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Innovative Workshops, hochkarätige Keynote und Networking für Lehrkräfte am 19. Februar 2024 in Hamburg

Die Körber-Stiftung und App Camps präsentieren den ersten KI Summit für Lehrkräfte. Unter dem Motto "KI in Schulen: Chancen erkennen, Zukunft gestalten, Verantwortung übernehmen" bietet die Veranstaltung eine einzigartige Gelegenheit für interessierte Lehrkräfte, sich im Bereich Künstlicher Intelligenz weiterzubilden und neue Perspektiven zu gewinnen.

Das Event findet am Montag, den 19. Februar 2024, von 15:00 bis 19:00 Uhr in der Körber-Stiftung, Kehrwieder 12, 20457 Hamburg, statt. Lehrkräfte haben die Möglichkeit, an einer hochkarätigen Keynote von Hauke Pölert teilzunehmen, gefolgt von einem Gespräch mit Schulsenator Ties Rabe zum aktuellen Stand von KI & Schule.

Eine Pause zum Netzwerken bietet die Gelegenheit, Kolleg:innen zu treffen und Erfahrungen auszutauschen. Anschließend gibt es die Möglichkeit, an einer Vielzahl von KI-Workshops teilzunehmen, die Einblicke in die Anwendung von KI im Bildungsbereich geben. 

Die Veranstaltung ist kostenlos, jedoch sind die Plätze begrenzt. Die Anmeldung ist bis zum 15. Januar 2024 möglich. Nach diesem Datum werden die Plätze vergeben.

Der KI Summit für Lehrkräfte markiert einen Meilenstein in der Fortbildung für Lehrpersonal und die Integration von Künstlicher Intelligenz im Bildungsbereich. Die Kooperation zwischen Körber-Stiftung und App Camps verspricht einen inspirierende Veranstaltung voller Erkenntnisse und Netzwerkmöglichkeiten zu werden.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme am ersten KI Summit für Lehrkräfte!

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Vielen Schüler:innen ist nicht bewusst, dass sie möglicherweise Anspruch auf das Schüler-BAföG haben. Ihr könnt ihnen helfen, indem ihr erstmal die Perspektive eröffnet, dass sie überhaupt die Chance auf Geld vom Staat haben. Das Schüler-BAföG funktioniert im Grunde wie das BAföG für Studierende mit dem entscheidenden Unterschied, dass Schüler:innen die Förderung nicht zurückzahlen müssen. 

Wer hat Anspruch auf Schüler-BAföG?

Das BAföG wäre nicht das BAföG, wenn es hier nicht schon kompliziert werden würde. Wer tatsächlich Anspruch auf die Förderung hat, ist abhängig von der besuchten Schulform, dem Wohnort, möglicher Vorbildung und einigen Sonderregeln. Für die Schüler:innen ist die Chance auf das Beziehen von BAföG je nach Schulform unterschiedlich:

1. Zunächst kommt das BAföG für Schüler:innen der Haupt-, Real-, Gesamt- und Berufsfachschule sowie des Gymnasiums in Frage. Schüler:innen müssen allerdings in der 10. Klasse oder einer höheren Stufe sein. Hierbei sind aber noch weitere Voraussetzungen zu erfüllen. Die Schüler:innen dürfen nicht mehr in ihrem Elternhaus leben und der Grund dafür muss sein, dass die Distanz zwischen Wohnort und Ausbildungsstätte nicht zumutbar gewesen wäre. Ist die Entfernung zwischen den beiden Orten so weit, dass die Schülerin oder der Schüler an drei Tagen in der Woche bei der Hin- und Rückfahrt insgesamt mindestens zwei Stunden unterwegs wäre, dann gilt die Strecke nicht mehr als zumutbar und das Bilden eines eigenen Haushalts als sinnvoll. Auch wenn man eigene Kinder hat oder verheiratet war oder ist, ist das Führen eines eigenen Haushalts legitim und ermöglicht das Beziehen von Schüler-BAföG. 

2. Auch Schüler:innen, die eine Fach- und Fachoberschule besuchen, die keine vorherige Ausbildung voraussetzen und zu keinem berufsqualifizierenden Abschluss führen, haben Chancen auf Schüler-BAföG. Auch hier gelten die Voraussetzungen, dass die Schüler:innen nicht mehr zu Hause wohnen dürfen, Kinder haben oder verheiratet sein müssen. 

3. Besuchen eure Schüler:innen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung  eine Berufsaufbauschule, Fachoberschule oder eine Fachschule, können sie ebenfalls Schüler-BAföG erhalten. 

4. Zu guter Letzt zählen auch die Schulen zu den qualifizierenden Bezugsgruppen, auf denen eure Schüler:innen ihren mittleren Abschluss nachholen können. Dazu zählen Abendhauptschulen oder Abendrealschulen. Auch Schüler:innen, die das Abendgymnasium besuchen, können Schüler-BAföG beziehen. Dieses kann sogar elternunabhängig beantragt werden. 

Es gibt noch weitere Kriterien bei der Vergabe des BAföGs, zum Beispiel die Staatsangehörigkeit. Grundsätzlich gibt es die Förderung nur für deutsche Staatsangehörige, es gibt aber Ausnahmen für Menschen mit anderen Staatsangehörigkeiten. Auch das Alter ist entscheidend. Die Altersgrenze liegt bei Antragstellung bei 45 Jahren. Auch hier gibt es Ausnahmen, etwa bei Bedürftigkeit oder besonders triftigen Gründen für einen nach hinten geschobenen Schulabschluss.

Wie hoch fällt das BAföG aus?

Wie viel Geld die Schülerin oder der Schüler bekommt, hängt von der Schulform und der individuellen Lebenssituation ab. Wer zum Beispiel eine abgeschlossene Berufsausbildung hat, bekommt mehr BAföG. Es wird auch berücksichtigt, ob der Schüler oder die Schülerin eine eigene Wohnung benötigt.

Dies führt dazu, dass Schüler:innen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung, die eine Fachschule oder ein Abendgymnasium besuchen und einen eigenen Haushalt führen, potenziell Aussicht auf den höchsten BAföG-Satz haben. 

In die Berechnung des Satzes fließen dann noch das Einkommen und das Vermögen der Eltern mit ein. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung zeigt dies ganz anschaulich an verschiedenen Beispielen auf seiner Webseite auf. Der BAföG-Satz fällt höher aus, wenn eure Schüler:innen noch eigene Kinder betreuen. Hier ist es möglich, einen Kinderbetreuungszuschlag in Höhe von pauschal 160 Euro pro Kind zu erhalten. Wann eure Schüler:innen den BAföG-Antrag stellen, ist keineswegs irrelevant. Hier gilt, je früher, desto besser. Die Förderung wird nämlich frühestens mit dem ersten Monat der Antragstellung gezahlt. 

Durch die vielen unterschiedlichen Kriterien und Ausgestaltungen des Schüler-BAföGs reicht es erstmal aus, wenn ihr euren Schüler:innen die zentralen Punkte mit auf den Weg gebt: Die Förderung muss nicht zurückgezahlt werden, je nach Schulform ist es entscheidend, ob man noch bei den Eltern wohnt, Kinder hat oder verheiratet ist und die grundlegenden Voraussetzungen wie das Alter und die Staatsangehörigkeit müssen erfüllt sein. 

Bei der Beantragung werden mit Sicherheit viele weitere Fragen entstehen. Hierbei gibt es diverse Anlaufstellen, die ihr euren Schüler:innen mit an die Hand geben könnt. Dazu gehört zuallererst die allgemeine BAföG-Seite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Auch auf der Seite bafoeg-aktuell sind viele weitere hilfreiche Infos zu finden. Und auf Youtube informiert der Kanal meinBafoeg über die Antragstellung und Neuigkeiten rund ums BAföG. 

Habt ihr bereits Erfahrungen mit dem Schüler-BAföG gemacht und hat es euren Schüler:innen geholfen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.

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Der Schulalltag als Klassenlehrer:in ist mit jeder Menge Organisationsarbeit verbunden. Sichtbar wird dies unter anderem im regen E-Mail-Verkehr, der abgearbeitet werden will. Um dabei einen guten Überblick zu behalten, gibt es Programme, die euch mit nützlichen Funktionen unterstützen. Thunderbird und Outlook sind genau solche Dienste, mit denen ihr euren Mailverkehr und euren Kalender strukturieren könnt. Wir geben euch einen Überblick, weshalb sich die Nutzung für euch lohnen kann.

Warum sich ein E-Mail-Programm lohnt

Jeder Mail-Provider hat in der Regel eine eigene Webmail- oder Desktopanwendung, mit der ihr eure Mails verwalten könnt. Bei diesen wird oft Werbung geschaltet, wodurch es ihnen oft an Übersichtlichkeit mangelt. Genau deshalb gibt es professionelle Mail-Programme, die für den Arbeitsalltag optimiert sind. Diese ermöglichen euch, auch mehrere Mailadressen gebündelt zu verwalten. So könnt ihr beispielsweise private und berufliche Mails in einem Programm zusammenlaufen lassen, ohne dass diese verschmischt werden. Um eure Work-Life-Balance müsst ihr euch dahingehend nicht sorgen. Auch wenn ihr mal den Provider wechselt oder eine neue Adresse dazu kommt, bleibt ihr mit einem extra Programm bei eurem gewohnten Workflow.

Eine weitere Stärke von Outlook und Thunderbird ist die gut ausgearbeitete Kalenderfunktion. Diese könnt ihr entweder über die Mailadresse oder Lokal auf eurem PC verwalten. Ihr könnt innerhalb der Programme verschiedene Kalender anlegen und nach Bedarf anzeigen lassen. Das hilft euch dabei, private und berufliche Termine sauber zu trennen. Ihr könnt auch n zwischen unterrichtsrelevanten Terminen, Terminen mit dem Kollegium, Fortbildungen oder Korrekturphasen unterscheiden.

Ebenfalls hilfreich durch die Verknüpfung von Mail- und Kalenderfunktionen ist, dass ihr beispielsweise per Drag and Drop Mails in den Kalender verschieben und so eine Termin erstellen könnt. Das ist nützlich, wenn ihr etwa eine Anfrage für ein Elterngespräch habt, denn im Termin wird dann automatisch der Inhalt der Mail im Notizfeld eingefügt.

Die Unterschiede zwischen Outlook und Thunderbird

Die grundlegenden Vorteile eines Mail-Programms bieten sowohl Thunderbird als auch Outlook. Letzteres ist das weiter verbreitete, da es als Teil von Windows und Microsoft 365 im Paket mit den anderen Office-Anwendungen enthalten ist. Außerdem nutzen viele Unternehmen MS Office, weshalb viele an den Umgang damit gewöhnt sind. Thunderbird hingegen ist ein Open Source Programm von Mozilla und bietet ähnliche Funktionen. Im Gegensatz zu Outlook ist es uneingeschränkt kostenlos. Beide Programme erhalten regelmäßig Sicherheitsupdates und verfügen über Verschlüsselungen für Nachrichten. Damit ihr euch leichter entscheiden könnt, welches von beiden für eure Bedürfnisse besser geeignet ist, stellen wir euch die beiden Konkurrenten und ihre nützlichsten Funktionen einmal vor:

Outlook: Die Profi-Software

(Quelle: Wikimedia Commons)

Viele von Outlooks Stärken liegen darin begründet, dass es zu Microsoft Office gehört. Das Profi-Programm gibt es im Office Paket, das per Abonnement buchbar ist. Mit leicht eingeschränkten Funktionen ist Outlook kostenlos als Mobil- und Web-Version verfügbar. Gleiches gilt für eine Gratis-Version als Desktop Anwendung, die wiederum mit Werbung versehen ist. Durch die Kopplung an Windows findet es fast automatisch auf vielen PCs Verwendung und hat die Entwicklungs-Power eines großen Unternehmens dahinter. Außerdem ist die Software darauf ausgelegt, mit anderen Microsoft Anwendungen zu interagieren und bietet daher viele Möglichkeiten, wie beispielsweise die Verknüpfung mit Skype, Teams oder OneNote. Kern des Programms bleibt aber die Mail- und Kalenderfunktion, deshalb haben wir Anwendungstipps gesammelt, mit denen ihr eure Arbeit erleichtern könnt:

Tipps für Mail in Outlook:

  • Kategorisierung mit Labels: Mit einem Klick könnt ihr Mails ganz einfach mit einem farbigen Label versehen. Wenn ihr beispielsweise verschiedene Labels wie Schüler:innen, Eltern oder Kolleg:innen angelegt habt, sind diese mit einem Klick jeweils einer Farbe zugeordnet und helfen euch, den Überblick zu behalten.
  • Automatisierte Sortierung des Posteingangs: Unter ‘Regeln’ könnt ihr für eingehende Mails von einer bestimmten Domain oder Mailadresse eine automatische Zuteilung zu einem Ordner auswählen. So nimmt euch das Programm lästige Arbeitsschritte ab.
  • Betreff ändern: Mit Doppelklick auf die Betreffzeile einer eingegangenen Mail könnt ihr diese editieren. So lassen sich diese besser wiederfinden, ihr ergänzt eure To Dos oder tragt ein Datum ein, wann ihr die Mail beantworten/bearbeiten wollt.
  • Benachrichtigungen einschränken: Bekommt ihr ständig Benachrichtigungen, die euch von einer Unterrichtsvorbereitung ablenken, dann könnt ihr diese einfach ausschalten. Es ist auch möglich, Benachrichtigungen nur zu einer bestimmten Zeit (bspw. stündlich) zu bekommen oder für wichtige Kontakte, über deren Nachrichten ihr immer sofort informiert werden wollt, Ausnahmen hinzufügen.
  • Schnellbausteine: Müsst ihr in unregelmäßigen Abständen eine sehr ähnliche Mail schreiben, dann könnt ihr Textvorlagen anlegen. Wollt ihr für Einladungen zum Elternabend immer einen ähnlichen Textaufbau, lässt sich dieser Baustein abspeichern und bei Bedarf mit einem Klick in zukünftige Mails einfügen. Dann müsst ihr diese nur mit aktuellen Details ergänzen. Das spart Zeit bei lästigen, immer wiederkehrenden Mails.
  • Kontakte erstellen mit Drag and drop: Zieht ihr die Mailadresse aus einer Mail auf das Symbol für das Adressbuch, öffnet sich automatisch ein Fenster, mit dem ihr den entsprechenden Kontakt anlegen könnt.
  • Kennzeichnen: Ihr könnt Mails mit einem Fähnchen markieren, um sie als To-Do zu kennzeichnen. Dabei gibt es verschiedene Auswahlmöglichkeiten. Je nachdem welches Fähnchen ihr wählt, wollt ihr auf eine Mail (‘heute’, ‘morgen’, ‘bis Ende der Woche’ etc.) reagieren.

Tipps für den Kalender in Outlook

  • Kennzeichnung im  Kalender verwenden: Nutzt ihr die Markierung von Mails mit ‘Fähnchen’, könnt ihr in der Kalenderansicht auf Aufgaben klicken und die jeweiligen Nachrichten werden dort entsprechend eurer Auswahl angezeigt. So müsst ihr dafür keine separate Erinnerung in den Kalender eintragen.
  • Regeln für Termine: Ihr könnt Regeln aufstellen, nach denen Outlook zum Beispiel die Farbe eines Termins automatisch nach euren Einstellungen auswählt. So wird beispielsweise ein Termin im Kalender automatisch in eurer jeweils gewünschten Farbe angezeigt, sobald im Betreff/Titel ein von euch festgelegtes Wort (z.B. Unterricht oder Elterngespräch) vorkommt.

Wenn ihr Outlook bereits habt, hilft euch dieses Video beim Einrichten von Outlook. Auf dem Youtube Kanal “Digitale Profis” findet ihr auch weitere Anwendungstipps für Mail und Kalender erklärt.

Thunderbird: Kostenlose Opensource-Software auf hohem Niveau

(Quelle: Wikimedia Commons)

Was die Funktionen innerhalb des Programms angeht, kann Thunderbird mit Outlook mithalten. Die Einrichtung ist unkompliziert und ihr könnt euch schnell einen guten Überblick verschaffen. Es ist aber in einigen Funktionen etwas einfacher gehalten, was auch damit zusammenhängt, dass es nicht für die Verknüpfung mit den anderen Office-Anwendungen gestaltet ist. Das zeigt sich beispielsweise in der Kalenderfunktion, in die keine Verknüpfung zu einem Videocall-Programm integriert ist. Außerdem müsst ihr bei Thunderbird einige Funktionen wie die Signatur mittels Add-ons hinzufügen. Nach Add-Ons könnt ihr bei Thunderbird ganz einfach suchen und diese dann aktivieren. Etwas aufwendiger ist das Einrichten dadurch aber schon. Grundsätzlich ist die Software aber sehr praktisch, da sie mit Tabs arbeitet und somit ähnlich zu einem Browser aufgebaut ist. So könnt ihr für einzelne Mails die Kategorien Suchen, Einstellungen, Mail-Entwürfe und Ordner jeweils eigene Tabs offen halten. Das ermöglicht euch, im Workflow einfach zwischen den Fenstern hin und her zu klicken.

Tipps für Thunderbird

  • Ordner komprimieren: Habt ihr Ordner, die ihr nur noch selten braucht oder die nur als Archiv dienen, könnt ihr diese mit einem Rechtsklick ‘komprimieren’. So muss Thunderbird weniger Daten permanent abrufen und läuft schneller.
  • Schlagwörter: Mit den Zahlentasten 1-5 könnt ihr Mails mit nur einem Tastenklick einem Schlagwort (sieht aus wie ein Label/Etikett) zuordnen. Klickt ihr die Zahl erneut oder eine andere Zahl, ist die Zuordnung der Mail direkt wieder geändert. Voreingestellt sind ‘wichtig’, ‘dienstlich’, ‘persönlich’, ‘zu erledigen’ und ‘später’. Unter Einstellung könnt ihr diese, deren Farben und Namen aber jederzeit ändern oder noch weitere hinzufügen.
  • Lokale Ordner: Neben der normalen Ordnerstruktur ist es auch möglich, zusätzlich sogenannte ‘Lokale Ordner’ zu erstellen. Diese werden nicht im Mailserver eures Providers, sondern auf eurem Computer gespeichert. Es ist damit eine wertvolle Backup-Funktion für wichtige Mails.
  • E-Mail-Ansicht sortieren: Nützlich ist, dass ihr alle Mails, beispielsweise eines Ordners, wie in einem Laufwerk abrufen könnt. Um etwas leichter zu finden, könnt ihr die Ansicht so nach Absender, Datum, Betreff oder was für euch praktisch ist, sortiert anzeigen lassen, ohne dafür die Suchfunktion nutzen zu müssen.

Den Download von Thunderbird findet ihr hier. Die Einrichtung ist sehr intuitiv und viele Einstellungen werden automatisch getroffen. Hilfreich zum Einstieg ist aber auch dieses Video in englischer Sprache.

Fazit zum Vergleich

Dass Outlook etwas mehr Funktionen hat, liegt an der größeren Struktur, die dahintersteckt. Das könnt ihr auch an der Benutzeroberfläche sehen, die aufwändiger gestaltet ist. Für eine kostenlose Software sind aber auch die Möglichkeiten von Thunderbird sehr umfangreich. Wer sich gerne tief in eine Software einarbeitet, um die Arbeit zu optimieren, hat bei Thunderbird den Aufwand, zuerst Add-ons hinzuzufügen. Dafür hat man auf diese Weise auch mehr Gestaltungsmöglichkeiten was Design und Features angeht. Für alle, die viel und auch privat mit den anderen Microsoft-Anwendungen arbeiten, ist Outlook sicher die richtige Wahl, weil in der Integration klare Stärken liegen. Beide Programme bieten euch eine gute Hilfe, um euch die organisatorische Arbeit für berufliche aber auch private Zwecke zu vereinfachen.

Wie schafft ihr es, eure Mails übersichtlich zu halten? Nutzt ihr vielleicht ein anderes Programm, das mit den beiden vorgestellten mithalten kann? Schreibt eure Erfahrungen gerne in die Kommentare!

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Aufgrund der Bauernproteste am Montag gab es vielerorts in Deutschland Beeinträchtigungen im Schulbetrieb. Schüler:innen und Lehrkräfte kamen teilweise verspätet oder gar nicht zum Unterricht. An 16 Thüringer Schulen ist der Unterricht ganz ausgefallen. Besonders in ländlichen Regionen habe es Probleme gegeben. An einer Schule seien nur 50 von 600 Schülern anwesend gewesen, so ein Sprecher des Bildungsministeriums. Für die restliche Woche sind weitere Protestaktionen geplant.

Als Reaktion auf die Einschränkungen hatten unter anderem Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz Ausnahmeregeln angekündigt. Die Schulpflicht bleibe zwar bestehen, aber Schüler:innen dürfen dem Unterricht fernbleiben, wenn es keine Möglichkeiten gebe, zur Schule zu gelangen. Der Tag werde nicht als Fehltag gewertet. Jedes Fernbleiben solle aber unmittelbar an die Schule weitergegeben werden, heißt es vom dortigen Kultusministerium. Teilweise stiegen Schulen auf alternative Möglichkeiten wie Distanzunterricht um.

In Rheinland-Pfalz gibt es zusätzliche Bedenken hinsichtlich der noch anstehenden Proteste, da am Mittwoch landesweite Abiturprüfungen stattfinden. An diesem Tag ist eine Demonstration im Mainzer Regierungsviertel angekündigt. Das Bildungsministerium rief betroffene Schüler:innen dazu auf, Fahrgemeinschaften zu bilden und die Schule bei Verspätung rechtzeitig zu benachrichtigen. Wer nicht teilnehmen könne, müsse auf Ausweichtermine zurückgreifen. In einer Mitteilung appellierte die Landesschüler:innenvertretung (LSV) an die Beteiligten, eine gemeinsame Lösung zu finden, um negative Auswirkungen der Proteste zu vermeiden. “Es ist wichtig, dass allen Beteiligten die Tragweite der kommenden Demonstrationen in Bezug auf die stattfindenden Abiturprüfungen bewusst ist”, betont Emma Lucke, Pressereferentin der LSV.

In den nächsten Tagen ist mit weiteren Einschränkungen im Verkehr durch die Aktionswoche zu rechnen. Am Dienstagmorgen kam es vereinzelt erneut zu blockierten Straßen in Baden-Württemberg und Bayern. Welche Protestaktionen noch anstehen, könnt ihr hier für jedes Bundesland nachlesen.

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Steht ihr kurz vor dem Vorbereitungsdienst oder seid gerade hineingestartet und fühlt euch noch unsicher? Die ersten Unterrichtsstunden, der Kontakt zu Schüler:innen und anderen Lehrkräften – all das kann sowohl aufregend als auch ziemlich stressig sein. Nach dem theorielastigen Studium wird man als angehende Lehrer:innen regelrecht ins kalte Wasser geworfen. Hilfestellung hierfür bietet unter anderem Luisa auf ihrem Instagram-Account @kreide.und.kaffee. Luisa befindet sich selbst im Referendariat und teilt auf ihrem Kanal neben persönlichen Erfahrungen auch praktische Tipps.

Im Interview mit Lehrer News gibt sie Einblick in ihre Strategien zur besseren Bewältigung des Lehreralltags und Ratschläge für angehende Lehrer:innen.

Lehrer News: Könntest du dich kurz vorstellen und uns erzählen, warum du dich für den Lehrerberuf entschieden hast?

Luisa: Ich heiße Luisa, bin 25 Jahre alt und momentan Referendarin an einer Oberschule im Osten von Brandenburg. Mein Referendariat mache ich seit Februar 2023 und ich habe jetzt im Januar meine Prüfung. Mein Studienseminar ist in Cottbus und ich unterrichte die Fächer Deutsch und Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde in den Klassen 7-10 (Sekundarstufe 1). Ich habe mich für den Beruf entschieden, weil ich diesen unfassbar abwechslungsreich und erfüllend finde. Lehrkraft zu sein ist eine Berufung und ich möchte junge Menschen auf ihrem Weg bestmöglich begleiten, ihnen Werte vermitteln und für sie da sein.

Lehrer News: Vor Beginn des Referendariats sind viele besorgt und fühlen sich unsicher im Hinblick auf die bevorstehende Zeit. Welche Vorbereitungen haben dir geholfen, sicher ins Referendariat zu starten? 

Luisa (Quelle: privat)

Luisa: Die Sorge kann ich teilen. Darüber habe ich mir vor meinem Referendariat ebenfalls Gedanken gemacht. Dennoch bin ich „unvorbereitet“ in den Vorbereitungsdienst gestartet. Ich habe keine extra Literatur gelesen oder Workshops gemacht. Die einzige Vorbereitung, die ich hatte, waren mein Studium und meine Tätigkeit als Vertretungslehrkraft in der Zeit zwischen meinem Master und dem Ref. (4 Monate). Die Praxiserfahrung hat mir wirklich geholfen, da ich schon einige Erfahrungswerte hatte (z.B. Umgang mit Störungen), auf die ich zurückgreifen konnte. Lehren ist definitiv learning by doing.

Lehrer News: Welche Materialien und Utensilien, die du selbst regelmäßig benutzt, sollte jede:r Referendar:in haben?

Luisa: Da gibt es viele Sachen. Ich nutze sehr gern Fächermappen, in denen ich z.B. Materialien für die einzelnen Klassen aufbewahre. Sachen, die ich bewerte, sammle ich außerdem in einzelnen A4- Mappen, dass nichts verloren geht. Zudem habe ich an meinem Schlüsselbund einen AirTag. Ich arbeite digital und brauche deswegen ziemlich viele Adapter und ich habe eine Fernbedienung, mit der ich durch den Raum laufen und trotzdem die Präsentation steuern kann. In meinem Homeoffice habe ich außerdem einen Drucker. Manchmal muss man doch zu Hause drucken und ich bin sehr froh, dass ich mir diesen angeschafft habe. Genauso wie mein Laminiergerät. Eigentlich dachte ich, das sei nur etwas für die Grundschullehrkräfte, aber ich laminiere wirklich viel! Weiterhin nützlich: Korrekturstifte (es muss nicht immer rot sein!), Stempel, Sticker.

Lehrer News: Der Einsatz verschiedener digitaler Medien und Tools im Unterricht wird immer beliebter. Verwendest du selbst welche und wenn ja, wie integrierst du diese in deinen Unterricht?

Luisa: Ich bin ein absoluter Canva-Freak. Canva ist ein Tool, mit dem man alle möglichen Dinge erstellen kann: Präsentationen, Arbeitsblätter, Flyer, Social Media Posts (…). Ich erstelle jede Präsentation mit Canva. Die Plattform bietet viele tolle Vorlagen und man kann Videos, Grafiken, Fotos lizenzfrei nutzen. Alles sieht sehr professionell aus und es hat meine Unterrichtsvorbereitung auf ein neues Level gebracht. Im Deutschunterricht nutze ich außerdem gern Mentimeter und Learningapps.

Lehrer News: Eine ausgewogene Work-Life-Balance während des Referendariats aufrechtzuerhalten kann oft zum Problem werden. Was für Tipps hast du, um besser mit dem Stress umzugehen? Hast du Strategien oder Rituale, die dir persönlich im Alltag dabei helfen?

Luisa: Ja, ich mache viel Sport und merke auch, dass ich das im Alltag brauche, um wirklich abschalten zu können. Des Weiteren lese ich viel und das hilft mir jeden Abend beim Einschlafen. Man braucht meiner Meinung nach unbedingt einen Ausgleich, weil man gern mal Probleme aus der Schule mit nach Hause nimmt.

Lehrer News: Unterrichtsbesuche sind ein wichtiger Teil des Referendariats, für viele bedeuten sie aber viel Stress und Druck, wie vor einer Prüfung. Welche Ratschläge hast du, um die stressige Vorbereitung und die Unterrichtsstunde selbst gut zu bewältigen?

Luisa: Rechtzeitig mit der Planung anzufangen ist essenziell. Außerdem ist es gut, sich bei Hindernissen Feedback einzuholen, z.B. bei Mit-Refis oder Mentoren, aber Achtung zu viele Meinungen sind auch nicht unbedingt hilfreich.

Lehrer News: Manchmal kommt es vor, dass eine vorbereitete Unterrichtsstunde nicht wie geplant verläuft. Wie gehst du mit solchen unvorhergesehenen Situationen im Unterricht um? 

Luisa: In solchen Situationen kann man seine Flexibilität unter Beweis stellen und das sollte eine gute Lehrkraft können. Ich bin selbst ein ruhiger und geduldiger Mensch, daher zunächst: Ruhe bewahren. Keine Entscheidungen überstürzen. Wir arbeiten mit Menschen und da kann theoretisch alles passieren. Manchmal hilft es, kurz die Dinge anzusprechen oder sich mal eine ganze Stunde dafür Zeit zu nehmen.

Lehrer News: Welche Strategien hast du, um Schüler:innen zu motivieren, sich aktiv am Unterricht zu beteiligen?

Luisa: Ich glaube, es ist wichtig, den Unterricht so lebensnah wie möglich zu gestalten und den Schüler:innen den Sinn hinter den Aufgaben/Themen etc. transparent aufzuzeigen. Eine positive Grundatmosphäre im Unterricht ist ebenfalls notwendig, denn die Schüler:innen sollen sich wohlfühlen, ausprobieren und Fehler machen können. Ich arbeite außerdem viel mit positiver Verstärkung, z.B. in Form von kleinen Lob-Zetteln. Ich versuche, kleine Erfolge zusammen mit den Schülerinnen und Schülern zu feiern.

Lehrer News: Als junge:r Referendar:in kann es schwierig sein, von den Schüler:innen als Respektsperson wahrgenommen zu werden. Was tust du, um ein respektvolles Klima im Klassenraum zu schaffen? Was kannst du anderen Referendar:innen raten, die dabei Probleme haben?

Luisa: Oh ja, das ist nicht immer einfach, aber mit der Zeit wird sich das bessern. Jetzt rückblickend habe ich das Gefühl, dass mich die Schülerinnen und Schüler erst richtig kennenlernen mussten und dann ging es. Ich habe vereinzelt immer noch Probleme damit, aber leider kein richtiges Rezept, um dem zu begegnen.

Lehrer News: Wenn du auf deine bisherige Zeit im Referendariat zurückblickst, welche gewonnenen Erkenntnisse würdest du gerne an dein früheres Ich weitergeben?

Luisa: In den vergangenen 12 Monaten habe ich richtig viel gelernt. Ich fand meinen Vorbereitungsdienst bisher wirklich toll und extrem lehrreich. Ich habe mich sehr stark weiterentwickelt und wurde dabei richtig gut vom Studienseminar begleitet. Ich habe gemerkt, dass nicht immer mein Unterrichtsstoff im Vordergrund steht. Manchmal geht es eher darum, Werte zu vermitteln oder Konflikte zu lösen. Der Stoff ist da zweitrangig und man kann diesen sowieso besser vermitteln, wenn man eine gute Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern aufgebaut hat.

Wollt ihr noch mehr hilfreiche Tipps? Dann schaut gerne bei Luisa auf Instagram unter @kreide.und.kaffee vorbei! Oder stöbert durch unsere Artikel zum Thema Referendariat, in denen wir unter anderem mentale Gesundheit ansprechen oder alles Wichtige zu Steuern und Versicherungen behandeln!


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Berlin. Am 07. Dezember wählte die Kultusministerkonferenz Christine Streichert-Clivot (SPD), Ministerin für Bildung und Kultur des Saarlandes, zur neuen Präsidentin für das Jahr 2024. Sie übernimmt das Amt von Katharina Günther-Wünsch, der Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, die nun als 2. Vizepräsidentin fungieren wird. Zur 1. Vizepräsidentin wurde Ministerin Simone Oldenburg aus Mecklenburg-Vorpommern gewählt. 

Wer ist Christine Streichert-Clivot?

Christine Streichert-Clivot hat seit dem 18. September 2019 das Amt der Bildungsministerin im Saarland inne. Anders als die beiden KMK-Präsidentinnen vor ihr, Busse (SPD) und Günther-Wünsch (CDU), war sie zuvor nicht als Lehrkraft tätig. Ihre Ausbildung umfasst ein Studium der Politikwissenschaft, Soziologie und Volkswirtschaftslehre an der Universität Trier von 1999 bis 2006, das sie mit einem Magistra Artium abschloss. Zwischen 2001 und 2002 erweiterte sie ihre Kenntnisse am Institut d'Etudes Politiques (IEP) de Bordeaux. Von 2008 bis 2011 absolvierte sie einen Master of Arts in Erwachsenenbildung im Fernstudium an der Technischen Universität Kaiserslautern.

Seit 1999 ist Streichert-Clivot Mitglied der SPD. Dort ist sie seit 2021 in der Funktion der Co-Vorsitzenden ihres Kreisverbandes Saarpfalz tätig und war davor für zehn Jahre Fraktionsvorsitzende der SPD-Gemeinderatsfraktion in Gersheim. Im Jahr 2022 zog sie als Abgeordnete in den saarländischen Landtag ein. Bereits seit 2012 ist sie für das Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes in verschiedenen Positionen tätig, ehe sie schließlich 2019 das Amt der Ministerin übernommen hat.

Neues Jahr, alte Probleme

Die Bildungslandschaft Deutschlands stand im Jahr 2023 vor erheblichen Herausforderungen, darunter alarmierende Ergebnisse in den großen Bildungsstudien, Probleme bei der Umsetzung des Startchancen-Programms, anhaltender akuter Lehrkräftemangel, vermehrtes Auftreten von Extremismus und Gewalt an Schulen sowie eine unsichere Zukunft des Digitalpakts. Diese Kernprobleme spiegeln sich in den bildungspolitischen Entwicklungen des Jahres wider und stellen weiterhin drängende Aufgaben für die Politik und Schulen dar. Eine ausführliche Darstellung dieser Herausforderungen findet sich im bildungspolitischen Jahresrückblick.

Streichert-Clivot präsentiert die Leitidee ihrer Präsidentschaft als “Bildung in Zeiten des Wandels – Transformation mutig gemeinsam gestalten”. Sie hob die Notwendigkeit für “ein System, das auf wissenschaftliche Expertise setzt, eigenes Handeln mutig und kritisch hinterfragt, und gute Formen des Miteinanders findet, ohne der Trägheit der Organisation zu erliegen.” 2024 soll der Fokus auf der Gewinnung und Qualifizierung von Lehrkräften liegen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Zudem sollen digitale Transformation, pädagogische Weiterentwicklung und der Umgang mit Künstlicher Intelligenz im Unterricht im Mittelpunkt stehen. Streichert-Clivot strebt eine vertiefte Kooperation mit der Jugend- und Familienministerkonferenz an, um den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder umzusetzen und den Übergang von der Kita in die Schule zu verbessern.

Im Interview mit dem Handelsblatt lehnte Streichert-Clivot eine Grundgesetzänderung für mehr Mitsprache des Bundes in der Bildungspolitik ab, wie Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sie vorschlug. Sie betonte stattdessen die Innovationskraft des Föderalismus bei richtiger und kooperativer Nutzung und die Notwendigkeit gemeinsamer Programme ohne ständige Neuverhandlungen. Streichert-Clivot kritisierte Verzögerungen bei Gesprächen mit dem Bund, insbesondere beim Startchancen-Programm. Das von der KMK angestrebte Ganztagsschulangebot ab 2026 betrachtet sie als pädagogisch sinnvoll. 

Laut Streichert-Clivot ist eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Schulen und Wirtschaft sinnvoll, um Schüler:innen mehr Berufsperspektiven aufzuzeigen und “mehr junge Leute in die Betriebe zu bringen“. Sie betonte die Bedeutung von multiprofessionellen Teams aus Lehrkräften, Sozialpädagog:innen und Sprachförderkräften an Schulen, wie es sie im Saarland bereits seit 2021 gäbe. Für Streichert-Clivot soll Sozialarbeit zukünftig ein fester Bestandteil deutscher Schulen werden.

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Den Jahreswechsel nehmen wir bei Lehrer News zum Anlass, einen Blick auf das kommende Jahr zu werfen: Was wird 2024 in der Bildung wichtig? Welche Themen sind gesetzt, was muss sich bewegen? Wir lassen die Verbände und Akteure selbst zu Wort kommen. In diesem Gastbeitrag der Bundesvorsitzenden des Deutschen Philologenverbandes Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing. 

Forderungen an die Politik

In der Wahrnehmung vieler endete das Jahr 2023 mit einem Paukenschlag: PISA! Die Ergebnisse sind weltweit betrachtet so schlecht wie nie, die PISA-Forscher machen dafür u.a. Corona verantwortlich, und manch einer fordert in Deutschland mal wieder reflexhaft die vermeintlich ganz große Bildungsrevolution mit der immer gleichen „konstruktiven“ Forderung, die dann die Leistung aller Schülerinnen und Schüler verbessern soll, nämlich die nach der Abschaffung des Gymnasiums. Für diejenigen, die sich differenziert mit dem Bildungssystem und PISA beschäftigen, wäre ein versachlichter Umgang mit möglichen Konsequenzen aus den vorliegenden Daten schon ein echter Gewinn für das neue Jahr. 

Die Autoren der OECD-Studie äußern sich erfreulicherweise gleich selbst dazu in ihrem Berichtsband “PISA 2022 Ergebnisse” und weisen wissenschaftlich darauf hin, dass “12 Prozent der Varianz der Mathematikleistungen auf Unterschieden zwischen Bildungssystemen” entfallen (S. 71). Fast 90 Prozent der Unterschiede beruhen also auf anderen Faktoren. Da die geforderten Konsequenzen aus PISA in der Regel sowieso in einem zweifelhaften Zusammenhang mit PISA stehen, wären meine Forderungen für die Kultuspolitik eher folgende:

  1. Um guten Unterricht zu sichern, halten Sie die Mehrheit der Bestandslehrkräfte im System, und da diese in die Jahre gekommen sind, halten Sie diese u.a. mit deutlichen Altersermäßigungen, damit sie länger im System verbleiben. Doch dazu unten mehr und ausführlich. 
  1. Betreiben Sie keine Rosinenpickerei mit dem Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission zur Lehrkräftegewinnung und zum Lehrkräftemangel! Hier sehe ich gleich zwei dramatische Einfallstore. Das erste Einfallstor: Der Vorbereitungsdienst wird für die Referendarinnen und Referendare in manchem Bundesland gleich noch weiter gekürzt, weil dies für die dortige Realpolitik kurzfristig früher voll unterrichtende Lehrkräfte erbringt. Das zweite Einfallstor: Die vernünftige Zusammenschau aller drei Phasen der Lehrkräftebildung wird dazu führen, dass insbesondere die Fachwissenschaften in der ersten Phase an der Universität ausgedünnt - mit „Praxis“ für die Studierenden gefüllt, in Wirklichkeit aber für die Unterrichtsabdeckung genutzt  – und in die dritte Phase transferiert werden. Damit gingen sie dann angeblich nicht verloren. Dies wird als Erfolg gefeiert, weil nun endlich alle drei Phasen zusammengedacht werden, ohne zu bedenken, dass die dritte Phase der Lehrkräftebildung eine berufslange, sozusagen „unendlich“ lange Phase ist, die redlich nicht mit der Anteilen aus der zeitlich deutlich begrenzteren ersten Phase gefüllt werden kann. Aus meiner Perspektive führt eine solche nicht unwahrscheinliche Rosinenpickerei letztlich zu einer inhaltlichen Ausdünnung der fachlichen Lehrkräftebildung insgesamt, zusätzlich zu einer Verkürzung des Vorbereitungsdienstes.
  1. Führen Sie keine aus meiner Sicht unsinnige Schulart-Debatte, sondern schauen Sie als erstes u.a. differenziert auf die PISA-Daten, aber nicht nur auf sie, und verbessern Sie die Rahmen- und Arbeitsbedingungen für alle an Schule Beteiligten. Denn schlussendlich werden in PISA völlig unterschiedliche Schulsysteme (und auch Gesellschaften!) miteinander verglichen, die PISA-Aufgaben, an denen wir für Verbesserungen viel lernen könnten, sind größtenteils nicht einsehbar, und zudem fokussiert PISA auf ausgewählte Kompetenzen, bei denen – weil nicht intendiert –  eine individuelle Fortschrittsberichterstattung auf der Strecke bleibt. Und gerade diese wäre wichtig. Über die PISA-Fokussierung hinaus muss der bedrängende Lehrkräftemangel nachhaltig und qualitätsorientiert angegangen werden, und zwar ohne einen Verlust an fachlicher Bildung, Lehrkräfte müssen von unterrichtsfernen Aufgaben entlastet werden, qualifiziert fortgebildet und dafür freigestellt werden. Das Beherrschen der deutschen Sprache muss neu im Zentrum der Bildungspolitik stehen – für alle. 

U.a. Zeit-Online intonierte die Schulart-Debatte am 5.12.23 mit dem uns seit langer Zeit medial bekannten „Niedergang des Gymnasiums“. Betrachtet man nüchtern die in PISA untersuchten Kompetenzen in Abhängigkeit von der besuchten Schulart, erreichen die deutschen Schülerinnen und Schüler bei den mathematischen Kompetenzen am Gymnasium im Durchschnitt 546 Punkte und an den nicht-gymnasialen Schularten 438 Punkte. Die erreichten Mittelwerte in den die OECD-Skala anführenden drei Ländern betragen für Japan 536 Punkte, für Korea 527 und für Estland 510 Punkte. 

Bei den naturwissenschaftlichen Kompetenzen werden am Gymnasium im Durchschnitt 570 Punkte erreicht, an den nicht-gymnasialen Schularten 454 Punkte. Die erreichten Mittelwerte in den drei die OECD-Skala hier anführenden Ländern betragen für Japan 547 Punkte, für Korea 528 und für Estland 526 Punkte. 

Bei den Lesekompetenzen werden am Gymnasium im Durchschnitt 556 Punkte erreicht, an den nicht-gymnasialen Schularten 442 Punkte. Die erreichten Mittelwerte in den drei die OECD-Skala hier anführenden Ländern betragen für Irland 516 Punkte ebenso wie für Japan, und für Korea 515 Punkte.

Zusammenhängend betrachtet schneiden die hier untersuchten deutschen Gymnasiasten also nicht nur nicht schlechter als die Schülerinnen und Schüler der führenden OECD-Staaten ab, sondern in Teilen sogar besser. Dabei werden von mir die Durchschnittswerte aus den Gymnasien mit den Durchschnittswerten der führenden OECD-Staaten aller Schülerinnen und Schüler verglichen. Dabei ignoriere ich nicht, dass mit fokussiertem Blick nur auf das Gymnasien und unabhängig von den Zeitumständen, die Leistungen an den Gymnasien seit der letzten Erhebung gesunken sind. Und auch nicht, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den unteren Kompetenzstufen zugenommen hat. Aber zu erwarten wäre, dass in der losgetretenen Debatte die Relationen berücksichtigt werden: Im Vergleich zu den anderen Schularten ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den unteren Kompetenzstufen gering und die Leistungen der Gymnasien sind gemäß den PISA-Daten auf dem Niveau der OECD-Spitze. 

Ich glaube, wir haben insgesamt betrachtet dringendere Baustellen, als den „Niedergangs-Blick“ auf das Gymnasium zu kultivieren. Mein Blick fällt hier insbesondere auf die Mehrheit der Kollegen und Kolleginnen, die Babyboomer, auf diejenigen, die unser Bildungssystem stabilisieren, die solide ausgebildet wurden, die unterrichten können und die für die Schülerinnen und Schüler allein deshalb möglichst lange erhalten bleiben sollten, ebenso wie für die nachfolgenden Lehrkräfte, die sie unterstützen und beraten können, sofern ihnen dazu die Gelegenheit gegeben wird. Dazu ließe sich ein Impuls aus dem SWK-Gutachten positiv für alle erfahrenen wie zukünftigen Lehrkräfte aufgreifen: Wir brauchen nämlich mehr Anstrengungen für den Erhalt der Arbeitskraft erfahrener Lehrkräfte. Zudem wäre es fahrlässig, ihr Potential aus langjähriger Berufserfahrung nicht besser für die jungen Lehrkräfte auszuschöpfen. Deutschlandweit wurden 17% der pensionierten Lehrkräfte wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand entlassen. 59% ließen sich vorzeitig pensionieren und nur 21% erreichten die gesetzliche Altersgrenze.

Damit der Großteil der Lehrkräfte länger im aktiven Dienst bleiben kann, muss die Altersermäßigung deutlich erhöht werden. Wenn Lehrkräfte ab 55 Jahren zwei Stunden, ab 60 vier Stunden und ab 62 sechs Stunden Altersermäßigung bekämen, ist meine Hypothese, dass eine große Zahl deutlich länger im Dienst bleiben würde.

Wer also bis zur Regelaltersgrenze arbeitet, muss ab 63 Jahren für dasselbe Geld nur noch mit einem Dreiviertel-Unterrichtsdeputat unterrichten. Lehrkräfte werden dadurch länger im Dienst gehalten. In der verbleibenden vollen Arbeitszeit sollen diese Lehrkräfte neue Kollegen und Kolleginnen, Quer- und Seiteneinsteiger unterstützen, immer noch nötige Verwaltungsaufgaben übernehmen oder Reisen und Veranstaltungen vorbereiten. Jüngere Lehrkräfte bekommen mehr Zeit für ihre eigentliche Kernaufgabe: den Unterricht. Und die Kollegen und Kolleginnen bleiben im Schuldienst – statt (vorzeitig) zu gehen. Außerdem muss die Altersteilzeitregelung, die derzeit nur für Schwerbehinderte gilt, auf alle verbeamteten und Arbeitnehmer-Lehrkräfte ausgedehnt werden, um die vorzeitige Pensionierung aus gesundheitlichen Gründen zu verhindern.

Darüber hinaus muss in Zeiten des Lehrkräftemangels den 21% der Lehrkräfte, die mit Erreichen der Altersgrenze in den Ruhestand versetzt wurden, die Möglichkeit eingeräumt werden, freiwillig weiter unterrichten zu können. Deshalb sollte es keine Höchstgrenze für Zuverdienst geben. Dementsprechend ist umgehend die Zuverdienstgrenze für pensionierte Lehrkräfte auszusetzen, damit diese mit genau dem Stundenmaß eingesetzt werden können, wie es ihnen selbst möglich und der aktuell notwendigen Unterrichtsversorgung dienlich ist, ohne dass die Pensionäre deshalb finanzielle Einbußen erleiden. Und selbstverständlich darf es keinen Ausschluss von Pensionären bei Sonderzahlungen für Lehrkräfte geben. 

Last but not least: 

Die KMK sollte sich dazu durchringen, dass Deutschland sich an der TALIS-Studie beteiligt! (Dafür könnte man übrigens das Engagement in manch anderer Bildungsstudie überdenken) In der TALIS-Studie werden zahlreiche Lehrkräfte in OECD-Ländern über ihr Arbeitsleben in der Schule befragt. Die Erhebung untersucht viele Aspekte, angefangen bei den Rahmenbedingungen, beim schulischen Umfeld, der Art und Weise, wie Lehrkräfte untereinander Feedback geben, bis hin zu ihren Unterrichtsmethoden und ihrer Teilnahme an beruflicher Fort- und Weiterbildung. In der Vergangenheit sind viele Anstrengungen unternommen worden, die Leistungsentwicklung unseres Schulsystems für Schülerinnen und Schüler zu messen. Für Lehrkräfte war dies bisher leider kaum der Fall. Die TALIS-Studie bietet eine gute Möglichkeit, um den Ist-Zustand unseres Bildungssystems zu analysieren, bewährte Praktiken zu identifizieren und gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Lehrkräfte abzuleiten.

Hochqualifizierte und motivierte Lehrkräfte sind noch immer entscheidend für einen erfolgreichen Unterricht. Es wäre schön, wenn die Wertschätzung durch die Politik so groß wäre wie in weiten Teilen der Gesellschaft. Nicht nur finanziell, sondern auch im täglichen Umgang miteinander. Hätte ich nur einen Wunsch für 2024 frei – es wäre dieser. 

Wir bedanken uns bei Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing für ihren Beitrag und möchten hinzufügen, dass der Inhalt des Artikels nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wiedergibt. 

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199 Jahre ist es her, dass Louis Braille eine Schriftform entwickelte, die seheingeschränkten Menschen das Lesen erleichtern sollte. Seitdem feiern wir am 4. Januar, dem Geburtstag von Louis Braille, jedes Jahr die Erfindung dieser international genutzten Schrift. Um diese Innovation gebührend zu feiern, möchten wir euch heute fünf spannende Fakten zur Brailleschrift zeigen.

1. Erfindung der Blindenschrift aus der Not heraus

Bei dem Erfinder der heute primär genutzten Blindenschrift handelt es sich beim Erfinder der Blindenschrift um den Franzosen Louis Braille. Dass ausgerechnet er die berühmteste und am meisten verwendete Blindenschrift erfand, entstand jedoch aus einer eigenen Not heraus. Im Jahr 1812 erlitt der damals Dreijährige eine folgenschwere Verletzung. Braille versuchte damals, mit einer Modellierspitze ein Stück Leder auszustanzen. Jedoch stieß er sich das Werkzeug dabei versehentlich ins rechte Auge. Aufgrund einer Entzündung der Wunde, wurde Braille kurz darauf auf diesem Auge blind. Die Infektion griff auf das andere Auge über, was zur Folge hatte, dass er zwei Jahre später, im Alter von fünf Jahren, komplett erblindete. In seiner Jugend besuchte er deswegen eine Blindenschule, deren Bücher und Schriften sich bis zu diesem Zeitpunkt der damals verwendeten Nachtschrift, entwickelt vom französischen Hauptmann Charles Barbier, bedienten. Bei dieser Schrift ertasten Soldaten mit den Fingern ins Papier eingeprägte Punkte, die für Silben oder Buchstaben stehen. So sollten auch bei Nacht Botschaften gelesen werden können, ohne eine Laterne anzünden zu müssen. Da diese Schriftform jedoch aufwendig war und ein einzelnes Buch oft nicht weniger als vier Kilo wog, begann Braille, sie zu vereinfachen. Er ersetzte die Silben durch Buchstaben und reduzierte die Anzahl von zwölf auf nur sechs Punkte. Als Braille gerade einmal 16 Jahre alt war, stellte er die Brailleschrift mit einem neuen Alphabet fertig. Jedoch dauerte es lange, bis diese Schrift auch anerkannt wurde. Der neue Direktor der Blindenschule von Braille verbot die Nutzung des neuen Alphabets, da er der Meinung war, dass Blinde sich durch eine Schrift, die Sehenden unbekannt sei, isolierten. Mit der Entwicklung neuer Punktesysteme und weiteren Möglichkeiten wie Darstellung von Notenschriften oder Zahlensystemen für Blinde, wurde die Schrift nach mehreren Jahren anerkannt und wird heute international verwendet.

2. Sechs Punkte und unzählige Möglichkeiten

Ein weiterer Fakt zur Brailleschrift ist, dass sie, im Gegensatz zur uns bekannten Schwarzschrift, aus nur sechs Punkten besteht. Dafür werden jeweils drei Punkte in die Höhe und zwei in die Breite verwendet. Es ergibt sich eine Kombinationsmöglichkeit aus 64 möglichen Zeichen, mit denen Buchstaben, Zahlen und Zeichen dargestellt werden können. Zudem sind sie nicht nur im Deutschen gültig, sondern können auch in anderen Sprachen abgebildet werden. Des Weiteren gibt es innerhalb der Brailleschrift spezielle Punktschriften von Musiknoten bis hin zu chemischen Formeln oder sogar Strickmustern. 

3. Blindenschrift auf Bargeld

Neben Blatt und Papier lassen sich weitere Formen der Blindenschrift auch auf Alltagsgegenständen finden. So auch auf handelsüblichen Euromünzen. Denn mit Einführung des Euros wurde auch an einer Möglichkeit nach Inklusion für Menschen mit Seheinschränkung gearbeitet. Aus diesem Grund sind die Münzen am Rand mit einer feinen Riffelung versehen. Dabei gilt: Je feiner und aufwendiger die Riffelung ist, desto wertvoller ist die Münze. Auch bei den Banknoten lässt sich die Wertigkeit des Scheins mit Hilfe erkennen. Bei den Euroscheinen der ersten Generation konnten die verschiedenen Scheine tatsächlich nur anhand der Größe unterschieden werden. Mit der Einführung der zweiten Generation bekamen die Scheine ebenfalls eine Riffelung. Achtet man bei Euroscheinen auf den linken Rand, so lässt sich, wie bei den Münzen, eine Riffelung erkennen. Dies hilft ebenfalls bei einer Differenzierung der Scheine. 

4. Keine Verwendung von Stiften 

Im Gegensatz zur Schwarzschrift wird beim Schreiben in Brailleschrift kein regulärer Stift verwendet. Wer Texte in Blindenschrift verfassen will, benötigt dafür eine Schablone und einen Griffel. Die Schablone besteht aus zwei Teilen, zwischen die ein Blatt Papier geklemmt wird. Auf der Vorderseite der Schablone sind rechteckige Löcher und auf der Gegenseite befinden sich sechs kleine Vertiefungen. Mithilfe des Griffels drückt man nun Punkte in diese Vertiefungen. Dabei müssen blinde Menschen aber spiegelverkehrt und von rechts nach links schreiben. Denn nur so kann nach dem Wenden des Papiers ein Text von links nach rechts tastend gelesen werden. Um unterschiedliche Papierformate abzubilden, sind die Schablonen in verschiedenen Größen verfügbar. Wer jedoch ohne Schablone und Griffel Texte formulieren möchte, kann alternativ aber auch wie bei der regulären Schwarzschrift eine Art Schreibmaschine benutzen.  

5. Verkürzung der Sprache 

Um Texte schneller lesbar zu machen und auch um Seiten einzusparen, kann die Schrift verkürzt werden. Denn im Gegensatz zu sehenden Leser:innen mit 250-300 Wörtern pro Minute, schaffen erfahrene Braille-Leser:innen 100 Wörter pro Minute. In der Basisschrift entspricht jeder Buchstabe einem Braillezeichen. Es wird weitestgehend auf die Unterscheidung von Groß- und Kleinschreibung verzichtet und bei Ziffern oder Akzentbuchstaben, wenn nötig, durch Voranstellen bestimmter Zeichen als solche gekennzeichnet werden. Mithilfe der Vollschrift lassen sich bereits 5 bis 10 Prozent an Text verkürzen. Hierbei werden Umlaute wie sch oder st durch eigene Braillezeichen ersetzt. Die Kurzschrift wiederum ermöglicht eine Text-Einsparung von etwa 30 bis 40 Prozent. Vergleichbar ist diese mit der Stenografie in der Schwarzschrift. Beispielsweise wird das Wort und einfach mit einem u dargestellt. Geübte Blinde können diese Kurzschrift fast im selben Tempo lesen wie Sehende Schwarzschrift.  

Die Brailleschrift war und ist also in vielen Bereichen eine große Revolution, wenn es um die Möglichkeit des Lesens für Sehbeeinträchtigte geht. Durch ihre Wandelbarkeit und Einfachheit ermöglicht sie trotz gerade einmal 64 Kombinationen dennoch eine umfangreiche Zeichenkombination und Einfachheit. Habt ihr bereits Erfahrungen mit dem Lesen oder Verfassen von Brailleschrift gemacht? Wie habt ihr diese wahrgenommen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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Von der Planung von Unterrichtseinheiten über die Organisation von Materialien bis hin zur Einhaltung von Fristen – Lehrer:innen stehen oft vor der Herausforderung, zahlreiche Aufgaben effektiv zu koordinieren. Dabei bieten Apps eine zeitgemäße Lösung, um den Arbeitsalltag zu strukturieren und die Produktivität zu steigern. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf sechs Apps, die speziell für die Selbstorganisation entwickelt wurden und euch dabei helfen können, eure Zeit effizient zu nutzen, Aufgaben zu organisieren und den Fokus auf das zu legen, was wirklich zählt: den Unterricht. 

Evernote

(Quelle: evernote)

Evernote ist das perfekte Tool, um Ordnung in eure Notizen und Aufgaben zu bringen. Wenn ihr in eurem Lehralltag mit einer Vielzahl an Aufgaben konfrontiert seid, kann diese App euch helfen, eure Notizen, Dokumente und Fotos sowohl nach euren eigenen Kriterien zu ordnen als auch leicht wiederzufinden. 

In eurem Konto habt ihr die Möglichkeit, verschiedene Notizen, Grafiken und Dokumente — egal ob Fotos, PDFs oder Word-Dateien — zu speichern. Außerdem könnt ihr euren Google-Kalender und handgeschriebene Notizen in eure Aufzeichnungen integrieren. Evernote ermöglicht euch dabei, alles nach euren eigenen Wünschen zu sortieren. Mithilfe der Suchfunktion könnt ihr nach Stichwörtern suchen und so die richtige Datei schnell wieder finden. Darüber hinaus zeigt die App euch eure ausstehenden Aufgaben an, was die Planung und Umsetzung von To-do-Tabellen sowie Checklisten erleichtert. Ihr könnt mit der App zum Beispiel die Noten eurer Schüler:innen verwalten, Exkursionsideen organisieren oder eure Unterrichtspläne digital erstellen, sodass ihr alles an einem Ort gebündelt griffbereit habt.

Ein besonders praktisches Feature dieser Anwendung ist die Möglichkeit, Aufgaben sowohl am Handy als auch am PC abzuarbeiten und jederzeit mobil darauf zugreifen. Dadurch habt ihr beim nächsten Einloggen stets im Blick, welche Aufgaben bereits erledigt wurden. Die App ermöglicht euch auch das Teilen von Notizen mit anderen Nutzer:innen, was die Zusammenarbeit und den Austausch von Informationen und die Zusammenarbeit mit euren Kolleg:innen erleichtert. Ein Kritikpunkt ist, dass aufgrund dieser vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten und Funktionen nicht alle Anwendungen völlig ausgereift sind. Wenn Die Grundversion von Evernote ist kostenlos verfügbar und beinhaltet bereits nützliche ihr zum Beispiel einen Punkt auf eurer To-do-Liste abhaken wollt, kann es schnell passieren, dass ihr stattdessen im Editier-Modus der Notiz landet.

Die kostenlose Version von evernote bietet euch Funktionen wie die Synchronisation auf zwei Geräten und einen Upload von bis zu 65 MB pro Monat. Für weitere Funktionen muss aber die Bezahlversion für ca. 11 Euro gekauft werden. Hier könnt ihr euch Evernote herunterladen.

Notion 

(Quelle: notion)

Notion ist ein wahres Allround-Talent für Strukturierung und Planung, das euch zahlreiche Einsatzmöglichkeiten und Funktionen bietet. Mit dieser App könnt ihr nicht nur euren Lehralltag, sondern auch euer Schuljahr übersichtlich organisieren.

Eine der Funktionen von Notion ist die Möglichkeit, Übersichtsseiten zu erstellen — dies könnte sich zum Beispiel für jedes neue Schuljahr lohnen. Hier könnt ihr Stundenpläne, Kontaktinformationen und alle anderen wichtigen Informationen nach euren eigenen Wünschen übersichtlich ordnen. Durch einfaches Draufklicken öffnen sich weitere Reiter für Unterpunkte, die noch mehr Struktur innerhalb der Listen bieten.

Ihr könnt in dieser App nicht nur Textnotizen machen, sondern auch handschriftliche Notizen einfügen, Bilder hochladen und Links teilen. Notion wird so zu eurem digitalen Notizbuch und Planungstool in einem. Die To-Do-Listen-Funktion ist besonders vielfältig nutzbar und individualisierbar. Hier könnt ihr Fälligkeitsdaten festlegen, Prioritäten setzen und sogar Notizen oder Dateien anhängen. Durch die Verwendung von Tags und Kategorien könnt ihr eure Aufgaben auch nach euren eigenen Kriterien sortieren. Ihr wollt eine digitale Bibliothek für eure Schulmaterialien? Kein Problem! Notion ermöglicht das Speichern wichtiger Webseiten, Zusammenfassungen, Links und Zitate.

Und das Beste: Ihr könnt eure Notion-Seiten mit anderen teilen. Das ist perfekt für die Zusammenarbeit im Kollegium oder wenn ihr eure Ressourcen mit anderen Lehrer:innen teilen möchtet. Notion erleichtert euch den Einstieg mit bereits vorbereiteten Vorlagen, die ihr nach Belieben anpassen könnt. Die kostenlose Version ermöglicht Uploads bis zu fünf MB und die Teilnahme von bis zu zehn Personen. Aufgrund dieser zahlreichen Funktionen dauert es vielleicht ein bisschen, um sich in Notion einzuarbeiten, aber wenn ihr erst einmal den Dreh raus habt, werdet ihr feststellen: Notion ist ein vielseitiges Werkzeug zur Organisation, das euren Lehralltag auf ein neues Level heben kann. 

Trello

(Quelle: trello)

Trello ist ein leistungsstarkes Organisationstool, das sich auch für Lehrer:innen als äußerst nützlich erweisen kann. Mithilfe der übersichtlichen Boards könnt ihr eure Projekte mühelos verwalten und eure Aufgaben innerhalb der Kategorien "zu erledigen", "in Arbeit" und "erledigt" klar strukturieren. Auf diese Weise behaltet ihr stets den Überblick über den Fortschritt eurer Projekte, was die Anwendung besonders für die Organisation von Unterrichtsprojekten und Schulveranstaltungen empfehlenswert macht.

Darüber hinaus bietet Trello eine praktische Zeitleiste, die euch dabei unterstützt, die Planung eurer Projekte im Auge zu behalten. Die Möglichkeit zur Erstellung von Checklisten bietet die effiziente Gestaltung von To-do-Listen, das Kommentieren von Inhalten sowie das Anhängen von Dateien. Insbesondere für Lehrer:innen, die im Team arbeiten, stellt die Zuweisung von Aufgaben einen echten Mehrwert dar – sei es bei der Vorbereitung von Unterrichtseinheiten oder der Organisation von Schulveranstaltungen. Trello lässt euch auch dann nicht im Stich, wenn die Internetverbindung einmal ausfällt. Inhalte können offline bearbeitet werden und werden automatisch synchronisiert, sobald ihr wieder online seid.

Unabhängig davon, ob ihr Android-, iOS-, Windows- oder macOS-Nutzer seid, steht Trello für euch bereit. Die Grundversion ist kostenlos und ermöglicht die Nutzung von bis zu zehn Boards pro Arbeitsbereich. Wenn ihr Interesse an Premium-Features habt, könnt ihr euch hier über die genauen Kosten informieren und die App herunterladen.

Todoist

(Quelle: todoist)

Todoist eignet sich besonders gut dazu, Aufgaben und To-do-Listen effizient zu organisieren. Zu Beginn mag diese App noch recht simpel erscheinen: Ihr fügt Aufgaben hinzu und erledigt sie. Habt ihr euch jedoch erstmal mit den verschiedenen Funktionen von Todoist vertraut gemacht, könnt ihr auch wöchentliche Aufgaben planen, Erinnerungen für Abgaben setzen oder sogar eure E-Mails in Aufgaben umwandeln. Die App bietet euch außerdem die Möglichkeit, nicht nur Tasks zu benennen, sondern auch Unteraufgaben zu definieren, wodurch ihr zum Beispiel eure Lehrpläne in übersichtliche Abschnitte unterteilen könnt. Die App bietet euch die Möglichkeit, Zeitrahmen für eure Aufgaben festzulegen, wodurch ihr eure Arbeit effektiv planen könnt. Außerdem könnt ihr den einzelnen Tasks Prioritäten durch die Auswahl aus vier verschiedenen Stufen zuweisen. Die Funktion zur Einstellung von Erinnerungen sorgt dafür, dass keine wichtigen Termine oder Deadlines übersehen werden.

Die Möglichkeit, Datums- und Fristangaben für Aufgaben festzulegen, ist besonders nützlich für Lehrer:innen, die ihre Unterrichtsplanung im Voraus strukturieren müssen. Durch die Integration mit anderen Anwendungen, wie beispielsweise dem Google Kalender, wird Todoist zu einem nahtlosen Bestandteil des digitalen Lehreralltags. Die benutzerfreundliche und gut strukturierte Oberfläche von Todoist ermöglicht euch eine einfache Navigation und effiziente Nutzung der App. Darüber hinaus ist Todoist plattformübergreifend verfügbar, was bedeutet, dass ihr die App auf Android-, iOS-, Web-, Windows-, macOS- und Linux-Geräten nutzen könnt, um eure Aufgaben von überall aus zu verwalten.

Die Grundversion von Todoist ist kostenlos und erlaubt die Verwaltung von bis zu fünf Projekten. Falls ihr euch erweiterte Funktionen wünscht, steht eine Business-Version zur Verfügung, die für sechs Euro pro Monat erhältlich ist und die ihr euch hier herunterladen könnt.

 mindly

(Quelle: Google Play)

Mindly ermöglicht es euch, Aufgaben, Ideen und Anregungen in übersichtliche Strukturen zu integrieren und erinnert in ihrem Aufbau an Mindmaps. Die selbst erstellten Mindmaps dienen dabei als effektive Werkzeuge zur visuellen Organisation von Informationen.

Ihr könnt hier kreativ werden und bei der Erstellung eurer Übersichten verschiedene Farben, Symbole und Texte verwenden, um eure Inhalte zu sortieren und hierarchisch anzuordnen. Dies erleichtert nicht nur die Übersicht, sondern fördert auch ein besseres Verständnis der Zusammenhänge. Durch die verschiedenen Ebenen in mindly könnt ihr zum Beispiel Präsentationen, Zusammenfassungen und andere Inhalte erstellen und verwalten. Die Möglichkeit, Mindmaps als Bilddateien zu speichern, erleichtert das Teilen von Informationen mit Kolleg:innen oder Schüler:innen.

Mindly ist auf iOS- und Android-Plattformen verfügbar. Die Grundversion der App ist kostenlos.

toggl

(Quelle: toggl)

Toggl ist eine App, die speziell für das Zeitmanagement entwickelt wurde und euch dabei hilft, Fristen einzuhalten und den Stress bei der Aufgabenerledigung zu minimieren.

Diese Anwendung richtet sich an alle, die Schwierigkeiten haben, ihre Aufgaben rechtzeitig zu erledigen, und bietet eine effektive Lösung, um euer eigenes Zeitmanagement zu optimieren. In Toggl könnt ihr Projekte und Aufgaben eintragen, wobei die App misst, wie viel Zeit für die jeweilige Aufgabe benötigt wurde.

Durch einen einfachen Klick auf "Start" könnt ihr die Zeit erfassen, die ihr für eine bestimmte Aufgabe aufwendet. Die Möglichkeit, Aufgaben verschiedenen Projekten zuzuweisen, ermöglicht eine klare Zuordnung und Strukturierung eurer Arbeitszeit. Dies trägt dazu bei, realistische Zeitpläne zu erstellen und Aufgaben effizient zu bewältigen. Eine nützliche Erweiterung von Toggl ist der Pomodoro-Timer, der euch hilft, eure Arbeitszeit in kurzen, fokussierten Intervallen zu organisieren. Dies fördert nicht nur die Produktivität, sondern auch die Konzentration.

Die Grundversion der App steht euch kostenlos zur Verfügung und kann hier heruntergeladen werden. Für die Bezahlversion müsst ihr 20 Euro pro Monat bezahlen und habt hier die Möglichkeit, weitere AddOns dazuzubuchen.

Sind für euch nützliche Apps dabei? Oder nutzt ihr vielleicht ganz andere? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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Berlin. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), fordert angesichts der schlechten Pisa-Ergebnisse Reformen im deutschen Bildungssystem. Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa erläuterte er: "Wir müssen auch den Mut haben, uns wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren". Demnach sollten schulpolitische Entscheidungen einen stärkeren Fokus auf die Förderung der Kernkompetenzen der Kinder legen. Für Wegner gehören hierzu insbesondere Lesen, Schreiben und Rechnen. Um diesen Weg konsequenter zu verfolgen, müsse Deutschland sich stärker auf die frühkindliche Bildung konzentrieren. Er führt dabei an, dass bei den Pisa-Studien besonders die Länder gut abgeschnitten hätten, die in diesem Bereich stark aufgestellt seien. 

An diesem Rückschluss aus den Pisa-Ergebnissen auf fördernde Umstände für Schüler:innen gibt es immer wieder Kritik. Lehrer News hat berichtet

Neben der Forderung nach höheren Investitionen in frühkindliche Bildung übt Wegner Kritik an der unterschiedlichen Schulstruktur in den Bundesländern. In Berlin gibt es zum Beispiel die Integrierte Sekundarschule. In anderen Bundesländern existiert diese nicht. Wegner hat die Problematik im Interview anhand eines Beispiels erklärt: "Wenn Eltern aus Baden-Württemberg nach Berlin kommen, um hier zu arbeiten und ihre Kinder mitbringen, dann wissen sie nicht, was eine Integrierte Sekundarschule überhaupt ist." Deutschland brauche hier eine einheitliche Struktur. 

Der Regierende Bürgermeister von Berlin fordert ausdrücklich nicht die Abschaffung des Föderalismus. Er sieht lediglich Reformbedarf bei derzeit bestehenden Hürden wie etwa dem Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern. Dadurch würde etwa eine stärkere finanzielle Unterstützung der Länder von Seiten des Bundes möglich werden, die Wegner dringend für notwendig hält. Um eine bessere Förderung der Schüler:innen zu erreichen, hält Wegner auch eine Ausweitung der Befugnisse der Kultusministerkonferenz für sinnvoll. 

Auch in anderen Bundesländern setzen Regierungen nach den schlechten Pisa-Ergebnissen das Thema Bildung weit oben auf die Tagesliste. Die neue regierende Koalition aus SPD und CDU in Hessen widmet dem Themenkomplex 21 von 184 Seiten ihres Koalitionsvertrags. Die neue Regierung will dabei viele Probleme angehen, die auch in anderen Bundesländern derzeit akut spürbar sind: Lehrkräftemangel, marode Schulgebäude oder mangelnde Chancengleichheit. Bei der Ausgestaltung möglicher Maßnahmen bleibt der Koalitionsvertrag allerdings vage. 

Insgesamt zeigt sich derzeit, dass die Landesregierungen sich um den dringenden Handlungsbedarf im Schulsystem bewusst sind. Wie eine grundlegende und nachhaltige Verbesserung der Bildung in Deutschland erreicht werden kann, dabei ist man sich uneinig.

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Das ereignisreiche Jahr 2023 geht zu Ende. Neben multiplen globalen Katastrophen, deren Auswirkungen bis in die Klassenzimmer der Bundesrepublik spürbar waren, macht sich auch eine weitere Krise in unserem Land bemerkbar — eine, die die Klassenzimmer unmittelbar betrifft: die Bildungskrise. Im Folgenden möchten wir die bildungspolitischen Ereignisse und Entwicklungen in einem Jahresrückblick noch einmal zusammenfassen.

Alarmierende Ergebnisse in Bildungsstudien: IQB, IGLU und Pisa

Gleich drei aktuelle Schulleistungsstudien, die sich auf verschiedene Altersgruppen und Kompetenzbereiche konzentrieren, zeichnen dieses Jahr ein besorgniserregendes Bild: Etwa 25 bis 30 Prozent der Schüler:innen in Deutschland erreichen nicht die Mindeststandards in Fächern wie Deutsch und Mathematik. Die Pisa-Studie 2022 zeigt besonders in Mathematik die schlechtesten Ergebnisse seit Beginn der Untersuchungen, mit einem Anstieg des Anteils der Leistungsschwachen im Vergleich zur letzten Studie und einem deutlichen internationalen Leistungsabfall. Die neuesten Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2022 bestätigen einen Kompetenzrückgang im Fach Deutsch, insbesondere beim Lese- und Hörverständnis sowie in der Rechtschreibung. Nicht zuletzt verdeutlichte die IGLU-Studie, dass deutsche Kinder im Vergleich zu anderen EU-Ländern unzureichend auf den Schulstart vorbereitet sind, mit unterdurchschnittlichen Lese- und Schreibkompetenzen. Als mögliche Ursachen werden die Schulschließungen während der Pandemie genannt und die starken sozioökonomischen Unterschiede. Die verheerenden Ergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit, Chancengleichheit als oberstes Gebot in der Bildungspolitik zu verankern. Angesichts der schlechten Bildungsergebnisse seit 23 Jahren fordert Kai Gehring, Vorsitzender des Bundestagsbildungsausschusses, eine dringende Sonder-Ministerpräsidentenkonferenz. Bildung müsse höchste Priorität haben. SPD-Chefin Saskia Esken unterstützt die Ausweitung des Startchancen-Programms angesichts der PISA-Studie.

Fehlstart für Startchancen: Programm kämpft mit Uneinigkeit

Mit dem Ziel, Bildungsgerechtigkeit an Schulen zu fördern, wurde das Startchancen-Programm bereits 2021 im Koalitionsvertrag der Bundesregierung beschlossen. Geplant ist ein umfassendes Förderprogramm in einem Zeitraum von zehn Jahren, das über 4000 Schulen unterstützen soll, darunter zahlreiche, mit  sozial benachteiligten Schüler:innen. Ursprünglich sollte dieses im Schuljahr 2023/24 starten, doch Uneinigkeit über die Verteilung der Mittel und der Zuständigkeiten prägt die Verhandlungen zwischen Bund und Ländern. Anfang 2024 soll die Vereinbarung offiziell unterzeichnet werden und voraussichtlich im Schuljahr 2024/25 seinen Anfang nehmen. 

Gutachten zum Lehrkräftemangel

Größere Klassen, eine Anpassung des Ruhestandseintritts, Hybridunterricht und Lehramtsstudierende in die Schulen: so lauteten einige Lösungsvorschläge zum akuten Lehrkräftemangel, die die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz bereits im Januar in einem Papier vorgestellt hatte. Auf die Vorschläge folgte Kritik. Sowohl von Seiten der Lehrkräfteverbände wie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) als auch von der Bertelsmann Stiftung wurden die vorgeschlagenen Maßnahmen als zusätzliche Belastung für die Lehrkräfte gewertet. Im Dezember stellte die SWK nun ein elf Punkte umfassendes zweites Gutachten vor, das grundlegende Anpassungen im Ausbildungssystem bewirken soll und somit den Lehrberuf attraktiver machen könnte.

Wechsel der KMK-Präsidentschaft

Nach nur vier Monaten als Präsidentin der Kultusministerkonferenz wurde Astrid-Sabine Busse (SPD) von Katharina Günther-Wünsch (CDU) im Mai abgelöst. Grund für den Wechsel war die Wiederholung der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus,  die der Verfassungsgerichtshof aufgrund zahlreicher Pannen im September 2021 annullierte. Das neue Wahlergebnis führte zu einer schwarz-roten Koalition, die den rot-rot-grünen Senat ablöste, wobei auch das Bildungsressort nach 27 Jahren von der SPD zur CDU wechselte. Obwohl ein Wechsel innerhalb der einjährigen Präsidentschaft selten ist, kam dies jedoch in den vergangenen 50 Jahren bereits dreimal vor. Besonders ist allerdings der Wechsel der Parteizugehörigkeit. Auf der Agenda von Günther-Wünsch steht vor allem die Bekämpfung des Lehrkräftemangels.

Bedrohliche Kulisse: Extremismus, Rassismus und Gewalt an Schulen

Politische Bildung ist in diesem Jahr noch einmal verstärkt in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. Die jüngsten politischen Entwicklungen im Nahen Osten sorgten auch an deutschen Schulen für angespannte Situationen. Nicht nur Antisemitismus nahm in ihrer Folge zu, auch antimuslimischer Rassismus wurde laut der Anlaufstelle für Diskriminierungsschutz an Schulen (ADAS) vermehrt gemeldet. An den Schulen kam es nach dem 7. Oktober teilweise zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen Schüler:innen und Lehrkräften, wie etwa an einer Berliner Schule. Parallel dazu wurden rechtsextreme Vorfälle und Übergriffe an Schulen verstärkt bekannt. Im April machten zwei Lehrkräfte aus Brandenburg in einem Brandbrief auf Hakenkreuze auf Schulmobiliar, rechtsextreme Musik unter den Schüler:innen und demokratiefeindlichen Parolen auf den Schulfluren aufmerksam und kritisierten das Versagen der Schulleitungen. In der Folge forderten einige Eltern die Entlassung der Lehrkräfte und zudem soll sich ein Instagram-Account gebildet haben, der zur Jagd auf die beiden aufgerufen hätte. Kürzlich wurde eine brandenburgische Lehramtskandidatin wegen offensichtlicher Verbindungen in die rechtsextreme Szene aus dem Beamtenverhältnis entlassen. Außerdem verdeutlichen die Wahlen in Hessen und Bayern einen Anstieg von Erstwähler:innen der AfD. Gleichzeitig werden Lehrkräfte vermehrt zum Ziel von verbalen, physischen und sexuellen Übergriffen, besonders an Gesamtschulen, wie eine Umfrage des Deutschen Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen zeigt. Insgesamt verdeutlichen diese Entwicklungen den Bedarf an politischer Bildung. Dennoch waren Kürzungen im Bundeshaushalt 2024 für politische Bildung im Gespräch.

Bildungsgipfel-„Show“

Im März hatte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) einen Bildungsgipfel einberufen, der eigentlich die drängendsten bildungspolitischen Themen, wie den Lehrkräftemangel und die hohe Schulabbrecherquote, behandeln sollte. Aus diesem wurde jedoch eine dreistündige Veranstaltung bei einer Fachtagung, zu der nur wenige Landesvertreter:innen erschienen. Der Gipfel wurde daraufhin als „Show“ und unzureichend vorbereitet kritisiert. Stark-Watzinger stand dabei im Fokus der Kritik. 

ChatGPT und KI

Kaum ein Thema war dieses Jahr derart Dauerbrenner wie ChatGPT und Künstliche Intelligenz. Bereits im November 2022 war ChatGPT für die Öffentlichkeit kostenfrei zugänglich gemacht worden. In den Schulen nahm das Thema dann ab Beginn dieses Jahres Fahrt auf. Während Schüler:innen die Plattform für Hausaufgaben nutzten, bekamen Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt offiziellen Zugang. Die Debatte um die Reform von Prüfungsmethoden, das Verbot und die gezielte Nutzung von KI in Klassenzimmern ist noch immer nicht abgeschlossen. Das Thema hat das Potenzial, auch die Bildung in den nächsten Jahren zu revolutionieren. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellte außerdem seinen Aktionsplan Künstliche Intelligenz vor, laut dem in der laufenden Legislaturperiode über 1,6 Milliarden Euro in KI investiert werden sollen. Darüber hinaus sind auch andere Länder und deren KI-Systeme im Gespräch, die frühzeitig vor potenziellen Schulabbrüchen warnen. In Deutschland müssten diese jedoch weiterhin digitaler werden.

Kommt der Digitalpakt 2.0?

Obwohl der „Digitalpakt Schule“ im Mai 2024 ausläuft, ist die Fortsetzung, ein „Digitalpakt 2.0“, noch immer nicht gewiss. Erneut sind Geldfragen und die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern die Ursache für den Verhandlungsstau. Trotz des Versprechens einer Fortsetzung des Digitalpakts im Koalitionsvertrag kritisierten die Länder das Fehlen eines klaren Bekenntnisses seitens des Bundes. Angesichts der aktuellen Haushaltssituation könnte sich der Streit weiter hinziehen.

Im Jahr 2023 hat der Bildungsbereich zahlreiche Herausforderungen und Diskussionen hervorgebracht. Von alarmierenden Bildungsergebnissen über politische Spannungen bis hin zu technologischen Neuerungen — die Politik und die Schulen in Deutschland stehen 2024 weiterhin vor vielfältigen Aufgaben. Auch im kommenden Jahr wird die Frage nach einer nachhaltigeren und gerechteren Bildungspolitik im Fokus stehen. Das voraussichtlich anlaufende Startchancen-Programm im Schuljahr 2024/25 bietet die Möglichkeit, konkrete Schritte in Richtung Bildungsgerechtigkeit zu unternehmen. Zudem könnte ein gut vorbereiteter Bildungsgipfel Fortschritte in den zentralen bildungspolitischen Fragen fördern.

Der Präsident des deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, hat für Lehrer-News einen Blick in die bildungspolitische Zukunft geworfen. Für das Jahr 2024 skizziert er die wichtigsten Themen, die uns im kommenden Jahr bewegen werden.

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Wer kurzfristig als Vertretung einspringt, kann sich meist nur schlecht auf die Klasse vorbereiten. Deshalb hilft es, für solche Fälle praktische Themen in der Tasche zu haben, mit denen man eine Vertretungsstunde als fachfremde Lehrkraft sinnvoll gestalten kann. Genau für diesen Fall möchten wir euch hier einen passenden Vorschlag vorstellen: Eine Unterrichtseinheit zum Thema Knigge.

Viele Schüler:innen werden mit dem Begriff und den Knigge-Regeln schon etwas anfangen können. Sobald im Austausch die ersten Beispiele genannt werden, können sicher auch die anderen in ein erstes Brainstorming zum Thema einsteigen. Zu den Begriffen Höflichkeit, Benehmen, Gepflogenheiten und Etikette könnt ihr mit der Klasse erstmal alle Assoziationen zum Thema sammeln. Wenn ihr auf den Input der Schüler:innen eingeht, werdet ihr ein Gefühl dafür bekommen, welche Haltung sie dazu haben, also wie viel Wert sie auf ein  gutes Benehmen legen.

Ein kleiner historischer Exkurs zur Herkunft der Knigge-Regeln

Der Einstieg ist also bestimmt nicht schwer, aber sicher wird die Frage aufkommen: "Knigge", was heißt das eigentlich und wo kommt das her? Dass es die Regeln gibt, ist das eine, aber wer sie bestimmt hat, dazu bietet sich ein kleiner historischer Exkurs an. Adolph Freiherr von Knigge hat 1788 das Buch “Über den Umgang mit Menschen” veröffentlicht. Das Werk war sofort ein Bestseller und erhielt schnell neue Auflagen. Über die Jahre wurden unter dem Titel Knigge bis heute regelmäßig neu angepasste Verhaltensregeln veröffentlicht. Dadurch ist der Namensgeber Freiherr von Knigge vielerorts als “Anstandspapst” in Verruf geraten. Ein genauer Blick auf sein Werk zeigt aber, dass das weniger mit ihm als den späteren Interpretationen seines Buches zu tun hat.

Als Anhänger der Aufklärung wollte er einerseits die Bürger mit seiner Handreichung ermächtigen, sich am Hof zurechtzufinden und nicht zum Spielball des Adels zu werden. Von seinem eigenen Adelstitel machte er daher konsequenterweise auch keinen Gebrauch mehr. Andererseits war es ihm ein Anliegen, dass die Menschen gut miteinander umgehen. Ein Regelbuch stellte sein Werk aber nicht dar, schon gar nicht eine Handreichung, wie man das Besteck zu halten hat. Vielmehr leitete er aus seinen Beobachtungen der Menschen und deren Verhalten Empfehlungen ab, wie diese besser miteinander auskommen können.

Knigge im Alltag der Schüler:innen

Unter diesem Gesichtspunkt können auch die Schüler:innen einen guten Zugang zum Thema finden, indem sie sich selbst die Frage beantworten, was ihnen im Umgang miteinander wichtig ist und auf welche Regeln sie sich untereinander verständigen können. Online finden sich einige Knigge-Quizze. Hier solltet ihr aber aufpassen bzw. euch am besten schon vor der Stunde einmal durchgeklickt haben, da diese oft auf veralteten Rollenbildern basieren und mit dem Alltag von Kindern teilweise wenig zu tun haben.

Vielmehr lohnt es sich, mit den Schüler:innen der Frage auf den Grund zu gehen, warum der richtige Umgang miteinander wichtig ist. Worauf legen sie selbst Wert, wenn sie sich in die Position von Herrn Knigge versetzen und das Zusammenleben in unserer Gesellschaft beobachten? Gibt es da tatsächlich Unterschiede zwischen jung und alt, wie es ein häufiger Vorwurf ist? In einem weiteren Schritt können die Kinder die erarbeiteten Benimm- und Verhaltensregeln für sich, in der Gruppe oder der Klasse gewichten, beispielsweise mit Hilfe einer Pyramide. Allerdings sollte es bei dem Thema nicht darum gehen, dass die Schüler:innen individuell etwas falsch oder richtig machen können. Viel hilfreicher ist es, zu verstehen, was gute Grundlagen im Umgang miteinander sind und darauf aufbauend, wie man besonders aufmerksam, zuvorkommend oder höflich auftreten kann. So können die Schüler:innen etwas Positives aus der Bearbeitung des Themas mitnehmen.

Schwerpunkt je nach Klassenstufe

Für eine Vertretungsstunde ergibt sich je nach Klassenstufe die Möglichkeit, eine unterschiedliche Ausrichtung zu wählen. Geht es bei der Klasse auf den Abschluss oder ein Praktikum zu, könnt ihr bevorstehende Bewerbungsgespräche als Aufhänger für die Knigge-Regeln nutzen. Dabei könnt ihr entlang von Sprache, Kleidung und Verhalten den Umgang mit Fremden und Autoritätspersonen erarbeiten. Anstand, Höflichkeit und Auftreten finden einen praktischen Bezug und können in einem Rollenspiel ausprobiert und reflektiert werden.

Weil die Knigge-Regeln auch eher kleinteilige Themen wie die richtige Reihenfolge von Gläsern und Besteck auf dem Tisch beinhalten, könnt ihr das Thema aber auch etwas freier oder humorvoller aufgreifen. Im Alltag der Schüler:innen und im privaten Bereich der meisten Menschen haben viele der Regeln keine akute Anwendung. Dies bietet eine gute Grundlage, um über den Sinn und Unsinn mancher Knigge-Regeln zu diskutieren. Trotzdem lässt sich am Ende ein guter Bogen schlagen zu Regeln, die den Kindern selbst tatsächlich wichtig sind. Beispielsweise ist es den meisten Menschen am Tisch weniger wichtig, wie man das Besteck hält, als nicht zu schmatzen oder die Finger abzulecken.

Ein moderner Zugang zum Thema findet sich auch in der Betrachtung von  Umgangsformen in der Kommunikation am Beispiel von Internet und Social Media. Dort herrscht oft ein rauer Umgangston. Basierend auf den gemeinsam erarbeiteten Regeln im Umgang miteinander können die Schüler:innen analysieren, warum sich viele Menschen online anders verhalten und wieso auch hier die Regeln mehr Beachtung finden sollten. Außerdem bietet das Thema Smartphonenutzung allgemein eine Vergleichsmöglichkeit zwischen Knigge früher und heute. Dabei könnt ihr mit den Kindern darauf eingehen, wie diese Formen der Handynutzung auf Außenstehende wirkt: Kopfhörer tragen, in der Öffentlichkeit laut Musik hören oder den Klingelton anhaben, während einem Gespräch auf das Handy schauen, oder anderen lieber zu schreiben statt mit ihnen zu reden oder sie anzurufen.

Weiterführende Unterrichtsmaterialien

Wenn ihr also Lust habt, mit dem Thema in die nächste Vertretungsstunde zu gehen, dann findet ihr Infos und Arbeitsmaterialien zum Thema Knigge beispielsweise unter dem Oberbegriff Handeln auf lehrerfortbildung-bw.de. Auch das bayerische Angebot lehrplanPLUS hat Material bereitgestellt, das sich mit Benimmregeln auseinandersetzt. Dort findet ihr unter anderem Fallbeispiele, die ihr mit den Kindern besprechen könnt. Für die Berufsvorbereitung gibt es eine umfangreiche Broschüre des Berufsbildungszentrums der IHK Siegen. Darin sind für verschiedene Situationen sehr detaillierte Unterrichtseinheiten formuliert, aus denen ihr gut einzelne Aufgabenstellungen herauspicken könnt. Auch die DGUV hat in Azubi-Knigge eine gute Zusammenstellung zum Thema, die sich speziell auf den Berufseinstieg bezieht. Dieses Material eignet sich auch für die letzten Unterrichtseinheiten nach den Abschlussprüfungen.

Unter dem umfangreichen Begriff Knigge finden sich also viele Ansatzpunkte für eine bunte und lehrreiche Vertretungsstunde. Außerdem liegt dem Thema auch deshalb eine Lockerheit inne, da sich die Anstandsregeln in unserer Gesellschaft kontinuierlich wandeln und es sich bei dem Thema daher nicht um Schwarz-Weiß-Denken handelt. Seid ihr auf der Suche nach weiteren Alltagsthemen für eine Vertretungsstunde, ist vielleicht unser Vorschlag zum Thema AGB interessant. Hier findet ihr auch eine allgemeine Übersicht zu den vielfältigen Möglichkeiten, wenn ihr mal wieder als Vertretung einspringen müsst. 

Habt ihr noch weitere praktische Themen für Vertretungsstunden? Dann schreibt uns das gerne in den Kommentaren.

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Rund um die Themen Lernen, Lehren und Bildungssysteme schwirren seit jeher eine Menge Mythen. In der Ausbildung und auch später im Klassenzimmer sind Lehrkräfte immer wieder mit vermeintlich allgemeingültigen Lehr- und Lernansätzen konfrontiert. Viele solcher Mythen werden wissenschaftlich untersucht und teilweise auch widerlegt, doch die Ergebnisse erreichen längst nicht alle Lehrkräfte. Der Podcast “Bildungsmärchen” versucht das zu ändern. Julia Götzfried ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet Schul- und Unterrichtsforschung an der Uni Kassel und Teil des Podcast-Teams. Lehrer News hat mit ihr über die Ziele und Vorgehensweise bei dem Projekt und natürlich auch über einige Bildungsmythen gesprochen. 

Lehrer News: Frau Götzfried, ein Podcast über Bildungsmythen klingt erstmal recht abstrakt. Können Sie uns zu Beginn direkt mal ein Beispiel geben, mit was für einer Art von Mythen Sie sich dabei auseinandersetzen?

Götzfried: Da können wir ein Beispiel nehmen, das sich schon sehr lange und extrem hartnäckig hält. Das sind die sogenannten Lerntypen. Viele haben bestimmt schon mal davon gehört, dass es angeblich auditive, visuelle oder haptische Lerntypen geben soll. Und viele Menschen glauben, dass man nur den eigenen Lerntypen beim Lernen berücksichtigen muss, um wirklich erfolgreich lernen zu können – dem ist aber leider nicht so. Kurz und knapp kann man sagen, dass es keine Lerntypen gibt. Und dass sie dementsprechend auch nicht den Lernerfolg beeinflussen. Selbst Lerntypentests sind noch immer recht weit verbreitet. Sie werden zum Beispiel von Lehrkräften mit der guten Absicht angewendet, danach besser auf die Lernbedürfnisse ihrer Schüler:innen eingehen zu können. Hier besteht aber das Risiko, auch Potenzial kaputt zu machen. Haben die Schüler:innen erst einmal ihren vermeintlichen Lerntypen herausgefunden, werden andere Lernstrategien vielleicht nicht mehr trainiert und stark vernachlässigt. 

