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“Was bisher geschah”: Fünf Instagram-Kanäle für euren Geschichtsunterricht

Unsere Reihe, in der wir euch hilfreiche Instagram-Kanäle für den Unterricht vorstellen, geht in eine neue Runde. Dieses Mal geht es um fünf Channel für den Geschichtsunterricht, die euch mit Informationen und Materialien rund um Geschichte versorgen.
Von
Katalin Gébl
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20
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August 2023
20.8.2023
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Dicke Wälzer erzählen von den großen historischen Ereignissen dieser Welt und türmen sich in den Bibliotheken jeder Schule – das Geschichtsbuch kennen alle. Dennoch spielt in heutiger Zeit Social Media auch im schulischen Kontext eine immer größer werdende Rolle und ist aus dem täglichen Gebrauch von Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Damit ergibt sich für diese Medien ein großes Potenzial im Unterricht, die das Geschichtsbuch nicht ersetzen, sondern auf anschauliche Weise unterstützen bzw. ergänzen können: auf Instagram werden auf unterschiedlichen Kanälen viele historische sowie aktuelle politische Themen divers vorgestellt und diskutiert, was für den Geschichtsunterricht eine lebensnahe Vermittlung und Perspektive auf historischen Ereignissen bedeutet. In diesem Artikel stellen wir euch eine Auswahl solcher Instagram-Kanäle vor, die eine Bereicherung für euren Geschichtsunterricht sein können.

(Quelle: herr_meier_macht_geschichte)

Geschichte von Lehrkräften für Lehrkräfte

Wer wäre besser dafür geeignet, um auf Instagram Unterrichtsinhalte für Geschichte aufzubereiten und Unterrichtsmaterialien bereitzustellen, als ein Lehrer aus der Praxis? Genau dieses Konzept setzt der Kanal herr_meier_macht_geschichte um, der von einem Lehrer aus Nordrhein-Westfalen für die Sekundarstufe I und II betrieben wird. Mit seinem Kanal verfolgter das Ziel, eine zeitgemäße und politische Bildung zu vermitteln. Dementsprechend richtet sich der Kanal an Lehrer:innen und bietet ein umfangreiches Angebot: Kritische Blicke auf Erklärvideos, Netflix-Serien oder Social Media im Geschichtsunterricht sowie Vorstellungen und Bewertungen von Spielen, Projektkursen oder Unterrichtsmaterialien, die auch in eurem Unterricht zum Einsatz kommen könnten. Eng verbunden mit dem Kanal ist die Website von herr_meier_macht_geschichte, auf der Inhalte weiter vertieft werden und auf der ihr Ideen für die thematische Planung von Unterrichtseinheiten und Rezensionen zu unterschiedlichen relevanten Materialien findet. Auf diese Weise findet ihr hier auf diesem Kanal viele reflektierte Denkanstöße und Angebote, die einen zeitgemäßen Geschichtsunterricht ermöglichen sollen.

(Quelle: terraxhistory)

Geschichte von gestern bis heute

Ein Kanal, der zum Thema Geschichte auf Instagram ebenfalls nicht fehlen sollte, ist terraxhistory, der ehemalige Kanal von MrWissen2go Geschichte. Hier findet ihr eine Vielzahl an Beiträgen über unterschiedliche historische Ereignisse und Personen, die mit entsprechendem Bildmaterial und Informationen kombiniert werden und eine Einbettung in den Kontext ermöglichen. Dabei werden auch aktuellere Geschehnisse aus den letzten Jahren thematisiert oder es wird auch zum Beispiel gängigen Redewendungen auf den Grund gegangen, was in eurer Klasse schnell Anschluss findet und viel Raum für thematische Auseinandersetzungen bietet. 

Außerdem wird terraxhistory durch den Youtube-Kanal von MrWissen2go Geschichte ergänzt: Kompakte Videos mit einer Länge zwischen meist 15 bis 20 Minuten greifen alle wichtigen Aspekte zu einem geschichtsrelevanten Thema auf, erklären sie und bringen sie in Kontext. Mit diesem Kanal habt ihr eine spannende Ergänzung zu Instagram, die noch ausführlicher auf Ereignisse eingeht und dabei auch noch viel anschauliches Bildmaterial liefert.

(Quelle: misshistory_)

Tägliches Geschichtswissen

Für eine lustige Abwechslung im Unterricht, sei es zu Beginn, in der Mitte als Pause oder als Abschluss, sorgt misshistory_. Der Kanal wird von Melina Hoischen geführt, auf dem sie tägliches Geschichtswissen zu unterschiedlichen Themen – manchmal auch sehr skurrilen – vermittelt. Verpackt wird dieses Wissen in unterhaltsame Reels, in denen Melina von bekannten und weniger bekannten Persönlichkeiten berichtet, historische Ereignisse erklärt oder Mythen hinterfragt und schließlich über diese aufklärt. Alles mit anschaulichem Bildmaterial informativ zusammengefasst. Hier findet ihr also eine ganze Bandbreite an Themen, die aufgrund des kompakten Formats interessante Impulse für euren Unterricht bieten.

(Quelle: ichbinsophiescholl)

Geschichte lebensnah vermitteln

Ein weiterer interessanter Kanal ist für euch ichbinsophiescholl – ein Instagram-Projekt des Südwestrundfunks (SWR) und des Bayerischen Rundfunks (BR), das anlässlich des 100. Geburtstags von Sophie Scholl entstanden ist. Was, wenn Sophie Scholl Instagram gehabt hätte? Nach diesem Konzept wurden auf dem Kanal die letzten zehn Monate des Lebens der Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus rekonstruiert und durch Schauspieler:innen umgesetzt. Das Resultat: Anhand umfangreicher Beiträge, gedrehten Reels und Storys konnten die Instagram-User:innen die Ereignisse hautnah, emotional und in nachempfundener Echtzeit miterleben und in weiteren Beiträgen des Kanals mehr über die Hintergründe erfahren. Auch wenn dieses Projekt seit über einem Jahr abgeschlossen ist, könnt ihr zusammen mit euren Schüler:innen immer noch von der hautnahen Gestaltung dieses Projekts profitieren und die rekonstruierte Geschichte in Etappen nachvollziehen. 

Eine zusätzliche Ergänzung hierzu findet ihr in dem Kanal nichtsophiescholl, der als Reaktion auf das Projekt von SWR und BR entstanden ist, um inhaltliche Lücken zu füllen und eine genauere thematische Einordnung zu gewährleisten. Hier wird von den Widerstandskämper:innen gegen das NS-Regime und ihren Biographien erzählt, über die Hintergründe und Zusatzinformationen berichtet – dieses Mal aber ohne Schauspieler:innen. Der Fokus liegt stattdessen auf der sachkundigen Wissensvermittlung in Form von ausführlichen und bunt gestalteten Beiträgen, die in euren Geschichtsunterricht aufgenommen und beispielsweise durch Gruppenarbeiten von euren Schüler:innen analysiert werden können.

Social Media hat das Potenzial, interessante und unterhaltsame Exkurse zu historischen Themen zu bieten. Daraus bieten sich verschiedene Möglichkeiten für Gruppenarbeiten sowie Impulse für die Gestaltung eures Unterrichts. Wenn ihr auf der Suche nach weiteren Denkanstößen seid, hat Lehrer-News bereits eine Liste mit Podcasts für den Geschichtsunterricht gesammelt. 

Wie gefallen euch die vorgestellten Instagram-Kanäle und kennt ihr noch andere, die ihr für euren Geschichtsunterricht hilfreich findet? Schreibt sie uns in die Kommentare!

Nach der Veröffentlichung dieses Artikels haben wir aufgrund berechtigter Kritik bezüglich unserer Erwähnung von @ichbinsophiescholl erneut reflektiert. Wir erkennen unseren Fehltritt an und haben eine ausführliche Reflexion darüber verfasst. Wir laden unsere Leser:innen ein, diese zu lesen, um ein vollständiges Bild der Thematik zu erhalten. Uns ist es wichtig, transparent und verantwortungsvoll mit solch sensiblen Themen umzugehen. Da wir den Artikel nicht gelöscht haben, möchten wir euch darauf hinweisen, den Kanal (wenn überhaupt) in eurem Unterricht mit Vorsicht zu behandeln, kritisch zu reflektieren oder komplett auszulassen. Werft stattdessen einen Blick auf die anderen Kanäle, die wir in der Reflexion als fundierte und seriöse Quellen vorgestellt haben.

Welttag der humanitären Hilfe: So kann eure Schule einen Beitrag leisten

Seit 2009 gibt es den Welttag für humanitäre Hilfe, der auf die zahlreichen Helfer:innen, die rund um die Welt notleidenden Menschen helfen, aufmerksam macht. Wir stellen euch Ideen vor, wie eure Schule einen Beitrag leisten kann.
Von
Leon Noel Gärtner
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19
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August 2023
19.8.2023
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Krieg. Pandemie. Hungersnot. Naturkatastrophen. Weltweit sind Menschen zahlreichen Gefahrensituationen ausgesetzt, über die sie keinerlei Kontrolle besitzen. 339 Millionen Menschen sind nach Angaben der UN in ihrer Existenz und Gesundheit bedroht. Um diesen Menschen ein Überleben zu ermöglichen und ihr Leid zu verringern, gibt es humanitäre Hilfe. Basierend auf den Grundprinzipien Neutralität (keine Partei in Konfliktsituationen zu ergreifen), Menschlichkeit (Menschliches Leiden wo es nur geht zu verringern, mit besonderer Aufmerksamkeit für die am meisten bedrohten Gruppen), Unparteilichkeit (gebotene Hilfe muss sich nach Bedarf richten und nicht wegen Diskriminierung nach Alter, Geschlecht, Religion etc. eingeschränkt sein) und Unabhängigkeit (klar abgetrennte Ziele von politischen, sozialen, militärischen, wirtschaftlichen oder sonstigen Zielen mit dem einzigen Zweck, Leben zu retten und Leid zu lindern), sollen denen, die sich nicht selbst helfen können, eine Lebensperspektive geboten werden. 

Um diesen Bemühungen mehr Aufmerksamkeit zu geben und die tausenden Mitarbeiter:innen weltweit zu würdigen, gibt es seit dem 19. August 2009 jährlich den Welttag der humanitären Hilfe. Der Anlass für dessen Entstehung war jedoch eine Tragödie. 2003 starben bei einem Anschlag auf das UN-Hauptquartier in Bagdad genau heute vor 20 Jahren 22 UN-Mitarbeiter:innen, mit über 100 zusätzlichen Verletzten. Unter den Opfern war der damalige Hochkommissar für Menschenrechte, Sergio Vieira de Mell. Nachdem die Familie des Verstorbenen sich jahrelang dafür eingesetzt hat, seinen Todestag zum Tag für humanitäre Hilfe zu erklären, wurde dieser Antrag offiziell bei einer Generalsitzung am 11. Dezember 2008 anerkannt und wird seitdem jährlich durchgeführt.

Im Rahmen des diesjährigen Welttags für humanitäre Hilfe wollen wir von Lehrer News einen Blick darauf werfen, welchen Beitrag Schulen leisten können:

Welchen Beitrag können Schulen leisten?

Um anderen Menschen zu helfen, muss jemand nicht gleich in ein Land wie Afghanistan oder Syrien reisen. Um zu unterstützen reicht es schon, Initiative zu zeigen, was zahlreiche Schüler:innen in der Vergangenheit bewiesen haben. Spendenaktionen, um den Helfer:innen global wertvolle Mittel zu liefern, können in zahlreicher Ausführung organisiert werden, wie die Aktion Deutschland Hilft vorstellt. Dazu zählen:

  • Ein Kuchenbasar bei dem eure Klasse eine leckere Mahlzeit für die Schulgemeinschaft oder ein Fest vorbereitet und über die Erlöse Geld für einen guten Zweck sammelt. Auch bei einem Tag der offenen Tür eignet es sich gut, Kuchen und Desserts gegen eine kleine Bezahlung anzubieten. Die Grundschule Waldheim beispielsweise konnte mit solch einer Aktion über 200 Euro einnehmen. Solltet ihr ein Rezept brauchen, versucht euch gerne an den vergangenen “Aktion Deutschland Hilft” Muffins. 
  • Veranstaltungen durch die schuleigenen AGs. Die Schauspieler:innen der Theater-AG oder Musiker:innen des Orchesters oder Chors, aber auch die Sportler:innen aus den verschiedenen Sportteams können mit ihrem Talent etwas Gutes tun. Eine Show auf die Beine zu stellen oder ein Turnier zu ermöglichen, bringt Unterhaltung für die Schüler:innen und Gäste und spielt zusätzlich etwas Geld ein. Das Bundesjugendorchester demonstriert, wie effektiv ein solches Unterfangen sein kann. Seit 2017 konnten sie über 300.000 Euro für Bedürftige in der Ukraine sammeln. 
  • Sponsorenläufe, die Sportunterricht und Spendensammeln kombinieren können. Eine Klasse, oder vielleicht sogar ganze Schule, organisiert eine Laufstrecke (idealerweise ein Sportplatz oder Marktplatz), die die Läufer:innen mehrmals zurücklegen können und die einzelnen Läufer:innen suchen sich Sponsoren. Pro Kilometer wird dann ein gewisser Geldbetrag von den Sponsoren gespendet, je nachdem, wie viel vorher vereinbart wurde. Wie effektiv die sportliche Betätigung für einen guten Zweck sein kann, bewies in der Vergangenheit die Welt-Hunger Hilfe mit ihrem Lebenslauf für Schulen. Das Deutsche Rote Kreuz ist sich ebenfalls über solche Events bewusst und hat einen Ratgeber erstellt, wie der Spendenlauf gelingt. 

Aber auch das sind nur drei Optionen, die euren Schüler:innen zur Verfügung stehen. Andere Aktionen, wie die Erstellung von Kunst oder Fotos und der Verkauf eines Albums, das Sammeln von Pfandflaschen, Flohmärkte oder allem anderen, was euch begeistert, kann einen Beitrag leisten.

Was gilt es zu beachten?

Auch wenn es viele Möglichkeiten gibt, muss dennoch einiges an Planung in die Spendenaktion mit einfließen. Besonders zu beachten gilt:

  • Was ist euer Ziel? Für welchen Zweck soll gesammelt werden und wie viel wollt ihr mindestens erreichen? (stellt dabei realistische Maßstäbe).
  • Wer soll mitmachen? Eine Klasse, die ganze Schule, Lehrkräfte und Schüler:innen?
  • Wann und wo soll die Aktion stattfinden?
  • Wie wollt ihr Aufmerksamkeit für eure Aktion gewinnen? Richtet euch dabei am besten an die örtlichen Medien (Zeitung, Radio, Fernsehen), dokumentiert mit eigenen Aufnahmen und ladet bekannte Persönlichkeiten wie die Bürgermeister:in ein. 

Sollten eure Schüler:innen Interesse daran haben, mehr über den Tag der humanitären Hilfe zu lernen, findet ihr auf den Seiten des deutschen Bildungsservers einiges an digitalem Unterrichtsmaterial. Die Aktion Deutschland Hilft bietet ebenfalls kostenloses Schulmaterial an. 

Was sind eure Ideen zum Spendensammeln? Haben eure Schüler:innen schon Erfahrungen mit solchen Aktionen gemacht? Teilt es uns doch gerne in den Kommentaren mit!

Unterrichten an der Privatschule: die bessere Option?

Elitäre Einrichtungen für Reiche. Schüler:innen, die über kaum Sozialkompetenzen verfügen. Solche Klischees existieren über Privatschulen. Sind sie wirklich so schlecht, wie ihr Ruf? Und wie ist es um die Lehrkräfte bei privaten Bildungsträgern bestellt?
Von
Philipp Auswald
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18
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August 2023
18.8.2023
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Elitäre Einrichtungen für Reiche und Privilegierte. Schüler:innen, die über kaum bis keine Sozialkompetenzen verfügen. Den eigenen Namen tanzen als Unterricht. Das sind unter anderem die Klischees, welche über Privatschulen in den Köpfen vieler Menschen verankert sind. Doch was ist dran? Sind sie wirklich so schlecht, wie ihr Ruf es erahnen lässt? Oder hat das Vorurteil auch etwas mit Unverständnis zu tun und haben Privatschulen womöglich sogar Vorteile gegenüber staatlichen Bildungsträgern? Wie steht es um die Rolle von Lehrkräften an Privatschulen? Dem widmen wir uns und betrachten die verschiedenen Arten von Privatschulen, den gesetzlichen Hintergrund und deren Besonderheiten in diesem Artikel. 

Auf die generellen Eigenschaften von Privatschulen, ihre Qualität als Arbeitsplatz sowie die statistische Verteilung im Schulsystem sind wir bereits in diesem Artikel eingegangen. Hier nochmal ein kurzer Überblick:

Einige der Punkte, welche Privatschulen von staatlichen Schulen unterscheiden, sind naheliegend und lassen sich leicht nachvollziehen: 

  • Der erste große Vorteil, welchen Privatschulen bieten, ist die stärkere individuelle Förderung von Schüler:innen durch die kleinere Klassengröße.
  • Weiterhin ermöglicht der Rahmen Privatschule die Umsetzung und Entwicklung eigener pädagogischer Konzepte. Diese, so wie die Lehrpläne, können passgenau auf die Schüler:innen und deren Bedürfnisse zugeschnitten werden.
  • Weiterhin können die kleineren Klassen zu einem stärkeren Zusammengehörigkeitsgefühl der Schüler:innen führen. 
  • Lehrkräfte können sich explizit auf eine Privatschule bewerben und werden nicht zugeteilt. Darüber hinaus ist das Bewerbungsverfahren oftmals unbürokratischer und nicht nur notenabhängig.
  • Der Lehrkräftemangel an Privatschulen stellt ein Problem dar, ist jedoch noch nicht so ausgeprägt wie an staatlichen Schulen.

Generelle Regelungen, welche die Gründung, Voraussetzungen und Umsetzung von Privatschulen betreffen, sind in Artikel Sieben des Grundgesetzes verankert. Dieser soll auch die wirtschaftliche Segregation von Schülern verhindern und die Konkurrenz zwischen staatlichen und privaten Schulen einschränken. Weiterhin richtet sich das Gesetz auch explizit an Lehrkräfte und verbietet den Betrieb einer Privatschule, wenn: “die wirtschaftliche und rechtliche Stellung der Lehrkräfte nicht genügend gesichert ist.“ Ebenfalls beinhaltet das Gesetz, dass Schüler nicht nach den Besitzverhältnissen der Eltern diskriminiert werden dürfen, wodurch das Schulgeld entweder so niedrig sein muss, dass alle es sich leisten können oder es nach dem Einkommen der Eltern gestaffelt werden muss. In der Praxis betrug das durchschnittliche Schulgeld, das Eltern für ein Kind jährlich bezahlen, in einer Statistik des Statistischen Bundesamtes 2016 rund 2000 Euro. Dies ist natürlich nur ein Mittelwert, denn in der Praxis kann der Besuch einer Privatschule je nach Trägerschaft und Art der Schule zwischen 50 - 100 Euro und Tausenden Euro monatlich kosten.

Platz für Weltanschauungen abseits des Mainstreams

Aber was außer dem Aspekt der Trägerschaft und die in der Regel auftretenden Kosten des Schulgeldes machen Privatschulen denn jetzt so besonders? Privatschulen können vor allem für die Eltern und Lehrkräfte an den Schulen interessant sein aus dem Grund, da viele bestimmte Weltanschauungen und pädagogische Konzepte vertreten werden. So gibt es beispielsweise christliche Privatschulen, die natürlich auch die Wert- und Normvorstellungen der Glaubensrichtung vertreten und diese den Schüler:innen weitergeben. Typisch hierfür ist eine von den staatlichen Schulen abweichende Fächergewichtung. An christlichen Privatschulen beispielsweise liegt der Fokus in der Regel stärker auf der Vermittlung von Inhalten, die üblicherweise in den Religionsunterricht fallen.

Eine andere Form der Privatschulen mit besonderen Konzepten sind die bekannten Waldorfschulen. Diese orientieren sich an der Lehre des Pädagogen, Theosophen und Schriftstellers Rudolf Steiner. Seine Lehren lassen sich dem Spektrum der Esoterik zuordnen und handeln unter anderem von der Erkenntnis einer höheren Welt und den Kindern als “wiedergeborenes geistiges Wesen”. Große Kritik über Steiners Werke gab es aufgrund von antisemitischen und diskriminierenden Inhalten. So stufte die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) einen Textauszug aus Rudolf Steiners Werken als “rassendiskriminierend” ein. Eine Indizierung blieb aus, jedoch müssen die Werke, welche im Rudolf-Steiner-Verlag herausgegeben werden, in Zukunft in kommentierter Fassung erscheinen. In der realen Umsetzung der Waldorfschulen geht es vor allem um die frühe musische und künstlerische Erziehung der Schüler:innen. Aufgabe der Lehrkräfte, die eine eigene Ausbildung bzw. Studium abschließen müssen, ist es herauszulesen, welche Fähigkeiten und Anlagen ein Kind mitbringt und diese zu fördern. Darüber hinaus gilt der Anspruch, den Unterricht künstlerisch und rhythmisch zu gestalten und aus jeder Unterrichtseinheit ein Kunstwerk zu schaffen. 

Als drittes und letztes bekanntes Beispiel wollen wir die Montessori-Schulen betrachten. Montessori-Schulen und die dazugehörige Montessoripädagogik gehen zurück auf die Medizinerin und Pädagogin Maria Montessori, die Ende des 19. Jahrhunderts in der Arbeit mit unterentwickelten und verwahrlosten Kindern ihre Arbeitsmaterialien und Konzepte entwickelt hat, um deren Lern- und Entwicklungsprozess sowie deren Aufmerksamkeitsspanne zu fördern. Montessori´s Konzept dreht sich im Kern darum, Kindern und Jugendlichen eine Umgebung zu bieten, in denen sie ohne Belohnung und Strafe in ihrem eigenen Tempo lernen können. Hierbei ist die Rolle der Lehrkraft mehr als unterstützend und beratend, denn als unterrichtend anzusehen. Das Montessori-Konzept beinhaltet in der Regel eigens dafür angefertigte Möbel und Klassenzimmer, die das Kind in seiner Eigenständigkeit unterstützen soll, sowie besondere Arbeitsmaterialien. 

Privatschulen als Zündstoff der sozialen Teilung

Bis hierhin mögen einige der Aspekte für manche befremdlich wirken, aber ansonsten klingen Privatschulen doch nach dem idealen Konzept für alle, die es sich leisten können. Wo ist der Haken an der Sache? Denn natürlich haben auch Privatschulen ihre Kehrseiten und diese haben durchaus auch politische Relevanz.

Als zentrale Kritik an allen Sonderformen von Privatschulen, welche auf alle bereits genannten Kategorien zutreffen, ist die soziale Teilung, welche an dieser Stelle verstärkt wird. 70 Prozent aller Eltern von Privatschüler:innen haben Abitur und nur jedes 20. Kind von Menschen ohne Ausbildung gingen auf eine Privatschule. Der Besuch einer Privatschule ist ein Privileg, welches meist Gutverdienenden vorbehalten ist, wodurch die Vorteile, die diese Schulen bieten, exklusiv bleiben. Trotz des gesetzlichen Anspruchs, dass die wirtschaftliche Lage der Eltern keinen Einfluss spielen soll und darf, zeigt die Realität, dass vor allem Eltern mit Migrationsgeschichte, aus bildungsfernen Hintergründen und ohne höhere Bildungsabschlüsse ihre Kinder erheblich seltener auf Privatschulen schicken (können). Dadurch entsteht ein klares zwei Klassen System: Die Eltern, die ihre Kinder auf Privatschulen mit höheren Mitteln, kleineren Klassen und individueller Förderung schicken können auf der einen Seite und alle anderen, die es nicht können, geben ihre Kinder in staatliche Schulen, welche in der Regel weit mehr mit Problemen wie dem Lehrkräftemangel, fehlenden Budgets und maroden Gebäuden zu kämpfen haben. Infolgedessen haben die Kinder auf privaten Schulen erheblich bessere Startvoraussetzungen als die Kinder, welche aufgrund ihrer sozialen Herkunft dieses Privileg nicht genießen dürfen. Dazu kommt die Identifikation der Kinder zu ihrer Klasse, die durch die Abgrenzung aufgrund der Schulformen steigt. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Schichten sich weiter verfestigen, wodurch Klassenhass verstärkt und das Vertrauen in Politik und Demokratie geschwächt wird.

Neben der spezifischen Kritik an den Konzepten der Sonderformen von Privatschulen, wie etwa dem problematischen Hintergrund von Waldorfschulen, kommt die allgemeine Indoktrinierung der Kinder mit den Weltanschauungen der Eltern. Die Kinder werden etwa christlich oder nach besonderen pädagogischen Konzepten erzogen und unterrichtet, wodurch ihnen der Kontakt zu andersdenkenden Kindern und Lehrkräften verwehrt wird und diese lediglich mit einem eingeschränkten Weltbild in Berührung kommen. Darüber hinaus kann es durch die von der Norm abweichenden Schulkonzepte später zu Problemen in der Arbeitswelt und bei der Kontaktaufnahme zu anderen Menschen kommen. 

Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass Privatschulen sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringen. Die Lernvoraussetzungen sind generell besser, der Rahmen für die persönliche Entwicklung der Kinder nicht zwingend. Privatschulen gibt es in vielen verschiedenen Sonderformen, die meist auf religiöse oder pädagogische Konzepte zurückzuführen sind. Das Bewerbungsverfahren für Lehrkräfte ist oftmals unbürokratischer als an staatlichen Schulen, der Lehrkräftemangel noch nicht so stark ausgeprägt, jedoch ist die Bezahlung in der Regel schlechter und eine Identifikation und Vorwissen zu eventuellen pädagogischen Konzepten empfehlenswert. Das Grundgesetz trifft klare Regelungen, welche Privatschulen anbelangt und regelt darin auch die Rolle der Lehrkräfte. Jedoch sind nicht alle Aspekte des Gesetzes realitätskonform, sodass nach wie vor eine klare Exklusivität von Privatschulen zu erkennen ist und die Eltern, die ihre Kinder auf solche schicken, stammen zumeist nach wie vor aus dem Bildungsbürgertum. 

Was haltet ihr von Privatschulen? Arbeitet ihr womöglich selbst an einer? Wir freuen uns über eure Kommentare!

Drei Ideen für eine aktive und naturnahe Klassenfahrt in Baden-Württemberg

Baden-Württemberg bietet viele spannende Exkursoptionen. Im zweiten Teil unserer Exkursionsserie zum Flächenstaat im Südwesten stellen wir euch drei weitere abwechslungsreiche Exkursionsideen vor, die sich für Teambuilding-Events und Biologieunterricht eignen.
Von
Leonhard Wallkötter
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August 2023
17.8.2023
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Ein Blick in Deutschlands südwestlichstes Bundesland offenbart eine faszinierende Mischung aus Geschichte, Kultur und Innovation. Geprägt von malerischen Landschaften, pulsierenden Städten und einer reichen industriellen Tradition, hat Baden-Württemberg sich einen Ruf als einer der wirtschaftsstärksten und kulturell vielfältigsten Orte in Europa erarbeitet. Das Bundesland weist so viele Exkursionsmöglichkeiten auf, dass wir nicht alles in einem Artikel unterbringen konnten, deswegen gibt es nun den zweiten Teil von spannenden Exkursionsideen in Baden-Württemberg. Den ersten Artikel findet ihr hier.

Erlebnisbauernhof

Im Herzen von Baden-Württemberg, gleich bei Reutlingen, findet ihr den Erlebnisbauernhof Schwille-Hof. Dort können Schüler:innen Bekanntschaft machen mit Ziegen, Gänsen, Puten, Schafen, Eseln, Schweinen, Pferden, Ponys, Kühen, Hasen, Hühnern, Hunden, Katzen, Meerschweinchen und Damhirschen. Und das bei jedem Wetter. Auch werden wichtige Fragen beantwortet, wie etwa: “Wozu gibt es einen Bauernhof? Woher kommt eigentlich unser Essen und wie verhalten sich Tiere?” Dabei ist auch eine Förderung vom “Lernort Bauernhof” möglich. Zusätzlich könnt ihr mit euren Schüler:innen eine Eselwanderung machen, dabei werden die Esel vorab erst einmal gestriegelt und gebürstet. Esel eignen sich besonders gut für eine Wanderung, da sie sehr intelligent, folgsam und sanftmütig sind. Dabei lassen sich die Esel kein Tempo aufzwingen, was auch nicht schlimm ist, da sich der Wanderer meistens automatisch an das Tempo des Esels anpasst. Der Preis für den Erlebnisbauernhof ohne Eselwanderung liegt bei einer Personengruppe ab 15 Personen bei 3,50 Euro pro Person pro Stunde, dabei sind zwei Begleitpersonen frei. Bei den Eselwanderungen schwankt der Preis, je nachdem wie viele Esel mitkommen und wie lang die Wanderung werden soll. Zum Erlebnisbauernhof kommt ihr entweder mit dem Reisebus oder vom Bahnhof Reutlingen mit der Buslinie 2. Dabei müsst ihr dann an der Station Pfullinger Ahlsteige aussteigen und 10 Minuten gehen. Die genaue Adresse fürs Navi ist der Ernst-Trumpp-Weg 59.

(Quelle: Canva)

Freizeitpark der anderen Art

Im Freizeitpark “EINS + ALLES Erfahrungsfeld der Sinne” bei Welzheim könnt ihr mit euren Schüler:innen ein besonderes Erlebnis machen. Mit euren Schüler:innen könnt ihr hier nämlich mitten im schwäbischen Wald riechen, hören, tasten, balancieren, experimentieren und staunen, wozu eure Sinne in der Lage sind. Denn bei über 80 Sinnesstationen und Installationen werden alle Sinne abgefragt. Auch gibt es einen Aktionsspielplatz, einen Dunkeldurchgang, eine mongolische Jurte, Feuerzelt, Tieroase und eine eigene Kaffeerösterei. Die Stationen sind dazu gedacht, sich und seine Sinne gezielt zu fordern und fördern und versprechen dabei eine Menge Spaß. Nach den gemachten Erfahrungen könnt ihr euch mit eurer Klasse hier im Cafe-Restaurant Monolia stärken und entspannen. Barrierefrei sind hier das Cafe sowie das Aktionshaus, der “Wunderweg” nicht. Preislich gestaltet es sich so, dass Schüler:innen bzw. nicht Volljährige 10 Euro und Erwachsene 12 Euro für eine Tageskarte zahlen dürfen. Mit dem Auto lässt sich der Park über die B 29 Ausfahrt Welzheim, Richtung Rudersberg und weiter Richtung Welzheim erreichen. Zudem lässt es sich auch mit dem ÖPNV mit der Buslinie 228 und 265, sowie der schwäbisch Waldbahn erreichen. 

(Quelle: Canva)

Hochseilgarten

Eine actionreiche Exkursion bietet der Hochseilgarten bei Nagold. Dieser ist einer der Größten in Süddeutschland und eignet sich somit perfekt als spannende Klassenfahrt, oder als Teambuildingevent auf Klassenfahrt. Hier kann man seinen Spaß in der Höhe ausleben und dabei einen guten Ausblick auf den Nordschwarzwald und die Schwäbische Alb genießen. Nach einer Einweisung kann jede:r Teilnehmer:in selbst bestimmen, welcher der sieben Parcours absolviert werden soll. Diese staffeln sich von leicht bis super schwer. Schüler:innen mit Höhenangst sind hier auch kein Problem, da sich für diese extra Zeit genommen wird, um sie an die Höhe heranzuführen. Wichtig ist, dass für Minderjährige eine schriftliche Erklärung mitgeführt werden muss. Für Erwachsene kosten drei Stunden 25 Euro und für Jugendliche 19 Euro. Der Park bietet auch Teamtrainings für Schulklassen an. Schlüsselkompetenzen sind hier: Kooperation, Zulassen von Gruppenzusammenarbeit, Unterordnen von Individualzielen, Zeigen von Empathie, Vertrauen und Verantwortungsbewusstsein, Rücksichtnahme in der Gruppe. Verzicht auf nicht kompetenz- oder aufgabenorientiert erworbene Vorteile. Verstehen der Handlungsstrukturen anderer Teammitglieder. Dabei soll vermittelt werden, wie Lösungen im Team gefunden werden, zusammenzuarbeiten, das Teamverhalten zu reflektieren und die gemachten Erfahrungen dann später anzuwenden. Finden könnt ihr den Hochseilgarten unter der Adresse: Am Eisberg 1, PLZ 72202 Nagold. 

(Quelle: Canva)

Baden-Württemberg bietet eine große Auswahl an Exkursionen. Wir hoffen, wir konnten euch im zweiten Teil nochmals Inspiration geben, sodass ihr eine spannende und lehrreiche Klassenfahrt planen könnt. Weitere Exkursionsideen für Brandenburg und Berlin findet ihr hier. 

“Scheißjob Lehrer?” Neue ARD-Doku liefert eine frustrierende Bestandsaufnahme

Eine Rabiat Doku über die derzeitige Lage an deutschen Schulen, den Lehrkräftemangel und die schwierige Situation für alle Lehrer:innen, Lehramtsstudierende und Schüler:innen. Sie nehmen berechtigte Kritik am deutschen Schulsystem und der Bildungspolitik.
Von
Annika Werner
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August 2023
16.8.2023
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Ludwigsburg/München/Leipzig. “Scheißjob Lehrer?” Unter dem unmissverständlichen Titel hat das ARD-Format “Rabiat” gestern eine Reportage über die aktuelle Lage an Deutschlands Schulen veröffentlicht. Dabei spricht Rabiat Reporterin Claudia Euen über die derzeitige kritische Situation an den Schulen und was passieren muss, damit alle Lehrkräfte und Schüler:innen die Unterstützung bekommen, die sie brauchen. Hinter der Reportage stecken die Filmemacher “Y-Kollektiv”, die für den Bericht mit Radio Bremen und dem SWR kooperiert haben. 

Nicht nur viele Schüler:innen, sondern auch die Elternteile machen sich Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder und fragen sich, ob sie unter Berücksichtigung der vielen Stundenausfälle den Abschluss schaffen werden. Lehrkraft zu sein ist längst kein Traumberuf mehr. Zu den überschaubaren Vorteilen kommen mittlerweile viele Nachteile hinzu. Der große Mangel an Lehrkräften, die viel zu großen Klassen und das steigende Arbeitspensum machen den Beruf immer unattraktiver. Die Folge: Bereits ausgebildete Lehrer:innen kündigen ihren Job und von den Universitäten kommt nicht genügend Nachwuchs, um die Lücken zu schließen. 

“Wir leben in einer Demokratie, aber die Schule ist ein undemokratischer Ort”, sagt Nora Oehmichen, die bereits seit 17 Jahren Lehrerin am Otto-Hahn-Gymnasium in Ludwigsburg ist. Momentan hadert sie mit ihrem Job. Nachdem sie bereits Stunden aufgestockt hat, möchte sie ab nächstem Schuljahr nur noch acht Stunden in der Woche arbeiten, um sich noch mehr auf das bildungspolitische Engagement zu konzentrieren. In der Hoffnung, dass sie sich an einem Sonntagabend wieder auf den Montag in der Schule freuen kann. 

Erst vier Jahre nach der Ankunft in Deutschland, konnte Fidaa Alsilek als Seiteneinsteiger an der Wladimir-Kamorow- Schule in Sachsen-Anhalt unterrichten. In seiner Heimat Syrien unterrichtete er bereits 12 Jahre Englisch an Privatschulen. Um in Deutschland als Lehrkraft anerkannt zu werden, ist es allerdings Voraussetzung, zwei Unterrichtsfächer studiert zu haben. Aus diesem Grund zog sich seine Zulassung über Jahre hin. In Anbetracht des starken Lehrkräftemangels und den vielen unbesetzten Stellen kann das nicht die übliche Vorgehensweise sein. “Man wird für alle Fails des Schulsystems verantwortlich gemacht", sagt Julia Hehl, die mittlerweile ihren Job als Lehrer:in gekündigt hat. Die Schule sei kein angenehmes Arbeitsumfeld mehr, die ständige Erreichbarkeit und das Image als faule Lehrkraft haben Sie diese Entscheidung treffen lassen. 

Auch die Schüler:innen fordern. Für die Abiturient:innen waren die letzten Jahre nicht einfach. Sie klagen über Leistungsdruck und Versagensängste. “Ich habe das Gefühl, dass Interesse und die Eigeninitiative in manchen Fächern einfach systematisch kaputt gemacht werden", sagt Josephine Günther. “Wir müssen mehr auf die zwischenmenschlichen Beziehungen achten", fordert die junge Abiturientin. Zusammen mit weiteren Schüler:innen gründeten sie die Initiative “Die 11 Rebell_innen” mit dem Ziel eines respektvollen Umgangs und einer Kommunikation auf Augenhöhe – sie fordern “Weniger Leistung, mehr Selbstfürsorge und Miteinander.”

Unter dem YouTube-Video der Reportage sind in kürzester Zeit über 700 Kommentare erschienen. Angehende, derzeitige und ehemalige Lehrer:innen tauschen sich über ihre Erfahrungen aus und kritisieren das Schulsystem und die Politik. Auffallend ist: Viele der angehenden Lehrer:innen zweifeln den Aufbau des Studiums beziehungsweise die Inhalte dessen an. Der Fokus liegt viel zu sehr auf dem Fachlichen, anstatt auf dem Menschlichen. Eine Frage, mit der die Dokumentation den Zuschauer zurücklässt, bleibt hängen: Was bringt den Schüler:innen das geballte Fachwissen, wenn es für alle Beteiligten von Seiten der Institutionen an Menschlichkeit fehlt?

Fantasievoll, intuitiv und frei - Kreatives Schreiben im Unterricht

Kreatives Schreiben kann im Unterricht eingesetzt werden, um die Fantasie anzuregen und die Sprache zu schulen. Außerdem hilft es, Gedanken zu sortieren und Emotionen zu verarbeiten. Hier gibt es Ideen, wie ihr kreatives Schreiben im Unterricht einbaut.
Von
Leonie Hirt
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August 2023
16.8.2023
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Wir haben uns schon einmal damit befasst, wie kreatives Schreiben Abwechslung in euren Deutschunterricht bringen kann. Nun vertiefen wir das Thema weiter und bieten euch noch mehr Ideen, wie eure Schüler:innen vom kreativen Schreiben profitieren können. Außerdem gibt es auch in anderen Schulfächern Möglichkeiten, kreatives Schreiben einzusetzen, um komplexe Themen aufzulockern.

Was ist kreatives Schreiben?

Kreatives Schreiben ist eine Form des Schreibens, bei der der Fokus auf der freien Entfaltung der eigenen Fantasie und Kreativität liegt. Hierbei können unterschiedlichste Textformen entstehen, darunter Gedichte, Essays, Kurzgeschichten und andere Arten fiktionaler Texte. Strikte Regeln oder Vorgaben sind beim kreativen Schreiben nicht von Bedeutung. Vielmehr geht es darum, die eigenen Gedanken, Emotionen und Ideen auf individuelle Art und Weise zu Papier zu bringen und dadurch die Vorstellungskraft und Kreativität zu fördern.

Kreatives Schreiben hat längst Einzug in die Universitäten und Volkshochschulen gefunden. Das Interesse an Schreibkursen ist groß und immer mehr Menschen wollen die Vorteile und Möglichkeiten des kreativen Schreibens für sich entdecken und nutzen. Selbstreflexion, Stressabbau, Schreibfertigkeiten, Kreativität und Kommunikationsfähigkeiten können gestärkt werden, wenn kreatives Schreiben richtig eingesetzt wird. Hierbei spielt weniger das Ergebnis die wichtigste Rolle, sondern vielmehr der Schreibprozess, der hilft, Gedanken zu sortieren und sich auszudrücken. Doch nicht nur Erwachsene mit einem Faible für Sprache und Text profitieren von den Vorteilen kreativen Schreibens. Auch Kinder und Jugendliche können diese Methode für sich entdecken und spielerisch ihre Sprache und Kreativität fördern, wenn ihnen etwas auf die Sprünge geholfen wird. Im Folgenden finden sich einige Ideen, um Schüler:innen Inspiration zu bieten, selbst etwas zu Papier zu bringen.

Intuitiv und einfach - Freewriting

Die wahrscheinlich simpelste Variante des kreativen Schreibens ist das Freewriting. Hier gibt es, wie der Name vermuten lässt, so gut wie keine Regeln und Vorgaben. Außer eine: Es muss geschrieben werden! Beim Freewriting ist es wichtig, nicht lange nachzudenken und sich den Kopf über die beste Formulierung zu zerbrechen. Es geht darum, einfach loszuschreiben und den Stift für eine bestimmte Zeit nicht abzusetzen. Dadurch kommen ungefiltert alle Gedanken und Ideen aufs Blatt und nichts geht verloren. Das Freewriting zielt nicht darauf ab, ein literarisches Meisterwerk zu erschaffen. Tatsächlich ist das Endergebnis irrelevant, es geht in erster Linie um die Sortierung der eigenen Gedanken und das Überwinden möglicher Schreibblockaden.

Wenn ihr Freewriting mit eurer Klasse ausprobieren wollt, solltet ihr euch ein Thema überlegen, mit dem ihr einen Impuls setzen könnt. Hier eignen sich je nach Schulfach natürlich unterschiedliche Inhalte für die Übung. Ihr könnt kreatives Schreiben theoretisch in jedem Schulfach einsetzen, um ein neues Thema einzuleiten und euren Schüler:innen die Möglichkeit zu geben, die eigenen Gedanken vorab zu sortieren. Wenn es beispielsweise um das neue Thema Evolution im Fach Biologie geht, wäre eine gute Übung, das Wort „Evolution“ an die Tafel zu schreiben und einen Timer auf 5 Minuten zu stellen. In dieser Zeit sollen die Schüler:innen alles, was sie mit dem Thema verknüpfen und schon darüber wissen, auf einem Blatt Papier sammeln. Das kann entweder in Textform geschehen oder auch in Form einer Mind-Map bzw. Stichwortsammlung. Die einzige Regel: Niemand darf den Stift absetzen und unterbrechen. Je öfter diese Übung mit euren Schüler:innen durchgeführt wird, desto leichter wird es ihnen fallen, sich auf den Prozess einzulassen.

Nach Ablauf der Zeit können Ideen und Gedanken ausgetauscht und geordnet werden. Ob dieser Teil als Klassengespräch oder in kleinen Gruppen erfolgt, bleibt euch überlassen. Im Anschluss an diese Übung haben die Schüler:innen schon einen groben Überblick über das neue Thema und haben sich selbstständig und kreativ darauf eingestimmt.

Das Freewriting lässt sich im Deutschunterricht auch als Schreibübung einsetzen. Wenn zu einem beliebigen Thema (Frühling, Mut, Verantwortung etc.) die Gedanken aufgeschrieben werden, können eure Schüler:innen lernen, sich gedanklich schneller zu ordnen und die eigene Fähigkeit zur Formulierung zusammenhängender Sätze steigern. Selbstverständlich braucht es hier etwas Zeit und Geduld, langfristig können sich die sprachlichen Kompetenzen und die Kommunikationsfähigkeiten der Schüler:innen aber deutlich verbessern.

Lustige (Kurz-)Geschichten fördern die Fantasie

Eine andere Variante des kreativen Schreibens ist das Verfassen von Geschichten zu einer bestimmten Situation oder Idee. Hier sollte es, anders als beim Freewriting, keinen fünfminütigen Timer geben, sondern etwas mehr Zeit, um kreative Ideen entstehen zu lassen. Durch das Ausdenken eigener Geschichten wird die Fantasie und Kreativität der Schüler:innen besonders geschult. Inspirationen für eine Geschichte können beispielsweise komplexere Bilder, Zeitungsartikel oder kurze Videos bieten, aber auch ein paar Sätze als Einstieg in eine Geschichte, die von den Schüler:innen weitergesponnen werden, eignen sich gut.

Das Geschichtenschreiben lässt sich auch als Gemeinschaftsaktion veranstalten. So schreibt der/die erste Schüler:in einen beliebigen Satz auf ein Blatt Papier und reicht es anschließend an die nächste Person weiter. Diese fügt einen dazu passenden Satz hinzu und so weiter. Wenn das Blatt einmal durch die Klasse gewandert ist, ist im Idealfall eine lustige kurze Geschichte entstanden, die jede/r Schüler:in mitgestaltet  hat. Besonders zum Lachen bringt eure Klasse die Version dieser Übung, bei der der Großteil der Geschichte umgeknickt wird, sodass immer nur der letzte geschriebene Satz sichtbar ist. Dadurch entsteht ein bunter und wirrer Erzählfaden, der vielleicht keinen Bestseller hervorbringt, dafür aber die Stimmung auflockert und den Schüler:innen hilft, Schreibblockaden und Hemmungen abzubauen.

Da für das Schreiben von Geschichten bzw. Kurzgeschichten deutlich mehr Zeit benötigt wird, sollte man bei der Unterrichtsplanung großzügig sein. Wer möchte, kann auch eine Schreibwerkstatt ins Leben rufen, in der nach dem Unterricht als AG gemeinsam Geschichten weitergeschrieben und besprochen werden. Schüler:innen diese Möglichkeit anzubieten, kann sich besonders positiv auf deren sprachliche Entwicklung auswirken und möglicherweise den ein oder anderen Jungautoren motivieren.

Tagebuch schreiben ordnet die Gedanken

(Quelle: Canva)

Schreiben kann auf das geistige Wohlbefinden und die psychische Gesundheit positive Effekte haben. Durch das Aufschreiben von Gedanken und Emotionen wird der Verarbeitungsprozess erleichtert und es gelingt besser, Situationen aus der Distanz zu betrachten. Das kann dabei helfen, das Innenleben zu strukturieren und einen neuen Blick auf verzwickte Situationen zu bekommen. Außerdem wird man durch das Aufschreiben negativer Erlebnisse und Gefühle darin bestärkt, sich aktiv damit auseinanderzusetzen und gründlich über etwas nachzudenken, ohne gedanklich abzuschweifen. Das therapeutische Schreiben kann eine Art sein, Ordnung ins eigene Leben zu bringen und langfristig klarer zu bleiben. Natürlich dürfen auch positive Erlebnisse und Gefühle ihren Weg in ein Tagebuch finden. Das hilft beim Erinnern an den letzten Sommerurlaub, den Ausflug in den Wald oder den schönen Nachmittag bei Oma. Wer mit Fotos arbeitet, erhält die schöne Erinnerung besonders genau! (Quelle: Canva)

Das Tagebuchschreiben eignet sich eher nicht für den direkten Einsatz im Unterricht, kann aber trotzdem thematisiert werden. Beispielsweise können Schüler:innen motiviert werden, sich ein Tagebuch zu kaufen und in einer Unterrichtsstunde gemeinsam von außen bunt zu gestalten und zu verzieren. Im Anschluss könnt ihr eure Klasse mit den Vorteilen des Tagebuchschreibens vertraut machen und euren Schüler:innen dadurch ein wichtiges Handwerkszeug zeigen, was sie jahrelang begleiten und unterstützen kann.

Kreatives Schreiben kann grundsätzlich jeder:m die Möglichkeit bieten, die eigene Fantasie zu fördern, die Sprachfähigkeiten zu verbessern und Gedanken zu strukturieren. Wenn ihr mit euren Schüler:innen Übungen im Bereich kreatives Schreiben macht, versucht das Ganze locker anzugehen und den Fokus auf das Ausprobieren und Lernen zu legen. Egal in welchem Fach, kreatives Schreiben kann fast zu jedem Thema eingesetzt werden, um den Unterricht aufzulockern und Abwechslung zu bieten.

Habt ihr euch selbst schon einmal im kreativen Schreiben versucht und sogar schon mit euren Schüler:innen ausprobiert? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

Wie funktionieren Deepfakes? So nutzt ihr die Technologie für eine Unterrichtsstunde

Egal ob für den privaten Humor oder zur Manipulation, Deepfakes haben sich schnell in der Gesellschaft verbreitet und bringen nicht nur Vorteile mit sich. Wir zeigen, wie die Technologie funktioniert und wie ihr sie euren Schüler:innen vermitteln könnt.
Von
Leon Noel Gärtner
|
16
.
August 2023
16.8.2023
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Bilder, Videos und andere mediale Dateien sind Mittel, die Realität der Gesellschaft abzulichten und zu verwahren. Ein Moment oder eine Aussage, wird somit im Internet festgehalten, womöglich für Jahrzehnte, und ist immer abrufbar für die Nachwelt.

Beim Umgang mit Medien lohnt es sich allerdings, eine gewisse Skepsis zu bewahren und ein kritisches Denken zu entwickeln, denn nicht alles, was verfügbar ist, muss auch wahr sein. Deepfakes sind die neueste Sensation in den sozialen Netzwerken, die dieses Phänomen zur Schau stellen. So kann mithilfe von Deepfakes der beste Freund zur Hauptfigur seines Lieblingsfilms werden, oder zum Spaß eine Prominente die neuesten Memes nachahmen. Für Unterhaltungszwecke ist die Technologie ein einzigartiger Weg sich selbst zu entfalten.

In der Vergangenheit haben wir aufgezeigt, woran es möglich ist, Deepfakes zu erkennen. In diesem Artikel wiederum zeigen wir, wie ihr Deepfakes selbst erstellt könnt, um das Thema im Rahmen einer Stunde anschaulich zu behandeln. 

Ethische Verwendungen von Deepfakes

Eine Warnung im Vorhinein. Deepfakes können zwar humorvolle Inhalte liefern, sie haben jedoch auch großes Gefahrenpotenzial. Sie können benutzt werden, um falsche Informationen zu verbreiten und können zur politischen Manipulation führen. Ein Beispiel hierzu tauchte im Zuge des Ukraine-Kriegs auf: Es wurden Deepfakes von Putin und Selenskyj verbreitet, in denen Putin Frieden erklärte und Selenskyj kapitulierte. In Zeiten, in denen Fake News die Demokratie bedrohen und vereinzelte Gruppen die Meinungen der Öffentlichkeit zu ihren Gunsten beeinflussen wollen, ist es von enormer Bedeutung, die Wahrheit zu beschützen und falsche Nachrichten zu erkennen und zu melden. Erschwerend hinzu kommt die Gefahr von Fake News, die Privatsphäre zu verletzen, beispielsweise mit virtuell geschaffenen Abbildungen von sexuellen Inhalten. Es besteht das Risiko, Persönlichkeitsrechte und Urheberrechte anderer zu verletzen. 

Deepfakes sind legalisiert für Verwendungsformen wie Kunst, Satire und Journalismus. Dieser Artikel ist rein für pädagogische Zwecke gedacht, damit eure Schüler:innen besser über die Thematik informiert sind und auf ethische Art und Weise Deepfakes erstellen oder erkennen können. Die Technik existiert und wird nicht mehr verschwinden, weshalb es wichtig ist klarzustellen, dass die Deepfake-Technologie nicht zur Blamage von Mitschüler:innen oder zur Manipulation genutzt werden soll. 

Wie funktioniert ein Deepfake?

(Quelle: Recruitainment Blog)

Bei einem Deepfake handelt es sich um eine Foto-, Video- oder Audiodatei, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz verändert wurde, um etwas anderes als die Originalquelle abzubilden. Der Begriff setzt sich zusammen aus den Wörtern “Deep Learning” und “Fake”, wobei sich Deep Learning auf eine Lernmethode der KI bezieht. Deep Learning wiederum geschieht, wenn eine KI durch tiefgehende neuronale Netze, ähnlich wie das menschliche Gehirn, Daten extrahiert und analysiert, um eine Prognose zu erstellen, wie für das Verstehen von Texten und das Erkennen von Bildern. Der letzte Punkt ist hierbei entscheidend. Die KI erstellt nicht einfach neue Inhalte, sondern muss in Form von ‘Big Data’ gefüttert werden. 20 bis 30 Bilder stecken allein in einer Sekunde eines Videos, was hochgerechnet 2400 Bilder für ein zwei Minuten Video bedeutet. 

Die Datenmengen werden von der KI analysiert, wobei höhere Mengen bessere Endergebnisse vom Algorithmus erzielen. Variationen des Materials, wie verschiedene Blickwinkel zur selben Person, oder wie sie verschiedene Emotionen zeigt, führen ebenfalls zu einem qualitativ hochwertigeren Resultat.

Sobald die KI den Inhalt besitzt, ist für den IT-Laien die Arbeit schon fast erledigt. Hinter den Kulissen passiert allerdings ein stunden-, möglicherweise sogar tagelanger Prozess des ‘Encodings’. Hierbei wird durch den sogenannten Autoencoder ein Ausgangsbild zersetzt und als digitales Abbild wiederhergestellt. Hierbei können allerdings auch Informationen verloren gehen, die als ‘Loss-Wert’ bezeichnet werden. Dieser Loss-Wert hält sich allerdings in Grenzen, je mehr Dateien zum Encoding zur Verfügung gestellt werden. 

An sich ein einfacher Prozess. Die Erstellung eines Deepfakes beginnt allerdings durch das Hinzufügen eines weiteren Decoders. Die KI wird nun mit zwei unterschiedlichen Materialien gefüttert und lernt sowohl Person A als auch Person B in ein digitales Abbild zu ‘decoden’. 

Sind beide Decoder in ihrer Aufgabe geschult, kommt es jetzt zur Erstellung des Fakes. Der KI wird befohlen, das Bildmaterial von Person A zu nehmen und in ein Abbild von Person B zu erstellen. Die KI sieht das Bildmaterial von Person A dann als verzerrte Bilder, die es zu korrigieren gilt und erstellt ein digitales Abbild von Person B, basierend auf den wesentlichen Merkmalen, die es von Person B gelernt hat. Daraus entsteht dann ein Fake-Abbild von Person B, das der Aktion von Person A gleicht.

Welches Programm eignet sich am besten?

Mit der wachsenden Beliebtheit von Deepfakes folgten eine weite Reihe von Anbietern. Vidnos stellt auf ihrer Seite 12 Deepfakes App vor, alle mit verschiedenen Vor- und Nachteilen. Für einen kostenlosen Einstieg in die Thematik empfehlen wir jedoch Hoodem

Die Website benötigt nicht das Herunterladen anderer Software, um mit der Arbeit zu beginnen und ist des Weiteren bereits ‘gefüttert’ mit verschiedenen Videos und Bildern. So können Schüler:innen umsonst auf dieser Seite bereits ein Gefühl für die Thematik entwickeln. Auf dieser Seite können sie beispielsweise Mr. Bean den Platz von Donald Trump in einer Rede einnehmen lassen, oder Rihanna statt Amber Heard für die Rolle der Mera aus Aquaman besetzen. Alles ohne den Stress von Installation, dem Suchen von Bildmaterial oder geforderter Bezahlung und somit mehr als ausreichend für eine Schulstunde zum Thema. Allerdings verlangt die Website für Nutzung von mehr Optionen als die gegebenen Beispiele mindestens 29.99 Dollar (rund 27.39 Euro),

Für einen tieferen Einblick in die Materie über eine Schulstunde hinaus lohnt sich DeepFaceLab. Die Software ist weltweit zuständig für über 95 Prozent der Deepfakes und ist nach Installation kostenlos zu nutzen. 

Welche Programme für Deepfakes auch immer genutzt werden, eins sollte in eurem Gedächtnis bleiben. Auch wenn mit dem Werkzeug einiges an Unterhaltung möglich ist, bestehen stets Risiken zum Missbrauch. Es ist in eurer eigenen Verantwortung, die Technologie nicht für unethische Zwecke einzusetzen.

Behaltet diese in Erinnerung und viel Spaß beim Erstellen! Sofern euch Bedenken, Ideen oder weitere Tipps und Tricks einfallen, teilt sie doch gerne in den Kommentaren!

Score-Safari: Auf Expedition durch die Welt der Schufa

Finanzen, Kreditwürdigkeit, Schufa. Zugegeben, das sind nicht die beliebtesten Themen, aber wir haben sie so für euch aufbereitet, dass ihr sie innerhalb einer Vertretungsstunde vermitteln könnt: Material, Videos und Unterrichtsvorschläge natürlich inklusive.
Von
Marie-Theres Carl
|
15
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August 2023
15.8.2023
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Im hektischen Schulalltag kann es vorkommen, dass unerwartet eine Vertretungsstunde ansteht. Ihr alle kennt diesen Moment der Improvisation, in dem ihr nach einem interessanten und lehrreichen Thema sucht, das eure Schüler:innen begeistert. Genau hier setzen wir an: Die "Vertretungsstunde" ist unser Werkzeugkasten für solche Situationen, eine Quelle von kreativen und kurzweiligen Ideen, um kurzfristig eine fesselnde Vertretungsstunde auf die Beine zu stellen.

Die SCHUFA

Heute möchten wir gemeinsam in die Tiefen der Finanzwelt eintauchen und dabei ein Thema behandeln, das von großer Bedeutung ist: Die Schufa – ein Akronym, das nicht nur für "Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung" steht, sondern auch für ein grundlegendes Verständnis der eigenen finanziellen Möglichkeiten. Die Schufa ist eine wichtige Institution in der Finanzwelt und wurde bereits 1927 gegründet. Sie dient dazu, Informationen über Kredite und Zahlungsverhalten zu sammeln. Diese Informationen werden von verschiedenen Akteuren des Wirtschaftslebens genutzt, um die Kreditwürdigkeit von Personen und Unternehmen zu bewerten.

Wie funktioniert die Schufa?

Um die Funktionsweise der Schufa zu verstehen, stellen wir uns folgendes Szenario vor: Jemand möchte bei einer Bank einen Kredit beantragen. Die Bank überprüft die Bonität, das heißt, wie wahrscheinlich es ist, dass der Kredit zurückgezahlt wird. Wenn der Kredit jedoch nicht fristgerecht oder vollständig zurückgezahlt wird, meldet die Bank dies an die Schufa und dort wird ein Kreditbetrug registriert. In der Vergangenheit war es möglich, bei verschiedenen Banken ähnliche Betrügereien zu begehen, da diese nicht miteinander kommunizierten. Heute ist das anders: Um solche Betrügereien zu verhindern, wurde die Schufa ins Leben gerufen. In einer Volkswirtschaft mit vielen Banken wie Deutschland wäre direkte Kommunikation untereinander aufwändig. Die Schufa übernimmt diese Aufgabe, indem sie Informationen von über 9.000 Vertragspartnern wie Banken, Telekommunikations- und Energieunternehmen sammelt und bündelt.

Welche Daten werden gespeichert?

Die Schufa sammelt eine breite Palette von personenbezogenen Daten, die einen umfassenden Überblick über die finanzielle Situation einer Person ermöglichen. Zu diesen Daten gehören grundlegende Informationen wie Name, Geburtsdatum, Geburtsort und aktuelle sowie möglicherweise frühere Anschriften. Die Vertragspartner der Schufa tragen dazu bei, das finanzielle Profil einer Person zu füllen, indem sie Informationen über verschiedene Aspekte ihrer finanziellen Aktivitäten bereitstellen. Dazu gehören Bankkonten, Kreditkarten, Leasingverträge, Mobilfunkkonten, Versandhandelskonten, Ratenzahlungen, gewährte Kredite und Bürgschaften.

Die Schufa speichert nicht nur allgemeine Informationen, sondern auch Zahlungsstörungen und negative Vorfälle. Hierzu zählen angemahnte und unbestrittene Forderungen sowie Kündigungen von Verträgen. Weiterhin werden auch Details wie das Einziehen einer Kreditkarte oder die Kündigung eines Kontos von einer Bank erfasst. Diese umfassende Datensammlung ermöglicht es der Schufa, eine genaue Beurteilung der Kreditwürdigkeit einer Person vorzunehmen und potenzielle Risiken für Kreditgeber zu identifizieren.

Kreditwürdigkeit in Zahlen

Der Schufa-Score ist eine wichtige Kennzahl, die die Kreditwürdigkeit widerspiegelt. Er reicht von A (sehr gute Kreditwürdigkeit) bis G (schlechte Kreditwürdigkeit). Ein hoher Scorewert bedeutet, dass die Schufa eine niedrige Ausfallwahrscheinlichkeit für Kredite sieht, während ein niedriger Score auf eine höhere Ausfallwahrscheinlichkeit hinweist. 

Wer einen Vertrag abschließen, eine Wohnung mieten oder einen Kredit beantragen will, muss dafür oft eine Schufa-Auskunft vorlegen. Die normale Schufa-Auskunft kostet knapp 30 Euro. Jeder hat das Recht, eine kostenlose Daten-Kopie der gespeicherten Daten anzufordern. Diese Auskunft gibt detaillierte Informationen darüber, welche Daten die Schufa über jemanden gespeichert hat. Über die Schufa-Website kann diese Auskunft kostenfrei beantragt werden. Solltest du fehlerhafte Daten feststellen, hast du das Recht, Einspruch einzulegen und die Korrektur zu verlangen.

Hier geht’s zum Video von Finanztip: was tun bei schlechter Schufa oder fehlerhaften Einträgen?

Deine Schufa, deine Verantwortung

(Quelle: Schufa)

Das eigene Verhalten hat einen großen und direkten Einfluss auf den eigenen Schufa-Score. Pünktliche Rückzahlungen und verantwortungsbewusster Umgang mit Krediten können den Score positiv beeinflussen. Gleichzeitig sollte man darauf achten, nicht zu viele Kreditanfragen zu stellen oder seine Kredite zu vernachlässigen, da dies die Kreditwürdigkeit beeinträchtigen kann.

Warum den Schufa-Score im Blick haben?

Ein solider Schufa-Score ist von großer Bedeutung, da er direkt mit der eigenen Bonität verbunden ist und somit die finanzielle Verlässlichkeit widerspiegelt. Ein hoher Schufa-Score signalisiert, dass man in der Lage ist, Kredite und finanzielle Verpflichtungen fristgerecht und zuverlässig zurückzuzahlen. Dies ist besonders wichtig, da viele Unternehmen, darunter Mobilfunkanbieter und Kreditgeber, den Schufa-Score als eine Hauptreferenz zur Einschätzung des Zahlungsverhaltens nutzen. 

Je besser der Score ist, desto größer sind die Chancen auf einen erfolgreichen Vertragsabschluss. Es ist jedoch zu beachten, dass die genauen Anforderungen von Unternehmen zu Vertragsabschlüssen variieren können. Ein positiver Schufa-Score kann nicht nur helfen, Verträge abzuschließen, sondern beeinflusst auch die Konditionen dieser Verträge positiv. Wenn der Score hoch ist, kann man beispielsweise von besseren Zinsen und günstigeren Konditionen bei Krediten und Finanzprodukten profitieren. Kurz gesagt, ein guter Schufa-Score ist der Schlüssel zu einem stabilen finanziellen Fundament und eröffnet vielfältige Möglichkeiten, von verbesserten Vertragsbedingungen bis hin zu mehr finanzieller Flexibilität.

Hier ein Video von Finanzfluss zum Thema Schufa, das nochmal alles zusammenfasst:

Und jetzt zur Praxis

Nachdem ihr euch nun einen fundierten Überblick über die Grundlagen der Schufa verschafft habt, ist es an der Zeit, in die praktische Anwendung überzugehen. Die Klasse weiß jetzt: 

  • … was die Schufa ist und warum es sie gibt,
  • … wie sie funktioniert und welche Daten sie speichert und 
  • … warum ein positiver Schufa-Score von großer Bedeutung ist. 

Wenn Interesse besteht, könnt ihr die wichtigsten Sachen nochmal in einem kurzen Quiz abfragen. Hier sind einige Ideen, wie ihr die Vertretungsstunde ab diesem Punkt gestalten könnt:

  1. Diskussion: Offene Diskussion mit der Klasse über die Schufa. Was wissen die Schüler:innen über die Schufa und welche Fragen und Kritikpunkte gibt es? Oder eine klassische Pro/Contra Diskussion mit der Klasse, in zwei oder mehr Gruppen werden Argumente für und gegen die Institution gesammelt, anschließend werden sie vorgetragen und gegeneinander abgewogen. 
  2. Gruppenarbeit: Die Klasse teilt sich in drei oder mehr Gruppen auf und jede erhält ein anderes Szenario. Lasst eine Gruppe die Kreditwürdigkeit anhand gegebener Informationen bewerten und diskutieren, welche Auswirkungen dies auf die finanzielle Zukunft der betreffenden Person haben könnte. Eine zweite Gruppe kann sich an einem konkreten Beispiel damit beschäftigen, wie eine Person mit einem nicht so guten Schufa-Score den Wert erhöhen könnte. Eine weitere Gruppe könnte versuchen, aus Sicht einer Bank zu entscheiden, ob sie einer Person oder einem Unternehmen einen Kredit gewähren würde oder nicht.
  3. Rollen- oder Planspiel: Organisiert ein Rollenspiel, bei dem die Schüler:innen verschiedene Charaktere spielen, die unterschiedliche Schufa-Scores haben. Sie sollen Entscheidungen treffen, wie beispielsweise einen Kreditantrag stellen oder einen Mobilfunkvertrag abschließen. Auch hier können einige wieder die Perspektive einer Bank oder eines Unternehmens einnehmen. Dies verdeutlicht die Auswirkungen eines Schufa-Scores auf den Alltag. 

Für mehr Ideen gibt es auch Unterrichtsmaterialien von der Schufa: Doppelstunden SCHUFA macht Schule 

Fandet ihr diesen Artikel hilfreich? Was haltet ihr von unserer neuen Kategorie "Die Vertretungsstunde"? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

“Win-Win-Situation für alle”: Azubis vermitteln digitale Bildung an Grundschulen

Digitalisierung betrifft uns jeden Tag. Doch an den Schulen läuft nicht immer alles rund. Vielerorts fehlt es an ausreichend geschulten Lehrkräften. Ein Verein aus Wermelskirchen möchte Schulen und Lehrkräfte dabei unterstützen. Kann das funktionieren?
Von
Annika Werner
|
14
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August 2023
14.8.2023
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Jeden Tag werden wir mit der Digitalisierung konfrontiert und nehmen sie häufig schon nicht mehr richtig wahr. Ob es die täglichen Nachrichten auf unserem Smartphone sind, die digitale Anzeige der Abfahrtszeiten an den Bushaltestellen oder vielleicht sogar neu gewonnene Jobs, die erst durch die Digitalisierung möglich geworden sind. Das, was für viele Erwachsene längst Alltag ist und wie von Zauberhand läuft, müssen vor allem jüngere Schüler:innen erst noch lernen. 

Zu wenig ausgebildetes Personal aus dem IT-Bereich und dazu der schon bestehende Mangel an Lehrkräften erschweren die Förderung der digitalen Kompetenzen der Kinder. Dass Schulen technisch optimiert werden sollen, ist leichter gesagt als getan. Der Zugang zu Fördermitteln und die neue Ausstattung der Hardware und Software treffen auf viele Baustellen. Erschwerend hinzu kommt, dass die Lehrer:innen sich in der Regel selbst um die Programme und die Installationen kümmern müssen. Dazu fehlt nicht nur häufig die Zeit, sondern auch die Kompetenz. Der Verein ROCKID.one betreibt seit Anfang 2020 das Projekt ‘Azubis an Schulen’, um genau an diese Aufgabe anzuknüpfen.

ROCKID.one hat bereits circa 3.500 Schüler:innen unterstützen können. 180 Azubis entlasteten bisher die Lehrkräfte an den Grundschulen in 25 deutschen Städten. In Zusammenarbeit mit den IHKs in beispielsweise Köln und Düsseldorf hat ROCKID.one eine Urkunde entwickelt, welche in den nächsten Monaten an die Azubis übergeben werden kann – Wertschätzung für eine wichtige Rolle, welche die Azubis übernehmen. Die Mission des Vereins ist es, das Projekt weiter auszuweiten, um die jungen Schüler:innen bestmöglich auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Ein weiteres Ziel von ROCKID.one ist, eine Erlebniswelt zu errichten, zu der nicht nur Schüler:innen und Azubis Zugang haben, sondern die auch ein Ort für Familien und Rentner ist.

Eine Win-Win-Situation für alle

So beschreibt der Vorsitzende Mario Schwarz, das Projekt ‘Azubis an Schulen’. Das Konzept hinter dem Projekt: Auszubildende aus verschiedenen Unternehmen kommen einmal pro Woche in eine Grundschule, um eine Medienstunde für die Schüler:innen zu  halten, was in der Praxis gut ankommt: “Die Schüler:innen sind hochmotiviert und sind sehr begeistert über die Medienstunden”, berichtet eine Lehrer:in aus einer Grundschule in Mönchengladbach. Darüber hinaus gab Reporter:in Spratte im TV Beitrag des WDR an, dass die Kinder selbstbewusster werden und über sich hinauswachsen können. Sie würden nicht nur Basiswissen im Umgang mit Computerprogrammen, Apps und dem Internet lernen, sondern würden auch über die Gefahren auf den sozialen Medien und über ihr Recht am eigenen Bild aufgeklärt werden. So können sie ihre Medienkompetenz stärken und wissen, wie sie sich sicher im Web bewegen können. 

Aber nicht nur die Schüler:innen lernen Neues. Auf Nachfragen der Reporter:in des WDR welche Vorteile das Projekt für sie persönlich hätte, teilte Azubi Lena Ebel mit, dass sie auch von den Kindern viel zurück bekommen würden und sie manchmal ihre ‘Komfortzone’ verlassen müssen, eben genau so wie es auch später in ihrem Beruf sein wird. Sie würden neben ihrer Kommunikationsfähigkeit auch ihre Sozialkompetenzen stärken. Ihre Kenntnisse im Umgang mit Computern, Programmieren und Robotern würden ebenfalls erweitert werden. Durch die wöchentlichen Medienstunden lernen die Azubis obendrein etwas über das Präsentieren.

Um sicheren und richtigen Umgang mit den weiteren Programmen und Grundlagen zu gewährleisten, stellt das Team von ROCKID.one sicher, dass sich die Azubis vor den Medienstunden selbst mit den Themen befassen können. 


(Quelle: rockid.one)

Warum überhaupt Azubis? 

Der Verein ROCKID.one hat die Schulen angesprochen, ob ein generelles Interesse besteht, zusätzliche Medienstunden durch externe Unterstützung zu erhalten. Die Resonanz der Schulen war beeindruckend. Das Wissen rund um die digitale Welt und den sozialen Medien ist bei beinahe allen Azubis vorhanden. Auf Nachfrage bei verschiedenen Unternehmen, ob sie ihre Auszubildenden für ein derartiges Projekt zur Verfügung stellen würden, gab es von keinen Seiten Einwände. 

Das, was die meisten Azubis heutzutage schon von klein auf kennen, ist für viele Lehrkräfte, die bereits lange in dem Beruf sind, nicht so alltäglich. Die Lehrer:innen sind sehr froh über die wöchentlichen Medienstunden der Azubis. “Sie [die Azubis] wachsen damit auf und es ist alles selbstverständlich – Ich muss es vor den Kindern erstmal selber lernen", sagt Klassenlehrerin Silke Baumgardt über die Vorteile der Azubis in den Klassen. Erst recht zu den Zeiten von Homeschooling während der Corona-Pandemie wurden die fehlenden digitalen Kompetenzen der Lehrkräfte bemerkbar.

Pandemie war eine schwierige Zeit für alle 

Christian Eikenbusch, der die Grundschule KGS Nordstraße in Mönchengladbach leitet sagt: “Wir haben in der Zeit der Pandemie und im Distanzunterricht schon vieles Digitales gemacht was auch für uns neu war. Wir möchten dringend diese Art von Digitalisierung mit in den Unterrichtsplan in den Regelunterricht bringen.” Der Unterricht während der Corona Pandemie war eine Mammutaufgabe für viele Lehrkräfte an deutschen Schulen. Der Umgang mit digitalen Unterrichtsmaterialien, fernab von einem DVD-Player und einem alten Röhrenfernseher brachte nicht nur die Lehrer:innen, sondern auch die Schüler:innen an ihre Grenzen. “Das Problem ist, dass wir zwar viel Hardware an den Schulen haben, aber die Leute und die Lehrer, die es bedienen können und sollen, fehlen an der Stelle", erklärt Projektleiter Schwarz in einem TV-Beitrag des WDR. Das Team von ROCKID.one greift den Lehrkräften dabei unter die Arme und ergänzt mit den umfassenden digitalen Kompetenzen der jungen Azubis die teilweise fehlenden Fähigkeiten bei den Lehrkräften. 

Ob das Projekt allerdings deutschlandweit realisierbar ist und ob es letztendlich das große Problem der überlasteten Lehrkräfte löst, ist fraglich. Es ist eine hilfreiche Unterstützung und Möglichkeit für die Schulen und mit Sicherheit ein riesen Spaß und eine angenehme Abwechslung für die Schüler:innen. Allerdings ändert sich mit dem Projekt das grundlegende Problem der schlechten Digitalisierung an deutschen Schulen und die fehlende Ausbildung in digitalen Kompetenzen bei den Lehrkräften nicht.

Habt ihr schon einmal von dem Verein ROCKID.one und ihrem Projekt ‘Azubis an Schulen’ gehört? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!

Interrail und Nachtzug - Klimafreundliche Reiseziele in Europa

Wisst ihr schon, wohin eure nächste Reise geht? Auch in Europa gibt es tolle Reiseziele, die klimafreundlich mit dem Zug erreichbar sind. Hier findet ihr die Möglichkeiten von Interrail und Nachtzug im Überblick.
Von
Leonie Hirt
|
14
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August 2023
14.8.2023
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Endlich Ferien! Weiße Sandstrände, tropische Wälder und luxuriöse Hotels am anderen Ende der Welt. Herrlich, oder? Doch Moment mal, wolltest du nicht eigentlich klimafreundlicher leben und deine Flugreisen einschränken? Auch mit dem Zug lassen sich in Europa Strände, Berge und diverse Städte erkunden. Wir zeigen euch die besten Möglichkeiten, wie man mit dem Zug die schönsten Orte in Europa erreichen kann und gleichzeitig auf dem Weg so einiges erlebt.

Ein Interrail Ticket für maximale Flexibilität in Europa

Die wahrscheinlich bekannteste Möglichkeit der Zugreise ist Interrail. Mit der “Bahn-Flatrate“ lassen sich 30.000 Reiseziele in 33 Ländern in Europa bereisen und das mit maximaler Flexibilität. Jede Person mit Wohnsitz in Europa kann das Angebot in Anspruch nehmen und zahlt je nach Altersklasse unterschiedlich viel für ein Ticket. Interrail bietet grundsätzlich zwei verschiedene Arten von Tickets an, je nach Urlaubsplanung.

(Quelle: Canva)

Wenn es eine längere Reise durch mehrere Länder Europas sein soll, ist der Interrail Global Pass die beste Wahl. Damit kann man über unterschiedlich lange Zeiträume fast alle Züge in Europa nutzen und kann sich seine individuelle Reiseroute planen oder spontan in den nächsten Zug einsteigen. Von 1 bis 3 Monaten mit einer unterschiedlichen Anzahl an möglichen Reisetagen kann man sich sein Ticket flexibel auswählen. Ob ihr nun jeden Tag ein neues Ziel bereist oder doch lieber mehrere Tage an einem Ort verbringt, bevor es weitergeht, mit den verschiedenen Varianten des Global Pass steht eurer Planung nichts im Weg. Je nach Alter und Reisedauer bewegen sich die Preise für einen Global Pass zwischen 185 Euro und 812 Euro pro Person. Besonders günstig wird es für Menschen unter 27 Jahren. Wenn ihr euren Schüler:innen einen Rat für eine Auszeit nach dem Abschluss geben wollt, kann ein Blick auf das Konzept Interrail also lohnenswert sein.

Wer ein festes Land für seinen Urlaub erkunden möchte, kann sich auch für den Interrail One Country Pass entscheiden. Bei dieser Variante werden die Länder Europas in unterschiedliche Preisstufen eingeteilt, wodurch ein Urlaub in Kroatien beispielsweise deutlich günstiger wird als eine Rundreise in Norwegen. Wer unter 27 Jahre alt ist und eine Reise quer durch Italien plant, bezahlt für fünf Reisetage innerhalb von einem Monat zum Beispiel nur 179 Euro, was im Vergleich zu den Preisen für Zugfahrten allgemein relativ günstig ist. Wenn ihr also einen längeren Aufenthalt in einem speziellen Land plant und gerne mehrere Ecken sehen wollt, ist der Interrail One Country Pass günstiger, als jede Fahrt separat zu buchen.

Eine Sache gibt es bei den Interrail-Tickets beider Varianten allerdings zu beachten. In vielen Zügen, besonders im Fernverkehr und in Nachtzügen, gibt es eine Reservierungspflicht für einen Sitzplatz. Zum Beispiel der TGV in Frankreich oder Fernverkehrszüge in Spanien setzen eine Reservierung voraus, wodurch die gewonnene Flexibilität durch das Interrail Ticket reduziert wird. Außerdem kommen durch die Reservierungen auch weitere Kosten hinzu, die nicht im Interrail-Ticket inbegriffen sind. Hier gilt es also, sich vorab zu informieren, ob die Bahngesellschaft, die man nutzen will, Reservierungen verlangt oder ob man entspannt in den nächsten Zug steigen darf. Ein bisschen Planung gehört also auch hier dazu.

Im Schlaf zum Ziel – Eine Fahrt im Nachtzug

Eine andere Variante, in den Urlaub zu fahren, ist eine Fahrt mit dem Nachtzug. Wir stellen euch einige beliebte Routen in Europa vor, die ihr im Schlaf erreicht. Je nachdem, von welcher deutschen Stadt aus ihr startet, gibt es unterschiedlich gute Verbindungen in beliebte Nachbarländer.

(Quelle: Canva)

Eine Fahrt mit dem Berlin-Night-Express von Berlin nach Malmö in Schweden dauert beispielsweise ca. zehneinhalb Stunden. Los geht die Fahrt täglich – außer Samstag – gegen Abend und nach einer Nacht im Sechser-Schlafwagen erreicht man Malmö gegen Mittag des nächsten Tages. Die Nightjets der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) verbinden beliebte Großstädte in ganz Europa miteinander. Ob München – Rom, Wien – Paris oder Hamburg - Zürich, längere Strecken lassen sich auch hier über Nacht schnell zurücklegen. Bei einer Buchung des Nightjets gibt es verschiedene Möglichkeiten und durch einen großzügigen Aufpreis kann man auch Privatabteile buchen. Außerdem lassen sich die Nightjet-Züge zum Teil auch mit einem Interrail Ticket nutzen, auch hier kommen allerdings Mehrkosten auf den Fahrgast zu.

Wer gerne weiter im Süden starten möchte, kann auch eine Fahrt von Sofia in Bulgarien nach Istanbul in der Türkei buchen. Die Fahrt dauert etwa zwölf Stunden, bringt aber einige Nachteile mit sich. Es gibt keine Verpflegung mit Essen und Trinken im Zug und eine Buchung des Tickets ist ausschließlich an Bahnhöfen möglich, nicht im Internet. Wer den Norden und kälteres Wetter bevorzugt, hat noch eine besondere Möglichkeit. Der Santa-Claus-Express fährt quer durch Finnland von Helsinki nach Kemijärvi und schaut sogar an der offiziellen Heimat des Weihnachtsmannes, Rovaniemi, vorbei. Wie man sieht, gibt es zahlreiche Strecken in allen Ecken Europas, die mit dem Nachtzug verbunden werden.

Ist ein Urlaub mit dem Zug etwas für mich?

Bei einer Fahrt im Nachtzug kommt es beim Komfort auf verschiedene Aspekte an. Bist du eine Person, die beim leisesten Geräusch wach wird und außerhalb ihrer eigenen vier Wände nur schwer Schlaf findet? Dann ist eine Übernachtung in größeren Abteilen mit fremden Personen auf engstem Raum vermutlich nicht die optimale Lösung für einen entspannten Start in den Urlaub. Wenn du allerdings einen tiefen Schlaf hast und vielleicht sogar mit mehreren Personen unterwegs bist und dir mit deinen Freund:innen ein Abteil teilst, kann der Nachtzug eine gemütliche und lustige Angelegenheit werden. 

Zu beachten ist bei Fahrten im Nachtzug außerdem, dass meistens eine Reservierung nötig ist und dadurch die Spontanität etwas leidet. Es kann zudem vorkommen, dass die reservierungspflichtigen Züge schon länger im Voraus ausgebucht sind und auf Regionalverkehr umgestiegen werden muss. Das kostet natürlich deutlich mehr Zeit und Nerven. Zumal für fast jedes europäische Land eine eigene Website für die Reservierung genutzt werden muss und dort keine einheitlichen Vorgaben zu finden sind. Bei der Durchquerung mehrerer Länder in wenigen Tagen kann dadurch schnell Frustration aufkommen. Bei einer spontan organisierten Reise mit dem Zug ist man außerdem auf die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit der Bahn angewiesen, um seinen Anschluss nicht zu verpassen und nicht an einem kleinen Bahnhof mitten im Nirgendwo zu stranden. Wer seine Reise in Deutschland startet, hat ein besonders hohes Risiko, gleich an Tag 1 ausgebremst zu werden. Um bei verspäteten oder ausgefallenen Zügen nicht in Stress zu geraten, bedarf es Improvisationstalent und Flexibilität.

Wer auf der Suche nach einem Urlaub ist, bei dem man besonders viel auf dem Reiseweg sieht und auch versteckte Orte entdecken möchte, ist die Reise mit dem Zug perfekt. Die Flexibilität und Freiheit, die einem ein Interrail Ticket bietet, findet man ansonsten vermutlich nur mit dem Auto. Das Zugticket ist allerdings deutlich günstiger als die Benzinkosten für eine Europareise und zudem eignet sich eine Zugfahrt besser zum Zurücklehnen, Entspannen, Podcast hören oder Lesen. Ob für dich persönlich ein Interrail Ticket in Frage kommt, die Fahrt im Nachtzug oder vielleicht sogar eine Kombination aus beidem, hängt von deinen individuellen Vorstellungen eines gelungenen Urlaubes ab. Definitiv lassen sich mit diesen Möglichkeiten wunderschöne Ziele in ganz Europa klimafreundlich erreichen und unterwegs sieht man deutlich mehr als von hoch oben im Flugzeug.

Habt ihr euren nächsten Urlaub schon geplant und habt euch für den Zug entschieden? Teilt eure Pläne und Erfahrungen gerne in den Kommentaren!

Mini, Air oder Pro? Die besten Apple iPads 2023 für Lehrkräfte

Seid ihr auf der Suche nach einem neuen iPad und fragt euch, welches am besten zu euch passt? In diesem Artikel gehen wir dieser Frage nach und stellen euch die aktuellen Versionen für dieses Jahr vor.
Von
Katalin Gébl
|
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August 2023
13.8.2023
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Als einer der größten Entwickler für Smartphones, Computer & Co. bringt Apple immer wieder neue Produkte und Produktversionen auf den Markt, die auch für Schule und Uni interessant sind. In der Kaufberatung zu den besten Tablets für Lehrkräften, haben wir euch eine Auswahl aller Hersteller geliefert. Sollte eure Wahl auf ein Apple-Gerät gefallen sein, stellt sich angesichts der unterschiedlichen und nicht gerade günstigen Modelle die Frage: was lohnt sich für wen? Diesen Fragen gehen wir in diesem Artikel nach und begleiten euch bei der Suche nach einem neuen iPad.

Momentan verkauft Apple sechs unterschiedliche iPad-Modelle. Vor dem iPad-Kauf stellt sich immer die Frage, wie wichtig euch die Größe des Tablets ist, ob eine gute Kameraqualität benötigt wird und in welchem preislichen Rahmen sich das neue Tablet bewegen soll. Denn diese Aspekte können im Nachhinein nicht mehr geändert werden – dagegen ist die Leistung der iPads im Vergleich untereinander ähnlich gut und kommt erst bei speziellen Verwendungszwecken besonders zum Tragen.

(Quelle: Apple)

Klein, aber oho: Das iPad mini

Eine gute Wahl für die, die auf ein besonders kompaktes Format mit 8,3 Zoll Display setzen, ist das iPad mini. Dieses Modell überzeugt mit dem stärksten Prozessor der A-Serie (Apple A15) in einem iPad, einem der besten Displays, einer 12 Megapixel Kamera, die auch 4K-Videos aufnehmen kann, einen USB-C-Anschluss und der Kompatibilität mit dem neuesten Apple-Pencil 2. Das iPad mini ist wie alle anderen Modelle von Apple mit 64 GB oder 256 GB Speicherplatz erhältlich. Zusätzlich kann zwischen den Verbindungsoptionen zwischen Wi-Fi oder Wi-Fi + Mobildaten gewählt werden, mit dem ihr auch ohne WLAN (mit einem entsprechenden Mobilfunkvertrag) unterwegs online sein könnt. Je nach Wahl liegt das iPad mini zwischen 649 und 849 Euro. Der Apple-Pencil 2 kann als Zusatz für weitere 149 Euro erworben werden. Für dieses Modell bietet Apple allerdings kein Tastatur-Cover an, was bei der kompakten Größe aber auch nicht viel Sinn ergibt. Stattdessen kann auf Bluetooth Tastaturen umgestiegen werden.

