die Digitalisierung der Schulen. Dabei geht es den Grünen nicht nur um die technische Ausstattung, sondern auch um die Vermittlung von Medienkompetenz und den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien. Die Grünen legen außerdem Wert auf die Demokratisierung des Schulalltags. Schüler:innen sollen stärker in ihre eigenen Lernprozesse einbezogen werden, indem sie mehr Mitspracherechte in der Gestaltung des Unterrichts und des Schulalltags erhalten.

AfD: Zurück zu traditionellen Bildungsprinzipien

Die AfD setzt sich für eine Rückkehr zu traditionellen Bildungsprinzipien ein. Im Mittelpunkt ihrer Bildungspolitik stehen dabei auch die Kernfächer Deutsch und Mathematik, die gestärkt werden sollen. Dafür soll in den Grundschulen wieder mehr Frontalunterricht stattfinden und ein stärkerer Fokus auf Rechnen, Schreiben und Lesen gelegt werden. Weiterhin sollen frühere Lernmethoden wie das Auswendiglernen von Gedichten wieder eingeführt werden. Dafür möchte die AfD die erste Fremdsprache an Grundschulen genauso streichen, wie zum Beispiel die Sexualaufklärung. Darüber hinaus plant die AfD, Grundschulen zu “digitalfreien Räumen” zu machen und die Nutzung von Smartphones und Tablets an Schulen bis zur sechsten Klasse zu verbieten.

Ein umstrittenes Vorhaben der AfD ist die Einführung einer Obergrenze für den Migrationsanteil an Schulen. Die Partei fordert, dass der Anteil von Schüler:innen mit Migrationshintergrund auf maximal zehn Prozent begrenzt wird, um ihrer Ansicht nach eine bessere Integration und den Erhalt des Leistungsprinzips zu gewährleisten. Zudem spricht sich die AfD gegen Inklusion aus und möchte stattdessen Förderschulen stärken. Um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken, spricht sich die AfD ebenfalls für weitere Studienorte für das Lehramt in Brandenburg aus, gleichzeitig sollen Lehrkräfte, die nicht aus Deutschland kommen, nicht ausgebildet und angeworben werden.

Die Linke: Gemeinschaftsschule und kostenfreies Mittagessen

Die Linke setzt sich für eine grundlegende Reform des Bildungssystems ein. Ihr zentrales Anliegen ist der Ausbau von Gemeinschaftsschulen, die das gemeinsame Lernen von Schüler:innen bis zur zehnten oder sogar bis zur 13. Klasse ermöglichen sollen. Außerdem sollen duale Ausbildungsmodelle stärker gefördert werden. Inklusion spielt für die Linke eine zentrale Rolle, und sie fordert mehr Personal und Ressourcen für Schulen, um allen Kindern gleiche Bildungschancen zu bieten. Die zusätzlichen Mittel für die Schulen sollen unter anderem in die Digitalisierung investiert werden, um den Schüler:innen den Zugang zu modernen Lernmitteln zu ermöglichen.

Ein weiteres Anliegen der Linken ist die Abschaffung von Schulgeld und die Einführung eines kostenfreien Mittagessens für alle Schüler:innen. Damit sollen insbesondere Kinder aus einkommensschwachen Familien unterstützt werden. Zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels fordert die Linke eine bessere Bezahlung im Referendariat und Anreizsysteme, um junge Lehrkräfte für den ländlichen Raum zu gewinnen. 

BSW: Mehr klassische Bildung und kleinere Schulklassen

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) kritisiert die derzeitige Bildungspolitik als unzureichend und setzt sich für einen Kurswechsel ein. Die Partei betont die Notwendigkeit, die Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen in den Grundschulen zu sichern. In diesem Zusammenhang fordert das BSW ein Verbot von Smartphones und Tablets im Unterricht bis zur vierten Klasse, da diese nach Ansicht der Partei das Erlernen von Grundkompetenzen erschweren.

Ein weiteres zentrales Anliegen des BSW ist die Reduzierung der Klassengrößen. Die Partei möchte die Zahl der Schüler:innen pro Klasse auf maximal 25 begrenzen, um den Lehrkräften eine intensivere Betreuung zu ermöglichen. Lehrkräfte sollen durch den Abbau bürokratischer Hürden entlastet werden, um sich auf ihre Aufgaben als Pädagog:innen zu konzentrieren. Außerdem soll es mehr Sozialarbeiter:innen an den Schulen in Brandenburg geben.

Unterschiedliche Ansätze für die Herausforderungen der Bildungspolitik

Die Landtagswahl 2024 in Brandenburg wird entscheidend dafür sein, welche Richtung die Bildungspolitik des Bundeslandes in den kommenden Jahren einschlagen wird. Im bundesweiten Vergleich schneidet Brandenburg seit Jahren schlecht ab. Während die SPD davon überzeugt ist, die Weichen für die Zukunft bereits gestellt zu haben und die angestoßenen Reformen einfach weiterhin konsequent umsetzen zu müssen, sehen die anderen Parteien  in einigen Bereichen der Bildungspolitik die Notwendigkeit eines Kurswechsels.

Nach aktuellen Umfragen haben bei den Landtagswahlen am 22. September die vorgestellten Parteien realistische Chancen, in den Landtag einzuziehen. Während BVB/Freie Wähler aus dem Landtag auszuscheiden drohen, wird nach aktuellen Umfragen die FDP erneut den Sprung in den Landtag in Potsdam verpassen. Die Ergebnisse der Wahl werden im Laufe des Wahlabends bekanntgegeben.

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Bildungsgewerkschaft zur heutigen Ausschusssitzung zur Fördergeldaffäre

Frankfurt a.M., 10.09.2024 – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat den Bundestag aufgefordert, einen Untersuchungsausschuss zur Fördergeldaffäre im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) einzurichten. „Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat in der heutigen Sondersitzung des Bundestagsausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung erneut eine Chance verpasst, Vorwürfe gegen sie und ihr Haus zu entkräften. Sie hat immer noch nicht aufgeklärt, ob und wer in ihrem Haus die Prüfung veranlasst hat, ob Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern eines Statements gegen die Räumung eines pro-palästinensischen Protestcamps an der Freien Universität Berlin Fördermittel gestrichen werden können, und welchen Anteil sie daran hatte. Die Ministerin hält Akten unter Verschluss und hat der im Zuge der Affäre entlassenen Staatssekretärin Sabine Döring (FDP) einen Maulkorb verordnet. Frau Stark-Watzinger ist nicht bereit, Licht ins Dunkel zu bringen, also muss ein Untersuchungsausschuss dem unwürdigen Schmierentheater ein Ende bereiten“, sagte Andreas Keller, stellvertretender GEW-Vorsitzender und Hochschulexperte, am Dienstag in Frankfurt a.M.

Anders als ein normaler Parlamentsausschuss kann ein Untersuchungsausschuss des Bundestages Zeugen und Sachverständige vernehmen und sich Akten vorlegen lassen. „Dieser Schritt ist notwendig, um weiteren Schaden vom deutschen Wissenschaftssystem abzuwenden“, erklärte der GEW-Vize. „Ob ein Forschungsprojekt gefördert wird, darf nicht von politischen Meinungsäußerungen der Forscherinnen und Forscher abhängig gemacht werden. Wenn auch nur der Anschein besteht, dass das BMBF dies anders handhabt, untergräbt es damit nicht nur die Legitimität sämtlicher Forschungsförderentscheidungen des Ministeriums, sondern das im Grundgesetz verankerte Grundrecht der Wissenschaftsfreiheit. Aufgabe einer Forschungsministerin ist es nicht, Schwarze Listen mit kritischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern anzufertigen, sondern die Rahmenbedingungen für die Freiheit von Forschung und Lehre zu verbessern“, mahnte Keller.

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VBE zum OECD-Bildungsbericht „Bildung auf einen Blick“

10.092024. Tomi Neckov, stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), äußert sich zur Veröffentlichung des OECD-Bildungsberichts „Bildung auf einen Blick“: „Die positiven Aspekte des Bildungsberichtes können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ergebnisse in Gänze unterstreichen, was bereits seit Jahren im Argen liegt. Bildung hängt in Deutschland weiterhin in hohem Maß von der familiären Herkunft ab. Dies wird unter anderem am Anteil der Schülerinnen und Schüler sichtbar, die am Ende der Sekundarstufe mindestens grundlegende Mathematikkenntnisse erwerben konnten. Kamen sie aus benachteiligten Haushalten, gelang dies nur gut der Hälfte der Schülerinnen und Schüler, wohingegen es über 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler aus nicht benachteiligten Haushalten schaffen konnten. Ähnlich verhält es sich bei Familien mit Migrationsgeschichte. Nur 55 Prozent der Kinder mit, aber 78 Prozent der Kinder ohne Migrationshintergrund konnten entsprechende Fähigkeiten erwerben. Das A und O bei der Unterstützung von Kindern aus benachteiligten sozialen Lagen ist die individuelle Förderung durch das Lehrpersonal. Angesichts des massiven Personalmangels ist dies allerdings oft nur schwer umsetzbar. Auch wenn die Politik den Ernst der Lage erkannt und mit dem Startchancenprogramm zielgerichtet und nicht länger mit der Gießkanne unterstützt, kann dies nur ein erster Schritt sein. Zeitlich befristete Programme reichen lange nicht mehr aus. Wir brauchen strukturelle Verbesserungen in der Bildungsfinanzierung und langfristige finanzielle Sicherheit.“

Auch was die Attraktivität des Hochschulstandortes Deutschland angeht, gießt Neckov Wasser in den Wein: „Auch wenn die Anzahl von Studentinnen und Studenten aus dem Ausland seit 2013 gestiegen ist, dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass viele Studiengänge, insbesondere im Lehramtsstudium, mit einer hohen Abbruchquote zu kämpfen haben. Hier braucht es endlich bessere Studienbedingungen und eine bessere Begleitung der Studentinnen und Studenten. Beispielsweise können eine Kinderbetreuung, eine ergänzende finanzielle Unterstützung für junge Eltern und die Bereitstellung von angemessenen und finanzierbaren Wohnungen eine wichtige Unterstützung sein.“

Die positive Entwicklung bei den Investitionen in die frühkindliche Bildung – hier wurden in Deutschland in den letzten Jahren deutlich mehr öffentliche Mittel im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt investiert als im Schnitt der OECD-Länder – bewertet Neckov positiv optimistisch: „Es ist gut, wenn die Politik endlich mehr in die frühkindliche Bildung investiert. Bislang kommt dies aber nicht in der Arbeitsrealität der Erzieherinnen und Erzieher an. Die Überlastung aufgrund des fehlenden Personals schränkt die Möglichkeiten zu individueller Förderung vielerorts weiterhin erheblich ein. Und mit Blick auf den kommenden Anspruch auf Ganztag wird die Herausforderung auch für die personelle Situation in den Kitas nicht leichter. Dies darf nicht das Ende der Mehrinvestitionen in die frühkindliche Bildung sein, sondern der Anfang.“

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Erich Kästner schrieb einst in seinem Gedicht “Jahrgang 1899”: 

“Dann holte man uns zum Militär, 

bloß so als Kanonenfutter. 

In der Schule wurden die Bänke leer, 

zu Hause weinte die Mutter.”

Vor nicht ganz 100 Jahren verfasste Kästner dieses Gedicht als Mahnung und als Andenken an diejenigen, die im Ersten Weltkrieg zwar kämpften, aber keine Mitsprache an dessen Ausbruch hatten. Eine ganze Generation wurde ihrer Jugend beraubt. Politiker:innen einiger Bundesländer denken aufgrund der globalen kriegsbedingten Lage darüber nach, den Besuch von Jugendoffizier:innen der Bundeswehr in Schulen zur Pflicht zu machen. Das Ziel ist die Anwerbung weiterer Soldat:innen und Reservisten. Die Verbindung zwischen Schule und Bundeswehr bleibt ein umstrittenes Thema. Wird sich die von Erich Kästner beschriebene Situation wiederholen? 

Warum werden Jugendoffiziere der Bundeswehr an Schulen eingeladen 

Seit 1. Juli 2011 setzt die Wehrpflicht für junge Männer in Deutschland aus, für Frauen bestand sie nie. Seitdem schrumpft die Anzahl der Soldat:innen in der Bundeswehr, ein Zeichen dafür, dass die junge Generation sich nicht für die Beteiligung an Kriegen oder die Nutzung von Waffen interessiert. Außenpolitisch gesehen ist dies für einige Politiker jedoch ein Dorn im Auge. Sie fordern die Wiedereinführung der Wehrpflicht oder eben die Verpflichtung der Schulen, Jugendoffizier:innen der Bundeswehr “referieren” zu lassen. Aufgrund der anhaltenden Kriegslage einiger Länder strebt man daher danach, junge Menschen für die Bundeswehr zu begeistern. 

Bisher ist die Einladung der Jugendoffizier:innen freiwillig, sodass nur einige Schulen dies in Erwägung ziehen. In manchen Fällen passt der Bundeswehrbesuch nicht einmal in den Unterricht, für einzelne überforderte Lehrkräfte erscheint der Militärbesuch mit seinem Angebot als Entlastung für Unterricht, der nicht selbst vorbereitet werden muss. Die jungen Soldat:innen, die von der Bundeswehr gesandt werden, treten als coole Peers auf, fast schon kumpelartig. Auf sympathische Weise erzählen sie von den Abenteuern bei der Bundeswehr. Ob es sich um Werbung oder Informationsveranstaltung handelt, ist nicht ganz transparent erkennbar. 

Meinungen zum Thema spalten sich

Einmal mehr werden die Schüler:innen außen vor gelassen. In den wenigsten Berichten über die möglichen Pflichtbesuche wurden die Rezipienten dieses Vorhabens gefragt, nur Erwachsene. Ein geringes Interesse am Wehrdienst bei der Bundeswehr geht mit der pazifistischen Einstellung einer diplomatischen Generation einher. “Soldat ist kein Beruf. Es geht darum, Menschen zu töten und selbst getötet zu werden, dazu sollte kein Mensch gezwungen werden”, so Elias Bala, Sprecher der Landesschüler*innenvertretung (LSV) Nordrhein-Westfalen. Diese Aussage der Organisation, die sich für die Mitsprache der Schüler:innen des Landes Nordrhein-Westfalen einsetzt, belegt diese Aussage. Frieden schaffen, ohne Waffen und Töten, so der Wunsch der LSV. 

Dazu gehört zum einen die kritische Auseinandersetzung mit der Bundeswehr, zum anderen die Behandlung aktueller internationaler politischer Geschehnisse in der Schule. So könnte den jungen Menschen eine autonome Meinungsbildung ermöglicht und falsche Informationen vermieden werden. Bala fasst die Positionen der Organisation wie folgt zusammen: “Es ist schon falsch, Jugendoffizier:innen in die Schulen zu schicken, wenn die Schule sich das aussuchen kann, und es ist noch schlimmer, wenn es eine Verpflichtung dazu gibt. Das ist eindeutig abzulehnen.” 

Ebenso kritisiert die Organisation, dass das allgemein geltende Werbeverbot an Schulen für die Bundeswehrbesuche schlichtweg ignoriert wird. “Die Bundeswehr hat ein eigenes Interesse an den Schulen: Nachwuchs für die Bundeswehr zu rekrutieren. Eine neutrale oder gar kritische Betrachtung des eigenen Handelns ist hier nicht möglich”, so Bala. Dass der Bundeswehr die Soldat:innen ausgehen, ist allgemein bekannt, jedoch sollen Unterrichtsbesuche von Jugendoffizier:innen kein Mittel zum Zweck werden, um diese Lücke zu füllen. Die LSV würde sich freuen, wenn sie ihre Perspektiven in den Diskurs und in Entscheidungen wie diese einbringen könnten. 

Ebenso vertritt der Landesschülerrat (LSR) Bayern die Position, dass die Besuche der Bundeswehr nicht in den Unterricht gehören. “Schon gar nicht, wenn sie zur Pflicht werden sollen”, so Zaradacht Gimo, Sprecher des LSR. Die Organisation kritisiert das fehlende Mitspracherecht bei dieser Thematik. Als Zielgruppe der vorgeschlagenen Pflichtbesuche der Bundeswehr an Schulen wird ihre Meinung bisher außen vor gelassen. Der LSR steht jedoch der Vielfalt der Berufsmöglichkeiten offen. “Gerne darf die Bundeswehr auf Jobmessen neben weiteren Berufsinformationsständen anderer Unternehmen und Institutionen vertreten sein. So können interessierte Schüler:innen  sich eigenständig und freiwillig mit dem Militär und dem Wehrdienst auseinandersetzen, ohne Zwang”, fasst Gimo zusammen. 

Es ist wirklich nacheifernswert, dass die Jugendlichen und Heranwachsenden genau wissen, was sie wollen und eine solche Reife in der Vertretung und Argumentation ihrer Positionen aufzeigen. Man sollte die junge Generation nicht unterschätzen und schon gar nicht ignorieren. Sie würden den Krieg nicht leichtfertig erwarten, sondern auf diplomatische Weise eine Lösung suchen. 

Die GEW betrachtet den Einfluss der Bundeswehr auf die Schule mit Sorge. Sie bemerkt eine erhöhte Bemühung der Bundeswehr, mehr Einfluss an den Schulen zu erlangen. Politische Bildung sei Aufgabe der dafür ausgebildeten Lehrkraft, nicht aber der Jugendoffizier:innen. Gerade Militarismus und autoritäre Struktur seien in der Gesellschaft problematisch. Eine Einladung von Jugendoffizier:innen solle gut überlegt sein und ausschließlich dann vorgenommen werden, wenn eine ausgewogene Stellung zu anderen politischen Einstellungen gegeben ist. Das heißt, dass Zivildienste, Friedenspolitik, pazifistische Meinungen nicht außen vor gelassen werden und Friedensorganisationen sowie Friedensinitiativen die gleichen Möglichkeiten wie der Bundeswehr eingeräumt werden. 

Auch sollten Informationen zu traumatischen Erfahrungen und den Verpflichtungen von (Zeit-)Soldat:innen nicht vernachlässigt werden. Ebenso gegen eine verpflichtende Teilnahme der Bildungsakteure spricht sich die GEW aus. Vor allem die Bundeswehrbesuche als Werbezweck zur Nachwuchsrekrutierung sieht die GEW besonders kritisch. Interessanterweise befürwortet im Gegensatz dazu der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, die Pläne zu den verpflichtenden Bundeswehrbesuchen. 

Der Elternverband NRW unterstützt das Vorhaben zur Verpflichtung der Bundeswehrbesuche ebenso. Der Witz daran: Die Besuche sollen die Demokratiebildung der Schüler:innen fördern, indem ihnen näher gebracht wird, welche Anforderungen staatliche Organe haben. Zur Demokratiebildung wird sicher nicht beitragen, wenn die Positionen und der Wunsch der Schüler:innen  ignoriert wird und ihnen kein Mitspracherecht bei dieser Angelegenheit gewährt wird. Die Aussagen des Elternverbands sind ziemlich schockierend. Denn eines scheint der Verband zu vergessen: Der Bundeswehr fehlt es an Soldat:innen und die Besuche des Militärs werden nicht ohne Hintergedanken durchgeführt. Zum Glück betrifft dies nicht alle Eltern.

Bettina Stark-Watzinger (FDP), Bundesministerin für Bildung und Forschung, spricht sich klar für die Bundeswehrbesuche an Schulen aus. Für die Ministerin gehört Zivilschutz in die Schule, um die Jugendlichen für den Kriegsfall vorzubereiten. Autofahren ist ihnen noch untersagt, da sie zu jung sind, für den Krieg haben sie wohl schon das richtige Alter. Vielleicht sollte sich eine Ministerin, die weder aus dem Bildungs- und Pädagogikbereich, noch aus dem Militärbereich stammt, ein wenig zurückhalten. 

Eine fragwürdige Herangehensweise schlägt Boris Pistorius (SPD), Bundesminister der Verteidigung, vor. Zum 18. Geburtstag sollen die Jugendlichen in Deutschland von der Regierung ein ganz besonderes Geschenk bekommen: Einen Fragebogen. Dieser soll die Wehrfähigkeit und die Bereitschaft zum Wehrdienst der jungen Leute erfassen. Für Männer ist dieser Fragebogen obligatorisch, für Frauen freiwillig. Einige wehrfähige Jugendliche sollen dann zur Musterung geladen werden. Die  Landesschüler:innenvertretung NRW und der Landesschülerrat Bayern sehen darin einen unverblümten Vorboten einer erneuten Einführung der Wehrpflicht in Deutschland. Liebe Politiker und Politikerinnen, was ist daran so schwer zu verstehen, dass die junge Generation kein Interesse an Krieg hat? Zum Glück unterstützen nicht alle Parteien und nur wenige Politiker und Politikerinnen diese Idee. 

Berufsvorbereitung wird an Schulen teilweise komplett ignoriert; an eine Vorbereitung auf das spätere Leben wird gar nicht erst gedacht, aber die Vorbereitung für den Krieg soll verpflichtend für alle Schüler:innen werden. Als Nachwuchsrekrutierung oder als unterschwelliger Ersatz der Wehrpflicht wäre eine Verpflichtung dieser Praxis ein neuer Tiefpunkt der deutschen Bildungspolitik.

Eine Schule, mit einem bereits stattgefundenen Bundeswehrbesuch, hat sich übrigens nicht zu einem Interview oder einer Umfrage bereit erklärt. Auf die Frage, warum die Schule die Jugendoffizier:innen eingeladen hat, wollte man an den Schulen ebenso wenig eingehen. Der Hintergedanke zu der Einladung des militärischen Besuchs konnte sich daher nicht erschließen. 

Abwendung des Besuchs der Bundeswehr 

In einigen deutschen Bundesländern ist die Teilnahme der Schüler:innen bei den Besuchen der Jugendoffizier:innen verpflichtend. Oft widerspricht dies den Wertvorstellungen der Lernenden, der Lehrkräfte oder denen der Eltern. Einem anberaumtem Besuch der Bundeswehr kann jedoch auch entgegengewirkt werden. Der Verein “Schulfrei für die Bundeswehr. Lernen für den Frieden” hat diesbezüglich einige Empfehlungen zusammengefasst. Da die Schulen die Jugendoffizier:innen selbst einladen, sollten Betroffene mit der jeweiligen Lehrkraft oder der Schulleitung sprechen, eine Diskussion im Unterricht bietet sich an. Der Termin kann selbstverständlich ohne Probleme abgesagt werden. Sollte der Besuch feststehen und keine Abwendung mehr möglich sein, können Menschen von Friedensgruppen oder antimilitaristischen Gruppen behilflich sein. Falls sich jedoch ein Großteil der Klasse für den Besuch ausspricht, ist ein Rückzug leider nicht mehr möglich. Aber selbst wenn sich die Klasse gemeinsam gegen einen Besuch der Bundeswehr ausspricht, können Lehrkräfte und Schulen den Werbezug der Bundeswehr trotzdem durchführen lassen. 

Aufrüstung und Soldatensuche bei denen, die noch ihre Zukunft vor sich haben 

Paul Hardcastles Welthit “19” aus dem Jahr 1985 enthält Passagen einer Dokumentation, in der ein Veteran und ein Erzähler über den Vietnamkrieg berichten. Das Durchschnittsalter der Soldat:innen im Vietnamkrieg lag bei 19 Jahren, viele haben bis heute mit den physischen und psychischen Folgen zu kämpfen, viele kehrten nicht wieder heim. Soll unseren Jugendlichen das Gleiche erblühen? Sollte nicht mehr Zeit in den Erhalt und die Wiederkehr des Friedens als in die Rüstung und Anwerbung von Soldat:innen gesteckt werden? Ein Wunschgedanke.

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In der heutigen Bildungslandschaft stehen Lehrkräfte immer mehr vor der Herausforderung, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Schüler:innen einzugehen. Jede Klasse ist einzigartig, und jede Schülerin und jeder Schüler hat individuelle Stärken, Schwächen und Voraussetzungen. 

Diese Vielfalt erfordert einen differenzierten Unterricht. Differenzierung bezieht sich dabei auf die Anpassung des Unterrichts an die individuellen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Lernvoraussetzungen der Schüler:innen. Lehrkräfte setzen verschiedene Methoden, Materialien und Aufgaben ein, um allen Lernenden gerecht zu werden, unabhängig von ihrem Leistungsniveau. Ziel ist es, jedem Kind optimale Lernchancen zu bieten und es bestmöglich zu fördern. Dies ist jedoch eine Aufgabe, die oft mehr verlangt als das klassische Lehrbuch. Genau hier setzt die durch Künstliche Intelligenz (KI) angetriebene Assistenz von Teachino an. 

Die Herausforderung der Differenzierung 

Die Diversität der Schüler:innen ist eine der größten Herausforderungen in der pädagogischen Praxis. Eine bekannte Karikatur von Hans Traxler aus den 1970er Jahren verdeutlicht auf humorvolle Weise, dass nicht alle Schüler:innen die gleichen Voraussetzungen mitbringen. Diese Realität macht es notwendig, Unterrichtsmaterialien zu erstellen, die den individuellen Bedürfnissen gerecht werden. Doch die Erstellung solchen Materials ist zeitaufwendig und im Lehrer:innen-Alltag kaum zu bewältigen. 

(Quelle: Hans Traxler, aus der Zeitschrift: betrifft: erziehen, Juli-Ausgabe 1975)

Diese Herausforderung gab es in einem anderen Ausmaß auch schon vor 50 Jahren. Im Gegensatz zu damals haben Lehrkräfte heute jedoch Zugriff auf innovative technologische Entwicklungen, die sie dabei unterstützen. Eine besonders wertvolle Unterstützung bietet dabei die Künstliche Intelligenz.

Maßgeschneiderter Unterricht mit der Künstlicher Intelligenz 

Durch den Einsatz von KI-gestützten Tools können Lehrkräfte differenzierte Lernmaterialien erstellen, die auf die verschiedenen Bedürfnisse ihrer Schüler:innen abgestimmt sind. Ein solches Tool ist Teachino. Das Programm unterstützt Lehrkräften nicht nur bei der Planung und Organisation des Unterrichts hilft, sondern auch bei maßgeschneiderte Lösungen für die individuelle Förderung der Schüler:innen 

Durch den Einsatz von KI-gestützten Funktionen ermöglicht Teachino differenzierten Unterricht, der auf die verschiedenen Bedürfnisse der Schüler:innen abgestimmt ist. So wird die Heterogenität im Klassenzimmer nicht nur bewältigt, sondern aktiv als Chance genutzt, um jede Schülerin und jeden Schüler gezielt zu fördern. 

Die KI-Assistenz von Teachino ganz konkret 

Thena, die KI-Assistenz von Teachino, wurde speziell für den Einsatz im Bildungsbereich entwickelt und unterstützt Lehrkräfte bei der Individualisierung ihres Unterrichts. Durch das Hinterlegen von Lehrplänen, den Zugriff auf bereits geplante Stunden sowie das Alter der Schüler:innen, generiert Thena besonders passgenaue Ergebnisse, die den Bedürfnissen der Schüler:innen entsprechen. Darüber hinaus kann die KI-Assistenz einzelne Inhalte weiter differenzieren. 

Einige Beispiele, wie Thena zur Differenzierung im Unterricht eingesetzt werden kann: 

  • Textvereinfachung: Komplexe Texte können auf verschiedene Schwierigkeitsgrade angepasst werden, was besonders hilfreich für Schüler:innen mit  Lese-Rechtschreib-Schwäche oder für diejenigen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. 
  • Übersetzung von Texten: Thena ermöglicht außerdem die Übersetzung von Texten in verschiedene Sprachen, um beispielsweise Schüler:innen mit anderer Muttersprache weiter zu unterstützen. 
  • Vorlesen von Texten: Teachino bietet zudem eine Vorlesefunktion, die Schülern:innen mit Seh- oder Leseschwierigkeiten Hilfe leisten kann. Dies soll Barrierefreiheit fördern sowie auditive Lerntypen unterstützen. 
  • Erstellung von Glossaren: Lehrkräfte können automatisch Glossare erstellen lassen, die den Schülern als Lernhilfe dienen. 
  • Differenzierte Aufgaben: Thena generiert z.B. offene Fragen in verschiedenen Anforderungsniveaus, um sowohl schwächere als auch stärkere Schüler:innen zu fördern. 

Diese Funktionen machen deutlich, wie Thena den Unterricht nicht nur differenziert, sondern auch für jede Schülerin und jeden Schüler zugänglich und verständlich gestaltet. Kira von Teachino zeigt, wie diese Funktionen in der Praxis angewendet werden können:

Integration in den Unterrichtsalltag 

Neben der individuellen Förderung durch die KI-Assistenz Thena bietet Teachino noch viele weitere Funktionen, die den Unterrichtsalltag erleichtern. Die KI-Assistenz ist nahtlos in die Umgebung von Teachino integriert. Lehrkräfte können ihren gesamten Unterricht vorbereiten, planen und organisieren. Inhalte lassen sich per Mausklick mit den Schüler:innen oder Kolleg:innen teilen und in Folgejahren oder Parallelklassen einfach wiederverwenden. 

Smarte Integrationen, beispielsweise mit dem Stundenplan und Klassenbuch von WebUntis sowie Microsoft Teams, Microsoft OneNote und OneDrive erleichtern die Unterrichtsvorbereitung zusätzlich und sparen wertvolle Zeit. Die Programme können  dabei in wenigen Klicks verknüpft werden und ermöglichen dann zum Beispiel das automatische Befüllen des Klassenbuchs, einen tagesaktuellen Stundenplan, automatisches Anzeigen von Vertretungsstunden und vieles mehr.

Bildunterschrift: Teachino verzahnt die einzelnen Teilbereiche des Schulalltags smart miteinander, um sich so ideal in den Arbeitsalltag der Lehrer:innen zu integrieren. (Quelle: Teachino)

Die Zukunft des Unterrichts 

Die Integration von Künstlicher Intelligenz in den Bildungsbereich markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung eines Unterrichts, der auf die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler zugeschnittenen ist. Teachino und die KI-Assistenz Thena helfen, die Heterogenität im Klassenzimmer nicht als Herausforderung, sondern als Chance zu nutzen. Lehrkräfte können sich statt aufwendiger Vorbereitung auf das Wesentliche konzentrieren: die gezielte Förderung jeder einzelnen Schülerin und jedes einzelnen Schülers. 

Interessiert? Registriere dich hier und teste Teachino 7 Tage kostenlos aus. 

Wer steht eigentlich hinter Teachino

Gegründet von Stefan Raffeiner in 2022, arbeitet inzwischen ein zehnköpfiges Team an der ständigen Optimierung von Teachino. Das Team besteht aus Bildungsenthusiasten, aktiven sowie ehemaligen Lehrkräften. Zudem holt sich Teachino regelmäßig externe Hilfe durch aktive Lehrkräfte ins Team und sorgt so für einen großen Fokus auf die Arbeitspraxis und Bedürfnisse von Lehrkräften.
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Den Ganztag gezielt ausbauen – Qualität sichern

10.09.2024. „Befriedigend ist ungenügend“, kommentiert Eva Reiter, die Vorsitzende des Ganztagsschulverbandes e.V., die heute vorgelegten Ergebnisse des ifo Bildungsbarometers. Dieses hatte knapp 10.000 Bürgerinnen und Bürger zum elften Mal nach ihrer Einschätzung des Bildungssystems in Deutschland befragt. In der repräsentativen Umfrage, die erstmals eine Auswertung auf Länderebene ermöglicht, schnitt Bayern, gefolgt von Hamburg und Sachsen am besten ab. Im Durchschnitt kamen die Länder auf ein „befriedigend“. Besonders schlecht fielen die Ergebnisse in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Bremen aus. In Bremen verteilten 45 Prozent der Befragten lediglich ein ausreichend, mangelhaft oder ungenügend.

Als einen Lösungsansatz stuft laut ifo Bildungsbarometer eine Mehrheit den Ganztag an deutschen Schulen ein. 52 Prozent der Befragten befürworten ein Ganztagssystem bis 15 Uhr. „Es besteht Handlungsbedarf.“, sagt Eva Reiter, insbesondere mit Blick auf den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab 2026. „Wenn die überwiegende Zahl der Eltern bereit ist für die gebundene Ganztagsschule, muss die Politik das aufgreifen. Bund und Länder sind gefordert, zügig dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken und attraktive Ausbildungsangebote für Fachkräfte im Ganztag zu entwickeln. Wer einen qualitativ hochwertigen Ganztag möchte, muss investieren. Eine Billigvariante darf es nicht geben!“, legt sich die Vorsitzende des Ganztagsschulverbandes fest.

Über den Ganztagsschulverband

Der Ganztagsschulverband setzt sich als Fachverband und Interessenvertretung auf Bundes- und Länderebene für die Etablierung und Weiterentwicklung von ganztägig arbeitenden Schulen in Deutschland ein. Seine Mitglieder sind Schulen, Hochschulen, Akteure aus Bildungspolitik und -verwaltung, Vereine und Verbände, Einzelpersonen aller Professionen sowie am Ganztag Beteiligte und Interessierte. Er bietet Vernetzung, Informationen, Ideen und Beratung.

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Bildungsgewerkschaft zu OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2024“

Frankfurt a.M., 10.09.2024 – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat mit Blick auf die Ergebnisse der Studie „Bildung auf einen Blick 2024“ der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) angemahnt, mehr Geld gezielt in eine bessere Qualität der Bildung zu investieren. Insbesondere seien zusätzliche Mittel und Reformen in den ersten Bildungsjahren sowie für den Übergang der jungen Menschen von der Schule in die Ausbildung notwendig. „Junge Menschen ohne einen Sekundar-II-Abschluss haben deutlich schlechtere Chancen, im Beruf Fuß zu fassen, und werden zudem wesentlich schlechter bezahlt als Menschen mit Sekundar-II-Abschluss oder Berufsausbildung“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern am Dienstag in Frankfurt a.M.

Sie machte deutlich, dass der steigende Anteil junger Erwachsener in Deutschland mit sehr niedrigem und sehr hohem Bildungsniveau zunehmend zu einer Polarisierung führe. „Die Schere klafft immer weiter auseinander. Während uns die stetig steigende Zahl der Hochschulabschlüsse freut, macht der wachsende Anteil junger Erwachsener ohne Berufsabschluss große Sorgen. Diesen jungen Leuten werden Lebens- und Berufsperspektiven genommen, sie haben wenig Teilhabechancen in der Gesellschaft. Deshalb braucht es gute Bildung von Anfang an“, betonte Finnern. „In Kitas und Schulen benötigen wir mehr gute Fach- und Lehrkräfte für ein qualitativ hochwertiges Bildungsangebot. Sonst verschärft der dramatische Fachkräftemangel die soziale Spaltung weiter, statt dass Bildung für mehr Chancengleichheit sorgt. Das Startchancenprogramm von Bund und Ländern ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Es muss ausgebaut, besser finanziert und verstetigt werden, sonst erreicht es zu wenige der Kinder, die dringend unterstützt werden müssen.“

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München / Bremen. Die Menschen in Bremen sind im deutschen Vergleich am unzufriedensten mit ihrem Bildungssystem. Das zeigt das Bildungsbarometer des ifo Instituts, eine bundesweite repräsentative Meinungsumfrage zu diversen Bildungsthemen, die das Münchner Institut von April bis Juni 2024 durchgeführt hat. Diesen Dienstag veröffentlichte es die Ergebnisse. Befragt wurden 9.739 Menschen im Alter von 18 bis 69 Jahren, 476 davon in Bremen.

Bremens Schulen schneiden am schlechtesten ab

Auf die Aufforderung hin, den Zustand der Schulen im eigenen Bundesland mit einer Schulnote zu bewerten, vergaben 26 Prozent der Bremer:innen die Note Vier, 19 Prozent von ihnen die Note Fünf oder Sechs. Im deutschen Durchschnitt bewerteten 17 Prozent der Befragten ihre Schulen mit einer Vier und gerade einmal acht Prozent mit einer Fünf oder Sechs, in Bayern waren es je zwölf und sechs Prozent. Mit dem höchsten Anteil an Befragten, welche die schlechtesten Noten vergaben, bildet Bremen auch mit seiner Durchschnittsnote von 3,5 das Schlusslicht und weist somit die unzufriedensten Teilnehmer:innen der Umfrage auf. Die beste Durchschnittsnote erhielten die Schulen in Bayern mit einer 2,77, gefolgt von Hamburg und Sachsen mit einer 2,92 und einer 2,94. Deutschlandweit empfinden die Befragten den Zustand ihrer Schulen also hauptsächlich als befriedigend.

Auffällig schlecht bewerteten die Bremer:innen ihre Schulen. Allgemein fiel die Bewertung eher mittelmäßig aus. (Quelle: ifo Institut)

Bildungspolitik hat noch schlechteres Ansehen

In der Umfrage hat man die Teilnehmer:innen ebenfalls gebeten, die Bildungspolitik ihres Bundeslandes auf gleiche Weise mit einer Note zu versehen. Insgesamt fiel diese Bewertung negativer aus als die der Schulen selbst, was darauf hindeutet, dass die Befragten die Probleme des Bildungssystems vor allem in der Politik verorten. Auch hier waren die Anteile der schlechten Zensuren in Bremen deutlich höher als anderswo. Mehr als die Hälfte der Bremer:innen gaben der Bildungspolitik des Stadtstaats eine schlechtere Note als Drei: 30 Prozent entschieden sich für eine Vier, 28 Prozent vergaben eine Fünf oder Sechs. Dies übertrifft den Bundesdurchschnitt von je 23 und 12 Prozent deutlich.

Die Bildungspolitik bewerteten die Befragten insgesamt schlechter. Besonders unzufrieden zeigten sich erneut die Bremer:innen. (Quelle: ifo Institut)

Einhelliger Wunsch: Höhere Investitionen und Bildungsreformen

Erwartungsgemäß hoch ist bundesweit die Zustimmung zu der Aussage, dass mehr in die Bildung investiert werden sollte. In Deutschland wünschten sich dies 78 Prozent der Teilnehmer:innen, in Bremen 83 Prozent. Am weitesten vorne liegen in dieser Frage die drei ostdeutschen Bundesländer Brandenburg (87 Prozent), Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern (beide 85 Prozent). Unter den westdeutschen Bundesländern ist demnach der Wunsch nach höheren Ausgaben in Bremen sowie in Schleswig-Holstein am größten.

Zu allen sieben Reformvorschlägen, welche in der Umfrage vorgelegt wurden, zeigten sich die Befragten überwiegend bejahend. In den meisten Fällen waren die Zustimmungsraten zu den Vorschlägen unter den Bundesländern recht gleich. Die größte Bestätigung erhielten Maßnahmen zur Früherkennung besonderer Bedürfnisse der Schüler:innen: Jährliche, standardisierte Tests zur Ermittlung von Förderbedarfsfällen erhielten eine Zustimmung von 84 Prozent, verpflichtende Sprachtests für Kinder im Alter von vier Jahren, gegebenenfalls mit anschließendem Deutschunterricht, eine Bestätigung von 82 Prozent. Die Forderung nach einem einheitlichen Ganztagsangebot bis 15 Uhr stieß auf verhältnismäßig gemischte Gefühle und konnte bundesweit nur eine Zustimmung von 52 Prozent erzielen. Vor allem in den Stadtstaaten war dieser Vorschlag allerdings beliebt und wurde in Bremen von 56 Prozent der Befragten gefordert, was das Bundesland in dieser Hinsicht auf den sechsten Platz befördert. In Berlin und Hamburg stimmten diesem Vorschlag sogar jeweils 60 und 64 Prozent zu.

ifo Bildungsexpertin: “Reformvorschläge mehrheitsfähig”

Die Studie des ifo Instituts bleibt eine Meinungsumfrage und bildet die allgemeine Wahrnehmung der Bildungssysteme in den einzelnen Bundesländern unter den Erwachsenen möglichst repräsentativ ab. Die stellvertretende Leiterin des ifo Zentrums für Bildungsökonomie, Katharina Werner, die zu den Autor:innen der Umfrage gehört, betonte in einer Pressemitteilung, dass die Ergebnisse ergänzend zu Leistungstests, welche das echte Bildungsniveau der Schüler:innen darstellen können, gesehen werden müssen. Die Ko-Autorin Vera Freundl hob hervor, dass “viele Reformvorschläge zur Stärkung der Basiskompetenzen mehrheitsfähig” seien. Auf diese Weise dient das Bildungsbarometer als Bestätigung für konkrete Verbesserungsvorschläge, die vor dem Hintergrund einer starken Unzufriedenheit unter den Befragten für die Politik relevant sein dürften.

Bildungssenatorin: “deutlicher kommunizieren”

Die Zustimmung zur Idee, ein tägliches 20-minütiges Lesetraining in die Grundschulbildung einzubauen, stieß in ganz Deutschland auf eine gleichmäßige Zustimmung und wurde auch von 76 Prozent der Bremer:innen gewünscht. Ein vergleichbares Programm existiert in Bremen allerdings bereits. Die Bildungssenatorin des Stadtstaats, Sascha Karolin Aulepp (SPD), zog daraus gegenüber dem Sender Buten un Binnen den Schluss, dass man “das auch noch einmal deutlicher kommunizieren” müsse, wenn Reformideen bereits umgesetzt würden.

Zustand an Bremer Schulen

Die auffällig negative Auffassung des Zustands der Schulen und des Bildungssystems in Bremen unter den Befragten bestätigt, was in der öffentlichen Diskussion schon länger eine signifikante Rolle spielt. Wie zuletzt der INSM-Bildungsmonitor zeigte, ist die Bildung in Bremen in vielen Punkten von Problemen betroffen (Lehrer-News berichtete). Die Studie untersucht diverse Indikatoren des Bildungsniveaus in verschiedenen Handlungsfeldern von Bildungsarmut über Migration bis Internationalisierung. Auch hier gab Bremen ein schlechtes Bild ab und belegte den letzten Platz. Beim IQB-Bildungstrend der Berliner Humboldt-Universität, der Basiskompetenzen unter Neuntklässler:innen im Jahr 2022 bundesweit untersuchte, schnitten Bremer Schüler:innen im Fach Deutsch mit Abstand am schlechtesten ab. 46,8 Prozent unter ihnen erfüllten nicht den Mindeststandard.

Schwierigkeiten bei der Vermittlung von Basiskompetenzen werden in Bremen auch durch die Frustration deutlich, die viele Eltern von Grundschulkindern offenbar spüren. In einer öffentlichkeitswirksamen Aktion luden Eltern der Schule an der Gete im Juni dieses Jahres einen Haufen blauer Briefe, in Anlehnung an die einstige Farbe der schulischen Mahnbriefe, beim Bremer Rathaus ab. In diesen Briefen schilderten sie ihre Sorgen angesichts des erhöhten Unterrichtsausfalls und den resultierenden Lücken im Lernprozess ihrer Kinder.

 

Als allgemeine Meinungsumfrage repräsentiert das ifo Bildungsbarometer die Gemütslage in der breiten Bevölkerung, was Bildungsthemen betrifft. Obwohl daraus kein tatsächlicher Zustand an deutschen Schulen abgeleitet werden kann, sind die Ergebnisse symptomatisch für zunehmende Sorgen und Unzufriedenheit über das Bildungsniveau in Deutschland. Die herausragend negative Auffassung in Bremen deckt sich mit einem Trend, der in diversen Erhebungen und Presseberichten hervortritt und ein absteigendes Niveau vor allem der Basiskompetenzen im Bundesland feststellen lässt.

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Die Digitalisierung ist längst in unserer Bildungslandschaft angekommen, doch allzu oft bleibt ausgerechnet die Kommunikation zwischen Schule und Eltern hinter den technischen Möglichkeiten zurück. Genau hier setzt das Tool Elternnachricht.de an, das sich als ein leistungsfähiges Kommunikationswerkzeug etabliert hat, um den Austausch zwischen euch – den Lehrkräften - und Eltern schneller und einfacher zu gestalten.

Herausforderungen traditioneller Schulkommunikation

In vielen Schulen in Deutschland läuft die Kommunikation mit Eltern noch immer über traditionelle Wege. Einladungen zu Elternabenden, Informationen über Schulprojekte und die Rückmeldungen werden häufig per Brief oder über unübersichtliche E-Mail-Verteiler versandt. Das Resultat: Briefe gehen verloren, E-Mails werden übersehen und wichtige Informationen erreichen die Eltern nicht rechtzeitig.

Zudem gestaltet sich die Kommunikation für Lehrkräfte aufwendig und zeitintensiv. Jeder Brief muss ausgedruckt, verteilt und die Rückmeldungen manuell erfasst werden. In Zeiten, in denen die digitale Transformation Schulen vor neue Herausforderungen stellt, wird deutlich, dass es an effizienten, sicheren und benutzerfreundlichen Lösungen mangelt, die euren Arbeitsalltag und die Teilhabe von Eltern am Schulleben verbessern können.

Elternnachricht.de: Eine zeitgemäße Lösung

Elternnachricht.de bietet eine Plattform, die die Kommunikation zwischen Schulen und Eltern vereinfacht und an die Erfordernisse des digitalen Zeitalters anpasst. Die zentrale Idee hinter dem Tool ist die Schaffung eines sicheren und einfachen Kommunikationskanals, der die bisherigen Methoden ablöst, alle Beteiligten transparent in den Schulalltag einbindet und Informationen in strukturierter und übersichtlicher Form zur Verfügung stellt.

Einfache Bedienung und breite Anwendung

Eines der bemerkenswerten Merkmale von Elternnachricht.de ist die einfache Handhabung. Ihr könnt mit wenigen Klicks Nachrichten an die Eltern einer Klasse oder sogar einer ganzen Schule versenden. Ob es sich um eine kurzfristige Änderung im Stundenplan, eine Einladung zum Elternabend oder wichtige Hinweise zu einer anstehenden Klassenfahrt handelt – alle relevanten Informationen erreichen direkt und zeitnah die Eltern.

Eltern können so mitmachen, wie es ihnen möglich ist: per App mit Login/Konto oder einfach mit einer E-Mail-Adresse. Sollte man ausnahmsweise noch auf das Papier zurückgreifen müssen, bietet Elternnachricht ebenfalls eine praktische Funktion. Die Plattform ermöglicht es zudem, dass Eltern direkt auf Nachrichten antworten oder Bestätigungen über gelesene Nachrichten senden können. Dies erleichtert den Rücklauf und gibt euch als Lehrkraft eine unmittelbare Rückmeldung über den Status der Kommunikation. Praktische Funktionen wie eine Übersetzungsmöglichkeit erleichtern den Zugang zur gesamten Elternschaft und verbessern die Kommunikation.

Automatische Auswertung und übersichtliche Darstellung des Rücklaufs (Quelle: Elternnachricht.de)

Sicherheit und Datenschutz

Ein weiteres zentrales Argument für die Nutzung von Elternnachricht.de ist das hohe Sicherheitsniveau. In einer Zeit, in der der Datenschutz ein zentrales Anliegen darstellt, erfüllt die Plattform sämtliche Anforderungen der DSGVO. Alle Daten werden verschlüsselt übertragen und die Server befinden sich ausschließlich in Deutschland. Schulen haben zudem die Möglichkeit, auf verschiedenen Ebenen Zugriffsrechte zu vergeben, sodass nur berechtigte Personen auf Informationen zugreifen können, was zusätzliche Sicherheit gibt.

Die Vorteile auf einen Blick

Elternnachricht.de bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die sowohl für Schulen als auch für Eltern von großer Bedeutung sind:

  • Zeitersparnis: Die Kommunikation wird stark vereinfacht, was euch wertvolle Zeit spart und den organisatorischen Aufwand minimiert.
  • Schnelligkeit: Informationen können in Echtzeit geteilt werden, was insbesondere bei kurzfristigen Änderungen für euch von großem Nutzen ist.
  • Erhöhte Teilhabe: Eltern werden besser in das Schulleben integriert, da sie alle relevanten Informationen direkt erhalten und darauf reagieren können.
  • Datensicherheit: Durch die Einhaltung höchster Datenschutzstandards wird die Sicherheit aller Informationen gewährleistet.
  • Nachhaltigkeit: Der Verzicht auf Papier spart Ressourcen und ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Schulorganisation.

Hier findet ihr eine Übersicht über alle Funktionen und Vorteile von Elternnachricht.de.

Automatische Verteilung von Terminen für z.B. Elternsprechtage oder Entwicklungsgespräche (Quelle: Elternnachricht.de)

Herausforderungen und Perspektiven

Wie bei jeder neuen Technologie gibt es Herausforderungen, die bewältigt werden müssen. Ein zentraler Punkt ist die Akzeptanz im Kollegium und bei den Eltern. Gerade in Schulen, in denen der digitale Wandel noch nicht weit fortgeschritten ist, kann die Einführung eines solchen Tools zunächst auf Widerstand stoßen. Hier ist es wichtig, Schulungen anzubieten und den Nutzen klar zu kommunizieren. Elternnachricht bietet für diesen Zweck interne Fortbildungen und umfangreiches Informationsmaterial an.

Manchmal kann die technische Ausstattung von Eltern eine Hürde darstellen. Nicht alle Familien verfügen über die nötige Hardware oder Internetzugang. Dank eines 3-stufigen Modells können Eltern schon unter Angabe einer E-Mail-Adresse die Grundfunktionen bei Elternnachricht.de nutzen. Selbstverständlich besteht auch die Möglichkeit einer Registrierung und die Nutzung der umfassenden und praktischen App für iOS und Android.

Eine Innovation mit Zukunft

In einer zunehmend digitalisierten Welt ist es unerlässlich, dass auch eure Schule ihre Kommunikationswege anpasst und optimiert. Elternnachricht.de bietet eine leistungsfähige Lösung, die sowohl den administrativen Aufwand für euch reduziert als auch die Teilhabe der Eltern am Schulleben verbessert. Mit Elternnachricht.de könnt ihr jegliche Kommunikation zwischen Schule und Eltern nachhaltig verbessern und damit einen wichtigen Beitrag zur Digitalisierung des Bildungswesens leisten, aber auch euren ganz persönlichen Arbeitsalltag deutlich verbessern.

Unser Tipp: Selbst ausprobieren und überzeugen

Elternnachricht.de kann 3 Monate kostenlos und ohne automatische Verlängerung in vollem Umfang ausprobiert werden. Je nach Anforderung schalten wir alle oder ausgewählte Module unseres Portfolios frei. Es können sowohl einzelne Lehrkräfte, Jahrgangsstufen oder auch ganze Schulen die Testphase zum Kennenlernen nutzen. Zusätzlich unterstützen wir schon während der kostenlosen Testphase mit unserem persönlichen Support, umfangreichem Informationsmaterial und der Möglichkeit von Online-Fortbildungen. Unser Tipp: Einfach mal ausprobieren!

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10. September 2024. Angesichts der heute veröffentlichten OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2024“ verweist der Deutsche Philologenverband (DPhV) auf die hohen Belastungen deutscher (Oberstufen-)Lehrkräfte und fordert endlich spürbare Entlastungen.

Laut OECD-Studie[1] (S. 413) haben diese Lehrkräfte in Deutschland im internationalen Ranking das dritthöchste Arbeitspensum zu absolvieren (hinter Chile und der Schweiz). Damit liegen sie weit über dem OECD-Schnitt.

DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Es wird in der öffentlichen Diskussion in Deutschland immer wieder übersehen, welch gewaltigen Einsatz deutsche Lehrkräfte täglich erbringen, eben auch weil sie so viel Zeit für außerunterrichtliche Tätigkeiten aufwenden müssen. Das fällt im internationalen Vergleich besonders auf. Es ist im Übrigen schade, dass die OECD diesen Teil ihrer Daten nicht prominenter kommuniziert. Von einer angemessenen Balance zwischen Arbeits- und Privatleben kann bei deutschen Lehrkräften jedenfalls nicht die Rede sein!“

Auch die Gehälter der deutschen Lehrkräfte sind im internationalen Vergleich inflationsbereinigt zwischen 2015 und 2023 nur um 1 Prozent gestiegen. Das liegt unter dem OECD-Durchschnitt von 4 Prozent und hinter Ländern wie Australien, Österreich oder Südkorea. Schon die diesbezügliche OECD-Studie von 2023 wies auf zu wenig Beförderungsämter für Lehrkräfte hin. Für den Bildungsbereich insgesamt ist in Deutschland zwar eine Steigerung der Ausgaben von 4,2 auf 4,6 Prozentanteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu verzeichnen. Jedoch liegt dieser Anteil nach wie vor unter dem OECD-Durchschnitt von 4,9 Prozent des BIP.

Die Studie lenkt zudem den Blick auf die frühkindliche Bildung, der mehr Aufmerksamkeit und eine vergleichsweise hohe Steigerung der bereitgestellten öffentlichen Mittel in den Jahren von 2015 bis 2021 zuteilwurde. Hier fordert Lin-Klitzing, die vorschulische Bildung konsequent bei den Kultusministerien und nicht wie bisher beim Familienministerium anzusiedeln: „Wir brauchen nach Eingangsuntersuchungen der Kinder im Alter von 4 ½ Jahren in jedem Bundesland eine diagnoseindizierte vorschulische verbindliche (Sprach-)Förderung, damit die Kompensation von Benachteiligungen, z.B. im Spracherwerb der Kinder, nicht erst und zu spät mit der Schule beginnen kann.“

[1] OECD-Indikatoren: Bildung auf einen Blick  (2024)

Bildung auf einen Blick 2024. OECD-Indikatoren (oecd-ilibrary.org)

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Ob in Vertretungsstunden, der letzten Stunde vor den Ferien oder als Einstieg in ein neues Thema: Filme sind mehr als nur Lückenfüller. Sie ziehen in den Bann, berühren emotional und stärken das Verständnis für andere Sichtweisen, Gefühle und Meinungen. Dadurch bietet sich der Einsatz von Filmen ganz besonders für den Politik- oder Sozialkundeunterricht an, denn Schüler:innen haben die Möglichkeit, ihr Wissen über politische Ereignisse und gesellschaftliche Probleme immersiv zu vertiefen und ein reflektierteres Weltbild zu entwickeln. Diese nachfolgenden Filme bereichern euren Politikunterricht durch die Thematisierung politischer Skandale und gesellschaftlicher Probleme. 

Die Geldwäscherei (2019) 

“Die Geldwäscherei” zeigt die Wirkungsweise von Korruption und Gier auf humoristische Weise. (Quelle: Netflix)

Die durch ein Datenleck veröffentlichten Panama-Papers und die dahinter stehenden Persönlichkeiten, Offshore-Bankkonten und Briefkastenfirmen werden in der Politiksatire “Die Geldwäscherei” aus dem Jahr 2019 behandelt. Mit Meryl Streep, Antonio Banderas und Gary Oldman in den Hauptrollen wird das Publikum auf eine Reise durch die Welt der Superreichen, Moguln und korrupten Politiker:innen mitgenommen. Drei verschiedene Handlungsstränge führen zu den beiden Strippenziehern des Steuer- und Geldwäscheskandals und Briefkastenfirmen, welche nur auf Papier existieren. So kommt Ellen Martin dem Skandal auf die Spur, als sie versucht, Entschädigungszahlungen einer Versicherungsfirma einzufordern. Auch ein spannender Exkurs in das schmutzige Geschäft dieser betrügerischen Konzerne ist Teil dieses Filmes. Trotz seiner amüsanten Natur endet der Film mit einem ernsten Appell von Meryl Streep an das Publikum: Betrügerische Firmen, wie die in den Panama Papers offengelegten, bestünden bis heute und müssten durch entsprechende politische Reformen im Finanzbereich in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt werden. Dieser Film zeigt auf, was in der Politik oftmals falsch läuft: Die Verwicklung von Wirtschaft mit politischen Themen. Der Film ist derzeit auf Netflix verfügbar.

Sternstunde ihres Lebens (2014)

In 90 Minuten wird das Publikum in den Kampf für die gesetzliche Gleichberechtigung von Frauen mitgenommen. (Quelle: Das Erste)

“Männer und Frauen sind gleichberechtigt” – diesen Grundsatz kennen wir alle. Doch woher er kommt, wer für ihn gekämpft hat und welche Herausforderungen damit verbunden waren, ist vielen noch unklar. Der deutsche Film “Sternstunde ihres Lebens” versetzt das Publikum in das Jahr 1948 und folgt der Juristin und Abgeordneten Elisabeth Selbert dabei, wie sie im Parlamentarischen Rat für die Niederschrift der Gleichberechtigung von Frauen und Männern im Grundgesetz kämpft. Dabei bleibt sie trotz starkem Widerstand hartnäckig, macht ihren Kampf für die Gleichberechtigung öffentlich und erhält Zuspruch von vielen anderen Frauen. Der Film zeigt euren Schüler:innen, dass Politik und gesellschaftliche Verhältnisse veränderbar sind, wenn man sich aktiv dafür einsetzt. Er verdeutlicht ihnen auch, dass die Grundsätze und Normen, die für uns alle so alltäglich sind, zum Teil hart erkämpft wurden. “Sternstunde ihres Lebens” ist zurzeit auf Apple TV sowie Prime Video verfügbar. 

ARD-Format “RESPEKT”

Das Format “RESPEKT” setzt sich mit vielen politischen und gesellschaftlichen Themen auseinander. (Quelle: ARD-Mediathek)

Seit 2017 produziert die ARD das Format RESPEKT, in dem über Demokratie, Toleranz und natürlich auch Respekt berichtet wird. Dabei werden die verschiedensten Themen behandelt, von Aktivismus über Care-Arbeit bis hin zu Inklusion – in diesem Format findet ihr garantiert einen passenden Einstieg in ein neues Unterrichtsthema. Die kurzen Reportagen bieten einen Überblick über gesellschaftliche und politische Entwicklungen, wobei der Fokus besonders auf Toleranz liegt. Viele der behandelten Themen erleben Schüler:innen möglicherweise selbst in ihrem Alltag, beispielsweise digitale Gewalt, Mobbing oder strukturelle Diskriminierung, sodass sie in der Lage sind, diese Erfahrungen besser zu reflektieren. Die Reportagen haben meist eine Länge von ungefähr 20 Minuten, sodass die Themen im Anschluss noch in einer Schulstunde besprochen werden können. Alle Folgen des Formats findet ihr in der ARD-Mediathek

Selma (2014)

Die Regisseurin Ava DuVernay inszeniert die Biografie von Martin Luther King erstmals filmisch. (Quelle: IMDb)

Der Oscar-nominierte Film “Selma” aus dem Jahr 2014 ist ein amerikanisches Geschichtsdrama, welches sich mit der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung auseinandersetzt. Der Film versetzt eure Schüler:innen in das Amerika der 1960er Jahre und den Kampf um das unbeschränkte Wahlrecht für die schwarze Bevölkerung in den Südstaaten. Um das Wahlrecht für alle im Süden Amerikas durchzusetzen, plant die Bürgerrechtsbewegung unter Martin Luther King mehrere Protestmärsche, unter anderem von der Stadt Selma bis nach Montgomery in Alabama. Der systemische Rassismus in den Vereinigten Staaten zeigt sich dabei durchgängig, da die Benachteiligung und Gewalt gegen die schwarze Bevölkerung durch die örtliche Polizei im Verlauf des Films immer wieder auftaucht und eine zentrale Rolle in der Handlung spielt. Der Film zeigt den Kampf gegen Rassismus und den Widerstand gegen die Bürgerrechtsbewegung eindrucksvoll und bietet euren Schüler:innen einen Einblick in die Geschichte der Vereinigten Staaten unter dem Blickwinkel des institutionellen Rassismus. Auch dieser Film zeigt die Macht des politischen Aktivismus, denn: Am Ende sorgen die Aktivist:innen der Bürgerrechtsbewegung für die Verabschiedung des Voting Rights Act, der Afroamerikaner:innen die Teilnahme an US-Wahlen gewährleistet. Der Film ist bei Apple TV und Prime Video zur Leihe verfügbar. 

Good Bye, Lenin! (2003)

“Good Bye, Lenin!” ist eine humorvolle Auseinandersetzung mit dem Mauerfall. (Quelle: X-Verleih

Zum Schluss noch ein Klassiker: “Good Bye, Lenin!” ist ein preisgekrönter deutscher Spielfilm, der sich auf humoristische Art und Weise mit dem Mauerfall und der Wende beschäftigt. Nachdem die regimetreue Sozialistin Christiane sieht, dass ihr Sohn Alexander Teil einer Demonstration für mehr Freiheit im DDR-Regime ist, fällt sie ins Koma. Neben der amüsanten Gegenüberstellung von sowjetischer und kapitalistischer Kultur und dem verzweifelten Versuch von Alexander, seine Mutter davon zu überzeugen, dass die DDR noch existiert, entwickelt sich auch eine Liebesgeschichte. Der Klassiker ist unter anderem auf Disney+, Netflix und Prime Video verfügbar. 

Ob Frauenrechte, Rassismus oder Korruption: Diese fünf Filme werden eure Schüler:innen in ihren Bann ziehen und garantieren einen spannenden Einstieg in neue Themen des Politikunterrichts. Sie eignen sich ganz besonders dafür, Schüler:innen die Bedeutung des politischen Aktivismus zu vermitteln. Kennt ihr noch weitere Filme oder Serien, welche Schüler:innen für Politik begeistern? Teilt eure Empfehlungen gerne in den Kommentaren!

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Lehrermangel, Überforderung und Burnout-Risiko sind nur einige Stichwörter, die immer häufiger im Zusammenhang mit dem Lehrerberuf fallen. Während das Schulsystem in einer Krise steckt, wird es für Lehrer:innen immer wichtiger, die eigene Gesundheit durch Entspannung und Distanz zum Arbeitsalltag zu schützen. Mona Bekteši lehrt in ihren Fortbildungen, wie das gehen kann.

Sie bildet am Landesinstitut für Schule in Bremen Lehrkräfte in den Fächern Deutsch und Bildungswissenschaften aus und ist zudem auch Yoga- und Achtsamkeitslehrerin. Ihre Yoga-Praxis und der Lehrerberuf verschmelzen in ihren Fortbildungen zu Achtsamkeit und Yoga in der Schule. Erstmals bietet sie am Landesinstitut auch einen referendariatsbegleitenden Achtsamkeitskurs für angehende Lehrkräfte an. In dem lehrt sie, was die Kultusministerkonferenz fordert: Gesundheitserhaltung, Übungen zur Stressbewältigung sowie leicht umsetzbare Techniken zur Entspannung im Lehrerberuf. Im Interview erklärt Bekteši, wie Lehrende und Referendare im Arbeitsalltag von Yoga profitieren können, wo Yoga an Grenzen stößt und gleichzeitig dabei hilft, die ganz eigenen zu setzen – und wie Verträge mit Treppen dabei helfen können, die eigenen Bedürfnisse im Alltag zu spüren.

Lehrer-News: Sie praktizieren seit 20 Jahren Yoga. Wie kamen Sie darauf, Yoga in die Schule zu bringen?

Bekteši: Mit Yoga und Achtsamkeit kann man gut die Emotionen regulieren, man bildet Resilienz aus und übt sich in Selbstfürsorge. Ich habe gemerkt, wie viel Kraft und Stärke, aber auch Ruhe mir Yoga gibt. Deshalb habe ich angefangen, kleine Einheiten in meinen Unterricht einzubauen, um diese positive Erfahrung an Schüler weiterzugeben. Später habe ich, damals an einem Gymnasium in Bremen, eine Yoga-Pause gegeben, an der alle, egal ob Lehrer oder Schüler, teilnehmen konnten. Da habe ich gemerkt, wie gut Yoga auch Lehrern tut. Da war für mich klar, die Praxis auch Referendaren und Lehrkräften weiterzugeben, weil wir einen anstrengenden und fordernden Beruf haben. Da tut es einfach gut, vom Kopf in den Körper zu kommen. Und weil ich auch Referendare ausbilde und das Referendariat ja eine sehr herausfordernde Zeit ist, habe ich auch dort Bedarf gesehen.

Lehrer-News: Sie haben gerade das Arbeitspensum der Lehrkräfte angesprochen. In welchen Momenten ist Achtsamkeit im Arbeitsalltag von Lehrkräften besonders wichtig?

Bekteši: Ich glaube, in jedem Schultag steckt das Potenzial einer großen Überforderung, weil “Lehrer” ein sozialer Beruf ist und man von einer Situation in die nächste hinein stolpert. Man kommt aus dem Klassenzimmer, stellt sich auf 30 Leute ein und dann geht man in die nächste Klasse. Deswegen ist es sinnvoll, im Arbeitsalltag immer wieder kleine Pausen einzubauen. Yoga und Achtsamkeit können auch in besonderen Belastungssituationen helfen, vor einem stressigen Elterngespräch oder auch in der Zeit, wo viele Klassenarbeiten anstehen; in Situationen, in denen es einem aufgrund des Arbeitspensums nicht gelingt, sich selbst zu distanzieren.

Ein wichtiges Prinzip ist: Ich kann nur gut zu anderen sein, wenn ich gut zu mir bin und ein gutes Verhältnis zu mir selbst habe. Deswegen hilft Yoga auch bei Konfliktsituationen mit der Schulleitung oder mit anderen Kollegen, weil man lernt, sich zu regulieren, die Emotionen zu beruhigen und einen konstruktiven Umgang mit Belastungssituation zu finden.

Lehrer-News: Ziele der Achtsamkeit und Yoga sind Verbesserungen der physischen, aber auch der psychischen Gesundheit. Warum ist gerade Yoga geeignet, um die körperliche Gesundheit zu fördern?

Bekteši: Lehrer sind ja Schreibtischtäter und leiden häufig unter Rückenproblemen. Wie viele andere in diesem Land auch, sitzen wir viel am Schreibtisch, sodass auch Schulter- und Nackenbeschwerden oder Probleme im unteren Rücken häufig eine große Rolle spielen. Das Arbeiten mit den Bildschirmen führt zunehmend zu Fehlsichtigkeiten. An diesen verschiedenen Körperstellen kann man mit Yoga gegensteuern, indem man Übungen für spezielle Areale macht.

Lehrer-News: Physische Beschwerden mit Bewegung zu lösen, erscheint logisch. Was macht Yoga so prädestiniert, um die mentale Gesundheit zu fördern?

Bekteši: Vielleicht können wir das ausweiten und nicht nur über Yoga sprechen, sondern Yoga als eine Facette von Achtsamkeit betrachten. Es gibt die psychologisch-medizinische Perspektive, durch die wir wissen, dass wir durch Achtsamkeits- und Atemübungen oder Aktivierungen unseres parasympathischen Nervensystems, Stress und Angst reduzieren können und auf der anderen Seite an Wohlbefinden und Selbstfürsorge zunehmen. Außerdem zeigen Studien, dass wir dadurch an sozialen Kompetenzen zunehmen, weil wir lernen, Emotionen zu regulieren und weil unsere Empathie gesteigert wird. Das betrifft Lehrer und Lehrerinnen untereinander, aber auch den Bereich der Arbeit mit den Schülern. Und dann gibt es im kognitiven Bereich wissenschaftliche Ergebnisse, die eine verbesserte Aufmerksamkeitsregulation und geistige Flexibilität zeigen, das brauchen wir im Lehrerberuf sehr.

Man kann das auch mit anderen Techniken erreichen, aber ich finde Yoga und Achtsamkeit sind so einfach, weil man gar nicht viel braucht. Man hat den Atem in sich, man hat das parasympathische Nervensystem, das man ganz einfach aktivieren kann. Deswegen kann man Achtsamkeit auch in der Schule praktizieren, im Referendariat oder im Auto, an der Kreuzung, oder in einem Gespräch.

Lehrer-News: Sie bieten referendariatsbegleitende Fortbildungen an. Was empfinden Sie als besonders wichtig, angehenden Lehrkräften durch Achtsamkeitspraxis mit auf den Weg zu geben?

Bekteši: In diesen Kursen geht es darum, Entspannungsmomente im Tagesverlauf zu planen und umzusetzen und mithilfe der Yoga- und Achtsamkeitspraxis neue Routinen vor Unterrichtsbesuchen oder auch Prüfungen zu etablieren. Der Kurs soll gerade für Referendare in dieser angstbesetzten Zeit eine Möglichkeit bieten, das Referendariat selbstbestimmt zu gestalten. Ich finde wichtig, dass sie den Umgang mit Herausforderungen lernen, in dem sie Priorisierungen vornehmen können. Referendare stehen vor so vielen Aufgaben und wissen oftmals gar nicht, wo sie anfangen sollen. Durch Achtsamkeitsübungen, Coaching und durch Journaling in diesem Kurs lernen sie Techniken kennen, um das zu sortieren.

Lehrer-News: Stehen Referendare im Vergleich zu Lehrkräften vor einer besonderen Herausforderung, die sie mit Achtsamkeit bewältigen können?

Bekteši: Referendare stehen vor einem Rollenkonflikt: Einerseits sollen sie Lehrer sein und andererseits sind sie Schüler. Sie erleben also einen großen Spagat zwischen Selbst- und Fremdbestimmung und dazwischen verlieren sie sich manchmal. Dem können sie mit Achtsamkeit gegensteuern. Wichtig ist auch die Distanzierung und das Beenden negativer Gedanken. Das finde ich ganz wichtig, weil ich im Laufe meiner Tätigkeit immer wieder feststelle, dass Selbstzweifel und Ängste eine große Rolle spielen. 

Bei Referendaren heißen die Prüfungen die Unterrichts-Praktische-Probe (kurz UPP). Ich nehme die Abkürzung UPP gerne in Fortbildungen und sage aber immer Umschalt- und Planungsprofi, das sind Lehrer. Durch Yoga und Achtsamkeit will ich Referendaren dabei helfen, sich Pausen vorzunehmen, sie zu planen und schließlich wirklich auf Pause umzuschalten.

Lehrer-News: In stressigen Situationen ist es schwierig, so eine Pause zu machen. Gibt es für Lehrkräfte und Referendare, die ihre Fortbildung nicht besuchen können, praktische Yoga-Übungen für die Schule und das Home-Office?

Bekteši: Ich werde wahrscheinlich ab November einen Online-Kurs für angehende Lehrer anbieten, die nicht in Bremen ihr Referendariat absolvieren. Ansonsten, können sie sich vornehmen, wenn sie zu Hause am Rechner sitzen, nach beispielsweise 20 Minuten einfach sechs-, siebenmal durch den Raum zu gehen, oder eine Atemübung zu machen. Zum Beispiel einen Atem-Anker, bei dem sie die Augen schließen und eine Minute versuchen zu spüren, wie sie atmen und wo sie ihren Atem spüren können. Eine weitere Atemübung wäre, dass sie durch die Nase einatmen, in den Bauch, also in ihre Rippen und den Brustkorb und dass sie, wenn sie gestresst sind, doppelt so lange ausatmen. Nach einer gewissen Zeit senkt sich die Herzfrequenz und der Atem wird ruhiger und damit wird das parasympathische Nervensystem aktiviert.

Lehrer-News: Wie können Lehrkräfte und Referendare sichergehen, dass sie im stressigen Alltag beruhigende Übungen nicht vergessen?

Bekteši: Sie können sich vornehmen, jedes Mal, wenn sie zu einem Fenster gucken, eine Fenster-Atmung zu machen, man nennt das die Box-Atmung. Vom unteren linken Fensterrahmen lassen sie ihren Blick zum rechten unteren Fensterrahmen-Bereich schweifen. Dabei atmen sie ein. Und dann halten sie den Atem, während sie mit den Augen von rechts unten nach rechts oben wandern. Von rechts oben nach links oben atmen sie aus. Und danach halten sie die Atemleere und lassen den Blick von links unten nach rechts unten schweifen. Dadurch regulieren sie ihren Atem, führen eine Gleichmäßigkeit herbei und zähmen ihren Geist. Das ist ganz einfach. Es muss kein Fenster sein, aber ich nenne das immer das Fenster der Möglichkeiten: Entweder ich blicke nach draußen in die Welt, oder ich blicke nach innen, wie geht es mir eigentlich?

Dann gibt es die Treppen-Meditation, die Lehrkräfte zum Beispiel im Schulgebäude machen können. Immer, wenn Lehrende eine Treppe sehen, dann schließen sie einen Vertrag mit der Treppe und ihnen selbst, dass sie sich Zeit für sich nehmen. Alles, was ist, ist in Ordnung. Ob sie müde sind oder gereizt oder genervt, es geht darum, das wahrzunehmen. Am Ende der Treppe können sie kurz innehalten und sagen: “Ja, es ist gerade so wie es ist, und gleich ist es vielleicht schon anders.” Denn das ist ja auch die Wahrheit. Die Dinge ändern sich.

Lehrer-News: Diese Tipps bieten tolle Möglichkeiten, Entspannung in den Alltag einzubauen. Sehen Sie auch Grenzen der Yoga-Praxis in Bezug auf die Gesundheit der Lehrkräfte? Wie weit kann Yoga die Gesundheit fördern, wann müssen strukturelle Veränderungen ansetzen?

Bekteši: Wir befinden uns gerade in einer Krise im Schulsystem, es wären strukturelle Weichenstellungen vonnöten. Natürlich muss der Lehrerberuf attraktiver gemacht werden, die Verdichtung der Arbeitszeit muss reduziert werden. Mit Yoga und Achtsamkeit will ich auf jeden Fall nicht die Bildungsbehörden und die Politik entlassen und sagen, wir kümmern uns schon selber darum. Das ist ein häufiger Vorwurf an die Achtsamkeits- und Yoga-Praxis, dass man in einem kranken System die Leute fit macht, weiter zu funktionieren.

Das kann und will die Achtsamkeitspraxis gar nicht erreichen. Aber man kann eine Distanzierung von der Arbeit vornehmen, negative Gedanken beenden, aber eben auch körperliche Verspannungen lindern. Man kann aber durch Achtsamkeitspraxis auch erkennen: Jetzt ist Schluss. Man kann den Wind nicht ändern, aber man kann die Segel anders setzen. Und vielleicht hilft die Achtsamkeits- und auch die Yoga-Praxis dabei, Dinge sachlicher zu analysieren und zu erkennen, was man selbst verantworten kann und an anderer Stelle zu wissen: Nein, das kann ich jetzt nicht, weil ich jetzt einfach spüre, Atemübung hin oder her, ich bin in einer kompletten Überforderung.

Lehrer-News: Vielen Dank für das Gespräch!

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Augsburg. Nach dem Einbruch der Leistungen deutscher Schüler:innen in der Vergleichsstudie PISA von 2022 wurde der Ruf nach einem Handyverbot immer lauter. Eine aktuelle Übersichtsstudie der Universität Augsburg hat deutliche Ergebnisse geliefert: Ein Verbot von Handys an Schulen könnte weit mehr Vorteile haben, als nur Ablenkungen zu vermeiden. Vor allem das soziale Klima und die schulischen Leistungen könnten demnach profitieren.

Ablenkung durch Smartphones – ein internationales Problem 

Die Nutzung von Smartphones während des Unterrichts sorgt weltweit für Diskussionen. Länder wie Italien, Großbritannien und die Niederlande haben sich bereits für ein generelles Verbot entschieden. Die Augsburger Studie zeigt, dass dies durchaus sinnvoll ist. Lernende in Schulen ohne Handys können sich besser konzentrieren, was sich direkt auf ihre Leistungen auswirkt. Der Effekt wird besonders bei leistungsschwächeren Schüler:innen deutlich: In einer Studie aus England verbesserte sich deren Lernerfolg umgerechnet um eine zusätzliche Unterrichtsstunde pro Woche. Der Datensatz der britischen Studie wurde allerdings zwischen 2011 und 2013 erhoben, in einer Zeit, in der das Smartphone noch nicht so präsent im Alltag war. 

Mehr als nur bessere Noten

Interessanterweise wirkt sich das Verbot nicht nur auf die schulischen Leistungen aus. Die Augsburger Forscher fanden heraus, dass auch das soziale Wohlbefinden steigt. Ohne die permanente Verfügbarkeit von Smartphones sind Schüler:innen weniger abgelenkt und interagieren häufiger miteinander. Das Risiko von Cybermobbing und anderer digitaler Gewalt, das häufig durch Smartphones verstärkt wird, sinkt ebenfalls. Schulen könnten so zu einem sicheren und harmonischen Umfeld werden, in dem sich die Schüler:innen wohler fühlen und besser miteinander interagieren. 

Deutsche Schulen: Keine Einigkeit über ein Verbot 

Während einige Länder bereits handeln, ist die Debatte in Deutschland noch offen. Dies liegt vor allem an den föderalen Strukturen der Bundesrepublik und der Tatsache, dass Bildung dadurch Ländersache ist. Der Trend tendiert bisher eher in Richtung Lockerung: Im Bundesland Bayern, welches bisher das Einzige war, welches ein Handyverbot landesweit eingeführt hatte, wurde dieses bereits im Jahr 2022 gelockert. Seitdem dürfen Schulen selbst entscheiden, ob und wie die Handynutzung geregelt wird. Auch in Niedersachsen setzt Kultusministerin Julia Willie Hamburg darauf, den Schulen die Entscheidung zu überlassen. 

Smartphone-Verbot als Chance?

Die Ergebnisse der Augsburger Studie geben der Debatte neuen Schwung. Ein Verbot kann das soziale Klima verbessern und die Lernleistung steigern. Dennoch bleibt die Frage, ob Verbote allein ausreichen. Katharina Scheiter, Professorin für Digitale Bildung an der Universität Potsdam, sieht die aktuelle Diskussion um Handyverbote als Scheindebatte. Sie argumentiert, dass die private Nutzung von Handys im Unterricht und der Einsatz digitaler Medien für Bildungszwecke getrennt betrachtet werden sollten. Oft wird die private Nutzung als Grund gesetzt, digitale Medien ganz zu verbannen, was Scheiter als falsch ansieht. Digitale Medien können sinnvoll sein, wenn klare Regeln zur Nutzung bestehen, etwa wann und wie Tablets oder Handy eingesetzt werden. Schulen sollten Schüler:innen dabei helfen, eine bewusste und kontrollierte Nutzung zu erlernen, statt Geräte einfach zu verbieten (Lehrer News berichtete). 

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Ob im Ausland, auf sozialen Medien oder in der Popkultur: Die englische Sprache ist aus unserer Welt nicht mehr wegzudenken. Daher wird es immer wichtiger, Kindern und Jugendlichen die nötigen Sprachkenntnisse mit auf den Weg zu geben und sie somit auf eine Welt, in der Englisch der Standard ist, vorzubereiten. Die folgenden Unterrichtsmaterialien helfen euch dabei, euren Schüler:innen die englische Sprache interaktiv und abwechslungsreich zu vermitteln. 

Lehrer-Online

Bei Lehrer-Online findet ihr viele verschiedene Unterrichtsmaterialien für euren Englischunterricht (Quelle: Lehrer-Online)

Die Website Lehrer-Online bietet Lehrkräften ein breites Angebot an Unterrichtsmaterialien zu verschiedensten Themen, von der Bewerbung auf Englisch bis hin zu britischen Weihnachtstraditionen, welche den Schüler:innen die englische Sprache spielerisch vermitteln sollen. Besonders praktisch: Die präzise Suche nach verschiedenen Schulformen, Klassenstufen und Materialtyp. Auch die verschiedenen Lernbereiche, wie Hören, Lesen oder Sprachmittlung, können genau gesucht und passend im Unterricht eingesetzt werden. Dadurch, dass den Materialien bereits ein Unterrichtsablauf mit verschiedenen Einzel- oder Gruppenarbeiten hinzugefügt wurde, ist die Stundenplanung kinderleicht. Während einige der Unterrichtsmaterialien kostenlos sind, besteht auch die Möglichkeit einer Premium-Mitgliedschaft, welche Zugriff zu zahlreichen weiteren Unterrichtsmaterialien eröffnet. 

Teaching Resources des British Council

Die Teaching Resources des British Council eignen sich für verschiedene Altersgruppen und Schulformen (Quelle: British Council

Die Unterrichtsmaterialien des British Council bieten vielfältige kostenlose Inhalte für Schüler:innen der Grundschule und Sekundarstufen sowie die Erwachsenenbildung. Sie orientieren sich an dem Referenzrahmen zur Beurteilung von Fremdsprachenkenntnissen (CEFR) und bieten somit die Möglichkeit, den Englischunterricht auf die verschiedenen Sprachniveaus der Schüler:innen abzustimmen. Auf dieser Website finden sich nicht nur Unterrichtspläne, verschiedene Aktivitäten, Kurzgeschichten und Literatur-Guides, sondern auch Tools zur Vermittlung von Vokabular, Grammatik und den verschiedenen Lernbereichen. Mit der Abkehr vom Deutschen und dem Fokus auf die englische Sprache durch die verschiedenen Aktivitäten vermittelt ihr euren Schüler:innen wichtige Sprachkompetenzen. 

Deutscher Bildungsserver

Der Deutsche Bildungsserver ist eine große Datenbank für Unterrichtsmaterialien für verschiedene Fächer und Klassenstufen (Quelle: Deutscher Bildungsserver)

Der Deutsche Bildungsserver bietet Lehrkräften in ihrer Datenbank Unterrichtsmaterialien für Grundschulen sowie die Sekundarstufe. Thematisch reichen die Materialien von Grammatik über Shakespeare bis hin zu Nachhaltigkeit. Neben der Sammlung von Arbeitsblättern findet ihr auch interaktive Unterrichtsmaterialien, Vokabeltrainer und Medientipps, um euren Unterricht perfekt auf eure Schüler:innen abzustimmen. Die Plattform bietet eine ausführliche Sammlung verschiedener kostenloser und kostenpflichtiger Ressourcen und Anbieter, welche euren Englischunterricht bereichern und eure Schüler:innen durch abwechslungsreiche Aufgaben und Aktivitäten für die englische Sprache begeistern. 

Schulportal 

Das Schulportal verfügt über eine große Auswahl an Arbeitsblättern, Tests und Vokabelübungen (Quelle: Schulportal)

Zahlreiche kostenlose Übungsblätter zu verschiedenen Themen könnt ihr im Schulportal finden. Hier gibt es tausende von Unterrichtsmaterialien aus verschiedenen Bundesländern für die erste bis zur 13. Klasse, wobei einige außerdem über Musterlösungen verfügen. Auch verschiedene Schulformen werden durch diese Sammlung bedient. Die Möglichkeit, hier auch Materialien für Förderschulen zu entdecken, hebt die Website von anderen ab. Die Dokumente werden von anderen Lehrkräften erstellt und zur Nutzung in anderen Schulen geteilt. Sie werden durch andere Mitglieder der Community bewertet, wodurch die Qualität der Materialien gewährleistet wird. Um die Ressourcen zu nutzen, benötigt ihr lediglich einen Account, damit ihr Materialien herunter- und hochladen könnt. 

Sparknotes 

Englischsprachige Literatur kann Schüler:innen durch Sparknotes näher gebracht werden (Quelle: Sparknotes

Das in den Vereinigten Staaten etablierte Tool Sparknotes eignet sich besonders für den Umgang mit englischsprachiger Literatur in der Sekundarstufe. Ob Shakespeare, Dickinson oder Shelley: Mit den Übersichten zu verschiedenen literarischen Werken können sich eure Schüler:innen mit den Charakterisierungen, Interpretationen und Motiven der Texte vertraut machen und so ein tieferes Verständnis für den behandelten Text entwickeln. Während einige Literaturleitfäden kostenfrei sind, benötigt ihr eine Premium-Mitgliedschaft, um Übersichten zu bestimmten Werken sowie Infografiken für alle Werke freizuschalten. Besonders hilfreich: Texte aus dem Altenglischen, die für Schüler:innen oftmals schwierig zu verstehen sind, werden durch moderne Übersetzungen ergänzt. Dadurch läuft das Lesen von Hamlet, Macbeth oder Othello wie am Schnürchen! 

45minuten 

Mit Sternstunden zum Erfolg im Englischunterricht (Quelle: 45minuten)

Die Website 45minuten, bietet mit ihren Sternstunden und Unterrichtsaktivitäten zu verschiedensten Themen die Möglichkeit, Schüler:innen für die englische Sprache zu begeistern. Besonders praktisch: Das Tool umfasst die Möglichkeit, geplante Unterrichtsstunden nach dem zeitlichen Rahmen und dem Bedarf an technischen Mitteln zu filtern, sodass ein reibungsloser Ablauf im Klassenzimmer gewährleistet ist. Die Stunden, welche von anderen Lehrkräften erstellt und hochgeladen werden, beinhalten dabei alle benötigten Materialien für euren Unterricht. Die Website verfügt über ein Abo-Modell, welches Lehrkräften den Zugang zu mehr als 2000 Sternstunden bietet. Mehr über die Plattform 45minuten könnt ihr im Lehrer-News Interview mit den Gründer:innen Robert Reuther und Saskia Rhiza erfahren.

Die vorgestellten Websites und Datenbanken ermöglichen es euch, euren Englischunterricht abwechslungsreicher und dynamischer zu gestalten und euren Schüler:innen damit die englische Sprache näherzubringen. Habt ihr bereits einige der vorgestellten Tools genutzt, um eure Unterrichtsplanung auf die nächste Stufe zu heben? Teilt eure Erfahrungen gerne in den Kommentaren! 

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Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine am 24. Februar 2022 ist das Leben dort von tiefgreifenden Veränderungen und enormen Herausforderungen geprägt. Millionen von Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben, Städte und Dörfer zerstört, und der Alltag vieler Ukrainer:innen steht seitdem im Zeichen des Überlebens. Inmitten dieses Chaos versuchen Lehrkräfte und Schüler:innen, den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten – eine Aufgabe, die in den Kriegsregionen, insbesondere im Osten und Süden des Landes, nahezu unvorstellbar erscheint

Mit dem Ausbruch des Krieges stand das ukrainische Bildungssystem vor einer der größten Herausforderungen seiner Geschichte. Seit Februar 2022 wurden mehr als 1.300 Bildungseinrichtungen durch Bombenangriffe beschädigt oder vollständig zerstört. Jede fünfte Schule musste geschlossen werden, da es keine sicheren Schutzräume gibt. Dies hat dazu geführt, dass Millionen von jungen Ukrainer:innen keinen Zugang zu einem normalen Schulalltag haben.