Zunächst ist es erstmal richtig, dass Lernende unterschiedliche Sinneskanäle beim Lernen bevorzugen. Diese Präferenz hängt aber nicht zwangsläufig mit dem tatsächlichen Lernerfolg zusammen. Mittlerweile gibt es diverse empirische Studien dazu, die die Existenz der Lerntypen stark in Frage stellen. Lernprozesse sind deutlich komplexer, als dass man sie einzig über die Art der Sinneswahrnehmung beschreiben, geschweige denn ihren Erfolg daraus ableiten könnte. Wer sich noch genauer für die Widerlegung der Lerntypen interessiert, kann dazu mehr in unserer dazugehörigen Folge hören. 

Lehrer News: Es ist noch nicht selbstverständlich, dass aus der Hochschulwissenschaft heraus ein Podcast produziert wird. Wie ist die Idee dafür entstanden?

Götzfried: Die Idee dafür gibt es schon länger. Wir wollten Forschung und Wissenschaft in die Praxis bringen und sie stärker miteinander verzahnen. Ich selbst habe mich während meines Masterstudiums für empirische Bildungsforschung an der Uni Kassel sehr für die Konzeptwechselforschung interessiert. In diesem Bereich wird sich im Kern angeschaut, wie fehlerhafte Überzeugungen hin zu korrekten Überzeugungen verändert werden können. Forschungsergebnisse aus dem Bereich zeigen, dass falsche Glaubenssätze besonders dann aufgelöst werden können, wenn man sie einmal gezielt aufgreift und mithilfe von Wissenschaft und Forschung widerlegt. Bisher wurde dies häufig in Textform gemacht und wir haben gedacht, dass die Form des Podcasts sich aber auch sehr gut dafür eignen würde. Dazu haben wir einige Studien und Experimente durchgeführt und konnten herausfinden, dass auch Podcasts sehr gut geeignet sind, um falsche Überzeugungen bei Lehramtsstudierenden aufzulösen. Und Schritt für Schritt ist dann das Projekt Podcast in der Lehrer:innen-Bildung entstanden, welches von der Stiftung “Innovation in der Hochschullehre” gefördert wird. Und innerhalb des Projekts ist dann die Podcast-Reihe “Bildungsmärchen” entstanden. 

Lehrer News: Rund um Bildungsmythen gibt es ja schon ein breites Angebot, welches sich auch mit diesen befasst und sie widerlegt. Warum braucht es Ihren Podcast noch zusätzlich?

Götzfried: Weil Podcasts einfach ein super zugängliches Medium sind, um Wissen zu vermitteln. Das Ganze läuft auf zwanglose, verständliche, aber auch informative Weise. Mit unserem Projekt wollen wir auch dazu beitragen, dass Podcasts stärker in der Lehrer:innen-Ausbildung stattfinden. Es gibt unglaublich viele verschiedene Bildungsmythen und es ist sehr wichtig, diese Bildungsmythen aufzugreifen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es sie gibt. Wir möchten damit Lehrkräfte auch an die Hand nehmen, damit Bildungsmythen nicht immer wieder ihren Weg in die Praxis finden. 

Lehrer News: Wie sieht das größere Ziel hinter dem Podcast aus?

Götzfried: Das deckt sich noch immer mit unserer Anfangsidee hinter dem Projekt. Wir möchten Wissenschaft und Forschung stärker in die Praxis bringen. Für Lehrkräfte kann es sehr herausfordernd sein, Bildungsmythen als solche zu identifizieren. Indem wir mit unserem Podcast aufklären, möchten wir zu einer qualitativ höherwertigen Lehrkräfte-Ausbildung beitragen. Wir möchten ein Bewusstsein für Bildungsmythen schaffen, damit solche im besten Fall schon während des Lehramtsstudium aufgegriffen und widerlegt werden können. 

Lehrer News: Wie kann man sich die Arbeit hinter dem Podcast vorstellen?

Götzfried: Das variiert natürlich für jede Folge ein bisschen. Ich bin der Host des Podcasts. Das heißt, ich lese mich vorab schon in die Studienlage zum jeweiligen Bildungsmythos ein. Erstelle Fahrpläne mit Fragen für die unterschiedlichen Interview-Partner*innen. Vieles ergibt sich aber auch in den Gesprächen selbst. Ich mache den Podcast aber nicht alleine, da steht ein Team dahinter. Dazu gehören auch Lea Nemeth, Dr. Victoria Bleck und Prof. Dr. Frank Lipowskyi. Und das Projekt ist angesiedelt im Fachgebiet der empirischen Schul- und Unterrichtsforschung der Uni Kassel. 

Lehrer News: Können Sie uns noch ein weiteres Beispiel für die Lernmythen nennen, mit denen Sie sich beschäftigen?

Götzfried: In drei Folgen haben wir uns mit “wünschenswerten Erschwernissen” beim Lernen beschäftigt. Das klingt für viele vielleicht erstmal paradox, wenn man Lernen erschweren will. Aber “wünschenswerte Erschwernisse” sind Lernstrategien, die das Lernen erstmal herausfordernder und mühsamer machen, aber tatsächlich das langfristige Lernen fördern. Wir gehen in den Podcast-Folgen den Fragen nach, warum das Lernen nicht immer so leicht wie möglich gestaltet werden sollte. Und warum solche Herausforderungen und Erschwernisse durchaus auch lernförderlich sein können. Und dabei schauen wir uns drei gut erforschte Lernstrategien an. 

Lehrer News: Ist es möglich mit dem Team hinter dem Podcast Kontakt aufzunehmen und Anregungen zu geben für weitere mögliche Bildungsmythen?

Götzfried: Unbedingt, das ist uns auch sehr wichtig. Hörer:innen haben auf unserer Website und auf Spotify die Möglichkeit, uns Feedback zu geben oder Themenwünsche zu schreiben. Man kann uns auch per Mail erreichen unter bildungsmärchen@uni-kassel.de.

Lehrer News: Wie soll es mit dem Podcast-Projekt noch weitergehen?

Götzfried: Wir haben mittlerweile eine coole Community aufgebaut, die soll natürlich gerne noch weiter wachsen. Und es gibt noch wahnsinnig viele weitere Bildungsmythen. Also die Themen werden uns so schnell nicht ausgehen. Und wir freuen uns schon, im nächsten Jahr neue Interviews mit Expert:innen zu vielfältigen Bildungsmythen zu führen. Also es wird auf jeden Fall noch einige weitere Folgen geben. 

Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!

Der Podcast “Bildungsmärchen” ist auf der dazugehörigen Webseite der Uni Kassel und auf Spotify zu finden. Welche Bildungsmythen sind euch schon begegnet? Schreibt es uns gerne in die Kommentare. 

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Mit 135 deutschen Auslandsschulen in 70 Ländern weltweit will die Bundesrepublik den internationalen Bildungsaustausch fördern. Diese Schulen sind mehr als im Ausland ansässige Bildungseinrichtungen — vielmehr fungieren sie als kulturelle und gesellschaftliche Brücken zwischen dem deutschen Bildungssystem und ihren jeweiligen Gastländern. Ein spannendes Beispiel hierfür stellt die Deutsche Botschaftsschule in der chinesischen Hauptstadt Peking (DSP) dar, die das deutsche Schulwesen in die lebendige chinesische Gesellschaft einbettet und damit eine Schnittstelle für interkulturelle Begegnungen bildet. In unserer Serie über das Auslandsschulwesen am Beispiel der DSP stellen wir zunächst die Schule selbst vor. Vor Ort hat Nicolas Colsmann, Gründer der ZDB, exklusive Einblicke in ihr Konzept gewonnen und mit dem stellvertretenden Schulleiter Stefan Happel gesprochen. 

Die Lage der Deutschen Botschaftsschule Peking und Herausforderungen der Begriffsdefinition 

Im Herzen von Peking, im Stadtviertel Chaoyang, liegt die Deutsche Botschaftsschule Peking, umgeben von Botschaften wie der koreanischen oder der US-amerikanischen sowie diversen Wohngebäuden für die Botschaftsangehörigen. Obwohl es sich bei Chaoyang allgemein um ein Diplomatenviertel handelt und sich Botschaftsgelände in unmittelbarer Nähe befindet, hat die Schule nicht unbedingt denselben Status, auch wenn sich der Status als “botschaftsähnlich” beschreiben lässt. 

Im Gespräch mit Lehrer-News weist Happel darauf hin, dass nicht einmal die Botschaft selbst den Begriff „Botschaftsschule“ genau definieren könne. Das hänge vor allem von den chinesischen Regularien ab, die entweder nicht festgeschrieben seien oder, wenn sie es sind, einen gewissen Interpretationsspielraum lassen. „Was für uns wichtig ist als Schule: Wir werden nicht besucht. Wir können entscheiden, wer hier aufs Gelände kommt“, betont er. Konkret heiße das, dass beispielsweise in der Covid19-Pandemie die Umsetzung der von der chinesischen Regierung erlassenen Regeln für das Schulwesen nicht kontrolliert wurde. Auch müssen die verwendeten Schulmaterialien den chinesischen Kommissionen nicht vorgelegt werden, wie es an anderen Auslandsschulen in der Regel üblich ist. 

Der Grund hierfür sei die Gewährleistung deutscher Bildungsstandards. Damit solle den Schüler:innen eine reibungslose Eingliederung in das deutsche Bildungswesen ermöglicht werden. „Die meisten Familien sind Deutsche, die hierher kommen und dann wieder zurück nach Deutschland gehen“, sagt Happel. Besonders ihnen müsse versichert werden, „die Kinder haben nach deutschen Standards gelernt, ihre Kompetenzen entwickelt und können diese dann in Deutschland nahtlos ins Schulsystem einbringen“. 

Organisatorische Struktur im deutschen Stil und wachsender kultureller chinesischer Einfluss 

Auch in ihrer Organisation und Struktur orientiert sich die DSP grundsätzlich an deutschen Vorgaben. Happel beschreibt die Strukturierung folgendermaßen: „Auf der organisatorisch strukturellen Ebene könnte man fast sagen, das ist eine deutsche Schule, wie wir sie in irgendeinem Bundesland finden und dementsprechend hier in die Mitte von Peking setzen.“ So können Schüler:innen nach dem Besuch des Kindergartens und der Grundschule den Hauptschul-, den mittleren Schulabschluss oder das deutsche internationale Abitur ablegen. Die Schule richte sich dabei nach den Vorgaben der KMK, einen Einfluss durch China gebe es auf struktureller Ebene nicht. Happel weist jedoch darauf hin, dass vermehrt Kinder aus deutsch-chinesischen Ehen an die Schule kommen. Zwar mache die Mehrheit immer noch die deutsch-deutschen Expats aus, der Anteil der deutsch-chinesischen Kinder wachse aber. Dadurch vergrößere sich auch der kulturelle chinesische Einfluss. „Das stellt auch für uns als Schule bestimmte Herausforderungen, weil wir schauen müssen, dass diese Kinder das notwendige Deutsch-Niveau erhalten, um dann später das Abitur zu machen“, so Happel. Dadurch kommt der Schule eine bedeutende Rolle als Sprachvermittlerin zu. Oftmals sei es laut Happel so, dass in einem bilingualen Haushalt ein Elternteil oder beide arbeitstätig seien, sodass Deutsch in der Schule das einzige „Sprachbad“ für die Kinder darstelle, wodurch der Schule die wichtige Aufgabe zuteil wird, das Sprechen zu intensivieren und „die Begegnung der beiden Kulturen hier im Hause“ zu fördern.

Deutschförderung im multilingualen Umfeld

Daher hebt das Schulprogramm die Deutschförderung als Themenschwerpunkt hervor, und auch Happel betont diese, neben der Selbstregulierung bzw. Personalisierung und der Digitalisierung, als eins der drei zentralen Arbeitsfelder. Durch sprachsensiblen Unterricht, der die deutsche Sprache nicht nur als Unterrichtssprache integriert, sondern auch spezielle Arbeitsgruppen zur Förderung von „Deutsch als Zweitsprache“ einschließt, möchte die Schule sicherstellen, dass die vielfältigen Sprachperspektiven der Schüler:innen nicht als Hürden, sondern als Potenziale wahrgenommen werden können. Der Ansatz adressiert die sprachlichen Bedürfnisse der diversen Schülerschaft und fördert gleichzeitig die Integration in das deutsche Bildungssystem, da ein bestimmtes Augenmerk auf die chinesischen Erstsprachler:innen gelegt werde. Dadurch haben die Lehrkräfte die Möglichkeit, den Lernstand in Echtzeit mitzuverfolgen. 

Eine Herausforderung sei allerdings die Förderung des kulturellen Interesses und Verständnisses der deutschen Expats an ihrem Gastland. Zwar passiere dies bereits in den Klassen,aber Gruppierungen auf dem Pausenhof seien trotzdem noch häufig. Daher hat sich die Schule die interkulturelle Förderung zum Ziel erklärt, „auf das Gastland zuzugehen und sich auszutauschen“. 

Neben der Deutschförderung nimmt Englisch ab der Klasse 1 die Position der ersten Fremdsprache ein. Ab der sechsten Klasse können Schüler:innen Französisch als zweite Fremdsprache erlernen. Alternativ bietet die Schule Chinesisch als Landessprache an, für das allerdings ein gewisses Niveau nötig ist und somit vor allem für die zweisprachigen Kinder von Bedeutung ist. Eine Neuerung ist, dass Chinesisch auch als Abiturfach durchgängig belegt werden kann, was den Schüler:innen eine zusätzliche Option in ihrer akademischen Laufbahn eröffnet. 

Als Französisch- und Chinesischlehrer erhält Happel selbst einen tiefen Einblick in die Sprachbildung an der DSP. Er betont die realistische Betrachtung eines soliden Chinesisch-Niveau für Kinder aus deutschen Expat-Familien, die meist für etwa drei Jahre nach Peking kommen. In dieser vergleichsweise kurzen Zeitspanne gestaltet sich das Erlernen der chinesischen Sprache für die Kinder oftmals als anspruchsvoll. Die meisten Kinder können in dieser Zeit nicht die erforderlichen Sprachkenntnisse erwerben, da ihre Hauptpriorität auf anderen Aktivitäten liege. Trotzdem bietet die DSP Chinesischunterricht ab der ersten Klasse bis zur neunten Klasse als außerschulische Arbeitsgemeinschaft an. Allerdings stehen diese Stunden im Wettbewerb mit anderen Freizeitaktivitäten wie Tischtennis, Fußball, Basteln und Singen. Daher erkennt die Schule an, dass die Kinder Freiräume für Spiele und Aktivitäten benötigen und verpflichtet den Unterricht nicht.

Mit einem klaren Fokus auf die Förderung der Deutschkenntnisse und einer interkulturellen Ausrichtung zeigt die Deutsche Botschaftsschule Peking, wie sie eine Brücke zwischen dem deutschen Bildungssystem und der chinesischen Gesellschaft schlägt. Schüler:innen werden nicht nur deutsche Bildungsinhalte, sondern auch eine offene interkulturelle Haltung inmitten der chinesischen Hauptstadt vermittelt. In den folgenden Artikeln dieser Reihe möchten wir die beiden weiteren Schwerpunktfelder der DSP beleuchten. Neben der Schulentwicklung im Ausland soll auch die Digitalisierung genauer betrachtet werden. Im Kontrast zu der deutschen Auslandsschule Peking steht das chinesische Bildungssystem, mit dem sich Lehrer-News innerhalb der Reihe Bildungssysteme der Welt bereits auseinandergesetzt hat.

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Potsdam. Eine 29-jährige Referendarin aus Brandenburg ist wegen ihrer Verbindungen zur rechtsradikalen Szene aus ihrem Beamtenverhältnis entlassen worden. Das Bildungsministerium habe der angehenden Lehrerin, die an einer Grundschule in Märkisch-Oderland tätig war, “das Führen der Dienstgeschäfte untersagt und einen Bescheid zur Entlassung aus dem ‚Beamtenverhältnis auf Widerruf‘ zugestellt“, wie Ministeriumssprecherin Ulrike Grönefeld am Dienstagabend auf Anfrage des Tagesspiegel mitteilte.

Bereits im Juli hatte der Verfassungsschutz das Ministerium über den Verdacht auf rechtsextreme Verbindungen der Lehramtsanwärterin informiert. Die Fachabteilung im Ministerium hatte daraufhin ein Prüfverfahren eingeleitet und entschieden, zunächst keine dienstrechtlichen Konsequenzen zu ziehen. Erst nach erneuter Nachfrage des Tagesspiegels sei diese Entscheidung dem Bildungsminister Steffen Freiberg zugetragen worden. Daraufhin seien unmittelbar Konsequenzen gezogen worden, so Freiberg. Am 15. September wurde die angehende Lehrerin schließlich von ihrem Dienst freigestellt.

Den Recherchen des Tagesspiegel zufolge war die Frau bis Januar 2023 als Moderatorin eines Nachrichtenkanals des Compact-Magazins tätig gewesen. Dieses Magazin ist seit 2021 vom Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextremistische Bestrebung eingestuft. Außerdem soll sie sich Anfang Juli auf einer Compact-Filmpremiere in Nauen mit Rechtsextremist:innen getroffen haben.

Nach Vorwürfen aus der Opposition, die Reaktion sei zu verspätet gekommen, gestand Freiberg Fehler im Umgang mit dem Fall ein. „Ich werde künftig sicherstellen, dass Verfahren, die aufgrund von Hinweisen des Verfassungsschutzes eingeleitet werden, unmittelbar der Hausspitze vorgelegt werden”, versicherte Freiberg im September vor dem Landtag. Erst im Mai wurde das Bildungsministerium in Brandenburg im Fall zweier Lehrer:innen kritisiert, die in Burg im Spreewald rechtsextreme Vorfälle offengelegt hatten. Nach ihrem Weggang an der Schule klagten sie über fehlende Unterstützung durch das Bildungsministerium.

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Alle Kinder machen sich Sorgen. Sie fragen sich, ob sie ihr Referat halten können, ohne zu stottern, ob sie ohne Heimweh zu bekommen bei einem Freund übernachten können, oder wie sie in einer neuen Schule Freunde finden werden. Und genauso machen sich auch die Erwachsenen im Leben eines Kindes Sorgen: Ist es wirklich sicher, wenn meine Tochter alleine mit der S-Bahn zur Schule fährt? Kommt er mit den schulischen Anforderungen zurecht, oder sollte er lieber auf eine andere Schule wechseln? Solche Ängste sind normal und sogar gesund, denn es ist genau diese nervige Angst, die uns zur Flucht drängt, wenn ein großer Hund auf uns zugelaufen kommt, oder uns die sekundenschnelle Reaktionsfähigkeit gibt, den Lenker umreißen, wenn wir mit dem Fahrrad auf einer eisigen Straße ausrutschen. Aber was tun, wenn Kinder bei alltäglichen Aktivitäten, wie zum Beispiel dem Schulbesuch oder einem Treffen mit Freunden, eine scheinbar übertriebene Ängstlichkeit aufweisen? Was tun, wenn solche Angstzustände das Leben des Kindes, seiner Eltern oder sogar seiner ganzen Familie negativ beeinflussen und bestimmen? 

Genau diesen Familien möchten die Autoren von “Mein ängstliches Kind: In 7 Schritten den Sorgenkreislauf durchbrechen und mutige, unabhängige Kinder erziehen” helfen. Dr. Reid Wilson ist Direktor des Anxiety Disorder Treatment Center in North Carolina und führt die kostenlose Selbsthilfe-Website anxieties.com. Lynn Lyons hat sich in ihrer privaten psychotherapeutischen Praxis in New Hampshire auf die Behandlung von Kindern, die unter Angstzuständen leiden, und deren Eltern spezialisiert. Beide Experten sind selbst Eltern und haben zusammen 50 Jahre Erfahrung in der Arbeit mit ängstlichen Kindern und deren Familien gesammelt. Das englische Original “Anxious Kids, Anxious Parents” erschien bereits 2013, nun ist das Buch erstmals in deutscher Sprache zu lesen. 

"Mein ängstliches Kind" erschien 2023 im Mankau Verlag erstmals in deutscher Sprache. (Quelle: Mankau Verlag)

Wilson und Lyons plädieren bei der Behandlung von ängstlichen Kindern für eine holistische Herangehensweise, die auch die Eltern stark einbezieht. Denn: Studien haben gezeigt, dass ängstliches Verhalten in Kindern durch die Maßnahmen von Eltern, die eigentlich nur helfen wollen, oft verstärkt wird. Wenn ein Kind sich aus Angst, mit fremden Menschen auf engstem Raum zu sitzen, weigert, mit dem Bus zur Schule zu fahren, geben viele Eltern schnell nach und fahren ihr Kind selber zur Schule, denn wer will schon sein Kind leiden sehen? Doch Wilson und Lyons sehen solche Maßnahmen als ungesunde “Krücken”, die ängstlichen Kindern zwar kurzfristig ein Gefühl von Sicherheit geben, aber langfristig problematisch sind, da sie das Gefühl vermitteln, dass sehr starke, scheinbar übertriebene Angst akzeptiert wird. Solches Vermeidungsverhalten macht Kinder nur noch ängstlicher und sie “gehen nicht mehr aufs Leben zu”. Wird es nicht rechtzeitig korrigiert, sehen die Autoren in der Zukunft eines ängstlichen Kindes ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen und Drogenabhängigkeit. Eltern können die Angstzustände ihrer Kinder auch durch ihre eigene Ängstlichkeit unwissentlich verschlimmern. Lyons und Wilson erinnern daran, dass die Erwachsenen im Leben eines Kindes einen sehr großen Einfluss auf dessen Verhalten haben, denn “Kinder greifen auch die kleinsten Hinweise auf ängstliches Verhalten vonseiten der Eltern auf”.

Die Lösung sehen Wilson und Lyons darin, dass Kinder und Eltern sich dem Unbehagen von Angstgefühlen stellen müssen, anstatt ihnen immer aus dem Weg zu gehen. Ängstliche Kinder müssen nämlich lernen, dass das Leben nicht immer vorhersehbar und sicher sein kann, und erwerben so wichtige Problemlösungsfähigkeiten, die langfristig für ein selbstständiges Leben essentiell sind. Die erste Hälfte des Buches beschäftigt sich damit, dass Kinder und Eltern Angst verstehen, akzeptieren und sich vornehmen, die Angst auch mal so richtig zu fühlen. Im siebten Kapitel kommt dann das konkrete Handeln dazu, denn Übung ist notwendig, um das Gehirn umzuschulen, sodass nur noch gerechtfertigte Gefahrenmeldungen die Amygdala erreichen, und nicht schon ein Arztbesuch schwitzige Hände und einen trockenen Mund hervorruft. Kinder müssen laut Wilson und Lyons lernen, in einer unangenehmen stressigen Situation auszuharren, ohne sofort Bedrohungssignale durch das Gehirn zu jagen. Wilson und Lyons nutzen für diese konkrete Umsetzung des Gelernten ein Puzzle-Modell. Es besteht aus sieben Puzzleteilen, die den Leser:innen im Laufe des Buches einzeln vorgestellt werden. Dazu gehören beispielsweise “An frühere Erfolge anknüpfen” und “Mit Sorgen rechnen”. In den letzten zwei Kapiteln werden alle Teile zusammengesteckt und schließlich in die Tat umgesetzt. 

Um Eltern zu helfen, ihre Kinder für die bevorstehenden Veränderungen zu motivieren, erhalten Käufer:innen des Buches auch ein Passwort für einen kostenlosen Download des E-Books “Casey’s Guide”. Darin geht es auf etwa 150 Seiten um die fiktionale vierzehnjährige Casey, die selbst an einer Angststörung leidet, die Symptome aber mit der Hilfe ihrer Mutter in den Griff bekommen hat und jetzt ihr Leben wieder in vollen Zügen genießen kann. Ihre Erfahrungen und die Maßnahmen, die ihr bei der Konfrontation mit ihrer Angst geholfen haben, teilt sie hier spielerisch mit ihren jungen Leser:innen. Das E-Book ist in kinderleichter Sprache geschrieben und richtet sich an Kinder zwischen acht und 15 Jahren. Der Inhalt verläuft etwa parallel zu dem des Hauptbuches, sodass Eltern und Kinder die Thematik zusammen durcharbeiten können. Am Ende von “Mein ängstliches Kind” finden erwachsene Leser:innen Zusatzmaterial, das “Casey’s Guide” begleitet. Dort wird das E-Book kapitelweise zusammengefasst, bevor Verständnisfragen gestellt werden und Denkaufgaben, die Eltern mit ihren Kindern anhand des Inhalts jedes Kapitels diskutieren können. Hier finden sich auch einige leere Tabellen zum Ausfüllen, um sowohl Gelerntes als auch gewisse Vorhaben zu festigen. Diese interaktive Gestaltung regt zu sofortigen positiven Veränderungen an. 

Mit ihrer Mischung aus wissenschaftlich fundierter Information und konkreten Tipps sowie Übungen für den Alltag, begleiten die zwei Bücher Familien vom Anfang bis zum Ende ihres Kampfs gegen die Angst. Schon zum Ende jedes Kapitels im Hauptbuch kommt ein “Zeit zum Handeln”-Teil, der Eltern ermutigt, das gelernte Wissen aus dem Kapitel sofort in die Tat umzusetzen. So können sie ihre Kinder auf beiläufige Art schon an wichtige Konzepte und Veränderungen heranführen, noch bevor sie mit “Casey’s Guide” beginnen. Zum Beispiel wird hier der Tipp aufgeführt, seinem Kind gegenüber nebenbei zu erwähnen, dass man das Buch gerade liest und spannend findet. Am Ende des letzten Kapitels finden Leser:innen einen zusammenfassenden Aktionsplan, der zusammen mit dem Kind ausgefüllt oder abgeschrieben werden kann. Hier gibt es auch Casey’s Plan als Orientierungsbeispiel. 

Doch auch die inhaltlichen Teile des Hauptbuches sind alles andere als trocken. Obwohl Informationen an einigen Stellen durch wissenschaftliche Funde und Studien untermauert werden, um dem vermittelten Wissen zusätzliche Glaubwürdigkeit zu verleihen, behält der Text, wie in der Einleitung versprochen, seinen “zwanglosen und entspannten Ton”. Der wissenschaftliche Inhalt wird auch durch erzählerisch beschriebene fiktionale Beispiele von Casey oder aber echten Fällen aus dem Berufsleben der Autoren untermalt und aufgelockert. Des Weiteren ist zum Lesen kein psychologisches Vorwissen nötig, denn das Buch beginnt mit einer anschaulichen und simplen Erklärung, was Angst aus biologischer Sicht überhaupt ist, wie sie sich am Körper bemerkbar macht, und wieso Angst für uns Menschen nahezu lebensnotwendig ist – nur eben in einem gewissen Rahmen. Es fallen Fachbegriffe wie “Amygdala” und “präfrontale Kortex”, diese werden aber so erklärt, dass auch jemand, der sie zum ersten Mal sieht, inhaltlich mitkommt. 

Das Buch erwähnt zwar einige konkrete Diagnosen als Beispiele, es wird aber auf keine einzelne Phobie oder andere Form von Angststörung genauer eingegangen, denn die Autoren halten es für “eine vielseitigere und effektivere Strategie”, wenn man lernt, “wie man auf die Gemeinsamkeiten reagiert, und nicht auf die Unterschiede”. So kann das Buch bei jeglicher Form von Angststörung helfen, muss aber dafür Nuancen bezüglich bestimmten Diagnosen einbüßen. Des Weiteren wird sich mehrmals auf die Bezeichnung “normal” gestützt, um nicht-ängstliche Kinder von ängstlichen abzugrenzen. Beispielsweise hat Casey sich “vom überängstlichen Kind hin zur normalen, aufgeschlossenen Jugendlichen” verwandelt. Mag das Wort “normal” für viele ein neutraler Begriff sein, besteht die Gefahr, dass manche Leser:innen darin eine unterschwellige negative Wertung von ängstlichen Kindern sehen. Auch wurde das englische Original bereits 2013 veröffentlicht, lange vor der Coronapandemie. Da der Lockdown und die damit einhergehende soziale Isolation vieler Kinder und Jugendlicher nachweislich zu einer Zunahme von Angststörungen bei jungen Menschen geführt hat, fehlen dem Buch eventuell die neuesten Erkenntnisse der Forschung zu ängstlichen Kindern, die aus den Veränderungen der Coronapandemie hervorgingen. 

Das Buch ist zwar für Eltern geschrieben, aber auch Lehrkräfte, die ihre ängstlichen Schüler:innen besser verstehen wollen, können davon profitieren. Mit “Mein ängstliches Kind” können sie lernen, wie sie im Schulalltag am besten mit Kindern umgehen, die unter Angststörungen leiden, ohne ihnen unwissentlich problematische Krücken an die Hand zu geben. Besonders das Unterkapitel “Schule, Sonderregelungen und Krücken” ist hier zu empfehlen. Dabei geht es um Sonderregelungen, die Lehrkräfte oft in Zusammenarbeit mit Eltern einführen, um den Kindern im Schulalltag vermeintlich zu helfen. Als Beispiel wird hier genannt, dass eine Schülerin jederzeit zur Schulpsychologin gehen durfte, um sich auszuruhen, wenn ihr der Trubel in der Klasse zu viel wurde. Doch was passierte, als die Psychologin krankheitsbedingt einige Wochen nicht arbeiten konnte? Das Mädchen weigerte sich, zur Schule zu gehen, da sie sich ohne ihre Vertrauensperson dort nicht mehr sicher fühlte. Dieses Beispiel unterstreicht, wie Krücken oft nur problemverschiebend wirken, anstatt ängstlichen Kindern langfristig zu helfen. Die Autoren fordern Lehrkräfte und Eltern deshalb auf, nur Sonderregelungen für Kinder in der Schule einzuführen, wenn es auch von Anfang an einen Entwöhnungsplan gibt, damit Kinder sowohl zuhause als auch in der Schule lernen, sich ihren Ängsten zu stellen. Denn: Egal ob als Elternteil oder als Lehrkraft, am Ende des Tages bleibt es laut Wilson und Lyons das Ziel, ängstliche Kinder gezielt so zu unterstützen, dass sie zur Bewältigung des Alltags “äußere Krücken” durch “innere Fähigkeiten” ersetzen können. 

“Mein ängstliches Kind” kann hier direkt beim Mankau Verlag erworben werden. Als E-Book ist es hier erhältlich. 

Dr. Reid Wilson und Lynn Lyons: Mein ängstliches Kind. In 7 Schritten den Sorgenkreislauf durchbrechen und mutige, unabhängige Kinder erziehen; Mankau Verlag, Murnau a. Staffelsee, 2023; 238 S.; 22 Euro, als E-Book 16,99 Euro

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Mainz. Die landesweite Initiative “Schule der Zukunft” in Rheinland-Pfalz soll um mehr als 50 Schulen erweitert werden, wie der SWR berichtet. Damit befänden sich insgesamt über 100 Schulen in dem Projekt, das sich um die Erarbeitung eines zukunftsgerechteren Schulwesens dreht. 

Bei “Schule der Zukunft” handelt es sich um ein 2021 von der rheinland-pfälzischen Landesregierung angelegtes Langzeitprojekt, bei dem Schulen auf Eigenbewerbung hin multidimensionale Förderung und Begleitung im Transformationsprozess erhalten sollen. Das große Stichwort, nach dem das Projekt aufgezogen ist, lautet “Zukunftsfähigkeit.” Zugangsvoraussetzung ist dabei laut Website der Initiative lediglich ein nicht weiter spezifiziertes Entwicklungsvorhaben einer Schule, das dort mindestens von einem selbst gewählten Projekt getragen wird. Neben diesen beiden Kriterien der Förderung von Zukunftskompetenzen und dem Willen zur Transformation des Systems Schulgemeinschaft liegen vor allem Nachhaltigkeit und eine Vorbildfunktion für weitere Schulen im Fokus. Das große gemeinsame Ziel ist laut “Schule der Zukunft” dabei ein “fruchtbarer Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis, der die großen gesellschaftlichen Herausforderungen von heute und morgen aufgreift und in einen unmittelbaren Zusammenhang stellt zu den Herausforderungen, vor die Schulen sich gestellt sehen in ihrem täglichen Handeln wie auch bei einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Schulentwicklung.”

Dennoch gibt es auch Kritik am Projekt. Die GEW Rheinland-Pfalz beispielsweise prangert an, dass die Initiative zu wenig staatliche Förderung erhalten würde. So gehe nämlich keine personelle oder finanzielle Förderung bei den teilnehmenden Schulen ein, durch die die Initiative weitreichend unterstützt werden könnte.

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Sternchen, Doppelpunkt, Unterstrich, Binnen-i – oder doch lieber gar nicht? Bei all den verschiedenen Formen des Genderns, die sich mittlerweile etabliert haben, kann es schon mal schwierig werden, den Überblick zu behalten. Ganz ähnlich sieht das auch bei Meinungen und Positionierungen öffentlicher Personen und Institutionen aus, deren Debattenkultur in den letzten Wochen wieder zunehmend Aufmerksamkeit generiert. Deshalb folgt hier ein kleiner Abriss dessen, wer gerade wie zu was steht – und was das jeweils mit Schulkindern zu tun hat.

Die wohl größten medialen Wellen schlägt der bayerische Ministerpräsident Markus Söder mit seiner Forderung, das Gendern an bayerischen Schulen vollständig zu verbieten. Wie die dpa meldet, begründet er dieses Vorhaben mit dem Schlager aller Argumente: “Haben wir keine anderen Probleme in Deutschland?”. Und mit seinem Unmut ist er keineswegs alleine: Andere Bundesländer haben ebenfalls Verbote zum Verwenden geschlechtersensibler Sprache an Schulen in die Wege geleitet oder bereits eingeführt. So werden beispielsweise in Sachsen Genderformen als Fehler in Aufsätzen markiert, wie die dpa berichtet. Der sächsische Landesschülerrat (LSR) kritisiert dieses Vorgehen laut dpa als “falsch und unnötig” und weist auf akutere Baustellen im sächsischen Bildungssystem hin: “Man könnte die Schülerinnen und Schüler einfach gendern lassen und sich mit Problemen wie Digitalisierung, Lehrkräftemangel, psychischen Belastungen oder dergleichen befassen.” 

Es gibt auf höherer politischer Ebene auch Stimmen, die sich explizit für das gendern aussprechen. Zu denen gehört etwa Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg von den Grünen. Sie befürwortet es zum Beispiel, dass Lehrkräfte vor ihren Schüler:innen gendern, berichtet die Süddeutsche Zeitung. In Niedersachsen ist das Verwenden von Sternchen und Co. offiziell untersagt, jedoch wird Lehrer:innen hier die Freiheit eingeräumt, selbst über die Handhabung in der Notengebung zu entscheiden. In Baden-Württemberg gibt es bislang keine Gender-Verbote, auch wenn das Gendern an Schulen auch dort teils kritisch betrachtet wird: Laut dpa-Meldung hält der dortige Ministerpräsident “nichts vom Gendern”. Nach derselben Meldung steht das Bildungsministerium Nordrhein-Westfalen neutral bis positiv zur Verwendung inklusiver Sprache: Es “soll geschlechtsneutral oder in Paarformen, also weiblich und männlich, formuliert werden.”

Auf Bundesebene gibt es scharfe Kritik vom Deutschen Lehrerverband (DL), der das Gendern durch Lehrkräfte entschieden ablehnt. Das entspreche nicht dem amtlichen Regelwerk, an das sie sich halten müssten, so der ehemalige DL-Präsident Meidinger gegenüber der dpa. Darauf bezieht sich ebenso der Rat für Deutsche Rechtschreibung in einer Pressemeldung: “Hochschulen und Lehrende haben zu beachten, dass sie für die Bildung und Ausbildung der Lehrkräfte an öffentlichen Schulen Verantwortung tragen, in denen Schülerinnen und Schülern die Rechtschreibung nach dem Amtlichen Regelwerk zu vermitteln ist, auf das sich die zuständigen staatlichen Stellen der deutschsprachigen Länder verständigt haben.” Da Sonderzeichen bislang noch nicht in die offizielle deutsche Orthographie aufgenommen werden sollen, enthält dieses Regelwerk also auch keine gegenderten Formen. Darüber berichteten unter anderem die Zeit und Lehrer News. Dennoch seien insbesondere Sonderzeichen im Wortinneren zumindest als “Phänomen” wahrgenommen und in einer Ergänzung zum amtlichen Regelwerk festgehalten worden.

Der Rechtschreibrat verweist jedoch auf die Möglichkeit, in höheren Klassenstufen dennoch über gendersensible Schreibweisen zu sprechen, da das orthographische Grundwissen zu diesem Punkt bereits gefestigt sei. Eine ihrer Pressemeldungen liest sich der Idee gendersensibler Sprache gegenüber vergleichsweise offener: “Der Rat für deutsche Rechtschreibung wird die weitere Schreibentwicklung beobachten, denn geschlechtergerechte Schreibung ist aufgrund des gesellschaftlichen Wandels und der Schreibentwicklung noch im Fluss.”

Dass Sprachentwicklung auch beim Thema Gendern ein fortlaufender Prozess ist, ist wiederum die Basis der Kritik einiger hessischer Universitäten. Sie sind der Meinung, dass Gender-Verbote an Schulen ein falsches Sprachbild bestärken würden. Die germanistischen Institute der Unis stellen sich daher entschlossen gegen ein Streichen des Genderns aus dem Sprachgebrauch an Schulen, wie die Hessenschau berichtet. Eine hilfreiche Übersicht zu den verschiedenen Formen des Genderns mit entsprechenden Anwendungsbeispielen findet sich beispielsweise auf der Website der Universität Marburg.

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Gestartet als Internet-Suchmaschine, bietet Google mittlerweile weit mehr Funktionen als einfache Sammlungen von Webseiten. Insbesondere für euren Geographieunterricht könnt ihr verschiedene Google-Funktionen nutzen, um abstrakte, theoretische Themen für eure Schüler:innen anschaulich zu machen. Allen voran bietet euch Google Earth zahlreiche Möglichkeiten, die meist nur in kleinen Teilen ausgeschöpft werden. In Verbindung zu Google Earth kann das Tool Timelapse eine Komponente hinzufügen, mit der eure Schüler:innen sich einen Entwicklungsverlauf vor Augen führen können. Und auch die bewährte Anwendung Google Maps bietet sich für den Geographieunterricht an. Hier könnt ihr eurer Klasse nützliche Tipps und Tricks mitgeben, die sie tatsächlich auch in ihrem Alltag gebrauchen können. 

Mit Google Earth die Welt erkunden

Google Earth stellt im Grunde einen virtuellen Globus dar. Genau wie ein tatsächliches Globus-Modell im Klassenzimmer sind die Kontinente mit ihren aufgezeichneten Ländergrenzen abgebildet. Einige Globus-Modelle bieten noch die Möglichkeit, andeutungsweise Höhenprofile zu erkennen. Google Earth kann das auch, die Funktionen des Programms hören hier aber noch lange nicht auf. Google Earth ist nach eigener Aussage “Der genaueste Globus der Welt”. Mit der Zoom-Funktion können die Schüler:innen beliebig tief in die globalen Regionen dieser Welt hineinzoomen. 

Durch die Einstellung unterschiedlicher Filter lassen sich verschiedene Perspektiven auf die Erde abbilden. So gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, Ländergrenzen anzuzeigen oder sie auszublenden – gleiches gilt auch für Ortsnamen. Ebenfalls vielen bekannt ist die Funktion Google Street View. Damit erhält man für ausgewählte Bereiche Aufnahmen, die Fahrzeuge der Google-Flotte von den Orten gemacht haben. Dies lässt sich zum Beispiel nutzen, um Infrastruktur, Architektur und biologische Beschaffenheiten länder- und kontinentübergreifend zu vergleichen. Soweit so gewohnt. Google Earth bietet aber noch weitere Funktionen, die die meisten nicht so selbstverständlich auf dem Schirm haben. Über den Auswahlpunkt “Ebenen”, der sich auf der Website links unten befindet, könnt ihr euch hier zunächst ausprobieren. Zusätzlich zu Street View bietet Google Earth nämlich auch die Funktion, Fotos anzuzeigen, die User von Orten gemacht haben. Diese ermöglichen einen genaueren, vielleicht auch ästhetischeren Blick auf Gebäude und Landschaften. Mit diesen Möglichkeiten von Google Earth lassen sich bereits erste spielerische Ansätze kombinieren. So könntet ihr euren Schüler:innen zum Beispiel ein grobes Ziel nennen, etwa einen Ort in Thailand. Die Aufgabe dazu lautet: “Trage so viele Informationen zu dem Ort zusammen, wie es mithilfe von Google Earth möglich ist.” Eure Schüler:innen müssten sich dann durch die verschiedenen Funktionen klicken und hätten dabei sogar eine kleine Challenge im Klassenverband, wenn man es darauf anlegt. 

Mit Street View schaut man in den meisten Fällen von außen auf Häuser und Landschaften – mit WindowSwap lässt sich das Ganze umdrehen. Auf dieser Seite findet ihr Aufnahmen aus der ganzen Welt, die Menschen meist aus ihren Fenstern hausgemacht haben. WindowSwap lässt sich nutzen, falls ihr spielerisch in ein Thema zu globalen Perspektiven einsteigen wollt. Es ist aber auch eine super Option, wenn ihr einfach mal ein bisschen prokrastinieren möchtet. Und für eine Vertretungsstunde bietet sich auch hier das einfache Spiel an, in Gruppen zu raten, an welchem Ort in der Welt die Szene aufgenommen worden ist.

Um Google Street View spielerisch einsetzen zu können, bietet sich die Seite GeoGuessr.com an. Mit einer kostenlosen Anmeldung lässt sich hier ein Spiel starten, bei dem eure Schüler:innen ihre geografischen Kenntnisse miteinander messen können. Bei dem Spiel werdet ihr an irgendeinem Ort der Welt “ausgesetzt” und könnt euch dort im Google Street Style umschauen. Anhand weniger Hinweise, wie der Straßenführung, der Bäume oder der zu sehenden Autos sollen eure Schüler:innen dann herausfinden, wo sie sich befinden. 

Ein weiteres, eher unbekanntes Tool von Google Earth ist der Flugsimulator. Dafür muss man zunächst Google Earth als Desktop-Version heruntergeladen haben. Die Nutzung ist relativ einfach und in verschiedenen How-to-Videos detailliert erklärt. Hier lassen sich ein Startpunkt und ein Ziel sowie eins von zwei Flugzeugmodellen einstellen, um eine Flugreise über ein Gebiet zu simulieren. Hierbei könnt ihr euren Schüler:innen verschiedene Aufgaben geben. Zum Beispiel lässt sich bei einem Simulationsflug die Bedeutung von Landwirtschaft für eine Region analysieren 

Google Timelapse zeigt euch die Entwicklung der Welt

Die Funktion Timelapse verdient in diesem Artikel nochmal besondere Aufmerksamkeit. Mit dieser könnt ihr geografische Entwicklungen sichtbar machen. Dafür braucht ihr nicht mal die installierte Version, ihr könnt die Funktion einfach unter den Ebenen auswählen. Timelaps zeigt dann die Entwicklungen des ausgewählten Bereichs seit 1884 mit Hilfe von Satellitenaufnahmen. Diese Technik bietet euch die Möglichkeit, an verschiedenen Themen zu arbeiten. Ihr könnt in einem frei wählbaren Bereich zum Beispiel schauen, wie sich Städte ausgedehnt haben, wie sich Wälder verkleinert haben oder sich die Läufe von Flüssen in Folge von Hochwassern verändert haben. Ihr könnt die Wiedergabegeschwindigkeit von Timelapse frei wählen und sie so euren Bedürfnissen anpassen. 

Für einige Themenbereiche hat Google bereits besonders anschauliche Beispiele vorbereitet. Auf der dazugehörige Engine-Website findet ihr zum Beispiel Entwicklungskarten zu Bewässerungsanlagen in Saudi-Arabien, zur infrastrukturellen Erschließung eines Waldgebietes in Brasilien oder zu Buschfeuern in Australien. Die vorgefertigten Karten eignen sich gut zum Einstieg in die Arbeit mit Timelapse. Das Tool ist aber so selbsterklärend zu nutzen, dass auch eure Schüler:innen sehr schnell Aufgaben damit lösen werden können. 

Google Maps zu nutzen lernen

Google Maps gehört zu den meistgenutzten digitalen Funktionen in Deutschland. Für viele gehört die Nutzung von Google Maps beim Navigieren durch den Verkehr mit dem Auto, der Bahn,zu Fuß oder mit dem Fahrrad selbstverständlich dazu. Dieser Umgang führt sogar dazu, dass immer mehr Menschen die Fähigkeit verlieren, sich gut eigenständig zu orientieren. Dieser Effekt wird umgangssprachlich auch Google-Maps-Syndrome genannt. Und genau hier könnt ihr ansetzen. In einer Ausprobierstunde können eure Schüler:innen die verschiedenen Funktionen von Google Maps testen. Für die meisten dürfte vieles davon selbstverständlich sein, aber ihr könnt die Einheit mit hilfreichen Insider-Infos aufpeppen. Viele gehen zum Beispiel davon aus, dass Google Maps ihnen immer die schnellste Route anzeigt. Das ist aber gar nicht der Fall. Maps zieht zur Empfehlung eines Weges noch deutlich mehr Variablen hinzu. Zum Beispiel die Umweltverträglichkeit des Fortbewegens, die Baustellenlage und einige weitere Kriterien, die aber nicht öffentlich bekannt sind. Viele dieser Variablen könnt ihr selbst in den Einstellungen setzen. Lasst eure Schüler:innen hier etwas experimentieren, um ihnen die Vielfältigkeit der Ergebnisse klar zu machen. Um das Ganze dann in die Praxis zu übertragen, könnt ihr euch für eure Schüler:innen einen Kurs überlegen, den sie in Gruppen aufgeteilt absolvieren sollen. Dabei kann man die Gruppen zum Beispiel in einem Rennen gegeneinander antreten lassen. Die Schüler:innen können dabei vorab ihre Route planen. Um erfolgreich zu sein, sollte es notwendig sein, dass sie verschiedene Verkehrsmittel miteinander kombinieren müssen. Für den Weg lassen sich noch Nebenaufgaben stellen, die die Gruppen lösen sollen. Denkbar wäre hier, Gruppenfotos vor bestimmten Gebäuden zu machen oder Fragen zu beantworten, die sie auf dem Weg mit Maps lösen können, etwa indem sie die Kommentare unter den Zielen aufmerksam lesen. Richtig umgesetzt, könnt ihr mit dieser kleinen Einheit dafür sorgen, dass eure Schüler:innen sich künftig sicherer im öffentlichen Verkehr bewegen werden. Das Ganze ließe sich auch gut als Vertretungsstunde umsetzen, wenn ihr motivierte Schüler:innen dafür habt. Für weitere Ideen für Vertretungsstunden, haben wir euch einen gesonderten Beitrag vorbereitet. 

Wir hoffen, ihr könnt ein paar unserer Impulse nutzen, um euren Geographieunterricht noch spannender zu gestalten. Haben wir vielleicht noch eine coole Funktion vergessen oder habt ihr zusätzliche Vorschläge? Dann schreibt sie gerne in die Kommentare!

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Das belgische Bildungssystem ist auf den ersten Blick ziemlich komplex. Denn: Belgien ist seit 1970 in drei Sprachgemeinschaften aufgeteilt. Die flämische, französische und deutschsprachige Gemeinschaft. Diese Regionen unterscheiden sich nicht nur durch ihre Sprache, sondern verfügen auch jeweils über eigene Parlamente und sind eigenständig für verschiedene gesellschaftliche Bereiche verantwortlich. Neben kulturellen Angelegenheiten und dem Gesundheitswesen können sie auch ihre jeweiligen Bildungssysteme selbst gestalten. Trotzdem sind die drei Schulsysteme mit wenigen Ausnahmen ähnlich aufgebaut und zeichnen sich vor allem durch frühkindliche Förderung und berufsvorbereitende Unterrichtsfächer aus. Trotz dieser vielversprechenden Ansätze verzeichnet auch Belgien in den letzten Jahren schlechtere PISA-Ergebnisse. In unserer Serie Bildungssysteme der Welt werfen wir nun nach Ländern wie Japan, den USA und Polen einen genaueren Blick auf Belgiens Schulen.

Die Qual der Wahl: Ganztagsschulen und Homeschooling

In ganz Belgien gilt die Schul- bzw. Lernpflicht für Kinder von 5 bis 18 Jahren. Alle Kinder können ab einem Alter von zweieinhalb Jahren den Kindergarten bzw. die Vorschule besuchen. Bereits hier wird das Augenmerk auf Förderung und Bildung gelegt, weniger auf eine reine Kinderbetreuung. Spielerisch werden bereits Grundsteine für Lesen und Schreiben gelegt. Da Belgien drei Amtssprachen hat, lernen die Kinder auch früh Niederländisch oder Französisch. Ein Großteil der belgischen Kinder besucht die Vorschule, unter anderem weil diese komplett kostenlos ist. Vor- und Grundschule arbeiten eng zusammen und stehen in regelmäßigem Kontakt, um den Kindern eine persönliche Förderung zu ermöglichen, die ihre Stärken und Schwächen berücksichtigt.

Die Grundschule beginnt dann im Alter von fünf Jahren. Anders als an den meisten deutschen Schulen dauert die Grundschulzeit hier sechs Jahre. Die Schulen erhoffen sich dabei eine bessere Anpassung an die Fähigkeiten und Kenntnisse der unterschiedlichen Schüler:innen. Am Ende der Grundschule erhalten sie bereits ein spezielles Zertifikat, auf französisch Certificat d’Etudes de Base (CEB) genannt, das benötigt wird, um in die Sekundarstufe zu kommen. Dort haben die Schüler:innen dann eine große Auswahl an Bildungswegen, die sie einschlagen können. Diese bereiten sie entweder gezielt auf einen Beruf oder auf den Hochschulweg vor. 

In der Regel sind belgische Schulen Ganztagsschulen, deren Unterrichtszeit üblicherweise von 8:00 Uhr morgens bis 16:00 Uhr nachmittags reicht. Die meisten Schüler:innen nehmen am Mittagessen in der schuleigenen Mensa teil. Danach bieten viele Schulen nachmittags Betreuungsangebote an, die Hausaufgabenhilfe oder Freizeitaktivitäten für jüngere Kinder umfassen. Die Auswahl an Schulen und Kindergärten ist groß. Es gibt staatliche, private und subventionierte öffentliche Schulen. Ebenso gibt es zahlreiche katholische und jüdische Schulen. Viele davon sind darauf ausgerichtet, von der Grundschule bis zum Abschluss besucht zu werden. 

Noch eine Besonderheit: Laut belgischer Verfassung ist das Unterrichtswesen frei, das heißt, es gibt keine Schulpflicht im eigentlichen Sinne, lediglich eine Lernpflicht. Eltern müssen nachweisen, dass ihre Kinder Zugang zu Bildung haben, sei es durch den Besuch einer Schule oder durch Homeschooling. Bis zum Jahr 2023 wurden in der flämischen Gemeinschaft über 2.500 Kinder und Jugendliche zu Hause unterrichtet – das ist doppelt so viel wie noch 2017. Erst kürzlich wurde das Schulpflichtalter von sechs auf fünf Jahre herabgesetzt. Daher präferieren besonders Eltern von jüngeren Kindern Homeschooling gegenüber der Grundschule, um mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen zu können. Auch Eltern von beispielsweise autistischen Kindern bevorzugen oft den Unterricht von zuhause. Allerdings wird das Homeschooling streng kontrolliert, um sicherzustellen, dass die Lernbedingungen vergleichbar mit denen in der Schule sind. Eine Schulinspektion kontrolliert regelmäßig die Haushalte, in denen Kinder von zuhause aus unterrichtet werden.

Die Sekundarstufe: Belgiens weiterführende Schulen

Unterschiede in den Schulsystemen finden sich spätestens in der Sekundarstufe. Diese beginnt für Kinder nach der Grundschule mit 12 Jahren. In den meisten Fällen besuchen sie diese Stufe, bis sie 18 Jahre sind. Sie ist unterteilt in drei Schulstufen à zwei Jahre. In der ersten Schulstufe haben alle Schüler:innen den gleichen Lehrplan. Interessant wird es, sobald Kinder in die zweite Schulstufe kommen, also mit ca. 14 Jahren. Dann können sie nach ihren Interessen und Zukunftswünschen zwischen verschiedenen Unterrichtstypen wählen. Diese besuchen sie dann bis zum Abschluss. Allerdings gibt es in Belgien auch die Möglichkeit, ähnlich wie in Deutschland, eine Berufsausbildung zu machen. Dies ist ab 15 Jahren möglich. Dann verlassen sie den Vollzeitunterricht und beginnen einen Teilzeitunterricht in einer Berufsschule. Nebenbei wird in einem Betrieb gearbeitet.

In der flämischen Gemeinschaft wird ab der zweiten Schulstufe folgender Unterricht angeboten:

  1. Der allgemeine Sekundarunterricht (ASO)

Dieser Unterricht bereitet die Schüler:innen für das Studieren vor und fokussiert sich auf eine allgemeine Wissensvermittlung.

  1. Der technische Sekundarunterricht (TSO)

Beim technischen Unterricht liegt der Fokus mehr auf dem Vermitteln bestimmter Fähigkeiten für einen Beruf, aber es werden trotzdem allgemeine Fächer unterrichtet, um auf eine Weiterbildung in Form eines Studiums vorzubereiten.

  1. Der kunstbildende Sekundarunterricht (KSO)

Dieser Weg hat viele Ähnlichkeiten mit dem TSO, mit dem Unterschied, dass künstlerische Fähigkeiten vermittelt werden. Später haben Schüler:innen die Möglichkeit, in diesen Bereichen zu studieren.

  1. Der berufliche Sekundarunterricht (BSO)

Dieser Weg ist für Schüler:innen, die kein Studium anstreben und den Hauptfokus auf das Erlernen eines Berufs legen wollen. Das Erlernen praktischer Fähigkeiten und Praktika nehmen mehr als die Hälfte des Lernplans ein. Die Auswahl an Berufen, auf die hier fokussiert werden kann, ist sehr vielfältig. Darunter zählen beispielsweise Berufe in der Pflege, im Verkauf oder handwerkliche Berufe. Eine komplette Auswahl aller berufsspezifischen Fächer könnt ihr hier nachlesen.

Auch in der französischen Gemeinschaft können Schüler:innen ab der zweiten Stufe zwischen vier Bildungswegen wählen: dem allgemeinen, dem technischen, dem künstlerischen und dem berufsbildenden Weg. Diese vermitteln ähnliche Lerninhalte wie in der flämischen Gemeinschaft. Der allgemeine Weg bereitet in erster Linie auf ein Studium vor, wohingegen der berufsbildende Weg auf ein direkteres Einsteigen in den Berufsmarkt ausgelegt ist.

Die deutschsprachige Gemeinschaft, mit Abstand die kleinste der drei, hat ein ähnliches Sekundarsstufensystem wie die Nachbarn. Ab der zweiten Stufe stehen aber, anders als im flämischen und französischen System, nur drei verschiedene Unterrichtsformen zur Wahl: der allgemeinbildende Unterricht, der technische Unterricht und der berufsbildende Unterricht. Auch hier wird entweder auf einen Beruf oder auf das Studium vorbereitet. Interessanterweise gibt es lediglich eine Hochschule in der deutschsprachigen Gemeinschaft, an der nur drei Studiengänge angeboten werden. Das heißt, die meisten Schüler:innen ziehen zum Studieren in die anderen Gemeinschaften oder ins Ausland.

In allen Gemeinschaften erhalten die Schüler:innen am Ende der dritten Schulstufe ein offizielles Abschlusszeugnis. In den allgemeinbildenden, den künstlerischen und den technischen Unterrichtsarten berechtigt dies dann zum Studium an Hochschulen und Universitäten. Im berufsbildenden Weg berechtigt das Zeugnis nur zur Berufsausbildung. Es besteht jedoch die Möglichkeit, ein zusätzliches Jahr in der Sekundarstufe zu verbringen und somit nach insgesamt sieben Jahren die Studienberechtigung zu erlangen.

Pisa-Schock auch in Belgien

Trotz der vielfältigen Bildungsmöglichkeiten und der frühen Förderung im belgischen Schulsystem bleiben schlechtere PISA-Ergebnisse nicht aus. Insbesondere in den Bereichen Lesen und Mathematik erzielten die belgischen Schüler:innen dieses Mal niedrigere Ergebnisse als die Jahre zuvor. Obwohl die Corona-Pandemie ein möglicher Grund zu sein scheint, fielen die Zahlen bereits vorher. Dennoch lagen die Ergebnisse in allen drei Kategorien immer noch über dem OECD-Durchschnitt. Im Vergleich zu Deutschland hat Belgien einen höheren Score in Mathematik und vergleichbare Werte im Lesen sowie in den Naturwissenschaften. 

Die Zahlen für Pisa wurden auch separat für die drei Gemeinschaften berechnet. In allen drei sind die Punktzahlen in sämtlichen Kategorien niedriger als zuvor. Insbesondere in der flämischen Gemeinschaft waren die Ergebnisse schlechter als bisher, mit einem Rückgang von 19 Punkten in Lesekompetenzen. Dennoch bleibt die flämische Gemeinschaft Spitzenreiter im Vergleich zu ihren zwei Nachbarn.

Erst kürzlich wurden in der flämischen Gemeinschaft neue Bildungsreformen vorgestellt, darunter standardisierte Tests für Primar- und Sekundarstufen in den Fächern Mathematik und Niederländisch, um ein besseres Verständnis für das Bildungsniveau der Schüler:innen zu erhalten. Zudem erfolgte eine Anpassung der Finanzierung. Allerdings räumt der flämische Bildungsminister Ben Weyts ein, dass die Reformen zu spät gekommen seien. Politiker:innen der Opposition kritisieren den Umgang der flämischen Regierung mit den Zahlen und werfen ihr vor, keine klaren Strategien oder Ideen für eine Verbesserung des Bildungssystems zu haben.

Auch die anderen Gemeinschaften bemühen sich um neue Ideen, um ihren Schüler:innen die beste Ausbildung und Betreuung zukommen zu lassen. Die französische Gemeinschaft führte beispielsweise 2022 einen neuen Schulkalender ein. Nun gibt es immer abwechselnd sieben Wochen Unterricht und zwei Wochen Ferien. Dadurch sind die Sommerferien zwei Wochen kürzer, jedoch haben die Schüler:innen dafür im Herbst und zu Fasching jeweils zwei Wochen frei. Dieser Rhythmus soll laut französischer Gemeinschaft besser auf die Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten sein.

Was haltet ihr von den Möglichkeiten der belgischen Bildungssysteme? Würdet ihr eine verstärkte Ausrichtung auf Berufsorientierung bereits in den Oberstufen gut finden? Teilt uns eure Meinungen in den Kommentaren mit!

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Einfach mal Pause machen vom Schulalltag. Für viele Lehrkräfte klingt diese Vorstellung sehr einladend. Ein Sabbatical eröffnet euch  eine einzigartige Möglichkeit, nicht nur dem Klassenzimmer zu entfliehen, sondern sich in einem wohlüberlegten und geplanten Rahmen persönlich und beruflich weiterzuentwickeln. Ein Sabbatical ist mehr als eine Pause; es ist eine Investition in die eigene Zukunft. Von der Vorbereitungsphase bis zur Rückkehr in den Schulalltag spielt die Planung eine zentrale Rolle, um sicherzustellen, dass diese Auszeit nicht nur temporär ist, sondern einen nachhaltigen Einfluss auf euer Leben hat. Wie ihr dabei vorgehen könnt und auf welche Aspekte ihr dabei besonders achten müsst, zeigen wir euch in diesem Artikel.

Was ist überhaupt ein Sabbatical?

Das Sabbatical, auch als Sabbatjahr bekannt, hat sich auch bei Lehrer:innen als eine beliebte Möglichkeit etabliert, eine vorübergehende Auszeit vom täglichen Unterrichtstrubel zu nehmen. Die Beweggründe für ein Sabbatical sind dabei vielfältig. Besonders Lehrkräfte sind häufig von Burnout betroffen und nutzen diese Zeit, um der geistigen und körperlichen Erschöpfung vorzubeugen. Das Sabbatjahr dient jedoch nicht allein der Erholung. Es kann auch für die persönliche Weiterentwicklung, dem Erwerb neuer Fähigkeiten, für Reisen, Fortbildungen, soziales Engagement oder der Bewältigung privater Anliegen wie dem Hausbau oder familiären Angelegenheiten genutzt werden. Während des Sabbaticals bleibt ihr zwar weiterhin formell im Dienst, werdet jedoch von euren regulären Aufgaben im Klassenzimmer entbunden.

Diese vorher festgelegte Zeitspanne dauert in der Regel mindestens einen Monat, kann aber auch ein bis mehrere Jahre umfassen. Die Dauer könnt ihr dabei individuell mit eurem Arbeitgeber aushandeln. In der Phase vor eurem Sabbatjahr spart ihr das Geld für den unbezahlten Sonderurlaub an – dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Während dieser vordefinierten Pause vom Unterrichten wird die Bezahlung dann entsprechend reduziert.

Die Einführung des Sabbatjahres für Lehrer:innen hat in einigen Bundesländern bereits Ende der 90er Jahre stattgefunden, während andere erst in den 2000ern nachgezogen haben. Allerdings variiert das Ganze je nach Bundesland aufgrund der föderalen Struktur Deutschlands, ähnlich wie beim Sabbatjahr für die Beamten im öffentlichen Dienst. Daher ist es ratsam, vorher einen Blick auf die spezifischen Regelungen des eigenen Bundeslandes zu werfen. 

Im Gegensatz zu regulären Angestellten haben verbeamtete Lehrer:innen einen gesetzlich geregelten Anspruch auf ein Sabbatjahr von bis zu einem Jahr. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit auch mehrmals ein Sabbatical zu nehmen, da dafür keine gesetzlichen Vorgaben existieren. 

Die Vorbereitungsphase ist der Grundpfeiler für ein erfolgreiches Sabbatical, bei dem ihr die ersten Hindernisse bereits im Vorfeld aus dem Weg räumen könnt. Hierbei ist es entscheidend zu überlegen, welches Modell ihr wählen möchtet, und die Schulleitung entsprechend zu informieren. Es ist außerdem ratsam, rechtliche Aspekte zu klären. Zusätzlich sollte die Familie informiert werden, Absprachen getroffen und bereits die Rückkehr in den Beruf geplant werden. Damit euch die Flut an Informationen, Möglichkeiten und zu beachtenden Aspekten nicht überwältigt, haben wir für euch die wichtigsten Punkte zusammengefasst.

Wie finanziere ich mein Sabbatical?

Die Finanzplanung ist ein wichtiger Schlüsselaspekt. Lehrer:innen müssen Wege finden, ihre berufliche Auszeit zu finanzieren. Die Bildung von Rücklagen oder die Erkundung alternativer Finanzierungsmöglichkeiten sind hierbei entscheidend. Dies ermöglicht nicht nur die Deckung der Lebenshaltungskosten während des Sabbaticals, sondern eröffnet auch Raum für geplante Aktivitäten und Projekte. Dabei gibt es verschiedene Modelle, durch die das Sabbatical im Voraus finanziert werden kann.

Das Blockmodell

Das Blockmodell ist eine der bevorzugten Varianten, um sich ein Sabbatical zu finanzieren. Es ist weit verbreitet und in einigen Bundesländern sogar die einzige Möglichkeit. Hier verzichtet ihr über einen vorher festgelegten Zeitraum auf einen bestimmten Teil eures Gehaltes, um euch ein „Gehaltsguthaben“ anzusparen. Das wird euch dann während der Freistellungsphase als Gehalt ausgezahlt. Die Anwendung dieses Modells ist jedoch nicht in allen Bundesländern gleich geregelt: in einigen Regionen ist es auf Beamte beschränkt, während es in anderen für alle Lehrkräfte möglich ist. Sollte euch dieses Modell in eurem Bundesland nicht angeboten werden, habt ihr die Möglichkeit, individuelle Finanzierungsmöglichkeiten mit eurem Arbeitgeber zu treffen. Das Blockmodell zeichnet sich oft durch Lohnverzichtszeiträume von drei bis sieben Jahren aus, wobei das Sabbatical am Ende dieses Zeitraums genommen wird. Alternativ ist auch eine frühere Freistellung ab der Hälfte des Zeitraums möglich. 

Es gibt zahlreiche Variationsmöglichkeiten, wie ihr euch euer Sabbatjahr in diesem Modell ansparen könnt. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel eine sechsjährige Ansparphase, bei der ein Siebtel des Gehalts eingespart wird. Im siebten Jahr – dem Sabbatjahr – stehen euch somit sechs Siebtel eures Gehaltes zur Verfügung. Eine andere Option wäre es, zwei Jahre lang das Gehalt einer Teilzeitbeschäftigung zu erhalten, wobei ihr im ersten Jahr Vollzeit arbeitet und im zweiten Jahr dann freigestellt werdet.

Das Teilzeitmodell

Das Teilzeitmodell ermöglicht eine flexible Vereinbarung zwischen dem Arbeitgeber und der Lehrkraft. Ähnlich wie im Blockmodell reduziert sich euer Gehalt um einen vorher festgelegten Betrag. Ihr arbeitet während dieser Ansparphase jedoch weiterhin in Vollzeit. Die Überstunden, die während dieser Zeit anfallen, werden dann auf einem „Arbeitszeitkonto“ angesammelt. In der folgenden Freistellungsphase arbeitet ihr nicht, bekommt jedoch weiterhin das reguläre Gehalt, das sich aus den gesammelten Überstunden finanziert.

Das Fondssparmodell

Bei diesem Modell erhaltet ihr ein sogenanntes „Arbeitszeitkonto“. Dieses Konto ermöglicht die Ansparung von Urlaub, Überstunden und/oder Teilen des Gehalts. Der Arbeitgeber investiert das angesparte Geld in einen Fonds, aus dem während der Freistellungsphase euer Gehalt gezahlt wird. Diese Option ist jedoch ausschließlich für angestellte Lehrer:innen verfügbar.

Vorgezogener Ruhestand

Bei dem Modell des vorgezogenen Ruhestands kehrt ihr nach eurer Freistellung nicht in den aktiven Dienst zurück. Stattdessen könnt ihr das angesparte Zeitguthaben dazu nutzen, um eure Stunden zu reduzieren oder gleich ganz vorzeitig in den Ruhestand zu gehen.

Unbezahltes Sabbatjahr

Ein unbezahltes Sabbatjahr ist natürlich genauso möglich. Nach Absprache mit eurem Arbeitgeber könnt ihr eine längere, unbezahlte Auszeit nehmen und kehrt danach wieder in den Unterricht zurück. Eure Freistellungsphase finanziert ihr euch dann aus privaten Ersparnissen.

Neben der Festlegung der Dauer und des Modells sollten auch Fragen zur Rückkehr, zum Urlaubsanspruch und zur Verrechnung von Krankheitstagen im Gespräch mit eurem Arbeitgeber geklärt werden. Bedenkt dabei, dass die Schulleitung das Sabbatical auch ablehnen kann – daher solltet ihr gute Gründe parat haben. Dazu gehören beispielsweise die Verhinderung eines drohenden Burnout-Syndroms, das Bedürfnis, durch Reisen andere Länder und Kulturen kennenzulernen oder eine Sprache zu erlernen bzw. zu perfektionieren, sowie die Möglichkeit, Weiterbildungen ohne Zeitdruck zu absolvieren.

Welche Versicherungen muss ich auf dem Schirm haben?

Ein wichtiger Aspekt, den ihr während der Planung eures Sabbaticals nicht aus den Augen verlieren solltet, sind eure Versicherungen. Die Krankenversicherung, sowie die Überprüfung von Haftpflicht- und Reiseversicherungen sind dabei essentielle Schritte. 

Die Krankenversicherung

Wenn du dich in einem bezahlten Angestelltenverhältnis befindest, teilen du und dein Arbeitgeber die Kosten für deine Krankenversicherung, wobei die Beitragshöhe von deinem Verdienst abhängig ist.

Wenn du dein Sabbatical beginnst, gibt es zwei Situationen, in denen deine Krankenversicherung normal weiter läuft: Deine Auszeit dauert nicht mehr als vier Wochen, sodass dein Versicherungsschutz in der gesetzlichen Krankenversicherung bestehen bleibt. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn du ein unbezahltes Sabbatical nimmst. Oder du hast mit deinem Arbeitgeber ein bezahltes Finanzierungsmodell vereinbart. Hier erhältst du während deiner Freistellungsphase weiterhin dein Gehalt und deine Versicherungsabgaben laufen ganz normal weiter.

Solltest du ein unbezahltes Sabbatjahr nehmen, das länger als vier Wochen dauert, hast du die Möglichkeit, dich freiwillig gesetzlich oder privat zu versichern. Dabei werden die Beiträge auf Grundlage deiner Einnahmen berechnet und sind sowohl nach oben als auch nach unten gedeckelt (es gibt also sowohl einen Mindest- als auch einen Höchstbetrag).

Die Familienversicherung

Eine weitere Möglichkeit, während eures Sabbaticals weiterhin versichert zu sein, ist die Familienversicherung. Diese Option besteht, wenn euer Einkommen unter der Einkommensgrenze liegt (also weniger als 520 Euro) und ihr verheiratet seid.

Dafür müsst ihr beide gesetzlich versichert sein und euren Wohnsitz in Deutschland haben. Der große Vorteil der Familienversicherung besteht darin, dass nur einer zahlen muss und der Rest der Familie mitversichert sein kann. 

Die Rentenversicherung 

Die Bedingungen für die Rentenversicherung sind ähnlich wie bei der Krankenversicherung: Wenn eure Auszeit nicht länger als einen Monat geht oder ihr ein bezahltes Modell mit eurem Arbeitgeber vereinbart habt, werden die Versicherungsbeiträge weiterhin bezahlt.

Im Allgemeinen besteht die Option, auch während einer längeren Auszeit private Rentenbeiträge zu entrichten. Dabei gibt es sowohl vorgeschriebene Mindestbeiträge als auch maximale Höchstbeiträge. Es kann vorteilhaft sein, Mindestbeiträge einzuzahlen, insbesondere wenn ihr Unterbrechungen in eurem Versicherungsverlauf vermeiden möchtet. Da die Anforderungen für eine passende Lösung äußerst individuell sind, empfiehlt es sich, für eine umfassende Beratung direkt die Deutsche Rentenversicherung zu kontaktieren. Dort könnt ihr euch kostenfrei beraten lassen.

Welche Ziele verfolge ich in meinem Sabbatical?

Ein Sabbatical, das ohne klare Ziele angegangen wird, verliert schnell seinen Zweck, da die wertvolle freie Zeit so nicht effektiv für die persönliche Weiterentwicklung genutzt werden kann. Lehrer:innen sollten sich die Zeit nehmen, klare persönliche und berufliche Ziele zu formulieren. Ein Fokus auf die berufliche Entwicklung trägt dazu bei, dass diese Auszeit einen nachhaltigen Effekt auf die Karriere hat. Dies kann die Teilnahme an Fortbildungen, das Erlernen neuer Fähigkeiten oder die Arbeit an persönlichen Projekten umfassen. Aber auch, wenn ihr die Zeit zur Erholung nutzt, solltet ihr euch Ziele setzen und nicht einfach in den Tag hineinleben. 

Die Gestaltung des Sabbatical-Programms sollte euren individuellen Interessen und Leidenschaften entsprechen. Ob Fortbildungen, Reisen oder Projekte – die geplanten Aktivitäten sollten gezielt zur persönlichen Entwicklung beitragen. 

Ihr könnt auch bereits vor dem Sabbatical über eure eigene Motivation reflektieren. In diesem Artikel findet ihr bereits einige Tipps, wie die berufliche Weiterentwicklung bei euch aussehen könnte.

Und was passiert danach?

Auch über eure Rückkehr solltet ihr euch rechtzeitig Gedanken machen, da diese eine ebenso durchdachte Planung erfordert wie die Vorbereitung. Vorkehrungen für eine reibungslose Rückkehr und die Reflektion der gemachten Erfahrungen helfen dabei, die gewonnenen Erkenntnisse erfolgreich in den Schulalltag zu integrieren. Einige Fragen, über die ihr euch Gedanken machen könntet, sind:

  • Will ich in Voll- oder Teilzeit wieder einsteigen?
  • Möchte ich an meine alte Schule zurückkehren?
  • Möchte ich überhaupt wieder an die Schule zurückkehren oder wage ich einen Neuanfang?

Wenn feststeht, dass ihr in euren Beruf zurückkehrt, wäre es zum Beispiel eine Möglichkeit, einen sanften Übergang zu planen, damit sich die vorherige Erholung nicht sofort wieder auflöst. Ihr könntet zunächst an einigen Konferenzen teilnehmen, um den Kontakt zur Schule wieder aufzubauen oder zu halten. Aber auch Gespräche mit Kolleg:innen sind eine gute Möglichkeit für einen lockeren Wiedereinstieg.

Ein Sabbatical ist mehr als nur eine Pause. Eine gründliche Planung, angefangen bei der Vorbereitungsphase bis zur Rückkehr, macht diese berufliche Auszeit zu einer wertvollen Investition in die eigene Entwicklung. Lehrer:innen, die ein Sabbatical absolvieren, können diese Auszeit aktiv gestalten und die vielfältigen Chancen dieser besonderen Phase nutzen. Die sorgfältige Planung ermöglicht nicht nur einen reibungslosen Ablauf, sondern schafft auch Raum für die Entfaltung neuer Potenziale und die Verwirklichung individueller Ziele.

Wir hoffen, wir konnten euch einige hilfreiche Ratschläge mit an die Hand geben. Habt ihr vor, ein Sabbatjahr zu machen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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Dortmund. Ein Großteil der Kinder in Deutschland startet nicht ausreichend vorbereitet in die Schule. Diese Erkenntnisse schließt das Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der Uni Dortmund aus einer aktuellen Auswertung der Daten der IGLU-Studie von 2021. Im Vergleich zu anderen EU-Teilnehmerländern schneiden die Lese- und Schreibkompetenzen unterdurchschnittlich ab. „Wir stellen fest, dass in keinem anderen Land in der EU Kinder so schlecht vorbereitet in die Schule starten wie in Deutschland“, sagt Dr. Rahim Schaufelberger, Mitarbeiter der IGLU-Studie.

Bereits im Mai hatte das IFS zentrale Ergebnisse der Studie vorgestellt. Nun wurde ein weiterer Aspekt herausgearbeitet und sich mit der Frage beschäftigt, wie gut Kinder in Deutschland auf den Schulanfang vorbereitet sind. Für die repräsentative Studie wurden 252 ausgewählte Grundschulen in Deutschland und 4.611 Kinder mit ihren Eltern befragt. 

Laut den Befunden der Studie geben 77,6 Prozent der befragten Schulleitungen an, dass weniger als jedes vierte Kind über grundlegende Lese- und Schreibkompetenzen verfügt, wenn es in die erste Klasse eintritt. Im EU-Durchschnitt dagegen wird diese Angabe von 40,9 Prozent der Schulleitungen gegeben. Auch die Eltern wurden befragt. Demnach schätzen nur neun Prozent die Lesefähigkeiten ihrer Kinder mit „sehr gut“ ein. Das sei unter allen EU-Teilnehmerländern der niedrigste Wert. Ebenso geben 67 Prozent der Eltern an, dass die Lesefähigkeit ihrer Kinder nicht gut ist. 

Das IFS betont die Bedeutung von lernförderlichen Aktivitäten, die bereits vor Einschulung wichtige Grundsteine für ein erfolgreiches Lernen legen. Zu lernförderlichen Aktivitäten zählen unter anderem Vorlesen, Lieder singen oder Wortspiele. Etwa 60 Prozent der befragten Familien geben an, dass sie zu Hause nur manchmal, nie oder fast nie leseförderliche Aktivitäten durchführen. Die Studie zeigt zudem, dass Kinder, die häufiger diesen Aktivitäten nachgehen, später auch eine höhere Lesekompetenz aufweisen. Vor diesem Hintergrund seien die Angaben der Eltern bedenklich, wie Schaufelberger unterstreicht. 

Die Lesegewohnheiten der Eltern beeinflussen laut IFS auch die Lesekompetenz der Kinder. Innerhalb aller EU-Teilnehmerstaaten zeigt sich, dass Kinder von Eltern, die das Lesen mögen, am Ende der vierten Klasse eine bessere Lesekompetenz haben als andere Kinder. In Deutschland geben ein Drittel der befragten Eltern an, gerne zu lesen, während ein Fünftel angibt, das Lesen nicht zu mögen. Im Vergleich zu anderen EU-Ländern befindet sich Deutschland dabei im Mittelfeld.

Aufgrund dieser Ergebnisse sind laut IFS Maßnahmen nötig. Dr. Nele McElvany, deutsche Leitung der Studie, fordert einen verstärkten Fokus auf die Schulvorbereitung. Sowohl der familiäre Kontext als auch die Förderung in KITAs seien dabei entscheidend. “Insbesondere sollten die grundlegenden Fähigkeiten, die die Lesekompetenz anbahnen, stärker systematisch gefördert werden“, betont McElvany.

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Schüler:innen freuen sich auf Geschenke und Plätzchen, Lehrer:innen können die lange Weihnachtspause kaum noch erwarten, und alle zusammen hören aus der Ferne schon das Treiben des nächstgelegenen Weihnachtsmarktes – dass das nicht die besten Voraussetzungen für durchzubringenden Schulstoff sind, ist altbekannt. Um Frust über zu unkonzentrierte Schüler:innen zu vermeiden und ein kleines Goodie in den letzten Schultag vor den Ferien einzubauen, rollt deshalb oft einfach der Fernsehwagen ins Klassenzimmer. Dabei könnte man die Vorweihnachtszeit in der Schule auch dafür nutzen, die Klasse bei ihrer Vorfreude auf die Festtage abzuholen und gleichzeitig dafür zu begeistern, wie anwendbar ihr erlernter Stoff tatsächlich sein kann. Wir haben eine Sammlung an Ideen zusammengestellt, wie ihr eure Vorweihnachtsstunde je nach Fach gestalten könntet.

Deutsch

Ein bedeutender Literat: Wolfgang Borchert (Quelle: Commons)
  • Vor allem in jüngeren Jahrgangsstufen bietet es sich an, “Elfchen” schreiben zu lassen. Die Gedichtform ist sehr leicht verständlich und perfekt integrierbar in eine etwas lockerere Deutschstunde: Nach einer kurzen Einführung können eure Schüler:innen sich dank der Vielseitigkeit des Formats jedem beliebigen Thema – also auch Weihnachtsmann und co. – widmen und direkt in das Verfassen eigener Lyrik einsteigen. Weiterführende Tipps könnt ihr zum Beispiel auf YouTube finden.
  • Klassenstufen, die bereits erfahrener im Arbeiten mit Literatur sind, könnten an das Genre der Kurzgeschichte herangeführt werden, zum Beispiel anhand der Kurzgeschichte “Die drei dunklen Könige” von Wolfgang Borchert. Sie ist sehr schnell gelesen (oder vorgelesen), wodurch viel Raum zur Diskussion, dem Bezug zum Weihnachtsfest und der Vorstellung des wichtigen Schriftstellers bleibt.

Christliche Religionslehre

  • Dass man an Weihnachten die Geburt Jesu feiert, gehört zum Grundwissen. Doch wie historisch ist dieser allgemein bekannte Fakt tatsächlich? Dieser Frage könnte man mithilfe von Dokumentationen nachgehen, oder aber man konzipiert zusammen mit den Historikern aus dem Lehrerkollegium eine fächerübergreifende Stunde zu diesem Thema
  • Falls es noch keinen Platz in eurem Religionsunterricht gefunden hat, könntet ihr auf die Bedeutung der Gaben der Heiligen Drei Könige eingehen: Warum waren es denn genau Myrrhe, Weihrauch und Gold?
  • Sind eure Schüler:innen alt genug, um Ironie und Parodien zu verstehen, wäre Monty Pythons “Das Leben des Brian” (1979) eine erheiternde Abwechslung zum üblichen Unterricht. Derzeit steht der Film auf Netflix zum Streamen zur Verfügung.

Ethik

  • Im Fach Ethik setzt man sich ohnehin mit verschiedenen Weltreligionen auseinander, daher bietet es sich an, einen Blick darauf zu werfen, ob und wie diese das Weihnachtsfest feiern oder anerkennen, oder ob es vielleicht vergleichbare Äquivalente dazu gibt. 

Geschichte

  • Im Fach Geschichte bietet sich natürlich ein historischer Abriss dessen an, wie die anstehenden Feiertage überhaupt zu ihrer heutigen hohen kulturellen und traditionellen Stellung gekommen sind. Die Stunde könnte als Erweiterung zu dem dienen, was Schüler:innen bereits aus der Religionslehre oder dem Ethikunterricht mitbringen.
Eine ikonische Abbildung von Nikolaus von Myra aus dem 13. Jahrhundert (Quelle: snl.no)
  • Wer ungern von der kleinen Schultradition des Filmeschauens abweicht, könnte mit “Merry Christmas” (2005) gut bedient sein. Der Film behandelt die “Christmas Truce” von 1914, wobei an der Front des Ersten Weltkriegs in Frankreich über die Weihnachtsfeiertage eine Waffenruhe ausgerufen wurde.
  • Eine weitere Idee für eine Exkurs-Stunde vor den Ferien wäre eine Erarbeitung dessen, wer eigentlich die historische Person hinter der Nikolausfigur war.

Sozialkunde/Politik

  • Hier könnte man abdecken, was eigentlich hinter gesetzlichen Feiertagen steht und was diese mit den Schulferien der Schüler:innen zu tun haben. Damit geht ihr auf die Institution Staat ein, und deckt gleichzeitig die Differenzen im Bildungssystem auf Landesebene ab. 
  • Eine weitere Idee wäre das Eingehen auf den Themenkomplex soziale Ungleichheit. Hier könntet ihr am Beispiel Weihnachten darauf eingehen, dass sich Traditionen, das Schenkverhalten u.s.w. trotz einer gemeinsamen Religion noch einmal je nach sozialem Milieu voneinander unterscheiden. 

Psychologie

  • Warum finden wir es so toll, zu schenken und beschenkt zu werden? Anlässlich der anstehenden Feiertage würde es gut passen, sich in einer der letzten Unterrichtsstunden beispielsweise damit zu befassen, wie die Mechanismen des Verlangens/Begehrens überhaupt funktionieren und warum sich Geschenke zu bekommen anfühlen kann wie Bedürfnisbefriedigung.
  • Behandelt ihr eventuell gerade das Thema Statistik(en), bietet es sich an, soziale Phänomene abzudecken, die an bestimmte Ereignisse gekoppelt sind. Für eine konkrete Stunde könnte man beispielsweise der Frage nachgehen, ob es um die Weihnachtszeit herum zu besonders vielen Scheidungen kommt. Das eröffnet eine interessante Diskussionsrunde über eventuelle Gründe dafür.

Englisch

Ein Klassiker für die Jüngsten (Quelle: Amazon)
  • Im Fach Englisch liegt es nahe, einen Blick darauf zu werfen, wie Weihnachten und Neujahr in englischsprachigen Ländern gefeiert wird. So deckt ihr weltweite Differenzen in Kultur, Tradition und Religion ab und setzt euch gleichzeitig mit aktuellen Themen auseinander, die eure Schüler:innen beschäftigen.
  • Als Alternative dazu dennoch ein altbewährter Filmvorschlag: Die Weihnachtsgeschichte (“A Christmas Carol”) von Charles Dickens, zu der es bisher zahlreiche Verfilmungen gibt. Für untere Klassenstufen empfehlen sich zum Beispiel die Disney-Version “Eine Weihnachtsgeschichte” (2009) oder “Micky’s Weihnachts-Erzählung” (1983).

Weitere Fremdsprachen

  • Ähnlich wie im Fach Englisch bietet es sich natürlich auch für weitere Fremdsprachen an, für das Stoffgebiet Landeskunde die Gewohnheiten rund um die Feiertage für die entsprechenden Länder durchzunehmen. Um die Stunde etwas aufzulockern, könntet ihr beispielsweise in Französisch Crêpes backen, falls ihr ein Gerät dafür besitzt.
  • Für höhere Klassenstufen könnte es auch interessant sein, den Zusammenhang der Kolonialgeschichte mit den heutigen Gepflogenheiten rund um Weihnachten und Neujahr zu beleuchten.

Musik

  • Abgesehen vom Anhören bekannter Weihnachtslieder könnte man sich in einer Musikstunde die Frage stellen, warum diese immer einen ganz bestimmten Klang haben, bzw. wie wir den Klang von Glöckchen, Rasseln und co. automatisch und ausschließlich mit etwas so spezifischen wie Weihnachten in Verbindung bringen. 

Kunst/Werken

Beschäftigung im Unterricht und hübsche Deko für zu Hause (Quelle: Canva)
  • Für die kreativen Fächer sollte es mit am einfachsten sein, die Feiertage mit in den Unterricht einzubeziehen. Ihr könnt die Schüler:innen beispielsweise selbst Christbaumkugeln basteln oder bemalen lassen. Auch das Ausschneiden von Schneeflocken aus gefaltetem Papier ist ein bewährter Klassiker, der auch Jahre später noch an die Schulzeit um Weihnachten herum erinnern wird.

Chemie

  • In den Naturwissenschaften wird es schon etwas schwieriger, einen Bezug zu den Feiertagen herzustellen. Eine Idee wäre es, eine Stunde zum Thema Duftstoffe oder Geschmäcker damit einzuleiten, ein kleines Duftpaket mit Zimt, Anis und Lebkuchen herumreichen zu lassen. Dabei könnte man auch die kurze Frage in den Raum werfen, womit die Schüler:innen diese spezifischen Düfte verbinden und wie es sein kann, dass die Antwort einstimmig “Weihnachten” sein wird.
  • Wer es etwas lockerer und vielleicht auch praktischer mag, könnte mit der Klasse zum Beispiel Waffeln oder Crêpes backen. Das ganze wird verbunden mit dem Erkunden von Aggregatzuständen: Der flüssige Teig wird im Waffeleisen zum festen Gebäck 😉

Physik

  • Weihnachtliche Anwendungsideen für Übungsaufgaben zu bereits behandelten Stoffgebieten in der Physik wären beispielsweise: Würde der Weihnachtsmann tatsächlich durch den Schornstein passen?, Wie viel Zeit hat er für jedes zu beschenkende Kind übrig? (Noch kniffliger, wenn man Zeitzonen mitbedenkt), Würde er die Fliegkraft des Schlittens aushalten können?, Wie viel Lumen geht in einer Großstadt/dem eigenen Ort/der Welt von der Weihnachtsbeleuchtung aus?

Biologie

  • Auch in Biologie sind Anwendungsbeispiele für Übungsaufgaben wohl immer noch besser, als den Stoff ohne Rücksicht auf die Feiertagslaune durchzunehmen. Man könnte beispielsweise überlegen, warum ausgerechnet die Tanne als der typische Weihnachtsbaum gilt und welche ihrer Beschaffenheiten sie dafür gut geeignet machen.
  • Für das Thema Ernährung und Verdauung könnt ihr die Klasse überlegen lassen, wie nährstoffreich eine Dose Plätzchen wohl ist oder wie viele man davon ca. essen könnte, bevor ein Völlegefühl eintritt.

Geographie

  • In Geographie bzw. Erdkunde könnte man in der Vorweihnachtsstunde der Frage nachgehen, wie wahrscheinlich eine weiße Weihnacht in diesem Jahr sein wird. Dabei können auch leicht historische Vergleiche mit Statistiken zu Schnee in den Vorjahren gezogen werden.
  • Beim Thema Klimazonen wäre es auch eine scherzhafte Untersuchung wert, was der Weihnachtsmann am Nordpol so für Lebensbedingungen hat.

Mathe

Die Nordmann-Tanne gilt als der Weihnachtsbaum schlechthin (Quelle: Canva)
  • Mathematische Fähigkeiten könnt ihr in der Vorweihnachtsstunde noch einmal mit erheiternden Anwendungsbeispielen einüben, bevor es in die Ferien geht. So könnt ihr die Schüler:innen beispielsweise den Flächeninhalt eines gezeichneten Weihnachtsbaums errechnen lassen, oder diese Aufgabe für die Oberstufe ins Dreidimensionale verlegen und das Volumen eines Schneemanns bestimmen.
  • Eine fächerübergreifende Idee wäre die Kombination des Vorschlags aus der Geographie, nämlich die Wahrscheinlichkeit weißer Weihnachten für dieses Jahr zu berechnen. 
  • Auch denkbar wäre es, die Geschenke unterm Weihnachtsbaum als Urnenmodell zu betrachten und sich zu überlegen, wie wahrscheinlich man sein eigenes Geschenk aussuchen wird, wenn keines mit Namen beschriftet ist.

Wirtschaft/Recht

  • An Weihnachten gibt es Geschenke, das ist wohl für die meisten eine Regel. Aber gehören die Geschenke auch rechtlich mir, wenn jemand anderes dafür bezahlt hat? Im Rahmen der Weihnachtsfeiertage könntet ihr eure Schüler:innen so an das Konzept des Schenkungsvertrags heranführen. 
  • Auch das Rückgaberecht könnte für heimlich unliebsame Geschenke interessant sein.

Mit dieser Fülle an Ideen seid ihr hoffentlich gut gerüstet für die letzte Schulwoche vor den großen Ferien. Wie nutzt ihr eure Vorweihnachtsstunde? Oder übernehmt ihr vielleicht eine unserer Ideen dafür? Lasst uns gerne einen Kommentar da!

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Berlin. Mehr als 40 Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Disziplinen fordern vom Bundeskultusministerium einen Aufschub der Digitalisierung an Schulen, insbesondere für Schüler:innen von der Grundschule bis zur 6. Klasse. In dem Schreiben der Gesellschaft für Bildung und Wissen (GBW) wird sich für ein Umdenken im Einsatz neuer Technik im Unterricht eingesetzt. "Es geht nicht um ein Verbot der digitalen Technik, sondern um eine Rückbesinnung auf die Aufgabe des Unterrichts", sagt Ralf Lankau, Professor für Medientheorie und Erstunterzeichner im Gespräch mit der Deutschen Welle.

