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“Hilfe, ich fühle mich so einsam!” – Warum es vielen Schülerinnen und Schülern so geht

Viele Schüler fühlen sich einsam, besonders seit der Coronapandemie. Emotionale und soziale Einsamkeit sind weit verbreitet. Um dem entgegenzuwirken, sollten echte soziale Verbindungen gefördert und der Zugang zu psychologischer Hilfe verbessert werden.
Von
Laura und Nadine
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26
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August 2024
26.8.2024
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Zuhause hinter dem Laptop sitzen, weil die nächste Prüfung ansteht – Diese Situation kennen fast alle, die zur Schule oder Uni gehen. Natürlich, Lernen an sich ist erst einmal etwas sehr Bereicherndes, kann aber auch schnell einsam sein. Vielleicht ist es gar nicht direkt greifbar, sondern vielmehr ein Gefühl, das sich nach und nach anschleicht, ganz unscheinbar – und dann doch oft sehr schmerzhaft sein kann. Nadine und ich haben seit über einem Jahr einen gemeinsamen Instagram Account, auf dem wir über positives Lernverhalten und mentale Gesundheit sprechen. Tagtäglich bekommen wir Nachrichten wie: “Ich fühle mich beim Lernen oft so alleine” oder “Aktuell ist daheim so viel los, dass ich mich gar nicht richtig konzentrieren kann”. Verschiedene Stimmen, mit fast immer derselben Message: Alleinsein tut weh, ist aber leider ein Gefühl, das junge Menschen in vielen Situationen begleitet. 

Warum ist das so?

Vor allem seit den Lockdowns während der Coronapandemie wurden einige Studien durchgeführt, die die Einsamkeit der unterschiedlichen Altersklassen messen wollten. Doch obwohl die Pandemie mittlerweile vorbei ist, scheint das Thema präsenter denn je – gerade bei Jüngeren. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung hat gezeigt, dass sich fast jeder zweite junge Mensch einsam fühlt: Sowohl emotionale als auch soziale Einsamkeit spielen hier eine große Rolle. Emotionale Einsamkeit beschreibt das Gefühl, sich innerlich allein und isoliert zu fühlen, selbst wenn man von anderen Menschen umgeben ist. Es bedeutet, dass eine tiefe emotionale Verbindung zu anderen fehlt, was oft zu einem anhaltenden Gefühl der Leere und des Unverstandenseins führt. Die soziale Einsamkeit wiederum meint das Gefühl, isoliert zu sein, weil es an sozialen Kontakten und einem unterstützenden sozialen Netzwerk fehlt. Menschen, die sozial einsam sind, haben oft das Gefühl, dass sie nicht genügend enge Beziehungen oder Freundschaften haben, auf die sie sich verlassen können. Das kann entstehen, wenn jemand wenige soziale Interaktionen hat oder sich von den sozialen Gruppen, in denen er sich befindet, ausgeschlossen fühlt. 

Kurz gesagt: Hier scheint ein gesellschaftliches Problem zu bestehen, mit dem schon längst nicht mehr nur die ältere Generation zu kämpfen hat. Öfter sind junge Frauen betroffen, am stärksten sei es zwischen 19 und 22 Jahren. 

Doch was steckt eigentlich dahinter? Unterschiedlichste Faktoren bedingen, dass wir uns gerade in jungen Jahren oft alleine fühlen. Die Bertelsmann Stiftung konnte feststellen, dass meistens die Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben der Auslöser für das Empfinden von Einsamkeit ist. Vielleicht habe ich private Probleme, bin unzufrieden mit meinem Studium oder vermisse wertschätzende soziale Kontakte, die mir Halt geben. Oft fehlt es an Austausch, an sicheren emotionalen Bindungen, die es uns erlauben, uns mit unseren Sorgen und Anliegen zu öffnen. Nicht alle haben einen besten Freund oder eine beste Freundin an der Seite, viele sind im Alltag dann doch ausschließlich auf sich gestellt und fühlen sich damit schlichtweg überfordert. Wenn doch fast niemand mit mir über mein psychisches Wohlbefinden spricht, wie soll ich dann eine Achtsamkeit dafür entwickeln und wissen, was mir hilft? Genau an dieser Stelle müssen wir alle zusammen ansetzen und uns die große Frage stellen: Was können wir dagegen machen?

Einsamkeits-Stopp!

Nun haben wir heute den Vorteil, dass wir immer und überall vernetzt sind: Face-Time, Instagram, WhatsApp – alles gar kein Problem. Doch nur diese Medien alleine genügen anscheinend noch nicht. Gerade in der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern erscheint es umso bedeutender, ihnen Ideen und Strategien mit auf den Weg zu geben, die an schweren Tagen helfen. Hier braucht es vielseitige Ansätze, die sowohl individuelle als auch gemeinschaftliche Maßnahmen einschließen. 

Ein guter Anfang ist es immer, echte und tiefere soziale Verbindungen zu fördern, ein Miteinander: Regelmäßige Treffen mit Freundinnen und Freunden, mit der Familie, mitmachen in lokalen Gruppen oder gemeinsamen Hobbys nachgehen. Ich für meinen Teil hätte mich in der eigenen Schulzeit gefreut, wenn meine Lehrerinnen und Lehrer mich ab und an daran erinnert hätten, wie wichtig mein Leben abseits des Klassenzimmers doch auch ist.

AGs in der Schule können ein tolles Tool sein, um Jugendliche mit ähnlichen Interessen zusammenzubringen und sie gemeinsam neue Erfahrungen sammeln zu lassen. Auch Gruppenarbeiten im Unterricht fördern den Austausch. Aber ein Punkt erscheint hier noch wichtiger:

  • Das Thema psychische Gesundheit: Hier geht tatsächlich noch eine Menge. Wie soll ich neue, zwischenmenschliche Bindungen zulassen, wenn ich vielleicht nicht mal eine gute Bindung zu mir selbst habe? Schule muss Zugang zu psychologischer Aufklärung und Unterstützung geben. Wir müssen lernen, was es bedeutet, uns selbst zu reflektieren, was es bedeutet, viel zu fühlen. So oft denken junge Menschen, dass etwas an ihnen “falsch” sei, weil sie unterschiedliche Emotionen empfinden und wiederum das stimuliert dann das Gefühl, damit alleine zu sein. 
  • Ob es Programme vor Ort sind, eine wöchentliche gemeinsame Stunde mit der Klasse oder regelmäßige Besuche bei psychologischen Fachkräften: Das Thema “mentale Gesundheit” überhaupt erstmal anzusprechen und ihm einen Raum zu geben, ist der wichtigste Schritt. In den meisten Fällen brauchen wir - gerade im jungen Alter – einfach nur einen geschützten Raum, um uns mitzuteilen. Wenn es uns als Lehrkräften gelingt, diesen Raum zu bieten, haben wir schon sehr viel geschafft.

Konkrete Tools, die helfen können

Wenn du Lehrkraft bist und bis hier hin gelesen hast, dann schau dir doch mal diese Anlaufstellen an, die deine Schülerinnen und Schüler unterstützen: Krisenchat ist ein tolles Tool, bei dem junge Menschen 24/7 eine Fachkraft erreichen können. Eine kurze Nachricht über WhatsApp genügt und schon können sie mit jemandem chatten. Auch wenn es nach wenig klingt: Eine kurze Textnachricht, die es mir ermöglicht meine Gefühle endlich einmal offenzulegen, kann aus Erfahrung so einiges bewirken. Auf Social Media sprechen Accounts wie jugendnotmail, male.geers, elenaannamayr oder auch wir auf eine unaufdringliche und sanfte Art über mentale Gesundheit. So wird das Thema ganz nebenbei vermittelt und eine Wahrnehmung dafür geschaffen - und das ist vor allem für junge Menschen essenziell. Die App Headspace gibt kurze Meditations- und Entspannungsimpulse und ermöglicht uns, trotz Alltags- und Lernstress einmal kurz abzuschalten.

Auch die Nummer gegen Kummer ist telefonisch rund um die Uhr erreichbar und steht bei Problemen und Sorgen kompetent zur Seite. Wenn es also einfach mal Redebedarf gibt und eine Textnachricht nicht ausreicht, kann hier immer jemand am anderen Ende der Leitung weiterhelfen.

Klar ist: All das reicht noch nicht. Aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung: Darüber sprechen, Sicherheit geben, das Gefühl vermitteln, dass alle Gefühle valide sind. Zusammen können wir es schaffen, diese am Anfang genannten Zahlen zu verringern. Da sind wir uns ganz sicher.

Hessens Schülervertretung fordert Pflichtbesuche von NS-Gedenkstätten

Die Landesschülervertretung Hessen fordert verpflichtende Besuche von NS-Gedenkstätten für alle Schüler, um dem wachsenden Rechtsextremismus entgegenzuwirken. Derzeit ist dies nur in Bayern Pflicht, andere Bundesländer empfehlen es lediglich.
Von
Tobias Kempter
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August 2024
25.8.2024
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Wiesbaden. Aufgrund des zunehmenden Rechtsextremismus in Deutschland fordert die Landesschülervertretung Hessen verpflichtende Gedenkstättenbesuche für alle Schüler:innen. Besuche von NS-Gedenkstätten und anderen historischen Stätten der NS-Zeit sollen in die Lehrpläne aller Schulen aufgenommen werden. Die stellvertretende Landesschulsprecherin Nele Vogel betonte, wie wichtig es sei, die Erinnerung an die Gräueltaten der NS-Zeit durch direkte Auseinandersetzung wachzuhalten: “Um der Verbreitung von rechtem Gedankengut wirksam vorzubeugen, fordern wir verpflichtende Besuche von Gedenkstätten und historischen Stätten der NS-Zeit. Nur durch die direkte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit können wir junge Menschen sensibilisieren und eine Wiederholung der Geschichte verhindern.” Besonders wichtig sei es, auch jene Schüler:innen zu erreichen, die nicht die gymnasiale Oberstufe besuchen, da die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit bislang vor allem in höheren Bildungsstufen thematisiert werde.

In den meisten anderen Bundesländern gibt es bislang keine vergleichbaren Verpflichtungen. Lediglich in Bayern ist der Besuch einer KZ-Gedenkstätte für alle Schüler:innen an Realschulen und Gymnasien bereits Pflicht. Andere Bundesländer empfehlen Besuche, machen diese jedoch nicht zur Pflicht, was zu einer uneinheitlichen Praxis in der schulischen Auseinandersetzung mit der NS-Zeit führt.

Diskussion um verpflichtende Gedenkstättenbesuche

Bereits im April dieses Jahres brachte die Unionsfraktion im Bundestag einen Antrag ein, der bundesweit verpflichtende Besuche von KZ-Gedenkstätten für alle Schüler:innen forderte. Die Unionsfraktion argumentierte, dass solche Besuche ein wesentlicher Bestandteil im Kampf gegen Antisemitismus seien. Thomas Jarzombek, bildungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, sagte dazu: “Wir müssen die Erinnerung an die Schrecken der Schoah bei den nachkommenden Generationen wachhalten.”

Die Forderung der Union stieß jedoch auf gemischte Reaktionen seitens der Gedenkstätten. Während einige Gedenkstättenleiter wie Jörg Skriebeleit von der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg die Initiative der Unionsfraktion grundsätzlich befürworteten und eine flächendeckende Verpflichtung für sinnvoll halten, äußerten andere erhebliche Bedenken. So betonten Vertreter:innen der KZ-Gedenkstätten Buchenwald, Mittelbau-Dora, Dachau und Bergen-Belsen die Bedeutung der Freiwilligkeit bei solchen Besuchen. Zwangsbesuche könnten einen kontraproduktiven Effekt haben, da sie oft eher ablehnende Haltungen verstärken, statt positive Lernprozesse zu fördern. Außerdem kann ein solcher Besuch für viele junge Menschen eine emotionale Überforderung darstellen, die man niemandem aufzwingen sollte, so die Vertreter:innen der KZ-Gedenkstätten im April.

Die Debatte um verpflichtende Gedenkstättenbesuche spiegelt eine breitere Diskussion darüber wider, wie historische Bildung und das Gedenken an die NS-Zeit in Deutschland gestaltet werden sollten. Während einige die flächendeckende Verpflichtung als notwendig erachten, um der zunehmenden Geschichtsvergessenheit entgegenzuwirken, setzen andere auf Freiwilligkeit und individuelle Bereitschaft der Schüler:innen, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Gerade in Zeiten des zunehmenden Rechtspopulismus ist es wichtig, die Verbrechen des Nationalsozialismus im Unterricht in Erinnerung zu rufen (Lehrer News berichtete). Aus Sicht der Landesschülervertretung Hessen könnte die Einführung von verpflichtenden NS-Gedenkstättenbesuchen einen wichtigen Beitrag dazu leisten.

Wahlspezial Thüringen: Was wollen die Parteien erreichen?

Bald ist es wieder so weit: Am 1. September findet die Landtagswahl in Thüringen statt. Aber was genau fordern die teilnehmenden Parteien in Sachen Bildungspolitik und wie wollen sie gegen den Lehrermangel und grobe Bildungslücken vorgehen?
Von
Lea Reuß
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24
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August 2024
24.8.2024
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Mit der anstehenden Landtagswahl in Thüringen am 1. September stellt sich für Wähler:innen die Frage, wie die teilnehmenden Parteien die gegenwärtige Situation an Thüringer Schulen bewerten und welche Maßnahmen sie für nötig halten, um Problemen wie Lehrkraftmangel oder Wissenslücken durch die Coronapandemie entgegenzuwirken. Der folgende Artikel soll Aufschluss über die Positionen der verschiedenen Parteien zu bildungspolitischen Themen geben. 

Weniger Ausfall, mehr Pädagogen: CDU setzt auf personelle Ausweitung

Die Thüringer CDU verspricht in ihrem Wahlprogramm dem deutschlandweit präsenten Lehrkräftemangel durch neue Anreize für Lehrkräfte entgegenzuwirken. Geplant ist unter anderem eine Übernahmegarantie für angehende Lehrkräfte sowie die Entlastung des pädagogischen Personals von Bürokratie. Darüber hinaus werben die Christdemokraten damit, das Einstellungsverfahren für unbesetzte Stellen zu vereinfachen und Seiteneinsteiger:innen durch ein simpleres Bewerbungsverfahren berufliche Perspektiven zu bieten. Sie setzen sich außerdem für den Erhalt von Förderschulen, überregionale Bildungskooperationen im ländlichen Raum sowie die Stärkung von Ganztagsangeboten in Schulen ein. 

Die Digitalisierung an Thüringens Schulen müsse durch Fortbildungsangebote für Lehrkräfte im Umgang mit digitalen Medien und Künstlicher Intelligenz gefördert werden. Dies soll mittels des Sonderförderprogramms “Digitale Schule” in die Wege geleitet werden. Das Programm sieht vor, allen Schüler:innen ab der 5. Klasse Zugang zu einem digitalen Endgerät zu verschaffen, um den klassischen Präsenzunterricht durch digitale Elemente zu ergänzen. Die CDU setzt sich für einen praxisorientierten Ansatz ein, so soll der “Tag in der Praxis” zur Berufsorientierung der Schüler:innen beisteuern und somit dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Ein Schulstart-Paket in Höhe von 250 Euro zur Ausstattung von Schulanfänger:innen, verbindliche Sprachtests vor der Einschulung und die mögliche Teilnahme an Deutschförderklassen sollen den Schüler:innen einen optimalen Start in die Schulzeit garantieren. Schüler:innen solle außerdem ein leichterer Zu- und Übergang zu anderen Schularten geboten werden. 

Thüringer Hochschulen verspricht die CDU mehr Autonomie und die Förderung der Wissenschaftsfreiheit. Das BAföG müsse zugunsten schnellerer Abwicklung der Anträge und Transparenz vollständig digitalisiert werden. Ferner müsse die Integration ausländischer Studierender durch die Etablierung von Sprach- und Beratungsangeboten gewährleistet sein, um der Abwanderung ausländischer Studienabsolvent:innen gegenzusteuern. 

Chancengleichheit und Modernisierung im Fokus der SPD

Auch die Sozialdemokrat:innen versprechen, dem Lehrkräftemangel durch zahlreiche Reformen ein Ende zu setzen. So macht die Thüringer SPD sich für die Einstellung von Verwaltungsassistent:innen zur Entlastung der Lehrkräfte stark und fordert die Unterstützung von Seiteneinsteiger:innen mit möglicher Verbeamtung. Der Lehrberuf soll durch die Neugestaltung der Ausbildung flexibler werden. Statt einer schulartbezogenen Ausbildung schlägt die SPD eine Neukonzeption des Lehramtsstudiums vor, in welcher Studierende sich zwischen der Sekundarstufe I und II entscheiden und somit in verschiedenen Bereichen des Schullebens einsetzbar sind. Durch eine Übernahmegarantie für Referendar:innen könne die Menge fehlender Lehrkräfte reduziert werden. Bildung an Hochschulen möchte die SPD generell durch die Abschaffung der Langzeitstudiengebühren sowie der stetigen Anpassung der BAföG-Bedarfssätze für alle zugänglich machen. Studierendenwerke müssten dabei bezüglich der Bearbeitung von BAföG-Anträgen effizienter gestaltet werden. 

Die Thüringer SPD hat es sich außerdem zum Ziel gemacht, das Schulsystem an die Bedürfnisse der Schüler:innen anzupassen. Die Verkürzung der Unterrichtsdauer von aktuell 90 Minuten auf 45 bis maximal 60 Minuten sowie ein späterer Schulbeginn nach 9 Uhr könne zur Lernfähigkeit der Kinder und Jugendlichen beitragen. Bis zur vierten Klasse sollen Noten durch individuelle Bewertungsgespräche zwischen den Lernenden und den Lehrkräften ersetzt werden. Der Unterricht an Thüringer Schulen soll vermehrt den Umgang mit digitalen und sozialen Medien thematisieren und Demokratie fördern. Um die Familien der Schüler:innen finanziell zu entlasten, fordern die Sozialdemokrat:innen die Bereitstellung eines gesunden, kostenlosen Mittagessens in Schulen. 

AfD moniert “politische Indoktrination” an Schulen 

Die AfD Thüringen beklagt in ihrem Wahlprogramm große Bildungsmängel, welche auf sinkende Anstrengungsbereitschaft der Schüler:innen, Unterrichtsausfälle und geringe Deutschkenntnisse einiger Schüler:innen zurückzuführen seien. Vergleichbar mit den Vorhaben anderer Parteien setzt sich auch die AfD für die Entlastung der Lehrkräfte durch den Einsatz von Verwaltungsassistent:innen ein. Auch ein Stipendium für Studierende, welche sich dazu verpflichten, in Thüringen zu unterrichten, könne dem Lehrkraftmangel entgegenwirken. Die Partei strebt ein nach individuellen Begabungen gegliedertes Schulsystem und den Erhalt von Förderschulen an.

Schüler:innen sollen von der Einführung von Kopfnoten in den Bereichen "Verhalten, Mitarbeit und Ordnung" sowie einer umfassenderen Berufsorientierung durch Praktika profitieren. Ihnen soll die Möglichkeit geboten werden, das Schuljahr in jeder Stufe wiederholen zu können. Damit Schüler:innen einen gesunden Umgang mit digitalen Medien finden, plant der Landesverband eine verstärkte Aufklärung über die Risiken des Medienkonsums. 

Statt verpflichtenden Ganztagsschulen fordert die AfD Halbtagsschulen mit freiwilliger Nachmittagsbetreuung. Schulen seien der politischen Neutralität verpflichtet, so müsse man das Bildungssystem laut AfD-Landesvorsitzendem Björn Höcke “von Ideologieprojekten, beispielsweise der Inklusion, beispielsweise (...) dem Gender-Mainstream-Ansatz” befreien. Schüler:innen solle im Rahmen des Aufklärungsunterrichts ein “lebensbejahendes Konzept” vermittelt werden. Darüber hinaus müssten die Deutschkenntnisse der Kinder überprüft und bei Förderbedarf im Rahmen von sogenannten Vorschaltklassen vertieft werden. 

Die AfD betont die Notwendigkeit einer starken Hochschullandschaft, insbesondere in Hinblick auf den wirtschaftlichen Wettbewerb. Thüringer Hochschulen müssten entpolitisiert werden, beispielsweise durch die Abschaffung des Studienfaches “Genderforschung”. Zusätzlich postuliert die AfD die Förderung der deutschen Sprache als Sprache der Wissenschaft sowie die Einführung von Studiengebühren für ausländische Studierende aus Nicht-EU Staaten. 

Was haben die Grünen für Thüringens Schulen in Petto?

Die Grünen setzen in ihrem Wahlprogramm einen Schwerpunkt auf politische Bildung der Schüler:innen sowie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Lehrkräften. Dem Lehrkräftemangel in Thüringen planen die Grünen neben der Beschleunigung von Einstellungsverfahren auch durch den Abbau von Hürden für das Lehramtsstudium Thüringen ein Ende zu bereiten. Seiteneinsteiger:innen soll der Zugang zu Qualifizierungsprogrammen erleichtert und Lehrkräfte sollen durch die Einstellung multiprofessioneller Team entlastet werden. Schulsozialarbeit und sonderpädagogische Förderung an Schulen müssten zwecks Inklusion gestärkt werden. Mittels des Sofortprogramms “Eigenständige Schule 2035” erhoffen sich die Grünen mehr Entscheidungsraum und mehr Bürokratieabbau an Schulen.

Schüler:innen müssen durch zusätzliche Wahlpflichtangebote ein praxisorientiertes Lernen angeboten werden. Die Stärkung der politischen Bildung, Demokratieförderung und ein höherer Stellenwert gesellschaftswissenschaftlicher Fächer an Thüringer Schulen halten die Grünen für ein nötiges Mittel, um über Rechtsextremismus aufzuklären. Statt der Benotung in musischen, künstlerischen und sportlichen Fächern wollen die Grünen individuelle schriftliche Bewertungen einführen. Um Digitalisierung zum Regelfall an Thüringer Schulen zu machen, wollen sie sich für den Ausbau digitaler Lernangebote sowie der Einstellung qualifizierter IT-Mitarbeiter:innen stark machen. 

Nach dem Motto “Bildungsgerechtigkeit schaffen” planen die Grünen, den Zugang zu Thüringer Hochschulen durch den Abbau von Hürden zu vereinfachen. Um die Zahl der Studienabbrecher:innen zu reduzieren und das Studium in Thüringen attraktiver und gerechter zu gestalten, fordern sie den Ausbau sozialer Angebote, günstigeren Wohnraum für Studierende und die Abschaffung von Langzeitstudiengebühren. Parallel zu Studierendenwerken sollen auch Auszubildende von Azubi-Werken profitieren. 

Die Linke: Schwerpunkt auf beitragsfreie und inklusive Bildung 

Die in Thüringen historisch erfolgreiche Linke betont in ihrem Wahlprogramm die notwendige Inklusion im Bildungssystem. Eine Zusammenarbeit mit Kind, Eltern und der Schule ergänzt durch passende Schulausstattung und sonderpädagogische Weiterbildungsmöglichkeiten könne die Inklusion an Thüringer Schulen voranbringen. Der Lehrkräftemangel soll durch die Verbesserung der Rahmenbedingungen der Lehre bekämpft werden. Konkret soll dies durch die Öffnung des Seiteneinstiegs, die Fortsetzung der Wiederverbeamtung von Lehrkräften sowie der Anhebung auf die Besoldungsstufe A13 geschehen. Statt einer schulartspezifischen, setzt sich Die Linke für eine schulstufenbezogene Ausbildung von Lehrkräften ein. In der Ausbildung sollen zukünftige Lehrkräfte für eine menschenrechtsorientierte und rassismuskritische Lernkultur sensibilisiert werden. 

Eine mögliche Grundgesetzänderung, welche die Finanzierung von Bildungsaufgaben durch die Bundesregierung garantieren soll, erachtet sie als sinnvoll. Die Stärkung der Gemeinschaftsschulen als zentrale Schulform in Thüringen und die Einführung der Ganztagsschule sollen die Chancengleichheit der Schüler:innen garantieren. Insbesondere im ländlichen Raum müsse die Chancengleichheit durch Schulkooperationen und fachlichen Austausch zwischen Lehrkräften gewährleistet werden. 

“Digitalpakt 2.0”: So will die FDP Schulen zukunftsfähig machen

Mehr Eigenverantwortung für Schulen, mehr Digitalisierung — die Freien Demokraten sehen darin die Möglichkeit, Thüringens Schulen nachhaltig zu stärken. Den Lehrkräftemangel plant die FDP, übereinstimmend mit den anderen Parteien, durch schnellere Einstellungsverfahren sowie die Stärkung der Ausbildung von Lehrkräften zu bekämpfen. Auch hybride Unterrichtsmethoden, beispielsweise der Fernunterricht für Schüler:innen in höheren Stufen, kann dazu einen Beitrag leisten. Durch die Einstellung von Verwaltungspersonal sollen Lehrkräfte entlastet werden. Lehrkräfte sollen die Möglichkeit erhalten, ihr Verständnis für betriebliche Prozesse durch Betriebspraktika und Ferienhospitationen zu vertiefen. Durch die Kombination des Lehramtsstudiums mit einem Vorbereitungsdienst erhofft die FDP sich die Minimierung der Studienabbrecher:innen.

Der geplante “Digitalpakt 2.0” soll durch die Schaffung digitaler Infrastruktur die nötigen Bedingungen für den vermehrten Einsatz von digitalen Angeboten im Klassenzimmer erfüllen. Schüler:innen soll, auch durch die Unterstützung von Digitalpädagog:innen, ein resilienterer Umgang mit digitalen Medien vermittelt werden. Bezüglich der Inklusion von Schüler:innen mit Behinderung setzen die Freien Demokraten sich für Förderzentren mit spezialisiertem Personal ein. Kindern und Jugendlichen mit Förderbedarf sollen Zugang zu ergänzende Angebote zur Sprachförderung erhalten. Die Stärkung von Hort- und Ganztagsangeboten an Thüringer Schulen könne besonders in Kooperation mit regionalen Vereinen und Angeboten gelingen. 

BSW fordert die Rückbesinnung auf Kernkompetenzen 

Das jüngst 2023 gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht setzt sich in ihrem Wahlprogramm für die Förderung der Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen ein. In Grundschulen soll dies vordergründig durch analoges Lernen erfolgen, während die Handys und Tablets keinen Platz im Klassenzimmer haben sollen. Mit verpflichtenden Sprachtests für Kinder ab drei Jahren und entsprechenden Lernangeboten verspricht das Bündnis Sahra Wagenknecht umfassende Sprachförderung für Schüler:innen. Durch ein Netzwerk von Therapeut:innen sollen Schüler:innen mit Lernschwierigkeiten wie LRS oder Dyskalkulie mehr Unterstützung erhalten. Pädagogisches Personal und entsprechende Förderzentren sollen Inklusion für Schüler:innen mit Behinderung fördern. Die Nutzung gendergerechter Sprache an Schulen lehnt das BSW ab.

Thüringer Lehrkräfte sollen durch eine praxisorientierte Ausbildung auf die tatsächlichen Tätigkeiten des Lehrberufs vorbereitet werden und durch eine einheitliche Schulverwaltungs- und Planungssoftware entlastet werden. Auch der Einstieg in den Beruf soll durch die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse und duale Ausbildungsformen für Quereinsteiger:innen erleichtert werden. 

Die Thüringer Landtagswahl am 1. September findet zeitgleich zur Wahl in Sachsen statt und ist eine von drei in den neuen Bundesländern stattfindenden Wahlen dieses Jahr. Im Rahmen dieser Übersicht über bildungspolitische Forderungen wurden die Parteien ausgewählt, die in den Prognosen vorne liegen. Laut neuesten Umfragen liegen die AfD (29,4%), die CDU (21,5%) und das BSW (18,7%) im Rennen um Plätze im Thüringer Landtag vorne. Auch Die Linke (14,8%) und die SPD (6,1%) finden in den Prognosen knapp Einzug ins Parlament, während die Grünen (3,2%) und die FDP (2,8%) noch um Sitze bangen. Die schlussendliche Verteilung der Sitze im Landtag steht jedoch erst einige Zeit nach der Schließung der Wahllokale um 18 Uhr fest. Weitere Informationen zur diesjährigen Landtagswahl in Thüringen gibt es hier.

GEW: "Politik muss jetzt entschlossen handeln!"

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht angesichts der heute veröffentlichten Zahlen der Bertelsmann Stiftung zu Ausfallzeiten und Reformbedarf dringenden Handlungsbedarf zur Entlastung des Personals in der frühkindlichen Bildung.
Von
Redaktion
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August 2024
23.8.2024
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Frankfurt a.M. – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht mit Blick auf die heute vorgestellten Zahlen zu Reformbedarfen und Berechnungen zu Ausfallzeiten pädagogischer Fachkräfte der Bertelsmann Stiftung dringenden Handlungsbedarf aller Verantwortlichen, um die Beschäftigten in der frühkindlichen Bildung zu entlasten. „Die Fachkräfte in den Kitas sind stark überlastet und stecken in einer ernsten Krise. Durch die hohen Krankheitsausfälle gerät das Personal zunehmend unter außerordentlichen Druck. Das gefährdet die Qualität der frühkindlichen Bildung stark“, sagte Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied für Jugendhilfe und Sozialarbeit, am Dienstag in Frankfurt. „Jetzt sind schnelle und gezielte Maßnahmen von Bund und Ländern notwendig, um den Personalengpass zu beheben. Es muss sichergestellt werden, dass eine qualifizierte Betreuung, Bildung und Erziehung der Kinder gewährleistet bleibt, Kinder haben ein Recht darauf!“

Siebernik warnte davor, die Standards für pädagogische Qualifikationen zu senken, um die Personalnot zu kompensieren. In einigen westlichen Bundesländern gäbe es besorgniserregende Tendenzen, nicht ausreichend qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Vertretungspersonal einzusetzen. „Diese Entwicklung ist brandgefährlich“, betonte das GEW-Vorstandsmitglied. „Wenn unqualifiziertes Personal eingesetzt wird, erfordert das die zusätzliche Anleitung und Unterstützung durch Fachkräfte. Das erhöht deren Arbeitslast weiter und beeinflusst die Qualität der Betreuung negativ.“ Es sei daher entscheidend, die in der Fachkräftestrategie angestrebten Maßnahmen umzusetzen und dafür eine nachhaltige und gute Finanzierung sicherzustellen. „Die Menschen, die ungelernt in die Einrichtungen kommen, laufen Gefahr, in dem System verbrannt zu werden. Es muss sichergestellt sein, dass Träger und Kommunen dieses Personal nachqualifizieren und dabei von Bund und Ländern unterstützt werden.“

Eine weitere Herausforderung sieht Siebernik darin, dass es keine einheitlichen Regelungen zur Strukturqualität der frühkindlichen Bildung gibt. So bestünde im Augenblick in Ostdeutschland bei sinkenden Kinderzahlen beispielsweise die Chance, Fachkräfte besser zu verteilen. Jedoch fehle es an entsprechenden Gesetzen, dies effizient umzusetzen. Um die Personalsituation langfristig zu stabilisieren und Vertretungen zu gewährleisten, sprach sich die GEW-Kita-Expertin dafür aus, dass Bund und Länder im Rahmen des Kita-Qualitätsgesetzes gemeinsame wissenschaftliche Standards festlegen, die bundesweit gelten. „Die Bundesregierung ist eine konkrete Verbesserung der Situation bisher nicht angegangen und hat ihr Wort aus dem Koalitionsvertrag gebrochen“, unterstrich Siebernik. „Wenn die Beschäftigten entlastet und dazu befähigt werden sollen, in ihren Einrichtungen individuelle Bildungsprozesse zu unterstützen, dann müssen die Arbeitsbedingungen entsprechend ausgerichtet sein.“

Bund, Länder und Kommunen müssten dringend handeln. „Die Vorschläge, um die Krise zu lösen, liegen auf dem Tisch. Die GEW ist zu einem lösungsorientierten Dialog bereit“, hob Siebernik hervor. Sie wies auf die gesellschaftliche Verantwortung aller hin, um das System nachhaltig zu stabilisieren und qualitativ weiterzuentwickeln: „Die GEW setzt sich für ein bundesweites Kita-Qualitätsgesetz mit einheitlichen Standards sowie für eine umfassende Fachkräfteoffensive ein. Zentral sind dabei eine bessere Fachkraft-Kind-Relation, mehr Zeit für Leitungsaufgaben in der Kita, Zeit für Vor- und Nachbereitung, das Recht auf Fort- und Weiterbildung sowie Fachberatung.“

Info: Die Ausfälle durch Krankheit bei den Fachkräften in der Kindertagesbetreuung sind im Jahr 2023 dramatisch. Durchschnittlich fehlten Erzieherinnen und Erzieher fast 30 Tage im Jahr. Das liegt deutlich über dem Schnitt von rund 20 Tagen bei anderen Berufsgruppen. Auch der Krankenstand von rund 8 Prozent in der Kindertagesbetreuung liegt deutlich über dem Durchschnitt von etwa 6 Prozent in anderen Branchen.

Die Gründe für diese hohen Fehlzeiten sind laut den Autorinnen der Bertelsmann-Studie vielfältig. Atemwegserkrankungen sind die häufigste Ursache, gefolgt von psychischen Erkrankungen. Diese sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen und liegen weit über dem Durchschnitt anderer Berufe. Die durch die Krankheitsausfälle anhaltende Überlastung des Kita-Personals wirkt sich massiv auf die Qualität des Angebots der Kindertagesstätten aus. Um den Kreislauf aus Personalmangel und wachsendem Druck zu durchbrechen, fordert die Bertelsmann Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Fachkräfte-Forum verbindliche gesetzliche Maßnahmen. Eine klare Regelung zur Finanzierung qualifizierten Vertretungspersonals für Krankheitsausfälle sei dringend notwendig. Auf Grundlage der derzeitigen Ausfallraten müssten bundesweit fast 97.000 zusätzliche Vollzeitstellen geschaffen werden. Das bedeute jährlich zusätzliche Personalkosten in Höhe von etwa 5,8 Milliarden Euro.

”Bei Kindern gilt eine Zwei-Klassen-Gesellschaft”: Warum geflohene Kinder häufig nicht zur Schule dürfen

Geflüchtete Kinder in NRW dürfen oft nicht zur Schule gehen, wenn sie in Sammelunterkünften untergebracht sind. Der Paritätische Wohlfahrtsverband kritisiert das und fordert das Land auf, dezentrale Unterbringungen und somit Bildung zu gewährleisten.
Von
Julika Ude
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August 2024
23.8.2024
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Wuppertal. Während es für einige Kinder in dieser Woche nach den Sommerferien wieder in die Schule geht, müssen viele geflüchtete Kinder und Jugendliche weiterhin in von Gesellschaft und Bildungseinrichtung isolierten Sammelunterkünften ihren Alltag bewältigen. Denn: Obwohl sie im schulpflichtigen Alter sind, können Kinder, die in Sammelunterkünften des Landes NRW leben, oft nicht zur Schule gehen. Der Paritätische Wohlfahrtsverband NRW kritisiert diesen Umstand.

Seit einigen Jahren weist der Wohlfahrtsverband bereits darauf hin, dass Rechte, die nach der UN-Kinderrechtskonvention für alle Kinder gelten sollten, besonders für geflohene Kinder nicht genügend Beachtung finden. In einer Pressemitteilung macht der Wohlfahrtsverband am Montag darauf aufmerksam, dass sich an der prekären Lage für geflüchtete Kinder und Jugendliche noch immer nicht ausreichend geändert habe: ”Während NRW mit seinem Landeskinderschutzgesetz bundesweit beispiellos hohe Standards schafft und die Rechte von Kindern und ihre Beteiligung zur Basis eines wirksamen Kinderschutzes macht, sind junge Menschen in Landesunterkünften weitestgehend ungeschützt”, so Christian Woltering, Vorstand des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW.

Eines der für geflohene Kinder mangelhaft geschützten Rechte ist die Gewährleistung von Bildung. Sie sollten Zugang zu Bildungseinrichtungen haben, ”doch bei Kindern gilt eine Zwei-Klassen-Gesellschaft in NRW”, moniert Woltering. ”Obwohl sie im schulpflichtigen Alter sind, dürfen geflüchtete Kinder und Jugendliche, die in Sammelunterkünften des Landes NRW untergebracht sind, nicht zur Schule gehen”, führt er weiter aus. Bildung und Schutz würden ihnen systematisch verwehrt. Derzeit seien mehr als 3.500 Kinder und Jugendliche in Sammelunterkünften des Landes NRW untergebracht, wovon nur einzelne überhaupt Ersatzangebote schulischer Bildung in den Unterkünften wahrnehmen können.

Wann dürfen geflohene Kinder eine Schule besuchen?

Der Zugang zur schulischen Bildung ist Ländersache. Auf Anfrage unserer Redaktion erklärt der Paritätische Wohlfahrtsverband NRW, welche Voraussetzungen im Land NRW erfüllt sein müssen, damit geflüchtete Kinder Zugang zur Bildung an öffentlichen Schulen haben: ”Hier sind geflüchtete Kinder nicht automatisch qua ihres Alters schulpflichtig, sondern erst, wenn sie aufenthaltsrechtlich einer Kommune zugewiesen werden (und im schulpflichtigen Alter sind)”, so Sarah Steffen, Fachreferentin des Verbandes im Bereich Migration und Flüchtlingsarbeit. Bis dahin, also meist über mehrere Monate, seien sie mit ihren Familien in Sammelunterkünften des Landes NRW wohnverpflichtet und dürften keine Schulen besuchen. Rechtsgrundlage dafür sei das Schulgesetz NRW. 

Jüngeren Kindern sei durch die Unterbringung in Sammelunterkünften außerdem verwehrt, frühkindliche Bildung in Kindertagesstätten zu erhalten. “Auch weitere Rechte auf Teilhabe und Schutz sehen wir grundlegend verletzt, solange Kinder und Jugendliche isoliert von der Gesellschaft und unter zum Teil gefährdenden Lebensbedingungen langfristig untergebracht sind”, beklagt Steffen. Um geflüchteten Kindern und Jugendlichen das Recht auf ein Aufwachsen unter förderlichen Bedingungen und den schnellstmöglichen Zugang zu Bildung zu ermöglichen, schließt die Pressemitteilung des Wohlfahrtsverbandes mit einer Forderung an das Land: ”Begrenzen Sie, so wie im Koalitionsvertrag vorgesehen, die Dauer der Unterbringung von Familien in Sammelunterkünften auf ein absolutes Minimum und priorisieren Sie eine dezentrale Unterbringung.”

NRW setzt auf Virtual Reality: Großprojekt zur Digitalisierung der Schulen gestartet

Nordrhein-Westfalen startet ein groß angelegtes Projekt zur Einführung von Virtual-Reality-Lernlösungen in Schulen. Die VIL GmbH und Deutsche Telekom statten Schulen mit über 3.400 VR-Headsets aus, um das Lernen interaktiver und immersiver zu gestalten.
Von
Marie-Theres Carl
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August 2024
22.8.2024
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Düsseldorf. Das Land Nordrhein-Westfalen geht einen großen Schritt in Richtung digitaler Bildung. In einem europaweiten Ausschreibungsverfahren hat das Ministerium für Schule und Bildung des Landes die Einführung von Virtual-Reality-Lernlösungen an die Deutsche Telekom Business Solutions GmbH und die VIL GmbH vergeben. Mit einem Gesamtvolumen von etwa 5 Millionen Euro ist dieses Projekt eine der umfangreichsten VR-Initiativen im europäischen Bildungswesen.

Start des Projekts: Schulen in NRW rüsten sich für die Zukunft

Die Umsetzung des Projektes beginnt in den nächsten Wochen mit der Ausstattung der Kommunalen Medienzentren (KMZ) und Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL). Diese Einrichtungen werden als zentrale Anlaufstellen für die Integration der neuen Technologien dienen. Ein wichtiger Baustein des Projekts ist das “Train the Teacher”-Programm, das sicherstellen soll, dass Lehrkräfte optimal auf die Nutzung der VR-Systeme vorbereitet sind. In der ersten Phase liegt der Fokus auf der Schulung von Lehrkräften und der Implementierung der VR-Technologien in die Unterrichtspraxis. Diese Vorgehensweise soll sicherstellen, dass die Technologie nicht nur eingeführt, sondern auch effektiv genutzt wird​. Das Pilotprojekt ist vorerst auf fünf Jahre angelegt.

Die Ausschreibung des Landes NRW fokussierte sich auf die Bereitstellung von Virtual-Reality-Systemen, die einen erheblichen Mehrwert für den Unterricht bieten sollen. Die Entscheidung, VR-Technologie in die Bildung zu integrieren, wurde mit Blick auf die vielfältigen pädagogischen und didaktischen Möglichkeiten getroffen, die diese Technologie bietet. Im nächsten Schritt sollen über 3.400 VR-Headsets in die Klassenzimmer der Schulen in NRW gelangen, um Schüler:innen interaktive und immersive Lernwelten zugänglich zu machen.

Virtual Reality ergänzt das Lernen, indem es abstrakte Konzepte greifbar und komplexe Themen verständlicher macht. Schüler:innen können mithilfe der Technologie in virtuelle Welten eintauchen, historische Ereignisse hautnah erleben oder naturwissenschaftliche Prozesse unmittelbar nachvollziehen. Die immersive Lernerfahrung führt nicht nur zu einer besseren Verankerung der Lerninhalte, sondern steigert auch die Motivation und den Spaß am Lernen selbst. Studien haben bereits gezeigt, dass VR-gestütztes Lernen zu einer höheren Wissensretention führt, was langfristig zu einem nachhaltigen Lernerfolg beiträgt.

Wer sind die Macher hinter dem Pilotprojekt?

Deutsche Telekom Business Solutions GmbH ist der internationale Geschäftszweig der Deutschen Telekom und spezialisiert auf Kommunikations- und Vernetzungslösungen für Unternehmen weltweit. Mit maßgeschneiderten Netzwerklösungen unterstützt das Unternehmen seine Kunden bei der Umsetzung von Digitalisierungsstrategien. Mit jahrzehntelanger Erfahrung und einer globalen Präsenz bietet die Deutsche Telekom ein breites Spektrum an technischen Lösungen für Netzwerkinfrastruktur und Kommunikation an.

Im Pilotprojekt in Nordrhein-Westfalen übernimmt die Deutsche Telekom eine zentrale Rolle bei der Bereitstellung von Virtual-Reality-Technologie für Schulen und Lehrerausbildungszentren im gesamten Bundesland. In Zusammenarbeit mit dem Langenfelder EdTech-Start-up VIL GmbH, das als Subunternehmer agiert, ist die Telekom verantwortlich für die Beschaffung der Geräte, die Installation der digitalen Infrastruktur und die Integration der VR-Systeme in die bestehenden Schulnetzwerke. Zudem unterstützt die Telekom die Organisation und Durchführung von Schulungen für Lehrkräfte und Mitarbeitende durch Bereitstellung technischer Expertise und Ressourcen.

Ziel des Pilotprojekts ist es, das pädagogische Potenzial von Virtual Reality zu testen und die Anwendbarkeit der Technologie in verschiedenen Unterrichtskontexten zu erproben. Durch die Zusammenarbeit mit 46 Kommunalen Medienzentren soll ein Netzwerk geschaffen werden, das Lehrkräften die kostenlose Ausleihe der VR-Technologie für den schulischen Einsatz ermöglicht. Zusätzlich wird die Technologie an allen 33 Standorten der Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung bereitgestellt, um angehende Lehrkräfte bereits während ihrer Ausbildung mit diesen digitalen Werkzeugen vertraut zu machen. Die Deutsche Telekom trägt zur Bereitstellung der technischen Infrastruktur bei und fördert die Integration der VR-Technologie in den Bildungsalltag. Durch ihre Expertise gewährleistet sie die nahtlose Einbindung der Technologie in bestehende Systeme und unterstützt Lehrkräfte dabei, das Potenzial dieser Lernumgebung zu nutzen. 

Jochen Kopp, Key-Account-Manager Land Nordrhein-Westfalen bei der Deutschen Telekom, betont die Bedeutung des Projekts: “Ein spannendes Projekt – und eine noch spannendere Technologie. Mit dem Pilotprojekt in Nordrhein-Westfalen schaffen wir es, die Digitalisierung deutscher Bildungseinrichtungen ein Stück weiter in die praktische Anwendung zu bringen. Virtual Reality wird einen entscheidenden Beitrag für nachhaltiges Lernen mit modernen Medien, die den Fokus auf Interaktivität und Praxisbezug setzen, liefern – das zeigte sich bereits durch vergangene Projekte, die wir mit der VIL GmbH durchführen durften.”

Die VIL GmbH, ein aufstrebendes Unternehmen im Bereich Virtuelles interaktives Lernen, hat sich seit Gründung 2021 als Pionier auf dem Gebiet der Virtual-Reality-Technologien etabliert. Mit Sitz in Langenfeld, Nordrhein-Westfalen, bietet VIL eine maßgeschneiderte Plattform, die es ermöglicht, theoretisches Wissen in praxisnahe, immersive Erfahrungen umzuwandeln. Die innovative Herangehensweise hat das Unternehmen schnell zu einem führenden Anbieter im Bildungssektor gemacht. Zusammen mit der Deutschen Telekom, einem Schwergewicht in der europäischen Telekommunikationsbranche, bringt VIL nun seine Expertise in das Bildungssystem von NRW ein, um Schüler:innen und Lehrkräfte gleichermaßen für die Herausforderungen der digitalen Zukunft zu rüsten.

Auch Jan-Philipp Moritz, Geschäftsführer der VIL GmbH, zeigt sich stolz über die Durchführung des wegweisenden Projekts: “Wir sind sehr stolz darauf, mit dem Pilotprojekt einen Beitrag in Richtung digitale Bildung leisten zu können. Virtual Reality sehen wir als ein ergänzendes Medium für den Schulunterricht an. Die Technologie soll dazu dienen, der Lehrkraft ein Medium zur Verfügung zu stellen, um komplexe, sonst nur schwer greifbare Lerninhalte erlebbarer und greifbarer zu machen und Lernen ein Stück weit nachhaltiger zu gestalten.” Darüber hinaus, so Moritz, fördere VR besonders die Medienkompetenz, insbesondere durch die gezielte Auseinandersetzung mit dem Medium Video.

Verschiedene Perspektiven: Wie VR den Unterricht verändert

Stefan Behlau, Vorsitzender des VBE NRW, betont die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Virtual Reality im Unterricht. Er hebt hervor, dass VR die Möglichkeit bietet, Lernende in immersive Erlebnisse eintauchen zu lassen, auch ohne das Klassenzimmer verlassen zu müssen. “Ein Spaziergang durch das antike Rom bereichert den Geschichtsunterricht, eine Stadtführung durch London oder andere Hauptstädte kann sowohl den Geographie- wie auch den fremdsprachlichen Unterricht sinnvoll und fächerübergreifend ergänzen”, erklärt Behlau. 

Die Technologie ermöglicht es Schüler:innen, eigene Präsentationen zu gestalten, in Romanwelten einzutauchen oder mit anderen Lernenden – auch in anderen Schulen oder Ländern – in Austausch zu treten. Dennoch weist Behlau darauf hin, dass aufgrund der vielerorts noch fehlenden Ausstattung ein alltäglicher Einsatz dieser Technologie noch in der Ferne liegt. Er warnt auch davor, VR als Ersatz für das physische Zusammensein in der Schule zu sehen. “Virtual Reality kann als spannende und zeitgemäße Ergänzung im Werkzeugkoffer der Lehrkräfte angesehen werden, schulisches Leben in seiner physischen Dimension des gemeinsamen Lehrens, Lernens und Zusammenlebens wird es allerdings nicht ersetzen können”, so Behlau. 

Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologenverbandes NRW, äußert sich ebenfalls zum Einsatz von VR in Schulen: “Wir sind selbstverständlich offen für Formen innovativer Technik, vor allem, wenn diese das Unterrichten didaktisch/methodisch bereichern, erleichtern und auch inhaltlich unterstützen können. Wir sind allerdings auch der Auffassung, dass diese konzeptionell einbezogen werden müssen. Das heißt, die Lehrkräfte müssen in Bezug auf Einsatz und Handhabe unterstützt werden, und auch für die angemessene Wartung muss gesorgt sein.” Diese kann aus ihrer Sicht nicht in Lehrerhand liegen: “Die VR-Brillen und deren Anwendung sollten daher professionell und nicht als ‘Spielzeug’ verstanden werden.“ 

Mistler betont, dass der Einsatz von VR für Schüler:innen einen klaren Mehrwert bieten müsse und nicht nur als ‘modisches Gimmick’ gesehen werden dürfe. Eine zeitnahe Evaluation des Projekts sei notwendig, um dessen Wirksamkeit zu überprüfen und sicherzustellen, dass eine nachhaltige Finanzierung gewährleistet ist. Dennoch erkennt sie die Chancen der Technologie an: “Als Ergänzung können [VR-Brillen] dazu beitragen, einen motivierenden Erkenntnis- und Lernprozess zu erlangen. Die ‘erlebte’ Erfahrung, das ‘Mittendrinsein’ durch die Präsentationstechnik ist eine großartige Innovation. Es werden Lernumgebungen und Lernsituationen geschaffen, die wir an Schule, im Klassenraum kaum so erfahren können.”  

Auch Ayla Çelik, Vorsitzende der GEW NRW, betont, dass “Digitalisierung keinen Selbstzweck haben darf, sondern didaktisch sinnvoll eingesetzt werden“ müsse. VR-Brillen könnten insbesondere in naturwissenschaftlichen Fächern oder im Geschichtsunterricht eine Bereicherung sein, wenn es darum geht, komplexe Themen verständlicher zu machen. “Doch angesichts der personellen Situation und teilweise noch katastrophalen digitalen Infrastruktur an den Schulen ist der Unterricht mit Virtual Reality der zweite Schritt, vor dem ersten. An manchen Schulen fehlt es an WLAN, digitalen Endgeräten und Support für Inbetriebnahme und Wartung.“ Sie fordert deshalb, dass VR-Brillen als offizielles Lernmittel anerkannt und entsprechend unterstützt werden sollten, um die Schüler:innen bestmöglich auf die Zukunft vorzubereiten.

Nicolas Colsman, Gründer der Zukunft Digitale Bildung gGmbH, unterstreicht, dass die Digitalisierung des Bildungssystems nicht nur eine Notwendigkeit, sondern eine immense Chance darstellt. “Wir müssen die Erkenntnisse aus der Pandemie nutzen, um unser Bildungssystem nachhaltig zu verbessern und fit für die Zukunft zu machen“, betont Colsman. Für ihn ist Virtual Reality nicht einfach nur ein digitales Werkzeug, sondern ein “echter Gamechanger”, der das Potenzial hat, das Lernen auf eine völlig neue Ebene zu heben.

Das Projekt der VIL und der Deutschen Telekom sieht Colsman als einen mutigen und richtungsweisenden Schritt. Er ist überzeugt, dass dieses Vorhaben zeigt, dass das Land NRW bereit ist, innovative Wege in der Bildung zu gehen. Langfristig strebt Colsman ein Bildungssystem an, in dem digitale Werkzeuge wie VR im Zentrum stehen, um jedem Kind die besten Chancen für eine erfolgreiche Zukunft zu bieten. “Dieses Projekt ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einem modernen, digitalen Bildungssystem”, schließt Colsman.

Langfristig könnte dieses Projekt als Modell für andere Bundesländer dienen. Die Kombination aus innovativer Technologie und gezielter pädagogischer Anwendung hat das Potenzial, die Bildung in NRW und darüber hinaus nachhaltig zu verändern. Insbesondere im Bereich der Integration und Inklusion bietet VR eine Vielzahl von Möglichkeiten, z.B. durch das spielerische Erlernen von Sprachen oder das Nachstellen von Alltagssituationen für Geflüchtete. Diese sozialen Aspekte machen VR zu einem wichtigen Werkzeug, das über den reinen Bildungsauftrag hinausgeht und einen großen gesellschaftlichen Mehrwert schafft​.

Spielerisch zum Erfolg: Analoge und digitale Wege zur Problemlösung

Die Förderung der Problemlösekompetenz der Schüler stärkt kritisches Denken, Kreativität und Resilienz und hilft dabei, Herausforderungen selbständig zu meistern. Zahlreiche analoge und digitale Spiele können diesen Prozess aktiv unterstützen.
Von
Helen Mattes
|
22
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August 2024
22.8.2024
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Die Fähigkeit zur Problemlösung ist für Schüler:innen jeden Alters von großer Bedeutung. Eine frühe Förderung dieser Kompetenz kann zahlreiche positive Auswirkungen haben, wie z.B. die Verbesserung des kritischen Denkens, die Förderung der Kreativität und die Stärkung der Resilienz. Durch die aktive Teilnahme an problemorientierten Übungen lernen Kinder außerdem, Herausforderungen selbstständig zu bewältigen. 

Die Phasen des Problemlösens laufen idealerweise wie folgt ab: Zunächst erfolgt die Problemidentifikation, bei der das Problem erkannt wird. Anschließend wird in der Situationsanalyse das Ziel geklärt und definiert. Daraufhin wird ein Lösungsplan erstellt, wobei die Randbedingungen erkannt und mögliche Alternativen in Betracht gezogen werden. Im nächsten Schritt wird der Plan umgesetzt. Treten dabei Fehler auf, werden diese korrigiert. Abschließend erfolgt eine Ergebnisbewertung, bei der überprüft wird, ob die definierten Teilziele erreicht wurden.

Das beschriebene Vorgehen zeigt deutlich, wie umfangreich und anspruchsvoll der Prozess des Problemlösens für Schüler:innen sein kann. Jede Phase erfordert spezifische kognitive Fähigkeiten: Von der Problemerkennung über die Zielanalyse bis hin zur Planung, Durchführung und abschließenden Bewertung. Problemlösen erfordert nicht nur kreatives Denken, sondern auch systematisches Vorgehen und die Fähigkeit, Fehler zu korrigieren. Kein leichtes Unterfangen für Schüler:innen. Im Folgenden stellen wir euch deshalb analoge und digitale Spiele vor, die Problemlösekompetenzen auf unterhaltsame Weise vermitteln und in den Unterricht integriert werden können. 

Analoge Spiele: Rauchende Köpfe und garantierte Lacher 

Zu den analogen Problemlösungsaktivitäten für Kinder gehören Puzzles, Zuordnungsspiele und Sortierspiele. Zuordnungsspiele fördern die grundlegende geistige Fähigkeit, Dinge richtig zuzuordnen. Damit ein Kind das Zuordnen versteht, muss es zunächst das Konzept von ”gleich” und ”unterschiedlich” begreifen. Das Erlernen dieser Unterscheidung ist wichtig, da es die Grundlage für komplexere kognitive Fähigkeiten wie das Erkennen von Gemeinsamkeiten, das Sortieren und das Ordnen bildet. Ein Beispiel für ein klassisches Zuordnungsspiel ist Memory, bei dem passende Kartenpaare gefunden werden müssen. Auch kreative Aktivitäten wie das Unkrautjäten im Gemüsebeet können als Zuordnungsspiel dienen, indem das Kind alles entfernt, was nicht nach Gemüse aussieht.

Für Grund- und Mittelschüler:innen bieten sich Spiele wie Sudoku, Strategiespiele und Gruppenherausforderungen an. Ein geeignetes Beispiel für ein Strategiespiel ist “Qwirkle”. Die Regeln sind einfach: Holzsteine mit bunten Symbolen müssen aneinandergelegt werden. Bei gleicher Farbe müssen sich die Formen unterscheiden, bei gleicher Form die Farben. Ziel ist es, möglichst viele Punkte zu sammeln. Trotz des einfachen Spielprinzips erfordert das Spiel taktisches und strategisches Denken. 

Für Gruppenaktivitäten in der Klasse eignen sich Spiele wie der ”Heißer Stuhl”. Dabei wird die Klasse in zwei Teams aufgeteilt und für jedes Team ein leerer Stuhl vor die Tafel gestellt. Als Lehrkraft wählt ihr aus jedem Team eine Person aus, die das jeweilige Team vertritt und mit dem Rücken zur Tafel auf dem Stuhl sitzt. Danach werden nacheinander Bilder auf die Tafel projiziert. Abwechselnd gibt jedes Team der Person auf dem Stuhl einen Hinweis. Wird das Bild richtig erraten, erhält das Team einen Punkt. Wenn nicht, ist das andere Team mit einem Hinweis an der Reihe. Das Spiel dauert so lange, bis eine der Personen auf dem Stuhl das Bild richtig erraten hat. 

Eine weitere Spielidee ist der ”Magic Hula Hoop”. Für dieses Spiel werden Gruppen bestehend aus sechs Schüler:innen gebildet. Die Kinder stehen im Kreis und heben ihre Arme hoch in die Luft. Ihr platziert nun einen Hula-Hoop-Reifen auf den Fingerspitzen der Schüler:innen. Die Herausforderung: Die Kinder müssen den Hula-Hoop-Reifen langsam zum Boden bringen, ohne ihn vorher fallen zu lassen. Um die Aufgabe noch anspruchsvoller zu gestalten, könnt ihr eurer KlasseKommunikationsbeschränkungen auferlegen, z.B. dass die Kinder nicht oder nur begrenzt sprechen dürfen. 

Analoge Spiele sind wertvolle Werkzeuge zur Förderung der Problemlösekompetenz. Sie bieten vielseitige Einsatzmöglichkeiten im Unterricht, von einfachen Zuordnungs- und Strategiespielen bis hin zu Gruppenaktivitäten, die strategisches Denken und Teamarbeit stärken. Ebenso bieten digitale Spiele innovative Ansätze und eröffnen neue Dimensionen der Interaktivität, die das Lernen spannend und zugänglich gestalten. 

Digitale Spiele: Level up in Problemlösung

Nicht nur analoge Spiele, sondern auch eine Reihe digitaler Spiele eignen sich zum Erlernen von Problemlösekompetenzen. So haben verschiedene Studien gezeigt, dass Videospiele einen positiven Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten haben können und sich auf die Problemlösekompetenz und das kritische Denken auswirken. Jedes Videospiel bietet einzigartige und unterschiedliche Herausforderungen und beinhaltet oftmals komplexe Szenarien, durch die Spieler:innen ihre Problemlösungskompetenz schärfen können. Ob es darum geht, ein Rätsel zu lösen, einen Gegner zu besiegen oder ein komplexes Leveldesign zu meistern – der Markt für Videospiele ist riesig und bietet eine große Vielfalt an Spielgenres.

So gibt es digitale Spiele, in denen die Spieler:innen moralische, strategische oder taktische Entscheidungen treffen müssen. Dabei ist es wichtig, die Konsequenzen der Entscheidungen abzuschätzen und zu lernen, Verantwortung für das eigene Handeln im Spiel zu übernehmen. Viele Videospiele setzen zudem auf einen kooperativen Mehrspielermodus, der Teamarbeit und Koordination erfordert, da die Spieler:innen kommunizieren, Strategien entwickeln und sich aufeinander verlassen müssen. Dies erfordert kritisches Denken und das Finden von Lösungen in komplexen Situationen und unter Zeitdruck.

Ein weiteres Merkmal von Videospielen ist das Trial-and-Error-Prinzip. Das bedeutet, dass die Spieler:innen zunächst unterschiedliche Ansätze ausprobieren müssen, um herauszufinden, welche Strategie im Spiel zum Erfolg führt. Dieser wiederholte Prozess des Ausprobierens und Lernens ist ein zentraler Bestandteil des kritischen Denkens und des Problemlösens. Einige digitale Spiele enthalten komplexe Rätsel und Puzzles, bei denen es entscheidend ist, Informationen zu verknüpfen und kreative Lösungsansätze zu finden.

Ein Vorteil von Videospielen ist zudem ihre Beliebtheit unter jungen Menschen. Aktuellen Statistiken zufolge spielen rund 54 Prozent der Deutschen zumindest gelegentlich Computer- und Videospiele. Bei den 16- bis 29-Jährigen sind es sogar 85 Prozent. Ein genauerer Blick lohnt sich, denn neben der Beliebtheit unter Jugendlichen werden digitale Spiele zunehmend auch unter dem Aspekt ihrer pädagogischen Potenziale betrachtet. Die Popularität von digitalen Spielen kann von Lehrkräften zusätzlich genutzt werden, um die Motivation zu steigern und so einen nachhaltigen Lernprozess zu schaffen.

Grundsätzlich gibt es die klassischen Unterhaltungsspiele, von denen einige sehr gut für Bildungskontexte geeignet sind. Daneben gibt es sogenannte ”Serious Games”, die speziell entwickelt wurden, um einen bestimmten Lerneffekt zu erzielen. Im Folgenden werden Beispiele für beide Spielarten vorgestellt. Festzuhalten ist, dass eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt werden müssen, damit digitale Spiele im Unterricht eingesetzt werden können. Schaut dazu gerne in unseren Artikel zu Computerspiele im Unterricht. Wer diese Voraussetzungen jedoch erfüllt, kann neben analogen Spielen auf eine Vielzahl von digitalen Optionen zurückgreifen.

Minecraft

(Quelle: Minecraft)

Mit 238 Millionen verkauften Exemplaren ist Minecraft das erfolgreichste Videospiel aller Zeiten. Das Spielprinzip von Minecraft ist so simpel wie genial: Die Spieler:innen starten als Abenteurer und erkunden eine offene Welt, die vollständig aus Blöcken besteht. Diese Blöcke können abgebaut und nach Belieben neu platziert und somit beispielsweise zu beeindruckenden Bauwerken verarbeitet werden. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt: Neben dem Errichten von Basen können mit den richtigen Materialien Werkzeuge, Dekorationen, Nahrung, Rüstungen oder Eisenbahnschienen hergestellt werden. 

Es können verschiedene Spielmodi gewählt werden, wie z.B. der Survival- oder der Kreativmodus. Dank zahlreicher Minecraft-Erweiterungen kann das Spiel auch sinnvoll in den Unterricht integriert werden. So gibt es mittlerweile einen eigenen Education-Modus, in dem Hunderte Lektionen von Pädagog:innen aus aller Welt für Schüler:innen bereitgestellt und auf der offiziellen Webseite eingesehen werden können.

Die Lerninhalte umfassen folgende Themenbereiche: Wissenschaft, Mathematik, Informatik, Sprache, Geschichte und Kultur, Kunst und Design, Digital Citizenship, Soziales und Emotionen, Gleichberechtigung und Inklusion sowie Klima und Nachhaltigkeit. Unter den einzelnen Themenbereichen können dann entsprechende Aufgaben und Minecraft-Welten aufgerufen werden. Zu jeder Aufgabe ist formuliert, welche Lernziele verfolgt werden, was die Leitidee ist und welche Fähigkeiten geschult werden. Zusätzlich gibt es für jede Lektion eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Vorbereitung der Lehrkraft auf die Unterrichtseinheit.

Ein Beispiel: Unter der Kategorie Gleichberechtigung und Inklusion findet sich die Aufgabe “Guter Ärger: Frauenwahlrecht”. In diesem Spiel begleiten die Schüler:innen Emmeline Pankhurst ins viktorianische Großbritannien und erfahren alles über ihren Weg und ihren Kampf für das Frauenwahlrecht. Die Lernziele sind, einen historischen Kontext zur Frauenwahlrechtsbewegung zu erhalten und ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie das Infragestellen bestehender Normen zu Veränderungen führen kann. Zudem sollen die Schüler:innen ein Gespür dafür entwickeln, wie sie sich selbst aktiv für die Frauenbewegung einsetzen können. Dadurch soll allen voran das kritische Denken, als Teil der Problemlösekompetenz, trainiert werden. 

Ein weiteres Beispiel aus dem Themenbereich Informatik ist die Lektion “Stunde des Codes: Escape Estate”, in der Code und rechnergestütztes Denken angewandt werden müssen, um Geheimnisse zu entschlüsseln, Falltüren zu öffnen und versteckte Hinweise aufzuspüren, um vor Tagesanbruch aus dem mysteriösen Herrenhaus zu entkommen. Die Schüler:innen sollen dabei erste Konzepte des Programmierens entdecken.

Minecraft ist nicht nur das erfolgreichste Videospiel aller Zeiten, sondern auch ein wertvolles Bildungstool. Der Education-Modus ermöglicht es Schüler:innen, durch interaktive Lektionen in verschiedenen Fächern wichtige Kompetenzen wie kritisches Denken und Problemlösungsfähigkeiten zu entwickeln.

Life is Strange

(Quelle: Square Enix)

Life is Strange ist ein Adventure-Spiel, in dem man die Geschichte der Fotografie-Studentin Max erlebt. Das Besondere an diesem Spiel ist die Fähigkeit von Max, die Zeit zurückzuspulen und so den Verlauf der Ereignisse zu verändern. Je nachdem, welche Entscheidungen man trifft, nimmt die Geschichte unterschiedliche Wendungen. Dabei werden auch ernste Themen wie Mobbing und psychische Gesundheit behandelt, weshalb das Spiel im Bildungskontext für ältere Schüler:innen (ab 16 Jahren) empfohlen wird.

Durch die Möglichkeit, schwerwiegende Entscheidungen zu treffen, die den Verlauf der Geschichte beeinflussen, wird den Spieler:innen eine tiefere Auseinandersetzung mit schwierigen moralischen Fragen ermöglicht. Am Ende jeder Episode können die Entscheidungen der anderen Spieler:innen weltweit eingesehen werden und so verglichen werden. Mithilfe des Spiels können sensible Themen besprochen und Entscheidungen diskutiert werden. Denkbar wäre beispielsweise der Einsatz des Spiels im Ethik- oder Religionsunterricht, um das kritische Denken zu fördern.

Wichtiger Hinweis: Da das Spiel sensible Themen anspricht, die für Schüler:innen belastend sein können, ist es wichtig, vorab ein Gespräch mit der Klasse zu führen. Insbesondere die Themen Suizid und Depression sollten vorab thematisiert werden, wobei auch Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten aufgezeigt werden sollten.

Democracy 3

(Quelle: Gamersglobal)

Democracy 3 ist ein Serious Game, in dem man in die Rolle eines Staatsoberhauptes schlüpft und versucht, eine Wiederwahl zu erreichen. Dabei ist es entscheidend, dass die Spieler:innen die Interessen vieler unterschiedlicher Gruppen berücksichtigen und politische Krisen souverän managen. Ziel ist es also, für soziale Gerechtigkeit und Wohlstand im Land zu sorgen. Die Spieler:innen können entscheiden, in welchem Land sie die politische Führung übernehmen, welcher Partei sie angehören wollen und wie oft sie wiedergewählt werden dürfen. Je nach Erfolg der Führung des Landes gewinnt man mehr Kapital. Die Spieler:innen müssen dabei komplexe politische Entscheidungen treffen, die von einem Teil der Bevölkerung unterstützt und von einem anderen abgelehnt werden.

Die Gesamtheit der Wähler:innen im Spiel stellt eine Kombination aus verschiedenen Untergruppen der insgesamt 21 Wählergruppen dar. So kann es sich z.B. um einen jungen, wohlhabenden, liberalen, sozialistischen Pendler oder um einen pensionierten, konservativen, religiösen Kapitalisten handeln. Darüber hinaus variiert das Ausmaß, in dem sich jede:r Wähler:in mit diesen Gruppen identifiziert, was wiederum langfristig durch politische Strategien beeinflusst werden kann. Die im Spiel verwendeten Wählergruppen und Charakterisierungen sind bewusst vereinfacht und enthalten Stereotype, um die Spielmechanik zu unterstützen. Diese Darstellungen sollten nicht als vollständige Abbildung realer Personen und ihrer Identitäten verstanden werden.

Die Schüler:innen können mithilfe des Spiels politische Entscheidungen treffen und erfahren, welche Auswirkungen diese beispielsweise auf Wirtschaft und Gesellschaft haben. Durch die aktive Beteiligung an politischen Entscheidungen werden deren Zusammenhänge und Konsequenzen deutlich erkennbar und greifbarer. 

Hidden Codes

(Quelle: Bildungsstätte Anne Frank)

Hidden Codes ist ein Mobile Game der Bildungsstätte Anne Frank und gehört ebenfalls zur Kategorie der Serious Game. In einer simulierten Social-Media-Umgebung können die Spieler:innen miteinander chatten, Profile durchsuchen und auf Storys sowie Kommentare anderer Nutzer:innen reagieren. Ziel ist es, junge Menschen spielerisch zu befähigen, problematische Inhalte oder Aussagen zu erkennen und kompetent darauf zu reagieren. 

In jeder Episode gibt es mehrere Kapitel, in denen die Spieler:innen gezielt nach spezifischen Elementen von Radikalisierung suchen können. Themenschwerpunkte umfassen unter anderem die Verbreitung rechtsradikaler Inhalte in Foren und sozialen Medien durch Memes, den Einfluss von Algorithmen und die Wirkung der eigenen Filterblase. Darüber hinaus werden rechtsextreme Symbolik und ihre mögliche Verbindung zu Verschwörungsmythen thematisiert. Im Zusammenhang damit lernen die Spieler:innen auch, wie rechtsextreme Gamer:innen und Streamer:innen solche Inhalte verbreiten. Dadurch können Jugendliche die Muster radikaler Gruppen im Netz besser erkennen, politische Codes und Verschwörungsmythen identifizieren und erhalten Handlungsempfehlungen, wenn sich jemand aus dem eigenen Umfeld radikalisiert. Das Spiel wird für den Unterricht ab 14 Jahren empfohlen und ist kostenlos für Android und iOS erhältlich.

Analoge und digitale Spiele bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten, um die Problemlösekompetenz von Schüler:innen spielerisch zu fördern. Durch die Kombination beider Welten könnt ihr kreative Ansätze nutzen, um das kritische Denken und strategische Handeln der Schüler:innen nachhaltig zu stärken. Während analoge Spiele durch direkte Interaktionen und haptische Erfahrungen überzeugen, bringen digitale Spiele zusätzliche Dimensionen der Interaktivität und Komplexität mit sich. Zögert also nicht, neue spielerische Methoden in den Unterricht zu integrieren und so Lernumgebungen zu schaffen, in denen Problemlösekompetenzen mit Freude entwickelt werden.

Top 5 DaZ-Apps: So wird Deutsch lernen zum Kinderspiel

Die fünf besten DaZ-Apps für den Unterricht, die das Deutsch lernen spielerisch, effektiv und praxisnah unterstützen. Diese digitalen Tools bieten innovative Methoden, um den Sprachunterricht abwechslungsreich und zielgerichtet zu gestalten.
Von
Jonasz Schulze
|
21
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August 2024
21.8.2024
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Der Einsatz digitaler Medien und Tools ist im modernen Unterricht nicht mehr wegzudenken, besonders im Bereich Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Neben beliebten Instagram-Channels wie “deutsch_mit_benjamin” und “deutschag”, die auf anschauliche Weise Sprachstrukturen und Aussprache vermitteln (Lehrer News berichtete), gibt es auch zahlreiche YouTube-Kanäle wie “Lingster Academy” und “Easy German”, die mit praxisnahen Videos den Deutschunterricht bereichern (Lehrer News berichtete). Doch auch Apps bieten Lehrkräften wertvolle Unterstützung, um den Unterricht abwechslungsreicher zu gestalten und den Schüler:innen spielerisch Deutsch beizubringen. In diesem Artikel stellen wir einige der besten Apps und Tools vor, die sich durch ihre Praxisnähe und Vielseitigkeit auszeichnen.

Zabulo – Maßgeschneiderte Lernspiele für mehr Spaß bei der Sprachförderung 

Zabulo im Einsatz: Individuelle Lernspiele für den DaZ-Unterricht leicht gemacht (Quelle: paedalogis.com)

Zabulo ist eine kostenfreie App, die sich besonders für den Einsatz im Vor- und Grundschulalter eignet. Sie ermöglicht es Lehrkräften, individuelle Lernspiele zur Förderung der Sprachentwicklung, zum Erlernen des Lesens und Rechtschreibens oder speziell für den DaZ-Unterricht zu erstellen. Die App umfasst über 1.600 abbildbare Nomen und Verben, die mit kindgerechten Bildern verknüpft sind. 

Ein besonderes Merkmal von Zabulo ist die Möglichkeit, Lernspiele mithilfe von QR-Codes zu teilen und offline zu spielen. Die Flexibilität macht die App besonders wertvoll für DaZ, da sie sowohl im Klassenzimmer als auch zu Hause genutzt werden kann. Durch individuell anpassbare Lerninhalte können Lehrkräfte gezielt auf die sprachlichen Bedürfnisse ihrer Schüler:innen eingehen. So lassen sich Übungen zur Sprachförderung passgenau an das jeweilige Lernniveau abstimmen, was den Lernerfolg maßgeblich unterstützt. Zabulo ist kostenlos verfügbar und kann im Apple App Store heruntergeladen werden.

Polylino – Die digitale Bibliothek, die Sprachbarrieren überwindet

Polylino im Überblick: eine Vielfalt an digitalen Bilderbüchern für den DaZ-Unterricht (Quelle: ilteducation)

Polylino ist mehr als nur eine digitale Bibliothek – es ist ein vielseitiges Werkzeug zur Sprachförderung im frühkindlichen Alter und schulischen Bereich. Mit über 1.500 Bilderbüchern in mehr als 50 Sprachen ermöglicht die App Kindern, Geschichten nicht nur auf Deutsch, sondern auch in ihrer Muttersprache zu erleben. Dies fördert die Leselust und unterstützt die Zweitsprachentwicklung. 

Besonders praktisch: Die Offline-Speicherfunktion ermöglicht es, Bücher auch ohne Internetverbindung zu nutzen, was Polylino zu einem wertvollen Begleiter für DaZ-Schüler:innen und ihre Familien macht. Zusätzlich bietet Polylino eine Vorlesefunktion in verschiedenen Sprachen an, die das Sprachverständnis unterstützt und das Eintauchen in die neue Sprache erleichtert. Polylino ist kostenfrei im Google Play Store und im Apple App Store erhältlich.

ANTON – Die Alleskönner-App für interaktives Lernen in jeder Unterrichtsstunde 

Nicht nur für den DaZ-Unterricht: ANTON ist eine Lern-App für alle Altersstufen und Fächer (Quelle: Google Play Store)

ANTON ist eine vielseitige Lern-App, die sich sowohl für den regulären Unterricht als auch für DaZ hervorragend eignet. Mit über 100.000 Aufgaben und 200 interaktiven Übungstypen deckt sie zahlreiche Fächer von der Vorschule bis zur zehnten Klasse ab. Besonders im DaZ-Bereich bietet ANTON gezielte Übungen zur Erweiterung des Wortschatzes, Verbesserung des Leseverständnisses und zur Festigung der Grammatik. Die Inhalte sind passgenau auf die Lehrpläne der Bundesländer abgestimmt und ermöglichen Schüler:innen ein strukturiertes Lernen. 

Lehrkräfte haben die Möglichkeit, Schulklassen digital anzulegen, spezifische Aufgaben zuzuweisen und den Lernfortschritt ihrer Schüler:innen genau zu verfolgen. ANTON motiviert die Lernenden zusätzlich durch spielerische Elemente wie das Sammeln von Sternen und Pokalen, die für erfolgreich absolvierte Aufgaben vergeben werden. Die App ist sowohl für iOS als auch für Android kostenfrei und werbefrei verfügbar.

Lern Deutsch - Stadt der Wörter: Spielerisch Deutsch Lernen für Grundschulkinder

Spielerisches Deutsch lernen für Anfänger mit dem Goethe-Institut (Quelle: dazhandbuch.de)

“Lern Deutsch - Stadt der Wörter” ist ein kostenloses Onlinespiel des Goethe-Instituts, das speziell für Anfänger:innen im Deutsch lernen entwickelt wurde. Die App kombiniert Wimmelbild-Elemente mit interaktiven Sprachübungen, die den Wortschatz auf Anfängerniveau erweitern. In einer virtuellen Stadt erkunden die Spieler:innen neue Wörter und verbessern spielerisch ihre Sprachkenntnisse.

Das Spiel ist besonders geeignet für den Anfangsunterricht im DaZ-Bereich. Die App motiviert Schüler:innen durch spielerische Aufgaben und unterstützt gleichzeitig das Verständnis grundlegender sprachlicher Strukturen. “Stadt der Wörter” kann sowohl im Einzel- als auch im Gruppenunterricht eingesetzt werden und eignet sich hervorragend, um Wortschatzübungen durchzuführen oder neue Vokabeln einzuführen. Lern Deutsch - Stadt der Wörter ist kostenfrei im Google Play Store sowie im Apple App Store erhältlich. 

Nicos Weg – Der interaktive Einstieg in die deutsche Sprache

Begleite Nico durch authentische Alltagssituationen und lerne interaktiv Deutsch. (Quelle: learngerman.dw.com)

Nicos Weg ist ein interaktiver Deutschkurs, der von der Deutschen Welle in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit entwickelt wurde. Der Kurs richtet sich an Anfänger:innen und führt die Lernenden durch verschiedene Alltagssituationen in Deutschland, wobei sie die deutsche Sprache auf authentische Art und Weise erlernen. Die App deckt die Niveaustufen A1 und B1 ab und ist damit ideal für den Einstieg in das Deutsch lernen.

Jede Lektion in Nicos Weg beginnt mit einer Videoepisode, die den Lernenden in eine realistische Alltagssituation einführt. Anschließend folgen Übungen, die den Wortschatz, die Grammatik und das Hörverständnis festigen. Besonders hilfreich ist die praxisnahe Ausrichtung der Inhalte, die es den Lernenden ermöglicht, schnell Fortschritte zu machen und sich in der deutschen Sprache sicherer zu fühlen. Nicos Weg ist kostenlos verfügbar und bietet eine motivierende und interaktive Lernumgebung, die sich gut in den Unterricht integrieren lässt.

Welches Tool passt zu deinem Unterricht?

Ob maßgeschneiderte Lernspiele mit Zabulo, interaktive Geschichten mit Polylino, die vielseitige ANTON-App oder das spielerische Deutsch Lernen mit “Stadt der Wörter” – jede dieser Apps bietet Vorteile für den DaZ-Unterricht. Welche App hat dich am meisten überzeugt? Hast du bereits Erfahrungen mit diesen Tools gesammelt oder hast du vielleicht noch weitere Empfehlungen, die für andere Lehrkräfte nützlich sein könnten? Teile deine Gedanken und Tipps in den Kommentaren.

So schlecht steht es um den Ganztagsanspruch in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg fehlt das Geld für den Ausbau des Ganztagsangebots. Gesetzlich ist ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ab 2026 vorgesehen. Die Fördersumme des Bundes reicht jedoch nicht für die nötigen Ausgaben.
Von
Albert Koch
|
21
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August 2024
21.8.2024
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Stuttgart. Die Landesregierung in Baden-Württemberg ist nicht in der Lage, den gesetzlichen Anspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ab 2026 zu gewährleisten. Nachdem im April zahlreiche Anträge der Kommunen auf Förderbeiträge für den Ausbau des Ganztagsangebots eingegangen waren, mussten die Regierungspräsidien Anfang dieses Monats mitteilen, dass aufgrund mangelnder finanzieller Mittel per Losverfahren entschieden wird, welchen Anträgen man stattgebe. Die betroffenen Städte und Gemeinden zeigten sich empört. Einige haben bereits  entsprechende Investitionen in die Wege geleitet und müssen nun um die versprochene Förderung von 70 Prozent der Ausgaben bangen.

Das Ganztagsförderungsgesetz (GaFöG) ist bereits im Oktober 2021 unter der letzten Bundesregierung in Kraft getreten. Es bestimmt, dass für Grundschulkinder bundesweit ein Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung von jeweils acht Stunden an fünf Tagen in der Woche besteht. Die Durchsetzung des Gesetzes ist in einem Zeitrahmen vorgesehen, der ab 2026 ein Ganztagsangebot für alle Erstklässler:innen und bis 2029 für Schüler:innen aller Grundschulklassen garantiert. Um den notwendigen Ausbau der Infrastruktur zu gewährleisten, gibt es zunächst ein Sondervermögen von 3,5 Mrd. Euro aus dem Bundesetat. Ab 2026 unterstützt der Bund den Betrieb mit jährlich steigenden Ausgaben, welche ab 2029 höchstens 1,5 Mrd. Euro pro Jahr betragen werden. Aus diesen Zuschüssen stehen den Ländern unterschiedliche Anteile zur Verfügung, die sie unter den Schulträgern nach Bedarf verteilen sollen.

Nur ein Drittel der Antragssumme steht zur Verfügung: Jetzt wird gelost

Schon vor eineinhalb Jahren warnte der Gemeindetag Baden-Württemberg, dass die Ganztagsbetreuung in dem Land nicht für alle Grundschulkinder im vorgesehenen Zeitrahmen zu garantieren sei, da die nötigen Veränderungen und Investitionen die verfügbaren Mittel übersteigen würden. Nun bewahrheitet sich diese Befürchtung, da gegen eine Antragssumme von etwa 1,2 Mrd. Euro eine Fördersumme von gerade einmal 380 Mio. Euro steht. Die Landesregierung reagierte auf diesen Widerspruch mit der Entscheidung, ein Losverfahren für die Annahme und Ablehnung von Anträgen zu verwenden. Demnach wird ein Großteil der Kommunen auf den Kosten sitzen bleiben oder nicht im  Stande sein, den Rechtsanspruch ab 2026 zu gewährleisten.

Unsicherheit in den Kommunen

Besonders misslich ist die Lage für Gemeinden, die bereits Aufträge, beispielsweise für die räumliche Erweiterung von Grundschulen, erteilt haben, in der festen Erwartung, den Förderanteil von 70 Prozent erstattet zu bekommen. Der Oberbürgermeister von Hemmingen, Thomas Schäfer, ist in Sorge, da seine Gemeinde Firmen für den Ausbau des Horts der örtlichen Grundschule beauftragt hat. Die Kosten werden sich auf 2,2 Mio. Euro belaufen. Ob es den erwarteten Zuschuss geben wird, hängt nun rein vom Zufall ab. “Dass gelost werden muss, habe ich nicht für möglich gehalten”, sagte er gegenüber dem SWR vor zwei Wochen. Von der Landesregierung fühlt er sich im Stich gelassen. “Und dann ist man als Kommune wieder das letzte Glied in der Kette. Wir dürfen die Suppe dann auslöffeln!”

“Ein Trauerspiel”: Gemeinden und Städte zeigen sich enttäuscht

Die Empörung der Kommunen findet ihr Echo in diversen aufgebrachten Stellungnahmen. Der Gemeindetag Baden-Württemberg erinnerte in einer öffentlichen Mitteilung daran, dass aus dessen Reihen schon vor Verabschiedung des Gesetzes gewarnt worden war, ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung sei schlicht nicht realisierbar. Er wies außerdem auf die Verantwortung des Landes hin, welches das Gesetz durch den Bundesrat mitgetragen hatte, für die fehlenden Mittel aufzukommen. Das jetzige Verhalten sei “Ausdruck einer unverantwortlichen Politikgestaltung, die sich sehenden Auges vollzogen hat” und führe zu einem Vertrauensverlust seitens der Gemeinden. Schließlich forderte der Gemeindetag, den Rechtsanspruch entweder zurückzunehmen oder die Fristen zu verschieben.

Der Präsident des Städtetags Baden-Württemberg, Frank Metrup, wiederholte dieselben Vorwürfe und Forderungen und fand deutliche Worte: “Das Losverfahren wird dieser Verpflichtung nicht gerecht und lässt uns im Regen stehen.” Der Vorgang sei ein “Trauerspiel”. In einem offenen Brief an das Kultusministerium äußerten der Oberbürgermeister der Stadt Emmendingen, Stefan Schlatterer, und seine Kollegin, Bürgermeisterin Hannelore Reinbold-Mench, nicht nur ihre Bedenken über die Unzufriedenheit der Kommunen, sondern auch der Eltern, deren Erwartung auf gesetzlich garantierte Ganztagsbetreuung nun enttäuscht wird.

Tombola, Rummel und Chaos: Empörung über das Losverfahren in der Opposition

Die Opposition der schwarz-grünen Landesregierung meldete sich ebenfalls mit Empörung zu Wort. “Der Gipfel der Verantwortungslosigkeit ist es aber, die viel zu knappen Mittel nicht nach sachlichen Prioritäten zu verteilen, sondern sie wie auf dem Rummel zu verlosen”, ließ Andreas Stoch, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, in einer Pressemitteilung verlauten. “Diese Tombola ist ein Tiefschlag gegen unsere Kommunen.” Der Sprecher für frühkindliche Erziehung der FDP-Fraktion, Dennis Birnstock, betitelte das Vorgehen der Landesregierung als “weitestgehend planlos” und warnte vor dem “absoluten Chaos”, das eintrete, wenn das Land nicht mit eigenen Mitteln für die Deckung des Rechtsanspruchs zum Stichtag des Schuljahresbeginns 2026 sorgte. Das Kultusministerium verteidigte seine Strategie bisher. Normalerweise nehme man die Anträge in der Reihenfolge, in der sie gestellt werden, an. Da in diesem Fall aber alle Anträge zeitgleich eintrafen, sehe man sich veranlasst, das Losverfahren anzuwenden.

Aussichten für die Ganztagsbetreuung 

Baden-Württemberg bringt im Bundesvergleich schlechte Voraussetzungen mit, um den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung zu decken. Mit nur 30 Prozent bietet in diesem Bundesland bislang der geringste Anteil der Grundschulen die Möglichkeit einer Ganztagsbetreuung an. Dabei pocht auch die Wirtschaft auf einen Ausbau, um Arbeitnehmer:innen zu entlasten. Aus einer Studie der Bertelsmann-Stiftung ging hervor, dass bis zum Ende des Jahrzehnts voraussichtlich 100.000 Fachkräfte fehlen werden, die nötig wären, um ein deckendes Angebot bereitzustellen. 

Allerdings ist das Land nicht alleine mit diesen Sorgen. Auch in Niedersachsen zeichnet sich gerade ab, dass der Rechtsanspruch aufgrund personeller und finanzieller Mängel möglicherweise nicht umsetzbar ist. In Nordrhein-Westfalen hingegen sieht die Lage besser aus: Hier investiert die Landesregierung selbst viel in die Ganztagsbetreuung und prognostiziert ein Angebot von 650.000 verfügbaren Ganztagsplätzen ab 2030 bei einem geschätzten Bedarf von 590.000 Plätzen, was 80 Prozent der Grundschüler:innen ausmachen wird.

“So, wie das Schulwesen heute ist, kann es nicht weitergehen”: Extremismus in Schulen und der dringende Reformbedarf

Der Extremismus in Schulen ist ein Problem, das durch politische Krisen und eine unzureichende Ausbildung von Lehrkräften verschärft wird. Prof. Fereidooni fordert tiefgreifende Reformen im Bildungssystem, um die Demokratiebildung zu stärken.
Von
Jonasz Schulze
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20
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August 2024
20.8.2024
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Extremismus in Schulen ist längst kein Randproblem mehr. Sowohl in Nordrhein-Westfalen als auch bundesweit zeigt sich, dass Bildungseinrichtungen oft nicht ausreichend gerüstet sind, um demokratische Werte zu vermitteln und extremistischen Tendenzen entgegenzuwirken. Der Extremismusforscher Prof. Karim Fereidooni von der Ruhr-Universität Bochum warnt: ”So, wie das Schulwesen heute ist, kann es nicht weitergehen”. Angesichts der zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung und durch politische Krisen wird die Rolle der Schule als Vermittlerin von Demokratie immer wichtiger. Doch ist das Bildungssystem dieser Aufgabe überhaupt noch gewachsen?

Aktuelle Herausforderungen im Klassenzimmer

Gesellschaftliche Spannungen, ausgelöst durch Ereignisse wie den Nahostkonflikt oder die kommenden Landtagswahlen in Ostdeutschland, spiegeln sich zunehmend auch in den Klassenzimmern wider. Berichte von Lehrkräften dokumentieren eine besorgniserregende Zunahme extremistisch motivierter Vorfälle, darunter Hakenkreuze an Wänden, antisemitische Schmierereien und offene rechtsextreme Parolen in Schulgebäuden. In Berlin stiegen die rechtsextremen Vorfälle an Schulen von 41 im Jahr 2021 auf 70 im Jahr 2023. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2024 gab es bereits 48 solcher Vorfälle. Ähnliche Trends zeigen sich auch in anderen Bundesländern: In Sachsen stieg die Zahl der gemeldeten rechtsextremen Vorfälle von 73 im Jahr 2019 auf 149 im Jahr 2023 und in Sachsen-Anhalt hat sich die Zahl gemeldeter extremistischer Vorfälle im laufenden Schuljahr mehr als verdoppelt.