Im vergangenen Schuljahr konnten aufgrund der anhaltenden Gewalt nur drei von fünf Schulen Präsenzunterricht anbieten. Insgesamt konnte nur rund die Hälfte der 3,9 Millionen schulpflichtigen Kinder in der Ukraine am Präsenzunterricht teilnehmen. Doch trotz dieser enormen Herausforderungen zeigt sich das ukrainische Bildungssystem als sehr resilient. Viele Schulen haben auf hybride Unterrichtsmodelle umgestellt und kombinieren Präsenzunterricht mit Online-Unterricht. Aber auch der Online-Unterricht wird oftmals durch Luftangriffe und häufige Stromausfälle unterbrochen, was den Schulalltag deutlich erschwert.

Unterricht im U-Bahnhof

In den Regionen der Ukraine, die stark umkämpft oder direkt an der Frontlinie liegen, ist die Situation besonders prekär. Der Schulbesuch wird hier häufig durch die ständige Gefahr von Angriffen und die Unsicherheit des täglichen Lebens erschwert. Viele Schulen in diesen Gebieten sind schwer beschädigt oder unzugänglich, sodass zwei von drei Kindern in diesen stark umkämpften Regionen nicht in Präsenz lernen können, sondern auf Online-Unterricht angewiesen sind.

In einigen besonders gefährdeten Gebieten, wie der Stadt Charkiw, die nur 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt liegt und nahezu täglich unter Beschuss steht, haben die Behörden ungewöhnliche Maßnahmen ergriffen. Dort wurden Klassenzimmer in U-Bahnhöfen eingerichtet, die als Schutzräume dienen. In diesen provisorischen Schulen, die tief unter der Erde liegen, können die Kinder und Jugendlichen trotz Luftangriffen sicher lernen. In Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, wurden 19 Klassenzimmer an fünf U-Bahn-Stationen eingerichtet, die es den Schüler:innen erlauben, am Präsenzunterricht teilnehmen zu können.

Bildung in den russisch besetzten Gebieten

In den von Russland besetzten Gebieten ist die Lage noch dramatischer. Schätzungen zufolge leben noch rund eine Million ukrainische Kinder im schulpflichtigen Alter in diesen Gebieten. Hier wird das ukrainische Bildungssystem systematisch unterdrückt, und russische Lehrpläne werden mit Zwang eingeführt. Diese erzwungene Russifizierung stellt eine Bedrohung für die kulturelle Identität der Ukraine dar, indem es beispielsweise keinen Zugang zu ukrainischsprachigem Unterricht gibt und die Propaganda des Kremls verbreitet wird. Laut Human Rights Watch verstoßen diese Maßnahmen gegen das humanitäre Völkerrecht und gegen internationale Menschenrechtsstandards, die das Recht auf Bildung schützen.

Darüber hinaus setzen die Besatzungsbehörden ukrainische Lehrkräfte massiv unter Druck, inhaftieren, misshandeln und foltern sie, um sie zur Zusammenarbeit oder zur Herausgabe von Schüler:innenakten und anderen Schuldaten zu zwingen. Teil des russischen Lehrplans ist es auch, dass die ukrainischen Jugendlichen eine militärische Ausbildung erhalten, um gegebenenfalls ab ihrem 18. Lebensjahr in das russische Militär eingezogen zu werden. Trotz dieser Maßnahmen der Besatzungsmacht nehmen laut ukrainischen Ministeriums für Bildung und Wissenschaft über 62.400 dieser Kinder weiterhin online am Unterricht von ukrainischen Sekundarschuleinrichtungen teil.

Zerstörte Bildungseinrichtungen und langfristige Folgen

Die massiven Zerstörungen und die Vertreibung von Millionen Menschen haben das ukrainische Bildungssystem an seine Belastungsgrenzen gebracht. Zahlreiche Lehrkräfte haben das Land verlassen oder sind im Krieg gefallen, was zu einem erheblichen Mangel an qualifiziertem Personal führt. In den Regionen, die von den Kriegshandlungen betroffen sind, stehen viele Schulen vor der Herausforderung, den Unterricht unter äußerst schwierigen Bedingungen aufrechtzuerhalten. Der Mangel an Ressourcen, die Zerstörung von Infrastruktur und die ständige Bedrohung durch Angriffe erschweren den Unterricht erheblich. Dennoch zeigen die Ukrainer:innen eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit. Viele Schulen haben kreative Lösungen entwickelt, um den Unterricht fortzusetzen.

Der Krieg hat aber sowohl kurz- als auch langfristig tiefgreifende Auswirkungen auf die ukrainischen Schüler:innen. Kurzfristig ist der Schulalltag für die meisten Kinder und Jugendlichen stark beeinträchtigt. Viele von ihnen sind langfristig traumatisiert, haben Angehörige oder Freund:innen verloren und leben in ständiger Angst vor neuen Angriffen. Diese psychische Belastung hat erhebliche Auswirkungen auf ihre Lernfähigkeit und ihre schulischen Leistungen.

Auf lange Sicht könnten die Folgen noch gravierender sein. Der Krieg hat die Bildungslaufbahn vieler junger Ukrainer:innen unterbrochen und es besteht die Gefahr, dass eine ganze Generation davon betroffen sein könnte, dass einige Schüler:innen ihre schulische Ausbildung nicht abschließen können. Dies könnte nicht nur ihre individuellen Zukunftsaussichten beeinträchtigen, sondern auch die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Ukraine insgesamt stark negativ beeinflussen. 

Ukrainische Flüchtlingskinder im deutschen Schulsystem

Während in der Ukraine selbst das Bildungssystem unter dem Krieg leidet, haben viele ukrainische Familien Zuflucht in Deutschland gefunden. Rund 200.000 ukrainische Kinder und Jugendliche besuchen mittlerweile deutsche Schulen, was sowohl die Schüler:innen, als auch die Lehrkräfte und Schulen vor große Herausforderungen stellt.

Ein Problem: Viele Schulen sind aufgrund des Lehrkräftemangels bereits jetzt überlastet und haben Schwierigkeiten, genügend qualifiziertes Personal zu finden, um die zusätzlichen Schüler:innen zu unterrichten. Zudem gibt es oft Sprachbarrieren, da viele der ukrainischen Kinder und Jugendlichen nur wenig oder gar kein Deutsch sprechen. Dies erschwert nicht nur den Unterricht, sondern auch die soziale Integration der Schüler:innen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, haben viele Schulen spezielle Vorbereitungsklassen eingerichtet, in denen die Schüler:innen zunächst die deutsche Sprache erlernen, bevor sie in den regulären Unterricht integriert werden. Diese Klassen sind jedoch oft überfüllt, und es fehlt an ausreichend Lehrkräften, die über die notwendigen Qualifikationen verfügen.

Die Unterrichtsbedingungen für die geflüchteten ukrainischen Kinder variieren stark je nach Bundesland und Schule. Besonders in den großen Städten, in denen die Zahl der geflüchteten Schüler:innen besonders hoch ist, sind die Klassen oft überfüllt und es mangelt an individueller Förderung. Ein weiteres Problem ist die psychologische Betreuung der geflüchteten Kinder. Viele von ihnen haben traumatische Erlebnisse hinter sich und benötigen spezielle Unterstützung, um diese zu verarbeiten. In einigen Schulen gibt es spezielle Programme, die von Schulpsycholog:innen und Sozialarbeiter:innen betreut werden, doch auch hier fehlt es oft an Personal und finanziellen Mitteln (Lehrer News berichtete).

Trotz der unvorstellbaren Herausforderungen, die der Krieg mit sich bringt, zeigt sich die Entschlossenheit der Ukrainer:innen, aber auch die der Lehrkräfte und Schüler:innen, die sich nicht unterkriegen lassen. Wie denkt ihr über die aktuelle Situation an den Schulen in der Ukraine? Teilt eure Gedanken und Meinungen gerne in den Kommentaren! Weitere Artikel zum Thema Bildung in Krieg und Krise findet ihr in unserer Themenwoche.

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Anlässlich des Weltalphabetisierungstags richten wir den Blick auf eine oft übersehene Herausforderung: Mehr als 6,2 Millionen Menschen in Deutschland sind funktionale Analphabeten. Diese Menschen haben Schwierigkeiten mit grundlegenden Lese- und Schreibfähigkeiten, was ihre gesellschaftliche Teilhabe stark einschränkt. Bildung bedeutet hier weit mehr als das Erlernen von Buchstaben und Wörtern. Es geht um die Entwicklung eines positiven Selbstbildes, die Förderung der eigenen Identität und das Erlangen der Fähigkeit, selbstbewusst und selbstbestimmt in der Gesellschaft zu agieren. Lehrkräfte spielen dabei eine zentrale Rolle, denn durch DaZ- (Deutsch als Zweitsprache) und Alphabetisierungskurse können sie wesentlich dazu beitragen, dass Betroffene Zugang zu Bildung und damit mehr Lebensqualität erhalten. 

Um besser zu verstehen, wie Lehrkräfte diese Herausforderung angehen können, haben wir mit drei Expert:innen gesprochen: Prof. Dr. Gabriele Kniffka, einer Spezialistin für Sprachdidaktik Deutsch als Fremd- und Zweitsprache an der Pädagogischen Hochschule Freiburg und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Fachverbands Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, Dr. Birgitta Leupolz-Oebel, Forscherin im Bereich des Zweitschrifterwerbs und erfahrene Lehrerin sowie Vasili Bachtsevanidis, einem freien Lehrbuchautoren bei Klett Sprachen. Sie erläutern, wie Lehrkräfte durch gezielte Methoden und einfühlsame Ansätze nicht nur die sprachlichen Fähigkeiten der Lernenden verbessern, sondern auch deren Selbstbewusstsein und Identität stärken können. 

Lehrer-News: Die Anforderungen an Lehrkräfte im Alphabetisierungsunterricht haben sich in den letzten Jahren verändert. Welche spezifischen Herausforderungen sehen Sie aktuell für Lehrkräfte im DaZ-Unterricht, und welche Methoden oder Strategien empfehlen Sie, um diese Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen?

Bachtsevanidis: Eine der größten Herausforderungen ist der Mangel an geeigneten Materialien. Der Markt für Lehrmaterialien im Bereich der Alphabetisierung ist sehr klein, weshalb es oft keine passenden Lehrwerke gibt, die genau auf die Bedürfnisse der Lernenden abgestimmt sind. Lehrkräfte, besonders in Grundschulen, müssen oft improvisieren. Zum Beispiel müssen geflüchtete Kinder aus der Ukraine nicht nur Deutsch lernen, sondern auch in einer zweiten Sprache alphabetisiert werden. Das erfordert eine andere Herangehensweise als in der Erstsprache. 

Prof. Dr. Kniffka: Es ist auch wichtig, zwischen dem, was im Erwachsenenbereich passiert, und dem, was in den Schulen passiert, zu unterscheiden. Die Alphabetisierungskurse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) für Erwachsene sind gut geregelt: Es gibt Curricula, Materialien und spezifische Vorgaben zur Professionalisierung der Lehrkräfte. Diese müssen nachweisen, dass sie qualifiziert sind, um Erwachsene zu alphabetisieren, oder sie werden entsprechend nachqualifiziert. In Schulen hingegen ist die Situation völlig ungeregelt. 

Lehrer-News: Das bedeutet also, dass es sowohl bei der Ausbildung der Lehrkräfte als auch bei der Verfügbarkeit von Lehrmaterialien große Unterschiede gibt. Wie wirkt sich das auf die Unterrichtspraxis aus? 

Dr. Leupolz-Oebel: In den Schulen gibt es oft keine professionell ausgebildeten DaZ-Lehrkräfte. Zudem haben wir ein Problem mit der Planbarkeit des Personals. Viele Sprachvorbereitungsklassen werden von Lehrkräften mit Zeitverträgen unterrichtet, die oft nur für ein Jahr bleiben. Diese mangelnde Kontinuität erschwert es, eine nachhaltige Lernumgebung zu schaffen. Ohne langfristig eingesetzte, gut ausgebildete Lehrkräfte ist es schwierig, einen konsistenten und effektiven Unterricht sicherzustellen. 

Lehrer-News: In diesem Zusammenhang spielt auch die interkulturelle Kompetenz eine wichtige Rolle. Wie bewerten Sie deren Bedeutung für Lehrkräfte im Alphabetisierungsunterricht, und welche Fortbildungen würden Sie empfehlen, um die Fähigkeiten zu stärken? 

Bachtsevanidis: Interkulturelle Kompetenz bedeutet nicht nur, die Herkunft eines Kindes aus einem anderen Land zu berücksichtigen. Im Alphabetisierungsunterricht ist es ebenso wichtig, zwischen bildungsnahen und bildungsfernen Hintergründen zu unterscheiden. Während die Lehrkräfte in der Regel aus bildungsnahen Milieus kommen, stammen viele der Lernenden aus bildungsfernen Kontexten. Das sind zwei völlig unterschiedliche Welten. Wir müssen als Lehrkräfte lernen, unsere Ziele und Methoden an die Kultur und den Bildungshintergrund der Lernenden anzupassen, insbesondere bei der Alphabetisierung von Erwachsenen und die Dinge aus ihrer Perspektive zu betrachten. Diese Vielfalt kann eine enorme Bereicherung für den Unterricht sein, wenn wir sie richtig verstehen und nutzen.

Lehrer-News: DaZ-Lernende bringen oft unterschiedliche Vorkenntnisse und kulturelle Hintergründe mit. Welche didaktischen Ansätze sind besonders geeignet, um diese Vielfalt zu nutzen? 

Prof. Dr. Kniffka: Es gibt keine universelle Methode, die für alle Lernenden passt. Lehrkräfte müssen flexibel sein und sich an die jeweilige Zielgruppe anpassen. Lernende, die stark auf Auswendiglernen und das Reproduzieren von Inhalten setzen, profitieren von klaren Strukturen und Anleitungen. Andere, etwa syrische Studierende, haben möglicherweise bereits eigenständige Lernstrategien entwickelt und verfügen über grammatikalisches Wissen. Solche Vorkenntnisse sind jedoch in Alpha-Kursen selten anzutreffen. In jedem Fall ist es entscheidend, die Lernvoraussetzungen und die kulturellen Hintergründe der Lernenden zu verstehen, um den Unterricht individuell darauf abzustimmen.

Bachtsevanidis: Ein weiterer wichtiger Punkt: Im Unterricht gehen wir oft davon aus, dass das Schreiben von Informationen hilfreich ist, weil wir selbst an die Schrift gewöhnt sind. Aber viele Lernende, besonders in Alphabetisierungskursen, merken sich Dinge besser, wenn sie sie hören. Das gesprochene Wort ist für sie oft hilfreicher als das geschriebene. Lehrkräfte sollten das berücksichtigen und das Schreiben als Ergänzung, nicht als Stütze nutzen. 

Dr. Leupolz-Oebel: Hier muss man auch unterscheiden, ob wir über Alphabetisierung und Alphabetisierungskurse sprechen oder über DaZ-Lernende in Schulen. Bei Alpha-Lernenden sind Methoden wie das Ausschneiden und das Sortieren von Buchstaben zu Wörtern oder praktische Arbeiten hilfreich, aber für Schüler in regulären DaZ-Klassen fehlt oft die Zeit für solche Ansätze. Die Heterogenität in den Lerngruppen ist groß. In Vorbereitungsklassen (VKL) in Baden-Württemberg gibt es bis zu 24 Schüler und Schülerinnen mit Unterschieden im Alter, bisheriger Schulbildung und Verbleibszeit in der VKL. Es ist unmöglich, frontal mit allen gleichzeitig auf einem Niveau zu arbeiten. Thematische Ansätze können helfen, die Gruppe zusammenzuhalten, aber jeder Schüler muss auf seinem eigenen Sprachniveau abgeholt werden. 

Bachtsevanidis: Die Binnendifferenzierung im Alphabetisierungsunterricht ist eine echte Herausforderung. Je weniger Frontalunterricht, desto besser. Ziel sollte es sein, eine “Werkstatt-Atmosphäre” zu schaffen, in der jeder Lernende individuell an seinen Zielen arbeitet und am Ende die Ergebnisse gemeinsam reflektiert werden. Ein gutes Beispiel dafür ist das Erstellen von Materialien durch die Lernenden selbst, wie das Schneiden von Karten. Das fördert nicht nur die Feinmotorik, sondern hilft auch beim Verstehen der Schriftstruktur. Lernmaterialien sollten solche Aktivitäten unterstützen und den Frontalunterricht minimieren, damit die Lernenden aktiv und selbstständig arbeiten können.

Lehrer-News: Im Kontext der Digitalisierung gibt es zahlreiche Sprach-Apps und digitale Tools, die die Alphabetisierung unterstützen sollen (Lehrer News berichtete). Allerdings sind nicht alle gleich gut dafür geeignet. Welche digitalen Tools oder Plattformen haben sich Ihrer Erfahrung nach in der Praxis oder auch theoretisch als besonders hilfreich und effektiv im Alphabetisierungsunterricht erwiesen?

Bachtsevanidis: Um ehrlich zu sein, gibt es kein einzelnes Tool, das ich uneingeschränkt empfehlen kann. Viele DaZ-Lernende haben kaum digitale Grundkenntnisse. Bevor man also digitale Tools effektiv einsetzen kann, muss man die “Digital Literacy” erst aufbauen – genauso wie die Alphabetisierung selbst. Das bedeutet, man muss digitale Werkzeuge schrittweise und bewusst einführen. Es bringt wenig, wenn die Lernenden die Grundlagen der Anwendung der Programme nicht verstehen. Ein Beispiel: Bevor man Zoom als Unterrichtstool für den Online-Unterricht nutzt, muss man den Lernenden erstmal Schritt für Schritt beibringen, wie es funktioniert, bevor man komplexere Tools einsetzen kann. 

Prof. Dr. Kniffka: Vor allem gibt es Unterschiede zwischen primären Analphabeten (Menschen mit sehr rudimentären Lese- und Schreibkenntnissen, die nur einzelne Buchstaben oder Wörter verstehen) und denen, die bereits in ihrer Erstsprache alphabetisiert sind. Zweitere bringen oft schon Grundkenntnisse in Nutzung digitaler Medien mit. 

Dr. Leupolz-Oebel: Der Einsatz von Apps zum Erlernen der Schrift wie zum Beispiel die Grundschrift-App kann beim Erlernen von Buchstaben und ihrer Schreibweise eine sinnvolle Unterstützung sein. Die Lernenden können mit Finger oder Stift Buchstaben nachzeichnen und bekommen sofort Feedback, ob sie richtig schreiben. Das erleichtert den Lernprozess, weil sie sofort wissen, ob sie auf dem richtigen Weg sind. 

Bachtsevanidis: Gerade für nicht alphabetisierte Lernende ist das Schreiben mit dem Finger einfacher als mit dem Stift. Sie lernen dabei die Grapheme (Grapheme sind die kleinsten schriftlichen Einheiten, die Laute einer Sprache darstellen, wie Buchstaben oder Buchstabenkombinationen) und deren Bewegungsrichtung, was ein wichtiger Schritt im Lernprozess ist. 

Lehrer-News: Angesichts der zunehmenden Diversität in den Klassenzimmern: Welche Trends und Entwicklungen sehen Sie für die Zukunft des Alphabetisierungsunterrichts, insbesondere im Hinblick auf methodische Ansätze und Lerninhalte?

Prof. Dr. Kniffka: Zunächst bräuchte es überall in Deutschland die Einführung von Alphabetisierungskursen im schulischen Bereich, wann immer der Bedarf vorhanden ist. In Deutschland gibt es sehr unterschiedliche Beschulungsmodelle, und oft werden die Kinder direkt in Regelklasse integriert. Dabei ist die Alphabetisierung häufig nur eine zusätzliche Maßnahme, die je nach Ressourcen vor Ort variiert. Es gibt ein breites Spektrum an Fortbildungen und Programmen, aber inwieweit sie in der Praxis ankommen, ist eine andere Frage. 

Dr. Leupolz-Oebel: Die Zuweisung von VKL-Lernenden erfolgt oft nach Wohnortnähe und nicht nach Lernbedarf, wie zum Beispiel die Alphabetisierung. Derzeit gibt es an meiner Schule in der Sekundarstufe I keine VKL-Lernende, die alphabetisiert werden müssten. Sollte dies der Fall sein, wäre es ein Einzelfall und die Lehrkraft wäre vor eine große Herausforderung gestellt.

Bachtsevanidis: Bei den Erwachsenen sehe ich einige Entwicklungen. In den BAMF-Kursen werden verschiedene Methoden der Alphabetisierung angewendet, von synthetisch (Buchstaben und Laute werden isoliert erlernt und später zu Wörtern zusammengesetzt) bis analytisch (Lernende starten mit ganzen Wörtern und Sätzen, um dann deren Bestandteile wie Buchstaben zu verstehen). Lehrkräfte mit mehr Erfahrung neigen dazu, analytische Methoden zu bevorzugen, bei denen von ganzen Wörtern zu den Buchstaben übergegangen wird. Ein Trend, den ich beobachte, ist die wachsende Einführung der lautbasierten Alphabetisierung, bei der phonologische Ansätze genutzt werden, um den Zusammenhang zwischen Lauten und Schrift herzustellen, wobei synthetische und analytische Methoden kombiniert werden. Diese Methode wurde durch neue Lehrwerke gefördert, die diese Ansätze vereinen.

Prof. Dr. Kniffka: Ein weiterer Trend, der an Bedeutung gewinnen könnte, ist die Verknüpfung von Alphabetisierung und Arbeitsmarktintegration. Gerade für Geflüchtete, die bereits hier sind, könnte Alphabetisierung eine wichtige Rolle bei der Integration in den Arbeitsmarkt spielen. Ich kann mir vorstellen, dass einfache Arbeitsplätze und berufsbezogene Alphabetisierung stärker vernetzt werden. Das ist ein Bereich, in dem ich Potenzial für die Zukunft sehe. 

Bachtsevanidis: Das sehe ich auch so. Die Lehrwerke werden immer einfacher und passgenauer, um genau die Inhalte zu vermitteln, die für spezifische berufliche Anforderungen benötigt werden. Im DaZ-Unterricht spielt der berufsbezogene Ansatz bereits eine wichtige Rolle und ich kann mir vorstellen, dass sich dies auch im Alphabetisierungsbereich weiter etablieren wird. 

Lehrer-News: Welche konkreten Tipps und Empfehlungen würden Sie Lehrkräften geben, die sich intensiv mit der Alphabetisierung von DaZ-Lernenden beschäftigen möchten, um bestmögliche Lernergebnisse zu erzielen?

Bachtsevanidis: Das Wichtigste ist, eine solide theoretische Basis zu schaffen. Eine Fortbildung kann hier sehr hilfreich sein. Dabei geht es nicht darum, nur Texte zu lesen, sondern vor allem darum, praktische Erfahrungen zu sammeln und zu verstehen, was Alphabetisierung wirklich bedeutet. Sobald man ein Grundverständnis hat, sollte man nicht zögern, einfach loszulegen. Fehler gehören dazu und sind ein wichtiger Teil des Lernprozesses – auch für Lehrkräfte. Man wird nie der perfekte Alpha-Lehrer sein, aber durch kontinuierliches Üben und das Arbeiten mit den Lernenden entwickelt man sich ständig weiter. Der Schlüssel liegt darin, sich zu trauen, Fehler zu machen und aus diesen zu lernen.

Dr. Leupolz-Oebel: Mein Tipp basiert auf meiner Forschung zum Handschreiben. Es geht nicht nur darum, wie der Buchstabe am Ende aussieht, sondern darum, den Lernenden zu zeigen, wie sie einen Buchstaben sinnvoll schreiben. Digitale Tools wie Apps können hier unterstützen, indem sie den Schreibprozess Schritt für Schritt begleiten und unmittelbares Feedback geben, ob die Bewegungsabläufe korrekt sind. Das hilft, den Schreibprozess zu optimieren.

Prof. Dr. Kniffka: Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Umstellung der Schrift. Lernende, die aus einem anderen Schriftsystem kommen, benötigen oft Zeit, um sich an die neue Schreib- und Leserichtung zu gewöhnen. Sie müssen lernen, sich räumlich neu zu orientieren – sei es im Buch, auf einem Arbeitsblatt oder generell auf der Seite. Dieser Wechsel der Schreibrichtung geht oft mit einer Anpassung der kognitiven Verarbeitung einher, was das Leseverstehen und Schreiben zunächst verlangsamen kann. Auch ist es besonders wichtig, die phonologische Bewusstheit zu fördern – also die Fähigkeit, die Laute der neuen Sprache präzise wahrzunehmen und zu unterscheiden, bevor man mit dem Schreiben beginnt. Diese Umstellung ist ein zentraler Bestandteil des Lernprozesses, da sie nicht nur die motorischen Fähigkeiten, sondern auch die auditive und visuelle Wahrnehmung umfasst.

Bachtsevanidis: Genau. Bei der lautbasierten Alphabetisierung, wie wir sie in manchen Alphabetisierungskursen anwenden, lernen die Lernenden zuerst die Laute, nicht die Buchstaben. Erst wenn sie die Laute beherrschen, lernen sie, diese zu schreiben. Das ist ein entscheidender Punkt: Nicht die Schrift, sondern die Sprache selbst ist die eigentliche Hilfe im Alphabetisierungprozess. 

Lehrer-News: Vielen Dank für das Interview! 

Falls das Interview dein Interesse geweckt hat und du mehr über DaZ und Alphabetisierung erfahren möchtest, haben wir einen Tipp für dich: Vom 09. bis 12. Oktober findet die 50. Jahrestagung des Fachverbandes Deutsch als Fremd- und Zweitsprache e.V. statt. Unter dem Motto “Zukunftskompetenz Deutsch” werden in Göttingen spannende Themen rund um DaZ und Alphabetisierung diskutiert. Eine perfekte Gelegenheit, dich weiterzubilden, neue Ansätze kennenzulernen und mit anderen Lehrkräften in den Austausch zu gehen.

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Das Fach Chemie genießt unter Schüler:innen leider nicht immer den besten Ruf und gilt oft als trocken und schwer. Dabei besteht bekanntlich alles aus Chemie und so spielt sie in vielen Bereichen des Lebens eine große Rolle. Die Eintönigkeit von Periodensystem und Reaktionsgleichungen sorgt jedoch mitunter dafür, dass diese Relevanz des Faches aus dem Blick der Schüler:innen gerät. Um die Verknüpfung der Chemie zu großen historischen und gesellschaftlichen Ereignissen und ihren Protagonist:innen aufzuschlüsseln, sind eindrucksvolle Filme ein ideales Mittel, das sich zum Beispiel in der letzten Stunde vor den Ferien oder zum Einstieg in ein neues Thema einsetzen lässt. Für einen “Breaking Bad”-Marathon reicht die Unterrichtszeit wohl nicht aus und die US-amerikanische Erfolgsserie über Drogen und Kriminalität ist wahrscheinlich besser in der Freizeit aufgehoben. Wir empfehlen euch heute fünf gute Spiel-, Dokumentar- und Lehrfilme, die ihr im Chemieunterricht zeigen könnt, um euren Schüler:innen die Welt der Chemie in all ihren Facetten aufzuzeigen.

Dokureihe mit Mai Thi Nguyen-Kim

Mai Thi Nguyen-Kim ist unter jungen Leuten für ihre anschaulichen wissenschaftlichen Erläuterungen beliebt. Mit dem ZDF produzierte sie eine Dokureihe für den Chemieunterricht. (Quelle: ZDF-Mediathek)

Bei unserem ersten Beispiel handelt es sich um eine Reihe aus drei einzelnen Filmen. Die 45-minütigen Lehrfilme der Populärwissenschaftlerin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim über die Grundlagen der Chemie sowie über angewandte und Biochemie könnt ihr perfekt in eine Einzelstunde einpflegen. Mit eindrucksvollen Bildern, anschaulichen Erklärungen und qualifizierten Beiträgen ergründet Nguyen-Kim die Wissenschaft Chemie in ihrer vollen Bandbreite und weckt die Lust am Unterrichtsfach. Ihr könnt einzelne Filme der Reihe  verwenden, um euren Schüler:innen einen adäquaten Einstieg in das Fach zu bieten und seine weitreichende Bedeutung anschaulich zu machen. Die Reihe ist kostenlos über die ZDF-Mediathek abrufbar.

The Substance – Albert Hofmann’s LSD

Die Dokumentation “The Substance” befasst sich mit der kontroversen Geschichte der Lysergsäurediethylamid (LSD) seit ihrer Entdeckung durch den Chemiker Albert Hofmann. (Quelle: Canva)

Dieser Dokumentarfilm erzählt die Geschichte der bahnbrechenden Entdeckung, die der Schweizer Chemiker Albert Hofmann 1943 machte: Vom Lysergsäurediethylamid, kurz LSD, erhoffte er sich ein Mittel zur Regulierung des Blutkreislaufs, fand aber ein hoch wirkungsvolles psychedelisches Rauschgift. Die Dokumentation beleuchtet den ereignisreichen Weg, den die Droge daraufhin nahm – als potenzieller Wirkstoff zur Heilung von psychischen Erkrankungen, als ein Mittel, mit dem das amerikanische Militär an seinen Soldaten experimentierte und als beliebtes Rauschmittel der Hippie-Bewegung in den 60er-Jahren. Behandelt wird die bis heute umstrittene Bewertung der Droge, von absoluter Ablehnung bis hin zur optimistischen Hoffnung, eine geeignete Verwendung für LSD in der Medizin zu finden. Die Doku macht die unabsehbaren Folgen der Chemieforschung und die wortwörtliche Wirkung ihrer Entdeckungen in Verbindung mit den daraus resultierenden gesellschaftlichen Debatten deutlich. Während das Thema Drogen für die Schüler:innen sicherlich eine Faszination auslösen kann, was womöglich zu einer Steigerung des Interesses am Chemieunterricht führt, liegt es auch an euch als Lehrkräften stets auf die Gefahren und gesundheitlichen Folgen physischer und psychischer Natur des Rauschgiftkonsums mahnend hinzuweisen. Zurzeit ist die Dokumentation nur als DVD oder BluRay erhältlich.

Clara Immerwahr

Clara Immerwahr war maßgeblich an den Forschungen ihres Mannes beteiligt, für die nur er den Nobelpreis erhielt. (Quelle: Filmstarts)

Eine weniger bekannte, aber umso faszinierendere Persönlichkeit in der Geschichte der Chemie war Clara Immerwahr. Ende des 19. Jahrhunderts war sie die erste deutsche Frau, die Naturwissenschaften studierte und einen Doktor in Chemie erwarb. Der Fernsehfilm von 2014 stellt ihre bewegte Biografie dar, die sowohl von einer Leidenschaft für die Chemie als auch von einem Kampf gegen die Unterdrückung von Frauen in der Wissenschaft geprägt war. Ihr wesentlicher Beitrag an den Forschungen ihres Ehemannes, des Nobelpreisträgers Fritz Haber, sowie dessen Bemühen, die Arbeit allein als seine eigene zu verkaufen, ist ein zentrales Thema des Films. Daneben spielen auch die komplexen moralischen Implikationen wissenschaftlicher Forschung vor allem in der Chemie eine bedeutende Rolle: Die Arbeit des Ehepaars Haber war wegweisend für den Einsatz von Giftgaswaffen durch das Deutsche Kaiserreich im Ersten Weltkrieg. Der Film, der noch bis zum 8. Oktober 2024 kostenlos über die 3sat-Mediathek verfügbar ist, bietet eine erfrischende Abwechslung im Chemieunterricht, die gleichzeitig historische, gesellschaftliche und ethische Fragen der Chemieforschung und der Emanzipation aufgreift.

Marie Curie: Elemente des Lebens

Die 2019 erschienene britische Produktion stellt ihr bewegtes Leben eindrucksvoll dar. (Quelle: Filmstarts)

Eine weitaus bekanntere weibliche Biografie in der Chemie ist die der polnischen Nobelpreisträgerin Marie Curie, die zusammen mit ihrem Ehemann Pierre Curie die Elemente Polonium und Radium entdeckte, welche Grundlagen für bedeutende Erfindungen, zum Beispiel in der Medizin,  bildeten. In der Reihe von Verfilmungen ihres Lebens sticht eine britische Produktion aus dem Jahr 2019 heraus, die vielfach gelobt wurde. In diesem Film wird nicht nur die Relevanz der Entdeckungen Curies deutlich, sondern auch ihre pionierhafte Rolle als Frau in der Wissenschaft sowie die persönlichen Hindernisse und Intrigen, denen sie ausgesetzt war. Als eine bedeutende Wissenschaftlerin nicht nur für die Chemie und eine eindrucksvolle historische Person unter anderem in Hinblick auf das Schicksal weiblicher Wissenschaftlerinnen überlässt uns Marie Curie eine Biografie, mit der sich zu befassen sehr lohnend ist. “Marie Curie – Elemente des Lebens”, auf diversen Plattformen zum Leihen oder Kaufen erhältlich, ist ein einnehmender Film, der euren Schüler:innen einen geeigneten Zugang zu ihrer Geschichte bietet. Begleitende Informationen und Arbeitsmaterialien zum Film für den Unterricht in verschiedenen Fächern stellt die Website Kinofenster bereit.

Vergiftete Wahrheit: Dark Waters

Der Film beruht auf einem wahren Umweltskandal rund um den Konzern DuPont. (Quelle: eUniverse)

Auf einer wahren Begebenheit beruht dieser Film, der einen Rechtsstreit zwischen einem Viehbauern aus West Virginia und der örtlichen Chemiefabrik der Firma DuPont darstellt. Grundlage für den Film war ein 2016 erschienener Artikel aus der New York Times, welcher einen Umweltskandal aufdeckte, der nicht nur die Abwasserverschmutzung in der Umgebung der Chemiefabrik zur Folge hatte. Konkret geht es um Perfluoroctansäure (PFOA), welche auch für die Beschichtung von Teflon-Bratpfannen verwendet wird und höchst krebserregend ist. In Anlehnung an den Film könnt ihr den chemischen Aufbau der Säure und ihre Eigenschaften besprechen, die sie zu einem günstigen Material, jedoch für die Gesundheit schädlich machen. Daneben überzeugt der Film durch die Spannung, die sich durch die juristische Auseinandersetzung zieht. Das Drama beleuchtet die Schwierigkeiten, die sich im Kampf gegen einen Milliardenkonzern auftun und wirft so unweigerlich gesellschaftliche Fragen auf, die ihr auch im Unterricht anreißen könnt. Der Film ist derzeit auf Netflix verfügbar und auf diversen Plattformen ausleihbar oder käuflich. Auch zu diesem Film sind über KinofensterUnterrichtsmaterialien erhältlich. Neben dem Spielfilm sei auch die Dokumentation “The Devil We Know” von 2018 erwähnt, die die tatsächliche Geschichte begleitet.

Von den theoretischen Grundlagen der Chemie, über ihre Anwendung in der Medizin, im Krieg oder als Droge bis hin zu ihren Verstrickungen in die historischen und gesellschaftlichen Ereignisse der Neuzeit – diese Filme bieten Aufschluss über die Allgegenwärtigkeit der Chemie und die Wirkung der Forschung in diesem Bereich. Sie sind ein tolles Mittel, um dem Chemieunterricht ein wenig Abwechslung zu verleihen, eure Schüler:innen für verschiedenste Themen im Zusammenhang der Chemie zu sensibilisieren und sie womöglich etwas mehr dafür zu begeistern. Kennt ihr noch weitere Filme oder Serien, die ihr empfehlen könnt? Habt ihr einen unserer Filme gesehen und wollt eine Kritik dalassen? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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03.09.2024. Schon letzte Woche gab es das Ranking der Bundesländer, heute wurde der neue INSM-Bildungsmonitor veröffentlicht. Ein Hauptergebnis des Berichts ist, dass mangelnde Deutschkenntnisse und Bildungsferne des Elternhauses, nicht aber generell ein Migrationshintergrund, eine stark-negative Auswirkung auf die Bildungs- und Arbeitsmarktchancen haben.

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, stellt fest: „Der Bericht zeigt ganz klar, dass es auf die Bildungsinstitutionen ankommt. Kinder brauchen zwar eine stabile Bindung zu ihren Eltern, aber sie brauchen für ihre Entwicklung auch das Zusammensein mit Gleichaltrigen und Impulse von pädagogisch ausgebildeten Fachkräften. Das Sprachverständnis und der Sprachgebrauch kann am besten im Sprechen ausgebildet werden.“ Dass die Quote der Kinder mit Migrationshintergrund, die in der Kita betreut werden, jedoch sinke, könne verschiedene Gründe haben: „Dass Eltern die Kinder bewusst aus Kindertagesstätten heraushalten, ist zunächst eine Unterstellung. Wir müssen sehr genau auf die Gründe dafür schauen. Zum Beispiel konnten nicht für alle Kinder, die im Rahmen des Ukraine-Krieges nach Deutschland geflüchtet sind, zeitnah Plätze bereitgestellt werden. Zudem sind die Gebühren ein großer Hinderungsgrund. Für Eltern ohne Verdienst werden diese übernommen, aber für Eltern mit kleinem Verdienst nicht. Das kann eine große Hürde darstellen. Deshalb müssen Lösungen gefunden werden, die sichern, dass insbesondere im letzten Kitajahr bzw. dem Vorschuljahr alle Kinder eine Kindertageseinrichtung besuchen können.“

Brand blickt auch auf die sozialräumliche Verteilung von Kindern mit Migrationshintergrund. So wird in dem Bericht festgestellt, dass über die Hälfte aller Kinder mit Migrationshintergrund eine Schule besuchen, an der über die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler einen Migrationshintergrund haben. Bei Kindern ohne Migrationshintergrund gilt das nur für etwa ein Viertel. Der VBE-Chef kommentiert: „Wir wissen, dass einzelne Schulstandorte vor besonderen Herausforderungen stehen, die dort kumuliert auftreten. Wir wissen auch, dass dies häufiger Standorte sind, an denen viele Personen im Quer- oder Seiteneinstieg arbeiten. Dort also, wo die pädagogischen Herausforderungen besonders hoch sind, ist die pädagogische Ausbildung nicht ausreichend. Die Bildungsministerien sind gefordert, eine hohe Qualität gerade an diesen Standorten zu sichern.“

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Die besten Reiseerfahrungen macht man ja oft ungeplant, durch zufällige Begegnungen oder unerwartete Ereignisse. So ging es auch mir, als ich bei einem Austausch für Lehrkräfte in Kanada das Land der Seen und Wälder durch besondere Erfahrungen anders erlebte. Schon am ersten Abend zeigte sich, dass in Kanada einiges anders läuft – nicht nur im Alltag, sondern auch in der Bildung. Was hat das mit der Leitbildentwicklung in Schulen zu tun? Mehr, als man auf den ersten Blick vermuten würde.

Ein unerwarteter Beginn: Anerkennung und Zugehörigkeit

Gleich zu Beginn meiner Reise erlebte ich etwas, das mich verblüffte: Im Eishockey-Stadion, kurz vor einem großen Spiel, tauchte plötzlich ein Stammesältester in Federschmuck auf der Leinwand auf und hielt eine Rede, in der er das Land als das ursprüngliche Territorium indigener Völker beanspruchte und anerkannte. Meine Austauschkollegin erklärte mir, dass dies in Kanada gängige Praxis sei – eine Art des symbolischen Acknowledgement (übersetzt Anerkennung), das die tiefe Verbindung zur Geschichte und den Respekt vor der indigenen Bevölkerung ausdrückt. Dieser Respekt und die Anerkennung der indigenen Wurzeln sind seit etwa zehn Jahren in der kanadischen Gesellschaft verankert und prägen auch die Art und Weise, wie Bildung dort verstanden wird. So wird vor jedem Meeting das Acknowledgement verlesen, es hängt in jedem Schulamt und in jeder Schule aus, um die schlechte Behandlung in der Vergangenheit wiedergutzumachen.

So kann das “Acknowledgement” aussehen (Quelle: Kati Ahl)

Leitbild in Kanada: Kurz, prägnant und universell

In Kanada wird Schulentwicklung grundlegend anders angegangen. Während man in Deutschland oft lange über Leitbilder diskutiert und diese in umfangreichen Prozessen an der Schule vor Ort entwickelt werden, kommt das Leitbild in Kanada, Alberta von der Schulbehörde. Nach dem Motto “keep it short and simple” (KISS) werden einfache, aber kraftvolle Aussagen formuliert. Das Leitbild für Calgary zum Beispiel, eine Stadt mit fast 500.000 Schüler:innen, besteht aus genau drei Sätzen: 

  • Students come first.
  • Learning is our central purpose.
  • Public education serves the common good.​

Und als Mission für alle Lernenden ist dieses Ziel formuliert:

Each student in keeping with their individual abilities and gifts, will complete high school with a foundation of learning necessary to thrive in life, work and continued learning.

Diese kurze, klare Botschaft hängt in allen Schulämtern und Bildungsinstitutionen direkt am Eingang und dient als konkreter Leitfaden für Entscheidungen und Diskussionen. Statt endlose Debatten zu führen, fragt man in Kanada schlichtweg: “Wie wirkt sich das positiv auf das Lernen oder die Schülerschaft aus?” – und schon ist manche Diskussion in eine andere Richtung gelenkt. Man könnte meinen, dass durch diesen pragmatischen Ansatz viel Zeit und Aufwand gespart wird. Aber bedeutet das, dass der Prozess der Leitbildentwicklung überflüssig ist? Ganz so einfach ist es dann doch nicht.

Mit einem solchen Poster vergegenwärtigen sich kanadische Schulgemeinschaften die Prinzipien zum Thema “Belonging” (Quelle: Kati Ahl)

Während in Kanada das Leitbild oft vorgegeben wird, haben die Schulen dennoch die Freiheit, einzelne Ziele wie den “Sense of Belonging”, also das Gefühl der Zugehörigkeit, selbst zu gestalten. Dieser Aspekt ist Teil des CBE Indigenous Education Holistic Lifelong Learning Framework und wird als besonders wichtig erachtet, weil er präventiv besonders wirksam ist gegen Probleme wie Sucht, Gangmitgliedschaften und Schulabsentismus. Jede Schule findet ihre eigenen Wege, diesen “Sense of Belonging” zu fördern. In der Winston Churchill School in Alberta etwa läuft das Projekt “Boas for the Better”, bei dem besondere Projekte und Leistungen, die der Gemeinschaft zugutekommen, öffentlich gewürdigt werden.

Hier seht ihr eine Visualisierung für “Boas for the Better”, wie unsere Kolumnistin Kati Ahl sie in einer kanadischen Schule vorgefunden hat (Quelle: Kati Ahl)

Der Streitpunkt: Ist der Prozess notwendig oder nicht?

Die Frage bleibt: Braucht man den Prozess der Leitbildentwicklung wirklich, oder reicht es, hilft es womöglich sogar, ein kurzes, prägnantes Statement wie in Kanada zu haben? Hier gibt es verschiedene Ansichten. Die einen argumentieren, dass ein klar vorgegebenes Leitbild unnötige Diskussionen erspart und den Fokus auf das Wesentliche lenkt. Die anderen sehen im Prozess der gemeinsamen Entwicklung eine Chance für die Schule vor Ort, Identifikation und Zusammenhalt im Kollegium zu stärken.

Vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Ein starkes Leitbild, das von allen getragen wird, ist sicherlich wertvoll. Aber der Weg dorthin, die Diskussionen und Aushandlungsprozesse, in denen ein solches Leitbild entsteht, könnten genauso wichtig sein – nicht nur, um das “Was”, sondern auch das “Warum” und “Wie” gemeinsam zu entdecken und zu leben. Denn letztendlich ist es diese gemeinsame Vision, die Schulen zu Orten macht, an denen nicht nur gelernt, sondern auch eine Gemeinschaft gelebt wird.

Und noch etwas ist übrigens in Kanada anders: Die Ziele und das Leitbild sind unabhängig von den politischen Entwicklungen und Landtagswahlen. Kanada ist zwar auch föderal organisiert und es gibt in jedem Land ein Bildungsministerium. Aber jedes Schulamt wird in den großen Entscheidungen von dem Board of Trustees, von gewählten Personen gelenkt und kontrolliert und ist damit auch im Leitbild unabhängig von aktuellen politischen Strömungen.

Während meines Austauschs mit einer kanadischen Kollegin in Alberta konnte ich wertvolle Erfahrungen in Kanada sammeln. Eindrücke meiner Reise habe ich in einem Video festgehalten, das du dir hier ansehen kannst. In meinem Podcast “Schule, lass mal reden!” habe ich ebenfalls über diese Erlebnisse und weitere bildungspolitische Themen gesprochen. Zusätzlich empfehle ich den Artikel “Wie Kanada die Startchancen für Kinder aus geflüchteten Familien steigert” im Deutschen Schulportal, der sich intensiv mit diesem Thema auseinandersetzt.

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Sexualität betrifft weitaus mehr als die Interaktion zweier Körper. Neben zwischenmenschlichen Beziehungen zu anderen betrifft sie vor allem die zu sich selbst, zu der eigenen Gesundheit und Identität. Das Schulgesetz NRW formuliert: „Sexualität ist eine Quelle von Lebensfreude.“ Die World Association for Sexual Health ergänzt zum gestrigen Welttag der sexuellen Gesundheit das Ziel „Positive Beziehungen“ auf vielen Ebenen zu entwickeln. Wie fähig ist der Sexualkundeunterricht an Schulen, Jugendliche dabei zu unterstützen?

Auf dem Weg, die eigene Sexualität zu ergründen, bahnen sich Jugendliche durch einen Dschungel von Fragen, Unsicherheiten und verschiedenen Narrativen über Sex – und darüber, wer und was dazugehören sollte. Auf dieser Reise kommt Lehrkräften große Wichtigkeit zu. Im Sexualkundeunterricht sollen Lehrende „junge Menschen unterstützen, sie zu einem selbstbestimmten und selbstbewussten Umgang mit der eigenen Sexualität befähigen“. Theoretisch klingt das nach einem nötigen Ziel, praktisch gestaltet sich die Umsetzung komplex: Zwischen Themen wie Sex und Liebe finden sich nicht nur Scham und Frustration, sondern zunehmend auch gesellschaftliche Spannungen, die Lehrkräfte einschüchtern können. Und, wie soll eine Lehrkraft Offenheit gegenüber Sexualität vermitteln, wenn sie ihre eigene vielleicht gar nicht kennt?

Teach LOVE, eine Organisation, die Fortbildungen und Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte anbietet, setzt genau an diesen Aspekten an. Sie wurde ins Leben gerufen, um Lehrende bei moderner und inklusiver sexuellen Bildung zu unterstützen. Das Team beschreibt auf seiner Website seine Vision und die Frage, die sich vielen stellt: Teach LOVE will „sexuelle Bildung neu denken”. Und dazu “sexuelle und kulturelle Diversität, Liebe, Werte und Beziehungskonstellationen, Sicherheit und Kompetenz (auch in Internet & Medien)“ lehren. Es bleibt die Frage: „Aber wie?“

Wir haben mit der Leitung von Teach LOVE, der promovierten Sozialpsychologin und Beziehungsexpertin Dr. Johanna Degen, über das Projekt und seine einzigartige Antwort auf das „Wie?“ gesprochen. Im Interview erklärt sie den besonderen Ansatz von Teach LOVE und wie das Team mit “Herz und Expertise“ Lehrende dabei unterstützt, Schüler:innen einen Raum für die Entwicklung von positiven Beziehungen zu geben — zu ihrer Sexualität, ihren Bedürfnissen und ihren Grenzen.

Lehrer-News: Euer Slogan lautet “Mit Herz und Expertise“. Warum ist eure Kombination aus Herz und Wissenschaft so wichtig, um Lehrpersonen bei einer inklusiven und modernen und sexuellen Bildung anzuleiten?

Dr. Degen: Sexuelle Bildung reduziert die Intimität heute mitunter auf Technik. Es geht dabei aber um mehr als Positionen und Skills. Das Herz spielt dabei für uns eine Doppelrolle: Zum einen lehren wir mit dem Herzen, weil uns das Thema und die Position der Lehrkräfte im Wissenstransfer ein wirkliches Anliegen sind. So kitschig es klingen mag, aber wir forschen und lernen zusammen mit den Lehrkräften und haben viele tolle Momente des gemeinsamen Wachsens. Zum anderen geht es, unserer Meinung nach, bei der sexuellen Bildung auch um das Herz. (Auch wechselnde) Beziehungen sind bedeutsam für Herz und Seele und das Mystische und Unbewusste der Sexualität und Intimität.

Lehrer-News: Ihr forscht selbst zu Sexualität. Wie kamt ihr auf die Idee, Sexualerziehung und (forschende) Wissenschaft so eng zu verknüpfen?

Dr. Degen: Wir waren in der Forschung mit Themen unabhängig von der Schule beschäftigt — zum Beispiel zum Online-Dating. Lehramtsstudierende, der öffentliche Diskurs und eine externe Kollaborationsanfrage zur Aufklärung von Jugendlichen haben unser Forschungsprojekt angestoßen. Das Projekt ist dann immer größer geworden. Witzigerweise wurde uns am Anfang gesagt, Forschung zu dem Thema brauche es nicht mehr, man wisse schon alles. Da muss ich heftig widersprechen. Uns hat vor allem die Forschung sehr viel gelehrt und es bleibt spannend. Erst durch die Forschung und Evaluation entstanden unsere Einblicke zu den Problemen auf abstrakter Ebene, Zusammenhänge und Bedürfnisse wurden deutlich und dann kamen die kreativen Ideen und Lösungen und auch das Wissen, was funktioniert und was in der Praxis scheitert.

Lehrer-News: Welche Probleme sehen Sie im aktuellen Sexualkundeunterricht, die eine umfassende Sexualerziehung der Schüler:innen derzeit gefährden?

Dr. Degen: Die sexuelle Bildung wird oft auf Hygiene, Gesundheit und Verhütung reduziert. Das sind auch wichtige Themen und sie sind in der Tat einfacher abzuhandeln. Wichtig für psychisches Wohlbefinden, gelingende Lebenswege und auch Gesundheit, ist allerdings auch eine profunde Beziehungskompetenz, für intime, und alle anderen Beziehungen. Besonders in Zeiten, in denen Einsamkeit um sich greift und Annäherung vermehrt schwerfällt (Lehrer News berichtete), liegt darin eine sozial wichtige Aufgabe!

Am meisten ist die sexuelle Bildung von Bildungsdefiziten der Erwachsenen und Berührungsangst gefährdet. Gesellschaftlich kommen Polarisierung, Cancel Culture und persönliche Identifizierung mit Themen dazu. Die normative Aufladung des Themas ist eine große Herausforderung. Viele finden sich in der ideologisch aufgeladenen Informationsflut auf verlorenem Posten und fürchten die widersprüchlichen politischen Meinungen, die auch in der Elternschaft und unter den Jugendlichen stark vertreten sind.

Dazu gibt es haufenweise Fehlinformationen und unglückliche Narrative, die entweder aktiv oder implizit zu schlechten Erfahrungen führen. Dazu zählen repressive Perspektiven auf Sexualität, unzureichende Medienkompetenz oder auch Fehlinformationen zu Organen und Psyche. Beispielsweise zeigt unsere Forschung, dass nicht wenige meinen, Medienkompetenz sei, Jugendliche aufzuklären, dass das Digitale nicht real sei. Das ist aber eher peinlich, das wissen die Jugendlichen. Es fehlt hingegen an profunder parasozialer Kompetenz (der Fähigkeit, einseitige Beziehungen zu Medienfiguren zu erkennen und zu regulieren), die aber fehlt oft auch den Erwachsenen — es ist ein Dilemma.

Lehrer-News: Aus Studien geht hervor, dass Lehrerinnen und Lehrer politische Aufgeladenheit von Themen wie LGBTQIA+ oder Pornografie unterschiedlich empfinden. Worin unterscheidet sich die geschlechtsspezifische Wahrnehmung und wie kann dieser Unterschied erklärt werden?

Dr. Degen: Manche sagen, es gibt ganz natürlich geschlechtliche Tendenzen. Andere sagen, dass das biologistisch sei und es nur Individuen gibt. Tatsächlich ist es wohl so, dass sich Geschlechterrollen in der Tendenz unterscheiden, das aber, wie üblich, wenig über den Einzelfall aussagt und auch, dass enge Rollenerwartungen vielen schädigen, auch denen, die sich scheinbar problemlos anpassen. Frauen und queere Menschen sind beispielsweise aber eher von Gewalt bedroht und das muss man auch nicht schönreden, dann unterscheidet sich auch das Gefühl. Ich habe gerade im Internet ein gutes Beispiel gelesen: Ist meine Angst, ausgelacht zu werden (das fürchten eher Männer) oder umgebracht zu werden (das fürchten Frauen und queere Menschen)? Das macht einen fundamentalen Unterschied.

Frauen, ihre Körper und ihre Professionalität werden auch im Berufsalltag ganz anders verhandelt. Trotz aller Diversitätsdiskurse sehen wir immer noch, und in manchen Bereichen sogar wachsende, Unterschiede zu Ungunsten von Frauen. Über Sexualität zu sprechen, wenn einer gleichzeitig mit oder ohne weibliche(r) Brust vor der Klasse steht, bedeutet etwas: Die Lehrkraft nimmt die geschlechtliche Verkörperung mit. Das gilt auch bei Männern, nur anders gelagert. Diese fühlen sich oft unwohl und fürchten, übergriffig zu wirken oder als solches beschuldigt zu werden.

Lehrer-News: Wie kann sich eine Überforderung der Lehrpersonen im (Sexualkunde-)Unterricht äußern, und welche Probleme kann das für die individuellen Schüler:innen mit sich bringen?

Dr. Degen: Meistens zeigt sich das durch Vermeidung und Rückzug oder Reduktion auf die politisch harmlosen Themen. Dann handelt die Lehrperson Biologie und Verhütung ab, aber hütet sich davor, über riskante Themen zu sprechen. Dazu zählen dann einerseits Aspekte von Sexualität, die im Diskurs polarisieren, wie Diversität und Pornografiekonsum. Andererseits zählen dazu aber auch Aspekte, bei denen sie sich selbst und der widersprüchlichen Studienlage nicht traut, wie der Umgang mit Transgeschlechtlichkeit oder Interkulturalität und Konservatismus, entlang derer Konfliktlinien verlaufen können.

Lehrer-News: Wie steht euer Ansatz diesen Problemen entgegen?

Dr. Degen: Uns liegt besonders am Herzen, dass wir eine lernende Organisation sind und vorleben, was wir lehren — humanistische Praxis, also fachliches Know-how, mit Menschlichkeit im Fokus, immer. Als solches weisen wir universalistische Ethik und Moralisierung zurück, sind pluralistisch und diskursfähig. Bei uns kann jede*r über alles offen sprechen, auch über das Dilemmatabehaftete, Ambivalente und Hässliche, wie eigene Vorurteile, Ablehnung von Themen oder Gruppen sowie Fehler, Unsicherheit oder Scham.

Viele Lehrkräfte sortieren ihre persönlichen Lebenswege bei uns in der reflexiven und analytischen Arbeit. Zum Beispiel sagen manche, es sei das erste Mal in der gesamten Professionalisierung, dass es ganzheitlich auch um sie geht. Nur wer mit sich selbst in gutem Kontakt ist, kann dann gute sexuelle Bildung leisten. Daher gilt: Zuerst die Lehrkräfte, dann die Wirkung. Immanent sind dann eben diese bewegenden gemeinsamen Erfahrungen.

Lehrer-News: Und wie können Lehrkräfte mit politisch aufgeladenen Debatten im Klassenraum umgehen?

Dr. Degen: Es ist besonders wichtig, in den normativ aufgeladenen Diskursen den Überblick zu behalten und ein evidenzbasiertes Gegengewicht zu bilden. Die politischen Lager in der sexuellen Bildung strecken sich zwischen Konservatismus, moderatem Liberalismus, emanzipatorischen und neo-emanzipatorischen, also die vorausgehenden Diskurse miteinbeziehenden, Perspektiven – die sich jeweils auch noch komplex ausdifferenzieren. Allen diesen werden Lehrkräfte unumwunden begegnen. Manche wollen die sexuelle Bildung zurück ins Heim verlagern, anderen kann es nicht bunt und explizit genug gehen. Lehrende können es also nur falsch machen, solange sie sich daran orientieren. Da ist Angst nachvollziehbar, aber nicht hilfreich. Es gibt gute Strategien, damit präventiv umzugehen: Zunächst gilt es, die jeweiligen Positionen zu verstehen, um zu lernen, wie sie sich begründen. Sie als Lehrkraft können offensiv einladend kommunizieren und die gemeinsamen Ziele, bei denen sich alle einig sind, betonen: gesunde und geschützte Jugendliche. Dann gilt es, Standhaftigkeit zu zeigen, ohne rigide zu sein und zu urteilen. Kommunizieren Sie, dass Sie die Ängste verstehen – verstehen Sie sie aber auch! – und halten Sie an Aufklärung trotzdem fest. Reflektieren Sie aber auch den Weg der Aufklärung. Nicht alles Neue ist progressiv, nicht alles Alte repressiv – und: Es gibt wirklich gut begründete, evidenzbasierte Konzepte. Kennen Sie sich aus, entwickeln Sie Selbstsicherheit, ohne andere abwerten zu müssen, das bemerken die Jugendlichen – et Voilà, es entsteht eine tolle Community, gelungene und zukunftsweisende Arbeit und hohe Resilienz aufseiten der Lehrkräfte.

Lehrer-News: Wie schätzt ihr die Entwicklung des aufgeladenen Diskurses innerhalb des Klassenraumes – und die Wahrnehmung der Lehrkräfte dazu ein?

Dr. Degen: Klassenräume spiegeln die Gesellschaft mit ihren Tendenzen und manchmal verstärken sie Ausschnitte, zum Beispiel durch Mediendiskurse. Es bildet sich also Realität ab, aber es bildet sich auch zukünftige Realität, indem wir beispielsweise neue Interpretationen und Narrative anbieten. Jugendliche können sich nicht selbst überwinden, aber gemeinsam kann man neue Visionen wahrscheinlich werden lassen. Da liegt schon Pathos und Schönheit drin und das ist auch, warum Lehrkräfte den Beruf wählen: Weil er sozial bedeutungsvoll ist.

Leider sehen wir schon jetzt vor allem über Social Media eine verstärkte Retraditionalisierung und Verhärtung zwischen den Geschlechtern, bei denen Frauen, Männer und vor allem vulnerable Gruppen generell Abwertungen erfahren. Auch sehen wir Probleme mit Gewalt, zum Beispiel mit dem Versenden von Nacktbildern, wenn Schüler:innen nach einer Liaison enttäuscht wurden oder Pornografie im Klassenchat. Das erleben viele Lehrkräfte und Schulen neben der pädagogischen Herausforderung auch rechtlich als schwierig.

Lehrer-News: Gibt es zum Abschluss einen Herzenstipp, den ihr (Sexualkunde-)Lehrkräften mitgeben könnt?

Dr. Degen: Es geht nur durch und mit Ihnen als ganze Person – mit Ihrem Herzen und Ihrer Expertise. Und: Ihre Intuition ist richtig, es geht um die Menschen, nicht die Form.

Lehrer-News: Vielen Dank für das Gespräch!

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Hamburg. "Die EU will uns Cola-Trinken verbieten", "Kamala Harris darf in den USA gar nicht kandidieren": Solche Falschbehauptungen gehen in den sozialen Netzwerken viral. Und nicht nur das. Empfehlungs-Algorithmen vermitteln oft ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit, emotionale Sprache soll heftige Reaktionen auslösen, KI macht das Fälschen von Bildern und Stimmen einfacher.

Um sich in der Social-Media-Welt dennoch selbstbestimmt informieren zu können, müssen Nutzerinnen und Nutzer darüber Bescheid wissen - und das möglichst früh. Mit Toolkits für mehr Medienkompetenz hat das Faktencheck-Team der dpa ein Angebot für Schulen und andere Einrichtungen entwickelt, die junge Menschen fit für den kompetenten Umgang mit TikTok, Instagram & Co. machen.

Die fünf Toolkits beinhalten jeweils ein Video im Social-Media-Stil sowie begleitendes Lehrmaterial. Lehrkräfte und andere Multiplikatoren können das Material kostenlos herunterladen und verwenden. Verfügbar ist es zum Beispiel bei der Hamburg Open Online University (HOOU) oder unter www.stop-thinktwice-check.de.

Die Themen bisher:

  • Drei Fragen gegen Falschinformationen
  • Emotionale Sprache
  • Künstliche Intelligenz
  • So funktionieren Algorithmen
  • Desinformation erkennen

Das Material ist auf Deutsch und auch auf Finnisch und Katalanisch verfügbar. "Think Twice" ist eine internationale Kooperation, die von der EU gefördert wird.

Im weiteren Projektverlauf werden die Toolkits ausgebaut. Parallel dazu beginnt die direkte Arbeit mit der Zielgruppe: Im Rahmen von Workshops werden Jugendliche der Generation Z in die Lage versetzt, ihre eigenen Videos mit Faktenchecks und Medienkompetenz-Tipps zu skripten und zu drehen.

Für alle Interessierten offen ist ein englischsprachiger Online-Live-Workshop der dpa und ihrer Projektpartner am 19. September ab 16 Uhr: "Media Literacy on TikTok - (How) Does it work? Video lessons and media literacy toolkits".

Zur Anmeldung

Zum Ende des Projekts im Herbst 2025 wird zudem ein kostenloses Whitepaper mit den wichtigsten Erkenntnissen veröffentlicht. Weitere Informationen, auch zur Anmeldung, sind auf der Projektseite www.stop-thinktwice-check.de zu finden. Das Faktencheckteam der dpa veröffentlicht regelmäßig Faktenchecks und Medienkompetenz-Tipps auf seinen Social-Kanälen auf TikTok und Instagram.

Über dpa:

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) wurde 1949 gegründet und gehört zu den weltweit führenden unabhängigen Nachrichtenagenturen. dpa beliefert Medien, Unternehmen und Organisationen mit redaktionellen Angeboten. Dazu zählen Texte, Fotos, Videos, Grafiken, Hörfunkbeiträge und andere Formate. Als international tätige Agentur berichtet dpa in sieben Sprachen. Rund 1000 Journalistinnen und Journalisten arbeiten von etwa 140 Standorten im In- und Ausland aus. Gesellschafter der dpa sind rund 170 deutsche Medienunternehmen. Die dpa-Redaktion arbeitet nach den im dpa-Statut festgelegten Grundsätzen: unabhängig von Weltanschauungen, Wirtschaftsunternehmen oder Regierungen. Die Zentralredaktion unter der Leitung von Chefredakteur Sven Gösmann befindet sich in Berlin. Die Geschäftsführung um ihren Vorsitzenden Peter Kropsch ist am Unternehmenssitz in Hamburg tätig. Vorsitzender des Aufsichtsrats ist Daniel Schöningh (CEO Ippen-Mediengruppe, München).

Mehr unter www.dpa.com (deutsch, englisch, spanisch, arabisch)

Social Media: https://www.dpa.com/de/kontakt#social-media

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Ihr spielt mit dem Gedanken Lehrer:in zu werden, aber wisst nicht, was im Studium auf euch zukommen könnte? Dann lohnt es sich, zunächst einen Blick auf die Unterschiede der Lehrerausbildung zwischen den einzelnen Bundesländern zu werfen. In unserer Reihe über das Lehramtsstudium stellen wir euch heute Brandenburg vor. Hier erfahrt ihr, was die Ausbildung in Brandenburg besonders macht und welche Möglichkeiten ihr dort habt.

Studiengänge, Standorte und brandenburgische Besonderheiten

Schulformen in Brandenburg

In Brandenburg gibt es vier typische Schulformen, an denen ihr später unterrichten könnt: Die Grundschule, die Oberschule, welche die Sekundarstufe I umfasst, das Gymnasium und die Förderschule. Förderpädagogischer Unterricht findet im Rahmen der Inklusion allerdings auch an gewöhnlichen Schulen statt. An Gesamtschulen werden mehrere Schulzweige angeboten. Eine Besonderheit in Brandenburg sind die Grundschulen: An ihnen verbringen die Schulkinder die Klassenstufen eins bis sechs. Nach der vierten Klasse kommen vereinzelt neue Fächer hinzu, aber der Eintritt in die Sekundarstufe an einer weiterführenden Schule findet in den meisten Fällen erst im Anschluss an das sechste Schuljahr statt.

Nach diesen Schulformen gliedern sich üblicherweise die Studiengänge, welche in Brandenburg in einem Bachelor-Master-System angeboten werden. Somit gibt es das Lehramtsstudium für die Primarstufe, also für die Grundschule, und für die Primarstufe mit dem Schwerpunkt Inklusionspädagogik. Hinter letzterem verbirgt sich das sonderpädagogische Lehramt für die Grundschule, beziehungsweise die Primarstufe an Förderschulen. Das Lehramtsstudium für die Sekundarstufe I und II bereitet euch auf den Unterricht an Oberschulen oder Gymnasien vor. Der Vorteil in Brandenburg: Erst im Master müsst ihr euch für eine der beiden Schulformen entscheiden. Das Lehramtsstudium für Förderpädagogik führt zum Förderschullehramt, beziehungsweise zur Sonderpädagogentätigkeit an Inklusionsschulen, in der Sekundarstufe. Wenn ihr an einer Berufsschule unterrichten wollt, müsst ihr in Brandenburg erst ein relevantes Fach ohne Lehramtsbezug im Bachelor studieren. Denn den entsprechenden Lehramtsstudiengang gibt es nur als Masterprogramm in Anschluss an ein fachlich relevantes Grundstudium. Übrigens zeichnet sich Brandenburg dadurch aus, dass in allen Studiengängen, bis auf das Berufsschullehramt, die Inklusion eine wichtige Rolle spielt und als Schwerpunkt in den Bildungswissenschaften vertreten ist.

Studieren in Potsdam oder Senftenberg

Lange Zeit war die Universität Potsdam der einzige Standort für das Lehramtsstudium in Brandenburg. Mit Senftenberg, wo sich ein Campus der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) befindet, ist zum Wintersemester 2023/24 ein neuer Studiengang für das Grundschullehramt an den Start gegangen, um die Kapazitäten der Lehrausbildung aufzustocken. Bisher gibt es dort nur die Möglichkeit den Bachelor zu beginnen, doch die Etablierung des Masterprogramms ist in Vorbereitung, sodass die jetzigen Studierenden ihr Studium auch schon in Senftenberg abschließen können. Wenn ihr euch für den Unterricht an anderen Schulformen interessiert, seid ihr Brandenburg von der Qual der Wahl befreit und könnt euch nach Potsdam begeben.

Praktischer Fokus im Master und verkürztes Referendariat

Das Lehramtsstudium in Brandenburg zeichnet sich außerdem im Vergleich zu anderen Bundesländern auch durch seine Praxisorientierung aus. Ganze fünf Praktika absolviert ihr über die zehn Semester Regelstudienzeit verteilt. Das Schulpraktikum im Master ist auch als ”Praxissemester“ bekannt, da es sich über den Zeitraum eines halben Jahres erstreckt. Dies sorgt dafür, dass der Vorbereitungsdienst in Brandenburg sogar nur zwölf Monate statt 18 Monate dauert, aufgrund dessen, dass das intensive Semester praktischer Erfahrung aus dem Studium angerechnet wird. Allerdings unterscheiden sich die einzelnen Studiengänge auch nicht in ihrer Dauer, wie es in anderen Bundesländern der Fall ist, wo meist nur das Gymnasial- oder Berufsschullehramt ganze zehn Semester dauern. Das verkürzte Referendariat trifft nicht auf angehende Berufsschullehrer:innen in Brandenburg zu, weil das Praxissemester nicht Teil des ohnehin kompakten Masterstudiums ist, in dem alle pädagogischen Kompetenzen von Grund auf erlernt werden müssen. Ihr müsst auch die gewöhnlichen 18 Monate im Referendariat verbringen, falls ihr euer Studium in einem anderen Bundesland absolviert und kein vergleichbares Praxissemester vorzuweisen habt.

Die Studiengänge im Vergleich

Primarstufe

Für das Grundschullehramt in Potsdam oder Senftenberg müsst ihr als erstes Fach auf jeden Fall Deutsch oder Mathematik wählen. Als Zweites stehen euch außerdem die übrigen brandenburgischen Grundschulfächer Englisch, Kunst, Musik, Sachunterricht oder Sport zur Verfügung. Die meisten dieser Fächer erfordern eine zusätzliche Eignungsprüfung. Mit Ende der vierten Klasse endet auch der Sachunterricht in Brandenburg. Für die zusätzlichen zwei Jahre der Grundschule gibt es stattdessen die Fächer Gesellschaftswissenschaften, Naturwissenschaften, Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde (LER) und Wirtschaft-Arbeit-Technik (WAT). Wenn ihr Sachunterricht als Fach im Studium gewählt habt, müsst ihr eines dieser Folgefächer zusätzlich wählen. In Senftenberg hängt diese Wahl von eurem Erstfach ab: Wer sich für Deutsch entscheidet, muss für Sachkunde den gesellschaftswissenschaftlichen Schwerpunkt wählen, der auch LER einschließt, bei Mathe als Erstfach den naturwissenschaftlichen, zu dem auch WAT gehört.

Zusätzlich zu den Fachwissenschaften studiert ihr die Bildungswissenschaften, die euch Kompetenzen und Wissen über die Erziehung von Schulkindern mitgeben. Die Inklusionspädagogik bildet in Brandenburg wie erwähnt allgemein einen Schwerpunkt. Ein zusätzlicher Teil des Studiums umfasst die sogenannte Grundschulbildung, im Zuge derer euch pädagogische und didaktische Grundlagen speziell im Kontext der Grundschule vermittelt werden. Vor allem beinhaltet sie rudimentäre fachwissenschaftliche Bezüge zu den übrigen Grundschulfächern, damit alle Grundschullehrer:innen den sogenannten Anfangsunterricht in allen Fächern geben können. Wenn ihr euch für das Studium an der BTU in Senftenberg entscheidet, müsst ihr überdies sogenannte fachübergreifende Studien (FÜS) belegen, wie es an der Technischen Universität üblich ist. Die FÜS wählt ihr aus einer Fülle an Modulen, die nichts mit eurem eigentlichen Studium zu tun haben, sondern lediglich dazu dienen sollen, anderen Interessen nachzugehen und euren Horizont zu erweitern.

Primarstufe mit Schwerpunkt Inklusionspädagogik

Bei diesem Studiengang, der im Grunde genommen das förderschulische beziehungsweise sonderpädagogische Grundschullehramt verkörpert, habt ihr keine Wahl, was die Fächer betrifft. Jede:r muss Deutsch und Mathematik belegen. Neben den Fach- und Bildungswissenschaften gibt es die sogenannte Inklusionspädagogik als Bestandteil des Studiums. Abgesehen von den klassischen Förderschwerpunkten Sprache, Lernen sowie emotionale und soziale Entwicklung gibt es Module zur Inklusionspädagogik und -didaktik, welche den Fokus auf das Modell der Inklusion innerhalb der Sonderpädagogik in Brandenburg noch einmal unterstreichen. Mit diesem Studium qualifiziert ihr euch sowohl als Grundschullehrkraft an einer Förderschule sowie als Sonderpädagog:in an einer regulären Grundschule.

Lehramt für Förderpädagogik

Das sogenannte Lehramt für Förderpädagogik bildet das Gegenstück zur Primarstufe mit Inklusionsschwerpunkt als Studiengang für das sonderpädagogische Lehramt in der Sekundarstufe. Hier wählt ihr unter den Möglichkeiten Deutsch, Englisch, Mathematik, Sport und WAT nur ein einziges Fach. Die Beschränkung auf ein Fach lässt neben den herkömmlichen Bildungswissenschaften noch genug Raum für eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Förder- und Inklusionspädagogik. Ihr wählt hier nur zwei Förderschwerpunkte. Ihr müsst mindestens einen der beiden Schwerpunkte soziale und emotionale Entwicklung oder Lernen wählen, wobei euch zusätzlich auch Sprache oder geistige Entwicklung zur Auswahl stehen. Das Studium bereitet euch sowohl auf das Lehramt in der Sekundarstufe einer Förderschule als auch auf eine sonderpädagogische Stelle an einer Regelschule vor.

Lehramt für die Sekundarstufe I und II

Dieses Studium bereitet euch zunächst für das Lehramt sowohl an Oberschulen als auch an Gymnasien vor. Mit Beginn des Masters müsst ihr euch allerdings für eine Schulform entscheiden, indem ihr die Sekundarstufe I oder II als Schwerpunkt wählt. Eure beiden Fächer könnt ihr mehr oder weniger beliebig aus dem vorhandenen Kanon wählen, welcher folgende Fächer einschließt: Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Französisch, Geografie, Geschichte, Informatik, Kunst, Latein, Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde (LER), Mathematik, Musik, Physik, Politische Bildung, Polnisch, Russisch, Spanisch, Sport, Wirtschaft-Arbeit-Technik (WAT). LER und WAT lassen sich nur für die Sekundarstufe I, Latein nur für die Sekundarstufe II wählen, sodass die ersten beiden nicht mit letzterem kombinierbar sind. Die Fächer Mathematik und Physik könnt ihr speziell im Verbund studieren, wobei ein bestimmter Fokus auf die Verwandtschaft beider Disziplinen gelegt wird. Bei den herkömmlichen Bildungswissenschaften bildet die Inklusionspädagogik wieder einen Schwerpunkt.

Lehramt für Sekundarstufe II (berufliche Fächer)

Das Berufsschullehramt könnt ihr in Brandenburg nur als Masterstudium im Anschluss an einen fachlich relevanten Bachelor studieren. Als berufliches Fach lassen sich neben Wirtschaft und Verwaltung eine Reihe von technischen Fächern wählen, unter denen sich Klassiker wie Bautechnik, Elektrotechnik oder Mediendesign und viele mehr befinden. Einschlägige Bachelorstudiengänge, die euch für diese technischen Bereiche qualifizieren könnten, sind zum Beispiel Bauingenieurwesen, Elektrotechnik oder Maschinenbau. Für Wirtschaft und Verwaltung sind Hintergründe wie die Betriebswirtschaftslehre oder Verwaltungsinformatik von Vorteil. Dies sind allerdings nur wenige von vielen Möglichkeiten. Für das allgemeinbildende Fach bleibt euch nur die etwas magere Wahl zwischen Mathematik und Informatik. Der bildungswissenschaftliche Teil des Studiums enthält ausnahmsweise keinen Schwerpunkt in Inklusionspädagogik, sondern berufspädagogische und -didaktische Grundlagen.

Seiteneinsteiger

Das Land Brandenburg hat für die Möglichkeit, Menschen ohne lehramtsbezogene Ausbildung, jedoch mit relevantem fachlichen Wissen als Lehrer:innen einzustellen, entsprechende Kurse bereitgestellt. Denn in der Tat machen die Seiteneinsteiger:innen einen großen Teil der brandenburgischen Lehrkräfte aus und sind eines der Mittel, die man gegen den anhaltenden Lehrermangel einsetzt. Die pädagogische Grundqualifizierung, welche mangels einer erziehungswissenschaftlichen Vorbildung für die Seiteneinsteiger:innen nötig ist, übernehmen vor und während der Lehrtätigkeit die zuständigen Schulämter. An der Universität Potsdam hingegen findet berufsbegleitend die sogenannte Weiterbildung im Bildungsbereich (WiB) statt, um die Expert:innen meist eines Fachs um ein weiteres Fach weiterzubilden, sodass sie für den Vorbereitungsdienst zugelassen werden können.

Praktika

Das Lehramtsstudium in Brandenburg ist mit seinen fünf Praktika, inklusive eines ganzen Praxissemesters, stark praxisorientiert. Im Folgenden erfahrt ihr mehr über die einzelnen Praktika und darüber, was sie mitunter besonders macht.

Integriertes Eingangspraktikum

Dieses Praktikum umfasst die ersten praktischen Erfahrungen im Studium für das Grundschullehramt, sowohl mit als auch ohne Inklusionsschwerpunkt. An der Universität Potsdam dauert es insgesamt 60, an der BTU mindestens 40 Unterrichtsstunden und ist mit wöchentlichen Einheiten auf einen Zeitraum von etwa zehn Wochen verteilt. Es besteht hauptsächlich aus Unterrichtshospitationen. In Senftenberg, am Campus der BTU, beginnt das Eingangspraktikum schon direkt beim Start des ersten Semesters, was den noch sehr neuen Studiengang deutschlandweit herausstellt. Die Studierenden beginnen mit dem Unterrichten oft schon am zweiten Tag, wodurch die sie sich von Anfang an mit der praktischen Seite ihrer angestrebten Laufbahn befassen müssen. An der BTU folgt ein weiteres integriertes Eingangspraktikum von mindestens 40 Unterrichtsstunden im zweiten Semester.

Orientierungspraktikum

Das Äquivalent zum Eingangspraktikum ist für die Sekundarstufe I bis II und für die Förderpädagogik das Orientierungspraktikum. Dieses umfasst mindestens 40 Unterrichtsstunden, welche ihr in Form einer Hospitanz im Block während der vorlesungsfreien Zeit absolviert. Es folgt eine einwöchige Auswertungsphase. Das Orientierungspraktikum fällt ebenfalls im Masterstudiengang für berufsbildende Schulen an.

Pädagogisch-psychologisches Praktikum

In allen Studiengängen für das Lehramt fällt ein pädagogisch-psychologisches Praktikum an, welches alle Studierenden, unabhängig von ihrer jeweiligen Ausrichtung, mit den besonderen Anforderungen der förderpädagogischen Arbeit konfrontiert. Es umfasst 30 Zeitstunden, welche ihr sowohl in Form eines Blockpraktikums als auch eines semesterbegleitenden Praktikums an einer außerschulischen Einrichtung, wie zum Beispiel einer Jugendhilfe, absolvieren könnt. Ziel des Praktikums ist es, eine bestimmte förderpädagogische Maßnahme zu erarbeiten, umzusetzen und schließlich auszuwerten. Plätze werden zentral über eine Börse vergeben. Dieses Praktikum lässt sich auch im Ausland absolvieren. Gut geeignet dafür ist eine Partnereinrichtung der Universität Potsdam in Ghana.

Fachdidaktische Tagespraktika

Erste Unterrichtseinheiten organisiert ihr im Bachelorstudium selbst in den fachdidaktischen Praktika, die sich auf den Schulunterricht eurer jeweiligen Fächer beziehen. Dementsprechend absolviert ihr insgesamt zwei dieser Tagespraktika.

Schulpraktikum und psychodiagnostisches Praktikum

Das Schulpraktikum ist eine intensive Phase der beruflichen Praxiserfahrung während des Masterstudiums, die sich über 17 Wochen zieht. Mit einer Woche Vorbereitung und abschließend einer Woche Auswertung bestehen die restlichen 15 Wochen aus 66 Stunden Unterrichtshospitanz und 50 Stunden selbst durchgeführtem Unterricht. Dieses “Praxissemester” ersetzt später ein Drittel der Zeit des brandenburgischen Referendariats im Anschluss an das abgeschlossene Studium. Im Master für das Berufsschullehramt entfällt das Schulpraktikum aus zeitlichen Gründen. Auch dieses Praktikum könnt ihr im Ausland, unter anderem an einer der Partnerschulen der Universität Potsdam in Europa, Nord- und Südamerika, Südafrika, Ägypten oder Indonesien, sowie an Schulen in ganz Deutschland absolvieren. An das Praxissemester ist außerdem als fünftes Praktikum eine weitere Einheit mit förderpädagogischem Schwerpunkt geknüpft, die an derselben Schule durchgeführt werden soll.

Eure Aussichten für Brandenburg

Das Land Brandenburg bietet eine reichhaltige Lehrausbildung, die mit einem sehr praxisorientierten Ansatz, einem verkürzten Referendariat und einem Schwerpunkt auf inklusionspädagogische Grundlagen überzeugt. Aufgrund des anhaltenden Lehrermangels, der im gesamten Land eine enorme Belastung darstellt, ist das Land bemüht, das Lehrangebot auszubauen, was sich an dem Angebot für Seiteneinsteiger:innen und dem neueröffneten Studiengang in Senftenberg zeigt. Jährlich müssen etwa 1.000 Stellen besetzt werden.

Wer sich in Brandenburg nach Abschluss des Referendariats bewirbt, hat allgemein hohe Einstellungschancen und kann sich auf ein Gehalt nach A13 an allen Schulformen freuen. Weitere finanzielle Anreize zur Entlastung der besonders vom Lehrkräftemangel betroffenen Schulen bietet das Brandenburg-Stipendium für Landlehrer:innen. Um Studierende später an einer der sogenannten Programmschulen zu verpflichten, bietet das Land Lehramtsstudent:innen aus ganz Deutschland eine Förderung von 600 Euro monatlich schon ab dem fünften Semester  bis zum Ende des Studiums an. Im Gegenzug dazu verpflichtet ihr euch, später das Praxissemester und den Vorbereitungsdienst von 12 Monaten an der jeweiligen Programmschule zu absolvieren. Wenn ihr in eurem Studium kein Praxissemester hattet, müsst ihr stattdessen die üblichen 18 Monate im Referendariat an der zugewiesenen Schule verbringen. Daraufhin folgt eine zusätzliche Tätigkeitsverpflichtung an der Schule für die Dauer der vorherigen Förderung.

Wenn ihr euch für die praktische Arbeit des Unterrichtens oder förder- und inklusionspädagogische Ansätze begeistern könnt, ist Brandenburg mit Sicherheit ein toller Studienort. Dem Land treu zu bleiben, lohnt sich aufgrund des verkürzten Referendariats und den guten Einstellungsaussichten. Wer das Brandenburg-Stipendium in Erwägung zieht, könnte sich über eine großzügige Förderung während des Studiums mit anschließend garantierter Einstellung freuen.

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Hamburg, 3.9.2024 - Fobizz arbeitet mit einer Reihe von Partnerunternehmen zusammen, um Schulen, Lehrkräften, Medienzentren, Schulträgern und anderen Bildungsinstituten den Zugang zu digitalen und effektiven Bildungsressourcen zu erleichtern. Die Partner sind Teil eines wachsenden EdTech-Ökosystems. Gemeinsam stellen sie eine breite Palette hochwertiger Lernplattformen und Unterrichtsmaterialien bereit, die das eigene Angebot von fobizz sinnvoll ergänzen. Mit knapp 500.000 Nutzenden ist fobizz eine wichtige Ressource für die deutschsprachige Bildungslandschaft, wenn es um professionelle Weiterbildung von Lehrkräften geht und darum, ihren Arbeitsalltag durch digitale Anwendungen und KI-Tools zu entlasten und optimal zu unterstützen.

“Unser Ziel ist es, ein robustes EdTech-Ökosystems zu schaffen, das Lehrkräften und Schulen innovative und bereichernde Lehr- und Lernerfahrungen bietet”, so Jeyran Sanee-Khonsari, Chief Strategy Officer bei fobizz.

Nahtlose Integration von Bildungsangeboten über fobizz

Ein wesentliches Merkmal des Ökosystems ist die Single Sign-On Funktionalität (SSO), mit der Nutzende mit nur einem Login auf die integrierten Bildungsmedien zugreifen können. Dieses System spart Zeit, reduziert die Verwaltung mehrerer Passwörter und erhöht zudem die Datensicherheit. Die nahtlose Verbindung wurde entwickelt, um die Unterrichtsvorbereitung und -durchführung für Lehrkräfte effizienter zu gestalten.

fobizz bietet zu den Partnerunternehmen umfassende Schulungsprogramme an, die Lehrkräfte, Pädagog:innen und Schulverwalter:innen mit den notwendigen Fähigkeiten ausstatten und sie in die Lage versetzen, die digitalen Ressourcen effektiv zu nutzen und die gesamte Bildungserfahrung zu verbessern.

Das sind die ersten Partnerunternehmen von fobizz im Überblick

to teach nutzt künstliche Intelligenz, um Übungsaufgaben und differenzierte Lerninhalte angepasst an die Bedürfnisse der Lernenden zu erstellen. Lehrkräfte sparen so wertvolle Zeit bei der Unterrichtsplanung und -vorbereitung.

App Camps bietet kostenfreies Unterrichtsmaterial rund um die Themen Künstliche Intelligenz, Informatik, Coding & Medienbildung, die direkt im Unterricht einsetzbar sind.

bettermarks ist ein adaptives Lernsystem für Mathematik und bietet über 100.000 Übungsaufgaben für die Klassen 4 bis 12, die wie ein Arbeitsheft und Schulbuch genutzt werden können.

Binogi ist ein digitales, mehrsprachiges Lernportal für die fünften bis zehnten Klassen aller Schulformen. Mit alltagsorientierten Lernvideos und Quizzen werden Fachinhalte individuell erlernt.

Carlsen Verlag ist einer der führenden deutschen Kinder- und Jugendbuchverlage und stellt bei fobizz Begleitmaterialien zu verschiedenen Unterrichtslektüren vor.

Classtime ist eine webbasierte Plattform für Lernfortschrittskontrollen, digitale Prüfungen und kollaborative Übungen.

Deutschfuchs ist eine Lernplattform für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache sowie zur individuellen Sprachförderung.

diggies stellen sofort einsetzbares digitales Unterrichtsmaterial für Lehrkräfte zur Verfügung, was die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts wesentlich erleichtert.

Edkimo verbessert das Lernen durch konstruktives Feedback von Schüler:innen an Lehrkräfte mit Online-Umfragen für Feedback, Evaluation und Partizipation im Lernprozess.

eSquirrel ist eine Plattform und Lern-App für die Nutzung im Unterricht. Sie bietet Unterrichtsmaterial für alle Fächer und passend zu Schulbüchern und Lehrplänen.

histomania ist eine Plattform für Geschichte. Historische und aktuelle Ereignisse multimedial mit Texten, Timelines, Videos, 360 Grad Ansichten und interaktiven Landkarten.

Adenauer Campus ist die digitale Lernplattform der Konrad-Adenauer-Stiftung mit innovativen und digitalen Bildungsangeboten.

Rocket Tutor ist der persönliche KI-Mathetutor für die Sekundarstufe II, der Wissenslücken auf Kompetenzlevel erkennt und Schüler:innen individuell unterstützt.

"Unsere Fortschritte beim Aufbau eines EdTech-Ökosystems markieren einen wichtigen Meilenstein in der Bildungslandschaft. Mit dem erweiterten Netzwerk schaffen wir gemeinsam ein robustes Ökosystem, generieren neue Wachstumschancen und bringen die Digitalisierung im DACH-Raum weiter voran”, so Jeyran Sanee-Khonsari.