Gründe für die Petition, die unter anderem von Pädagog:innen und  Ärzt:innen unterschrieben wurde, sind Befürchtungen hinsichtlich negativer gesundheitlicher Folgen und sinkender Lernleistungen. Außerdem betonen die Unterzeichnenden, dass es keine ausreichenden Belege für einen Mehrwert bei der Nutzung digitaler Medien im Unterricht gebe. Dabei stützen sie sich auf die Stellungnahmen verschiedener Akteure, einschließlich des Ethikrats. Dieser hat Bedenken zum Einsatz künstlicher Intelligenz bei jungen Schüler:innen geäußert. Die Unterzeichnenden beziehen sich auch auf den 2023 veröffentlichten UNESCO-Bericht. Darin wird kritisiert, dass bei der Einführung neuer Technologien oft wirtschaftliche Interessen vor dem pädagogischen Nutzen stünden.

Einige Expert:innen sehen Probleme in der Aufforderung, die Digitalisierung an Schulen aufzuschieben. So Ralf Capary, Bildungsexperte des SWR, der darin eine veraltete, medienkritische Botschaft sieht, die der ohnehin mangelnden Digitalisierung an deutschen Grundschulen nicht zugutekomme. Es wäre ein Aufschub, den sich die Gesellschaft nicht leisten könne, sagt Capary. Außerdem betont der Experte die Vorteile, die der Unterricht bringen kann. Richtig eingesetzt, könnten digitale Medien im Unterricht durchaus sinnvolle und vorteilhafte Auswirkungen haben, so der Experte. 

Auch in anderen Ländern wird intensiv über den Nutzen digitaler Medien im Unterricht diskutiert. Neben den Debatten über ein mögliches Smartphoneverbot an Schulen in England und der Umsetzung eines solchen Verbots in den Niederlanden überdenken weitere Staaten ihre Digitalisierungsmaßnahmen. Zuletzt hatte die schwedische Regierung nach Empfehlungen einiger Expert:innen den Einsatz von Tablets an Vor- und Grundschulen gestoppt, um wieder zu Schulbüchern zurückzukehren.

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Straßburg. Das Streikverbot für verbeamtete Lehrkräfte ist laut Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) rechtmäßig. Vier betroffene Lehrkräfte hatten dort Klage eingereicht, nachdem sie in Deutschland 2018 in letzter Instanz vor dem Bundesverfassungsgericht abgewiesen worden waren. Am Donnerstag hatte das Straßburger Gericht entschieden , dass das Streikverbot für Beamte in Deutschland mit der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) vereinbar ist.

Die Bildungsgewerkschaft GEW hatte die vier Beamten bei der Klage unterstützt. In einer Pressekonferenz am Abend erklärte die Gewerkschaftsvorsitzende Maike Finnern: “Natürlich akzeptieren wir das Urteil der Straßburger Richter:innen, obwohl wir uns eine andere Entscheidung gewünscht hätten und nach der bisherigen Rechtsprechung des EGMR auch erwartet hatten.” 

Die Kläger:innen hatten sich Zuspruch vom Gerichtshof erhofft, weil dieser 2009 in einem ähnlichen Fall über ein Streikverbot im öffentlichen Dienst in der Türkei bereits entsprechend geurteilt hatte. Damals wurde entschieden, dass Beamte streiken dürfen, wenn sie keine hoheitlichen Aufgaben bei den Streitkräften, der Polizei oder in der Staatsverwaltung wahrnehmen. In Bezug auf die Bundesrepublik fällt das Urteil der Straßburger Richter:innen anders aus: Das Recht auf Vereinigungsfreiheit würde nicht verletzt. Und das allgemeine Streikverbot für alle Beamten werfe zwar menschenrechtliche Fragen auf, allerdings gebe es für verbeamtete Lehrkräfte durch die Gewerkschaften noch genügend Möglichkeiten, sich an der Festlegung der Arbeitsbedingungen zu beteiligen.

“Damit ist der Rechtsweg ausgeschöpft”, stellte die GEW-Vorsitzende Finnern klar.  Dennoch sieht sie in der Urteilsbegründung auch eine Aufforderung an Bund und Länder enthalten, “sich mit den Gewerkschaften des Öffentlichen Dienstes an einen Tisch zu setzen und über eine demokratische Fortentwicklung zu einem zeitgemäßen Beamtenrecht in Deutschland zu sprechen.” Für die vier klagenden Lehrer:innen ist der jahrelange Versuch, ein Streikrecht für Beamte zu erwirken, beendet. Nachdem sie 2009 und 2010 für bessere Arbeitsbedingungen gestreikt hatten, wurden gegen sie Disziplinarmaßnahmen verhängt. Infolgedessen klagten sie durch die Instanzen, bis das Bundesverfassungsgericht 2018 das Streikverbot für Beamte schließlich bestätigte. Das Beamtenverhältnis fuße auf einem wechselseitigen System von Rechten und Pflichten, es gelte besondere Treuepflicht gegenüber dem Staat, hieß es damals. Anschließend zogen die Kläger:innen vor den EGMR. 

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) begrüßt das Urteil. „Das ist ein Glück für den Bildungsstandort Deutschland – und eine krachende Niederlage für die GEW“ erklärte die Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing und impliziert damit auch Kritik am Vorgehen der Bildungsgewerkschaft. Der Philologenverband unterstreicht die Wichtigkeit des besonderen Beamtenverhältnisses und sieht darin laut Lin-Klitzing „die beste Voraussetzung für eine objektive und sachgerechte Amtsführung der hoheitlichen Aufgaben.“ Der Staat habe dadurch „die Möglichkeit, die Lehrkräfte in den Schulen verlässlich einzusetzen", so die DPhV-Vorsitzende weiter.

Der EGMR mit Sitz im französischen Straßburg gehört zum Europarat und ist von der EU unabhängig. Erstmals seit langer Zeit hat sich in einer Klage gegen Deutschland die Große Kammer am Gerichtshof damit befasst. Dies wurde als Zeichen gesehen, dass der Frage ein hoher Stellenwert beigemessen wurde. Das Urteil des EGMR kann zwar die Urteile von deutschen Gerichten nicht aufheben, allerdings hat Deutschland die Europäische Menschenrechtskonvention unterzeichnet, weshalb das Urteil bindend ist.

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Das Jahr 2023 nähert sich seinem Ende. Ein turbulentes Jahr, auch für die Bildung, bei der viele Hausaufgaben unerledigt bleiben. Grund genug für uns bei Lehrer News einen Blick auf das kommende Jahr zu werfen: Was wird 2024 in der Bildung wichtig? Welche Themen sind gesetzt, was muss sich bewegen? Wir lassen die Verbände und Akteure selbst zu Wort kommen. Den Anfang dieser Reihe macht der Präsident des deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll:

Schulische Bildung und Erziehung sind wichtige Voraussetzungen für ein selbstverantwortetes Leben mit kultureller Teilhabe. In Kitas und Schulen werden die Grundlagen für unsere freiheitliche demokratische Gesellschaft gelegt. Doch gerade im Bereich der Bildung blicken wir auf eine lange andauernde Mangelsituation – personell und materiell. Der Forschungs- und Innovationsstandort Deutschland wird damit ebenso gefährdet wie der soziale Zusammenhalt.

Die Ergebnisse der IQB-Leistungsstandards und der OECD-PISA-Vergleichsstudie zeigen die Baustellen auf allen Ebenen des Schulwesens auf:  

Sprachförderung: Wir brauchen verpflichtende Sprachstandstests in den Kindertagesstätten, ggfs. verbunden mit verpflichtenden Vorschuljahren sowie gezielter Sprachförderung im gesamten Bildungsverlauf für eine gelingende Bildungsbiographie. Bevor an den Grundschulen Englisch gelernt wird, müssen Kinder die deutsche Sprache beherrschen.

Schülerschaft: Sie wird immer noch heterogener. Das gilt für alle Schulformen, von der Grundschule über die weiterführenden Schulen bis zum beruflichen Schulwesen. Fehlende oder mangelnde Deutschkenntnisse, Leserechtschreibstörung, AD(H)S, Körperbehinderung, Autismus, Schulverweigerung, Respektlosigkeit begegnen einem in Klassen, die zudem vielfach zu groß sind. Förderschulen als besondere Inklusionsoption sind notwendig.  

Zumutung: Die jungen Menschen können mehr leisten als wir ihnen vielfach zutrauen oder abverlangen. Schon am zweiten Tag des Grundschulbesuchs alleine dorthin gehen, ist eine machbare Zumutung, die zugleich Alltagskompetenz schult. Wir Älteren müssen Vorbild sein. Weniger Anspruchsdenken, dafür Verzichtsfähigkeit und Frustrationstoleranz sowie Akzeptanz des allgemeinen Lebensschicksals.  

Lehrkräfte: Sie wollen diagnostizieren und individuell fördern. Dafür benötigen sie Entlastung durch flankierendes Personal in den Bereichen pädagogische Assistenz, Schulpsychologie, Jugend-/Sozialarbeit und (IT-)Administration. Technische Lösungen müssen den Datenschutz vereinfachen, Lizenzen für KI-Anwendungen die Unterrichts- und Prüfungsvorbereitung. Dann steht das Kerngeschäft wieder im Mittelpunkt: Unterricht, Projekte, Fahrten.

Lehrkräftegewinnung: In Zeiten hoher Bewerberzahlen wurde nur das Minimum an Lehrkräften eingestellt. Lehrernachwuchs lässt sich durch gesellschaftliche Wertschätzung gewinnen. Auch die Einstellung von qualifizierten Quer- und Seiteneinsteigenden ist sinnvoll. Sie müssen auf gemeinsamen hohen Qualitätsstandards der Länder fachliche Kenntnisse sowie die didaktischen und pädagogischen Werkzeuge haben, die es für wirksame Vermittlung und eine lange und gesunde Berufstätigkeit braucht.

Schulgebäude: Schulen müssen allseits attraktive Arbeitsorte sein. Laut KfW beläuft sich der Sanierungsstau auf 50 Milliarden Euro. Gebäude, die halbwegs in Schuss sind, bilden vielfach überholte pädagogische Bedürfnisse ab. Neben Flächen für ergänzende Lernformen braucht es nachhaltige und sparsame Lüftungs-, Heizungs- und Kühlsysteme, die ganzjährig die Konzentrationsfähigkeit fördern.  

Digitalausstattung: Kontinuierliche Erneuerung von Hard- und Software ebenso wie die Finanzierung von IT-Administratoren schaffen die notwendige digitale Infrastruktur. Eine durchschnittliche Schule hat den Geräte- und Softwarebedarf eines mittleren Unternehmens. Das ist nicht von Lehrkräften in einigen wenigen Anerkennungsstunden zu leisten. Der Bund muss den Digitalpakt Schule 2.0 liefern für die nahtlose Anschlussfinanzierung der IT-Ausstattung.  

Digitale Bildung: Die Welt ist zunehmend von digitalen Anwendungen und Vorstellungen geprägt. In den Schulen muss die (selbst)kritische Anwendung geschult und fächerübergreifende Medienbildung betrieben werden. Der Informatikunterricht lehrt die hinter den Apps und KI-Systemen stehenden Prinzipien und Algorithmen. Kinder haben aber auch ein Recht auf eine analoge Kindheit, ohne permanentes Wischen und zappeliges Warten auf irgendwelche Antworten. Digitale Geräte ermöglichen ein anderes Lernen, aber nicht per se ein schnelleres oder leichteres Lernen.

Gesellschaft: Oft werden Schulfächer oder fächerübergreifende Aufträge neu gefordert. Lehrkräfte vermitteln schon jetzt neben Fachinhalten auch Medienbildung, demokratische Grundwerte und Sozialverhalten. Sie stellen sich auch bereitwillig den vielen gesellschaftlichen Fragen, die ihre Klassen bewegen. Lehrkräfte diskutieren, informieren, klären auf. Häufig sind sie die ersten Ansprechpersonen bei persönlichen Problemen – in der Schule, in der Familie oder im Freundeskreis. Sie widmen sich Inklusion und Integration. Für zusätzliche Aufgaben wird flankierendes Personal benötigt. Ansonsten werden die Lehrkräfte im Spagat Fachunterricht und zusätzliche Aufgaben zerrieben, was viele in die Teilzeit flüchten lässt.  

Eltern: Schulen und Lehrkräfte können nicht alles auffangen. Für eine gelungene Bildungsbiographie ist eine Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Schule wichtig. Kinder und Jugendliche sollten Grundlagen des sozialen Verhaltens mitbringen, der Emotionsregulation, des Belohnungsaufschubs, eine ausreichende Aufmerksamkeitsspanne, bestimmte motorische Fähigkeiten. Hierauf können Lehrkräfte und Gesellschaft, auch Institutionen wie Sportvereine, Musikschulen, Jugendclubs, religiöse Gemeinschaften nach dem Prinzip „Fördern und Fordern“ aufbauen. - Eltern müssen hier in die Pflicht genommen werden. Zuwanderer müssen rasch Deutsch lernen. Allgemein gilt, gemeinsames Lesen und Rechnen sollten selbstverständlich sein ebenso wie das Erklären von alltäglichen Verrichtungen und Vorgängen, möglichst auf Deutsch. Informelles Lernen in der Familie und in familiengestützter Freizeit ist wichtig.

Berufung Lehrkraft: Es bereitet Freude, junge Menschen ihren Anlagen gemäß zu fördern, sie zu erziehen, sie zu bilden, ihnen Wissen, Werte und Haltung zu vermitteln auf ihrem Weg hin zu emanzipierten Erwachsenen, die ihren Platz in Familie, Beruf und Gesellschaft finden. Damit die Lehrkräfte dieser erfüllenden Berufung mit voller Kraft nachgehen können und nicht im Burn-Out landen, braucht es die Unterstützung und Wertschätzung der Gesellschaft und die Investitionen auf allen politischen Ebenen.

Sondervermögen: Für die nächsten zehn Jahre braucht es 200 Mrd. Euro zu gleichen Teilen von Bund und den Ländern. 50 Mrd. Sanierung, 10 Mrd. Digitalpakt 2.0, 130 Mrd. neues Lehr- und flankierendes Personal. Für Schulneubau verblieben dann noch 9 Mrd.

Zum Autor: Stefan Düll ist seit Juni 2023 Präsident des deutschen Lehrerverbands. Geboren wurde er 1964 in Mindelheim. Er hat die Fächer Deutsch, Englisch und Geschichte für das Lehramt an Gymnasien an der LMU München, der George-Washington-University, Washington, D.C., und der Universität Augsburg studiert. Ehemals Stipendiat der Hanns-Seidel-Stiftung und der Fulbright-Kommission. Stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Philologenverbandes DPhV, Mitglied im Hauptvorstand des Bayerischen Philologenverbandes bpv, Mitglied im dbb-Bundeshauptvorstand, Mitglied im Hauptausschuss des Bayerischen Beamtenbundes BBB; Schulleiter und Seminarvorstand am Justus-von-Liebig-Gymnasium Neusäß, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft höherer Dienst AhD.

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Microsoft Word ist mittlerweile aus dem Lehralltag nicht mehr wegzudenken. Mit der Textverarbeitung können Unterrichtseinheiten geplant, Skripte verfasst und zahlreichen weiteren schreiberischen Tätigkeiten nachgegangen werden. Viele Lehrkräfte verbringen täglich mehrere Stunden in der Applikation, denn diese Aufgaben können oft richtige Zeitfresser sein. In diesem Artikel geben wir euch 5 Tipps mit, um eure Arbeit mit Word effizienter und schneller zu machen.  

1. Die nützlichsten Shortcuts auf einen Blick: Shortcuts alleine können einem die Arbeit mit Word schon erheblich erleichtern. Es ist nämlich nicht nur aus ergonomischer Sicht sinnvoll, die Computermaus so wenig wie möglich zu benutzen und damit Handgelenks- und Unterarmbeschwerden zu vermeiden, sondern ihr könnt mit Shortcuts auch Zeit sparen. Die paar Klicks, die durch die Nutzung eines Shortcuts wegfallen, scheinen erstmal relativ unbedeutend, doch diese zusätzlichen Sekunden können sich auf Dauer zu mehreren verschwendeten Minuten addieren. Auf der Lernplattform Studyflix findet ihr ein nützliches Video zu den wichtigsten Tastenkombinationen für Word.

Die Lernplattform Studyflix hat die nützlichsten Shortcuts für Windows und MacOS zusammengefasst. (Quelle: Studyflix)

Wenn euch diese Shortcuts aber nicht reichen, könnt ihr auch ganz einfach eigene Shortcuts für eure meistgenutzten Funktionen einrichten. Dazu geht ihr auf Datei > Mehr > Optionen > Menüband anpassen und wählt dort neben “Tastenkombinationen” unten links den Button “Anpassen” aus. Hier könnt ihr dann in den oberen zwei Kästen so gut wie jeden beliebigen Befehl auswählen und eine Tastenkombination dafür einstellen. Diese speichert ihr mit dem Button “Zuordnen”. 

2. Kopierte Inhalte mit Shortcuts einheitlich formatieren: Wer kennt es nicht: ihr erstellt euer Skript für die nächste Unterrichtsstunde, kopiert dazu Inhalte aus dem Netz oder anderen Dokumenten in ein Word Dokument und schon ist euer übersichtliches Layout komplett zerstört – einige Zeilen sind fett geschrieben, andere in einer kaum lesbaren Schriftart, und manche Absätze sehen jetzt durch scheinbar willkürlich gesetzte Umbrüche aus wie Gedichte. Doch das ist kein Grund zur Panik, denn mit dem Shortcut Strg+Umschalt+N (Cmd+Umschalt+N für MacOS) wendet ihr auf einen markierten Text die Formatvorlage “Standard” an und könnt so im Handumdrehen Schriftart und -größe innerhalb eines Dokuments vereinheitlichen. Die Standard-Formatierung legt ihr unter dem Pfeil rechts unten im “Schriftart” Menü fest, indem ihr die gewünschten Einstellungen auswählt und dann auf “Als Standard festlegen” klickt. 

Wenn ihr in einem markierten Textabschnitt Schriftschnitt und -farbe anpassen und jegliche Links entfernen wollt, nutzt ihr den Shortcut Strg+Leertaste (dieser Shortcut funktioniert nur an Windows-Geräten). Letztlich könnt ihr ungewollte Absätze, die oft beim Kopieren von Texten aus PDF-Dokumenten entstehen, mit der “Suchen und Ersetzen”-Funktion (bei Windows und MacOS auch über den Shortcut Strg+H abrufbar) beseitigen. Dazu gebt ihr unter dem Reiter “Ersetzen” im oberen Feld ^p ein und lasst das untere Feld leer. Dann klickt ihr “Alle ersetzen” und die Zeilenumbrüche im markierten Textabschnitt verschwinden. 

3. Funktionen, um den Überblick über lange Dokumente zu behalten: Vor allem beim Verfassen längerer Texte in Word wie Protokolle oder ausführliche Unterrichtsskripte verliert man leicht den Überblick. Doch auch hier könnt ihr euch das Leben mit ein paar Hacks ein wenig erleichtern, zum Beispiel mit der “Teilen” Funktion, die ihr im Menüband unter dem Reiter “Ansicht” findet. Diese ermöglicht es, gleichzeitig zwei Stellen im Dokument übereinander anzuzeigen und sogar zu bearbeiten. So könnt ihr im direkten Vergleich überprüfen, ob sich innerhalb des Dokuments Informationen doppeln oder widersprechen, Informationen aus einer Textstelle in eine andere übertragen oder einfach an zwei Stellen im Text arbeiten, ohne ständig hin und her scrollen zu müssen. 

Auch mit Umschalt+F5 könnt ihr leicht an mehreren Stellen zeitnah arbeiten. Durch diesen Shortcut könnt ihr mit eurem Cursor an die letzten vier Positionen zurückkehren, an denen Änderungen vorgenommen wurden, und spart euch so das lästige Suchen nach einer Textstelle, an der ihr doch gerade noch gearbeitet habt. Letztlich kann euch auch die Gliederungs-Ansicht unter dem Reiter “Ansicht” einen besseren Überblick über lange Dokumente geben. Diese blendet Bilder und Grafiken aus und strukturiert den Text eines Dokuments mit hierarchischen Überschriften in Stichpunkte. Auch die Umstrukturierung eines Textes wird in dieser Ansicht erleichtert, da die einzelnen Stichpunkte sehr einfach verschoben werden können. 

4. Autokorrektur für effizientes Tippen ausnutzen: Wenn ihr in eurem Lehralltag viel tippen müsst, empfiehlt es sich, die Autokorrektur von Word so zu programmieren, dass sie Abkürzungen automatisch für euch ausschreibt, damit ihr schneller und effizienter schreiben könnt. Die Autokorrektur-Einstellungen öffnet ihr unter Datei > Mehr > Optionen > Dokumentprüfung > AutoKorrektur-Optionen. Hier gebt ihr dann unter “Ersetzen” eine Abkürzung ein und unter “Durch” die ausgeschriebene Version. Hier könnt ihr so allgemein oder individuell vorgehen, wie ihr möchtet. So kann “zb” entweder zu “zum Beispiel” ausgeschrieben werden, oder eben auch zu “Zauberbuch” – ganz so, wie es für euch im Alltag am nützlichsten ist. 

5. Verknüpfte Präsentationen immer zur Hand haben: Standet ihr schon mal zu Unterrichtsbeginn vor eurer Klasse und konntet die Präsentation für die Stunde in eurem eigenen Dokumentenchaos einfach nicht finden? Mit diesem simplen Hack passiert euch das garantiert nie wieder! Über die Funktion “Objekt” unter dem Reiter “Einfügen” könnt ihr nämlich PowerPoint-Präsentationen in ein Word Dokument – in diesem Fall euer Unterrichtsskript – einbetten und könnt so zu jeder Zeit aus dem Skript auf die Präsentation zugreifen. Auch wenn ihr danach die Präsentation nochmal ändert, aktualisiert sich die eingebettete Version durch einen Rechtsklick und das Auswählen von “Verknüpfung aktualisieren”. Auch Excel-Tabellen und PDFs können auf diese Art eingebettet werden. 

Wir hoffen, wir konnten euch einige nützliche Tipps für die Arbeit mit MS Word mit an die Hand geben. Kennt ihr noch weitere Hacks, die wir vergessen haben? Schreibt sie uns gerne in die Kommentare!  

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Berlin. Die zu Anfang des Jahres von den Bundesministerien für Bildung und Finanzen gemeinsam auf den Weg gebrachte Initiative „finanzielle Bildung“ macht nun offenbar Fortschritte in der Umsetzung. Teil der Pläne ist unter anderem der Start der Webseite mitgeldundverstand.de, die kürzlich online gegangen ist und zur Bündelung, Vernetzung und Sichtbarmachung von verschiedenen Angeboten zur finanziellen Bildung dienen soll. Die Stärkung der finanziellen Bildung ist die Hauptaufgabe der Initiative. Erreicht werden soll dies neben der dafür geschaffenen Plattform auch durch die Ausarbeitung einer nationalen Finanzbildungsstrategie in Zusammenarbeit mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

In einer zweitägigen Konferenz wurden nun unter Beteiligung der Minister:innen Bettina Stark-Watzinger und Christian Lindner die konkreten Inhalte der OECD-Strategie festgelegt und weitere Impulse für das Voranschreiten der Initiative erarbeitet. 

Zusätzlich haben das BMBF und BMF in einem Bühnengespräch die ersten Meilensteine der Initiative präsentiert. Dazu gehört die Förderrichtlinie von Projekten der finanziellen Bildung. Mit ihrer Hilfe soll die Forschungs- und Datengrundlage in Deutschland verbessert und Erkenntnisse gewonnen werden, um die finanzielle Kompetenz in allen Bildungsbereichen und in jedem Lebensalter in Deutschland zu stärken. Die Forschungsprojekte in diesem Bereich sollen im kommenden Jahr beginnen.

Ein weiterer Meilenstein ist die eingangs erwähnte Finanzbildungsplattform “Mit Geld und Verstand”. Diese Plattform soll dazu dienen, die verschiedenen öffentlichen Angebote im Bereich der finanziellen Bildung, wie von der Deutschen Bundesbank, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, der Rentenversicherung sowie zahlreicher Bundes- und Landesministerien zu bündeln und sie anschließend für unterschiedliche Zielgruppen aufzubereiten und sichtbar zu machen. 

Mittels dieser Maßnahmen zur finanziellen Bildung wollen die beiden Ministerien mehr Chancen zur Teilhabe sowie für mehr Wachstum und Wohlstand schaffen. Kritik zum Projekt kommt unter anderem von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. „Wir brauchen eine kritische Verbraucherbildung, statt ein bloßes ‚Fit-Machen‘ künftiger Konsument:innen auf den Finanzmärkten.“ äußerte sich GEW-Vorsitzende Maike Finnern zu der Initiative. Dem Konzept liege nur ein reduziertes Bildungsverständnis zugrunde.

In weiteren interaktiven Themenforen der Konferenz griffen die Teilnehmenden noch sieben weitere Themen auf. Darunter die Finanzbildung im Internet, Verbraucherschutz und finanzielle (Grund-)Bildung, Finanzbildung und lebenslanges Lernen, Finanzkompetenz und Gender Gaps, Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) und Sustainable Finance, Erfahrungen bei der Entwicklung einer nationalen Finanzbildungsstrategie sowie Finanzbildung für Jugendliche. Diese Themenbereiche wurden diskutiert und verschiedene Strategien ausgearbeitet.

Die Konferenz Anfang Dezember hat zunächst mal eine erste Richtung zur Entwicklung der Initiative “finanzielle Bildung” vorgegeben. Wie es mit der Umsetzung und weiteren Fortschritten schlussendlich vorangeht, wird sich erst im kommenden Jahr zeigen.

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Ihr seid auf der Suche nach Abwechslung im Unterricht und eure Schüler:innen haben Freude an technischen Herausforderungen? Dann empfehlen wir euch die Arbeit mit einem Greenscreen auszuprobieren. Eure Schüler:innen erlernen dabei technische Kompetenzen und haben einen Raum, kreativ zum aktuellen Thema zu arbeiten. Das Beste daran: Ein Greenscreen-Video zu erstellen ist gar nicht so schwer. Wir geben euch einen Überblick, was ihr dafür braucht und wie ihr den Greenscreen in euren Unterricht einbauen könnt.

Vor über 80 Jahren wurde der sogenannte Chroma-Key-Effekt erstmals im Film eingesetzt. Heute ist die Technik in Film, Fernsehen und Social Media nicht mehr wegzudenken. Das Grundprinzip ist simpel. Eine Person oder ein Objekt wird vor einer grünen Fläche gefilmt. Mit Hilfe einer passenden Software kann man mit wenigen Klicks alle grünen Bereiche aus der Aufnahme entfernen. Was übrig bleibt, ist die gefilmte Person oder das Objekt, das man vor einem beliebigen anderen Hintergrund einfügen kann. Früher war der Hintergrund in der Regel blau, heute ist er grün. Diese Farbe ist deshalb besonders geeignet, weil sie in der Regel nicht am Menschen vorkommt und deshalb einfach vom Programm aus dem Bild entfernt werden kann. Die Software macht das ganz automatisch, weshalb es auch nicht viel Know-how braucht, um im Unterricht mit Greenscreen zu arbeiten.

Mit dem Effekt können sich Schüler:innen mit wenigen Klicks in eine ganz andere Umgebung zaubern. Das Prinzip lädt zum spielerischen Umgang ein. Hat man noch etwas grünen Stoff, ist es auch möglich, einzelne Körperteile verschwinden zu lassen, indem man diese damit bedeckt. Der Kreativität sind beim Ausprobieren kaum Grenzen gesetzt. Die Schüler:innen können schauspielerisch mit dem virtuellen Hintergrund interagieren oder die Positionierung der freigestellten Aufnahme im Bild kann lustige Situationen ermöglichen. Auch mehrere Personen oder andere Objekte, getrennt vor Greenscreen gefilmt, können später in einem Video zusammengefügt werden. Außerdem kann eine Person, die in verschiedene Rollen schlüpft, in einem Film mit sich selbst spielen und interagieren.

Was für ein Greenscreen Video benötigt wird

Wenn ihr diese Technik also mit eurer Klasse ausprobieren wollt, dann braucht ihr Folgendes zum erstellen eines Greenscreen Videos:

  • Ein grüner Hintergrund, der sogenannte Greenscreen. Am besten eignet sich ein Tuch aus nicht reflektierendem Stoff. Es kann aber auch mit Pappe klappen. Einen Greenscreen für Ganzkörperaufnahmen gibt es schon ab ca. 30€ zu kaufen. Vielleicht findet sich ein solcher schon im Fundus eurer Schule, beispielsweise von der Film-AG. Unser Schul-Tipp: Das Tuch um eine Stange wickeln und an Kartenständern befestigen. Je weniger der Hintergrund reflektiert, desto besser. Achtet darauf, dass er wenige Falten oder Knicke hat, also keine Schatten wirft, denn dann ist der Hintergrund auf der Aufnahme gleichmäßig und wird vom Programm einfacher erkannt.
  • Die Kamera. Je höher die Auflösung der Kamera, desto besser das Ergebnis. Es reicht im Prinzip ein Smartphone oder ein Tablet. Da die Szene an einem festen Ort aufgenommen wird, empfehlen wir für eine gute Aufnahme, dabei ein Stativ zu verwenden.
  • Eine Greenscreen Software. Besonders geeignet für die pädagogische Verwendung ist die App “Green Screen By Do Ink” für iOS, sie kostet 3,49 Euro. Diese ist sehr simpel und speziell für die Nutzung im Unterricht durch oder mit Kindern gestaltet. Wie diese sich für die Verwendung im Unterricht eignet, zeigt ein Tutorial der “filmothek der jugend NRW”. Auf iOS und macOS bietet auch iMovie die Greenscreen-Funktion (Tutorial) gratis. Für Windows stellt das kostenlose Programm “VSDC” den entsprechenden Effekt (Tutorial auf Englisch).
  • Für ein gutes Ergebnis hilft es, zwei Lichtquellen mit Streulicht aufzustellen. Das sind zwei Lampen, bei denen nicht ein Punkt, sondern eine große Fläche leuchtet. Damit könnt ihr Schatten auf dem Greenscreen vermeiden, was dem Programm das Freistellen ebenfalls leichter macht. Ist das technisch für euch an der Schule nicht möglich, achtet zumindest darauf, dass ihr in einem hellen Raum, unter gutem Licht von allen Seiten filmt.
"Green Screen by Dot Ink" ist eine App speziell für den pädagogischen Einsatz mit Schüler:innen. (Quelle: doink.com)

Überprüft bei euch an der Schule, was an Equipment bereits vorhanden ist. Sprecht mit euren Kolleg:innen über die Idee, denn wenn mehrere Lehrkräfte damit arbeiten, lohnt sich die Anschaffung der Software und des Greenscreens für eure Schule mit Sicherheit. Aber auch ohne großen Greenscreen könnt ihr im kleineren Format mit der Technik arbeiten. Für viele Aufnahmen reicht ein Ausschnitt, bei dem nur der Oberkörper im Bild ist. Mit einem grünen Plakat als Hintergrund können die Schüler:innen auch in Verbindung mit gebastelten Figuren, Hand- oder Fingerpuppen bereits kreativ werden. Vor allem jüngere Kinder werden auch damit schon ihre Freude haben.

So gestaltet ihr den Unterricht mit Greenscreen

Habt ihr euch für den Unterricht mit Greenscreen entschieden, startet am besten mit einem kleinen Einstieg zum Prinzip hinter dem Chroma-Key-Effekt. Sammelt gemeinsam mit der Klasse Beispiele, wo die Technik verwendet wird. Die Schüler:innen kennen den Effekt bestimmt aus verschiedenen Medien wie der Tagesschau, Fantasy- und Science-Fiction-Filmen oder TikTok. Ihr könnt auch Ideen zusammentragen, welche Situationen ihr mit Hilfe von Greenscreen erzeugen könnt.

Anschließend gebt ihr den Kindern eine Aufgabenstellung passend zum Unterrichtsthema. Wie haben hier einige Ideen für euch:

  • Im Geschichtsunterricht: Eine historische Szene nachspielen oder präsentieren, indem die Schüler:innen an den Ort des Geschehens reisen. Im Rahmen einer Nachrichtensendung könnten sie Liveschalten zu historischen Ereignissen in der Vergangenheit simulieren.
  • Für den Geographieunterricht: Expertenschalten an verschiedene Orte auf der Welt. Themenschwerpunkte können das Wetter, Natursysteme, Vegetation oder Länderkunde sein.
  • Fremdsprachen: Eine Schalte zu Landeskorrespondent:innen; Berichterstattung von landesspezifischen Kulturveranstaltungen, Traditionen oder Sehenswürdigkeiten. Schüler:innen können in die Rolle von Einheimischen schlüpfen.
  • Mathe: Szenisch nachspielen, wo mathematische Aufgaben im realen Leben vorkommen und zeigen, wie die Mathematik dort praktisch Anwendung findet.
  • Interviews führen: Zu einem Thema werden Fragen überlegt und aufgenommen. Aus recherchierten Videos werden die Interviewpartner mit passenden Antworten rausgesucht. 
  • Führungen durch Städte, Zeiten, Szenerien, Natur etc.
  • Reportagen zu einem Fachthema (z.B.: Klimawandel, Finanzwelt/Wirtschaft, berühmte Mathematiker:innen), in der jede Gruppe eine Expertise einbringt.
  • Fiktionale Ereignisse unter dem Motto “was wäre wenn?” spielen. Historische Ereignisse mit anderem Ausgang, naturwissenschaftliche Effekte und wie die Welt ohne sie aussähe, gesellschaftliche/politische Verhältnisse und wie die Gesellschaft alternativ aussehen könnte
  • Klassische Präsentationen im normalen Unterrichtskontext erhalten ein spannendes Element, weil die Präsentierenden mit dem entsprechenden Bild im Hintergrund interagieren können.
  • Erklärvideos/Tutorials erstellen: Mitschüler:innen etwas erklären, bspw. digitale Tools oder Ähnliches.

Teilt die Klasse in Gruppen ein und lasst sie mit der Recherche starten. Diese können dann eine kleine Projektplanung durchführen: Ein Drehbuch oder ein Skript für die Szene schreiben, die Kulisse, also die Hintergründe raussuchen und sich Kostüme (diese sollten nicht grün sein) überlegen. Das Material für die Hintergründe können die Kinder je nach Aufgabenstellung auch selbst aufnehmen. Für die eigentliche Aufnahme ist es gut, wenn die Gruppen sich mit der Technik vertraut machen können. Sicher gibt es in den meisten Klassen zahlreiche Kinder, die ganz ohne Aufgabenstellung jede Menge Freude dabei haben, die Technik einfach mal auszuprobieren und drauf loszufilmen. Plant dafür also etwas Zeit ein oder schiebt dieses Element ein, bevor die Gruppen in die Recherche und Planung gehen. Nach der Vorbereitung und dem Proben der Szenen können die Gruppen nacheinander ihre Aufnahmen machen.

Schüler:innen können mit dem Greenscreen kreativ werden. (Quelle: commons.wikimedia.org)

Dann geht es in die sogenannte Postproduktion, also die Bearbeitung des Videomaterials in der App oder im Programm. Ihr könnt gemeinsam mit der Klasse ein Tutorial anschauen und anschließend am Beamer die Funktion einmal gemeinsam durchsprechen. Danach können die Kinder einfach loslegen und ihr Material zu einem Video zusammenfügen. Sind alle Clips fertig, könnt ihr gemeinsam eine Filmvorschau machen. Je nach Thema könnte das dann eure eigene Sendung sein, für die die Schüler:innen auch noch ein passendes Intro und Outro erstellen, welches alle Videos miteinander verbindet. Die Ergebnisse der Gruppen sind bestimmt sehr vielfältig und bieten vielleicht auch hier und da Gelegenheit über die Einfälle der einzelnen Gruppen zu stauen und zu lachen.

Damit bietet die Arbeit mit Film und Greenscreen eine interessante methodische Abwechslung. Es ist eine spielerische Präsentationsmethode, die Lerneffekte im Umgang mit der Technik und eine künstlerisch kreative Themenarbeit miteinander verbindet. Sie lädt die Schüler:innen dazu ein, ihre eigenen Ansätze, Interessen und Ideen zu entwickeln, um das vorgegebene Thema zu bearbeiten. Einerseits wird die Medienkompetenz gestärkt und andererseits kann die Klasse durch das interaktive, vielseitige Arbeiten mit dem Unterrichtsthema dieses gut verinnerlichen.

Habt ihr noch Vorschläge für die Verwendung von Greenscreen im Unterricht? Dann teilt eure Ideen gerne in den Kommentaren.

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Depressionen sind eine allgegenwärtige Realität, die oft im Verborgenen bleibt. Millionen von Menschen weltweit kämpfen mit dieser ernsten psychischen Erkrankung. Die Idee, dass ein Instagram-Channel als Unterstützung gegen Depressionen dienen kann, mag auf den ersten Blick überraschend erscheinen, aber bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass gerade diese Plattform es schafft, Informationen und Hilfestellungen kompakt und ansprechend zu präsentieren.

Obwohl soziale Medien nicht unbedingt dafür bekannt sind, einen positiven Einfluss auf unsere Psyche zu haben, sind sie dennoch Plattformen auf denen Gemeinschaften entstehen und sich entwickeln können. Insbesondere inmitten der visuellen Ästhetik von Instagram finden sich einige Kanäle, die eine unterstützende und einfühlsame Gemeinschaft für diejenigen schaffen, die mit Depressionen kämpfen. Diese Accounts bieten nicht nur einen Raum für den Austausch von Erfahrungen, sondern auch für Empathie, Verständnis und gegenseitige Unterstützung. Die Plattform ermöglicht es den Betroffenen, sich auszudrücken, ohne das Stigma, das oft mit mentalen Gesundheitsproblemen einhergeht, zu fürchten.

In diesem Artikel stellen wir euch vier Instagram-Channel vor, die sich genau das vorgenommen haben: informieren, entstigmatisieren, verbinden und Betroffenen helfen.

Wenn euch das Thema beschäftigt, guckt doch auch mal in unserer Themenwoche zu Stress und Depressionen vorbei, in der wir euch viele Tipps an die Hand gegeben haben: von Büchern über Podcasts bis hin zu allgemeinen Hilfestellungen. 

@erklaerungsnot

(Quelle: @erklaerungsnot)

Der Name „Erklärungsnot“ sagt bereits viel über das  zentrale Anliegen des Accounts aus: Die Schwierigkeiten, die Menschen mit psychischen Erkrankungen haben, wenn es darum geht, ihre Gefühle und Erfahrungen zu erklären —  also ihre Erklärungsnot — sollen hier verstanden und reduziert werden.

Dinah, Psychologin und selbst mit psychischen Herausforderungen konfrontiert, betreibt den Account seit 2019 und teilt ihr Wissen mit ihrer Community. Auf @erklaerungsnot werden euch nicht nur Fakten geliefert, sondern auch persönliche Einblicke von Dinah, die ihre eigenen Erfahrungen mit mentaler Gesundheit teilt. Ein Hauptziel von @erklaerungsnot ist es, das Stigma, das an psychischer Gesundheit haftet, zu bekämpfen. Dinah setzt sich leidenschaftlich dafür ein, indem sie über verschiedene Krankheitsbilder und Störungen aufklärt. Dabei werden nicht nur die Mythen rund um Psychotherapie entlarvt, sondern auch der Zusammenhang zwischen Alkoholabhängigkeit und psychischen Erkrankungen sowie Themen wie Traumafolgestörungen behandelt.

Die Community spielt eine entscheidende Rolle bei @erklaerungsnot. Regelmäßig werden Community-Beiträge eingebunden, um eine breite Perspektive und einen unterstützenden Raum für den Austausch von persönlichen Erfahrungen zu schaffen. Diese gemeinschaftsorientierte Herangehensweise trägt dazu bei, das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu schärfen und eine inklusive Umgebung zu fördern.

Insgesamt bietet @erklaerungsnot eine integrative Plattform, die nicht nur Informationen vermittelt, sondern auch das Ziel verfolgt, das Verständnis für psychische Gesundheit zu vertiefen und Betroffenen eine unterstützende Gemeinschaft zu bieten. Die Perspektive von Dinah als Psychologin und Betroffene verleiht dem Account eine besondere Authentizität und ermutigt Menschen dazu, offen über ihre eigenen Herausforderungen zu sprechen.

@stark_gegen_depression

(Quelle: @stark_gegen_depression)

Der Instagram-Account @stark_gegen_depression ist eine Initiative der Stiftung Deutsche Depressionshilfe e.V., in Zusammenarbeit mit FIDEO (Fighting Depression Online), einem online Informationsangebot für Jugendliche und junge Erwachsene, die mit psychischen Erkrankungen leben. FIDEO ist ein Portal, auf dem Betroffene nicht nur umfassende Informationen zu Depressionen erhalten, sondern auch die Möglichkeit haben, sich über dieses oft tabuisierte Thema mit Gleichgesinnten auszutauschen.

An dieser Stelle setzt auch das Instagram-Profil des Projekts an. Der zentrale Fokus von @stark_gegen_depression liegt auf der Sensibilisierung für die Erkrankung Depression sowie dem Abbau von Stigmata. 

Dazu nutzt die Seite einfach gestaltete und kompakte Beiträge, die Informationen und Hilfsangebote bereitstellen. Die inhaltliche Vielfalt des Profils ist dabei beachtlich und umfasst Definitionen, Erkennungsmerkmale von Depressionen, Behandlungsmöglichkeiten und Hilfsangebote. Ein herausstechendes Merkmal von @stark_gegen_depression ist die aktive Förderung des Austauschs zwischen Betroffenen. Das Instagram-Profil schafft eine virtuelle Gemeinschaft, in der junge Menschen die Möglichkeit haben, sich über ihre Erfahrungen mit Depression auszutauschen. Diese Gemeinschaftsorientierung trägt dazu bei, das Gefühl der Isolation zu durchbrechen und betont, dass niemand allein ist.

@freundefuersleben_eV

(Quelle: @freundefuersleben_eV)

Der Instagram-Account des Vereins „Freunde fürs Leben e.V.“ ist eine Informationsquelle, die sich intensiv mit den Themen Suizid und Depressionen auseinandersetzt. Das zentrale Anliegen des Accounts ist es, nicht nur Betroffene, sondern auch Menschen aus deren Umfeld zu informieren, um Hilferufe zu erkennen und geeignete Ansprechpartner zu vermitteln.

Zum Beispiel teilen Betroffene, darunter auch bekannte Persönlichkeiten wie Podcaster Lars Tönsfeuerborn oder Sängerin Mia Morgan, ihre persönlichen Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen. Dabei wird nicht nur sensibilisiert, sondern auch über die Unterschiede zwischen verschiedenen Therapieformen und Krankheitsbildern aufgeklärt.

Die Inhalte des Accounts variieren zwischen informativen Videos, Slides mit fundierten Informationen und Hinweisen auf den hauseigenen Podcast. Hierbei steht der Gedanke im Vordergrund, Interessierten tiefergehende Informationen zu bieten. 

Mit kreativen Projekten und gezielten Kampagnen strebt @freundefuersleben_eV danach, mehr Aufmerksamkeit und Akzeptanz für die Tabuthemen Depression und Suizid in der Gesellschaft zu erzeugen. Die Mission des Accounts geht nach eigenerAussage über die reine Aufklärung hinaus, er strebt eine Gesellschaft an, in der offen über psychische Erkrankungen gesprochen wird, Betroffene schnell Hilfe finden können und junge Menschen über gesundheitsfördernde Faktoren informiert sind. 

@depridisco

(Quelle: @depridisco)

Der Account @depridisco wird von Eva, einer erfahrenen Illustratorin, betrieben und stellt eine einzigartige Perspektive auf den Umgang mit Depressionen dar. Durch ihre kreative Expertise setzt @depridisco auf Handlettering, Texte und Illustrationen, um die Komplexität der Erkrankung verständlich zu machen. Der Fokus liegt dabei auf Posts, die nicht nur informativ, sondern auch visuell ansprechend gestaltet sind. In ihren Beiträgen verwendet Eva kurze Sprüche und Aussagen, die teils humorvoll, die Gedanken einer depressiven Person aufgreifen. Dadurch ist ihr eine leichtere Annäherung an das Thema möglich. Durch vielseitige Texte, die sowohl informative als auch emotionale Aspekte abdecken, schafft sie eine breite Palette an Inhalten, die verschiedene Facetten der Depression beleuchten.

@depridisco betont stets die Wichtigkeit, nachsichtig mit sich selbst zu sein und sich nicht zu überfordern. Das Ziel ist, ein Gefühl des Verstandenseins zu vermitteln und die Community zu kleinen Fortschritten zu motivieren.

Insgesamt bietet @depridisco eine inspirierende und ästhetisch ansprechende Plattform, die nicht nur informiert, sondern auch dazu ermutigt, mitfühlend mit sich selbst umzugehen. Evas einzigartige Herangehensweise an die Thematik macht ihren Account zu einer wertvollen Ressource für diejenigen, die von Depressionen betroffen sind oder das Verständnis dafür vertiefen möchten.

In den sozialen Medien gibt es eine vielfältige Community, die sich intensiv mit Themen wie Depressionen und psychischen Erkrankungen auseinandersetzt. Wir hoffen, dass wir euch mit unserer Auswahl einige hilfreiche, informative und unterhaltende Accounts mitgeben konnten. Haben wir einen Account vergessen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.

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Berlin, 12.12.2023 – Zum am Wochenende in Potsdam erreichten Tarifabschluss im öffentlichen Dienst der Länder sagt die Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands (DPhV), Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing: „Wir haben jetzt ein durchaus gutes Ergebnis. Es ist dringend notwendig, dass das Engagement der Lehrkräfte in Zeiten von Mehrbelastung und gestiegener Inflation auch finanziell wertgeschätzt wird. Wir appellieren jetzt an die Bundesländer, die Vereinbarungen auch auf die Landesbeamten und Landesbeamtinnen sowie Pensionäre und Pensionärinnen zu übertragen – und zwar überall und umgehend! Hier gibt es regional immer noch Unterschiede. So können weitere Arbeitskampfmaßnahmen und Unruhe bei den Lehrkräften verhindert werden. Die Entgeltordnung für Lehrkräfte muss überdies ausgebaut werden, um die Professionalität unserer Lehrtätigkeit auch künftig zu sichern.“

Die für Gymnasiallehrkräfte relevanten Inhalte der Einigung sind:

  • Ein steuer- und sozialabgabenfreier Inflationsausgleich in Höhe von 3.000 Euro (stufenweise Auszahlung ab Dezember 2023).
  • Ab dem 1. November 2024 Erhöhung der Tabellenentgelte um 200 Euro (Sockelbetrag) und ab dem 1. Februar 2025 um 5,5 Prozent (Anpassung des Erhöhungsbetrags auf 340 Euro, wo dieser Wert nicht erreicht wird).
  • Ausbildungs- und Praktikantenentgelte werden zu den gleichen Zeitpunkten um insgesamt 150 Euro erhöht.
  • Vertragslaufzeit: 25 Monate.

Lin-Klitzing: „Vor dem Hintergrund des Lehrkräftemangels sind die nun erreichten Entgelte ein notwendiges Signal für die Rahmenbedingungen im Bildungsbereich, die zu verbessern sind. In den vergangenen Wochen haben die Mitglieder der Verbände und Gewerkschaften in unserem Dachverband dbb unsere Erwartungen auf zahlreichen Mahnwachen und Demonstrationen deutlich gemacht.“

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) ist die Dachorganisation der Philologenverbände der Bundesländer. Die Mitglieder sind Lehrkräfte an Gymnasien und anderen Bildungseinrichtungen, die zum Abitur führen, sowie Lehr­beauftragte an den Hochschulen, vornehmlich in der Lehrkräftebildung. Der Verband wurde 1903 in Halle gegründet und organisiert zurzeit 90.000 Einzelmitglieder in 15 Landesverbänden. Er unterstützt die Zusammenarbeit mit Lehrerverbänden im In- und Ausland und ist Mitglied im „dbb beamtenbund und tarifunion“ und im Deutschen Lehrerverband (DL).

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Als Albert Einstein sagte: “Man muss sich die Dinge so einfach wie möglich machen, aber nicht einfacher”, hat er bestimmt nicht an die überlasteten Lehrkräfte des 21. Jahrhunderts gedacht, die trotz des Lehrkräftemangels und der schleppenden Digitalisierung versuchen, Kinder und Jugendliche bestmöglich auf ihre Zukunft vorzubereiten. Dennoch passt das Zitat gut, denn als Lehrer:in ist man ständig auf der Suche nach Hilfestellungen, die den Arbeitsalltag erleichtern – allerdings ohne die Arbeitsqualität negativ zu beeinflussen. Zeitmanagement und ein adäquater Arbeitsplatz sind dabei das A und O. Da Lehrkräfte für Unterrichtsvorbereitungen, Organisatorisches und Co. täglich viel Zeit am Rechner verbringen, zeigen wir euch in diesem Artikel, wie ihr euch mit einem Dual-Monitor Setup die Arbeit im Homeoffice erleichtern könnt. 

Weniger ist nicht immer mehr: Wieso zwei Bildschirme besser sind als einer 

Die einfachsten Argumente für die Arbeit mit mehreren Monitoren kommen aus der Wissenschaft. Das Fraunhoferinstitut für Arbeitswirtschaft und Organisation fand bereits 2009 in einer Labor-Studie heraus, dass bei der Arbeit mit mehreren Monitoren die Produktivität um bis zu 35 Prozent gegenüber der Arbeit mit einem Monitor gesteigert wird. Diese Ergebnisse wurden 2017 von einer Studie aus den USA bestätigt, die bei der Arbeit mit mehreren Bildschirmen eine Produktivitätssteigerung von bis zu 42 Prozent feststellte. Dieser Erfolg liegt darin, dass wir bei der Arbeit am PC meist nicht nur ein Dokument, ein Programm oder eine Webseite gleichzeitig benötigen. Das ständige Suchen und hin und her Klicken an einem einfachen Monitor kostet nicht nur Zeit und Konzentration, sondern führt auch zu Frust. 

Diese Probleme kommen bei der Arbeit mit mehreren Monitoren gar nicht erst auf, da man seinen Arbeitsplatz maximal übersichtlich gestalten kann, sodass alle relevanten Fenster stets sichtbar und sofort zur Hand sind. Mit mehreren Monitoren behält man auch einen besseren Überblick über alle geöffneten Fenster, da man sie nicht doppelt und dreifach übereinander stapeln muss, sondern geordnet nebeneinander platzieren kann. Natürlich können auch an einem einzelnen Bildschirm mehrere Fenster gleichzeitig geöffnet werden, allerdings liegt der Vorteil von einem Multi-Monitor Setup in der erweiterten Bildschirmfläche, sodass Schrift und Bilder größer dargestellt werden. Dadurch wird die Arbeit leichter und effizienter. 

Technik und Ergonomie: Tipps für die Nutzung eines Dual-Monitor Setups 

Es gibt einiges, was ihr bezüglich technischer Ausstattung und Ergonomie beim Einrichten von mehreren Monitoren beachten solltet. Diese Tipps richten sich vor allem an Nutzer:innen von zwei Bildschirmen, doch viele können auch auf die Nutzung von drei Bildschirmen übertragen werden.  

  • Ergonomie sollte bei einem Dual-Monitor Setup definitiv berücksichtigt werden, denn die erhöhte Produktivität wird durch Rückenschmerzen und überlastete Augen leicht zunichte gemacht. Die Bildschirme sollten möglichst gleich groß sein, um einen geraden Blickwinkel zu ermöglichen. So müsst ihr euren Kopf und Nacken nicht bewegen, wenn ihr hin und her schaut, und vermeidet Nacken- und Augenbeschwerden. Sind eure Monitore unterschiedlich groß, beispielsweise bei der Nutzung eines Laptops und eines externen Bildschirms, achtet darauf, dass zumindest die Mitte der Bildschirme auf gleicher Höhe liegt. Wenn die Monitore nicht höhenverstellbar sind, könnt ihr die Höhe durch Laptopständer und Monitorarme anpassen. 
  • Platziert die Bildschirme so nah aneinander wie möglich, am besten Rand an Rand. Das erlaubt einen möglichst fließenden Übergang von Fenstern und Maus zwischen den Monitoren. Dazu sollten sich die Bildschirme auch in Qualität, Auflösung, Helligkeit und Farbgebung so wenig wie möglich unterscheiden. Wenn möglich, nutzt ihr deshalb zwei identische Monitore. Ansonsten könnt ihr die Einstellungen der Monitore aneinander anpassen. 
  • Die Ränder der Monitore sollten möglichst dünn sein, um einen dicken Streifen in der Mitte eurer Arbeitsfläche zu vermeiden. Unterschiedlich-dicke oder -farbige Ränder können beim Blick von einem zum anderen Bildschirm ebenfalls ablenken. 
  • Letztlich solltet ihr auf den horizontalen Betrachtungswinkel achten. Am besten ist es, die Bildschirme in einem 15 Grad Winkel zueinander aufzustellen. Im Idealfall könnt ihr so alles sehen, was auf den zwei Bildschirmen angezeigt wird, ohne euren Kopf drehen zu müssen.

Bevor ihr euch zwei Bildschirme einrichtet, evaluiert euren Arbeitsstil und überlegt euch, ob ihr lieber mit einen Hauptbildschirm arbeitet, den ihr intensiver nutzt, und einem Nebenmonitor, an dem ihr sekundäre Aufgaben wie Recherchen ausübt, oder ob ihr eine gleichmäßige Nutzung beider Bildschirme bevorzugt. Entscheidet ihr euch für letztere Variante, sollten die Innenkanten der beiden Monitore genau mittig vor euch liegen. Wenn ihr aber mit den beiden Bildschirmen unterschiedlich viel arbeiten wollt, richtet ihr den Hauptbildschirm – das ist der, an dem ihr schreibt oder Dokumente ausfüllt – genau mittig vor euch aus. Positioniert auch eure Maus so, als hättet ihr nur einen einzelnen Bildschirm. Der Nebenmonitor wird dann wieder in einem etwa 15 Grad Winkel daneben aufgestellt. 

Um herauszufinden, auf welcher Seite der Nebenmonitor platziert werden sollte, identifiziert ihr euer dominantes Auge. Dazu stellt ihr eure Zeigefinger und Daumen in eine Rautenform und wählt ein Objekt aus, das etwa 6 Meter von euch entfernt ist. Dann haltet ihr eure Hände so vor euer Gesicht, dass das ausgewählte Objekt genau mittig in der Raute zu sehen ist. Schließt nacheinander jeweils das rechte und dann das linke Auge. Das offene Auge, bei dem das Objekt mittig in der Raute bleibt, ist euer dominantes Auge. Auf dieser Seite solltet ihr euren Nebenmonitor platzieren. 

So kann ein Dual-Monitor Setup im Lehralltag helfen

  • Unterrichtsvorbereitung: Die Arbeit mit zwei Monitoren ermöglicht das Übertragen von Informationen aus dem Netz oder anderen digitalen Quellen – durch Kopieren, Abschreiben oder sogar Rüberziehen – in ein Dokument, das ihr dabei stets geöffnet halten könnt. Auch das gleichzeitige Zusammentragen von Informationen aus mehreren Quellen wird erleichtert. So könnt ihr einfacher Präsentationen und Skripte für euren Unterricht erstellen. Auch Videos und andere Medien könnt ihr leicht in eure Unterrichtsplanung einbauen, indem ihr auf einem Monitor das Video abspielt und währenddessen auf dem anderen beispielsweise spannende Diskussionspunkte für den Unterricht notiert. Die Überarbeitung von alten Unterrichtsplanungen und Präsentationen wird mit zwei Bildschirmen ebenfalls erleichtert, denn ihr könnt auf einem das veraltete Dokument öffnen, während ihr auf dem anderen Monitor eine Kopie überarbeitet. Dabei könnt ihr die zwei Versionen stets vergleichen und sehen, wo noch Verbesserungsbedarf liegt. 
  • Korrektur und Bewertung: Ein Dual-Monitor Setup eignet sich vor allem für die Korrektur von digitalen Leistungserhebungen. So könnt ihr beispielsweise auf einem Monitor die Musterlösung öffnen und diese direkt mit den Lösungsversuchen eurer Schüler:innen auf dem anderen vergleichen. Auch bei längeren Aufsätzen, für die ihr euren Schüler:innen individuelle Feedbackzettel verfassen möchtet, eignen sich zwei Monitore, denn ihr könnt die Anforderungen der Leistungserhebung oder einen abgegebenen Aufsatz auf einem Bildschirm öffnen, während ihr auf dem anderen schreibt. Durch die zusätzliche Bildschirmfläche, die ihr gewinnt, könnt ihr auch große Excel-Tabellen in ihrer vollen Breite einsehen und behaltet so einen besseren Überblick über Notenverteilungen innerhalb einer Klasse, ohne beim Scrollen in der Zeile zu verrutschen. 
  • Kommunikation: E-Mails, für die ihr Informationen aus Dokumenten oder dem Netz benötigt, lassen sich mit zwei Monitoren besser schreiben. Dazu öffnet ihr die Informationsquelle auf einem Bildschirm und das E-Mail-Textfeld auf dem anderen und müsst so nicht dauernd zwischen Programmen wechseln. Auch während der Unterrichtsplanung und Korrekturtätigkeiten möchten viele Lehrkräfte stets erreichbar bleiben. Dazu empfiehlt es sich, auf einem Hauptmonitor zu arbeiten, während euer E-Mail-Programm oder andere berufliche Kommunikationstools auf dem Nebenmonitor geöffnet sind, um dringende Nachrichten immer sofort im Auge zu haben. 
  • Distanzunterricht: Auch nach der Corona-Pandemie müssen Lehrkräfte ab und zu wieder zu Distanzunterricht zurückkehren, beispielsweise bei wetterbedingten Einschränkungen des Schulbetriebs. Auch hier erleichtert ein Dual-Monitor Setup die Arbeit. So könnt ihr beispielsweise auf einem Monitor den digitalen Klassenraum in Zoom oder Alphaview geöffnet halten, während ihr euer Skript auf dem anderen ablesen könnt, ohne dabei eure Schüler:innen aus den Augen zu verlieren. Für andere berufliche Remote-Meetings, in denen ihr wichtige Informationen schnell zur Hand haben wollt, kann so eine Einteilung ebenfalls nützlich sein. 

Wir hoffen, unsere Übersicht  hat euch bei der Einrichtung eurer Bildschirme geholfen und wir konnten euch einige nützliche Tipps für die Nutzung als Lehrkraft an die Hand geben. Habt ihr schon Erfahrungen in der Arbeit mit mehreren Monitoren und wann ist ein Dual-Monitor Setup für euch am nützlichsten? Schreibt es uns in die Kommentare!

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Berlin. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat auf die historisch schlechten Ergebnisse der jüngsten Pisa-Studie mit einem Vorstoß für eine Grundgesetzänderung reagiert. Dazu erklärte sie in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: “Ich würde mir wünschen, dass das Grundgesetz uns eine Zusammenarbeit zwischen dem Bund und einem Teil der Bundesländer erlaubt, ich nenne das eine Koalition der Willigen. So könnte man schneller Projekte anstoßen.”

Die FDP-Politikerin unterstreicht damit die Bestrebungen des Bundesbildungsministeriums, stärker in die Bildungspolitik der Bundesländer eingreifen zu dürfen. Laut Grundgesetz ist die schulische Bildung in Deutschland Ländersache. Der Bund darf die Länder zwar bei der Durchführung von Programmen mit Geld unterstützen, die Handlungsspielräume der Bundesregierung sind hier aber sehr begrenzt. Im Einzelfall werden zwischen Ländern und Bund Verträge ausgehandelt, wie Kooperationen durchgeführt werden können. Diese Vorgänge sind häufig kompliziert und langsam, was man zum Beispiel an der Debatte um die Anschlussfinanzierung des Digitalpakts Schule sieht. Stark-Watzinger will hier für mehr Tempo sorgen. “Wir müssen schneller handeln können, um Bildung gut zu organisieren. Pisa zeigt, dass die Zeit drängt”, sagte sie der FAZ.

Die Bundesbildungsministerin schlug in dem Interview noch weitere Reformen des Bildungssystems vor. Zum Beispiel die Kompetenzverschiebung der Zuständigkeit für Kitas. Aktuell ist diese in den Familienministerien angesiedelt, sinnvoller wäre dies allerdings in den Kultusressorts, so Stark-Watzinger. 

Darüber hinaus griff die FDP-Politikerin das Problem der Chancenungleichheit von Schüler:innen mit Migrationshintergrund auf. Hier brauche es laut Stark-Watzinger eine offene Debatte über Bildungspolitik in einem Einwanderungsland. Es helfe niemanden, dieses Thema zu tabuisieren oder in eine populistische Ecke zu stellen. Man müsse gezielt fördern und vor allem dort unterstützen, wo es am dringendsten gebraucht werde – wo zu Hause eben kein Bücherschrank stehe oder nicht ausreichend Deutsch gesprochen werde, so die Bildungspolitikerin. In diesem Zusammenhang fügte sie hinzu, dass das geplante Startchancen-Programm im kommenden Jahr genau an diesem Punkt ansetze. 

Stark-Watzinger steht nach den enttäuschenden Ergebnissen der Pisa-Studie deutlich unter Druck. Diverse prominente Stimmen aus Verbänden, Gewerkschaften, Wissenschschaft und Politik hatten sich nach der Veröffentlichung der neuen Daten zu Wort gemeldet und zum Teil das Bundesbildungsministerium direkt für das Debakel verantwortlich gemacht. 

Was haltet ihr von den neuen Vorschlägen der Bundesbildungsministerin? 

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Naturwissenschaften können Schüler:innen oft vor Herausforderungen stellen. Wo in anderen Fächern Vokabeln gelernt oder Texte verfasst werden müssen, muss man sich bei MINT-Fächern an festgelegte Regeln und Formeln halten. In anderen Artikeln haben wir euch bereits Instagram Kanäle für Physik und Mathe vorgestellt. In diesem Artikel möchten wir euch Instagram Kanäle zeigen, die euch und möglicherweise auch euren Schüler:innen im Fach Chemie eine Hilfe sein können.

@ms.science_

Das erste Profil, das euch bei der Gestaltung des Physikunterrichts unterstützen kann, ist der Account @ms.science_. Hinter dem Account steckt Lara, eine Referendarin an einem Gymnasium in Bayern, die mit ihren Postings schwerpunktmäßig Tipps und Ideen für den Biologie- und Chemieunterricht geben will. Ihren Instagram Account nutzt sie hauptsächlich, um ihr Unterrichts- und Übungsmaterial vorzustellen, welches auf eduki.de verfügbar ist. Neben ihrem eigenen Lern- und Unterrichtsmaterial stellt sie auch jeden Mittwoch unter dem Motto “Methoden Mittwoch” mithilfe eines anderen Lehrer Accounts Übungen vor, die ihr in euren Unterricht integrieren könnt. Dabei handelt es sich beispielsweise um Klammerkarten, die zur Wiederholung von Fachbegriffen genutzt werden können oder um die Busstopmethode. Ihr wollt wissen, was man unter diesen Methoden verstehen kann? Dann schaut gerne mal bei @ms.science__ vorbei! 

(Quelle: @ms.science__)

@biochemtastisch 

Ein weiterer Account, der sich mit dem Unterricht von naturwissenschaftlichen Fächern auseinandersetzt, ist unter dem Namen @biochemtastisch auf Instagram erreichbar. Elena, eine Lehrerin aus Stuttgart, sammelt alle möglichen Methoden und Quellen für gutes Unterrichtsmaterial sowie Abbildungen für die Fächer Biologie und Chemie. So stellt sie beispielsweise neue Apps oder Methoden der Woche vor. Besonders hilfreich sind ihre Anweisungen und Tipps für bestimmte Themeneinstiege, die Lehrkräften die Behandlung mancher Bereiche erleichtern sollen. Zudem sind ihre selbst erstellten Arbeitsblätter kostenlos als PDF-Download verfügbar, es kann sich also wirklich lohnen, mal bei ihr vorbeizuschauen.

(Quelle: @biochemtastisch)

@frau.scr

Beim Betrachten des Profils von @biochemtastisch fiel auf, dass es viele gemeinsame Themenreihen mit dem Account @frau.scr gibt. Auch dort könnt ihr Übungsmöglichkeiten, Methoden oder Modelle zu bestimmten Themen in der Chemie finden. Da es sich bei ihr um eine Lehrerin handelt, die in Bayern unterrichtet, orientiert sich ihr Inhalt mehr am bayerischen Lehrplan, als der von @biochemtastisch. Außerdem findet sich bei ihrem Autorenprofil auf eduki.de  weiteres Lernspielmaterial, welches ihr für eure Klasse verwenden könnt. Damit könnt ihr euren Schüler:innen manche Bereiche der Chemie spielend näherbringen!

(Quelle: @frau.scr)

@anni.teaching.science

Wer auf Instagram die experimentelle Seite der Chemie, besonders für die  8. und 9. Klasse, ein wenig genauer unter die Lupe nehmen möchte, wird bei Anja sicher fündig. Sie ist Lehrerin in Biologie und Chemie in der ersten Sekundarstufe. Auf ihrem Instagramaccount zeigt sie viele Experimente und chemische Reaktionen. Zudem nimmt sie ihre Follower:innen in der Instagram Caption immer mit durch das Experiment und erklärt die chemischen Abläufe dahinter. Wenn ihr also nicht die eigenen Mittel für bestimmte Experimente habt, euren Schüler:innen aber trotzdem bestimmte Experimente zeigen wollt, könnt ihr euch mal den Account von Anja anschauen. 

(Quelle: @anni.teaching.science)

Ihr seht also, mithilfe von passenden Instagramkanälen, könnt ihr ein bisschen frischen und digitalen Wind in euren Chemieunterricht bringen. Ihr seid auf der Suche nach Instagramkanälen für andere Fächer? Dann schaut euch hier unsere ganze Reihe an! Nutzt ihr Instagramaccounts als Hilfe für euren Unterricht und haben wir einen Account vergessen? Dann schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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Berlin. 88 Prozent der Kinder und Jugendlichen blicken optimistisch auf ihre berufliche Zukunft, allerdings stellen 56 Prozent den Schulen beim Thema Berufsvorbereitung ein schlechtes Zeugnis aus. Zum Tag der Bildung 2023 hat die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) am Freitag zusammen mit der Bertelsmann Stiftung die Ergebnisse einer neuen Jugendbefragung zum Thema Übergang von der Schule in den Beruf veröffentlicht. 

Die Umfrage wurde vom Medienforschungsinstitut forsa durchgeführt. Dazu wurden 1.075 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 21 Jahren befragt. Die diesjährige Problemstellung stellen die Ergebnisse des Berufsbildungsberichts 2023, dem zu Folge mehr als ein Drittel der 20- bis 34-Jährigen mit einem Hauptschulabschluss keine berufliche Qualifikation haben – bei jungen Erwachsenen ohne Schulabschluss liegt die Zahl bei fast 75%. Wer keine Berufsausbildung hat, läuft ein sechsmal höheres Risiko, im Laufe des Lebens arbeitslos zu sein. Auch Chancenungleichheit spielt beim Übergang von der Schule in den Beruf eine Rolle, denn noch immer hängt der Bildungserfolg in Deutschland stark von der Herkunft eines Schülers oder einer Schülerin ab. Die Jugendbefragung soll diese Missstände im Bildungssystem aufdecken und für die deutsche Bevölkerung und Politik sichtbar machen. Am Freitagvormittag wurden die Ergebnisse in einer Web-Konferenz vorgestellt und diskutiert. 

Die Hälfte der Befragten glaubt, dass eine abgeschlossene Ausbildung oder ein abgeschlossenes Studium im Arbeitsmarkt der Zukunft noch wichtiger werden wird. Diese Einschätzung wird von Expertenmeinungen unterstützt. Die Ergebnisse zeigen auch, dass der Großteil (88 Prozent) der jungen Leute in Deutschland ihrer eigenen beruflichen Zukunftsperspektive positiv oder eher positiv entgegenblicken. Allerdings scheint nicht die Schule für diesen Optimismus verantwortlich zu sein, denn 56 Prozent der Befragten gaben an, dass es den Schulen nur weniger gut gelingt, ihnen das für den beruflichen Erfolg nötige Wissen und Können zu vermitteln. 11 Prozent gaben sogar an, dass es den Schulen gar nicht gelinge, während nur knapp ein Drittel der jungen Leute mit der schulischen Vermittlung von berufsrelevanten Kompetenzen und Kenntnissen zufrieden war. 

57 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen gab an, dass mehr Unterstützung für Schüler:innen nötig sei, um den gewünschten Schulabschluss zu bestehen, während gut ein Drittel (36 Prozent) das aktuelle Angebot für genug halten. Auf die Frage, was für Maßnahmen nötig seien, um die Übergangschancen ins Berufsleben zu verbessern, wurde eine Mobilitätsförderung, die einen Umzug für einen Ausbildungs- oder Studienplatz finanziell unterstützt, von 90 Prozent der Befragten als entweder sehr wichtig oder wichtig eingestuft, flexiblere Ausbildungs- und Studienangebote von 74 Prozent und zusätzliches Coaching von 63 Prozent. Clemens Wieland, Experte der Bertelsmann Stiftung für berufliche Bildung, fordert deshalb mehr individuelle Berufsberatung und -begleitung. Junge Leute könnten “gut einschätzen, welche Anforderungen die Arbeitswelt an sie stellen wird”, würden sich jedoch “angesichts der Fülle an beruflichen Möglichkeiten" oft überfordert fühlen. 

Was die Chancengleichheit im Bildungssystem betrifft, gab nur knapp ein Drittel (32%) an, dass die soziale und kulturelle Herkunft in Deutschland die Bildungschancen nicht wesentlich beeinflussen. Bei den jüngeren Jugendlichen wurde der größte Glaube (43 Prozent der 14 bis 16-Jährigen) an die Chancengleichheit gemessen. 64 Prozent aller Befragten sind der Ansicht, dass Bildungschancen in Deutschland nicht gerecht verteilt sind. Diese Zahl hat sich seit 2022 nicht verändert und stellt mit die größte Unzufriedenheit mit der Chancenverteilung im deutschen Bildungssystem dar, die im Rahmen der Erhebungen zum Tag der Bildung je gemessen wurde. 

Aus den Ergebnissen wurden drei Ansatzpunkte für die Verbesserung des deutschen Bildungssystems gezogen. Erstens soll dafür gesorgt werden, dass jede junge Person die gleiche Chance auf einen Berufsabschluss hat, um den Optimismus der Befragten gegenüber ihrer eigenen beruflichen Zukunft zur Realität zu machen. Des Weiteren müssen Bildungschancen auch mit Betracht auf Schüler:innen mit Migrationshintergrund oder Beeinträchtigungen fair verteilt werden. Als letztes müssten junge Leute in die Lösungsfindung der Politik auch jenseits von Umfragen mit einbezogen werden, denn “sie wissen am besten, was sie an Unterstützung benötigen und wie sie mit Angeboten, beispielsweise zur Berufsorientierung, erreichbar sind”, so die Experten der Bertelsmannstiftung und der DKJS. 

Anlässlich des Tags der Bildung fanden gestern weitere Aktionen statt. In Berlin hat die Spendenorganisation Stiftung Bildung zur Verleihung des Förderpreises “Verein(t) für gute Kita und Schule” und des youstartN-Preises in das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz eingeladen. Erfolgreiche Bildungsprojekte aus ganz Deutschland sollten insgesamt mit einer Preisgeldsumme von 29.000 Euro geehrt werden. In Kiel lud die Bürgermeisterin und Bildungsdezernentin Renate Treutel Schüler:innen der 9. Klasse zur Bildungskonferenz JUGEND ins Kieler Rathaus ein. Hier sollten die Jugendlichen in Workshops “ihre Perspektive für eine nachhaltige Entwicklung der Zukunft” erarbeiten. Die Ergebnisse sollten im Anschluss vorgestellt und mit anwesenden Gästen unter anderem aus der kommunalen Bildungspolitik diskutiert werden. 

Die bayerische Staatsministerin für Unterricht und Kultus, Anna Stolz, hatte im Voraus an den Tag der Bildung erinnert und betonte die wichtige Rolle von Bildung als “Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft”, der “Türen zu persönlichem Erfolg und gesellschaftlichem Fortschritt und Wohlstand” öffnet. 

Der Tag der Bildung wird in Deutschland seit 2015 jährlich am 8. Dezember von der DKJS durchgeführt. Ziel der Initiative ist es, in der Gesellschaft ein Verständnis für Bildung zu schaffen, das weit über “klassische Wissensvermittlung” hinausgeht, und die Fähigkeit von Bildung hervorzuheben, als Schlüssel für Persönlichkeitsentwicklung, Selbstbewusstsein und Sozialkompetenz zu dienen und damit gesellschaftliche Chancengleichheit zu schaffen.

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Während Fremdsprachen wie Französisch oder Spanisch ihre bedenkenlose Daseinsberechtigung  im Lehrplan haben, muss sich Latein bei der Fächerwahl oft rechtfertigen. Wer möchte schon eine “tote Sprache” lernen? De facto ist Latein allerdings sehr lebendig. Allein in der Weihnachtszeit begegnet uns die Sprache immer wieder, denn der Adventskalender kommt beispielsweise von “Adventus” für “Ankunft”. Außerdem ist das Deutsche von der grammatikalischen Struktur des Lateinischen stark beeinflusst, wie man an den Fällen Genitiv, Dativ oder Akkusativ sehen kann. Laut einem Bericht des SWR konnten erste Praxistests sogar belegen, dass Latein beim Sprachverständnis von Deutsch hilft, besonders Kindern, deren Erstsprache nicht Deutsch ist. Latein trotz seines schlechten Rufs zu erlernen, kann also durchaus sinnvoll sein. In diesem Artikel stellen wir euch neun nützliche Kanäle, Plattformen und Tools vor, die den Status quo eures Unterrichts in der antiken Sprache auf moderne Standards hebt.

Magistri Latinitatis in Youtube (Lateinlehrer:innen auf Youtube)

Youtube ist längst nicht nur ein reines Unterhaltungsmedium, sondern wird von vielen Schüler:innen in Ergänzung zum Unterricht als Nachhilfe und Lernunterstützung herangezogen. Wir möchten euch drei Kanäle vorstellen, die Latein-Themen behandeln und eure Lateinstunde ergänzen können.

Ein großer Unterschied zwischen Latein und den Sprachen Spanisch oder Französisch ist, dass erstere im Unterricht nicht gesprochen wird. Zwar werden Originaltexte vor der Übersetzung vorgelesen. Zwischen Grammatik, dem schriftlichen Übersetzen und Geschichtswissen zur Antike findet die korrekte Aussprache jedoch kaum Beachtung. Falls ihr euren Schüler:innen die Lebendigkeit der Sprache in Form ihrer Mündlichkeit näherbringen wollt, könnt ihr auf dem Kanal Dein Lateinlehrer vorbeischauen. Dieser stellt in seinem Video die wichtigsten Regeln zur Aussprache vor. Außerdem findet ihr auf seinem Channel einige Videos zur Grammatik für Anfänger:innen und dem Lateinstoff in der Oberstufe. 

Für die Motivierten und Sprechbegeisterten gibt es zwei Youtube-Kanäle, auf denen beinahe ausschließlich Latein gesprochen wird. Bei Satura Lanx achtet Irene auf Beginnerfreundlichkeit und stellt neben Lektionen auch vereinfachte Texte in der Originalsprache vor. Zusätzlich erklärt sie in einem Video, wie sie sich das Lateinsprechen beigebracht hat. Auf dem Kanal Latinitium werden Witze erzählt, Halloween Specials vorbereitet und antike Geschichten erzählt – alles auf Latein. Diese Videos könnten für eine Abwechslung im Unterricht sorgen oder sogar als Grundlage für eine besondere Stunde herangezogen werden. Die Schüler:innen danken es sicherlich, wenn sie statt Cicero Witze in einer entspannten Stunde übersetzen dürfen.

 

Auf dem Kanal Der Lehrer werden grammatikalische Themen anschaulich erklärt und in verschiedenen Playlists zusammengefasst. Neben Videos zum Gerundium, den Partizipien oder den Tempora bietet Der Lehrer auch Übungen in Videoform, in denen Schüler:innen Schritt für Schritt an die Hand genommen werden.

Auch der Channel Otia Mea bietet nützliche Videos zur Grammatik und Übersetzungstechniken sowie zur Metrik an, damit auch die, die mit ihrem Latein am Ende sind, wieder Lust am Lernen gewinnen. Daneben hält der Kanal auch ein Audiobook und sogar die berühmte Rede des ehemaligen US-Präsidenten J. F. Kennedy in lateinischer Sprache parat. Diese Videos eignen sich, um wieder Abwechslung in den Unterricht zu bringen.

Über diese spannenden Youtube-Kanäle hinaus gibt es auch einige Social-Media-Kanäle, die sich rund um den Lateinunterricht drehen. Wenn euch diese interessieren, schaut bei unserem Artikel vorbei. Dort stellen wir euch fünf aufregende Kanäle vor.

Utilia instrumenta ad Latinitatem docendam (Nützliche Tools für den Lateinunterricht)

Neben Videoplattformen existieren heutzutage auch viele Tools, die frischen Wind in die verstaubte Lateinstunde bringen und den Unterricht bereichern können. In diesem Abschnitt stellen  wir euch vier hilfreiche Plattformen vor.

Navigium, zu Deutsch “Schiff”, ist eine umfangreiche Plattform, die sowohl ein Wörterbuch, das deklinierte und konjugierte Formen übersetzen und benennen kann, als auch eine Online-App für den Unterricht zur Verfügung stellt. Die App lässt sich gut in den Unterricht integrieren. So können Schüler:innen die Fotofunktion nutzen, um eine Vokabelliste hochzuladen. Diese wird nun individuell abgefragt, wobei ausgewählt werden kann, ob die Abfrage mündlich, schriftlich, in Multiple-Choice-Form oder zum Ausdrucken erfolgen soll. Dabei lassen sich Wortarten oder Stammformen spezifisch abfragen. Alles Nichtgewusste kommt daraufhin in eine Übungsbox, die beliebig wiederholt werden kann. In der App können sich Schüler:innen auch für das klassische Karteikastenlernen entscheiden. Bilder und Visualisierungen helfen dabei, sich die Vokabeln besser einzuprägen. Bei der Textanalyse hilft ein Programm in der App. Anders als reine Übersetzer vermeidet dieser das bloße Wiedergeben des Inhalts, sondern möchte das eigenständige Lernen fördern, indem Hilfestellungen zum Text gegeben und Wörter in ihrer Grundform dargestellt werden. Mit einem Grafen lassen sich Lernfortschritte festhalten, um so die Motivation der Lateinschüler:innen zu steigern. Das Lehrbuch Pontes ist dabei schon in die App integriert. Einen Haken gibt es jedoch. Die Online-App von Navigium ist kostenpflichtig. Mit einer Test-Schullizenz von sechs Monaten kann die App zuerst kostenfrei eingesetzt werden. Danach kostet die App 2,5–7 Euro pro Schüler:in pro Jahr, je nach Anzahl der Nutzer:innen.

Auf der Plattform Lateinon können Schüler:innen Kurse zur lateinischen Grammatik durcharbeiten. Hierbei bietet jeder Kurs verschiedene Lektionen in verschiedenen Kategorien an. Darunter fallen Grundlagen und Deklinationen, Verben und Konjugationen, Adjektive und ihre Steigerung und der lateinische Konjunktiv. Das Besondere daran ist, dass die Kurs nach Anmeldung auf der Seite kostenlos und dabei trotzdem sehr umfangreich aufgestellt sind. Alle Kurse sind nach ihren Niveaustufen eingeteilt. So eignen sich einige besonders für Anfänger:innen, andere eignen sich für alle Stufen und manche werden für Fortgeschrittene empfohlen. Daneben werden Übungen, ein Wörterbuch und kulturelles Wissen, wie zum Leben in Rom und den antiken Göttern, vermittelt.

Für Arbeitsblätter oder deren Inspiration sind die Seiten Übungskönig und LernWolf geeignet. Auf Übungskönig können Schüler:innen auf Origialtexte von Catull, Caesar, Nepos, Martial oder Ovid zugreifen. Zu jedem Text wird eine entsprechende Lösung angeboten, die beim Verständnis und der Übersetzung Hilfestellung leisten oder zur Überprüfung dienen kann. In Sachen Grammatik, Kulturwissen und Übungstexten können Lehrkräfte zwischen den beiden Niveaustufen 6./7. Klasse und 8. Klasse wählen. Außerdem bietet die Seite eine Zusammenfassung von berühmten Sprüchen und Zitaten in der Originalsprache an. Jedes Arbeitsblatt kommt mit einer Lösung, die separat heruntergeladen wird.

LernWolf dagegen bietet kostenlose Arbeitsblätter zum G9 und LernplanPlus an, die sich besonders für die Schulaufgabenvorbereitung und zum Üben eignen. Alle Arbeitsblätter sind mit einer Musterlösung versehen und ergänzen besonders den Unterricht im ersten Lernjahr Latein.

 

In der Welt des Lateinunterrichts eröffnen sich durch moderne Kanäle und innovative Tools spannende Möglichkeiten, die scheinbare “tote Sprache” wieder lebendig werden zu lassen. Von Youtube-Channels über unterhaltsame Sprechübungen bis hin zu umfassenden Online-Plattformen – es gibt mittlerweile zahlreiche Ressourcen, die den Lateinunterricht zeitgemäß ergänzen und bereichern können. Trotz mancher Vorbehalte gegenüber der antiken Sprache zeigt sich: Latein hat mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick vermuten würde, und daher unterstützen moderne Möglichkeiten dabei, das Interesse an dieser zeitlosen Sprache bei den Schüler:innen wieder neu entfachen zu können.

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Lehrer:in sein – ist das wirklich was für mich? Keine verwerfliche und schon gar keine seltene Frage, die sich Personen in allen Stadien des Berufs auftut. Klarheit schafft nur ein gesundes Abwägen und Reflektieren darüber, ob man für die Realität dieses Berufes geeignet ist, oder umgekehrt, ob der Beruf und der zugehörige Ausbildungsweg dem entspricht, was man sich darunter vorgestellt hatte. Wir haben deshalb einige Impulse für euch gesammelt, die ihr euch als den Anfang einer kritischen Selbstreflexion nehmen könnt.

Zunächst ist eines klarzustellen: Die eigene Lebens- und berufliche Lage zu überdenken ist nichts Schlechtes! Ganz im Gegenteil. Es bedeutet nicht, etwa das Handtuch schmeißen zu wollen oder auf irgendeine Weise schwach zu sein, sondern kann eine sehr gewinnbringende Beschäftigung sein, der ihr beispielsweise im regelmäßigen Turnus von einem Jahr nachgehen könnt. Dafür könnte man sich ein festes Set an Fragen überlegen, die man jedes Jahr aufs Neue beantwortet. So könnt ihr über die Jahre vergleichen, wie ihr zu bestimmten Aspekten in eurer Berufswelt steht und auf ein Protokoll über positive und negative Entwicklungen zurückblicken. Vielleicht fallen in einer so direkten Auseinandersetzung auch Probleme auf, die einem bis dato noch gar nicht so bewusst waren – oder ihr merkt, dass sich ehemalige Knotenpunkte mittlerweile doch schon etwas gelockert haben. Wir geben euch ein paar Ideen für Fragen, mit denen ihr so eine Reflexion durchführen könnt:

  1. Welche Erinnerungen aus dem Schulalltag des letzten Jahres haben mich besonders mit Freude erfüllt?

Zum Einstieg etwas Leichtherziges: Eine Rückbesinnung auf das Feiern gemeinsamer Erfolge mit Schüler:innen und Kolleg:innen, eine gelungene Weihnachtsfeier oder das Entlassen eines altbekannten Abschlussjahrgangs haben genauso ihren Platz im Schulleben wie der reguläre Unterricht. Noch einmal kurz darüber nachzudenken, schiebt vielleicht für den Anfang die schweren Wolken des Alltagsstresses beiseite, von denen diese Ereignisse nur allzu schnell verdeckt werden. 

  1. Woran konnte ich im vergangenen Schuljahr wachsen – persönlich und professionell?

Das aktive Nachdenken darüber kann multidimensional wirksam sein: Erstens führt ihr euch eure letzten kleinen und großen Erfolge vor Augen und könnt auf jeden Fall stolz darauf sein! Und zweitens gewinnt ihr durch die intentionale Trennung von persönlich und professionell Erkenntnisse darüber, ob ihr bestimmte Dinge genau wie erwartet zuordnen würdet, nicht ganz sicher seid welchen Bereich sie betreffen oder vielleicht sogar zu beidem zuordenbar sind, oder vielleicht berührt euch ein professionell gedachter Fortschritt doch am stärksten auf persönlicher Ebene?

  1. Der Montagmorgen steht an: Welche Bilder schießen mir dazu als erstes in den Kopf?

Diese Frage kann besonders aufschlussreich sein: Sie bildet den Alltag ab, den ihr in eurem Job oder der Ausbildung durchlauft, und ruft dabei eure am stärksten verankerten Assoziationen hervor. 

  1. Was war meine anfängliche Motivation, Lehrer:in zu werden? Hat sie sich bisher gehalten oder geändert? Ist sie überhaupt noch greifbar?

Hierbei ganz wichtig: Die Hintergründe des eigenen Ansporns geändert zu haben, heißt keineswegs, sein jüngeres Ich zu enttäuschen. Wir alle wachsen an und mit unserem Umfeld!

  1. Würde ich als Schüler:in gerne meinen eigenen Unterricht besuchen?

Ein Perspektivwechsel hat noch nie geschadet. Vor allem für Lehrer:innen, die schon länger im Beruf sind, könnte dieses Gedankenexperiment hilfreich sein.

  1. Gibt es Probleme in meiner Work-Life-Balance?

Ob mit Freude oder Frust: Neben der Arbeit sollte das Privatleben nie komplett untergehen. Findet man hier doch einige Defizite, sollte man versuchen, am eigenen Zeitmanagement zu arbeiten, damit man im nächsten Jahr hoffentlich  eine erfreulichere Antwort auf die Frage geben kann.

  1. Welche Änderung meiner Arbeitsbedingungen würde meine momentane Lebensqualität am meisten steigern?

Eine relativ selbsterklärende Frage, die wohl in den meisten Fällen mit der vorigen einhergehen wird.

  1. Welche Vorteile und Freuden bringt mir mein Beruf, die nicht formaler Natur sind? Würde ich auch lehren, wenn diese anders aussähen?

Mit dieser Frage macht ihr euch kurz ganz bewusst blind für die wohl gängigsten “Benefits”, die mit dem Lehrerberuf (vor allem im klassischen Modell der Verbeamtung) einhergehen. Das kann ein Offenlegen dessen erleichtern, was den Beruf für euch abseits von Privater Krankenversicherung und co. im Kern ausmacht. Dazu könnt ihr eine unkomplizierte Auflistung von uns als Impuls hernehmen.

  1. (Wie) spreche ich mit meinem privaten Umfeld über meinen Beruf?

Ein Austausch über die Arbeitswelt im Privaten ist wichtig. So kann man zum einen Vergleiche dazu ziehen, wie es in anderen Branchen aussieht, und kann im Idealfall auch auf ein Sicherheitsnetz zurückgreifen, bei dem man ohne Konsequenzen auch einfach mal Dampf ablassen kann. Der Beruf, bei dem man niemals eine gewisse Frustration erreicht, muss schließlich wohl noch erfunden werden. Auch das sollte man sich jedoch bewusst machen: Spreche ich ausschließlich negativ? Vergesse ich dadurch vielleicht sogar selbst, dass es gar nicht immer so stressig ist, wie ich das Bild male?

  1. Gibt es Differenzen zu der Weise, wie ich tatsächlich darüber denke?

An dieser Stelle ist es hilfreich, noch einmal zu differenzieren, wie man seinen Beruf nach außen darstellt, und wie man ihn ganz ehrlich und privat selbst bewertet. Nach allen vorhergehenden Fragen könnt ihr  hier ein Resümee ziehen und hoffentlich ein ebenso reflektiertes wie gewinnbringendes Fazit darüber ablesen, wie zufrieden ihr in eurem Lehrerjob seid, und wie man dieses Level aufrechterhalten oder sogar ausbauen könnte – oder ob der berufliche Weg euch vielleicht in eine ganz andere Richtung führt.

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Gesellschaftliche Krisen, umweltpolitische Debatten, Künstliche Intelligenz – und mittendrin der ganz normale Schulalltag. In ihrem neuen Buch  “Das krisenfeste Kind”, das im September im Kein & Aber Verlag erschienen ist,  gibt die Psychologin und Journalistin Verena Friederike Hasel gewinnbringende Impulse für einen bedachten Umgang mit Kindern in der Schule und zu Hause, um sowohl ihnen als auch den heutigen Zeiten gerecht begegnen zu können. Die Kombination ihrer Studienabschlüsse, Drehbuch und forensische Psychologie, sowie die Reporter- und Autorinnentätigkeit für renommierte deutsche Zeitungen dürften die Lektüre dieses Sachbuchs spannend werden lassen.

Die Autorin spricht verschiedenste Felder an, die auf das Heranwachsen junger Schüler:innen Einfluss nehmen. Dabei prangert sie an, dass es bisher in Deutschland, oder zumindest im deutschen Bildungssystem, noch nicht wirklich angekommen sei, den Kindern im Umgang mit all diesen Einflüssen auf Augenhöhe zu begegnen. Hasel stellt deshalb in ihrem Buch pädagogische Konzepte und methodische Grundlagen vor, die sie auf ihren Reisen durch deutsche und finnische Schulen dokumentieren konnte. Dabei ist das Ziel jedoch keineswegs, durch stumpfe Gegenüberstellungen die Defizite des deutschen Bildungssystems anzuprangern. Stattdessen stellt sie klar: „Ich erzähle Geschichten vom Gelingen, denn negative kennen wir alle zu Genüge.“

Ganz konkret spricht Hasel von einem großen Bedarf, Kinder nachhaltiger auf die Zukunft vorzubereiten. Damit ist nicht nur die überfällige Überarbeitung von Lehrplänen gemeint: „Ich [zeichne] in diesem Buch ein sehr konkretes Bild davon, wie Lehrer:innen, Mütter und Väter Fähigkeiten wie Selbstregulation, Empathie, Resilienz und Gemeinschaftsgefühl fördern können.“ Ein stärkerer Fokus auf das „Denken, Reden und Handeln“ könne Wege eröffnen, Kinder sowohl schulisch als auch sozial und emotional besser für ihre Zukunft zu wappnen. Ein weiterer Fokus müsse laut Hasel auf Künstliche Intelligenz gelegt werden, insbesondere darauf, dass diese im Laufe der Zeit immer mehr Aufgaben übernehmen wird und Kinder deshalb auf eine Form des gesellschaftlichen Lebens vorbereitet werden müssen, die adhoc noch gar nicht vorliegt. Dieses Vorhaben mag für einige übermotiviert oder ungreifbar klingen, doch die Perspektivierungen der Autorin zeigen auf, wie nah das Morgen tatsächlich ist – und dass wir es daher auch genau so behandeln sollten. 