Der Blick nach Brandenburg zeigt die Dramatik besonders deutlich. In Burg waren Lehrkräfte dazu gezwungen, die Schule zu verlassen, nachdem sie in einem Brandbrief auf rechtsextreme Aktivitäten hingewiesen hatten und darauf massiv bedroht wurden (Lehrer News berichtete). Dies ist kein Einzelfall, wie der Vorfall am Elite-Internat Louisenlund in Schleswig-Holstein zeigt, wo Schüler bei einer Feier rassisitsche Parolen skandierten (Lehrer News berichtete).

Besonders betroffen sind jüdische und muslimische Schüler:innen, die zunehmend Ziel von Diskriminierung und Vorurteilen werden. Prof. Fereidooni berichtet von jüdischen Eltern aus dem Ruhrgebiet, die angaben, ihre Kinder aus Angst vor Angriffen nicht mehr in die Schule schicken zu können. Gleichzeitig fühlen sich muslimische Familien stigmatisiert, wenn ihre Kinder in der Schule durch Lehrkräfte unangemessen zu politischen Themen befragt werden und in Verhörsituationen geraten, obwohl sie nichts mit den Ereignissen im Nahostkonflikt zu tun haben.

Mangelhafte Lehrausbildung als Katalysator der Krise

Ein zentraler Faktor, der zur Eskalation der Situation beiträgt, ist die unzureichende Ausbildung der Lehrkräfte. In vielen Lehramtsstudiengängen dominiert der fachliche Teil, wodurch essentiele Während Lehramtsstudierende sich eher mit Inklusion und fachlichen Inhalten auseinandersetzen, bleibt die Auseinandersetzung mit Rassismus, Antisemitismus und anderen Formen der Diskriminierung unzureichend. Diese Lücken führen zu Unsicherheiten im Umgang mit extremistischen Tendenzen im Klassenzimmer, was in der Praxis verheerende Auswirkungen haben kann. Bildungsverbände fordern daher, dass Demokratiebildung Bestandteil des Lehramtsstudiums wird. Prof. Fereidooni kritisiert, dass das deutsche Schulsystem noch immer in alten Strukturen festhängt und nicht ausreichend auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen vorbereitet ist, was es Lehrkräften erschwert, extremistischen Tendenzen wirksam entgegenzutreten. 

Die Folgen der Krise

Die Konsequenzen dieser Missstände sind erheblich. Wenn Schulen nicht in der Lage sind, extremistischen Tendenzen entgegenzuwirken, besteht die Gefahr, dass diese Einstellungen sich in der Gesellschaft verfestigen und weiter ausbreiten. Besonders besorgniserregend ist die zunehmende Entfremdung von der Demokratie, die sich in den hohen Zustimmungswerten für populistische Parteien wie der Alternative für Deutschland (AfD) unter Jugendlichen zeigt. In Thüringen berichten Lehrkräfte von einer zunehmenden Normalisierung rassistischer und rechtsextremistischer Haltungen, was das Schulleben belastet. 

Prof. Fereidooni warnt, dass auch die Zahl der Schüler:innen ohne Abschluss weiter steigen könnte und die mentale Gesundheit der Jugendlichen weiter leiden wird, falls keine tiefgreifenden Reformen erfolgen. Zudem können immer mehr Eltern, die es sich leisten können, ihre Kinder auf Privatschulen schicken, wo sie bessere Bildungschancen erwarten. Dies würde die soziale Ungleichheit weiter verschärfen. 

Reformen für die Schule der Zukunft

Um Schulen zu Orten der gelebten Demokratie zu machen, sind umfassende Reformen notwendig. Prof. Fereidooni schlägt vor, das Lehrerausbildungsgesetz (LABG) dahingehend zu ergänzen, damit Werte wie Demokratie und Gleichberechtigung stärker in der Lehrausbildung verankert werden. Zudem sollten Expert:innen Konzepte zur besseren Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften, Schulsozialarbeit und Schulpsychologie entwickeln, um die multiprofessionelle Arbeit an Schulen zu stärken. Dies sei besonders wichtig, um die Herausforderungen des Schulalltags gemeinsam zu bewältigen und eine engere Kooperation mit Familienbildungsstätten zu ermöglichen. Die Zusammenarbeit soll dazu dienen, demokratiefeindliche Einstellungen im Elternhaus frühzeitig zu erkennen und entgegenzuwirken. 

Ein weiteres Anliegen ist die Überarbeitung der schulischen Curricula. Die Lehrpläne sollten entschlackt werden, um Raum für die Thematisierung aktueller politischer Ereignisse zu schaffen und die Demokratiebildung in den Fächern gezielt zu stärken. Prof. Fereidooni betont, dass das deutsche Schulwesen “im 19. Jahrhundert hängen geblieben” sei und dadurch das Engagement und die Fähigkeiten engagierter und ausgebildeter Lehrkräfte bremst. 

Neben diesen inhaltlichen Reformen ist es notwendig, Lehrkräfte, die sich aktiv für Demokratie und gegen Extremismus einsetzen, stärker zu unterstützen und zu schützen. Prof. Fereidooni kritisiert, dass die Lehrkräfte oft von ihren Schulleitungen nicht ausreichend unterstützt werden. Er fordert einen besseren Schutz für engagierte Lehrkräfte und eine stärkere Sensibilisierung der Schulleitungen für die Bedeutung dieser Arbeit. Zudem sollen die Fortbildungsbudgets der Schulen erhöht werden, um regelmäßige Schulungen zu ermöglichen und extremistische Tendenzen frühzeitig zu erkennen. Eine verpflichtende Weiterbildung in Demokratiebildung wäre ein erster wichtiger Schritt. 

Bildung zwischen Polarisierung oder Reform

Das deutsche Bildungssystem steht an einem kritischen Punkt. Die aktuellen Herausforderungen erfordern tiefgreifende Reformen, um die Schulen als Orte der Demokratie zu stärken und extremistischen Tendenzen wirksam entgegenzutreten. Ohne diese Reformen droht eine zunehmende Polarisierung der Gesellschaft, die besonders die jüngeren Generationen betrifft. Prof. Fereidoonis Appell ist eindeutig: "So, wie das Schulwesen heute ist, kann es nicht weitergehen”. Es müssen Politik, Bildungsträger und Gesellschaft gemeinsam handeln, um die Grundlagen für eine zukunftsfähige und gerechte Bildung zu schaffen, die demokratische Werte fest verankert und unsere Gesellschaft zusammenhält. 

Krieg und Krisen als Thema im Klassenzimmer: Eine Herausforderung für Lehrkräfte

Wie geht man mit Kriegen, Krisen oder Katastrophen um? Besonders für Kinder sind diese Fragen mit vielen Unsicherheiten verbunden. Für Lehrkräfte ist es wichtig, den richtigen Umgang im Unterricht zu finden, um den Schülern ihre Ängste und Sorgen zu nehmen.
Von
Tobias Kempter
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19
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August 2024
19.8.2024
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Die Welt wird zunehmend von Krisen und Katastrophen wie dem Krieg in der Ukraine, den Konflikten in Nahost oder Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Erdbeben geprägt. Diese Ereignisse sind allgegenwärtig und lassen sich nicht ausblenden – weder in den Nachrichten noch in den sozialen Medien, die gerade von Jugendlichen intensiv genutzt werden. In dieser herausfordernden Situation stehen Lehrkräfte vor der wichtigen Aufgabe, solche belastenden Themen im Unterricht aufzugreifen und den Schüler:innen Orientierung zu bieten.

Es ist essenziell, dass Lehrkräfte sich nicht nur Zeit nehmen, die Hintergründe und Auswirkungen von Kriegen und Katastrophen verständlich zu machen, sondern auch das Bewusstsein für den Umgang mit Medien und sozialen Netzwerken zu schärfen. In Zeiten von Fake News, die sich gerade in Krisenmomenten rasant verbreiten und gezielt Ängste schüren, ist die Medienkompetenz der Schüler:innen von großer Bedeutung. Lehrkräfte können hierbei eine entscheidende Rolle spielen, indem sie die Schüler:innen dazu befähigen, Informationen kritisch zu hinterfragen und verantwortungsbewusst mit ihnen umzugehen. Gleichzeitig kann ein offener Dialog über diese schweren Themen das Bedürfnis wecken, aktiv zu werden und durch verschiedene Aktionen Unterstützung zu leisten.

Altersgerechte Gesprächsführung über Krisen

Die Art und Weise, wie Lehrkräfte mit ihren Schüler:innen über Krisen sprechen, muss an das Alter und das Vorwissen der Kinder und Jugendlichen angepasst sein. Während jüngere Kinder eher behutsame und einfache Erklärungen benötigen, können ältere Schüler:innen komplexere Informationen verstehen und kritischere Diskussionen führen.

Kinder im Grundschulalter verfügen noch nicht über ein ausgeprägtes Verständnis für geopolitische Zusammenhänge oder die Ursachen und Folgen von Naturkatastrophen und sind besonders empfänglich für emotionale Belastungen. Es ist daher wichtig, ihnen ein Sicherheitsgefühl zu vermitteln und komplexe Themen altersgerecht zu erklären. Dabei können kindgerecht aufgearbeitete Informationsangebote, wie zum Beispiel HanisauLand oder Kindernachrichten wie logo!, helfen.

Bei älteren Schüler:innen kann das Gespräch differenzierter geführt werden. Sie haben oft bereits über soziale Medien und Nachrichten von einem Thema erfahren und können die komplexen politischen, sozialen und ökologischen Zusammenhänge besser verstehen. Es ist wichtig, diesen Schüler:innen Raum für ihre Fragen und Ängste zu geben und gleichzeitig sachliche und faktenbasierte Erklärungen zu liefern. Lehrkräfte sollten dabei auch die kritische Auseinandersetzung mit den Informationen fördern, die die Jugendlichen aus den sozialen Netzwerken beziehen. Ziel ist es, sie zu befähigen, zwischen seriösen und unseriösen Quellen zu unterscheiden und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, wie sie mit der Informationsflut umgehen können.

Der Einfluss von Medien und sozialen Netzwerken

In der heutigen digitalen Welt haben soziale Netzwerke einen erheblichen Einfluss auf die Art und Weise, wie Jugendliche Informationen wahrnehmen und verarbeiten. Nachrichten über Kriege, Krisen und Katastrophen verbreiten sich in Sekundenschnelle und werden oft ungefiltert und ohne Kontext geteilt. Diese ungefilterten Informationen, die oft mit verstörenden Bildern einhergehen, können das Gefühl der Bedrohung und Unsicherheit bei den Jugendlichen verstärken. Ein zusätzliches Risiko stellt die Verbreitung von Fake News dar, die gerade in Krisenzeiten wie Kriegen oder Naturkatastrophen gefährlich sein können, da sie gezielt Ängste schüren und die Wahrnehmung der Realität verzerren.

Durch gezielte Medienbildung können Lehrkräfte die Schüler:innen für die Risiken und Gefahren dieser Informationsflut sensibilisieren und den Jugendlichen helfen, einen kritischen Blick auf die Informationen zu entwickeln, die sie in sozialen Netzwerken konsumieren. Dies beinhaltet das Erlernen von Methoden zur Überprüfung von Quellen, das Bewusstsein für die Verbreitung von Fehlinformationen und die Fähigkeit, diese Informationen einzuordnen. Indem Lehrkräfte diese Themen in den Unterricht integrieren, tragen sie nicht nur zur Aufklärung bei, sondern helfen den Schüler:innen auch, ein tieferes Verständnis für die Auswirkungen von Medien auf die Wahrnehmung von Krieg, Katastrophen und Gewalt zu entwickeln. Dieser reflektierte Umgang mit Medien kann den Jugendlichen helfen, Ängste zu relativieren und einen konstruktiven Umgang mit den Informationen zu finden.

Zwischen Information und Schutz

Lehrkräfte stehen vor der Herausforderung, den Schüler:innen einerseits notwendige Informationen über Krisen und Katastrophen zu vermitteln und sie andererseits vor einer Überforderung oder unnötigen Verängstigung zu schützen. Diskussionen können zu Beginn sehr herausfordernd sein, da sie häufig von einer unklaren Sachlage geprägt sind, die zu Problemen wie Whataboutism führen können (Lehrer News berichtete). Es gilt, einen Balanceakt zu vollziehen, der sowohl die Wissensvermittlung als auch den Schutz der psychischen Gesundheit der Schüler:innen berücksichtigt. Dies kann durch einen offenen Dialog erreicht werden, in dem auch die Grenzen des eigenen Wissens und die Unsicherheiten der Lehrkräfte thematisiert werden. Transparenz und Ehrlichkeit sind deshalb zentrale Prinzipien, die das Vertrauen der Schüler:innen stärken und ihnen helfen, sich sicherer zu fühlen.

Ein fachübergreifender Unterrichtsansatz kann dabei helfen, das Thema Krisen aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Im Geografieunterricht können die Ursachen und Auswirkungen von Naturkatastrophen behandelt werden, während der Geschichtsunterricht die historischen Hintergründe und Entwicklungen von Konflikten beleuchten kann. Der Politikunterricht bietet Raum für die Diskussion aktueller Ereignisse und deren gesellschaftliche Auswirkungen, und der Ethik- oder Religionsunterricht kann genutzt werden, um moralische Fragestellungen zu erörtern und die Schüler:innen zum Nachdenken über die ethischen Dimensionen von menschlichem Leid und Solidarität anzuregen.

Engagement und Hilfsprojekte an Schulen fördern

Neben der Aufklärung und dem Dialog über Krisen können Schulen auch eine aktive Rolle dabei spielen, das Engagement der Schüler:innen zu fördern und ihnen die Möglichkeit zu geben, selbst zu helfen. Es gibt verschiedene Wege, wie Schulen und Schüler:innen einen positiven Beitrag leisten können, sei es durch Spendenaktionen, Benefizveranstaltungen oder Projekte zur Unterstützung von Betroffenen.

Eine Möglichkeit ist es, gemeinsam mit den Schüler:innen Spendenaktionen zu organisieren, bei denen Gelder für Hilfsorganisationen gesammelt werden, die beispielsweise in Krisengebieten tätig sind. Solche Aktionen können den Schüler:innen das Gefühl geben, dass sie etwas bewirken, und ihnen eine konkrete Möglichkeit bieten, ihre Solidarität auszudrücken. Auch das Sammeln von Sachspenden, wie Kleidung oder Schulmaterialien für Geflüchtete oder Menschen, die durch Naturkatastrophen alles verloren haben, kann eine sinnvolle und greifbare Form der Hilfe sein. Es kann außerdem hilfreich sein, sich vorab Gedanken zu machen, wie beispielsweise der Schulalltag in Kriegs- und Krisenregionen abläuft und wie dort mit den Herausforderungen umgegangen wird (Lehrer News berichtete).

Schulen können zudem Kooperationen mit lokalen Hilfsorganisationen oder Flüchtlingsunterkünften eingehen, um den Schüler:innen die Möglichkeit zu geben, sich direkt vor Ort zu engagieren. Solche Projekte können nicht nur den betroffenen Menschen helfen, sondern auch das soziale Bewusstsein der Schüler:innen stärken und ihnen die Bedeutung von Empathie und Solidarität vermitteln. 

Mit Verantwortung und Einfühlungsvermögen handeln

Der Umgang mit dem Thema Krisen im Schulalltag stellt Lehrkräfte vor eine anspruchsvolle Aufgabe, die Einfühlungsvermögen, Sensibilität und eine sorgfältige pädagogische Herangehensweise erfordert. Es ist wichtig, den Schüler:innen Raum für ihre Fragen und Ängste zu geben und ihnen gleichzeitig die notwendigen Informationen zu liefern, ohne sie zu überfordern. Durch eine kritische Auseinandersetzung mit den Medien und sozialen Netzwerken können Lehrkräfte den Schüler:innen helfen, einen reflektierten Umgang mit den Informationen zu entwickeln und die eigenen Ängste besser zu bewältigen.

Zudem können Schulen durch gezielte Projekte und Hilfsaktionen das Engagement der Schüler:innen fördern und ihnen die Möglichkeit geben, aktiv zu helfen und Solidarität zu zeigen. Dies stärkt nicht nur das Gemeinschaftsgefühl, sondern vermittelt den Jugendlichen auch das Gefühl, dass sie in einer Krise nicht hilflos sind, sondern einen positiven Beitrag leisten können.

Lehrkräfte sollten sich auch ihrer eigenen Grenzen und Belastungen bewusst sein. Es ist in Ordnung, Unsicherheiten und Ängste zu haben, und es ist wichtig, sich gegebenenfalls Unterstützung zu holen, sei es durch den Austausch mit Kolleg:innen, Fortbildungen oder psychologische Beratung. Nur so können Lehrkräfte ihre Schüler:innen bestmöglich begleiten und unterstützen.

Ergonomische Schreibtische: Weg mit Rückenschmerzen, Lärm und Bakterien

Ein ergonomischer Schreibtisch unterstützt die Gesundheit. Das ist aber nicht alles, was Schreibtische zu bieten haben. Wir haben Empfehlungen für Büro, Klassen- und Lehrerzimmer zusammengestellt, die zusätzlich Bakterien und Lärm bekämpfen.
Von
Julika Ude
|
18
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August 2024
18.8.2024
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Du siehst ihn besonders häufig und lange; tagsüber im Lehrerzimmer, im Klassenraum und abends bei der Unterrichtsvorbereitung sitzt du ihm schon wieder direkt gegenüber – deinem Schreibtisch. Nicht zuletzt durch die Corona-bedingte Verlagerung des Arbeitens nach Hause sitzt und saßest du als Lehrer:in vermutlich noch länger vor demselben Schreibtisch, ohne dir zwischendurch die Beine zu vertreten. 

Wer kennt es nicht: Die Schultern hochgezogen, den Rücken zu einem Buckel geformt, starren wir auf unseren Bildschirm, bis unser Nacken schmerzt. Unsere (Rücken-)Muskulatur ist nicht für stundenlanges Sitzen gemacht – und schon gar nicht in einer ungesunden Position. Um Schmerzen und langfristige Schäden, die im schlimmsten Fall bis hin zu Bandscheibenvorfällen reichen können, zu vermeiden, ist der richtige ergonomische Schreibtisch besonders wichtig. Wir haben in diesem Artikel zusammengestellt, nach welchen Kriterien du einen solchen Schreibtisch aussuchen solltest und welche Tischmodelle wir dir für Büro und Homeoffice sowie Klassen- und Lehrerzimmer empfehlen können.

Was heißt überhaupt ergonomisch?

So verbreitet wie das Wort Ergonomie mittlerweile ist, so plakativ wird es auch verwendet. Was soll das überhaupt sein – ergonomisch? Der Begriff Ergonomie setzt sich aus den griechischen Wörtern “ergon” (Arbeit) und ”nomos” (Regel) zusammen und beschreibt damit in erster Linie die Gesetzmäßigkeiten menschlicher Arbeit. Man versteht darunter die Anpassung der Arbeitsbedingungen an den menschlichen Körper und dessen Funktionsweisen. Eine solche Anpassung ist überall dort wichtig, wo der Mensch bei seiner Arbeit mit Maschinen konfrontiert ist, so wie Lehrkräfte mit häufigem Sitzen am Schreibtisch. Ergonomisch ist also alles, was auf den Erkenntnissen der Ergonomie beruhend gebaut wurde und den menschlichen Körper in seiner Funktionsweise und Gesundheit beim Arbeiten bestmöglich unterstützt.

Wie fördert ein ergonomischer Tisch deine Gesundheit optimal? 

Die richtige Verwendung eines ergonomischen Steh- und Sitzschreibtisches. (Quelle: Blitzrechner)

Entscheidend, um deine Gesundheit bestmöglich zu unterstützen, ist bei einem Schreibtisch besonders die Höhe und im besten Fall die Verstellbarkeit dieser, damit du zwischen Sitzen und Stehen im Arbeitsalltag wechseln und so deine Muskulatur entspannen kannst. Die Höhe des Tisches, und in die du sie einstellst, variiert dabei je nach Körpergröße. Blitzrechner.de stellt einen Rechner zur Verfügung, der dir nach Eingabe deiner Körpergröße und deinen Gewohnheiten, wie dem Tragen von Absatzschuhen, einen Anhaltspunkt für deine optimale Tischhöhe vorschlägt. Da das Verhalten eines Körpers Sitzen und Stehen je nach Ober- und Unterkörperlänge variiert, empfiehlt es sich dennoch eine:n Expert:in vor Ort aufzusuchen, um die bestmöglichen Einstellungen für deinen Schreibtisch zu erfragen und ausrechnen zu lassen.

Als Anhaltspunkt kannst du dir trotzdem merken: Wenn du den Tisch zum Sitzen nutzen willst, sollte der Tisch je nach Körpergröße etwa 19 bis 28 Zentimeter über der Sitzfläche liegen. Stelle den Schreibtisch so ein, dass bei normaler Sitzhöhe mit hängenden Schultern deine Arme waagerecht auf dem Schreibtisch liegen und somit bei der Verwendung einer Tastatur etwa bei einem Winkel von 90 Grad auf dieser aufliegen. Zusätzlich solltest du sicherstellen, dass du unter dem Tisch die Beine auch mal lang machen und die Haltung variieren kannst, ohne dich in Lampen-, Laptop- oder Drucker-Kabeln zu verstricken.

Zeit, um für dich selbst aufzustehen

Ein höhenverstellbarer Schreibtisch gibt dir die Freiheit, zwischen Sitzen und Stehen zu wechseln. Durch gelegentliches Aufstehen förderst du deine Blutzirkulation, entlastest deine Muskulatur und reduzierst somit das Risiko von Rückenproblemen und anderen Beschwerden, die mit langem Sitzen verbunden sind. Die optimale Ausrichtung deines Oberkörpers verändert sich bei einem Stehtisch nicht.

Unsere Empfehlungen für höhenverstellbare Schreibtische:

Um deinen Schreibtisch an dich anzupassen, sind die Verstellbarkeit und die verfügbaren Höhen essenziell. Für eine langfristig gute Nutzung, besonders im hauseigenen Büro, sollte der Tisch noch einige weitere Merkmale mit sich bringen, um deine Arbeit möglichst komfortabel zu gestalten:

  • Bevorzugst du eine manuelle oder elektrische Bedienung, etwa aufgrund von körperlichen Einschränkungen oder einer gewünschten leichteren Handhabung?
  • Wie viel Stauraum und Platz benötigst du, um zu arbeiten? Hast du im Homeoffice viele Dokumente, die du benötigst, während im Lehrerzimmer Platz für das Pausenbrot und deinen Laptop ausreicht? Wie viel Stabilität wird nach dem Gewicht, das du im Durchschnitt ablegen möchtest, benötigt?
  • Hast du Kinder, die dir manchmal beim Arbeiten zur Seite sitzen, weshalb der Tisch Kollisionsschutz integriert und bei elektrischer Handhabung eine Kindersicherung haben sollte?
  • Weicht deine Größe oder die Länge deiner Arme von der Norm ab? Bist du zum Beispiel besonders groß?
  • Ist deine Arbeitsumgebung laut und deswegen schalldämpfendes Material von Vorteil? Sucht dein Kollegium beispielsweise für Klassenräume neue Pulte?

Tische für Büro und Homeoffice:

S2 Gestell: Maximale Funktionen für den kleinen Preis

S2 von Fezibo: Viele Funktionen für kleines Geld. (Quelle: Fezibo)

Das Basismodell von Fezibo ist ein elektrischer Sitz-Steh-Schreibtisch, den es in mehreren Größen gibt. Bei einer Tiefe von 60 Zentimetern kannst du je nach verfügbarem Platz und benötigtem Stauraum eine breite Platte von 120, 140 oder sogar 152 Zentimetern wählen. Hinsichtlich des Designs stehen dir mehrere Farben zur Auswahl. Der abgedeckte Höhenbereich, auf den du deine Arbeitsplatte fahren kannst, erstreckt sich von 70 bis 119 Zentimeter. Er unterstützt bis zu 80 Kilogramm Ablage und hält damit für seinen Preis einige Türme Klassenarbeiten aus. Zusätzlich verfügt er über eine Antikollisionstechnologie. Einen Schreibtisch in den Maßen 152 mal 60 Zentimeter kannst du derzeit ab 149,99 Euro erhalten.

E7 Pro mit C-Fuß: Für die Arbeit mit Kind an deiner Seite

Für alle Lehrkräfte, deren Kinder manchmal auch einen Blick auf die zu korrigierenden Klausuren werfen. (Quelle: Flexispot)

Der Flexispot E7 Pro ist ein höhenverstellbarer Schreibtisch, der viel Stabilität gewährleistet und ebenfalls die Möglichkeit bietet, die Plattenhöhe flexibel von 58 Zentimeter bis 123 Zentimeter einzustellen. Somit ist das Arbeiten sowohl im Sitzen als auch im Stehen möglich. Besonders vorteilhaft ist der leise Motor, mit dem eine präzise Höhenverstellung auch ohne viel Kraftaufwand möglich ist. Für alle Eltern ist ein wichtiges Feature des Flexispot E7 Pro die Kindersicherung, die speziell dafür entwickelt wurde, um zu verhindern, dass Kinder die Höhenverstellung unbeabsichtigt aktivieren. Der E7 Pro ist mit verschiedenen Tischplattenoptionen erhältlich, darunter strapazierfähige Laminat- und Massivholzplatten, die nicht nur langlebig, sondern auch pflegeleicht sind. Der Tisch ist für einen Preis von 529,99 Euro erhältlich.

Flexispot E7H: Auch geeignet für besonders große Menschen

Flexispots Option für Menschen, die größer sind als der Durchschnitt. (Quelle: Flexispot)

Als großer Mensch ist es nicht ganz so einfach, einen passenden Tisch zu finden, der hoch und dabei auch stabil genug ist, um vernünftig daran zu arbeiten. FlexiSpot hat ein Modell entwickelt, das nicht nur besonders hoch ausgefahren werden kann, sondern auch sehr stabil steht. Der E7H kann auf eine Höhe von bis zu 133 Zentimeter gefahren werden, was 15 Zentimeter mehr ist als bei den üblichen Sitz-Steh-Schreibtischen. Bei dieser Höhe verfügt der E7H über zusätzliches Gewicht in den Tischbeinen, um für extra Stabilität zu sorgen. Er kann bis zu 125 Kilogramm sicher tragen. Du kannst den Tisch für 329,99 Euro kaufen.

Für Klassenraum und Lehrerzimmer

Die Materialwahl sollte bei einem passenden Schreibtisch keineswegs zu kurz kommen: Denn Lärm ist mit einer der größten Störfaktoren im Klassenzimmer. Schreibtische mit einer Linoleumoberfläche oder mit strapazierfähigen, schallabsorbierenden Platten aus Laminat, Spanplatten und Kork sind bei lauten Umgebungen deshalb eine gute Wahl. Sollte der von euch bevorzugte Hersteller solche Materialien nicht anbieten, können schalldämpfende Schreibunterlagen Abhilfe schaffen. 

Ology von Steelcase: Bakterien und Lärm adé

Ology: Der Besondere unter unseren Empfehlungen. (Quelle: Steelcase)

Der Ology Schreibtisch von der Firma Steelcase eignet sich besonders gut für das Klassen- sowie Lehrerzimmer, besonders in Kombination mit einer Lärm reduzierenden Unterlage. Er ermöglicht eine schnelle Höhenverstellung, was deinen Kolleg:innen und dir erlaubt im Unterricht zwischen Sitz- und Stehpositionen zu variieren sowie beim Wechseln des Klassenraums keine Zeit zu verlieren. Seine robuste Bauweise macht ihn für den Schulgebrauch besonders geeignet. 

Die verfügbaren schmutzresistenten Oberflächenmaterialien machen den Schreibtisch pflegeleicht und gewährleisten, dass er auch bei intensiver Nutzung lange gut aussieht. Er bietet zusätzlich hygienische Materialien, wie antimikrobielle Oberflächen, die das Wachstum von Bakterien hemmen – was sich für die Nutzung im Klassenzimmer besonders nach dem Ausbruch von Corona wohl für alle nach einem Totschlag-Argument für den Kauf anhört. Ein Preis ist online nicht verfügbar. Suche auf der Website bei Interesse deshalb nach einem Fachhandel in deiner Nähe, um den Vertriebspreis zu ermitteln und vielleicht schon nach deinem favorisierten Design Ausschau zu halten – dann kannst du es der Schulleitung direkt vorschlagen, wenn wieder Geld im Topf für neues Equipment vorhanden ist.

Welcher wird dein nächster Schreibtisch?

Je nach Zweck, Umgebung und besonders deiner Physik, gibt es also viele verschiedene Modelle, die deinen Körper optimal beim Arbeiten unterstützen. Hast du schon einen Favoriten unter unseren Empfehlungen ausmachen können – oder Tipps für andere Lehrkräfte, die sie bei der Entscheidungsfindung für ihren nächsten Tisch-Kauf unterstützen? Lass es uns in den Kommentaren wissen!

SPD will Zugangshürden senken: Abschaffung des NC als Antwort auf Lehrermangel in NRW

Die SPD NRW fordert die Abschaffung des Numerus Clausus für das Lehramtsstudium, um dem wachsenden Lehrermangel entgegenzuwirken. Unterstützt von der GEW, plädiert sie für mehr Studienplätze und alternative Zugangswege, um den Beruf attraktiver zu machen.
Von
Tobias Kempter
|
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August 2024
17.8.2024
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Düsseldorf. Die SPD in Nordrhein-Westfalen (NRW) fordert die Abschaffung des Numerus Clausus (NC) für das Lehramtsstudium. Diese Maßnahme soll eine Antwort auf den Lehrkräftemangel im Bundesland sein, der sich in den letzten Jahren zunehmend verschärft hat. Laut Dilek Engin, der schulpolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, sei es an der Zeit, den Zugang zum Lehramtsstudium grundlegend zu überdenken und Hürden abzubauen.

Der Lehrkräftemangel im einwohnerstärksten Bundesland Deutschlands ist kein neues Phänomen, hat sich jedoch in den letzten Jahren zugespitzt. Anfang Juni 2024 meldete das Schulministerium etwa 6.000 unbesetzte Lehrstellen im Land. Diese personelle Unterbesetzung führte dazu, dass jede fünfte Unterrichtsstunde im ersten Halbjahr des Schuljahres 2023/24 ersatzlos ausfiel. Besonders betroffen sind die Grundschulen und Fächer wie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT), aber auch die kreativen Fächer wie Kunst und Musik.

Die Ursachen für diesen Mangel sind vielschichtig, so ist die Zahl der Studienanfänger in NRW zuletzt gesunken. Außerdem geben immer mehr Lehrkräfte im Land ihren Beruf auf (Lehrer News berichtete), während aufgrund steigender Schülerzahlen und der Wiedereinführung von G9 bis zum Schuljahr 2026/2027, gleichzeitig zusätzliche Lehrkräfte gebraucht werden. Außerdem stellt der Ausbau der offenen Ganztagsplätze (OGS), auf die ebenfalls ab 2026/2027 ein Rechtsanspruch besteht, eine große Herausforderung für die Landesregierung dar. Das führt schon heute zu großen personellen und finanziellen Nöten an Grundschulen, die bis hin zu Schulschließungen führen. Die SPD fordert deshalb ein Rettungsprogramm für diese Träger, um das System zu stabilisieren und den zukünftigen Rechtsanspruch der Grundschüler:innen sicherzustellen.

SPD und GEW wollen Zugangshürden abbauen

Die SPD-Landtagsfraktion argumentiert, dass der NC als Hindernis abgeschafft werden sollte, um mehr Menschen den Weg in den Lehrer:innenberuf zu ermöglichen. Engin betont, dass insbesondere in NRW ein „Mut zur Veränderung“ fehle. Statt am traditionellen Auswahlverfahren festzuhalten, sollten die Universitäten mehr Studienplätze schaffen und alternative Zugangswege bieten.

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) unterstützt diese Forderung. Ayla Çelik, Landesvorsitzende der GEW, hebt hervor, dass neben den schulischen Leistungen auch die sozialen und persönlichen Kompetenzen der Bewerber:innen berücksichtigt werden sollten. Lehrkräfte müssten nicht nur fachlich kompetent sein, sondern auch in der Lage sein, empathisch und unterstützend auf die Bedürfnisse der Schüler:innen einzugehen. Die Abschaffung des NC könnte somit einen breiteren Zugang zum Lehramtsstudium ermöglichen und mehr motivierte Menschen für den Beruf gewinnen.

Ob die Abschaffung des NCs dabei helfen kann, die Zahl der Lehramtsstudierenden zu steigern, um den Lehrkräftemangel zu bekämpfen ist fraglich, schließlich gibt es kaum einen Studiengang mit einer derart hohen Abbrecherquote (Lehrer News berichtete). Auch deshalb warnt der Philologenverband NRW davor, dass die Attraktivität des Lehrberufs dringend gesteigert werden müsse, um die Situation zu verbessern. Sabine Mistler, die Vorsitzende des Verbands, fordert, dass Lehrkräfte von bürokratischen Aufgaben entlastet und ihnen mehr Zeit für pädagogische Arbeit eingeräumt wird. Zudem müssten Schulen besser ausgestattet und klare Aufstiegsmöglichkeiten im Beruf geschaffen werden, um den Lehrerberuf für junge Menschen wieder attraktiver zu machen.

Die Forderung der SPD nach einer Abschaffung des Numerus Clausus für das Lehramtsstudium in NRW ist ein Zeichen dafür, dass der Handlungsdruck im Bildungssystem immer größer wird. Um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken, braucht es nicht nur kurzfristige Lösungen, sondern auch eine grundlegende Überarbeitung des Schulsystems, um die Zukunftsfähigkeit zu sichern.

Wartelisten für individuelle Leseförderung: Leselernhelfer Bundesverband plant Ausbau

Der MENTOR-Bundesverband plant, die Leseförderung auszuweiten, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Laut einer Umfrage haben 55 Prozent der Vereine Wartelisten. Es werden mehr Lesementoren und Kooperationen benötigt, um Kindern beim Lesen zu helfen.
Von
Redaktion
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August 2024
16.8.2024
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Köln, 13.08.2024. Die Fähigkeit, richtig lesen zulernen, ist in Deutschland keine Selbstverständlichkeit mehr. Laut renommierter Bildungsstudien wie IGLU 2021 und PISA 2022 scheitert jedes vierte Kind am Ende der Grundschule an simplen Texten, und rund ein Viertel der 15-Jährigen kann nicht ausreichend lesen.

Um das zu ändern, engagieren sich beim MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband e.V. 15.000ehrenamtliche Lesementor*innen. Sie unterstützen 19.000 Kinder und Jugendliche in Absprache mit den Lehrkräften an den Schulen dabei, ihre Lesefreude zu entdecken sowie Lese- und Sprachkompetenz aufzubauen.

Eine aktuelle Umfrage unter 93 der regionalen Vereine, in denen die Mentor*innen organisiert sind, zeigt, dass es in 55 Prozent der befragten Vereine volle Wartelisten mit Schüler*innen gibt, die dringend Leseförderung benötigen. Aufgrund dieser alarmierenden Situation will der MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband e.V. seine Leseförderung ausbauen. Dafür sucht er zum Beginn des neuen Schuljahres 2024/25 weitere ehrenamtliche Mitstreiter und plant neue Maßnahmen.

Für die individuellen Einzel-Lesestunden, zu denen sich ein*e Mentor*in mit je einem Lesekind wöchentlich verabredet, benötigen sie eine ruhige Umgebung, wie einen leeren Klassenraum. Dort können sie in entspannter Atmosphäre gemeinsam lesen, lachen und auch Sprachspieleeinsetzen. Doch das ist oft nicht einfach: Die aktuelle Umfrage, die der Bundesverband mit seinen Mitgliedsvereinen durchführte, zeigt, dass 78 Prozent der Vereine zu wenige freie Räume an den Schulen als großes Problem erleben.

55 Prozent nennen die Raumnot auch als das größte Hindernis für mehr Wachstum, um noch mehr Kinder zu unterstützen. Viele MENTOR-Vereine könnten zwar mehr Lesementor*innen in die Schulen senden, aber dort gibt es für zusätzliche Lesetandems keinen Platz. Eine besorgniserregende Entwicklung, weil mehr als die Hälfte der Vereine volle Wartelisten haben. Darauf vermerkt sind Schüler*innen, die von den Lehrkräften ausgewählt wurden, weil sie Unterstützung einer Lesementor*in brauchen.

Huguette Morin-Hauser, 1. Vorsitzende des MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverbands e.V., erläutert: „Deutschland steckt in einer massiven Lesekrise. Der Förderbedarf ist so groß wie in den letzten 20 Jahren nicht, die Schulen fragen unsere ehrenamtliche Förderung so stark an wie noch nie. Wenn wir die Kinder jetzt nicht gezielt unterstützen, hängen wir sie wissentlich ab. Um noch mehr Schülerinnen und Schüler zu erreichen, möchte MENTOR sein Lesestunden Angebot ausbauen.“ Die aktuelle Umfrage zeigt auf, wo der Verband ansetzen kann. Folgende Maßnahmen sind geplant:

  • Neue Lesementor*innen gewinnen und qualifizieren.
  • Kooperationen mit Trägern der Ganztagsbetreuung stärken, für mehr Lesestunden in der Nachmittagsbetreuung der Schulen.
  • Flächendeckender Ausbau von Online-Lesestunden als Zusatzangebot, per Videokonferenz. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert dieses Programm.
  • Mehr Bildungspartnerschaften mit den Bundesländern, um weitere Schulen über die Leseförderung von MENTOR nach dem 1:1-Prinzip zu informieren.

„Mit der im Juni geschlossenen Bildungspartnerschaft mit dem Schulministerium in Nordrhein-Westfalen wollen wir mehr Kooperationsschulen gewinnen. Ähnliche Partnerschaften streben wir in anderen Bundesländern an“, führt Huguette Morin-Hauser, 1. Vorsitzende des MENTOR–Bundesverbands, aus. „Außerdem entwickeln wir als zusätzliches Angebot gerade die ‚Online-Lesestunden‘. Dabei können mehrere Kinder mit Headsets in einem Schulraum sitzen und ihre persönliche Mentorin oder ihren Mentor einzeln in je einer Videokonferenz treffen. So fördern wir mehr Kinder, ohne dass mehr Mentoren in die Schulen kommen.“

Die Fähigkeit zu lesen bildet das Fundament für den Zugang zu Wissen, gesellschaftlicher Teilhabe und die Entfaltung individueller Potenziale. Unterstützen Sie MENTOR – Die Leselernhelfer durch Spenden oder ehrenamtliches Engagement, um Bildungsarmut und -ungleichheit sowie soziale Ausgrenzung zu bekämpfen. Weitere Informationen finden Sie auf www.mentor-bundesverband.de.

Über die Umfrage

Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage, an der 93 Mitgliedsvereine des MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverbands e.V. von Mai bis Juni 2024 teilgenommen haben. Sie beantworteten 90 Fragen im Multiplechoice-Format.

Über den MENTOR – Die Leselernhelfer Bundesverband e.V.

Das erfolgreiche Förderprinzip von MENTOR – Die Leselernhelfer beruht auf drei Säulen: Dem1:1-Prinzip, d.h., jedes Kind wird individuell betreut, einmal pro Woche, mindestens ein Jahr lang. Außerdem sind die Erfolgsfaktoren: Bildung durch Bindung und eine entspannte Lernatmosphäre. Die Förderung erfolgt ausschließlich in Kooperation mit den Schulen. Der Bundesverband mit Sitz in Köln sorgt vor allem für die Qualifizierung der Lesementor*innen und das Bereitbestellen von Materialien, damit sie ihr Ehrenamt gut vorbereitet aufnehmen und bei ihrer verantwortungsvollen Aufgabe begleitet werden. Die Schirmherrschaft haben Richard David Precht, Sandra Maischberger, Armin Maiwald, Simone Standl und Markus Wasmeier.

Universität Bremen: Dein Lehramtsstudium an der Weser

Bremen bietet ideale Bedingungen fürs Lehramt: Vielfältige Studiengänge, praxisnahe Ausbildung und finanzielle Unterstützung. Ob Grundschule, Gymnasium oder Inklusive Pädagogik – hier findet ihr das passende Programm für eure Lehrerkarriere.
Von
Helen Mattes
|
16
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August 2024
16.8.2024
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Seid ihr gerade dabei, die Vor- und Nachteile des Lehrerberufs abzuwägen oder habt ihr euch bereits dazu entschieden, im nächsten Semester Lehramt zu studieren? Dann könnte das Angebot in Bremen genau das richtige für euch sein. Zuvor haben wir bereits Lehramtsstudiengänge in Bundesländern wie Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt oder Hamburg vorgestellt. Heute richten wir unseren Fokus auf Bremen. 

Die Hansestadt an der Weser wird als Studienort immer beliebter: Vielfältige Studiengänge, optimale Bedingungen auf dem Campus und renommierte Forschungseinrichtungen bieten die ideale Grundlage für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn. Darüber hinaus überzeugt Bremen mit vergleichsweise günstigen Mieten und einem abwechslungsreichen Freizeit- und Nachtleben – ein genauerer Blick lohnt sich also.

Die verschiedenen Lehramtstypen

An der Universität Bremen werden folgende Lehramtsstudiengänge angeboten: Lehramt an Grundschulen, Lehramt an Gymnasien und Oberschulen, Lehramt für Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik und Lehramt an Berufsbildenden Schulen. Darüber hinaus wird derzeit die Einführung eines dualen Lehramtsstudiums in Bremen diskutiert. Sollte es dazu kommen, könnte dies – je nach Zeitpunkt eures Studienbeginns – eine weitere interessante Option sein.

Bevor ihr euch für einen Lehramtsstudiengang entscheidet, solltet ihr sorgfältig überlegen, welche Präferenzen ihr habt und mit welchem Alter ihr gerne zusammenarbeiten möchtet. Je nach Schulform gibt es unterschiedliche Schwerpunkte. An Gymnasien beispielsweise werden die Schüler:innen auf eine akademische Laufbahn vorbereitet. Im Lehramt für Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik hingegen arbeitet ihr mit Schüler:innen, die geistige und/oder körperliche Beeinträchtigungen haben, weshalb hier die pädagogische Förderung der individuellen Kompetenzen im Vordergrund steht. Im Lehramt an berufsbildenden Schulen wiederum liegt der Schwerpunkt auf einem besonders praxisnahen Arbeiten. Zur Orientierung können Selbsttests, wie z.B. Career Counselling for Teachers, eine erste hilfreiche Einschätzung bieten.

Um Lehrer:in im Land Bremen werden zu können, müssen drei Ausbildungsschritte durchlaufen werden: Zunächst der Bachelor (6 Semester), anschließend der Master of Education (4 Semester) und schließlich das Referendariat und das Zweite Staatsexamen (18 Monate). Mit dem Masterabschluss erwerbt ihr das Erste Staatsexamen, das euch die bundesweite Bewerbung für das Referendariat ermöglicht. Dieses schließt mit dem Zweiten Staatsexamen ab, das euch zur Lehrtätigkeit an öffentlichen Schulen berechtigt. In Bremen gibt es also kein eigenständiges erstes Staatsexamen mehr. Diese Qualifikation wird gemäß den Beschlüssen der Kultusministerkonferenz (KMK) in allen Bundesländern anerkannt, unabhängig davon, ob das Lehramtsstudium dort auf das Bachelor-Master-System umgestellt wurde. 

Nach der erfolgreichen Absolvierung der drei Ausbildungsschritte steht dem Einstieg in den Lehrerberuf in Bremen theoretisch nichts mehr im Wege. In der Praxis stellt der anhaltende Lehrermangel jedoch auch in Bremen eine große Herausforderung dar (Lehrer News berichtete). Zwar wurde in den letzten Jahren versucht, mit Maßnahmen wie der Anhebung der Besoldungsstufe von A12 auf A13 oder einer Erhöhung der Referendariatsplätze gegenzusteuern, eine signifikante Verbesserung der Situation konnte dadurch jedoch noch nicht erreicht werden. 

Daher ist es wichtig, sich mit den Herausforderungen und Bedingungen des Lehrerberufs auseinanderzusetzen. Ein Tipp: An der Universität in Bremen wird ein Reflexionsworkshop angeboten, der einen ersten Einblick in die Herausforderungen und Aufgabenfelder des Lehrerberufs gibt und bei der Studien- und Berufsorientierung unterstützen soll. In diesem Workshop werden auch die persönliche Motivation und Eignung für den Lehrerberuf thematisiert und reflektiert. Der nächste Workshop findet im Februar 2025 statt. In der Zwischenzeit könnt ihr unserem Artikel nachlesen, wie man mit Zweifeln als angehende Lehrkraft umgehen kann.

Lehramt an Grundschulen

Für das Lehramt an Grundschulen wählt ihr drei Fächer: Zwei große Fächer und ein kleines Fach. Zur Auswahl stehen Deutsch, Elementarmathematik, Englisch, Kunst - Medien - Ästhetische Bildung, Musikpädagogik, Religionswissenschaft/Religionspädagogik, interdisziplinäre Sachbildung/Sachunterricht und Sport. Das Studium ist in Module gegliedert, die als eigenständige Lehreinheiten organisiert sind und jeweils mit einer Prüfung abgeschlossen werden.

Das Bachelorstudium gliedert sich in drei Kernbereiche: Fachwissenschaft und Fachdidaktik, Erziehungswissenschaft sowie die Bachelorarbeit. In der Fachwissenschaft und Fachdidaktik werden die gewählten Fächer mit praxisorientierten Elementen vertieft. In den Erziehungswissenschaften stehen der Umgang mit Heterogenität, Schlüsselqualifikationen und ein verpflichtendes Orientierungspraktikum im Mittelpunkt. Im Master of Education werden die gleichen Bereiche fortgeführt. Zusätzlich ist ein Praxissemester zu absolvieren, das noch tiefere Einblicke in die Schulpraxis ermöglichen soll. 

Damit setzt die Universität Bremen auf ein praxisorientiertes Lernen während des Studiums. Die praxisorientierten Elemente haben eine Dauer von 3 Wochen pro Fach und sollen allen voran Kenntnisse zur Planung und Gestaltung von Unterricht vermitteln. Das Orientierungspraktikum dauert 6 Wochen und findet in der vorlesungsfreien Zeit nach dem 2. Semester statt. Ziel ist es, die vielfältigen Anforderungen des Lehrerberufs kennenzulernen und vor dem Hintergrund der eigenen Biografie reflektieren zu können. Das Praxissemester im Masterstudiengang findet im 2. Semester statt und soll dazu dienen, die Komplexität der schulischen Aufgaben einer Lehrkraft erfassen zu können. Dabei sollen auch erste Aufgaben erprobt werden, um die eigene Professionalität weiterzuentwickeln. 

Die Universität Bremen bietet unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, eine Doppelqualifikation für das Lehramt an Grundschulen und das Lehramt für Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik zu erwerben. Dazu wird – abweichend von den oben genannten Fächerkombinationen – das Studienfach "Inklusive Pädagogik" als zusätzliches Kernfach gewählt. Werden die Fächer Inklusive Pädagogik, Deutsch und Elementarmathematik im Master of Education fortgeführt, kann das Referendariat im Land Bremen entweder für das Lehramt an Grundschulen oder für das Lehramt Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik absolviert werden. Abhängig von der Fächerkombination ist dies auch in anderen Bundesländern möglich; weitere Informationen hierzu findet ihr beim Lehramt Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik.

Lehramt an Gymnasien/Oberschulen

In Bremen gibt es ein zweigliedriges Schulsystem: Nach der Grundschule besuchen die Schüler:innen ab der 5. Klasse entweder ein Gymnasium oder eine Oberschule. Während das Gymnasium nach 12 Jahren zum Abitur führt, bietet die Oberschule alle Schulabschlüsse bis hin zum Abitur, das in der Regel nach 13 Jahren erworben wird. Damit ist die Oberschule auf die Förderung unterschiedlicher Lernniveaus und Interessen ausgelegt. Das Lehramtsstudium in Bremen qualifiziert angehende Lehrkräfte sowohl für Gymnasien als auch für Oberschulen.

Für das Lehramt an Gymnasien/Oberschulen werden zwei Fächer gewählt. Eines davon muss ein Pflichtfach sein, das zweite kann entweder ein weiteres Pflichtfach oder ein Wahlfach sein. Die Pflichtfächer sind Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Französisch, Kunst-Medien-Ästhetische Bildung, Mathematik, Musikpädagogik, Physik, Religionswissenschaft/Religionspädagogik, Slavistik und Spanisch. Die Wahlfächer sind Geografie, Geschichte, Politik-Arbeit-Wirtschaft und Sport. Der Bachelor und Master sind ähnlich aufgebaut wie das Lehramt an Grundschulen und beinhaltet die gleichen Praxisanteile. 

Lehramt für Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik

Das Lehramt Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik bereitet auf die Tätigkeit in inklusiven Klassen vor und kann an der Universität Bremen für zwei verschiedene Schulformen studiert werden: Für das Lehramt Inklusive Pädagogik im Primarbereich oder für das Lehramt Inklusive Pädagogik für Gymnasien/Oberschulen.

Für das Lehramt Inklusive Pädagogik/Sonderpädagogik an Gymnasien/Oberschulen wählt ihr das Pflichtfach Inklusive Pädagogik sowie ein weiteres Unterrichtsfach. Als Wahlfach stehen Deutsch, Englisch oder Mathematik zur Verfügung. Neben den Grundlagen der Inklusionspädagogik werden zwei Förderschwerpunkte vertieft studiert. Die Förderschwerpunkte sind Lernen, Emotionale und soziale Entwicklung, Geistige Entwicklung und Sprache. Auch hier ist der Studienaufbau wie bei den anderen Schulformen.

Lehramt an berufsbildenden Schulen – Technik

Für das Berufsziel Lehramt an berufsbildenden Schulen muss ein Studium in der Bachelor-Master-Struktur absolviert werden: Zunächst das Bachelor-Vollfach “Berufliche Bildung - Mechatronik”, das mit dem Bachelor of Science (B.Sc.) abgeschlossen wird. Eine weitere Möglichkeit ist der Quereinstieg mit einem Ingenieur- oder Informatikstudium. Im Bachelorstudium können fachliche Schwerpunkte und ein weiteres allgemeinbildendes Fach gewählt werden. Die fachlichen Schwerpunkte sind Elektrotechnik, Informationstechnik, Metalltechnik und Fahrzeugtechnik. Zu den Wahlpflichtfächern gehören Chemie, Deutsch, Englisch, Mathematik, Physik und Politikwissenschaft.

Auf den Bachelor folgt der Master of Education, der sich in der Studienstruktur etwas von den anderen Lehramtsstudiengängen unterscheidet. Neben den Fachwissenschaften und Fachdidaktiken sowie dem Umgang mit Heterogenität und Erziehungswissenschaft liegt der inhaltliche Schwerpunkt auf der Berufspädagogik (sofern nicht im Erststudium belegt).

Finanzielle Unterstützung und Stipendien

Ein weiterer entscheidender Punkt für die Wahl des Studienortes kann die Form der finanziellen Unterstützung und das Angebot an Stipendien sein. Neben der Beantragung von BAföG gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten. Ein paar davon haben wir im Folgenden zusammengefasst.

Die Universität Bremen bietet eine Reihe von Stipendien und Fördermöglichkeiten an. Eine Übersicht findet sich hier. Seit 2011 fördert das vom Bund finanzierte Deutschlandstipendium besonders talentierte Studierende mit 300 Euro monatlich. Die Stipendien werden von den jeweiligen Hochschulen vergeben, wobei 150 Euro vom Staat bereitgestellt werden. Die restlichen 150 Euro werden von der Hochschule durch private Geldgeber akquiriert. Um ein Deutschlandstipendium können sich an der Universität Bremen entweder bereits immatrikulierte Studierende oder Studierende bewerben, die mit einer Immatrikulationsbescheinigung zum Studium zugelassen wurden. Das Stipendium wird unabhängig vom BAföG-Bezug oder der Einkommenssituation vergeben. Ausgeschlossen sind jedoch Studierende, die bereits eine begabungs- oder leistungsbezogene finanzielle Unterstützung von öffentlich geförderten Einrichtungen des In- oder Auslandes erhalten, sofern diese 30 Euro monatlich übersteigt.

Ein weiteres Angebot ist der Bremer Studienfonds. Hier werden in Zusammenarbeit mit der Nolting-Hauff-Stiftung Auslandsaufenthalte für besonders qualifizierte Studierende gefördert

Der Auslandsaufenthalt von maximal 6 Monaten soll die persönliche und berufliche Qualifizierung der Teilnehmer:innen fördern. Die Höhe der Förderung richtet sich nach den Erfordernissen des jeweiligen Projektes und wird von den Bewerber:innen in Form eines Kostenplans festgelegt. Neben der Förderung durch den Bremer Studienfonds gibt es auch weitere Unterstützungsmöglichkeiten für Studierende. Sollte es zu finanziellen Engpässen kommen, können sich Studierende an die Sozialberatung des Studierendenwerks Bremen wenden, die bei Fragen zu Zuschüssen, Darlehen und anderen Themen zur Seite steht.

Alles in allem bietet das Lehramtsstudium in Bremen vielfältige Möglichkeiten und eine praxisnahe Ausbildung, die gut auf die Anforderungen des Lehrerberufs vorbereitet. Mit umfassender Unterstützung und qualifizierenden Studiengängen ist Bremen ein attraktiver Ort für alle, die den Weg ins Lehramt einschlagen möchten. Da die Studienstruktur in jedem Bundesland und an jeder Universität anders ist, kann es schwierig sein, den Überblick zu behalten. Es empfiehlt sich daher, Informationsveranstaltungen zu besuchen und Informationsbroschüren zu studieren. Wer danach noch Fragen hat, kann sich an die zentrale Studienberatung (ZSB) der Universität Bremen wenden. Hier werden eure Fragen zur Studienorientierung, zum Studienaufbau, zum Bewerbungsverfahren, zu Zweifeln am Studium oder zum Thema Zweitstudium beantwortet.

“Wir müssten alle viel mehr voneinander lernen”: Emily Horbach über das Referendariat

Lehrerin Emily Horbach erzählt von ihrem Referendariat und verrät uns, warum es für sie die beste Zeit der Ausbildung war. Wie wichtig die Selbstorganisation ist und wie man sich auf eine Prüfungsstunde vorbereitet, erfahrt ihr von ihr im Interview.
Von
Albert Koch
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15
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August 2024
15.8.2024
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In der Lehrausbildung ist das Referendariat ein entscheidender Abschnitt. Nach Jahren des Studiums, das sich überwiegend auf die Theorie des Unterrichtens und das Fachwissen bezieht, heißt es nun, sich vor eine Klasse zu stellen und den Unterricht selbst zu leiten. Was diese Zeit so besonders macht und wie ihr sie am besten meistert, haben wir mit der Lehrerin und Influencerin Emily Horbach im Interview besprochen. Emily hat ihr Lehramtsstudium in Mainz abgeschlossen und anschließend ihr Referendariat in Berlin absolviert, wo sie heute Englisch und Geografie an einem Gymnasium unterrichtet. Sie erzählt uns, warum ihr das Referendariat besser gefallen hat als das Studium, was eine gute Selbstorganisation ausmacht und wie ihr euch am besten auf eine Prüfungsstunde vorbereitet.

Lehrer News: Warum hast du dich damals entschieden, Lehrerin zu werden?

Emily Horbach: Ich wollte ursprünglich eigentlich gar nicht Lehrerin werden und nach dem Abi habe ich auch nicht so richtig gewusst, was ich machen möchte. Allerdings habe ich schon immer viele pädagogische Tätigkeiten, beispielsweise in Feriencamps, ausgeführt und mich für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen interessiert. Meine Mutter meinte dann, ich solle Lehramt studieren. Ich habe mir damals mit 19 Jahren nicht so viele Gedanken gemacht oder langfristig geplant und bin einfach mit zwei Freundinnen fürs Lehramtsstudium nach Mainz gegangen. Da habe ich meine Seminare besucht und Prüfungen geschrieben, aber hatte dieses ganze Schulthema und Lehrersein noch gar nicht richtig auf dem Schirm, auch weil in der Uni dazu nicht viel kam. Alles war sehr theoretisch und aufs Fachliche fokussiert, ich hatte wenig Bezug zur Schule. 

Der erste Moment, an dem ich dachte: “Das ist ja wohl der beste Job der Welt!”, war, als ich mein erstes vertiefendes Praktikum im fünften Semester gemacht habe. Da habe ich gemerkt, Unterrichten macht super viel Spaß, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten ist genau mein Ding.

Lehrer News: Also hat dir später das Referendariat auch besser gefallen als das Studium?

Emily Horbach: Viel besser! Das war genau dieser Kontrast zwischen der Theorie und der Praxis, der mir gezeigt hat, was mir liegt. Ich habe das Studium gut und ordentlich abschließen können, aber das Referendariat war dann meine Zeit. Ich habe mich aufgehoben und inspiriert gefühlt. Gerade in Berlin ist es so, dass Referendar:innen notgedrungen alleine vor die Klasse gestellt werden. Auch wenn man ein:e Mentor:in hat, macht man viel selbstständigen Unterricht. Das hat mir gutgetan und mir die Möglichkeit gegeben, mich auszuprobieren und genau das zu machen, was mir Spaß macht. Zum Glück waren meine Seminarleiter:innen auch ganz fantastisch und haben mir viele gute Ideen gegeben, die ich dann im Unterricht erproben konnte. Deswegen war das Referendariat, vielleicht im Gegensatz zu dem, was viele andere berichten, eine wirklich schöne Zeit.

Lehrer News: Was war das Highlight in deinem Referendariat?

Emily Horbach: Es gab eine Situation in der Examensstunde, an die ich mich noch gut erinnere und die ich wahrscheinlich nie vergessen werde. Es gab einen Schüler in meinem Englisch-Grundkurs, der leider Schwierigkeiten im Unterricht hatte und auch gehemmt war, sich zu melden und etwas beizutragen. Aber in der Examensstunde – es gab eine Diskussion darüber, wie Jugendliche so sind – hat er als letzter gesprochen und seinen Beitrag abgeschlossen mit: “I mean, no risk, no fun!” Ich habe von Herzen gelacht und die ganze Kommission auch. Das war so herzerwärmend, weil ich wusste, dass er eigentlich gehemmt ist und eine solche Angst davor hat, Fehler zu machen, aber trotzdem haut er am Ende so selbstbewusst diesen Spruch raus. Der Schüler hat mir gezeigt, dass meine Arbeit Früchte getragen hat, und er hat das in diesem Moment während meiner Examensstunde auch ein bisschen für mich gemacht. Das ist schön, wenn man als Lehrerin so eine Bestätigung bekommt.

"Macht euch eure Situation zunutze." Emily Horbach ermutigt Referendar:innen dazu, offen mit den Schüler:innen zu sein. (Quelle: Privat)

Lehrer News: Gab es von Anfang an eine gute Beziehung zu den Schüler:innen und einen guten Umgang miteinander oder wirkte die Vorstellung, ohne viel Vorerfahrung zum ersten Mal richtig zu unterrichten, einschüchternd auf dich?

Emily Horbach: Beängstigend kann es am Anfang natürlich schon sein, gerade bei älteren Schüler:innen. Ich war zunächst wahnsinnig aufgeregt. Das sind aber alles Situationen, an denen wir wachsen, und gerade Referendar:innen sind eigentlich in der perfekten Lage, um eine gute Verbindung mit den Schüler:innen aufzubauen. Wenn jemand versteht, wie es ist, in einer Prüfungssituation zu sein, dann sind es die Schüler:innen. Die haben eine wahnsinnige Empathie und Verständnis dafür, dass man gestresst ist und unter Druck steht – wenn man es mit ihnen teilt. Deswegen rate ich Referendar:innen auch immer, offen damit umzugehen. Ihr müsst euch nicht verstecken und so tun, als wärt ihr schon fünfzehn Jahre im Dienst, sondern macht euch eure Situation zunutze. Teilt den Schüler:innen eure Aufregung vor einer Prüfungsstunde mit und holt sie damit ab. Wenn sie eine Sache verstehen, dann dass man vor Prüfungen unter Druck steht. Und damit sollte man spielen und arbeiten.

Lehrer News: Wo hat es gehakt? Was hat dir Schwierigkeiten bereitet?

Emily Horbach: Was mir schwergefallen ist und wo ich wenig Unterstützung hatte, ist die Selbstorganisation. Auch wenn das im Referendariat noch einigermaßen geht, ist eine sehr gute Organisation immer wichtig. Und die sollte man eben von Anfang an haben. Ich hatte sie leider nicht und dementsprechend hatte ich am Ende des Referendariats ein paar Materialien in Papierform, ein paar digital abgespeichert. Ich hatte kein System. 

Als ich dann angefangen habe, Vollzeit zu arbeiten, war ich zuerst völlig überfordert. Denn es kommt ja noch einiges hinzu: Elternarbeit, Klassenleitung, Klassenfahrten und so weiter. Wenn man da organisatorisch nicht gut aufgestellt ist, verpasst man Termine und versäumt einiges. Die Zettel auf dem Schreibtisch häufen sich. Die Organisation ist also ein Punkt, der mir im Referendariat wirklich schwergefallen ist.

Lehrer News: Hättest du dir in dieser Hinsicht mehr Unterstützung gewünscht?

Emily Horbach: Ja. Zum Beispiel mithilfe eines Workshops, seien es 90 Minuten, zum Thema “Wie organisiere ich mich als Lehrer:in”, damit man zumindest mal eine Vorstellung davon hat. Die Herausforderung als Lehrer:in ist nämlich, dass man wahnsinnig viele Sachen parallel organisieren muss. In anderen Unternehmen gibt es eine:n Manager:in für so etwas, für Lehrkräfte nicht. Man muss alles selbst organisieren, selbst Prioritäten setzen. Wir müssen gar nicht erst über Bürokratie im Schulsystem sprechen, davon gibt es zu viel.

Lehrer News: Gibt es weitere Punkte, in denen du als Referendarin mehr Unterstützung gebraucht hättest?

Emily Horbach: Fachlich, methodisch und didaktisch war ich sehr gut ausgebildet. Wo noch mehr Input nötig gewesen wäre, war der Umgang mit Konfliktsituationen, sei es mit Schüler:innen oder mit Eltern. Da gibt es sicherlich gute Strategien, aber die muss man kennen. Ich hatte zwar das Privileg, an einer sehr guten Schule arbeiten zu können, wo die Schüler:innen fleißig waren und eher aus bildungsnahen Elternhäusern stammten und dementsprechend nicht viele disziplinarische Probleme auftraten, aber es kam schon manchmal vor. Da ist man erstmal aufgeschmissen, wenn sich ein:e Schüler:in einem widersetzt. Das Thema Classroom-Management war zwar ein Teil der Ausbildung, aber der war leider ausbaufähig.

Lehrer News: Was würdest du am liebsten am Referendariat ändern, wenn du könntest?

Emily Horbach: Man sollte früher anfangen, die Studierenden in den “Schulmodus” zu versetzen. Ich habe mal gehört – ich weiß nicht, ob es stimmt –, dass die Lehramtsstudent:innen in den USA zuallererst ein Handbuch mit Unterrichtsstrategien bekommen, in dem sehr konkrete Beispiele für verschiedene Unterrichtssituationen aufgezählt sind. Die Amerikaner:innen sind sowieso sehr gut darin, Didaktik konkret darzulegen. Zusätzlich braucht man Vorbilder! Auch da ist Amerika wieder ein geeignetes Beispiel. Dort gibt es ganze Datenbanken von Mitschnitten aus dem Schulunterricht für angehende Lehrer:innen, damit sie schon einmal sehen können, wie ausgebildete Lehrkräfte mit gewissen Situationen umgehen. Wir müssten alle viel mehr voneinander lernen. Unterrichten ist eine sehr schwere Tätigkeit, aber man muss das Rad auch nicht neu erfinden. Es gibt sehr viele supergute Lehrer:innen, die herausgefunden haben, wie es funktioniert. Das muss mehr geteilt werden mit jungen Leuten, im Referendariat und auch schon davor.

Lehrer News: Sollte man auch die Digitalisierung mehr in den Fokus des Referendariats rücken?

Emily Horbach: Ja. Aber man muss auch darüber sprechen, dass rein digitaler Unterricht nicht die beste Lösung ist. Man muss differenzieren können, welche digitalen Tools den Lernenden am meisten bringen. Unterrichten muss allgemein mehr als Handwerk verstanden werden. Die theoretische Basis ist zwar wichtig, aber es ist in der Ausbildung ebenso wichtig, Unterrichten wie ein Handwerk zu behandeln, bei dem es Strategien gibt, die man anwenden und allem voran erlernen kann.

Übung macht den Meister. Wer mehr übt, ist souveräner und kann im Unterricht spontaner und flexibler reagieren. Deshalb: übt eure Prüfungsstunden.

Lehrer News: Dein Tipp an alle Referendar:innen da draußen?

Emily Horbach: Übt eure Prüfungsstunden wie ein Theaterstück. Das bedeutet, ihr plant eure Stunde, erstellt Material, habt eine Aufgabenstellung und wisst, wie ihr die Diskussion leiten wollt, und das probt ihr so eins zu eins mit Freund:innen, Partner:innen oder Familie. Sagt genau das, was ihr zum Einstieg sagen wollt, gebt ihnen die Arbeitsblätter zum Ausfüllen, macht Überleitungen etc. Das klingt nach Schauspielerei und das ist es auch. Aber nur so erkennt ihr die Schwachstellen eurer Prüfungsstunde. Es ist letztlich egal, ob ihr eine:n 25-jährige:n oder eine:n 16-jährige:n vor euch sitzen habt: Wenn etwas nicht stimmt, erkennt ihr es sofort. Und Übung macht den Meister. Wer mehr übt, ist souveräner und kann im Unterricht spontaner und flexibler reagieren. Deshalb: übt eure Prüfungsstunden.

Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!

Neben ihrer Tätigkeit als Gymnasiallehrerin ist Emily Horbach unter dem Namen emitheteacher auf Instagram aktiv, wo sie ihre Tipps für Lehrer:innen und Referendar:innen weitergibt. Außerdem teilt sie weitere Erfahrungen über ihren YouTube-Kanal, bietet über ihre Website Coachings für Referendar:innen an und hat ein Buch über Erfolgsstrategien im Referendariat geschrieben.

“Gute Bildung braucht Zeit”: G9-Forderungen gehen in die zweite Runde

Die Initiative “G9 Hamburg” bringt ein Volksbegehren zur Rückkehr des neunjährigen Abiturs an Gymnasien auf den Weg. Bisher kann das Abitur nur an Stadtteilschulen nach neun Jahren erlangt werden. Die Reform soll Schüler fördern und Lernlücken füllen.
Von
Lea Reuß
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August 2024
15.8.2024
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Hamburg. Die Initiative “G9 Hamburg” fordert in einem am 10. September startenden Volksbegehren die Rückkehr zum neunjährigen Abitur an Hamburger Gymnasien. Nach dem Motto “Mehr Zeit zum Lernen” setzt sich die Elterninitiative “G9 Hamburg” für eine einheitliche Regelung an den Schulen der Hansestadt ein. Dabei sind sie deutschlandweit mit ihrem Anliegen nicht alleine: Die baden-württembergische Initiative “G9 jetzt! BW” setzte sich bereits erfolgreich für die Einführung des neunjährigen Gymnasiums ein (Lehrer-News berichtete).

Während der Großteil der deutschen Schüler:innen ihr Abitur nach neun Jahren ablegen, haben Hamburger Schüler:innen an Gymnasien lediglich acht Jahre Zeit, denselben Schulabschluss zu erlangen. Aktuell haben nur Schüler:innen an Hamburger Stadtteilschulen die Möglichkeit, ihr Abitur nach neun Jahren zu machen, während Schüler:innen auf Gymnasien acht Jahre bis zum Abitur zur Schule gehen. 

G9-Bestreben gehen in die zweite Runde 

Nachdem die Kampagne “G9-Jetzt-HH” 2014 aufgrund mangelnder Unterstützer:innen am Volksbegehren gescheitert war, geht der Versuch einer neuen Schulpolitik nun in eine neue Runde. Auf eine Anhörung des Hamburger Schulausschusses im Februar diesen Jahres, bei der es jedoch zu keiner Einigung kam, folgt jetzt ein Volksbegehren. Um das notwendige Quorum zu erreichen, wird die Zustimmung von mindestens 66.000 wahlberechtigten Hamburger:innen bis Ende September benötigt. Sollte das Volksbegehren von der Bürgerschaft nicht angenommen werden, ist ein bindender Volksentscheid zur nächsten Bürgerschafts- oder Bundestagswahl vorgesehen. 

“Gute Bildung braucht Zeit” 

Eine Rückkehr zu G9 könne nicht nur die Gleichwertigkeit des Hamburger Abiturs zu anderen Bundesländern fördern, sondern auch zur persönlichen und sozialen Entwicklung der Schüler:innen beitragen. So sei das neunjährige Gymnasium, laut den Initiator:innen, besonders für die Förderung der Schüler:innen sowie das Schließen von Lernlücken notwendig. Darüber hinaus hat das erhöhte Pensum der Schüler:innen auch gesellschaftliche Konsequenzen: “Diese gestiegene Lernintensität führt zu weniger Chancengerechtigkeit von Schülerinnen und Schülern beim Zugang zu Bildung”, heißt es vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Es gibt jedoch auch Kritik an den Forderungen: “G9 ist ein leeres Versprechen mit erheblichen Schäden für die Hamburger Schülerinnen und Schüler”, so der ehemalige Hamburger Senator Ties Rabe. 

Trotzdem wird die Forderung nach dem neunjährigen Gymnasium von der Mehrheit der Hamburger:innen unterstützt: Eine Erhebung des Norddeutschen Rundfunk aus dem Januar 2024, bei welcher 2.600 Hamburger:innen befragt wurde, hat ergeben, dass sich 75 Prozent dieser für die erneute Einführung von G9 aussprechen. 

Serie von Bombendrohungen alarmiert Schulen in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt

In den letzten Wochen führten Bombendrohungen an Schulen in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt zu Evakuierungen. Trotz intensiver Ermittlungen blieben die Drohungen unbegründet. Behörden raten Eltern, den offiziellen Kanälen zu vertrauen.
Von
Jonasz Schulze
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August 2024
14.8.2024
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In den letzten Wochen haben Bombendrohungen an Schulen in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt für Unruhe gesorgt. Am 7. und 8. August erhielten sieben Schulen in Sachsen Drohmails, was zu vorsorglichen Evakuierungen führte. Trotz intensiver Untersuchungen durch die Polizei, auch unter Einsatz von Sprengstoffspürhunden, wurden keine verdächtigen Gegenstände in den Schulobjekten gefunden. 

Auch in Thüringen waren Schulen zwischen dem 11. und 12. August erneut Ziel von Drohmails. Insgesamt 13 Schulen in Weimar, Jena, Thamsbrück und Schleusingen erhielten Drohungen, die zwar nicht als ernsthaft eingestuft wurden, aber dennoch vorsorgliche Evakuierungen zur Folge hatten. Diese Vorfälle markieren die dritte Serie solcher Drohungen im noch jungen Schuljahr. Ein Sprecher der Jenaer Polizei betonte, dass “die Erwartung, dass das in der Mail angekündigte schädliche Ereignis eintritt, relativ gering ist, wenn bundesweit mehrere solcher Mails eingehen”.

In Sachsen-Anhalt kam es zu ähnlichen Vorfällen, bei denen Schulen in Magdeburg, Dessau und Aschersleben betroffen waren. Hier wurden die Gebäude ebenfalls evakuiert und durchsucht, jedoch ohne gefährliche Funde. Die Drohmails waren oft identisch formuliert, was auf die gleiche Person oder Gruppe hindeutet. Die Ermittlungen laufen weiter, doch die Identifizierung der Absender gestaltet sich schwierig. 

Das Landesschulamt Sachsen-Anhalt rät Eltern in solchen Fällen den offiziellen Informationskanälen der Schulen und den Sicherheitskräften zu vertrauen. Tobias Kühne, Sprecher des Landesschulamts, betonte im Interview mit dem MDR, dass spezielle Kommunikationskanäle wie Telefonketten, Elternvertreter:innen und schuleigene Apps genutzt werden, um verlässliche Informationen zu verbreiten. “Wir hoffen und werben dafür, diesen Informationen zu glauben und nicht dem, was sich möglicherweise anderswo verbreitet”, so Kühne. Er wies zudem darauf hin, dass Gerüchte in sozialen Netzwerken oft für zusätzliche Verunsicherung sorgen und Eltern dazu veranlassen, zur Schule zu kommen, was die Einsatzkräfte behindern könnte. 

Diese Serie von Drohmails stellt eine erhebliche Belastung für den Schulbetrieb dar, der in den betroffenen Bundesländern im Anschluss an die Sommerferien erst kürzlich wieder begonnen hat. Für Lehrkräfte und Schüler:innen bedeutet dies nicht nur Unterbrechungen des Unterrichts, sondern auch Unsicherheit. Die Polizei ermittelt weiterhin, um die Urheber:innen der Drohmails zu identifizieren.

Alle Sommer wieder: Kontroverse um das Bauchfrei-Verbot an Thüringer Schule

Nach Einführung einer umstrittenen Kleiderordnung an der Regelschule "Christian Gotthilf Salzmann" in Sömmerda, die bauchfreie Oberteile und kurze Shorts verbot, folgte eine landesweite, kontroverse Debatte. Die Schule zog die Regelung nach drei Tagen zurück.
Von
Julika Ude
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August 2024
13.8.2024
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Sömmerda. Am vergangenen Montag trat an der staatlichen Regelschule "Christian Gotthilf Salzmann" im thüringischen Sömmerda eine Kleidervorschrift in Kraft, die Mädchen und Jungen verbot, bauchfreie Oberteile sowie kurze Shorts zu tragen. Nach Protesten seitens der Schüler:innen und einer kontroversen Debatte in ganz Deutschland zog die Schule die Kleiderordnung zurück.

Die Diskussion zu Kleidervorschriften in Schulen ist alt, trotzdem kocht sie jeden Sommer wieder hoch. Unter Schüler:innen, die sich in ihrer Freiheit nicht eingeschränkt fühlen wollen und Lehrer:innen, die eine “angemessene” Kleidung fordern, herrscht noch lange kein Konsens darüber: Wie knapp darf die Kleidung von Schüler:innen während der Schulzeit sein? Und wer bestimmt, wie kurz noch in Ordnung ist?

Alle Sommer wieder: Wie kurz ist noch okay?

Lehrer:innen finden die von Schüler:innen gewählte Kleidung in den Sommermonaten häufig zu kurz und fordern die Eltern auf, mit ihren Kindern und insbesondere mit ihren Töchtern über ihre Kleidung zu sprechen und dafür zu sorgen, dass diese mit längerer Kleidung zur Schule kommen. In einem Elternbrief des Goethe-Gymnasiums in Weimar heißt es beispielsweise: “Die aktuelle Mode mit bauchfreien Shirts, Hot Pants, oder kurzen Schulmädchenfaltenröcken ist sicherlich schön in der Freizeit und am Strand, nicht aber in der Schule.” 

Bei Eltern und Schüler:innen treffen solche Aufforderungen auf gemischte Reaktionen. Auf einen Brief von Lehrern an das Kollegium eines Gymnasiums in Erfurt, laut dem sich einige Schüler:innen zu freizügig kleiden würden und die Schüler dadurch abgelenkt werden könnten, reagiert die 13-jährige Anna skeptisch: "Es ist warm, und da sollte man sich schon so anziehen dürfen, wie man will. Vor allem dürfen solche Regeln nicht nur für Frauen gelten. Es gibt auch Typen an unserer Schule, die manchmal shirtlos rumlaufen, und wenn wir gleich angefaucht werden, weil wir unseren Bauchnabel zeigen, finde ich das schon ziemlich unfair", erklärt sie gegenüber dem MDR. Andere Schüler:innen sehen in einer Kleiderordnung den Versuch des Schutzes, zum Beispiel vor Diskriminierung.

Bauchfrei-Verbot an Schule in Sömmerda

So wurde auch die neue Kleiderordnung in der Kreisstadt Sömmerda begründet, die am vergangenen Montag in Kraft trat. Hintergrund der verschärften Kleiderregeln seien Mobbingfälle, die es wegen der Kleidung einiger Schüler:innen gegeben habe, erklärte Schulleiterin Antje Koch. Die Jugendlichen durften keine Kleidungsstücke mehr tragen, die den Bauch frei lassen. Der Oberkörper musste ab Schulterhöhe bis Mitte der Oberschenkel von Kleidung bedeckt sein. Einen religiösen Hintergrund habe es für die angepasste Kleiderordnung nicht gegeben.

Nach Aussagen der Schüler:innen sei die Ordnung seitens der Lehrkräfte schnell ernst genommen und umgesetzt worden. So habe es in der vergangenen Woche bereits Kontrollen gegeben. Wenn die Arme am Körper anliegend über das Ende der Shorts reichten, seien die Betroffenen darauf hingewiesen oder sogar nach Hause geschickt worden, teilten Schüler:innen dem MDR mit.

Die Kleiderordnung sorgte bundesweit für Aufsehen und unter den Jugendlichen in Sömmerda für eine kontroverse Debatte. Eine Schülerin der zehnten Klasse ist der Meinung, "dass das [Einführen der Kleiderordnung] ein Eingriff in das Persönlichkeitsrecht ist". Es gibt allerdings auch Schüler:innen, die die Entscheidung zur Kleidervorschrift verstehen, besonders, wenn diese als Schutz fungieren soll. So habe es in der Begründung zur Ordnung geheißen, sie solle verhindern, dass die Kinder wegen freizügiger Kleidung Frühsexualisierungen oder gar Übergriffen zum Opfer fallen. Außerdem seien Schüler:innen wegen bauchfreier Kleidung an der Salzmann-Schule bereits von anderen gehänselt worden. Ein Schüler versteht deswegen, dass eine Kleiderordnung helfen soll, und meint: "Die Lehrer versuchen ja nur, die Betroffenen zu schützen."

Die Verantwortung liegt vor allem bei den Eltern

Das Verbot wurde nach drei Tagen, am vergangenen Donnerstag, wieder zurückgenommen. Die Schulleiterin habe das entschieden, sagte eine Mitarbeiterin der Schule auf Anfrage des MDR. Zu den Hintergründen machte sie keine Angaben. Schon als die Kleiderordnung in Kraft trat, erklärte der Sprecher des Landesbildungsministeriums dazu, dass es keine allgemeine Empfehlung des Freistaates Thüringen zu Kleiderordnungen gebe. Dabei betonte er, dass Schüler:innen in ihren Freiheitsrechten nicht übermäßig eingeschränkt werden sollten. Der Bundeselternrat hatte geäußert, die Diskussion über Kleiderordnungen an Schulen grundsätzlich zu unterstützen. Vorsitzende Christiane Gotte ist der Meinung, die Debatte über Kleiderordnungen könne für mehr Klarheit sorgen.

Schulamtsleiter Ralph Leipold sieht die Verantwortung bezüglich der Kleidung von Schüler:innen vor allem bei den Eltern: "Die Eltern sind in der Pflicht, ihre Kinder vor Schulbeginn zu kontrollieren und zu einer nach ihrer Einschätzung angemessenen Bekleidung anzuhalten." Eine Schule habe dafür nicht die rechtlichen Grundlagen. In der Erfurter Friedrich Schiller Schule hat es anstatt einer Kleiderordnung deshalb die kreative Idee gegeben, die Frage der angemessenen Kleidung gemeinsam zu diskutieren, um später einen “Dresscode” innerhalb der Klasse festzulegen. Habt ihr einen Weg gefunden, beim Thema Kleidung im Sommer mit euren Schüler:innen auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen? Schreibt es uns in die Kommentare.

Friedo Scharf im Interview: “Inklusion ist nicht die Ursache der Probleme unseres Schulsystems, kann aber die Lösung unserer gesellschaftlichen Herausforderungen sein.”

Wie kann Inklusion im Schulalltag gelingen? Friedo Scharf von Inklusion Digital erklärt im Interview, welche Herausforderungen für eine erfolgreiche chancengerechte Bildung bestehen und mit welchen praktischen Tipps Lehrkräfte diese meistern können.
Von
Friedo Scharf
Tobias Kempter
|
12
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August 2024
12.8.2024
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Friedo Scharf
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Wie kann Inklusion im Schulalltag erfolgreich umgesetzt werden, und welche Hürden müssen noch überwunden werden? Trotz der fortschreitenden Akzeptanz stehen Lehrkräfte in Deutschland oft vor großen Herausforderungen, wenn sie Inklusion im Schulalltag begegnen und diese mitgestalten sollen. Der Weg zu einer chancengerechten Bildung für alle Schüler:innen ist mit vielen Fragen und Unsicherheiten gepflastert. Um herauszufinden, wie Inklusion gelingen kann und welche Schritte notwendig sind, haben wir mit Friedo Scharf von Inklusion Digital gesprochen. Als Sonderpädagoge und Mitgründer von Inklusion Digital, die Macher der SPLINT-App, setzt er sich leidenschaftlich für ein inklusives Bildungssystem ein. Im Gespräch beleuchtet er nicht nur die bestehenden Probleme, sondern gibt auch wertvolle Einblicke und praktische Tipps, wie Lehrkräfte den Herausforderungen des inklusiven Unterrichts begegnen können.

Lehrer News: Sie setzen sich seit Jahren für ein chancengerechtes Bildungssystem und Inklusion an Schulen ein. Warum bewegt Sie dieses Thema so sehr?

Scharf: Ich war selbst Schüler einer Integrationsschule und als ich mich für das Sonderpädagogikstudium entschieden habe, war für mich klar, dass ich das tue, um mich auf ein inklusives Schulsystem einzusetzen, weil ich dachte, dass alles in Richtung Integration, wie man es damals noch nannte, gehen würde. Ich war dann erstmal irritiert, dass das noch nicht Konsens war und viele der damaligen Studierenden davon ausgingen, dass Inklusion nicht umsetzbar sei.     

Seither hat sich viel geändert und die Akzeptanz für Inklusion in der Schule ist größer geworden, aber immer noch viel zu gering. Ich empfinde es als große Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft, dass Menschen aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit weniger zugetraut wird. Das ist meiner Meinung nach nur behebbar, wenn wir Begegnungsräume schaffen, in denen Menschen, mit unterschiedlichen Vorerfahrungen und Bildungsvoraussetzungen sich kennenlernen. Nur so können wir sicherstellen, dass eine Behinderung nicht gleich eine generalisierte Unfähigkeit bedeutet, an unserer Gesellschaft teilzuhaben.     

Kinder sind sehr offen und neugierig. Wenn sie sehen, dass ein anderes Kind nur eine Hand hat oder ein Hörgerät trägt, sind sie interessiert, aber sehr schnell stehen in der Beziehung dann andere Dinge im Mittelpunkt. Deshalb sind Schulen und andere Bildungseinrichtungen die perfekten Begegnungsorte, um den zwischenmenschlichen Austausch zu fördern und Vorurteile abzubauen.

Lehrer News: In Deutschland ist es nach wie vor üblich, dass Kinder mit einer Behinderung auf Förderschulen geschickt werden. Halten Sie das für die beste Form, um den Kindern bestmögliche Zukunftschancen zu ermöglichen?

Scharf: Nein, ich halte das nicht für die beste Form. Ich halte es immer für die beste Form, wenn alle Kinder in der Schule in ihrer Umgebung beschult werden. Dort, wo sie den Kontakt zu Kindern haben, die sie vielleicht auch schon aus der Kita kennen. Die aber im Normalfall in der unmittelbaren Umgebung leben und mit denen man sich am Nachmittag auch treffen kann. 

Gleichwohl weiß ich, dass in den Förderschulen sehr gute Arbeit geleistet wird und viele Schüler:innen sich dort wohlfühlen. Auf der individuellen Ebene ist das das Wichtigste, damit sich die Kinder bestmöglich entfalten können. Gesellschaftlich gesehen müssen wir aber feststellen, dass wir mit der Aussonderung von Schüler:innen in unterschiedlichen Schulformen aufgrund äußerlicher Merkmale, Parallelgesellschaften schaffen und eben Begegnungsräume verhindern.

Wenn ein Kind in der gleichen Straße wie ich aufwächst und dann vom Bus abgeholt wird und zwei Bezirke weiter in eine Förderschule gefahren wird, verliere ich den Kontakt zu dem Kind. Unweigerlich suche ich nach Gründen dafür. Und weil es in Deutschland immer schon Förderschulen gab, wird mir von allen Seiten versichert, dass eine gemeinsame Beschulung von mir und dem Kind, was da von dem Bus abgeholt wird, nicht möglich sei. Ich habe also gelernt, dass ich nicht mit diesem Kind in der Schule zusammenarbeiten kann. Diese Einstellung setzt sich schnell in den Köpfen von Kindern fest und prägt ihre Einstellung für das ganze Leben. Auch wenn sich ein Kind auf einer Förderschule sehr wohlfühlen kann, schaffen wir dadurch Begegnungsräume ab, die notwendig sind, um Vorurteile abzubauen.

Lehrer News: Welche Gründe hat es, dass es nach wie vor wenige Inklusionsschulen in Deutschland gibt und wie könnte sich das Ihrer Meinung nach in Zukunft ändern?

Scharf: Es gibt ja immer mehr. Trotzdem, ich glaube, das ist die logische Folge aufgrund der Historie unseres Bildungssystems. Ein Großteil der Menschen, die jetzt Entscheidungen darüber treffen, welche Schulen bleiben und welche Schulen wie ausgestattet werden, haben genau die Erfahrung gemacht, von der ich gerade gesprochen habe. Es fehlt die Vorstellungskraft dafür, dass inklusive Klassen genauso gut funktionieren können wie nicht-inklusive. Deswegen brauchen wir an einem Punkt einen radikalen Schnitt, damit wir gemeinsame Erfahrungen sammeln können.

Viele sagen zu Recht, dass unser Schulsystem eine Transformation im Moment nicht stemmen kann. Das liegt aber vor allem am Lehrkräftemangel und der chronischen Unterfinanzierung unseres Bildungssystems. Zu große Klassen, zu wenig evidenzbasierte Schulentwicklung und einen mangelnden Transfer von Bildungsforschung zu Bildungspraxis. Ein Viertel aller Schüler:innen der vierten Klasse können nicht richtig Lesen und Schreiben. Das ist an allen Schulen so, egal ob gemeinsamer Unterricht oder nicht. Es herrscht nur unter vielen Lehrkräften eine große Unsicherheit gegenüber der Inklusion. Weil noch immer zu wenige Lehrkräfte selbst aus dem gemeinsamen Unterricht kommen. Wenn wir aber zu einer inklusiven Gesellschaft wachsen wollen, dann brauchen wir an einer Stelle einen radikalen Schritt, damit wir erfahren können, dass Inklusion funktioniert.

Lehrer News: Der Lehrermangel sorgt dafür, dass Lehrkräfte ohnehin schon überlastet sind. Wie kann Inklusion im Unterricht trotzdem gelingen?

Scharf: Wir glauben es immer erst, wenn wir es mit unseren eigenen Augen gesehen haben. Ich höre oft von Lehrkräften, die sagen, dass die Integration von Kindern mit körperlichen Behinderungen kein Problem ist, weil sie damit bereits Erfahrung haben. Bei Kindern mit geistigen Behinderungen hingegen können sie sich das oft nicht vorstellen. Das zeigt, dass Akzeptanz häufig erst dann entsteht, wenn man selbst erlebt hat, dass etwas funktioniert.      

Wenn es an Erfahrung fehlt, neigt man dazu, zu denken, dass etwas nicht funktionieren kann. Überlastung verstärkt diese Wahrnehmung. Deshalb müssen wir mehr Erfahrungen schaffen und mehr Begegnungsräume ermöglichen. So können Vorbehalte Stück für Stück abgebaut werden. Wir sollten uns von Pauschalaussagen verabschieden. Erstmal sollte man mit dem Kind und den Eltern sprechen und dann überlegen, welche Unterstützung es benötigt, um erfolgreich am Unterricht teilzunehmen. Erst danach können wir fundiert entscheiden, wie wir vorgehen. 