Die kuratierten Partner von fobizz fügen regelmäßig neue Unterrichtsmaterialien und Fortbildungen hinzu, um den kontinuierlichen Zugang zu neuen, pädagogisch bereichernden und datenschutzkonformen digitalen Bildungswerkzeugen sicherzustellen. Damit bietet fobizz anderen EdTechs und Verlagen eine Plattform und hilft den Nutzenden, durch eine breite Palette handverlesener digitaler Angebote zu navigieren, die sowohl Lehrkräfte als auch Schüler:innen unterstützen.

"Unser EdTech-Ökosystem ist mehr als nur eine Sammlung von Tools und Ressourcen. Es ist eine lebendige Gemeinschaft von Innovatoren, die ständig neue und bessere Wege suchen, um das Lehren und Lernen zu verbessern", fügt Jeyran Sanee-Khonsari hinzu.

Über fobizz

Fobizz I 101skills GmbH ist die führende deutschsprachige Plattform für Weiterbildungen und Anbieter von KI & Tools für Lehrkräfte und Schulen. Dabei hat fobizz es sich zur Aufgabe gemacht, die Digitalisierung des Unterrichts voranzutreiben und Lehrkräfte in die Lage zu versetzen, ihren Schüler:innen Kenntnisse in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Medien und IT einfach und praxisnah zu vermitteln. Fobizz sieht sich in der Rolle des täglichen Begleiters von Lehrkräften, um sie in ihrem Unterrichtsalltag zu entlasten. Seit der Gründung im Jahr 2018 hat das fobizz Team um Dr. Diana Knodel bereits über 7.500 Schulen und knapp 500.000 Lehrkräfte im deutschsprachigen Raum zu aktuellen digitalen Themen und Künstlicher Intelligenz weitergebildet.

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Berlin, 2. September 2024. Das Projekt „Medien in die Schule“ erweitert mit dem Modul „Desinformation und Hate Speech“ das Unterrichtsmaterial „Hass in der Demokratie begegnen“ um neue, aktuelle Inhalte. Lehrkräften stehen mit den sieben zusätzlichen Unterrichtseinheiten vielfältige Materialien zur Verfügung, um den Zusammenhang von Desinformation und Hate Speech im Unterricht zu behandeln. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler für das Problemfeld zu sensibilisieren und ihnen Strategien für den Umgang mit Hate Speech und Desinformation an die Hand zu geben.

Gestärkt und ermutigt gegen Desinformation und Hate Speech

In digitaler Form erreichen Desinformation und Hate Speech immer neue Dimensionen. Wie die JIM-Studie 2023 zeigt, begegnen Jugendliche diesen Phänomenen vermehrt: 58 Prozent der Jugendlichen haben Erfahrungen mit Desinformation im Netz gemacht. Etwa jeweils zwei von fünf Jugendlichen wurden außerdem im letzten Monat vor der Befragung online mit extremen politischen Ansichten, Verschwörungserzählungen oder Hassbotschaften konfrontiert. Das neue Unterrichtsmaterial von „Medien in die Schule“ greift genau dieses Erfahrungswissen der Jugendlichen auf und knüpfen an ihre Bedürfnisse an. Ziel des Moduls ist es, sie zu stärken und zu ermutigen, aktiv an Online-Diskursen teilzunehmen, ihre Kommunikationsräume positiv zu gestalten und gesellschaftliche Teilhabe zu leben.

Lehrkräfte können die offenen Materialien flexibel in ihren Unterricht der Sekundarstufen I und II integrieren. Dabei können sie die verschiedenen Erscheinungsformen, Merkmale, Muster und Motive von Hate Speech behandeln und gleichzeitig mit ihren Schülerinnen und Schülern unterschiedliche Strategien sowie Vorgehensweisen entwickeln. Entstanden ist das Modul in Zusammenarbeit mit „weitklick – Das Netzwerk für digitale Medien- und Meinungsbildung“ sowie in Kooperation mit dem Projekt „firewall – Hass im Netz begegnen“ der Amadeu Antonio Stiftung.

Das Unterrichtsmaterial im Überblick

  • Sieben Unterrichtseinheiten mit insgesamt 21 Arbeits- und Materialblättern
  • Je ein Tafelbild zu jeder Unterrichtseinheit zur Orientierung und Wissenssicherung
  • Methodisch vielfältige theoretische und selbstreflexive Inhalte sowie praktische Aufgaben; zum Beispiel:
  • Einfacher Einstieg dank Eisbrecherspiele
  • Erarbeitung von Zusammenhängen zwischen Desinformation und Hate Speech durch Stationenlernen
  • Entwicklung eigener Haltungen durch die Placemat-Methode
  • Reflexion eigener Einstellungen durch interaktives Positionierungsspiel
  • Inspiration und Orientierung durch Tipps von Medienprofis in Kurzvideos

Zielgruppen und Einsatzmöglichkeiten

  • Flexibilität des Unterrichtsmaterials: Einsatz sowohl in Sek. I (ab der 7. Klassenstufe) und II
  • Unterschiedliche methodische Anregungen und Inhalte je nach Niveau der Klasse
  • Einzelne Unterrichtsthemen lassen sich mit einer Vielzahl von Unterrichtsfächern verbinden
  • Freie Verwendung und Bearbeitung durch freie Lizenzen (CC-BY-SA 4.0) und offene Dokumente (OER)

 [1] JIM-Studie 2023: Jugend, Information, Medien – Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger, Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2023, https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2022/JIM_2023_web_final_kor.pdf

Über „Medien in die Schule“

Die Unterrichtsmaterialreihe „Medien in die Schule“ bereitet zahlreiche Inhalte und Themen der Medienbildung für den Lernraum Schule auf. Bereits seit 2013 stellt das Gemeinschaftsprojekt der FSM und Google Deutschland in Kooperation mit der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen e.V. eine große Bandbreite an kostenfreien, offenen Unterrichtsmaterialien (OER) zu aktuellen medialen Erscheinungen zur Verfügung. Lehrerinnen und Lehrer finden dort für die Sekundarstufen I und II aufbereitete Informationen, Materialien und praxisnahe Methoden rund um Themen wie z.B. die sichere Internetnutzung, Smartphones, Machine Learning, Hate Speech oder „Fake News“. Medien in die Schule leistet mit seinen Angeboten einen aktiven und praktischen Beitrag zur Bildung in einer digitalen Welt. Die Inhalte erhielten bereits mehrere positive Bewertungen durch den Materialkompass Verbraucherbildung des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes. Weitere Informationen finden Sie online unter: www.medien-in-die-schule.de

Über die FSM

Die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM e.V.) ist eine von der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) anerkannte Selbstkontrolleinrichtung für den Bereich Telemedien. Sie beaufsichtigt und berät eine Vielzahl von Unternehmen aus der Telekommunikations- und Online-Branche. Der Verein setzt sich seit 1997 dafür ein, dass Kinder und Jugendliche mit einem sicheren und besseren Internet aufwachsen können – insbesondere über die Bekämpfung illegaler, jugendgefährdender und entwicklungsbeeinträchtigender Inhalte in Online-Medien. Dazu betreibt die FSM eine Beschwerdestelle, an die sich alle wenden können, um Online-Inhalte zu melden. Die FSM-Beschwerdestelle wird unter dem Dach von Saferinternet.de von der Europäischen Union kofinanziert. Darüber hinaus gehören die umfangreiche Aufklärungsarbeit und die Medienkompetenzförderung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu den weiteren Aufgaben der FSM.

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Erfurt/Dresden. Die Bürger:innen haben ihre Stimme abgegeben: Die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen sind entschieden. In unserem letzten Wahl-Spezial haben wir die Wahlprogramme der beiden Bundesländer bereits ausführlich analysiert. Nun wollen wir einen Blick auf die Ergebnisse werfen und einen ersten Ausblick darüber geben, welche Auswirkungen diese haben könnten.

Die Wahlergebnisse in Thüringen und Sachsen: AfD gewinnt an Stärke

Anmerkung der Redaktion: Redaktionsschluss für diesen Artikel war am 03.09 um 10.30 Uhr. Geringfügige Änderungen zu den endgültigen Wahlergebnissen sind daher möglich.

Die Wahlbeteiligung in Thüringen ist von 64,9 Prozent im Jahr 2019 auf 73,6 Prozent bei den diesjährigen Wahlen gestiegen. Nach dem vorläufigen Ergebnis liegt die AfD mit 32,8 Prozent deutlich in Führung. Damit ist die Partei erstmals bei einer Landtagswahl stärkste Kraft. Die CDU kommt nach Angaben des Landeswahlleiters auf 23,6 Prozent. Die Linke unter dem amtierenden Ministerpräsidenten Ramelow hat ihren Stimmenanteil mit nur noch 13,1 Prozent mehr als halbiert. Die SPD kommt auf 6,1 Prozent, das BSW aus dem Stand auf 15,8 Prozent und die Grünen sind mit 3,2 Prozent nicht mehr im Landtag vertreten. Auch die FDP scheiterte mit 1,1 Prozent deutlich an der Fünf-Prozent-Hürde und erhielt sogar weniger Stimmen als die Freien Wähler. 

(Quelle: Tagesschau)

Die Wahlbeteiligung ist in Sachsen von 66,2 Prozent im Jahr 2019 auf 74,4 Prozent bei der aktuellen Wahl gestiegen. Die CDU erzielte mit 31,9 Prozent die meisten Stimmen. Die AfD erreicht nach Angaben des Landeswahlleiters 30,6 Prozent. Das BSW zieht mit 11,8 Prozent erstmals in den Landtag ein. Die Linke kommt auf 4,5 Prozent, ist aber aufgrund von zwei gewonnenen Direktmandaten weiterhin im Parlament vertreten.

Die Grünen erreichen 5,1 Prozent und die SPD 7,3 Prozent der Stimmen. Ein Direktmandat geht an den Spitzenkandidaten der Freien Wähler, Matthias Berger, den Oberbürgermeister von Grimma. Die bisherige Koalition aus CDU, SPD und Grünen verfehlt die erforderliche Mehrheit im Parlament und steht nun vor der Herausforderung, alternative Bündnisse zu schmieden oder in die Opposition zu gehen. Die FDP scheiterte mit 0,9 Prozent deutlich an der Fünf-Prozent-Hürde und ist damit auch in Sachsen nicht mehr im Landtag vertreten. 

(Quelle: Tagesschau)

Mit diesen Wahlergebnissen sind deutliche Verschiebungen in der politischen Landschaft Thüringens und Sachsens verbunden, die erhebliche Auswirkungen auf die künftige Regierungsbildung und die politische Ausrichtung in beiden Ländern haben werden. Die Erfolge der AfD vor allem in Thüringen und das Scheitern der bisherigen Koalition in Sachsen lassen offen, wie sich die neuen politischen Mehrheiten auf die Regierungsarbeit, die Stabilität und die Umsetzung politischer Vorhaben auswirken werden.

Herausforderung Regierungsbildung: Ein “politisches Erdbeben”

Die Landtagswahlen haben der AfD einen historischen Höchststand beschert, mit einem bisher unerreicht hohen Stimmenanteil für den extremen rechten Rand. Auch wenn die anderen Parteien eine Koalition mit der AfD ausschließen und somit eine Regierungsverantwortung äußerst unwahrscheinlich ist, wird die AfD insbesondere in Thüringen eine zentrale Rolle in der politischen Diskussion und Gestaltung einnehmen. 

Zudem sind die Ampelparteien kaum noch vertreten. Die Ministerpräsidenten von Bayern und Hessen, Markus Söder (CSU) und Boris Rhein (CDU), haben nach den Landtagswahlen die Ampelkoalition und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kritisiert. “Die Ampel hat nicht nur verloren, die Ampel ist eine rauchende Ruine”, sagte Söder. Er bezeichnete das Ergebnis der Landtagswahlen zudem als ein politisches Erdbeben: “Noch nie war eine Partei, die gesichert rechtsextrem ist, stärkste Kraft”. Söder betonte in diesem Zuge außerdem erneut seine Ambitionen für die Kanzlerkandidatur der Union. 

Der neue Landtag in Sachsen 

Im Sächsischen Landtag, der insgesamt 120 Sitze umfasst, gestaltet sich die Mandatsverteilung folgendermaßen: Die CDU stellt 41 Abgeordnete, die AfD 40, das BSW 15, die SPD zehn, die Grünen sieben, die Linke sechs und die Freien Wähler einen Abgeordneten. Die Koalitionsfrage kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden. Die schwierige Regierungsbildung, für die Kretschmer und seine Partei nun vier Monate Zeit haben, stand am Montag im Mittelpunkt der Pressekonferenz der Parteien im Sächsischen Landtag. Sachsens Ministerpräsident, Michael Kretschmer, hält sich dazu jedoch noch bedeckt. 

Erst am Montagmorgen wurde das Wahlergebnis in Sachsen korrigiert und die AfD verliert ihre Sperrminorität im Landtag. Die Partei verfügt über 40 Sitze und damit weniger als ein Drittel der Gesamtsitze. Die Landeswahlleitung teilte laut dpa mit, wegen eines Softwarefehlers sei zuvor eine falsche Sitzverteilung veröffentlicht worden. Hätte die AfD eine Sperrminorität, könnten bestimmte Landesgesetze, die eine Zweidrittelmehrheit der Abgeordneten erfordern, nicht ohne die Zustimmung der Rechtsaußenparlamentarier:innen verabschiedet werden.

In diesem Kontext reagierten die Parteien auf die neuen Machtverhältnisse: AfD-Generalsekretär Jan Zwerg bot der CDU Gespräche an. “CDU und AfD zusammen wäre überaus stabil”, so Zwerg. Der Generalsekretär der CDU, Alexander Dierks, bestätigte jedoch am Montag, dass eine Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen sei. Der BSW-Landesvorsitzende Jörg Scheibe begrüßte das Wahlergebnis und signalisierte Gesprächsbereitschaft. Der sächsische SPD-Vorsitzende Henning Homann äußerte sich dagegen skeptisch zu Gesprächen mit dem BSW. Zusammengefasst: Es herrscht viel Unklarheit. Aber was bedeutet das für die Bildung? 

Aus dem Wahlspezial in Sachsen geht hervor, dass die CDU in ihrem Wahlprogramm einen besonderen Fokus auf die frühkindliche Bildung und die Weiterentwicklung des Schulsystems legt. Die CDU will die Schulen in Sachsen stärker mit der Arbeitswelt verknüpfen, die Berufsorientierung ausbauen und praktische Inhalte intensivieren, um Schüler:innen besser auf das Berufsleben vorzubereiten und die duale Ausbildung zu fördern.

Die AfD Sachsen hingegen plant eine umfassende Umgestaltung des Bildungssystems, setzt auf ein gegliedertes Schulsystem und will Förderschulen beibehalten, um Schüler:innen mit besonderem Förderbedarf separat zu fördern, statt sie inklusiv zu integrieren. Auch “politisch motivierte” Inhalte sollen aus dem Unterricht verbannt werden: Gendern soll verboten und der Islamunterricht abgeschafft werden. Stattdessen sollen traditionelle Familienwerte als zentraler Bestandteil des Unterrichts vermittelt werden, um ein laut der Partei “positives Familienbild” zu stärken.

AfD stärkste Kraft in Thüringen: Was nun?

Die Verteilung der insgesamt 88 Sitze im Thüringer Landtag gestaltet sich so: Die AfD stellt 32 Abgeordnete, die CDU 23, die BSW fünfzehn, die Linke zwölf und die SPD sechs Abgeordnete. Damit haben die AfD und CDU die meisten Sitze. Demnach stehen auch in Thüringen mangels machbarer Mehrheiten politisch herausfordernde Wochen und Monate bevor. In diesem Kontext warnt Jan-Martin Wiarda in seinem Artikel davor, dass die Kultusministerkonferenz (KMK) aufgrund ihrer minimalen Reformen in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt bleibt, was besonders angesichts des zunehmenden Einflusses der AfD in den neuen politischen Mehrheiten problematisch werden könnte.

Die CDU plant, das Wahlergebnis zunächst in internen Gremien zu analysieren und anschließend zu Gesprächen einzuladen. CDU-Generalsekretär Christian Herrgott erwartet dabei langwierige Verhandlungen. Im Gegensatz zu Sachsen besitzt die AfD eine Sperrminorität und kann dadurch wichtige Entscheidungen im Landtag blockieren. 

Zwischenzeitlich gab es in Thüringen Hoffnungen auf eine Koalition aus CDU, BSW und SPD, doch am Ende gab es ein Patt im Landtag: 44 Sitze für die mögliche Dreierkoalition und 44 Sitze für die mögliche Opposition aus AfD und Linken. Ein möglicher Ausweg wäre nun ein Bündnis aus CDU, BSW und der Linken. Doch Thüringens CDU-Chef Mario Voigt kann wegen eines Unvereinbarkeitsbeschlusses seiner Partei weder mit der AfD noch mit der Linken koalieren. Während einige nun die Aufhebung dieses Beschlusses fordern, um mit der Linken koalieren zu können, hält Parteichef Merz weiter daran fest.

Angesichts der schwierigen Lage müsse die CDU überlegen, ob sie sich in Richtung der Linkspartei öffne, erklärte der Politikwissenschaftler Oliver Lembcke gegenüber der dpa. Dies würde allerdings auch die Debatte über die Abgrenzung nach rechts zur AfD neu entfachen, so der Experte von der Ruhr-Universität Bochum. “Wenn man an der einen Brandmauer anfängt zu überlegen, dann wird man an der anderen Brandmauer auch diskutieren müssen”, argumentiert Lembcke. 

Mit Blick auf das Wahlspezial für Thüringen zeigt sich, dass sich die AfD bildungspolitisch auf die sinkende Leistungsbereitschaft der Schüler:innen, Unterrichtsausfälle und die geringen Deutschkenntnisse der Schüler:innen konzentrieren möchte. Zudem strebt sie politische Neutralität an. Diese will die AfD laut ihrem Landesvorsitzenden Björn Höcke unter anderem durch die Befreiung vom “Gender-Mainstream” erreichen. 

Die CDU will vor allem den Lehrermangel bekämpfen. Geplant sind unter anderem eine Übernahmegarantie für angehende Lehrkräfte sowie eine Entlastung des pädagogischen Personals von bürokratischen Aufgaben. Zudem soll das Einstellungsverfahren für Quereinsteiger:innen erleichtert werden. Darüber hinaus soll die Digitalisierung an Thüringer Schulen durch Fortbildungsangebote für Lehrkräfte gefördert werden.

Die Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen haben die politischen Verhältnisse stark verändert. In beiden Ländern hat die AfD an Einfluss gewonnen, was vor allem in Thüringen zu möglichen Blockaden führen könnte. In der Bildungspolitik stehen wichtige Entscheidungen an, da die CDU auf Reformen zur Verbesserung der Schulen setzt, während die AfD einen konservativen Umbau anstrebt. Wie sich diese Ansätze durchsetzen werden, hängt von den anstehenden Koalitionsverhandlungen ab.

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Berlin. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat vergangene Woche den diesjährigen Bildungsmonitor veröffentlicht. Er kommt zu dem Fazit: Deutschlands Bildungssystem verbessert sich zwar in einigen Aspekten, sieht sich aber noch mit einigen Herausforderungen konfrontiert. So haben sich zwar die Internationalisierung, die Förderinfrastruktur und Betreuungsbedingungen bundesweit weiterentwickelt, dafür zeigen sich Defizite bezüglich Integration, Schulqualität und Bildungsarmut. 

Die Vergleichsstudie im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) untersucht seit 2004 jährlich das Schulsystem der Bundesländer aus einer bildungsökonomischen Perspektive. Sie bewertet die Bildungseinrichtungen der Länder anhand von 98 Indikatoren in 13 Handlungsfeldern, etwa mittels der Quote der Schulabbrecher:innen oder des Betreuungsschlüssels von Bildungseinrichtungen. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit die Länder Bildungsarmut reduzieren, Fachkräfte sichern und Wachstum fördern. Dies soll nicht nur den Wettbewerb zwischen den Bundesländern stärken, sondern auch bei Standortentscheidungen von Unternehmen behilflich sein.

“Exzellente Bildungspolitik”: Sachsen wieder weit vorne 

Die ersten Plätze des Rankings nehmen Sachsen, Bayern und Hamburg ein, wobei Sachsen dieses Jahr zum 19. Mal die Spitzenposition erreicht. “Wir gratulieren Sachsen, das mit einer wirklich exzellenten Bildungspolitik erneut den Spitzenplatz einnimmt”, heißt es von Thorsten Alsleben, dem Geschäftsführer der INSM. So zeichnen sich die sächsischen Bildungseinrichtungen trotz Verbesserungspotenzial bei der Digitalisierung und den Betreuungsrelationen besonders durch starke Leistungen in den Feldern Förderinfrastruktur, Schulqualität, Bekämpfung von Bildungsarmut und Forschungsorientierung aus. Bayern landet mit seiner starken beruflichen Orientierung und einem breiten Angebot an Ausbildungsstellen auf Platz zwei, während die Hansestadt sich durch ihre Internationalisierung von den anderen Bundesländern abhebt. Die stärkste Verbesserung des Schulsystems lässt sich in Berlin feststellen: Während sich die Hauptstadt letztes Jahr noch auf Platz 15 befand (Lehrer-News berichtete), ist ihr unter anderem durch gute Betreuungsbedingungen der Sprung auf Platz 12 gelungen. Ausdrücklichen Verbesserungsbedarf gibt es bei den Schlusslichtern Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Bremen. Bremen besetzt, trotz Vorreiterstellung im Handlungsfeld Hochschule/MINT, mittlerweile das dritte Mal in Folge den letzten Platz.

Die Bildungssysteme der Bundesländer im Ranking (Quelle: INSM)

Die deutschen Schulsysteme haben sich in den letzten zehn Jahren vorwiegend in den Bereichen Internationalisierung, Förderinfrastruktur und Betreuungsbedingungen gesteigert. Bundesweit gibt es dennoch Luft nach oben, so seien laut Studienleiter und Bildungsökonom Professor Dr. Axel Plünnecke vom IW die Hürden “in den Handlungsfeldern Integration, Schulqualität und Bildungsarmut (...) deutlich gestiegen”. Die kompletten Ergebnisse der Vergleichsstudie und mögliche Verbesserungsstrategien werden heute auf einer Pressekonferenz mit Bildungs- und Integrationsexpert:innen in Berlin vorgestellt, wobei der Schwerpunkt auf dem Thema “Potenziale der Zuwanderung im Bildungssystem” liegen wird.

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Du hast ein gutes Verhältnis zu deiner Schülerschaft, einen ausgeprägten Sinn für Kommunikations- und Konfliktmanagement oder einfach Lust, dich für ein freundliches und demokratisches Schulklima stark zu machen? Dann könnten deine Schüler:innen dich gut als Vertrauens- beziehungsweise Verbindungslehrkraft gebrauchen. Wir haben für euch zusammengefasst, was ein Amt als Verbindungslehrkraft bedeutet, welche Pflichten es mit sich bringt und welche Türen es dir im Schulalltag öffnen kann.

Vertrauens-, Verbindungs- oder Beratungslehrkraft – Wer ist wer?

Eine Verbindungslehrkraft ist eine Lehrperson an einer Schule, die, wie der Name schon sagt, als Bindeglied zwischen Schulleitung, Schüler- und Lehrerschaft und manchmal auch Eltern fungiert. Die Person steht im engen Austausch mit der Schülervertretung (SV), berät sie bei ihren Projekten und Vorhaben, und unterstützt sie auch wenn Unstimmigkeiten oder Konflikte mit der Schulleitung oder gar der Schulaufsichtsbehörde auftreten. Verbindungslehrkräfte werden häufig auch als Vertrauenslehrer:innen bezeichnet, weil sie, besonders der Schülervertretung gegenüber, beratend und vertraulich agieren, nicht aber, weil sie bei persönlichen oder schulischen Problemen einzelner Schüler:innen eine Anlaufstelle bieten.

Die unterschiedlichen Bezeichnungen bieten viel Interpretationsspielraum, zusätzlich trägt die uneinheitliche Verwendung dieser Begriffe durch die Bundesländer wohl kaum zur Entwirrung des Begriffschaos bei. Eine Beratungslehrkraft bietet meist auch eine Anlaufstelle für Schüler:innen mit Problemen privater oder unterrichtlicher Natur. Diese Lehrkraft kümmert sich um Fragen der Schüler:innen bezüglich ihrer weiteren Schullaufbahn oder persönlichen sowie schulischen Problemen und verfügt meist über eine zusätzliche pädagogisch-psychologische Qualifikation. Nicht zu verwechseln ist dieser Begriff mit denen der Verbindungs- oder der Vertrauenslehrkraft, die in verschiedenen Bundesländern den oben beschriebenen Tätigkeitsbereich bezeichnen; also in erster Linie, die Anlaufstelle für die Schülervertreter:innen.

Bedeutung und Aufgaben einer Vertrauenslehrkraft

Einer Verbindungslehrkraft kommt mit dieser Position eine Art Schlüsselrolle an der Schule zu, die weit über den regulären Unterricht hinausgeht. Ihre Aufgaben sind im Schulgesetz des jeweiligen Bundeslandes genau definiert und können sich demnach im Detail unterscheiden, im Groben kommen ihr aber folgende Aufgaben zu:

Die Unterstützung der SV nimmt einen großen Teil des Verantwortungsbereiches einer Vertrauenslehrperson ein. Die Schülervertretung wird bei einer Versammlung der Klassensprecher:innen gewählt und stellt ein Gremium der Schülerschaft dar. Besonders bei den ersten Gremien-Treffen der neu gewählten Schülervertretung sollte die Vertrauenslehrerkraft den Schüler:innen bei der Organisation und dem Abhalten von Sitzungen unterstützend zur Seite stehen. Auch bei der Umsetzung von Projekten berät und – je nach Kapazitäten – hilft sie der SV.

Darüber hinaus kommt der Verbindungslehrkraft die beschriebene Vermittlerrolle zu. So nimmt sie an gemeinsamen Gesprächen mit der SV und der Schulleitung teil, die an einigen Schulen regelmäßig angesetzt werden, um für einen kontinuierlichen Austausch zwischen den verschiedenen Instanzen zu sorgen. Auch wenn es Konflikte mit der Schulleitung oder der Schulaufsichtsbehörde gibt, soll die Vertrauenslehrkraft als möglichst neutrale:r Vermittler:in fungieren. Ihre Aufgabe ist es dann, den entsprechenden Parteien offen gegenüber zu sein, ihre Anliegen zu verstehen und den Dialog über ihre Interessen zu moderieren.

Eine tatkräftige Arbeit der SV hängt also nicht nur von dem Engagement der Schüler:innen selbst ab, sondern wird stark von der Hilfsbereitschaft der Vertrauenslehrkraft beeinflusst. Eine enge Zusammenarbeit mit den Schüler:innen und die regelmäßige Teilnahme an ihren Gremien-Sitzungen helfen dabei, potenzielle Konflikte mit anderen Instanzen frühzeitig zu erkennen und zu lösen, und tragen so wesentlich zu einem harmonischen Miteinander an der Schule bei. Außerdem legt dies den Grundstein für erfolgreiche Projektumsetzungen der SV.

Bist du geeignet? – Hilfreiche Eigenschaften und Motivationen

Eine Vertrauenslehrperson nimmt eine bedeutende Rolle innerhalb der Schulgemeinschaft ein, die sowohl Verantwortungsbewusstsein als auch spezifische Fähigkeiten und Motivationen erfordert. Um diese Rolle erfolgreich auszufüllen, bedarf es bestimmter Eigenschaften und intrinsischer Motivationen.

1. Selbstorganisation

Als Vertrauenslehrer:in ist es notwendig, sich gut selbst organisieren zu können. Die Aufgaben in dieser Position sind vielfältig und bieten viel Spielraum für Projekte und somit auch die Möglichkeit, viel Engagement zu zeigen. Da die durchschnittliche Arbeitsbelastung einer Lehrkraft außerdem auch ohne zusätzliches Amt schon hoch ist, ist ein gutes Zeitmanagement und ein hohes Maß an Selbstorganisation wichtig, um die verschiedenen Verantwortungsbereiche und Aufgaben effektiv zu koordinieren.

2. Fachliche Kenntnisse und Beratungsfähigkeit

Vertrauenslehrer:innen sollten über umfassende Kenntnisse in den Bereichen Schulrecht und den Rechten der SV verfügen, um sie fundiert beraten zu können. Die Lehrkraft sollte der ihr außerdem nicht nur Informationen vermitteln, sondern sie auch in der Reflexion von Situationen unterstützen und zu eigenverantwortlichem Handeln ermutigen.

3. Motivation – und die Fähigkeit zum Nein-Sagen

Die intrinsische Motivation, sich für die Belange der Schüler:innen einzusetzen, ist für das Amt einer Vertrauenslehrkraft von zentraler Bedeutung. Diese Motivation kann aus dem Wunsch resultieren, die demokratische Mitbestimmung innerhalb der Schule zu fördern und Schüler:innen zu empowern. Ein echtes Interesse an der Entwicklung und Unterstützung der Jugendlichen sorgt dafür, dass sie sich gehört fühlen und fördert die Fähigkeit, den Schüler:innen bei der Durchsetzung ihrer Interessen empathisch zur Seite zu stehen. Durch den vielen Spielraum bei dem möglichen Annehmen vieler Aufgaben ist genauso wichtig aber auch die Begrenzung der eigenen Arbeit, um Überarbeitung und Erschöpfung aus dem Weg zu gehen.

4. Kommunikations- und Vermittlungsfähigkeiten

Die Fähigkeit, unterschiedliche Interessen zu verstehen und auszugleichen, ist in diesem Amt besonders gefragt. Hierbei ist es wichtig, klar zu definieren, dass die Vertrauenslehrkraft die Kommunikation in Konfliktsituationen fördert, die Verantwortung für die Lösung jedoch bei den beteiligten Parteien bleibt.

5. Flexibilität

Die Ausgestaltung der Unterstützungsaufgaben hängt stark von den individuellen Bedürfnissen der Schüler:innen und der Schulkultur ab. Flexibilität und die Fähigkeit, sich auf unterschiedliche Situationen einzustellen, lässt Spaß an dem Amt erst zu. Eine Vertrauenslehrkraft sollte bereit sein, ihre Methoden und Ansätze je nach den aktuellen Anforderungen der SV und der Schulgemeinschaft anzupassen.

6. Fortbildungsbereitschaft

Auch wenn viele der genannten Fähigkeiten erlernt oder verbessert werden können, sollte die Neugierde oder zumindest die Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung bereits mit ins Amt gebracht werden. Austausch mit anderen Vertrauenslehrer:innen und die Teilnahme an Fortbildungen helfen, sich kontinuierlich in dieser Rolle weiterzuentwickeln und neue Impulse zu erhalten, die die eigene Arbeit und die der SV bereichern. Außerdem fordert die Position je nach Projekt möglicherweise die Einarbeitung in neue Themenbereiche, wie beispielsweise spezielle geltende rechtliche Grundlagen.

Von Schüler:innen ins Amt gehoben: Der Weg zur Vertrauenslehrkraft

Wenn diese Beschreibung dein Interesse geweckt hat, kannst du dich zwar um das Amt bewerben, ob du dafür wirklich in Frage kommst und in die Position der Vertrauenslehrkraft hineingehoben wirst, bestimmen aber die Schüler:innen. Denn grundsätzlich erfolgt die Ernennung der Vertrauenslehrkraft durch eine Wahl der SV.

In der Regel läuft der Prozess folgendermaßen ab: Zu Beginn des Schuljahres findet eine Wahl innerhalb der SV statt. Die Schüler:innen schlagen Lehrkräfte vor, von denen sie glauben, dass sie ihre Interessen am besten vertreten können. Lehrkräfte können sich nicht selbst zur Wahl aufstellen, allerdings können sie ihr Interesse an dem Amt bekunden. Die SV wählt dann eine zur Wahl aufgestellte Lehrkraft, die je nach Bundesland mit einer absoluten oder einfachen Mehrheit gewählt werden – und das Amt zum Schluss nur noch annehmen muss.

In einigen Bundesländern gibt es spezifische Regelungen zur Wahl, die im jeweiligen Schulgesetz festgeschrieben sind. In Niedersachsen ist die Wahl einer Vertrauenslehrkraft beispielsweise nicht zwingend vorgeschrieben. Hier kann die Schülervertretung selbst entscheiden, ob diese Position besetzt werden soll. In Brandenburg muss die Wahl zusätzlich durch die Schulkonferenz bestätigt werden. 

Neben Überstunden und Stress noch ein zusätzliches Amt übernehmen?

Vertrauenslehrer:innen übernehmen neben ihrem regulären Unterricht eine Vielzahl zusätzlicher Aufgaben. Eine materielle Vergütung ist dafür nicht immer vorgesehen. In vielen Bundesländern wird diese Tätigkeit als Ehrenamt betrachtet. Manche Schulen bieten jedoch Entlastungsstunden, die den zusätzlichen Aufwand teilweise kompensieren. Solche Regelungen variieren jedoch stark zwischen den Bundesländern und sogar innerhalb einzelner Schulen. Insgesamt bleibt die Tätigkeit oft eine zusätzliche Verantwortung, die aus persönlichem Engagement getragen wird.

Finanzielle oder zeitliche Vorteile bietet solch ein Amt also eher weniger. Gründe dafür sind eher intrinsischer Art. Zum einen ermöglicht das Amt für lernwillige Lehrpersonen ständige persönliche Weiterentwicklung. Durch die Arbeit als Vertrauenslehrer:in können sie an verschiedenen Projekten und so auch Themenbereichen mitarbeiten. Außerdem bietet das Amt Lehrkräften die Möglichkeit, eine tiefere Verbindung zu den Schüler:innen aufzubauen und in einer vertrauensvollen Rolle direkt Einfluss auf die Entwicklung der Schüler:innenschaft zu nehmen. Vertrauenslehrer:innen können außerdem maßgeblich zur Entwicklung einer demokratischen und partizipativen Schulkultur beitragen,Werte wie Mitbestimmung, Gerechtigkeit und Fairness vermitteln und über den normalen Unterricht hinaus einen positiven Unterschied im Leben der Jugendlichen zu machen.

Ist dein Interesse frisch geweckt, hast du schon länger darüber nachgedacht, dein Interesse an einem solchen Amt zu bekunden oder schon Erfahrungen als Verbindungslehrer:in machen dürfen? Schreib uns in die Kommentare, was dich antreibt, dich für deine Schüler:innen stark zu machen.

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Stuttgart, 2. September 2024 - Passend zu seinen Bildungsmedien hat der Ernst Klett Verlag mit Klett.KI Chat einen digitalen Assistenten auf der Basis künstlicher Intelligenz entwickelt. Damit können Lehrkräfte nun eigene, qualitätsgesicherte und lehrplankonforme Unterrichtsmaterialien erstellen. Den Auftakt macht das Erdkunde-Lehrwerk Terra für die Sekundarstufe I in NRW. Die kostenlose Betaphase startet am 2. September.

Mit dem Klett.KI Chat erstellen Lehrer:innen zuverlässig und schnell eigene Unterrichts- und Vertretungsstunden auf unterschiedlichen Lernniveaus und erhalten fachspezifische Hinweise mit Quellenverweisen. Dazu greift der neue Assistent auf die verlagseigenen Materialien zu einem Fach, Jahrgang, Schulform und Bundesland zurück, mit dem die KI trainiert wurde.

"Wir können es uns im Zeitalter der künstlichen Intelligenz nicht leisten, falsche Antworten zu geben," so Maximilian Schulyok, Geschäftsführer beim Ernst Klett Verlag zum Start des neuen Angebotes. "Aus dieser Verantwortung heraus trainieren wir den Klett.KI Chat allein mit unseren eigenen, qualitätsgeprüften Inhalten und stellen so sicher, dass Lehrkräfte zuverlässige Materialien für ihren Unterricht erstellen können. Damit setzen wir in der Bildungslandschaft einen neuen Standard."

Wir testen für die Zukunft

Entstanden ist das Angebot vor dem Hintergrund, Inhalte von Bildungsmedien mithilfe künstlicher Intelligenz besser nutzbar zu machen, um Lehrkräfte in ihrer täglichen Arbeit zu entlasten. "Wenn wir die Unterrichtsqualität verbessern wollen, müssen wir die Lehrkräfte unterstützen. Mit künstlicher Intelligenz kann man Hilfen anbieten, damit mehr Zeit für das Unterrichten bleibt," ist Schulyok überzeugt.

Um den Zugang zum Angebot so einfach wie möglich zu halten, wurde Klett.KI Chat in die verlagseigenen Digitalen Unterrichtsassistenten integriert, die Lehrkräfte bei der Unterrichtsvorbereitung und -durchführung unterstützen. Den Anfang macht die aktuelle Lehrwerksreihe Terra für das Fach Erdkunde in den Klassen 5 bis 10 an Gymnasien in NRW.

DSGVO-konform

Der Klett.KI Chat basiert auf der Technologie von ChatGPT 4o. Dabei wird auf Sicherheit großen Wert gelegt: alle Daten des Klett-Assistenten werden allein auf deutschen Servern gespeichert und die Eingaben der Lehrkräfte nicht zum Training der KI genutzt.

Die Betaphase mit rund 3.000 Nutzer:innen startet am 2. September und läuft sechs Monate. Mit dem Feedback wird die Anwendung weiterentwickelt, um sie anschließend in weiteren Fächern anbieten zu können. Eine Schülerlösung für die Unterstützung der Selbstlernphasen ist perspektivisch angedacht.

Weitere Informationen und Produktübersicht: www.klett.de/klett-ki-chat

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Bamberg. Eine aktuelle Studie des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi) untersucht den Einfluss der Zusammensetzung von Landesregierungen auf die politische Bildung in deutschen Schulen. Die Untersuchung zeigt, dass unter SPD-geführten Regierungen seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis Ende der 1990er Jahre mehr Politikunterricht angeboten wurde als unter CDU/CSU-geführten Regierungen. Besonders deutlich wird dies in den neuen Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die nach der Wiedervereinigung überwiegend von der CDU regiert wurden. Hier war die Anzahl der vorgesehenen Stunden für politische Bildung geringer als in anderen Bundesländern. 

Die Studie unterstreicht die weitreichenden Konsequenzen für die Demokratiebildung in Schulen. Angesichts der zunehmenden Politikverdrossenheit und des sinkenden Vertrauens in staatliche Institutionen, wie auch die jüngsten U-18-Wahlen zeigen, wird der Ruf nach einer Stärkung der politischen Bildung immer lauter (Lehrer News berichtete). Ein fundierter Politikunterricht ist entscheidend, um demokratische Werte zu vermitteln und ein kritisches Verständnis politischer Prozesse zu fördern. 

Marcel Helbig, einer der Autoren der Studie, erklärt: “Wichtiger als die Anzahl der Unterrichtsstunden ist, was im Unterricht tatsächlich passiert. Studien belegen, dass Methoden wie simulierte Wahlen oder Gespräche mit Lokalpolitiker:innen besonders effektiv sind, weil sie den Unterricht anschaulich gestalten und ein tieferes Verständnis für demokratische Prozesse fördern.” So legen die Ergebnisse nahe, dass eine verbesserte politische Bildung junge Menschen besser auf ihre Rolle als aktive Bürger:innen vorbereitet werden könnten. Dies ist besonders relevant angesichts der aktuellen Diskussionen über eine mögliche Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre. 

Um die Entwicklung des Politikunterrichts in Deutschland von 1949 bis 2019 systematisch zu analysieren, nutzte die Studie historische Stundentafeln. Die daraus ergebene bildungshistorisch-quantitative Perspektive ermöglicht es erstmals, den Einfluss politischer Mehrheiten auf die politische Bildung umfassend zu verdeutlichen und zeigt, wie die Unterrichtszeit in Politik in den verschiedenen Bundesländern variiert. Die Studie zeigt, dass unter SPD-geführten Regierungen die Anzahl der Wochenstunden für politische Bildung etwa eine Stunde höher war als unter CDU/CSU-geführten Regierungen. Dieser Unterschied war besonders ausgeprägt in nicht-gymnasialen Schulformen, wo etwa eine zusätzliche Wochenstunde politischer Bildung verzeichnet wurde, während an Gymnasien der Unterschied etwa eine halbe Wochenstunde betrug. Allerdings bleibt trotz der detaillierten Analyse unklar, inwieweit die politische Bildung allein durch die Anzahl der Unterrichtsstunden, die politischen Einstellungen und das Verhalten der Schüler:innen beeinflusst wird. “Wir wissen auch aus der nationalen und internationalen Forschung, dass mehr Unterrichtsstunden nicht automatisch zu einem höheren politischen oder gesellschaftlichen Engagement führen”, betont Helbig. “Es kommt darauf an, wie der Unterricht gestaltet wird und ob die Schüler:innen ein Verständnis für das politische System und ihre eigene Rolle darin entwickeln”. 

Die Studie verdeutlicht, wie politische Entscheidungen auf Landesebene die politische Notwendigkeit beeinflussen, sowohl die Quantität als auch die Qualität des Politikunterrichts zu verbessern. Die Erkenntnisse bieten Ansatzpunkte für zukünftige bildungspolitische Entscheidungen, um die Demokratiekompetenz der aufkommenden Generation zu stärken und sie auf die Herausforderungen einer zunehmend polarisierten Gesellschaft vorzubereiten. 

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Ihr habt Lust zu studieren und spielt mit dem Gedanken, Lehrer:in zu werden? Dann könnte das Lehramtsstudium in Rheinland-Pfalz genau das richtige für euch sein! In unserer Reihe über die verschiedenen Lehramtsstudiengänge präsentieren wir euch heute das Bundesland an der Mosel. Sei es in der Landeshauptstadt Mainz, in Trier, der ältesten Stadt Deutschlands, in Koblenz, wo die Mosel in den Rhein fließt, oder an den beiden Standorten der Technischen Universität, in Landau oder Kaiserslautern: Überall findet ihr ein spannendes Studienangebot. Für Unentschlossene eignet sich Rheinland-Pfalz besonders gut, denn aufgrund des dortigen Systems müsst ihr euch erst nach dem vierten Semester entscheiden, an welcher Schulform ihr unterrichten wollt.

Maximale Flexibilität

Bevor ihr euch entscheidet, Lehrer:in zu werden, und mit dem Studium beginnt, muss in Deutschland meistens erst die Frage aus dem Weg geräumt werden, an welcher Schulform ihr später unterrichten möchtet. Denn die Lehramtsstudiengänge unterteilen sich in die jeweiligen Schularten, um angehende Lehrer:innen bestmöglich auf die spezifischen Voraussetzungen vorzubereiten. Von dieser Wahl hängt dann zum Beispiel ab, ob ihr später Grundschulkinder oder doch Berufsauszubildende vor euch im Klassenzimmer sitzen habt. In Rheinland-Pfalz hingegen studieren alle Lehramtsstudent:innen zunächst gemeinsam und müssen sich erst nach dem vierten Semester für eine Schulform entscheiden, wenn sie bereits die Gelegenheit hatten, praktische Erfahrung im Unterrichten zu sammeln.

Die Studienstruktur

Zuerst wählt ihr zwei Unterrichtsfächer, die ihr zusammen mit den Bildungswissenschaften studiert. Achtung: Bei der Fächerwahl solltet ihr euch trotz allem schon Gedanken machen, ob ihr eine bestimmte Schulform favorisiert, denn es gibt in dem Zusammenhang gewisse Voraussetzungen. Nicht jedes Fach könnt ihr an jeder Schulform unterrichten und teilweise gibt es belegpflichtige Fächer zum Beispiel für das Grundschullehramt. Mit Beginn des fünften Semesters bereitet ihr euch schließlich auf einen der rheinland-pfälzischen Schultypen vor: Das Gymnasium, die sogenannte Realschule plus, die Grundschule, die Förderschule oder die Berufsbildende Schule. 

Für die Grundschule und die Förderschule sind an diesem Punkt alle fachbezogenen und bildungswissenschaftlichen Studien beendet und ihr fahrt mit der sogenannten Grundschulbildung beziehungsweise mit sonderpädagogischen Modulen fort. Erstere beinhaltet in Rheinland-Pfalz grundlegende Vermittlungskompetenzen für die Fachbereiche Deutsch, Mathematik, Fremdsprachen, Sachunterricht, Ästhetische Bildung und den Wahlpflichtbereich. Im Förderschulstudium vertieft ihr euern Wissen und eure Fähigkeiten im sonderpädagogischen Bereich. Für die restlichen Schulformen bleiben die beiden fachlichen und der bildungswissenschaftliche Schwerpunkt bis zum Ende des Studiums erhalten.

Nach insgesamt sechs Semestern schließt ihr euer Grundstudium mit einer Bachelorarbeit ab und startet den Masterstudiengang, in dem ihr die Schwerpunkte je nach Schulform vertieft. Im Grundschullehramt dauert dies zwei Semester, im Förderschul- und Realschullehramt drei Semester und im Gymnasial- und Berufsschullehramt vier Semester. Der erfolgreiche Masterabschluss stellt zugleich das Erste Staatsexamen dar, das euch erlaubt, das Referendariat in ganz Deutschland anzutreten. Alles über die möglichen Fächerkombinationen an den jeweiligen Universitäten und über Praktika erfahrt ihr im Folgenden. 

Gymnasiallehramt an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

In Mainz könnt ihr nur das Gymnasiallehramt studieren. Allerdings ist es dank des flexiblen Systems auch möglich, nach vier Semestern an eine andere Universität in Rheinland-Pfalz zu wechseln, wenn ihr euch für eine andere Schulform entscheiden solltet. Auf gleiche Weise könnt ihr auch von einer anderen Universität nach Mainz kommen. Allerdings sollte ein derartiger Wechsel gut vorbereitet und mit den jeweiligen Fakultäten mit reichlich Vorlauf abgesprochen werden. 

Aus einem reichen Fächerkanon könnt ihr zwei Fächer wählen und bis auf die Verknüpfung von Musik und Kunst beliebig kombinieren. Zur Auswahl stehen: Bildende Kunst, Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Evangelische Religion, Französisch, Geographie, Geschichte, Griechisch, Informatik, Italienisch, Katholische Religion, Latein, Mathematik, Musik, Philosophie, Physik, Russisch, Sozialkunde, Spanisch, Sport. Die freie Auswahl an Fächern ohne Bestimmungen bezüglich des Erstfachs ist selten und macht Mainz zu einem attraktiven Ort für angehende Gymnasiallehrer:innen mit individuellen Wünschen für die Fächerwahl. Die Fächer Musik und Kunst werden jeweils in Kooperation mit der Hochschule für Musik Mainz  beziehungsweise der Kunsthochschule Mainz gelehrt.

Durchs Schlupfloch ins Berufschullehramt 

Übrigens bietet der Bachelorstudiengang Wirtschaftspädagogik auch die Möglichkeit, einen lehramtsbezogenen Master im Anschluss zu studieren, mit welchem ihr das Berufsschullehramt in einem Fach ausführen könnt. Der Vorteil ist, dass der Bachelor auch Türen in viele Berufsfelder der Wirtschaft öffnet, sodass ihr mehr Zeit habt, euch über die Berufswahl zu vergewissern. Unter den Schwerpunktfächern, aus denen ihr eines wählt, befindet sich ein Großteil der üblichen Schulfächer. Wer sich allerdings für das Fach Recht oder Management and Economics entscheidet, hat keine Möglichkeit, den Master of Education im Anschluss anzutreten. Außerdem müsst ihr sichergehen, dass ihr schon während des Bachelorstudiums die üblichen Schulpraktika absolviert, um euch für den lehramtsbezogenen Master zu qualifizieren. 

In Frankreich und Deutschland studieren und unterrichten

Eine weitere Besonderheit ist die im Rahmen der Kooperation zwischen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Universität von Burgund in Dijon mögliche Lehrausbildung für deutsche und französische Schulen. Mit Französisch und einem weiteren Fach, zumeist Deutsch oder Englisch, könnt ihr in beiden Ländern studieren und euch für einen deutsch-französischen Vorbereitungsdienst qualifizieren, um schließlich als Lehrer:in in beiden Systemen praktizieren zu dürfen. 

Förderschule und mehr: RPTU – Campus Landau

Die Rheinland-Pfälzische Technische Universität (RPTU) bietet als einzige im Bundesland Abschlüsse für alle Schulformen an. Allerdings sind diese auf die beiden Standorte Landau und Kaiserslautern verteilt. Bislang war der Campus in Landau der einzige Ort in Rheinland-Pfalz, der das Lehramtsstudium für Förderschulen angeboten hat. Außerdem könnt ihr dort die Schulformen Grundschule, Realschule plus und Gymnasium studieren. Die Ausrichtung auf Grund- und Förderschule wird auch an der kompakten Fächerauswahl deutlich. Im Gegensatz zu Mainz könnt ihr hier keine Fremdsprache außer Englisch oder Französisch belegen, Musik und Informatik werden ebenfalls nicht angeboten. Wer das Grundschullehramt anstrebt, muss mindestens als erstes Fach Deutsch, Englisch, Französisch oder Mathematik wählen und hat beim zweiten Fach freie Auswahl. Für das Förderschullehramt müsst ihr Deutsch, Mathematik oder Wirtschaft und Arbeit belegen.

Mit Abschluss der fachlichen Ausbildung nach dem vierten Semester beginnt für angehende Grundschullehrer:innen die im Bundesland übliche Grundschulbildung bis zum Masterabschluss nach insgesamt acht Semestern. Die zukünftigen Förderschullehrer:innen unter euch schließen das Bachelor-Studium mit Modulen über die Grundlagen der sonderpädagogischen Förderung sowie frei wählbaren Ergänzungsstudien ab. Im Masterstudium könnt ihr zwei Förderschwerpunkte wählen. Zur Auswahl stehen: Lernen, sozial-emotionale Entwicklung, motorische Entwicklung, ganzheitliche Entwicklung sowie Sprache. Wenn ihr euch für das Gymnasial- oder Realschullehramt entscheidet, schließt ihr das Studium klassischerweise mit der Vertiefung der Fächer und Bildungswissenschaften nach insgesamt zehn beziehungsweise neun Semestern ab. 

Technischer Schwerpunkt: RPTU – Campus Kaiserslautern

Der Standort Kaiserslautern der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität ist sehr auf naturwissenschaftliche und technische Fächer fokussiert und bietet vor allem für das Berufsschullehramt die breiteste Auswahl. Die allgemeinbildenden Fächer, welche ihr dort auch für das Gymnasium oder die Realschule studieren könnt, beschränken sich dementsprechend auf Biologie, Chemie, Geografie, Mathematik, Physik, Sozialkunde, Sport und Informatik. Wollt ihr an einer Berufsschule unterrichten, müsst ihr euch nur für ein allgemeinbildendes und zusätzlich für ein berufsbezogenes Fach entscheiden. Wählen könnt ihr zwischen Bautechnik, Elektrotechnik, Holztechnik, Gesundheit, Metalltechnik und Informationstechnik. Eine Besonderheit ist, dass ihr das Fach Elektrotechnik anstatt mit einem allgemeinbildenden Fach auch mit dem Zweitfach Automatisierungstechnik oder Medientechnik kombinieren könnt. Das Studium für das Berufsschullehramt dauert insgesamt zehn Semester.

Der Allrounder: Universität Koblenz

Die Universität Koblenz ist ähnlich breit aufgestellt wie die RPTU. Ab dem Wintersemester 2024 könnt ihr euch dort mit Eröffnung des Förderschullehramtsstudiums für alle Schulformen qualifizieren. Die Fächerauswahl ist auch hier etwas dünner als in Mainz und umfasst folgende Optionen: Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Evangelische Religion, Geografie, Geschichte, Informatik, Katholische Religion, Mathematik, Musik, Philosophie, Physik, Sport sowie Wirtschaft und Arbeit. Weitere Fremdsprachen, Sozialkunde oder das Fach Kunst stehen also nicht zur Verfügung. Für das Berufsschullehramt sticht das berufsbezogene Fach Pflege heraus, das ihr nur in Koblenz studieren könnt. Ansonsten könnt ihr euch für das Fach Informationstechnik entscheiden oder für eines der Berufsfelder, die in Kooperation mit der Hochschule Koblenz angeboten werden: Darunter sind die Fächer Bautechnik, Elektrotechnik, Holztechnik und Metalltechnik. 

Falls ihr euch für das Grundschullehramt interessiert, solltet ihr darauf achten, dass hier die Fächerwahl ein wenig eingeschränkter ist als anderswo im Bundesland. Denn während ihr auf jeden Fall eines der Fächer Deutsch, Englisch oder Mathematik wählen müsst, darf es sich beim zweiten nur um ein ganz anderes Fach handeln. Für das Förderschullehramt müsst ihr euch wie üblich für Deutsch, Mathematik oder Wirtschaft und Arbeit entscheiden und habt freie Auswahl für das Zweitfach. Die wählbaren sonderpädagogischen Schwerpunkte unterscheiden sich ein wenig von denen an der RPTU. Vor allem der Schwerpunkt Rechtliche Grundlagen der Förderpädagogik stellt eine Ausnahme dar. Musik sowie Wirtschaft und Arbeit könnt ihr nicht wählen, wenn ihr an einem Gymnasium unterrichten wollt. Das Gleiche gilt für das Berufsschullehramt, welches außerdem das Fach Geschichte ausschließt.

Fokus Fremdsprachen: Universität Trier

Zu guter Letzt bietet sich euch die Möglichkeit, das Lehramtsstudium in der geschichtsträchtigen Stadt Trier anzutreten. Hier könnt ihr Abschlüsse für das Grundschul-, Realschul- und Gymnasiallehramt erlangen. Der Fokus der Fächerauswahl liegt hier vor allem auf den Sprachen. Ihr könnt alle Fremdsprachen wählen, die auch in Mainz angeboten werden. Die Naturwissenschaften hingegen beschränken sich auf das Fach Biologie. Werken und Arbeiten, Evangelische Religion oder Kunst werden nicht angeboten.

Wie üblich müsst ihr euch für das Grundschullehramt mindestens für eines der Fächer Deutsch, Englisch, Französisch oder Mathematik entscheiden und könnt ansonsten frei wählen, sofern es sich beim Zweitfach auch um ein Grundschulfach handelt. Für die Realschule plus sind keine zusätzlichen Fremdsprachen außer Englisch oder Französisch vorgesehen. Abgesehen davon sind alle Fächer und Kombinationen für das Lehramt an Gymnasien sowie an Realschulen plus möglich.

Praktika

Die praktische Erfahrung zählt zu den wichtigsten Komponenten einer Lehrausbildung, da sie den Studierenden den sehr praxisbetonten beruflichen Alltag der Lehrer:innen nahebringt und Aufschluss darüber bietet, ob ihr euch für den richtigen Beruf entschieden habt. Die verpflichtenden Praktika folgen in Rheinland-Pfalz universitäts-, schulform- und fächerübergreifend demselben Schema: Im Bachelorstudiengang absolviert ihr zwei Orientierungspraktika, bevor ihr euch final für die Schulform entscheidet. Aus diesem Grund sollen die beiden Praktika idealerweise an zwei unterschiedlichen Schultypen stattfinden, um die Wahl zu erleichtern. Bei einer der beiden Schulen sollte es sich um eine sogenannte Schwerpunktschule handeln. Im letzten Abschnitt des Bachelorstudiums folgt ein vertiefendes Praktikum, das an eines eurer gewählten Fächer gekoppelt ist. Ein weiteres vertiefendes Praktikum mit dem Schwerpunkt eures zweiten Fachs findet schließlich im Masterstudium statt. Die vier Praktika haben jeweils eine Länge von 15 Tagen und finden in Gruppen von bis zu acht Studierenden statt, die gemeinsam Unterrichtshospitanzen durchführen und individuelle Unterrichtseinheiten vorbereiten.

Orientierungspraktikum außerschulisch oder im Ausland

In der Regel sind alle Praktika in Rheinland-Pfalz oder im Saarland zu absolvieren. Allerdings gibt es bei den Orientierungspraktika gewisse Spielräume. In Mainz ist es möglich, das Praktikum an einer nichtschulischen Einrichtung oder sogar im Ausland durchzuführen. Es wird aber dringend empfohlen, mindestens eines der Orientierungspraktika in Rheinland-Pfalz, beziehungsweise im Saarland, zu absolvieren. An der RPTU besteht dieselbe Möglichkeit auf nichtschulische oder Auslandspraktika. An der Universität Koblenz dürfen beide Orientierungspraktika außerhalb von Rheinland-Pfalz, aber nur eines im Ausland stattfinden. In Trier dürft ihr ein außerschulisches Praktikum absolvieren. Alle regulären Praktika werden zentral über eine Plattform vergeben.

Eure Aussichten in Rheinland-Pfalz

Das Lehramtsstudium in Rheinland-Pfalz bietet mit seinen fünf Standorten vielseitige Möglichkeiten, sich für den Lehrer:innenberuf ausbilden zu lassen und seine eigenen Schwerpunkte zu setzen. Vor allem die Möglichkeiten der Fächerkombinationen sind im deutschen Vergleich besonders reichhaltig. Die Flexibilität, unter den Schulformen erst nach Beginn des Studiums und vor allem nach praktischer Erfahrung an verschiedenen Schultypen auswählen zu können, bietet eine enorme Freiheit und entlastet die Studierenden ein wenig in Bezug auf die weitreichenden Folgen einer Entscheidung, die den Rest des Berufslebens prägen wird. Allerdings ist es wichtig, sich im Vorfeld ausgiebig mit den fachlichen Voraussetzungen für bestimmte Schultypen zu beschäftigen, um sich keine Chancen unabsichtlich zu verbauen. Übrigens gibt es an allen fünf Standorten Mainz, Landau und Kaiserslautern, Koblenz und Trier die Möglichkeit, ab dem fünften Semester ein drittes Erweiterungsfach zu studieren. Der damit verbundene Mehraufwand sollte aber wohlüberlegt sein.

Hier könnt ihr euch über den Vorbereitungsdienst in Rheinland-Pfalz informieren, den ihr nach dem Ersten Staatsexamen antreten müsst, wobei ihr euch natürlich in jedem Bundesland bewerben könnt. Die aktuellen sowie langfristigen Einstellungsaussichten für Absolvent:innen des Referendariats in Rheinland-Pfalz sehen überwiegend gut aus. Wie in den anderen Bundesländern auch kommt es hierbei vermehrt auf die jeweilige Schulform sowie die bestimmte Region und die Fachrichtung an. Während der Bedarf an den meisten Schulformen hoch ist, hält er sich bei den Gymnasien im gemäßigten Bereich, ist dort allerdings im Falle der MINT-Fächer ebenfalls hoch. Auf alle Fälle lohnt es sich, das Lehramt in Rheinland-Pfalz anzustreben. Das dortige Studium bietet eine perfekte Vorbereitung.

Habt ihr Lust bekommen, in Rheinland-Pfalz zu studieren? Oder zieht es euch doch woanders hin? Über welches Bundesland würdet ihr gerne mehr in Bezug auf das Lehramtsstudium erfahren? Schreibt es doch gerne in die Kommentare!

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Bonn/Allensbach. Die Mehrheit der Bevölkerung ist unzufrieden mit der Bildungspolitik in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung, bei der im Juli rund 1.200 Personen befragt wurden. Demnach sind 80 Prozent der Befragten der Meinung, dass sich die Politik nicht ausreichend um das Thema Bildung kümmert. Zudem sind immer weniger Menschen der Meinung, dass Deutschland über ein gutes Bildungssystem verfügt. Nur noch 49 Prozent der Deutschen halten das Bildungssystem für sehr gut oder gut, ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 2018, als noch 70 Prozent dieser Meinung waren und 2020, als es immerhin noch 56 Prozent waren.

Die Umfrage zeigt, dass Bildung weiterhin als eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben für Deutschland angesehen wird. Für die Zukunft des Landes halten die Befragten ein hervorragendes Bildungssystem für noch wichtiger, als beispielsweise ausreichend bezahlbaren Wohnraum, ein leistungsfähiges Gesundheitssystem oder Regelungen für die Zuwanderung nach Deutschland. Lediglich die Ausbildung genügend qualifizierter Fachkräfte wurde von den Teilnehmern der Studie als noch relevanter für die Zukunft in Deutschland betrachtet. 94 Prozent betonen, dass Bildungspolitik einen sehr hohen Stellenwert haben sollte, jedoch sind nur 8 Prozent der Meinung, dass Bildung in der aktuellen Politik diesen Stellenwert ausreichend genießt. 80 Prozent der Befragten sind hingegen der Meinung, dass die Politik sich nicht genügend um Bildungsfragen kümmert. 

Doch trotz dieser hohen Wertschätzung klaffen Wunsch und Wirklichkeit im Bereich der Bildungspolitik weit auseinander. Ein zentrales Anliegen der befragten Personen ist die Sicherstellung gleicher Bildungschancen für alle Kinder, was für 91 Prozent von ihnen das wichtigste Kriterium eines guten Bildungssystems ist. Dahinter folgen gut ausgebildetes Fachpersonal (81 Prozent), eine gute Ausstattung der Schulen und Universitäten mit Lehr- und Lernmitteln (80 Prozent) und erfolgreiche Schulabschlüsse für möglichst viele Jugendliche (77 Prozent). Diese Aspekte werden als entscheidend angesehen, um Kindern und Jugendlichen die besten Chancen für ihre Zukunft zu bieten.

Allerdings zeigt die Umfrage auch, dass nur ein kleiner Teil der Bevölkerung glaubt, dass diese Erwartungen derzeit erfüllt werden. Lediglich 25 Prozent der Befragten sehen gleiche Bildungschancen als gegeben an, und nur 11 Prozent haben den Eindruck, dass das Bildungssystem eine gute Vorbereitung auf das Berufsleben ermöglicht. Dies spiegelt die tiefe Frustration wider, die in weiten Teilen der Bevölkerung vorherrscht. Besonders stark ist die Unzufriedenheit mit dem Lehrkräftemangel und dem häufigen Stundenausfall, die von 84 Prozent bzw. 73 Prozent der Befragten als Probleme genannt werden.

“Die Umfrage spiegelt eine insgesamt negative Sicht der Menschen auf das Wirken der Politik in der Bildung wider”, äußerte sich der Vorsitzende der Telekom-Stiftung, Thomas de Maizière, zu den Ergebnissen: Eine ähnliche Tendenz war bereits in früheren Umfragen zu beobachten, doch dieses Mal fällt die Kritik noch deutlicher aus. So ergab eine Forsa-Umfrage im Februar 2024, dass 68 Prozent der Deutschen die Qualifikation der Schulabgänger:innen heute schlechter einschätzen als vor 30 Jahren (Lehrer News berichtete). Die Ergebnisse der beiden Umfragen verdeutlichen, dass das Bildungssystem für eine große Mehrheit der Bevölkerung von großer Bedeutung ist, die daran geknüpften Erwartungen aber selten erfüllt werden können.

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Digitale Schnitzeljagd “Flucht & Spionage an der Berliner Mauer”

  • Outdoor-Escape-Tour “Flucht & Spionage an der Berliner Mauer”
  • Mission: Flucht eines Kunsthändlers aus der DDR, mit Stasi-Verfolgung
  • Lehrreiches Erlebnis über das Leben in der DDR, mit Rätseln und Fotospots

Berlin, 11. Juni 2024 – Für die Klassenfahrt suchen viele Schüler & Lehrer nach passenden Aktivitäten, die sie gemeinsam erleben können. Mit der Outdoor-Escape-Tour “Flucht & Spionage an der Berliner Mauer” präsentiert SchoolRallye eine spannende Möglichkeit dazu. Die am eigenen Smartphone spielbare Schnitzeljagd führt die Jugendlichen durch die faszinierendsten Bereiche des Mauerstreifens in Berlin-Mitte und lässt sie in die Geschichte eines realen Fluchtversuchs eintauchen.

Gefälschte Gemälde in den Westen schmuggeln und Stasi-Agenten abwimmeln

Bei der interaktiven Schnitzeljagd steht die Mission im Vordergrund: Als Team wird man herausgefordert, einem Kunsthändler bei seiner Flucht aus der DDR zu helfen. Dabei muss man sich gegen die hartnäckige Verfolgung der Stasi wehren und verschiedene Aufgaben bewältigen. Zum Beispiel das Schmuggeln eines gefälschten Gemäldes in den Westen, das Täuschen eines Stasi-Agenten und schließlich das Auffinden des geheimen Fluchttunnels.

Die Tour basiert auf wahren Ereignissen. Während die Gruppe sich durch Berlin navigiert, erfährt sie auf diese Weise nicht nur mehr über das Leben in der DDR und die politischen Konflikte, sondern sie nutzt sogar Techniken zur Verschlüsselung. Diese wurden auch von der Stasi angewendet.

Klassenfahrt in Berlin: Fluchttunnel in den Westen finden & mehr über die DDR erfahren

“Flucht & Spionage an der Berliner Mauer” von SchoolRallye ist ein fesselndes und lehrreiches Erlebnis für Jugendliche auf der Klassenfahrt nach Berlin. Dabei erwartet die Gruppe knifflige Rätsel und tolle Fotospots. Wie und ob es gelingt, dem “Millionär aus der DDR” zu helfen, gilt es gemeinsam herauszufinden. 

Aufgeteilt in 3-4er Gruppen benötigt man lediglich ein aufgeladenes Smartphone, um per Startcode Zugang zum Spiel im Browser zu erhalten. Bei Bedarf steht Micha, der Handlanger, bereit, um Unterstützung zu bieten. Eine abenteuerliche Mission, um den Mauerstreifen auf eine neue Art und Weise zu erleben, die Abwechslung verspricht.

Über SchoolRallye

SchoolRallye® ist eine Marke der Riddle-Game GmbH, die im Jahr 2023 gegründet wurde. Das Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, spannende und lehrreiche Rätseltouren für Jugendliche zu entwickeln. Die Schüler nehmen dabei an interaktiven Missionen teil, die auf wahren Geschichten basieren und sie auf spielerische Weise lehren, komplexe Themen zu verstehen. Die Touren werden eigenständig in kleinen Gruppen per Smartphone durchgeführt, was den Lernprozess zu einem unterhaltsamen und unvergesslichen Erlebnis macht. SchoolRallye verfolgt das Ziel, Schülern neue Erkenntnisse zu ermöglichen – mit Rätselspaß, der sich nicht wie Lernen anfühlt.

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Ein starkes Schulleitbild ist das Herzstück jeder erfolgreichen Schule – es gibt nicht nur die Richtung vor, sondern bildet auch die Basis für Schulentwicklungsprozesse, indem es eine klare Vision vorgibt. Dadurch können gemeinsame Werte, Ziele und Prinzipien für die Schule festgelegt werden. Ein klar formuliertes Leitbild dient als Orientierungshilfe und bringt alle Beteiligten – Lehrkräfte, Schüler:innen, Eltern und die gesamte Schulgemeinschaft – auf einen gemeinsamen Weg. Aus diesem Grund sind Schulentwicklungsprozesse mittlerweile zu einem festen Bestandteil des Schulalltags geworden. Doch wie entsteht ein solches Leitbild? Was ist dabei zu beachten? Im Folgenden zeigen wir euch, worauf es bei einem gelungenen Schulleitbild ankommt.

Um den Begriff des Leitbildes besser zu verstehen, lohnt es sich, einen Blick auf seine Ursprünge zu werfen. Der Leitbildbegriff tauchte zunächst in den 1980er Jahren im Wirtschafts- und Verwaltungsbereich auf, als nach neuen Ausrichtungen und Orientierungshilfen für Arbeits- und Betriebsstrukturen gesucht wurde. In diesem Zusammenhang hat der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Dres. h.c. Knut Bleicher, das Leitbild als eine schriftliche Erklärung beschrieben, die das Selbstverständnis und die Grundprinzipien einer Organisation darlegt sowie Zielzustände skizziert, die als realistisches Idealbild fungieren. Doch welche konkrete Bedeutung hat ein solches Leitbild im schulischen Kontext? 

Leitbild oder Leidbild? Die feine Linie zwischen Vision und Realität

Ein Leitbild formuliert präzise und verständlich, welche Werte dem Handeln der Organisation zugrunde liegen, welchen allgemeinen Zweck sie verfolgt, welche grundlegenden Leistungen erwartet werden können, über welche besonderen Fähigkeiten und Angebote die Organisation verfügt und welche – in unserem Fall pädagogischen – Leitideen sie umsetzt.

Ein Leitbild ist also eine gemeinsame Selbstbeschreibung der Organisation, die von allen Beteiligten getragen wird und sowohl nach außen erkennbar als auch von innen erlebbar sein sollte. Nur so kann es als Leistungsversprechen gegenüber den Schüler:innen und Eltern fungieren. Im Idealfall dient das Leitbild als richtungsweisendes Instrument zur zielorientierten Führung und Weiterentwicklung der Organisation, sodass zukünftige Handlungen und Maßnahmen konsequent an den definierten Werten und Leitsätzen ausgerichtet und beurteilt werden können.

Euer Leitbild sollte idealerweise die aktuelle Realität eurer Schule widerspiegeln und gleichzeitig einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen geben. Es zeichnet also kein utopisches Zukunftsbild, sondern bietet eine realistische Darstellung des Ist-Zustandes und der kurzfristigen Ziele. Als Steuerungsinstrument dient es als Bindeglied zwischen der langfristigen Vision, den mittelfristigen strategischen Entwicklungszielen und den Jahreszielen der Schule. Inmitten der internen und externen Komplexität einer Organisation bietet ein Leitbild den handelnden Beteiligten einen Rahmen und die notwendige Orientierung. Ihr solltet also darauf achten, nicht der Tendenz zu verfallen, Leitbilder als Visionen zu betrachten, die möglicherweise gar nicht erreicht werden können. Dies kann zu scheinheiligen Aussagen ohne Substanz führen. Ein effektiv umgesetztes Leitbild hingegen beschreibt den aktuellen Zustand und die konkreten, aktiven Bemühungen der Schule. So werden im Prozess realistische Maßnahmen entwickelt, die zudem zu festgelegten Zeitpunkten kritisch überprüft werden sollten.

Bei der Entwicklung eines Leitbildes geht es also in erster Linie um die Fragen: Wer sind wir und worin sehen wir unsere Aufgaben? Weitere Motive sind der Aufbau eines schuleigenen Profils (z.B. bei Neugründungen), die Suche nach Orientierung, die Schaffung einer Basis für eine partizipative Schulgemeinschaft, die Verbesserung des Schulklimas und der Beginn eines Diskurses über pädagogische Grundfragen. 

Eine kurze Zusammenfassung: Leitbilder sollen durch klare gemeinsame Ziele Orientierung bieten, alle Beteiligten durch einen größeren Sinnzusammenhang und eine gemeinsame Identität motivieren sowie nach außen hin werben, um Sympathie zu gewinnen. Damit das Leitbild seine Funktionen erfolgreich erfüllen kann, ist eine sorgfältige und durchdachte Entwicklung erforderlich, bei der alle Beteiligten aktiv einbezogen werden.

Der Weg zum Leitbild: Von der Idee zur Umsetzung

Die Entwicklung eines Leitbildes ist ein intensiver Prozess, der sowohl eine intensive Reflexion als auch eine aktive Beteiligung erfordert. Euer Kollegium muss sich intensiv mit den Werten, der Mission und der Vision der Schule auseinandersetzen, um ein gemeinsames Verständnis des zugrunde liegenden Menschenbildes sowie der Grundsätze für Kommunikation und Zusammenarbeit zu entwickeln.

Als erster Schritt sollten zunächst Informationen zur Leitbildentwicklung gesammelt werden. Danach sollten Konzepte entwickelt werden, die Eltern und Schüler:innen in den Prozess der Leitbildentwicklung mit einbeziehen. Die Einbindung dieser Gruppen ist wichtig, um sicherzustellen, dass das Leitbild die Werte und Bedürfnisse der gesamten Schulgemeinschaft widerspiegelt. Der nächste Schritt besteht darin, sich auf gemeinsame Prinzipien zu einigen. Hierfür empfiehlt es sich, zwei Fortbildungstage einzuplanen, in denen das Kollegium, bestehend aus Vertreter:innen verschiedener Bereiche der Schulgemeinde (z.B. Schüler:innen und Eltern), über mögliche Leitbilder diskutiert. Dazu kann eine Leitbild-AG ins Leben gerufen werden, die aus 5 Mitgliedern der jeweiligen Gruppenvertreter:innen besteht. Diese haben dann die Aufgabe, die beschlossenen Grundsätze textlich festzuhalten und zu verfeinern. Als nächstes erfolgt die Implementierung und Durchführung der Leitziele, indem konkrete Aktionen entwickelt und festgelegt werden. Die Evaluation als fortlaufender Prozess ermöglicht es, die festgelegten Maßnahmen regelmäßig zu überprüfen und dadurch kontinuierlich Qualitätsstandards zu sichern.

(Quelle: Schulentwicklung NRW / eigene Darstellung)

Um sicherzustellen, dass das Leitbild zeitgemäß und zukunftsorientiert ist, können die pädagogischen Ziele und Wertvorstellungen der Schule an den 21st Century Skills ausgerichtet werden. Die 21st Century Skills umfassen insgesamt zwölf Fähigkeiten, die Schüler:innen in der heutigen Zeit benötigen, um im Berufsleben erfolgreich zu sein und mit dem schnellen Wandel der modernen Märkte Schritt zu halten. Jede Fähigkeit unterstützt die Schüler:innen auf einzigartige Weise, doch sie haben eines gemeinsam: Im Zeitalter des Internets sind sie unverzichtbar.

(Quelle: iCEV)

Die 21st Century Skills können somit ein zukunftsweisendes Rahmenkonzept und eine erste Orientierung bieten. Bei der Entwicklung eines Leitbildes kann es sinnvoll sein, den Fokus auf die vier Kompetenzen kritisches Denken, Kreativität, Kommunikation und Kollaboration zu legen. Diese sind nicht nur Bestandteil der 21st Century Skills, sondern auch des 4K-Modells.

Darüber hinaus ist zu beachten, dass die pädagogische Zielsetzung des Leitbildes auf den individuellen Schwerpunkt der Schule abgestimmt sein sollte. Handelt es sich beispielsweise um eine MINT-Schule, eine Umweltschule, eine Schule mit inklusivem oder musisch-kulturellem Schwerpunkt? Dann kann es hilfreich sein, die 21st Century Skills heranzuziehen und Punkt für Punkt durchzugehen, um sie mit dem bestehenden Leitbild (falls vorhanden) eurer Schule abzugleichen. Auf diese Weise kann an eurer Schule festgestellt werden, ob Veränderungen in den Bereichen Schulentwicklung, Unterrichtsgestaltung, Personalentwicklung oder im Medienentwicklungsplan notwendig sind.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Finden eines geeigneten Leitsatzes. Eure Schule sollte prüfen, welche Leitsätze des pädagogischen Handelns sie in ihr Leitbild aufnehmen will und kann. Dabei ist zu prüfen, ob die schulischen Rahmenbedingungen, wie beispielsweise die räumliche Ausstattung und die systemischen Rahmenbedingungen, wie z.B. das Zeitbudget der Lehrkräfte, mit dem Leitbild übereinstimmen. Ebenso solltet ihr prüfen, ob sich daraus Konsequenzen für die Schulentwicklung ableiten lassen. 

Leitbild mit Herzschlag: So haucht ihr ihm Leben ein

Neben der Entwicklung eines Leitbildes ist es wichtig, dieses an der Schule mit Leben zu füllen. Das Leitbild kann beispielsweise gemeinsam visualisiert werden, so ist es für alle sichtbar und im Idealfall jederzeit veränderbar. Das Leitbild sollte in einer prägnanten und einfachen Sprache formuliert werden – vielleicht auch nur mit einzelnen plakativen Worten, wie z.B. ‘Kreativität’ in einer musisch-künstlerisch orientierten Schule.

Auch die externe Veröffentlichung des Leitbildes sollte überlegt werden: Ob in Form von Flyern, auf der Schulhomepage, als Teil des Schulprogramms oder im Jahrbuch – die Entscheidung liegt ganz bei euch. Eure Schule sollte aber darauf achten, dass klar geregelt ist, wer für die regelmäßige Aktualisierung zuständig ist, da nur ein aktuelles Leitbild eine Orientierungsfunktion erfüllen kann.

Ein Beispiel für ein gelungenes Leitbild bietet das Gymnasium der Stadt Würselen in Nordrhein-Westfalen. Unter dem Motto “Wir bilden gemeinsam Zukunft”, konzentriert sich die Schule auf eine nachhaltig handelnde Schulgemeinschaft, die besonderen Wert auf Toleranz, Respekt und Verantwortung legt. Aktive Mitbestimmung und Mitverantwortung werden großgeschrieben. Außerdem sollen unter der Beachtung der Individualität aller Schüler:innen Freude am Lernen vermittelt und die eigenen Potenziale entdeckt werden. Die Leitideen sind: Begegnung, Entwicklung, Kooperation, digitale Welt, Wertschätzung, Transparenz, Gesundheit, Nachhaltigkeit, Welt/Europa und Vielfalt. Jeder Leitgedanke wird detailliert erklärt, und es wird aufgezeigt, wie er bereits aktiv in die Praxis umgesetzt wird.

Bei dem Leitgedanken “Begegnung” soll die Schule als Lebensraum wahrgenommen werden, in welchem die persönliche und fachliche Entwicklung der Schüler:innen gefördert werden kann. Dafür stehen ein vielfältiges AG-Angebot, Lern- und Berufsberatung sowie das Fach “Fit for Life” zur Verfügung. Der Leitgedanke “Digitale Welt” soll die Schüler:innen beim Ausbau ihrer digitalen Fähigkeiten unterstützen und sie stark für die digitale Zukunft machen. Dazu verfügt die Schule über moderne Computer und Tablets, ein IT-Team sowie Tabletscouts. Darüber hinaus werden digitale Tools in den Unterricht integriert und ein Future Lab sowie eine Robotik AG angeboten. Das Leitbild des Gymnasiums in Würselen zeigt, wie eine Schule ihre Visionen und Werte in den Schulalltag integriert und dabei die individuelle Entfaltung der Schüler:innen und die Vorbereitung auf die digitale Zukunft in den Mittelpunkt stellt.

Deine Schule, dein Leitbild: Handreichungen in den Bundesländern

Um die Entwicklung eines Leitbildes optimal zu unterstützen, bieten die einzelnen Bundesländer unterschiedliche Handreichungen und Materialien zur Schulprogrammarbeit an. In Baden-Württemberg das Kultusministerium, in Bayern das Staatsministerium für Unterricht und Kultus, in Berlin die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie,  in Brandenburg das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, in Bremen die Senatorin für Kinder und Bildung,  in Hamburg die Behörde für Schule und Berufsbildung, in Hessen das Kultusministerium,  in Mecklenburg-Vorpommern das  Ministerium für Bildung und Kindertagesförderung, in Niedersachsen das Kultusministerium, in Nordrhein-Westfalen das Ministerium für Schule und Bildung, in Rheinland-Pfalz das Ministerium für Bildung, im Saarland das Ministerium für Bildung und Kultur, in Sachsen das Staatsministerium für Kultus, in Sachsen-Anhalt das Ministerium für Bildung, In Schleswig-Holstein das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur und in Thüringen das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport.

Ein gut entwickeltes Schulleitbild bietet eine klare Orientierung und fördert eine gemeinsame Identität innerhalb eurer Schulgemeinschaft. Dabei ist es wichtig, dass die aktuellen Werte und Ziele nicht nur abgebildet, sondern auch regelmäßig überprüft und angepasst werden. Bei entsprechender Planung und Einbeziehung aller Beteiligten kann das Leitbild ein realistisches Abbild eurer Schulgemeinschaft sein und die zukünftige Schulentwicklung unterstützen. Beginnt also den Prozess der Leitbildentwicklung an eurer Schule und gestaltet gemeinsam eine erfolgreiche und zukunftsorientierte Lernumgebung.

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Die Landtagswahl in Sachsen steht vor der Tür, und im Bundesland, das erneut den ersten Platz im Leistungsvergleich der Bildungssysteme aller Bundesländer belegt, dominiert die Bildungspolitik als zentrales Thema. Die Parteien präsentieren in ihren Wahlprogrammen verschiedene Strategien und Reformen, um die Qualität des sächsischen Bildungssystems zu erhalten und es fit für die Zukunft zu machen. Doch was genau steckt hinter diesen Versprechen? Welche Pläne haben die Parteien für Lehrkräfte, Eltern und Schüler:innen? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Bildungsprogramme der Parteien aus Sachsen. 

CDU: Frühkindliche Bildung und Berufsvorbereitung als Schlüssel für den Erfolg 

Die CDU in Sachsen setzt in ihrem Wahlprogramm stark auf die frühkindliche Bildung und die Weiterentwicklung des Schulsystems. Für Kinder vom ersten Lebensjahr bis zum Ende der Grundschulzeit soll ein flächendeckender Betreuungsplatz bereitgestellt werden, wobei das letzte Kita-Jahr kostenlos und als verpflichtendes Vorschuljahr gestaltet werden soll. Um eine gezielte Schulvorbereitung zu ermöglichen, plant die CDU eine "ganzheitliche pädagogische Diagnostik” zwei Jahre vor Schuleintritt, um individuellen Förderbedarf frühzeitig zu erkennen. 

In den Grundschulen legt die CDU großen Wert auf das sichere Beherrschen der Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen bis zum Ende der Grundschulzeit. Die Union unterstützt ein gegliedertes Schulsystem mit Oberschulen als zentrale Säulen und setzt sich weiterhin für die Verbeamtung von Lehrkräften ein, um den Beruf attraktiv zu halten. Förderschulen sollen durch den Ausbau spezialisierter Förderprogramme und die Bereitstellung zusätzlicher Fachkräfte gezielt weiterentwickelt werden, um gezielte Unterstützung für Kinder mit besonderen Bedürfnissen zu bieten. Gleichzeitig wird Inklusion in Regelschulen vorangetrieben, wo dies durch geeignet bauliche Abpassungen und umfassende Betreuungskonzepte sinnvoll und umsetzbar ist.

Die CDU will die Schulen in Sachsen auch stärker mit der Arbeits- und Berufswelt verzahnen. An allen Schulformen soll die Berufsorientierung intensiviert und praktische Bildungsinhalte ausgebaut werden. Ziel ist es, Schüler:innen besser auf das Berufsleben vorzubereiten und die duale Berufsausbildung als gleichwertigen Bildungsweg zu fördern. Um den unterschiedlichen Bedürfnissen leistungsstarker und leistungsschwächerer Auszubildender gerecht zu werden, plant die CDU, Ausbildungsgänge flexibler zu gestalten und zusätzliche Unterstützungssysteme zu etablieren. 

Für die Hochschulbildung strebt die CDU eine Erhöhung der Attraktivität der sächsischen Hochschulen an. Die Partei setzt sich für eine größere Flexibilität bei zulassungsbeschränkten Studiengängen ein, indem diese durch Eignungstests oder Auswahlgespräche geöffnet werden. Zusätzlich soll die Vereinbarkeit von Familie und Studium verbessert werden, zum Beispiel durch die Einführung von Teilzeitstudienmodellen. 

Im Hinblick auf Digitalisierung planen die Christdemokraten, die Medienkompetenz der Schüler:innen zu fördern, indem mehr digitale Lern-Tools und Lern-Apps zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig sollten Schulen mehr Eigenverantwortung in finanziellen und pädagogischen Angelegenheiten erhalten, um gezielter auf die Bedürfnisse der Schüler:innen eingehen zu können. 

AfD: Rückbesinnung auf traditionelle Werte und klare Leistungsanforderungen

Der Landesverband der Alternative für Deutschland Sachsen plant, das Bildungssystem im Freistaat umfassend umzugestalten. Die Partei setzt auf ein gegliedertes Schulsystem und möchte die Förderschulen beibehalten, um Schüler:innen mit speziellen Bedürfnissen separat zu fördern, anstatt diese inklusiv in reguläre Schulen zu integrieren. Das geplante Benotungssystem ab der zweiten Klasse soll den Druck auf die Schüler:innen erhöhen und Leistung von Anfang an in den Vordergrund stellen. Hochbegabte Schüler:innen sollen besondere Förderung erhalten, während gleichzeitig die Gleichstellung freier und staatlicher Schulen gefordert wird. 

Um dem Lehrer:innenmangel zu begegnen, schlägt die vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestufte Partei AfD ein Stipendium für Lehramtsstudierende vor, die sich verpflichten, nach ihrem Studium in Sachsen zu arbeiten. Außerdem möchte die Partei gezielt “politisch motivierte” Inhalte aus dem Unterricht verbannen, das Gendern verbieten und den Islamunterricht abschaffen. Stattdessen sollen traditionelle Familienwerte als zentraler Bestandteil des Unterrichts vermittelt werden, um ein positives Bild von der Familie zu fördern. 

Die AfD legt auch großen Wert auf die Sprachförderung in Kitas und Grundschulen. Der Anteil nicht deutschsprachiger Kinder in Kitas soll durch eine gezielte Zuweisungspolitik und festgelegte Obergrenzen reguliert werden, während die Erzieher:innen verstärkt in Sprachförderung geschult werden sollen. Darüber hinaus plädiert die Partei für eine Verbesserung des Betreuungsschlüssels und für kostenloses Mittagessen in Kitas und Schulen, um die Betreuungssituation zu optimieren. 

Im Hochschulbereich fordert die AfD eine Rückkehr zu Diplom- und Magisterstudiengängen und kritisiert die Bologna-Reform scharf. Die Partei lehnt die Absenkung der Leistungsanforderungen im Abitur ab und möchte die Bildungsstandards wieder stärker an den Anforderungen von Universitäten und Berufsausbildungen ausrichten, was wiederum den Bildungszugang für Schüler:innen erschweren könnte.

BSW: Zurück zu den Wurzeln – Fokus auf Kernkompetenzen und Sprachförderung

Das Bündnis Sahra Wagenknecht - Vernunft und Gerechtigkeit (BSW) stellt in seinem Wahlprogramm für die Landtagswahlen in Sachsen die Bildungspolitik in den Mittelpunkt. Die Partei fordert eine Rückbesinnung auf die Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen in den Grundschulen und schlägt ein Verbot von Smartphones und Tablets bis zur 6. Klasse vor. Ziel ist es, den Fokus der Schüler:innen auf grundlegende Bildungsinhalte zu lenken und digitale Ablenkungen zu minimieren, um die Basis für den späteren Bildungserfolg zu sichern. 