Mit einer Akkulaufzeit für den ganzen Tag ist das iPad mini ein praktisches und kompaktes Alltagsgerät, das in jede Tasche passt und euch durch euren Arbeitstag begleitet. Der einzige Abstrich muss bei der Größe bzw. beim Schreiben mit dem Pencil auf dem Display gemacht werden, da die Hand immer auf der Gerätekante liegt, was auf Dauer unangenehm werden kann.

(Quelle: Apple)

Der Alltagsallrounder: Das iPad 10

Das iPad befindet sich als klassisches Modell von Apple mittlerweile in der 10. Generation. Über das Vorgängermodell iPad 9, das von Apple auch noch als günstigere Version verkauft wird, haben wir bereits hier berichtet. Kleinere Nachteile des alten Modells, wie die dicken Displayränder, eine nicht so hohe Kameraqualität (8 MP) oder der fehlende USB-C-Anschluss, werden nun ausgeglichen – das hat aber auch seinen Preis: Mit rund 579 Euro kostet das iPad 10 einiges mehr als sein Vorgänger, allerdings ist auch hier je nach Größe des Speicherplatzes und der Verbindungsoption mit einem Aufpreis auf bis zu 779 Euro zu rechnen. 

Das iPad 10 bietet ein modernes Design, im Vergleich zum Vorgänger ein 0,7 Zoll größeres Display (10,9 Zoll insgesamt), den besseren A14-Prozessor sowie eine bessere Kamera mit 12 Megapixeln. Auch der USB-C-Anschluss ist hier von Vorteil, da er einen einfacheren und schnelleren Datenaustausch, zum Beispiel bei Präsentationen oder Gruppenarbeiten, ermöglicht. Zudem verfügt das iPad 10 als einziges Modell über eine Frontkamera in der Mitte des Screens, was besonders bei Online-Meetings positiv ins Gewicht fällt. Was das iPad allerdings immer noch mit seinem Vorgänger gemeinsam hat, ist die schlechte Displayoberfläche, die nicht antireflex-beschichtet ist und sich beispielsweise das Schreiben mit dem Apple-Pencil auf der Oberfläche sehr unnatürlich anfühlt. Zudem ist das Modell nur mit dem älteren Pencil der 1. Generation kompatibel. Hier sollte also gut abgewogen werden, ob die Neuerungen den starken Aufpreis wirklich wert sind, da das iPad 9 immer noch eine solide Alternative ist.

(Quelle: Apple)

Viel Power, dünnes Design: Das iPad Air

Das iPad Air ist dünner als das iPad 10, hat mit diesem Modell aber dennoch einige Gemeinsamkeiten: Es setzt ebenfalls auf ein 10,9 Zoll-Display, hat die gleiche Kameraqualität und verfügt ebenfalls über einen USB-C-Anschluss. Was das iPad Air allerdings deutlich abgrenzt, ist der M1-Prozessor, den beispielsweise auch das MacBook Pro hat. Mit diesem leistungsstarken Prozessor lassen sich anspruchsvollere Projekte wie kleine Videos für Präsentationen oder Projekte schneiden – sogar Apple Final Cut funktioniert auf diesem iPad. Das antireflex-beschichtete Display ermöglicht ein natürliches Schreibgefühl mit dem Apple-Pencil 2 und ist somit beispielsweise für präzise Zeichenarbeiten geeignet. Auch das Magic Keyboard kann mit diesem Modell verbunden werden, was einem Desktop sehr nahe kommt und einen hohen Komfort beim Arbeiten mit der Tastatur bietet. Damit ist das iPad Air eine gute Wahl für diejenigen, die im Schulalltag auf einen Laptop verzichten und trotzdem ausreichend Leistung haben wollen.

Je nach Ausführung mit Speicherplatz und Verbindungsoptionen kostet das iPad Air zwischen 769 und 969 Euro – die Anschaffungskosten für einen zusätzlichen Apple-Pencil 2 liegen ebenfalls bei 149 Euro, ein Magic Keyboard liegt bei 369 Euro.

(Quelle: Apple)

Fortschrittlichste Technologie: Das iPad Pro

Das umfangreichste und damit auch teuerste Modell unter den iPads ist das iPad Pro. Es bietet viele Features, die mit einem MacBook Pro mithalten können und richtet sich deswegen an all jene, die für ihre Arbeit viele unterschiedliche Anwendungen auf einem leistungsstarken Gerät vereinen wollen. Das iPad Pro ist in zwei Größen erhältlich: Als 11 Zoll-Modell ab 1.049 Euro oder als 12,9 Zoll-Modell ab 1.449 Euro. Neben der stattlichen Größe bietet dieses Gerät noch mehr Speicherplatz, bei dem zwischen 128 GB, 256 GB, 512 GB, 1 TB und 2 TB gewählt werden kann – dadurch ergibt sich allerdings auch ein finanzieller Umfang von bis zu 2.429 Euro. Mit diesem umfangreichen Speicherplatz, dem noch stärkeren M2-Prozessor, einem USB-C Anschluss mit Unterstützung für Thunderbolt sowie der Kompatibilität mit dem Apple-Pencil 2 und Magic Keyboard sind nahezu keinem Projekt Grenzen gesetzt.

Fazit: Vergleichen lohnt sich

Das Angebot der unterschiedlichen iPad-Modelle ist sehr umfangreich und bietet so für jeden Verwendungszweck und jedes Budget ein gutes Angebot. Dennoch sind die Geräte nicht unbedingt günstig, wenn vor allem noch weitere Ergänzungen wie Apple-Pencil oder Tastatur benötigt werden. Zudem werden die Produkte auf der Website von Apple zumeist sehr teuer angeboten, weswegen es sinnvoll ist, unterschiedliche Angebote vom Hersteller und anderen Seiten zu vergleichen, was sich oftmals lohnt. Hier können Vergleichsportale wie idealo hilfreich sein, auf denen ihr aktuelle Preisangebote für neue und gebrauchte Modelle bekommt und gleichzeitig die Preisentwicklung verfolgen könnt. Eine andere Alternative bietet Apple selbst in Form von Bildungspreisen oder Bildungsrabatten für Schüler:innen, Studierende und Lehrende, die dabei von Gerät zu Gerät (auf iPads und Macs beschränkt) variieren und so unterschiedliche Lösungen für den Bildungsbereich finden.

Seid ihr auf der Suche nach einem neuen iPad und konnte euch dieser Artikel bei der Entscheidungsfindung unterstützen? Teilt es uns gerne in den Kommentaren mit.

"Escuela para todos " – So funktioniert Bildung in Kuba

Im Rahmen unserer Serie zu den Bildungssystemen der Welt geht es diesmal in die Karibik, wo wir uns der Bildung im Inselstaat Kuba widmen, welcher auf eine lange Geschichte zurückblickt, mit Problemen zu kämpfen hat und doch vieles richtig macht.
Von
Philipp Auswald
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12
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August 2023
12.8.2023
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Fidel Castro, Zigarren und Rum – so sieht Kuba vermutlich in den Köpfen vieler aus.  

Dabei bietet die Insel in der Karibik so viel mehr als das. Kuba liegt in vielen Vergleichen, welche die Bildung der Bevölkerung anbelangen, weit vorne und wird in Anspielung auf die Ergebnisse der Pisa-Studie auch als das “Finnland von Amerika” bezeichnet. Mit Investitionen von 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Bildung ist die sozialistische Insel weltweiter Spitzenreiter. Zum Vergleich: Deutschland lag laut OECD im Jahr 2020 bei gerade einmal 4,2 Prozent. Wie das kubanische Bildungssystem aussieht, wo die Probleme liegen und wie es dazu gekommen ist, dass diese kleine Karibikinsel trotz aller Einschränkungen über vorbildliche Schulen verfügt, widmen wir uns in diesem Artikel. 

Kuba – gezeichnet von Unterdrückung und Umschwung

In unserer Serie Bildungssysteme der Welt inspizieren wir die Eigenheiten der Bildungssysteme verschiedener Länder weltweit. Im Zuge dessen haben wir unseren Blick bereits auf Frankreich, Schweden und die Vereinigten Staaten geworfen. Nun wandert unser Blick auf deren Nachbarn in der Karibik.

Der Inselstaat Kuba blickt auf eine lange ereignisreiche Historie zurück, die es bei genauerem Blick auf das Schulsystem mit zu bedenken gilt. Kuba wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts von den Spaniern kolonialisiert und blieb bis in das 19. Jahrhundert eine Kolonie. Aus dieser Zeit ist den Kubaner:innen die Amtssprache Spanisch bis heute erhalten geblieben.

Seine formale Unabhängigkeit erlangte der Inselstaat, nach langem Krieg, erst im Jahr 1902 durch die Beihilfe der Vereinigten Staaten von Amerika. Im Gegenzug erhielten die USA uneingeschränktes Interventionsrecht, welches später ausgenutzt wurde, um mehrere USA-freundliche Regime zu installieren, die die Abhängigkeit Kubas von den Vereinigten Staaten in neokolonialer Form weiter festigten.

Am 1. Januar 1959 zogen die bärtigen Revolutionäre um Fidel Castro und Ernesto “Che” Guevara nach dreijährigem Guerillakampf siegreich in Havanna ein. Die Enteignung von US-Unternehmen führte zu den bis heute anhaltenden Sanktionen durch die Vereinigten Staaten. 

Bildung und Gesundheit für alle zugänglich zu machen, zählte zu den ersten Zielen der neuen Regierung. Erstmals erhielt die Schwarze Bevölkerung Zugang zu höherer Bildung und auch die Bauern konnten ihre Kinder zur Schule schicken. Im Jahr 1961 startete Fidel Castro eine Alphabetisierungskampagne, welche mit Zuhilfenahme freiwilliger:n Helfer:innen, Lehrer:innen und sogar Jugendlichen, das Ziel verfolgte die Alphabetisierungsrate der Bevölkerung anzuheben. Diese Kampagne führte zu einem anhaltendem Erfolg: Die Alphabetisierungsrate stieg von unter 80 auf über 99 Prozent an, wo sie bis heute liegt.

Später verbündete Kuba sich mit osteuropäischen Ländern und der Sowjetunion. Der Wegfall der Sowjetunion, die hausgemachten Probleme der sozialistischen Wirtschaft sowie die anhaltenden US-Sanktionen führten zu der wirtschaftlichen Misslage, die bis heute anhält. Diese sowie politische Unruhen sorgten in der Vergangenheit bereits dafür, dass viele Kubaner:innen das Land verließen. 

Geradlinig und Erfolgreich: Das Schulsystem in Kuba

Im Kontrast zu der angespannten wirtschaftlichen und politischen Lage steht das vorbildliche Schulsystem des südamerikanischen Landes. Wie bereits angeschnitten sind die Ergebnisse in Tests herausragend und richtungsweisend für andere Länder des Kontinents.

Im Generellen besteht eine neunjährige Schulpflicht. Bildung in Kuba ist kostenlos, was auch höhere Bildung mit einschließt. Als große Errungenschaften gelten die Einschulungsquote von 100 Prozent sowie der breitflächige Zugang zu Hochschulbildung, die auch den ländlichen Raum abdeckt. In den 1970er Jahren bildete sich schließlich ein ausdifferenziertes Schulsystem heraus, das sich am sowjetischen System orientiert und Erfahrungen aus den skandinavischen Ländern mit einbezog. Wie ist das Bildungssystem in Kuba heute aufgebaut?

Bereits ab dem 45. Lebenstag können Kinder die “Educación Preescolar", also die Vorschulerziehung (analog zu Kita und Kindergarten) in Anspruch nehmen. Mit Programmen wie „Educa a tu hijo“ (span.: “Bilde dein Kind”) werden Eltern durch Sozialarbeiter:innen und Pädagog:innen geschult, um möglichst gut Wissen an ihre Kinder weitergeben zu können, um diesen den Start in das Schulleben zu erleichtern. 

Bevor die Kinder dann mit etwa sechs Jahren die Grundschulen besuchen, durchlaufen sie noch ein Jahr Unterrichtsvorbereitung in der Betreuungseinrichtung. Die Grundschule ist in der Regel ganztägig und die Anzahl der Schüler:innen liegt mit durchschnittlich 17,4 Schüler:innen weit unter der an deutschen Schulen üblichen. Darüber hinaus werden die Lehrkräfte mit Hochschulstudium in der Regel von ausgebildeten Assistenten unterstützt. Eltern werden stark in das Schulwesen eingebunden und leistungsschwächere Schüler:innen erhalten zusätzlichen Förderunterricht, was im Bedarfsfall auch Einzelbetreuung einschließt.

Ab der siebten Klasse besuchen die Schüler:innen die Sekundarstufe I, die abhängig davon, ob die Schule sich in der Stadt oder auf dem Land befindet, unterschiedlich gestaltet sein kann. Abseits davon gibt es auch spezielle Mittelschulen für musisch und sportlich Begabte. An den Schulen werden abseits der speziellen Fachrichtungen Naturwissenschaften, Sprachen und Mathematik unterrichtet. Die Sekundarstufe endet mit einer Abschlussprüfung, in der die Oberstufentauglichkeit der jungen Kubaner:innen festgestellt wird. 

Hier trennen sich die Wege: diejenigen, welche sich gegen die Oberstufe entschieden haben oder durch die Prüfung gefallen sind, treten in das Berufsleben ein. Ähnlich zu Deutschland ist es jedoch auch in Kuba möglich, später noch einen akademischen Abschluss zu erwerben. 

Für die restlichen Schüler:innen (in der Regel ca. 40 bis 45 Prozent aller Absolvent:innen der neunten Klasse) geht es weiter in die dreijährige Oberstufe. Das letzte der drei Jahre dient intensiv der Studiumsvorbereitung, während die ersten beiden Jahre klassisch zur Wissensvermittlung genutzt werden. Abgeschlossen wird die Laufbahn durch das Schulsystem mit einer, dem deutschen Abitur ähnlichen, Abschlussprüfung, die in der Regel etwa sieben bis acht von zehn Schüler:innen erfolgreich absolvieren.

Im Anschluss können die Schüler:innen eine Universität besuchen, jedoch muss hierfür noch eine zusätzliche Hochschulzugangsprüfung absolviert werden. Das Schulwesen beinhaltet für männliche Schüler auch eine vormilitärische Ausbildung. Bis vor einigen Jahren besuchten darüber hinaus Schüler im ländlichen Raum sogenannte Landinternate, in denen ihnen die Arbeit in der Landwirtschaft näher gebracht wird. 

Lehrkräftemangel auch in der Karibik

Auch in Kuba herrscht aktuell ein akuter Lehrkräftemangel. Als einer der Gründe dafür zählt, dass Kuba Lehrkräfte an andere südamerikanische Länder im Austausch für Waren und dringend benötigte Devisen “exportiert”. Zusätzlich verdienen Lehrkräfte in Kuba aufgrund der geringen Kaufkraft der Landeswährung schlechter als z.B. Angestellte im Tourismussektor, weswegen manche auf andere, besser bezahlte Berufe umgesattelt haben.

Infolgedessen hat die Politik in Kuba einige Maßnahmen ergriffen. Zum einen reicht es für Vor- und Primarschullehrer:innen, die Sekundarstufe und anschließend ein vierjähriges Studium an einer pädagogischen Schule zu absolvieren. Dadurch ist es möglich, dass die Grundschullehrer:innen bereits mit 19 Jahren einsatzfähig sind. Weiterhin greift das Land auf sogenannte Nothilfelehrer:innen zurück. Diese sind meist 16- bis 18-Jährige Schulabgänger:innen, die in Schnellkursen auf die kommenden Aufgaben vorbereitet werden. Im Jahr 2019 wurden darüber hinaus die Gehälter aller Lehrkräfte verdoppelt, wodurch auch darauf abgezielt wurde, bereits pensionierte Lehrer:innen in den Beruf zurück zu locken.

Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass der Inselstaat Kuba auf eine lange Geschichte zurückblickt, welche beispielsweise mit der militärischen Vorbildung noch heute Einfluss auf das Schulsystem hat. Der Weg der Schüler:innen ist geradliniger als der in Deutschland, bietet dafür jedoch mehr praktische Aspekte als bei uns üblich. Die Investitionen, welche das Land in die Bildung steckt, sowie die hohe Alphabetisierungsrate und die Einschulungsquote sind beachtlich. Kuba ist bildungstechnisch in Südamerika wegweisend und muss vor dem weltweiten Vergleich nicht zurückschrecken. Jedoch herrscht auch hier akuter Lehrkräftemangel, der eine Bedrohung für die hohen Bildungsstandards des Inselstaates darstellt, die Maßnahmen hier fallen jedoch anders aus, als wir sie aus der deutschen Bildungspolitik kennen.

Was haltet ihr vom kubanischen Bildungssystem? Welche Aspekte des Systems würdet ihr gerne dem Deutschen hinzufügen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

Microsoft Office im Klassenzimmer: Philologen äußern Datenschutz-Bedenken

In Baden-Württemberg wird intensiv über die Datenschutzkonformität von Microsoft Office 365 an Schulen debattiert. Der Berufsschullehrerverband betont die Möglichkeiten einer datenschutzkonformen Nutzung, während der Philologenverband Bedenken äußert.
Von
Leonhard Wallkötter
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August 2023
11.8.2023
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Stuttgart. Microsoft Office und Datenschutz, passt das zusammen? In Baden-Württemberg ist um den Schuleinsatz der Officesuite des Redmonder Herstellers jüngst eine intensive Debatte entbrannt. Der Philologenverband hat Bedenken angemeldet. . Nun hat sich der Berufsschullehrerverband (BLV) eingeschaltet. Dessen Vorsitzender Thomas Speck argumentiert: “Moderne Cloud-Produkte können an beruflichen Schulen datenschutzkonform eingesetzt werden”. Zudem solle das Kultusministerium die Ergebnisse ernst nehmen und den beruflichen Schulen endlich die Nutzung ermöglichen. 

Bei den Ergebnissen handelt es sich um das Resultat eines Compliance-Checks, den der Verband in Auftrag gegeben hatte. Der BLV gibt außerdem an, dass die Handelskammer bei Prüfungen die Microsoft Software Excel und Word vorgibt. Deshalb müsse zwischen beruflichen und allgemeinbildenden Schulen unterschieden werden. Zudem deckten die aktuellen IT- Angebote an den Schulen nicht den benötigten Bedarf, der für eine allumfassende Bildung wichtig sei. Es gebe zwar Fortschritte, etwa bei den Office Programmen von PhoenixSuite, jedoch seien diese Programme nicht kompatibel mit den Office Programmen in den Ausbildungsbetrieben.

Bei dem eingangs erwähntem Compliance-Check überprüft meist ein Drittanbieter, in diesem Fall Althammer & Kill, ob alle Maßnahmen der örtlichen und gegebenenfalls internationalenGesetze sowie Richtlinien und Vereinbarungen entsprechen. Diese Prüfung wurde an drei Schulen durchgeführt, mit dem Ergebnis, dass die Anforderungen zur Durchführung einer Datenschutz-Folgenabschätzung in vielen Bereichen erfüllt seien. Nachgebessert werden sollte beispielsweise bei der Etablierung einer Passwort-Richtlinie für Microsoft 365 oder bei einem Konzept zur Wahrung der Betroffenenrechte. "Mit fachmännischer Unterstützung und entsprechenden Ressourcen wäre dies für Schulen lösbar", so Althammer.

Bei dem Fazit angreifbar ist die Tatsache, dass das Beratungshaus als Microsoft-Partner ausgewiesen wird. Althammer weist aber jegliche Anschuldigungen zurück, da sein Unternehmen kein Geld damit verdiene, Microsoft Produkte zu verkaufen. 

Stefan Brink, der Datenschutzbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, hatte zuvor empfohlen, von der Nutzung von Microsoft 365 abzusehen. Der BLV betont jedoch, dass Microsoft an Maßnahmen arbeite, um den Datenschutzanforderungen gerecht zu werden, und weist auf politische Entwicklungen hin, wie das "EU Data Boundary" von Microsoft, das Datentransfers außerhalb Europas begrenzen soll. Der BLV betont auch, dass Cloud-Lösungen aufgrund der steigenden Cyber-Bedrohungen und begrenzter IT-Ressourcen Vorteile bei der IT-Sicherheit bieten würden. Die Konferenz der unabhängigen Datenschutzaufsichtsbehörden hatte zuvor darauf hingewiesen, dass Microsoft 365 derzeit nur mit zusätzlichen Schutzvorkehrungen rechtskonform betrieben werden könne. Der BLV plädiert jedoch dafür, die Potenziale moderner Cloud-Lösungen wie Microsoft 365 in Betracht zu ziehen und diese unter angemessenen Datenschutzbedingungen einzusetzen.

Kritik kommt jedoch auch vom Philologenverband Baden-Württemberg. Laut Cord Santelmann, dem Referenten für Berufspolitik und IT beim Philologenverband Baden-Württemberg, zeigt der BLV keinen klaren Weg auf, wie Schulen Cloudprodukte aus den USA datenschutzkonform nutzen könnten. Santelmann betont, dass bei der Untersuchung des BLV grundlegende Probleme ans Licht gekommen seien, die schon lange bekannt seien. Ein EU-Nachfolgeabkommen für die rechtskonforme Nutzung von US-Cloud-Diensten in Europa fehle beispielsweise. Obwohl Microsoft zugesagt habe, einen Großteil der Daten allein in Europa zu speichern und zu verarbeiten, gelte dies nicht für alle Daten.

Die Philologen fordern das Kultusministerium dazu auf, entweder datenschutzkonforme IT-Lösungen wie Moodle oder BigBlueButton bereitzustellen, die bereits auf einem guten Weg seien, oder den Datenschutz und die Persönlichkeitsrechte zu gefährden, indem nicht rechtskonforme Praktiken an den Schulen geduldet werden. Allerdings warnt Santelmann ausdrücklich vor der zweiten Option.

Der Landkreistag Baden-Württemberg, der die Beruflichen Schulen betreut, steht der Situation offener gegenüber. Alexis von Komorowski, Hauptgeschäftsführer des Landkreistags, sieht neue Ansätze für eine datenschutzkonforme Nutzung von modernen Cloudlösungen wie Microsoft 365 im schulischen Kontext. Er betont, dass es lohnenswertsei, das Thema genauer zu prüfen. Besonders die beruflichen Schulen sollten Software verwenden können, die später auch in der Arbeitswelt Verwendung findet.

Insgesamt bleibt die Frage nach der Datenschutzkonformität von Microsoft Office an Schulen in Baden-Württemberg weiterhin kontrovers. Dabei stoßen die Ansichten des BLV, die auf Fortschritte und Lösungen hinweisen, auf die Bedenken hinsichtlich der vorhandenen Probleme des Philologenverbandes. Dabei ist die Position des Landkreistags die eines Schiedsrichters. Letztendlich ist eine ausgewogene Berücksichtigung von Datenschutz, Bildungserfordernissen und technologischem Fortschritt unerlässlich, um eine angemessene Lösung für Schulen zu finden.


Unterricht unter Palmen? So funktionieren die deutschen Auslandsschulen

Könnt ihr euch vorstellen, für mehrere Jahre im Ausland zu leben und dort an einer Schule zu unterrichten? Wir stellen euch in diesem Artikel die deutschen Auslandsschulen vor, die diese Erfahrung für Lehrkräfte möglich machen.
Von
Katalin Gébl
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11
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August 2023
11.8.2023
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Stellt euch vor, ihr könnt in einem Land eurer Wahl für mehrere Jahre leben, euren Horizont erweitern, in die Kultur eintauchen, die Liebe zur Landessprache ausleben – und gleichzeitig auch noch unterrichten. Was zu schön klingt, um wahr zu sein, wird durch Deutsche Auslandsschulen möglich gemacht. Diese Schulen sind weltweit an unterschiedlichen Standpunkten vertreten und ermöglichen deutschen Kindern und Jugendlichen, aber auch Lehrkräften, den Unterricht gemäß den Vorschriften des deutschen Bildungssystems im Ausland zu vollziehen. In diesem Artikel stellen wir euch die deutschen Auslandsschulen vor und zeigen euch, welche Chancen euch ein Auslandseinsatz in einer dieser Schulen bietet.

Schulen der Vielfalt: Deutsche Auslandsschulen im Überblick

“Globale Bindungen. Globale Werte. Deutsche Auslandsschulen bauen Brücken und prägen weltweite Bildungsbiographien”, lautet der Slogan auf der Homepage des Weltverbandes Deutscher Auslandsschulen (WDA), der die Interessen seiner Mitgliedsschulen vertritt. Weltweit gibt es 135 von der Bundesrepublik anerkannte Deutsche Auslandsschulen (DAS), die von mehr als 85.000 Schüler:innen in über 70 Ländern besucht werden. Rund 36 Prozent von ihnen sind deutsche Kinder und Jugendliche, die einen (großen) Teil ihrer Schullaufbahn im Ausland verbringen. Dieser Weg wird ihnen durch die deutschen Auslandsschulen ermöglicht, die ein internationales Netzwerk bilden. Sie sollen dazu beitragen, einen dauerhaft positiven Eindruck von Deutschland im Ausland zu vermitteln und dort die deutsche Sprache und Kultur zu fördern.

Interkulturelle Begegnungsschulen: Konzept und Bildungsangebot

Die deutschen Auslandsschulen werden im Regelfall durch gemeinnützige Schulvereine getragen sowie durch die Bundesregierung Deutschland beraten, mit qualifizierten Lehrkräften aus Deutschland gefördert und finanziell unterstützt. Die Privatschulen zeichnen sich durch ein gemeinsames Leitbild aus, die der WDA wie folgt zusammenfasst: “Als Leuchttürme der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik erfüllen die deutschen Auslandsschulen ihre Aufgaben: die Begegnung und den Austausch mit anderen Kulturen zu ermöglichen, die schulische Versorgung deutscher Kinder im Ausland zu gewährleisten, die deutsche Sprache zu fördern und den Studien- und Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken.” Mit den besonderen Schwerpunkten auf einen interkulturellen Austausch zwischen Deutschland und dem Partnerland sowie der intensiven Förderung eines mehrsprachigen Unterrichts in deutscher und in der jeweiligen Landessprache, bieten die Schulen eine qualitativ hochwertige Schulausbildung.

Mit dem Angebot wenden sich die deutschen Auslandsschulen weltweit an deutsche Familien, die sich beruflich im Ausland befinden und während dieser Zeit nach einer deutschsprachigen Schulbildung für ihre Kinder suchen. In diesen Begegnungsschulen haben sie zusammen mit den Kindern der Gastländer und anderer Kulturkreise die Möglichkeit, gemeinsam zu lernen sowie sich mit Deutschland, der Kultur und Sprache auseinanderzusetzen und vertraut zu machen. 

Die Schulzeit wird in der Regel mit einem doppelten (binationalen) Abschluss beendet: mit einem deutschen Schulabschluss, der von der Kultusministerkonferenz (KMK) vergeben wird, und einem Schulabschluss des Gastlandes. Zu den deutschen Abschlüssen zählen der deutsche Hauptschulabschluss, der mittlere Schulabschluss, Abschlüsse der beruflichen Bildung und das Abitur. Zusätzlich hierzu werden Abschlüsse des Gastlandes und der IB Organisation (Internationaler Bund) vergeben. Unter bestimmten Bedingungen ermöglichen diese Abschlüsse außerdem den Zugang zu Hochschulen in Deutschland. Sollte ein Kind deutscher Familien nicht bis zum Schulabschluss an einer Auslandsschule bleiben, unterstützen die Schulen obendrein die Fortsetzung der Schullaufbahn in Deutschland.

(Quelle: Zentralstelle für Auslandsschulwesen)

Internationale Pädagogen: Deutsche Lehrkräfte im Ausland

An den deutschen Auslandsschulen wird vollständig oder teilweise in deutscher Sprache und mit den Lehrplänen der Bundesländer unterrichtet. Somit sind Lehrkräfte aus Deutschland eine der tragenden Stützen der deutschen Auslandsschulen – sie tragen maßgeblich zum Konzept der Schulen bei und übernehmen eine besondere Verantwortung für deren Weiterentwicklung: Sie unterstützen die jeweilige Einrichtung bei der Sicherung der deutschen Bildungsziele und Abschlüsse und sind zusätzlich an der Qualitätssicherung und -entwicklung beteiligt. Zudem vermittelt Deutschland die Lehrkräfte an Schulen im Ausland, die ausschließlich über einen begrenzten Zeitraum eingesetzt werden. So soll sichergestellt werden, dass das Kollegium der Lehrkräfte stets Anschluss an die aktuellen Entwicklungen im deutschen Schulwesen hat. 

Jährlich werden rund 2.000 erfahrene Lehrer:innen für den Auslandseinsatz von den Ländern freigestellt. Dabei ist ein Auslandseinsatz von Lehrkräften aus Deutschland an unterschiedlichen Orten der Welt möglich, besonders häufig handelt es sich dabei um den Einsatz als Lehrer:in für verschiedene Fächer, aber auch die Position als Schulleitung ist hier möglich. Grundsätzlich liegt die Altersgrenze der Lehrkräfte bei 61 Jahren, während die Dauer des Aufenthalts im Ausland auf drei Jahre angelegt ist, die bei Bedarf jedoch auch um drei weitere Jahre verlängert werden kann.

Unterrichten im Ausland: Zwei Wege, ein Ziel

Ist die Entscheidung für einen Auslandseinsatz getroffen, stellt sich im nächsten Schritt die Frage, in welches Land und an welche Schule es genau gehen soll. Das Bundesamt für Auswärtige Angelegenheiten – Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) bietet euch als Hilfestellung eine Weltkarte an, auf der ihr nach den Standorten aller deutschen Auslandsschulen weltweit suchen könnt. Zudem stellt die Seite ein umfangreiches Informationsangebot mit einem kompletten Auslandsschulverzeichnis und Informationen zu Abschlüssen sowie der Organisation der einzelnen Schulen zur Verfügung. Für interessierte Lehrkräfte sind die entsprechenden Ansprechpartner:innen für die Freistellung in den Schuldienst im Ausland eine weitere Anlaufstelle, da sie die Verantwortlichen für das Auslandsschulwesen in den Kultusministerien der jeweiligen Länder sind.

Der finale Schritt in Richtung eines Einsatzes an einer deutschen Auslandsschule ist die Freistellung für den Aufenthalt, bei der je nach Anstellungsart der Lehrkräfte unterschieden wird: Verbeamtete oder unbefristet tarifvertraglich beschäftigte Lehrer:innen können sich für den Auslandseinsatz auf dem Dienstweg beim Bundesverwaltungsamt, der ZfA, bewerben. Genaue Informationen zu diesem Prozess und allen Regelungen findet ihr hier. Befristete oder anderweitige angestellte Lehrkräfte, ebenso wie Sozialpädagog:innen und Erzieher:innen, werden auf der Internetseite der ZfA über Einsatzmöglichkeiten im Auslandsschulwesen informiert. 

Auf diese Weise ergeben sich für Lehrkräfte grundsätzlich zwei Wege, die sie ins Ausland führen: Eine Möglichkeit besteht darin, von der ZfA als Auslandsdienstlehrkraft (ADLK), Bundesprogrammlehrkraft (BPLK) oder als Landesprogrammlehrkraft (LPLK) an die jeweiligen Schulen im Ausland vermittelt zu werden. Als andere Möglichkeit bietet es sich für Lehrkräfte an, sich direkt an der entsprechenden deutschen Schule im Ausland zu bewerben und dort als Ortslehrkraft (OLK) eingestellt zu werden. Dementsprechend unterscheiden sich diese vier Positionen bzw. Einsatzmöglichkeiten durch den rechtlichen Status einer Lehrkraft sowie durch ihre Aufgabenschwerpunkte. Wenn ihr euch nicht sicher seid, welcher dieser beiden Wege für euch passend ist, könnt ihr hier auf der Seite von lehrer-weltweit.de, einem Forum des WDA für seine Mitglieder, einen Test machen, der euch bei der Orientierung hilft. Zudem veröffentlichen die Mitglieder im Forum unterschiedliche Stellenangebote an deutschen Auslandsschulen, die auf einer Weltkarte gefiltert werden können und bei eurer Suche ebenfalls hilfreich sind.

Deutsche Auslandsschulen sind eine zentrale Anlaufstelle für eine vielfältige Schulgemeinschaft. Die Entscheidung für den mehrjährigen Einsatz an einer Auslandsschule ist je nach Lebenssituation mit einigem Aufwand und viel Planung verbunden – die sich lohnen. Ihr lernt nicht nur die Menschen, die Kultur und Sprache eines anderen Landes intensiv kennen, sondern bildet euch durch diese Zeit als Lehrkraft weiter. Hier sammelt ihr wertvolle Lebens- und Berufserfahrung, die euch viele Perspektiven und Chancen eröffnen, die ihr wiederum zurück mit nach Hause und in euren Klassenraum in Deutschland bringen könnt. Lasst euch hier von den Auslandsberichten einiger Lehrkräfte überzeugen.

Habt ihr schon einmal über einen Aufenthalt als Lehrkraft an einer deutschen Auslandsschule nachgedacht? Teilt uns gerne eure Gedanken hierzu in den Kommentaren mit!

Nicolas Colsman im Landtag: KI-Know-how fürs Bildungswesen

Wie wird KI unser Bildungssystem verändern, und wie können wir uns der Herausforderung stellen? Im Gespräch mit Lehrer News teilt Nicolas Colsman seine Erkenntnisse über Möglichkeiten und Herausforderungen Künstlicher Intelligenz in der Bildung mit uns.
Von
Marie-Theres Carl
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August 2023
10.8.2023
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(Quelle: Redaktion)

Am 19. Juni 2023 fand im Landtag von Nordrhein-Westfalen die 26. Ausschusssitzung zum Thema "Chancen von Künstlicher Intelligenz im Bildungswesen" statt. Unter den geladenen Sachverständigen befand sich auch Nicolas Colsman, ehemaliger CEO der Zukunft Digitale Bildung gGmbH. Als Experte auf dem Gebiet der digitalen Bildung und Künstlichen Intelligenz wurde er eingeladen, seine Erkenntnisse und Erfahrungen in diesem wichtigen Bereich vorzutragen. Im Gespräch mit Lehrer News stellt Nicolas seine Ideen dazu  vor, wie KI das Bildungswesen revolutionieren kann und welche Herausforderungen es dabei zu meistern gilt, um das volle Potenzial dieser Technologie zu entfalten.

Lehrer News: Was sind die Vorteile der Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) im Bildungswesen?

Nicolas: Die Integration von KI im Bildungswesen bietet verschiedene Vorteile. Für Lernende ermöglicht sie personalisiertes Lernen und intelligente Tutoring-Systeme, die den Lernprozess optimieren und individuelle Bedürfnisse berücksichtigen. Dadurch kann eine effektivere und maßgeschneiderte Bildungserfahrung für alle Schüler:innen geschaffen werden. Zudem kann KI die Chancengleichheit fördern, indem sie Schüler:innen mit besonderem Betreuungsbedarf individueller unterstützt. Die Ergänzung durch Simulationen kann außerdem eine immersive Lernerfahrung schaffen, die so sonst in der realen Welt nicht möglich wäre.

Lehrer News: Welche Vorteile ergeben sich für Lehrkräfte und Bildungsträger durch den Einsatz von KI?

Nicolas: Lehrkräfte und Bildungsträger können durch den Einsatz von KI von verschiedenen Vorteilen profitieren, wie zum Beispiel der automatischen Bewertung von Aufgaben und Tests. Dies spart Lehrkräften Zeit und ermöglicht schnellere Rückmeldungen an die Schüler:innen. Durch die Analyse von Bildungsdaten kann KI Trends und Muster identifizieren, was Lehrkräften und Schulverwaltungen dabei hilft, den Lernfortschritt zu überwachen und anhand von Prognosen frühzeitig Eingriffe vorzunehmen. Die Verwaltungsdigitalisierung mithilfe von KI kann auch den Workload reduzieren und die Kommunikation mit Schüler:innen und Eltern verbessern. Hier wären beispielsweise auch Übersetzungshilfen für nicht-deutschsprachigen Eltern denkbar.

Lehrer News: Kann KI auch dazu beitragen, Chancengleichheit im Bildungssystem zu fördern?

Nicolas: KI kann Chancengleichheit im Bildungssystem durch personalisiertes Lernen und intelligente Tutoring-Systeme unterstützen. Individuelle Bedürfnisse und Lernstile können besser berücksichtigt werden, um jedem Schüler eine angemessene Bildungserfahrung zu bieten. Zudem kann KI bei gleicher Ausstattung eine bessere Betreuung für Schüler mit besonderem Förderbedarf ermöglichen. Durch die Verwendung von KI-gestützten Lernplattformen könnten auch Kinder mit Migrationshintergrund von speziellen Bildungsangeboten profitieren, die ohne KI kaum realisierbar wären. So könnte beispielsweise ein bilinguales Angebot die deutsche Sprache besser vermitteln und gleichzeitig andere Fächer verständlicher machen, was für den schulischen Erfolg dieser Schüler:innen entscheidend sein kann.

Lehrer News: Welche Handlungsempfehlungen gibst du hinsichtlich der Implementierung von Künstlicher Intelligenz im Bildungssystem?

Nicolas: Zunächst sollten die Möglichkeiten und Grundvoraussetzungen für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Bildungssystem abzuwägen sein. Dazu gehört eine umfassende Evaluierung, um zu bestimmen, welche Probleme im Bildungssystem durch eine Implementierung von KI gelöst werden können. Des Weiteren sollte die EdTech-Branche stärker gefördert werden, um die Anforderungen und Möglichkeiten erfolgreich umzusetzen. Die geförderten Produkte müssen in einen rechtlichen Rahmen eingebettet werden, wobei eine engmaschige Absprache mit den Entwickler:innen notwendig ist, um ethische und datenschutzrechtliche Aspekte zu berücksichtigen. Schließlich sollte die Fortbildung der Lehrkräfte in den Fokus gerückt werden, um eine klare Anleitung zur Anwendung von KI zu gewährleisten und eine chancengerechte Weiterentwicklung der digitalen Bildung zu ermöglichen.

Lehrer News: Zur Förderung der EdTech Branche schlägst du eine Task Force vor. Wie genau kann eine Taskforce den Entwicklungsprozess verbessern?

Nicolas: Die Einrichtung einer Taskforce aus verschiedenen Akteuren in der Förderung der EdTech-Branche ermöglicht eine bessere Absprache und Koordination zwischen den beteiligten Parteien. Durch enge Zusammenarbeit können Fehler und Schwierigkeiten schneller erkannt und behoben werden. Die Taskforce könnte als Forum dienen, in dem Ideen ausgetauscht und Lösungen diskutiert werden. Dies würde zu einer effizienteren Programmentwicklung führen und sicherstellen, dass die Interessen der Branche, der Bildungseinrichtungen und der Lehrkräfte berücksichtigt werden. Letztendlich könnte eine solche Zusammenarbeit dazu beitragen, die Umsetzung der evaluierten Anforderungen und Möglichkeiten im Bereich der Künstlichen Intelligenz im Bildungssystem zu beschleunigen.

Lehrer News: Was waren die zentralen Botschaften, die du während der Anhörung im Landtag vermitteln wolltest?

Nicolas: Besonders wichtig sind mir Potenziale und Herausforderungen von KI im Bildungssystem:

  1. Förderung der EdTech-Branche: Die finanzielle Förderung ist von großer Bedeutung, um die Umsetzung der evaluierten Anforderungen und Möglichkeiten voranzutreiben. Insbesondere in NRW hat sich die EdTech-Branche in den letzten Jahren stark entwickelt, und es ist wichtig, dieses Potenzial zu nutzen und Unternehmen gezielt zu unterstützen.
  2. Einbettung in einen rechtlichen Rahmen: Ein klarer rechtlicher Rahmen sorgt dafür, dass Datenschutz und Transparenz gewährleistet sind, um Sicherheit und Vertrauen der Nutzer:innen zu stärken und potenzielle Risiken zu minimieren.
  3. Fortbildung der Lehrkräfte: Ich möchte noch einmal die Bedeutung von Lehrkräften betonen, denn nur sie können eine erfolgreiche und angemessene Anwendung von KI im Bildungsbereich sicherstellen. Nur durch eine ausreichende Anleitung und Unterstützung der Lehrkräfte kann eine chancengerechte und nachhaltige Weiterentwicklung der digitalen Bildung gelingen.

Lehrer News: Welche konkreten Maßnahmen empfiehlst du, um die Implementierung von KI flächendeckend im Bildungswesen zu realisieren?

Nicolas: Um die Implementierung von Künstlicher Intelligenz im Bildungswesen voranzutreiben und gleichzeitig ethische und rechtliche Herausforderungen zu berücksichtigen, empfehle ich folgende Maßnahmen:

  1. Ausarbeitung eines ganzheitlichen Konzepts: Es ist wichtig, ein umfangreiches Konzept zu entwickeln, das die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von KI im Bildungswesen abwägt und gleichzeitig klare Leitlinien festlegt.
  2. Förderung von Forschung und Entwicklung: Die Politik sollte verstärkt in die Forschung und Entwicklung von KI-Technologien im Bildungsbereich investieren, um innovative Lösungen zu entwickeln, die den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte gerecht werden.
  3. Transparenz und Datenschutz: Bei der Implementierung von KI-Technologien ist es von großer Bedeutung, Transparenz zu gewährleisten und den Datenschutz zu berücksichtigen. Die Anwender:innen in den Schulen sollten bestmöglich über die Verwendung ihrer Daten informiert werden, und es sollten klare Regelungen zum Umgang mit personenbezogenen Daten getroffen werden.
  4. Evaluierung und Feedback: Die eingeführten KI-Systeme sollten kontinuierlich evaluiert werden, um deren Effektivität und Nutzen zu überprüfen. Zudem ist es essentiell, Feedback von Lehrkräften, Schüler:innen sowie Eltern einzuholen, um mögliche Verbesserungen zu identifizieren und die Technologien kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen können die Chancen von Künstlicher Intelligenz im Bildungswesen optimal genutzt werden, während gleichzeitig ethische und rechtliche Aspekte angemessen berücksichtigt werden, um eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Integration von KI in das Bildungssystem zu gewährleisten.

Lehrer News: Welche Rolle spielt der Föderalismus im Bildungssystem hinsichtlich der Implementierung von KI?

Nicolas: Der Föderalismus im deutschen Bildungssystem ermöglicht es den einzelnen Regionen und Bundesländern, ihre Bildungspolitik und -praxis eigenständig zu gestalten und auf die spezifischen Bedürfnisse ihrer Schüler:innen einzugehen. Diese Vielfalt bietet die Chance, voneinander zu lernen und bewährte Praktiken zwischen den verschiedenen Ländern auszutauschen. Allerdings sollte der Föderalismus auch einen Rahmen schaffen, um überregionale Initiativen zu fördern und den bundesweiten Austausch zu erleichtern, damit erfolgreiche Bildungsansätze in anderen Regionen schneller verbreitet werden können. Ein regelmäßiger Dialog und koordinierte Zusammenarbeit zwischen den Ländern sind entscheidend, um das voneinander Lernen und den Austausch bewährter Praktiken weiter zu stärken und eine gemeinsame Vision für die Zukunft des deutschen Bildungssystems zu entwickeln.

Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch.

MINTvernetzt: Das Netzwerk für MINTeressierte

Entdeckt in diesem Artikel die Zukunftskompetenzen von MINTvernetzt. Anhand von MINT4Life, Aus die Maus und KlimaDatenSchule, die innovative Ansätze und Nachhaltigkeit bieten, zeigen wir euch, was die Initiative ausmacht und wie sie junge Talente fördert.
Von
Marie-Theres Carl
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August 2023
10.8.2023
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Willkommen zu einem MINTastischen Ausflug in die bunte Welt von MINTvernetzt! Aber keine Sorge, heute geht es nicht um Kunstunterricht – heute dreht sich alles um die Farbe MINT in einem ganz anderen Kontext: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik! Hier gibt es keine Farbpalette, sondern ein Kaleidoskop an Wissen und Entdeckungen, das die Grenzen der Vorstellungskraft sprengt. Lasst uns die lebendigen Facetten von MINTvernetzt und drei Projekte erkunden, die Zukunftskompetenzen schulen.

MINTvernetzt ist die Service- und Anlaufstelle für MINT-Bildung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) in Deutschland und fungiert als Dachorganisation für außerschulische MINT-Bildung. Die Initiative wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und von einer Kooperation verschiedener Organisationen, darunter die Körber-Stiftung, die matrix gGmbH und das Nationale MINT Forum e.V., gemeinsam umgesetzt.

Die Motivation hinter MINTvernetzt liegt in der Bedeutung von MINT-Kompetenzen als Zukunftskompetenzen. Um Deutschland als Innovationsstandort zu stärken und einen Beitrag zur Lösung globaler Herausforderungen wie dem Klimawandel zu leisten, ist es von entscheidender Bedeutung, die MINT-Bildung zu fördern und MINT-Talente zu fördern. Die Vermittlung von Kompetenzen in den MINT-Fächern an Kinder und Jugendliche sowie der Zugang zu MINT-Arbeitsplätzen sind zentrale Schlüssel für mehr Gleichberechtigung und Teilhabe. MINTvernetzt ist Teil des MINT-Aktionsplans 2.0 des BMBF.

Die Mission von MINTvernetzt ist es, ein Netzwerk für die MINT-Bildungslandschaft zu schaffen, das bestehende Initiativen und Akteur:innen aktiv einbindet und unterstützt. Ziel ist es, dass MINT-Akteur:innen sich als Gemeinschaft begreifen, mehr Sichtbarkeit für ihr Engagement und ihre Leistungen bekommen und ihr Angebot stärker mit schulischen Aktivitäten verzahnen können. Gemeinsam mit der MINT-Community sollen Impulse für neue Themen und innovative Angebote gesetzt werden, um Zukunftskompetenzen voranzutreiben.

(Quelle: MINT4Life)

MINT4Life: Ich druck mir die Welt, wie sie mir gefällt!

Das MINT4Life-Projekt des International Centre for STEM Education (ICSE) in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Freiburg ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes 3D-Druck-Cluster. Es vereint Partner:innen aus Bildung, Wissenschaft und Industrie, die gemeinsam das Thema 3D-Druck erlebbar machen wollen – sowohl im schulischen Kontext als auch in der außerschulischen Bildung. Das Projekt bietet kostenlose Workshops für Lehrkräfte, Schüler:innen, Studierende und Familien an, bei denen sie einfache bis knifflige 3D-Modelle anpassen, entwerfen und ausdrucken können. Die Zielgruppen des Projekts sind Grundschulen, Sekundarstufe 1 und 2 sowie (angehende) Lehrkräfte. Die Clusterstrategie basiert auf einer fundierten didaktischen Konzeption und wird von unterschiedlichen Partner:innen mit Expertise im Bereich 3D-Druck, MINT-Bildung, Regionalpolitik und Vereinsarbeit getragen. Dies ermöglicht eine breit aufgestellte Angebotspalette entlang der gesamten Wissens- und Wertschöpfungskette des 3D-Drucks. 

(Quelle: MINT4Life)

Die Veranstaltungen des Clusters umfassen digitale Workshops, Mitmachnachmittage, Betreuung von Forschungsarbeiten, interdisziplinäre Großveranstaltungen, Angebote in Verbundwerkstätten und mobile Angebote in Schulen und Bildungseinrichtungen. Neben der Verbreitung der Inhalte über verschiedene Disseminationsstrategien, wie Social Media Kampagnen und Pressearbeit, liegt ein Schwerpunkt des Projekts auf Netzwerkarbeit und Austausch mit MINT-Akteur:innen, Bildungsnetzwerken, Schulen und Unternehmen. Ziel ist es, durch flexible Steuerung, Qualitätssicherung und eine vielfältige MINT-Bildungslandschaft eine nachhaltige Wirkung zu erzielen und den 3D-Druck als innovative Technologie in der MINT-Bildung zugänglich zu machen.

(Quelle: Pixabay)

Aus die Maus: Wenn Schüler:innen zu Naturdetektiven werden

Das Projekt "Aus die Maus" bietet Schüler:innen die Möglichkeit, Identitäten spielerisch auszuprobieren, indem sie für einen Tag zu Expert:innen eines Ermittlungsteams werden. Durch diese aktive Rolle erleben sie sich von Anfang an als aktiv und kompetent. Das Projekt konzentriert sich auf das Thema "Fledermaus" und nutzt das Noctalis als außerschulischen Lernort, um komplexe wissenschaftliche Fragestellungen in Form eines spannenden Rätsels zu vermitteln. Die Schüler:innen erkennen dabei die starke Vernetzung von Mensch und Natur und erfahren Aspekte der nachhaltigen Nutzung und Erhaltung biologischer Ressourcen.

Um das Thema "Fledermaus" nachhaltig zu vermitteln, steht ein handlungsorientierter Ansatz im Mittelpunkt des Projekts. Die Schüler:innen sollen eigenständig und ohne Frontalunterricht die Lernziele über Fledermäuse aneignen. Die Klasse teilt sich in verschiedene Expertengruppen wie Anatomie, Physiologie, Ökologie, Technik, Kommissare und Reporter. Jede Gruppe eignet sich Wissen entsprechend ihres Themas an, um am Ende gemeinsam die Todesursache einer Fledermaus aufzuklären.

Für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts sind motivierte Schüler:innen von großer Bedeutung, die Interesse an Fledermäusen und Umweltschutz haben. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die ausreichende Zeit, die seitens der Lehrer:innen eingeplant werden sollte (4-5 Stunden). Obwohl das Projekt ohne Lehrer-Input auskommt, sind die Projektleiter:innen stark involviert und unterstützen die Schüler:innen in den verschiedenen Gruppen. Die freiwilligen Mitarbeiter des Noctalis spielen eine wichtige Rolle, um den reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Das Projekt "Aus die Maus" holt die Schüler:innen auf ihrem individuellen Wissensstand ab und weckt durch entdeckendes und spielerisches Lernen das Interesse für Fledermäuse und Umweltschutz.

(Quelle: KlimaDatenSchule)

Von Bits und Bäumen: KlimaDatenSchule weckt Umweltbewusstsein

Das Projekt "KlimaDatenSchule" hat das Ziel, Klimaschutz mit Daten- und Medienkompetenz zu verknüpfen und einen praxisorientierten Einstieg in das Arbeiten mit Klimadaten zu ermöglichen. Es beleuchtet die Bereiche Ernährung, Papier, Bäume und Mobilität im Kontext des Klimaschutzes. Hierfür wurde eine Web-App entwickelt, die Schüler:innen, Lehrkräften und Lernbegleiter:innen kostenlos zur Verfügung steht. Zusätzlich bietet das Projekt eine Toolbox mit Messgeräten und Infokarten als Lernmaterialien an. Neben den digitalen Angeboten gibt es auch Beratungs- und Vernetzungsangebote.

Das Programm richtet sich an Lehrkräfte und Lernbegleiter:innen der Sekundarstufen 1 und 2 und verfolgt das Ziel, MINT-Kompetenzen im Zusammenhang mit Klimaschutz zu fördern. Es wird von BildungsCent e.V. in Zusammenarbeit mit medial pfade.org – Verein für Medienbildung e.V. und re:edu GmbH & Co. KG umgesetzt. BildungsCent e.V. hat langjährige Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Schulen und anderen Lernorten im gesamten Bundesgebiet und setzt sich für eine neue und nachhaltige Lehr- und Lernkultur ein. Die Kooperation mit mediale pfade bereichert das Programm zusätzlich durch Expertise im Bereich der Medienbildung und digitalen Bildung. Gemeinsam wird KlimaDatenSchule zu einem Bildungsort für nachhaltige Entwicklung und stärkt den souveränen Umgang junger Menschen mit digitalen Medien und neuen Technologien.

(Quelle: KlimaDatenSchule)

Das Start-up re:edu GmbH & Co. KG, eine Ausgründung des Instituts für Geoinformatik der Uni Münster, unterstützt das Projekt mit seiner Erfahrung im Bereich der digitalen Bildung. Das Projekt möchte innovative Ansätze im Klimaschutz vorantreiben, verbreiten und deren Wirkung nachhaltig verstetigen. Dabei motiviert es alle Teilnehmenden zu einem klimafreundlichen Verhalten im Alltag, um einen Beitrag zur Erreichung der nationalen Klimaschutzziele zu leisten. Insgesamt verbindet KlimaDatenSchule auf innovative Weise Klimaschutzthemen mit Datenkompetenz und Medienbildung und bietet damit eine wichtige Grundlage für das Verständnis und Engagement im Kampf gegen den Klimawandel.

Die drei Projekte, MINT4Life, Aus die Maus und KlimaDatenSchule, zeigen eindrucksvoll, wie wichtig und vielfältig MINT-Bildung für die Förderung von Zukunftskompetenzen ist. MINT4Life ermöglicht es, junge Menschen für die Welt der Wissenschaft und Technik zu begeistern und ihnen gleichzeitig ein Verständnis für nachhaltige Lösungsansätze zu vermitteln. Aus die Maus fördert spielerisch die Identifikation mit naturwissenschaftlichen Themen und weckt das Interesse an Umweltschutz. KlimaDatenSchule verknüpft Klimaschutz mit Daten- und Medienkompetenz und stärkt so die Fähigkeiten, die für die Lösung globaler Herausforderungen von entscheidender Bedeutung sind.

Angesichts der komplexen Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft steht, ist es von großer Bedeutung, junge Menschen für MINT-Bildung zu begeistern und ihre Zukunftskompetenzen zu stärken. Teilt eure Meinungen und Erfahrungen zu MINTvernetzt! Habt ihr bereits von diesen Projekten gehört oder daran teilgenommen? Was denkt ihr, welche Auswirkungen die Initiative auf die MINT-Bildung und die Förderung von Zukunftskompetenzen hat? 

Quereinsteigerkampagne in Baden-Württemberg: Kultusministerium ändert umstrittenes Plakat

Nach einem Sturm der Kritik durch Lehrerverbände, hat das baden-württembergische Kultusministerium ein umstrittenes Plakat am Stuttgarter Flughafen geändert. Wie das Kultusministerium auf seiner Website mitteilte, sei der bisherige Slogan “erweitert” worden.
Von
Marcel Kunzmann
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August 2023
9.8.2023
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Stuttgart. Nach einem Sturm der Kritik durch Lehrerverbände hat das baden-württembergische Kultusministerium ein umstrittenes Plakat am Stuttgarter Flughafen geändert. Wie das Kultusministerium auf seiner Website mitteilte, sei der bisherige Slogan “erweitert” worden um “Missverständnisse zu vermeiden.” 

Im Fokus der Kritik stand ein großes Werbeplakat, das am Stuttgarter Flughafen hängt und mit dem Slogan “HURRAAA! Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen? Mach was Dir Spaß macht und werde Lehrer*in” versucht neue Lehrkräfte und potenzielle Quereinsteiger anzuwerben (Lehrer-News berichtete). Damit hat sich das Kultusministerium jedoch massiv in die Nesseln gesetzt: Von vielen wurde das Plakat so verstanden, dass damit für den Wechsel in einen vermeintlich stressfreien Beruf geworben werden soll, während der Alltag an Schulen im “Ländle” ganz anders aussieht. Viele fühlen sich vom Kultusministerium verspottet – Wertschätzung für Lehrkräfte, die sowieso schon am Limit arbeiten und für das Ansehen ihres Berufs in der Gesellschaft kämpfen, sieht anders aus.

“Deutlicher und niveauloser kann man die Geringschätzung des Lehrerberufs in Baden-Württemberg nicht ausdrücken. Die Verantwortlichen sollten sich in Grund und Boden schämen”, lautet die scharfe Kritik von Karin Broszat, Landesvorsitzende des Realschullehrerverbandes Baden-Württemberg. Auch auf Instagram und anderen Kanälen der sozialen Netzwerke hagelte es massive Empörung über die Werbekampagne, die sich rasend schnell verbreitet hat.

Nun hat das Kultusministerium reagiert und die Botschaft verändert: Statt “keinen Bock auf Arbeit” heißt es “keinen Bock auf deine jetzige Arbeit.” Der Aufkleber mit der Ergänzung soll “sobald wie möglich” angebracht werden, erklärte das Ministerium.

„Es war nie unser Ansinnen, auch nur eine Lehrkraft mit diesem Plakat zu diskreditieren. Bei uns ist niemand überhaupt nur auf die Idee gekommen, Lehrkräfte mit dem Attribut faul in Verbindung zu bringen“, sagt Kultusministerin Theresa Schopper, die hinzufügte: „Wir am Kultusministerium wissen ganz genau, wie viel Engagement unsere Lehrkräfte täglich für unsere Kinder und Jugendlichen aufbringen und wie aufreibend gerade auch die vergangenen Jahre waren.“

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Baden-Württemberg begrüßten indes die Änderung. „Der Schrecken hat ein Ende“, erklärte der VBE. Die GEW verband ihre Kritik an dem Plakat indes mit Forderungen nach einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen. “‚Ohne Bock auf den Beruf‘ geht die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen nicht. Das wissen alle, die schon einmal vor einer Klasse standen”, erklärte GEW-Landesvorsitzende Monika Stein. Die Landesregierung solle durch “bessere Bildungspolitik” Werbung für den Beruf machen und beispielsweise die derzeit rund 4000 Referendare des Landes über die Sommerferien weiterbeschäftigen, anstatt diese in die zeitweilige Arbeitslosigkeit zu schicken, so Stein.

Bildungskrise: GEW fordert dringende Maßnahmen gegen Lehrkräftemangel

Die Gewerkschaft für Erziehung und Bildung NRW hat am 07. August ein umfangreiches Maßnahmenpaket vorgestellt, um dem Lehrermangel Einhalt zu gebieten. Landesvorsitzende Ayla Çelik appellierte zudem an ein entschlossenes politisches Handeln.
Von
Marie-Theres Carl
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August 2023
9.8.2023
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Düsseldorf. Anlässlich des Schulstarts präsentierte die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) NRW am 07. August ein ambitioniertes Maßnahmenpaket zur Bewältigung des Lehrkräftemangels. Vorsitzende Ayla Çelik betonte während einer Pressekonferenz die dringende Notwendigkeit, den Fachkräftemangel in Schulen und Kitas mit gezielten Schritten anzugehen.

In einer klaren Botschaft äußerte Çelik Besorgnis über die derzeitige Bildungskrise und deren Auswirkungen auf die Bildungschancen von Schüler:innen. Der Fachkräftemangel sei ein gravierendes Problem, das sowohl die Lehrkräfte übermäßig belaste als auch den Kindern ihre Zukunftschancen raubt. Um dieser Krise effektiv und nachhaltig zu begegnen, bedürfe es eines entschlossenen Vorgehens.

Unter Verweis auf Bildungsministerin Feller, die die Überwindung der Bildungskrise mit einem Marathon verglich, forderte Çelik einen aktiven "Zwischensprint" in Form umfassender Maßnahmen. Sie betonte, dass Pausen und Nachlässigkeiten keine Lösungen seien, sondern schnelle und zielgerichtete Handlungen notwendig seien. Die vorgestellten kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen zielten darauf ab, den Lehrberuf sowohl in Schulen als auch in der frühkindlichen Bildung attraktiver zu gestalten. Çelik hob hervor, dass die Reduzierung von Klassenarbeiten eine begrüßenswerte Maßnahme sei, jedoch noch weitere und mutigere Schritte unternommen werden könnten. Zusätzlich plädierte sie für eine kritische Überprüfung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten der Lehrkräfte.

"Die jetzige Situation ist derart dringend, dass alle Möglichkeiten zur Lehrkräftegewinnung genutzt werden müssen. Und ich spreche nicht von Abordnungen und Einschränkung von Teilzeitmöglichkeiten. Damit wird der immensen Überlastung der Lehrkräfte weder Rechnung getragen noch deren Belastung gesenkt." Ein besonderes Augenmerk legte Çelik auf die Notwendigkeit eines qualitativ hochwertigen Seiteneinstiegs und umfassender Unterstützungsprogramme für neue Lehrkräfte. Sie forderte eine angemessene Entlohnung und langfristige Perspektiven, um den Ausstieg aus dem Bildungssystem zu verhindern. Langfristig sei laut Çelik eine verbesserte Betreuung erforderlich, um Abbrüche im Lehramtsstudium zu minimieren. Die Bildungsgewerkschaft fordert von den Bildungsminister:innen einen klaren Plan zur Steigerung der Kapazitäten in der Lehramtsausbildung.

Die GEW NRW ist Erstunterzeichnerin des Appells "Bildungswende jetzt!" und ruft gemeinsam mit einem Bündnis am 23. September 2023 zu einem bundesweiten Bildungsprotesttag auf.

“Queersein ist eine intime Sache”: Lehrer-News im Gespräch mit Benjamin Donath

Wir sprachen mit Benjamin Donath, der neben seinem Beruf als Lehrkraft auch als Influencer, Autor und Podcaster tätig ist, über die Stellung und die Herausforderungen queerer Lehrkräfte im Schulalltag, sowie seine Arbeit und seine Nebentätigkeiten.
Von
Philipp Auswald
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August 2023
9.8.2023
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Bunt ist es in allen Teilen einer aufgeschlossenen Gesellschaft – auch im Lehrerzimmer. Leider werden immer noch eine Vielzahl von queeren Personen Opfer von Anfeindungen aufgrund ihrer Identität und haben es auf ihrem Karriereweg schwerer als andere. Wir haben den queeren Podcaster, Autor, Influencer und Lehrer Benjamin Donath (Online unter dem Pseudonym Benni Cullen) zu genau diesen Herausforderungen befragt. Queer sein und Lehrer sein, wie ist das im Deutschland des Jahres 2023?

Wie bereits angeschnitten, geht Benni einigen Professionen nach, darunter sein Podcast “Schule, Bücher und Wir”, welchen er gemeinsam mit Scarlett Rothenaicher führt, in dem es unter Anderem um eine von Donaths großen Leidenschaften geht: das Lesen. Abseits dessen widmet er sich einer Vielzahl von Tätigkeiten. Unter anderem schreibt er Kurzgeschichten, betreibt eine Website, und informiert auch auf Instagram rund um das Lehrer:innendasein und andere spannende Themen. 

Lehrer News: Hallo Benni, kannst du dich unseren Leser:innen kurz einmal vorstellen? Wer bist du, was machst du und was zeichnet dich aus?

Donath: Ich bin der Benni, bin 30 Jahre alt, wohne in Nürnberg und habe Mittelschullehramt studiert. Ich habe im Studium mit dem Buchbloggen angefangen, da ich einfach super gerne lese und daraus haben sich später einige der Tätigkeiten ergeben, die ich heute noch ausübe, neben meinem Beruf als Lehrkraft an einer Mittelschule.

Lehrer News: Wir möchten mit dir zurück zu den Anfängen deines Karrierewegs gehen und fragen uns, wie dein Weg zum Lehrersein verlaufen ist. Hattest du das Gefühl, dass du es aufgrund deiner Zugehörigkeit zur LGBTQIA+ Community schwerer als andere angehende Lehrkräfte, sowohl im Studium als auch in deiner Anfangszeit im Beruf, hattest und dich eventuell deshalb auch mehr beweisen musstest?

Donath: In der Grundschule hatte ich es schwer, Anschluss zu finden, da meine Eltern und ich neu in das Dorf gezogen sind. Zudem hatte ich damals schon andere Interessen als die meisten der gleichaltrigen Jungen. Zum Beispiel mochte ich es viel lieber mit Barbies als etwa Fußball zu spielen und fand Mädchen cooler als Jungs. Dadurch kam es natürlich auch zu Reibereien und in diesem Kontext habe ich dann bemerkt, dass es sehr gute Lehrkräfte gibt, aber leider auch solche, die ihren Job nicht so toll machen. Das hat mir dann als Motivation gedient, dass ich es selbst einfach gerne besser machen möchte. Durch diese ganzen Reibereien konnte ich mich zu dieser Zeit wenig auf meine schulische Laufbahn konzentrieren und bin dann auf die Mittelschule, damals noch Hauptschule, gekommen. An dieser Schule hatte ich dann später das Glück, von einigen Lehrkräften sehr stark unterstützt worden zu sein, um dann auch beispielsweise in der Theatergruppe mitspielen zu können und andere Dinge zu machen, von denen mir in der Grundschule gesagt wurde, dass das eher etwas für die Mädchen sei. Dadurch habe ich dann eben auch noch einmal erfahren, dass es auch tolle Lehrkräfte gibt, wodurch mein Berufswunsch klar war. Später in der Oberstufe und im Studium gab es gar keine Probleme, jedoch in der Referendariatszeit habe ich erstmals wirklich merken müssen, wie sehr ich von außen bewertet werde und dass ich durch meine Queerness auch vor Hürden gestellt werde.

Mit meinem Buchblog habe ich während meinem Studium begonnen. Darüber bin ich dann auch mit Verlagen in Kontakt gekommen. Während meiner Referendariatszeit hatte ich dafür weniger Zeit, weshalb ich aktiver auf Instagram war. Da ich das Glück hatte, an meiner Referendariatsschule bleiben zu können und die Kolleg:innen dort wussten, wie gerne ich lese, durfte ich Aufgaben wie etwa die Leitung der Schulbibliothek und die Auswahl von Klassenlektüren übernehmen. 

Lehrer News: Wie gehst du mit deiner sexuellen Identität gegenüber deinen Schüler:innen um und hast du das Gefühl, dass Schüler:innen Vorbehalte vor dir als Person haben?

Donath: In der Regel thematisiere ich meine Zugehörigkeit zur queeren Community Schüler:innen gegenüber von Anfang an. Wenn neue Schüler:innen an meine Schule kommen, bemerke ich oftmals, dass über mich getuschelt wird. Das nehme ich mittlerweile ganz entspannt. Es kam schon des öfteren vor, dass im Laufe der ersten Schultage ein:e Schüler:in dann auf mich zugekommen ist und mich gefragt hat, ob ich denn schwul sei. Ich antworte darauf ganz offen und kriege für meine authentische Art in der Regel auch großen Zuspruch und die Schüler:innen gehen mit mir ebenfalls sehr offen um.

Lehrer News: Gibt es Tipps, die du Schüler:innen und Kolleg:innen mit auf den Weg geben möchtest, die sich unsicher sind, wie sie sich tolerant und reflektiert verhalten können?

Donath: Das ist natürlich auch stark von der individuellen Person abhängig. Was mir jedoch auffällt, ist, dass an queere Personen oftmals der Anspruch erhoben wird, offen und stolz mit ihrer  Sexualität umzugehen. Ich denke jedoch, dass das eine sehr private und intime Sache ist, die man nicht der kompletten Welt offenlegen muss. Ich bin der Meinung, dass es wichtig ist zu vermitteln, dass jede:r so leben können sollte, dass man mit seinem/ihrem Leben zufrieden sein kann, ungeachtet dessen, was Andere darüber denken.

Lehrer News: Widmest du dich in deinem Unterricht explizit der Vermittlung von Wissen über das Thema Diversity und Akzeptanz? Wie fassen deine Schüler:innen das Thema auf?

Donath: Durch meine Offenheit mit dem Thema Queerness wird es automatisch auch Teil meines Arbeitsalltags. Viele Schüler:innen kamen schon mit Fragen und Sorgen rund um das Thema zu mir und haben mich um Rat und Hilfe gebeten. Leider passiert es manchmal auch, dass diskriminierende Begriffe fallen, dann versuche ich, mit den Schüler:innen über diese Begriffe zu sprechen und ihnen verständlich zu machen, was die Ursprünge dieser Begriffe sind und warum deren Verwendung nicht in Ordnung ist. Darüber hinaus versuche ich, über Klischees aufzuklären, wie etwa, dass alle schwulen Männer rosa mögen oder alle lesbischen Frauen sich maskulin geben und bemühe mich, die Schüler:innen dafür zu sensibilisieren. Ich denke, mehr Akzeptanz und Toleranz für verschiedene Lebensrealitäten, die eventuell auch vom Mainstream abweichen, könnte unser aller Leben erleichtern und verbessern. Im Generellen mache ich dazu jedoch keine einzelnen Lerneinheiten, sondern bespreche solche Themen, wenn mir das passend erscheint. Separate Workshops hingegen gebe ich gelegentlich für Kolleg:innen, die beispielsweise im Unterricht eine Lektüre durchnehmen, welche sich mit den Themen Queerness, Männlichkeitsbilder, etc. befasst und versuche, da meine eigene Perspektive weiterzugeben. In der Regel kommen meine Kolleg:innen dafür jedoch auf mich zu und sind dankbar, dass sie da von mir an die Hand genommen werden.

Lehrer News: Du führst ein Instagram Profil, einen Podcast, deine eigene Website und hast noch unzählige andere Projekte am Laufen. Wie bist du zu diesen Tätigkeiten neben deinem Beruf als Lehrkraft gekommen? 

Donath: Angefangen hat alles in meiner Referendariatszeit mit meinem Buchblog, in dem ich ganz klassisch Bücher rezensiert habe, da ich selbst einfach wahnsinnig gerne lese. Instagram kam dann später schleichend mit dazu. Als erstes ist dann der Arena-Verlag an mich herangetreten und wollte gerne von mir Unterrichtsmaterialien haben, was ich dann einfach mal ausprobiert habe. Das hat mir großen Spaß bereitet und das mache ich seitdem auch sehr regelmäßig. Später kam dann der Löwe-Verlag auf mich zu und wollte ein Format schaffen, das für Lehrkräfte als Infomaterial zum Thema Lesen dient. Wir haben uns dann zusammengesetzt und gemeinsam unseren Podcast ins Leben gerufen, den wir bis heute fortführen. Dieser bietet unter anderem Lektürevorschläge für den Deutschunterricht und richtet sich an alle Schulformen von der Grundschule bis zur Oberstufe. Wir hatten bereits unter anderem Autor:innen, Bibliothekar:innen und Lehrkräfte zu Gast und haben sogar schon Workshops zu dem Podcast gegeben. 

Lehrer News: Wurdest du auf diese Projekte von Schüler:innen oder Kolleg:innen angesprochen? Wie fiel deren Feedback zu deinen Nebentätigkeiten aus?

Donath: Bisher habe ich eigentlich nur positives Feedback zu meiner Arbeit erhalten. Viele meiner Kolleg:innen sind sehr dankbar dafür, dass ich laut ihren Aussagen frischen Wind in den Unterricht bringe. Ich hoffe, dass ich es schaffe, anderen mit auf den Weg zu geben, dass es toll sein kann, sich auch mit neuen Materialien zu beschäftigen und nicht nur die altbewährten Klassiker zu nutzen. So werden auch aktuelle Themen in den Unterricht eingebracht, das halte ich für wichtig. Meine Schulleitung ist ebenfalls darauf aufmerksam geworden und nutzt mich seitdem als Ansprechpartner, sobald es irgendwie im Entferntesten um das Thema Lesen geht.

Lehrer News: Wie wir deiner Website entnehmen konnten, erscheint am 28. September deine Kurzgeschichte “Let´s go home together” als Teil der Anthologie “Lieb doch wie du willst”. Worauf dürfen sich unsere Leser:innen hierbei freuen und wird es eventuell auch die ein oder andere Message geben, welche du den Leser:innen mit auf den Weg geben möchtest?


Donath: Die Kurzgeschichte ist tatsächlich mein neuestes Projekt. In der Anthologie soll es in allen Geschichten um das Thema Diversität in ihren unzähligen Facetten gehen. Dabei soll es explizit auch um die Themen Sexualität und körperliche Nähe gehen, welche häufig in der Jugendliteratur ausgeklammert werden. Das führt leider oftmals dazu, dass viele Jugendliche sich ein falsches Bild von diesen Themen machen und ihre Inspiration durch Filme wie etwa “Fifty Shades of Grey” erhalten, welche körperliche Nähe als etwas sehr Extremes darstellen und auch nur einen winzigen Teil der Realität widerspiegeln. In meiner Kurzgeschichte geht es explizit um zwei Jungs, die sich Hals über Kopf gut finden, ob sie sich verlieben, bleibt mal dahingestellt, und sich körperlich näher kommen. In der Geschichte selbst verarbeite ich auch meine eigenen Erfahrungen bezüglich meiner persönlichen Geschichte, das spiegelt sich auch in einer Szene der Kurzgeschichte wider, in der die Jungs auf eine Gruppe Männer treffen und befürchten müssen, verbal und auch physisch attackiert zu werden. Ein Ziel, welches ich mit der Kurzgeschichte verfolgt habe, war es zu zeigen, dass viele der Klischees, welche über schwule Männer in den Köpfen der Menschen herrschen, nichts mit der Realität zu tun haben. Leider gibt es davon immer noch viel zu viele und Diskriminierung gehört leider auch immer noch zum Alltag. Ich denke es ist wichtig, den Kindern und in dem Fall der Lehrkräfte Schüler*innen von klein auf Werte wie Akzeptanz ungeachtet von Herkunft, Religion und Sexualität zu vermitteln und ihnen beizubringen, dass Ungleichheit auch eine riesige Chance für alle darstellen kann, neue Facetten des Lebens zu entdecken und dadurch das Leben voller und reicher zu gestalten.  

Seid ihr selbst Teil der LGBTQIA+ Community oder habt Kolleg: innen, auf die das zutrifft? Teilt ihr die Meinung und Erfahrungen von Benni Cullen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

Nationale Bildungsplattform: Die nächste digitale Förderruine?

Kernstück eines neuen digitalen Bildungsraums für Deutschland oder eine beachtliche Fehlinvestition? Seit der Ankündigung löst das Mega-Vorhaben “NBP” sowohl Zuspruch als auch viel Kritik aus. Lehrer-News wirft einen Blick auf die Debatte.
Von
Redaktion
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August 2023
8.8.2023
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630 Millionen Euro – mithilfe dieses beachtlichen Gesamtbudgets sollten die gewaltigen Lücken in der digitalen Bildungslandschaft endlich geschlossen werden. Nationale Bildungsplattform (NBP), so heißt das Mega-Projekt der Bundesregierung, das ab 2025 eine länderübergreifende, digitale und ganzheitliche Vernetzung des Bildungswegs gewährleisten soll. Allerdings stößt dieses Vorhaben auf immense Kritik und droht, ein riesengroßer Flop zu werden. Lehrer-News hat das Projekt etwas genauer unter die Lupe genommen.

„Die Plattform ist Kernstück eines neuen digitalen Bildungsraums für Deutschland und einer Modernisierung der Bildung insgesamt. Als Bundesregierung wollen wir damit für alle Menschen – vom Schulkind bis zum Rentner – in unserem Land den Zugang zu digital gestützten Bildungsangeboten erleichtern und damit verbessern,“ ließ die damalige Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) bei der Ankündigung des Mammutprojektes im April 2021 optimistisch verlauten. Die Idee zur Nationalen Bildungsplattform stammt nicht von Karliczek selbst, Urheberin ist die SPD-Vorsitzende Saskia Esken. Genau wie diese hatte auch Karliczek darauf verzichtet, ihre Vision zu konkretisieren – als „gedanklichen Spielraum zur kreativen Entfaltung“ empfand sie das und zeigte sich ganz begeistert von ihrer eigenen Idee. Dass ihr Nachfolger oder ihre Nachfolgerin ebenfalls ganz begeistert sein werde, daran hegte die CDU-Politikerin keinerlei Zweifel. Auch die Weiterführung durch die neue Bundesregierung sah Karliczek als gegeben, dabei war es Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der 2018 in seiner Rolle als ehemaliger Bundesfinanzminister sein Veto einlegte, als es um den Beschluss der CDU-initiierten digitalen Plattform MILLA (Modulares Interaktives und Lebensbegleitendes Lernen für Alle) ging. Doch mit mehr oder minder großen Kollateralschäden überlebte die Idee der Nationalen Bildungsplattform den Regierungswechsel 2021 und soll in der zweiten Jahreshälfte nun endlich als Beta-Version online kommen: Allerdings nur noch als digitale Vernetzungsinfrastruktur und mit einem deutlich geringeren Budget. Doch der Reihe nach…

Worum geht es?

Zu Beginn unserer Recherche bestand die Kernidee des Projektes noch in einer übergreifenden Meta-Plattform, die alle bereits bestehenden digitalen Bildungsangebote vernetzen sollte. „Mir geht es darum, dass wir die bestehenden und derzeit entstehenden Lernmanagementsysteme und Clouds an den Schulen, seien es Moodle und Open-Source-Lösungen oder kommerzielle Produkte, so zusammenführen, dass die Leute kollaborieren können,“ skizzierte Saskia Esken ihre Idee 2020 dem Newsletter Tagesspiegel Background. Alle gängigen Bildungsangebote – privater und öffentlicher Anbieter – gebündelt an einem Ort für Lehrende, Lernende, Schulen, Hochschulen, Schulbuchverlage – rundum über alle Altersstufen und Bedarfsbereiche hinweg. Dabei orientiert sich die NBP maßgeblich an einem Prototypen der Uni Potsdam, dem sogenannten BIRD-Prototypen. Werfen wir einen Blick auf die einzelnen Komponenten: 

Ablage

Die Ablage – auch Wallet genannt – ist  das “Kerngeschäft“ der NBP: Hier sollen alle Nutzendendaten innerhalb der NBP gespeichert werden und zwar nicht in einer Cloud, sondern immer nur direkt auf den Endgeräten der jeweiligen Nutzenden. Auf diese Weise können Zertifikate und Nachweise über Lehrabschlüsse sowie Zwischenstände teilweise bearbeiteter Lernmodule, Materialien, persönliche Profildaten der Nutzenden uvm. gespeichert werden. Dabei ist die Ablage nicht auf bestimmte Dateiformate festgelegt, sondern akzeptiert grundsätzlich alle Formate.

Digitale Identitäten 

Mithilfe der sogenannten “Basisidentität“ können Nutzende sich authentifizieren und innerhalb der NBP bewegen. Diese Basisidentität soll durch weitere digitale Identitäten ergänzt werden, die etwa von Schulen und Hochschulen bereitgestellt und verwaltet werden sollen. 

Digitale Nachweise 

Eine weitere wichtige Leistung der Plattform besteht neben der Speicherung von Zeugnissen oder anderen Leistungsnachweisen auch in der Verwaltung und Nutzung dieser. Kryptografische Signaturverfahren ermöglichen eindeutig nachweisbare Behauptungen wie z.B. „Ich habe ein Abitur.“

Metadaten 

Die Komponente "Metadaten" enthält weder personenbezogene Daten noch Lerninhalte. Vielmehr ist sie der Rahmen dessen, was überhaupt auf der Plattform abbildbar ist und somit das, was man ein “Domänenmodell“ nennen würde. Die Metadaten enthalten also beispielsweise Listen von Studiengängen und Verzeichnisse von Bildungseinrichtungen. 

Schaufenster

Das Schaufenster ist quasi die Benutzeroberfläche der NBP: Hier werden den Nutzenden Empfehlungen für Weiterbildungsangebote, entsprechende Lernmaterialien und über den “Buddy Finder“ sogar Menschen mit ähnlichen (Such)Interessen angezeigt.


Architekturbild des BIRD-Prototypen (Quelle: BMBF-Ausschreibung 2022)

   

Was die Plattform hingegen nicht leistet, sind eigene Lernprozesse. Bei diesen wird weiterhin auf das Angebot externer Dienstleister zurückgegriffen.

Was ist das Single-Sign-On?

Im Zusammenhang mit der Nationalen Bildungsplattform fällt häufig der Begriff "Single-Sign-On" (SSO). Was sich dahinter verbirgt, ist der ganzheitliche Zugriff auf alle möglichen Funktionen mittels eines einzigen Logins. Im Falle der NBP meldet sich der Nutzende also einmal an und kann dann auf alle bildungsrelevanten Funktionen zugreifen – von der Schule bis zur berufsbegleitenden Weiterbildung. 

Und wer soll das alles bezahlen? 

Die Finanzierung der NBP erfolgt im Rahmen des Deutschen Aufbau und Resilienzplans als Teil der Aufbau- und Resilienzfazilität (ARF) der Europäischen Union (EU). NextGenerationEU nennt sich das 800 Milliarden Euro teure vorübergehende Aufbauinstrument, das die wirtschaftliche Erholung von der Coronavirus-Pandemie vorantreiben und beim Aufbau einer grüneren, digitaleren und widerstandsfähigeren Zukunft helfen soll. Deutschland erhält dabei etwa 25,6 Mrd. Euro aus der ARF, wovon rund 630 Millionen Euro in die nationale Bildungsplattform fließen sollen.  Der Kostenvoranschlag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) beruht auf bisherigen Erfahrungen ähnlicher Produktentwicklungen. Allein für Pilotprojekte zur Einbindung in die NBP sollen rund 145 Millionen Euro locker gemacht werden. 

630 Millionen Euro Fördermittel und vier Jahre Entwicklungszeit für einen Flop?

Allen Ambitionen zum Trotz steht das Projekt der Bildungsplattform unter keinem guten Stern: Die Länder zeigen kaum Interesse an der Plattform und der Bundesrechnungshof wirft dem Bund einen Alleingang vor. Ein Alleingang, der in Zukunft teure Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Zudem lassen die jüngsten Entwicklungen über eine drastische Kürzung des Gesamtbudgets um vermutlich zwei Drittel auf 210 Millionen Euro an der Ernsthaftigkeit des Projekts zweifeln.

Der Kritikpunkt? Der NBP fehle es an strategischer Ausrichtung und es sei völlig unklar, welche konkreten Ziele die Plattform verfolge und wie sie zu mehr Bildungsgerechtigkeit führen solle: „Ich habe nicht den Eindruck, dass wir an einer Digitalstrategie mitwirken, sondern vielmehr eine To-do-Liste mit ganz unterschiedlichen Aufgaben abarbeiten”, bemängelt etwa Henriette Litta von der Open Knowledge Foundation. Das BMBF hat die Entwicklung der Plattform ohne vorherige Planung und Evaluation zu Kostenumfang und Bedarf in Ländern und Schulen in Angriff genommen. Diese Fehlplanung könnte dem Bund nun teuer zu stehen kommen, da das Projekt droht, ein riesiger Flop zu werden.

Keine Qualitätssicherung, keine Moderation

Ende September 2023 soll zwar nun eine offizielle Beta-Version der Bildungsplattform auf den Markt kommen, vieles bleibt trotzdem noch unklar: „Die ersten Nutzerinnen und Nutzer können dann Accounts und Wallets anlegen und nach Inhalten suchen. [Die Beta-Version] wird sukzessive ausgebaut und evaluiert. Die Ergebnisse – letztlich die Meinungen der Nutzerinnen und Nutzer – entscheiden mit darüber, wie es mit der NBP weitergeht“, heißt es auf der Seite der Digitalstrategie Deutschland über die weitere Entwicklung der Bildungsplattform in diesem Jahr, über die noch keine klaren Aussagen getroffen werden können. Gerechtfertigt wird dieses Vorgehen vom BMBF mit der Begründung, dass die Plattform als Minimum Viable Product (MVP) entworfen worden ist. Das soll bedeuten, dass für den Anfang ein minimal funktionsfähiges Grundgerüst konzipiert wird, das nach einem möglichst schnellen Feedbackprozess entsprechend weiterentwickelt wird. Basierend auf den Rückmeldungen zur Beta-Version soll die Plattform nächstes Jahr genau diesen Prozess durchlaufen. Dementsprechend könnten auch noch keine verbindlichen Aussagen zu den anfallenden Betriebskosten getroffen werden. Vor diesem Hintergrund bezeichnete Henning Tillmann, Beiratsmitglied der Digitalstrategie, die Plattform als “eine Katastrophe”, zumal es keine Qualitätssicherung oder Moderation der Inhalte gebe und selbst die Zusammenarbeit der Ressorts untereinander an der Plattform nicht effektiv sei.