Lehrer News: Welche Auswirkungen haben inklusive Klassen auf das Klassenklima und die Schulleistungen aller Schüler:innen?

Scharf: Die Befürchtung, dass inklusive Klassen die Leistungen der anderen Schüler:innen negativ beeinflussen, stimmt so nicht. Wir wissen aus der Forschung zwar, dass sich innerhalb einer Vergleichsgruppe ein Streben nach dem mittleren Leistungsniveau der Gruppe entwickelt. Es wird argumentiert, dass leistungsstarke Schüler:innen dadurch zurück zur Mitte gezogen werden, wenn das Leistungsniveau der Klasse insgesamt niedriger ist. Doch gesamtgesellschaftlich betrachtet hebt sich das durchschnittliche Leistungsniveau, wenn alle Kinder in einer Schule unterrichtet werden. 

Das Wichtigste ist, dass die richtigen Methoden und eine angemessene Professionalisierung der Lehrkräfte vorhanden sind.      

Lehrer News: Welche konkreten Tipps können Sie Lehrkräften mitgeben, die inklusive Klassen unterrichten?

Scharf: Es ist entscheidend, dass wir Lehrkräfte uns als Teamplayer verstehen. Wir arbeiten in einem System, das darauf abzielt, jeder Schüler:in den bestmöglichen Schulabschluss bzw. Lernerfolg zu ermöglichen. Das ist eine Teamaufgabe. Als Lehrkraft bin ich nicht nur Fachlehrer, sondern ich möchte die Schülerinnen und Schüler erfolgreich auf ihrem Lebensweg unterstützen. Dazu müssen wir als Lehrer zusammenarbeiten.

Außerdem können wir unsere Zielsetzung hinterfragen. Ich war neulich in den USA und durfte dort an einigen Schulen hospitieren. Es scheint dort Konsens zu sein, dass die Lehrkräfte sich zum Ziel setzen, ihre Schüler:innen mit mindestens einem Erfolgserlebnis aus dem Unterricht zu entlassen. Das halte ich für einen sehr wohltuenden Perspektivwechsel. Wenn ich mir als Lehrkraft vorrangig zu den fachlichen Zielen zum Ziel setze, Erfolgserlebnisse zu produzieren, dann entlasse ich selbstbewusste Schüler:innen, die am nächsten Tag wiederkommen und sich den Herausforderungen, denen sie begegnen, motiviert stellen. Das hilft am Ende auch dem fachlichen Fortschritt. 

Übrigens, hier geht es nicht um reine Kuschelpädagogik. Ein Erfolgserlebnis ist kein unverdientes Gummibärchen vor der Pausenklingel. Ein Erfolgserlebnis ist ein Fortschritt, den ich mir erarbeitet habe. Das ist nicht einfach, aber es ist ein sehr gutes Gefühl. Manchmal erfordert das, dass in meinem Unterricht andere Maßnahmen als nur die fachlichen Ziele im Vordergrund stehen, um das Kind zu stärken.      

Hier ist der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen essenziell, um die Stärken der Schüler zu erkennen. Gerade weil die Klassen immer heterogener werden, ist es wichtig, dass wir uns als Teamplayer verstehen. Ein multiperspektivischer Blick auf die Kinder ist notwendig, nicht nur aus der Perspektive eines einzelnen Fachs. Auf diese Weise können wir die Kinder besser wahrnehmen, ihre Stärken akzeptieren und auch verstehen, wo sie sich Freiräume suchen.

Dieser Teamgedanke hat auch Einfluss auf unsere Professionalisierung. Der Austausch mit Kolleg:innen ist in der Pädagogik unerlässlich. Wenn ich sehe, was bei anderen Kolleg:innen gut funktioniert, kann ich daraus lernen und es in meinem eigenen Unterricht oder in der Beziehung zu meinen Schülern anwenden. Fortbildung bedeutet oft auch einfach Austausch. Daher mein wichtigster Tipp: Versteht euch als Teamplayer.

Lehrer News: Mit SPLINT haben Sie ein Programm geschaffen, das Lehrkräfte dabei unterstützt, Inklusion weiter voranzutreiben. Wie genau hilft SPLINT dabei?

Scharf: SPLINT versucht, die wichtigsten Herausforderungen im Unterricht zu vereinfachen. 

Es geht darum, dass ich mir in dem Moment, in dem ich feststelle, dass ich einem:einer Schüler:in nicht gerecht werden kann, Hilfe bekomme, die mir genau dabei hilft. Dafür haben wir viele Beobachtungshilfen digitalisiert. SPLINT hilft auch dabei, die Potenziale der Schüler:innen zu sehen, damit ich sie unterstützen kann.

Außerdem unterstützt SPLINT dabei, im Team zu arbeiten. Wir vernetzen alle die multiprofessionellen Teams innerhalb der Schule miteinander und geben die Möglichkeit auch bestehende außerschulische Unterstützungssysteme einzubeziehen.
Und zu guter Letzt geht es darum, den Arbeitsaufwand zu erleichtern. Nachdem ich die richtigen Tipps erhalten habe und im Unterricht anwenden kann, löst SPLINT die Dokumentation automatisch. Auf Knopfdruck kann ich den Förderplan oder das Protokoll zum Nachteilsausgleich ausdrucken und fertig. Gerade testen wir endlich auch ein neues Modul, über das die Schüler:innen selbst mit in die Begleitung ihrer Ziele einbezogen werden können. Darauf freue ich mich riesig. 

Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!

Fremdwort Digitalisierung? Das deutsche Bildungssystem im globalen Vergleich

Deutschland hinkt bei der Digitalisierung des Bildungssystems im Vergleich hinter Vorreitern wie Südkorea und Finnland hinterher. Was sind die Herausforderungen und Potenziale digitaler Technologien wie Virtual Reality und KI im Unterricht?
Von
Jan-Philipp Moritz
|
12
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August 2024
12.8.2024
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Die Dynamik des Alltags verändert sich – stetig. Und zunehmend rasant. Politische wie ökologische Veränderungen, Krisen und Skandale sowie technologische Quantensprünge prasseln Tag für Tag auf uns ein. In vielen Köpfen keimt daher die Angst, abgehängt zu werden, nicht mehr Schritt halten zu können. Ein Ansatz, die zunehmende Geschwindigkeit des Zeitgeschehens zu kompensieren, ist eine Anpassung der Bildungspolitik – aber findet diese wirklich statt?

Die Digitalisierung des Lernens ist ein zentrales Thema in der globalen Bildungspolitik. Sollte man meinen. Zumindest in Deutschland gewinnt man allerdings den Eindruck einer eher stiefmütterlichen Behandlung dieses essenziellen Anliegens. Dabei steht der Instrumentenkasten für eine inklusive, faire und nachweislich effektivere Bildung längst bereit.

So zeichnet unter anderem Virtual Reality das Potenzial aus, den Unterricht nicht nur klug zu ergänzen, sondern die Art, wie wir lernen, spielerisch und damit nachhaltig zu gestalten. Die Lernenden werden im Vorbeigehen auf eine hochgradig digitalisierte Zukunft vorbereitet, und zu Mitgestaltern derselben gemacht. Auch KI fließt überall auf der Welt zunehmend in den Alltag des Lernens ein. Doch wie ist es global um die Integration von digitalen Lehrmitteln in den Lernalltag bestellt – und wo ordnet sich Deutschland in diesem Wettrennen ein?

Spicken erwünscht: Ein Blick nach Südkorea lohnt sich

Weltweit sind Länder unterschiedlich weit fortgeschritten, wenn es um die Integration digitaler Technologien in den Bildungsalltag geht. Laut einer OECD-Studie aus dem Jahr 2020 variieren die Investitionen und die Implementierung digitaler Bildungstechnologien von Land zu Land stark. Dabei gehören Länder wie Südkorea, Finnland und Singapur zu den Spitzenreitern, was die aktive Nutzung und Integration von digitalen Tools im Unterricht betrifft. Diese Länder haben umfassende Strategien entwickelt, um digitale Medien, so auch virtuelle Lernwelten, in ihre Bildungssysteme zu integrieren.

Das Ergebnis: Signifikante Zugewinne in der Qualität der Bildung. So befinden sich Länder, deren Bildungssektor in hohem Grad digitalisiert ist, kompetenzübergreifend im oberen Drittel der PISA-Studie wieder.

Dabei lohnt sich insbesondere der Blick gen Fernost – denn in Südkorea ist der Einsatz von High Tech in der Schule längst Alltag. Dabei kommen nicht nur virtuelle Lernwelten zum Einsatz, sondern nahezu ausschließlich digitale Lehrbücher. Ab 2025 sogar mit KI-Integration, um individuelle Stärken und Schwächen der Schülerinnen und Schüler adressieren zu können. Auffällig dabei: Unser Verständnis von Digitalisierung, welches im Wesentlichen von WLAN-Infrastrukturen und Smartboards genährt wird, wird hier gnadenlos überholt.

Auch in Finnland nutzen bereits über 30 Prozent der Schulen VR-Technologien im Unterricht, während in den USA entsprechende Pilotprojekte stark zunehmen. In Singapur hat die Regierung erhebliche Mittel in die digitale Bildung investiert, was zu einer weitläufigen Technologieakzeptanz und Nutzung in den Klassenzimmern geführt hat.

Die Lehrerrolle neu gedacht

Bei allem Tech-Einsatz wird die Frage aufgeworfen, inwiefern sich nicht nur das System verändern muss und wird, sondern auch der Beruf der Lehrkraft. Die Vermutung liegt nahe, dass die tatsächlich wissensvermittelnde Rolle durch den Mehrwert von VR, KI und Co. in den Hintergrund rückt, und die empathische, emotionale und pädagogische Flanke in gleichem Maße an Relevanz gewinnt.

Deutschlands Stellung im internationalen Vergleich

Anders als Südkorea und Finnland wird Deutschland in zahlreichen Reports als Nachzügler in der Digitalisierung von Bildung hervorgehoben. Der Bertelsmann-Digitalisierungsindex  zeigt, dass Deutschland im internationalen Vergleich deutlich hinterherhinkt. Die OECD untermauert dies und betont, dass deutsche Schulen oft unzureichend mit digitaler Infrastruktur ausgestattet und die Lehrkräfte nicht ausreichend auf den Einsatz digitaler Technologien vorbereitet sind.

Konkret in Bezug auf Virtual Reality als Lerninstrument kontrastiert Deutschland mit den Vorreitern der PISA-Studie und offenbart großen Nachholbedarf – so wird die Technologie von weit unter 10 Prozent der Schulen überhaupt eingesetzt.

Ursachen und Herausforderungen

Die Gründe für den behäbigen Umgang mit Innovationen im Bildungswesen sind vielfältig. Eine wesentliche Herausforderung ist die unzureichende digitale Infrastruktur. Viele Schulen sind nicht ausreichend mit schnellem Internet und modernen Computern ausgestattet. Eine Umfrage des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (Bitkom) aus dem Jahr 2023 zeigt, dass nur 25 Prozent der deutschen Schulen über eine flächendeckende WLAN-Ausstattung verfügen, die für den Einsatz von VR notwendig ist.

Ein weiterer Faktor ist die mangelnde Ausbildung und Weiterbildung der Lehrkräfte. Laut einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fühlen sich viele Lehrkräfte nicht ausreichend auf den Einsatz digitaler Technologien vorbereitet. Dies führt zu einer geringen Akzeptanz und Nutzung von digitalen Helfern wie Virtual Reality im Unterricht.

Zu guter Letzt steht der Integration neuer Technologien auch immer die Finanzierungsfrage und ein daran angedockter bürokratischer Aufwand gegenüber. So kommt es nicht selten vor, dass über die Dauer des Prozesses von der Beantragung bis zur Bewilligung von zielgerichteten Mitteln das anzuschaffende Instrumentarium bereits wieder veraltet ist.

Potenziale und Lösungsansätze

Trotz vieler Herausforderungen bietet VR enorme Potenziale für den Unterricht – die man nicht ungenutzt versanden lassen sollte. VR kann Lerninhalte anschaulich gestalten, komplexe Prozesse greifbar machen und das Lernen mit einer spielerischen Komponente für mehr Motivation und Lernerfolg verbinden.

So sind virtuelle Exkursionen zu historischen Stätten, Zeitreisen zu historischen Ereignissen oder beliebig oft reproduzierbare Experimente der Chemie und Physik nur wenige Vorteile, die der Einsatz von VR mit sich bringt.

Um das Potenzial von VR in deutschen Schulen abzurufen, sind jedoch umfassende Maßnahmen erforderlich. Zunächst gilt es, die digitale Infrastruktur erheblich zu verbessern. Der DigitalPakt Schule zielt zwar genau darauf ab, allerdings muss die Umsetzung dieser Maßnahme drastisch beschleunigt und ausgeweitet werden.

Des Weiteren müssen, wenn wir über das eingangs erwähnte Abgehängtwerden bei zu hoher Dynamik sprechen, alle Beteiligten an die Hand genommen werden. Dazu gehört auch die entsprechende Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften – um nicht nur den Umgang mit technologischen Innovationen zu vermitteln, sondern auch Anpassungen an der didaktischen Einbettung selbiger in den Unterricht vorzunehmen.
Programme wie "Digitale Schule NRW" bieten vielversprechende Ansätze, um Lehrende auf die Herausforderungen der digitalen Bildung vorzubereiten.

Fazit

Die Integration von Virtual Reality in den Schulunterricht bietet enorme Chancen, die Art und Weise des Lernens der Schülerinnen und Schüler zu bereichern und den Unterricht effektiver zu gestalten. Ein globaler Vergleich zeigt, dass viele Länder bereits bedeutende Fortschritte in der Digitalisierung ihrer Bildungssysteme gemacht haben. Deutschland hingegen hat noch erheblichen Nachholbedarf.

Um den Anschluss an die Spitzenreiter nicht zu verlieren, sind umfassende Investitionen in die digitale Infrastruktur, eine verstärkte Ausbildung und Weiterbildung der Lehrkräfte sowie eine strategische Implementierung digitaler Technologien im Unterricht notwendig. Nur so kann Deutschland das Potenzial von VR und anderen digitalen Technologien voll ausschöpfen und seine Schülerinnen und Schüler zu Mitgestaltern einer hochgradig digitalisierten, dynamischen Zukunft machen.

Studieren zwischen Elbe und Alster: Das Lehramtsstudium in Hamburg

Heute stellen wir euch das Lehramtsstudium in Hamburg vor. Alles, was ihr über den Aufbau des Studiums, die Fächerwahl oder die Praktika wissen müsst, erfahrt ihr hier! Auch für Quereinsteiger gibt es ab jetzt ein spannendes Studienangebot in Hamburg.
Von
Albert Koch
|
11
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August 2024
11.8.2024
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Ihr spielt mit dem Gedanken, Lehrer:in zu werden? Es zieht euch in den Norden oder in eine große Stadt? Dann seid ihr sicherlich gespannt auf den heutigen Artikel in unserer Reihe über das Lehramtsstudium in Deutschland: Dieses Mal präsentieren wir euch den Studiengang im Stadtstaat Hamburg und erklären euch alles, was ihr über die Struktur des Studiums, die verschiedenen Standorte oder Praktika wissen müsst. Außerdem werfen wir einen kurzen Blick auf die neuen Quereinsteiger-Masterabschlüsse, mit denen ihr auch unterrichten könnt, wenn ihr bereits einen Bachelor ohne Lehramtsbezug absolviert habt.

Hamburger Schultypen und die verschiedenen Studiengänge

Wie in allen Bundesländern unterscheiden sich auch in Hamburg die einzelnen Studiengänge entsprechend der Schulform, an der ihr später unterrichten wollt. Die Schulform der Stadtteilschule ist in Hamburg seit 2010 eine Zusammenfügung aus Haupt-, Real- und Gesamtschule. Da es aber auch an Stadtteilschulen möglich ist, ein Abitur abzulegen, ist die Ausbildung sowohl für das Gymnasial- als auch für das Stadtteilschullehramt zunächst im Studiengang des Lehramts für die Sekundarstufe I bis II zusammengefasst. Weitere Möglichkeiten sind das Grundschul- und das Berufsschullehramt sowie die Sonderpädagogik. Letztere ist allerdings in zwei verschiedene Studiengänge mit den Profilbildungen Grundschule und Sekundarstufe aufgeteilt. Grundsätzlich werden alle Lehramtsstudent:innen an der Universität Hamburg unterrichtet, aber einzelne Fächer finden in Kooperation mit der Technischen Universität Hamburg (TUHH), der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), der Hochsschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT) und der Hochschule für Bildende Künste Hamburg (HfBK) statt.

Alle Studiengänge unterteilen sich in zwei Abschlüsse, einen Bachelor of Education und einen Master of Education. Dieser gilt gleichzeitig als Erstes Staatsexamen und qualifiziert euch für den 18-monatigen Vorbereitungsdienst an deutschen Schulen. Der Vorteil: Ihr seid flexibler und könnt euch auch nach dem Bachelor noch umorientieren und habt trotzdem einen gültigen Abschluss in der Tasche. Außerdem ist es möglich, für den Master an eine andere Universität zu wechseln, beziehungsweise für den Master nach Hamburg zu kommen.

Erziehungswissenschaften, Fächerwahl, Berufsrichtungen und vieles mehr: die Studiengänge unter der Lupe

Lehramt an Grundschulen

Schauen wir uns zuerst das Grundschullehramt genauer an. Dieses studiert ihr in der Regel sechs Semester bis zum Bachelor und weitere vier bis zum Master. Das Studium setzt sich aus vier sogenannten Teilstudiengängen zusammen: Die Erziehungswissenschaften, in denen ihr alles über die pädagogische Arbeit und die Unterrichtsvermittlung lernt, sowie die Grundschulfächer Deutsch, Mathematik und ein zusätzliches Wahlfach. Dabei könnt ihr aussuchen, ob ihr Englisch, Religion (in den Glaubensrichtungen Evangelisch, Katholisch, Islamisch oder Alevitisch), Sachunterricht, Sport oder Theater als Grundschullehrer:in unterrichten wollt. Wer Kunst oder Musik wählt, verbringt mehr Zeit mit diesem Fach und muss deshalb entweder Deutsch oder Mathematik fallenlassen. Im Master-Studium wählt ihr eines der Fächer als Schwerpunkt.

Lehramt für Sekundarstufe I bis II 

Im Lehramt für die Sekundarstufe I bis II habt ihr eine größere Auswahl und müsst euch zusätzlich zu den Erziehungswissenschaften für zwei Fächer entscheiden, wobei Arbeitslehre/Technik, Bildende Kunst, Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Evangelische Religion, Französisch, Geografie, Geschichte, Griechisch, Informatik, Latein, Mathematik, Musik, Philosophie, Physik, Russisch, Sozialwissenschaften, Spanisch, Sport und Theater zur Verfügung stehen. Hier findet ihr eine Übersicht über die Fächerkombinationen, die nicht möglich sind. In der Regel dauert auch dieser Studiengang insgesamt zehn Semester, allerdings verlängert sich das Grundstudium um zwei Semester, wenn man sich für Kunst oder Musik entscheidet, da es sich hier wieder um aufwändigere Kurse an den jeweiligen Partnerhochschulen handelt. Übrigens könnt ihr im Master auch den Studiengang Primar- und Sekundarstufe I wählen, mit dem ihr euch für den Vorbereitungsdienst an entsprechenden Schulformen (ohne die gymnasiale Oberstufe) qualifiziert. Hier gibt es allerdings weitere Einschränkungen in der Fächerkombination, die schon im Grundstudium bedacht werden müssen.

Lehramt an berufsbildenden Schulen

Wenn ihr euch für das Lehramt an berufsbildenden Schulen interessiert, dann hat Hamburg eine breite Fächerwahl und spannende Lernorte zu bieten. Auch dieser Studiengang dauert insgesamt zehn Semester und ist dreigliedrig: Neben den Erziehungswissenschaften, mit dem verpflichtenden Schwerpunkt Berufs- und Wirtschaftspädagogik, müsst ihr euch für eine Berufsrichtung und ein allgemeinbildendes Fach entscheiden. Für die Berufsrichtung stehen unter anderem Wirtschaftswissenschaften, Chemietechnik, Gesundheitswissenschaften und Kosmetikwissenschaften zur Auswahl. Außerdem wird in Kooperation mit der Technischen Universität Hamburg der Bereich der Gewerblich-Technischen Wissenschaften gelehrt, der Fachrichtungen von Bautechnik über Holztechnik bis Medientechnik abdeckt. In Zusammenarbeit mit der Fakultät Life Sciences an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften bietet der Studiengang zusätzlich die Berufsrichtung Ernährungs- und Haushaltswissenschaften. Als allgemeinbildendes Fach lassen sich viele Fächer aus der Sekundarstufe, aber zum Beispiel auch Betriebswirtschaftslehre oder Berufliche Informatik wählen. Es gibt bestimmte Einschränkungen bei der Kombination von Berufsrichtung und Unterrichtsfach, die vor allem verhindern sollen, dass beide Fächer sich sehr ähneln und inhaltlich überschneiden. Es ist zum Beispiel nicht möglich, Kosmetikwissenschaften mit Biologie zu kombinieren.

Zwei Studiengänge für das Lehramt für Sonderpädagogik 

Die jeweiligen Studiengänge für Sonderpädagogik setzen sich aus den Erziehungswissenschaften, nur einem Unterrichtsfach und dem Teilstudiengang Sonderpädagogik zusammen. Für letzteren müsst ihr den Schwerpunkt Lernen belegen und einen weiteren wählen. Zur Auswahl stehen Sehen, Hören, Geistige Entwicklung, Sprache, emotionale und soziale Entwicklung. Beim Unterrichtsfach kommt es darauf an, ob ihr euch für das Grundschullehramt oder die Sekundarstufe einschreiben wollt, wobei ihr aus dem jeweiligen Fächerkanon wählen müsst. Allerdings bleibt für das Grundschulfach Religion die Möglichkeit aus, sich auf eine andere Konfession als die evangelische zu spezialisieren, und in der Sekundarstufe wird keine Fremdsprache außer Englisch angeboten. Musik und Kunst fallen als Grundschulfächer ebenfalls weg, für die Sekundarstufe bedeuten sie wiederum eine Verlängerung des Grundstudiums um zwei Semester.

Abitur und Sportprüfungen: Voraussetzungen fürs Studium

Für alle Studiengänge gilt natürlich die Voraussetzung der allgemeinen Hochschulreife. Außerdem sind bestimmte Sprachkenntnisse nötig, wenn man sich für eine Fremdsprache als Unterrichtsfach entscheidet, sowie Aufnahmeprüfungen für die Fächer Kunst und Musik und eine Eignungsprüfung für das Fach Sport. Das Fach Evangelische Religion für die Sekundarstufe erfordert außerdem ein Kleines Latinum. Wer Berufsschullehrer:in werden möchte, muss vor Beginn des Studiums bereits eine Berufsausbildung oder alternativ ein zwölfmonatiges Praktikum im Bereich der gewünschten Berufsrichtung abgeschlossen haben.

Das “Hamburger Modell” und der freie Studienanteil 

Eine Besonderheit in Hamburg ist die Tatsache, dass die jeweiligen Fachdidaktiken eurer gewählten Unterrichtsfächer unter den Bereich der Erziehungswissenschaften fallen („Hamburger Modell“). Dies bedeutet, dass die Teilstudiengänge der Fächer sich rein inhaltlich mit ihnen auseinandersetzen und alles rund um die fachspezifische Vermittlung im Unterricht in den Modulen der Erziehungswissenschaften thematisiert wird. Übrigens ist ein sogenannter freier Studienanteil Pflicht in allen der fünf Bachelor-Studiengänge. Hier habt ihr die Möglichkeit Seminare zu belegen, die eurer persönlichen Weiterbildung dienen sollen. Dabei könnt ihr euch unabhängig von eurer Fachausrichtung entscheiden. Zur Auswahl stehen Fachgebiete wie Rechtswissenschaften oder Soziologie, aber auch Kurse über Demokratiebildung oder Migration sowie Fremdsprachenangebote. Natürlich ist auch die praktische Erfahrung einer der wichtigsten Bestandteile einer Lehrer:innenausbildung, weshalb Praktika einen großen Teil des Studiums ausmachen. Alle Einzelheiten dazu findet ihr im folgenden Abschnitt.

Unterricht selbst erleben und gestalten: Praktika im Hamburger Lehramtsstudium

Praktische Erfahrung zu sammeln, ist in der Ausbildung zur Lehrerin oder zum Lehrer enorm wichtig. Später werdet ihr einen Großteil eures Berufsalltags im Klassenzimmer verbringen, wo der wichtigste Part eurer Arbeit stattfindet: Die Wissensvermittlung an junge Menschen. Deshalb sind sogenannte Schulpraktische Studien (SPS) ein fester Bestandteil des Lehramtsstudiums. In Hamburg finden diese in Form eines Orientierungspraktikums im Grundstudium und eines Kernpraktikums im Aufbaustudium statt.

Orientierungspraktikum im Bachelor-Semester

Das Orientierungspraktikum findet im dritten und vierten Semester des Bachelor-Studiums statt. Bei vielen handelt es sich um die erste praktische Erfahrung in der Begleitung und Durchführung des Schulunterrichts. Außerdem dient es dazu, dass ihr in einer frühen Phase des Studiums schon über eure Eignung zum Lehrer:innenberuf reflektieren könnt. Zusammen mit eine:r zugewiesenen Partner:in beobachtet ihr den Unterricht an einer Schule und führt selbst Unterrichtseinheiten durch. Ein:e Mentor:in aus dem Kollegium unterstützt euch dabei. Dies findet über vier Wochen in der vorlesungsfreien Zeit im Februar oder März statt. Neben begleitenden Seminaren sollt ihr insgesamt 60 Stunden im Unterricht hospitieren und zusätzliche 30 Stunden bei Konferenzen, Meetings oder dem Ganztagsangebot mitwirken. Außerdem ist es möglich, das Orientierungspraktikum an einer Schule im Ausland zu absolvieren. Die Erfahrung im Ausland kann besonders für Lehramtsstudent:innen mit einer Fremdsprache als Fach nützlich sein, eine Bereicherung für euch persönlich stellt es aber auf jeden Fall dar. Um die Organisation des Auslandsaufenthalts müsst ihr euch selbst kümmern, aber das Netzwerk International im Lehramt bietet euch Informationen und Unterstützung an. Außerdem können Schulen über Partnerfakultäten in Argentinien, Brasilien, den USA, Australien, Vietnam, Nepal und Ghana vermittelt werden.

Kernpraktikum im Master-Semester

Das Kernpraktikum zieht sich über das dritte und das vierte Master-Semester und ist nicht nur auf die Unterrichtsvermittlung, sondern auch auf eines eurer Fächer ausgelegt. An einem Tag in der Woche hospitiert ihr wieder in Zweierteams für sechs Stunden im Unterricht. Daraufhin folgt ein Blockpraktikum von vier bis fünf Wochen in der vorlesungsfreien Zeit im August oder September. Im Anschluss folgen Reflexionsseminare

Erkundungspraktikum für Sonderpädagogik

Schließlich gibt es in den Studiengängen für Sonderpädagogik noch das sogenannte Erkundungspraktikum in Verbindung mit dem Modul “Lernverläufe analysieren und Lernprobleme identifizieren”. Dabei geht es darum, erste Erfahrungen im sonderpädagogischen Bereich zu sammeln und die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit besonderen Bedürfnissen kennenzulernen. Ihr hospitiert in diesem Praktikum in der Regel an einer Stadtteilschule. Es ist auch möglich, das Praktikum an einem Regionalen Bildungs- und Beratungszentrum der Stadt Hamburg, einer Anlaufstelle für Schüler:innen mit sonderpädagogischen Bedürfnissen, zu absolvieren. Das Praktikum findet während der Vorlesungszeit im Sommersemester statt und dauert 14 Tage mit jeweils fünf Unterrichtsstunden.

Als Quereinsteiger Lehrkraft werden: Mithilfe des Hamburger Aufbaustudiums ist es möglich

Seit Beginn dieses Jahres bietet die Universität Hamburg ein Aufbaustudium für Quereinsteiger:innen an, um mehr Lehrer:innen für den Schuldienst in der Hansestadt zu gewinnen. Wenn ihr schon etwas studiert habt, das sich inhaltlich mit einem Schulfach überschneidet, könnt ihr euch mit diesem vier Semester langen Masterstudium für den Vorbereitungsdienst in Hamburg qualifizieren.

Mit der Aufbauqualifikation für die Sekundarstufe I und II könnt ihr Lehrer:in an einem Gymnasium oder einer Stadtteilschule werden. Ihr erlernt neue Kenntnisse und spezialisiert euch auf lediglich ein Fach, für das ihr einen Bachelor-, Master-, Diplom- oder Magisterabschluss in einer verwandten Fachrichtung benötigt. Der freie Studienteil fällt weg, wenn ihr Kunst oder Musik unterrichten wollt, um das Aufbaustudium nicht weiter in die Länge zu ziehen. Außerdem enthält dieser Master-Studiengang sowohl das Orientierungspraktikum als auch das Kernpraktikum. Für Fremdsprachen, Kunst-, Musik- und Sportunterricht gelten die üblichen Aufnahmevoraussetzungen. Ein Aufbaustudium für berufsbildende Schulen besteht ebenfalls, allerdings nur für die Berufsrichtungen Elektrotechnik-Informationstechnik und Metalltechnik ohne allgemeinbildendes Fach. In diesem Studium sind ebenfalls ein Orientierungs- und ein Kernpraktikum enthalten, allerdings kein freier Studienteil. Hier muss ein Bachelor-Abschluss vorliegen, aus dem sich diese Bereiche ableiten lassen. Die Berufsausbildung beziehungsweise das zwölfmonatige Praktikum darf auch hier nicht fehlen.

Eure Aussichten für Hamburg

Die Stadt Hamburg hatte bisher vergleichsweise wenig mit dem Lehrermangel zu kämpfen. Denn die Elbmetropole gilt nach wie vor als beliebter Berufsstandort. Dennoch machen sich auch hier die sinkenden Bewerber:innenzahlen und steigenden Schüler:innenzahlen langsam bemerkbar. Aus diesem Grund versucht der Senat, dem Mangel an Lehrpersonal vorzubeugen. Neben dem Quereinsteiger:innenprogramm sollen die Studienplätze aufgestockt werden: Bis 2026 soll es 175 mehr Plätze im Bachelor-Studium und bis 2029 145 mehr Plätze im Master-Studium geben. Es lohnt sich auf alle Fälle, sich in Hamburg für das Lehramtsstudium zu bewerben, da die Chancen, auch im Vorbereitungsdienst und im Beruf, wahrscheinlich besser stehen als zuvor. Habt ihr Lust bekommen, das Studium zwischen Alster und Elbe anzutreten? Welcher Studiengang sagt euch am meisten zu? Schreibt es doch gerne in die Kommentare!

Bundeswettbewerb Fremdsprachen startet in neue Runde

Der Bundeswettbewerb Fremdsprachen 2024/2025 startet unter dem Motto "Sprache ist dein Fenster zu neuen Welten". Schüler der Klassen 6 bis 13 können sich bis 6. Oktober 2024 anmelden. Der Wettbewerb fördert Sprachtalente und den Spaß am Umgang mit Sprache.
Von
Redaktion
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August 2024
10.8.2024
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Schülerinnen und Schüler von Klasse 6 bis 13 können sich ab sofort für den Wettbewerbslauf 2024/2025 des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen anmelden. Dieser steht unter dem Motto: „Sprache ist dein Fenster zu neuen Welten.“ Der Wettbewerb fördert junge Sprachtalente und möchte Neugier auf fremde Sprachen und Kulturen wecken. Im Zentrum stehen deshalb neben Grammatik und Vokabelwissen vor allem Kreativität und Spaß im Umgang mit Sprache. Anmeldeschluss ist der 6. Oktober 2024.

Bonn, 07. August 2024. In welcher Fremdsprache die Schülerinnen und Schüler beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen antreten, entscheiden sie selbst. Die Auswahl reicht von Englisch, Französisch, Spanisch, Russisch oder Chinesisch bis hin zu Latein und Altgriechisch. Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 bis 13 können ihr Sprachtalent als Einzelteilnehmende in der Kategorie SOLO bzw. SOLO Plus unter Beweis stellen. Jüngere Teilnehmende treten mit einer Fremdsprache an, bei den älteren werden zwei Sprachen erwartet. In der ersten Wettbewerbsrunde nehmen die Jugendlichen mit einem selbstgedrehten Video teil. Im weiteren Verlauf des Wettbewerbs warten dann mündliche und schriftliche Aufgaben.

In der Wettbewerbskategorie TEAM Schule produzieren Schüler der Jahrgangsstufen 6 bis 10 in Gruppen gemeinsam einen Film, einen Podcast oder ein Theaterstück in einer oder mehreren Fremdsprachen ihrer Wahl. Die besten Teams nehmen im kommenden Jahr am großen Finale, dem Sprachenfest in Schwerin, teil.

Auf die Gewinnerinnen und Gewinner warten Stipendien der Studienstiftung des deutschen Volkes, Geldpreise und Sachpreise. Interessierte reichen ihre Bewerbung ein unter: www.bundeswettbewerb-fremdsprachen.de. Hier sind auch alle Informationen zum Wettbewerb für Jugendliche, Eltern und Lehrkräfte kompakt zusammengefasst. Anmeldeschluss ist der 6. Oktober 2024.

Für die Kategorie TEAM Beruf für Auszubildende und Schülerinnen und Schüler berufsbildender Schulen folgt am Ende des Jahres eine gesonderte Ankündigung. Hier wird der Anmeldeschluss im Frühjahr 2025 liegen.

Der Bundeswettbewerb Fremdsprachen ist einer der traditionsreichsten Schülerwettbewerbe in Deutschland. Jedes Jahr nehmen mehr als 13.000 Schülerinnen und Schüler teil. Ausrichter des Wettbewerbs ist Bildung & Begabung, das Talentförderzentrum des Bundes und der Länder.

Über Bildung & Begabung

Bildung & Begabung setzt sich als zentrale Anlaufstelle für Talentförderung in Deutsch­land dafür ein, dass alle Jugendlichen ihr volles Potenzial entfalten und in Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft einbringen können – unabhängig von Herkunft und Hintergrund. Mit Wettbewerben, Akademien und weiteren individuellen Förderprogrammen unterstützt die gemeinnützige Einrichtung junge Menschen aller Schulformen bei der Entfaltung ihrer individuellen Talente, in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und bei der beruflichen Orientierung. Außerdem hilft Bildung & Begabung Lehrkräften, Eltern sowie Schülerinnen und Schülern mit umfangreichen Informations-, Weiterbildungs- und Vernetzungsangeboten wie der Fachtagung Perspektive Begabung oder dem Online-Portal www.begabungslotse.de. Bildung & Begabung ist eine Tochter des Stifterverbandes. Hauptförderer sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Kultusministerkonferenz. Schirmherr ist der Bundespräsident.

www.bildung-und-begabung.de

Gendern verboten: Sachsen setzt (k)ein Zeichen

Sachsens Kultusministerium verbietet Gendern per Sonderzeichen für Schüler ab dem kommenden Schuljahr. Das Ministerium stützt sich auf Rechtschreibregeln des Rats für deutsche Rechtschreibung. Schüler und Verbände kritisieren den Eingriff als Einschränkung.
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Julika Ude
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August 2024
10.8.2024
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Dresden. Pünktlich zum Schulstart erwartet die Schüler:innen in Sachsen eine Neuerung: Ab diesem Schuljahr soll Gendern in Klassenarbeiten nicht mehr nur als Fehler markiert werden, sondern auch durch Punktabzug in die Bewertung einfließen. Der Erlass stößt auf Kritik seitens der Verbände und der Schüler:innen selbst.

Sachsens Kultusministerium teilte bereits Ende Juli mit, dass in diesem Schuljahr neue Regelungen in die Bewertung von schriftlichen Arbeiten der Schüler:innen einfließen werden. Das Kultusministerium stützt sich auf das neue amtliche Regelwerk des Rats für deutsche Rechtschreibung, das Sonderzeichen wie den Genderstern und den Doppelpunkt nicht als Kernbestand der deutschen Orthografie definiert (Lehrer News berichtete). Kultusminister Christian Piwarz (CDU) erklärte gegenüber MDR SACHSEN, dass Gendern deshalb "eben nicht nur als Fehler anzumerken ist, sondern auch in der Benotung bei den Schreibleistungen zu berücksichtigen ist". Diese Neuerung stößt auf gemischte Reaktionen.

"Für uns ist das ein Unding. Menschen, die gendern wollen, sollen nicht dafür bestraft werden."

Deutschlehrer René Michel vom Sächsischen Lehrerverband (SLV) spricht sich positiv über die Regelung aus. Der Lehrerverband freue sich über die Klarstellung, "weil wir wissen, was wir nutzen dürfen und was nicht." Auf der anderen Seite sei diese Neuerung ein Eingriff "in unsere pädagogische Freiheit", erklärt Michel gegenüber dem MDR Sachsen. Gerade angehenden Lehrkräften erschwere dies ihre Arbeit, befürchtet er, denn im Studium sei ihnen geschlechtersensible Sprache als Voraussetzung für die Arbeit mit Kindern vermittelt worden. 

Der Landesschülerrat Sachsen kritisiert die Neuerung zur Bewertung von schriftlichen Arbeiten stark. "Für uns ist das ein Unding. Menschen, die gendern wollen, sollen das machen dürfen und nicht dafür bestraft werden", sagte die Landesvorsitzende Amy Kirchhoff. Niemand solle zum Gendern gezwungen werden, jeder solle als Kompromiss aber frei entscheiden können, wie er mit dem Thema umgehen möchte. Auch der Landesverband Sachsen des Kinderschutzbundes sowie der Ausländerrat Dresden sprechen sich gegen den Erlass aus. "Wir wissen, dass eine geschlechtergerechte Sprache für viele junge Menschen sowie Fragen nach vielfältigen Geschlechtsidentitäten wichtig sind", schreibt der Verband des Kinderschutzbundes. Der Ausländerrat Dresden ist der Meinung, der Erlass habe eine starke politische Dimension: "Gendergerechtigkeit ist eines der Themen, denen Rechtspopulist:innen und weitere politische Kräfte den Kampf angesagt haben." Der Erlass stärke demnach antiemanzipatorische Diskurse in der Gesellschaft. 

"Ideologische Verbotspolitik auf dem Rücken von jungen Menschen."

Coretta Storz, Vorsitzende der Chemnitzer Grünen, findet die Schlussfolgerung Gendern mit Punktabzug zu bestrafen, sei eine Fehlinterpretation des amtlichen Regelwerkes für Rechtschreibung seitens des Kultusministeriums: "Die Verwendung geschlechtergerechter Sprache ist ein Sprachwandelphänomen, das sich noch im Prozess der Normbildung befindet", nur deswegen sei es nicht Teil der amtlichen Regelwerke. "Die weitere Verschärfung des Genderverbots an sächsischen Schulen ist ideologische Verbotspolitik auf dem Rücken von jungen Menschen", findet Storz. Christin Melcher, Sprecherin der Grünen im Sächsischen Landtag, ist der Ansicht, geschlechtergerechte Sprache zu bestrafen, sei fatal und kündigte an, sich gegen das Verbot einzusetzen.

Erfolgsprojekt in Dresden: Universitätsschule setzt neue Maßstäbe

Die Universitätsschule Dresden ist ein Erfolgsmodell: Erste Absolventen bestanden ihren Abschluss, zwei davon mit Auszeichnung. Seit 2019 wächst die Schülerschaft stetig. Das Modell fördert individuelles Lernen, demokratische Teilhabe und Praktika.
Von
Helen Mattes
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August 2024
9.8.2024
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Dresden. Eine erste Zwischenbilanz nach 5 Jahren zeigt, dass die Universitätsschule, das gemeinsame Projekt der Landeshauptstadt Dresden und der TU Dresden, ein Erfolg ist. Im Juni haben die ersten Absolvent:innen ihren Hauptschulabschluss bestanden; zwei von den insgesamt acht Jugendlichen wurden dabei für ihre herausragenden Leistungen ausgezeichnet. Die Lernstandserhebungen zeigen außerdem, dass die Fortschritte der Schüler:innen in den Bereichen Mathematik, Lesen und Schreiben keine Abweichungen von den erwarteten Lernzielen und dem durchschnittlichen Leistungsniveau anderer Schulen aufweisen. Der Erziehungswissenschaftler Professor Martin Heinrich von der Universität Bielefeld möchte das auf 15 Jahre angelegte Modell deshalb dauerhaft einführen.

Im August 2019 startete die Universitätsschule Dresden mit 200 Schüler:innen der Klassenstufen 1, 2, 3 und 5. Im Schuljahr 2024/25 hat sich die Schule deutlich vergrößert: Neben dem DDR-Altbau wurde ein zweiter Containerbau errichtet und mittlerweile lernen hier 830 Kinder und Jugendliche der Klassenstufen 1 bis 10 klassen- und fächerübergreifend. Bis zum Schuljahr 2026/27 soll die Gemeinschaftsschule auf etwa 1.000 Schüler:innen anwachsen und dann auch die Klassenstufen bis zur 12. Klasse umfassen. Der Schulversuch zielt darauf ab, zu demonstrieren, dass eine “Schule für alle” – unabhängig von sozialer Herkunft und individuellen Faktoren – erfolgreiches Lernen und Persönlichkeitsentwicklung ermöglichen kann. Das Interesse ist groß: Für die 130 Plätze in allen Klassenstufen gab es mehr als doppelt so viele Anmeldungen.

Die Universitätsschule Dresden vereint drei Funktionen unter einem Dach: Sie dient als Gemeinschaftsschule für Kinder, fungiert als Forschungsschule und ist zugleich eine Aus- und Weiterbildungseinrichtung der TU Dresden. Dies bietet die Möglichkeit, innovative Schulkonzepte zu entwickeln und diese wissenschaftlich begleitet zu erproben. Die pädagogischen Leitlinien streben an, eine Schule mit weitem Inklusionsverständnis zu schaffen, in der demokratische Teilhabe gelebt wird und die als Lebens- und Erfahrungsraum begriffen wird, in dem Bildung als ein selbsttätig erarbeiteter Prozess verstanden wird. 

Im Mittelpunkt stehen innovative Lehr- und Lernformen, die individualisiert und zugleich kooperativ gestaltet werden. Im Klartext heißt das: Verabredungen statt Stundenplänen, Projekte statt Fächer, Projektteams statt Klassen und Arbeitsräume (Garten, Werkstatt, Küche) statt Klassenzimmer. Dadurch sollen individuelle Lernwege, die Entfaltung besonderer Talente, Eigenverantwortung und Selbstverwirklichung gefördert werden. Die Schüler:innen können eigene Projektideen entwickeln und diese anschließend in Rücksprache mit ihren Lehrkräften eigenständig planen und steuern. 

Eine weitere Grundidee des Konzepts ist, dass Schüler:innen und Lehrkräfte Urlaub statt Ferien nehmen, der flexibel beantragt werden kann. Um eine frühzeitige und intensive Berufsorientierung zu stärken, hat das lebens- und arbeitsweltbezogene Lernen an der Universitätsschule einen hohen Stellenwert. Ab der Klassenstufe 7 gehen die Schüler:innen zwei Jahre lang jede Woche zum Freitagspraktikum. Dort lernen sie Betriebe und öffentliche Einrichtungen in Dresden kennen, übernehmen Arbeitsaufträge und können ihre praktischen Erfahrungen wiederum in den Projektunterricht an der Schule einbringen. 

Die kontinuierliche Anpassung und Erprobung neuer Konzepte sind ein wesentlicher Bestandteil der Universitätsschule. Schulleiterin Maxi Heß weist darauf hin, dass immer wieder neue Strukturen erprobt werden: “[...] Die Motivation zur Veränderung und zur Weiterentwicklung ist ungebrochen. Der Schulversuch startet ins zweite Drittel und wir sind nicht nur gewachsen, sondern vielleicht auch ein bisschen erwachsen geworden. Wir können nun neben weiteren Aufbauprozessen auch die ständigen Anpassungsprozesse in den Blick nehmen”, so Heß. 

Mit einer stetig wachsenden Schülerzahl und der fortlaufenden Anpassung und Weiterentwicklung ihrer Strukturen blickt die Schule also optimistisch in die Zukunft, um weiterhin eine Vorreiterrolle in der Bildungslandschaft einzunehmen.

Zwischen Traumberuf und Realität: Warum viele angehende Lehrkräfte aufgeben

Viele angehende Lehrer:innen brechen ihr Lehramtsstudium oder Referendariat ab, bevor sie in den Lehrerdienst einsteigen. Oft sind Gründe dafür Zweifel an der Eignung oder Überforderung. Die hohen Abbruchquoten sind mit Blick auf den Lehrermangel alarmierend.
Von
Tobias Kempter
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August 2024
8.8.2024
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Der Lehrberuf ist die wichtigste Säule unseres Bildungssystems, doch die steigenden Anforderungen und Belastungen machen ihn zunehmend unattraktiv. Der Lehrkräftemangel in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren zu einer der zentralen Herausforderung für das Bildungssystem entwickelt und gefährdet damit langfristig die Qualität der Schulbildung. Diese Situation führt zu einer Überlastung der bestehenden Lehrkräfte und hat gravierende Auswirkungen auf die Qualität des Unterrichts. Besonders dramatisch zeigt sich die Problematik in den hohen Abbruchquoten unter Lehramtsstudierenden und Referendar:innen. Viele angehende Lehrer:innen geben den Beruf auf, bevor sie überhaupt eine feste Anstellung antreten, was den Lehrermangel noch weiter verschärft.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Hohe Erwartungen, die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis, mangelnde Unterstützung und die enorme Arbeitsbelastung, die vor allem während des Referendariats spürbar wird. Die Frage, ob es sich lohnt, Lehrer:in zu werden oder ob man den Weg lieber frühzeitig verlassen sollte, beschäftigt daher viele angehende Lehrkräfte. Diese Entscheidung ist nicht nur eine persönliche Herausforderung, sondern hat auch weitreichende Konsequenzen für das Bildungssystem. 

Fast die Hälfte der angehenden Lehrkräfte entscheidet sich gegen den Beruf als Lehrer:innen

Von den etwa 52.500 Personen, die jährlich ein Lehramtsstudium beginnen, schließen nur ca. 30.300 dieses erfolgreich ab. Der Übergang ins Referendariat stellt eine weitere Hürde dar: Rund 30.600 Personen treten in diese Phase ein, wobei diese Zahl bereits 1.200 Quereinsteiger ohne Lehramtsstudium umfasst. Am Ende dieser Ausbildungsphase sind es nur noch etwa 28.300 Personen, die das Referendariat erfolgreich abschließen und in den Schuldienst eintreten. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Stifterverbands, die die Zahl der Studienanfänger:innen mit den tatsächlich in den Schuldienst eingetretenen Lehrkräften im Zeitraum von 2017 bis 2021 verglichen hat. 

Die Zahlen sind alarmierend, da sie zeigen, dass fast die Hälfte der angehenden Lehrkräfte ihren Weg in den Beruf nicht bis zum Ende geht. Die Gründe für diesen Rückgang sind vielschichtig und reichen von persönlichen Zweifeln bis hin zu strukturellen Problemen im Bildungssystem. Der Lehrermangel, der sich aus diesen hohen Abbruchquoten ergibt, hat bereits jetzt deutliche Auswirkungen auf den Schulalltag. Viele Schulen sind unterbesetzt, Klassen werden zusammengelegt, und die verbleibenden Lehrer:innen müssen zusätzliche Aufgaben übernehmen. 

Bettina Jorzik vom Stifterverband betont, dass der Lehrkräftemangel, der insbesondere in den MINT-Fächern zu spüren ist, weitreichende Folgen hat: “Wenn wir keine Lehrkräfte dafür haben, findet dieser Unterricht nicht in der Qualität statt, in der er stattfinden muss, weil die vorhandenen Lehrkräfte gar nicht die Zeit haben, sowohl die besonders leistungsschwachen als auch die besonders leistungsstarken Schüler individuell zu fördern”.

Kaum Praxiserfahrungen während des Studiums

Die Gründe, warum viele Lehramtsstudierende ihr Studium nicht abschließen, sind oft komplex und individuell. Ein zentrales Problem ist die Diskrepanz zwischen den Erwartungen, mit denen viele Studierende ihr Lehramtsstudium beginnen, und der Realität, die sie im Laufe ihres Studiums erleben. Viele angehende Lehrer:innen haben eine idealisierte Vorstellung vom Beruf: Sie wollen junge Menschen prägen, Wissen vermitteln und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten. Doch im Laufe des Studiums werden sie mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, die ihre anfängliche Begeisterung dämpfen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Struktur des Lehramtsstudiums selbst. Viele Studierende empfinden die theoretische Ausbildung als zu abstrakt und wenig praxisnah. Der Mangel an praktischen Erfahrungen während des Studiums führt dazu, dass viele Studierende sich schlecht auf den Schulalltag vorbereitet fühlen. Dies kann zu erheblichen Zweifeln an der eigenen Eignung für den Beruf führen und letztlich zu einem Studienabbruch.

Hinzu kommt, dass die Arbeitsbedingungen im Lehramtsstudium oft als belastend empfunden werden. Die Kombination aus hohem Leistungsdruck, umfangreichen Studieninhalten und wenig flexiblen Studienstrukturen erschwert es vielen Studierenden, ihr Studium erfolgreich abzuschließen. Zudem fühlen sich viele Studierende in dieser Phase nicht ausreichend unterstützt. Die Betreuung durch Dozent:innen und Mentor:innen wird oft als unzureichend empfunden, was zu einem Gefühl der Isolation und Überforderung führen kann.

Referendariat: Herausforderungen und Überforderung

Das Referendariat gilt als eine der anspruchsvollsten Phasen in der Lehrerbildung. Hier treffen die angehenden Lehrer:innen erstmals auf den realen Schulalltag und müssen sich gleichzeitig in der Rolle als Lernende und Lehrende beweisen. Der Druck, der in dieser Phase entsteht, ist enorm. Referendar:innen müssen nicht nur eigenständig unterrichten, sondern auch zahlreiche Unterrichtsbesuche, Prüfungen und Lehrproben absolvieren, die über ihren zukünftigen Berufsweg entscheiden.

Viele Referendare berichten von einer extremen Arbeitsbelastung und einem hohen Maß an Stress. Die Anforderungen, die von Schulen, Seminarleitungen und Prüfern gestellt werden, sind hoch, und der Spielraum für Fehler ist gering. Hinzu kommt, dass die Referendare oft in ein bestehendes Kollegium integriert werden müssen, in dem sie sich zunächst beweisen und Anerkennung erarbeiten müssen. Dies kann zu einem Gefühl der Unsicherheit und ständigen Überforderung führen.

In dieser Phase fühlen sich viele Referendar:innen alleine gelassen und sind unsicher, ob sie den Anforderungen des Lehrer:innenberufs gewachsen sind. Diese Unsicherheit kann dazu führen, dass viele den Berufswunsch aufgeben, bevor sie überhaupt ihre erste eigene Klasse übernehmen.

Sinkende Attraktivität des Berufs

Der Lehrerberuf hat in den letzten Jahren sehr an Attraktivität verloren. Viele Lehrer:innen fühlen sich von der Gesellschaft nicht ausreichend wertgeschätzt und durch die zunehmenden Herausforderungen im Schulalltag überfordert. Die Arbeitsbelastung hat stark zugenommen, und viele Lehrkräfte berichten von einem hohen Maß an Stress und Überarbeitung. Dies betrifft nicht nur die Unterrichtsverpflichtungen, sondern auch die Vielzahl an administrativen Aufgaben, die Lehrer:innen heute übernehmen müssen.

Lehrer:innen sehen sich mit einer zunehmenden Bürokratisierung des Lehrerberufs konfrontiert, die den Schulalltag zunehmend komplizierter macht. Dies führt dazu, dass viele Lehrer:innen das Gefühl haben, ihre eigentliche pädagogische Arbeit nicht mehr im gewünschten Maße ausüben zu können. Auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich verändert. Der Respekt gegenüber dem Lehrerberuf hat in den letzten Jahren abgenommen, was viele Lehrkräfte als demotivierend empfinden.

Zudem hat sich die Schülerschaft in den letzten Jahren stark verändert. Lehrkräfte müssen heute mit einer zunehmend heterogenen Schulgemeinschaft umgehen, die unterschiedliche sprachliche, kulturelle und soziale Hintergründe mit sich bringt. Dies erfordert eine hohe Differenzierungs- und Förderkompetenz, was für Lehrkräfte eine zusätzliche Belastung ist.

Wie umgehen mit Zweifeln?

Trotz der zahlreichen Herausforderungen, denen angehende Lehrkräfte gegenüberstehen, gibt es Möglichkeiten, Zweifel zu überwinden und den Traum vom Lehrer:innenberuf zu verwirklichen. Ein wichtiger Schritt ist es, sich frühzeitig mit den realen Anforderungen des Berufs auseinanderzusetzen und sich darauf vorzubereiten. Praktika und Hospitationen während des Studiums können dazu beitragen, ein realistisches Bild vom Schulalltag zu bekommen und eigene Fähigkeiten und Grenzen besser einschätzen zu können.

Auch die persönliche Resilienz spielt eine wichtige Rolle. Es ist entscheidend, dass angehende Lehrkräfte lernen, mit Stress und Belastungen umzugehen. Hier können gezielte Schulungen und Fortbildungen helfen, die eigenen Fähigkeiten zu stärken und Strategien zu entwickeln, um mit schwierigen Situationen umzugehen. Die Fähigkeit zur Selbstreflexion und das Bewusstsein für die eigene Belastbarkeit sind ebenfalls wichtige Faktoren, um die Herausforderungen des Lehrerberufs erfolgreich zu meistern.

Zudem ist es wichtig, ein starkes Unterstützungssystem aufzubauen. Der Austausch mit anderen Lehramtsstudierenden, Referendar:innen und erfahrenen Lehrkräften kann dabei helfen, Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen und sich gegenseitig zu motivieren. Auch die Inanspruchnahme von Mentoring-Programmen und Beratungsangeboten kann dazu beitragen, Unsicherheiten abzubauen und den Berufseinstieg zu erleichtern.

Alternativen nach einem Lehramtsstudium

Für diejenigen, die trotzdem zu dem Entschluss kommen, dass der Beruf als Lehrer:in nicht der richtige Weg für sie ist, gibt es verschiedene Alternativen, die auf den im Lehramtsstudium erworbenen Qualifikationen aufbauen. Viele Lehramtsabsolventen finden in der Erwachsenenbildung, in der Unternehmensberatung oder im Bereich der Bildungsforschung interessante Tätigkeitsfelder. Auch der Bereich der Weiterbildung und Schulung in Unternehmen bietet zahlreiche Möglichkeiten, das im Studium erworbene Wissen einzusetzen.

Ein weiteres Betätigungsfeld ist die Arbeit in Nichtregierungsorganisationen oder im öffentlichen Dienst, wo die pädagogischen und didaktischen Fähigkeiten von Lehramtsabsolvent:innen gefragt sind. Auch in Verlagen, insbesondere im Bereich der Lehr- und Lernmittelproduktion, können Lehrkräfte wertvolle Beiträge leisten. Die Fähigkeiten, die während des Lehramtsstudiums und im Referendariat erworben werden, sind vielseitig einsetzbar und eröffnen eine breite Palette an beruflichen Möglichkeiten, die über den klassischen Schuldienst hinausgehen.

Außerdem bietet sich die Möglichkeit, einen Fachabschluss in einem der studierten Fächer anzustreben. Meistens fehlen dazu nur noch wenige Lehrveranstaltungen, wodurch man in relativ kurzer Zeit einen Studienabschluss erreichen und so einen neuen Berufsweg einschlagen kann.

Fazit

Der Beruf als Lehrer:in steht vor großen Herausforderungen, die viele angehende Lehrkräfte dazu veranlassen, ihren Berufswunsch zu überdenken. Der hohe Abbruch im Lehramtsstudium und im Referendariat zeigt, dass viele junge Menschen vor den Anforderungen des Berufs zurückschrecken und sich für einen alternativen Weg entscheiden. Es ist Aufgabe der Politik dafür zu sorgen, dass die Voraussetzungen für den Beruf als Lehrkraft gut sind, um so ausreichend neue Lehrer:innen gewinnen zu können und den aktuellen Lehrermangel zu bekämpfen.

Wichtig ist es, die eigenen Zweifel ernst zu nehmen, sich gut vorzubereiten und Unterstützung zu suchen, um die Herausforderungen des Berufs zu meistern. So gelingt es, einen guten Einstieg in den Beruf als Lehrer:in zu haben und sein Ziel, junge Menschen auf ihrem Bildungsweg zu begleiten, zu erreichen.

Steigende Unsicherheit auf Schulwegen: Wie neue Konzepte Abhilfe schaffen können

Eine Umfrage zeigt: Ein Fünftel der Schüler fühlt sich auf dem Schulweg unsicher. Verbesserte Infrastruktur, Sensibilisierung der Bevölkerung und der “BiciBus” als umweltfreundliche Alternative zum “Elterntaxi” könnten Abhilfe schaffen.
Von
Helen Mattes
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August 2024
8.8.2024
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Bamberg. 450 ehrenamtliche Schülerlots:innen haben kürzlich eine Ehrung für ihre Tätigkeit zur Verbesserung der Verkehrssicherheit erhalten. Solche Maßnahmen zur Erhöhung der Schulwegsicherheit sind wichtiger denn je, wie eine bundesweite Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerkes, des ökologischen Verkehrsclubs VCD und des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) belegt. Den Ergebnissen zufolge fühlt sich fast jedes fünfte Kind, nämlich 18 Prozent, auf dem Schulweg nicht sicher. In Städten mit über 100.000 Einwohner:innen erhöht sich dieser Anteil sogar auf 24 Prozent. Die Verbände betonen daher die Notwendigkeit, Schulwege sicherer zu gestalten.

Bei der Online-Befragung nahmen 3.218 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren über ein Access-Panel teil. Demnach fühlen sich knapp 56 Prozent der Kinder auf dem Nachhauseweg sicher, 25 Prozent sogar sehr sicher. Demgegenüber gaben 15 Prozent an, sich weniger sicher und 3 Prozent gar nicht sicher zu fühlen. Die Ergebnisse der Umfrage fließen als Teilaspekt in die Studie für den zweiten “Kinderrechte-Index” ein, der nächstes Jahr veröffentlicht wird. Der “Kinderrechte-Index” bewertet und analysiert die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in verschiedenen Lebensbereichen von Kindern sowie in den damit verbundenen Politikfeldern in den deutschen Bundesländern.

Die Route zum sicheren Schulweg: Präventive Maßnahmen und innovative Konzepte

Für einen sicheren Schulweg muss die Infrastruktur verbessert werden. Dazu gehören eine konsequente Temporeduktion auf den Schulwegen und die Einführung von “Schulstraßen”, die zu den Hauptverkehrszeiten für Autos gesperrt werden. Darüber hinaus sollte das Selbstvertrauen der Kinder gestärkt werden, zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Dabei ist es wichtig, sie durch begleitende Erwachsene oder Laufgemeinschaften zu unterstützen. 

Laut dem Präsidenten der Landesverkehrswacht NRW, Klaus Voussem, ist es außerdem essentiell, den Schulweg bereits vor dem Schulstart zu üben. Dabei ist der kürzeste Weg nicht immer der sicherste: “Ein kleiner Umweg macht den Weg manchmal sicherer. Schlecht sind immer Straßen ohne Gehwege, unübersichtliche Kreuzungen und Übergänge oder Ausfahrten von Supermärkten”, so Voussem. Vor allem in der dunklen Jahreszeit sollten Kinder zudem helle und reflektierende Kleidung tragen, um gut erkennbar zu sein. 

Weitere Maßnahmen zur Risikominimierung für Kinder im Straßenverkehr werden durch die Aktion “Sicherer Schulweg” in Baden-Württemberg zu jedem neuen Schuljahr vorgestellt. Dabei wird versucht, die Bevölkerung mit Straßenbannern und Plakaten zu sensibilisieren. Ergänzend dazu führt die Polizei gezielte Verkehrsüberwachungsmaßnahmen wie Geschwindigkeitskontrollen oder die Ahndung von Falschparkern auf Geh- und Radwegen entlang von Schulwegen durch.

Der Trugschluss: Die Kinder selbst mit dem Auto zur Schule zu bringen, sei die sichere Alternative. Für Sachsen-Anhalts Verkehrsministerin Lydia Hüskens sind die “Elterntaxis” sogar Teil des Problems. “Dann kann man durch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, gerade aus Sorge um die Sicherheit des eigenen Kindes, die Sicherheit anderer Kinder riskieren”, warnt Hüskens. In NRW war die Gefährdungslage durch Elterntaxis sogar so groß, dass das Verkehrsministerium den Kommunen per Erlass erlaubte, Straßen vor Schulen zeitweise zu sperren. Kein Wunder: Zwischen 1990 und 2010 hat sich der Anteil der Elterntaxis in Deutschland fast verdreifacht.

Das Konzept des “BiciBus”: 11 Kinder werden von 5 Erwachsenen begleitet und so vor dem Autoverkehr geschützt (Quelle: ADFC/Torsten Willner)

Eine interessante Alternative des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) könnte der “BiciBus” sein. “Bici” ist das spanische Wort für Fahrrad. Der “Bus” steht für die Idee einer begleiteten, festen Route. Der Fahrradkonvoi, bestehend aus mehreren erwachsenen Begleiter:innen, schirmt die Kinder seitlich, vorne und hinten vom Autoverkehr ab und fährt zu festgelegten Zeiten an bestimmte Orte. Wie bei einem richtigen Bus gibt es also Haltestellen, an denen die Schüler:innen zu- oder aussteigen können. Die Standorte des “BiciBus” werden ständig erweitert und sind mittlerweile in 36 Städten verfügbar. Damit könnte eine Alternative geschaffen werden, um Kindern nicht nur einen sicheren, sondern auch einen umweltfreundlichen Schulweg zu bieten.

Der ADFC verlangt zudem eine frühere Radfahrausbildung für Kinder. Er verweist dabei auf Beobachtungen an Frankfurter Schulen, die zeigen, dass nur noch rund 60 Prozent der Schüler:innen sicher Rad fahren können und 30 Prozent durch die praktische Führerscheinprüfung fallen. Die Polizistin, Kathrin Bertelsen, die Fahrradprüfungen an Grundschulen durchführt, sieht mehrere Gründe für die hohe Durchfallquote: “Die Kinder sind weniger als früher mit dem Rad unterwegs, es wird mehr zu Hause gespielt. Kinder werden immer häufiger mit dem Auto transportiert, das Radeln wird mit den Eltern insgesamt weniger geübt. Das wirkt sich aus – manche trauen sich nicht Handzeichen zu geben, weil sie den Lenker immer mit beiden Händen festhalten”. Da immer mehr Kinder unsicher Fahrrad fahren, wendet sich der ADFC gegen das Fahrradverbot an einigen Grundschulen aufgrund des fehlenden Fahrradführerscheins und schlägt als Lösung den “BiciBus” vor. Da Kinder im geschlossenen Verband fahren dürfen, ermöglicht der schützende “BiciBus” auch jüngeren Kindern die Nutzung der Straße, die normalerweise erst ab einem Alter von acht Jahren erlaubt ist.

Die Umfrage zeigt deutlich, dass die Sicherheit auf dem Schulweg ein bedeutendes Thema ist. Innovative Konzepte wie der “BiciBus” bieten vielversprechende Ansätze, um Schulwege in Zukunft neu zu gestalten. Mit einer breiteren Umsetzung solcher Konzepte, einer verbesserten Infrastruktur und einer zunehmenden Sensibilisierung für das Thema könnte die Sicherheit auf dem Schulweg in Zukunft weiter erhöht werden, was langfristig zu einer stabilen und nachhaltigen Mobilität für Kinder führen würde.

Die besten Taschen für Lehrkräfte: Unsere Empfehlungen für weniger Rückenschmerzen

Lehrertaschen sollten viel Stauraum bieten - allerdings auch Schutz für Rücken und Schultern. Wir haben Taschen Empfehlungen zusammengestellt, die euch den Gang durch die Schule erleichtern und in die trotzdem alles wichtige hineinpasst.
Von
Julika Ude
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August 2024
7.8.2024
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Ob auf deinem Schulweg, im Klassenraum, in der stressigsten Korrekturphase – immer mit dabei ist deine Lehrer:innentasche. Die wohl treueste Begleiterin ist ein absolutes Must-have für jede gute Lehrkraft und versorgt dich in allen Situationen mit den notwendigen Utensilien. Früher war klar: Spätestens nach dem Referendariat führt kein Weg an der traditionellen Ledertasche (siehe Symbolbild) vorbei. Heute gibt es eine riesige Auswahl an Taschen, die perfekt auf deine individuellen Bedürfnisse abgestimmt werden können. Neben Akten- und Umhängetaschen gibt es nun auch praktische Lehrer-Rucksäcke und Trolleys, die ihre ganz eigenen Vorteile bieten.

Vergisst du oft, den Kaffeebecher richtig zuzuschrauben? Brauchst du deshalb eine Tasche mit waschbarem oder feuchtigkeitsabweisendem Material? Erledigst du viel digital und brauchst Platz für einen Laptop? Wir empfehlen dir einige Taschenmodelle, unter denen für jede:n etwas dabei ist.

Welche Kriterien solltest du beachten?

Vorweg gibt es ein paar Fragen, die du dir stellen solltest und die dir deine Entscheidungsfindung erleichtern werden:

  • Hast du bestimmte Anforderungen an das Aussehen deiner Tasche? Soll sie modern oder lieber klassisch aussehen?
  • Wie trägst du deine Tasche am liebsten? Machst du dir die Mühe, sie auch auf dem kurzen Weg vom Klassen- zum Lehrerzimmer über beide Schultern zu ziehen, oder hast du lieber den schnellen Griff nach der Aktentasche? Willst oder kannst du deine Schultern nicht belasten, soll die Tasche an einem Rollstuhl befestigt werden können?
  • Wie viel Stauraum und Fächer benötigst du, brauchst du Platz für einen Laptop, Taschenrechner oder für viele Bücher?
  • Wie kommst du zur Arbeit? Kannst du die Tasche, egal wie groß, morgens im Auto mitnehmen, oder muss sie auf dem Fahrrad gut zu transportieren sein?
  • Entspricht dein Rücken- und Nackenbereich eher dem einer durchschnittlichen Frau oder dem eines durchschnittlichen Mannes?
  • Sind diese Fragen geklärt, kannst du nach dem perfekten Taschenmodell für dich Ausschau halten.

Die altbekannten Leder-Klassiker

Jede:r kennt sie, alle lieben sie – nur die Schultern und der Geldbeutel zucken vor Angst etwas zusammen, wenn sie sie sehen: Die Ledertasche. Diese beiden Ruitertassen-Modelle sind perfekt für alle, die ein klassisches Design und genug Stauraum brauchen.

Aktentasche Classic Adult von Ruitertasse (Quelle: Ruitertassen.de)

Die Aktentasche Classic Adult ist die optimale Tasche für diejenigen unter euch, die klassisches Design und hochwertige Verarbeitung lieben. Die Tasche ist langlebig und das Material strapazierfähig. Das Auge erfreut sich an versiegelten Lederschnittkanten und traditionelle Steckschlösser. Neben gutem Aussehen bietet die Tasche auch genügend und gut organisierten Stauraum: Sie verfügt über zwei große Hauptfächer, ein Fach mit Reißverschluss sowie ein Notebookfach und Vortaschen, die für Taschenrechner, Handy oder Übersetzer die perfekte Größe haben. Der Tragegurt ist zugunsten deiner Schultern mit einem Polster versehen, ein Tragegriff bietet die Möglichkeit, die Tasche schnell zu greifen, wenn du nach dem Unterricht noch viel Zeit von deiner Pause genießen willst. Du bezahlst bei Ruitertassen 399 Euro für dieses Modell.

Das Modell Classic Satchel lässt sich zum Rucksack umfunktionieren. (Quelle: Ruitertassen.de)

Das Modell Classic Satchel kombiniert klassisches Design mit modernem Tragekomfort. Zwei große Hauptfächer, ein Reißverschlussfach sowie Stiftschlaufen und Vortaschen bieten viel Stauraum. Der abnehmbare Tragegurt und die mitgelieferte Rückentragegarnitur geben dir die Möglichkeit, die Tasche zum Rucksack umzufunktionieren. Diese Tasche ist für 375 Euro erhältlich.

Stoff- und Fahrradtaschen

Mineo Messenger 22, ein Modell, das allen Anforderungen auf dem Fahrrad standhält. (Quelle: Memolife.de)

Bist du eifrige:r Fahradfahrer:in? Dann ist die Umhängetasche Mineo Messenger 22 von VAUDE vielleicht etwas für dich. Sie ist mit einem breiten, längenjustierbaren Umhängegurt mit Schulterpolster sowie einem schmalen Quergurt ausgestattet, der beim Fahrradfahren dafür sorgt, dass die Tasche nicht verrutscht. Die Tasche ist mit wasserdichtem TPE-beschichtet und hält Ordner und Notebook bei regnerischen Fahrten trocken. Ihre Fächer bieten viel Stauraum, ihr Eigengewicht beträgt, anders als das der Ledertaschen, nur 0,88 Kilogramm. Die Tasche kostet 99,90 Euro.

Auch innerhalb der Schule legst du einige Kilometer mit deiner Tasche zurück. Anforderungen sollten deshalb nicht nur an das Design gestellt werden, sondern auch an Schulter und Rückenfreundlichkeit. Da diese Aspekte bei Lehrer:innentaschen häufig zu kurz kommen, lohnt es sich von klassischen „Lehrer:innentaschen“ abzuweichen und bei sport- und gesundheitsorientierten Marken nach geräumigen Taschen Ausschau zu halten.

Rucksäcke für jederman und jederfrau

Von einer Lehrerkraft als der “ultimative Lehrerrucksack” bewertet: Wanderrucksack Wizard von Bach. (Quelle: tradeinn.com)

Auf die Nachfrage eines Lehrers, nach einer „Wundertüte“, einem Rucksack, „der dem Lehreralltag gewachsen ist und hinreichend Platz“ bietet, schreibt ein anderer Lehrer auf der Website Kreide fressen, sein ultimativer Lehrerrucksack sei das eigentlich zum Wandern gedachte Modell Wizard von der Marke Bach. Es fasst 27 Liter und schont für 140,99 Euro bei 5 bis 15 Kilogramm Füllung die Schultern.

Die Tasche Mandate 28 bietet auch für Frauen ein gutes Tragesystem. (Quelle: Bergfreunde.de)

Rucksäcke sind tendenziell an die Anatomie eines Norm-Mannes angepasst. Während Designs mit lediglich „femininer” Farbästhetik häufig schon als Damentaschen beworben werden, sollten sie mit zunehmender Füllmenge zudem auch anders konstruiert sein, um einem weiblichen Körper nicht zu schaden. Besonders das Tragesystem sollte einen frauenspezifischen Schnitt aufweisen, also eine kürzere Rückenlänge, enger gesetzte Schultergurte und bestenfalls auch schräg aufliegende Hüftflossen. Das Modell Mandate 28 von Black Diamond hat laut der Website Bergzeit auch für Frauenrücken ein schonendes Tragesystem und bietet außerdem für alle Lehrehr:innen-Utensilien genügend Stauraum. Auch eine Notebooktasche ist enthalten. Der Rucksack kostet 139,95 Euro.

Rucksäcke auf Rädern

Für Rollstuhlfahrer:innen eignet sich die Tasche Backrest Travel Pack II für den Schulalltag. (Foto: Kinetic-balance.com)

Sucht man im Internet nach “Taschen für Lehrer:innen”, werden einem keine Rucksäcke angezeigt, die gut mit einem Rollstuhl kombinierbar sind. Dabei müssen solche Taschen wichtige Kriterien erfüllen: Zum Beispiel sollten sie Gewicht eng am Rollstuhl halten, um nicht für einen Balance-Verlust zu sorgen. Zusätzlich werden Schlaufen zum Aufhängen der Tasche an der Rückenlehne benötigt.

Die Tasche Backrest Travel Pack II von Kinetic Balance für 189 Euro erfüllt diese Anforderungen. Sie bietet ein geräumiges Mittelfach, einen großen Trinkflaschenhalter, ein Laptopfach und eine zusätzliche Hülle zum Verstauen eines Tablets. Jedes Fach ist einfach zugänglich und die Tasche ist wetterfest. Der Reißverschluss verfügt über spezielle Reißverschlussschieber für Menschen mit eingeschränkter Handfunktion.

Der Trolley: Rollen statt schleppen

Die Trolleys sind rückenschonend und folgen dir auf Schritt und Tritt im Schulalltag. (Foto: Betzold.de)

Zu guter Letzt stellen wir ein Modell der wohl rückenschonendsten Variante der Taschen vor: Der Trolley. Fahrradfahren gestaltet sich mit dieser Tasche schwierig, für alle Fußwege bietet sie allerdings die angenehmste Variante. Das Modell Mobilano Plus von Betzold erfreut sich großer Beliebtheit. Ein Lehrer bewertet die Tasche mit dem Kommentar: „Der Trolley ist einfach top!“ Er ist zufrieden mit der Qualität und der Fächeraufteilung, „die keine Wünsche offenlässt“ und findet, „dank der robusten Rollen [ist der Trolley] auch schwerer beladen gut zu handhaben“. Das Modell inklusive gut organisiertem Stauraum und rückenschonenden Gängen durch die Schule ist für 118,95 Euro erhältlich. 

Welche Tasche hat dich überzeugt?

Je nach deinen Bedürfnissen sind einige der obigen Taschen besser für dich geeignet als andere. Welche Tasche spricht dich an, und warum? Hast du vielleicht spezifische Anforderungen an Taschen, die wir nicht berücksichtigt haben, die anderen Lehrer:innen bei ihrer Suche nach der perfekten Tasche helfen würden? Schreib es uns gerne in die Kommentare.

Lehrermangel trotz A13: Was die neue Besoldung in Niedersachsen bewirkt

In Niedersachsen erhalten nun auch Grund-, Haupt- und Realschullehrer ein Gehalt gemäß Besoldungsstufe A13. Dies galt bisher nur für Gymnasiallehrer:innen. Die Maßnahme sorgt für mehr Gerechtigkeit und soll dem stetigen Lehrermangel entgegenwirken.
Von
Albert Koch
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August 2024
6.8.2024
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Hannover. Mit dem Ende der Sommerferien in Niedersachsen tritt eine neue Regelung des Lehrer:innengehalts in Kraft. Seit dem ersten Schultag zu Beginn dieser Woche sind alle Lehrkräfte an Grund-, Haupt- und Realschulen in die Besoldungsgruppe A13 eingestuft. Bisher war diese Gehaltsstufe vor allem Gymnasiallehrer:innen vorbehalten. Mit diesem Schritt versucht die Landesregierung den Lehrer:innenberuf an allen Schulformen attraktiver zu machen, um dem vorherrschenden Lehrermangel vorzubeugen (Lehrer-News berichtete). Die Aussichten bleiben dennoch schwierig.

„Auf einem guten Weg“: Den Lehrerberuf in Niedersachsen attraktiver machen

Auch wenn anfangs noch Zweifel an der Umsetzung des Wahlversprechens der rot-grünen Landesregierung seitens der Opposition herrschte, wird dieses nun wie angekündigt pünktlich zum Schuljahresstart eingelöst. Etwa 35.000 Lehrer:innen profitieren von der Aufstufung in die Besoldungsgruppe A13, was bereits im Einstiegsgehalt circa 300 Euro mehr im Monat bedeutet. Lehrer:innen für Fachpraxis an Berufsschulen rutschen derweil auf die Besoldungsgruppe A10 nach oben. Nächstes Jahr wird das Land dafür mit 69 Millionen Euro aufkommen, in den folgenden könnten es bis zu 176 Millionen Euro jährlich werden. Um das sogenannte Abstandsgebot zu wahren, hat die Landesregierung auf Drängen des niedersächsischen Landesverbands der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) hin auch Schulleiter:innen an kleineren Schulen mit bis zu 80 Kindern ein Aufrücken auf A14 zugestanden. Bisher erhalten diese noch die Gehälter gemäß A13 sowie einen Zuschlag von 225,90 Euro monatlich, während Schulleiter:innen von Schulen mit über 80 Kindern nach A14 bezahlt werden. Dieser weitere Schritt, der vor allem Grundschulleitungen betreffen wird, ist bis jetzt allerdings noch nicht umgesetzt worden.

Im Gegensatz zu anderen Bundesländern, in denen eine einheitliche Bezahlung nach A13 erwirkt wurde, geschieht diese Umstellung nicht stufenweise, sondern in einem Zug mit Beginn dieses Schuljahres. Die Regierung möchte mit diesem Schritt der Abwanderung von Absolvent:innen des Lehramtsstudiums vor allem nach Nordrhein-Westfalen entgegenwirken und besonders die Stellen an Grund-, Haupt- und Realschulen attraktiver machen. „Wir schaffen eine gerechtere Besoldung, tragen den gestiegenen Anforderungen an unsere Lehrkräfte Rechnung und erhöhen so die Attraktivität des Lehrkräfteberufs“, erklärte die Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) in einer Pressemeldung. Im Interview mit dem NDR am Montagmorgen hielt sie noch einmal fest: „Wir sind auf einem guten Weg.“

Auch die Gewerkschaften begrüßen diese lange geforderte Maßnahme. „Wir sind erstmal sehr damit zufrieden, dass die Landesregierung Wort gehalten hat“, stellte der Vorsitzende der GEW Niedersachsen, Stefan Störmer, am Donnerstag fest. „Das ist ein großartiger Schritt und führt vor allen Dingen dazu, dass viele Kolleg:innen im Land bleiben.“ Marion Borderieux vom Verband Leitung Niedersächsischer Grundschulen (LNGS) nannte die gerechtere Bezahlung einen Schritt hin zu mehr Wertschätzung in der Gesellschaft und verwies auf die wichtige Aufgabe der Grundschulen, Basiskompetenzen zu vermitteln und den Grundstein für lebenslanges Lernen bei jungen Kindern zu legen. Lediglich der Landesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands (DPhV), Christoph Rabbow, befürchtet eine steigende Konkurrenz für Gymnasien im Bemühen um Stellenbesetzungen und forderte dementsprechend mehr Geld für Gymnasiallehrer:innen.

„Die Schule brennt“: Scharfe Kritik am Schulsystem bleibt

Trotz der guten Neuigkeiten überwiegt zu Beginn des neuen Schuljahres eindeutig die Kritik. Zu ihrer üblichen Pressekonferenz zum Schulstart veröffentlichte die GEW Niedersachsen eine Pressemitteilung mit der Überschrift „Die Schule brennt“. Die Besoldungsanpassungen werden darin eingangs als „längst überfällig“ bezeichnet, woraufhin der Fokus auf die Mängel des niedersächsischen Schulsystems schwenkt: „Dauerbrenner wie die beunruhigende Abbrecherquote, kontinuierlich ansteigende Krankenstände, vorzeitige Pensionierungen und sich häufende Teilzeitanträge sind keine kleinen Strohfeuer mehr. All das sind offensichtliche Faktoren eines um sich greifenden Flächenbrandes. Allen Akteuren sollte mittlerweile klar sein, dass die Schule lichterloh brennt.“ Torsten Neumann, der Vorsitzende des Verbands Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL), kritisierte am Donnerstag den erhöhten Unterrichtsausfall an niedersächsischen Schulen: „Der Ausfall vieler Unterrichtsstunden an unseren Schulen ist und wird leider ein Dauerzustand bleiben. Noch sehen wir kein erfolgsversprechendes Konzept zur Behebung dieses Problems.“

Mehr Personal denn je und trotzdem Lehrermangel

Mit Beginn des neuen Schuljahres sind an den Schulen Niedersachsens mehr Personalstellen besetzt als je zuvor. 2.191 Neuanstellungen nach 1.764 Abgängen machen ein Plus von mehr als 400 Lehrkräften aus. Dieser Rekord sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass gleichzeitig so viele Schüler:innen wie nie eingeschult werden. Ganze 190.000 Schüler:innen mehr als im Vorjahr bedeuten einen Zuwachs von 2,2 Prozent. Für eine hundertprozentige Unterrichtsversorgung fehlen in etwa 2.000 Lehrkräfte. An Gymnasien lag diese Versorgung zuletzt zwar bei nahezu hundert Prozent, allerdings erreichte sie zum Beispiel an Förderschulen nur 91,6 Prozent. Eine Versorgung von hundert Prozent sei mindestens notwendig, um eine Schule „stabil zu fahren“, mahnt GEW-Landesvorsitzender Stefan Störmer. Am meisten unter dem Mangel zu leiden haben vor allem nicht-gymnasiale Schulen und Schulen im ländlichen Raum. Neben der Besoldungsanpassung und 2.460 zusätzlich geplanten Stellen fürs nächste Jahr erwähnte Ministerin Hamburg am Montagmorgen weitere Pläne, um benachteiligte Schulen für Berufseinsteiger:innen attraktiver zu machen. Dabei läge die Idee vor, eine drei- oder fünfjährige Tätigkeit an diesen Schulen verpflichtend zu machen, bevor der Antritt an der Wunschschule möglich wäre – mit der Hoffnung, dass einige Lehrkräfte doch bleiben. Überhaupt denke man darüber nach, befristete Verträge anzubieten, um die Entscheidung, vorübergehend an einer benachteiligten Schule zu unterrichten, leichter zu machen.

Im Vergleich zum Stadtstaat Hamburg habe Niedersachsen nun den gleichen Standard, was die einheitliche Besoldung anbelangt, erwähnt die Ministerin. Die Nachbarländer Nordrhein-Westfalen und Hessen, die eine Anhebung auf A13 für alle Lehrkräfte gerade stufenweise einführen, habe Niedersachsen somit auf einen Schlag überholt. Wie sehr dies der Abwanderung von jungen Lehrer:innen und dem Lehrermangel an sich entgegenwirken kann, bleibt abzuwarten. Die Maßnahme bedeutet immerhin für Grund-, Haupt- und Realschullehrer:innen eine gute Neuigkeit und sorgt für mehr Gerechtigkeit. Bislang überwiegen aber dennoch die Schwierigkeiten, denen das niedersächsische Schulsystem ausgesetzt ist.

Der Bildungsboom in Singapur: Das Erfolgsrezept des Spitzenreiters

Singapur ist Spitzenreiter im internationalen Leistungsvergleich, wie die Ergebnisse der PISA-Studie zeigen. Vor 50 Jahren war der Bildungsstand noch sehr niedrig. Der Erfolg beruht auf dem starken politischen Fokus auf Bildung und sehr guten Aufstiegschancen.
Von
Helen Mattes
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August 2024
5.8.2024
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Singapur – Der Ort, an dem sich die Welt trifft. Die blühende Metropole verfügt über eine grandiose Infrastruktur, ein exzellentes Finanzwesen und einen vielfältigen kulturellen Austausch. Dazu kommt ein ausgeklügeltes Bildungssystem. Spätestens seit der Stadtstaat im internationalen Bildungsvergleich regelmäßig Spitzenplätze belegt, ist das weltweite Interesse an Singapur geweckt. Bei den letzten PISA-Tests erzielten Schüler:innen aus Singapur in den Bereichen Mathematik, Lesekompetenz und Naturwissenschaften Spitzenergebnisse. Besonders beeindruckend: Noch vor einem halben Jahrhundert konnte ein Großteil der Bevölkerung nicht richtig lesen und schreiben. 

Unsere Bildungsreise rund um den Globus hat uns bereits zu Schulen in die USA, nach Kuba, Vietnam, Japan, Frankreich oder Estland geführt. Nun ist es an der Zeit, einen Blick auf das Bildungssystem in Singapur zu werfen und herauszufinden, was hinter diesem Erfolg steckt.

Die Entwicklung Singapurs: Augenmerk auf das Bildungssystem

Singapur hat sich in den letzten 50 Jahren rasant entwickelt: Als der heutige Stadtstaat 1965 seine Unabhängigkeit erklärte, war die Mehrheit der heute 5,5 Millionen Einwohner:innen noch Analphabet:innen. Neben dem niedrigen Bildungsniveau standen die Gründerväter vor der Herausforderung, die multiethnische Bevölkerung aus China, Malaysia und Indien zu einem gemeinsamen Nationalstaat zu formen. Aufgrund des Rohstoffmangels wurde vor allem in die Bildung und damit in die Menschen investiert. Dadurch legte der damalige Premierminister den Grundstein dafür, dass hauptsächlich das Schulsystem und die Lehrkräfteausbildung gefördert wurden, was die Bildung enorm voranbrachte.

Ein weiterer Erklärungsansatz für das gut funktionierende Bildungssystem ist die ostasiatische Kultur, in der Demut und Dankbarkeit tief verwurzelt sind. Auch wenn Singapur in Bereichen wie Menschenrechte und Pressefreiheit noch große Probleme aufweist, stehen Disziplin, Fleiß und gutes Benehmen im Vordergrund, weshalb der eingeprägte Verhaltenskodex stets das Wohl des gesellschaftlichen Kollektivs in den Blick nimmt. 

Singapur zählt heute zu den am weitesten entwickelten und reichsten Städten der Welt. Die PISA-Studie zeigt Singapurs Spitzenwerte in allen Fächern und einen Vorsprung von zwei Jahren gegenüber den OECD-Ländern. Da in den letzten Jahren stark auf das Bildungssystem gesetzt wurde und viel Geld in diesen Sektor geflossen ist, bezeichnet der Bildungsexperte Christopher Gee die Bildungspolitik von Singapur als “Wettrüsten”. Dabei liegt der Fokus vor allem auf der Bildung der Lehrer:innen.

Der Lehrerberuf: Wertschätzung und Aufstiegschancen

Lehrer:innen in Singapur genießen ein hohes gesellschaftliches Ansehen, haben sehr gute Aufstiegschancen und verdienen gut. In Singapur haben nur die besten Absolvent:innen die Chance, den Lehrerberuf zu ergreifen. Sie erhalten eine hochwertige Ausbildung, müssen dafür aber auch hohe Anforderungen erfüllen. Lehrkräfte müssen beispielsweise jährlich 100 Stunden Fortbildung absolvieren und den Mehrwert der Weiterbildung nachweisen.

Die Aufstiegsmöglichkeiten sind vielfältig: Von der didaktischen Leitung bis zur Spitze des Systems als Meisterlehrer:in ist alles möglich. Meisterlehrer:innen haben die Möglichkeit, im direkten Kontakt mit dem Ministerium Einfluss auf das Schulsystem zu nehmen. Aufstiegsmöglichkeiten werden meistens durch die Professionalisierung als Pädagog:in, die Qualifizierung als Führungskraft oder über die fachliche Expertise erzielt. 

Schulleiter:innen bleiben höchstens sechs bis sieben Jahre an einer Schule, bevor sie vom Bildungsministerium an eine andere Schule versetzt werden, um ihre Fähigkeiten bestmöglich einzusetzen. Das Einkommen der Schulleiter:innen liegt etwa 50 Prozent über dem der Lehrkräfte. Die Zusammenarbeit der Schulleitung mit dem Kollegium sowie der Lehrkräfte untereinander spielt ebenfalls eine große Rolle. An jeder Schule gibt es verschiedene “Professionelle Lerngemeinschaften”, die z. B. nach Klassenteams, Teacher Leadership oder mittlerem Management gegliedert sind und sich wöchentlich treffen, um gemeinsam an relevanten Themen zu arbeiten. Darüber hinaus haben einige Schulen sogenannte “Teaching Labs” eingerichtet, in denen Lehrer:innen den Unterricht ihrer Kolleg:innen beobachten und anschließend gemeinsam darüber diskutieren und die Ergebnisse auswerten. An den Schulen in Singapur herrscht somit eine ausgeprägte Feedbackkultur.

Zusätzlich gibt es Superintendent:innen, die als Vertretende des Bildungsministeriums fungieren und für 12 bis 14 Schulen verantwortlich sind, die in einem Cluster zusammengefasst sind. Sie übernehmen die Schulaufsicht und haben die Aufgabe, die Effizienz des Schulsystems zu steigern, indem sie die Pläne des Bildungsministeriums an den einzelnen Schulstandorten umsetzen. Die Superintendentin:innen sind im ständigen Kontakt mit der Schulleitung und treffen sich einmal jährlich mit den Lehrkräften, um gemeinsame Wertvorstellungen zu entwickeln und zu stärken. 