Zur Verbesserung der sprachlichen Fähigkeiten fordert das BSW verpflichtende Sprachtests ab einem Alter von drei Jahren, um mögliche Defizite frühzeitig zu erkennen. Bei Bedarf sollten Kinder verpflichtend eine Kita oder Vorschule besuchen, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Die Partei sieht in der Beherrschung der deutschen Sprache eine essenzielle Voraussetzung für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn und setzt sich daher für eine gezielte Sprachförderung ein. Allerdings ist fraglich, wie realistisch diese Pläne sind, da die Bereitstellung ausreichender Betreuungsplätze in Kitas oder Vorschulen eine Herausforderung sein könnte. Es bleibt offen, ob die dafür notwendigen Ressourcen und Strukturen in der Praxis tatsächlich vorhanden sind.

Um Lehrkräfte zu entlasten und die Qualität des Unterrichts zu verbessern, plant das BSW die Einführung multiprofessioneller Teams an den Schulen, bestehend aus IT-Manager:innen, Sozialarbeiter:innen und Psycholog:innen. Jede Schule soll mindestens eine:n Schulsozialarbeiter:in erhalten, um eine bessere Unterstützung für Schüler:innen zu gewährleisten. Zudem sollen Oberschulen und Gemeinschaftsschulen finanziell gestärkt werden, um eine hohe Bildungsqualität und gleiche Chancen für alle zu sichern. 

Ein weiterer Schwerpunkt des Programms liegt auf der Reform des Lehramtsstudiums zu einem dualen Modell mit starkem Praxisbezug, um den Einstieg in den Lehrer:innenberuf zu erleichtern und die Attraktivität des Berufs zu steigern. Das BSW betont die Bedeutung einer modernen Bildungsinfrastruktur, die Schulschließungen in ländlichen Regionen verhindern und bestehende Schulstandorte erhalten soll. Insgesamt zielt das Bildungskonzept des BSW darauf ab, eine gerechte und hochwertige Bildung für alle Kinder in Sachsen zu gewährleisten, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und ihrem Wohnort. 

SPD: Bildungsoffensive für mehr Gerechtigkeit und soziale Teilhabe 

Im Wahlkampf zu den Landtagswahlen legt die SPD Sachsen einen besonderen Schwerpunkt auf die Bereiche Bildung und Forschung. Die Partei sieht die Sicherung und den Ausbau der Spitzenposition Sachsen in diesen Bereichen als zentrale Aufgabe an. Dabei steht vor allem die Anpassung des Bildungssystems an die sich wandelnden Anforderungen der modernen Welt im Mittelpunkt. 

Die Sozialdemokrat:innen betonen, dass das sächsische Bildungssystem durch die Arbeit von Erzieher:innen, Lehrer:innen und Wissenschaftler:innen bundesweit anerkannt und respektiert wird. Dieses Fundament will die Partei stärken und weiterentwickeln. Ein zentraler Punkt des Wahlprogramms ist die Förderung selbstständigen Lernens, der Ausbau digitaler Kompetenzen und ein verstärktes Verständnis für nachhaltige Entwicklung. Die Schule der Zukunft sieht die SPD als einen Ort, an dem Eigenverantwortung, Praxisnähe und soziale Kompetenzen im Vordergrund stehen. Ziel ist es, jedem Kind unabhängig von sozialer Herkunft gleiche Chancen auf Bildung und persönliche Entwicklung zu bieten. 

Auch die Hochschulbildung steht im Mittelpunkt des SPD-Programms. Die Partei plant, 450 zusätzliche Dauerstellen an Hochschulen zu schaffen, um gute Lehre und innovative Forschung langfristig zu sichern. Die berufliche und akademische Ausbildung sollen als gleichwertig betrachtet und durchlässiger gestaltet werden, um Fachkräfte der Zukunft auszubilden. Dazu gehört auch die Förderung des dualen Studiums und die Verbesserung der Bedingungen für Studierende und Lehrende durch moderne Infrastruktur. Zudem sollen klare rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die unter anderem die Gestaltung von Verträgen, Studienbedingungen und Arbeitsverhältnissen sowie die Absicherung der dualen Studiengänge umfassen. 

Die SPD sieht in der Bildungspolitik auch eine Antwort auf den demografischen Wandel in Sachsen. Anstatt auf Schulschließungen zu setzen, möchte die Partei ein dichtes Netz an Schulen erhalten und ausbauen. Schulen sollen zu Orten der Begegnung und des sozialen Miteinanders werden, die kurze Wege für Kinder und Jugendliche garantieren. Darüber hinaus setzt sich die SPD für den Ausbau der frühkindlichen Bildung und eine bessere Unterstützung von Kindern mit besonderem Förderbedarf ein. Mit einem ganzheitlichen Ansatz will die SPD Sachsen nicht nur Spitzenreiter in der Bildung bleiben, sondern auch den sozialen Zusammenhalt und die Chancengleichheit stärken. 

Bündnis 90/Die Grünen: Digitale und praxisnahe Bildung für alle 

Die Grünen setzen sich dafür ein, Schulen als lebensnahe Lernorte zu gestalten, an denen praktische Fähigkeiten und berufliche Orientierung eine größere Rolle spielen. Die Partei betont die Notwendigkeit, Berufs- und Studienorientierung gleichwertig zu vermitteln, um Schüler:innen umfassende Zukunftsperspektiven zu bieten. Für Schüler:innen, die ihren Abschluss nicht geschafft haben oder drohen abzubrechen, wollen die Grünen flexible Wege schaffen, um diesen durch praktische Arbeit oder zusätzliche Bildungsangebote nachzuholen. 

Angesichts des Lehrkräftemangels und Unterrichtsausfällen fordern die Grünen digitales und hybrides Lernen als Ergänzung zum Präsenzunterricht. Dabei setzen sie auf die Weiterbildung von Lehrkräften, um diese gezielt auf die Anforderungen des digitalisierten Unterrichts vorzubereiten, während IT-Administrator:innen an Schulen für die notwendige Wartung der technischen Infrastruktur sorgen sollen. Durch Schulkooperationen will die Partei sicherstellen, dass Bildung auch in abgelegenen Gebieten oder bei geringen Schüler:innenzahlen zugänglich bleibt, indem Schulen Ressourcen und Lehrkräfte effizienter gemeinsam nutzen. 

Das grüne Bildungsprogramm sieht außerdem vor, die Autonomie der Schulen zu stärken, indem diesen mehr Befugnisse  bei der Budgetverwaltung eingeräumt werden. Zudem soll sichergestellt werden, dass Schulen in freier Trägerschaft ebenfalls von staatlichen Förderprogrammen profitieren. Zudem wird der Einsatz von multiprofessionellen Teams aus Praxisberater:innen, Inklusionsassistent:innen und Schulpsycholog:innen gefördert, um die Lehrkräfte zu entlasten und den Schüler:innen eine umfassendere Unterstützung zu bieten. 

Ein besonderes Anliegen der Partei ist die Förderung von Deutsch als Zweitsprache, um die Integration von zugewanderten Kindern zu erleichtern. Die Partei setzt sich dafür ein, dass alle Schüler:innen Zugang zu einer modernen und inklusiven Bildung erhalten, die sie auf die Herausforderungen einer globalisierten und digitalisierten Welt vorbereitet. Dabei legt die Partei großen Wert auf eine breite Zugänglichkeit von Bildungsangeboten, auch im digitalen Bereich, um die Medienkompetenz von Schüler:innen, Eltern und Lehrkräften zu stärken. 

Die Linke: Bildungsrevolution für mehr Chancengleichheit

Die Linke in Sachsen fordert eine umfassende Reform des Bildungssystems, die weit über bloßes Qualitätsmanagement hinausgeht. Die Partei sieht Bildung als einen integrativen Prozess, der die verschiedenen sozialen und kulturellen Hintergründe der Schüler:innen berücksichtigen muss. Gemeinschaftsschulen soll zum Standardmodell im sächsischen Bildungssystem werden, um soziale Barrieren abzubauen und gerechtere Bildungschancen zu schaffen. Insbesondere im ländlichen Raum soll diese Schulform gefördert werden, um längeres gemeinsames Lernen zu ermöglichen. 

Ein zentrales Anliegen der Linken ist die Abschaffung von Schulnoten zugunsten von Lernentwicklungsberichten, die die individuellen Fortschritte der Schüler:innen besser widerspiegeln. Zudem sollen Hausaufgaben abgeschafft und durch eine Ganztagsschule ersetzt werden, die ein breites Spektrum an Lern- und Freizeitmöglichkeiten bietet. Diese Maßnahmen sollen den Druck auf die Schüler:innen verringern und mehr Raum für Kreativität und soziale Interaktion schaffen. 

Die Partei betont auch die Notwendigkeit einer inklusiven Bildungspolitik, die allen Schüler:innen, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, Migrationsgeschichte oder besonderen Bedürfnissen gerecht wird. Dazu gehört der Rückbau des Förderschulsystems und die barrierefreie Gestaltung aller Schulen. Die Deutsche Gebärdensprache soll als Fremdsprache anerkannt und Sonderpädagog:innen verstärkt in Regelschulen integriert werden, um eine umfassendere inklusive Bildung zu fördern. 

Darüber hinaus setzen sich die Linken für eine bessere digitale Ausstattung und Bildung an den Schulen ein. Die Partei fordert, dass alle Schüler:innen und Lehrkräfte Zugang zu notwendigen digitalen Lernmitteln haben und dass IT-Administrator:innen für die Wartung der Geräte verantwortlich sind. Dies soll sicherstellen, dass der Unterricht modern und inklusiv ist und den Anforderungen einer digitalen Gesellschaft entspricht. 

FDP: Moderne Schulen durch Innovation und Selbstverantwortung 

Die FDP Sachsen setzt in ihrem Wahlprogramm auf eine umfassende Neuausrichtung des Bildungssektors. Die Partei betont die Förderung von mehr Projektunterricht, klassenübergreifendem Lernen, der Gründung von Schüler:innenfirmen und einer stärkeren Einbeziehung der Wirtschaft in den Schulalltag. Die Bildungslandschaft soll stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler:innen ausgerichtet werden, um ihnen mehr Freiheit und Eigenverantwortung zu ermöglichen.

Zur Verbesserung der schulischen Infrastruktur plant die FDP, die Mittel für den Bau und die Sanierung von Schulen und Kitas zu erhöhen. Das Essen in diesen Einrichtungen soll langfristig bezahlbar und eventuell kostenlos werden. Um den Lehrkräftemangel zu bewältigen, schlägt die FDP den Einsatz von Lernbegleiter:innen vor, die Schüler:innen bei Unterrichtsausfällen mit digitalen Modulen betreuen. Auch sollen Schulbücher digital bereitgestellt werden, um den Zugang zu Lernmaterialien zu erleichtern. 

Die Freien Demokraten möchten die berufliche Bildung stärken und sicherstellen, dass diese gleichwertige Karrierechancen wie akademische Abschlüsse bieten. Dazu gehört die Einführung eines neuen Schulfachs zur Wirtschafts- und Finanzbildung ab der Sekundarstufe I. Im Gymnasium soll das Kurssystem bereits ab der neunten Klasse gelten, um eine stärkere Spezialisierung zu ermöglichen. Die Schulzeit soll konsequent auf die Anforderungen der folgenden Berufs- oder Hochschulausbildung ausgerichtet sein. 

Die Partei setzt sich auch für die Einführung eines flexiblen, ortsnahen Ausbildungsangebots ein und will die Meisterausbildung kostenfrei gestalten. Die Finanzierung der Hochschulen soll neu strukturiert werden, indem sie sich an der Zahl der Abschlüsse statt an der Anzahl der Studierenden orientiert. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, ein modernes, digitales und praxisorientiertes Bildungssystem in Sachsen zu etablieren, das die individuellen Potenziale der Schüler:innen fördert.

Doppelwahl im Osten: Sachsen und Thüringen wählen ihre Landtage

Die sächsische Landtagswahl am 1. September findet zeitgleich mit der Wahl in Thüringen statt und ist eine von drei wichtigen Wahlen in den neuen Bundesländern in diesem Jahr. In dieser Übersicht haben wir uns auf die Parteien konzentriert, die voraussichtlich in den sächsischen Landtag einziehen werden. Der aktuelle Wahltrend zeigt, dass die CDU mit 32,2 Prozent, die AfD mit 30,5 Prozent, das BSW mit 13,4 Prozent, die SPD mit 6,2 Prozent und die Grünen mit 5,5 Prozent den Einzug in den achten sächsischen Landtag schaffen könnten. Die Linke liegt mit 3,9 Prozent zwar unter der Fünf-Prozent-Hürde, könnte aber dank der Alternativ-Klausel mit zwei Direktmandaten dennoch ins Parlament einziehen. Die vorläufigen Wahlergebnisse werden im Laufe des Wahlabends nach Schließung der Wahllokale bekannt gegeben.

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Künstliche Intelligenz (KI) prägt unser alltägliches Leben maßgeblich, sei es bei der Übersetzung von Texten, der Erstellung von Zusammenfassungen oder zur Erzeugung von Bildern. Insbesondere das KI-System ChatGPT sorgte in den letzten Jahren für eine hitzige Debatte darüber, welche Möglichkeiten sich durch die Nutzung Künstlicher Intelligenz eröffnen und welche Probleme entstehen könnten. Für viele Lehrkräfte erfordert die Nutzung technischer Angebote bisweilen einen Mehraufwand. Hier könnte Künstliche Intelligenz den Lehrprozess durch die Automatisierung verschiedener Aufgaben entscheidend verändern.

Wie weit ist Künstliche Intelligenz in Klassenzimmern? 

Der KI-Dienst ChatGPT ist bei Schüler:innen bei weitem am beliebtesten, bisher wird das Tool jedoch größtenteils aus eigenem Interesse heraus genutzt, denn der Einsatz von KI-Angeboten in Schulen befindet sich noch in seinen Anfängen. Die Erwartungen sind dennoch hoch: Laut der Studie “Pioniere des Wandels” aus diesem Jahr, in welcher rund 1.500 Personen zwischen 14 und 20 Jahren befragt wurden, rechnen 51 Prozent der Befragten damit, dass KI den Unterricht an Schulen in den nächsten drei bis fünf Jahren verändern wird. 

Um ihre Einsatzmöglichkeiten richtig zu erkennen, benötigt es einen Überblick über die verschiedenen Arten von Künstlicher Intelligenz. Besonders relevant für den Unterricht sind Generative KI-Systeme und Intelligente Tutorsysteme (ITS). Generative KI-Systeme, zu denen auch ChatGPT gehört, können Texte erstellen oder Fragen beantworten. Intelligente Tutorsysteme sind unter anderem in der Lage, das Lernen für die Schüler:innen zu personalisieren, ihren Lernfortschritt zu überwachen und ein Modell des Lernenden mit einer dazugehörigen Lernstrategie zu erstellen.

In Pilotprojekten werden verschiedene Ansätze ausgetestet: Eine Londoner Schule ersetzt den klassischen Unterricht durch KI, da es den Schüler:innen erlaube, die Inhalte in ihrem eigenen Tempo zu erlernen. Auch in Deutschland scheint sich das Interesse an Künstlicher Intelligenz an Schulen zu verstärken, so kam ein Pilotprojekt mit diversen teilnehmenden Schulen im Sommer 2023 zu dem Schluss, dass die Nutzung von Tools wie schulKI bestimmte Bereiche des Unterrichts unterstützen und die Lehrkräfte entlasten könnte.

Wie könnten Schüler und Lehrkräfte KI effizient nutzen? 

Lehrkräfte können durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz auf fachlicher, aber auch auf administrativer Ebene profitieren. KI-Systeme sind in der Lage, Routineaufgaben, beispielsweise die Planung von Unterrichtsstunden zu vereinfachen oder die Korrektur von Prüfungen zu beschleunigen, sodass Lehrkräfte entlastet werden könnten. Mithilfe von Systemen wie ChatGPT oder schulKI lassen sich auch Übungsmaterialien für verschiedene Fächer und Anforderungsniveaus erstellen oder Musterlösungen herstellen. Das generative KI-Tool ChatGPT eignet sich besonders für die Erstellung von Texten, etwa Musterlösungen, Textaufgaben oder Zusammenfassungen. Wichtig hierbei ist das genaue Prompten, also die Erstellung einer konkreten Anweisung für das KI-System. Ein guter Prompt benötigt Klarheit, Kontext und Präzision: Der Prompt “Erstelle ein Arbeitsblatt für den Geschichtsunterricht einer siebten Klasse, in welcher die Ursachen und Folgen der Französischen Revolution abgefragt werden. Nutze dabei die Quelle XY als Basistext” führt zu einem genaueren und passenderen Ergebnis als “Erstelle ein Arbeitsblatt zur Französischen Revolution”. Die hilfreichsten Prompts für ChatGPT können Sie hier finden. Die Künstliche Intelligenz schulKI wurde extra für den Gebrauch in Schulen entwickelt und bietet Lehrkräften zahlreiche Funktionen für verschiedene Unterrichtsfächer an. Lehrkräfte haben die Möglichkeit, ihren Unterricht durch die verschiedenen Funktionen und dem einfachen Teilen mit Schüler:innen dynamischer zu gestalten. Die KI zeichnet sich außerdem durch die Arbeit mit fachspezifischen Chatbots aus: So können Schüler:innen zum Beispiel durch die Interaktion mit einem Debattier-Coach das Debattieren praktisch erlernen und üben. Weitere Funktionen des Tools können Sie im Lehrer-News Check finden.

Selbstverfasste Texte können durch den Optimierungsservice von DeepL überarbeitet werden. Besonders an diesem Tool ist die Möglichkeit, Texte an verschiedene Zielgruppen anzupassen und unterschiedliche Formulierungsalternativen zu generieren. Schüler:innen haben die Möglichkeit, KI als individuelle Lernhilfe zu nutzen, beispielsweise durch die Erstellung von Gliederungen, Listen oder Übersichten. Auch individuelles Feedback zu bereits bearbeiteten Aufgaben kann durch Systeme wie Fiete.ai generiert werden. Noch geforscht wird zu kommunikativen Systemen, welche sich an die Sprechweise der Schüler:innen anpassen und somit neue Arten des Lernens ermöglichen.

Diese Individualisierung des Unterrichts hat die Möglichkeit, Schule allgemein inklusiver zu gestalten, da Schüler:innen individuell gefördert werden können. Durch die Automatisierung von Routineaufgaben bietet KI die Möglichkeit, Lehrkräfte zu entlasten und dadurch die individuelle Förderung von Schüler:innen in den Vordergrund zu stellen. Den Stärken und Schwächen einzelner Schüler:innen innerhalb heterogener Schulklassen kann somit mehr Beachtung geschenkt werden. 

Was ist bei der Nutzung zu beachten? 

Die Nutzung Künstlicher Intelligenz in Schulen kann einige Vorteile mit sich bringen. Trotzdem hat sie auch ihre Grenzen: Fachdidaktische Perspektiven werden in der Entwicklung solcher Systeme bisher kaum beachtet. Um einen besseren Einsatz von KI im Klassenzimmer zu gewährleisten, müssen in ihrer Entwicklung Pädagog:innen sowie Psycholog:innen zu Wort kommen. Auch die Thematisierung bedenklicher Aspekte bezüglich dieser Angebote und die Sensibilisierung für deren Schwachstellen ist bedeutsam, um Kindern und Jugendlichen einen kritischen Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln. 

Wichtig ist also, diese Dienste nicht stumpf als Ersatz für klassischen Unterricht zu nutzen, sondern sie ergänzend und gezielt in den Unterricht einzubinden. So kann auch sichergestellt werden, dass Schüler:innen zwar in ihrem eigenen Tempo lernen, sich aber trotzdem keine zu große Differenz zwischen leistungsstärkeren und -schwachen bildet. Um den Einsatz von KI in Schulen zum Regelfall zu machen, braucht es die nötigen technischen Rahmenbedingungen, etwa eine starke digitale Infrastruktur und Zugang zu digitalen Endgeräten für alle Schüler:innen. Außerdem muss das Schulpersonal in die unterschiedlichen Systeme eingeführt werden und es müssen klare Regeln für den Einsatz dieser Dienste durch Lehrkräfte und Schüler:innen sowie den Datenschutz gelten, denn datenschutzrechtlich sind einige Aspekte bezüglich KI im Unterricht zu beachten. Laut dem Handlungsleitfaden zum Umgang mit textgenerierenden KI-Anwendungen des Schulministeriums Nordrhein-Westfalen ist die Nutzung von ChatGPT auf eigenen Endgeräten der Schüler:innen nicht zu empfehlen, während der Einsatz durch Lehrkräfte im Plenum zunächst die sicherste Alternative darstelle, solange keine personenbezogenen Daten von Schüler:innen übermittelt werden.

Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, das Schulsystem, wie wir es kennen, weitreichend zu verändern. Durch die zahlreichen Einsatzmöglichkeiten für Lehrkräfte und Schüler:innen kann die Art und Weise, wie gelehrt und gelernt wird, zukünftig automatisiert und individualisiert werden. Trotz dessen sollten entsprechende Dienste mit Vorsicht genossen werden: Bisher kann KI noch keine fachdidaktische Perspektive bieten und benötigt umfassendere datenschutzrechtliche Verordnungen. Der reguläre Einsatz von KI in deutschen Klassenzimmern wird wohl noch auf sich warten lassen - trotzdem ist es umso wichtiger für Schulen, sich jetzt mit den zukünftigen Chancen von KI-Diensten auseinanderzusetzen.

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Wiesbaden. In Hessen sollen Quereinsteiger:innen mit einem Universitätsabschluss künftig leichter den Weg in den Lehrer:innenberuf finden. Bisher war es für Quereinsteiger:innen Pflicht, zwei Fächer zu unterrichten. Diese Hürde entfällt nun: Wer einen Master-, Diplom- oder Magisterabschluss besitzt, kann künftig gemäß dem eigenen Studiengang und nach erfolgreichem Referendariat in nur einem Schulfach unterrichten. Dies soll den Berufszugang erheblich erleichtern und den Einstieg in eine Beamtenlaufbahn ermöglichen. Das Gesetz soll noch in diesem Jahr im Landtag eingebracht werden.

Kultusminister Armin Schwarz (CDU) betont bei der Vorstellung der Reform zum Start des Schuljahres 2024/25 die Bedeutung dieses Schrittes: “Wir schaffen hier ein attraktives Berufsangebot für alle, die sich die gesellschaftlich wichtige Aufgabe in der Schule gut für sich vorstellen können, aber mit den bisher geforderten zwei Schulfächern nicht die entsprechenden Voraussetzungen erfüllten.” Neben Quereinsteiger:innen sollen auch ausländische Lehrkräfte mit einem Fachabschluss von der Reform profitieren.

Hessen kämpft gegen den Lehrermangel

Trotz der Anpassungen bleibt der Lehrkräftemangel auch in Hessen ein drängendes Problem. Laut Angaben des Bildungsministeriums arbeiten an den 1.810 öffentlichen Schulen in Hessen derzeit mehr als 65.000 Lehrkräfte – so viele wie noch nie zuvor. Allein zum neuen Schuljahr wurden 1.000 neue Lehrkräfte mit abgeschlossenem Referendariat eingestellt und 600 zusätzliche Stellen geschaffen. Doch trotz dieser Maßnahmen bleibt die Zahl der unbesetzten Stellen hoch. Im letzten Schuljahr lag die Zahl der unbesetzten Stellen bei rund 1.000. Besonders betroffen sind die Jahrgänge der Klassen 5 bis 10 an Gesamtschulen sowie die berufsbildenden Schulen. 

Hinzu kommt, dass auch die Zahl der Schüler:innen in Hessen steigt. So erhöhte sich die Anzahl der Schüler:innen von 793.000 im vergangenen Schuljahr auf nun 810.000. Besonders stark zeigt sich dieser Anstieg bei den Erstklässler:innen, deren Zahl auf 60.400 kletterte. Ein Grund dafür ist die Zunahme junger Geflüchteter aus der Ukraine.

Kritik von Opposition und Verbänden

Die angekündigte Reform für Quereinsteiger:innen stößt auf unterschiedliche Reaktionen. Die Grünen im hessischen Landtag begrüßen zwar den erleichterten Zugang für Ein-Fach-Lehrkräfte, kritisieren jedoch Kürzungen finanzieller Mittel im Bildungsbereich scharf. Daniel May, bildungspolitischer Sprecher der Grünen, bemängelt: “Dass die neue Landesregierung trotz der angespannten Lehrkräftesituation als eine ihrer ersten Amtshandlungen über 200 Lehrkräftestellen gestrichen hat, sendet das völlig falsche Signal.” Die geplanten Maßnahmen reichten nicht aus, um den Lehrkräftemangel wirksam zu bekämpfen. Die AfD hingegen kritisiert den vereinfachten Einstieg für Quereinsteiger:innen und spricht von einer “Entprofessionalisierung des Lehrerberufs”. 

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnt davor, dass die zusätzlichen Lehrkräfte noch immer nicht ausreichen würden. “So wird es schwer, die wachsenden und vielfältigen Aufgaben zu bewältigen. Dazu zählen neben dem Unterricht: der Ausbau von Ganztagsangeboten, die Demokratiebildung, die Integration und Sprachförderung sowie die Medienkompetenz. Das hessische Bildungssystem ist nach wie vor auf Kante genäht“, kommentiert Thilo Hartmann, Vorsitzender der hessischen GEW.

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Zuhause hinter dem Laptop sitzen, weil die nächste Prüfung ansteht – Diese Situation kennen fast alle, die zur Schule oder Uni gehen. Natürlich, Lernen an sich ist erst einmal etwas sehr Bereicherndes, kann aber auch schnell einsam sein. Vielleicht ist es gar nicht direkt greifbar, sondern vielmehr ein Gefühl, das sich nach und nach anschleicht, ganz unscheinbar – und dann doch oft sehr schmerzhaft sein kann. Nadine und ich haben seit über einem Jahr einen gemeinsamen Instagram Account, auf dem wir über positives Lernverhalten und mentale Gesundheit sprechen. Tagtäglich bekommen wir Nachrichten wie: “Ich fühle mich beim Lernen oft so alleine” oder “Aktuell ist daheim so viel los, dass ich mich gar nicht richtig konzentrieren kann”. Verschiedene Stimmen, mit fast immer derselben Message: Alleinsein tut weh, ist aber leider ein Gefühl, das junge Menschen in vielen Situationen begleitet. 

Warum ist das so?

Vor allem seit den Lockdowns während der Coronapandemie wurden einige Studien durchgeführt, die die Einsamkeit der unterschiedlichen Altersklassen messen wollten. Doch obwohl die Pandemie mittlerweile vorbei ist, scheint das Thema präsenter denn je – gerade bei Jüngeren. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung hat gezeigt, dass sich fast jeder zweite junge Mensch einsam fühlt: Sowohl emotionale als auch soziale Einsamkeit spielen hier eine große Rolle. Emotionale Einsamkeit beschreibt das Gefühl, sich innerlich allein und isoliert zu fühlen, selbst wenn man von anderen Menschen umgeben ist. Es bedeutet, dass eine tiefe emotionale Verbindung zu anderen fehlt, was oft zu einem anhaltenden Gefühl der Leere und des Unverstandenseins führt. Die soziale Einsamkeit wiederum meint das Gefühl, isoliert zu sein, weil es an sozialen Kontakten und einem unterstützenden sozialen Netzwerk fehlt. Menschen, die sozial einsam sind, haben oft das Gefühl, dass sie nicht genügend enge Beziehungen oder Freundschaften haben, auf die sie sich verlassen können. Das kann entstehen, wenn jemand wenige soziale Interaktionen hat oder sich von den sozialen Gruppen, in denen er sich befindet, ausgeschlossen fühlt. 

Kurz gesagt: Hier scheint ein gesellschaftliches Problem zu bestehen, mit dem schon längst nicht mehr nur die ältere Generation zu kämpfen hat. Öfter sind junge Frauen betroffen, am stärksten sei es zwischen 19 und 22 Jahren. 

Doch was steckt eigentlich dahinter? Unterschiedlichste Faktoren bedingen, dass wir uns gerade in jungen Jahren oft alleine fühlen. Die Bertelsmann Stiftung konnte feststellen, dass meistens die Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben der Auslöser für das Empfinden von Einsamkeit ist. Vielleicht habe ich private Probleme, bin unzufrieden mit meinem Studium oder vermisse wertschätzende soziale Kontakte, die mir Halt geben. Oft fehlt es an Austausch, an sicheren emotionalen Bindungen, die es uns erlauben, uns mit unseren Sorgen und Anliegen zu öffnen. Nicht alle haben einen besten Freund oder eine beste Freundin an der Seite, viele sind im Alltag dann doch ausschließlich auf sich gestellt und fühlen sich damit schlichtweg überfordert. Wenn doch fast niemand mit mir über mein psychisches Wohlbefinden spricht, wie soll ich dann eine Achtsamkeit dafür entwickeln und wissen, was mir hilft? Genau an dieser Stelle müssen wir alle zusammen ansetzen und uns die große Frage stellen: Was können wir dagegen machen?

Einsamkeits-Stopp!

Nun haben wir heute den Vorteil, dass wir immer und überall vernetzt sind: Face-Time, Instagram, WhatsApp – alles gar kein Problem. Doch nur diese Medien alleine genügen anscheinend noch nicht. Gerade in der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern erscheint es umso bedeutender, ihnen Ideen und Strategien mit auf den Weg zu geben, die an schweren Tagen helfen. Hier braucht es vielseitige Ansätze, die sowohl individuelle als auch gemeinschaftliche Maßnahmen einschließen. 

Ein guter Anfang ist es immer, echte und tiefere soziale Verbindungen zu fördern, ein Miteinander: Regelmäßige Treffen mit Freundinnen und Freunden, mit der Familie, mitmachen in lokalen Gruppen oder gemeinsamen Hobbys nachgehen. Ich für meinen Teil hätte mich in der eigenen Schulzeit gefreut, wenn meine Lehrerinnen und Lehrer mich ab und an daran erinnert hätten, wie wichtig mein Leben abseits des Klassenzimmers doch auch ist.

AGs in der Schule können ein tolles Tool sein, um Jugendliche mit ähnlichen Interessen zusammenzubringen und sie gemeinsam neue Erfahrungen sammeln zu lassen. Auch Gruppenarbeiten im Unterricht fördern den Austausch. Aber ein Punkt erscheint hier noch wichtiger:

  • Das Thema psychische Gesundheit: Hier geht tatsächlich noch eine Menge. Wie soll ich neue, zwischenmenschliche Bindungen zulassen, wenn ich vielleicht nicht mal eine gute Bindung zu mir selbst habe? Schule muss Zugang zu psychologischer Aufklärung und Unterstützung geben. Wir müssen lernen, was es bedeutet, uns selbst zu reflektieren, was es bedeutet, viel zu fühlen. So oft denken junge Menschen, dass etwas an ihnen “falsch” sei, weil sie unterschiedliche Emotionen empfinden und wiederum das stimuliert dann das Gefühl, damit alleine zu sein. 
  • Ob es Programme vor Ort sind, eine wöchentliche gemeinsame Stunde mit der Klasse oder regelmäßige Besuche bei psychologischen Fachkräften: Das Thema “mentale Gesundheit” überhaupt erstmal anzusprechen und ihm einen Raum zu geben, ist der wichtigste Schritt. In den meisten Fällen brauchen wir - gerade im jungen Alter – einfach nur einen geschützten Raum, um uns mitzuteilen. Wenn es uns als Lehrkräften gelingt, diesen Raum zu bieten, haben wir schon sehr viel geschafft.

Konkrete Tools, die helfen können

Wenn du Lehrkraft bist und bis hier hin gelesen hast, dann schau dir doch mal diese Anlaufstellen an, die deine Schülerinnen und Schüler unterstützen: Krisenchat ist ein tolles Tool, bei dem junge Menschen 24/7 eine Fachkraft erreichen können. Eine kurze Nachricht über WhatsApp genügt und schon können sie mit jemandem chatten. Auch wenn es nach wenig klingt: Eine kurze Textnachricht, die es mir ermöglicht meine Gefühle endlich einmal offenzulegen, kann aus Erfahrung so einiges bewirken. Auf Social Media sprechen Accounts wie jugendnotmail, male.geers, elenaannamayr oder auch wir auf eine unaufdringliche und sanfte Art über mentale Gesundheit. So wird das Thema ganz nebenbei vermittelt und eine Wahrnehmung dafür geschaffen - und das ist vor allem für junge Menschen essenziell. Die App Headspace gibt kurze Meditations- und Entspannungsimpulse und ermöglicht uns, trotz Alltags- und Lernstress einmal kurz abzuschalten.

Auch die Nummer gegen Kummer ist telefonisch rund um die Uhr erreichbar und steht bei Problemen und Sorgen kompetent zur Seite. Wenn es also einfach mal Redebedarf gibt und eine Textnachricht nicht ausreicht, kann hier immer jemand am anderen Ende der Leitung weiterhelfen.

Klar ist: All das reicht noch nicht. Aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung: Darüber sprechen, Sicherheit geben, das Gefühl vermitteln, dass alle Gefühle valide sind. Zusammen können wir es schaffen, diese am Anfang genannten Zahlen zu verringern. Da sind wir uns ganz sicher.
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Wiesbaden. Aufgrund des zunehmenden Rechtsextremismus in Deutschland fordert die Landesschülervertretung Hessen verpflichtende Gedenkstättenbesuche für alle Schüler:innen. Besuche von NS-Gedenkstätten und anderen historischen Stätten der NS-Zeit sollen in die Lehrpläne aller Schulen aufgenommen werden. Die stellvertretende Landesschulsprecherin Nele Vogel betonte, wie wichtig es sei, die Erinnerung an die Gräueltaten der NS-Zeit durch direkte Auseinandersetzung wachzuhalten: “Um der Verbreitung von rechtem Gedankengut wirksam vorzubeugen, fordern wir verpflichtende Besuche von Gedenkstätten und historischen Stätten der NS-Zeit. Nur durch die direkte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit können wir junge Menschen sensibilisieren und eine Wiederholung der Geschichte verhindern.” Besonders wichtig sei es, auch jene Schüler:innen zu erreichen, die nicht die gymnasiale Oberstufe besuchen, da die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit bislang vor allem in höheren Bildungsstufen thematisiert werde.

In den meisten anderen Bundesländern gibt es bislang keine vergleichbaren Verpflichtungen. Lediglich in Bayern ist der Besuch einer KZ-Gedenkstätte für alle Schüler:innen an Realschulen und Gymnasien bereits Pflicht. Andere Bundesländer empfehlen Besuche, machen diese jedoch nicht zur Pflicht, was zu einer uneinheitlichen Praxis in der schulischen Auseinandersetzung mit der NS-Zeit führt.

Diskussion um verpflichtende Gedenkstättenbesuche

Bereits im April dieses Jahres brachte die Unionsfraktion im Bundestag einen Antrag ein, der bundesweit verpflichtende Besuche von KZ-Gedenkstätten für alle Schüler:innen forderte. Die Unionsfraktion argumentierte, dass solche Besuche ein wesentlicher Bestandteil im Kampf gegen Antisemitismus seien. Thomas Jarzombek, bildungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, sagte dazu: “Wir müssen die Erinnerung an die Schrecken der Schoah bei den nachkommenden Generationen wachhalten.”

Die Forderung der Union stieß jedoch auf gemischte Reaktionen seitens der Gedenkstätten. Während einige Gedenkstättenleiter wie Jörg Skriebeleit von der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg die Initiative der Unionsfraktion grundsätzlich befürworteten und eine flächendeckende Verpflichtung für sinnvoll halten, äußerten andere erhebliche Bedenken. So betonten Vertreter:innen der KZ-Gedenkstätten Buchenwald, Mittelbau-Dora, Dachau und Bergen-Belsen die Bedeutung der Freiwilligkeit bei solchen Besuchen. Zwangsbesuche könnten einen kontraproduktiven Effekt haben, da sie oft eher ablehnende Haltungen verstärken, statt positive Lernprozesse zu fördern. Außerdem kann ein solcher Besuch für viele junge Menschen eine emotionale Überforderung darstellen, die man niemandem aufzwingen sollte, so die Vertreter:innen der KZ-Gedenkstätten im April.

Die Debatte um verpflichtende Gedenkstättenbesuche spiegelt eine breitere Diskussion darüber wider, wie historische Bildung und das Gedenken an die NS-Zeit in Deutschland gestaltet werden sollten. Während einige die flächendeckende Verpflichtung als notwendig erachten, um der zunehmenden Geschichtsvergessenheit entgegenzuwirken, setzen andere auf Freiwilligkeit und individuelle Bereitschaft der Schüler:innen, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Gerade in Zeiten des zunehmenden Rechtspopulismus ist es wichtig, die Verbrechen des Nationalsozialismus im Unterricht in Erinnerung zu rufen (Lehrer News berichtete). Aus Sicht der Landesschülervertretung Hessen könnte die Einführung von verpflichtenden NS-Gedenkstättenbesuchen einen wichtigen Beitrag dazu leisten.

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Mit der anstehenden Landtagswahl in Thüringen am 1. September stellt sich für Wähler:innen die Frage, wie die teilnehmenden Parteien die gegenwärtige Situation an Thüringer Schulen bewerten und welche Maßnahmen sie für nötig halten, um Problemen wie Lehrkraftmangel oder Wissenslücken durch die Coronapandemie entgegenzuwirken. Der folgende Artikel soll Aufschluss über die Positionen der verschiedenen Parteien zu bildungspolitischen Themen geben. 

Weniger Ausfall, mehr Pädagogen: CDU setzt auf personelle Ausweitung

Die Thüringer CDU verspricht in ihrem Wahlprogramm dem deutschlandweit präsenten Lehrkräftemangel durch neue Anreize für Lehrkräfte entgegenzuwirken. Geplant ist unter anderem eine Übernahmegarantie für angehende Lehrkräfte sowie die Entlastung des pädagogischen Personals von Bürokratie. Darüber hinaus werben die Christdemokraten damit, das Einstellungsverfahren für unbesetzte Stellen zu vereinfachen und Seiteneinsteiger:innen durch ein simpleres Bewerbungsverfahren berufliche Perspektiven zu bieten. Sie setzen sich außerdem für den Erhalt von Förderschulen, überregionale Bildungskooperationen im ländlichen Raum sowie die Stärkung von Ganztagsangeboten in Schulen ein. 

Die Digitalisierung an Thüringens Schulen müsse durch Fortbildungsangebote für Lehrkräfte im Umgang mit digitalen Medien und Künstlicher Intelligenz gefördert werden. Dies soll mittels des Sonderförderprogramms “Digitale Schule” in die Wege geleitet werden. Das Programm sieht vor, allen Schüler:innen ab der 5. Klasse Zugang zu einem digitalen Endgerät zu verschaffen, um den klassischen Präsenzunterricht durch digitale Elemente zu ergänzen. Die CDU setzt sich für einen praxisorientierten Ansatz ein, so soll der “Tag in der Praxis” zur Berufsorientierung der Schüler:innen beisteuern und somit dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Ein Schulstart-Paket in Höhe von 250 Euro zur Ausstattung von Schulanfänger:innen, verbindliche Sprachtests vor der Einschulung und die mögliche Teilnahme an Deutschförderklassen sollen den Schüler:innen einen optimalen Start in die Schulzeit garantieren. Schüler:innen solle außerdem ein leichterer Zu- und Übergang zu anderen Schularten geboten werden. 

Thüringer Hochschulen verspricht die CDU mehr Autonomie und die Förderung der Wissenschaftsfreiheit. Das BAföG müsse zugunsten schnellerer Abwicklung der Anträge und Transparenz vollständig digitalisiert werden. Ferner müsse die Integration ausländischer Studierender durch die Etablierung von Sprach- und Beratungsangeboten gewährleistet sein, um der Abwanderung ausländischer Studienabsolvent:innen gegenzusteuern. 

Chancengleichheit und Modernisierung im Fokus der SPD

Auch die Sozialdemokrat:innen versprechen, dem Lehrkräftemangel durch zahlreiche Reformen ein Ende zu setzen. So macht die Thüringer SPD sich für die Einstellung von Verwaltungsassistent:innen zur Entlastung der Lehrkräfte stark und fordert die Unterstützung von Seiteneinsteiger:innen mit möglicher Verbeamtung. Der Lehrberuf soll durch die Neugestaltung der Ausbildung flexibler werden. Statt einer schulartbezogenen Ausbildung schlägt die SPD eine Neukonzeption des Lehramtsstudiums vor, in welcher Studierende sich zwischen der Sekundarstufe I und II entscheiden und somit in verschiedenen Bereichen des Schullebens einsetzbar sind. Durch eine Übernahmegarantie für Referendar:innen könne die Menge fehlender Lehrkräfte reduziert werden. Bildung an Hochschulen möchte die SPD generell durch die Abschaffung der Langzeitstudiengebühren sowie der stetigen Anpassung der BAföG-Bedarfssätze für alle zugänglich machen. Studierendenwerke müssten dabei bezüglich der Bearbeitung von BAföG-Anträgen effizienter gestaltet werden. 

Die Thüringer SPD hat es sich außerdem zum Ziel gemacht, das Schulsystem an die Bedürfnisse der Schüler:innen anzupassen. Die Verkürzung der Unterrichtsdauer von aktuell 90 Minuten auf 45 bis maximal 60 Minuten sowie ein späterer Schulbeginn nach 9 Uhr könne zur Lernfähigkeit der Kinder und Jugendlichen beitragen. Bis zur vierten Klasse sollen Noten durch individuelle Bewertungsgespräche zwischen den Lernenden und den Lehrkräften ersetzt werden. Der Unterricht an Thüringer Schulen soll vermehrt den Umgang mit digitalen und sozialen Medien thematisieren und Demokratie fördern. Um die Familien der Schüler:innen finanziell zu entlasten, fordern die Sozialdemokrat:innen die Bereitstellung eines gesunden, kostenlosen Mittagessens in Schulen. 

AfD moniert “politische Indoktrination” an Schulen 

Die AfD Thüringen beklagt in ihrem Wahlprogramm große Bildungsmängel, welche auf sinkende Anstrengungsbereitschaft der Schüler:innen, Unterrichtsausfälle und geringe Deutschkenntnisse einiger Schüler:innen zurückzuführen seien. Vergleichbar mit den Vorhaben anderer Parteien setzt sich auch die AfD für die Entlastung der Lehrkräfte durch den Einsatz von Verwaltungsassistent:innen ein. Auch ein Stipendium für Studierende, welche sich dazu verpflichten, in Thüringen zu unterrichten, könne dem Lehrkraftmangel entgegenwirken. Die Partei strebt ein nach individuellen Begabungen gegliedertes Schulsystem und den Erhalt von Förderschulen an.

Schüler:innen sollen von der Einführung von Kopfnoten in den Bereichen "Verhalten, Mitarbeit und Ordnung" sowie einer umfassenderen Berufsorientierung durch Praktika profitieren. Ihnen soll die Möglichkeit geboten werden, das Schuljahr in jeder Stufe wiederholen zu können. Damit Schüler:innen einen gesunden Umgang mit digitalen Medien finden, plant der Landesverband eine verstärkte Aufklärung über die Risiken des Medienkonsums. 

Statt verpflichtenden Ganztagsschulen fordert die AfD Halbtagsschulen mit freiwilliger Nachmittagsbetreuung. Schulen seien der politischen Neutralität verpflichtet, so müsse man das Bildungssystem laut AfD-Landesvorsitzendem Björn Höcke “von Ideologieprojekten, beispielsweise der Inklusion, beispielsweise (...) dem Gender-Mainstream-Ansatz” befreien. Schüler:innen solle im Rahmen des Aufklärungsunterrichts ein “lebensbejahendes Konzept” vermittelt werden. Darüber hinaus müssten die Deutschkenntnisse der Kinder überprüft und bei Förderbedarf im Rahmen von sogenannten Vorschaltklassen vertieft werden. 

Die AfD betont die Notwendigkeit einer starken Hochschullandschaft, insbesondere in Hinblick auf den wirtschaftlichen Wettbewerb. Thüringer Hochschulen müssten entpolitisiert werden, beispielsweise durch die Abschaffung des Studienfaches “Genderforschung”. Zusätzlich postuliert die AfD die Förderung der deutschen Sprache als Sprache der Wissenschaft sowie die Einführung von Studiengebühren für ausländische Studierende aus Nicht-EU Staaten. 

Was haben die Grünen für Thüringens Schulen in Petto?

Die Grünen setzen in ihrem Wahlprogramm einen Schwerpunkt auf politische Bildung der Schüler:innen sowie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Lehrkräften. Dem Lehrkräftemangel in Thüringen planen die Grünen neben der Beschleunigung von Einstellungsverfahren auch durch den Abbau von Hürden für das Lehramtsstudium Thüringen ein Ende zu bereiten. Seiteneinsteiger:innen soll der Zugang zu Qualifizierungsprogrammen erleichtert und Lehrkräfte sollen durch die Einstellung multiprofessioneller Team entlastet werden. Schulsozialarbeit und sonderpädagogische Förderung an Schulen müssten zwecks Inklusion gestärkt werden. Mittels des Sofortprogramms “Eigenständige Schule 2035” erhoffen sich die Grünen mehr Entscheidungsraum und mehr Bürokratieabbau an Schulen.

Schüler:innen müssen durch zusätzliche Wahlpflichtangebote ein praxisorientiertes Lernen angeboten werden. Die Stärkung der politischen Bildung, Demokratieförderung und ein höherer Stellenwert gesellschaftswissenschaftlicher Fächer an Thüringer Schulen halten die Grünen für ein nötiges Mittel, um über Rechtsextremismus aufzuklären. Statt der Benotung in musischen, künstlerischen und sportlichen Fächern wollen die Grünen individuelle schriftliche Bewertungen einführen. Um Digitalisierung zum Regelfall an Thüringer Schulen zu machen, wollen sie sich für den Ausbau digitaler Lernangebote sowie der Einstellung qualifizierter IT-Mitarbeiter:innen stark machen. 

Nach dem Motto “Bildungsgerechtigkeit schaffen” planen die Grünen, den Zugang zu Thüringer Hochschulen durch den Abbau von Hürden zu vereinfachen. Um die Zahl der Studienabbrecher:innen zu reduzieren und das Studium in Thüringen attraktiver und gerechter zu gestalten, fordern sie den Ausbau sozialer Angebote, günstigeren Wohnraum für Studierende und die Abschaffung von Langzeitstudiengebühren. Parallel zu Studierendenwerken sollen auch Auszubildende von Azubi-Werken profitieren. 

Die Linke: Schwerpunkt auf beitragsfreie und inklusive Bildung 

Die in Thüringen historisch erfolgreiche Linke betont in ihrem Wahlprogramm die notwendige Inklusion im Bildungssystem. Eine Zusammenarbeit mit Kind, Eltern und der Schule ergänzt durch passende Schulausstattung und sonderpädagogische Weiterbildungsmöglichkeiten könne die Inklusion an Thüringer Schulen voranbringen. Der Lehrkräftemangel soll durch die Verbesserung der Rahmenbedingungen der Lehre bekämpft werden. Konkret soll dies durch die Öffnung des Seiteneinstiegs, die Fortsetzung der Wiederverbeamtung von Lehrkräften sowie der Anhebung auf die Besoldungsstufe A13 geschehen. Statt einer schulartspezifischen, setzt sich Die Linke für eine schulstufenbezogene Ausbildung von Lehrkräften ein. In der Ausbildung sollen zukünftige Lehrkräfte für eine menschenrechtsorientierte und rassismuskritische Lernkultur sensibilisiert werden. 

Eine mögliche Grundgesetzänderung, welche die Finanzierung von Bildungsaufgaben durch die Bundesregierung garantieren soll, erachtet sie als sinnvoll. Die Stärkung der Gemeinschaftsschulen als zentrale Schulform in Thüringen und die Einführung der Ganztagsschule sollen die Chancengleichheit der Schüler:innen garantieren. Insbesondere im ländlichen Raum müsse die Chancengleichheit durch Schulkooperationen und fachlichen Austausch zwischen Lehrkräften gewährleistet werden. 

“Digitalpakt 2.0”: So will die FDP Schulen zukunftsfähig machen

Mehr Eigenverantwortung für Schulen, mehr Digitalisierung — die Freien Demokraten sehen darin die Möglichkeit, Thüringens Schulen nachhaltig zu stärken. Den Lehrkräftemangel plant die FDP, übereinstimmend mit den anderen Parteien, durch schnellere Einstellungsverfahren sowie die Stärkung der Ausbildung von Lehrkräften zu bekämpfen. Auch hybride Unterrichtsmethoden, beispielsweise der Fernunterricht für Schüler:innen in höheren Stufen, kann dazu einen Beitrag leisten. Durch die Einstellung von Verwaltungspersonal sollen Lehrkräfte entlastet werden. Lehrkräfte sollen die Möglichkeit erhalten, ihr Verständnis für betriebliche Prozesse durch Betriebspraktika und Ferienhospitationen zu vertiefen. Durch die Kombination des Lehramtsstudiums mit einem Vorbereitungsdienst erhofft die FDP sich die Minimierung der Studienabbrecher:innen.

Der geplante “Digitalpakt 2.0” soll durch die Schaffung digitaler Infrastruktur die nötigen Bedingungen für den vermehrten Einsatz von digitalen Angeboten im Klassenzimmer erfüllen. Schüler:innen soll, auch durch die Unterstützung von Digitalpädagog:innen, ein resilienterer Umgang mit digitalen Medien vermittelt werden. Bezüglich der Inklusion von Schüler:innen mit Behinderung setzen die Freien Demokraten sich für Förderzentren mit spezialisiertem Personal ein. Kindern und Jugendlichen mit Förderbedarf sollen Zugang zu ergänzende Angebote zur Sprachförderung erhalten. Die Stärkung von Hort- und Ganztagsangeboten an Thüringer Schulen könne besonders in Kooperation mit regionalen Vereinen und Angeboten gelingen. 

BSW fordert die Rückbesinnung auf Kernkompetenzen 

Das jüngst 2023 gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht setzt sich in ihrem Wahlprogramm für die Förderung der Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen ein. In Grundschulen soll dies vordergründig durch analoges Lernen erfolgen, während die Handys und Tablets keinen Platz im Klassenzimmer haben sollen. Mit verpflichtenden Sprachtests für Kinder ab drei Jahren und entsprechenden Lernangeboten verspricht das Bündnis Sahra Wagenknecht umfassende Sprachförderung für Schüler:innen. Durch ein Netzwerk von Therapeut:innen sollen Schüler:innen mit Lernschwierigkeiten wie LRS oder Dyskalkulie mehr Unterstützung erhalten. Pädagogisches Personal und entsprechende Förderzentren sollen Inklusion für Schüler:innen mit Behinderung fördern. Die Nutzung gendergerechter Sprache an Schulen lehnt das BSW ab.

Thüringer Lehrkräfte sollen durch eine praxisorientierte Ausbildung auf die tatsächlichen Tätigkeiten des Lehrberufs vorbereitet werden und durch eine einheitliche Schulverwaltungs- und Planungssoftware entlastet werden. Auch der Einstieg in den Beruf soll durch die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse und duale Ausbildungsformen für Quereinsteiger:innen erleichtert werden. 

Die Thüringer Landtagswahl am 1. September findet zeitgleich zur Wahl in Sachsen statt und ist eine von drei in den neuen Bundesländern stattfindenden Wahlen dieses Jahr. Im Rahmen dieser Übersicht über bildungspolitische Forderungen wurden die Parteien ausgewählt, die in den Prognosen vorne liegen. Laut neuesten Umfragen liegen die AfD (29,4%), die CDU (21,5%) und das BSW (18,7%) im Rennen um Plätze im Thüringer Landtag vorne. Auch Die Linke (14,8%) und die SPD (6,1%) finden in den Prognosen knapp Einzug ins Parlament, während die Grünen (3,2%) und die FDP (2,8%) noch um Sitze bangen. Die schlussendliche Verteilung der Sitze im Landtag steht jedoch erst einige Zeit nach der Schließung der Wahllokale um 18 Uhr fest. Weitere Informationen zur diesjährigen Landtagswahl in Thüringen gibt es hier.

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Frankfurt a.M. – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht mit Blick auf die heute vorgestellten Zahlen zu Reformbedarfen und Berechnungen zu Ausfallzeiten pädagogischer Fachkräfte der Bertelsmann Stiftung dringenden Handlungsbedarf aller Verantwortlichen, um die Beschäftigten in der frühkindlichen Bildung zu entlasten. „Die Fachkräfte in den Kitas sind stark überlastet und stecken in einer ernsten Krise. Durch die hohen Krankheitsausfälle gerät das Personal zunehmend unter außerordentlichen Druck. Das gefährdet die Qualität der frühkindlichen Bildung stark“, sagte Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied für Jugendhilfe und Sozialarbeit, am Dienstag in Frankfurt. „Jetzt sind schnelle und gezielte Maßnahmen von Bund und Ländern notwendig, um den Personalengpass zu beheben. Es muss sichergestellt werden, dass eine qualifizierte Betreuung, Bildung und Erziehung der Kinder gewährleistet bleibt, Kinder haben ein Recht darauf!“

Siebernik warnte davor, die Standards für pädagogische Qualifikationen zu senken, um die Personalnot zu kompensieren. In einigen westlichen Bundesländern gäbe es besorgniserregende Tendenzen, nicht ausreichend qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Vertretungspersonal einzusetzen. „Diese Entwicklung ist brandgefährlich“, betonte das GEW-Vorstandsmitglied. „Wenn unqualifiziertes Personal eingesetzt wird, erfordert das die zusätzliche Anleitung und Unterstützung durch Fachkräfte. Das erhöht deren Arbeitslast weiter und beeinflusst die Qualität der Betreuung negativ.“ Es sei daher entscheidend, die in der Fachkräftestrategie angestrebten Maßnahmen umzusetzen und dafür eine nachhaltige und gute Finanzierung sicherzustellen. „Die Menschen, die ungelernt in die Einrichtungen kommen, laufen Gefahr, in dem System verbrannt zu werden. Es muss sichergestellt sein, dass Träger und Kommunen dieses Personal nachqualifizieren und dabei von Bund und Ländern unterstützt werden.“

Eine weitere Herausforderung sieht Siebernik darin, dass es keine einheitlichen Regelungen zur Strukturqualität der frühkindlichen Bildung gibt. So bestünde im Augenblick in Ostdeutschland bei sinkenden Kinderzahlen beispielsweise die Chance, Fachkräfte besser zu verteilen. Jedoch fehle es an entsprechenden Gesetzen, dies effizient umzusetzen. Um die Personalsituation langfristig zu stabilisieren und Vertretungen zu gewährleisten, sprach sich die GEW-Kita-Expertin dafür aus, dass Bund und Länder im Rahmen des Kita-Qualitätsgesetzes gemeinsame wissenschaftliche Standards festlegen, die bundesweit gelten. „Die Bundesregierung ist eine konkrete Verbesserung der Situation bisher nicht angegangen und hat ihr Wort aus dem Koalitionsvertrag gebrochen“, unterstrich Siebernik. „Wenn die Beschäftigten entlastet und dazu befähigt werden sollen, in ihren Einrichtungen individuelle Bildungsprozesse zu unterstützen, dann müssen die Arbeitsbedingungen entsprechend ausgerichtet sein.“

Bund, Länder und Kommunen müssten dringend handeln. „Die Vorschläge, um die Krise zu lösen, liegen auf dem Tisch. Die GEW ist zu einem lösungsorientierten Dialog bereit“, hob Siebernik hervor. Sie wies auf die gesellschaftliche Verantwortung aller hin, um das System nachhaltig zu stabilisieren und qualitativ weiterzuentwickeln: „Die GEW setzt sich für ein bundesweites Kita-Qualitätsgesetz mit einheitlichen Standards sowie für eine umfassende Fachkräfteoffensive ein. Zentral sind dabei eine bessere Fachkraft-Kind-Relation, mehr Zeit für Leitungsaufgaben in der Kita, Zeit für Vor- und Nachbereitung, das Recht auf Fort- und Weiterbildung sowie Fachberatung.“

Info: Die Ausfälle durch Krankheit bei den Fachkräften in der Kindertagesbetreuung sind im Jahr 2023 dramatisch. Durchschnittlich fehlten Erzieherinnen und Erzieher fast 30 Tage im Jahr. Das liegt deutlich über dem Schnitt von rund 20 Tagen bei anderen Berufsgruppen. Auch der Krankenstand von rund 8 Prozent in der Kindertagesbetreuung liegt deutlich über dem Durchschnitt von etwa 6 Prozent in anderen Branchen.

Die Gründe für diese hohen Fehlzeiten sind laut den Autorinnen der Bertelsmann-Studie vielfältig. Atemwegserkrankungen sind die häufigste Ursache, gefolgt von psychischen Erkrankungen. Diese sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen und liegen weit über dem Durchschnitt anderer Berufe. Die durch die Krankheitsausfälle anhaltende Überlastung des Kita-Personals wirkt sich massiv auf die Qualität des Angebots der Kindertagesstätten aus. Um den Kreislauf aus Personalmangel und wachsendem Druck zu durchbrechen, fordert die Bertelsmann Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Fachkräfte-Forum verbindliche gesetzliche Maßnahmen. Eine klare Regelung zur Finanzierung qualifizierten Vertretungspersonals für Krankheitsausfälle sei dringend notwendig. Auf Grundlage der derzeitigen Ausfallraten müssten bundesweit fast 97.000 zusätzliche Vollzeitstellen geschaffen werden. Das bedeute jährlich zusätzliche Personalkosten in Höhe von etwa 5,8 Milliarden Euro.

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Wuppertal. Während es für einige Kinder in dieser Woche nach den Sommerferien wieder in die Schule geht, müssen viele geflüchtete Kinder und Jugendliche weiterhin in von Gesellschaft und Bildungseinrichtung isolierten Sammelunterkünften ihren Alltag bewältigen. Denn: Obwohl sie im schulpflichtigen Alter sind, können Kinder, die in Sammelunterkünften des Landes NRW leben, oft nicht zur Schule gehen. Der Paritätische Wohlfahrtsverband NRW kritisiert diesen Umstand.

Seit einigen Jahren weist der Wohlfahrtsverband bereits darauf hin, dass Rechte, die nach der UN-Kinderrechtskonvention für alle Kinder gelten sollten, besonders für geflohene Kinder nicht genügend Beachtung finden. In einer Pressemitteilung macht der Wohlfahrtsverband am Montag darauf aufmerksam, dass sich an der prekären Lage für geflüchtete Kinder und Jugendliche noch immer nicht ausreichend geändert habe: ”Während NRW mit seinem Landeskinderschutzgesetz bundesweit beispiellos hohe Standards schafft und die Rechte von Kindern und ihre Beteiligung zur Basis eines wirksamen Kinderschutzes macht, sind junge Menschen in Landesunterkünften weitestgehend ungeschützt”, so Christian Woltering, Vorstand des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW.

Eines der für geflohene Kinder mangelhaft geschützten Rechte ist die Gewährleistung von Bildung. Sie sollten Zugang zu Bildungseinrichtungen haben, ”doch bei Kindern gilt eine Zwei-Klassen-Gesellschaft in NRW”, moniert Woltering. ”Obwohl sie im schulpflichtigen Alter sind, dürfen geflüchtete Kinder und Jugendliche, die in Sammelunterkünften des Landes NRW untergebracht sind, nicht zur Schule gehen”, führt er weiter aus. Bildung und Schutz würden ihnen systematisch verwehrt. Derzeit seien mehr als 3.500 Kinder und Jugendliche in Sammelunterkünften des Landes NRW untergebracht, wovon nur einzelne überhaupt Ersatzangebote schulischer Bildung in den Unterkünften wahrnehmen können.

Wann dürfen geflohene Kinder eine Schule besuchen?

Der Zugang zur schulischen Bildung ist Ländersache. Auf Anfrage unserer Redaktion erklärt der Paritätische Wohlfahrtsverband NRW, welche Voraussetzungen im Land NRW erfüllt sein müssen, damit geflüchtete Kinder Zugang zur Bildung an öffentlichen Schulen haben: ”Hier sind geflüchtete Kinder nicht automatisch qua ihres Alters schulpflichtig, sondern erst, wenn sie aufenthaltsrechtlich einer Kommune zugewiesen werden (und im schulpflichtigen Alter sind)”, so Sarah Steffen, Fachreferentin des Verbandes im Bereich Migration und Flüchtlingsarbeit. Bis dahin, also meist über mehrere Monate, seien sie mit ihren Familien in Sammelunterkünften des Landes NRW wohnverpflichtet und dürften keine Schulen besuchen. Rechtsgrundlage dafür sei das Schulgesetz NRW. 

Jüngeren Kindern sei durch die Unterbringung in Sammelunterkünften außerdem verwehrt, frühkindliche Bildung in Kindertagesstätten zu erhalten. “Auch weitere Rechte auf Teilhabe und Schutz sehen wir grundlegend verletzt, solange Kinder und Jugendliche isoliert von der Gesellschaft und unter zum Teil gefährdenden Lebensbedingungen langfristig untergebracht sind”, beklagt Steffen. Um geflüchteten Kindern und Jugendlichen das Recht auf ein Aufwachsen unter förderlichen Bedingungen und den schnellstmöglichen Zugang zu Bildung zu ermöglichen, schließt die Pressemitteilung des Wohlfahrtsverbandes mit einer Forderung an das Land: ”Begrenzen Sie, so wie im Koalitionsvertrag vorgesehen, die Dauer der Unterbringung von Familien in Sammelunterkünften auf ein absolutes Minimum und priorisieren Sie eine dezentrale Unterbringung.”

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Düsseldorf. Das Land Nordrhein-Westfalen geht einen großen Schritt in Richtung digitaler Bildung. In einem europaweiten Ausschreibungsverfahren hat das Ministerium für Schule und Bildung des Landes die Einführung von Virtual-Reality-Lernlösungen an die Deutsche Telekom Business Solutions GmbH und die VIL GmbH vergeben. Mit einem Gesamtvolumen von etwa 5 Millionen Euro ist dieses Projekt eine der umfangreichsten VR-Initiativen im europäischen Bildungswesen.

Start des Projekts: Schulen in NRW rüsten sich für die Zukunft

Die Umsetzung des Projektes beginnt in den nächsten Wochen mit der Ausstattung der Kommunalen Medienzentren (KMZ) und Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL). Diese Einrichtungen werden als zentrale Anlaufstellen für die Integration der neuen Technologien dienen. Ein wichtiger Baustein des Projekts ist das “Train the Teacher”-Programm, das sicherstellen soll, dass Lehrkräfte optimal auf die Nutzung der VR-Systeme vorbereitet sind. In der ersten Phase liegt der Fokus auf der Schulung von Lehrkräften und der Implementierung der VR-Technologien in die Unterrichtspraxis. Diese Vorgehensweise soll sicherstellen, dass die Technologie nicht nur eingeführt, sondern auch effektiv genutzt wird​. Das Pilotprojekt ist vorerst auf fünf Jahre angelegt.

Die Ausschreibung des Landes NRW fokussierte sich auf die Bereitstellung von Virtual-Reality-Systemen, die einen erheblichen Mehrwert für den Unterricht bieten sollen. Die Entscheidung, VR-Technologie in die Bildung zu integrieren, wurde mit Blick auf die vielfältigen pädagogischen und didaktischen Möglichkeiten getroffen, die diese Technologie bietet. Im nächsten Schritt sollen über 3.400 VR-Headsets in die Klassenzimmer der Schulen in NRW gelangen, um Schüler:innen interaktive und immersive Lernwelten zugänglich zu machen.

Virtual Reality ergänzt das Lernen, indem es abstrakte Konzepte greifbar und komplexe Themen verständlicher macht. Schüler:innen können mithilfe der Technologie in virtuelle Welten eintauchen, historische Ereignisse hautnah erleben oder naturwissenschaftliche Prozesse unmittelbar nachvollziehen. Die immersive Lernerfahrung führt nicht nur zu einer besseren Verankerung der Lerninhalte, sondern steigert auch die Motivation und den Spaß am Lernen selbst. Studien haben bereits gezeigt, dass VR-gestütztes Lernen zu einer höheren Wissensretention führt, was langfristig zu einem nachhaltigen Lernerfolg beiträgt.

Wer sind die Macher hinter dem Pilotprojekt?

Deutsche Telekom Business Solutions GmbH ist der internationale Geschäftszweig der Deutschen Telekom und spezialisiert auf Kommunikations- und Vernetzungslösungen für Unternehmen weltweit. Mit maßgeschneiderten Netzwerklösungen unterstützt das Unternehmen seine Kunden bei der Umsetzung von Digitalisierungsstrategien. Mit jahrzehntelanger Erfahrung und einer globalen Präsenz bietet die Deutsche Telekom ein breites Spektrum an technischen Lösungen für Netzwerkinfrastruktur und Kommunikation an.

Im Pilotprojekt in Nordrhein-Westfalen übernimmt die Deutsche Telekom eine zentrale Rolle bei der Bereitstellung von Virtual-Reality-Technologie für Schulen und Lehrerausbildungszentren im gesamten Bundesland. In Zusammenarbeit mit dem Langenfelder EdTech-Start-up VIL GmbH, das als Subunternehmer agiert, ist die Telekom verantwortlich für die Beschaffung der Geräte, die Installation der digitalen Infrastruktur und die Integration der VR-Systeme in die bestehenden Schulnetzwerke. Zudem unterstützt die Telekom die Organisation und Durchführung von Schulungen für Lehrkräfte und Mitarbeitende durch Bereitstellung technischer Expertise und Ressourcen.

Ziel des Pilotprojekts ist es, das pädagogische Potenzial von Virtual Reality zu testen und die Anwendbarkeit der Technologie in verschiedenen Unterrichtskontexten zu erproben. Durch die Zusammenarbeit mit 46 Kommunalen Medienzentren soll ein Netzwerk geschaffen werden, das Lehrkräften die kostenlose Ausleihe der VR-Technologie für den schulischen Einsatz ermöglicht. Zusätzlich wird die Technologie an allen 33 Standorten der Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung bereitgestellt, um angehende Lehrkräfte bereits während ihrer Ausbildung mit diesen digitalen Werkzeugen vertraut zu machen. Die Deutsche Telekom trägt zur Bereitstellung der technischen Infrastruktur bei und fördert die Integration der VR-Technologie in den Bildungsalltag. Durch ihre Expertise gewährleistet sie die nahtlose Einbindung der Technologie in bestehende Systeme und unterstützt Lehrkräfte dabei, das Potenzial dieser Lernumgebung zu nutzen. 

Jochen Kopp, Key-Account-Manager Land Nordrhein-Westfalen bei der Deutschen Telekom, betont die Bedeutung des Projekts: “Ein spannendes Projekt – und eine noch spannendere Technologie. Mit dem Pilotprojekt in Nordrhein-Westfalen schaffen wir es, die Digitalisierung deutscher Bildungseinrichtungen ein Stück weiter in die praktische Anwendung zu bringen. Virtual Reality wird einen entscheidenden Beitrag für nachhaltiges Lernen mit modernen Medien, die den Fokus auf Interaktivität und Praxisbezug setzen, liefern – das zeigte sich bereits durch vergangene Projekte, die wir mit der VIL GmbH durchführen durften.”

Die VIL GmbH, ein aufstrebendes Unternehmen im Bereich Virtuelles interaktives Lernen, hat sich seit Gründung 2021 als Pionier auf dem Gebiet der Virtual-Reality-Technologien etabliert. Mit Sitz in Langenfeld, Nordrhein-Westfalen, bietet VIL eine maßgeschneiderte Plattform, die es ermöglicht, theoretisches Wissen in praxisnahe, immersive Erfahrungen umzuwandeln. Die innovative Herangehensweise hat das Unternehmen schnell zu einem führenden Anbieter im Bildungssektor gemacht. Zusammen mit der Deutschen Telekom, einem Schwergewicht in der europäischen Telekommunikationsbranche, bringt VIL nun seine Expertise in das Bildungssystem von NRW ein, um Schüler:innen und Lehrkräfte gleichermaßen für die Herausforderungen der digitalen Zukunft zu rüsten.

Auch Jan-Philipp Moritz, Geschäftsführer der VIL GmbH, zeigt sich stolz über die Durchführung des wegweisenden Projekts: “Wir sind sehr stolz darauf, mit dem Pilotprojekt einen Beitrag in Richtung digitale Bildung leisten zu können. Virtual Reality sehen wir als ein ergänzendes Medium für den Schulunterricht an. Die Technologie soll dazu dienen, der Lehrkraft ein Medium zur Verfügung zu stellen, um komplexe, sonst nur schwer greifbare Lerninhalte erlebbarer und greifbarer zu machen und Lernen ein Stück weit nachhaltiger zu gestalten.” Darüber hinaus, so Moritz, fördere VR besonders die Medienkompetenz, insbesondere durch die gezielte Auseinandersetzung mit dem Medium Video.

Verschiedene Perspektiven: Wie VR den Unterricht verändert

Stefan Behlau, Vorsitzender des VBE NRW, betont die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Virtual Reality im Unterricht. Er hebt hervor, dass VR die Möglichkeit bietet, Lernende in immersive Erlebnisse eintauchen zu lassen, auch ohne das Klassenzimmer verlassen zu müssen. “Ein Spaziergang durch das antike Rom bereichert den Geschichtsunterricht, eine Stadtführung durch London oder andere Hauptstädte kann sowohl den Geographie- wie auch den fremdsprachlichen Unterricht sinnvoll und fächerübergreifend ergänzen”, erklärt Behlau. 

Die Technologie ermöglicht es Schüler:innen, eigene Präsentationen zu gestalten, in Romanwelten einzutauchen oder mit anderen Lernenden – auch in anderen Schulen oder Ländern – in Austausch zu treten. Dennoch weist Behlau darauf hin, dass aufgrund der vielerorts noch fehlenden Ausstattung ein alltäglicher Einsatz dieser Technologie noch in der Ferne liegt. Er warnt auch davor, VR als Ersatz für das physische Zusammensein in der Schule zu sehen. “Virtual Reality kann als spannende und zeitgemäße Ergänzung im Werkzeugkoffer der Lehrkräfte angesehen werden, schulisches Leben in seiner physischen Dimension des gemeinsamen Lehrens, Lernens und Zusammenlebens wird es allerdings nicht ersetzen können”, so Behlau. 

Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologenverbandes NRW, äußert sich ebenfalls zum Einsatz von VR in Schulen: “Wir sind selbstverständlich offen für Formen innovativer Technik, vor allem, wenn diese das Unterrichten didaktisch/methodisch bereichern, erleichtern und auch inhaltlich unterstützen können. Wir sind allerdings auch der Auffassung, dass diese konzeptionell einbezogen werden müssen. Das heißt, die Lehrkräfte müssen in Bezug auf Einsatz und Handhabe unterstützt werden, und auch für die angemessene Wartung muss gesorgt sein.” Diese kann aus ihrer Sicht nicht in Lehrerhand liegen: “Die VR-Brillen und deren Anwendung sollten daher professionell und nicht als ‘Spielzeug’ verstanden werden.“ 

Mistler betont, dass der Einsatz von VR für Schüler:innen einen klaren Mehrwert bieten müsse und nicht nur als ‘modisches Gimmick’ gesehen werden dürfe. Eine zeitnahe Evaluation des Projekts sei notwendig, um dessen Wirksamkeit zu überprüfen und sicherzustellen, dass eine nachhaltige Finanzierung gewährleistet ist. Dennoch erkennt sie die Chancen der Technologie an: “Als Ergänzung können [VR-Brillen] dazu beitragen, einen motivierenden Erkenntnis- und Lernprozess zu erlangen. Die ‘erlebte’ Erfahrung, das ‘Mittendrinsein’ durch die Präsentationstechnik ist eine großartige Innovation. Es werden Lernumgebungen und Lernsituationen geschaffen, die wir an Schule, im Klassenraum kaum so erfahren können.”  

Auch Ayla Çelik, Vorsitzende der GEW NRW, betont, dass “Digitalisierung keinen Selbstzweck haben darf, sondern didaktisch sinnvoll eingesetzt werden“ müsse. VR-Brillen könnten insbesondere in naturwissenschaftlichen Fächern oder im Geschichtsunterricht eine Bereicherung sein, wenn es darum geht, komplexe Themen verständlicher zu machen. “Doch angesichts der personellen Situation und teilweise noch katastrophalen digitalen Infrastruktur an den Schulen ist der Unterricht mit Virtual Reality der zweite Schritt, vor dem ersten. An manchen Schulen fehlt es an WLAN, digitalen Endgeräten und Support für Inbetriebnahme und Wartung.“ Sie fordert deshalb, dass VR-Brillen als offizielles Lernmittel anerkannt und entsprechend unterstützt werden sollten, um die Schüler:innen bestmöglich auf die Zukunft vorzubereiten.

Nicolas Colsman, Gründer der Zukunft Digitale Bildung gGmbH, unterstreicht, dass die Digitalisierung des Bildungssystems nicht nur eine Notwendigkeit, sondern eine immense Chance darstellt. “Wir müssen die Erkenntnisse aus der Pandemie nutzen, um unser Bildungssystem nachhaltig zu verbessern und fit für die Zukunft zu machen“, betont Colsman. Für ihn ist Virtual Reality nicht einfach nur ein digitales Werkzeug, sondern ein “echter Gamechanger”, der das Potenzial hat, das Lernen auf eine völlig neue Ebene zu heben.

Das Projekt der VIL und der Deutschen Telekom sieht Colsman als einen mutigen und richtungsweisenden Schritt. Er ist überzeugt, dass dieses Vorhaben zeigt, dass das Land NRW bereit ist, innovative Wege in der Bildung zu gehen. Langfristig strebt Colsman ein Bildungssystem an, in dem digitale Werkzeuge wie VR im Zentrum stehen, um jedem Kind die besten Chancen für eine erfolgreiche Zukunft zu bieten. “Dieses Projekt ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einem modernen, digitalen Bildungssystem”, schließt Colsman.

Langfristig könnte dieses Projekt als Modell für andere Bundesländer dienen. Die Kombination aus innovativer Technologie und gezielter pädagogischer Anwendung hat das Potenzial, die Bildung in NRW und darüber hinaus nachhaltig zu verändern. Insbesondere im Bereich der Integration und Inklusion bietet VR eine Vielzahl von Möglichkeiten, z.B. durch das spielerische Erlernen von Sprachen oder das Nachstellen von Alltagssituationen für Geflüchtete. Diese sozialen Aspekte machen VR zu einem wichtigen Werkzeug, das über den reinen Bildungsauftrag hinausgeht und einen großen gesellschaftlichen Mehrwert schafft​.

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Die Fähigkeit zur Problemlösung ist für Schüler:innen jeden Alters von großer Bedeutung. Eine frühe Förderung dieser Kompetenz kann zahlreiche positive Auswirkungen haben, wie z.B. die Verbesserung des kritischen Denkens, die Förderung der Kreativität und die Stärkung der Resilienz. Durch die aktive Teilnahme an problemorientierten Übungen lernen Kinder außerdem, Herausforderungen selbstständig zu bewältigen. 

Die Phasen des Problemlösens laufen idealerweise wie folgt ab: Zunächst erfolgt die Problemidentifikation, bei der das Problem erkannt wird. Anschließend wird in der Situationsanalyse das Ziel geklärt und definiert. Daraufhin wird ein Lösungsplan erstellt, wobei die Randbedingungen erkannt und mögliche Alternativen in Betracht gezogen werden. Im nächsten Schritt wird der Plan umgesetzt. Treten dabei Fehler auf, werden diese korrigiert. Abschließend erfolgt eine Ergebnisbewertung, bei der überprüft wird, ob die definierten Teilziele erreicht wurden.

Das beschriebene Vorgehen zeigt deutlich, wie umfangreich und anspruchsvoll der Prozess des Problemlösens für Schüler:innen sein kann. Jede Phase erfordert spezifische kognitive Fähigkeiten: Von der Problemerkennung über die Zielanalyse bis hin zur Planung, Durchführung und abschließenden Bewertung. Problemlösen erfordert nicht nur kreatives Denken, sondern auch systematisches Vorgehen und die Fähigkeit, Fehler zu korrigieren. Kein leichtes Unterfangen für Schüler:innen. Im Folgenden stellen wir euch deshalb analoge und digitale Spiele vor, die Problemlösekompetenzen auf unterhaltsame Weise vermitteln und in den Unterricht integriert werden können. 

Analoge Spiele: Rauchende Köpfe und garantierte Lacher 

Zu den analogen Problemlösungsaktivitäten für Kinder gehören Puzzles, Zuordnungsspiele und Sortierspiele. Zuordnungsspiele fördern die grundlegende geistige Fähigkeit, Dinge richtig zuzuordnen. Damit ein Kind das Zuordnen versteht, muss es zunächst das Konzept von ”gleich” und ”unterschiedlich” begreifen. Das Erlernen dieser Unterscheidung ist wichtig, da es die Grundlage für komplexere kognitive Fähigkeiten wie das Erkennen von Gemeinsamkeiten, das Sortieren und das Ordnen bildet. Ein Beispiel für ein klassisches Zuordnungsspiel ist Memory, bei dem passende Kartenpaare gefunden werden müssen. Auch kreative Aktivitäten wie das Unkrautjäten im Gemüsebeet können als Zuordnungsspiel dienen, indem das Kind alles entfernt, was nicht nach Gemüse aussieht.

Für Grund- und Mittelschüler:innen bieten sich Spiele wie Sudoku, Strategiespiele und Gruppenherausforderungen an. Ein geeignetes Beispiel für ein Strategiespiel ist “Qwirkle”. Die Regeln sind einfach: Holzsteine mit bunten Symbolen müssen aneinandergelegt werden. Bei gleicher Farbe müssen sich die Formen unterscheiden, bei gleicher Form die Farben. Ziel ist es, möglichst viele Punkte zu sammeln. Trotz des einfachen Spielprinzips erfordert das Spiel taktisches und strategisches Denken. 

Für Gruppenaktivitäten in der Klasse eignen sich Spiele wie der ”Heißer Stuhl”. Dabei wird die Klasse in zwei Teams aufgeteilt und für jedes Team ein leerer Stuhl vor die Tafel gestellt. Als Lehrkraft wählt ihr aus jedem Team eine Person aus, die das jeweilige Team vertritt und mit dem Rücken zur Tafel auf dem Stuhl sitzt. Danach werden nacheinander Bilder auf die Tafel projiziert. Abwechselnd gibt jedes Team der Person auf dem Stuhl einen Hinweis. Wird das Bild richtig erraten, erhält das Team einen Punkt. Wenn nicht, ist das andere Team mit einem Hinweis an der Reihe. Das Spiel dauert so lange, bis eine der Personen auf dem Stuhl das Bild richtig erraten hat. 

Eine weitere Spielidee ist der ”Magic Hula Hoop”. Für dieses Spiel werden Gruppen bestehend aus sechs Schüler:innen gebildet. Die Kinder stehen im Kreis und heben ihre Arme hoch in die Luft. Ihr platziert nun einen Hula-Hoop-Reifen auf den Fingerspitzen der Schüler:innen. Die Herausforderung: Die Kinder müssen den Hula-Hoop-Reifen langsam zum Boden bringen, ohne ihn vorher fallen zu lassen. Um die Aufgabe noch anspruchsvoller zu gestalten, könnt ihr eurer KlasseKommunikationsbeschränkungen auferlegen, z.B. dass die Kinder nicht oder nur begrenzt sprechen dürfen. 

Analoge Spiele sind wertvolle Werkzeuge zur Förderung der Problemlösekompetenz. Sie bieten vielseitige Einsatzmöglichkeiten im Unterricht, von einfachen Zuordnungs- und Strategiespielen bis hin zu Gruppenaktivitäten, die strategisches Denken und Teamarbeit stärken. Ebenso bieten digitale Spiele innovative Ansätze und eröffnen neue Dimensionen der Interaktivität, die das Lernen spannend und zugänglich gestalten. 

Digitale Spiele: Level up in Problemlösung

Nicht nur analoge Spiele, sondern auch eine Reihe digitaler Spiele eignen sich zum Erlernen von Problemlösekompetenzen. So haben verschiedene Studien gezeigt, dass Videospiele einen positiven Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten haben können und sich auf die Problemlösekompetenz und das kritische Denken auswirken. Jedes Videospiel bietet einzigartige und unterschiedliche Herausforderungen und beinhaltet oftmals komplexe Szenarien, durch die Spieler:innen ihre Problemlösungskompetenz schärfen können. Ob es darum geht, ein Rätsel zu lösen, einen Gegner zu besiegen oder ein komplexes Leveldesign zu meistern – der Markt für Videospiele ist riesig und bietet eine große Vielfalt an Spielgenres.

So gibt es digitale Spiele, in denen die Spieler:innen moralische, strategische oder taktische Entscheidungen treffen müssen. Dabei ist es wichtig, die Konsequenzen der Entscheidungen abzuschätzen und zu lernen, Verantwortung für das eigene Handeln im Spiel zu übernehmen. Viele Videospiele setzen zudem auf einen kooperativen Mehrspielermodus, der Teamarbeit und Koordination erfordert, da die Spieler:innen kommunizieren, Strategien entwickeln und sich aufeinander verlassen müssen. Dies erfordert kritisches Denken und das Finden von Lösungen in komplexen Situationen und unter Zeitdruck.

Ein weiteres Merkmal von Videospielen ist das Trial-and-Error-Prinzip. Das bedeutet, dass die Spieler:innen zunächst unterschiedliche Ansätze ausprobieren müssen, um herauszufinden, welche Strategie im Spiel zum Erfolg führt. Dieser wiederholte Prozess des Ausprobierens und Lernens ist ein zentraler Bestandteil des kritischen Denkens und des Problemlösens. Einige digitale Spiele enthalten komplexe Rätsel und Puzzles, bei denen es entscheidend ist, Informationen zu verknüpfen und kreative Lösungsansätze zu finden.

Ein Vorteil von Videospielen ist zudem ihre Beliebtheit unter jungen Menschen. Aktuellen Statistiken zufolge spielen rund 54 Prozent der Deutschen zumindest gelegentlich Computer- und Videospiele. Bei den 16- bis 29-Jährigen sind es sogar 85 Prozent. Ein genauerer Blick lohnt sich, denn neben der Beliebtheit unter Jugendlichen werden digitale Spiele zunehmend auch unter dem Aspekt ihrer pädagogischen Potenziale betrachtet. Die Popularität von digitalen Spielen kann von Lehrkräften zusätzlich genutzt werden, um die Motivation zu steigern und so einen nachhaltigen Lernprozess zu schaffen.

Grundsätzlich gibt es die klassischen Unterhaltungsspiele, von denen einige sehr gut für Bildungskontexte geeignet sind. Daneben gibt es sogenannte ”Serious Games”, die speziell entwickelt wurden, um einen bestimmten Lerneffekt zu erzielen. Im Folgenden werden Beispiele für beide Spielarten vorgestellt. Festzuhalten ist, dass eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt werden müssen, damit digitale Spiele im Unterricht eingesetzt werden können. Schaut dazu gerne in unseren Artikel zu Computerspiele im Unterricht. Wer diese Voraussetzungen jedoch erfüllt, kann neben analogen Spielen auf eine Vielzahl von digitalen Optionen zurückgreifen.

Minecraft

(Quelle: Minecraft)

Mit 238 Millionen verkauften Exemplaren ist Minecraft das erfolgreichste Videospiel aller Zeiten. Das Spielprinzip von Minecraft ist so simpel wie genial: Die Spieler:innen starten als Abenteurer und erkunden eine offene Welt, die vollständig aus Blöcken besteht. Diese Blöcke können abgebaut und nach Belieben neu platziert und somit beispielsweise zu beeindruckenden Bauwerken verarbeitet werden. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt: Neben dem Errichten von Basen können mit den richtigen Materialien Werkzeuge, Dekorationen, Nahrung, Rüstungen oder Eisenbahnschienen hergestellt werden. 

Es können verschiedene Spielmodi gewählt werden, wie z.B. der Survival- oder der Kreativmodus. Dank zahlreicher Minecraft-Erweiterungen kann das Spiel auch sinnvoll in den Unterricht integriert werden. So gibt es mittlerweile einen eigenen Education-Modus, in dem Hunderte Lektionen von Pädagog:innen aus aller Welt für Schüler:innen bereitgestellt und auf der offiziellen Webseite eingesehen werden können.

Die Lerninhalte umfassen folgende Themenbereiche: Wissenschaft, Mathematik, Informatik, Sprache, Geschichte und Kultur, Kunst und Design, Digital Citizenship, Soziales und Emotionen, Gleichberechtigung und Inklusion sowie Klima und Nachhaltigkeit. Unter den einzelnen Themenbereichen können dann entsprechende Aufgaben und Minecraft-Welten aufgerufen werden. Zu jeder Aufgabe ist formuliert, welche Lernziele verfolgt werden, was die Leitidee ist und welche Fähigkeiten geschult werden. Zusätzlich gibt es für jede Lektion eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Vorbereitung der Lehrkraft auf die Unterrichtseinheit.

Ein Beispiel: Unter der Kategorie Gleichberechtigung und Inklusion findet sich die Aufgabe “Guter Ärger: Frauenwahlrecht”. In diesem Spiel begleiten die Schüler:innen Emmeline Pankhurst ins viktorianische Großbritannien und erfahren alles über ihren Weg und ihren Kampf für das Frauenwahlrecht. Die Lernziele sind, einen historischen Kontext zur Frauenwahlrechtsbewegung zu erhalten und ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie das Infragestellen bestehender Normen zu Veränderungen führen kann. Zudem sollen die Schüler:innen ein Gespür dafür entwickeln, wie sie sich selbst aktiv für die Frauenbewegung einsetzen können. Dadurch soll allen voran das kritische Denken, als Teil der Problemlösekompetenz, trainiert werden. 

Ein weiteres Beispiel aus dem Themenbereich Informatik ist die Lektion “Stunde des Codes: Escape Estate”, in der Code und rechnergestütztes Denken angewandt werden müssen, um Geheimnisse zu entschlüsseln, Falltüren zu öffnen und versteckte Hinweise aufzuspüren, um vor Tagesanbruch aus dem mysteriösen Herrenhaus zu entkommen. Die Schüler:innen sollen dabei erste Konzepte des Programmierens entdecken.