Im Zuge der massiven Kritik werden viele der versprochenen Features und Inhalte der Plattform zunehmend vom BMBF kleingeredet: Zunächst als “Nationale Bildungsplattform” angekündigt, wurde diese nun zu einer sogenannten “Digitalen Vernetzungsinfrastruktur Bildung” heruntergestuft. „Es gibt sehr viele Bildungsangebote. Diese wollen wir sichtbar und besser strukturiert verfügbar machen”, betonte Johanna Börsch-Supan, zuständige Abteilungsleiterin im BMBF, im Rahmen der Bitkom-Bildungskonferenz im März 2023. Damit reagiert der Bund auch auf die Kritik einer viel beachteten Studie, die im Herbst 2022 von Wikimedia veröffentlicht wurde. Hier wurde u.a. die Planung der öffentlichen Plattform bemängelt, der es an einer entsprechenden Governance-Struktur, einem Betriebskonzept und Qualitätskriterien für anzubindende Bildungsinhalte fehle. Der Vorteil einer Vernetzungsinfrastruktur gegenüber dem Ursprungskonzept: Sie benötigt all dies nicht. 

Bildung ist (normalerweise) Ländersache

Bereits im vergangenen Jahr äußerte der Bundesrechnungshof scharfe Kritik an dem kompetenzüberschreitenden Handeln des Bundes. Ein besonderer Kritikpunkt ist, dass das nationale Projekt nicht mit den Ländern abgestimmt wurde und sich so mit deren Bemühungen, im Rahmen des Digitalpaktes selbst an solchen Portalen zu arbeiten, überschneidet. Dadurch fehlt es der NBP an einem nachgewiesenen Handlungsplan, was sie unwirtschaftlich macht: 

„Das BMBF sollte keine weiteren Haushaltsmittel für die Nationale Bildungsplattform mehr einsetzen, bevor es die haushaltsrechtlichen Grundlagen hierfür geklärt hat. Das BMBF hat entgegnet, dass Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und Betriebskonzepte erst auf Grundlage der noch zu erarbeitenden Projektergebnisse erfolgen können. Der Bundesrechnungshof weist darauf hin, dass vorherige Zielbestimmungen wesentliche Voraussetzung für Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und Betriebskonzepte sind. Der Bundesrechnungshof hält es für grob fahrlässig, dass das BMBF die Wirtschaftlichkeit und Tragfähigkeit erst im laufenden Prozess klären will. Er sieht die erhebliche Gefahr von Förderruinen, für deren Weiterbetrieb es keine Perspektiven gibt. Der Haushaltsausschuss hat die Möglichkeit, die Mittel für die Nationale Bildungsplattform zu sperren", heißt es in dem Bericht des Bundesrechnungshofs an den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages.

In anderen Worten: Die Plattform ist im Grunde ein Alleingang des BMBF ohne Koordinierung mit den Ländern, ohne eine Prüfung der Voraussetzungen und ohne auf die bereits bestehenden Infrastrukturen zurückzugreifen – gleichzeitig werden 630 Millionen Euro Fördermittel für ein Projekt bereitgestellt, das im Sande verlaufen könnte. 

Eine Plattform ohne Schüler:innen

Obwohl sich die Bildungsplattform als digitales Bildungsprojekt an Deutschlands Schulwesen richtet, kann sie auf kein großes Interesse seitens der Länder hoffen: Diese haben selbst eigene Arbeit geleistet und digitale Bildungsangebote für ihre Schulen entwickelt oder zumindest geplant. Auch das Single-Sign-On Feature, der eigentliche Glanzpunkt der NBP, verblasst neben dem “Vermittlungsdienst für das digitale Identitätsmanagement an Schulen” (VIDIS). Hinter VIDIS verbirgt sich ein SSO der Länder, welches schon seit einiger Zeit erfolgreich im Probebetrieb läuft. Für die NBP ist das problematisch, da alle Kultusministerien der Länder an einem Strang ziehen müssten, um das Angebot des Bundes in den Schulen verankern zu können. Von diesem Schritt sind sie allerdings noch meilenweit entfernt, da hier keine Notwendigkeit für ein bundesweites Vernetzungsangebot in der Bildung gesehen wird – auch auf Seiten der Kultusministerkonferenz (KMK). Vielmehr werden die eigenständigen Projekte der Länder hervorgehoben: “Alle Länder verfügen für Schulen über leistungsfähige, dynamische Cloud-Infrastruktur in Form von Online-Lehr-Lernumgebungen, die virtuelle und hybride Unterrichtsformen ermöglichen”, heißt es von der KMK auf Anfrage des Tagesspiegels Background. Zudem seien einige der Projekte länderübergreifend strukturiert, sodass hier an gemeinsamen Schnittstellen und Netzwerkplattformen von Inhalten gearbeitet werde, die Identitätsmanagement und Mediendatenbanken integrieren. Während die Länder also bereits an technischen Lösungen für eine Bildungsplattform arbeiten und sich hier untereinander vernetzen, ist die NBP „ein Projekt des Bundes, das bisher ohne Einbindung der Länder entwickelt wird.”

Da stellt sich zwangsläufig die Frage: Wer braucht eine Nationale Bildungsplattform, wenn bereits ähnliche Projekte in den Ländern umgesetzt werden und sogar aktiven Einzug in die Schulen erhalten? Bund und Länder haben bis dato keine gemeinsame Antwort und blockieren sich stattdessen gegenseitig. Das Angebot der Länder an den Bund lautet: Der BMBF könne sich gerne an ihren Vernetzungsprojekten beteiligen – andersherum vertritt auch der Bund das gleiche Argument gegenüber den Ländern und betont den großen Mehrwert der Plattform, von der besonders die Schüler:innen profitieren würden. Wie diese gegenseitige Blockade in Zukunft gelöst werden könnte, bleibt weiterhin abzusehen. Bislang fehlen den Ländern konkrete Angebote vom Bund, wie sie „die auf Länderseite etablierten Strukturen systemisch in die Nationale Bildungsplattform integrieren können”, sagte Udo Michallik, Generalsekretär der KMK. Schon die Bundes-Schulcloud hat gezeigt, dass bei den Ländern kein Bedarf für eine übergeordnete Infrastruktur seitens des Bundes besteht, weswegen nun auch dieses Projekt einer nationalen Vernetzungsstruktur das gleiche Schicksal ereilen könnte. Gleichzeitig zeigt das Projekt ähnlich wie der Digitalpakt Schule, mit welchen Herausforderungen und Schwierigkeiten geplante Fortschritte innerhalb der digitalen Bildung konfrontiert werden.

Zukunft ungewiss…

Im Zuge ihrer Kritik haben die Verantwortlichen der Wikimedia-Studie zwei Lösungsvorschläge vorgestellt, die einen maßgeblichen Einfluss auf die weitere Entwicklung der Bildungsplattform haben könnten: Option “Neustart” stellt alle bisherigen Entscheidungen grundlegend auf den Prüfstand und entwirft einen Fahrplan für eine neue Bildungsplattform. Option “Reform” arbeitet mit den aktuellen Gegebenheiten und macht Vorschläge für dringende Korrekturen und Weiterentwicklungen wie eine gemeinwohlorientierte Vision, die Formulierung konkreter Ziele sowie der Überarbeitung der technischen Umsetzung und des bisherigen Sicherheitskonzepts. Diese Optionen wären mögliche Reaktionen der Projektverantwortlichen der Bildungsplattform, um dem Ziel der Plattform und Verantwortung für die Zukunft der digitalen Bildung in Deutschland gerecht zu werden – ob und wie diese aufgenommen werden und wie sich die Plattform in Zukunft weiterentwickelt, wird sich spätestens nach der Veröffentlichung der Beta-Version im September dieses Jahres zeigen. Eins steht jedoch fest: 

Ob Nationale Bildungsplattform oder digitale Vernetzunginfrastruktur, ob 630 Millionen Euro oder 210 Millionen Euro – der Bund steuert auf beachtliche Fehlinvestitionen bei der Digitalisierung des deutschen Bildungswesens zu, sollten sich BMBF und KMK über eine Zusammenarbeit nicht einig werden. Denn ohne Beteiligung der Länder und der Integration bestehender Lernplattformen fehlt letztlich eine der wichtigsten Komponenten in der individuellen Lernbiographie: die Schule. 

Autorinnen: Carolin Kremer und Katalin Gébl

Schnell und unkompliziert – Abwechslungsreiche Spielideen für euren Unterricht

Seid ihr auf der Suche nach abwechslungsreichen Lernspielen für euren Unterricht? In diesem Artikel stellen wir euch schnelle und unkomplizierte Spielideen vor, die sich für unterschiedliche Klassenstufen und Unterrichtsfächer eignen.
Von
Katalin Gébl
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8
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August 2023
8.8.2023
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Ein bisschen Abwechslung für den Unterricht gefällig? Egal ob in einer Vertretungsstunde, kurz vor den Ferien oder einfach für eine kleine Pause mitten in einer Unterrichtsstunde: Lernspiele sind hier immer eine gute Idee. Sie helfen, den Unterricht aufzulockern und mit den Schüler:innen gleichzeitig Wissen aufzufrischen und zu vertiefen. Es lohnt sich also, unterschiedliche kreative Spielideen zur Hand zu haben, die problemlos an ein Fach oder eine Klassenstufe angepasst werden können. Passend dazu haben wir euch einige Lernspiele zusammengestellt, die schnell und unkompliziert sind.

Die Klassiker

Einige Ideen unter den Lernspielen sind als Dauerbrenner bei nahezu jeder:m bekannt und lassen sich so sehr einfach mit den jeweiligen Inhalten eines Unterrichtsfachs kombinieren: Für das Spiel “Galgenmännchen” seid ihr in eurem Klassenraum mit Tafel oder Whiteboard bereits bestens ausgestattet. Hier könnt ihr euch unterschiedliche Begriffe oder Sätze ausdenken, die zentrale Inhalte aus euren letzten Unterrichtseinheiten beinhalten und von euren Schüler:innen erraten werden müssen. Dabei seid ihr an keine Jahrgangsstufe oder ein festes Fach gebunden – nahezu alle Themen können hier spielerisch untergebracht werden. Zudem könnt ihr die Begriffe auch unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden anpassen und entsprechend komplizierter machen. 

Auch das Spiel “Stadt, Land, Fluss” bietet euch kreativen Freiraum, der nicht nur für den Sach- oder Erdkundeunterricht passend ist. Hier schnappt sich jede:r Schüler:in ein Blatt Papier, faltet und beschriftet es entsprechend und schon könnt ihr zusammen herausfinden, wer sich geografisch am besten auskennt. Außerdem könnt ihr das Spiel modifizieren und an andere Fächer anpassen, indem ihr die einzelnen Spalten z.B. für Deutsch nach Textgattungen, berühmten Autoren und bekannten Werken einteilt – das Gleiche funktioniert auch für andere fremdsprachige Fächer.

Auch der Mathe- und Physikuntersicht kommen bei den Dauerbrennern auf ihre Kosten: Eure Schüler:innen können hier zum Beispiel mit “Schiffeversenken” den Umgang mit Koordinatensystemen üben und gleichzeitig auch noch ihre räumliche Vorstellungskraft trainieren. Dazu spielen sie entweder in Zweiergruppen gegeneinander oder sie bilden in der Klasse größere Teams, die an der Tafel gegeneinander antreten.

Actionspiele

Neben den Klassikern gibt es unter den Lernspielen auch solche, die mehr Dynamik in euren Klassenraum bringen: Wie wäre es mit einer Runde “Tabu” oder “Wer bin ich”? Beide Ratespiele eignen sich sehr gut, um bestimmte Sachverhalte in eurer Klasse abzufragen, die sich bspw. auf Romanfiguren, deren Autor:innen oder historische Personen beziehen. Das Schöne ist, dass eure Schüler:innen bei diesen Spielen selbst unterschiedliche Rollen als Ratende und Expert:innen einnehmen. Während diese Rollenverteilung bei “Wer bin ich?” sehr dynamisch ist, weil jede:r Schüler:in alle zu erratenden Personen außer die eigene kennt, könnt ihr eure Klasse bei “Tabu” aufteilen: Ihr bestimmt mehrere Schüler:innen, die vor der Klassenzimmertür warten, mit dem Rest einigt ihr euch auf ein bestimmtes Wort, das im Folgenden gesucht wird und zu dem sie Hinweise geben können. Das Wort selbst und sinnverwandte Begriffe sind allerdings tabu.

Eine geleitete Diskussionsrunde lässt eure Schüler:innen in unterschiedliche Rollen schlüpfen und ist besonders für den Deutschunterricht geeignet. Spielerisch erörtern üben? Kein Problem! Teilt hierfür die Schüler:innen in Befürworter und Gegner zu einem Thema ein, bei dem euch keine Grenzen gesetzt sind: Besonders humorvolle Diskussionsthemen sind z.B. “Haustiere in der Schule”, "Schuluniform vs. Casual-Friday” oder  “Smoothiebar im eigenen Klassenzimmer”. Die Themen könnt ihr je nach Klassenstufe und Bedarf anpassen, zudem könnt ihr eine Jury bestehend aus mehreren Schüler:innen festlegen, die die jeweilige Diskussionsrunde bewertet.

Ein noch simpleres Spiel ist “Wahr oder falsch?”, mit dem ihr das Wissen eurer Klasse zu vergangenen Unterrichtsthemen einfach wiederholen und vertiefen könnt. Hierfür wird der gesamte Klassenraum genutzt, die rechte Wand steht für “richtig” und die linke für “falsch”. Eure Klasse steht zu Anfang des Spiels in der Mitte des Raums, während ihr vermeintliche Fakten zu einem bestimmten Thema vorlest. Nun ist es an den Schüler:innen zu entscheiden, ob diese Fakten richtig oder falsch sind, während sie ihr vorhandenes Wissen zu diesem Thema abfragen müssen.

Digitale Spielideen

Wir haben die Quiz-App “Kahoot! bereits in unterschiedlichen Artikeln für unterschiedliche Anlässe vorgestellt, bei denen ich euch über weitere Einsatzmöglichkeiten in euren Unterrichtseinheiten inspirieren lassen könnt. Diese auf Spielen basierte Lernplattform eignet sich hervorragend, um Unterrichtsstoff mit euren Schüler:innen in einem kleinen Wettbewerb in Quiz-Form zu wiederholen. Dabei können sie sich in Gruppen zusammenschließen oder einzeln gegeneinander antreten und sich dabei kreative Team-Spitznamen geben. Eigene Spiele und Quizfragen könnt ihr hier mit einem relativ niedrigen Aufwand schnell und kostenlos selbst erstellen, je nach Ausstattung eurer Klasse können die Schüler:innen über einen Website-Link (PC) oder über die App (Handy) daran teilnehmen. Gute Alternativen können weitere bekannte Tools wie Mentimeter oder Quizlet sein, die ebenfalls über Quiz-Funktionen verfügen und eine Bereicherung für eure Spielideen darstellen.

Für höhere Klassenstufen können weitere Angebote in Form von Planspielen oder Rallyes spannende Abwechslung in den Unterricht bringen. Diese Spielideen sind etwas umfangreicher und brauchen etwas mehr Vorbereitungszeit, verfehlen ihre Wirkung allerdings nicht: Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten für politische Bildung, aber auch Physik, Kunst oder Geschichte. Passend dazu hat bspw. die GEW hier ein paar Angebote zusammengestellt, die in Zusammenhang mit mehreren Fächern in den Unterricht integriert werden können.

Egal, ob Klassiker, actionreichere Spiele oder digitale Spielideen – hier ist für jede Klassenstufe, für jede Situation und für fast jedes Unterrichtsfach etwas dabei. Mit Lernspielen sind eurem Einfallsreichtum und den Einsatzmöglichkeiten keine Grenzen gesetzt, probiert sie einfach mit eurer Klasse aus. Wenn ihr auf der Suche nach weiteren Spielen seid, haben wir bspw. bereits Ideen für Schach im Unterricht oder die besten Videospiele für den Wirtschafts- und Politikunterricht sowie Geschichte gesammelt.

Welche Lernspiele gefallen euch für den Unterricht am besten und habt ihr weitere Ideen? Schreibt sie uns in die Kommentare!

Vier Instagram-Kanäle für mehr Abwechslung im Religionsunterricht

Wir stellen euch vier verschiedene Instagram-Kanäle vor, die euch mit Tipps und Ideen für eure nächste Religionsstunde versorgen. Hier gibt es Buch- und Filmtipps, Unterrichtsmaterialien und Hintergrundinformationen zum Thema Religionsunterricht.
Von
Leonie Hirt
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August 2023
7.8.2023
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Der Religionsunterricht steht für viele Schüler:innen in Deutschland auf dem wöchentlichen Stundenplan. Hier allen Kindern gerecht zu werden, kann eine Mammutaufgabe sein, denn häufig finden sich in einer Schulklasse sowohl Kinder aus konfessionslosen Familien als auch Kinder, deren Familien dem Christentum, Islam oder anderen Religionen angehören. Wenn ihr up to date bleiben wollt und euer Religionsunterricht vielleicht etwas Vielfalt und Frische vertragen könnte, schaut doch mal in unsere Tipps für vier Instagram-Kanäle, die sich dem Thema Religionsunterricht widmen. Euch erwarten klassische Unterrichtsmaterialien, Bastel-, Buch- und Filmtipps sowie einen Einblick in spannende Themen rund um Religion.

 

frau_religionslehrerin

Ann-Kathrin postet auf ihrem Profil „frau_religionslehrerin“ unterschiedlichste Informationen zum Thema Religionsunterricht. Die Religionspädagogin teilt besonders häufig Tipps zu Büchern, die sich kindgerecht mit wichtigen biblischen Persönlichkeiten wie Sankt Martin auseinandersetzen oder auch einen Einblick in die Weltreligionen bieten. Auf ihrem Profil finden sich außerdem Arbeitsblätter und weitere Empfehlungen für Unterrichtsmaterialien und interessante Themen. Insgesamt ein sehr vielfältiger und weltoffener Account, auf dem ihr bestimmt Inspiration finden werdet.

relimomente

Auf dem Account „relimomente“ findet ihr Tipps einer Religionslehrerin, die sich insbesondere auf digitale Inhalte beziehen. Buchempfehlungen, Netflix-Filmtipps und Suchmaschinentipps für den Religionsunterricht finden sich hier neben Gedanken zu aktuellen gesellschaftlichen Themen. Hier handelt es sich um ein sehr buntes und ästhetisches Profil mit zahlreichen Einblicken in Kinderbücher und Unterrichtsmaterialien.

wasreligionslehrersomachen

Wenn ihr auf der Suche nach Inspiration für ein religionsübergreifendes Unterrichtskonzept seid, dann ist „Reli mit René“ auf dem Account „wasreligionslehrersomachen“ wahrscheinlich die richtige Adresse. Hier gibt es Content zu Islam, Christentum, Buddhismus und weiteren Religionen. Besonders häufig werden Tipps für verschiedene Spiele gegeben, aber auch andere Unterrichtsmaterialien und allgemeine Informationen kommen nicht zu kurz. Wer seinen Religionsunterricht vielseitig und abwechslungsreich gestalten möchte, findet hier ganz bestimmt ein paar neue Ideen.

reli.station

Auf dem Account „reli.station“ findet ihr Inhalte von Anna, Religionspädagogin und Mutter. Wenn ihr Lust habt, mit euren Schüler:innen zu basteln oder andere kreative Projekte zu starten, schaut unbedingt auf diesem Account vorbei. Ein Fokus von Annas Account sind Bodenbilder, die mit den Schüler:innen gemeinsam gestaltet werden und einen Einstieg in verschiedene Themen bieten können. Der Account setzt sich übrigens mit dem Thema nachhaltige Unterrichtsgestaltung auseinander und gibt Tipps für den Einsatz von Naturmaterialien.


Wir hoffen, euch haben unsere Empfehlungen gefallen. Schreibt uns gerne in die Kommentare, ob ihr schon einmal Instagram-Kanäle als Inspiration für euren Unterricht genutzt habt und wie ihr euren Religionsunterricht abwechslungsreich gestaltet!

International School Fashion – So kleiden sich Schüler auf der ganzen Welt

Wie kleidet man sich an Schulen aus aller Welt? In diesem Artikel stellen wir die Normen, Regeln und auch den Hintergrund von Schulkleidung und Schuluniformen in England, Deutschland, USA und Japan vor.
Von
Leon Noel Gärtner
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August 2023
6.8.2023
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Die Zeiten, in denen die Menschheit sich nur mit Tierfellen und Lumpen bekleidet hat, sind schon lange vorbei. Anstatt nur Wärme an kalten Tagen zu spenden, hat Mode zahlreiche andere Applikationen, die sich von Selbstverwirklichung bis hin zu Gruppenzugehörigkeit unterscheiden. 

Manche Schulen in Deutschland bieten T-Shirts oder Pullover mit dem eigenen Logo zum Kauf an. Andere wiederum machen die eigene Kleidung zur Pflicht und Debatten, ob Schuluniformen verpflichtend sein sollten, gehen zurück bis in die 1950er Jahre. Einige sehen Schulkleidung als ein gutes Mittel zur schulischen Einheit, andere  als eine Unterdrückung der Individualität. 

Dieser Artikel soll der Diskussion allerdings nicht noch mehr Stoff bieten. Stattdessen nehmen wir von der Redaktion Lehrer-News die Klamotten selbst unter die Lupe und stellen vor, wie Nationen aus aller Welt zu Uniformen in der Schule stehen.

Auch wenn am Ende die Entscheidung bei jeder Schule selbst liegt, bilden sich Trends in verschiedenen Ländern. Die meisten Schulen in Großbritannien, Irland, Neuseeland, Australien und Costa Rica sehen eine Uniformpflicht vor. Nicht immer geht es aber darum, tatsächlich eine Uniform zu tragen. Manchmal ist die Schulkleidungs-Vorschrift auch schlichtweg nur eine Eingrenzung von dem, was Schüler:innen tragen dürfen, zum Beispiel in Bezug auf Farben oder tief ausgeschnittene Oberteile. 

Von Deutschland bis in die USA und auch Japan, stellen wir vor, wie sich Schüler:innen global kleiden. 

England

(Quelle: Christs Hospital) Die älteste Schuluniform der Welt

Wenn es um einen internationalen Vergleich von Schuluniformen geht, darf England als Erfinder des Kleidungsstils natürlich nicht fehlen. Die erste Schuluniform geht zurück bis in das Jahr 1222 auf Befehl des damaligen Erzbischofs Canterbury. Damals wurde sie noch “cappa clausa” genannt und glich einer Robe. Erst im 16. Jahrhundert hat sich der Trend hin zur Schuluniform entwickelt und in der ganzen Welt verbreitet, mit Ursprüngen in England. Als ein Import der Kolonisation verbreitete sich die Schuluniform auch in die oben genannten Gebiete wie Australien und Neuseeland, aber auch in Länder wie Südafrika und Singapur. 

Die älteste bis heute unveränderte Uniform ist die des Christ’s Hospital in England. Über die Jahrhunderte hinweg blieb die blau-gelbe Uniform ikonisch und gilt an der Universität  als Teil der Tradition. 

Dem Design von Englands Schuluniform sind bis heute viele andere Uniformen nachempfunden. Meistens bestehen sie für Jungs aus einer schwarzen oder blauen Hose sowie einem Hemd mit Krawatte. Für die Mädchen gibt es statt Hose meistens Röcke, sonst gleichen sich aber die Designs. Das Schullogo darf natürlich auch nicht fehlen. Getragen wird die Uniform an allen regulären Schultagen und einigen Events. 

Deutschland

(Quelle: Wikicommons) Schülermütze des Andreas-Realgymnasiums in Hildesheim

In Deutschland wird zwar Schulkleidung von einigen Schulen hergestellt und verkauft, jedoch besteht kaum irgendwo die Pflicht, sie zu tragen. Doch auch wenn Schuluniformen, wie wir sie heute verstehen, erst später nach Deutschland kamen, so gab es eine ähnliche Idee schon in den 1870er Jahren. Die Schülermütze wurde bis in die 1930er Jahre von Schüler:innen an weiterführenden Schulen wie Gymnasien und Oberschulen getragen. Die Mützen wurden eingesetzt, um Schüler:innen in Klassenstufen zu differenzieren und wiesen einige regionale und lokale Unterschiede im Design auf. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht ergriffen haben, wurde dem Trend der Schülermütze allerdings ein Ende gesetzt und das Konzept selbst als “Eierschalen der Reaktion” und “Ausgeburt des Klassendünkels” bezeichnet. Die Jugend wurde stattdessen von dem „Bund Deutscher Mädel" (BDM) und der „Hitler-Jugend" (HJ) neu eingekleidet. Diese Uniformen als Schulkleidung zu bezeichnen, ist jedoch nicht ganz korrekt, da sie nur von Mitgliedern der Organisationen getragen wurde.

Erst im September 2000 hat Karin Brose, eine Autorin, welche auch ein Buch über das Phänomen Schulkleidung herausgebracht hat, Deutschland zum ersten Mal mit dem Trend konfrontiert und sie an der Haupt- und Realschule in Hamburg-Sinstorf eingeführt. Sie macht hierbei den Kernunterschied zwischen Schulkleidung und Schuluniform daran fest, dass bei Schulkleidung die Schüler:innen ihre Kleidung selbst bestimmen können. Dennoch werden in Deutschland immer noch zumeist nur in Privatschulen oder wenigen staatlichen Schulen Schuluniformen eingeführt und auch dann besteht nur in Ausnahmefällen die Pflicht, sie auch zu tragen. 

USA

(Quelle: AufindieWelt) Ein Unisportteam in Florida

Mit all den Medien und Shows rund um das amerikanische Leben an Schulen, sollte es keine Überraschung sein, dass wir auch die Vereinigten Staaten unter die Lupe nehmen. Wieder einmal, abgesehen von Privatschulen, sind Schuluniformen ähnlich wie in Deutschland dort nicht gerade üblich. Was jedoch an den meisten Schulen Amerikas präsent ist, ist der schulinterne “Dresscode”. Klar verboten ist, zu viel Haut zu zeigen, besonders bei Mädchen. Eine allgemeine Regel ist die sogenannte ‘Fingertip Length’: sprich, wenn du dich gerade hinstellst und die Arme locker lässt, sollte der Saum deines Beinkleides, egal ob Hose oder Rock, mindestens die Fingerspitzen berühren. Für Oberteile gilt, nicht zu viel Bauch, Ausschnitt oder Schulter zu zeigen. Die Träger eines Tops sollten mindestens 5,1 cm breit sein. Durchsichtige Kleidungsstücke oder sichtbare Unterwäsche sind ebenfalls ungern gesehen.

Des Weiteren sind an amerikanischen Schulen bestimmte Aufdrucke zu vermeiden, die Gewalt, Drogen oder Alkohol verherrlichen oder politische Botschaften enthalten. Andere Symbole, die kontrovers sein könnten, wie der Playboy Bunny, sind ebenfalls verboten. In bestimmten Fällen gilt das sogar für Totenkopf-Muster.

Dennoch haben nicht alle Schulen nur diesen Dresscode. Die USA begannen als britische Kolonie und ähnlich wie England kann es Schuluniformen geben. Zwar ist diese selbst bei Privatschulen eher selten, allerdings ist Schulkleidung besonders bei sportlichen Ereignissen eine inoffizielle Pflicht. Schul- und Unisport ist in allen Staaten ein großes Ereignis und auch wenn es keine offizielle Regel gibt, wird erwartet, die eigene Schule und Mannschaft zu unterstützen, wie beispielsweise mit Kleidung, die den ‘School Spirit’ ausdrückt. In diesem Rahmen kommt Sportkleidung, wie solche, die von den Sportler:innen oder Cheerleader:innen bei solchen Veranstaltungen getragen werden, einer Schuluniformpflicht am nächsten. 

Japan

Sailor fuku
(Quelle: Sumikai) Die Sailor Fuku von Grundschüler:innen

Wenn es um Schuluniformen geht, sind Asien und insbesondere Japan häufig die ersten Regionen, die einem einfallen. Insbesondere durch Pop-Kultur und Anime wie Sailor Moon, dessen Titelheldin zum Bekämpfen des Bösen eine Schulkleidung im Matrosenstil trägt, hat sich der Kleidungsstil außerhalb von Japan bekannt gemacht. Jedoch steckt weitaus mehr als Klischees aus Anime und Manga in den realen Uniformen. 

Schuluniformen (japanisch: seifuku 制服) sind schon seit über 150 Jahren ein Teil der japanischen Kultur. Sie waren schon im 17. Jahrhundert präsent, unterschieden sich jedoch damals nicht stark von dem herkömmlichen Kimono. Interessanterweise fand der Wandel durch westlichen Ansporn statt. Innerhalb des 19. Jahrhunderts und der Modernisierung Japans wollte das Land mit allem Möglichen mithalten können. Teil davon war auch eine allgemeine Schulpflicht. Ein Fach, das besonders für japanische Schulen  war, wurde 1890 hinzugefügt: Moralunterricht. Schulkleidung sollte dem Ziel dienen, Disziplin und Einigkeit bei den Schüler:innen zu vermitteln, welche sich auch in anderen Aspekten japanischer kultureller Werte wiederfinden. Auch wenn wie im Westen Schuluniformen bislang nur an Privatschulen galten, sollte ab dem 20. Jahrhundert signalisiert werden: Jeder hat ein Recht auf Bildung. 

Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Uniformen und Styles. Die wohl bekannteste ist die sogenannte Sailor Fuku, die an eine Matrosenkleidung angelehnt ist. Von der Schule gesponsert werden Uniformen allerdings nicht. Die Schüler:innen müssen das Geld dafür selbst aufbringen (welches in einer Spanne von 450 bis 900 Euro liegt), weswegen mit den Kleidungsstücken mit Bedacht umzugehen ist. Oft gehen Schüler:innen nach der Schulzeit auch noch in ihrer Schulkleidung in die Freizeit.

Angesichts der geringen Geburtenzahlen, entstand etwas Ähnliches wie ein inoffizieller Konkurrenzwettbewerb zwischen Schulen, um Schüler:innen für sich zu gewinnen. Die Schulkleidung kann hierbei eine große Bedeutung haben.

Wie konform die Schulkleidung in Japan bleibt, ist abzuwarten. Einige Personen, darunter auch etwaige LGBTQ Gruppen, wollen sich dafür einsetzen, dass Schüler:innen die einzelnen Teile ihrer Uniform selbst wählen dürfen. 

Interessanterweise gibt es nicht an allen Schulen in Japan eine Uniformpflicht. Abgesehen von bereits genannten Privatschulen, ist es noch üblich, bis zur sechsten Klasse eigene Kleidung getrennt von der Schule zu tragen.

Wenn es die Schulkleidung betrifft, stechen zwei Dinge heraus, egal auf welches Land man blickt. Erstens: Jede Uniform in jedem Land, in jeder Schule ist einzigartig und die ‘eine’ Art der Uniform gibt es nicht. Zweitens: Die Thematik hat eine reiche Historie seit ihrer Entstehung in England und befasst sich mit Facetten wie Zugehörigkeit, Individualität und Einigkeit. Die Länder, die wir euch hier vorgestellt haben, sind nur ein Bruchteil aller Varianten. 

Deswegen unsere Frage an eure Schüler- und Lehrerschaft. Was sind eure Meinungen zur Schuluniform oder Schulkleidung? Sind in euren Auslandsaufenthalten bestimmte Beispiele herausgestochen? Teilt es uns gerne in den Kommentaren mit!

Nachträglich Lehrer werden: Mit dem Quereinstieg ins Klassenzimmer

Als Fortsetzung unserer Reihe “Lehrer werden” werfen wir nun einen Blick auf den Quereinstieg in den Lehrberuf. Wie funktioniert ein solcher Einstieg und welche Unterschiede gibt es in den jeweiligen Bundesländern?
Von
Katalin Gébl
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August 2023
5.8.2023
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Im Leben läuft nicht immer alles wie geplant, so auch die eigene Karrierelaufbahn. Was vor ein paar Jahren noch spannend war und sich nach der richtigen Entscheidung angefühlt hat, kann sich schnell zum absoluten Gegenteil entwickeln und macht Platz für neue Ziele. So sind nicht alle Lehrer:innen von Anfang an Lehrkräfte und haben ihren Weg über einen Quereinstieg in die Schule gefunden. Nachdem wir uns in der Reihe “Lehrer werden” bereits mit der Frage beschäftigt haben, zu wem dieser Beruf passt, beschäftigen wir uns nun mit dem Quereinstieg in den Lehrberuf. Lehrer-News wirft in diesem Artikel einen Blick auf diesen weniger klassischen Einstieg, klärt Voraussetzung und macht auf die mitunter starken Unterschiede je nach Bundesland aufmerksam.

Der Quereinstieg: Wie funktioniert’s?

Der Quereinstieg ist  selbsterklärend: Darunter versteht man den Einstieg aus einer fremden Branche in einen neuen Tätigkeitsbereich, ohne für diesen Beruf die “klassische” Laufbahn absolviert zu haben. Für den Quereinstieg in den Lehrberuf bedeutet das, dass Personen ohne Lehramtsstudium oder Lehrbefähigung die Möglichkeit haben, in das deutsche Schulwesen einzusteigen. Neben dem “klassischen” Weg über ein Lehramtsstudium ist der Quereinstieg somit ein möglicher Weg für all diejenigen, die nachträglich Lehrer:in werden möchten.

Dieser Weg kann auf zwei Arten gestaltet werden, als Quer- oder Seiteneinsteiger:in. Hier muss berücksichtigt werden, dass beide Begriff oftmals synonym verwendet werden, was aber irreführend ist: Beide Gruppen durchlaufen unterschiedliche Einstiege in den Lehrberuf und deren Tätigkeitsbereich sieht später ebenfalls anders aus. Quereinsteiger:innen haben in der Regel kein Lehramt studiert, stattdessen müssen sie ein Hochschulstudium mit einem Masterabschluss beendet haben. Außerdem müssen sich aus diesem Abschluss zwei Unterrichtsfächer ableiten lassen, die in der Schule zum Einsatz kommen und in die Quereinsteiger:innen ihr Fachwissen einbringen können. Sind diese Kriterien erfüllt, durchlaufen sie einen Vorbereitungsdienst bzw. das Referendariat, mit dem der Einstieg in den Schuldienst erfolgt. Das Referendariat dauert je nach Bundesland oftmals zwischen 12 und 24 Monaten, bei den meisten sind es 18 Monate. Abgeschlossen wird das Referendariat mit einer Prüfung, die mit dem zweiten Staatsexamen gleichzusetzen ist und nach deren Abschluss die Quereinsteigenden als Lehrkräfte arbeiten dürfen. Durch den Abschluss des Referendariats verdienen sie genauso viel wie jede ausgebildete Lehrkraft und haben die Möglichkeit auf eine Verbeamtung.

Seiteneinsteiger:innen müssen ebenfalls über einen Hochschulabschluss auf “Masterniveau” verfügen, aus dem sich mindestens ein Fach ableiten lässt, das als Schulfach relevant ist. Im Gegensatz zu Quereinsteiger:innen durchlaufen sie keinen Vorbereitungsdienst und steigen stattdessen unmittelbar in das Schulwesen ein. Die fehlende Pädagogikausbildung wird meistens durch eine berufsbegleitende Qualifizierung ausgeglichen. Aufgrund der eingeschränkten Lehrbefähigung werden Seiteneinsteiger:innen oft als befristete Lehrkraft eingestellt und haben je nach Bundesland nicht immer die Chance auf eine Verbeamtung. 

Ob Seiten- oder Quereinstieg – während pädagogische Schwerpunkte im vorausgesetzten Studium nicht enthalten sein müssen, kann es dennoch von wertvollem Vorteil sein, bereits einige praktische Erfahrungen im Lehrberuf oder anderen pädagogischen Tätigkeiten zu haben. Das sorgt besonders in der Anfangszeit für mehr Sicherheit im Umgang mit Schüler:innen und der Vermittlung der Unterrichtsinhalte. Zudem sind die Möglichkeiten beider Einsatzformen, die Ausbildung sowie der Umfang der berufsbegleitenden Formate länderspezifisch.

Voraussetzungen für den Einsatz

Quereinsteiger:innen sind durch den bundesweiten Lehrkräftemangel immer gefragter und kommen immer öfter zum Einsatz. Die Voraussetzung hierfür ist, dass es für eines der Fächer, ein sogenanntes “Mangelfach”, an Schulen nicht ausreichend ausgebildete Lehrkräfte gibt, die dieses unterrichten können. Die Mangelfächer sind von Jahr zu Jahr und von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich – besonders häufig betroffen sind allerdings MINT-Fächer, Musik oder Kunst. Sobald ‘klassisch’ ausgebildete Lehrkräfte von den Schulen nicht angeworben werden können bzw. in der Region fehlen, können Quer- bzw. Seiteneinsteiger:innen von Schulen eingestellt werden. Hierfür müssen also die Rahmenbedingungen des Bundeslandes, der Fächerbedarf und auch die Schulform berücksichtigt werden: Da der pädagogische Anteil an Grundschulen besonders hoch ist, ist es hier bspw. besonders schwer, als nicht-ausgebildete Lehrkraft einen Platz zu bekommen.

Der Deutsche Bildungsserver hat letztes Jahr ein Informationsportal veröffentlicht, auf dem sich alle Interessierten über die aktuelle Situation in den jeweiligen Bundesländern informieren können. Dabei können sie nach Bundesland und Bildungsbereich filtern und sogar angeben, ob sie selbst Quer- oder Seiteneinsteiger:in sind. Mit dieser Auswahl werden sie direkt auf die jeweiligen Informationsseiten der Länder weitergeleitet, auf denen sie alle wichtigen Informationen finden.

Jedes Bundesland hat eigene Regeln und Voraussetzungen

Bislang fehlt es bundesweit an einheitlichen Bedingungen und Qualitätsstandards für einen Quereinstieg in den Lehrberuf. So schließen manche Bundesländer die ein oder andere Schulform aus oder ermöglichen den Quereinstieg, wie z.B. Bayern, nur in Sonderfällen. Auch die Begriffe “Quereinstieg” und “Seiteneinstieg” werden länderspezifisch unterschiedlich definiert. Dementsprechend hat jedes Bundesland eigene Voraussetzungen für den Weg in den Quereinstieg und die Qualifizierung. Daher sollten sich alle Interessierten vor einem Quereinstieg genau über die Regeln und nötigen Schritte informieren, die in dem angestrebten Bundesland herrschen. Die u.a. sehr individuellen Lösungen der Länder und Zahlen zu den Einstellungen von Quer- und Seiteneinsteiger:innen werden bspw. hier zusammengefasst. Zusätzlich hat der Deutsche Bildungsserver hier die jeweiligen Portale der Bundesländer zum Quereinstieg gesammelt.

Nach aktuellem Stand reagieren zudem einige Bundesländer mit besonders großer Personalnot auf den anhaltenden Lehrkräftemangel und passen die Bedingungen für den Quereinstieg an: So hat Sachsen-Anhalt bspw. kürzlich die Hürden für Quer- und Seiteneinsteiger:innen gesenkt. Sie benötigen für den Einstieg kein abgeschlossenes Studium, sondern lediglich eine Qualifikation als Fachwirt oder Meister. Zusätzlich wurde in Brandenburg beschlossen, dass Lehrkräfte, die an den Schulen als Seiteneinsteiger:innen unterrichten, mit einem Bachelor-Abschluss verbeamtet werden dürfen. Voraussetzung hierfür sind eine entsprechende Qualifizierung und das Absolvieren eines Mentoring-Programms. Die Entwicklungen sind hier sehr dynamisch – es lohnt sich also, immer auf dem neuesten Stand zu sein.

Die Zukunft der Quereinsteiger:innen

Aufgrund des bundesweiten Lehrkräftemangels sind Quereinsteiger:innen nicht mehr aus den Schulen wegzudenken. 2022 wurde in Deutschland jede zehnte Stelle mit einer:m Quereinsteiger:in besetzt – daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern, da so der Mangel an pädagogisch ausgebildeten Lehrkräften ausgeglichen werden kann. Dennoch braucht es für die Zukunft langfristige und bundesweit einheitliche Lösungen, um den Quereinstieg zu sichern, weshalb eine ausführliche Information über die länderspezifischen Rahmenbedingungen wichtig ist. Wird das berücksichtigt, bietet der Quereinstieg vielen Interessierten einen aufregenden, nachträglichen Start in das Berufsleben einer Lehrkraft.

Habt ihr euch schon einmal über einen Quereinstieg in die Schule Gedanken gemacht und käme dieser Schritt für euch in Frage? Teilt uns eure Meinung in den Kommentaren mit!

Herausforderung Sommerhitze: Siesta statt Hitzefrei?

Die Sommerhitze stellt Lehrkräfte und Schüler:innen jedes Jahr vor besondere Herausforderungen. Da jedes Jahr aufs Neue Rekordhitzen den Schulbetrieb plagen, werden immer mehr Stimmen für eine Renovation des Hitzesfreis laut.
Von
Leonhard Wallkötter
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August 2023
4.8.2023
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Die Sommerhitze stellt Schulen und Bildungseinrichtungen jedes Jahr vor besondere Herausforderungen. In den letzten Jahren sind die Temperaturen während der Sommermonate teilweise auf Rekordwerte gestiegen, was den regulären Unterricht in stickigen Klassenzimmern nahezu unerträglich macht. Die Debatte um Hitzefrei und die Einführung einer Siesta im Schulalltag hat an Fahrt aufgenommen nachdem der  Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte: “Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen, ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten.“ und beschäftigt Lehrkräfte, Schüler:innen und Gesundheitsexpert:innen gleichermaßen. Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach äußerte sich positiv über den Vorschlag: “Siesta in der Hitze ist sicherlich kein schlechter Vorschlag“, schrieb er am Dienstag auf Twitter. „Das sollten aber Arbeitgeber und Arbeitnehmer selbst aushandeln.“ Medizinisch sei eine solche Maßnahme „sicher für viele Berufe sinnvoll“.

Hitzefrei, Hitzeferien oder Klimaanlagen? 

Alle Jahre wieder: Hitzefrei ist ein Thema, das regelmäßig während der Sommermonate diskutiert wird. Das Schulministerium in Nordrhein-Westfalen hat bereits klare Regeln für das Gewähren von Hitzefrei festgelegt. Allerdings sind die festen Kriterien umstritten und berücksichtigen oft nicht die regionalen Unterschiede und die spezifischen Bedingungen einzelner Schulen. Die aktuellen Regelungen sehen vor, dass Schüler:innen der Primarstufe nach der vierten Stunde Hitzefrei bekommen können, wenn die Temperatur in den Klassenräumen 25 Grad übersteigt. In der Sekundarstufe II gibt es kein Hitzefrei, egal wie hoch die Temperatur ist. Jedoch können Schüler:innen vom Unterricht befreit werden, wenn gesundheitliche Schäden drohen.

In Spanien gibt es so etwas wie Hitzefrei nicht, stattdessen gibt es Hitzeferien. Diese dauern 10 Wochen an, da bei den hohen Temperaturen kein Unterricht möglich wäre. Hier kommt es flächendeckend von Mitte Juni bis Anfang September zu Temperaturen von 30 Grad im Schatten.

In Israel setzt man auf Klimaanlagen, diese wurden sogar per Gesetz festgelegt. Denn wenn es Hitzefrei geben würde, würde es je nach Region den Schulbetrieb um 25 bis 90 Prozent reduzieren.

Das Gegenteil ist hier Ungarn, hier gibt es weder Klimaanlagen noch Hitzefrei. Es wird einfach unterrichtet, egal wie schwer es den Lehrkräften und Schüler:innen fällt.

Die Siesta als alternative Lösung

Die Siesta, eine längere Mittagspause, die traditionell in südlichen Ländern zur heißen Mittagszeit genutzt wird, wird vermehrt als mögliche Lösung für den Umgang mit der Sommerhitze in Schulen diskutiert. Aktuelle Nachrichten haben gezeigt, dass Amtsärzte sich dafür aussprechen, die Schulen während der heißesten Stunden des Tages zu schließen und die Schüler:innen erst später wieder in den Unterricht zu lassen. Diese Maßnahme soll dem Schutz der Gesundheit dienen, da die Hitze eine hohe Belastung für Schüler:innen und Lehrkräfte darstellt, insbesondere in maroden Schulgebäuden, in denen die Hitze noch intensiver wahrgenommen wird.

Die Hitze im Klassenzimmer beeinträchtigt die Konzentration und die Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler erheblich. Lehrkräfte stehen vor der Herausforderung, den Unterricht so zu gestalten, dass er trotz der extremen Temperaturen produktiv und sinnvoll bleibt. Zugleich müssen sie auf die Bedürfnisse und das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler eingehen. Auch ihre eigene Gesundheit und Belastbarkeit werden auf die Probe gestellt. Marode Schulgebäude verschärfen die Situation und machen den Unterricht zu einer wahren Qual.

Forderung nach einem Schutzplan für Schüler:innen und Lehrer:innen

Angesichts der steigenden Temperaturen und der zunehmenden Hitzewellen fordern Philologenverband Rheinland-Pfalz einen Schutzplan für Schüler:innen und Lehrer:innen. Dieser Plan sieht ganz konkret gut erreichbare Wasserspender in jeder Schule vor, sowie fordert er die Landesregierung auf, zusammen mit den Schulträgern Konzepte zum Gesundheits- und Arbeitsschutz zu entwickeln und dazu auch notwendige bauliche Maßnahmen zügig umzusetzen. Die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte muss stets an erster Stelle stehen, um eine sichere und produktive Lernumgebung zu gewährleisten.

Die Umsetzung von Hitzefrei und die Einführung einer Siesta müssen sorgfältig geplant und mit den Schulgemeinschaften abgestimmt werden. Regionale Unterschiede und die unterschiedlichen baulichen Gegebenheiten der Schulen müssen berücksichtigt werden. Während einige Schulen möglicherweise besser mit der Hitze umgehen können und zusätzliche Möglichkeiten zur Kühlung haben, benötigen andere Schulen dringend Unterstützung und bauliche Verbesserungen.

Die Debatte um Hitzefrei und Siesta im Schulalltag ist aktueller denn je, vor allem durch Lauterbachs Zustimmung bei den Siestaplänen. Angesichts der steigenden Temperaturen und der gesundheitlichen Belastung für Schüler:innen und Lehrkräfte ist es an der Zeit, über alternative Lösungen nachzudenken. Die Sicherheit und das Wohlbefinden der Schulgemeinschaft müssen oberste Priorität haben. Ein Schutzplan für Schüler:innen und Lehrkräfte, der klare Richtlinien für den Umgang mit Hitze im Schulalltag bietet, kann dazu beitragen, eine angemessene Lernumgebung zu schaffen und die Gesundheit aller Beteiligten zu schützen.

Positive Entwicklung bei Schulabschlüssen – 34,3 Prozent beenden die Schulzeit mit Abitur

In den letzten 20 Jahren kam es zu Verbesserungen bei der Zahl von Schulabsolvent:innen. Zur selben Zeit sank die Anzahl an Studiengängen mit Numerus Clausus. Konstant in den einzelnen Bundesländern ist die Lage jedoch nicht.
Von
Leon Noel Gärtner
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August 2023
4.8.2023
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Berlin. Laut dem Statistischen Bundesamt hat die Zahl der Jugendlichen, die ihre Schulzeit mit einem Abiturabschluss beenden, im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Des Weiteren hat sich die Zahl an Studiengängen, die durch einen Numerus Clausus zulassungsbeschränkt sind, reduziert. 

Im Jahr 2021 hat mehr als ein Drittel der Jugendlichen, 34,3 Prozent, in ganz Deutschland erfolgreich den Gymnasialabschluss erlangt. 43,5 Prozent wiederum beendeten ihre Schulzeit mit einem Realschulabschluss. Ohne jegliche Art eines Abschlusses blieben 6,2 Prozent, eine Erhöhung von 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Rund 47.500 Personen sind demzufolge in ihrer Berufswahl stark eingeschränkt. 2021 haben nur 13.100 von diesen 47.500 Jugendlichen ohne Abschluss einen Ausbildungsplatz erhalten können. Zum Vergleich: Im selben Jahr erhielten 111.900 Hauptschulabsolventen einen Vertrag. 

Angesichts dieser Zahlen forderte die Bertelsmann Stiftung, Jugendliche mit niedrigeren Leistungen gezielt zu fördern und etwaige Kompetenzen abseits des klassischen Schulalltags zu dokumentieren und diese an Jobcentren zu vermitteln. 

Mit einem Blick auf die vergangenen 20 Jahre gab es jedoch eine Verbesserung. 2001 waren es noch 9,6 Prozent, die ohne einen Abschluss die Schulzeit beendeten und nur 25,5 Prozent mit einem vollendeten Hauptschulabschluss. Mit der Zeit verlor ein Hauptschulabschluss allerdings an Bedeutung und die Zahl an Absolventen betrug nur noch 15,9 Prozent 2021.

In Bezug auf Numerus Clausus (NC) wurde es für Schulabsolvent:innen einfacher, ein Studium zu beginnen. Für das Wintersemester 2023 haben nur 37,9 Prozent der Studiengänge einen Numerus Clausus, 1,8 Prozent weniger als 2020. Dafür verantwortlich gemacht wird die steigende Zahl von Studienangeboten bei weniger Studienanfänger:innen. 

Die Situation ist jedoch in den einzelnen Bundesländern nicht konstant. Hamburg und Berlin zählen zu den beliebtesten Städten fürs Studieren und besitzen gleichzeitig auch die höchsten NC-Quoten. Im Vergleich zu Berlins 60,8 Prozent von NC Studiengängen hat Thüringen nur 21,9 Prozent.

Stay hydrated: So können Wasserspender an Schulen gegen Dehydratation helfen

Viele Schüler:innen trinken zu wenig Wasser und haben teilweise keine Trinkflasche im Unterricht dabei. Wasserspender an Schulen helfen, Dehydration vorzubeugen und sind zudem auf lange Sicht nachhaltiger als Plastikflaschen.
Von
Leonie Hirt
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August 2023
4.8.2023
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Vielen Kindern und Jugendlichen muss man mit einem Wasserglas den Tag über hinterherlaufen, damit sie ausreichend Wasser trinken. Dabei ist es für einen anstrengenden Tag essenziell, genügend zu trinken, um sowohl physisch als auch psychisch leistungsfähig zu bleiben. Wenn es aufgrund finanzieller oder familiärer Gründe Schüler:innen nicht möglich ist, von zu Hause ausreichend Wasser für den Schultag mitzubringen, können öffentlich zugängliche Wasserspender für Erleichterung sorgen. In Schulen sind Wasserspender eine Möglichkeit, Schüler:innen zum Wassertrinken zu animieren und gleichzeitig eine nachhaltige Alternative zu Plastikflaschen anzubieten.

Wir brauchen Wasser

Stay hydrated – Dieser Slogan ist wahrscheinlich jedem und jeder schon einmal über den Weg gelaufen. Doch warum eigentlich? Und was hat Flüssigkeitsmangel im Detail mit der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit zu tun? Der menschliche Körper besteht zu über der Hälfte aus Wasser. Dieses wird für elementare Stoffwechselprozesse benötigt, ist aber auch für den Transport von Botenstoffen und Nährstoffen unerlässlich. Über den Tag verliert ein durchschnittlicher Mensch in der Regel bis zu 2 Liter Wasser über das Schwitzen, Urin und die Atmung. Diese Flüssigkeit dem Körper wieder zuzuführen, gehört zu einem gesunden Lebensstil dazu.

Schüler:innen, die dehydriert sind, können sich müde, schlapp und unkonzentriert fühlen, was sich negativ auf ihre schulischen Leistungen auswirken kann. Studien haben gezeigt, dass selbst leichte Dehydratation die kognitive Funktion beeinträchtigen und die Fähigkeit zur Problemlösung sowie das Erinnerungsvermögen beeinflussen kann. Daher ist es besonders wichtig, an einem Ort wie der Schule, wo Konzentration und Denken zum Alltag gehören, ausreichend Wasser bereitzustellen. Wer langfristig zu wenig Wasser trinkt, riskiert gesundheitliche Konsequenzen, wie Nierenschädigungen, Verdauungsbeschwerden, Übergewicht oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Kindern sollte daher von klein auf die Relevanz einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr vorgelebt und erleichtert werden.

Alles eine Frage der Gewohnheit

Viele werden es wohl kennen: Genug trinken ist Gewohnheitssache! Wer ständig eine Wasserflasche oder ein Glas bei sich hat, neigt dazu, regelmäßiger zuzugreifen. Wenn Wasser allerdings mit einem Aufwand verbunden ist, wie beispielsweise zuerst vom Wohnzimmer in die Küche zu gehen, sich ein Glas aus dem Schrank zu nehmen und sich etwas einzuschenken, bleibt eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr häufiger auf der Strecke. Dieses Phänomen greift auch in der Schule: Wer kein oder nicht ausreichend Wasser dabei hat, trinkt weniger. Die Waschbecken auf der Schultoilette laden oftmals auch nicht dazu ein, die Trinkflasche aufzufüllen, wenn sie überhaupt unter den Hahn passen sollte.

Ein gestärktes Gesundheitsbewusstsein durch Aufklärung über die Bedeutung von regelmäßigem Trinken kann die Basis für lebenslange Gewohnheiten sein. Die Schule kann hier unterstützend wirken und vielleicht sogar ausgleichen, was manche Schüler:innen von zu Hause nicht mitbekommen haben. Viele Routinen und Marotten aus der Kindheit begleiten Menschen lebenslang. Wer schon als Kind eher zu Softdrinks und Säften greift, möchte häufig auch als Erwachsener nicht darauf verzichten. Durch den Einbau eines Wasserspenders in der Schule kann das Thema Trinkgewohnheiten thematisiert und verinnerlicht werden.

Was bieten öffentliche Wasserspender?

Hier könnten Wasserspender das Problem lösen. Wer einen Wasserspender in der Nähe seiner Klasse weiß, muss sich weniger Sorgen darum machen, morgens seine Flasche zu vergessen, sondern kann sich einfach an sauberem und leicht zugänglichen Trinkwasser in der Schule bedienen. Besonders für jüngere Kinder sind die Schulrucksäcke und -taschen häufig schwer zu tragen. Das kann bei langen Schulwegen und vielen Büchern schon mal zu Rückenschmerzen führen. Die Option, die Trinkflasche im Klassenzimmer zu lagern und jeden Tag vor Ort neu zu befüllen, kann hier ein Stück weit Entlastung bieten. Bei der Wahl der passenden Trinkflasche ist es besonders wichtig, auf hochwertige und gesundheitlich unbedenkliche Materialien zu achten, da die Flasche im Idealfall täglich genutzt wird.

In Hinblick auf immer stärkere und häufigere Hitzewellen, ist eine Versorgung mit frischem Wasser an Schulen unerlässlich. Wer mehrere Stunden in warmen Gebäuden oder auf dem sonnigen Hof verbringt, sollte unbedingt genügend trinken, um Überhitzungen und Dehydration vorzubeugen. An heißen Tagen liegt die Temperatur im Klassenzimmer teilweise schon morgens zwischen 27 und 32 Grad, was besonders für Kinder eine extreme Belastung sein kann. Ein Wasserspender kann hier Teil eines Hitzeschutzplans für Schulen sein. 

Doch nicht nur für die Gesundheit der Schüler:innen sind Wasserspender sinnvoll, auch für die Umwelt können sie ein Gewinn sein. Durch die Nutzung wiederverwendbarer Trinkflaschen wird der Verbrauch von Einwegplastikflaschen reduziert. Dies kann einen Beitrag zur weltweiten Müllreduktion leisten. Da Nachhaltigkeit ein Thema ist, das heutzutage vielen Schüler:innen am Herzen liegt, können Schulen durch solche Projekte einen Teil zur nachhaltigeren Lebensgestaltung beitragen.

Auswahl und Finanzierung des Wasserspenders

Bei der Auswahl eines geeigneten Wasserspenders für die Schule gibt es zahlreiche Möglichkeiten, aus denen man wählen kann. Soll das Wasser gefiltert, gekühlt, kohlensäurehaltig und der Spender kontaktlos bedienbar sein? Oder reicht vielleicht doch das normale Leitungswasser mit einem simplen Druckknopf und einer angenehmen Vorrichtung? Hier gilt es, eine gute Mischung aus Komfort, Sicherheit und finanziellen Aspekten auszuloten, um eine Entscheidung zu treffen. Wer sich nicht durch alle Kataloge diverser Hersteller klicken möchte, kann auch Vergleichsportale nutzen, um Wasserspender verschiedener Firmen zu vergleichen. Verschiedene Hersteller bieten hier Geräte mit unterschiedlichen Vorteilen an, daher kann es sich lohnen, ein Meinungsbild aus dem Kollegium einzuholen und ggf. mehrere Angebote einzuholen. 

Die Anschaffung, der Einbau und die Instandhaltung eines Wasserspenders können mitunter kostspielig sein. Es gibt jedoch einige Möglichkeiten zur finanziellen Förderung von Wasserspendern an Schulen. Der Rotary Club beispielsweise setzt sich weltweit für humanitäre Ziele ein und bietet auch Schulen in Deutschland die Möglichkeit, sich für die Finanzierung eines Wasserspenders zu bewerben. Auch die Stadtwerke der jeweiligen Ortschaft sind eine potenzielle Adresse, um Unterstützung zu erhalten. Es kann sich außerdem lohnen, bei privaten Unternehmen anzufragen, ob eine Unterstützung möglich wäre, denn einige Unternehmen zeigen durch die Förderung von nachhaltigen Projekten an Schulen gerne ihr gutes Image. Wer noch weitere Informationen zur Antragstellung und gute Argumente für einen Wasserspender braucht, findet sie unter anderem hier

Wie man sieht, ist die Installation eines Wasserspenders in der Schule eine gute Möglichkeit, einen gesunden Lebensstil der Schüler:innen zu fördern und gleichzeitig umweltorientiert zu handeln. Durch ein ausreichendes Angebot mit frischem Wasser und der Ermutigung und Erinnerung, dieses auch zu nutzen, bieten sich Schüler:innen die besten Voraussetzungen für einen anstrengenden Schultag.

Habt ihr an eurer Schule schon einen festen Wasserspender oder habt schon einmal darüber nachgedacht? Teilt eure Gedanken gerne in den Kommentaren!

Wer keine Lust auf Arbeit hat, wird Lehrer – Kultusministerium sorgt für Fassungslosigkeit

Mit der neuen Werbekampagne gegen den Lehrkräftemangel sorgt das Kultusministerium in Stuttgart für großes Aufsehen: Was als gut gemeintes Vorhaben geplant war, verspottet stattdessen die Lehrer:innen.
Von
Katalin Gébl
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August 2023
3.8.2023
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Stuttgart. Die neue Werbekampagne des Kultusministeriums von Baden-Württemberg sorgt bei Lehrer:innen für Empörung. Mit Großplakaten will das Ministerium gegen den Lehrkräftemangel vorgehen und neue Lehrer:innen anwerben – und leistet sich damit einen großen Fauxpas.

“Deutlicher und niveauloser kann man die Geringschätzung des Lehrerberufs in Baden-Württemberg nicht ausdrücken. Die Verantwortlichen sollten sich in Grund und Boden schämen”, lautet die scharfe Kritik von Karin Broszat, Landesvorsitzende des Realschullehrerverbandes Baden-Württemberg. Auch auf Instagram und anderen Kanälen der sozialen Netzwerke hagelt es massive Empörung über die Werbekampagne, die sich rasend schnell verbreitet hat. Auf ihrem Instagram-Profil halloferien wendet sich eine Grundschullehrerin direkt an das Kultusministerium: “Als Grundschullehrerin habe ich zahlreiche Ideen, wie in den Lehrberuf und das Bildungssystem investiert werden könnte, um den Beruf wieder attraktiver zu gestalten und das Image etwas aufzupolieren. Eure Marketing-Kampagne gehört da definitiv nicht dazu.” In mittlerweile rund 600 Kommentaren bringen zahlreiche User:innen ihre Fassungslosigkeit zum Ausdruck.

Im Fokus der Kritik steht ein großes Werbeplakat, das am Stuttgarter Flughafen hängt und mit dem Slogan “HURRAAA! Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen? Mach was Dir Spaß macht und werde Lehrer*in” für den Lehrerberuf wirbt. Andernorts sind Slogans wie “Lust auf Veränderung? Dann werde Lehrer*in” zu finden, die besonders potenzielle Quereinsteiger:innen ansprechen sollen. Mit dem Plakat am Flughafen geht die gute Absicht dieses Vorhabens allerdings nach hinten los, da es suggeriert, dass Lehrkräfte keine Lust auf Arbeit hätten und es ihnen nur um die Ferien gehe. Viele fühlen sich vom Kultusministerium verspottet – Wertschätzung für Lehrkräfte, die sowieso schon am Limit arbeiten und für das Ansehen ihres Berufs in der Gesellschaft kämpfen, sieht anders aus.

“Ich kann immer noch nicht glauben, dass dieses Plakat tatsächlich so am Flughafen Stuttgart hängt. Glaubt das Kultusministerium Baden-Württemberg, dass es damit Menschen in die Schulen lockt, die sich wirklich für das Lehramt eignen? Diese Kampagne diffamiert unseren Berufsstand”, teilt Susanne Lin-Klitzing ihre Fassungslosigkeit auf Linkedin mit. Sie fordert eine Entschuldigung des Kultusministeriums und bessere Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte, mit denen sich auch die Ausgaben für eine solche Kampagne gespart werden könnten. 

Aus einer Stellungnahme eines Sprechers des Kultusministeriums heißt es, dass die Slogans der Kampagne bewusst gewählt worden seien, um Aufmerksamkeit zu erregen – scheinbar mit Erfolg, da die Zahl der Rückmeldungen auf die Plakate überdurchschnittlich hoch seien. Dabei weist der Sprecher eine mangelnde Wertschätzung der Lehrkräfte zurück: “Wir wissen um die Leistungen unserer Lehrkräfte." Auch die verantwortliche Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) war letzte Woche noch sehr stolz auf das neue Projekt: “Wir haben großes Lob aus Bayern bekommen von offizieller Stelle, dass wir eine richtig coole, erfolgreiche und tolle Kampagne aufgestellt haben.” Ob sie angesichts der massiven Empörung und Kritik bei dieser Einstellung bleibt, bleibt abzuwarten.

Phänomen-Basiertes Lernen – Das können wir uns von Finnland abschauen

Klassischer Unterricht ist veraltet und nicht mehr zielführend, da sind sich die meisten einig. Doch wie kann man den Unterricht spannender gestalten? Das zeigt Paul Heiming, Lehrer an der Berliner Sekundarschule, mit dem Phänomenbasierten Lernen.
Von
Leonhard Wallkötter
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August 2023
3.8.2023
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Dass der klassische Frontalunterricht in Deutschland für viele Schüler:innen langweilig und  nicht greifbar ist, ist bekannt. Doch wie lässt sich das beheben? Hilfe könnte der Ansatz des phänomenbasierten Unterrichts bieten. Dabei handelt es sich um exemplarischen und fächerübergreifenden Unterricht. Genauer gesagt werden hier große Themen, wie etwa der menschengemachte Klimawandel, aufgegriffen und in einer ganzheitlichen und nicht fächerspezifischen Weise aufgearbeitet. Das heißt, in Biologie wird über die Artenveränderung und das Artensterben in Reaktion auf den Klimawandel unterrichtet, in Geschichte geht es darum, wie sich in der Vorzeit schon öfters das Klima verändert hat und in Wirtschaft wird auf die damit verbundenen Kosten eingegangen. 

Dass dieses Konzept großes Potenzial hat, hat Finnland bereits im Jahre 2016 erkannt und fest in den Unterrichtsplan mit aufgenommen. Seitdem erfreuen sich Schülerinnen und Schüler zwischen sieben und sechzehn Jahren am phänomenbasierten Lernen.

So kann ein PBL-Projekt aussehen. (Quelle: Heiming)

Der Vorteil beim fächerübergreifenden Unterricht ist zum einen die Förderung des kritischen Denkens. Denn dadurch, dass das Projekt intensiver beleuchtet wird, müssen sich die Schüler:innen mehr in die Materie hineindenken und auch selbst auf Lösungen kommen und an Problemen arbeiten. Dies fördert auch gleich die Problemlösungsfähigkeit, da aufgeben und in der Lösung spicken keine Option ist. Zudem werden die Schüler:innen auch intrinsisch motiviert, dass sie sich mehr von ihren Interessen leiten lassen können, um sich in das Thema hineinzuarbeiten. Letztlich wird auch das Verständnis von Zusammenhängen zwischen verschiedenen Wissensbereichen gestärkt, da erkannt wird, dass große und wichtige Themen untereinander verknüpft sind. Schüler:innen werden besser auf die zukünftigen Anforderungen in der modernen Welt vorbereitet, indem sie lernen, komplexe Probleme anzugehen und kreativ zu denken. Außerdem lernen sie, sich durch verschiedene Einflüsse und Informationen ihre eigene und fundierte  Meinung zu bilden.

Dass dieses Konzept auch in Deutschland Anklang findet, zeigt die , welche in der Kategorie “Unterricht innovativ” den dritten Platz gewonnen hat. Der Lehrer Paul Daniel Heiming hatte dort das phänomenbasierte Lernen auf den Robotik Unterricht angewendet und konnte so mit Hilfe eines Lego Roboters die Fächer Kunst, Religion, Erdkunde und mehr in Einklang bringen, sodass die Schüler:innen gesamtheitlich an dem Projekt arbeiteten. Dabei stellte er fest, dass die Schüler:innen plötzlich viel ruhiger und konzentrierter im Unterricht mitgearbeitet haben. Denn sie haben auf einmal den Zusammenhang und die reale Anwendung der Probleme verstanden, wie das Gelernte im Unterricht mit der tatsächlichen Welt zusammenhängt. "Außerdem ist mir aufgefallen, dass sich die Schüler tiefer in das Thema eingearbeitet haben", so Heiming.

Das genaue preisgekrönte Robotik-Projekt (Quelle: Deutscher Lehrkräftepreis)

Die große Schwierigkeiten, das Phänomenbasierte Lernen im Unterricht zu integrieren, sieht Heiming in der Zeit. Denn es sei ein sehr zeitintensives Unterfangen, den Unterricht umzustrukturieren und dabei den Lehrplan im Blick zu haben, sich mit den Kolleg:innen zu besprechen und noch Geld zu sammeln, um spannende Projekte dabei zu organisieren. Falls die finanziellen Mittel knapper sind, könne man auf einfachere Mittel zurückgreifen: Man kann auch ein einfaches T-Shirt nehmen und dann darauf eingehen, wo es hergestellt wird in Erdkunde, unter welchen Bedingungen in Religion und in Englisch könnte man schauen wie auf Englisch E-Mails geschrieben werden zum Produzenten. 

Das gewinnbringende Robotik-Projekt, welches beim Lehrkräfte-Innovationspreis den dritten Platz erreichen konnte, wurde erst durch Glück möglich gemacht, da Heiming die Fächer Religion, Gesellschaftslehre und Robotik der Abschlussklasse unterrichten konnte. Dadurch war es ihm möglich, die verschiedenen Thematiken optimal mit seiner Abschlussklasse durchzugehen. Als Hindernis gab es jedoch den finanziellen Aspekt, da die Schule keine großen Geldmittel aufwies, war Heiming gezwungen Sponsoren für das Projekt zu finden, was sich definitiv ausgezahlt hat.

Dass die Modernisierung des deutschen Bildungssystems nicht von jetzt auf gleich passiert, sollte klar sein. Beitragen kann auf jeden Fall die Integration des Phänomen-basierten Lernens. Dieses bietet einen spannenderen und tieferen Einblick in die großen Themen der Welt und bereitet zudem die Schüler:innen auf die kommenden Lebensanforderungen vor. Was sind eure Ideen für Projekte, die in den Bereich  Phänomenbasierten Unterricht fallen? Schreibt es gerne in die Kommentare. 

The American Way of Learning – So geht Schule in den USA

Wir setzen unsere Reihe Bildungssysteme der Welt fort und blicken heute auf die Vereinigten Staaten. Dabei betrachten wir die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Schulsystem und gehen auf einige Klischees ein.
Von
Philipp Auswald
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August 2023
3.8.2023
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Footballspielende Muskelprotze in College-Jacken, coole Cliquen in gelben Schulbussen und blondierte Cheerleaderinnen im Konkurrenzkampf. So stellen sich viele Deutsche vermutlich den amerikanischen Schulalltag vor. Doch die durch Film und Fernsehen transportierten Bilder haben nur oberflächlich mit dem Alltag an nordamerikanischen Schulen zu tun. Im Folgenden werden wir unsere Serie “Bildungssysteme der Welt" fortführen und einen Vergleich zwischen dem US-amerikanischen und unserem deutschen System ziehen, wie wir es bereits zuvor mit Frankreich und Schweden gemacht haben. 

Der geradlinige Weg durch das amerikanische Schulsystem

Der Weg eines Kindes in das Bildungssystem startet in den meisten Fällen mit vier bis fünf Jahren. In diesem Alter besteht die Möglichkeit, jedoch keine Verpflichtung wie in Deutschland, den sogenannten Kindergarten zu besuchen. Im Gegensatz zum deutschen Begriff ist hiermit jedoch keine Betreuungseinrichtung, sondern eine Art Vorschule gemeint und dient der Vorbereitung auf die Primary School.

Das Abenteuer Schule beginnt in den Vereinigten Staaten in der Regel mit sechs Jahren. Die Primary School ist hierbei vergleichbar mit der deutschen Grundschule und kann je nach Schulbezirk vier, fünf oder sechs Jahre dauern. Bei den Schulbezirken verhält es sich ähnlich wie mit den Kommunen in Deutschland, auch in den Vereinigten Staaten werden die Schulen nicht landesweit organisiert, sondern von den jeweiligen Bundesstaaten und Bezirken, wodurch Unterschiede in Struktur, Ausstattung, Lehrplänen, etc. entstehen können.

Nach Abschluss der Primary School folgen die sogenannte Junior Middle High oder die Middle School. Beide gehen in der Regel von der siebten bis zur neunten Klasse und unterscheiden sich darin, dass die jeweiligen Fachlehrer:innen an der Middle School interdisziplinär zusammenarbeiten, während es bei der Junior Middle High klare Abtrennungen zwischen den einzelnen Fächern gibt. Ab der Junior High School bis zur Beendigung der Schullaufzeit tritt ein Kurssystem, ähnlich der gymnasialen Oberstufe in Deutschland, an die Stelle von Klassenverbänden.

Im Anschluss folgt der Besuch der High School, welche in Abgrenzung zur Junior Middle High auch oftmals als Senior Middle High bezeichnet wird. Diese geht in der Regel von der zehnten bis zur zwölften Klasse.

Nach Abschluss der zwölften Klasse erhalten die Schüler:innen ein sogenanntes High School Diploma, welches jedoch alleine nicht reicht, um ein College (das Gegenstück zu Hochschulen in Deutschland) zu besuchen. In der Regel muss zusätzlich nämlich noch ein Scholastic Assessment Test (SAT) absolviert werden, um die Eignung der Schüler:innen für das Studium festzustellen. Die Schulpflicht in Amerika endet mit Beginn des 16. Lebensjahres, während diese in Deutschland offiziell bis zum Beginn des 18. Lebensjahres läuft.

Der amerikanische Schulalltag: Zwischen Klischees und Wirklichkeit

In der Regel beginnt der Alltag vieler Schüler:innen mit der Fahrt in einem (bestimmt nicht immer gelben) Schulbus und beinhaltet Unterricht meist bis mindestens 15 Uhr, ein kostenpflichtiges Mittagessen in der Schulmensa, sowie Hausaufgaben für den Nachmittag. Eine Schuluniform ist im Allgemeinen unüblich, jedoch gibt es an vielen Schulen strenge Kleidungsvorschriften. Der Unterricht besteht zu großen Teilen aus Frontalunterricht und im Gegensatz zu dem System vieler deutscher Schulen haben die Lehrkräfte ihre festgelegten Klassenzimmer, sodass die Schüler:innen in der Regel nach jeder Unterrichtseinheit den Raum wechseln. Ebenfalls anders als in Deutschland ist, dass die Klassen ab Beginn der Primary School bis zur Auflösung in der Junior Middle High jedes Jahr aufs neue durchgemischt werden, um Cliquenbildung zu verhindern. Tests werden in der Regel häufiger geschrieben als in Deutschland üblich und die Schulnoten werden nicht in Ziffern von eins bis sechs, sondern in Buchstaben von A (sehr gut) bis F (nicht bestanden) wiedergegeben, wobei der Buchstabe E jedoch ausgelassen wird. Im Anschluss an den Unterricht bieten viele amerikanische Schulen sogenannte Extracurricular activities, also Freizeitangebote in der Schule, darunter fallen beispielsweise diverse Sportarten, Theatergruppen und Debattierclubs.  

Kritiker bemängeln die Ungleichheit des amerikanischen Bildungssystems. Die Schulen finanzieren sich zu einem beträchtlichen Teil aus der in den Bezirken eingenommenen Vermögenssteuer, weshalb die Schulen, welche sich in wohlhabenden Gegenden befinden, über erheblich höhere Budgets verfügen, was sich in der Ausstattung, den Gehältern der Beschäftigten, etc. niederschlägt. Die USA schnitt in der vergangenen PISA-Studien im unteren Mittelfeld ab, was sich insbesondere auch auf die Verhältnismäßig hohen, jedoch weniger effizienten Ausgaben im Bildungsbereich zurückführen lässt. 

Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass es einige Unterschiede zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Bildungssystem gibt. Nicht nur, dass es keine verschiedenen Schularten wie in Deutschland gibt, sondern auch die Unbeständigkeit von Klassen und der frühe Wechsel zum Kurssystem können Cliquenbildung und Abgrenzung vorbeugen. Der Großteil der durch Medien verbreiteten Klischees über das amerikanische Schulsystem entpuppt sich als Überspitzung, einige zentrale Elemente wie der obligatorische Schulbus und das Kantinenessen in der Mittagspause haben jedoch definitiv einen wahren Ursprung. Abseits dessen weist das amerikanische Bildungssystem aufgrund von Ungleichheit und fehlender Effizienz auch einige Missstände auf. 

Was haltet ihr von dem amerikanischen Bildungssystem? Welche Elemente sollten in das deutsche System übernommen werden? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

Angst schüren: Wie sich die Bildungspolitik unter einer AfD-Regierung verändern würde

Wie würde ein Bildungssystem unter Führung der AfD aussehen? Im Angesicht des neugewählten Landrats in Thüringen geben wir eine Aussicht darüber, welche hypothetischen Folgen entstehen könnten, wenn die Partei an Macht gewinnt.
Von
Leon Noel Gärtner
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August 2023
3.8.2023
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Zum ersten Mal stellt die Alternative für Deutschland (AfD) einen Landrat in Thüringen. Dass eine Partei, die in Thüringen als rechtsextrem eingestuft wird, ein solches Ergebnis erreichen kann, sollte die Gesellschaft in Alarmbereitschaft versetzen. Jeder Dritte in der Partei ist laut Statistik ein Rechtsextremist. Dennoch hat die AfD bundesweit in Umfragen nun über 20 Prozent der Stimmen und löst somit die SPD als drittbeliebteste Partei ab, obwohl sie als Gefahr für die Demokratie eingestuft wird und eine putschverharmlosende und radikale (nicht nur) Vergangenheit hat.

Wir von Lehrer-News wollen einen Blick auf einen möglichen Extremfall werfen: Was droht dem Bildungssystem unter der Führung der AfD?  

Die Pläne der AfD

Die Ziele und Ideale der AfD sind aus gutem Grund umstritten. Sie befürworten eine Deutsche Version des Brexits – welcher dem Vereinigten Königreich damals nachhaltig geschadet hat und in Kauf nahm, innerhalb einer globalisierten Welt wirtschaftlich abgehängt zu werden. Außerdem will die AfD Abtreibungen abschaffen, obwohl die USA derzeit zeigen, welche verherrenden Folgen solch ein Verbot haben kann, vor allem bezüglich des Schutzes von Frauen. Die AfD hängt zudem trotz zahlreicher Studien und Kontra-Argumenten dem Glauben an, dass es keinen menschengemachten Klimawandel gäbe und will den Klimaschutzplan 2050 aufheben. Nicht viel weniger kontrovers sind die Pläne der AfD für das Bildungswesen. Laut eigener Aussage will die AfD die selbstgesteuerte Kompetenzorientierung an deutschen Schulen abschaffen. Des Weiteren lehnen sie eine Globalisierung des deutschen Bildungswesens ab. Auch vertreten sie die Ansicht, dass Ideologien vorgegeben seien und wollen den Islamunterricht an Schulen nicht dulden. Darüber hinaus lehnen sie Antidiskriminierungsgesetze ab.

Der Deutsche Mittelstandsbund kritisierte in seiner Analyse des AfD Bildungsplans alle Aspekte scharf. Entweder fehlen wichtige Aspekte in Bezug auf die Verwirklichung von Zielen oder die Prozesse würden dem Land auf Dauer schaden. In Bezug auf den Wunsch Bologna, die gegenseitige Anerkennung von Studienleistungen und Studienabschlüssen sowie Qualitätssicherung in der Bildung in ganz Europa, abzuschaffen hat der DMB folgendes Urteil: “Eine Rückabwicklung des Bologna-Prozesses wäre nicht nur mit hohem Aufwand für die Hochschulen verbunden, sondern würde auch die qualifizierte Zuwanderung aus dem gesamten europäischen Ausland erschweren, da das Bologna-System zu einer deutlichen Vereinfachung bei der Anerkennung ausländischer Studienabschlüsse geführt hat.”

Hierbei handelt es sich allerdings nur um die offiziellen Stellungnahmen mit Fokus  auf das Thema Schule. Gemäß den anderen Idealen der Partei lassen sich andere Meinungen ableiten.

Inklusion in Gefahr

In der Vergangenheit wurden einige Aktionen und Pläne für mehr Inklusion in Schulen ins Leben gerufen. Pläne, die durch die AfD bedroht werden. Die Partei hat schon lange einen Anti-Inklusionsstandpunkt, am deutlichsten gezeigt durch die Ablehnung von Antidiskriminierungsgesetzen. Behinderte sollen keinen Platz an Regelschulen haben, Gleichstellungsbeauftragte sollen abgeschafft werden und auch die Haltung gegen andere Minderheiten ist klar negativ. Geschlechterquoten sind ebenfalls unbeliebt bei der Partei, da diese laut der AfD das ‘traditionelle’ Bild der Frau diskriminieren. Wenn die AfD schon jetzt behinderte Personen klar aus dem ‘normalen’ Unterricht verbannen will, so sind ähnliche Maßnahmen gegenüber anderen Personengruppen, die nicht dem Ideal der AfD  entsprechen, ebenfalls möglich. Vor allem, wenn die Aktionen der Partei jetzt schon darauf ausgelegt sind, die Schule zu einem Ort der eigenen Partei und Ideologie zu machen. 

Politische Indoktrinierung an Schulen: Die wirklichen Täter

Keine Ideologie kann überleben, wenn sie nicht von anderen weitergetragen wird. Als Beispiel, wie weitreichend und erschreckend effektiv die Indoktrinierung von Kindern sein kann, braucht man nur in Deutschlands Vergangenheit zu blicken. Die ‘Hitler-Jugend’, gegründet 1926, war eine nationalsozialistische Bewegung, die sich bewusst auf die nächste Generation und Heranwachsenden fokussierte. Spätestens 1939 war ein ‘Nein’ als Antwort zur Bewegung nicht mehr geduldet und die Teilnahme wurde zur Pflicht für alle Kinder und Jugendlichen. 8,7 Millionen Schüler:innen mussten bei den Aktionen der Gruppe mitmachen, die sich hauptsächlich um Propaganda und paramilitärische Aufgaben drehten. Alles unter der Vorstellung “Wer die Jugend hat, hat die Zukunft.”

Nur ein Grund, warum das Schulgesetz schon längst Werbung für politische Parteien untersagt. So heißt es im Thüringer Schulgesetz unter Paragraf 56, Absatz drei: "Kommerzielle Werbung und Werbung für politische Parteien und politische Gruppierungen ist in der Schule grundsätzlich nicht zulässig."

Lehrkräfte, die einer ideologischen Indoktrinierung und dem Rechtsextremismus entgegentreten, werden jedoch zu Feindbildern. Zwei Lehrer aus Burg in Brandenburg sprachen sich gegen die wachsende Bewegung an Schulen aus. Als Reaktion machten ihnen Rechtsradikale das Leben schwer. Aufkleber mit ihren Gesichtern und der Aufschrift “pisst euch nach Berlin”, wurden in der Stadt verteilt und es meldeten sich zahlreiche Eltern, die eine Entlassung bei der Schulleitung forderten. 

“Das Klassenzimmer darf kein Ort der politischen Indoktrination sein,” so steht es auf der Website der AfD selbst. Ihre Handlungen widersprechen aber ihren Aussagen. Robert Sesselmann, der neue gewählte AfD-Landrat in Thüringen, hat vor nicht allzu langer Zeit eine Grundschule besucht. Dabei sprach er über die anstehende Landtagswahl 2024 und das: “Wenn Sie mit der bisherigen Politik, die vor Ort betrieben worden ist, nicht einverstanden sind, dann haben Sie die Möglichkeit, ein Kreuz an einer bestimmten oder an einer richtigen Stelle zu machen”, alles in der Anwesenheit von Grundschulkindern.

Was für die AfD allerdings als ‘politische Indoktrinierung’ gilt, sind Aktionen wie Schule der Vielfalt, welche sich dafür einsetzt, dass unterschiedlichere Lebensweisen akzeptiert werden und über Themen wie Homosexualität und Transsexualität aufgeklärt wird. Die AfD verunglimpft dieses Bestreben jedoch als ‘Transwerbung’. Nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass die Partei nur ein Familienbild bestehend aus Vater, Mutter und Kind dulden will. Erst recht nicht, wenn ein Ziel der AfD die Abschaffung von Gender-Forschung ist. In den eigenen Worten der Partei: “Wir lehnen alle Versuche ab, den Sinn des Wortes „Familie“ in Art. 6 Abs. 1 Grundgesetz auf andere Gemeinschaften auszudehnen und der Familie auf diesem Wege den besonderen staatlichen Schutz zu entziehen.” Alles Aussagen, die besonders herausstechen, verglichen mit Personen wie Beatrix von Storch, welche unter anderem gegen die Transfrau und Grüne-Politikerin Tessa Ganserer hetzte. Hinzu kommen Aktionen wie der “Stolzmonat”, in dem LGBTQ+ Personen bewusst in den sozialen Medien angegriffen werden von deutschen Rechtsextremen und der Pride-Flag, der eine Deutschlandfahne mit mehreren Variationen von schwarz, rot und Gold entgegengesetzt wird.

Tino Chrupalla richtet sich an junge Männer

Nicht nur Robert Sesselmann geht direkt bei zukünftigen Generationen in die Offensive. AfD-Vorsitzender Tino Chrupalla hat ebenfalls ein Interesse an der Jugend geäußert. Der Malermeister fordert laut eigenen Aussagen mehr deutsches Kulturgut in den Schulen, kann aber selbst nicht mal ein Gedicht nennen. Auf Frage zu einem Lieblingsdichter meinte Chrupalla “Heinrich Heine”, von welchem die Texte ironischerweise bewusst von Schulen genutzt werden, um gegen Rassismus und Antisemitismus vorzugehen. 

Jugendliche als Zielgruppe sind aber auch abseits der Schule ein klares Ziel von Chrupalla. In einem TikTok Post richtete der AfD-Kandidat zur Europawahl an junge Männer, die Probleme haben Freundinnen zu bekommen. Die Aussagen, die er dabei wählte, spiegelten denen der ‘Red Pill’ Internetgruppen wider. An den Film ‘Matrix’ angelehnt soll die Red Pill für eine Befreiung von Unterdrückung stehen, nur statt einer Roboter Dystopia sollen Männer von einer vermeintlichen femininen Unterdrückung befreit werden. Diese Internetszene will die Ideologie verbreiten, dass ein Mann immer aggressiv und dominant sein soll und durch Dinge wie Toleranz und Feminismus verweichlicht würde. Konservative, antifeministische Werte sollen Männer befreien. Es wird die Idee verbreitet, dass Frauen mit einem hypermaskulinen, gewaltverherrlichenden Macho, der sie unterdrückt, zufriedener sind als mit jemandem, der sie als Mensch mit Rechten sieht. 

Eng verbunden mit dieser Ideologie sind auch sogenannte Incels. Zusammengesetzt aus den englischen Wörtern für unfreiwillig (involuntary) und sexuelle Enthaltsamkeit (celibate), ist Incel eine Selbstbeschreibung von jungen heterosexuellen Männern die Feminismus und der Gesellschaft die Schuld daran geben, selbst keine Sexualpartnerin zu haben. Laut Incels besitzen Frauen zu große Freiheiten bei der Partnerwahl und ein ‘Grundrecht auf Sex’ wäre ihnen als Verlierergruppe verweigert. Neben einem hasserfüllten Verlangen von Frauen, wurde auch Hass gegenüber Migrationsgruppen mit Incels verknüpft, als eine Bevölkerungsgruppe die Partnerinnen ‘wegnimmt’. In den USA und Kanada wurden bisher über 50 Todesfälle auf gewalttätige, selbsternannte Incels oder auch ‘Incel Rebellion’ zurückgeführt.