Von der frühkindlichen Bildung bis zum Schulabschluss

Bereits in der frühkindlichen Erziehung setzt Singapur auf Bildung. Die Kinder lernen in der Kita nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen, sondern werden auch auf die Geschäftswelt vorbereitet. In der Kita “Little Tree House” können sie eigene Produktideen sammeln, ein Marketingkonzept erstellen, die Produkte herstellen und sie anschließend verkaufen. So können die Kinder zum Beispiel eine eigene Bäckerei gründen, in der sie dann Kekse backen und verkaufen. Die Kinder sollen zudem schon im frühen Alter den Wert von Geld kennenlernen und verstehen, was ihre Eltern beruflich machen. Sie lernen bereits im Kindergarten Englisch und Chinesisch. Zusätzlich schicken die Eltern ihre Kinder oft in eine Förderklasse, um die Sprachkenntnisse so früh wie möglich zu verbessern.

Nach dem Kindergarten unterteilt sich das Schulsystem bis zum Erwerb der Hochschulzugangsberechtigung in eine sechsjährige Primarstufe, eine vier- bis fünfjährige Sekundarstufe I und eine zwei- bis dreijährige Sekundarstufe II. Obwohl keine offizielle Schulpflicht besteht, liegt die Einschulungsrate im Primarbereich bei annähernd 100 Prozent. Generell wird sich an einem Lehrplan nach wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert. Dabei steht nicht nur die akademische Ausbildung im Vordergrund, sondern auch das Erlernen von Soft Skills und zukunftsrelevanten Fähigkeiten

Während dies für europäische Ohren zunächst nach Überforderung klingt, versucht Singapur, das Lernen spielerisch zu verpacken, um eine Überlastung erst gar nicht entstehen zu lassen. Die Direktorin des Kultusministeriums, Ho Peng, betont die Wichtigkeit, das Interesse und die Begeisterung der Schüler:innen zu wecken, um Lernerfolge zu erzielen. In den letzten Jahren wurde zudem versucht, das Bildungssystem stetig zu verbessern, den Druck auf die Kinder zu verringern und mehr auf Förderung und gezielte Unterstützung zu setzen. Der Erziehungswissenschaftler Jason Tan, der am National Institute of Education lehrt, äußert bei aller Freude über die Erfolge, trotzdem seine Bedenken. Das hohe Niveau und die Ansprüche erzeugen unter der Prämisse einer globalisierten Welt ständigen Druck und Ängste. “Nun haben Eltern schon das Gefühl, ihre Kinder konkurrieren nicht nur innerhalb ihres Staates, sondern mit der ganzen Welt”, so Tan. Der hohe Stellenwert von Bildung hat also auch eine deutliche Schattenseite.

Singapur hat durch die konsequenten Investitionen in die Bildung und eine starke Kultur der Leistungsorientierung in kürzester Zeit einen beeindruckenden Wandel vollzogen. Trotz der Herausforderungen bleibt das Bildungssystem Singapurs ein Modell für Erfolg, das weltweit Anklang findet.

Karrierekiller Numerus Clausus: Wie die Zulassungsbeschränkung die Lehramtsausbildung beeinflusst

Der Numerus Clausus kann Auswirkungen auf junge Menschen haben, die ein Lehramtsstudium antreten wollen. Allerdings lässt er wichtige Aspekte wie die Studienmotivation oder soziale Kompetenzen außer Acht, die für ein erfolgreiches Studium entscheidend sind.
Von
Tobias Kempter
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August 2024
4.8.2024
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Wer ein Studium beginnt, wird oft mit der Frage nach dem Numerus Clausus (NC) für den gewünschten Studiengang konfrontiert. Die Frage nach dem NC betrifft längst nicht nur angehende Medizin- oder Jura-Studierende, sondern auch viele, die ein Lehramtsstudium anstreben. Der NC kann dabei Auswirkungen auf die Fächerwahl oder die Wahl der Schulart haben. Durch diese Form der Zulassungsbeschränkung können bereits vor Beginn des Studiums die Karrierewege junger Menschen beeinflusst werden.

Der NC im Lehramtsstudium

Das Lehramtsstudium unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von anderen Studiengängen. Es gibt keinen einheitlichen Studiengang “Lehramt”, stattdessen wählen angehende Lehrkräfte eine Kombination aus verschiedenen Fächern. Während einige Fächer ohne Zulassungsbeschränkung studiert werden können, gibt es insbesondere in beliebten Fächern wie Deutsch oder im Grundschullehramt oft einen NC. 

Die Zulassungsbeschränkung basiert auf der Nachfrage und Verfügbarkeit von Studienplätzen. Ist die Nachfrage höher als die verfügbaren Plätze, wird ein NC eingeführt. Alternativen wie Wartesemester oder der Wechsel der Fächerkombination können helfen, diese Hürde zu überwinden. Allerdings verlängern Wartesemester die Studienzeit erheblich und ein Fachwechsel entspricht nicht immer den Interessen der Studierenden. Wartesemester können trotzdem einen Ausweg bieten, um trotz eines nicht erfüllten NC das Wunschstudium antreten zu können.

Besonders problematisch ist die Tatsache, dass der NC oft die individuelle Eignung und Motivation der Bewerber:innen außer Acht lässt. Soziale Kompetenzen, pädagogisches Geschick und Kommunikationsfähigkeiten, die für den Lehrberuf essentiell sind, werden durch die Abiturnote, die maßgeblich für den NC entscheidend ist, nicht erfasst. Dies führt zu einer selektiven Auswahl, die vielleicht nicht immer die besten Kandidat:innen für den Lehrberuf zum Studium zulässt.

Die Geschichte des NC

Der NC ist seit 1972 ein fester Bestandteil des deutschen Hochschulsystems, um die Vergabe von Studienplätzen zu regeln, da die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt. Das Bundesverfassungsgericht entschied damals, dass jeder Studienplatz optimal genutzt werden müsse, was zur Einführung des NC führte. Diese Regelung basierte auf Artikel 12 des Grundgesetzes, der das Recht auf freie Berufswahl garantiert, aber auch Einschränkungen erlaubt, wenn diese durch die Kapazität der Hochschulen gerechtfertigt sind.

In den letzten 50 Jahren wurde der NC immer wieder kritisiert. Einer der Hauptkritikpunkte ist, dass er sozialen Ungleichheiten Vorschub leistet, da er oft Jugendliche aus sozial schwächeren Familien benachteiligt, die im Schnitt schlechtere Abiturnoten haben. Zudem wird die Abiturdurchschnittsnote als alleiniges Kriterium für die Studienplatzvergabe infrage gestellt, da sie nicht unbedingt den späteren Studienerfolg vorhersagen kann. Diese Kritikpunkte haben zu zahlreichen Reformvorschlägen und Diskussionen über die Zukunft des NC geführt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Unterschiede zwischen den Bundesländern im Bildungsvergleich. So unterscheiden sich wichtige Aspekte, wie die Anzahl der Schuljahre bis zum Abitur, die Anzahl zu erbringender Kurse oder die Schwierigkeit des Abiturs. Während Schüler:innen aus Schleswig-Holstein oder Niedersachsen erst nach 13 Schuljahren ihr Abitur erhalten, dauert es in einigen anderen Bundesländern lediglich zwölf Schuljahre. All das kann zu ungleichen Chancen bei der Vergabe von Studienplätzen nach dem NC führen.

Alternativen zum aktuellen Modell

Als Alternativen werden seit langem verschiedene Ansätze diskutiert, die darauf abzielen, möglichst vielen geeigneten Studienbewerber:innen einen Studienplatz zu bieten. Eine Möglichkeit ist die Einführung von Eignungstests, die neben der Abiturnote auch andere Fähigkeiten und Kompetenzen der Bewerber:innen berücksichtigen. Solche Tests könnten beispielsweise soziale Kompetenzen, Kommunikationsfähigkeiten oder pädagogisches Geschick prüfen, die für den Lehrberuf essentiell sind. Solche Tests könnten helfen, die individuelle Eignung der Bewerber:innen besser zu erfassen und eine fairere Auswahl zu gewährleisten. Für einige Fächer, wie zum Beispiel Sport oder Musik, sind solche Eignungstests bereits weit verbreitet. Kritiker:innen solcher Eignungstests merken allerdings an, dass es sich  dabei lediglich um eine Momentaufnahme handle, während die Abiturnote die Leistung über einen längeren Zeitraum bewertet. Ein weiterer Vorteil sei es, dass die Abiturnoten bereits vorliegen und man den zusätzlichen Aufwand für alle Beteiligten so sparen könne. 

Eine weitere Option ist die Erhöhung der Studienplatzkapazitäten, um mehr Bewerber:innen aufnehmen zu können. Dies erfordert jedoch erhebliche Investitionen in die Infrastruktur der Hochschulen und eine langfristige Planung. Neben der baulichen Erweiterung der Universitäten müsste auch mehr Lehrpersonal eingestellt und zusätzliche Ressourcen bereitgestellt werden. Dies könnte jedoch helfen, den Druck auf das NC-System zu mindern und mehr Studierenden den Zugang zum Lehramtsstudium zu ermöglichen. 

Langfristig könnte diese Maßnahme auch dabei helfen, den Lehrermangel zu bekämpfen. Das würde auch das Bundesverfassungsgericht bevorzugen, um Artikel 12 des Grundgesetzes, das Recht der freien Wahl des Berufs, des Arbeitsplatzes und der Ausbildungsstätte zu gewährleisten. Die Einschränkung von Artikel 12 durch die Einführung des NC genehmigte das Bundesverfassungsgericht nur deshalb, da die Nachfrage das Angebot der Studienplätze deutlich überstieg. Allerdings wiesen die Richter auch darauf hin, dass die Bereitstellung ausreichender Studienplätze die beste Lösung sei.

Ausblick in die Zukunft

Der NC wird vermutlich auch in Zukunft eine Rolle im deutschen Hochschulsystem spielen, doch die Diskussion um seine Reformierung oder Abschaffung wird weitergehen. Es ist wahrscheinlich, dass hybride Modelle, die sowohl die Abiturnote als auch andere Kriterien einbeziehen, an Bedeutung gewinnen werden. Diese könnten helfen, die soziale Gerechtigkeit zu erhöhen und die Eignung der Bewerber:innen besser zu bewerten.

Es ist zu erwarten, dass der Bedarf an Lehrkräften in den kommenden Jahren weiter steigen wird, was den Druck auf das aktuelle Zulassungssystem weiter erhöhen könnte. In diesem Kontext könnten flexible Zulassungsmodelle, die sich an den aktuellen Bedarf der jeweiligen Bundesländer anpassen, eine Lösung darstellen.

Trotz seiner Vorteile wird der NC wohl auch in Zukunft weiter umstritten bleiben, da er soziale Ungleichheiten verstärken kann und die Schwächen des Bildungsföderalismus offenlegt. Allerdings vernachlässigt der NC auch wichtige Aspekte, wie beispielsweise die Motivation der Studierenden, die für einen erfolgreichen Abschluss von großer Bedeutung sind. Der NC ist zwar ein bewährtes Instrument zur Studienplatzvergabe, jedoch muss er kontinuierlich an die sich wandelnden gesellschaftlichen und bildungspolitischen Anforderungen angepasst werden, um auch in Zukunft genügend qualifizierte Lehrkräfte auszubilden.

HateAid-Studie: Sexualisierte Übergriffe im Netz nehmen zu

Eine Studie von HateAid und der Universität Klagenfurt zeigt, dass etwa 60 % der jungen Erwachsenen in Deutschland digitale Gewalt erleben. Beleidigungen, Hassrede und sexualisierte Übergriffe sind weit verbreitet. Maßnahmen zum Schutz sind deshalb dringend nö
Von
Marie-Theres Carl
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August 2024
3.8.2024
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Berlin. Eine am Mittwoch veröffentlichte Studie mit dem Titel “In meinem Netz soll es keine Gewalt geben! Wie junge Erwachsene digitale Gewalt erleben und wie sie damit umgehen” von HateAid bringt besorgniserregende Erkenntnisse ans Licht: Ein großer Teil der jungen Erwachsenen in Deutschland ist von digitaler Gewalt betroffen oder beobachtet digitale Gewalt gegen andere. Die Studie zeigt auf, wie gravierend und allgegenwärtig Beleidigungen, Hassrede und sexualisierte Übergriffe im Netz sind. 

Die in Zusammenarbeit mit der Universität Klagenfurt durchgeführte Studie bietet eine Analyse der Erfahrungen junger Erwachsener mit digitaler Gewalt. Der Bericht basiert auf einer quantitativen Online-Befragung von Personen ab 14 Jahren, die zwischen Oktober und November 2023 stattfand. Insgesamt nahmen 3.367 Personen an der Studie teil. In der Altersgruppe 14 bis 17 Jahre wurden 501 Personen befragt, bei den 18- bis 27-Jährigen waren es 1.868 Personen. Die Altersgruppen  28 bis 42 Jahre sind mit 498 und 43 oder älter mit 500 Befragten vertreten.

Junge Erwachsene und ihre Erfahrungen mit digitaler Gewalt

Formen digitaler Gewalt, die Teilnehmende zwischen 18 und 27 Jahren erleben (Quelle: HateAid)

Die HateAid-Studie ergab, dass 60 Prozent der befragten jungen Erwachsenen zwischen 18 und 27 Jahren bereits sexualisierte Übergriffe im Netz erlebt oder ungewollt Nacktbilder zugeschickt bekommen haben. Diese Altersgruppe ist besonders häufig von verschiedenen Formen digitaler Gewalt betroffen. Neben den sexualisierten Übergriffen sind Beleidigungen, Hassrede und Cybermobbing weit verbreitet. Fast ein Drittel (29,6 Prozent) der 18- bis 27-Jährigen sind bereits selbst von digitaler Gewalt betroffen gewesen. Trotz dieser negativen Erfahrungen ziehen sich die meisten jungen Erwachsenen nicht aus den sozialen Medien zurück. Stattdessen ändern sie ihr Verhalten, um weiteren Übergriffen vorzubeugen.

Auch die Zahl derer, die schon einmal Zeuge von digitaler Gewalt geworden sind, ist hoch. 63,1 Prozent der Befragten in der Altersgruppe von 18 bis 27 Jahren haben bereits digitale Gewalt gegen andere wahrgenommen. Besonders betroffen sind junge Frauen, von denen 67,2 Prozent angaben, schon sexualisierte Übergriffe erlebt zu haben. Laut der Studie sind Menschen mit Migrationsgeschichte überproportional häufig betroffen. Fast 80 Prozent der jungen Erwachsenen konnten eine Zunahme der digitalen Gewalt in den letzten vier Jahren wahrnehmen. 

Nur knapp ein Fünftel sieht einen Rückzug aus den sozialen Medien als praktikable Lösung, was die Notwendigkeit für strukturelle Veränderungen und Schutzmaßnahmen unterstreicht. Die Art und Weise, wie junge Erwachsene sozialisiert werden, beeinflusst ihre Wahrnehmung und ihr Erleben digitaler Gewalt. Die intensive Nutzung des Internets und sozialer Medien erhöht die Wahrscheinlichkeit, Opfer digitaler Gewalt zu werden, denn junge Menschen nutzen diese Plattformen nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch zur Identitätsfindung und Selbstdarstellung. Negative Erfahrungen in dieser sensiblen Phase der Entwicklung können langfristige Auswirkungen haben und die Entwicklung von Selbstbewusstsein und sozialer Kompetenz beeinträchtigen.

Selbstzensur als Schutzmechanismus

Die Ergebnisse der HateAid-Studie zeigen deutlich, wie tiefgreifend die Auswirkungen digitaler Gewalt auf junge Erwachsene sind. Viele Betroffene fühlen sich gezwungen, ihr Verhalten im Netz zu ändern, um sich vor weiteren Übergriffen zu schützen. Anna-Lena von Hodenberg, Geschäftsführerin von HateAid, betont die Notwendigkeit von Produktsicherheiten und konsequentem Jugendschutz im digitalen Raum. Sie weist darauf hin, dass die hohe Zahl sexualisierter Übergriffe unter jungen Erwachsenen besonders erschreckend ist und dringenden Handlungsbedarf erfordert.

Der Silencing-Effekt: Ein beunruhigendes Phänomen

Ein wichtiger Aspekt der Studie ist der Silencing-Effekt, bei dem Menschen durch Einschüchterung zum Schweigen gebracht werden. Die Studie zeigt, dass sowohl Betroffene als auch Nicht-Betroffene digitale Gewalt wahrnehmen und Angst haben, selbst Opfer zu werden. Dies führt dazu, dass sie sich aus Diskussionen zurückziehen und ihre Meinung nicht mehr äußern. Ein Indikator für dieses Verhalten ist, wie drastisch die Betroffenen digitale Gewalt wahrnehmen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Angst, in Zukunft betroffen zu sein.

Die Bereitschaft, sich aus den sozialen Medien zurückzuziehen, variiert zwischen den Altersgruppen. Ältere Menschen ziehen sich häufiger aus dem digitalen Raum zurück, während junge Erwachsene darauf angewiesen sind. Für sie ist das Internet ein wichtiger sozialer Treffpunkt und Raum für Austausch und Wissensgenerierung. Der Silencing-Effekt wirkt sich daher auf junge Erwachsene besonders gravierend aus. Wenn sie aus Angst vor digitaler Gewalt schweigen, verlieren sie ihre Stimme im öffentlichen Diskurs. Dies kann zu Verzerrungen in der öffentlichen Wahrnehmung und zu einer Schwächung demokratischer Strukturen führen.

Wie mit digitaler Gewalt umgegangen wird

Übersicht über Copingstrategien, basierend auf Teilnehmenden zwischen 18 und 27 Jahren (Quelle: HateAid)

Viele junge Erwachsene wenden verschiedene Mechanismen an, um mit digitaler Gewalt umzugehen. Viele nutzen technische Maßnahmen wie das Blockieren von Angreifer:innen, das Melden von Vorfällen oder das Anpassen ihrer Privatsphäre-Einstellungen. Diese Strategien erweisen sich als direkt und niedrigschwellig und bieten einen sofortigen Schutz vor weiteren Übergriffen. Sie bevorzugen diese Maßnahmen oft, da sie weniger zeitintensiv und einfacher durchzuführen sind als die Kontaktaufnahme zu offiziellen Stellen oder Beratungsstellen.

Deutlich größer ist die Diskrepanz zwischen dem Ergreifen eigener Maßnahmen und der Inanspruchnahme externer Hilfe. Viele Betroffene zögern, offizielle Stellen oder Beratungsstellen zu kontaktieren, oft aufgrund von Scham oder Angst, sich einer fremden Person anvertrauen zu müssen. Diese Unsicherheit kann die Suche nach Hilfe weiter erschweren. Ein erheblicher Anteil der jungen Erwachsenen gibt zudem an, dass sie auf digitale Gewaltangriffe überhaupt nicht reagieren. Dies kann zu verstärkten negativen Gefühlen wie Unsicherheit, Angst und Scham führen und langfristig psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen hervorrufen.

HateAid sieht dringenden Handlungsbedarf bei digitaler Gewalt

Anna-Lena von Hodenberg, Geschäftsführerin von HateAid, betont die Dringlichkeit der Situation: “Für eine ganze Generation gehört digitale Gewalt durch soziale Medien bereits zum Alltag. Dabei ist die hohe Zahl an sexualisierten Übergriffen, die junge Erwachsene bereits erlebt haben, besonders erschreckend. Wir haben viel zu lange weggeschaut: Wir müssen unsere Kinder und Jugendlichen jetzt besser vor Gewalt im Internet schützen. Dafür braucht es dringend ein Mindestmaß an Produktsicherheit für soziale Medien und konsequenten Jugendschutz auch im Netz.“ 

Auch Josephine Ballon von HateAid äußerte sich zur Studie und unterstrich die gesellschaftliche Relevanz der Ergebnisse. Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk betont sie, dass digitale Gewalt eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung darstellt, die nicht nur Einzelpersonen betrifft, sondern auch die Demokratie destabilisieren kann. “Die Studie zeigt sehr deutlich auf, wie stark Jugendliche und junge Erwachsene von digitaler Gewalt betroffen sind. Das sind junge Menschen, die heutzutage mit sozialen Medien ab einem sehr, sehr jungen Alter aufwachsen und die vor allem auch kein anderes Internet mehr kennen”. Ballon hebt zudem hervor, dass bereits junge Menschen sich in den sozialen Medien selbst zensieren. Dies sei auch bei den jungen Menschen klar erkennbar, die sich vorsichtig äußerten, teilweise keine Kommentare mehr schrieben und generell sehr umsichtig seien, weil sie Angst hätten, angegriffen zu werden. Dies betreffe nicht nur diejenigen, die selbst schon angegriffen wurden, sondern auch jene, die lediglich gesehen hätten, was anderen passiert sei.

Schock in Hessen: Lehrer tötet Schülerin und begeht Suizid

Im hessischen Altenstadt hat ein 33-jähriger Lehrer eine 19-jährige Abiturientin mit einem Messer tödlich verletzt und beging anschließend Suizid. Der 20-jährige Lebensgefährte der jungen Frau wurde leicht verletzt. Die Ermittlungen der Polizei dauern an.
Von
Marie-Theres Carl
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August 2024
2.8.2024
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Dieser Artikel behandelt ein Tötungsdelikt und einen anschließenden Suizid. Bei Suizidgedanken bietet die Telefonseelsorge rund um die Uhr kostenfrei und anonym Unterstützung unter der Telefonnummer 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222. Weitere Informationen und Hilfsangebote sind online unter telefonseelsorge.de und suizidprophylaxe.de verfügbar.

Altenstadt. Am Donnerstagmorgen kam es im hessischen Altenstadt zu einer erschütternden Tat. Ein 33-jähriger Mann betrat die Wohnung einer 19-jährigen Abiturientin und tötete sie mit einem Messer. Die örtliche Polizei leitete umgehend eine Großfahndung ein. Spezialeinsatzkräfte durchsuchten das Wohnhaus des Täters in Münzenberg-Gambach und fanden den Mann dort leblos vor. Nach ersten Ermittlungen hat er sich selbst das Leben genommen.

Nach Angaben der Polizei betrat der Täter am Morgen des 1. August die Wohnung der 19-jährigen Abiturientin in Altenstadt. In der Wohnung befand sich auch der 20-jährige Lebensgefährte der Frau. Der Angreifer attackierte beide Personen mit einem Messer. Die junge Frau erlitt dabei tödliche Verletzungen und verstarb noch am Tatort. Der Lebensgefährte wurde leicht verletzt und in ein Krankenhaus gebracht.

Unmittelbar nach der Tat leitete die Polizei eine großangelegte Fahndung nach dem Täter ein. Der Verdächtige wurde in seinem Wohnhaus in Münzenberg-Gambach vermutet. Spezialeinsatzkräfte der Polizei wurden hinzugezogen, um das Haus des Täters zu durchsuchen. Beim Betreten des Hauses fanden die Einsatzkräfte den 33-jährigen Mann leblos vor. „Die festgestellten Verletzungen brachte er sich nach ersten Ermittlungen selbst bei“, so Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger. Die Polizei sicherte den Tatort und führt derzeit umfassende Ermittlungen durch. 

Nach ersten Ermittlungen der Polizei und Staatsanwaltschaft betrat der Täter die Wohnung gezielt, um die junge Frau anzugreifen. Der genaue Ablauf der Tat wird weiterhin untersucht. Die Tatwaffe wurde sichergestellt und wird forensisch untersucht. Die Polizei geht Hinweisen nach, ob der Täter psychische Probleme hatte.

Laut Informationen der Bild-Zeitung soll der Täter eine einvernehmliche Beziehung zu der 19-jährigen Schülerin gehabt haben. Diese Beziehung soll jedoch kürzlich beendet worden sein. Der Lehrer unterrichtete an der Schule der Getöteten und war 14 Jahre älter als sie. Nachbarn berichteten, dass der Mann verheiratet war, jedoch in Trennung lebte. Das genaue Motiv für die Tat ist derzeit noch unklar. 

Der tragische Vorfall erschütterte die Gemeinde in Altenstadt und die Umgebung tief. Viele Menschen sind fassungslos und trauern um die junge Frau. Nachbarn und Freunde der Familie äußerten ihr Mitgefühl und ihre Bestürzung über die Tat. Die Polizei bittet mögliche Zeugen, sich mit sachdienlichen Hinweisen bei der Kriminalpolizei in Friedberg unter der Telefonnummer 06031 6010 zu melden.

Lehramtsstudium in Sachsen: Alles, was ihr wissen müsst

Als nächstes in unserer Reihe über das Lehramtsstudium steht das Bundesland Sachsen an. Für welche Schulform sollte man sich entscheiden, welche Fächer bieten sich an? Wie studiert es sich in Leipzig, Dresden oder Chemnitz und wo liegen die Schwerpunkte?
Von
Albert Koch
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August 2024
2.8.2024
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Ihr überlegt, Lehrkraft zu werden? Wenn ihr aus Sachsen kommt oder an einer Schule in Sachsen arbeiten wollt, dann bietet sich das Lehramtsstudium vor Ort an. Aber auch für alle anderen gibt es gute Gründe im östlichsten Bundesland die Ausbildung zur Lehrkraft anzutreten. In unserer Reihe über das Lehramtsstudium in den verschiedenen Bundesländern stellen wir euch heute das sächsische Modell vor und erklären euch alles rund um den Aufbau des Studiums, die verschiedenen Standorte und die Aussichten für angehende Lehrer:innen in Sachsen.

Über Schultypen und Fächerwahl: Die Struktur des Studiums

Zuallererst müsst ihr euch darüber Gedanken machen, an was für einer Schule ihr später lehren wollt, denn danach sind die verschiedenen Studiengänge aufgeteilt: In Sachsen gibt es neben Grundschulen, Gymnasien und Berufsschulen auch die Form der Oberschule, auf der bis zur neunten oder zehnten Klasse unterrichtet wird, sowie Förderschulen für Kinder mit besonderem Förderbedarf.  Anders als in einigen anderen Bundesländern, wie zum Beispiel Bayern, schließt ihr das Lehramtsstudium in Sachsen noch ganz klassisch mit einem Ersten Staatsexamen ab. 

In allen Studiengängen gibt es wie üblich Module im Bereich der Bildungs- und Erziehungswissenschaften zu belegen. Für das Grundschullehramt sucht ihr euch ein Kernfach aus, auf das ihr euch spezialisiert. Meistens handelt es sich hierbei um Deutsch oder Mathematik. Das jeweils andere dieser beiden Fächer studiert ihr dann zusammen mit Sachkunde und einem weiteren Wahlfach, zumeist Musik, Kunst, Sport oder Werken, in der sogenannten Grundschuldidaktik, also in einem weniger fachspezifischen und eher auf die grundlegende Vermittlung ausgerichteten Kontext. Es ist allerdings auch möglich, sich auf ein Fach wie Englisch oder Religion zu spezialisieren, wobei alle drei Kernfächer und keines der Wahlfächer Gegenstand der grundschuldidaktischen Module wären. Nach acht Semestern ist das Studium in der Regel abgeschlossen. 

Für die Studiengänge des Oberschul- und des Gymnasiallehramts sind zwei Fächer zur Vertiefung zu belegen. Mindestens eines dieser Fächer muss aus der sogenannten ersten Fächergruppe stammen, die je nach Universität meistens Deutsch, Mathematik, Fremdsprachen und Naturwissenschaften beinhaltet. Beim anderen Fach darf es sich auch beispielsweise um eines aus dem musischen oder religiösen Bereich handeln. Für die Oberschule studiert ihr neun Semester bis zum Ersten Staatsexamen, für das Gymnasium zehn. 

Wer an einer Förderschule unterrichten möchte, belegt in den bildungswissenschaftlichen Modulen einen sozialpädagogischen Schwerpunkt. Dazu kommen zwei sogenannte Förderschwerpunkte, also Module, die auf die besondere Aufgabe, Kinder mit Förderbedarf zu unterrichten, abzielen. Einer der beiden Schwerpunkte Lernen oder Soziale/Emotionale Entwicklung ist verpflichtend. Ansonsten lassen sich auch Module wie zum Beispiel Kommunikation oder Körperliche Entwicklung wählen. Um eine schulfachliche Basis zu schaffen, ist es möglich entweder vier Fächer als grundschuldidaktische Module oder ein Fach im Studiengang für das Oberschullehramt zu belegen. Schließlich sind alle Stufen von der ersten bis zur neunten Klasse an den Förderschulen vertreten. Bis zum Ersten Staatsexamen auf dem Weg zur Förderschullehrkraft handelt es sich ebenfalls um eine Regelstudienzeit von zehn Semestern. 

Zu guter Letzt könnt ihr  euch auch entscheiden, auf das Berufsschullehramt hinzuarbeiten und den entsprechenden Studiengang anzutreten. Auch hier wählt ihr wieder  zwei Fächer, bei denen es sich um verschiedenste Bereiche von der Elektrotechnik bis zur Lebensmittelwissenschaft handeln kann. Für das zweite Fach ist es allerdings auch möglich, sich für ein klassisches allgemeinbildendes Unterrichtsfach wie Französisch oder Geschichte zu entscheiden. Zehn Semester dauert auch dieses Studium. 

Die Abschlussprüfung für alle Lehramtsstudiengänge besteht aus einer wissenschaftlichen Arbeit, zwei mündlichen und einer schriftlichen Prüfung. Zu all den verschiedenen Arten des Lehramts gehören außerdem sogenannte Ergänzungsstudien, die weitgreifende Themen wie Sprachtraining oder kulturelle Bildung enthalten, anhand derer ihr eure individuellen Interessen und Fähigkeiten vertiefen könnt. Auch sogenannte Schulpraktische Studien (SPS), also Praktika, sind fester Bestandteil des Lehramtsstudiums in Sachsen. Für angehende Lehrer:innen einer Fremdsprache ist ein Auslandsaufenthalt meistens ebenfalls  verpflichtend. Bis auf die allgemeine Hochschulreife gibt es nur selten besondere Anforderungen, um fürs Studium zugelassen zu werden: Für bestimmte Fachrichtungen oder Schultypen kann es an bestimmten Hochschulen einen Numerus Clausus geben. Außerdem müssen gewisse sprachliche Anforderung erfüllt werden, wenn ihr euch auf eine Fremdsprache spezialisieren möchtet.

Blockpraktikum, Schulpraktische Übungen, Berufsausbildung: Die Praktika im Überblick

Im Grunde genommen gilt für alle Schultypen dasselbe: Es müssen mindestens fünf Praktika absolviert werden. Dabei handelt es sich zunächst um ein vierwöchiges Schulpraktikum, auch als Blockpraktikum bezeichnet, relativ früh im Studium. Hier liegt der Fokus noch sehr auf dem erzieherischen Gesichtspunkt des Lehrerberufs. Diesem folgen die sogenannten Schulpraktischen Übungen (SPÜ), die semesterbegleitend in kleinen Gruppen an Schulen durchgeführt werden und euch Einblicke in den Schulalltag gewähren. Zuletzt gilt es zwei weitere Blockpraktika anzutreten, die wiederum stärker an bestimmte Fachrichtungen gebunden sind und bei denen ihr selbständig euren Unterricht plant und durchführt. Diese Berufserfahrung könnt ihr auch außerhalb Sachsens, sogar im Ausland sammeln, sofern sich ein entsprechendes Arrangement realisieren lässt. Das Land Sachsen erteilt Zuschläge und Förderungen, wenn ihr euch für ein Praktikum in einer der Bedarfsregionen entscheidet. Hilfe beim Finden eines Praktikumsplatzes und alle relevanten Informationen erhaltet ihr über ein spezielles Praktikumsportal

Schließlich gibt es noch gewisse Sonderregelungen für bestimmte Studiengänge: Wer das Fach Wirtschaft-Technik-Hauswirtschaft/Soziales wählt, muss häufig ein Praktikum von mindestens zwei Wochen in einem entsprechenden Bereich vor Beginn des Studiums vorweisen können. Gleichermaßen ist ein vierwöchiges Sozialpraktikum vor Antritt des Lehramtsstudiums für die Förderschule erforderlich, sowie ein zwölfmonatiges Praktikum beziehungsweise eine Berufsausbildung, bevor ihr das Studium zur Berufsschullehrkraft beginnen könnt.

Leipzig, Dresden oder Chemnitz: Wo studiert es sich am besten?

In Sachsen gibt es die Qual der Wahl zwischen drei Universitäten, wenn ihr euch für das Lehramt entscheidet: Dieses könnt ihr nämlich entweder an der Universität Leipzig, der Technischen Universität Dresden oder der Technischen Universität Chemnitz studieren. Lediglich wer Musik unterrichten will, muss Teile des Studiums wahlweise an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig oder der Hochschule für Musik in Dresden absolvieren.

Bei der Universität Leipzig handelt es sich um die einzige Universität, an der ihr alle Schulformen wählen könnt. Für Sonderpädagogik, also das Förderschullehramt, ist dies der einzige Standort in Sachsen. Hier befindet sich auch ein Großteil der Lehramtsstudent:innen im Land. 60 Prozent von ihnen kommen aus anderen Bundesländern in die Metropole. Abgesehen von dieser Popularität ist der Studiengang für das Berufsschullehramt eher klein. Erst seit dem Wintersemester 2022 kann hier die Fachrichtung Wirtschaft und Verwaltung studiert werden, immerhin ist dies das einzige derartige Angebot im Bundesland. Im Jahr 2023 kam die Fachrichtung Pflege und Gesundheit hinzu. Als Zweitfach stehen nur die allgemeinbildenden Schulfächer zur Verfügung. 

Eine umso breitere Auswahl an Fachrichtungen für berufsbildende Schulen gibt es dafür an der Technischen Universität Dresden. Auch das Fach Geografie, für Oberschulen und Gymnasien, ist in Dresden ein Alleingänger. Allerdings punktet Leipzig mit seinem Angebot an Fremdsprachen: Nur hier kann zwischen den Fächern Spanisch, Griechisch, Polnisch, Tschechisch und sogar Sorbisch gewählt werden. 

Die Technische Universität in Chemnitz bildet ausschließlich angehende Grundschullehrer:innen aus. Das Fach Wirtschaft-Technik-Haushalt/Soziales gibt es nur hier als Grundschulfach. Im Grunde genommen kommt es ganz auf die Präferenz für die jeweilige Schulform sowie das jeweilige Fach an, welcher Standort sich am besten eignet. Der eigene Eindruck in Hinblick auf die Städte Leipzig, Dresden und Chemnitz dürfte ebenfalls eine Rolle spielen.

Gegen den Lehrermangel: Aussichten für Lehramtsstudierende in Sachsen

So zahlreich wie die jungen Menschen aus den anderen Bundesländern nach Leipzig kommen, um Lehramt zu studieren, so zahlreich verschwinden sie häufig leider wieder dorthin zurück. Obwohl die sächsische Landesregierung mit ihren ambitionierten Initiativen die Zahl der Studienanfänger:innen im Lehramt von 1.000 im Jahr 2012 auf nunmehr 2.700 steigern konnte, leiden vor allem die ländlichen Gebiete nach wie vor unter Lehrermangel. Die meisten, die es fürs Studium in die Städte verschlägt, wollen dort auch bleiben, 70 Prozent von ihnen möchten nach Leipzig oder Dresden.

Außerdem herrscht ein großer Bedarf für Lehrer:innen in MINT-Fachrichtungen und technischen Fächern der Berufsschulen. Im Vergleich fehlt es vor allem Ober- und Förderschulen an Bewerber:innen. Letztere genießen allerdings auch international einen hervorragenden Ruf. Dies bedeutet allerdings, dass viele Anreize geschaffen werden, um die Absolvent:innen in den sogenannten Bedarfsregionen des Landes unterzubringen. Wer sich bereit erklärt, den 18-monatigen Vorbereitungsdienst, also das Referendariat, an einer Ausbildungsschule in einer Bedarfsregion sowie mindestens die darauffolgenden fünf Jahre ebenfalls an einer Schule in einer solchen zu verbringen, verdient sich einen Anwärterzuschlag von 1.100 Euro. Völlig unabhängig vom Schultypus wird jede:r Lehrer:in mit Abschluss der Ausbildung in die Besoldungsstufe A13 beziehungsweise E13 eingeteilt und ist gut abgesichert. Um über die Schulen in den Bedarfsregionen besser aufzuklären und zukünftigen Lehrer:innen eine Vorstellung über die weitreichenden Möglichkeiten zu geben, wurde das Studienbegleitprogramm Perspektive Land ins Leben gerufen, dem weitere Informationen entnommen werden können.

Gefällt euch das Angebot für das Lehramtsstudium in Sachsen und konnte es euer Interesse an den vielen Möglichkeiten des facettenreichen Lehrerberufs wecken? Lasst es uns gerne wissen und schreibt es in die Kommentare!

“Versteift euch nicht auf den perfekten Unterricht”: Daniela Rathjen über die positiven Seiten des Lehrberufs

Im Interview mit Lehrerin und Influencerin Daniela: Sie erzählt uns, warum ihr der Beruf Freude bringt und was ihre Motivation und auch die der Schüler:innen fördert. Außerdem teilt sie mit uns ihre wertvollen Erfahrungen und Ratschläge über den Unterricht.
Von
Albert Koch
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August 2024
1.8.2024
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Bedeutet der Schulalltag für Lehrer:innen Stress und Anstrengung? Sorgen Lehrermangel oder ein langsames Vorankommen bei der Digitalisierung für zunehmenden Druck? Um zu zeigen, dass der Lehrerberuf auch bereichernd sein kann, und um zu klären, mit welchen Methoden man den Alltag für sich selbst und auch die Schüler:innen spannend und motivierend gestaltet, haben wir mit der Lehrerin und Influencerin Daniela Rathjen gesprochen. Im Gespräch mit Daniela spüren wir den positiven Erlebnissen und den wertvollen Erfahrungen nach, die man als Lehrer:in macht, und sammeln Ratschläge und Inspiration für euch.

Lehrer News: Was macht dir in deinem Alltag als Lehrerin besonders viel Spaß?

Daniela: Die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen macht mir am meisten Spaß, da ich sehr gerne ihre Sichtweisen kennenlerne, von und mit ihnen gemeinsam lerne und einfach auch Freude haben kann. Ich kann sie beim Wachsen begleiten und ihre Stärken nicht nur erkennen, sondern auch fördern. Das motiviert mich und macht Spaß.

Lehrer News: Wie bereitest du dich auf den Unterricht vor? Was gefällt deinen Schüler:innen am meisten daran?

Daniela: Ich bereite immer eine digitale Folie mit einem motivierenden Spruch für den allgemeinen Stundeneinstieg vor und teile mit ihnen danach unseren heutigen Stundenverlauf. Das gefällt ihnen, weil es die nötige Transparenz und Sicherheit gibt. Wenn ich ihnen den Unterrichtsplan mitteile, können sie sich daran gezielt beteiligen oder Änderungswünsche anmerken. So integriere ich sie aktiv in die Unterrichtsgestaltung und sie fühlen sich mehr wahrgenommen und auch handlungsfähig, was ich sehr wichtig finde. 

Mittlerweile plane ich meinen Unterricht meistens nur noch grob, weil ich mir die nötige Freiheit lassen möchte, spontan auf die Bedürfnisse innerhalb der Klasse reagieren zu können. Häufig sind die Arbeitsphasen meiner Stunden sehr flexibel und individuell ausgerichtet, sodass die Aufgaben verschiedene Schwierigkeitsgrade enthalten und die Schüler:innen sich selbst nach ihrer eigenen Einschätzung einteilen können. Auch der Ort, an dem sie arbeiten, ist flexibel, solange sie dies vorher mit mir absprechen und das Arbeiten dort dann gut gelingt. Hier baut alles auf gegenseitigem Vertrauen auf, was sich im Verlauf der Schuljahre dann immer mehr ergibt.

Lehrer News: Fällt es auch manchmal schwer, die Balance zwischen diesen Freiheiten und der nötigen Disziplin aufrechtzuerhalten? Wie schaffst du es, ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis aufzubauen und worauf sollten Lehrer:innen dabei am meisten achten?

Daniela: Ich halte immer wieder Rücksprache und frage meine Schüler:innen, ob sie gut arbeiten konnten oder was sie noch brauchen, um besser arbeiten zu können. Dadurch hole ich sie selbst in die Verantwortung für ihren Lernprozess. Gleichzeitig beobachte ich das freie Arbeiten selbst und sobald mir auffällt, dass es nicht so gut klappt, kommuniziere ich das direkt und wir versuchen gemeinsam eine Lösung zu finden. Manchmal kann dies auch vorübergehend darin enden, dass die Schüler:innen erst einmal wieder im Klassenraum mit meiner Begleitung arbeiten müssen, bis wir es dann erneut versuchen. Dieses freie Arbeiten ist ein Prozess, der seine Zeit braucht und in dem es auch Rückschritte geben darf. 

Lehrer News: Unter dem Namen @lehrerinnen_momente bist du auf Instagram aktiv, außerdem betreibst du einen YouTube-Kanal sowie einen Blog und veröffentlichst Unterrichtsmaterialien. Und du bist auch Mutter. Wie kriegst Du das mit dem Beruf unter einen Hut?

Daniela: Ich arbeite, seitdem ich Mutter bin, in Teilzeit, weil ich eine Vollzeitstelle mit Kind organisatorisch nicht bewältigen könnte. Gleichzeitig hatte ich vor meinem Kind bereits meinen Blog, meinen YoutTube- und Instagram-Kanal und habe Vollzeit gearbeitet. Das ist schon möglich, wenn man gerade in der Unterrichtsplanung irgendwann die nötige Erfahrung mitbringt und sich bewusst macht, dass nicht jede Stunde perfekt wie im Referendariat geplant sein muss. Sobald man sich von Perfektion verabschiedet und sich dadurch mehr Freiheiten ermöglicht, hat man insgesamt auch mehr Motivation und Zeit für andere Dinge.

Lehrer News: Wie lange hat es ungefähr gedauert, bis du diese Perfektion zurücklassen konntest und was hat dir auf dem Weg dahin geholfen?

Daniela: Direkt mit meiner ersten Vollzeitstelle habe ich schnell gemerkt, dass ich Abstriche machen muss, damit ich nicht im Burnout lande. Mein Tipp ist daher für alle: Sucht euch pro Woche eine Klasse aus, in welcher ihr die Unterrichtsplanung gründlich durchdenkt und alle anderen Klassen laufen dann nebenbei. So könnt ihr pro Woche immer eine neue Klasse auswählen und es kommen alle Klassen alle paar Wochen zu ausführlicher geplanten Stunden. 

Lehrer News: Was bringt dir am meisten Freude daran und motiviert dich, deine Erfahrungen über so viele Kanäle zu teilen?

Daniela: Mich motivieren die vielen Nachrichten, die ich von meinen Follower:innen bekomme, dass ich sie inspiriere. Viele folgen mir bereits seit 7 Jahren. So etwas motiviert. 

Lehrer News: Lehrermangel, zunehmende Gewalt an Schulen, sinkende Leistungen bei Schüler:innen … es gibt vieles, das im Bildungssystem gerade nicht so gut läuft und vor allem die Lehrer:innen müssen diese Last auffangen. Was bereitet dir Hoffnung?

Daniela: Ich sehe jeden Tag im Instalehrerzimmer und auch in meinem eigenen Kollegium so viele großartige Lehrkräfte, die sich für Veränderung einsetzen und in denen es brodelt, endlich etwas Großes zu tun und sich sehr für das Bildungssystem einsetzen. Das gibt mir die Hoffnung, dass wir diesen Aufschwung und diese Motivation hoffentlich irgendwann auch in die Tat umsetzen können. Viele von uns machen dies bereits jeden Tag im Kleinen, nämlich in unseren Klassenräumen, und damit bewirken wir bereits Großartiges, denn jede Veränderung muss irgendwo beginnen.

Lehrer News: Gibt es ein Beispiel aus deiner Erfahrung von einer kleinen positiven Veränderung, die du oder ein:e Kolleg:in im Klassenraum herbeiführen konnte?

Daniela: Wir planen an unserer Schule einen Neubau und ich durfte mit anderen Kolleg:innen, Schüler:innen, Mitarbeiter:innen und der Schulleitung daran mitwirken und wir begleiten diesen Prozess. Man fühlt sich gehört und gesehen und darf neue pädagogische Konzepte einarbeiten.

Lehrer News: Falls du schon mal schlechte Erfahrungen mit Schüler:innen, Eltern oder Kolleg:innen machen musstest: Wie bist du damit umgegangen?

Daniela: Ich tausche mich mit erfahrenen Kolleg:innen aus und dieser Austausch hilft mir, eine geeignete Lösung oder eine zukünftige Lösungsstrategie zu finden. Man sollte sich immer bewusst machen, dass man nie alleine ist und sich Rat und Hilfe holen darf.

Lehrer News: Wie hat dir der Beruf geholfen, persönlich zu wachsen?

Daniela: Ich bin noch empathischer geworden und habe durch die Arbeit mit den Jugendlichen teilweise auch sehr private Schicksale erfahren dürfen, die mich noch mehr sensibilisiert haben, denn jedes Verhalten hat einen Ursprung und dieses Bewusstsein hat mich sehr wachsen lassen.

Lehrer News: Welchen Tipp würdest du angehenden Referendar:innen oder Lehrer:innen mitgeben wollen?

Daniela: Versteift euch nicht zu sehr auf „den perfekten“ Unterricht, sondern seid menschlich, zeigt ernsthaftes Interesse an der Lebenswelt eurer Schüler:innen, merkt euch zu jedem eurer Schützlinge eine bestimmte Sache, die ihr irgendwann mal für euren Unterricht gebrauchen könnt. Geht Verbindungen ein, seid nahbar und ehrlich, denn Schüler:innen lernen von denjenigen am besten, die sie mögen und zu denen sie eine Verbindung verspüren. Seid selbst durch eure Empathie der Unterschied.

Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!

Daniela ist Lehrerin an einer Gesamtschule und teilt online Ideen und Tipps rund um ihren Beruf. Unter dem Namen @lehrerinnen_momente postet sie regelmäßig Beiträge auf Instagram, in denen sie Einblicke in ihren Alltag gewährt und vor allem Referendar:innen und angehenden Lehrkräften Ratschläge über Unterrichtsplanung, Klassenführung oder Arbeitsmethoden mit auf den Weg gibt. Wer sich etwas ausführlicher beraten lassen und einen umfassenderen Eindruck gewinnen will, kann sich Danielas Vlogs auf ihrem YouTube-Kanal ansehen oder sich in ihren Blog einlesen. Außerdem teilt Daniela viele Unterrichtsmaterialien und hat auch ein Buch über Rechtschreibung herausgebracht.

Bildungskrise in Berlin: Dritt- und Achtklässler scheitern an Mindeststandards

Die aktuellen VERA-Ergebnisse zeigen alarmierende Leistungsdefizite bei Berliner Dritt- und Achtklässlern. Bildungssenatorin Günther-Wünsch plant umfassende Maßnahmen, um die Qualität des Unterrichts zu verbessern und die Leistungsfähigkeit zu steigern.
Von
Marie-Theres Carl
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August 2024
1.8.2024
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Berlin. Die jüngsten Ergebnisse der Vergleichsarbeiten (VERA) zeigen einen drastischen Rückgang der schulischen Leistungen bei Dritt- und Achtklässler:innen. Fast die Hälfte der Drittklässler:innen erreicht nicht einmal die Mindeststandards in den Kernkompetenzen Lesen und Rechnen. Besonders dramatisch ist die Lage an Integrierten Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen, wo die meisten Achtklässler:innen die Mindestanforderungen verfehlen.

VERA 3: Ein Blick auf die Grundschulen

Die Vergleichsarbeiten VERA 3, die jährlich in den dritten Klassen durchgeführt werden, haben in Berlin alarmierende Ergebnisse gebracht. 43 Prozent der Drittklässler:innen erreichen die Mindeststandards im Lesen und Hörverständnis nicht, während 46 Prozent in Mathematik scheitern. Im Detail erreichen nur 36 Prozent der Schüler:innen der dritten Klassen die Regelstandards im Lesen, 41 Prozent im Zuhören und 35 Prozent in Mathematik. Besser als die Regelstandards schneiden nur 17 Prozent im Lesen, 23 Prozent im Zuhören und 19 Prozent in Mathematik ab. Dies bedeutet eine weitere Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr.

VERA 8: Auch Defizite an den weiterführenden Schulen

Besorgniserregend sind auch die Ergebnisse von VERA 8 in den achten Klassen, insbesondere an Integrierten Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen. Hier verfehlen 74 Prozent der Schüler:innen die Mindestanforderungen in Mathematik, während 62 Prozent im Lesen scheitern. In der Rechtschreibung bleiben nur 30 Prozent der Jugendlichen unter den Mindeststandards. Im Lesen erreichen lediglich acht Prozent der Achtklässler:innen den Regelstandard oder mehr, und nur ein Prozent schafft dies in Mathematik. In Englisch liegen 18 Prozent der Schüler:innen im Leseverstehen und 16 Prozent im Hörverstehen auf dem B2- und C1-Niveau.

Bildungsspitze Gymnasium?

An den Gymnasien sind die VERA-Ergebnisse insgesamt besser als an den anderen Schularten, aber auch hier zeigen sich Schwächen. In Mathematik (Kompetenzbereich Zahlen) erreichen 62 Prozent der Gymnasiast:innen den Regelstandard oder mehr, im Bereich Daten und Zufall sind es 56 Prozent. Auch in Deutsch schneiden die Jugendlichen relativ gut ab: Im Lesen erreichen 73 Prozent den Regelstandard oder mehr, in Orthografie 92 Prozent. Besonders positiv stechen die Englischkenntnisse hervor, wo 90 Prozent der Gymnasialschüler:innen im Leseverstehen das Niveau B1 oder höher erreichen und 95 Prozent im Hörverstehen. Allerdings verfehlen auch an den Gymnasien einige die Mindeststandards: 12 Prozent im Lesen und 21 Prozent im mathematischen Bereich Daten und Zufall. 

Wie es nun weitergeht

Nachdem zuletzt die VERA-Ergebnisse in Baden-Württemberg für Schlagzeilen sorgten, lösen die Ergebnisse auch in Berlin eine politische Debatte aus. Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) nannte die VERA-Ergebnisse “nicht akzeptabel” und will baldmöglichst gegensteuern. Weiter kritisiert sie das Vorgehen ihrer Vorgänger:innen aus der SPD, die die Bildungspolitik in Berlin über ein Vierteljahrhundert lang geprägt hätten. Günther-Wünsch betonte, dass es nicht ausreiche, einfach mehr Ressourcen ins System zu geben, sondern dass eine gezielte Qualitätsstrategie notwendig sei. An Berliner Grundschulen sollen deshalb sogenannte Fachleitungsstellen für Deutsch und Mathematik eingerichtet werden, um den Fokus mehr auf diese Kernfächer richten zu können. Die ersten 72 Stellen für die 360 öffentlichen Grundschulen seien bereits ausgeschrieben und weitere sollen folgen.

Die AfD nennt die Ergebnisse ein "katastrophale[s] Versagen des Berliner Schulsystems". Franziska Brychcy, die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, fordert eine schnelle Umsetzung der geplanten Fachleitungsstellen und betonte die Notwendigkeit einer besseren Verteilung der Lehrkräfte sowie eine Einführung an allen Grundschulen der Hauptstadt. Marianne Burkert-Eulitz von den Grünen kritisiert die bisherige Steuerung der Lehrkräfteverteilung und fordert gezielte Maßnahmen, um die besten Lehrkräfte an die bedürftigsten Schulen zu bringen. 

Auch Vertreter:innen aus der Wirtschaft beobachten die VERA-Ergebnisse mit Sorge. So sagt Andreas Schulz von den Unternehmerverbänden Berlin-Brandenburg gegenüber dem rbb, dass die Lücken eine “riesige Hypothek für den Wohlstand der Zukunft” sind. Weiterhin warnt er vor den langfristigen wirtschaftlichen Folgen des Bildungsrückgangs und fordert eine Konzentration auf die Kernkompetenzen Lesen und Rechnen. Essenziell dafür sei, dass Lehrkräfte von Verwaltungsaufgaben befreit werden.

Um die Situation zu verbessern, plant der Berliner Senat, die Ergebnisse der VERA-Tests künftig automatisch an die Schulaufsichten weiterzugeben. Diese sollen in Gesprächen mit den Schulen konkrete und verbindliche Ziele und Maßnahmen festlegen. Ein weiterer wichtiger Schritt soll die Einführung des Lesebands sein, einer systematischen Leseförderung, die in Hamburg bereits erfolgreich umgesetzt wird. 

Die Berliner Bildungsverwaltung sieht in diesen Maßnahmen einen wichtigen Schritt, um die Qualität des Unterrichts zu verbessern und die Leistungsfähigkeit der Kinder und Jugendlichen zu steigern. Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, ob die eingeleiteten Maßnahmen die gewünschten Verbesserungen bringen.

Sechs Prozent der Minderjährigen sind mediensüchtig: Wie sinnvoll ist ein Handyverbot an Schulen?

Die Diskussion um ein Handyverbot an Schulen bleibt kontrovers. Smartphones stören den Unterricht. Eine Studie zeigt auf: Schon Kinder sind zunehmend mediensüchtig. Können Handy-Verbote helfen oder würden sie nur ein oberflächliches Symptom bekämpfen?
Von
Julika Ude
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July 2024
31.7.2024
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Es ist eine Diskussion, die niemals endet: Handyverbot an Schule, ja oder nein? Wenn, dann wie überhaupt ein Verbot durchsetzen? Smartphones sorgen für Probleme zwischen den Schüler:innen untereinander, während des Unterrichts mit den Lehrkräften, und sie sorgen für Konzentrationsschwierigkeiten. Eine Studie zeigt nun: Mehr als sechs Prozent der Minderjährigen sind abhängig von Computerspielen und sozialen Medien. Wäre ein Handyverbot also nur Symptombekämpfung und sollte man besser die Ursache des übermäßigen Handykonsums bekämpfen?

Ein eigenes Handy, das Zugang zu sozialen Medien und Co. verschafft, besitzen Kinder im Jahr 2022 bereits in fast jedem Alter. Während es unter 6- bis 9-Jährigen noch 21 Prozent der Kinder sind, die ein eigenes Gerät besitzen, steigt diese Zahl mit zunehmendem Alter stark an. Unter den 10- bis 12-Jährigen haben bereits 86 Prozent ein eigenes Handy, unter den 13- bis 15-Jährigen sind es 95 Prozent.

Auch die Zahlen derer, die nach ihren Geräten – oder vielmehr nach den darauf verfügbaren Möglichkeiten – süchtig sind, sind enorm. Seit 2010, dem Jahr, in dem das erste Smartphone auf den Markt kam, ist die Tendenz mediensüchtiger Kinder steigend. Laut einer Studie der DAK-Krankenkasse und des UKE-Hamburg hat sich die Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen in der Zeit der Corona-Pandemie verdoppelt.

Die Studie basiert auf einem Vergleich der digitalen Mediennutzung von Kindern, Jugendlichen und deren Eltern in bundesweit 1.200 Familien an fünf Messzeitpunkten innerhalb von vier Jahren bis 2023. Die Studienergebnisse stuft der DAK-Vorstandschef Andreas Storm als “alarmierende Entwicklung” ein. Die aktuellen Zahlen zeigen: Rund 2,2 Millionen Kinder und Jugendliche nutzen Gaming, Social Media oder Streaming problematisch. Das bedeutet, sie sind suchtgefährdet oder bereits süchtig. 

600.000 Jungen und Mädchen sind mediensüchtig

Laut der Studie ist die Nutzung von Social-Media-fähigen Geräten nach einer starken Zunahme im ersten Corona-Lockdown im April 2020 zunächst wieder zurückgegangen. Im Juni 2022 allerdings maßen die Nutzungszeiten an Werktagen höher als im September 2019 vor der Pandemie. Die Nutzung der sozialen Medien stieg um 35,5 Prozent an: Vor der Pandemie waren es 121 Minuten, hinterher 164 Minuten täglich.

Die Studie zeigt außerdem, dass zum Ende des Studienzeitraums mehr als sechs Prozent der Minderjährigen abhängig von Computerspielen und sozialen Medien waren. Das heißt dass, über 600.000 Jungen und Mädchen weisen ein pathologisches Nutzungsverhalten auf. Jungen seien zudem häufiger von Suchtverhalten betroffen. Dies zeigt sich besonders im Bereich Gaming. So zeigen 18,1 Prozent der Kinder eine problematische Nutzung digitaler Spiele. Davon sind 68,4 Prozent Jungen. Die problematische Nutzung der sozialen Medien ist über die untersuchten Geschlechter hinweg gleichmäßiger. 52,1 Prozent der Jungen und 47,9 Prozent der befragten Mädchen weisen eine solche Nutzung auf. Ebenso zeigt die Studie, dass besonders ältere Jugendliche deutlich häufiger eine Abhängigkeit von Sozialen Medien zeigen.

Eine übermäßige Mediennutzung ruft nicht nur körperliche Beschwerden bei Kindern hervor, der ständige Drang nach dem Handy zu greifen beeinträchtigt auch die Konzentrationsfähigkeit und somit das Lernen innerhalb und außerhalb der Schule. Nun wird das Gefühl des Kindes, ohne Handy nicht zu können, in der Schule auch zunehmend zum Problem der Lehrkraft. Eine frühere Lehrerin an einer Gemeinschaftsschule berichtet gegenüber der Frankfurter Allgemeinen von ihren Erfahrungen, als sie einem Jungen sein Smartphone wegnehmen wollte, weil er heimlich damit gespielt hatte. Das Kind sei so aggressiv geworden, dass sie andere Lehrer:innen zur Unterstützung holen musste.

“Jetzt ist es wichtiger denn je, Prävention zu stärken.” 

Laut Psychologe Sven Lindberg sei der Drang, das Handy zu nutzen, sobald man es dabei hat, nicht nur ein Phänomen, das bei Kindern auftritt. Führe man sein Smartphone mit sich, so führe man gleichzeitig immer auch die unendlich vielen Reize und Möglichkeiten das Handy zu nutzen mit sich. Die Aufgabe des Gehirns, diese Möglichkeit nicht wahrzunehmen und das Handy nicht zu nutzen, lenke ab und führe zu Konzentrationsschwierigkeiten.

Um den Kindergehirnen diese Ablenkung zumindest während des Unterrichts zu ersparen, haben einige Schulen Regelungen zu einer eingeschränkten Handynutzung durchgesetzt und beispielsweise Handyfreie-Zonen eingerichtet. Da die Länder Schulen offen gestellt haben, eine eigene Regelung bezüglich des Umgangs mit Mobiltelefonen zu finden, herrscht in Deutschland diesbezüglich noch keine Einheitlichkeit und die Diskussionen um die beste Handhabung kommt immer wieder auf.

Dabei sollte neben dem Symptom, der ständigen Nutzung des Handys in der Schule, auch die Ursache bekämpft und die Frage debattiert werden: Wie kann man Kinder und Jugendliche im Umgang mit Smartphones und Sozialen Medien schulen und vor der ihr innewohnenden Suchtgefahr schützen? Das unterstützt auch Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ): „Jetzt ist es wichtiger denn je, die Prävention zu stärken, allen voran im schulischen Bereich.“

Schulverwaltungssoftware unter der Lupe: Digitale Helferlein im administrativen Alltag

Digitale Tools können die Effizienz der Schulverwaltung durch Automatisierung und vereinfachte Kommunikation steigern. Um die Auswahl zu erleichtern, werden die vielseitigen Funktionen und Vorteile von Sdui, EduPage, SchoolFox und Magellan beleuchtet.
Von
Helen Mattes
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July 2024
31.7.2024
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Digitale Tools können die Effizienz der Schulverwaltung erheblich steigern, indem Verwaltungsaufgaben automatisiert und Kommunikationsabläufe erleichtert werden. Die Auswahl der richtigen Software für die eigene Schule kann angesichts der Vielzahl an Möglichkeiten jedoch eine Herausforderung darstellen. Daher sollte im Vorfeld geprüft werden, welche Funktionen die Software genau bieten soll, inwieweit die Datensicherheit gewährleistet ist, ob ein kostenloser Support bei Problemen zur Verfügung steht, welche Kosten zu erwarten sind und ob das Design ansprechend gestaltet ist. Auf Grundlage dieser Attribute kann dann das passende Tool ausgesucht werden. 

Damit ihr einen ersten Überblick über die Funktionen bekommt, stellen wir euch nachfolgend unterschiedliche Tools für die digitale Schulverwaltung vor. Ausgeschlossen werden dabei Schulverwaltungssoftware, die speziell für bestimmte Bundesländer entwickelt wurden, wie beispielsweise Schild-NRW oder ASV-BW.

Sdui: Optimierte Kommunikation und Organisation für Schulen

(Quelle: Sdui)

Sdui ist eine vielseitige digitale Plattform, die speziell für Schulen konzipiert wurde, um die Kommunikation und Organisation zu optimieren. Die Anwendung integriert verschiedene Funktionen, um den Schulalltag für Lehrer:innen, Schüler:innen und Eltern zu vereinfachen. Die Plattform verfügt über ein digitales Klassenbuch, das Hausaufgaben, Abwesenheiten und den Unterricht dokumentiert. Über die App können außerdem wichtige Ankündigungen per Push-Benachrichtigung geteilt werden. Durch den digitalen Stundenplan können auch kurzfristige Änderungen im Blick behalten werden. Ein besonderer Vorteil ist, dass bereits genutzte Stundenplanprogramme (z.B. Untis oder DAVINCI) automatisch mit Sdui synchronisiert werden können. 

Auch die Privatsphäre wird gewahrt. Während beispielsweise Lehrkräfte die Stundenpläne ihrer Kolleg:innen einsehen können, haben Eltern und Schüler:innen keinen Zugriff auf die Planung oder Abwesenheiten. Der Stundenplan ist zudem personalisiert, sodass nur die relevanten Informationen für die jeweilige Person angezeigt werden. Der integrierte Chat-Messenger bietet eine datenschutzkonforme Alternative zu herkömmlichen Messenger-Diensten. Für die Nutzung ist weder eine Handynummer noch eine private E-Mail-Adresse erforderlich, und die Lehrkräfte können individuell entscheiden, wann ein Austausch in Chatgruppen stattfinden darf. 

Sdui ermöglicht durch die Videofunktion außerdem digitalen Unterricht und somit hybrides Lernen. Für die Arbeit in Kleingruppen können Breakout-Rooms eingerichtet werden. Dateien können DSGV-konform gespeichert und über die Cloud geteilt und eingesammelt werden.

Eine weitere sinnvolle Funktion von Sdui ist die Möglichkeit, Elternbriefe in 42 Sprachen übersetzen zu lassen. Dadurch werden auch nicht-deutschsprachige Familien in den Schulalltag integriert und Missverständnisse reduziert. Nützlich ist auch, dass je nach Bedarf jeder Web-Service über einen Link eingebettet werden kann, sodass Plattformen wie Moodle genutzt werden können. Sdui bietet keine kostenlose Testversion oder ein kostenloses Grundpaket an. Der Preis wird individuell angepasst und kann durch direkte Kontaktaufnahme mit dem Vertrieb von Sdui erfragt werden. ​

Sdui präsentiert sich als umfassende und vielseitige digitale Plattform, die speziell für die Bedürfnisse von Schulen entwickelt wurde. Dank der Anpassungsfähigkeit und datenschutzkonformen Speicherung ist das Tool eine attraktive Option für Schulen, die ihre administrativen und pädagogischen Prozesse digitalisieren möchten.

EduPage: Vielseitige Schulorganisations-Software

(Quelle: EduPage)

EduPage ist eine Software für die Schulorganisation mit zahlreichen Funktionen zur Vereinfachung der Schulverwaltung. So können Stunden- und Vertretungspläne online erstellt und mit der Schule geteilt werden. Im digitalen Klassenbuch kann der Schulalltag dokumentiert und einzelne Unterrichtsinhalte abgerufen werden. Dadurch können Hausaufgaben vergeben und kontrolliert, Klassenarbeitstermine koordiniert und Fehlzeiten überwacht werden, wodurch ein umfassender Überblick über den Schulalltag gewährleistet ist.

Der interne Messenger, der per App genutzt werden kann, fördert den Austausch zwischen Lehrkräften, Schüler:innen und Eltern. Elternbriefe und Informationen zu Hausaufgaben können schnell versendet und Klassenarbeitstermine zeitsparend im Kollegium abgestimmt werden. EduPage unterstützt ebenfalls mehrere Sprachen, um die Kommunikation zu erleichtern. 

Auch das E-Learning wird durch EduPage unterstützt. Übungsaufgaben können in verschiedenen Formaten wie Multiple Choice und Lückentexte erstellt werden. Lerninhalte können zusätzlich mithilfe von Audio- und Videodateien ergänzt und PDFs über das Lernmanagement-System verteilt werden. Der Datenschutz wird durch SSL-Verschlüsselung und Zwei-Faktor-Authentifizierung gewährleistet. Ein weiterer Vorteil: EduPage kann drei Monate lang kostenlos getestet werden. Eine persönliche Einführung, Trainingsvideos und individueller Support werden zusätzlich angeboten. 

E-Learning-Aufgaben, die als Hausaufgabe eingetragen werden, können mit einem Abgabedatum versehen und an die Schüler:innen übermittelt werden, die direkt eine Push-Benachrichtigung über die App erhalten. Die E-Learning-Aufgaben können anschließend im Lernmangement-System geprüft und Feedback direkt an die Schüler:innen versendet werden. Um den Unterricht spannender zu gestalten, können interaktive Präsentationen mit integrierten Aufgaben genutzt werden. Die Schüler:innen bearbeiten Übungen auf ihrem Smartphone oder einem anderen Gerät und können gleichzeitig die Unterrichtsinhalte verfolgen, die an der Tafel präsentiert werden. 

Hervorzuheben ist die transparente Preisgestaltung. Es gibt drei Pakete mit unterschiedlichen Funktionen, die gebucht werden können. Durch die Eingabe der Schülerzahl und Schulart auf der Webseite kann der Preis berechnet werden. Für eine Realschule mit einer Schülerzahl von 50 bis 800 Schüler:innen betragen die Kosten für das Premium-Paket beispielsweise 899 Euro pro Jahr. 

EduPage bietet somit eine umfassende Lösung für die Schulverwaltung und das Lernmanagement. Die vielfältigen Funktionen und die benutzerfreundliche Oberfläche machen die Software zu einer attraktiven Wahl für Schulen, die ihre administrativen und pädagogischen Prozesse digitalisieren möchten.

SchoolFox: Vielseitige Kommunikations- und Organisationsplattform 

(Quelle: Schoolfox

SchoolFox ist eine digitale Kommunikations- und Organisationsplattform, die eine Vielzahl an Funktionen bietet, um den Schulalltag effizienter zu gestalten. Das digitale SchoolFox-Klassenbuch ermöglicht eine Übersicht über die Unterrichtseinheiten und den Unterrichtsstoff. Zudem können Informationen wie die Abwesenheit von Schüler:innen oder auffälliges Verhalten festgehalten werden. Die Klassenbucheinträge können entweder einzeln oder gesammelt digital zur Bestätigung an die Schulleitung gesendet werden. Das Klassenbuch jeder Klasse kann als PDF-Datei exportiert und am Ende des Schuljahres analog archiviert werden. Auf diese Weise fügt sich das digitale Klassenbuch nahtlos in die traditionelle analoge Archivierung ein. 

Auch SchoolFox integriert einen digitalen Schul-Messenger, um die Kommunikation zu vereinfachen. Lehrkräfte können wichtige Neuigkeiten direkt mit ganzen Elterngruppen teilen und von den Empfänger:innen aktiv bestätigen lassen, um sicherzustellen, dass Nachrichten gelesen wurden. Die Plattform setzt ebenfalls auf den Abbau von Sprachbarrieren, indem sie Nachrichten in verschiedene Sprachen übersetzt. Besonders dringende Nachrichten, wie z.B. eine Erkrankung des Kindes oder eine kurzfristige Schulschließung, können als Notfallnachricht versendet werden. Eltern können ihre Kinder direkt über die App krankmelden oder vom Unterricht entschuldigen und erhalten daraufhin eine digitale Bestätigung, sobald die Lehrkraft die Nachricht gelesen hat. Über das Umfrage-Tool können Lehrkräfte wichtige Informationen von den Eltern einholen und so Schultermine und Projekte leichter und schneller planen. Zusätzlich wird die Terminvereinbarung erleichtert: Einladungen zu Veranstaltungen und Terminerinnerungen können an ganze Klassen verschickt und Zusagen zentral über die App gesammelt werden.

SchoolFox legt besonderen Wert auf Datenschutz und setzt dabei auf einen DSGVO-konformen Umgang mit den Daten der Nutzer:innen. Diese werden in ISO 27001 zertifizierten Datenzentren in Deutschland sicher gespeichert und verarbeitet. Besonderes Augenmerk wird auf die Trennung von beruflicher und privater Kommunikation gelegt, indem die gesamte schulische Kommunikation ausschließlich über die Plattform erfolgt und keine privaten Kontaktdaten mit den Eltern geteilt werden. SchoolFox bietet eine kostenfreie Testversion an. Anschließend stehen drei verschiedene Pakete zur Auswahl, wobei das mittlere Paket jährlich 1,50 Euro pro Schüler:in kostet.

SchoolFox ermöglicht eine effiziente Gestaltung des Schulalltags durch digitale Kommunikations- und Verwaltungstools, die den Austausch erleichtern. Mit besonderem Fokus auf Datenschutz und dem Abbau von Sprachbarrieren ist SchoolFox eine sichere und inklusive Plattform für modernes Schulmanagement.

Magellan: Schulverwaltungssoftware und Bibliotheksverwaltung

(Quelle: Magellan)

Magellan ist eine bundesweit eingesetzte Schulverwaltungssoftware, die eine breite Palette an Funktionen bietet und an die Bedürfnisse der einzelnen Schulen angepasst werden kann. Die Software ist für alle Schularten geeignet und ermöglicht ebenfalls die Verwaltung von Schülerdaten und Klassen. Im digitalen Klassenbuch können Stunden- und Vertretungspläne eingesehen und Inhalte des Unterrichts dokumentiert werden. Darüber hinaus können Hausaufgaben oder Gruppenarbeiten geplant, terminiert und kontrolliert werden. Die Anwesenheit der Schüler:innen kann erfasst und über die Fehlzeitenmatrix entschuldigte bzw. unentschuldigte Tage im Überblick gehalten werden. 

Magellan kann zusammen mit der integrierten Stundenplansoftware DaVinci eingesetzt werden, die als App verfügbar ist und die Lehrereinsatzplanung sowie Raumvergabe unterstützt. Mit DaVinci Analytics können detaillierte Abwesenheitsstatistiken erstellt werden, die einen Überblick über die Arbeitszeitabrechnung bieten und täglich die zu vertretenden Stunden, deren Vertretungen sowie den möglichen Unterrichtsausfall über das gesamte Schuljahr summieren. Mit der Message-Funktion können Kolleg:innen unmittelbar über sämtliche Änderungen per E-Mail oder SMS informiert werden. 

Die Besonderheit von Magellan ist die Möglichkeit, die Bibliothek und die Lernmittel zu verwalten, indem die Erfassung unterschiedlicher Medienkataloge unterstützt wird. Durch den gemeinsamen Datenbestand kann überprüft werden, ob die Schüler:innen alle ausgeliehenen Bücher zurückgegeben haben. Bücher, Lernmittel, CDs, DVDs und andere Medien können ganz einfach verwaltet, recherchiert und verliehen werden. Die Ausleihe und Rückgabe der Bücher erfolgt über einen Barcode-Scanner, der den Barcode auf dem Ausleihausweis und dem Buch einliest. Magellan kann 20 Tage lang kostenlos getestet werden. Danach stehen verschiedene Lizenzmodelle zur Verfügung, deren Preise auf Anfrage angepasst werden.

Magellan ist eine umfassende und anpassbare Lösung für die Schulverwaltung, die alle Schularten abdeckt und durch zahlreiche Funktionen überzeugt. Schulen, die auch die Bibliotheksverwaltung digitalisieren wollen, sollten sich Magellan unbedingt ansehen.

Abschließend lässt sich sagen, dass es bereits einige Tools auf dem Markt gibt, die die Schulverwaltung erleichtern. Welche Software die richtige für die eigene Schule ist, muss sorgfältig abgewogen werden. Falls vorhanden, ist es ratsam, die kostenlose Testversion zu nutzen, um einen tieferen Einblick zu erhalten. Ansonsten sollte klar definiert werden, welche Funktionen im Schulalltag besonders benötigt werden, um das beste Tool auswählen zu können.

Referendare im Sommer arbeitslos – Unverständnis in Zeiten des Lehrermangels

In mehreren Bundesländern laufen die Verträge von Referendar:innen zum Schuljahresende aus und sie müssen sich über die Ferien arbeitslos melden. Diese Praxis sorgt in Anbetracht des Lehrkräftemangels für große Kritik und ruft Proteste hervor.
Von
Tobias Kempter
|
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July 2024
30.7.2024
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Stuttgart. In mehreren Bundesländern werden Referendar:innen in den Sommerferien in die Arbeitslosigkeit entlassen. Diese Praxis stößt auf scharfe Kritik, besonders angesichts des bestehenden Lehrermangels. Während Schüler:innen und Lehrkräfte sich auf die Sommerferien freuen, sehen sich viele angehende Lehrer:innen gezwungen, sich arbeitslos zu melden und Bürgergeld zu beantragen.

Eine betroffene Referendarin aus Rheinland-Pfalz berichtet anonym, dass ihr Vertrag zum Ende des Schuljahres ausläuft und sie bis zum neuen Schuljahr ohne Gehalt auskommen muss. In Rheinland-Pfalz endeten die Verträge von rund 2.000 Referendar:innen am 14. Juli, und die Wiedereinstellung erfolgt erst zum Schuljahresbeginn Ende August. In Baden-Württemberg sind es nach Angaben des Landesverbands der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) rund 4.000 angehende Lehrkräfte, die in die Sommerarbeitslosigkeit entlassen werden. Damit ist Baden-Württemberg bundesweiter Spitzenreiter. Auch in Hessen ist diese Praxis üblich. Ein Sprecher des hessischen Kultusministeriums begründet das mit einem sparsamen Umgang mit Steuergeldern, indem nur für tatsächlich geleistete Arbeit gezahlt wird.

Finanzielle Not und fehlende Wertschätzung

Die Betroffenen fühlen sich durch diese Vorgehensweise nicht nur finanziell belastet, sondern auch in ihrer Berufswahl wenig wertgeschätzt. Nicht zuletzt führt das auch dazu, dass sie in ihrer Vorbereitung auf das kommende Schuljahr eingeschränkt werden.

Die GEW protestierte zusammen mit betroffenen Referendar:innen zum Ferienbeginn vor dem Stuttgarter Landtag gegen die Entlassungen. Unter dem Motto "Damit es für Meer reicht" wurden Postkarten an die Landtagsfraktionen übergeben. Sie fordern, dass Referendar:innen auch während der Sommerferien bezahlt werden. Die Kosten dafür würden sich in Baden-Württemberg auf etwa 15 Millionen Euro belaufen, was nach Angaben der GEW ein vertretbarer Betrag im Vergleich zum gesamten Kultusetat sei.

Monika Stein, Landesvorsitzende der GEW in Baden-Württemberg, kritisiert das Verhalten der grün-schwarzen Landesregierung scharf und verweist auf andere Arbeitgeber, die ihren Auszubildenden und dualen Studenten bereits während der Ausbildung Perspektiven bieten. Stein bezeichnet die aktuelle Vorgehensweise als “unwürdiges Verhalten”, insbesondere angesichts des gravierenden Lehrermangels.

Die GEW betont, dass dies in Zeiten des Lehrermangels nicht hinnehmbar sei. Bundesweit fehlen laut der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz bis 2025 etwa 25.000 Lehrkräfte. Angesichts dieser Zahlen kritisiert auch der Deutsche Lehrerverband, dass gut ausgebildete Lehrkräfte während der Sommerferien arbeitslos sind und fordert eine Anpassung der Verträge.

Unterschiedliche Regelungen in den Bundesländern

Dass es auch anders geht, zeigen beispielsweise Bayern und Sachsen. Dort sind angehende Lehrkräfte auch während der Sommerferien angestellt und erhalten ihr Gehalt. In Bayern sind die Sommerferien in die 24-monatige Ausbildungszeit integriert und somit bezahlt. Auch in Sachsen werden Referendar:innen während der Sommerferien bezahlt. Diese unterschiedlichen Regelungen führen dazu, dass insbesondere in Grenzgebieten immer wieder Referendar:innen in andere Bundesländer abwandern, in denen sie bessere Bedingungen vorfinden. 

Ob die Landesregierungen der betroffenen Bundesländer sich diese positiven Beispiele als Vorbild nehmen, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Aussicht auf eine vorübergehende Arbeitslosigkeit wohl kaum zu einem verbesserten Würdigung des Lehrberufs beiträgt, noch dem Lehrkräftemangel entgegenwirkt.

DPhV mahnt KMK zu einheitlichem Vorgehen bei Sonderzeichen

Der Deutsche Philologenverband fordert einheitliche Rechtschreibregeln in allen Bundesländern, da der Umgang mit geschlechtergerechter Schreibung variiert. Die neuen Regeln sollen spätestens ab dem Schuljahr 2027/2028 verbindlich gelten.
Von
Redaktion
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July 2024
29.7.2024
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29. Juli 2024. Angesichts des offiziellen Inkrafttretens der Anpassung des Amtlichen Regelwerks für die deutsche Rechtschreibung und der diesbezüglichen Zustimmung der Kultusministerkonferenz (KMK) mahnt der Deutsche Philologenverband (DPhV) die Kultusminister zur Einheitlichkeit im Umgang mit den Regeln der deutschen Rechtschreibung in der Schule. Der Rat betont in seinen Erläuterungen, dass die Schule der Ort der Vermittlung der orthografischen Normen sei. Vorgaben für die schulische Bewertung seien jedoch nicht die Aufgaben des Rates. Derzeit handhaben die Bundesländer den Umgang mit Sonderzeichen mit Geschlechterbezug sehr unterschiedlich.

DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Es kann nicht sein, dass sich manche Bundesländer an das Regelwerk halten und manche nicht! Ein Rechtschreib-Allerlei verwirrt alle Beteiligten. Hier muss in der KMK im Interesse der lernenden Schülerinnen und Schüler für Klarheit gesorgt werden, unabhängig davon, in welchem Bundesland sie die deutsche Sprache lernen. Die verbindliche Umsetzung in den Schulen soll laut Rat und bereits erfolgter Zustimmung der KMK spätestens zum Schuljahr 2027/2028 umgesetzt sein.“

Lin-Klitzing weiter: „Die Beherrschung der deutschen Rechtschreibung ist fundamental für unsere Kommunikation, für Bildungserfolg und dient der Chancengleichheit. Auf diese Bedeutung hat auch das Bundesverfassungsgericht jüngst hingewiesen. Die Arbeit des Rats für deutsche Rechtschreibung ist bedeutsam und zu respektieren. Ein Durcheinander können wir uns nicht leisten, schon gar nicht vor dem Hintergrund der zahlreichen bildungspolitischen Herausforderungen.“

Die Anpassung des Amtlichen Regelwerks sieht u.a. Veränderungen des Schreibwandels durch die Aufnahme von Schreibvarianten und in der Zeichensetzung vor. So wird z.B. der erweiterte Infinitiv wieder verbindlich mit Komma abgetrennt. Beim Umgang mit der „geschlechtergerechten Schreibung“ sieht der Deutsche Rechtschreibrat keine Sonderzeichen im Wortinneren vor.

In den Bundesländern wird dies allerdings unterschiedlich gehandhabt. Bspw. in Schleswig-Holstein oder Hessen sind Abzüge bei der Notengebung beim Verwenden von Sonderzeichen im Wortinneren als Ausdruck geschlechtergerechter Schreibung möglich. In Bayern und Rheinland-Pfalz ist dies zwar nicht erwünscht, hat aber in der Praxis der Notengebung keine Konsequenzen. Das Bildungsministerium in Bremen befürwortet dagegen die Möglichkeit des Einsatzes des Doppelpunktes im Wortinneren als Ausdruck geschlechtergerechter Schreibung. Bei anderen Bundesländern ist eine klare Positionierung nur schwer erkennbar (Quellen: u.a. dpa, FAZ, RND, Spiegel, SR. T-Online, MDR).

Seit Juli 2024 ist die Anpassung des Amtlichen Regelwerks für die deutsche Rechtschreibung nach Zustimmung der zuständigen staatlichen Stellen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Belgien, Liechtenstein und Südtirol offiziell. Die KMK hatte der Neufassung des Amtlichen Wörterverzeichnisses und der Anpassung des Amtlichen Regelwerks für die deutsche Rechtschreibung zugestimmt.

“Das Thema schlummert in den Ordnern Tausender Lehrkräfte”: Die Gründer von 45minuten im Interview

Erfahrt im Interview, wie die Gründer von 45minuten, Robert Reuther und Saskia Rhiza, Lehrkräften mit praxiserprobten Unterrichtsmaterialien und einer starken Community zur Seite stehen. Ihre Vision: Vernetzung und Entlastung im Schulalltag.
Von
Marie-Theres Carl
|
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July 2024
29.7.2024
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Lehrkräfte stehen heutzutage vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die weit über die reine Wissensvermittlung hinausgehen und in den letzten Jahren ständig gewachsen sind. Neben der traditionellen Unterrichtsgestaltung müssen sie sich mit administrativen Aufgaben, großen Klassen und der Integration digitaler Medien auseinandersetzen. Dazu kommt der akute Lehrermangel, der in vielen Bundesländern zu andauernd hoher Arbeitsbelastung führt. Viele Lehrer:innen stehen auch immer wieder vor der Herausforderung, fachfremd zu unterrichten und sehen sich mit vielen Klassen und einem enormen Arbeitsaufwand konfrontiert.

Inmitten dieser anspruchsvollen Rahmenbedingungen entstand 2020 die Plattform 45minuten, initiiert von den inzwischen ehemaligen Lehrkräften Robert Reuther und Saskia Rhiza. Beide Gründer kennen die täglichen Herausforderungen des Lehrerberufs aus erster Hand: Robert, ausgebildeter Religionspädagoge und ehemaliger Lehrer für Deutsch, Ethik und Religion, hat in seiner zehnjährigen Laufbahn zahlreiche Digitalisierungsprojekte durchgeführt und dabei wertvolle Erfahrungen im Bildungsbereich gesammelt. Robert kümmert sich vor allem um den Instagram-Kanal und die Community-Betreuung, während Saskia, die bis vor kurzem als Gymnasiallehrerin für Deutsch und Geschichte tätig war, ihre Expertise in die Sichtung, den Upload und die Erstellung von Unterrichtsentwürfen einbringt.

Die Plattform 45minuten bietet eine breite Palette an Unterrichtsmaterialien, die von Lehrkräften für Lehrkräfte erstellt wurden. Das Konzept der sogenannten "Sternstunden" – praxiserprobte und kreative Unterrichtseinheiten – hat sich als große Erleichterung für viele Lehrkräfte erwiesen. Die Materialien werden von der Lehrkräfte-Community eingereicht und sorgfältig geprüft und aufbereitet. So entsteht ein ständig wachsender Pool an hochwertigen Unterrichtsmaterialien, der wertvolle Zeit spart und die Unterrichtsvorbereitung erleichtert.

Darüber hinaus möchte 45minuten auch die Vernetzung und den Austausch unter den Lehrkräften fördern. Auf ihrem Instagram-Kanal bieten Robert und Saskia eine Plattform für den Austausch von Ideen und Erfahrungen. Die Community spielt eine zentrale Rolle für den Erfolg von 45minuten. Ohne die zahlreichen engagierten Lehrkräfte, die ihre Unterrichtsmaterialien teilen, wäre das Projekt nicht möglich.

45minuten – das sind mittlerweile sieben Personen, die sich gemeinsam zum Ziel gesetzt haben, Lehrkräfte deutschlandweit zu vernetzen und ihnen die Arbeit zu erleichtern. Was als Vision von zwei engagierten Pädagogen begann, hat sich zu einem dynamischen Team entwickelt, das täglich daran arbeitet, die Plattform weiter auszubauen und zu verbessern. Um mehr über die Entstehungsgeschichte, die Herausforderungen und die Zukunftspläne von 45minuten zu erfahren, haben wir uns mit den beiden Gründern, Robert und Saskia, zusammengesetzt. Im folgenden Interview geben sie uns einen tiefen Einblick in ihre Motivation, die Plattform ins Leben zu rufen, und teilen ihre Erfahrungen und Visionen für die Weiterentwicklung von 45minuten.

Lehrer News: Was hat euch beide ursprünglich dazu bewegt, Lehrer zu werden?

Robert: Meine ursprüngliche Intention als Jugendlicher war der Gedanke "Schule könnte so schön sein – Das muss ich doch besser hinbekommen!" Oft war ich von den veralteten Unterrichtsmethoden enttäuscht, und davon, dass manchen meiner Lehrer:innen das Feuer für diesen Job zu fehlen schien. Heute hat sich schon viel Gutes im Schulbereich verändert, aber ich habe auch erkannt, wie naiv und realitätsfern meine Sichtweise von damals war. Der Beruf ist wunderschön, aber es steckt so viel mehr dahinter, als man als Schüler wahrnehmen kann. 

Lehrer News: War es für euch eine schwierige Entscheidung, den Beamtenstatus aufzugeben? Wie hat sich euer Leben seit der Aufgabe des Lehrberufs verändert?

Saskia: Ehrlich gesagt habe ich mir um den Beamtenstatus weniger Gedanken gemacht. Mir hat das Herz vielmehr geblutet, als ich meine eigene Klasse verabschieden musste, mein Kollegium das letzte Mal gesehen und den Schlüssel zur Schule abgegeben habe. Das war die eigentliche schwierige Entscheidung daran. Mir fehlen die wertvollen Gespräche im Lehrerzimmer sehr. 

Unser neuer Alltag ist zum einen noch immer ähnlich dem Lehrer:innen-Dasein – wir entwickeln täglich neue Unterrichtskonzepte und sind bildungspolitisch nah am Geschehen – auf der anderen Seite hat sich das Arbeiten sehr entschleunigt. Wir müssen nun nicht mehr schnelle Entscheidungen treffen, wie es in großen Klassen und bei hohem Personalausfall oft passiert ist. Dafür fallen natürlich auch die Ferienzeiten weg.

Lehrer News: Wie kamt ihr auf die Idee, 45minuten und das Konzept "Sternstunden" ins Leben zu rufen?

Robert: Wir haben beide in unserem Referendariat durchlebt, was es bedeutet, um 23 Uhr müde und den Tränen nah am Schreibtisch zu sitzen und einfach keine Idee für den Unterricht am nächsten Tag zu bekommen. Wie oft hatte ich da den Gedanken: "Das Thema schlummert in den Ordnern Tausender Lehrkräfte, die es selbst einmal vorbereitet haben. Warum gibt es nicht die Möglichkeit, alles in einen Topf zu werfen? Davon würde doch jeder profitieren".

Lehrer News: Was sind die größten Herausforderungen im Bildungssektor, die ihr durch eure Plattform 45minuten adressieren möchtet?

Robert: Da fällt mir direkt das Stichwort "Lehrkräftemangel" ein. Mittlerweile ist es an vielen Schulen normal, fachfremd zu unterrichten. Immer mehr Quereinsteiger:innen kommen dazu – zum Glück, sonst würde so viel Unterricht ausfallen. Aber da die Not so groß ist, fehlt die Zeit, sie über einen so langen Zeitraum auszubilden, wie es ein Studium ermöglicht. Dann ist da noch die Digitalisierung, die älteren Kolleg:innen zum Teil Schwierigkeiten bereitet. All diesen Herausforderungen möchten wir mit unserem Angebot der Sternstunden begegnen. 

Lehrer News: Wie hat sich die Plattform seit ihrer Gründung entwickelt und welche Meilensteine habt ihr erreicht? Worauf seid ihr besonders stolz?