Die Kinder von heute werden ihr Erwachsenenleben in einer extrem schnelllebigen Gesellschaft verbringen. Dabei kann man nur schwer von einem „Vorbereiten“ sprechen, als wäre der erste Lebensabschnitt in der Schule isoliert vom gesellschaftlichen Wandel, und das echte Leben gehe erst am Tag nach dem Schulabschluss los. Kinder haben ohnehin keine Vergleichswerte vom „Alten“; was Erwachsene als Wandel und Neuerungen ansehen, ist für sie von Anfang an gesetzt. Schüler:innen sollten daher mit Neuerungen durchs Schulsystem geleitet werden, anstatt erst veraltete Lehrmethoden zu verinnerlichen, um dann zu hören, was es mittlerweile theoretisch schon für tolle Konzepte gibt. Das könne zum Beispiel durch den aktiven und stets aktualisierten Einsatz digitaler und technischer Innovation im Unterricht sichergestellt werden. 

Das Buchcover des Sachbuchs "Das krisenfeste Kind" (Quelle: Zeit)

Das ist keineswegs eine neue Forderung. Die Digitalisierung voranzutreiben ist schließlich in aller Munde. Die Autorin schafft dennoch eine Perspektivierung, die so simpel klingt, dass festgefahrene deutsche Schulen womöglich schon erzürnt ihre „Wie stellen Sie sich das denn vor“-Leitfäden im Glaskasten vorm Lehrerzimmer aushängen: Was wäre denn, wenn wir mit dem (weiter-)arbeiten was wir eh schon haben, anstatt es zu bekämpfen? Warum hören wir nicht auf, die Handys von Schüler:innen als den größten Feind des Unterrichts anzusehen, und nutzen ihren im privaten Umfeld ohnehin schon erlernten Umgang damit? Das ist tatsächlich keine Forderung nach uneingeschränktem Medienkonsum, auch keine nach der Auslagerung von Stoffvermittlung auf Social Media, sondern vielmehr eine gewinnbringende Grundlage modernen Unterrichts. Wäre das Einbinden der privaten Medienwelt von Schüler:innen kein besonderes Moment, das den getakteten Plan der Lehrkraft stört, sondern ein integrativer Bestandteil des Unterrichts, könnten sich beispielsweise solche Situationen zutragen: Eine Bemerkung der Lehrkraft während der Stoffvermittlung erinnert ein Schulkind an ein Video auf der Plattform TikTok, das es zuhause angesehen hat. Der Link dazu erreicht sofort alle Mitschüler:innen, sodass es im Klassenverbund diskutiert und auf das momentane Thema bezogen werden kann. Hasel plädiert dafür, dass solche Situationen nicht als Einschub zwischen den „eigentlichen“ Unterricht angesehen werden sollten, oder gar als Zeitverschwendungen im Lehrplan, sondern genau das ist, wo der Unterricht stattfinde. Schließlich eignen sich Schüler:innen genau so unzählige Prozesse an, die tatsächliche Praxis verlangen: Verbindungen erkennen, Rückschlüsse ziehen, Recherchefähigkeiten optimieren, Inhalte filtern, die Qualität des gefundenen Inhalts bewerten, Medienkompetenz schulen, und fast als würde es nebenbei passieren, den eigentlichen Stoff erlernen.

Damit so eine Art des Lernens funktionieren kann, brauche es ein flexibleres System, das vor allem auch fächerübergreifend fungieren kann. Kommen im Deutschunterricht durch Google-Suchen zum Thema Literaturgeschichte tiefer bohrende Fragen zu spezifischen politischen Ereignissen auf, müsste nicht gesagt werden „Fragt das am besten euren Geschichtslehrer, wir müssen weitermachen“, sondern dann wäre das eben der Weg, den diese Unterrichtsstunde heute geht. Natürlich ist die praktische Durchführbarkeit eines so fluktuierenden Lehrsystems derzeit etwas anzuzweifeln, doch die Autorin liefert mit Erzählungen von finnischen Schulen einige Beispiele, in denen das schon sehr gut zu funktionieren scheint. Auch ein wachsender Fokus auf individualisiertem Lernen ist an dieser Stelle ein wichtiger Impuls, den die Autorin auf den Weg bringt. Ein weiteres Positivbeispiel bringen finnische Schulen im Umgang mit dem Umgehen selbst: „Sozioemotionales Lernen“ ist dort an einigen Schulen ein Pflichtfach. Interessierte finden bei der Zeit eine eindrückliche Leseprobe zu diesem Thema.

Durch das malerische Einbringen zahlreicher Geschichten von ihren Reisen durch die Schulsysteme legt Verena Friederike Hasel offen, dass Schule keineswegs so bleiben muss, wie wir sie kennen und wie sie größtenteils heute immer noch ist – und zeigt, dass Änderungen an bestehenden Systemen keine Einbußen in der Wissensvermittlung bedeuten müssen. Wer schlicht interessiert an der theoretischen Abhandlung bestimmter pädagogischer Konzepte oder wissenschaftlicher Grundlagen ist, ist bei diesem Buch aber vermutlich aus mehreren Gründen fehl am Platz. Erstens finden sich diese Konzepte sehr wohl sowohl in der Theorie als auch praktisch umgesetzt wieder, doch gerade durch diese Natur des Erzählens von der Praxis liest sich das Buch eher wie eine ausgeschmückte Erlebniserzählung als ein Fachlexikon. Zweitens würde die Absicht, Konzepte und Impulse ohne jeden Kontext vorfinden zu wollen, ein bisschen darauf schließen lassen, dass man den Punkt verfehlt hat: Es gibt nach der Message des Buches nämlich keine Blaupause, keinen Plan A, keinen brandneuen jetzt-ist-aber-wirklich-alles-drin-Lehrplan.

Hasel schafft es, nicht nur durch bloße Worte ihre Vision für den Umgang mit Kindern zu vermitteln, sondern bildet mit der Struktur ihres Buches die Verworrenheit all dieser angesprochenen Punkte ab. Man kann die Theorie hinter brillanten finnischen Lehrmethoden nicht vom Ergebnis ihrer praktischen Anwendung trennen, die Art der Wissensvermittlung nicht von der Atmosphäre, die in diesem spezifischen Klassenzimmer herrschte und so erst zu diesem Ergebnis führen konnte, und ebenso wenig ist der Input von Schule und Zuhause trennbar vom späteren Umgang mit allen Herausforderungen des Lebens: „Wie wir jetzt mit unseren Kindern umgehen, entscheidet darüber, wie sie später zurechtkommen; was sie heute lernen, prägt die Welt von morgen“. Hasels Anregungen kann als utopischen Idealismus abstempeln, wer davon überzeugt ist, sein Großvater hätte in der Schule nicht über Emotionen reden müssen und hätte es trotzdem zu etwas gebracht  – alle anderen finden hierin den Versuch, Kinder angemessen auf dieses Morgen vorzubereiten, und dafür müssen sie vor allem eins sein: „Krisenfest“.

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In Deutschland sprechen verschiedene Medien nach der Veröffentlichung der aktuellen Pisa-Studie von einem neuen “Pisa-Schock”. Dabei kommen die schlechten Ergebnisse (Lehrer News berichtete) der Schüler:innen laut Expert:innen überhaupt nicht überraschend. Die plötzliche Umtriebigkeit der Politik in Folge der Studie wird von vielen Akteuren angesichts der seit Jahren aufgezeigten Missstände und knappen Mitteln für Bildung und Integration als scheinheilig angesehen. Wir haben für euch die wichtigsten Reaktionen aus Politik, Wissenschaft und der Lehrkräfte-Community auf die schlechtesten Pisa-Ergebnisse seit 23 Jahren zusammengefasst.

Politiker:innen nutzen den Moment für Forderungen

Die Veröffentlichung neuer Pisa-Studien wird alle drei Jahre von Politiker:innen zum Anlass genommen, um längst überfällige Forderungen für das deutsche Bildungssystem zu stellen. Das Bundesbildungsministerium selbst hat schnell auf die neuen Ergebnisse der Pisa-Studie reagiert und damit gezeigt, dass die Regierung die Pisa-Studie ernst nimmt. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Katharina Günther-Wünsch (CDU), sagte dazu: „Die Ergebnisse der PISA-Studie 2022 sind besorgniserregend [...]. Eine zunehmend heterogene Schülerschaft stellt das Schulsystem und auch die Lehrkräfte vor enorme Herausforderungen. Zudem zeigen sich weiterhin die Auswirkungen der pandemiebedingten Einschränkungen und Schulschließungen. Und wir stehen vor der Herausforderung, sicherzustellen, dass jede Schule die notwendigen Mittel erhält, um eine hochwertige Bildung zu gewährleisten. [...] Die KMK schärft derzeit ihre Empfehlungen für die Grundschulen und bereitet eine deutliche Stärkung des Deutsch- und Mathematikunterrichts vor. Wir brauchen insbesondere eine gezielte Sprachförderung, die in der Frühen Bildung ansetzt und die Lernenden länger begleitet. Die Ergebnisse verdeutlichen zudem, dass die Jugendlichen mit Zuwanderungshintergrund, besondere Unterstützung benötigen”. 

Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (SPD) sprach sich dafür aus, Bildung bundespolitisch höher zu priorisieren und als Bund die Länder "massiv zu unterstützen". "Der Handlungsbedarf im Bildungssystem könnte größer nicht sein", so die Ministerin.

Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sieht „dringenden Handlungsbedarf", sagte sie im Deutschlandfunk. “Es ist ein miserables Ergebnis und das muss nicht nur nüchtern analysiert werden, sondern auch Konsequenzen haben“, so Prien. Sie fordert, dass die basalen Kompetenzen stärker gefördert werden müssten, auch schon in der Kita.

Weitere Reaktionen auf die neue Pisa-Studie kommen auch aus anderen Bundesländern. Die Kultusministerin von Baden-Württemberg, Theresa Schopper, hat dazu ein Statement rausgegeben. Sie sieht in den neuen Ergebnissen bestätigt, dass Deutschland bei der Digitalisierung hinterherhinkt. Die Corona-Pandemie hätte hier zwar “einen regelrechten Online-Booster” ausgelöst. Nun sei es wichtig, diesen Schwung auch beizubehalten. Hier seien Bund, Länder und Kommunen gemeinsam gefragt. Dafür fordert sie, dass der Digitalpakt fortgesetzt werden müsse. Dessen Anschlussfinanzierung steht immer noch in Frage

Auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir von den Grünen verwies in seiner Reaktion besonders auf Jugendliche mit Migrationshintergrund und zog hierzu seine eigene Geschichte heran. Ihm hätte beispielsweise ein bedingungsloses Grund­einkommen und damit Geld für seine Eltern nicht geholfen, so der Grünen-Politiker, der ein Kind türkischer Arbeiter ist. „Was uns aber geholfen hätte, wären eine Kita und eine Ganztags­schule gewesen, die den Namen verdient, mit einem gesunden und vollwertigen Mittagessen”, sagte Özdemir gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland

Der Vorsitzende des Bundestagsbildungsausschusses, Kai Gehring (Grünen), fordert eine Sonder-Ministerpräsidentenkonferenz der Länder einzuberufen, um schnell Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Auch von Gewerkschaften und Interessenverbänden gibt es kritische Reaktionen auf die Veröffentlichung der neuen Pisa-Ergebnisse. Wie die aussehen, könnt ihr hier bei Lehrer News nachlesen

Resignation von Seiten der Wissenschaft 

Der Soziologe Aladin El-Mafaalani zeigt sich wie viele seiner Kolleg:innen wenig überrascht von den Ergebnissen der neuen Pisa-Studie. Gegenüber dem Stern sagte er: "Diesen Trend beobachten wir seit rund zehn Jahren. Corona hat ihn lediglich verstärkt. Das deutsche Schulsystem ist heruntergewirtschaftet, es fehlen Fachkräfte. Und die Migration hat zugenommen. In den Ballungsräumen hat mittlerweile die Mehrheit der Kinder in Kitas und Grundschulen einen Migrationshintergrund. Dort werden in den Grundschulen 20 verschiedene Sprachen gesprochen. Wir brauchen so etwas wie ein Sondervermögen für die Bildung von 100 Milliarden Euro."

„Die schlimmste Nachricht ist, dass dieses Ergebnis niemanden mehr überrascht“, kommentierte Stefan Spieker, Geschäftsführer von Fröbel Bildung und Erziehung, gegenüber dem Tagesspiegel. Er hält die Reaktionen der Politik auf die jüngsten Pisa-Meldungen für scheinheilig und stellt die Frage, warum „ein Bundesprogramm wie die Sprach-Kitas gestoppt und nicht etwa ausgebaut“ wird.

Im Zuge der neuen Erkenntnisse des OECD steht auch das Pisa-Studiensystem an sich wieder in der Kritik. Hier werden die unzureichende Vergleichbarkeit zwischen den Ländern, die intransparente Vorgehensweise des OECD und der eingeschränkte Fokus auf die drei Bereiche Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften genannt. Es gibt dieser Tage aber auch Stimmen, die sich explizit für die Nützlichkeit der Pisa-Studien aussprechen. Zu ihnen gehört Bildungsforscher Kai Maaz vom Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt. Der Vorteil sei gerade der internationale Vergleich, den PISA alle drei Jahre ermögliche, der Blick über Deutschland hinaus und die Feststellung, wo wir da gerade stünden. Das Monitoring sei durchaus spannend, allerdings sollte man da dann nicht stehenbleiben. Er meint, dass jetzt gefragt werden muss, wie man an dieser Stelle gelandet ist und wo das nun hinführe. Dabei sei es durchaus hilfreich zu sehen, wie andere OECD-Länder mit ähnlichen Problemen darauf reagierten.

Ein Ansatz, der in der neuen Pisa-Studie als erfolgreicher Weg anderer Länder, wie etwa Estland, angesehen wird, ist ein konsequenter und angemessener Weg bei der Digitalisierung. Pisa-Studienleiterin Doris Lewalter zeigt hier das Ungleichgewicht beim Thema auf: "Die Zeitkontingente für die entsprechende Unterrichtsvorbereitung und das Personal für den technischen Support liegen an deutschen Schulen deutlich unter dem OECD-Durchschnitt. Unterm Strich wird das potenzielle Angebot an vielfältigen digitalisierungsbasierten Lernformen im Unterricht kaum ausgeschöpft. In ihrer Freizeit nutzen die Fünfzehnjährigen digitale Medien zum Teil in sehr hohem Umfang auch für lernbezogene Aktivitäten. Im Vergleich zum OECD-Durchschnitt schätzen die Schülerinnen und Schüler ihre Selbstwirksamkeit im Umgang mit digitalen Medien jedoch deutlich niedriger und ihre Motivation, mehr über digitale Medien lernen zu wollen, signifikant höher ein”, sagte sie dem Magazin Campus Schulmanagement

Lehrkräftecommunity sieht sich in andauernder Kritik bestärkt

Bildungsinfluencer Bob Blume zeigte sich im Interview bei Deutschlandfunk Nova vom schlechtesten Abschneiden deutscher 15-Jähriger seit Beginn der Pisa-Studien in Deutschland geschockt. Gleichzeitig führt er aus, dass man in Deutschland “eine Bildungskatastrophe nach der anderen erleben” würde. Er fordert eine Kehrtwende in der deutschen Bildungspolitik. Blume stellt die Ergebnisse in einen gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang. Die Ergebnisse wären hierzulande besonders heftig, weil Deutschland als rohstoffarmes Land nichts anderes hätte, als die Bildung. Um die größer werdende Bildungsungerechtigkeit zu bekämpfen, die auch die Pisa-Studie nochmal bestätigt hat, fordert Blume Maßnahmen im frühkindlichen und Grundschulbereich. Das Startchancen-Programm der Bundesregierung, welches im nächsten Jahr starten wird, sei ein guter Ansatz. Die angesetzten Investitionen würden aber nicht ausreichen. 

Unter unseren Beiträgen zur Pisa-Studie bei Instagram haben verschiedene Mitglieder der Community kommentiert und Forderungen für das deutsche Bildungssystem und Kritik an der Pisa-Studie an sich geteilt. “Lehrer4u” stellt in Reaktion auf die Kritik des Philologenverbandes beispielsweise die Frage, ob “der Fokus auf mehr Fachunterricht” wirklich das sei, was man brauche. “Waldschrat_taunus” sieht die strukturellen Probleme vor allem in der Struktur des deutschen Bildungsföderalismus: “Schafft endlich diesen Unsinn von 16 Kultusministerien ab und steckt das dann zur Verfügung stehende Geld direkt in die Schulen.” Instagram-User “der_laehrer” findet den Fokus auf die 15-jährigen Schüler:innen bei den derzeitigen Meldungen in deutschen Medien unangemessen. “Nicht Schüler/15-Jährige schneiden schlecht ab, sondern das deutsche Bildungssystem. Ein Bildungssystem, das seit Jahren kaputt gespart wird.”

Die hier aufgelisteten Reaktionen sind nur eine kleine Auswahl. In ganz Deutschland haben sich noch deutlich mehr Menschen und Organisationen zu der neuen Pisa-Studie geäußert. Dieser Artikel hat lediglich den Anspruch, einen kleinen Überblick über die sich jetzt anschließende Diskussion zu dem Thema zu geben. Was haltet ihr von den Ergebnissen – und der laufenden Debatte? Kommentiert gerne unter diesem Beitrag!

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Stuttgart. Nach vielen Jahren der Vorbereitung soll in Baden-Württemberg endlich eine digitale Bildungsplattform an den Start gehen. Ab 2024 werde das Portal “Schule@BW” ausgerollt und bis Sommer allen öffentlichen Schulen zur Verfügung gestellt, hat das Kultusministerium Anfang der Woche mitgeteilt. Gleichzeitig kündigte das Ministerium eine neue Digitalisierungsstrategie an, die vom Grün-schwarzen Kabinett beschlossen wurde. 

Die neue Bildungsplattform mit dem Namen “SCHULE@BW” stellt einen zentralen Baustein der Strategie dar. Sie soll den Einsatz von digitalen Medien im Schulalltag zentral bündeln. Teil davon sind die Lernmanagementsysteme Moodle und itslearning, die von den Schulen bereits benutzt werden. Außerdem erhalten Lehrkräfte einen sogenannten digitalen Arbeitsplatz und damit auch erstmals flächendeckend eine dienstliche E-Mail-Adresse. Die Testphase sei erfolgreich gewesen, weshalb man nur noch auf die letzten Vertragsabschlüsse warten müsse, wie Staatssekretärin Sandra Boser erklärte. 

Vergangene Woche hatte die Landesregierung extra das Schulgesetz angepasst, um die Plattform auf eine sichere Grundlage zu stellen. Schon seit 2015 hatte die damalige rot-grüne Regierung in Baden-Württemberg den Beschluss für ein solches Portal mit dem Namen “ella” gefasst. Wegen technischer Mängel wurde es kurz vor dem Start im Jahr 2018 allerdings komplett gestoppt. Mit “Schule@BW” scheint das Vorhaben einer Digitalplattform für Schulen nun endlich zu gelingen. “Der Einsatz digitaler Geräte und Programme im Unterricht ist richtig und wichtig: für die Qualität des Unterrichts, für die digitale Kompetenz der Schülerinnen und Schüler sowie für das Lernen außerhalb des Unterrichts” erklärt Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) und sieht seine Regierung auf dem richtigen Weg. 

Zur Digitalisierungsstrategie gehört außerdem, digitalen Kompetenzen mehr Fokus in der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften zu geben. Des Weiteren soll in den Bildungsplänen der Einsatz digitaler Medien vermehrt integriert sowie die Verwaltung und Kommunikation an Schulen mehr digitalisiert werden. Das 31-Seitige Strategiepapier der baden-württembergischen Landesregierung zur Digitalisierung öffentlicher Schulen findet ihr hier als PDF.

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Die Anforderung den Schüler:innen einen sicheren Umgang mit digitalen Technologien zu vermitteln, stellt Schulen vor große Herausforderungen. Besonders dort, wo viele Kinder aus sozial benachteiligten Familien kommen, zeigen sich Defizite. Doch unter den betroffenen  Schulen gibt es positive Ausnahmen, mit denen sich Studien genauer beschäftigt haben. Darin wird sichtbar, dass die richtige Einstellung der Lehrkräfte ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg sein kann.

Dass Fortschritte im Unterricht mit digitalen Medien dringend notwendig sind, wurde während der Corona-Krise besonders deutlich. Auch knapp 80 Prozent der Eltern finden es wichtig, dass ihre Kinder umfangreiche Digitalkompetenzen erlernen, wie Umfrageergebnisse der Vodafone-Stiftung zeigen. Doch die Realität an den Schulen sieht oft ernüchternd aus. Mit dem “DigitalPakt Schule” haben Bund und Länder finanzielle Mittel auf den Weg gebracht, um die digitale Infrastruktur an deutschen Schulen zu verbessern. Damit sich die Digitlalkompetenzen der Schüler:innen verbessern, braucht es aber mehr als Smartboards und Tablets in den Klassenzimmern. Hardware allein reicht eben nicht, wie Studienergebnisse zeigen.

Gute Ausstattung muss auch sinnvoll genutzt werden

Die Investitionen in die technische Ausstattung sind dennoch wichtig. Noch immer gibt es zahlreiche Schulen, an denen es an technischen Geräten für Lehrer:innen wie für Schüler:innen fehlt, oder der Internetanschluss unzuverlässig ist. Doch auch bei Schulen, denen es nicht an der Infrastruktur aus Hardware und Software mangelt, ist der Unterricht mit digitalen Medien kein Selbstläufer. Zwar kann es sinnvoll sein, Arbeitsblätter zu digitalisieren, doch Digitalkompetenz zu vermitteln bedeutet mehr als Tafelanschrieb am Smartboard und Abschrieb auf dem Tablet statt im Heft. Damit sich die Ausstattung lohnt, müssen Lehrkräfte die Technik regelmäßig, zielgerichtet und vielfältig in den Unterricht einbauen.

Dafür brauchen Lehrkräfte die Fähigkeiten, um sicher mit den Geräten umgehen zu können, damit ein reibungsloser, digitaler Unterricht gelingen kann. Technische Probleme führen zu weniger Aufmerksamkeit bei den Schüler:innen und auch zu weniger Begeisterung und Motivation Digitalkompetenzen zu erlernen. Deshalb braucht es ausreichend Fortbildungen für Lehrkräfte, in denen sie das Unterrichten mit digitalen Hilfsmitteln lernen und verbessern können. 

Wie eine Studie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gezeigt hat, fordern viele Lehrkräfte diese Fortbildungen schon lange selbst ein. 2020 haben über die Hälfte der Befragten in den vorangegangenen zwei Jahren eine entsprechende Fortbildung besucht, aber nur 18 Prozent fanden das Angebot groß genug. Außerdem fehlt manchen schlicht die Zeit, die wenigen Angebote anzunehmen. Deshalb wäre es wichtig, dem Bedürfnis der Lehrer:innen nachzukommen. Denn wer sich sicher fühlt, kann diese Sicherheit auch weitergeben.

Die Lehrkräfte können den Unterschied machen

Die Grundlage für viele Untersuchungen zur Digitalkompetenz an Schulen bildet die internationale Vergleichsstudie ICILS 2018 (International Computer and Information Literacy Study). Mit diesen Ergebnissen haben zwei Bildungsforscherinnen an der Uni Paderborn im Auftrag der Vodafone-Stiftung Sekundäranalysen durchgeführt, um genauere Erkenntnisse zu gewinnen. In der untersuchten Altersgruppe, der achten Klasse, haben Gymnasien bei der ICILS 2018 durchschnittlich besser abgeschnitten als die nicht rein gymnasialen Schularten. Von den Nicht-Gymnasien konnten jedoch etwa zehn Prozent das gleiche Niveau erreichen. Diese sogenannten digitalen Optimalschulen, haben die Paderborner Forscherinnen genauer untersucht.

Zentrale Erkenntnis ist, dass die Lehrkräfte an den Optimalschulen mit der gleichen vorhandenen Ausstattung zufriedener sind. Daraus ergibt sich eine höhere Motivation, mit digitalen Technologien zu unterrichten. Außerdem setzten die Lehrkräfte diese effektiver, vielfältiger und auch häufiger ein. Sie nutzen die digitalen Medien auch, um einzelne Schüler:innen oder Kleingruppen individueller und gezielter zu fördern. Gleichzeitig zeigen sie sich bemüht, die eigenen Fähigkeiten stets zu verbessern und versuchen, den Einsatz zielgerichtet und intensiv weiterzuentwickeln.

Durch diesen erkennbaren Mehraufwand im Bereich des digitalen Unterrichts, schaffen es die Optimalschulen, Pädagogik und Technik miteinander zu verknüpfen. Dieses Gelingen führt dann dazu, dass ihre Schüler:innen bei der Digitalkompetenz mit der an Gymnasien mithalten können. Dass es im Durchschnitt aber eine Diskrepanz zwischen den Schulformen gibt, hat Gründe.

Soziale Ungleichheiten sorgen für Unterschiede in der Digitalkompetenz

Die ICILS Ergebnisse zeigen nämlich, dass es den meisten Schulen schwerer fällt, digitale Kompetenzen an sozial benachteiligte Schüler:innen zu vermitteln. Grund dafür sind verschiedene Umstände in der familiären Situation. Kinder aus sozial schwachen Familien haben oft weniger technische Geräte zur Verfügung, müssen sich diese beispielsweise mit Geschwistern teilen. Während sozial privilegierte Kinder digitale Geräte häufiger zu Informations- und Lernzwecken nutzen, zeigen die sozial Benachteiligten eine eher unterhaltungsbezogene oder sozial-interaktive Nutzung. Beides führt dazu, dass privilegierte Kinder durch ein vielfältiges Nutzungsverhalten digitaler Medien mehr Erfahrungen im Umgang damit sammeln. Durch diese Umstände haben sozial benachteiligte Kinder oft eine geringere Digitalkompetenz.

Von der Schule gestellte Endgeräte, die auch zuhause benutzt werden dürfen, können hier Abhilfe leisten. Sind diese mit guter Software und Materialien ausgestattet, können sie die Schüler:innen zur lernbezogenen Nutzung anregen. In Hamburg ist gerade an zwölf Schulen ein solches Modellprojekt gestartet. Alle Schüler:innen wurden mit einem Tablet ausgestattet, um zu arbeiten und zu lernen. Zudem verfügen die Projektschulen über flächendeckendes W-Lan sowie gemeinsame Kommunikations- und Lernplattformen. 

Verteilt über alle Bezirke und Sozialindizes wurden dafür sechs Grundschulen, vier Stadtteilschulen und zwei Gymnasien ausgewählt. Damit der Unterricht gelingt, sollen die Lehrkräfte mehr Zeit für zusätzliche Fortbildungen und Konzeptarbeit bekommen. Das gesamte Projekt ist für eine Dauer von zwei Jahren angesetzt. Ziel dabei ist, herauszufinden, wie die digitalen Geräte möglichst sinnvoll im Unterricht eingesetzt werden können und wie Digitalisierung im Schulalltag aussehen kann. Laut Schulbehörde ist Hamburg im Ländervergleich vorne mit dabei, dennoch ist auch hier der Weg zur Implementierung digitaler Medien im Schulalltag noch weit. Bis sich aus dem Projekt gesicherte Erkenntnisse und eine flächendeckende Grundlage für alle Schulen entwickelt, wird es noch eine Weile dauern.

Warten auf neue Erkenntnisse

Die Corona-Pandemie hat uns allen die Dringlichkeit des Themas vor Augen geführt. Dennoch braucht es neue Studien und neue Erkenntnisse, die dabei helfen, eine sinnvolle Digitalstrategie für die Schulen zu entwickeln. In diesem Jahr hat bereits die Datenerhebung der ICILS 2023 begonnen. Doch auch auf Basis der 2018er Studie sind neue Beobachtungen zu machen. Innerhalb der Schulen mit sozial herausfordernden Bedingungen haben immerhin 6 Prozent überdurchschnittlich gut abgeschnitten. Im Projekt „UneS – Unerwartbar erfolgreiche Schulen im digitalen Wandel” arbeiten die Forscher:innen der Uni Paderborn noch bis Ende diesen Jahres an einer Studie, um von diesen Schulen zu lernen.

Sicherlich ist es hilfreich, dass es mehr und mehr Modellschulen und -klassen wie in Hamburg gibt. Aber vier Jahre nach Veröffentlichung der ICILS 2018 fehlt es immer noch an einer zielgerichteten Strategie, die Digitalkompetenz der Kinder und Jugendlichen zu verbessern. Trotzdem zeigt ein abschließender Blick auf die bisherigen Erkenntnisse: Lehrkräfte sollten sich nicht von Mängeln in der Ausstattung entmutigen lassen. Vielleicht können sie gerade auch mit erfolgreichem multimedialen Unterricht die Wichtigkeit der Thematik unterstreichen. Es bleibt zu hoffen, dass auch die Politik endlich Wege findet, ihren Pädagoginnen und Pädagogen die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, damit Schüler:innen sicher mit digitalen Technologien arbeiten können.

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Die jüngsten Ergebnisse der Pisa-Studie zeichnen ein düsteres Bild vom Stand des deutschen Bildungssystems (Lehrer News berichtete). Gewerkschaften und Verbände fordern, jetzt dringend Konsequenzen zu ziehen. Ein Überblick.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt mit Blick auf die ernüchternden PISA-Befunde dringend eine konsequente individuelle Förderung der Kinder und jungen Menschen an. Dafür müssten die Anstrengungen, den Lehr- und Fachkräftemangel effektiv zu bekämpfen, deutlich erhöht werden. Zudem schlägt die GEW einen Masterplan gegen Bildungsarmut und soziale Ungerechtigkeit vor. Dass sich die Abhängigkeit der schulischen Leistungen der Kinder und Jugendlichen vom Elternhaus seit über 20 Jahren nicht verringert hat, bezeichnete die Bildungsgewerkschaft als „Skandal“.

„Die PISA-Ergebnisse sind für die Lebens- und Berufschancen vieler Schülerinnen und Schüler sehr problematisch, für die Schulpolitik beschämend“, sagte Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied Schule, am Dienstag in Frankfurt a.M. „Deutschland hat seit Jahrzehnten sowohl ein Leistungs- als auch ein eklatantes Gerechtigkeitsproblem. Fatal ist: Nach einigen leichten Verbesserungen in den PISA-Runden in den 2000er-Jahren sind wir ungebremst wieder auf dem Niveau von vor 22 Jahren angekommen. Das ist eine schulpolitische Bauchlandung.“ Bensinger-Stolze schlug unter anderem eine durchgängige Förderung der Grundkompetenzen vor, die weder nach der Grundschule noch vor dem Schultor aufhöre, und verlangte, soziale Hürden im Schulsystem abzubauen.

„Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat – als Reaktion auf die erste PISA-Studie im Jahr 2001 – den Fokus zu sehr auf das Thema ‚Qualitätsentwicklung und Standardisierung‘ gelegt und viel zu wenig auf andere Handlungsfelder wie die Sprach- und Leseförderung, die wirksame Unterstützung benachteiligter Kinder und die Ganztagsschulentwicklung gesetzt“, erläuterte die GEW-Schulexpertin.

„Anstatt immer wieder die Alarmglocken neu zu läuten und das ‚Scheitern‘ von Schülerinnen und Schülern zu beklagen, müssen wir die Fehler im System analysieren – und beheben“, betonte Bensinger-Stolze. Mit Blick auf die frühe Selektion, die sozial ungerechte Finanzierung des Schulsystems und den eklatanten Personalmangel unterstrich sie: „Der ‚Output‘ wird nicht besser, wenn der ‚Input‘ nicht stimmt. Die Schülerleistungen werden sich nie in der Breite verbessern, wenn wir die Kinder weiterhin so früh auf hierarchische Schulformen aufteilen. Es ist ein Fehler zuzulassen, dass sich soziale und personelle Probleme in bestimmten Schulen stark konzentrieren. Wer hier zu wenig unternimmt oder gar spart, muss sich nicht wundern, dass so viele Schülerinnen und Schüler durchs Netz fallen und später Fachkräfte fehlen“, sagte die GEW-Expertin. Das Startchancenprogramm der Bundesregierung sei nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“, wenn es nicht verstetigt und Teil des Systems werde.

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) sieht “im Schlechten durchaus auch Positives”, so die DPhV-Vorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing. Zum einen sei es gelungen, trotz der Schwierigkeiten während der Corona-Krise den Anteil der Schülerinnen und Schüler in den niedrigsten Kompetenzstufen in allen Kompetenzbereichen unter dem OECD-Durchschnitt zu halten. Gleichzeitig sind z.T. sichtbar mehr Schülerinnen und Schüler als im OECD-Durchschnitt in den obersten Kompetenzstufen, so z.B. im Bereich der Naturwissenschaften. Dabei sei die Leistungsschere nicht weiter aufgegangen, der Abstand zwischen den leistungsstärksten und -schwächsten Schüler:innen veränderte sich im jüngsten Zeitraum nicht signifikant.

Lin-Klitzing dankt vor diesem Hintergrund den engagierten Lehrkräften in Deutschland. „Es ist angesichts der vielen belastenden Bedingungen beeindruckend, was unsere Lehrkräfte tagtäglich leisten. Das äußert sich nicht zuletzt auch in den zusätzlichen Unterstützungsangeboten, die die große Mehrheit der Schüler und Schülerinnen ihren Lehrkräften etwa im Mathematik-Unterricht bescheinigen.“

Selbstverständlich könne man zum anderen mit der Leistungsentwicklung über die Zeit betrachtet überhaupt nicht zufrieden sein. Lin-Klitzing: „Obwohl die Studie schulische Bildungsziele als Gesamtheit nicht ausreichend abbildet, bestätigt sie doch insgesamt leider negative Trends, die wir seit Jahren beobachten.“ Laut PISA fielen 2022 die Durchschnittsergebnisse in Mathematik, Lesekompetenz und Naturwissenschaften bei den getesteten 15-Jährigen schwächer aus als 2018. Zudem handelt es sich dabei in allen drei Kompetenzbereichen um die niedrigsten Werte, die jemals im Rahmen von PISA gemessen wurden.

Die Gründe für die nicht zufriedenstellenden Ergebnisse sind laut Lin-Klitzing dabei z.T. hausgemacht. So litten die Lernergebnisse vieler Schüler:innen auch unter den derzeit sehr herausfordernden Rahmenbedingungen für das System Schule insgesamt und für die Lehrkräfte. Lin-Klitzing: „Es ist es wichtig, dass die Politik den Fachunterricht wieder zur Priorität erklärt. Lehrkräfte müssen umgehend und nachhaltig von unterrichtsfernen Aufgaben entlastet werden – sie sind weder Hilfskräfte in der Verwaltung, Sozialarbeiter noch Reiseverkehrskaufleute. Sie sind Fachleute für die Vermittlung ihrer Fächer – die brauchen wir, wie die fachlichen Leistungen unserer Schülerinnen und Schüler in PISA zeigen, heute mehr denn je. Und wir müssen dafür sorgen, dass Lehrkräfte das auch in Zukunft bleiben. Deswegen müssen die Fachwissenschaften in der ersten Phase der Lehrkräftebildung erkennbar gestärkt werden, statt sie zu Gunsten wechselnder gesellschaftlicher ‚Reparaturaufgaben‘ immer weiter an den Rand zu drängen.“

Scharfe Kritik kam vonseiten des Generalsekretärs der Bundesschülerkonferenz, Florian Fabricius. “Wir kämpfen mit einem gravierenden Lehrermangel, Schulen sind nicht ausreichend digitalisiert, Mitschüler haben psychische Probleme und Klassenzimmer mit Schimmel zu kämpfen”, so der 18-jährige Abiturient. Chancengerechtigkeit im Klassenraum lasse weiter auf sich warten. „Jeden Tag erlebe ich, wie viele meiner Mitschüler von Depressionen, Zukunftsängsten und Stress geplagt werden. Wir haben es mit einer Epidemie psychischer Krankheiten in unseren Schulen zu tun“, sagt Fabricius. Angesichts dieser handfesten Bildungskrise überraschten die Ergebnisse überhaupt nicht, so Fabricius. 

Die Bundesschülerkonferenz fordert unter anderem ein 10-Milliarden-Sofortprogramm zur Schulsanierung und eine “180 Grad Wende” beim Thema mentale Gesundheit, die in den Schulen derzeit im Gegensatz zur physischen Gesundheit eine zu niedrige Priorisierung genieße. Während es an jeder Schule Erste-Hilfe-Stationen gebe, lasse die Ausstattung mit Schulpsycholog:innen und Sozialarbeiter:innen stark zu wünschen übrig, kritisiert Fabricius. Auch die Bildungsgerechtigkeit sei ein zunehmendes Problem in Deutschland. Startchancen-Programm und Schüler-BAföG, müssten ausgeweitet und institutionalisiert werden.

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Berlin, 04.12.2023 – Fake oder Fakt? In Zeiten großer Aufregung sowie Krieg und Krisen eine schwierige Frage. Mehr als 80 Prozent der 12- bis 19jährigen sind laut JIMPlus-Studie des mpfs (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest) mit Desinformationen im Netz konfrontiert und verunsichert. Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen gibt an, dass an ihrer Schule über den Umgang mit Fake News im Netz nicht gesprochen wurde.

Auf dem DigiBitS-Fachtag „Schule gegen Fake News – Medienkompetenz statt Desinformation“ wurde deutlich, dass Schulen in der aktuellen Herausforderung keine ausreichende Unterstützung erfahren.  

Dr. Robert Reinermann, Sprecher der Geschäftsführung der VdS Schadenverhütung und DsiN-Vorstandsmitglied hebt hervor, dass Medienkompetenzen kein Nice-to-have mehr sind, sondern ein absolutes Muss: „Für mittelständische Unternehmen haben wir bei VdS einen Standard entwickelt, der alle relevanten Handlungsfelder umschließt. Im Bildungssektor stehen vor allem Medienkompetenzen im Fokus. Sie sind der Schlüssel für Cyber-Resilienz, die Fähigkeit, sich sicher im Netz zu bewegen. Dazu gehört auch, Desinformationen souverän zu begegnen. Um Lehrkräfte und junge Menschen auf ihrem Weg zu mehr Cyber-Resilienz zu begleiten, braucht es außerschulische Unterstützungsangebote.“

Auf dem DigiBitS-Fachtag wurden konkrete Hilfestellungen diskutiert, die mit der Initiative DigiBitS und ihren Partnern bundesweit jeden Tag in Schulen zum Tragen kommen.

Marlene Schönberger, Mitglied der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, sieht für den Ausbau solcher Initiativen die Politik in der Pflicht: „Desinformationen und Verschwörungsideologien zersetzen unsere Demokratien. Es braucht keine Kürzungen, sondern einen Ausbau der Förderung von politischer Bildung, die Kompetenzen zu journalistischem und wissenschaftlichem Arbeiten sowie Kenntnisse zu antidemokratischen Ideologien vermittelt. Um Schüler:innen resilient gegen Desinformationen zu machen, müssen wir auch den Blick auf die Förderung der Aus- und Weiterbildung von Pädagog*innen richten, vor allem auch im Hinblick auf den Digitalpakt 2.0.“

Jedoch wurde auch die Wirtschaft in die Pflicht genommen. Sascha Novoselic, Public Affairs Manager bei Huawei, gab dazu konkrete Hinweise: „Unternehmen sind bei der Förderung von Medienkompetenzen an Schulen stark involviert, teilen nicht nur Geräte, auch Wissen, Ideen und Erfahrungen. Jedem Unternehmen muss klar sein, dass die Unterstützung von Bildungslandschaften keine Werbemaßnahmen ist, sondern eine Pflicht, um Verantwortung zu übernehmen, für die Zukunft junger Menschen – weltweit. Gleichzeitig braucht es für Kooperationen mit Unternehmen mehr Offenheit an Schulen.“

Dr. Kai Unzicker, Ko-Projektleiter von „Upgrade Democracy“ bei der Bertelsmann-Stiftung hob hervor, dass die Kompetenzförderung von jungen Menschen an Schulen allein nicht ausreiche. Ein großes Problem seien oft auch Erwachsene, die allzu schnell von Desinformationen oder Verschwörungserzählungen in die Irre geführt oder gar verführt werden. Entsprechend braucht es auch Angebote für das lebenslange Lernen, bis in den Kleingartenverein, so Unzicker.

Deutschland sicher im Netz bietet gute Möglichkeiten dafür, beispielsweise mit dem DsiN-Digitalführerschein, der im Anschluss an die Panel-Diskussion, im World Café des Fachtags präsentiert wurde. Mit dem DiFü kann jede:r von 14 bis 99 Jahren Digital- und vor allem auch Informationskompetenzen erwerben, ausbauen und zertifizieren lassen – auch Lehrkräfte.  

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Magdeburg. Acht Monate nach Einführung der Zusatzstunde für Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt zieht das Landesbildungsministerium eine positive Bilanz. Die sogenannte Vorgriffsstunde war im April dieses Jahres verpflichtend eingeführt worden, um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken. Seit Ende der Osterferien muss das Lehrpersonal wöchentlich eine Stunde mehr unterrichten. Beim Landeselternrat und der Bildungsgewerkschaft GEW stößt diese Einschätzung auf Kritik.

Lehrkräfte sollen sich die Zusatzstunde als Ausgleich auszahlen oder auf ihrem Arbeitszeitkonto gutschreiben lassen können. Die GEW hatte bereits im Februar gegen die verpflichtende Zusatzstunde geklagt. Zu den Kritikpunkten gehört unter anderem, dass die Lehrkräfte nicht in den Entscheidungsprozess mit einbezogen worden waren.

Nun zieht das Ministerium in Sachsen-Anhalt positive Schlüsse. Gemäß dem Ministeriumssprecher Elmer Emig gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung wurden bereits 500 zusätzliche Stellen durch die Einführung der Vorgriffsstunde eingespart. Die Berechnung basiert darauf, dass laut des Ministeriums eine Vollzeitlehrkraft pro Schuljahr insgesamt etwa 1.000 Unterrichtsstunden leistet. Durch den verpflichtenden zusätzlichen Arbeitsaufwand konnten bisher etwa eine halbe Million Schulstunden abgesichert werden. 

Bildungsministerin Eva Feßner (CDU) teilte der Mitteldeutschen Zeitung mit, dass sie die erreichten Ergebnisse als erfreulich erachte. Sie betonte, sowohl das Ministerium als auch die nachgeordneten Behörden könnten „stolz darauf sein, dass viele Punkte des bildungspolitischen Dialogs bereits umgesetzt oder auf den Weg gebracht wurden“. Aktuell arbeite das Ministerium weiter „an der Stabilisierung und Verbesserung der Situation im Land“. 

Vonseiten des Landeselternrats wurden jedoch Zweifel an der Erfolgsmeldung aufgrund eines Mangels an belastbaren Zahlen geäußert. Laut Thomas Senger vom Landeselternrat könne man bisher noch nicht gesichert feststellen, dass die Vorgriffsstunde zu einer Reduzierung der Unterrichtsausfälle geführt habe. Jedoch würde man auch nicht die Zahlen der ausgefallenen Stunden kennen, wenn es die Zusatzstunde nicht gegeben hätte.

Die GEW kritisierte die positive Bilanz als „Fake“. Ihrer Einschätzung zufolge liegt die Unterrichtsversorgung an vielen Schulen, besonders an Sekundar- und Gemeinschaftsschulen, nicht einmal bei 90 Prozent. Zudem prognostiziert die GEW, dass die Schülerzahl in den nächsten zehn Jahren weiter steigen wird. Daher werde die bestehende Vorgriffsstunde aktuellen Anforderungen nicht gerecht, und die Arbeitsbedingungen hätten sich aus Sicht der GEW verschlechtert. Die Landesvorsitzende, Eva Gerth, äußerte am Donnerstag gegenüber dem MDR, dass die Vorgriffsstunde als eine Missachtung der Leistung der Lehrkräfte verstanden wird.

Auch die Partei Die Linke beharrt weiter auf ihrer Kritik an der zusätzlichen Stunde. Co-Fraktionsvorsitzende der Linken im Landtag, Eva von Angern, betonte, dass Lehrkräfte zu den Hauptleidtragenden unter dem Lehrkräftemangel gehörten. Sie sehe die Interessen und Probleme der Lehrkräfte nicht genügend berücksichtigt. Ihrer Ansicht nach sollte alles daran gesetzt werden, Lehrkräfte im Bildungssystem zu halten. Dies erfordere jedoch eher Motivation und Unterstützung statt restriktiver Maßnahmen.

Im September war einer Grundschullehrerin nach fast 40 Jahren im Dienst fristlos gekündigt worden, weil sie sich weigerte, die zusätzliche Pflichtstunde zu leisten (Lehrer-News berichtete). Daraufhin hatte sie vor dem Arbeitsgericht Stendal Klage auf Wiedereinstellung eingereicht. Bei einem Gütetermin im November konnten sich die Parteien laut MDR noch nicht einigen. Im kommenden Februar sollen die Hauptverhandlungen beginnen. Die Klage der Lehrerin stellt einen Präzedenzfall dar, der in Zukunft Klarheit über den verpflichtenden Arbeitsumfang von Lehrkräften in Sachsen-Anhalt bringen wird.

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Die deutschen Schüler:innen haben bei der Pisa-Studie 2022 schlechter abgeschnitten als je zuvor. Das gilt für alle getesteten Bereiche. Sowohl beim Lesen als auch in Mathe und den Naturwissenschaften erreichten die erfassten 15-jährigen Schüler:innen die niedrigsten Werte, die seit dem Pisa-Start im Jahr 2000 in Deutschland gemessen wurden. Das hat die für die Pisa-Studien verantwortliche Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bei der Veröffentlichung der neuen Studie mitgeteilt. Der Abwärtstrend der Ergebnisse zeigt sich aber nicht nur in Deutschland. International sei laut OECD die durchschnittliche Leistung der Schüler:innen drastisch gesunken. 

Die deutschen Ergebnisse im Detail

In Deutschland stürzten die Ergebnisse der 15-Jährigen im Vergleich zur letzten Erhebung 2019 besonders im Fach Mathematik ab. Die Schüler:innen erreichten einen Wert von 475. Bei der vorherigen Pisa-Studie waren es noch 500 Punkte. Im Bereich Lesen erreichte Deutschland 480 Punkte – 18 Punkte weniger als im Jahr 2019. Und auch bei den Naturwissenschaften sind die Ergebnisse schlechter geworden. Hier kamen die deutschen Schüler:innen auf 492 Punkte. 2019 waren es hier noch 503. 

Alarmierend ist der Umstand, dass der Anteil der besonders Leistungsschwachen nochmals größer geworden ist. Fast jeder dritte 15-Jährige verfügt in mindestens einem der drei Testbereiche über deutliche Defizite. Der Anteil der als besonders leistungsschwach beschriebenen Schüler:innen ist im Fach Mathematik am größten. Dort machen sie in der neuen Studie 30 Prozent aus, beim Lesen 26 Prozent und in den Naturwissenschaften 23 Prozent. 

Deutschland setzt damit einen negativen Trend fort. Nachdem 2001 die Veröffentlichung der Studie zum sogenannten “Pisa-Schock” geführt hatte, konnte Deutschland zunächst seine Ergebnisse etwas verbessern und auf hohem Niveau halten. Seit einigen Pisa-Runden verschlechtern sich die Testergebnisse der deutschen 15-Jährigen allerdings fortlaufend. 

Mögliche Gründe für die negative Entwicklung

Wie nach jeder neu veröffentlichten Pisa-Studie wird nun eine öffentliche Diskussion darüber geführt, warum deutsche Schüler:innen derartige Ergebnisse erzielen. Aus der Studie lassen sich einige Erklärungsansätze ableiten. So gehen die Studien-Autor:innen davon aus, dass die Schulschließungen während der Corona-Pandemie einen negativen Effekt auf das Lernen der Schüler:innen hatten. In Deutschland wurde weniger Distanzunterricht mit Hilfe digitaler Medien abgehalten als im OECD-Durchschnitt. Gleichzeitig zeigt die Studie aber auch keine systematischen Zusammenhänge zwischen der Dauer der Schulschließungen und den Leistungsrückgängen auf. Um die schlechten Ergebnisse im Bereich Mathematik zu erklären, könnte laut der Autor:innen der Zusammenhang zwischen den Kompetenzen der Jugendlichen und dem sozioökonomischen Status der Familien hinzugezogen werden. Dieser Zusammenhang scheint in Deutschland weiterhin stark ausgeprägt. Für die deutsche Bildungspolitik könnten die Ergebnisse als Fingerzeig in Richtung Chancengleichheit gelesen werden. Auch die innere Einstellung der 15-Jährigen hat sich in Bezug auf Mathematik verschlechtert. Im Vergleich zum Jahr 2012 ist die Freude und das Interesse der Jugendlichen an Mathematik gesunken, die Angst vor dem Fach aber gestiegen. 

Der internationale Vergleich

Weltweit haben es nur wenige Staaten geschafft, ihre Leistungen zu verbessern. Herausragend sind dabei die Ergebnisse aus Japan. Hier haben sich die 15-Jährigen sowohl im Bereich Lesen als auch in den Naturwissenschaften verbessern können. Und auch Italien, Irland und Lettland konnten sich zumindest im Bereich Naturwissenschaften einen positiven Trend erarbeiten. Japan steht bei allen drei abgedeckten Leistungsbereichen vorn an der internationalen Spitze. Das japanische Bildungssystem gilt allerdings auch als extrem fordernd, wie ihr in unserem Artikel zu dem Thema nachlesen könnt. 

Auch in anderen Ländern Europas sorgen die schlechten Ergebnisse für Aufregung. So haben sich zum Beispiel die im Bildungsbereich traditionell vorbildhaften Länder Norwegen und Island im Bereich Mathematik genauso stark verschlechtert wie Deutschland. Auch sie büßen in diesem Fach 25 oder mehr Punkte im Vergleich zu 2018 ein.

Kritik an der Pisa-Studie

Die Pisa-Studie gehört international zu den meist beachteten Bildungspublikationen weltweit. Ihre Ergebnisse geben Anlass, um ganze Schulsysteme zu verändern. Trotz ihrer Wirkmacht steht die Pisa-Studie aber gerade wissenschaftlich betrachtet stark in der Kritik. Der Vorwurf: Die Daten der Studien seien nur zum Teil einsehbar, die Arbeitsweisen der Beteiligten nicht transparent und die Fokussierung der Studie zu eindimensional. 

Die Pisa-Studie wird jedes Jahr von der OECD (Organization for Economic Co-operation and Development) entworfen. Sie ist eine internationale Organisation, die sich nach eigenen Angaben der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Mitgliedsländer verpflichtet fühlt. So wie andere Leistungsvergleichsstudien auch, ist das vorgegebene Ziel der Pisa-Studie, den politischen Entscheidungsträger:innen der Länder Daten für Handlungsstrategien zu geben. Hierin liegt aber auch ein wichtiger Knackpunkt des Problems. Falsche Rückschlüsse können zu unüberlegten Übersprungshandlungen führen, was Auswirkungen auf Bildungssysteme ganzer Länder hat. Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) führt hier ein Beispiel an. Nach den Ergebnissen der Pisa-Studie haben alle Länder, die bei der Studie gut abschneiden, zentrale Abschlussprüfungen. Der Rückschluss, den man daraus ziehen könnte, wäre, dass Deutschland auch zentrale Abschlussprüfungen braucht, um sein Bildungssystem zu verbessern. Hier empfiehlt sich ein genauerer zweiter Blick, denn es gibt Ausnahmen, wie die bpb in ihrem Artikel schildert: “So erzielen finnische Schülerinnen und Schüler hohe Leistungen ohne zentrale Prüfungen, und in Frankreich führen auch zentrale Prüfungen nicht zu überdurchschnittlich hohen Leistungen.”

Verschiedene politische Akteur:innen streben eine enge Beziehung zwischen Forschung und Politik an. Im Bildungszusammenhang wird hier von evidenzbasierter Bildungspolitik gesprochen. Der vielversprechende Ansatz kann aber auch Tücken mit sich bringen. Die Forschung liefert den Politiker:innen nämlich nicht nur die Problemanalysen, sondern auch die passenden Lösungsvorschläge. Dieser Umstand, verbunden mit dem sehr starken medialen Druck, der nach der Veröffentlichung der Pisa-Studien entsteht, führt bei einigen Politiker:innen zu unüberlegten Entscheidungen. Die bpb nennt hier ein weiteres Beispiel: “Obwohl im Jahr 2001 die vorliegende Forschung keine gesicherten Erkenntnisse über gesteigerte Leistungen in Ganztagsschulen vorweisen konnte, wurden mit dem Verweis auf Pisa dennoch viele neue Ganztagsschulen eingerichtet.” Diese Entscheidung kann darauf zurückgeführt werden, dass der mediale Druck auf die Regierung nach dem “Pisa-Schock” 2001 sehr groß war und sich die Politiker:innen gezwungen sahen, etwas zu tun – auch wenn dies nicht wissenschaftlich unterlegt war.

Verschiedene Akteur:innen aus dem Bildungsbereich fordern auch, dass das deutsche Bildungssystem sich freimachen sollte von den Pisa-Studien. Bildungsexperte und Gründer der gemeinnützigen Initiative Zukunft Digitale Bildung, Nicolas Colsman, zeigt dabei einen alternativen Ansatz auf. Demnach solle bei der Leistungsüberprüfung eher auf Dauermonitoring über Echtzeit-Daten aus LernApps gesetzt werden. Die Schüler:innen würden bereits über diese Apps lernen und die Daten wären verfügbar. Sie müssten nur noch konsolidiert werden. Auch aus der Datenschutz-Perspektive wäre dies ein möglicher Weg. Die Informationen wären einfach zu anonymisieren und damit Datenschutzkonform. Dafür müsse jedoch der Lehrermangel entschieden bekämpft und Lehrkräften breite Fortbildungsangebote auf der Höhe der Zeit zur Verfügung gestellt werden, so Colsman.

Die Ergebnisse der neuen Pisa-Studie sind mit Vorsicht zu genießen und trotzdem geben sie Anlass dazu, über Bereiche des Bildungssystems genauer nachzudenken. Im Bereich Digitalisierung sind sich zum Beispiel die Pisa-Studie und Kritiker:innen der Studien praktisch einig. Hier besteht Nachholbedarf. Was haltet ihr von den neuen Ergebnissen der neuen Pisa-Studie? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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Im Jahr 2019 konnten sich 56 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 27 Jahren in Deutschland vorstellen, einen Freiwilligendienst zu leisten. In der Folgeumfrage 2022 blieb die Engagementbereitschaft junger Leute “ungebrochen hoch”. Dennoch nimmt die Zahl der Absolventen seit dem Schuljahr 2016/2017 konsequent ab. Leisteten damals noch gut 108.000 junge Leute einen Freiwilligendienst, war diese Zahl bis 2020/2021 um knapp 10 Prozent auf 97.500 gesunken. Neben “andere Sachen sind wichtiger” war der am häufigsten genannte Grund gegen einen Freiwilligendienst, dass die Befragten nicht wissen, welche Möglichkeiten es zum ehrenamtlichen Engagement überhaupt gibt. Sie sind sich unsicher, wie genau freiwillige Tätigkeiten ablaufen, wie viel Zeit und Energie erbracht werden müssen und was sie selbst überhaupt positiv beisteuern können. 

Heute, am Internationalen Tag des Ehrenamts, möchten wir euch deshalb dazu aufrufen, ehrenamtliche Arbeit im Unterricht in den Mittelpunkt zu rücken und eure Schüler:innen dazu zu motivieren, zur Verbesserung der Gesellschaft im Kleinen beizutragen. Dazu findet ihr hier die wichtigsten Informationen und Ressourcen rund um Freiwilligendienste, mit einem besonderen Fokus auf solchen im Bereich Bildung und Kultur. 

Was ist ein Freiwilligendienst? 

Der Freiwilligendienst ist ein ehrenamtliches Engagement in einem festen Rahmen, bei dem Ort und Dauer vorgegeben sind. Absolventen unterstützen dabei Organisationen und Einrichtungen, die zum allgemeinen Wohl der Gesellschaft beitragen. Die Dauer des Einsatzes liegt in der Regel bei 12 Monaten, kann bei Bedarf aber auf sechs Monate verkürzt oder auf 18 bzw. 24 Monate erweitert werden. Die meisten Stellen sind auf Vollzeit ausgelegt, beim Vorliegen eines anerkannten Grundes kann die Arbeitszeit in Einzelfällen reduziert werden, beispielsweise wenn Absolventen für die Pflege Angehöriger zuständig sind. Freiwilligendienste werden meistens im Inland geleistet, es gibt aber auch Einsatzstellen im Ausland. 

Viele Leute absolvieren ihren Freiwilligendienst direkt nach dem Schulabschluss, wenn sie noch nicht wissen, was der nächste Schritt in ihrem Leben ist, oder weil sie sich nicht bereit fühlen, direkt ihren Bildungsweg fortzusetzen oder ins Berufsleben einzusteigen. Allerdings stehen manche Freiwilligendienste auch älteren Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, offen (siehe unten). Voraussetzung ist lediglich der Abschluss der neun- bzw. zehnjährigen Vollzeitschulpflicht. 

Wieso sollte man einen Freiwilligendienst absolvieren? 

Freiwillige bekommen als ehrenamtlich Tätige kein Gehalt, sondern ein Taschengeld, das je nach Einsatzstelle im Inland bis maximal 438 Euro ausfallen kann. Die Sozialversicherung wird übernommen und für einen 12-monatigen Einsatz stehen Freiwilligen  mindestens 20 Urlaubstage zu. Je nach Einsatzstelle werden die Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Anreise oder Arbeitskleidung übernommen. Absolventen unter 25, die noch keine abgeschlossene Berufsausbildung haben, behalten zusätzlich Anspruch auf Kindergeld. 

Freiwilligendienste sind an erster Stelle durch ihr Versprechen auf persönliche und berufliche Entwicklung attraktiv. Der Freiwilligendienst kann beispielsweise zur Berufsorientierung genutzt werden, da Freiwillige an ihrer Einsatzstelle verschiedene Berufe und Aufgabenbereiche kennenlernen und ausprobieren können. Im Rahmen ihres Einsatzes sind Absolventen dazu verpflichtet, selbständig an eigenen Projekten zu arbeiten. So lernen sie, im Arbeitsleben selbstbewusst aufzutreten und auf ihre eigenen professionellen Fähigkeiten zu vertrauen. Auf sogenannten Bildungstagen tauschen sich Freiwillige, die sich in ähnlichen Fachbereichen engagieren, regelmäßig über ihre Tätigkeiten und Erfahrungen aus. So ist ein Freiwilligendienst nicht nur aus sozialer Hinsicht fördernd, sondern er bietet die Möglichkeit, von den verschiedensten Menschen zu lernen. Während des Dienstes ermöglicht der kostenlose Freiwilligenausweis im Alltag Zugriff auf zahlreiche Rabatte und nach Beendigung des Engagements können Absolventen mit dem abschließenden Zeugnis in ihrer weiteren Berufs- und Bildungslaufbahn ihren Lebenslauf aufpolstern und mit den erworbenen Kompetenzen für sich werben.   

Freiwilligendienste in Kultur und Bildung 

Die Einsatzorte des Freiwilligendienstes Kultur und Bildung umfassen die Bereiche Kultur, Bildung und Politik und lassen sich grob in drei Kategorien teilen: 

  • Darunter fallen einerseits kulturelle Einrichtungen wie Theater, Museen und Büchereien. Freiwillige können hier nach Wahl in verschiedenen Bereichen mithelfen, zum Beispiel bei der Öffentlichkeitsarbeit oder ihren eigenen kreativen Input bei der künstlerischen Gestaltung einbringen. Tätigkeiten können von Regiehospitanz, über den Entwurf von passendem Arbeitsmaterial für Kinderführungen bis hin zur Mithilfe bei der Organisation von Lesungen reichen. 
  • Auch politische Einrichtungen fallen unter den Freiwilligendienst Kultur und Bildung. Politisch interessierte Absolventen können auf verschiedenen Stufen der Politik mitwirken, entweder in Parteifraktionen oder anderen parteipolitischen Einrichtungen. Auch außerparteiliche politische Bildungseinrichtungen wie Gedenkstätten, Gewerkschaften und Jugendverbände bieten Freiwilligenstellen an. Hier können Freiwillige unter anderem Bürgeranfragen beantworten, Social-Media-Inhalte erstellen und ausspielen und die aktuelle Presselage auswerten. 
  • Vielleicht seid ihr als Lehrkraft in eurem eigenen Berufsalltag auch schon Freiwilligen über den Weg gelaufen, denn auch Schulen können als Einsatzstelle dienen. Absolventen unterstützen Lehrer:innen im Unterricht und engagieren sich in der Ganztagesbetreuung, zum Beispiel durch Hausaufgaben- und Lernbetreuung und die Durchführung von spielerischen Aktivitäten mit den Kindern. 

FSJ oder Bundesfreiwilligendienst? 

In einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) – oder einem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) – können sich junge Leute zwischen 16 und 26 engagieren. Der Dienst beginnt in der Regel am 1. September und jede Person kann nur ein FSJ oder FÖJ mit einer maximalen Laufzeit von 18 Monaten leisten. Die Bewerbung für ein FSJ läuft über sogenannte Träger, die für die Einsatzstellen in ihrer Region zuständig sind. Das FSJ in den Bereichen Kultur und Bildung ist noch ein recht junges Angebot. 2001 wurde der erste Jahrgang des FSJ Kultur eingeführt, 2007 das FSJ Schule und 2009 das FSJ Politik. Allerdings unterscheidet sich das Angebot je nach Bundesland sehr. Beispielsweise ist das FSJ Schule momentan nur in Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein verfügbar. 

Der Bundesfreiwilligendienst (BFD), der 2011 als Nachfolger des Zivildienstes eingeführt wurde, kann auch von Engagierten über 27 Jahren absolviert werden – und das sogar mehrmals. Allerdings greifen bei älteren Freiwilligen andere Rahmenbedingungen, wie beispielsweise ein alternatives Bildungstagesprogramm. Für einen BFD bewirbt man sich direkt bei der Einsatzstelle. 

Ressourcen und weitere Informationen 

  • Bundesagentur für Arbeit:Die Arbeitsagentur bietet umfassende Ressourcen für Unentschlossene. Die zahlreichen Möglichkeiten des Freiwilligendienstes werden vorgestellt. Die Informationen sind dabei nicht auf den Bereich Kultur und Bildung beschränkt und betreffen auch Angebote wie den Freiwilligen Wehrdienst und Freiwilligendienste, die nur im Ausland absolviert werden können, wie das Europäische Solidaritätskorps
  • Freiwilligendienste Kultur und Bildung:Diese Webseite ist die Anlaufstelle für alle, die sich über einen Freiwilligeneinsatz im Bereich Kultur und Bildung informieren möchten. Darunter fallen das FSJ Kultur, das FSJ Schule, das FSJ Politik und das BFD Kultur und Bildung. Neben persönlicher Beratung, der Stellensuche und einem unterstützenden Fragebogen findet sich hier eine Liste der Träger im Inland und links zu Anbietern, die Plätze im Ausland haben.
  • jugendfreiwilligendienste.de:Wer sich schon für ein FSJ oder ein FÖJ entschieden hat, findet auf der Webseite der Jugendfreiwilligendienste weitere Ressourcen zur Unterstützung bei der Stellensuche und der Bewerbung. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMSFJ) hat hier eine Liste der FSJ-Träger im Inland nach Bundesland aufgeschlüsselt veröffentlicht. Auch Anlaufstellen für ein FSJ oder FÖJ im Ausland sind hier gelistet. Zusätzlich gibt es hier Informationen zum Internationalen Jugendfreiwilligendienst, der im Ausland stattfindet. 
  • bundesfreiwilligendienst.de: Wer einen BFD leisten möchte, findet auf der Webseite der Bundesfreiwilligendienste eine Stellensuche und zahlreiche Dokumente zum Downloaden mit wichtigen Informationen zum Ablauf und der Organisation eines BFD. 

Habt ihr schon mal in der Schule mit Freiwilligen zusammengearbeitet? Oder habt ihr vielleicht sogar selber einen Freiwilligendienst absolviert? Teilt eure Erfahrungen gerne in den Kommentaren! 

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Nicht nur Politik-Lehrkräfte müssen wissen, was gerade in den Nachrichten los ist. Für alle Lehrkräfte ist es empfehlenswert, sich über das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der Welt auf dem Laufenden zu halten. Ein hilfreiches Mittel dabei sind Podcasts. Sie lassen sich leicht auf dem Weg zur Arbeit, neben Haushaltsarbeiten oder beim Spazieren gehen hören. Wenn ihr eure Liste informativer  Podcasts erweitern wollt, dann haben wir einige Empfehlungen für euch. Von Nachrichten-Häppchen über umfassende Hintergrund-Berichte bis hin zu Grundlagen-Formaten, die ihr auch euren Schüler:innen empfehlen könnt - wir stellen euch sechs politikbezogene Podcasts vor, die verschiedenste Bedürfnisse abdecken und auf gängigen Streaming-Plattformen zugänglich sind.

Für den schnellen Überblick

Um im Klassenzimmer oder im Gespräch mit den Kolleg:innen nachrichtlich up to date zu sein, braucht es einen allgemeinen Überblick über die aktuelle Nachrichtenlage. Hier reichen schon wenige Minuten, um zumindest Eckdaten über Nachrichtenthemen parat zu haben. Für den ganz schnellen News-Snack bietet sich der Podcast “Tagesschau in 100 Sekunden” an. Im Tagesschau-typischen Stil werden darin die Schlagzeilen des Tages vorgetragen. Das Ganze lässt sich vergleichen mit klassischen  Radionachrichten, nur dass die Meldungen jeder Zeit on demand verfügbar sind. 

Der Nachrichten-Podcast der Zeit, “Was jetzt?”, erweitert das Ganze noch etwas. Auch hier präsentieren die Hosts die wichtigsten aktuellen Themen des Tages im Kurzmeldungsformat. Dazu vertiefen sie ausgewählte Themen noch weiter, was mehr Hintergrundwissen liefert. Die Folgen sind etwa zehn Minuten lang und werden täglich morgens und abends veröffentlicht. Die Sprechhaltung ist etwas lockerer als im Tagesschau-Podcast. Beide Podcast-Formate könnt ihr auch euren Schüler:innen empfehlen. Die Länge der Folgen dürfte die meisten von ihnen nicht überfordern. 

Richtig tief eintauchen

Was bedeutet diese nachrichtliche Meldung im Gesamtzusammenhang? Wie kann der Konflikt gelöst werden? Und ist das alles überhaupt gesetzlich vereinbar? Der Podcast “Lage der Nation” nimmt sich in jeder Folge eine Handvoll Themen vor und vertieft diese umfassend. Der Journalist Philip Banse und der Richter und Bürgerrechtler Ulf Buermeyerbringen spannende Expertise aus ihren Arbeitsfeldern in den Podcast ein. Zunächst werden dabei aktuelle Themen nachrichtlich erklärt, im Anschluss fließt aber auch die Meinung der beiden Hosts ein, um das Ganze im größeren Gesamtkontext einzuordnen. Dadurch erhält der Podcast eine persönliche Note. Die Folgen können bis zu zwei Stunden dauern und sind nichts zum Nebenbei-Hören. Dafür ist man am Ende mit hilfreichem Hintergrundwissen zu Themen ausgestattet, die einem im Alltag immer wieder begegnen. 

Kompakt mit Hintergründen

Einige Politik-Podcasts versuchen den Spagat zwischen Hintergrundberichterstattung und dem allgemeinen Nachrichtenüberblick. Dem Zeit-Podcast “Das Politikteil” gelingt das meist sehr gut. Der renommierte Podcast verfügt über eine ausgewogene Themenauswahl. Die Folgen sind etwa eine Stunde lang und schaffen es, dass man sich nach dem Hören umfassend informiert fühlt und sogar noch einige tiefere Infos on top parat hat. Der Höreindruck ist eher etwas älter, das könnte euch und eure Schüler:innen etwas abschrecken. Allerdings kann diese zurückgenommene Herangehensweise auch beruhigend beim Hören wirken. 

Ähnliches gilt für den Deutschlandfunk-Podcast “Der Politikpodcast”. Die Folgen muten an wie Sendungen aus den Radio-Formaten des Deutschlandfunks. Verantwortlich für die Umsetzung sind die Journalist:innen des Hauptstadtstudios. Die Politik-Diskussionsrunden dauern meist zwischen 30 Minuten und einer Stunde. Eine professionelle, zurückgenommene Sprechhaltung macht das Hören angenehm, aber schafft auch eine gewisse Distanz zum Format. Die aktuellen politischen Themen und Zusammenhänge werden im Podcast ausführlich behandelt und mit interessanten Hintergrundinfos bestückt. Beide Formate eignen sich, um sich über die aktuellen politischen Geschehnisse in Deutschland richtig gut informiert zu fühlen. 

Lockerer mit mehr Meinung 

Wenn ihr auf der Suche nach einem Podcast seid, den ihr euren politik-interessierten Schüler:innen empfehlen könnt, dann ist “Jung und Naiv” vielleicht das Richtige. Der Podcast, der auch auf YouTube ausgestrahlt wird, hat sich selbstironisch den Beinamen “Politik für Desinteressierte” gegeben. Zu Gast sind verschiedene Persönlichkeiten aus der Politik-Szene und Menschen, die nicht regelmäßig im Spotlight stehen, aber interessante Geschichten oder Expertisen beizutragen haben. “Jung und Naiv” versucht, politische Themen niedrigschwellig zu erklären, Meinungen abzubilden und Fragen zu stellen, die sich auch Menschen interessieren, die sich nicht rund um die Uhr mit Politik auseinandersetzen. Um die gesamten Folgen anzuhören, muss man allerdings Zeit einplanen. Die Folgen dauern meist zwischen drei und vier Stunden. 

Unterhaltsam sind die Gespräche zwischen Ex-Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und dem ehemaligen Fraktionsvorsitzenden der Linken, Gregor Florian Gysi. Im Podcast “Gysi gegen Guttenberg – der Deutschland-Podcast” unterhalten sich die beiden über aktuelle Themen aus Deutschland und der Welt. Guttenberg steuert dabei in vielen Fällen seine eher konservative Meinung bei, Gysi bringt seine links-progressive Sichtweise dazu. Das bringt auch kontroverse Auseinandersetzungen mit sich, doch die beiden zeigen im Podcast, wie man konstruktiv miteinander diskutieren kann. Um euren Schüler:innen diese produktive Form des Streitens zu zeigen, bietet sich der Podcast absolut an. Allerdings erfordert es meist etwas mehr politisches Grundwissen, um bei den Diskussionen der beiden mithalten zu können. Die Folgen dauern meist zwischen 30 und 50 Minuten und lassen sich damit einfach im Alltag unterbringen. 

Die Bundesregierung plaudert aus dem Nähkästchen

Informationen aus erster Hand gibt es im Podcast der Bundesregierung, “Aus Regierungskreisen”. Etwa alle zwei Wochen nehmen hier Politiker:innen zu aktuellen Themen Stellung. In den 30 bis 60 Minuten langen Folgen kommen auch andere wissenschaftliche oder aktivistische Expert:innen zu Wort, um die verschiedenen Meinungen zu den Themen abzubilden. Der Podcast ist hochwertig produziert, die Gesprächsdynamik hängt allerdings stark von den Gästen ab. Einige Politiker:innen bleiben sehr in ihrem trockenen Politiker-Sprech hängen, was das Hör-Vergnügen deutlich trübt.x Der Podcast kann sich gut dafür eignen, das Format im Unterricht zu besprechen und über Agenda-Setting und PR in der Politik zu diskutieren.

Englische Nachrichten aus aller Welt

Nachrichten-Podcasts gibt es weltweit und in allen möglichen Sprachen. Solltet ihr gerade eine neue Sprache lernen, ist es sehr empfehlenswert, sich mit thematischen Podcasts in der neuen Sprache auseinanderzusetzen. Hiermit bildet man sich einerseits zum Beispiel politisch weiter, andererseits erweitert man seine Sicherheit im Umgang mit der neuen Sprache. Für euch und eure Schüler:innen ist vielleicht ein englischer Podcast ein guter Start. Zum Beispiel bietet sich “The Daily” von The New York Times an. Die Folgen erscheinen täglich, umfassen etwa 30 bis 60 Minuten und widmen sich meist einem aktuellen Thema genauer. Die Themen sind in der Regel vielfältig gewählt, sodass sich nicht so schnell eine Überdrüssigkeit einstellt. 

Die hier vorgestellten Podcasts sind natürlich nur eine kleine Auswahl von Nachrichtenpodcasts mit Politik-Bezug, die es derzeit auf dem Podcast-Markt gibt. Wir haben uns für den Artikel auf einige der Größten beschränkt und versucht euch eine Bandbreite aufzuzeigen. Schreibt uns gerne, welche Podcasts auch noch in diese Reihe passen würden.

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München. In Oberbayern und Schwaben hat der Wintereinbruch am Montag für Ausfälle und Einschränkungen im Schulbetrieb gesorgt. Durch den extremen Schneefall am vergangenen Freitag und Samstag konnten zahlreiche Schüler:innen wegen Verkehrsbeeinträchtigungen und Zugausfällen nicht zur Schule kommen. Teilweise wurde auf Distanzunterricht umgestellt.

Weil am Wochenende der Wintereinbruch für enorme Schneemassen gesorgt hat, war am Montag, in Bayern vielerorts kein normaler Schulbetrieb möglich. Besonders betroffen war der Landkreis Starnberg, wo die Schulen vorerst weiter geschlossen bleiben. Für die Klassenstufen 1 bis 6 wurden Angebote zur Notbetreuung eingerichtet. In den Sekundarstufen ist es den Schulen überlassen, ob der Unterricht vorerst entfällt oder auf Distanzunterricht umgestellt wird. Diesen hatte der Landkreis Mühldorf für Montag sogar flächendeckend angeordnet. Durch die starken Schneefälle mussten auch in Augsburg 20 Schulen ganz oder teilweise geschlossen bleiben. Grund dafür sei die Schneelast auf den Dächern. Diese sei so hoch, dass die Statik der Gebäude nach dem Räumen des Schnees überprüft werden müsse. 

Vielerorts sind witterungsbedingte Verkehrseinschränkungen Schuld an der Störung des Schulbetriebs. Der Zugbetrieb der Bayerischen Regiobahn bleibt vorerst komplett eingestellt. In München mussten zwar keine Schulen geschlossen bleiben, es waren jedoch alle Kinder entschuldigt, die wegen der Witterungsbedingungen nicht oder erst verspätet zum Unterricht kommen konnten. Der Betrieb der S-Bahn-Linien bleibt für Montag weitgehend eingestellt, Straßenbahnen fahren keine. Auch im Busverkehr kommt es noch zu Ausfällen und Verzögerungen. Im Zugverkehr sei laut der Deutschen Bahn noch bis Wochenmitte mit starken Einschränkungen zu rechnen.

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Willkommen in Thüringen, wo jede Ecke ein Geschichtsbuch und jeder Wanderweg eine lebendige Chronik ist! Dieses Bundesland, reich an Kultur und Natur, ist nicht nur der Geburtsort von Goethe und Schiller, sondern auch der perfekte Schauplatz für Schulausflüge, die weit über die Schulbücher hinausgehen. Wir stellen euch vier Ziele vor, die ihr mit eurer Klasse besuchen könnt.

Die Wartburg – ein Tauchgang in die Vergangenheit

(Quelle: pixabay)

Eines ist klar: Die Wartburg, eine der bekanntesten Burgen Deutschlands, darf in unserer Auflistung nicht fehlen, weshalb wir auch gleich mit diesem historischen Juwel starten. Sie ist nicht nur UNESCO-Weltkulturerbe, sondern auch die erste und einzige Burg, die auf der Welterbeliste als „ideale Burg“ geführt wird.

Diese Burg, die majestätisch über Eisenach thront, bietet Schulklassen eine einzigartige Gelegenheit, in die Tiefen der Geschichte einzutauchen. Hier lebte nicht nur die Heilige Elisabeth, sondern auch Martin Luther, der hier das neue Testament ins Deutsche übersetzte. Mit diesem faszinierenden historischen Hintergrund eignet sie sich daher besonders für euren Geschichts- oder Religionsunterricht als Exkursionsziel.

Auf der Webseite der Wartburg könnt ihr speziell auf eure Klasse zugeschnittene Führungen und Workshops auswählen. Die Themen reichen vom Alltag im Mittelalter über Martin Luther bis zu einem umfassenden Überblick über die Geschichte der Wartburg. Ihr habt hier die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Klassenstufen, dem Alter und dem gewünschten Angebotsumfang zu wählen. Zum Beispiel könnte eine 5. Klasse das fesselnde Thema "Martin Luther" mit dem Workshop  Tintenfleck und Federkeil erleben.

Die Dauer, der Umfang und die empfohlene Gruppengröße sind bei den verschiedenen Angeboten klar angegeben. Besonders hilfreich sind die Lehrplanbezüge für das Bundesland Thüringen, sodass der Ausflug perfekt in den Schulstoff integriert werden kann. Auf der Webseite werden zu den einzelnen Angeboten für euch verschiedene Materialien bereitgestellt, die sowohl das Fach und den Lernbereich als auch das jeweilige fachspezifische Thema aufschlüsseln. Weiterhin ist auf der Webseite ein Programmheft mit Lehr-Lernzielen, Methoden und Inhalt zu finden, welches auf die jeweiligen Angebote zugeschnitten ist. Und vergesst nicht, euch spätestens zwei Wochen im Voraus anzumelden, um sicherzustellen, dass eure Klasse dieses außerschulische Lernabenteuer voll ausschöpfen kann.

Der Eintrittspreis beträgt fünf Euro pro Schüler:in und zwölf Euro für Erwachsene, leider sind keine Gruppentickets verfügbar. Die Anfahrt zur Wartburg gestaltet sich flexibel – egal, ob mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem eigenen Pkw, dem Fahrrad oder zu Fuß. Auch für Reisebusse stehen Parkplätze zur Verfügung. Es kann ein Shuttle-Pendelverkehr genutzt werden, der jedoch kostenpflichtig ist. Der Fußweg vom Parkplatz beträgt allerdings nur 500 Meter. So wird der Weg zur Burg bereits zu einem Teil des Abenteuers.

Gedenkstätte Buchenwald: Mahnende Erinnerungen

    (Quelle: pixabay)

Ein Besuch der Gedenkstätte Buchenwald ist ebenfalls ein spannendes Exkursionsziel und eine tiefgründige Begegnung mit der Geschichte. Buchenwald war eines der größten Konzentrationslager Deutschlands und wurde zwischen 1937 und 1945 als Haftstätte zur Zwangsarbeit betrieben. Bis heute ist es ein Symbol für die Terrorherrschaft des Nationalsozialismus und erinnert zugleich an den selbstorganisierten Widerstand der Gefangenen, die sich mit vielfältigen Aktionen gegen die Herrschaft der Nationalsozialisten wehrten.

Die Gedenkstätte bietet eine große Palette an verschiedenen Angeboten, darunter geführte Rundgänge mit einführenden Gesprächen, Studientage mit Tagesprojekten und mehrtägige Seminare. Es stehen auch Online-Bildungsangebote zur Verfügung, die flexibel in die Schulstunden eingebaut werden können. Neben den geführten Rundgängen und den Museen, die zusätzlich etwa eine Stunde in Anspruch nehmen, könnt ihr zwischen verschiedenen Workshops wählen. Für einen intensiven Studientag solltet ihr mindestens sechs Stunden einplanen, es besteht aber auch die Möglichkeit, für zwei bis sieben Tage vor Ort zu übernachten, um das Erlebnis zu vertiefen.

Eine Exkursion zur Gedenkstätte Buchenwald könnt ihr für verschiedene Fächer nutzen. Besonders eignet sich ein Ausflug im Geschichtsunterricht, da der Besuch einen einzigartigen Einblick in die Zeit des Nationalsozialismus bietet und das Verständnis für historische Ereignisse fördert. Bei einem Besuch solltet ihr die angemessene Vor- und Nachbereitung nicht unterschätzen, um Schüler:innen auf die emotionalen Herausforderungen vorzubereiten. Auf der Webseite werden euch dazu Materialien zur Verfügung gestellt, um diese Prozesse zu unterstützen und die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus zu einer nachhaltigen Bildungserfahrung zu machen. 

Das Besondere an der Gedenkstätte ist, dass sie sowohl selbstständig besichtigt als auch mit einem Rundgang erkundet werden kann. Unterstützende Apps und Broschüren helfen dabei, die historischen Ereignisse besser zu verstehen. Es gibt Ausstellungen und einen kostenlosen Einführungskurs von 30 Minuten. Der Besuch der Gedenkstätte sowie der Ausstellungen ist kostenfrei, lediglich für zusätzliche Bildungsangebote ist eine Gebühr erforderlich.

Ihr könnt die Gedenkstätte bequem mit der Buslinie 6 vom Goetheplatz in Weimar oder dem Hauptbahnhof erreichen, wobei die Fahrtzeit etwa 20 Minuten beträgt. Um sicherzustellen, dass die Linienbusse nicht überlaufen sind, bietet die Gedenkstätte Schulen die Option, den städtischen Verkehrsbetrieb vorab zu informieren und zusätzliche Busse einzusetzen. Dies gewährleistet einen besonnenen und reibungslosen Besuch, bei dem die ernste Thematik angemessen behandelt werden kann.

Zeiss-Planetarium Jena: Eine Reise durch die Sterne

(Quelle: Zeiss-Planetarium Jena)

Das Zeiss-Planetarium ist das älteste seiner Art weltweit. Es wurde bereits 1926 eröffnet, nachdem das Unternehmen Carl Zeiss ein Gerät entwickelte, um den Sternenhimmel zu projizieren. Noch immer in Betrieb, wird hier das Lernen zu einer kosmischen Reise, bei der eure Schüler:innen die Sterne, Planeten und die unendlichen Weiten des Universums entdecken können.

Das Planetarium bietet verschiedene Bildungsprogramme an. In Unser Weltall werden euch zum Beispiel Sternenbilder, Planeten und unsere gesamte kosmische Umgebung gezeigt und auf leicht verständliche Art erklärt. In dem Programm Planeten hingegen können sich eure Schüler.innen selbst wie Astronauten fühlen und die Landschaften und Naturwunder der verschiedenen Planeten hautnah erleben. Insgesamt stehen euch elf faszinierende Programme zur Verfügung, aus denen ihr wählen könnt. Besonders beeindruckend ist, dass der Sternenhimmel direkt an die Kuppel des Gebäudes projiziert wird, was die Vorstellung zu einem unvergesslichen Erlebnis macht.

Das Planetarium bietet eine ideale Exkursionsmöglichkeit für euren Physikunterricht. Hier können eure Schüler:innen grundlegende Konzepte der Optik und Lichtlehre erleben, die Bewegung von Planeten und Sternen im Kontext der Mechanik erforschen und ein Verständnis für astronomische Phänomene sowie die Struktur des Weltraums entwickeln.

Für Schulklassen gibt es ermäßigte Gruppenpreise, bei denen jede 16. Eintrittskarte frei ist, sodass Lehrer:innen die Vorstellung kostenlos besuchen können. Es besteht außerdem die Möglichkeit, einen exklusiven Vortrag über die Technik und Geschichte des Planetariums dazu zu buchen. Sollte euch ein Programm besonders interessieren, zeitlich jedoch nicht möglich sein, könnt ihr euch ab einer Gruppengröße von 20 Personen das gewünschte Programm auch anlegen lassen. 

Die Anfahrt gestaltet sich bequem mit zahlreichen Parkplätzen in der Nähe und einer guten Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel. Der zentrale Bahnhof Teichgraben ist nur zehn Minuten Fußweg entfernt.

Biosphärenreservat Thüringer Wald: Natur hautnah erleben

(Quelle: pixabay)

Taucht ein in die beeindruckende Natur des UNESCO-Biosphärenreservats Thüringer Wald, das seit über 40 Jahren mit seinen weiten Wäldern, klaren Bächen und blütenreichen Wiesen einen Ort der Entschleunigung, Stille und besondere Naturmomente bietet. Das Biosphärenreservat ist Teil des weltweiten Netzwerks der UNESCO-Biosphärenreservate, zu dem auch die Rocky Mountains in den USA oder der Sambesi-Fluss in Simbabwe zählen und ein beeindruckendes Ziel für eure nächste Exkursion mit euren Schüler:innen!

Verschiedene Angebote ermöglichen es eurer Klasse, die Natur vor der eigenen Haustür intensiv zu erleben und sich für eine vielfältige und nachhaltige Umwelt einzusetzen. Das Biosphärenreservat bietet dazu verschiedene Lernorte an. Ein Beispiel ist der Lernort Natur, der in verschiedene Themen, wie Bach, Wald, Wiese und Moor unterteilt ist.  Zum Thema Bach können eure Schüler:innen beispielsweise am Bergbach Sinneserfahrungen sammeln, die Untergrundbeschaffenheit und Strukturen erkunden und Bachtiere und Pflanzen bestimmen. Dieses Modul nimmt etwa drei Stunden in Anspruch. Die jeweiligen Bildungsprogramme für die einzelnen Themen stehen euch auf der Webseite zum Download zur Verfügung.

Der Lernort Infozentrum dient als idealer Ausgangspunkt für Schulausflüge, bietet interaktive Ausstellungen und ermöglicht einen umfassenden Einblick in die Welt der Wälder, Moore, Wiesen und Bäche des Biosphärenreservats. Die Ranger stehen bereit, um gemeinsam mit Schulklassen die Verbindung der Region zur UNESCO zu entdecken und Einblicke in laufende Projekte mit Modellcharakter zu geben.

Die Exkursion in den Thüringer Wald könnt ihr zum Beispiel für den Biologieunterricht nutzen. Eure Schüler:innen können aktiv die Artenvielfalt in den Wäldern, Bächen und Wiesen erforschen. Durch die Bestimmung von Tieren und Pflanzen entwickeln sie ein tieferes Verständnis für ökologische Zusammenhänge und erleben die Vielfalt der Natur hautnah. Die Exkursion eignet sich aber auch für den Geografieunterricht: Eure Schüler:innen haben die Möglichkeit, Landschaftsstrukturen zu erkunden und das Biosphärenreservat in globale Umweltschutzkontexte einzuordnen. 

Die Anreise ist dank der zentralen Lage des Biosphärenreservates und der guten Erreichbarkeit über den ICE-Knoten Erfurt überregional möglich. Ein tägliches umfangreiches ÖPNV-Netz in der Region sowie der RennsteigShuttle an Wochenenden und Feiertagen und eine direkte Zugverbindung von Erfurt über Ilmenau zum Bahnhof Rennsteig, machen die Anreise unkompliziert und bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten, die Natur und Kultur dieser einzigartigen Region zu entdecken

Ihr seht, Thüringen hat einiges an interessanten Ziele zu bieten. Neben eindrucksvollen Burgen und Wäldern, habt ihr auch die Möglichkeit, spannende Museen zu erforschen, in denen ihr nicht nur Schilder lesen müsst.

Waren interessante Ziele für euch dabei? Wenn ihr an Exkursionen außerhalb Thüringens interessiert seid, könnt ihr auch gerne bei unseren anderen Artikel vorbeischauen!

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Hannover. Der Vorsitzende des Philologenverbands Niedersachsen, Christoph Rabbow, äußert sich besorgt über aktuell wachsende Zahlen unbesetzter Lehrerstellen an Schulen. Grund dafür seien hauptsächlich immer wieder neu eintretende gesellschaftliche Krisen und Ausnahmezustände, wie etwa die Corona-Pandemie und diverse Kriege. Es brauche daher “eine Entlastung der Pädagogen von Bürokratie, mehr Gesundheitsbildung für Schülerinnen und Schüler sowie größere Anstrengungen zur Gewinnung angehender Lehrerinnen und Lehrer”, erklärte Rabbow gegenüber der dpa.

Träger der Philologentags: der Philologenverband Niedersachsen. (Quelle: Homepage)

Im Rahmen des Philologentags haben sich vergangenen Mittwoch wichtige Akteure der niedersächsischen Bildungslandschaft unter dem Motto “Mit Entlastung und Wertschätzung gesunde Schule gestalten” versammelt, um die aktuelle Lage und Perspektiven von  Lehrerkräften und Schule  zu diskutieren. Dort wurden insgesamt vier Resolutionen aufgestellt, die “die aktuellsten Themen und drängendsten Probleme an den Schulen abbilden”, wie der zugehörigen Pressemeldung des Philologenverbands selbst entnommen werden kann.

Zu den festgehaltenen Problemen im Schulalltag zähle vor allem Personalmangel, der erhöhten Druck bei den verbleibenden Lehrkräften bewirke, so zu einem hohen Krankenstand führe und daher den ursprünglichen Personalmangel noch weiter verschlimmere. Hinzu kommen Abgänge von Lehrer:innen, die sich Jobs in der freien Wirtschaft suchen. Der Verbandsvorsitzende hält fest: “Lehrkräfte ergreifen die Flucht. Das beobachten wir zunehmend”, so Rabbow.  Der Mangel an Lehrkräften führe wiederum dazu, dass beispielsweise die naturwissenschaftlichen Fächer in Niedersachsen zu einem einzigen zusammengefasst werden müssen: dem Fach “NaWi”. Niedersächsische Unternehmen berichten als Folge des ausbleibenden bzw. unzureichenden Chemieunterrichts bereits davon, dass beispielsweise Betriebe aus der chemischen Industrie weniger Nachwuchs fänden, weil das Interesse speziell für Chemie nicht in der Schule geweckt werde. 