Rebellion gegen eine tolerante, liberale, frauenfreundliche ‘Tyrannei’ ist auch ein Grund, warum die Szene mit Rechtsextremisten verbunden ist. Incels, Rechtsextreme und Red Pill Angehörige verstehen sich selbst als Rebellen gegen eine ‘Blue Pill’ Tyrannei. Einer der bekanntesten Verbreiter solcher Ideologien ist der ehemalige Kickboxer Andrew Tate, welcher in Rumänien unter Hausarrest wegen Vergewaltigung und Menschenhandel steht. 

Ein besonders verlockendes Ziel sind dabei beeinflussbare junge Männer, die sich noch in ihrer Identität finden müssen. Chrupallas Appell an junge Männer erinnert stark an solche Botschaften. Nachdem Chrupalla meinte, Männer sollen keine Pornos schauen und nicht die Grünen wählen, worauf herkömmliche Floskeln zum Selbstbewusstsein anschließen, endete er seine Botschaft mit: “Lass Dir nicht einreden, dass du lieb, soft, schwach und links zu sein hast. Echte Männer sind rechts, echte Männer haben Ideale, echte Männer sind Patrioten, dann klappt es auch mit der Freundin.” Denke wie ein konservativer AfD Wähler, dann werden die Frauen kommen, so seine Botschaft, die als sein Leitfaden für Incels verstanden werden kann. 

Internationaler Vergleich: USA

Im US-Bundesstaat Florida zeigt sich derzeit ein Beispiel, wie das Bildungssystem geprägt von konservativen und queerfeindlichen Gruppen aussehen kann. Allein in Amerika kam es zu einer regelrechten Flut von Problemen. Ron DeSantis “Dont say Gay” Gesetz in Florida führte dazu, dass es nicht einmal mehr erlaubt ist, Homosexualität innerhalb des Unterrichts zu besprechen. Hierbei handelt es sich allerdings nicht nur um ein klares Zeichen von Diskriminierung und die Existenz einer ganzen Personengruppe zu verneinen, sondern auch um einen logischen nächsten Schritt einer im Bildungssystem aktiven AfD. Über Transsexuelle zu reden, soll jetzt schon verboten werden. 

Im besten Fall würde ein AfD kontrollierter Bereich im öffentlichen Leben, der so bedeutsam ist wie das Bildungssystem, Jahre von Fortschritt im Bereich Toleranz und Inklusion gefährden. Noch schlimmer, droht die Schule als Propaganda-Station verunglimpft zu werden.

Bis jetzt handelt es sich ‘nur’ um eine Wahl zum Landrat und ‘nur’ um 20 Prozent. Wenn jedoch nichts unternommen wird, könnte auch bei uns der rechte Rand wieder Einfluss auf die Bildungspolitik nehmen, wie es schon in anderen Teilen der Welt und in Deutschlands eigener Vergangenheit passiert ist. 

Arbeitslos in die Sommerferien: Alltag für viele Referendare

Als angehender Lehrer mal schnell die Arbeitslosigkeit anmelden – nur um dann nach den Ferien wieder in den Job zurückzukehren: Für viele Referendar:innen ist das Alltag. “Wertschätzung sieht anders aus”, meint die Bildungsgewerkschaft GEW.
Von
Marcel Kunzmann
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August 2023
2.8.2023
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Stuttgart/Berlin. Als angehende Lehrkraft mal schnell die Arbeitslosigkeit anmelden – nur um dann nach den Ferien wieder in den Job zurückzukehren: Für viele Referendar:innen ist das Alltag. Wie die Bildungsgewerkschaft GEW berichtet, sind allein in Baden-Württemberg dieses Jahr 4000 bis 5000 Junglehrer von dieser Vorgehensweise betroffen, die angesichts des akuten Lehrkräftemangels in Deutschland für Stirnrunzeln sorgt.

"Man fällt quasi wieder aufs Existenzminimum zurück und muss sich im Zweifelsfall – weil es ja auch ein bisschen dauert, bis das Bürgergeld wirklich kommt - dann Geld irgendwo leihen”, schildert der Rottenburger Referendar David Hanke die Situation gegenüber der Tagesschau. Dank Unterstützung von Freunden und Familie falle er “zum Glück relativ weich”, bei vielen seiner Bekannten sei die Situation jedoch eine andere: Das Referendarsgehalt reicht kaum, um sich finanzielle Rücklagen zu bilden, die aber nötig sind, um die Zeit bis zur Auszahlung des Bürgergelds zu überbrücken.

Laut Umfrage der GEW fährt jedes Bundesland bei dem Thema eine andere Linie. So gibt es in Berlin, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein keine derartige Gehaltslücke. In anderen Bundesländern gibt es zwar Lücken, diese sind jedoch kürzer als die sechswöchigen Sommerferien. Besonders gravierend ist die Lage in Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, wo meist die Gehaltslücke über die gesamte Sommerferienzeit existiert. Hinzu kommt: Referendar:innen dürfen das Schulgebäude während der Sommerferien in diesen Bundesländern dann nicht mehr betreten, weil sie formal nicht mehr in der Schule angestellt sind. Vor Schuljahresbeginn finden allerdings oft schon Zeugniskonferenzen statt.

 “Wertschätzung sieht anders aus”, kommentierte der GEW-Bundesverband.

Auch der Deutsche Lehrerverband kritisiert die Situation schon lange: "Wer an Werktagen und Wochenenden für ein Bundesland gearbeitet hat, ihm und seinen Kindern gedient hat, der hat die Bezahlung der Sommerferien verdient", so Lehrerverbandspräsident Stefan Düll. 

Das baden-württembergische Kultusministerium sieht in dem Vorgehen indes keinen Widerspruch zu seinen Bemühungen für die Gewinnung neuer Lehrkräfte. Nach den Sommerferien hätten diese schließlich eine lebenslange Jobgarantie mit privater Krankenversicherung, Pensionsansprüchen und Beihilfe, wenn sie ein gewisses Maß an örtlicher Flexibilität zeigen würden, so das Ministerium. Das Angebot sei “alles in allem” hervorragend.

Ob das reicht, um auch junge Menschen in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten für den Beruf zu begeistern? Jedenfalls wäre die Fortzahlung des Gehalts über die Sommerferien keine allzu große finanzielle Bürde für die Länder. Wie die GEW vorgerechnet hat, würde dies das Land Baden-Württemberg zwischen acht und zehn Millionen Euro kosten, was weniger als ein Tausendstel des Kulturhaushalts entspricht.

Gendern oder nicht gendern? Gespaltene Meinung über geschlechtergerechte Sprache

Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat eine Ergänzung des Amtlichen Regelwerks zu Sonderzeichen wie Genderstern und Doppelpunkt beschlossen, während die Suche nach einer einheitlichen Empfehlung weiterhin andauert.
Von
Marie-Theres Carl
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August 2023
2.8.2023
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Eupen. Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat bei seiner Sitzung am 14. Juli 2023 in Eupen (Belgien) eine Ergänzung des amtlichen Regelwerks beschlossen. Dabei ging es um den Umgang mit geschlechtergerechter Sprache und die Verwendung von Sonderzeichen wie dem Genderstern und dem Doppelpunkt.

Bei der Sitzung wurden keine neuen Empfehlungen zur Gendersprache abgegeben, jedoch beschloss das Gremium, einen Ergänzungspassus in das Amtliche Regelwerk aufzunehmen. In diesem wird dargestellt, dass Sonderzeichen wie der Genderstern und der Doppelpunkt nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie gehören und ihre Setzung zu möglichen grammatischen Folgeproblemen führen können, die noch nicht vollständig geklärt sind. Die Entwicklung geschlechtergerechter Sprache mit Sonderzeichen wird weiterhin vom Rat beobachtet. Einigkeit besteht darin, dass geschlechtergerechte Texte verständlich, lesbar und vorlesbar sein sollten, und dass dies nicht allein mit veränderten Rechtschreibregeln bewältigt werden kann. 

Die Entscheidung stößt auf unterschiedliche Meinungen, wobei einige eine mögliche Aufnahme der Gendersonderzeichen ins amtliche Regelwerk sehen, während andere Bedenken bezüglich Übersetzungen und der Attraktivität des Deutschen als Fremdsprache äußern. Der Vorsitzende des Rats für deutsche Rechtschreibung, Josef Lange, äußerte nach der Sitzung: "Ich hätte mir ein weiterführendes Ergebnis versprochen. Das war bei allem guten Willen nicht zu erreichen." Die Diskussion über geschlechtergerechte Sprache werde mit Sicherheit in den nächsten Jahren weitergehen. Die Geschäftsführerin des Rats, Sabine Krome, warnte vor "abenteuerlichen Wortschöpfungen mit verkürzenden Sonderzeichen", die die Sätze verkomplizieren und gekünstelt wirken lassen könnten. Grammatik und Satzbildung könnten als Folge der Verwendung von Sonderzeichen beeinträchtigt werden.

Die öffentliche Meinung zu der Entscheidung des Rats ist gespalten. Einige sehen darin einen möglichen Schritt in Richtung einer späteren Aufnahme der Gendersonderzeichen ins amtliche Regelwerk. Andere, wie Fremdsprachenexperte Heinz Bouillon von der Deutschen Gemeinde Belgiens, befürchten jedoch Probleme bei Übersetzungen und sehen die Attraktivität des Deutschen als Fremdsprache gefährdet, falls Sonderzeichen akzeptiert würden.

Die Debatte rund um die Verwendung geschlechtergerechter Sprache ist ein kontroverses Thema, das seit Jahren in der Gesellschaft und den Medien intensiv diskutiert wird. Befürworter:innen argumentieren, dass das Gendern eine wichtige Maßnahme ist, um eine inklusive und gerechtere Sprachgestaltung zu erreichen, die alle Geschlechter sichtbar macht und sprachliche Diskriminierung reduziert. Sie sehen darin einen Schritt zur Gleichstellung von Frauen, Männern und diversen Geschlechtern. Auf der anderen Seite gibt es Kritik, gerade mit Bedenken hinsichtlich der Lesbarkeit und Verständlichkeit geschlechtergerechter Texte. Einige sehen die deutsche Grammatik beeinflusst und die Sprache unnatürlich verändert. Die Diskussion beinhaltet auch Fragen zur Akzeptanz und Verbreitung des Genderns in der Gesellschaft sowie zur Rolle des Deutschen als Fremdsprache. Die Entscheidungen und Empfehlungen des Deutschen Rats für Rechtschreibung spielen eine bedeutende Rolle in dieser Debatte und beeinflussen die zukünftige Entwicklung der Sprache in Deutschland.

Alles eine Systemfrage: Die besten Betriebssysteme für Schulen

Ihr seid auf der Suche nach einem passenden Betriebssystem für eure Schule? Wir haben uns umgesehen und stellen euch eine Auswahl an unterschiedlichen Systemen vor, die für euch und eure Schüler:innen hilfreich sind.
Von
Katalin Gébl
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August 2023
1.8.2023
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Computer sind schon seit einigen Jahrzehnten nicht mehr aus den Klassenräumen wegzudenken – an ihrer Form hat sich im Laufe der Zeit viel verändert: Sie sind kleiner und leiser geworden, weitaus leistungsstärker und werden mittlerweile durch weitere, noch kompaktere Endgeräte wie Tablets und Notebooks ergänzt. Hier hat die Digitalisierung viel vorangetrieben und gezeigt, wie wichtig eine gut funktionierende Infrastruktur für euren Schulbetrieb ist. Dabei kommt es nicht nur auf eine gute Ausstattung mit entsprechenden Endgeräten und schnellem WLAN an, sondern auch auf ein sicheres Datenmanagement, eine zuverlässige Verwaltung von Zugriffsrechten sowie eine sinnvolle Ordnerstruktur, die einen reibungslosen Unterrichtsablauf ermöglichen. Passend dazu haben wir uns unterschiedliche Betriebssysteme speziell für die Schule angeschaut und verglichen, für welche Anforderungen und Einsatzzwecke diese tauglich sind. 

Auf die Technik kommt es an

Mittlerweile gibt es zahlreiche Betriebssysteme mit unterschiedlichen Leistungen und Angeboten. Bevor ihr nach einem passenden System für eure Schule bzw. eure Schulrechner  sucht und euch für eine finale Version entscheidet, solltet ihr euch darüber im Klaren sein, was genau ihr benötigt. Denn eine pauschale Antwort für das beste Schul-Betriebssystem gibt es nicht – vielmehr ist sie von mehreren individuellen Faktoren abhängig: 

  • Welche Endgeräte sind an eurer Schule vorhanden oder welche sollen in Zukunft angeschafft werden? Für welche Anwendungen kommen die Systeme hauptsächlich zum Einsatz? Wollt ihr beispielsweise vermehrt Lern-Apps benutzen oder mehr Office-Anwendungen? Oder beides? 
  • Wie steht es um das technische Vorwissen eurer Lehrkräfte und wie hoch ist die Bereitschaft, sich neue Kenntnisse anzueignen? Wie offen sind eure Schüler:innen gegenüber dem Umgang mit technischen Endgeräten?
  • Und zu guter Letzt: Gibt es an eurer Schule eine IT-Fachkraft oder Lehrer:innen, die sich mit dem entsprechenden Betriebssystem auskennen und dieses verwalten?

Unter den Betriebssystemen sind die Systeme Windows von Microsoft, macOS von Apple und ChromeOS von Google die bekanntesten und haben im Zuge des Homeschoolings während der Corona-Pandemie eigene Versionen speziell für Schulen herausgegeben. Diese Angebote sollen den Unterricht für Schüler:innen sowie Lehrkräfte vereinfachen. Ein weiteres, allerdings weniger bekanntes Betriebssystem ist Linux, das jedoch verschiedene Distributionen anbietet, aus denen ebenfalls nach einer passenden Lösung für eure Schule gesucht werden kann.

Windows` Microsoft 

Unter den großen Anbietern ist Windows am häufigsten in privaten Haushalten und an Schulen zu finden – viele sind hier mit der Nutzung und dem Angebot vertraut, was ein großer Vorteil ist. Die aktuelle Version des Betriebssystems ist Windows 11, dessen Anwendungen auf dem entsprechenden Endgerät installiert werden müssen – diese können dann nach dem Kauf einer Lizenz bzw. eines Abonnements über euer Kundenkonto genutzt werden. 

(Quelle: Wikimedia)

Ein interessantes Lizenzmodell für Schulen ist Microsoft 365 Education, das unterschiedliche Elemente enthält: Als Standard-Anwendungen sind Office 365 (Word, Powerpoint, Excel, etc.) und Intune integriert, während Teams und One Note speziell zur digitalen und multimedialen Organisation eures Unterrichts dienen. Zudem könnt ihr diese optional durch weitere Tools wie Lernverstärker (Lese- und Recherchecoach), Sway, Skype, Mixed Reality oder Minecraft Education Edition erweitern. Damit könnt ihr auf die Bedürfnisse eurer Schüler:innen eingehen und sie online durch sofortiges Feedback in Kernkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen unterstützen. Auch könnt ihr dieses Lizenzmodell durch verschiedene Apps und (Lern-) Programme von unterschiedlichen Anbietern ergänzen, sodass ihr mit Windows ein umfangreiches Betriebssystem habt, das viele Angebote für eure Klasse bereithält und eure Arbeit unterstützt. Ein weiterer Vorteil: Neben den Endgeräten von Microsoft selbst könnt ihr auch andere Geräte von einer Vielzahl an Herstellern mit diesem Betriebssystem kombinieren.

Für die Nutzung des Windows-Betriebssystems ist der Abschluss eines Lizenzvertrags notwendig. Als Schule könnt ihr hier zwischen drei Stufen von akademischen Plänen entscheiden, die mit unterschiedlichen Verwaltungs-, Sicherheits- und Analysefunktionen ausgestattet sind. Die Kosten variieren je nach Modell mit verschiedenen Anforderungen – eine genaue Übersicht der Modelle findet ihr hier.

macOS: Apple Education

Ebenso weit bekannt, allerdings etwas spezieller in der Handhabung, ist das Betriebssystem von Apple – die aktuelle Version ist macOS Ventura 13.5. Im Gegensatz zu Windows verfügt macOS über deutlich mehr Funktionen, die schon vorher auf den entsprechenden Geräten installiert sind, und ermöglicht eine reibunslose Kompatibilität zwischen anderen Apple-Geräten. Gleichzeitig sind die Geräte auch ein Nachteil, da das Betriebssystem ausschließlich auf Apple-Geräten verwendet werden kann, auf denen es vorinstalliert und nach einer Registrierung einsatzbereit ist. Auch der Kaufpreis ist im Verleich zu Windows um einiges höher, sodass dieses Betriebssystem mitsamt der nötigen Ausstattung für eure Schule eine kostenintensive Wahl ist. Dennoch sind auch hier sicherlich viele mit dem System und den Geräten vertraut, was ein vorteilhafter Einstieg ist. 

(Quelle: Wikimedia)

Mit Apple Education werden euch vielseitige Möglichkeiten geboten, individuelles und kreatives Lernen mit Apple Produkten und Ressourcen zu fördern: Integriert sind bekannte Tools wie Pages, Numbers, Keynote, Clips, iMovie und GarageBand, die euren Unterricht unterstützen und euren Schüler:innen als flexible und einfach zu bedienende Tools beim kreativen Lernen begleiten. Besonders interessante Tools für euch als Lehrkräfte sind die Apps Schoolwork und Classroom, die die Abläufe eures Unterrichts in der Schule und zu Hause erleichtern sollen: Mit Schoolwork könnt ihr Hausaufgaben verteilen, während ihr mit der Classroom App euren Unterricht organisiert und die Kontrolle über alle verwendeten Geräte im Klassenraum habt. Das Angebot kann durch weitere Anwendungen wie Final Cut Pro X, Motion oder Compressor für kreatives Arbeiten ergänzt werden, diese sind allerdings kostenpflichtig.

Apple Education bietet ebenfalls ein umfangreiches Angebot für Schüler:innen und Lehrkräfte. Ein großer Nachteil sind allerdings die fehlende Kompatibilität mit anderen Gerätemarken und die damit verbundenen hohen Anschaffungskosten der Endgeräte von Apple. Hier gibt es jedoch exklusive Bildungsrabatte von Apple für Lehrkräfte und Schulen, sodass hier individuelle Lösungen und Preise für die Realisierung dieses Betriebssystems möglich sind.

Google Workspace for Education Fundamentals

Im Gegensatz zu Microsoft und Apple verfolgt das Betriebssystem von Google einen Web-Clientansatz, der Nutzer:innen webbasierte Anwendungen zur Verfügung stellt, die nur mit Verbindung zum Internet genutzt werden können. Arbeiten im Offline-Modus ist nach einigen Einstellungen eingeschränkt möglich – auf der Festplatte eines Endgerätes werden also keine Anwendungen oder Dokumente gespeichert. Auf diese Weise sind alle Anwendungen wie Gmail, Docs, Tabellen, Präsentationen, Google Meet, Drive (Ablage) und Chrome (Browser) online verfügbar, alle Dokumente werden in einer Cloud gespeichert und sind somit von überall zugänglich. Das funktioniert mit Chromebooks, aber auch mit anderen Geräten von verschiedenen Herstellern.

(Quelle: Wikimedia)

Google Workspace for Education Fundamentals ist als Angebot auf Schulen ausgerichtet: Nutzerfreundliche Tools bieten eine sichere und flexible Grundlage für den Unterricht. Mit Anwendungen wie Docs, Drive, Meet oder Chat könnt ihr eine optimale Zusammenarbeit und Kommunikation unter euren Schüler:innen, aber auch in eurem Kollegium gewährleisten. Die Tools Classroom und Aufgaben zielen konkret auf eure Arbeit als Lehrkräfte ab und lassen euch den Unterricht online organisieren, alle verwendeten Geräte in eurer Klasse kontrollieren sowie viele weitere Prozesse schneller und einfacher erledigen.

Mit Education Fundamentals habt ihr eine gute Alternative zu Windows und Apple, da dieses System auf vielen unterschiedlichen Geräten verwendet werden kann und für Schulen kostenlos ist. Zusätzlich zu diesem Angebot sind Erweiterungen für Verwaltungs- und Sicherheitsfunktionen durch Education Standard oder Education Plus verfügbar – allerdings fallen hier zusätzliche Kosten an.

Open-Source-System: Linux

Neben den drei großen Betriebssystemen bietet das Open-Source-System Linux ebenfalls einige interessante Möglichkeiten für Schulen. Open-Source bedeutet hierbei, dass der Quellcode des Systems für jede:n einsehbar und nutzbar ist. Das macht Linux zu einer kostenlosen Anwendung, was für eure Schule sicherlich sehr vorteilhaft sein könnte. Zusätzlich gibt es zahlreiche Linux-Distributionen, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen und somit unterschiedliche Möglichkeiten passend für eure Schule bieten: Abgestimmt auf den Einsatzbereich bieten sie eine Fülle an unterschiedlichen Lernsoftwares und Verwaltungsfunktionen für Administration und Vernetzung. 

(Quelle: Wikimedia)

Gute Beispiele sind die Betriebssysteme Sugar und Edubuntu, die auf dem Linux-Betriebssystem basieren. Sugar dient vor allem dem Ziel, Schüler:innen den Einstieg in die Computerwelt zu erleichtern und intuitiv zu gestalten. Damit richtet es sich besonders an Grundschüler:innen. In diesem Zuge ist die Benutzeroberfläche des Systems sehr einfach und übersichtlich gestaltet. Alle Anwendungen werden vereinfacht durch Symbole dargestellt, es gibt vielseitige Lern- und Puzzleprogramme und auch solche zur Kommunikation, vor allem unter den Schüler:innen selbst. Im Vergleich hierzu richtet sich Edubuntu sowohl an Kinder in der Vor- und Grundschule als auch an Schüler:innen aus höheren Klassen sowie Studierende. So umfasst die Software Lern- und Puzzlespiele für die Jüngeren und wissenschaftliche Programme für einzelne Unterrichtsfächer und Rechercheaufgaben für die Älteren. Andere sinnvolle Linux-Distributionen für die Schule können Debian-Edu, Open Suse Edu Life, UCS@School und Linuxmuster sein. Abhängig von der Wahl für eine Distribution ist zu beachten, dass sie sich je nach Einsatzbereich leichter oder schwieriger einrichten lassen sowie sich in ihrer Lernsoftware und Benutzerführung ebenfalls untereinander unterscheiden.

Neben dem kostenlosen Angebot haben die Linux-Betriebssysteme den Vorteil, dass sie von einer großen Community gepflegt und weiterentwickelt werden. Für euch bedeutet das im Besonderen Flexibilität und Sicherheit, da mögliche Schwachstellen schnell behoben werden und die Systeme an bestimmte Gegebenheiten angepasst werden können. Zudem können sie auch noch auf älteren Geräten für mehrere Jahre weiter genutzt werden, da sie unabhängig von den Sicherheitsupdates eines Herstellers sind. Gerade hier liegt allerdings auch ein großer Nachteil: Für den Umstieg auf ein Open-Source-Betriebssystem braucht es eine Lehrkraft, die sich mit diesem System auskennt und über ausreichend Fachkenntnisse verfügt, da hier nur wenige Unternehmen eine entsprechende Unterstützung anbieten.

Egal ob Windows, Apple, Google oder Linux – die Betriebssysteme unterscheiden sich mitunter stark voneinander, weswegen ihr euch vorher intensiv mit ihnen auseinandersetzen solltet. Danach könnt ihr über die nächsten Schritte nachdenken und mögliche zusätzliche Anschaffungen in Betracht ziehen, da die Kosten ein besonders großer Faktor sind. Aber auch die Einrichtung und Verwaltung des entsprechenden Betriebssystems solltet ihr nicht außer Acht lassen, da es hier sehr hilfreich ist, wenn sich im Kollegium eine Lehrkraft gut mit diesen Aufgaben auskennt. Wenn das nicht der Fall ist, ist es sehr ratsam, sich von einem passenden Experten Hilfe zu holen und sich hier zielgerichtet beraten zu lassen, um alle Fragen und Probleme zu klären.

Habt ihr an eurer bereits eigene Erfahrungen mit einem der vorgestellten Betriebssysteme und welches könnt ihr empfehlen? Schreibt es uns in die Kommentare!

Schluss mit Zettelwirtschaft: So bekommt ihr eure Passwörter in den Griff

Im Schulalltag haben Lehrer:innen mit einer Vielzahl von digitalen Plattformen und Diensten zu tun, die den Unterricht und die Kommunikation erleichtern. Dabei ist die Verwaltung von Passwörtern eine anspruchsvolle Herausforderung.
Von
Leonhard Wallkötter
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July 2023
31.7.2023
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Im Schulalltag haben Lehrer:innen mit einer Vielzahl von digitalen Plattformen und Diensten zu tun, die den Unterricht und die Kommunikation erleichtern. Dabei ist die Verwaltung von Passwörtern eine anspruchsvolle Herausforderung. Sichere und organisierte Passwörter sind jedoch unerlässlich, um den Zugriff auf sensible Daten zu schützen und die Privatsphäre zu wahren. In diesem Serviceartikel geben wir Lehrkräften praktische Tipps zur sicheren Organisation von Passwörtern und stellen hilfreiche Tools vor, um den Schulalltag effizienter und sicherer zu gestalten.

1. Die Bedeutung sicherer Passwörter:

Die Bedeutung sicherer Passwörter kann nicht genug betont werden. Der Zugriff auf persönliche Daten, Schülerinformationen oder Unterrichtsmaterialien muss vor unbefugtem Zugriff geschützt werden. Sichere Passwörter sind die erste Verteidigungslinie gegen Cyberangriffe. Vermeiden Sie einfache Kombinationen wie "123456" oder "Passwort" und setzen Sie auf komplexe Passphrasen, die Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen enthalten.

2. Die Herausforderung der Passwortorganisation:

Die Vielzahl von Diensten und Plattformen, die im Schulalltag verwendet werden, kann zu einem Passwortchaos führen. Oftmals neigen Lehrer:innen dazu, Passwörter aufzuschreiben oder in ungesicherten Dateien zu speichern, was das Risiko von Datenlecks erhöht. Es ist wichtig, eine organisierte Methode zur Verwaltung von Passwörtern zu etablieren.

3. Passwortmanager – Die sichere Lösung:

Ein effektiver Ansatz zur Passwortorganisation ist die Verwendung eines zuverlässigen Passwortmanagers. Diese Tools speichern alle Ihre Passwörter sicher verschlüsselt an einem zentralen Ort. Dadurch müssen Sie sich nur noch ein Master-Passwort merken, um Zugriff auf alle Ihre Konten zu erhalten. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik empfiehlt die Verwendung von Passwortmanagern, um ein hohes Maß an Sicherheit zu gewährleisten.

4. Funktionen und Vorteile von Passwortmanagern:

Moderne Passwortmanager bieten verschiedene Funktionen, die den Umgang mit Passwörtern vereinfachen und den Schutz verbessern. Dazu gehören:

  • Automatisches Generieren starker Passwörter: Passwortmanager können zufällige und komplexe Passwörter für Sie generieren, die Hackern praktisch unmöglich zu erraten sind.
  • Sichere Cloud-Speicherung: Ihre Passwörter werden sicher in der Cloud gespeichert und sind auf verschiedenen Geräten verfügbar.
  • Automatisches Ausfüllen von Anmeldedaten: Passwortmanager können Ihre Anmeldedaten automatisch in Webformularen ausfüllen, wodurch der zeitaufwändige Prozess des manuellen Eingebens entfällt.
  • Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA): Viele Passwortmanager unterstützen 2FA, um die Sicherheit weiter zu erhöhen.

5. Empfohlene Passwortmanager:

Es gibt eine Vielzahl von Passwortmanagern auf dem Markt. Hier sind einige empfehlenswerte Optionen:

  • LastPass: Ein beliebter und benutzerfreundlicher Passwortmanager mit einer Vielzahl von Funktionen und einer starken Verschlüsselung.
  • 1Password: Bietet eine intuitive Benutzeroberfläche und ist sowohl für Einzelpersonen als auch für Teams verfügbar.
  • Dashlane: Ein Passwortmanager mit fortschrittlichen Sicherheitsfunktionen und einem benutzerfreundlichen Design.
  • Bitwarden: Eine Open-Source-Option für diejenigen, die eine transparente und selbst gehostete Lösung bevorzugen.

6. Der sichere Umgang mit Passwortmanagern:

Obwohl Passwortmanager eine sichere Lösung bieten, ist ein verantwortungsvoller Umgang mit ihnen von entscheidender Bedeutung:

  • Master-Passwort: Wählen Sie ein Master-Passwort, das ausreichend komplex und einprägsam ist. Vermeiden Sie die Verwendung Ihres Namens oder Geburtsdatums.
  • Aktualisierung des Master-Passworts: Ändern Sie das Master-Passwort regelmäßig und halten Sie es geheim.
  • Authentifizierungsmethoden: Aktivieren Sie die Zwei-Faktor-Authentifizierung für zusätzliche Sicherheit.

7. Alternative Methode: Offline Passwortmanager:

Eine alternative Möglichkeit zur Passwortorganisation ist der Offline-Passwortmanager Keepass. Dabei wird eine geschützte Offline-Datei erstellt, worauf dann Passwörter gespeichert werden können.

Eine sichere und organisierte Passwortverwaltung ist unerlässlich, um den Schulalltag effizienter und sicherer zu gestalten. Die Verwendung eines zuverlässigen Passwortmanagers bietet eine einfache Lösung, um komplexe Passwörter zu generieren und sicher zu speichern. 

Was ist eure Erfahrung mit Passwörtern in der Schule? Habt ihr Tipps für eure Kolleg:innen, schreibt es uns in die Kommentare.

"Quelle: Internet?" – Deutschland braucht digitale Nachhilfe

Im Herbst 2020 fand eine Studie der Stiftung Neue Verantwortung zahlreiche Lücken im Bezug auf Digitale Nachrichtenkompetenzen unter Deutschen. Anna-Kathrin Meßmer, hat als eine der leitenden Forscherinnen eigene Kommentare zu den Ergebnissen.
Von
Leon Noel Gärtner
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July 2023
30.7.2023
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Berlin. Die Kenntnisse der Deutschen in den Bereichen digitale Nachrichten- und Informationskompetenzen sind weiterhin mangelhaft. Im Durchschnitt wurden weniger als die Hälfte aller möglichen Punkte im Test erreicht. Insbesondere bei jüngeren Personen mit geringerem Bildungsstand zeigt sich die Bildungslücke. In einem Interview zwischen Leonie Meyer von der Redaktion werkstatt.bpb und Anna-Kathrin Meßmer, eine der Forscherinnen zur Nachrichten- und Informationskompetenz fokussierten Studie Quelle:Internet?, wurde die Problematik genauer untersucht.  

Quelle:Internet? ist eine Studie von den Forscher:innen Anna-Kathrin Meßmer, Alexander Sängerlaub und Leonie Schulz, welche die digitale Nachrichten- und Informationskompetenz in Deutschland unter die Lupe genommen hat. Die Studie eines interdisziplinären Forscherteams wurde im  Herbst 2020 im Auftrag der Stiftung Neue Verantwortung durchgeführt, die sich als gemeinnütziger Think-Tank für eine Gesellschaft zum technologischen Wandel versteht. Unterstützt wurden sie dabei von der bpb selbst, sowie der Landesanstalt für Medien in Nordrhein-Westfalen, der Medienanstalt Berlin Brandenburg und der Bundesregierung für Kultur und Medien. Hierbei wurden Informationskompetenzen in fünf Kompetenzbereiche hinuntergebrochen: 

  • Digitale Navigator:in als Skillset, welches schnelles Navigieren in unübersichtlichen Informationsumgebungen erlaubt.
  • Journalist:in als Kompetenzen, um Güte und Vollständigkeit von Nachrichten bewerten zu können. 
  • Fact-Checkers, die Fähigkeit, Quellen beurteilen und als zuverlässig einschätzen zu können. 
  • Debatteurs, die Fähigkeit, am rationalen Diskurs teilnehmen zu können. 
  • Kommunikationswissenschaftler:in die Grundkenntnisse zum Mediensystem und Öffentlichkeit beinhalten. 
  • Ergänzend zu den fünf Kategorien gab es auch die des Cityoen welche Fragen in Bezug auf die Einstellung zu Aspekten wie Meinungsfreiheit, freie Meiden und Journalismus beinhaltet. 

Die komplette Studie ist hier verfügbar und nachlesbar. Die Forscher verstanden ihre Studie als “Klassenarbeit für Deutschland” in diesem Bereich. Der Ausspruch "Deutschland schreibt Klassenarbeit" hat sich schnell im Team herumgesprochen, wie Anna-Kathrin Meßmer in einem Interview mit der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) schildert. Aber auch zu den Ergebnissen selbst hatte sie etwas zu sagen.  

“Im Durchschnitt wurden weniger als die Hälfte der Punkte in unserem Test erreicht,” so Meßmer zu den Resultaten. Eine Stichprobengruppe, repräsentativ für ganz Deutschland, wurde einer Prüfung unterzogen. Von den maximal zu erreichenden 30 Punkten wurden im Durchschnitt nur 13,3 erlangt. Hingegen haben nur 3 Prozent der Teilnehmer:innen eine sehr hohe Punktzahl von 24,1 bis 30 Punkten erzielt. Im Mittelfeld von 12,1 bis 18 Punkten befanden sich 33 Prozent. Sehr geringe (0 bis 6 Punkte) oder nur geringe (6,1 bis 12 Punkte) Kenntnisse bewiesen jeweils nur 11 und 35 Prozent. Um die Klassenarbeit-Allegorie weiterhin zu benutzen, haben es somit 46 Prozent aller Deutschen mit Internetanschluss nicht geschafft, mehr als eine Drei Minus zu erreichen. 

Die Testergebnisse vermuten, dass die digitale Nachrichtenkompetenz im Alter abnimmt und höhere Bildungsabschlüsse mit besseren Ergebnissen, sprich größeren Nachrichtenkompetenzen korrelieren. 

Eine Erkenntnis aus der Studie beschäftigt Meßmer allerdings noch Jahre später: “Bis heute beschäftigt mich am meisten, dass Menschen mit niedriger Bildung in der jüngeren Altersgruppe von 18 bis 39 Jahren besonders schlecht abgeschnitten haben. In den höheren Altersgruppen war der Bildungsunterschied nicht so stark.” Ähnliches findet sich auch in der Vertrauensdimension wieder. Vorurteile, dass Medien und Politik zusammenarbeiten, bestehen und gerade jüngere Menschen mit niedrigerem Bildungsstand haben wenig Vertrauen in etablierte Medien wie den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. 

Für Meßmer ist auch klar, dass in Deutschland, trotz allen bisherigen Versuchen, immer noch eine große Lücke bezüglich digitaler Bildung besteht. Besonders wenn es um Allgemeinwissen von journalistischer Arbeit geht, “Zum Beispiel darüber, dass Berichte über einen Minister veröffentlicht werden können, ohne dass das Ministerium diesen Bericht freigibt. Oder, dass der Bundestag nicht darüber mitbestimmen darf, was die Öffentlich-Rechtlichen berichten” so Meßner. Des Weiteren haben weniger als ein Viertel (23 Prozent) aller Befragten eine Advertorial (eine Werbung, die sich selbst als Artikel ausgibt) als Werbung erkannt.

Angefangen muss laut Meßmer aber bei den Lehrkräften selbst. “Wir brauchen eine bessere digitale Bildung in der Lehrkräfteausbildung. Und wir brauchen Formate, in denen Lehrerinnen und Lehrer auch dazu bereit sind, von ihren Schülerinnen und Schülern zu lernen.” Jedoch hat sie auch den Eindruck, dass Journalist:innen selbst fragen sollten "Was können, müssen, sollten journalistische Formate eigentlich leisten, um Leserinnen und Leser besser darüber zu informieren, wie ihr journalistisches Arbeiten im Alltag aussieht?"
Allerdings gibt sich Meßner optimistisch im Anblick der Ergebnisse. Laut ihrer Meinung hat die Studie dabei geholfen zu verstehen, wo Wissen vorhanden ist und wo noch nachgeholfen werden muss. Interesse und Awareness sind durch globale Vorfälle wie die Pandemie und den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bereits gestiegen. “Wenn wir da systematisch in allen Bereichen angreifen, bildungspolitisch, in der Plattformregulierung, aber auch bei journalistischen Angeboten, dann werden sich die Ergebnisse verbessern.”

Wie die Stiftung Neue Verantwortung zusammenfasst, bedarf es besserer Schul- und Erwachsenenbildung, transparenter journalistischer Angebote und einfacherer zu verstehende Plattform-Architekturen. 

Sofern euer Interesse geweckt ist, eure eigenen digitalen Kenntnisse auf die Probe zu stellen, so ist hier ein Link zu einem Selbst-Test der eng an den originalen Fragebogen angelehnt ist.

Ob Halbschlaf oder Wirbelwind: So holt ihr eure Klassen mit dem richtigen Unterrichtsstart ab

Seid ihr euch manchmal unsicher, wie eure Schüler:innen am besten in eure Unterrichtsstunde starten? Bewegung, Musik und Spiele geben Routine und fördern die Lernbereitschaft. Hier findet ihr Tipps für alle Klassenstufen.
Von
Leonie Hirt
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July 2023
29.7.2023
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Wer kennt es nicht? Kurz vor acht Uhr morgens, müde Gesichter, leere Augen und eine Stimmung, die oftmals nichts Gutes vom Tag verspricht. Dazu kommen so manche Unruhestifter, die in der Klasse schon vor der ersten Stunde unausgelastet und gelangweilt scheinen. Wie kann man den gerade erst aufgestandenen Schüler:innen einen kleinen Motivationsschub geben und außerdem die nötige Konzentration für den Schultag steigern? In diesem Artikel findet ihr ein paar Ideen für einen möglichst entspannten Unterrichtsstart, von denen die ganze Klasse profitiert und ihr euch ein paar Nerven am frühen Morgen sparen könnt.

Die perfekte Morgenroutine

Eine Art, in den Schultag zu starten, ist eine fest etablierte  Morgenroutine. Immer gleich ablaufende Routinen bieten Menschen nachweislich Sicherheit und sorgen für eine Tagesstruktur, an der sich alle Schüler:innen orientieren können. Zudem stimmen Routinen, die mit einer bestimmten Aufgabe oder Aktivität verknüpft sind, besonders gut auf eine eher unbeliebte oder anstrengende Tätigkeit ein. Grund dafür ist ein Automatismus, der durch die Verbindung zweier Aktivitäten ausgelöst wird und die Hemmschwelle senkt, mit etwas zu beginnen. Für Schulklassen können geeignete Morgenroutinen so divers sein, wie die Schüler:innen selbst. Wichtig ist, auch auf die jeweilige Klassenstufe Rücksicht zu nehmen. Für Grundschüler:innen ist der morgendliche Sitzkreis ein schöner Austausch, für pubertierende 15-Jährige vermutlich eher unbeliebt oder langweilig.

Grundschulkinder lieber bändigen oder aufwecken?

Für jüngere Kinder kann es durchaus hilfreich sein, sich 10-15 Minuten Zeit am Morgen zu nehmen, um in der Klasse „einzuchecken“ und die Pläne für den Unterricht oder Erlebnisse des gestrigen Tages zu besprechen. Ob es sich um den klassischen Stuhlkreis oder eine Ansammlung von gemütlichen Kissen auf dem Boden handelt, ist hierbei zweitrangig. Viel wichtiger ist es, den Kindern Stabilität und Gewohnheit zu vermitteln und sie auf die bevorstehende Konzentrationsphase einzustimmen.

Gerade im Grundschulalter sind viele Kinder schnell abgelenkt und teilweise noch an die spielerischen und freien Strukturen aus dem Kindergarten oder von zuhause gewöhnt. Durch leise Hintergrundmusik, ein gemeinsam gesungenes Morgenlied oder auch tägliches Hören von Teilen eines Hörbuchs können vor allem jüngere Kinder besser zur Ruhe kommen. So verbinden eure Schüler:innen den Schulstart direkt mit etwas Schönem und fühlen sich nicht gleich am Morgen von Zahlen, Buchstaben und Fragen erschlagen. Es kann auch im Voraus über ein spezielles Buch abgestimmt werden, aus dem in den folgenden Wochen jeden Morgen einige Seiten vorgelesen werden. Dabei könnt ihr eure Schüler:innen entweder auffordern, es sich mit dem Kopf auf dem Tisch gemütlich zu machen oder auch Mandalas zum Ausmalen austeilen.

Wer eine besonders müde Klasse vorfindet, kann auch versuchen, motivierend auf die Schüler:innen einzuwirken. Durch Bewegung zu Musik, kleinen Sporteinheiten, Dehnübungen oder vorab vereinbartes „Rumalbern“ werden die Kinder wachgerüttelt und bringen ihren Kreislauf in Schwung. Hierzu finden sich zahlreiche kurze Videos auf Youtube, die genutzt werden können. Natürlich könnt ihr auch gemeinsam mit eurer Klasse überlegen, auf welche Form von Bewegung die meisten Lust haben und euch ein eigenes Konzept ausdenken. Hier sind der kindlichen Fantasie keine Grenzen gesetzt: Von Tanz und Gesang über Hampelmänner, Lachyoga oder einer kurzen Runde über den Schulhof ist alles erlaubt, solange es den zeitlichen Rahmen nicht sprengt. Auch kurze Spiele können für Auflockerung sorgen und die Kinder vor dem Unterricht in der Schule ankommen lassen.

Doch Vorsicht! Hier gilt es, seine Schüler:innen gut einschätzen zu können. Während manche Klassen von einer aktiven Morgenroutine mit viel Bewegung und Spaß profitieren, könnte anderen Klassen der Weg zum konzentrierten Arbeiten durch zu viel Albernheit möglicherweise erschwert werden. Ob ihr eure Schüler:innen entspannen wollt oder doch lieber wachrüttelt, bleibt euch überlassen. Hier gilt es, im Zweifelsfall unterschiedliche Taktiken auszuprobieren und mit den Schüler:innen ehrlich zu kommunizieren, was für sie und euch gut oder weniger gut funktioniert hat. Natürlich kann eine gelegentliche Bewegungseinheit auch nur ab und zu stattfinden und muss nicht Einzug in den täglichen Ablauf halten.

Und was ist mit den Älteren?

In höheren Klassenstufen bis zur Oberstufe gestaltet sich die Kommunikation über einen passenden Start in den Schultag wahrscheinlich etwas einfacher. Viele Schüler:innen kennen sich selbst schon recht gut und können Vorschläge machen, wie sie sich das Ankommen am Morgen wünschen würden. Solange nur die ersten paar Minuten des Unterrichts beansprucht werden, lohnt es sich, den Schüler:innen hier möglichst viele Freiheiten zu bieten. Bei weniger kreativen Klassen können natürlich auch verschiedene Routinen vorgeschlagen werden.

Ein schönes Ritual wäre zum Beispiel das gemeinsame Lesen von Good News, um den Schüler:innen einen positiven Start zu bieten. Da aktuell immer mehr Jugendliche von psychischen Problemen belastet sind, kann eine regelmäßige Fokussierung auf positive Nachrichten aus der Welt vielleicht ein Stück weit Hoffnung geben und motivieren. Natürlich kommt diese Methode schnell an ihre Grenzen und wenn ihr das Gefühl habt, einer/m Schüler:in geht es über längere Zeit spürbar schlecht, solltet ihr selbstverständlich anderweitige Unterstützung anbieten.

Wenn seitens der Klasse Offenheit für das Thema Meditation besteht, kann auch eine 5-minütige Morgenmeditation helfen, die Gedanken zu sortieren und sich auf den Tag einzustellen. Hier kann besonders im Winter, wenn es morgens noch dunkel ist, eine Lichterkette oder eine Kerze auf dem Pult für eine gemütliche Stimmung sorgen. Auch hier heißt es, flexibel bleiben. Wenn die Mehrheit der Klasse Lust auf eine gemeinsame Meditation hat, einzelne Schüler:innen aber nicht überzeugt sind, kann schnell Unruhe aufkommen. Es sollten in jedem Fall Ausweichoptionen gestellt werden, wie eigenständiges Musikhören über Kopfhörer oder Malen. Das Thema Meditation ist eher für ältere Schüler:innen und kleinere Klassen geeignet, weil aufkommende Störfaktoren wie Kichern oder Langeweile hier schnell ablenken. Wie immer also, ausprobieren, kommunizieren und gegebenenfalls Alternativen suchen.

Immer eine gute Möglichkeit, in den Schultag zu starten, ist die Wiederholung der Inhalte aus der letzten Stunde. Hier kann es sich lohnen, einige Minuten dafür einzuplanen und nicht nur in wenigen Sätzen das Thema wieder aufzugreifen. Dadurch kommen die Schüler:innen zuerst mit etwas Vertrautem in Kontakt und können gleich am Morgen ein kleines Erfolgserlebnis wahrnehmen, wenn bekannte Informationen noch einmal aufgefrischt werden. Das Ganze lässt sich auch interaktiv gestalten, indem die Schüler:innen aufgefordert werden, sich entweder in kleinen Gruppen oder in der Klassengemeinschaft das Erinnerte gegenseitig zu erzählen und über mögliche Lücken zu sprechen. Hier bietet sich euch als Lehrkraft eine gute Möglichkeit, zu schauen, ob das letzte behandelte Thema wirklich verinnerlicht wurde oder vielleicht noch Nachholbedarf besteht.

Wichtig ist es hier allerdings, dass keinesfalls eine „Abfragesituation“ entsteht und Schüler:innen befangen sind, Wissenslücken zu äußern. Vielmehr sollte ein Gespräch zwischen den Schüler:innen gefördert werden und die Lehrkraft einfach beobachten. Ansonsten könnten Ängste vor eurem Unterricht und eine geringere Motivation die Konsequenz sein.

Fazit: Flexibel bleiben und ausprobieren

Wie man sieht, ist das A und O bei der Suche nach einer geeigneten Methode für einen entspannten Unterrichtsstart, seine Klasse zu kennen und vor allem auch mit einzubeziehen. Wenn Schüler:innen selbst die Möglichkeit haben, Ideen und Vorschläge einzubringen, sind sie auch eher motiviert, diese zu verfolgen. Ob nun Bewegung und Spaß, Ruhe und Entspannung oder einfach eine langsame Einführung in den Unterrichtsstoff für eure Klasse das Richtige ist, hängt maßgeblich vom Alter und der Zusammensetzung der Klasse ab. Einfach ausprobieren und auch durch kleine Misserfolge nicht entmutigen lassen. So findet ihr ganz bestimmt für jede Klasse einen geeigneten Start in den Schultag!

Wenn ihr auch schonmal darüber nachgedacht habt, euren Unterricht so entspannt und locker wie möglich zu beginnen oder sogar schon feste Routinen habt, lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!

Informatik wird Pflichtfach in Niedersachsen – mit fachfremden Lehrern

Kommendes Schuljahr soll in Niedersachsen Informatik als Pflichtfach in Schulen eingeführt werden. Dabei sollen vorerst fachfremde Lehrkräfte genutzt werden, was mehrere Probleme in den Schulen verursachen könnte.
Von
Leonhard Wallkötter
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July 2023
28.7.2023
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Hannover. Das Kultusministerium Niedersachsen hat festgelegt, dass ab dem Schuljahr 2023/2024 Informatik in Niedersachsen als Pflichtfach in ausgewählten Schulen vorzeitig eingeführt wird. Die Entscheidung, Informatik als festen Bestandteil des Lehrplans zu etablieren, soll Schülerinnen und Schülern wichtige digitale Kompetenzen vermitteln. Jedoch stehen die Schulen vor Herausforderungen, da fachfremde Lehrkräfte den Unterricht gestalten sollen. 

Nach einer entsprechenden Presseinformation des niedersächsischen Kultusministeriums werden ab dem kommenden Schuljahr Informatik-Kurse an 49 ausgewählten Schulen in Niedersachsen vorzeitig eingeführt. Ziel ist es, Schüler:innen bereits frühzeitig ein grundlegendes Verständnis für Informatik und digitale Technologien zu vermitteln und sie auf die Anforderungen der digitalen Zukunft vorzubereiten. 

Allerdings stehen die Schulen vor Herausforderungen, da nicht alle Lehrkräfte über eine fachspezifische Ausbildung in Informatik verfügen. Laut einem Bericht der digitalen Fachzeitschrift Golem.de werden die neuen Informatik-Kurse vorerst von fachfremden Lehrkräften geleitet, was Bedenken hinsichtlich der Qualität des Unterrichts aufkommen lässt. Es wird betont, dass eine erfolgreiche Umsetzung des Pflichtfachs Informatik nur durch qualifiziertes Lehrpersonal gewährleistet werden kann.

Das Ministerium hat diese Herausforderung erkannt und angekündigt, zusätzliche Qualifizierungskurse für Lehrkräfte anzubieten. So sollen die Pädagogen die Möglichkeit erhalten, sich gezielt in dem Bereich der Informatik fortzubilden und ihre Kenntnisse auf den neuesten Stand zu bringen. Die Bereitstellung von Weiterbildungsmaßnahmen ist ein wichtiger Schritt, um die fachliche Kompetenz der Lehrkräfte sicherzustellen und den Unterricht qualitativ hochwertig zu gestalten.

Die Einführung von Informatik als Pflichtfach in Niedersachsen wird unterschiedlich aufgenommen. Befürworter betonen, dass digitale Kompetenzen immer wichtiger werden und die Schülerinnen und Schüler frühzeitig auf die Herausforderungen der digitalen Gesellschaft vorbereitet werden sollten. Informatik als Pflichtfach könnte dazu beitragen, eine breite Basis an technischem Wissen zu schaffen und die Schüler:innen auf mögliche Berufe in der IT-Branche vorzubereiten,  über weitere Gründe und Gegenargument für Informatik als Schulfach haben wir hier schon berichtet. 

Kritiker äußern Bedenken hinsichtlich der Umsetzung und der fachlichen Qualität des Unterrichts. Die Einführung von Informatik als Pflichtfach durch fachfremde Lehrkräfte könne zu einem Mangel an fachspezifischem Wissen führen und somit die Bildungsziele nicht erreichen. Sie fordern eine umfassende Qualifizierung der Lehrkräfte, um die Herausforderungen der digitalen Bildung adäquat zu bewältigen.

Vergütet, praxisnah und kurz: Neue Lehramtsstudiengänge in Brandenburg und BaWü

Statt jahrelanger Theorie an der Uni direkt in die Praxis. Brandenburg und Baden-Württemberg legen Konzepte für duale Lehramtsstudiengänge vor, die mit Praxisnähe, Vergütung und erleichterten Zulassungsvoraussetzungen locken.
Von
Leonie Hirt
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July 2023
28.7.2023
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Stuttgart. Die Kritik, dass im Lehramtsstudium der Praxisbezug viel zu spät erfolgt, besteht schon länger. Lehramtsstudierende haben häufig erst nach mehreren Jahren Studium die Möglichkeit, tatsächlich in den Lehralltag einzusteigen und festzustellen, ob die Arbeit an der Schule wirklich zu ihnen passt. Neue duale Studiengänge mit verstärktem Fokus auf praktische Arbeit können hier Abhilfe schaffen und außerdem durch finanzielle Vergütung mehr junge Menschen für ein Lehramtsstudium begeistern. Brandenburg und Baden-Württemberg legen neue Konzepte vor.

Ab dem Wintersemester 2024/25 sollen in Stuttgart, Freiburg und Karlsruhe Bachelorabsolvent:innen der Studienfächer Mathematik, Physik, Informatik, Elektrotechnik und Informationstechnik die Möglichkeit bekommen, sich für ein Masterstudium im Lehramt zu entscheiden. Die naturwissenschaftlichen bzw. technischen Fachgebiete werden insgesamt besonders benötigt, daher wird eine höhere Flexibilität bei der Zulassung angestrebt. Doch nicht nur niedrigschwellige Einstiegsmöglichkeiten in den Lehrberuf sollen Studierende motivieren. Der Masterstudiengang findet zudem dual statt, wodurch eine starke Praxisnähe und eine finanzielle Vergütung der geleisteten Arbeit die Studierenden anziehen soll. Nach absolviertem Bachelorstudium in einem der genannten Bereiche sollen lediglich drei weitere Jahre folgen, in denen sowohl Lehramts-Masterstudium und Referendariat integriert sind. Die Studierenden benötigen hierfür keinerlei pädagogische Vorbildung, sondern steigen direkt in das duale Studium ein.

Im brandenburgischen Senftenberg steht sogar schon in diesem Jahr ein neuer Studiengang auf dem Plan. 50 Studienanfänger:innen wird es ab dem kommenden Wintersemester möglich sein, Grundschullehramt von Beginn an dual zu studieren und somit schneller ins Klassenzimmer zu gelangen. Der neue Studiengang an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) umfasst sowohl klassische Vorlesungen als auch sogenannte „Schulpraktische Studien“, die an mindestens 30 Tagen des Semesters die Studierenden direkt an die Schulen bringt.

Durch neue Konzepte wie ein duales Lehramtsstudium soll in erster Linie der universitäre Teil der Ausbildung attraktiver und kürzer gestaltet werden, damit mehr Studierende ein Lehramtsstudium aufnehmen und so dem Lehrkräftemangel entgegengewirkt werden kann. Finanzielle Anreize, mehr praktisches Arbeiten und flexiblere Zulassungsvoraussetzungen sind zwar vielversprechende Pläne, stoßen jedoch auch auf Kritik. Lehrerverbände und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sorgen sich um einen Qualitätsverlust in der Lehrerausbildung und ein niedrigeres fachliches Niveau zukünftiger Lehrkräfte. Ob verkürzte Studienzeiten und ein Quereinstieg nicht-pädagogischer Absolvent:innen tatsächlich Auswirkungen auf die Qualität des Unterrichts haben wird, wird sich wohl erst in Zukunft zeigen.

Die Vertretungsstunde: So bringt ihr der Klasse Streitgespräche näher

Streiten will gelernt sein. Denn Diskussionen begegnen uns im Alltag immer wieder, egal ob privat, in der Schule oder Arbeit. In diesem Artikel zeigen wir euch deshalb, wie ihr der Klasse ein “Streitgespräch” in einer Vertretungsstunde näherbringen könnt.
Von
Viola Hegner
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July 2023
28.7.2023
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Streit – kein so schönes Thema, richtig? Die meisten von uns verbinden mit Streit etwas Negatives. Dabei gehört streiten nicht nur zum Leben dazu, es stärkt auch den eigenen Charakter, fördert die Entwicklung und schafft nicht zuletzt neue Sichtweisen und Perspektivwechsel. 

Aber wie streitet man eigentlich richtig? Oftmals gehen beide Parteien mit negativen Gefühlen aus einem Streit, da die Aussagen sie gegenseitig verletzt haben. Dabei ist es meist das Ziel aller Beteiligten, die eigene Meinung zu kommunizieren und am Ende einen fairen Kompromiss zwischen den verschiedenen Standpunkten zu finden. 

Doch “richtig Streiten" bringt uns eigentlich niemand bei. Argumente zu entwickeln und so rüberbringen zu können, dass sie verstanden werden und fundiertes Wissen wiedergeben, das will gelernt sein. Und kann vielseitig angewendet werden, ob bei privaten Diskussionen, in der Schule oder am späteren Arbeitsplatz. Es ist also eine gute Idee, schon früh mit dem Trainieren von “richtigem Streiten” anzufangen. Wenn ihr also mal wieder eine Vertretungsstunde habt und nicht wisst, wohin mit der Klasse, gibt euch dieser Artikel vielleicht etwas Inspiration. 

Das Streitgespräch: Wichtige Kompetenzen für Schule und Privatleben 

Das Streitgespräch ist eine Diskussion, bei der Einzelpersonen oder Gruppen unter gegebenen Rahmenbedingungen entweder ihren eigenen Standpunkt, oder eine vorgegebene Meinung vertreten. Ganz wichtig dabei ist aber zu beachten, dass es sich hierbei nicht um einen echten Streit handelt. Eine persönliche Ebene, Beleidigungen und Vorurteile sollten dringend außen vor gelassen werden, denn es geht vor allem um das Trainieren einer möglichst differenzierten Argumentation, ganz unabhängig von der eigenen Person.

Warum ist es aber wichtig, Streitgespräche im Unterricht zu trainieren? 

Streitgespräche begegnen Schüler:innen im Alltag immer wieder. Ob zu Hause, in der Schule, in Talkshows oder im Internet. Das Behandeln dieser Thematik im Unterricht bietet somit nicht nur eine große Realitätsnähe, sondern ist auch eine Methode, den Kindern eine Handlungsorientierung zu vermitteln. Wie verhalte ich mich richtig in einer Diskussion, sodass ich meine Argumente konkret und sachlich ausdrücken kann und die gegenüberliegende Partei nicht persönlich angreife? Das kann mit geführten Streitgesprächen geübt werden.Schüler:innen lernen in diesen Diskussionen außerdem, Urteilskompetenzen zu beweisen, denn sie müssen Positionen begründen und Argumente entwickeln und abwägen, auch wenn diese nicht immer ihrer eigenen Meinung entsprechen. Damit entsteht ein Perspektivwechsel und dieser stärkt die kommunikativen Kompetenzen. 

Aber natürlich sind eure Schüler:innen keine Berufspolitiker:innen und haben mit Rhetorik vermutlich wenig Berührungspunkte. Um sie nicht zu überfordern, ist es deshalb sehr wichtig, sie vorab auf die Diskussion vorzubereiten und verschiedene Strategien für die Umsetzung zu erarbeiten. 

Streiten lernen im Unterricht: So gelingt's

Im ersten Schritt ist es für eine Heranführung an das Thema wichtig, den Begriff “Streitgespräch” klar zu definieren und von dem üblichen, privaten “Streit” abzugrenzen, denn in der Stunde sollen ja keine persönlichen Konflikte ausgetragen werden. Damit schafft Ihr einen sicheren Rahmen für eure Schüler:innen, ihre Argumente selbstbewusst vortragen zu können und eine respektvolle Art des Diskutierens zu lernen.

Damit das gelingt, sammelt ihr mit der Klasse am besten verschiedene Merkmale eines Streits, so wie die Schüler:innen ihn aus dem Alltag kennen. Das können zum Beispiel verschiedene Gefühle als Auslöser, ein besonderer Sprachgebrauch und vor allem Argumente als Diskussionswaffe sein. Anschließend vergleicht die Klasse diese Merkmale mit denen eines Streitgesprächs: Die Argumente bleiben die gleichen, aber die persönliche Ebene fällt weg und die eigene Meinung wird sachlicher und fundierter vermittelt. Am Ende sollte für eure Schüler:innen klar sein: In einem Streitgespräch möchte ich mit meinen Argumenten überzeugen, ohne die andere Partei zu verletzen. 

Als zweiten Schritt solltet ihr den Aufbau der Diskussion klarstellen. Jede Partei erstellt im ersten Schritt eine These, auf welcher sie ihre Argumentation aufbaut. Um diese begründen zu können, braucht jede Seite eigene Argumente. An dieser Stelle solltet ihr auch den Aufbau und die Funktionsweise eines Arguments besprechen, denn nicht jedes Argument ist gleich schlagkräftig. Um besonders überzeugend zu sein, braucht ein Argument vor allem Beispiele und Belege. Faktenbasierte Argumente haben einen höheren Stellenwert.

Ziel der Schüler:innen sollte es außerdem sein, die einzelnen Argumente möglichst zu werten und im Verlauf des Gesprächs zu steigern, sodass die überzeugendsten Punkte am Ende angebracht werden können. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die einzelnen Ausführungen nicht einfach aneinandergereiht werden, sondern die Gesprächspartner während der Diskussion auf die Argumentation der Gegenseite eingehen und diese im Idealfall widerlegen können. 

Die Diskussion kann auf verschiedene Weise ein Ende finden, auch das solltet ihr den Schüler:innen näherbringen. Denn nicht immer gibt es einen Gewinner und Verlierer, auch Kompromisse und Einigungen der unterschiedlichen Positionen sind natürlich möglich und gerne gesehen. 

Anschließend ist es nun so weit, das Thema des Streitgesprächs bzw. die einzelnen Positionen vorzustellen. Wenn ihr möchtet, könnt ihr das als Lehrkraft übernehmen und z.B. politische Themen, Eltern-Kind Streitsituationen oder andere Konfliktbegegnungen vorbereiten. Wichtig ist es, euren Schüler:innen Material an die Hand zu geben, denn nicht jede:r kennt sich mit allen Themen gleich gut aus. Vor allem, wenn es um politische oder wissenschaftliche Auseinandersetzungen geht, ist es unabdingbar, mit genügend vorbereitendem Material eine faire Wissensbasis für alle Schüler:innen zu schaffen.

Eine weitere Möglichkeit wäre es jedoch, die Schüler:innen selbst überlegen zu lassen, welche Streitsituationen und Positionen sie darstellen wollen. Das können ihre eigenen Meinungen sein, oder aber erfundene Charaktere und Diskussionspunkte. So wird eure Klasse selbst kreativ und sammelt gemeinsam verschiedene Erfahrungen aus ihrer Lebenswirklichkeit. Dabei können die Schüler:innen auch gleich eine Wertung abgeben, welche Situationen sich für das Vorführen eines Streitgesprächs eignen. 

Haben sich alle auf Streitthemen geeinigt, dann geht es als nächstes daran, die restlichen Rahmenbedingungen festzulegen: Wie lange sollen die einzelnen Diskussionsrunden dauern und wer ist am Gespräch beteiligt? 

Für die Umsetzung des Streitgesprächs ist es hilfreich, die Schüler:innen in Gruppen einzuteilen. Je nach Aufgabenstellung und Klassengröße bieten sich hier verschiedene Optionen: 

  • Ihr könnt die Klasse einfach in zwei oder vier Gruppen einteilen, die je eine Meinung vertreten, und alle Schüler:innen mitdiskutieren lassen. So kann jede:r einmal zu Wort kommen. 
  • Eine weitere Möglichkeit wäre eine Podiumsdiskussion. Auch hier teilt sich die Klasse in verschiedene Gruppen, welche unterschiedliche Standpunkte darstellen. Nach dem Erarbeiten der Argumentationsstrategie wählt jede Gruppe ein oder zwei Schüler:innen aus, welche die Meinung der Gruppe im Streitgespräch vertreten. Die Gruppe kann diese Vertreter entweder während der Diskussion auswechseln, oder die Klasse entscheidet sich, mehrere Diskussionsrunden mit je anderen Teilnehmern abzuhalten.  
  • Als dritte Option können auch nur einzelne Schüler:innen ausgewählt werden, welche das Streitgespräch vor der Klasse ausführen. Der Rest der Klasse fungiert als “Zuschauer” und macht sich Notizen. Die Schüler:innen sollten festhalten, welche Argumente besonders schlagkräftig und gut aufgebaut waren und auffällige Entwicklungen während des Gespräches festhalten. 

Auch für die Art der Gruppeneinteilung gibt es verschiedene Möglichkeiten: 

  • Die Schüler:innen bilden die Gruppen eigenverantwortlich, zum Beispiel vertreten sie ihre eigene Meinung, so geschieht die Aufteilung ganz von selbst 
  • Die Gruppen werden per Losverfahren ausgewählt. Hier ist der eigene Standpunkt der Schüler:innen irrelevant und muss nicht deckungsgleich mit der vertretenen Meinung sein 
  • Ihr selbst wählt die Schüler:innen aus und teilt sie den Gruppen zu

Wichtig dabei zu beachten: Die Dialogpartner oder -gruppen sollten etwa gleich stark sein, sonst ist zu früh klar, wer die Diskussion “gewinnt” und das Streitgespräch wird schnell einseitig. 

Damit alles mit rechten Dingen zugeht, solltet ihr am besten noch einen neutralen  Diskussionsleiter oder Moderator festlegen. Dies könnt entweder ihr selbst sein, oder aber eine:r der Schüler:innen. Der Moderator sollte während dem Gespräch darauf achten, dass alle Dialogsparteien möglichst abwechselnd zu Wort kommen und eine ausgewogen verteilte Sprechzeit haben. Außerdem sorgt der Moderator dafür, dass die Diskussion nicht zu hitzig wird und keiner der Teilnehmer persönlich angegriffen oder verletzt wird. 

Ist das geregelt, kann es losgehen. Aber seid nicht enttäuscht, wenn nicht auf Anhieb alles klappt. Gebt euren Schüler:innen etwas Zeit, sich in die Thematik einzufinden, am Anfang fällt eine erzwungene Diskussion vielen schwer. 

Die Nachbesprechung: Wer kann am besten streiten?

Nachdem die Streitgespräche beendet sind, ist es sinnvoll, mit der Klasse eine Nachbesprechung abzuhalten. Dabei reflektieren eure Schüler:innen selbst die Gespräche noch einmal und ihr besprecht, was möglicherweise schiefgelaufen ist. Dabei könnt nicht nur ihr, sondern auch die "Zuschauer" ihre Beobachtungen und Notizen mit einbringen und die wichtigsten und besten Argumente gemeinsam noch einmal analysieren. Das Streitgespräch kann in diesem Schritt auch bewertet werden, damit die Gesprächsteilnehmer:innen Feedback erhalten können. Ob nur von euch oder den Schüler:innen, das bleibt euch überlassen. Bewertungskriterien, nach denen ihr und eure Klasse vorgehen könnt, sind beispielsweise: 

  • Sachkenntnis: Wissen die Schüler:innen, wovon sie sprechen? Wie durchdacht sind die Argumente? 
  • Überzeugungskraft: Wie gut begründen die Gesprächspartner, was sie sagen? Sind die Begründungen schlüssig?
  • Ausdrucksvermögen: Wie gut können die Streitenden ihre Meinung artikulieren? Wurde Fachsprache korrekt verwendet? 
  • Gesprächsfähigkeit: Wie gut gehen die Parteien aufeinander ein? Haben sie die Argumente der Gegenseite gut widerlegt? 

Sucht ihr noch andere Ideen für eure Vertretungsstunde? Hier haben wir einen Artikel für euch, wie ihr das Thema AGBs in einer Vertretungsstunde spielerisch vermitteln könnt. 

Was ist eure Erfahrung mit Streitgesprächen und Diskussionen im Unterricht? Habt ihr weitere Tipps für eure Kolleg:innen? Dann schreibt sie gerne in die Kommentare. 

Diskriminierung in Schulbüchern– Bremer Studie deckt auf

Die Ende Juni erschienene Studie "Diskriminierungskritische Analyse von Schulbüchern im Land Bremen" deckt Diskriminierung in Schulbüchern im Bundesland Bremen auf und spricht Handlungsempfehlungen gegenüber Verleger:innen und Lehrer:innen für die Zukunft aus.
Von
Philipp Auswald
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July 2023
27.7.2023
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Bremen. Die am 27.06.2023 erschienene Studie "Diskriminierungskritische Analyse von Schulbüchern im Land Bremen", legt offen, dass ein Großteil der für neunte und zehnte Klassen an Oberschulen und Gymnasien im Bundesland Bremen zugelassenen Schulbücher implizit oder explizit antisemitische, rassistische, sinti- und romafeindliche, frauen- und queerfeindliche Inhalte und Abbildungen enthält.

Die Studie wurde von der Kulturwissenschaftlerin Meral El von der Landeszentrale für politische Bildung Bremen durchgeführt. Diese wiederum wurde im Jahr 2022 von der Bremer Bürgerschaft mit der Durchführung der Untersuchung beauftragt.

Die für die exemplarische Kurzstudie untersuchten Bücher lassen sich dem Bereich Gesellschaft und Politik zuordnen und sind in den Verlagen Cornelsen, Eduversum, Klett und Westermann in den Jahren 2013 bis 2020 erschienen. Kernthemen, die im Zuge der Studie untersucht wurden, waren unter anderem die Darstellung des Kolonialismus, des Nationalsozialismus und des wirtschaftlichen Aufschwungs nach dem Zweiten Weltkrieg. Auffällig wurden unter anderem  die Verwendung von Stereotypen und veralteten Darstellungen beispielsweise gegenüber Juden und Jüdinnen, die Vernachlässigung der Rolle, welche Frauen und Migrant:innen in Bezug auf das Wirtschaftswunder im Westen gespielt haben, sowie die Verwendung einer eurozentristischen Perspektive.

Weiterhin beanstandet die Autorin, dass die betroffenen Gruppen oftmals in eine Objekt- oder Opferrolle gezwängt werden, wodurch diese delegitimiert werden und untergeordnet dastehen. 

Die Studie spricht im weiteren Verlauf einige Empfehlungen aus, um derartige Vorfälle in Zukunft zu vermeiden. Unter anderem wird den Verleger:innen empfohlen, Expert:innen hinzuzuziehen, wenn es um das Verfassen von Texten zu fachspezifischen Themen geht oder alternativ bereits vorgefertigte Texte, Materialien, etc. einzukaufen. Weiterhin empfiehlt die Autorin, dass alle Schulbücher einer Prüfung durch eine Expert:innen-Kommission unterzogen werden sollen. Die Intention dahinter: Schulbuch-Redaktionen und -Autor:innen sollen Werte wie Inklusivität und Diversität an deren Leser:innen, also die Schüler:innen, weitergeben. Sie wendet sich jedoch auch direkt an die Lehrkräfte und fordert dazu auf, die Sensibilisierung gegenüber Diskriminierung als Kernkompetenz zu verstehen und kontroverse oder problematische Darstellungen in Schulbüchern anzusprechen. Ebenfalls soll dies den Abbau von Fremdenhass und die Vermittlung von interkulturellen Kompetenzen begünstigen. 

Muslimfeindlich und wenig Bibelfest: Wie steht es um Religion in unseren Schulen?

Religionsunterricht: Handelt es sich um eine zeitgemäße Bibellehre oder trägt es bei zur Muslimfeindlichkeit und Diskriminierung anderer Religionsgruppen? Wir blicken auf eine Studie zum Bibelverständnis und einen Bericht zur Muslimfeindlichkeit der Deutschen.
Von
Viola Hegner
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July 2023
26.7.2023
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Religion und Schule–wie passt das zusammen? Die Debatte darüber, wie viel Einfluss Religion auf die  Bildung der Schüler:innen haben darf, ist nicht neu. Schon seit langem diskutiert man beispielsweise über das verpflichtende Kreuz in bayerischen Klassenzimmern, das eigentlich nicht mit unserem Grundgesetz vereinbar ist. Das sorgt für viel Unverständnis, denn längst nicht alle Schüler:innen sind christlich. Und trotzdem wird dem Christentum an den Bildungseinrichtungen und auch beim Angebot des Religionsunterrichts meist viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt als anderen Glaubensrichtungen. Wie steht es also um die religiöse Diversität und Gleichberechtigung an deutschen Schulen? Fühlen sich alle Schüler:innen repräsentiert und inwieweit ist Religion überhaupt in die Schule integriert? 

Religionsunterricht: Viel Einfluss der Kirche im Klassenzimmer 

Religionsunterricht ist seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil der deutschen Lehrpläne. Er ist als einziges Schulfach sogar im deutschen Grundgesetz verankert: Artikel 7 des GG regelt, dass alle Schüler:innen an öffentlichen Schulen, die nicht bekenntnisfrei sind, Religionsunterricht erhalten sollen. "Der Religionsunterricht ist (...) ordentliches Lehrfach." Außerdem gilt die Freiheit des Religionsbekenntnisses aus Artikel 4 GG. Nach diesem darf kein:e Schüler:in zur Teilhabe an religiösen Praktiken gezwungen oder davon abgehalten werden. Diese müssen also auch im Religionsunterricht auf freiwilliger Basis durchgeführt werden. 

"Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt.", heißt es außerdem in Artikel 7 GG. Der Staat hat also  darauf zu achten, dass nichts unterrichtet wird, das gegen das Gesetz verstößt, darüber hinaus mischt er sich jedoch nicht in die Unterrichtsinhalte ein. Auch stellt er zwar die Religionslehrer:innen ein, diese brauchen jedoch zusätzlich eine Erlaubnis der Kirchen, um unterrichten zu dürfen. Verstoßen sie gegen die kirchlichen Regeln, können die Lehrer:innen diese Erlaubnis auch wieder verlieren. Das macht den Religionsunterricht zu einer gemischten Angelegenheit von Staat und Kirche. Dieses Konzept stammt noch aus der Weimarer Reichsverfassung von 1919. Dort wurde es als Kompromiss zwischen den Sozialisten, die keine Religion in der Schule wollten, und der katholischen Zentrumspartei festgelegt und wird bis heute so praktiziert. 

Die Einbettung in die Lehrpläne ist  trotz dessen in jedem Bundesland unterschiedlich geregelt. Eine wichtige Ausnahme vom Grundsatz von Religion als ordentlichem Lehrfach stellt Artikel 141 des Grundgesetzes dar: „Artikel 7 Absatz 3 Satz 1 findet keine Anwendung in einem Lande, in dem am 1. Januar 1949 eine andere landesrechtliche Regelung bestand.“ Diese Regelung wurde mit Rücksicht auf die Rechtslage in Bremen in das Grundgesetz eingefügt und wird daher auch “Bremer Klausel" genannt. Laut der bremischen Verfassung muss „Unterricht in biblischer Geschichte auf allgemein christlicher Grundlage“ erteilt werden. Neben Bremen betrifft die Ausnahmeregelung auch Berlin. 

Ob sie am Religionsunterricht teilnehmen möchten, dürfen Schüler:innen in der Regel ab ihrem 14. Lebensjahr selbst entscheiden, davor liegt diese Wahl in den Händen der Eltern. Und diese Wahl wird immer häufiger genutzt, denn der Religionsunterricht ist längst nicht mehr so beliebt wie früher. Seit Jahren sinkt die Zahl der Schüler:innen im Religionsunterricht und  die Zahl derjenigen, die einen religionsneutralen Ethik-Unterricht besuchen, steigt. Damit folgen auch die Schüler:innen dem allgemeinen Trend weg von der Kirche. Dieser ist in Deutschland besonders in den letzten Jahren sehr zu spüren gewesen, denn die Zahl der Kirchenaustritte steigt massiv. 

Bibelverständnis der Deutschen lässt nach 

Auch das allgemeine Verständnis von Kirche und dem Christentum scheint langsam zu schwinden. 

Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Universität Leipzig. 2022 hat diese im Rahmen des interdisziplinären Projektes „Multiple Bibelverwendung in der spätmodernen Gesellschaft“ insgesamt 1.209 Menschen mit und ohne kirchliche Bindung zur Verbreitung, dem Gebrauch und dem Verständnis der Bibel befragt. Die Ergebnisse zeigen: Es steht schlecht um die Beliebtheit der Bibel in Deutschland.  

„Nur ein geringer Teil der deutschen Bevölkerung liest regelmäßig in der Bibel, deutlich mehr Menschen finden aber ihre Inhalte interessant“, meldete die Theologische Fakultät der Universität Leipzig. Laut der Studie nutzen nur etwa 30 Prozent die Bibel einmal jährlich. Als Grund gaben 80 Prozent der Nichtleser:innen fehlende persönliche Relevanz der Bibel für ihr Leben an. Und das, obwohl sich die Grundsätze der Bibel trotzdem weiter großer Beliebtheit erfreuen. 90 Prozent der Bibellesenden und auch 63 Prozent derjenigen, die sie nicht lesen, sind laut der Studie der Ansicht, dass das Buch durchaus zentrale Normen und Werte für die Gesellschaft überliefert. 

Dass sie trotzdem so wenig gelesen wird, kann an den wenigen Berührungspunkten liegen, die die meisten Menschen mit der Bibel haben. Dem entgegenwirken könnte vor allem der Religionsunterricht, denn die ersten Assoziationen knüpfen Kinder laut dem Religionssoziologen und Leiter der Studie Gert Pickel im Alter von vier bis 14 Jahren. Sozialisationsort ist dabei eben auch der Religionsunterricht an Schulen.

Doch die christliche Kirche ist nicht die einzige Glaubensgemeinschaft, die in Schulen vertreten wird. Je nach Bundesland gibt es unterschiedliche Regelungen, ab welchem Anteil an gläubigen Schüler:innen der jeweilige Religionsunterricht von der Schule angeboten werden muss. In Nordrhein-Westfalen liegt diese Grenze beispielsweise bei 12 Kindern eines Glaubens. 

Diese Regelungen sorgen zwar dafür, dass die Kinder und Jugendlichen ihre Religion näher kennenlernen können, sie lösen jedoch das Problem der Diskriminierung nicht. Gerade die Schule ist ein Ort, an dem Mobbing und Ausgrenzung immer wieder zum Problem werden kann, auch aufgrund der Religion. Hier braucht es mehr Toleranz und Sensibilität bei Schüler:innen und Lehrkräften und vor allem mehr Aufklärung über die unterschiedlichen Religionen. Vor allem Kinder und Jugendliche, die dem Islam angehören, erfahren in der Schule viel Ungerechtigkeit und Diskriminierung. 

Muslimfeindlichkeit in der Schule: Expertenkreis fordert schnelles Handeln 

Eine neue Studie fasst die Muslimfeindlichkeit in Deutschland nun zusammen.

Der Expertenbericht „Muslimfeindlichkeit–Eine deutsche Bilanz“ wurde im Juni 2023 der Bundesregierung vorgestellt. Durchgeführt wurde er von einem 2020 einberufenen 12 köpfigen „Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit“ (UEM).

Muslime seien "eine der am meisten unter Druck stehenden Minderheiten im Land" heißt es in dem Bericht. Der Expertenkreis definiert Muslimfeindlichkeit als "die Zuschreibung pauschaler, weitestgehend unveränderbarer, rückständiger und bedrohlicher Eigenschaften gegenüber Muslim:innen und als muslimisch wahrgenommener Menschen.“ Dadurch wird automatisch ein Gefühl der „Fremdheit“ konstruiert. Für Betroffene seien das keine Einzelereignisse, sondern wiederkehrende und mitunter sehr belastende Erfahrungen. Sie erfahren Ausgrenzung und Diskriminierung bis hin zu Gewalt. Das Phänomen sei weit verbreitet, schreibt der UEM. So stimme laut Untersuchungen etwa jede:r zweite Deutsche islamfeindlichen Aussagen zu.

„Nehmen wir als Beispiel den Bereich Bildung. Muslimische Schülerinnen und Schüler sind häufig mit negativen Fremdzuschreibungen konfrontiert. Muslimische Jungs werden etwa oft als gewaltbereit und aggressiv angesehen. Ein sexistischer Kommentar von ihnen wird durch Lehrkräfte schnell kulturalisiert, also durch ihre Kultur erklärt. Bei nicht-muslimischen Jungs wird das in der Regel als individuelle Äußerung interpretiert, die nicht auf Herkunft oder Religion zurückzuführen sei. "Muslimischen Mädchen wird dagegen oft zugeschrieben, unterdrückt, naiv und machtlos zu sein.“ sagte Saba-Nur Cheema, Forscherin und Teil des Expertenteams in einem Interview mit der TAZ. 

Die Forderung des Berichtes: Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter staatlicher Einrichtungen wie Lehrer:innen, Erzieher:innen oder Polizist:innen solle es  eine stärkere Sensibilisierung durch Fortbildungen geben. In den Schulen müsse die Auseinandersetzung mit Muslimfeindlichkeit verpflichtend werden. Konkret heißt das, Lehrpläne und Schulbücher müssen überarbeitet werden. Bundesinnenministerin Nancy Faeser versprach eine intensive Beschäftigung mit diesen Vorschlägen. 

Angesichts der abnehmenden Zahl an teilnehmenden Schüler:innen in der Gefahr, Ausgrenzung weiter anzuheizen, kann man deshalb die Frage stellen: Ist Religionsunterricht überhaupt noch zeitgemäß? Oder wäre es nicht die bessere Option, stattdessen einen allgemeinen Ethik- oder Philosophieunterricht einzuführen, welcher die wichtigen Fragen des Lebens und wichtige Normen und Werte vermitteln kann, und das unabhängig von der Religion der Schüler:innen?

Was ist eure Haltung zum Religionsunterricht an Schulen? Denkt ihr, man sollte die Tradition bewahren, oder ist das System vielleicht längst überholt? Schreibt es uns in die Kommentare! 

Lehrermangel in Niedersachsen: Noch immer knapp 500 Stellen unbesetzt

Niedersachsen wird voraussichtlich mit knapp 500 offenen Lehrstellen in das neue Schuljahr starten. Trotz Maßnahmen der Landesregierung bleibt die Situation angespannt. Die Bildungsgewerkschaft GEW fordert indes, Schulfächer zusammenzulegen.
Von
Philipp Auswald
|
26
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July 2023
26.7.2023
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Hannover. Der Lehrkräftemangel an niedersächsischen Schulen bleibt ungebrochen. Während etwa 1.300 neue Lehrstellen für das Schuljahr 2023/24 bereits besetzt wurden, sind laut dem niedersächsischen Kultusministerium noch 445 Stellen offen. Stefan Strömer, Landeschef der GEW Niedersachsen, prognostiziert für das kommende Schuljahr bereits große Lücken in den Stundenplänen der Schüler:innen sowie eine stetig zunehmende Belastung für die verbliebenen Lehrer:innen. “Die Landespolitik ist 20 Jahre lang sehenden Auges auf den Abgrund zugerast”, teilte der GEW-Landeschef gegenüber der Deutschen Presse-Agentur bezüglich der aktuellen Missstände mit.

Neben den neuen Stellen, welche für das kommende Schuljahr besetzt werden sollen, sprach Strömer bereits im Mai von etwa 7.500 fehlenden Lehrkräften und 2.500 sonstigen Schulbeschäftigten landesweit.   

Im Land Niedersachsen sind infolgedessen einige Maßnahmen geplant, um die Missstände an Schulen einzudämmen. Ab August 2024 sollen die Gehälter von Grund-, Haupt- und Realschullehrkräften an die von Gymnasiallehrkräften angepasst und die von Berufsschullehrer:innen erhöht werden. Für diese Maßnahme sind Investitionen in Höhe von 176 Millionen Euro durch das Land geplant. Hierdurch soll ein größerer Anreiz geschaffen werden, potenzielle Quereinsteiger:innen für den Beruf zu begeistern und bereits qualifizierte Lehrkräfte auch für diese Schulformen zu gewinnen. Dies scheint bitter nötig zu sein, denn wie unser vorangegangener Artikel bereits belegt, befindet sich der Lehrkräftemangel in Niedersachsen weiterhin auf einem Rekordhoch. 

Das niedersächsische Kultusministerium hat überdies einige Maßnahmen getroffen, um  den Lehrkräftemangel weiter einzudämmen. Hierzu zählen unter anderem die für Quereinsteiger in den Lehrberuf eingerichtete Website, welche darauf abzielt, mehr Personal für den Lehrberuf zu gewinnen. Dieses Programm richtet sich explizit auch an ausländische Lehrer:innen, um diesen den Einstieg in den Lehrberuf zu erleichtern. Die GEW fordert hierzu weiterhin die schnellere und vereinfachte Anerkennung von ausländischen Abschlüssen, um die Einstiegsschwelle weiter zu senken. 

Weiterhin plant das Land in Zukunft vorerst keine Vergrößerung der Schulklassen, um weiterhin eine konstante Qualität der Lehre gewährleisten zu können, kündigte Kultusministerin Julia Hamburg (Grüne) an. Die GEW spricht jedoch von der Option, Unterrichtsfächer zusammenzulegen, um die verbliebenen Lehrkräfte möglichst effizient einsetzen zu können. Das niedersächsische Kultusministerium plant hierzu laut eigenen Angaben einen Entwurf bis August 2025, der die Zusammenlegung von Fächern an Haupt-, Real- und Oberschulen ermöglichen soll und hält sich frei, bis dahin bereits Vorgriffsregelungen zu erlassen. In Zukunft soll darüber hinaus die Möglichkeit geschaffen werden, Lehrkräfte praktizieren zu lassen, die nur ein Fach studiert haben. Zum aktuellen Zeitpunkt sind hierfür mindestens zwei Fächer nötig.