Saskia: Wir haben damals ganz klein auf einer selbst zusammengeschneiderten Website damit begonnen, einen Pool an Materialien zu sammeln. Als wir die 100 geknackt haben, waren wir vollkommen aus dem Häuschen. Da wussten wir noch nicht, wie viel mehr Potenzial die Plattform haben wird. Mittlerweile bieten wir über 2.500 Sternstunden an – seit diesem Frühjahr übrigens auch im Abomodell, falls die Zeit es nicht hergibt, eine eigene komplett selbsterstellte Unterrichtsstunde einzureichen. Denn das war bis dato ja immer Voraussetzung, um den Zugriff auf die Plattform zu erhalten.

Lehrer News: Wie wichtig ist die Community für den Erfolg eurer Plattform und wie beteiligen sich die Mitglieder?

Saskia: Ohne unsere Community wäre das Sternstundenprojekt unmöglich durchzusetzen. Immerhin kommen die zahlreichen Unterrichtsplanungen ja von all den Lehrer:innen da draußen, die uns folgen und uns mit ihren kreativen und in der Praxis erprobten Unterrichtsmaterialien bereichern. Von uns selbst stammt nur ein kleiner Teil der Sternstunden.

Die Beteiligung ist ganz einfach: Möchte man Zugriff auf unseren Materialpool bekommen, reicht man ganz einfach selbst etwas ein. Dabei muss es sich aber um eine vollumfängliche Unterrichtsstunde mit Verlaufsplanung, Arbeitsmaterialien und Erwartungsbildern handeln. Und ganz wichtig: Sie muss vollständig auf eigens erstellten oder gemeinfreien Inhalten bestehen. Wenn etwas fehlt, helfen wir denjenigen aber auch immer weiter, sodass die Einreichung am Ende trotzdem erfolgen kann.

Lehrer News: Welche Pläne habt Ihr für die Zukunft von 45minuten und die "Sternstunden"?

Robert: Unser großer Wunsch ist es natürlich, dass der Pool an Sternstunden immer weiter anwächst, sodass er jeder Lehrkraft da draußen dabei helfen kann, Zeit und Kraft in der Unterrichtsvorbereitung zu sparen. Aber gleichzeitig möchten wir auch die Möglichkeit der Vernetzung über Unterrichtsstunden hinaus bieten. Wir Lehrkräfte können voneinander so viel profitieren – die Berufserfahrenen haben viele wertvolle Tipps für Anfänger:innen, Referendar:innen auf der anderen Seite sind voller neuer Ideen und haben selbst noch bis vor wenigen Jahren die Schulbank gedrückt. Dieser Austausch ist so wichtig, geht aber selten über die Grenzen der Lehrerzimmer hinaus. Das möchten wir ändern. Unser Instagram-Kanal bietet eine Möglichkeit dazu. Deshalb möchten wir auch gern dort noch weiterwachsen und mehr Menschen erreichen.

Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!

Sonderzuschläge gegen Lehrermangel in Thüringen: “Die Zeichen stehen weiter auf Sturm”

In Thüringen zeigen die seit 2022 eingeführten Sonderzuschläge, die den Lehrermangel bekämpfen sollen, kaum Wirkung. Der Lehrerverband (tlv) spricht von einer verheerenden Personallage und legt der Landesregierung einen Forderungskatalog mit Maßnahmen vor.
Von
Helen Mattes
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July 2024
28.7.2024
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Erfurt. In Thüringen soll der Lehrermangel unter anderem durch Sonderzuschläge bekämpft werden. Wie die Zahlen des Bildungsministeriums zeigen, bleibt der große Erfolg jedoch aus. In diesem Jahr wurden für 106 Beamt:innen Sonderzahlungen bewilligt, während es im vergangenen Jahr noch 209 Zuschläge waren. Zur Einordnung: An den allgemein- und berufsbildenden Schulen arbeiten landesweit mehr als 20.000 Lehrkräfte. Die vergleichsweise niedrigen Zahlen zeigen, dass die Maßnahmen zur Bekämpfung des Lehrermangels nicht greifen. 

Seit November 2022 wirbt Thüringen mit Sonderzuschlägen für neu eingestellte Lehrkräfte, um einen besonderen Anreiz für junge Lehrer:innen zu schaffen. Ziel ist es, dem Lehrermangel entschieden entgegenzutreten. Dafür wurden Stellen mit einem Zuschlag von 10 Prozent ausgeschrieben. Die Aktion ist zunächst auf fünf Jahre befristet und gilt für alle Lehrkräfte, die zwei von drei der folgenden Kriterien erfüllen: Bedarfsregion, Bedarfsfach oder Bedarfsschulart. Mit Ausnahme der größeren Städte wie Erfurt, Jena und Weimar gelten fast alle Gebiete als Bedarfsregion. Die Bedarfsschulart umfasst die Schularten des Sekundarbereichs I (Regelschulen, Gemeinschaftsschulen und Gesamtschulen), Förderschulen und Berufsbildende Schulen. Zu den Bedarfsfächern gehören, sofern sie nicht an einer Grundschule unterrichtet werden, unter anderem die Fächer Wirtschaft, Mathematik, Deutsch, Kunst und Informatik. Für das Projekt wurden 2023 insgesamt 1,6 Millionen Euro aus der Landeskasse bereitgestellt.

Nun die ernüchternde Realität: Vor allem in ländlichen Regionen stoßen die Sonderzuschläge auf wenig Resonanz. Bildungsminister Helmut Holter (Linke) sieht die Ursache in der hohen Komplexität und Dynamik des Lehrergewinnungsprozesses. "Die Sonderzuschläge sind ein Stein im Mosaik vieler Maßnahmen zur Bekämpfung des Lehrermangels”, betont er. Hinzu kommt, dass demnächst auch die Fächer Latein und Geografie als Bedarfsfächer eingestuft werden, da es für diese Bereiche kaum Nachwuchspädagog:innen gibt. Christian Tischner (CDU) sieht insbesondere im Bereich der Bürokratie Nachholbedarf: “Kein Lehrer entscheidet sich kurz vor Schulstart für ein anderes Bundesland. Wenn Thüringen ewig braucht für Zusagen, dann hilft auch keine Zulage mehr”. Die Einstellungsverfahren müssen daher beschleunigt werden, damit die Zuschüsse ihre Wirksamkeit behalten.

Der Thüringer Lehrerverband (tlv) weist darauf hin, dass viele Pädagog:innen und Schulleiter:innen frustriert sind und nicht wissen, wie sie die Personallücken schließen sollen. Der Vorsitzende des tlv, Tim Reukauf, betont: “Der Unterricht ist nicht das, was die Lehrkräfte stresst – es ist das ganze Drumherum”. Dies führt dazu, dass ältere Lehrkräfte den Schuldienst schnellstmöglich beenden möchten und dafür sogar Einbußen bei der Altersversorgung in Kauf nehmen, um möglichst früh in Rente oder Pension zu gehen. Der tlv weist darauf hin, dass kurz vor Ende der Sommerferien 970 offene Stellen im Karriereportal des Landes eingetragen sind. "Die Zeichen stehen weiter auf Sturm", so der Verband in einer Pressemitteilung über den Beginn des Schuljahres 2024/25. 

Reukauf macht erneut deutlich, wie katastrophal die Personalsituation in Thüringen ist. “Neunzehn von zwanzig Schulen im Freistaat haben Personalprobleme in einem Ausmaß, das sich direkt auf die Beschulung der Kinder und Jugendlichen auswirkt”. Die Landesleitung des tlv hat deshalb bereits einen umfangreichen Forderungskatalog an die Landesregierung übermittelt. Gefordert werden unter anderem der Abbau von Bürokratie, der Einsatz von Schulverwaltungsassistent:innen, die Verbesserung der digitalen Ausstattung und Bildung an Schulen, die Einführung multiprofessioneller Teams sowie die finanzielle, zeitliche und strukturelle Stärkung der Schulleitungen und Hortkoordinator:innen. 

Die bisher ergriffenen Maßnahmen, einschließlich der Sonderzuschlag, haben sich als wenig wirksam erwiesen und konnten den akuten Lehrermangel nicht beheben. Daher sind weitere Strategien und Anpassungen erforderlich, um das Problem nachhaltig lösen zu können.

LifeTeachUs: Lebenswissen in der Schule

LifeTeachUs ist eine Plattform, die praxisnahe LifeLessons von Experten in den Schulalltag integriert, um Unterrichtsausfall zu kompensieren und Schülern realitätsnahe Einblicke in verschiedene Berufsfelder zu geben. Sie können vor Ort oder digital stattfinden
Von
Redaktion
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July 2024
27.7.2024
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Neue Wege im Bildungswesen

In Zeiten von Schulstress und Lehrermangel sind kreative Lösungen gefragt, die den Unterricht bereichern und Bildungslücken schließen. Der Unterrichtsausfall in Deutschland nimmt stetig zu, aktuell rund eine Million Stunden pro Woche, und Studien belegen, dass sich Schüler:innen nicht ausreichend auf das Leben vorbereitet fühlen.

Hier setzt LifeTeachUs an – eine innovative Plattform, die praxisnahe LifeLessons von Expert:innen aus allen Lebensbereichen in den Schulalltag integriert. Ob Ausfallstunden, Projekttage oder regulärer Unterricht – mit LifeTeachUs wird Bildung lebensnah und inspirierend. In diesem Artikel erfahrt ihr, wie diese Plattform funktioniert und welchen Mehrwert sie für Lehrkräfte, Schulen und die Gesellschaft bringt.

Die Idee hinter LifeTeachUs

Stellt euch vor, eine Wissenschaftlerin erklärt der Klasse live, wie ein neues Medikament entwickelt wird, oder ein Unternehmer teilt seine Erfahrungen aus der Gründungsphase seines Start-ups. LifeTeachUs bringt genau diese Expert:innnen direkt ins Klassenzimmer – live oder online. Die Plattform wurde entwickelt, um Ausfallstunden sinnvoll zu nutzen und den Unterricht praxisnaher zu gestalten, wodurch Schüler:innen Einblicke in die reale Berufswelt erhalten. Dabei werden nicht nur Wissenslücken geschlossen, sondern auch die Motivation und das Interesse der Lernenden gesteigert.

Am wichtigsten: LifeTeachUs wurde von Lehrkräften für Lehrkräfte mitentwickelt, um den Schulalltag zu unterstützen. Bedarfsorientiert und ganz nah an den Herausforderungen im Schulalltag. Deshalb arbeiten wir eng mit Schulen zusammen, um gemeinsam Bildung noch besser zu machen. 

Flexibilität im Schulalltag

Einer der größten Vorteile von LifeTeachUs ist die Flexibilität, die die Plattform im Schulalltag bietet. Egal ob kurzfristige Ausfallstunden, geplante Projekttage oder der reguläre Unterricht – die LifeLessons lassen sich nahtlos in den Stundenplan integrieren. Lehrkräfte können aus einer Vielzahl von Themen und Expert:innen wählen.

Vielfältige Themenauswahl

Die Themenpalette von LifeTeachUs ist breit gefächert und bietet für jeden Fachbereich und jede Klassenstufe das passende Angebot. Von Naturwissenschaften über Wirtschaft und Technik bis hin zu Kunst und Kultur – die Plattform deckt alle Bereiche ab. Durch die praxisnahen Inhalte bekommen die Schüler:innen nicht nur theoretisches Wissen vermittelt, sondern auch wertvolle Einblicke in die Anwendung dieses Wissens in der Praxis. Mit der vielfältigen Themenauswahl schließt LifeTeachUs die Lücke zwischen Theorie und Praxis und schlägt eine Brücke zwischen schulischem Wissen und praktischer Lebenserfahrung. Es geht darum, Begegnungen unabhängig vom sozialen Hintergrund zu schaffen und Vorbilder aus der gesamten Gesellschaft in die Schulen zu bringen.

Integration und Nutzung von LifeTeachUs

Die Nutzung von LifeTeachUs ist denkbar einfach und unkompliziert. Ehrenamtliche können sich per App registrieren und sich als LifeTeacher qualifizieren. Schulen werden nach einem persönlichen Gespräch zur Partnerschule und können dann das gewünschte Thema und Datum auswählen. Eine LifeLesson kann von qualifizierten LifeTeachern angenommen werden. Die technischen Voraussetzungen sind minimal – ein Computer oder Tablet mit Internetverbindung genügt. Für die Online-Sessions wird eine stabile Internetverbindung sowie ein Whiteboard benötigt, um den LifeTeacher digital dazu zu schalten. 

Mehrwert für Schulen und Lehrkräfte

Der größte Mehrwert von LifeTeachUs liegt in der praxisnahen und lebendigen Gestaltung des Unterrichts. Außerdem können Lehrkräfte jederzeit (72h bis 15 Minuten vorher) Anfragen stellen. Die LifeTeacher können nicht nur für die Ausfallstunden dazugeholt werden, sondern auch für den Unterricht oder Projekttage. Die Schüler:innen profitieren von den realitätsnahen Einblicken in verschiedene Berufsfelder und lernen, wie das in der Schule erworbene Wissen in der Praxis angewendet wird. Das steigert unter anderem das Interesse und die Motivation der Lernenden. Für Lehrkräfte bedeutet LifeTeachUs eine Entlastung im stressigen Schulalltag. Durch die flexible und einfache Integration der LifeLessons kann Unterricht abwechslungsreicher und spannender gestaltet werden, ohne großen zusätzlichen Aufwand. 

Stärkung der Schulgemeinschaft

Jede teilnehmende Partnerschule erhält die Möglichkeit, auch die eigene Schulgemeinschaft einzubinden. Für viele Eltern bedeutet das, dass sie flexibel und zeitlich unabhängig die eigene Schule unterstützen können, ohne sich zeitlich festlegen zu müssen. Durch viele aktive Eltern als LifeTeacher wird nicht nur die Schulgemeinschaft gestärkt, sondern jede Schule profitiert auch solidarisch von jeder neu dazukommenden Schule und ihrer Elternschaft.

Ein Schritt in die Zukunft der Bildung

LifeTeachUs zeigt, wie moderner und praxisnaher Unterricht aussehen kann und wie das bestehende wertvolle Wissen aus unserer Gesellschaft Lehrkräfte im Schulalltag unterstützen kann. Die Plattform ist bedarfsorientiert und bietet Unterstützung immer dann, wenn sie benötigt wird. Ob Praxisbeispiele in den MINT-Fächern, Expert:innen aus verschiedenen Berufen für die Berufsorientierung oder um statt Unterrichtsausfall neue und spannende Themen in den Schulalltag zu integrieren – LifeTeachUs bereichert den Unterricht auf vielfältige Weise.

Dadurch wird Bildung zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe gemacht und die Lehrkräfte werden im Alltag. Durch die Einbindung von Expert:innen aus verschiedenen Lebensbereichen wird nicht nur der Unterricht praxisnah und inspirierend gestaltet, sondern es entsteht auch eine stärkere Verbindung zwischen Schule und Gesellschaft.

Damit ist LifeTeachUs ein zukunftsweisendes Projekt, das zeigt, wie durch innovative Ansätze die Bildung in Deutschland verbessert werden kann. Die Plattform bietet eine praktische Lösung für den wachsenden Unterrichtsausfall und bereichert den Schulalltag mit praxisnahen und inspirierenden Inhalten. Lehrkräfte erhalten wertvolle Unterstützung, Schüler:innen profitieren von realitätsnahen Einblicken in verschiedene Berufsfelder, und auch die Schulgemeinschaft wird gestärkt. LifeTeachUs setzt damit einen wichtigen Impuls für eine moderne und praxisorientierte Bildung, die auf die Bedürfnisse der heutigen Gesellschaft eingeht.

Die Arbeit von LifeTeachUs ist gemeinnützig anerkannt – begleite ihre Reise:

Zeugnistelefon: Unterstützung bei schlechten Noten

Vor dem Start der Sommerferien bekamen alle Schüler ihre Zeugnisse. Nicht bei allen sorgt das für Freude. Welche Hilfsangebote es gibt und wie Schüler, Eltern und Lehrkräfte mit schwierigen Situationen umgehen können, könnt ihr hier erfahren.
Von
Tobias Kempter
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July 2024
27.7.2024
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Die Sommerferien haben mittlerweile in allen Bundesländern begonnen, und mit der Zeugnisvergabe kommen oft auch Ängste und Sorgen bei Schüler:innen auf. Um diesen entgegenzuwirken, bieten verschiedene Schulbehörden telefonische Unterstützung an. In zahlreichen Bundesländern, vor allem im Norden Deutschlands, waren solche Hotlines wieder aktiv, um Schüler:innen und Eltern in der kritischen Zeit rund um die Zeugnisausgabe zur Seite zu stehen.

Das Zeugnistelefon wird traditionell in den Tagen um die Zeugnisvergabe eingerichtet und richtet sich an Schüler:innen und Eltern, aber auch an Lehrkräfte, die Unterstützung bei Fragen zur Notengebung, Versetzung und Schullaufbahn der Schüler:innen benötigen. Auch wenn die Nachfrage vielerorts überschaubar ist, im Zentrum des Angebots steht aber vor allem auch die Hilfe und Unterstützung für diejenigen, die sie benötigen. In Nordrhein-Westfalen gingen beispielsweise in diesem Jahr etwa 150 Anrufe ein, wobei die meisten von Eltern kamen. Landesweit nutzen lediglich rund 30 Schüler:innen das Angebot.

Umgang mit schlechten Noten

Wenn Schüler:innen mit schlechten Noten konfrontiert sind, ist es wichtig, dass Eltern und Lehrkräfte sensibel und unterstützend reagieren. Lehrer:innen können als erste Ansprechpartner:in fungieren und in schwierigen Fällen zwischen Kindern und Eltern vermitteln. Ein Telefonat mit den Eltern oder ein Gespräch, in dem Schüler:innen ihre Leistungen erklären und zusammen mit den Eltern und Lehrkräften nach Lösungen suchen, kann eine Hilfe sein. Wichtig ist dabei, dass Lehrer:innen als Partner und nicht als Gegner wahrgenommen werden. Oftmals fühlen sich Kinder und Jugendliche von ihren Eltern unter Druck gesetzt, da diese zu überhöhten Erwartungen neigen können. Ein wertvoller Tipp ist es, Schüler:innen auch bei weniger guten Noten zu loben, wenn beispielsweise eine Verbesserung zu vorangegangenen Leistungen erbracht wurde.

Ganzjährig bietet die “Nummer gegen Kummer” Hilfe für Kinder, Jugendliche und Eltern an, die mit Problemen, Sorgen oder Ängsten konfrontiert sind. Dazu zählen oftmals auch Schulprobleme, über die sich die Betroffenen anonym und vertrauenswürdig austauschen können. Der Verein ist zu einer der wichtigsten Anlaufstellen geworden, bei der täglich etwa 1.500 Anrufe eingehen. Dabei können Kinder und Jugendliche beispielsweise Gespräche mit ihren Eltern oder Lehrer:innen üben. Die “Nummer gegen Kummer” ist bundesweit und kostenlos, sowohl telefonisch, als auch per Mail oder Chat erreichbar und wird als Hilfsangebot, unter anderem vom Bundesfamilienministerium, gefördert. 

Netzwerksimulatoren: Praxisnahes Lernen von Netzwerktechnik im IT-Unterricht

WebNetSim und Filius sind Netzwerksimulatoren. Sie machen Netzwerktechnik für Schüler zugänglich und ermöglichen das Erlernen von abstraktem Inhalt. Durch die Simulation von grundlegenden Bausteinen der Netzwerktechnik fördern sie das praktische Verständnis.
Von
Julika Ude
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26
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July 2024
26.7.2024
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Der Informatikunterricht steht immer wieder vor der Herausforderung, Schüler:innen komplexe und abstrakte Konzepte der Netzwerktechnik auf anschauliche und praxisnahe Weise zu vermitteln. Dabei stoßen Lehrkräfte auf mehrere Hindernisse, seien es hohe Anschaffungskosten für die technischen Geräte oder das unterschiedliche Vorwissen der Schüler:innen. Um Lernenden die Grundlagen der Netzwerktechnik dennoch anschaulich beizubringen, sollen sogenannte Netzwerksimulatoren Abhilfe schaffen.

Was sind Netzwerksimulatoren?

Netzwerksimulatoren sind Programme, die das Verhalten von Computernetzwerken nachahmen. Sie stellen virtuelle Versionen von Netzwerkgeräten wie Computern oder Routern bereit, sodass Schüler:innen diese virtuellen Geräte miteinander verbinden können. In einer virtuellen Realität können sie so ein echtes Netzwerk aufbauen und später beobachten, wie Daten durch das Netzwerk fließen und wie die Geräte miteinander kommunizieren. Anhand dieser Simulation lässt sich im Unterricht zum Beispiel zeigen, wie man IP-Adressen einstellt oder gar Sicherheitsregeln definieren kann. Außerdem können typische Netzwerkprobleme – wie die allseits bekannte Meldung 404 Page not found - simuliert werden, um die Schüler:innen darin zu üben, das Problem zu identifizieren und vielleicht selbst zu beheben.

Zwei dieser Softwaren, die sich für den Einsatz im IT-Unterricht auf ihre eigene Weise eignen, sind die “Freie Interaktive Lernsoftware zu Internetworking der Universität Siegen” (Filius) und der WebNetSim Netzwerksimulator der Pädagogischen Hochschule Schwyz. 

Beide Simulatoren sind kostenlos im Internet verfügbar. Der WebNetSim Netzwerksimulator bedarf zusätzlich keines Downloads, nach dem Öffnen des Internetangebots könnt ihr mit euren Schüler:innen direkt beginnen, euch in die Netzwerktechnik einzuarbeiten.

WebNetSim 

WebNetSim steht im Internet auch ohne Download zur Nutzung bereit. (Quelle: webnetsim.de)

Der Simulator soll auf interaktive Art und Weise die wichtigsten Komponenten und deren Zusammenspiel in einem Netzwerk darstellen. Bei WebNetSim ist es den Schüler:innen möglich, als Website-Anbieter zu agieren, Provider zu erstellen oder in die Rolle eines Haushaltes schlüpfen. Sie können innerhalb ihrer Rolle ihre eigenen kleinen Netzwerke aufbauen und sie untereinander vernetzen.

 

Die lernende Person kann für die Simulation in die unterschiedlichsten Rollen schlüpfen. (Quelle: webnetsim.de)

Die Schüler:innen können sich anhand der in dem Simulator integrierten Aufgaben selbstständig mit dem Thema auseinandersetzen und ausprobieren. WebNetSim kann dabei für verschiedenen Schulstufen benutzt und je nach Thematik der Unterrichtseinheit gezielt eingesetzt werden. Die in den Simulator integrierten Aufgaben sind dabei wie in einem Spiel nach Schwierigkeitsgrad geordnet. In der Grundschule können die grundlegenden Komponenten eines Netzwerkes thematisiert werden. Aspekte wie Router-Tabellen oder Port-Forwarding können dann unbeachtet bleiben.

 

Die Schüler:innen können mit interaktiven Aufgaben eigenständig lernen. (Quelle: webnetsim.de)

Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, die Simulationen situationsspezifisch anzuweisen. Der Leitfaden für Lehrkräfte gibt Beispielszenarien und didaktische Hinweise mit an die Hand, um den Schüler:innen gezielte und geeignete Anweisungen zum Beispiel in Rollenspielen zu erteilen. Im Leitfaden sind auch Inspirationen zu Szenarien vermerkt, die zuerst virtuell simuliert werden und dann in Wirklichkeit vereinfacht nachgebaut und besprochen werden.

Obwohl, und vielleicht gerade weil der Simulator nicht alle komplexen Realweltszenarien vollständig abbilden kann, kann der Zugang zur abstrakten Netzwerktechnik für die Kinder und Jugendlichen etwas leichter gemacht und verbildlicht werden. Trotzdem bleibt eine Diskrepanz zwischen Simulation und Realität bestehen. Vor der effektiven Nutzung des Tools muss für Lehrkraft sowie Schüler:innen außerdem eine Einarbeitungszeit eingeplant werden, um sich mit der Benutzeroberfläche vertraut zu machen und die Funktionen vollständig zu verstehen und optimal nutzen zu können.

Der WebNetSim-Netzwerksimulator bietet insgesamt eine innovative Oberfläche, die es eurer Klasse leichter macht, erste oder auch zweite Erfahrungen im Umgang mit Netzwerken zu sammeln. Durch eigenständiges Experimentieren können sich die Schüler:innen in die Grundlagen der Netzwerktechnik einarbeiten und dabei auch gerne Fehler machen, ohne dass teure Ausrüstung beschädigt wird oder tatsächlich Netzwerke gestört werden. 

Filius

Im Vergleich zu dem WebNetSim Simulator, ist die Zielgruppe der Software der Universität Siegen etwas älter: Filius wurde für Lernende in der Sekundarstufe allgemeinbildender Schulen entwickelt. Das Ziel und das Konzept der Plattform sind jedoch ähnlich. Auch Filius wurde konzipiert, um Unterricht zur Internettechnik insbesondere durch entdeckendes Lernen zu unterstützen. Diese Anwendung muss zunächst heruntergeladen werden, damit die Lernaktivität begonnen werden kann. Derzeit ist sie für Linux, Windows und macOS verfügbar. 

Der Simulator Filius lässt eigenständiges Arbeiten durch seine Benutzeroberfläche zu (Quelle: Filius.de)

Bei Filius haben die Lernenden, wie auch bei WebNetSim, die Möglichkeit, virtuelle Netzwerke zu erstellen, Rechner, Notebooks sowie verschiedene Arten von Routern zu platzieren und die Verbindung von und zwischen Netzwerkgeräten herzustellen. Die Software ermöglicht die Simulation von Verkabelungen sowie logischer Netzwerkverbindungen, also Verbindungen auf der Netzwerkebene, die unabhängig von Verkabelungen die Kommunikation zwischen Geräten ermöglichen.

Drei per Switch logisch miteinander verbundene Rechner (Quelle: Filius Begleitaufgaben)

Filius ermöglicht den Schüler:innen, verschiedene Netzwerkdienste wie Webserver, Mailserver und FTP-Server zu konfigurieren und zu testen und unterstützt eine Vielzahl von Netzwerkprotokollen, darunter TCP/IP, HTTP, FTP und SMTP. Sie können Netzwerkgeräte konfigurieren, IP-Adressen zuweisen, Routing-Tabellen erstellen und Firewall-Regeln festlegen. 

Wie auch bei WebNetSim können die Lernenden bei Filius anhand von Werkzeugen die Funktionsweise der Netzwerktechnik beobachten und analysieren. Sie können den Datenfluss zwischen Geräten beobachten und die Auswirkungen von Konfigurationsänderungen zusätzlich in Echtzeit sehen. 

Filius ist darauf ausgelegt, Schüler durch selbständiges Experimentieren und Konfigurieren die Grundlagen der Netzwerktechnik zu vermitteln. Die integrierten Aufgaben, die bei dem Simulator von educamint die Schüler:innen auch bei unterschiedlichem Vorwissen abholen, fallen hier weg. Das Lernen ist spürbar für ältere Schüler:innen konzipiert, bietet dementsprechend aber auch einen tieferen technischen Einblick.

Das Begleitmaterial zu Filius bietet Informatiklehrer:innen eine umfassende Unterstützung: Ein Script zum Selbstlernen sowie Arbeitsaufträgen, Lernvideos zu Rechnernetzen und interaktive Kurse im PDF Format sind abrufbar. Die Hersteller:innen geben euch die Möglichkeit, zusätzliches Material hochzuladen, das ihr möglicherweise für euren Unterricht erstellt.

WebNetSim oder Filius?

Grundsätzlich eignet sich der WebNetSim Simulator besonders für jüngere Schüler:innen oder den Einstieg in die Netzwerktechnik. Durch seine Benutzerfreundlichkeit und die starke Visualisierung und Interaktivität, bietet er eine niedrige Einstiegshürde für Lernende, um in die Welt der Netzwerktechnik einzutauchen. Filius hingegen ist besser für Ältere und für die weiterführende technische Bildung geeignet. Durch detaillierte Konfigurationsmöglichkeiten und die technische Tiefe, erlaubt es umfassendere und komplexere Netzwerk-Simulationen. Beide Tools ergänzen den Informatikunterricht je nach Bildungsniveau und Lernziele der Schulklasse um wertvolle praktische und motivierende Lernerfahrungen, um die sonst sehr abstrakte Netzwerktechnik zu entdecken und zu verstehen.

Statt weiter wie bisher: Neue Ideen für das Bildungssystem

Die Projekte “ALEA School” und “Neue Sekundarschule“ zeigen sehr unterschiedliche, aber innovative Ideen für neue Bildung. Die ALEA School fördert interkulturellen Austausch und die “Neue Sekundarschule“ vereint nicht gymnasiale Schularten unter einem Dach.
Von
Julika Ude
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July 2024
25.7.2024
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Ungleiche Bildungschancen, mangelnde Inklusion, zu wenig individuelle Förderung: Das “System Schule“ steht häufig in der Kritik. So gibt es auch immer wieder Ideen, das Bildungssystem anzupassen. Zwei aktuelle Projekte, die internationale ALEA School in Bad Orb und die Neue Sekundarschule in Baden-Württemberg, haben das Ziel, mit ihrem Konzept auf neue gesellschaftliche Anforderungen zu reagieren. Auf welche Art sie das im Schulalltag umsetzen wollen, könnte dabei unterschiedlicher nicht sein.

Die internationale “ALEA Schule“ wird derzeit in der Kurstadt Bad Orb im Main-Kinzig-Kreis neu gebaut und soll, wie der Name schon erahnen lässt, interkulturellen Austausch strukturell fördern. Henning Strauss und die ALEA GmbH haben das Vorhaben der Privatschule ins Leben gerufen und planen ein umfangreiches Gebäudeensemble, das Kinder von der Grundschule bis zur Sekundarstufe II beherbergen soll.

„Verstehen braucht eine gemeinsame Sprache, gemeinsame Werte, gemeinsames Erleben.“

In der ALEA Schule sollen “Weltbürger heranwachsen, die soziale und ökologische Verantwortung übernehmen lernen“, heißt es auf der Projekt-Webseite. Ein wertschätzender Umgang mit Mitmenschen gleich welcher Herkunft sei dabei besonders wichtig. Um gegenseitiges und interkulturelles Verständnis zu fördern, setzt das Projekt auf “eine gemeinsame Sprache, gemeinsame Werte, gemeinsames Erleben“.

Schon in der Grundschule soll bilingual unterrichtet werden, ermöglicht wird Kindern der Schuleintritt ab fünf Jahren. Die Schule wird außerdem über einen Gymnasialzweig verfügen, der sowohl das deutsche Abitur als auch das international anerkannte IB-Diplom (International Baccalaureate) anbietet. Die Grundschule ist zweizügig und für maximal 200 Schüler:innen konzipiert, während das ebenfalls zweizügige G9-Gymnasium bis zu 400 Schüler:innen aufnehmen kann, erklärt Strauss gegenüber der Gelnhäuser Zeitung. Insgesamt sollen somit zwischen 400 und 600 Schüler:innen unterrichtet werden können. Beginnen soll der Unterricht an der neuen Schule bereits im Schuljahr 2025/26.

Die Zielgruppe der ALEA Schule ist ebenfalls international ausgerichtet. Sie soll sowohl Kinder lokaler Familien als auch jene internationaler Fachkräfte ansprechen. Ein Stipendienprogramm, dessen finanzielle Höhe sich am Einkommen der Eltern bemessen soll, soll Schüler:innen Zugang zu dieser Bildung ermöglichen. Die Kosten für die Privatschule sind nicht öffentlich ausgeschrieben.

Durch die Kombination von deutscher und internationaler Bildung, bilingualem Unterricht und einer Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und Ressourcenbewusstsein bietet die Schule ein neues Konzept. Schülerinnen und Schüler sollen so dazu ermutigt werden, sich zu “weltoffenen Persönlichkeiten zu entwickeln“.

Schule soll Wirtschaftsregion attraktiver machen

Bei dem Vorhaben wird allerdings auch die Wirtschaftlichkeit der Schule groß mitgedacht: Die Schule wird Teil des ALEA-Resorts, zu dem auch ein Medizin- und Diagnostikzentrum gehört. Darüber hinaus soll die Wirtschaftsregion Main-Kinzig durch das internationale Profil der Schule gestärkt werden und sie für Fachkräfte attraktiver machen.

Im Kontrast dazu steht das zweite Projekt für eine neue Bildungsstruktur. Etwas weniger lukrativ, dafür inklusiver will das Vorhaben “Neue Sekundarschule“ sein. Eine zwölfköpfige Arbeitsgruppe hat mit Unterstützung der Robert-Bosch-Stiftung ein Konzept für eine neue Schulstruktur in Baden-Württemberg erarbeitet. Ziel ist die Schaffung einer neuen Schulstruktur, die die bisherigen Schularten Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschule vereint und eine von dann nur noch zwei Schuloptionen neben dem Gymnasium bildet. Diese Neuerung soll Ungleichheiten verringern, Schüler:innen besser auf die berufliche und akademische Zukunft vorbereiten und das Bildungssystem effizienter gestalten.

Jochen Wandel, Schulleiter der Wilhelm-Hauff-Realschule und Teil der Arbeitsgruppe, sieht täglich die Herausforderungen des aktuellen Systems und weiß, es muss für Veränderung gesorgt werden: Zu viele Schüler:innen wechseln vom Gymnasium zu seiner Schule, da sie dort nicht weiterkommen. Mit dem beschlossenen G9-Unterricht an den Gymnasien werden diese weiter aufgewertet und attraktiver gemacht. Gleichzeitig würden die anderen Sekundarschularten immer stärker unter sozialen und pädagogischen Herausforderungen, wie Flucht und Migration, aber auch Lehrkräftemangel leiden.

Die von der Arbeitsgruppe vorgeschlagene “Neue Sekundarschule“ soll dieses Ungleichgewicht verringern. Alle nicht-gymnasialen Schularten in Baden-Württemberg sollen zusammengefasst werden und alle Abschlüsse anbieten. Der erste Abschluss wäre demnach nach der 9. oder 10. Klasse möglich, der mittlere Abschluss nach der 10. Klasse und die Allgemeine oder Fachgebundene Hochschulreife nach der 13. Klasse. 

Die “Neue Sekundarschule“ will die Kinder in den Mittelpunkt stellen

Das neue Konzept soll den Kindern einen breiter gefächerten Überblick über ihre akademischen, aber auch beruflichen Möglichkeiten nach der Schule geben. Bereits ab der 5. Klasse soll die “Neue Sekundarschule“ spezielle Angebote zur Vorbereitung auf die Berufs- und Arbeitswelt anbieten. Die Schüler:innen sollen dabei lernen, was eine duale Ausbildung ist und wie betriebliche Weiterbildungen ablaufen. Erst ab der siebten Klasse wird dann entschieden, welchen Bildungsweg die Kinder einschlagen wollen, sei es ein mittlerer Abschluss oder die Hochschulreife.

Angela Keppel-Allgaier, Leiterin der Hans-Küng-Gemeinschaftsschule, betont im Arbeitspapier zu dem Vorhaben die Bedeutung der Heterogenität, die mit dem Projekt umgesetzt würde. Die “Neue Sekundarschule“ stelle die Vielfalt der Schüler:innen in den Mittelpunkt und fördere Integration, Inklusion und individuelle Unterstützung durch multiprofessionelle Teams. Diese Teams übernehmen Aufgaben wie die Betreuung von Schüler:innen mit besonderen Bedürfnissen, um Lehrkräfte zu entlasten und den Unterricht effizienter zu gestalten.

Der Einführung der “Neuen Sekundarschule“ soll eine vierjährige Vorbereitungszeit vorausgehen, in der Pilotschulen eingerichtet und das Konzept schrittweise umgesetzt werden sollen. Die Arbeitsgruppe hat bereits positive Rückmeldungen von verschiedenen Verbänden erhalten und plant, im Herbst die nächsten Schritte zu konkretisieren. 

Die Ideen zweier neuen Ansätze im Bildungssystem könnten unterschiedlicher nicht gestaltet sein. In beiden Fällen, lässt die Umsetzung des Projektes noch auf sich warten. Wie erfolgreich sie in Zukunft tatsächlich implementiert werden können, muss sich zeigen.

“Upgrade: Kollaboratives Lernen”: Wie Björn Nöltes Buch die Zukunft des Unterrichts gestaltet

Björn Nölte liefert mit seinem Buch “Upgrade: Kollaboratives Lernen” sowohl theoretische Modelle und Konzepte zum Thema, als auch praktische Vorlagen, die Lehrkräfte bei der Umsetzung unterstützen. Daher ist das Buch für alle Lehrkräfte lesenswert.
Von
Tobias Kempter
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July 2024
24.7.2024
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Wie sieht der Schulunterricht der Zukunft aus? Welche Konzepte können Lehrer:innen nutzen, um ihre Schüler:innen bestmöglich auf die Zukunft vorzubereiten? Die Reihe “Upgrade” des Klett Kallmeyer Verlags befasst sich mit zukunftsweisenden Themen und Methoden, die den Unterricht von morgen prägen. Den ersten Teil dieser Reihe liefert Björn Nöltes Buch "Upgrade: Kollaboratives Lernen", das im Dezember 2022 erschienen ist. Auf 160 Seiten gefasst in elf Kapitel beschreibt Nölte nicht nur, was kollaboratives Lernen bedeutet, sondern auch, wie es praktisch umgesetzt und bewertet werden kann, und welche Implikationen dies für die zukünftige Schulentwicklung hat.

Als erfahrener Pädagoge gilt Nölte als Experte auf dem Gebiet der Lehre im digitalen Wandel. Vor seiner aktuellen Tätigkeit als Referent in der Schulaufsicht der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO (Berlin/Brandenburg) arbeitete Nölte als Lehrer für Deutsch, Geschichte und Politik und war Oberstufenkoordinator. Von 2009 bis 2016 war er am Studienseminar Potsdam als Fach- und Hauptseminarleiter tätig. Zudem ist er Gründungsmitglied des Instituts für zeitgemäße Prüfungskultur.

(Quelle: Katrin Born)

Inhaltliche Schwerpunkte und praktische Anregungen

Zunächst geht Nölte auf die Unterschiede von Kollaboration und Koordination ein und veranschaulicht diese mit Beispielen. Kollaboratives Lernen geht über die traditionelle Gruppenarbeit hinaus, indem es darauf abzielt, dass Lernende gemeinsam an Problemlösungen arbeiten und sich gegenseitig unterstützen. Im Gegensatz zum kooperativen Lernen, bei dem Aufgaben oft aufgeteilt und von Einzelpersonen bearbeitet werden, steht beim kollaborativen Lernen die gemeinsame Erarbeitung im Vordergrund. Dies fördert nicht nur fachliche Kompetenzen, sondern auch soziale Fähigkeiten wie Teamarbeit und Kommunikationsfähigkeit. Damit gehört es zu den vier zentralen Kompetenzen des 4K-Modells: Kollaboration, Kooperation, Kreativität und kritisches Denken. 

Nach der theoretischen Erklärung führt Nölte durch verschiedene, praxisorientierte Szenarien im Unterricht, um das Konzept des kollaborativen Lernens anwenden zu können. Unter anderem behandelt er Methoden zur Diagnose und Bewertung kollaborativer Methoden, um individuelle Schülerleistungen auch in der Gruppe gerecht bewerten zu können. Dafür liefert er nicht nur konkrete Beispiele, sondern auch direkt einsetzbare Vorlagen, um kollaborative Kompetenzen diagnostizieren und bewerten zu können.

Ein besonderes Augenmerk legt der Autor auf die Beziehungsgestaltung zwischen Lehrenden und Lernenden. Er betont, dass eine gute Beziehung die Grundlage für erfolgreiches kollaboratives Lernen ist. Methoden wie „Fünf Dinge, die Sie über mich wissen sollten“ helfen dabei, diese Beziehungen zu stärken und eine positive Lernumgebung zu schaffen.

Am Ende des Buches stellt Nölte Modelle vor, die zeigen, wie Bildungseinrichtungen Kollaboration umsetzen können und welche Rolle diese in der Lehramtsausbildung spielen sollten. Außerdem beleuchtet er kollaborative Arbeitsformen innerhalb von Kollegien und die Bedeutung der Vernetzung von Lehrkräften.

Theorie und Praxis vereint

„Upgrade: Kollaboratives Lernen“ bietet nicht nur praktische Tipps und Methoden, sondern auch eine tiefgehende Auseinandersetzung mit den Prinzipien und Zielen einer modernen Lernkultur. Die Kernidee des Buches wird in jedem Kapitel aufgegriffen und durch den Einsatz von Beispielen veranschaulicht. Die Vorlagen bieten dazu die Möglichkeit, die Konzepte direkt anwenden zu können und sind dafür eine wertvolle Unterstützung. Dadurch werden neue Lernchancen ermöglicht und bestehende Unterrichtsideen aufgewertet. Es wird deutlich, dass Nölte nicht nur theoretisches Wissen vermittelt, sondern aus eigener Erfahrung spricht und ein echtes Anliegen hat, Kollaboration in Schulen und Unterricht zu fördern. 

Das Buch ist aber nicht nur eine Sammlung von Methoden, sondern auch das Ergebnis umfangreicher Zusammenarbeit. Nölte integriert Ideen und Ansätze zahlreicher Kolleg:innen und lässt an mehreren Stellen Ko-Autor:innen zu Wort kommen, die ihre Expertise beisteuern. So entsteht ein reichhaltiges und praxisnahes Werk, das den Leser:innen vielfältige Anregungen und Einblicke bietet.

(Quelle: Friedrich-Verlag)

Für wen ist das Buch geeignet?

„Upgrade: Kollaboratives Lernen“ richtet sich an Lehrkräfte und Referendar::innen aller Schulstufen sowie an alle, die in der Lehramtsausbildung tätig sind. Das Buch ermutigt dazu, nicht nur einzelne Methoden auszuprobieren, sondern auch über die eigene pädagogische Haltung nachzudenken und den Unterricht nachhaltig zu verändern. Es eignet sich weniger zum schnellen Nachschlagen, sondern vielmehr zum vertieften Lesen, Reflektieren und Ausprobieren.

Nöltes Werk bietet einen umfassenden Überblick und inspiriert dazu, neue Wege im Unterricht zu gehen. Das Buch überzeugt sowohl inhaltlich als auch durch seine ansprechende visuelle Gestaltung und macht Lust darauf, die vorgestellten Ideen in die Praxis umzusetzen. "Upgrade: Kollaboratives Lernen" ist somit eine klare Leseempfehlung für alle, die offen für neue Ansätze sind und bereit sind, ihre bisherigen Methoden zu überdenken und zu erweitern und so die Zukunft des Lernens aktiv mitgestalten möchten.

Zwischen Schulbau und Sparpolitik: Renovierungen an Berliner Schulen und geplante Einsparungen

An 46 Berliner Schulen gibt es Sommerferien-Bauprojekte, dreimal weniger als im Vorjahr. Der Grund: Die Umsetzung in 6 Wochen ist oft nicht möglich. Zudem planen CDU und SPD Kürzungen beim Schulneubau, um künftig Einsparungen im Berliner Haushalt zu erzielen.
Von
Helen Mattes
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July 2024
24.7.2024
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Berlin. Die Sommerferien haben begonnen, und 46 Schulen haben Kurzzeit-Bauprojekte wie Malerarbeiten oder Toiletten-Sanierungen angemeldet. Im Vorjahr waren es noch 130 Schulen, also fast dreimal so viele. Obendrein erwägt die schwarz-rote Koalition, Einsparungen und Abstriche bei neuen Schulgebäuden und den Sozialausgaben vorzunehmen. 

Die Bauvorhaben an den Berliner Schulen umfassen verschiedene Sanierungsarbeiten, die innerhalb der Ferienzeit abgeschlossen werden sollen. Seit Jahren zeigen Bestandsaufnahmen, dass der Zustand vieler Schulgebäude zu wünschen übrig lässt. Trotz des Bewusstseins für diese Probleme herrscht ein Ungleichgewicht bei der Finanzverteilung, wodurch es immer wieder zu einem Sanierungsstau kommt (Lehrer News berichtete). Um solche Staus zu entzerren, können Kurzzeit-Bauprojekte hilfreich sein.

In Neukölln werden dieses Jahr die meisten Sommerferien-Bauprojekte durchgeführt. An der Karl-Weise-Grundschule werden Wände gestrichen, das Parkett in einem Klassenraum ausgetauscht und eine Gemeinschaftsküche eingebaut. An der Grundschule am Fliederbusch wird die Fassade der Sporthalle repariert und an der Gemeinschaftsschule Campus Efeuweg ein Computerraum renoviert. In Mitte erfolgen Strangsanierungen an den Toiletten der Hedwig-Dohm-Schule und der Willy-Brandt-Schule. An der Grundschule am Arkonaplatz wird nach einem Wasserschaden die Mensa saniert. 

Der Hauptgrund, warum weniger Bezirke Bauprojekte für die Sommerferien angemeldet haben, ist, dass die bauliche Umsetzung innerhalb von sechs Wochen nicht realisierbar war und sich die Maßnahmen über diesen Zeitraum hinaus erstreckt hätten. Laut der Bildungsverwaltung werden außerdem kleinere Instandhaltungsmaßnahmen nicht in der Auflistung erfasst. In den vergangenen Jahren gab es deshalb immer wieder Schwankungen: 2021 setzten 221 Schulen Bauprojekte während der Ferienzeit um, ein Jahr später waren es nur noch 91 Schulen.

Zudem erwägen die CDU und SPD derzeit Kürzungen beim Neubau von Schulen, um die notwendigen Einsparungen im Berliner Haushalt für 2025 und die folgenden Jahre zu erzielen. Im Jahr 2023 investierte das Land Berlin 1,1 Milliarden Euro in den Bau neuer Schulen; für 2025 sind 1,5 Milliarden Euro vorgesehen. Laut der Koalition wird ein erheblicher Teil des Geldes zur Umsetzung höherer Bau-Standards verwendet. CDU und SPD wollen nun prüfen, ob hier Einsparungspotentiale vorhanden sind.

Im Fokus der Haushälter sollen allen voran die Lern- und Teamhäuser stehen, die als sogenannte Compartmentschulen konzipiert sind. Durch angelegte Foren sollen die klassischen Schulflure ersetzt und ein Zentrum sowie ein Verbindungsglied zwischen Klassenräumen geschaffen werden, wodurch neue Begegnungszonen und Lernorte entstehen. Seitdem Berlin solche Schulen baut, mahnen Kritiker, dass  diese mehr Platz benötigen als übliche Schulbauten. Der Landeselternsprecher Norman Heise verteidigt die Lern- und Teamhäuser: “Compartmentschulen als moderner technischer Standard sind keine Kostentreiber”. Heise ist seit Beginn der Schulbauoffensive ehrenamtlich dabei und kennt sich daher sehr gut aus. Seiner Erfahrung nach treiben vor allem die Rechtsverordnungen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene die Kosten in die Höhe. Diese Verordnungen verlangen Standards, die weniger mit dem Konzept der Lern- und Teamhäuser zu tun haben, sondern kostspielige Anforderungen an die Energieeffizienz und nachhaltige Materialien stellen. Zudem verursachen die Zusatzausstattungen für die inklusiven Ganztagsschulen erhebliche Kosten. 

Zusätzlich sollen auch bei den Sozialausgaben Einsparungen vorgenommen werden. Insbesondere die Erziehungs-, Pflege- und Inklusionshilfe sowie der Bereich “Kita und Hort” sollen betroffen sein, da die Leistungen in diesen Bereichen bis zu einem gewissen Grad von den jeweiligen Bundesländern festgelegt werden können. Die Fraktionsvorsitzenden der Linken Anne Helm und Tobias Schulze äußerten sich kritisch zu diesem Vorhaben: “Die angestrebte Absenkung der Standards im Sozialbereich zulasten von Kindern und Menschen mit Behinderungen hätte für die Betroffenen schlimmste Auswirkungen. Sie wird nicht nur zu einer Verschlechterung der Qualität, sondern auch zu einer Verringerung der ohnehin schon oft überlasteten Angebote führen.”

Die konkreten Maßnahmen zur Umsetzung der Einsparungen sind derzeit noch Gegenstand intensiver Verhandlungen zwischen CDU und SPD. Beide Parteien haben angekündigt, bis Ende Oktober Einsparungsvorschläge vorzulegen, um die langfristige Finanzierungslücke im Berliner Haushalt zu schließen.

KMK-Präsidentin setzt Frist: Die Bildungsministerin muss sich zum Digitalpakt 2.0 äußern

Im Entwurf für den Bundeshaushalt fehlt die Finanzierung für den Digitalpakt 2.0, den die Länder schon lange fordern. Es sind lediglich „Zuweisungen an die Länder“ für Digitalisierung vertreten, die sich als Nebelkerze herausstellen könnten.
Von
Albert Koch
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July 2024
23.7.2024
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Berlin / Saarbrücken. Der Entwurf zum Bundeshaushalt 2025 verunsichert die Länder nach wie vor in Hinblick auf den Digitalpakt 2.0. Nun verlangt die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Christine Streichert-Clivot (SPD), in einem Brief an die Bundesbildungsministerin, Bettina Stark-Watzinger (FDP), eine eindeutige Stellungnahme bis Montag, den 29. Juli. Nachdem die Bundesregierung ihren Entwurf für das kommende Haushaltsjahr am Mittwoch vorgelegt hatte, kam seitens der Kultusminister:innen teils große Empörung auf. Denn explizit ist kein Etat für den Digitalpakt 2.0 vorgesehen, obwohl dieser bis 2030 im Koalitionsvertrag festgelegt ist. Lediglich „Zuweisungen an die Länder zur Förderung der Investitionen in die digitale Infrastruktur für Schulen“ sind mit einem Betrag von 1,6 Milliarden Euro aufgeführt. Doch es herrschen Zweifel darüber, wie viel von diesem Geld neu hinzukommt und wie viel aus den Restbeständen des Digitalpakts 1, der letzten Mai auslief, entnommen werden soll (Lehrer-News berichtete).

Der Haushalt weist noch einen weiteren Haken auf: In Haushaltsplänen ist häufig eine sogenannte Globale Minderausgabe (GMA) vorgesehen, eine Summe, die durch Ausgabensenkungen in allen Bereichen des Gesamthaushalts einzusparen ist. Im Bildungsetat allein sollen beim kommenden Bundeshaushalt durch Einsparungen in verschiedensten Posten 650 Millionen Euro weniger ausgegeben werden als geplant. Damit unterliegt das Ressort schon den verhältnismäßig höchsten Sparvorgaben. Allerdings ist zusätzlich noch eine spezielle GMA von 163 Millionen Euro auf eben jene „Zuweisungen an die Länder zur Förderung der Investitionen in die digitale Infrastruktur für Schulen“ gesetzt, was den reellen Betrag genau um die Summe der GMA senken wird. Eine solche Spezifizierung für Minderausgaben auf bestimmte Bereiche ist offenbar ungewöhnlich und lässt beinahe vermuten, dass die Finanzierung mithilfe dieses Instruments getilgt werden soll. Außerdem ist im Entwurf ein neuer Grundsatz aufgestellt, der festlegt, dass die Bundesregierung Bund-Länder-Programme von nun an nur noch mit höchstens 50 Prozent der Fördersumme unterstützen darf. Im Digitalpakt 1 hingegen hat der Bund ganze 90 Prozent der Kosten übernommen. Eine fehlende Verpflichtungsermächtigung, die Investitionen in die Digitalisierung an Schulen auch für die folgenden Jahre sichern würde, stellt den dritten Kritikpunkt dar. Aus Sicht der Länder hat das Bildungsministerium aufgrund dieser Mängel seine Zusage zum Digitalpakt 2.0 nicht eingehalten.

Die Unklarheit in der Kommunikation aus dem Bundesbildungsministerium in Bezug auf die Fortführung des Digitalpakts sorgte bereits in der Vergangenheit für öffentliche Kritik aus den Kultusministerien der Länder (Lehrer-News berichtete). Sachsens Bildungsminister Christian Piwarz (CDU) äußerte sich am Mittwoch mit deutlichen Worten und sprach von Lippenbekenntnissen und Vertrauensbruch. „Lediglich für die Abfinanzierung von Maßnahmen des bisherigen Digitalpakts sind Mittel eingeplant. Von einem Digitalpakt 2.0 ist hingegen im Etatentwurf des Bundesministeriums nichts zu lesen“, stellt er fest. Am Freitag folgte scharfe Kritik aus Stuttgart. Die Staatssekretärin des Baden-Württembergischen Kultusministeriums Sandra Boser (Grüne) stellte klar, dass alle bisher zur Verfügung gestellten Mittel im Rahmen des Digitalpakts 1 mittlerweile gebunden und eine Fortsetzung der Vereinbarung unerlässlich seien, und zwar mit frischen Geldern. Sie formulierte klare Forderungen nach Berlin: „Die Bundesbildungsministerin hat selbst immer wieder eine große Erwartungshaltung genährt. Hier muss sich der Bund an die Abmachungen halten. Das heißt: Der Digitalpakt 2.0 muss eine echte Investition und Förderung darstellen. Wer gackert, muss auch legen.“ 

Die Vorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, äußerte sich bereits am Dienstag im Vorfeld zu den abschließenden Beratungen des Haushaltsentwurfs: „Im Bundeshaushalt ist keine Rede mehr von der Fortführung und Sicherung des Digitalpakts 2.0, das ist schlichtweg unverantwortlich“. Sie verwies außerdem auf die Auswirkungen einer stockenden Digitalisierung auf die Bildungsgerechtigkeit: „So werden Bildungsungleichheiten weiter verstärkt und benachteiligte Schüler*innen zusätzlich schlechter gestellt“. In einer Pressemitteilung der Bundesschülerkonferenz wies man auf die Notwendigkeit eines Digitalpakts besonders mit einem zukünftigen Fokus auf die Fortbildung von Fachkräften hin: „Neben finanziellen Mitteln und Geräten muss auch der richtige Umgang mit digitalen Medien gelehrt werden”.

Das Bundesbildungsministerium berief sich bisher nur vage darauf, dass die entsprechenden Ausgaben zur Hälfte getragen würden, ohne auf weitere Details in Bezug auf den Haushalt einzugehen. Auf eine Anfrage des bildungspolitischen Sprechers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Thomas Jarzombek, kamen aus dem Ministerium die gleichen Töne wie bisher: Eine konkrete Summe sei nach wie vor Gegenstand der laufenden Verhandlungen zwischen Bund und Ländern. Am Freitag äußerten sich sogar die bildungspolitischen Sprecher aus den Bundestagsfraktionen der Koalitionspartner gegenüber Table.Briefings. Oliver Kaczamarek (SPD) und Anja Reinalter (Grüne) sahen beide die Ministerin in der Verantwortung, konkrete Fakten vorzulegen. Christine Streichert-Clivot, die Kultusministerin des Saarlandes und gleichzeitige Präsidentin der KMK, erhöhte diesen Montag nun den Druck auf Bettina Stark-Watzinger in ihrem Brief. 

Ob eine Fristsetzung die Ministerin zu einem eindeutigen Bekenntnis bewegen kann, ist fraglich, denn die Verhandlungsbasis der Länder ist schlecht,  da sie auf eine Finanzierung durch den Bund angewiesen sind. Der Haushaltsentwurf sorgt bislang für Unsicherheit über den Digitalpakt 2.0. Jedoch zeichnet sich recht klar ab, dass die Länder und Kommunen auf alle Fälle eine größere finanzielle Last zu tragen haben werden, um den bisherigen Fortschritt der Digitalisierung an Schulen und die damit einhergehende Bildungsgerechtigkeit zu sichern und weiterzuführen.

Starkes Bündnis "Gemeinsam für eine Schule mit Lehrkräften!" gegründet!

Das Bündnis "Gemeinsam für eine Schule mit Lehrkräften" aus Eltern, Schülern, Lehrkräften und Studierenden hat sich gegründet, um dem Lehrkräftemangel in Brandenburg entgegenzuwirken. Sie fordern wirksame Maßnahmen zur Sicherung der Bildung.
Von
Redaktion
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July 2024
22.7.2024
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16.07.2024. Zurzeit sind in Brandenburg ca. 20.000 Lehrerinnen und Lehrer unbefristet beschäftigt. Bis 2032 werden über 10.000 von ihnen aus Altersgründen ausscheiden. In diesem Zeitraum sind jährlich mindestens 1.300 bis 1.700 Neueinstellungen notwendig, um den Unterricht für die Schülerinnen und Schüler abzusichern. In den vergangenen Jahren haben in Brandenburg jährlich nur zwischen 300 bis 400 Absolventinnen und Absolventen das Lehramtsstudium an der Universität Potsdam erfolgreich abgeschlossen. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren noch fortsetzen.

Die bisher von der Landesregierung getroffenen Maßnahmen zur Absicherung der Ausbildung und Einstellung vollständig ausgebildeter Lehrkräfte reichen nicht ansatzweise aus, um die notwendigen Ersatzeinstellungen in den nächsten zehn Jahren für die Absicherung des Unterrichts vornehmen zu können. Im Gegenteil: Die Bedarfe an Einstellungen werden weiter steigen. Ein Großteil der Ersatzeinstellungen wird nur durch die Gewinnung von Lehrkräften mit Seiteneinstieg erfolgen können. Mit den derzeitigen Maßnahmen ist davon auszugehen, dass 2030 nur die Hälfte der Stellen für Lehrkräfte an den Schulen des Landes Brandenburg mit vollständig ausgebildeten Lehrkräften besetzt sein wird.

„Der Lehrkräftemangel gefährdet die Bildungschancen und die Zukunft unserer Kinder“, stellt die Sprecherin des Landeselternrats, Ulrike Mauersberger, klar. Selbst bei raschem und entschiedenem Handeln sei der Schulbetrieb bereits stark eingeschränkt. „Uns erreichen aus den Schulen erschreckende Rückmeldungen: Teilweise werden Studierende als Klassenleitungen eingesetzt, einige Kinder können beim Übergang in die weiterführenden Schulen keine Schreibschrift. Über lange Zeit werden Klassen zusammengelegt oder mehrere Klassen von einer Lehrkraft betreut, ohne dass unterrichtet wird. An manchen Schulen sind bereits 40% der Lehrkräftestellen mit Seiteneinsteigenden besetzt oder unbesetzt. Als Folge fällt immer mehr Unterricht aus, der nicht nachgeholt wird. Wir sind schon jetzt in einem Notbetrieb, und die Bildungsdefizite verstärken sich noch weiter.“

„Die Einstellung ausgebildeter Lehrkräfte ist die entscheidende Voraussetzung für die Absicherung der unterrichtlichen Bildungs- und Erziehungsangebote unserer Schulen. Die aktuelle personelle Situation in den Schulen und die unzureichenden Maßnahmen der Landesregierung zur Absicherung der Einstellung von Lehrkräften gefährden die Chancengleichheit unserer Kinder und Jugendlichen. Es ist Zeit, endlich wirksam gegenzusteuern.“, erklärt Günther Fuchs, Vorsitzender der GEW in Brandenburg. „Uns erreichen immer mehr Klagen überlasteter Lehrkräfte. Die wollen einen guten Job machen. Aber auch die können nicht dauerhaft die Seiteneinsteiger coachen oder für Zwei arbeiten. “, ergänzt Hartmut Stäker als Präsident des Brandenburgischen Pädagogen-Verbandes. „Wir Studierende möchten praxisnah und ohne Verzögerung zum Abschluss kommen. Derzeit geht das nicht: Die weiterhin sehr theorielastige Ausbildung sowie Zugangshürden zum Studium und zu den Kursen und Seminaren stehen dem entgegen.", ergänzt Philipp Okonek als studentischer Vertreter der Universität Potsdam. Stefan Tarnow merkt als Sprecher des

Landesschülerrats an: „Grundlage vieler Probleme im Bildungsbereich ist der Lehrkräftemangel. Ohne geeignetes Personal kann keine Demokratiebildung gewährleistet werden und Grundoperationen können nicht verstanden werden.“

Aus der Sicht der GEW Brandenburg, des BPV, der Studierendenvertretung der Universität Potsdam, des Landesschülerrats Brandenburg und des Landeselternrats Brandenburg gefährdet dieser Lehrkräftemangel einerseits die Schulbildung unserer Kinder und andererseits die Gesundheit von Lehrkräften. Schon jetzt ist die personelle Situation an den Schulen angespannt, der Arbeitsmarkt an Lehrkräften deckt den Bedarf nicht und die Maßnahmen der Landesregierung sind für die Sicherung sämtlicher notwendiger Einstellungen unzureichend. Der Landeselternrat, der Landesschülerrat, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, der Brandenburgischen Pädagogen-Verband und die Vertretungen der Lehramtsstudierenden an der Universität Potsdam haben daher ein gemeinsames Aktionsbündnis gegründet. In den Sommermonaten wird ein gemeinsamer Maßnahmenplan und Forderungskatalog entwickelt. Dieser soll eine dauerhafte Bildungskrise und eine Unterversorgung mit Lehrkräften an den Schulen des Landes Brandenburg abwenden. Diese Forderungen und Maßnahmen werden nach der Sommerpause in einem gemeinsamen Pressegespräch vorgestellt. Bildungspolitik muss für Brandenburg die höchste Priorität des politischen Handelns werden.

Steuertipps für Lehrer: Welche Kosten ihr absetzen könnt

Lehrkräfte können durch die Steuererklärung erheblich sparen. Werbungskosten über der Pauschale von 1.230 Euro führen zu einer Steuererstattung. Absetzbar sind Arbeitsmittel, Fahrtkosten, Arbeitszimmer, Fachliteratur, Fortbildungen und Sonderausgaben.
Von
Helen Mattes
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July 2024
22.7.2024
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Eine Steuererklärung abzugeben, lohnt sich besonders für Lehrkräfte, da sie durch die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts viele berufliche Ausgaben haben. Dabei ist es wichtig, alle Belege zu sammeln und ihren Verwendungszweck zu dokumentieren. Ein häufiges Problem ist, dass viele Lehrkräfte nicht wissen, welche Ausgaben als berufsbedingte Anwendung anerkannt werden. Wer es jedoch richtig macht, kann erheblich Steuern sparen. Aus diesem Grund haben wir für euch im Folgenden einen Überblick mit Tipps für die nächste Steuererklärung festgehalten.

Für Lehrkräfte lohnt es sich, Zeit in die Steuererklärung zu investieren und insbesondere die beruflichen Kosten (Werbungskosten) in voller Höhe auszuschöpfen. Auch für Lehrkräfte gilt die Werbungskostenpauschale, die seit dem Steuerjahr 2023 1.230 Euro im Jahr beträgt. Wenn dieser Betrag überschritten wird, erhalten Lehrkräfte eine Steuererstattung. Da viele Lehrkräfte diese Pauschale ohnehin deutlich übersteigen, ist es wichtig, jeden zusätzlichen Euro geltend zu machen, um die Steuerlast weiter zu senken.

Arbeitsmittel

Zu den absetzbaren Ausgaben in der Kategorie Arbeitsmittel zählen alle Gegenstände, die für berufliche Zwecke genutzt, jedoch nicht vom Arbeitgeber gestellt oder ersetzt werden. Beispiele für absetzbare Arbeitsmittel, die als Werbungskosten gelten, sind Schreibmaterialien, Druckerpapier, Druckerpatronen, Aktenordner, Lehrertaschen sowie der beruflich genutzte PC, Laptop, Tablet und Drucker. Auch Einrichtungsgegenstände wie Regale, Bürostühle oder Schreibtische können abgesetzt werden.

Tipp: Durch das Führen eines Tagebuchs, in dem festgehalten wird, wann und zu welchem Zweck die Gegenstände angeschafft und verwendet wurden, kann ein besserer Überblick bewahrt werden.

Für Gegenstände mit einer längeren Nutzungsdauer und einem Wert von über 952 Euro (inklusive Umsatzsteuer) müssen die Anschaffungskosten über die voraussichtliche Nutzungsdauer verteilt werden. Seit 2021 sind Computer, Tablets, Drucker und Software von dieser Regelung ausgenommen und können direkt nach der Anschaffung als Werbungskosten abgesetzt werden. Zur Einschätzung der Nutzungsdauer kann die AFA-Tabelle des Bundesfinanzministeriums hilfreich sein.

Fahrtkosten zum Unterricht 

Für Fahrten zur Schule wird eine Entfernungspauschale von 0,30 Euro pro Kilometer berechnet. Ab dem 21. Entfernungskilometer erhöht sich diese Pauschale auf 0,35 Euro pro Kilometer. Das verwendete Verkehrsmittel spielt dabei keine Rolle; es muss lediglich die kürzeste Straßenverbindung zwischen Wohnort und Arbeitsstätte gewählt werden. Wer somit an 230 Tagen im Jahr 18 Kilometer zur Arbeit fährt, hat allein durch die Fahrtkosten mit 1.242 Euro den Betrag der Pauschale überstiegen. In einer Fahrgemeinschaft kann neben der Person am Steuer auch jede weitere mitfahrende Person die Entfernungspauschale in Anspruch nehmen. Bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel muss nicht zwingend die Entfernungspauschale mit einem Höchstbetrag von 4.500 Euro abgesetzt werden, es können auch die tatsächlich entstandenen, höheren Fahrtkosten mit den entsprechenden Belegen angegeben werden.

Bei einer Auswärtstätigkeit und falls keine Fahrkostenerstattung der Schule gestellt wurde, darf jeder gefahrene Kilometer abgerechnet werden. Bei einer Dienstreise, wie zum Beispiel einer Klassenfahrt über acht Stunden, kann ein Verpflegungsmehraufwand von 14 Euro erhoben werden. Für Reisen über 24 Stunden beträgt der Mehraufwand sogar 28 Euro. Somit können auch Übernachtungskosten und Reisenebenkosten (Eintrittsgelder) anerkannt werden. Mehr Informationen und eine Auflistung dazu gibt es beim Bundesfinanzministerium

Ereignet sich auf der Klassenfahrt ein Arbeitsunfall, können alle damit verbundenen Aufwendungen als Werbungskosten angegeben werden, sofern der Unfall während des offiziellen Programms stattgefunden hat. Ein im Dienst erlittener Unfall sollte umgehend dem Dienstvorgesetzten gemeldet werden, da der Anspruch auf Unfallfürsorge nur bei Anerkennung als Dienstunfall besteht. Dafür ist es notwendig, möglichst schnell eine Unfallanzeige zu erstatten.

Arbeitszimmer oder Homeoffice-Pauschale

In diesem Bereich gibt es seit dem Steuerjahr 2023 einige Änderungen: Ein Arbeitszimmer kann nur noch abgesetzt werden, wenn es der zentrale Ort der beruflichen Tätigkeit ist, was eher Freiberufler:innen zugutekommt. Für Lehrkräfte stellt deshalb die Homeoffice-Pauschale eine spannende Alternative dar. Diese beträgt 6 Euro pro Tag und es können bis zu 210 Tage im Jahr angerechnet werden (maximal 1.260 Euro pro Jahr). In den Arbeitsverträgen von Lehrkräften ist oftmals festgelegt, welcher Anteil der Arbeitszeit für den Unterricht in der Schule und wie viel Zeit für das Vor- und Nachbereiten zu Hause vorgesehen ist. Dies liefert Lehrkräften einen ersten Nachweis für die Notwendigkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, und somit ein Anrecht auf die Homeoffice-Pauschale. Hierbei ist zu beachten, dass nur die Tage geltend gemacht werden können, an denen ausschließlich zu Hause gearbeitet wurde. Wer also nur stundenweise im Home-Office arbeitet, erhält die Pauschale für diesen Tag nicht.

Das bedeutet, dass Lehrer:innen die Entfernungspauschale für die Tage, an denen sie zur Schule fahren, und die Homeoffice-Pauschale für die Tage, an denen sie zu Hause arbeiten, beanspruchen können.

Fachliteratur

Auch Fachliteratur kann für einen Pauschalbetrag von 110 Euro pro Jahr als Werbungskosten abgesetzt werden. Je nachdem, welches Unterrichtsfach gelehrt wird, kann es sich auch lohnen, beispielsweise die Bücher und Zeitschriftenabonnements einzeln abzurechnen. Da es sich stets um Materialien für die berufliche Tätigkeit handeln muss, ist es wichtig, dass auf dem Kaufbeleg der vollständige Titel angegeben ist. 

Die Unterscheidung zwischen beruflicher und privater Nutzung ist bei manchen Lektüren nicht immer eindeutig gegeben. In diesen Fällen sollte in der Steuererklärung der genaue Bezug zur Lerneinheit erläutert werden. Ebenso ist es möglich, Literatur anzugeben, die nicht direkt im Unterricht, sondern zur Vor- und Nachbereitung genutzt wurde.

Fortbildungen 

Die durch Fortbildungen entstandenen Kosten können ebenfalls berücksichtigt werden. Damit die Fortbildung anerkannt wird, muss nachgewiesen werden, dass sie für die Lehrtätigkeit nützlich ist. Zur Sicherheit kann eine Bescheinigung von der Schule eingeholt werden, die bestätigt, dass die Fortbildung der Lehrtätigkeit dient.

Sonderausgaben

Zu den Sonderausgaben gehören Beiträge zur Kranken-, Pflege-, Unfall-, Haftpflicht- und Dienstunfähigkeitsversicherung. Die richtigen Versicherungen abzuschließen kann dabei gerade im Referendariat sehr wichtig sein (Lehrer News berichtete). Auch Beiträge zu einem Riester-Vertrag oder in einer Rürup-Rentenversicherung sind absetzbar. Ebenso können außergewöhnliche Belastungen, wie Krankheitskosten oder ein Entlastungsbetrag für Alleinerziehende berücksichtigt werden. 

Eine Steuererklärung abzugeben, lohnt sich also für Lehrkräfte besonders, da sie durch viele berufliche Ausgaben erheblich Steuern sparen können – vorausgesetzt, sie dokumentieren alle Belege sorgfältig und schöpfen ihre Möglichkeiten voll aus. Um die Steuerlast effektiv senken zu können, solltet ihr künftig eure steuerlichen Möglichkeiten vollständig nutzen. 

Schulbildung in Deutschland: Eltern sehen Vorbereitung auf die Zukunft kritisch

Eine aktuelle Studie zeigt, dass viele Eltern unzufrieden mit der Schulbildung ihrer Kinder sind und daran zweifeln, dass die Schule ihre Kinder gut für die Zukunft ausbildet. Kritisch werden dabei die Vergabe von Schulnoten und der Umgang mit KI gesehen.
Von
Tobias Kempter
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July 2024
21.7.2024
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Hamburg. Eine aktuelle Studie im Auftrag der Körber-Stiftung zeigt, dass viele Eltern in Deutschland unzufrieden mit der Schulbildung ihrer Kinder sind. Die Mehrheit der Eltern zweifelt daran, dass die Schule ihre Kinder gut für die Zukunft und den Berufsalltag ausbildet. Besonders kritisch werden dabei die Vergabe von Schulnoten und der Umgang mit Künstlicher Intelligenz gesehen.

Die Umfrage wurde im Frühjahr 2024 von Forsa durchgeführt. Insgesamt nahmen rund 1.000 Eltern von schulpflichtigen Kindern im Alter von 12 bis 18 Jahren aus ganz Deutschland teil. Die Studie zeigt, dass laut Auffassung der befragten Eltern eine verstärkte Aufklärung und Bildung über KI sowie Reformen im Schulsystem notwendig sind, um ihre Kinder besser auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten.

Eltern blicken kritisch auf die Schulausbildung

Viele Eltern in Deutschland sind der Meinung, dass das aktuelle Schulsystem ihre Kinder nicht ausreichend auf das Berufsleben vorbereitet. 65 Prozent der Befragten glauben, dass die Schulen ihre Kinder nicht gut genug auf das Berufsleben vorbereiten, da die relevanten Fähigkeiten nicht ausreichend vermittelt würden. Dabei halten Eltern vor allem Selbständigkeit (71 Prozent), Kommunikationsfähigkeit (64 Prozent) und Lernbereitschaft (62 Prozent) für besonders wichtige Fähigkeiten.

Wie diese Fähigkeiten und Kenntnisse im aktuellen Notensystem widergespiegelt werden, ist unter den Eltern umstritten. 52 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, das aktuelle System beizubehalten. Davon sind allerdings die Hälfte der Meinung, dass Noten die Leistungen von Schüler:innen nicht gerecht widerspiegeln. 44 Prozent sprechen sich dafür aus, dass das Bewertungssystem erneuert werden soll, um die Stärken und Schwächen der Kinder besser abzubilden. Lediglich 3 Prozent der Eltern sind komplett gegen eine Leistungsbewertung der Kinder und halten diese für unnötig.

Die Befragung ergab außerdem, dass fast alle Eltern die Schulfächer Englisch und Deutsch (beide 99 Prozent) für wichtig oder sehr wichtig für die berufliche Zukunft ihrer Kinder halten. Für ebenfalls bedeutend halten sie die Fächer Mathematik (97 Prozent), Informatik (94 Prozent), Wirtschaft (92 Prozent) und Gemeinschaftskunde (90 Prozent). Die Zustimmung für die Fächer Musik (33 Prozent), Kunst (30 Prozent) und Religion (22 Prozent) ist bei den Befragten mit Abstand am geringsten.

Rückstand bei Künstlicher Intelligenz an Schulen

Dass Künstliche Intelligenz (KI) Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt der Zukunft haben wird, glauben fast alle befragten Eltern. Dagegen scheint das Thema allerdings noch nicht in den Klassenzimmern der Schulen angekommen zu sein. Nur 13 Prozent der Eltern sagen, dass ihr Kind im Unterricht bereits mit KI-Anwendungen gearbeitet hat. Außerhalb des Unterrichts scheint KI bei den Schüler:innen deutlich verbreiteter zu sein. 30 Prozent der befragten Eltern gaben an, dass ihre Kinder KI für Referate, Hausaufgaben oder zum Lernen nutzen.

Über die Vor- und Nachteile von KI-Anwendung im Unterricht sind sich die Eltern dagegen nicht einig. Während 29 Prozent der Befragten vor allem die Vorteile bei der Nutzung von KI im Unterricht sehen, überwiegen für ein Viertel der Eltern die Nachteile. Insbesondere das Schummeln bei Hausaufgaben und Prüfungen, das Vermitteln von Falschinformationen und die Sorge, dass Schüler:innen weniger selbst lernen, sind für die Mehrheit der Eltern eine Gefahr.

Die Einstellung der Eltern gegenüber KI im Schulunterricht hängt jedoch stark von ihren persönlichen Erfahrungen und ihrem Wissen über KI ab. Jede:r vierte der Befragten hat bereits mit KI-Anwendungen gearbeitet. Dabei fällt auf, dass Eltern mit höherem Bildungsabschluss mehr Erfahrungen damit gemacht haben und über ein größeres Wissen verfügen. Daher betont Julia André, Leiterin des Bereichs Bildung bei der Körber-Stiftung, die Bedeutung eines fundierten Umgangs mit KI in Schulen: "Die Schule muss das Thema aufgreifen, damit alle Kinder möglichst gleiche Chancen haben, gut mit KI umzugehen".

Zuversicht für die berufliche Zukunft der Kinder

Trotz der Unzufriedenheit einiger Eltern mit dem Schulsystem und der geringen Beachtung des Zukunftsthemas KI an Schulen, schätzt die überwiegende Mehrheit (89 Prozent) der Befragten die berufliche Zukunft ihrer Kinder für gut ein. Insbesondere die Eltern der 17- und 18-Jährigen sind besonders optimistisch.

Nach der Schule wünscht sich die Mehrheit der Eltern (43 Prozent), dass ihre Kinder ein Studium beginnen. Rund 36 Prozent würden dagegen eine Ausbildung bevorzugen. Die restlichen 21 Prozent möchten sich nicht auf eine der beiden Optionen festlegen und wollen dem Willen ihrer Kinder folgen. Besonders angesehen sind bei den Eltern die Berufsfelder Technik und Naturwissenschaft. Jeweils 82 Prozent würden es befürworten, wenn ihre Kinder in Zukunft in diesen Bereichen arbeiten.

Eltern stehen dem Einsatz von KI in Schulen kritisch gegenüber

Eine Forsa-Studie zeigt, dass 89 % der Eltern optimistisch auf die berufliche Zukunft ihrer Kinder blicken, 29 % sorgen sich um KI-bedingte Jobchancen. 70 % befürchten Schummeln durch KI in der Schule, 50 % sehen darin eine Bereicherung.
Von
Redaktion
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July 2024
20.7.2024
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17.07.2024. Grundsätzlich blickt die Mehrheit der Eltern mit 89 Prozent optimistisch auf die berufliche Zukunft ihrer Kinder. Knapp ein Drittel der Eltern (29 Prozent) hat allerdings Sorge, dass ihr Kind in einer von künstlicher Intelligenz geprägten Berufswelt schlechtere Jobchancen hat.
Was den Einsatz von KI in der Schule angeht, befürchtet die Mehrheit der Eltern, dass ihre Kinder leichter schummeln können (70 Prozent), falsche Inhalte vermittelt bekommen (62 Prozent) und weniger selbst lernen (60 Prozent). Gleichzeitig sehen 50 Prozent in KI-Anwendungen eine Bereicherung des Unterrichts; 38 Prozent erhoffen sich eine bessere individuelle Förderung ihres Kindes. Das geht aus einer repräsentativen Forsa-Umfrage mit Eltern von Kindern zwischen 12 und 18 Jahren im Auftrag der Körber-Stiftung hervor.

Vorkenntnisse und Bildungsstand bedingen Einstellungen zu künstlicher Intelligenz

Vier von zehn Elternteilen (40 Prozent) haben KI-Anwendungen bereits beruflich oder privat genutzt. Knapp die Hälfte der Eltern (48 Prozent) hat zumindest eine Vorstellung davon, was man mit ihnen machen kann, während elf Prozent angeben, KI-Anwendungen nur dem Namen nach zu kennen. Diese Unterschiede in den Vorkenntnissen beeinflussen, wie Eltern über den Einsatz von KI im Schulunterricht denken: 41 Prozent der Eltern mit KI-Erfahrung meinen, dass insgesamt eher die Vorteile überwiegen. In den anderen beiden Gruppen sehen das nur 24 bzw. 10 Prozent der Eltern so.

Die unterschiedlichen Vorkenntnisse wirken sich zudem auf den Umgang mit dem Thema innerhalb der Familie aus. Von den KI-erfahrenen Eltern geben 72 Prozent an, mit ihren Kindern über Chancen und Risiken von KI zu sprechen. Bei den Eltern, die eine Vorstellung von KI-Anwendungen haben, sind es 44 Prozent; bei denen, die diese nur dem Namen nach kennen, 20 Prozent.

Die Umfrageergebnisse machen außerdem einen deutlichen Zusammenhang der KI-Vorkenntnisse mit dem Bildungsstand der Eltern sichtbar: 48 Prozent der Eltern mit Abitur oder Studium haben KI-Tools bereits selbst privat oder dienstlich genutzt, während dies nur bei 30 Prozent der Eltern mit einem Haupt- bzw. mittleren Schulabschluss der Fall ist.

Künstliche Intelligenz spielt im Schulalltag (noch) keine große Rolle

Lediglich 13 Prozent der Eltern berichten, dass KI-Anwendungen im Unterricht ihres Kindes genutzt werden. Nur neun Prozent der befragten Eltern haben von der Schule Informationen zum (möglichen) Einsatz von KI erhalten. Außerhalb des Unterrichts ist die Nutzung wesentlich höher: Laut Angabe der Eltern ziehen 30 Prozent der Kinder KI beispielsweise zum Erledigen der Hausaufgaben zurate. Bei Kindern, die KI-Tools aus der Schule kennen, liegt der Anteil sogar bei 66 Prozent. Dies unterstreicht die Bedeutung der Schulen, wenn es um die Vermittlung von KI-Kompetenzen geht.

„Schule muss das Thema aufgreifen, damit alle Kinder möglichst gleiche Chancen haben, gut mit KI umzugehen. Insgesamt ist der Eintritt in das Zeitalter mit KI aber eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe; auch die Eltern, wir alle brauchen mehr Wissen und praktische Erprobungsräume für den Umgang mit KI“, so Julia André, Leiterin des Bereichs Bildung bei der Körber-Stiftung.

Der vollständige Ergebnisbericht der repräsentativen Forsa-Umfrage finden Sie hier.
Neben dem Themenschwerpunkt KI beleuchten die Ergebnisse unter anderem, wie die Eltern die Relevanz verschiedener Schulfächer und Kompetenzen sowie deren Vermittlung durch die Schule beurteilen.

Über die Umfrage

Die Elternbefragung wurde im Frühjahr 2024 von der Körber-Stiftung in Auftrag gegeben und von der Forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH durchgeführt. Im Rahmen der Erhebung wurden zwischen dem 13. und dem 27. März 2024 bundesweit insgesamt 1.007 Eltern von Kindern zwischen 12 und 18 Jahren befragt. Die Befragung erfolgte im Forsa-eigenen Online-Panel forsa.omninet.

Schach im Unterricht: mit diesen Büchern, Filmen und Serien bringt ihr das Strategiespiel ein

Diese sechs Bücher, Filme und Serien drehen sich rund um das Thema Schach. Ob ihr ein handfestes Regelwerk oder einen unterhaltsamen Spielfilm sucht, diese Liste zeigt euch die wichtigsten Werke, die sich mit dem Denksport auseinandersetzen.
Von
Albert Koch
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July 2024
20.7.2024
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Schach ist nicht nur ein faszinierendes Spiel, sondern auch ein wunderbares pädagogisches Werkzeug, das strategisches Denken, Geduld und Problemlösungsfähigkeiten fördert. Auch an Schulen wird Schach deshalb unterrichtet, zumeist in Form von Arbeitsgemeinschaften. Außerdem nimmt das Spiel eine große kulturelle Bedeutung ein und ist immer wieder Gegenstand in der Literatur oder im Film. Ob es nun um den theoretischen Inhalt des Spiels im Mathematikunterricht oder der Schach AG geht, oder um die gesellschaftlichen und politischen Fragen, die den Sport umgeben: Für den Unterricht in der Schule gibt es viele spannende Inhalte rund um das Thema Schach. Zum Anlass des Weltschachtages stellen wir euch sechs interessante Bücher, Filme und Serien vor, die sich mit dem Spiel befassen.

„Die Schachnovelle“ von Stefan Zweig

Die „Schachnovelle“ von Stefan Zweig ist ein literarischer Klassiker, der die psychologischen Tiefen des Schachspiels erkundet. Auf dem Deutsch-Lehrplan ist die Erzählung aus den 40er-Jahren ohnehin oft vertreten. Das Buch erzählt die Geschichte von Dr. B., der im Zweiten Weltkrieg während seiner Gefangenschaft durch die Nazis versucht, sich mit dem Schachspiel seine geistige Gesundheit zu bewahren. Später trifft er als Emigrant auf den Schachweltmeister Czentovic, der auf einem Dampfer nach Buenos Aires gegen die anderen Passagiere spielt, aber mit dem genialen Dr. B. zum ersten Mal auf eine echte Herausforderung stößt. Neben der literarischen Analyse des Werks und der philosophischen Auseinandersetzung mit Dr. B.’s Geisteszustand kann man dem Werk auch in Bezug auf die Schachgeschichte auf den Grund gehen: Dr. B erwähnt einmal eine Partie zwischen Alexander Aljechin und Efim Bogoljubow, die tatsächlich so auf einem Schachturnier im slowakischen Bad Pistyan 1922 stattgefunden hat, und geht dabei auf einen entscheidenden Spielzug ein. Alternativ zum Text ist die gediegene Verfilmung von 1960 mit Curd Jürgens in der Hauptrolle, aber vor allem die neuere Adaption von 2021 zu empfehlen (beide bei diversen Anbietern zum Kauf oder Verleih verfügbar).

Die Erzählung von Stefan Zweig zählt zu den deutschsprachigen Klassikern (Quelle: Commons / Wikimedia)

„Schachmatt!: Mein erstes Schachbuch“ von Garri Kasparow

Garri Kasparow ist ehemaliger Schachweltmeister und gilt nach wie vor als einer der bedeutendsten Spieler. Dieses eine seiner zahlreichen Bücher zum Thema ist eine gute Einführung für junge Anfänger. Es werden von Grund auf alle Regeln anschaulich und verständlich erklärt, sodass man keine Erfahrung braucht, um den Stoff zu verstehen. Für die Anfänger in einer Schach-AG zum Beispiel könnte dieses Buch sowohl im Unterricht als auch zu Hause als Referenzwerk dienen. Kasparow, der sich auf seinem Weg zum Weltmeister schon früh mit den sowjetischen Autoritäten gerieben hat, hat neben Schachbüchern auch politische Schriften publiziert.

Weltmeister Garri Kasparow bringt jungen Schachspielern in seinem Werk die Grundlagen näher (Quelle: Commons / Wikimedia)

„Karpow’s Schachschule“ von Anatoly Karpow

Für etwas fortgeschrittenere Schüler eignet sich dieses Schachbuch von Anatoly Karpow, der seinen Titel als Schachweltmeister 1985 an Kasparow abtreten musste. In zwanzig Kapiteln nimmt er bestimmte Taktiken und Strategien unter die Lupe und diskutiert signifikante Partien der Schachgeschichte. Dieses Buch kann man besonders interessierten Schülern an die Hand geben und natürlich auch selbst zur Unterrichtsvorbereitung nutzen. Im Schachunterricht lassen sich bestimmte Taktiken oder Spielzüge gewisser Partien diskutieren und nachstellen.

Anatoly Karpow musste seinen Weltmeistertitel 1985 an Kasparow abtreten (Quelle: Commons / Wikimedia)

„Lushins Verteidigung“ (Film von 2000)

Der Film „Lushins Verteidigung“, basierend auf dem gleichnamigen Roman des Autors Vladimir Nabokov aus dem Jahr 1930, verbindet eine romantische Erzählung mit spannenden Schachpartien. Die Geschichte dreht sich um Alexander Lushin, einen exzentrischen Schachmeister, und seine Liebe zu Natalia. Sein großes Ziel ist es, den Kontrahenten Turati in einer Meisterschaft zu besiegen. Sowohl seine Karriere als Schachspieler als auch seine Liebesaffäre mit Natalia stoßen auf Hindernisse, die ihn an den Rand des Wahnsinns treiben. Dieses spannende Melodrama eignet sich gut als Film für die letzte Stunde vor den Ferien. Allerdings kann man die Spielszenen auch zum Gegenstand der Diskussion im Unterricht machen, indem man die Schachzüge gemeinsam analysiert. Im vorletzten Match der Handlung versteckt sich sogar ein Filmfehler, als Lushin einen Regelbruch begeht. Ihr könnt eure Schüler beauftragen, diesen Fehler zu identifizieren. Den Film kann man über Apple TV leihen oder kaufen.

Bei dieser Romanze handelt es sich um ein vertracktes Spiel (Quelle: Filmstarts.de)

„Bauernopfer – Spiel der Könige“ (Film von 2014)

„Bauernopfer – Spiel der Könige“ basiert auf der legendären Schachweltmeisterschaft von 1972 zwischen Bobby Fischer und Boris Spassky. Der Historienfilm beleuchtet die spannenden Hintergründe dieses Ereignisses und die faszinierende Persönlichkeit von Bobby Fischer. Er ist nicht nur vor dem Hintergrund des Schachspiels interessant, sondern beleuchtet genauso sehr die politische Dimension der Weltmeisterschaft im Kontext des Kalten Krieges. Damit ist der Film nicht nur für Schachbegeisterte sehenswert, sondern kann auch im Geschichtsunterricht eine besondere Facette der Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion verdeutlichen. Auf alle Fälle verzichtet der Film nicht auf die nötige Spannung und geht dabei auch auf die taktischen Details der Schachpartien ein. Momentan wird der Film nicht gestreamt, sondern muss als DVD oder Blu-Ray abgespielt werden.