Konkrete Zahlen zur Unterrichtsversorgung des aktuellen Schuljahres liegen noch nicht vor, im September 2022 sei der Wert jedoch bereits so niedrig gewesen wie noch nie, nämlich bei nur 96,3 Prozent.

Weitere alarmierende Tendenzen an Schulen seien wachsende Zahlen an Kindern und Jugendlichen, die durch extremen Stress unter mentalen Problemen leiden: Krankenkassen melden steigende Fallzahlen für Depressionen, Angst- und Essstörungen unter Jugendlichen, vor allem Mädchen seien davon betroffen. Außerdem wurde kritisiert, dass es kein zusätzliches Personal für geflüchtete Schüler:innen gebe. Rabbow stellt klar: “Wir machen das gerne, aber es ist ein zusätzlicher Aufwand".

Neben wachsender Anerkennung für die Arbeit von Lehrer:innen wurden vor allem auch konkrete Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen gefordert, die aus Sicht des Philologenverbands jedoch nicht den erwünschten Anklang finden konnten: “Die inhaltlichen Diskussionen und Appelle machten deutlich, dass insbesondere die Bestrebungen der Landesregierung die Schulstruktur langfristig zu verändern auf klare Ablehnung stoßen”, ziehen sie in ihrer Pressemeldung zum Philologentag Bilanz.

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Ihr kommt neu an eine Schule und beginnt jetzt selbst zu unterrichten. Fachlich und didaktisch habt ihr frische Inhalte aus dem Studium mit im Gepäck. Doch das erste Mal vor einer Klasse zu stehen, ist ein harter Realitätscheck. Durch den geringen Altersunterschied zu den höheren Stufen und die noch nicht etablierte Rolle an der Schule ist das Referendariat eine echte Herausforderung für junge Lehrer:innen. Wir haben für euch hilfreiche Aspekte gesammelt, die euch dabei helfen können, eine Autorität zu entwickeln.

Den Respekt der Klasse muss man sich erarbeiten

Im Referendariat müsst ihr regelmäßig alleine vor der Klasse stehen und unterrichten. Um für ein gutes Unterrichtsklima zu sorgen, braucht es Respekt von Seiten der Schüler:innen. Genau diesen müssen sich alle Lehrkräfte selbst erarbeiten und die Kinder, besonders aber die pubertären Jugendlichen, machen euch das alles andere als einfach. Als Referendare steht ihr bei der Klasse erstmal unter besonderer Beobachtung. Es wird ausgetestet, wie ihr tickt, wo eure Grenzen liegen und wie durchsetzungsfähig ihr seid. Ihr werdet direkt in der Kennlernphase nicht nur mit Tuscheln und Unaufmerksamkeit auf die Probe gestellt, sondern es wird gerne auch bewusst Quatsch gemacht, provoziert oder der Unterricht gestört. 

Während man sich als junger Mensch selbst noch nah an den Schüler:innen sieht, wollen diese von euch sehen, ob ihr eine Respektsperson seid. Die besonders pubertären Altersklassen lehnen sich ohnehin gerne gegen Regeln und Autoritäten auf. Mit Kumpelei gibt man ihnen nur den Raum, das zu zeigen. Die Aufgabe ist deshalb nicht, sich mit den Schüler:innen anzufreunden, sondern eine Klarheit in die eigene Rolle und in das Lehrer-Schüler-Verhältnis zu bringen. Eure erfahrenen Kolleg:innen haben den Vorteil, dass sie in den meisten Fällen schon als Lehrkraft etabliert sind, weil sie eben schon da waren, als die neuen Schüler:innen auf die Schule kamen. Im Referendariat hingegen seid ihr die Neuen und kommt aus Sicht der Kinder an ihre Schule, betretet sozusagen deren Revier.

Eine gute persönliche Vorbereitung und klare Leitplanken

Die fachlichen Inhalte und Lehrmethoden bilden die Grundlage für jede Unterrichtsstunde. Genauso wichtig ist aber die persönliche Vorbereitung, wie ihr euch strukturiert und verhaltet. Wenn die Klasse euch und eure Grenzen austestet, dann ist es hilfreich, darauf mit einer klaren Haltung und strikten Linie reagieren zu können. Diese solltet ihr euch in jedem Fall vor dem ersten Unterricht klar machen. Wie wollt ihr eine Ermahnung aussprechen? Wie oft könnt ihr solche wiederholen? Wie hart reagiert ihr auf Unaufmerksamkeiten, Tuscheln und nicht zuhören? Wie reagiert ihr auf Provokationen oder bewusste Unterrichtsstörungen? Welche Stufen der Eskalation gibt es? Es ist keine Lösung, unendlich zu ermahnen und keine Konsequenzen zu haben. Daher empfehlen wir euch, vorher genau diese Fragen durchzugehen und dann im Unterricht darauf zu achten, euch an die eigenen Vorsätze zu halten. Die Schüler:innen werden eure Ermahnungen eher annehmen, wenn sie diese für fair oder logisch erachten. Seid ihr dabei stringent und nachvollziehbar wie ihr handelt, dann ist der erste Schritt hin zur Autorität geschafft.

Klar ist, als Lehrer:innen seid ihr in der Verantwortung, die Richtung vorzugeben und den Unterricht initiativ zu leiten. Damit ihr diese Position stärkt, solltet ihr die Fäden immer in der Hand behalten. Egal welche Arbeitsform ihr nutzt, also auch bei Partner- oder Gruppenarbeiten, stärkt ihr euch, wenn ihr immer ein gutes Maß an Kontrolle behaltet. Das gelingt, indem ihr trotzdem aktiv bleibt. Macht beispielsweise Vorgaben, moderiert die Zeit oder zeigt Interesse, wenn ihr eine angeregte Diskussion wahrnehmt. Sich ans Lehrerpult zurückzuziehen und um etwas anderes zu kümmern ist nicht sinnvoll. Selbstorganisation bei den Schüler:innen zu fördern ist zwar wichtig, doch gerade am Anfang hilft es, die Führung nur so viel abzugeben, dass man selbst nicht überrascht werden kann. Das gibt Sicherheit und kann eure Kontrolle besser aufrechterhalten. Wenn ihr das einmal etabliert habt, ergeben sich mit der Zeit mehr Freiheiten. Dass es jedoch generell kein richtig freundschaftliches Verhältnis zwischen Lehrer:innen und Schülerinnen geben kann, haben wir für euch in einem weiteren Artikel beleuchtet. 

Natürlich ist es gut, sich humorvoll und menschlich zu zeigen. Ihr müsst das nicht erzwingen, aber über einen guten Witz dürft ihr lachen und über ein eigenes kleines Missgeschick mit Sicherheit auch. Sich auf persönlicher Ebene zu viel Druck zu machen, ist aber nicht zielführend. Es geht nämlich nicht darum, wie die Klasse euch als Personen wahrnimmt, sondern als Lehrkraft. Trotzdem ist höflich und aufmerksam zu sein wichtig, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Es sind Selbstverständlichkeiten, wie die Worte “Danke” und “Bitte” bei kleinen Interaktionen, die in der Aufregung schnell vergessen werden. Hinzu kommt, auf die eigenen Schüler:innen zu achten, aufmerksam zu sein und das auch zu zeigen, beispielsweise indem ihr sie auf dem Flur grüßt. Dann fühlen sich die Kinder wahrgenommen und wertgeschätzt. Bezogen auf den Unterricht bedeutet das dann auch ein Lob auszusprechen und das Rückfragen nicht zu vergessen. Gibt's noch Fragen zu  dem Thema? Hat jemand etwas nicht verstanden? Braucht ihr noch etwas Zeit? Wenn die Lehrkraft Respekt für die Schüler:innen zeigt, werden sie auch beginnen, die Lehrkraft zu respektieren.

Eine gute Haltung stärkt euch in der Lehrerrolle

Es ist keine leichte Aufgabe, das alles im Blick zu behalten. Ein paar kleine Tricks sind hilfreich, um euch selbst in der Situation zu stärken. Die richtige Körpersprache kann sehr dabei helfen, Autorität auszustrahlen und euer Handeln und Sprechen zu unterstützen. Ein sicherer Stand und eine aufrechte Haltung verstärken, was man sagt, egal ob es Unterrichtsinhalte oder Ermahnungen sind. Gerade zu Beginn des Referendariats könnt ihr euch angewöhnen, direkt vor dem Betreten des Klassenzimmers einmal tief einzuatmen und dabei den Körper richtig aufzurichten. So startet ihr sofort und schon vor dem eigentlichen Unterrichtsbeginn in eurer Rolle. Während der Stunde könnt ihr darauf achten, ruhig zu bleiben und versuchen, nicht hektisch zu agieren. Wenn die Stimme dabei klar, laut und bestimmt ist, gibt das weitere Sicherheit und verschafft Respekt. 

Ebenfalls unterstützend bei dem Vorhaben, sich als Lehrer:in zu etablieren, ist das eigene Outfit. Kleider machen nicht nur Leute, sondern auch Lehrer. Der richtige Look gibt Seriosität und kann sich auch auf die eigene Haltung auswirken. Was ihr im Unterricht tragen wollt, gehört zur guten Vorbereitung. Pullover oder T-Shirts mit auffälligem Motiv oder einem Spruch können für Ablenkung bei den Schüler:innen sorgen. Sakko und Blazer zu tragen, kann einerseits overdressed wirken, andererseits euch selbst irritieren, wenn ihr nicht gewohnt seid, dies einen ganzen Tag zu tragen. Deshalb ist es generell sinnvoll, wenn sich das eigene Outfit gut anfühlt und einen nicht stört. Schnell zu übersehen sind dabei die Schuhe, denn wenn ihr eine Doppelstunde habt, in der ihr viel steht, sollten diese bequem sein.

Ansonsten ist beim Outfit alles geeignet, was unaufgeregt aussieht. So stärkt ihr die Klarheit in eurem eigenen Auftreten und macht den Look bei den Schüler:innen nicht zum Thema. Wenn die eigenen Klamotten Aufmerksamkeit auf sich ziehen, tut ihr euch keinen Gefallen. Von ausgefallenen Sneakern, hohen Absätzen und bunten Prints solltet ihr deshalb lieber die Finger lassen. Mit einfarbigen und gut sitzenden Hemden, Blusen oder Pullovern, sowie Jeans und dunklen Hosen kann man wenig falsch machen. Diese könnt ihr dann unterschiedlich miteinander kombinieren. Achtet dabei auf ein bisschen Abwechslung und tragt nicht immer, wenn ihr die 9c unterrichtet, dasselbe Oberteil. Denn die Jugendlichen halten sich auch mal an sowas auf, und dann heißt es schnell  “der/die hat ja immer das gleiche an”.

Bei sich selbst bleiben: Authentizität ist wichtig

Gute Vorbereitung ist also in jeder Hinsicht elementar. Doch man kann selbstverständlich auch falsch vorbereitet sein. Deshalb empfiehlt sich anschließend nochmal ein Blick über all die Gedanken, die ihr euch bei allen oben genannten Punkten gemacht habt. Jede Lehrkraft sollte sich die Frage stellen, ob die eigenen Ambitionen authentisch sind. Es bringt nichts, sich etwas vorzunehmen, was nicht zu einem passt. Versucht nicht jemand anderes zu spielen, sondern orientiert euch an euch selbst und macht den Kindern nichts vor. Schauspielern ist der falsche Ansatz. Beantwortet für euch lieber die Fragen: Wie stehe ich da, wenn ich selbstbewusst bin? Was trage ich, um mich gut zu fühlen? Wie spreche ich zu den Kindern?

Wer Dialekt spricht, sollte einen eigenen Rahmen finden, diesen möglichst moderat zu lassen, aber nicht krampfhaft versuchen, Hochdeutsch zu sprechen, nur um dann im Unterricht darüber zu stolpern. Das gilt auch für andere Aspekte. Bei der Vorbereitung des Unterrichts kann man beispielsweise darauf achten, zu Beginn keine Experimente einzugehen. Komplizierte Methoden oder Materialien, mit denen ihr nicht vertraut seid, können sonst zu Überforderung führen oder zu Stolperfallen werden. Ein interessanter Unterricht muss nicht ausgefallen sein.

Die Herausforderungen im Unterricht werden von alleine auf jede junge Lehrkraft zukommen. Bestimmte Handlungen der Schüler:innen können einen immer mal überraschen und gewisse Dinge passieren irgendwann ein erstes Mal. Aber genau dann hilft es, einen Plan zu haben, an dem man sich orientieren kann. Wenn das gelingt, wächst mit jeder Schulstunde Sicherheit in der Lehrerrolle und ihr seid auf dem richtigen Weg, gut in eurem Job zu werden.

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Lange vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie sah sich die Welt bereits mit einer globalen Gesundheitskrise konfrontiert: die HIV/Aids-Pandemie, die in den 1980er Jahren begonnen hat. Diese Krankheit, die sich hauptsächlich durch sexuelle Übertragung verbreitet, hat seitdem viele Menschen das Leben gekostet, darunter auch berühmte Persönlichkeiten wie den Frontsänger von Queen, Freddy Mercury. Dank des medizinischen Fortschritts kommt eine Diagnose zwar nicht mehr automatisch einem Todesurteil gleich, das Ansteckungsrisiko bleibt jedoch weiterhin bestehen. Im Jahr 2021 lebten allein in Deutschland 90.800 Menschen mit HIV-Infektionen. Trotz der bedeutenden medizinischen Errungenschaften bestehen bis heute vielfältige Stigmata und Vorurteile im Zusammenhang mit der Krankheit, die auch das gesellschaftliche Bewusstsein und den präventiven Schutz beeinflussen. In diesem Kontext gewinnt die Prävention von HIV/AIDS an Schulen in Deutschland an Bedeutung, nicht nur als Schutzmaßnahme gegen die Ausbreitung, sondern auch als Instrument zur Bewusstseinsbildung und zum Abbau von Vorurteilen. Am Aids-Welttag möchten wir euch deshalb den aktuellen Stand, Herausforderungen und nützliche Informationen sowie Anlaufstellen an die Hand geben.

Der aktuelle Stand und Kampagnen

HIV (Human Immunodeficiency Virus) ist ein Virus, das das menschliche Immunsystem infiziert und schwächt. Eine Infektion mit HIV kann zu AIDS (Acquired Immunodeficiency Syndrome) führen, einer fortgeschrittenen Stufe der HIV-Infektion. 

HIV wird hauptsächlich durch den Austausch von Körperflüssigkeiten übertragen, insbesondere durch ungeschützten Geschlechtsverkehr, gemeinsame Nutzung von infizierten Nadeln bei Drogenkonsum, von der Mutter auf das Kind während der Geburt oder durch das Stillen sowie durch den Austausch von infiziertem Blut, beispielsweise durch unsichere Bluttransfusionen oder gemeinsame Nutzung von nicht sterilisierten medizinischen Instrumenten.

Dabei ist wichtig zu beachten, dass HIV und Aids nicht dasselbe sind, sondern die Krankheit Aids dann auftritt, wenn das Immunsystem des Körpers durch die HI-Viren so stark geschädigt ist, dass es nicht mehr in der Lage ist, Infektionen und bestimmte Krankheiten zu bekämpfen. Es gibt jedoch effektive antiretrovirale Medikamente, die die Vermehrung des Virus verlangsamen und das Fortschreiten von HIV zu AIDS verhindern können. Eine frühe Diagnose und eine lebenslange medikamentöse Therapie können die Lebensqualität von Menschen mit HIV erheblich verbessern und die Lebenserwartung steigern. Anders als vielerorts immer noch angenommen, wird HIV nicht durch alltäglichen Kontakt wie Händeschütteln, Umarmungen oder gemeinsames Essen übertragen. Trotzdem halten sich diese Vorurteile und Stigmata und verhindern schlimmstenfalls eine angemessene Aufklärung und Behandlung und stehen oftmals der Eingliederung Betroffener in die Gesamtgesellschaft im Weg.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die Deutsche Aidshilfe (DAH) und die Deutsche AIDS-Stiftung (DAS) haben aus diesem Anlass die Kampagne "Leben mit HIV. Anders als du denkst?" zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember ins Leben gerufen. Die Initiative fordert dazu auf, Vorurteile gegenüber Menschen mit HIV zu überdenken und zu hinterfragen. In der Kampagne erzählen sieben Menschen mit HIV ihre Geschichten, um Diskriminierung durch Information und Selbstbewusstsein entgegenzutreten. Die Protagonist:innen repräsentieren vielfältige Persönlichkeiten und Lebensweisen, von einer Drag Queen über eine Sexualtherapeutin bis hin zu einer bayerischen Postbotin. Die Kampagne betont, dass HIV heute gut behandelbar ist, wenn auch noch nicht heilbar, und dass HIV-positive Menschen bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung ein gesundes Leben führen können. Persönliche Geschichten in verschiedenen Formaten und Kanälen sind Teil der Welt-Aids-Tag-Veranstaltungen in Deutschland.

Laut einer Erhebung der deutschen Aidshilfe können heute  90 Prozent der Befragten gut mit ihrer HIV-Infektion leben, jedoch haben 95 Prozent in den letzten zwölf Monaten mindestens eine diskriminierende Erfahrung aufgrund von HIV gemacht. Die Umfrage aus dem Jahr 2020 zeigt, dass Diskriminierung in verschiedenen Lebensbereichen vorhanden ist, obwohl HIV unter Therapie nicht übertragbar ist. Der Welt-Aids-Tag wird seit 1988 veranstaltet und zielt darauf ab, Solidarität mit HIV-positiven Menschen zu zeigen und der Verstorbenen zu gedenken. 

Daneben initiiert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) seit 1987 die Kampagne "Gib Aids keine Chance", eine der größten Gesundheitsförderungsmaßnahmen in Deutschland. Diese Kampagne setzt auf eine vielfältige Kommunikation, die Medien, persönliche Beratung und interaktive Online-Angebote kombiniert, um verschiedene Bevölkerungsgruppen zu erreichen.

Unter dem Namen "LIEBESLEBEN" wird die Kampagne seit Mai 2016 fortgesetzt, um nicht nur HIV, sondern auch andere sexuell übertragbare Infektionen zu thematisieren. "LIEBESLEBEN" setzt auf die Enttabuisierung von Geschlechtskrankheiten, fördert Solidarität mit von HIV betroffenen Menschen und informiert über Risiken, Schutzmaßnahmen sowie die Wichtigkeit von Kondomnutzung und Arztbesuchen bei Verdacht auf eine sexuell übertragbare Krankheit.

Herausforderungen für die Thematisierung in der Schule

Obwohl der erste Fall von HI-Viren bereits 1981 diagnostiziert wurde und viele Organisationen existieren, die sich den Kampf gegen HIV/AIDS auf die Fahne geschrieben haben, ist das Sortiment an Aufklärungsmaterialien für Schulen in Deutschland mangelhaft. Die Kampagnen und Richtlinien der Bundesländer sind in den meisten Fällen veraltet. 

So stammt das Programm “Liebe in Zeiten von Aids” (LIZA) aus dem Jahr 2004, das Lehrkräften auf der Website des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus noch immer angeboten wird. Außerdem wird dort auf die Richtlinien für die Familien- und Sexualerziehung in den bayerischen Schulen von 2016 verwiesen, die zwar die Notwendigkeit für Aufklärung betonen, aber darüber hinaus in diesen keine konkreten Materialien zur Verfügung stellen. “Schülerinnen und Schüler an den weiterführenden Schulen erwerben biologisch-medizinisches Wissen über sexuell übertragbare Krankheiten (STD), Übertragungswege und Verläufe, den HI-Virus und die Immunschwächeerkrankung AIDS”, lautet ein Ziel der Richtlinie. Inwiefern dieses Wissen vermittelt werden soll, lässt sich anhand der Website nicht ablesen.

Auf der Website des Ministeriums für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen wird zwar auf den Bedarf zur HIV/AIDS-Aufklärung an Schulen hingewiesen, der Link für die ergänzenden Empfehlungen des Ministeriums zur AIDS-Aufklärung von 2012 lässt sich allerdings nicht mehr abrufen.

Auch im Lehrplan Sexualerziehung des Hessischen Kultusministeriums von 2016 finden sich Hinweise auf das Ziel der Prävention und Bewusstmachung der sexuell übertragbaren Krankheit AIDS. Weitere Empfehlungen oder externe Links werden dennoch nicht zur Verfügung gestellt. 

In den anderen Bundesländern sieht die Lage ähnlich aus. So plant das deutsche Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit bis 2030 in ihrer Strategie, “Materialien für Schulen, um das Thema im Rahmen der Sexualaufklärung im Unterricht zu behandeln”, zu entwickeln und bereitzustellen. Es wird empfohlen, dass “freie Träger” Lehrkräfte bei der Behandlung im Unterricht unterstützen sollen.

Die mangelnde Aktualität und Ressourcenausstattung dieser Bildungsprogramme stellen eine Barriere dar, um Schüler:innen effektiv über HIV/AIDS aufzuklären und Vorurteile abzubauen. Um dieser Herausforderung zu begegnen, ist ein dringender Bedarf an überarbeiteten und zeitgemäßen Bildungsmaterialien sowie an einer stärkeren Integration von aktuellen Informationen in die Lehrpläne der Schulen anzuerkennen und schnellstmöglich zu erfüllen.

Materialien und Anlaufstellen für Lehrkräfte

Dennoch gibt es einige Materialsammlungen für Lehrkräfte, die bei der Erarbeitung des Themas sexuelle Aufklärung und AIDS unterstützen können. Das Projekt schule.loveline der BZgA bietet kostenlose Arbeitsblätter mit Hinweisen für Lehrkräfte für die Fächer Biologie, Deutsch, Ethik, Gemeinschafts- und Sozialkunde, Pädagogik, Philosophie und Religion. 

Auch die kostenlose Suchmaschine für Bildungsmedien, Elixier, des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation stellt verschiedene Unterrichtsmaterialien zur AIDS-Prävention zur Verfügung. 

Allgemeine Informationen können sich Lehrkräfte in den Broschüren der BZgA und auf der Internetseite Deutsche Aidshilfe beschaffen.

Darüber hinaus informiert der Funk-Kanal Mr.Wissen2go in seinem Video “AIDS – der schleichende Tod” über die Krankheit. Lehrkräfte können dieses Video im Unterricht einsetzen, um das Thema beispielsweise einzuleiten.

Zusammenfassend besteht in Deutschland dringender Bedarf, das Sortiment an Informationsmaterialien für Lehrkräfte und Schulen zu erweitern. Obwohl Menschen heutzutage mit der diagnostizierten Krankheit gut leben können, ist es notwendig, Schüler:innen genügend aufzuklären und die Krankheit weiter einzudämmen. Der Welt-Aidstag bietet eine gute Gelegenheit, das Thema im Unterricht aufzugreifen. 

Zum Thema Sexualbildung und Verhütung könnt ihr euch in diesem Artikel informieren. 

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Berlin. Nach der neuesten Erhebung des "Ländermonitoring Frühkindliche Bildung" der Bertelsmann-Stiftung fehlen in Deutschland rund 430.000 Betreuungsplätze. Hinzu kommt, dass die Qualität der frühkindlichen Bildung in Deutschland sehr stark schwankt – je nach Ort und familiären Voraussetzungen. Michael Fritz, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kinder forschen, nennt diesen Zustand “ein Armutszeugnis für Deutschland”. 

Die Zahlen der neuen Studie sind alarmierend. So sollen in Westdeutschland etwa 385.900 und in ostdeutschen Bundesländern rund 44.700 Kita-Plätze fehlen, um den steigenden Betreuungsbedarf zu decken. In Ostdeutschland ist der Anteil der Kinder, die eine Kita besuchen, deutlich höher als im Westen. Dafür sind die Personalschlüssel dort deutlich schlechter. In den ostdeutschen Bundesländern ist eine Vollzeitfachkraft in der Kinderkrippe im Schnitt für 5,4 Kinder pro Gruppe verantwortlich, in Westdeutschland sind es gerade mal 3,4. Den Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung zufolge müsste der Personalschlüssel zwischen 1 und 3 liegen. 

Fritz bilanziert: “Vom Anspruch, dass jedes Kind die Chance auf gute frühkindliche Bildung haben muss, sind wir weiter entfernt als jemals zuvor." Die Studie zeigt zwar, dass die Zahl der Betreuungsplätze in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Der Bedarf an Betreuungsplätzen seitens der Familien sei allerdings noch stärker gestiegen.  Derzeit könne der Rechtsanspruch auf eine Kindertagesbetreuung, der seit 2013 auch für Kinder unter drei Jahren gilt, für hunderttausende Kinder nicht erfüllt werden.  

Die Autor:innen der Studie geben auch einen Ausblick auf die nächsten Jahre. Bis 2030 sehen sie gute Chancen, dass die ostdeutschen Länder den Personalschlüssel auf Westniveau ausbauen können. Das hänge laut der Studie unter anderem mit zurückgehenden Kinderzahlen zusammen. Damit das gelingt, müssten allerdings die bereits angestellten Fachkräfte gehalten und neue Betreuer*innen hinzugewonnen werden. 

Westdeutschland steht laut den Autor:innen vor großen Herausforderungen, genug Betreuungsplätze für den zu erwartenden Bedarf zu schaffen. Nur Hamburg könne laut Prognose bis 2030 sowohl die Bedarfe als auch die empfohlenen Personalschlüssel erfüllen. Auch für Niedersachsen und Schleswig-Holstein wären beide Ziele realistisch, aber mit etwas mehr Anstrengungen verbunden.

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Eine ordentliche Unterrichtsplanung nimmt oft viel Zeit in Anspruch. Gerade die Erstellung von Arbeitsblättern kann dabei ein wahrer Zeitfresser sein. Damit ihr es beim Konzipieren eures Unterrichts ein wenig einfacher habt, haben wir euch deshalb Webseiten rausgesucht, auf denen ihr Arbeits- und Übungsblätter finden könnt. In anderen Artikeln haben wir euch bereits Materialien für Mathematik und Physik zusammengesucht. Heute stellen wir euch Arbeitsblätter vor, die ihr nutzen könnt, um Vorbereitungszeit für euren Biologieunterricht zu sparen! 

Schulportal.de 

Bereits in unseren anderen Artikeln zu Arbeitsblättern haben wir euch die Webseite Schulportal.de vorgestellt. Auch für das Fach Biologie lohnt es sich, einen Blick auf deren Sammlung zu werfen. Diese liefert nämlich mit 3275 genügend Arbeitsblätter von der 5. bis zur 13. Klassenstufe. Neben Arbeitsblättern gibt es auch Unterrichtsmaterialien wie Gruppenpuzzles zur Erarbeitung der Blutbestandteile, mit denen ihr euren Schüler:innen interaktiv das Wissen vermitteln und anschließend mithilfe der Arbeitsblätter auf die Probe stellen könnt! 

(Quelle: Schulportal.de)

Aduis.de

Ihr seid auf der Suche nach sach- und kindgerechten Arbeitsblättern für die unteren Jahrgangsstufen? Dann seid ihr auf Aduis.de genau richtig. Dort findet ihr schön gestaltete Arbeitsblätter rund um die Themen Mensch und Pflanzen, die sich besonders für die Erarbeitung mit jungen Schüler:innen anbieten. Um das Wissen anschließend zu testen, könnt ihr dann Rätsel zu unterschiedlichen Themen mit euren Schüler:innen durchführen. Aufgrund der primären Auslegung auf den kreativen Aspekt, eignet sich diese Webseite für ein spielerisches Lernen.

(Quelle: Adunis.de)

Übungskönig.de

Ihr seid auf der Suche nach Biologie Arbeits- und Übungsblättern für die Klassenstufen 5, 6, 8 oder 10? Dann werdet ihr auf Übungskönig.de sicher fündig. Die Arbeitsblätter werden als PDF-Datei angeboten und stehen zum kostenlosen Download bereit. Ein weiterer Vorteil der Website ist, dass die Arbeitsblätter sowohl für Gymnasien als auch für Realschulen geeignet sind. 

(Quelle: Übungskönig.de)

eduki.de

Auch auf eduki.de gibt es viele kostenlose Unterrichtsmaterialien von Lehrer:innen für Lehrer:innen. Ihr findet auf der Website Material für das Fach Biologie, für alle Jahrgänge von der ersten bis zur zwölften Klasse. Diese sind nach Rubriken sortiert und ihr habt direkt das ganze Unterrichtsmaterial für bestimmte Themenbereiche zusammen. Wenn ihr euren Unterricht mal interaktiver gestalten möchtet, findet ihr hier unterschiedliche Materialtypen, von Spielen bis hin zu Merk- und Aufgabenkarten. Da das dort zur Verfügung gestellte Material von Lehrkräften stammt und damit bereits im Unterricht getestet wurde, könnt ihr euch sicher sein, dass es sich für den eigenen Unterricht gut verwenden lässt. 

(Quelle: eduki.de)

Bei Verwendung dieser Webseiten könnt ihr also eine Menge Zeit bei der Erarbeitung eures Unterrichts sparen. Viele der Materialien sind ansprechend und kreativ gestaltet, was den Schüler:innen erleichtern kann, zu lernen und das erworbene Wissen zu prüfen. Wenn ihr auf der Suche nach Unterrichtsmaterial für andere Fächer seid, werdet ihr hier fündig.

Habt ihr schon welche der genannten Webseiten genutzt, um euch bei der Unterrichtsplanung zu helfen? Schreibt uns eure Erfahrungen gerne in die Kommentare!

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Magdeburg. Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt haben seit dem 1. November landesweit kostenlosen Zugriff auf eine datenschutzkonforme Version von ChatGPT. Im September hatte Mecklenburg-Vorpommern als erstes Bundesland ChatGPT für alle Lehrkräfte bereitgestellt, das mitteldeutsche Land zieht jetzt nach. Laut einer Pressemitteilung des Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung (LISA) können die Dienste emuGPT und emuDALL-E nun über den Bildungsserver Sachsen-Anhalt abgerufen werden. Dort hat das LISA im Rahmen des Projekts “Nutzung von Sprachmodellen/KI in der schulischen Bildung Sachsen-Anhalts” eine Schnittstelle zu ChatGPT installiert. Kay Adenstedt, Leiter des LISA-Fachbereichs “Digitalität in der schulischen Bildung”, sagte dem MDR in einem Podcast, dass bei der Nutzung durch eine Schnittstelle die Datenschutzkonformität stets gewährleistet sei, da sie “in der staatlichen Hand” liege. Der amerikanische Anbieter OpenAI erhalte dabei keine Nutzerdaten. 

Lehrkräfte können frei wählen zwischen den Modellen ChatGPT 3.5, 4 und 4 Turbo. Voraussetzung für den Zugriff sind ein gültiger Account im landesinternen Bildungsserver sowie ein Besuch der einstündigen Online-Fortbildung zum Thema “KI in der Schule”. Dort werden neben den Nutzungsbedingungen und Chancen des Dienstes auch dessen potentielle Herausforderungen und der sorgsame Umgang mit personenbezogenen Daten thematisiert. Laut dem LISA ist das Interesse an emuGPT und emuDALL-E sowie an den relevanten Fortbildungen groß. 

Adenstedt hält die Ängste von Lehrkräften, durch KI ersetzt zu werden, für unbegründet. Er sehe die Wahl zwischen künstlicher Intelligenz und zwischenmenschlichen Beziehungen in der Bildung nicht als eine oder-Frage: “Es geht um beides, es geht um das Ergänzende.” Laut dem LISA ist die Bereitstellung von ChatGPT für Lehrkräfte auch keine allgemeingültige Befürwortung von KI im Klassenzimmer. Vielmehr gehe es um eine “kritisch-reflektierende Implementierung”, mit dem Ziel “KI-Technologien als Lerngegenstand, Werkzeug und Methode zu erproben”. 

Anders als in Mecklenburg-Vorpommern, gilt die Bereitstellung von emuGPT und emuDALL-E in Sachsen-Anhalt bisher nur für Lehrkräfte. In einer Handreichung vom September trägt das LISA neun Empfehlungen für die Nutzung von ChatGPT als Lehrkraft zusammen, darunter beispielsweise das Erstellen von Übungen und Quizzen, die an den Leistungsfortschritt der Lernenden angepasst sind. Schüler:innen können privat weiterhin nur das kostenlose ChatGPT 3.5 oder für monatlich 20 Euro das leistungsstärkere Modell 4 nutzen. Der MDR kritisiert, dass die Nutzung von ChatGPT im Schulkontext Fragen über finanziell bedingte Bildungsungleichheiten aufwirft, die durch eine auf Lehrkräfte beschränkte Bereitstellung nicht angegangen werden. Die Vorsitzende des Landesschülerrates Sachsen-Anhalt, Great Tosca Steinmetz, fordert eine gleichartige Unterstützung für Schüler:innen und Lehrkräfte. Auch Adenstedt beteuert, “dass man Schülerinnen und Schülern einen Zugang dazu gewähren muss”. Ein Schülerzugang sei zwar “technisch problemlos realisierbar”, doch würden Kostenfragen und Aushandlungen über Schwerpunkte die Freigabe bremsen.

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Berlin. Rund 20.000 Beschäftigte von Bildungseinrichtungen sind in einer landesweiten Protestaktion am Dienstag dem Streikaufruf der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gefolgt. In mehreren Städten Deutschlands, darunter Berlin, Hamburg, Karlsruhe und Leipzig, versammelten sich Lehrkräfte, Erzieher:innen, Sozialarbeiter:innen und Pädagog:innen zu Streiks und Kundgebungen, um ihren "Unmut über die Blockadehaltung der Arbeitgeber in der laufenden Tarifrunde" zu äußern.

Die Hauptforderungen der GEW konzentrieren sich auf eine substantielle Gehaltserhöhung von 10,5 Prozent oder mindestens 500 Euro monatlich, Tarifverträge für alle studentischen Beschäftigten und die Übernahme von Verbesserungen im Sozial- und Erziehungsdienst auf Landesebene. Zusätzlich sollen Auszubildende eine Erhöhung von 200 Euro erhalten. Der geforderte Tarifvertrag soll eine Laufzeit von einem Jahr haben. Bisher haben die Arbeitgeber keine konkreten Angebote vorgelegt.

In Berlin versammelten sich mehr als 6.000 Angestellte des Bildungssektors zu einer Kundgebung am Brandenburger Tor. Maike Finnern, die Bundesvorsitzende der GEW, unterstrich auf der Kundgebung die Dringlichkeit spürbarer Gehaltssteigerungen: "In unseren Kitas, Schulen und Hochschulen arbeiten die Kolleginnen und Kollegen am absoluten Limit. Sie sind die Garanten für die Zukunft unseres Landes, da sie Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bilden und erziehen. Ihre Arbeit ist unverzichtbar."

Auch in Leipzig nahmen mehr als 7.000 Menschen aus den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen an einer Demonstration teil, um sich für eine gerechte Bezahlung und verbesserte Arbeitsbedingungen im Bildungsbereich einzusetzen. Doreen Siebernik, Mitglied des GEW-Vorstands, erklärte: "Wir stehen vor der größten Bildungskrise in der Geschichte Deutschlands. Wenn die Arbeitgeber nicht bereit sind, fair zu bezahlen, wird sich der ohnehin gravierende Fachkräftemangel weiter verschärfen."

In Karlsruhe versammelten sich rund 1.000 Streikende, um ihren Unmut kundzutun. Daniel Merbitz, GEW-Vorstandsmitglied für Tarif- und Beamtenpolitik, fügte in Karlsruhe hinzu: "Bei diesen Arbeitgebern müssen wir jeden Cent erstreiken. Sie rücken ohne Streiks nichts heraus. So sieht ihre Wertschätzung aus. Im Bildungsbereich brennt die Hütte: Inflation, Fachkräftemangel, Überlastung. Und was machen die Arbeitgeber? Sie stellen das Löschwasser ab. Selbst den Tarifschutz für studentische Hilfskräfte blockieren sie. Wir lassen ihnen nicht durchgehen, dass sie sich wegducken!" 

Die Gewerkschaften GEW und ver.di setzen sich in den laufenden Tarifverhandlungen für verbesserte Arbeitsbedingungen und eine Erhöhung der Gehälter ein. Bislang haben die Arbeitgeber in zwei Verhandlungsrunden jedoch noch kein konkretes Angebot vorgelegt. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 7. und 8. Dezember in Potsdam angesetzt. Bis dahin wollen die Streikenden ein deutliches Zeichen setzen, um ihre Forderungen nachhaltig zu unterstreichen. Die Bewegung betont dabei nicht nur ihre Unzufriedenheit über die bisherige Blockadehaltung der Arbeitgeber, sondern auch ihre Entschlossenheit, die drängenden Herausforderungen im Bildungsbereich anzugehen. Tarifvertrag und Inflationsausgleich seien “das absolut Mindeste, das man sich wünschen kann, wenn man mit seiner Arbeit dafür sorgt, dass die Gesellschaft nicht zusammenbricht”, kommentierte der Bildungsinfluencer Bob Blume.

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Berlin. Die Anlaufstelle für Diskriminierungsschutz an Schulen (ADAS) prangert die Zunahme von  antimuslimischem Rassismus infolge des Kriegs  in Nahost an. Aliyeh Yegane Arani, Leiterin der Berliner Beratungsstelle, erklärte im Gespräch mit der DPA, dass Menschen der arabisch-, türkischstämmigen und muslimischen Community vermehrt unter Generalverdacht gestellt würden, den Terror der Hamas zu unterstützen. Sie nimmt außerdem die Schulen in die Pflicht, sich dem Problem anzunehmen.

Seit dem Angriff der militant-islamistischen Hamas auf Israel vom 7. Oktober und dem in dessen Folge eskalierten Krieg in Gaza tritt nicht nur Antisemitismus verstärkt zu Tage. Wie Yegane Arani hinweist, würden neben antisemitischen auch islamfeindliche Äußerungen stark zunehmen. “Wir haben eine hohe Meldungsrate von rassistischen Vorfällen gegen Menschen, die Muslime sind oder als solche wahrgenommen werden”, schildert die Expertin die aktuelle Lage.

Yegane Arani nimmt “eine große Unsicherheit von Lehrkräften” im Umgang mit dem Nahost-Konflikt wahr. Auf Solidaritätsgesten mit den Palästinenser:innen würden Lehrkräfte laut Berichten der Eltern mitunter überzogen reagieren. Es fehle oft an Empathie im pädagogischen Umgang. Ohnehin seien Muslime, insbesondere Jungen, im Schulalltag mit Vorurteilen wie dem eines höheren Aggressionspotentials konfrontiert. Deshalb würden sie “öfter und härter bestraft”, führt Yegane Arani weiter aus und verlangt nach mehr Fortbildungen für Lehrkräfte. “Sie müssen in die Lage versetzt werden, besser mit der zunehmenden Diversität, auch der religiösen Diversität, und mit Problemen wie Antisemitismus, Rassismus, Diskriminierung umzugehen”, lautet ihre Forderung.

Am vergangenen Donnerstag nahm Yegane Arani zusammen mit weiteren Gästen an einer Gesprächsrunde mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue teil. Dort konnte sie ihr Anliegen am Runden Tisch “Konflikt im Klassenzimmer – der Krieg in Nahost und unsere Schulen” einbringen. In dem Gespräch traf sie damit auf Verständnis. „Rassismus hilft uns jüdischen Menschen im Augenblick nicht“ sagte etwa Deborah Schnabel, Direktorin der Bildungsstätte Anne Frank, in Anknüpfung an die Erfahrungsberichte aus dem Arbeitsalltag der ADAS.

Die Berliner Anlaufstelle bietet Lehrkräften sowie Schüler:innen und deren Eltern Hilfestellung im Umgang mit diskriminierenden Vorfällen aller Art. Träger der unabhängigen Beratungsstelle ist die Organisation LIFE Bildung, Umwelt Chancengleichheit e.V.

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Praktisch alle Lehrkräfte müssen regelmäßig Vertretungsstunden übernehmen. Gerade in der Erkältungszeit im Winter nimmt die Anzahl dieser deutlich zu. Die Übernahme solcher Stunden kann undankbar sein. Die Schüler:innen haben keine Lust, sich auf Inhalte oder die Eigenheiten einer fremden Lehrperson einzulassen, und auch man selbst hat zum Teil wenig Ambitionen, etwas mit der Vertretungsstunde zu bewegen. Daraus kann sich schnell eine ganz unangenehme Dynamik entwickeln. Das muss aber nicht sein! Wir haben für euch in unserer Serie zu Vertretungsstundenideen in diesem Jahr einige hilfreiche Konzepte zusammengestellt, mit denen ihr unkompliziert gute Vertretungsstunden aus dem Ärmel schütteln könnt. Jetzt folgt das Best-of der verschiedenen Kategorien:

Von interaktiv bis digital: Lernspiele lockern auf

Die Konzentration und Motivation ist bei Schüler:innen in Vertretungsstunden häufig sehr niedrig. In einigen Klassen hat man da keine Chance, mit schweren Inhalten durchzudringen Um die Schüler:innen trotzdem niedrigschwellig zu fordern, bieten sich Lernspiele an. In unseren Artikeln haben wir verschiedene Formate zusammengestellt. Gerade für jüngere Klassen sind Spiele in der Großgruppe geeignet. Hier können sich die Kinder ausprobieren und Energie loswerden. Um zumindest ein paar pädagogische Inhalte mit reinzubringen, können auch komplexere Spiele genutzt werden. Hier bietet sich zum Beispiel 4-Ecken-Raten an. Falls ihr mit euren Schüler:innen eher digital unterwegs sein wollt, dann gibt es mittlerweile einige Games, die zusammen gespielt werden können. Dazu gehören etwa Gartic Phone oder scribble.io, für die aber jedes Kind ein eigenes Endgerät braucht. 

Für den JAAAA-Effekt: Filme schauen

Mit wenigen Dingen macht man Schüler:innen eine so große Freude, wie mit der Ankündigung, gemeinsam einen Film zu schauen. Hierbei gilt zu beachten, dass die Rechtslage nicht immer ganz einfach zu beurteilen ist, weil es sich um teil-öffentliche Vorführungen handelt. Um auf der sicheren Seite zu sein, haben wir euch sechs kostenlose Filme kuratiert, die ihr mit eurer Klasse schauen könnt. Der Vorteil dabei ist, dass sie auch pädagogisch gut aufzuarbeiten sind und aufgrund ihrer kompakten Länge zum anschließenden Diskutieren einladen. Das zeigt sich zum Beispiel gut an dem animierten Kurzfilm NAPO, der das Thema Demenz einfühlsam behandelt. Ihr könnt mit unserer Liste aber natürlich auch eine Diskussion über das Thema Urheberrecht und Filmkunst starten.

Sinnvoll und ungewöhnlich: AGBs oder die Schufa vermitteln 

Vertretungsstunden werden häufig als Zeit-Absitzen wahrgenommen. Dabei bietet sich hier die Möglichkeit, Themen einen Raum zu geben, die es sonst häufig nicht in den Unterricht schaffen. So ein Thema ist zum Beispiel die Vermittlung von AGBs. Wir alle bestätigen sie täglich – bei jedem Herunterladen einer App, bei jedem Online-Kauf. Aber was in den AGBs eigentlich drinsteht oder drin stehen müsste, das wissen die wenigsten. Der Ansatz ist zugegebenermaßen unkonventionell für eine Vertretungsstunde, deshalb muss er aber nicht unbedingt langweilig sein. In unserem Artikel könnt ihr nachlesen, wie ihr das Thema euren Schüler:innen interaktiv und lebendig näher bringen könnt. 

Genauso könnt ihr auch mit dem Thema Schufa verfahren. Einige Schüler:innen werden davon vielleicht schon gehört haben, die wenigsten werden aber eine genaue Ahnung haben, was sie ausmacht – dabei werden alle im späteren Leben mit ihr zu tun haben. Wenn ihr es schafft, euren Schüler:innen klarzumachen, warum dieses Thema so eine große Relevanz für sie hat, stehen die Chancen gut, auch ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Wie ihr die Schufa Schritt für Schritt erklärt, haben wir für euch in unserem Artikel zusammengefasst

Für die Ambitionierten: Streitgespräche etablieren

Wenn ihr Lust habt, in der Vertretungsstunde wirklich etwas zu bewegen, dann könnte das hier etwas für euch sein: Streitgespräche organisieren. In praktisch jeder Klasse gibt es schwelende Konflikte und offen ausgetragene Streitigkeiten. Im Schulalltag fehlt häufig die Zeit, diese Konflikte angemessen zu bearbeiten. Schüler:innen lernen nur in wenigen Fällen zu Hause oder in der Schule, wie sie richtig streiten. Ihr könnt die Chance der Vertretungsstunde nutzen, um das zu ändern. In unserem Artikel zeigen wir euch, worauf ihr dabei achten müsst. Das fängt bei der Vorbereitung und Einleitung an und hört bei der gemeinsamen Reflektion mit der Klasse auf. Wichtig dabei zu beachten: Erwartet nicht zu viel! Eine Vertretungsstunde ist, was sie ist. Ihr werdet hierbei sicherlich an Grenzen stoßen, weil sich einige Schüler:innen dem Thema verweigern werden. Wenn ihr damit klar kommt und es trotzdem probieren wollt, werdet ihr vielleicht damit belohnt, dass ihr bei einigen Schüler:innen kleine Erfolge erzielt. 

Hoffentlich war auch für euch was dabei, damit ihr eure nächste Vertretungsstunde ganz nach eurer Motivation gestalten könnt. Wenn ihr noch hilfreiche Tipps für eure Kolleg:innen habt, dann schreibt sie gerne in die Kommentare!

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Startschuss für die deutschlandweit größte Leseförderungsaktion „Ich schenk dir eine Geschichte“: Schulen können sich ab sofort für die Gutschein-Aktion anmelden und so Schulkindern die Chance auf ein kostenloses Exemplar des neuen Welttag-Comicromans „Mission Roboter: Ein spannender Fall für die Glücksagentur“ sichern. Lehrkräfte können die Buch-Gutscheine bis 31. Januar 2024 für 4. und 5. sowie Förderschul- und Willkommensklassen (geeignet für Schulkinder ab 9 Jahren) unter www.welttag-des-buches.de/anmeldung bestellen. Ab April 2024 bekommen die Kinder die diesjährige Geschichte von Autorin Anke Girod und Illustrator Timo Grubing gegen Vorlage des Gutscheins vom örtlichen Buchhandel geschenkt.

Im Rahmen der Bestellung können Lehrkräfte eine Wunschbuchhandlung in ihrer Region auswählen. Die Kinder erhalten die Buchgeschenke gegen Vorlage des Gutscheins im Aktionszeitraum vom 19. April bis 31. Mai 2024 in der zuvor ausgewählten Buchhandlung. „Ich schenk dir eine Geschichte“ ist eine gemeinsame Aktion von Stiftung Lesen, Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins, Deutsche Post DHL, cbj Verlag und ZDF. Bereits seit 1997 erhalten Schulkinder der 4. und 5. Klassen rund um den UNESCO-Welttag des Buches am 23. April jedes Jahr eine speziell für den Tag geschriebene Geschichte. Die Kultusministerinnen und -minister der Bundesländer unterstützen mit ihrer Schirmherrschaft schon zum 18. Mal die Initiative und finanzieren den Druck der Buch-Gutscheine.

Comicroman „Mission Roboter: Ein spannender Fall für die Glücksagentur“
Mit „Mission Roboter: Ein spannender Fall für die Glücksagentur“ präsentieren die Initiatoren erneut einen Comicroman, um die Schulkinder mit einer abwechslungsreichen Mischung aus Text und Illustrationen fürs Lesen zu begeistern. In der Geschichte trauen Mila und Baran ihren Augen nicht, als eines Tages ein merkwürdiges Objekt auf der Dachterrasse landet – oder besser gesagt eine Bruchlandung hinlegt. Genau vor der Zentrale ihrer Glücksagentur, die Lösungen für Probleme aller Art verspricht. Denn Milas großes Hobby ist es, anderen zu helfen. Und so hat sie zusammen mit Baran, der immer die besten Ideen hat, eine Agentur dafür gegründet. Doch das seltsame Ding wirft Fragen auf – vor allem als es sich als Roboterkind A3B3 vorstellt. Es dauert nicht lange, bis Mila und Baran mitten in ihrem bisher spannendsten Fall stecken.

Christine Streichert-Clivot, Präsidentin der Kultusministerkonferenz im Aktionsjahr, über die erfolgreiche Leseförderaktion: „Lesen ist eine Kernkompetenz, die uns den Schlüssel zur Welt und zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in die Hand gibt. Doch zu viele Kinder in Deutschland haben diese Fähigkeit nicht. Deswegen ist es wichtig, Lesen zu fördern. Die Buchgeschenk-Aktion ‚Ich schenk dir eine Geschichte‘ ist eine tolle Möglichkeit, damit Kinder die Freude am Lesen entdecken.“

Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, erklärt: „Seit über 25 Jahren bekommen Schulkinder jährlich zum Welttag des Buches ein Buchgeschenk durch die örtlichen Buchhandlungen überreicht. Der diesjährige Vorlesemonitor der Stiftung Lesen hat deutlich aufgezeigt, dass Buchgeschenke Kinder zum Lesen animieren. Dass das von höchster Bedeutung ist, haben uns die vor kurzem veröffentlichte IQB-Studie und weitere Bildungsstudien schmerzhaft vor Augen geführt, denn die Lesekompetenz unserer Kinder ist so schlecht wie nie zuvor. Umso mehr freuen wir uns, dass wir dank der starken Partnerschaft mit den anderen Initiatoren jedes Jahr über eine Million Schülerinnen und Schüler mit dieser Aktion erreichen. Ein starkes Signal für die Leseförderung.“

Weitere Informationen unter www.welttag-des-buches.de

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Beachtliche Erfolge in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften, hohe Maßstäbe bei der Chancengleichheit und merkwürdige Schulvorschriften: Mädchen dürfen unter ihrem Rock zum Beispiel nur weiße Unterwäsche tragen. Japan schneidet laut der aktuellen PISA-Studie 2018 in allen Kompetenzbereichen etwa eine halbe Standardabweichung über dem OECD-Durchschnitt ab und übertrumpft dabei auch Deutschland. Bereits seit dem Jahr 2000 macht das ostasiatische Land mit erfolgreichen Schüler:innen in der Studie auf sich aufmerksam, doch die Erfolge haben ihren Preis: Lehrkräfte arbeiten im Schnitt elf Stunden pro Tag, und die Medien betonen nicht nur die schulischen Triumphe, sondern auch die alarmierend hohen Suizidraten, den enormen Leistungsdruck und strenge Regeln für Schüler:innen, die den Schulalltag bestimmen. Zwischen dem Glanz der Bildungserrungenschaften und den Schattenseiten stellt sich die Frage: Wie hoch ist der Preis für diesen Erfolg? Nachdem bereits Polen, Vietnam, China, Kuba, Kanada und Frankreich auf dem Prüfstand waren, werfen wir in unserer Reihe Bildungssysteme der Welt nun einen Blick auf Japan.

Reformen im japanischen Bildungssystem: Historische Wurzeln und aktuelle Struktur

Japanische Kultur – wie Sushi, Origami, Kawaii, Wabi Sabi und Anime – hat längst weltweiten Anklang gefunden. Über das japanische Bildungssystem ist aber wenig bekannt. Historisch gesehen wurde das Schulsystem von vielen Veränderungen und Neuerungen beeinflusst.

Drei bedeutende Reformen haben dabei das japanische Bildungssystem besonders geprägt: Erstens die Einführung eines einheitlichen staatlichen Systems in der Meiji-Zeit (1868–1912), zweitens die Umstellung auf ein amerikanisches Schulsystem nach dem Zweiten Weltkrieg (1945–1952), und drittens Reformbemühungen seit den 1980er Jahren zur Globalisierung. 

Die Meiji-Reform etablierte ab 1871 eine landesweite einheitliche Volksschulstruktur, während die amerikanische Besatzung später ein neues System mit Grund-, Mittel- und Oberschule nach US-Vorbild einführte. Die Reformen seit den 1980ern reagieren auf Wettbewerbsanforderungen und sind in den Augen von Expert:innen noch immer nicht abgeschlossen. Ziele der Reform sind beispielsweise die Bewältigung der Probleme, die durch die Internationalisierung bzw. Globalisierung entstanden sind, die Anpassung an das Informationszeitalter und die Abschaffung der Uniformität in der Schule sowie die Achtung vor der Würde der Einzelnen. Kontroversen entstanden dabei durch die Übernahme westlicher Modelle und führten zu einem Konflikt zwischen Modernisierung und Bewahrung traditioneller Elemente, wobei die Diskussionen und Anpassungen bis heute anhalten. Anders als in Deutschland, in dem die Bildungsorganisation bei den Bundesländern liegt, ist sie in Japan zentral organisiert und wird vom Ministerium für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (MEXT) geführt. 

Im Alter von sechs Jahren beginnt der verpflichtende Schulbesuch. Nahezu alle Kinder besuchen zuvor jedoch schon vorschulische Einrichtungen wie Kindergärten (yochien, für 3- bis 6-Jährige), Kindertagesstätten (hoikusho, für die Altersstufen 0 bis 6, oft für berufstätige Eltern) oder Zentren für Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE), die Bildung und verlängerte Öffnungszeiten kombinieren (nintei-kodomo-en, ebenfalls für das Alter 0 bis 6). In der Vorschule ist meist schon der enorme Leistungsdruck spürbar, denn von den Kindern wird erwartet, dass sowohl soziale Fähigkeiten als auch das 50 Schriftzeichen umfassende Silbenalphabet “hiragana” gelernt werden, dessen Kenntnis beim Schulanfang vorausgesetzt wird. Daneben werden bereits in der Vorschule gute Noten erwartet, da die Leistungen darüber entscheiden, welche Schule die Kinder besuchen dürfen.

Jedes neue Schuljahr beginnt im April. Im Alter von sechs Jahren erreichen Kinder das schulpflichtige Alter und besuchen die sechs Jahre dauernde Grundschule (shogakko), in der grundlegende Fähigkeiten gelehrt werden. Die Bedeutung von Gemeinschaft wird im japanischen Schulalltag an verschiedenen Stellen betont. In Grundschulklassen erfolgt eine Aufteilung in Kleingruppen von vier bis sechs Kindern, sogenannte Han. Diese Gruppen essen gemeinsam, sitzen zusammen und tragen gemeinschaftlich die Verantwortung für ihren Lernfortschritt.

Danach besuchen die Kinder im Alter von 12 Jahren verpflichtend eine Sekundarschule (chugakko). Mit 15 Jahren entscheiden sich die meisten Schüler:innen, auf eine Oberschule (kotogakko) zu gehen, die jedoch gute Ergebnisse in den Aufnahmeprüfungen erfordert. 

1998 wurde zusätzlich die Gründung von sechsjährigen Sekundarschulen (chuto-kyoiku-gakko) beschlossen, die Grund- und Sekundarschulbildung kombinieren. Daneben besteht seit dem Jahr 2016 die Möglichkeit, Pflichtschulen (gimu-kyoiku-gakko) zu besuchen, die sich ebenfalls durch die kombinierte Grund- und Sekundarschulbildung auszeichnen. 

Anders als deutsche Kinder haben japanische Kinder längere Unterrichtszeiten, durchschnittlich acht Stunden an 200 Tagen im Jahr. In Deutschland sind es im Vergleich dazu sieben Stunden an 193 Tagen im Jahr. Neben ihren vollen Stundenplänen besuchen viele Schüler:innen Teilzeitkurse am Abend oder in der Freizeit (teiji-sei), Fernkurse (tsushin-sei) oder Kurse an privaten Paukschulen (juku), um sich ausreichend für die Anforderungen an den Universitäten vorzubereiten. Denn nach dem Abschluss der Oberschule müssen Bewerber:innen den zentralen National Center Test für University Admissions ablegen, der durch die hohen Leistungsansprüche eine schwierige Hürde darstellt. 

Belastungen im Schulsystem: Risiken für Schüler:innen und Lehrkräfte 

Der Leistungsdruck fordert jedoch einen hohen Preis. Seit 2014 ist in Japan die häufigste Todesursache unter Jugendlichen der Suizid. Im Jahr 2015 lag die Suizidrate bei japanischen Jugendlichen (15–19 Jahre) bei rund sieben pro 100.000, verglichen mit knapp fünf in Deutschland. Auffällig ist dabei, dass die Zahl der Selbsttötungen immer Anfang April und September nach den Ferien ansteigt. 

Viele Projekte von Nichtregierungsorganisationen wie The Nippon Foundation Suicide Prevention Project versuchen seitdem darauf aufmerksam zu machen. Ziel dieses Projekts ist es, dass alle Personen in Japan, die Suizid in Erwägung ziehen, “umfassende Lebenshilfe” erhalten, indem beispielsweise internetbasierte Kriseninterventionsmodelle zur Verfügung gestellt und Sensibilisierungsarbeit in der Gesellschaft geleistet wird.

Neben der hohen Belastung durch Lernanforderungen verlangen viele Schulen in Japan zudem die Einhaltung strenger Regeln, auch “kosuku” genannt, die das Aussehen und Verhalten der Schüler:innen betreffen. So müssen Mädchen an einigen Schulen weiße Socken tragen, die nur unter die Knie reichen dürfen, oder ihre langen Haare mit einem Zopfgummi zusammenbinden, das nicht höher als die Ohrenkante befestigt werden soll. Ein Junge berichtet gegenüber Deutschlandfunk Kultur, dass sonst Strafen folgen würden. Er selbst habe einmal einen Undercut gehabt, daraufhin musste er sich den Kopf rasieren. 

Der japanische Bildungsminister Yoji Maruyama antwortet auf die Frage nach dem Grund für diese Regeln in Japan: “In der Schule wird ein kollektives Leben geführt, und dafür sind gleiche Regeln für alle notwendig.” Kollektivismus und Gleichheit werden dem Individualismus vorgezogen. 

Vor allem Kleidervorschriften sind in den letzten 30 Jahren strenger geworden, aber nicht ausschließlich. An einigen Schulen wird vorgegeben, wie viele Minuten die Kinder vor Unterrichtsbeginn im Klassenzimmer zu sein haben, dass auf dem Schulweg nicht getrunken und auf dem Schulgelände nicht gerannt werden darf.

Laut Chiki Ogiue, Gründer der NGO “Stop Bullying! Navi”, würden die Vorgaben mit Ansehen und Kontrolle zusammenhängen: „Die Schulregeln verstoßen gegen die Menschenrechte der Kinder. Sie dienen nur dazu, dass die Schule im Bezirk einen guten Eindruck macht und Lehrer Kinder besser kontrollieren können.“ 

Die hohen Anforderungen in und außerhalb der Schule verursachen einen großen Leistungsdruck nicht nur auf die japanischen Schüler:innen, sondern auch auf die Lehrkräfte. Grundsätzlich genießen Lehrer:innen ein hohes Ansehen in der japanischen Gesellschaft. Mit einem Arbeitsalltag, der oft um acht Uhr morgens beginnt und um 21 Uhr abends endet, erhalten jedoch die wenigsten Lehrer:innen Wertschätzung in Form von Freizeit und Erholung. Auch am Wochenende müssen sie Sportclubs leiten oder zusätzliche Förderstunden anbieten. Aufgrund von psychischen Problemen werden jedes Jahr etwa 5000 Lehrkräfte krankgeschrieben. Im Jahr 2017 gab es laut offiziellen Angaben sogar 63 Todesfälle aufgrund von Überarbeitung, im Japanischen “karoshi” genannt. Mehr als 70 Prozent der Mittelschullehrkräfte sind bereits durch den durch “karoshi” bedingten Tod gefährdet, weil viele mehr als 80 Überstunden pro Monat ableisten. 

Der Grundschullehrer Teruyuki Kuniyasu von der Lehrergewerkschaft setzt deshalb klare Grenzen. Mit seinen 30 Jahren Berufserfahrung geht er meistens direkt nach dem Unterricht nach Hause. “​​Ich mache das ganz bewusst, denn jemand muss mal zeigen, dass es auch so geht. Wenn es keiner macht, dann ändert sich auch nichts.”

Auf dem Weg zu Veränderungen: Aktuelle Trends und progressive Schulmodelle in Japan

Dass sich allerdings etwas ändern muss, steht außer Frage. Zu deutlich sprechen die Zahlen der Suizidraten unter Jugendlichen und die gefährliche Belastung der Lehrkräfte. Ein Beispiel für Veränderung stellt die Sakuragaoka-Mittelschule in Tokio dar. An dieser Schule sind zumindest die Kleidungs- und Verhaltensvorschriften abgeschafft. Wo zuvor ein 20-seitiges Regelheft bestimmte, dass Strümpfe weiß und Pullover blau zu sein hatten, tragen Schüler:innen heute Trainingsanzüge oder Blazer mit Rock. Wer müde ist, darf im Unterricht sogar schlafen. Der Schulleiter Takahiko Saigo betont dabei die wissenschaftlichen Vorzüge von Powernaps auf die Konzentrationsfähigkeit. Auf die Frage, warum sich eine Schülerin für diese Schule entschieden habe, antwortet sie: “Ich hatte den Eindruck, dass ich vor lauter Lernen gar keine Zeit mehr für mich hatte und auch nicht besser wurde in der Schule. Meine Mutter hat gemerkt, dass ich immer stiller wurde und hat mich gefragt, was los ist. Sie wollte mich wieder lachen sehen, und deshalb bin ich hierhergekommen.” 

Nach vier vorschriftsfreien Jahren kann der Schulleiter Saigo eine positive Bilanz ziehen: „Die Eltern freuen sich, denn selbst Kinder, die bisher ungern oder gar nicht zur Schule gegangen sind, gehen nun mit großer Freude.“ 

Die Zahl der Schulverweigerer habe abgenommen und die Schule erlebe großen Zulauf. Mittlerweile musste die Schule einen Aufnahmestopp für Kinder aus anderen Vierteln verhängen. Trotz der Erfolge muss sich Saigo eingestehen, dass er die Arbeitszeiten der Lehrkräfte nicht reduzieren konnte. Hierfür müssen grundlegende Reformen her. Zwar entspricht es dem japanischen Ideal von Lehrkräften, sich für ihre Schüler:innen hingebungsvoll aufzuopfern, über die lebenserhaltenden Kapazitäten hinaus sollte das System allerdings die Überarbeitung nicht weiter fördern. Zwar gebe es laut dem Japan-Magazin Sumikai derzeit Bestrebungen, den Druck und Handlungszwang auf Lehrer:innen zu reduzieren, indem 70 Prozent der Kommunalverwaltungen Systeme zur Unterstützung von Schulangelegenheiten eingeführt haben. Diese seien oftmals nicht kompatibel miteinander und dahingehend nicht effektiv genug. Insgeheim erhoffe man sich durch die Verbesserungen, dass wieder mehr junge Studierende den Lehrberuf ergreifen. Seit Jahren kämpfe auch Japan mit dem Lehrkräftemangel, da viele Menschen aufgrund der Arbeitsbelastung keine Lehrkräfte werden wollen.

Die Belastungen im japanischen Bildungssystem rufen nach Veränderungen. Im Dezember 2023 wird die nächste PISA-Studie veröffentlicht. In Bezug auf die Ergebnisse aus Japan ist wieder mit herausragenden Leistungen zu rechnen. Trotz der schulischen Triumphe offenbart die Überbelastung der Lehrkräfte, die Depressions- und Suizidraten unter Jugendlichen und das Leiden der Kinder unter den strengen Schulvorschriften den dringenden Bedarf, das japanische Schulsystem zu reformieren und ein Umdenken in der Gesellschaft anzustoßen, um den Druck auf beide Seiten im Bildungswesen zu reduzieren.

Seid ihr selbst oder eure Mitmenschen von Depressionen oder Suizidgedanken betroffen, könnt ihr bei der Telefonseelsorge Hilfe erhalten. Die Nummern lauten +49 08001110111 und +49 08001110222.

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Ursberg. Die Franz-von-Sales-Schule des Dominikus-Ringeisen-Werks (DRW) hat eine App für Gebärdensprache entwickelt, mit der die Kommunikation mit hörgeschädigten und kognitiv eingeschränkten Kindern erleichtert werden soll. Entstanden ist die kostenlose App auf Grundlage des Gebärdenbuches “Ursberger Gebärden”. Sie richtet sich an Schulpersonal, Bezugspersonen und Angehörige der Kinder, aber auch an Therapeut:innen von Förderzentren und integrative Kindergärten.

Laut des evangelischen Sonntagsblatts sei die App “auf Wunsch vieler Eltern” mit Kommunikationsproblemen mit ihren Kindern entstanden. Die Entwicklung habe dabei fast zwei Jahre gedauert, dabei mussten 3000 Videoclips aufgenommen und bearbeitet werden. Entwickelt wurde die App von einem Programmierer, der das Projekt gerne unterstützen wollte. Die Leiterin der Franz-von-Sales-Schule, Brigitte Lang, betont: “Ohne unsere ehrenamtlichen Helfer hätten wir dieses zeit- und kostenintensive Werk niemals umsetzen können.”

Die “Ursberger Gebärden" seien leicht zu erlernen, sagt Lang. Dadurch können diese für verschiedene Altersstufen eingesetzt werden. Um im Alltag schnelle Unterstützung zu bieten, seien die einzelnen Gebärden nach unterschiedlichen Themen kategorisiert und als Videoclips abrufbar. Die App umfasst einerseits spielerische Bereiche wie “Feste”, “Tiere”, “Spielplatz”, aber andererseits auch auf die Arbeitswelt bezogene wie “Schule”, “Berufe”, “Computer” und “Ausbildung”. Die App lasse sich direkt aus dem Internet beziehen und auf mobilen Endgeräten installieren.

Bei der Ursberger Franz-von-Sales-Schule handelt es sich um ein Förderzentrum für Kinder mit Hörschädigung, Förderbedarf in der geistigen Entwicklung sowie Schüler:innen mit auditiver Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung. Im Schuljahr 2023/24 besuchen 56 Kinder und Jugendliche in acht Klassen die Schule. Daneben befinden sich aktuell sieben Kinder in der Schulvorbereitenden Einrichtung (SVE). Die Schule ist Teil der kirchlichen Einrichtung  DRW unter dem Dach der Caritas.

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Die Kunst des Unterrichtens beginnt nicht erst mit dem Betreten des Klassenzimmers, sondern lange davor – in der Unterrichtsplanung. Von Außenstehenden wird der Aufwand einer guten Unterrichtsvorbereitung oft kaum wahrgenommen. Sie verlangt nach einer durchdachten Struktur, gezielten Planung und einer klaren Organisation. Der Weg von der Themenfindung bis zur Umsetzung einer fertigen Unterrichtsstunde ist ein komplexer Prozess, der nicht nur den Lehrplan, sondern auch die individuellen Bedürfnisse und Voraussetzungen der Schüler:innen berücksichtigen muss.

Für einige dürften diese Inhalte nur als Auffrischung dienen, dennoch werfen wir in diesem Artikel einen umfassenden Blick auf die Unterrichtsplanung und -organisation. Außerdem zeigen wir euch, wie ihr als Lehrkraft diesen Prozess als Schlüssel zum effektiven Lehren und nachhaltigen Lernen nutzen könnt und  somit einen bleibenden Eindruck im Klassenzimmer hinterlasst.

Der erste Schritt: Die Bedeutung der Themenfindung

Warum ist die Auswahl des Unterrichtsthemas so entscheidend? Ein fesselndes Thema weckt die Neugier eurer Schüler:innen, schafft eine motivierende Lernumgebung und bildet die Grundlage für einen lebendigen Unterricht. Doch wie wählt man ein Thema aus? Hier kommen Lehrplan und Lehrziele ins Spiel. 

Der Lehrplan fungiert als grundlegender Leitfaden, gibt Struktur vor und setzt die Rahmenbedingungen. Lehrziele definieren, was die Schüler:innen am Ende der Unterrichtsreihe erreichen sollen. Jedoch reicht die alleinige Orientierung am Lehrplan nicht aus. Die Einbindung individueller Interessen und Vorkenntnisse der Schüler:innen ist entscheidend, um eine Brücke zwischen den Vorgaben des Lehrplans und der Realität der Lernenden zu schlagen.

Strukturierte Umsetzung: Vom Lehrplan zur Unterrichtseinheit

Der Lehrplan, oft als formales Dokument wahrgenommen, ist in Wirklichkeit aber der Schlüssel zur erfolgreichen Unterrichtsplanung. 

Wie wird er effektiv genutzt? Der Prozess beginnt mit der groben Themenauswahl, in der ihr als Lehrkraft die Hauptthemen identifiziert und den zeitlichen Rahmen absteckt. Im nächsten Schritt erfolgt die detaillierte Planung, bei der jedes Hauptthema in einzelne Unterrichtseinheiten unterteilt wird. Dabei solltet ihr den Fokus nicht nur auf die Wissensvermittlung legen, sondern auch auf die Förderung von Fähigkeiten und die Entwicklung von Haltungen.

Ein systematischer Ansatz ist hilfreich, um die Unterrichtsstunde sinnvoll zu strukturieren und sicherzustellen, dass die Lernziele erreicht werden. Hierbei ist es wichtig, Flexibilität zu wahren und den Unterricht an die Bedürfnisse der Lerngruppe anzupassen. Die Strukturierung in verschiedene Phasen, wie Einführung, Erarbeitung, Vertiefung und Anwendung, kann dabei  einen Leitfaden für die Unterrichtsgestaltung darstellen. Das Schulbuch kann eine hilfreiche Orientierung bieten, indem es thematische Aufteilungen und den Umfang der Kapitel zeigt. So ist es möglich, den Zeitbedarf für einzelne Themenbereiche besser einzuschätzen und das Thema sinnvoll zu strukturieren.

Fundierte Grundlagen: Sachanalyse und Materialbeschaffung 

Die sachliche Analyse des Unterrichtsthemas bildet die Grundlage für jeden Lehrerfolg. Es ist entscheidend, dass ihr als Lehrkraft das Thema inhaltlich durchdringt und die relevanten Zusammenhänge versteht. Die Analyse umfasst die Identifikation von Schlüsselbegriffen, Zusammenhängen und aktuellen Entwicklungen im Fachgebiet.

Die Materialbeschaffung spielt eine ebenso wichtige Rolle. Unterrichtsmaterialien sollten nicht nur informativ, sondern auch abwechslungsreich und ansprechend gestaltet sein. Dabei reicht die Bandbreite von traditionellen Lehrbüchern bis hin zu digitalen Ressourcen. Die Integration von Medien und interaktiven Elementen kann euch bei der zeitgemäßen und lebendigen Vermittlung von Inhalten unterstützen.

Individualisierte Lehre: Berücksichtigung der Lernvoraussetzungen

Jede Lerngruppe ist einzigartig, und als Lehrkraft steht ihr vor der Herausforderung, die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Schüler:innen in der Planung zu berücksichtigen. Die Anpassung der Unterrichtsmethoden an die Bedürfnisse eurer Lerngruppe ist dabei von zentraler Bedeutung.

Hierbei solltet ihr nicht nur kognitive, sondern auch soziale und emotionale Aspekte berücksichtigen. Die Integration von unterschiedlichen Lernangeboten ermöglicht es, den verschiedenen Lerngeschwindigkeiten und -stilen der Schüler:innen gerecht zu werden. Die Schaffung einer inklusiven Lernumgebung, in der Vielfalt als Bereicherung betrachtet wird, fördert nicht nur das individuelle Lernen, sondern auch das gemeinsame Verständnis und den Respekt in der Klasse.

Strukturiert, methodenreich und effizient: Die Planung der Unterrichtsstunden

Ein strukturierter Unterrichtsverlauf ist entscheidend für den Lernerfolg. Die Planung der Unterrichtsstunden sollte verschiedene Phasen umfassen, um eine effektive Wissensvermittlung und Anwendung zu gewährleisten. Dabei spielt die Methodenvielfalt eine zentrale Rolle.

Die Strukturierung in Einführungsphasen, in denen das Interesse der Schüler:innen geweckt wird, gefolgt von Phasen der Wissensvermittlung und -anwendung, kann dabei helfen, nachhaltiges Lernen zu fördern. Durch den geschickten Einsatz von Medien, Diskussionen, Gruppenarbeiten und praktischen Übungen könnt ihr eine vielseitige und ansprechende Unterrichtsgestaltung unterstützen. Die Beachtung der zeitlichen Abfolge und die effektive Nutzung der Unterrichtszeit sind dabei besonders wichtig.

Tipps für einen reibungslosen Ablauf: Organisation und Durchführung

Die praktische Organisation der Unterrichtseinheit ist ein weiterer Schlüsselaspekt. Ihr solltet nicht nur den Inhalt, sondern auch den organisatorischen Ablauf im Blick haben. Hierbei spielen Fragen der Raumgestaltung, der Materialbereitstellung und der zeitlichen Koordination eine entscheidende Rolle.

Unvorhergesehene Situationen gehören zum Schulalltag. Deshalb sind hier Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gefragt. Als Lehrkraft müsst ihr oft in der Lage sein, spontan auf Veränderungen zu reagieren, sei es durch unerwartete Fragen der Schüler:innen, technische Probleme oder andere unvorhergesehene Ereignisse. Ein gut durchdachter Plan bietet eine Struktur, Flexibilität ermöglicht eine angemessene Reaktion auf die Bedürfnisse eurer Klasse.

Schlüssel zur kontinuierlichen Verbesserung: Reflexion und Feedback

Nach der Stunde ist vor der Stunde – so lautet ein altbekanntes Motto. Die kritische Reflexion des eigenen Unterrichts ist nicht nur eine Möglichkeit zur Selbstevaluierung, sondern auch ein Motor für kontinuierliche Verbesserung. Ihr solltet euch die Zeit nehmen, eure Unterrichtsstunden zu reflektieren, Stärken und Schwächen zu identifizieren und neue Impulse für die zukünftige Gestaltung zu gewinnen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Feedback der Schüler:innen. Wenn ihr offen für Rückmeldungen seid und diese konstruktiv nutzt, könnt ihr euren Unterricht weiter optimieren. Schüler:innenfeedback gibt euch einen Einblick in die Wahrnehmung der Lernenden, ihre Bedürfnisse und Erwartungen. Durch die Einbindung dieser Perspektiven könnt ihr eure Lehrpraxis den jeweiligen Bedürfnissen eurer Schüler:innen anpassen.

In der Kunst des Unterrichtens ist eine durchdachte Planung der Schlüssel zum Erfolg. Von der Themenwahl bis zur Umsetzung im Klassenzimmer – Struktur, Flexibilität und die Berücksichtigung individueller Bedürfnisse sind dabei entscheidend. Dabei ist jedoch wichtig, im Hinterkopf zu behalten, dass eine Stunde nicht perfekt durchgeplant werden kann - oft kommen Alltag oder Stress dazwischen. Wie ihr damit umgehen könnt, haben wir euch in unserem Artikel über Zeitmanagement beschrieben. 

Wir hoffen, dass wir hiermit einen guten Leitfaden an die Hand geben konnten, der euch dabei unterstützt, lebendige und effektive Stunden zu gestalten. Was sind Herausforderungen, denen ihr bei der Planung eurer Stunden gegenübersteht? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.

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Bei der Entscheidung, Lehrer zu werden, denken die meisten an einen krisensicheren Job, um dessen Stellung bereits Generationen froh waren. In Zeiten des zunehmenden Lehrermangels sollte sich die Stellensuche auch in Zukunft nicht allzu schwierig gestalten. Natürlich ist die Thematik aber noch komplexer. Um euch als Orientierungshilfe einen kleinen Abriss davon zu geben, was euch auf eurem Weg zur Lehrkraft erwarten wird und bewusst sein sollte, findet ihr hier deshalb eine Auflistung von jeweils zehn Vor- und Nachteilen rund um den Lehrerberuf.

Die Vorteile

1. Junge Menschen auf ihrem Weg begleiten können

Die Schule ist der Ort, an dem junge Menschen die meiste Zeit ihrer persönlichen Entwicklung verbringen. Lehrkräfte sind dabei ihre ständigen Wegbegleiter:innen. Es kann berührend sein und einem das Gefühl geben, das Richtige zu tun, wenn man seine Schüler:innen nach Jahren gemeinsamen Unterrichts schließlich entlässt, oder etwa die Fünftklässler:innen von damals auf einmal als viel eigenständigere Oberstufenschüler:innen vor einem sitzen hat. Wie man am besten mit emotionalen Bindungen zu Schüler:innen umgehen sollte, könnt ihr in unserem letzten Beitrag dazu nachlesen.

2. Die Kombi von Lieblingsfach und Pädagogik

Vor dem Berufseinstieg in der Schule steht das Studium an der Universität. Hier entscheidet sich, welche Fächer man später einmal unterrichten wird, und diese Wahl trifft man größtenteils ganz alleine (Ausführungen dazu findet ihr in Punkt 9 der Nachteils-Liste). Der Lehrerberuf wird also gestützt vom Studium eines Faches, für das man sich am meisten interessiert, und geht danach dazu über, dessen Inhalte dann vielen Schülergenerationen auf seine eigene Art und Weise näherbringen zu dürfen.

3. Am Puls der Zeit bleiben

Wichtig im Lehrerberuf: Ein guter Draht zu Schülr:innen (Quelle: Canva)

Um den Unterricht für seine Schüler:innen nahbar gestalten zu können, ist es unvermeidbar, beim Thema Popkultur am Ball zu bleiben. Praktische Beispiele, die die Lebensrealität der Schüler:innen miteinbeziehen, können Aufmerksamkeit anziehende Wundermittel sein. So kann man leicht die mündliche Beteiligung von Schüler:innen und angeregten Austausch untereinander fördern. Und auch im privaten Umfeld ist man damit immer die Person, die “up to date” ist!

4. Möglichkeit der Verbeamtung

Einer der wohl beliebtesten Pluspunkte, die mit dem Lehrerberuf einhergehen: die Aussicht darauf, verbeamtet zu werden (was selbst wiederum Vor- und Nachteile haben kann). Das bringt die im Vergleich zur Rente fast doppelt so hohe Pension mit sich, und auch der Faktor Steuern zählt zu den finanziellen Vorteilen, die eine Verbeamtung mit sich bringt: die Abgaben für die Arbeitslosen- und Rentenversicherung werden nämlich nicht vom Gehalt abgezogen. Wer also auf Sicherheit baut, ist als Lehrkraft sehr gut aufgehoben.

5. Schulferien

Anstelle der üblichen 28 bis 30 Urlaubstage kommen Lehrkräfte in den Genuss festgesetzter unterrichtsfreier Zeit in Form von Schulferien. Das bedeutet laut Deutschem Schulportal konkret: Mindestens 63 freie Werktage jährlich. Obendrauf kommen noch gesetzliche Feiertage, die ebenfalls schulfrei bedeuten, falls sie nicht ohnehin in den Schulferien liegen. Einen hilfreichen Ferienkalender mit Auflistungen für jedes Bundesland findet ihr beispielsweise bei der Süddeutschen Zeitung.

6. IT-Kompetenzen lernen 

Technisch am Ball bleiben hält auch geistig fit (Quelle: Canva)

Analog zum letzten Punkt hält man sich im Lehrerberuf zwangsläufig auch fit, was technische Innovationen angeht – oder tut dies zumindest, solange man nicht irgendwann als eingestaubter Schrulli gelten möchte. Der aktuelle Trend, Papier und Stift durch Tablets zu ersetzen, muss auch von Lehrkräften begleitet werden. Vielleicht haltet ihr euch das Bild eurer eigenen Lehrer:innen vor Augen, die sich damals mit dem Zurückspulen von VHS-Kassetten überfordert waren, und meldet euch direkt noch ein bisschen motivierter zur nächsten Fortbildung an.

7. Aktuelle gesellschaftliche Themen verstehen

Vor allem gesellschaftswissenschaftlichen Fächern liegt es im Kern, sich mit aktuellen  gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen und Schüler:innen näherzubringen. Auch als Klassenlehrkraft ist es von Vorteil, als besondere Bezugsperson für die Schüler:innen auch auf verschiedenste Fragen und Diskussionen zu aktuellen geopolitischen Bewegungen vorbereitet zu sein. Damit kommt man – falls es privat nicht eh schon geschieht – nicht umhin, sich laufend mit den aktuellen Nachrichten zu befassen. Als MINT-Lehrkraft wird man sich wiederum in seinen Fächern immer wieder auf den aktuellen Forschungsstand versetzen und technologische Themen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten lernen.

8. Förderung von Empathiefähigkeit

Die Arbeit mit jungen bzw. heranwachsenden Menschen fordert unumgänglich einen empathischen Umgang, um auch auf deren Lebensrealität eingehen und sie auf Augenhöhe durch das Schulleben begleiten zu können. Dafür ist es vor allem wichtig, reflektiert über die eigene Außenwirkung zu sein. Entscheidet man sich für eine Karriere als Lehrkraft, hält man sich also auch auf emotionaler Ebene immer wach und frisch.

9. Bachelor inklusive

Akademische Leistungen müssen nicht unter den Tisch fallen (Quelle: Canva)

Ergänzend zum letzten Punkt kann man manchmal sogar noch mehr aus der Ausbildung zur Lehrkraft mitnehmen: Studiert man beispielsweise an der KU in Bayern das Modell “LehramtPlus”, das für alle Schularten möglich ist, kann man neben dem Staatsexamen  auch noch einen Bachelor of Arts im jeweiligen Fach erlangen. Auch die meisten pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg bieten Modelle an, bei denen man standardmäßig im Lehramtsstudium den akademischen Grad des Bachelor of Arts (bzw. of Science) erlangt, wie zum Beispiel an der PH Karlsruhe. Damit stehen einem auch jenseits des Bildungswesens alle Wege offen.

10. Überdurchschnittliches Gehalt

Verbeamtete Lehrkräfte werden nach der Beamtenbesoldungstabelle bezahlt und verdienen damit überdurchschnittlich gut – das sollte zwar nicht der ausschlaggebendste Punkt sein, ist aber natürlich dennoch eine angenehme Sicherheit, die mit dem Beruf einhergeht. Die Höhe des Gehalt bzw. die genaue Aufstellung der Tabellen wird je nach Bundesland unterschiedlich geregelt, eine geeignete Zusammenstellung findet sich beispielsweise bei der GEW.

Die Nachteile

1. Unbezahlte Überstunden

Die Korrektur von Arbeiten kann viel Zeit in Anspruch nehmen (Quelle: Canva)

Lehrkräfte bekommen einen festen Betrag nach der jeweils zutreffenden Tabelle ausgezahlt. Dabei werden sie laut der GEW im Falle eines Beamtenverhältnisses “rein rechtlich nicht für die Arbeit bezahlt, sondern für die Wahrnehmung eines Amtes alimentiert”. Die Zeit, die sie außerhalb des Unterrichts beispielsweise für Unterrichtsvorbereitung, Korrektur oder Ähnliches aufwenden, ist damit nicht per se mitgemeint; dessen sollte man sich als angehende Lehrkraft bewusst sein.  Dasselbe gilt übrigens auch für angestellte Lehrkräfte, mit dem Unterschied, dass diese nach niedrigeren Gehaltstabellen bezahlt werden. Hierzu gilt laut GEW: “Angestellte Lehrkräfte der Länder werden bundesweit (außer Hessen) nach dem Tarifvertrag der Länder (TV-L) bezahlt. Hier ist die Bezahlung nach "Entgeltgruppen" (je nach Tätigkeit) und innerhalb dieser nach "Stufen" (nach Berufserfahrung) gegliedert. In Hessen gilt ein eigener Tarifvertrag (TV-H), der ähnlich aufgebaut ist”. Bezüglich der Zeiteinteilung ist also ein hoher Grad an Verantwortung und Selbstmanagement gefordert, sowohl um alle anstehenden Aufgaben zu schaffen, als auch um sich selbst nicht zu überarbeiten und die eigenen Grenzen zu kennen. Hilfreiche Tipps zum Zeitmanagement im Lehreralltag findet ihr in unserem Beitrag dazu.

2. Hohes Burnoutrisiko

Der hohe Workload in der Schule, vor allem das allseits als sehr stressig empfundene Referendariat in Kombination mit dem zweiten Staatsexamen, das gleichzeitig abgelegt werden muss, führt zu konstant hohen Stresslevels. Das alles noch mit dem privaten Umfeld zu koordinieren, kann in vielen Fällen und auch bereits in jungen Jahren zu Überforderung und Burnout führen. Eine aktuelle Studie zur Lehrergesundheit belegt beispielsweise, dass die “Hauptgründe für Frühpensionierungen psychische und psychosomatische Erkrankungen [sind], die in 32–50 Prozent aller Fälle als Grund angeführt werden”. Deshalb sollte man in diesem Berufsfeld auf jeden Fall immer ein Auge auf die eigene mentale Gesundheit haben.

3. Hürden bei Nichtverbeamtung

So viele Vorteile eine Verbeamtung im Lehrerberuf auch mit sich bringt, so viele Hürden tun sich womöglich auf, wenn man in diesem Berufsfeld ohne Beamtenstatus  tätig ist. Neben einer geringeren Bezahlung, weil man dann “nur” als Angestellte:r zählt, muss man sich in manchen Bundesländern bei befristeten Verträgen auch in jeden Sommerferien als arbeitslos melden, sofern keiner vorübergehenden anderen Tätigkeit nachgegangen wird. Vor demselben Problem stehen ebenfalls viele angehende Referendar:innen, wie ihr hier nachlesen könnt. Das ist verglichen mit verbeamteten Kolleg:innen sehr stressig, in Bezug auf die Bürokratie in Jobcentern noch dazu mühselig, und könnte sich deshalb auch nach einer geringen Wertschätzung für die eigene Arbeit anfühlen.

4. Versetzungsgefahr

Einen Umzug zu planen, bedeutet zusätzlichen Stress (Quelle: Canva)

Fertig mit dem Studium? Der nächste Schritt ist der Einstieg ins Referendariat an einer Schule in dem Bundesland, in dem ihr studiert habt. Wo genau das stattfinden soll, dazu habt ihr nur bedingt Mitspracherecht: Man wird zwar schriftlich zu seinen örtlichen Präferenzen befragt, allerdings gibt es bei der endgültigen Zuteilung der Referendar:innen auf die Schulen ein System, das bestimmte Anwärter:innen und deren Angaben über andere priorisiert. Somit kann es passieren, dass man am Ende einer Schule zugeteilt wird, die zu weit entfernt liegt, um zu pendeln – die Folge ist dann ein Umzug, der recht spontan vonstatten gehen muss.

5. Steigende Quote an Gewalterfahrungen

Menschen, die sich für den Berufsweg der Lehrkraft entscheiden, sind besonders gefährdet für Gewalterfahrungen im Beruf. Fast die Hälfte der Gymansiallehrkräfte und drei Viertel der Gesamtschullehrer:innen haben laut einer Umfrage des Philologenverbands in den vergangenen drei Jahren physische Gewalt oder andere Formen von Übergriffen erlebt. Trotz des besorgniserregendenden Trends, gilt jedoch schon seit es den Beruf gibt: Lehrkräfte brauchen für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen gute Resilienzfähigkeiten.

6. Medizinische Einschränkungen

Vor Antritt in den Staatsdienst müssen sich Anwärter:innen einer amtsärztlichen Untersuchung unterziehen, in der die Eignung festgestellt werden soll. Hierbei kann es ein ausschlaggebender Punkt sein, wenn die dort bewerteten Lehramtsstudent:innen sich schon einmal in psychotherapeutischer Behandlung befunden haben. Wie wir bereits berichteten, ist eine abgeschlossene Psychotherapie kein automatisches Ausschlusskriterium für eine Verbeamtung – dennoch hält die theoretische Möglichkeit viele Lehramtsstudent:innen davon ab, überhaupt eine Psychotherapie zu beginnen. Im Falle der Verbeamtung ist zudem eine private Krankenversicherung Pflicht, was nicht für jeden die Option der Wahl sein dürfte.

7. Fehlende Anerkennung

Auf Lehrer:innen lastet eine Vielzahl an Vorurteilen (Quelle: Canva)

“Ihr habt ja eh dauernd Ferien”: Mit diesem und ähnlichen Sätzen wird wohl jede Lehrkraft früher oder später in ihrer Laufbahn umgehen müssen. Der Lehrerberuf ist in Deutschland, anders als in vielen anderen Ländern, teilweise mit üblen Vorurteilen, wie Faulheit, ungerechtfertigt hoher Bezahlung und einer einfachen Ausbildung behaftet. Darauf sollte man gefasst sein, wenn man sich für diesen Beruf entscheidet, und einen der beiden Wege wählen: Gute Konterargumente parat haben und voreingenommene Personen eines Besseren belehren, oder entspannt über solchen Kommentare stehen und dabei nicht vergessen, was die eigenen großen Ziele bei der Berufswahl waren.

8. Mühsames Referendariat

Wie bereits erwähnt ist das Referendariat als letzte Ausbildungsphase eine extrem stressige Zeit für angehende Lehrkräfte – zwischen der Eingewöhnung in eine neue Schule, dem Vorbereiten von Unterricht und Lehrproben, in den meisten Fällen noch einem Umzug, und dem Lernen für das zweite Staatsexamen bleibt häufig nur wenig Zeit dafür, an sich selbst zu denken. Inspirationen dafür, wie ihr das Refendariat trotzdem gut durchsteht, könnt ihr beispielsweise  in unseren aktuellen YouTube-Empfehlungen zum Referendariat finden. 

9. Nicht alle Fächerkombinationen immer umsetzbar

Die richtige Fächerwahl im Studium ist eine der wichtigsten Entscheidungen für Lehrer:innen (Quelle: Canva)

Beginnt ihr den Weg zur Lehrkraft an einer staatlichen Universität, kann es euch passieren, dass ihr eure Wunsch-Fächerkombination leider nicht im Studium unterbringt. Das liegt daran, dass je nach Bundesland und Schulart eine bestimmte Gliederung festgelegt ist, in der bestimmte Fächer nur in bestimmten Kombinationen auf Lehramt studiert werden können. Sollte eure Wunsch-Kombi nicht dabei sein, müsst ihr euch also entweder für ein Fach entscheiden, oder euch eventuell über die Möglichkeit zu einer Drittfacherweiterung informieren. Alternativ gibt es auch einige private Universitäten, an denen die Fächerwahl im Lehramtsstudium etwas flexibler gestaltet ist. Eine Auflistung der privaten Universitäten und Hochschulen, an denen das möglich ist, findet ihr beispielsweise bei privatehochschulen.net.