Effizientes und motivierendes Mathetraining: Mit MatheX klappt's

Die mathematischen Grundkompetenzen begleiten uns unser ganzes Leben. Wir stellen MatheX vor, eine sprachbasierte App, mit der man alle wichtigen mathematischen Basiskompetenzen der ersten und zweiten Klasse trainieren kann – egal wie alt man ist.
Von
Carolin Kremer
|
25
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July 2023
25.7.2023
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Zweiundzwanzig Prozent der Viertklässler – und somit jedes fünfte Kind – verfehlen den Mindeststandard im Fach Mathematik. Das brachte der letzte IQB-Bildungstrend klar und schonungslos zum Ausdruck. „Diese Schülerinnen und Schüler werden das, was sie als Grundschüler nicht gelernt haben, nur schwer in den weiterführenden Schulen aufholen können“, mahnte Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands, infolgedessen. Tatsächlich drohen Schüler:innen langfristig negative Konsequenzen, wenn sie die Kernkompetenzen, vor allem im Fach Mathematik, nicht beherrschen. Laut der Bertelsmann Stiftung fließen 63 Prozent des gesamten Nachhilfe-Volumens in diese Disziplin. Und auch wenn Nachhilfeunterricht in vielen Fällen ein adäquates Mittel sein mag, so ist dieser trotzdem nicht jedem zugänglich. Ein Problem, dem sich auch der Nachwuchsgründer Stefan Neuber bewusst ist. Seine kostenlose App MatheX setzt deswegen genau dort an:

„MatheX ist eine App, die Grundschülern das optimale Üben der grundlegenden mathematischen Fähigkeiten ermöglicht. Das Training ist sprachbasiert und vollständig individualisiert – die App lernt die Stärken und Schwächen des einzelnen Schülers und passt die Aufgaben perfekt darauf an,“ beschreibt Stefan Neuber seine App im Gespräch mit Lehrer-News. Ihm sei es von Anfang an besonders wichtig gewesen, das Potenzial neuester Technologien für das mathematische Training nutzbar zu machen, erklärt der Gründer. Im Falle von MatheX ist dies die Sprachinteraktion: „Die App liest die Aufgabe vor und der Schüler muss nur das Ergebnis sagen.“ Auf diese Weise wird das Mathelernen nicht nur erheblich intuitiver, sondern auch motivierender – ebenso „als würde ein persönlicher Nachhilfelehrer den Schüler die Aufgabe abfragen.“

(Quelle: technologiepark-weinberg-campus)

Nachwuchsgründer Stefan Neuber hat mit seinen 18 Jahren geschafft, wovon viele träumen: Mit seiner App MatheX hat der Abiturient die SXSW EDU 2023 Student Startup Competition in den USA, auf der talentierte High School Schüler:innen ihre innovativen Geschäftsideen präsentieren und Pitch-Erfahrung sammeln können, gewonnen.

"Anstatt einfach ein großes Feld an Aufgabentypen abzudecken, fokussiert sich die App auf die entscheidendsten"

Das Training mit der App basiert auf Spracheingabe und Sprachsynthese. Auch die Auswertung erfolgt ausschließlich sprachbasiert. Gerade für kleinere Kinder – die im Umgang mit Smartphones vielleicht noch unerfahren sind – ist diese einfache Bedienung von Vorteil. MatheX berechnet anhand der Ergebnisse vergangener Trainingseinheiten den Leistungsstand der Schüler:innen sowie deren individuellen Stärken und Schwächen und adaptiert das Training entsprechend. Durch das direkte Feedback haben die Nutzer:innen dann die Möglichkeit, ihre Antworten anzupassen und so ihren Lernerfolg stetig zu steigern. Zusätzlich können in der App Übungsschwerpunkte festgelegt und so ein personalisiertes Training kreiert werden. Auf diese Weise möchte Neuber vor allem der mangelnden Individualisierung des aktuellen Bildungssystems Rechnung tragen.

Die App richtet sich jedoch nicht ausschließlich an Kinder, sondern auch Erwachsene, die ihre mathematischen Grundfertigkeiten trainieren wollen, gehören zur Zielgruppe. Dennoch plant der Gründer nicht, die Aufgaben auf komplexere Mathethemen auszuweiten: „Qualität ist der Kern von MatheX. Anstatt einfach ein großes Feld an Aufgabentypen abzudecken, fokussiert sich die App auf die entscheidendsten und ermöglicht hier das effektivst mögliche Training. Natürlich soll die App in Zukunft noch ausgebaut werden - aber erst, sobald das Nutzererlebnis auf höchster Qualität auch bei neuen Aufgabentypen angeboten werden kann.“

Darüber hinaus gibt es eine Lehrer-Version der App. Hier können Lehrkräfte den individuellen Lernfortschritt ihrer Schüler:innen überwachen und somit gezielt die Stärken und Schwächen der Klasse evaluieren und die Unterrichtsschwerpunkte entsprechend anpassen. Ein weiteres Feature der App ist die Möglichkeit, digitale Hausaufgaben aufzugeben. Die Überprüfung übernimmt dann ebenfalls MatheX und übermittelt die Ergebnisse umfangreich und detailliert an die Lehrkraft.

MatheX ist vielfach preisgekrönt von einer Reihe renommierter nationaler und internationaler Wettbewerbe. So war die App Bundesfinalist bei Jugend forscht und Bundessieger bei JUGEND GRÜNDET 2021. Als erstes deutsches Projekt erhielt sie zudem den ersten Platz der internationalen SXSW EDU Student Startup Competition und gewann die App Challenge des Kongresses der Vereinigten Staaten und wurde daraufhin 2023 am Capitol Hill in Washington, D.C. unter anderem vor Abgeordneten des US-Kongresses präsentiert. 

„Ich habe großartige Rückmeldungen von Schülern und Lehrern erhalten. Die App wurde bereits in über 50 Ländern auf der ganzen Welt heruntergeladen – und ich hoffe, in Zukunft noch vielen weiteren mit ihr zu helfen,“ berichtet der Nachwuchsgründer uns.

Auf die Frage, ob er bereits weitere Projekte plane, um an den Erfolg von MatheX anzuknüpfen, antwortet Neuber, dass er ständig auf der Suche nach neuen Technologien und Funktionen sei, um das Training noch effizienter oder motivierender zu gestalten. Gerade arbeite er an einigen wirklich spannenden Ideen. Wir dürfen also auf weitere innovative Ideen gespannt sein – sowohl für den Privatanwender als auch für Bildungseinrichtungen. 

Was sagt ihr zu dem Konzept der App? Kennt ihr MatheX unter Umständen schon und könnt eure Erfahrungen mit uns teilen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen! 

Kamera-Kaufberatung 2023: Die besten Kameras für die Schule

Bitte Lächeln! Besondere Momente erlebt man in der Schule reichlich, diese gebührend festzuhalten, darin besteht die Kunst. Mit den Top-Kameras 2023 unserer Kaufberatung gelingt euch das bestimmt, versprochen!
Von
Carolin Kremer
|
24
.
July 2023
24.7.2023
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Canon, Fuji, Nikon, Sony – das Rennen um den Titel “beste Kamera 2023“ ist offiziell eröffnet. Je nach Expertise und Gebrauch gehen die Meinungen dabei stark auseinander. Gar nicht so leicht, hier einen Überblick zu bewahren. Aber keine Sorge, wir haben uns durch den Kamera-Dschungel gekämpft und eine Liste der aktuellen Top-Modelle zusammengestellt – dabei natürlich vor allem auf die Schultauglichkeit geachtet: Ob für die nächste Klassenfahrt, das Schulfest oder die Fotografie-AG, in unserer Zusammenstellung werdet ihr garantiert das passende Gerät finden.

Das kleine Kamera 1x1 

Um die Eigenschaften, aber auch die Grenzen verschiedener Kameras beurteilen zu können, benötigt man ein gewisses begriffliches und technisches Grundverständnis. Hier das kleine 1x1 der Kameratechnik mit den wichtigsten Begriffen und Fakten. 

Die vier grundlegenden Kameratypen:

Spiegelreflexkameras 

Zwischen Objektiv und Bildebene befindet sich der namensgebende Spiegel. Das Bild wird vor der Aufnahme auf einer Mattscheibe seitenverkehrt abgebildet. Die Spiegelreflexkameras sind allerdings vergleichsweise schwer und unhandlich und im Jahr 2023 eher ein Auslaufprodukt.

Spiegellose Kameras (auch Systemkameras genannt)

In Sachen Bildqualität steht die Systemkamera der Spiegelreflexkamera in nichts nach. Durch den Wegfall des Spiegels sind diese Kameras jedoch deutlich kompakter, handlicher und auch leiser.

Kompaktkameras

Sie sind durch ihre kompakte Bauweise gekennzeichnet und in der Regel einfach im Handling. Die Bildqualität ist aufgrund des kleineren Sensors zwar schlechter als die einer Systemkamera, jedoch deutlich besser als die eines Smartphones.

Bridge Kameras 

Dieser Kameratyp zählt eigentlich zur Kameraklasse der Kompaktkameras, deren Objektive fest verbaut sind. Sie verfügen über einen großen Zoombereich. 

Die wichtigsten drei Sensorgrößen (für Anfänger) 

  • Vollformat-Sensor
  • APS-C Sensor 
  • MFT Sensor 

Bei der Sensorgröße gilt: Je größer ein Sensor, desto besser die Auflösung – aber desto teurer auch die Kamera. Ein MFT Sensor ist der kleinste Sensor, gefolgt vom APS-C Sensor. Gerade für den Anfang sind diese Sensorgrößen völlig ausreichend und gehen nicht so sehr ins Geld wie ein Vollformat-Sensor.

(Quelle: journal.markusthoma)

Apropos Geld… 

Häufig stellt sich Einsteigern die Frage, welches Budget sie sich für ihre Neuanschaffung überhaupt setzen sollten? Je teurer, desto besser? Oder doch lieber möglichst kostengünstig?

Im Schnitt kostet eine Kamera mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis zwischen 600 und 1000 Euro. Es muss natürlich nicht immer das neuste Modell sein, dennoch solltet ihr nicht auf komplett veraltete Technik setzen, da diese schnell an ihre Grenzen stößt. Um langfristig Freude an eurem Gerät zu haben, solltet ihr also schon ein paar Euros in die Hand nehmen. Bedenkt zusätzlich, dass auch die beste Kamera nur mit einem geeigneten Objektiv funktioniert. Achtet also beim Kauf immer darauf, was genau im Kamerapaket eurer Wahl inklusive ist. Gute Objektive gibt es bereits ab 250 Euro. Hier gelangt ihr zu einer Liste für gute Anfänger-Objektive verschiedener Hersteller.

Zuletzt: Die Sache mit den Megapixeln… 

Ein weit verbreiteter Mythos und häufiger Marketing-Trick vieler Smartphone-Hersteller ist, dass die Qualität einer Kamera sich hauptsächlich über ihre Megapixel definiert. Gerade für Einsteiger ist die Anzahl der Megapixel jedoch zu vernachlässigen, außer natürlich ihr wollt, dass euer nächstes Klassenfoto gestochen scharf die Fassade eines gigantischen Hochhauses ziert.

Canon EOS R50: Der Allrounder für alle Kamera-Neulinge

Canon ist eine der beliebtesten Marken bei Kameras unter Anfängern. Die Canon-Geräte sind besonders handlich und punkten mit einer unkomplizierten Menüführung. Darüber hinaus verhelfen zahlreiche Einsteiger-Motivprogramme zu den ersten Schnappschüssen.

(Quelle: Canon)

Als absoluter Allrounder gilt die Canon EOS R50 Systemkamera. Sie ist das perfekte Gerät für alle Kamera-Neulinge, die gleichermaßen Wert auf Qualität und Leistung legen. 

Pluspunkte sammelt die Kamera vor allem mit ihrer Bauweise und der Bildqualität: Die Systemkamera ist dank APS-C Sensor recht kompakt und leicht transportabel. Somit eignet sie sich sehr perfekt für Ausflüge und Klassenfahrten. Die geringe Größe tut der Bildqualität jedoch keinen Abbruch. Mit 24,2 Megapixeln, einem zuverlässigen Autofokus und einer hohen Serienbildgeschwindigkeit lassen sich tolle Foto- und Videoaufnahmen machen. Ein Nachteil ist, dass es für diese Kamera aktuell wenig APS-C Objektive gibt. Jedoch kann man eine Vielzahl anderer Objektive mittels Adapter nutzen.

Ein weiteres schlagendes Argument ist der wirklich gute Preis: Die Kamera gibt es ohne Objektiv neu ab etwa 750 Euro im Handel. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Gebraucht-Angebote.

Sony Alpha 6000: Der Preis-Leistungs-Sieger

Technik von 2014 ist total veraltet? Unsinn! Das beweist die Sony Alpha 6000. Vor allem für Einsteiger eignet sich der Dauerbrenner unter den Kameras aufgrund des Preis-Leistungs-Verhältnisses. Die Systemkamera verfügt über 24 Megapixel und einen Sucher und liefert damit gestochen scharfe Fotoaufnahmen und das zu einem unschlagbaren Preis. Neu bekommt ihr die Kamera für etwa 500 Euro, gebraucht sogar für die Hälfte. Für Anfänger, die nicht viel Geld ausgeben wollen und auf Funktionen, wie 4K-Video, Bildstabilisator oder ein um 360-Grad schwenkbares Touch-Display verzichten können, ist die Sony Alpha 6000 die optimale Wahl. Für Schnappschüsse und kürzere Full-HD-Videos ist diese Kamera deshalb auch heute noch völlig ausreichend.

(Quelle: Sony)

Sony ist auch bei Profifotografen sehr beliebt. In einschlägigen Foren wird die Sony A7 IV als das Top-Modell der Jahre 2022 und 2023 geahndet. Doch was kann die spiegellose Vollformatkamera? 

Sony A7 IV: Der Kamera-Liebling

Die Sony A7 IV ist mit 33 MP und einem Vollformat-Sensor ausgestattet. Mit etwa 660 Gramm betriebsbereitem Gewicht ist sie eine mittelschwere Kamera, die dennoch gut in der Hand liegt. Auszeichnend sind vor allem die Bildqualität und der hervorragende Autofokus. Auch die Videoqualität kann vollends überzeugen. Wenn ihr also plant, einen Aftermovie eurer nächsten Klassenfahrt, des Schulfestes oder einen Imagefilm für die Schule zu filmen, eignet sich diese Kamera hervorragend. Auch für eine Fotografie-AG ist dieses Modell geeignet, denn dank zahlreicher Objektive lassen sich die verschiedensten Aufnahmen machen – am Tage und in der Nacht. Darüber hinaus punktet die Kamera mit einem leistungsstarken Akku: Eine Akku-Ladung reicht für knapp 900 Bilder im Live-View Modus. Das größte Manko dieser Kamera ist somit ihr Preis: Neu kostet die Kamera ab 2.600 Euro. Die Objektive müssen hier noch dazu gekauft werden und beginnen preislich bei 600 Euro. Es lohnt sich also, hier nach Gebraucht-Angeboten Ausschau zu halten.

(Quelle: Sony)

Panasonic Lumix DC-FZ1000 II: Viel Bildqualität, viel Zoom und eine herausragende Ausstattung

Die Bridge-Kamera von Panasonic gehört im Jahr 2023 zu den Top-Modellen unter den Kompaktkameras. Die Kombination aus einem vergleichsweise großen Bildsensor und einem vielseitigen optischen Zoom eignen sich für nahezu jedes Motiv. Ultra-HD-Video mit 30 Bildern pro Sekunde und maximal 30 Minuten Cliplänge sind für den Bedarf von Hobbyfilmern zudem mehr als ausreichend. Außerdem verfügt die Kamera über WLAN und Bluetooth zur drahtlosen Kommunikation mit dem Smartphone: Vor allem dann hilfreich, wenn ihr ein Gruppenfoto schießen und aus der Ferne auslösen wollt. Der riesige Zoom bringt allerdings auch einen Nachteil mit sich. Für eine Kompaktkamera ist die Lumix DC-FZ1000 II mit knapp 810 Gramm relativ schwer. Preislich bewegt sich diese Kamera im Mittelfeld und ist ab 700 Euro zu erwerben.

(Quelle: digitalkamera.de)

Kodak Pixpro Friendly Zoom FZ55 Kompaktkamera: Klein aber Oho 

Ein absolutes Fliegengewicht ist die Kodak Pixpro Friendly Zoom FZ55 Kompaktkamera, eine kompakte Digitalkamera, die gerade einmal 106 Gramm wiegt. Und auch preislich fällt diese Kamera kaum ins Gewicht. Bei einigen Händlern ist sie neu bereits für 129 Euro zu erwerben. Trotzdem muss diese Kamera sich keinesfalls verstecken, denn Dank 16 MP und eines fünffachen optischen und sechsfachen digitalen Zooms macht auch sie solide Fotoaufnahmen. Darüber hinaus verfügt die Kamera über zahlreiche Motivmodi, wie beispielsweise einen Panorama-Modus. Auch für Portraits eignet sich diese Kamera aufgrund einer Gesichts-, Blinzel- und Lächelerkennung sowie einer Rote-Augen-Entfernung optimal. Eventuell spart ihr euch so sogar den Besuch vom Schulfotografen. Preis-Leistungstechnisch seid ihr mit dieser Kamera also bestens aufgestellt.

(Quelle: Testsieger.de)

Weniger für die Foto-AG, aber durchaus für eine Klassenfahrt können entsprechende Objektive für das Handy eine Alternative darstellen. Klar, die Ergebnisse sind nicht so qualitativ wie die der vorgestellten Kameras, dennoch holt derartiges Zubehör das Beste aus euren Smartphones raus. Vor allem könnt ihr so richtig sparen, denn je nach Anbieter gibt es die Objektive bereits ab 10 Euro. In diesem Video hat eine Berufsfotografin einige Handy-Objektive getestet und das mit überraschendem Ergebnis. 

Tipp: Leih- und Mietangebote nutzen und Geld sparen 

Eine weitere tolle Alternative sind Kamera- und Objektiv-Leih- bzw. Mietangebote. Vor allem, wenn die Kamera nur für einen bestimmten Zeitraum oder ein bestimmtes Event benötigt wird, ist diese Option durchaus sinnvoll, denn sie spart bares Geld und liefert trotzdem erstklassige Foto- und Videoaufnahmen. So bekommt ihr die Sony A7 IV bei diesem Anbieter bereits für rund 15 Euro pro Tag. Wählt ihr eine komplette Ausstattung mit mehreren Objektiven und weiterem Zubehör, liegt der Kostenpunkt bei ungefähr 250 Euro für eine Woche. Habt ihr eine spektakuläre Klassenfahrt vor euch? Dann ist vielleicht eine Action-Cam auf Mietbasis der richtige Begleiter, um eure waghalsigen Unternehmungen gebührend festzuhalten. Natürlich könnt ihr im Rahmen einer AG auch selbst in ein teures Modell investieren und dann die entsprechenden Objektive zeitweise leihen. Das Technik- und Verbraucherportal Chip hat die führenden drei Anbieter in diesem Bereich verglichen. 

Wie gefällt euch unsere Auswahl? Habt ihr mit einem der Modelle eventuell selbst Erfahrung oder kennt einen Geheimtipp, der in dieser Liste fehlt? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

Vielfalt entdecken, Vorurteile überwinden: Der Christopher Street Day im Unterricht

Seid ihr vertraut mit Begriffen und Themen rund um die LGBTQ+ Community? Hier findet ihr Tipps, Inhalte und Ideen für eine Unterrichtsstunde über den Christopher Street Day, sexuelle Vielfalt und Homophobie.
Von
Leonie Hirt
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23
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July 2023
23.7.2023
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Regenbogenflaggen, laute Musik und fröhliche Menschen. Die Stimmung auf dem Christopher Street Day (CSD) ist auch dieses Jahr wieder ausgelassen und bunt. Seit mehreren Wochen schon findet der CSD jedes Wochenende in verschiedenen deutschen Städten statt und zieht zahlreiche Menschen in die Innenstädte. Trotzdem ist der CSD auch eine politische Veranstaltung und ein wichtiges Statement gegen die nach wie vor vorhandene Homophobie in der Gesellschaft. Auch für Schüler:innen kann eine Sensibilisierung für das Thema relevant sein, besonders wenn sie selbst oder Menschen in ihrem Umfeld Teil der LGBTQ+ Community sind. Doch wie bringt man Schüler:innen Themen rund um den CSD, Homophobie und sexuelle Vielfalt am besten nahe? Praktische Tipps für eine bunte Unterrichtsstunde, inhaltliche Inspiration und interaktive Ideen erwarten euch in diesem Beitrag.

Was genau heißt nochmal LGBTQ+?

Der CSD ist eine wichtige politische Veranstaltung für die LGBTQ+ Community und zieht in allen deutschen Großstädten jeden Sommer zahlreiche Menschen an, die ein Zeichen gegen die Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transpersonen und anderen queeren Menschen setzen wollen. Dieses Jahr haben rund 1,4 Millionen Menschen den CSD in Köln besucht und damit ein starkes Zeichen für sexuelle Vielfalt gesetzt. Doch wer genau ist eigentlich beim CSD vertreten und wofür steht die Abkürzung LGBTQIA+? Insgesamt sind auf dem CSD hauptsächlich Menschen vertreten, die sich als lesbian (L), gay (G), bisexual (B), transgender (T) oder queer (Q) identifizieren und weitere (+).

Für jede dieser sexuellen Orientierungen bzw. Identifikationen gibt es eine eigene „pride flag“, also eine bunte Flagge, mit der sich viele Teilnehmende auf dem CSD schmücken. Ein guter interaktiver Einstieg in das Thema CSD könnte zum Beispiel eine Gruppenarbeit zum Thema pride flags sein. Die Schüler:innen erhalten eine ausgedruckte Auswahl der bekanntesten Pride Flags und können Vermutungen aufstellen, welche queere Gemeinschaft repräsentiert wird. Anschließend können erste Fragen geklärt werden, damit alle Schüler:innen mit demselben Wissensstand in das Thema starten.

Es kann je nach Klassenstufe außerdem interessant sein, sich mit Anfeindungen, Beleidigung und Gewalt im Rahmen des CSDs auseinanderzusetzen. Immer wieder kommt es vor, dass offen queere Personen verbal oder körperlich angegriffen werden und teilweise kommt es auf CSDs zu Konflikten und Gewalt. Beispielhaft kann hier die Situation beschrieben werden, die sich im September letzten Jahres in Münster ereignete. Der 25-jährige Transmann Malte C. wurde auf dem CSD von einem 20-jährigen homophoben Täter angegriffen und erlag wenige Tage später seinen Verletzungen. Situationen wie diese eignen sich für eine Diskussion über die Relevanz von queerem Aktivismus und eine Verbildlichung der Homophobie, die auch in Deutschland aktuell ist.

Woher kommt der „Christopher Street Day“?

Seine Ursprünge findet der CSD in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969. In der Bar „Stonewall Inn“, die in New York als Treffpunkt für homosexuelle Menschen galt, gab es in dieser Nacht eine Polizei-Razzia. Gegen diese diskriminierende Aktion wehrten sich die Besucher:innen der Bar allerdings gewaltsam und weigerten sich, die Schikane und unbegründete Verhaftungen hinzunehmen. Der Widerstand gegen die Polizei war an diesem Abend so überwältigend, dass die Unruhen mehrere Tage andauerten und es zu Demonstrationen gegen die homophoben und gewaltsamen Razzien kam.

Zahlreiche aktivistische Gruppierungen bildeten sich und ein Jahr später demonstrierten rund 4000 queere Menschen, um an das Ereignis im „Stonewall Inn“ zu erinnern. Die Proteste waren namensgebend für den heutigen CSD, denn sie fanden in der New Yorker „Christopher Street“ statt. Noch heute gilt der Juni als „pride month“ und erinnert an die Geschehnisse in der Christopher Street 1969. Ein interessanter Einschub in die Unterrichtsstunde könnten an dieser Stelle wichtige Persönlichkeiten bilden, die sich aktiv für die Rechte von LGBTQ+ Personen einsetzen oder eingesetzt haben.

Die Christopher Street in New York (Quelle: Canva)

Eine der wichtigsten Aktivistinnen ist Marsha P. Johnson, die auch an den Auseinandersetzungen mit der Polizei im Stonewall Inn 1969 beteiligt war. Marsha P. Johnson bezeichnete sich selbst als schwule Person, Transvestit und Drag Queen und hat vor allem nicht-weißen Transpersonen aus der Unterschicht eine Stimme gegeben. Sie setzte sich außerdem gegen die Diskriminierung von HIV-positiven Menschen ein und gilt bis heute als Schlüsselfigur für den Aktivismus gegen Queerfeindlichkeit. Die Netflix-Dokumentation "The Death and Life of Marsha P. Johnson" bietet Einblicke in den mysteriösen Tod der Aktivistin. Andere interessante Persönlichkeiten, die behandelt werden können, sind beispielsweise Malerin Frida Kahlo, Schauspieler und Drag Queen RuPaul oder Schauspielerin Laverne Cox.

Rechte für die LGBTQ+ Community in Deutschland und der Welt

Auch nicht fehlen dürfen in eurem Unterricht die rechtlichen Grundlagen und Gesetzesänderungen der letzten Jahrzehnte, die LGBTQ+ Personen betreffen. Der Fokus kann hier zum Beispiel auf der „Ehe für Alle“, dem Selbstbestimmungsgesetz oder der Stiefkindadoption liegen. Diese drei rechtlichen Themen eignen sich gut als Beispiele, weil die „Ehe für Alle“ im Juni 2017 bereits beschlossen wurde, das Selbstbestimmungsgesetz Teil einer aktuellen Debatte ist und die Stiefkindadoption für lesbische Paare bisher nur unzureichend in der Politik thematisiert wird. Dadurch lässt sich der Prozess, den Gesetzesänderungen in der deutschen Politik durchlaufen, anschaulich erklären und zeigt gleichzeitig die Relevanz von politischem Aktivismus auf.

Die Rechte von LGBTQ+ Personen in anderen Ländern können einen spannenden Diskurs bieten und eignen sich außerdem gut als Diskussionsthema in der Klasse. Zwar ist aktuell in über 30 Ländern weltweit die gleichgeschlechtliche Ehe erlaubt, in einem Drittel aller UN-Staaten werden gleichgeschlechtliche Handlungen allerdings immer noch strafrechtlich verfolgt. In sieben Ländern stehen gleichgeschlechtliche Handlungen bzw. Homosexualität unter der Todesstrafe. In Iran oder Uganda beispielsweise müssen sich Personen der LGBTQ+ Community häufig selbst verleugnen und einen Teil ihrer Identität verstecken, aus Angst verhaftet oder hingerichtet zu werden. Diese Menschenrechtsverletzungen und Einschnitte in die Rechte von LGBTQ+ Personen bieten euren Schüler:innen eine Grundlage für Gedanken- und Rollenspiele und eignen sich als vertiefende Diskussion über die rechtliche Lage von queeren Menschen. 

Der CSD und die damit assoziierten Aspekte sexuelle Orientierung, sexuelle Identität, politischer Aktivismus und Diskriminierung sind ein sehr umfangreiches Thema und bieten wahrscheinlich Inhalte für mehr als eine Unterrichtsstunde. Um Schüler:innen die Relevanz von queerem Aktivismus aufzuzeigen, sollten auf jeden Fall Grundbegriffe rund um LGBTQ+, geschichtliche Hintergründe sowie die rechtliche Situation von queeren Menschen behandelt werden. Anschaulicher wird der Unterricht durch Einbeziehung bekannter queerer Persönlichkeiten, Gruppenarbeiten oder Diskussionen mit verteilten Rollen.

Habt ihr schon einmal den CSD im Unterricht thematisiert oder sogar eine ganze Stunde dem Thema gewidmet? Schreibt gerne eure Erfahrungen und Tipps in die Kommentare!

Gewalt in der Schule: Gestern wie heute eine bittere Realität

Leider war und ist Schule nie ein gewaltfreier Raum. Im Wandel der Zeit hat sich jedoch viel verändert, in unserem letzten Artikel der Themenwoche geben wir einen Einblick in die Vergangenheit und gehen nochmal auf aktuelle Geschehnisse ein.
Von
Leonhard Wallkötter
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July 2023
22.7.2023
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Geschichte der Bildung
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Ein Drittel aller Schüler:innen in Deutschland hat Schulversagensangst. Jeder Zwanzigste hat allgemein Schulangst. Das kann verschiedene Gründe haben. Etwa die Angst vor schlechten Noten, im Unterricht blamiert zu werden oder Angst vor Mobbing. Dabei spielt auch die Angst vor Gewalt eine große Rolle. In Hinblick auf unsere Themenwoche gibt es hier einen Überblick über die Gewalt an Schulen, damals und heute. 

Prügelstrafen in der Nachkriegszeit 

Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs musste auch die Schule in Deutschland  wieder normal weitergehen. 1946 wurde die Prügelstrafe unter Wilhelm Hoegner in Bayern abgeschafft. Aufgrund mehrerer tausend Briefe wütender Eltern wurde diese jedoch nur ein Jahr später wieder eingeführt. Gängig waren Schläge mit dem Rohrstock, dem Lineal oder der Hand auf Finger oder Hintern, alles vor der Klasse. Wenn es zur Züchtigung kommen sollte, sich aber keiner meldete, wurde oft die ganze Klasse bestraft. Hierbei mussten sich alle hinknien, um dann Schläge zu empfangen. Mildere Strafen waren das heute bekannte Nachsitzen, der Arrest oder in der Ecke zu stehen. 1949 wurden Prügelstrafen in der DDR abgeschafft, während die BRD 1957 den Lehrern noch ein generelles Gewohnheitsrecht zusprach. Endgültig abgeschafft wurde die Prügelstrafe erst 1973 bzw. 1983 in Bayern in der BRD. Dies resultierte aus der 68er Bewegung und aus Schülerprotesten. 

Gewalt war auch damals schon das letzte Mittel der Bestrafung. Lehrkräfte kommen meist durch Überforderung darauf zurück, wenn etwa die Zeit knapp ist, sie sich persönlich getriggert fühlen oder es auf Erfahrungen basiert. Mit dem Ende er Prügelstrafe verschwand Gewalt leider nicht aus der Schule, sie intensivierte sich unter den Schüler:innen.

Gewalt unter Schüler:innen

Gefühlt kommt es immer öfter auch zu Gewalt unter Schüler:innen. Laut Josef Kraus, dem ehemaligen Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, hat die Gewaltbereitschaft unter Schüler:innen enorm zugenommen. “Es werde schneller und härter gedroht und zugeschlagen. Die meisten Lehrer:innen und Schüler:innen fühlen, dass Gewalt an Schulen allgemein zunimmt, jedoch gibt es hier keine Langzeitstudien.” Wirklich beweisen lässt sich das jedoch nicht, da es zu diesem Thema keine Langzeitstudien gibt. Jedoch hat der Kriminologe Hans- Dieter Schwind nach Durchsicht zahlreicher Untersuchungen über Gewalt an deutschen Schulen einige Trends erarbeitet:

Die Anzahl von Schülern mit Schwierigkeiten in der Schule nimmt zu und ihr aggressives Verhalten führt oft zu Gewalttätigkeiten. Insbesondere Haupt- und Sonderschüler sind häufiger Täter als Schüler anderer Schulformen. Gewalttätige Handlungen gehen meist von einem kleinen Kreis aus, der zum Teil von Cliquen außerhalb der Schule beeinflusst wird. Es ist besorgniserregend, dass es heutzutage bereits bei nichtigen Anlässen zu körperlichen Misshandlungen kommen kann, und manchmal finden Angriffe völlig grundlos statt. Der durchschnittliche gewalttätige Schüler zeigt ein erhöhtes Konsumverhalten von Alkohol, besucht häufiger Diskotheken und schaut mehr gewalttätige Videos als seine/ihre Mitschüler:in. Insgesamt stellt die verbale Gewalt die häufigste Form von Gewalt an Schulen dar, wobei auch leichte physische und verbale Aggressionen vorherrschen. Gewalt von Schülern ist überwiegend ein Phänomen männlicher Schüler, während Mädchen seltener Opfer werden und weniger aggressives Verhalten zeigen. Aggressive Auseinandersetzungen treten vor allem in der Altersgruppe der 13- bis 16-Jährigen auf, was auf eine verstärkte Gewaltbereitschaft im Zusammenhang mit der Pubertät hinweist.

Es besteht tendenziell ein  Rückgang von Gewalt an Schulen mit steigendem Bildungsniveau, wobei Hauptschulen deutlich höhere Werte bei physischer Gewalt aufweisen als Gymnasien. Häufig geht Gewalt von einem kleinen gewalttätigen Kern aus, und je schwerwiegender die Gewaltakte werden, desto größer wird der Anteil zunächst gewaltpassiver Schüler, die sich ebenfalls daran beteiligen.

Es gibt keinen Beleg für das Stereotyp, dass ausländische Jugendliche generell aggressiver sind. Mehr als die Hälfte der Verletzungen treten während der Pausen auf. Das Phänomen des "Bullying" oder Mobbing gewinnt zunehmend an Bedeutung bei der Bewertung der Gewaltsituation in Schulen. Etwa 5 Prozent der Jugendlichen können als Bullies identifiziert werden, die Mitschüler in verschiedenen Formen angreifen und quälen, ohne selbst in besonderem Maße Opfer zu sein. Es ist wichtig, das Problem der Gewalt von Schüler:innen an Schulen nicht isoliert zu betrachten. Es gibt eine hohe Korrelation zwischen dem Schul-Bullying und allgemeinem delinquentem und dissozialem Verhalten.

Dass Gewalt jedoch auch heute noch Gewalt von Lehrer:innen auf Schüler:innen auch stattfindet, zeigt ein Fall aus Gießen. Dort attackiert ein Lehrer einen Elfjährigen und nimmt ihn dabei von hinten in den Würgegriff. Dabei droht er dem Schüler: “Ich kann aggressiv werden." Zuhause wird seine Mutter aufmerksam auf das Hämatom am Nacken. Geschockt von der Erzählung schreibt sie die Schulleitung und die Klassenlehrerin an, bekommt jedoch keine Antwort. Nur der beschuldigte Lehrer meldet sich und bietet ein acht Augengespräch an. Bei diesem Gespräch duzen sich die drei Kollegen, was bei der Mutter den Eindruck erweckt, dass eine gewisse Distanz zum Beschuldigten und Professionalität fehle. Der Lehrer war schon vorher durch das Werfen von Stiften auf Schüler:innen aufgefallen. Zwar zeigte er Reue, eine wirkliche Strafe blieb jedoch unklar und er durfte weiter unterrichten. Richtige Konsequenzen bei Gewalt von Lehrer:innen gegen Schüler:innen gibt es nicht, diese spielen sich im Ermessensspielraum der Schulleitung ab. Schulleitungen sind zwar verpflichtet, solche Gewalttaten der Schulaufsicht zu melden und ihnen nachzugehen, jedoch spielt das auch wieder in den Interpretationsspielraum rein, wann es sich um diese Art handelt. Das amtliche Schulamt gibt an, dass die notwendigen Maßnahmen getroffen worden sind. 

Bleiben Lehrer unverschont? 

Erschreckenderweise berichten zwei Drittel der Schulleiter:innen von direkter psychischer Gewalt wie Beleidigungen, Bedrohungen oder Belästigung gegen Lehrer:innen in den vergangenen fünf Jahren. Ein Anstieg um knapp 18 Prozent im Vergleich zu 2018, zunehmend ist vor allem Cybermobbing, knapp ein Drittel der Schulen sind davon betroffen, ein weiteres Drittel von gewalttätigen körperlichen Angriffen auf Lehrer:innen oder Schulleiter:innen. Besonders NRW sticht hier heraus, denn knapp die Hälfte der Schulen ist betroffen von körperlichen Angriffen. Oft wird dieses Thema jedoch verschwiegen und nur engen Kollegen werden die Geschehnisse anvertraut. Auch für die Schulleitungen ist es ein schwieriges Thema, da diese Angst vor einem drohenden Reputationsverlust haben, weil der Eindruck entstehen könnte, dass es nur in den Schulen zu Gewalt kommt. Der Grund seien die Gewalttendenzen aus dem sozialen Umfeld, diese führen dazu, dass die Schüler:innen aggressiv zur Schule gingen, so Zick (Gewaltforscher Universität Bielefeld). Auch für die Kultusministerkonferenz ist es ein größeres und gesamtgesellschaftliches Problem, welches angegangen werden muss. 

Wie können Gewaltausbrüche in Schulen minimiert werden?

“Eine Lösung könnten mehr Schulpsychologen oder Sozialpädagogen an Schulen sein, denn Lehrer seien zwar da, um Wissen zu vermitteln und die Schüler auf die Zukunft vorzubereiten, jedoch nicht, um sich zusätzlich noch um alle Sorgen zu kümmern", so Gerhard Brandt, Vorsitzender Verband Bildung und Erziehung. Andreas Zwick gibt weitere mögliche Ansätze in der Form von mehr Beratungsstellen für Lehrer:innen und Schüler:innen. Es brauche auch eine “umfassende Studie und Bestandsaufnahme aller Formen der Gewalt” sowie mehr Fortbildungen im Bereich Anti-Aggressionstraining, sodass diese auch in Ausnahmesituationen besser handeln können. 

Letztendlich lässt sich sagen, dass die Schule nie ein Ort war, an dem alles perfekt lief. Psychischer und physischer Stress sind fast schon normal geworden. So wirklich schuld sind nicht wie vor 70 Jahren nur die Lehrer:innen, denn mit dem Wandel der Zeit haben sich auch die Probleme der Gesellschaft auf das Zusammenleben in der Schule projiziert. Dabei hat Gewalt als disziplinarische Maßnahme von Lehrern angefangen und hat sich zum No-Go entwickelt. Leider passiert es immer noch, dass Lehrer:innen oder Schüler:innen gewalttätig werden. Dabei ist dann Nachforschung zu betreiben, wie es überhaupt dazu kommen konnte und wie man es in Zukunft verhindern kann. Letztlich kann man nur hoffen das mit der Zeit Gewalt an Schulen abnimmt, da es sich nur um Nachfolgen der Corona- Pandemie handelt.

Dieser Artikel war des letzte unserer Themenwoche zur Geschichte der Bildung, in dieser haben wir euch die Anfänge der Bildung gezeigt, euch verschiedene Bildungsideale vorgestellt, die Geschlechterrollen im Bildungswandel,  sowie das Bildungsbürgertum und ihre Ideale. Hat euch diese Themenwoche gefallen und seid ihr selber mal Gewalt in der Schule begegnet, schreibt es uns in die Kommentare.


Abwärtstrend bei ChatGPT: Datenschutzprobleme und sinkende Nutzerzahl

Nach neuesten Angaben hat ChatGPT einen ersten Tiefpunkt erreicht und verzeichnet deutlich sinkende Nutzerzahlen. Zudem sind Probleme mit dem Datenschutz aufgetreten, die bisher ungeklärt sind – steht ChatGPT vor einem Abwärtstrend?
Von
Katalin Gébl
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July 2023
22.7.2023
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San Francisco. Die Nutzerzahl des OpenAI Chatbots ChatGPT hat zwischen Mai und Juni 2023 deutlich abgenommen – die Zugriffe auf die Website sind um rund zehn Prozent gesunken, was es bisher noch nie gab. Gleichzeitig wird ChatGPT in Deutschland und in anderen Ländern mit Datenschutzproblemen und weiterer Kritik konfrontiert. Nach Einschätzungen von Analysten ist der große Hype um den neuartigen Chatbot vorbei.

ChatGPT kam im November 2022 auf den Markt und zog unmittelbar viel Aufmerksamkeit auf sich – schon im Januar verzeichnete die Website rund 100 Millionen aktive Nutzer:innen im Monat. Damit entwickelte sich die Software zu einer der am schnellsten wachsenden Apps aller Zeiten. Nun erlebt ChatGPT allerdings einen ersten Tiefpunkt. Zu diesem Ergebnis kommt das Analyseunternehmen Similarweb, nach dessen Angaben der weltweite Zugriff auf die Website im Vergleich zum vorherigen Monat Mai 2023 um 9,7 Prozent gesunken sei. Zugleich sind aber nicht nur die Besuche auf der Website zurückgegangen, auch die Downloadzahlen von ChatGPT sind im gleichen Zeitraum um 38 Prozent gesunken, wie CNBC berichtet. Dieser Einschnitt könnte ein Zeichen dafür sein, dass die weitverbreitete Faszination für den Chatbot vorüber ist. 

Die Faszination für ChatGPT schwindet – die Kritik wird größer

Über die Gründe für diesen Einschnitt lassen sich bisher nur Vermutungen anstellen. Ein möglicher Faktor liegt bei den Nutzer:innen selbst: Möglich ist, dass viele von ihnen das umfangreiche Angebot von ChatGPT nur im Probemonat nutzen und nicht verlängern, während zusätzlich nicht ausreichend neue Benutzer:innen gewonnen werden können, die für ein stetiges Wachstum der Software sorgen. Das könnte daran liegen, dass das anfänglich große Interesse an dem Chatbot mit der Zeit immer weiter schwindet. Erschwerend hinzu kommt, dass die Konkurrenz auf dem Gebiet der OpenAI-Modelle in der Zwischenzeit aufgeholt hat, wie zum Beispiel die Microsoft-Bing-App. 

Mittlerweile wird auch die Kritik an ChatGPT immer lauter. Während Regulierungen für den Umgang an Schulen sowie Universitäten gefordert werden und der UN-Generalsekretär vor den Gefahren der KI warnt, wird mittlerweile auch an der Seriosität des Chatbots gezweifelt. Beispielsweise hat eine Wissenschaftlerin aus Zürich, Teresa Kubacka, ChatGPT anhand ihres PhD-Themas getestet. Auf Twitter hält sie ihre Ergebnisse fest und berichtet, wie ChatGPT falsche oder nicht existierende Quellenangaben genannt und sogar physikalische Phänomene frei erfunden hat – so gut formuliert, dass selbst Expert:innen Probleme hätten, dies zu erkennen: “Bitten Sie ChatGPT nicht, Ihnen sachliche, wissenschaftliche Informationen bereitzustellen. Es wird eine unglaublich plausibel klingende Halluzination erzeugen. Und selbst ein qualifizierter Experte wird Schwierigkeiten haben, herauszufinden, was falsch ist”, warnt Kubacka in ihrem Tweet.

Auch im Bereich des Datenschutzes wird ChatGPT kritisch begutachtet. In Italien ist die Software nach aktuellem Stand aus datenschutzrechtlichen Gründen verboten, da sie nach Ansicht der Datenschutzbehörde personenbezogene Daten unrechtmäßig verarbeitet und über kein Altersverifikationssystem für Kinder verfügt. In Deutschland dagegen ist die Nutzung von ChatGPT weiterhin möglich, jedoch wird die Software genau beobachtet und als problematisch eingestuft. Besonders ausschlaggebend sind hier das aktuell geltende Datenschutzrecht und die Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), vor deren Hintergrund die Verwendung von personenbezogenen Daten bei ChatGPT für den Lernprozess, bei den Eingaben von Nutzer:innen und der Transparenz der Verarbeitung problematisch sind. Weitere Entwicklungen sind hier noch unklar, allerdings sollten Nutzer:innen des Chatbots diese Lücken innerhalb der Datenverarbeitung ernst nehmen.

Ein weiterer Kritikpunkt, der viele Nutzer:innen nachdenklich stimmen könnte, sind die Ergebnisse einer Studie von Forschenden der University of California Irvine und der University of Texas Arlington: Sie zeigen, wie “durstig” ChatGPT ist, da die entsprechenden Rechenzentren, die für das Training und den Betrieb der KI gebraucht werden, einen hohen Energiebedarf haben und entsprechend gekühlt werden müssen. Im Falle von ChatGPT wird der Wasserverbrauch im Training auf 700.000 Liter geschätzt – eine durchschnittliche Unterhaltung (25 bis 50 Fragen) mit der Software entspricht laut Forschenden einem halben Liter Trinkwasser, der weggeschüttet wird.

Wie sich die Lage rund um ChatGPT weiterentwickelt, ob die Nutzerzahlen auch in diesem Monat auf einem Tiefstand bleiben und wie es um ein datenschutzrechtliches Verbot des Chatbots steht, wird sich in Zukunft zeigen.

Einmal Journalist sein – so begleitet ihr den Start einer Schülerzeitung

Schulen sind ein prägender Ort, in dem Schüler:innen sich selbst ausprobieren können. In diesem Artikel stellen wir euch vor, wie die eigene Schülerzeitung ins Leben gerufen werden kann, damit eure Schüler:innen sich im Journalismus üben können.
Von
Leon Noel Gärtner
|
22
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July 2023
22.7.2023
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In der modernen Welt wird der Umgang mit Medien an Relevanz nur noch weiter zunehmen. Brisante Themen wie Fake-News und Deepfakes, aber auch Künstliche Intelligenz und ein sicherer Umgang mit dem Internet, stellen die Lehrer:innen von heute vor immer neue Herausforderungen. Doch Medienkompetenzen müssen nicht nur zum Teil des Stundenplans werden, sondern könnten auch Schüler:innen in ihrer Freizeit begeistern. Im Rahmen einer Schülerzeitung, können literatur- und medienbegeisterte Schüler:innen eine Mediensäule im Ökosystem Schule schaffen, sowie ein Gefühl für die Berufsrichtung selbst entwickeln. 

In diesem Artikel stellen wir vor, welchen Nutzen eine lokale Schülerzeitung mit sich bringt und was es bei der Gestaltung und Begleitung zu beachten gilt. 

Der erste Schritt ist am schwersten

Um aus der Planungsphase herauszukommen, bedarf es zuallererst Schüler:innen, die am Schreiben in einem Redaktionsformat interessiert sind und Freude haben. Ohne Redakteur:innen, keine Redaktion. Evaluiert in der Schülergemeinschaft das Interesse eurer Schüler:innen an einem solchen Projekt und auch in der Abstimmung mit den Kolleg:innen und der Schulleitung. Mindestens eine Lehrkraft sollte engagiert dafür sein, sich am Projekt zu beteiligen und es zu betreuen. 

Sobald das Team steht, geht es in die Gründungsphase. Lasst die Schüler:innen einen Namen für ihre Redaktion überlegen. SchoolNews+? Papierflitzer? NewsNasen? Tinte & Tratsch? SchülerSchnack? Scheut nicht davor, kreativ zu sein. Außerdem sollte Einigkeit zum Format selbst bestehen: In einem Online-Portal oder analog in Papierform auf dem Pausenhof verteilt? Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Printmedien bieten eine gute Orientierung und Strukturierung und erlauben durch Haptik, dass die ‘Hände mitlesen’ und die Stimulierung durch das berühmte Papierrascheln von Zeitungen, verlangen jedoch das Stemmen von Druckkosten, was ggf. mit Werbeanzeigen lokaler Unternehmen gelingen kann. Onlinemedien wiederum können zahlreiche andere Medien wie Video und Audio mit einbinden und sind des Weiteren auch schneller, aktueller und ältere Artikel sind leichter aufzufinden, jedoch besteht ein höheres Risiko, dass die Leser:innen an Orientierung verlieren und es benötigt im Allgemeinen mehr Zeit. 

Eine falsche Entscheidung kann man hier allerdings nicht treffen und auch beide Varianten gleichzeitig zu nutzen ist möglich. Vorlagen für eine alt herkömmliche Papierzeitung könnten selbst erstellt werden oder sind hier oder hier auffindbar. Dennoch benötigt es hier reichlich Papier und Druckfarbe, für die man in der Regel eine externe Druckerei benötigt, wodurch neue Kosten entstehen. Mit etwas Glück besitzt eure Schule ihren eigenen Plotter, jedoch ist dies keine Garantie. 

Kostengünstiger, aber aufwendiger, wäre ein Online-Angebot. Sofern eure Schule bereits ein Online-Portal besitzt, könnte in Absprache mit der IT-Abteilung, sofern diese besteht, eine neue Option erstellt werden, um zur Website zu gelangen. Andernfalls gibt es kostenlose Möglichkeiten zur Websitegestaltung, wie WordPress und Typo3. Alternative Optionen, die ein Baukastenprinzip nutzen, sind Wix, Ionos und Jimdo

In jedem Fall sollte eure Redaktion ein:e Expert:in an der Seite haben. Besonders wichtig sind die eigene Domain (der Link über den die Seite erreichbar ist wie www.schulnachrichten.de) und ein Online-Server auf dem alle Daten gespeichert werden. Bei Domainanbietern kann es gut möglich sein, bis zu etwa 15 Euro jährlich oder mehr bezahlen zu müssen. Strato.de bietet Preise, beginnend mit 1 Euro pro Monat. 

Visuelle Medien wie Bilder oder auch Grafiken sind aber in beiden Varianten von Bedeutung. Kostenlose Programme zur Fotobearbeitung bieten sich in der Form von Gimp, Picasa, Microsoft Paint oder Irfan View an. 

Es ist dabei lohnenswert für eure neue Redaktion, sich an anderen, bereits etablierten Medien zu orientieren. Zwar kann eine Schülerzeitung naturgemäß nicht die Ressourcen aufbringen, die eine professionelles Medium hat, dennoch bieten sie gute Vorlagen und Inspiration für das Design. Kopiert jedoch nicht nur eine x-beliebige Zeitschrift. Versucht etwas von ihnen zu lernen, um eure eigenen Horizonte zu erweitern und darauf zu fokussieren, worüber eure Redaktion schreiben soll und wie es idealerweise aussieht.  

Wichtig in einem Online-Portal sind vor allem:

  • Eine Hauptseite mit den neuesten Artikeln oben klar abgebildet
  • Ein Archiv für alle vergangenen Artikel
  • Eine Suchfunktion
  • Eine Login-Funktion für die Redakteur:innen und eine Seite zur Artikelbearbeitung, auf die nur Redakteur:innen Zugriff haben
  • Ein Profil pro Redakteur:in mit allen Artikeln des Autors abgebildet.

Die oben gelisteten Möglichkeiten sind jedoch nur der Start und je nachdem, wie inspiriert eure Schüler:innen und Lehrkräfte sind, könnten zahlreiche weitere Punkte folgen. 

Jede Redaktion braucht mindestens drei verschiedene Positionen::

  • Der Chefredakteur, dessen Aufgabe es ist, dafür zu sorgen, dass Zeitpläne eingehalten werden, Artikel zu lektorieren und Themen auszuwählen.
  • Der Layouter, der für die Umsetzung des Designs der finalen Ausgabe oder der Website verantwortlich ist, Fotos und andere Illustrationen einbaut und am Ende dafür sorgt, dass die Zeitung optisch ansprechend ist.
  • Der Autor, welcher als Aufgabe hat, die eigentlichen Artikel zu schreiben und Material zu sammeln. 

Diese drei Gruppen bieten die Pfeiler der Redaktion und bauen aufeinander auf. Jede:r muss sich auf das restliche Team verlassen können, um die eigene Arbeit zufriedenstellend auszuführen. 

Was und wie soll ich überhaupt schreiben?

Die wichtigste Frage die gestellt werden muss, ist welches Ziel die Redaktion verfolgen soll. Womit sich eure Redaktion am Ende befasst, ist voll und ganz euch überlassen. Schließlich ist Journalismus selbst ein vielfältiges Berufsbild. Hier lohnt es sich, wieder darauf zu blicken, worüber andere Zeitungen berichten. Jedoch sollte bedacht werden, dass es sich bei der Schülerzeitung um eine Zeitung von Schüler:innen für Schüler:innen handelt. Das heißt aber noch lange nicht, dass es an Themen mangelt. In der Prüfungsphase lohnt es sich, Artikel wie “Top 10 Tipps gegen Prüfungsstress” herauszubringen. Neue Arten von Schulkleidung wurden vom Direktor angesagt? “Die neue Mode unserer Schule” würde einen Einstieg in den Modejournalismus erlauben. Die eigene Schule hat bei Jugend Forscht gut abgeschnitten? “Die Sieger der Forschung” schreibt sich fast von selbst. Habt mit euren Schüler:innen ein Auge auf die aktuellen Geschehnisse in der Schule und der Rest wird dann in der Redaktionssitzung besprochen. Besonders hilfreich wäre eine Mindmap oder ein gemeinsam geöffnetes Dokument.

In Bezug auf die Schreibform gibt es zahlreiche Möglichkeiten, jedoch haben alle Regeln, die es zu beachten gilt.

  • Die Meldung ist eine neutrale Nachricht, bei der die wichtigsten sieben W-Fragen (Wer hat wann was gemacht? Und wo, wie und warum hat das stattgefunden?) beantwortet werden müssen. Der erste Satz ist in der Regel im Präsens oder Perfekt und darauffolgende im Präteritum. Das Wichtigste wird in kurzer und prägnanter Form zuerst berichtet.
  • Der Bericht ist eine längere Form der Meldung und beschreibt im Detail Hintergründe.
  • Die Reportage ist im Präsens geschrieben und ist eine spannende Art der Berichterstattung über Geschehen vor Ort.
  • Das Feature wiederum bildet eine Mischung aus Reportage und Bericht. Wie das aussehen kann, wäre zum Beispiel ein Einstieg zu den wesentlichen Fakten, einleitend in eine spannendere Szene und nachrichtlicher Schlusssatz. 
  • Das Interview kann die kniffligste und einfachste Art der Berichterstattung sein. Im Grunde werden einfach Fragen und Antworten geschrieben, die zuvor einer Person gestellt wurden. Eure Reporter sollten sich hierbei besonders im Vorhinein ausführlich vorbereiten. Recherchiert über den Gesprächspartner, überlegt die besten Fragen, die hochwertige Antworten liefern und sprecht mit euren gewünschten Interviewpartnern einen Termin ab, der keinen von euch beiden Druck bereitet. 
  • Die Kleinanzeige bietet einen interaktiven Aspekt für eure Redaktion. Sie gibt anderen Schüler:innen die Möglichkeit sich direkt an euch und den Rest der Schule zu wenden und ihre eigenen Belange zu teilen. Beispiele für Kleinanzeigen wären ‘Turnbeutel gefunden’, ‘Suche Buch “Faust” für die 9 Klasse’ oder ‘Nachhilfe für Jahrgänge 7 bis 10’. Es lohnt sich, die Option anzubieten. 

Für alle Formen gilt, bleibt objektiv und wahrheitsgetreu. Als Journalisten ist es eure Aufgabe, unparteiisch die Realität zu berichten, um andere bei der unabhängigen Meinungsbildung zu unterstützen. Vergewissert euch, dass die Informationen, die ausgehändigt werden, der aktuellen Wahrheit entsprechen und aus souveränen Quellen kommen. Hilfe bei der Erkennung von Fake-News sind hier zu finden. Weitere ethische Standards sind im Pressekodex nachlesbar. 

Wie soll der Redaktionsalltag aussehen?

Jetzt steht also das Team und die Redaktion selbst, aber wie startet man nun? 

Als aktive AG sollte sich die Schülerzeitung mindestens einmal in der Woche treffen. Bei diesem Meeting vor Beginn jedes 'Arbeitstages', tauscht eure Ideen aus und was ihr gehört habt und was sich lohnt, berichtet zu werden. Plant hierfür mindestens eine halbe Stunde ein, damit auch alle zu Wort kommen. Einigt euch darauf, was wichtig ist und sobald alle Fragen geklärt sind, entlasst euch gegenseitig in die Arbeit. 

Absprachen sollten jedoch auch außerhalb der AG selbst erfolgen. Das ist eine der Besonderheiten im Journalismus. Journalisten, auch wenn sie zur Schülerredaktion gehören, sind immer aktiv, halten immer die Augen und Ohren offen nach den aktuellsten Ereignissen und müssen stets erreichbar sein, besonders wenn auf einmal jemand ausfällt und aus irgendwelchen Gründen einen Artikel nicht zu Ende schreiben oder hochladen kann. 

Wie profitieren Schüler:innen von ihrer eigenen Zeitung?

Nicht nur Schüler:innen mit Interesse an einer Karriere in den Medien können von der Arbeit in der Schülerzeitung profitieren. Im Rahmen der Schülerzeitung erlernen Schüler:innen Fähigkeiten wie Zeitmanagement, Teamarbeit, Layoutgestaltung und Medienkompetenzen, die in vielen zukünftigen Berufsrichtungen nützlich sind, auf eine Art und Weise, die nicht im normalen Unterrichtsverlauf weitergegeben werden können. Besonders Medienkompetenzen, der selbstbestimmte, kritische, kreative und verantwortungsbewusste Umgang mit Medien wird immer bedeutsamer, seit der Entstehung von sozialen Medien. Auch im privaten Leben, wo persönliche Posts und Statements für Jahrzehntelang im Netz erhalten bleiben, lohnt es sich zu Wissen, was wie gesagt werden sollte und sich über Konsequenzen im Klaren zu sein. 

Was müssen Lehrkräfte wissen?

Zwar wird die Schülerzeitung hauptsächlich von Schüler:innen gemacht, jedoch sind Lehrkräfte auch hier für die Betreuung gefragt. Es ist eure Aufgabe als Berater:innen im Hintergrund zu agieren, besonders wenn die Redaktion noch neu ist und einige Schüler:innen unerfahren. Kenntnisse im Umgang mit Medien und Deutsch sind von besonderer Bedeutung bei jeder Lehrkraft, die Interesse hat. Laut Franzi Klingelhöfer, welche seit über 30 Jahren die Schülerzeitung Woidschratzl bei der Realschule Viechtach begleitet, ist es eine lohnende Arbeit. So sagt sie selbst: „Als Betreuungslehrerin freue ich mich darüber, dass ich Talente der Schüler wecken und fördern kann, die im Unterricht vielleicht zu kurz kommen oder gar nicht erst entdeckt werden. Um dies zu ermöglichen, lasse ich den jungen Redakteuren, Layoutern und anderen Aktivisten unserer Schülerzeitung möglichst viel kreativen Freiraum. Sie sollen selbstständig arbeiten und Verantwortung für ihre Texte und Bilder übernehmen. Schülerzeitungsarbeit ist Teamwork. Ich sehe mich in diesem Team eher als Coach denn als Lehrerin und gebe Hilfe zur Selbsthilfe.“

Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus hat einen kurzen Guide mit einigen wichtigen Informationen zusammengestellt sowie weitere Praxistipps unter schuerlezeitung.bayern. In ihrem Schritt für Schritt Guide gibt es noch einige andere Hinweise für eine angehende Schülerzeitung. 

Die Hanns Seidel Stiftung hat ebenfalls ein 1 x 1 der Schülerzeitung erstellt, welcher einen Leitfaden rund um das Thema bieten soll. 

Ganz ohne Probleme ist der Prozess allerdings auch nicht. Der prävalente Lehrermangel macht es jetzt schon schwierig, alle nötigen Stellen an Schulen zu füllen, und es sollte nicht übel genommen werden, wenn Lehrkräfte nicht noch mehr Last aufnehmen wollen. Dennoch gilt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Sollte eure Schule genug Leute mit Interesse haben, bietet eine Schülerzeitung eine innovative AG und Service für Schüler:innen und Lehrkräfte.  

Wer weiß, vielleicht wird eure Schülerzeitung eines Tages beim Bundeswettbewerb mitmachen. 

Waren unsere Tipps und Hinweise hilfreich? Was sind eure Erfahrungen mit dem Gebiet Schülerzeitung? Teilt es uns doch gerne in den Kommentaren mit!

Zunahme rechtsextremer Vorfälle an Schulen in Ostdeutschland alarmiert die Öffentlichkeit

Der Anstieg rechtsextremer Vorkommnisse in Ostdeutschland an Schulen ist besorgniserregend, so dass sogar der Verfassungsschutz eine Warnung ausspricht. Nach Vorfällen in Burg sahen sich zwei Lehrkräfte gezwungen ihre Schule zu wechseln.
Von
Leonhard Wallkötter
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July 2023
21.7.2023
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Potsdam. In Ostdeutschland nehmen rechtsextreme Vorfälle an Schulen besorgniserregend zu, wie die "FAZ" berichtet hat. Im Vergleich zum Vorjahr sind etwa 30 Prozent mehr Fälle gemeldet worden. Auch in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern verzeichnen die Schulen einen Anstieg rechtsextremer Aktivitäten.

Im Fokus stand zuletzt der Ort Burg in Brandenburg. Nachdem wir vor einiger Zeit über den Brandbrief mehrerer Lehrkräfte berichtet haben, der für eine bundesweite Debatte sorgte, kamen neue Ereignisse hinzu. Wie die Tagesschau berichtet, hingen in der Stadt über 30 Aufkleber mit den Gesichtern der Lehrkräfte sowie dem Aufruf: “pisst euch nach Berlin”. Zudem hätten sich Eltern bei der Schulleitung gemeldet, die auf eine Entlassung pochten. Das zuständige Bildungsministerium stellte jedoch klar, dass mit keinen dienstrechtlichen Konsequenzen zu rechnen sei. Wegen der Anfeindungen wollen die Lehrer:innen am Ende des Schuljahres nun die Schule wechseln. Beide rechneten zudem mit Übergriffen der rechten Szene in Burg. Die Lehrkräfte sollen nun den “Preis für Zivilcourage gegen Antisemitismus, Rechtsradikalismus und Rassismus” bekommen. Außerdem verurteilte Brandenburgs Ministerpräsident die Anfeindungen scharf: “In Brandenburg darf es keinen Ort geben, in denen Rechte Ängste schüren und Andersdenkende vertreiben wollen”, bei solchen Taten müsse der Rechtsstaat handeln und durch Justiz und Polizei eingreifen. Mittlerweile wurde ein 16-jähriger von der Polizei ermittelt, der auf Instagram zur Jagd nach den Lehrer:innen aufrief. Der Jugendliche war der Polizei vorher noch nicht bekannt. 

Zudem warnt der Verfassungsschutz davor, dass rechte Gruppen gezielt versuchen, Schülerinnen und Schüler in ihrem Umfeld zu beeinflussen und für ihre Ideologien zu gewinnen. Die Entwicklungen haben zu einer verstärkten Diskussion über die Bedeutung demokratischer Bildung geführt, um solchen extremistischen Tendenzen entgegenzuwirken. Heraussticht hier vor allem die AfD, die vor einer Grundschule in Sonneberg Wahlkampf betrieb. Publik wurde dieser Vorfall durch Linke- Abgeordnete Katharina König-Preiß, die das Video retweetete, in dem zu sehen ist, wie der Sonneberger Landrat Robert Sesselmann eine Ansprache hält und dazu schrieb: “Werbung für die AfD? An einer Grundschule?”. Anfangs hatte der Twitter-Account: “Gegen_die_AfD” das Video gepostet. Das Problematische an der Aktion ist, dass das Thüringer Schulgesetz in Paragraph 56, Absatz 3 sagt, dass “Kommerzielle Werbung und Werbung für politische Parteien und politische Gruppierungen ist in der Schule grundsätzlich nicht zulässig." sein.

Mittlerweile sucht das Bildungsministerium Lehrkräfte für die Schule in Burg, ohne das Rechtsradikalismus-Problem zu erwähnen. Diese Entscheidung hat Kritik hervorgerufen und wirft die Frage auf, wie angemessen mit dem Thema umgegangen wird und welche Maßnahmen ergriffen werden sollten, um eine demokratische Bildung zu fördern und rechtsextreme Einflüsse an Schulen zu bekämpfen.

Insgesamt zeigen die Vorfälle eine beunruhigende Zunahme rechtsextremer Vorfälle an Schulen in Deutschland auf. Die Notwendigkeit, demokratische Bildung zu stärken und Schüler:innen ein tolerantes und sicheres Lernumfeld zu bieten, steht im Zentrum der Diskussion. Lehrkräfte, die den Mut haben, rechtsextreme Aktivitäten anzusprechen, werden zu Schlüsselfiguren in diesem Kampf gegen Extremismus in Bildungseinrichtungen. Die Öffentlichkeit, die Medien und die Politik sind aufgerufen, zusammenzuarbeiten, um präventive Maßnahmen zu ergreifen und rechtsextremen Tendenzen entschieden entgegenzutreten.

Der Geist der Veränderung: Das Bildungsbürgertum und die industrielle Revolution

Entdeckt die faszinierende Welt des Bildungsbürgertums während der industriellen Revolution! Erfahrt, wie die einflussreiche Schicht aus gebildeten Bürgern Bildung vorantrieb, gesellschaftlichen Wandel förderte und sich für Bildung für alle einsetzte.
Von
Marie-Theres Carl
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July 2023
21.7.2023
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Geschichte der Bildung
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Stellt euch vor, es ist das 19. Jahrhundert, die Räder der Industriemaschinen drehen sich unaufhörlich, während Rauchschwaden den Himmel verdunkeln. In den engen Gassen der aufstrebenden Industriestädte herrscht ein geschäftiges Treiben, während die Arbeiter:innen in den Fabriken ihren schweißtreibenden Tätigkeiten nachgehen. Inmitten dieses turbulenten Zeitalters der Veränderung und des Fortschritts formte sich eine Gruppe von Menschen, die nicht nur den Dampf der Maschinen, sondern auch das Feuer des Wissens in sich trugen. Wir tauchen ein in die faszinierende Welt des Bildungsbürgertums, einer aufstrebenden Elite, die während der industriellen Revolution die Geschichte der Bildung neu schrieb. Diese gebildeten Köpfe, mit ihrem Durst nach Wissen und Bildung, prägten nicht nur die intellektuelle und kulturelle Landschaft ihrer Zeit, sondern auch die Entwicklung des Bildungssystems selbst.

(Quelle: Pixabay)

Mit Volldampf in ein neues Zeitalter

Die industrielle Revolution im 19. Jahrhunderts brachte tiefgehende Veränderungen mit sich, die die gesamte Gesellschaft und Wirtschaft umwälzten. Mit dem Aufkommen von Dampfmaschinen, der Einführung von Massenproduktionstechniken und dem Ausbau der Eisenbahninfrastruktur erlebte die Wirtschaft einen enormen Aufschwung. Diese Neuheiten gingen jedoch auch mit einer tiefgreifenden sozialen Umstrukturierung einher. Die Massenmigration von ländlichen Gebieten in die wachsenden Industriestädte führte zu einem dramatischen Anstieg der Bevölkerungsdichte und zur Entstehung von Armut und Elendsvierteln. Gleichzeitig formte sich eine neue soziale Schicht – die aufstrebende Mittelschicht. Durch den Zugang zu Arbeitsplätzen in Fabriken und Industrien konnten sich diese Menschen aus ärmeren Verhältnissen herausarbeiten und einen gewissen Wohlstand erlangen. Auch der Zugang zu handwerklicher und technischer Bildung wurde geschaffen. Die Klassentrennung wurde immer deutlicher, die sozialen Unterschiede zwischen den Arbeitern, dem aufkommenden Bürgertum und der privilegierten wohlhabenden Oberschicht wurden immer greifbarer. Die industrielle Revolution prägte nicht nur die wirtschaftliche Landschaft, sondern veränderte auch das soziale Gefüge und die Lebensumstände der Menschen grundlegend.

Die Industrialisierung führte zur Ausbildung einer modernen Klassengesellschaft. Die sozialen Schichten unterschieden sich dabei nicht nur in ökonomischer Hinsicht stark voneinander. Das Bürgertum und die Arbeiterschaft lebten sozial strikt voneinander getrennt: unterschiedliche Wohnverhältnisse und -orte, verschiedene Bildungsinstitutionen und kulturelle Lebenswelten, zwischen denen besonders im Kaiserreich nur wenige Berührungspunkte bestanden. Während das Bürgertum, bestehend aus finanziell unabhängigen Industriellen und akademisch gebildeten Bürgern, gehobenen Staatsdienern und Wirtschaftsleitern, versuchte, seinen gesellschaftlichen Führungsanspruch zu sichern, organisierte sich die Arbeiterschaft, die sich zunehmend ihrer gemeinsamen sozialen und politischen Interessen bewusst wurde. Man könnte hier ganz klassisch in “die Besitzenden” und “die Besitzlosen” unterteilen. Die Arbeiterschaft begann sich in Gewerkschaften, Konsum- und Bildungsvereinen zu organisieren und gründete die sozialdemokratische Partei, um für ihre Rechte und bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Leider entstand innerhalb der Arbeiterschaft eine Hierarchie, wobei gut verdienende, gebildete Facharbeiter eine privilegierte Position einnahmen und ungelernte und deutlich schlechter gestellte Arbeiter häufig benachteiligt wurden. Die Klassentrennung war demnach nicht homogen, sondern von sozialen Unterschieden, aber dennoch von einem Gefühl der Gruppenzugehörigkeit geprägt.

Alles Weitere zu den Epochen Reaktionszeit und Kaiserreich findet ihr bei LeMO.

Bildung + Bürgertum = Bildungsbürger?

Das damalige Bürgertum setzte sich aus akademisch gebildeten Bürgern, solchen im gehobenen Staatsdienst, freien Berufen und Wirtschaftsbürgern zusammen, die die neu entstandenen Fabriken und Großunternehmen leiteten. Es gab auch selbständige mittelständische Gewerbetreibende, die jedoch im Vergleich zum alteingesessenen Großbürgertum nicht dasselbe Ausmaß an Ansehen, Macht und Reichtum erreichten. Zwischengruppen mit gehobener, aber nicht universitärer Bildung sowie der expandierende Angestelltensektor ergänzten das Spektrum des Bürgertums. Insgesamt bildeten diese unterschiedlichen Klassen und Gruppen eine vielschichtige und differenzierte Klassengesellschaft innerhalb der neuen Gesellschaft.

Was genau ist jetzt eigentlich dieses Bildungsbürgertum? 

Das Bildungsbürgertum, bestehend aus gebildeten Bürgern, entwickelte sich im europäischen Raum, insbesondere in Deutschland, ab Mitte des 18. Jahrhunderts. Diese Schicht setzte sich vor allem aus evangelischen Pfarrern, Professoren, Ärzten, reichen Kaufleuten und leitenden Beamten zusammen. Das Bildungsbürgertum pflegte ein humanistisches Bildungsideal und engagierte sich in Staat und Gemeinwesen. Es wurde als eine gehobene kleinbürgerliche Elite betrachtet und prägte das kulturelle Klima durch ihre Bildung, ihren Konsum von Literatur, den Besuch von Konzerten und die Unterstützung der Künste. Die genaue soziale Kontur des Bildungsbürgertums ist schwer fassbar, da es sich um eine heterogene Gruppe handelt, die jedoch gemeinsame Interessen und kulturelle Aktivitäten teilt. Der Bildungsbürger betrachtet Bildung als Maßstab für die Entwicklung anderer Individuen und als Weg zur Integration in die bürgerliche Elite. Dieses Bürgertum arrangiert sich mit den bestehenden Machtverhältnissen und reflektiert kontinuierlich über das gute Leben. Es bezieht seine idealisierten Bilder aus der Kultur, die es konsumiert, und lebt seine Lebenseinstellungen an den öffentlichen Institutionen und Medien aus. Mehr zum Bildungsbürgertum findet ihr im Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik von Stangl. 

Das Bildungsbürgertum grenzte sich von anderen Bürgern insbesondere dadurch ab, dass es seine soziale und finanzielle Stellung nicht durch Erbschaft oder Ausbeutung erlangte, sondern durch eigene Arbeit und Bildung. Die Mitglieder des Bildungsbürgertums, wie zum Beispiel Akademiker, Unternehmer oder erfolgreiche Fachleute, konnten ihren Aufstieg in der Gesellschaft durch harte Arbeit, persönliche Leistung und Bildung erreichen. Sie legten großen Wert auf eine fundierte Ausbildung und pflegten ein humanistisches Bildungsideal. Im Gegensatz zu aristokratischen Eliten oder wohlhabenden Erbfolgen fühlte sich das Bildungsbürgertum als selbstgeschaffene und verdiente Schicht, die ihre soziale Position durch individuellen Einsatz erworben hatte. Diese Vorstellung von sozialem Aufstieg durch eigene Anstrengungen und Bildung prägte das Selbstverständnis und die Identität des Bildungsbürgertums innerhalb der Gesellschaft.

Falls ihr noch nicht genug habt, geht es hier zum humorvollen Science Slam von Matthias Warkus über die Bildungsbürger unserer Zeit:

Humanistisches Bildungsideal

Humanismus bezeichnet eine geistige Bewegung, die im 14. Jahrhundert in Italien entstand und sich über ganz Europa verbreitete. Sie richtete sich gegen die erstarrte Tradition der Scholastik und betonte die Bedeutung des Menschen, des Studiums von Geschichte und Sprache. Im 18. und 19. Jahrhundert entwickelte sich der Neuhumanismus, der die umfassende geistige und sittliche Bildung des Individuums betonte. Systematisch betrachtet zielt der Humanismus auf eine dem Menschen angemessene Gestaltung des Lebens ab und kann politisch-soziale Wirksamkeit haben. Besonders wichtig waren die Bedeutung von Bildung, Kultur und individueller Entfaltung für eine humanistische Gesellschaft. Der Grundgedanke dabei ist, dass Menschen und die Menschheit insgesamt fähig sind, sich positiv zu entwickeln und die menschliche Existenz zu verbessern. Dabei sind die Achtung der menschlichen Würde, Freiheit im Denken und Handeln, freie Meinungsäußerung sowie die Abwesenheit von Gewalt und Zwang wesentliche Prinzipien. Ein unterstützendes gesellschaftliches Umfeld und Bildung spielen eine wichtige Rolle bei der Verwirklichung des humanistischen Ideals freier Persönlichkeitsentfaltung.

Während der industriellen Revolution spielte der Humanismus und die Bedeutung von Bildung eine wichtige Rolle, insbesondere in Verbindung mit dem Bildungsbürgertum. Inmitten des rasanten sozialen und wirtschaftlichen Wandels erkannten viele Mitglieder des Bildungsbürgertums die Notwendigkeit einer umfassenden Bildung für individuelle Entfaltung und gesellschaftlichen Fortschritt. Sie legten großen Wert auf Bildung als Mittel zur Entwicklung der menschlichen Fähigkeiten und zur Förderung von Humanität, Vernunft und kritischem Denken. Das Bildungsbürgertum investierte in Schulen, Bibliotheken und Bildungseinrichtungen, um Bildung für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglich zu machen und den Bildungsstandards insgesamt zu verbessern. Durch ihre Unterstützung der Bildung trug das Bildungsbürgertum zur Herausbildung einer gebildeten Mittelschicht bei, die in der Lage war, den Anforderungen der industriellen Gesellschaft besser gerecht zu werden und gleichzeitig humanistische Werte wie Bildung, Toleranz und Fortschritt zu fördern.

Mehr über Bildungsideale im Wandel der Zeit findet ihr in unserem Artikel “Die Entstehung der Mündigkeit: Bildungsideale von der Antike bis heute” unserer Themenwoche Geschichte der Bildung.

Bauer, Dame, König – Schach spielerisch in den Unterricht integrieren

Zum Weltschachtag am 20. Juli werfen wir einen Blick auf das Schachspiel, hinter dem sich viel mehr als ein Denksport verbirgt: Schach hat viele positive Effekte und wird bereits an vielen Schulen gespielt. Wie kann es also in den Lehrplan integriert werden?
Von
Katalin Gébl
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20
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July 2023
20.7.2023
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“Schachmatt!” –  der König ist tot und das Spiel gewonnen. Dieses Ende lässt die Herzen von vielen Schachspieler:innen höher schlagen. Schach ist eines der bekanntesten Spiele der Welt, das bei Groß und Klein große Beliebtheit genießt. Dabei sind dem Strategiespiel keine Grenzen gesetzt – ob aus reinem Vergnügen oder um den großen Ehrgeiz zu stillen: Schach wird in weltweit vernetzten Schachvereinen, auf Turnieren, online über Schachserver und per Mail oder analog per Postkarte gespielt. Auch in Schulen nimmt die Zahl an Projekten, in denen Schach gespielt wird, immer weiter zu. Viele Schüler:innen und Lehrkräfte sind hier bereits zu Schachprofis geworden. Anlässlich des Weltschachtags am 20. Juli werfen wir in diesem Artikel genau hierauf einen Blick, stellen euch Schulkonzepte vor und zeigen euch weitere Ideen, wie ihr Schachspielen in eurem Unterricht einsetzen könnt.

Schach: Ein Strategiespiel mit vielen Vorteilen

Schach ist ein Denksport, der weltweit für viel Begeisterung sorgt. Dabei werden dem Strategiespiel einige Vorteile nachgesagt, die positive Auswirkungen auf die Leistungen und die persönliche Entwicklung der Spieler:innen haben sollen. So begünstigt Schach Konzentration und räumliches Denken, es stärkt Sozialkompetenzen wie Fairness und Frustrationstoleranz, die Lesefähigkeit, mathematisch-analytisches Denken und Rechnen. Auch auf die Entscheidungsfähigkeit hat Schach positive Auswirkungen, da hier jede:r Spieler:in für die eigenen Entscheidungen verantwortlich ist – ein Zug kann nicht zurückgenommen werden, sodass jede:r mit den Folgen klarkommen muss.

Nach Angaben der Deutschen Schachjugend gibt es in Deutschland rund 60.000 Kinder und Jugendliche, die an Schulen in AGs oder auch im Unterricht als Pflicht- oder Wahlpflichtfach Schach spielen. Wie genau das aussehen kann, zeigen die Bundesländer Bremen und Hamburg: Hier haben viele Schulen seit mehreren Jahren eine eigene Schachtradition – das Brettspiel ist hier fest in den Stundenplan verankert.

Das Motto der Bremer Schulen: “Schach macht schlau!”

Für viele Grundschüler:innen in Bremen gehört Schachspielen seit mehreren Jahren zum wöchentlichen Unterricht dazu: 2018 wurde das größte Pilotprojekt “Schach macht schlau!” zur Einbindung von Schach im Unterricht gestartet, bei dem pro Woche eine Stunde Schach angeboten wird. Dabei verfolgt das Projekt ein klares Ziel: “Uns geht es darum, alle Kinder zu erreichen und sie zu stärken in ihren Bildungschancen und ihren schulischen Leistungen. Schach ist ein wunderbares Spiel, um den Unterricht zu unterstützen”, so der Projektinitiator und Ex-Fußballprofi Marco Bode.

Zahlreiche Schüler:innen auf dem diesjährigen Schachturnier (Quelle: schachmachtschlau)

Für den Einstieg in die Welt rund um das Brettspiel werden Schüler:innen langsam an eine Schachfigur nach der anderen herangeführt und lernen ihre Bedeutung sowie ihre Bewegungsmuster kennen. Unterstützt werden sie dabei durch entsprechende Arbeitsbücher, Software und Workshops. Das Besondere dabei ist, dass die Lehrkräfte bei diesem Lernprojekt selbst die Schachvermittelnden sind. Aber keine Angst: Sie selbst müssen dafür keine Expert:innen sein, sondern lernen hier gemeinsam mit ihren Schüler:innen. Zusätzlich werden sie in entsprechenden Workshops und mit speziellem Lehrmaterial vorbereitet. Traditionell abgeschlossen wird jedes Schuljahr seit 2018 mit einem Open-Air-Schachturnier auf dem Bremer Marktplatz: Zum Ende des diesjährigen Schuljahres traten am 19. Juni rund 1.000 Grundschüler:innen aus 43 Schulen in Teams gegeneinander an.

Schach als Fach an den Schulen Hamburgs

Auch in Hamburg haben Schachturniere eine längere Tradition – am bekanntesten ist das größte Schulschachturnier der Welt, das “Alsteruferturnier”: Hier treten Schüler:innen des rechten Alsterufers gegen Kontrahent:innen der linken Seite seit der ersten Auflage 1958 an. Dieses Jahr haben sich für das Turnier am 21. Juni auf dem Rathausmarkt über 3.000 Teilnehmende am Schachbrett gemessen.

An vielen Schulen Hamburgs gehört Schach mittlerweile auch als fester Bestandteil in den Unterricht: Zum Beispiel hat Grundschule Genslerstraße Schach seit 2007 in den Unterricht integriert und seit 2011 als festes Schulfach im Lehrplan umgesetzt, das in allen vier Jahrgangsstufen unterrichtet wird. Das Schachkonzept der Schule setzt dabei den Schwerpunkt auf das pädagogische und inklusive Potenzial des Spiels und differenziert in zwei Leistungsgruppen sowie Grundkurse. Zusätzlich werden an den Nachmittagen weitere offene Schachgruppen angeboten. Zusammen mit fünf weiteren Hamburger Schulen gehört die Grundschule zu den “Deutschen Schachschulen” – ein Qualitätssiegel, das von der Deutschen Schachjugend nach einem strengen Auflagenkatalog vergeben wird.

Schach macht Schule – Einsatzmöglichkeiten für euren Unterricht

Habt ihr Interesse daran bekommen, Schach auch in euren Unterricht aufzunehmen? Der erste Schritt Richtung Organisation fängt bei euch an, weswegen ihr auch noch einen Schritt weitergehen könnt: Werdet zu Schachexpert:innen! Nutzt das Angebot der Deutschen Schulschachstiftung und lasst euch mit dem Schulschachpatent ausbilden. So stellt ihr sicher, dass ihr vor Beginn eures Schachunterrichts bestens auf die Lerneinheiten vorbereitet seid. Aber auch das gemeinsame Lernen mit euren Schüler:innen kann große Vorteile haben, so wie es die Schulen in Bremen machen.

Als Nächstes könnt ihr euch mit einer AG weiter an das Schachspiel herantasten: Das Angebot könnt ihr dabei entweder an bestimmte Jahrgangsstufen anpassen oder für alle Klassen offen gestalten. Im Laufe der Zeit werdet ihr merken, was gut von den Schüler:innen angenommen wird und besser funktioniert. Zusammen könnt ihr in der AG in die Welt des Schachs einsteigen und diese danach immer weiter erkunden. Lasst euch hier von dem Angebot der Deutschen Schulschachstiftung und dem Bremer Projekt unterstützen, die euch auf ihren Websites unterschiedliche Unterrichtsmaterialien und weitere hilfreiche Arbeitsblätter kostenlos bereitstellen, auf die ihr für eure AG-Planung zurückgreifen könnt.

Für ausreichend Spaß zwischen den Unterrichtsstunden ist Outdoor-Schach auf dem Schulhof eine innovative Idee. Auf einem großen Spielfeld mit ebenso großen Spielfiguren  können Schüler:innen auch in den Pausen ihr Können unter Beweis stellen, ganz ohne Druck.

Der nächste größere Schritt? Integriert Schach als festen Bestandteil in euren Schulplan. Hier könnt ihr euch Bremen und Hamburg zum Vorbild nehmen – die Bundesländer haben vorgemacht, wie Schach zum Fach werden kann. Hier könnt ihr ein Schuljahr festlegen, in dem ihr einen entsprechenden Testdurchlauf durchführt, Zeitraum und Umfang festlegt sowie am Ende des Durchlaufs Rückmeldungen von Schüler:innen und Eltern einholt, um zu entscheiden, ob Schach als Fach in eure Schulen einzieht. Da es sich hierbei um ein umfangreiches Vorhaben handelt, könnt ihr euch beispielsweise durch das Lehrteam der Deutschen Schulschachstiftung beraten lassen, die sich mit der Organisation und Einrichtung des Schachangebots an eurer Schule auskennen und euch unterstützen können.

Egal ob Schach als Schul-AG oder Fach: ein Schachturnier sorgt in beiden Formen bei euren Schüler:innen für große Begeisterung. Eine Möglichkeit wäre, dass ihr kleine Turniere an eurer Schule anbietet, die ihr zum Beispiel auch zum Abschluss eines Schuljahres veranstalten könnt. Das gibt allen Schüler:innen einen besonderen Ansporn, für sich selbst oder im Team den großen Sieg auf dem Schachbrett zu ergattern. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass ihr als Schule ein Team formt und mit diesem an größeren Schachturnieren teilnehmt. Vielleicht gibt es in eurer Stadt oder Umgebung entsprechende Veranstaltungen, bei denen ihr als Schulteam gegen andere Schulen antreten könnt. Auch lokale Schachvereine können für euch eine Anlaufstelle sein, zum Beispiel gibt es eine Vereinsdatenbank der Deutschen Schachjugend, über die ihr suchen könnt.

Könnt ihr euch vorstellen, Schach als AG oder sogar als Unterrichtsfach an eurer Schule anzubieten oder gibt es bereits ein Angebot an eurer Schule? Teilt uns eure Gedanken in den Kommentaren mit!

Alleine auf Klassenfahrt: Das Projekt “Herausforderung”

Ohne Lehrkraft auf Klassenfahrt. Für viele Schüler klingt das zu schön, um wahr zu sein. Aber das geht doch nicht…oder? Ein Projekt des 10. Jahrgangs des Lyonel-Feininger-Gymnasiums in Halle zeigt, dass das Abenteuer gelingen kann.
Von
Viola Hegner
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July 2023
19.7.2023
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Halle. Eine Klassenfahrt ohne Lehrkraft… sicher der Traum vieler Schüler:innen. Einfach mal ohne Aufsicht machen, was man will, mit all seinen Freunden und Klassenkameraden. Unrealistisch? Nicht unbedingt. Der 10. Jahrgang des Lyonel-Feininger-Gymnasiums in Halle zeigt, dass es möglich ist. 