Der Film beruht auf der wahren Geschichte des Schachweltmeisters Bobby Fisher (Quelle: Filmstarts.de)

„Das Damengambit“ (Serie von 2020)

„Das Damengambit“ ist eine preisgekrönte Miniserie, die 2020 bei Netflix erschien. Die fiktive Geschichte dreht sich um Beth Harmon, ein Waisenkind, das in den 50er-Jahren in Kentucky aufwächst und seine Leidenschaft und sein Talent für das Schachspiel entdeckt. Die Darstellung der Schachpartien ist auch hier mitunter sehr detailliert und ist einmal auch an ein echtes Match angelehnt, das 1993 bei einem internationalen Turnier in Biel ausgetragen wurde. Darüber hinaus greift die Serie allerdings auch soziale Fragen auf. Das junge Mädchen muss sich in einer männerdominierten Welt und in einer männerdominierten Disziplin durchsetzen und trifft immer wieder auf Hindernisse. Dabei hat sie es als Waisenkind besonders schwer und ist einer schlechten Behandlung im Heim sowie einer Medikamentensucht ausgesetzt. Wieder eignet sich die Serie nicht nur zur Veranschaulichung von Schachwissen, sondern auch von historischen Inhalten. Allerdings liegt hier der Fokus weniger auf weltpolitischen Ereignissen und mehr auf die Problematik von Geschlechterrollen und der Stigmatisierung und Misshandlung von Waisenkindern in den USA der 50er-Jahre. Diese Serie ist sehr empfehlenswert und auf Netflix verfügbar.

Die junge Beth ist ein Schachgenie, doch sie muss gegen ihre Sucht kämpfen und sich unter den Männern durchsetzen (Quelle: Filmstarts.de)

Das Schachspiel weckt nach wie vor die Begeisterung vieler Menschen aufgrund seines Anspruchs an das taktische und strategische Denkvermögen des Menschen. Nicht ohne Grund wird das Spiel als Sport anerkannt und seine Meister:innen wie heldenhafte Athlet:innen gefeiert. In Literatur und Film bleibt das Schachspiel dadurch für die Problematisierung von Machtverhältnissen als Metapher relevant, sei es bei politischen Gefangenen, rivalisierenden Weltmachten oder marginalisierten Gruppen. Mithilfe dieses Stoffs lassen sich Inhalte im Bereich dieser Fragestellungen in eurem Unterricht also hervorragend vermitteln. Darüber hinaus bleibt das Schachspielen an sich eine Übung, die gerade für junge Kinder in ihrer kognitiven Entwicklung sehr nützlich ist. Deshalb ist jede Bemühung um ein Angebot für Schachunterricht an Schulen lohnenswert. Mithilfe dieser Empfehlungen lässt sich ein solches Angebot abwechslungsreich gestalten. Kennt ihr noch weitere klassische Werke, informative Bücher, spannende Filme oder fesselnde Serien, die mit Schach zu tun haben? Schreibt es gerne in die Kommentare.

Die Gründerinnen und Gründer von morgen – wie business@school Unternehmergeist und Wirtschaftswissen in die Schulen bringt

Schülerteams aus ganz Deutschland präsentierten beim business@school Deutschlandfinale innovative Geschäftsideen wie ein Airbag-System für Lastenfahrräder. Juryvorsitzender Michael Brigl sieht großes Potenzial in den Schülern als künftige Gründer.
Von
Redaktion
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July 2024
19.7.2024
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Ein Airbag-System für Lastenfahrräder, eine Webanwendung für Ärztinnen und Ärzte und Lebensmittelboxen mit Stickstoff-Frischhaltesystem – mit diesen Top 3 sowie neun weiteren Geschäftsideen traten Schülerteams aus ganz Deutschland im Juni beim business@school Deutschlandfinale an und bewiesen ihren Unternehmergeist. Juryvorsitzender Michael Brigl, Managing Director und Senior Partner sowie Head of BCG Germany, Austria, Switzerland & CEE, setzt angesichts des Start-up-Rückstands in Deutschland große Hoffnungen in die Schülerteams: „Ihr seid die nächste Generation an Gründerinnen und Gründern und der Beweis, welches Potenzial wir in Deutschland haben.“ 

Neben Michael Brigl saßen Dr. Andreas Dinger (Managing Director und Senior Partner, Boston Consulting Group), Stefan Drüssler (Geschäftsführer, Chief Operating Officer, UnternehmerTUM GmbH), Jochen Engert (Gründer, Flix SE), Corinna Schittenhelm (Aufsichtsrätin) und Jens Uhlendorf (Partner, Hogan Lovells International LLP) in der Jury und stellten den Schülerteams ihre kritischen Fragen.

Mit „Cycle Guard“ setzten sich dann Ann-Sophie (17), Anna (16), Antonia (16), Felix (17), Jonas (16) und Vincent (16) von der Erzbischöflichen Liebfrauenschule aus Köln gegen die starke Konkurrenz durch. „Lastenfahrräder fahren wie Autos durch den Straßenverkehr. Doch haben Sie sich je gefragt, ob Ihr Kind ausreichend geschützt ist?“, so führte Ann-Sophie die Geschäftsidee des Schülerteams beim finalen Pitch in München ein. „Unser Team möchte für Sicherheit auf jedem Weg sorgen und einen sicheren, nachhaltigen Verkehr gewährleisten.“

In drei Phasen zu Wirtschaftsexpertinnen und -experten

Die Schülerteams im Finale überzeugten nicht nur mit ihren spannenden Geschäftsideen, sondern auch mit den entsprechenden Businessplänen. Das Wissen dafür vermitteln ihnen ihre Lehrkräfte im Verlauf des Schuljahres in drei Phasen von business@school. Dabei werden sie von Coaches aus über 20 Partnerunternehmen und von BCG unterstützt, die den Schülerteams mit Praxiswissen und Erfahrung zur Seite stehen.

In Phase 1 von business@school erwerben Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe wirtschaftliches Basiswissen durch die Analyse eines Großunternehmens mit Fokus auf Unternehmensaufbau, Markt und Wettbewerb. In der zweiten Phase erlangen sie Detailverständnis durch die Analyse eines Kleinunternehmens aus dem Umfeld der Schule mit Schwerpunkt auf Strategie und Positionierung. Schließlich sind Gründerfähigkeiten gefragt: Die Schülerinnen und Schüler arbeiten in der dritten Phase an einer eigenen Geschäftsidee. Die Ergebnisse aller drei Phasen stellen die Schülerteams bei schulinternen Entscheiden vor. Mit ihren Geschäftsideen treten die besten Teams jeder Schule zudem bei überregionalen Pitch-Events an.

Wettbewerbsgeist und Praxisnähe: Lehrkräfte über business@school

„Gerade in der letzten Phase habe ich gemerkt, dass der Wettbewerbscharakter die Schüler noch mehr angespornt hat“, erzählt Lehrerin Heike Amper, die business@school dieses Schuljahr zum ersten Mal am Städtischen Bertolt-Brecht-Gymnasium München durchgeführt hat.

David Maurer ist projektleitender Lehrer an der Liebigschule in Frankfurt und hebt den Wert der Bildungsinitiative für Lehrkräfte hervor: „Was ich bei business@school ganz wichtig finde, ist, dass wir als Lehrer, die eigentlich immer nur in der Schule sind, einen Einblick in die Wirtschaft und wie es in der Praxis abläuft erhalten und das können wir dann an unsere Schüler weitergeben.“

Geballter Unternehmergeist: Die Finalistinnen und Finalisten im Überblick

  • Alexia, Amelie, Lea, Leonie und Moira (alle 16), das Team des Privaten St. Ursula Gymnasiums aus Aachen, präsentierten „VITAIX“, ein Nahrungsergänzungskonzept mit Vitaminsirup und einer App.
  • Fynn (16), Johannes (18), Nick (17), Revin (16) und Tim (17) vom Otto-Hahn-Gymnasium Bensberg aus Bergisch Gladbach zogen mit „ClearPath Cancer“, einer App für Ärztinnen und Ärzte zur Navigation durch medizinische Leitlinien für Krebstherapien, als Gewinner des Social-Entrepreneur-Preises in die Hauptrunde ein, in der sie den zweiten Platz belegten.
  • Charlotte (17), Johanna (17), Lotta (18), Mia (16), Nike (16) und Paulina (16), Schülerinnen des Ernst-Kalkuhl-Gymnasiums aus Bonn, stellten ihre Geschäftsidee „Safe Straws“, Papierstrohhalme mit Teststreifen für K.-o.-Tropfen, vor.
  • Benjamin (16), Fynn (17), Leo (17), Remo (17) und Zoë (17) von der Liebigschule in Frankfurt präsentierten „Ecominium“, Graspapier mit nachhaltiger Beschichtung zum Verpacken von Take-away-Gerichten.
  • Eryk, Friedrich, Jan-Philipp, Kurt und Sebastian (alle 17) vom Christianeum aus Hamburg stellten „SoleSwap“, Tennisschuhe mit modularen, austauschbaren Sohlen für verschiedene Tennisplatzbeläge, vor.
  • Alina (16), Andreas (17), Johannes (17), Milla (17), Niklas (16) und Quirin (17) vom Schönbuch-Gymnasium aus Holzgerlingen traten mit ihrer Geschäftsidee „BackCare“ an, einem smarten T-Shirt mit Sensoren, die ungesunde Sitzpositionen erkennen.
  • Das Team der Erzbischöflichen Liebfrauenschule aus Köln, bestehend aus Anna (16), Ann-Sophie (17), Antonia (16), Felix (17), Jonas (16) und Vincent (16), setzte sich mit „Cycle Guard“, einem Airbag-System für Lastenfahrräder, im Finale durch.
  • Brian (16), Finn (18), Liv (17), Lovis (17), Rosalie (17) und Vid (17) von der Anton-Philipp-Reclam-Schule aus Leipzig hielten mit „NoTwo“, Lebensmittelboxen mit Stickstoff-Frischhaltesystem, Einzug in die Hauptrunde. Das Team, das zuvor bereits den Nachhaltigkeitspreis gewonnen hatte, landete im Finale auf Platz drei.
  • Emilie (16), Inés (16), Karolina (16), Sara (17) und Viktoria (18) vom Städtischen Bertolt-Brecht-Gymnasium aus München stellten „Period Pal“, einen diskreten Tampon-Applikator aus Silikon, vor.
  • Amelie (16), Konstantin (18), Patrick (18) und Philipp (18) vom Gymnasium Puchheim aus Puchheim zeigten „bikesync“, eine stichfeste, wasserabweisende und am Fahrradrahmen anschließbare Tasche, und wurden dafür mit dem MakerSpace-Sonderpreis ausgezeichnet.
  • Keanu (17), Luisa-Marie (16), Marie-Thérèse (16), Maya (17), Ole (17) und Paul (18) vom Internatsgymnasium Schloss Torgelow aus Torgelow am See präsentierten „SafeOnTheBeach“, Schließfächer am Strand.
  • Isabelle-Marie, Mariella, Paul und Samuel (alle 17) von der Leibnizschule in Wiesbaden traten mit „Grow-Wall“, einer modularen Spiel- und Lernwand, an.

Was haltet Ihr von den Geschäftsideen der Schülerteams? Könntet ihr euch vorstellen, mit business@school in die Welt der Wirtschaft und des Unternehmertums einzutauchen? Teilt es uns in den Kommentaren mit!

Schüler werden zu “IT-Ersthelfenden”: Ein Projekt soll Schwung in die Digitalisierung von Schulen bringen

Spätestens seit der Corona-Pandemie ist klar: Es mangelt an digitaler Infrastruktur und auch an vorhandener Medien- und Technikkompetenz. Ein Projekt soll nun Schwung in die Digitalisierung von Schulen bringen und Schüler:innen zu IT-Ersthelfenden ausbilden.
Von
Julika Ude
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July 2024
19.7.2024
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Karlsruhe. Der Konzern Energie Baden-Württemberg (EnBW) plant in diesem Jahr Schulkinder zu “Digitalexpert:innen” auszubilden. Im Rahmen des Modellprojektes “IT-Ersthelfende” sollen ausgewählte Schüler:innen in Baden-Württemberg in den nächsten Monaten durch mehrtägige Workshops im Umgang mit digitalen Technologien geschult werden. Das neue Projekt soll Schwung in die Digitalisierung von Schulen bringen.

Spätestens mit und nach der Corona-Pandemie wurde in deutschen Schulen sehr deutlich spürbar, dass die digitale Infrastruktur in deutschen Schulen unzureichend ausgebaut ist. Noch deutlicher wurde, dass neben der Technik auch viel Wissen im Umgang mit neuen Technologien fehlt, um digitale Bildung nachhaltig in Schulen zu etablieren. Noch immer kosten so technische Probleme wichtige Unterrichtszeit und Nerven. 

Die EnBW, die Firma Bechtle und die Bildungsorganisation BG3000 haben deshalb die Idee der “IT-Ersthelfenden” entwickelt. In den nächsten Monaten sollen im Rahmen des Projektes zunächst rund 360 Schüler:innen an vorerst zwölf Gymnasien und Berufsschulen in mehrtägigen Workshops im Bereich “Digitale Medien” geschult werden. Das Projekt soll Hilfe zur Selbsthilfe bieten, Schüler:innen in immer relevanter werdenden Medienkompetenzen schulen und ihnen gleichzeitig die Möglichkeit bieten, ihre Lehrkräfte und Mitschüler:innen bei technischen Problemen zu unterstützen.

Das Projekt richtet sich besonders an junge Mädchen

Das Projekt richtet sich an interessierte Schüler:innen und besonders an Mädchen, die in den MINT-Bereichen noch immer unterrepräsentiert sind. Schülerin Sophie Cronauer nahm am IT-Ersthelfenden Pilotprojekt in Pirmasens teil und ist von der Wichtigkeit digitaler Kompetenzen für Schüler:innen überzeugt: “Vor allem unsere Generation wird viel mit Computern arbeiten. Es ist sehr wichtig, sich damit auszukennen.“ Die neuen Kenntnisse und Erfahrungen sollen den Schüler:innen außerdem technische Berufslaufbahnen näher bringen. Am Ende des Projekts erhalten die Schüler:innen ein Teilnahmezertifikat, das ihnen ihre praktischen Erfahrungen bestätigen und den Zugang zu anschließenden Praktika, Ausbildungsstellen oder Jobs im MINT-Bereich erleichtern soll.

In Karlsruhe ist das Projekt bereits angelaufen. Das Bismarck-Gymnasium und das Mädchengymnasium St. Dominikus bieten Schüler:innen bereits Workshops zu Themen wie Künstliche Intelligenz, Macht der Daten oder nachhaltige IT für eine grüne Zukunft an. Nach den Sommerferien soll das IT-Ersthelfenden-Projekt dann in Freiburg, Neckarsulm, Mannheim und Stuttgart umgesetzt werden.

GEW: Digitalpakt 2.0 in Gefahr – GEW fordert klare Zusagen von der Bundesregierung

Maike Finnern, Vorsitzende der GEW, kritisiert den Kompromiss über den Bundeshaushalt als enttäuschend für die Bildung. Besonders der Digitalpakt 2.0 steht auf der Kippe. Finnern fordert klare finanzielle Zusagen und die Umsetzung des Nachfolgers bis 2025.
Von
Redaktion
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July 2024
18.7.2024
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16.07.2024, Frankfurt am Main. „Der Kompromiss über einen Bundeshaushalt ist für die Bildung insgesamt enttäuschend“, sagte Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Vorfeld der morgigen Beratungen im Bundeskabinett über den Bundeshaushalt 2025, der Finanzplanung bis 2028 und der sogenannten Wachstumsinitiative.

Finnern kritisierte besonders, dass der Digitalpakt 2.0 offenbar weiterhin auf der Kippe steht. „Im Bundeshaushalt ist keine Rede mehr von der Fortführung und Sicherung des Digitalpakts 2.0, das ist schlichtweg unverantwortlich.“ Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) schiebe die Verantwortung einfach der Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) zu. „Die Aussichten, dass sich Bund und Länder hier auf einen tragbaren Kompromiss einigen, sind damit in weite Ferne gerückt.“, sagte die GEW-Chefin. Dabei brauchten Schulen gerade jetzt beim Ausbau der digitalen Infrastruktur und den dafür notwendigen personellen Ressourcen dringend Planungssicherheit, um nicht ins digitale Hintertreffen zu geraten. „Die Digitalisierung ist integraler Teil des Bildungsweges. Sie muss dauerhaft finanziert und strukturell gefördert werden. Niemand möchte zurück ins Zeitalter von Kreide und Tafel“, sagte Finnern.

Ein Scheitern des Digitalpakts 2.0 würde bedeuten, so Finnern, dass Schüler*innen nicht die notwendigen digitalen Kompetenzen erwerben, um sich in einer zunehmend digitalisierten Welt zurechtzufinden. „So werden Bildungsungleichheiten weiter verstärkt und benachteiligte Schüler*innen zusätzlich schlechter gestellt.“

Dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Vizekanzler Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen) und Bundesfinanzminister Lindner stattdessen längst gemachte Zusagen verkündeten, kritisierte Finnern scharf: „Die Fortführung des KiTa-Qualitätsgesetzes und des Startchancenprogramms erneut als Erfolg zu präsentieren, ist nicht mehr als eine Mogelpackung, wenn sie gleichzeitig die Kindergrundsicherung begraben. Wenn es die Bundesregierung ernst meint mit ihren guten Versprechen aus dem Koalitionsvertrag, ist es an der Zeit, dass sie endlich klare finanzielle Zusagen für ein mutiges Investitionsprogramm in die Bildung macht. Lippenbekenntnisse reichen nicht“, sagte die GEW-Vorsitzende. Sie forderte die Bundesregierung auf, bis 2025 mindestens die Zusagen einzuhalten und den Digitalpakt 2.0 umzusetzen, außerdem für Verbesserungen in den Kitas mit einem Qualitätsentwicklungsgesetz zu sorgen, das Startchancenprogramm weiter zu verbessern sowie eine echte Kindergrundsicherung einzuführen.

Aktuelle Umfrage zum Schulhof- und Pausenbereich: Ausreichend Platz für Bewegung und Spiel, kritische Situation bei Schultoiletten

Schüler bewerten Schulhöfe gemischt: 76 % haben ausreichend Platz für Bewegung und Spiel, 55 % sehen attraktive Spielmöglichkeiten, 48 % gute Entspannungsorte. Nur 44 % finden Schultoiletten gut; hoch ist die Unzufriedenheit in NRW (67 %) und Hamburg (65 %).
Von
Redaktion
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July 2024
18.7.2024
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Bei der Bewertung des Schulhof- und Pausenbereiches ihrer Schule sehen die Kinder und Jugendlichen in Deutschland ein bisschen Licht, aber auch viel Schatten. Nach Einschätzung von rund dreiviertel der Schülerinnen und Schüler (76 Prozent) gibt es zwar ausreichend Platz für Bewegung und Spiel, gleichzeitig meint aber nur eine knappe Mehrheit (55 Prozent), dass es dort attraktive und vielfältige Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten gibt. 58 Prozent sind der Meinung, dass es ausreichend gute Sitzmöglichkeiten im Schulhof- und Pausenbereich ihrer Schule gibt. Dass es dort einen guten Ort zum Entspannen gibt, meinen hingegen nur 48 Prozent der Befragten. Und während Zustand und Sauberkeit des Schulhof- und Pausenbereiches insgesamt von rund zwei Dritteln (65 Prozent) für gut befunden wird, sehen das bezogen auf die Schultoiletten nur 44 Prozent so.

Es zeigen sich allerdings deutliche Unterschiede in den Bewertungen der Schülerinnen und Schüler in den Bundesländern, beispielsweise bei den Schultoiletten. Damit bestätigt sich der Trend der letzten Jahre, dass die Hygiene in Schultoiletten als besonders kritisch angesehen wird. So sind 67 Prozent der Befragten in Nordrhein-Westfalen und 65 Prozent in Hamburg der Auffassung, dass die Toiletten in schlechtem Zustand sind, in Sachsen (32 Prozent) und Bayern (44 Prozent) sind es hingegen deutlich weniger. Große Unterschiede gibt es in diesem Bereich auch in der Bewertung zwischen Schülerinnen und Schülern in Großstädten und kleinen Kommunen. Während in kleinen Kommunen 46 Prozent der Kinder und Jugendlichen den Zustand der Schultoiletten als schlecht einstufen, sind es in Großstädten 62 Prozent.

„Der Investitionsstau in deutschen Schulen wird mittlerweile auf rund 55 Milliarden Euro beziffert. Aber nicht nur die Schulgebäude selbst, sondern auch die Schulhof- und Pausenbereiche sind oftmals in einem jämmerlichen Zustand. Ganz besonders trifft das auf die Schultoiletten zu, die bei entsprechenden Befragungen regelmäßig besonders schlecht abschneiden. Es ist also eine dringliche Aufgabe für die Bundesländer, nicht nur den Bildungserfolg der Schülerinnen und Schüler endlich vom sozioökonomischen Status der Eltern abzukoppeln, sondern ein besonderer Fokus muss zudem auf den baulichen Zustand unserer Schulen gelegt werden, und hier auch auf den Schulhof- und Pausenbereich. Natürlich kostet das Geld, aber vieles ist auch mit ein bisschen Einfallsreichtum und Kreativität möglich, gerade wenn die Schülerinnen und Schüler einbezogen und beteiligt werden. Das ist dann gleichzeitig auch im Sinne der Kinderrechte und der Schulgemeinschaft“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.

Die Umfrage, für die vom Sozial- und Politikforschungsinstituts Verian deutschlandweit 3.218 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren online unter Nutzung eines Access-Panels befragt wurden, ist Teil des 2. „Kinderrechte-Index“ des Deutschen Kinderhilfswerkes. Den Index wird das Deutsche Kinderhilfswerk im nächsten Jahr veröffentlichen, die Umfrage geht als ein Teilaspekt in diese Studie ein. Beim Kinderrechte-Index wird der Stand der Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in verschiedenen Lebensbereichen von Kindern und den damit verbundenen Politikfeldern in den deutschen Bundesländern gemessen und evaluiert. Weitere Informationen zum Kinderrechte-Index unter: www.dkhw.de/kinderrechte-index und zur aktuellen Umfrage unter www.dkhw.de/kinderrechte-index-aktuell.

Das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. setzt sich seit mehr als 50 Jahren für die Rechte von Kindern in Deutschland ein. Die Überwindung von Kinderarmut und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Angelegenheiten stehen im Mittelpunkt der Arbeit als Kinderrechtsorganisation. Der gemeinnützige Verein finanziert sich überwiegend aus privaten Spenden, dafür stehen seine Spendendosen an ca. 40.000 Standorten in Deutschland. Das Deutsche Kinderhilfswerk initiiert und unterstützt Maßnahmen und Projekte, die die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, unabhängig von deren Herkunft oder Aufenthaltsstatus, fördern. Die politische Lobbyarbeit wirkt auf die vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland hin, insbesondere im Bereich der Mitbestimmung von Kindern, ihren Interessen bei Gesetzgebungs- und Verwaltungsmaßnahmen sowie der Überwindung von Kinderarmut und gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe aller Kinder in Deutschland.

Demokratie lehren – Demokratie verwehren: Das paradoxe Mitbestimmungsrecht der Bildungsakteure im Bildungssystem

Das deutsche Bildungssystem ist in der Krise. Fehlende Mitbestimmung und undemokratische Entscheidungen belasten Lehrkräfte und Schüler. Maßnahmen wie Zwangsversetzungen und eingeschränkte Streikrechte verschärfen den Lehrkräftemangel nur noch weiter.
Von
Paul Messall
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July 2024
18.7.2024
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Am 20. Juni war es wieder so weit, mehrere tausend Lehrkräfte und pädagogische Mitarbeitende wurden von der GEW aufgerufen, in Berlin auf die Straße zu gehen. Die primäre Forderung ist bereits seit Längerem bekannt: kleinere Klassen – ein Wunsch, der mindestens schon so lange besteht wie die GEW selbst. Viele weitere Forderungen und Wünsche vonseiten des Bildungspersonals und der Schüler und Schülerinnen sind ebenso lange ein Streitthema. Wie steht es im Grundgesetz? Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat. „Demokratisch“ – das bedeutet Mitbestimmung. Doch warum funktioniert das im Schulsystem nicht?

Veränderungen? Ja, aber keine demokratischen

Das deutsche Schulsystem befindet sich im Wandel. Seit Jahren bestimmen Fachkräftemangel, Sparmaßnahmen, schulische Rahmenbedingungen sowie langwierige, bildungspolitische Debatten den Alltag und die Bildungsqualität an Schulen und Kitas. Der PISA-Schock von 2022 sitzt noch immer tief. Die Bildungspolitik fühlt sich genötigt, schnell zu handeln. Doch nicht alle Veränderungen scheinen zu fruchten, insbesondere wenn sie über die Köpfe der Bildungsakteure hinaus entschieden wurden.

Ein Blick in die tagesaktuellen Medien genügt, um die Fehlentscheidungen der Bildungsministerien nachzuvollziehen. In Sachsen-Anhalt sollen die Lehrkräfte aufgrund des anhaltenden Lehrkräftemangels eine Stunde mehr unterrichten, von der Landesregierung euphemistisch „Vorgriffsstunde“ genannt. Die Lehrkräfte klagten und unterlagen. Einer Lehrerin wurde sogar gekündigt, auch sie ging vor Gericht, das Ergebnis: Die Kündigung sei laut Arbeitsgericht rechtens. Wie viel Mitspracherecht hatten die Lehrkräfte bei dieser Entscheidung? Keines, so Christiane Rex, Pressesprecherin der GEW Sachsen-Anhalt. Die GEW Sachsen-Anhalt sei selbst mit dieser Ankündigung überrumpelt worden. Es habe keine vorherige Kommunikation zu dieser Entscheidung zwischen der GEW Sachsen-Anhalt und der Landesregierung gegeben - Mitspracherecht Fehlanzeige. Bereits zur Einberufung des Bildungsgipfels im Frühjahr 2023 war die Entscheidung zur Mehrarbeit beschlossene Sache. Die Maßnahme, deren ursprünglicher Sinn der Bewältigung des Lehrkräftemangels galt, führte mit der Kündigung sogar ins Gegenteil sowie zu einer erheblichen Zunahme ausgebrannter und demotivierter Lehrkräfte. Fakt ist, dem gegenwärtigen Wunsch nach weniger Stunden, kleineren Klassen und einer entsprechenden Lösung wurde bisher nirgendwo entsprochen.

Eine weitere Kuriosität im Mitspracherecht der Lehrkräfte bilden die Zwangsversetzungen von Lehrkräften, die aktuell im großen Maße stattfinden. Zwangsversetzung ist das Weiterreichen von Lehrkräften einer Schule zu einer anderen, auch ohne Zustimmung der jeweiligen Lehrkraft. Dabei sind es jedoch nicht die Schulen, die dies verantworten, sondern die Bildungsministerien. Die Folge sind teils erheblich längere Wege zur Arbeit und ein komplett neues Umfeld. Lehrkräfte werden wie Ware behandelt, die mittelalterlich zum Tausch angeboten wird. Weigert sich die betroffene Lehrkraft, bringt dies berufliche Konsequenzen mit sich, genauso wie bei der Vorgriffsstunde. Eine weitere Methode, den Lehrkräftemangel zu beseitigen, indem man ihn fördert.

Diese Maßnahmen stehen im klaren Widerspruch zur zeitgleich stattfindenden Anwerbung neuer Lehrkräfte, um den Lehrkräftemangel zu senken.

Die angehenden Lehrkräfte, also die Studierenden sowie Referendare und Referendarinnen, beschreiben den Weg in den Lehrkräfteberuf ebenso als steinig. Auf Beschwerden der Studierenden über das praxisferne Lehramtsstudium wird ebenso wenig eingegangen, wie auf den Arbeitsdruck und psychische Belastung im Referendariat. Angehende Lehrkräfte trauen sich oft nichts zu sagen und lassen meist alles über sich ergehen, weil sie Angst vor beruflichen Nachteilen in der Zukunft haben.

Auch die Rezipienten des Schulsystems, die Schüler und Schülerinnen, entgehen dieser Misere nicht. Die Jugendlichen sehen sich dazu verantwortlich, selbst etwas ändern zu müssen. Sie gehen in ihrer Freizeit auf die Straße, demonstrieren, schreiben an die Bildungsministerien und engagieren sich. Das klingt im ersten Moment vielleicht vorbildlich. Auf den zweiten Blick zeigt sich jedoch, dass den Kindern und Jugendlichen bereits eine Verantwortung auferlegt wird, die eigentlich die Aufgabe kompetenter Erwachsener wäre. 

Die wenigen Umfragen an Schüler und Schülerinnen haben ergeben, dass diese sich den pädagogischen Einsatz neuer, digitaler Medien wünschen. Ein Blick in die Schulen genügt, um den Stand der Digitalisierung zu sehen. Die Bildungspolitik brüstet sich, dass es an jeder Schule ein oder zwei Beamer gibt. Wie konnte die Modernisierung des Schulsystems so ins Stocken geraten? Weitere Umfragen ergaben, dass sich die Lernenden in der Schule nicht gut genug auf das Leben vorbereitet fühlen. Auch in dieser Hinsicht werden die Belange der Kinder und Jugendlichen ignoriert.

Ebenso zeigen sich die Auswirkungen im Kindergarten. Seit Längerem werden die Kitas bestreikt. Erzieher und Erzieherinnen wünschen sich bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Ausbildung zu diesem Beruf. In einigen Teilen Deutschlands kommen bis zu zehn Kinder auf einen Erzieher bzw. eine Erzieherin. Die Belastung des pädagogischen Kita-Personals ist hoch, Überstunden und Überlastung sind keine Seltenheit. Langfristig verliert die Kinderbetreuung Qualität. Aus diesem Grund geht die Verdi mit dem Kita-Personal streiken, um darauf aufmerksam zu machen. Auch die ver.di-Arbeitszeitbefragung unterlegt die Belastung der Erzieher und Erzieherinnen. Bisher gab es auch hier keine Einigung, sodass weiterhin von oftmals schlechten Arbeitsbedingungen ausgegangen werden darf.

Eine weitere despektierliche Veränderung betrifft die Erzieher und Erzieherinnen an Berliner Brennpunktschulen, deren Brennpunktzulage vor Kurzem gestrichen wurde. Das bedeutet weniger Gehalt für den gleichen Job. Die Berliner Bildungssenatorin bezeichnete die Zulage sogar als Irrtum. Die Erzieher und Erzieherinnen der Brennpunktschulen fühlen sich missachtet und fordern, dass ihre Tätigkeit angemessen anerkannt wird. Eine Einigung ist bei dieser Angelegenheit jedoch noch nicht in Sicht.

Hohe Abbruchquoten im Studium und in der pädagogischen Ausbildung zeugen nicht unbedingt von Desinteresse am Beruf, sondern von schlechten Bedingungen in der Ausbildung. Auch dazu existieren zahlreiche Forderungen von Studierenden und Auszubildenden. Forderungen der Lehramtsstudierenden befassen sich etwa mit der Optimierung des Lehramtsstudiums und der Kritik an den praxisfernen Inhalten sowie der Reformation bis Abschaffung des Referendariats.

Bei allen angeführten Forderungen handelt es sich lediglich um einen Bruchteil der eigentlichen Wünsche der Bildungsakteure. Das befassende Gebiet reicht weit darüber hinaus. Die genannten Beispiele veranschaulichen diese prekäre Problematik daher nur basal.

Eingeschränktes Demonstrationsrecht für Bildungsakteure 

Widersprüchlich zeigt sich ebenso das demokratische Verhältnis im Schulsystem, wenn es um das Streik- und Demonstrationsrecht von Lehrkräften, Schülern und Schülerinnen geht. Verbeamteten Lehrkräften ist es untersagt, zu streiken. 2023 klagten einige Lehrkräfte dagegen. Wie üblich in diesem Beruf haben die Lehrkräfte wieder verloren – das Streikverbot ist rechtens, der Tritt gegen die Demokratie damit genauso. Das Streikverbot verstoße nicht gegen das Menschenrecht. Jeder kann sich aus diesem Ansatz seine eigene Meinung begründen. Jedoch sind es nicht nur Lehrkräfte, die von solchen Einschränkungen betroffen sind, auch Schüler und Schülerinnen werden bei ihrem Demonstrationsrecht eingeschränkt. Denn demonstrieren dürfen sie nur dann, wenn sie Freizeit haben. Ansonsten dürfen Lehrkräfte unentschuldigte Stunden eintragen. In Deutschland besteht eine Pflicht, die für Arbeitende nicht gilt – die Schulpflicht. Auch darf aufgrund des Fehlens in der Schule eine Ordnungswidrigkeit eingeleitet werden. Für Leistungskontrollen, Klassenarbeiten und Klausuren droht eine Sechs. Einerseits besteht in Deutschland das Recht zum Demonstrieren, ein Grundsatz unserer Demokratie, trotzdem ist dieser Grundsatz für engagierte Schüler und Schülerinnen eingeschränkt. Bereits bei den Fridays-for-Future-Demonstrationen wurde auf diese Einschränkungen seitens der Bildungsministerien zurückgegriffen. Auch die Kultusministerkonferenz sieht in der Schulpflicht den höheren Rang. Warum kommt es denn erst so weit, dass Kinder und Jugendliche sich genötigt fühlen, auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren? Das Ganze zeigt die Überforderung und Ratlosigkeit der Bildungspolitik.

Das größte Thema, welches alle Gruppen jedoch verbindet, ist der altbekannte Lehrkräftemangel. Mittlerweile hat sich dieser Begriff und Zustand an den Schulen etabliert. Hinweisen von Lehrkräften, Referendaren und Lehramtsstudierenden geht die Bildungspolitik leider nicht nach. Durch schlechte Bedingungen im Beruf, Referendariat und Studium gehen somit viele motivierte Lehrkräfte verloren.

In den deutschen Schulgesetzen ist die Mitbestimmung der Schüler und Schülerinnen verankert. Fraglich ist jedoch, warum dies in der Praxis nicht umgesetzt wird. Auf die Belange der Kinder und Jugendlichen wird bisher kaum bis gar nicht eingegangen. Während den Jugendlichen in der Schule gelehrt wird, was Demokratie bedeutet und dass Deutschland eine Demokratie ist, wird ihnen bei bildungspolitischen Anliegen das Gegenteil gezeigt. Ein Paradoxon mit weitreichenden Folgen.

Eigene Erfahrungen belegen Problematik

Auch ich als bildungspolitischer Autor habe mit dieser Problematik Erfahrungen gemacht. Als ich vor mehr als zwei Jahren mein erstes Staatsexamen erhielt, war ich sehr motiviert, Lehrer zu werden. Diese Motivation schwand relativ schnell, als ich bemerkte, dass man mich trotz des Lehrkräftemangels nicht an einer Grundschule mein Referendariat absolvieren lassen wollte. Zwei Jahre setzte ich mich ein, hatte Kontakte zu Politik, bildungsnahen Organisationen und Institutionen. Viele Zeitungen berichteten über mich, auch auf lehrernews.de ist mein Erfahrungsbericht komplett und ausführlicher zu lesen. 35 weitere angehende Lehrkräfte befanden sich in derselben Situation, verändert wurde in der ganzen Zeit nichts. Der Berliner Bildungssenat kam immer wieder mit neuen Ausreden. Aufgegeben habe ich, als ich herausfand, dass im Senat nicht die Interessen der Bildungsakteure verfolgt werden, sondern die eigenen. So wurden für die Bildungssenatorin Günter-Wünsch und dem Berliner Bürgermeister Wegner extra Regeln geändert, damit diese eine Beziehung führen können. Dies war der Moment, der mir bewies, wie wenig Mitspracherechte ich als Lehrer habe. Nach meiner dritten Absage habe ich mich letztlich gegen das Referendariat entschieden.

Das Schulsystem steckt in der Krise

Heute stehen wir vor einem annähernd irreversiblen Trümmerhaufen, der Auswirkungen auf die Kinder und Jugendlichen, sowie unserer zukünftigen Wirtschaft und Gesellschaft haben wird. Ein Handeln ist längst überfällig, wenn beachtet wird, dass sich das Schulsystem nicht erst seit gestern in der Krise befindet. Die Schule lehrte uns, was Demokratie ist, die Realität, was Antinomie ist.

Effiziente Begleiter: Die 6 besten Smartphones für Lehrkräfte 2024

Ein leistungsstarkes Smartphone ermöglicht schnellen Zugriff auf Unterrichtsmaterialien, erleichtert Kommunikation und administrative Aufgaben. Wir stellen sechs Smartphones vor, die diese Anforderungen erfüllen, von High-End bis Budgetfreundlich.
Von
Tobias Kempter
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July 2024
17.7.2024
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Für Lehrer:innen ist die Wahl des richtigen Smartphones von großer Bedeutung. Ein gut ausgewähltes Gerät kann den Schulalltag erheblich erleichtern und bietet beispielsweise Vorteile für die Organisation und Durchführung des Unterrichts. Ein leistungsstarkes Smartphone ermöglicht es, Unterrichtsmaterialien schnell und einfach abzurufen, die Kommunikation mit Schüler:innen und Eltern zu pflegen und administrative Aufgaben effizient zu erledigen.

Neben der technischen Leistungsfähigkeit ist es entscheidend, dass das Smartphone nahtlos mit anderen Geräten wie Tablets oder Laptops zusammenarbeitet. Dies ermöglicht Lehrkräften, auch unterwegs auf wichtige Informationen zuzugreifen. Zudem sollte das Betriebssystem des Smartphones mit der genutzten Bildungssoftware oder digitalen Klassenbüchern kompatibel sein, um die volle Funktionalität zu gewährleisten und um Abläufe nicht unnötig kompliziert zu machen.

Wir stellen Euch sechs Smartphones vor, die Stand 2024 die Anforderungen des Schulalltags optimal meistern können. Die Modelle sind in verschiedene Preisklassen unterteilt und gehen vom teuersten, leistungsstärksten Smartphone bis hin zur günstigsten Variante. Auf diese Weise findet jede:r das passende Gerät für seine speziellen Bedürfnisse und sein Budget.

Ein zusätzlicher Tipp: Durch den Kauf von Vorgängermodellen oder generalüberholten (refurbished) Smartphones kann man erheblich Geld sparen. Achtet jedoch darauf, dass das Modell nicht zu alt ist, da sonst höchstwahrscheinlich die aktuellste Version des Betriebssystems zeitnah nicht mehr auf dem Gerät funktioniert, was zu Komplikationen führen kann.

Samsung Galaxy S24 Ultra

(Quelle: Samsung)

Das Samsung Galaxy S24 Ultra beeindruckt mit seinem 6,8-Zoll großen Dynamic-AMOLED-Display, das brillante Farben und hohe Helligkeit bietet. Mit dem integrierten S-Pen ermöglicht es präzises Schreiben und Zeichnen direkt auf dem Bildschirm. Langfristige Sicherheit und Nutzbarkeit sind durch sieben Jahre Android-Updates gewährleistet, wodurch man sicherstellen kann, sich zeitnah nicht schon wieder ein neues Smartphone kaufen zu müssen. Der Snapdragon-Prozessor sorgt für eine herausragende Leistung, die auch anspruchsvolle Anwendungen mühelos bewältigt. Die Kamera ermöglicht nicht nur erstklassige Fotos, sondern auch die Aufnahme von gestochen scharfen 8K-Videos. 

Einziges Manko sind die Akkulaufzeit von rund  15 Stunden und des verhältnismäßig etwas langsameren Aufladens im Vergleich zu anderen Smartphones sowie die noch nicht ganz ausgereiften KI-Funktionen, die aktuell noch fehleranfällig sind und einen Samsung Account erfordern. Trotzdem bleibt das Samsung Galaxy S24 Ultra eine herausragende Wahl im High-End-Bereich für Nutzer, die Wert auf Leistung und Langzeitnutzung legen. Preislich liegt es bei einem stolzen Preis von 1399 Euro.

Asus Zenfone 11 Ultra

(Quelle: Asus)

Das Asus Zenfone 11 Ultra bietet mit seinem 6,8 Zoll großen AMOLED-Display ebenfalls eine hervorragende Bildschirmqualität. Besonders hervorzuheben sind die integrierten KI-Funktionen wie Transkription und Live-Übersetzung, die den täglichen Gebrauch erleichtern. Mit einer Akkulaufzeit von rund 17 Stunden und einem leistungsstarken Snapdragon-Prozessor liefert das Asus Zenfone 11 Ultra schnelle und zuverlässige Performance für anspruchsvolle Anwendungen. Die Triple-Kamera liefert ebenfalls gute Fotos, kann jedoch nicht ganz mit den Top-Geräten in dieser Kategorie mithalten. Während der Preis von 999 Euro im Vergleich zu anderen ähnlich leistungsstarken Smartphones wettbewerbsfähig ist, bietet die Update-Unterstützung für Android-Versionen lediglich zwei Jahre.

Apple iPhone 15

(Quelle: Apple)

Das iPhone eignet sich vor allem für Lehrer:innen, die auch sonst mit einem MacBook oder iPad arbeiten. Bekanntermaßen kann man bei der Kompatibilität von iOS und Windows oder Android schnell auf Hindernisse stoßen, weshalb es sich empfiehlt, entweder ganz oder gar nicht auf Apple zu setzen.

Das iPhone 15 verfügt ebenfalls über ein OLED-Display und bietet eine herausragende Leistung, wodurch auch komplexe Anwendungen problemlos funktionieren. Die Dual-Kamera liefert exzellente Fotoqualität, obwohl einige Funktionen der Pro-Modelle fehlen. Die Akkulaufzeit ist angenehm lang und die Verarbeitung erstklassig. Mit einem Preis ab 949 Euro richtet sich das iPhone 15 an Nutzer:innen, die Wert auf Performance, ein schönes Display und solide Verarbeitung legen, trotz gewisser Einschränkungen bei der Technologie.

Samsung Galaxy S24

(Quelle: Samsung)

Das Samsung Galaxy S24 überzeugt mit einem scharfen Dynamic AMOLED-Display und liefert dadurch scharfe, farbenfrohe und helle Bilder. Dieser wird unterstützt von einer leistungsstarken Triple-Kamera, die erstklassige Fotos und 8K-Videos ermöglicht. Der Akku bietet eine ausreichende Laufzeit von knapp 16 Stunden, auch wenn die Ladezeit kürzer sein könnte. Das Samsung Galaxy S24 hat ebenfalls die langfristige Update-Zusicherung bis 2031 durch Samsung. Trotz kleinerer Schwächen bei den KI-Funktionen und der Ladezeit des Akkus positioniert sich das Samsung Galaxy S24 mit einem Preis von 849 Euro als hervorragende Wahl für Nutzer, die ein leistungsstarkes und zukunftssicheres Smartphone suchen.

Google Pixel 8a

(Quelle: Google)

Das Pixel 8a von Google präsentiert sich als leistungsstarkes Smartphone zu einem fairen Preis. Die Dualkamera des Pixel 8a liefert typisch für Google schöne und realistische Bilder. Allerdings kann sie in Bereichen wie Zoom- oder Nachtaufnahmen nicht mit den Spitzenmodellen mithalten. Mit seinem 120-Hertz-OLED-Display bietet es eine hohe Bildwiederholrate und knackige Schärfe. Mit einer Akkulaufzeit von rund 14 Stunden, kann das Google Pixel 8a nicht mit seinen Konkurrenten mithalten. Google verspricht ebenfalls  Android Updates bis 2031, das für Nutzer eine nachhaltige und langfristige Nutzbarkeit des Pixel 8a gewährleistet. Trotz kleinerer Schwächen wie dem schwachen Kamera-Zoom und der vergleichsweise langen Ladezeit des Akkus bietet das Google Pixel 8a eine attraktive Kombination aus Leistung und Funktionen zu einem Einstiegspreis von 549 Euro.

Nothing Phone (2a)

(Quelle: Nothing)

Das Nothing Phone (2a) präsentiert sich bei verschiedenen Tests als eine überzeugende Option trotz einiger Kompromisse. Ein Highlight ist der 6,7 Zoll große AMOLED-Bildschirm, der mit den deutlich höherpreisigen Konkurrenten durchaus mithalten kann. Die Akkulaufzeit von über 16 Stunden stellt sicher, dass das Gerät mühelos einen ganzen Tag durchhält, während die gute Verarbeitung sich auch mit Oberklasse-Geräten messen kann. Die Dual-Kamera liefert scharfe und farbenfrohe Fotos sowie 4K-Videos, kann jedoch qualitativ nicht mit allen Konkurrenten der Preisklasse mithalten. 

Nothing hat bei der Performance Abstriche gemacht, die für alltägliche Aufgaben ausreicht, jedoch bei anspruchsvolleren Anwendungen an ihre Grenzen stößt. Trotz dieser Einschränkungen bleibt das Nothing Phone (2a) bei einem Startpreis von nur 350 Euro eine attraktive Alternative. Es bietet ein großartiges AMOLED-Display, lange Akkulaufzeiten und eine solide Verarbeitung, ideal für Nutzer, die ein leistungsfähiges Smartphone zu einem erschwinglichen Preis suchen und bereit sind, einige Features der Oberklasse zu opfern.

Die Wahl des richtigen Smartphones hängt vor allem von den individuellen Bedürfnissen ab. Während das Smartphone für manche ein elementarer Begleiter im Alltag ist, nutzen es andere nur für das Nötigste. Je nachdem macht es mehr oder weniger Sinn, viel Geld für ein neues Smartphone auszugeben.

Welches Smartphone nutzt ihr und welche Rolle spielt es bei euch im Schulalltag? Erzählt uns von euren Erfahrungen in den Kommentaren.

Kampf gegen den Lehrkräftemangel: Berlin bildet weitere Quereinsteiger aus

In Berlin werden über 2.000 Quereinsteiger ausgebildet, um den Lehrermangel zu bekämpfen. Für das Schuljahr 2024/25 fehlen 695 Vollzeit-Lehrkräfte. Zusätzlich sollen reguläre Lehrkräfte an die Schule zurückkehren und Ein-Fach-Lehrkräfte eingeführt werden.
Von
Helen Mattes
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July 2024
17.7.2024
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Berlin: Über 2.000 Quereinsteiger:innen werden derzeit für den Schuldienst ausgebildet. Diese Maßnahme soll den Lehrkräftemangel in Berlin bekämpfen. Nach Angaben der Bildungsverwaltung fehlen für das Schuljahr 2024/25 insgesamt 695 Vollzeit-Lehrkräfte.

Die Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) möchte außerdem veranlassen, dass mehr reguläre Lehrkräfte an die Schulen zurückkehren. "Insbesondere mit dem Berliner Landesinstitut [für die Lehrerbildung], das zum Januar 25 startet und die Aus-, Fort- und Weiterbildung zentralisieren soll, wird es uns möglich sein, noch mehr [abgeordnete] Kolleginnen und Kollegen zurück an die Schulen zu führen", so Günther-Wünsch. Zudem plant sie, möglichst bald sogenannte “Ein-Fach-Lehrkräfte” einzuführen. Dadurch sollen auch Lehrer:innen, die nur ein Fach studiert haben, künftig in den regulären Lehrerdienst überführt werden können. In Berlin müssen Lehrkräfte derzeit in der Regel mindestens zwei Unterrichtsfächer unterrichten, an Grundschulen sogar drei. 

Bereits im März hatte die Kultusministerkonferenz (KMK) ein umfassendes Reformpaket für die Lehrkräftebildung beschlossen. Dieser Beschluss ermöglicht den Ländern, neue duale Lehramtsstudiengänge einzurichten. Dabei werden drei verschiedene Modelle vorgeschlagen, um die Theorie und Praxis im Studium zu integrieren. Die KMK betont jedoch, dass diese Modelle nicht als neues Standardformat dienen sollen, sondern lediglich als zusätzliche Möglichkeit. Somit liegt es in der Verantwortung der einzelnen Bundesländer, wie das duale Lehramtsstudium ausgestaltet wird.

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) warnte die KMK trotz Lehrkräftemangels davor, Konzepte zur einphasigen, ausbildungsintegrierenden, dualen Lehramtsausbildung zu akzeptieren (Lehrer News berichtete). Ein Argument der DPhV-Vorsitzenden Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing war, dass das duale Modell die Anwahl der grundständigen Lehrerbildung gefährde. “Ich sehe hier die Gleichwertigkeit der beiden sich gegenüberstehenden Modelle nicht, sondern eine Absenkung des geforderten fachlichen und fachdidaktischen Leistungsniveaus sowie Probleme bei der notwendigen Betreuung im ausbildungsintegrierenden dualen Modell”, kritisierte Lin-Klitzing.

Fest steht: Es fehlen Lehrkräfte, weshalb die Schulen in der Zukunft zunächst auf Quereinsteiger:innen angewiesen sein werden. Die Gründe für die Abwanderung der Lehrkräfte sind vielseitig. Von den 2573 Lehrkräften, die im Schuljahr 2023/24 gingen, verließen 952 ihren Dienst aufgrund von Kündigungen – 314 durch die Lehrkräfte selbst, 11 durch die Dienstherren und der Rest durch Vertragsauflösungen. 286 Lehrer:innen gingen in den Ruhestand, 512 aufgrund einer Dienst- oder Erwerbsunfähigkeit, 24 aufgrund von Tod, 48 wurden in ein anderes Bundesland versetzt und 659 verließen den Dienst wegen des Vertragsablaufs. 

Der Schulleiter der Johanna-Eck-Schule in Berlin, Engin Catik, ist von dem Konzept, auf Quereinsteiger:innen zurückzugreifen, überzeugt. Seiner Meinung nach bringen die Quereinsteiger:innen ein neues “Mindset” mit, das dem Schulsystem guttut und Veränderung hervorbringen kann. “Wenn aber zu viele Menschen gleichzeitig bei uns den Quereinstieg versuchen, dann ist das eine Herausforderung. Denn das ist nicht nur eine große Belastung für den neuen Lehrer, sondern auch für die anderen Lehrer”, betont Engin. Aus diesem Grund muss für einen gelingenden Quereinstieg die Motivation der Berufsanfänger:innen stimmen, eine kooperative Schulleitung vorhanden sein und das Kollegium unterstützend zur Seite stehen. Ein umfangreiches Mentoring ist daher von großer Bedeutung und erfordert zusätzliche Finanzhilfen des Landes. Um langfristig ein stabiles und qualitativ hochwertiges Bildungssystem zu schaffen, sollte künftig nicht nur die Ausbildung von Quereinsteiger:innen erfolgen, sondern auch die Attraktivität des Lehrerberufs erhöht werden.

Gender-Verbot in Bayern: Wird bald die Paarform verboten sein?

Debatten zu gendergerechter Sprache sorgen für Diskussionen. Mittlerweile ist das Gendern in Bayerns Schulen verboten. Kultusministerin Anna Stolz sorgte vergangene Woche für Aufsehen und will das Genderverbot auch für Schulbuchverlage ausweiten. Hinzu kam: Pa
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Julika Ude
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July 2024
17.7.2024
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München. Die Frage über die Nutzung gendergerechter Sprache sorgt immer wieder für kontroverse Diskussionen. Schon als der Rat für deutsche Rechtschreibung bei seiner Sitzung im Juli 2023 in Eupen (Belgien) eine Ergänzung des amtlichen Regelwerks und zum Umgang mit geschlechtergerechter Sprache beschloss, stieß die Entscheidung des Rates auf unterschiedliche Meinungen. Mittlerweile ist das Gendern in Bayerns Schulen verboten. Kultusministerin Anna Stolz sorgte vergangene Woche für Aufsehen und will das Genderverbot auch für Schulbuchverlage ausweiten. 

Als sich der Rat für deutsche Rechtschreibung im Juli 2023 zum Umgang mit geschlechtergerechter Sprache und der Verwendung von Sonderzeichen wie dem Genderstern und dem Doppelpunkt beriet, sprach er keine Empfehlung zur Gendersprache aus, verabschiedete aber einen Ergänzungspassus für das amtliche Regelwerk. Hierin wurden Sonderzeichen wie der Genderstern und Doppelpunkt nicht als Kernbestand der deutschen Orthografie definiert und angeführt, dass ihre Setzung zu möglichen grammatischen Folgeproblemen führen könne, die noch nicht vollständig geklärt sind. Der Rat stellte in Aussicht, die Entwicklung geschlechtergerechter Sprache mit Sonderzeichen weiterhin zu beobachten (Lehrer News berichtete).

In einer Pressemitteilung gab die Kultusministerkonferenz (KMK) vergangenen Freitag bekannt, dass die Anpassung des Amtlichen Regelwerks für die deutsche Rechtschreibung nun offiziell sei, nachdem alle zuständigen staatlichen Stellen zugestimmt hatten. 

Kultusministerin will Gendern auch in Schulbüchern untersagen

Bayern führte Ende März bereits das Verbot der Gendersprache im Schreiben von Behörden, Schulen und Hochschulen ein. Die Entscheidung wurde stark von Lehrer:innen und Verbänden kritisiert. Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (BLLV) bezeichnete das Genderverbot als "Rolle rückwärts" und Einschränkung, die die gesellschaftliche Entwicklung hin zur Diversität nicht aufhalten werde. 

Bayerns Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) hat nach Angaben der GEW vorgeschlagen, neben dem erlassenen Genderverbot in Schulen, Hochschulen und Behörden nun auch Schulbuchverlagen zu verbieten, Sonderzeichen wie Gendersterne in Schulbüchern und allen anderen Lehrmaterialien zu verwenden. Zusätzlich hatte sie auch angeregt, sogenannte Paarformen, wie beispielsweise “Lehrerinnen und Lehrer”, zu verbieten. Aus den Unterlagen zur Verbändeanhörung gehe hervor, dass nach Stolz Lernmittel nur zugelassen werden sollen, die „keine mehrgeschlechtlichen Schreibweisen durch Wortbinnenzeichen wie Genderstern, Doppelpunkt, […] enthalten sowie übertriebene Paarformbildung vermeiden“. 

Die GEW stellt in einer Pressemitteilung fest, dass “es hier nicht nur um die bloß formale Beachtung von Rechtschreibregeln geht, sondern um das Äußern von inhaltlichen Standpunkten”. Der stellvertretende Vorsitzende der GEW Bayern, Florian Kohl, meint dazu: „Dies wäre ein eindeutiger gesellschaftlicher, emanzipatorischer und menschenrechtlicher Rückschritt. Auch GEW-Landeschefin Martina Borgendale zeigt sich entrüstet und kommentiert die Vorhaben der Kultusministerin wie folgt: “Ich frage mich schon, wie weit es die Staatsregierung noch treiben will. Das Argument der besseren Lesbarkeit ist damit nun endgültig entzaubert und der Willkür Tür und Tor geöffnet. Wie genau definiert sich ‚übertrieben‘ denn?”

Darf die feminine Form noch mitgeschrieben werden?

Zumindest bezüglich der Paarform wird eine Definition für “Übertreibung” zunächst nicht nötig sein. Denn in den Vorgaben der Allgemeinen Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaats Bayern steht in Paragraph 22 Abschnitt 5 zwar, “mehrgeschlechtliche Schreibweisen durch Wortbinnenzeichen wie Genderstern, Doppelpunkt, Gender-Gap oder Mediopunkt sind unzulässig”. Alllerdings wird auch ausdrücklich darauf verwiesen, dass “[die Behörden] im dienstlichen Schriftverkehr und in der Normsprache [...] die Amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung [anwenden]”. Und in dieser ist die Paarform keineswegs untersagt. Im Gegenteil: Der Rat für deutsche Rechtschreibung erklärt zum Ergänzungspassus „Sonderzeichen“ im Amtlichen Regelwerk für die deutsche Rechtschreibung: „Aus Respekt vor den Menschen und ihrer unantastbaren Würde […] sind alle Menschen angemessen und gleichwertig anzusprechen und zu behandeln.“ Laut dem Rat lasse sich geschlechtergerechte Schreibung durch „Formulierungen verwenden, die nicht das vor allem in der Rechtssprache wegen seiner rechtlichen Eindeutigkeit vielfach übliche generische Maskulinum aufweisen“. Dazu nennt er beispielhaft Paarformen wie „Bürgerinnen und Bürger", „Schülerinnen und Schüler" sowie „Arztinnen und Arzte". Solche Formulierungen seien kennzeichnend für eine „allen Menschen und ihrer Würde entsprechende Sprache und Schreibung, die als Ausdruck entsprechender Haltung und entsprechenden Respekts selbstverständlich sein sollte“.

Mehr Geld für mehr Arbeit: In Mecklenburg-Vorpommern soll die Vergütung für Mehrarbeit erhöht werden

Lehrer:innen in Mecklenburg-Vorpommern sollen mehr Lohn für Überstunden erhalten. Vor allem für Grundschullehrer:innen steigt die Vergütung an. Außerdem ist ein Stundenkonto in Planung, das Überstunden mit Freistunden kompensiert.
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Albert Koch
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July 2024
16.7.2024
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Schwerin. Lehrer:innen in Mecklenburg-Vorpommern erhalten künftig höhere Löhne, wenn sie Überstunden leisten. Dies wurde am 12. Juli in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Landesregierung und verschiedener Gewerkschaften und Verbände bekannt gegeben. Noch ist diese Vereinbarung nicht rechtskräftig.

Nach dem vorgelegten Entwurf soll anfallende Mehrarbeit ab September mit einem einheitlichen Betrag von 42,80 Euro pro Unterrichtsstunde vergütet werden. Bisher erhielten die Lehrkräfte an Grundschulen dafür 25,66 Euro, an Regionalen Schulen 30,45 Euro und an Gymnasien 35,59 Euro, weshalb die geplante Vereinheitlichung vor allem für Grundschullehrer:innen einen großen Unterschied machen wird. Die Vergütung wird darüber hinaus ab Oktober noch einmal auf 44,77 Euro und ab Februar schließlich auf 47,23 Euro angehoben werden. Außerdem soll es die Möglichkeit geben, die geleistete Mehrarbeit stattdessen auf einem Unterrichtsstundenkonto zu verrechnen und im Gegenzug entsprechende Freistellungen in Anspruch nehmen zu können. Dies sei allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen gestattet, die bisher nicht näher definiert sind. Das Bundesland wird für diese Regelungen mit sieben Millionen Euro jährlich aufkommen.

Dem herrschenden Lehrermangel müssen die Lehrkräfte in Mecklenburg-Vorpommern ständig entgegenwirken, indem sie Mehrarbeit leisten. „Sie sind es, die durch dieses große Engagement den Unterrichtsausfall verringern“, sagt Bildungsministerin Simone Oldenburg (SPD). Mithilfe der Maßnahmen will man diesen Einsatz angemessen belohnen. Der Landesvorsitzende des Philologenverbands, Mario Steinke, spricht von „Wertschätzung“. Die Erhöhung steht im Zeichen des Bildungspakts „Gute Schule 2030“, den die Staatskanzlei, das Bildungs- und Finanzministerium von Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam mit den Landesverbänden einiger Gewerkschaften 2021 mit dem Ziel unterzeichnet haben, mehr Lehrkräfte zu gewinnen und folglich Anreize zu schaffen. Bis 2030 müssen 7.000 Stellen besetzt werden. In der Vereinbarung ist ebenfalls die Rede vom „Konkurrenzdruck“ durch andere Bundesländer. Die geplanten Vergütungen übertreffen dementsprechend den Großteil der üblichen Beträge im Rest der Republik, wie Finanzminister Dr. Heiko Geue (SPD) bestätigt: „Im Vergleich der Bundesländer rückt Mecklenburg-Vorpommern mit der neuen Vergütungshöhe auf den zweiten Platz vor.“

Trotzdem gibt es auch Kritik. Für Lehrer:innen in höheren Erfahrungsstufen bleibt die Mehrarbeitsvergütung auch nach der Erhöhung geringer als ihr gewöhnlicher Stundensatz. „Hier gibt es noch Entwicklungspotenzial nach oben“, konstatiert der Landesvorsitzende des Bundesverbands der Lehrkräfte für Berufsbildung, Hans-Joachim Prakesch. Überhaupt handelt es sich hier um einen kleinen Schritt im größeren Gefüge des Bildungspakts. Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Nico Leschinski mahnt: „Die Freude über das jetzige Ergebnis in der Mehrarbeit kann und soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass es als Gewerkschaft unser originäres Anliegen ist, eine solche gar nicht erst entstehen zu lassen. Deshalb werden wir jetzt weiter verhandeln, um gerade auch in Zeiten von Personalmangel die Lehrkräfte zuverlässig und dauerhaft zu entlasten.“ Neben der Senkung der Arbeitsbelastung stehen unter anderem noch eine Reform des Lehrerbildungsgesetzes und des Referendariats sowie eine Bewertung der Möglichkeiten für Seiteneinsteiger auf dem Arbeitsplan der Partner:innen des Bildungspakts. Die Landesvertretung des Verbands Bildung und Erziehung trat im Juni aus der Vereinbarung aus, nachdem das Wissenschaftsministerium ein neues Gesetz für die Lehrerbildung auf den Weg gebracht hatte, angeblich ohne dies rechtzeitig abzustimmen. Der Landesvorsitzende Michael Blanck klagte außerdem über ein allgemein schlechtes Arbeitsverhältnis und über mangelnden Fortschritt. „Es hatte für uns immer den Anschein, dass es mehr um die Verwaltung bzw. um die gleichmäßige Verteilung des Mangels geht“, warf er der Politik außerdem vor.

Auch wenn fraglich bleibt, inwieweit die geplanten Änderungen dem Lehrermangel und den daraus resultierenden Schwierigkeiten für Lehrer:innen in Mecklenburg-Vorpommern etwas entgegenzusetzen haben, steigern sie die nötige Entschädigung und dürften vor allem die Beamt:innen im Grundschullehramt erfreuen. Im Rahmen des Bildungspakts „Gute Schule 2030“ verkörpern die Maßnahmen, sobald sie endgültig verabschiedet sind, einen Fortschritt.

Hamburger Lesehefte: Vier Lektüren, die mehr Aufmerksamkeit verdienen

Im Deutschunterricht werden häufig Klassiker gelesen, die schon ewig Standardlektüren im Deutschunterricht sind. Diese Hamburger Lesehefte bieten eine Alternative und bringen frischen Wind ins Klassenzimmer.
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Julika Ude
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July 2024
15.7.2024
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“Der Sandmann. Das Öde Haus”, “Die Leiden des jungen Werther”, “Iphigenie auf Tauris” – die Titel sind lang und die Werke schon ewig Standardlektüren im Deutschunterricht. Dabei gibt es einige andere Bücher, die zu Unrecht aus dem Fokus geraten sind und deren Themen sich im Hinblick auf aktuelle Debatten wieder als besonders relevant erweisen. Lehrer News stellt vier Hamburger Lesehefte vor, die mehr Aufmerksamkeit verdienen.

Hamburger Lesehefte oder Reclam Heftchen?

Vor dem Lesen mit der Klasse stellt sich noch die Frage: Lieber den Standard-Verlag Reclam wählen oder etwas frischen Wind ins Klassenzimmer lassen und sich für die Hamburger Lesehefte entscheiden? Qualitativ muss bei keinem der Verlage ein Abstrich gemacht werden. Das Layout der Verlage unterscheidet sich allerdings. Der Reclam Verlag setzt nach wie vor auf die altbekannten kleinen gelben Heftchen. Die Hamburger Lesehefte werden im DIN-A5-Format mit einer etwas farbenfroheren Gestaltung des Covers gedruckt. Anmerkungen und Erläuterungen zu den literarischen Werken werden von beiden Verlagen mitgedruckt. Die Analyse- und Interpretationsbeispiele, mit denen der Reclam Lektüreschlüssel die Schüler:innen versorgt, werden bei den Hamburger Leseheften von den Königserläuterungen durch die Kooperation mit dem C. Bange Verlag gestellt. Das Paket Hamburger Lesehefte Plus bietet zusätzlich je nach Themenbereich ausgewählte Materialien für den Unterricht. Die Hamburger Lesehefte sind tendenziell günstiger als die Reclam Hefte. 

Ist die Frage des Verlages geklärt, kann entschieden werden, welches Werk im Unterricht behandelt werden soll.

1. “Angst” von Stefan Zweig 

(Quelle: Hamburger Lesehefte)

Eine mögliche Lektüre: Stefan Zweigs Novelle “Angst”. Das Werk ist ein psychologisches Drama, das die tiefen menschlichen Emotionen und die Auswirkungen von Schuld und Angst auf das Individuum beleuchtet. Protagonistin Irene Wagner, eine verheiratete Frau aus der Oberschicht, geht eine Affäre mit einem jungen Pianisten ein. Das Verhältnis der beiden bleibt nicht unentdeckt. Im Laufe des Werkes wird Irene von einer unbekannten Frau mit ihrer Tat konfrontiert und erpresst.

Die Handlung thematisiert die aufkommende Angst und Paranoia Irenes, die durch das ständige Gefühl des Erwischtwerdens immer weiter verstärkt wird. Ihre Angst begleitet sie ständig und beherrscht bald ihr gesamtes Leben und ihre Psyche. Sie fürchtet nicht nur die Entdeckung durch ihren Ehemann und die gesellschaftliche Schande, sondern auch die Konsequenzen ihres Handelns.

Zweig beschreibt die innere Zerrissenheit und die psychologischen Abgründe, in die Irene gerät. Ihre Versuche, sich aus der erdrückenden Situation zu befreien, scheitern, und die Spannung steigt, bis eine unerwartete Wendung am Ende der Geschichte Irene schließlich mit ihren Ängsten und Schuldgefühlen konfrontiert.

Der Deutschlandfunk hat die Geschichte in einem Hörspiel adaptiert und diskutiert zusätzlich die Aktualität der Novelle in diesem Artikel. Damit öffnen sie einen Dialog über die noch immer herrschenden gesellschaftlichen Umstände. Wie hätte sich die Angst der Protagonistin in der heutigen Zeit vielleicht anders entwickelt? Was hätte sie trotzdem oder überhaupt nicht fürchten müssen?

2. “Jugend ohne Gott” von Ödön von Horváth

(Quelle: Hamburger Lesehefte)

Zu Zeiten des Nationalsozialismus stand “Jugend ohne Gott” wegen seiner pazifistischen Tendenzen noch auf der “Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums”. Ödön von Horváths Roman aus dem Jahr 1937 spielt in einer dystopischen Zukunft, die von gesellschaftlichen und politischen Spannungen geprägt ist, die Parallelen zur damaligen Zeit in Deutschland aufweisen.

Die Handlung dreht sich um einen Lehrer, der an eine Schule versetzt und mit einer Gruppe von Schüler:innen konfrontiert wird, die von nationalistischer Propaganda beeinflusst sind. Die Schüler:innen sind Teil einer paramilitärischen Jugendorganisation, die sich streng an Ideologien und Hierarchien orientiert.

Der Lehrer ist mit dem Dilemma konfrontiert, seine moralischen Überzeugungen zu bewahren und gleichzeitig in dieser Umgebung zu überleben. Er wird mit den Unmenschlichkeiten und der Grausamkeit konfrontiert, die durch die Ideologien der Jugendgruppe ausgeübt werden.

"Jugend ohne Gott" ist eine kritische Betrachtung von Faschismus, Totalitarismus und dem Verlust moralischer Werte in einer von Ideologien geprägten Gesellschaft. Das Werk lässt sich auf Themen wie Machtmissbrauch, Manipulation und ideologische Indoktrination untersuchen. Der Roman bietet eine reflektierende Perspektive auf die politischen und moralischen Fragen, die durch totalitäre Regime aufgeworfen werden und eine Möglichkeit, die im Buch dargestellten Problematiken auf Parallelen zu politischen Entwicklungen der heutigen Zeit zu untersuchen.

3. “Der Verschollene” von Franz Kafka

(Quelle: Hamburger Lesehefte)

Zumindest von Franz Kafkas “Die Verwandlung” haben alle schon einmal etwas gehört. Das Werk “Der Verschollene” steht zu Unrecht im Schatten seines Vorgängers. "Der Verschollene" (auch bekannt als "Amerika") ist ein unvollendeter Roman von Kafka. Er handelt von Karl Roßmann, einem jungen Mann aus Europa, der nach Amerika geschickt wird, nachdem er ein uneheliches Kind gezeugt und somit einen Skandal verursacht hat.

In Amerika angekommen, erlebt Karl Roßmann eine Reihe von Abenteuern und Begegnungen in einer fremden und oft rätselhaften Welt. Er gerät schnell in verschiedene Arbeitsverhältnisse und soziale Situationen, die oft von Hierarchien, Macht und Unterdrückung geprägt sind. Dabei wird er mit der Sinnlosigkeit und Absurdität des Lebens konfrontiert.

Der Roman thematisiert Kafkas typische Motive wie Isolation, Entfremdung, und die Unmöglichkeit, in einer entfremdeten Gesellschaft einen Platz zu finden. Karl Roßmann versucht verzweifelt, sich in der neuen Welt zurechtzufinden und seine Unschuld zu bewahren, wird jedoch immer wieder von unerklärlichen und oft ungerechten Ereignissen überrascht.

Kafka beschreibt in "Der Verschollene" nicht nur die physische Reise von Karl nach Amerika, sondern auch seine innere Reise der Selbstfindung und des Erwachsenseins und ist deswegen eine Lektüre und Reflexion in der Klasse wert.

4. “Des Lebens Überfluss” von Ludwig Tieck

(Quelle: Hamburger Lesehefte)

"Des Lebens Überfluss" ist eine Novelle von Ludwig Tieck, die von einem reichen und verwöhnten jungen Mann namens Viktor handelt. Sein Leben führt er sorglos und verschwenderisch, seine Zeit verbringt er mit Luxus und Vergnügen, ohne sich um die Konsequenzen oder um andere Menschen zu kümmern.

Verantwortung oder moralische Prinzipien interessieren den Protagonisten ebenso wenig, durch seinen Reichtum kann er sich vor den Herausforderungen des Lebens verstecken und die Realitäten der Welt ignorieren.

Die Novelle kann als eine kritische Auseinandersetzung mit der moralischen Verkommenheit und dem Niedergang einer Gesellschaftsschicht gelesen werden, die von Materialismus und hedonistischem Lebensstil geprägt ist. Tieck stellt die Frage nach dem wahren Wert des Lebens und der Bedeutung von Werten wie Mitgefühl, Verantwortung und echter menschlicher Verbundenheit.

Zeitenwende in der Schulbildung: Vom Lehren und Lernen mit Virtual Reality

Virtual Reality bietet enormes Potenzial in Schulen. Abstrakte Inhalte werden anschaulich und interaktiv vermittelt, was das Wissen besser verankert. Besonders im inklusiven Unterricht kann VR helfen, unterschiedliche Lernvoraussetzungen zu berücksichtigen.
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Jan-Philipp Moritz
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July 2024
15.7.2024
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“Virtual Reality war eines Tages mal Science Fiction. Das Internet aber auch. Genauso wie Computer und Smartphones“, verlautbarte META-CEO Mark Zuckerberg noch vor wenigen Jahren.

Seither hat sich viel getan – so konnte sich die virtuelle Realität ihres stark anhaftenden Labels des Video-Gamings entledigen und als neutrales Vehikel für beliebig geartete Inhalte etablieren – auch in der Bildung. Besonders im Schulunterricht birgt diese Technologie ein enormes Potenzial, das bislang oft unterschätzt wird. Wenn Ihr Euch fragt, wie VR sinnvoll in den Unterricht integriert werden kann, sind die folgenden Zeilen für Euch.

Komplexes visualisieren: Ein Fenster zur Welt

Wie oft habt Ihr schon erlebt, dass Schülerinnen und Schüler sich die Zähne am hohen Abstraktionsgrad naturwissenschaftlicher Prozesse ausbeißen? Ob es um die Struktur eines Atoms, chemische Reaktionen oder die Wirkung physikalischer Kräfte geht – oft bleibt das Verständnis auf der Strecke, weil die Vorstellungskraft an ihre Grenzen stößt.

Hier erweitert Virtual Reality den Instrumentenkasten eines jeden Lehrers – und zwar nicht nur in MINT-Themenfeldern. So ermöglicht VR, komplexe Sachverhalte in dreidimensionaler Form, vor allem aber in der Ich-Perspektive darzustellen und interaktiv erlebbar zu machen.

Stellt Euch vor, Ihr könntet mit Euren Schülern eine Reise durch den menschlichen Körper unternehmen, um das Zusammenspiel von Organen hautnah zu erleben. Oder Ihr besucht gemeinsam das antike Rom, um den Alltag der Menschen damals besser zu verstehen.

Mit VR können Schülerinnen und Schüler zudem weit entfernte oder nicht mehr existierende Orte besuchen, historische Ereignisse als Zeitzeugen nachempfinden und komplexe naturwissenschaftliche Prozesse ohne jeglichen Abstraktionsgrad und ungeachtet von Affinität spielerisch vermittelt bekommen. Wie eine Studie der University of Maryland belegt, erhöht dies den Lerneffekt – weitere Effekte, wie etwa eine stärkere Identifikation mit oft ungeliebten Themenfeldern sowie schlichtweg mehr Spaß am Lernen liegen derweil auf der Hand.

Praxisorientiertes Lernen: Theorie trifft auf Praxis

Ein weiterer großer Vorteil von VR ist die Möglichkeit, praxisorientiertes Lernen zu fördern. In vielen Fächern bleibt es oft bei der reinen Theorie, weil die Umsetzung in der Praxis entweder zu teuer, zu gefährlich oder schlichtweg nicht oft genug reproduzierbar ist.

Mit VR könnt Ihr solche Barrieren überwinden. Ein naheliegendes Beispiel sind etwa Experimente des Chemieunterrichts, die oft mit dem Einsatz von Schadstoffen und Gefahren einhergehen, und somit in der Lebenswirklichkeit von Schülerinnen und Schülern nur begrenzt vorkommen. Mit dem Einsatz von virtuellen Umgebungen können sie jedoch gefahrlos durchgeführt werden.

Oder denkt an VR-gestützten Biologieunterricht – der euch etwa Operationen am virtuellen Patienten ermöglicht, ohne dass ein echtes Lebewesen dafür leiden muss. Durch diese unmittelbare Anwendung des Gelernten wird nicht nur das Verständnis vertieft, sondern auch die Motivation der Schüler:innen gesteigert.

Fernab des Fächerkanons: Mehr Medienkompetenz dank VR

In einer zunehmend digitalisierten Welt ist Medienkompetenz eine Schlüsselqualifikation, die bereits frühzeitig in der Schule gefördert werden sollte – um Schüler:innen zu Mitgestaltern einer hochgradig digitalisierten Zukunft zu machen, nicht zu Nachzüglern.

VR kann das Instrumentarium dabei zielführend erweitern. Der Umgang mit dieser Technologie schult nicht nur technisches Know-how, sondern auch kritisches Denken und verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien. Wenn Ihr Euren Schülern VR-Erfahrungen ermöglicht, lehrt Ihr sie gleichzeitig, wie man sich in einer digitalen Umgebung zurechtfindet, wie man die Technik sinnvoll nutzt und welche ethischen Fragen damit verbunden sind. Ihr bereitet sie somit optimal auf die Herausforderungen der Zukunft vor. Zudem ist Virtual Reality kein reines Abspielgerät – auch das gemeinsame Erschaffen virtueller Welten kann Teil der VR-gestützten Lehre sein.

Förderung der Kreativität: Der Fantasie freien Lauf lassen

Zu den dominierenden Use Cases für VR zählen bekanntermaßen die MINT-Disziplinen. Ein oft übersehener Aspekt ist die Förderung der Kreativität durch VR. In der virtuellen Welt sind die Möglichkeiten nahezu grenzenlos. Schüler:innen können eigene Welten kreieren, Geschichten erzählen und künstlerisch tätig werden. Dies eröffnet neue Wege des kreativen Ausdrucks und lässt euch potenziell versteckte Talente spielerisch entdecken und entwickeln.

Warum also nicht einmal den Kunstunterricht in die virtuelle Realität verlegen und die Schüler:innen ihre eigenen Kunstwerke in 3D gestalten lassen? Oder im Deutschunterricht eine virtuelle Bühne erschaffen, auf der sie ihre eigenen Theaterstücke aufführen können? Die Möglichkeiten sind vielfältig und bieten eine überfällige Abwechslung zum traditionellen Unterricht. 

Inklusion und Differenzierung: Chancengleichheit durch Technologie

Zu guter Letzt zahlt der Einsatz von Virtual Reality auf die Inklusions- und Integrationsansprüche dieser Zeit ein. So können Schüler:innen mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen von maßgeschneiderten VR-Erfahrungen profitieren, Sprachbarrieren überwinden und Defizite im Lernen mit herkömmlichen Unterrichtsmethoden umkurven. Besonders im inklusiven Unterricht kann VR eine wertvolle Unterstützung sein, um alle Schüler: gleichermaßen zu fördern und einzubeziehen. Ein Schüler mit einer körperlichen Behinderung kann beispielsweise an virtuellen Sportstunden teilnehmen, während ein Schüler mit einer Lernschwäche durch interaktive und anschauliche VR-Module einen besseren Zugang zum Fächerkanon erhält.

Eine Investition in die Zukunft

Das Willkommenheißen von virtuellen Welten im Schulunterricht ist nicht nur eine Investition in moderne Technologie, sondern vor allem eine Investition in die Zukunft unserer Schüler:innen.

VR ermöglicht es, Lernen auf eine neue, faszinierende und wirkungsvolle Weise zu gestalten – gar zu erleben. Sie hilft dabei, komplexe Zusammenhänge besser zu verstehen, praxisorientiertes Lernen zu fördern, Medienkompetenz zu schulen, Kreativität zu entfalten und eine inklusive Bildung zu unterstützen.

Ja, der Weg zur flächendeckenden Nutzung von VR im Schulunterricht mag herausfordernd sein, doch die Potenziale und Chancen, die sich daraus ergeben, sind immens. Lasst uns diese Gelegenheit nutzen und unsere Schulen fit für die Zukunft machen – zum Wohle unserer Schüler:innen und der Gesellschaft als Ganzes.

Virtual Reality in Zahlen

Nicht zuletzt sprechen auch die Zahlen für sich: Der Umsatz im VR-Sektor ist in den letzten Jahren exponentiell gestiegen. Laut einer Studie von Statista wuchs der weltweite Umsatz im VR-Markt von 6,1 Milliarden US-Dollar im Jahr 2016 auf beeindruckende 18,8 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020. Prognosen gehen davon aus, dass dieser Trend anhält und bis 2024 die 72 Milliarden US-Dollar-Marke überschreiten wird. Diese Entwicklung zeigt deutlich, dass VR nicht nur eine Modeerscheinung, sondern eine zukunftsweisende Technologie ist, die in immer mehr Bereichen an Relevanz gewinnt – und die Bildung sollte da keine Ausnahme sein.

DPhV begrüßt Initiative der SWK zur Stärkung des Fachunterrichts für die Demokratiebildung

Der DPhV begrüßt die SWK-Initiative zur Stärkung der Demokratiebildung im Fachunterricht. DPhV-Vorsitzende Lin-Klitzing fordert fundierte Lehramtsstudiengänge, bessere Fortbildungen und warnt vor Lehrkräftemangel und verkürzter Lehrerbildung.
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Redaktion
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July 2024
14.7.2024
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11. Juli 2024. Grundständige Lehramtsstudiengänge und Fortbildungsangebote elementar wichtig

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) reagiert grundsätzlich positiv auf die heute veröffentlichte Stellungnahme „Demokratiebildung als Auftrag der Schule – Bedeutung des historischen und politischen Fachunterrichts sowie Aufgabe aller Fächer und der Schulentwicklung“ der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK).

DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Es ist richtig und wichtig, dass die SWK das Thema Demokratiebildung in den Fokus rückt. Dies ist selbstverständlich nur erfolgreich umsetzbar, wenn ein durchgängig, mit ausreichendem Stundenvolumen versehener hochwertiger Fachunterricht gewährleistet wird. Eine partielle Einstündigkeit sog. ‚Nebenfächer‘ genügt dem bei Weitem nicht. Dies sinnvolle Prinzip der ‚Durchgängigkeit‘, z.B. bei der politischen Bildung, gilt jedoch nicht nur für die Fächer Geschichte und Politik, sondern grundsätzlich für alle Fächer, beispielsweise auch für Fächer wie Erdkunde oder die religiös-ethische Bildung. Und eine durchgängige Sprachbildung in der Verkehrssprache Deutsch ist Voraussetzung für alle weitere Bildung.“

Lin-Klitzing weiter: „Leider müssen wir die Politik an dieser Stelle erinnern, dass durch den teils selbst verschuldeten Lehrkräftemangel diese Forderung momentan mancherorts nur schwer zu erfüllen sein wird. Nach wie vor gilt: Wer guten Fachunterricht will, braucht gut ausgebildete Lehrkräfte in einem motivierenden Umfeld. Gerade vor dem Hintergrund, eine gelungene Demokratiebildung zu gewährleisten, sind derzeit angedachte Lehrerbildungskonzepte, die die fachliche Bildung in zwei Unterrichtsfächern in einer zweiphasigen Lehramtsausbildung aufgrund von pragmatischer Unterrichtsabdeckung verkürzen wollen, kontraproduktiv. Hier wird massiv an der auch von der SWK geforderten Ausbildungsqualität der angehenden Lehrkräfte gespart – mit fatalen Konsequenzen für die Lehrkräfte selbst, und damit für den Unterricht.  Das vorliegende Papier ist ein Argument für grundständige Lehramtsstudiengänge mit hoher Fachlichkeit in zwei Unterrichtsfächern in der universitären Bildungsphase. Nachhaltigkeit ist auch hier das Gebot der Stunde!“

Darüber hinaus sei im Zuge der Demokratiebildung auch die dritte Phase der Lehrkräftebildung zu beachten. Lin-Klitzing: „Zurecht wird in der KMK diskutiert, dass es bessere Fortbildungsangebote und -möglichkeiten für Lehrkräfte geben sollte, gerade zu aktuellen Themen. Da gibt es – leider – auch in der grundsätzlichen Ausfinanzierung noch viel aufzuholen.“

Bei der Verankerung von Demokratiebildung als Querschnittsaufgabe fordert Lin-Klitzing: „Hier ist mehr Differenzierung nötig, wenn es so umgesetzt werden soll, wie es die SWK allgemein mit einem Spiralcurriculum ab der Grundschule empfiehlt. Wir verlangen von den Ländern mehr fachspezifische Konkretisierung. Die darf auch nicht in der Sekundarstufe I enden.“

Mambio: Sommeraktion für dauerhaften Zugang zum Zählen und Rechnen im Zahlenraum 20

Die Lern-App Mambio fördert mathematische Grundlagen durch Mengenbilder und Gamification, passt Inhalte individuell an und bietet eine barrierefreie Lernumgebung. Entwickelt mit “Educational Design Research”, unterstützt sie inklusives Lernen.
Von
Redaktion
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July 2024
14.7.2024
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Die Lern-App Mambio bietet in diesem Sommer eine besondere Aktion an. Eltern können die Inhalte der Vorschule und ersten Klasse für einen einmaligen Betrag von 24,99 Euro dauerhaft freischalten. Diese Aktion soll einen erleichterten Zugang zu frühkindlichen Bildungsressourcen ermöglichen.

Bei Mambio wird die „Kraft der Fünf“ mit Beeren dargestellt.

Mengenbilder und sorgfältige Gamification

Mambio setzt auf die Vermittlung mathematischer Grundlagen durch Mengenbilder. Diese Methode visualisiert Anzahlen in Form von Bündelungen, wie der 5er- und der 2er-Bündelung, um das Mengenverständnis bei Kindern zu fördern. Die App integriert zudem pädagogisch gestaltete Lernabenteuer mit verschiedenen Charakteren, um den Lernprozess zu unterstützen.

Wissenschaftlich fundierte Entwicklung und individualisiertes Lernen

Die Entwicklung der App basiert auf dem Forschungsansatz „Educational Design Research“, der in Zusammenarbeit mit Kindern, Eltern und Lehrkräften zur stetigen Weiterentwicklung der App genutzt wird. Die 2er-Bündelung wurde in diesem Verfahren an der Universität Hamburg entwickelt. Diese Mengendarstellung unterstützt Kinder, die Schwierigkeiten mit größeren Mengen haben, bei der Erlernung grundlegender Rechenfähigkeiten.

Der Hase „Mambi“ erklärt das Experiment zur Ermittlung der passenden Bündelungsform. 

Ein zentrales Merkmal von Mambio ist das adaptive Lernsystem. Durch ein Einstufungsverfahren werden die mathematischen Fähigkeiten und die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses der Kinder erfasst. Basierend auf diesen Daten bietet die App individuell angepasste Lerninhalte.

Mambio bietet eine barrierefreie und individualisierte Lernumgebung. Die adaptive Anpassung des Schwierigkeitsgrades stellt sicher, dass Kinder entsprechend ihren individuellen Fähigkeiten gefördert werden. Dies unterstützt eine differenzierte und inklusive Lernkultur, die sowohl Kinder mit Lernschwierigkeiten als auch solche mit besonderen Begabungen berücksichtigt.

Aktuell bietet die App das Lernen im Zahlenraum 20 an. Zu Beginn des kommenden Schuljahres wird ein Update mit dem Zahlenraum 100, also den Inhalten der zweiten Regelschulklasse, angeboten. Für Schulen besteht die Möglichkeit des Erwerbs von vergünstigten Schullizenzen.

Informationen zu Mambio und zur Sommeraktion sind unter www.mambio.de zu finden.

Die 10 besten Apps und Tools für den Geografieunterricht

Welche digitalen Anwendungen können im Geografie-Unterricht hilfreich sein? Diese Liste präsentiert euch die 10 besten Apps und Tools, mit denen ihr eurer Klasse die Länder Welt, die Entwicklung der Erde oder die Veränderung des Klimas anschaulich macht.
Von
Albert Koch
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July 2024
13.7.2024
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Wie kann ich meinen Unterricht mithilfe von digitalen Apps und Tools anschaulicher machen? Welche Möglichkeiten gibt es, die Stunde interaktiver zu gestalten? Für das Fach Geografie stellen wir euch die zehn besten Programme vor, mit denen ihr den Unterricht aufpeppen könnt. Neben dem vielseitigen Angebot von Google gibt es noch eine Reihe von Apps und Websites, die sich hervorragend eignen, um den Globus zu erkunden und auf verschiedenste Weise in die Welt der Karten einzutauchen. Die jeweiligen Seiten sind in den Überschriften verlinkt.

Platz 10: Android-App: Die Flaggen der Welt & iOS-App: Die Flaggen aller Länder der Welt

Über die Android-App “Die Flaggen der Welt” kann man sein Wissen testen (Quelle: Google Play)

Platz 10 teilen sich zwei Apps, die sich sehr ähneln. Während die eine nur über das Android-Betriebssystem verfügbar ist, lässt sich die andere ausschließlich auf iOS-Geräte herunterladen. Beide eignen sich hervorragend, um sich die Flaggen der verschiedenen Nationalstaaten spielerisch in Form eines Quiz einzuprägen. Das Design ist jeweils sehr schlicht gehalten, sodass man sich voll und ganz auf die Flaggen und die Länder konzentrieren kann. Bei beiden Apps ist es möglich, die Flaggen sowohl der ganzen Welt als auch einzelner Kontinente zu erraten. Für eine kurze Einführung in ein neues Themengebiet, das sich auf einen bestimmten Kontinent bezieht, könntet ihr für eure Schüler:innen ein kleines Flaggenturnier organisieren und sie gleichzeitig ein wenig anspornen und für Abwechslung sorgen. Die Apps sind gratis. In-App-Käufe sind möglich, aber überhaupt nicht erforderlich. Ein Nachteil: jede:r Schüler:in braucht Zugang zu einem Endgerät.

Platz 9: Seterra

Die Plattform Seterra auf unserem Platz 9 bietet ebenfalls Ratespiele an, und zwar in einer überwältigenden Vielfalt. Über 300 Quizze gibt es dort zu finden: Staaten, die man anhand ihrer Grenzumrisse erkennen muss, Hauptstädte-Raten, Flaggen-Raten, Gewässer-Raten und vieles mehr. Seterra funktioniert am besten über einen Browser am PC. Falls Zugang zu einem Computerraum oder einem Klassensatz Laptops besteht, lässt sich auch hier wieder ein Turnier veranstalten. Generell macht das reine Faktenwissen natürlich nur einen geringen Teil des Geografie-Unterrichts aus, weshalb diese Art der Spiele wohl eher zur Freizeitbeschäftigung als zur Vermittlung von Lernstoff taugt. Dennoch ist es für die Schüler:innen wichtig, ein Grundverständnis für die Welt in Karten zu entwickeln und auch hier gilt, dass der Wettbewerb sie motivieren und unterhalten kann.