10. Probleme beim Umzug in andere Bundesländer 

Sollten sich im privaten Umfeld größere Veränderungen ergeben, beispielsweise ein Umzug in ein anderes Bundesland, könnte das als Lehrer:in eventuell zum karrieretechnischen Problem werden und etwa größere Umschulungen oder Aufnahmeschwierigkeiten nach sich ziehen. Da Bildung schließlich Ländersache ist, sieht auch die Ausbildung von Lehrkräften und die Struktur der verschiedenen Schularten in jedem Bundesland anders aus. Hat man beispielsweise bereits einige Jahre in einem System gearbeitet, in dem die Grundschule über die ersten vier Jahrgangsstufen geht, ist es nicht so einfach wie in anderen Berufsfeldern, den Beruf in einem anderen Bundesland wieder aufzunehmen, weil dort die Dauer und Struktur der Grundschule wieder ganz anders aussehen könnte.

Wir hoffen, euch mit dieser Liste einige Punkte mitgegeben zu haben, die euch zu einem besseren Bild von eurem angestrebten Berufsweg verhelfen. Weiterführend dazu gibt es hier noch einige Links, die hilfreich sein können, falls ihr euch noch nicht sicher in eurer Entscheidung seid: 

  • COPING: Selbstreflexionstest zur Eignung im Lehrerberuf
  • Handbuch (open access): Fit für den Berufseinstieg - Basiswissen für Lehrerinnen und Lehrer
  • change: Magazin der Bertelsmann-Stiftung, hier ein Beitrag mit Gründen zum Berufsstart und Tipps für Quereinsteiger:innen.
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Das Referendariat ist die zweite Stufe der Lehramtsausbildung und wird oft als die stressigste wahrgenommen. Viele Absolvent:innen erfahren einen regelrechten Praxisschock nach langjähriger theoretischer Ausbildung an der Universität und fühlen sich mit den unbekannten Ansprüchen und dem neuen Arbeitsstress überfordert. Steht ihr gerade kurz vor dem Vorbereitungsdienst und habt Angst, einfach ins kalte Wasser geworfen zu werden? Oder seid ihr vielleicht schon mittendrin und habt noch nicht ganz Halt gefunden? Dann haben wir in diesem Artikel fünf Videotipps für euch, mit denen ihr erfolgreich ins Ref startet und auch währenddessen einen kühlen Kopf bewahrt. 

1. “Referendariat: Organisation, Essentials & Tipps” von Vivien Rose 

Bevor euer Ref überhaupt losgeht, könnt ihr schon einige Vorkehrungen treffen, um mit optimalen Bedingungen in den Vorbereitungsdienst zu starten. Dazu empfiehlt die junge Lehrerin Vivien Rose, die selbst erst 2022 ihr Referendariat abgeschlossen hat, in ihrem YouTube-Video “Referendariat: Organisation, Essentials & Tipps” Büromaterialien, Apps und Software, die euch den Einstieg in den Lehrberuf erleichtern. Neben Jahresplanern, Stickern und Apps, die hochwertiges Unterrichtsmaterial anbieten, legt euch Rose in ihrem Video auch nützliche Tipps für den Start ins Ref ans Herz. Diese betreffen nicht nur Arbeitsorganisation und Unterrichtsvorbereitung, sondern auch eure Freizeit, damit ihr ein “Stressendariat” möglichst vermeiden könnt. 

In ihrer YouTube-Playlist Referendariat findet ihr weitere Videos, in denen Rose ihr Referendariat bis zu ihrem erfolgreichen Abschluss dokumentiert hat. Hier gibt es Q&A Videos, Vlogs und weitere nützliche Tipps. 

2. “Die 3 wichtigsten Versicherungen für Referendare” von Lehrer Kompass 

Bevor ihr in euer Ref starten könnt, habt ihr auch organisatorisch einiges zu erledigen – zum Beispiel den Abschluss der richtigen Versicherung. Dabei kann euch das Video “Die 3 wichtigsten Versicherungen für Referendare” von Lehrer Kompass helfen. Ihr erfahrt, welche Versicherungen für angehende Lehrkräfte verpflichtend sind und welche von Expert:innen zusätzlich empfohlen werden. Das Video dient auf dem YouTube-Kanal als ein genereller Überblick und ihr findet im Anschluss zahlreiche andere Videos, die die einzelnen Versicherungsarten vertiefen.

Lehrer Kompass ist eine Anlaufstelle für alle Fragen rund um Versicherungen und Geld im Referendariat und Lehrberuf. Auf der zugehörigen Webseite findet ihr auch schriftliche Informationen zur Kranken-, Dienstunfähigkeits- und Haftpflichtversicherung sowie zum Sparen und Geld Anlegen. Die Content-Creator Manuel Hofer und Sebastian Herweg sind allerdings selbst keine Lehrer, sondern Kaufmann für Bürokommunikation bzw. Wirtschaftswissenschaftler. 

3. “Bin ich gut genug? Nur im Dauerstress? – Emotionaler und zeitlicher Druck im Referendariat” von teacher’s diary

Bin ich gut genug? Das hat sich wahrscheinlich jede angehende Lehrkraft zum einen oder anderen Zeitpunkt während ihrer Ausbildung gedacht. Vor allem im zweiten Halbjahr des Refs kann einem die emotionale Belastung und der Zeitstress ganz schön zu schaffen machen. Um euch bei der Bewältigung des Arbeitsdrucks zu helfen, empfehlen wir das Video “Bin ich gut genug? Nur im Dauerstress? – Emotionaler und zeitlicher Druck im Referendariat” von teacher’s diary an. Der YouTube-Kanal wird von Marijke Hörger geführt, die zum Zeitpunkt des Uploads selbst nach ihrem Ref gerade erst ins Berufsleben gestartet war. Hörger bietet zahlreiche Tipps, um die Arbeit im Vorbereitungsdienst möglichst stressfrei zu meistern, und erklärt euch, wie ihr bei gelegentlichem Stress nicht die Nerven verliert. 

Hörger hat einen sehr ehrgeizigen und getriebenen Arbeitsstil. Sie empfiehlt zum Beispiel, möglichst viel vorzubereiten, um später Zeitpuffer zur Verfügung zu haben, oder lieber nachts länger am Schreibtisch zu sitzen, damit das Wochenende komplett zum Entspannen genutzt werden kann. Diese Arbeitsweise ist nicht für jeden etwas, doch wenn ihr euch darin seht, werft auch mal einen Blick in ihre YouTube-Playlist “Tipps und Erfahrungen”, wo ihr 60 Videos zum Referendariat findet sowie zu generellen Themen, die Lehrkräfte betreffen, beispielsweise zur Einrichtung von Klassenzimmern und zum Umgang mit ernsten Schülerproblemen. 

4. “'Viele Leute zerbrechen im Referendariat!': Die Lehrerausbildung ist hart” von taff 

Ihr seid Sportlehrer:in und eine halbe Stunde vor eurer zweiten Hospitation erfahrt ihr, dass die Turnhalle außerplanmäßig den ganzen Tag belegt ist. Oder ihr probiert in einer Hospitationsstunde eine innovative Unterrichtsform aus, aber eure Schüler:innen machen nicht mit. Wenn sich das nach einem absoluten Albtraum anhört, empfehlen wir den Beitrag “Viele Leute zerbrechen in Referendariat: Die Lehrerausbildung ist hart”, der auf dem YouTube-Kanal von taff zu finden ist, denn genau das passiert hier zwei angehenden Lehrkräften bei wichtigen Unterrichtsbegleitungen. Beide bekommen im Anschluss negatives sowie positives Feedback von ihren Mentor:innen. Der Beitrag stellt damit den Vorbereitungsdienst als eine Zeit dar, in der Ausprobieren – und auch die damit verbundene Möglichkeit zu scheitern – akzeptiert und sogar belohnt wird. 

Wenn ihr euch weiter über die Schwierigkeiten des Referendariats informieren wollt, schaut euch auch die taff-Beiträge über respektlose Schüler:innen gegenüber jungen Lehrkräften und den Stress im Referendariat an. 

5. “So gehst du mit Kritik im Referendariat um!” von happyRef

Doch auch wenn das Referendariat Möglichkeiten zum Ausprobieren und Lernen bieten soll, ist man leicht dazu verleitet, sich selbst an perfektionistischen Standards zu messen und Hospitationen als strenge Prüfungen zu fürchten. Kein Wunder also, dass viele angehende Lehrkräfte sich schwertun, mit Feedback und Kritik an den eigenen Unterrichtsmethoden und -vorbereitungen umzugehen. Wenn das auf euch zutrifft, schaut das Video “So gehst du mit Kritik im Referendariat um!” von happyRef an. Hier erklärt happyRef-Gründer Matthias Gleß, dass Kritik nicht grundsätzlich negativ, sondern eher neutral ist, und wie äußere Faktoren den Ausdruck sowie die Wahrnehmung von Kritik beeinflussen können – denn wer Kritik wirklich versteht, kann dieser weniger emotional entgegentreten und sie sachlich umsetzen. Er stellt im Anschluss verschiedene Möglichkeiten vor, um auf Kritik im Ref zu reagieren. Er empfiehlt beispielsweise, dass man den Mut hat, offen und ehrlich mit Mentor:innen zu sprechen, wenn man Kritik für unbegründet oder unfair hält.

Gleß hat während seines eigenen Referendariats, das er 2018 abgeschlossen hat, genau beobachtet, was im Vorbereitungsdienst wichtig ist und an welchen Stellen man sich die Ausbildung erleichtern kann, ohne dass Bewertungsnoten darunter leiden. Er gründete die happyRef Coaching-Firma, um sein Wissen und seine Erfahrungen mit anderen angehenden Lehrkräften zu teilen. Auf seinem YouTube-Kanal findet ihr zahlreiche weitere Videos, die euch kurz und knapp Hilfestellungen zu spezifischen Problemen bieten, darunter Konflikte mit Mentor:innen und Unsicherheit bei Lehrproben

Natürlich können YouTube-Videos nicht jegliche Stressfaktoren und emotionale Belastungen im Vorbereitungsdienst aus der Welt räumen – und manchmal wird euch das Referendariat auch immer noch zum Haare raufen treiben. Doch wir hoffen, wir konnten euch mit unseren Videotipps zumindest etwas Druck im Schulalltag nehmen, oder euch einfach zeigen, dass ihr mit euren Problemen im Ref nicht alleine seid. Wir wünschen viel Erfolg und natürlich auch Spaß!

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Berlin. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Deutsche Lehrerverband fordern jetzt von der Politik, bei anstehenden Sparmaßnahmen, nicht die Zukunft der Bildung in Deutschland aufs Spiel zu setzen. Hintergrund ist das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, welches die Bundesregierung in eine Haushaltskrise gestürzt hat, deren Ausmaß noch nicht absehbar ist. Der Bundesregierung stehen durch das Urteil 60 Milliarden Euro nicht mehr zur Verfügung, die ursprünglich für den Klima- und Transformationsfonds vorgesehen waren. Auf dem Papier ist der Bildungsbereich nicht direkt von dem Urteil aus Karlsruhe und der kassierten Finanzierungsstrategie der Bundesregierung betroffen. Doch es scheint unausweichlich, dass das Haushaltsloch auch weitere Haushaltsbereiche betreffen wird. Entsprechend groß ist die Verunsicherung bei den Menschen des Bildungssektors. Die GEW sieht gleich mehrere Vorhaben des Bundes in Gefahr. Dazu gehören etwa das Startchancen-Programm, der Digitalpakt Schule, das Programm Qualität im Ganztag und die geplante BAföG-Reform, sagte die GEW-Vorsitzende Maike Finnern gegenüber Lehrer News. Und auch die Kindergrundsicherung sei ein wichtiger Baustein zur Verbesserung der Bildungs- und Teilhabechancen für arme Kinder und Jugendliche, der in Frage stehen würde, so Finnern.

Auch Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, erklärte im Gespräch mit Lehrer News, dass er unter anderem die Zukunft des Digitalpakts gefährdet sehe. “Obwohl der Digitalpakt Schule im kommenden Frühjahr ausläuft, ist die Anschlussfinanzierung durch einen Digitalpakt 2.0 in den Verhandlungen von Bund und Ländern noch nicht gesichert – dabei aber dringend notwendig. In der aktuellen Haushaltslage könnte es daher noch schwieriger sein als ohnehin schon, dort zu einer Einigung und Anschlussfinanzierung zu kommen.” Der Lehrerverbandspräsident bringt dazu noch ein weiteres Thema in die Debatte ein: Schulsanierungen. Nach Zahlen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) besteht hier aktuell ein Sanierungsstau von rund 50 Milliarden Euro. Laut Düll könnten es sich die Kommunen nicht leisten, hier komplett einzuspringen. Vom Bund ist hier bisher ein Zuschuss von 3,5 Milliarden Euro geplant, der jetzt ebenfalls in Frage stehen könnte. Allerdings sei die Summe sowieso schon “nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein”, so Düll.

Bundesfinanzminister Christian Lindner hat in Folge  der Haushaltskrise angekündigt, bei den Sozialausgaben sparen zu wollen. Davon könnten beispielsweise Integrationsprojekte und Sprachkurse betroffen sein. Die außerordentliche Tragweite möglicher Sparmaßnahmen der Regierungen zeigt sich hier besonders deutlich. Stefan Düll zeigt auf, wie solche Investitionen sich indirekt wieder auf Kinder und Jugendliche auswirken könnten. “Die Integration ihrer Familienmitglieder hilft auch Kindern und Jugendlichen bei ihrem Spracherwerb und in ihrer Bildungsbiographie. Kürzungen in diesem Bereich sparen auch an falscher Stelle.”

Die GEW und der Deutsche Lehrerverband sind sich einig, dass es im Bildungsbereich kein Einsparpotenzial gibt – stattdessen sogar deutlich mehr investiert werden müsste. Die GEW-Vorsitzende Maike Finnern fordert deshalb, dass perspektivisch Investitionen in Bildung auch jenseits einer Schuldenbremse ermöglicht werden müssten. Die GEW schlägt hier ein alternatives Steuerkonzept vor, wonach zum Beispiel Spitzenverdiener:innen stärker in die Pflicht genommen werden sollten. Lehrerverbandspräsident Stefan Düll stellt die Bedeutung der Bildung für die Gesellschaft bei der Diskussion über die Investitionsverteilung heraus: “Stattdessen müssen alle politischen Ebenen [sich bei] Haushaltsentscheidungen am Schul- und Bildungswesen als eine der wertvollsten Einrichtungen in unserem Land orientieren. Der Rohstoff Geist ist so wertvoll wie CO 2 -freie Energie und mindestens so entscheidend für eine lebenswerte Zukunft. Wer Bildung sät, wird sozialen Frieden, Wohlstand und Sicherheit ernten.”

Der Deutsche Lehrerverband fordert ein deutliches Investitions-Plus im Bildungsbereich. Konkret geht es dabei um eine Summe von 200 Milliarden Euro, für die Bund und Länder zusammenlegen sollen. Das Geld könne laut Düll in alle Bereiche fließen: “Die Vernachlässigung des Schulbereichs in den vergangenen Jahrzehnten muss aufgefangen und in die Bewältigung der anstehenden Herausforderungen muss investiert werden: Lehrkräftemangel, Sprachdefizite der Lernenden, Schulsanierungsstau, Digitalisierungsunterbrechung, Zunahme der Schulabbruchsquote, Radikalisierung der Gesellschaft. Es geht um Bildungsgerechtigkeit und Gleichwertigkeit der Lebensbedingungen.”

Wie die Bundesregierung das Finanzloch stopfen will, ist weiter unklar. Bundesfinanzminister Lindner hat zwar bereits einige Andeutungen gemacht, aber genaue Einsparbereiche hat er bisher offen gelassen. Dass jetzt versucht wird, die Schuldenbremse für 2023 noch rückwirkend auszusetzen, zeigt jedoch, wie groß der finanzielle Druck auf die Regierung ist. Um Sparmaßnahmen wird sie aber nicht umher kommen. Diese dürften in erster Linie Klimaschutzbereiche betreffen, für die das umgewidmete Sondervermögen vorgesehen war – dazu gehört etwa die Energiepreisbremse, die schon zum Ende des Jahres auslaufen soll, anstatt wie geplant im Frühjahr 2024. Aber die Befürchtungen von GEW und Deutschen Lehrerverband zeigen, dass die Folgen durchaus größer sein könnten. 

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“Um die Frage nach Nähe oder Distanz von Lehrern und Schülern wird meines Erachtens zu viel Aufhebens gemacht”, erzählt Dorothea Kleffner dem fluter. Schon seit vielen Jahren nutzt die Hamburger Lehrerin Social Media für den Austausch mit ihren Schüler:innen. “Ich habe mir seitdem eigentlich nie die Frage gestellt, ob ich womöglich die nötige Distanz zu meinen Schülern aufgebe, wenn ich mit ihnen auf Facebook befreundet oder über WhatsApp mit ihnen in Kontakt bin”, stellt sie ihre Haltung klar. Darüber, ob dieser Umgang richtig ist, gibt es verschiedene Ansichten. In einigen Bundesländern wäre ihr der Kontakt über Facebook und Whatsapp aber dienstrechtlich verboten. Wie dürfen also der Kontakt und die Beziehung zu Schüler:innen aussehen?

Grundsätzlich besteht zwischen Lehrer:in und Schüler:in immer ein klares Rollenverhältnis. Lehrkräfte haben den Auftrag zu unterrichten, zu erziehen, zu beraten, zu fördern und zu benoten. Damit all das zusammen gelingt, braucht es einen guten Draht zu den Schüler:innen. Jede Lehrkraft muss für sich herausfinden, was zu ihr passt. Sowohl der Kumpeltyp, als auch eine gewisse Strenge können bei der Klasse Anklang finden. Entscheide ich mich dafür, persönliche Nähe zu zeigen, dann stellt sich gleichzeitig die Frage, wo die Grenze liegt. Ist diese überschritten, wenn Lehrer:innen einen außerschulischen Kontakt zu ihren Schüler:innen pflegen? Wir werfen einen Blick auf die Gegebenheiten im schulischen Miteinander und beleuchten, worauf in der Beziehung zu den Schüler:innen zu achten ist.

Social Media macht den persönlichen Lehrer-Schüler-Austausch einfacher

Soziale Netzwerke sind so konzipiert, dass sie eine niedrigschwellige und einfache Kontaktmöglichkeit bieten. Deshalb sind sie über viele Altersklassen hinweg so beliebt, erreichen eine immer jüngere Zielgruppe und werden sogar von vielen Kindern bereits genutzt. Weil dadurch die Bildung einer Medienkompetenz zu einer wichtigen Aufgabe für Schulen wird, liegt es auf der Hand, diese Kanäle als Lehrkraft auch für die Kommunikation mit den Schüler:innen zu nutzen.

Einige Bundesländer haben der Nutzung von Social Media in der Kommunikation, beispielsweise aus Datenschutzgründen, allerdings einen Riegel vorgeschoben. Sie verlangen stattdessen eigene, sichere Plattformen wie Moodle zu verwenden. Andere Länder gestatten ihren Lehrkräften mehr Spielraum auf diesem Gebiet. Wie die Handhabung in eurem Bundesland sind, könnt ihr hier nachschauen.

Mancherorts sind Lehrer:innen sogar in der Rolle, den Klassenchat zu moderieren. Doch wie können diese dann noch eine Grenze ziehen? Wo Privates unter derselben Nummer oder auf demselben Endgerät wie das Berufliche stattfindet, kann sich beides leicht vermischen. Als Lehrkraft suggeriert man den Schüler:innen eine Verfügbarkeit rund um die Uhr und muss daher einen Umgang finden, wie man selbst zur Ruhe kommt. Es braucht Momente, in denen alles Schulische und damit berufliche beiseite rückt. Das ist wichtig für die Lehrkraft und auch für die Schüler:innen, damit diese erkennen können, dass die Aufgabengebiete ihrer Lehrer:innen an einem bestimmten Punkt enden.

Dazu kommt auch der Schutz der Privatsphäre und persönlicher Inhalte. Dorothea Kleffner macht sich darüber keine Sorgen, wie sie erklärt: “Meine Schüler wissen alle, dass ich ein Privatleben habe. Veröffentliche ich wirklich mal Bilder von der Familie oder von privaten Erlebnissen, interessiert sie das kaum”. Sie sieht sich dabei immer unter der Kontrolle, nur so viel Einblick zu geben, wie sie möchte und in der Position, Kontakte wenn nötig einzuschränken. Das erfordert aber eben eine hohe Aufmerksamkeit und Disziplin bei der eigenen Social-Media-Nutzung. 

Ein klares Rollenverständnis im Kontakt zu Schülern ist wichtig

Eine rechtliche Einschränkung zum generellen Kontakt zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen gibt es nicht, solange er keine sexuelle oder sonstige Ebene des Missbrauchs betreten wird. Wenn man selbst für sich den eigenen Umgang in dieser Thematik gefunden hat, bleibt es wichtig, als Lehrer:in die eigene Rolle immer klar im Blick zu behalten. Denn von Lehrkräften werden selbstverständlich Fairness und Gleichbehandlung gegenüber der gesamten Klasse erwartet. Gerade weil persönliche Sympathien zwischen allen Menschen verschieden und damit auch für die eigenen Schüler:innen unterschiedlich verteilt sind. Es ist die Aufgabe des Lehrerberufs, jede und jeden in der Klasse bestmöglich zu unterrichten, zu fördern und auf deren schulische wie pädagogische Bedürfnisse einzugehen. Die Kinder und Jugendlichen haben ein Gespür für die zwischenmenschlichen Dynamiken, weshalb der Verdacht, wenige Lieblingsschüler:innen zu haben, dem Klassenklima schadet. Es kann dazu führen, dass der Zugang zu den Schüler:innen verloren geht, die sich ohnehin weniger gut behandelt oder wertgeschätzt fühlen.

In einer Folge des Podcasts Frau Bachmayer packt aus! von Radio Niedersachsen, erzählt eine Lehrerin von ihrer Kollegin, die die Einladung zum 16. Geburtstag eines Schülers annehmen möchte. Wenn eine Lehrkraft für sich entscheidet, wie in diesem Beispiel außerschulischen Kontakt oder Aktivitäten mit Schüler:innen zu haben, dann sollte die ganze Klasse involviert sein oder zumindest die Möglichkeit dazu haben. Auch bei der Kommunikation auf Social Media fühlen sich möglicherweise die Schüler:innen benachteiligt, die auf einer der verwendeten Plattformen nicht aktiv sind. Aber auch die teilnehmenden Schüler:innen können die Rolle der Lehrkraft verändert und persönlicher wahrnehmen, wodurch diese an Autorität verlieren.

Da zur Aufgabe auch immer die Notenvergabe gehört, macht man sich durch die Nähe nicht nur angreifbar von außen, sondern es fällt auch automatisch schwieriger, selbst objektiv zu bleiben. In einer weiteren Podcastfolge teilen die Lehrerin mit dem Pseudonym Frau Bachmayer und ein Kollege ihre Beobachtung, dass sie ihnen sympathische Schüler:innen als Gegenreaktion zur persönlichen Zuneigung schlechter bewertet haben. Diese Schilderung zeigt, dass es hilfreich ist, eine Distanz zu wahren. Beispielsweise indem man ganz bewusst entscheidet, welche persönlichen Informationen man vor Schüler:innen preisgibt. Ebenso hilfreich ist es festzulegen, auf welchen Kontaktwegen und zu welchen Zeiten außerhalb des Unterrichts man für die Schüler:innen erreichbar ist.

Dass man als Lehrkraft zu einzelnen Schüler:innen einen besseren Draht hat als zu anderen, lässt sich nicht vermeiden. Eine Freundschaft zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen kann es aber nicht geben. Denn durch die Rolle und die Aufgaben können Lehrkräfte Schüler:innen nie auf persönlicher Ebene gleichberechtigt begegnen. Es gibt immer eine hierarchische Struktur und die lässt sich nicht aufheben, weil sie zum Lehrerberuf gehört. Die Soziologin Julia Hahmann führt dazu im Gespräch mit Deutschlandfunk Nova aus: "Wir sind in der Schule in sehr spezifischen Rollen, als Schüler:innen und als Lehrer:innen, wir haben bestimmte Aufgaben und da ist so ein Machtverhältnis”. Genau dieses Machtverhältnis und die dadurch bestehende Hierarchie zwischen den Personen lässt eine Freundschaft nicht zu. 

Ob man die Person aktuell noch unterrichtet, spielt dabei keine Rolle, solange sie weiterhin auf die Schule geht. Denn Aufsichtspflicht in Pausen oder ein vertraulicher Austausch innerhalb des Lehrerkollegiums bleiben in jedem Fall bestehen. “In der Freundschaftsforschung spricht man davon, dass man von diesen Rollen, also Schüler:in und Lehrer:in, abweichen muss und persönliche Anteile zeigen muss, damit es überhaupt möglich ist, so eine freundschaftliche Beziehung aufzubauen.” führt Hamann weiter aus.

Freundschaft ist erst nach der Schulzeit möglich

Weniger kritisch und nicht ungewöhnlich ist die Sache bei Absolvent:innen. Einige Lehrkräfte, besonders nach der Oberstufe, bieten ehemaligen Schüler:innen das du an, tauschen die Handynummer aus und halten mit manchen von ihnen Kontakt. Es gibt Beispiele, in denen Lehrer:in und Schüler:in bald nach dem Abschluss von Freundschaft sprechen.

Wie die Erklärung von Julia Hahmann verdeutlicht, muss dafür aber die Augenhöhe und Gleichberechtigung auf der persönlichen Ebene aktiv hergestellt werden. Indem sich Ex-Schüler:in, und insbesondere Lehrer:in einander öffnen und anvertrauen. Dabei müssen beide auch von der Gewohnheit abweichen, dass im Unterricht die Initiativen und Vorgaben immer von der einen Person ausgehen. Dafür braucht es selbstverständlich Zeit, auch um die gemeinsamen Themen und Interessen außerhalb des Schulkontexts zu entdecken. Und das liegt gerade für eine junge Lehrkraft näher, als in späteren Berufsjahren. Der Altersunterschied ist zwar kein Ausschlusskriterium, aber er macht eine Freundschaft weniger wahrscheinlich, weil es innerhalb der Lebenssituationen noch weniger Gemeinsamkeiten gibt. Freunde zu finden, ist aber am Ende auch immer ein Stück weit Zufall. 

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass man vorsichtig sein sollte, den Begriff Freund oder Freundin zu schnell zu verwenden. Das gilt sowohl für die Außenwahrnehmung in der Beurteilung von Lehrer-Schüler-Beziehungen, als auch für die Einschätzung des Verhältnisses zu den eigenen Schüler:innen. Wichtig ist es, sich während der Schulzeit sowohl der Rollenverteilung und dem immer vorhandenen Machtgefälle bewusst zu sein, als auch sich selbst klare Grenzen zu setzen, was persönliche und private Inhalte betrifft. Von außen bleibt es schwer zu beurteilen, wann eine Lehrkraft in diesem Fall zu weit geht. Denn es besteht ein breites Spektrum, wie viel Nähe zu Schüler:innen möglich ist.

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Jeden dritten Tag tötet ein Mann in Deutschland seine (Ex-)Partnerin. Oftmals werden diese Verbrechen als „Beziehungstat“ oder „Familiendrama“ in den Medien bezeichnet, was die eigentlichen Ausmaße geschlechtsspezifischer häuslicher Gewalt verharmlost. Im Jahr 2022 wurden laut des Lagebilds des Bundeskriminalamts 157.818 Menschen Opfer vollendeter oder versuchter Delikte, darunter Mord, Totschlag, sexuelle Gewalt, Freiheitsberaubung oder Stalking. Während 19,9 Prozent der Opfer dem männlichen Geschlecht zugeordnet wurden, kam der prozentuale Anteil der weiblichen Opfer auf 80,1 Prozent.

Um auf diese strukturellen Missstände aufmerksam zu machen, haben die Vereinten Nationen den Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen, Mädchen und queere Personen ins Leben gerufen. Der sogenannte „Orange Day“ findet am 25. November statt und leitet den Start der 16-tägigen Kampagne „Orange The World“ gegen geschlechtsspezifische Gewalt ein. Wir möchten euch in diesem Beitrag zeigen, was die Hintergründe der Kampagne sind, warum sie wichtig ist und wie ihr in eurem Unterricht ein Zeichen gegen Gewalt setzen könnt.

Historischer Kontext zum „Orange Day“

Der 25. November wurde im Jahr 1999 als Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen von der Generalversammlung der Vereinten Nationen ausgerufen. Dieses Datum erinnert an die Ermordung der drei Schwestern Patria, Minerva und María Teresa Mirabal im Auftrag des dominikanischen Diktators Rafael Leónidas Trujillo Molina im Jahr 1960. Die Schwestern, Mitglieder der oppositionellen Bewegung „14. Juni“, mit dem Tarnnamen „Die Schmetterlinge“, wurden durch einen als Autounfall getarnten Anschlag vorsätzlich getötet — eine damals in der Dominikanischen Republik übliche Methode, politische Gegner:innen zu beseitigen. 

Bereits im Jahr 1981 erklärten lateinamerikanische Feminist:innen den Todestag der Mirabal-Schwestern auf dem ersten Kongress in Bogotá zum Aktionstag als Beispiel für das Spektrum häuslicher, sexueller, politischer und kultureller Gewalt gegen Frauen. Europäische Frauenbewegungen übernahmen den Gedenktag später, bis er offiziell von den Vereinten Nationen anerkannt wurde. Damit verbunden wird von Regierungen und Institutionen gefordert, diesen Tag zu nutzen, um das öffentliche Bewusstsein für das Problem der gegen Frauen gerichteten Gewalt zu stärken.

Jedes Jahr macht die UN-Kampagne „Orange The World“ 16 Tage lang vom 25. November bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, deshalb auf geschlechtsspezifische Gewalt aufmerksam. Seit 2008 ist sie Teil der „UNiTE to End Violence against Women“-Kampagne des UN-Generalsekretärs und UN Women. Die Farbe Orange dient hierbei als symbolische Warnfarbe, die auf die alarmierenden Zustände hinweisen und in eine gewaltfreiere Zukunft deuten solle.

Warum der Aktionstag von Bedeutung ist: Ein Zeichen gegen Gewalt 

Weltweit wurden im vergangenen Jahr allein 89.000 Frauen und Mädchen ermordet, wie aus einem Bericht des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) und UN Women hervorgeht. In mehr als der Hälfte der Fälle konnte die Tat, genauer als Femizid bezeichnet, auf den (Ex-)Partner oder ein Familienmitglied zurückgeführt werden. Damit liegen die Zahlen auf dem höchsten Stand der vergangenen 20 Jahre. 

Anders als bei Männern, die überwiegend gewaltsamen Auseinandersetzungen mit anderen Männern im öffentlichen Raum zum Opfer fallen, ist das eigene Zuhause für Frauen der gefährlichste Ort. Laut UN Women erlebt alle vier Minuten eine Frau Partnerschaftsgewalt in Deutschland. 

Femizide und physische Gewalt bilden dabei die gewaltvolle Spitze des Eisbergs. Geschlechtsspezifische Gewalt beginnt allerdings schon sehr viel früher. Hinterherpfeifen, aufdringliche Blicke oder unangemessene Sprüche können bereits dazu führen, dass sich Betroffene unsicher und objektifiziert fühlen. Gemäß einer Umfrage von UN Women UK aus dem Jahr 2021 haben 97 Prozent der Frauen zwischen 18 und 24 sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum erlebt.

Insgesamt dürften die Dunkelziffern zu geschlechtsbezogener Gewalt jedoch noch höher liegen, denn von der Statistik aufgegriffen werden Fälle nur nach polizeilicher Registrierung. Viele Betroffene entscheiden sich aber oft aus Scham oder Angst gegen eine Anzeige. 

Aufklärung und Sensibilisierung können dazu beitragen, Solidarität mit den Opfern zu fördern, Betroffene zu ermutigen, sich gegen Gewalt zu wehren und Hilfe zu erfragen, oder Täter ihre Handlungen und Einstellungen hinterfragen zu lassen. Die Schule kann betroffenen Jugendlichen als Aufklärungsort und Ansprechstelle in Not dienen, in der sie häusliche Gewalt verstehen und mit ihren Lehrkräften besprechen können.

Schulen gegen Gewalt: Aktionstage gestalten und Zeichen setzen

Auf der Website von UN Women werden verschiedene Möglichkeiten für die Gestaltung von Aktionen vorgestellt, die sich auch im Rahmen des Unterrichts eignen. Durch die Vorstellung der Formen geschlechtsspezifischer Gewalt und die Besprechung aktueller Zahlen werden ältere Schüler:innen aufgeklärt und ihnen die Dringlichkeit der Situation für Frauen, Mädchen und queere Personen vor Augen geführt.

Die Organisation Amnesty Deutschland führt auf ihrer Website Materialien und Unterrichtsvorschläge für Schüler:innen ab 14 Jahren zum Thema „Respekt für Frauen“. Diese können beispielsweise für einen Projekttag in den Fächern Sozial-/Gemeinschaftskunde, Politik, Ethik oder Religion eingesetzt werden.

Auf der Website der Kampagne „Keine Schule ohne Feminismus“ finden sich Plakate zu wichtigen Begriffen aus dem feministischen Diskurs wie Catcalling, Victim Blaming und Patriarchat. Die Plakate können im Unterricht als unterstützende Materialien eingesetzt und von den Schüler:innen ergänzt und vorgestellt werden.

Die AG Schulaktion gegen Gewalt hat Unterrichtseinheiten zum Thema Zwangsverheiratung, häusliche und sexualisierte Gewalt in Kooperation mit dem Berliner AK gegen Zwangsverheiratung und dem Aktionsbündnis gegen häusliche Gewalt des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg erarbeitet. Obwohl die Datei bereits zehn Jahre alt ist, kann die Materialsammlung noch immer als Ideengeber und Inspiration für die Unterrichtsgestaltung zum Thema herangezogen werden.

In der Stadt Singen verteilten Aktivist:innen dieses Jahr Orangen mit dem UN-Motto „Stoppt Gewalt“. Innerhalb eines Aktionstages könnten Schüler:innen ebenfalls Früchte verteilen und zur geschlechtsspezifischen Gewalt aufklären, zu der sich sich im Unterricht vorher informiert haben.

An verschiedenen Schulen in Deutschland wurden bereits Aktionen zum Orange Day durchgeführt. So haben Schüler:innen aus drei Schulen in Lindau Bilder zum Thema häusliche Gewalt angefertigt. Acht Bilder sind nun zwei Monate lang in Stadtbussen zu sehen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Ähnliche Aktionen lassen sich mit wenig Aufwand organisieren. Zudem können auch jüngere Kinder gestalterische Ideen einbringen.

In einer größer angelegten Aktion gestalteten Schüler:innen aus verschiedenen Schulen des Rheinisch-Bergischen Landkreises orangefarbene Bänke, um gegen die Gewalt ein Zeichen zu setzen. Diese Aktion wird auch von UN Women empfohlen.

Die Organisation Hilfetelefon ruft zu einer Mitmachaktion „Wir brechen das Schweigen“ auf. Klassen können gemeinsam ein Foto mit Botschaften und Bannern zum Thema von sich aufnehmen und auf sozialen Medien mit dem Hashtag #Schweigenbrechen verbreiten.

Für Schüler:innen jeglicher Altersstufen eignet sich die Aktions-Bastelidee für orangene Windlichter, die UN Women vorschlägt. Mithilfe eines alten Marmeladenglases, Kleister, orangenem Krepppapier/Servietten und einem Teelicht können Kinder und Jugendliche symbolische Zeichen setzen. Der Kleister lässt sich einfach selbst herstellen, indem man 150 g Mehl und 500 ml Wasser in einem Topf kurz aufkocht und mit einem Schneebesen so lange rührt, bis eine dickflüssige Masse entsteht. Die Teelichter können beispielsweise mit Hilfenummern bei Gewalt gegen Frauen wie die 116 016 oder Botschaften zum Thema versehen werden.

UN Women stellt des Weiteren kostenfrei eine Druckdatei für eine Fahne mit dem Logo zur Verfügung. Die Größe beträgt 150x400 cm und kann innerhalb der Kampagne auf dem Schulhof gehisst werden, um auch nach außen hin ein sichtbares Zeichen zu setzen.

Seid ihr Zeug:innen, Angehörige oder Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt geworden, könnt ihr die kostenlose Telefonnummer des Hilfetelefons anrufen. Die Nummer lautet 116 016 und ist 365 Tage im Jahr rund um die Uhr für Frauen*, Menschen aus deren Umfeld und Fachkräfte besetzt und in 17 Sprachen verfügbar. 

Wenn euch der Artikel gefallen hat, schaut gerne bei den Artikeln zur Sexualbildung und kostenlosen Menstruationsartikeln zur Aufklärung im Unterricht vorbei.

Stress & Depressionen
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Lehrkräfte werden oft für ihre flexiblen Arbeitszeiten und langen Ferien beneidet. Doch wer selbst als Lehrkraft tätig ist oder Lehrer:innen in seinem engen Umfeld hat, weiß, dass hinter dem Lehrberuf auch haufenweise administrative Aufgaben, anstrengende Elterngespräche und natürlich ausführliche Unterrichtsvorbereitungen stecken. In Zeiten des Lehrermangels und einer Kultusministerkonferenz, die sich gegen die Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte bemüht, werden politische Lösungen für den gewaltigen Arbeitsdruck und den Zeitstress, dem Lehrer:innen unterliegen, vermutlich auf sich warten lassen. In diesem Artikel geben wir euch zum Abschluss unserer Themenwoche zu Stress und Depressionen zehn Zeitmanagement-Tipps mit, mit denen ihr euren vielfältigen Schulalltag etwas entspannen könnt. 

Wie trenne ich mein persönliches Leben von meiner Arbeit?

Viele Lehrkräfte tun sich schwer, ihr persönliches Leben und ihre Freizeit klar von ihrem Beruf zu trennen. Das liegt vor allem daran, dass Lehrer:innen oft im Homeoffice arbeiten, auch am Wochenende und nachts – Zeiten, die bei den meisten Berufstätigen für die Freizeit vorgesehen sind. Lehrkräfte haben auch viele kleine Aufgaben zu erledigen, oder solche, die nicht viel Denkleistung erfordern. Man ist als Lehrer:in also leicht dazu verleitet, eine Aufgabe noch kurz dazwischenzuschieben oder nebenbei zu erledigen. Wir zeigen euch, wie ihr die Verschmelzung eurer Arbeit mit eurem persönlichen Leben reduziert.  

1. Räumliche Grenzen setzen: Wenn man abends sowieso im Wohnzimmer sitzt, kann man dort ja auch gleich Arbeitsblätter ausdrucken und Diktate, die noch rumliegen, lassen sich ja eigentlich genauso gut im Bett korrigieren, oder? Nein! Um eure Freizeit von der Arbeit zu trennen, kann es schon helfen, räumliche Grenzen zu ziehen zwischen Arbeitsplätzen und Plätzen, an denen man Freizeitaktivitäten nachgeht. Wenn es eure Wohnsituation zulässt, richtet euch am besten ein Büro ein, um zu verhindern, dass die Arbeit auch eure Entspannungsorte übernimmt. Doch schon das bewusste Wegpacken des Laptops und jeglicher Papiere, wenn ihr gerade nicht arbeitet, kann helfen, dass ihr in eurer Freizeit räumlichen sowie gedanklichen Abstand von der Arbeit nehmen und mal so richtig entspannen könnt.  

2. Zeitliche Grenzen setzen: Auch die zeitliche Trennung von Arbeit und Freizeit ist wichtig, denn wer beim Gucken der Tagesschau nur daran denkt, welche Themen im Unterricht angesprochen werden sollten, oder beim Joggen im Kopf den nächsten Tag durchgeplant, nutzt diese Zeit nicht wirklich für sich selbst. Es ist zwar löblich, aus jeder Situation das Beste für den Unterricht ziehen zu wollen, doch eine durchweg angespannte Lehrkraft nützt euren Schüler:innen auch nichts. Deshalb empfehlen wir bewusste Pausen, die nur euch oder euren Liebsten gewidmet sind. Ihr müsst auch wirklich streng mit euch selbst sein: Gedanken an die Schule sind hier nicht erlaubt! Wie wäre es zum Beispiel mit einem Spaziergang an der frischen Luft oder einem interessanten Podcast? 

3. Erreichbarkeit limitieren: Auch Erreichbarkeit spielt bei der Abgrenzung von Arbeit und Freizeit eine Rolle. Wenn ihr euch schwer tut, Feierabend zu machen, weil ihr dauernd neue E-Mails oder Anrufe bekommt, die im Moment super dringend scheinen, setzt euch doch eine Uhrzeit, nach der ihr abends nicht mehr für Arbeitsgelegenheiten erreichbar seid. Teilt diese Uhrzeit unbedingt euren Kollegen und anderen schulischen Kontakten mit, damit möglichst wenige Anrufe und E-Mails nach dieser Zeit eingehen und ihr nicht in Versuchung kommt, doch noch ranzugehen oder zu antworten. 

4. Rückzugsorte schaffen: Auch in der Schule ist es wichtig, dem Berufsalltag und dem damit einhergehenden Stress entkommen zu können. In der bundesweiten Studie “Lehrarbeit im Wandel” (2020) gaben 74 Prozent der teilnehmenden Gymnasiallehrkräfte an, dass das Fehlen von Ruhezonen in der Schule einen Belastungsfaktor im Lehrberuf darstellt. Falls es also noch nicht der Fall ist, versucht doch euer Lehrerzimmer so einzurichten, dass sich alle wohlfühlen und wirklich entspannen können, zum Beispiel durch farbige Pflanzen und bequeme Sitzgelegenheiten. Wenn möglich, könnt ihr an eurer Schule auch einen separaten Ruheraum für Lehrer:innen einführen, wo man sich in der Pause kurz von der Arbeit distanzieren kann. So könnt ihr frische Energie tanken und entspannt in die nächste Unterrichtsstunde starten. 

Wie lasse ich mich vom Berg an anstehenden Aufgaben nicht unterkriegen? 

Wie geht ihr am besten die Zeit an, wo ihr tatsächlich arbeitet? Vom sturen Ausfüllen von Formularen, über Elterngespräche und der Nachverfolgung von Fehlzeiten, bis hin zur Organisation von Exkursionen und Fahrten – neben dem Unterrichten und der Unterrichtsvorbereitung kommen im Lehrberuf noch ein Haufen bunter Aufgaben dazu. Es ist nicht nur schwer, den Überblick über alle anstehenden Aufgaben zu behalten, sondern auch, sich von ihrer Masse und Vielfältigkeit nicht erschlagen zu fühlen. Wir zeigen euch, wie es geht. 

5. Ordnung schaffen: Wer am Schreibtisch zwischen Stapeln unkorrigierter Klausuren und ungeklärter Abwesenheitsnotizen auf ein Postfach mit 50 ungelesenen E-Mails blicken muss, fühlt sich selbstverständlich überfordert. Doch mit ein bisschen Ordnung könnt ihr auch den größten Arbeitsberg schrumpfen lassen. Sortiert eure Papiere und E-Mails zum Beispiel nach bestimmten Aufgabengebieten oder nach Dringlichkeit. Diese kleinen Stapel an Arbeit scheinen dann gleich gar nicht mehr so schlimm. Räumt auch euren Schreibtisch so auf, dass ihr immer nur eine Aufgabe vor euch liegen habt – nämlich die, an der ihr gerade arbeitet. Führt ein Lagersystem ein, wo ihr andere Aufgaben für später ablegen und so aus eurem Blickfeld und euren Gedanken entfernen könnt. Und nicht vergessen: wenn ihr eine Aufgabe erledigt habt und ihr die zugehörigen Papiere oder E-Mails nicht mehr braucht: ab in den Papierkorb damit! So schafft ihr die Aufgabe und den damit einhergehenden Stress wortwörtlich aus der Welt. 

6. Die kleinen Erfolge feiern: Nicht jeder Tag im Lehrberuf wird perfekt ablaufen – das ist normal und völlig in Ordnung. Wenn ein:e Schüler:in sich um eine Note zur Vorklausur verbessert, oder ein stilles Kind sich mal im Unterricht meldet, seid also ruhig stolz auf euch und eure harte Arbeit, die solche kleinen Momente jeden Tag ermöglicht. So erhaltet ihr nicht nur die Motivation, jeden Tag für eure Schüler:innen euer Bestes zu geben, sondern ihr könnt auch gelegentliche Rückschläge besser wegstecken, da ihr euch eurer Erfolge als Lehrkraft bewusst seid. 

7. Austausch mit Kolleg:innen suchen: Manchmal hilft es auch einfach zu sehen, dass andere es genauso schwer haben wie man selbst. Ein kurzes Pausengespräch mit einem Kollegen oder einer Kollegin über aufwendige Unterrichtsvorbereitungen oder den Korrekturstau, den alle zuhause herumliegen haben, erinnert einen daran, dass man mit seinen Problemen nicht alleine ist und andere sich oft genauso überfordert fühlen, auch wenn sie noch so gelassen wirken. 

Wie schließe ich meine Arbeit immer rechtzeitig ab?

Doch auch wenn man ruhig und entspannt auf die anstehenden Aufgaben schauen kann und genau versteht, was alles gemacht werden muss, kann es schwer sein, alle Aufgaben in der begrenzten Zeit abzuschließen, die Lehrkräften neben dem Unterricht zur Verfügung steht. Auch hier haben wir einige Tipps für euch.

8. Kleine Aufgaben sofort erledigen: Bei kleinen Aufgaben ist das Anfangen oft der zeitaufwendigste Teil. Kurze Telefonate oder Arbeitsblätter, die ausgedruckt werden müssen, nehmen alleine kaum Zeit in Anspruch und werden oft aufgeschoben unter dem Vorwand, man könne sie doch später noch schnell erledigen. Aber wenn diese Mini-Aufgaben sich häufen, kann es oft mehrere Stunden dauern, bis man alle abgearbeitet hat – Zeit, die man so nicht eingeplant hat und die man eigentlich für andere Sachen braucht. Unser Tipp: Um kleine Aufgaben immer so schnell wie möglich zu erledigen, definiert eine Zeit, unter der eine Aufgabe für euch noch als Mini-Aufgabe zählt, beispielsweise zwei Minuten. Wenn ihr denkt, dass eine neue Aufgabe weniger als zwei Minuten in Anspruch nehmen wird, erledigt sie immer, sobald sie anfällt. 

9. An feste Zeitfenster halten: Aber wie sieht es mit größeren Aufgaben aus? Auch hier solltet ihr für jede Aufgabe eine Zeit definieren, in der sie erledigt sein muss. Als Lehrkraft steht einem neben dem Unterricht schließlich nur eine begrenzte Anzahl an Stunden zur Verfügung, mehr kann man schlichtweg nicht arbeiten. Versucht also euren inneren Perfektionisten verstummen zu lassen und nehmt euch für eine Aufgabe nur so viel Zeit, wie ihr euch leisten könnt. Zum Beispiel, wenn ihr ein Arbeitsblatt erstellt, gebt euch maximal 45 Minuten, auch wenn ihr mit mehr Zeit eine noch detailliertere Internetrecherche durchführen und das Blatt schöner formatieren könntet. Hier müsst ihr wieder streng sein mit euch selbst, denn nur so könnt ihr sichergehen, dass wirklich alle Aufgaben rechtzeitig erledigt werden.

10. Aufgaben delegieren: Auch Lehrer:innen sind nur Menschen. Denkt also daran, dass nicht alles immer eure Aufgabe oder eure Verantwortung sein kann. Es gibt sowohl in eurem Privatleben als auch in der Schule einige Aufgaben, die auch von anderen erledigt werden können, um euren Alltag zu entlasten. Beispielsweise kann jede Stunde ein:e andere:r Schüler:in die Anwesenheitskontrolle übernehmen, um euch zu Beginn des Unterrichts ein paar Minuten zum Durchschnaufen oder zur finalen Vorbereitung zu gewähren. Oder teilt mit euren Kolleg:innen Unterrichtsmaterialien und Stundenentwürfe bzw. lasst euch von deren Ideen inspirieren, um eure Arbeitsbelastung etwas aufzulockern.

Ihr seht also, ihr könnt mit ein paar gezielt eingeführten Maßnahmen selbst schon viel dazu beitragen, euren Berufsalltag aufzulockern und Zeitstress zu reduzieren. Habt ihr noch weitere Tipps für erfolgreiches Zeitmanagement im Lehralltag? Teilt sie gerne in den Kommentaren!

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Berlin. Der Berliner Senat plant, junge Geflüchtete in Zukunft in sogenannten “Willkommensklassen” zur Schule gehen zu lassen. Das soll direkt in Flüchtlingsunterkünften passieren, da die regulären öffentlichen Schulen mit Platzmangel zu kämpfen hätten. 

Wie die  dpa berichtet, sind die Pläne auf der Senatssitzung am Dienstag verkündet worden. Die Einrichtung von "Willkommensklassen" sei in den großen Flüchtlingsunterkünften Tegel und Tempelhof geplant. Die Bildungssenatorin Katharina Günther-Wunsch argumentiert mit dem Recht auf Bildung, das es einzuhalten gelte: “Derzeit erfüllen wir unsere verfassungsmäßige Verpflichtung nicht, geflüchteten Kindern und Jugendlichen das Recht auf Bildung zu gewähren”. Diese Klassen seien wichtig dafür, die Schüler;innen als “vorübergehende Lösung” auf den Besuch öffentlicher Schulen vorzubereiten. Wie oder wann der Übergang zwischen den beiden Schulformen stattfinden soll, wurde nicht genauer spezifiziert.

Konkret ist die Rede von fast  600 schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen, die derzeit in den beiden Unterkünften leben, darunter circa 560 in einer Halle des früheren Flughafen Tegel. Der Unterricht soll für zumindest 288 Schüler:innen in Tegel noch in diesem Jahr beginnen. Diese Zahl soll bis Mitte nächsten Jahres auf mindestens 430 steigen. Der Blick auf ganz Berlin zeige laut Günther-Wunsch außerdem, dass insgesamt circa 900 Minderjährige im schulpflichtigen Alter auf Wartelisten stünden. Ihnen könne aufgrund des Platzmangels in öffentlichen Schulen derzeit kein Schulplatz angeboten werden. Damit diese neuen Willkommensklassen auch personell vorbereitet sind, seien derzeit Bewerbungsgespräche mit 50 Lehrkräften in Planung. Auch das Heranziehen von Pädagog:innen mit ausländischen Bildungsabschlüssen sei “vorgesehen”. Zur Förderung der Anerkennung ausländischer Abschlüsse haben wir berichtetet.

Das Konzept der Willkommensklassen ist kein völlig neuer Ansatz. Der geplante Standort jedoch schon: der Mediendienst Integration beschreibt Willkommensklassen als zwar abgetrenntes, aber räumlich noch in öffentlichen Schulen stattfindendes Konzept: “In Willkommensklassen werden Kinder und Jugendliche getrennt von anderen Schüler:innen unterrichtet. [...] Die meisten Bundesländer sehen vor, dass die Schüler:innen in den Willkommensklassen auch am Regelunterricht teilnehmen”. Auch für dieses erste Format, das es schon seit dem Schuljahr 2015/16 gibt, hätte es großflächige Kritik vonseiten der Bildungsforschung gegeben. Eine Soziologin, die den Unterricht in Willkommensklassen erforscht hat, ist beispielsweise dieser Meinung: “Willkommensklassen grenzen neu zugewanderte Schüler:innen aus”. Es bleibt abzuwarten, wie die Resonanz für Willkommensklassen aussehen wird, die auch noch räumlich abgeschottet in den zentralen Flüchtlingsunterkünften Berlins ihren Platz finden sollen.

Stress & Depressionen
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Das Vermitteln sensibler Themen im Unterricht stellt oftmals unabhängig von der Berufserfahrung eine Herausforderung für Lehrkräfte dar. Mentale Gesundheit und psychische Erkrankungen sind klassische Beispiele für  Sujets, die aus Sorge vor den Reaktionen der Schüler:innen und Eltern wenig thematisiert werden. Dabei prägt dieses  Themenfeld die Denk- und Verhaltensweisen Jugendlicher, während diese insbesondere in der Pubertät große Veränderungen durchmachen und sich selbst neu kennenlernen müssen. Neben dem alltäglichen Emotionschaos, dem schulischen Leistungsdruck und den gesellschaftlichen Erwartungen fühlen sie sich oft mit ihren Fragen auf sich allein gestellt: Was ist normal? Warum fühle ich mich so? Ist es nur eine Phase oder bleibe ich für immer so? 

Als grundlegender Bestandteil des alltäglichen Lebens von Jugendlichen stehen Schulen in der Pflicht, den Schüler:innen wertvolle Kompetenzen zu vermitteln, mit denen sie die bestmöglichen Chancen erhalten, um erfolgreich ins Erwachsenenleben zu starten. Dazu gehört auch die Aufarbeitung von negativ stigmatisierten psychischen Erkrankungen, die diversen Studien zufolge jeden fünften bis sechsten Erwachsenen mindestens einmal im Leben betreffen. 

Im Rahmen unserer Themenwoche Stress & Depressionen haben wir euch bereits über aktuelle Herausforderungen informiert, Tipps zur Symptomerkennung gegeben und Wege zur Selbsthilfe vorgestellt. In diesem Artikel möchten wir euch eine Hilfestellung bieten, mit der ihr das Thema Depression im Klassenverband ansprechen könnt und euren Schüler:innen die Möglichkeit gebt, ihre Fragen in einem sicheren Umfeld auszusprechen.

Hier findet ihr Material für eure Unterrichtsvorbereitung

Bevor ihr damit beginnt, euch geeignete Abläufe zu überlegen, ist es ratsam, sich zunächst gründlich in die Thematik einzuarbeiten. Themen der mentalen Gesundheit gewinnen zunehmend an gesellschaftlicher Relevanz, weshalb euch mittlerweile zahlreiche Quellen zur Selbstinformation und -hilfe zur Verfügung stehen, die ihr im Internet und anderen Medien abrufen könnt. Im Folgenden haben wir für euch einige Webseiten kuratiert, die einen guten Überblick zum Thema Depression bieten.

  • Der Verein Freunde fürs Leben klärt über die Themen mentale Gesundheit, Depression und Suizid auf. Hier findet ihr neben Infomaterialien, Zahlen und Fakten auch Podcasts und einen Youtube-Kanal, in dem offen über die Thematik geredet wird.
  • Die Stiftung Gesundheitswissen stellt Präventionsmöglichkeiten, Diagnose- und Behandlungsalternativen zu verschiedensten Krankheitsbildern dar und fördert das allgemeine Gesundheitswissen. Hierfür erarbeiten sie nach eigenen Angaben laienverständliche, unabhängige und qualitätsgesicherte Gesundheitsinformationen.
  • Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention bietet neben einer umfangreichen Erläuterung des Krankheitsbildes jede Menge weiteren Input in Form von Selbsttests und -hilfe, Videos, ausführliche Forschungsergebnisse sowie Links und Literatur zum weiteren Informieren. Zudem gibt es einen Schulfilm, den ihr im Unterricht zeigen könnt. Die Informationen der Webseite werden auch multilingual in 19 Sprachen angeboten.
  • HelloBetter ist eine psychologische Soforthilfe, die das Krankheitsbild der Depression verständlich beschreibt  und Umgangstipps gibt. Die Seite bietet auch umfangreiche, unterstützende Kurse an, die kostenlos mit einem Rezept von der Krankenkasse übernommen werden.
  • Die Webseite von Neurologen und Psychiater im Netz bietet einen intensiven, wissenschaftlichen Einblick in die Entstehung von Depressionen, deren Auswirkungen und mögliche Therapien.

Falls ihr etwas mehr Zeit investieren wollt und könnt, haben wir für euch eine gute Sammlung an Büchern und Podcasts zum Thema Depression zusammengestellt.

So kann die Einheit aussehen: Ideen für mehr als eine Stunde

Da es auch nach einer gründlichen Einarbeitung schwierig sein kann, einen guten Plan für den bevorstehenden Unterricht zu entwerfen, haben wir hier einige Webseiten, die euch speziell die Unterrichtsgestaltung erleichtern sollen.

  • Planet Schule bietet euch einen ganzen Unterrichtsentwurf zu verschiedenen Themen im Bereich Mental Health. Diese lassen sich ab der siebten Klasse in zahlreichen Fächern einbinden und dienen zur Sensibilisierung, Resilienzstärkung und Bewusstseinsbildung für psychische Störungen. Hier werden Unterrichtsvorschläge, mögliche Einstiege, Filme, diverse Arbeitsmaterialien, Vertiefungsvorschläge und nützliche Hinweise gegeben. Zudem werden weitere Hilfsangebote für Kinder und Jugendliche verlinkt.
  • Das Deutsche Bündnis gegen Depression e.V. und das Kompetenznetz Depression haben gemeinsam ein Infopaket für Lehrer:innen zusammengestellt, in dem Materialien für die Unterrichtsgestaltung in der Sekundarstufe I und II gegeben sind. Es werden Einsatzmöglichkeiten, Lernziele, weiterführende Links, sowie auch Themenvorschläge und Arbeitsblätter zur Verfügung gestellt.
  • Ebenfalls interessant ist die kostenlose “Schulbox Depression” des Projekts FIDEO sein, die Basisinformationen und Materialien für die Gestaltung einer Unterrichtseinheit zum Thema Depression ab der siebten Klasse enthält. Auf der Webseite sind zusätzlich Arbeitsblätter und weitere Unterrichtsmaterialien, unter anderem Memes, ein Quiz oder eine Präsentation, frei zugänglich.
  • Das Institut für Weltkunde in Bildung und Forschung (WBF) bietet zahlreiche Filme für den Unterricht mit zusätzlichen Arbeitsmaterialien. Zum Thema Depression findet ihr auf ihren Seiten einen umfangreichen Unterrichtsablauf mit anregenden Vorschlägen, Hintergrundinformationen mit Bezug auf einen Film, den ihr ab der fünften Klasse anschauen könnt.
  • Kurz und knapp hat der SOS-Kinderdorf Campus einen Unterrichtsentwurf mit Ablaufplan erstellt, der sowohl Arbeitsblätter, Anlaufstellen mit Notfallnummern als auch “Erste Hilfe” für Lehrkräfte enthält. Geeignet ist das Material für die Sekundarstufen I und II

Depressionen im Unterricht behandeln:  Darauf solltet ihr achten

Da Depression ein ernstes Thema ist, das Schüler:innen verstärkt zum Nachdenken anregt  und möglicherweise unbewusste Trigger auslösen kann, empfiehlt es sich, idealerweise im Voraus die Eltern zu informieren. Dies kann in Form eines Informationsschreibens geschehen, indem die geplante Unterrichtseinheit zum Thema Depression (und ggf. weiteren psychischen Erkrankungen) angesprochen und die Eltern oder Erziehungsberechtigten darum gebeten werden, das Verhalten der Schüler:innen in der kommenden Zeit etwas genauer im Blick zu behalten. 

Um das Thema dann konkret im Unterricht anzugehen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen kann man mit dem Thema Mental Health starten oder im Allgemeinen über psychische Belastungen wie Depressionen sprechen. Ihr könnt das Thema aber auch mit generellen gesundheitsbezogenen Fragen beginnen wie “Wer von euch war schon mal richtig krank? Was war bisher eure schlimmste Verletzung?" Dadurch können eure Schüler:innen beginnen, offen über Krankheiten zu reden und es kann ein offenes, wohlwollendes Klassenklima geschaffen werden. In diesem Rahmen kann man psychische Erkrankungen ansprechen und den Schüler:innen vermitteln, dass auch diese kein Tabuthema sind. Mit einer offenen Gesprächsrunde können Fragen geklärt und einer oft negativen Stigmatisierung des Themas entgegengewirkt werden. Für eine Fragerunde der Schüler:innen können auch Fachpersonen aus der Schule oder externe Personen aus z.B. Kinder- und Jugendpsychiatrien eingeladen werden.

Während ihr in das Thema einsteigt, solltet ihr eure Schüler:innen gut im Blick behalten. Laut dem gemeinnützigen Diskussionsforum Depressionen e.V. (FIDEO) erkranken etwa 3-10 Prozent aller Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren an einer Depression, Mädchen dabei doppelt so häufig wie Jungen. Daher ist es ratsam, insbesondere denjenigen Schüler:innen, die scheinbar wenig Freunde in der Klasse haben und sich oft nur schwer konzentrieren können, ein Gefühl der Zugehörigkeit zu vermitteln. Ein offener und zwangloser Umgang mit der Thematik kann Betroffenen helfen, offen über Probleme und Belastungen zu sprechen.

Ein weiterer wichtiger Punkt, den ihr beachten solltet, ist, euren Schüler:innen keine Panik zu vermitteln. Eine sachliche Aufklärung ist von erheblicher Bedeutung und nur, weil einige Anzeichen, die typisch für eine Depression sind, auf jemanden zutreffen können, heißt es nicht, dass diese Person auch depressiv sein muss. Symptome, Dauer und wiederkehrende Episoden unterscheiden sich von Person zu Person und können unterschiedlich ausfallen. Auch das Auftreten einer depressiven Episode bedeutet nicht, dass die betroffene Person als depressiv gilt. Ein länger andauerndes oder sich häufig wiederholendes Stimmungstief kann allerdings Anzeichen einer Depression bedeuten.

Etwas, das nie schaden kann, ist euren Schüler:innen Sicherheit zu vermitteln. Selbst wenn sich jemand in der Symptomatik wiedererkennt, gibt es vielerlei Hilfsangebote in Schulen und außerhalb, die die Situation verbessern können. Ihr als Lehrkräfte könntet die erste Anlaufstelle für eure Schüler:innen sein, eine erste Vertrauensperson, wenn sie sich nicht anders zu helfen wissen. Daher ist es auch für euch sinnvoll, genauer über Depressionen informiert zu sein und eine Liste von Anlaufstellen parat zu haben, die ihr euren Schüler:innen weitergeben könnt. Auch die Möglichkeit zu Einzel- und Gruppengesprächen oder das Beantworten anonym gestellter Fragen könnt ihr euren Schüler:innen anbieten. Zudem solltet ihr als Lehrkräfte, wenn sich ein:e Betroffene:r an euch wendet, dieses Vertrauen nicht missbrauchen und, insofern ihr andere Personen wie die Eltern oder Schulpsycholog:innen involvieren wollt, zukünftige Schritte mit diesen abzusprechen.

Wege zur Selbsthilfe

Neben der Hilfe von externen Personen gibt es auch jede Menge Wege sich selbst zu helfen, sollte jemand von einer depressiven Episode oder Depression betroffen sein. Neben grundlegenden physischen Gegebenheiten wie einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend Bewegung kann auch jeder Versuch, aus der Komfortzone herauszukommen, helfen. Zudem gibt es jede Menge Input auf diversen Medien wie Youtube-Channels, Bücher, Podcasts, wissenschaftliche Artikel, Webseiten, Online- und Präsenz-Kurse, Filme und vieles mehr. Weiterhin kann eine Veränderung des Weltbildes nicht bloß helfen, sich selbst besser kennenzulernen, sondern auch psychischen Erkrankungen entgegenzuwirken. Das bezieht sich auf die Sichtweise, wie die Realität wahrgenommen wird: Unser Leben ist nicht bloß schwarz und weiß, denn in jeder negativen Sache lässt sich auch ein positiver Aspekt finden.

Unabhängig davon ist es in manchen Fällen notwendig, psychologische Hilfe in Form von Gesprächstherapien, ggf. auch mit medikamentöser Behandlung, in Anspruch zu nehmen oder sich temporär in einen stationären Aufenthalt zu begeben.

Damit sich eure Schüler:innen auch nach dem Unterricht selbstständig informieren können, solltet ihr ihnen die Unterrichtsmaterialien, wie auch Links zu diversen Anlaufstellen zur Depressionshilfe online über euren Schulserver zur Verfügung stellen.

Wir hoffen, dass wir euch einige gute Anstöße geben konnten, um das Thema Depression in euren Unterricht integrieren zu können. Wenn euch das Thema interessiert, empfehlen wir euch auch in unsere frühere Themenwoche zu mentaler Gesundheit reinzuschauen. Hier findet ihr zum Beispiel Tipps für Erste Hilfe bei Notfällen psychischer Natur. Teilt uns gerne eure Erfahrungen mit und wie ihr das Thema psychische Erkrankungen in euren Unterricht einbaut.

Hilfe und Beratungsangebote bei Depressionen

Lehrkräfte und Betroffene können an verschiedenen Stellen Hilfe finden. Hier sind einige mögliche Anlaufstellen für euch:

Bei längerfristigem Bedarf kann die Suche nach Psychotherapeut:innen über Websites wie Klinikfinder-psychosomatik.de erfolgen.

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Der anhaltende Lehrermangel macht es vielen Schulen schwer, geeignetes Personal zu finden. Insbesondere in ländlichen Gegenden spitzt sich diese Problematik zu, da angehende Lehrkräfte zum Unterrichten zunehmend in die Städte ziehen. Bessere Verkehrsanbindungen, mehr Anonymität und Multikulturalität geben den Ausschlag,  weshalb viele lieber in der Stadt wohnen. Dass Leben und Arbeiten auch in ländlichen Gebieten jede Menge zu bieten hat, zeigt ein Beispiel in Norddeutschland.

Um neue Lehrkräfte zu gewinnen, hat sich der Kreis Dithmarschen, im Westen Schleswig-Holsteins, deren gezielte Anwerbung zur  kommunalen Aufgabe gemacht. Mit dem Projekt "Dithmarschen macht Schule" startete das Bildungsministerium vor drei Jahren eine Initiative, die bereits Erfolge vorzuweisen hat. Um mehr darüber zu erfahren, haben wir mit Daniela Holst vom zuständigen Lehrkräfte-Servicebüro gesprochen.

Der Beginn des Projekts

Der Kreis Dithmarschen ist durch den Lehrkräftemangel besonders betroffen. Auf die vielen unbesetzten Stellen an allgemeinbildenden Schulen kommen nur wenige neue Bewerber:innen. Seit Ende 2019 beschäftigt sich auf Initiative des Schulamtes ein Team des Kreises Dithmarschen mit möglichen Lösungen für das Problem. Heraus kam der “Dithmarschen-Tag” an der Europa Universität in Flensburg und die Idee einer zentralen Anlaufstelle, die Beratung und Unterstützung für interessierte Lehrkräfte und Student:innen bietet. Die Team-Mitglieder waren zuversichtlich, dass das Projekt ein attraktives Angebot und eine geeignete Maßnahme im Kampf gegen den Lehrkräftemangel darstellen würde.

Auf Landesebene hat das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein in vier Kreisen (Dithmarschen, Segeberg, Herzogtum Lauenburg, Steinburg) schon ein Modellvorhaben, den Anwärtersonderzuschlag, gestartet, um gezielt Anreize in diesen Regionen zu setzen. Unterstützt wird dieses Vorhaben durch die Etablierung des Lehrkräfte-Servicebüros im Kreis Dithmarschen, welches “großes Interesse an gelungener Schulbildung” zeige und sich deshalb “in enger Kooperation mit dem Schulamt für Maßnahmen zur Lehrkräftegewinnung” engagiere, so Holst.

Eine zentrale Rolle für die Lehrkräftegewinnung ist die Öffentlichkeitsarbeit und damit auch eine entsprechende Homepage für das Projekt. Hier soll ein Eindruck vom Leben in Dithmarschen und den verschiedenen Regionen gegeben werden. Neben Möglichkeiten für einen konkreten Einstieg in die Lehrertätigkeit und Informationen zu aktuellen Themen stehen auch Video- und Audiobeiträge aus dem persönlichen Alltag von dithmarscher Lehrkräften zur Verfügung, die der Webseite einen persönlichen Charakter verleihen. Zusätzlich erhält man durch Schulvideos einen Einblick in die Schullandschaft.

Das bietet “Dithmarschen macht Schule”

“Besonders wichtig ist uns, unseren Lehrkräften mit Wertschätzung zu begegnen und zu signalisieren, dass wir uns freuen, dass sie sich für eine Lehrtätigkeit im Kreis Dithmarschen entschieden haben. Eine entsprechende Willkommenskultur wird durch das Lehrkräfte Servicebüro jeder aktiven und interessierten Lehrkraft entgegengebracht. So werden unter anderem Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst und Praktikant:innen mit einer kleinen Aufmerksamkeit begrüßt", so Holst. 

Zusätzlich organisiert das Lehrkräfte-Servicebüro nach eigenen Angaben regelmäßige Aktionen wie Bowling, den Besuch des Weihnachtsmarktes oder des Heider Marktfriedens, um sich kennenzulernen und auszutauschen. Für interessierte Lehrkräfte aus anderen Kreisen oder Bundesländern bietet das Lehrkräfte Servicebüro Beratung und Unterstützung bei der Suche nach einer passenden Schule und nach Wunsch auch bei der Wohnungssuche.

Darüber hinaus gibt es eine Kooperation mit der Europa Universität in Flensburg, die laut Servicebüro selbst über das Interesse verfüge, dass sich ihre Student:innen über die Nahregion Flensburg hinausbewegen und z.B. Praktikumsplätze in südlicheren Kreisen suchen. “Um das zu unterstützen, haben wir das Angebot „Praktikum mit kostenloser Unterbringung“ auf den Weg gebracht. Im letzten Jahr konnten so 11 Praktikumsplätze mit Unterkunft vermittelt werden, in diesem Durchgang werden es sogar 22 sein”, wie Holst berichtet.

Die Zukunft des Projekts

“Von dieser Aktion erhoffen wir uns, dass wir die Tür, für die Motivation als Lehrkraft in Dithmarschen zu arbeiten, einen Spalt öffnen”, so Holst. Weiterhin plant “Dithmarschen macht Schule”, das Angebot “Praktikum mit kostenloser Unterbringung” auf das dreimonatige Praktikum im Masterstudium auszuweiten. “Darin sehen wir eine wesentliche Chance, angehende Lehrkräfte auch für den Vorbereitungsdienst und möglicherweise darüber hinaus für Dithmarschen zu gewinnen.”

Zurzeit sei ein Kurzvideo in Arbeit, das darstellen soll, wie sich die Ausbildung von Lehrkräften an Dithmarscher Schulen gestaltet und welche Freizeitmöglichkeiten zum Ausgleich zur Verfügung stehen. Holst sagt dazu: “Das Video ist gezeichnet vom typischen Dithmarscher Humor, also immer mit einem Augenzwinkern versehen.” 

Nach drei Jahren stellt sich die Frage, was für Erfolge das Projekt bisher verzeichnen konnte und ob  dieser den Aufwand rechtfertigt. “Sicherlich konnten wir bis jetzt nicht alle freien Stellen an Schulen besetzen, aber einige Vermittlungen von ausgebildeten Lehrkräften, Vertretungslehrkräften und Referendarinnen an Dithmarscher Schulen sind gelungen. Erfreulich ist, dass ein stetiger Zuwachs von Anfragen im Lehrkräfte Servicebüro zu verzeichnen ist und sich das Projekt, unserer Meinung nach, auszahlt”, erklärte Holst gegenüber Lehrer News. 

“Dithmarschen macht Schule” ist nur eines von vielen Projekten, die sich mit Erfolg gegen den Lehrkräftemangel stellen und den Lehrer:innenberuf attraktiver machen. 

Was haltet ihr von  dem Projekt? Würdet ihr als Lehrkraft gerne auf dem Land und vielleicht sogar in Dithmarschen unterrichten? Wir freuen uns auf eure Meinung in den Kommentaren!

Stress & Depressionen
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Krieg in der Ukraine, Krieg in Gaza: Im Rahmen unserer Themenwoche “Stress und Depressionen” beschäftigen  wir uns  auch mit den Auswirkungen von Kriegs- und Krisenbildern bei Kindern und Jugendlichen. Lehrer-News hat hierzu mit den beiden Diplompsychologinnen Madeleine Leitner und Elisabeth Raffauf gesprochen und gefragt, wie ein guter Umgang mit Social-Media-Inhalten zu Kriegsthemen aussehen kann  – und was Lehrkräfte dafür im Unterricht tun können.

Madeleine Leitner ist Diplompsychologin mit mehrjähriger Berufserfahrung als Psychotherapeutin und Personalberaterin. Seit über 20 Jahren ist sie Karriereberaterin mit Schwerpunkt berufliche Standortbestimmung und Strategie für berufliche Krisensituationen und eine ausschließliche Spezialisierung auf Karrierethemen. 

Diplompsychologin Elisabeth Raffauf war zwanzig Jahre in einer Erziehungsberatungsstelle tätig und hat dort mit Kindern, Eltern und Jugendlichen gearbeitet. Seit einigen Jahren ist sie selbstständig in einer freien Praxis in Köln und arbeitet nebenbei für das Kinderradio beim WDR, bei dem sie gemeinsam mit einer Kollegin die Kinderaufklärungsreihe “Herzfunk” entwickelt hat. 

Lehrer News: Grundsätzlich scheint es in der heutigen Welt mit Social Media schlichtweg unmöglich, Schüler:innen Bilder von Kriegsszenen vorzuenthalten. Zudem gibt es auf Social Media mittlerweile so viele Wege, um Altersgrenzen zu umgehen. So kommt es auch oft dazu, dass Kinder diese Bilder zu sehen bekommen. Dazu einleitend die Frage:

Können oder müssen Schüler:innen jeder Altersgruppe grundsätzlich mit Kriegen umgehen?

Raffauf: Kinder bekommen Kriege und Krisenthemen mit, sind etwa durch Corona und durch Mitschülerinnen und Mitschüler, die aus Kriegsgebieten geflohen sind, unmittelbar betroffen und es ist gut und hilfreich, wenn sie ihre Fragen dazu stellen können und Ansprechpartnerinnen und -partner haben, von denen sie wissen, dass sie mit ihnen darüber sprechen können und ernst genommen werden. Wissen gibt auch Sicherheit.

Leitner: Leider sind vom Krieg auch unmittelbar Kinder aller Altersgruppen betroffen. Wenn man die Generation der „Kriegskinder“ aus dem Zweiten Weltkrieg als Vergleichsgruppe nimmt, weiß man, dass Kinder besonders schwer von diesen traumatischen Erfahrungen betroffen sind und dann ihr Leben lang damit zu tun haben. Es gibt zahlreiche Filme und Literatur zu diesem Thema, wie  zum Beispiel Sabine Bodes: „Die Vergessene Generation“ und viele weitere Filme mit jetzt noch lebenden Zeitzeugen, die ihr Leben lang verdrängt, aber Unglaubliches erlebt haben. Je jünger Kinder zum Zeitpunkt der traumatischen Erfahrungen sind, desto schwerer sind die Folgen. Inwieweit Bilder mit realen Erlebnissen vergleichbar sind, kann ich allerdings nicht sagen, weil ich den aktuellen Stand der Forschung nicht kenne. Dafür gibt es sicher Spezialisten.

Lehrer News: Wie kann man Kinder und Jugendliche vor besonders gewalthaltigen und verstörenden Kriegsbildern schützen, und wie gehe ich als Lehrkraft oder Elternteil damit um, wenn das nicht gelingt?

Raffauf: Eltern können darauf achten, dass die Tagesschau nicht läuft, wenn kleine Kinder dabei sind. In der Schule und zu Hause kann darüber gesprochen werden, dass Kinder, die z.B. gewalthaltige Bilder auf ihr Handy geschickt bekommen, sich das nicht anschauen sollten, weil es schwer wieder aus dem Kopf zu kriegen ist. Sie sollten animiert werden, damit zu Erwachsenen gehen und dies gemeinsam etwa bei jugendschutz.net melden.

Leitner: Meine Empfehlung: Die konsumierten Kanäle, soweit möglich, kontrollieren und die Kinder für genau solche Fälle instruieren. Es gibt in der Verhaltenstherapie die Methode der „kognitiven Impfung“. Wenn man auf gewisse Ereignisse innerlich vorbereitet ist, fungiert das wie ein Schutzschirm, weil ich ja weiß, dass so etwas passieren kann. Dann trifft mich das Ereignis nicht so stark, wie wenn ich nichtsahnend bin – wie das ja auch bei der Impfung ist. Darüber hinaus sollte man Kinder möglichst konkret instruieren, was sie in dem Fall tun sollen: weggehen oder mindestens die Augen (und Ohren) zumachen oder dass sie dann sagen: „Mir ist das zu viel“ oder „Ich möchte das nicht“, obwohl sie dann vielleicht als uncool gelten. Und wenn die Kinder verstört sind, hilft es, zu trösten und darüber zu sprechen, anstatt dies einfach zu ignorieren.

Lehrer-News: Wenn diese Bilder dann doch gesehen wurden, wie können sich diese Krisen- und Kriegsbilder auf die Psyche sowohl kurz- als auch langfristig auswirken?

Raffauf: Das kommt drauf an. Bilder sind oft nicht so leicht aus dem Kopf zu bekommen und sie machen Angst. Wenn sie damit allein gelassen werden, kann das vor allem – so wie auch bei Erwachsenen – Ohnmachtsgefühle auslösen, das Gefühl „Ich kann nichts tun. Ich bin hilflos.“ Im schlimmsten Fall wird man, um aus der Ohnmacht herauszukommen, selbst aggressiv gegen sich oder gegen andere.

Lehrer-News: Was kann eine Konfrontation mit diesem Thema besonders bei jungen Schüler:innen auslösen? 

Raffauf: Kinder fragen sich: Was passiert dort? Kann das auch mir passieren? Manche schlafen schlecht, haben Albträume, werden schreckhaft, nässen vielleicht wieder ein, können sich nicht mehr gut konzentrieren, malen sich schlimme Dinge aus und haben auch Angst um sich selbst oder ihre Liebsten, wenn es keinen äußeren Grund gibt.

Lehrer News: Als ein wichtiger Teil des Lebens von Jugendlichen und Kindern spielt der schulische Kontext eine große Rolle. Lehrkräfte tragen mittlerweile eine große Verantwortung im Umgang mit diesem Thema. Wie können sie damit  im Unterricht am besten umgehen? 

Raffauf: Erstmal ist es gut, die Kinder zu fragen. „Was beschäftigt euch in Bezug auf das Thema?“, „Was habt ihr gesehen“, „Was habt ihr erlebt?“ Daraus wird sich genug Gesprächsstoff ergeben. Es kann sein, dass es dann Kinder gibt, die selbst schlimme Dinge erlebt haben. Dann ist es gut vorher zu besprechen, dass man das Thema gern aufgreifen möchte und auch z.B. Kindern, die selbst geflohen sind, die Möglichkeit zu geben, nicht dabei sein zu müssen.

Leitner: Aufklären! Vor einigen Monaten ist ein Buch einer Schuldirektorin erschienen über die zunehmende Verrohung an Schulen angesichts der sozialen Medien. Sie war auch in allen Medien präsent. Das Thema ist aber leider dann wieder angesichts der zahlreichen politischen Krisen untergegangen.

Lehrer News: Wie kann das Thema Krieg und Gewalt insbesondere bei jungen Schüler:innen und Kindern vermittelt werden, ohne dass es sie zu sehr belastet?

Raffauf: Indem man die Kinder da abholt, wo sie sind. Lehrerinnen und Lehrer müssen keine langen Vorträge dazu halten. Also erstmal Fragen stellen. Und auch klarstellen:  Wenn Dir die Situation  Angst macht, bist Du damit auf jeden Fall nicht allein. Es ist wichtig, dass Kinder die Möglichkeit haben, ihre Angst zu teilen. Dass Kinder ihre Angst zeigen und besprechen können, wenn sie erfahren: Solche Dinge machen Angst. Dein Gefühl stimmt. Du kannst dir selbst vertrauen. Ein Gefühl an der richtigen Stelle vermittelt Sicherheit.

Lehrer News: Der Krieg in Nahost erhitzt auch politisch die Gemüter. An vielen Orten sind heute größere Teile der Schülerschaft direkt oder indirekt betroffen, weshalb es auch schnell zu Konflikten innerhalb der Klasse kommen kann. Wie sollten Lehrkräfte damit umgehen?

Raffauf: Auf jeden Fall ansprechen. Zuhören und mit den Kindern Gemeinsamkeiten suchen. Stichworte können sein „Alle wollen Frieden“, „Freundschaft kann auch gelingen, wenn man unterschiedliche Positionen zu bestimmten Themen hat“ und natürlich die Frage: „Wie kann man Konflikte anders bearbeiten, als durch Gewalt?“, „Wo können die Aggressionen, wo kann die Wut sonst hin?“. Starke Gefühle brauchen einen Platz, aber nicht indem man Gewalt ausübt. Kann man Sport machen? Gibt es Toberäume? Und wie kann man durch Worte seine starken Gefühle respektvoll äußern?  Falls es z.B. Kinder, die selbst geflohen sind, in der Klasse gibt, ist es gut mit ihnen und auch mit den Eltern vorzubesprechen, dass man das Thema in der Schule aufgreifen möchte. Es kann auch sein, dass diese Kinder z.B. selbst von ihrer Flucht erzählen möchten und froh sind, gefragt zu werden. Das ist gut, wenn man das im Vorfeld besprechen kann.

Leitner: Es sollte angesprochen werden, dass es unterschiedliche Ansichten gibt und dass das auch normal ist. Dennoch sollte aber klargemacht werden, dass es auch für den Umgang mit Konflikten Spielregeln gibt, wie beispielsweise den anderen ausreden zu lassen, an die sich jeder halten muss und die Konsequenzen deutlich machen, wenn sich jemand nicht an diese Spielregeln hält. Solche Konflikte können aber eine gute Möglichkeit sein, eine Art sachliche „Diskussionskultur“ einzuüben, was ja durchaus positiv sein kann. Jeder kann Argumente bringen, die dann ausgetauscht und diskutiert werden. Insofern könnte hier auch Potenzial stecken für das Einüben von angemessenem Konfliktverhalten und möglicherweise besteht hier auch eine Chance, dass Schüler etwas Grundlegendes lernen. Dazu gehört auch, dass Lehrer als Vorbild agieren und sich so verhalten, wie sie das von den Schülern wünschen. Das Lernen am Modell ist eines der wirksamen Lernprinzipien, deshalb sollten Lehrkräfte auch am Ende das Heft in der Hand behalten.

Lehrer News: Damit Schüler:innen überhaupt über das Thema sprechen, kann es sinnvoll sein, das eigene Klassenzimmer zu einem “Safe Space” zu machen. Dabei sollte das Thema in der Freizeit nicht totgeschwiegen werden. Wie können Lehrer:innen ihre Schüler:innen dazu ermutigen, das Thema produktiv in der Freizeit aufzugreifen?

Raffauf: Indem sie mit den Kindern überlegen, wie sie konkret aus der Ohnmacht herauskommen. Also die Frage stellen:  Was könnt ihr tun? Als der Ukraine-Krieg begann, haben viele Lehrer:innen in Schulen mit den Kindern Friedenssymbole gemalt, daraus Girlanden gebastelt und an die Fenster gehängt, um Zeichen zu setzen: Vorbeigehende konnten sehen „Wir stehen zur Ukraine“, „Wir wollen Frieden“. Man kann mit den Kindern überlegen, ob man einen Flohmarkt macht und für die Kinder in Kriegsgebieten oder die Geflüchteten hier sammelt. Oder ob man auf eine Demonstration gehen möchte und wer dafür als Begleitperson in Frage kommt.

Lehrer News: Werfen wir einen Blick auf die Situation der Lehrkräfte. Denn schließlich sind auch Lehrer:innen nur Menschen und können eine persönliche Betroffenheit nicht ganz ausschalten. Wenn Lehrkräfte selbst mit dem Thema überfordert sind, wie können sie im Unterricht trotzdem souverän und stark auftreten? 

Leitner: Es bietet sich an, das im Kreis von Kollegen, idealerweise unter Supervision zu reflektieren – es gibt ja sogar Therapeuten, die bei der Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen selbst traumatisiert werden, da muss man sehr aufpassen. Ich glaube aber nicht, dass Lehrkräfte immer souverän sein müssen, sondern vielleicht auch von sich selbst erzählen, wie es ihnen ergangen ist (auch hier wieder als Modell), so dass die „Uncoolen“ in der Klasse hier indirekt Unterstützung erhalten. Und vielleicht auch als Vorbild erzählen, wie sie sich selbst schützen.

Lehrer News: Was können Lehrkräfte tun, um sich selbst vor Überforderung im Beruf zu schützen?

Leitner: Regelmäßige Inter- und Supervision. Lehrer zu sein ist für Menschen, die nicht Naturtalente als Pädagogen oder Menschenfreunde sind und die nicht über eine  gewisse „Resilienz“ verfügen, nicht der geeignete Beruf. 

Lehrer News: Was, wenn die Lehrkräfte jedoch selbst überfordert sind? Mit welchen Strategien können sie sich selbst davon entlasten? 

Raffauf: ​​Dann ist es gut, wenn diese Lehrkräfte erstmal selbst mit anderen Erwachsenen darüber sprechen und sich selbst Unterstützung holen. Wenn sie sich selbst nicht in der Lage fühlen, darüber sprechen zu können, können sie auch Kolleg:innen fragen, ob sie das Thema in ihrer Klasse ansprechen und sich Ansprechpartner bzw. Ansprechpartnerin für die Kinder zur Verfügung stellen.

Lehrer News: Danke für das Gespräch!

Beim Thema Krieg und Krise ist ein sensibler Umgang sehr wichtig. Besonders, da äußere Einflüsse oder auch Bilder durch soziale Medien nur schwer zu vermeiden sind. 

Falls ihr mehr dazu erfahren wollt, empfehlen wir euch das Buch “Wann ist endlich Frieden?” von Elisabeth Raffauf und Günther Jakobs. Darin liefern die beiden Autoren  Antworten auf Kinderfragen rund um den Krieg, Gewalt und Versöhnung. Neben wirklich schönen und kinderfreundlichen Skizzen, geben in dem Buch auch geflohene Kinder ihre Antworten in Form von eigenen Erlebnissen und den damit verbundenen Gefühlen. Außerdem finden Kinder dort auch Wege, selbst mit Konflikten im schulischen Kontext umzugehen und Möglichkeiten für einen eigenen Umgang mit der Angst. 

Wie habt ihr die Lage eurer Schüler:innen bei diesem Thema miterlebt? Wie geht ihr im Unterricht mit Krieg und Krisenbildern um? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!

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Berlin. Die Bildungsverwaltung in Berlin plant die Einführung eines verpflichtenden elften Schuljahres ab dem Schuljahr 2024/25. Das Ziel dieser Maßnahme sei es, sicherzustellen, dass Jugendliche, die nach dem zehnten Schuljahr keine reguläre Berufsausbildung beginnen, weiterhin schulisch gefördert werden. Der Schritt soll dazu beitragen, die Zahl der  Schulabgänger:innen, die nach Abschluss der 10. Klasse aus den Bildungsstatistiken verschwinden, zu reduzieren und diese für eine Ausbildung zu motivieren. 

Die Initiative stößt allerdings auf Skepsis und Kritik. In einem kürzlich veröffentlichten Positionspapier äußert die Fraktion der Grünen im Berliner Senat Bedenken, dass das bestehende Bildungssystem nicht alle Jugendlichen angemessen unterstütze. Insbesondere benachteiligte Gruppen, darunter Jugendliche mit Förderbedarf, Behinderungen und aus prekären sozialen Verhältnissen, hätten oft Probleme. Die jugendpolitische Sprecherin der Berliner Grünen, Klara Schedlich, argumentiert, dass das vorgeschlagene elfte  Schuljahr für unsichere Jugendliche keine gute Berufsorientierung bieten würde. "Wir möchten allen Jugendlichen ein Angebot machen, neue Fähigkeiten zu entdecken, Orientierung zu geben und den Spaß am Lernen zurückzugewinnen", so Schedlich.

Als alternative Lösung schlägt die Grünen-Fraktion vor, die Angebote zur Berufsorientierung in der Mittelstufe stattdessen an allen Schulformen zu verstärken. Zusätzlich plädiert sie für die Einführung eines flexiblen Perspektivenjahres, das umfangreiche Beratungs- und Orientierungsangebote für alle Jugendlichen bietet, die nach der zehnten Klasse nicht wissen, welchen beruflichen Weg sie einschlagen möchten. 

Entscheidend für die Grünen ist die Verbesserung der Beratungsangebote an Schulen. “Wenn an Schulen die Beratung ausgebaut wird, erhalten mehr junge Menschen eine Perspektive", heißt es in dem Positionspapier. Die Möglichkeit, einen Einblick in die Arbeitswelt zu bekommen und die eigenen Stärken und Talente zu reflektieren, könne Jugendlichen helfen, den passenden Beruf zu finden und sich eine Ausbildungsstelle zu sichern. Dabei betonen sie, dass es nicht zielführend sei, Jugendliche zur Berufsorientierung zu zwingen, sondern vielmehr ein attraktives und unterstützendes Angebot zu schaffen.

Die Pläne der Grünen stehen im Kontrast zu den Bestrebungen der Senatsverwaltung unter Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU). Ein elftes Pflichtschuljahr gab es in Berlin schon einmal, wurde aber im Zuge verschiedener Reformen abgeschafft. Ein weiteres Mittel für eine bessere berufliche Orientierung soll laut den Plänen des schwarz-roten Senats der ebenfalls für 2024/25 geplante Ausbau des Fachs „Wirtschaft-Arbeit-Technik“ in den Schulen sein.

Stress & Depressionen
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In der heutigen schnelllebigen Welt, in der die Herausforderungen des täglichen Lebens oft überwältigend erscheinen, erfreuen sich Podcasts großer Beliebtheit als eine leicht zugängliche und wirkungsvolle Informationsquelle. Besonders im Bereich der mentalen Gesundheit, wenn es um ein sensibles Thema wie Depression geht, bieten Podcasts eine einzigartige Plattform. Sie ermöglichen es, persönliche Geschichten zu teilen, fachkundige Einblicke zu gewähren und Ressourcen bereitzustellen, die nicht nur informieren, sondern auch Trost spenden und helfen können. In diesem Artikel stellen wir euch im Rahmen unserer Themenwoche “Stress & Depressionen” sechs Podcasts vor, die sich einfühlsam und fundiert mit dem Thema Depression auseinandersetzen.

Raus aus der Depression

© NDR Foto: Foto Harald Schmidt: Marcus Simaitis / Foto Prof. Ulrich Hegerl: Martin Jehnichen
Quelle: NDR

Bei “Raus aus der Depression” handelt es sich vermutlich um den bekanntesten Podcast in dieser Runde, was unter anderem an seinem bekannten Moderator liegen könnte: Der Entertainer Harald Schmidt, seit zwölf Jahren Schirmherr der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, widmet sich in diesem Podcast einem Herzensthema.