“Herausforderung” nennt die Jahrgangsstufe ihr Projekt. Und das scheint es wirklich gewesen zu sein. Neun Tage waren die Jugendlichen zwischen 15 und 16 Jahren alleine unterwegs, ganz ohne Lehrkraft. 

Die Idee zu diesem ungewöhnlichen Projekt hatte Lehrerin Verena Balatka. Sie erzählt, die Eltern der Schüler:innen wären erstmal wenig begeistert von ihrem Vorschlag gewesen und es hätte viel Überzeugungskraft von ihr und dem Jahrgang benötigt, um die Eltern zur Zustimmung zu überzeugen. Die Zweifel sind durchaus verständlich, denn ganz ungefährlich war die Idee nicht. Aber die Sorge konnte den Eltern genommen werden, denn für alle Fälle waren in einer Kooperation mit der Martin-Luther-Universität Halle (MLU) Lehramtsstudent:innen als Aufsichtsperson dabei. Sie sollten jedoch erst eingreifen, wenn bei der Reise der Jugendlichen etwas schiefläuft oder sie Hilfe benötigen. Das war jedoch gar nicht der Fall. 

Dass die ungewöhnliche Fahrt so gut funktioniert hat, ist auch der ausführlichen Vorbereitung und Planung von Schule, Schüler:innen und Lehrkräften geschuldet. Verena Balatka erzählt, dass sich die Jahrgangsstufe fast ein Jahr Zeit genommen hat, alles genau zu planen und sich mit verschiedenen Workshops für die Reise zu wappnen. 

Für die Planung der Reiserouten hatten die Schüler:innen mehrere Monate Zeit. Wohin es geht, konnten die insgesamt 80 Schüler:innen selbst entscheiden. So bildeten sich 20 kleine Gruppen von drei, vier oder auch sechs Leuten, die je ein Ziel ins Auge fassten und in den neun Tagen quer durch Deutschland reisten. Als Budget wurden 120 Euro pro Person festgelegt, mit denen Essen, Trinken, Unterkunft und Reisekosten abgedeckt werden mussten. 

Als schließlich alles beschlossene Sache war, ging das Abenteuer los. Die einen fuhren mit dem Fahrrad an die Ostsee, andere versuchten sich als Straßenmusiker in Dresden oder wanderten durch die Altmark.

Moritz Wenzel fuhr mit dem Fahrrad an die Ostsee (Quelle: MDR, Bildrechte: MDR / Stefan Bringezu)

Moritz Wenzel, einer der Schüler, der an dem Projekt teilnahm, hat sich als Fahrt für eine Radtour entschieden, und zwar bis an die Ostsee. 500 Kilometer legte der 16-Jährige mit ein paar seiner Mitschüler bis zu ihrem Ziel, dem Meer, zurück. Es war zwar anstrengend, aber schön, erzählt Moritz nach seiner Reise. Die Erfahrungen, die er bei dieser Klassenfahrt ohne Lehrer gesammelt hat, seien unbezahlbar.

„Ich kann es nur jedem weiterempfehlen. Es war richtig cool und auf jeden Fall ein geniales Erlebnis. Man muss das mal gemacht haben.”

Edda Damm versuchte sich als Straßenmusikerin in Dresden (Quelle: MDR, Bildrechte: MDR / Stefan Bringezu)

Auch die   16-Jährige Edda Dammann hat nach ihrer Reise viel zu erzählen. Mit ihren zwei besten Freundinnen gemeinsam machte sie sich auf nach Dresden. Unterwegs waren sie mit dem Fahrrad und der Bahn. Am Ziel zelteten sie auf einem Campingplatz. Doch das ist noch nicht das einzige abenteuerliche: Die drei Mädchen stellten sich in Dresden der großen Herausforderung, sich als Straßenmusikerinnen zu versuchen. 

„Ich wollte schon immer mal Straßenmusik machen, aber hier in Halle habe ich mich das nie getraut. Jetzt bei der krassen Klassenfahrt wollte ich das einfach mal ausprobieren” sagt Edda. Sie und ihre Freundinnen sammelten dabei tolle Erfahrungen und kamen scheinbar sogar gut an, denn sie konnten sich etwas Geld dazuverdienen. An guten Tagen sollen sie sogar 30 Euro pro Stunde bekommen haben. 

Sicher wird keiner der Schüler:innen diese außergewöhnliche Klassenfahrt so schnell wieder vergessen. Denn sie haben nicht nur allen anderen, sondern auch sich selbst bewiesen, dass sie ihre ganz persönlichen Herausforderungen meistern können.

Wo bleibt der Digitalpakt 2.0? Lehrerverbandspräsident Düll fordert “Doppelwumms” für Schulen

Der frischgebackene Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, fordert einen neuen Digitalpakt für Schulen. „Es braucht den schulpolitischen Doppelwumms, einen vom Bund und einen von den Ländern“, sagte Düll am Dienstag.
Von
Marcel Kunzmann
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July 2023
19.7.2023
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Berlin. Der frischgebackene Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, fordert einen neuen Digitalpakt für Schulen. „Es braucht den schulpolitischen Doppelwumms, einen vom Bund und einen von den Ländern“, sagte Düll am Dienstag gegenüber der Augsburger Allgemeinen Zeitung. 

Dass im aktuellen Haushaltsentwurf keine Mittel für Wartung und Aktualisierung von Tablets und anderen Geräten eingeplant seien, kritisiert er scharf. Dies sei “zentral” für das Gelingen der Digitalisierung. „Man darf die Schulen nicht auf Geräten sitzen lassen, wenn diese dann ausgenudelt sind”, so Düll.

“Ich erwarte von der Bundesregierung, dass sie die Zusagen aus dem Koalitionsvertrag zum Digitalpakt auch einhalten wird", forderte auch Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). "Die Folgen liegen klar auf der Hand. Wenn der Bund nicht mehr zu seinen Zusagen stehen würde, wäre das schmerzlich, und Bayern müsste mit zusätzlichen, eigenen Mitteln einspringen”, sagte er gegenüber der Zeitung.

Der im Dezember 2021 unterzeichnete Koalitionsvertrag zwischen FDP, SPD und Bündnis 90/Die Grünen sieht die Fortführung des auslaufenden Digitalpakts Schule bis 2030 vor. Ab 2024 soll der Digitalpakt 2.0 die Umsetzung der Bildung in die digitale Welt weiter vorantreiben. Dabei ist bereits abzusehen, dass an einigen Schulen eine Verdopplung der Investitionen nötig sein wird (Lehrer-News berichtete). Konkrete Pläne zur Umsetzung des neuen Digitalpakts liegen bislang nicht vor.

Bislang haben Länder und Kommunen unterschiedlich stark vom Digitalpakt profitiert. Eine qualitative Studie der Universität Hildesheim und des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung hat ergeben, dass bei einem Großteil der Schulen der Status quo nicht berücksichtigt wurde. Demnach profitierten gerade die Schulen, die bereits gut ausgestattet waren. Die Schulen, die hingegen dringend auf die Bundesmittel angewiesen sind, hätten mehr Probleme bei deren Bewilligung gehabt. Ob und inwiefern sich daran etwas ändert, ist ungewiss: Konkrete Pläne zur Umsetzung des neuen Digitalpakts liegen bislang nicht vor.

Die Entstehung der Mündigkeit: Bildungsideale von der Antike bis heute

Die Bildungsideale haben sich in den letzten Jahrtausenden stetig entwickelt und verändert. Im Zuge unserer Themenwoche “Geschichte der Bildung” begeben wir uns gemeinsam auf eine Zeitreise zu deren Anfängen bis in die Gegenwart.
Von
Philipp Auswald
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July 2023
19.7.2023
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Geschichte der Bildung
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Schon Platon, der bereits seit tausenden Jahren nicht mehr unter uns weilt, sprach von der Bildung als ein Instrument, das uns erlaubt, uns selbst zu verwirklichen und “von den Fesseln der Unwissenheit zu lösen”. Bildungsideale, wie der Name es schon vermuten lässt, sind meist eher Wunschvorstellung als Realität und werden von verschiedenen Personen, Gruppen und Organisationen unterschiedlich betrachtet, da diese durch eine Vielzahl an Faktoren geprägt werden. Grund hierfür sind oftmals individuelle, kulturelle, religiöse oder ethische Uneinigkeiten.

Nun ist es aber nicht so, dass das Thema Bildung und die dazugehörigen Bildungsideale, also die Form, wie Bildung aussehen sehen soll, auserzählt sind. Bildungsideale durchliefen und durchlaufen, wie soll es auch anders sein, Veränderungen, welche sich auf gesellschaftliche Strömungen, kulturelle Einflüsse, technische Errungenschaften, etc. zurückführen lassen. Aktuell wird das Thema stark durch den Prozess der Digitalisierung beeinflusst und unterliegt  einem stetigen Wandel. Infolgedessen wollen wir im Rahmen unserer Themenwoche “Geschichte der Bildung” die  Bildungsideale der fernen Vergangenheit, aber auch die aus der Gegenwart genauer betrachten. 

Viele Differenzen – einige Übereinstimmungen

Wie wir alle wissen, war Bildung nicht immer der breiten Masse zugänglich. Im vierten Jahrhundert vor Christus, als (schulische) Bildung noch alles andere als selbstverständlich war, war Platon einer der ersten Philosophen, der sich dem Thema widmete. Im Gegensatz zu vielen Denkern seiner Zeit war er der Überzeugung, dass der Mensch sein (gottgegebenes) Schicksal auf Erden nicht einfach hinnehmen muss, sondern darauf Einfluss nehmen kann. Je höher die Bildung der Person, desto höher ist laut dem Philosophen auch der Einfluss, der auf das eigene Leben ausgeübt werden kann.

Im weiteren Verlauf der Zeit kamen immer neue Theoretiker hinzu, die Bildungsideale auf ihre eigene Art und Weise betrachteten, jedoch in den meisten Fällen mit Platons Gedanken, durch Bildung mehr Entscheidungsmöglichkeiten über sein Leben zu bekommen, übereinstimmten.

Im Mittelalter wurde Bildung ähnlich wie in der Antike und im Gegensatz zu heute größtenteils von Theologen festgelegt und schriftlos vermittelt, was darauf zurückzuführen ist, dass die Mehrheit der Weltbevölkerung zu dieser Zeit Analphabeten waren. Infolgedessen wurde Wissen hauptsächlich im Familienkreis weitergegeben und hatte die Festlegung von ethischen Grundwerten zum Hauptziel. Im starken Kontrast zum “dunklen” Mittelalter stand die Epoche der Aufklärung mit dem Ziel, alle den Fortschritt behindernden Strukturen durch rationales Denken zu überwinden. Die Epoche war von tiefgreifenden Transformationen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik und durch eine neue Form des Denkens geprägt. Ein bedeutender Denker dieser Zeit war Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) , der mit seinem Ansatz zum Thema Bildungsideale im 18. Jahrhundert neue Schwerpunkte setzte und der als Vorläufer der Anschauungspädagogik gilt. Der Pädagoge und Schriftsteller setzte den Fokus auf die vor- und außerschulische Bildung von Kindern durch deren Väter und Mütter, sodass diese Kinder wiederum deren Kinder bildeten. Dadurch sollte eine gesamtheitliche Volksbildung entstehen, die die Kooperation untereinander und damit die Demokratie stärken sollte.

Zu den wichtigsten Vertretern der Neuzeit zählen ohne Frage Humboldt und Hegel. Auf deren Schaffen werden wir im Folgenden nur oberflächlich eingehen, wer sich mit der Thematik tiefergehend beschäftigen möchte, kann sich unseren Artikel zu dem Thema durchlesen. Wilhelm von Humboldt (1767-1835), seines Zeichens Verfechter des Neuhumanismus und Teil der Aufklärung, legte großen Wert auf die Allgemeinbildung und sprach von ihr als Grundpfeiler für die Ausbildung. Weiterhin sah er die Selbstfindung als große Voraussetzung für den Bildungserfolg. Das Bildungsideal zur Zeit der Aufklärung, also im 18. und 19. Jahrhundert, lässt sich auf einen Leitsatz herunterbrechen: Bildung schafft Mündigkeit, wodurch die Fähigkeit entsteht, selbstverantwortlich in Freiheit und Selbstbestimmung zu leben. 

Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) hegte den Anspruch an Bildung, die Individuen in einer Gesellschaft zum eigenständigen Lernen zu animieren, sodass diese unter anderem dazu befähigt werden, eigenständig, wirtschaftlich und politisch handeln zu können. Der Anspruch bezieht sich darüber hinaus auf die Fähigkeit der Erfassung der gesamten Wirklichkeit mit Einbezug der geschichtlichen Hintergründe. 

Ökonomisierung der Bildung

Bildung hat neben der Erziehung zur Mündigkeit allerdings noch einen ganz anderen Anspruch: Schüler:innen auf das spätere Arbeitsleben vorzubereiten und deren Wert am Arbeitsmarkt durch die Aneignung von Qualifikationen zu erhöhen. Heutzutage wird die deutsche Gesellschaft, sowie die anderer industriell geprägter Nationen, als Wissensgesellschaft bezeichnet. In dieser Gesellschaftsform wird individuelles und kollektives Wissen als Kapital angesehen und bestimmt dadurch die soziale und ökonomische Stellung von Individuen und Gemeinschaften. Je höher der Bildungsgrad, desto größer kann somit auch der Grad der gesellschaftlichen Teilhabe ausfallen. Dementsprechend hat die Bildung der Gegenwart neben dem Mündigkeitsgedanken den Anspruch, die Schüler:innen auf die Arbeitswelt vorzubereiten, sodass diese die Möglichkeit bekommen, den Beruf auszuüben, den sie möchten und sich bestmöglich zu vermarkten. Auf diese Weise sollen  sie auf der einen Seite einen möglichst großen Beitrag zur Gesellschaft leisten können und auf der anderen Seite die Chance bekommen, ein gutes Gehalt zu verdienen und sich zu verwirklichen. Zu diesen Kompetenzen gehören in der Gegenwart auch der Umgang mit digitalen Medien, da auch die Arbeitswelt zunehmend digitaler wird. 

Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass obwohl es große Abweichungen in den Theorien gibt, es den großen Philosophen und Theoretikern um einen Kernaspekt in ihren Bildungsidealen ging: mehr Bildung führt zu einem besseren Leben. Hierbei fallen Begriffe wie Selbstverwirklichung, Freiheit und Eigenverantwortlichkeit. Die Realität der letzten Jahrzehnte fügt diesem philosophischen Aspekt jedoch auch eine wirtschaftliche Komponente hinzu: je höher der Bildungsgrad, desto besser sind die Startvoraussetzungen in das Arbeitsleben und dementsprechend auch die Chancen auf einen erfüllenden Beruf und ein erstrebenswertes Gehalt.

Habt ihr ein favorisiertes Bildungsideal, mit dem ihr besonders übereinstimmt? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

Hinter den Kulissen von Edurino: Lehrer-News im Gespräch mit Isabelle Hermannstädter

Isabelle Hermannstädter von Edurino über spannende Einblicke in die pädagogische Arbeit des EdTech Startups, den Feedbackprozess mit Erzieher:innen und Kindern und die Zukunftspläne für die weitere Verbesserung der Lernapp.
Von
Marie-Theres Carl
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July 2023
19.7.2023
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Die Digitalisierung hat längst Einzug in unseren Alltag gehalten, und auch in Bildungseinrichtungen eröffnen sich immer mehr Möglichkeiten für den Einsatz innovativer Technologien. Ein spannendes Projekt, das genau hier ansetzt, ist Edurino – eine interaktive Lernapp für Vor- und Grundschulkinder. 

Wir haben euch Edurino neulich bereits ausführlich vorgestellt, heute soll es um die praktische Umsetzung dieses Projekts gehen. Wir hatten die Gelegenheit, mit einer erfahrenen Pädagogin zu sprechen, die das Projekt betreut und regelmäßig in den Kitas vor Ort ist. In unserem Interview beleuchten wir ihre Rolle im Feedbackprozess, die Zusammenarbeit mit den Erzieher:innen und den Kindern sowie die Auswirkungen der Edurino-Lernapp auf die Lernprozesse der Kinder. Erfahrt mehr über die Chancen und Herausforderungen, die sich durch den Einsatz digitaler Lernmittel in der frühkindlichen Bildung eröffnen, und lasst uns gemeinsam in die faszinierende Welt der digitalen Pädagogik eintauchen!

Lehrer News: Hallo Isabelle, kannst du dich kurz unseren Leser:innen vorstellen und erzählen, was genau du beruflich machst?

(Quelle: Isabelle Hermannstädter)

Isabelle: Ich bin Isabelle Hermannstädter, M.A. Sozialpädagogin und unterstütze seit Anfang des Jahres das großartige Educational Content Team bei Edurino. Als Educational Content & Partnership Managerin bin ich für die Testkonzeption und -durchführung verantwortlich. Zudem kümmere ich mich um alle Forschungsangelegenheiten (extern wie intern) und die Kooperationen mit Bildungseinrichtungen. Die Begeisterung und das Strahlen der spielenden Kinder beeindrucken mich jeden Tag aufs Neue. Ich bin überglücklich, mit einem fundierten Bildungsprodukt wie Edurino Kinder bestmöglich auf ihr Leben vorbereiten zu können.

Lehrer News: Wie oft bist du in den Partnerkitas und wie sieht deine Arbeit dort aus? 

Isabelle: Ich besuche unsere Partnerkitas wöchentlich für ein bis zwei Stunden. Da das spielerische, implizite Lernen bei uns im Vordergrund steht, können die Kinder frei entscheiden, ob sie an diesem Tag mit Edurino spielen möchten oder nicht. Gemeinsam suchen wir einen ruhigen Raum und nach einem kurzen Gespräch, spielen wir gemeinsam einzelne Spiele von Edurino. Dabei testen wir u.a. Benutzerfreundlichkeit, Spaßfaktor und Lerneffekt. 

Lehrer News: Was genau ist deine Rolle als Pädagogin im Feedbackprozess? 

Isabelle: Unsere Arbeit basiert auf der Überzeugung, dass Kinder Experten für ihr eigenes Leben, ihre Umgebung und ihr eigenes Lernen und Spielen sind. Es ist uns wichtig, den Kindern zuzuhören und ihnen die Möglichkeit zu geben, bei der Entwicklung von Lernspielen mitzuwirken. Wir möchten sicherstellen, dass die Spiele kindgerecht sind und entwickeln Edurino daher nicht nur für Kinder, sondern auch mit Kindern. Deshalb ist es selbstverständlich, von Anfang an Pädagog:innen und Kinder einzubeziehen. 

Man könnte mich als Brücke oder Übersetzerin betrachten. Über die Zeit baue ich eine Beziehung zu den Kindern auf und sie vertrauen mir ihr ehrliches Feedback an. Diese Rückmeldungen gebe ich dann an das Entwicklungsteam weiter. Dabei ist es wichtig, die Sprache und Formulierungen entsprechend zu übersetzen. Wenn ein Kind sagt "Das ist blöd, ich kann da schlecht klicken", bedeutet das für das Entwicklerteam übersetzt "Die Hitboxes sind zu klein". In unseren wöchentlichen Entwicklungstreffen behalte ich stets die Bildungsperspektive im Blick und bringe auch meine eigenen Erfahrungen ein.

Lehrer News: Wie funktioniert der Feedbackprozess zwischen den Erzieher:innen, Kindern und dem Edurino-Team? Wie werden Verbesserungsvorschläge und Anregungen der Erzieher:innen, Kinder oder Eltern in Bezug auf die Edurino-Lernapp aufgenommen und umgesetzt, gibt es dafür einen strukturierten Prozess? 

Isabelle: Wir freuen uns immer über das Feedback von Erzieher:innen, Kindern oder Eltern, welches wir aus verschiedenen Kanälen, z.B. Hometests, Umfragen, Mails oder auch Kita-Workshops, erhalten. In unseren Meetings werden diese besprochen und es wird direkt nach Lösungen gesucht. 

Durch wöchentliche Teammeetings mit dem Entwickler-, Art- und Gamedesign-Department stellen wir sicher, dass die Testergebnisse und Meinungen der Kinder unmittelbar in die Entwicklung einfließen. Die Ergebnisse werden protokolliert und in separate Aufgaben umgewandelt. 

Lehrer News: Wie werden die Kitas und Kinder bei der Nutzung von Edurino von euch unterstützt? Welche Art von Begleitung und Beratung bietet ihr Kitas und Erzieher:innen? Gibt es Schulungen, Materialien oder Ressourcen, die den Erzieher:innen zur Verfügung gestellt werden? 

Isabelle: Für Kitas bieten wir jederzeit die Möglichkeit, Workshops (analog oder digital) zu erhalten, bei denen ich näher auf verschiedene Punkte, beispielsweise Digitale Medienkompetenz, Einsatzmöglichkeiten in der Kita oder spezifische Lerninhalte, eingehe. Auf Wunsch stellen wir auch ausführliche schriftliche Beschreibungen zu den einzelnen Episoden zur Verfügung. Weitere Materialien sind jederzeit auf Anfrage erhältlich. 

Lehrer News: Wie werden die Kitas ausgewählt, die an dem Projekt teilnehmen? Gibt es bestimmte Kriterien oder Voraussetzungen für eine Partnerschaft? 

Isabelle: Nein, es gibt keine festen Kriterien. Es ist uns wichtig, aufgeschlossene Erzieher:innen in den Kitas zu haben, die Lust und Zeit haben, Edurino im Kita-Alltag einzusetzen oder uns bei Testingsessions zu unterstützen. Eine solche Partnerschaft bringt einen Mehrwert sowohl für Edurino als auch für die Kitas. 

Lehrer News: Werden konkrete Daten gesammelt und ausgewertet, um die Wirksamkeit und den Lernerfolg der Kinder zu beurteilen? Wenn ja, wie erfolgt diese Auswertung und wie werden die Ergebnisse genutzt? 

Isabelle: Durch die Analyse der Spieldaten können wir abgebrochene Spiele oder Schwierigkeiten an bestimmten Stellen erkennen. Dadurch können wir identifizieren, wo Kinder Schwierigkeiten haben und wo der Lerninhalt nicht effektiv vermittelt wird. Diese Beobachtungen helfen uns, erforderliche Anpassungen an den Mechanismen vorzunehmen. Die wichtigsten Daten erhalten wir jedoch aus den wöchentlichen Testingsessions in den Partnerkitas, bei denen wir PädagogInnen die Lernprozesse beobachten und bewerten. Zusätzlich gewinnen wir wichtige Einblicke durch Eltern- und Kita-Umfragen. 

Lehrer News: Wie zufrieden seid ihr mit der Zusammenarbeit mit den Partnerkitas und welche Ideen habt ihr für die Zukunft? 

Isabelle: Wir sind überaus dankbar und glücklich über die Zusammenarbeit mit unseren Partnerkitas und die wertvollen Rückmeldungen der Eltern. Für die Zukunft wünschen wir uns weitere Partnerkitas und -einrichtungen sowie regelmäßige Kinder-Gesprächsrunden, bei denen die Kinder als ExpertInnen ihre Meinung äußern und noch früher in den Entwicklungsprozess einbezogen werden können (z.B. bei der Themenauswahl oder der Gestaltung von Figuren). Zudem möchten wir unseren externen Expertenrat aus PädagogInnen und Fachkräften noch stärker mit einbinden.

Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!

Schreibt uns gerne in die Kommentare, wie ihr über Edurino denkt und welche Chancen ihr in digitaler Vorschulbildung seht!

Mädchen und Mathe, Jungs und Jura: Geschlechterrollen im Bildungswandel

Mädchen lernen Hauswirtschaft und Jungen gehen zur Universität. Wie hat sich die Geschlechtergerechtigkeit im Bildungssystem in den letzten 100 Jahren verändert und wie sieht der Schulalltag heute aus?
Von
Leonie Hirt
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July 2023
18.7.2023
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Geschichte der Bildung
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Mädchen kochen und kümmern sich um die Kinder, Jungen arbeiten. Im letzten Jahrhundert war das in Deutschland für die meisten Familien der Alltag. Heute ist das anders und Mädchen und Jungen haben die gleichen Chancen auf schulische Bildung und den Erwerb eines Hochschulzugangs. Wie kam es zu diesem Wandel, der die Geschlechtergerechtigkeit in der Bildung gefördert hat und was hieß Bildung vor 100 Jahren für Männer und Frauen? Im Rahmen der Themenwoche “Geschichte der Bildung” werden die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Bildungssystem näher beleuchtet.

Noch in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts war der Erwerb des Abiturs und damit die Möglichkeit einer akademischen Karriere fast ausschließlich Jungen vorbehalten. Der Besuch einer sekundären Schuleinrichtung war für Mädchen nicht vorgesehen, weil das traditionelle Rollenbild sie in Haushalt und Kindererziehung festhielt. Durch die Einführung des dreigliedrigen Schulsystems (Hauptschule, Realschule und Gymnasium) hatten Mädchen zwar Zugang zu einem höheren Bildungsabschluss, wurden aber aufgrund gesellschaftlicher Rollenverteilungen meist nicht ausreichend ermutigt und gefördert.

Schulbildung von Mädchen und Jungen im Nationalsozialismus

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden Schulen in Deutschland stark durch die nationalsozialistische Ideologie geprägt. Die schulische Trennung von Jungen und Mädchen spielte in dieser Zeit eine entscheidende Rolle. Die Bildung von Mädchen war auf ihre zukünftige Position als Ehefrau und Mutter fokussiert, wodurch der Unterricht hauptsächlich aus praktischen Fähigkeiten, wie Kochen, Hauswirtschaft und Nähen bestand. Inhalte, die auf einen Universitätsbesuch oder Beruf vorbereiten könnten, waren hier zweitrangig. Der Unterricht für Jungen diente der Vorbereitung auf eine militärische oder akademische Karriere. Naturwissenschaften, Technik und Mathematik waren nützliche Bereiche, auf die der Unterricht von Jungen ausgerichtet war.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden umfangreiche Bildungsreformen statt, die den Grundstein für die Chancengleichheit zwischen Jungen und Mädchen gelegt haben. Ein immer größer werdendes Bildungsbewusstsein in der Gesellschaft und die wirtschaftliche Notwendigkeit von Fachkräften führte dazu, dass Bildung als allgemeines Grundrecht angesehen wurde. In der DDR wurden Mädchen und Jungen ab 1945 gemeinsam unterrichtet und haben größtenteils auch die gleichen Inhalte vermittelt bekommen. Ein besonderer Fokus lag hier auf Naturwissenschaften und Technik, aber auch handwerkliche Fertigkeiten wie zum Beispiel Gärtnern standen auf dem Stundenplan. Das Bildungssystem der DDR war darauf ausgelegt, “vollwertige Mitglieder der sozialistischen Gesellschaft” zu erziehen. In der BRD wurden Mädchen und Jungen zu dieser Zeit noch weitestgehend getrennt voneinander unterrichtet und erst Ende der 1960er Jahre wurde die Koedukation zur Norm. 

Heute besuchen sogar mehr Mädchen als Jungen ein Gymnasium und schließen es mit dem Abitur ab. Außerdem erhalten Mädchen im Schnitt bessere Schulnoten als Jungen. Sind diese Unterschiede auf tatsächliche Leistungsunterschiede zwischen den Geschlechtern zurückzuführen oder findet nun womöglich eine strukturelle Benachteiligung von Jungen statt?

Gibt es Gründe für die unterschiedlichen schulischen Leistungen?

Unterschiede in der schulischen Leistung von Mädchen und Jungen ergeben sich sowohl aus angeborenen, biologischen Faktoren als auch aus anerzogenen Verhaltensweisen. Das weibliche Gehirn reift in der Regel etwas früher heran und verschafft Mädchen im Schnitt vor allem in sprachlichen Bereichen einen Vorsprung. Die Stärken von Jungen hingegen liegen etwas häufiger im verbal-räumlichen Denken. Doch diese neurologischen Unterschiede sind keine Gewissheit für tatsächlich unterschiedliche Leistungen im Schulalltag. Viel wichtiger sind das soziale Umfeld, individuelle Förderung und Vorbilder, die Schulkindern eine Orientierung bieten.

Ein wichtiger Aspekt in der Debatte um Leistungsunterschiede zwischen Mädchen und Jungen ist das Rollenbild, das Kindern heutzutage vorgelebt wird. Mädchen sind eher dazu geneigt, in der Freizeit zu lesen und sich Autoritätspersonen gegenüber respektvoll zu verhalten als Jungen. Diese bekommen teilweise in ihrem Umfeld „typisch männliche“ Verhaltensweisen vorgelebt, wie zum Beispiel einen erhöhten Fokus auf Sport als auf Literatur und insgesamt ein eher lautes Gemüt. Diese Verhaltensweisen können bei Lehrkräften dazu führen, dass Mädchen als disziplinierter und fleißiger wahrgenommen werden. All diese Aspekte sind jedoch lediglich ein Trend und keineswegs auf jeden Schüler und jede Schülerin einer Klasse zutreffend.

Bis vor wenigen Jahrzehnten waren Mädchen im deutschen Bildungssystem noch strukturell benachteiligt. In Deutschland konnten diese unterschiedlichen Voraussetzungen mittlerweile behoben werden, sodass Mädchen sogar häufig bessere Leistungen erzielen als männliche Mitschüler. Weltweit gesehen ist das Thema geschlechtergerechte Bildung jedoch noch längst nicht überall gängige Praxis.

Wie sehen Bildungschancen für Mädchen weltweit aus?

Bildung eröffnet Chancen auf finanzielle Sicherheit, soziale Gleichberechtigung und bietet vielen Kindern einen geschützten Raum. Doch in einigen Teilen Afrikas, Asiens und des Nahen Ostens sind Mädchen häufig mit Herausforderungen konfrontiert, wenn es um den Besuch einer Schule geht. Eine frühe Heirat, Kinderarbeit, geschlechtsspezifische Gewalt und Diskriminierung sind Faktoren, die ihre Bildungschancen stark beeinflussen. In einigen Gemeinschaften wird die Bildung von Töchtern als weniger wichtig angesehen als die ihrer männlichen Geschwister, besonders wenn es an finanziellen Ressourcen fehlt. Geschlechtsspezifische Barrieren wie fehlende sanitäre Einrichtungen für Mädchen oder kulturelle Vorurteile können den Zugang zu Bildung weiter erschweren. Beispielsweise können in einigen Ländern südlich der Sahara rund ein Fünftel der Mädchen keine Grundschule besuchen (21,4 Prozent), weil familiäre, wirtschaftliche und gesellschaftliche Faktoren sie daran hindern und weibliche Vorbilder im schulischen und politischen Kontext oft fehlen. Stattdessen kommt Mädchen häufig sehr früh die Rolle der Hausfrau und Mutter zu. Und das hat Konsequenzen! Die Benachteiligung von Mädchen im Bildungssystem verwehrt vielen die Chance auf finanzielle Unabhängigkeit, die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und die Möglichkeit einer angemessenen Beschäftigung. Dadurch wird der Zyklus der Armut weiter verstärkt und soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeiten bestimmen die gesellschaftliche Entwicklung.

Insgesamt ist es lohnenswert, einen Blick auf Geschlechtergerechtigkeit im Bildungssystem zu werfen und Stereotypen kritisch zu hinterfragen. Ein Mädchen, das nur Kochen und Nähen lernt oder ein Junge, der gegen Lehrkräfte rebelliert, sind Vorurteile, die im Schulalltag nichts mehr zu suchen haben sollten. Vielmehr muss auf individuelle Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler eingegangen werden, damit jedes Kind unabhängig vom Geschlecht die gleichen Chancen auf Bildung erhält.

Was sind eure eigenen Erfahrungen bezüglich unterschiedlichem Verhalten von Mädchen und Jungen im Unterricht? Schreibt es gerne in die Kommentare!

Von “Edubba” und Paidagogos: Die Geschichte der (antiken) Bildung

Schulbildung ist heute für Kinder selbstverständlich. Doch nur die wenigsten wissen, wie Schulen entstanden sind. Zu Beginn unserer Themenwoche „Geschichte der Bildung” möchten wir uns deshalb auf eine Zeitreise zu den Anfängen der Bildungssysteme begeben.
Von
Viola Hegner
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July 2023
17.7.2023
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Geschichte der Bildung
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Bildung erfahren zu dürfen, ist für die Kinder in Deutschland heute selbstverständlich. Zur Schule zu gehen ist aus dem Leben von Kindern und Jugendlichen, ihrer Erziehung und Entwicklung und damit auch dem Aufbau und der Struktur unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Doch wie entstanden Schulen eigentlich? Seit wann existieren großflächige Bildungssysteme, wie funktionierten diese und was für Schlüsse können wir heute aus den übermittelten Beschreibungen der frühesten Schulen ziehen? 

Um das zu beantworten, gehen wir zum Beginn unserer Themenwoche zeitlich weit zurück und blicken auf die weltweiten Anfänge von schulischer Bildung. 

“Edubba”: Die Anfänge der Schule

Die Nachweise für die ersten Schulen der Welt finden sich im Gebiet des heutigen Irak. Bereits vor fast 4000 Jahren wurde dort im damaligen Mesopotamien, dem Zweistromland von Euphrat und Tigris, gelehrt und gelernt. Als Ursprung der schulischen Bildung wird der Beruf als Schreiber gesehen. „Das war ein extrem wichtiger und angesehener Beruf. Triebfeder für die Entwicklung der Schrift war die Bevölkerungsentwicklung in Städten, deren Versorgung durch eine straff organisierte Verwaltung sichergestellt werden musste,” sagt Konrad Volk, emeritierter Professor für Altorientalische Philologie an der Universität Tübingen.

3800 Jahre sind die schriftlichen Aufzeichnungen über diese Schulen alt. Doch überraschend ähnlich scheinen  die damals so genannten "edubba", also "Tafelhäuser", den heutigen Schulen zu sein. Die gefundenen Schriften, mit Keilschrift auf Tontafeln verewigt, sprechen von Pausenbroten, welche von den Eltern vorbereitet wurden, und sogar die Tadellungen des Lehrers  „Deine Handschrift ist miserabel!“ könnte heute noch in dem ein oder anderen Übungsheft eines Schülers zu finden sein. Aus den Aufzeichnungen eines damaligen Schülers lässt sich ein strenger Umgangston nachvollziehen. Den Schülern war es beispielsweise verboten, in der eigenen babylonischen Sprache zu sprechen. Gelehrt wurde in der sumerischen Sprache, die zu dieser Zeit im Alltag schon lange nicht mehr genutzt wurde und wohl aus Traditionsgründen in den Schulen weiter fortgeführt wurde. Befolgten die Schüler:innen die Regeln der Schule nicht, folgten körperliche Strafen. So schreibt es der Schüler: „Da schlug er (der Lehrer) mich …“ 

Volk erklärt, dass die Schule jedoch weit mehr war als eine reine Schreiberausbildung: „Es ging um ganzheitliche Bildung. Die Kinder haben sich mit literarischen Werken und Geschichte beschäftigt. Auch das berühmte Gilgamesch-Epos war wichtig für den Bildungshorizont. "Letztlich ging es darum, die Augen für das Leben und die umgebende Welt zu öffnen.“ 

Zu dieser Zeit waren längst noch nicht alle Kulturen so weit ausgebildet, ein Schulsystem zu entwickeln. Doch mit der Zeit entstanden in den großen Hochkulturen der Geschichte viele verschiedene Systeme und Strukturen, um Kindern und Jugendlichen Bildung zu vermitteln.  

Das alte Ägypten: So lernte man in den “Häusern des Lebens”

Relief aus dem Grabmal des Horemheb (Quelle: Commons)

So auch im alten Ägypten. Hier spielte Schulbildung eine immense Rolle, denn alle angesehenen Berufe waren den  Gebildeten vorbehalten. Eine Schulpflicht gab es jedoch nicht. In den meisten Fällen waren es, wie so oft, nur die Kinder der Oberschicht, die eine gute Bildung genießen durften. Die Kinder der armen Bevölkerung – und arm waren fast alle Menschen im alten Ägypten – hatten keine Zeit zur Schule zu gehen. Sie halfen dem Vater bei der Arbeit oder der Mutter mit Haushalt und Geschwisterkindern. Anders als in anderen antiken Kulturen war es den Mädchen jedoch durchaus erlaubt, auch eine Schule zu besuchen. 

Die Realität sah jedoch oft anders aus. Mädchen wurden früh verheiratet, anstatt einen Beruf zu erlernen, und so wurde die Schulausbildung für sie schlicht überflüssig. Man geht trotzdem davon aus, dass einige Mädchen durchaus Grundkenntnisse in Mathematik und Schreiben erlernt haben, ob in der Schule oder von ihren Müttern ist jedoch unklar. Ursprünglich wurde im alten Ägypten in Höfen unterrichtet.

Ältere Kinder gingen später jedoch in Schreiberschulen, die so genannten “Häuser des Lebens”. Neben Schreiben und Lesen wurde hier Mathematik, Geometrie, Astronomie, und teilweise auch Recht, Medizin, Geographie und Religion unterrichtet. Doch die genutzten Hieroglyphen waren wohl nicht ganz so leicht zu erlernen. Übungstafeln, die Archäologen gefunden haben, wimmeln oftmals nur so von Schreibfehlern. Die Kinder lernten nicht wie wir heute das Alphabet, also einzelne Hieroglyphen, sondern ganze Wörter. Besonders schwere Hieroglyphen wurden in den gefundenen Tafeln, am Rand als Übung, noch einmal einzeln wiederholt, ähnlich zu heutigen Vorgehensweisen. Man kann auch verschiedene andere Lernmethoden heute noch nachvollziehen: Alte Texte, teilweise bis zu 700 Jahre älter als die Kinder, mussten von diesen abgeschrieben werden, oder der Lehrer diktierte sie. Eine andere Methode war es, vorher gelesene oder gehörte Texte aus dem Gedächtnis aufzuschreiben. Die Themen der Texte behandelten dabei oft Weisheitslehren wie Respekt gegenüber Vater und Lehrer, um den Kindern neben den Schreibübungen Anstand und Tugend mitgeben zu können. Wollten Kinder sich nicht an diese Anstandsregeln halten, wurde ihr Ungehorsam meist mit Stockhieben von Seiten des Lehrers bestraft.  „Das Ohr des Schülers befindet sich auf seinem Rücken“, so die einhellige Meinung der damaligen Lehrer.

Doch wer das überstand und die Schule meisterte, der konnte mit bereits 14 oder 15 Jahren einen guten Posten in der Verwaltung oder sogar als Arzt oder Priester erhalten. 

Ganz ähnlich stand es auch in der Antike um die Chancengleichheit von Kindern.

Das antike Griechenland: Schule zwischen Philosophie und Kampfgeist 

“Die Schule von Athen” von Raffaello Sanzio da Urbino (Quelle: Commons)

Das antike Griechenland: Geprägt von Demokratie und Philosophie und damit Inbegriff einer guten Bildung…oder? Nicht ganz. Im antiken Griechenland war die Schulbildung rein den freien, männlichen Bürgern vorbehalten. Das Bürgerrecht war erblich, nur in besonderen Fällen konnte es an nicht als Bürger geborene Männer vergeben werden. Somit wurde auch das Recht auf Bildung vorwiegend innerhalb einzelner Familien weitergegeben und drang nur wenig in andere Bevölkerungsschichten vor. 

Sklaven und Frauen hatten generell nur wenige Rechte und damit auch nicht das Recht, eine Schule zu besuchen. Das Privileg, Lesen und Schreiben zu erlernen, dürften nur wenige der Mädchen, und natürlich auch nur solche aus sehr reichem Hause, gehabt haben, denn Frauen wurden hauptsächlich in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter gesehen. Die jungen männlichen Bürger jedoch wurden ab dem Alter von sieben Jahren in den griechischen Schulen unter anderem in Gymnastik und Wettkampf, Tanz und Dichtkunst unterrichtet. Dem Unterricht beiwohnen mussten, zumindest ging es um die Betreuung von sehr reichen Jungen, auch die Sklaven der Schüler. Diese nannten sich “Paidagogos” und waren dafür zuständig, die Schulaufgaben zu betreuen und dafür zu sorgen, dass der Schützling in der Schule richtiges Benehmen aufwies. Um das durchzusetzen, hatte der “Paidagogos” auch das Recht, körperliche Strafen auszuführen. 

Eine ganz besondere Rolle spielte Bildung in Sparta. Die Jungen wurden in staatlichen Erziehungshäusern unterrichtet und dort schon sehr früh auf ein soldatisches Leben gedrillt. Diese Vorbereitung bestand aus Unterricht in Entbehrung, Bescheidenheit, körperlichen Höchstleistungen in Sport und Wettkampf sowie Kampfübungen. 

Die Mädchen wiederum wurden auf ein späteres Leben als Hausfrau und Mutter vorbereitet. 

Dies änderte sich im Hellenismus, beginnend etwa 300 vor Christus. Zu dieser Zeit war Bildung schließlich fast allen freien Menschen in Griechenland zugänglich, denn die Alphabetisierung spielte eine immer größere Rolle in der griechischen Gesellschaft. 

Somit besuchten Jungen und Mädchen gleichermaßen die Schulen. 

Das antike Rom: Bildung ist Familiensache

Ganz anders sah es im antiken Rom aus. Hier hatte die Schulbildung eine geringere Bedeutung, denn für die Erziehung und Bildung der Kinder war weniger der Staat und mehr die Familie zuständig. 

Bis zum 15. Lebensjahr bereitete der Vater die Jungen auf ihr Leben als späterer Staatsbürger vor. Typischerweise erhielten die jungen Römer hier Unterricht in Lesen, Schreiben und Rechnen, oft auch Rechtslehre, Sport- und Waffenkunde. Einheitliche Regelungen gab es jedoch nicht. Wie auch im frühen antiken Griechenland war diese Bildung jedoch vorwiegend den Männern vorbehalten, Mädchen lernten nur sehr selten Lesen, Schreiben und Rechnen. 

Ab 300 vor Christus, zur Zeit des Hellenismus, wurde der griechische Einfluss auf Rom immer spürbarer — auch in der Bildung. Reiche römische Privathaushalte stellten sogar oft griechische Sklaven an, um ihre Kinder zu unterrichten. 

Außerdem entstand nun eine grundlegende Bildungsstruktur. Kleine Kinder gingen in niedere Schulen, an denen Rechnen, Schreiben und Lesen unterrichtet wurde, sogenannte “Ludus litterarius”. Ab einem Alter von elf Jahren konnten die Jungen aus der Oberschicht Grammatikschulen besuchen, in welchen ebenfalls verschiedene Grundfächer gelehrt wurden, jedoch mit einem vermehrten Schwerpunkt auf Poetik und griechischer Literatur.

Rhetorikschulen wiederum galten als höhere Schulen für Jugendliche ab 16 Jahren, an denen älteren Kindern und Jugendlichen unter anderem Politik und Ethik gelehrt wurden. 

Religion als Stütze des Schulsystems 

(Quelle: Commons)

Nach dem Niedergang Roms im 5. Jahrhundert nach Christus wurde die christliche Kirche zum entscheidenden Träger des Bildungswesens in Europa. Das Wissen der Antike mischte sich mit dem christlichen Gedankengut und es entstand eine Infrastruktur von Klöstern zur Bildungsvermittlung. 

Diese Klosterschulen wurden in “innere” und "äußere" Schulen unterschieden. In den inneren Schulen wurden Mädchen sowie Jungen auf das Leben als Mönch oder Nonne vorbereitet. In den Äußeren wurden wohlhabende Kinder, meist adliger Herkunft, unterrichtet. Zuerst wurde den  so genannten “Laienkindern” dabei Religion und Geschichte 

näher gebracht, später widmete sich der Unterricht den “Septem Artes liberales”, den sieben freien Künsten: Grammatik, Rhetorik und Dialektik,, die mathematischen Fächer, Geometrie, Arithmetik, Musik und Astronomie.

Das Bildungsideal des Ritterstandes bestand zur gleichen Zeit vorwiegend aus einer nicht-schriftlichen Erziehung. In Anlehnung an die sieben freien Künste wurde der angehende Ritter in den "Septem Probitates", den sieben Tüchtigkeiten, unterwiesen: Reiten, Schwimmen, Bogenschießen, Fechten, Jagen, Schachspiel und Verseschmieden. 

Ein Schulsystem, wie wir es heute kennen, in dem alle Kinder eine faire Chance auf eine ausreichende Bildung bekommen, entstand erst langsam und mit Hilfe der Einführung einer Schulpflicht, welche in Deutschland erst im Jahr 1919 erfolgte. Bis dahin war es ein langer Weg, bei dem wir viel aus den Fehlern, Erkenntnissen und Fortschritten der früheren Generationen und Kulturen gelernt haben. 

Im Rahmen unserer Themenwoche blicken wir deshalb neben der Bildung im Bildungsbürgertum und während der industriellen Revolution auch noch auf die Geschichte der Geschlechtergerechtigkeit in der Bildung, ziehen einen Vergleich zwischen den Bildungsidealen von gestern und heute und widmen uns dem Thema Gewalt in der Schule aus historischer Sicht. 

Welche der Bildungsformen fandet ihr am interessantesten und denkt ihr, eine der antiken Schulen hat unser heutiges Bildungssystem besonders geprägt? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.

Berliner GroKo will Religionsunterricht einführen

Die Berliner Schwarz-Rot Regierung stellt den Koalitionsvertrag mit Religion und Lebenskunde als Pflichtfach vor. Interesse an der Initiative in der Bevölkerung der Hauptstadt hält sich aber in Grenzen.
Von
Leon Noel Gärtner
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17
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July 2023
17.7.2023
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Berlin. Das Berliner Schulsystem soll durch den Religionsunterricht ergänzt werden. Die Koalition aus CDU und SPD in der Hauptstadt plant in ihrem Koalitionsvertrag, Religion als Wahlpflichtfach ab der siebten Klasse anzubieten. Als nicht religiöse Alternative soll auch Lebenskunde angeboten werden.  

Auch wenn Religionsgemeinschaften bestätigen, dass es zu Gesprächen gekommen ist, ist gerade mal jede:r fünfte Berliner:in Mitglied der evangelischen oder katholischen Kirche. Trotz der steigenden Schüler:innenzahl von 346.000 auf 389.000 sank das Interesse am bisher freiwillig angebotenen Religionsunterricht. 2009 scheiterte die Initiative  ‘Pro-Reli’ der berliner CDU  kläglich an einem Volksentscheid, bei dem 51,3 Prozent der Befragten mit “Nein” gestimmt haben.  

Eine offene Frage bleibt, woher die Lehrkräfte für den Religionsunterricht kommen sollen. Katharina Günter-Wünsch, Bildungssenatorin der CDU, spricht jetzt bereits von 1.500 fehlenden Lehrkräften, und selbst kirchliche Institutionen melden einen Mangel an Lehrkräften für den freiwilligen Religionsunterricht. Berlin ist somit das bisher einzige Bundesland gewesen, in dem Religion nicht als ordentliches Schulfach innerhalb der Schulzeit vorgesehen ist. 

So schnell wie Gott in der Bibel die Welt innerhalb einer Woche erschuf, ist der Plan aber lange nicht umsetzbar. Sollte sich die Idee der Schwarz-Roten Fraktion durchsetzen, so ist allerdings erst 2025 mit dem zusätzlichen Schulfach zu rechnen.

Angstfach Mathematik: So nehmt ihr alle Schüler mit

Zu abstrakt, zu kompliziert oder einfach langweilig – die Urteile über die Mathematik sind vielseitig, haben aber dennoch eins gemein: Sie fallen meist negativ aus. Wir stellen euch Tipps und Ressourcen zur besseren Vermittlung des unbeliebten Rechenfachs vor.
Von
Carolin Kremer
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July 2023
16.7.2023
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„Zugleich streng und erfindungsreich, abstrakt und universal, diskriminierend und demokratisch, alt und im ständigen Wandel, scheu und sozial, schwierig und kinderleicht – alles das ist Mathematik.“ (Cédric Vellani, Gewinner der Fields-Medaille 2010)

12 von 8 Menschen sind mit Mathematik total überfordert

Wohl kaum ein anderes Schulfach polarisiert so sehr wie Mathematik. Über Generationen hinweg hat das Unterrichtsfach einen schlechten Stand. 63 Prozent des gesamten Nachhilfe-Volumens fließen in diese unbeliebte Disziplin. Tatsächlich ist Mathematik sogar das einzige Schulfach, das Schüler:innen und Eltern gleichermaßen mit einer wissenschaftlich nachgewiesenen Angst plagt. Doch worin liegt diese starke Ablehnung begründet? Kleine Kinder haben zumeist noch Spaß an Zahlen. Die Mengen, mit denen sie arbeiten, sind überschaubar, der Bezug zur Realität greifbar. Das ändert sich mit zunehmender Komplexität der Rechenaufgaben: Häufig scheitert es dann an der Übersetzung vom Abstrakten in ein konkretes (mathematisches) Problem. „Kein Mensch kann auf Dauer nur abstrakt denken, ein Schüler muss wissen, was er da tut, sonst ist er verloren,“ meint auch der Komplexitätsforscher Stefan Thurner. Doch wie als Lehrkraft alle Kinder ins Boot holen und die Mathematik ansprechend sowie realitätsnah gestalten? In diesem Artikel stellen wir euch Tipps und Ressourcen zur besseren Vermittlung des unbeliebten Rechenfachs vor. 

Tipp 1: Alles eine Sache der Einstellung 

Zwischen Algebra, pq-Formel und quadratischen Gleichungen kann der Realitätsbezug schon einmal in den Hintergrund geraten. Dieser ist jedoch wichtig, um die Schüler:innen für die Materie zu begeistern, denn wenn Kinder sich für etwas interessieren, dann wollen sie es auch lernen. 

Fast alles, was uns umgibt, ist Zahl: Von der Entstehung des Universums, übers Ökosystem bis hin zu unserem eigenen Körper. Es ist diese Tatsache, die Zahlen und Mathematik so unerlässlich und spannend machen. Nehmt euch also vielleicht zu Beginn der nächsten Stunde oder Unterrichtseinheit einmal die Zeit, euren Schüler:innen dies vor Augen zu führen. 

Und auch in unserem Alltag steckt haufenweise Mathematik, das beginnt schon morgens mit dem Blick auf den Wecker. Überlegt doch einmal gemeinsam mit eurem Mathe-Kurs, wo ihr im alltäglichen Leben auf die Mathematik zurückgreift. 

Tolle Inspirationen dazu findet ihr unter anderem in diesen beiden Büchern:

Warum Mathematik (fast) alles ist: ... und wie sie unser Leben bestimmt von Kit Yates

Mathematik bestimmt unseren Alltag – und meistens merken wir gar nichts davon. Doch wenn wir verstehen, wo und wie die Welt der Zahlen unser Leben beeinflusst, können wir bessere Entscheidungen treffen: Wo sollte man nach einem freien Platz im Zug suchen? Welche Schlange im Supermarkt ist die schnellste? Und wann sollten wir uns besser nicht auf vermeintliche mathematische Gewissheiten stützen? Der junge Ausnahmemathematiker Kit Yates beantwortet diese Fragen und erzählt zugleich kuriose Geschichten, die zeigen: Bei Mathematik geht es manchmal wirklich um Leben und Tod.

Das ist alles Mathe! von Johnny Ball

Willkommen in der verrückten Welt der Zahlen! Dieses kunterbunte Mathe-Buch entführt Kinder in das spannende Mathematik-Universum und präsentiert in witzigem Layout kompaktes Mathematik-Wissen. In anschaulichen Alltagsbeispielen erfahren Mathe-Begeisterte, wieso eine Stunde 60 Minuten hat oder seit wann es die Null gibt! Dazu gibt es knifflige Denkaufgaben, Rätsel und Tricks, die das mathematische Verständnis schulen.

Tipp 2: Selbst Einstein hatte mal ne 4 in Mathe

Auch wenn es sich hierbei um ein sich hartnäckig haltendes Gerücht handelt, kann es durchaus hilfreich sein, den Druck aus dem Mathematiklernen herauszunehmen. Klar, das Curriculum ist eng getaktet und auf individuelle Förderbedürfnisse kann kaum eingegangen werden. Umso wichtiger ist es, dass eure Schüler:innen ihren individuellen Lerntyp kennen: Der visuelle, der auditive, der motorische und der kommunikative Lerntyp, sie alle sprechen unterschiedlich auf verschiedene Vermittlungsformen an. Optimalerweise setzt ihr im Unterricht abwechselnd unterschiedliche Formate ein, damit alle Schüler:innen angesprochen werden. So sind Frage-Antwort-Spiele wie ein Interview oder ein Mathe-Quiz optimal für den kommunikativen Lerntyp geeignet. Der motorische Lerntyp kommt beim Abschreiten des 1x1 durch den Raum auf seine Kosten. Gebt doch zur nächsten Stunde einmal die Hausaufgabe, dass eure Schüler:innen ihren Lerntyp herausfinden sollen. Hier findet ihr einen geeigneten Test. 

Tipp 3: Spiel mir das Lied vom Satz des Pythagoras 

Natürlich ist es zeitlich unmöglich, alle Themen Lerntyp-spezifisch aufzubereiten und zu vermitteln, weswegen ihr eure Schüler:innen zusätzlich dazu motivieren solltet, den Unterrichtsstoff Zuhause zu wiederholen. Eine tolle Möglichkeit bieten da Youtube-Erklärvideos, die man ganz einfach an die eigene Lerngeschwindigkeit anpassen und beliebig häufig wiederholen kann. 

Mathe by Daniel Jung

Daniel Jung ist vor allem für seine Mathe-Lernvideos auf YouTube bekannt. Egal ob Vektoren, Bruchrechnung, Gleichungssysteme oder Stochastik, Jung deckt Stoff ab Klasse 5 bis in die Oberstufe ab. Sogar Student:innen finden auf seinem Kanal Hilfe bei Matheproblemen. Mittlerweile kann man sich durch über 3000 Videotutorials auf seinem YouTube-Kanal klicken.

Quelle: Youtube

DorFuchs 

DorFuchs, bürgerlich Johann Carl Beurich, hat schon Millionen Zuschauern mit seinen Mathe-Liedern beim Lernen geholfen. Was skurril klingt, ist genauso einfach wie genial: Beurich schnappt sich komplizierte mathematische Themen und komplexe Formeln und wandelt sie in einprägsame Lieder mit Ohrwurmfaktor um. Seine Videos wurden bereits 48.856.893 Mal aufgerufen. Vor allem für den auditiven Lerntyp sind diese Videos bestens geeignet.

Quelle: Youtube

Tipp 4: Auf spielerische Vermittlung setzen 

Was alle Lerntypen gemeinsam haben: Spielerisch lernen sie viel schneller und effizienter. Auf der Seite des Bildungsservers findet ihr einen Link zu hunderten praktischen Mathe-Spielen, kategorisiert nach ihrem Vorbereitungsaufwand, der Anzahl der Teilnehmer:innen, ihrer didaktischen Funktion und dem entsprechenden Arbeitsaufwand. Digitaler geht es bei matheretter.de zu. Die Website bietet neun kostenlose Mini-Rechenspiele, die keiner Registrierung bedürfen. Die Seite kann bequem über PC oder Tablet aufgerufen werden und bietet Spiel- und Lernspaß für verschiedene Altersgruppen: Vom Tiere zählen für die Jüngeren, über Zahlenmauern bis hin zum Quiz der Funktionen für die Älteren. Zusätzlich kann der Einsatz von Mathe-Apps hilfreich sein. Im AppStore gibt es eine Vielzahl solcher (meist kostenpflichtigen) Apps, die die Schüler:innen Zuhause beim Lernen, aber auch euch Lehrkräfte in der Schule bei der Vermittlung von komplexen Inhalten unterstützen können. 

Simpleclub 

Simpleclub ist die beliebteste Lern App unter Schülerinnen und Schülern in Deutschland und wirbt damit, dass neun von zehn Nutzer:innen ihre Noten mit simpleclub verbessern. Die App lockt mit Lernvideos, interaktiven Animationen, fertigen Zusammenfassungen, individuellen Lernplänen uvm. Darüber hinaus bietet sie auch einige Funktionen für Lehrkräfte und verspricht, die Unterrichtsvorbereitungen zu erleichtern, den Unterricht abwechslungsreicher zu gestalten und die Motivation der Klasse zu steigern. Wer sich für das vollumfängliche Leistungsspektrum der App interessiert, kann kostenlos das simpleclub Handbuch für den digitalen Unterricht herunterladen. 

Studyly 

Studyly ist eine interaktive Mathematik-App, die die Stärken und Schwächen der Lernenden erkennt und sich dem individuellen Lernniveau anpasst. Die App ist sowohl für die Nutzung durch die Schüler:innen zu Hause, als auch in der Schule ausgelegt. Für Lehrkräfte verfügt die App über 25.000 Aufgaben, alle inklusive komplett ausgearbeiteter Hinweise und Lösungswege, die bequem mittels weniger Klicks als Hausaufgaben aufgegeben werden können. Die Aufgaben werden dann automatisch korrigiert und die Ergebnisse rückgemeldet. So könnt ihr euch ganz auf den Unterricht konzentrieren. Hier gelangt ihr zu einem kostenlosen Probemonat. 

Tipp 5: Raus an die frische Luft

Dieser Tipp ist simpel, aber effizient: Raus aus dem beengten Klassenzimmer und Mathematik praktisch – im Rahmen einer Exkursion – erfahren. Der Bildungsserver Rheinland-Pfalz hat auf seiner Website zahlreiche geeignete Ausflugsziele zur Vermittlung mathematischer Inhalte aufgelistet, auch über die eigenen Landesgrenzen hinaus. Zusätzlich könnt ihr in unseren Top-Listen Exkursionsziele für die Bundesländer Berlin, Bremen, Brandenburg, Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen finden, die ebenfalls dazu geeignet sind, die Mathematik-Kompetenzen eurer Schüler:innen zu steigern. 

Mathematik ist und bleibt eines der komplizierteren Unterrichtsfächer, das einer intensiven Auseinandersetzung sowie einem gesunden Interesse an der Disziplin bedarf. Wir hoffen, euch das nötige Werkzeug an die Hand gegeben zu haben, um alle Schüler:innen eurer Klasse abzuholen und für das Fach zu begeistern. 

Wie hilfreich findet ihr die vorgestellten Tipps und Ressourcen? Habt ihr darüber hinaus weitere Ideen für eine interessante und ansprechende Unterrichtsgestaltung? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

Online-Lernen leicht gemacht: Die 5 besten Tipps für Moodle

Ihr möchtet Online-Lernen mit der Plattform Moodle für euren Unterricht nutzen, habt aber keine Ahnung, wie? Dann seid ihr hier richtig! Mit diesen Tipps werdet ihr zum Moodle-Profi und begeistert eure Schüler:innen mit vielen neuen Fähigkeiten.
Von
Viola Hegner
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July 2023
14.7.2023
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„Das Internet ist für uns alle Neuland”. Das sagte unsere ehemalige Bundeskanzlerin noch 2013 über die Situation der Digitalisierung in Deutschland. Auch wenn das zugegeben nun schon ein paar Jahre her ist, fühlt es sich oft so an, als hätte sich an dieser allgemeinen Auffassung nicht viel geändert. Der Digitalisierungsprozess im Bildungssystem zieht sich aufgrund mangelnder Unterstützung immer weiter in die Länge. Während des Lockdowns in der Corona-Pandemie mussten Schulen und Lehrkräfte deshalb oft kreativ werden und selbst Lösungen für eine funktionierende Kommunikation und Organisation des Unterrichts finden: Um Schüler:innen einen geregelten Tagesablauf zu bieten, um ihnen weiter die Möglichkeit zur Weiterbildung geben  zu können, um sie in der schwierigen Zeit nicht alleine zu lassen.

Nun ist das vorbei. Schulen haben wieder geöffnet und der Unterricht kann in gewohnter Form stattfinden. Trotzdem haben wir, neben den vielen negativen Erlebnissen in den letzten Jahren, durch die Homeschooling-Erfahrung eine Erkenntnis gewonnen: Online Lernen als solches ist nicht das Problem. Ganz im Gegenteil! Durch das Einbinden digitaler Elemente in den Unterricht bieten sich viele neue Möglichkeiten, Schüler:innen individuell zu fördern, ihnen komplexe Sachverhalte bildlicher näherzubringen und sie für die Unterrichtsthemen begeistern zu können. Aus diesem Grund setzen immer mehr Schulen und Lehrkräfte auch heute noch auf immer mehr digitale Konzepte in ihrem Unterricht.

Eine der Möglichkeiten, das umsetzen zu können, ist Moodle. In diesem Artikel möchten wir euch diese Plattform deshalb etwas näher vorstellen und konkrete Tipps und Tricks zur bestmöglichen Nutzung verraten.

Was ist Moodle eigentlich?

Moodle ist eine Open-Source basierte Lernplattform, die verschiedene Formen des Online-Lernens ermöglicht. Das weltweite Software-Entwicklungsprojekt soll dabei einen konstruktivistischen Lehr- und Lernansatz unterstützen und damit zur Förderung aller Schüler:innen beitragen. Bereits seit 2002 unterstützt die Plattform mit einem breit aufgestellten Angebot kooperative Lernmethoden und organisatorischen Gestaltungsmöglichkeiten und ermöglicht es Lehrer:innen damit, Online-Lernen in ihr Unterrichtskonzept zu integrieren. 

Eingesetzt werden kann Moodle dabei sowohl mit Tools für das Lernen wie online durchgeführte Tests oder Aufträge, als auch für die Organisation des Unterrichts. Beispielsweise können Dateien hochgeladen werden, Hausaufgaben oder Arbeitsaufträge online eingesehen und Gruppen- und Arbeitsteilungen erleichtert werden. Anders ausgedrückt: Die Plattform dient als Zentralstelle für alle Infos und Dateien, welche ihr und eure Schüler:innen für ein erfolgreiches Lernerlebnis benötigt. 

Der große Vorteil dieser Art der Unterrichtsgestaltung: Auf diese Weise können die Anforderungen und gegebenen Informationen an den Wissens- und Fähigkeitsgrad von einzelnen Schüler:innen angepasst werden. Die Wissbegierigen können sich selbstständig zusätzliche Infos oder Aufgaben zu den besprochenen Themen holen, während die Kinder, die etwas mehr Zeit oder Unterstützung brauchen, diese in Form von angepassten Aufgaben und zusätzlichen Erklärungen ebenso jederzeit abrufen können. So bleibt keine:r eurer Schüler:innen zurück und alle können produktiv und motiviert Neues lernen. 

Außerdem löst Moodle damit die während der Corona-Pandemie aufgekommene Frage, wie man Lernen besser zeit- und ortsunabhängig gestalten kann, da alle Daten von euren Schüler:innen jederzeit abgerufen werden können. 

Nutzen könnt ihr Moodle sowohl am PC, als auch auf dem Tablet oder Smartphone. 

Allgemeine Funktionalitäten von Moodle umfassen dabei: 

  • Ein personalisierbares Dashboard, um den Überblick über alle Kurse zu bewahren
  • Kommunikation und Kollaboration mit anderen Kursteilnehmer:innen in Foren, Wikis und Datenbanken
  • Einfaches Erstellen und Bearbeiten von Texten mit dem Text-Editor 
  • Hochladen von Dateien sowohl vom Speicher des Rechners, als auch von Cloud-Diensten wie Google Drive
  • Überblick über alle Termine, ob privat oder im Klassenverband, mit dem Moodle Kalender
  • Das einfache Nachvollziehen von Lernfortschritten eurer Schüler:innen 

Habt ihr Lust bekommen, Moodle in euren Unterricht zu integrieren? Die Seite Lehrer:innenfortbildung Baden-Württemberg hat für euch die ersten Schritte zur Installation und Einrichtung von Moodle zusammengefasst und alle Grundlagen erklärt.

Nun seid ihr sicher gut vorbereitet und könnt loslegen, euren Unterricht mit Moodle zu digitalisieren. Hierfür haben wir euch nachfolgend interessante Tipps und Tricks zusammengestellt, mit denen ihr euer Moodle-Können auf die nächste Stufe heben könnt. 

Tipp 1: Gruppen erstellen 

Ihr wollt eine Gruppenarbeit durchführen oder einzelne Aufgaben auf verschiedene Schüler:innen verteilen und möchtet dafür eure Klasse in kleinere Gruppen aufteilen? Bei Moodle könnt ihr innerhalb eures Kurses, also eurer Klasse, beliebig große Teilgruppen erstellen und diesen dann entsprechend verschiedene Arbeitsaufträge zuteilen oder Dateien sichtbar, beziehungsweise  unsichtbar machen. 

Im ersten Schritt geht ihr hierfür auf eure Kursübersicht und wählt anschließend „Teilnehmer” aus. Habt ihr nun eure Teilnehmerliste, gelangt ihr über das Einstellungs- also “Zahnrad”-Symbol im nächsten Schritt zu weiteren Funktionen. Hier könnt ihr die Kategorie „Gruppen” auswählen. Nun habt ihr zwei verschiedene Möglichkeiten: Entweder legt ihr die einzelnen Gruppen von Hand an, oder ihr nutzt die automatische Anlegefunktion. In dieser könnt ihr euch entscheiden, ob die Gruppen nach der gewünschten Anzahl der Schüler:innen pro Gruppe, oder aber nach von euch ausgewählten Mitgliedern verteilt werden sollen. 

Nachträglich können die Zusammensetzungen der Gruppen unter „Nutzer verwalten” bearbeitet werden. 

Möchtet ihr die Gruppen zusätzlich in umfassende Gruppierungen aufteilen, ist auch dies möglich. Einfach unter dem Menüpunkt „Gruppierungen” eine Neue erstellen, die gewünschten Gruppen auswählen, bestätigen und fertig ist die Aufteilung eurer Klasse. 

In diesem Video könnt ihr euch die genauen Schritte zum Erstellen von Gruppen noch einmal ansehen.  

Tipp 2: Audiodateien hochladen

Möchtet ihr euren Unterricht, den Test oder die Hausaufgabe etwas auflockern und eine Audio- oder Videodatei in eure Aufgabe mit einbauen? Das ist eine tolle Variante, um Gelerntes nochmals zu visualisieren oder durch Audioelemente neue Facetten in das Thema zu bringen und dabei Schüler:innen mit abwechslungsreichen Unterrichtsmaterialien zu begeistern. Auch das ist mit Moodle ganz einfach machbar. 

Öffnet zuerst die bereits angelegte Aufgabe, in der ihr die Datei hinzufügen möchtet. Wählt dann den Menüpunkt „Medien einfügen” aus und klickt anschließend auf „Audio, Video oder Applet wählen”. Nun solltet ihr die gewünschte Datei ganz einfach vom Speicher eures Gerätes auswählen und einsetzen können und müsst die Ausgabe anschließend nur noch speichern. 

Wichtig ist dabei zu beachten, dass es nur möglich ist, Audiodateien in MP3-Format hochzuladen. Sollten eure Audioelemente in einem anderen Dateiformat abgespeichert sein, könnt ihr sie in einem kostenlosen Converter in MP3-Form umwandeln. 

Dieses Video zeigt euch noch einmal genau, wie das Hochladen von Audiodateien funktioniert.

Tipp 3: Abstimmungen erstellen

Ihr möchtet mit eurer Klasse eine Klassenfahrt oder Exkursion planen und wollt euch ein Bild über die Meinung eurer Klasse verschaffen? Dann könnt ihr auf Moodle online eine Abstimmung starten. 

Hierfür müsst ihr im ersten Schritt „Material oder Aktivität anlegen” auswählen und anschließend die Unterkategorie „Abstimmung” anklicken. Habt ihr im nächsten Schritt einen Namen für eure Abstimmung ausgewählt, also die Abstimmungsfrage eingegeben, könnt ihr unter „Optionen” weitere Einstellungen vornehmen: Möchtet ihr euren Schüler:innen beispielsweise eine nachträgliche Änderung ihrer Auswahl erlauben? Oder möchtet ihr mehr als eine Antwort zulassen? Dann könnt ihr das hier auswählen. Anschließend könnt ihr die einzelnen Auswahlmöglichkeiten der Abstimmung angeben, z.B. die verschiedenen möglichen Exkursionsziele. Danach muss noch der Zeitraum gewählt werden, in dem die Abstimmung durchgeführt werden kann. Unter „Ergebnisse veröffentlichen” könnt ihr außerdem einstellen, wie die Ergebnisse dargestellt werden sollen, beispielsweise anonym. 

Jetzt ist eure Abstimmung fertig und eure Schüler:innen können für ihr liebstes Ziel stimmen. 

Hier wird euch das Erstellen von Abstimmungen in einem Video gezeigt. 

Tipp 4: Feedback von Schüler:innen einholen 

Nach dem Beenden einer Aufgabe, am Ende einer Klassenfahrt oder des Ausflugs oder nach einem Test ist es meist sehr sinnvoll, sich auch den Meinungen der Schüler:innen zu widmen und von der Klasse Feedback einzuholen. 

Das könnt ihr auf Moodle ganz einfach durchführen. Wählt hierfür „Material oder Aktivität anlegen” aus und klickt im geöffneten Fenster auf „Feedback”. Unter „Name” könnt ihr nun die Feedback-Frage eingeben. Unter „Einstellungen" könnt ihr beispielsweise auswählen, dass der Fragebogen anonym ausgefüllt werden soll und dass keine Mehrfachangabe möglich ist, beides sinnvoll bei Feedbackeinolungen. Im nächsten Schritt könnt ihr die „Elemente bearbeiten”. Hier wählt ihr zwischen verschiedenen Fragemöglichkeiten aus, z.B: „Multiple Choice” oder „Eingabebereich”, in welchem die Schüler:innen einen eigenen Text formulieren können. Nach diesem Prinzip könnt ihr verschiedene Fragen anlegen, welche die Klasse beantworten kann. Nachdem die Schüler:innen ihr Feedback abgegeben haben, kann  man unter dem Punkt „Auswertung” die Ergebnisse der Fragerunde einsehen und sich so einen Überblick über das Meinungsbild verschaffen. 

In diesem Video könnt ihr die einzelnen Schritte erneut ansehen und nachmachen. 

Tipp 5: Interaktive Videos erstellen 

Möchtet ihr euren Unterricht nicht nur mit einem kurzen Video bereichern, sondern eure Klasse gleichzeitig auch aktiv mit einbinden, dann könnte die Möglichkeit ein interaktives Video zu erstellen interessant für euch sein. Bei diesem werden eure Schüler:innen im Endergebnis während des Videos an bestimmten Stellen Fragen beantworten und können so ihr Wissen testen und die Inhalte des Videos direkt aktiv umsetzen. 

Zum Erstellen eines solchen Videos wählt ihr wie bei den anderen Funktionen  „Material oder Aktivität anlegen” aus und klickt anschließend auf „interaktiven Inhalt”. Im nun geöffneten Editor könnt ihr jetzt die Möglichkeit „interaktives Video” wählen und anschließend ein Video vom Speicher eures Gerätes hochladen. Ist dies geschehen, könnt ihr im zweiten Schritt Interaktionen hinzufügen. Hierfür lasst ihr das Video einfach bis an die gewünschte Stelle laufen und stoppt an dem Punkt, an dem ihr eine Frage hinzufügen möchtet. In der Bearbeitungsleiste könnt ihr aus verschiedenen Optionen auswählen, wie zum Beispiel Wahr- oder Falsch- oder Multiple-Choice-Fragen. Dies könnt ihr beliebig oft wiederholen, bis ihr die gewünschte Menge an Fragen hinzugefügt habt. Nun noch speichern und fertig ist eine kreative, interaktive Auflockerung eures Unterrichts. 

Dieses Tutorial zeigt euch das Erstellen von interaktiven Videos noch einmal bis ins Detail. 

Möchtet ihr noch mehr Funktionen kennenlernen und euch einen Überblick über die vielen Möglichkeiten mit Moodle verschaffen? Neben unzähligen Videotutorials auf Youtube, z.B. in diesen beiden Playlists findet ihr auch auf der Seite der Uni Ulm viele Tipps und Tricks. Eine ausführliche Schritt für Schritt Anleitung für Moodle von der Einrichtung bis in die detailreichen Funktionen wird euch hier im Rahmen des “Infoprojekts EU” zur Verfügung gestellt. 

Mit diesen Infos und Leitfäden seid ihr gut aufgestellt und könnt informiert und mit neuen Ideen in die Moodle-Welt des digitalen Unterrichts eintauchen. Wir wünschen euch und euren Schülern viel Spaß beim ausprobieren, kreativ werden und lernen!

Habt ihr bereits Erfahrungen mit Moodle gemacht und kennt noch weitere nennenswerte Tipps? Dann schreibt sie für eure Kolleg:innen in die Kommentare.

Auf dem Weg zur Normalität: “Stark machen und Anschluss sichern” in Mecklenburg-Vorpommern geht zu Ende

Das Maßnahmenpaket "Stark machen und Anschluss sichern" endet. Das Programm bot Lern- und Förderangebote, kulturelle und soziale Angebote sowie psychosoziale Unterstützung, um den Übergang in den geregelten Schulalltag nach der Corona-Pandemie zu erleichtern.
Von
Marie-Theres Carl
|
14
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July 2023
14.7.2023
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Schwerin. Das Schul-Maßnahmenpaket des Landes Mecklenburg-Vorpommern "Stark machen und Anschluss sichern" befindet sich in den finalen Zügen. Es diente in den Schuljahren 2021/2022 und 2022/2023 der intensiven Unterstützung von Kindern und Jugendlichen zur Wiedereingliederung in den Schulalltag. Das breit angelegte Programm, initiiert vom Ministerium für Bildung und Kindertagesförderung wurde ins Leben gerufen, um Schüler:innen nach den enormen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie eine umfassende Begleitung und Unterstützung zu bieten. Nun nähert sich das Projekt seinem Abschluss, da es heute, am 14. Juli 2023, ausläuft.

(Quelle: Bildungsserver Mecklenburg-Vorpommern)

Das Maßnahmenpaket umfasste vier verschiedene Säulen, die darauf abzielten, den Übergang der Schüler:innen zurück in den geregelten Schul- und Lernalltag zu erleichtern. Es wurden zusätzliche Lern- und Förderangebote privater Bildungsanbieter in Mecklenburg-Vorpommern kostenfrei zur Verfügung gestellt, um individuelle Lernbedürfnisse zu unterstützen. Zudem fanden vielfältige außerschulische, kulturelle und soziale Angebote statt, um den Schüler:innen eine breite Palette an Erfahrungen zu bieten und den Alltag aufzulockern. Auch die Verbesserung der Schwimmfähigkeiten der Kinder wurde durch zusätzliche Schwimmkurse ermöglicht. Für Letzteres wurden 1,6 Millionen Euro aus Bundesmitteln genutzt, weil in Mecklenburg-Vorpommern Schwimmen eine Kernkompetenz darstellt.

Die einzelnen Schulen konnten die bereitgestellten Bundes- und Landesmittel in Höhe von insgesamt ca. 38 Mio. eigenverantwortlich für die beschriebenen Maßnahmen auf Basis ihrer Bedarfe und Bedingungen vor Ort in den Schulalltag integrieren. Das Paket beinhaltete auch die verstärkte Einbindung von externen Unterstützungskräften wie Lehramtsstudierenden, ehemaligen Lehrkräften und Alltagshelfer:innen, um den Schulalltag zu entlasten und zusätzliche individuelle Förderung zu ermöglichen. Schulpsycholog:innen standen für Beratungen zur Verfügung, um die psychosoziale Entwicklung der Schülerinnen und Schüler zu stärken. Zudem wurde die Schulsozialarbeit verstärkt, um soziale Benachteiligungen auszugleichen und individuelle Beeinträchtigungen zu überwinden.

Die Alltagshilfen konnten die Lehrkräfte entlasten und ermöglichten eine stärkere Fokussierung auf ihre pädagogische Arbeit. Insgesamt konnten 103 Alltagshilfen gewonnen werden. Nach einem Jahr Laufzeit wurden die Maßnahmen vom Ministerium für Bildung und Kindertagesförderung evaluiert und angepasst. Die Bereitstellung zusätzlicher schulischer Lern- und Förderangebote ermöglichte eine personelle Verstärkung durch externe Unterstützungskräfte. Laut Ministerium profitierten etwa 13.600 Schüler:innen von diesem Programm. Die kostenlose Nachhilfe bei außerschulischen Anbietern wurde von 13.000 Schüler:innen wahrgenommen. Die Resonanz von Eltern und Schülerinnen und Schülern war positiv, wobei die Nachfrage freiwilliger Nachhilfe bei außerschulischen Anbietern sehr hoch war. Zusätzliche kulturelle und soziale Angebote, der Schwimmunterricht und andere Maßnahmen wurden im Schuljahr 2022/2023 positiv wahrgenommen. Bezüglich einer Verlängerung oder eines Nachfolgeprojekts des Maßnahmenpakets wird das Bundesprogramm "Aufholen nach Corona" mit dem Ende des Schuljahres 2022/2023 planmäßig beendet. Die Beschäftigung von Alltagshilfen an ausgewählten Schulen mit besonderen Herausforderungen soll jedoch aus Landesmitteln fortgesetzt und finanziert werden, so das Ministerium.

Bilanz

“Die freiwillige, kostenlose Nachhilfe bei außerschulischen Anbietern war eine sehr nachgefragte, sich zusätzlich bietende Lernmöglichkeit für die Schülerinnen und Schüler. Der Zugang dazu hing allerdings nicht selten vom Engagement und Organisationstalent der Eltern oder anderer ‘Unterstützer’ ab oder aber auch von der Verfügbarkeit eines Anbieters. So war es nicht in jedem Fall möglich, diese zusätzliche Option nutzen zu können. Rückblickend war die Entscheidung für dieses ergänzende Angebot in dieser Situation dennoch eine richtige Entscheidung”, bilanzierte das Kultusministerium.  

Der Landesvorsitzende der GEW MV Nico Leschinski kritisierte gegenüber Lehrer News, dass “ein Handlungsschwerpunkt auf externen Bildungsanbietern lag”. “Gerade wegen der Struktur unseres Bundeslandes, sahen wir hier Schüler:innen aus ländlichen Räumen im Nachteil bei der Inanspruchnahme”, so Leschinski. Positiv sah die Bildungsgewerkschaft Aspekte wie Schülerpatenschaften und mögliche Vertretungen durch Studierende. “Diese Programmbestandteile sollten aus unserer Sicht verstetigt werden. Dies haben wir dem Bildungsministerium empfohlen”, so Leschinski.

Wir haben beim Ministerium nachgefragt, ob das Projekt im kommenden Schuljahr verlängert oder ein Nachfolger entwickelt wird. Dies sei nicht der Fall: “Ein Großteil des Maßnahmenpaketes wurde aus den dafür bereitgestellten Mitteln des Bundes im Rahmen seines Programms
Aufholen nach Corona’ finanziert. Dieses Bundesprogramm endet nun planmäßig mit dem Auslaufen des Schuljahres 2022/2023. Damit entfällt ab dem Schuljahr 2023/2024 neben der entsprechenden Finanzierung auch die Grundlage - der unmittelbare Corona-Bezug.”

Einzig die Maßnahme “Alltagshilfen” wird weitergeführt: “In die Verstetigung überführt, ausgeweitet und zukünftig aus Landesmitteln finanziert wird an ausgewählten öffentlichen Grundschulen und weiterführenden Schulen mit besonderen Herausforderungen die Beschäftigung von Alltagshilfen. Diese unterstützen und entlasten das schulische Personal bei den Aufgaben des Schulalltags.”

50. Schule mit dem Schule:Global-Siegel ausgezeichnet

Seit Ende 2020 können Schulen, die sich im Bereich interkulturelle Bildung und internationaler Austausch weiterentwickeln wollen, das Schule:Global-Siegel beantragen. Die Gesamtschule Fischbach hat als 50. Schule in Deutschland Siegel erhalten.
Von
Redaktion
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July 2023
13.7.2023
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Die Gesamtschule Fischbach hat als 50. Schule in Deutschland das Schule:Global-Siegel erhalten. An der kooperativen Gesamtschule im hessischen Kelkheim lernen circa 720 Schülerinnen und Schüler. Neben dem Unterricht werden an der Schule viele verschiedene Aktivitäten durchgeführt, wie z.B. Sommerfeste, Projektwochen und Wettbewerbe. Zum Thema interkulturelle Bildung und internationaler Austausch finden verschiedene Veranstaltungen und Begegnungen statt.

Die Gesamtschule Fischbach ist außerdem Mitglied im Kelkheimer Beirat für Internationales und Teil der Modellkommune für Internationales, die sich durch die enge und beispielhafte Verknüpfung von schulischer und außerschulischer Bildungsarbeit auszeichnet.

Im Rahmen von Schule:Global möchte die Schule Auslandspraktika für die Schülerschaft ermöglichen und fördern, einen Wahlpflichtunterricht Internationales ins Leben rufen und Partnerschaften mit Schulen in verschiedenen europäischen Ländern aufbauen. Schule:Global-Coachin Meike Zepp (Experiment e.V.) wird die Schule dabei unterstützen. Die stellvertretende Schulleiterin Antje Klos freut sich über das Siegel: „Die Auszeichnung Schule:Global bedeutet für unsere Schüler*innen die Möglichkeit, über den Tellerrand unseres Taunus-Dorfes hinaus in die weite Welt zu schauen und ihre Möglichkeiten zu erkunden.“

Schule:Global – Eine Initiative für interkulturelle und diversitätsbewusste Bildung und internationaler Austausch

Seit Ende 2020 können Schulen, die sich im Bereich interkulturelle Bildung und internationaler Austausch weiterentwickeln wollen, das Schule:Global-Siegel beantragen. Mit dem Siegel erhalten sie einen Coach, der im Dialog mit der Schule den individuellen Bedarf ermittelt und zu den nächsten Schritten und Maßnahmen berät. Der Coach kann sowohl bei der Schulentwicklung als auch bei der Planung und Organisation von konkreten Projekten und Aktionen beraten und unterstützen. Damit werden Schulleitungen und auch Lehrkräfte entlastet. Zusätzlich erhalten Lehrerinnen und Lehrer Zugriff auf exklusive Unterrichts-Materialien und werden Teil des bundesweiten Schule:Global-Netzwerks.

Das Ziel von Schule:Global ist es, interkulturelle und diversitätsbewusste Bildung an Schulen zu fördern und langfristig im Schulprogramm und im Schulalltag zu verankern. Dazu setzt die Initiative auf mehreren Ebenen an und hat Lehrkräfte, Schulleitungen sowie die Schülerschaft in den Blick genommen. Zusätzlich zum Schulentwicklungs-Coaching werden offene und schulinternen Fortbildungen und Trainings zu Themen wie interkulturelles Lernen oder Umgang mit Diversität angeboten. Für Schülerinnen und Schüler werden Präventionsworkshops zur Stärkung der Gemeinschaft und Prävention vor Diskriminierung und Extremismus durchgeführt.

Dr. Uta Wildfeuer, Geschäftsführerin des AJA sagt dazu: „Im schulischen Alltag kommen die Themen interkulturelle Kompetenz, kulturelle Identität und Diversitätsbewusstsein oft zu kurz. Eine Behandlung ist häufig davon abhängig, ob es eine engagierte Lehrkraft an der Schule gibt. Eine Unterstützung von außen ist darum ungemein wichtig. Mit unseren Schule:Global-Angeboten haben wir bislang knapp 1.000 Schulen erreicht. Über 500 Lehrkräfte haben an unseren offenen Fortbildungsangeboten teilgenommen.

Wir freuen uns sehr, die 50. Schule in unserem Schule:Global-Netzwerk begrüßen zu dürfen. Durch das Coaching konnten wir in den letzten Jahren einiges erreichen. Schulen haben mit Hilfe von Schule:Global neue Partnerschulen im Ausland gefunden und sind dabei, einen Austausch umsetzen oder den Austausch mit einer Partnerschule zu reaktivieren. Es wurden AG‘s und Kurse zum Thema Internationales gegründet und Projekttage unter anderem zum Thema Rassismus durchgeführt.“

Die Ausbildung der Bildenden – so steht es um das Studium als Lehrkraft

In Zeiten des Lehrkräftemangels und Bildungsproblemen lohnt es sich, einen stärkeren Blick auf die Ausbildung der Lehrer zu werfen. Was sind aktuelle Hürden und wie könnte die Lehrkräfteausbildung in Zukunft aussehen?
Von
Leon Noel Gärtner
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July 2023
13.7.2023
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Eine Zivilisation funktioniert nicht ohne diejenigen, die sie am Laufen halten. Von den Busfahrer:innen über Bäcker:innen bis hin zu den Bauarbeiter:innen. Obwohl die Gesellschaft voller verschiedener Berufswege ist, haben sie alle jedoch eine Sache gemeinsam: Sie müssen erlernt werden. Dieser Weg des Lernens beginnt in der Schule und mit den Lehrkräften, welche nicht nur ihre eigene Expertise zu den Fächern wie Mathematik und Biologie beweisen, sondern auch zukünftige Generationen von Grund an auf das Lernen vorbereiten müssen. 