In einem von vielen Spielen muss man die Länder Europas anhand ihrer Grenzen zuordnen (Quelle: Seterra)

Platz 8: Worldmapper

Sind eure Schüler:innen gelangweilt von dem Anblick der immer gleichen Weltkarte? Eine Ansicht, auf der Europa und Südamerika fett und aufgeblasen wirken, die restlichen Erdteile aber gerade mal als dünne Fäden zu erkennen sind, wird sie sicher stark verwundern. Diese sogenannte Kartenanamorphote soll aber nicht die geografische Beschaffenheit der Erde darstellen, sondern visualisiert proportional, welche Länder die meisten WM-Erfolge erzielen konnten. Derartige Diagramme, die zu den skurrilsten Verzerrungen der Weltkarte führen, veranschaulichen diverse Fakten im Bereich der Politik, der Gesellschaft, des Handels und viele mehr und können so erheiternd sein, wie sie informativ sind.

In dieser Kartenanamorphote sind die WM-Sieger von 1930 bis 2018 proportional hervorgehoben (Quelle: Worldmapper)

Platz 7: Sternatlas-App

Auf Platz 7 befindet sich eine App, die am besten für das iPad geeignet ist. Mit diesem Programm kann man die Sterne und Planeten entdecken, die uns umgeben. Anhand der GPS-Technologie zeigt der Bildschirm die Himmelskörper an, die sich in Wirklichkeit gerade in der Richtung befinden, in die das Gerät ausgerichtet ist. Schwenkt man es umher, kann man so den Sternenhimmel um sich herum erkunden – auch am helllichten Tage. In einer modernen Welt, in der die Lichtverschmutzung dafür sorgt, dass wir Menschen die Sterne und Planeten um uns herum kaum noch wahrnehmen, erlaubt dieses Programm, in die Welt der Astronomie einzutauchen und die Geografie des Himmels zu entdecken. Gleichzeitig kann man viel lernen, denn die Himmelskörper sind nicht nur als Grafik dargestellt, sondern auch entsprechend beschriftet. Auch ganze Konstellationen sind gekennzeichnet. In den Unterricht lässt sich das Programm am besten einbauen, falls Tablets zur Verfügung stehen. Was die Möglichkeiten und die technische Qualität betrifft, ist die Sternatlas-App hervorragend. Wie nützlich sie im Geografie-Unterricht wirklich sein kann, hängt wohl davon ab, ob das Thema Astronomie nicht in den Physikunterricht gehört und wie diszipliniert die Schüler:innen mit solch einer dynamischen Anwendung umgehen.

Der Sternenhimmel kommt mit der Sternatlas-App durch den Bildschirm zum Vorschein (Quelle: App Store)

Platz 6: How much warmer is your city? (BBC)

Diese Website der BBC zeigt zunächst einen Globus, der sich mit der Maus drehen lässt. Darauf ist zu sehen, wo auf der Erde die aktuelle Durchschnittstemperatur über zehn Jahre (2009-2019) wie sehr im Vergleich zum Zeitraum 1890-1900 angestiegen ist. Daran kann man veranschaulichen, in welchen Gebieten der Klimawandel zu einem besonders starken Anstieg der Temperaturen geführt hat, und auch, wie sehr dieses Phänomen den gesamten Globus betrifft. Darüber hinaus enthält die Website Daten von 1.000 Städten. Die Durchschnittstemperaturen von Januar und Juli seit 1900 sind für jede Stadt in einem Diagramm aufgeführt, sowie die unterschiedlichen Prognosen je nach Verbesserung oder Verschlimmerung der Klimakrise. Den Schüler:innen kann man mithilfe dieser Visualisierung besonders anschaulich machen, welche Auswirkungen der Klimawandel heute schon auf die verschiedenen Teile der Erde hat und welchen Einfluss gewisse Maßnahmen haben könnten. Alle Angaben der Website sind auf Englisch.

Der Anstieg der Durchschnittstemperaturen wird auf dem bewegbaren Globus dargestellt. Hinzu kommen Klimadiagramme zu einzelnen Städten (Quelle: BBC News)

Platz 5: Earth Null School

Auch auf unserem Platz 5 gibt es einen Globus zu finden, den man interaktiv bedienen kann. In diesem Fall visualisiert die Grafik die verschiedenen Luftströme und Luftdruckverhältnisse auf der Erde, nahezu in Echtzeit. Für die Einführung in ein entsprechendes Thema kann man die Schüler:innen mithilfe dieses Tools dafür sensibilisieren. Anstatt einer trockenen Abbildung im Schulbuch lassen sich die Strömungen in einem Bewegtbild nachvollziehen, und das auf dem gesamten Globus. Um lokale Verhältnisse nachzuvollziehen, kann man an ein Gebiet heranzoomen, für den globalen Zusammenhang den ganzen Erdball im Blick behalten.

Die Luftströmungen der Erde in Echtzeit (Quelle: Earth Null School)

Platz 4: Ancient Earth Globe

Für das Thema Erdgeschichte ist die Anwendung auf unserem Platz 4 ideal. Hier zeigt sich der drehbare Globus in verschiedenen Gestalten, je nachdem, um welches Erdzeitalter es sich handelt. Die Verschiebung der Platten und die Entstehung unserer heutigen Kontinente lassen sich so über die Jahrmillionen hinweg nachvollziehen. Nicht nur eine genaue Jahresangabe, sondern auch bestimmte evolutionäre Ereignisse kann man auswählen, wie zum Beispiel das Auftauchen erster Algen, erster Insekten oder erster Menschenaffen, wodurch die Entwicklung der Landmassen anschaulich an die Entstehung des Lebens gekoppelt ist. Die Grafik ist leider nicht besonders hochauflösend, der Inhalt umso interessanter. Auch diese Website steht nur mit englischen Angaben zur Verfügung.

Die Landmassen vor 90 Millionen Jahren unterscheiden sich noch stark von den heutigen Kontinenten, die man anhand der feinen schwarzen Umrisse erkennt (Quelle: Ancient Earth Globe)

Platz 3: Images of Change (NASA)

Diese Website der NASA stellt Satellitenbilder zur Verfügung, die den Einfluss von Naturkatastrophen, des Klimawandels und des Menschen im Vorher-Nachher-Vergleich deutlich veranschaulichen. Man schiebt einen Regler über das Satellitenbild und dahinter tut sich die aktuellere Aufnahme hervor, welche die deutliche Veränderung zeigt. So kann man beispielsweise sehen, wie sich Nordeuropa zur Hitzewelle im Sommer 2018 braun verfärbte, die Felder um die Stadt San Antonio in Texas innerhalb von knapp zwanzig Jahren komplett bebaut wurden oder das Eis auf Grönland wegschmilzt. Zu jedem dieser Ereignisse gibt es entsprechende Informationstexte, allerdings auf Englisch. Um euren Schüler:innen den rasanten Wandel der Umwelt aufgrund verschiedener Faktoren auf dem Smart-Board zu veranschaulichen, eignet sich diese Seite perfekt.

Die Stadt San Antonio in Texas ist innerhalb von zwanzig Jahren stark gewachsen (Quelle: NASA)

Platz 2: Geo-Werkzeuge des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg

Der zweite Platz vereint viele der Funktionen, die wir euch bereits vorgestellt haben. Die verschiedenen Werkzeuge enthalten interaktive Karten und Diagramme, vor allem in Hinblick auf das Klima, aber beispielsweise auch auf die Bevölkerung. Viele Faktoren lassen sich justieren, um so deren Einflüsse anhand der Weltkarte anschaulich zu machen. Eine eingehende Beschäftigung mit den einzelnen Werkzeugen im Voraus ist unerlässlich, um sie gezielt und sinnvoll im Unterricht einzusetzen. Ihr könnt die Inhalte der Klasse am Smart-Board präsentieren oder den Schüler:innen den Auftrag erteilen, sich am PC oder Tablet darin einzuarbeiten, um mithilfe der Werkzeuge bestimmte Fragestellungen zu beantworten. Die Vielfalt der Funktionen ist ein großer Vorteil dieser Anwendung, kann jedoch auch zum Nachteil werden, da sie sie unter Umständen überfordernd und unübersichtlich macht.

Über diese Anwendung kann man die Klimadiagramme unterschiedlichster Standorte einsehen. Außerdem lassen sich auch hier die Luftströmungen einblenden (Quelle: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg)

Platz 1: Geospektiv

Der Bestplatzierte hält eine Reihe von interaktiven Modulen bereit, die die Schüler:innen am Tablet oder PC bearbeiten. Diese beinhalten Fragestellungen zu verschiedenen Themen, zum Beispiel dem globalen Schiffsverkehr, dem Wattenmeer oder dem Wasserverbrauch auf Teneriffa, nebst den entsprechenden Satellitenbildern und Grafiken. Die Schüler:innen erhalten einen Reichtum an Informationen, die sich durch die Darstellungen veranschaulichen lassen, lernen mit Satellitenbildern und Ortsaufnahmen die Welt zu erkunden und in einen kritischen Blick zu nehmen und sind dazu angehalten, ihren Lernfortschritt durch die Beantwortung der Fragen unter Beweis zu stellen. Für die Anwendung im Klassenraum muss man sich auf der Website registrieren und anmelden. Man kann sich als Lehrkraft aber einen guten Überblick mithilfe des Vorschau-Modus verschaffen, bevor man sich dazu entscheidet, das Programm in den Unterricht zu integrieren.

Geospektiv ist auf die Anwendung im Unterricht ausgelegt: Informative Texte und Darstellungen wechseln sich mit Fragen ab (Quelle: Geospektiv)

Für den Geografie-Unterricht haben digitale Anwendungen viel zu bieten, weil die Visualisierung in der Welt der Karten und Diagramme immer einen hohen Stellenwert einnimmt. Auch wenn ein Großteil des Angebots nur auf Englisch zur Verfügung steht, lassen sich die Funktionen wunderbar in den Unterricht einbeziehen, sei es in der Gruppen- oder Einzelarbeit am Computer oder Tablet, beim Frontalunterricht am Smart-Board oder beim Ratequiz am Handy. Kennt ihr noch weitere spannende Tools für den Geo-Unterricht? Schreibt es gerne in die Kommentare!

GEW Berlin: Landesvorsitzender Erdmann tritt wegen gespeicherter Audio-Aufnahmen zurück

Tom Erdmann, Vorsitzender der GEW Berlin, kündigt seinen Rücktritt an. Grund ist der Umgang mit illegalen Audio-Aufnahmen aus Vorstandssitzungen, die zu einem großen Vertrauensverlust führten. Bis November bleibt er allerdings noch Vorsitzender.
Von
Tobias Kempter
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July 2024
13.7.2024
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Berlin. Tom Erdmann, langjähriger Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Berlin, hat seinen Rücktritt angekündigt. Grund dafür ist der Umgang mit einem illegal angefertigten Audio-Mitschnitt aus einer GEW-Sitzung, den er digital gespeichert und anderen Vorstandsmitgliedern zugänglich gemacht hatte. Dies führte zu massivem Vertrauensverlust im Landesvorstand.

Nach einer außerordentlichen Vorstandssitzung, in der die Situation intensiv diskutiert wurde, erhielt ein Antrag auf sofortigen Rücktritt Erdmanns keine Mehrheit. Erdmann stellte daraufhin die Vertrauensfrage, die ebenfalls keine Mehrheit fand. Er äußerte Bedauern über sein Verhalten: „Ich habe einen schweren Fehler gemacht, den ich sehr bedauere.“ Seine Co-Vorsitzende Martina Regulin würdigte Erdmanns Einsatz und betonte sein Engagement für die Gewerkschaftsmitglieder.

Seit 2012 im geschäftsführenden Landesvorstand tätig, übernahm Erdmann 2015 den Vorsitz. In den letzten Jahren sah er sich zunehmend internen Konflikten ausgesetzt und sprach von tiefen Gräben innerhalb der Gewerkschaft.

Neben den internen Spannungen kämpft die GEW mit externen Herausforderungen. Seit 2022 sorgt sie mit Warnstreiks für kleinere Klassen an Schulen für Schlagzeilen und verliert Mitglieder an die konkurrierende Gewerkschaft Verdi, besonders im Kita-Bereich. Kritiker werfen Erdmann vor, mitverantwortlich für die als erfolglos empfundene Streikstrategie zu sein.

Der Zeitpunkt von Erdmanns Rücktritt ist innerhalb der GEW umstritten. Einige Vorstandsmitglieder fordern einen sofortigen Rückzug, da ein Vorsitzender auf Abruf an Glaubwürdigkeit verliere. Erdmann betonte trotz Meinungsverschiedenheiten, dass die GEW weiterhin für gute Arbeitsbedingungen und gerechte Bildung kämpfen werde. „Die Aufgabe meiner Nachfolge und des gesamten Vorstandes wird es sein, die schwelenden Konflikte in der GEW Berlin zu beenden“, erklärte er.

Die GEW Berlin, mit rund 30.000 Mitgliedern, steht vor einer herausfordernden Phase. Erdmanns Rücktritt markiert das Ende einer Ära und den Beginn einer neuen Führung, die interne Differenzen überwinden und die aktuellen Streik- und Tarifkonflikte erfolgreich meistern muss. Erdmann zeigte sich zuversichtlich, dass seine Nachfolger:innen diese Aufgaben bewältigen werden. Im November wählt die Gewerkschaft eine neue Führung, die die Interessen der Mitglieder vertreten und begonnene Projekte fortsetzen soll.

Geleakte Chats in der Fördermittel-Affäre: Neuer Staatssekretär Roland Philippi unter Druck

Geleakte Chatverläufe einer internen Gruppe des BMBF auf dem Messengerdienst Wire zeigen, dass der von Stark-Watzinger nominierte neue Staatssekretär Roland Philippi die Entziehung von Fördermitteln für kritische Wissenschaftler befürwortet hat.
Von
Helen Mattes
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July 2024
12.7.2024
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Berlin. Der neue Staatssekretär und Nachfolger von Sabine Döring im Bundesbildungsministerium (BMBF), Roland Philippi, soll Gegner kritischer Wissenschaftler:innen sein. Dies belegen interne Chats, die dem Spiegel vorliegen und neue Einblicke in die Fördermittel-Affäre geben.

Hintergrund ist der Umgang des BMBF mit einem offenen Brief von Hochschuldozenten zum Nahostkonflikt. Daraufhin soll sowohl eine Prüfung von Fördergeldern erfolgt, als auch eine Liste aller Unterzeichner:innen erstellt worden sein. Das Vorgehen sorgte für reichlich Kritik und Rücktrittsforderungen gegenüber Bildungsministerin Stark-Watzinger (FDP). Auch eine öffentliche Befragung im Bildungsausschuss ergab keine transparenten Einblicke über die Rolle der Ministerin bei der Fördermittel-Affäre. Diese entließ als Reaktion die Staatssekretärin, woraufhin Döring gegen das Bildungsministerium klagte, um sich künftig öffentlich äußern zu dürfen (Lehrer News berichtete). Erst vergangene Woche nominierte Stark-Watzinger ihren Vertrauten Roland Philippi als neuen Staatssekretär. In der Pressemitteilung war von einer hochqualifizierten Besetzung die Rede.

Auszüge interner Chatverläufe des Bildungsministeriums über den Messengerdienst Wire, die nun veröffentlicht wurden, weisen jedoch in eine andere Richtung. In der Gruppe namens “BMBF-Kommunikation” treffen die Ministerin, die beiden Staatsekretärinnen, zwei parlamentarische Staatssekretäre, der Kommunikationschef und der Pressesprecher regelmäßig interne Absprachen. 

Stark-Watzinger teilte am 9. Mai, zwei Tage nachdem das propalästinensische Protestcamp von der Polizei geräumt worden war, einen Post des Politikwissenschaftlers und Unterzeichners des offenen Briefs Ilyas Saliba in der Chatgruppe. Dieser wies auf der Plattform X darauf hin, dass die Wissenschaftler:innen eingeschüchtert seien und aus Angst vor Streichung ihrer Finanzierung ihre Unterschrift von dem offenen Brief zurückziehen. 

Stark-Watzinger kommentiert den Post in der Gruppe folgendermaßen: “Ist natürlich Quatsch, denn a) die Auswahl von Projekten erfolgt auf wissenschaftlicher Basis, b) die entscheide nicht ich und c) man kann nicht erwarten, dass man selbst alles sagen kann und dann keinen Gegenwind ertragen. Müssen nur aufpassen, dass hier kein Narrativ gesponnen wird. Denn jetzt ist die Schlusslinie klar”. Nur wenige Minuten später meldete sich auch Philippi in der Gruppe zu Wort: “Persönliche Meinung: Wenn sich dadurch eine Art informelle, ›freiwillige‹ und selbst auferlegte Antisemitismus-Klausel für unsere Förderung bei so manchen, verwirrten Gestalten etabliert (bspw so einen Aufruf nun mal eben nicht zu unterzeichnen wg Sorge um die Förderung), hätte ich jetzt ad hoc nix gegen…”. Stark-Watzinger unterband die Diskussion in der Gruppe nicht. Zwei Tage nach diesem Chatverlauf wurde im Ministerium die Liste der Unterzeichner:innen des offenen Briefs beauftragt.

Der Journalist Arne Semsrott hat als Reaktion auf die veröffentlichten Chatverläufe einen Eilantrag beim Kölner Verwaltungsgericht eingereicht, um deren Löschung auf Wire zu verhindern. Mit Erfolg: Bis zum Abschluss des einstweiligen Rechtsschutzverfahrens darf das Ministerium die Chatnachrichten nicht löschen. Semsrott hatte bereits Mitte Mai auf Grundlage des Informationsfreiheitsgesetzes (IFG) die Herausgabe interner Kommunikationsabläufe des Bundesbildungsministeriums (BMBF) eingefordert, um weitere Hinweise zur Fördermittel-Affäre zu erhalten. Nach der Veröffentlichung der internen E-Mails auf der Plattform “FragDenStaat“ stellte sich heraus, dass nicht nur förderrechtliche Konsequenzen für die Hochschullehrenden geprüft wurden, sondern auch eine Liste erstellt wurde, auf der alle Wissenschaftler:innen verzeichnet sind, die den offenen Brief unterschrieben und Fördermittel erhalten hatten (Lehrer News berichtete).

Semsrott stellt klar, dass die Chatverläufe über Wire im Zuge der IFG-Anfrage ebenfalls vom Ministerium hätten bereitgestellt werden müssen, da sie Aufschluss über die Fördermittel-Affäre geben. Zudem betont er, dass eine absichtliche Verlagerung der Kommunikation auf die Plattform Wire, um sie nicht verakten zu müssen, eine Missachtung der Transparenzpflicht und Verwaltungsvorschriften darstellt. 

Die Rolle von Stark-Watzinger bleibt weiterhin unklar. Es zeigt sich jedoch, dass der neue Staatssekretär die Lage im Bildungsministerium nicht beruhigen wird. Die Ministerin jedoch scheint sich nach wie vor keiner Schuld bewusst zu sein. Das Handelsblatt führte ein Interview mit Stark-Watzinger, in dem auch die entlassene Staatssekretärin Döring thematisiert wurde. Auf die Frage, warum sie es nicht zulasse, dass sich Döring zur Fördermittel-Affäre äußern dürfe und somit die Geheimniskrämerei befeuere, antwortete sie: “Wir haben Transparenz über die Abläufe im Ministerium hergestellt. Ich habe mich dazu ausführlich im Ausschuss und in der Regierungsbefragung geäußert. Das war mir wichtig, weil mir die Wissenschaftsfreiheit wichtig ist”. Auf die anschließende Frage, ob sie selbst Fehler gemacht habe, entgegnete die Ministerin: “Mir war wichtig, erst aufzuklären und mich dann zu äußern”. Ilyas Saliba kommentierte dies auf X mit den Worten: “Aufklärung à la Stark-Watzinger”. In Anbetracht der Enthüllungen und der anhaltenden Unklarheiten bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt und ob die Forderungen nach Transparenz und Aufklärung letztlich erfüllt werden.

Abistreich geht schief: Schüler setzen Gymnasium unter Wasser

Am Montagmorgen pumpten Polizei und Feuerwehr Wasser aus der Tübinger Geschwister-Scholl-Schule. Verwüstungen, ein unter Wasser stehendes Foyer und Glasscherben, waren Folgen eines Abiturstreiches. Die verantwortlichen Abiturienten zeigen sich einsichtig und w
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Julika Ude
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July 2024
12.7.2024
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Tübingen. Statt Schüler:innen zum Unterricht, sind zur Tübinger Geschwister-Scholl-Schule am Montagmorgen Polizei und Feuerwehr angerückt. Teile der Schule stehen unter Wasser. Glasscherben und Müll nehmen die Einsatzkräfte in Empfang. Grund der Verwüstung: Ein nicht ganz so witziger Abiturstreich.

Am Montagmorgen gegen 6:30 Uhr wurde laut Medienberichten die Polizei zum Tübinger Geschwister-Scholl-Gymnasium gerufen. Ein Polizeisprecher erzählt auf Anfrage des Reutlinger General-Anzeigers: “Türen waren mit Stühlen und Tischen verbarrikadiert. Der Flur im Foyer und die Eingangshalle standen unter Wasser, weil Wasserhähne aufgedreht wurden.” Das Wasser sei bis in den Fahrstuhlschacht gelaufen. Türen seien vom Wasser aufgequollen.

Laut Berichten der Tagesschau feierten 25 Abiturient:innen in der Nacht von Sonntag auf Montag im Schulfoyer und vergaßen dabei, einen Wasserhahn zuzudrehen. Als Folge musste die Feuerwehr am Montagmorgen anrücken, um das Wasser abzupumpen. Allerdings fallen die entstandenen Kosten nicht so hoch aus, wie zunächst erwartet. Bis auf die vom Wasser aufgequollenen Türen sind die Schäden bereits beseitigt. Um diese zu ersetzen, belaufen sich die Kosten schätzungsweise auf 3.000 bis 5.000 Euro.

”So eine Aktion habe ich in 27 Jahren noch nicht erlebt.”

Schulleiter des Gymnasiums, Martin Schall, zeigte sich zunächst sehr enttäuscht von den beteiligten Abiturient:innen: “Abischerze alles gut und schön – aber so eine Aktion habe ich in 27 Jahren noch nicht erlebt.” Eigentlich sei mit den Schüler:innen abgemacht worden, auf einen Abiturstreich zu verzichten, da viele Lehrer:innen wegen anderer Prüfungen abwesend waren, berichtet die Tagesschau. Auch der Großteil der Schülerschaft des Gymnasiums verurteile die Aktion. 

Die verantwortlichen Schüler:innen zeigten sich bei einem Gespräch mit dem Schulleiter jedoch einsichtig und schämten sich für den Ausgang des Streichs. Sie haben sich offiziell entschuldigt und wollen die durch die Schäden entstehenden Kosten begleichen sowie bei den Renovierungsarbeiten helfen. Dazu wollen sie den Schaden durch weitere Projekte wieder gut machen, die den hinterbleibenden Schüler:innen noch länger Freude bereiten sollen. So helfen einige der Abiturient:innen nun beim Bau des neuen Schulgartens, indem sie schwere Steine schleppen. Außerdem kündigten die Schüler:innen an, sich beim bevorstehenden Schulfest zu engagieren.

Baden-Württembergs Schüler scheitern an VERA-Standards: Massive Defizite in Kernfächern

Die VERA-Tests in Baden-Württemberg zeigen deutliche Defizite bei Dritt- und Achtklässlern in Mathematik und Deutsch. Viele Schüler verfehlen die Mindeststandards, besonders Kinder aus bildungsfernen Familien. Frühförderprogramme sollen nun Abhilfe schaffen.
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Tobias Kempter
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July 2024
12.7.2024
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Stuttgart. Die aktuellen Ergebnisse der VERA 3 und VERA 8 Vergleichsarbeiten zeigen deutliche Sprach- und Rechendefizite bei vielen Schüler:innen in Baden-Württemberg. Über 80.000 Dritt- und Achtklässler:innen nahmen jeweils an den Tests im Frühjahr teil, die auf die Einhaltung bundesweiter Bildungsstandards abzielen.

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass zahlreiche Drittklässler:innen in Mathematik und Deutsch nicht die geforderten Mindeststandards erreichen. Konkret verfehlen 29 Prozent die Mindeststandards in Mathematik, während in Deutsch 24 Prozent die Anforderungen beim Lesen und 28 Prozent beim Zuhören nicht erfüllen. 17 Prozent der Schüler:innen erreichen gerade mal die Mindeststandards in Mathematik und 21 Prozent im Bereich Lesen. Den Optimalstandard erfüllen lediglich 13 Prozent der Drittklässler:innen in Mathematik, während in Deutsch im Lesen 17 Prozent diesen erreichen. Im Bereich Zuhören können nur 11 Prozent die höchste Stufe erreichen.

Auch die Testergebnisse der Achtklässler:innen zeigen erhebliche Defizite: In Mathematik liegen durchschnittlich 32 Prozent der Schülerinnen und Schüler unter den Mindeststandards. Dabei schneiden die Gymnasiast:innen erwartungsgemäß am Besten ab. Dort verfehlen lediglich 4 Prozent die Minimalanforderungen, während es bei den Realschüler:innen bereits 39 Prozent sind. Bei den Werkreal- und Hauptschüler:innen sind es nur noch 25 Prozent, die die Mindestanforderungen für einen Mittleren Abschluss erfüllen. Allerdings streben auch nicht alle Schüler:innen dieser Schulen einen Realschulabschluss an.

Im Fach Deutsch zeigen die Achtklässler:innen in den Bereichen Lesen und Zuhören ebenfalls Mängel und erfüllten in beiden Kategorien zu 22 Prozent die Mindeststandards nicht. Bei den Realschüler:innen erreichen ungefähr die Hälfte der Schüler:innen die Mindeststandards nicht oder nur knapp. Unter den Werkreal- und Hauptschüler:innen erreichen nur 20 Prozent den Regelstandard (oder höher) im Bereich Lesen und 25 Prozent im Bereich Zuhören.

Bei den Real- und Gemeinschaftsschulen spiegeln sich in allen Fächern die Unterschiede der Niveaustufen bei den Testergebnissen der Schüler:innen wider. Erwartungsgemäß erzielten die Schüler:innen mit dem Leistungsniveau E (erweitertes Niveau) deutlich bessere Ergebnisse als ihre Mitschüler:innen mit den Niveaustufen M (mittleres Niveau) und G (grundlegendes Niveau).

Besonders auffällig ist, dass der Bildungserfolg stark vom sozialen Hintergrund der Schüler:innen abhängt. Kinder aus bildungsfernen Familien und solche, die im Alltag nicht Deutsch sprechen, sind deutlich häufiger von den Mindeststandards entfernt. Dies zeigt sich sowohl in den VERA 3 als auch in den VERA 8 Ergebnissen, wo Kinder mit nicht-deutscher Alltagssprache erheblich öfter die Mindeststandards verfehlen.

Die VERA-Tests werden jährlich bundesweit durchgeführt und bieten eine wichtige Grundlage für die gezielte Förderung und Weiterentwicklung der schulischen Kompetenzen der Schüler:innen. Die Ergebnisse sollen den Lehrkräften dabei helfen, den Bildungsstand ihrer Klassen besser einzuschätzen und gezielte Maßnahmen zur Förderung einzuleiten.

Die Ergebnisse bestätigen die Erkenntnisse früherer Studien und zeigen einen anhaltenden Handlungsbedarf bei der Vermittlung von Basiskompetenzen. Insbesondere der Lehrermangel, die Folgen der Corona-Pandemie und der gestiegene Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, gelten als die zentralen Herausforderungen der Bildungspolitik.

Umfassende Bildungsreformen zur Sprachförderung und Frühförderung gestartet

Kultusministerin Theresa Schopper betonte die Wichtigkeit der laufenden Bildungsreformen: „Die Ergebnisse passen zu unseren bisherigen Analysen. Wir haben die richtigen Schwerpunkte bereits gesetzt. Jetzt ist es von großer Bedeutung, dass wir die Bildungsreform, vor allem bei der Frühförderung, konsequent umsetzen und einen langen Atem beweisen“.

Das Förderprogramm sieht vor, dass Kinder mit Sprachproblemen frühzeitig unterstützt werden. Ab dem kommenden Schuljahr sollen Kita-Kinder, bei denen in der Einschulungsuntersuchung erhebliche Sprachdefizite festgestellt wurden, eine verpflichtende Sprachförderung von vier Stunden pro Woche erhalten. Sollte nach dieser Förderung weiterhin Bedarf bestehen, sollen diese Kinder ab dem Schuljahr 2026/2027 in sogenannten Juniorklassen in der Grundschule weiter unterstützt werden. Bisher wurden solche Kinder vom Schulbesuch zurückgestellt.

Das Programm startet zunächst in 450 Gruppen und soll innerhalb von drei Jahren auf landesweit 4.200 Gruppen ausgeweitet werden. Für die Umsetzung rechnet Kultusministerin Theresa Schopper damit, dass etwa ein Drittel der Viereinhalbjährigen zusätzlich gefördert werden müssen, was rund 30.000 Kinder pro Jahr entspricht. Zusätzlich zur Frühförderung in Kitas soll es auch an Grundschulen standardmäßige Sprachfördermaßnahmen in den ersten beiden Klassenstufen geben. 

Diese Maßnahmen sind Teil der umfassenden Bildungsreform, die darauf abzielt, die deutlichen Leistungseinbrüche in den Kernfächern Deutsch und Mathematik zu beheben. Ob das zu einer Verbesserung der Leistungen führt, bleibt abzuwarten.

Kaum Platt in Brandenburg: Was bewirkt das neue Niederdeutsch-Gesetz?

In Brandenburg trat diesen Mittwoch das neue Niederdeutsch-Gesetz in Kraft. Die Regionalsprache soll nun im Schulunterricht vermittelt und erhalten werden. Bislang bleibt das Angebot allerdings sehr überschaubar.
Von
Albert Koch
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July 2024
11.7.2024
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Potsdam. Am Mittwoch ist das neue Niederdeutsch-Gesetz in Brandenburg in Kraft getreten. Doch in dem Bundesland mangelt es noch stark an einem entsprechenden Unterrichtsangebot. Die Vermittlung der Regionalsprache begrenzt sich derzeit auf wenige Arbeitsgemeinschaften, die von Ehrenamtlichen geleitet werden.

Nachdem der Schutz und der Erhalt der niederdeutschen Sprache 2022 in die Brandenburger Landesverfassung eingegangen ist, folgte kürzlich das bislang erste Niederdeutsch-Gesetz unter den acht Bundesländern, die zum Sprachgebiet gehören. Neben einem bedarfsabhängigen Behördenangebot in der Regionalsprache ist ihr Einbezug in die Kindergarten- und Schulbildung darin festgelegt. In einer Pressemitteilung bezeichnete die Bildungsministerin Manja Schüle (SPD) das Gesetz selbst als „Ermöglichungsgesetz“. Denn zu Umfang und Ausgestaltung des Unterrichts gibt es darin keine genauen Angaben. Lediglich die Möglichkeit, Plattdeutsch als Unterrichtssprache, als Fremdsprache oder in einem außerunterrichtlichen Angebot in den Schulalltag mit einfließen zu lassen, ist in dem Gesetz garantiert, sowie die Bereitschaft zu entsprechenden Förderungs- und Fortbildungsmaßnahmen seitens des Landes.

Die Initiative liegt somit ganz bei den Bürger:innen und vor allem dem Lehrpersonal. Derzeit besteht nur in den Gemeinden Prenzlau (Uckermark), Putlitz und Bad Wilsnack (Landkreis Prignitz), Rheinsberg und Wittstock (Ostprignitz-Ruppin) ein jeweiliges Angebot in Form von Arbeitsgemeinschaften, überwiegend für Grundschulkinder. Im gesamten Bundesland gibt es demnach gerade einmal fünf Ehrenamtliche, die Niederdeutsch-Unterricht für insgesamt etwa 50 Kinder organisieren. Als „Zukunftsmusik“ bezeichnete die Geschäftsführerin des Vereins für Niederdeutsch im Land Brandenburg, Astrid Flügge, einen geregelten Plattdeutsch-Unterricht an Brandenburger Schulen. Vor allem der Lehrermangel steht dem bislang im Wege.

Niederdeutsch, auch  als Plattdeutsch bekannt, ist kein Dialekt, sondern eine eigenständige Sprache. Als solche steht sie seit 1999 unter dem Schutz der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen. Denn immer weniger und vor allem kaum junge Menschen sprechen oder verstehen Plattdeutsch überhaupt noch. Die Schulbildung ist in der Charta explizit als Grundpfeiler für den Erhalt und die Pflege von bedrohten Sprachen aufgeführt. Um dem Anspruch der Charta, die bereits 1992 von der Bundesrepublik Deutschland mitunterzeichnet wurde, gerecht zu werden, haben viele Bundesländer, die zum Sprachgebiet des Plattdeutschen gehören, ihr Bildungsangebot kontinuierlich ausgebaut. In Niedersachsen zum Beispiel kann man das Fach Niederdeutsch mittlerweile an 49, in Schleswig-Holstein an 51 Schulen wählen.

Formell gesehen ist Brandenburg mit dem neuen Niederdeutsch-Gesetz so etwas wie ein Pionier im Kampf um den Erhalt der bedrohten Regionalsprache. In der Praxis jedoch liegt das Land im Vergleich weit hinten. Es gibt noch einiges umzusetzen, um dem Platt in Brandenburg eine Perspektive zu gewährleisten. Inwiefern das Gesetz diesen Prozess anstoßen und beschleunigen wird, bleibt abzuwarten. Angesichts der allgemeinen Herausforderungen wie dem Lehrermangel dürfte es ein anspruchsvolles Projekt werden.

Schulen in Hamburg: Freiwillige Notenvergabe bis zur 9. Klasse

Hamburgs Schulen dürfen laut Schulsenatorin Ksenija Bekeris künftig bis zur 9. Klasse auf Noten verzichten. Basierend auf dem Schulversuch “Alleskönner“ sollen die klassischen Ziffernnoten durch kompetenzorientierte Leistungsrückmeldungen ersetzt werden.
Von
Helen Mattes
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July 2024
11.7.2024
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Hamburg. Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) hat in einem Interview mit der taz verkündet, dass alle Schulen in der Hansestadt künftig bis zur 9. Klasse auf Noten verzichten können. Hintergrund ist der Schulversuch “Alleskönner”, der zuvor an 50 Schulen in Hamburg durchgeführt wurde. Jetzt verkündete Bekeris: “Wer mitmachen möchte, kann mitmachen.” Damit wäre für alle Schulen Notenvergabe zunächst freiwillig und erst ab dem 9. Jahrgang verpflichtend. Bekeris betont zudem die Bedeutung des direkten Austauschs mit den Schüler:innen, um besser auf ihre individuellen Bedürfnisse eingehen zu können.

Der Schulversuch “Alleskönner”, an dem Grundschulen, Gymnasien, Sonderschulen und Stadtteilschulen beteiligt waren, wurde bereits im Jahr 2008 gestartet. Das oberste Ziel des Projekts war es, die Kompetenzen der Schüler:innen bei der Unterrichtsentwicklung zu berücksichtigen. Dies beinhaltete im Wesentlichen die Entwicklung einer kompetenzorientierten Selbsteinschätzung und Rückmeldung, die anstelle von Notenzeugnissen tritt. Damit wurde der Fokus von der klassischen Notenvergabe hin zu einer kompetenzorientierten Leistungsrückmeldung verschoben.

Die Vorsitzende der Elternkammer Hamburgs, Simone Kohl, wies bereits vor einigen Wochen darauf hin, dass eine Bildungswende vonnöten sei, und nannte das Projekt “Alleskönner“ als ein positives Beispiel für Leistungsbewertung. Sie äußerte außerdem den Wunsch, dieses Modell auf alle Schulen zu übertragen. Dies soll laut der Schulsenatorin nun in die Realität umgesetzt werden. 

Das Vergeben von Ziffernnoten an Schulen steht seit Jahrzehnten in der Kritik. Insbesondere Grundschulen verweisen auf alternative Bewertungsformen, wie beispielsweise in Waldorfschulen oder reformpädagogischen Modellschulen. Noten bewerten stets einzelne Leistungen und spiegeln laut Kritiker:innen nicht wider, was ein Kind tatsächlich kann. So repräsentiert die Gesamtnote immer den Durchschnitt vereinzelter Teilleistungen, wodurch unsichtbar bleibt, in welchen Bereichen des Fachs die Schüler:innen möglicherweise besonders gut waren oder noch Lücken haben. Es ist demnach möglich, dass ein Kind im Fach Deutsch sehr gut formulieren kann, aber Defizite in der Rechtschreibung aufweist. Diese einzelnen Kompetenzen gehen jedoch in den Ziffernnoten unter.

Seit Jahren wird diskutiert, inwieweit Schulnoten objektiv sind und sein können, dabei ist immer wieder von einer Ungleichbehandlung der Schüler:innen die Rede (Lehrer News berichtete). In der Vergangenheit hat sich häufig gezeigt, dass Lehrkräfte dieselbe Arbeit unterschiedlich bewerten. Trotz der Bemühungen der Schulen, einheitliche Bewertungsstandards festzulegen, bleibt insbesondere bei der Bewertung mündlicher Leistungen ein gewisser Spielraum. Zusätzlich werden die Urteile und Bewertungen unbewusst von psychologischen Prozessen beeinflusst. So spielt die vorherige erbrachte Leistung der Schüler:innen eine Rolle bei künftigen Bewertungen und führt zu einer Verzerrung. Insgesamt wird also immer wieder über die Gerechtigkeit von Noten diskutiert. Zur Vertiefung: Eine Studie von Hans Brügelmann befasst sich umfassend mit der Notwendigkeit von Schulnoten.

Eine alternative Leistungsbewertung wird somit in Zukunft häufiger diskutiert und umgesetzt werden. Es bleibt abzuwarten, ob weitere Bundesländer dem Beispiel Hamburgs folgen.

3 YouTube Kanäle für euren Werk- und Technikunterricht

Der Werk- und Technikunterricht vermittelt technisches Know-how und handwerkliche Fähigkeiten. YouTube-Videos mit anschaulichen Erklärungen und praxisnahen Demonstrationen können den Unterricht unterstützen. Hier sind drei Kanäle, die Euch dabei helfen.
Von
Tobias Kempter
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July 2024
11.7.2024
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Der Werk- und Technikunterricht ist bei Schüler:innen meist sehr beliebt, da er im Gegensatz zu den meisten anderen Fächern praxisorientierter ist. Er bietet ihnen die Möglichkeit, technisches Know-how zu entwickeln und handwerkliche Fähigkeiten zu erlernen. Doch nicht jede:r hat sofort Zugang zu den oft komplexen Inhalten, da das Vorwissen und die Erfahrungen der Schüler:innen stark variieren können. Hier können YouTube-Videos eine wertvolle Unterstützung sein. Sie bieten anschauliche Erklärungen, praxisnahe Demonstrationen und inspirierende Projekte, die den Unterricht bereichern und das Verständnis erleichtern. Gerade in einem Fach wie Technik, in dem praktische Anwendungen und visuelle Erklärungen eine große Rolle spielen, können Videos eine wichtige Ergänzung zum traditionellen Unterricht darstellen. In diesem Artikel stellen wir Euch eine Auswahl der besten YouTube-Kanäle vor, die speziell für den Technikunterricht geeignet sind.

Die Werkkiste

(Quelle: YouTube)

"Die Werkkiste" ist ein YouTube-Kanal, der speziell für Kinder geeignet ist, um sie auf spielerische und verständliche Weise in die Welt des Handwerks einzuführen. Der Kanal bietet eine breite Auswahl an Videos mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen zu DIY-Projekten und Bastelarbeiten, die von einfachen Holzarbeiten bis zu kreativen Bastelideen reichen.

Außerdem findet man die "Werkzeugführerschein"-Videos, die den Schüler:innen grundlegende handwerkliche Fähigkeiten wie Bohren, Sägen und Feilen vermitteln. Diese Videos helfen den Schüler:innen, sicher und kompetent mit verschiedenen Werkzeugen umzugehen und erste praktische Erfahrungen zu sammeln.

Die Projekte und Anleitungen von der “Werkkiste" sind kindgerecht gestaltet und bieten eine ideale Grundlage für den Einstieg in das handwerkliche Arbeiten. Daher ist der Kanal insbesondere für jüngere Schüler:innen gut geeignet, die noch keine großen Vorkenntnisse haben.

Technik selbst erlebt

(Quelle: YouTube)

Der YouTube-Kanal "Technik selbst erlebt" bietet Euch eine umfassende Sammlung von Videos, die dabei helfen können, den Schüler:innen technische Grundlagen und praktische Anwendungen näherzubringen. Die Videos, die sich schwerpunktmäßig mit Elektronik beschäftigen, sind besonders auf Anfänger zugeschnitten, um ihnen grundlegende Technikkenntnisse zu vermitteln.

In den Videos von "Technik selbst erlebt" findet man Bauanleitungen, um Schaltkreise nach zu bauen, Arduino Anleitungen, sowie praktische Tipps und theoretische Erklärungen, die dabei helfen, die vorgestellten Projekte besser zu verstehen. Die Videos bieten eine ausgewogene Mischung aus Theorie und Praxis, wodurch Schüler:innen die Möglichkeit haben, Technik und Elektronik aktiv zu erforschen und ihr Verständnis schrittweise zu vertiefen.

Ingenieursmentalität

(Quelle: YouTube)

Wie funktioniert die Schaltung eines Autos oder eine Batterie? Diese Fragen beantworten die Videos von "Ingenieursmentalität". Der Kanal liefert detaillierte Erklärungen zu elektronischen Bauteilen und deren Einsatzmöglichkeiten. Mit seinen Videos zu Elektrotechnik, Maschinenbau und anderen Ingenieursdisziplinen ist der Kanal perfekt, um das Wissen von Schüler:innen weiter zu vertiefen und ein umfassendes Verständnis zu den Themen zu erlangen.

Ein Highlight des Kanals ist das Video, wie man einen Elektromotor selbst baut. Die detaillierte Bauanleitung sowie die theoretischen Erklärungen zur Funktionsweise machen es zu einem spannenden Projekt für Schüler:innen, um einen praktischen Einstieg in die Ingenieurtechnik zu schaffen.

Von grundlegenden Fragen, wie zum Beispiel: Wie funktioniert eigentlich elektrischer Strom (YouTube), bis hin zu alltäglichen Themen wie der Funktionsweise von Solaranlagen (YouTube)bietet “Ingenieursmentalität" ein breites Angebot an Inhalten, die für unerfahrene Schüler:innen bis hin zu Studierenden geeignet sind. Dies macht den Kanal besonders wertvoll für Lehrer:innen, deren Schüler:innen ein unterschiedlich ausgeprägtes Vorwissen haben. Durch die Kombination von theoretischem Wissen und praktischen Anwendungen werden komplexe technische Zusammenhänge anschaulich und verständlich vermittelt, sodass jede:r Schüler:in auf ihrem individuellen Niveau abgeholt wird.

Studie belegt: Notenvergabe wird durch Stereotype verzerrt

Laut einer Studie wirken sich Stereotype auf die Benotung aus. Forscher:innen fanden heraus, dass die Note durch Geschlecht, soziale und ethnische Herkunft sowie Körpergewicht der Schüler beeinflusst wird und in Diskrepanz zu der erbrachten Leistung stehen.
Von
Julika Ude
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July 2024
10.7.2024
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Zürich/Bern/Berlin. Notenvergabe darf durch den pädagogischen Spielraum zum Beispiel zur Motivation der Schüler:innen beeinflusst werden. Nach der Anfang Juli in der Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlichten Studie “Kann die mollige Sophie schlechtere Noten bekommen als die dünne Sophie?” wirken allerdings auch Stereotype auf die Notenvergabe. Zwei Forscher:innen fanden heraus, dass die Note durch Geschlecht, soziale und ethnische Herkunft sowie Körpergewicht beeinflusst wird und in Diskrepanz zu der erbrachten Leistung stehen kann.

Die Forscher:innen Richard Nennstiel von der Universität Bern und Sandra Gilgen (Universität Zürich) haben die Ungleichbehandlung von Schüler:innen in fünf Schulfächern bei gleicher Leistung untersucht und belegt. Grundlage der Untersuchung waren Daten aus dem Nationalen Bildungspanel in Deutschland, die Aufschlüsse über die Kompetenzen, soziale oder physische Merkmale und die Benotung von mehr als 14.000 Neuntklässler:innen in Deutschland geben. Nennstiel und Gilgen untersuchten die Benotungen der Schüler:innen in den Fächern Deutsch, Mathematik, Physik, Chemie und Biologie.

Das Forschungsteam entdeckte eine Diskrepanz zwischen den Ergebnissen der standardisierten Tests und den jeweils erhaltenen Noten. Im nächsten Schritt untersuchten sie die Ursprünge der ungleichen Benotung nach Geschlecht, der ethnischen oder sozio-ökonomischen Herkunft oder dem Gewicht der Schüler:innen.

Benachteiligte Gruppen bei Notenvergabe mehrfach diskriminiert

Ihre Untersuchung ergab: Schüler:innen mit niedrigem sozio-ökonomischen Status, Migrationshintergrund oder Übergewicht wurden bei gleicher Leistung schlechter bewertet. Das Geschlecht beeinflusste die Bewertung von Mädchen und Jungen je nach Fach negativ. Bis auf das Fach Chemie wurden Schülerinnen tendenziell besser in Deutsch, Mathematik und Biologie bewertet, während die Schüler in Physik eine bessere Note erhielten. Beleibtheit wirkte sich unabhängig vom Schulfach negativ auf die Note aus, während eine wohlhabende Familie dies unabhängig vom Schulfach positiv beeinflusste. Haben die untersuchten Schüler:innen einen Migrationshintergrund, wurde in allen Fächern eine schlechtere Bewertung festgestellt, mit Ausnahme des Fachs Biologie. Außerdem wurde eine unterschiedlich starke schlechtere Bewertung festgestellt. Laut der Studie werden beispielsweise türkeistämmige Schüler:innen in Deutschland am schlechtesten bewertet. 

Das Forschungsteam fand heraus, dass die Bewertung noch schlechter ausfällt, wenn Schüler:innen zu mehreren der benachteiligten Gruppen gehören, der negative Effekt also kumuliert. Die größte Diskrepanz zwischen der Notengebung und der Testergebnisse fanden die Forscher:innen für das Fach Deutsch. Annehmbar ist, dass die Lehrkräfte bei der Bewertung sprachlicher Fähigkeiten wie beispielsweise eines Aufsatzes mehr Freiheiten haben, als bei der Bewertung in Mathematik.

Die Studie bestätigt frühere Forschungsergebnisse eines Berliner Forscher:innenteams, aus denen hervorging, dass adipöse Kinder tendenziell einen geringeren Schulerfolg haben. Die Forscher:innen untersuchten allerdings keine weiteren Stereotype und ihren Einfluss auf Noten. Nennstiel und Gilgen betonen, dass es auch nach ihrer Studie weiterer Forschung bedarf, um die Mechanismen hinter den ungleichen Benotungen identifizieren und besser verstehen zu können und so Maßnahmen zur Bekämpfung entwickeln zu können.

GEW Bayern: Genderverbote aufheben! Keine Ausweitung auf Lernmittel an Schulen

Die GEW Bayern kritisiert die geplante Erweiterung des Genderverbots der bayerischen Staatsregierung auf Schulbücher und Lehrmaterialien als Rückschritt und wahltaktisches Manöver von CSU und FW. Dies schränke Meinungsfreiheit und gendersensible Sprache ein.
Von
Redaktion
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July 2024
10.7.2024
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08.07.2024. „Jeder Bewohner Bayerns hat das Recht, seine Meinung durch Wort, Schrift, Druck, Bild oder in sonstiger Weise frei zu äußern.“ Das garantiert uns die Bayerische Verfassung. Sie legt auch fest: „Vorzensur ist verboten.“ Genau das aber scheint die Staatsregierung vorzuhaben: Das Kultusministerium will in der Folge des Genderverbots von CSU und FW nun auch den Schulbuchverlagen verbieten, Gendersterne u. ä. in Schulbüchern und allen anderen Lehrmaterialien zu verwenden. Dass es hier nicht nur um die bloß formale Beachtung von Rechtschreibregeln geht, sondern um das Äußern von inhaltlichen Standpunkten, sprich Meinung, ist offensichtlich, so die GEW Bayern, die Bildungsgewerkschaft im DGB.

Das Ministerium will die sogenannte Zulassungsverordnung ändern und hier „sprachliche Vorgaben“ (so der Originalton in den Unterlagen zur Verbändeanhörung) machen: „Lernmittel …werden…nur zugelassen, wenn sie… keine mehrgeschlechtlichen Schreibweisen durch Wortbinnenzeichen wie Genderstern, Doppelpunkt, … enthalten sowie übertriebene Paarformbildung vermeiden.“ Ziel sei, so die Begründung, „eine einheitliche…Schreibweise an Schulen.“

Dazu sagte Florian Kohl, stellvertretender Vorsitzender der GEW Bayern, heute in Nürnberg: „Dies wäre ein eindeutiger gesellschaftlicher, emanzipatorischer und menschenrechtlicher Rückschritt. Das hier fortgeführte und ausgeweitete Genderverbot soll offenbar allein den regierenden Verbotsparteien CSU und FW dienen, als durchsichtiges rechtspopulistisch ausgerichtetes wahltaktisches Manöver.“

Die GEW Bayern und der DGB Bayern lehnten in der Anhörung des Ministeriums diese Änderung der Zulassungsverordnung ab und forderten, eine Ausweitung des Genderverbots zu unterlassen.

Die unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung stellt in der Broschüre „Rechtliche Einschätzung staatlicher Genderverbote“ fest: „In einem freiheitlich-demokratisch ausgestalteten Gemeinwesen können Schulen offen für unterschiedliche Meinungen sein, so das Verwaltungsgericht Berlin in einer Entscheidung 2023. Die Benutzung genderneutraler Sprache in Lehrmaterialien und Arbeitsblättern sei legitim, da genderneutrale Sprache selbst Gegenstand von Unterrichtseinheiten sei. Das Gericht führt aus, dass „auch durch die Nichtverwendung von genderneutraler Sprache eine politische Zuschreibung in Betracht kommen" kann. Vom Lehrpersonal könne daher auch unter dem Aspekt des „Neutralitätsgebotes" kein Verzicht auf geschlechtergerechte Schreibweisen verlangt werden."

Dazu Martina Borgendale, Vorsitzende der GEW Bayern: „Es sollte den Autor*innen und den Verlagen überlassen bleiben, wie sie geschlechtergerechte Sprache in ihren Lehrmitteln verwirklichen. Überflüssige Verbote sind nicht zielführend. Der leicht nachvollziehbaren gerichtlichen Begründung steht die vorgelegte Änderung der Staatsregierung vollkommen entgegen. Diese droht sinnvolle und geradezu gebotene Aufbereitung von Lehrmitteln zu verhindern.“

Besonders verärgert zeigt sich Borgendale darüber, dass Klaus Holetschek, Fraktionsvorsitzender der CSU, in einem Antwortschreiben auf den „Offenen Brief“ der GEW und anderer Organisationen vom Februar 2024 gegen das „Genderverbot“ noch formuliert: „Unsere Haltung ist und bleibt, dass grundsätzlich jedes Geschlecht in gleicher Weise angesprochen werden soll. Dies kann insbesondere durch Paarformeln oder geschlechtsneutrale Formulierungen erfolgen“. Nun sollen Lehrmittel mit „übertriebener Paarformbildung“ aber auch nicht zugelassen werden können. „Ich frage mich schon, wie weit es die Staatsregierung noch treiben will. Das Argument der besseren Lesbarkeit ist damit nun endgültig entzaubert und der Willkür Tür und Tor geöffnet. Wie genau definiert sich „übertrieben“ denn?“ fragt Borgendale.

Zudem nimmt die GEW an: Mit dem Genderverbot für Lehrmittel wird ein eindeutiges Signal an die bayerischen Lehrkräfte gesendet: Benutze nichts, was nicht dem bayerischen Genderverbot entspricht! Daher ist zu befürchten, dass dadurch gutes und sinnvolles Unterrichtsmaterial, beispielsweise von „Schule ohne Rassismus“, von der Bundeszentrale für politische Bildung oder von anderen Organisationen, die in ihrem Material gendersensible Schreibweisen benutzen, nicht mehr zum Einsatz kommt.

"Startchancen": 135 Schulen in Schleswig-Holstein für Förderprogramm qualifiziert

Im kommenden Startchancenprogramm fördern Bund und Land 135 sozial benachteiligte Schulen in Schleswig-Holstein. 66 Millionen Euro jährlich sollen in Schulbau, Unterricht und neues Personal fließen. Im Fokus stehen vor allem die Grundschulen.
Von
Albert Koch
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July 2024
10.7.2024
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Kiel. 135 Schulen in Schleswig-Holstein werden künftig durch das Startchancenprogramm auf besondere Weise gefördert. Dies verkündete am Montag die Kultusministerin Karin Prien (CDU) im Rahmen einer Auftaktveranstaltung. Das Förderprogramm wird ab dem ersten August bundesweit starten und sozial benachteiligte Schüler:innen im ganzen Land bis 2034 mit zwei Milliarden Euro jährlich unterstützen (Lehrer-News berichtete). Die Kosten sind hierbei gleichmäßig auf Bund und Länder verteilt. In Schleswig-Holstein werden den entsprechenden Schulen 66 Millionen Euro jährlich für den Schulbau, der Schul- und Unterrichtsentwicklung, sowie der Aufstockung des Personals zukommen.

Das Startchancenprogramm knüpft im nördlichsten Bundesland an das Landesprogramm „PerspektivSchulen“ an, welches bislang 63 Brennpunktschulen gefördert hatte. Hinzu kommen die sieben Schulen der Bund-Länder-Initiative „Schule macht stark“ und 65 weitere Schulen. 13 Prozent der Schüler:innen im Land profitieren dadurch künftig von dem Programm. Ausgewählt hat man die Leistungsempfänger anhand eines eigens entwickelten Sozialindexes. Dieser berücksichtigt vor allem Schulen, an denen Migration und Armut zur Benachteiligung der Schüler:innen beiträgt. Bau- und Renovierungsmaßnahmen sollen ein geeignetes Umfeld sicherstellen, die individuell ausgearbeiteten Konzepte der Schul- und Unterrichtsplanung auf die besonderen Bedürfnisse der Schüler:innen eingehen. Die Personalstellen, die durch die Fördersumme ermöglicht werden, zielen auf die Rekrutierung von multiprofessionellen Teams ab, um nicht allein die Schulbildung, sondern beispielsweise auch die soziale oder gesundheitliche Fürsorge zu gewährleisten.

Mit diesen Maßnahmen reagiere man auf „den deutlichen Rückgang der Kompetenzentwicklung bei vielen Schülerinnen und Schülern“, heißt es seitens der Bundesregierung. Ferner wolle man den „starken Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg aufbrechen“. Da besonders die Leistungen im Bereich der Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen zurückgehen, wie unter anderem der IQB-Bildungstrend 2022 zeigte, werden neben den weiterführenden Schulen vor allem die Grundschulen bedacht. Ihnen fällt der Großteil von 60 Prozent der Summe zu. 

Der Schulleiter der Theodor-Storm-Schule in Kiel Carsten Haack äußerte sich positiv über die kommende Förderung und freut sich über die „Wertschätzung“, die die Arbeit der Lehrer:innen an seiner Schule so erfährt. Die Grund- und Gemeinschaftsschule im Kieler Osten gilt als Brennpunktschule. Viele Schüler:innen sind von Armut betroffen oder haben mit sprachlichen Hürden zu kämpfen, da sie zu Hause kein Deutsch sprechen. Hinzu kommt die psychische Belastung einiger Kinder, die Krieg und Vertreibung selbst miterleben mussten. Schon seit 2019 ist die Theodor-Storm-Schule eine „PerspektivSchule“. Mithilfe von Fördermitteln des Landes konnten beispielsweise gesonderte Deutschkurse für Schüler:innen mit abweichender Muttersprache und sozialpädagogisches Personal finanziert werden. Als Fortsetzung dieser Förderung wird das Startchancenprogramm derartige Bemühungen nun auf etwa doppelt so viele Schulen im Land ausweiten können und bundesweit seinen Beitrag zur Chancengleichheit leisten.

Bayerische Grüne drängen auf mehr politische Bildung an Schulen

Die bayerischen Grünen fordern mehr politische Bildung an Schulen. Dafür soll unter anderem der Politikunterricht ausgebaut werden. Die aktuellen Pläne der Landesregierung würden nicht ausreichen, um die Defizite in der Bildungspolitik zu beheben.
Von
Tobias Kempter
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July 2024
9.7.2024
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München. Angesichts der aktuellen Bedrohungen für die Demokratie und des zunehmenden Populismus fordern die Grünen in Bayern mehr politische Bildung an allen Schulen des Freistaats. “Politische Bildung muss integraler Bestandteil des Lehrplans sein und sollte entsprechend mehr Zeit und Raum erhalten”, erklärte Fraktionschefin Katharina Schulze. Daher sollen ab der fünften Klasse alle Schüler:innen in Bayern zwei Stunden pro Woche Politikunterricht bekommen. Zusätzlich betonte Schulze die Notwendigkeit, mehr qualifizierte Lehrkräfte für politische Bildung auszubilden und junge Menschen stärker in Entscheidungsprozesse einzubeziehen.

Die Grünen stützen ihre Forderungen auf Studien der Universität Bielefeld, die verdeutlichen, dass bayerische Schüler:innen im bundesweiten Vergleich deutlich weniger politischen Unterricht erhalten. Bayern rangiert seit Jahren am Ende der nationalen Rankings für politische Bildung, sowohl an Gymnasien als auch an anderen weiterführenden Schulen. 

Schulze kritisierte die Pläne zur Einführung einer “Verfassungsviertelstunde” der bayerischen Regierung als unzureichend und nicht ausreichend. Sie betonte, dass solche oberflächlichen Maßnahmen nicht ausreichen, um die Demokratie effektiv zu stärken. Diese 15 Minuten pro Woche seien keine angemessene Antwort auf den zunehmenden Populismus und Extremismus.

Neben dem geringen Umfang der Bildungsangebote sehen die Grünen auch qualitative Mängel, da viele Lehrer:innen nicht ausreichend für das Fach Politik und Gesellschaft ausgebildet sind. Aktuelle Daten dazu sind nicht verfügbar, da das Kultusministerium entsprechende Anfragen unbeantwortet ließ. Im Schuljahr 2021/2022 wurden an Realschulen rund 51 Prozent der Stunden fachfremd unterrichtet, an Gymnasien waren es 10,2 Prozent. Die Grünen führen dies auf begrenzte Studienmöglichkeiten für Lehrkräfte zurück. In Bayern kann das Fach Politik und Gesellschaft nur in Kombination mit Deutsch oder Englisch für das Lehramt Gymnasium und mit Wirtschaft für das Lehramt Realschule studiert werden.

Neben dem verstärkten Politikunterricht an Schulen sollen Schüler:innen Demokratie durch die Einführung von Klassenräten und Schulparlamenten auch selbst erleben können, fordert die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Gabriele Triebel. Darüber hinaus betont sie die Bedeutung von Gedenkstättenbesuchen zur Vermittlung demokratischer Werte. Derzeit besuchen nur ein Drittel der Mittelschüler:innen und 40 Prozent der Realschüler:innen solche Gedenkstätten, im Gegensatz zu fast 70 Prozent der Gymnasiasten.

Gewalt an Schulen nimmt zu: Verstärktes Burnout-Risiko für Lehrkräfte

Gewalt in der Schule nimmt zu und weitere Formen an: Politisch rechte Gewalttaten werden immer häufiger auch in Schulen erfasst. Gleichzeitig stellt eine Umfrage fest: Mit der Präsenz von Gewalt in der Schule steigt das Burnout-Risiko der Lehrer:innen.
Von
Julika Ude
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July 2024
9.7.2024
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Gewalt an Schulen nimmt zu, darunter auch politisch motivierte Gewalt von Schüler:innen. Eine aktuelle Studie schlussfolgert: Die Gewaltpräsenz an Schulen führt zu einem höheren Burnout- und Stressrisiko der Lehrkräfte. Das von der Robert-Bosch-Stiftung im Jahr 2024 veröffentlichte Schulbarometer soll die aktuelle Lage an allgemein- und berufsbildenden Schulen erfassen. Rund 1.600 Lehrkräfte wurden zu ihren Empfindungen und Problemen im Schulalltag befragt. Dabei identifiziert die Studie das Verhalten von Schüler:innen, die psychische Belastung der befragten Lehrer:innen sowie die Berufs(un)zufriedenheit als die derzeit größten Herausforderungen in ihrem Arbeitsalltag.

Gemein sind diesen drei Aspekten eine Ursache: Probleme mit Gewalt an Schulen. Knapp die Hälfte aller Befragten (47 Prozent) gaben an, an ihrer Schule gebe es Probleme mit physischer oder psychischer Gewalt unter Schüler:innen. Dass Lehrkräfte selbst immer häufiger Opfer von Gewalt werden, ergab bereits eine Umfrage des Philologenverbands Nordrhein-Westfalen aus dem letzten Jahr (LehrerNews berichtete). Im Schulbarometer 2024 wurden die Erfahrungen von gewalttätigen Angriffen auf die Lehrpersonen nicht erfasst.

Auch Gewalt unter Schüler:innen hat eine starke Auswirkung auf das Wohlbefinden der Lehrkräfte. Etwa ein Drittel (36 Prozent) der Lehrkräfte fühlt sich mehrmals in der Woche emotional erschöpft, 12 Prozent täglich. Rund ein Viertel (27 Prozent) des Lehrpersonals würde bei Möglichkeit den Beruf wechseln. Das Schulbarometer nennt “Probleme mit Gewalt unter Schüler:innen” als eine direkte Ursache für die Verschlechterung von Berufs- und Schulzufriedenheit sowie zunehmender (emotionaler) Erschöpfung der Lehrkräfte. Am meisten betroffen von Gewaltpräsenz im Arbeitsalltag sind laut der Umfrage Lehrkräfte an Schulen in sozial benachteiligter Lage. Dort sind rund zwei Drittel der Befragten (69 Prozent) damit konfrontiert.

Während knapp jede:r dritte Gymnasiallehrer:in von Gewalterfahrungen berichtet, sind es laut der Umfrage überdurchschnittlich viele Lehrer:innen an Förderschulen (67 Prozent) und an Haupt-, Real- und Gesamtschulen (62 Prozent). Außerdem fällt auf, dass besonders in Nordrhein-Westfalen Gewalt an Schulen beobachtet wird (52 Prozent).

Gewalttaten in NRW stark angestiegen

Die erfassten Gewalttaten an den Schulen in Nordrhein-Westfalen steigen bereits seit mehreren Jahren an. Laut einem Bericht des NRW-Innenministeriums an den Innenausschuss des Landtages habe es 2022 mehr als 5400 Fälle von Gewalt gegeben. Das waren 55 Prozent mehr als noch 2019. Für das Jahr 2023 geht das Ministerium von einer Steigerung um zehn Prozent aus.

Achim Fischer, Schulleiter der Janusz-Korczak-Gesamtschule in Neuss, vermutet im WDR-Interview dazu, die steigende Gewalt an Schulen sei in Ballungsräumen zwar präsenter als in ländlichen Gebieten, grundsätzlich sehe er die Gewaltzunahme allerdings als ein gesellschaftliches Phänomen und „nicht auf Regionen beschränkt.“

Dazu passen die Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik 2023, aus der bundesweit ein Anstieg der Gewaltdelikte um 8,6 Prozent zum Vorjahr hervorgeht. Zu den Tatverdächtigen zählen 12 Prozent mehr Kinder und 9,5 Prozent mehr Jugendliche als noch im Vorjahr. Laut Kriminalstatistik fällt der Anstieg der Tatverdächtigen im Vergleich zu anderen Altersgruppen hier prägnanter aus. Als möglicher Grund für die erhöhte Straffälligkeit von Kindern und Jugendlichen wird eine erhöhte psychische Belastung durch die Folgen der Corona Maßnahmen gesehen. 

Erfasste rechte Gewalt an Schulen nimmt zu

Zunehmend steigen auch die erfassten politisch rechtsmotivierten Gewalttaten in Schulen. Medienberichten zufolge gab es in Sachsen 2019 nach Angaben des Bildungsministeriums 73 gemeldete rechtsextremistische oder rassistische Vorfälle. 2023 hatte sich die Zahl bereits auf 149 gemeldete Vorfälle mehr als verdoppelt. Ähnlich verhält es sich in den Bundesländern Hessen, Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg.

“Antidemokratische Tendenzen sind kein neues Phänomen, sie sind nur sichtbarer und sagbarer geworden”, erzählt Udo Dannemann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bildung der Universität Potsdam dem rbb. Die derzeitigen Krisen, besonders die Corona Pandemie, sieht er als Nährboden für diese Entwicklung. Dabei scheint die Sensibilität für rechte Gewalt unter den Lehrkräften sehr unterschiedlich zu sein. “Es stellte sich heraus, dass der demokratische Werterahmen gar nicht eindeutig klar war bei allen Lehrkräften – die Vorstellung, was antidemokratisch ist und wann man handeln muss, ist sehr unterschiedlich”, so Dannemann. Abhilfe hierbei soll eine höhere Sensibilisierung der Lehrkräfte in dem Bereich Rechtsextremismus schaffen und durch externe Fortbildungsangebote wie Workshops erreicht werden.

Um der Gewalt an Schulen auch außerhalb politisch motivierter Taten präventiv entgegenzuwirken, hat das Ministerium für Schule und Bildung den Notfallordner zur schulischen Gewaltprävention zuletzt 2023 erweitert. Schul- und Bildungsministerin Feller ist davon überzeugt: “Mit der Veröffentlichung des neuen Krisenpräventionsteils gehen wir neue Wege.“ Besonders durch mehr Fachleute im Bereich der schulischen Krisenprävention, beispielsweise Schulsozialarbeiter:innen oder -psycholog:innen, soll mehr Präventionsarbeit gegen Gewalt geleistet werden und so Lehrkräfte und Schüler:innen geschützt werden. Das Präventionshandbuch ist online hier abrufbar.

Zurück zur Kreidetafel? Sorge um den Digitalpakt 2.0

Mit welchem Budget soll der Digitalpakt 2.0 im neuen Bundeshaushalt beziffert werden? Bis zum 17. Juli bleibt dies wohl Verhandlungssache. Die Bildungsminister:innen der Länder fordern mehr Klarheit und Verbindlichkeit seitens der Regierung.
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Albert Koch
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July 2024
9.7.2024
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Berlin. Nach dem Beschluss des Bundeshaushalts bangen die Länder um die Fortsetzung des Digitalpakts. Während Finanzminister Christian Lindner (FDP) am Freitagvormittag die Ergebnisse der Verhandlungen bekanntgab, legten einige Länder bereits eine Entschließung im Bundesrat vor, mit der sie zu einem klaren Bekenntnis zum Digitalpakt 2.0 seitens der Bundesregierung auffordern. Denn bis zum 17. Juli bleibt unklar, ob und in welcher Höhe der Bund sich künftig an Investitionen in die Digitalisierung an Schulen beteiligen wird. Bislang stellte der Bund den Ländern und Kommunen insgesamt 6,5 Milliarden Euro dafür zur Verfügung, doch in diesem Mai lief der Digitalpakt aus (Lehrer-News berichtete).

Unter der Federführung der saarländischen Bildungsministerin und Präsidentin der Kultusministerkonferenz Christine Streichert-Clivot (SPD) fordern nun 14 Bundesländer eine zukünftige Beteiligung von mindestens 1,3 Milliarden Euro. Streichert-Clivot betonte nicht nur die unverzichtbare Funktion eines Digitalpaktes 2.0 zur Fortführung und Ausarbeitung der Digitalisierung, sondern auch als „wichtiges Instrument der Bildungsgerechtigkeit“. Ihr Thüringer Kollege Prof. Dr. Benjamin Immanuel Hoff (Die Linke) verwies auf die Tatsache, dass eine Fortsetzung des Digitalpakts bis 2030 sogar im Koalitionsvertrag der Regierung festgelegt sei. Als eine rhetorische „Backpfeife“ verurteilte er im Nachhinein die Stellungnahme des Staatssekretärs Dr. Jens Brandenburg (FDP). Dieser versicherte zwar: „Der Digitalpakt 2.0 ab dem Jahr 2025 muss kommen“. Jedoch berief er sich daraufhin auf das Grundgesetz und die mangelnde Bereitschaft der Länder, Kompetenzen im Bereich der Bildung an den Bund zu übertragen. Dies betreffe auch die dauerhafte Finanzierung von Digitalisierungsmaßnahmen. Damit versuchte er offenbar, den Bund in Hinblick auf die Forderungen aus der Verantwortung zu ziehen.

Innerhalb der CDU herrscht derweil ebenfalls Uneinigkeit. Während der Bundestagsabgeordnete Mathias Middelberger vergangene Woche mit Verbesserungsvorschlägen für den Bundeshaushalt vorpreschte und darin eine komplette Streichung des Digitalpakts vorsah, kassierte er dafür vermehrten Widerspruch aus den eigenen Reihen. Seine Parteikollegin und Bildungsministerin von Schleswig-Holstein Karin Prien sprach sich am Freitag im Bundesrat besonders deutlich für die Entschließung aus. Die Ungewissheit in Bezug auf das Budget erregt ebenfalls Besorgnis unter den Schüler:innen. Der Landesschüler:innenrat Niedersachsen äußerte sich inzwischen in einer öffentlichen Erklärung: „Wenn in vielen Schulen nicht einmal ein funktionierendes WLAN vorhanden oder überhaupt internetfähige Geräte für Schüler*innen zur Verfügung gestellt werden können, dann steht unser Bildungssystem hinten an und erfüllt nicht seine Aufgaben“.

Es bleibt also abzuwarten, wie die Zukunft des Digitalpakts konkret aussehen wird und ob Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) ihre Zusage einhält: Einer großen Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion entgegnete sie im März, die Regierung wolle einen Digitalpakt 2.0 gemäß den „haushalterischen Rahmenbedingungen“ auf den Weg bringen. Immerhin scheint sich das Startchancenprogramm zur Förderung von sozial benachteiligten Schulen bereits in trockenen Tüchern zu befinden und wird am 1. August dieses Jahres beginnen.

Fördermittel-Affäre: Ehemalige Staatssekretärin klagt gegen Bildungsministerium

Der ehemaligen Staatssekretärin Sabine Döring wurde untersagt, sich zur Fördermittel-Affäre zu äußern. Nun klagt sie gegen das Bildungsministerium, um öffentlich Stellung beziehen zu dürfen. Auch die Union verlangt eine umfassende Aufklärung.
Von
Helen Mattes
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July 2024
8.7.2024
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Berlin. Die entlassene Staatssekretärin Sabine Döring möchte sich zur Fördermittel-Affäre öffentlich äußern und hat deshalb Klage gegen das Bildungsministerium unter der Leitung ihrer ehemaligen Chefin Bettina Stark-Watzinger (FDP) eingereicht.

Auslöser war die Entlassung von Döring im Zusammenhang mit der Fördermittel-Affäre. Nachdem Stark-Watzinger aufgrund der Prüfung der Streichung von Fördergeldern für kritische Hochschullehrer:innen zum Rücktritt aufgefordert wurde, entließ diese als Reaktion die Staatssekretärin. Viele vermuteten damals, dass Döring als klassisches “Bauernopfer” dienen sollte (Lehrer News berichtete).  

Die Union erhöhte nun den Druck auf die Bildungsministerin und forderte eine umfassende Aufklärung der Thematik. Die Unionsbundestagsfraktion verlangt in diesem Zusammenhang eine Aussage der entlassenen Staatssekretärin vor dem Bundestagsbildungsausschuss, um mehr Klarheit bezüglich der Fördermittel-Affäre zu schaffen. Ungeklärt ist weiterhin der genaue Grund, warum Döring entlassen wurde. Ebenso ist klärungsbedürftig, welche Rolle Stark-Watzinger dabei spielte und wann sie über die Vorgänge informiert wurde. Durch die Aussage könnten somit einige offene Fragen beantwortet werden. 

Döring hat selbst angekündigt, Stellung beziehen und sich öffentlich äußern zu wollen. Deshalb klagt sie vor dem Verwaltungsgericht Berlin gegen das Ministerium. “Die Perspektive von Frau Prof. Dr. Sabine Döring kann einen maßgeblichen Beitrag zur vollständigen Aufarbeitung der im Raume stehenden Vorwürfe und der weiterhin offenen Fragen leisten”, heißt es in einem Schreiben von Thomas Jarzombek (CDU) an Bildungsstaatssekretär Mario Brandenburg (FDP), das dem RedaktionsNetzwerk Deutschland vorliegt. “Es ist notwendig, dass auch Frau Prof. Döring ihre Sichtweise darstellen kann. Wenn es nichts zu verbergen gibt, sollte das keine Herausforderung für @BMBF_Bund und @starkwatzinger sein, dies zu erlauben”, äußerte sich Jarzombek zudem auf X.

Zuvor wurde Döring eine öffentliche Äußerung zur Fördermittel-Affäre vom Ministerium untersagt. Laut Paragraf 67 und 68 des Bundesbeamtengesetzes ist es Beamt:innen ohne Genehmigung des Dienstherrn nicht erlaubt, außergerichtlich auszusagen oder Erklärungen abzugeben. Das Ministerium hatte Döring im Falle einer Missachtung der Verschwiegenheitspflicht mit Disziplinarmaßnahmen gedroht. Auch wenn das Ministerium solche Maßnahmen nach der Beendigung des Dienstverhältnisses veranlassen darf, ist fraglich, warum einerseits eine Aussage untersagt wird und andererseits seit Wochen von einer umfassenden und transparenten Aufarbeitung der Fördermittel-Affäre die Rede ist.

Wird Bildung in Deutschland vererbt?

Der Zugang zur Hochschulbildung ist zwar offen, aber soziale Herkunft spielt eine große Rolle: 80 % der Akademikerkinder beginnen ein Studium, aber nur 27 % der Arbeiterkinder. Auch bei Masterabschlüssen ist das Gefälle groß (50 % vs. 11 %).
Von
Laura und Nadine
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July 2024
8.7.2024
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Wie kann das sein: Der Zugang zur Hochschulbildung in Deutschland ist eigentlich für jede Person offen, doch die Realität zeigt, dass es deutliche Unterschiede in der sozialen Herkunft der Studierenden gibt – das Elternhaus spielt beim akademischen Werdegang der Kinder nach wie vor eine bedeutende Rolle. Die Unterschiede in den Zahlen von Studierenden aus Akademiker- und Arbeiterhaushalten sind schockierend: Fast 80 Prozent der Kinder aus Akademikerfamilien beginnen ein Studium, wohingegen sich nur 27 Prozent der Kinder ohne akademischen Hintergrund an ein Studium wagen. Dieser erheblicher Unterschied schlägt sich auch in den Studiumsabschlüssen nieder: Eine Studie der Bundeszentrale für politische Bildung hat 2021 herausgefunden, dass von 100 Akademikerkindern knapp die Hälfte einen Master absolvieren, wohingegen aus Arbeiterfamilien nur 11 Kinder den Masterabschluss erreichen. Das ist erschreckend und wirft Fragen auf: Warum macht der Großteil der Kids aus Arbeiterfamilien letztendlich keinen Studiumsabschluss? Und was können wir als Lehrkräfte machen, um genau diese Kinder abzuholen?

Privilegien und Netzwerke: Ein unsichtbarer Vorteil

Eins von diesen 11 Nichtakademikerkindern ist Nadine. Nadine ist die erste in ihrer Familie, die studiert und kurz vor ihrem Masterabschluss steht. Die gesamte Studienzeit war geprägt von Herausforderungen, aber besonders deutlich hat sie den Studienanfang in Erinnerung: “Alles war komplett neu, ich wusste nicht, was ein Curriculum ist oder dass man nach einer Vorlesung akademisch applaudiert, hatte keine Ahnung, wie ich mich für Lehrveranstaltungen anmelde und fühlte mich im akademischen System maßlos überfordert!”. Studierende aus Akademikerhaushalten profitieren dagegen in den meisten Fällen oft von einem unsichtbaren Netz aus Privilegien: Eltern, die selbst studiert haben, können nicht nur mit praktischen Tipps bei einer besseren Studienvorbereitung helfen, sondern stellen häufig auch wertvolle Kontakte für die Praktika bereit.

Kulturelles Kapital: Der unsichtbare Unterschied

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das kulturelle Kapital, das Pierre Bourdieu als die Gesamtheit der intellektuellen, sozialen und kulturellen Fähigkeiten und Ressourcen definiert hat. Akademikerhaushalte fördern oft stärker kulturelle Aktivitäten und Lesegewohnheiten. Dies spiegelt sich meist in einem höheren Bildungshorizont wider, was wiederum den Kindern den Zugang zu akademischen Inhalten erheblich erleichtert und eine vertraute Umgebung für das Lernen und die persönliche Entwicklung schafft.

Finanzielle Belastungen: Ein unterschätztes Problem

Für Studierende wie Nadine sieht die Situation oft anders aus. Viele von ihnen müssen neben dem Studium arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Diese Doppelbelastungen aus Job und Studium kann nicht nur zu schlechteren akademischen Leistungen führen, sondern auch zu einer längeren Studiendauer. Die finanziellen Ressourcen für Studienmaterialien oder Auslandsaufenthalte sind häufig begrenzt, was ihre Bildungschancen weiter einschränkt.

Der Weg zur Chancengleichheit

Jetzt wird’s interessant: Was können wir konkret tun, um Kinder wie Nadine zu unterstützen? Zunächst ist es einmal wichtig, als Lehrperson sein Bewusstsein für die unterschiedlichen Ausgangsbedingungen der Kids zu schärfen und Empathie dafür zu entwickeln. Weiters müssen wir uns in Erinnerung rufen, dass wir als Lehrpersonen eine entscheidende Rolle zur Förderung der Chancengleichheit tragen. Studierende aus Arbeiterfamilien wie Nadine ziehen ein Studium oft nicht in Betracht, da es keine Vorbilder in der eigenen Familie gibt, die denselben Werdegang aufzeigen oder unterstützend wirken können. Hier kann man als Lehrperson wirkungsvolle Maßnahmen ergreifen: Zum Beispiel über seine eigene Studienzeit berichten, Fragen dazu klären, mit der Klasse eine Uni besuchen oder Studieninformationsbroschüren bereitstellen. 

Wir sind uns sicher: Da geht noch mehr!

Wie kann man die Hürde in die akademische Welt so klein wie möglich gestalten? Diese Frage haben wir uns auch gestellt. Als Antwort auf die Frage haben wir “StudySpace“ gegründet – eine Lernplattform, die Kinder aus jeglichen Haushalten ans Lernen strategisch heranführt und sie dabei aber auch mental unterstützt. Uns liegt es besonders am Herzen, dass die Kinder schon früh mit einem gesunden Lernen in Kontakt treten, denn nur so werden auch wichtige Soft-Skills wie z.B. Selbstorganisation oder Selbstmotivation vermittelt, die fürs Studieren unerlässlich sind, zuhause aber oft nicht vermittelt werden. Wir möchten sowohl als Lehrerinnen als auch als Gründerinnen das Thema Chancengleichheit im universitären Kontext fördern und voranbringen, deshalb freuen wir uns besonders, wenn auch ihr eure Ideen und Anreize mit uns per Nachricht teilt! Wir sind gespannt!

Wie viele Grundschulkinder unterschiedlicher Bildungsherkunft erlangen Hochschulabschlüsse? (Quelle: Vom Arbeiterkind zum Doktor)

Quellen:

Wenn Dreijährige Schreiben lernen – Was ist anders in Spaniens Schulen?

Warum spanische Kinder ab 3 Jahren das Schreiben lernen und erst ab 17 Uhr draußen spielen: Ein Einblick in das strukturierte spanische Schulsystem, frühe Bildung ab 3 Jahren, Integration digitaler Medien und den Fokus auf soziale Interaktion und Gemeinschaft.
Von
Redaktion
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July 2024
7.7.2024
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Geht man in Spanien tagsüber durch die Stadt, denkt man leicht, es gäbe keine Kinder. Man sieht ohnehin kaum Menschen, aber erst recht keine Kinder - aus keiner Altersgruppe. Dafür platzen sie um 17 Uhr geballt mit ihren Eltern aus allen Löchern, versammeln sich auf Spielplätzen und den großen Plätzen der Stadt. Auf einmal wird es laut und wuselig, die Kinder essen ihre “merienda”, den Nachmittagssnack, der oft aus Keksen und Saft besteht und spielen Fußball oder skaten. Das Spektakel dauert bis ungefähr 20 Uhr, dann erst wird es wieder ruhiger. Wo kommen sie auf einmal her? Und warum alle auf einmal?

In Spanien sind einige Dinge anders, als wir es aus Deutschland kennen. Das Leben ist deutlich stärker durchgetaktet, alle machen immer alles gleichzeitig: Am Samstag gibt es um 14 Uhr Mittag, am Sonntag um 15 Uhr. Der Wocheneinkauf wird am Samstagvormittag erledigt, Aktivitäten beginnen grundsätzlich um 17 Uhr abends. Und die Schule geht von 9 Uhr morgens bis 17 Uhr nachmittags, auch für die Kleinsten. Dazwischen ist kein Kind auf der Straße.

Auch im Schulsystem selber gibt es große Unterschiede zwischen Deutschland und Spanien, einige sieht man aber erst auf den zweiten Blick:

Das Schulsystem ist unterteilt in

  • die Primaria, von der ersten bis 6. Klasse,
  • die ESO, von Klasse 7-10 in einem Gesamtschulsystem und
  • die Oberstufe (Bachillerato), Klasse 11 und 12.

Verpflichtend ist der Schulbesuch bis Klasse 10, wer dann kein Abi machen möchte, geht in der Regel in einen ciclo formativo, eine Berufsausbildung. Neben den öffentlichen Schulen (públicos), die kostenlos sind, gibt es teil-subventionierte Schulen (concertados) und auch viele Privatschulen, die man oft an den Schuluniformen erkennt und die oft in kirchlicher Trägerschaft geführt werden. Auch britische oder amerikanische Privatschulen sind häufig, den Spaniern ist eine intensive englischsprachige Ausbildung sehr wichtig, da die Elterngeneration unter den eigenen schwachen Fremdsprachenkenntnissen leidet.

Die Schule beginnt in der Regel um 9 Uhr und endet gegen 17 Uhr. Mittags gibt es eine zweistündige Mittagspause zum Essen und Spielen, in der Grundschule gibt es auch vormittags eine Stunde Spielzeit. In der Mittelstufe beginnen viele Schulen schon um 8 Uhr und ziehen die 7 Schulstunden am Stück durch, die Schüler:innen gehen dann um 15 Uhr zum Mittagessen nach Hause.

Auch vor der Grundschule wird in Spanien schon viel gelernt. Die Regierung ist bestrebt, ausreichend kostenlose Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung zu stellen, um Familien besser zu unterstützen. Anders als in Deutschland gibt es in Spanien keine Halbtagsjobs, beide Eltern steigen schon früh nach der Geburt wieder voll ein. In den letzten drei Jahren hat die Regierung für 670 Millionen Euro weitere 65.000 kostenfreie Plätze für die 0-3-Jährigen geschaffen, und das, obwohl die Geburtenrate seit Jahren zurückgeht. Neben den kostenlosen öffentlichen Einrichtungen gibt es zahlreiche private Krippen, die die Kinder von 9-17h betreuen, in der Regel aber auch erweiterte Zeiten anbieten. Die Hälfte der Kinder dieser Altersgruppe besucht eine Einrichtung.

Mit drei Jahren kommen die Kinder in die Schule. Auch wenn die Schulpflicht erst ab 6 Jahren beginnt, wird gemeinhin diese erste Schulphase zwischen 3 und 5 Jahren von den Eltern als notwendig angesehen, damit die Kinder lernen, was sie in der Grundschule brauchen. Außerdem bekommt man oft auch keinen Platz in der Wunschschule, wenn man nicht auch die ersten drei Jahre dort durchlaufen hat.

Das Curriculum dieser Etappe ist staatlich festgelegt:

  • 3 Jahre: Aufwachsen in Harmonie miteinander und mit sich selbst
  • 4 Jahre: Entdeckung und Erforschung der Umwelt
  • 5 Jahre: Kommunikation und Darstellung der Umwelt

und auch die Schlüsselkompetenzen, wie mehrsprachige, digitale, kulturelle, naturwissenschaftliche und sogar unternehmerische Kompetenz, sind festgelegt. In diesen drei Jahren lernen die Kinder schon lesen, schreiben, die Zahlen bis 10 sowie Grundkenntnisse in einer ersten Fremdsprache, in der Regel Englisch.

Ihren Hobbys gehen alle Kinder in Spanien erst am späten Nachmittag nach. Ob Fußball, Musik, Sprachenlernen oder Malkurs, vor 17 Uhr geht auch für die Vierjährigen gar nichts. Dagegen kommt es häufig vor, dass Kinder zwei Aktivitäten an einem Nachmittag haben. Die Tage sind lang in Spanien, die Kinder kommen erst gegen 20 Uhr nach Hause. Auch, wenn man keine Aktivitäten gebucht hat: Alleine spielen im eigenen Zimmer ist in der spanischen Kultur nicht angelegt, man ist unter Menschen so lange es geht. Auch die Hausaufgaben sind oft erst danach dran, und da gilt in vielen weiterführenden Schulen noch “viel hilft viel”, auch wenn es schon einige hausaufgabenfreie Grundschulen gibt. Richtig brenzlig wird es in den Klassenarbeitsphasen, die mindestens einmal pro Trimester stattfinden: da werden in 2 Wochen sämtliche Arbeiten en bloque geschrieben. Fragt sich, was da abgeprüft wird: Inhalt oder Stressresistenz.

Abgesehen von diesen anstrengenden Phasen, gibt es tendenziell eine etwas entspanntere Haltung gegenüber Prüfungen und Noten, besonders in den früheren Schuljahren. Spanische Schulen legen großen Wert auf soziale Interaktion und kollektive Aktivitäten. Es gibt eine starke Gemeinschaftskultur, die durch zahlreiche außerschulische Aktivitäten, Feiern und Veranstaltungen verstärkt wird. So veranstaltet fast jede Schule eine Weihnachtsfeier und ein Sommerfest, bei dem die Kinder klassenweise vor allen Eltern, Großeltern und Geschwistern auf der Bühne stehen, tanzen und singen. Ein Spektakel, für das zweimal im Jahr neue Kostüme eingekauft und gebastelt werden, und das allen spanischen Kindern zwei große Momente der Bühnenerfahrung im Jahr beschert - ab dem zarten Alter von 3 Jahren. Im Sommer wird diese Aufführung oft gefolgt von einem Sommerfest, das bis tief in die Nacht dauern darf und alle Altersgruppen einschließt.

Generell ist der Unterrichtsstil in Spanien oft weniger formell und mehr auf Diskussion und Interaktion ausgerichtet. Lehrer neigen dazu, eine engere, fast familiäre Beziehung zu ihren Schülern zu pflegen. Das landesübliche Duzen trägt ebenfalls dazu bei.

In den spanischen Schulen haben digitale Medien ganz selbstverständlich schon vor über 10 Jahren ihren Einzug erhalten. Der Umgang mit digitalen Tools wird deutlich weniger diskutiert als in Deutschland, stabile WLAN-Verbindungen sind in Schulen vorhanden und die Schüler:innen ab der Mittelstufe arbeiten selbstverständlich mit Tablets oder Laptops. Generell ist die Experimentierfreude in spanischen Schulen deutlich höher. So wurde vor einigen Jahren in landesweiten Reformen der Weg zum projektorientierten Arbeiten (Project-Based Learning, PBL) bereitet. PBL zielt darauf ab, Schüler:innen durch realitätsnahe Problemlösungen aktiv in den Lernprozess einzubeziehen. Diese Methode erhöht die Kontrolle der Schüler:innen über ihr Lernen, Lehrkräfte fungieren als Lernhelfer:innen. Inhalte werden häufig in Partner- oder Gruppenarbeit erarbeitet und der Klasse präsentiert. Das fördert Teamfähigkeit und kritisches Denken und involviert und motiviert die Schüler:innen deutlich stärker.

Wie so oft in Schule wurde dieser Ansatz übereilt eingeführt und die Lehrer nicht ausreichend geschult. Daher ist die Durchführung nach wie vor qualitativ zu bemängeln. Auf der anderen Seite ist das sicherlich ein großer Schritt in die richtige Richtung, und die Lehrer lernen mit jedem Jahr etwas hinzu.