Der sonst so zynische Moderator schafft es hier auf  einfühlsame und humorvolle Art in Interviews mit betroffenen Prominenten, das Thema Depressionen zugänglich zu machen und zu entstigmatisieren. Gesprochen wird unter anderem über die Erblichkeit von Depressionen, über eigene Erfahrungen und was Depression im Kontext der Arbeit bedeutet. Unterstützt wird Schmidt in den ca. 45 minütigen Episoden von Prof. Dr. Ulrich Hegerl, dem Vorsitzenden der Stiftung, welcher das fachliche Hintergrundwissen liefert. Er ordnet das Gesagte fachlich ein und liefert verständliche Erklärungen.

Der Podcast ist interessant für alle, die sich mit dem Thema Depressionen auseinandersetzen wollen. Der erleichterte Zugang durch prominente Gäste macht ihn besonders ansprechend. 

Zu finden ist der Podcast auf Spotify, Apple Podcasts, auf allen anderen gängigen Podcast-Plattformen und auf der Webseite.

Lasst uns über Depressionen sprechen

Sonderfolge 1 - Winterdepression, Modewort oder ernstzunehmende Krankheit?
Quelle: podigee

In diesem Podcast wird der Fokus darauf gelegt, über psychische Krankheiten, insbesondere Depressionen, aufzuklären und diese zu entstigmatisieren. Nicolas Doster, ein Coach, der selbst unter Depressionen leidet, öffnet in diesem Format einen persönlichen Raum, in dem Betroffene, Angehörige und neugierige Zuhörer Einblicke in seine lange Krankheitsgeschichte erhalten. Dabei bleibt es nicht nur bei persönlichen Erfahrungen – Zahlen, Daten und Fakten werden präsentiert, um das Verständnis für psychische Krankheiten zu vertiefen.

Die Podcast-Episoden bieten eine Mischung aus Monolog-Folgen und Interviews. In den etwa 20-minütigen regulären Episoden gibt Nicolas Doster tiefe Einblicke in verschiedene Aspekte der Depression. Darüber hinaus sind längere Interviews mit einer Dauer von etwa einer Stunde verfügbar, in denen er mit weiteren Betroffenen, Ärzt:innen, Psychiater:innen oder Therapeut:innen spricht, um ein besseres Verständnis zu schaffen und dazu beizutragen, dass psychische Krankheiten in unserer Gesellschaft als etwas "Normales" wahrgenommen werden.

Besonders empfehlenswert ist die erste Folge, in der Nicolas Doster von seiner eigenen Betroffenheit berichtet und somit seinen persönlichen Bezug zu der Krankheit herstellt.

Zu finden ist der Podcast auf Spotify, Apple Podcast,  auf allen gängigen Podcast-Plattformen und auf der Webseite.

Ich bin alles

ich bin alles | Podcast on Spotify
Quelle: spotify

In dem Podcast “Ich bin alles” wird der Fokus auf Depressionen bei Kindern und Jugendlichen gelegt. Er wurde von dem Projekt ich-bin-alles.de, einem “Informationsportal zur Depression bei und psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen”, produziert und veröffentlicht.

In den einzelnen Episoden führt der Moderator Joshua unter anderem Gespräche mit Expert:innen, die sich mit dem Umgang und dem Schutz vor Depressionen bei Kindern und Jugendlichen auskennen. Es werden aber auch konkrete Aspekte des Themas behandelt, wie zum Beispiel Wege, eine depressive Freundin oder einen depressiven Freund zu unterstützen, sowie der Umgang mit der Erkrankung in schulischen Kontexten. In den etwa 10 bis 15-minütigen Folgen werden auch betroffene Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern mit einbezogen, die ihre persönlichen Erfahrungen teilen.

Besonders hervorzuheben ist die hohe Informationsdichte des Podcasts. Neben grundlegenden Erklärungen darüber, was Depressionen sind, bieten Erfahrungsberichte von Schüler:innen und Eltern konkrete Einblicke, zum Beispiel in den Ablauf einer Therapiesitzung. Der Podcast, der im September 2021 gestartet ist, umfasst bisher nur neun Folgen, es handelt sich jedoch um eine äußerst interessante, informative und hilfreiche Ressource für alle, die sich mit dem Thema auseinandersetzen möchten.

Zu finden ist der Podcast bei Spotify, Apple Podcasts, auf allen gängigen Podcast-Plattformen und auf der Webseite.

Dark Mind

Dark Mind | Der leichte Podcast über Depressionen
Quelle: podcast

Conny und Daniel, die Sprecher des Podcasts "Dark Mind", teilen nicht nur den Podcast, sondern auch eine gemeinsame Herausforderung – beide leiden unter Depressionen. Während Daniels Diagnose noch relativ frisch ist, hat Conny bereits einige Jahre Erfahrung im Umgang mit der Erkrankung gesammelt. Die Folgen, die ca. 45 Minuten dauern, zeichnen sich besonders durch die Offenheit aus, mit welcher die beiden gemeinsam über ihren Alltag sprechen und wie sie diesen trotz und mit ihrer Krankheit erfolgreich bewältigen.

"Dark Mind" richtet sich an alle, die sich über das Thema Depression informieren möchten, seien es Betroffene oder Angehörige. Der Podcast zeichnet sich durch eine besondere Authentizität aus, da die Moderator:innen ihre persönlichen Erfahrungen teilen. Durch den leicht verständlichen Zugang und die Diskussion von alltäglichen Themen wird das Bewusstsein für Depressionen gefördert und gezeigt, dass das Leben trotz der Erkrankung gemeistert werden kann.

Zu finden ist der Podcast auf Spotify, Apple Podcast und auf allen gängigen Podcast-Plattformen.

Danke, gut – der Podcast über Pop und Psyche

COSMO Danke, gut. Der Podcast über Pop und Psyche · Podcast in der ARD  Audiothek
Quelle: ARD

In "Danke, gut - der Podcast über Pop und Psyche" setzt sich Miriam Davoudvandi, Journalistin, Moderatorin und Podcasterin, zum Ziel, das Schweigen rund um Depressionen und psychische Gesundheit zu brechen. In Deutschland sind über fünf Millionen Menschen von Depressionen betroffen, und fast jeder kommt in seinem Leben damit in Berührung, sei es persönlich oder durch die Popkultur. Trotzdem bleibt das Thema oft unausgesprochen.

In den etwa einstündigen Folgen trifft Miriam Personen des öffentlichen Lebens. Gemeinsam spricht sie mit den Prominenten nicht nur über Depressionen, sondern thematisiert auch andere psychische Erkrankungen. Dabei stehen vor allem die persönlichen Geschichten der Betroffenen im Fokus, welche über ihre Erfahrungen berichten und ein offenes Gespräch über psychische Gesundheit ermöglichen.

Dieser Podcast ist besonders interessant für alle, die mehr wissen wollen über die Verbindung von Künstler:innen und Musiker:innen mit Depressionen.

Zu finden ist der Podcast auf Spotify, Apple Podcasts, auf allen gängigen Podcast-Plattformen und auf der Webseite.

mind me - Der Podcast über die Facetten einer Depression

Quelle: podcast

In “mind me - der Podcast über die Facetten einer Depression” nehmen euch die Moderatorinnen Mia und Hannah auf eine humorvolle Reise durch die vielfältigen Facetten einer Depression mit. Depressionen sind ein allgemein bekannter Begriff, aber was bedeutet das eigentlich für Betroffene und ihre Angehörigen? Wie zeigt sich das Krankheitsbild im Alltag? Genau diese Fragen wollen die beiden in ihren Gesprächen und Interviews besprechen und dabei ihre eigenen Erfahrungen teilen. Ihr Ziel, das Thema Depression zu entstigmatisieren.

Die etwa einstündigen Folgen zeichnen sich durch die humorvolle und leichte Herangehensweise der beiden aus, die sich trotz des fehlenden Hintergrundwissens feinfühlig mit dem Thema Depressionen auseinandersetzen. Mia und Hannah sprechen über die verschiedenen Formen der Depressionen und widmen sich dabei immer wieder spezifischen Themen, wie zum Beispiel in einer Folge über Mutismus, in welcher eine betroffene Person über das Krankheitsbild aufklärt, welcher sich in einem Unvermögen zu Sprechen äußert und zu den Angststörungen zählt.

Zu finden ist der Podcast auf Spotify, Apple Podcasts und auf allen gängigen Podcast-Plattformen. 

Wir hoffen, dass wir euch mit dieser Liste eine interessante und vor allem hilfreiche Auswahl an die Hand geben können, um euch über Depressionen und ihre Auswirkungen zu informieren. Liegen euch noch andere Podcasts am Herzen, die sich mit dem Thema Depressionen auseinandersetzen und die in unserer Liste fehlen? Teilt sie gerne in den Kommentaren!

Hilfe und Beratungsangebote bei Depressionen

Lehrkräfte und Betroffene können an verschiedenen Stellen Hilfe finden. Hier sind einige mögliche Anlaufstellen für euch:

  • Auf dem digitalen Infoportal "ich bin alles @ Schule" können sich Lehrkräfte über Depressionen und psychische Erkrankungen informieren.
  • Die Website 116117 bietet Betroffenen und Eltern Unterstützung durch psychotherapeutische Sprechstunden und Terminvermittlung. 
  • Bei akuten Krisensituationen sind die Telefonseelsorge, regionale Krisendienste und die Deutsche Depressionshilfe hilfreich. 
  • Kinder und Jugendliche können die Nummer gegen Kummer nutzen. 
  • Bei längerfristigem Bedarf kann die Suche nach Psychotherapeut:innen über Websites wie Klinikfinder-psychosomatik.de erfolgen. 

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Anerkennungshürden für ausländische Abschlüsse bleiben weiterhin eine Herausforderung für die Integration von zugewanderten Lehrkräften ins  deutsche Schulsystem. Die Bertelsmann Stiftung hat hierzu in Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteur:innen ein  Impulspapier mit konkreten Handlungsempfehlungen veröffentlicht. Zugewanderte Lehrkräfte könnten demnach neue Perspektiven und Potenziale für deutsche Schulen bieten.

Derzeit werden vier von fünf Lehrkräften mit ausländischen Abschlüssen nicht beschäftigt. Dies liege vor allem an den bestehenden Hürden wie einer langwierigen formalen Anerkennung, dem Erfordernis von zwei Unterrichtsfächern und mangelnder Berücksichtigung von vorhandener Berufserfahrung. Vor allem das Nachstudieren eines zweiten Fachs stelle sich oftmals als unrealistisch heraus, da Familie und die Abhängigkeit von Erwerbseinkünften dies verhindern würden. Das Impulspapier empfiehlt die Beschleunigung von Anerkennungsverfahren, die Würdigung von Berufserfahrung und die Schaffung von Perspektiven für Lehrkräfte mit einem Fach. Die Autor:innen kritisieren: “Anerkennungsverfahren dauern zu lange, berücksichtigen Berufserfahrung nur unzureichend und führen aufgrund des Erfordernisses von zwei Fächern zu selten zu einem auflagenfreien Bescheid.”

Obwohl die deutsche Bundesregierung ihre Bemühungen als Teil der Fachkräftestrategie intensiviert, Lehrkräfte mit ausländischen Abschlüssen besser in das deutsche Bildungssystem zu integrieren,  ist die Anerkennung von Abschlüssen und deren Beschäftigung Ländersache. Einige Bundesländer, darunter Berlin, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt, planen bereits, ausländische Abschlüsse schneller anzuerkennen und Lehrkräfte bei der Eingliederung besser zu unterstützen. 

Zusätzlich fordern die Autor:innen die Weiterentwicklung und Verbreitung von Unterstützungsprogrammen wie “Lehrkräfte Plus”, das von der Bertelsmann Stiftung mitinitiiert wurde, um Unterstützung für den erneuten Berufseinstieg zu gewährleisten. Außerdem sollen langfristige Perspektiven für Lehrkräfte mit ausländischen Abschlüssen geschaffen werden, indem weitreichende Strategien für eine chancenorientierte Schule in der Einwanderungsgesellschaft entwickelt werden. Die Bertelsmann Stiftung und weitere Akteur:innen betonen, dass der Lehrkräftemangel nicht nur eine Herausforderung darstelle, sondern auch die Chance biete, das Potenzial dieser Lehrkräfte zu erkennen und einzusetzen.

Im Vergleich zu Schüler:innen, bei denen 39 Prozent einen Migrationshintergrund haben, betrage der Anteil bei Lehrkräften lediglich 13 Prozent. Die Ausrichtung auf das Potenzial zugewanderter Fachkräfte wird als Chance für eine schulische Entwicklung betrachtet, die Vielfalt fördert. “Werden sie [Lehrkräfte mit ausländischen Abschlüssen, Anm. d. Red.] auf dem Weg so begleitet, dass sie den Wechsel von einem ins andere System gut reflektieren und Stärken aus ihrer Biographie als solche erkennen, können sie sie auch in Schule in Deutschland als solche einsetzen – ebenso wie die Mehrsprachigkeit, die, begleitet durch eine Aufwertung des herkunftssprachlichen Unterrichts, als Ressource für das Lernen der Schüler:innen genutzt werden kann”, heißt es in dem Papier.

Insgesamt zeige sich, dass die Bemühungen um die Integration zugewanderter Lehrkräfte nicht nur eine Antwort auf den Lehrkräftemangel darstellen, sondern auch Möglichkeiten bieten könnten, vielfältige Potenziale für deutsche Schulen zu erschließen.

Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) äußerte sich grundsätzlich positiv über die Impulse der Bertelsmann Stiftung, die in Richtung einer erleichterten Anerkennung von ausländischen Abschlüssen und einer schnelleren Integration von zugewanderten Lehrkräften in den Schuldienst gehen. Bereits vor zwei Jahren hatte die GEW in ihrer Studie “Verschenkte Chancen?!” auf die komplizierten und langwierigen Anerkennungs- und Einstellungsprozesse zugewanderter Lehrkräfte aufmerksam gemacht. 

Die Vorsitzende der GEW, Maike Finnern, kritisiert jedoch auch die noch bestehenden Hürden im Anerkennungsprozess trotz erkannten Potenzialen und die Auflagen zur Nachqualifizierung, die ein mehrjähriges Aufbaustudium erfordern. Aktuell erhalten zugewanderte Lehrkräfte “befristete Verträge als pädagogische Assistenzen oder werden als sogenannte ‘Nicht-Erfüller:innen’ eingestellt und schlechter bezahlt – ohne adäquate Weiterbildungsangebote und Aussicht auf Gleichstellung ihrer Qualifikation“, so die GEW-Vorsitzende. Daher fordert die GEW klare Zugangsvoraussetzungen, flexible Eintrittswege in den Schuldienst und Anerkennung im Ausland erworbener Abschlüsse, auch mit nur einem Fach. Deutschland sei zwar auf die migrierten Lehrkräfte angewiesen, es dürfe “sie jedoch nicht nur als ‚Ressource‘ betrachten, sondern muss ihnen faire Chancen und verlässliche Perspektiven für eine qualifikationsadäquate Beschäftigung bieten!”, betont Finnern.

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Karlsruhe. Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass aus dem Zeugnis von Abiturient:innen hervorgehen muss, wenn für sie Prüfungserleichterungen gegolten haben. Drei Abiturienten aus Bayern hatten sich durch verschiedene gerichtliche Instanzen geklagt, weil sie sich benachteiligt fühlten. In ihren Zeugnissen tauchte der Verweis auf, dass die Rechtschreibung in den Abiturprüfungen nicht bewertet worden sei, weil bei ihnen die Lese-Rechtschreibstörung Legasthenie diagnostiziert worden ist. 

Mit dem am Mittwoch verkündeten Urteil haben die Karlsruher Richter im Grunde die gängige Praxis des Prüfungserleichterungs-Vermerks bestätigt – zur Chancengleichheit die Umsetzung aber erweitert. So sollen künftig in allen Fällen von Prüfungserleichterungen, etwa bei Dyskalkulie oder verminderter Konzentrationsfähigkeit, Vermerke ins Zeugnis einfließen. Diese Praxis nur auf Legasthenie zu begrenzen, sei ungerecht, heißt es in der Urteilsbegründung. 

Schüler:innen mit Behinderung bekommen in Schulprüfungen einen sogenannten Nachteilsausgleich. Das kann zum Beispiel bei Legastheniker:innen bedeuten, dass sie mehr Zeit zum Schreiben bekommen oder die Rechtschreibung nicht in die Benotung mit einfließt. Der dazugehörige Vermerk in den Zeugnissen soll sicherstellen, dass die Abschlussnoten objektiv vergleichbar sind, argumentiert etwa das bayerische Kultusministerium. 

Die drei Männer, die mit ihrer Klage bis vor das Bundesverfassungsgericht gezogen waren, sahen sich unfair behandelt, weil sie durch ihren Vermerk am Arbeitsmarkt schlechtere Chancen gehabt hätten. “Jeder, der das liest, kann nur denken, dass der Bewerber zu dumm und grottenschlecht für alles ist”, hieß es in einem Statement. Für die drei Kläger war es trotz der Bestätigung der gängigen Praxis ein Erfolg. Sie dürfen ein neues Zeugnis ohne Vermerk der Prüfungserleichterung bekommen. Grund dafür ist, dass zum Zeitpunkt der Prüfung im Jahr 2010 nur Legastheniker:innen von dem Vermerk betroffen waren. Diese Ungleichbehandlung sei nicht rechtens gewesen, urteilten die Richter:innen. Künftige Vermerke seien laut dem Urteil hingegen zulässig, weil bei allen Prüfungserleichterungen ein Vermerk im Zeugnis gesetzt werden würde. 

Etwa 3,4 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Bayern zeigen Schwierigkeiten im Lesen und der Rechtschreibung, so der berichterstattende Verfassungsrichter Josef Christ. Laut Angaben des Bundesverbands Legasthenie und Dyskalkulie sind bundesweit etwa zwölf Prozent der Bevölkerung von mindestens einer dieser Beeinträchtigungen betroffen. Der Deutsche Lehrerverband erklärte in der Verhandlung, dass auf Ebene der Schulen alles getan werde, um Diskriminierung zu vermeiden.

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Frankfurt a.M. – Für den 28. November ruft die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) den „Streiktag Bildung“ aus. Länderbeschäftigte, die an Bildungseinrichtungen arbeiten, werden an vier zentralen Kundgebungsorten mit Streiks und Aktionen ihren Unmut über die Blockadehaltung der Arbeitgeber in der laufenden Tarifrunde laut artikulieren. Die Bildungsgewerkschaft rechnet in Hamburg, Berlin, Leipzig und Karlsruhe jeweils mit mehreren tausend Beschäftigten, die an diesem Tag die Arbeit niederlegen. Lehrkräfte, Erzieherinnen, Sozialarbeiter und -pädagogen, Hochschul-lehrende sowie studentische Beschäftigte werden sich an den Aktivitäten beteiligen und den Forderungen der Gewerkschaften in der Länderrunde Nachdruck verleihen.

Die Gewerkschaften wollen 10,5 Prozent Gehaltserhöhung, mindestens aber 500 Euro monatlich mehr, einen Tarifvertrag für alle studentischen Beschäftigten sowie ein Nachziehen der Verbesserungen im Sozial- und Erziehungsdienst bei den Kommunen auf Landesebene durchsetzen. Der Tarifvertrag soll ein Jahr laufen. Die Arbeitgeber hatten auch in der zweiten Verhandlungsrunde Anfang November kein Angebot vorgelegt. „Die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) hat in vielen Fragen ihren gesellschaftlichen und sozialen Kompass komplett verloren. Die Beschäftigten geben auf der Straße mit Streiks und Aktionen die richtige Antwort auf diesen Konfrontationskurs der Arbeitgeber“, betonte GEW-Vorsitzende Maike Finnern am Dienstag in Frankfurt a.M. Sie erinnerte daran, dass die Inflation noch nicht vorbei sei. Die Beschäftigten hätten aus den vergangenen beiden Jahren einen großen Nachholbedarf beim Gehalt.

Info:
Für die Tarifrunde im öffentlichen Dienst Länder sind drei Verhandlungsrunden geplant. Die dritte Runde findet am 7./8. Dezember in Potsdam statt.

Hier finden Sie die Ansprechpartnerinnen und -partner für die vier Kundgebungen sowie alle wichtigen Informationen:

Hamburg:
11:00 Uhr: Kundgebung am Dammtorbahnhof (Dag-Hammarskjöld-Platz) u.a. mit Anja Bensinger-Stolze (Leiterin des OB Schule beim GEW Hauptvorstand)
11:30 Uhr: Demo zur Finanzbehörde
13:20 Uhr: Abschlusskundgebung vor dem Curiohaus
13:30 Uhr: Musik und Kundgebung im Curiohaus
Rückfragen: Bodo Haß, stellvertretender Vorsitzender der GEW Hamburg, 0170/7076933, Birgit Rettmer, Tarifexpertin der GEW Hamburg, 0151/16128471

Berlin:
10 Uhr: Demo-Beginn am Schlossplatz (U Museumsinsel).
12 Uhr: Kundgebung vor dem Brandenburger Tor (Platz des 18. März).
Bei der Kundgebung wird u.a. die GEW-Vorsitzende Maike Finnern sprechen.
Rückfragen: Markus Hanisch, Pressesprecher der GEW Berlin, 030/219993-46

Leipzig:
10:30 Uhr: Auftaktkundgebung auf dem Simsonplatz (vor dem Bundesverwaltungsgericht) zusammen mit Kolleg*innen aus Sachsen-Anhalt und Thüringen
12:30 Uhr: Ende der Abschlusskundgebung auf dem Johannisplatz
Hauptrednerin ist Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied Jugendhilfe und Sozialarbeit.
Rückfragen: Matthes Blank, Pressesprecher GEW Sachsen, 0173/3927918

Karlsruhe::
13 Uhr: Auftaktkundgebung auf dem Festplatz
13:30 Uhr: Demonstration
14:30 Uhr: Kundgebung auf dem Kronenplatz
Hauptredner: Daniel Merbitz, GEW-Vorstandsmitglied Tarif- und Beamtenpolitik
Rückfragen: Martin Schommer, Referent für Tarif-, Beamten- und Sozialpolitik der GEW Baden-Württemberg, 0711/21030-12, 0152/54084324, Matthias Schneider, Pressesprecher der GEW Baden-Württemberg, 0711/21030-14

Die Gewerkschaften verhandeln für rund 2,5 Millionen Beschäftigte. Im Organisationsbereich der GEW wird beispielsweise für Beschäftigte an Schulen wie Lehrkräfte, im Sozial- und Erziehungsdienst der Länder wie Erzieherinnen und Schulsozialarbeiter sowie für Hochschullehrende und studentische Beschäftigte verhandelt.

Ver.di hat die Verhandlungsführerschaft für die Gewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).

Stress & Depressionen
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Über fünf Millionen Menschen leben in Deutschland mit Depression und trotzdem wird dieses Thema weiterhin in der Gesellschaft tabuisiert und es herrschen Vorurteile. Das kann es Betroffenen mit dieser Erkrankung erschweren, sich Hilfe von außen zu suchen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass es auch Bücher oder Podcasts gibt, die Leidenden ein Gefühl von Verbundenheit und mögliche Hilfestellungen für einen Umgang geben. Um die ganze Thematik besser zu verstehen oder sich selbst zu helfen, möchten wir euch heute im Rahmen unserer Themenwoche “Stress & Depressionen” fünf ausgewählte Bücher zum Thema näher vorstellen. 

Bücher für einen Umgang mit Depressionen

Tagebuch eines Depressiven: Ein autobiografischer Ratgeber für Betroffene, Gefährdete und ihre Angehörigen

Tagebuch eines Depressiven (Quelle: Thalia)

Wer an Depressionen oder anderen psychischen Krankheiten leidet, weiß, dass es oft schwierig ist, mit Menschen zu reden, die nicht selbst solche Erfahrungen gemacht haben. Das kann dazu führen, dass sich Betroffene alleine fühlen und die eigene Gefühlswelt stillschweigen. Um diesem Gefühl des Alleine seins entgegenzuwirken, kann es helfen, sich die Geschichten von anderen Betroffenen anzuhören. Deshalb schrieb Roland Zingerle seine eigene Geschichte in dem Buch „Tagebuch eines Depressiven: Ein autobiografischer Ratgeber für Betroffene, Gefährdete und ihre Angehörigen“ auf und möchte damit ein Gefühl von Verbundenheit und den Stillen wieder Kraft zum Reden geben. Dort schildert er alles, von den ersten Anzeichen seiner Depression, der Therapie und seinem schweren Weg zurück. Darüber hinaus beschreibt er im Anschluss an seine Geschichte ein paar eigene Therapien und was diese bei ihm bewirkt haben. Mit diesem Buch möchte er Hilfesuchenden einen ständigen Begleiter mit an die Seite geben, an den sie sich wenden können, wenn sie sich mal alleine fühlen.

Selbsthilfe bei Depressionen 

Selbsthilfe bei Depressionen (Quelle: Klett-Cotta)

Wer bereits weiß oder auch vermutet, dass er oder sie unter einer Depression leidet und sich, womöglich auch in Begleitung zur Psychotherapie selbst helfen möchte, kann das Buch „Selbsthilfe bei Depressionen“ von Gudrun Görlitz lesen. Die Autorin bringt selbst weitreichende Erfahrungen in der Behandlung depressiver Verstimmungen und ausgeprägter Depressionen mit und vermittelt das aktuelle Wissen aus der Depressionsforschung in verständlicher Form. Damit sich Leser:innen selbst helfen können, bietet sie in dem Buch effektive Herangehensweisen im Umgang mit Depressionen und verweist mit Hilfe von Übungsblättern zur Selbsthilfe auf einen möglichen Weg aus dem Teufelskreis von Niedergeschlagenheit, Selbstabwertung und Rückzug. Leser:innen können sich mit Hilfe dieses Buches besser kennenlernen und in Erfahrung bringen, inwiefern sie ihre Gefühle und Stimmungen positiv beerinflussen können.

Depression verstehen: Hilfe für Angehörige und Freunde

Depression verstehen (Quelle: Kosmos)

Oft ist es als Angehörige:r nicht einfach, das Thema Depressionen richtig zu verstehen und dementsprechend mit der Krankheit und den Betroffenen umzugehen. Aus diesem Grund hat Selina Vogt das Buch „Depression verstehen“ geschrieben. Hier erklärt sie, basierend auf dem neuesten Forschungsstand, Charakteristika und Symptome der psychischen Erkrankung und erklärt diese und deren Auswirkungen auf das nähere Umfeld verständlich und einfach. Dazu bietet sie mit Tipps und Anregungen für den richtigen Umgang mit Betroffenen oder auch Verhaltensregeln bei einem Klinikbesuch eine ganzheitliche Hilfestellung für Außenstehende. Mit Meditationen für innere Ruhe und Anweisungen, wie sich Angehörige im Alltag selbst helfen können, sorgt sie auch dafür, dass das eigene mentale Wohl des Umfeldes nicht zu kurz kommt. Zuletzt helfen Erfahrungsberichte und Checklisten dabei, schwere Krisen zu meistern.

Bücher für einen Umgang mit Panikattacken und Angststörungen

In Verbindung mit Depressionen oder auch alleine können Panikattacken und Angststörungen auftreten und zählen damit zu den am weitesten verbreiteten psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Bei einer Panikattacke handelt es sich um einen plötzlichen Angstanfall, bei dem Betroffene teils mit starken psychischen und körperlichen Symptomen reagieren. Dabei können beispielsweise Herzrasen, Schwindel, Atemnot oder Engegefühl in der Brust und im Hals auftreten. Dieses Gefühl von Kontrollverlust kann den Alltag erheblich einschränken, besonders da es keine einheitlichen Auslöser gibt und diese Attacken Betroffene in allen möglichen Situationen und Orten überwältigen können. Von einer Angst- oder Panikstörungen redet man dann, wenn die Angst vor der Panikattacke das Leben einschränkt und Betroffene ihr Verhalten dementsprechend anpassen, um ein Vorkommen zu vermeiden. Um eine solche Störung und die damit verbundene allgemeine Angst zu reduzieren und mit Panikattacken im Alltag besser umzugehen, haben wir euch zwei weitere Bücher speziell zur Bewältigung von Panikattacken und Angst rausgesucht.

Panik stoppen: 23 wirksame Entspannungstechniken, um Panikattacken schnell zu beenden. So gewinnen Sie die Kontrolle über Ihr Leben zurück

Panik stoppen: 23 wirksame Entspannungstechniken, um Panikattacken schnell zu beenden.(Quelle: Thalia)

Wer zuerst einmal verstehen möchte, ob er oder sie selbst unter Panikattacken oder Angstanfällen leidet, hilft es, sich mit der Thematik vertraut zu machen. Damit Lesende zwischen Angstanfällen oder Panikattacken differenzieren können, zeigt der Autor Derrick Howell in seinem Buch “Panik stoppen: 23 wirksame Entspannungstechniken, um Panikattacken zu beenden. So gewinnen sie die Kontrolle über Ihr Leben zurück” zunächst die Unterschiede in den Symptomatiken anhand verschiedener Fallbeispiele auf. Anschließend liefert er Techniken und Anleitungen, wie Leidende während einer Panikattacke ruhig bleiben können oder diese gar stoppen können. Und auch das Leben im Allgemeinen wird hier nicht vergessen. Der Autor spricht unter anderem an, wie wichtig eine gute Ernährung bei der Prävention von Panikattacken sein kann. Derrick möchte in diesem Buch mit Falschinformationen und Vorurteilen aufräumen und damit auch den korrekten Umgang mit der Erkrankung ermöglichen. Denn oft erschweren diese Bedingungen Leidtragenden das Verständnis und ein offenes Gespräch über die eigenen Erfahrungen.

Panikattacken und andere Angststörungen loswerden: Wie die Hirnforschung hilft, Angst und Panik für immer zu besiegen

Panikattacken und andere Angststörungen loswerden (Quelle: Penguin.de)

In seinem Buch “Panikattacken und andere Angststörungen loswerden” stellt Angstexperte Klaus Bernhardt eine neue Methode einer Angsttherapie vor und nutzt gleichzeitig die Verarbeitungsprozesse des Gehirns um Angst- und Panikpatient:innen wieder in ein „normales” Leben zurückzuführen. Dafür erklärt er zunächst, warum einzelne Symptome auftreten und was man dagegen tun kann. Das Konzept des Autors ist es, mit dem Buch zu arbeiten und somit positive Auswirkungen auf die Lebenseinstellung zu gewinnen. Denn anstatt nur Anweisungen zu geben, wie eine Panikattacke zu bewältigen sei, bietet das Buch Betroffenen durch nachhaltige, alltägliche Änderungen und neue Denkmuster die Chance, sich ein angstfreies Leben zu erarbeiten. Auch, wenn die Arbeit mit dem Buch (Selbst-)disziplin erfordert, kann es wirklich helfen, die eigene Angst besser zu verstehen und zu kontrollieren.

Grundsätzlich ist es wichtig, sich mit Symptomen für Depressionen und Panikattacken erstmal dem Umfeld, wie Freunden oder der Familie, anzuvertrauen und sich professionelle psychische Unterstützung zu suchen. Wer dafür jedoch noch nicht bereit ist oder sich nicht ganz sicher über die eigene Betroffenheit ist, kann sich mit diesen Büchern einen Überblick über verschiedene Krankheitsbilder verschaffen. Und auch für Angehörige können diese Bücher eine erste Anlaufstelle für einen korrekten Umgang sein. Haben wir ein Buch vergessen, das unbedingt noch in die Liste muss? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

Hilfe und Beratungsangebote bei Depressionen

Lehrkräfte und Betroffene können an verschiedenen Stellen Hilfe finden. Hier sind einige mögliche Anlaufstellen für euch:

  • Auf dem digitalen Infoportal "ich bin alles @ Schule" können sich Lehrkräfte über Depressionen und psychische Erkrankungen informieren.
  • Die Website 116117 bietet Betroffenen und Eltern Unterstützung durch psychotherapeutische Sprechstunden und Terminvermittlung. 
  • Bei akuten Krisensituationen sind die Telefonseelsorge, regionale Krisendienste und die Deutsche Depressionshilfe hilfreich. 
  • Kinder und Jugendliche können die Nummer gegen Kummer nutzen. 
  • Bei längerfristigem Bedarf kann die Suche nach Psychotherapeut:innen über Websites wie Klinikfinder-psychosomatik.de erfolgen. 

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München. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, kritisiert die Pläne der Bayerischen Staatsregierung, eine Verfassungsviertelstunde einführen zu wollen. Die demokratische Grundordnung stärken zu wollen, sei absolut nachvollziehbar. Doch dies dürfe nicht allein auf den Schultern der Schulen abgeladen werden. Das Kultusministerium hatte vergangene Woche angekündigt, ein Konzept für eine Verfassungsviertelstunde erarbeiten zu wollen. 

Laut dem Ministerium solle das Konzept bis zum nächsten Sommer stehen, damit es im kommenden Schuljahr umgesetzt werden könne. Im Rahmen der Verfassungsviertelstunde sollen sich Kinder und Jugendliche einmal in der Woche mit den Werten der Bayerischen Verfassung und dem Grundgesetz auseinandersetzen. Lehrkräfte sollen die Verfassungsviertelstunde durchführen, dafür sollen sie Material vom Kultusministerium zur Verfügung gestellt bekommen. Über Details zu dem Vorhaben ist darüber hinaus noch relativ wenig bekannt. Kultusministerin Anna Stolz begründete das gegenüber BR24 unter anderem damit, dass man sich für das Projekt Zeit nehmen und konzeptionell gut und sauber arbeiten wolle. Einen “Schnellschuss” wolle man vermeiden. 

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Düll, brachte gegenüber der Mediengruppe Bayern zum Ausdruck, dass ihm die Idee missfalle, eine solche gesellschaftliche und politische Aufgabe vor allem von den Schulen lösen zu lassen. Düll sieht Schulen, Familien und gesellschaftliche Institutionen gemeinsam in der Pflicht. Zudem sei die Umsetzbarkeit fraglich. Einerseits müsste jede Lehrkraft hier ihre eigene Strategie mit ihrer jeweiligen Klasse finden, andererseits sei die Zeit ein Knackpunkt. Düll führt beispielhaft an, wie wenig sinnvoll es wäre, ein angeregtes Gespräch zu Verfassungswerten zu unterbrechen, weil die dafür vorgesehenen 15 Minuten abgelaufen wären. 

Die Idee für die Verfassungsviertelstunde kam ursprünglich vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege. Dieser hatte die Idee vorgeschlagen, um eine Alternative zum Morgengebet an bayerischen Schulen zu schaffen. 

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Offenburg.  Kommende Woche soll es wieder mehr Unterricht an der Offenburger Waldbachschule geben, nachdem dort ein 15-Jähriger am 9. November seinem gleichaltrigen Klassenkameraden zweimal in den Kopf geschossen und somit tödlich verwundet hatte. Damit will sich die Schule „allmählich und behutsam” wieder einem normalen Schulalltag  nähern, wie eine Behördensprecherin der Stuttgarter Zeitung mitteilte. 

Nachdem die Schule am Montag nach der Tat erstmals wieder geöffnet wurde, stand anstatt des gewohnten Unterrichts sowohl die psychologische Betreuung der Schüler:innen als auch die Aufarbeitung der Tat und ihrer Folgen bevor. Dafür gab es Unterstützung von sechs Psycholog:innen, wie der leitende Regierungsschuldirektor Werner Nagel angab. Diese würden mit den Betroffenen sowohl Einzel- als auch Gruppengespräche führen. Anstelle der Vermittlung unterrichtsrelevanter Themen sollen auch die Lehrkräfte ihren Schüler:innen in der vergangenen Woche Beistand geleistet haben. „Die Lehrer holen die Schüler vor dem Gebäude ab und gehen mit ihnen gemeinsam hinein", so Nagel. Nun soll seit dem vergangenen Donnerstag nach und nach wieder mehr normaler Unterricht stattfinden.

Die Waldbachschule in Offenburg ist ein sogenanntes „Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt Lernen“. Auf der Schul-Website schreibt die Schulleitung, dass die Psycholog:innen „für euch alle da sein werden“. Auch ein Hinweis bezüglich weiterhin bestehenden Polizeipräsenz an der Schule wird gegeben.

Mutmaßlicher Täter in Untersuchungshaft

Aktuell befindet sich der mutmaßliche Täter in Untersuchungshaft in einer Jugendjustizvollzugsanstalt. Der derzeitige Tatvorwurf lautet „Totschlag”, wie die Leiterin der Staatsanwaltschaft Iris Janke auf einer Pressekonferenz am vergangenen Dienstag mitteilte. Eine Anklage wegen Mordes sei ebenfalls möglich, sofern die Ermittlungen neue Erkenntnisse zu besonderen Mordmotiven vorbringen sollten. Die leitende Staatsanwältin gab an, dass für den 15-Jährigen das Jugendstrafrecht gelte und eine altersgemäße Reifeentwicklung noch geprüft werden müsse. Dafür werde ein jugendpsychiatrischer Sachverständiger für ein Gutachten beauftragt.

Laut Jugendstrafrecht könnte den Täter eine Freiheitsstrafe von maximal zehn Jahren erwarten. Sollten die Behörden anschließend jedoch vermuten, dass er für die Öffentlichkeit weiterhin gefährlich sein könnte, wäre eine zusätzliche Überführung in den Maßregelvollzug möglich.

Waffe stammt aus familiären Umfeld

Bei der Schusswaffe, mit der der Jugendliche seinen Klassenkameraden erschoss, handelt es sich nach dpa-Informationen um eine alte Beretta 765, eine Selbstladepistole eines italienischen Herstellers. Diese soll der Täter von Zuhause mitgebracht haben, wodurch auch gegen die Eltern ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung und Verletzung der Aufsichtspflicht eingeleitet wurde. Beide Elternteile verfügen nicht über eine Berechtigung zum Besitz der Waffe. 

Kurze Zeit nach der Tat hatten Ermittler:innen einen Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung eingeholt, der noch am Tattag genehmigt wurde. Laut Berichten der britischen Boulevardzeitung The Mirror soll der 15-Jährige seiner Mutter mitgeteilt haben, dass er zu krank sei, um zur Schule zu gehen. Sobald diese sich auf den Weg zur Arbeit gemacht hatte, habe sich der Jugendliche auf die Suche nach dem Schlüssel für einen alten Schrank seines Großvaters gemacht. Dort soll er die Waffe gefunden haben, die er kurze Zeit später mit zur Schule nahm. Außerdem soll er 50 zusätzliche Patronen mitgeführt haben, wie der Leiter des Polizeipräsidiums Offenburg mitteilte.

Erste Rekonstruktionen des Tathergangs

Der Vorfall hat sich am Donnerstag, 9. November, in der 9. Klasse des Tatverdächtigen abgespielt. Wie der leitende Kriminaldirektor Raoul Hackenjos in der Pressekonferenz mitteilte, seien zum Zeitpunkt der Tat neun Schüler:innen und zwei Lehrerinnen in der Klasse gewesen, vier weitere Schüler:innen sollen sich vor dem Klassenzimmer aufgehalten haben. Der Jugendliche soll in das Zimmer gekommen sein und seinem Klassenkameraden aus nächster Nähe zwei Mal in den Hinterkopf geschossen haben. Nachdem er am Versuch, eine Art Molotow-Cocktail zu zünden, scheiterte, verließ er das Klassenzimmer. Während sich die Klassenlehrerin um das 15-Jährige Opfer kümmerte, brachte die andere Lehrerin die Schüler:innen in ein angrenzendes Zimmer und schloss sich mit dieser dort ein. Der Täter soll später einen weiteren Schuss auf das Glas der inzwischen verschlossenen Tür des Tatklassenzimmers abgegeben und gegen diese getreten haben, so Hackenjos.

Auf dem Weg durch den Flur der Schule sei er einer Lehrerin begegnet, der er auf den Kopf geschlagen habe. Diese soll sich daraufhin in ihr Klassenzimmer zurückgezogen und die Tür abgeschlossen haben. Zudem begegnete der 15-Jährige auch der Schulleiterin, woraufhin er eine Flasche mit brennbarer Flüssigkeit in ihre Richtung warf, die beim Aufkommen zerbrach.

Anschließend traf er auf einen Vater, der wegen eines Termins an der Schule seiner Kinder war. Dieser sprach auf besonders besonnene Art und Weise mit dem Jugendlichen, wodurch er ihn dazu bringen konnte, die Waffe wegzulegen. Wie Jürgen Rieger, der Leiter des Polizeipräsidiums Offenburg, berichtete, konnte der Vater den Täter festhalten, bis die  Polizei gegen 12:15 Uhr an der Schule eintraf und ihn festnahm.

Stadt Offenburg verzichtet auf öffentliche Trauerfeier

„Die schreckliche Einzeltat hat unsere Stadt wie einen Schlag getroffen“, heißt es in einer Pressemeldung der Stadt Offenburg vom vergangenen Mittwoch. Die Stadtverwaltung sieht allerdings davon ab, eine große öffentliche Trauerfeier für die Stadtgemeinschaft zu organisieren, um die Familie des Opfers nicht zu überfordern. Sowohl diese, als auch die Familie des jugendlichen Täters stehen unter besonderem Schutz, weswegen die Gerichtsverhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden wird. Der Kontakt zur Familie des Opfers erfolgt ausschließlich über den Opferbeauftragten und die Waldbachschule. „Wir stellen die Gefühle der Familie vorne an“, betonte Oberbürgermeister Marco Steffens (CDU). Die Stadtverwaltung brachte ihr Beileid und ihre Sprachlosigkeit in einem Schreiben an die Familie zum Ausdruck, während die örtliche Bürgerstiftung St. Andreas ein Spendenkonto für die Trauerfamilie eingerichtet hat. Für hilfesuchende Kinder und Jugendliche wird zudem auf die psychologische Beratungsstelle der Caritas, die psychiatrische Institutsambulanz und Telefonseelsorge verwiesen.

Stress & Depressionen
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Fernunterricht, Lockdown, Social Distancing in der Pandemie, Lehrkräftemangel sowie globale Krisen und Konflikte – die letzten Jahre waren von zahlreichen Belastungen geprägt, die nachhaltige Spuren in der psychischen Gesundheit vieler Menschen, besonders in der von Schüler:innen und Lehrkräften, hinterlassen haben. In den DAK Kinder- und Jugendreports von 2022 und 2023 konnte beispielsweise ein starker Anstieg von Depressionen, Angst- und Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zum Vorpandemiejahr 2019 festgestellt werden. Doch auch Erwachsene sind nicht vor mentalen Erkrankungen gefeit. So verzeichnet das Robert-Koch-Institut “in allen Geschlechter-, Alters- und Bildungsgruppen” im Beobachtungszeitraum 2019 bis 2023 einen Anstieg “depressiver Symptome”. Wie erkenne ich aber Depressionen bei meinen Schüler:innen, Kolleg:innen und bei mir selbst? 

Mit Schulen als erster Anlaufstellen für Früherkennung und Prävention von psychischen Erkrankungen im Blick möchten wir uns im Rahmen der Themenwoche Stress und Depressionen mit der psychischen Erkrankung Depression auseinandersetzen und Lehrkräften praktische Hilfestellungen an die Hand geben, um angemessen auf Verdachtsfälle von Depressionen im Klassen- oder Lehrerzimmer reagieren und Betroffene unterstützen zu können.

Stigma überwinden und Depressionen richtig erkennen

Früher wurde oft angenommen, dass Depressionen ausschließlich mit anhaltender Traurigkeit einhergehen. Betroffenen haftete außerdem das Stigma an, zu schwach oder zu sensibel zu sein. Das Bewusstsein für die Schwere der Erkrankung und die Vielfalt der Symptome hat sich jedoch gewandelt, auch durch die Verbreitung sozialer Medien.

Es ist wichtig zu verstehen, dass Depressionen sehr unterschiedlich verlaufen können. Sie können episodisch auftreten, von Phasen der Besserung begleitet sein, über Wochen und Monate anhalten oder immer wiederkehren. Die Ursachen variieren stark, so lassen sich in einigen Fällen konkrete Auslöser ausmachen, in anderen Fällen tritt die Erkrankung schleichend auf. Der Schweregrad von Depressionen wird anhand von Anzeichen eingeteilt, die von leicht über mittelschwer bis schwer reichen. Dieser kann von Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen festgestellt werden. Mittlerweile gilt es als gesichert, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen, genauso wie zusätzliche Belastungsfaktoren.

Während Stimmungsschwankungen und Probleme mit der Motivation zu einer normal verlaufenden Pubertät oftmals dazugehören, lohnt es sich dennoch, genauer hinzusehen. Auch gilt zu beachten, dass die Symptome von Kindern zwar grundsätzlich denen von Erwachsenen ähneln, es aber auch Unterschiede im Erscheinungsbild gibt. 

Zu den Leitsymptomen zählen eine niedergeschlagene oder gereizte Stimmung, der Verlust an Interessen oder Hobbys, Antriebs- und Energielosigkeit und ein veränderter Appetit. Konstante Müdigkeit und Konzentrationsstörungen können zudem auf Schlafstörungen oder übermäßiges Schlafbedürfnis hinweisen. Aggressivität, Gedanken an den Tod und Rückzug sind außerdem weitere Alarmsignale für Depressionen. Bei jüngeren Kindern können auffälliges Spielverhalten, Wutausbrüche und vermindertes Interesse an Bewegung auf psychische Erkrankungen hinweisen. Auch psychosomatische Symptome wie Bauch- oder Kopfschmerzen, die keine körperliche Ursache zu haben scheinen, lassen sich häufig auf Depressionen zurückführen.

Wichtig ist, zwischen Depressionen und normalem, pubertären Verhalten zu unterscheiden. Eine Depression besteht zu großer Wahrscheinlichkeit, wenn mehrere Symptome zusammenkommen und über einen Zeitraum von mehr als zwei Wochen bestehen bleiben. Zwischen Mädchen und Jungen können geschlechtsspezifische Unterschiede auftreten. Bei Mädchen zeigen sich häufiger Schuldgefühle und Appetitlosigkeit, während Jungen vermehrt reizbar sind und ihre bedrückten Gefühle verharmlosen. Auch der Wunsch, “komplett verschwinden zu wollen”, ist ernst zu nehmen. Bei diesem kann es sich um ein erstes Anzeichen von Suizidgedanken handeln und die Betroffenen sollten dringend professionelle Hilfe und Unterstützung erhalten.

Belastungsfaktoren: Welche Einflüsse können Depressionen verursachen?

Für Lehrkräfte ist es von großer Bedeutung, die Belastungsfaktoren zu verstehen, um Ansatzpunkte zu kennen und Depressionen vorzubeugen. Da Kinder und Jugendliche viel Zeit in der Schule unter Gleichaltrigen verbringen, kann der Schulkontext ein großer Belastungsfaktor sein. Schulische Probleme wie schlechte Noten, der Vergleich mit Anderen, die drohende Gefahr des Sitzenbleibens und dadurch ausgelöste Zweifel an den eigenen Fähigkeiten können den empfundenen Druck auf die Schüler:innen verstärken.

Ein schlechtes Klassenklima kann ebenfalls depressive Symptome befeuern. In diesem Zusammenhang steht auch Mobbing, bei dem es sich um das wiederholte, gezielte Ärgern oder Erniedrigen einer Person über einen längeren Zeitraum handelt. Dies führt zu psychischen Belastungen. Neben Mobbing können auch allgemeine Schwierigkeiten im sozialen Umgang mit Gleichaltrigen, basierend auf negativen Gedanken oder eingeschränkten sozialen Fähigkeiten, sowie konfliktreiche Freundschaften und Beziehungen die Entstehung einer Depression fördern. 

Geflüchtete Kinder und Jugendliche, die aus beschwerlichen Situationen in ihren Heimatländern fliehen mussten, sind besonders anfällig für psychische Erkrankungen wie Depressionen. Die Flucht bringt oft traumatische Erlebnisse, Gewalt und Trennungen von wichtigen Bezugspersonen mit sich. Die Ankunft im Zielland verbessert zwar einige Bedingungen, aber die Belastungen wirken weiter. Unsicherer Aufenthaltsstatus, finanzielle Schwierigkeiten und die Herausforderungen der Integration in eine neue Kultur können zu Stress und Ängsten führen. Zudem können die Kinder und Jugendlichen meist die Sprache noch nicht fließend sprechen. Dies kann dazu führen, dass sie sich isoliert fühlen.

Darüber hinaus nimmt auch die Familiensituation Einfluss auf die psychische Gesundheit der Kinder. Scheidung der Eltern, soziale Benachteiligung, negatives elterliches Verhalten oder gar psychische Erkrankungen der Eltern haben oftmals negative Auswirkungen auf das Befinden von Schüler:innen. Schließlich spielen auch einschneidende Erlebnisse wie Gewalterfahrungen oder Verluste durch Krankheit und Tod eine Rolle als Belastungsfaktoren.

Alkohol und andere Drogen sind besonders für Kinder und Jugendliche schädlich, weil sich ihr Gehirn noch in der Entwicklung befindet. Der Konsum erhöht das Risiko für Depressionen und psychische Probleme. Dennoch neigen gerade Jugendliche mit psychischen Symptomen oft dazu, zu diesen Substanzen zu greifen, was jedoch nur kurzfristige Ablenkung bietet und langfristig die Probleme verschärft. 

Doch nicht nur Schüler:innen können an Depressionen erkranken. Auch Lehrkräften kann es passieren, unter dem enormen Druck der Arbeitsbelastung, persönlichen Erlebnissen oder globalen Krisen zusammenzubrechen. Wenn die gedrückte Stimmung zu einer Dauerbelastung wird, ist jedoch Vorsicht geboten. Leiden wir gar selbst an Symptomen wie Schlafstörungen, Appetitveränderungen oder permanenter Niedergeschlagenheit, sollten wir achtsam in uns hineinhören. Was brauche ich gerade – eine Verschnaufpause, jemandem zum Reden oder sogar eine längere Auszeit, in der ich Ruhe und Erholung finden kann? Dadurch, dass Depressionen durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden und in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten, ist es sinnvoll, den Bezug zu uns selbst herzustellen. Dies kann durch Meditation, Tagebuchschreiben oder Spaziergänge im Alleingang geschehen. Irgendwann ist hierbei jedoch auch die Grenze erreicht und wir sollten professionelle Hilfe in Erwägung ziehen. 

Empathische Unterstützung in schwierigen Situationen: Wie verhalte ich mich als Lehrkraft?

Durch ihre Beobachterrolle im Umfeld der Kinder und Jugendlichen und als vertrauensvolle Ansprechpartner:innen können Lehrkräfte entscheidend dazu beitragen, psychische Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und dagegen vorzugehen. Stellen Lehrkräfte mehrere Symptome über einen längeren Zeitraum fest und kennen vielleicht sogar bestimmte Belastungsfaktoren in der Biografie der Schülerin oder des Schülers, ist es ratsam, das Gespräch mit Kolleg:innen und dem Fachpersonal wie Schulpsycholog:innen und Sozialarbeiter:innen zu suchen und die Beobachtungen abzugleichen. Konkrete Anzeichen wie verschlechterte Leistungen können dabei Indizien sein, genauso wie ein allgemeines Desinteresse und Antriebslosigkeit der Schüler:innen. 

Im nächsten Schritt sollten die betroffenen Kinder direkt angesprochen werden. In einer ruhigen und stressfreien Situation, ohne die Klassenkamerad:innen, kann den Schüler:innen klargemacht werden, dass die Informationen vertraulich behandelt und nicht weitergegeben werden, es sei denn, die Schüler:innen stimmen ausdrücklich zu oder sie selbst oder Andere schweben in Gefahr. Um Vertrauen zu schaffen, sollte auch die weitere Absprache mit dem Schulpersonal transparent gemacht werden. 

Hilfreich für das Gespräch ist es, den Schüler:innen auf Augenhöhe zu begegnen und ihnen deutlich zu machen, dass ihre Sorgen und Gefühle ernst genommen werden. Teilt den Schüler:innen zu Beginn mit, dass euch Veränderungen im Verhalten oder in der Stimmung aufgefallen sind, wie etwa eine geringere Beteiligung am Unterricht, Zurückgezogenheit oder Niedergeschlagenheit. Formuliert dies am besten auf der Verhaltensebene und betont, dass ihr euch Sorgen macht. Das Projekt “ich bin alles @ Schule” empfiehlt die konkrete Formulierung: “Ich merke, dass du in letzter Zeit oft niedergeschlagen bist und dich oft zurückziehst. Kannst du verstehen, dass ich diese Beobachtungen gemacht habe? Gibt es Dinge oder Veränderungen in der Klasse, die dich belasten? Ich möchte herausfinden, was dich belastet und würde dich gerne unterstützen.” Dies kann sicherstellen, dass sich die betroffenen Schüler:innen gesehen, aber nicht gegängelt oder bedrängt fühlen.

Für den erfolgreichen Verlauf des Gesprächs ist es wichtig, gut zuzuhören, den Schüler:innen Verständnis zu zeigen, Wertungen und Verurteilungen weitestgehend zu vermeiden, keine leeren Versprechungen zu machen, geduldig und transparent zu sein und Abweisungen nicht persönlich zu nehmen. Viele Schüler:innen brauchen Zeit, um sich zu öffnen und gegebenenfalls Scham zu überwinden. 

Darüber hinaus liegt es nicht in der Verantwortung von Lehrkräften, die psychischen Probleme und Herausforderungen ihrer Schüler:innen eigenständig zu lösen. Solltet ihr während eines Gesprächs mit Schüler:innen, die psychisch belastet oder erkrankt sind, an eure eigenen Grenzen stoßen oder euch unsicher fühlen, könnt ihr euch an eine für die Schule zuständige Fachperson, wie beispielsweise Schulpsycholog:innen oder Schulsozialarbeiter:innen, wenden. Es empfiehlt sich, diesen Schritt auch transparent den Schüler:innen mitzuteilen und sie um ihr Einverständnis zu bitten. 

Wenn die Schüler:innen mit dieser Einbindung nicht einverstanden sind, ihr jedoch spürt, dass ihr Unterstützung benötigt, besteht die Möglichkeit, ohne Weitergabe persönlicher Informationen allgemeinen Rat von den Fachpersonen einzuholen.

Auch wenn ihr das Gefühl habt, euren Kolleg:innen geht es über einen längeren Zeitraum nicht gut, kann es helfen, ein offenes Gespräch zu suchen und Verständnis zu zeigen. Sollten Tipps und Hilfsangebote erwünscht sein, könnt ihr auf folgende Beratungsstellen hinweisen.

Hilfsstellen und Beratungsangebote bei Depressionen

Lehrkräfte können sich auf dem neuen digitalen Infoportal  “ich bin alles @ Schule” evidenzbasierte Informationen zu Depressionen und psychischen Erkrankungen bei Schüler:innen einholen. Das Projekt wurde von der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des LMU Klinikums München gemeinsam mit der Beisheim Stiftung entwickelt und ging im November 2023 online. Durch die konkreten Handlungs- und Gesprächsvorschläge bietet das Portal einen praxisnahen Bezug zum Umgang mit psychischen Erkrankungen im Schulkontext. Ziel des Portals ist es, die Früherkennung und Prävention durch eigenständige Lehrkräfte zu erhöhen.

Über die Website 116117 können sich Betroffene oder Eltern von betroffenen Schüler:innen Unterstützung suchen. Über den Online-Terminservice werden psychotherapeutische Sprechstunden vermittelt, in denen akute fachliche Beratung zum weiteren Vorgehen herangezogen werden kann. Zudem kann die Nummer 116117 auch am Telefon gewählt und im direkten Kontakt ein Termin mit Psychotherapeut:innen vereinbart werden. Diese Seite eignet sich auch für die Empfehlung an betroffene Kolleg:innen.

Für akute Krisensituationen existieren mittlerweile verschiedene Hilfsangebote. Einerseits können Telefonseelsorgen rund um die Uhr per Telefon anonym erreicht werden. Bei den regionalen Krisendiensten können Leidende telefonische Beratung, E-Mail-Beratung oder Beratungen mit ausgebildeten Psychotherapeut:innen, Sozialarbeiter:innen oder Pädagog:innen vor Ort erhalten. Die Deutsche Depressionshilfe hat auf ihrer Website die verschiedenen Beratungsstellen in Deutschland zusammengetragen, um schnell Hilfe zu gewährleisten. Für Kinder und Jugendliche eignen sich altersspezifische Telefonangebote wie die Nummer gegen Kummer, bei der über Belastungen anonym und kostenfrei gesprochen werden kann. Mittlerweile bieten viele Portale auch Online-Chats an, die es schüchternen oder telefonscheuen Personen ermöglicht, sich über die Probleme mit Anderen auszutauschen. 

Vom Gebrauch von Apps von nicht-offiziellen Trägern sollte jedoch abgesehen werden, da diese oftmals keine professionelle Hilfe ersetzen und Symptome sogar verschlimmern können.

Die Psychotherapeutensuche gestaltet sich oft langwierig. Psychotherapeutische oder psychiatrische Kliniken können Betroffene bei schweren Krisen unterstützen und ihnen eine Auszeit von ihrem belastenden Alltag bieten. Die Aufenthaltsdauer variiert dabei von zwei Wochen akuter Krisenunterstützung bis zu einem Langzeitaufenthalt. Websites wie klinikfinder-psychosomatik unterstützen bei der geeigneten Suche. 

Wenn der Bauch oder der Kopf wehtut, holen wir uns medizinischen Rat. Nicht anders sollten wir Depressionen und psychische Erkrankungen ernst nehmen und so früh wie möglich Unterstützung einholen und bieten. Lehrkräfte können dabei durch ihre vertrauensvolle Nähe als Ankerpunkt für eine Früherkennung und Prävention fungieren. Wichtig ist zu verstehen, dass jede Person von Depressionen betroffen sein kann. Daher sollte eine offene Kommunikation das Stigma aufbrechen.

Innerhalb unserer Themenwoche werden wir zudem Podcasts und Bücher zum Thema vorstellen, ein Interview mit Expert:innen zum Umgang mit Krieg und Krisenbildern führen und euch Ideen mitgeben, wie ihr das Thema Depressionen im Unterricht vermitteln könnt. Wenn euch das Thema interessiert, schaut auch bei unserer vergangenen Themenwoche Mentale Gesundheit vorbei.

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Berlin. In der Debatte um eine Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte wächst der Druck auf die Politik. Lehrerverbände und Gewerkschaften kämpfen für die verpflichtende Arbeitszeiterfassung und können sich in ihrer Forderung auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) von 2019 stützen, nachdem diese auch für den Lehrberuf verpflichtend ist. Die Kultusministerkonferenz (KMK) bemüht sich weiter um eine Ausnahmeregelung. Wir geben einen Überblick, wie es in der lang anhaltenden Debatte steht.

Gerichtsurteile verpflichten, KMK will Ausnahmeregelung

Rechtlich ist die Sache eigentlich klar. Im Jahr 2019 hat der EuGH das Urteil gefällt, dass die nationalen Gesetzgeber Arbeitgeber zur Arbeitszeiterfassung verpflichten müssen. In Deutschland wurde dafür bisher noch keine gesetzliche Regelung gefunden. Ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG) von 2022 sieht deutsche Arbeitgeber jedoch in der Pflicht, die Arbeitszeit zu erfassen. Weil aber die Definition von Arbeitnehmer:innen in Deutschland Beamte nicht mit einschließt, argumentieren die Kultusministerien für eine Ausnahmeregelung.

Die Arbeitszeit von Lehrkräften sei nur zum Teil messbar. So lautete die Argumentation in einem Schreiben von der KMK-Vorsitzenden, Berlins Bildungssenatorin Günther-Wünsch, an das Bundesarbeitsministerium (BMAS). Die Unterrichtsstunden seien zwar klar erfassbar, doch für die außerunterrichtlichen Tätigkeiten gelte das nicht, diese seien im Arbeitsumfang nicht zu prognostizieren. Der aktuelle Referentenentwurf sieht keine entsprechende Ausnahme für Beamte vor. Die Forderung danach lehnt das BMAS, mit Verweis auf das EuGH-Urteil, bisher ab.

Warum die Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte wichtig ist

Per App oder Zeiterfassungsbogen wäre es möglich, die Arbeitszeit flexibel zu dokumentieren. Das eigentliche Problem für die Kultusministerien dürfte eher darin liegen, dass Lehrkräfte tatsächlich mehr arbeiten als vorgesehen. Bildungsinfluencer Bob Blume hebt diesen Punkt in seinem Gastartikel bei FOCUS-online hervor und verweist auf eine Studie, wonach Lehrkräfte bis zu 50 Stunden pro Woche arbeiten. Sie zeige, dass “dass das Klischee des vormittags arbeitenden und nachmittags faulenzen Lehrers nicht stimmt". Durch eine Ausnahmeregelung könne “weiterhin nicht gesehen werden [...] wie viel Mehrarbeit in den unterschiedlichsten Bereichen von Digitalisierung bis Inklusion und Integration Lehrkräfte leisten", mahnte Blume.

Die Arbeitszeiterfassung würde diesen Missstand, von dem die öffentlichen Arbeitgeber profitieren, offenlegen. Der Philologenverband Baden-Württemberg arbeitet laut dem Vorsitzenden Ralf Scholl bereits daran, die Arbeitszeiterfassung vom Land einzuklagen. Darüber hinaus sollen weitere Studien die Mehrarbeit der Lehrkräfte belegen. So unterstützt die GEW eine Arbeitszeitstudie in Berlin für das aktuelle Schuljahr. Auch in Hamburg ist eine solche Studie im zweiten Halbjahr geplant. Insgesamt soll die Arbeitszeit von tausenden Lehrkräften auf die Minute genau erfasst werden. Es wird erwartet, dass das Ergebnis die bisherigen Eindrücke bestätigt: Lehrkräfte arbeiten oft mehr als die vorgesehenen 41 Zeitstunden pro Woche.

Damit lässt sich auch der Bogen zum EuGH-Urteil schlagen. Denn darin geht es explizit darum, die Arbeitnehmer:innen vor Mehrarbeit zu schützen. Lehrerverbände wollen dafür sorgen, dass dies auch für Lehrkräfte gilt. Nach jetzigem Stand scheint auch das BMAS das so zu sehen. Man darf gespannt sein, ob es die laufenden Studien schaffen, der KMK Druck zu machen. Dann könnten die Länder endlich gezwungen sein, den erheblichen Zeitaufwand von Vor- und Nachbereitung des Unterrichts, Korrekturen, Aufsichten, Verwaltungstätigkeiten sowie Besprechungen mit Schüler:innen, Eltern und dem Kollegium zu erfassen. Dies ist sicher ganz im Interesse der Lehrkräfte.

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Noch bis zum 14. Januar 2024 können sich Jugendliche in der schulischen und betrieblichen Ausbildung am Wettbewerb „Die Gelbe Hand“ 2023/2024 beteiligen. In der 17. Runde des Wettbewerbs geht es wieder darum, ein kreatives Zeichen für Vielfalt und Solidarität, gegen Rassismus und Rechtsextremismus in der Arbeitswelt zu setzen. Die Schirmherrschaft 2023/2024 über dem Wettbewerb übernahmen Yasmin Fahimi, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, und die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger. Gesucht werden Beiträge, die in den Jahren 2022 und 2023 entstanden sind und bislang bei keinem Wettbewerb prämiert wurden. Erlaubt sind alle Projektarten, Darstellungsformen und Medien. Bewertet werden die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema, Originalität und Kreativität in der Umsetzung sowie Wirkung und Nachhaltigkeit. Auf die Gewinner*innen warten Geldpreise. Teilnehmen können Mitglieder der Gewerkschaftsjugend, Auszubildende, Schüler*innen an Berufsschulen/-kollegs und alle Jugendlichen, die sich derzeit in einer beruflichen Ausbildung befinden – aus dem ganzen Bundesgebiet. Einsendeschluss ist der 14. Januar 2024.

Alle Informationen unter www.gelbehand.de/wettbewerb

Stress & Depressionen
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Unsere Psyche muss jeden Tag mit einer ganzen Menge Herausforderungen klarkommen. Die Bewältigung des Alltags, Krisenmeldungen aus aller Welt und noch vieles mehr – besonders, wenn man als Lehrkraft arbeitet. Schon lange ist klar, dass Lehrkräfte ein höheres Risiko haben, psychische Krankheiten zu entwickeln, als dies in anderen Berufsgruppen der Fall ist. Dies hängt mit der Verantwortung und den Strukturen zusammen, die der Lehrerberuf mit sich bringt. In unserer heute beginnenden Themenwoche wollen wir uns ausführlich mit unserer Psyche beschäftigen. Und damit, vor welchen Herausforderungen gerade Lehrkräfte dabei stehen, welche Gefahren drohen und was sich tun lässt, wenn aus herausfordernden Situationen ernsthafte psychische Erkrankungen entstehen. 

Leben in einer herausfordernden Zeit

Die Themen psychische Gesundheit und insbesondere psychische Erkrankungen sind in den vergangenen Jahren immer stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. In Medien wird mehr darüber berichtet, das Verständnis für die Materie wächst immer weiter und es wird in diesem Bereich stärker geforscht. Das hat aber nicht dazu geführt, dass weniger Fälle von Depressionen gezählt werden. In den vergangenen Jahren wurden steigende Tendenzen bei den erfassten Zahlen zu Depressionsfällen registriert. Dies zeigt sich zum Beispiel bei Daten zu den erfassten Arbeitsausfällen aufgrund psychischer Erkrankungen. Die Zahl lag nie zuvor höher als im vergangenen Jahr. Gleiches gilt für die 2021 erfassten Todesfälle, bei denen eine psychische Erkrankung als Grund festgestellt worden ist. Hier zeigt sich schon das Ausmaß des Problems, welches psychische Erkrankungen in unserer Gesellschaft darstellen. Auf diese Ausgangslage trifft dann noch eine globale Situation, die uns medial eine Welt in der Dauerkrise vermittelt. Corona, Krieg gegen die Ukraine, Klimawandel und eine Eskalation im Nahen Osten sind nur die ganz großen Krisen-Themen, die uns alle in den vergangenen Jahren dauerhaft in den Nachrichten verfolgen. Hinzu kommen die kleineren, aber ständig begleitenden Schreckensmeldungen zu Amokläufen oder etwa Menschen auf der Flucht und der politische Umgang damit. Diese Meldungen verfolgen uns mit einer medialen Dauerpräsenz und prasseln auf unsere Psyche ein. Das stellt eine große Zerreißprobe für unsere mentale Gesundheit dar. 

Warum Lehrkräfte besonders stark betroffen sind

Der Lehrkraft-Beruf gilt als einer der riskantesten Berufe, wenn es um das Thema psychische Gesundheit geht. In Umfragen zeigt sich immer wieder, dass die Quote von Lehrkräften, die unter großem psychologischen Druck stehen oder sogar Anzeichen eines Burnouts zeigen, höher ist als in den meisten anderen Branchen. Die Gründe für diese außergewöhnlich hohe Belastung sind vielfältig. Zu große Klassen, ein zu großes Arbeitspensum, Druck von Schulleitungen und Kolleg:innen, herausfordernde Schüler:innen und hinzu kommen dann noch die ganz persönlichen Belastungen. Dieses Zusammenspiel führt dazu, dass etwa Wissenschaftler:innen neue Strategien für die Gesundheit von Lehrkräften fordern. Dabei geht es etwa darum, dass schon während der Ausbildung ein großer Fokus darauf gelegt werden sollte, ob Lehrkräfte die psychische Gesundheit und Belastbarkeit für den Beruf mitbringen. Eine sensible Umgangsweise würde hier langfristig die Gesundheit der späteren Lehrkräfte schützen, das Gesundheitssystem entlasten und Schulsysteme resilienter machen. Neben diesem Schritt wären laut den Forscher:innen aber auch noch viele weitere strukturelle Maßnahmen nötig. Dazu gehören die Verkleinerung von Klassen, die Verringerung der wöchentlichen Stunden und eine Verbesserung der Unterstützungsangebote. 

Neben ihrem ohnehin schon herausforderndem Job haben Lehrkräfte dann noch mit all den Herausforderungen zu tun, die ohnehin alle Menschen betreffen. Sie haben soziale Beziehungen, die sie pflegen sollen und müssen. Sie müssen sich um die Angelegenheiten kümmern, die die Gesellschaft von ihnen erwartet, wie die Steuererklärung machen, sich informieren und sich am Ende auch um sich selbst kümmern. Wenn sich eine psychische Krankheit anbahnt, können selbst diese alltäglichen Aufgaben zu groß werden. Im Verlauf unserer Themenwoche werden wir euch einige Bücher und Podcasts vorstellen, mit denen ihr euch dem Thema psychische Belastungen und Krankheiten inhaltlich nähern könnt. Und wir werden uns anschauen, wie ihr die Zeichen für eine beginnende Depression frühzeitig erkennen könnt – bei euch, euren Kolleg:innen und Schüler:innen. 

Wie die Situation für Schüler:innen ist

Schüler:innen wachsen in einer herausfordernden Welt auf. Durch die Digitalisierung haben sie ständig auf alle Informationen des Internets Zugriff. Das hat in diesem Zusammenhang Potenzial für Gutes, etwa um sich schnelle Hilfe zur Selbsthilfe zu holen. Gleichzeitig  birgt es aber auch diverse Gefahren. Viele Schüler:innen erleben in ihrer Schulzeit Mobbing. Dies hat es immer schon gegeben, durch soziale Medien ist die Hemmschwelle aber gesunken, weil das Mobben anonymer funktionieren kann. Zudem bekommen sie Informationen aus Krisengebieten viel unmittelbarer mit, als es noch vor einigen Jahren der Fall war. Auf Instagram und TikTok haben sie schnellen Zugang zu Fotos und Videos über Kriegsgebiete, sind mit Fake News konfrontiert und müssen bereits in sehr jungem Alter eine hohe Medienkompetenz aufweisen, um sich vor potenziell verstörenden Inhalten zu schützen. Wie ihr eure Schüler:innen dabei zusätzlich unterstützen könnt, werden wir diese Woche besprechen. Es ist viel verlangt von Lehrkräften , frühe Anzeichen für psychische Erkrankungen bei möglichst jedem ihrer Schüler:innen zu erkennen. Wie es dennoch möglich sein kann, das werden wir in unserer Themenwoche auch thematisieren. 

Wir hoffen, dass wir euch mit unseren Artikeln einige gute Anstöße geben können, womit ihr achtsam mit euch und eurem Umfeld in der Schule umgehen könnt – gerade wenn es um das Thema psychische Belastungen geht. Wenn euch das Thema interessiert, empfehlen wir euch auch in unsere frühere Themenwoche zu mentaler Gesundheit reinzuschauen. Hier findet ihr zum Beispiel Tipps für Erste Hilfe bei Notfällen psychischer Natur. Teilt uns gerne eure Erfahrungen mit und schreibt uns zum Beispiel, was ihr für strukturelle Veränderungen im Bildungssystem für erforderlich haltet, um Lehrkräfte zu schützen. 

Hilfsstellen und Beratungsangebote bei Depressionen

Lehrkräfte können an verschiedenen Stellen Hilfe finden. Hier sind einige mögliche Anlaufstellen für euch:

  • Das digitale Infoportal  “ich bin alles @Schule” bietet euch Infos rund um das Thema im Schulkontext
  • Die Website und die Hotline 116117 hat für euch direkte und persönliche Unterstützung im Angebot
  • Für akute Fälle gibt es außerdem Telefonseelsorgen
  • Für Kinder und Jugendliche eignen sich altersspezifische Telefonangebote wie die Nummer gegen Kummer
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Jede:r kennt sie, nicht jede:r wird mit ihnen warm: Damit Atlanten für eure Schüler:innen nicht nur "das große, schwere Buch" bleiben, haben wir für euch eine kleine Zusammenstellung der beliebtesten Atlanten erstellt. Zusammen mit dem nachfolgenden Guide zu ihrer Benutzung nimmt das Suchen bestimmter Inhalte bald nur noch den kleinsten Teil eurer Geographiestunden ein.

Welche Atlanten gibt es überhaupt?

Alle Atlanten der Diercke-Reihe sind auch über Lizenzen als E-Books bzw. in der Online-Version als App nutzbar. Damit könnt ihr den Rücken eurer Schüler:innen schonen, eventuelles Vergessen von Büchern umgehen und technologische Kompetenzen von Schüler:innen fördern.

Diercke Weltatlas

(Quelle: Westermann)

Der absolute Klassiker, den die meisten wahrscheinlich auch noch aus ihrer eigenen Schulzeit kennen: Das bekannteste Werk aus dieser Reihe ist der Diercke Weltatlas.

Daneben gibt es noch eine Auswahl an Atlanten mit verschiedenem Fokus bzw. verschiedenen Zielgruppen:

Diercke Weltatlas 2

(Quelle: Westermann)

Der Diercke Weltatlas 2 zielt spezifisch auf den Unterricht in weiterführenden Schulen ab. Der Schwerpunkt wird hier auf die "Welt im Wandel" gelegt, die ihre Darstellung in "Karten u.a. zur Globalisierung, zum Landschafts- und Klimawandel oder zur Nachhaltigkeit" findet. Neben der hier verlinkten allgemeinen Ausgabe gibt es noch seperate Versionen für einige Bundesländer. Im Sortiment findet sich außerdem ein zugehöriges Handbuch, das auch Aufgaben und Lösungsvorschläge beinhaltet.

 

Diercke Drei Universalatlas

(Quelle: Westermann)

Dieser Atlas ist besonders geeignet für das Arbeiten mit fächerübergreifenden Konzepten. Nach Angaben des Verlags eignet er sich für den Unterricht in allen Bundesländern außer Bayern und Baden-Württemberg. Auch dieser Atlas der Diercke-Reihe besitzt ein zugehöriges Handbuch inklusive möglicher Aufgabenstellungen und Musterlösungen. Außerdem bietet der Westermann-Verlag in seinen Online-Ressourcen kostenlose "Basiskarten" an, die eine gute Ergänzung zum eigenen Lehrmaterial sein und eventuell auch als Inspiration für Stundenkonzepte dienen können.

Der Westermann-Verlag bietet außerdem einige Webinare an, die gezielt auf die Benutzung ihres Weltatlasses eingehen und eine effiziente Benutzung garantieren. Das nächste Webinar findet beispielsweise am 21.11. statt, die Teilnahme kann ganz einfach und kostenlos über eine Online-Anmeldung mit einem Kundenkonto erfolgen.

Haack Weltatlas

(Quelle: Klett)

Der Haack Weltatlas erscheint im Klett-Verlag und ist geeignet für die Benutzung in den Sekundarstufen I und II. Auch dieser Atlas erscheint zusätzlich zur Print-Ausgabe als Online-Version und ist damit für Schüler:innen als praktische und sehr preiswerte App nutzbar. Außerdem bietet der Klett-Verlag kostenlose "Medien zum Atlas" als Ergänzung an, die dabei helfen können, Schüler:innen die Inhalte bestimmter Karten noch näher zu bringen.

Weitere Weltkarten

Dieser Artikel bezieht sich spezifisch auf Atlanten, wenn ihr aber Interesse an weiteren Karten, Konzepten und interaktiven Tools für euren Geographieunterricht habt, schaut doch mal hier bei uns vorbei.

Arbeiten mit dem Atlas 

Nachdem die Entscheidung für einen bestimmten Atlas gefällt ist, müssen Schüler:innen natürlich erst lernen, wie man mit ihnen umgeht. Deshalb findet sich hier der grobe Aufbau, dem jeder Atlas im Grunde folgt. Ein mal zusammen durch diesen durchzugehen und diese Liste euren Schüler:innen eventuell an die Hand zu geben, sollte das Konzept von Atlanten schon um einiges klarer werden lassen und den Raum für tatsächliche Arbeit mit dem Atlas freigeben.

Der Aufbau

  • Das Inhaltsverzeichnis: Auf den ersten Seiten sind alle Kartennamen des gesamten Atlasses, in der Regel nach Regionen sortiert.
  • Der Kartenteil: Hier befinden sich alle im Inhaltsverzeichnis aufgeführten Karten.
  • Das Register: Eine alphabetische Aufstellung von Objekten ganz hinten im Atlas, die auf den Karten zu finden sind (z. B. Orte, Länder, Berge, Seen, Landschaften).
  • Das Sachwortregister: Hier lassen sich Begriffe geordnet nach verschiedenen geographischen Themenfeldern wiederfinden. Dieses Verzeichnis ermöglicht gezieltes Suchen und dient dem tieferen Verständnis der gezeigten Inhalte und ihrer Zusammenhänge.

Die Legende

(Quelle: Wikimedia Commons)

Die Legende einer Karte lesen und verstehen können ist essenziell. Sie dient der Erläuterung der verschiedenen Kartenzeichen und steht immer in einem Kasten am Rand jeder Karte (meist rechts unten).

Kartenarten

  • Physische Karten zeigen die maßstabsgetreue Beschaffenheit der Oberfläche, z. B. Höhenangaben, Orte und Grenzen.
  • Thematische Karten stellen immer ein bestimmtes Thema in ihren Fokus, wie beispielsweise die Landwirtschaft einer bestimmten Region, das Klima, die Industrie oder die Infrastruktur. Auch wenn sie nicht der Schwerpunkt von Universalatlanten sind, findet man in ihnen zumeist auch eine Auswahl an thematischen Karten.

Wie finde ich was?

Über das Inhaltsverzeichnis empfiehlt sich eine Suche nach bestimmten physischen Karten oder Gesamtdarstellungen. Diese können dann einfach über die dort angegebene Seitenzahl erreicht werden.

Das Register dagegen ist geeigneter, wenn die Suche sich um einen bestimmten Karteninhalt dreht, etwa einen bestimmten Ort. Hier ein Anwendungsbeispiel für die Stadt München als gesuchtes Objekt:

Im Register startet man beim Anfangsbuchstaben "M". Innerhalb dieser Liste geht man wieder alphabetisch vor und sucht nach "Mü…", bis man bei "München" ankommt. Hinter dem Namen des Kartenobjekts steht eine Zahlenkombination in diesem Format:

München, 32.1, D4

Die erste Zahl steht für die Seitenzahl im Atlas, auf der die entsprechende Karte zu finden ist. Dahinter steht getrennt durch einen Punkt die Kartennummer auf der Buchseite, die man auf der Karte selbst in der linken oberen Ecke wiederfinden kann. Zuletzt steht im Register die Nummer des Planquadrats verzeichnet, in dem das gesuchte Kartenobjekt auf der nun gefundenen Karte zu finden ist. Ein Planquadrat ist eine Einheit im Gitternetz, das jede Karte dezent durchzieht und diese in Kästchen einteilt. Es dient der Suche bzw. akkuraten Beschreibung spezifischer Karteninhalte. Jedes Planquadrat ist benannt nach dem Zusammentreffen von der Buchstabenreihe oberhalb der Karte und der Zahlenreihe links davon. Bei der Suche nach der Stadt München geht man also analog zur Logik eines Schachbretts vor und führt auf Seite 32 im Atlas, auf Karte Nummer 1, die Reihe D von oben mit der waagrechten Reihe 4 zusammen, und am Schnittpunkt befindet sich schließlich das gesuchte Kartenobjekt.

Vorsicht, Stolperfalle:

Bei der Benutzung des Gradnetzes sollte man nicht in selbst gedachten Linien mit dem Finger vom Buchstaben des Planquadrats aus nach unten fahren, sondern stets den eingezeichneten hellblauen Linien auf der Karte genau folgen. Diese sind je nach Maßstab nämlich oft nicht perfekt gerade, sondern leicht gekrümmt. Das liegt daran, dass die dreidimensionale Krümmung der Erde auf Karten nur zweidimensional abgebildet werden kann.

Mit diesen Tipps und Erläuterungen solltet ihr nun bestens dafür gewappnet sein, eure Schüler:innen mit ihren neuen Atlanten die Erde erkunden zu lassen. Solltet ihr alles nochmal in Kürze zusammengefasst brauchen oder eurer Klasse lieber in Videoform zeigen wollen, findet ihr hier auch ein leicht verständliches Youtube-Tutorial zur Benutzung von Atlanten. Viel Spaß und gutes Gelingen!

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Düsseldorf. Gewalt und Bedrohungen gegenüber Lehrkräften nehmen zu. Laut einer Erhebung des Philologenverbands Nordrhein-Westfalen sind Lehrer:innen sowohl von  verbalen als auch physischen Angriffen, sexualisierter Gewalt, Cyber-Mobbing sowie anderen Formen von Übergriffen betroffen. Die Umfrage ergab, dass fast die Hälfte der Gymnasiallehrkräfte (47 Prozent) und über drei Viertel der Gesamtschullehrer:innen (76 Prozent) in den letzten Jahren persönlich von Gewalt betroffen waren.

Gesamtschulen sind laut der aktuellen Umfrage, bei der etwa 1500 Lehrkräften teilgenommen haben, im Vergleich zu Gymnasien vermehrt von Übergriffen betroffen. 42 Prozent der Befragten Gesamtschullehrkräfte haben angegeben, dass Gewalt dort häufig bis sehr häufig vorkommt. Insbesondere die Art der Übergriffe variiert zwischen den Schulformen: An Gymnasien stehen vor allem Beleidigungen und Cyberdelikte im Vordergrund, während an Gesamtschulen vermehrt körperliche Übergriffe gemeldet werden.

Diese Tendenzen spiegeln sich auch im Sicherheitsgefühl der Lehrkräfte wider. An Gesamtschulen gibt die klare Mehrheit von 63 Prozent an, dass sich ihr subjektives Sicherheitsgefühl am Arbeitsort in den letzten drei Jahren verschlechtert hat, im Vergleich zu 36 Prozent an Gymnasien. Die Übergriffe beeinflussen zudem das Handeln der Lehrkräfte: An Gesamtschulen geben 45 Prozent an, dass sie Auswirkungen auf ihre Arbeit haben, während es an Gymnasien 28 Prozent sind.

Gemäß den Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministeriums stieg die Gewalt an Schulen im letzten Jahr um 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr der Pandemie (2019). Die Mehrheit der registrierten Delikte betrifft Diebstähle, Raub, Erpressung und Körperverletzung. Besorgniserregend ist, dass sich die Fallzahlen nach der Pandemie zwischen 2021 und 2022 im schulischen Umfeld auf 9300 verdoppelt haben.

Die Umfrage zeigt auch, dass die Täter:innen in den meisten Fällen Schüler:innen sind, gefolgt von Eltern. Elterngespräche werden dabei als besonders belastend empfunden. In Reaktion darauf wünschen sich Lehrkräfte verstärkte Unterstützung seitens der Schulleitung und des Kollegiums. Die erhobenen Stimmen der befragten Lehrkräfte fordern, das Problem offensiv anzusprechen und konkrete Maßnahmen wie Einlasskontrollen, Videokameras, Sicherheitsdienste sowie den Einsatz von Gewaltschutzbeauftragten zu ergreifen. „Die Probleme müssen laut ausgesprochen werden, auch von der Politik“, erklärte eine Lehrkraft in der Umfrage.

Die Vorsitzende des Philologenverbands in Nordrhein-Westfalen, Sabine Mistler, äußerte sich besorgt über die Ergebnisse der Umfrage: “Uns haben die Zahlen und Schilderungen schockiert“. Ihrer Meinung nach verdeutlichen sie klar, dass dringend Maßnahmen ergriffen werden müssen.

Die Gewaltproblematik betrifft nicht nur Schulen in Nordrhein-Westfalen, sondern scheint insgesamt deutschlandweit zuzunehmen. Erst letzte Woche gab es zwei Großeinsätze in Hamburg, bei denen Lehrkräfte mit vermeintlichen Waffen bedroht wurden, und einen in Offenburg, Baden-Württemberg, wo ein Schüler mit einer Schusswaffe tödlich verletzt wurde (Lehrer-News berichtete).

Daraufhin reagierte auch die Hamburger Lehrer:innenkammer. Der Vorsitzende der Lehrer:innenkammer Kai Kobelt fordert Konsequenzen. In der Stellungnahme heißt es: “Die Gewalt gegenüber Beschäftigten an Schule muss enttabuisiert werden.” Konkrete Handlungen dagegen sollten nicht mehr nur als pädagogische Aufgabe der Betroffenen gesehen werden. Stattdessen wird gefordert, dass beispielsweise Sozialarbeiter:innen an allen Schulen eingesetzt werden, um Gewaltprävention zu ermöglichen.

Die Schüler:innenvertretung unterstreicht die Probleme durch steigende Jugendkriminalität in Hamburg. Sie warnt vor rassistischen Reaktionen und fordert verstärkte Präventionsarbeit, Gewaltpräventionsprogramme und sozialpädagogisches Personal an Schulen. Die Ereignisse von Offenburg verstärken die Forderungen nach sofortigen Maßnahmen. Laura Dolud, stellvertretende Vorsitzende der Schüler:innenkammer Hamburg, äußerte sich zu den Reaktionen auf die Vorfälle kritisch: „Momentan wird an Schulen erfahrungsgemäß erst reagiert, wenn schon etwas passiert ist. Echte Präventionsarbeit muss vorher anfangen. Wir brauchen großflächige, von Experten erarbeitete Gewaltpräventionsprogramme, die an allen Hamburger Schulen verpflichtend Anwendung finden.”

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Sie sind beinahe Klischeebild eines langweiligen Unterrichtsmittels: Wenn in Geographie oder Geschichte riesige, vergilbte Karten ausgerollt werden, wird die Klasse selten euphorisch. Dennoch haben sie sich bewährt, um die große Welt, in der wir leben, zu sortieren und einzuordnen. Und es gibt eine große Vielfalt an Informationen, die uns Weltkarten liefern können. Manche  können uns überraschen oder zeigen Dinge besonders eindrücklich. Deshalb haben wir Karten rausgesucht, mit denen ihr den Unterricht auflockern, interessanter machen und den Schüler:innen neue Perspektiven bieten könnt.

Perspektivwechsel – Wie Karten die Weltsicht verzerren

Wie sehr uns Karten prägen, die wir seit der Kindheit sehen, zeigt die Karte der Hobo-Deyer-Projektion. Nach unserer Gewohnheit steht sie auf dem Kopf. Das liegt daran, dass die bei uns verbreitetsten Karten Europa und die Nordhalbkugel in den Fokus rücken. Außerdem sind die Länder stark verzerrt, doch das gilt genau genommen für  jede Karte.

Die Hobo-Deyer-Projektion zeigt die Welt mit korrektem Flächenverhältnis und mit der Südhalbkugel oben. (Quelle: Samim)

Denn die Erde als Globus lässt sich nicht so einfach auf eine Fläche bringen. Das gilt auch für die verbreitetsten Karten, die Mercator-Projektion und die sogenannte Plattkarte. Nur sind dort die Flächen nahe der Pole, also Europa, Asien und Nordamerika, im Verhältnis viel zu groß dargestellt. Früher waren sogenannte gesüdete Karten noch gängiger, heute werden sie eher als politisches Statement gegen den Eurozentrismus genutzt. 

Genau deshalb haben Bob Abramms, Howard Bronstein und Mick Dyer ihre Karte extra beidseitig gedruckt, auf der einen Seite liegt Norden oben, auf der anderen Seite Süden. Sie wollten klar machen, wie unser Fokus auf der Nordhalbkugel liegt, obwohl die umgekehrte Karte genauso richtig ist. Süden oben und Norden unten entspricht einfach nicht der uns gewohnten Darstellungsweise. Deshalb hat sich bei vielen das Bild des großen Grönlands und des riesigen Russlands eingeprägt. Im Gegensatz dazu ist die Hobo-Deyer-Projektion tatsächlich flächentreu, die Karte ist also so verzerrt, dass die Größe der Flächen in Relation zueinander korrekt dargestellt wird.

Interaktive Karten für Entdeckungsfreude im Unterricht

Eine Möglichkeit, die eingeprägten Vorstellungen im Unterricht interaktiv zu brechen, bietet die Karte thetruesize. Hier kann man ein Land auswählen und es auf der Mercator-Weltkarte verschieben. Dabei wird das Land immer maßstabsgetreu abgebildet. Auf der Website lassen sich die Größenvergleiche zusammen mit den Schüler:innen frei ausprobieren. Das erlaubt überraschende Eindrücke von Grönland, Indonesien und vielen mehr.

Russland auf der Mercator-Projektion in seiner tatsächlichen Lage (pink) und auf Höhe des Äquators (blau). Deutschland (neongrün) im Größenvergleich mit Grönland. (Quelle: thetruesize)

Auch mit dem WorldMapGenerator lassen sich interaktiv neue Perspektiven einnehmen. Der Mittelpunkt einer Weltkarte kann dort beliebig bestimmt werden. Man kann unterschiedliche Projektionen wählen und erzeugt so überraschend andere Sichtweisen  auf den Globus.

Bevölkerung imposant verbildlicht

Größe und Lage der Länder sind aber nicht die einzigen Kriterien, sondern es bietet sich auch ein Blick auf Bevölkerungszahlen an. Dabei ist interessant zu sehen, welche Teile der Erde besonders dicht besiedelt sind, oder wie sich in einzelnen Ländern die Bevölkerungsdichte verteilt. Der X-Blogger Terence Fosstodon erstellt dazu Karten der Bevölkerungsdichte einzelner Länder und Kontinente in einer optisch ansprechenden Darstellung.

Weltkarte stellt die Bevölkerung auf der Erde topografisch dar. (Quelle: X)

Die Seite Worldmapper zeigt wiederum Karten, die sich mit Bevölkerungsentwicklungen in den verschiedenen Erdteilen auseinandersetzen. Dabei helfen die Verzerrungen nicht nur, interessante Verhältnisse darzustellen, sondern schaffen es auch, den Unterricht durch ihre ausgefallene Form mit einem Lacher aufzulockern.

So sähe die Welt aus, wenn die Flächen der Länder so groß wären wie deren Einwohnerzahl. (Quelle: Worldmapper)

Brisante Karten über Mensch und Umwelt

Auch für die Arbeit in anderen Fächern lassen sich ähnlich eindrückliche Weltkarten finden. Ein wichtiges Thema im Geographieunterricht, aber auch darüber hinaus, ist der Mensch, sein Umgang mit der Umwelt und der damit verbundene Klimawandel. Die Climate Impact Map veranschaulicht die globalen Temperaturveränderungen, wie sie durch den Klimawandel zu erwarten sind. Auf der Website lassen sich verschiedene Parameter wie Zeiträume oder die Stärke des Klimawandels einstellen. So entstehen verschiedene Karten, die erwartbare Temperaturentwicklungen, aber auch Sterblichkeit oder Energiekosten anzeigen.