Ohne Lehrkräfte funktioniert die Gesellschaft nicht. Genau aus diesem Grund ist der bundesweit anhaltende Lehrkräftemangel so besorgniserregend. Doch selbst wenn jemand Interesse am Beruf hat, was können angehende Lehrer:innen vom Studium und Beruf erwarten? In diesem Artikel bringen wir näher, wie es um den derzeitigen Stand der Lehrerausbildung steht, welches die Hindernisse zur Zulassung sind und der Fortschritt bei der Reformation.

Ausbildung ein Teil des Problems

Es ist, als hätte das Bildungssystem in Deutschland einen Sprung in der Platte. Der Lehrermangel ist Dauerthema, die Gründe dafür sind vielfältig. Nicht nur gehen viele Lehrkräfte in die wohlverdiente Rente, die Belastungen durch die Corona-Pandemie sind bis heute zu spüren. Teil des Problems ist jedoch auch der Stand der Ausbildung

Eine Liste an gewünschten Kompetenzen besteht und wird auch versucht zu steuern. In insgesamt 11 Aspekten müssen Lehrkräfte in der Lage sein zu unterrichten, zu erziehen und zu beurteilen. 

Von den 15 Punkten der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gegen den anhaltenden Lehrermangel betreffen drei die Themen Attraktivität, Studium und Studiumsanerkennung. Der Job muss durch bessere Bezahlung und Gleichstellung mit anderen akademischen Berufen attraktiver gemacht werden, so die Bildungsgewerkschaft. Die Plätze für das Lehramtsstudium müssten erhöht und Studienbeschränkungen wie Numerus clausus und beschränkter Zugang zum Masterstudium abgeschafft werden. Dem Lehramtsstudium selbst muss mehr Gewicht gegeben und die Begleitung von Studierenden erhöht werden, um der hohen Abbruchquote entgegenzuwirken. Eine Weiterqualifizierung von ausländischen Abschlüssen sollte ebenfalls leichter gemacht werden, heißt es in dem Positionspapier. 

“Die Bundesländer haben es versäumt, die Zahl der Studienplätze ausreichend zu erhöhen. Zugleich ist der Numerus clausus (NC) in einigen Ländern so hoch, dass viele Interessierte keinen Studienplatz bekommen“, so GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze. Eine prävalente Meinung in der GEW. Erschwerend hinzu kommen neue Problemthemen wie Inklusion und Digitalisierung, die auch erlernt werden müssen. 

Ewald Terhart, Lehrbeauftragter am Institut für Erziehungswissenschaft, bringt die Lage in seiner Recherche “Die Lehrerbildung und ihre Reform: Stand, Probleme, Perspektiven“ auf den Punkt, welche hier komplett gelesen werden kann. Schon seit der ersten Berufsvorbereitung ist die Lehrerbildung in der Kritik. Mit der Zeit wurden die Ansprüche an die nächste Generation von Lehrkräften immer höher. “Gegenwärtig hat Deutschland eines der anspruchsvollsten, aufwändigsten und lebenszeitverbrauchendsten Lehrerausbildungssysteme der Welt” schreibt Terhart. Allein 2012 war das Durchschnittsalter von Lehrer-Master Absolventen bei 27,1 und der Einstieg in eine Lehrstelle bei 32 Jahren.

Der Lehrer- und Bildungs-Influencer Bob Blume fasst in einem kurzen Instagram-Video die Hürde “Zeit” zusammen: Drei Jahre für den Bachelor und weitere drei Jahre für den Master, gefolgt von eineinhalb Jahren Praxis, die zuvor nie besprochen wurden. Sollte die Praxis dann fehlschlagen, weil erwartet wird, zu einem bestimmten Zeitpunkt so zu unterrichten, wie es die Fachleiter wollen, kann auf der Zielgeraden doch noch der Traum vom Lehrberuf platzen. 

“Man wird in fast einem Jahrzehnt auf einen Job vorbereitet, ohne dass das Ganze mit dem Job zu tun hat, und wird dann quasi auf den Punkt in einem Bruchteil geprüft und schafft es vielleicht in letzter Sekunde nicht?” (Bob Blume) 

Und all diese Zeit wird am Ende in einen Beruf investiert, der von anderen als ‘Faul’ abgestempelt wird, mit zahlreichen Risiken für die mentale Gesundheit

Pläne, mehr Praxis in den Bildungsschulalltag zu integrieren, gibt es bereits, allerdings bedürfen diese einem großen Anpassungsbedarf an die bisherigen Strukturen.

Interessanterweise haben auch vergangene Bildungsreformen einen Einfluss auf die aktuelle Lage. Wann immer die Rede war von Bildungsreformen, so waren Reforminitiativen bei der Lehrerbildung nicht weit, welche in eine uneinheitliche und pluralisierte Lehrerausbildung in Deutschland mündeten.

Zur selben Zeit haben sich die ‘höheren’ und ‘niedrigeren’ Lehrämter angeglichen, jedoch ohne ein einheitliches Aufstiegsmodell oder Eingangsbesoldung.

Druck kommt auch von der politischen Ebene. Die FDP hat 2021 einen Antrag gestellt, in dem die Partei die Bundesregierung auffordert, das Kooperationsverbot von Bund und Ländern in der Bildung aufzuheben. Ziel dieser Aktion soll es sein, in einer Bund-Länder-Vereinbarung gemeinsame Strategien gegen den Lehrermangel zu entwickeln. Die FDP erhofft sich dadurch, die Lehrerausbildung “flexibler, praxisnah und zukunftsfähig” zu gestalten, inklusive einer Verpflichtung zu Fortbildungen. Die Fortbildungen sollen zu relevanten Themen erfolgen, welche von einer zentralen “Deutschen Lehrerakademie” ermittelt und angeboten werden. 

Im Nachspiel des kontroversen Bildungsgipfels stellte der Spiegel fest, dass 68 Prozent der Befragten den Föderalismus ablehnten. Ein einheitliches System scheint somit für den Großteil der Bevölkerung akzeptabel zu sein. Auch die GEW bevorzugt Einheitlichkeit, so spricht Maik Walm als früherer GEW-CO-Vorsitzender in Mecklenburg-Vorpommern: „Einzelinteressen der Länder behindern die Qualitätsentwicklung.“

Die Krise in der Bildung und wie genug Lehrkräfte gefunden werden, ist ein Problem, das nicht von heute auf morgen verschwinden wird. Allerdings bietet ein reformierender Angriff auf die Lehrerausbildung eine Möglichkeit, dem Dilemma zu entkommen und vorzubeugen. Im Weg steht jedoch Deutschlands föderalistische Geschichte und bestehende Strukturen. Es bleibt abzuwarten, wie und wann die Bildung zur Lehrkraft weniger einem Spießrutenlauf gleicht.

Was sind eure Meinungen zur Lehrerausbildung? Teilt es uns gerne in den Kommentaren mit.

Mehr Hybridunterricht: Wie ein hochbegabter Sechstklässler das Schulsystem reformieren will

Jonathan Heinrich Bock, elf Jahre alt und mit einem IQ von 145, hat Ideen für eine neue Art der hybriden Schule. Eine, bei der die Schüler:innen selbst entscheiden, von wo sie lernen. Wir erklären, woher die Idee kommt und wie sie funktioniert.
Von
Leon Noel Gärtner
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July 2023
13.7.2023
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Düsseldorf. Die Corona-Pandemie hat für zahlreiche Herausforderungen und Umstellungen gesorgt, besonders für den Schulbereich, wie schon vielfältig berichtet wurde. Eine Thematik, die besonders oft besprochen wurde und über die bis heute diskutiert wird, ist die Art des Unterrichts: Sollte es trotz der hohen Infektionszahlen und Lockdowns Präsenzunterricht geben? Sollten alle Schüler:innen die Möglichkeit haben, von zu Hause Online zu lernen? 

Die Notfallsituation sorgte für einige innovative Bildungsideen, auch wenn Homeschooling und Hybridunterricht nun wieder größtenteils eingestellt sind. Die Idee ist allerdings immer noch da und ein hochbegabter Schüler wurde davon inspiriert, ein Konzept zu entwickeln, durch welches das Schulsystem grundlegend geändert werden soll.  

Jonathan Heinrich Bork ist erst elf Jahre alt und besucht die  6. Klasse eines Gymnasiums in Nordrhein-Westfalen. Mit einem IQ von 145 ist Jonathan hochbegabt, doch abgesehen davon ist er laut eigener Aussage nicht anders als seine Mitschüler:innen. So hat er in einer Stellungnahme an den Ausschuss für Schule und Bildung geschrieben:  “Allerdings bin ich (wie vermutlich auch viele andere) abgesehen von meinen schulischen Fähigkeiten ein vollkommen normaler Mensch, der deshalb auch hauptsächlich mit größtenteils normalen Leuten zu tun hat und sich in diesem Umfeld wohlfühlt.” Von anderen unterscheidet ihn jedoch, dass er sich bereits in jungen Jahren Gedanken um die Zukunft des Bildungssystems macht.

Seine vollständige Stellungnahme lässt sich hier komplett lesen. Im Kern meint Jonathan, dass ein hybrides Unterrichtsmodell die Zukunft der Bildung ist. Um jedem Kind optimales Lernen zu ermöglichen, bedarf es etwas anderes als täglich stundenlang alle Schüler:innen in ein und dasselbe System zu pressen. Er geht darauf ein, dass er auch ohne Präsenzunterricht Kontakt zu Mitschüler:innen pflegen und Freundschaften aufrechterhalten konnte: “Ich bin das beste Beispiel dafür, dass man Höchstleistung in einer Regelschule bringen, Freunde haben kann und das ohne, dass ich mehrere Stunden am Tag in langen Unterrichtsstunden mit X Wiederholungen Zeit absitzen zu muss.” Auch merkt Jonathan an, dass ein Wechsel auf eine Eliteschule nicht sein Grundproblem lösen würde.

Stattdessen hat Jonathan drei Forderungen für eine neue Art des Hybridunterrichts:

  • Ein Mix aus Präsenzunterricht und Lernen von zu Hause als Bildungsort für Schüler:innen.
  • In Absprache mit Eltern und Lehrkräften lässt man die Kinder entscheiden, welche und wie viele Stunden sie zu Hause oder in der Schule verbringen.
  • Die Kinder wählen ihre Stunden quartalsweise und im Falle einer Verschlechterung bei den Noten müssen sie sich wieder in den Präsenzunterricht begeben.

Damit soll denjenigen, die zu Hause besser lernen können, die Gelegenheit geboten werden, tiefer in die Materie einzudringen, und Schüler:innen, die mehr Hilfe benötigen, können in Präsenz mehr Aufmerksamkeit von der Lehrkraft bekommen. Dem Kind selbst ist es erlaubt, den eigenen Schulalltag nach seinen Bedürfnissen zu gestalten. Homeschooling wäre auch nicht verpflichtend, wie es bei der Pandemie der Fall war. Sonstige Gefahren von Schulabsentismus wären somit vorgebeugt.

Wie kommt er auf die Idee? Jonathan empfand die Pandemie etwas anders als einige andere Schüler:innen, die durch die Umstellung Wissenslücken bekamen. “Während der Pandemie war das Homeschooling für mich eine wirkliche Erlösung, weil ich effizienter arbeiten konnte. Ich hatte in der Corona-Zeit einen Notenschnitt von 1,1. Als wir dann zum normalen Unterricht zurückgekehrt sind, war das für mich ein großes Problem. Es gab für mich einfach nicht den Sinn wieder hinzugehen, wenn ich doch von zu Hause so gut arbeiten konnte. Und das ging ja nicht nur mir so.” meint Jonathan in einem Interview mit RND

Jonathan ist in seinem Anliegen nicht allein. Der Schüler berichtet, dass sich nach seiner schriftlichen Stellungnahme im Landtag viele Elternverbände, Stiftungen, aber auch Professoren und Bildungsexperten bei ihm gemeldet haben. Ebenfalls interessiert sind Familien mit Kindern, die ADHS oder Autismus besitzen oder auch Opfer von Mobbing sind und aus diesen Gründen den kompletten Schulalltag nicht schaffen. Bei einem Bildungsfestival in Berlin konnte der Elfjährige 8000 Zuschauer:innen für sein Thema gewinnen. 

Jonathan glaubt fest daran, dass seine Idee Mehrwert hat, aber auch in anderen Belangen wie Finanzierung und dem Lehrkräftemangel: “[...] meine Idee kostet nicht viel Geld, ist letzten Endes nicht schwer umzusetzen und bringt trotzdem viele Vorteile mit sich. Zum Thema Lehrkräftemangel hat zum Beispiel auch die Ständige wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz hybriden Unterricht vorgeschlagen.”

Auch zum Thema Inklusion spricht sich Jonathan aus und bemängelt den Aspekt des gegenwärtigen Bildungssystems, Kinder in ein und dasselbe Muster zu zwängen. “Das deutsche Schulsystem ist wie ein Puzzle und die Kinder sind die Puzzleteile. Und diese Kinder, diese Puzzleteile, werden in dieses Puzzle hineingepresst – egal ob sie da hineinpassen oder nicht. Der hybride Unterricht wäre eine wirkliche Inklusion, weil jedes Puzzleteil besser passen würde. Denn so kann jedes Kind lernen, wie es für am besten ist.”

Wann und ob Jonathans Idee in Nordrhein-Westfalen integriert wird, bleibt abzuwarten. Dennoch ist eine Sache für den Hochbegabten und die Politik selbst klar: so wie es jetzt ist, egal ob wegen des Mangels an Lehrkräften oder dem Wohlbefinden der Schüler:innen, kann es nicht bleiben. 

Wie denkt ihr über mehr Hybridunterricht? Schreibt es uns in die Kommentare!

DGB-Studie: Gestiegene Arbeitsbelastung durch Digitalisierung

Die DGB-Umfrage “Digitalisierung in Bildungsberufen" zeigt wachsende Arbeitsbelastung in Folge der Digitalisierung auf. Die Autoren gehen hierbei auf die Problemfelder ein und stellen an Arbeitgeber:innen den Anspruch, Lehrkräfte zu entlasten.
Von
Philipp Auswald
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July 2023
13.7.2023
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Berlin. Die Arbeitsbelastung von Lehrkräften ist in Folge der Digitalisierung nicht gesunken – sondern gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt der Bericht “Digitalisierung in Bildungsberufen", der am 30. Juni vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) veröffentlicht wurde. Die Digitalisierung hat in den vergangenen Jahren und insbesondere in dem Zeitraum 2020 bis 2022 während der Covid-19 Pandemie die Arbeitswelt verändert. In Lehrberufen wurden neue Tätigkeitsfelder und Herausforderungen geschaffen, die laut der Studie nicht ausreichend aufgefangen und behandelt wurden, sowohl durch die Arbeitgeber:innen als auch strukturell. 

Lediglich 9 Prozent aller Lehrkräfte gaben an, dass durch die Digitalisierung ihre Arbeitsbelastung geringer geworden ist, während dagegen 57 Prozent angaben, dass ihre Arbeitsbelastung zugenommen hat.

Dabei gab es durchaus Fortschritte in Bezug auf die Digitalität des Schulwesens: 83 Prozent aller Lehrer:innen haben ihren Arbeitsalltag vergangenes Jahr als in hohem oder sehr hohem Maße digitalisiert beschrieben, während es im Jahr 2016 noch 76 Prozent waren. 87 Prozent der Lehrkräfte gaben darüber hinaus an, dass Videokonferenzen einen festen Anteil in ihrem Arbeitsleben darstellen. Erschreckenderweise gaben jedoch nur 28 Prozent der Lehrenden an, dass deren Arbeitgeber:innen im Zusammenhang mit der Digitalisierung Maßnahmen ergriffen haben, um deren Arbeitsbelastung zu verringern. Die Folgen hiervon sind vor allem die Zunahme von psychischen Erkrankungen. Die Studie stellt als Folge die Anforderung an Arbeitgeber:innen “Arbeit so zu gestalten, dass sie die arbeitenden Menschen nicht krank macht”. Zusätzlich zu diesem Stressfaktor gab die Hälfte aller Lehrkräfte an, dass der Arbeitsalltag häufig oder sehr häufig durch technische Störungen zeitweilig zum Erliegen komme. 79 Prozent der befragten Lehrkräfte stimmten der Aussage zu, dass durch die Digitalisierung höhere Anforderungen an ihre Kompetenzen gestellt würden. Diese beiden Punkte lassen sich unter anderem auf das Fehlen von IT-Fachkräften an Schulen zurückführen.  

Insgesamt haben 6689 Arbeitnehmer:innen, die als Erzieher:innen, Lehrer:innen oder Hochschullehrer:innen mit einer Mindestarbeitszeit von zehn Wochenstunden an der Studie teilgenommen. Teilweise wurden die Ergebnisse mit denen einer vorangegangenen Befragung aus dem Jahr 2016 abgeglichen. Durchgeführt wurde die Befragung im Jahr 2022.

Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass Lehrkräfte im Laufe der Jahre mehrheitlich pessimistisch auf die Digitalisierung und die damit einhergehenden neuen Arbeitsbereiche blicken. Diese Entwicklung lässt sich sowohl bei Lehrkräften, als auch bei Schüler:innen erkennen. Diesem Thema haben wir uns bereits hier gewidmet. Insbesondere wird in dem Bericht deutlich, dass weder die technischen-, noch die persönlichen Anforderungen der Lehrkräfte ausreichend von deren Arbeitgeber:innen gedeckt werden.  

Decken sich die Studienergebnisse mit eurem Empfinden im Schulalltag? Wünscht ihr euch ebenfalls mehr Unterstützung durch eure Arbeitgeber:innen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!  

Für alles abgesichert: Diese Versicherungen braucht ihr als Lehrer

Versicherungen sind ein Thema, mit dem man sich am liebsten gar nicht beschäftigen möchte. Aber was, wenn doch mal etwas schief geht? Wir haben die wichtigsten Versicherungen für euch als Lehrkräfte zusammengetragen, mit denen ihr beruflich abgesichert seid.
Von
Viola Hegner
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July 2023
12.7.2023
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Ein Unfall, ein zu ersetzender Schaden, eine lange Krankheit. Das passiert immer anderen, aber nicht einem selbst, richtig? Mit dieser Einstellung laufen viele Menschen durchs Leben. Doch meist geht das leider nicht gut. Ein kleines Missgeschick oder eine Verletzung und schon kommt man durch Schadenzahlungen oder ein fehlendes Gehalt in finanzielle Schwierigkeiten. Auch für euch als Lehrer:innen ist es deshalb sehr wichtig, sich privat, aber auch beruflich für alle Eventualitäten abzusichern. Versicherungen gibt es dabei für alles, von Kranken-, Renten- und Hausratversicherungen bis hin zu Versicherungen für euer Handy oder eure Brille. Doch nicht alle davon sind auch sinnvoll und es fällt oft schwer zu durchblicken, welche Angebote wirklich notwendig sind. In diesem Artikel haben wir deshalb für euch zusammengefasst, welche Versicherungen für euch als Lehrkräfte besonders wichtig sind. 

Muss für alle: Krankenversicherung 

Krank werden kann jeder mal und in den meisten Fällen kann man nicht einmal etwas dafür. Die Kosten für die Genesung sind jedoch, je nach Erkrankung, oft sehr hoch und nicht in jedem Fall selbst zu stemmen. Deshalb besteht in Deutschland die Krankenversicherungspflicht. Doch auch ohne diese wäre auf eine Krankenversicherung als Lehrer:in in keinstem Fall zu verzichten! Denn jede Lehrkraft ist  großem Stress, viel Zeitdruck und einer hohen psychischen Belastung ausgesetzt. Deshalb neigen viele Lehrer:innen zu einer erhöhten Anfälligkeit für physische und psychische Beschwerden. Außerdem bringt der Lehrberuf unweigerlich einen dauerhaften Kontakt zu einer Vielzahl verschiedener Menschen mit sich, was zu einem erhöhten Ansteckungsrisiko führt, da vor allem Kinder oft und schnell kränkeln und sich Erkrankungen innerhalb des Schulgebäudes rasend schnell verbreiten. Sinnvoll ist eine gute Krankenversicherung also in jedem Fall. Unterschieden wird hier generell in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und die private Krankenversicherung (PKV). Doch welche der beiden Optionen ist für euch als Lehrkraft sinnvoller? 

Seid ihr als Lehrer:in angestellt, so hat sich die Frage für euch größtenteils erübrigt. Denn für Angestellte ist die Mitgliedschaft in einer GKV fest vorgeschrieben, und zwar so lange, bis das Einkommen die festgelegte Jahresarbeitsentgeltgrenze von 64.350 Euro überstiegen hat. Doch auch bei der GKV habt ihr Entscheidungsfreiheit: Es gibt viele verschiedene Anbieter, auch wenn sich die Leistungen zu etwa 90 Prozent der Leistungen gesetzlich vorgeschrieben sind und sich somit überschneiden, lohnt es sich, vor dem Abschluss einen zweiten Blick auf die einzelnen Angebote zu werfen. 

Für die verbeamteten Lehrer:innen unter euch lohnt es sich jedoch finanziell meist nicht, eine gesetzliche Krankenversicherung abzuschließen. Denn der Dienstherr zahlt keine finanzielle Unterstützung und so sind die Beiträge sehr teuer und schwierig alleine zu stemmen. Für euch ist im Regelfall deshalb die private Krankenversicherung die bessere Alternative. Denn Beamt:innen haben den großen Vorteil, dass sich der Dienstherr mit der sogenannten Beihilfe je nach Bundesland zu rund 50 Prozent an den Kosten beteiligt. Außerdem erhält man mit der PKV deutlich mehr Leistungen als bei einer gesetzlichen Versicherung. Solltet ihr euch deshalb für eine private Krankenversicherung entscheiden, könnt ihr euch aus einer Vielzahl an Angeboten die beste Versicherung für euch und eure Bedürfnisse auswählen. Hierfür ist es sehr wichtig, sich im Vorfeld darüber im Klaren zu sein, welche Leistungen ihr abgedeckt haben wollt oder müsst, denn nur so könnt ihr das beste Angebot für euch finden. 

Doch Vorsicht! Habt ihr einmal eine private Krankenversicherung abgeschlossen, ist es sehr schwierig, wieder in die GKV zu wechseln. Gerade junge Lehrer:innen sollten sich deshalb gut überlegen, für welche der beiden Optionen sie sich entscheiden. 

Für den Fall der Fälle: Haftpflichtversicherung  

Die Haftpflichtversicherung ist von den benötigten Absicherungen wohl mit die wichtigste und am häufigsten benötigte, denn es kann jederzeit aufgrund von Unachtsamkeit zu einem Schadensfall jeglicher Art kommen. Für diesen muss der Verursacher die Verantwortung übernehmen, denn wer anderen einen Schaden zufügt, ist per Gesetz dazu verpflichtet, diesen dem Geschädigten zu ersetzen (§823 BGB). Und das kann manchmal ganz schön teuer werden. Es spielt keine Rolle, ob der Schaden vorsätzlich oder aufgrund von Fahrlässigkeit geschehen ist; der Verursacher haftet immer mit seinem gesamten Vermögen. 

Die Haftpflichtversicherung steht euch deshalb mit drei wichtigen Aufgaben zur Seite: 

Im ersten Schritt prüft sie, ob überhaupt ein berechtigter Schadensersatz- oder Schmerzensgeldanspruch gegen euch besteht. Sollte dies nicht der Fall sein, wehrt sie die Forderungen ab. Stellen sich die Forderungen des Geschädigten als berechtigt heraus, werden die entstandenen Kosten von der Haftpflichtversicherung übernommen, wenn der Schaden von euch nicht vorsätzlich vorgenommen wurde. 

Für diese Leistung solltet ihr bei einer Haftpflichtversicherung jedoch auf ein gutes Preis-Leistungsverhältnis achten. Denn nicht jede Versicherung deckt alle eure zu versichernden Angelegenheiten ab, aber auch nicht jeder Preis ist gerechtfertigt. Eine faire Versicherung sollte euch in den meisten Fällen nicht mehr als 50 bis 70 Euro pro Jahr kosten. 

Doch mit der Haftpflichtversicherung ist in erster Linie nur euer Privatleben abgesichert. Was passiert aber, wenn während eures Unterrichts ein solcher Schaden, zum Beispiel das Verletzten eines Schülers, geschieht? In diesem Fall können die Eltern Schmerzensgeld verlangen. Auch hier gilt vorwiegend: Ihr haftet mit eurem eigenen Vermögen. Deshalb ist es wichtig, auch eine sogenannte Diensthaftpflicht einzubinden. Zwar ist in erster Linie euer Dienstherr für die Schadensersatzansprüche verantwortlich, dieser kann euch jedoch jederzeit mit in Verantwortung ziehen, was auch als “Regress” bezeichnet wird. Besonders bei Personenschäden kann das schnell in die Millionenhöhe gehen und die private Haftpflichtversicherung deckt die Arbeitszeit nicht ab. Gerade als Lehrkraft ist die Diensthaftpflichtversicherung deshalb unverzichtbar! 

Finanziell abgesichert: Berufs- und Dienstunfähigkeitsversicherung 

Nicht mehr im eigenen Beruf arbeiten können: Für viele ist das unvorstellbar. „Mir wird das schon nicht passieren..." – aber was, wenn doch? Statistisch gesehen geht jeder vierte Deutsche einmal in seinem Leben berufsunfähig. Somit ist die Wahrscheinlichkeit, selbst einmal betroffen zu sein, gar nicht so gering wie gedacht. Berufsunfähig zu sein bedeutet, dass man mindestens sechs Monate aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage ist zu arbeiten. Dann ist man auf den Ersatz des wegfallenden Einkommens angewiesen, denn die Gehaltsfortzahlung des Arbeitgebers und die anschließende Leistung der Krankenkasse ist begrenzt und überbrückt oft nicht den gesamten Zeitraum, in dem ihr ausfallt. Die Berufsunfähigkeitsversicherung gibt euch für genau diesen Fall Sicherheit und schützt euch vor finanziellen Lücken. Beim Abschluss werden von eurer Seite zwei wichtige Punkte festgelegt: Zum einen wird das Jahr bestimmt, bis zu welchem ihr abgesichert seid. Dieses sollte im Idealfall natürlich das voraussichtliche Rentenalter sein. Zum anderen legt ihr einen Zeitpunkt fest, bis zu welchem ihr die Berufsunfähigkeitsrente ausgezahlt haben möchtet. 

Für die verbeamteten Lehrer:innen unter euch ist zusätzlich zur Berufsunfähigkeitsversicherung auch eine Dienstunfähigkeitsversicherung relevant. Dienstunfähigkeit bedeutet: Der Dienstherr entscheidet, dass der Beamte aus gesundheitlichen, psychischen oder körperlichen Gründen momentan nicht in der Lage ist, den Beruf als Lehrer auszuüben. Die Meinung eines Arztes spielt hierbei keine Rolle, deshalb kann es sein, dass du deinen Beruf zwar nicht mehr ausüben kannst, die Bedingungen für das Auszahlen der Berufsunfähigkeitsversicherung aber nicht erfüllt sind. Deshalb ist es für Beamt:innen wichtig, eine zusätzliche Dienstunfähigkeitsklausel abzuschließen, damit ihr auch in diesem Fall abgesichert seid. 

Möchtet ihr euch noch mehr mit dem Thema Versicherung beschäftigen? Mit diesem Video von dem Kanal „Finanztip“ könnt ihr euch zusätzlich darüber informieren, welche Versicherungen auch für euch als Privatperson relevant sind und welche ihr euch sparen könnt. 

Habt ihr noch weitere Tipps zum Thema Versicherungen? Dann lasst diese für eure Kolleg:innen in den Kommentaren!  

Quereinstieg und höhere Einstiegsbesoldung: Sachsen-Anhalt im Kampf gegen den Lehrermangel

In Sachsen-Anhalt dauert der Lehrkräftemangel weiter an und sorgt für weitreichende Einschränkungen im Schulalltag. Das Land setzt nun auf weitere Maßnahmen, um dem Mangel entgegenzuwirken, etwa durch Quereinsteiger:innen und ein höheres Einstiegsgehalt.
Von
Katalin Gébl
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July 2023
11.7.2023
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Magdeburg. In Sachsen-Anhalt hält der gravierende Lehrkräftemangel weiter an, sodass das Land nun auf weitere Gegenmaßnahmen setzt. Neben dem bestehenden Pilotprojekt der Vier-Tage-Woche und studentischen Lehrkräften sollen im kommenden Schuljahr die Hürden für Quer- und Seiteneinsteigerinnen im Schulwesen gesenkt und eine höhere Einstiegsbesoldung umgesetzt werden. All das mit dem Ziel, mehr Lehrkräfte an die Schulen zu locken und einen reibungslosen Unterricht ohne Ausfälle zu gewährleisten.

Nach Angaben der Landesregierung fehlen an den Schulen in Sachsen-Anhalt derzeit rund 1.000 Lehrkräfte. Besonders betroffen davon sind Sekundar- und Gemeinschaftsschulen. Bis 2035 sollen diese Zahlen nach Schätzungen der Kultusministerkonferenz (KMK) auf mindestens 23.800 bundesweit fehlende Lehrer:innen steigen. Dabei versucht Sachsen-Anhalt seit mehreren Jahren, mit unterschiedlichen Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel vorzugehen – mit wenig Erfolg. 

Seit letztem Jahr experimentieren zwölf Sekundar- und Gemeinschaftsschulen in Sachsen-Anhalt mit einer Vier-Tage-Woche, kurz 4+1. Das bedeutet, dass die Schüler:innen an vier Tagen in der Woche in die Schule gehen und der fünfte Tag für kreative Lernerfahrungen genutzt wird. Dabei ist die Gestaltung dieses Tages recht flexibel – eigenständiges digitales Lernen oder ein Praktikum in einem Unternehmen sind möglich. Auf diese Weise soll mehr Entlastung für die Planung und Durchführung des Unterrichts geschaffen werden. Was die einen als positive Möglichkeit zur Verknüpfung zwischen Schule, Wissenschaft und Wirtschaft sehen, wird von den Lehrerverbänden äußerst kritisch beurteilt: Neben einer enormen zusätzlichen Belastung sieht der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in dem Modell eine “Bankrotterklärung des Landes Sachsen-Anhalt im Bildungsbereich”, während der ehemalige Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, einen Niveauverlust befürchtet. Eine Bilanz zu diesem Modell will das Bildungsministerium in Magdeburg zum Ende dieses Jahres ziehen.

Für das neue Schuljahr hat Sachsen-Anhalt knapp 570 neue Stellen für Lehrkräfte ausgeschrieben. Das Besondere: Das Bildungsministerium wendet sich mit dieser Ausschreibung nicht nur an ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch an Interessierte ohne abgeschlossenes Studium. Als Voraussetzung müssen sie eine Qualifikation, etwa als Fachwirt oder Meister mitbringen. Erstmals werden mit dieser Ausschreibung auch Nichtakademiker:innen berücksichtigt. Die Interessierten sollen als Seiteneinsteiger:innen in Sekundarstufen für Unterrichtsfächer wie Technik, Wirtschaft, Musik oder Kunst eingesetzt werden. Bildungsministerin Eva Feußner sieht in dieser Vorgehensweise einen großen Vorteil: “Mit dem Anwerben von Seiteneinsteigenden, zu denen nun auch bestimmte Nichtakademiker gehören, fördern wir aktiv eine praxis- und lebensweltorientierte Vorbereitung der Kinder auf ihr Leben nach der Schule.” Zudem könne allen Lehrkräften ein maßgeschneiderter, gut bezahlter und sicherer Job im Landesdienst angeboten werden. Die Bewerbung läuft noch bis zum 31. Juli 2023.

Neben dieser Ausschreibung setzt Sachsen-Anhalt auf den Einsatz von Personalberatungsagenturen oder sogenannten “Headhunterfirmen”. Sie sollen gezielt nach Seiteneinsteiger:innen und Lehrkräften aus dem Ausland für die Einstellung in den Schuldienst suchen. Bislang konnten so bislang rund 90 Kräfte angeworben werden.

Ob diese Seiteneinsteiger:innen aber dauerhaft an den Schulen bleiben, ist fraglich. Denn viele von ihnen steigen nach wenigen Monaten Einsatz aus dem neuen Job bereits wieder aus: Im vergangenen Jahr wurden in Sachsen-Anhalt knapp 800 Seiteneinsteiger:innen eingestellt, zum Ende des Jahres verließen rund 500 von ihnen wieder ihren Posten, wie aus den Daten des Bildungsministeriums hervorgeht. Der Grund: Viele von ihnen fühlen sich ins kalte Wasser geschmissen und sind mit den Ansprüchen des Lehrberufs überfordert, da ihnen eine ausreichende Vorbereitung fehlt: “Die Seiteneinsteiger haben natürlich ihre fachliche Ausbildung, aber nicht die didaktische und pädagogische Ausbildung”, schlussfolgert Thomas Lippmann, bildungspolitischer Sprecher der Linksfraktion in Sachsen-Anhalt.

Zuletzt wurden über 130 Student:innen ohne Abschluss als Lehrkräfte an öffentlichen Schulen eingesetzt. Die meisten von ihnen unterrichteten an Grundschulen. Auf diese Weise konnte ein Umfang von 1.706 Unterrichtsstunden pro Woche durch die Studierenden abgedeckt werden – eine Erleichterung für die anderen Lehrkräfte und ein Vorteil für die Studierenden: Sie können frühzeitig Praxiserfahrung sammeln und gleichzeitig einen kleinen Beitrag gegen den Lehrermangel leisten. Dieses Konzept wird auch von anderen Bundesländern eingesetzt und dabei aufgrund der hohen Anforderungen an die Umsetzung kritisch betrachtet.

Der andauernde Lehrkräftemangel bringt viele Schulen Sachsen-Anhalts an ihre Grenzen. Eltern, Kommunalpolitiker:innen und Hochschulen kritisieren diese Zustände, doch ein Ende ist nicht in Sicht. Der im Januar 2023 stattgefundene Bildungsgipfel hat dabei wenige Lösungen geboten und stattdessen für mehr Kritik gesorgt: Der Vorschlag von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), Lehrkräfte zum Ausgleich des Mangels eine Stunde länger arbeiten zu lassen, wurde von der GEW Sachsen-Anhalt entschieden zurückgewiesen. Stattdessen müssen nach Einschätzungen von Eva Gerth, Vorsitzender der GEW, vor allem die Hürden für die Lehramtsausbildung niedriger werden. Das bedeute zum einen die Abschaffung des NC auf Lehramtfächer und zum anderen ein ausgedehntes Angebot für ein Lehramtsstudium in nördlichen Teilen des Bundeslandes. Ein guter Schritt in die richtige Richtung ist bereits geschehen: Die ungleiche Bezahlung von Grundschullehrkräften wird angegangen – Sachsen-Anhalt hat, ebenso wie Niedersachsen (Lehrer-News berichtete) eine Angleichung an A 13 für beamtete und E 13 für angestellte Grundschullehrkräfte beschlossen, die ab August 2023 beginnen soll.

"Skolsystemet i Sverige" – Wie lernt man in Schweden?

Neun Jahre Grundschule und Noten erst ab der sechsten Klasse. Das schwedische Schulsystem unterscheidet sich grundlegend von dem deutschen Modell. In diesem Artikel wollen wir das skandinavische Bildungswesen etwas genau unter die Lupe nehmen.
Von
Philipp Auswald
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July 2023
10.7.2023
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Nachdem wir uns vor kurzem das französische Bildungssystem etwas näher angeschaut haben, machen  wir uns gemeinsam auf eine Reise in ein Land, das den meisten vermutlich für Köttbullar, Saunen und atemberaubende Natur bekannt ist: Schweden. Neben den kulturellen und landschaftlichen Unterschieden zu Deutschland bietet das Land ein Schulsystem, welches weit von dem uns bekannten abweicht. Doch kann das schwedische Bildungssystem für uns in Deutschland als Vorbild gelten? In diesem Artikel sind wir bereits auf die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem allgemeinen skandinavischen Schulsystem eingegangen. Hier möchten wir uns nun einmal explizit mit dem schwedischen System befassen.

Obwohl Deutschland und Schweden vergleichbare Ergebnisse bei der aktuellen Pisa-Studie von 2018 erzielt haben, gibt es doch erstaunlich große Abweichungen der Systeme, die unter anderem eine neunjährige Grundschulzeit bis hin zu individualisierten Lehrplänen für Schüler:innen enthalten. Doch der Reihe nach…

Früher Start, wenig Druck

Grundlegend besteht in Schweden Schulpflicht bis zum 16. Lebensjahr, wohingegen die Schulpflicht in Deutschland generell bis zum 18. Lebensjahr besteht. Die Grundlage für das schwedische Bildungssystem legt das Schulgesetz (“Skollagen” genannt).

Der Weg eines Kindes im Bildungswesen in Schweden startet in der Regel im 4. oder 5. Lebensjahr. In diesem Alter beginnt für die Kinder meist der Besuch einer Vorschule (förskoleverksamhet). Etwa 95 Prozent aller Sechsjährigen besuchen in Schweden die Vorschule, die die Entwicklung und das Lernverhalten der Schüler:innen unterstützen und auf die Grundschule vorbereiten soll. An vielen schwedischen Schulen sind die Vorschulen und die Grundschulen bereits in denselben Gebäudekomplexen untergebracht, um den Austausch zwischen den Schüler:innen zu verbessern und Hemmungen abzubauen. Die Vorschulen in Schweden sind kostenfrei und müssen ein Mindestmaß von 525 Stunden jährlich gewährleisten.

Der darauf folgende Besuch der Grundschule beginnt für die meisten Kinder im Alter von sieben Jahren. Im Großteil der Grundschulen erhalten die Schüler:innen ab der 6. Klasse Noten und beginnen überwiegend auch dann mit dem Englischunterricht. Im Gegensatz zum deutschen Schulsystem werden die Noten nicht von eins bis sechs, sondern von A bis F vergeben. Die Grundschule in Schweden dauert neun Jahre, diese wiederum sind unterteilt in drei Abschnitte: Die Grundschule (lågstadiet) in den ersten drei Jahren, die Mittelschule (mellanstadiet) in den Jahren vier bis sechs und die Realschule (högstadiet) in den Jahren sieben bis neun. Nach jeder dieser Etappen werden landeseinheitliche Klausuren (nationella prov) geschrieben, die abfragen sollen, ob die Schüler:innen die Mindestanforderungen des Lehrplans erfüllen. Nach neun Jahren endet die Grundschule in Schweden ohne eine Abschlussprüfung.

Individualität statt Einheitsbrei

Anschließend haben die Schüler:innen die Möglichkeit freiwillig, da die Schulpflicht bereits abgeschlossen ist, weitere drei Jahre ein Gymnasium zu besuchen. Hier gibt es große Abweichungen zu den deutschen Gymnasien, wie wir sie kennen. Die Schüler:innen haben die Möglichkeit, aus insgesamt 17 verschiedenen Ausbildungsprogrammen zu wählen. 14 davon sind berufsbildend, zwei studienvorbereitend und eine stellt eine Mischform aus beiden Varianten dar. Einzelne Kernfachkurse (kärnämneskurser) müssen jedoch von allen Schüler:innen gleichermaßen absolviert werden, dazu zählen etwa Schwedisch und Mathematik. Um das Gymnasium zu bestehen, müssen hier 2500 Punkte gesammelt werden. Diese Punkte können durch die Absolvierung verschiedener Kurse verdient werden und müssen zu mindestens 90 Prozent mit einer Note E (also etwa einer Vier im deutschen Schulsystem) oder besser absolviert werden. Im Anschluss an das Gymnasium ist genau wie bei uns der Weg frei für ein Studium an einer Hochschule oder einer Universität. 

Schweden als Benchmark?

Unterschiede zwischen dem schwedischen und Deutschlands Schulsystem stechen besonders bei der Rolle von Noten hervor: Durch die Benotung, welche in Deutschland bereits ab der zweiten und in Schweden erst ab der sechsten Klasse beginnt, kann Leistungsdruck entstehen. Vor allem in jungen Jahren können die Schülerinnen und Schüler dadurch ein falsches Bild vom Lernen erhalten. Die Gefahr besteht, dass die Schüler:innen in Deutschland nur für die Noten, nicht aber für das Aneignen von Wissen lernen. Durch die lange Grundschulzeit werden die Schüler:innen später von ihren gewohnten sozialen Kontakten getrennt und haben mehr Zeit zur Orientierung.  Des Weiteren werden die schwedischen Schulen kommunal organisiert, wodurch die einzelnen Bildungsstätten erheblich flexibler in der Planung des Unterrichts sind. Auf der anderen Seite hat das jedoch auch zur Folge, dass die Qualität der Lehre und die Bezahlung der Lehrkräfte je nach Kommune stark variieren kann. 

Ein weiterer zentraler Unterschied besteht im Lehrer-Schüler-Verhältnis. In Schweden ist es die Regel, dass alle Schüler:innen bis zur sechsten Klasse und oft auch darüber hinaus für jedes Jahr einen individuellen Lehrplan von einer Lehrkraft erstellt bekommen. Dieser dient ähnlich zum deutschen Zeugnis als Vermerk für Verhaltensmuster, Engagement, etc. darüber hinaus jedoch auch, was für den Lernerfolg des Schülers oder der Schülerin seitens der Lehrer:innen, der Eltern und auch des Kindes selbst getan werden muss, um gemeinsam festgelegte Ziele zu erreichen. Dazu kommen die halbjährlich geführten Gespräche zwischen Eltern, Lehrkräften und Schüler:innen, die zur Reflexion dienen sollen.

Weiterhin wird der Unterricht weit öfter interaktiv mit Gruppen- und Projektarbeiten gestaltet, während Frontalunterricht erheblich seltener zum Einsatz kommt. Dadurch, dass sowohl an den Grundschulen als auch an den Gymnasien Ganztagsunterricht die Regel ist, erhalten die Schüler:innen ebenfalls weit weniger Hausaufgaben als in Deutschland. 

Fassen wir zusammen: Insbesondere die lange Grundschulzeit, die späte Benotung und die individualisierten Lehrpläne der Schüler, sowie die Einbindung der Eltern und die hohe Eigenverantwortlichkeit, die den Schüler:innen zugesprochen wird, zeichnen das schwedische System aus. Schweden und Deutschland  erzielten in der aktuellen Pisa-Studie ähnliche Ergebnisse, trotzdem können einige der Eigenheiten des schwedischen Schulsystems als Vorbild angesehen und über eine Implementierung in den deutschen Schulalltag nachgedacht werden. 

Was haltet ihr von dem schwedischen Schulsystem? Welche Aspekte davon würdet ihr gerne in das deutsche System übernehmen? Schreibt uns eure Meinung gerne in die Kommentare!

Wie geht es jungen Menschen? Die Jugend zwischen Pessimismus und Verschwörungsneigung

Pessimismus, Verschwörungsneigung, Misstrauen gegen sich selbst und öffentliche Institutionen und eine Unzufriedenheit mit der Politik und sozialen Gerechtigkeit: Das sind die Ergebnisse von zwei neuen Studien zum Denken von Kindern und Jugendlichen.
Von
Viola Hegner
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July 2023
8.7.2023
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Die Corona-Pandemie hat in vielen Bereichen des Lebens und der Gesellschaft ihre Spuren hinterlassen. Besonders traf es dabei Kinder und Jugendliche. Nach und nach wird immer klarer, wie groß die Ausmaße der Belastung für die jungen Menschen tatsächlich waren. Erst kürzlich ist das Fitnessbarometer 2023 der Kinderturnstiftung Baden-Württemberg erschienen. Die Ergebnisse zeigen: Kinder sind deutlich langsamer und weniger ausdauernd als vor der Pandemie. Professor Klaus Bös, der bei der Erstellung des Barometers mitgewirkt hat, spricht von einem zu befürchtenden “Corona-Knick” bei der Betrachtung der körperlichen Fitness von Kindern. Ein besorgniserregender Trend, findet Bös: „Wir müssten mehr tun für unsere Kinder, aber wir tun es nicht”. Das gilt nicht nur beim Thema Sport. Immer häufiger werden Stimmen laut, die einen größeren Einsatz für die Verbesserung der physischen und vor allem psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen fordern und dabei an Eltern, Schulen und Politik appellieren. Aktuell leiden beispielsweise geschätzt etwa  3 bis 10 Prozent aller Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren an Depressionen. Die Gründe dieser Entwicklung hin zu einer immer drastischeren Verschlechterung der psychischen Gesundheit von Kindern liegen jedoch nicht ausschließlich bei Corona. Zwei neue Studien haben sich der Suche nach den Ursprüngen und Ausmaßen des Denkens und Fühlens junger Menschen in Deutschland und Europa angenommen und blicken dabei auf Vertrauen, Verschwörungsneigung, Repräsentation und die Gefühle und Ängste von Kindern und Jugendlichen. 

Die “Vertrauensstudie 2022”, die im Auftrag der Bepanthen-Kinderförderung von der Universität Bielefeld durchgeführt wurde, stellt sich der Frage: Wie sehr vertrauen Kinder und Jugendliche in sich, in andere und in ihre Zukunft? An ihr haben über 1500 Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren und Jugendliche von 12 bis 16 Jahren teilgenommen. 

Die TUI-Stiftung führt bereits seit 2017 die Studie "Junges Europa” durch, welche sich ebenfalls mit den Gedanken und Gefühlen von jungen Menschen befasst. Auch 2023 wurden unter diesem Begriff vom 7.3.2023 bis zum 21.03.2023 junge Menschen in Deutschland, dem Vereinigtem Königreich, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland und Polen befragt. Die Umfrage umfasste 7085 Teilnehmer:innen im Alter von 16 bis 26 Jahren. Für die Analyse wurden die Ergebnisse zusätzlich nach Alter, Geschlecht und Bildungsstand gewichtet, um geringfügige Abweichungen auszugleichen. Ergebnisse, die über alle Länder hinweg ausgewiesen werden, wurden zusätzlich so gewichtet, dass jedes Land mit demselben Gewicht eingeht.

Beide Studien kommen dabei zu größtenteils sehr ähnlichen Ergebnissen: Junge Menschen sehen sich selbst, ihr Umfeld und ihre Zukunft tendenziell eher pessimistisch und es fällt immer mehr von ihnen schwer, Vertrauen in sich selbst und die Welt um sich aufzubringen. Dabei stellen sich die Fragen: Was beschäftigt junge Menschen wirklich? Woher kommt der zunehmende Pessimismus? Worin endet er?  Und ist dieser Trend vielleicht noch aufzuhalten? 

Mit politischer Partizipation gegen soziale Ungerechtigkeit 

Die TUI-Studie zeigt: Vor allem die sozialen Unterschiede innerhalb der Gesellschaft beschäftigen die jungen Befragten. Rund drei Viertel von ihnen (74 Prozent) sehen große Unterschiede zwischen den sozialen Schichten in ihrem Land, welche mehrheitlich (60 Prozent) als ungerecht bewertet werden. Die sozialen Unterschiede werden dabei auch unabhängig vom eigenen Lebensstandard als groß wahrgenommen. 70 Prozent sehen dabei den Staat und die Regierung in der Verantwortung, die soziale Ungleichheit auszugleichen. Eine Regierung, von der jedoch mehr als die Hälfte der Befragten angeben, sich in dieser nicht repräsentiert zu fühlen. Rund die Hälfte findet, dass die Interessen von Menschen unter 30 Jahren, Frauen sowie niedrigeren Einkommensklassen in der Regierung stärker vertreten sein sollten.  Die Forderung an die Politik: Mehr Veränderung. Sieben von zehn Befragten geben an, Politiker sollten weniger reden und mehr handeln. Grundsätzlich ist in einigen Ländern sogar eine abnehmende Zufriedenheit mit der bestehenden Demokratie zu beobachten. 

(Quelle: TUI-Studie)

Die Ergebnisse der Studie zeigen jedoch auch, dass die Jugend demokratische Werte durchaus weiterhin verinnerlicht hat. Die politische Partizipation ist für den Großteil immer noch relevant. Die Mehrheit der jungen Europäer:innen hält Wählen für eine Bürgerpflicht (73 Prozent) und vertraut darauf, dass Wahlen ein effektives Mittel sind, um Dinge zu verändern (57 Prozent). In allen Ländern ist das Vertrauen der Jugendlichen in EU-Institutionen jedoch größer als das Vertrauen in nationale politische Institutionen. Eng verbunden damit: Europäische Jugendliche zeigen insgesamt eine recht hohe Identifikation mit Europa. Mehr als jede:r zweite junge Europäer:in beschreibt sich als zumindest teilweise europäisch. Somit ist ein Trend hin zu einer verstärkten nationalen Identität zu beobachten. 

Die Angst vor der Zukunft prägt die junge Generation 

Doch woher kommt das wachsende Misstrauen in die Politik und das Gefühl, von dieser nicht verstanden zu werden? Um dem auf den Grund zu gehen, fragt die TUI-Studie nach: Wie geht es den jungen Menschen in Europa eigentlich? 

Die Ergebnisse zeigen: Seit 10 Jahren wird die Einstellung junger Menschen zunehmend pessimistisch. Die Gefühle und Gedanken der Befragten sind sehr geprägt von Ängsten vor dem aktuellen Weltgeschehen. Die hohen Inflationsraten werden vor allem in Spanien, Griechenland und Polen als große Belastung wahrgenommen, aber auch in Deutschland geben insgesamt 68 Prozent an, die Inflation als belastend oder sogar sehr belastend zu empfinden. Je niedriger die Teilnehmer:innen dabei ihren Lebensstandard einschätzen, desto mehr haben sie mit den Inflationsraten zu kämpfen. Doch nicht nur finanzielle Themen bestimmen die Gefühle junger Menschen. Vor allem Sicherheit (64 Prozent), Gesundheit (62 Prozent) und Zeit für Dinge, die Spaß machen (56 Prozent), sind der jungen Generation besonders wichtig für ein erfülltes Leben. Auch eine glückliche Beziehung zu führen und Freundschaften sind für etwa die Hälfte der Befragten relevant. Ein hohes Einkommen (32 Prozent), ein schönes Zuhause (24 Prozent) oder ein hohes Ansehen (14 Prozent) werden dagegen vom Großteil als weniger wichtig eingeschätzt. Den Gefühlszustand anderer Menschen in ihrem Land sehen die Teinehmer:innen ebenfalls mehrheitlich als eher negativ:

(Quelle: TUI-Studie)

Auch die Bepanthen-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das Leben vieler Kinder und Jugendlicher geprägt ist von Ängsten, welche die aktuelle weltweite Situation, vor allem aber ihre Zukunft betreffen. Mehr als zwei Drittel sorgen sich um den Klimawandel (74,1 Prozent), Umweltverschmutzung (69,3 Prozent), Krieg (66,4 Prozent) und Armut (64,1 Prozent). Im Vergleich dazu sind individuelle Sorgen, wie die Angst, keine Partnerschaft zu finden (35,2 Prozent) oder vor einer persönlichen Bedrohung oder Gefahr (42,9 Prozent) eher zweitrangig und werden vor den Sorgen um die Welt zurückgestellt. 

Dies könnte daran liegen, dass der Großteil der Jugendlichen stark unterscheidet zwischen der Einschätzung der persönlichen und der gesellschaftlichen Zukunft: Nur rund 4 Prozent der Befragten sehen pessimistisch in ihre eigene, ganz private Zukunft, im Gegenteil bewertet die Aussichten sogar fast die Hälfte als positiv. Eine positive Weiterentwicklung der Gesellschaft sagen hingegen nur 19 Prozent der Jugendlichen voraus, mehr als ein Drittel sieht diese sogar bewusst pessimistisch. „Wir sehen hier eine bemerkenswerte und auch besorgniserregende Entwicklung,“ so Studienleiter Prof. Dr. Ziegler. „Jugendliche vertrauen nur sehr begrenzt in die Lösungskompetenz der Gesellschaft. Wer aber den Glauben an die Gemeinschaft verliert, zieht sich zurück und resigniert.“

Fehlendes Selbstvertrauen bei Jugendlichen  

Die Bepanthen-Studie stellt in ihrer Auswertung deshalb die These auf, dass einer der Gründe für die pessimistische Sicht auf die Welt und ihre Zukunft einem geringen Vertrauen in sich selbst und in andere zugrunde liegt. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass insgesamt ein Viertel der Jugendlichen nur geringes Selbstvertrauen besitzt. 32,2 Prozent der Befragten geben an, es würde ihnen Schwierigkeiten bereiten, ihre Pläne und Ziele zu verwirklichen, 26 Prozent wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen, wenn neue Herausforderungen auf sie zukommen. Außerdem fühlen sich 41,7 Prozent der Jugendlichen manchmal nutzlos und sogar 61,5 Prozent haben häufig Angst, etwas falsch zu machen. 

„Im begrenzten Ausmaß sind in der Lebensphase der Pubertät Zweifel an sich und anderen durchaus erwartbar”, heißt es in der Auswertung der Ergebnisse. „Bemerkenswert jedoch ist das Ausmaß des fehlenden Vertrauens in andere bei Teenagern”:  Zwei Drittel der Jugendlichen vertrauen anderen Menschen nicht. Etwa jeder zweite Jugendliche meint, wer sich auf andere verlässt, wird ausgenutzt. Weitere 39,6 Prozent glauben nicht, dass die meisten Menschen gute Absichten haben. 

Ein Misstrauen, welches sich auch im Vertrauen in Medien und öffentliche Einrichtungen widerspiegelt. Die Bepanthen-Studie zeigt: Mehr als zwei Drittel der jungen Menschen in Deutschland vertrauen weder Zeitungen (75,8 Prozent), noch Journalisten (71,6 Prozent). Mehr als ein Drittel glauben darüber hinaus, dass die Medien absichtlich wichtige Informationen zurückhalten und ausschließlich ihre eigene Meinung verbreiten. Ähnlich misstrauisch stehen die befragten Jugendlichen Behörden und politische Organisationen gegenüber. Jeder zweite Jugendliche hat kein Vertrauen in die Bundesregierung und die Vereinten Nationen. Wissenschaftler und Polizei hingegen genießen mit 76,1 und 79,9 Prozent sehr viel größeres Vertrauen der jungen Generation. 

(Quelle: Bepanthen-Studie)

Gesunde Skepsis oder gefährliche Verschwörungsneigung? 

„Das eklatante Misstrauen der Jugendlichen in die Medien, verbunden mit der Annahme, dass diese absichtlich Informationen verschweigen oder nur ihre eigene Meinung verbreiten, halten wir für alarmierend“, so Studienleiter Prof. Dr. Holger Ziegler. „Wir unterscheiden hierbei zwischen Skepsis und Verschwörungsneigung. Eine gesunde Skepsis hinterfragt Informationen, die wir erhalten. Das ist sinnvoll und nützlich im Leben. Stellen wir aber nicht nur den Wahrheitsgehalt einer Information infrage, sondern vermuten wir, dass uns – in diesem Fall – die Medien absichtlich Informationen verschweigen und manipulieren wollen, dann bewegen wir uns in einem gefährlichen Bereich von Verschwörungsglauben.“

Mehr als ein Drittel der Jugendlichen, die wenig Vertrauen in öffentliche Einrichtungen haben, weisen eine starke Anfälligkeit für Verschwörungsgedanken auf. Dies hängt auch mit der bevorzugten Informationsquelle der Jugendlichen zusammen: Während von den Jugendlichen, die ihr Informationen viel aus den sozialen Medien beziehen, ganze 37,6 Prozent eine starke Verschwörungsneigung zeigen, ist diese bei nur 5,4 Prozent derer, die die Öffentlich Rechtlichen zum Informieren bevorzugen.

Am Ende der Auswertung der Bepanthen-Studie findet sich noch ein Appell an die Eltern: Die “Spirale des Vertrauensverlustes” durchbrechen, indem Eltern ihr eigenes Verhalten selbstkritisch reflektieren und die Herausbildung von Vertrauen bei den eigenen Kindern aktiv unterstützen können. Außerdem gilt: Habt Vertrauen in eure Kinder, dann haben sie Vertrauen in sich selbst und die Welt. Denn je mehr Jugendliche das Gefühl haben, dass sie nicht schaffen, was ihre Eltern von ihnen verlangen, desto eher sind sie anfällig für Verschwörungsgedanken.

Auch ihr als Lehrer:innen könnt mit diesem Grundsatz bei Schüler:innen und Eltern ansetzen und versuchen, Selbstvertrauen der Kinder und Jugendlichen und eine Selbstreflexion der Eltern anzuregen. Thematisiert doch beispielsweise die beiden Studien einmal in eurem Unterricht und gebt den Schüler:innen die Möglichkeit, ihre Gedanken und Gefühle zu den Ergebnissen in einem sicheren Rahmen äußern zu können.

Was haltet ihr von den Ergebnissen der beiden Studien? Habt ihr Ideen, wie ihr als Lehrer:innen dazu beitragen könnt, die “Spirale des Vertrauensverlustes" zu durchbrechen? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!

Hie foarn, oh gugge, lernne! Fünf Ziele für eure Exkursion in Hessen

Ihr wollt mit euren Schüler:innen in Hessen auf Klassenfahrt gehen und sucht nach passenden Ausflugszielen? Wir haben für euch fünf Exkursionsideen zusammengestellt, bei denen für jede:n etwas dabei ist.
Von
Katalin Gébl
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July 2023
8.7.2023
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Wer bei Hessen direkt an Äppelwoi, Handkäs mit Musik und Frankfurt als Bankenmetropole denken muss, liegt hier goldrichtig. Darüber hinaus hat das mitteldeutsche Bundesland jedoch noch viel mehr zu bieten: von zahlreichen Wanderwegen durch weitläufige Wälder in Taunus, Vogelsberg oder Westerwald, über malerische Flusslandschaften, mittelalterliche Burgen und schöne Altstädte. Auch das Kulturprogramm ist in Hessen vielseitig aufgestellt, mit rund 400 Museen und Sammlungen sollte hier für jede:n Interessierte:n etwas zu finden sein – auch für eure Schulexkursion. In diesem Artikel haben wir euch fünf spannende Ideen für Klassenfahrten in Hessen zusammengestellt. Solltet ihr nach weiteren Anregungen über die hessischen Grenzen hinaus suchen, haben wir bereits Exkursionsziele für Berlin, Bremen, Brandenburg, Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen gesammelt. Lasst euch inspirieren!

(Quelle: Mathematikum)

Mathematikum in Gießen: Mathe zum Anfassen

Mathematik hautnah erleben? Das klingt nicht nur für Mathe-Fans verlockend, sondern ist auch für die weniger Mathebegeisterten spannend: Das Mathematikum in Gießen ist ein Museum, in dem Mathematik auf interaktive und spielerische Weise erlebbar gemacht wird. An über 170 Experimenten können eure Schülerinnen und Schüler Mathematik aus allen Bereichen selbst erfahren und hierzu einen neuen Zugang bekommen: Sie können sich selbst in eine riesige Seifenblasenhaut hüllen, zusammen mit ihren Klassenkamerad:innen an geometrischen Puzzles knobeln oder sich in Spiegeln unendlich oft gespiegelt sehen. Dabei könnt ihr das große Angebot des Mathematikums selbst erkunden oder euch als Klasse durch die einzelnen Etappen führen lassen. Das Museum bietet hierfür unterschiedliche Angebote für Schulen an, sodass ihr euren Besuch entsprechend vorbereiten und auch an die Jahrgangsstufe eurer Klasse anpassen könnt. Der Eintritt beträgt für Erwachsene 10 Euro, eure Schüler:innen erhalten einen ermäßigten Eintritt für 7,50 Euro. Dabei solltet ihr beachten, dass ein Schulausflug vorher im Haus angemeldet werden muss, die Gruppengröße ist auf maximal 33 Schüler:innen beschränkt.

Lust auf das Experimentieren mit Zahlen und anderen mathematischen Phänomenen bekommen? Das Museum hat montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr geöffnet, am Wochenende, an Feiertagen oder in den Schulferien von 10 bis 18 Uhr. Das Mathematikum liegt unmittelbar am Gießener Bahnhof und ist damit leicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Danach habt ihr einen entspannten Fußweg von lediglich 3 Minuten vor euch.

Wortreich in Bad Hersfeld: Sprache und Kommunikation erleben

Fliegender Wechsel von Mathematik zur Sprache: Das interaktive Museum Wortreich bietet allen Besucher:innen eine Wissens- und Erlebniswelt für Sprache und Kommunikation, die sie hier auf kreative Weise kennenlernen können. An mehr als 90 Mitmachexponaten erleben eure Schüler:innen Sprache und Kommunikation auf ganz neue Weise: Sie können mit Buchstaben Basketball spielen, in die Rolle eines Theater-Stars schlüpfen, mit den Augen schreiben oder einen Ball nur mit Ihren Gedanken bewegen, während sie gleichzeitig ihre Teamfähigkeit testen. Hier kommen alle auf ihre Kosten. Neben der Ausstellung hält das Museum für eure Schulklasse unterschiedliche Workshops und Veranstaltungen bereit, die ihr nach Anmeldung buchen könnt. Das Besondere ist, dass die Workshops an keine Schulform gebunden sind und trotzdem zahlreiche Anknüpfungspunkte an die Fachbereiche Deutsch, Kunst, darstellendes Spiel, Ethik und Gesellschaftskunde liefern. Hier wird euch ein umfangreiches Programm geboten – was dabei für eure Klasse am besten passt, könnt ihr auf der Website herausfinden. Erwachsene zahlen im Museum wortreich 9,50 Euro für den Eintritt, eure Schüler:innen 6,50 Euro. Je nach Gruppengröße ab 15 Personen können auch Gruppenkarten für euch sinnvoll sein, mit denen ihr 1 Euro pro Person spart. 

Das Museum hat dienstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr geöffnet, am Wochenende und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr. Vom Bahnhof in Bad Hersfeld könnt ihr es ganz bequem zu Fuß erreichen – weitere Informationen zur Anreise und einen Lageplan findet ihr ebenfalls auf der Website.

Schloss Freudenberg: Alle Sinne ansprechen

(Quelle: Schloss Freudenberg)

Das Schloss Freudenberg in Wiesbaden ist eine große Erlebnisausstellung, die sich an dem Konzept des Erfahrungsfeldes zur Entfaltung der Sinne und des Denkens von Hugo Kükelhaus orientiert. Nach diesem Konzept sollen alle Sinne im Körper angeregt werden, indem unterschiedliche Ausstellungsobjekte die Besucher:innen dazu einladen, die Objekte selbst zu erforschen und mit ihnen zu experimentieren. Auf Schloss Freudenberg hält der Park der Sinne über 100 Erfahrungsfeldstationen im Innen- und Außenbereich für euch und eure Schüler:innen bereit, die einzelne oder kombinierte Sinne ansprechen: Auf einer Strecke in völliger Dunkelheit müssen sie sich auf ihre Tastsinne verlassen, in der Galerie der Düfte können sie unterschiedliche Gerüche erraten, an einer großen Wasserschale, Wasserkaskaden und Wasser-Karussellen können sie die Wege und Schwingungen des Wassers erforschen oder auf dem Barfußweg durch den gesamten Schlosspark eine Reise zu den eigenen Füßen antreten. Hier werden alle Sinne beansprucht, auch solche, die vielleicht in Vergessenheit geraten sind. 

Als Schulklasse könnt ihr Führungen buchen, bei denen ihr während eurer Wanderungen durch das Erfahrungsfeld begleitet werdet. Das Schloss Freudenberg bietet hier eine Menge unterschiedlicher Führungen mit vielfältigen Schwerpunkten an, die euren Schüler:innen die Möglichkeit für experimentelles, interaktives und dialogisches Lernen geben. Die Kosten für eine Führung betragen 86 Euro, hinzukommen die Eintrittspreise für eure Schüler:innen, die je nach Alter zwischen 6 und 12 Euro pro Person liegen. Erwachsene zahlen 17 Euro.

Wenn ihr an einem Schulausflug für alle Sinne mit eurer Klasse interessiert seid, könnt ihr die Erlebnisausstellung dienstags bis freitags von 9 bis 16 Uhr besuchen, am Wochenende und Feiertagen jeweils von 11 bis 18 Uhr. Das Schloss Freudenberg ist für euch am besten mit den öffentlichen Bussen oder einem Schulbus zu erreichen. Auf der Website findet ihr einen Überblick zur Anreise oder könnt euch einen Miet- oder Shuttle-Bus buchen.

Palmengarten in Frankfurt: Nachhaltig lernen

Der Palmengarten in Frankfurt gehört zu einem der größten botanischen Gärten Deutschlands. In unterschiedlichen Gewächshäusern und angelegten Außenbereichen könnt ihr zusammen mit euren Schülerinnen und Schülern eine große Vielfalt an exotischen Pflanzen, prachtvollen Blüten und Schmetterlingen in unterschiedlichen Klimazonen bestaunen. 

(Quelle: Palmengarten Frankfurt)

Interessant könnte für eure Klassenfahrt auch das Angebot “Grüne Schule” sein: Hierzu könnt ihr ab August 2023 Führungen oder Workshops buchen, die die Pflanzenvielfalt mit unterrichtsrelevanten Themen im Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) verbinden. Hier haben eure Schüler:innen die Möglichkeit, sich mit Bezug auf den Botanischen Garten mit den Auswirkungen, Möglichkeiten und Grundlagen nachhaltigen Handelns auseinanderzusetzen – sowohl in der Schule als auch im Alltag. Bitte beachtet, dass ihr bei der Buchung eine Bearbeitungszeit von zwei Wochen einplanen müsst. Die Kosten für die Veranstaltungen und Workshops variieren dabei je nach Dauer und Gruppengröße – alle Informationen findet ihr hier. Wenn ihr den Palmengarten als geschlossene Schulklasse besuchen wollt, liegt der Eintritt für Schüler:innen bei 1 Euro pro Person, eine Lehrkraft ist im Rahmen des Schulbesuchs frei.

Der Palmengarten hat täglich geöffnet: von März bis Oktober von 9 bis 19 Uhr, von November bis Februar von 9 bis 16 Uhr. Für die Anreise bieten sich durch die zentrale Lage in Frankfurt die öffentlichen Verkehrsmittel an, die euch hier mit der entsprechenden Haltestelle aufgelistet werden.

(Quelle: Gedenkstätte Hadamar)

Gedenkstätte in Hadamar: Erinnern, Bilden, Forschen

Neben den unterschiedlichen kreativen und unterhaltsamen Exkursionsideen in Hessen gibt es auch eine, die schwerer wiegt und sich mit einem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte auseinandersetzt: die Gedenkstätte in Hadamar. Unter dem Motto “Gedenken – Bilden – Forschen” wird hier an die Verfolgten und Ermordeten der nationalsozialistischen “Euthanasie” erinnert und zu einer Auseinandersetzung mit der Geschichte und den langfristigen Auswirkungen der Krankenmorde eingeladen. Von 1941 bis 1945 wurden fast 15.000 Menschen – psychisch Erkrankte und Menschen mit Behinderung jeden Alters und Geschlechts – in der damaligen Tötungsanstalt Hadamar ermordet. So versteht sich die Gedenkstätte als ein internationaler Ort des Erinnerns und der außerschulischen und historisch-politischen Bildung sowie Forschung. In Hadamar werden euch als Schulklasse unterschiedliche Möglichkeiten geboten: Ihr könnt geführte Rundgänge, Workshops und Studientage buchen, in denen ihr euch intensiv mit diesem Ort und seiner Geschichte auseinandersetzt. Hier habt ihr eine Übersicht über die verschiedenen Angebote für eure Klasse und die entsprechenden Preise, die je nach Programm unterschiedlich sind. Neben gebuchten Führungen oder Seminaren ist der Besuch der Ausstellung kostenfrei. Zudem werden euch von der Gedenkstätte einige Materialien zur Verfügung gestellt, mit denen ihr einen Besuch im Unterricht vor- und nachbereiten könnt, was aufgrund der Thematik sehr empfehlenswert ist.

Hadamar befindet sich mitten im mittelhessischen Landkreis Limburg-Weilburg und ist für euch am besten mit dem Zug bis zum Bahnhof in Hadamar oder einem Schulbus zu erreichen. Weitere Informationen zur Anreise mit Lageplan und den Öffnungszeiten findet ihr hier.

Konnten wir euch für eine Klassenfahrt nach Hessen inspirieren? Habt ihr noch weitere Vorschläge? Schreibt sie uns in die Kommentare!

Ein letztes mal dem Lehrer zuhören – so gelingt die Abiturrede

Nicht alle kommen aus den Sommerferien zurück. Für manche Schüler:innen ist diesen Sommer das Abitur vollendet. Das heißt die Lehrer:innen müssen eine Rede zum Abschluss der Schulzeit vorbereiten. Wie eure Abiturrede gelingt, verraten wir hier.
Von
Leon Noel Gärtner
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July 2023
7.7.2023
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Das Abitur ist ein Meilenstein nicht nur für Schüler:innen, sondern auch die Lehrer:innen, die sie bis dahin begleitet haben. Für die einen endet ein großer Abschnitt ihres Lebens, für die anderen ist es ein großer Erfolg, so viele Heranwachsende in die Welt entlassen zu dürfen. Abiturfeiern sind eine prägende Erfahrung für alle Beteiligten, aber was gibt es noch zu sagen am Ende der Schulzeit? Wie können Lehrkräfte die Schulzeit ihrer Schüler:innen auf einen Höhepunkt enden? Was sollte in einer Rede, adressiert an alle Schüler:innen, enthalten sein? In diesem Artikel zählen wir einige Tipps auf, damit eure Abschlussrede gelingt.

Tipp 1: Am Anfang ist der Einstieg

Genauso wie eure Schüler:innen mit der ersten Klasse begonnen haben, braucht auch eure Rede einen gelungenen Anfang. Der erste Schritt ist oftmals der schwierigste, aber wenn dieser gelingt, stimmt sie auf den Rest der Rede ein und bietet einen roten Faden, an dem man sich orientieren kann. Startet demnach mit einer offenen und herzlichen Begrüßung der Schüler:innen zum heutigen Event. 

Da der Anlass selbst seriös ist, sollte er nicht vollkommen ins Lächerliche gezogen werden. Es ist allerdings auch kein Zeitpunkt, um über den ‘Ernst des Lebens’ zu sprechen. Solche Floskeln sind nicht nur abgedroschen, sondern suggerieren das Bild, dass nach der Schule und den anstrengenden Klausuren alles nur noch schlimmer wird. Wenn eure Schüler:innen gut vorbereitet sind, wissen sie, was auf sie zukommt und werden in der Lage sein, dies zu bewältigen. 

Eine Variante von Autor John Green hat dieses Empfinden geschickt vermieden in seiner Rede an der Butler University 2013:

„Von mir wird erwartet, dass ich ein paar Gedanken mit Ihnen teile, die hilfreich sein sollen, damit Sie sich im ‚echten Leben’ zurechtfinden. Lassen Sie mich Ihnen zu allererst sagen: Das Leben, das Sie vor sich haben ist genauso real wie das Leben, das Sie bereits kennen.“

Beginnt am besten mit einem humorvollen Einstieg, um den fröhlichen Anlass zu würdigen und Aufmerksamkeit zu erregen. Besonders geeignet sind solche, die Abiturient:innen selbst mit einbeziehen. Um sie geht es ja schließlich. Hier einige Beispiele:

“Liebe Abiturientinnen und Abiturienten. Spart es euch auf die Klingel zu warten, ihr braucht sie nicht mehr. Keine Sorge, diese Rede wird kürzer als unsere normalen Stunden.”
“Liebe Abiturienten, liebe Eltern, liebe Verwandte, liebe Lehrerkollegen und liebe Leute, die sich hier eingeschmuggelt haben, um kostenlos essen und trinken zu können, herzlich willkommen zu unserer diesjährigen Abiturfeier.”
“Ich will ganz ehrlich mit euch allen sein, das letzte Mal als ich so geschwitzt habe wegen ein paar Wörtern auf einem Stück Papier, war bei der Klausurbenotung. Aber hey, wir haben es alle geschafft!”

Tipp 2: Kernbotschaft

Die größten Reden der Menschheitsgeschichte hatten immer eine zentrale Aussage, welche die Redner:innen vermitteln wollten. John F. Kennedys „Ich bin ein Berliner“ war zu seiner Zeit ein bewegendes Zeichen der Solidarität mit West-Berlin. Auch in modernen Zeiten gibt es Botschaften, die sich in die Köpfe der Bevölkerung einbrennen, wie Greta Thunbergs ‘Our House is on Fire’.

In prägnanter und stimmiger Form verpackt, woran eure Schüler:innen sich immer erinnern sollen. Ist es euer Wunsch, dass sie den Abend genießen als krönender Abschluss? “Feiert in die Zukunft.” Sollen sie stolz sein auf die vergangenen Leistungen? “Ihr habt das geschafft, was kommt, packt ihr auch.”

Es gibt unzählige Möglichkeiten, allerdings wisst ihr als Lehrkräfte am besten, was eure Schüler:innen am ehesten brauchen.  

Tipp 3: Wo sind die Jahre hin?

Die Schulzeit ist voller potenzieller Erlebnisse, an denen Lehrkräfte teilhaben können. Wann sonst ist der richtige Zeitpunkt, um über die Vergangenheit zu schwärmen, als wenn die letzte Schulerfahrung gemacht wird? Denkt zurück an die Schulzeit. Welche Erfolge wurden gefeiert? Wohin hat es eure Klasse verschlagen, auf Klassenfahrten? Fokussiert dabei auf die positiven Erfahrungen und Lehren, die gemacht werden konnten und nicht auf Klassenstreitigkeiten.

“Ich erinnere mich noch mit Wehmut daran wie unsere zukünftigen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen bei Jugend Forscht teilnahmen, wir gemeinsam in England unsere Sprachkenntnisse auf die Probe stellten und an das großartige Theaterstück, welches wir zum Start der Sekundarstufe Zwei vorführten.”

Tipp 4: Letzte Ratschläge

Als Lehrkraft übt man eine Erzieherrolle und womöglich sogar eine Vorbildfunktion aus. Viele ehemalige Schüler:innen (unter anderem der Autor dieses Artikels) werden stark geprägt von den Lieblingslehrer:innen ihrer Schulzeit. Mit dem Ende der Schulzeit, lohnt es sich in der Rede auch auf die Zukunft zu verweisen. Letzte Lebensweisheiten, solange sie nicht zu Ernst wiedergegeben werden, lohnen sich einzubringen. Eine gute Variante kommt von Ellen DeGeneres, amerikanische Talkmasterin, aus ihrer Rede an der Tulane-Universität in New Orleans 2009. 

„Folgen Sie niemals den ausgetretenen Pfaden. Es sei denn, Sie haben sich in der Wildnis verlaufen, dann folgen Sie bitte unbedingt den ausgetretenen Pfaden. Doch in Ihrem sonstigen Leben sollten Sie alles daran setzen, Ihren ganz eigenen Weg zu finden.“

Tipp 5: Hundert Geschichten an einem Ort

Was die Schule als sozialen Raum so ansprechend macht, sind die zahlreichen persönlichen Lebensläufe, die in ihr geformt werden. Seid nicht scheu, auf eure Schüler:innen zuzugehen und sie zu fragen, was sie in der Schulzeit bewegt und beeinflusst hat. Somit ist garantiert, dass zumindest einige eurer Schüler:innen persönlich angesprochen werden. 

Tipp 6: Feinschliff

Eine gute Rede dauert keine Schulstunde. Sie sollte innerhalb von zehn Minuten zu Ende sein und nicht den ganzen Tag in Anspruch nehmen. Irgendwann ist auch hier die Konzentration des Publikums weg. Sobald klar ist, was in eurer Rede vorhanden sein soll, fokussiert darauf, dass die Rede selbst nicht mit unnötigen Redewendungen gefühlt ist. 

Tipp 7: Ruhe bewahren

Zu guter Letzt, genießt eure Rede. Nehmt sie und euch selbst nicht zu Ernst. Versucht stattdessen Spaß daran zu haben, ein letztes Mal euren Schüler:innen auf dieser Ebene etwas zu sagen. Verstellt euch nicht, sprecht aus dem Herzen und seid auch stolz darauf, diesen Schritt erreicht zu haben. Es ist schließlich auch eure Leistung. 

Was sind eure Erfahrungen mit Reden, als Abschluss des Abiturs oder zu anderen Anlässen? Fallen euch noch hilfreiche Ratschläge ein? Teilt es uns doch gerne in den Kommentaren mit!

Soldaten in deutschen Klassenzimmern? Ein Blick auf die Debatte

Der Bundeswehr fehlen mindestens 20.000 Soldatinnen und Soldaten. Die Wehrbeauftragte Högl (SPD) plädiert deshalb für mehr Präsenz der Bundeswehr an Schulen. Ein Plan, der nicht überall Zuspruch findet.
Von
Carolin Kremer
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July 2023
7.7.2023
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Berlin. Die Bundeswehr hat ein Nachwuchsproblem: Allein im letzten Jahr waren die Bewerberzahlen um ganze elf Prozent rückläufig und das, obwohl der Bundeswehr 2022 so viel Aufmerksamkeit zuteil wurde wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Vor diesem Hintergrund fordern Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und die Wehrbeauftragte Eva Högl (SPD) einen Strategiewechsel bei der Nachwuchsgewinnung, denn bis 2031 soll die Zahl der Soldatinnen und Soldaten bei der Bundeswehr auf 203.000 steigen. Die Linke kritisiert diese Pläne als „aggressiv“ und wirft der SPD eine „Wehrpflicht durch die Hintertür vor.“

Das personelle Wachstum gilt in der Truppe als mindestens genauso wichtig wie eine ordentliche Ausrüstung. Aktuell fehlen der Bundeswehr jedoch 20.000 Soldat:innen. Diese bis 2031 zu rekrutieren, das hat sich das Verteidigungsministerium auf die Fahnen geschrieben, allen voran Verteidigungsminister Boris Pistorius und die Wehrbeauftragte Eva Högl. Pistorius kündigte am 1. Juni eine neue Anwerbekampagne an. Für den Zeitraum bis September 2023 sind insgesamt 119 Veranstaltungen und Vorträge von Karriereberaterinnen und Karriereberatern der Bundeswehr an deutschen Schulen geplant. Die Adressaten sind Schüler:innen ab der achten Klasse, denn bereits mit 17 Jahren kann man theoretisch Soldat:in werden. Das Verteidigungsministerium betont dabei, dass die unter 18-Jährigen keinen Dienst leisten, „der den selbständigen Gebrauch der Waffe fordern könnte.“ Dennoch gibt es Kritik aus den Reihen der Linkspartei, die eine derartige „Bundeswehr-Werbung in der prägenden Orientierungs- und Sozialisierungsphase“ grundlegend ablehnt. 

Zaklin Nastic, menschenrechtspolitische Sprecherin der Linken, bemängelt in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau: „Selbst in den Schulen, die eigentlich ein geschützter Raum sein sollten, wird Krieg als etwas Gewöhnliches und das Töten als Job unter vielen dargestellt.“ Die Hauptkritik am Vorhaben gilt also vornehmlich der Verherrlichung von Technik und Disziplin gegenüber den Schattenseiten des Krieges. Högl weist diese Kritik von sich. Ihr gehe es in erster Linie darum, das Interesse und die Neugier von Schülerinnen und Schülern für die Bundeswehr herauszufordern. Sie wünscht sich, dass junge Leute sich mehr mit der Bundeswehr auseinandersetzen, „auch kritisch.“

"Ich würde mich freuen, wenn die Lehrerschaft sagen würde: Es ist ein wichtiger Teil im Rahmen der Bildung, sich auch mit den Streitkräften auseinanderzusetzen", sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. Darüber hinaus plädiert Högl für eine allgemeine Musterung junger Menschen. Man könne „wie in Schweden einen gesamten Jahrgang junger Leute für die Bundeswehr zur Musterung einladen“, äußerte sie jüngst in einem Interview. Nastic sieht darin allerdings den „ersten Schritt zur Wiedereinführung der Wehrpflicht durch die Hintertür, auch wenn Frau Högl und Verteidigungsminister Pistorius etwas anderes behaupten.“

Die Fronten scheinen verhärtet. Zweifelsohne muss das Verteidigungsministerium neue Maßnahmen zur Personalrekrutierung entwerfen. Zuletzt ging die Kampagne „Was zählt, wenn sich die Zeiten ändern?“ an den Start. Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte unterdessen an, nicht an der Verteidigung sparen zu wollen. Für den Haushaltstitel „Nachwuchswerbung“ ist ein jährliches Budget von 35,3 Millionen Euro veranschlagt. Dazu zählt auch die Bundeswehr – eben auch an Deutschlands Schulen.  

Wenn Luca ausrastet: Wie Traumata Lehrkräfte an ihre Grenzen bringen

Was ist mit diesen Jugendlichen los? Wie gehe ich als Lehrkraft mit ihnen um? Kann ich überhaupt noch vor der Klasse stehen oder was mache ich mit meinem eigenen Unbehagen, meiner eigenen Angst? Unsere Gastautorin Stefanie Rosenberger gibt Antworten
Von
Redaktion
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July 2023
6.7.2023
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Wenn Luca ausrastet, dann aber so richtig: wer nicht aufpasst bekommt ein Heft oder einen Stift an den Kopf. Wenn gar nichts mehr geht, fliegt auch mal ein Stuhl. Und Sophie ist immer ganz still und trägt selbst an Tagen, an denen man eigentlich „hitzefrei“ bekommen sollte, Langarmshirts. Und Mohammed kann sich überhaupt nichts merken; Hirn = Sieb, sozusagen. Solche Lucas, Sophies und Mohammeds kennt vermutlich jede oder jeder – oder zumindest vom Hörensagen. In meiner Zeit als Lehrerin an einer Sonderberufsschule hatte ich oft alle drei in meinen Klassen sitzen.

Was ist mit diesen Jugendlichen los? Wie gehe ich als Lehrkraft mit ihnen um? Kann ich überhaupt noch vor der Klasse stehen oder was mache ich mit meinem eigenen Unbehagen, meiner eigenen Angst? Kann ich da noch ein guter Lehrer oder eine gute Lehrerin sein? Was will ich hier eigentlich? Ich will doch Wissen vermitteln und dafür bin ich ausgebildet worden. Das überfordert mich. Zu viele Bälle soll ich gleichzeitig in der Luft halten. Und damit bin ich nicht alleine: über die Hälfte der Lehrkräfte leidet aus unterschiedlichen Gründen an Erschöpfung – so das Ergebnis einer Studie der Robert-Bosch-Stiftung aus dem Jahr 2022.

Möglicherweise tragen Luca, Sophie und Mohammed ein Trauma mit sich herum. Das Wort „Trauma“ ist in aller Munde. Erst letzte Woche hörte ich eine Radiomoderatorin sagen, sie sei vom Nebensitzer im Kino traumatisiert: weil er sein Popcorn so laut gegessen habe. Der inflationäre Gebrauch des Wortes lässt mich innerlich aufstöhnen.

„Trauma“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet Wunde. Von einer psychischen Traumatisierung wird gesprochen, wenn ein objektiv belastendes Ereignis, das außerhalb der eigentlichen Erlebniswelt liegt auf das subjektive Erleben von absoluter Hilflosigkeit, Ohnmacht und Entsetzen trifft, verbunden mit Flucht- und Kampfimpulsen. Ein Trauma ist also eine Wunde, ausgelöst durch ein belastendes Ereignis, das eine Stressreaktion im Körper zur Folge hat. Ob das Popcornrascheln des Nebensitzers im Kino damit wirklich gemeint sein kann, ist fragwürdig. Traumatische Erlebnisse sind zum Beispiel eine Naturkatastrophe – denken wir an das Erdbeben in der Türkei. Oder sexueller Missbrauch und häusliche Gewalt. Auch Kriegserlebnisse gehören dazu. Symptome einer Traumatisierung können sein: sozialer Rückzug, Essstörungen und selbstverletzendes Verhalten.