(Quelle: Claudia Heyn)

Über die Autorin: Claudia Heyn ist Gymnasiallehrerin. Seit 15 Jahren lebt und arbeitet sie in Barcelona, wo sie ihre eigenen Sprachschulen für DaF aufgebaut hat. Mit Talky bringt sie nun das erste Videospiel zum Sprachenlernen auf den Markt.

Vom Pauken zum Denken: Wie Schülerinnen und Schüler auf KI vorbereitet werden

fobizz bildet Lehrkräfte weiter, um Schüler auf KI vorzubereiten. Wichtig sind Fachwissen, kritisches Denken und digitale Kompetenzen. Seit 2018 unterstützt fobizz Schulen mit KI-Tools und Weiterbildungen.
Von
Redaktion
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July 2024
6.7.2024
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Hamburg, 3. Juli 2024 - Für heutige Schülerinnen und Schüler ist die Welt der Künstlichen Intelligenz nicht nur eine Zukunftsvision, sondern bereits Realität. Die KI übersetzt Texte in Sekundenschnelle, kann Pro- und Contra-Argumente für Erörterungen liefern oder diese sogar komplett schreiben - und zwar in vielen verschiedenen Sprachen. Lernende stellen sich die berechtigte Frage: Wozu noch büffeln und auswendig lernen, wenn Vieles auch einfach die KI übernehmen kann? Welche Kompetenzen sind im Zeitalter von KI gefragt und wie bereitet die Schule junge Menschen auf diese Zukunft vor? Welche Rolle spielen Lehrkräfte noch, wenn Künstliche Intelligenz auch die Aufgaben des Tutors übernimmt und in der Lage ist, individuell Wissen zu vermitteln?

“Um mit modernen Technologien wie KI umzugehen, ist Fachwissen heute wichtiger denn je. Denn es braucht solide Grundlagen, um die Ausgaben der KI kritisch zu bewerten und komplexe Probleme zu lösen. Aber nicht nur Fachwissen ist wichtig. Schüler:innen benötigen zudem überfachliche Kompetenzen wie kritisches Denken, Problemlösungsfähigkeit, Kreativität, emotionale und soziale Intelligenz. Um diese Fähigkeiten zu entwickeln, braucht es Lehrkräfte, die sie dabei unterstützen und begleiten”, so Dr. Diana Knodel, CEO und Gründerin von fobizz.

fobizz ist mit über 450.000 Nutzer:innen die führende deutschsprachige Plattform für Weiterbildungen für Lehrkräfte. Inzwischen nutzt jede zweite Lehrkraft in Deutschland die Angebote von fobizz, wie beispielsweise die KI-gestützten Tools zur Unterrichtsvorbereitung oder beim gemeinsamen Lernen mit Schüler:innen im Unterricht.

Als Expertin für KI und digitale Bildung gibt Dr. Diana Knodel Anregungen, wie Lehrkräfte Schülerinnen und Schüler auf den Umgang mit Künstlicher Intelligenz optimal vorbereiten können. Dabei geht es vor allem darum, die Chancen und Herausforderungen dieser Technologie zu verstehen und zu bewerten.

  • Vermittlung von Grundlagenwissen: Lehrkräfte können grundlegende Konzepte und Funktionsweisen von Künstlicher Intelligenz erklären, um ein solides Verständnis bei den Schülerinnen und Schülern aufzubauen. Dies umfasst auch die Unterscheidung zwischen verschiedenen Arten von KI-Anwendungen und ihren Potenzialen und Risiken.

  • Förderung von kritischem Denken: Lehrkräfte sollten Schülerinnen und Schüler dazu anregen, kritische Fragen zu stellen und die ethischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Implikationen von KI-Technologien zu diskutieren. Dies hilft den Schülerinnen und Schülern, ein tieferes Verständnis zu entwickeln.

  • Praktische Anwendungen und Projekte: Durch praktische Übungen und Projekte ermöglichen Lehrkräfte den Schülerinnen und Schülern, KI-Technologien selbstständig zu erforschen und anzuwenden. Dies fördert nicht nur das Verständnis, sondern auch die Fähigkeit zur Problemlösung und zur kreativen Anwendung von Technologien.

  • Schulung in digitalen Kompetenzen: Lehrkräfte sollten selbst über ausreichende digitale Kompetenzen verfügen, um den Schülerinnen und Schülern bei der Nutzung von KI-Tools und -Anwendungen unterstützend zur Seite zu stehen. Die kontinuierliche Weiterbildung der Lehrkräfte in diesem Bereich ist daher ein wichtiger Aspekt.

  • Ermutigung zur Innovation und Kreativität: Lehrkräfte können eine Umgebung schaffen, in der Schülerinnen und Schüler ermutigt werden, neue Ideen zu entwickeln und kreative Lösungen mit Hilfe von KI zu finden. Dies kann beispielsweise durch die Integration von Design Thinking-Methoden oder durch die Förderung von Projekten geschehen, die auf reale Probleme und Herausforderungen in der Welt Bezug nehmen.

Diese Kompetenzen bilden eine wichtige Grundlage, um ein umfassendes Verständnis unserer von Digitalisierung und KI geprägten Welt zu entwickeln. Und genau hier kommen die Lehrkräfte ins Spiel: “Lehrkräfte sind die Schlüsselpersonen, die diese Kompetenzen bei den Schülerinnen und Schülern fördern und entwickeln können. Durch ihre Anleitung und Unterstützung erwerben Lernende nicht nur fachliches Wissen, sondern auch die Fähigkeit, dieses Wissen in verschiedenen Kontexten anzuwenden, kritisch zu hinterfragen und verantwortungsbewusst zu handeln”, so Dr. Diana Knodel. Erst die Kombination aus fundiertem Fachwissen und der Entwicklung von überfachlichen Kompetenzen ermöglicht es, komplexe soziale, ethische und ökologische Herausforderungen zu meistern, denen wir in Zukunft gegenüberstehen.

Über fobizz

Fobizz I 101skills GmbH ist die führende deutschsprachige Plattform für Weiterbildungen und Anbieter von KI & Tools für Lehrkräfte und Schulen. Dabei hat fobizz es sich zur Aufgabe gemacht, die Digitalisierung des Unterrichts voranzutreiben und Lehrkräfte in die Lage zu versetzen, ihren Schüler:innen Kenntnisse in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Medien und IT einfach und praxisnah zu vermitteln. Fobizz sieht sich in der Rolle des täglichen Begleiters von Lehrkräften, um sie in ihrem Unterrichtsalltag zu entlasten. Seit der Gründung im Jahr 2018 hat das fobizz Team um Dr. Diana Knodel bereits über 7.500 Schulen und mehr als 450.000 Lehrkräfte im deutschsprachigen Raum zu aktuellen digitalen Themen und Künstlicher Intelligenz weitergebildet.

Schulwahl in Baden-Württemberg: Eltern folgen meist der Grundschulempfehlung

Die geplante Schulreform in Baden-Württemberg will Grundschulempfehlungen wieder verbindlich machen, stößt aber auf Kritik der Schülervertreter. Zahlen des Statistischen Landesamts zeigen, dass die meisten Eltern sich bisher an diese Empfehlungen halten
Von
Tobias Kempter
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July 2024
6.7.2024
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Stuttgart. Die geplante Schulreform der grün-schwarzen Landesregierung in Baden-Württemberg sieht vor, die Grundschulempfehlungen wieder verbindlicher zu machen. Die Pläne rufen Kritik hervor, insbesondere von Schülervertreter:innen. Zahlen des Statistischen Landesamts zeigen jedoch, dass die meisten Eltern sich bereits an die Empfehlungen der Grundschullehrer:innen halten.

Nach Angaben des Statistischen Landesamts entschieden sich im vergangenen Jahr fast 80 Prozent der Viertklässler mit einer Gymnasialempfehlung für den Wechsel auf ein Gymnasium. Bei den Realschulempfehlungen folgten etwa zwei Drittel der Eltern dieser Empfehlung, während 15 Prozent der Kinder stattdessen aufs Gymnasium wechselten. Schüler:innen   mit Empfehlungen für Werkreal-, Haupt- oder Gemeinschaftsschulen wichen häufiger von diesen Empfehlungen ab: Mehr als ein Drittel wechselte auf eine Realschule, und etwa zwei Prozent gingen aufs Gymnasium.

Durch die geplante Schulreform und die Rückkehr zum G9 befürchtet die grün-schwarze Landesregierung, dass die Gymnasien überrannt werden könnten, daher soll die Reform auch die Grundschulempfehlung für Gymnasien wieder verbindlicher machen. Diese soll künftig aus drei Komponenten bestehen: Lehrerempfehlung, Leistungstest und Elternwunsch. Stimmen zwei dieser Komponenten überein, soll dies entscheidend sein. Wollen Eltern ihr Kind dennoch aufs Gymnasium schicken, muss das Kind einen weiteren Test absolvieren.

Die Reformpläne stoßen auf Widerstand bei der organisierten Schülerschaft, die befürchtet, dass eine verbindliche Grundschulempfehlung die Bildungsgerechtigkeit beeinträchtigen und Schüler:innen unnötig unter Druck setzen könnte. Auf der anderen Seite fordern der Philologenverband und der Realschullehrerverband, die verbindliche Grundschulempfehlung nicht nur für die Gymnasien wieder einzuführen.

Harry Potter und das verwunschene Kind

“Harry Potter und das verwunschene Kind” spielt 19 Jahre später nach “Die Heiligtümer des Todes”. Harrys Sohn Albus und Scorpius Malfoy wollen Cedric Diggory retten. Das Stück behandelt Freundschaft, Familie und Vorurteile und ist lehrreich für Schüler.
Von
Redaktion
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July 2024
5.7.2024
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Das Theaterstück setzt 19 Jahre nach den Ereignissen von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ an. Harry Potter ist inzwischen 37 Jahre alt, arbeitet im Zaubereiministerium und hat mit Ginny drei Kinder: James Sirius, Albus Severus und Lily Luna. Hermine Granger ist zur Zaubereiministerin aufgestiegen und mit Ron Weasley verheiratet, der seinen Bruder George in dessen Scherzartikelladen unterstützt. Sie haben zwei Kinder: Rose und Hugo.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Albus Severus Potter, der mit dem Erbe seines berühmten Vaters zu kämpfen hat. Er freundet sich im Hogwarts-Express mit Scorpius Malfoy, dem Sohn von Draco Malfoy, an. Beide Jungen fühlen sich als Außenseiter und entwickeln eine tiefe Freundschaft. Albus wird überraschenderweise dem Haus Slytherin zugeteilt, was seine sowieso schon schwierige Beziehung zum Vater weiter belastet. 

Während der Sommerferien belauscht Albus ein Gespräch zwischen Harry und Amos Diggory, der Harry bittet, einen Zeitumkehrer zu verwenden, um seinen Sohn Cedric, der im Trimagischen Turnier starb, zu retten. Harry lehnt ab, doch Albus beschließt, Cedric zu retten, um sich selbst und seinen Vater zu beweisen, dass er ebenfalls Großes leisten kann. Zusammen mit Scorpius und Amos' Nichte Delphi machen sie sich auf die Suche nach dem Zeitumkehrer.

„Harry Potter und das verwunschene Kind“ ist eine Erzählung über Freundschaft, Familie und das Überwinden von Vorurteilen und Erwartungen. Es thematisiert die Herausforderungen, die mit dem Erwachsenwerden und dem Erbe der Vergangenheit einhergehen, und zeigt, wie Liebe und Verständnis die tiefsten Gräben überbrücken können.

„Lehrreicher Mehrwert“

Durch die komplexen Charakterentwicklungen und tiefgründigen Themen des Theaterstücks „Harry Potter und das verwunschene Kind“ in Hamburg können Lehrer vielfältige Bildungsinhalte vermitteln. 

1. Vertraute und neue Charaktere

  • Fortsetzung der bekannten Geschichte: Schüler sehen, wie sich vertraute Charaktere wie Harry, Ron und Hermine weiterentwickelt haben und nun als Erwachsene in neuen Rollen agieren. Dies kann Diskussionen über Lebenswege und persönliche Entwicklung anregen.
  • Einführung einer neuen Generation: Die Schüler lernen die Kinder der Hauptfiguren kennen, was Möglichkeiten bietet, über Familientraditionen, Erwartungen und den Einfluss der Vergangenheit auf die Gegenwart zu sprechen.

2. Identitätsfindung und Selbstwert

  • Albus Severus Potters Identitätskrise: Albus kämpft mit den hohen Erwartungen, die an ihn als Sohn eines berühmten Vaters gestellt werden. Dies bietet eine Plattform, um über Identitätsfindung und Selbstwertgefühl zu diskutieren.
  • Umgang mit familiären Erwartungen: Der Druck, den Harrys und Dracos Kinder erleben, kann Schülern helfen, ihre eigenen Erfahrungen mit familiären Erwartungen zu reflektieren.

3. Freundschaft und Loyalität

  • Tiefe Freundschaften: Die Freundschaft zwischen Albus und Scorpius zeigt, wie wichtig Loyalität und Verständnis sind, besonders in schwierigen Zeiten. Dies kann Gespräche über Freundschaft und ihre Bedeutung im Leben anregen.
  • Überwindung von Vorurteilen: Die Freundschaft zwischen einem Potter und einem Malfoy zeigt, wie Vorurteile und Feindseligkeiten überwunden werden können, was eine wichtige Lektion für Schüler ist.

4. Moralische und ethische Dilemmata

  • Zeitreisen und Konsequenzen: Die Zeitreisen von Albus und Scorpius, um die Vergangenheit zu ändern, führen zu ethischen Dilemmata. Dies bietet Stoff für Diskussionen über die Verantwortung und die Auswirkungen von Entscheidungen.
  • Opfer und Verantwortung: Das Thema, wie weit man gehen sollte, um vergangene Fehler zu korrigieren, kann zu tiefgehenden Gesprächen über Verantwortung und Opferbereitschaft führen.

5. Literarische und kreative Förderung

  • Vergleich von Buch und Theaterstück: Das Theaterstück basiert auf einem Skript, das sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch veröffentlicht wurde. Dies ermöglicht eine Analyse und den Vergleich der literarischen und dramatischen Elemente.

6. Theatererfahrung

  • Bühnenproduktion und Schauspielkunst: Der Besuch des Theaterstücks bietet Einblicke in die Welt des Theaters und kann das Interesse der Schüler an den darstellenden Künsten wecken.
  • Live-Performance: Die Erfahrung, ein Stück live zu sehen, kann die emotionale und intellektuelle Wirkung der Geschichte verstärken und eine tiefere Verbindung zu den Charakteren und Themen herstellen.

Fazit

Der Besuch von „Harry Potter und das verwunschene Kind“ bietet eine umfassende Lernerfahrung, die kognitive, emotionale und soziale Aspekte der Schülerentwicklung anspricht. Die Fortsetzung der bekannten Geschichte mit neuen Abenteuern und Herausforderungen bietet vielfältige Anknüpfungspunkte für den Unterricht und die persönliche Entwicklung der Schüler.

Um Ihnen die Produktion und den lehrreichen Mehrwert des Stücks näherzubringen, lädt das Theater am Großmarkt Ihre Schüler*innen herzlich „Harry Potter und das verwunschene Kind“ ein.

Es gibt ein exklusives 39,90€ Schülerticket für alle Shows.

Für Rückfragen und die Buchung der Tickets bitte folgende Nummer kontaktieren:

Service Center: 0180-69 34 934* 

Link zur Show-Website:

Schulen - Harry Potter und das verwunschene Kind (harry-potter-theater.de)

 

* Im dt. Festnetz und im Mobilfunk 20 Cent je Anruf. Buchung nach Verfügbarkeit. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. 

GEW: "Koalition geht in die Sommerpause und vergisst die Kinder!"

Das „Bündnis Kindergrundsicherung“ kritisiert die Regierung für unzureichende Maßnahmen zur Kindergrundsicherung. Trotz langer Diskussionen fehlt es an ausreichenden Leistungen für arme Kinder. Vor der Sommerpause werden dringende Verbesserungen gefordert.
Von
Redaktion
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July 2024
4.7.2024
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03.07.2024, Berlin – Das „Bündnis Kindergrundsicherung“ aus 20 Verbänden sowie 13 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist erschüttert, dass sich die Bundesregierung zu keiner echten Kindergrundsicherung für arme Kinder durchringen kann.

Seit Monaten hängt der Gesetzentwurf zur Kindergrundsicherung im Bundestag fest. Dabei wurde die ursprüngliche Reformidee in der Koalition sowieso schon gemeinsam auf eine Schmalspurversion heruntergeköchelt. An ausreichenden Leistungshöhen für Kinder fehlt es im aktuellen Gesetzentwurf hingegen weiterhin gänzlich. Die Neuberechnung des sogenannten „kindlichen Existenzminimums“ geht man weiterhin nicht an.

Verena Bentele, Präsidentin des „Sozialverband VdK Deutschland“ und Sprecherin des „Bündnis Kindergrundsicherung“, mahnt: „Während in der Politik die Sommerpause eingeläutet wird und die Mitglieder der Regierung und des Parlaments in den Urlaub gehen, fällt der Urlaub für arme Kinder dieses Jahr mal wieder ins Wasser. Armen Familien fehlt es an Geld für Urlaubsreisen, für Besuche im Freibad oder für eine Kugel Eis. Wir setzen uns dafür ein, dass jedes Kind gut aufwachsen und an der Gemeinschaft teilhaben kann. Die Regierung muss jetzt handeln und endlich eine gute Kindergrundsicherung verabschieden.“

Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), appelliert: „Es ist bezeichnend, dass es den politisch Verantwortlichen nicht gelungen ist, vor der Sommerpause bei den dringend notwendigen Verbesserungen in der Kindergrundsicherung voranzukommen. Chancenungleichheit abzubauen, wird gerne als politisches Ziel formuliert. Wenn es dann aber um die Umsetzung geht, fällt die Chancengleichheit immer wieder hinten runter. Dabei wissen wir: Es braucht mehr Investitionen in die Zukunft der Kinder und in die Zukunft der jungen Menschen! Insbesondere arme und sozial benachteiligte Familien brauchen mehr Unterstützung. Die Kindergrundsicherung ist hierfür das zentrale, sozialpolitische Vorhaben der Ampel-Koalition. Darum appellieren wir vor der parlamentarischen Sommerpause: Lassen Sie die Kinder nicht allein! Einigen Sie sich auf eine gute Kindergrundsicherung – mit deutlichen und notwendigen Leistungsverbesserungen!“

Info: Das „Bündnis Kindergrundsicherung“ macht sich seit 2009 mit inzwischen 20 Mitgliedsverbänden und 13 wissenschaftlichen Unterstützerinnen und Unterstützern für eine echte Kindergrundsicherung stark. Weitere Infos zum „Bündnis Kindergrundsicherung“ und dessen Kindergrundsicherungskonzept finden Sie hier.

“Einfallstor für extremistische Ideologien”: FDP in NRW fordert Abschaffung des islamischen Religionsunterrichts

Die FDP fordert die Abschaffung des islamischen Religionsunterrichts. Hintergrund ist eine neue Studie über extremistische Ansichten bei angehenden Lehrkräften, Lehrermangel, der Einfluss konservativer Islamverbände und Beschwerden muslimischer Eltern.
Von
Helen Mattes
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July 2024
4.7.2024
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Düsseldorf. Die FDP-Landtagsfraktion hält den seit 2012 in NRW durchgeführten islamischen Religionsunterricht für gescheitert und möchte diesen beenden. Hintergrund ist laut dem Landesvorsitzenden Henning Höne (FDP) unter anderem eine aktuelle Studie, die besagt, dass immer mehr angehende Religionslehrkräfte extremistische und antisemitische Positionen vertreten. “Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Religionsunterricht zu einem Einfallstor für extremistische Ideologien, die nicht auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, oder für völlig veraltete Rollenbilder, zum Beispiel zwischen Mann und Frau, wird”, so Höne. Weiter beschreibt er, dass die Idee im Kern gut war und von der FDP unterstützt wurde, jedoch in der jetzigen Form gescheitert sei. 

Zuvor reagierten Verbände wie das Elternnetzwerk NRW und der Verband muslimischer Lehrkräfte empört auf die für die Studie durchgeführte Umfrage und warnten vor Vorurteilen über den Islam. Die Umfrage begünstige durch “teilweise tendenziöse und suggestive Fragen und Antwortmöglichkeiten ein gefährliches Framing“, betonen die Verbände und baten das NRW-Schulministerium deshalb, diese zu stoppen. Das Schulministerium wies die Bitte mit der Begründung zurück, dass die wissenschaftliche Fachlichkeit durch die Befragung nicht gefährdet sei.

Neben der Studie sollen außerdem der Mangel an geeigneten Lehrkräften, der Einfluss von konservativen Islamverbänden und Beschwerden muslimischer Eltern Gründe für die Forderung einer Abschaffung sein. Drei Jahre zuvor hatte die Partei noch einen Ausbau des muslimischen Religionsunterrichts verlangt, nun fordert sie die Abschaffung. "Wir sind der Meinung, eine Reform im laufenden Betrieb funktioniert nicht und man muss einmal den Religionsunterricht auf Stopp setzen, um zu einer langfristigen Lösung zu kommen", sagte Höne. Erst wenn es ein neues Modell des islamischen Religionsunterrichts gibt, könnte man erneut über eine Einführung sprechen. 

Zur Verhinderung extremistischer Strömungen möchte die FDP Disziplinarmaßnahmen einleiten. Dabei sollen vor allem Kriseninterventionsteams gestärkt und Lehrkräfte während der Ausbildung geschult werden, um Extremismus im Schulalltag bekämpfen zu können. Als Ersatz für den islamischen Religionsunterricht soll künftig ein verpflichtender Unterricht in Ethik oder praktischer Philosophie eingeführt werden. Der Katholische, evangelische und jüdische Religionsunterricht sollen weiter fortgeführt werden.

Demokratietag in Mecklenburg-Vorpommern: AfD vermutet “Indoktrinierung”

Mehrere Schulen nahmen am Demokratietag der Initiative #IchStehAuf teil. Der AfD-Vorsitzende Enrico Schult sieht darin eine Indoktrinierung der Schüler:innen und verlangt nun Informationen über die Schulen, die am Aktionstag teilgenommen haben.
Von
Helen Mattes
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July 2024
3.7.2024
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Schwerin. Der Landesvorsitzende der AfD, Enrico Schult, hat vom Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommern eine Auflistung aller Schulen, die anlässlich des 75. Jubiläums des Grundgesetzes am Demokratietag der Initiative #IchStehAuf teilgenommen haben, verlangt. Hintergrund der Anfrage ist eine von der AfD vermutete “Indoktrinierung”.

#IchStehAuf ist eine Initiative der Robert Bosch Stiftung und der Heidehof Stiftung mit der ARD und der ZEIT Verlagsgruppe als Kooperationspartner. Die Schulen werden dabei unterstützt, das Demokratiebewusstsein von Kindern und Jugendlichen zu stärken. Die Lehrkräfte erhalten Ideen, Tools und Tipps, um ihre eigene #IchStehAuf-Aktion an ihrer Schule durchzuführen. Am 6. Juni wurden die teilnehmenden Schulen dazu aufgerufen, für Demokratie und Vielfalt aufzustehen. 

Die Initiative für Demokratie und Vielfalt scheint der Partei, die seit 2021 vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall beobachtet wird, jedoch nicht zu passen. Wie aus der gestellten Anfrage hervorgeht, möchte Schult wissen, welche Schulen und wie viele Schüler:innen am Aktionstag teilgenommen haben und ob die Veranstaltungen innerhalb der Unterrichtszeit durchgeführt wurden. Er fordert zudem eine Stellungnahme der Landesregierung zu der Aktion, da er eine Gefahr durch “politische und ideologische Indoktrinierung” vermutet. Des Weiteren möchte er wissen, von wem und in welcher Weise die Veranstaltungen durchgeführt wurden und ob dabei die AfD thematisiert wurde. In einer Pressemitteilung rechtfertigte Schult anschließend die Anfrage mit dem Zweifel darüber, ob die Schüler:innen in diesem Alter “bereits die geistige Reife für dieses Format” hätten.

Das Bildungsministerium von Mecklenburg-Vorpommern hat die Fragen an die Schulen mit einer Beantwortungsfrist weitergeleitet. Laut Verfassung besteht die Verpflichtung, kleine Anfragen von Abgeordneten oder Fraktionen des Landtags innerhalb einer Frist zu beantworten. Zuvor muss die Landtagsverwaltung jedoch prüfen, welche Daten über die Schulen überhaupt publiziert werden dürfen, da die Privatsphäre und die Persönlichkeitsrechte der Lehrkräfte geschützt werden müssen.

Viele Schulleiter:innen sind über die Anfrage fassungslos. Der Rostocker Schulleiter Gert Mengel kritisiert die Anfrage der AfD. “Anstatt Schulen an den Pranger zu stellen, muss die AfD aufhören, Schülerinnen und Schüler bis tief in die Nacht auf TikTok mit Propaganda-Clips zu bombardieren”, so Mengel.

Dänemark und das Wellbeing: Einfach hygge oder hohe Standards in Bildung?

Unsere Kolumnistin wirft einen Blick auf das Schulsystem in Dänemark. Was machen unsere Nachbarn anders? Und was können wir von den Dänen lernen, wenn es um die Qualität der Betreuung, Digitalisierung und Innovationsförderung geht?
Von
Kati Ahl
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July 2024
2.7.2024
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Gerade sind die PISA-Offensiven der Bundesländer in die öffentlichen Diskussion gerückt (hier wurde ich vom Bayerischen Fernsehen dazu interviewt, etwa ab Minute 39:06 ), die als Reaktion auf die Ergebnisse einfach aus mehr Unterricht für Mathe und Deutsch in der Grundschule bestehen (in Bayern sogar auf Kosten von Zeit für Kunst und Musik). Man fragt sich: Mehr vom selben dessen, was vorher nicht geholfen hat? Wenn man Lernprozesse verbessern möchte, wie geht das am besten? Und: Die PISA-Ergebnisse sind besorgniserregend– aber messen sie auch das Richtige? Das ist eine hochpädagogische Frage, die nebenbei auch pädagogisch und nicht politisch gelöst werden sollte. Hilfreich ist da der Blick in andere Länder, die erfolgreicher sind: Wie hier nach Dänemark, das in Rankings zu Zukunftskompetenzen besonders gut abschneidet!

Denn insbesondere die skandinavischen Länder zeigen deutlich, dass man mit Wellbeing für Schülerinnen viel mehr erreicht. Finnland und Dänemark zählen laut World Happiness Report zu den glücklichsten Völkern - und erbringen gute Leistungen!

Dänemark belegt regelmäßig den zweiten Platz für die glücklichste Bevölkerung (nach Finnland), gemessen vom World Happiness Report der UN, der jährlich veröffentlicht wird. Die Glücksforscherin Maike van den Boom erklärt dieses wiederkehrende Ranking der skandinavischen Länder so: „In Deutschland vertrauen 30 Prozent ihren Mitmenschen, in Dänemark sind es 70 Prozent“. Sie führt das auf eine Art Wikinger-Mentalität zurück, den Zusammenhalt. „Dabei“, so van den Boom, „geht es nicht darum, der oder die Beste zu sein, sondern gemeinsam die beste Lösung zu finden“.

Ich frage mich: Wie gelingt es an dänischen Schulen, sowohl das Wohlbefinden als auch die Digitalisierung und Zukunftsorientierung zu fokussieren? Widerspricht sich das nicht, dänische Gemütlichkeit und cleane Technikorientierung?

Was steckt hinter der dänischen "Innovateket"? Unsere Kolumnistin war vor Ort

Was über dänische Schulen bereits bekannt ist

Dänische Kinder lernen länger zusammen, der Unterricht gilt als innovativer, digitaler und inklusiver als anderswo. So titelte das Schulportal schon 2021 nach einer Dänemark-Reise „Mehr ‘hygge’ in Schulen?” Das wollte ich mir anschauen und bin im Herbst 2023 auf eine Bildungsreise zu dänischen Schulen gefahren. Dort konnte ich durch die Initiative von Leba Innovation Schulen und Bildungsorte anschauen, die selbst für dänische Maßstäbe besonders innovativ sind.

Zur Vorbereitung befragte ich Jacob Chammon, den gebürtigen Dänen, der in beiden Ländern als Lehrer und Schulleiter tätig war und sich heute als Geschäftsführer der Deutschen Telekom Stiftung einen Namen macht. Was ist anders? Worauf sollte ich besonders achten? Er wies mich vor allem auf die unterschiedlichen Kulturen hin: „Die Kultur ist eine andere. Der Fokus in dänischen Schulen liegt weniger auf Noten und Abschlüssen – Noten gibt es dort erst ab Klasse 9 –, sondern stark auf dem Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen.“

Das leuchtet mir sofort ein. Jedes Land prägt mit seiner Kultur das jeweilige Schulsystem. Und auch meine Recherchen bestätigen: Das Wohlbefinden der Menschen in der Schule hat in Dänemark einen ganz besonderen Stellenwert. So ist im nationalen Bildungsrahmenplan bereits angelegt, dass es für das Wellbeing einen besonderen Fokus an Schulen geben soll und sie verpflichtet sind, hierfür Maßnahmen zu ergreifen.

So gut sind dänische Schulen wirklich!

Alle Schulen haben ein Programm für „Trivsel“, also das Wohlergehen. Jährlich werden die Schüler:innen dazu befragt. Die Ergebnisse und Durchschnittswerte werden offen auf der Homepage veröffentlicht, und zwar im Vergleich zu den Mittelwerten der Schulen der Kommune. Es lässt sich daran ablesen, wie der Wert der Schule für Wohlbefinden sich im Vergleich zum Vorjahr entwickelt hat, wie er sich im Vergleich zu den anderen Schulen der Kommune liest und welche Maßnahmen die Schule unternimmt, um den Wert zu erhalten oder zu verbessern. Die Kokkedal Skole in Kokkedal hatte beispielsweise auf einer Skala von 0-10 einen Durchschnittswert von 7,4 und liegt damit etwas über dem kommunalen Durchschnitt der Wohlbefindens von Schüler:innen. Auf deren Webseite finde ich ebenfalls den „Trivselhandleplan“ und die Antimobbingstrategie als Konzepte, die mit allen Kolleg:innen und Eltern ausgehandelt wurden. Die PISA-Ergebnisse werden in Dänemark ebenfalls in Kollegien und Bildungszusammenhängen diskutiert, aber nicht gegen das Wohlbefinden ausgespielt. Das Wohlbefinden hat eindeutig Vorrang, denn allen ist klar, dass nur ein entspanntes Gehirn aufnahmefähig ist.

Hier besuchen zwei Schülerinnen die Innovatek, um nachmittags einen Podcast aufzunehmen.

Wenn ich meine Impulse der Bildungsreise vorstelle, diskutieren deutsche Kolleg:innen manchmal mit mir: Sie würden Kinder ja ebenfalls befragen, wie es ihnen geht, etwa ritualisiert im Morgenkreis oder als Klassenrat. Aber ein Ranking der Schulen nach Wohlbefinden geht eindeutig weiter und ist viel wirkungsvoller! Eine jährliche schulweite Befragung, der Vergleich mit dem Vorjahr und den Nachbarschulen bringt einen starken Fokus und die Verpflichtung, tief in die Strukturen zu schauen, die die Schulatmosphäre ausmachen. Die öffentliche Priorisierung des Wellbeings sowohl in der Bildungspolitik als auch gesellschaftlich und unter der Elternschaft reicht wesentlich tiefer als Einzelmaßnahmen innerhalb der Klasse es vermögen. Wir könnten z.B. endlich die Absentismus- und Drop-out-Quote – also derjenigen die die Schule nicht als ihren Ort empfinden und die Schule abbrechen –  hinterfragen und mehr Jugendliche erreichen. Schließlich ist bekannt, dass Schulabsentismus und Drop-out ganz wesentlich mit der Atmosphäre an der Schule korrelieren!

Während in Deutschland eine Wohlfühlatmosphäre noch oft als Kuschelpädagogik abgetan wird, ist in Dänemark der Zusammenhang mit Leistungsbereitschaft viel bekannter. Ich spreche in meinem Podcast „Schule lass mal reden!“ mit Helle Jenssen, einer dänischen Schulpsychologin und Ex-Kollegin von Jesper Juul, warum die skandinavischen Länder ein anderes Verhältnis zum Wohlbefinden haben. Sie ist beim Projekt Empathie macht Schule international engagiert und spricht in diesem Zusammenhang von einer generationenübergreifenden Traumatisierung, die die deutsche Bevölkerung im Zusammenhang mit dem 2. Weltkrieg erlebt hat. Was auf den ersten Blick als ungewöhnlicher Gedanke erscheint, macht Sinn, wenn man sich fragt: Sind wir vielleicht immer noch überzeugt, dass das Leben hart ist und dass Leistung anstrengend sein muss? Sehen das skandinavische Gesellschaften vielleicht anders?

Den ganzen Podcast mit Helle Jensen hört ihr hier.

Interview mit einer dänischen Schülerin

Julie ist eine Schülerin der 7. Klasse in der Kokkedal Skole, die sich mit mir sehr sicher auf Englisch unterhält. Neben ihr sitzen der Lehrer Ole und die Schulleiterin Kirsten. Alle duzen sich. Auf meine Frage, wie gerne sie auf einer Skala von 0-10 zur Schule geht, antwortet sie mit gewinnender Ehrlichkeit, manchmal sei es eine 2 und manchmal eine 9. Darauf folgen Beispiele von ihr und dem Lehrer, die erzählen, wann sie Erlebnisse einer echten 9 hatte, beispielsweise als sie im Taucheranzug im Hafenbecken tauchte, um das Algenwachstum für ein Unterrichtsprojekt zu messen. Mir fällt auf, wie ungezwungen sie mit den Erwachsenen spricht. Sie besucht nachmittags nach dem Unterricht freiwillig die Innovateket, also etwa das naturwissenschaftliche Zentrum samt Makerspace und Podcast-Studio, das die Schule gerade für den Nachmittag aufgebaut hat. Dort nimmt sie mit einer Mitschülerin einen Podcast auf, in dem sie ein Interview zur Dänisch-Lektüre durchspielen. Alle Digitalisierung wird eher beiläufig eingesetzt. So gelingt die Verbindung von Zukunftsorientierung und dem Fokus auf das Wohlergehen scheinbar mühelos. Es bleibt trotzdem dabei, wie Julie sagt: „Sometimes it´s a 2, sometimes it´s a 9“. Aber man spricht offen darüber und es interessiert sowohl Lehrkräfte als auch die Schulleitung. Und: Die Schule ist ein guter Ort für sie, an den sie auch nachmittags gerne kommt. Das wünsche ich mir für deutsche Schüler:innen!

 Was die PISA-Offensiven angeht: Mehr Zeit für Grundschulen ist eine tolle Initiative, aber an anderer Stelle, denn eine reine Erhöhung der Stundentafel nützt nichts! Stattdessen wäre die Zeit besser an anderer Stelle investiert: gemeinsam geplanter Unterricht durch Kolleg:innen, Zeit für Absprachen und Kooperation. Denn: Geht es den Lehrkräften gut, geht es auch den Schüler:innen besser. Weniger Druck und mehr Verständnis für die Bedeutung von Wohlergehen wäre ein nächster Schritt...

Brandenburg: Neue Maßnahmen zur Entlastung von Lehrkräften

Lehrkräfte in Brandenburg werden künftig von unterrichtsfernen Tätigkeiten entlastet. Das Bildungsministerium hat in Zusammenarbeit mit zwei Gewerkschaften entsprechende Maßnahmen festgelegt. Die Vereinbarung wurde letzte Woche in Potsdam unterzeichnet.
Von
Helen Mattes
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July 2024
1.7.2024
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Potsdam. Brandenburgs Bildungsministerium wird ab August dieses Jahres Lehrkräfte von unterrichtsfernen Tätigkeiten entlasten. Die Vereinbarung dazu wurde letzte Woche in Potsdam unterzeichnet. Das Ministerium hat sich bereits mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sowie dem Beamtenbund und Tarifunion Brandenburg (dbb) über die notwendigen Schritte beraten. 

Durch die Vereinbarung sollen Lehrkräfte von Dokumentationspflichten und der Vor- und Nachbereitung weiterer Verwaltungsaufgaben entlastet werden, um mehr Zeit für den eigentlichen Unterricht zu haben.

Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) machte deutlich, dass das Ministerium in Absprache mit den Gewerkschaften geprüft hat, wie schulische und außerschulische Aufgaben verringert werden können, um eine Arbeitsentlastung für Lehrkräfte zu schaffen. “Ich habe immer wieder von Lehrkräften die Rückmeldung bekommen, dass sie sich mehr auf das Unterrichten konzentrieren möchten”, so Freiberg. 

Auch der zweite Vorsitzende der dbb Brandenburg und Tarifunion, Detlef Daubitz, äußerte sich zu den getroffenen Vereinbarungen. Er unterstreicht die Bedeutung dieser Maßnahmen und die Notwendigkeit, in Zukunft weitere Gespräche und Verhandlungen zu führen. “Neben multiprofessionellen Teams, die eine wichtige Unterstützung für die Bewältigung der immer vielfältigeren Aufgaben, die Schulen zu lösen haben, ist die personelle Ausstattung der Schulen mit ausgebildeten Lehrkräften erforderlich. Hier muss das Land noch mehr Flexibilität zeigen und alle Ressourcen nutzen”, betont Daubitz. 

Welche Maßnahmen die Vereinbarung abdecken: Ein Überblick

  • Durch die Vereinbarung sollen Schulen in Zukunft zentral erarbeitete Curricula und entsprechende Beispielpläne für Unterrichtsstunden zur Verfügung gestellt bekommen. Dabei soll die Anzahl der selbst erstellten Konzepte von 30 auf höchstens fünf verringert werden. 
  • Seit dem 1. Februar haben Schulen innerhalb eines Modellprojektes die Möglichkeit, Assistenzkräfte für Verwaltungsaufgaben einzustellen. Der umfassende Ausbau dieser Möglichkeit soll weitergeführt werden, um eine umfassende Entlastung der Lehrkräfte zu gewährleisten.
  • In den Zeugnissen der Jahrgangsstufen 3 und 4 werden im Fach Deutsch nicht mehr die einzelnen Kompetenzbereiche bewertet. Stattdessen ist es nur noch erforderlich, eine Gesamtnote für Deutsch zu vergeben.
  • Die Evaluationsprozesse für die zentralen Prüfungen in der Jahrgangsstufe 10 und im Abitur sollen verringert werden. Dadurch soll ein unnötiger Mehraufwand verhindert werden. 
  • Seit Beginn des Schuljahres 2023/2024 besteht die Möglichkeit, die Anzahl der zu absolvierenden Klassenarbeiten in der Primarstufe und der Sekundarstufe I zu reduzieren. Statt einer festen Anzahl gibt es nun eine vorgegebene Bandbreite. 
  • Die Anzahl statistischer Befragungen und Erhebungen, die Schulen vornehmen müssen, soll verringert werden. Dabei werden vier von 42 Erhebungen ganz abgeschafft und der Umfang von sechs weiteren Erhebungen reduziert. Zudem soll es nur noch fünf Erfassungstermine pro Schuljahr geben.
  • Der Einsatz von multiprofessionellen Teams soll im Rahmen des Startchancen-Programms vorangebracht werden. Durch die zusätzliche Expertise sollen Lehrkräfte entlastet werden und Schüler:innen individuelle Unterstützung erhalten. 
  • Außerdem sollen alle Lehrkräfte künftig ein digitales Endgerät erhalten (Lehrer News berichtete). Allgemein wird der Fokus mehr auf die Digitalisierung gelegt und der rechtssichere Einsatz von KI an Schulen geprüft. 
  • Ein weiterer Punkt der Vereinbarung ist es, das Angebot der Fort- und Weiterbildung für Lehrkräfte zu erweitern. Hierfür sollen im Zuge der Neugründung des Landesinstituts für Schule und Lehrkräftebildung (LIBRA) regionale Zentren geschaffen werden. 

Abschließend lässt sich festhalten, dass diese Maßnahmen einen ersten Schritt zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Brandenburger Lehrkräfte darstellen könnten. Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Vereinbarung eine wirkliche Entlastung bringen wird und welche weiteren Schritte in Zukunft notwendig sein werden. 

Ganztagsbetreuung steht in Bayern auf der Kippe

Ab dem Schuljahr 2026/27 soll zumindest für die neu eingeschulten Grundschulkinder ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung gelten. Ob die Umsetzung auch in Bayern gelingt, scheint derzeit allerdings fraglich.
Von
Marcel Kunzmann
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July 2024
1.7.2024
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München. Ab dem Schuljahr 2026/27 soll zumindest für die neu eingeschulten Grundschulkinder ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung gelten. Dies wurde vor drei Jahren von der damaligen Großen Koalition auf Bundesebene beschlossen. Ob die Umsetzung auch in Bayern gelingt, scheint derzeit fraglich. 

Man arbeite derzeit "unter Hochdruck" an der Umsetzung, signalisieren die zuständigen Landesministerien für Arbeit und Soziales sowie Kultus. Hinter den Kulissen würden aktuell viele Gespräche stattfinden, berichtet der Bayerische Rundfunk, der darauf verweist, dass es sich möglicherweise um Krisengespräche handelt. 

Problem ist vor allem der Mangel an Personal. “Bei dem, was ich an Rückmeldungen bekomme, was es an Unterrichtsausfall und Klassenzusammenlegungen gibt, frage ich mich, wie man da den Ganztag stemmen will”, sagt Martin Löwe, Vorsitzender des Bayerischen Elternverbands.

Die Kommunen sind für die Organisation des Ganztagsangebots an Grundschulen verantwortlich. Uwe Brandl, Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, beklagt, dass Städte und Gemeinden dabei in eine schwierige Lage gebracht würden. Es sei unmöglich, Versprechungen zu machen, von denen man bereits weiß, dass man sie nicht einhalten kann. Laut Brandl mangelt es vor Ort an geeigneten Räumlichkeiten, Betreuungspersonal und den notwendigen finanziellen Mitteln.

Der Bayerische Elternverband steht solchen Forderungen skeptisch gegenüber. Florian Eschstruth von der Erlanger Eltern-Gruppe äußert, dass es allgemein bekannt sei, dass der Ganztagsanspruch in Bayern bei der derzeitigen Umsetzungsgeschwindigkeit nicht realisiert werden kann.

Die Staatsregierung betont, dass die Verantwortung für den Ausbau bei den Städten und Gemeinden liegt, wie das Kultusministerium mitteilt. Ein Sprecher erklärt, dass die Einhaltung des Zeitplans maßgeblich von den Kommunen abhängt.

Uwe Brandl vom Städte- und Gemeindebund widerspricht und meint, die Schulen selbst könnten wesentlich mehr zum Erfolg beitragen. Er fordert gebundene Ganztagsangebote mit staatlichem Personal, um den Rechtsanspruch schneller umzusetzen, als es derzeit absehbar ist. Die Diskussion darüber, wer welchen Beitrag zum Ausbau leisten muss, ist in vollem Gange, da allen Beteiligten klar ist, dass die Zeit drängt. 

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Bayern im bundesweiten Vergleich bei der Ganztagsbetreuung von Grundschülern und der entsprechenden Nachfrage zu den Schlusslichtern gehört. Laut der Studie "Kindertagesbetreuung Kompakt", die im Auftrag des Bundesfamilienministeriums erstellt wurde, haben 59 Prozent der Eltern in Bayern einen Bedarf an Betreuungsplätzen, während die tatsächliche Betreuungsquote nur bei 36 Prozent liegt. Im Vergleich dazu liegt der Bedarf an Ganztagsbetreuung bundesweit durchschnittlich bei 73 Prozent.

Florian Eschstruth vom Bayerischen Elternverband vermutet mit Blick auf die Zukunft, dass Eltern zumindest bei der Qualität Abstriche machen müssten. Der “Ausnahmezustand wird zum Normalzustand werden”, so seine Befürchtung. Er appelliert an die Politik: Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung dürfe nicht zum “Aufbewahrungsanspruch” verkommen.

Praxistipps: So läuft das Lehramtsstudium in Sachsen-Anhalt

Ihr wollt Lehramt studieren, ihr seid euch nur nicht sicher in welchem Bundesland? Wir stellen euch die Möglichkeiten in Sachsen-Anhalt vor. Dabei gehen wir auf die Strukturierung des Studiums, auf Praktika und natürlich auf die Universitäten ein.
Von
Clara Schwarzlose
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June 2024
30.6.2024
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Ihr seid gerade mit eurem Abitur fertig und wollt Lehramt studieren? Dann ist das Angebot in Sachsen-Anhalt möglicherweise genau das Richtige für euch. Zuvor haben wir bereits zu acht verschiedenen Bundesländern wie beispielsweise Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern oder Schleswig-Holstein passende Lehramtsstudiengänge vorgestellt. Heute geht es um Sachsen-Anhalt.

Wo kann ich Lehramt studieren?

In Sachsen-Anhalt könnt ihr an zwei Universitäten Lehramt studieren. An der Martin-Luther-Universität Halle könnt ihr zwischen dem Studium Lehramt für die Schulformen Grundschule, Förderschule, Sekundarschule und Gymnasium wählen. Wählt ihr als Fach Kunst aus, so könnt ihr in Zusammenarbeit mit der MLU Halle an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle auch Kunst studieren. Hier wird das Lehramtsstudium modularisiert angeboten.

Eine weitere Möglichkeit ist das Lehramtsstudium an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zu bestehen. Angeboten wird das Lehramtsstudium für die Schulformen Sekundarschule, Gymnasium und Berufsbildende Schulen. Hierbei müssen zwei Phasen durchlaufen werden: ein Studium an der Hochschule und ein anschließender Vorbereitungsdienst. Das Studium ist im Bachelor-Master-System aufgebaut. Grundlage ist ein 3-jähriges Bachelorstudium, gefolgt von einem 2-jährigen Masterstudium. Der Abschluss Master of Education entspricht hierbei dem ersten Staatsexamen. Mit der bestandenen zweiten Staatsprüfung am Ende des Referendariats kann der staatliche Schuldienst angetreten werden. Neben Vorkursen, die nur im September stattfinden, wird euch anhand der Einführungstage der Ablauf des Lehramtsstudiums nähergebracht. 

Welche Lehramtstypen können gewählt werden?

Ähnlich wie die anderen Lehramtsausbildungen in den verschiedenen Bundesländern ist es auch in Sachsen-Anhalt möglich, sich für einen bestimmten Lehramtstypen zu entscheiden. Wählen könnt ihr zwischen dem Lehramt für Grundschulen, Förderschulen, Sekundarschulen, Gymnasien und beruflichen Schulen. 

Wie ist das Studium aufgebaut?

Je nach Schulform ist der Inhalt des Studiengangs in Sachsen-Anhalt an die Schwerpunkte der jeweiligen Bildungseinrichtung angepasst. Entscheidet ihr euch für das Lehramt an Grundschulen an der MLU in Halle, so dauert das Studium in der Regelstudienzeit 8 Semester. Nach der Ersten Staatsprüfung folgt ein 16-monatiger Vorbereitungsdienst, bekannt auch als Referendariat. Für die Grundschule ist es wichtig, dass die Kernfächer Deutsch und Mathematik von jeder Lehrkraft unterrichtet werden können, demnach sind diese Unterrichtsfächer als verpflichtend zu belegen. Allerdings könnt ihr entscheiden, ob das Fach Deutsch oder Mathematik vertieft studiert werden soll. Das dritte Unterrichtsfach könnt ihr aus den Unterrichtsfächern Englisch, Ethik, Evangelische Religion, Gestalten, Katholische Religion, Musik, Sachunterricht und Sport wählen. Die Fächerkombination setzt sich dementsprechend immer aus Deutsch/Mathematik und dem Unterrichtsfach III zusammen.  Ab dem zweiten Fachsemester kann das Fach Medienbildung ergänzend ausgewählt werden.

Kommt für euch für das Lehramt an Sekundarschulen in Halle infrage, absolviert ihr auch innerhalb der 8 Semester Regelstudienzeit das Studium. Nach der ersten Staatsprüfung folgt ein 16-monatiger Vorbereitungsdienst. Für eure Fächerkombination sucht ihr euch zwei Fächer aus. Prinzipiell können alle Fächer miteinander kombiniert werden, bis auf einige Ausnahmen. Die Kombination kann zwischen den Fächern Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Ethik, Evangelische Religion, Französisch, Geographie, Geschichte, Kunst, Mathematik, Musik, Physik, Sozialkunde und Sport gewählt werden. An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberge können die Kombinationen Kunst und Musik. Ethik und evangelische/katholische Religion nicht gewählt werden. Wollt ihr die Fächer Russisch und Sozialkunde nehmen, können diese nur in Verbindung mit den Fächern Deutsch, Mathematik oder Englisch studiert werden. Das Fach Kunst wird in Zusammenarbeit mit der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle angeboten.

An der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg könnt ihr innerhalb 6 Semester Regelstudienzeit ebenfalls das Lehramt an Sekundarschulen  abschließen. Hinzu kommen 4 Semester Regelstudienzeit für ein Masterstudium, welches anschließend mit einem 16-monatigen Vorbereitungsdienst unterstrichen wird. Während des Studiums müssen zwei Unterrichtsfächer gewählt werden. Entscheiden könnt ihr euch zwischen den Kombinationen: Deutsch und Ethik/Wirtschaft/Sozialkunde/Technik, Mathematik und Ethik/Physik/Sozialkunde/Sport, Technik und Deutsch/Ethik/Mathematik/Physik/Sozialkunde/Sport sowie Wirtschaft und Deutsch/Ethik/Mathematik/Sport. Die Kombinationen Mathematik – Mathematik, Wirtschaft – Physik, Wirtschaft – Sozialkunde können nicht gewählt werden.

Legt ihr euch für das Lehramt an Gymnasien fest, studiert ihr diesen Studiengang in Halle innerhalb der Regelstudienzeit 9 Semester. Besteht eure Kombination aus den Fächern Musik oder Kunst, so erhöht sich die Regelstudienzeit auf 10 Semester. Je nach Universität kann die Regelstudienzeit allerdings variieren. In Magdeburg beispielsweise dauert das Lehramtsstudium knapp 6 Semester im Bachelor und 4 Semester im Master. Auch die jeweiligen Fächerkombinationen unterscheiden sich von der jeweiligen Universität. Welche Fächer ihr kombinieren könnt, könnt ihr hier einmal genauer nachlesen.

Wählt ihr das Studium für Lehramt an berufsbildenden Schulen, so wird das Studienprogramm der Universität Magdeburg mit passenden Kooperationshochschulen angeboten. Studiert werden in der Regel eine berufliche Fachrichtung und ein Unterrichtsfach. In den Programmen mit Kooperationshochschulen werden auch zwei berufliche Fachrichtungen angeboten. Dabei könnt ihr euch beispielsweise für die Fachrichtungen Bautechnik, Wirtschaft und Verwaltung oder Informationstechnik entscheiden. Andere berufliche Fachrichtungen wie beispielsweise Gesundheit und Pflege oder Sonderpädagogik können erst innerhalb des Masterstudiums ausgesucht werden. Die einzelnen Fächerkombinationen hängen von der beruflichen Fachrichtung und der passenden Pädagogik ab.

Wenn ihr euch das Studium für Lehramt an Förderschulen aussucht, könnt ihr innerhalb 9 Semester Regelstudienzeit und eines 16-monatigen Vorbereitungsdienstes in Halle studieren. Für das Lehramt an Förderschulen können Kombinationen von förderpädagogischen Fachrichtungen und ein Sekundarschulfach oder zwei Grundschulfächer gewählt werden. Ab dem zweiten Fachsemester kann Medienbildung als Ergänzungsfach ausgewählt werden.

Welche Praktika müssen absolviert werden?

Innerhalb des Lehramtsstudiums erfolgt unabhängig von der Schulform Praktikumsphasen. Jedoch variiert der Inhalt und Aufbau der jeweiligen Praktika, da sie sich an den jeweiligen Schulformen orientieren. Außerdem ist die Wahl der Universität vom Aufbau des Praktikums entscheidend.

Habt ihr euch für das Lehramt an Grundschulen entschieden und wollt an der MLU in Halle studieren, so werdet ihr in eurem Grundstudium ein Beobachtungspraktikum von 2 Wochen, zwei fachbezogene Schulpraktika von insgesamt 8 Wochen und schulpraktische Übungen absolvieren. Des Weiteren ist ein außerschulisches pädagogisches Praktikum für das Grundschullehramt vorgesehen.  Das Praktikum für Lehramt an Sekundarschulen und für Lehramt an Gymnasien hat den gleichen Aufbau. In Magdeburg ist das Praktikum für Lehramt an Sekundarschulen sowie Lehramt für Gymnasien allerdings anders strukturiert. Hier absolviert ihr ein vierwöchiges Hospital-Praktikum und anschließend ein pädagogisches Orientierungs- und berufsbezogenes Betriebspraktikum, welches ebenfalls 4 Wochen geht. Darüber hinaus stehen schulpraktische Übungen sowie ein Schulpraxissemester auf dem Plan.

Im Lehramtsstudium für berufsbildende Schulen in Magdeburg durchlauft ihr ein schulisches Orientierungspraktikum, welches vier Wochen beinhaltet. Darauf aufbauend gibt es schulpraktische Übungen sowie fachrichtungsbezogene professions-praktische Studien.

Während des Lehramtsstudiums an Förderschulen in Halle besteht ihr ein 2-wöchiges Beobachtungspraktikum. Anschließend erfolgen ein außerunterrichtliches pädagogisches Praktikum, ein förderdiagnostisches Praktikum und fachrichtungsbezogene Schulpraktika in den gewählten rehabilitationspädagogischen Fachrichtungen. Das außerunterrichtliche Praktikum dauert insgesamt acht Wochen. Detaillierte Infos zu den jeweiligen Abläufen und Kriterien erfahrt ihr auf den Seiten der jeweiligen Universität.

Zukunftsaussichten für Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt 

Landesweit fehlen laut Bildungsministerium knapp 1000 Lehrkräfte. Die Landkreise sind davon aber nicht gleichermaßen betroffen. Auch zwischen den Schulformen gibt es deutliche Unterschiede. An Gymnasien und Grundschulen fiel der Unterricht seltener aus als an Förder- und Sekundarschulen. Demnach werden Lehrer:innen in Sachsen-Anhalt dringend gesucht. Gerade in ländlichen Regionen ist der Lehrkräftemangel steigend. Ab dem kommenden Wintersemester hat die OVGU Magdeburg für 30 Studierende ein praxisintegriertes Studium für Lehrkräfte an Sekundarschulen eingerichtet. “Für den Quereinstiegsmaster sind ab dem Wintersemester 2024/25 zusätzlich 20 Studienplätze pro Jahrgang geplant”, so erklärt es die Universität.  Dieses Modul sei an dualen Studiengängen angelehnt. Ziel ist es, Lehramtsstudierende schneller an den Berufsalltag in der Schule heranzuführen. 

Ab dem dritten Semester sollen die Studierenden bereits im Bachelorstudium einen Tag pro Woche in ihrer jeweiligen Einsatzschule hospitieren. Innerhalb des Masterstudiums soll die Hospitanz auf zwei Tage pro Woche erhöht werden. Durch eine Zahlung einer Ausbildungsvergütung von 1.400 Euro pro Monat im Bachelor-Studium und 1.540 Euro pro Monat im Master-Studium soll außerdem die Attraktivität des Studiums verbessert werden. Allerdings wird das feste Gehalt angeboten, wenn sich Studierende dazu verpflichten, für mindestens fünf Jahre in Sachsen-Anhalt zu unterrichten. Sachsen-Anhalt will mit dem Modell den Lehrermangel ausgleichen, da bereits Anfang des Jahres 2024 rund 1.000 Lehrkräfte an Bildungseinrichtungen gefehlt haben. Eine weitere Änderung, welche bereits im März vom Landtag beschlossen wurde, ist die bessere Bezahlung der Lehrkräfte an Grundschulen. Dabei sollen die Lehrer:innen in die höhere Besoldungsstufe A13 kommen. Nach Angaben des Bildungsministeriums erhalten ausgebildete Lehrer:innen seit August 2023 200 Euro mehr, ab August 2024 soll der Zuschuss auf 400 Euro steigen. Somit soll eine gleiche Verteilung der Bezahlung unabhängig von der Schulform erreicht werden. 

Zudem wird auf die Option der Quer- und Seiteneinsteiger zurückgegriffen. In Sachsen-Anhalt wird dabei nicht von den jeweiligen Einsteigern unterschieden. Seiteneinsteiger:innen müssen ein abgeschlossenes Hochschulstudium vorweisen, aus dem sich mindestens ein Schulfach ableiten lässt. Die Inhalte des Studiums werden mit den Inhalten der jeweiligen Unterrichtsfächer verglichen. Sind ausreichende Überschneidungen vorhanden, ist ein Seiteneinstieg möglich. 

Faire Preise und starke Leistung: Die besten Laptops für Lehrkräfte

Lehrkräfte benötigen im Schulalltag einen Laptop, der über eine lange Akkulaufzeit verfügt, sowie leistungsstark und leicht für den Transport ist. Entlang dieser Kriterien werden in diesem Artikel die besten Geräte für Lehrkräfte vorgestellt.
Von
Helen Mattes
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June 2024
29.6.2024
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Ein leistungsstarker Laptop sollte zur Grundausstattung jeder Lehrkraft gehören. Es gibt zwar eine Vielzahl von Anbietern und Modellen, doch nicht jedes Gerät ist für die Ansprüche und den Alltag von Lehrenden geeignet. Gerade Lehrer:innen benötigen Laptops mit einer langen Akkulaufzeit, die über den kompletten Schulalltag hinausreicht. Zudem sollte das Gerät leicht sein, um den Transport zwischen den Klassenzimmern und zuhause zu erleichtern. Der Speicher sollte groß genug sein, um sämtliche Dokumente problemlos abspeichern zu können. Ein schneller Prozessor sowie ausreichend Arbeitsspeicher sorgen außerdem dafür, dass ohne Probleme auf Programme und Apps zugegriffen werden kann. Darüber hinaus sollte der Preis fair sein und den Leistungen entsprechen. Der Laptop sollte außerdem über eine gute Audio- und Videoqualität verfügen, um beispielsweise den Online-Unterricht oder Videokonferenzen zu erleichtern. Ein aktuelles Betriebssystem sorgt außerdem dafür, dass die entsprechende Bildungssoftware unterstützt wird. 

Entlang dieser Kriterien werden nachfolgend die besten Geräte für Lehrer:innen vorgestellt. Wir profitieren dabei nicht von den Angeboten oder genannten Marken; die Vorschläge basieren lediglich auf unseren persönlichen Einschätzungen.

Microsoft Surface Laptop 7: Der Apple-Konkurrent

(Quelle: Microsoft)

Der Microsoft Surface Laptop 7 überzeugt durch eine Akkulaufzeit von bis zu 20 Stunden. Mit einer Bildschirmdiagonale von 13,8 Zoll ist der Laptop dünn und leicht (1,34 kg) und lässt sich so gut in der Tasche verstauen. Außerdem verfügt der Laptop über ein sehr benutzerfreundliches Touch-Display und ist somit vielseitig einsetzbar. Das Gerät besitzt einen Arbeitsspeicher von bis zu 32 GB und einen Festplattenspeicher von bis zu 1 TB. Preislich liegt der Laptop bei 1.199 €. Die integrierte Kamera mit 1080p Videoqualität ermöglicht klare Videoaufnahmen. Der Microsoft Surface Laptop 7 eignet sich für Lehrkräfte, die ein Gerät mit guter Leistung und Akkulaufzeit suchen. 

MacBook Air 13 (M3): Intuitiv und leistungsstark für den Schulalltag

(Quelle: Apple)

Das MacBook Air ist leicht (1,24 kg) und intuitiv zu bedienen. Die Bildschirmgröße beträgt 13-Zoll. Das Gerät in der günstigsten Ausführung verfügt über 8 GB Arbeitsspeicher und einen 256 GB SSD-Speicher. Mit 1.299 € ist das MacBook Air etwas teurer als das zuvor vorgestellte Modell von Microsoft. Die Batteriezeit beträgt bis zu 18 Stunden. Besonders hervorzuheben ist das gute Display mit hohem Kontrast und einer genauen Farbwiedergabe. Zudem wurde das Mikrofon überarbeitet und kann die Stimme isolieren, wodurch eine klare Audioqualität während Telefonaten gewährleistet werden soll. Für alle, die ein modernes Gerät erwerben möchten und das Budget keine große Rolle spielt, ist das MacBook Air M3 eine ausgezeichnete Wahl für den Schulalltag.

HUAWEI Matebook X Pro Core Ultra: Ultraleicht und hervorragender Sound, aber kostspielig

(Quelle: Amazon)

Das Huawei Matebook X Pro Core Ultra hat eine Größe von 14,2 Zoll und ist mit 980 g sehr leicht. Das Gerät hat einen Arbeitsspeicher von 32 GB und verfügt über einen Festplattenspeicher von bis zu 2 TB. Der Akku hat eine Laufzeit von 9 Stunden und die Lautsprecher überzeugen mit einem sehr guten Klang. Einziger Nachteil: Die Kosten liegen bei 2.499€. Damit ist dieses Gerät zwar das teuerste hier vorgestellte Modell, jedoch auch das mit der größten Leistung. Anzumerken ist außerdem, dass der Laptop zu diesem Preis in Kombination mit einem Tablet angeboten wird.

Lenovo ThinkPad T14 Gen 5 (14” Intel): Das Allround-Paket

(Quelle: Lenovo)

Das ThinkPad T14 Gen 5 (14-Zoll-Bildschirm) ist ein leichtes und leistungsstarkes Business-Notebook. Der Laptop liegt bei 1.219 € und reiht sich somit preislich zwischen dem Microsoft Surface und dem MacBook Air ein. Tipp: Durch ein kostenloses Konto auf der Webseite von Lenovo erhalten Lehrkräfte 10 Prozent Rabatt auf PCs und 20 Prozent Rabatt auf Monitore und Zubehör. Mit einem Gewicht von 1,31 kg ist der Laptop außerdem gut zu transportieren. Der Arbeitsspeicher beträgt 8 GB und der Festplattenspeicher 256 GB. Die Akkulaufzeit beträgt 10 Stunden. Somit ist das ThinkPad T14 ein gutes Allround-Notebook. 

Lenovo ThinkPad E16 Gen 2 (16" AMD): Erschwinglich und ausdauernde Akkulaufzeit

(Quelle: Lenovo)

Eine günstigere Alternative dazu ist mit 719 € das ThinkPad E16 Gen 2 (16-Zoll-Bildschirm). Der Arbeitsspeicher beträgt 8 GB und der Festplattenspeicher 256 GB. Die Prozessoren sowie die Grafik sind sehr leistungsstark. Mit einem Gewicht von 1,81 kg ist es das schwerste der hier vorgestellten Modelle. Nachteile sind das mittelmäßige Soundsystem und der fehlende SD-Kartenleser. Das Notebook überzeugt dennoch durch die lange Akkulaufzeit von 12 Stunden und ist somit optimal für Lehrkräfte, die auf der Suche nach einem günstigen Modell sind. 

ASUS Zenbook 14 Flip OLED: Der Verwandlungskünstler unter den Laptops

(Quelle: ASUS

Das letzte Modell ist das ASUS Zenbook 14 Flip OLED. Dieses Gerät ist sehr dünn, hat einen 14-Zoll-Bildschirm und wiegt 1,5 kg. Durch das 360°-Scharnier lässt sich das Zenbook nicht nur im Laptop-, sondern auch im Stand- oder Tablet-Modus verwenden. Die Akkulaufzeit beläuft sich auf 15 Stunden. Der Arbeitsspeicher beträgt 16 GB und der Festplattenspeicher 1 TB. Die Kosten liegen bei 1316 €. Für alle Lehrkräfte, die ein flexibles Gerät mit Tablet-Funktion suchen, könnte das ASUS Zenbook sehr interessant sein. 

Abschließend ist es entscheidend, dass Lehrkräfte Laptops wählen, die ihre Anforderungen an Leistung und Mobilität erfüllen und dabei ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, um ihren Unterricht und Arbeitsalltag effizient gestalten zu können.

GEW: "Demokratie braucht Bildung und Bildung braucht Demokratie!"

Die GEW fordert in einem offenen Brief an Kanzler Scholz, Vizekanzler Habeck und Finanzminister Lindner ein „Sondervermögen Bildung“ von 100 Milliarden Euro im Bundeshaushalt 2025, um Bildungskürzungen zu verhindern und in die Zukunft zu investieren.
Von
Redaktion
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June 2024
28.6.2024
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Frankfurt a.M. – Mit einem Offenen Brief zum Bundeshaushalt 2025 hat sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) heute an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) gewendet. In ihrem Schreiben warnt die Bildungsgewerkschaft eindringlich vor den Folgen möglicher Kürzungen im Bildungsbereich. "Demokratie braucht Bildung und Bildung braucht Demokratie", unterstrich GEW-Vorsitzende Maike Finnern im Namen des Hauptvorstandes und aller 16 GEW-Landesverbände am Mittwoch in Frankfurt a.M. Sie warb erneut für ein "Sondervermögen Bildung im Umfang von 100 Milliarden Euro".

"Darüber hinaus brauchen wir finanzielle Ressourcen für das Kita-Qualitätsgesetz, eine Stärkung der Kinder- und Jugendplanmittel, der Projekte zur politischen Bildung, etwa ‚Demokratie leben!‘, einen Digitalpakt 2.0 und ein Ganztagsqualitätsgesetz. Eine Schwächung zivilgesellschaftlicher Strukturen ist das absolut falsche Signal", betonte Finnern in dem Brief. Trotz gestiegener Ausgaben gebe es im Bildungssystem nach wie vor einen hohen Investitionsstau, so dass systemische Verbesserungen ausbleiben. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) schätze diesen allein für kommunale Bildungseinrichtungen und Schulen bundesweit auf derzeit 67,5 Mrd. Euro.

Die GEW-Vorsitzende wies darauf hin, dass der "Nationale Bildungsbericht", der in der vergangenen Woche veröffentlicht worden ist, "allen politisch Verantwortlichen den Spiegel" vorhalte. In der gesamten Bildungskette - von der frühen Bildung in Kindertageseinrichtungen über die allgemein- und berufsbildenden Schulen bis zu den Hochschulen und Weiterbildungseinrichtungen - werde deutlich: "Das Bildungssystem in Deutschland steht unter enormen Druck mit historischem Ausmaß und der Gefahr schwerwiegender Folgen für die nachfolgenden Generationen."

Der Fachkräftemangel an den Bildungseinrichtungen sei dramatisch, so Finnern. In den Kindertagesstätten fehlten trotz Rechtsanspruch, der vor mehr als zehn Jahren eingeführt worden ist, heute mehr als 430.000 Betreuungsplätze und über 125.000 Fachkräfte. In den Schulen seien in den vergangenen zwei Jahren zwölf Prozent der neuen Lehrkräfte als Seiteneinsteigerende ohne klassische Lehramtsausbildung eingestellt worden. Für den Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz in der Grundschule ab 2026/27 komme ein immenser Personalbedarf für voraussichtlich 600.000 zusätzliche Ganztagsplätze zum Ende des Jahrzehnts hinzu. Auch in der beruflichen Bildung und der Erwachsenenbildung fehle es an Personal. Die Folgen: Das Bildungssystem verfestige soziale Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten, statt diese abzubauen, und trage damit zu einer weiteren sozialen Spaltung der Gesellschaft bei.

"Deshalb fordern wir Sie auf: Nehmen Sie Ihre Verantwortung wahr und steuern Sie in den Planungen und Beratungen zum Bundeshaushaltsentwurf 2025 aktiv um. Mit großer Dringlichkeit ist es geboten, umfassend in die Kinder und die jungen Menschen unserer Gesellschaft zu investieren. Restriktive Haushaltsvorgaben und striktes Spardiktat setzen den gesellschaftlichen Zusammenhalt aufs Spiel", hob Finnern hervor. Sie betonte, dass die Pädagoginnen und Pädagogen und die GEW weiterhin bereit seien, ihren Teil zu einer guten Ausbildung der nachfolgenden Generationen beizutragen.

Smartphones an Schulen: Lehrerverband plädiert für bewussten Umgang

Smartphones sind für Kinder und Jugendliche auch im Unterricht nicht wegzudenken. Europäische Länder wie Frankreich und Italien setzen ein konsequentes Verbot durch. Ist ein generelles Verbot auch in Deutschland denkbar oder gibt es andere Lösungen?
Von
Clara Schwarzlose
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June 2024
28.6.2024
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Berlin. In einer zunehmend digitalisierten Welt sind Smartphones zu einem unverzichtbaren Begleiter geworden, auch für Schüler:innen. Doch der Einsatz von Smartphones im Unterricht wird schon seit längerer Zeit kontrovers diskutiert. Während einzelne Schulen in Europa bereits strikte Verbote durchsetzen, argumentieren Befürworter:innen, wie beispielsweise der Deutsche Lehrerverband, dass mehr Möglichkeiten für einen bewussteren Umgang geschaffen werden sollen. Ebenso sollte der eigene Medienkonsum reflektiert werden. In einigen europäischen Ländern, wie beispielsweise Italien und Frankreich, sind bereits flächendeckende Handyverbote an Schulen durchgesetzt worden, in Deutschland wird das Thema je nach Bildungseinrichtung unterschiedlich gehandhabt. Wird von einem Handyverbot gesprochen, soll dabei ausschließlich die private Nutzung des jeweiligen Gerätes während des Unterrichts eingedämmt werden. Das Mitbringen kann jedoch aufgrund der festgeschriebenen Handlungsfreiheit nicht verboten werden. Ist ein Verbot der Nutzung im Unterricht dennoch sinnvoll oder gibt es Lösungen für einen besseren Umgang?

Wieso haben Smartphones einen schlechten Ruf im Unterricht?

Laut Deutschem Lehrerverband sollen Schüler:innen statt einem Verbot mehr Möglichkeiten erhalten, sich über einen bewussten Umgang mit dem Smartphone und ihren eigenen Medienkonsum auszutauschen. “Die wissen schon, dass sie durch eine gewisse Abhängigkeit gefährdet sind”, erklärt Verbandspräsident Stefan Düll. Einige Jugendliche hätten mit der Zeit auch negative Erfahrungen gemacht: Falschbehauptungen, Cybermobbing, Belästigung oder verstörende Inhalte. “Je älter die Schüler werden, desto reflektierter verwenden sie die Geräte”, so Düll. Dennoch sollte auch die Schule etwas gegen die schlechten Erfahrungen unternehmen. 

Journalist Richard Gutjahr fordert in einem Kommentar eines Beitrages der Rheinischen Post: “Smartphones raus aus den Schulen!” ZEIT-Autor Alan Posener sagt Ähnliches: “Nehmt den Schülern die Handys  weg!”  Argumente für die Sichtweise: Kinder und Jugendliche verbringen eh schon zu viel Zeit vor kleinen Bildschirmen und die Gefahr einer Smartphone-Sucht steigt. Kinder und Jugendliche zeigen vermehrt Symptome von Stress und Schlaflosigkeit. Dies wirkt sich negativ auf Konzentration und Wohlbefinden aus. Neben Stressfaktoren treten auch Symptome der Einsamkeit auf. Gestützt wird sich dabei auf eine PISA-Studie von 2022, die argumentiert, dass Schüler:innen im Alter von 15 Jahren, die ihre Handys im Unterricht benutzen, signifikant schlechter abschneiden. Bei Tests in den Niederlanden schnitten Schüler:innen mit hoher Bildschirmzeit in den Bereichen Lesen und Schreiben anderthalb Punkte schlechter ab als Kinder, die weniger Zeit an Handy und Tablet verbrachten. Auch TikTok-Challenges werden neben Cybermobbing eine wachsende Schwierigkeit: Laut der Landesmedienanstalt NRW ist ein Drittel der digitalen Mutproben ein physisches und psychisches Problem, ein Prozent der Mutproben sind sogar potenziell tödlich. Schulleiterin Silke Müller aus Oldenburg sagt: “Das Netz kennt keine Altersbegrenzung. Das, was bei TikTok viral geht, macht keine Grenzen vor Acht- oder Neunjährigen.”

Ist eine Sensibilisierung nicht sinnvoller als ein Verbot?

Andere Länder setzen die Idee eines Handyverbots an Schulen bereits um. Großbritannien und die Niederlande haben Anfang des Jahres ein Verbot von Handys im Schulalltag durchgesetzt. In Frankreich gilt seit 2010 ein Handyverbot, in Italien werden seit 2007 bereits keine Smartphones in der Schule zugelassen. Smartphones zu verbieten, das sei in Deutschland allerdings keine Lösung. “Smartphones sind existent, sie sind privates Eigentum. Es wird auch immer Momente der Nichtkontrolle geben”, erklärte Düll. Vor allem Schüler:innen reagieren mit Unverständnis auf das mögliche Verbot. Erwachsene würden die heutige digitale Kommunikation nicht verstehen, man sei durch Smartphone-Nutzung nicht automatisch weniger sozial. Lieber sollten im Unterricht mehr Möglichkeiten geschaffen werden, sich intensiv mit der Mediennutzung auseinanderzusetzen. Angesichts der stärkeren Nutzung von Künstlicher Intelligenz könnte man das Prinzip “Lernen für die Zukunft” im Unterrichtsalltag einbauen. “Schülerinnen und Schüler würden sich für eine achtsame Mediennutzung interessieren und wollen einen bewussten Medienkonsum lernen”, so Düll. Die Gesprächsbereitschaft wird im Unterricht deutlich, da das Thema für viele Jugendliche eine direkte Relevanz darstellt.

Eltern und Lehrkräfte müssen an einem Strang ziehen

Doch die Verantwortung liegt nicht in den Händen der Schulen allein. Auch Eltern und Politik tragen einen wichtigen Teil dazu bei. Zuletzt hatte sich CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann für ein Verbot von Smartphones an Grundschulen ausgesprochen. Verbandschef Düll sieht besonders die Eltern in der Pflicht, einen bewussten Umgang mit Technik vorzuleben. Kinder durch Spiele oder Videos auf dem Smartphone abzulenken oder ruhigzustellen, ist da eher der falsche Ansatz. Das könne die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder beeinträchtigen. Düll, Schulleiter eines bayerischen Gymnasiums, betont aber gleichzeitig: “Viele Eltern machen es richtig. Zum Elternabend kommen nur diejenigen, die sowieso schon auf dem richtigen Weg sind. Die man eigentlich ansprechen müsse, erreicht man so nicht”, erklärt Düll

Kinder müssten lernen, Smartphones richtig und konstruktiv zu nutzen. Eltern und Lehrkräfte sollten sich gleichermaßen den sozialen Medien öffnen und entsprechende Kompetenzen vermitteln. Statt Verbot wird eine Art "Begleit-Kultur" eher begrüßt. Silke Müller setzt diesen Vorschlag in ihrer Schule in Oldenburg, in Form einer Social-Media-Sprechstunde für Schulkinder, bereits um. Ansprechpartner bei Problemen wären außerdem von Vorteil. Timo Off, Schulleiter im schleswig-holsteinischen Nortorf, ist ebenfalls davon überzeugt, dass eine intensivere Beobachtung auf die tieferliegenden Bedürfnisse der Kinder wichtig ist. Die Nutzung von Smartphones spiegelt Aspekte wie Gemeinschaft, Kompetenzen zeigen und Grenzen austesten, wider. Sowohl Eltern als auch Lehrkräfte sollten dies beachten, denn “jedes Kind möchte gesehen werden”, so Off.

Von Klettern bis Lernferien: Sommerprogramm der Jugendherbergen Rheinland

Die Jugendherbergen im Rheinland stellen ihr Angebot für die Sommerferien vor. Von Klettern bis Wissensvermittlung steht diesen Sommer wieder ein breites Angebot zur Verfügung, für das es noch freie Plätze gibt.
Von
Redaktion
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June 2024
28.6.2024
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Sechs Wochen Sommerferien – das ist jede Menge Zeit, in der Kinder etwas erleben möchten und betreut sein müssen. Gut, dass es bei den Sport-Camps, Lernferien oder Outdoor-Reisen der Jugendherbergen im Rheinland noch freie Plätze gibt. Für Kinder ab acht Jahren werden rundum betreute Aktivreisen mit verschiedenen Programmen angeboten.

Mutige Klettersportfans finden beim „Klettern4You“ in der Jugendherberge Nideggen neue Herausforderungen. Hier begleiten professionelle Trainer*innen die Teilnehmenden durch eine Woche voller Höhenmeter. In den Ferien Englisch lernen ohne Schulstress? Das geht, wenn es dabei so abwechslungsreich zugeht wie bei der „English Sports Week“ in der Jugendherberge Monschau-Hargard. Die englischsprachige Ferienwoche macht mit dynamischen Spielen und zahlreichen Unternehmungen vor allem großen Spaß.

Alle, die gerne draußen sind, stellen sich bei der „Survival Academy“ in der Jugendherberge Simmerath-Rurberg ihren Abenteuermix selbst zusammen. Natur- und Abenteuersport im hauseigenen Hochseilgarten, auf dem Rursee und in den Eifelwäldern stehen hier im Mittelpunkt.

Bei den Bau- und Konstruktions-Ferien „Versuch schafft Wissen“ in der Jugendherberge Neuss dreht sich alles ums Beobachten und Ausprobieren, Testen und Experimentieren. Seifenkisten konstruieren, um damit Rennen zu fahren, Solarkocher selbst bauen oder Mini-Roboter mit Lichtsensoren starten, alle Experimente bieten Raum für reichlich Kreativität und großartige Ferienerlebnisse.

Eine einwöchige Ferienfreizeit kostet ab 399 Euro pro Person, einschließlich Unterbringung, Verpflegung, Betreuung und Programm. Den Online-Katalog „Meine Ferien 2024“ mit Infos zu allen Angeboten sowie eine Übersicht der freien Plätze gibt es unter www.jh-ferien.de. Das DJH-Service-Team der Jugendherbergen im Rheinland berät unter 0211-3026 3026 sehr gerne auch persönlich.

Nach Veröffentlichung interner BMBF-Mails: Stark-Watzinger im Kreuzverhör

Nachdem nun ein E-Mail-Verlauf der internen Kommunikationsabläufe des BMBF bezüglich der Fördermittel-Affäre veröffentlicht wurde, steigt der Druck auf Stark-Watzinger. Die Bildungsministerin musste sich zwei öffentlichen Befragungen stellen.
Von
Helen Mattes
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June 2024
27.6.2024
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Berlin. Nach anhaltender Kritik und der Veröffentlichung interner E-Mail-Verläufe musste sich Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) am Mittwoch im Bildungsausschuss und bei der Regierungsbefragung öffentlich Fragen bezüglich der Fördermittel-Affäre stellen. Auch nach der Befragung bleiben jedoch einige Fragen offen.

Ein Überblick: Am späten Sonntagabend wurden auf Anfrage des Journalisten Arne Semsrott auf Grundlage des Informationsfreiheitsgesetzes (IFG) Unterlagen über die internen Kommunikationsabläufe des BMBF eingereicht. Diese sollen weitere Hinweise auf das Vorgehen der BMBF nach der Veröffentlichung des kritischen offenen Briefs von Hochschullehrenden geben und die Rolle von Stark-Watzinger bei der daraus resultierenden Fördermittel-Affäre klären (Lehrer News berichtete). In einem Interview mit der F.A.Z. äußerte Stark-Watzinger, dass der offene Brief zwar von der Meinungsfreiheit gedeckt sei, sie diesen aber für falsch hält, da für Straftaten nicht die Strafverfolgung ausgeschlossen werden dürfte. “Es ist eine Meinung, aber sie verdient keinen Applaus”, so Stark-Watzinger.

Trotz großer öffentlicher Kritik, Stellungnahmen des BMBF und der Versetzung von Staatssekretärin Döring in den Ruhestand sind noch einige Fragen offen. Zuletzt wurden nun interne E-Mails auf der Plattform “FragDenStaat” veröffentlicht. Dabei stellte sich heraus: Es wurden nicht nur förderrechtliche Konsequenzen für die Hochschullehrenden geprüft, sondern zudem eine Liste aufgestellt, auf der alle Wissenschaftler:innen festgehalten wurden, welche den offenen Brief unterschrieben hatten und Fördermittel erhalten. 

Wie den E-Mails zu entnehmen war, hat das Erstellen dieser Liste bei einem Projektträger des Ministeriums offenbar Gegenwehr verursacht. “Ist das wirklich wichtig? Ich möchte Ihnen nicht verhehlen, dass es unter den Kolleginnen und Kollegen großes Unwohlsein ausgelöst hat, Namen in Listen zu markieren, nicht zuletzt auch mit Blick auf die schlaglichtartig abgebildete mediale Berichterstattung”, so aus der E-Mail zu entnehmen. Weiter heißt es, dass sich “viele der Unterzeichnenden klar gegen Antisemitismus positioniert” hätten und sich nicht mit den Inhalten des Protestcamps solidarisiert, sondern speziell den Polizeieinsatz kritisiert hätten. Der Projektträger weist außerdem darauf hin, dass dies durch das Recht der freien Meinungsäußerung gedeckt sei. 

Ein Referatsleiter scheint das Unwohlsein des Projektträgers nicht zu teilen, weshalb die Liste am 15. Mai fertiggestellt und weitergegeben wurde. So schrieb der Referatsleiter in der Mail: “Was nicht geht, ist Informationen, die wir zurecht von Ihnen einfordern, einfach zunächst zurückzuhalten, selbst wenn dies nur der erste Schritt sein sollte“. 

Ebenso ist in den E-Mails, wie zuvor vom BMBF behauptet, keine Rücknahme der förderrechtlichen Konsequenzen zu finden. Im Gegenteil: Die Hausleitung scheint die Tragweite der Vorgänge sehr wohl auf dem Schirm gehabt zu haben. So heißt es in einer E-Mail: “[...] Wäre eine Entziehung einer etwaigen BMBF-Förderung möglich? Letztlich wäre so etwas natürlich eine politische Entscheidung, die sehr gut abgewogen sein müsste”. Dass Staatssekretärin Döring alleine in die Abläufe bezüglich der Fördermittel-Affäre involviert war und die Ministerin nichts davon wusste, scheint nach Veröffentlichung der E-Mails noch unwahrscheinlicher als zuvor, so die Schlussfolgerung von Semsrott. 

Das scheint die Bildungsministerin jedoch anders zu sehen. In der Befragung im Bildungsausschuss hat Stark-Watzinger gegenüber den Abgeordneten einen Rücktritt erneut abgelehnt. Sie kritisiert außerdem weiterhin den offenen Brief der Hochschullehrenden und beruft sich dabei auf ihre Meinungsfreiheit. Auf die Frage des genauen Vorgehens bezüglich der Namensliste sowie dem Prüfauftrag entgegnete Stark-Watzinger, dass dies nicht von ihr beauftragt wurde und sie erst nach dem 11. Juni davon erfahren habe. Trotz wiederholter Nachfragen, wer die Liste in Auftrag gegeben hat, äußerte sich Stark-Watzinger dazu nicht.

Mehrere Oppositionspolitiker:innen kritisierten die Ministerin aufs Schärfste. “Was muss noch passieren, dass Sie zurücktreten", fragte der Abgeordnete Ali Al-Dailami (BSW). Thomas Jarzombek (CDU) bemängelte, dass die Ministerin nicht die von ihm gestellten Fragen beantworten würde. Dieser kritisierte außerdem auf X die Vorgehensweise, die Fragen auf Wunsch von Stark-Watzinger vor der Befragung zu sammeln. “Offenbar hat die Ministerin Angst vor schwierigen Fragen im direkten Frage-Antwort-Modus”, so Jarzombek.

Eltern kämpfen weiter für G9: Volksbegehren soll es richten

Die Elterninitiative „G9 jetzt! BW“ plant ein Volksbegehren zur Rückkehr zu G9 für alle Schüler in Baden-Württemberg. Trotz des abgelehnten Volksantrages setzt sich die Initiative nun für ein Volksbegehren ein. Dafür sind 770.000 Unterschriften nötig.
Von
Marie-Theres Carl
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June 2024
27.6.2024
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Stuttgart. Die Elterninitiative “G9 jetzt! BW” plant, in dieser Woche beim baden-württembergischen Innenministerium den Zulassungsantrag über ein Volksbegehren für die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium einzureichen. Trotz der Ablehnung des Volksantrags im Landtag und der Ankündigung der Landesregierung, G9 ab dem Schuljahr 2025/2026 wieder einzuführen, will die Initiative erreichen, dass auch ältere Schüler:innen vom neunjährigen Gymnasium profitieren.

Aktuell ist das achtjährige Gymnasium (G8) Standard in Baden-Württemberg, während G9 nur an 44 staatlichen Modellschulen und einigen Privatschulen angeboten wird. Die grün-schwarze Koalition plant, G9 ab dem Schuljahr 2025/2026 flächendeckend einzuführen. Bestehen bleibt die Option für Gymnasien, weiterhin G8-Züge anzubieten, allerdings ohne zusätzliche Mittel dafür zu erhalten. 

In Baden-Württemberg wird seit langem über die Rückkehr zu G9 diskutiert. In den letzten Jahren kehren und kehrten auch andere Bundesländer flächendeckend zu G9 zurück, so auch Bayern (Lehrer-News berichtete). 

Obwohl zum Schuljahr 2025/26 in Baden-Württemberg wieder das Abitur nach G9 möglich ist, fordert die Initiative, dass das Abitur nach neun Jahren für alle Gymnasialklassen möglich sein soll und nicht nur für die neuen fünften und sechsten Klassen. Marita Raschke vom Organisationsteam betonte, dass die laufenden Gymnasialklassen durch die aktuellen Regelungen benachteiligt würden. “Viele Eltern haben sich explizit für diese Kinder eine dringend benötigte Entlastung gewünscht, die über unseren Gesetzentwurf des Volksantrags gekommen wäre.” Weiter sagte sie, dass die laufenden Gymnasialklassen leer ausgehen würden und bereits durch Corona massive Lernlücken zu bewältigen hätten. Auch die psychosozialen Folgen seien noch deutlich spürbar, weshalb G9 für die betroffenen Schüler:innen zumindest eine Entlastung wäre. 

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und CDU-Staatssekretär Volker Schebesta hatten mehrfach betont, dass die Einführung von G9 ein komplexer und kostspieliger Prozess sei. “Wir wissen aus langer Erfahrung, dass alle Reformen Kollateralwirkung haben, oft solche, die man ganz schwer abschätzen kann. Am Ende sind es Entscheidungen, die Eltern und Jugendliche betreffen”, sagte Kretschmann im April gegenüber dem SWR. Schebesta stellte klar, dass die Rückkehr zu G9 “aufwachsend” erfolgen soll, beginnend mit den unteren Klassenstufen. Eine Wechseloption für Klassen der Mittelstufe sei demnach nicht vorgesehen.

Ein Führungswechsel bei der Initiative sieht die ursprünglichen Initiatorinnen, Corinna Fellner und Anja Plesch-Krubner, zurücktreten. Sie zeigten sich zufrieden mit dem “grandiosen Erfolg” des Volksantrags und betonten, dass auch Schüler:innen anderer Schularten in die Diskussion einbezogen werden sollten. Das neue Führungsteam besteht nun aus Dr. Marita Raschke, Christian Andorfer, Mirjam Bohr-Wiens und Ralf Kittel. Sie wollen sich dafür starkmachen, dass auch die jetzigen Gymnasialklassen in die Schulreform miteinbezogen werden. 

Deshalb wird aus dem Volksantrag jetzt ein Volksbegehren. Dieses baut auf dem zuvor abgelehnten Volksantrag der Initiative auf, der mehr als 100.000 Unterschriften erhalten hat. Für das Volksbegehren müssen etwa 770.000 Unterschriften gesammelt werden, um das Quorum zu erreichen. Nach der Einreichung des Antrags prüft das Innenministerium die Zulässigkeit und legt den Sammelzeitraum fest. Bei Erreichen des Quorums muss der Landtag erneut über den Gesetzentwurf abstimmen. Falls dieser abgelehnt wird, folgt eine Volksabstimmung. 

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