So stark macht sich der Klimawandel weltweit bemerkbar. (Quelle: impactlab)

Welche Auswirkungen die klimatischen Veränderungen auf die Tierwelt haben, zeigt die Karte von The Nature Conservancy. Sie stellt die Ströme verschiedener Arten dar, die sich auf dem Nord- und Südamerikanischen Kontinent neue Lebensräume suchen. Noch beeindruckender wird die Darstellung, wenn man sie live auf der Website Migrantsinmotion abruft, weil die Ströme dort tatsächlich in Bewegung sichtbar sind.

Eine Karte von Nordamerika zeigt, wie verschiedene Tierarten klimabedingt in neue Lebensräume ziehen. (Quelle: Migrations in Motion)

Die Auswirkung der Menschen auf die Natur wird auch auf einer weiteren Karte greifbar. Das Problem der Lichtverschmutzung kann man wahrnehmen, wenn man den Blick in den Sternenhimmel auf dem Land und aus der Stadt miteinander vergleicht. Um den direkten Unterschied sichtbar zu machen, hilft ein Blick aus dem Weltall. Die Karte zeigt, wie die gesellschaftliche Entwicklung die Nacht in weniger als 20 Jahren deutlich heller gemacht hat.

Das Satellitenbild von Europa bei Nacht zeigt die Helligkeit künstlicher Lichtquellen 2010, verglichen mit 1992. (Quelle: ardalpha)

Karten als Diagramme für Politik und Gemeinschaftskunde

Bei allen Karten, die wir sehen, werden große lokale und globale Unterschiede sichtbar. Bei der Lichtverschmutzung ist der Zusammenhang mit der Bevölkerungsdichte erkennbar. Es gibt darüber hinaus unzählige thematische Karten, die wie Diagramme funktionieren und so politische und gesellschaftliche Diskrepanzen zwischen den Ländern verbildlichen. So zeigen die folgenden Karten, wie es weltweit um kritische Themen wie Demokratie und Pressefreiheit steht.

Karte nach dem Demokratieindex 2022 von vollständig demokratisch (dunkelgrün) nach autoritärem Regime (dunkelrot). (Quelle: Wikipedia)
Wie ist die Lage beim Thema Pressefreiheit in den Ländern dieser Welt? (Quelle: Reporter ohne Grenzen)

Die Auswahl an weiteren themenbasierten Karten wie beispielsweise zu Gleichberechtigung ist groß. Es kann aber auch methodisch interessant sein, im Unterricht eigene Karten zu erarbeiten. Dabei bietet es sich an, eine Blanko Weltkarte in einer Recherchearbeit durch die Schüler:innen entsprechend der Daten zum jeweiligen Stoff zu kolorieren. 

Wer im Unterricht grundlegend in das Thema Karten einsteigen will, dem können wir ein Video von Terra X empfehlen. Es erzählt die Entstehung der verbreiteten Mercator-Projektion und zeigt, dass eine Weltkarte uns immer  nur eine Perspektive liefern kann, denn eine korrekte Darstellung von Längen und Flächen bietet nur der Globus.

Die Auswahl an so unterschiedlichen Karten zeigt, wie viele Möglichkeiten es gibt, damit im Rahmen des Unterrichts zu arbeiten. Manche davon können Augenöffner sein, weil sie Informationen sehr einfach verbildlichen. Zu unzähligen Themen lassen sich außerdem noch weitere Weltkarten finden. Als Lehrmittel bleiben Karten in vielerlei Hinsicht interessant.

Wenn ihr noch Karten kennt, die man unbedingt gesehen haben muss, dann lasst uns das gerne in den Kommentaren wissen.

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Wiesbaden. Es sind klare Worte, die der Vorsitzende des hessischen Landeselternbeirats, Volkmar Heitmann, für die Schulpolitik seiner Landesregierung findet. Im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau kritisiert er vergangene Woche, dass man im internationalen Vergleich “Lichtjahre” hinterher hänge. In einem Rundumschlag äußert er Kritik an verschiedenen Institutionen. Für Heitmann ist deshalb jetzt Schluss. Letztendlich habe ihn die Situation dazu gebracht, sein Ehrenamt Anfang November abzulegen. 

Im Interview kritisiert Heitmann unter anderem die mangelnde Elternbeteiligung. Während seines Engagements im Landeselternbeirat habe er zusammen mit anderen Eltern der Landesregierung zahlreiche Verbesserungsvorschläge gemacht – die meisten davon seien vom Tisch gewischt worden. Im Kontakt mit dem Kultusministerium oder mit dem Minister hätte es stets eine freundliche Atmosphäre gegeben, allerdings sei im Anschluss an Gespräche dann nichts passiert. Dies hätte schon bei Heitmanns Vorgängern für Frust gesorgt. Er nimmt die Landesregierung stellenweise sogar in Schutz. Die Abhängigkeit vom Finanzministerium und Entscheidungen auf Bundesebene würde bewirken, dass Bildung keine höhere Priorität habe. Heitmann selbst gibt an, dass sein Rücktritt gar nicht als Statement gegen die Vorgänge in der Schulpolitik gemeint gewesen wäre, er sich aber freue, dass es nun trotzdem so aufgefasst wurde. Heitmann wünscht sich für seine möglichen Nachfolger:innen, dass ihnen mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt würden. Er selbst sei pro Woche auf etwa 20 Arbeitsstunden für sein Ehrenamt gekommen. Hier müsse es künftig eine Aufwandsentschädigung geben. 

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hat sich hinter Heitmann in einer Pressemitteilung gestellt und seine Kritik bestärkt. Auch die GEW betonte , dass das Ehrenamt nicht ausreichend gewürdigt würde. Zudem gehen sie auf weitere Punkte Heitmanns ein, wie etwa den Lehrkräftemangel oder schlechten Bedingungen im Referendariat. Hier müsse die Landesregierung schleunigst handeln. 

Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, hat sich das hessische Kultusministerium gegen die Vorwürfe von Heitmann gewehrt. Man unterstütze die Elternarbeit auf allen Ebenen und in vielfältiger Weise, teilte ein Sprecher mit. „Die regelmäßigen Austausche mit dem Landeselternbeirat als wichtigem Partner sind immer von Wertschätzung geprägt – und das wird weiter so sein. Deshalb haben solche völlig abwegigen Vorwürfe überrascht.“

Spannend wird nun zu sehen sein, ob sich eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger für die Position des Landesbeirats-Vorsitzes findet. Sonderlich attraktiv dürfte das Ehrenamt nach den Berichten Heitmanns derzeit nicht wirken. 

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Ihr sucht nach einem spannenden Ausflugsziel für eure nächste Exkursion, aber wollt nicht jedes Jahr die gleichen Museen, Schlösser und Naturparks ablaufen? Wenn ihr im Süden Bayerns oder Baden-Württembergs unterrichtet, kann es sich in diesem Fall anbieten, den Blick auch mal über die heimischen Grenzen hinaus zu werfen. Unser Nachbar Österreich verspricht nämlich nicht nur wunderschöne Berglandschaften und deftiges Essen, sondern kann auch aus pädagogischer Perspektive einiges bieten. In diesem Artikel stellen wir euch drei Ideen für grenznahe Ausflugsziele in Österreich vor, für die sich ein kurzer Abstecher ins unmittelbare Ausland im Rahmen eurer nächsten Klassenfahrt definitiv lohnt. 

Wenn ihr eher auf der Suche nach Exkursionszielen innerhalb Deutschlands seid, schaut doch mal bei unseren Empfehlungen für die einzelnen Bundesländer vorbei. 

Museum inatura: Mensch und Natur interaktiv erleben

Im Museum inatura lernen Kinder mithilfe von interaktiven Stationen die Lebensräume, Pflanzen und Tiere ihrer unmittelbaren Umgebung kennen. (Quelle: inatura)

In Dornbirn, Vorarlberg, etwa 20 Minuten Autofahrt vom Bodensee entfernt, liegt das Naturschutzmuseum inatura, dessen Dauerausstellung “Erlebnis Naturschau Dornbirn”  die Lebensräume der Tiere und Pflanzen Vorarlbergs sowie den menschlichen Körper thematisiert. Das Museum ist mit seinem Fokus auf interaktiven Ausstellungsstücken besonders für Kinder geeignet und eure Schüler:innen können die zu vermittelnden Inhalte auf eine spielerische, erlebnisbasierte Art lernen. 

Ein Besuch in den Ausstellungsbereichen “Gebirge”, “Wald & Wiese” und “Wasser” lässt sich vor allem mit dem Thema Lebensräume im Biologie- oder Geographieunterricht verbinden. Besonders interessant sind diese Bereiche für Schüler:innen, die in der Nähe vom Bodensee wohnen, denn sie bekommen hier eine neue Perspektive auf ihre unmittelbare natürliche Umgebung, beispielsweise durch ein vier Meter langes Relief Vorarlbergs. Lebende sowie ausgestopfte Tiere bringen Besucher:innen die Artenvielfalt Vorarlbergs und die Anpassungsfähigkeit heimischer Tiere nahe. Zudem können eure Schüler:innen auf einer Kletterwand und im nachgebauten unterirdischen Gangsystem die Natur spielerisch und hautnah entdecken. Für die Behandlung des menschlichen Körpers in Biologie eignet sich der Ausstellungsbereich “Das Wunder Mensch”. Laut Webseite macht inatura den Menschen “begehbar”, da Besucher:innen dort die Reise der Nahrung im menschlichen Körper durchlaufen und so die Funktionen der Organe und die Auswirkungen bestimmter Gewohnheiten auf die Gesundheit selbst erleben können. 

Für Schulklassen ist eine Anmeldung per Telefon oder E-Mail erwünscht. Pro Klasse erhalten drei Begleitpersonen kostenfreien Zugang zum Museum, während der Eintritt für eure Schüler:innen 3,50 Euro bzw. 5 Euro mit Führung kostet. Inhalte der Führung können bei der Anmeldung aus dem Museumspädagogik Programm ausgewählt und so an das Alter eurer Klasse und relevante Unterrichtsthemen angepasst werden. In der kostenlosen Zeitschrift inatura aktuell gibt es auch zu ausgewählten Themen vorgefertigte Arbeitsblätter, die ihr ausdrucken und eure Schüler:innen anhand der Ausstellungen bearbeiten lassen könnt. Für die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren vom Bahnhof Dornbirn zwei Linienbusse, die alle halbe bzw. viertel Stunde Besucher:innen zum Museum bringen. Das inatura ist barrierefrei.

Eisriesenwelt Werfen: Den eisigen Spuren der Vergangenheit folgen

In der Eisriesenwelt herrschen auch im Hochsommer meist Temperaturen unter 0 Grad. (Quelle: Eisriesenwelt)

Etwa 60 Kilometer südlich von Salzburg findet ihr die Eisriesenwelt, die mit einer Gesamtlänge von 40 Kilometern als die größte Eishöhle der Welt gilt. Sie wurde von Naturforscher David Attenborough als eines der “great natural wonders of the world” bezeichnet und ist weltweit eine von nur einer Handvoll Eishöhlen, die für Besucher:innen zugänglich sind. Dieses alpine Highlight, nur 45 Minuten Autofahrt von der deutschen Grenze entfernt, solltet ihr euren Schüler:innen also auf keinen Fall vorenthalten. 

Ein Besuch lässt sich besonders gut mit dem Themenfeld Geologie im Fach Geographie verbinden, um euren Schüler:innen einen Einblick in die Langlebigkeit unserer natürlichen Umgebung zu bieten. Im Höhlensystem, das vor etwa 100 Millionen Jahren bei der Alpenbildung entstand, befindet sich nämlich noch heute Eis, das schon zur Zeit Ötzis vor 5.300 Jahren dort war. Allerdings kann die Höhle auch als Anstoßpunkt für Unterrichtsgespräche über die Klimakatastrophe dienen. In denletzten Jahren wurde in der Eisriesenwelt vermehrt zu den Auswirkungen der Erderwärmung geforscht und 2022 verewigte ein Kamerateam von National Geographic das eisige Naturwunder in Film und Foto für zukünftige Generationen, bevor es schmilzt und verschwindet. Auch aus geschichtlicher Perspektive lohnt sich eine Exkursion zur  Eisriesenwelt; in der Höhle läuft nämlich kein Strom, sondern ihr könnt mit euren Schüler:innen mithilfe von historisch nachempfundenen Gas- und Magnesiumlichtern die Höhle genauso erforschen, wie es 1879 der Salzburger Naturforscher Anton von Posselt-Czorich erstmals tat.

Die Eisriesenwelt ist jährlich vom 1. Mai bis zum 31. Oktober geöffnet und kostet für Schulklassen nach Anmeldung 17,50 Euro je Kind unter 15 Jahren und 25 Euro für Jugendliche zwischen 15 und 18. Pro angefangener Gruppe von 15 Schüler:innen erhält eine erwachsene Begleitperson kostenfreien Eintritt. Das Ticket beinhaltet eine Höhlentour und die Seilbahnfahrt zu der auf 1641 Höhenmetern gelegenen Höhle. Die Eisriesenwelt ist allerdings nicht barrierefrei; in der Höhle müssen 1400 Stufen passiert werden und es liegen jeweils 20 Minuten Fußweg zwischen Parkplatz und Talstation sowie zwischen Bergstation und Höhleneingang. Der Parkplatz ist  mit dem ÖPNV zu erreichen; Schulgruppen können im Voraus einen Bustransfer reservieren, der etwa fünf Gehminuten vom Bahnhof Werfen entfernt abfährt.

Kugelwald am Glungezer: Mit den Gesetzen von Physik und Natur spielen

Im Kugelwald am Glungezer werden Kinder spielerisch und naturnah an die Gesetze der Physik herangeführt. (Quelle: Kugelwald am Glungezer)

Der Kugelwald am Glungezer liegt 23 Kilometer östlich von Innsbruck und mit dem Auto eine gute Stunde von der deutschen Grenze entfernt. Die Anreise aus Deutschland ist für einen Tagesausflug recht lang, aber wir finden, dass ein Besuch die Fahrzeit  auf jeden Fall wert ist – schließlich handelt es sich hier um die weltweit größte Kugelbahn in freier Natur! Der Kugelwald liegt auf 1.560 Meter Höhe und bietet Kindern mit seinen insgesamt 500 Meter langen hölzernen Kugelbahnen stundenlangen Spaß.  

Im Kugelwald können eure Schüler:innen im Rahmen des Physikunterrichts die Gesetze von Physik und Natur “ohne technischen Schnickschnack” austesten, denn die Kugelbahnen laufen ohne fremde Energieeinwirkung und werden nur durch die Schwerkraft und die Kraft eurer Schüler:innen angetrieben. Auch sportlich ist ein Besuch des Kugelwaldes eine Bereicherung. In dem 8.000 Quadratmeter-großen Gelände werden Kinder durch das Rollen der Kugeln und diverse Geschicklichkeits- und Aktivstationen spielerisch zur Bewegung aufgerufen. Pädagogische Angebote gibt es im integrierten “Waldklassenzimmer”, wo ihr mit euren Schüler:innen lockeren naturnahen Unterricht durchführen könnt. Für die Vorbereitung der Unterrichtseinheiten werden euch bei Anmeldung kostenlose digitale Materialien für naturwissenschaftliche Fächer zur Verfügung gestellt. Bei Ankunft könnt ihr zusätzlich eine “Waldschul-Kiste” mit passenden Materialien wie Farben, Pinsel und Lupen ausleihen. 

Der Kugelwald hat vom 1. Juli bis Anfang Oktober täglich geöffnet und liegt direkt bei der Mittelstation der Glungezerbahn. Die Anreise zur Gondel ist auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln unkompliziert; die Buslinie 4134 fährt vom Hauptbahnhof Innsbruck nach Tulfes zur Talstation.  Der Eintritt kostet 25 Euro pro Schulgruppe bis 50 Personen, zuzüglich einer Kaution von 50 Euro für den Kugelverleih. Die Auf- und Abfahrt mit der Gondel kostet für eure Schüler:innen jeweils 7,50 Euro. Für je zehn Kinder kann eine Begleitperson kostenlos mitfahren. Schulgruppen müssen im Voraus per Telefon oder E-mail beim Kugelwald angemeldet werden.

Ihr seht also, ein Blick über die Landesgrenzen hinaus kann euren Ideenfundus für die nächste Exkursion auf vielfältige Art erweitern und euch so die Planung erleichtern – und hoffentlich euch und euren Schüler:innen einen unvergesslichen Tag in der Alpenrepublik ermöglichen. Kennt ihr weitere grenznahe Ausflugsziele in Österreich? Empfehlt sie gerne in den Kommentaren weiter! 

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Berlin. Künstliche Intelligenz kann inzwischen eingesetzt werden, um potenzielle Schulabbrecher:innen zu identifizieren und frühzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen. In den USA, Indien, Argentinien und Australien kommen derartige Frühwarnsysteme bereits zum Einsatz. Dabei werden Daten wie Fehltage, Schulverweise und Veränderungen in den Noten genutzt, um Muster zu erkennen und mögliche Risiken vorherzusagen. Der Berliner KI-Experte Aljoscha Burchardt spricht in dem Interview mit dem rbb von einer Chance, mehr Gerechtigkeit zu schaffen.

Laut Burchardt können KI-Anwendungen schleichende Veränderungen im Verhalten der Schüler:innen erkennen, die von Lehrkräften aufgrund der Schülerzahl möglicherweise übersehen werden. Er hebt hervor, dass die Einzelfallbewertung entscheidend ist. “Diese Stärke des Systems, wirklich alle und alles im Blick zu haben, ist dann vielleicht der Vorteil der KI”, sagt Burchardt. 

Leistungsbewertung sei bereits ein integraler Bestandteil unseres Schulsystems, denn die Überwachung der Schüler:innen erfolge bisher analog durch Lehrkräfte und werde nur “nicht so stark technisch unterstützt.” Er weist darauf hin, dass die Integration von KI in den Überwachungsprozess einen Paradigmenwechsel darstellen würde, indem eine umfassendere, technisch gestützte Methode die bisherige, manuelle Überwachung ergänzen könnte. Dabei verweist er jedoch auf den Datenschutz innerhalb der Systeme: „Die Art der konkreten Gestaltung ist oft wichtiger, als zu sagen, ‘Wir ziehen eine rote Linie‘ und ‘Nie und nimmer wollen wir in der Schule eine Leistungsbewertung.’“

In Indien wird das Problem mit Schulabbrüchen bereits seit 2015 mit Technologie angegangen. Durch den Einsatz der App der Microsoft-Plattform Azure und der mobilen App Vidyarthi Nestham werden potenzielle Schulabbrüche unter Einbezug komplexer Daten, darunter die Schülerleistungen, Geschlecht, sozioökonomische Aspekte, Schulinfrastrukturen und Einschätzungen der Lehrkräfte, identifiziert und die dafür verantwortlichen Faktoren analysiert. In über 10.000 Schulen in Andhra Pradesh ermöglicht letztere App mittlerweile den Lehrkräften, systematisch vier bis fünf drohende Abbrüche pro Lehrkraft jeder Schule vorherzusagen und gezielt auf die Schwächen der betroffenen Schüler:innen einzugehen.

Auch in den USA gibt es erfolgreiche Projekte wie das Wisconsin Projekt. Dieses unterstützt seit 2012 Institutionen dabei, Richtlinien zu entwickeln und individuelle Prozesse für die Schüler:innen basierend auf den gesammelten Informationen anzuschieben. 

In Deutschland seien solche Systeme bislang noch nicht im Einsatz, so Burchardt, der dies aber für prinzipiell denkbar hält, wenn entsprechende Prozesse implementiert sind. Um derartige KI-basierte Vorhersagen auch an deutschen Schulen zu treffen, müssten die Schulen allerdings digitaler werden. “Wenn wir uns also in einem reinen Tinte- und Kreide-basierten Umfeld bewegen – dann ist einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt”, so Burchardt. 

Darüber hinaus betont der Experte, dass KI-Anwendungen auch in anderen Bereichen der Schule verwendet werden könnten. Neben Bürotätigkeiten wie Lehrpläne schreiben und der Unterrichtsvorbereitung wie der Erstellung von Multiple-Choice-Tests könne KI auch zur Korrektur von Arbeiten herangezogen werden und somit die Lehrkräfte entlasten. Wichtig sei es, die Schüler:innen auf das Leben vorzubereiten und ein Grundverständnis von KI zu vermitteln, auch außerhalb des Informatikunterrichts.

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Schneverdingen/Berlin. 300 Anfragen von Schulen zum Austausch mit Schüler:innen über den Nahostkonflikt erhielt die deutsch-Palästinenserin Jouanna Hassoun in kürzester Zeit – es besteht sehr großer Rede- und Aufklärungsbedarf, den die Schulen alleine nur noch schwer stemmen können. Gemeinsam mit Shai Hoffmann, einem deutschen Juden mit israelischen Wurzeln, schafft sie an einer Schule in Offenbach Platz für direkten Austausch zur Thematik, wie die Tagesschau berichtet. Sie treten mit den Schülerinnen in eine offene Diskussionsrunde zum andauernden Nahostkonflikt, von dem die beiden direkt betroffen sind. Inmitten einer unkontrollierbaren Nachrichtenflut in den sozialen Medien, reißerischer Meinungsmache und dem ganz normalen Unterrichtsalltag stellt der Nahostkonflikt Schulen und Lehrkräfte derzeit vor einige Herausforderungen, über die sich im so geschaffenen Rahmen ausgetauscht werden kann. Neben dem in Kontakt treten mit jungen Menschen sei ihr gemeinsames Ziel sei dabei vor allem, “Sensibilität für die jeweils Anderen zu fördern”, erzählen sie gegenüber der Tagesschau: “Ich könnte niemals sagen, sein Schmerz ist ein anderer als meiner”, legt Hassoun den Schülerinnen gegenüber offen.

Es ist nicht vermeidbar, dass Schüler:innen auf unterschiedlichen Wegen, spätestens aber nach dem Unterricht online auf dem eigenen Smartphone, auf teils verstörende mediale Inhalte und problematische Kommentarspalten stoßen. Auch im Elternhaus werden eventuell Meinungen kundgetan oder Diskussion rund um Themenfelder geführt, die den Schüler:innen bislang fremd waren. Dazwischen einen Überblick zu gewinnen und sich eine eigene fundierte Meinung zu bilden, gestaltet sich oft  schwierig. Vor allem dann, wenn junge Menschen gerade erst dabei sind, ein Gespür für Nachrichten und internationale Politik zu entwickeln. 

Wie fühlen sich Schüler:innen derzeit?

Schüler aus Niedersachsen berichten beispielsweise davon, Druck zu verspüren, sich in der breit geführten Debatte für eine Seite des Konflikts als die “richtige” entscheiden zu müssen. Das Bewusstsein darüber, dass es gar nicht so einfach sein kann, solche Aussagen zu treffen, kann durch diesen Druck, den sie von der allgemeinen Debattenkultur her verspüren, eventuell nicht richtig ausgebaut werden oder –  falls in Ansätzen bei älteren, reflektierten Schüler:innen schon vorhanden – eingedämmt werden. Schüler:innen berichten darüber hinaus von Belastungen, vor allem die sozialen Medien seien hierbei ein großer Faktor, wie eine Schülerin dem NDR berichtet: “Es ist natürlich belastend, wenn man dem nicht ausweichen kann und auf Social Media Bilder und Videos bekommt, die Verletzte und Tote zeigen, ohne dass man vorher darüber reflektiert hat, ob man das jetzt wirklich sehen möchte”. Die Sorge der Schüler:innen weitet sich mit der weiteren Beschäftigung auch auf verknüpfte Problematiken aus: “Dass der Antisemitismus in Deutschland wieder auflebt [...], finde ich sehr erschreckend”, so ein weiterer Schüler der Klasse.

Welche Lösungsstrategien gibt es bisher? 

Der Krieg in Israel und Gaza stellt Lehrkräfte indes vor neue Herausforderungen. Gerade im schulischen Umfeld, in dem Heranwachsende den Umgang mit genau solchen Thematiken erst erlernen sollten, ist das Bedürfnis nach Information und Einordnung groß. Einige Lehrer:innen versuchen daher, dieser verzwickten Situation zumindest etwas an Mehrwert abzugewinnen: Das aktuelle politische Geschehen rund um Israel und den Gazastreifen kann eine Gelegenheit dafür sein, Schüler:innen einen gesunden Umgang mit Nachrichten näherzubringen. So könnten die Schüler:innen selbst den Verlauf einer global relevanten Situation mitverfolgen und zeitgleich lernen, sich einen Gesamtüberblick über die Situation zu verschaffen und sich ihre Meinung darüber zu bilden. 

Um Schulen und Lehrer:innen bei der thematischen Aufarbeitung zu unterstützen, stellen die Kultusministerien einiger Länder bereits auf die verschiedenen Jahrgangsstufen der weiterführenden Schulen angepasste Unterrichtsmaterialien. Ein  Politik-Leistungskurs in Niedersachsen zeigt im Bericht des NDR, wie diese konkret eingesetzt werden können: Hier bietet der Lehrer in jeder Stunde das feste Format an, die ersten 15 Minuten zur “offenen und faktenbasierten Beschäftigung mit dem aktuellen Geschehen” zu nutzen. Das bietet Gelegenheit zur Sensibilisierung für spezifische Themen, ihre Hintergründe und allen möglichen Verbindungen zu ihnen. Das Schaffen solcher Querverweise durch eigenes Denken und Arbeiten mit aktuellen Nachrichten sei von sehr großem Mehrwert für Schüler:innen. So erlernen sie langsam ein Gefühl für Komplexität und dem differenzierten Umgang damit.

Probleme und Herausforderungen

Weitaus nicht alle Schulen räumen dem Thema jedoch solchen Raum ein. Die Gründe gehen auseinander: Der strikte Zeitplan, der in den Lehrplänen vorgesehen ist, ist dabei wohl einer der häufigsten. Akuter Lehrermangel macht es noch notwendiger, die Stunden, die man für sein Fach hat, auch für Stoffvermittlung und Prüfungsvorbereitung zu nutzen. Das Problem stellt auch der Vorsitzende der GEW Hessen, Thilo Hartmann, fest: “In der schulischen Praxis ist es häufig schwierig, die notwendige Zeit für pädagogische Arbeit aufzubringen, um die verstörenden Nachrichten und Bilder im Kontext einer demokratischen Bildung angemessen aufarbeiten zu können”. Teilweise fühlen sich Lehrkräfte auch  der Thematik nicht gewachsen genug und würden das Besprechen deshalb lieber den Kolleg:innen überlassen, die sich fachlich ohnehin besser auskennen. Uwe Herrmann, der Lehrer des zuvor erwähnten Politik-Leistungskurses, steht dem solidarisch gegenüber: “Ich finde es ist eine Stärke, zu sagen: ‘Mach du das in deinem Unterricht, ich fühle mich [in der Thematik] nicht so sicher’. So helfen wir uns im Lehrerzimmer.”

Daneben ist eine der größten Herausforderungen des Bildungssystems momentan die fachübergreifende Vermittlung des Erkennens von und der richtige Umgang mit Fake-News. Auch wenn Schüler:innen der Begriff im digitalen Zeitalter wohl kaum als etwas Neues erscheint, so braucht es doch eine geeignete leitende Hand, die sie durch die Medienflut leitet, ohne zu filtern oder Meinungen vorzuformen. Bei der ganzen Fülle an Informationen und so viel neuem Werkzeug kann es aus Schüler:innensicht schwer sein, auch noch Nuancen zu erkennen. Auch hierbei können die aufbereiteten Unterrichtsmaterialien vom Kultusministerium eine Hilfe dabei darstellen, große Thematiken umfassend zu erläutern und Fehlinformationen gegenzusteuern.

Auch bei der Verwendung dieser klassenstufenspezifischen Hilfsmaterialien gebe es aber wiederum die Gefahr, dass Schüler aus höheren Jahrgangsstufen beispielsweise Bilder mit verstörendem  Inhalt an Schüler der Unterstufe weiterleiten und diese damit erschrecken. Es bleibt also die allgemeine Dringlichkeit nach möglichst offen gelebter Aufklärung und einem verantwortungsvollen Umgang mit Nachrichten und Medien. 

Eine Zusammenstellung mit hilfreichen Materialien zur Behandlung des Nahostkonflikts im Unterricht findet ihr auch hier bei uns.

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Was ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Schüler?

Eine BU-Versicherung für Schüler (Schüler BU) schützt finanziell bei Berufs- oder Schulunfähigkeit aufgrund von Krankheit oder Unfall. Kann das Kind nicht weiter zur Schule gehen oder den Beruf zu mindestens 50% ausüben, zahlt die Versicherung eine vereinbarte Rente.

Wie sinnvoll ist eine BU für Schüler?

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Schüler ist sinnvoll, da sie frühzeitig Schutz vor finanziellen Folgen von Krankheiten oder Unfällen bietet, die die Schul- oder spätere Berufstätigkeit beeinträchtigen können. Laut Morgen & Morgen ist die Arbeitskraft in Deutschland außerdem durschnittlich 2 bis 3 Millionen Euro wert. Psychische Beschwerden wie AD(H)S oder Lese-Rechtschreibschwäche, die häufig bei Schülern diagnostiziert werden, können später den Abschluss einer BU erschweren oder verteuern. Bei schwerer Erkrankung oder Unfall bietet eine Schüler-BU finanzielle Unterstützung, was besonders wichtig ist, wenn das Kind möglicherweise nie arbeitsfähig wird.

Was sind gute Anbieter für Schüler BU-Versicherungen?

Nachfolgend eine Übersicht guter BU-Anbieter für Schüler:

1. Allianz: Bietet Versicherung ab 10 Jahren mit optionaler Dienstunfähigkeitsklausel. Besonders interessant für Beamtenanwärter. Die maximale BU-Rente für Schüler beträgt 1.500 €. Ein Nachteil ist die Risikoprüfung bei Berufsaktualisierung.

2. Alte Leipziger: Bekannt für klare Definitionen und flexible Erhöhungsoptionen. Versicherbar ab 10 Jahren, mit einer maximalen BU-Rente von 1.500 € für Kinder. Fehlende Dienstunfähigkeitsklausel könnte ein Nachteil sein.

3. Baloise / Basler: Bietet seit 2021 verbesserte Bedingungen, Versicherung ab 10 Jahren, und eine Erhöhungsoption bis zu 4.000 €. Maximale BU-Rente für Kinder liegt bei 1.500 €. Nachteile sind Fragen zu Lern- und Sprachstörungen und das Fehlen einer Dienstunfähigkeitsklausel.

4. Condor: Attraktiv durch Dienstunfähigkeitsklausel und ausgezeichnete Schülerklausel. Bietet Versicherung ab 10 Jahren mit einer maximalen BU-Rente von 1.500 € in der Oberstufe. Limitiert die BU-Rente auf maximal das Doppelte des Startwerts.

5. Die Bayerische: Bietet seit 2020 verbesserte Bedingungen, inklusive Versicherung bestimmter psychischer Erkrankungen. Standardmäßige Dienstunfähigkeitsklausel enthalten. Maximale BU-Rente für Kinder ist 1.000 €.

6. LV 1871: Bietet eine präzise Definition für Schüler und minimale Gesundheitsfragen. Karrieregarantie ermöglicht Erhöhung der BU-Rente in bestimmten Berufen auf bis zu 7.800 €. Maximale BU-Rente für Gymnasiasten liegt bei 1.500 €.

7. Nürnberger: Bietet Versicherung ab 10 Jahren mit einer Nachversicherungsmöglichkeit von bis zu 6.000 € BU-Rente. Maximale BU-Rente beträgt 1.500 €. DU-Schutz ist verfügbar, aber nicht standardmäßig enthalten.

Tiefergehende Vergleiche finden sich in folgenden Artikeln:

Vergleich der besten Berufsunfähigkeitsversicherungen für junge Schüler / Kinder

Vergleich der besten Berufsunfähigkeitsversicherungen für jugendliche Schüler

Welche Arten von Erkrankungen werden von einer Schüler BU abgedeckt?

Bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung sind alle Arten von Erkrankungen oder Unfällen abgedeckt — es geht nur darum, ob das Kind höchstens noch 50 % schulfähig ist. Normalerweise bezieht sich das bei guten Versicherungen auf die Schulform, die vor der Erkrankung besucht wurde.

Worauf sollten Eltern bei der Auswahl einer BU-Versicherung für ihre Kinder besonders achten?

Bei Auswahl einer Berufsunfähigkeitsversicherung für Kinder sollten Eltern besonders auf Flexibilität achten, da die berufliche Zukunft des Kindes ungewiss ist. Wichtig sind Optionen ohne Nachmeldungspflicht, um höhere Beiträge zu vermeiden, sowie die Möglichkeit, die Versicherung bei einem günstigeren Beruf anzupassen, idealerweise ohne Gesundheitsfragen und Fragen nach Beruf, Hobby oder Rauchen.

Weitere wichtige Kriterien zur Auswahl einer BU für Schüler sind folgende:

● Risikoprüfung: Ein erfahrener Makler kann hier unterstützen.
● Beitragsüberprüfungsoption: Möglichkeit zur Anpassung des Beitrags bei Berufsbeginn.
● Lange Versicherungs- und Leistungsdauer, idealerweise bis mindestens 67 Jahre oder lebenslang.
● Option auf Zahlpausen.
● Karrieregarantie für Erhöhung der Rente bei hohem Gehalt.
● Günstigerprüfung bei Schulwechsel.
● Flexibilität bei Berufswechsel.
● Anpassungs- und Ausbaumöglichkeiten, Nachversicherungsgarantien.
● Beitragsdynamik, um mit der Inflation Schritt zu halten.
● Leistungsdynamik, damit die Rente im Falle der Berufsunfähigkeit jährlich steigt.

Für eine unabhängige Beratung kann ein kostenfreier Termin bei Fachberatern wie dem finanzteam26 vereinbart werden, die auf Schüler-BUs spezialisiert sind.

Gibt es Besonderheiten in der BU, je nach Berufszielen der Schüler?

Schülern, die eine Karriere in Sport, Handwerk oder Kunst anstreben, sollten ihre BU-Versicherung bereits während der Schulzeit abschließen, um über die gesamte Laufzeit von günstigeren Beiträgen zu profitieren, da diese Berufsgruppen höhere Versicherungskosten haben.

Wann gilt ein Kind als berufsunfähig bzw. schulunfähig?

Wenn das Kind zu 50 % den Schulunterricht in der Schulform, die es vorher besucht hat, nicht mehr folgen kann. Oder es nicht mehr fähig ist, den Schulweg zu managen.

Ab welchem Alter können Schüler gegen Schul- bzw. Arbeitsunfähigkeit versichert werden?

Seit 2023 gibt es eine BU-Versicherung, die Schüler schon ab 6 Jahren versichert — viele gute Versicherungen für Schüler gibt es ab 10 Jahren.

Wie lange sollte eine BU-Versicherung laufen?

Eine BU-Versicherung sollte idealerweise lebenslang oder mindestens bis zum Alter von 67 Jahren laufen. Die Laufzeit kann bei vielen Versicherungen verlängert werden, falls die Regelaltersgrenze angehoben wird.

Was kostet eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Schüler beispielhaft?

● 6-jähriger Schüler: 1000 € BU-Rente bis 67 Jahre, Ca. 45 € monatlicher Versicherungsbeitrag
● 10-jähriger Schüler: 1000 € BU-Rente bis 67 Jahre, 42 bis 90 € monatlicher Beitrag (abhängig von der Versicherung)
● Oberstufenschüler am Gymnasium: 1000 € BU-Rente bis 67 Jahre, 34 bis 60 € monatlicher Beitrag (ohne Zusatzbausteine)

Welche Faktoren beeinflussen das Versicherungsinvest?

● Höhe der Rente
● Laufzeit
● Schulform
● eventuelle Zuschläge wegen Krankheiten oder Hobbys
● manchmal auch Größe und Gewicht
● Zusatzbausteine: Leistungsdynamik, Krankschreibungsoption, Pflegeoption, Schwere Krankheiten

Was ist die maximal versicherbare BU-Rente für Schüler?

Üblich sind 1000 € BU-Rente — inzwischen ist es bei einigen Versicherungen sogar möglich, 1500 € BU-Rente für Schüler abzusichern (meist jedoch erst in der Oberstufe).

Über die Autorin: 
Judith Schmied ist Geschäftsführerin bei finanzteam26 und beschäftigt sich bereits seit 1998 zu BU-Versicherungen für junge Menschen.
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Berlin. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz beklagt eine „Überforderung“ des Schulsystems durch Kinder mit begrenzten Deutschkenntnissen und fordert zur Lösung des Problems eine Begrenzung der Asylzuwanderung. Bildungsinfluencer und Autor Bob Blume hat auf den Vorstoß reagiert. Er wirft Merz Populismus vor und erklärt, warum diese Aussage einer gefährlichen Logik folge.

In einem Interview im Konrad-Adenauer-Haus erklärte Merz, dass die Zahl der Asylbewerber:innen in Deutschland abnehmen müsse. „Die Asylkrise ist auch eine Frage der Bildungspolitik", so Merz. Er beklagt, dass die Schulen durch Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen überlastet seien. „Zu viele Schulen haben viel zu viele Kinder, die die deutsche Sprache nicht richtig beherrschen“, so Merz. Um dem Problem entgegenzuwirken, fordert er eine Begrenzung der Zuwanderung.

„Übervolle Klassen gehen dann zulasten aller Kinder in diesen Schulen, sie starten mit unzureichender Bildung ins Leben“, äußerte der CDU-Chef. Im Erwachsenenalter lasse sich dieses Defizit oft nicht mehr ausgleichen. „Auch deshalb müssen wir die irreguläre Zuwanderung in den Griff bekommen“, so Merz.

Der Lehrer, Autor und Bildungsinfluencer Bob Blume sieht die Aussagen des CDU-Politikers kritisch. Merz verstärke mit seiner Strategie der Asylzuwanderungsbegrenzung bloß die Aussage des CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer, der die Migrationsfrage als „Mutter aller politischen Probleme“ bezeichnet hat. Diese Schuldzuweisung nennt Blume „Sündenbock-Populismus“. Anhand der Aussagen von Merz erklärt er, wie populistisches Framing funktioniert und wie dieses durch die Verwendung von rhetorischen Mitteln ausgeübt werde. Beispiele hierfür seien etwa das Ausdenken „einfacher, prägnanter Botschaften” und das Vermeiden von „Fakten und Daten”, so Blume in seinem Beitrag. 

Blume kritisiert die Problemverschiebung und Schuldzuweisung des CDU-Chefs und stellt die Auseinandersetzung mit den „tatsächlichen Problemen“ und Lösungsstrategien in Frage. Die Forderungen des CDU-Chefs würden weniger der eigenen Partei und mehr der zu Teilen rechtsradikalen AfD helfen. „Bildung ist einmal mehr nur eine Schachfigur in einem billigen populistischen Spiel”, so Blume. Die Kritik von Bob Blume findet ihr in diesem Artikel von ihm, der auf den Seiten des deutschen Schulportals veröffentlicht wurde.

Auch mit Bundeskanzler Olaf Scholz ist der Fraktionschef bezüglich der irregulären Migration wieder im Dialog. Zuvor hatte er Scholz aufgefordert, der Union konkrete Angebote zur Mitarbeit an einem Migrationspakt zu machen, laufende Gespräche um die Thematik beendete Merz allerdings. Dennoch haben sich beim neuesten Treffen mit den 16 Ministerpräsidenten zum Thema Migration im Zuge des innerparteilichen und gesellschaftlichen Friedens gemeinsam viele konkrete Ergebnisse finden lassen. Scholz gab an, dass das klare Ziel der beschlossenen Maßnahmen die Begrenzung der irregulären Migration nach Deutschland sei und man dafür sorgen müsse, dass mehr Menschen ohne Bleiberecht Deutschland wieder verlassen.

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Egal ob Schulnetzwerk oder Privatrechner: Mit der zunehmenden Nutzung von digitalen Endgeräten und den darin enthaltenen Informationen steigt die Gefahr möglicher digitaler Angriffe. Schadsoftware hat man sich schnell eingefangen, wird sie mitunter aber nur schwer wieder los. Deswegen ist es wichtig, Systeme, Netzwerke und Programme auf dem eigenen Computer zu schützen und die eigene Cybersicherheit im Blick zu behalten. Zum Schutz vor digitalen Angriffen gibt es heutzutage unterschiedliche Programme und Softwares, die diese Aufgaben für euch erledigen können. Damit ihr euch aber nicht mit einer weiteren Recherche beschäftigen müsst, stellen wir euch heute verschiedene Antivirenprogramme und weitere Zusätze vor, damit euer Computer sicher vor Netzangriffen ist.

Microsoft Defender

Bei Microsoft Defender handelt es sich um einen Windows-eigenen Virenschutz, der auf den Versionen Windows 10 und Windows 11 vorinstalliert ist. Microsoft Defender bietet Windows-User:innen eine gute Basis und ist damit für eine heimische Nutzung von Computern absolut ausreichend. Außerdem bietet sich bei dieser Software der enorme Vorteil, dass sie für alle Windows-User:innen und im Microsoft 365 Business Premium Paket kostenlos enthalten ist. Wenn euer verwendetes Gerät über Windows 8, 10 oder 11 verfügt, ist der Virenscanner in der Regel auch ab der ersten Benutzung aktiviert. Um das zu prüfen, könnt ihr aber auch über “Start”, dann “Einstellungen” und “Update und Sicherheit” in die Sicherheitseinstellungen eures Gerätes gehen. Dort könnt ihr sehen, ob der Windows Defender aktiviert ist und auch mögliche Einstellungen nach Belieben ändern. Um aber genau zu verstehen, wie ihr den Defender für eure Bedürfnisse optimal einstellen könnt, haben wir hier eine Schritt für Schritt-Anleitung für euch rausgesucht. 

Ihr besitzt einen Rechner mit einem anderen Betriebssystem als Windows, aber wollt den Defender trotzdem nutzen? Kein Problem. Da der Windows Defender Teil des Microsoft 365 Abonnements ist, verfügt ihr automatisch über einen Zugriff. Jedoch kostet das Abonnement bei einer Einzelperson 7 Euro im Monat. Dafür könnt ihr bis zu fünf Geräte schützen. Möchtet ihr Microsoft Defender für eure ganze Familie nutzen, kostet das im Monat 10 Euro für bis zu sechs Personen. Da die Standardprogramme von Microsoft wie beispielsweise Powerpoint, Word oder Excel in Microsoft 365 enthalten sind, kann sich bei einer Nutzung von Microsoft Applikationen die Anschaffung lohnen. 

Malewarebytes 

Wenn es um Software geht, die euren Rechner zusätzlich zu einem Antivirenprogramm schützt, seid ihr mit dem Programm Malewarebytes gut beraten. Denn im Gegensatz zu klassischen Antivirenprogrammen prüft Malewarebytes auch Archivdateien auf Schadsoftware. Die kostenlose Version von Malewarebytes schützt euren Computer vor Schadprogrammen, sogenannter Malware. Dazu gehören beispielsweise Trojaner, Bots oder Adware. Ihr könnt nach der Installation euer Endgerät kostenlos auf Malware scannen.  Nachdem das Programm eine Bedrohung entdeckt hat, wird diese vom Computer abgeschirmt und anschließend vom Rechner entfernt. Den “Echtzeitschutz”, der das Programm im Hintergrund laufen lässt und der nach einer 30-tägigen Testphase nur noch in der Pro-Version enthalten ist, könnt ihr getrost vergessen und direkt in den Einstellungen deaktivieren. Es reicht völlig, Malwarebytes als Standalone-Anwendung regelmäßig euer System scannen zu lassen. Mehr Infos, als auch den Download aufs eigene Gerät, könnt ihr hier finden. 

uBlock Origin

Unabhängig von Virenprogrammen gilt ein Adblocker mittlerweile als ein unverzichtbarer Schutz vor nerviger Werbung  und Tracking. Besonders wichtig ist bei Adblockern der Schutz vor sogenanntem Malvertising. Dabei handelt es sich um Online-Werbeanzeigen, die mit Malware versehen sind. Da diese Werbung auch auf seriösen Webseiten vorkommen kann, ist sie für Angegriffene oft nicht sichtbar oder  extrem schwer zu identifizieren. Es ist auch schwer, Malvertising  vorzubeugen, da der Computer auch ohne Klicken auf eine Werbeanzeige angegriffen  werden kann. Um das zu vermeiden und den Computer trotzdem vor ungewollten Angriffen zu schützen, lohnt es sich, zusätzlich zu einem Virenscan-Programm einen Werbeblocker herunterzuladen. Denn selbst der oder die vorsichtigste User:in kann Malvertising oft nicht erkennen. 

Eine Empfehlung für einen guten, kostenlosen und quelloffenen Adblocker, der zudem sparsam mit Systemressourcen umgeht, ist uBlock Origin. Das Addon ist für alle gängigen Browser wie Chrome, Firefox und Opera erhältlich. Neben unnötiger Werbung auf Webseiten schützt euch dieser Blocker auch vor unterschiedlichen Webtrackings oder bestimmten Schadsoftwares auf Websites. Damit bewahrt euch das Plug-in vor ungewollten externen Zugriffen auf eure Privatsphäre. Ein weiterer Vorteil ist, dass uBlock Origin nach Installation nicht global aktiv ist, sondern sich mittels eines An- und Ausschalters einfach bedienen lässt und sich damit nur auf die gerade aktive Website auswirkt. Nach dem Download arbeitet das Add-on grundsätzlich in den Standardeinstellungen. Wer diese aber spezifizieren und erweitern möchte, muss bestimmte Filterlisten (de)aktivieren. Eine genaue Beschreibung zur effektiven und personalisierten Nutzung von uBlock Origin findet ihr hier

Der beste Schutz: Brain.exe 

Neben der Verwendung dieser ganzen Programme könnt ihr selbst aber auch genug tun, um sowohl die Sicherheit eurer Daten zu wahren, als auch euren Computer vor möglichen Cyberangriffen zu schützen. Nachdenken vor dem Anklicken von Links, kritische Prüfung von Downloadquellen und Spammails, sind wirksamer als jeder Virenscanner es je sein könnte. IT-Nerds sprechen da von “Brain.exe”, die jeder brauche — also, den eigenen Verstand bei der PC-Nutzung zu gebrauchen. So solltet ihr grundsätzlich nie E-Mails vertrauen und öffnen, die in irgendeiner Form unseriös aussehen oder Absender haben, die euch unbekannt sind. Und für den Fall, dass ihr eine Sendungsverfolgung oder Ähnliches mit einem Link bekommt, geht zuerst sicher, ob die Email Adresse im Absender seriös klingt und der Inhalt der Mail auch mit einer Bestellung oder euren persönlichen Daten übereinstimmt. Um zu checken, ob eure E-Mailadresse und das dazugehörige Passwort in einem Datenleck gefunden wird, könnt ihr sie bei haveibeenpwned.com eingeben. Sollte sie dort angezeigt werden, ist es wichtig, sofort das Passwort eures E-Mail Accounts und weiterer Accounts, die dieses verwenden, zu ändern. 

Ein weiterer wichtiger Punkt sind eure verwendeten Passwörter. Jedes Passwort solltet ihr in der Regel nur einmal benutzen. Zusätzlich dazu ist es sinnvoll, ein starkes Passwort zu generieren. Wenn ihr dazu keine Lust habt, könnt ihr euch mithilfe von Passwortmanagern sichere und zufällige Passwörter erstellen lassen. Und um euch beim Einloggen zusätzliche Sicherheit zu gewährleisten, lohnt es sich immer eine 2-Faktor-Authentifizierung zu nutzen, sofern das möglich ist. So seid ihr auch im Falle eines Angriffs geschützt, da der Login auf einem weiteren Gerät bestätigt werden muss. 

Zusätzlich dazu könnt ihr bei jedem Betriebssystem automatische Updates aktivieren (was ihr hoffentlich ohnehin schon eingestellt habt). Schließlich ist jeder zusätzliche Download eine mögliche Fläche für Angriffe. Wenn andere Personen euren PC verwenden, erstellt diesen einen zusätzlichen Account mit eingeschränkter Nutzung, damit unbeaufsichtigt keine Downloads oder ein Zugriff auf besonders unseriöse Webseiten möglich ist. Und zuletzt: Sichert eure wichtigen Daten extern und auch in analogem Format. So könnt ihr sicher sein, dass diese vor Cyberangriffen geschützt sind. 

Für weitere Tipps und Tricks empfehlen wir euch diese Grundlagen, um euren Mac vor Viren zu schützen. Wenn ihr einen Computer mit Windows Betriebssystem habt, könnt ihr in diesem Artikel noch mehr Tipps zum Schutz vor Viren finden.

Je mehr man sich mit dem Thema auseinandersetzt, desto mehr Möglichkeiten und Anweisungen gibt es, das eigene Gerät zu schützen. Für die ersten Maßnahmen sollten euch die Tipps in diesem Artikel jedoch ausreichen. Verwendet ihr bereits eine der genannten Softwares? Und was für Tipps und Tricks habt ihr noch, um euren Computer und die Dateien darauf zu sichern? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!

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Tangerhütte. Die Diskussionen zu einer möglichen Umbenennung der Kita “Anne Frank” haben einen Abschluss gefunden. Nachdem sich der Stadtrat bereits in der vergangenen Woche gegen die Namensänderung in “Weltentdecker” ausgesprochen hatte, schloss sich nun auch das Kuratorium der Kita der Entscheidung an. Weltweit hatten die Pläne für Empörung gesorgt, im Zuge der Debatte wurden jetzt Forderungen nach einem Rücktritt des Bürgermeisters der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte laut.

Seit längerem sei bereits ein neues Konzept für die Kita in Sachsen-Anhalt in der Entwicklung gewesen, wie Bürgermeister Andreas Brohm (parteilos) erklärte. In den letzten 14 Monaten sei daraufhin die Idee entstanden, die grundlegende Neugestaltung mit einer Namensänderung zu unterstreichen. Ursprünglich waren die Pläne aufgrund der Einschätzung gefasst worden, dass die Geschichte der Anne Frank für kleine Kinder “ungeeignet” und “schwer vermittelbar” sei. Nach Angaben der Mageburger “Volksstimme” sollte die neue Namenswahl “ohne politische Hintergründe” erfolgen.

In Deutschland, aber auch international, stießen die Pläne zur Namensänderung der Kita auf heftige Kritik. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) äußerte sein Unverständnis, während sowohl das Internationale Auschwitz-Komitee als auch die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem das Vorhaben kritisierten. Die Pläne sendeten ein "alarmierendes Signal an die Bürger in Ihrer Region". In den sozialen Medien kursierte zudem das Gerücht, dass die Umbenennung auf Druck von Eltern mit Migrationsgeschichte erfolgte. 

Nachdem die Fraktionen des Stadtrats diese Überlegungen in einer gemeinsamen Erklärung letzte Woche abgelehnt hatten, bestätigte nun Bürgermeister Brohm, dass das Kuratorium der Kita die Diskussion beigelegt habe. 

Laut Stadtratsvorsitzenden Werner Jacob (CDU) müsse das Thema jedoch weiter besprochen werden. Mehrere Stadträte forderten bereits seit vergangener Woche den Rücktritt des Bürgermeisters. "Moralisch hat er da komplett versagt und das wird Konsequenzen haben", sagte Jacob. Er betonte nicht nur die öffentliche Wahrnehmung der Umbenennung, sondern stellte auch die Frage nach dem Vermächtnis im Zusammenhang mit dem Namen. "Gerade diese Geschichtsvergessenheit ist der Nährboden für Verschwörungstheorien und Demokratiefeindlichkeit bis hin zum Antisemitismus", betonte er.

Bereits vor zwei Jahren ereignete sich ein ähnlicher Vorfall im thüringischen Elxleben: Aufgrund öffentlicher Empörung, auch vonseiten der Jüdischen Gemeinde, wurde die Kita “Anne Frank” nicht umbenannt.

Die deutsche Jüdin Anne Frank floh 1934 mit ihrer Familie in die Niederlande, wo sie ihr berühmtes Tagebuch im Versteck vor den Nationalsozialisten verfasste. Sie starb 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen. 

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Die Volksrepublik China schnitt in der jüngsten PISA-Studie (2018) in allen drei Kategorien am besten ab. Die getesteten Schüler:innen aus den Provinzen Zhejiang und Jiangsu sowie den Städten Shanghai und Peking belegten den ersten Platz in den Disziplinen Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften. Am stärksten dominierte das viertgrößte Land der Welt im Fach Mathematik, wo es mit 591 Punkten fast 70 Punkte vor dem zweitstärksten Land Estland lag. Zum Vergleich haben deutsche Schüler:innen 500 Punkte erreicht, am schwächsten schnitt Kolumbien mit 391 Punkten ab. Doch was macht das chinesische Bildungssystem im internationalen Vergleich so erfolgreich?

In diesem Artikel stellen wir euch das Bildungssystem der Volksrepublik China vor und zeigen euch, wie es diese glänzenden PISA-Ergebnisse ermöglicht. Dabei fragen wir uns aber auch, welche Schwächen das System aufweist und ob die Erfolge im internationalen Vergleich diese rechtfertigen können. Wenn ihr euch weiter für Bildungssysteme der Welt interessiert, schaut doch bei unseren Artikeln zu den Systemen Vietnams, Polens und der USA vorbei. 

Die Geschichte des chinesischen Bildungssystems: Von Konfuzianismus zu internationalen Einflüssen

Die ältesten Informationen zur Bildung in China stammen aus der Zhou-Dynastie (1046-256 v. Chr.), wo die Zhou-Herrscher junge männliche Adlige dazu ausbildeten, ihnen zu dienen. In der Han-Dynastie (206 v. Chr. - 220 n. Chr.) konnten dann auch nicht-adelige Männer eine Bildung im Rahmen privater Familienschulen in Anspruch nehmen, wo sie konfuzianisch geprägte Inhalte erlernten. Im Jahr 606, während der Sui-Dynastie (581-618), wurden Bildungsinhalte mit der Einführung einer Beamtenprüfung (keju) erstmals von einer Staatsmacht festgelegt und das Bildungssystem institutionalisiert. Die Beamtenprüfung umfasste die fünf Klassiker des konfuzianischen Kanon, die Absolventen wörtlich zitieren mussten, um die Prüfung zu bestehen. 

Nach der Niederlage im ersten Opiumkrieg (1839-1842) wurde China von der britischen Besatzungsmacht gezwungen, die Einfuhr von ausländischer Ware und Personen und die christliche Missionierung zu dulden. So kamen westliche Missionar:innen nach China, die vor allem auf die Bildung von Frauen und Mädchen erheblichen Einfluss nahmen. Die britische Missionarin Mary Ann Aldersey gründete 1844 im östlichen Ningbo die erste chinesiche Mädchenschule, woraufhin in ganz China Mädchenschulen eröffnet wurden. Mädchen durften erst ab 1907 an den gleichen Schulen wie Jungen unterrichtet werden – allerdings in gesonderten Klassen. 

Während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts besuchten viele Chines:innen erfolgreiche Bildungseinrichtungen in Japan, sodass das japanische Bildungssystems als Vorbild für zahlreiche Bildungsreformen in China diente. Beispielsweise wurden 1904 nach japanischem Vorbild neben den konfuzianischen Klassikern auch Mathematik, Sport und Naturwissenschaften in die chinesische Bildung integriert und ein dreistufiges System, bestehend aus Primarstufe, Sekundarstufe und Hochschule, eingeführt. Weitere internationale Einflüsse – diesmal aus den USA – erhielt das chinesische System in der 1912 ausgerufenen Republik China. Die Regierung führte erstmals eine Schulpflicht ein und erlaubte das gemeinsame Unterrichten von Jungen und Mädchen. Zusätzlich wurde der konfuzianische Kanon im Curriculum durch naturwissenschaftliche Fächer komplett abgelöst. Als 1949 die Volksrepublik China gegründet wurde, ließ sich die neue Regierung auch in Bildungsangelegenheiten von der Sowjetunion inspirieren. Sowjetische Unterrichtsmaterialien wurden übersetzt und übernommen und das Fächerangebot an chinesischen Schulen an das sowjetische Vorbild angepasst. 

Am 8. August 1966 wurde auf der 11. Vollversammlung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) das Ziel gefestigt, das Bildungssystem im Sinne der Ideologie von Präsident Mao Zedong zu reformieren. Im Zuge der sogenannten Kulturrevolution in den Folgejahren wurde der Lehrplan auf nur ein paar Fächer reduziert und Mao’s Buch “Worte des Vorsitzenden Tsetung” als Lektüre vorgeschrieben. Diese Einschränkung des Bildungsangebots und damit einhergehend der Bildungschancen endete erst 1976 mit dem Tod Maos. 

1980 bis heute: Das moderne kommunistische Bildungssystem Chinas

Das heutige Bildungssystem in der Volksrepublik China fand seinen Ursprung in den 1980er Jahren, wo die Regierung unter Deng Xiaoping vermehrt Geld in das Bildungssystem investierte und 1985 der “Beschluss über die Reform des Bildungswesens” veröffentlicht wurde. Das System hat seitdem zahlreiche weitere Reformen durchlaufen. Beispielsweise wurden in den 1990er Jahren die Befugnisse des Ministeriums für Bildung reduziert, um die Autonomierechte der Provinzen zu wahren. Heute werden die Rahmenbedingungen für das chinesische Bildungssystem vom Bildungsministerium in Peking gesetzt, allerdings können die Provinzen eigenständige Entscheidungen bezüglich Finanzen, Personal und Inhalt der Bildung treffen. 

Im Juli 2021 wies das Ministerium für Bildung an, dass die Ideologie von Xi Jinping in die Lehrpläne aufgenommen werden soll. Das Lernen, die Verbreitung und das Erforschen der Ideologie des Präsidenten sollten nunmehr in allen Bildungsstufen an erster Stelle stehen. Internationale Quellen haben die Neuerungen als Ideologisierung des Bildungswesens und einen Einschnitt in die akademische Freiheit bezeichnet. Kommunistische Ideen werden chinesischen Kindern aber auch schon vor Eintritt in das Schulsystem vermittelt. Im kostenpflichtigen Kindergarten, den Kinder zwischen drei und sechs Jahren besuchen können, lernen sie neben Zahlen, Sprache und Disziplin auch ihre Rolle in der kommunistischen Gesellschaft Chinas. Es werden die “Fünf Lieben” vermittelt: Liebe zum Vaterland, zur Partei, zur Arbeit, zu öffentlichem Eigentum und zum Lernen. 

Mit sechs Jahren kommen Kinder in die Grundschule (xiaoxue), die kostenlos ist, da sie der Schulpflicht unterliegt. Hier werden sie sechs Jahre lang in Chinesisch, Mathematik, Naturwissenschaften, einer Fremdsprache, Moralerziehung, Musik und Sport unterrichtet. Im ersten Jahr tritt die gesamte Klasse der kommunistischen Kinderorganisation “Junge Pioniere” bei; so wird kommunistisches Gedankengut auch in der Freizeit der Kinder gefestigt. 

Mit zwölf beginnen Schüler:innen ohne Übertrittsprüfung mit der Mittelschule. Diese ist unterteilt in die Untere Mittelschule (chuzhong) und die Obere Mittelschule (gaozhong), die jeweils drei Jahre lang sind. Es kommt das Hauptfach Computertechnik hinzu. Die Untere Mittelschule endet mit einer Prüfung, die die Eignung für die Obere Mittelschule feststellt. Hier haben Schüler:innen die Wahl zwischen dem berufsbildenden, dem allgemeinbildenden und dem hochschulvorbereitenden Zweig – allerdings sind ihre Möglichkeiten durch ihre Abschlussnote bedingt. Wer die Prüfung nicht besteht, wechselt an eine Berufsschule. 

Mit Beendigung der Unteren Mittelschule endet auch die neunjährige Schulpflicht und die Oberstufe, die mit 15 Jahren beginnt, ist somit kostenpflichtig. Die naturwissenschaftliche Bildung wird hier in die eigenständigen Fächer Physik, Chemie und Biologie aufgeteilt. Schüler:innen schließen diesen Schulabschnitt mit dem Gaokao ab, das mit dem Abitur vergleichbar ist. Es werden die Fächer Chinesisch, Mathematik, Geistes- oder Naturwissenschaften und Fremdsprachen abgefragt. Schüler:innen, die bestehen, können sich anschließend zum Studium an Hochschulen und Universitäten bewerben – je höher der erreichte Punktestand, desto renommierter die Auswahl an Universitäten. 

Die Schattenseite von PISA: Leistungsdruck und harte Arbeit

Doch ein Blick hinter die herausragenden PISA-Ergebnisse, die aus diesem System hervorgehen, enthüllt eine düstere Schattenseite des chinesischen Bildungssystems. Bildung wird als Antreiber der chinesischen Wirtschaft gesehen; durch qualitativ hochwertige Bildung und eine fast perfekte Schulzugangsquote soll das Bildungssystem aus Schüler:innen motivierte und qualifizierte Arbeits- und Führungskräfte machen, die die chinesische Wirtschaft ankurbeln. Diese Sichtweise zusammen mit den massiven Konkurrenzkämpfen um die wenigen begehrten Plätzen an guten weiterführenden Bildungseinrichtungen, führt zu einem erheblichen Leistungsdruck auf den Schultern chinesischer Schüler:innen – und das schon ab einem jungen Alter. Schließlich brauchen sie gute Noten, um den hochschulvorbereitenden Zweig der Oberstufe absolvieren zu können, der wiederum für den Zutritt zu einer guten Universität oder Hochschule mit Erfolg abgeschnitten werden muss – so werden schon in den letzten Jahren der Unterstufe überragende Leistungen gefordert, damit Schüler:innen auf eine gute Hochschule gehen können. 

Um diesem Leistungsdruck gerecht zu werden, halten sich Schüler:innen jeden Wochentag mindestens eine Stunde vor und ein bis zwei Stunden nach dem regulären neunstündigen Unterricht auf dem Schulgelände auf, um selbstständig zu lernen. In der Mittagspause erhalten die besten zehn Prozent der Schülerschaft zusätzlich vertiefenden Unterricht und nach Ende des Schultages um 16:30 folgen neben der Erledigung von Hausaufgaben oft Förder- und Nachhilfeunterricht. Viele Kinder besuchen diesen auch am Wochenende. 

Das Ministerium für Bildung hat zwar in letzten Jahren versucht, den Leistungsdruck im chinesischen Schulsystem abzubauen, beispielsweise durch die Abschaffung von Hausaufgaben und Prüfungen in den ersten Jahren der Grundschule, doch diese Reformen stoßen oft auf empörte Eltern, die dadurch eine Senkung des Leistungsniveaus ihrer Kinder befürchten. 

Soziale, ethnische und regionale Ungleichheiten

Obwohl wir es in diesem Artikel bisher gemacht haben, ist es eigentlich unmöglich, pauschale Aussagen über das Bildungssystem Chinas zu machen, denn die Qualität, der Aufbau und der Inhalt der Bildung hängt sehr stark von der finanziellen Lage, dem ethnischen Hintergrund und dem Wohnort eines Schülers oder einer Schülerin ab. Aus diesem Grund werden auch die PISA-Ergebnisse, die nur in vier wirtschaftlich sehr entwickelten Regionen erhoben werden, oft kritisch gesehen

Kinder aus ärmeren Familien gehen zum Beispiel meist nicht in den Kindergarten und wer genug Geld hat, kann mit dem Besuch einer privaten Mittelschule oder Hochschule sogar ohne Absolvieren der Gaokao einen guten Hochschulabschluss erlangen. Der Erfolg eines Kindes bei Prüfungen und Abschlüssen hängt aufgrund der zahlreichen teuren Privatstunden, die die meisten Kinder besuchen, stark von der finanziellen Situation der Eltern ab. Auch Mitglieder der 55 registrierten ethnischen Minderheiten, die in China leben und dort 10% der Gesamtbevölkerung ausmachen, werden vom chinesischen Bildungssystem teilweise benachteiligt. Trotz Maßnahmen, wie der Einführung von Mehrsprachenunterricht und niedrigeren Punkteschwellen für die Zulassung zu weiterführenden Schulen, sind Schüler:innen, die einer ethnischen Minderheit angehören, immer noch sehr unterproportional an Hochschulen vertreten. 

Die größten Ungleichheiten des chinesischen Bildungssystems liegen allerdings im Stadt-Land-Gefälle. So beschränkt sich der Unterricht an vielen ländlichen Grundschulen auf Mathematik und Chinesisch, während in der Stadt sieben verschiedene Fachrichtungen gelehrt werden. Ländliche Schulen sind auch meist schlechter mit Material und Personal ausgestattet: Es fehlen Computer, Sportplätze und Bücher, Lehrer:innen haben oft nur eine Ausbildung zur Aushilfslehrkraft absolviert. Besonders vom Bildungssystem zurückgelassen werden die ca. 14 Millionen schulpflichtigen Kinder von Wanderarbeiter:innen. Wenn sie mit ihren Eltern vom Land in die Städte ziehen, wird ihnen oft der Zugang zur qualitativ hochwertigeren städtischen Bildung verweigert, da sie keinen Wohnsitz in der Region nachweisen können. 

Allerdings gibt es Hoffnung bezüglich dieser Ungleichheiten. Haben im Jahr 2001 nur gut eine Millionen Menschen einen Hochschulabschluss erhalten, lag diese Zahl 2010 bereits bei 5,7 Millionen und im Herbst dieses Jahres haben 11,5 Millionen Absolventen einen Hochschulabschluss erhalten. Auch in Relation zum Bevölkerungswachstum ist die Anzahl der Hochschulabsolventen überproportional gestiegen; die Gesamtbevölkerung Chinas ist nach neuesten Statistiken von 2022 seit 2001 um 11 Prozent gewachsen, während die Anzahl der Hochschulabsolventen sich im selben Zeitraum mehr als verzehnfachte. Die überproportionale Zunahme  in den letzten zwanzig Jahren lässt auf eine breitere Verteilung der Hochschulabschlüsse in verschiedensten Gesellschaftsgruppen und Regionen schließen. 

Abschließend kann man sagen, dass die guten Noten, mit denen China in der PISA-Studie punktet, einen hohen Preis haben. Schüler:innen unterliegen starkem Leistungsdruck und harten Konkurrenzkämpfen, die nicht nur im Klassenzimmer, sondern auch außerhalb der Schule nicht selten große Teile der Freizeit in Anspruch nehmen. Lange Zeit wurden auch Schüler:innen, die aus ärmeren Familien kommen, einer ethnischen Minderheit angehören oder auf dem Land leben, vom chinesischen Bildungssystem vernachlässigt. Doch hier scheint sich in den letzten Jahren viel Positives getan zu haben, damit das System dem konfuzianischen Ideal des fairen und gleichen Zugangs zu Bildung, auf dem es aufgebaut wurde, wieder gerecht wird. Dennoch bleibt die Frage: Können sich andere Länder vom chinesischen Bildungssystem – mit all seinen Erfolgen und Schwächen – wirklich was abschauen, um im internationalen Vergleich besser abzuschneiden? 

Was meint ihr? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.

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Offenburg. Nach den tödlichen Schüssen an einer Schule im badischen Offenburg, findet dort nun die Verarbeitung der schrecklichen Ereignisse statt. Die Schule hat am Montag wieder geöffnet, normaler Unterricht soll aber vorerst nicht stattfinden. Das hat eine Sprecherin des Regierungspräsidiums Freiburg mitgeteilt. Die Schüler:innen haben am Montag Unterstützung durch vier Schulpsycholog:innen erhalten. Wie es an der Schule in den folgenden Tagen weitergehen soll, ist noch unklar. Darüber wolle man im Laufe des Montags entscheiden, so die Sprecherin. Über die Hilfe vor Ort hinaus hätten die Schüler:innen, Lehrkräfte und Eltern auch die Möglichkeit, ein telefonisches Beratungsangebot wahrzunehmen. 

Am Donnerstag soll ein 15-Jähriger Neuntklässler  einen gleichaltrigen Mitschüler erschossen haben. Der tatverdächtige Deutsche sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Weitere Details zu dem Fall sind noch nicht bekannt. Medienberichten zufolge soll der Schütze die Waffe aus seinem familiären Umfeld bekommen haben. Ob der Besitzer der Waffe diese rechtmäßig besessen hat, ist noch nicht geklärt. Als Motiv für die Tat haben die Ermittler:innen bisher Eifersucht angegeben. 

Die Waldbachschule, an der sich der Vorfall ereignet hat, ist ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt Lernen. Kinder und Jugendliche, die eine solche Schule besuchen, haben in der Regel langandauernde, umfängliche und schwerwiegende Lern- und Leistungsabweichungen. 

Durch die Bluttat in Offenburg wird bundesweit wieder eine Debatte über die Sicherheit an Schulen geführt. “Wir können solche brutalen Fälle wie in Offenburg nicht verhindern”, sagte der Landes- und Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand. Er und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) lobten Schritte wie die Notfallpläne, die nach dem Amoklauf in Winnenden 2009 von Schulen aufgestellt wurden.

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Immer wieder versuchen Regierungen ihre Ideologien in der Gesellschaft zu verankern, indem sie ihre Theorien und Meinungen im Bildungssystem platzieren. In Autokratien ist diese Praxis erwartbar und weithin bekannt. Exemplarisch lässt sich hier Nordkorea nennen. Hier ist der Unterricht in großen Teilen darauf ausgelegt, dass die Schüler:innen die Staats-Propaganda verinnerlichen. Aber auch in westlichen Ländern mit demokratischen Verfassungen gibt es immer wieder Fälle, in denen Regierungen massiv in den Lehrplan eingreifen, um ihre Meinungen in der Gesellschaft zu manifestieren. Bei aktuellen Beispielen geht es häufig um Eingriffe in den Sexualkundeunterricht. Wie sehen die aktuellen globalen Entwicklungen aus und ist es denkbar, dass auch in Deutschland extreme Meinungen in den Unterricht einfließen könnten? Das klären wir in diesem Artikel.

Teile verschwiegen, Fakten verdreht - Meinung im Unterricht

Das derzeit meist diskutierte Beispiel für den ideologischen Eingriff ins Bildungssystem in westlichen Ländern kommt aus den USA. Die Regierung des Bundesstaats Florida hat dort vergangenes Jahr das “Don´t say gay”-Gesetz auf den Weg gebracht und das hat jetzt Auswirkungen auf den Unterricht im Staat. Das Gesetz bedeutet im Kern, dass sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten bis zur zwölften Klassenstufe nicht mehr im Unterricht thematisiert werden dürfen. Das führt zu absurd anmutenden Folgen für Schulen in Florida. Etwa im Schulbezirk Hillsborough County dürfen Schüler:innen nur noch Teile des Werks von William Shakespeare lesen. Die Verantwortlichen begründen diese Entscheidung unter anderem damit, dass in mehreren Shakespeare-Stücken anzügliche Wortspiele verwendet werden würden und es Anspielungen gebe, die darauf hindeuten würden, dass die Protagonist:innen Romeo und Julia vorehelichen Sex hätten. Laut einer Liste des Bildungsministeriums des Bundesstaates, haben die Schulbezirke Floridas im vergangenen Schuljahr etwa 300 Bücher aus den Regalen der Bibliotheken entfernt. Grund dafür waren etwa 1200 Einwände durch Eltern der Schüler:innen oder anderer Einwohner:innen Floridas. Die entfernten Bücher hätten in verschiedener Weise queere Inhalte vermittelt, so die Begründungen zu den Einwänden. Auch in anderen Staaten der USA hat die Politik Einfluss auf den Unterricht. Laut einer 2022 erstellten repräsentativen Umfrage spüren 48% der Schulleiter:innen und 40% der Lehrkräfte einen politischen Druck in ihrer Arbeit. 

Aber nicht nur in den USA fließen ideologische Ansätze in den Unterricht ein. In unserem Nachbarland Polen hat die PiS-Regierung über Jahre hinweg ebenfalls die Lehrinhalte so geändert, dass die Lehrkräfte ihren Schüler:innen etwa patriotische Grundgedanken näher bringen mussten. Und auch in Polen war die Sexualbildung stark eingeschränkt. Aufklärungs-Organisationen konnten ihre Arbeit an den Schulen nicht frei weiterführen. Die patriotischen Prinzipien, die im Unterricht unter der PiS-Partei in den vergangenen Jahren verstärkt vermittelt werden sollten, zeigten sich auch im Umgang mit einem Partner-Projekt zwischen Deutschland und Polen. Ein gemeinsames Geschichtsbuch sollte die Perspektiven beider Länder auf den zweiten Weltkrieg für die Schüler:innen in beiden Ländern mehrperspektivisch erlebbar machen. Doch Polen hat der vierten Auflage des Buches nie zugestimmt und das Projekt steht damit vor dem Aus. In Deutschland war die vierte Auflage in allen Bundesländern, bis auf Bayern zugelassen. Durch einen möglichen bevorstehenden Regierungswechsel könnte sich der Unterricht in Polen wieder ändern. Die mögliche neue Regierung will eine Abkehr von der Bildungslinie ihres Vorgängers . 

Im EU-Land Ungarn baut die Regierung ihren Einfluss auf das Schulsystem noch umfassender aus. Dort hatten tausende Lehrkräfte letztlich ohne Erfolg gegen die geplanten Schulreformen von Präsident Viktor Orbán protestiert. Wenn 2024 dort das neue Bildungsgesetz in Kraft treten wird, werden Klassenzimmer überwacht werden dürfen. Die maximale Arbeitszeit von Lehrkräften pro Woche wird von 32 auf 48 Wochenstunden erhöht. Und Kündigungen und Versetzungen werden einfacher. All das erhöht den Druck auf Lehrkräfte, die patriotische und ideologische Linie der Regierung mitzugehen, weil sie sonst Konsequenzen fürchten müssen.

An den Beispielen zeigt sich recht eindrücklich, dass Staaten bis heute versuchen, durch Eingriffe ins Bildungssystem ihre Prinzipien und gewünschten Denkweisen im Volk zu manifestieren. Schüler:innen sind dabei das vielleicht schwächste Glied in der gesellschaftlichen Kette. Durch die Schulpflicht müssen sie dem Unterricht folgen und sei er noch so meinungs-gefärbt. Gleichzeitig gelten Kinder und Jugendliche in ihrer Weltanschauung noch als weniger gefestigt und sind in der Regel leichter beeinflussbar. 

Auch in Deutschland denkbar?

Schaut man sich die Verfassung der deutschen Bundesrepublik an, wird schnell klar, dass diese Frage nicht ganz einfach zu beantworten ist. Die Bundeszentrale für politische Bildung beschreibt die Situation, wie folgt: 

“Bildung gilt in Deutschland gemeinhin als ein öffentliches Gut, für das der Staat nach Artikel 7, Abs. 1 des Grundgesetzes die Gesamtverantwortung trägt. Das Schul- und Bildungswesen ist somit kein staatsfreier Raum, den man dem freien Spiel des Marktes überlassen könnte. Das Bildungswesen wird deshalb auch ganz überwiegend von den Steuerzahlern finanziert. Der Gemeinwohlbezug von Bildung verpflichtet den Staat zur Bereitstellung eines leistungsfähigen Bildungssystems.

Daraus ergeben sich Konflikte. Der Staat darf und soll ins Bildungswesen eingreifen, allerdings steht der Gemeinwohlbezug und die Pflicht zur Bereitstellung eines leistungsfähigen Bildungssystems an erster Stelle. Diese Vorgabe gibt dem Staat Spielraum in der Ausgestaltung des Bildungssystems - allerdings nur in begrenztem Maße. Bildungspolitik entsteht deshalb in einem ständigen Aushandlungsprozess und ist dadurch auch ein sehr wichtiges Thema auf bundespolitischer Ebene. Wichtigster Akteur im deutschen Bildungswesen ist der Staat selbst: Er bietet und trägt Schulen. Und er ist zuständig für die politische Gesamtsteuerung und die Ausarbeitung eines Rahmens für das deutsche Bildungswesen. Der “wichtigste Akteur” des Systems ist aber gleichzeitig häufig zwangsläufig nur Zuschauer bei der Gestaltung des Bildungswesens in den Bundesländern.

Verfassungsgemäß ist nämlich der Bildungsföderalismus in Deutschland fest verankert. Der sorgt dafür, dass die Bundesländer ihr Schulwesen im Rahmen der Vorgaben durch den Bund eigenverantwortlich gestalten können. Der Bildungsförderalismus soll in seiner Grundidee dafür sorgen, dass ein sich gegenseitiger befruchtender Wettbewerb zwischen den Ländern stattfindet, in der Realität steht das System allerdings häufig in der Kritik, weil es unter anderem für Chancenungleichheiten sorgen soll. Bei der Ausgestaltung der länderspezifischen Bildungslandschaft wirken mehrere Faktoren zusammen. Die bpb schreibt hierzu: “Eine wichtige Rolle spielen kulturelle Traditionen, die Ländergröße, die Wirtschafts- und Finanzkraft eines Landes sowie das parteipolitische Farbmuster der jeweils amtierenden Landesregierung.” Hier zeigt sich, dass die Ausrichtung einer Landesregierung durchaus Einfluss auf die Bildungsgestaltung im Land haben kann. Demnach wären auch deutsche Schüler:innen nicht davor geschützt, dass ideologische Elemente in den Unterricht Eingang finden, wenn dies eine Landesregierung durchsetzt. Die Einführung umstrittener, weil ideologisch gefärbter, Inhalte in den Unterricht, wäre für Landesregierungen allerdings nicht ganz einfach umzusetzen. Dies liegt an der Gewaltenteilung, die das Zusammenspiel zwischen Legislative und Judikative zu wichtigen, demokratie-wahrenden Teilen im Staat macht. Sollen umstrittene Inhalte in einem Bundesland eingeführt werden, würde dies durch mehrere Instanzen rechtlich geprüft werden können. Sollten dabei etwa Grundrechte verletzt werden, wäre dies ein schlagendes Argument gegen die Einführung des Inhalts. Im Falle einer Prüfung lege es an der Auslegung der Gesetzeslage, wie stark eine Landesregierung ideologischen Einfluss nehmen könnte ins Bildungswesen. 

Zu der Frage, ob eine meinungsgesteuerte Einflussnahme durch die Politik ins deutsche Bildungswesen denkbar wäre, ist die Antwort nicht eindeutig. Zum einen ist sie grundsätzlich möglich, weil etwa die Landesregierungen große Freiräume bei der Gestaltung der Unterrichtsinhalte haben. Andererseits kann der Staat zum Beispiel nur sehr begrenzt Einfluss nehmen, auf die Inhalte in den Bundesländern, was die einzelnen Bildungswesen vor umfassenden Eingriffen schützt. Dazu sind die Regierungen gebunden an Gesetze, deren Durchsetzung von Gerichten sichergestellt wird. 

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Berlin. In einem Leitantrag für den anstehenden Parteitag fordert die SPD unter anderem mehr Geld für Bildung. Der darin enthaltene “Deutschlandpakt Bildung” sieht vor, die Modernisierung des Bildungssystems mittels eines steuerlichen Umverteilungskonzepts stemmen zu können.

Für den nächsten Parteitag im Dezember dieses Jahres hat die SPD-Spitze in ihrem Leitantrag ein Finanzierungskonzept erarbeitet, das sich vor allem auf steuerliche Reformen stützt. Im Mittelpunkt der Änderungsvorschläge steht die Anhebung der sogenannten Reichensteuer. Neben einer Erhöhung der Einkommensteuer für die einkommensstärksten fünf Prozent soll auch die Erbschafts- und Schenkungssteuer überarbeitet werden. Die so gewonnenen Erträge sollen zu großen Teilen in den vorgeschlagenen “Deutschlandpakt Bildung” investiert werden, um die Modernisierung der Bildungssysteme der einzelnen Länder sicherstellen zu können.

Der “Deutschlandpakt Bildung” ist dabei nur einer der im vorliegenden Leitantrag ausgearbeiteten Pfeiler. So wird beispielsweise auch der vielseits diskutierte Solidaritätszuschlag angesprochen, der nach der Forderung der SPD nicht abgeschafft, sondern zur “Zukunftsabgabe” transformiert werden soll. Weitere Themen sind die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Förderung erneuerbarer Energien, und Anpassungen für Arbeitnehmer:innen in Form von kürzeren Arbeitszeiten und eventuell erneut zu erhöhenden gesetzlichen Mindestlöhnen.

Die Forderung, sogenannte “superreiche” Privatpersonen mit steuerlichen Änderungen zur Sicherung des gesellschaftlichen Gemeinwohls heranzuziehen, stieß bereits auf außerparteiliche Kritik. Insgesamt hätten die Forderungen des Leitantrags das Ziel gemein, Deutschland multidimensional zu stärken und ein “Jahrzehnt der Zukunftsinvestitionen” einzuleiten. Ob parteiintern Konsens über die Forderungen besteht und diesem in Zukunft auch nachgegangen wird, soll letztlich der ausstehende Parteitag Ende des Jahres in Berlin klären.

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Wenn das Thema Präsentationen aufkommt, werden oftmals direkt Verbindungen zum bekannten Microsoft Office-Programm PowerPoint geknüpft. Viele von euch verwenden dieses wahrscheinlich schon, vielleicht sogar regelmäßig, aber kennt ihr auch alle Funktionen, die euch zur Verfügung stehen? Häufig kommt es vor, dass man sich einen grundlegenden Überblick verschafft und mit den einfach zugänglichen Tools arbeitet, dabei aber jede Menge nützliche Features übersieht, die einen großen Unterschied machen können. Wir wollen euch in diesem Artikel jede Menge Input geben, um eure Präsentationen anschaulicher, spannender und professioneller zu machen. 

Wer seine Präsentation zu einem Vortrag klug gestaltet und anschaulich visualisiert, der kann im Klassenzimmer zusätzlich punkten. Sowohl Lehrkräfte als auch Schüler:innen profitieren davon, dass die PowerPoint mit simplen Mitteln aufgewertet und professionell verwendet werden kann. Die meisten Features sind bei der Desktop-Version von Microsoft verfügbar, daher empfehlen wir die Verwendung eines Computers für die Erstellung eurer PowerPoint-Präsentation. Alternativ können auch Tablets oder andere Endgeräte verwendet werden. Diese bieten zwar weniger Funktionen, lassen sich allerdings auch leicht mit dem Finger oder einem digitalen Stift bedienen

Vorbereitung ist alles

Bevor ihr damit beginnt, eine Präsentation zu erstellen, informiert euch über das Thema, welches ihr vorstellen wollt. Unabhängig davon, ob ihr nur ein einzelnes Thema präsentiert oder eine ganze Unterrichtseinheit damit halten wollt, solltet ihr euch zunächst Gedanken machen, was bei euren Schülern hängen bleiben soll. Sammelt ausreichend Informationen und erstellt eine Gliederung, um die Planung einfacher zu gestalten. Vielleicht habt ihr schon Unterrichtsmaterialien aus dem Internet oder Kollegenkreis, bei denen ihr euch grob am Ablauf orientieren könnt. Falls ihr nach Inspiration im Internet sucht, haben wir bereits Arbeitsmaterialien für den Unterricht in Mathematik, Physik und Deutsch zusammengetragen. Zudem haben wir zahlreiche Artikel zu Lernvideos in unterschiedlichen Fächern. Sollte das euer Interesse wecken, könnt ihr hier gerne durchstöbern.

Wofür auch immer ihr euch entscheidet, denkt an die räumlichen und thematischen Rahmenbedingungen eurer Präsentation:

  • Welches Vorwissen haben die Schüler:innen bereits?
  • Was sind die wichtigsten Kernaussagen?
  • Welche Informationen sollen bei den Schülern:innen hängen bleiben?

Zudem solltet ihr, wie bei jeder guten Präsentation bzw. Unterrichtsstunde, darauf achten, eine Spannungskurve aufzubauen und den inhaltlichen roten Faden beizubehalten, damit eure Schüler:innen bestmöglich zuhören und Informationen mitnehmen können.

Die Folien — Weniger ist mehr

Zum Erstellen der PowerPoint könnt ihr neben einer leeren Präsentation auch zwischen verschiedenen Vorlagen auswählen, die sich im Aufbau und Design unterscheiden. Hier könnt ihr in einer breiten Auswahl stöbern oder nach speziellen Vorlagen suchen. Microsoft selbst bietet zahlreiche kostenlose Office-Vorlagen zum Download, sowie auch viele andere Seiten im Internet. Auch kostenpflichtig sind jede Menge Präsentationsvorlagen erwerbbar, die dann, meist in Form einer pdf- oder pptx-Datei, zur Verfügung gestellt werden. Je nach Präsentationsthema kann ein vorgefertigtes Design aber auch zu viel des Guten sein.

Für die Folien solltet ihr euch an den Grundsatz “Weniger ist mehr” halten und euch auf die wesentlichen Inhalte konzentrieren. Kürze, Schlichtheit, Lesbarkeit und eine Kernaussage machen laut Guy Kawasaki eine gute Präsentation aus. Er definierte auch die Faustformel 10 - 20 - 30 (maximal 10 Folien, maximal 20 Minuten Vortragsdauer, mindestens Schriftgröße 30) als Richtwert für das Foliendesign.
Während der Erstellung solltet ihr immer darauf achten, dass die Folien nicht zu voll beschriftet sind. Nutzt hierbei den Leerraum auf den Folien, um die Texte und Bilder besser wirken zu lassen. Dabei erzeugt ihr eine Situation, in der wenig Ablenkung existiert und der Inhalt besser und effektiver aufgenommen werden kann. Unnötige Elemente sollten daher so weit wie möglich vermieden werden, genauso wie lange ermüdende Aufzählungen.

Da wir Menschen, gegen die Vorstellung des Multitaskings, nicht mehrere Dinge gleichzeitig können, haben Folien während der Präsentation die unterstützende Funktion, Interesse und Aufmerksamkeit zu lenken und Emotionen bewusst zu erzeugen, ohne dass sich die Zuhörer vom Text überfordert fühlen und nicht mehr folgen können. Auch Überraschungen oder unerwartete Wendungen können die Aufmerksamkeit und das Interesse neu wecken, Sprichwörter und Redensarten stellen komplexere Inhalte verständlicher und greifbarer dar. 

Die Visualisierung des Inhalts durch Bilder hat einen entscheidenden Faktor: die Emotionalität. Fakten, die mündlich weitergegeben werden oder auf einer Folie stehen, können sehr individuell interpretiert werden. So kann eine Behauptung mehrere unterschwellige Informationen vermitteln, die nicht unbedingt dem Kontext entsprechen müssen. Ein Beispiel, inwiefern eine Aussage durch verschiedene Bilder andere Bedeutungen erhalten kann, findet ihr auf dieser Seite des Bayerischen Realschulnetzes.

Multimedia und visuelle Elemente

Unter dem Reiter “Einfügen” können sämtliche visuellen Elemente eingebaut werden (Quelle: PowerPoint)

Visuelle Elemente wie Diagramme, Statistiken, Bilder oder Videos bieten oft einen spannenden Einstieg in ein neues Thema, können aber auch dafür genutzt werden, die Aufmerksamkeit zu gewährleisten. Auch SmartArt-Grafiken sind Features, die individuell genutzt werden können, um beispielsweise eine Beziehung oder einen Zyklus zwischen verschiedenen Dingen herzustellen. Ihr solltet immer darauf achten, euch auf die entscheidenden Informationen zu begrenzen und eure Zuhörer:innen nicht mit zu vielen unterschiedlichen Medien zu überfordern. Zudem ist für ein professionelles Erscheinungsbild wichtig, dass ein einheitliches Aussehen gegeben ist. Dies erreicht man durch ein einheitliches Ausrichten und Gruppieren aller Elemente. 

Wenn ihr Hilfe benötigen solltet, um visuelle Elemente in eure PowerPoint einzubinden, findet ihr hier eine gute Anleitung. Auf der Seite von Cleverslide erfahrt ihr auch, wie ihr Audio oder Video in eure Präsentation einbinden und Animationen nutzen könnt, um Übergänge gestalterisch hervorzuheben. Damit solltet ihr es jedoch nicht übertreiben. Wenn ihr euch dafür entscheidet, Bilder für den Hintergrund zu benutzen, achtet darauf, dass sich der Text z.B. auf einem hellen Feld befindet und gut lesbar ist, oder das Bild in starkem Kontrast zur Textfarbe steht.

Beispiel für die Verwendung von Bildern in der Präsentation. (Quelle: slidelizard)

Weitere PowerPoint-Tipps

- Die Tasten “B” und “W” sind dafür da, dass gezielt Pausen gesetzt werden können. Drückt man also während der Präsentation auf “B”, schaltet sich die Projektion auf schwarz (black), drückt man auf “W”, fällt nur noch weißes Licht auf die Leinwand. Dadurch können z.B. Fragen beantwortet, Anekdoten erzählt oder ein Arbeitsauftrag bearbeitet werden.

- Eine gezielte Farbgebung kann die Stimmung beeinflussen. So können Komplementärfarben Kontraste verstärken, während benachbarte Farben im Farbkreis als einheitlicher wahrgenommen werden können. Achtet aber darauf, den Text nicht in verschiedenen Farben darzustellen, sondern gegebenenfalls farbliche Kontraste zu setzen, um professioneller zu wirken. Zudem können sonst verschiedene Farben mit dem Hintergrund verlaufen, sodass der Text weniger sichtbar ist.

- Verwendet nur eine, maximal zwei verschiedene Schriftarten und Schriftgrößen ab 30 Punkt. Dadurch wirkt eure Präsentation stimmiger und es gibt weniger Unterschiede, die als störend angesehen werden.

- Die Verwendung von zahlreichen Tastenkombinationen kann das Arbeiten erleichtern und die Vorbereitung beschleunigen. Hier bekommt ihr einen Überblick:

Eine Übersicht der verschiedenen Tastenkombinationen (Quelle: Cleverslide)

- Es gibt auch die Möglichkeit, Arbeitsblätter, Spiele oder Erklärvideos mit PowerPoint zu erstellen. Hierfür hat Malter365 auf Youtube eine ganze Power-Point-Serie verfasst, in der er die einzelnen Schritte anschaulich erklärt und darstellt.

Wir ihr seht, gibt es jede Menge Funktionen, die eure Präsentationen anschaulicher, spannender und professioneller wirken lassen. Falls ihr noch mehr Lust habt, euch über Office Programme zu informieren, findet ihr hier einen Artikel mit Tipps zur Nutzung von Excel im Unterricht. Welche Features von PowerPoint kennt ihr bereits? Welche haben euch überrascht? Nutzt ihr PowerPoint noch auf andere Weise für euren Unterricht? Wir freuen uns auf eure Erfahrungen!

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