Minecraft ist nicht nur das erfolgreichste Videospiel aller Zeiten, sondern auch ein wertvolles Bildungstool. Der Education-Modus ermöglicht es Schüler:innen, durch interaktive Lektionen in verschiedenen Fächern wichtige Kompetenzen wie kritisches Denken und Problemlösungsfähigkeiten zu entwickeln.

Life is Strange

(Quelle: Square Enix)

Life is Strange ist ein Adventure-Spiel, in dem man die Geschichte der Fotografie-Studentin Max erlebt. Das Besondere an diesem Spiel ist die Fähigkeit von Max, die Zeit zurückzuspulen und so den Verlauf der Ereignisse zu verändern. Je nachdem, welche Entscheidungen man trifft, nimmt die Geschichte unterschiedliche Wendungen. Dabei werden auch ernste Themen wie Mobbing und psychische Gesundheit behandelt, weshalb das Spiel im Bildungskontext für ältere Schüler:innen (ab 16 Jahren) empfohlen wird.

Durch die Möglichkeit, schwerwiegende Entscheidungen zu treffen, die den Verlauf der Geschichte beeinflussen, wird den Spieler:innen eine tiefere Auseinandersetzung mit schwierigen moralischen Fragen ermöglicht. Am Ende jeder Episode können die Entscheidungen der anderen Spieler:innen weltweit eingesehen werden und so verglichen werden. Mithilfe des Spiels können sensible Themen besprochen und Entscheidungen diskutiert werden. Denkbar wäre beispielsweise der Einsatz des Spiels im Ethik- oder Religionsunterricht, um das kritische Denken zu fördern.

Wichtiger Hinweis: Da das Spiel sensible Themen anspricht, die für Schüler:innen belastend sein können, ist es wichtig, vorab ein Gespräch mit der Klasse zu führen. Insbesondere die Themen Suizid und Depression sollten vorab thematisiert werden, wobei auch Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten aufgezeigt werden sollten.

Democracy 3

(Quelle: Gamersglobal)

Democracy 3 ist ein Serious Game, in dem man in die Rolle eines Staatsoberhauptes schlüpft und versucht, eine Wiederwahl zu erreichen. Dabei ist es entscheidend, dass die Spieler:innen die Interessen vieler unterschiedlicher Gruppen berücksichtigen und politische Krisen souverän managen. Ziel ist es also, für soziale Gerechtigkeit und Wohlstand im Land zu sorgen. Die Spieler:innen können entscheiden, in welchem Land sie die politische Führung übernehmen, welcher Partei sie angehören wollen und wie oft sie wiedergewählt werden dürfen. Je nach Erfolg der Führung des Landes gewinnt man mehr Kapital. Die Spieler:innen müssen dabei komplexe politische Entscheidungen treffen, die von einem Teil der Bevölkerung unterstützt und von einem anderen abgelehnt werden.

Die Gesamtheit der Wähler:innen im Spiel stellt eine Kombination aus verschiedenen Untergruppen der insgesamt 21 Wählergruppen dar. So kann es sich z.B. um einen jungen, wohlhabenden, liberalen, sozialistischen Pendler oder um einen pensionierten, konservativen, religiösen Kapitalisten handeln. Darüber hinaus variiert das Ausmaß, in dem sich jede:r Wähler:in mit diesen Gruppen identifiziert, was wiederum langfristig durch politische Strategien beeinflusst werden kann. Die im Spiel verwendeten Wählergruppen und Charakterisierungen sind bewusst vereinfacht und enthalten Stereotype, um die Spielmechanik zu unterstützen. Diese Darstellungen sollten nicht als vollständige Abbildung realer Personen und ihrer Identitäten verstanden werden.

Die Schüler:innen können mithilfe des Spiels politische Entscheidungen treffen und erfahren, welche Auswirkungen diese beispielsweise auf Wirtschaft und Gesellschaft haben. Durch die aktive Beteiligung an politischen Entscheidungen werden deren Zusammenhänge und Konsequenzen deutlich erkennbar und greifbarer. 

Hidden Codes

(Quelle: Bildungsstätte Anne Frank)

Hidden Codes ist ein Mobile Game der Bildungsstätte Anne Frank und gehört ebenfalls zur Kategorie der Serious Game. In einer simulierten Social-Media-Umgebung können die Spieler:innen miteinander chatten, Profile durchsuchen und auf Storys sowie Kommentare anderer Nutzer:innen reagieren. Ziel ist es, junge Menschen spielerisch zu befähigen, problematische Inhalte oder Aussagen zu erkennen und kompetent darauf zu reagieren. 

In jeder Episode gibt es mehrere Kapitel, in denen die Spieler:innen gezielt nach spezifischen Elementen von Radikalisierung suchen können. Themenschwerpunkte umfassen unter anderem die Verbreitung rechtsradikaler Inhalte in Foren und sozialen Medien durch Memes, den Einfluss von Algorithmen und die Wirkung der eigenen Filterblase. Darüber hinaus werden rechtsextreme Symbolik und ihre mögliche Verbindung zu Verschwörungsmythen thematisiert. Im Zusammenhang damit lernen die Spieler:innen auch, wie rechtsextreme Gamer:innen und Streamer:innen solche Inhalte verbreiten. Dadurch können Jugendliche die Muster radikaler Gruppen im Netz besser erkennen, politische Codes und Verschwörungsmythen identifizieren und erhalten Handlungsempfehlungen, wenn sich jemand aus dem eigenen Umfeld radikalisiert. Das Spiel wird für den Unterricht ab 14 Jahren empfohlen und ist kostenlos für Android und iOS erhältlich.

Analoge und digitale Spiele bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten, um die Problemlösekompetenz von Schüler:innen spielerisch zu fördern. Durch die Kombination beider Welten könnt ihr kreative Ansätze nutzen, um das kritische Denken und strategische Handeln der Schüler:innen nachhaltig zu stärken. Während analoge Spiele durch direkte Interaktionen und haptische Erfahrungen überzeugen, bringen digitale Spiele zusätzliche Dimensionen der Interaktivität und Komplexität mit sich. Zögert also nicht, neue spielerische Methoden in den Unterricht zu integrieren und so Lernumgebungen zu schaffen, in denen Problemlösekompetenzen mit Freude entwickelt werden.

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Der Einsatz digitaler Medien und Tools ist im modernen Unterricht nicht mehr wegzudenken, besonders im Bereich Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Neben beliebten Instagram-Channels wie “deutsch_mit_benjamin” und “deutschag”, die auf anschauliche Weise Sprachstrukturen und Aussprache vermitteln (Lehrer News berichtete), gibt es auch zahlreiche YouTube-Kanäle wie “Lingster Academy” und “Easy German”, die mit praxisnahen Videos den Deutschunterricht bereichern (Lehrer News berichtete). Doch auch Apps bieten Lehrkräften wertvolle Unterstützung, um den Unterricht abwechslungsreicher zu gestalten und den Schüler:innen spielerisch Deutsch beizubringen. In diesem Artikel stellen wir einige der besten Apps und Tools vor, die sich durch ihre Praxisnähe und Vielseitigkeit auszeichnen.

Zabulo – Maßgeschneiderte Lernspiele für mehr Spaß bei der Sprachförderung 

Zabulo im Einsatz: Individuelle Lernspiele für den DaZ-Unterricht leicht gemacht (Quelle: paedalogis.com)

Zabulo ist eine kostenfreie App, die sich besonders für den Einsatz im Vor- und Grundschulalter eignet. Sie ermöglicht es Lehrkräften, individuelle Lernspiele zur Förderung der Sprachentwicklung, zum Erlernen des Lesens und Rechtschreibens oder speziell für den DaZ-Unterricht zu erstellen. Die App umfasst über 1.600 abbildbare Nomen und Verben, die mit kindgerechten Bildern verknüpft sind. 

Ein besonderes Merkmal von Zabulo ist die Möglichkeit, Lernspiele mithilfe von QR-Codes zu teilen und offline zu spielen. Die Flexibilität macht die App besonders wertvoll für DaZ, da sie sowohl im Klassenzimmer als auch zu Hause genutzt werden kann. Durch individuell anpassbare Lerninhalte können Lehrkräfte gezielt auf die sprachlichen Bedürfnisse ihrer Schüler:innen eingehen. So lassen sich Übungen zur Sprachförderung passgenau an das jeweilige Lernniveau abstimmen, was den Lernerfolg maßgeblich unterstützt. Zabulo ist kostenlos verfügbar und kann im Apple App Store heruntergeladen werden.

Polylino – Die digitale Bibliothek, die Sprachbarrieren überwindet

Polylino im Überblick: eine Vielfalt an digitalen Bilderbüchern für den DaZ-Unterricht (Quelle: ilteducation)

Polylino ist mehr als nur eine digitale Bibliothek – es ist ein vielseitiges Werkzeug zur Sprachförderung im frühkindlichen Alter und schulischen Bereich. Mit über 1.500 Bilderbüchern in mehr als 50 Sprachen ermöglicht die App Kindern, Geschichten nicht nur auf Deutsch, sondern auch in ihrer Muttersprache zu erleben. Dies fördert die Leselust und unterstützt die Zweitsprachentwicklung. 

Besonders praktisch: Die Offline-Speicherfunktion ermöglicht es, Bücher auch ohne Internetverbindung zu nutzen, was Polylino zu einem wertvollen Begleiter für DaZ-Schüler:innen und ihre Familien macht. Zusätzlich bietet Polylino eine Vorlesefunktion in verschiedenen Sprachen an, die das Sprachverständnis unterstützt und das Eintauchen in die neue Sprache erleichtert. Polylino ist kostenfrei im Google Play Store und im Apple App Store erhältlich.

ANTON – Die Alleskönner-App für interaktives Lernen in jeder Unterrichtsstunde 

Nicht nur für den DaZ-Unterricht: ANTON ist eine Lern-App für alle Altersstufen und Fächer (Quelle: Google Play Store)

ANTON ist eine vielseitige Lern-App, die sich sowohl für den regulären Unterricht als auch für DaZ hervorragend eignet. Mit über 100.000 Aufgaben und 200 interaktiven Übungstypen deckt sie zahlreiche Fächer von der Vorschule bis zur zehnten Klasse ab. Besonders im DaZ-Bereich bietet ANTON gezielte Übungen zur Erweiterung des Wortschatzes, Verbesserung des Leseverständnisses und zur Festigung der Grammatik. Die Inhalte sind passgenau auf die Lehrpläne der Bundesländer abgestimmt und ermöglichen Schüler:innen ein strukturiertes Lernen. 

Lehrkräfte haben die Möglichkeit, Schulklassen digital anzulegen, spezifische Aufgaben zuzuweisen und den Lernfortschritt ihrer Schüler:innen genau zu verfolgen. ANTON motiviert die Lernenden zusätzlich durch spielerische Elemente wie das Sammeln von Sternen und Pokalen, die für erfolgreich absolvierte Aufgaben vergeben werden. Die App ist sowohl für iOS als auch für Android kostenfrei und werbefrei verfügbar.

Lern Deutsch - Stadt der Wörter: Spielerisch Deutsch Lernen für Grundschulkinder

Spielerisches Deutsch lernen für Anfänger mit dem Goethe-Institut (Quelle: dazhandbuch.de)

“Lern Deutsch - Stadt der Wörter” ist ein kostenloses Onlinespiel des Goethe-Instituts, das speziell für Anfänger:innen im Deutsch lernen entwickelt wurde. Die App kombiniert Wimmelbild-Elemente mit interaktiven Sprachübungen, die den Wortschatz auf Anfängerniveau erweitern. In einer virtuellen Stadt erkunden die Spieler:innen neue Wörter und verbessern spielerisch ihre Sprachkenntnisse.

Das Spiel ist besonders geeignet für den Anfangsunterricht im DaZ-Bereich. Die App motiviert Schüler:innen durch spielerische Aufgaben und unterstützt gleichzeitig das Verständnis grundlegender sprachlicher Strukturen. “Stadt der Wörter” kann sowohl im Einzel- als auch im Gruppenunterricht eingesetzt werden und eignet sich hervorragend, um Wortschatzübungen durchzuführen oder neue Vokabeln einzuführen. Lern Deutsch - Stadt der Wörter ist kostenfrei im Google Play Store sowie im Apple App Store erhältlich. 

Nicos Weg – Der interaktive Einstieg in die deutsche Sprache

Begleite Nico durch authentische Alltagssituationen und lerne interaktiv Deutsch. (Quelle: learngerman.dw.com)

Nicos Weg ist ein interaktiver Deutschkurs, der von der Deutschen Welle in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit entwickelt wurde. Der Kurs richtet sich an Anfänger:innen und führt die Lernenden durch verschiedene Alltagssituationen in Deutschland, wobei sie die deutsche Sprache auf authentische Art und Weise erlernen. Die App deckt die Niveaustufen A1 und B1 ab und ist damit ideal für den Einstieg in das Deutsch lernen.

Jede Lektion in Nicos Weg beginnt mit einer Videoepisode, die den Lernenden in eine realistische Alltagssituation einführt. Anschließend folgen Übungen, die den Wortschatz, die Grammatik und das Hörverständnis festigen. Besonders hilfreich ist die praxisnahe Ausrichtung der Inhalte, die es den Lernenden ermöglicht, schnell Fortschritte zu machen und sich in der deutschen Sprache sicherer zu fühlen. Nicos Weg ist kostenlos verfügbar und bietet eine motivierende und interaktive Lernumgebung, die sich gut in den Unterricht integrieren lässt.

Welches Tool passt zu deinem Unterricht?

Ob maßgeschneiderte Lernspiele mit Zabulo, interaktive Geschichten mit Polylino, die vielseitige ANTON-App oder das spielerische Deutsch Lernen mit “Stadt der Wörter” – jede dieser Apps bietet Vorteile für den DaZ-Unterricht. Welche App hat dich am meisten überzeugt? Hast du bereits Erfahrungen mit diesen Tools gesammelt oder hast du vielleicht noch weitere Empfehlungen, die für andere Lehrkräfte nützlich sein könnten? Teile deine Gedanken und Tipps in den Kommentaren.

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Stuttgart. Die Landesregierung in Baden-Württemberg ist nicht in der Lage, den gesetzlichen Anspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ab 2026 zu gewährleisten. Nachdem im April zahlreiche Anträge der Kommunen auf Förderbeiträge für den Ausbau des Ganztagsangebots eingegangen waren, mussten die Regierungspräsidien Anfang dieses Monats mitteilen, dass aufgrund mangelnder finanzieller Mittel per Losverfahren entschieden wird, welchen Anträgen man stattgebe. Die betroffenen Städte und Gemeinden zeigten sich empört. Einige haben bereits  entsprechende Investitionen in die Wege geleitet und müssen nun um die versprochene Förderung von 70 Prozent der Ausgaben bangen.

Das Ganztagsförderungsgesetz (GaFöG) ist bereits im Oktober 2021 unter der letzten Bundesregierung in Kraft getreten. Es bestimmt, dass für Grundschulkinder bundesweit ein Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung von jeweils acht Stunden an fünf Tagen in der Woche besteht. Die Durchsetzung des Gesetzes ist in einem Zeitrahmen vorgesehen, der ab 2026 ein Ganztagsangebot für alle Erstklässler:innen und bis 2029 für Schüler:innen aller Grundschulklassen garantiert. Um den notwendigen Ausbau der Infrastruktur zu gewährleisten, gibt es zunächst ein Sondervermögen von 3,5 Mrd. Euro aus dem Bundesetat. Ab 2026 unterstützt der Bund den Betrieb mit jährlich steigenden Ausgaben, welche ab 2029 höchstens 1,5 Mrd. Euro pro Jahr betragen werden. Aus diesen Zuschüssen stehen den Ländern unterschiedliche Anteile zur Verfügung, die sie unter den Schulträgern nach Bedarf verteilen sollen.

Nur ein Drittel der Antragssumme steht zur Verfügung: Jetzt wird gelost

Schon vor eineinhalb Jahren warnte der Gemeindetag Baden-Württemberg, dass die Ganztagsbetreuung in dem Land nicht für alle Grundschulkinder im vorgesehenen Zeitrahmen zu garantieren sei, da die nötigen Veränderungen und Investitionen die verfügbaren Mittel übersteigen würden. Nun bewahrheitet sich diese Befürchtung, da gegen eine Antragssumme von etwa 1,2 Mrd. Euro eine Fördersumme von gerade einmal 380 Mio. Euro steht. Die Landesregierung reagierte auf diesen Widerspruch mit der Entscheidung, ein Losverfahren für die Annahme und Ablehnung von Anträgen zu verwenden. Demnach wird ein Großteil der Kommunen auf den Kosten sitzen bleiben oder nicht im  Stande sein, den Rechtsanspruch ab 2026 zu gewährleisten.

Unsicherheit in den Kommunen

Besonders misslich ist die Lage für Gemeinden, die bereits Aufträge, beispielsweise für die räumliche Erweiterung von Grundschulen, erteilt haben, in der festen Erwartung, den Förderanteil von 70 Prozent erstattet zu bekommen. Der Oberbürgermeister von Hemmingen, Thomas Schäfer, ist in Sorge, da seine Gemeinde Firmen für den Ausbau des Horts der örtlichen Grundschule beauftragt hat. Die Kosten werden sich auf 2,2 Mio. Euro belaufen. Ob es den erwarteten Zuschuss geben wird, hängt nun rein vom Zufall ab. “Dass gelost werden muss, habe ich nicht für möglich gehalten”, sagte er gegenüber dem SWR vor zwei Wochen. Von der Landesregierung fühlt er sich im Stich gelassen. “Und dann ist man als Kommune wieder das letzte Glied in der Kette. Wir dürfen die Suppe dann auslöffeln!”

“Ein Trauerspiel”: Gemeinden und Städte zeigen sich enttäuscht

Die Empörung der Kommunen findet ihr Echo in diversen aufgebrachten Stellungnahmen. Der Gemeindetag Baden-Württemberg erinnerte in einer öffentlichen Mitteilung daran, dass aus dessen Reihen schon vor Verabschiedung des Gesetzes gewarnt worden war, ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung sei schlicht nicht realisierbar. Er wies außerdem auf die Verantwortung des Landes hin, welches das Gesetz durch den Bundesrat mitgetragen hatte, für die fehlenden Mittel aufzukommen. Das jetzige Verhalten sei “Ausdruck einer unverantwortlichen Politikgestaltung, die sich sehenden Auges vollzogen hat” und führe zu einem Vertrauensverlust seitens der Gemeinden. Schließlich forderte der Gemeindetag, den Rechtsanspruch entweder zurückzunehmen oder die Fristen zu verschieben.

Der Präsident des Städtetags Baden-Württemberg, Frank Metrup, wiederholte dieselben Vorwürfe und Forderungen und fand deutliche Worte: “Das Losverfahren wird dieser Verpflichtung nicht gerecht und lässt uns im Regen stehen.” Der Vorgang sei ein “Trauerspiel”. In einem offenen Brief an das Kultusministerium äußerten der Oberbürgermeister der Stadt Emmendingen, Stefan Schlatterer, und seine Kollegin, Bürgermeisterin Hannelore Reinbold-Mench, nicht nur ihre Bedenken über die Unzufriedenheit der Kommunen, sondern auch der Eltern, deren Erwartung auf gesetzlich garantierte Ganztagsbetreuung nun enttäuscht wird.

Tombola, Rummel und Chaos: Empörung über das Losverfahren in der Opposition

Die Opposition der schwarz-grünen Landesregierung meldete sich ebenfalls mit Empörung zu Wort. “Der Gipfel der Verantwortungslosigkeit ist es aber, die viel zu knappen Mittel nicht nach sachlichen Prioritäten zu verteilen, sondern sie wie auf dem Rummel zu verlosen”, ließ Andreas Stoch, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, in einer Pressemitteilung verlauten. “Diese Tombola ist ein Tiefschlag gegen unsere Kommunen.” Der Sprecher für frühkindliche Erziehung der FDP-Fraktion, Dennis Birnstock, betitelte das Vorgehen der Landesregierung als “weitestgehend planlos” und warnte vor dem “absoluten Chaos”, das eintrete, wenn das Land nicht mit eigenen Mitteln für die Deckung des Rechtsanspruchs zum Stichtag des Schuljahresbeginns 2026 sorgte. Das Kultusministerium verteidigte seine Strategie bisher. Normalerweise nehme man die Anträge in der Reihenfolge, in der sie gestellt werden, an. Da in diesem Fall aber alle Anträge zeitgleich eintrafen, sehe man sich veranlasst, das Losverfahren anzuwenden.

Aussichten für die Ganztagsbetreuung 

Baden-Württemberg bringt im Bundesvergleich schlechte Voraussetzungen mit, um den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung zu decken. Mit nur 30 Prozent bietet in diesem Bundesland bislang der geringste Anteil der Grundschulen die Möglichkeit einer Ganztagsbetreuung an. Dabei pocht auch die Wirtschaft auf einen Ausbau, um Arbeitnehmer:innen zu entlasten. Aus einer Studie der Bertelsmann-Stiftung ging hervor, dass bis zum Ende des Jahrzehnts voraussichtlich 100.000 Fachkräfte fehlen werden, die nötig wären, um ein deckendes Angebot bereitzustellen. 

Allerdings ist das Land nicht alleine mit diesen Sorgen. Auch in Niedersachsen zeichnet sich gerade ab, dass der Rechtsanspruch aufgrund personeller und finanzieller Mängel möglicherweise nicht umsetzbar ist. In Nordrhein-Westfalen hingegen sieht die Lage besser aus: Hier investiert die Landesregierung selbst viel in die Ganztagsbetreuung und prognostiziert ein Angebot von 650.000 verfügbaren Ganztagsplätzen ab 2030 bei einem geschätzten Bedarf von 590.000 Plätzen, was 80 Prozent der Grundschüler:innen ausmachen wird.

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Extremismus in Schulen ist längst kein Randproblem mehr. Sowohl in Nordrhein-Westfalen als auch bundesweit zeigt sich, dass Bildungseinrichtungen oft nicht ausreichend gerüstet sind, um demokratische Werte zu vermitteln und extremistischen Tendenzen entgegenzuwirken. Der Extremismusforscher Prof. Karim Fereidooni von der Ruhr-Universität Bochum warnt: ”So, wie das Schulwesen heute ist, kann es nicht weitergehen”. Angesichts der zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung und durch politische Krisen wird die Rolle der Schule als Vermittlerin von Demokratie immer wichtiger. Doch ist das Bildungssystem dieser Aufgabe überhaupt noch gewachsen?

Aktuelle Herausforderungen im Klassenzimmer

Gesellschaftliche Spannungen, ausgelöst durch Ereignisse wie den Nahostkonflikt oder die kommenden Landtagswahlen in Ostdeutschland, spiegeln sich zunehmend auch in den Klassenzimmern wider. Berichte von Lehrkräften dokumentieren eine besorgniserregende Zunahme extremistisch motivierter Vorfälle, darunter Hakenkreuze an Wänden, antisemitische Schmierereien und offene rechtsextreme Parolen in Schulgebäuden. In Berlin stiegen die rechtsextremen Vorfälle an Schulen von 41 im Jahr 2021 auf 70 im Jahr 2023. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2024 gab es bereits 48 solcher Vorfälle. Ähnliche Trends zeigen sich auch in anderen Bundesländern: In Sachsen stieg die Zahl der gemeldeten rechtsextremen Vorfälle von 73 im Jahr 2019 auf 149 im Jahr 2023 und in Sachsen-Anhalt hat sich die Zahl gemeldeter extremistischer Vorfälle im laufenden Schuljahr mehr als verdoppelt.

Der Blick nach Brandenburg zeigt die Dramatik besonders deutlich. In Burg waren Lehrkräfte dazu gezwungen, die Schule zu verlassen, nachdem sie in einem Brandbrief auf rechtsextreme Aktivitäten hingewiesen hatten und darauf massiv bedroht wurden (Lehrer News berichtete). Dies ist kein Einzelfall, wie der Vorfall am Elite-Internat Louisenlund in Schleswig-Holstein zeigt, wo Schüler bei einer Feier rassisitsche Parolen skandierten (Lehrer News berichtete).

Besonders betroffen sind jüdische und muslimische Schüler:innen, die zunehmend Ziel von Diskriminierung und Vorurteilen werden. Prof. Fereidooni berichtet von jüdischen Eltern aus dem Ruhrgebiet, die angaben, ihre Kinder aus Angst vor Angriffen nicht mehr in die Schule schicken zu können. Gleichzeitig fühlen sich muslimische Familien stigmatisiert, wenn ihre Kinder in der Schule durch Lehrkräfte unangemessen zu politischen Themen befragt werden und in Verhörsituationen geraten, obwohl sie nichts mit den Ereignissen im Nahostkonflikt zu tun haben.

Mangelhafte Lehrausbildung als Katalysator der Krise

Ein zentraler Faktor, der zur Eskalation der Situation beiträgt, ist die unzureichende Ausbildung der Lehrkräfte. In vielen Lehramtsstudiengängen dominiert der fachliche Teil, wodurch essentiele Während Lehramtsstudierende sich eher mit Inklusion und fachlichen Inhalten auseinandersetzen, bleibt die Auseinandersetzung mit Rassismus, Antisemitismus und anderen Formen der Diskriminierung unzureichend. Diese Lücken führen zu Unsicherheiten im Umgang mit extremistischen Tendenzen im Klassenzimmer, was in der Praxis verheerende Auswirkungen haben kann. Bildungsverbände fordern daher, dass Demokratiebildung Bestandteil des Lehramtsstudiums wird. Prof. Fereidooni kritisiert, dass das deutsche Schulsystem noch immer in alten Strukturen festhängt und nicht ausreichend auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen vorbereitet ist, was es Lehrkräften erschwert, extremistischen Tendenzen wirksam entgegenzutreten. 

Die Folgen der Krise

Die Konsequenzen dieser Missstände sind erheblich. Wenn Schulen nicht in der Lage sind, extremistischen Tendenzen entgegenzuwirken, besteht die Gefahr, dass diese Einstellungen sich in der Gesellschaft verfestigen und weiter ausbreiten. Besonders besorgniserregend ist die zunehmende Entfremdung von der Demokratie, die sich in den hohen Zustimmungswerten für populistische Parteien wie der Alternative für Deutschland (AfD) unter Jugendlichen zeigt. In Thüringen berichten Lehrkräfte von einer zunehmenden Normalisierung rassistischer und rechtsextremistischer Haltungen, was das Schulleben belastet. 

Prof. Fereidooni warnt, dass auch die Zahl der Schüler:innen ohne Abschluss weiter steigen könnte und die mentale Gesundheit der Jugendlichen weiter leiden wird, falls keine tiefgreifenden Reformen erfolgen. Zudem können immer mehr Eltern, die es sich leisten können, ihre Kinder auf Privatschulen schicken, wo sie bessere Bildungschancen erwarten. Dies würde die soziale Ungleichheit weiter verschärfen. 

Reformen für die Schule der Zukunft

Um Schulen zu Orten der gelebten Demokratie zu machen, sind umfassende Reformen notwendig. Prof. Fereidooni schlägt vor, das Lehrerausbildungsgesetz (LABG) dahingehend zu ergänzen, damit Werte wie Demokratie und Gleichberechtigung stärker in der Lehrausbildung verankert werden. Zudem sollten Expert:innen Konzepte zur besseren Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften, Schulsozialarbeit und Schulpsychologie entwickeln, um die multiprofessionelle Arbeit an Schulen zu stärken. Dies sei besonders wichtig, um die Herausforderungen des Schulalltags gemeinsam zu bewältigen und eine engere Kooperation mit Familienbildungsstätten zu ermöglichen. Die Zusammenarbeit soll dazu dienen, demokratiefeindliche Einstellungen im Elternhaus frühzeitig zu erkennen und entgegenzuwirken. 

Ein weiteres Anliegen ist die Überarbeitung der schulischen Curricula. Die Lehrpläne sollten entschlackt werden, um Raum für die Thematisierung aktueller politischer Ereignisse zu schaffen und die Demokratiebildung in den Fächern gezielt zu stärken. Prof. Fereidooni betont, dass das deutsche Schulwesen “im 19. Jahrhundert hängen geblieben” sei und dadurch das Engagement und die Fähigkeiten engagierter und ausgebildeter Lehrkräfte bremst. 

Neben diesen inhaltlichen Reformen ist es notwendig, Lehrkräfte, die sich aktiv für Demokratie und gegen Extremismus einsetzen, stärker zu unterstützen und zu schützen. Prof. Fereidooni kritisiert, dass die Lehrkräfte oft von ihren Schulleitungen nicht ausreichend unterstützt werden. Er fordert einen besseren Schutz für engagierte Lehrkräfte und eine stärkere Sensibilisierung der Schulleitungen für die Bedeutung dieser Arbeit. Zudem sollen die Fortbildungsbudgets der Schulen erhöht werden, um regelmäßige Schulungen zu ermöglichen und extremistische Tendenzen frühzeitig zu erkennen. Eine verpflichtende Weiterbildung in Demokratiebildung wäre ein erster wichtiger Schritt. 

Bildung zwischen Polarisierung oder Reform

Das deutsche Bildungssystem steht an einem kritischen Punkt. Die aktuellen Herausforderungen erfordern tiefgreifende Reformen, um die Schulen als Orte der Demokratie zu stärken und extremistischen Tendenzen wirksam entgegenzutreten. Ohne diese Reformen droht eine zunehmende Polarisierung der Gesellschaft, die besonders die jüngeren Generationen betrifft. Prof. Fereidoonis Appell ist eindeutig: "So, wie das Schulwesen heute ist, kann es nicht weitergehen”. Es müssen Politik, Bildungsträger und Gesellschaft gemeinsam handeln, um die Grundlagen für eine zukunftsfähige und gerechte Bildung zu schaffen, die demokratische Werte fest verankert und unsere Gesellschaft zusammenhält. 

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Die Welt wird zunehmend von Krisen und Katastrophen wie dem Krieg in der Ukraine, den Konflikten in Nahost oder Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Erdbeben geprägt. Diese Ereignisse sind allgegenwärtig und lassen sich nicht ausblenden – weder in den Nachrichten noch in den sozialen Medien, die gerade von Jugendlichen intensiv genutzt werden. In dieser herausfordernden Situation stehen Lehrkräfte vor der wichtigen Aufgabe, solche belastenden Themen im Unterricht aufzugreifen und den Schüler:innen Orientierung zu bieten.

Es ist essenziell, dass Lehrkräfte sich nicht nur Zeit nehmen, die Hintergründe und Auswirkungen von Kriegen und Katastrophen verständlich zu machen, sondern auch das Bewusstsein für den Umgang mit Medien und sozialen Netzwerken zu schärfen. In Zeiten von Fake News, die sich gerade in Krisenmomenten rasant verbreiten und gezielt Ängste schüren, ist die Medienkompetenz der Schüler:innen von großer Bedeutung. Lehrkräfte können hierbei eine entscheidende Rolle spielen, indem sie die Schüler:innen dazu befähigen, Informationen kritisch zu hinterfragen und verantwortungsbewusst mit ihnen umzugehen. Gleichzeitig kann ein offener Dialog über diese schweren Themen das Bedürfnis wecken, aktiv zu werden und durch verschiedene Aktionen Unterstützung zu leisten.

Altersgerechte Gesprächsführung über Krisen

Die Art und Weise, wie Lehrkräfte mit ihren Schüler:innen über Krisen sprechen, muss an das Alter und das Vorwissen der Kinder und Jugendlichen angepasst sein. Während jüngere Kinder eher behutsame und einfache Erklärungen benötigen, können ältere Schüler:innen komplexere Informationen verstehen und kritischere Diskussionen führen.

Kinder im Grundschulalter verfügen noch nicht über ein ausgeprägtes Verständnis für geopolitische Zusammenhänge oder die Ursachen und Folgen von Naturkatastrophen und sind besonders empfänglich für emotionale Belastungen. Es ist daher wichtig, ihnen ein Sicherheitsgefühl zu vermitteln und komplexe Themen altersgerecht zu erklären. Dabei können kindgerecht aufgearbeitete Informationsangebote, wie zum Beispiel HanisauLand oder Kindernachrichten wie logo!, helfen.

Bei älteren Schüler:innen kann das Gespräch differenzierter geführt werden. Sie haben oft bereits über soziale Medien und Nachrichten von einem Thema erfahren und können die komplexen politischen, sozialen und ökologischen Zusammenhänge besser verstehen. Es ist wichtig, diesen Schüler:innen Raum für ihre Fragen und Ängste zu geben und gleichzeitig sachliche und faktenbasierte Erklärungen zu liefern. Lehrkräfte sollten dabei auch die kritische Auseinandersetzung mit den Informationen fördern, die die Jugendlichen aus den sozialen Netzwerken beziehen. Ziel ist es, sie zu befähigen, zwischen seriösen und unseriösen Quellen zu unterscheiden und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, wie sie mit der Informationsflut umgehen können.

Der Einfluss von Medien und sozialen Netzwerken

In der heutigen digitalen Welt haben soziale Netzwerke einen erheblichen Einfluss auf die Art und Weise, wie Jugendliche Informationen wahrnehmen und verarbeiten. Nachrichten über Kriege, Krisen und Katastrophen verbreiten sich in Sekundenschnelle und werden oft ungefiltert und ohne Kontext geteilt. Diese ungefilterten Informationen, die oft mit verstörenden Bildern einhergehen, können das Gefühl der Bedrohung und Unsicherheit bei den Jugendlichen verstärken. Ein zusätzliches Risiko stellt die Verbreitung von Fake News dar, die gerade in Krisenzeiten wie Kriegen oder Naturkatastrophen gefährlich sein können, da sie gezielt Ängste schüren und die Wahrnehmung der Realität verzerren.

Durch gezielte Medienbildung können Lehrkräfte die Schüler:innen für die Risiken und Gefahren dieser Informationsflut sensibilisieren und den Jugendlichen helfen, einen kritischen Blick auf die Informationen zu entwickeln, die sie in sozialen Netzwerken konsumieren. Dies beinhaltet das Erlernen von Methoden zur Überprüfung von Quellen, das Bewusstsein für die Verbreitung von Fehlinformationen und die Fähigkeit, diese Informationen einzuordnen. Indem Lehrkräfte diese Themen in den Unterricht integrieren, tragen sie nicht nur zur Aufklärung bei, sondern helfen den Schüler:innen auch, ein tieferes Verständnis für die Auswirkungen von Medien auf die Wahrnehmung von Krieg, Katastrophen und Gewalt zu entwickeln. Dieser reflektierte Umgang mit Medien kann den Jugendlichen helfen, Ängste zu relativieren und einen konstruktiven Umgang mit den Informationen zu finden.

Zwischen Information und Schutz

Lehrkräfte stehen vor der Herausforderung, den Schüler:innen einerseits notwendige Informationen über Krisen und Katastrophen zu vermitteln und sie andererseits vor einer Überforderung oder unnötigen Verängstigung zu schützen. Diskussionen können zu Beginn sehr herausfordernd sein, da sie häufig von einer unklaren Sachlage geprägt sind, die zu Problemen wie Whataboutism führen können (Lehrer News berichtete). Es gilt, einen Balanceakt zu vollziehen, der sowohl die Wissensvermittlung als auch den Schutz der psychischen Gesundheit der Schüler:innen berücksichtigt. Dies kann durch einen offenen Dialog erreicht werden, in dem auch die Grenzen des eigenen Wissens und die Unsicherheiten der Lehrkräfte thematisiert werden. Transparenz und Ehrlichkeit sind deshalb zentrale Prinzipien, die das Vertrauen der Schüler:innen stärken und ihnen helfen, sich sicherer zu fühlen.

Ein fachübergreifender Unterrichtsansatz kann dabei helfen, das Thema Krisen aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Im Geografieunterricht können die Ursachen und Auswirkungen von Naturkatastrophen behandelt werden, während der Geschichtsunterricht die historischen Hintergründe und Entwicklungen von Konflikten beleuchten kann. Der Politikunterricht bietet Raum für die Diskussion aktueller Ereignisse und deren gesellschaftliche Auswirkungen, und der Ethik- oder Religionsunterricht kann genutzt werden, um moralische Fragestellungen zu erörtern und die Schüler:innen zum Nachdenken über die ethischen Dimensionen von menschlichem Leid und Solidarität anzuregen.

Engagement und Hilfsprojekte an Schulen fördern

Neben der Aufklärung und dem Dialog über Krisen können Schulen auch eine aktive Rolle dabei spielen, das Engagement der Schüler:innen zu fördern und ihnen die Möglichkeit zu geben, selbst zu helfen. Es gibt verschiedene Wege, wie Schulen und Schüler:innen einen positiven Beitrag leisten können, sei es durch Spendenaktionen, Benefizveranstaltungen oder Projekte zur Unterstützung von Betroffenen.

Eine Möglichkeit ist es, gemeinsam mit den Schüler:innen Spendenaktionen zu organisieren, bei denen Gelder für Hilfsorganisationen gesammelt werden, die beispielsweise in Krisengebieten tätig sind. Solche Aktionen können den Schüler:innen das Gefühl geben, dass sie etwas bewirken, und ihnen eine konkrete Möglichkeit bieten, ihre Solidarität auszudrücken. Auch das Sammeln von Sachspenden, wie Kleidung oder Schulmaterialien für Geflüchtete oder Menschen, die durch Naturkatastrophen alles verloren haben, kann eine sinnvolle und greifbare Form der Hilfe sein. Es kann außerdem hilfreich sein, sich vorab Gedanken zu machen, wie beispielsweise der Schulalltag in Kriegs- und Krisenregionen abläuft und wie dort mit den Herausforderungen umgegangen wird (Lehrer News berichtete).

Schulen können zudem Kooperationen mit lokalen Hilfsorganisationen oder Flüchtlingsunterkünften eingehen, um den Schüler:innen die Möglichkeit zu geben, sich direkt vor Ort zu engagieren. Solche Projekte können nicht nur den betroffenen Menschen helfen, sondern auch das soziale Bewusstsein der Schüler:innen stärken und ihnen die Bedeutung von Empathie und Solidarität vermitteln. 

Mit Verantwortung und Einfühlungsvermögen handeln

Der Umgang mit dem Thema Krisen im Schulalltag stellt Lehrkräfte vor eine anspruchsvolle Aufgabe, die Einfühlungsvermögen, Sensibilität und eine sorgfältige pädagogische Herangehensweise erfordert. Es ist wichtig, den Schüler:innen Raum für ihre Fragen und Ängste zu geben und ihnen gleichzeitig die notwendigen Informationen zu liefern, ohne sie zu überfordern. Durch eine kritische Auseinandersetzung mit den Medien und sozialen Netzwerken können Lehrkräfte den Schüler:innen helfen, einen reflektierten Umgang mit den Informationen zu entwickeln und die eigenen Ängste besser zu bewältigen.

Zudem können Schulen durch gezielte Projekte und Hilfsaktionen das Engagement der Schüler:innen fördern und ihnen die Möglichkeit geben, aktiv zu helfen und Solidarität zu zeigen. Dies stärkt nicht nur das Gemeinschaftsgefühl, sondern vermittelt den Jugendlichen auch das Gefühl, dass sie in einer Krise nicht hilflos sind, sondern einen positiven Beitrag leisten können.

Lehrkräfte sollten sich auch ihrer eigenen Grenzen und Belastungen bewusst sein. Es ist in Ordnung, Unsicherheiten und Ängste zu haben, und es ist wichtig, sich gegebenenfalls Unterstützung zu holen, sei es durch den Austausch mit Kolleg:innen, Fortbildungen oder psychologische Beratung. Nur so können Lehrkräfte ihre Schüler:innen bestmöglich begleiten und unterstützen.

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Du siehst ihn besonders häufig und lange; tagsüber im Lehrerzimmer, im Klassenraum und abends bei der Unterrichtsvorbereitung sitzt du ihm schon wieder direkt gegenüber – deinem Schreibtisch. Nicht zuletzt durch die Corona-bedingte Verlagerung des Arbeitens nach Hause sitzt und saßest du als Lehrer:in vermutlich noch länger vor demselben Schreibtisch, ohne dir zwischendurch die Beine zu vertreten. 

Wer kennt es nicht: Die Schultern hochgezogen, den Rücken zu einem Buckel geformt, starren wir auf unseren Bildschirm, bis unser Nacken schmerzt. Unsere (Rücken-)Muskulatur ist nicht für stundenlanges Sitzen gemacht – und schon gar nicht in einer ungesunden Position. Um Schmerzen und langfristige Schäden, die im schlimmsten Fall bis hin zu Bandscheibenvorfällen reichen können, zu vermeiden, ist der richtige ergonomische Schreibtisch besonders wichtig. Wir haben in diesem Artikel zusammengestellt, nach welchen Kriterien du einen solchen Schreibtisch aussuchen solltest und welche Tischmodelle wir dir für Büro und Homeoffice sowie Klassen- und Lehrerzimmer empfehlen können.

Was heißt überhaupt ergonomisch?

So verbreitet wie das Wort Ergonomie mittlerweile ist, so plakativ wird es auch verwendet. Was soll das überhaupt sein – ergonomisch? Der Begriff Ergonomie setzt sich aus den griechischen Wörtern “ergon” (Arbeit) und ”nomos” (Regel) zusammen und beschreibt damit in erster Linie die Gesetzmäßigkeiten menschlicher Arbeit. Man versteht darunter die Anpassung der Arbeitsbedingungen an den menschlichen Körper und dessen Funktionsweisen. Eine solche Anpassung ist überall dort wichtig, wo der Mensch bei seiner Arbeit mit Maschinen konfrontiert ist, so wie Lehrkräfte mit häufigem Sitzen am Schreibtisch. Ergonomisch ist also alles, was auf den Erkenntnissen der Ergonomie beruhend gebaut wurde und den menschlichen Körper in seiner Funktionsweise und Gesundheit beim Arbeiten bestmöglich unterstützt.

Wie fördert ein ergonomischer Tisch deine Gesundheit optimal? 

Die richtige Verwendung eines ergonomischen Steh- und Sitzschreibtisches. (Quelle: Blitzrechner)

Entscheidend, um deine Gesundheit bestmöglich zu unterstützen, ist bei einem Schreibtisch besonders die Höhe und im besten Fall die Verstellbarkeit dieser, damit du zwischen Sitzen und Stehen im Arbeitsalltag wechseln und so deine Muskulatur entspannen kannst. Die Höhe des Tisches, und in die du sie einstellst, variiert dabei je nach Körpergröße. Blitzrechner.de stellt einen Rechner zur Verfügung, der dir nach Eingabe deiner Körpergröße und deinen Gewohnheiten, wie dem Tragen von Absatzschuhen, einen Anhaltspunkt für deine optimale Tischhöhe vorschlägt. Da das Verhalten eines Körpers Sitzen und Stehen je nach Ober- und Unterkörperlänge variiert, empfiehlt es sich dennoch eine:n Expert:in vor Ort aufzusuchen, um die bestmöglichen Einstellungen für deinen Schreibtisch zu erfragen und ausrechnen zu lassen.

Als Anhaltspunkt kannst du dir trotzdem merken: Wenn du den Tisch zum Sitzen nutzen willst, sollte der Tisch je nach Körpergröße etwa 19 bis 28 Zentimeter über der Sitzfläche liegen. Stelle den Schreibtisch so ein, dass bei normaler Sitzhöhe mit hängenden Schultern deine Arme waagerecht auf dem Schreibtisch liegen und somit bei der Verwendung einer Tastatur etwa bei einem Winkel von 90 Grad auf dieser aufliegen. Zusätzlich solltest du sicherstellen, dass du unter dem Tisch die Beine auch mal lang machen und die Haltung variieren kannst, ohne dich in Lampen-, Laptop- oder Drucker-Kabeln zu verstricken.

Zeit, um für dich selbst aufzustehen

Ein höhenverstellbarer Schreibtisch gibt dir die Freiheit, zwischen Sitzen und Stehen zu wechseln. Durch gelegentliches Aufstehen förderst du deine Blutzirkulation, entlastest deine Muskulatur und reduzierst somit das Risiko von Rückenproblemen und anderen Beschwerden, die mit langem Sitzen verbunden sind. Die optimale Ausrichtung deines Oberkörpers verändert sich bei einem Stehtisch nicht.

Unsere Empfehlungen für höhenverstellbare Schreibtische:

Um deinen Schreibtisch an dich anzupassen, sind die Verstellbarkeit und die verfügbaren Höhen essenziell. Für eine langfristig gute Nutzung, besonders im hauseigenen Büro, sollte der Tisch noch einige weitere Merkmale mit sich bringen, um deine Arbeit möglichst komfortabel zu gestalten:

  • Bevorzugst du eine manuelle oder elektrische Bedienung, etwa aufgrund von körperlichen Einschränkungen oder einer gewünschten leichteren Handhabung?
  • Wie viel Stauraum und Platz benötigst du, um zu arbeiten? Hast du im Homeoffice viele Dokumente, die du benötigst, während im Lehrerzimmer Platz für das Pausenbrot und deinen Laptop ausreicht? Wie viel Stabilität wird nach dem Gewicht, das du im Durchschnitt ablegen möchtest, benötigt?
  • Hast du Kinder, die dir manchmal beim Arbeiten zur Seite sitzen, weshalb der Tisch Kollisionsschutz integriert und bei elektrischer Handhabung eine Kindersicherung haben sollte?
  • Weicht deine Größe oder die Länge deiner Arme von der Norm ab? Bist du zum Beispiel besonders groß?
  • Ist deine Arbeitsumgebung laut und deswegen schalldämpfendes Material von Vorteil? Sucht dein Kollegium beispielsweise für Klassenräume neue Pulte?

Tische für Büro und Homeoffice:

S2 Gestell: Maximale Funktionen für den kleinen Preis

S2 von Fezibo: Viele Funktionen für kleines Geld. (Quelle: Fezibo)

Das Basismodell von Fezibo ist ein elektrischer Sitz-Steh-Schreibtisch, den es in mehreren Größen gibt. Bei einer Tiefe von 60 Zentimetern kannst du je nach verfügbarem Platz und benötigtem Stauraum eine breite Platte von 120, 140 oder sogar 152 Zentimetern wählen. Hinsichtlich des Designs stehen dir mehrere Farben zur Auswahl. Der abgedeckte Höhenbereich, auf den du deine Arbeitsplatte fahren kannst, erstreckt sich von 70 bis 119 Zentimeter. Er unterstützt bis zu 80 Kilogramm Ablage und hält damit für seinen Preis einige Türme Klassenarbeiten aus. Zusätzlich verfügt er über eine Antikollisionstechnologie. Einen Schreibtisch in den Maßen 152 mal 60 Zentimeter kannst du derzeit ab 149,99 Euro erhalten.

E7 Pro mit C-Fuß: Für die Arbeit mit Kind an deiner Seite

Für alle Lehrkräfte, deren Kinder manchmal auch einen Blick auf die zu korrigierenden Klausuren werfen. (Quelle: Flexispot)

Der Flexispot E7 Pro ist ein höhenverstellbarer Schreibtisch, der viel Stabilität gewährleistet und ebenfalls die Möglichkeit bietet, die Plattenhöhe flexibel von 58 Zentimeter bis 123 Zentimeter einzustellen. Somit ist das Arbeiten sowohl im Sitzen als auch im Stehen möglich. Besonders vorteilhaft ist der leise Motor, mit dem eine präzise Höhenverstellung auch ohne viel Kraftaufwand möglich ist. Für alle Eltern ist ein wichtiges Feature des Flexispot E7 Pro die Kindersicherung, die speziell dafür entwickelt wurde, um zu verhindern, dass Kinder die Höhenverstellung unbeabsichtigt aktivieren. Der E7 Pro ist mit verschiedenen Tischplattenoptionen erhältlich, darunter strapazierfähige Laminat- und Massivholzplatten, die nicht nur langlebig, sondern auch pflegeleicht sind. Der Tisch ist für einen Preis von 529,99 Euro erhältlich.

Flexispot E7H: Auch geeignet für besonders große Menschen

Flexispots Option für Menschen, die größer sind als der Durchschnitt. (Quelle: Flexispot)

Als großer Mensch ist es nicht ganz so einfach, einen passenden Tisch zu finden, der hoch und dabei auch stabil genug ist, um vernünftig daran zu arbeiten. FlexiSpot hat ein Modell entwickelt, das nicht nur besonders hoch ausgefahren werden kann, sondern auch sehr stabil steht. Der E7H kann auf eine Höhe von bis zu 133 Zentimeter gefahren werden, was 15 Zentimeter mehr ist als bei den üblichen Sitz-Steh-Schreibtischen. Bei dieser Höhe verfügt der E7H über zusätzliches Gewicht in den Tischbeinen, um für extra Stabilität zu sorgen. Er kann bis zu 125 Kilogramm sicher tragen. Du kannst den Tisch für 329,99 Euro kaufen.

Für Klassenraum und Lehrerzimmer

Die Materialwahl sollte bei einem passenden Schreibtisch keineswegs zu kurz kommen: Denn Lärm ist mit einer der größten Störfaktoren im Klassenzimmer. Schreibtische mit einer Linoleumoberfläche oder mit strapazierfähigen, schallabsorbierenden Platten aus Laminat, Spanplatten und Kork sind bei lauten Umgebungen deshalb eine gute Wahl. Sollte der von euch bevorzugte Hersteller solche Materialien nicht anbieten, können schalldämpfende Schreibunterlagen Abhilfe schaffen. 

Ology von Steelcase: Bakterien und Lärm adé

Ology: Der Besondere unter unseren Empfehlungen. (Quelle: Steelcase)

Der Ology Schreibtisch von der Firma Steelcase eignet sich besonders gut für das Klassen- sowie Lehrerzimmer, besonders in Kombination mit einer Lärm reduzierenden Unterlage. Er ermöglicht eine schnelle Höhenverstellung, was deinen Kolleg:innen und dir erlaubt im Unterricht zwischen Sitz- und Stehpositionen zu variieren sowie beim Wechseln des Klassenraums keine Zeit zu verlieren. Seine robuste Bauweise macht ihn für den Schulgebrauch besonders geeignet. 

Die verfügbaren schmutzresistenten Oberflächenmaterialien machen den Schreibtisch pflegeleicht und gewährleisten, dass er auch bei intensiver Nutzung lange gut aussieht. Er bietet zusätzlich hygienische Materialien, wie antimikrobielle Oberflächen, die das Wachstum von Bakterien hemmen – was sich für die Nutzung im Klassenzimmer besonders nach dem Ausbruch von Corona wohl für alle nach einem Totschlag-Argument für den Kauf anhört. Ein Preis ist online nicht verfügbar. Suche auf der Website bei Interesse deshalb nach einem Fachhandel in deiner Nähe, um den Vertriebspreis zu ermitteln und vielleicht schon nach deinem favorisierten Design Ausschau zu halten – dann kannst du es der Schulleitung direkt vorschlagen, wenn wieder Geld im Topf für neues Equipment vorhanden ist.

Welcher wird dein nächster Schreibtisch?

Je nach Zweck, Umgebung und besonders deiner Physik, gibt es also viele verschiedene Modelle, die deinen Körper optimal beim Arbeiten unterstützen. Hast du schon einen Favoriten unter unseren Empfehlungen ausmachen können – oder Tipps für andere Lehrkräfte, die sie bei der Entscheidungsfindung für ihren nächsten Tisch-Kauf unterstützen? Lass es uns in den Kommentaren wissen!

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Düsseldorf. Die SPD in Nordrhein-Westfalen (NRW) fordert die Abschaffung des Numerus Clausus (NC) für das Lehramtsstudium. Diese Maßnahme soll eine Antwort auf den Lehrkräftemangel im Bundesland sein, der sich in den letzten Jahren zunehmend verschärft hat. Laut Dilek Engin, der schulpolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, sei es an der Zeit, den Zugang zum Lehramtsstudium grundlegend zu überdenken und Hürden abzubauen.

Der Lehrkräftemangel im einwohnerstärksten Bundesland Deutschlands ist kein neues Phänomen, hat sich jedoch in den letzten Jahren zugespitzt. Anfang Juni 2024 meldete das Schulministerium etwa 6.000 unbesetzte Lehrstellen im Land. Diese personelle Unterbesetzung führte dazu, dass jede fünfte Unterrichtsstunde im ersten Halbjahr des Schuljahres 2023/24 ersatzlos ausfiel. Besonders betroffen sind die Grundschulen und Fächer wie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT), aber auch die kreativen Fächer wie Kunst und Musik.

Die Ursachen für diesen Mangel sind vielschichtig, so ist die Zahl der Studienanfänger in NRW zuletzt gesunken. Außerdem geben immer mehr Lehrkräfte im Land ihren Beruf auf (Lehrer News berichtete), während aufgrund steigender Schülerzahlen und der Wiedereinführung von G9 bis zum Schuljahr 2026/2027, gleichzeitig zusätzliche Lehrkräfte gebraucht werden. Außerdem stellt der Ausbau der offenen Ganztagsplätze (OGS), auf die ebenfalls ab 2026/2027 ein Rechtsanspruch besteht, eine große Herausforderung für die Landesregierung dar. Das führt schon heute zu großen personellen und finanziellen Nöten an Grundschulen, die bis hin zu Schulschließungen führen. Die SPD fordert deshalb ein Rettungsprogramm für diese Träger, um das System zu stabilisieren und den zukünftigen Rechtsanspruch der Grundschüler:innen sicherzustellen.

SPD und GEW wollen Zugangshürden abbauen

Die SPD-Landtagsfraktion argumentiert, dass der NC als Hindernis abgeschafft werden sollte, um mehr Menschen den Weg in den Lehrer:innenberuf zu ermöglichen. Engin betont, dass insbesondere in NRW ein „Mut zur Veränderung“ fehle. Statt am traditionellen Auswahlverfahren festzuhalten, sollten die Universitäten mehr Studienplätze schaffen und alternative Zugangswege bieten.

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) unterstützt diese Forderung. Ayla Çelik, Landesvorsitzende der GEW, hebt hervor, dass neben den schulischen Leistungen auch die sozialen und persönlichen Kompetenzen der Bewerber:innen berücksichtigt werden sollten. Lehrkräfte müssten nicht nur fachlich kompetent sein, sondern auch in der Lage sein, empathisch und unterstützend auf die Bedürfnisse der Schüler:innen einzugehen. Die Abschaffung des NC könnte somit einen breiteren Zugang zum Lehramtsstudium ermöglichen und mehr motivierte Menschen für den Beruf gewinnen.

Ob die Abschaffung des NCs dabei helfen kann, die Zahl der Lehramtsstudierenden zu steigern, um den Lehrkräftemangel zu bekämpfen ist fraglich, schließlich gibt es kaum einen Studiengang mit einer derart hohen Abbrecherquote (Lehrer News berichtete). Auch deshalb warnt der Philologenverband NRW davor, dass die Attraktivität des Lehrberufs dringend gesteigert werden müsse, um die Situation zu verbessern. Sabine Mistler, die Vorsitzende des Verbands, fordert, dass Lehrkräfte von bürokratischen Aufgaben entlastet und ihnen mehr Zeit für pädagogische Arbeit eingeräumt wird. Zudem müssten Schulen besser ausgestattet und klare Aufstiegsmöglichkeiten im Beruf geschaffen werden, um den Lehrerberuf für junge Menschen wieder attraktiver zu machen.

Die Forderung der SPD nach einer Abschaffung des Numerus Clausus für das Lehramtsstudium in NRW ist ein Zeichen dafür, dass der Handlungsdruck im Bildungssystem immer größer wird. Um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken, braucht es nicht nur kurzfristige Lösungen, sondern auch eine grundlegende Überarbeitung des Schulsystems, um die Zukunftsfähigkeit zu sichern.

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Köln, 13.08.2024. Die Fähigkeit, richtig lesen zulernen, ist in Deutschland keine Selbstverständlichkeit mehr. Laut renommierter Bildungsstudien wie IGLU 2021 und PISA 2022 scheitert jedes vierte Kind am Ende der Grundschule an simplen Texten, und rund ein Viertel der 15-Jährigen kann nicht ausreichend lesen.

Um das zu ändern, engagieren sich beim MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband e.V. 15.000ehrenamtliche Lesementor*innen. Sie unterstützen 19.000 Kinder und Jugendliche in Absprache mit den Lehrkräften an den Schulen dabei, ihre Lesefreude zu entdecken sowie Lese- und Sprachkompetenz aufzubauen.

Eine aktuelle Umfrage unter 93 der regionalen Vereine, in denen die Mentor*innen organisiert sind, zeigt, dass es in 55 Prozent der befragten Vereine volle Wartelisten mit Schüler*innen gibt, die dringend Leseförderung benötigen. Aufgrund dieser alarmierenden Situation will der MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband e.V. seine Leseförderung ausbauen. Dafür sucht er zum Beginn des neuen Schuljahres 2024/25 weitere ehrenamtliche Mitstreiter und plant neue Maßnahmen.

Für die individuellen Einzel-Lesestunden, zu denen sich ein*e Mentor*in mit je einem Lesekind wöchentlich verabredet, benötigen sie eine ruhige Umgebung, wie einen leeren Klassenraum. Dort können sie in entspannter Atmosphäre gemeinsam lesen, lachen und auch Sprachspieleeinsetzen. Doch das ist oft nicht einfach: Die aktuelle Umfrage, die der Bundesverband mit seinen Mitgliedsvereinen durchführte, zeigt, dass 78 Prozent der Vereine zu wenige freie Räume an den Schulen als großes Problem erleben.

55 Prozent nennen die Raumnot auch als das größte Hindernis für mehr Wachstum, um noch mehr Kinder zu unterstützen. Viele MENTOR-Vereine könnten zwar mehr Lesementor*innen in die Schulen senden, aber dort gibt es für zusätzliche Lesetandems keinen Platz. Eine besorgniserregende Entwicklung, weil mehr als die Hälfte der Vereine volle Wartelisten haben. Darauf vermerkt sind Schüler*innen, die von den Lehrkräften ausgewählt wurden, weil sie Unterstützung einer Lesementor*in brauchen.

Huguette Morin-Hauser, 1. Vorsitzende des MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverbands e.V., erläutert: „Deutschland steckt in einer massiven Lesekrise. Der Förderbedarf ist so groß wie in den letzten 20 Jahren nicht, die Schulen fragen unsere ehrenamtliche Förderung so stark an wie noch nie. Wenn wir die Kinder jetzt nicht gezielt unterstützen, hängen wir sie wissentlich ab. Um noch mehr Schülerinnen und Schüler zu erreichen, möchte MENTOR sein Lesestunden Angebot ausbauen.“ Die aktuelle Umfrage zeigt auf, wo der Verband ansetzen kann. Folgende Maßnahmen sind geplant:

  • Neue Lesementor*innen gewinnen und qualifizieren.
  • Kooperationen mit Trägern der Ganztagsbetreuung stärken, für mehr Lesestunden in der Nachmittagsbetreuung der Schulen.
  • Flächendeckender Ausbau von Online-Lesestunden als Zusatzangebot, per Videokonferenz. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert dieses Programm.
  • Mehr Bildungspartnerschaften mit den Bundesländern, um weitere Schulen über die Leseförderung von MENTOR nach dem 1:1-Prinzip zu informieren.

„Mit der im Juni geschlossenen Bildungspartnerschaft mit dem Schulministerium in Nordrhein-Westfalen wollen wir mehr Kooperationsschulen gewinnen. Ähnliche Partnerschaften streben wir in anderen Bundesländern an“, führt Huguette Morin-Hauser, 1. Vorsitzende des MENTOR–Bundesverbands, aus. „Außerdem entwickeln wir als zusätzliches Angebot gerade die ‚Online-Lesestunden‘. Dabei können mehrere Kinder mit Headsets in einem Schulraum sitzen und ihre persönliche Mentorin oder ihren Mentor einzeln in je einer Videokonferenz treffen. So fördern wir mehr Kinder, ohne dass mehr Mentoren in die Schulen kommen.“

Die Fähigkeit zu lesen bildet das Fundament für den Zugang zu Wissen, gesellschaftlicher Teilhabe und die Entfaltung individueller Potenziale. Unterstützen Sie MENTOR – Die Leselernhelfer durch Spenden oder ehrenamtliches Engagement, um Bildungsarmut und -ungleichheit sowie soziale Ausgrenzung zu bekämpfen. Weitere Informationen finden Sie auf www.mentor-bundesverband.de.

Über die Umfrage

Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage, an der 93 Mitgliedsvereine des MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverbands e.V. von Mai bis Juni 2024 teilgenommen haben. Sie beantworteten 90 Fragen im Multiplechoice-Format.

Über den MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband e.V.

Das erfolgreiche Förderprinzip von MENTOR – Die Leselernhelfer beruht auf drei Säulen: Dem1:1-Prinzip, d.h., jedes Kind wird individuell betreut, einmal pro Woche, mindestens ein Jahr lang. Außerdem sind die Erfolgsfaktoren: Bildung durch Bindung und eine entspannte Lernatmosphäre. Die Förderung erfolgt ausschließlich in Kooperation mit den Schulen. Der Bundesverband mit Sitz in Köln sorgt vor allem für die Qualifizierung der Lesementor*innen und das Bereitbestellen von Materialien, damit sie ihr Ehrenamt gut vorbereitet aufnehmen und bei ihrer verantwortungsvollen Aufgabe begleitet werden. Die Schirmherrschaft haben Richard David Precht, Sandra Maischberger, Armin Maiwald, Simone Standl und Markus Wasmeier.

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Seid ihr gerade dabei, die Vor- und Nachteile des Lehrerberufs abzuwägen oder habt ihr euch bereits dazu entschieden, im nächsten Semester Lehramt zu studieren? Dann könnte das Angebot in Bremen genau das richtige für euch sein. Zuvor haben wir bereits Lehramtsstudiengänge in Bundesländern wie Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt oder Hamburg vorgestellt. Heute richten wir unseren Fokus auf Bremen. 

Die Hansestadt an der Weser wird als Studienort immer beliebter: Vielfältige Studiengänge, optimale Bedingungen auf dem Campus und renommierte Forschungseinrichtungen bieten die ideale Grundlage für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn. Darüber hinaus überzeugt Bremen mit vergleichsweise günstigen Mieten und einem abwechslungsreichen Freizeit- und Nachtleben – ein genauerer Blick lohnt sich also.

Die verschiedenen Lehramtstypen

An der Universität Bremen werden folgende Lehramtsstudiengänge angeboten: Lehramt an Grundschulen, Lehramt an Gymnasien und Oberschulen, Lehramt für Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik und Lehramt an Berufsbildenden Schulen. Darüber hinaus wird derzeit die Einführung eines dualen Lehramtsstudiums in Bremen diskutiert. Sollte es dazu kommen, könnte dies – je nach Zeitpunkt eures Studienbeginns – eine weitere interessante Option sein.

Bevor ihr euch für einen Lehramtsstudiengang entscheidet, solltet ihr sorgfältig überlegen, welche Präferenzen ihr habt und mit welchem Alter ihr gerne zusammenarbeiten möchtet. Je nach Schulform gibt es unterschiedliche Schwerpunkte. An Gymnasien beispielsweise werden die Schüler:innen auf eine akademische Laufbahn vorbereitet. Im Lehramt für Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik hingegen arbeitet ihr mit Schüler:innen, die geistige und/oder körperliche Beeinträchtigungen haben, weshalb hier die pädagogische Förderung der individuellen Kompetenzen im Vordergrund steht. Im Lehramt an berufsbildenden Schulen wiederum liegt der Schwerpunkt auf einem besonders praxisnahen Arbeiten. Zur Orientierung können Selbsttests, wie z.B. Career Counselling for Teachers, eine erste hilfreiche Einschätzung bieten.

Um Lehrer:in im Land Bremen werden zu können, müssen drei Ausbildungsschritte durchlaufen werden: Zunächst der Bachelor (6 Semester), anschließend der Master of Education (4 Semester) und schließlich das Referendariat und das Zweite Staatsexamen (18 Monate). Mit dem Masterabschluss erwerbt ihr das Erste Staatsexamen, das euch die bundesweite Bewerbung für das Referendariat ermöglicht. Dieses schließt mit dem Zweiten Staatsexamen ab, das euch zur Lehrtätigkeit an öffentlichen Schulen berechtigt. In Bremen gibt es also kein eigenständiges erstes Staatsexamen mehr. Diese Qualifikation wird gemäß den Beschlüssen der Kultusministerkonferenz (KMK) in allen Bundesländern anerkannt, unabhängig davon, ob das Lehramtsstudium dort auf das Bachelor-Master-System umgestellt wurde. 

Nach der erfolgreichen Absolvierung der drei Ausbildungsschritte steht dem Einstieg in den Lehrerberuf in Bremen theoretisch nichts mehr im Wege. In der Praxis stellt der anhaltende Lehrermangel jedoch auch in Bremen eine große Herausforderung dar (Lehrer News berichtete). Zwar wurde in den letzten Jahren versucht, mit Maßnahmen wie der Anhebung der Besoldungsstufe von A12 auf A13 oder einer Erhöhung der Referendariatsplätze gegenzusteuern, eine signifikante Verbesserung der Situation konnte dadurch jedoch noch nicht erreicht werden. 

Daher ist es wichtig, sich mit den Herausforderungen und Bedingungen des Lehrerberufs auseinanderzusetzen. Ein Tipp: An der Universität in Bremen wird ein Reflexionsworkshop angeboten, der einen ersten Einblick in die Herausforderungen und Aufgabenfelder des Lehrerberufs gibt und bei der Studien- und Berufsorientierung unterstützen soll. In diesem Workshop werden auch die persönliche Motivation und Eignung für den Lehrerberuf thematisiert und reflektiert. Der nächste Workshop findet im Februar 2025 statt. In der Zwischenzeit könnt ihr unserem Artikel nachlesen, wie man mit Zweifeln als angehende Lehrkraft umgehen kann.

Lehramt an Grundschulen

Für das Lehramt an Grundschulen wählt ihr drei Fächer: Zwei große Fächer und ein kleines Fach. Zur Auswahl stehen Deutsch, Elementarmathematik, Englisch, Kunst - Medien - Ästhetische Bildung, Musikpädagogik, Religionswissenschaft/Religionspädagogik, interdisziplinäre Sachbildung/Sachunterricht und Sport. Das Studium ist in Module gegliedert, die als eigenständige Lehreinheiten organisiert sind und jeweils mit einer Prüfung abgeschlossen werden.

Das Bachelorstudium gliedert sich in drei Kernbereiche: Fachwissenschaft und Fachdidaktik, Erziehungswissenschaft sowie die Bachelorarbeit. In der Fachwissenschaft und Fachdidaktik werden die gewählten Fächer mit praxisorientierten Elementen vertieft. In den Erziehungswissenschaften stehen der Umgang mit Heterogenität, Schlüsselqualifikationen und ein verpflichtendes Orientierungspraktikum im Mittelpunkt. Im Master of Education werden die gleichen Bereiche fortgeführt. Zusätzlich ist ein Praxissemester zu absolvieren, das noch tiefere Einblicke in die Schulpraxis ermöglichen soll. 

Damit setzt die Universität Bremen auf ein praxisorientiertes Lernen während des Studiums. Die praxisorientierten Elemente haben eine Dauer von 3 Wochen pro Fach und sollen allen voran Kenntnisse zur Planung und Gestaltung von Unterricht vermitteln. Das Orientierungspraktikum dauert 6 Wochen und findet in der vorlesungsfreien Zeit nach dem 2. Semester statt. Ziel ist es, die vielfältigen Anforderungen des Lehrerberufs kennenzulernen und vor dem Hintergrund der eigenen Biografie reflektieren zu können. Das Praxissemester im Masterstudiengang findet im 2. Semester statt und soll dazu dienen, die Komplexität der schulischen Aufgaben einer Lehrkraft erfassen zu können. Dabei sollen auch erste Aufgaben erprobt werden, um die eigene Professionalität weiterzuentwickeln. 

Die Universität Bremen bietet unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, eine Doppelqualifikation für das Lehramt an Grundschulen und das Lehramt für Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik zu erwerben. Dazu wird – abweichend von den oben genannten Fächerkombinationen – das Studienfach "Inklusive Pädagogik" als zusätzliches Kernfach gewählt. Werden die Fächer Inklusive Pädagogik, Deutsch und Elementarmathematik im Master of Education fortgeführt, kann das Referendariat im Land Bremen entweder für das Lehramt an Grundschulen oder für das Lehramt Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik absolviert werden. Abhängig von der Fächerkombination ist dies auch in anderen Bundesländern möglich; weitere Informationen hierzu findet ihr beim Lehramt Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik.

Lehramt an Gymnasien/Oberschulen

In Bremen gibt es ein zweigliedriges Schulsystem: Nach der Grundschule besuchen die Schüler:innen ab der 5. Klasse entweder ein Gymnasium oder eine Oberschule. Während das Gymnasium nach 12 Jahren zum Abitur führt, bietet die Oberschule alle Schulabschlüsse bis hin zum Abitur, das in der Regel nach 13 Jahren erworben wird. Damit ist die Oberschule auf die Förderung unterschiedlicher Lernniveaus und Interessen ausgelegt. Das Lehramtsstudium in Bremen qualifiziert angehende Lehrkräfte sowohl für Gymnasien als auch für Oberschulen.

Für das Lehramt an Gymnasien/Oberschulen werden zwei Fächer gewählt. Eines davon muss ein Pflichtfach sein, das zweite kann entweder ein weiteres Pflichtfach oder ein Wahlfach sein. Die Pflichtfächer sind Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Französisch, Kunst-Medien-Ästhetische Bildung, Mathematik, Musikpädagogik, Physik, Religionswissenschaft/Religionspädagogik, Slavistik und Spanisch. Die Wahlfächer sind Geografie, Geschichte, Politik-Arbeit-Wirtschaft und Sport. Der Bachelor und Master sind ähnlich aufgebaut wie das Lehramt an Grundschulen und beinhaltet die gleichen Praxisanteile. 

Lehramt für Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik

Das Lehramt Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik bereitet auf die Tätigkeit in inklusiven Klassen vor und kann an der Universität Bremen für zwei verschiedene Schulformen studiert werden: Für das Lehramt Inklusive Pädagogik im Primarbereich oder für das Lehramt Inklusive Pädagogik für Gymnasien/Oberschulen.

Für das Lehramt Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik an Gymnasien/Oberschulen wählt ihr das Pflichtfach Inklusive Pädagogik sowie ein weiteres Unterrichtsfach. Als Wahlfach stehen Deutsch, Englisch oder Mathematik zur Verfügung. Neben den Grundlagen der Inklusionspädagogik werden zwei Förderschwerpunkte vertieft studiert. Die Förderschwerpunkte sind Lernen, Emotionale und soziale Entwicklung, Geistige Entwicklung und Sprache. Auch hier ist der Studienaufbau wie bei den anderen Schulformen.

Lehramt an berufsbildenden Schulen – Technik

Für das Berufsziel Lehramt an berufsbildenden Schulen muss ein Studium in der Bachelor-Master-Struktur absolviert werden: Zunächst das Bachelor-Vollfach “Berufliche Bildung - Mechatronik”, das mit dem Bachelor of Science (B.Sc.) abgeschlossen wird. Eine weitere Möglichkeit ist der Quereinstieg mit einem Ingenieur- oder Informatikstudium. Im Bachelorstudium können fachliche Schwerpunkte und ein weiteres allgemeinbildendes Fach gewählt werden. Die fachlichen Schwerpunkte sind Elektrotechnik, Informationstechnik, Metalltechnik und Fahrzeugtechnik. Zu den Wahlpflichtfächern gehören Chemie, Deutsch, Englisch, Mathematik, Physik und Politikwissenschaft.

Auf den Bachelor folgt der Master of Education, der sich in der Studienstruktur etwas von den anderen Lehramtsstudiengängen unterscheidet. Neben den Fachwissenschaften und Fachdidaktiken sowie dem Umgang mit Heterogenität und Erziehungswissenschaft liegt der inhaltliche Schwerpunkt auf der Berufspädagogik (sofern nicht im Erststudium belegt).

Finanzielle Unterstützung und Stipendien

Ein weiterer entscheidender Punkt für die Wahl des Studienortes kann die Form der finanziellen Unterstützung und das Angebot an Stipendien sein. Neben der Beantragung von BAföG gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten. Ein paar davon haben wir im Folgenden zusammengefasst.

Die Universität Bremen bietet eine Reihe von Stipendien und Fördermöglichkeiten an. Eine Übersicht findet sich hier. Seit 2011 fördert das vom Bund finanzierte Deutschlandstipendium besonders talentierte Studierende mit 300 Euro monatlich. Die Stipendien werden von den jeweiligen Hochschulen vergeben, wobei 150 Euro vom Staat bereitgestellt werden. Die restlichen 150 Euro werden von der Hochschule durch private Geldgeber akquiriert. Um ein Deutschlandstipendium können sich an der Universität Bremen entweder bereits immatrikulierte Studierende oder Studierende bewerben, die mit einer Immatrikulationsbescheinigung zum Studium zugelassen wurden. Das Stipendium wird unabhängig vom BAföG-Bezug oder der Einkommenssituation vergeben. Ausgeschlossen sind jedoch Studierende, die bereits eine begabungs- oder leistungsbezogene finanzielle Unterstützung von öffentlich geförderten Einrichtungen des In- oder Auslandes erhalten, sofern diese 30 Euro monatlich übersteigt.

Ein weiteres Angebot ist der Bremer Studienfonds. Hier werden in Zusammenarbeit mit der Nolting-Hauff-Stiftung Auslandsaufenthalte für besonders qualifizierte Studierende gefördert

Der Auslandsaufenthalt von maximal 6 Monaten soll die persönliche und berufliche Qualifizierung der Teilnehmer:innen fördern. Die Höhe der Förderung richtet sich nach den Erfordernissen des jeweiligen Projektes und wird von den Bewerber:innen in Form eines Kostenplans festgelegt. Neben der Förderung durch den Bremer Studienfonds gibt es auch weitere Unterstützungsmöglichkeiten für Studierende. Sollte es zu finanziellen Engpässen kommen, können sich Studierende an die Sozialberatung des Studierendenwerks Bremen wenden, die bei Fragen zu Zuschüssen, Darlehen und anderen Themen zur Seite steht.

Alles in allem bietet das Lehramtsstudium in Bremen vielfältige Möglichkeiten und eine praxisnahe Ausbildung, die gut auf die Anforderungen des Lehrerberufs vorbereitet. Mit umfassender Unterstützung und qualifizierenden Studiengängen ist Bremen ein attraktiver Ort für alle, die den Weg ins Lehramt einschlagen möchten. Da die Studienstruktur in jedem Bundesland und an jeder Universität anders ist, kann es schwierig sein, den Überblick zu behalten. Es empfiehlt sich daher, Informationsveranstaltungen zu besuchen und Informationsbroschüren zu studieren. Wer danach noch Fragen hat, kann sich an die zentrale Studienberatung (ZSB) der Universität Bremen wenden. Hier werden eure Fragen zur Studienorientierung, zum Studienaufbau, zum Bewerbungsverfahren, zu Zweifeln am Studium oder zum Thema Zweitstudium beantwortet.

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In der Lehrausbildung ist das Referendariat ein entscheidender Abschnitt. Nach Jahren des Studiums, das sich überwiegend auf die Theorie des Unterrichtens und das Fachwissen bezieht, heißt es nun, sich vor eine Klasse zu stellen und den Unterricht selbst zu leiten. Was diese Zeit so besonders macht und wie ihr sie am besten meistert, haben wir mit der Lehrerin und Influencerin Emily Horbach im Interview besprochen. Emily hat ihr Lehramtsstudium in Mainz abgeschlossen und anschließend ihr Referendariat in Berlin absolviert, wo sie heute Englisch und Geografie an einem Gymnasium unterrichtet. Sie erzählt uns, warum ihr das Referendariat besser gefallen hat als das Studium, was eine gute Selbstorganisation ausmacht und wie ihr euch am besten auf eine Prüfungsstunde vorbereitet.

Lehrer News: Warum hast du dich damals entschieden, Lehrerin zu werden?

Emily Horbach: Ich wollte ursprünglich eigentlich gar nicht Lehrerin werden und nach dem Abi habe ich auch nicht so richtig gewusst, was ich machen möchte. Allerdings habe ich schon immer viele pädagogische Tätigkeiten, beispielsweise in Feriencamps, ausgeführt und mich für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen interessiert. Meine Mutter meinte dann, ich solle Lehramt studieren. Ich habe mir damals mit 19 Jahren nicht so viele Gedanken gemacht oder langfristig geplant und bin einfach mit zwei Freundinnen fürs Lehramtsstudium nach Mainz gegangen. Da habe ich meine Seminare besucht und Prüfungen geschrieben, aber hatte dieses ganze Schulthema und Lehrersein noch gar nicht richtig auf dem Schirm, auch weil in der Uni dazu nicht viel kam. Alles war sehr theoretisch und aufs Fachliche fokussiert, ich hatte wenig Bezug zur Schule. 

Der erste Moment, an dem ich dachte: “Das ist ja wohl der beste Job der Welt!”, war, als ich mein erstes vertiefendes Praktikum im fünften Semester gemacht habe. Da habe ich gemerkt, Unterrichten macht super viel Spaß, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten ist genau mein Ding.

Lehrer News: Also hat dir später das Referendariat auch besser gefallen als das Studium?

Emily Horbach: Viel besser! Das war genau dieser Kontrast zwischen der Theorie und der Praxis, der mir gezeigt hat, was mir liegt. Ich habe das Studium gut und ordentlich abschließen können, aber das Referendariat war dann meine Zeit. Ich habe mich aufgehoben und inspiriert gefühlt. Gerade in Berlin ist es so, dass Referendar:innen notgedrungen alleine vor die Klasse gestellt werden. Auch wenn man ein:e Mentor:in hat, macht man viel selbstständigen Unterricht. Das hat mir gutgetan und mir die Möglichkeit gegeben, mich auszuprobieren und genau das zu machen, was mir Spaß macht. Zum Glück waren meine Seminarleiter:innen auch ganz fantastisch und haben mir viele gute Ideen gegeben, die ich dann im Unterricht erproben konnte. Deswegen war das Referendariat, vielleicht im Gegensatz zu dem, was viele andere berichten, eine wirklich schöne Zeit.

Lehrer News: Was war das Highlight in deinem Referendariat?

Emily Horbach: Es gab eine Situation in der Examensstunde, an die ich mich noch gut erinnere und die ich wahrscheinlich nie vergessen werde. Es gab einen Schüler in meinem Englisch-Grundkurs, der leider Schwierigkeiten im Unterricht hatte und auch gehemmt war, sich zu melden und etwas beizutragen. Aber in der Examensstunde – es gab eine Diskussion darüber, wie Jugendliche so sind – hat er als letzter gesprochen und seinen Beitrag abgeschlossen mit: “I mean, no risk, no fun!” Ich habe von Herzen gelacht und die ganze Kommission auch. Das war so herzerwärmend, weil ich wusste, dass er eigentlich gehemmt ist und eine solche Angst davor hat, Fehler zu machen, aber trotzdem haut er am Ende so selbstbewusst diesen Spruch raus. Der Schüler hat mir gezeigt, dass meine Arbeit Früchte getragen hat, und er hat das in diesem Moment während meiner Examensstunde auch ein bisschen für mich gemacht. Das ist schön, wenn man als Lehrerin so eine Bestätigung bekommt.

"Macht euch eure Situation zunutze." Emily Horbach ermutigt Referendar:innen dazu, offen mit den Schüler:innen zu sein. (Quelle: Privat)

Lehrer News: Gab es von Anfang an eine gute Beziehung zu den Schüler:innen und einen guten Umgang miteinander oder wirkte die Vorstellung, ohne viel Vorerfahrung zum ersten Mal richtig zu unterrichten, einschüchternd auf dich?

Emily Horbach: Beängstigend kann es am Anfang natürlich schon sein, gerade bei älteren Schüler:innen. Ich war zunächst wahnsinnig aufgeregt. Das sind aber alles Situationen, an denen wir wachsen, und gerade Referendar:innen sind eigentlich in der perfekten Lage, um eine gute Verbindung mit den Schüler:innen aufzubauen. Wenn jemand versteht, wie es ist, in einer Prüfungssituation zu sein, dann sind es die Schüler:innen. Die haben eine wahnsinnige Empathie und Verständnis dafür, dass man gestresst ist und unter Druck steht – wenn man es mit ihnen teilt. Deswegen rate ich Referendar:innen auch immer, offen damit umzugehen. Ihr müsst euch nicht verstecken und so tun, als wärt ihr schon fünfzehn Jahre im Dienst, sondern macht euch eure Situation zunutze. Teilt den Schüler:innen eure Aufregung vor einer Prüfungsstunde mit und holt sie damit ab. Wenn sie eine Sache verstehen, dann dass man vor Prüfungen unter Druck steht. Und damit sollte man spielen und arbeiten.

Lehrer News: Wo hat es gehakt? Was hat dir Schwierigkeiten bereitet?

Emily Horbach: Was mir schwergefallen ist und wo ich wenig Unterstützung hatte, ist die Selbstorganisation. Auch wenn das im Referendariat noch einigermaßen geht, ist eine sehr gute Organisation immer wichtig. Und die sollte man eben von Anfang an haben. Ich hatte sie leider nicht und dementsprechend hatte ich am Ende des Referendariats ein paar Materialien in Papierform, ein paar digital abgespeichert. Ich hatte kein System. 

Als ich dann angefangen habe, Vollzeit zu arbeiten, war ich zuerst völlig überfordert. Denn es kommt ja noch einiges hinzu: Elternarbeit, Klassenleitung, Klassenfahrten und so weiter. Wenn man da organisatorisch nicht gut aufgestellt ist, verpasst man Termine und versäumt einiges. Die Zettel auf dem Schreibtisch häufen sich. Die Organisation ist also ein Punkt, der mir im Referendariat wirklich schwergefallen ist.

Lehrer News: Hättest du dir in dieser Hinsicht mehr Unterstützung gewünscht?

Emily Horbach: Ja. Zum Beispiel mithilfe eines Workshops, seien es 90 Minuten, zum Thema “Wie organisiere ich mich als Lehrer:in”, damit man zumindest mal eine Vorstellung davon hat. Die Herausforderung als Lehrer:in ist nämlich, dass man wahnsinnig viele Sachen parallel organisieren muss. In anderen Unternehmen gibt es eine:n Manager:in für so etwas, für Lehrkräfte nicht. Man muss alles selbst organisieren, selbst Prioritäten setzen. Wir müssen gar nicht erst über Bürokratie im Schulsystem sprechen, davon gibt es zu viel.

Lehrer News: Gibt es weitere Punkte, in denen du als Referendarin mehr Unterstützung gebraucht hättest?

Emily Horbach: Fachlich, methodisch und didaktisch war ich sehr gut ausgebildet. Wo noch mehr Input nötig gewesen wäre, war der Umgang mit Konfliktsituationen, sei es mit Schüler:innen oder mit Eltern. Da gibt es sicherlich gute Strategien, aber die muss man kennen. Ich hatte zwar das Privileg, an einer sehr guten Schule arbeiten zu können, wo die Schüler:innen fleißig waren und eher aus bildungsnahen Elternhäusern stammten und dementsprechend nicht viele disziplinarische Probleme auftraten, aber es kam schon manchmal vor. Da ist man erstmal aufgeschmissen, wenn sich ein:e Schüler:in einem widersetzt. Das Thema Classroom-Management war zwar ein Teil der Ausbildung, aber der war leider ausbaufähig.

Lehrer News: Was würdest du am liebsten am Referendariat ändern, wenn du könntest?

Emily Horbach: Man sollte früher anfangen, die Studierenden in den “Schulmodus” zu versetzen. Ich habe mal gehört – ich weiß nicht, ob es stimmt –, dass die Lehramtsstudent:innen in den USA zuallererst ein Handbuch mit Unterrichtsstrategien bekommen, in dem sehr konkrete Beispiele für verschiedene Unterrichtssituationen aufgezählt sind. Die Amerikaner:innen sind sowieso sehr gut darin, Didaktik konkret darzulegen. Zusätzlich braucht man Vorbilder! Auch da ist Amerika wieder ein geeignetes Beispiel. Dort gibt es ganze Datenbanken von Mitschnitten aus dem Schulunterricht für angehende Lehrer:innen, damit sie schon einmal sehen können, wie ausgebildete Lehrkräfte mit gewissen Situationen umgehen. Wir müssten alle viel mehr voneinander lernen. Unterrichten ist eine sehr schwere Tätigkeit, aber man muss das Rad auch nicht neu erfinden. Es gibt sehr viele supergute Lehrer:innen, die herausgefunden haben, wie es funktioniert. Das muss mehr geteilt werden mit jungen Leuten, im Referendariat und auch schon davor.

Lehrer News: Sollte man auch die Digitalisierung mehr in den Fokus des Referendariats rücken?

Emily Horbach: Ja. Aber man muss auch darüber sprechen, dass rein digitaler Unterricht nicht die beste Lösung ist. Man muss differenzieren können, welche digitalen Tools den Lernenden am meisten bringen. Unterrichten muss allgemein mehr als Handwerk verstanden werden. Die theoretische Basis ist zwar wichtig, aber es ist in der Ausbildung ebenso wichtig, Unterrichten wie ein Handwerk zu behandeln, bei dem es Strategien gibt, die man anwenden und allem voran erlernen kann.

Übung macht den Meister. Wer mehr übt, ist souveräner und kann im Unterricht spontaner und flexibler reagieren. Deshalb: übt eure Prüfungsstunden.

Lehrer News: Dein Tipp an alle Referendar:innen da draußen?

Emily Horbach: Übt eure Prüfungsstunden wie ein Theaterstück. Das bedeutet, ihr plant eure Stunde, erstellt Material, habt eine Aufgabenstellung und wisst, wie ihr die Diskussion leiten wollt, und das probt ihr so eins zu eins mit Freund:innen, Partner:innen oder Familie. Sagt genau das, was ihr zum Einstieg sagen wollt, gebt ihnen die Arbeitsblätter zum Ausfüllen, macht Überleitungen etc. Das klingt nach Schauspielerei und das ist es auch. Aber nur so erkennt ihr die Schwachstellen eurer Prüfungsstunde. Es ist letztlich egal, ob ihr eine:n 25-jährige:n oder eine:n 16-jährige:n vor euch sitzen habt: Wenn etwas nicht stimmt, erkennt ihr es sofort. Und Übung macht den Meister. Wer mehr übt, ist souveräner und kann im Unterricht spontaner und flexibler reagieren. Deshalb: übt eure Prüfungsstunden.

Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!

Neben ihrer Tätigkeit als Gymnasiallehrerin ist Emily Horbach unter dem Namen emitheteacher auf Instagram aktiv, wo sie ihre Tipps für Lehrer:innen und Referendar:innen weitergibt. Außerdem teilt sie weitere Erfahrungen über ihren YouTube-Kanal, bietet über ihre Website Coachings für Referendar:innen an und hat ein Buch über Erfolgsstrategien im Referendariat geschrieben.

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Hamburg. Die Initiative “G9 Hamburg” fordert in einem am 10. September startenden Volksbegehren die Rückkehr zum neunjährigen Abitur an Hamburger Gymnasien. Nach dem Motto “Mehr Zeit zum Lernen” setzt sich die Elterninitiative “G9 Hamburg” für eine einheitliche Regelung an den Schulen der Hansestadt ein. Dabei sind sie deutschlandweit mit ihrem Anliegen nicht alleine: Die baden-württembergische Initiative “G9 jetzt! BW” setzte sich bereits erfolgreich für die Einführung des neunjährigen Gymnasiums ein (Lehrer-News berichtete).

Während der Großteil der deutschen Schüler:innen ihr Abitur nach neun Jahren ablegen, haben Hamburger Schüler:innen an Gymnasien lediglich acht Jahre Zeit, denselben Schulabschluss zu erlangen. Aktuell haben nur Schüler:innen an Hamburger Stadtteilschulen die Möglichkeit, ihr Abitur nach neun Jahren zu machen, während Schüler:innen auf Gymnasien acht Jahre bis zum Abitur zur Schule gehen. 

G9-Bestreben gehen in die zweite Runde 

Nachdem die Kampagne “G9-Jetzt-HH” 2014 aufgrund mangelnder Unterstützer:innen am Volksbegehren gescheitert war, geht der Versuch einer neuen Schulpolitik nun in eine neue Runde. Auf eine Anhörung des Hamburger Schulausschusses im Februar diesen Jahres, bei der es jedoch zu keiner Einigung kam, folgt jetzt ein Volksbegehren. Um das notwendige Quorum zu erreichen, wird die Zustimmung von mindestens 66.000 wahlberechtigten Hamburger:innen bis Ende September benötigt. Sollte das Volksbegehren von der Bürgerschaft nicht angenommen werden, ist ein bindender Volksentscheid zur nächsten Bürgerschafts- oder Bundestagswahl vorgesehen. 

“Gute Bildung braucht Zeit” 

Eine Rückkehr zu G9 könne nicht nur die Gleichwertigkeit des Hamburger Abiturs zu anderen Bundesländern fördern, sondern auch zur persönlichen und sozialen Entwicklung der Schüler:innen beitragen. So sei das neunjährige Gymnasium, laut den Initiator:innen, besonders für die Förderung der Schüler:innen sowie das Schließen von Lernlücken notwendig. Darüber hinaus hat das erhöhte Pensum der Schüler:innen auch gesellschaftliche Konsequenzen: “Diese gestiegene Lernintensität führt zu weniger Chancengerechtigkeit von Schülerinnen und Schülern beim Zugang zu Bildung”, heißt es vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Es gibt jedoch auch Kritik an den Forderungen: “G9 ist ein leeres Versprechen mit erheblichen Schäden für die Hamburger Schülerinnen und Schüler”, so der ehemalige Hamburger Senator Ties Rabe. 

Trotzdem wird die Forderung nach dem neunjährigen Gymnasium von der Mehrheit der Hamburger:innen unterstützt: Eine Erhebung des Norddeutschen Rundfunk aus dem Januar 2024, bei welcher 2.600 Hamburger:innen befragt wurde, hat ergeben, dass sich 75 Prozent dieser für die erneute Einführung von G9 aussprechen. 

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In den letzten Wochen haben Bombendrohungen an Schulen in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt für Unruhe gesorgt. Am 7. und 8. August erhielten sieben Schulen in Sachsen Drohmails, was zu vorsorglichen Evakuierungen führte. Trotz intensiver Untersuchungen durch die Polizei, auch unter Einsatz von Sprengstoffspürhunden, wurden keine verdächtigen Gegenstände in den Schulobjekten gefunden. 

Auch in Thüringen waren Schulen zwischen dem 11. und 12. August erneut Ziel von Drohmails. Insgesamt 13 Schulen in Weimar, Jena, Thamsbrück und Schleusingen erhielten Drohungen, die zwar nicht als ernsthaft eingestuft wurden, aber dennoch vorsorgliche Evakuierungen zur Folge hatten. Diese Vorfälle markieren die dritte Serie solcher Drohungen im noch jungen Schuljahr. Ein Sprecher der Jenaer Polizei betonte, dass “die Erwartung, dass das in der Mail angekündigte schädliche Ereignis eintritt, relativ gering ist, wenn bundesweit mehrere solcher Mails eingehen”.

In Sachsen-Anhalt kam es zu ähnlichen Vorfällen, bei denen Schulen in Magdeburg, Dessau und Aschersleben betroffen waren. Hier wurden die Gebäude ebenfalls evakuiert und durchsucht, jedoch ohne gefährliche Funde. Die Drohmails waren oft identisch formuliert, was auf die gleiche Person oder Gruppe hindeutet. Die Ermittlungen laufen weiter, doch die Identifizierung der Absender gestaltet sich schwierig. 

Das Landesschulamt Sachsen-Anhalt rät Eltern in solchen Fällen den offiziellen Informationskanälen der Schulen und den Sicherheitskräften zu vertrauen. Tobias Kühne, Sprecher des Landesschulamts, betonte im Interview mit dem MDR, dass spezielle Kommunikationskanäle wie Telefonketten, Elternvertreter:innen und schuleigene Apps genutzt werden, um verlässliche Informationen zu verbreiten. “Wir hoffen und werben dafür, diesen Informationen zu glauben und nicht dem, was sich möglicherweise anderswo verbreitet”, so Kühne. Er wies zudem darauf hin, dass Gerüchte in sozialen Netzwerken oft für zusätzliche Verunsicherung sorgen und Eltern dazu veranlassen, zur Schule zu kommen, was die Einsatzkräfte behindern könnte. 

Diese Serie von Drohmails stellt eine erhebliche Belastung für den Schulbetrieb dar, der in den betroffenen Bundesländern im Anschluss an die Sommerferien erst kürzlich wieder begonnen hat. Für Lehrkräfte und Schüler:innen bedeutet dies nicht nur Unterbrechungen des Unterrichts, sondern auch Unsicherheit. Die Polizei ermittelt weiterhin, um die Urheber:innen der Drohmails zu identifizieren.

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Sömmerda. Am vergangenen Montag trat an der staatlichen Regelschule "Christian Gotthilf Salzmann" im thüringischen Sömmerda eine Kleidervorschrift in Kraft, die Mädchen und Jungen verbot, bauchfreie Oberteile sowie kurze Shorts zu tragen. Nach Protesten seitens der Schüler:innen und einer kontroversen Debatte in ganz Deutschland zog die Schule die Kleiderordnung zurück.

Die Diskussion zu Kleidervorschriften in Schulen ist alt, trotzdem kocht sie jeden Sommer wieder hoch. Unter Schüler:innen, die sich in ihrer Freiheit nicht eingeschränkt fühlen wollen und Lehrer:innen, die eine “angemessene” Kleidung fordern, herrscht noch lange kein Konsens darüber: Wie knapp darf die Kleidung von Schüler:innen während der Schulzeit sein? Und wer bestimmt, wie kurz noch in Ordnung ist?

Alle Sommer wieder: Wie kurz ist noch okay?

Lehrer:innen finden die von Schüler:innen gewählte Kleidung in den Sommermonaten häufig zu kurz und fordern die Eltern auf, mit ihren Kindern und insbesondere mit ihren Töchtern über ihre Kleidung zu sprechen und dafür zu sorgen, dass diese mit längerer Kleidung zur Schule kommen. In einem Elternbrief des Goethe-Gymnasiums in Weimar heißt es beispielsweise: “Die aktuelle Mode mit bauchfreien Shirts, Hot Pants, oder kurzen Schulmädchenfaltenröcken ist sicherlich schön in der Freizeit und am Strand, nicht aber in der Schule.” 

Bei Eltern und Schüler:innen treffen solche Aufforderungen auf gemischte Reaktionen. Auf einen Brief von Lehrern an das Kollegium eines Gymnasiums in Erfurt, laut dem sich einige Schüler:innen zu freizügig kleiden würden und die Schüler dadurch abgelenkt werden könnten, reagiert die 13-jährige Anna skeptisch: "Es ist warm, und da sollte man sich schon so anziehen dürfen, wie man will. Vor allem dürfen solche Regeln nicht nur für Frauen gelten. Es gibt auch Typen an unserer Schule, die manchmal shirtlos rumlaufen, und wenn wir gleich angefaucht werden, weil wir unseren Bauchnabel zeigen, finde ich das schon ziemlich unfair", erklärt sie gegenüber dem MDR. Andere Schüler:innen sehen in einer Kleiderordnung den Versuch des Schutzes, zum Beispiel vor Diskriminierung.

Bauchfrei-Verbot an Schule in Sömmerda

So wurde auch die neue Kleiderordnung in der Kreisstadt Sömmerda begründet, die am vergangenen Montag in Kraft trat. Hintergrund der verschärften Kleiderregeln seien Mobbingfälle, die es wegen der Kleidung einiger Schüler:innen gegeben habe, erklärte Schulleiterin Antje Koch. Die Jugendlichen durften keine Kleidungsstücke mehr tragen, die den Bauch frei lassen. Der Oberkörper musste ab Schulterhöhe bis Mitte der Oberschenkel von Kleidung bedeckt sein. Einen religiösen Hintergrund habe es für die angepasste Kleiderordnung nicht gegeben.

Nach Aussagen der Schüler:innen sei die Ordnung seitens der Lehrkräfte schnell ernst genommen und umgesetzt worden. So habe es in der vergangenen Woche bereits Kontrollen gegeben. Wenn die Arme am Körper anliegend über das Ende der Shorts reichten, seien die Betroffenen darauf hingewiesen oder sogar nach Hause geschickt worden, teilten Schüler:innen dem MDR mit.

Die Kleiderordnung sorgte bundesweit für Aufsehen und unter den Jugendlichen in Sömmerda für eine kontroverse Debatte. Eine Schülerin der zehnten Klasse ist der Meinung, "dass das [Einführen der Kleiderordnung] ein Eingriff in das Persönlichkeitsrecht ist". Es gibt allerdings auch Schüler:innen, die die Entscheidung zur Kleidervorschrift verstehen, besonders, wenn diese als Schutz fungieren soll. So habe es in der Begründung zur Ordnung geheißen, sie solle verhindern, dass die Kinder wegen freizügiger Kleidung Frühsexualisierungen oder gar Übergriffen zum Opfer fallen. Außerdem seien Schüler:innen wegen bauchfreier Kleidung an der Salzmann-Schule bereits von anderen gehänselt worden. Ein Schüler versteht deswegen, dass eine Kleiderordnung helfen soll, und meint: "Die Lehrer versuchen ja nur, die Betroffenen zu schützen."

Die Verantwortung liegt vor allem bei den Eltern

Das Verbot wurde nach drei Tagen, am vergangenen Donnerstag, wieder zurückgenommen. Die Schulleiterin habe das entschieden, sagte eine Mitarbeiterin der Schule auf Anfrage des MDR. Zu den Hintergründen machte sie keine Angaben. Schon als die Kleiderordnung in Kraft trat, erklärte der Sprecher des Landesbildungsministeriums dazu, dass es keine allgemeine Empfehlung des Freistaates Thüringen zu Kleiderordnungen gebe. Dabei betonte er, dass Schüler:innen in ihren Freiheitsrechten nicht übermäßig eingeschränkt werden sollten. Der Bundeselternrat hatte geäußert, die Diskussion über Kleiderordnungen an Schulen grundsätzlich zu unterstützen. Vorsitzende Christiane Gotte ist der Meinung, die Debatte über Kleiderordnungen könne für mehr Klarheit sorgen.

Schulamtsleiter Ralph Leipold sieht die Verantwortung bezüglich der Kleidung von Schüler:innen vor allem bei den Eltern: "Die Eltern sind in der Pflicht, ihre Kinder vor Schulbeginn zu kontrollieren und zu einer nach ihrer Einschätzung angemessenen Bekleidung anzuhalten." Eine Schule habe dafür nicht die rechtlichen Grundlagen. In der Erfurter Friedrich Schiller Schule hat es anstatt einer Kleiderordnung deshalb die kreative Idee gegeben, die Frage der angemessenen Kleidung gemeinsam zu diskutieren, um später einen “Dresscode” innerhalb der Klasse festzulegen. Habt ihr einen Weg gefunden, beim Thema Kleidung im Sommer mit euren Schüler:innen auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen? Schreibt es uns in die Kommentare.

Friedo Scharf
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Wie kann Inklusion im Schulalltag erfolgreich umgesetzt werden, und welche Hürden müssen noch überwunden werden? Trotz der fortschreitenden Akzeptanz stehen Lehrkräfte in Deutschland oft vor großen Herausforderungen, wenn sie Inklusion im Schulalltag begegnen und diese mitgestalten sollen. Der Weg zu einer chancengerechten Bildung für alle Schüler:innen ist mit vielen Fragen und Unsicherheiten gepflastert. Um herauszufinden, wie Inklusion gelingen kann und welche Schritte notwendig sind, haben wir mit Friedo Scharf von Inklusion Digital gesprochen. Als Sonderpädagoge und Mitgründer von Inklusion Digital, die Macher der SPLINT-App, setzt er sich leidenschaftlich für ein inklusives Bildungssystem ein. Im Gespräch beleuchtet er nicht nur die bestehenden Probleme, sondern gibt auch wertvolle Einblicke und praktische Tipps, wie Lehrkräfte den Herausforderungen des inklusiven Unterrichts begegnen können.

Lehrer News: Sie setzen sich seit Jahren für ein chancengerechtes Bildungssystem und Inklusion an Schulen ein. Warum bewegt Sie dieses Thema so sehr?

Scharf: Ich war selbst Schüler einer Integrationsschule und als ich mich für das Sonderpädagogikstudium entschieden habe, war für mich klar, dass ich das tue, um mich auf ein inklusives Schulsystem einzusetzen, weil ich dachte, dass alles in Richtung Integration, wie man es damals noch nannte, gehen würde. Ich war dann erstmal irritiert, dass das noch nicht Konsens war und viele der damaligen Studierenden davon ausgingen, dass Inklusion nicht umsetzbar sei.     

Seither hat sich viel geändert und die Akzeptanz für Inklusion in der Schule ist größer geworden, aber immer noch viel zu gering. Ich empfinde es als große Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft, dass Menschen aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit weniger zugetraut wird. Das ist meiner Meinung nach nur behebbar, wenn wir Begegnungsräume schaffen, in denen Menschen, mit unterschiedlichen Vorerfahrungen und Bildungsvoraussetzungen sich kennenlernen. Nur so können wir sicherstellen, dass eine Behinderung nicht gleich eine generalisierte Unfähigkeit bedeutet, an unserer Gesellschaft teilzuhaben.     

Kinder sind sehr offen und neugierig. Wenn sie sehen, dass ein anderes Kind nur eine Hand hat oder ein Hörgerät trägt, sind sie interessiert, aber sehr schnell stehen in der Beziehung dann andere Dinge im Mittelpunkt. Deshalb sind Schulen und andere Bildungseinrichtungen die perfekten Begegnungsorte, um den zwischenmenschlichen Austausch zu fördern und Vorurteile abzubauen.

Lehrer News: In Deutschland ist es nach wie vor üblich, dass Kinder mit einer Behinderung auf Förderschulen geschickt werden. Halten Sie das für die beste Form, um den Kindern bestmögliche Zukunftschancen zu ermöglichen?

Scharf: Nein, ich halte das nicht für die beste Form. Ich halte es immer für die beste Form, wenn alle Kinder in der Schule in ihrer Umgebung beschult werden. Dort, wo sie den Kontakt zu Kindern haben, die sie vielleicht auch schon aus der Kita kennen. Die aber im Normalfall in der unmittelbaren Umgebung leben und mit denen man sich am Nachmittag auch treffen kann. 

Gleichwohl weiß ich, dass in den Förderschulen sehr gute Arbeit geleistet wird und viele Schüler:innen sich dort wohlfühlen. Auf der individuellen Ebene ist das das Wichtigste, damit sich die Kinder bestmöglich entfalten können. Gesellschaftlich gesehen müssen wir aber feststellen, dass wir mit der Aussonderung von Schüler:innen in unterschiedlichen Schulformen aufgrund äußerlicher Merkmale, Parallelgesellschaften schaffen und eben Begegnungsräume verhindern.

Wenn ein Kind in der gleichen Straße wie ich aufwächst und dann vom Bus abgeholt wird und zwei Bezirke weiter in eine Förderschule gefahren wird, verliere ich den Kontakt zu dem Kind. Unweigerlich suche ich nach Gründen dafür. Und weil es in Deutschland immer schon Förderschulen gab, wird mir von allen Seiten versichert, dass eine gemeinsame Beschulung von mir und dem Kind, was da von dem Bus abgeholt wird, nicht möglich sei. Ich habe also gelernt, dass ich nicht mit diesem Kind in der Schule zusammenarbeiten kann. Diese Einstellung setzt sich schnell in den Köpfen von Kindern fest und prägt ihre Einstellung für das ganze Leben. Auch wenn sich ein Kind auf einer Förderschule sehr wohlfühlen kann, schaffen wir dadurch Begegnungsräume ab, die notwendig sind, um Vorurteile abzubauen.

Lehrer News: Welche Gründe hat es, dass es nach wie vor wenige Inklusionsschulen in Deutschland gibt und wie könnte sich das Ihrer Meinung nach in Zukunft ändern?

Scharf: Es gibt ja immer mehr. Trotzdem, ich glaube, das ist die logische Folge aufgrund der Historie unseres Bildungssystems. Ein Großteil der Menschen, die jetzt Entscheidungen darüber treffen, welche Schulen bleiben und welche Schulen wie ausgestattet werden, haben genau die Erfahrung gemacht, von der ich gerade gesprochen habe. Es fehlt die Vorstellungskraft dafür, dass inklusive Klassen genauso gut funktionieren können wie nicht-inklusive. Deswegen brauchen wir an einem Punkt einen radikalen Schnitt, damit wir gemeinsame Erfahrungen sammeln können.

Viele sagen zu Recht, dass unser Schulsystem eine Transformation im Moment nicht stemmen kann. Das liegt aber vor allem am Lehrkräftemangel und der chronischen Unterfinanzierung unseres Bildungssystems. Zu große Klassen, zu wenig evidenzbasierte Schulentwicklung und einen mangelnden Transfer von Bildungsforschung zu Bildungspraxis. Ein Viertel aller Schüler:innen der vierten Klasse können nicht richtig Lesen und Schreiben. Das ist an allen Schulen so, egal ob gemeinsamer Unterricht oder nicht. Es herrscht nur unter vielen Lehrkräften eine große Unsicherheit gegenüber der Inklusion. Weil noch immer zu wenige Lehrkräfte selbst aus dem gemeinsamen Unterricht kommen. Wenn wir aber zu einer inklusiven Gesellschaft wachsen wollen, dann brauchen wir an einer Stelle einen radikalen Schritt, damit wir erfahren können, dass Inklusion funktioniert.

Lehrer News: Der Lehrermangel sorgt dafür, dass Lehrkräfte ohnehin schon überlastet sind. Wie kann Inklusion im Unterricht trotzdem gelingen?

Scharf: Wir glauben es immer erst, wenn wir es mit unseren eigenen Augen gesehen haben. Ich höre oft von Lehrkräften, die sagen, dass die Integration von Kindern mit körperlichen Behinderungen kein Problem ist, weil sie damit bereits Erfahrung haben. Bei Kindern mit geistigen Behinderungen hingegen können sie sich das oft nicht vorstellen. Das zeigt, dass Akzeptanz häufig erst dann entsteht, wenn man selbst erlebt hat, dass etwas funktioniert.      

Wenn es an Erfahrung fehlt, neigt man dazu, zu denken, dass etwas nicht funktionieren kann. Überlastung verstärkt diese Wahrnehmung. Deshalb müssen wir mehr Erfahrungen schaffen und mehr Begegnungsräume ermöglichen. So können Vorbehalte Stück für Stück abgebaut werden. Wir sollten uns von Pauschalaussagen verabschieden. Erstmal sollte man mit dem Kind und den Eltern sprechen und dann überlegen, welche Unterstützung es benötigt, um erfolgreich am Unterricht teilzunehmen. Erst danach können wir fundiert entscheiden, wie wir vorgehen. 

Lehrer News: Welche Auswirkungen haben inklusive Klassen auf das Klassenklima und die Schulleistungen aller Schüler:innen?

Scharf: Die Befürchtung, dass inklusive Klassen die Leistungen der anderen Schüler:innen negativ beeinflussen, stimmt so nicht. Wir wissen aus der Forschung zwar, dass sich innerhalb einer Vergleichsgruppe ein Streben nach dem mittleren Leistungsniveau der Gruppe entwickelt. Es wird argumentiert, dass leistungsstarke Schüler:innen dadurch zurück zur Mitte gezogen werden, wenn das Leistungsniveau der Klasse insgesamt niedriger ist. Doch gesamtgesellschaftlich betrachtet hebt sich das durchschnittliche Leistungsniveau, wenn alle Kinder in einer Schule unterrichtet werden. 

Das Wichtigste ist, dass die richtigen Methoden und eine angemessene Professionalisierung der Lehrkräfte vorhanden sind.      

Lehrer News: Welche konkreten Tipps können Sie Lehrkräften mitgeben, die inklusive Klassen unterrichten?

Scharf: Es ist entscheidend, dass wir Lehrkräfte uns als Teamplayer verstehen. Wir arbeiten in einem System, das darauf abzielt, jeder Schüler:in den bestmöglichen Schulabschluss bzw. Lernerfolg zu ermöglichen. Das ist eine Teamaufgabe. Als Lehrkraft bin ich nicht nur Fachlehrer, sondern ich möchte die Schülerinnen und Schüler erfolgreich auf ihrem Lebensweg unterstützen. Dazu müssen wir als Lehrer zusammenarbeiten.

Außerdem können wir unsere Zielsetzung hinterfragen. Ich war neulich in den USA und durfte dort an einigen Schulen hospitieren. Es scheint dort Konsens zu sein, dass die Lehrkräfte sich zum Ziel setzen, ihre Schüler:innen mit mindestens einem Erfolgserlebnis aus dem Unterricht zu entlassen. Das halte ich für einen sehr wohltuenden Perspektivwechsel. Wenn ich mir als Lehrkraft vorrangig zu den fachlichen Zielen zum Ziel setze, Erfolgserlebnisse zu produzieren, dann entlasse ich selbstbewusste Schüler:innen, die am nächsten Tag wiederkommen und sich den Herausforderungen, denen sie begegnen, motiviert stellen. Das hilft am Ende auch dem fachlichen Fortschritt. 

Übrigens, hier geht es nicht um reine Kuschelpädagogik. Ein Erfolgserlebnis ist kein unverdientes Gummibärchen vor der Pausenklingel. Ein Erfolgserlebnis ist ein Fortschritt, den ich mir erarbeitet habe. Das ist nicht einfach, aber es ist ein sehr gutes Gefühl. Manchmal erfordert das, dass in meinem Unterricht andere Maßnahmen als nur die fachlichen Ziele im Vordergrund stehen, um das Kind zu stärken.      

Hier ist der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen essenziell, um die Stärken der Schüler zu erkennen. Gerade weil die Klassen immer heterogener werden, ist es wichtig, dass wir uns als Teamplayer verstehen. Ein multiperspektivischer Blick auf die Kinder ist notwendig, nicht nur aus der Perspektive eines einzelnen Fachs. Auf diese Weise können wir die Kinder besser wahrnehmen, ihre Stärken akzeptieren und auch verstehen, wo sie sich Freiräume suchen.

Dieser Teamgedanke hat auch Einfluss auf unsere Professionalisierung. Der Austausch mit Kolleg:innen ist in der Pädagogik unerlässlich. Wenn ich sehe, was bei anderen Kolleg:innen gut funktioniert, kann ich daraus lernen und es in meinem eigenen Unterricht oder in der Beziehung zu meinen Schülern anwenden. Fortbildung bedeutet oft auch einfach Austausch. Daher mein wichtigster Tipp: Versteht euch als Teamplayer.

Lehrer News: Mit SPLINT haben Sie ein Programm geschaffen, das Lehrkräfte dabei unterstützt, Inklusion weiter voranzutreiben. Wie genau hilft SPLINT dabei?

Scharf: SPLINT versucht, die wichtigsten Herausforderungen im Unterricht zu vereinfachen. 

Es geht darum, dass ich mir in dem Moment, in dem ich feststelle, dass ich einem:einer Schüler:in nicht gerecht werden kann, Hilfe bekomme, die mir genau dabei hilft. Dafür haben wir viele Beobachtungshilfen digitalisiert. SPLINT hilft auch dabei, die Potenziale der Schüler:innen zu sehen, damit ich sie unterstützen kann.

Außerdem unterstützt SPLINT dabei, im Team zu arbeiten. Wir vernetzen alle die multiprofessionellen Teams innerhalb der Schule miteinander und geben die Möglichkeit auch bestehende außerschulische Unterstützungssysteme einzubeziehen.
Und zu guter Letzt geht es darum, den Arbeitsaufwand zu erleichtern. Nachdem ich die richtigen Tipps erhalten habe und im Unterricht anwenden kann, löst SPLINT die Dokumentation automatisch. Auf Knopfdruck kann ich den Förderplan oder das Protokoll zum Nachteilsausgleich ausdrucken und fertig. Gerade testen wir endlich auch ein neues Modul, über das die Schüler:innen selbst mit in die Begleitung ihrer Ziele einbezogen werden können. Darauf freue ich mich riesig. 

Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!

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Die Dynamik des Alltags verändert sich – stetig. Und zunehmend rasant. Politische wie ökologische Veränderungen, Krisen und Skandale sowie technologische Quantensprünge prasseln Tag für Tag auf uns ein. In vielen Köpfen keimt daher die Angst, abgehängt zu werden, nicht mehr Schritt halten zu können. Ein Ansatz, die zunehmende Geschwindigkeit des Zeitgeschehens zu kompensieren, ist eine Anpassung der Bildungspolitik – aber findet diese wirklich statt?

Die Digitalisierung des Lernens ist ein zentrales Thema in der globalen Bildungspolitik. Sollte man meinen. Zumindest in Deutschland gewinnt man allerdings den Eindruck einer eher stiefmütterlichen Behandlung dieses essenziellen Anliegens. Dabei steht der Instrumentenkasten für eine inklusive, faire und nachweislich effektivere Bildung längst bereit.

So zeichnet unter anderem Virtual Reality das Potenzial aus, den Unterricht nicht nur klug zu ergänzen, sondern die Art, wie wir lernen, spielerisch und damit nachhaltig zu gestalten. Die Lernenden werden im Vorbeigehen auf eine hochgradig digitalisierte Zukunft vorbereitet, und zu Mitgestaltern derselben gemacht. Auch KI fließt überall auf der Welt zunehmend in den Alltag des Lernens ein. Doch wie ist es global um die Integration von digitalen Lehrmitteln in den Lernalltag bestellt – und wo ordnet sich Deutschland in diesem Wettrennen ein?

Spicken erwünscht: Ein Blick nach Südkorea lohnt sich

Weltweit sind Länder unterschiedlich weit fortgeschritten, wenn es um die Integration digitaler Technologien in den Bildungsalltag geht. Laut einer OECD-Studie aus dem Jahr 2020 variieren die Investitionen und die Implementierung digitaler Bildungstechnologien von Land zu Land stark. Dabei gehören Länder wie Südkorea, Finnland und Singapur zu den Spitzenreitern, was die aktive Nutzung und Integration von digitalen Tools im Unterricht betrifft. Diese Länder haben umfassende Strategien entwickelt, um digitale Medien, so auch virtuelle Lernwelten, in ihre Bildungssysteme zu integrieren.

Das Ergebnis: Signifikante Zugewinne in der Qualität der Bildung. So befinden sich Länder, deren Bildungssektor in hohem Grad digitalisiert ist, kompetenzübergreifend im oberen Drittel der PISA-Studie wieder.

Dabei lohnt sich insbesondere der Blick gen Fernost – denn in Südkorea ist der Einsatz von High Tech in der Schule längst Alltag. Dabei kommen nicht nur virtuelle Lernwelten zum Einsatz, sondern nahezu ausschließlich digitale Lehrbücher. Ab 2025 sogar mit KI-Integration, um individuelle Stärken und Schwächen der Schülerinnen und Schüler adressieren zu können. Auffällig dabei: Unser Verständnis von Digitalisierung, welches im Wesentlichen von WLAN-Infrastrukturen und Smartboards genährt wird, wird hier gnadenlos überholt.

Auch in Finnland nutzen bereits über 30 Prozent der Schulen VR-Technologien im Unterricht, während in den USA entsprechende Pilotprojekte stark zunehmen. In Singapur hat die Regierung erhebliche Mittel in die digitale Bildung investiert, was zu einer weitläufigen Technologieakzeptanz und Nutzung in den Klassenzimmern geführt hat.

Die Lehrerrolle neu gedacht

Bei allem Tech-Einsatz wird die Frage aufgeworfen, inwiefern sich nicht nur das System verändern muss und wird, sondern auch der Beruf der Lehrkraft. Die Vermutung liegt nahe, dass die tatsächlich wissensvermittelnde Rolle durch den Mehrwert von VR, KI und Co. in den Hintergrund rückt, und die empathische, emotionale und pädagogische Flanke in gleichem Maße an Relevanz gewinnt.

Deutschlands Stellung im internationalen Vergleich

Anders als Südkorea und Finnland wird Deutschland in zahlreichen Reports als Nachzügler in der Digitalisierung von Bildung hervorgehoben. Der Bertelsmann-Digitalisierungsindex  zeigt, dass Deutschland im internationalen Vergleich deutlich hinterherhinkt. Die OECD untermauert dies und betont, dass deutsche Schulen oft unzureichend mit digitaler Infrastruktur ausgestattet und die Lehrkräfte nicht ausreichend auf den Einsatz digitaler Technologien vorbereitet sind.

Konkret in Bezug auf Virtual Reality als Lerninstrument kontrastiert Deutschland mit den Vorreitern der PISA-Studie und offenbart großen Nachholbedarf – so wird die Technologie von weit unter 10 Prozent der Schulen überhaupt eingesetzt.

Ursachen und Herausforderungen

Die Gründe für den behäbigen Umgang mit Innovationen im Bildungswesen sind vielfältig. Eine wesentliche Herausforderung ist die unzureichende digitale Infrastruktur. Viele Schulen sind nicht ausreichend mit schnellem Internet und modernen Computern ausgestattet. Eine Umfrage des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (Bitkom) aus dem Jahr 2023 zeigt, dass nur 25 Prozent der deutschen Schulen über eine flächendeckende WLAN-Ausstattung verfügen, die für den Einsatz von VR notwendig ist.

Ein weiterer Faktor ist die mangelnde Ausbildung und Weiterbildung der Lehrkräfte. Laut einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fühlen sich viele Lehrkräfte nicht ausreichend auf den Einsatz digitaler Technologien vorbereitet. Dies führt zu einer geringen Akzeptanz und Nutzung von digitalen Helfern wie Virtual Reality im Unterricht.

Zu guter Letzt steht der Integration neuer Technologien auch immer die Finanzierungsfrage und ein daran angedockter bürokratischer Aufwand gegenüber. So kommt es nicht selten vor, dass über die Dauer des Prozesses von der Beantragung bis zur Bewilligung von zielgerichteten Mitteln das anzuschaffende Instrumentarium bereits wieder veraltet ist.

Potenziale und Lösungsansätze

Trotz vieler Herausforderungen bietet VR enorme Potenziale für den Unterricht – die man nicht ungenutzt versanden lassen sollte. VR kann Lerninhalte anschaulich gestalten, komplexe Prozesse greifbar machen und das Lernen mit einer spielerischen Komponente für mehr Motivation und Lernerfolg verbinden.

So sind virtuelle Exkursionen zu historischen Stätten, Zeitreisen zu historischen Ereignissen oder beliebig oft reproduzierbare Experimente der Chemie und Physik nur wenige Vorteile, die der Einsatz von VR mit sich bringt.

Um das Potenzial von VR in deutschen Schulen abzurufen, sind jedoch umfassende Maßnahmen erforderlich. Zunächst gilt es, die digitale Infrastruktur erheblich zu verbessern. Der DigitalPakt Schule zielt zwar genau darauf ab, allerdings muss die Umsetzung dieser Maßnahme drastisch beschleunigt und ausgeweitet werden.

Des Weiteren müssen, wenn wir über das eingangs erwähnte Abgehängtwerden bei zu hoher Dynamik sprechen, alle Beteiligten an die Hand genommen werden. Dazu gehört auch die entsprechende Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften – um nicht nur den Umgang mit technologischen Innovationen zu vermitteln, sondern auch Anpassungen an der didaktischen Einbettung selbiger in den Unterricht vorzunehmen.
Programme wie "Digitale Schule NRW" bieten vielversprechende Ansätze, um Lehrende auf die Herausforderungen der digitalen Bildung vorzubereiten.

Fazit

Die Integration von Virtual Reality in den Schulunterricht bietet enorme Chancen, die Art und Weise des Lernens der Schülerinnen und Schüler zu bereichern und den Unterricht effektiver zu gestalten. Ein globaler Vergleich zeigt, dass viele Länder bereits bedeutende Fortschritte in der Digitalisierung ihrer Bildungssysteme gemacht haben. Deutschland hingegen hat noch erheblichen Nachholbedarf.

Um den Anschluss an die Spitzenreiter nicht zu verlieren, sind umfassende Investitionen in die digitale Infrastruktur, eine verstärkte Ausbildung und Weiterbildung der Lehrkräfte sowie eine strategische Implementierung digitaler Technologien im Unterricht notwendig. Nur so kann Deutschland das Potenzial von VR und anderen digitalen Technologien voll ausschöpfen und seine Schülerinnen und Schüler zu Mitgestaltern einer hochgradig digitalisierten, dynamischen Zukunft machen.

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Ihr spielt mit dem Gedanken, Lehrer:in zu werden? Es zieht euch in den Norden oder in eine große Stadt? Dann seid ihr sicherlich gespannt auf den heutigen Artikel in unserer Reihe über das Lehramtsstudium in Deutschland: Dieses Mal präsentieren wir euch den Studiengang im Stadtstaat Hamburg und erklären euch alles, was ihr über die Struktur des Studiums, die verschiedenen Standorte oder Praktika wissen müsst. Außerdem werfen wir einen kurzen Blick auf die neuen Quereinsteiger-Masterabschlüsse, mit denen ihr auch unterrichten könnt, wenn ihr bereits einen Bachelor ohne Lehramtsbezug absolviert habt.

Hamburger Schultypen und die verschiedenen Studiengänge

Wie in allen Bundesländern unterscheiden sich auch in Hamburg die einzelnen Studiengänge entsprechend der Schulform, an der ihr später unterrichten wollt. Die Schulform der Stadtteilschule ist in Hamburg seit 2010 eine Zusammenfügung aus Haupt-, Real- und Gesamtschule. Da es aber auch an Stadtteilschulen möglich ist, ein Abitur abzulegen, ist die Ausbildung sowohl für das Gymnasial- als auch für das Stadtteilschullehramt zunächst im Studiengang des Lehramts für die Sekundarstufe I bis II zusammengefasst. Weitere Möglichkeiten sind das Grundschul- und das Berufsschullehramt sowie die Sonderpädagogik. Letztere ist allerdings in zwei verschiedene Studiengänge mit den Profilbildungen Grundschule und Sekundarstufe aufgeteilt. Grundsätzlich werden alle Lehramtsstudent:innen an der Universität Hamburg unterrichtet, aber einzelne Fächer finden in Kooperation mit der Technischen Universität Hamburg (TUHH), der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), der Hochsschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT) und der Hochschule für Bildende Künste Hamburg (HfBK) statt.

Alle Studiengänge unterteilen sich in zwei Abschlüsse, einen Bachelor of Education und einen Master of Education. Dieser gilt gleichzeitig als Erstes Staatsexamen und qualifiziert euch für den 18-monatigen Vorbereitungsdienst an deutschen Schulen. Der Vorteil: Ihr seid flexibler und könnt euch auch nach dem Bachelor noch umorientieren und habt trotzdem einen gültigen Abschluss in der Tasche. Außerdem ist es möglich, für den Master an eine andere Universität zu wechseln, beziehungsweise für den Master nach Hamburg zu kommen.

Erziehungswissenschaften, Fächerwahl, Berufsrichtungen und vieles mehr: die Studiengänge unter der Lupe

Lehramt an Grundschulen

Schauen wir uns zuerst das Grundschullehramt genauer an. Dieses studiert ihr in der Regel sechs Semester bis zum Bachelor und weitere vier bis zum Master. Das Studium setzt sich aus vier sogenannten Teilstudiengängen zusammen: Die Erziehungswissenschaften, in denen ihr alles über die pädagogische Arbeit und die Unterrichtsvermittlung lernt, sowie die Grundschulfächer Deutsch, Mathematik und ein zusätzliches Wahlfach. Dabei könnt ihr aussuchen, ob ihr Englisch, Religion (in den Glaubensrichtungen Evangelisch, Katholisch, Islamisch oder Alevitisch), Sachunterricht, Sport oder Theater als Grundschullehrer:in unterrichten wollt. Wer Kunst oder Musik wählt, verbringt mehr Zeit mit diesem Fach und muss deshalb entweder Deutsch oder Mathematik fallenlassen. Im Master-Studium wählt ihr eines der Fächer als Schwerpunkt.

Lehramt für Sekundarstufe I bis II 

Im Lehramt für die Sekundarstufe I bis II habt ihr eine größere Auswahl und müsst euch zusätzlich zu den Erziehungswissenschaften für zwei Fächer entscheiden, wobei Arbeitslehre/Technik, Bildende Kunst, Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Evangelische Religion, Französisch, Geografie, Geschichte, Griechisch, Informatik, Latein, Mathematik, Musik, Philosophie, Physik, Russisch, Sozialwissenschaften, Spanisch, Sport und Theater zur Verfügung stehen. Hier findet ihr eine Übersicht über die Fächerkombinationen, die nicht möglich sind. In der Regel dauert auch dieser Studiengang insgesamt zehn Semester, allerdings verlängert sich das Grundstudium um zwei Semester, wenn man sich für Kunst oder Musik entscheidet, da es sich hier wieder um aufwändigere Kurse an den jeweiligen Partnerhochschulen handelt. Übrigens könnt ihr im Master auch den Studiengang Primar- und Sekundarstufe I wählen, mit dem ihr euch für den Vorbereitungsdienst an entsprechenden Schulformen (ohne die gymnasiale Oberstufe) qualifiziert. Hier gibt es allerdings weitere Einschränkungen in der Fächerkombination, die schon im Grundstudium bedacht werden müssen.

Lehramt an berufsbildenden Schulen

Wenn ihr euch für das Lehramt an berufsbildenden Schulen interessiert, dann hat Hamburg eine breite Fächerwahl und spannende Lernorte zu bieten. Auch dieser Studiengang dauert insgesamt zehn Semester und ist dreigliedrig: Neben den Erziehungswissenschaften, mit dem verpflichtenden Schwerpunkt Berufs- und Wirtschaftspädagogik, müsst ihr euch für eine Berufsrichtung und ein allgemeinbildendes Fach entscheiden. Für die Berufsrichtung stehen unter anderem Wirtschaftswissenschaften, Chemietechnik, Gesundheitswissenschaften und Kosmetikwissenschaften zur Auswahl. Außerdem wird in Kooperation mit der Technischen Universität Hamburg der Bereich der Gewerblich-Technischen Wissenschaften gelehrt, der Fachrichtungen von Bautechnik über Holztechnik bis Medientechnik abdeckt. In Zusammenarbeit mit der Fakultät Life Sciences an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften bietet der Studiengang zusätzlich die Berufsrichtung Ernährungs- und Haushaltswissenschaften. Als allgemeinbildendes Fach lassen sich viele Fächer aus der Sekundarstufe, aber zum Beispiel auch Betriebswirtschaftslehre oder Berufliche Informatik wählen. Es gibt bestimmte Einschränkungen bei der Kombination von Berufsrichtung und Unterrichtsfach, die vor allem verhindern sollen, dass beide Fächer sich sehr ähneln und inhaltlich überschneiden. Es ist zum Beispiel nicht möglich, Kosmetikwissenschaften mit Biologie zu kombinieren.

Zwei Studiengänge für das Lehramt für Sonderpädagogik 

Die jeweiligen Studiengänge für Sonderpädagogik setzen sich aus den Erziehungswissenschaften, nur einem Unterrichtsfach und dem Teilstudiengang Sonderpädagogik zusammen. Für letzteren müsst ihr den Schwerpunkt Lernen belegen und einen weiteren wählen. Zur Auswahl stehen Sehen, Hören, Geistige Entwicklung, Sprache, emotionale und soziale Entwicklung. Beim Unterrichtsfach kommt es darauf an, ob ihr euch für das Grundschullehramt oder die Sekundarstufe einschreiben wollt, wobei ihr aus dem jeweiligen Fächerkanon wählen müsst. Allerdings bleibt für das Grundschulfach Religion die Möglichkeit aus, sich auf eine andere Konfession als die evangelische zu spezialisieren, und in der Sekundarstufe wird keine Fremdsprache außer Englisch angeboten. Musik und Kunst fallen als Grundschulfächer ebenfalls weg, für die Sekundarstufe bedeuten sie wiederum eine Verlängerung des Grundstudiums um zwei Semester.

Abitur und Sportprüfungen: Voraussetzungen fürs Studium

Für alle Studiengänge gilt natürlich die Voraussetzung der allgemeinen Hochschulreife. Außerdem sind bestimmte Sprachkenntnisse nötig, wenn man sich für eine Fremdsprache als Unterrichtsfach entscheidet, sowie Aufnahmeprüfungen für die Fächer Kunst und Musik und eine Eignungsprüfung für das Fach Sport. Das Fach Evangelische Religion für die Sekundarstufe erfordert außerdem ein Kleines Latinum. Wer Berufsschullehrer:in werden möchte, muss vor Beginn des Studiums bereits eine Berufsausbildung oder alternativ ein zwölfmonatiges Praktikum im Bereich der gewünschten Berufsrichtung abgeschlossen haben.

Das “Hamburger Modell” und der freie Studienanteil 

Eine Besonderheit in Hamburg ist die Tatsache, dass die jeweiligen Fachdidaktiken eurer gewählten Unterrichtsfächer unter den Bereich der Erziehungswissenschaften fallen („Hamburger Modell“). Dies bedeutet, dass die Teilstudiengänge der Fächer sich rein inhaltlich mit ihnen auseinandersetzen und alles rund um die fachspezifische Vermittlung im Unterricht in den Modulen der Erziehungswissenschaften thematisiert wird. Übrigens ist ein sogenannter freier Studienanteil Pflicht in allen der fünf Bachelor-Studiengänge. Hier habt ihr die Möglichkeit Seminare zu belegen, die eurer persönlichen Weiterbildung dienen sollen. Dabei könnt ihr euch unabhängig von eurer Fachausrichtung entscheiden. Zur Auswahl stehen Fachgebiete wie Rechtswissenschaften oder Soziologie, aber auch Kurse über Demokratiebildung oder Migration sowie Fremdsprachenangebote. Natürlich ist auch die praktische Erfahrung einer der wichtigsten Bestandteile einer Lehrer:innenausbildung, weshalb Praktika einen großen Teil des Studiums ausmachen. Alle Einzelheiten dazu findet ihr im folgenden Abschnitt.

Unterricht selbst erleben und gestalten: Praktika im Hamburger Lehramtsstudium

Praktische Erfahrung zu sammeln, ist in der Ausbildung zur Lehrerin oder zum Lehrer enorm wichtig. Später werdet ihr einen Großteil eures Berufsalltags im Klassenzimmer verbringen, wo der wichtigste Part eurer Arbeit stattfindet: Die Wissensvermittlung an junge Menschen. Deshalb sind sogenannte Schulpraktische Studien (SPS) ein fester Bestandteil des Lehramtsstudiums. In Hamburg finden diese in Form eines Orientierungspraktikums im Grundstudium und eines Kernpraktikums im Aufbaustudium statt.

Orientierungspraktikum im Bachelor-Semester

Das Orientierungspraktikum findet im dritten und vierten Semester des Bachelor-Studiums statt. Bei vielen handelt es sich um die erste praktische Erfahrung in der Begleitung und Durchführung des Schulunterrichts. Außerdem dient es dazu, dass ihr in einer frühen Phase des Studiums schon über eure Eignung zum Lehrer:innenberuf reflektieren könnt. Zusammen mit eine:r zugewiesenen Partner:in beobachtet ihr den Unterricht an einer Schule und führt selbst Unterrichtseinheiten durch. Ein:e Mentor:in aus dem Kollegium unterstützt euch dabei. Dies findet über vier Wochen in der vorlesungsfreien Zeit im Februar oder März statt. Neben begleitenden Seminaren sollt ihr insgesamt 60 Stunden im Unterricht hospitieren und zusätzliche 30 Stunden bei Konferenzen, Meetings oder dem Ganztagsangebot mitwirken. Außerdem ist es möglich, das Orientierungspraktikum an einer Schule im Ausland zu absolvieren. Die Erfahrung im Ausland kann besonders für Lehramtsstudent:innen mit einer Fremdsprache als Fach nützlich sein, eine Bereicherung für euch persönlich stellt es aber auf jeden Fall dar. Um die Organisation des Auslandsaufenthalts müsst ihr euch selbst kümmern, aber das Netzwerk International im Lehramt bietet euch Informationen und Unterstützung an. Außerdem können Schulen über Partnerfakultäten in Argentinien, Brasilien, den USA, Australien, Vietnam, Nepal und Ghana vermittelt werden.

Kernpraktikum im Master-Semester

Das Kernpraktikum zieht sich über das dritte und das vierte Master-Semester und ist nicht nur auf die Unterrichtsvermittlung, sondern auch auf eines eurer Fächer ausgelegt. An einem Tag in der Woche hospitiert ihr wieder in Zweierteams für sechs Stunden im Unterricht. Daraufhin folgt ein Blockpraktikum von vier bis fünf Wochen in der vorlesungsfreien Zeit im August oder September. Im Anschluss folgen Reflexionsseminare

Erkundungspraktikum für Sonderpädagogik

Schließlich gibt es in den Studiengängen für Sonderpädagogik noch das sogenannte Erkundungspraktikum in Verbindung mit dem Modul “Lernverläufe analysieren und Lernprobleme identifizieren”. Dabei geht es darum, erste Erfahrungen im sonderpädagogischen Bereich zu sammeln und die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit besonderen Bedürfnissen kennenzulernen. Ihr hospitiert in diesem Praktikum in der Regel an einer Stadtteilschule. Es ist auch möglich, das Praktikum an einem Regionalen Bildungs- und Beratungszentrum der Stadt Hamburg, einer Anlaufstelle für Schüler:innen mit sonderpädagogischen Bedürfnissen, zu absolvieren. Das Praktikum findet während der Vorlesungszeit im Sommersemester statt und dauert 14 Tage mit jeweils fünf Unterrichtsstunden.

Als Quereinsteiger Lehrkraft werden: Mithilfe des Hamburger Aufbaustudiums ist es möglich

Seit Beginn dieses Jahres bietet die Universität Hamburg ein Aufbaustudium für Quereinsteiger:innen an, um mehr Lehrer:innen für den Schuldienst in der Hansestadt zu gewinnen. Wenn ihr schon etwas studiert habt, das sich inhaltlich mit einem Schulfach überschneidet, könnt ihr euch mit diesem vier Semester langen Masterstudium für den Vorbereitungsdienst in Hamburg qualifizieren.

Mit der Aufbauqualifikation für die Sekundarstufe I und II könnt ihr Lehrer:in an einem Gymnasium oder einer Stadtteilschule werden. Ihr erlernt neue Kenntnisse und spezialisiert euch auf lediglich ein Fach, für das ihr einen Bachelor-, Master-, Diplom- oder Magisterabschluss in einer verwandten Fachrichtung benötigt. Der freie Studienteil fällt weg, wenn ihr Kunst oder Musik unterrichten wollt, um das Aufbaustudium nicht weiter in die Länge zu ziehen. Außerdem enthält dieser Master-Studiengang sowohl das Orientierungspraktikum als auch das Kernpraktikum. Für Fremdsprachen, Kunst-, Musik- und Sportunterricht gelten die üblichen Aufnahmevoraussetzungen. Ein Aufbaustudium für berufsbildende Schulen besteht ebenfalls, allerdings nur für die Berufsrichtungen Elektrotechnik-Informationstechnik und Metalltechnik ohne allgemeinbildendes Fach. In diesem Studium sind ebenfalls ein Orientierungs- und ein Kernpraktikum enthalten, allerdings kein freier Studienteil. Hier muss ein Bachelor-Abschluss vorliegen, aus dem sich diese Bereiche ableiten lassen. Die Berufsausbildung beziehungsweise das zwölfmonatige Praktikum darf auch hier nicht fehlen.

Eure Aussichten für Hamburg

Die Stadt Hamburg hatte bisher vergleichsweise wenig mit dem Lehrermangel zu kämpfen. Denn die Elbmetropole gilt nach wie vor als beliebter Berufsstandort. Dennoch machen sich auch hier die sinkenden Bewerber:innenzahlen und steigenden Schüler:innenzahlen langsam bemerkbar. Aus diesem Grund versucht der Senat, dem Mangel an Lehrpersonal vorzubeugen. Neben dem Quereinsteiger:innenprogramm sollen die Studienplätze aufgestockt werden: Bis 2026 soll es 175 mehr Plätze im Bachelor-Studium und bis 2029 145 mehr Plätze im Master-Studium geben. Es lohnt sich auf alle Fälle, sich in Hamburg für das Lehramtsstudium zu bewerben, da die Chancen, auch im Vorbereitungsdienst und im Beruf, wahrscheinlich besser stehen als zuvor. Habt ihr Lust bekommen, das Studium zwischen Alster und Elbe anzutreten? Welcher Studiengang sagt euch am meisten zu? Schreibt es doch gerne in die Kommentare!

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Schülerinnen und Schüler von Klasse 6 bis 13 können sich ab sofort für den Wettbewerbslauf 2024/2025 des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen anmelden. Dieser steht unter dem Motto: „Sprache ist dein Fenster zu neuen Welten.“ Der Wettbewerb fördert junge Sprachtalente und möchte Neugier auf fremde Sprachen und Kulturen wecken. Im Zentrum stehen deshalb neben Grammatik und Vokabelwissen vor allem Kreativität und Spaß im Umgang mit Sprache. Anmeldeschluss ist der 6. Oktober 2024.

Bonn, 07. August 2024. In welcher Fremdsprache die Schülerinnen und Schüler beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen antreten, entscheiden sie selbst. Die Auswahl reicht von Englisch, Französisch, Spanisch, Russisch oder Chinesisch bis hin zu Latein und Altgriechisch. Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 bis 13 können ihr Sprachtalent als Einzelteilnehmende in der Kategorie SOLO bzw. SOLO Plus unter Beweis stellen. Jüngere Teilnehmende treten mit einer Fremdsprache an, bei den älteren werden zwei Sprachen erwartet. In der ersten Wettbewerbsrunde nehmen die Jugendlichen mit einem selbstgedrehten Video teil. Im weiteren Verlauf des Wettbewerbs warten dann mündliche und schriftliche Aufgaben.

In der Wettbewerbskategorie TEAM Schule produzieren Schüler der Jahrgangsstufen 6 bis 10 in Gruppen gemeinsam einen Film, einen Podcast oder ein Theaterstück in einer oder mehreren Fremdsprachen ihrer Wahl. Die besten Teams nehmen im kommenden Jahr am großen Finale, dem Sprachenfest in Schwerin, teil.

Auf die Gewinnerinnen und Gewinner warten Stipendien der Studienstiftung des deutschen Volkes, Geldpreise und Sachpreise. Interessierte reichen ihre Bewerbung ein unter: www.bundeswettbewerb-fremdsprachen.de. Hier sind auch alle Informationen zum Wettbewerb für Jugendliche, Eltern und Lehrkräfte kompakt zusammengefasst. Anmeldeschluss ist der 6. Oktober 2024.

Für die Kategorie TEAM Beruf für Auszubildende und Schülerinnen und Schüler berufsbildender Schulen folgt am Ende des Jahres eine gesonderte Ankündigung. Hier wird der Anmeldeschluss im Frühjahr 2025 liegen.

Der Bundeswettbewerb Fremdsprachen ist einer der traditionsreichsten Schülerwettbewerbe in Deutschland. Jedes Jahr nehmen mehr als 13.000 Schülerinnen und Schüler teil. Ausrichter des Wettbewerbs ist Bildung & Begabung, das Talentförderzentrum des Bundes und der Länder.

Über Bildung & Begabung

Bildung & Begabung setzt sich als zentrale Anlaufstelle für Talentförderung in Deutsch­land dafür ein, dass alle Jugendlichen ihr volles Potenzial entfalten und in Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft einbringen können – unabhängig von Herkunft und Hintergrund. Mit Wettbewerben, Akademien und weiteren individuellen Förderprogrammen unterstützt die gemeinnützige Einrichtung junge Menschen aller Schulformen bei der Entfaltung ihrer individuellen Talente, in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und bei der beruflichen Orientierung. Außerdem hilft Bildung & Begabung Lehrkräften, Eltern sowie Schülerinnen und Schülern mit umfangreichen Informations-, Weiterbildungs- und Vernetzungsangeboten wie der Fachtagung Perspektive Begabung oder dem Online-Portal www.begabungslotse.de. Bildung & Begabung ist eine Tochter des Stifterverbandes. Hauptförderer sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Kultusministerkonferenz. Schirmherr ist der Bundespräsident.

www.bildung-und-begabung.de

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Dresden. Pünktlich zum Schulstart erwartet die Schüler:innen in Sachsen eine Neuerung: Ab diesem Schuljahr soll Gendern in Klassenarbeiten nicht mehr nur als Fehler markiert werden, sondern auch durch Punktabzug in die Bewertung einfließen. Der Erlass stößt auf Kritik seitens der Verbände und der Schüler:innen selbst.

Sachsens Kultusministerium teilte bereits Ende Juli mit, dass in diesem Schuljahr neue Regelungen in die Bewertung von schriftlichen Arbeiten der Schüler:innen einfließen werden. Das Kultusministerium stützt sich auf das neue amtliche Regelwerk des Rats für deutsche Rechtschreibung, das Sonderzeichen wie den Genderstern und den Doppelpunkt nicht als Kernbestand der deutschen Orthografie definiert (Lehrer News berichtete). Kultusminister Christian Piwarz (CDU) erklärte gegenüber MDR SACHSEN, dass Gendern deshalb "eben nicht nur als Fehler anzumerken ist, sondern auch in der Benotung bei den Schreibleistungen zu berücksichtigen ist". Diese Neuerung stößt auf gemischte Reaktionen.

"Für uns ist das ein Unding. Menschen, die gendern wollen, sollen nicht dafür bestraft werden."

Deutschlehrer René Michel vom Sächsischen Lehrerverband (SLV) spricht sich positiv über die Regelung aus. Der Lehrerverband freue sich über die Klarstellung, "weil wir wissen, was wir nutzen dürfen und was nicht." Auf der anderen Seite sei diese Neuerung ein Eingriff "in unsere pädagogische Freiheit", erklärt Michel gegenüber dem MDR Sachsen. Gerade angehenden Lehrkräften erschwere dies ihre Arbeit, befürchtet er, denn im Studium sei ihnen geschlechtersensible Sprache als Voraussetzung für die Arbeit mit Kindern vermittelt worden. 

Der Landesschülerrat Sachsen kritisiert die Neuerung zur Bewertung von schriftlichen Arbeiten stark. "Für uns ist das ein Unding. Menschen, die gendern wollen, sollen das machen dürfen und nicht dafür bestraft werden", sagte die Landesvorsitzende Amy Kirchhoff. Niemand solle zum Gendern gezwungen werden, jeder solle als Kompromiss aber frei entscheiden können, wie er mit dem Thema umgehen möchte. Auch der Landesverband Sachsen des Kinderschutzbundes sowie der Ausländerrat Dresden sprechen sich gegen den Erlass aus. "Wir wissen, dass eine geschlechtergerechte Sprache für viele junge Menschen sowie Fragen nach vielfältigen Geschlechtsidentitäten wichtig sind", schreibt der Verband des Kinderschutzbundes. Der Ausländerrat Dresden ist der Meinung, der Erlass habe eine starke politische Dimension: "Gendergerechtigkeit ist eines der Themen, denen Rechtspopulist:innen und weitere politische Kräfte den Kampf angesagt haben." Der Erlass stärke demnach antiemanzipatorische Diskurse in der Gesellschaft. 

"Ideologische Verbotspolitik auf dem Rücken von jungen Menschen."

Coretta Storz, Vorsitzende der Chemnitzer Grünen, findet die Schlussfolgerung Gendern mit Punktabzug zu bestrafen, sei eine Fehlinterpretation des amtlichen Regelwerkes für Rechtschreibung seitens des Kultusministeriums: "Die Verwendung geschlechtergerechter Sprache ist ein Sprachwandelphänomen, das sich noch im Prozess der Normbildung befindet", nur deswegen sei es nicht Teil der amtlichen Regelwerke. "Die weitere Verschärfung des Genderverbots an sächsischen Schulen ist ideologische Verbotspolitik auf dem Rücken von jungen Menschen", findet Storz. Christin Melcher, Sprecherin der Grünen im Sächsischen Landtag, ist der Ansicht, geschlechtergerechte Sprache zu bestrafen, sei fatal und kündigte an, sich gegen das Verbot einzusetzen.

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Dresden. Eine erste Zwischenbilanz nach 5 Jahren zeigt, dass die Universitätsschule, das gemeinsame Projekt der Landeshauptstadt Dresden und der TU Dresden, ein Erfolg ist. Im Juni haben die ersten Absolvent:innen ihren Hauptschulabschluss bestanden; zwei von den insgesamt acht Jugendlichen wurden dabei für ihre herausragenden Leistungen ausgezeichnet. Die Lernstandserhebungen zeigen außerdem, dass die Fortschritte der Schüler:innen in den Bereichen Mathematik, Lesen und Schreiben keine Abweichungen von den erwarteten Lernzielen und dem durchschnittlichen Leistungsniveau anderer Schulen aufweisen. Der Erziehungswissenschaftler Professor Martin Heinrich von der Universität Bielefeld möchte das auf 15 Jahre angelegte Modell deshalb dauerhaft einführen.

Im August 2019 startete die Universitätsschule Dresden mit 200 Schüler:innen der Klassenstufen 1, 2, 3 und 5. Im Schuljahr 2024/25 hat sich die Schule deutlich vergrößert: Neben dem DDR-Altbau wurde ein zweiter Containerbau errichtet und mittlerweile lernen hier 830 Kinder und Jugendliche der Klassenstufen 1 bis 10 klassen- und fächerübergreifend. Bis zum Schuljahr 2026/27 soll die Gemeinschaftsschule auf etwa 1.000 Schüler:innen anwachsen und dann auch die Klassenstufen bis zur 12. Klasse umfassen. Der Schulversuch zielt darauf ab, zu demonstrieren, dass eine “Schule für alle” – unabhängig von sozialer Herkunft und individuellen Faktoren – erfolgreiches Lernen und Persönlichkeitsentwicklung ermöglichen kann. Das Interesse ist groß: Für die 130 Plätze in allen Klassenstufen gab es mehr als doppelt so viele Anmeldungen.

Die Universitätsschule Dresden vereint drei Funktionen unter einem Dach: Sie dient als Gemeinschaftsschule für Kinder, fungiert als Forschungsschule und ist zugleich eine Aus- und Weiterbildungseinrichtung der TU Dresden. Dies bietet die Möglichkeit, innovative Schulkonzepte zu entwickeln und diese wissenschaftlich begleitet zu erproben. Die pädagogischen Leitlinien streben an, eine Schule mit weitem Inklusionsverständnis zu schaffen, in der demokratische Teilhabe gelebt wird und die als Lebens- und Erfahrungsraum begriffen wird, in dem Bildung als ein selbsttätig erarbeiteter Prozess verstanden wird. 

Im Mittelpunkt stehen innovative Lehr- und Lernformen, die individualisiert und zugleich kooperativ gestaltet werden. Im Klartext heißt das: Verabredungen statt Stundenplänen, Projekte statt Fächer, Projektteams statt Klassen und Arbeitsräume (Garten, Werkstatt, Küche) statt Klassenzimmer. Dadurch sollen individuelle Lernwege, die Entfaltung besonderer Talente, Eigenverantwortung und Selbstverwirklichung gefördert werden. Die Schüler:innen können eigene Projektideen entwickeln und diese anschließend in Rücksprache mit ihren Lehrkräften eigenständig planen und steuern. 

Eine weitere Grundidee des Konzepts ist, dass Schüler:innen und Lehrkräfte Urlaub statt Ferien nehmen, der flexibel beantragt werden kann. Um eine frühzeitige und intensive Berufsorientierung zu stärken, hat das lebens- und arbeitsweltbezogene Lernen an der Universitätsschule einen hohen Stellenwert. Ab der Klassenstufe 7 gehen die Schüler:innen zwei Jahre lang jede Woche zum Freitagspraktikum. Dort lernen sie Betriebe und öffentliche Einrichtungen in Dresden kennen, übernehmen Arbeitsaufträge und können ihre praktischen Erfahrungen wiederum in den Projektunterricht an der Schule einbringen. 

Die kontinuierliche Anpassung und Erprobung neuer Konzepte sind ein wesentlicher Bestandteil der Universitätsschule. Schulleiterin Maxi Heß weist darauf hin, dass immer wieder neue Strukturen erprobt werden: “[...] Die Motivation zur Veränderung und zur Weiterentwicklung ist ungebrochen. Der Schulversuch startet ins zweite Drittel und wir sind nicht nur gewachsen, sondern vielleicht auch ein bisschen erwachsen geworden. Wir können nun neben weiteren Aufbauprozessen auch die ständigen Anpassungsprozesse in den Blick nehmen”, so Heß. 

Mit einer stetig wachsenden Schülerzahl und der fortlaufenden Anpassung und Weiterentwicklung ihrer Strukturen blickt die Schule also optimistisch in die Zukunft, um weiterhin eine Vorreiterrolle in der Bildungslandschaft einzunehmen.

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Der Lehrberuf ist die wichtigste Säule unseres Bildungssystems, doch die steigenden Anforderungen und Belastungen machen ihn zunehmend unattraktiv. Der Lehrkräftemangel in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren zu einer der zentralen Herausforderung für das Bildungssystem entwickelt und gefährdet damit langfristig die Qualität der Schulbildung. Diese Situation führt zu einer Überlastung der bestehenden Lehrkräfte und hat gravierende Auswirkungen auf die Qualität des Unterrichts. Besonders dramatisch zeigt sich die Problematik in den hohen Abbruchquoten unter Lehramtsstudierenden und Referendar:innen. Viele angehende Lehrer:innen geben den Beruf auf, bevor sie überhaupt eine feste Anstellung antreten, was den Lehrermangel noch weiter verschärft.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Hohe Erwartungen, die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis, mangelnde Unterstützung und die enorme Arbeitsbelastung, die vor allem während des Referendariats spürbar wird. Die Frage, ob es sich lohnt, Lehrer:in zu werden oder ob man den Weg lieber frühzeitig verlassen sollte, beschäftigt daher viele angehende Lehrkräfte. Diese Entscheidung ist nicht nur eine persönliche Herausforderung, sondern hat auch weitreichende Konsequenzen für das Bildungssystem. 

Fast die Hälfte der angehenden Lehrkräfte entscheidet sich gegen den Beruf als Lehrer:innen

Von den etwa 52.500 Personen, die jährlich ein Lehramtsstudium beginnen, schließen nur ca. 30.300 dieses erfolgreich ab. Der Übergang ins Referendariat stellt eine weitere Hürde dar: Rund 30.600 Personen treten in diese Phase ein, wobei diese Zahl bereits 1.200 Quereinsteiger ohne Lehramtsstudium umfasst. Am Ende dieser Ausbildungsphase sind es nur noch etwa 28.300 Personen, die das Referendariat erfolgreich abschließen und in den Schuldienst eintreten. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Stifterverbands, die die Zahl der Studienanfänger:innen mit den tatsächlich in den Schuldienst eingetretenen Lehrkräften im Zeitraum von 2017 bis 2021 verglichen hat. 

Die Zahlen sind alarmierend, da sie zeigen, dass fast die Hälfte der angehenden Lehrkräfte ihren Weg in den Beruf nicht bis zum Ende geht. Die Gründe für diesen Rückgang sind vielschichtig und reichen von persönlichen Zweifeln bis hin zu strukturellen Problemen im Bildungssystem. Der Lehrermangel, der sich aus diesen hohen Abbruchquoten ergibt, hat bereits jetzt deutliche Auswirkungen auf den Schulalltag. Viele Schulen sind unterbesetzt, Klassen werden zusammengelegt, und die verbleibenden Lehrer:innen müssen zusätzliche Aufgaben übernehmen. 

Bettina Jorzik vom Stifterverband betont, dass der Lehrkräftemangel, der insbesondere in den MINT-Fächern zu spüren ist, weitreichende Folgen hat: “Wenn wir keine Lehrkräfte dafür haben, findet dieser Unterricht nicht in der Qualität statt, in der er stattfinden muss, weil die vorhandenen Lehrkräfte gar nicht die Zeit haben, sowohl die besonders leistungsschwachen als auch die besonders leistungsstarken Schüler individuell zu fördern”.

Kaum Praxiserfahrungen während des Studiums

Die Gründe, warum viele Lehramtsstudierende ihr Studium nicht abschließen, sind oft komplex und individuell. Ein zentrales Problem ist die Diskrepanz zwischen den Erwartungen, mit denen viele Studierende ihr Lehramtsstudium beginnen, und der Realität, die sie im Laufe ihres Studiums erleben. Viele angehende Lehrer:innen haben eine idealisierte Vorstellung vom Beruf: Sie wollen junge Menschen prägen, Wissen vermitteln und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten. Doch im Laufe des Studiums werden sie mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, die ihre anfängliche Begeisterung dämpfen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Struktur des Lehramtsstudiums selbst. Viele Studierende empfinden die theoretische Ausbildung als zu abstrakt und wenig praxisnah. Der Mangel an praktischen Erfahrungen während des Studiums führt dazu, dass viele Studierende sich schlecht auf den Schulalltag vorbereitet fühlen. Dies kann zu erheblichen Zweifeln an der eigenen Eignung für den Beruf führen und letztlich zu einem Studienabbruch.

Hinzu kommt, dass die Arbeitsbedingungen im Lehramtsstudium oft als belastend empfunden werden. Die Kombination aus hohem Leistungsdruck, umfangreichen Studieninhalten und wenig flexiblen Studienstrukturen erschwert es vielen Studierenden, ihr Studium erfolgreich abzuschließen. Zudem fühlen sich viele Studierende in dieser Phase nicht ausreichend unterstützt. Die Betreuung durch Dozent:innen und Mentor:innen wird oft als unzureichend empfunden, was zu einem Gefühl der Isolation und Überforderung führen kann.

Referendariat: Herausforderungen und Überforderung

Das Referendariat gilt als eine der anspruchsvollsten Phasen in der Lehrerbildung. Hier treffen die angehenden Lehrer:innen erstmals auf den realen Schulalltag und müssen sich gleichzeitig in der Rolle als Lernende und Lehrende beweisen. Der Druck, der in dieser Phase entsteht, ist enorm. Referendar:innen müssen nicht nur eigenständig unterrichten, sondern auch zahlreiche Unterrichtsbesuche, Prüfungen und Lehrproben absolvieren, die über ihren zukünftigen Berufsweg entscheiden.

Viele Referendare berichten von einer extremen Arbeitsbelastung und einem hohen Maß an Stress. Die Anforderungen, die von Schulen, Seminarleitungen und Prüfern gestellt werden, sind hoch, und der Spielraum für Fehler ist gering. Hinzu kommt, dass die Referendare oft in ein bestehendes Kollegium integriert werden müssen, in dem sie sich zunächst beweisen und Anerkennung erarbeiten müssen. Dies kann zu einem Gefühl der Unsicherheit und ständigen Überforderung führen.

In dieser Phase fühlen sich viele Referendar:innen alleine gelassen und sind unsicher, ob sie den Anforderungen des Lehrer:innenberufs gewachsen sind. Diese Unsicherheit kann dazu führen, dass viele den Berufswunsch aufgeben, bevor sie überhaupt ihre erste eigene Klasse übernehmen.

Sinkende Attraktivität des Berufs

Der Lehrerberuf hat in den letzten Jahren sehr an Attraktivität verloren. Viele Lehrer:innen fühlen sich von der Gesellschaft nicht ausreichend wertgeschätzt und durch die zunehmenden Herausforderungen im Schulalltag überfordert. Die Arbeitsbelastung hat stark zugenommen, und viele Lehrkräfte berichten von einem hohen Maß an Stress und Überarbeitung. Dies betrifft nicht nur die Unterrichtsverpflichtungen, sondern auch die Vielzahl an administrativen Aufgaben, die Lehrer:innen heute übernehmen müssen.

Lehrer:innen sehen sich mit einer zunehmenden Bürokratisierung des Lehrerberufs konfrontiert, die den Schulalltag zunehmend komplizierter macht. Dies führt dazu, dass viele Lehrer:innen das Gefühl haben, ihre eigentliche pädagogische Arbeit nicht mehr im gewünschten Maße ausüben zu können. Auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich verändert. Der Respekt gegenüber dem Lehrerberuf hat in den letzten Jahren abgenommen, was viele Lehrkräfte als demotivierend empfinden.

Zudem hat sich die Schülerschaft in den letzten Jahren stark verändert. Lehrkräfte müssen heute mit einer zunehmend heterogenen Schulgemeinschaft umgehen, die unterschiedliche sprachliche, kulturelle und soziale Hintergründe mit sich bringt. Dies erfordert eine hohe Differenzierungs- und Förderkompetenz, was für Lehrkräfte eine zusätzliche Belastung ist.

Wie umgehen mit Zweifeln?

Trotz der zahlreichen Herausforderungen, denen angehende Lehrkräfte gegenüberstehen, gibt es Möglichkeiten, Zweifel zu überwinden und den Traum vom Lehrer:innenberuf zu verwirklichen. Ein wichtiger Schritt ist es, sich frühzeitig mit den realen Anforderungen des Berufs auseinanderzusetzen und sich darauf vorzubereiten. Praktika und Hospitationen während des Studiums können dazu beitragen, ein realistisches Bild vom Schulalltag zu bekommen und eigene Fähigkeiten und Grenzen besser einschätzen zu können.

Auch die persönliche Resilienz spielt eine wichtige Rolle. Es ist entscheidend, dass angehende Lehrkräfte lernen, mit Stress und Belastungen umzugehen. Hier können gezielte Schulungen und Fortbildungen helfen, die eigenen Fähigkeiten zu stärken und Strategien zu entwickeln, um mit schwierigen Situationen umzugehen. Die Fähigkeit zur Selbstreflexion und das Bewusstsein für die eigene Belastbarkeit sind ebenfalls wichtige Faktoren, um die Herausforderungen des Lehrerberufs erfolgreich zu meistern.

Zudem ist es wichtig, ein starkes Unterstützungssystem aufzubauen. Der Austausch mit anderen Lehramtsstudierenden, Referendar:innen und erfahrenen Lehrkräften kann dabei helfen, Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen und sich gegenseitig zu motivieren. Auch die Inanspruchnahme von Mentoring-Programmen und Beratungsangeboten kann dazu beitragen, Unsicherheiten abzubauen und den Berufseinstieg zu erleichtern.

Alternativen nach einem Lehramtsstudium

Für diejenigen, die trotzdem zu dem Entschluss kommen, dass der Beruf als Lehrer:in nicht der richtige Weg für sie ist, gibt es verschiedene Alternativen, die auf den im Lehramtsstudium erworbenen Qualifikationen aufbauen. Viele Lehramtsabsolventen finden in der Erwachsenenbildung, in der Unternehmensberatung oder im Bereich der Bildungsforschung interessante Tätigkeitsfelder. Auch der Bereich der Weiterbildung und Schulung in Unternehmen bietet zahlreiche Möglichkeiten, das im Studium erworbene Wissen einzusetzen.

Ein weiteres Betätigungsfeld ist die Arbeit in Nichtregierungsorganisationen oder im öffentlichen Dienst, wo die pädagogischen und didaktischen Fähigkeiten von Lehramtsabsolvent:innen gefragt sind. Auch in Verlagen, insbesondere im Bereich der Lehr- und Lernmittelproduktion, können Lehrkräfte wertvolle Beiträge leisten. Die Fähigkeiten, die während des Lehramtsstudiums und im Referendariat erworben werden, sind vielseitig einsetzbar und eröffnen eine breite Palette an beruflichen Möglichkeiten, die über den klassischen Schuldienst hinausgehen.

Außerdem bietet sich die Möglichkeit, einen Fachabschluss in einem der studierten Fächer anzustreben. Meistens fehlen dazu nur noch wenige Lehrveranstaltungen, wodurch man in relativ kurzer Zeit einen Studienabschluss erreichen und so einen neuen Berufsweg einschlagen kann.

Fazit

Der Beruf als Lehrer:in steht vor großen Herausforderungen, die viele angehende Lehrkräfte dazu veranlassen, ihren Berufswunsch zu überdenken. Der hohe Abbruch im Lehramtsstudium und im Referendariat zeigt, dass viele junge Menschen vor den Anforderungen des Berufs zurückschrecken und sich für einen alternativen Weg entscheiden. Es ist Aufgabe der Politik dafür zu sorgen, dass die Voraussetzungen für den Beruf als Lehrkraft gut sind, um so ausreichend neue Lehrer:innen gewinnen zu können und den aktuellen Lehrermangel zu bekämpfen.

Wichtig ist es, die eigenen Zweifel ernst zu nehmen, sich gut vorzubereiten und Unterstützung zu suchen, um die Herausforderungen des Berufs zu meistern. So gelingt es, einen guten Einstieg in den Beruf als Lehrer:in zu haben und sein Ziel, junge Menschen auf ihrem Bildungsweg zu begleiten, zu erreichen.

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Bamberg. 450 ehrenamtliche Schülerlots:innen haben kürzlich eine Ehrung für ihre Tätigkeit zur Verbesserung der Verkehrssicherheit erhalten. Solche Maßnahmen zur Erhöhung der Schulwegsicherheit sind wichtiger denn je, wie eine bundesweite Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerkes, des ökologischen Verkehrsclubs VCD und des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) belegt. Den Ergebnissen zufolge fühlt sich fast jedes fünfte Kind, nämlich 18 Prozent, auf dem Schulweg nicht sicher. In Städten mit über 100.000 Einwohner:innen erhöht sich dieser Anteil sogar auf 24 Prozent. Die Verbände betonen daher die Notwendigkeit, Schulwege sicherer zu gestalten.

Bei der Online-Befragung nahmen 3.218 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren über ein Access-Panel teil. Demnach fühlen sich knapp 56 Prozent der Kinder auf dem Nachhauseweg sicher, 25 Prozent sogar sehr sicher. Demgegenüber gaben 15 Prozent an, sich weniger sicher und 3 Prozent gar nicht sicher zu fühlen. Die Ergebnisse der Umfrage fließen als Teilaspekt in die Studie für den zweiten “Kinderrechte-Index” ein, der nächstes Jahr veröffentlicht wird. Der “Kinderrechte-Index” bewertet und analysiert die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in verschiedenen Lebensbereichen von Kindern sowie in den damit verbundenen Politikfeldern in den deutschen Bundesländern.

Die Route zum sicheren Schulweg: Präventive Maßnahmen und innovative Konzepte

Für einen sicheren Schulweg muss die Infrastruktur verbessert werden. Dazu gehören eine konsequente Temporeduktion auf den Schulwegen und die Einführung von “Schulstraßen”, die zu den Hauptverkehrszeiten für Autos gesperrt werden. Darüber hinaus sollte das Selbstvertrauen der Kinder gestärkt werden, zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Dabei ist es wichtig, sie durch begleitende Erwachsene oder Laufgemeinschaften zu unterstützen. 

Laut dem Präsidenten der Landesverkehrswacht NRW, Klaus Voussem, ist es außerdem essentiell, den Schulweg bereits vor dem Schulstart zu üben. Dabei ist der kürzeste Weg nicht immer der sicherste: “Ein kleiner Umweg macht den Weg manchmal sicherer. Schlecht sind immer Straßen ohne Gehwege, unübersichtliche Kreuzungen und Übergänge oder Ausfahrten von Supermärkten”, so Voussem. Vor allem in der dunklen Jahreszeit sollten Kinder zudem helle und reflektierende Kleidung tragen, um gut erkennbar zu sein. 

Weitere Maßnahmen zur Risikominimierung für Kinder im Straßenverkehr werden durch die Aktion “Sicherer Schulweg” in Baden-Württemberg zu jedem neuen Schuljahr vorgestellt. Dabei wird versucht, die Bevölkerung mit Straßenbannern und Plakaten zu sensibilisieren. Ergänzend dazu führt die Polizei gezielte Verkehrsüberwachungsmaßnahmen wie Geschwindigkeitskontrollen oder die Ahndung von Falschparkern auf Geh- und Radwegen entlang von Schulwegen durch.

Der Trugschluss: Die Kinder selbst mit dem Auto zur Schule zu bringen, sei die sichere Alternative. Für Sachsen-Anhalts Verkehrsministerin Lydia Hüskens sind die “Elterntaxis” sogar Teil des Problems. “Dann kann man durch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, gerade aus Sorge um die Sicherheit des eigenen Kindes, die Sicherheit anderer Kinder riskieren”, warnt Hüskens. In NRW war die Gefährdungslage durch Elterntaxis sogar so groß, dass das Verkehrsministerium den Kommunen per Erlass erlaubte, Straßen vor Schulen zeitweise zu sperren. Kein Wunder: Zwischen 1990 und 2010 hat sich der Anteil der Elterntaxis in Deutschland fast verdreifacht.

Das Konzept des “BiciBus”: 11 Kinder werden von 5 Erwachsenen begleitet und so vor dem Autoverkehr geschützt (Quelle: ADFC/Torsten Willner)

Eine interessante Alternative des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) könnte der “BiciBus” sein. “Bici” ist das spanische Wort für Fahrrad. Der “Bus” steht für die Idee einer begleiteten, festen Route. Der Fahrradkonvoi, bestehend aus mehreren erwachsenen Begleiter:innen, schirmt die Kinder seitlich, vorne und hinten vom Autoverkehr ab und fährt zu festgelegten Zeiten an bestimmte Orte. Wie bei einem richtigen Bus gibt es also Haltestellen, an denen die Schüler:innen zu- oder aussteigen können. Die Standorte des “BiciBus” werden ständig erweitert und sind mittlerweile in 36 Städten verfügbar. Damit könnte eine Alternative geschaffen werden, um Kindern nicht nur einen sicheren, sondern auch einen umweltfreundlichen Schulweg zu bieten.

Der ADFC verlangt zudem eine frühere Radfahrausbildung für Kinder. Er verweist dabei auf Beobachtungen an Frankfurter Schulen, die zeigen, dass nur noch rund 60 Prozent der Schüler:innen sicher Rad fahren können und 30 Prozent durch die praktische Führerscheinprüfung fallen. Die Polizistin, Kathrin Bertelsen, die Fahrradprüfungen an Grundschulen durchführt, sieht mehrere Gründe für die hohe Durchfallquote: “Die Kinder sind weniger als früher mit dem Rad unterwegs, es wird mehr zu Hause gespielt. Kinder werden immer häufiger mit dem Auto transportiert, das Radeln wird mit den Eltern insgesamt weniger geübt. Das wirkt sich aus – manche trauen sich nicht Handzeichen zu geben, weil sie den Lenker immer mit beiden Händen festhalten”. Da immer mehr Kinder unsicher Fahrrad fahren, wendet sich der ADFC gegen das Fahrradverbot an einigen Grundschulen aufgrund des fehlenden Fahrradführerscheins und schlägt als Lösung den “BiciBus” vor. Da Kinder im geschlossenen Verband fahren dürfen, ermöglicht der schützende “BiciBus” auch jüngeren Kindern die Nutzung der Straße, die normalerweise erst ab einem Alter von acht Jahren erlaubt ist.

Die Umfrage zeigt deutlich, dass die Sicherheit auf dem Schulweg ein bedeutendes Thema ist. Innovative Konzepte wie der “BiciBus” bieten vielversprechende Ansätze, um Schulwege in Zukunft neu zu gestalten. Mit einer breiteren Umsetzung solcher Konzepte, einer verbesserten Infrastruktur und einer zunehmenden Sensibilisierung für das Thema könnte die Sicherheit auf dem Schulweg in Zukunft weiter erhöht werden, was langfristig zu einer stabilen und nachhaltigen Mobilität für Kinder führen würde.

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Ob auf deinem Schulweg, im Klassenraum, in der stressigsten Korrekturphase – immer mit dabei ist deine Lehrer:innentasche. Die wohl treueste Begleiterin ist ein absolutes Must-have für jede gute Lehrkraft und versorgt dich in allen Situationen mit den notwendigen Utensilien. Früher war klar: Spätestens nach dem Referendariat führt kein Weg an der traditionellen Ledertasche (siehe Symbolbild) vorbei. Heute gibt es eine riesige Auswahl an Taschen, die perfekt auf deine individuellen Bedürfnisse abgestimmt werden können. Neben Akten- und Umhängetaschen gibt es nun auch praktische Lehrer-Rucksäcke und Trolleys, die ihre ganz eigenen Vorteile bieten.

Vergisst du oft, den Kaffeebecher richtig zuzuschrauben? Brauchst du deshalb eine Tasche mit waschbarem oder feuchtigkeitsabweisendem Material? Erledigst du viel digital und brauchst Platz für einen Laptop? Wir empfehlen dir einige Taschenmodelle, unter denen für jede:n etwas dabei ist.

Welche Kriterien solltest du beachten?

Vorweg gibt es ein paar Fragen, die du dir stellen solltest und die dir deine Entscheidungsfindung erleichtern werden:

  • Hast du bestimmte Anforderungen an das Aussehen deiner Tasche? Soll sie modern oder lieber klassisch aussehen?
  • Wie trägst du deine Tasche am liebsten? Machst du dir die Mühe, sie auch auf dem kurzen Weg vom Klassen- zum Lehrerzimmer über beide Schultern zu ziehen, oder hast du lieber den schnellen Griff nach der Aktentasche? Willst oder kannst du deine Schultern nicht belasten, soll die Tasche an einem Rollstuhl befestigt werden können?
  • Wie viel Stauraum und Fächer benötigst du, brauchst du Platz für einen Laptop, Taschenrechner oder für viele Bücher?
  • Wie kommst du zur Arbeit? Kannst du die Tasche, egal wie groß, morgens im Auto mitnehmen, oder muss sie auf dem Fahrrad gut zu transportieren sein?
  • Entspricht dein Rücken- und Nackenbereich eher dem einer durchschnittlichen Frau oder dem eines durchschnittlichen Mannes?
  • Sind diese Fragen geklärt, kannst du nach dem perfekten Taschenmodell für dich Ausschau halten.

Die altbekannten Leder-Klassiker

Jede:r kennt sie, alle lieben sie – nur die Schultern und der Geldbeutel zucken vor Angst etwas zusammen, wenn sie sie sehen: Die Ledertasche. Diese beiden Ruitertassen-Modelle sind perfekt für alle, die ein klassisches Design und genug Stauraum brauchen.

Aktentasche Classic Adult von Ruitertasse (Quelle: Ruitertassen.de)

Die Aktentasche Classic Adult ist die optimale Tasche für diejenigen unter euch, die klassisches Design und hochwertige Verarbeitung lieben. Die Tasche ist langlebig und das Material strapazierfähig. Das Auge erfreut sich an versiegelten Lederschnittkanten und traditionelle Steckschlösser. Neben gutem Aussehen bietet die Tasche auch genügend und gut organisierten Stauraum: Sie verfügt über zwei große Hauptfächer, ein Fach mit Reißverschluss sowie ein Notebookfach und Vortaschen, die für Taschenrechner, Handy oder Übersetzer die perfekte Größe haben. Der Tragegurt ist zugunsten deiner Schultern mit einem Polster versehen, ein Tragegriff bietet die Möglichkeit, die Tasche schnell zu greifen, wenn du nach dem Unterricht noch viel Zeit von deiner Pause genießen willst. Du bezahlst bei Ruitertassen 399 Euro für dieses Modell.

Das Modell Classic Satchel lässt sich zum Rucksack umfunktionieren. (Quelle: Ruitertassen.de)

Das Modell Classic Satchel kombiniert klassisches Design mit modernem Tragekomfort. Zwei große Hauptfächer, ein Reißverschlussfach sowie Stiftschlaufen und Vortaschen bieten viel Stauraum. Der abnehmbare Tragegurt und die mitgelieferte Rückentragegarnitur geben dir die Möglichkeit, die Tasche zum Rucksack umzufunktionieren. Diese Tasche ist für 375 Euro erhältlich.

Stoff- und Fahrradtaschen

Mineo Messenger 22, ein Modell, das allen Anforderungen auf dem Fahrrad standhält. (Quelle: Memolife.de)

Bist du eifrige:r Fahradfahrer:in? Dann ist die Umhängetasche Mineo Messenger 22 von VAUDE vielleicht etwas für dich. Sie ist mit einem breiten, längenjustierbaren Umhängegurt mit Schulterpolster sowie einem schmalen Quergurt ausgestattet, der beim Fahrradfahren dafür sorgt, dass die Tasche nicht verrutscht. Die Tasche ist mit wasserdichtem TPE-beschichtet und hält Ordner und Notebook bei regnerischen Fahrten trocken. Ihre Fächer bieten viel Stauraum, ihr Eigengewicht beträgt, anders als das der Ledertaschen, nur 0,88 Kilogramm. Die Tasche kostet 99,90 Euro.

Auch innerhalb der Schule legst du einige Kilometer mit deiner Tasche zurück. Anforderungen sollten deshalb nicht nur an das Design gestellt werden, sondern auch an Schulter und Rückenfreundlichkeit. Da diese Aspekte bei Lehrer:innentaschen häufig zu kurz kommen, lohnt es sich von klassischen „Lehrer:innentaschen“ abzuweichen und bei sport- und gesundheitsorientierten Marken nach geräumigen Taschen Ausschau zu halten.

Rucksäcke für jederman und jederfrau

Von einer Lehrerkraft als der “ultimative Lehrerrucksack” bewertet: Wanderrucksack Wizard von Bach. (Quelle: tradeinn.com)

Auf die Nachfrage eines Lehrers, nach einer „Wundertüte“, einem Rucksack, „der dem Lehreralltag gewachsen ist und hinreichend Platz“ bietet, schreibt ein anderer Lehrer auf der Website Kreide fressen, sein ultimativer Lehrerrucksack sei das eigentlich zum Wandern gedachte Modell Wizard von der Marke Bach. Es fasst 27 Liter und schont für 140,99 Euro bei 5 bis 15 Kilogramm Füllung die Schultern.

Die Tasche Mandate 28 bietet auch für Frauen ein gutes Tragesystem. (Quelle: Bergfreunde.de)

Rucksäcke sind tendenziell an die Anatomie eines Norm-Mannes angepasst. Während Designs mit lediglich „femininer” Farbästhetik häufig schon als Damentaschen beworben werden, sollten sie mit zunehmender Füllmenge zudem auch anders konstruiert sein, um einem weiblichen Körper nicht zu schaden. Besonders das Tragesystem sollte einen frauenspezifischen Schnitt aufweisen, also eine kürzere Rückenlänge, enger gesetzte Schultergurte und bestenfalls auch schräg aufliegende Hüftflossen. Das Modell Mandate 28 von Black Diamond hat laut der Website Bergzeit auch für Frauenrücken ein schonendes Tragesystem und bietet außerdem für alle Lehrehr:innen-Utensilien genügend Stauraum. Auch eine Notebooktasche ist enthalten. Der Rucksack kostet 139,95 Euro.

Rucksäcke auf Rädern

Für Rollstuhlfahrer:innen eignet sich die Tasche Backrest Travel Pack II für den Schulalltag. (Foto: Kinetic-balance.com)

Sucht man im Internet nach “Taschen für Lehrer:innen”, werden einem keine Rucksäcke angezeigt, die gut mit einem Rollstuhl kombinierbar sind. Dabei müssen solche Taschen wichtige Kriterien erfüllen: Zum Beispiel sollten sie Gewicht eng am Rollstuhl halten, um nicht für einen Balance-Verlust zu sorgen. Zusätzlich werden Schlaufen zum Aufhängen der Tasche an der Rückenlehne benötigt.

Die Tasche Backrest Travel Pack II von Kinetic Balance für 189 Euro erfüllt diese Anforderungen. Sie bietet ein geräumiges Mittelfach, einen großen Trinkflaschenhalter, ein Laptopfach und eine zusätzliche Hülle zum Verstauen eines Tablets. Jedes Fach ist einfach zugänglich und die Tasche ist wetterfest. Der Reißverschluss verfügt über spezielle Reißverschlussschieber für Menschen mit eingeschränkter Handfunktion.

Der Trolley: Rollen statt schleppen

Die Trolleys sind rückenschonend und folgen dir auf Schritt und Tritt im Schulalltag. (Foto: Betzold.de)

Zu guter Letzt stellen wir ein Modell der wohl rückenschonendsten Variante der Taschen vor: Der Trolley. Fahrradfahren gestaltet sich mit dieser Tasche schwierig, für alle Fußwege bietet sie allerdings die angenehmste Variante. Das Modell Mobilano Plus von Betzold erfreut sich großer Beliebtheit. Ein Lehrer bewertet die Tasche mit dem Kommentar: „Der Trolley ist einfach top!“ Er ist zufrieden mit der Qualität und der Fächeraufteilung, „die keine Wünsche offenlässt“ und findet, „dank der robusten Rollen [ist der Trolley] auch schwerer beladen gut zu handhaben“. Das Modell inklusive gut organisiertem Stauraum und rückenschonenden Gängen durch die Schule ist für 118,95 Euro erhältlich. 

Welche Tasche hat dich überzeugt?

Je nach deinen Bedürfnissen sind einige der obigen Taschen besser für dich geeignet als andere. Welche Tasche spricht dich an, und warum? Hast du vielleicht spezifische Anforderungen an Taschen, die wir nicht berücksichtigt haben, die anderen Lehrer:innen bei ihrer Suche nach der perfekten Tasche helfen würden? Schreib es uns gerne in die Kommentare.

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Hannover. Mit dem Ende der Sommerferien in Niedersachsen tritt eine neue Regelung des Lehrer:innengehalts in Kraft. Seit dem ersten Schultag zu Beginn dieser Woche sind alle Lehrkräfte an Grund-, Haupt- und Realschulen in die Besoldungsgruppe A13 eingestuft. Bisher war diese Gehaltsstufe vor allem Gymnasiallehrer:innen vorbehalten. Mit diesem Schritt versucht die Landesregierung den Lehrer:innenberuf an allen Schulformen attraktiver zu machen, um dem vorherrschenden Lehrermangel vorzubeugen (Lehrer-News berichtete). Die Aussichten bleiben dennoch schwierig.

„Auf einem guten Weg“: Den Lehrerberuf in Niedersachsen attraktiver machen

Auch wenn anfangs noch Zweifel an der Umsetzung des Wahlversprechens der rot-grünen Landesregierung seitens der Opposition herrschte, wird dieses nun wie angekündigt pünktlich zum Schuljahresstart eingelöst. Etwa 35.000 Lehrer:innen profitieren von der Aufstufung in die Besoldungsgruppe A13, was bereits im Einstiegsgehalt circa 300 Euro mehr im Monat bedeutet. Lehrer:innen für Fachpraxis an Berufsschulen rutschen derweil auf die Besoldungsgruppe A10 nach oben. Nächstes Jahr wird das Land dafür mit 69 Millionen Euro aufkommen, in den folgenden könnten es bis zu 176 Millionen Euro jährlich werden. Um das sogenannte Abstandsgebot zu wahren, hat die Landesregierung auf Drängen des niedersächsischen Landesverbands der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) hin auch Schulleiter:innen an kleineren Schulen mit bis zu 80 Kindern ein Aufrücken auf A14 zugestanden. Bisher erhalten diese noch die Gehälter gemäß A13 sowie einen Zuschlag von 225,90 Euro monatlich, während Schulleiter:innen von Schulen mit über 80 Kindern nach A14 bezahlt werden. Dieser weitere Schritt, der vor allem Grundschulleitungen betreffen wird, ist bis jetzt allerdings noch nicht umgesetzt worden.

Im Gegensatz zu anderen Bundesländern, in denen eine einheitliche Bezahlung nach A13 erwirkt wurde, geschieht diese Umstellung nicht stufenweise, sondern in einem Zug mit Beginn dieses Schuljahres. Die Regierung möchte mit diesem Schritt der Abwanderung von Absolvent:innen des Lehramtsstudiums vor allem nach Nordrhein-Westfalen entgegenwirken und besonders die Stellen an Grund-, Haupt- und Realschulen attraktiver machen. „Wir schaffen eine gerechtere Besoldung, tragen den gestiegenen Anforderungen an unsere Lehrkräfte Rechnung und erhöhen so die Attraktivität des Lehrkräfteberufs“, erklärte die Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) in einer Pressemeldung. Im Interview mit dem NDR am Montagmorgen hielt sie noch einmal fest: „Wir sind auf einem guten Weg.“

Auch die Gewerkschaften begrüßen diese lange geforderte Maßnahme. „Wir sind erstmal sehr damit zufrieden, dass die Landesregierung Wort gehalten hat“, stellte der Vorsitzende der GEW Niedersachsen, Stefan Störmer, am Donnerstag fest. „Das ist ein großartiger Schritt und führt vor allen Dingen dazu, dass viele Kolleg:innen im Land bleiben.“ Marion Borderieux vom Verband Leitung Niedersächsischer Grundschulen (LNGS) nannte die gerechtere Bezahlung einen Schritt hin zu mehr Wertschätzung in der Gesellschaft und verwies auf die wichtige Aufgabe der Grundschulen, Basiskompetenzen zu vermitteln und den Grundstein für lebenslanges Lernen bei jungen Kindern zu legen. Lediglich der Landesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands (DPhV), Christoph Rabbow, befürchtet eine steigende Konkurrenz für Gymnasien im Bemühen um Stellenbesetzungen und forderte dementsprechend mehr Geld für Gymnasiallehrer:innen.

„Die Schule brennt“: Scharfe Kritik am Schulsystem bleibt

Trotz der guten Neuigkeiten überwiegt zu Beginn des neuen Schuljahres eindeutig die Kritik. Zu ihrer üblichen Pressekonferenz zum Schulstart veröffentlichte die GEW Niedersachsen eine Pressemitteilung mit der Überschrift „Die Schule brennt“. Die Besoldungsanpassungen werden darin eingangs als „längst überfällig“ bezeichnet, woraufhin der Fokus auf die Mängel des niedersächsischen Schulsystems schwenkt: „Dauerbrenner wie die beunruhigende Abbrecherquote, kontinuierlich ansteigende Krankenstände, vorzeitige Pensionierungen und sich häufende Teilzeitanträge sind keine kleinen Strohfeuer mehr. All das sind offensichtliche Faktoren eines um sich greifenden Flächenbrandes. Allen Akteuren sollte mittlerweile klar sein, dass die Schule lichterloh brennt.“ Torsten Neumann, der Vorsitzende des Verbands Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL), kritisierte am Donnerstag den erhöhten Unterrichtsausfall an niedersächsischen Schulen: „Der Ausfall vieler Unterrichtsstunden an unseren Schulen ist und wird leider ein Dauerzustand bleiben. Noch sehen wir kein erfolgsversprechendes Konzept zur Behebung dieses Problems.“

Mehr Personal denn je und trotzdem Lehrermangel

Mit Beginn des neuen Schuljahres sind an den Schulen Niedersachsens mehr Personalstellen besetzt als je zuvor. 2.191 Neuanstellungen nach 1.764 Abgängen machen ein Plus von mehr als 400 Lehrkräften aus. Dieser Rekord sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass gleichzeitig so viele Schüler:innen wie nie eingeschult werden. Ganze 190.000 Schüler:innen mehr als im Vorjahr bedeuten einen Zuwachs von 2,2 Prozent. Für eine hundertprozentige Unterrichtsversorgung fehlen in etwa 2.000 Lehrkräfte. An Gymnasien lag diese Versorgung zuletzt zwar bei nahezu hundert Prozent, allerdings erreichte sie zum Beispiel an Förderschulen nur 91,6 Prozent. Eine Versorgung von hundert Prozent sei mindestens notwendig, um eine Schule „stabil zu fahren“, mahnt GEW-Landesvorsitzender Stefan Störmer. Am meisten unter dem Mangel zu leiden haben vor allem nicht-gymnasiale Schulen und Schulen im ländlichen Raum. Neben der Besoldungsanpassung und 2.460 zusätzlich geplanten Stellen fürs nächste Jahr erwähnte Ministerin Hamburg am Montagmorgen weitere Pläne, um benachteiligte Schulen für Berufseinsteiger:innen attraktiver zu machen. Dabei läge die Idee vor, eine drei- oder fünfjährige Tätigkeit an diesen Schulen verpflichtend zu machen, bevor der Antritt an der Wunschschule möglich wäre – mit der Hoffnung, dass einige Lehrkräfte doch bleiben. Überhaupt denke man darüber nach, befristete Verträge anzubieten, um die Entscheidung, vorübergehend an einer benachteiligten Schule zu unterrichten, leichter zu machen.

Im Vergleich zum Stadtstaat Hamburg habe Niedersachsen nun den gleichen Standard, was die einheitliche Besoldung anbelangt, erwähnt die Ministerin. Die Nachbarländer Nordrhein-Westfalen und Hessen, die eine Anhebung auf A13 für alle Lehrkräfte gerade stufenweise einführen, habe Niedersachsen somit auf einen Schlag überholt. Wie sehr dies der Abwanderung von jungen Lehrer:innen und dem Lehrermangel an sich entgegenwirken kann, bleibt abzuwarten. Die Maßnahme bedeutet immerhin für Grund-, Haupt- und Realschullehrer:innen eine gute Neuigkeit und sorgt für mehr Gerechtigkeit. Bislang überwiegen aber dennoch die Schwierigkeiten, denen das niedersächsische Schulsystem ausgesetzt ist.

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Singapur – Der Ort, an dem sich die Welt trifft. Die blühende Metropole verfügt über eine grandiose Infrastruktur, ein exzellentes Finanzwesen und einen vielfältigen kulturellen Austausch. Dazu kommt ein ausgeklügeltes Bildungssystem. Spätestens seit der Stadtstaat im internationalen Bildungsvergleich regelmäßig Spitzenplätze belegt, ist das weltweite Interesse an Singapur geweckt. Bei den letzten PISA-Tests erzielten Schüler:innen aus Singapur in den Bereichen Mathematik, Lesekompetenz und Naturwissenschaften Spitzenergebnisse. Besonders beeindruckend: Noch vor einem halben Jahrhundert konnte ein Großteil der Bevölkerung nicht richtig lesen und schreiben. 

Unsere Bildungsreise rund um den Globus hat uns bereits zu Schulen in die USA, nach Kuba, Vietnam, Japan, Frankreich oder Estland geführt. Nun ist es an der Zeit, einen Blick auf das Bildungssystem in Singapur zu werfen und herauszufinden, was hinter diesem Erfolg steckt.

Die Entwicklung Singapurs: Augenmerk auf das Bildungssystem

Singapur hat sich in den letzten 50 Jahren rasant entwickelt: Als der heutige Stadtstaat 1965 seine Unabhängigkeit erklärte, war die Mehrheit der heute 5,5 Millionen Einwohner:innen noch Analphabet:innen. Neben dem niedrigen Bildungsniveau standen die Gründerväter vor der Herausforderung, die multiethnische Bevölkerung aus China, Malaysia und Indien zu einem gemeinsamen Nationalstaat zu formen. Aufgrund des Rohstoffmangels wurde vor allem in die Bildung und damit in die Menschen investiert. Dadurch legte der damalige Premierminister den Grundstein dafür, dass hauptsächlich das Schulsystem und die Lehrkräfteausbildung gefördert wurden, was die Bildung enorm voranbrachte.

Ein weiterer Erklärungsansatz für das gut funktionierende Bildungssystem ist die ostasiatische Kultur, in der Demut und Dankbarkeit tief verwurzelt sind. Auch wenn Singapur in Bereichen wie Menschenrechte und Pressefreiheit noch große Probleme aufweist, stehen Disziplin, Fleiß und gutes Benehmen im Vordergrund, weshalb der eingeprägte Verhaltenskodex stets das Wohl des gesellschaftlichen Kollektivs in den Blick nimmt. 

Singapur zählt heute zu den am weitesten entwickelten und reichsten Städten der Welt. Die PISA-Studie zeigt Singapurs Spitzenwerte in allen Fächern und einen Vorsprung von zwei Jahren gegenüber den OECD-Ländern. Da in den letzten Jahren stark auf das Bildungssystem gesetzt wurde und viel Geld in diesen Sektor geflossen ist, bezeichnet der Bildungsexperte Christopher Gee die Bildungspolitik von Singapur als “Wettrüsten”. Dabei liegt der Fokus vor allem auf der Bildung der Lehrer:innen.

Der Lehrerberuf: Wertschätzung und Aufstiegschancen

Lehrer:innen in Singapur genießen ein hohes gesellschaftliches Ansehen, haben sehr gute Aufstiegschancen und verdienen gut. In Singapur haben nur die besten Absolvent:innen die Chance, den Lehrerberuf zu ergreifen. Sie erhalten eine hochwertige Ausbildung, müssen dafür aber auch hohe Anforderungen erfüllen. Lehrkräfte müssen beispielsweise jährlich 100 Stunden Fortbildung absolvieren und den Mehrwert der Weiterbildung nachweisen.

Die Aufstiegsmöglichkeiten sind vielfältig: Von der didaktischen Leitung bis zur Spitze des Systems als Meisterlehrer:in ist alles möglich. Meisterlehrer:innen haben die Möglichkeit, im direkten Kontakt mit dem Ministerium Einfluss auf das Schulsystem zu nehmen. Aufstiegsmöglichkeiten werden meistens durch die Professionalisierung als Pädagog:in, die Qualifizierung als Führungskraft oder über die fachliche Expertise erzielt. 

Schulleiter:innen bleiben höchstens sechs bis sieben Jahre an einer Schule, bevor sie vom Bildungsministerium an eine andere Schule versetzt werden, um ihre Fähigkeiten bestmöglich einzusetzen. Das Einkommen der Schulleiter:innen liegt etwa 50 Prozent über dem der Lehrkräfte. Die Zusammenarbeit der Schulleitung mit dem Kollegium sowie der Lehrkräfte untereinander spielt ebenfalls eine große Rolle. An jeder Schule gibt es verschiedene “Professionelle Lerngemeinschaften”, die z. B. nach Klassenteams, Teacher Leadership oder mittlerem Management gegliedert sind und sich wöchentlich treffen, um gemeinsam an relevanten Themen zu arbeiten. Darüber hinaus haben einige Schulen sogenannte “Teaching Labs” eingerichtet, in denen Lehrer:innen den Unterricht ihrer Kolleg:innen beobachten und anschließend gemeinsam darüber diskutieren und die Ergebnisse auswerten. An den Schulen in Singapur herrscht somit eine ausgeprägte Feedbackkultur.

Zusätzlich gibt es Superintendent:innen, die als Vertretende des Bildungsministeriums fungieren und für 12 bis 14 Schulen verantwortlich sind, die in einem Cluster zusammengefasst sind. Sie übernehmen die Schulaufsicht und haben die Aufgabe, die Effizienz des Schulsystems zu steigern, indem sie die Pläne des Bildungsministeriums an den einzelnen Schulstandorten umsetzen. Die Superintendentin:innen sind im ständigen Kontakt mit der Schulleitung und treffen sich einmal jährlich mit den Lehrkräften, um gemeinsame Wertvorstellungen zu entwickeln und zu stärken. 

Von der frühkindlichen Bildung bis zum Schulabschluss

Bereits in der frühkindlichen Erziehung setzt Singapur auf Bildung. Die Kinder lernen in der Kita nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen, sondern werden auch auf die Geschäftswelt vorbereitet. In der Kita “Little Tree House” können sie eigene Produktideen sammeln, ein Marketingkonzept erstellen, die Produkte herstellen und sie anschließend verkaufen. So können die Kinder zum Beispiel eine eigene Bäckerei gründen, in der sie dann Kekse backen und verkaufen. Die Kinder sollen zudem schon im frühen Alter den Wert von Geld kennenlernen und verstehen, was ihre Eltern beruflich machen. Sie lernen bereits im Kindergarten Englisch und Chinesisch. Zusätzlich schicken die Eltern ihre Kinder oft in eine Förderklasse, um die Sprachkenntnisse so früh wie möglich zu verbessern.

Nach dem Kindergarten unterteilt sich das Schulsystem bis zum Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung in eine sechsjährige Primarstufe, eine vier- bis fünfjährige Sekundarstufe I und eine zwei- bis dreijährige Sekundarstufe II. Obwohl keine offizielle Schulpflicht besteht, liegt die Einschulungsrate im Primarbereich bei annähernd 100 Prozent. Generell wird sich an einem Lehrplan nach wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert. Dabei steht nicht nur die akademische Ausbildung im Vordergrund, sondern auch das Erlernen von Soft Skills und zukunftsrelevanten Fähigkeiten

Während dies für europäische Ohren zunächst nach Überforderung klingt, versucht Singapur, das Lernen spielerisch zu verpacken, um eine Überlastung erst gar nicht entstehen zu lassen. Die Direktorin des Kultusministeriums, Ho Peng, betont die Wichtigkeit, das Interesse und die Begeisterung der Schüler:innen zu wecken, um Lernerfolge zu erzielen. In den letzten Jahren wurde zudem versucht, das Bildungssystem stetig zu verbessern, den Druck auf die Kinder zu verringern und mehr auf Förderung und gezielte Unterstützung zu setzen. Der Erziehungswissenschaftler Jason Tan, der am National Institute of Education lehrt, äußert bei aller Freude über die Erfolge, trotzdem seine Bedenken. Das hohe Niveau und die Ansprüche erzeugen unter der Prämisse einer globalisierten Welt ständigen Druck und Ängste. “Nun haben Eltern schon das Gefühl, ihre Kinder konkurrieren nicht nur innerhalb ihres Staates, sondern mit der ganzen Welt”, so Tan. Der hohe Stellenwert von Bildung hat also auch eine deutliche Schattenseite.

Singapur hat durch die konsequenten Investitionen in die Bildung und eine starke Kultur der Leistungsorientierung in kürzester Zeit einen beeindruckenden Wandel vollzogen. Trotz der Herausforderungen bleibt das Bildungssystem Singapurs ein Modell für Erfolg, das weltweit Anklang findet.

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Wer ein Studium beginnt, wird oft mit der Frage nach dem Numerus Clausus (NC) für den gewünschten Studiengang konfrontiert. Die Frage nach dem NC betrifft längst nicht nur angehende Medizin- oder Jura-Studierende, sondern auch viele, die ein Lehramtsstudium anstreben. Der NC kann dabei Auswirkungen auf die Fächerwahl oder die Wahl der Schulart haben. Durch diese Form der Zulassungsbeschränkung können bereits vor Beginn des Studiums die Karrierewege junger Menschen beeinflusst werden.

Der NC im Lehramtsstudium

Das Lehramtsstudium unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von anderen Studiengängen. Es gibt keinen einheitlichen Studiengang “Lehramt”, stattdessen wählen angehende Lehrkräfte eine Kombination aus verschiedenen Fächern. Während einige Fächer ohne Zulassungsbeschränkung studiert werden können, gibt es insbesondere in beliebten Fächern wie Deutsch oder im Grundschullehramt oft einen NC. 

Die Zulassungsbeschränkung basiert auf der Nachfrage und Verfügbarkeit von Studienplätzen. Ist die Nachfrage höher als die verfügbaren Plätze, wird ein NC eingeführt. Alternativen wie Wartesemester oder der Wechsel der Fächerkombination können helfen, diese Hürde zu überwinden. Allerdings verlängern Wartesemester die Studienzeit erheblich und ein Fachwechsel entspricht nicht immer den Interessen der Studierenden. Wartesemester können trotzdem einen Ausweg bieten, um trotz eines nicht erfüllten NC das Wunschstudium antreten zu können.

Besonders problematisch ist die Tatsache, dass der NC oft die individuelle Eignung und Motivation der Bewerber:innen außer Acht lässt. Soziale Kompetenzen, pädagogisches Geschick und Kommunikationsfähigkeiten, die für den Lehrberuf essentiell sind, werden durch die Abiturnote, die maßgeblich für den NC entscheidend ist, nicht erfasst. Dies führt zu einer selektiven Auswahl, die vielleicht nicht immer die besten Kandidat:innen für den Lehrberuf zum Studium zulässt.

Die Geschichte des NC

Der NC ist seit 1972 ein fester Bestandteil des deutschen Hochschulsystems, um die Vergabe von Studienplätzen zu regeln, da die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt. Das Bundesverfassungsgericht entschied damals, dass jeder Studienplatz optimal genutzt werden müsse, was zur Einführung des NC führte. Diese Regelung basierte auf Artikel 12 des Grundgesetzes, der das Recht auf freie Berufswahl garantiert, aber auch Einschränkungen erlaubt, wenn diese durch die Kapazität der Hochschulen gerechtfertigt sind.

In den letzten 50 Jahren wurde der NC immer wieder kritisiert. Einer der Hauptkritikpunkte ist, dass er sozialen Ungleichheiten Vorschub leistet, da er oft Jugendliche aus sozial schwächeren Familien benachteiligt, die im Schnitt schlechtere Abiturnoten haben. Zudem wird die Abiturdurchschnittsnote als alleiniges Kriterium für die Studienplatzvergabe infrage gestellt, da sie nicht unbedingt den späteren Studienerfolg vorhersagen kann. Diese Kritikpunkte haben zu zahlreichen Reformvorschlägen und Diskussionen über die Zukunft des NC geführt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Unterschiede zwischen den Bundesländern im Bildungsvergleich. So unterscheiden sich wichtige Aspekte, wie die Anzahl der Schuljahre bis zum Abitur, die Anzahl zu erbringender Kurse oder die Schwierigkeit des Abiturs. Während Schüler:innen aus Schleswig-Holstein oder Niedersachsen erst nach 13 Schuljahren ihr Abitur erhalten, dauert es in einigen anderen Bundesländern lediglich zwölf Schuljahre. All das kann zu ungleichen Chancen bei der Vergabe von Studienplätzen nach dem NC führen.

Alternativen zum aktuellen Modell

Als Alternativen werden seit langem verschiedene Ansätze diskutiert, die darauf abzielen, möglichst vielen geeigneten Studienbewerber:innen einen Studienplatz zu bieten. Eine Möglichkeit ist die Einführung von Eignungstests, die neben der Abiturnote auch andere Fähigkeiten und Kompetenzen der Bewerber:innen berücksichtigen. Solche Tests könnten beispielsweise soziale Kompetenzen, Kommunikationsfähigkeiten oder pädagogisches Geschick prüfen, die für den Lehrberuf essentiell sind. Solche Tests könnten helfen, die individuelle Eignung der Bewerber:innen besser zu erfassen und eine fairere Auswahl zu gewährleisten. Für einige Fächer, wie zum Beispiel Sport oder Musik, sind solche Eignungstests bereits weit verbreitet. Kritiker:innen solcher Eignungstests merken allerdings an, dass es sich  dabei lediglich um eine Momentaufnahme handle, während die Abiturnote die Leistung über einen längeren Zeitraum bewertet. Ein weiterer Vorteil sei es, dass die Abiturnoten bereits vorliegen und man den zusätzlichen Aufwand für alle Beteiligten so sparen könne. 

Eine weitere Option ist die Erhöhung der Studienplatzkapazitäten, um mehr Bewerber:innen aufnehmen zu können. Dies erfordert jedoch erhebliche Investitionen in die Infrastruktur der Hochschulen und eine langfristige Planung. Neben der baulichen Erweiterung der Universitäten müsste auch mehr Lehrpersonal eingestellt und zusätzliche Ressourcen bereitgestellt werden. Dies könnte jedoch helfen, den Druck auf das NC-System zu mindern und mehr Studierenden den Zugang zum Lehramtsstudium zu ermöglichen. 

Langfristig könnte diese Maßnahme auch dabei helfen, den Lehrermangel zu bekämpfen. Das würde auch das Bundesverfassungsgericht bevorzugen, um Artikel 12 des Grundgesetzes, das Recht der freien Wahl des Berufs, des Arbeitsplatzes und der Ausbildungsstätte zu gewährleisten. Die Einschränkung von Artikel 12 durch die Einführung des NC genehmigte das Bundesverfassungsgericht nur deshalb, da die Nachfrage das Angebot der Studienplätze deutlich überstieg. Allerdings wiesen die Richter auch darauf hin, dass die Bereitstellung ausreichender Studienplätze die beste Lösung sei.

Ausblick in die Zukunft

Der NC wird vermutlich auch in Zukunft eine Rolle im deutschen Hochschulsystem spielen, doch die Diskussion um seine Reformierung oder Abschaffung wird weitergehen. Es ist wahrscheinlich, dass hybride Modelle, die sowohl die Abiturnote als auch andere Kriterien einbeziehen, an Bedeutung gewinnen werden. Diese könnten helfen, die soziale Gerechtigkeit zu erhöhen und die Eignung der Bewerber:innen besser zu bewerten.

Es ist zu erwarten, dass der Bedarf an Lehrkräften in den kommenden Jahren weiter steigen wird, was den Druck auf das aktuelle Zulassungssystem weiter erhöhen könnte. In diesem Kontext könnten flexible Zulassungsmodelle, die sich an den aktuellen Bedarf der jeweiligen Bundesländer anpassen, eine Lösung darstellen.

Trotz seiner Vorteile wird der NC wohl auch in Zukunft weiter umstritten bleiben, da er soziale Ungleichheiten verstärken kann und die Schwächen des Bildungsföderalismus offenlegt. Allerdings vernachlässigt der NC auch wichtige Aspekte, wie beispielsweise die Motivation der Studierenden, die für einen erfolgreichen Abschluss von großer Bedeutung sind. Der NC ist zwar ein bewährtes Instrument zur Studienplatzvergabe, jedoch muss er kontinuierlich an die sich wandelnden gesellschaftlichen und bildungspolitischen Anforderungen angepasst werden, um auch in Zukunft genügend qualifizierte Lehrkräfte auszubilden.

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Berlin. Eine am Mittwoch veröffentlichte Studie mit dem Titel “In meinem Netz soll es keine Gewalt geben! Wie junge Erwachsene digitale Gewalt erleben und wie sie damit umgehen” von HateAid bringt besorgniserregende Erkenntnisse ans Licht: Ein großer Teil der jungen Erwachsenen in Deutschland ist von digitaler Gewalt betroffen oder beobachtet digitale Gewalt gegen andere. Die Studie zeigt auf, wie gravierend und allgegenwärtig Beleidigungen, Hassrede und sexualisierte Übergriffe im Netz sind. 

Die in Zusammenarbeit mit der Universität Klagenfurt durchgeführte Studie bietet eine Analyse der Erfahrungen junger Erwachsener mit digitaler Gewalt. Der Bericht basiert auf einer quantitativen Online-Befragung von Personen ab 14 Jahren, die zwischen Oktober und November 2023 stattfand. Insgesamt nahmen 3.367 Personen an der Studie teil. In der Altersgruppe 14 bis 17 Jahre wurden 501 Personen befragt, bei den 18- bis 27-Jährigen waren es 1.868 Personen. Die Altersgruppen  28 bis 42 Jahre sind mit 498 und 43 oder älter mit 500 Befragten vertreten.

Junge Erwachsene und ihre Erfahrungen mit digitaler Gewalt

Formen digitaler Gewalt, die Teilnehmende zwischen 18 und 27 Jahren erleben (Quelle: HateAid)

Die HateAid-Studie ergab, dass 60 Prozent der befragten jungen Erwachsenen zwischen 18 und 27 Jahren bereits sexualisierte Übergriffe im Netz erlebt oder ungewollt Nacktbilder zugeschickt bekommen haben. Diese Altersgruppe ist besonders häufig von verschiedenen Formen digitaler Gewalt betroffen. Neben den sexualisierten Übergriffen sind Beleidigungen, Hassrede und Cybermobbing weit verbreitet. Fast ein Drittel (29,6 Prozent) der 18- bis 27-Jährigen sind bereits selbst von digitaler Gewalt betroffen gewesen. Trotz dieser negativen Erfahrungen ziehen sich die meisten jungen Erwachsenen nicht aus den sozialen Medien zurück. Stattdessen ändern sie ihr Verhalten, um weiteren Übergriffen vorzubeugen.

Auch die Zahl derer, die schon einmal Zeuge von digitaler Gewalt geworden sind, ist hoch. 63,1 Prozent der Befragten in der Altersgruppe von 18 bis 27 Jahren haben bereits digitale Gewalt gegen andere wahrgenommen. Besonders betroffen sind junge Frauen, von denen 67,2 Prozent angaben, schon sexualisierte Übergriffe erlebt zu haben. Laut der Studie sind Menschen mit Migrationsgeschichte überproportional häufig betroffen. Fast 80 Prozent der jungen Erwachsenen konnten eine Zunahme der digitalen Gewalt in den letzten vier Jahren wahrnehmen. 

Nur knapp ein Fünftel sieht einen Rückzug aus den sozialen Medien als praktikable Lösung, was die Notwendigkeit für strukturelle Veränderungen und Schutzmaßnahmen unterstreicht. Die Art und Weise, wie junge Erwachsene sozialisiert werden, beeinflusst ihre Wahrnehmung und ihr Erleben digitaler Gewalt. Die intensive Nutzung des Internets und sozialer Medien erhöht die Wahrscheinlichkeit, Opfer digitaler Gewalt zu werden, denn junge Menschen nutzen diese Plattformen nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch zur Identitätsfindung und Selbstdarstellung. Negative Erfahrungen in dieser sensiblen Phase der Entwicklung können langfristige Auswirkungen haben und die Entwicklung von Selbstbewusstsein und sozialer Kompetenz beeinträchtigen.

Selbstzensur als Schutzmechanismus

Die Ergebnisse der HateAid-Studie zeigen deutlich, wie tiefgreifend die Auswirkungen digitaler Gewalt auf junge Erwachsene sind. Viele Betroffene fühlen sich gezwungen, ihr Verhalten im Netz zu ändern, um sich vor weiteren Übergriffen zu schützen. Anna-Lena von Hodenberg, Geschäftsführerin von HateAid, betont die Notwendigkeit von Produktsicherheiten und konsequentem Jugendschutz im digitalen Raum. Sie weist darauf hin, dass die hohe Zahl sexualisierter Übergriffe unter jungen Erwachsenen besonders erschreckend ist und dringenden Handlungsbedarf erfordert.

Der Silencing-Effekt: Ein beunruhigendes Phänomen

Ein wichtiger Aspekt der Studie ist der Silencing-Effekt, bei dem Menschen durch Einschüchterung zum Schweigen gebracht werden. Die Studie zeigt, dass sowohl Betroffene als auch Nicht-Betroffene digitale Gewalt wahrnehmen und Angst haben, selbst Opfer zu werden. Dies führt dazu, dass sie sich aus Diskussionen zurückziehen und ihre Meinung nicht mehr äußern. Ein Indikator für dieses Verhalten ist, wie drastisch die Betroffenen digitale Gewalt wahrnehmen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Angst, in Zukunft betroffen zu sein.

Die Bereitschaft, sich aus den sozialen Medien zurückzuziehen, variiert zwischen den Altersgruppen. Ältere Menschen ziehen sich häufiger aus dem digitalen Raum zurück, während junge Erwachsene darauf angewiesen sind. Für sie ist das Internet ein wichtiger sozialer Treffpunkt und Raum für Austausch und Wissensgenerierung. Der Silencing-Effekt wirkt sich daher auf junge Erwachsene besonders gravierend aus. Wenn sie aus Angst vor digitaler Gewalt schweigen, verlieren sie ihre Stimme im öffentlichen Diskurs. Dies kann zu Verzerrungen in der öffentlichen Wahrnehmung und zu einer Schwächung demokratischer Strukturen führen.

Wie mit digitaler Gewalt umgegangen wird

Übersicht über Copingstrategien, basierend auf Teilnehmenden zwischen 18 und 27 Jahren (Quelle: HateAid)

Viele junge Erwachsene wenden verschiedene Mechanismen an, um mit digitaler Gewalt umzugehen. Viele nutzen technische Maßnahmen wie das Blockieren von Angreifer:innen, das Melden von Vorfällen oder das Anpassen ihrer Privatsphäre-Einstellungen. Diese Strategien erweisen sich als direkt und niedrigschwellig und bieten einen sofortigen Schutz vor weiteren Übergriffen. Sie bevorzugen diese Maßnahmen oft, da sie weniger zeitintensiv und einfacher durchzuführen sind als die Kontaktaufnahme zu offiziellen Stellen oder Beratungsstellen.

Deutlich größer ist die Diskrepanz zwischen dem Ergreifen eigener Maßnahmen und der Inanspruchnahme externer Hilfe. Viele Betroffene zögern, offizielle Stellen oder Beratungsstellen zu kontaktieren, oft aufgrund von Scham oder Angst, sich einer fremden Person anvertrauen zu müssen. Diese Unsicherheit kann die Suche nach Hilfe weiter erschweren. Ein erheblicher Anteil der jungen Erwachsenen gibt zudem an, dass sie auf digitale Gewaltangriffe überhaupt nicht reagieren. Dies kann zu verstärkten negativen Gefühlen wie Unsicherheit, Angst und Scham führen und langfristig psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen hervorrufen.

HateAid sieht dringenden Handlungsbedarf bei digitaler Gewalt

Anna-Lena von Hodenberg, Geschäftsführerin von HateAid, betont die Dringlichkeit der Situation: “Für eine ganze Generation gehört digitale Gewalt durch soziale Medien bereits zum Alltag. Dabei ist die hohe Zahl an sexualisierten Übergriffen, die junge Erwachsene bereits erlebt haben, besonders erschreckend. Wir haben viel zu lange weggeschaut: Wir müssen unsere Kinder und Jugendlichen jetzt besser vor Gewalt im Internet schützen. Dafür braucht es dringend ein Mindestmaß an Produktsicherheit für soziale Medien und konsequenten Jugendschutz auch im Netz.“ 

Auch Josephine Ballon von HateAid äußerte sich zur Studie und unterstrich die gesellschaftliche Relevanz der Ergebnisse. Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk betont sie, dass digitale Gewalt eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung darstellt, die nicht nur Einzelpersonen betrifft, sondern auch die Demokratie destabilisieren kann. “Die Studie zeigt sehr deutlich auf, wie stark Jugendliche und junge Erwachsene von digitaler Gewalt betroffen sind. Das sind junge Menschen, die heutzutage mit sozialen Medien ab einem sehr, sehr jungen Alter aufwachsen und die vor allem auch kein anderes Internet mehr kennen”. Ballon hebt zudem hervor, dass bereits junge Menschen sich in den sozialen Medien selbst zensieren. Dies sei auch bei den jungen Menschen klar erkennbar, die sich vorsichtig äußerten, teilweise keine Kommentare mehr schrieben und generell sehr umsichtig seien, weil sie Angst hätten, angegriffen zu werden. Dies betreffe nicht nur diejenigen, die selbst schon angegriffen wurden, sondern auch jene, die lediglich gesehen hätten, was anderen passiert sei.

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Dieser Artikel behandelt ein Tötungsdelikt und einen anschließenden Suizid. Bei Suizidgedanken bietet die Telefonseelsorge rund um die Uhr kostenfrei und anonym Unterstützung unter der Telefonnummer 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222. Weitere Informationen und Hilfsangebote sind online unter telefonseelsorge.de und suizidprophylaxe.de verfügbar.

Altenstadt. Am Donnerstagmorgen kam es im hessischen Altenstadt zu einer erschütternden Tat. Ein 33-jähriger Mann betrat die Wohnung einer 19-jährigen Abiturientin und tötete sie mit einem Messer. Die örtliche Polizei leitete umgehend eine Großfahndung ein. Spezialeinsatzkräfte durchsuchten das Wohnhaus des Täters in Münzenberg-Gambach und fanden den Mann dort leblos vor. Nach ersten Ermittlungen hat er sich selbst das Leben genommen.

Nach Angaben der Polizei betrat der Täter am Morgen des 1. August die Wohnung der 19-jährigen Abiturientin in Altenstadt. In der Wohnung befand sich auch der 20-jährige Lebensgefährte der Frau. Der Angreifer attackierte beide Personen mit einem Messer. Die junge Frau erlitt dabei tödliche Verletzungen und verstarb noch am Tatort. Der Lebensgefährte wurde leicht verletzt und in ein Krankenhaus gebracht.

Unmittelbar nach der Tat leitete die Polizei eine großangelegte Fahndung nach dem Täter ein. Der Verdächtige wurde in seinem Wohnhaus in Münzenberg-Gambach vermutet. Spezialeinsatzkräfte der Polizei wurden hinzugezogen, um das Haus des Täters zu durchsuchen. Beim Betreten des Hauses fanden die Einsatzkräfte den 33-jährigen Mann leblos vor. „Die festgestellten Verletzungen brachte er sich nach ersten Ermittlungen selbst bei“, so Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger. Die Polizei sicherte den Tatort und führt derzeit umfassende Ermittlungen durch. 

Nach ersten Ermittlungen der Polizei und Staatsanwaltschaft betrat der Täter die Wohnung gezielt, um die junge Frau anzugreifen. Der genaue Ablauf der Tat wird weiterhin untersucht. Die Tatwaffe wurde sichergestellt und wird forensisch untersucht. Die Polizei geht Hinweisen nach, ob der Täter psychische Probleme hatte.

Laut Informationen der Bild-Zeitung soll der Täter eine einvernehmliche Beziehung zu der 19-jährigen Schülerin gehabt haben. Diese Beziehung soll jedoch kürzlich beendet worden sein. Der Lehrer unterrichtete an der Schule der Getöteten und war 14 Jahre älter als sie. Nachbarn berichteten, dass der Mann verheiratet war, jedoch in Trennung lebte. Das genaue Motiv für die Tat ist derzeit noch unklar. 

Der tragische Vorfall erschütterte die Gemeinde in Altenstadt und die Umgebung tief. Viele Menschen sind fassungslos und trauern um die junge Frau. Nachbarn und Freunde der Familie äußerten ihr Mitgefühl und ihre Bestürzung über die Tat. Die Polizei bittet mögliche Zeugen, sich mit sachdienlichen Hinweisen bei der Kriminalpolizei in Friedberg unter der Telefonnummer 06031 6010 zu melden.

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Ihr überlegt, Lehrkraft zu werden? Wenn ihr aus Sachsen kommt oder an einer Schule in Sachsen arbeiten wollt, dann bietet sich das Lehramtsstudium vor Ort an. Aber auch für alle anderen gibt es gute Gründe im östlichsten Bundesland die Ausbildung zur Lehrkraft anzutreten. In unserer Reihe über das Lehramtsstudium in den verschiedenen Bundesländern stellen wir euch heute das sächsische Modell vor und erklären euch alles rund um den Aufbau des Studiums, die verschiedenen Standorte und die Aussichten für angehende Lehrer:innen in Sachsen.

Über Schultypen und Fächerwahl: Die Struktur des Studiums

Zuallererst müsst ihr euch darüber Gedanken machen, an was für einer Schule ihr später lehren wollt, denn danach sind die verschiedenen Studiengänge aufgeteilt: In Sachsen gibt es neben Grundschulen, Gymnasien und Berufsschulen auch die Form der Oberschule, auf der bis zur neunten oder zehnten Klasse unterrichtet wird, sowie Förderschulen für Kinder mit besonderem Förderbedarf.  Anders als in einigen anderen Bundesländern, wie zum Beispiel Bayern, schließt ihr das Lehramtsstudium in Sachsen noch ganz klassisch mit einem Ersten Staatsexamen ab. 

In allen Studiengängen gibt es wie üblich Module im Bereich der Bildungs- und Erziehungswissenschaften zu belegen. Für das Grundschullehramt sucht ihr euch ein Kernfach aus, auf das ihr euch spezialisiert. Meistens handelt es sich hierbei um Deutsch oder Mathematik. Das jeweils andere dieser beiden Fächer studiert ihr dann zusammen mit Sachkunde und einem weiteren Wahlfach, zumeist Musik, Kunst, Sport oder Werken, in der sogenannten Grundschuldidaktik, also in einem weniger fachspezifischen und eher auf die grundlegende Vermittlung ausgerichteten Kontext. Es ist allerdings auch möglich, sich auf ein Fach wie Englisch oder Religion zu spezialisieren, wobei alle drei Kernfächer und keines der Wahlfächer Gegenstand der grundschuldidaktischen Module wären. Nach acht Semestern ist das Studium in der Regel abgeschlossen. 

Für die Studiengänge des Oberschul- und des Gymnasiallehramts sind zwei Fächer zur Vertiefung zu belegen. Mindestens eines dieser Fächer muss aus der sogenannten ersten Fächergruppe stammen, die je nach Universität meistens Deutsch, Mathematik, Fremdsprachen und Naturwissenschaften beinhaltet. Beim anderen Fach darf es sich auch beispielsweise um eines aus dem musischen oder religiösen Bereich handeln. Für die Oberschule studiert ihr neun Semester bis zum Ersten Staatsexamen, für das Gymnasium zehn. 

Wer an einer Förderschule unterrichten möchte, belegt in den bildungswissenschaftlichen Modulen einen sozialpädagogischen Schwerpunkt. Dazu kommen zwei sogenannte Förderschwerpunkte, also Module, die auf die besondere Aufgabe, Kinder mit Förderbedarf zu unterrichten, abzielen. Einer der beiden Schwerpunkte Lernen oder Soziale/Emotionale Entwicklung ist verpflichtend. Ansonsten lassen sich auch Module wie zum Beispiel Kommunikation oder Körperliche Entwicklung wählen. Um eine schulfachliche Basis zu schaffen, ist es möglich entweder vier Fächer als grundschuldidaktische Module oder ein Fach im Studiengang für das Oberschullehramt zu belegen. Schließlich sind alle Stufen von der ersten bis zur neunten Klasse an den Förderschulen vertreten. Bis zum Ersten Staatsexamen auf dem Weg zur Förderschullehrkraft handelt es sich ebenfalls um eine Regelstudienzeit von zehn Semestern. 

Zu guter Letzt könnt ihr  euch auch entscheiden, auf das Berufsschullehramt hinzuarbeiten und den entsprechenden Studiengang anzutreten. Auch hier wählt ihr wieder  zwei Fächer, bei denen es sich um verschiedenste Bereiche von der Elektrotechnik bis zur Lebensmittelwissenschaft handeln kann. Für das zweite Fach ist es allerdings auch möglich, sich für ein klassisches allgemeinbildendes Unterrichtsfach wie Französisch oder Geschichte zu entscheiden. Zehn Semester dauert auch dieses Studium. 

Die Abschlussprüfung für alle Lehramtsstudiengänge besteht aus einer wissenschaftlichen Arbeit, zwei mündlichen und einer schriftlichen Prüfung. Zu all den verschiedenen Arten des Lehramts gehören außerdem sogenannte Ergänzungsstudien, die weitgreifende Themen wie Sprachtraining oder kulturelle Bildung enthalten, anhand derer ihr eure individuellen Interessen und Fähigkeiten vertiefen könnt. Auch sogenannte Schulpraktische Studien (SPS), also Praktika, sind fester Bestandteil des Lehramtsstudiums in Sachsen. Für angehende Lehrer:innen einer Fremdsprache ist ein Auslandsaufenthalt meistens ebenfalls  verpflichtend. Bis auf die allgemeine Hochschulreife gibt es nur selten besondere Anforderungen, um fürs Studium zugelassen zu werden: Für bestimmte Fachrichtungen oder Schultypen kann es an bestimmten Hochschulen einen Numerus Clausus geben. Außerdem müssen gewisse sprachliche Anforderung erfüllt werden, wenn ihr euch auf eine Fremdsprache spezialisieren möchtet.

Blockpraktikum, Schulpraktische Übungen, Berufsausbildung: Die Praktika im Überblick

Im Grunde genommen gilt für alle Schultypen dasselbe: Es müssen mindestens fünf Praktika absolviert werden. Dabei handelt es sich zunächst um ein vierwöchiges Schulpraktikum, auch als Blockpraktikum bezeichnet, relativ früh im Studium. Hier liegt der Fokus noch sehr auf dem erzieherischen Gesichtspunkt des Lehrerberufs. Diesem folgen die sogenannten Schulpraktischen Übungen (SPÜ), die semesterbegleitend in kleinen Gruppen an Schulen durchgeführt werden und euch Einblicke in den Schulalltag gewähren. Zuletzt gilt es zwei weitere Blockpraktika anzutreten, die wiederum stärker an bestimmte Fachrichtungen gebunden sind und bei denen ihr selbständig euren Unterricht plant und durchführt. Diese Berufserfahrung könnt ihr auch außerhalb Sachsens, sogar im Ausland sammeln, sofern sich ein entsprechendes Arrangement realisieren lässt. Das Land Sachsen erteilt Zuschläge und Förderungen, wenn ihr euch für ein Praktikum in einer der Bedarfsregionen entscheidet. Hilfe beim Finden eines Praktikumsplatzes und alle relevanten Informationen erhaltet ihr über ein spezielles Praktikumsportal

Schließlich gibt es noch gewisse Sonderregelungen für bestimmte Studiengänge: Wer das Fach Wirtschaft-Technik-Hauswirtschaft/Soziales wählt, muss häufig ein Praktikum von mindestens zwei Wochen in einem entsprechenden Bereich vor Beginn des Studiums vorweisen können. Gleichermaßen ist ein vierwöchiges Sozialpraktikum vor Antritt des Lehramtsstudiums für die Förderschule erforderlich, sowie ein zwölfmonatiges Praktikum beziehungsweise eine Berufsausbildung, bevor ihr das Studium zur Berufsschullehrkraft beginnen könnt.

Leipzig, Dresden oder Chemnitz: Wo studiert es sich am besten?

In Sachsen gibt es die Qual der Wahl zwischen drei Universitäten, wenn ihr euch für das Lehramt entscheidet: Dieses könnt ihr nämlich entweder an der Universität Leipzig, der Technischen Universität Dresden oder der Technischen Universität Chemnitz studieren. Lediglich wer Musik unterrichten will, muss Teile des Studiums wahlweise an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig oder der Hochschule für Musik in Dresden absolvieren.

Bei der Universität Leipzig handelt es sich um die einzige Universität, an der ihr alle Schulformen wählen könnt. Für Sonderpädagogik, also das Förderschullehramt, ist dies der einzige Standort in Sachsen. Hier befindet sich auch ein Großteil der Lehramtsstudent:innen im Land. 60 Prozent von ihnen kommen aus anderen Bundesländern in die Metropole. Abgesehen von dieser Popularität ist der Studiengang für das Berufsschullehramt eher klein. Erst seit dem Wintersemester 2022 kann hier die Fachrichtung Wirtschaft und Verwaltung studiert werden, immerhin ist dies das einzige derartige Angebot im Bundesland. Im Jahr 2023 kam die Fachrichtung Pflege und Gesundheit hinzu. Als Zweitfach stehen nur die allgemeinbildenden Schulfächer zur Verfügung. 

Eine umso breitere Auswahl an Fachrichtungen für berufsbildende Schulen gibt es dafür an der Technischen Universität Dresden. Auch das Fach Geografie, für Oberschulen und Gymnasien, ist in Dresden ein Alleingänger. Allerdings punktet Leipzig mit seinem Angebot an Fremdsprachen: Nur hier kann zwischen den Fächern Spanisch, Griechisch, Polnisch, Tschechisch und sogar Sorbisch gewählt werden. 

Die Technische Universität in Chemnitz bildet ausschließlich angehende Grundschullehrer:innen aus. Das Fach Wirtschaft-Technik-Haushalt/Soziales gibt es nur hier als Grundschulfach. Im Grunde genommen kommt es ganz auf die Präferenz für die jeweilige Schulform sowie das jeweilige Fach an, welcher Standort sich am besten eignet. Der eigene Eindruck in Hinblick auf die Städte Leipzig, Dresden und Chemnitz dürfte ebenfalls eine Rolle spielen.

Gegen den Lehrermangel: Aussichten für Lehramtsstudierende in Sachsen

So zahlreich wie die jungen Menschen aus den anderen Bundesländern nach Leipzig kommen, um Lehramt zu studieren, so zahlreich verschwinden sie häufig leider wieder dorthin zurück. Obwohl die sächsische Landesregierung mit ihren ambitionierten Initiativen die Zahl der Studienanfänger:innen im Lehramt von 1.000 im Jahr 2012 auf nunmehr 2.700 steigern konnte, leiden vor allem die ländlichen Gebiete nach wie vor unter Lehrermangel. Die meisten, die es fürs Studium in die Städte verschlägt, wollen dort auch bleiben, 70 Prozent von ihnen möchten nach Leipzig oder Dresden.

Außerdem herrscht ein großer Bedarf für Lehrer:innen in MINT-Fachrichtungen und technischen Fächern der Berufsschulen. Im Vergleich fehlt es vor allem Ober- und Förderschulen an Bewerber:innen. Letztere genießen allerdings auch international einen hervorragenden Ruf. Dies bedeutet allerdings, dass viele Anreize geschaffen werden, um die Absolvent:innen in den sogenannten Bedarfsregionen des Landes unterzubringen. Wer sich bereit erklärt, den 18-monatigen Vorbereitungsdienst, also das Referendariat, an einer Ausbildungsschule in einer Bedarfsregion sowie mindestens die darauffolgenden fünf Jahre ebenfalls an einer Schule in einer solchen zu verbringen, verdient sich einen Anwärterzuschlag von 1.100 Euro. Völlig unabhängig vom Schultypus wird jede:r Lehrer:in mit Abschluss der Ausbildung in die Besoldungsstufe A13 beziehungsweise E13 eingeteilt und ist gut abgesichert. Um über die Schulen in den Bedarfsregionen besser aufzuklären und zukünftigen Lehrer:innen eine Vorstellung über die weitreichenden Möglichkeiten zu geben, wurde das Studienbegleitprogramm Perspektive Land ins Leben gerufen, dem weitere Informationen entnommen werden können.

Gefällt euch das Angebot für das Lehramtsstudium in Sachsen und konnte es euer Interesse an den vielen Möglichkeiten des facettenreichen Lehrerberufs wecken? Lasst es uns gerne wissen und schreibt es in die Kommentare!

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Bedeutet der Schulalltag für Lehrer:innen Stress und Anstrengung? Sorgen Lehrermangel oder ein langsames Vorankommen bei der Digitalisierung für zunehmenden Druck? Um zu zeigen, dass der Lehrerberuf auch bereichernd sein kann, und um zu klären, mit welchen Methoden man den Alltag für sich selbst und auch die Schüler:innen spannend und motivierend gestaltet, haben wir mit der Lehrerin und Influencerin Daniela Rathjen gesprochen. Im Gespräch mit Daniela spüren wir den positiven Erlebnissen und den wertvollen Erfahrungen nach, die man als Lehrer:in macht, und sammeln Ratschläge und Inspiration für euch.

Lehrer News: Was macht dir in deinem Alltag als Lehrerin besonders viel Spaß?

Daniela: Die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen macht mir am meisten Spaß, da ich sehr gerne ihre Sichtweisen kennenlerne, von und mit ihnen gemeinsam lerne und einfach auch Freude haben kann. Ich kann sie beim Wachsen begleiten und ihre Stärken nicht nur erkennen, sondern auch fördern. Das motiviert mich und macht Spaß.

Lehrer News: Wie bereitest du dich auf den Unterricht vor? Was gefällt deinen Schüler:innen am meisten daran?

Daniela: Ich bereite immer eine digitale Folie mit einem motivierenden Spruch für den allgemeinen Stundeneinstieg vor und teile mit ihnen danach unseren heutigen Stundenverlauf. Das gefällt ihnen, weil es die nötige Transparenz und Sicherheit gibt. Wenn ich ihnen den Unterrichtsplan mitteile, können sie sich daran gezielt beteiligen oder Änderungswünsche anmerken. So integriere ich sie aktiv in die Unterrichtsgestaltung und sie fühlen sich mehr wahrgenommen und auch handlungsfähig, was ich sehr wichtig finde. 

Mittlerweile plane ich meinen Unterricht meistens nur noch grob, weil ich mir die nötige Freiheit lassen möchte, spontan auf die Bedürfnisse innerhalb der Klasse reagieren zu können. Häufig sind die Arbeitsphasen meiner Stunden sehr flexibel und individuell ausgerichtet, sodass die Aufgaben verschiedene Schwierigkeitsgrade enthalten und die Schüler:innen sich selbst nach ihrer eigenen Einschätzung einteilen können. Auch der Ort, an dem sie arbeiten, ist flexibel, solange sie dies vorher mit mir absprechen und das Arbeiten dort dann gut gelingt. Hier baut alles auf gegenseitigem Vertrauen auf, was sich im Verlauf der Schuljahre dann immer mehr ergibt.

Lehrer News: Fällt es auch manchmal schwer, die Balance zwischen diesen Freiheiten und der nötigen Disziplin aufrechtzuerhalten? Wie schaffst du es, ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis aufzubauen und worauf sollten Lehrer:innen dabei am meisten achten?

Daniela: Ich halte immer wieder Rücksprache und frage meine Schüler:innen, ob sie gut arbeiten konnten oder was sie noch brauchen, um besser arbeiten zu können. Dadurch hole ich sie selbst in die Verantwortung für ihren Lernprozess. Gleichzeitig beobachte ich das freie Arbeiten selbst und sobald mir auffällt, dass es nicht so gut klappt, kommuniziere ich das direkt und wir versuchen gemeinsam eine Lösung zu finden. Manchmal kann dies auch vorübergehend darin enden, dass die Schüler:innen erst einmal wieder im Klassenraum mit meiner Begleitung arbeiten müssen, bis wir es dann erneut versuchen. Dieses freie Arbeiten ist ein Prozess, der seine Zeit braucht und in dem es auch Rückschritte geben darf. 

Lehrer News: Unter dem Namen @lehrerinnen_momente bist du auf Instagram aktiv, außerdem betreibst du einen YouTube-Kanal sowie einen Blog und veröffentlichst Unterrichtsmaterialien. Und du bist auch Mutter. Wie kriegst Du das mit dem Beruf unter einen Hut?

Daniela: Ich arbeite, seitdem ich Mutter bin, in Teilzeit, weil ich eine Vollzeitstelle mit Kind organisatorisch nicht bewältigen könnte. Gleichzeitig hatte ich vor meinem Kind bereits meinen Blog, meinen YoutTube- und Instagram-Kanal und habe Vollzeit gearbeitet. Das ist schon möglich, wenn man gerade in der Unterrichtsplanung irgendwann die nötige Erfahrung mitbringt und sich bewusst macht, dass nicht jede Stunde perfekt wie im Referendariat geplant sein muss. Sobald man sich von Perfektion verabschiedet und sich dadurch mehr Freiheiten ermöglicht, hat man insgesamt auch mehr Motivation und Zeit für andere Dinge.

Lehrer News: Wie lange hat es ungefähr gedauert, bis du diese Perfektion zurücklassen konntest und was hat dir auf dem Weg dahin geholfen?

Daniela: Direkt mit meiner ersten Vollzeitstelle habe ich schnell gemerkt, dass ich Abstriche machen muss, damit ich nicht im Burnout lande. Mein Tipp ist daher für alle: Sucht euch pro Woche eine Klasse aus, in welcher ihr die Unterrichtsplanung gründlich durchdenkt und alle anderen Klassen laufen dann nebenbei. So könnt ihr pro Woche immer eine neue Klasse auswählen und es kommen alle Klassen alle paar Wochen zu ausführlicher geplanten Stunden. 

Lehrer News: Was bringt dir am meisten Freude daran und motiviert dich, deine Erfahrungen über so viele Kanäle zu teilen?

Daniela: Mich motivieren die vielen Nachrichten, die ich von meinen Follower:innen bekomme, dass ich sie inspiriere. Viele folgen mir bereits seit 7 Jahren. So etwas motiviert. 

Lehrer News: Lehrermangel, zunehmende Gewalt an Schulen, sinkende Leistungen bei Schüler:innen … es gibt vieles, das im Bildungssystem gerade nicht so gut läuft und vor allem die Lehrer:innen müssen diese Last auffangen. Was bereitet dir Hoffnung?

Daniela: Ich sehe jeden Tag im Instalehrerzimmer und auch in meinem eigenen Kollegium so viele großartige Lehrkräfte, die sich für Veränderung einsetzen und in denen es brodelt, endlich etwas Großes zu tun und sich sehr für das Bildungssystem einsetzen. Das gibt mir die Hoffnung, dass wir diesen Aufschwung und diese Motivation hoffentlich irgendwann auch in die Tat umsetzen können. Viele von uns machen dies bereits jeden Tag im Kleinen, nämlich in unseren Klassenräumen, und damit bewirken wir bereits Großartiges, denn jede Veränderung muss irgendwo beginnen.

Lehrer News: Gibt es ein Beispiel aus deiner Erfahrung von einer kleinen positiven Veränderung, die du oder ein:e Kolleg:in im Klassenraum herbeiführen konnte?

Daniela: Wir planen an unserer Schule einen Neubau und ich durfte mit anderen Kolleg:innen, Schüler:innen, Mitarbeiter:innen und der Schulleitung daran mitwirken und wir begleiten diesen Prozess. Man fühlt sich gehört und gesehen und darf neue pädagogische Konzepte einarbeiten.

Lehrer News: Falls du schon mal schlechte Erfahrungen mit Schüler:innen, Eltern oder Kolleg:innen machen musstest: Wie bist du damit umgegangen?

Daniela: Ich tausche mich mit erfahrenen Kolleg:innen aus und dieser Austausch hilft mir, eine geeignete Lösung oder eine zukünftige Lösungsstrategie zu finden. Man sollte sich immer bewusst machen, dass man nie alleine ist und sich Rat und Hilfe holen darf.

Lehrer News: Wie hat dir der Beruf geholfen, persönlich zu wachsen?

Daniela: Ich bin noch empathischer geworden und habe durch die Arbeit mit den Jugendlichen teilweise auch sehr private Schicksale erfahren dürfen, die mich noch mehr sensibilisiert haben, denn jedes Verhalten hat einen Ursprung und dieses Bewusstsein hat mich sehr wachsen lassen.

Lehrer News: Welchen Tipp würdest du angehenden Referendar:innen oder Lehrer:innen mitgeben wollen?

Daniela: Versteift euch nicht zu sehr auf „den perfekten“ Unterricht, sondern seid menschlich, zeigt ernsthaftes Interesse an der Lebenswelt eurer Schüler:innen, merkt euch zu jedem eurer Schützlinge eine bestimmte Sache, die ihr irgendwann mal für euren Unterricht gebrauchen könnt. Geht Verbindungen ein, seid nahbar und ehrlich, denn Schüler:innen lernen von denjenigen am besten, die sie mögen und zu denen sie eine Verbindung verspüren. Seid selbst durch eure Empathie der Unterschied.

Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!

Daniela ist Lehrerin an einer Gesamtschule und teilt online Ideen und Tipps rund um ihren Beruf. Unter dem Namen @lehrerinnen_momente postet sie regelmäßig Beiträge auf Instagram, in denen sie Einblicke in ihren Alltag gewährt und vor allem Referendar:innen und angehenden Lehrkräften Ratschläge über Unterrichtsplanung, Klassenführung oder Arbeitsmethoden mit auf den Weg gibt. Wer sich etwas ausführlicher beraten lassen und einen umfassenderen Eindruck gewinnen will, kann sich Danielas Vlogs auf ihrem YouTube-Kanal ansehen oder sich in ihren Blog einlesen. Außerdem teilt Daniela viele Unterrichtsmaterialien und hat auch ein Buch über Rechtschreibung herausgebracht.

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Berlin. Die jüngsten Ergebnisse der Vergleichsarbeiten (VERA) zeigen einen drastischen Rückgang der schulischen Leistungen bei Dritt- und Achtklässler:innen. Fast die Hälfte der Drittklässler:innen erreicht nicht einmal die Mindeststandards in den Kernkompetenzen Lesen und Rechnen. Besonders dramatisch ist die Lage an Integrierten Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen, wo die meisten Achtklässler:innen die Mindestanforderungen verfehlen.

VERA 3: Ein Blick auf die Grundschulen

Die Vergleichsarbeiten VERA 3, die jährlich in den dritten Klassen durchgeführt werden, haben in Berlin alarmierende Ergebnisse gebracht. 43 Prozent der Drittklässler:innen erreichen die Mindeststandards im Lesen und Hörverständnis nicht, während 46 Prozent in Mathematik scheitern. Im Detail erreichen nur 36 Prozent der Schüler:innen der dritten Klassen die Regelstandards im Lesen, 41 Prozent im Zuhören und 35 Prozent in Mathematik. Besser als die Regelstandards schneiden nur 17 Prozent im Lesen, 23 Prozent im Zuhören und 19 Prozent in Mathematik ab. Dies bedeutet eine weitere Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr.

VERA 8: Auch Defizite an den weiterführenden Schulen

Besorgniserregend sind auch die Ergebnisse von VERA 8 in den achten Klassen, insbesondere an Integrierten Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen. Hier verfehlen 74 Prozent der Schüler:innen die Mindestanforderungen in Mathematik, während 62 Prozent im Lesen scheitern. In der Rechtschreibung bleiben nur 30 Prozent der Jugendlichen unter den Mindeststandards. Im Lesen erreichen lediglich acht Prozent der Achtklässler:innen den Regelstandard oder mehr, und nur ein Prozent schafft dies in Mathematik. In Englisch liegen 18 Prozent der Schüler:innen im Leseverstehen und 16 Prozent im Hörverstehen auf dem B2- und C1-Niveau.

Bildungsspitze Gymnasium?

An den Gymnasien sind die VERA-Ergebnisse insgesamt besser als an den anderen Schularten, aber auch hier zeigen sich Schwächen. In Mathematik (Kompetenzbereich Zahlen) erreichen 62 Prozent der Gymnasiast:innen den Regelstandard oder mehr, im Bereich Daten und Zufall sind es 56 Prozent. Auch in Deutsch schneiden die Jugendlichen relativ gut ab: Im Lesen erreichen 73 Prozent den Regelstandard oder mehr, in Orthografie 92 Prozent. Besonders positiv stechen die Englischkenntnisse hervor, wo 90 Prozent der Gymnasialschüler:innen im Leseverstehen das Niveau B1 oder höher erreichen und 95 Prozent im Hörverstehen. Allerdings verfehlen auch an den Gymnasien einige die Mindeststandards: 12 Prozent im Lesen und 21 Prozent im mathematischen Bereich Daten und Zufall. 

Wie es nun weitergeht

Nachdem zuletzt die VERA-Ergebnisse in Baden-Württemberg für Schlagzeilen sorgten, lösen die Ergebnisse auch in Berlin eine politische Debatte aus. Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) nannte die VERA-Ergebnisse “nicht akzeptabel” und will baldmöglichst gegensteuern. Weiter kritisiert sie das Vorgehen ihrer Vorgänger:innen aus der SPD, die die Bildungspolitik in Berlin über ein Vierteljahrhundert lang geprägt hätten. Günther-Wünsch betonte, dass es nicht ausreiche, einfach mehr Ressourcen ins System zu geben, sondern dass eine gezielte Qualitätsstrategie notwendig sei. An Berliner Grundschulen sollen deshalb sogenannte Fachleitungsstellen für Deutsch und Mathematik eingerichtet werden, um den Fokus mehr auf diese Kernfächer richten zu können. Die ersten 72 Stellen für die 360 öffentlichen Grundschulen seien bereits ausgeschrieben und weitere sollen folgen.

Die AfD nennt die Ergebnisse ein "katastrophale[s] Versagen des Berliner Schulsystems". Franziska Brychcy, die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, fordert eine schnelle Umsetzung der geplanten Fachleitungsstellen und betonte die Notwendigkeit einer besseren Verteilung der Lehrkräfte sowie eine Einführung an allen Grundschulen der Hauptstadt. Marianne Burkert-Eulitz von den Grünen kritisiert die bisherige Steuerung der Lehrkräfteverteilung und fordert gezielte Maßnahmen, um die besten Lehrkräfte an die bedürftigsten Schulen zu bringen. 

Auch Vertreter:innen aus der Wirtschaft beobachten die VERA-Ergebnisse mit Sorge. So sagt Andreas Schulz von den Unternehmerverbänden Berlin-Brandenburg gegenüber dem rbb, dass die Lücken eine “riesige Hypothek für den Wohlstand der Zukunft” sind. Weiterhin warnt er vor den langfristigen wirtschaftlichen Folgen des Bildungsrückgangs und fordert eine Konzentration auf die Kernkompetenzen Lesen und Rechnen. Essenziell dafür sei, dass Lehrkräfte von Verwaltungsaufgaben befreit werden.

Um die Situation zu verbessern, plant der Berliner Senat, die Ergebnisse der VERA-Tests künftig automatisch an die Schulaufsichten weiterzugeben. Diese sollen in Gesprächen mit den Schulen konkrete und verbindliche Ziele und Maßnahmen festlegen. Ein weiterer wichtiger Schritt soll die Einführung des Lesebands sein, einer systematischen Leseförderung, die in Hamburg bereits erfolgreich umgesetzt wird. 

Die Berliner Bildungsverwaltung sieht in diesen Maßnahmen einen wichtigen Schritt, um die Qualität des Unterrichts zu verbessern und die Leistungsfähigkeit der Kinder und Jugendlichen zu steigern. Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, ob die eingeleiteten Maßnahmen die gewünschten Verbesserungen bringen.

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Es ist eine Diskussion, die niemals endet: Handyverbot an Schule, ja oder nein? Wenn, dann wie überhaupt ein Verbot durchsetzen? Smartphones sorgen für Probleme zwischen den Schüler:innen untereinander, während des Unterrichts mit den Lehrkräften, und sie sorgen für Konzentrationsschwierigkeiten. Eine Studie zeigt nun: Mehr als sechs Prozent der Minderjährigen sind abhängig von Computerspielen und sozialen Medien. Wäre ein Handyverbot also nur Symptombekämpfung und sollte man besser die Ursache des übermäßigen Handykonsums bekämpfen?

Ein eigenes Handy, das Zugang zu sozialen Medien und Co. verschafft, besitzen Kinder im Jahr 2022 bereits in fast jedem Alter. Während es unter 6- bis 9-Jährigen noch 21 Prozent der Kinder sind, die ein eigenes Gerät besitzen, steigt diese Zahl mit zunehmendem Alter stark an. Unter den 10- bis 12-Jährigen haben bereits 86 Prozent ein eigenes Handy, unter den 13- bis 15-Jährigen sind es 95 Prozent.

Auch die Zahlen derer, die nach ihren Geräten – oder vielmehr nach den darauf verfügbaren Möglichkeiten – süchtig sind, sind enorm. Seit 2010, dem Jahr, in dem das erste Smartphone auf den Markt kam, ist die Tendenz mediensüchtiger Kinder steigend. Laut einer Studie der DAK-Krankenkasse und des UKE-Hamburg hat sich die Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen in der Zeit der Corona-Pandemie verdoppelt.

Die Studie basiert auf einem Vergleich der digitalen Mediennutzung von Kindern, Jugendlichen und deren Eltern in bundesweit 1.200 Familien an fünf Messzeitpunkten innerhalb von vier Jahren bis 2023. Die Studienergebnisse stuft der DAK-Vorstandschef Andreas Storm als “alarmierende Entwicklung” ein. Die aktuellen Zahlen zeigen: Rund 2,2 Millionen Kinder und Jugendliche nutzen Gaming, Social Media oder Streaming problematisch. Das bedeutet, sie sind suchtgefährdet oder bereits süchtig. 

600.000 Jungen und Mädchen sind mediensüchtig

Laut der Studie ist die Nutzung von Social-Media-fähigen Geräten nach einer starken Zunahme im ersten Corona-Lockdown im April 2020 zunächst wieder zurückgegangen. Im Juni 2022 allerdings maßen die Nutzungszeiten an Werktagen höher als im September 2019 vor der Pandemie. Die Nutzung der sozialen Medien stieg um 35,5 Prozent an: Vor der Pandemie waren es 121 Minuten, hinterher 164 Minuten täglich.

Die Studie zeigt außerdem, dass zum Ende des Studienzeitraums mehr als sechs Prozent der Minderjährigen abhängig von Computerspielen und sozialen Medien waren. Das heißt dass, über 600.000 Jungen und Mädchen weisen ein pathologisches Nutzungsverhalten auf. Jungen seien zudem häufiger von Suchtverhalten betroffen. Dies zeigt sich besonders im Bereich Gaming. So zeigen 18,1 Prozent der Kinder eine problematische Nutzung digitaler Spiele. Davon sind 68,4 Prozent Jungen. Die problematische Nutzung der sozialen Medien ist über die untersuchten Geschlechter hinweg gleichmäßiger. 52,1 Prozent der Jungen und 47,9 Prozent der befragten Mädchen weisen eine solche Nutzung auf. Ebenso zeigt die Studie, dass besonders ältere Jugendliche deutlich häufiger eine Abhängigkeit von Sozialen Medien zeigen.

Eine übermäßige Mediennutzung ruft nicht nur körperliche Beschwerden bei Kindern hervor, der ständige Drang nach dem Handy zu greifen beeinträchtigt auch die Konzentrationsfähigkeit und somit das Lernen innerhalb und außerhalb der Schule. Nun wird das Gefühl des Kindes, ohne Handy nicht zu können, in der Schule auch zunehmend zum Problem der Lehrkraft. Eine frühere Lehrerin an einer Gemeinschaftsschule berichtet gegenüber der Frankfurter Allgemeinen von ihren Erfahrungen, als sie einem Jungen sein Smartphone wegnehmen wollte, weil er heimlich damit gespielt hatte. Das Kind sei so aggressiv geworden, dass sie andere Lehrer:innen zur Unterstützung holen musste.

“Jetzt ist es wichtiger denn je, Prävention zu stärken.” 

Laut Psychologe Sven Lindberg sei der Drang, das Handy zu nutzen, sobald man es dabei hat, nicht nur ein Phänomen, das bei Kindern auftritt. Führe man sein Smartphone mit sich, so führe man gleichzeitig immer auch die unendlich vielen Reize und Möglichkeiten das Handy zu nutzen mit sich. Die Aufgabe des Gehirns, diese Möglichkeit nicht wahrzunehmen und das Handy nicht zu nutzen, lenke ab und führe zu Konzentrationsschwierigkeiten.

Um den Kindergehirnen diese Ablenkung zumindest während des Unterrichts zu ersparen, haben einige Schulen Regelungen zu einer eingeschränkten Handynutzung durchgesetzt und beispielsweise Handyfreie-Zonen eingerichtet. Da die Länder Schulen offen gestellt haben, eine eigene Regelung bezüglich des Umgangs mit Mobiltelefonen zu finden, herrscht in Deutschland diesbezüglich noch keine Einheitlichkeit und die Diskussionen um die beste Handhabung kommt immer wieder auf.

Dabei sollte neben dem Symptom, der ständigen Nutzung des Handys in der Schule, auch die Ursache bekämpft und die Frage debattiert werden: Wie kann man Kinder und Jugendliche im Umgang mit Smartphones und Sozialen Medien schulen und vor der ihr innewohnenden Suchtgefahr schützen? Das unterstützt auch Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ): „Jetzt ist es wichtiger denn je, die Prävention zu stärken, allen voran im schulischen Bereich.“

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Digitale Tools können die Effizienz der Schulverwaltung erheblich steigern, indem Verwaltungsaufgaben automatisiert und Kommunikationsabläufe erleichtert werden. Die Auswahl der richtigen Software für die eigene Schule kann angesichts der Vielzahl an Möglichkeiten jedoch eine Herausforderung darstellen. Daher sollte im Vorfeld geprüft werden, welche Funktionen die Software genau bieten soll, inwieweit die Datensicherheit gewährleistet ist, ob ein kostenloser Support bei Problemen zur Verfügung steht, welche Kosten zu erwarten sind und ob das Design ansprechend gestaltet ist. Auf Grundlage dieser Attribute kann dann das passende Tool ausgesucht werden. 

Damit ihr einen ersten Überblick über die Funktionen bekommt, stellen wir euch nachfolgend unterschiedliche Tools für die digitale Schulverwaltung vor. Ausgeschlossen werden dabei Schulverwaltungssoftware, die speziell für bestimmte Bundesländer entwickelt wurden, wie beispielsweise Schild-NRW oder ASV-BW.

Sdui: Optimierte Kommunikation und Organisation für Schulen

(Quelle: Sdui)

Sdui ist eine vielseitige digitale Plattform, die speziell für Schulen konzipiert wurde, um die Kommunikation und Organisation zu optimieren. Die Anwendung integriert verschiedene Funktionen, um den Schulalltag für Lehrer:innen, Schüler:innen und Eltern zu vereinfachen. Die Plattform verfügt über ein digitales Klassenbuch, das Hausaufgaben, Abwesenheiten und den Unterricht dokumentiert. Über die App können außerdem wichtige Ankündigungen per Push-Benachrichtigung geteilt werden. Durch den digitalen Stundenplan können auch kurzfristige Änderungen im Blick behalten werden. Ein besonderer Vorteil ist, dass bereits genutzte Stundenplanprogramme (z.B. Untis oder DAVINCI) automatisch mit Sdui synchronisiert werden können. 

Auch die Privatsphäre wird gewahrt. Während beispielsweise Lehrkräfte die Stundenpläne ihrer Kolleg:innen einsehen können, haben Eltern und Schüler:innen keinen Zugriff auf die Planung oder Abwesenheiten. Der Stundenplan ist zudem personalisiert, sodass nur die relevanten Informationen für die jeweilige Person angezeigt werden. Der integrierte Chat-Messenger bietet eine datenschutzkonforme Alternative zu herkömmlichen Messenger-Diensten. Für die Nutzung ist weder eine Handynummer noch eine private E-Mail-Adresse erforderlich, und die Lehrkräfte können individuell entscheiden, wann ein Austausch in Chatgruppen stattfinden darf. 

Sdui ermöglicht durch die Videofunktion außerdem digitalen Unterricht und somit hybrides Lernen. Für die Arbeit in Kleingruppen können Breakout-Rooms eingerichtet werden. Dateien können DSGV-konform gespeichert und über die Cloud geteilt und eingesammelt werden.

Eine weitere sinnvolle Funktion von Sdui ist die Möglichkeit, Elternbriefe in 42 Sprachen übersetzen zu lassen. Dadurch werden auch nicht-deutschsprachige Familien in den Schulalltag integriert und Missverständnisse reduziert. Nützlich ist auch, dass je nach Bedarf jeder Web-Service über einen Link eingebettet werden kann, sodass Plattformen wie Moodle genutzt werden können. Sdui bietet keine kostenlose Testversion oder ein kostenloses Grundpaket an. Der Preis wird individuell angepasst und kann durch direkte Kontaktaufnahme mit dem Vertrieb von Sdui erfragt werden. ​

Sdui präsentiert sich als umfassende und vielseitige digitale Plattform, die speziell für die Bedürfnisse von Schulen entwickelt wurde. Dank der Anpassungsfähigkeit und datenschutzkonformen Speicherung ist das Tool eine attraktive Option für Schulen, die ihre administrativen und pädagogischen Prozesse digitalisieren möchten.

EduPage: Vielseitige Schulorganisations-Software

(Quelle: EduPage)

EduPage ist eine Software für die Schulorganisation mit zahlreichen Funktionen zur Vereinfachung der Schulverwaltung. So können Stunden- und Vertretungspläne online erstellt und mit der Schule geteilt werden. Im digitalen Klassenbuch kann der Schulalltag dokumentiert und einzelne Unterrichtsinhalte abgerufen werden. Dadurch können Hausaufgaben vergeben und kontrolliert, Klassenarbeitstermine koordiniert und Fehlzeiten überwacht werden, wodurch ein umfassender Überblick über den Schulalltag gewährleistet ist.

Der interne Messenger, der per App genutzt werden kann, fördert den Austausch zwischen Lehrkräften, Schüler:innen und Eltern. Elternbriefe und Informationen zu Hausaufgaben können schnell versendet und Klassenarbeitstermine zeitsparend im Kollegium abgestimmt werden. EduPage unterstützt ebenfalls mehrere Sprachen, um die Kommunikation zu erleichtern. 

Auch das E-Learning wird durch EduPage unterstützt. Übungsaufgaben können in verschiedenen Formaten wie Multiple Choice und Lückentexte erstellt werden. Lerninhalte können zusätzlich mithilfe von Audio- und Videodateien ergänzt und PDFs über das Lernmanagement-System verteilt werden. Der Datenschutz wird durch SSL-Verschlüsselung und Zwei-Faktor-Authentifizierung gewährleistet. Ein weiterer Vorteil: EduPage kann drei Monate lang kostenlos getestet werden. Eine persönliche Einführung, Trainingsvideos und individueller Support werden zusätzlich angeboten. 

E-Learning-Aufgaben, die als Hausaufgabe eingetragen werden, können mit einem Abgabedatum versehen und an die Schüler:innen übermittelt werden, die direkt eine Push-Benachrichtigung über die App erhalten. Die E-Learning-Aufgaben können anschließend im Lernmangement-System geprüft und Feedback direkt an die Schüler:innen versendet werden. Um den Unterricht spannender zu gestalten, können interaktive Präsentationen mit integrierten Aufgaben genutzt werden. Die Schüler:innen bearbeiten Übungen auf ihrem Smartphone oder einem anderen Gerät und können gleichzeitig die Unterrichtsinhalte verfolgen, die an der Tafel präsentiert werden. 

Hervorzuheben ist die transparente Preisgestaltung. Es gibt drei Pakete mit unterschiedlichen Funktionen, die gebucht werden können. Durch die Eingabe der Schülerzahl und Schulart auf der Webseite kann der Preis berechnet werden. Für eine Realschule mit einer Schülerzahl von 50 bis 800 Schüler:innen betragen die Kosten für das Premium-Paket beispielsweise 899 Euro pro Jahr. 

EduPage bietet somit eine umfassende Lösung für die Schulverwaltung und das Lernmanagement. Die vielfältigen Funktionen und die benutzerfreundliche Oberfläche machen die Software zu einer attraktiven Wahl für Schulen, die ihre administrativen und pädagogischen Prozesse digitalisieren möchten.

SchoolFox: Vielseitige Kommunikations- und Organisationsplattform 

(Quelle: Schoolfox

SchoolFox ist eine digitale Kommunikations- und Organisationsplattform, die eine Vielzahl an Funktionen bietet, um den Schulalltag effizienter zu gestalten. Das digitale SchoolFox-Klassenbuch ermöglicht eine Übersicht über die Unterrichtseinheiten und den Unterrichtsstoff. Zudem können Informationen wie die Abwesenheit von Schüler:innen oder auffälliges Verhalten festgehalten werden. Die Klassenbucheinträge können entweder einzeln oder gesammelt digital zur Bestätigung an die Schulleitung gesendet werden. Das Klassenbuch jeder Klasse kann als PDF-Datei exportiert und am Ende des Schuljahres analog archiviert werden. Auf diese Weise fügt sich das digitale Klassenbuch nahtlos in die traditionelle analoge Archivierung ein. 

Auch SchoolFox integriert einen digitalen Schul-Messenger, um die Kommunikation zu vereinfachen. Lehrkräfte können wichtige Neuigkeiten direkt mit ganzen Elterngruppen teilen und von den Empfänger:innen aktiv bestätigen lassen, um sicherzustellen, dass Nachrichten gelesen wurden. Die Plattform setzt ebenfalls auf den Abbau von Sprachbarrieren, indem sie Nachrichten in verschiedene Sprachen übersetzt. Besonders dringende Nachrichten, wie z.B. eine Erkrankung des Kindes oder eine kurzfristige Schulschließung, können als Notfallnachricht versendet werden. Eltern können ihre Kinder direkt über die App krankmelden oder vom Unterricht entschuldigen und erhalten daraufhin eine digitale Bestätigung, sobald die Lehrkraft die Nachricht gelesen hat. Über das Umfrage-Tool können Lehrkräfte wichtige Informationen von den Eltern einholen und so Schultermine und Projekte leichter und schneller planen. Zusätzlich wird die Terminvereinbarung erleichtert: Einladungen zu Veranstaltungen und Terminerinnerungen können an ganze Klassen verschickt und Zusagen zentral über die App gesammelt werden.

SchoolFox legt besonderen Wert auf Datenschutz und setzt dabei auf einen DSGVO-konformen Umgang mit den Daten der Nutzer:innen. Diese werden in ISO 27001 zertifizierten Datenzentren in Deutschland sicher gespeichert und verarbeitet. Besonderes Augenmerk wird auf die Trennung von beruflicher und privater Kommunikation gelegt, indem die gesamte schulische Kommunikation ausschließlich über die Plattform erfolgt und keine privaten Kontaktdaten mit den Eltern geteilt werden. SchoolFox bietet eine kostenfreie Testversion an. Anschließend stehen drei verschiedene Pakete zur Auswahl, wobei das mittlere Paket jährlich 1,50 Euro pro Schüler:in kostet.

SchoolFox ermöglicht eine effiziente Gestaltung des Schulalltags durch digitale Kommunikations- und Verwaltungstools, die den Austausch erleichtern. Mit besonderem Fokus auf Datenschutz und dem Abbau von Sprachbarrieren ist SchoolFox eine sichere und inklusive Plattform für modernes Schulmanagement.

Magellan: Schulverwaltungssoftware und Bibliotheksverwaltung

(Quelle: Magellan)

Magellan ist eine bundesweit eingesetzte Schulverwaltungssoftware, die eine breite Palette an Funktionen bietet und an die Bedürfnisse der einzelnen Schulen angepasst werden kann. Die Software ist für alle Schularten geeignet und ermöglicht ebenfalls die Verwaltung von Schülerdaten und Klassen. Im digitalen Klassenbuch können Stunden- und Vertretungspläne eingesehen und Inhalte des Unterrichts dokumentiert werden. Darüber hinaus können Hausaufgaben oder Gruppenarbeiten geplant, terminiert und kontrolliert werden. Die Anwesenheit der Schüler:innen kann erfasst und über die Fehlzeitenmatrix entschuldigte bzw. unentschuldigte Tage im Überblick gehalten werden. 

Magellan kann zusammen mit der integrierten Stundenplansoftware DaVinci eingesetzt werden, die als App verfügbar ist und die Lehrereinsatzplanung sowie Raumvergabe unterstützt. Mit DaVinci Analytics können detaillierte Abwesenheitsstatistiken erstellt werden, die einen Überblick über die Arbeitszeitabrechnung bieten und täglich die zu vertretenden Stunden, deren Vertretungen sowie den möglichen Unterrichtsausfall über das gesamte Schuljahr summieren. Mit der Message-Funktion können Kolleg:innen unmittelbar über sämtliche Änderungen per E-Mail oder SMS informiert werden. 

Die Besonderheit von Magellan ist die Möglichkeit, die Bibliothek und die Lernmittel zu verwalten, indem die Erfassung unterschiedlicher Medienkataloge unterstützt wird. Durch den gemeinsamen Datenbestand kann überprüft werden, ob die Schüler:innen alle ausgeliehenen Bücher zurückgegeben haben. Bücher, Lernmittel, CDs, DVDs und andere Medien können ganz einfach verwaltet, recherchiert und verliehen werden. Die Ausleihe und Rückgabe der Bücher erfolgt über einen Barcode-Scanner, der den Barcode auf dem Ausleihausweis und dem Buch einliest. Magellan kann 20 Tage lang kostenlos getestet werden. Danach stehen verschiedene Lizenzmodelle zur Verfügung, deren Preise auf Anfrage angepasst werden.

Magellan ist eine umfassende und anpassbare Lösung für die Schulverwaltung, die alle Schularten abdeckt und durch zahlreiche Funktionen überzeugt. Schulen, die auch die Bibliotheksverwaltung digitalisieren wollen, sollten sich Magellan unbedingt ansehen.

Abschließend lässt sich sagen, dass es bereits einige Tools auf dem Markt gibt, die die Schulverwaltung erleichtern. Welche Software die richtige für die eigene Schule ist, muss sorgfältig abgewogen werden. Falls vorhanden, ist es ratsam, die kostenlose Testversion zu nutzen, um einen tieferen Einblick zu erhalten. Ansonsten sollte klar definiert werden, welche Funktionen im Schulalltag besonders benötigt werden, um das beste Tool auswählen zu können.

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Stuttgart. In mehreren Bundesländern werden Referendar:innen in den Sommerferien in die Arbeitslosigkeit entlassen. Diese Praxis stößt auf scharfe Kritik, besonders angesichts des bestehenden Lehrermangels. Während Schüler:innen und Lehrkräfte sich auf die Sommerferien freuen, sehen sich viele angehende Lehrer:innen gezwungen, sich arbeitslos zu melden und Bürgergeld zu beantragen.

Eine betroffene Referendarin aus Rheinland-Pfalz berichtet anonym, dass ihr Vertrag zum Ende des Schuljahres ausläuft und sie bis zum neuen Schuljahr ohne Gehalt auskommen muss. In Rheinland-Pfalz endeten die Verträge von rund 2.000 Referendar:innen am 14. Juli, und die Wiedereinstellung erfolgt erst zum Schuljahresbeginn Ende August. In Baden-Württemberg sind es nach Angaben des Landesverbands der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) rund 4.000 angehende Lehrkräfte, die in die Sommerarbeitslosigkeit entlassen werden. Damit ist Baden-Württemberg bundesweiter Spitzenreiter. Auch in Hessen ist diese Praxis üblich. Ein Sprecher des hessischen Kultusministeriums begründet das mit einem sparsamen Umgang mit Steuergeldern, indem nur für tatsächlich geleistete Arbeit gezahlt wird.

Finanzielle Not und fehlende Wertschätzung

Die Betroffenen fühlen sich durch diese Vorgehensweise nicht nur finanziell belastet, sondern auch in ihrer Berufswahl wenig wertgeschätzt. Nicht zuletzt führt das auch dazu, dass sie in ihrer Vorbereitung auf das kommende Schuljahr eingeschränkt werden.

Die GEW protestierte zusammen mit betroffenen Referendar:innen zum Ferienbeginn vor dem Stuttgarter Landtag gegen die Entlassungen. Unter dem Motto "Damit es für Meer reicht" wurden Postkarten an die Landtagsfraktionen übergeben. Sie fordern, dass Referendar:innen auch während der Sommerferien bezahlt werden. Die Kosten dafür würden sich in Baden-Württemberg auf etwa 15 Millionen Euro belaufen, was nach Angaben der GEW ein vertretbarer Betrag im Vergleich zum gesamten Kultusetat sei.

Monika Stein, Landesvorsitzende der GEW in Baden-Württemberg, kritisiert das Verhalten der grün-schwarzen Landesregierung scharf und verweist auf andere Arbeitgeber, die ihren Auszubildenden und dualen Studenten bereits während der Ausbildung Perspektiven bieten. Stein bezeichnet die aktuelle Vorgehensweise als “unwürdiges Verhalten”, insbesondere angesichts des gravierenden Lehrermangels.

Die GEW betont, dass dies in Zeiten des Lehrermangels nicht hinnehmbar sei. Bundesweit fehlen laut der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz bis 2025 etwa 25.000 Lehrkräfte. Angesichts dieser Zahlen kritisiert auch der Deutsche Lehrerverband, dass gut ausgebildete Lehrkräfte während der Sommerferien arbeitslos sind und fordert eine Anpassung der Verträge.

Unterschiedliche Regelungen in den Bundesländern

Dass es auch anders geht, zeigen beispielsweise Bayern und Sachsen. Dort sind angehende Lehrkräfte auch während der Sommerferien angestellt und erhalten ihr Gehalt. In Bayern sind die Sommerferien in die 24-monatige Ausbildungszeit integriert und somit bezahlt. Auch in Sachsen werden Referendar:innen während der Sommerferien bezahlt. Diese unterschiedlichen Regelungen führen dazu, dass insbesondere in Grenzgebieten immer wieder Referendar:innen in andere Bundesländer abwandern, in denen sie bessere Bedingungen vorfinden. 

Ob die Landesregierungen der betroffenen Bundesländer sich diese positiven Beispiele als Vorbild nehmen, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Aussicht auf eine vorübergehende Arbeitslosigkeit wohl kaum zu einem verbesserten Würdigung des Lehrberufs beiträgt, noch dem Lehrkräftemangel entgegenwirkt.

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29. Juli 2024. Angesichts des offiziellen Inkrafttretens der Anpassung des Amtlichen Regelwerks für die deutsche Rechtschreibung und der diesbezüglichen Zustimmung der Kultusministerkonferenz (KMK) mahnt der Deutsche Philologenverband (DPhV) die Kultusminister zur Einheitlichkeit im Umgang mit den Regeln der deutschen Rechtschreibung in der Schule. Der Rat betont in seinen Erläuterungen, dass die Schule der Ort der Vermittlung der orthografischen Normen sei. Vorgaben für die schulische Bewertung seien jedoch nicht die Aufgaben des Rates. Derzeit handhaben die Bundesländer den Umgang mit Sonderzeichen mit Geschlechterbezug sehr unterschiedlich.

DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Es kann nicht sein, dass sich manche Bundesländer an das Regelwerk halten und manche nicht! Ein Rechtschreib-Allerlei verwirrt alle Beteiligten. Hier muss in der KMK im Interesse der lernenden Schülerinnen und Schüler für Klarheit gesorgt werden, unabhängig davon, in welchem Bundesland sie die deutsche Sprache lernen. Die verbindliche Umsetzung in den Schulen soll laut Rat und bereits erfolgter Zustimmung der KMK spätestens zum Schuljahr 2027/2028 umgesetzt sein.“

Lin-Klitzing weiter: „Die Beherrschung der deutschen Rechtschreibung ist fundamental für unsere Kommunikation, für Bildungserfolg und dient der Chancengleichheit. Auf diese Bedeutung hat auch das Bundesverfassungsgericht jüngst hingewiesen. Die Arbeit des Rats für deutsche Rechtschreibung ist bedeutsam und zu respektieren. Ein Durcheinander können wir uns nicht leisten, schon gar nicht vor dem Hintergrund der zahlreichen bildungspolitischen Herausforderungen.“

Die Anpassung des Amtlichen Regelwerks sieht u.a. Veränderungen des Schreibwandels durch die Aufnahme von Schreibvarianten und in der Zeichensetzung vor. So wird z.B. der erweiterte Infinitiv wieder verbindlich mit Komma abgetrennt. Beim Umgang mit der „geschlechtergerechten Schreibung“ sieht der Deutsche Rechtschreibrat keine Sonderzeichen im Wortinneren vor.

In den Bundesländern wird dies allerdings unterschiedlich gehandhabt. Bspw. in Schleswig-Holstein oder Hessen sind Abzüge bei der Notengebung beim Verwenden von Sonderzeichen im Wortinneren als Ausdruck geschlechtergerechter Schreibung möglich. In Bayern und Rheinland-Pfalz ist dies zwar nicht erwünscht, hat aber in der Praxis der Notengebung keine Konsequenzen. Das Bildungsministerium in Bremen befürwortet dagegen die Möglichkeit des Einsatzes des Doppelpunktes im Wortinneren als Ausdruck geschlechtergerechter Schreibung. Bei anderen Bundesländern ist eine klare Positionierung nur schwer erkennbar (Quellen: u.a. dpa, FAZ, RND, Spiegel, SR. T-Online, MDR).

Seit Juli 2024 ist die Anpassung des Amtlichen Regelwerks für die deutsche Rechtschreibung nach Zustimmung der zuständigen staatlichen Stellen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien, Liechtenstein und Südtirol offiziell. Die KMK hatte der Neufassung des Amtlichen Wörterverzeichnisses und der Anpassung des Amtlichen Regelwerks für die deutsche Rechtschreibung zugestimmt.

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Lehrkräfte stehen heutzutage vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die weit über die reine Wissensvermittlung hinausgehen und in den letzten Jahren ständig gewachsen sind. Neben der traditionellen Unterrichtsgestaltung müssen sie sich mit administrativen Aufgaben, großen Klassen und der Integration digitaler Medien auseinandersetzen. Dazu kommt der akute Lehrermangel, der in vielen Bundesländern zu andauernd hoher Arbeitsbelastung führt. Viele Lehrer:innen stehen auch immer wieder vor der Herausforderung, fachfremd zu unterrichten und sehen sich mit vielen Klassen und einem enormen Arbeitsaufwand konfrontiert.

Inmitten dieser anspruchsvollen Rahmenbedingungen entstand 2020 die Plattform 45minuten, initiiert von den inzwischen ehemaligen Lehrkräften Robert Reuther und Saskia Rhiza. Beide Gründer kennen die täglichen Herausforderungen des Lehrerberufs aus erster Hand: Robert, ausgebildeter Religionspädagoge und ehemaliger Lehrer für Deutsch, Ethik und Religion, hat in seiner zehnjährigen Laufbahn zahlreiche Digitalisierungsprojekte durchgeführt und dabei wertvolle Erfahrungen im Bildungsbereich gesammelt. Robert kümmert sich vor allem um den Instagram-Kanal und die Community-Betreuung, während Saskia, die bis vor kurzem als Gymnasiallehrerin für Deutsch und Geschichte tätig war, ihre Expertise in die Sichtung, den Upload und die Erstellung von Unterrichtsentwürfen einbringt.

Die Plattform 45minuten bietet eine breite Palette an Unterrichtsmaterialien, die von Lehrkräften für Lehrkräfte erstellt wurden. Das Konzept der sogenannten "Sternstunden" – praxiserprobte und kreative Unterrichtseinheiten – hat sich als große Erleichterung für viele Lehrkräfte erwiesen. Die Materialien werden von der Lehrkräfte-Community eingereicht und sorgfältig geprüft und aufbereitet. So entsteht ein ständig wachsender Pool an hochwertigen Unterrichtsmaterialien, der wertvolle Zeit spart und die Unterrichtsvorbereitung erleichtert.

Darüber hinaus möchte 45minuten auch die Vernetzung und den Austausch unter den Lehrkräften fördern. Auf ihrem Instagram-Kanal bieten Robert und Saskia eine Plattform für den Austausch von Ideen und Erfahrungen. Die Community spielt eine zentrale Rolle für den Erfolg von 45minuten. Ohne die zahlreichen engagierten Lehrkräfte, die ihre Unterrichtsmaterialien teilen, wäre das Projekt nicht möglich.

45minuten – das sind mittlerweile sieben Personen, die sich gemeinsam zum Ziel gesetzt haben, Lehrkräfte deutschlandweit zu vernetzen und ihnen die Arbeit zu erleichtern. Was als Vision von zwei engagierten Pädagogen begann, hat sich zu einem dynamischen Team entwickelt, das täglich daran arbeitet, die Plattform weiter auszubauen und zu verbessern. Um mehr über die Entstehungsgeschichte, die Herausforderungen und die Zukunftspläne von 45minuten zu erfahren, haben wir uns mit den beiden Gründern, Robert und Saskia, zusammengesetzt. Im folgenden Interview geben sie uns einen tiefen Einblick in ihre Motivation, die Plattform ins Leben zu rufen, und teilen ihre Erfahrungen und Visionen für die Weiterentwicklung von 45minuten.

Lehrer News: Was hat euch beide ursprünglich dazu bewegt, Lehrer zu werden?

Robert: Meine ursprüngliche Intention als Jugendlicher war der Gedanke "Schule könnte so schön sein – Das muss ich doch besser hinbekommen!" Oft war ich von den veralteten Unterrichtsmethoden enttäuscht, und davon, dass manchen meiner Lehrer:innen das Feuer für diesen Job zu fehlen schien. Heute hat sich schon viel Gutes im Schulbereich verändert, aber ich habe auch erkannt, wie naiv und realitätsfern meine Sichtweise von damals war. Der Beruf ist wunderschön, aber es steckt so viel mehr dahinter, als man als Schüler wahrnehmen kann. 

Lehrer News: War es für euch eine schwierige Entscheidung, den Beamtenstatus aufzugeben? Wie hat sich euer Leben seit der Aufgabe des Lehrberufs verändert?

Saskia: Ehrlich gesagt habe ich mir um den Beamtenstatus weniger Gedanken gemacht. Mir hat das Herz vielmehr geblutet, als ich meine eigene Klasse verabschieden musste, mein Kollegium das letzte Mal gesehen und den Schlüssel zur Schule abgegeben habe. Das war die eigentliche schwierige Entscheidung daran. Mir fehlen die wertvollen Gespräche im Lehrerzimmer sehr. 

Unser neuer Alltag ist zum einen noch immer ähnlich dem Lehrer:innen-Dasein – wir entwickeln täglich neue Unterrichtskonzepte und sind bildungspolitisch nah am Geschehen – auf der anderen Seite hat sich das Arbeiten sehr entschleunigt. Wir müssen nun nicht mehr schnelle Entscheidungen treffen, wie es in großen Klassen und bei hohem Personalausfall oft passiert ist. Dafür fallen natürlich auch die Ferienzeiten weg.

Lehrer News: Wie kamt ihr auf die Idee, 45minuten und das Konzept "Sternstunden" ins Leben zu rufen?

Robert: Wir haben beide in unserem Referendariat durchlebt, was es bedeutet, um 23 Uhr müde und den Tränen nah am Schreibtisch zu sitzen und einfach keine Idee für den Unterricht am nächsten Tag zu bekommen. Wie oft hatte ich da den Gedanken: "Das Thema schlummert in den Ordnern Tausender Lehrkräfte, die es selbst einmal vorbereitet haben. Warum gibt es nicht die Möglichkeit, alles in einen Topf zu werfen? Davon würde doch jeder profitieren".

Lehrer News: Was sind die größten Herausforderungen im Bildungssektor, die ihr durch eure Plattform 45minuten adressieren möchtet?

Robert: Da fällt mir direkt das Stichwort "Lehrkräftemangel" ein. Mittlerweile ist es an vielen Schulen normal, fachfremd zu unterrichten. Immer mehr Quereinsteiger:innen kommen dazu – zum Glück, sonst würde so viel Unterricht ausfallen. Aber da die Not so groß ist, fehlt die Zeit, sie über einen so langen Zeitraum auszubilden, wie es ein Studium ermöglicht. Dann ist da noch die Digitalisierung, die älteren Kolleg:innen zum Teil Schwierigkeiten bereitet. All diesen Herausforderungen möchten wir mit unserem Angebot der Sternstunden begegnen. 

Lehrer News: Wie hat sich die Plattform seit ihrer Gründung entwickelt und welche Meilensteine habt ihr erreicht? Worauf seid ihr besonders stolz?

Saskia: Wir haben damals ganz klein auf einer selbst zusammengeschneiderten Website damit begonnen, einen Pool an Materialien zu sammeln. Als wir die 100 geknackt haben, waren wir vollkommen aus dem Häuschen. Da wussten wir noch nicht, wie viel mehr Potenzial die Plattform haben wird. Mittlerweile bieten wir über 2.500 Sternstunden an – seit diesem Frühjahr übrigens auch im Abomodell, falls die Zeit es nicht hergibt, eine eigene komplett selbsterstellte Unterrichtsstunde einzureichen. Denn das war bis dato ja immer Voraussetzung, um den Zugriff auf die Plattform zu erhalten.

Lehrer News: Wie wichtig ist die Community für den Erfolg eurer Plattform und wie beteiligen sich die Mitglieder?

Saskia: Ohne unsere Community wäre das Sternstundenprojekt unmöglich durchzusetzen. Immerhin kommen die zahlreichen Unterrichtsplanungen ja von all den Lehrer:innen da draußen, die uns folgen und uns mit ihren kreativen und in der Praxis erprobten Unterrichtsmaterialien bereichern. Von uns selbst stammt nur ein kleiner Teil der Sternstunden.

Die Beteiligung ist ganz einfach: Möchte man Zugriff auf unseren Materialpool bekommen, reicht man ganz einfach selbst etwas ein. Dabei muss es sich aber um eine vollumfängliche Unterrichtsstunde mit Verlaufsplanung, Arbeitsmaterialien und Erwartungsbildern handeln. Und ganz wichtig: Sie muss vollständig auf eigens erstellten oder gemeinfreien Inhalten bestehen. Wenn etwas fehlt, helfen wir denjenigen aber auch immer weiter, sodass die Einreichung am Ende trotzdem erfolgen kann.

Lehrer News: Welche Pläne habt Ihr für die Zukunft von 45minuten und die "Sternstunden"?

Robert: Unser großer Wunsch ist es natürlich, dass der Pool an Sternstunden immer weiter anwächst, sodass er jeder Lehrkraft da draußen dabei helfen kann, Zeit und Kraft in der Unterrichtsvorbereitung zu sparen. Aber gleichzeitig möchten wir auch die Möglichkeit der Vernetzung über Unterrichtsstunden hinaus bieten. Wir Lehrkräfte können voneinander so viel profitieren – die Berufserfahrenen haben viele wertvolle Tipps für Anfänger:innen, Referendar:innen auf der anderen Seite sind voller neuer Ideen und haben selbst noch bis vor wenigen Jahren die Schulbank gedrückt. Dieser Austausch ist so wichtig, geht aber selten über die Grenzen der Lehrerzimmer hinaus. Das möchten wir ändern. Unser Instagram-Kanal bietet eine Möglichkeit dazu. Deshalb möchten wir auch gern dort noch weiterwachsen und mehr Menschen erreichen.

Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!

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Erfurt. In Thüringen soll der Lehrermangel unter anderem durch Sonderzuschläge bekämpft werden. Wie die Zahlen des Bildungsministeriums zeigen, bleibt der große Erfolg jedoch aus. In diesem Jahr wurden für 106 Beamt:innen Sonderzahlungen bewilligt, während es im vergangenen Jahr noch 209 Zuschläge waren. Zur Einordnung: An den allgemein- und berufsbildenden Schulen arbeiten landesweit mehr als 20.000 Lehrkräfte. Die vergleichsweise niedrigen Zahlen zeigen, dass die Maßnahmen zur Bekämpfung des Lehrermangels nicht greifen. 

Seit November 2022 wirbt Thüringen mit Sonderzuschlägen für neu eingestellte Lehrkräfte, um einen besonderen Anreiz für junge Lehrer:innen zu schaffen. Ziel ist es, dem Lehrermangel entschieden entgegenzutreten. Dafür wurden Stellen mit einem Zuschlag von 10 Prozent ausgeschrieben. Die Aktion ist zunächst auf fünf Jahre befristet und gilt für alle Lehrkräfte, die zwei von drei der folgenden Kriterien erfüllen: Bedarfsregion, Bedarfsfach oder Bedarfsschulart. Mit Ausnahme der größeren Städte wie Erfurt, Jena und Weimar gelten fast alle Gebiete als Bedarfsregion. Die Bedarfsschulart umfasst die Schularten des Sekundarbereichs I (Regelschulen, Gemeinschaftsschulen und Gesamtschulen), Förderschulen und Berufsbildende Schulen. Zu den Bedarfsfächern gehören, sofern sie nicht an einer Grundschule unterrichtet werden, unter anderem die Fächer Wirtschaft, Mathematik, Deutsch, Kunst und Informatik. Für das Projekt wurden 2023 insgesamt 1,6 Millionen Euro aus der Landeskasse bereitgestellt.

Nun die ernüchternde Realität: Vor allem in ländlichen Regionen stoßen die Sonderzuschläge auf wenig Resonanz. Bildungsminister Helmut Holter (Linke) sieht die Ursache in der hohen Komplexität und Dynamik des Lehrergewinnungsprozesses. "Die Sonderzuschläge sind ein Stein im Mosaik vieler Maßnahmen zur Bekämpfung des Lehrermangels”, betont er. Hinzu kommt, dass demnächst auch die Fächer Latein und Geografie als Bedarfsfächer eingestuft werden, da es für diese Bereiche kaum Nachwuchspädagog:innen gibt. Christian Tischner (CDU) sieht insbesondere im Bereich der Bürokratie Nachholbedarf: “Kein Lehrer entscheidet sich kurz vor Schulstart für ein anderes Bundesland. Wenn Thüringen ewig braucht für Zusagen, dann hilft auch keine Zulage mehr”. Die Einstellungsverfahren müssen daher beschleunigt werden, damit die Zuschüsse ihre Wirksamkeit behalten.

Der Thüringer Lehrerverband (tlv) weist darauf hin, dass viele Pädagog:innen und Schulleiter:innen frustriert sind und nicht wissen, wie sie die Personallücken schließen sollen. Der Vorsitzende des tlv, Tim Reukauf, betont: “Der Unterricht ist nicht das, was die Lehrkräfte stresst – es ist das ganze Drumherum”. Dies führt dazu, dass ältere Lehrkräfte den Schuldienst schnellstmöglich beenden möchten und dafür sogar Einbußen bei der Altersversorgung in Kauf nehmen, um möglichst früh in Rente oder Pension zu gehen. Der tlv weist darauf hin, dass kurz vor Ende der Sommerferien 970 offene Stellen im Karriereportal des Landes eingetragen sind. "Die Zeichen stehen weiter auf Sturm", so der Verband in einer Pressemitteilung über den Beginn des Schuljahres 2024/25. 

Reukauf macht erneut deutlich, wie katastrophal die Personalsituation in Thüringen ist. “Neunzehn von zwanzig Schulen im Freistaat haben Personalprobleme in einem Ausmaß, das sich direkt auf die Beschulung der Kinder und Jugendlichen auswirkt”. Die Landesleitung des tlv hat deshalb bereits einen umfangreichen Forderungskatalog an die Landesregierung übermittelt. Gefordert werden unter anderem der Abbau von Bürokratie, der Einsatz von Schulverwaltungsassistent:innen, die Verbesserung der digitalen Ausstattung und Bildung an Schulen, die Einführung multiprofessioneller Teams sowie die finanzielle, zeitliche und strukturelle Stärkung der Schulleitungen und Hortkoordinator:innen. 

Die bisher ergriffenen Maßnahmen, einschließlich der Sonderzuschlag, haben sich als wenig wirksam erwiesen und konnten den akuten Lehrermangel nicht beheben. Daher sind weitere Strategien und Anpassungen erforderlich, um das Problem nachhaltig lösen zu können.

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Neue Wege im Bildungswesen

In Zeiten von Schulstress und Lehrermangel sind kreative Lösungen gefragt, die den Unterricht bereichern und Bildungslücken schließen. Der Unterrichtsausfall in Deutschland nimmt stetig zu, aktuell rund eine Million Stunden pro Woche, und Studien belegen, dass sich Schüler:innen nicht ausreichend auf das Leben vorbereitet fühlen.

Hier setzt LifeTeachUs an – eine innovative Plattform, die praxisnahe LifeLessons von Expert:innen aus allen Lebensbereichen in den Schulalltag integriert. Ob Ausfallstunden, Projekttage oder regulärer Unterricht – mit LifeTeachUs wird Bildung lebensnah und inspirierend. In diesem Artikel erfahrt ihr, wie diese Plattform funktioniert und welchen Mehrwert sie für Lehrkräfte, Schulen und die Gesellschaft bringt.

Die Idee hinter LifeTeachUs

Stellt euch vor, eine Wissenschaftlerin erklärt der Klasse live, wie ein neues Medikament entwickelt wird, oder ein Unternehmer teilt seine Erfahrungen aus der Gründungsphase seines Start-ups. LifeTeachUs bringt genau diese Expert:innnen direkt ins Klassenzimmer – live oder online. Die Plattform wurde entwickelt, um Ausfallstunden sinnvoll zu nutzen und den Unterricht praxisnaher zu gestalten, wodurch Schüler:innen Einblicke in die reale Berufswelt erhalten. Dabei werden nicht nur Wissenslücken geschlossen, sondern auch die Motivation und das Interesse der Lernenden gesteigert.

Am wichtigsten: LifeTeachUs wurde von Lehrkräften für Lehrkräfte mitentwickelt, um den Schulalltag zu unterstützen. Bedarfsorientiert und ganz nah an den Herausforderungen im Schulalltag. Deshalb arbeiten wir eng mit Schulen zusammen, um gemeinsam Bildung noch besser zu machen. 

Flexibilität im Schulalltag

Einer der größten Vorteile von LifeTeachUs ist die Flexibilität, die die Plattform im Schulalltag bietet. Egal ob kurzfristige Ausfallstunden, geplante Projekttage oder der reguläre Unterricht – die LifeLessons lassen sich nahtlos in den Stundenplan integrieren. Lehrkräfte können aus einer Vielzahl von Themen und Expert:innen wählen.

Vielfältige Themenauswahl

Die Themenpalette von LifeTeachUs ist breit gefächert und bietet für jeden Fachbereich und jede Klassenstufe das passende Angebot. Von Naturwissenschaften über Wirtschaft und Technik bis hin zu Kunst und Kultur – die Plattform deckt alle Bereiche ab. Durch die praxisnahen Inhalte bekommen die Schüler:innen nicht nur theoretisches Wissen vermittelt, sondern auch wertvolle Einblicke in die Anwendung dieses Wissens in der Praxis. Mit der vielfältigen Themenauswahl schließt LifeTeachUs die Lücke zwischen Theorie und Praxis und schlägt eine Brücke zwischen schulischem Wissen und praktischer Lebenserfahrung. Es geht darum, Begegnungen unabhängig vom sozialen Hintergrund zu schaffen und Vorbilder aus der gesamten Gesellschaft in die Schulen zu bringen.

Integration und Nutzung von LifeTeachUs

Die Nutzung von LifeTeachUs ist denkbar einfach und unkompliziert. Ehrenamtliche können sich per App registrieren und sich als LifeTeacher qualifizieren. Schulen werden nach einem persönlichen Gespräch zur Partnerschule und können dann das gewünschte Thema und Datum auswählen. Eine LifeLesson kann von qualifizierten LifeTeachern angenommen werden. Die technischen Voraussetzungen sind minimal – ein Computer oder Tablet mit Internetverbindung genügt. Für die Online-Sessions wird eine stabile Internetverbindung sowie ein Whiteboard benötigt, um den LifeTeacher digital dazu zu schalten. 

Mehrwert für Schulen und Lehrkräfte

Der größte Mehrwert von LifeTeachUs liegt in der praxisnahen und lebendigen Gestaltung des Unterrichts. Außerdem können Lehrkräfte jederzeit (72h bis 15 Minuten vorher) Anfragen stellen. Die LifeTeacher können nicht nur für die Ausfallstunden dazugeholt werden, sondern auch für den Unterricht oder Projekttage. Die Schüler:innen profitieren von den realitätsnahen Einblicken in verschiedene Berufsfelder und lernen, wie das in der Schule erworbene Wissen in der Praxis angewendet wird. Das steigert unter anderem das Interesse und die Motivation der Lernenden. Für Lehrkräfte bedeutet LifeTeachUs eine Entlastung im stressigen Schulalltag. Durch die flexible und einfache Integration der LifeLessons kann Unterricht abwechslungsreicher und spannender gestaltet werden, ohne großen zusätzlichen Aufwand. 

Stärkung der Schulgemeinschaft

Jede teilnehmende Partnerschule erhält die Möglichkeit, auch die eigene Schulgemeinschaft einzubinden. Für viele Eltern bedeutet das, dass sie flexibel und zeitlich unabhängig die eigene Schule unterstützen können, ohne sich zeitlich festlegen zu müssen. Durch viele aktive Eltern als LifeTeacher wird nicht nur die Schulgemeinschaft gestärkt, sondern jede Schule profitiert auch solidarisch von jeder neu dazukommenden Schule und ihrer Elternschaft.

Ein Schritt in die Zukunft der Bildung

LifeTeachUs zeigt, wie moderner und praxisnaher Unterricht aussehen kann und wie das bestehende wertvolle Wissen aus unserer Gesellschaft Lehrkräfte im Schulalltag unterstützen kann. Die Plattform ist bedarfsorientiert und bietet Unterstützung immer dann, wenn sie benötigt wird. Ob Praxisbeispiele in den MINT-Fächern, Expert:innen aus verschiedenen Berufen für die Berufsorientierung oder um statt Unterrichtsausfall neue und spannende Themen in den Schulalltag zu integrieren – LifeTeachUs bereichert den Unterricht auf vielfältige Weise.

Dadurch wird Bildung zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe gemacht und die Lehrkräfte werden im Alltag. Durch die Einbindung von Expert:innen aus verschiedenen Lebensbereichen wird nicht nur der Unterricht praxisnah und inspirierend gestaltet, sondern es entsteht auch eine stärkere Verbindung zwischen Schule und Gesellschaft.

Damit ist LifeTeachUs ein zukunftsweisendes Projekt, das zeigt, wie durch innovative Ansätze die Bildung in Deutschland verbessert werden kann. Die Plattform bietet eine praktische Lösung für den wachsenden Unterrichtsausfall und bereichert den Schulalltag mit praxisnahen und inspirierenden Inhalten. Lehrkräfte erhalten wertvolle Unterstützung, Schüler:innen profitieren von realitätsnahen Einblicken in verschiedene Berufsfelder, und auch die Schulgemeinschaft wird gestärkt. LifeTeachUs setzt damit einen wichtigen Impuls für eine moderne und praxisorientierte Bildung, die auf die Bedürfnisse der heutigen Gesellschaft eingeht.

Die Arbeit von LifeTeachUs ist gemeinnützig anerkannt – begleite ihre Reise:

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Die Sommerferien haben mittlerweile in allen Bundesländern begonnen, und mit der Zeugnisvergabe kommen oft auch Ängste und Sorgen bei Schüler:innen auf. Um diesen entgegenzuwirken, bieten verschiedene Schulbehörden telefonische Unterstützung an. In zahlreichen Bundesländern, vor allem im Norden Deutschlands, waren solche Hotlines wieder aktiv, um Schüler:innen und Eltern in der kritischen Zeit rund um die Zeugnisausgabe zur Seite zu stehen.

Das Zeugnistelefon wird traditionell in den Tagen um die Zeugnisvergabe eingerichtet und richtet sich an Schüler:innen und Eltern, aber auch an Lehrkräfte, die Unterstützung bei Fragen zur Notengebung, Versetzung und Schullaufbahn der Schüler:innen benötigen. Auch wenn die Nachfrage vielerorts überschaubar ist, im Zentrum des Angebots steht aber vor allem auch die Hilfe und Unterstützung für diejenigen, die sie benötigen. In Nordrhein-Westfalen gingen beispielsweise in diesem Jahr etwa 150 Anrufe ein, wobei die meisten von Eltern kamen. Landesweit nutzen lediglich rund 30 Schüler:innen das Angebot.

Umgang mit schlechten Noten

Wenn Schüler:innen mit schlechten Noten konfrontiert sind, ist es wichtig, dass Eltern und Lehrkräfte sensibel und unterstützend reagieren. Lehrer:innen können als erste Ansprechpartner:in fungieren und in schwierigen Fällen zwischen Kindern und Eltern vermitteln. Ein Telefonat mit den Eltern oder ein Gespräch, in dem Schüler:innen ihre Leistungen erklären und zusammen mit den Eltern und Lehrkräften nach Lösungen suchen, kann eine Hilfe sein. Wichtig ist dabei, dass Lehrer:innen als Partner und nicht als Gegner wahrgenommen werden. Oftmals fühlen sich Kinder und Jugendliche von ihren Eltern unter Druck gesetzt, da diese zu überhöhten Erwartungen neigen können. Ein wertvoller Tipp ist es, Schüler:innen auch bei weniger guten Noten zu loben, wenn beispielsweise eine Verbesserung zu vorangegangenen Leistungen erbracht wurde.

Ganzjährig bietet die “Nummer gegen Kummer” Hilfe für Kinder, Jugendliche und Eltern an, die mit Problemen, Sorgen oder Ängsten konfrontiert sind. Dazu zählen oftmals auch Schulprobleme, über die sich die Betroffenen anonym und vertrauenswürdig austauschen können. Der Verein ist zu einer der wichtigsten Anlaufstellen geworden, bei der täglich etwa 1.500 Anrufe eingehen. Dabei können Kinder und Jugendliche beispielsweise Gespräche mit ihren Eltern oder Lehrer:innen üben. Die “Nummer gegen Kummer” ist bundesweit und kostenlos, sowohl telefonisch, als auch per Mail oder Chat erreichbar und wird als Hilfsangebot, unter anderem vom Bundesfamilienministerium, gefördert. 

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Der Informatikunterricht steht immer wieder vor der Herausforderung, Schüler:innen komplexe und abstrakte Konzepte der Netzwerktechnik auf anschauliche und praxisnahe Weise zu vermitteln. Dabei stoßen Lehrkräfte auf mehrere Hindernisse, seien es hohe Anschaffungskosten für die technischen Geräte oder das unterschiedliche Vorwissen der Schüler:innen. Um Lernenden die Grundlagen der Netzwerktechnik dennoch anschaulich beizubringen, sollen sogenannte Netzwerksimulatoren Abhilfe schaffen.

Was sind Netzwerksimulatoren?

Netzwerksimulatoren sind Programme, die das Verhalten von Computernetzwerken nachahmen. Sie stellen virtuelle Versionen von Netzwerkgeräten wie Computern oder Routern bereit, sodass Schüler:innen diese virtuellen Geräte miteinander verbinden können. In einer virtuellen Realität können sie so ein echtes Netzwerk aufbauen und später beobachten, wie Daten durch das Netzwerk fließen und wie die Geräte miteinander kommunizieren. Anhand dieser Simulation lässt sich im Unterricht zum Beispiel zeigen, wie man IP-Adressen einstellt oder gar Sicherheitsregeln definieren kann. Außerdem können typische Netzwerkprobleme – wie die allseits bekannte Meldung 404 Page not found - simuliert werden, um die Schüler:innen darin zu üben, das Problem zu identifizieren und vielleicht selbst zu beheben.

Zwei dieser Softwaren, die sich für den Einsatz im IT-Unterricht auf ihre eigene Weise eignen, sind die “Freie Interaktive Lernsoftware zu Internetworking der Universität Siegen” (Filius) und der WebNetSim Netzwerksimulator der Pädagogischen Hochschule Schwyz. 

Beide Simulatoren sind kostenlos im Internet verfügbar. Der WebNetSim Netzwerksimulator bedarf zusätzlich keines Downloads, nach dem Öffnen des Internetangebots könnt ihr mit euren Schüler:innen direkt beginnen, euch in die Netzwerktechnik einzuarbeiten.

WebNetSim 

WebNetSim steht im Internet auch ohne Download zur Nutzung bereit. (Quelle: webnetsim.de)

Der Simulator soll auf interaktive Art und Weise die wichtigsten Komponenten und deren Zusammenspiel in einem Netzwerk darstellen. Bei WebNetSim ist es den Schüler:innen möglich, als Website-Anbieter zu agieren, Provider zu erstellen oder in die Rolle eines Haushaltes schlüpfen. Sie können innerhalb ihrer Rolle ihre eigenen kleinen Netzwerke aufbauen und sie untereinander vernetzen.

 

Die lernende Person kann für die Simulation in die unterschiedlichsten Rollen schlüpfen. (Quelle: webnetsim.de)

Die Schüler:innen können sich anhand der in dem Simulator integrierten Aufgaben selbstständig mit dem Thema auseinandersetzen und ausprobieren. WebNetSim kann dabei für verschiedenen Schulstufen benutzt und je nach Thematik der Unterrichtseinheit gezielt eingesetzt werden. Die in den Simulator integrierten Aufgaben sind dabei wie in einem Spiel nach Schwierigkeitsgrad geordnet. In der Grundschule können die grundlegenden Komponenten eines Netzwerkes thematisiert werden. Aspekte wie Router-Tabellen oder Port-Forwarding können dann unbeachtet bleiben.

 

Die Schüler:innen können mit interaktiven Aufgaben eigenständig lernen. (Quelle: webnetsim.de)

Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, die Simulationen situationsspezifisch anzuweisen. Der Leitfaden für Lehrkräfte gibt Beispielszenarien und didaktische Hinweise mit an die Hand, um den Schüler:innen gezielte und geeignete Anweisungen zum Beispiel in Rollenspielen zu erteilen. Im Leitfaden sind auch Inspirationen zu Szenarien vermerkt, die zuerst virtuell simuliert werden und dann in Wirklichkeit vereinfacht nachgebaut und besprochen werden.

Obwohl, und vielleicht gerade weil der Simulator nicht alle komplexen Realweltszenarien vollständig abbilden kann, kann der Zugang zur abstrakten Netzwerktechnik für die Kinder und Jugendlichen etwas leichter gemacht und verbildlicht werden. Trotzdem bleibt eine Diskrepanz zwischen Simulation und Realität bestehen. Vor der effektiven Nutzung des Tools muss für Lehrkraft sowie Schüler:innen außerdem eine Einarbeitungszeit eingeplant werden, um sich mit der Benutzeroberfläche vertraut zu machen und die Funktionen vollständig zu verstehen und optimal nutzen zu können.

Der WebNetSim-Netzwerksimulator bietet insgesamt eine innovative Oberfläche, die es eurer Klasse leichter macht, erste oder auch zweite Erfahrungen im Umgang mit Netzwerken zu sammeln. Durch eigenständiges Experimentieren können sich die Schüler:innen in die Grundlagen der Netzwerktechnik einarbeiten und dabei auch gerne Fehler machen, ohne dass teure Ausrüstung beschädigt wird oder tatsächlich Netzwerke gestört werden. 

Filius

Im Vergleich zu dem WebNetSim Simulator, ist die Zielgruppe der Software der Universität Siegen etwas älter: Filius wurde für Lernende in der Sekundarstufe allgemeinbildender Schulen entwickelt. Das Ziel und das Konzept der Plattform sind jedoch ähnlich. Auch Filius wurde konzipiert, um Unterricht zur Internettechnik insbesondere durch entdeckendes Lernen zu unterstützen. Diese Anwendung muss zunächst heruntergeladen werden, damit die Lernaktivität begonnen werden kann. Derzeit ist sie für Linux, Windows und macOS verfügbar. 

Der Simulator Filius lässt eigenständiges Arbeiten durch seine Benutzeroberfläche zu (Quelle: Filius.de)

Bei Filius haben die Lernenden, wie auch bei WebNetSim, die Möglichkeit, virtuelle Netzwerke zu erstellen, Rechner, Notebooks sowie verschiedene Arten von Routern zu platzieren und die Verbindung von und zwischen Netzwerkgeräten herzustellen. Die Software ermöglicht die Simulation von Verkabelungen sowie logischer Netzwerkverbindungen, also Verbindungen auf der Netzwerkebene, die unabhängig von Verkabelungen die Kommunikation zwischen Geräten ermöglichen.

Drei per Switch logisch miteinander verbundene Rechner (Quelle: Filius Begleitaufgaben)

Filius ermöglicht den Schüler:innen, verschiedene Netzwerkdienste wie Webserver, Mailserver und FTP-Server zu konfigurieren und zu testen und unterstützt eine Vielzahl von Netzwerkprotokollen, darunter TCP/IP, HTTP, FTP und SMTP. Sie können Netzwerkgeräte konfigurieren, IP-Adressen zuweisen, Routing-Tabellen erstellen und Firewall-Regeln festlegen. 

Wie auch bei WebNetSim können die Lernenden bei Filius anhand von Werkzeugen die Funktionsweise der Netzwerktechnik beobachten und analysieren. Sie können den Datenfluss zwischen Geräten beobachten und die Auswirkungen von Konfigurationsänderungen zusätzlich in Echtzeit sehen. 

Filius ist darauf ausgelegt, Schüler durch selbständiges Experimentieren und Konfigurieren die Grundlagen der Netzwerktechnik zu vermitteln. Die integrierten Aufgaben, die bei dem Simulator von educamint die Schüler:innen auch bei unterschiedlichem Vorwissen abholen, fallen hier weg. Das Lernen ist spürbar für ältere Schüler:innen konzipiert, bietet dementsprechend aber auch einen tieferen technischen Einblick.

Das Begleitmaterial zu Filius bietet Informatiklehrer:innen eine umfassende Unterstützung: Ein Script zum Selbstlernen sowie Arbeitsaufträgen, Lernvideos zu Rechnernetzen und interaktive Kurse im PDF Format sind abrufbar. Die Hersteller:innen geben euch die Möglichkeit, zusätzliches Material hochzuladen, das ihr möglicherweise für euren Unterricht erstellt.

WebNetSim oder Filius?

Grundsätzlich eignet sich der WebNetSim Simulator besonders für jüngere Schüler:innen oder den Einstieg in die Netzwerktechnik. Durch seine Benutzerfreundlichkeit und die starke Visualisierung und Interaktivität, bietet er eine niedrige Einstiegshürde für Lernende, um in die Welt der Netzwerktechnik einzutauchen. Filius hingegen ist besser für Ältere und für die weiterführende technische Bildung geeignet. Durch detaillierte Konfigurationsmöglichkeiten und die technische Tiefe, erlaubt es umfassendere und komplexere Netzwerk-Simulationen. Beide Tools ergänzen den Informatikunterricht je nach Bildungsniveau und Lernziele der Schulklasse um wertvolle praktische und motivierende Lernerfahrungen, um die sonst sehr abstrakte Netzwerktechnik zu entdecken und zu verstehen.

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Ungleiche Bildungschancen, mangelnde Inklusion, zu wenig individuelle Förderung: Das “System Schule“ steht häufig in der Kritik. So gibt es auch immer wieder Ideen, das Bildungssystem anzupassen. Zwei aktuelle Projekte, die internationale ALEA School in Bad Orb und die Neue Sekundarschule in Baden-Württemberg, haben das Ziel, mit ihrem Konzept auf neue gesellschaftliche Anforderungen zu reagieren. Auf welche Art sie das im Schulalltag umsetzen wollen, könnte dabei unterschiedlicher nicht sein.

Die internationale “ALEA Schule“ wird derzeit in der Kurstadt Bad Orb im Main-Kinzig-Kreis neu gebaut und soll, wie der Name schon erahnen lässt, interkulturellen Austausch strukturell fördern. Henning Strauss und die ALEA GmbH haben das Vorhaben der Privatschule ins Leben gerufen und planen ein umfangreiches Gebäudeensemble, das Kinder von der Grundschule bis zur Sekundarstufe II beherbergen soll.

„Verstehen braucht eine gemeinsame Sprache, gemeinsame Werte, gemeinsames Erleben.“

In der ALEA Schule sollen “Weltbürger heranwachsen, die soziale und ökologische Verantwortung übernehmen lernen“, heißt es auf der Projekt-Webseite. Ein wertschätzender Umgang mit Mitmenschen gleich welcher Herkunft sei dabei besonders wichtig. Um gegenseitiges und interkulturelles Verständnis zu fördern, setzt das Projekt auf “eine gemeinsame Sprache, gemeinsame Werte, gemeinsames Erleben“.

Schon in der Grundschule soll bilingual unterrichtet werden, ermöglicht wird Kindern der Schuleintritt ab fünf Jahren. Die Schule wird außerdem über einen Gymnasialzweig verfügen, der sowohl das deutsche Abitur als auch das international anerkannte IB-Diplom (International Baccalaureate) anbietet. Die Grundschule ist zweizügig und für maximal 200 Schüler:innen konzipiert, während das ebenfalls zweizügige G9-Gymnasium bis zu 400 Schüler:innen aufnehmen kann, erklärt Strauss gegenüber der Gelnhäuser Zeitung. Insgesamt sollen somit zwischen 400 und 600 Schüler:innen unterrichtet werden können. Beginnen soll der Unterricht an der neuen Schule bereits im Schuljahr 2025/26.

Die Zielgruppe der ALEA Schule ist ebenfalls international ausgerichtet. Sie soll sowohl Kinder lokaler Familien als auch jene internationaler Fachkräfte ansprechen. Ein Stipendienprogramm, dessen finanzielle Höhe sich am Einkommen der Eltern bemessen soll, soll Schüler:innen Zugang zu dieser Bildung ermöglichen. Die Kosten für die Privatschule sind nicht öffentlich ausgeschrieben.

Durch die Kombination von deutscher und internationaler Bildung, bilingualem Unterricht und einer Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und Ressourcenbewusstsein bietet die Schule ein neues Konzept. Schülerinnen und Schüler sollen so dazu ermutigt werden, sich zu “weltoffenen Persönlichkeiten zu entwickeln“.

Schule soll Wirtschaftsregion attraktiver machen

Bei dem Vorhaben wird allerdings auch die Wirtschaftlichkeit der Schule groß mitgedacht: Die Schule wird Teil des ALEA-Resorts, zu dem auch ein Medizin- und Diagnostikzentrum gehört. Darüber hinaus soll die Wirtschaftsregion Main-Kinzig durch das internationale Profil der Schule gestärkt werden und sie für Fachkräfte attraktiver machen.

Im Kontrast dazu steht das zweite Projekt für eine neue Bildungsstruktur. Etwas weniger lukrativ, dafür inklusiver will das Vorhaben “Neue Sekundarschule“ sein. Eine zwölfköpfige Arbeitsgruppe hat mit Unterstützung der Robert-Bosch-Stiftung ein Konzept für eine neue Schulstruktur in Baden-Württemberg erarbeitet. Ziel ist die Schaffung einer neuen Schulstruktur, die die bisherigen Schularten Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschule vereint und eine von dann nur noch zwei Schuloptionen neben dem Gymnasium bildet. Diese Neuerung soll Ungleichheiten verringern, Schüler:innen besser auf die berufliche und akademische Zukunft vorbereiten und das Bildungssystem effizienter gestalten.

Jochen Wandel, Schulleiter der Wilhelm-Hauff-Realschule und Teil der Arbeitsgruppe, sieht täglich die Herausforderungen des aktuellen Systems und weiß, es muss für Veränderung gesorgt werden: Zu viele Schüler:innen wechseln vom Gymnasium zu seiner Schule, da sie dort nicht weiterkommen. Mit dem beschlossenen G9-Unterricht an den Gymnasien werden diese weiter aufgewertet und attraktiver gemacht. Gleichzeitig würden die anderen Sekundarschularten immer stärker unter sozialen und pädagogischen Herausforderungen, wie Flucht und Migration, aber auch Lehrkräftemangel leiden.

Die von der Arbeitsgruppe vorgeschlagene “Neue Sekundarschule“ soll dieses Ungleichgewicht verringern. Alle nicht-gymnasialen Schularten in Baden-Württemberg sollen zusammengefasst werden und alle Abschlüsse anbieten. Der erste Abschluss wäre demnach nach der 9. oder 10. Klasse möglich, der mittlere Abschluss nach der 10. Klasse und die Allgemeine oder Fachgebundene Hochschulreife nach der 13. Klasse. 

Die “Neue Sekundarschule“ will die Kinder in den Mittelpunkt stellen

Das neue Konzept soll den Kindern einen breiter gefächerten Überblick über ihre akademischen, aber auch beruflichen Möglichkeiten nach der Schule geben. Bereits ab der 5. Klasse soll die “Neue Sekundarschule“ spezielle Angebote zur Vorbereitung auf die Berufs- und Arbeitswelt anbieten. Die Schüler:innen sollen dabei lernen, was eine duale Ausbildung ist und wie betriebliche Weiterbildungen ablaufen. Erst ab der siebten Klasse wird dann entschieden, welchen Bildungsweg die Kinder einschlagen wollen, sei es ein mittlerer Abschluss oder die Hochschulreife.

Angela Keppel-Allgaier, Leiterin der Hans-Küng-Gemeinschaftsschule, betont im Arbeitspapier zu dem Vorhaben die Bedeutung der Heterogenität, die mit dem Projekt umgesetzt würde. Die “Neue Sekundarschule“ stelle die Vielfalt der Schüler:innen in den Mittelpunkt und fördere Integration, Inklusion und individuelle Unterstützung durch multiprofessionelle Teams. Diese Teams übernehmen Aufgaben wie die Betreuung von Schüler:innen mit besonderen Bedürfnissen, um Lehrkräfte zu entlasten und den Unterricht effizienter zu gestalten.

Der Einführung der “Neuen Sekundarschule“ soll eine vierjährige Vorbereitungszeit vorausgehen, in der Pilotschulen eingerichtet und das Konzept schrittweise umgesetzt werden sollen. Die Arbeitsgruppe hat bereits positive Rückmeldungen von verschiedenen Verbänden erhalten und plant, im Herbst die nächsten Schritte zu konkretisieren. 

Die Ideen zweier neuen Ansätze im Bildungssystem könnten unterschiedlicher nicht gestaltet sein. In beiden Fällen, lässt die Umsetzung des Projektes noch auf sich warten. Wie erfolgreich sie in Zukunft tatsächlich implementiert werden können, muss sich zeigen.

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Wie sieht der Schulunterricht der Zukunft aus? Welche Konzepte können Lehrer:innen nutzen, um ihre Schüler:innen bestmöglich auf die Zukunft vorzubereiten? Die Reihe “Upgrade” des Klett Kallmeyer Verlags befasst sich mit zukunftsweisenden Themen und Methoden, die den Unterricht von morgen prägen. Den ersten Teil dieser Reihe liefert Björn Nöltes Buch "Upgrade: Kollaboratives Lernen", das im Dezember 2022 erschienen ist. Auf 160 Seiten gefasst in elf Kapitel beschreibt Nölte nicht nur, was kollaboratives Lernen bedeutet, sondern auch, wie es praktisch umgesetzt und bewertet werden kann, und welche Implikationen dies für die zukünftige Schulentwicklung hat.

Als erfahrener Pädagoge gilt Nölte als Experte auf dem Gebiet der Lehre im digitalen Wandel. Vor seiner aktuellen Tätigkeit als Referent in der Schulaufsicht der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO (Berlin/Brandenburg) arbeitete Nölte als Lehrer für Deutsch, Geschichte und Politik und war Oberstufenkoordinator. Von 2009 bis 2016 war er am Studienseminar Potsdam als Fach- und Hauptseminarleiter tätig. Zudem ist er Gründungsmitglied des Instituts für zeitgemäße Prüfungskultur.

(Quelle: Katrin Born)

Inhaltliche Schwerpunkte und praktische Anregungen

Zunächst geht Nölte auf die Unterschiede von Kollaboration und Koordination ein und veranschaulicht diese mit Beispielen. Kollaboratives Lernen geht über die traditionelle Gruppenarbeit hinaus, indem es darauf abzielt, dass Lernende gemeinsam an Problemlösungen arbeiten und sich gegenseitig unterstützen. Im Gegensatz zum kooperativen Lernen, bei dem Aufgaben oft aufgeteilt und von Einzelpersonen bearbeitet werden, steht beim kollaborativen Lernen die gemeinsame Erarbeitung im Vordergrund. Dies fördert nicht nur fachliche Kompetenzen, sondern auch soziale Fähigkeiten wie Teamarbeit und Kommunikationsfähigkeit. Damit gehört es zu den vier zentralen Kompetenzen des 4K-Modells: Kollaboration, Kooperation, Kreativität und kritisches Denken. 

Nach der theoretischen Erklärung führt Nölte durch verschiedene, praxisorientierte Szenarien im Unterricht, um das Konzept des kollaborativen Lernens anwenden zu können. Unter anderem behandelt er Methoden zur Diagnose und Bewertung kollaborativer Methoden, um individuelle Schülerleistungen auch in der Gruppe gerecht bewerten zu können. Dafür liefert er nicht nur konkrete Beispiele, sondern auch direkt einsetzbare Vorlagen, um kollaborative Kompetenzen diagnostizieren und bewerten zu können.

Ein besonderes Augenmerk legt der Autor auf die Beziehungsgestaltung zwischen Lehrenden und Lernenden. Er betont, dass eine gute Beziehung die Grundlage für erfolgreiches kollaboratives Lernen ist. Methoden wie „Fünf Dinge, die Sie über mich wissen sollten“ helfen dabei, diese Beziehungen zu stärken und eine positive Lernumgebung zu schaffen.

Am Ende des Buches stellt Nölte Modelle vor, die zeigen, wie Bildungseinrichtungen Kollaboration umsetzen können und welche Rolle diese in der Lehramtsausbildung spielen sollten. Außerdem beleuchtet er kollaborative Arbeitsformen innerhalb von Kollegien und die Bedeutung der Vernetzung von Lehrkräften.

Theorie und Praxis vereint

„Upgrade: Kollaboratives Lernen“ bietet nicht nur praktische Tipps und Methoden, sondern auch eine tiefgehende Auseinandersetzung mit den Prinzipien und Zielen einer modernen Lernkultur. Die Kernidee des Buches wird in jedem Kapitel aufgegriffen und durch den Einsatz von Beispielen veranschaulicht. Die Vorlagen bieten dazu die Möglichkeit, die Konzepte direkt anwenden zu können und sind dafür eine wertvolle Unterstützung. Dadurch werden neue Lernchancen ermöglicht und bestehende Unterrichtsideen aufgewertet. Es wird deutlich, dass Nölte nicht nur theoretisches Wissen vermittelt, sondern aus eigener Erfahrung spricht und ein echtes Anliegen hat, Kollaboration in Schulen und Unterricht zu fördern. 

Das Buch ist aber nicht nur eine Sammlung von Methoden, sondern auch das Ergebnis umfangreicher Zusammenarbeit. Nölte integriert Ideen und Ansätze zahlreicher Kolleg:innen und lässt an mehreren Stellen Ko-Autor:innen zu Wort kommen, die ihre Expertise beisteuern. So entsteht ein reichhaltiges und praxisnahes Werk, das den Leser:innen vielfältige Anregungen und Einblicke bietet.

(Quelle: Friedrich-Verlag)

Für wen ist das Buch geeignet?

„Upgrade: Kollaboratives Lernen“ richtet sich an Lehrkräfte und Referendar::innen aller Schulstufen sowie an alle, die in der Lehramtsausbildung tätig sind. Das Buch ermutigt dazu, nicht nur einzelne Methoden auszuprobieren, sondern auch über die eigene pädagogische Haltung nachzudenken und den Unterricht nachhaltig zu verändern. Es eignet sich weniger zum schnellen Nachschlagen, sondern vielmehr zum vertieften Lesen, Reflektieren und Ausprobieren.

Nöltes Werk bietet einen umfassenden Überblick und inspiriert dazu, neue Wege im Unterricht zu gehen. Das Buch überzeugt sowohl inhaltlich als auch durch seine ansprechende visuelle Gestaltung und macht Lust darauf, die vorgestellten Ideen in die Praxis umzusetzen. "Upgrade: Kollaboratives Lernen" ist somit eine klare Leseempfehlung für alle, die offen für neue Ansätze sind und bereit sind, ihre bisherigen Methoden zu überdenken und zu erweitern und so die Zukunft des Lernens aktiv mitgestalten möchten.

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Berlin. Die Sommerferien haben begonnen, und 46 Schulen haben Kurzzeit-Bauprojekte wie Malerarbeiten oder Toiletten-Sanierungen angemeldet. Im Vorjahr waren es noch 130 Schulen, also fast dreimal so viele. Obendrein erwägt die schwarz-rote Koalition, Einsparungen und Abstriche bei neuen Schulgebäuden und den Sozialausgaben vorzunehmen. 

Die Bauvorhaben an den Berliner Schulen umfassen verschiedene Sanierungsarbeiten, die innerhalb der Ferienzeit abgeschlossen werden sollen. Seit Jahren zeigen Bestandsaufnahmen, dass der Zustand vieler Schulgebäude zu wünschen übrig lässt. Trotz des Bewusstseins für diese Probleme herrscht ein Ungleichgewicht bei der Finanzverteilung, wodurch es immer wieder zu einem Sanierungsstau kommt (Lehrer News berichtete). Um solche Staus zu entzerren, können Kurzzeit-Bauprojekte hilfreich sein.

In Neukölln werden dieses Jahr die meisten Sommerferien-Bauprojekte durchgeführt. An der Karl-Weise-Grundschule werden Wände gestrichen, das Parkett in einem Klassenraum ausgetauscht und eine Gemeinschaftsküche eingebaut. An der Grundschule am Fliederbusch wird die Fassade der Sporthalle repariert und an der Gemeinschaftsschule Campus Efeuweg ein Computerraum renoviert. In Mitte erfolgen Strangsanierungen an den Toiletten der Hedwig-Dohm-Schule und der Willy-Brandt-Schule. An der Grundschule am Arkonaplatz wird nach einem Wasserschaden die Mensa saniert. 

Der Hauptgrund, warum weniger Bezirke Bauprojekte für die Sommerferien angemeldet haben, ist, dass die bauliche Umsetzung innerhalb von sechs Wochen nicht realisierbar war und sich die Maßnahmen über diesen Zeitraum hinaus erstreckt hätten. Laut der Bildungsverwaltung werden außerdem kleinere Instandhaltungsmaßnahmen nicht in der Auflistung erfasst. In den vergangenen Jahren gab es deshalb immer wieder Schwankungen: 2021 setzten 221 Schulen Bauprojekte während der Ferienzeit um, ein Jahr später waren es nur noch 91 Schulen.

Zudem erwägen die CDU und SPD derzeit Kürzungen beim Neubau von Schulen, um die notwendigen Einsparungen im Berliner Haushalt für 2025 und die folgenden Jahre zu erzielen. Im Jahr 2023 investierte das Land Berlin 1,1 Milliarden Euro in den Bau neuer Schulen; für 2025 sind 1,5 Milliarden Euro vorgesehen. Laut der Koalition wird ein erheblicher Teil des Geldes zur Umsetzung höherer Bau-Standards verwendet. CDU und SPD wollen nun prüfen, ob hier Einsparungspotentiale vorhanden sind.

Im Fokus der Haushälter sollen allen voran die Lern- und Teamhäuser stehen, die als sogenannte Compartmentschulen konzipiert sind. Durch angelegte Foren sollen die klassischen Schulflure ersetzt und ein Zentrum sowie ein Verbindungsglied zwischen Klassenräumen geschaffen werden, wodurch neue Begegnungszonen und Lernorte entstehen. Seitdem Berlin solche Schulen baut, mahnen Kritiker, dass  diese mehr Platz benötigen als übliche Schulbauten. Der Landeselternsprecher Norman Heise verteidigt die Lern- und Teamhäuser: “Compartmentschulen als moderner technischer Standard sind keine Kostentreiber”. Heise ist seit Beginn der Schulbauoffensive ehrenamtlich dabei und kennt sich daher sehr gut aus. Seiner Erfahrung nach treiben vor allem die Rechtsverordnungen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene die Kosten in die Höhe. Diese Verordnungen verlangen Standards, die weniger mit dem Konzept der Lern- und Teamhäuser zu tun haben, sondern kostspielige Anforderungen an die Energieeffizienz und nachhaltige Materialien stellen. Zudem verursachen die Zusatzausstattungen für die inklusiven Ganztagsschulen erhebliche Kosten. 

Zusätzlich sollen auch bei den Sozialausgaben Einsparungen vorgenommen werden. Insbesondere die Erziehungs-, Pflege- und Inklusionshilfe sowie der Bereich “Kita und Hort” sollen betroffen sein, da die Leistungen in diesen Bereichen bis zu einem gewissen Grad von den jeweiligen Bundesländern festgelegt werden können. Die Fraktionsvorsitzenden der Linken Anne Helm und Tobias Schulze äußerten sich kritisch zu diesem Vorhaben: “Die angestrebte Absenkung der Standards im Sozialbereich zulasten von Kindern und Menschen mit Behinderungen hätte für die Betroffenen schlimmste Auswirkungen. Sie wird nicht nur zu einer Verschlechterung der Qualität, sondern auch zu einer Verringerung der ohnehin schon oft überlasteten Angebote führen.”

Die konkreten Maßnahmen zur Umsetzung der Einsparungen sind derzeit noch Gegenstand intensiver Verhandlungen zwischen CDU und SPD. Beide Parteien haben angekündigt, bis Ende Oktober Einsparungsvorschläge vorzulegen, um die langfristige Finanzierungslücke im Berliner Haushalt zu schließen.

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Berlin / Saarbrücken. Der Entwurf zum Bundeshaushalt 2025 verunsichert die Länder nach wie vor in Hinblick auf den Digitalpakt 2.0. Nun verlangt die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Christine Streichert-Clivot (SPD), in einem Brief an die Bundesbildungsministerin, Bettina Stark-Watzinger (FDP), eine eindeutige Stellungnahme bis Montag, den 29. Juli. Nachdem die Bundesregierung ihren Entwurf für das kommende Haushaltsjahr am Mittwoch vorgelegt hatte, kam seitens der Kultusminister:innen teils große Empörung auf. Denn explizit ist kein Etat für den Digitalpakt 2.0 vorgesehen, obwohl dieser bis 2030 im Koalitionsvertrag festgelegt ist. Lediglich „Zuweisungen an die Länder zur Förderung der Investitionen in die digitale Infrastruktur für Schulen“ sind mit einem Betrag von 1,6 Milliarden Euro aufgeführt. Doch es herrschen Zweifel darüber, wie viel von diesem Geld neu hinzukommt und wie viel aus den Restbeständen des Digitalpakts 1, der letzten Mai auslief, entnommen werden soll (Lehrer-News berichtete).

Der Haushalt weist noch einen weiteren Haken auf: In Haushaltsplänen ist häufig eine sogenannte Globale Minderausgabe (GMA) vorgesehen, eine Summe, die durch Ausgabensenkungen in allen Bereichen des Gesamthaushalts einzusparen ist. Im Bildungsetat allein sollen beim kommenden Bundeshaushalt durch Einsparungen in verschiedensten Posten 650 Millionen Euro weniger ausgegeben werden als geplant. Damit unterliegt das Ressort schon den verhältnismäßig höchsten Sparvorgaben. Allerdings ist zusätzlich noch eine spezielle GMA von 163 Millionen Euro auf eben jene „Zuweisungen an die Länder zur Förderung der Investitionen in die digitale Infrastruktur für Schulen“ gesetzt, was den reellen Betrag genau um die Summe der GMA senken wird. Eine solche Spezifizierung für Minderausgaben auf bestimmte Bereiche ist offenbar ungewöhnlich und lässt beinahe vermuten, dass die Finanzierung mithilfe dieses Instruments getilgt werden soll. Außerdem ist im Entwurf ein neuer Grundsatz aufgestellt, der festlegt, dass die Bundesregierung Bund-Länder-Programme von nun an nur noch mit höchstens 50 Prozent der Fördersumme unterstützen darf. Im Digitalpakt 1 hingegen hat der Bund ganze 90 Prozent der Kosten übernommen. Eine fehlende Verpflichtungsermächtigung, die Investitionen in die Digitalisierung an Schulen auch für die folgenden Jahre sichern würde, stellt den dritten Kritikpunkt dar. Aus Sicht der Länder hat das Bildungsministerium aufgrund dieser Mängel seine Zusage zum Digitalpakt 2.0 nicht eingehalten.

Die Unklarheit in der Kommunikation aus dem Bundesbildungsministerium in Bezug auf die Fortführung des Digitalpakts sorgte bereits in der Vergangenheit für öffentliche Kritik aus den Kultusministerien der Länder (Lehrer-News berichtete). Sachsens Bildungsminister Christian Piwarz (CDU) äußerte sich am Mittwoch mit deutlichen Worten und sprach von Lippenbekenntnissen und Vertrauensbruch. „Lediglich für die Abfinanzierung von Maßnahmen des bisherigen Digitalpakts sind Mittel eingeplant. Von einem Digitalpakt 2.0 ist hingegen im Etatentwurf des Bundesministeriums nichts zu lesen“, stellt er fest. Am Freitag folgte scharfe Kritik aus Stuttgart. Die Staatssekretärin des Baden-Württembergischen Kultusministeriums Sandra Boser (Grüne) stellte klar, dass alle bisher zur Verfügung gestellten Mittel im Rahmen des Digitalpakts 1 mittlerweile gebunden und eine Fortsetzung der Vereinbarung unerlässlich seien, und zwar mit frischen Geldern. Sie formulierte klare Forderungen nach Berlin: „Die Bundesbildungsministerin hat selbst immer wieder eine große Erwartungshaltung genährt. Hier muss sich der Bund an die Abmachungen halten. Das heißt: Der Digitalpakt 2.0 muss eine echte Investition und Förderung darstellen. Wer gackert, muss auch legen.“ 

Die Vorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, äußerte sich bereits am Dienstag im Vorfeld zu den abschließenden Beratungen des Haushaltsentwurfs: „Im Bundeshaushalt ist keine Rede mehr von der Fortführung und Sicherung des Digitalpakts 2.0, das ist schlichtweg unverantwortlich“. Sie verwies außerdem auf die Auswirkungen einer stockenden Digitalisierung auf die Bildungsgerechtigkeit: „So werden Bildungsungleichheiten weiter verstärkt und benachteiligte Schüler*innen zusätzlich schlechter gestellt“. In einer Pressemitteilung der Bundesschülerkonferenz wies man auf die Notwendigkeit eines Digitalpakts besonders mit einem zukünftigen Fokus auf die Fortbildung von Fachkräften hin: „Neben finanziellen Mitteln und Geräten muss auch der richtige Umgang mit digitalen Medien gelehrt werden”.

Das Bundesbildungsministerium berief sich bisher nur vage darauf, dass die entsprechenden Ausgaben zur Hälfte getragen würden, ohne auf weitere Details in Bezug auf den Haushalt einzugehen. Auf eine Anfrage des bildungspolitischen Sprechers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Thomas Jarzombek, kamen aus dem Ministerium die gleichen Töne wie bisher: Eine konkrete Summe sei nach wie vor Gegenstand der laufenden Verhandlungen zwischen Bund und Ländern. Am Freitag äußerten sich sogar die bildungspolitischen Sprecher aus den Bundestagsfraktionen der Koalitionspartner gegenüber Table.Briefings. Oliver Kaczamarek (SPD) und Anja Reinalter (Grüne) sahen beide die Ministerin in der Verantwortung, konkrete Fakten vorzulegen. Christine Streichert-Clivot, die Kultusministerin des Saarlandes und gleichzeitige Präsidentin der KMK, erhöhte diesen Montag nun den Druck auf Bettina Stark-Watzinger in ihrem Brief. 

Ob eine Fristsetzung die Ministerin zu einem eindeutigen Bekenntnis bewegen kann, ist fraglich, denn die Verhandlungsbasis der Länder ist schlecht,  da sie auf eine Finanzierung durch den Bund angewiesen sind. Der Haushaltsentwurf sorgt bislang für Unsicherheit über den Digitalpakt 2.0. Jedoch zeichnet sich recht klar ab, dass die Länder und Kommunen auf alle Fälle eine größere finanzielle Last zu tragen haben werden, um den bisherigen Fortschritt der Digitalisierung an Schulen und die damit einhergehende Bildungsgerechtigkeit zu sichern und weiterzuführen.

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16.07.2024. Zurzeit sind in Brandenburg ca. 20.000 Lehrerinnen und Lehrer unbefristet beschäftigt. Bis 2032 werden über 10.000 von ihnen aus Altersgründen ausscheiden. In diesem Zeitraum sind jährlich mindestens 1.300 bis 1.700 Neueinstellungen notwendig, um den Unterricht für die Schülerinnen und Schüler abzusichern. In den vergangenen Jahren haben in Brandenburg jährlich nur zwischen 300 bis 400 Absolventinnen und Absolventen das Lehramtsstudium an der Universität Potsdam erfolgreich abgeschlossen. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren noch fortsetzen.

Die bisher von der Landesregierung getroffenen Maßnahmen zur Absicherung der Ausbildung und Einstellung vollständig ausgebildeter Lehrkräfte reichen nicht ansatzweise aus, um die notwendigen Ersatzeinstellungen in den nächsten zehn Jahren für die Absicherung des Unterrichts vornehmen zu können. Im Gegenteil: Die Bedarfe an Einstellungen werden weiter steigen. Ein Großteil der Ersatzeinstellungen wird nur durch die Gewinnung von Lehrkräften mit Seiteneinstieg erfolgen können. Mit den derzeitigen Maßnahmen ist davon auszugehen, dass 2030 nur die Hälfte der Stellen für Lehrkräfte an den Schulen des Landes Brandenburg mit vollständig ausgebildeten Lehrkräften besetzt sein wird.

„Der Lehrkräftemangel gefährdet die Bildungschancen und die Zukunft unserer Kinder“, stellt die Sprecherin des Landeselternrats, Ulrike Mauersberger, klar. Selbst bei raschem und entschiedenem Handeln sei der Schulbetrieb bereits stark eingeschränkt. „Uns erreichen aus den Schulen erschreckende Rückmeldungen: Teilweise werden Studierende als Klassenleitungen eingesetzt, einige Kinder können beim Übergang in die weiterführenden Schulen keine Schreibschrift. Über lange Zeit werden Klassen zusammengelegt oder mehrere Klassen von einer Lehrkraft betreut, ohne dass unterrichtet wird. An manchen Schulen sind bereits 40% der Lehrkräftestellen mit Seiteneinsteigenden besetzt oder unbesetzt. Als Folge fällt immer mehr Unterricht aus, der nicht nachgeholt wird. Wir sind schon jetzt in einem Notbetrieb, und die Bildungsdefizite verstärken sich noch weiter.“

„Die Einstellung ausgebildeter Lehrkräfte ist die entscheidende Voraussetzung für die Absicherung der unterrichtlichen Bildungs- und Erziehungsangebote unserer Schulen. Die aktuelle personelle Situation in den Schulen und die unzureichenden Maßnahmen der Landesregierung zur Absicherung der Einstellung von Lehrkräften gefährden die Chancengleichheit unserer Kinder und Jugendlichen. Es ist Zeit, endlich wirksam gegenzusteuern.“, erklärt Günther Fuchs, Vorsitzender der GEW in Brandenburg. „Uns erreichen immer mehr Klagen überlasteter Lehrkräfte. Die wollen einen guten Job machen. Aber auch die können nicht dauerhaft die Seiteneinsteiger coachen oder für Zwei arbeiten. “, ergänzt Hartmut Stäker als Präsident des Brandenburgischen Pädagogen-Verbandes. „Wir Studierende möchten praxisnah und ohne Verzögerung zum Abschluss kommen. Derzeit geht das nicht: Die weiterhin sehr theorielastige Ausbildung sowie Zugangshürden zum Studium und zu den Kursen und Seminaren stehen dem entgegen.", ergänzt Philipp Okonek als studentischer Vertreter der Universität Potsdam. Stefan Tarnow merkt als Sprecher des

Landesschülerrats an: „Grundlage vieler Probleme im Bildungsbereich ist der Lehrkräftemangel. Ohne geeignetes Personal kann keine Demokratiebildung gewährleistet werden und Grundoperationen können nicht verstanden werden.“

Aus der Sicht der GEW Brandenburg, des BPV, der Studierendenvertretung der Universität Potsdam, des Landesschülerrats Brandenburg und des Landeselternrats Brandenburg gefährdet dieser Lehrkräftemangel einerseits die Schulbildung unserer Kinder und andererseits die Gesundheit von Lehrkräften. Schon jetzt ist die personelle Situation an den Schulen angespannt, der Arbeitsmarkt an Lehrkräften deckt den Bedarf nicht und die Maßnahmen der Landesregierung sind für die Sicherung sämtlicher notwendiger Einstellungen unzureichend. Der Landeselternrat, der Landesschülerrat, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, der Brandenburgischen Pädagogen-Verband und die Vertretungen der Lehramtsstudierenden an der Universität Potsdam haben daher ein gemeinsames Aktionsbündnis gegründet. In den Sommermonaten wird ein gemeinsamer Maßnahmenplan und Forderungskatalog entwickelt. Dieser soll eine dauerhafte Bildungskrise und eine Unterversorgung mit Lehrkräften an den Schulen des Landes Brandenburg abwenden. Diese Forderungen und Maßnahmen werden nach der Sommerpause in einem gemeinsamen Pressegespräch vorgestellt. Bildungspolitik muss für Brandenburg die höchste Priorität des politischen Handelns werden.

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Eine Steuererklärung abzugeben, lohnt sich besonders für Lehrkräfte, da sie durch die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts viele berufliche Ausgaben haben. Dabei ist es wichtig, alle Belege zu sammeln und ihren Verwendungszweck zu dokumentieren. Ein häufiges Problem ist, dass viele Lehrkräfte nicht wissen, welche Ausgaben als berufsbedingte Anwendung anerkannt werden. Wer es jedoch richtig macht, kann erheblich Steuern sparen. Aus diesem Grund haben wir für euch im Folgenden einen Überblick mit Tipps für die nächste Steuererklärung festgehalten.

Für Lehrkräfte lohnt es sich, Zeit in die Steuererklärung zu investieren und insbesondere die beruflichen Kosten (Werbungskosten) in voller Höhe auszuschöpfen. Auch für Lehrkräfte gilt die Werbungskostenpauschale, die seit dem Steuerjahr 2023 1.230 Euro im Jahr beträgt. Wenn dieser Betrag überschritten wird, erhalten Lehrkräfte eine Steuererstattung. Da viele Lehrkräfte diese Pauschale ohnehin deutlich übersteigen, ist es wichtig, jeden zusätzlichen Euro geltend zu machen, um die Steuerlast weiter zu senken.

Arbeitsmittel

Zu den absetzbaren Ausgaben in der Kategorie Arbeitsmittel zählen alle Gegenstände, die für berufliche Zwecke genutzt, jedoch nicht vom Arbeitgeber gestellt oder ersetzt werden. Beispiele für absetzbare Arbeitsmittel, die als Werbungskosten gelten, sind Schreibmaterialien, Druckerpapier, Druckerpatronen, Aktenordner, Lehrertaschen sowie der beruflich genutzte PC, Laptop, Tablet und Drucker. Auch Einrichtungsgegenstände wie Regale, Bürostühle oder Schreibtische können abgesetzt werden.

Tipp: Durch das Führen eines Tagebuchs, in dem festgehalten wird, wann und zu welchem Zweck die Gegenstände angeschafft und verwendet wurden, kann ein besserer Überblick bewahrt werden.

Für Gegenstände mit einer längeren Nutzungsdauer und einem Wert von über 952 Euro (inklusive Umsatzsteuer) müssen die Anschaffungskosten über die voraussichtliche Nutzungsdauer verteilt werden. Seit 2021 sind Computer, Tablets, Drucker und Software von dieser Regelung ausgenommen und können direkt nach der Anschaffung als Werbungskosten abgesetzt werden. Zur Einschätzung der Nutzungsdauer kann die AFA-Tabelle des Bundesfinanzministeriums hilfreich sein.

Fahrtkosten zum Unterricht 

Für Fahrten zur Schule wird eine Entfernungspauschale von 0,30 Euro pro Kilometer berechnet. Ab dem 21. Entfernungskilometer erhöht sich diese Pauschale auf 0,35 Euro pro Kilometer. Das verwendete Verkehrsmittel spielt dabei keine Rolle; es muss lediglich die kürzeste Straßenverbindung zwischen Wohnort und Arbeitsstätte gewählt werden. Wer somit an 230 Tagen im Jahr 18 Kilometer zur Arbeit fährt, hat allein durch die Fahrtkosten mit 1.242 Euro den Betrag der Pauschale überstiegen. In einer Fahrgemeinschaft kann neben der Person am Steuer auch jede weitere mitfahrende Person die Entfernungspauschale in Anspruch nehmen. Bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel muss nicht zwingend die Entfernungspauschale mit einem Höchstbetrag von 4.500 Euro abgesetzt werden, es können auch die tatsächlich entstandenen, höheren Fahrtkosten mit den entsprechenden Belegen angegeben werden.

Bei einer Auswärtstätigkeit und falls keine Fahrkostenerstattung der Schule gestellt wurde, darf jeder gefahrene Kilometer abgerechnet werden. Bei einer Dienstreise, wie zum Beispiel einer Klassenfahrt über acht Stunden, kann ein Verpflegungsmehraufwand von 14 Euro erhoben werden. Für Reisen über 24 Stunden beträgt der Mehraufwand sogar 28 Euro. Somit können auch Übernachtungskosten und Reisenebenkosten (Eintrittsgelder) anerkannt werden. Mehr Informationen und eine Auflistung dazu gibt es beim Bundesfinanzministerium

Ereignet sich auf der Klassenfahrt ein Arbeitsunfall, können alle damit verbundenen Aufwendungen als Werbungskosten angegeben werden, sofern der Unfall während des offiziellen Programms stattgefunden hat. Ein im Dienst erlittener Unfall sollte umgehend dem Dienstvorgesetzten gemeldet werden, da der Anspruch auf Unfallfürsorge nur bei Anerkennung als Dienstunfall besteht. Dafür ist es notwendig, möglichst schnell eine Unfallanzeige zu erstatten.

Arbeitszimmer oder Homeoffice-Pauschale

In diesem Bereich gibt es seit dem Steuerjahr 2023 einige Änderungen: Ein Arbeitszimmer kann nur noch abgesetzt werden, wenn es der zentrale Ort der beruflichen Tätigkeit ist, was eher Freiberufler:innen zugutekommt. Für Lehrkräfte stellt deshalb die Homeoffice-Pauschale eine spannende Alternative dar. Diese beträgt 6 Euro pro Tag und es können bis zu 210 Tage im Jahr angerechnet werden (maximal 1.260 Euro pro Jahr). In den Arbeitsverträgen von Lehrkräften ist oftmals festgelegt, welcher Anteil der Arbeitszeit für den Unterricht in der Schule und wie viel Zeit für das Vor- und Nachbereiten zu Hause vorgesehen ist. Dies liefert Lehrkräften einen ersten Nachweis für die Notwendigkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, und somit ein Anrecht auf die Homeoffice-Pauschale. Hierbei ist zu beachten, dass nur die Tage geltend gemacht werden können, an denen ausschließlich zu Hause gearbeitet wurde. Wer also nur stundenweise im Home-Office arbeitet, erhält die Pauschale für diesen Tag nicht.

Das bedeutet, dass Lehrer:innen die Entfernungspauschale für die Tage, an denen sie zur Schule fahren, und die Homeoffice-Pauschale für die Tage, an denen sie zu Hause arbeiten, beanspruchen können.

Fachliteratur

Auch Fachliteratur kann für einen Pauschalbetrag von 110 Euro pro Jahr als Werbungskosten abgesetzt werden. Je nachdem, welches Unterrichtsfach gelehrt wird, kann es sich auch lohnen, beispielsweise die Bücher und Zeitschriftenabonnements einzeln abzurechnen. Da es sich stets um Materialien für die berufliche Tätigkeit handeln muss, ist es wichtig, dass auf dem Kaufbeleg der vollständige Titel angegeben ist. 

Die Unterscheidung zwischen beruflicher und privater Nutzung ist bei manchen Lektüren nicht immer eindeutig gegeben. In diesen Fällen sollte in der Steuererklärung der genaue Bezug zur Lerneinheit erläutert werden. Ebenso ist es möglich, Literatur anzugeben, die nicht direkt im Unterricht, sondern zur Vor- und Nachbereitung genutzt wurde.

Fortbildungen 

Die durch Fortbildungen entstandenen Kosten können ebenfalls berücksichtigt werden. Damit die Fortbildung anerkannt wird, muss nachgewiesen werden, dass sie für die Lehrtätigkeit nützlich ist. Zur Sicherheit kann eine Bescheinigung von der Schule eingeholt werden, die bestätigt, dass die Fortbildung der Lehrtätigkeit dient.

Sonderausgaben

Zu den Sonderausgaben gehören Beiträge zur Kranken-, Pflege-, Unfall-, Haftpflicht- und Dienstunfähigkeitsversicherung. Die richtigen Versicherungen abzuschließen kann dabei gerade im Referendariat sehr wichtig sein (Lehrer News berichtete). Auch Beiträge zu einem Riester-Vertrag oder in einer Rürup-Rentenversicherung sind absetzbar. Ebenso können außergewöhnliche Belastungen, wie Krankheitskosten oder ein Entlastungsbetrag für Alleinerziehende berücksichtigt werden. 

Eine Steuererklärung abzugeben, lohnt sich also für Lehrkräfte besonders, da sie durch viele berufliche Ausgaben erheblich Steuern sparen können – vorausgesetzt, sie dokumentieren alle Belege sorgfältig und schöpfen ihre Möglichkeiten voll aus. Um die Steuerlast effektiv senken zu können, solltet ihr künftig eure steuerlichen Möglichkeiten vollständig nutzen. 

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Hamburg. Eine aktuelle Studie im Auftrag der Körber-Stiftung zeigt, dass viele Eltern in Deutschland unzufrieden mit der Schulbildung ihrer Kinder sind. Die Mehrheit der Eltern zweifelt daran, dass die Schule ihre Kinder gut für die Zukunft und den Berufsalltag ausbildet. Besonders kritisch werden dabei die Vergabe von Schulnoten und der Umgang mit Künstlicher Intelligenz gesehen.

Die Umfrage wurde im Frühjahr 2024 von Forsa durchgeführt. Insgesamt nahmen rund 1.000 Eltern von schulpflichtigen Kindern im Alter von 12 bis 18 Jahren aus ganz Deutschland teil. Die Studie zeigt, dass laut Auffassung der befragten Eltern eine verstärkte Aufklärung und Bildung über KI sowie Reformen im Schulsystem notwendig sind, um ihre Kinder besser auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten.

Eltern blicken kritisch auf die Schulausbildung

Viele Eltern in Deutschland sind der Meinung, dass das aktuelle Schulsystem ihre Kinder nicht ausreichend auf das Berufsleben vorbereitet. 65 Prozent der Befragten glauben, dass die Schulen ihre Kinder nicht gut genug auf das Berufsleben vorbereiten, da die relevanten Fähigkeiten nicht ausreichend vermittelt würden. Dabei halten Eltern vor allem Selbständigkeit (71 Prozent), Kommunikationsfähigkeit (64 Prozent) und Lernbereitschaft (62 Prozent) für besonders wichtige Fähigkeiten.

Wie diese Fähigkeiten und Kenntnisse im aktuellen Notensystem widergespiegelt werden, ist unter den Eltern umstritten. 52 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, das aktuelle System beizubehalten. Davon sind allerdings die Hälfte der Meinung, dass Noten die Leistungen von Schüler:innen nicht gerecht widerspiegeln. 44 Prozent sprechen sich dafür aus, dass das Bewertungssystem erneuert werden soll, um die Stärken und Schwächen der Kinder besser abzubilden. Lediglich 3 Prozent der Eltern sind komplett gegen eine Leistungsbewertung der Kinder und halten diese für unnötig.

Die Befragung ergab außerdem, dass fast alle Eltern die Schulfächer Englisch und Deutsch (beide 99 Prozent) für wichtig oder sehr wichtig für die berufliche Zukunft ihrer Kinder halten. Für ebenfalls bedeutend halten sie die Fächer Mathematik (97 Prozent), Informatik (94 Prozent), Wirtschaft (92 Prozent) und Gemeinschaftskunde (90 Prozent). Die Zustimmung für die Fächer Musik (33 Prozent), Kunst (30 Prozent) und Religion (22 Prozent) ist bei den Befragten mit Abstand am geringsten.

Rückstand bei Künstlicher Intelligenz an Schulen

Dass Künstliche Intelligenz (KI) Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt der Zukunft haben wird, glauben fast alle befragten Eltern. Dagegen scheint das Thema allerdings noch nicht in den Klassenzimmern der Schulen angekommen zu sein. Nur 13 Prozent der Eltern sagen, dass ihr Kind im Unterricht bereits mit KI-Anwendungen gearbeitet hat. Außerhalb des Unterrichts scheint KI bei den Schüler:innen deutlich verbreiteter zu sein. 30 Prozent der befragten Eltern gaben an, dass ihre Kinder KI für Referate, Hausaufgaben oder zum Lernen nutzen.

Über die Vor- und Nachteile von KI-Anwendung im Unterricht sind sich die Eltern dagegen nicht einig. Während 29 Prozent der Befragten vor allem die Vorteile bei der Nutzung von KI im Unterricht sehen, überwiegen für ein Viertel der Eltern die Nachteile. Insbesondere das Schummeln bei Hausaufgaben und Prüfungen, das Vermitteln von Falschinformationen und die Sorge, dass Schüler:innen weniger selbst lernen, sind für die Mehrheit der Eltern eine Gefahr.

Die Einstellung der Eltern gegenüber KI im Schulunterricht hängt jedoch stark von ihren persönlichen Erfahrungen und ihrem Wissen über KI ab. Jede:r vierte der Befragten hat bereits mit KI-Anwendungen gearbeitet. Dabei fällt auf, dass Eltern mit höherem Bildungsabschluss mehr Erfahrungen damit gemacht haben und über ein größeres Wissen verfügen. Daher betont Julia André, Leiterin des Bereichs Bildung bei der Körber-Stiftung, die Bedeutung eines fundierten Umgangs mit KI in Schulen: "Die Schule muss das Thema aufgreifen, damit alle Kinder möglichst gleiche Chancen haben, gut mit KI umzugehen".

Zuversicht für die berufliche Zukunft der Kinder

Trotz der Unzufriedenheit einiger Eltern mit dem Schulsystem und der geringen Beachtung des Zukunftsthemas KI an Schulen, schätzt die überwiegende Mehrheit (89 Prozent) der Befragten die berufliche Zukunft ihrer Kinder für gut ein. Insbesondere die Eltern der 17- und 18-Jährigen sind besonders optimistisch.

Nach der Schule wünscht sich die Mehrheit der Eltern (43 Prozent), dass ihre Kinder ein Studium beginnen. Rund 36 Prozent würden dagegen eine Ausbildung bevorzugen. Die restlichen 21 Prozent möchten sich nicht auf eine der beiden Optionen festlegen und wollen dem Willen ihrer Kinder folgen. Besonders angesehen sind bei den Eltern die Berufsfelder Technik und Naturwissenschaft. Jeweils 82 Prozent würden es befürworten, wenn ihre Kinder in Zukunft in diesen Bereichen arbeiten.

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