Und was kann die Schule, was kann ich als Lehrkraft tun? Ich bin fest davon überzeugt, dass das, was wir in solchen Momenten vielleicht am Wenigsten wollen, am besten hilft: ein Beziehungsangebot zu machen. Diese jungen Menschen brauchen Stabilität, in Form von Zuverlässigkeit, Feinfühligkeit, Ehrlichkeit und Empathie. Und ja: auch von mir als Lehrkraft brauchen sie das.

Und was brauchen Lehrkräfte? Zuerst einmal Wissen über Traumatisierung. Was passiert da genau im Gehirn, wie reagiert der Körper, wodurch entsteht das und: geht das auch wieder weg? Dieses Wissen brauchen auch die betroffenen Kinder und Jugendlichen! Dann kommen Menschen meiner

Zunft ins Spiel: ich bin Lehrerin und Traumapädagogin und gebe regelmäßig Workshops und Seminare für Lehrkräfte und erzähle genau davon. Damit jede und jeder lernt, ein bisschen die Trauma-Brille aufzusetzen. Damit wir Lehrkräfte nicht hilflos sein müssen. Damit wir ein Werkzeug an die Hand bekommen. Einer meiner Lieblingssätze ist ein arabisches Sprichwort: „Humor und Geduld sind zwei Kamele, mit denen Du durch jede Wüste kommst.“ Dieser Spruch hing im Lehrerzimmer unserer Schule, in der wir traumapädagogisch gearbeitet haben. Manchmal musste ich innehalten, bevor ich in die Klasse gehen konnte. Und dieser Spruch hat mich oft gerettet.

Unsere Schülerinnen und Schüler brauchen stabile Lehrkräfte! Lehrkräfte, die sie aushalten, Lehrkräfte, die ihnen einen sicheren Ort bieten! Ja, und wie bitteschön soll das gehen, wenn (laut besagter Studie) für über drei Viertel der Lehrkräfte (79%) Wochenendarbeit die Regel und eine Erholung in der Freizeit kaum noch möglich (60%) ist? Die Hälfte leidet unter körperlicher (62%) oder mentaler Erschöpfung (46%). Auch Lehrerinnen und Lehrer brauchen so einen sicheren Ort. Und ja, auch an der Schule. Schule sollte ein Ort sein, an dem ich mich sicher und geborgen fühle. An dem ich Fehler machen darf. Ein Ort, an dem ich akzeptiert und wertgeschätzt werde. SchülerInnen wie LehrerInnen.

Selbstfürsorge ist ein großes Wort, ebenso Ressourcenaktivierung. In meine Online-Praxis kommen Lehrerinnen und Lehrer, denen es schwerfällt, „nein“ zu sagen. Die lernen möchten, wie man sich abgrenzt. Und die nicht das große, fette Stoppschild zücken wollen, sondern „nur“, dass respektvoll mit ihnen umgegangen wird. Es kommen Menschen, deren Batterien leer sind und die sie wieder aufladen wollen. LehrerInnen, die diesen Beruf aus Überzeugung gewählt haben und die wieder entspannter und gelassener vor ihrer Klasse stehen wollen.

In der systemischen Sichtweise geht man davon aus, dass jede und jeder die Lösungen für sein und ihr Problem in sich selbst trägt. Es ist nur vielleicht ein bisschen verschüttet und man braucht Unterstützung beim Freilegen. Mit meiner Arbeit als systemische Beraterin und Traumapädagogin biete in solchen Momenten die gesamte Bandbreite an: von Bagger über Schaufel bis hin zum feinen Pinsel, um die Lösung freilegen zu können. Und ich unterstütze dabei, den Kopf ein bisschen zu drehen, damit sich neue Blickwinkel ergeben und man dann auf die Lösung eines Problems kommt – den Eulenblick sozusagen. Apropos: ich liebe es, mit Metaphern zu arbeiten! Und ich halte es mit dem arabischen Sprichwort: Geduld und Humor! Die beiden helfen immer: im Umgang mit den Schülerinnen und Schülern und im Umgang mit sich selbst: milde zu sich sein und auch mal lachen können. Das erleichtert ungemein und genau das ist es doch, was wir wollen: dass es wieder leichter wird.

Unsere Gastautorin Stefanie Rosenberger arbeitet als Coach und systemische Beraterin, und hat früher selbst unterrichtet.

„LehrKraft“ - Neue Software für Lehrer:innen

LehrKraft wurde entwickelt, um Lehrer:innen imUnterrichtsalltag umfassend von der Digitalisierung profitieren zu lassen. Dadurchkönnen Lehrer:innen wertvolle Zeit gewinnen, die sie besser in das investierenkönnen, was wirklich zählt - ihre Schüler:innen.
Von
Redaktion
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July 2023
6.7.2023
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Wir, die Mibema Software UG, freuen uns, die bevorstehende Veröffentlichung unserer neuen Lehrer-Software "LehrKraft" bekannt zu geben. Ab dem 24. Juli 2023 wird die Software auf unserer firmeneigenen Webseite www.lehrkraft.net zur Verfügung stehen. LehrKraft wurde entwickelt, um Lehrer:innen im Unterrichtsalltag umfassend von der Digitalisierung profitieren zu lassen. Dadurch können Lehrer:innen wertvolle Zeit gewinnen, die sie besser in das investieren können, was wirklich zählt - ihre Schüler:innen.

LehrKraft bietet eine Vielzahl von Funktionen, die darauf abzielen, Lehrer:innen den gesamten Prozess der Unterrichtsorganisation und -verwaltung zu erleichtern. Zu den Kernfunktionen zählen

1. Schüler- und Notenverwaltung: Lehrkräfte können einfach Schülerdaten erfassen, verwalten und aktualisieren. Die integrierte Notenverwaltung ermöglicht eine effiziente Bewertung der Schülerleistungen und eine automatische Berechnung der Durchschnittsnoten.

2. Unterrichtsdokumentation: Mit unserer Anwendung können Lehrkräfte den Unterricht effektiv dokumentieren. Ob besondere Mitarbeit, fehlende Hausaufgaben oder Checklisten zum Abhaken - LehrKraft bietet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten der Dokumentation.

3. Auswertung und Leistungsanalyse: Mit LehrKraft haben Lehrer:innen alle Informationen an einem Ort gebündelt und jederzeit abrufbar. Das macht die Leistungsanalyse von Schülern besonders effizient.

Darüber hinaus hat unser Entwicklerteam eine Liste mit weiteren nützlichen Funktionen erstellt, die schrittweise in den kommenden Monaten eingeführt werden sollen. Durch zukünftige Umfragen erhalten Sie als Nutzer die Möglichkeit über die Priorität der Entwicklung der einzelnen Funktionen mitzubestimmen. Diese zusätzlichen Funktionen werden den praktischen Nutzen von LehrKraft weiter steigern.

Für Lehrer:innen, die bereits die renommierte „Tapucate Lehrer App“ (www.tapucate.de) auf einem Android Smartphone oder Tablet  nutzen, ist besonders der hohe Grad an Kompatibilität zu LehrKraft hervorzuheben. Nutzer:innen können problemlos ihre Daten zwischen beiden Anwendungen austauschen und sich über viele Ähnlichkeiten in der Benutzeroberfläche und Bedienung freuen.

Wir sind stolz auf den Erfahrungsschatz, der in LehrKraft eingeflossen ist. Die Software ist das Ergebnis unseres erfahrenen Entwicklerteams, den wertvollen Rückmeldungen von vielen Lehrer:innen und der langjährigen Zusammenarbeit mit dem Entwicklerteam der „Tapucate Lehrer App“.

Zum Start der Veröffentlichung bieten wir eine Einführungsversion von LehrKraft zu einem reduzierten Preis an. Zudem sind Interessent:innen herzlich dazu eingeladen sich selbst von den Vorzügen unserer Software zu überzeugen. LehrKraft kann standardmäßig für 30 Tage kostenlos getestet werden.

Weitere Informationen zu LehrKraft finden Sie auf www.lehrkraft.net. Durch eine Anmeldung bei unserem Newsletter erfahren Sie als erstes von Neuigkeiten.

Vive la différence: Kultureller Austausch und Bildungsverständnis im französischen Schulsystem

Werfen wir einen Blick auf das Bildungssystem Frankreichs - von der Vorschule bis zum Abitur. Einheitliche Struktur, Abschlüsse und das einzigartige AbiBac, ein zweisprachiges deutsch-französisches Abitur - all das und mehr findet ihr in diesem Artikel.
Von
Marie-Theres Carl
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July 2023
6.7.2023
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Willkommen zu einer fesselnden Reise durch das französische Bildungssystem! Hier entdeckst du die Struktur, Abschlüsse und das faszinierende Abibac. Von der Vorschule, wo die Kleinsten ihre ersten Schritte ins Wissen machen, bis zum Lycée, wo du deinen Schwerpunkt setzt - das französische Bildungssystem bietet eine vielfältige Bildungsreise. Erfahre alles über das berühmte Baccalauréat, das gefürchtete französische Abitur, und enthülle das Geheimnis des Abibac, eines zweisprachigen deutsch-französischen Abiturs, das eine einzigartige Chance bietet, zwei Kulturen zu entdecken und eine starke Verbindung zu knüpfen. Tauche ein in die faszinierende Welt des französischen Bildungssystems, wo Wissen, Leidenschaft und Entdeckung aufeinandertreffen und dein Verständnis für Bildung und Kultur erweitert wird. Bienvenue dans le monde de l'éducation en France!

Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Obwohl das deutsche und französische Schulsystem in ihrer Struktur und Organisation große Unterschiede aufweisen, gibt es dennoch einige Gemeinsamkeiten. Beide Systeme bieten eine umfassende Bildung von der Grundschule bis zur Sekundarstufe II und haben das Ziel, Schüler:innen auf das Leben und mögliche akademische und berufliche Herausforderungen vorzubereiten. Öffentliche Schulen sind in beiden Ländern kostenlos. Beide Länder legen Wert auf die Förderung von Sprachkenntnissen, wobei Deutsch und Französisch jeweils als wichtige Unterrichtssprachen gelten. Darüber hinaus betonen beide Systeme die Bedeutung von allgemeiner Bildung und ermöglichen es den Schüler:innen, ihre Interessen und Talente zu entdecken und zu entwickeln. Diese gemeinsamen Merkmale zeigen, dass die Bildung in beiden Ländern als Schlüssel zur persönlichen Entwicklung und zur Stärkung der Gesellschaft betrachtet wird.

Das deutsche und das französische Bildungssystem weisen trotz einiger Ähnlichkeiten auch deutliche Unterschiede auf. In Frankreich wird beispielsweise der Wert der Handschriftlichkeit stark betont, wodurch Schüler:innen frühzeitig eine saubere und ästhetische Handschrift entwickeln. Die französische Kultur und Literatur spielt schon früh in der Bildung eine wichtige Rolle. Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass Grundschüler in Frankreich oft ihre Hausaufgaben in einer Art Studienhalle, der "accueil des études", erledigen können, während sie auf die Abholung ihrer Eltern warten. Das französische Schuljahr beginnt im September und endet in der ersten Juliwoche, während es in Deutschland üblicherweise im August oder September beginnt und im Juni oder Juli endet. Zudem wird in Frankreich großer Wert auf gesundes und abwechslungsreiches Schulessen gelegt, das oft in der Schulkantine angeboten wird, um die körperliche Gesundheit und Fitness der Schüler:innen zu fördern. Eine Schulpflicht besteht in Frankreich bis zum 16. Lebensjahr, ähnlich unserer zehnjährigen Schulpflicht. Es gibt auch die Möglichkeit des Homeschoolings durch die Eltern oder private Lehrkräfte, aber dies ist kaum verbreitet in Frankreich. Diese Unterschiede zeigen, wie sich die beiden Bildungssysteme in ihren praktischen Aspekten unterscheiden und kulturelle Besonderheiten widerspiegeln.

Ein einheitliches System

Das französische Schulsystem gliedert sich in mehrere Stufen, die eine kontinuierliche Bildungsreise von der frühen Kindheit bis zum Abschluss der Sekundarstufe II bieten. Hier ist der Aufbau des französischen Schulsystems:

École Maternelle (Vorschule): Die Vorschule ist für Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren obligatorisch. Sie ist in drei Altersstufen unterteilt: die Petite Section (PS), die Moyenne Section (MS) und die Grande Section (GS). In der Vorschule lernen die Kinder grundlegende soziale Fähigkeiten, kognitive Fertigkeiten und künstlerische Aktivitäten durch spielerische Methoden.

École Élémentaire (Grundschule): Die Grundschule dauert fünf Jahre und ist für Kinder von 6 bis 11 Jahren vorgesehen. Sie umfasst die Klassenstufen CP (Cours Préparatoire) bis CM2 (Cours Moyen 2). Die Schüler:innen erhalten hier eine umfassende Grundbildung in Fächern wie Mathematik, Französisch, Geschichte, Geographie, Naturwissenschaften, Kunst, Musik, Sport und manchmal auch einer Fremdsprache wie Englisch.

Collège (Sekundarstufe I): Nach der Grundschule beginnt die Sekundarstufe I, die am Collège stattfindet. Das Collège dauert vier Jahre und ist für Schüler:innen im Alter von 11 bis 15 Jahren vorgesehen. Die Schüler:innen absolvieren hier die Klassenstufen der 6ème bis zur 3ème. Die Fächer sind breiter und vertiefender als in der Grundschule. Es werden allgemeine Themen gelehrt, um eine umfassende Bildung zu gewährleisten. Ab dem Collège gibt es ein Bewertungssystem mit 20 Punkten.

Lycée (Sekundarstufe II): Die Sekundarstufe II findet im Lycée statt und dauert drei Jahre. Sie ist für Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 bis 18 Jahren vorgesehen. Das Lycée bietet verschiedene Fachrichtungen, aus denen die Schülerinnen und Schüler eine auswählen können, je nach ihren Interessen und Zukunftsplänen. Die Fachrichtungen können Naturwissenschaften, Wirtschaft und Sozialwissenschaften, Literatur und Sprachen oder auch Kunst und Musik umfassen.

Baccalauréat (Abitur): Das französische Abitur, bekannt als "Bac", ist der bedeutendste Abschluss im französischen Bildungssystem. Es wird nach dem erfolgreichen Abschluss des Lycée abgelegt. Das Bac besteht aus schriftlichen und manchmal auch mündlichen Prüfungen in den verschiedenen gewählten Fachrichtungen und ist entscheidend für den Zugang zu Hochschulen und Universitäten.

Ein Überblick über alle französischen Bildungswege (Quelle: EuroRekruter)

AbiBac

(Quelle: Institut français)

Das AbiBac ist ein zweisprachiges deutsch-französisches Abitur, das Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit bietet, gleichzeitig die deutsche Hochschulreife und das französische Baccalauréat zu erwerben. Es wurde 1994 ins Leben gerufen, um die Zusammenarbeit und den kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Frankreich zu fördern. Um das AbiBac zu erlangen, müssen die Schülerinnen und Schüler sowohl die deutschen als auch die französischen Anforderungen für das Abitur erfüllen. Dies bedeutet, dass sie sowohl die notwendigen Fächer und Prüfungen des deutschen Abiturs absolvieren als auch die spezifischen Anforderungen des französischen Baccalauréats erfüllen müssen. Das AbiBac bietet den Schüler:innen eine einzigartige Gelegenheit, ihre Sprachkenntnisse zu vertiefen, interkulturelle Kompetenzen zu entwickeln und sich auf internationale Studiengänge und Karrieren vorzubereiten. Es ist eine wertvolle Qualifikation, die Türen zu deutschen und französischen Hochschulen und Universitäten sowie zu internationalen Möglichkeiten öffnet und eine enge Verbindung zwischen den beiden Ländern fördert.

Wir hatten im Rahmen unserer Recherche auch die Möglichkeit, mit einer Schülerin aus Weimar zu sprechen, die 2021 das AbiBac abgelegt hat. Sie hat uns sehr positiv von ihren Erfahrungen berichtet und konnte uns noch den ein oder anderen Unterschied zum deutschen Schulsystem verraten: So können die Schüler:innen und zum Teil auch Lehrkräfte während des Schultages das Schulgelände nicht verlassen. Pünktlich zum Schulbeginn werden die Eingänge verschlossen und bleiben dies bis zum Unterrichtsende auch. Besonders für unpünktliche Schüler:innen stellt das eine große Herausforderung dar. Hier bei uns wäre eine solche Regelung nicht denkbar, da viele Klassen an einer Schule zu unterschiedlichen Zeiten in den Unterricht starten.

Insgesamt zeigt die Betrachtung des französischen Bildungssystems, wie Bildung nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch kulturelle Identität prägt und interkulturelle Verbindungen fördert. Die Struktur, Abschlüsse und auch das faszinierende AbiBac verdeutlichen, wie Länder ihre Bildungssysteme gestalten, um die individuelle Entwicklung ihrer Schülerinnen und Schüler zu fördern und sie auf die Herausforderungen der globalisierten Welt vorzubereiten. Ob in Frankreich oder anderswo auf der Welt – Bildung bleibt ein Schlüssel zur persönlichen Entfaltung, zum Verständnis anderer Kulturen und zur Gestaltung einer besseren Zukunft. Lasst uns daher weiterhin die Bedeutung der Bildung, für unsere Gesellschaften erkennen und gemeinsam dafür sorgen, dass Bildung für alle zugänglich, qualitativ hochwertig und inspirierend ist. Denn nur so können wir die Weichen für eine lebendige, vielfältige und erfolgreiche Gesellschaft stellen.

Was denkt ihr über das französische Bildungssystem? Würdet ihr mit euren Schüler:innen beim AbiBac mitmachen? Erzählt es uns in den Kommentaren!

A13 für alle: Niedersachsen gleicht Einstiegsbesoldung für Lehrkräfte an

Lehrkräfte in Niedersachsen können ab dem 1. August 2024 mit mehr Geld rechnen. Künftig soll für Pädagogen aller Schularten als Einstiegsgehalt die Besoldungsstufe A13 gelten. Die Bildungsgewerkschaft GEW begrüßte den Vorstoß.
Von
Marcel Kunzmann
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July 2023
5.7.2023
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Hannover. Lehrkräfte in Niedersachsen können ab dem 1. August 2024 mit mehr Geld rechnen. Anfang der Woche stellte die Rot-Grüne Landesregierung das Verhandlungsergebnis vor, mit dem die Verdienstlücke von Grund-, Haupt-, und Realschullehrer zu den Kollegen an den Gymnasien geschlossen werden soll: Künftig steigt die TVÖD-Gehaltsstufe von A12 auf A13, was ein Plus von einigen hundert Euro pro Monat bedeutet.

Wie Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) ankündigte, geht mit der neuen Gehaltsstufe ein Plus von rund 300 Euro einher, was für den Landeshaushalt zusätzliche 69 Millionen Euro, später knapp 180 Millionen Euro bedeute. Hamburg sprach von einem “finanziellen Kraftakt” für Niedersachsen, das aktuell mit einer angespannten Haushaltslage zu kämpfen hat. Niedersachsen sei mit dem Schritt jetzt der erste westdeutsche Flächenstaat, der die Einstiegs-Besoldungsstufe A13 einheitlich umsetze. Damit will das Land attraktiver für Lehrkräfte werden – verbunden zunächst mit der Hoffnung, die bestehende Abwanderung in Nachbarländer wie Nordrhein-Westfalen zu stoppen.

Die Bildungsgewerkschafte GEW würdigte die Maßnahme als “fairen Schritt in die richtige Richtung.” Es sei bereits seit längerer Zeit nicht mehr so, dass Grundschullehrer kürzer studieren würden als ihre Kollegen an anderen Schularten. „Damit wird der Lehrkräfteberuf auch in Niedersachsen an den nicht-gymnasialen Schulformen endlich attraktiver. Niedersachsen ist eines der letzten Bundesländer, das Lehrkräfte an den Ober-, Real-, Haupt- und Grundschulen schlechter als die übrigen besoldet”, erklärte der Vorsitzende des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte VNL, Torsten Neumann.

Guterres warnt vor gefährlichem Missbrauch von Künstlicher Intelligenz

Neue Technologien entwickeln sich rasant weiter – auch die Bedrohungen, die damit einhergehen. Nun warnte der Generalsekretär der UNO, António Guterres, vor den Risiken von Künstlicher Intelligenz und forderte eine KI-Regulierung.
Von
Katalin Gébl
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July 2023
5.7.2023
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New York. UN-Generalsekretär António Guterres hat auf einer Pressekonferenz am 12. Juni vor dem gefährlichen Missbrauch von Künstlicher Intelligenz (KI) gewarnt: “Die Alarmglocken bei der neuesten Form der Künstlichen Intelligenz – der generativen KI – sind ohrenbetäubend, und am lautesten sind sie bei den Entwicklern, die sie entwickelt haben.” Gleichzeitig plädierte er für die Einrichtung einer entsprechenden Regulierungsbehörde für KI.

Auf der Pressekonferenz reflektierte Guterres über die rasanten Entwicklungen im Bereich der digitalen Technologie: Die Veröffentlichung von ChatGPT vor mehr als sechs Monaten hat in der Öffentlichkeit ein großes Interesse an generativer KI-Technologie geweckt, sodass sich diese App zu der am schnellsten wachsenden Anwendung aller Zeiten entwickelt hat. Auch in der Schule genießt ChatGPT sowohl bei Schüler:innen als auch Lehrkräften eine große Beliebtheit, sodass es bereits zahlreiche Debatten über die weitreichenden Auswirkungen von KI gab – nicht nur im Bildungssystem: Die Europäische Union plant mit dem Artificial Intelligence Act bis 2024 ein Gesetz über Künstliche Intelligenz, mit dem eine sichere Nutzung dieser Technologien garantiert werden soll.

“Eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit"

Was viele an den Fähigkeiten der KI fasziniert, sorgt bei vielen gleichermaßen für große Skepsis. Besonders die Fähigkeit, Deepfakes und andere Desinformationen zu erstellen und im Netz zu verbreiten, rückt immer mehr in den Fokus der Besorgnis. Laut Guterres füge die digitale Technologie unserer Welt auf diese Weise bereits jetzt großen Schaden zu, indem sie Lügen und Hass verbreite. Auf der Konferenz begründete Guterres seine Sorge mit Einschätzungen von Expert:innen und Wissenschaftler:innen, die KI zu einer existentiellen Bedrohung für die Menschheit – ähnlich einem Atomkrieg – erklärt hätten und die Welt zum Handeln aufrufen würden. “Wir müssen diese Warnungen ernst nehmen", so Guterres.

Als Gegenmaßnahme stellte er ein Positionspapier vor, in dem es um globale Vorschläge der Vereinten Nationen über den zukünftigen Umgang mit KI geht, die den digitalen Raum sicherer machen und die Menschenrechte schützen sollen. Zudem kündigte er die Gründung einer Regulierungsbehörde an, als deren Vorbild er die internationale Atomenergie-Behörde (IAEA) nannte. Die IAEA beobachtet die sichere und friedliche Nutzung von Nukleartechnologien, während sie gleichzeitig auf mögliche Verstöße gegen den Atomwaffensperrvertrag (NVV) achtet. Eine ähnliche Behörde für KI könne aber nur in Zusammenarbeit mit den Mitgliedsstaaten der UNO gegründet werden.

Gewusst wie: So holt ihr das Beste aus euren Sommerferien heraus!

Endlich Sommerferien! Aber es fällt euch schwer, abzuschalten und euch mal richtig zu erholen? Wir haben sieben Tipps für euch, wie ihr neben der anstehenden Arbeit noch Zeit für euch findet und die Ferien genießen könnt.
Von
Viola Hegner
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July 2023
4.7.2023
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Endlich Sommerferien! Urlaub, Ausflüge, ein Buch lesen, nach langem mal wieder feiern, Zeit mit Familien und Freunden verbringen – kurz gesagt: Endlich die langersehnte Erholung. So sollten eure Ferien eigentlich ablaufen. Die Realität sieht jedoch oft ganz anders aus: Das nächste Schuljahr spitzt schon um die Ecke und von eurem Schreibtisch winken euch die Unterrichtsvorbereitung der ersten Schulwochen und all die liegengebliebene Arbeit der letzten Zeit zu. Zwischen Vorbereitung, Nachbereitung, Gesprächen mit Kollegen und der Recherche nach neuen Gestaltungsmöglichkeiten für euren Unterricht bleibt oft vor allem eines auf der Strecke: Die sehr nötige und unverzichtbare Entspannung, die die freien Wochen euch eigentlich bringen sollten. Das rächt sich spätestens, wenn die Schule wieder begonnen hat und eure Schüler:innen erholt, ihr aber noch gestresster als zuvor in das neue Schuljahr starten müsst. 

Um das zu vermeiden, ist es vor allem wichtig, eure Ferien gut zu planen, die anstehende Arbeit zu bündeln und sich bewusste Auszeiten zu nehmen, um aus den Ferien eine Zeit der Regeneration und nicht zusätzliche Arbeitswochen zu machen. Deshalb haben wir euch die wichtigsten Tipps zusammengestellt, wie ihr das erreichen und eure Sommerferien bestmöglich genießen könnt. 

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen 

Sicher haben einige von euch oft das Gefühl, in den Ferien nicht richtig abschalten zu können. So viel muss noch bis zum Beginn des neuen Schuljahres erledigt werden, doch nach dem letzten Jahr möchtet ihr lieber entspannen und eure wohlverdienten Ferien genießen. Ihr versucht also, die erste Zeit nicht an die Arbeit zu denken, die auf eurem Schreibtisch wartet, doch es mag euch trotzdem nicht recht gelingen, zur Ruhe zu kommen. Wie wäre es damit, die anstehenden Aufgaben, wie das Planen der ersten Schulwoche, schon am Anfang der Ferien zu erledigen, anstatt diese auf die letzten Tage zu schieben? Ja, sicher gibt es Schöneres, als mit Arbeit in die Ferien zu starten. Doch so vermeidet ihr den Zeigarnik-Effekt. Dieser sorgt dafür, dass unser Gehirn mit unerledigten Dingen unbewusst ständig weiter beschäftigt ist, ob man will oder nicht. So sehr ihr es also versucht – habt ihr eure To-do-Liste nicht abgehakt, könnt ihr gar nicht richtig abschalten. Deshalb gilt: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, denn nur so könnt ihr die Ferien wirklich genießen. 

Ordnung ist das halbe Leben – auch in den Ferien

Noch eine lästige Aufgabe, die viele möglichst gar nicht erledigen wollen: aufräumen. Egal was ihr euch zu Beginn des letzten Schuljahres vorgenommen habt, mit Blick auf die baldigen Ferien verlässt einen gegen Ende doch meist die Motivation und es sammeln sich Papierstapel und unsortierte Unterlagen. Bestimmt haben einige von euch es schon länger vor euch her geschoben, mal wirklich Ordnung in das Durcheinander an Unterrichtsmaterial zu bringen. Höchste Zeit also, das Chaos zu beseitigen und eventuell veraltete oder überflüssige Unterlagen auszusortieren. So findet ihr euch zu Beginn des neuen Schuljahres besser zurecht, könnt organisiert in die Unterrichtsvorbereitung starten und fühlt euch auch insgesamt wohler in eurem Arbeitsbereich.

Digitales Arbeitszimmer entrümpeln 

Aber nicht nur euer Schreibtisch hat mehr Ordnung nötig. Viele von euch arbeiten sicher hauptsächlich am Laptop oder Tablet, um Material abzuspeichern und die Unterrichtsstunden vorzubereiten. Auch hier kann es sinnvoll sein, nach all der Zeit klar Schiff zu machen, denn im Verlauf des letzten Schuljahres haben sich sicher zahlreiche Dateien angesammelt. Nicht alle von ihnen sind wirklich langfristig wichtig und verbrauchen stattdessen  kostbaren Speicherplatz. Auch verliert ihr schnell den Überblick, wenn ihr jede Datei aufhebt, genau wie bei echten Papierstapeln. Ran also ans Löschen und Sortieren. Entscheidet, welche Dateien im nächsten Schuljahr noch sinnvoll sind und legt diese in übersichtlichen Ordnern ab – so spart ihr euch für die nächsten Unterrichtsvorbereitungen viel Zeit und schont eure Nerven. 

Kinderspiele neu gedacht

Sind nun alle Vorbereitungen und Aufräumarbeiten erledigt und ihr fragt euch, was ihr mit der neu erlangten freien Zeit anfangen sollt? Dann probiert doch mit Freunden und Familie mal ein paar Spiele und neue Unterrichtskonzepte für eure Schüler:innen aus. Das mag erstmal albern klingen, doch oft garantieren gerade Kinderspiele einen lustigen Abend. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Runde Galgenmännchen, Tabu oder Kunst- Musik- oder Sportwettkämpfen? Oder habt ihr Lust, für eure Freunde einen Escape Room zu veranstalten oder ein Kahoot-Quiz zu erstellen? So freundet ihr euch selbst mit den spielerischen Unterrichtsmethoden an und habt gleichzeitig eine gute Zeit mit euren Liebsten. 

Spannende Exkursionsziele entdecken

Habt ihr ein paar Tage nichts vor und Lust, einen Ausflug zu machen? Dann nutzt die Zeit und besucht Orte, die sich für eure nächste Exkursion eignen könnten. Ob eine neue Stadt, eine Sehenswürdigkeit, ein Museum oder eine besondere Vorstellung oder Attraktion, sicher gibt es vieles in eurer Umgebung, das ihr selbst noch nicht kennt. Also los geht es auf Entdeckungstour! So könnt ihr euch einen schönen Tag machen, Neues lernen und gleichzeitig gute Ziele für eure nächste Exkursion erkunden. Braucht ihr etwas Inspiration, wo es hingehen könnte? Dann haben wir hier Vorschläge für Unternehmungen in Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Bayern, Berlin, NRW, Baden-Württemberg und Brandenburg zusammengetragen, mit denen ihr Ziele für unvergessliche Ausflüge mit euren Schüler:innen finden könnt. 

Endlich Urlaub!

Doch natürlich muss nicht jeder eurer Ausflüge arbeitsrelevant sein. Besonders für euch als Lehrkräfte ist es sehr wichtig, auch mal abschalten zu können, den Kopf frei zu kriegen und euch Zeit zu nehmen, etwas für euch selbst zu tun. Wo geht das besser als in einem neuen Land? Wenn euch das Fernweh packt, ist es immer eine gute Idee, bewusst ein paar Tage Schule einfach Schule sein zu lassen und an neuen Orten eure verdiente Erholung zu genießen. Das kann für jeden anders aussehen. Vielleicht sehnt ihr euch danach, am Strand die Seele baumeln zu lassen, vielleicht möchtet ihr Städte besichtigen oder euch in den Bergen mit Wandern und Klettern sportlich auspowern. Unternehmt das, was euch guttut und euch hilft, in der Auszeit vom Schulleben wirklich zur Ruhe zu kommen. 

Home sweet Home – wie ihr euch zu Hause so richtig entspannen könnt

Genauso wichtig wie in der Ferne den Kopf frei zu kriegen, ist es, euch auch zu Hause Zeit für die Regeneration zu nehmen. Einfach mal was für sich tun – das kommt im stressigen Lehreralltag oft zu kurz. Fragt euch deshalb ganz bewusst: Was wolltet ihr schon lange einmal machen, wozu ihr neben all der Arbeit sonst einfach keine Zeit findet? Vielleicht möchtet ihr ein neues Hobby ausprobieren, vielleicht einen tollen Ausflug mit Freunden und der Familie unternehmen, vielleicht wollt ihr auch einfach mal wieder auf dem Balkon oder im Garten liegen und ein gutes Buch lesen? Dann nehmt euch jetzt die Zeit dafür und genießt es, ein paar Wochen an etwas anderes als eure Schüler denken zu können. Gönnt euch diese kleine Auszeit, denn ihr habt sie verdient! 

Wie verbringt ihr eure Sommerferien? Habt ihr weitere Tipps für eure Kolleg:innen? Schreibt es in die Kommentare!

Handlich, praktisch, leistungsstark – Die besten Laptops, um euren Schulalltag zu erleichtern

Laptops ermöglichen es uns zu arbeiten, zu kommunizieren und die Möglichkeiten des Internets zu nutzen, wo immer und wann immer wir wollen. In diesem Artikel stellen wir euch drei Geräte vor, die die Anforderungen und Bedürfnisse von Lehrkräften erfüllen.
Von
Philipp Auswald
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July 2023
3.7.2023
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Unterrichtsvorbereitung im Cafe, einen schnellen Videocall mit einer Kollegin im Zug und hinterher in der eigenen Wohnung noch eben einen Satz neuer Stifte für morgen bestellen. Das alles passiert meistens am Laptop. Die mobilen Rechner sind ressourcensparend, erleichtern die Organisation und ermöglichen uns von überall aus vernetzt zu sein. Doch auf der anderen Seite kann der falsche Laptop uns auch eine Menge Nerven kosten: Die Kamera funktioniert schon wieder nicht, der Bildschirm ist zu klein, um etwas entziffern zu können, Ersatzteile und Zubehör kosten Hunderte Euro … 

Wir von Lehrer-News wissen, dass die Auswahl an erhältlichen Modellen riesig und verwirrend erscheinen kann und möchten euch daher drei verschiedene Geräte vorstellen und euch zeigen, für welche Bedürfnisse diese die richtigen sind. 

Hierbei gilt es jedoch einige Kriterien zu beachten, welche zur Auswahl des richtigen Laptops berücksichtigt werden sollten. Zunächst, wie gut der Laptop für den Transport geeignet ist. Darunter fallen Punkte wie das Gewicht des Laptops, die Akkulaufzeit sowie dessen Maße. Darüber hinaus gilt es die Einsatzfähigkeit des Laptops zu beachten: Welche Programme sind vorinstalliert? Welche Anschlüsse sind vorhanden? Wie steht es mit Leistungsfähigkeit und Qualität der Kamera? Wie viel Speicherplatz bietet das Gerät? Wie ist es mit der Datensicherheit bestellt? Und zu guter Letzt ist natürlich der Preis einer der wichtigsten Aspekte.

Samsung Galaxy Book2 Business

Das Samsung Galaxy Book2 Business wurde, wie der Name bereits vermuten lässt, für den professionellen Gebrauch entwickelt. Dies äußert sich zunächst in zwei besonderen Features: Es verfügt zum einen über eine extrem hohe Sicherheitsinfrastruktur, welche gerade im Umgang mit sensiblen Schul- und Schüler:innendaten relevant ist und ist zum anderen durch Funktionen wie das automatische Unterdrücken von Hintergrundgeräuschen und der Gesichts- und Bewegungskamera ideal für Online-Meetings ausgestattet. Darüber hinaus ist der 14 Zoll große Laptop besonders robust und hält Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit, Staub und Vibrationen problemlos aus. Die Akkulaufzeit von bis zu 21 Stunden bietet genug Raum, um ohne Steckdose entspannt durch den (Schul-)Tag zu kommen. Der Intel-Core i5-Prozessor sorgt für ordentlich Leistung und das vorinstallierte Windows 11 Professional Betriebssystem bietet alle benötigten Funktionen, die das Lehrer:innendasein erfordert. Darüber hinaus interessant für Nutzer:innen von Samsung Galaxy Smartphones ist die Möglichkeit zur Verknüpfung der Geräte, wodurch unter anderem der verschlüsselte Austausch von Daten möglich wird und Anrufe von allen Geräten entgegengenommen werden können. Der UVP des Geräts in der Standardausführung liegt bei 1299 Euro und bewegt sich damit im gehobenen Preissegment. Hier nochmal eine kurze Zusammenfassung: 

Vorteile: 

  • sehr robust
  • gute Sicherheitsinfrastruktur
  • lange Akkulaufzeit

Nachteile:

  • hoher Preis


Microsoft Surface Pro8 

Der nächste Kandidat in unserer Liste ist ein Laptop mit einem kleinen Twist. Bei dem Microsoft Surface Pro8 handelt es sich um kein gewöhnliches Notebook, sondern um ein Convertible. Das bedeutet, dass das Gerät nicht ausschließlich als Laptop verwendet werden kann, sondern auch als Tablet, indem man die abnehmbare Tastatur entfernt. Dadurch ist dieses auch für die Arbeit unterwegs geeignet und kann durch das niedrige Gewicht von nur 891 Gramm problemlos transportiert werden. Das Gerät misst 13 Zoll, bietet 16 Stunden Akkulaufzeit und verfügt über das Windows 11 Betriebssystem. Darüber hinaus bieten die vorinstallierten Windows-Apps die Möglichkeit, direkt nach Inbetriebnahme des Geräts loszulegen. Als kleines Manko an diesem Gerät ist der geringe Speicher von 128 GB zu nennen, der jedoch mit einer SSD erweitert werden kann. Mit einem Preis ab 919 Euro bewegt sich dieses Modell in der mittleren Preisklasse. Die Microsoft Surface Reihe bietet darüber hinaus weitere Modelle wie das preisgünstigere Microsoft Surface Go 3 an, die sich in Preis und Leistungsfähigkeit unterscheiden, so dass für alle Geschmäcker und Geldbeutel etwas geboten ist. 

Vorteile:

  • Convertible
  • niedriges Gewicht
  • vorinstallierte Windows Apps

Nachteile:

  • geringe Speicherkapazität
  • hoher Preis

Lenovo Yoga Slim 7i Evo

Das Lenovo Yoga Slim 7i Evo mit einer Bildschirmdiagonale von 14 Zoll ist mit einem Preis ab 749 Euro das günstigste Gerät in unserer Auflistung. Es verfügt über eine Akkulaufzeit von 15 Stunden und bietet darüber hinaus eine Schnellladefunktion, durch die der Akku innerhalb von 15 Minuten für drei Stunden geladen werden kann, ideal also in den Pausen oder schnell morgens, bevor ihr das Haus verlasst. Ein weiteres interessantes Feature ist die intelligente Kühlung des Geräts, die die Akkulaufzeit um bis zu 20 Prozent verlängern kann. Die Speicherkapazität von 512 Gigabyte ist darüber hinaus ausreichend für Bilder, Videos, etc. Ähnlich wie das Samsung Galaxy Book2 Business verfügt das Lenovo Yoga Slim 7i Evo über eine automatische Gesichtserkennung, die das Gerät entsperrt, sobald sich der Nutzer oder die Nutzerin nähert und sperrt, sobald man sich wieder von dem Gerät entfernt. Als Betriebssystem bei diesem Laptop wird Windows 10 Home verwendet. 

Vorteile:

  • verhältnismäßig günstig
  • Schnellladefunktion

Nachteile:

  • älteres Betriebssystem

Falls ihr euch noch nicht sicher seid, ob ihr euch lieber einen Laptop oder ein Tablett zulegen wollt, haben wir hier für euch einen Vergleich zwischen den beiden Gerätetypen gezogen. 

Verwendet ihr eines der von uns aufgeführten Modelle? Habt ihr weitere Modelle, die in unserer Auflistung fehlen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare! 

KI Festival Heilbronn lädt ein zum Umgang mit neuer Technologie

In Heilbronn fand am 01. und 02. Juli das KI- Festival statt. Umgeben von Musik, Sport und Unterhaltung, konnten Besucher:innen an zahlreichen Reden und Workshops rund um das bildungssystembewegende Thema teilnehmen.
Von
Leon Noel Gärtner
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July 2023
3.7.2023
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Heilbronn. Künstliche Intelligenz (KI)  gewinnt in der heutigen Welt immer mehr an Bedeutung. Anwendungen wie ChatGPT bieten noch nie dagewesene Möglichkeiten für den Alltag und im Unterricht, ihr Einsatz wird von der Mehrheit der Deutschen befürwortet. Ausführlich mit den Möglichkeiten der Technologie auseinandergesetzt hat man sich auf dem KI-Festival in Heilbronn, das am Wochenende zu Ende ging. Unter dem Motto “Herz, Verstand und Körper einnehmen” konnten Interessierte Künstliche Intelligenz mithilfe von Workshops und Ausstellungen interaktiv ergründen, mit dem Ziel, Berührungsängsten im Umgang mit der Technologie vorzubeugen, wie auch schon im vorherigen Jahr. Gesponsert wurde das Event, an dem über 35 Austeller:innen und Expert:innen aus den Bereichen Wissenschaft und Kultur teilnahmen, von der Programmierschule 42 Heilbronn und der Dieter Schwarz Stiftung

Auch wenn das Festival den Schwerpunkt überwiegend auf Austausch und Vernetzung der Bildungsbranche, waren zahlreiche andere Aktionen am Start: Für die Sportbegeisterten unter den Besucher:innen wurden ein Kletterturm, ein Volleyballturnier sowie ein Tretbootverleih angeboten. Für den Hunger zwischendurch gab es internationale und lokale Leckereien, auch für Veganer und Vegetarier. In diesem ungewöhnlichen Umgang liegt der Reiz am KI-Festival. Es handelte sich um keine Fachtagung, sondern um eine lockere Veranstaltung, die auch KI mit einbezieht.

Dennoch waren die Hauptattraktionen des Festivals die zahlreichen Möglichkeiten zur Wissensaneignung. Auf der Bühne selbst sprachen zahlreiche Akteure, darunter auch Prof. Dr. Nicola Marsden, Forschungsprofessur im Bereich Sozioinformatik, welche einen Fokus darauf setzen will, wie KI Geschlechtergerechtigkeit fördert und Daniel Jung, bekannt durch seine Lehrvideos im Bereich Mathematik und nun mit einem Blick darauf, wie KI das Lernen und Lehren unterstützen kann. Unter anderem stellte Jung den KI-Lernassistenten AIEDN (AI in Education) vor. Jacob Beautemps, bekannt als deutscher YouTuber und als Kopf hinter der für den Grimme-Preis nominierten Dokureihe “Science for Future”, war ebenfalls zugegen für ein Live-Quiz rund um das Thema KI. 

Das Programm begann an beiden Tagen um 11 Uhr, am Samstag mit dem Beginn des Volleyball-Turniers und am Sonntag mit der ersten Yoga-Session des Tages. Die Veranstaltung endete am Samstag um 21 Uhr mit musikalischer Untermalung am BUGA Beach, und am Sonntag um 19:15 Uhr mit den Klängen der DJ’s, darunter auch Paul Glemser, Steve Money, Linus Villa und JOSHA. Bis dahin konnten die Aussteller von 12:00 Uhr bis 20:00 Uhr und von 12:00 Uhr bis 18:00 Uhr unter die Lupe genommen werden. Darunter gehören die Schwarz IT hinter Kaufland und Lidl, welche ChatGPT schon zur Alterserkennung nutzen, Skyspirit Gmbh welche ihren Roboter-Schwarm zum Lenken mit der KI-Gesten-App freigeben, Tum Venture Labs Heilbronn, die für alle Fragen rund um das Thema Start-up zur Verfügung standen, und viele mehr. 

Bei einem Event rund um Künstliche Intelligenz darf KI selbst – als Hauptakteur –nicht fehlen. Der Objekt erkennende und sortierende Roboterarm von SCHUNK und die Industrie-Kameras der Firma IDS waren nur zwei von vielen technischen Errungenschaften, die es zu bestaunen gab. Service-Roboter zuständig für das Servieren von Essen und Trinken, Industrieroboter zum Optimieren von Arbeitsprozessen wie dem Sortieren von Schrauben, aber auch ein zum Spielen bittenden Roboterhund, tummelten sich zwischen den Besucher:innen und boten ihre Dienste an, oder konnten ausprobiert werden. Roberta Mucha vom KI-Salon Heilbronn war erfreut über die Menschenmasse: “Wir wollen niedrigschwellige Angebote schaffen, die möglichst viele Menschen ausprobieren sollen oder sich darüber austauschen möchten.”

Dieses Ziel scheint mit den tausenden Besucher:innen gelungen zu sein. Das Festival konnte viele junge Menschen, aber auch Interessent:innen aus allen anderen Altersgruppen zu sich locken. Vielleicht konnten diese so nahen Roboter einige zu Interaktion bei den etwaigen Ständen rund um das Thema ‘KI Weiterbildung und Anwendung’ lernen.

Gastbeitrag: Lernhilfe Musik – erprobt seit tausend Jahren!

Taucht ein in das Projekt “Lernen mit Musik”, das einzigartige Lernsongs und ein begleitendes Buch bietet. Erfahrt, wie Musik das Lernen und Lehren auf innovative Weise bereichert und dabei hilft, Gedächtnis und Konzentration zu verbessern.
Von
Redaktion
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July 2023
2.7.2023
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Mit Musik zu lernen ist keine Kunst und nicht mal ein schwieriges Handwerk. Wo man singt, heißt es ja, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder. Musik kann aber viel mehr, als nur einzuladen, sich mit in eine Runde zu setzen. Sie ist ein unglaublicher Motivator. Und sie schlängelt sich ins Gehirn in unser Gedächtnis. Was wir singen, speichert unser Gehirn viel besser als das, was wir nur sagen. Besonders gut funktioniert das, wenn Strophen gereimt sind. Reime verankern Botschaften zusätzlich in unserem Gehirn. Hört doch mal rein in mein Video zur gesanglichen Einführung zur Pädagogischen Kraft der Musik 

Was jemand vertont, können wir uns viel besser merken, denn Musik spricht nicht nur den Kopf an, sondern auch den Bauch, also die Emotionen. Das gilt von Kinderliedern über Beethoven bis zu den Beatles. Es gilt heute praktisch für vieles: fürs Erlernen mathematischer Formeln, für juristische Paragrafen und selbst für so abstrakte Fakten wie Innovation oder Resilienz. Und das funktioniert ein Leben lang. Hier mein Lernsongbeispiel zum Thema Resilienz, mit dem ich Zuhörer in der BMW Weiterbildung überrascht habe. 

(Quelle: learnwithmusic)

Woher ich das weiß? Aus eigenen Erfahrungen als singender Dozent und einem Buch, das ich zusammen mit zwei Kollegen geschrieben habe. Es müsste eigentlich heißen: Ohrwurm Musik. Aber es heißt etwas sachlicher: “Coachen, Lehren und Lernen mit Musik”. 

Unglaublich, was beim Buchschreiben alles zutage kam. Musik als Lernhilfe gab es schon im frühen Mittelalter, als Mönche gregorianische Chöre anstimmten. Die australischen Ureinwohner orientieren sich über gesungene Landkarten, den Songlines. Im Buch steigen wir in die Historie noch tiefer ein und beschreiben unter anderem, wie schon Ur-und Naturvölker Musik und Gesang zu Formen des Lernens genutzt haben. 

Das Lernen mit Musik gilt also nicht nur für Kinder, die das ABC singend gelernt und besser behalten haben, sondern auch für Erwachsene jeden Alters, obwohl das einige auch anders sehen. Es gibt kaum ein Thema, das sich nicht in Texte für einen Lernsong verpacken lässt; insofern kann die Lernsongmethode als generisch betrachtet werden. Hört doch mal rein in meinen Lernsong zur Mobilität. 

Heute sind gregorianische Gesänge sogar in Hitparaden zu hören. Ein Juraprofessor bringt seinen Studenten Gesetzesparagrafen bei, indem er sie singt. Andere Songs kennen wir alle, wenn Fußballfans ihre Spieler anfeuern und gemeinsam spielerische Erfolge feiern. Die Beispiele können fortgesetzt werden. In unserem Buch sind viele beschrieben und auch auf unserer Webseite www.learnwithmusic.net sind unter dem Menüpunkt “Song Plattform“ Lernsongs als Beispiele für die pädagogische Nutzung frei verfügbar. Hier mein Lernsong zum Satz des Pythagoras.

Die Idee der Lernsongplattform ist, möglichst viele Pädagogen zu ermuntern, ihre Lernsongs auf unserer Plattform für andere zur Verfügung zu stellen, damit so gemeinnützig Hilfe zur Anwendung und Anregungen zum selbst Erstellen von Lernsongs gegeben ist. Also nichts wie ran an den eigenen Lernsong! Auch hierfür gibt unser Buch Anleitungen, wie man Lernsongs im Unterricht oder Seminar einsetzt und diese schreibt.

Die Kraft der Musik ist vielfältig. Musik kann sogar Kranke heilen. Schaut doch mal in unser Buch „Coachen, Lehren und Lernen mit Musik“. Spannende Lektüre in der von der Historie, über die Vorgänge, die Musik in unserem Körper wirkt, bis hin zu einem Füllhorn von praktischen Beispielen und auch eine Anleitung wie man Lernsongs schreibt, leicht verständlich vorgestellt werden. In jeder Buchhandlung oder beim Verlag Barbara Budrich erhältlich, wie auch bei Amazon.

(Quelle: Hans-Jürgen Boßmeyer)

Um das spannende Thema auch für viele in kurzen Episoden greifbar zu machen, haben wir eine sechsteilige Podcastserie produziert. Hier als Beispiel die erste Episode “Können Lernsongs Wissen vermitteln?“

Alle Episoden können auf unserer Website www.learnwithmusic.net unter dem Menüpunkt “Podcast” angehört werden. 

Viel Spaß beim Buchlesen und Reinhören in unsere Podcastserie wünscht Ihnen 

Hans-Jürgen Boßmeyer!

Kopf aus – Podcast an: Die besten Podcasts für die Sommerferien

Endlich Sommerferien! Das heißt sechs Wochen Zeit zum Abschalten. Wir stellen euch sechs Podcasts für jede Lebens-, Wetter-, und Stimmungslage vor, die ausnahmsweise mal gar nichts mit dem Lehrerdasein zu tun haben.
Von
Carolin Kremer
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July 2023
1.7.2023
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Die Zeit, in der Eltern realisieren, dass Erzieher:innen und Lehrkräfte unterbezahlt sind, hat in einigen Bundesländern bereits begonnen: Die Sommerferien. Und mal ganz ehrlich: Du hast sie dir sowas von verdient! Ob bei einem entspannten Pool-Nachmittag oder auf einer langen Autofahrt, ein Podcast ist in (fast) jeder Lebenslage der perfekte Begleiter. Wir haben für dich die Top sechs Formate rausgesucht, die dir deine Ferien hoffentlich versüßen.

Apokalypse & Filterkaffee eine Hommage an das Lehrerzimmer 

Für viele Lehrkräfte ein heiliges Ritual: Ein frisch gebrühter Filterkaffee – der womöglich Tote zum Leben erwecken würde – aus einer kitschigen Motivtasse und dazu die tägliche Dosis Schulhof-Tratsch im Lehrerzimmer. Wer bei dem Gedanken daran, die nächsten sechs Wochen auf dieses alltägliche Highlight verzichten zu müssen, ganz wehmütig wird, der sollte unbedingt in Apokalypse & Filterkaffee reinhören.

In dem Podcast widmet sich der bekannte TV-Autor und Moderator Michael „Micky“ Beisenherz seit April 2020 mindestens dreimal wöchentlich den wichtigsten Aufmachern, Titelthemen, Leitartikeln und Tweets des Tages und serviert daraus – verzehrfertig ab sechs Uhr morgens – ein pikantes News-Omelett. Häufig mit dabei: Seine Lebensgefährtin und Flugbegleiterin Nikki Hassan-Nia. Ist diese gerade auf Reisen, lädt Micky gerne Gäste aus der Medienwelt, andere Podcaster:innen oder Politiker:innen ein. So haben schon Linda Zervakis, Felix Lobrecht, Karl Lauterbach oder Annalena Baerbock mit dem Podcaster über Mortadella Versace, Groko Jambo oder Wagners Nichtgelungensaga diskutiert. Seit Juni diesen Jahres übernimmt die deutsche Schriftstellerin und Kolumnistin Jagoda Marinić regelmäßig die Gastmoderation. Reinhören lohnt sich!

„Ich würde jetzt lieber lesen“: Zwei Seiten - Der Podcast über Bücher

(Quelle: podigee.io)

Falls du der Fraktion „Ich würde jetzt lieber lesen“ angehörst, ist der nächste Podcast vielleicht ein geeigneter Kompromiss. Zwei Seiten - Der Podcast über Bücher ist – Überraschung – ein Podcast über Bücher. Was zunächst wenig spektakulär klingt, ist die perfekte Unterhaltung für alle Literaturliebhaber. Zwischen den Podcasterinnen Christine Westermann, deutsche Moderatorin, Journalistin und Autorin, und Mona Ameziane, ebenfalls Moderatorin im Hörfunk und Fernsehen, liegen zwei Generationen. Was sie vereint: ihre Leidenschaft für gute Geschichten, vor allem solche, die auf unseren Nachttischen landen. Zwei Seiten ist noch relativ neu am deutschen Podcast-Himmel. Seit Ende Mai erscheint wöchentlich eine neue 45-minütige Folge. Christine und Mona widmen sich jedes Mal einem spannenden Thema und stellen dann jeweils thematisch passend ihr Lieblingsbuch vor – von Liebeskummer, über Wanderlust bis zu Lügenmärchen. Also: Sucht euch ein schattiges Plätzchen und lasst euch von den Buchempfehlungen inspirieren!

Content zum Snacken: Aha! Zehn Minuten Alltags-Wissen

2015 sorgte eine Studie von Microsoft Kanada weltweit für Furore, da sie die bittere Behauptung aufstellte, unsere Aufmerksamkeitsspanne sei mit acht Sekunden kürzer denn je. Selbst Goldfische können sich länger auf eine Sache konzentrieren. Als Lehrkräfte habt ihr – mit Blick auf so manche Unterrichtsstunde – wahrscheinlich schon längst eine ähnliche Vermutung gehegt. Zahlreiche Medien setzen deswegen heutzutage auf sogenannten „Content zum Snacken“, also schnell und einfach konsumierbare Inhalte. So auch der Podcast Aha! Zehn Minuten Alltags-Wissen für alle Kurzangebundenen, aber Wissbegierigen. Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich dabei um ein knackig-kurzes Format für Alltagsfragen aus dem Bereich Wissenschaft. Experten ihres Faches helfen uns, die Welt noch ein bisschen besser zu verstehen und klären spannende Fragen mit aktueller Relevanz wie: Kann man zu lange schlafen? Oder: Gibt es den Post-Holiday-Blues wirklich?

(Quelle: podigee.io)

Lachmuskeltraining mit Baywatch Berlin

Braucht Deutschland einen weiteren Podcast von Medienleuten aus Berlin? „Nein“, das geben Fernsehmoderator und Entertainer Klaas Heufer-Umlauf und seine Kollegen Jakob Lundt und Thomas Schmitt bereitwillig zu. Trotzdem hostet das Gespann seit 2019 wöchentlich den Podcast Baywatch Berlin. Auf äußerst amüsante Weise kann man den Dreien beim Schwelgen in Erinnerungen zuhören. Das hat mich bewegt, Schmittis Daddelklause und Haushaltstipp von Jakob sind nur drei von vielen (nicht ganz ernst gemeinten) Rubriken in denen die drei Podcaster regelmäßig die Lachmuskeln ihrer Zuhörer:innen beanspruchen. 2020 war Baywatch Berlin sogar für den Deutschen Comedypreis nominiert. Wer mit Klaas und seinem Humor bisher nicht viel anfangen konnte, dem bleiben noch Lundt und Schmitt als Sympathieträger. Seit Juni läuft die Sonderedition „Summer Breeze“, der perfekte Sommer-Begleiter, wenn ihr mal wieder so richtig lachen wollt! 

So bin ich eben: Stefanie Stahls Psychologie-Podcast für alle „Normalgestörten“

Sechs Wochen sind eine lange Zeit. Wie wäre es mit etwas Selbstreflexion und Optimierung? Die Psychologin Stefanie Stahl beantwortet in ihrem Podcast So bin ich eben Stefanie Stahls Psychologie-Podcast für alle „Normalgestörten“ wöchentlich Hörerfragen zu den Themen Beziehung und Selbstwert. Wie verhindere ich ein Burnout? Wie bekomme ich meine Lebensfreude zurück? Fragen und Antworten, die auch dir als Lehrkraft dabei helfen können, nach einem stressigen Schuljahr deine Batterien wieder aufzuladen.

Aufregende Schlechtwettertage: Mordlust – Verbrechen und ihre Hintergründe

(Quelle: funk.net)

Und wenn euch spontan ein Sommergewitter überrascht, dann kuschelt euch  auf die Couch und gönnt euch eine Folge Mordlust. Mordlust – Verbrechen und ihre Hintergründe ist der beliebteste True-Crime-Podcast Deutschlands und darf somit auf unserer Liste unter keinen Umständen fehlen. Die beiden Journalistinnen Paulina Krasa und Laura Wohle widmen sich seit 2018 alle zwei Wochen einem wahren Kriminalfall zu einem bestimmten Oberthema, diskutieren strafrechtliche und psychologische Aspekte und beleuchten somit immer wieder die Abgründe unserer Gesellschaft. Also, schnappt euch Kekse und Tee und los gehts!

Wir hoffen, dass in unserer Topliste für jede Lebens-, Wetter- und Stimmungslage das Richtige dabei ist. Für eingefleischte Leseratten gibt es hier auch unsere Top-Buchempfehlungen für diesen Sommer. Wir wünschen viel Spaß beim Hören und Lesen!

Von Ableitungen und Mechanischen Schwingungen: Fünf Instagram-Kanäle für den Physikunterricht

Ein bisschen Ordnung in das Durcheinander an Formeln, Buchstaben und Zahlen bringen? Wir stellen euch fünf Instagram-Kanäle vor, die das Durcheinander zähmen und euren Schüler:innen einen Überblick verschaffen.
Von
Katalin Gébl
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June 2023
30.6.2023
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Für viele Schüler:innen bedeutet der Physikunterricht vor allem eines: Die Erweiterung des Matheunterrichts, der für viele alles andere als ein leichter Spaziergang ist. Besonders die große Menge an unterschiedlichen Gesetzen und Formeln bereitet oft Probleme und sorgt für große Verwirrung. Wie sollen die Schüler:innen da noch den Überblick behalten? Wir haben uns auf die Suche nach Instagram-Kanälen gemacht, die sich genau diesem Problem widmen: Sie helfen euren Schüler:innen, Physik besser zu verstehen, indem sie unterschiedliche Inhalte dieses Fachs auf anschauliche Weise aufbereiten – wie Nachhilfe auf Social Media. Vielleicht hilft euch diese Top-Liste dabei, das Interesse einiger eurer Schüler:innen zu steigern.

(Quelle: leifiphysik)

leifiphysik 

Der Instagram-Kanal leifiphysik ist ein Projekt der Joachim Herz Stiftung. Auf dem Kanal findet ihr eine Vielzahl an Informationen, Materialien, Versuchen und Aufgaben für den Physikunterricht, die mit anderen Plattformen der Stiftung verbunden sind, wie der Website und dem YouTube-Kanal. Hier wird euch ein umfassendes Angebot bereitgestellt, mit dem ihr euch für die Gestaltung eures Unterrichts inspirieren lassen könnt. Aber auch für eure Schüler:innen hält leifiphysik einiges bereit: In kurzen Videos werden ihnen kompakt aufbereitete Informationen zu unterschiedlichen Physik-Themen geboten, mit unterschiedlichen Quiz-Formaten können sie interaktiv ihr Wissen zu den Themen wie Licht oder Elektronik testen und Physik im Alltag entdecken. Der Kanal ist sowohl für euch als Lehrkräfte und als auch für eure Schüler:innen eine wertvolle Ressource, die das Fach auf informative und unterhaltsame Weise vermittelt.

(Quelle: physikmentor)

physikmentor

Der Kanal physikmentor richtet sich explizit an Schülerinnen und Schüler und hat sich das Ziel gesetzt, ihnen Physik auf einfache Weise zu erklären. Dabei konzentriert sich der Account auf das Wesentliche: Das Design ist einheitlich blau, während die einzelnen Beiträge physikalische Formeln, Gesetze und Grundlagen veranschaulichen und erklären. Jeder Beitrag folgt dabei einem systematischen Aufbau – wichtige Informationen oder Regeln werden mit einem roten Kasten markiert, danach folgen weitere Erklärungen, Abbildungen und Formeln. Auf diese Weise bietet der Kanal euren Schüler:innen eine überschaubare Informationsquelle und Unterstützung für den Physikunterricht, mit der sie gezielt nach bestimmten Gesetzen oder Formeln suchen können.

(Quelle: physik_verstehen)

physik_verstehen

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt der Kanal physik_verstehen. Auch hier wird euren Schüler:innen – dieses Mal mit einem grünen Design – ein umfangreicher Überblick über diverse Formeln, Gesetze und andere Phänomene der Physik geboten. Das einfache Konzept dröselt komplexe Inhalte auf und bietet ebenfalls eine gute Erklärungshilfe. Je nach Themenlage können sich dieser Kanal und physikmentor inhaltlich ergänzen und ergeben so eine umfangreiche Sammlung.

(Quelle: physik.academy)

physik.academy

Ein weiterer wertvoller Instagram-Kanal ist physik.academy. Dieser Account bietet euren Schülerinnen und Schülern ein abwechslungsreiches Angebot an informativen Sammlungen und anschaulichen Beiträgen: Wie bei einigen anderen vorgestellten Kanälen werden auch hier Formeln und Gesetze thematisiert, die einigen Schüler:innen im Physikunterricht oftmals Probleme bereiten. Diese Beiträge sind einfach und übersichtlich aufgebaut und bieten somit nützliches Lernmaterial. Zusätzlich macht physik.academy einen Exkurs in den Weltraum und unser Sonnensystem: In mehreren Beiträgen werden die einzelnen Planeten mitsamt ihren relevanten Besonderheiten vorgestellt, zusammen mit weiteren anschaulichen Einblicken zu Weltraumschrott oder der Mondlandung. 

Begleitet werden diese Inhalte von dem gleichnamigen Youtube-Kanal, der für eure Schüler:innen einige Erklärvideos bereithält: Hier werden Materialien der Instagram-Beiträge aufgegriffen und innerhalb von drei bis sechs Minuten ausführlicher erklärt. Mit diesem Instagram-Kanal habt ihr also eine hilfreiche Quelle für alle Physik-Lernenden, die gleichzeitig noch etwas über den Weltraum erfahren möchten.

(Quelle: der_physiklehrer_memes)

der_physiklehrer_memes

Eine witzige Abwechslung bietet der_physiklehrer_memes. Neben der Informationsvermittlung werden auf diesem Kanal Inhalte des Physikunterrichts auf sehr humorvolle Weise vermittelt. Hier geschieht das in Form von Memes, also einem Bild oder einem kurzen Video, das meist durch einen Text ergänzt wurde und eine humoristische oder kritische Botschaft enthält. Diese Memes sind zum einen sehr witzig, da sie sich auf Unterrichtsabläufe oder Physikklausuren beziehen, zum anderen fordern sie die Schüler:innen aber auch heraus: Denn auch wenn einige dieser Beiträge ohne weiteres Vorwissen verstanden werden können, braucht es bei vielen anderen bestimmte Kenntnisse zu Formeln oder Gesetzen der Physik, um die Botschaft dahinter verstehen zu können. Die Memes können also ein unterhaltsamer Ansporn für die Schüler:innen sein, da sie nur so die witzige Bedeutung entschlüsseln können.

Wie findet ihr die vorgestellten Physik-Accounts und könnt ihr uns noch weitere empfehlen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

ChatGPT im MINT-Unterricht: So setzt ihr die KI für eure Fächer ein

Entdeckt die spannende Welt des MINT-Unterrichts mit ChatGPT! Unser Artikel zeigt euch innovative Wege auf, wie ihr die leistungsstarke KI-Technologie in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik nutzen könnt.
Von
Marie-Theres Carl
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June 2023
30.6.2023
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Die Zeiten des traditionellen Unterrichts sind im Wandel. Mit dem Fortschritt der Technologie eröffnen sich neue Möglichkeiten, den Unterricht spannender, interaktiver und effektiver zu gestalten. Eine aufstrebende Technologie, die das Potenzial hat, den MINT-Unterricht zu bereichern, ist ChatGPT – ein KI-gestütztes Sprachmodell. Lehrkräfte haben die Möglichkeit, ChatGPT als intelligenten Assistenten im Klassenzimmer einzusetzen und ihre Schüler:innen auf eine faszinierende Lernreise mitzunehmen. In diesem Artikel möchten wir euch zeigen, wie ihr ChatGPT optimal nutzen könnt, um euren Unterricht in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik auf ein neues Niveau zu heben. Bereit, die Grenzen des herkömmlichen Unterrichts zu durchbrechen? 

ChatGPT - Der Alleskönner

Das Sprachmodell kann auf viele unterschiedliche Arten im Unterricht eingesetzt werden. ChatGPT kann als digitale Ressource dienen, um Schüler:innen Fragen zu MINT-Themen zu beantworten oder ihnen Definitionen für bestimmte Termini zu zeigen. Schüler:innen und Lehrkräfte können ihre Fragen im Chat stellen, und ChatGPT kann ihnen eine Erklärung oder Lösung liefern. Dies kann den Lernenden helfen, ihr Verständnis zu vertiefen und Konzepte besser zu erfassen. Auch bei der Recherche von Informationen kann das Sprachmodell von OpenAI behilflich sein. Wenn Fragen aufkommen oder nach spezifischen Informationen gesucht wird, können Schüler:innen diese im Chat eingeben, und ChatGPT kann ihnen relevante Quellen oder Ressourcen vorschlagen. ChatGPT kann aber auch bei der Problemlösung in MINT-Fächern helfen. Lehrer:innen können typische Probleme oder Übungsaufgaben eingeben, und ChatGPT kann Schritt-für-Schritt-Anleitungen zur Lösung geben. Dies kann Schüler:innen helfen, verschiedene Lösungswege nachzuvollziehen und zu üben. ChatGPT kann komplexe Konzepte auf eine verständliche Weise erklären. Lehrkräfte und Schüler:innen können spezifische Fragen oder Themen in den Chat eingeben, und ChatGPT kann umfassende Erklärungen liefern. Dies kann besonders hilfreich sein, um abstrakte Konzepte greifbarer zu machen und das Verständnis der Schüler zu fördern. Dafür kann beispielsweise nach Beispielen oder der Erklärung auf verschiedenen Niveaus (Einsteiger, Fortgeschrittene, Experten) gefragt werden. Last but not least - das Sprachmodell kann in Gruppenarbeiten und Diskussionen im Unterricht integriert werden. Lehrer können eine Debatte oder eine Fragestellung vorgeben, und die Schüler:innen können ihre Antworten im Chat eingeben. ChatGPT kann dann verschiedene Perspektiven oder Argumente liefern, um die Diskussion anzuregen und verschiedene Aspekte eines Themas zu beleuchten.

Kritisch bleiben

Bei der Nutzung von ChatGPT im Unterricht ist es wichtig, bestimmte Aspekte zu beachten, um das volle Potenzial der Technologie auszuschöpfen. Lehrkräfte sollten die Rolle von ChatGPT als Hilfsmittel verstehen und es als Ergänzung zum traditionellen Unterricht einsetzen. Es ist ratsam, klare Ziele und Aufgabenstellungen zu formulieren, um den Fokus und die Produktivität zu gewährleisten. Zudem ist es wichtig, den Schüler:innen beizubringen, dass ChatGPT auch nicht unfehlbar ist. Die KI kritisch zu hinterfragen und die Antworten zu validieren, sollten Key-Komponenten für den Umgang sein. Obwohl ChatGPT eine beeindruckende Fähigkeit zur Generierung von Inhalten hat, ist es dennoch wichtig, dass die Informationen auf ihre Richtigkeit geprüft werden. Ein bewusster und verantwortungsvoller Umgang mit der Technologie fördert das kritische Denken und die Fähigkeit der Schüler, eigenständig zu lernen und zu reflektieren. Durch eine angemessene Nutzung von ChatGPT im Unterricht können Lehrer:innen und Klassen gemeinsam das Beste aus dieser aufstrebenden Technologie herausholen.

Ein paar Praxisbeispiele

Ein Überblick über die nützlichsten Funktionen für euren Unterricht:

  • Aufgaben stellen und erklären
  • Aufgaben lösen und den Lösungsweg erklären
  • Definitionen nennen, Konzepte und Formeln erklären
  • weitere Aufgaben und vertiefende Übungen stellen
  • als Programmierhilfe und Hilfe bei der Fehlersuche

Mathematik

Ihr könnt ChatGPT nach Aufgaben für verschiedene Teilgebiete fragen. Dafür könnt ihr auch angeben, für welche Klassenstufe die Aufgabe sein soll oder welche Kriterien die Aufgaben erfüllen sollen. Hier einige Beispiele, die ChatGPT uns für den Matheunterricht vorgeschlagen hat:: 

“1. Algebra:

  • Löse das Gleichungssystem: 2x + y = 10 und 3x - 2y = 5
  • Faktorisiere den folgenden Ausdruck: 3x^2 + 6x + 9

2. Geometrie:

  • Berechne den Umfang und den Flächeninhalt eines Kreises mit einem Radius von 5 cm.
  • Bestimme die fehlende Seitenlänge in einem ähnlichen Dreieck: Das Verhältnis der Seitenlängen beträgt 3:5, und eine Seite misst 12 cm.

3. Funktionen:

  • Bestimme den Definitionsbereich der Funktion f(x) = √(3x - 2)
  • Untersuche die Symmetrie einer Funktion: f(x) = x^3 - x

4. Wahrscheinlichkeit:

  • Wenn zwei faire Münzen geworfen werden, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass beide Kopf zeigen?
  • In einer Urne befinden sich 5 rote und 3 blaue Kugeln. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, zwei rote Kugeln hintereinander zu ziehen?

5. Statistik:

  • Bestimme den Median, das untere Quartil und das obere Quartil einer gegebenen Datenreihe: 12, 16, 19, 22, 25.
  • Untersuche den Zusammenhang zwischen der Studienzeit und den erreichten Noten einer Klasse.”

Informatik 

“1. Programmierung:

  • Schreibe ein Programm in Python, das die ersten 10 Fibonacci-Zahlen berechnet und ausgibt.
  • Implementiere eine Funktion, die überprüft, ob eine gegebene Zahl eine Primzahl ist.

2. Datenbanken:

  • Entwerfe eine Datenbanktabelle zur Speicherung von Informationen über Bücher, einschließlich Titel, Autor, Erscheinungsjahr und ISBN.
  • Schreibe eine SQL-Abfrage, um alle Bücher aus der Datenbank abzurufen, die von einem bestimmten Autor geschrieben wurden.

3. Webentwicklung:

  • Erstelle eine einfache HTML-Seite, die eine Überschrift, einen Absatz und ein Bild enthält.
  • Schreibe JavaScript-Code, um die Eingabe eines Benutzers aus einem Textfeld zu überprüfen und eine entsprechende Nachricht anzuzeigen."

Naturwissenschaften

Wir haben in den Chat eingegeben: “Wir sind in einer 9. Klasse im Physikunterricht. Wir behandeln gerade die Gesetze der Thermodynamik. Bitte nenne uns die Gesetze der Thermodynamik und jeweils ein Beispiel.” Das bekamen wir als Antwort:

(Quelle: Redaktion)
“Kannst du uns die Formeln zu den Gesetzen nennen?” (Quelle: Redaktion)
“Kannst du zu jedem Gesetz eine Aufgabe geben, die die Schüler lösen sollen?” (Quelle: Redaktion)

Mit ChatGPT als treuem Begleiter im MINT-Unterricht eröffnen sich grenzenlose Möglichkeiten für Lehrende und Lernende. Die Beispiele oben sollen euch dabei einen Einblick in die Möglichkeiten geben, die sich mit KI und ChatGPT im Unterricht auftun. Indem wir Technologie wie ChatGPT sinnvoll integrieren, können wir den MINT-Unterricht auf ein neues Level heben und die nächste Generation von Forschern, Ingenieuren und Innovatoren formen. Macht euch  bereit, diese aufregende Reise anzutreten und die faszinierende Welt von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik mit ChatGPT für euren Unterricht zu erkunden!

Wie benutzt ihr ChatGPT in eurem Unterricht? Wie findet ihr die vorgestellten Funktionen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

„Ineffizient und tendenziell überlastend“ – Bildungsexperte fordert neues Arbeitszeitmodell für Lehrkräfte

Die Arbeitszeiten von Lehrkräften werden hierzulande nach einem 150 Jahre alten Modell geregelt, das den Erfordernissen der modernen Pädagogik nicht entspricht. Bildungsexperte Mark Rackles zeigt, wie ein neues Arbeitszeitmodell für Lehrkräfte aussehen könnte.
Von
Carolin Kremer
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30
.
June 2023
30.6.2023
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Berlin. Die Arbeitszeiten von Lehrkräften werden in Deutschland nach einem 150 Jahre alten Modell geregelt. „Ungerecht, unflexibel, ineffizient und tendenziell überlastend“, lautet das vernichtende Urteil des Bildungsexperten Mark Rackles in einer Studie zum Deputatsmodell im Auftrag der Deutschen Telekom Stiftung. Sein Gegenvorschlag: Ein Jahresarbeitszeitmodell in Kombination mit der Erfassung der tatsächlichen Arbeitszeit für Lehrkräfte.

Der anhaltende Lehrkräftemangel führt in der Bildungspolitik aktuell immer wieder zu hitzigen Debatten über die Lehrerarbeitszeit. Kompensationsmaßnahmen wie eine Senkung der Teilzeitquote oder die Erhöhung der Pflichtarbeitsstunden resultieren zunehmend in chronisch überarbeiteten und überlasteten Lehrkräften. Dennoch gelten Lehrer:innen in der öffentlichen Wahrnehmung nach wie vor als freizeitverwöhnt. Dass diese Vorstellung fernab der Realität liegt, verdeutlicht nun eine Studie im Auftrag der Telekom Stiftung. Lehrkräfte arbeiten im Schnitt 50 Stunden pro Woche. Besonders prekär: Nur ein Drittel dieser Arbeitszeit entfällt auf das Unterrichten und somit das eigentliche Kerngeschäft der Lehrkräfte. Mark Rackles, Autor der Studie und früherer Berliner Staatssekretär für Bildung, sieht dringenden Handlungsbedarf und fordert die Abkehr von dem aktuellen Arbeitszeitmodell für Lehrkräfte. Lehrer und Bildungsinfluencer Bob Blume hofft indes darauf, dass die Studienergebnisse endlich ein Umdenken der Bevölkerung hinsichtlich des Ansehens des Lehrberufs zufolge haben. 

Die Arbeitszeit von Lehrkräften wird in Deutschland seit 150 Jahren im sogenannten „Deputatmodell“ organisiert. Das Prinzip: Lehrkräfte sind verpflichtet, eine bestimmte Anzahl von Unterrichtsstunden pro Woche zu erbringen, die in der Regel als 45-Minuten-Blöcke definiert sind. Eine zeitliche Definition der Arbeitszeiten jenseits der unmittelbaren Unterrichtsstunde erfolgt nicht. Ebenso wenig ist der Ort der Leistungserbringung jenseits der konkreten Unterrichtsstunde in der Schule definiert oder eingeschränkt. Ein uraltes Konzept, „das nie an die Erfordernisse der modernen Pädagogik angepasst wurde“, kritisiert Rackles. Auch Ekkehard Winter, Geschäftsführer der Stiftung, meint: „Das deutsche Modell ist seit 150 Jahren gültig und schlicht aus der Zeit gefallen.“ Im Zentrum der Kritik stehen vor allem die folgenden vier Gesichtspunkte: 

Tendenziell überlastend 

Alle Tätigkeiten, die über die bloße Unterrichtszeit hinausgehen, wie etwa Unterrichtsvorbereitung, Korrekturen und Notengebung, werden in den Deputaten nicht berücksichtigt. Das Soll der Arbeitszeit einer Lehrkraft liegt im Schnitt, je nach Bundesland, bei 40 bis 41 Stunden und entspricht damit der tariflichen Arbeitszeit für Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst. Rechnet man jedoch die Arbeitszeit einer Lehrkraft auf die Unterrichtswochen, so landet man bei mindestens 47 Stunden pro Woche. „Dazu kommen im Schnitt noch drei bis vier Überstunden, sodass die Lehrkräfte rund 50 Stunden pro Woche arbeiten“, bemängelt Rackles. Da das System diese Überstunden nicht erfasst, werden sie auch nicht vergütet und das, obwohl die Überstunden in Summe etwa 24.500 Vollzeitstellen im Jahr entsprechen.

Ungerecht

Hinzu kommt, dass die Unterrichtsverpflichtung je nach Schulform, Alter der Lehrkraft und Bundesland variiert. Dabei gilt: „Je höher das Lehramt, desto niedriger das Deputat.“ Lehrkräfte an Gymnasien müssen beispielsweise, je nach Bundesland, zwischen 23 und 27 Unterrichtsstunden erteilen, Lehrkräfte an Grundschulen hingegen zwischen 27 und 28,5 Unterrichtsstunden. Den unterschiedlichen Schulstufen und Unterrichtsfächern werde so allerdings keine Rechnung getragen, obwohl Studien belegen, dass der Arbeitsaufwand und somit die Arbeitszeit abhängig von der Schulstufe und Fächerkombination um bis zu 25 Prozent abweichen.

Ineffizient

Im internationalen Vergleich haben deutsche Lehrkräfte mehr Arbeitszeit, aber weniger Unterrichtszeit. Das bedeutet, dass ein Großteil der Zeit auf bürokratische Tätigkeiten entfällt. Tätigkeiten, die theoretisch andere Zuständigkeiten haben. „Durch die fehlende Aufgabenabgrenzung übernehmen Lehrkräfte schulische Tätigkeiten, die auch andere Professionen erledigen könnten, anstatt sich stärker auf ihre eigentlichen Aufgaben, insbesondere das Unterrichten, zu fokussieren“, sagt der Bildungsexperte.

Unflexibel

Dass viel pauschalisiert wird und es nicht im Ermessen der einzelnen Schulen liegt, das Zeitbudget eigenständig zu verwalten, bewertet Rackles als hochgradig unflexibel. Jede Schule habe schließlich andere Ansprüche. 

Als Alternative schlägt Rackles ein „Jahresarbeitszeitmodell“ vor, wie es beispielsweise in Österreich, der Schweiz und Dänemark praktiziert wird. Dieses erfasst nicht bloß die wöchentlichen Unterrichtsstunden, sondern legt ausgehend von der Jahresarbeitszeit fest, welche Arbeitszeit eine Lehrkraft insgesamt pro Woche zu erbringen hat. Im Vergleich mit Ländern, die nach diesem Prinzip arbeiten, fällt vor allem eines auf: Die Arbeitszeit deutscher Lehrkräfte ist überdurchschnittlich hoch, der Unterrichtsanteil aber vergleichsweise gering. Tatsächlich umfasst das Kerngeschäft der Lehrkräfte – das Unterrichten – nur ein Drittel der Gesamtarbeitszeit. 

Eine Tatsache, auf die auch der Lehrer und Bildungsinfluencer Bob Blume immer wieder aufmerksam macht. Als Reaktion auf die Studienergebnisse äußerte dieser auf seinem Instagramkanal die Hoffnung auf ein gesellschaftliches Umdenken in puncto Lehrerimage. 

„Der Hinweis darauf, dass das, was die Gesellschaft denkt, was Lehrkräfte tun, nur ein Drittel  ist, der ist doch interessant. Jetzt haben wir nämlich schwarz auf weiß, dass dieses Vormittags Recht, nachmittags frei nichts ist als eine Vorstellung von denjenigen, die denken, sie könnten beurteilen was Lehrkräfte machen, nachdem sie ein Drittel von dem was sie tatsächlich machen gesehen haben.  Das sollte man allen Menschen mal vor Augen führen und danach sprechen wir über ein gerechtes und effizientes Modell.“

Wie könnte ein solches Modell aussehen? In seiner Studie stellt Mark Rackles neben der Jahresarbeitszeit als Bemessungsgrundlage folgende Eckpunkte vor:

  • Differenzierung nach Schulstufen und Fächern
  • Definition von Aufgaben und Zeiterfordernissen 
  • Globale Zeitbudgets und konkrete Personalplanung vor Ort
  • Starke Schulleitungen 

Dabei betont er, dass es sinnvoll sei, zunächst auf Pilot- und Modellversuche statt flächendeckende Umsetzung zu setzen, sodass Raum für Erprobung und potenzielle Nachsteuerung bleibe. 

Hitzeschutz an Schulen: Lücken in Lauterbachs Plan

In Deutschland mehren sich durch den voranschreitenden Klimawandel Extremwetterlagen und Hitzewellen. Während Sommertage über 30 Grad Celsius immer normaler werden, haben Schüler:innen und Lehrkräfte im Schulgebäude mit den Auswirkungen zu kämpfen.
Von
Katalin Gébl
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29
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June 2023
29.6.2023
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Berlin. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat am 26. Juni seine Pläne für eine nationale Hitzeschutzstrategie vorgestellt. Ziel dieses Plans ist es, Warnungen und Reaktionen bei Hitzewellen in Deutschland zu verbessern, was bereits diesen Sommer passieren soll. “Hitzeschutz ist Lebensschutz”, sagte Lauterbach. Als erster Schritt wurde eine Website freigeschaltet, die Städten und Kommunen praxisnahe Tipps gegen Hitze geben soll. Im weiteren Verlauf sollen Warnungen vor Beginn von Hitzewellen über Radio, Fernsehen oder Benachrichtigungen per Handy folgen. Vorbild ist Frankreich, das seit 2004 ein mehrstufiges Warnsystem vor Hitze hat und entsprechende Gegenmaßnahmen bereithält. Einen Plan für Schulen sieht die Hitzeschutzstrategie der Bundesregierung bislang nicht vor.

Wie Schulen der Hitze nicht mehr trotzen können

Als Folge des Klimawandels kommt es zu extremeren Wetterlagen und längeren Hitzeperioden: In Deutschland werden an heißen Tagen immer öfter Temperaturen über 30 Grad Celsius erreicht. Besonders für ältere Menschen, Schwangere, Kranke und Kinder können diese Temperaturen schnell gefährlich werden. In Anbetracht dieser Entwicklungen sind die Maßnahmen der Regierung dringend notwendig, was ein Blick auf die Lage vieler Schulen in Deutschland bestätigt: Die heißen Temperaturen der vergangenen Woche haben allen stark zu schaffen gemacht. Dabei ist allerdings kein Ende in Sicht, da der Sommer erst offiziell begonnen hat. Auch in den Schulen belastet die Hitze Schüler:innen und Lehrer:innen ebenfalls: Lehrkräfte dokumentierten in der letzten Woche die Temperaturentwicklungen in ihren Klassenzimmern, an manchen Schulen wurden bereits um 8 Uhr morgens Temperaturen zwischen 27 und 32 Grad Celsius im Klassenzimmer erreicht.

Tipps gegen Hitze kommen an ihre Grenzen

Einige Tipps und Tricks gegen Hitze an Schulen sind schon lange erprobt: Lüften in Morgenstunden, “Durchluft” quer durch das Klassenzimmer durch gleichzeitig geöffnete Fenster und Türen, Schließen und Verdunkeln der Fenster, sobald die Mittagssonne zu intensiv wird. Wie aber die Lage an vielen Schulen zeigt, sind diese Maßnahmen oftmals nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Fenster können teilweise nicht (vollständig) geöffnet werden, Flure haben gar keine Fenster und selbst Verdunklungsmöglichkeiten zeigen keine Wirkung oder sind überhaupt gar nicht vorhanden. Auch kann der Unterricht nicht immer nach draußen verlegt werden, da hier der Lärmpegel zu hoch ist, kein Schatten oder Sitzmöglichkeiten vorhanden sind oder der Schulhof bereits von einer anderen Klasse genutzt wird. Die Lehrkräfte stoßen hier mit den Möglichkeiten sehr schnell an ihre Grenzen. Vor allem bei alten und sanierungsbedürftigen Schulen fallen diese Probleme stark ins Gewicht. 

Anhand dieser prekären Lage werden die Versäumnisse der Regierung sichtbar, die nicht rechtzeitig auf die Hitzeentwicklungen der letzten Jahre und deren Auswirkungen auf den Schulalltag reagiert hat: „Die Landesregierung hat es leider in den letzten Jahren versäumt, auf die immer heißeren und trockeneren Sommer mit einer geeigneten Strategie zu reagieren“, kritisierte die Vorsitzende des Philologenverbandes in Rheinland-Pfalz, Cornelia Schwartz. Das hätte zur Folge, dass Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte immer häufiger in viel zu heißen Räumen arbeiten müssten, die teilweise nur unzureichend beschattet und gelüftet werden könnten. Hinzu kommt, dass es in Deutschland keine einheitlichen Regelungen für Hitzefrei gibt und diese Entscheidung länderabhängig von den Schulen getroffen werden. Im Vergleich zu früher passiert das heutzutage nicht mehr oft – trotz des Klimawandels. So können Klassenzimmer schnell zu Hitzezimmern werden.

Die Schulen brauchen einen Hitzeschutzplan

Vor dem Hintergrund ihrer Kritik plädierte Schwartz für einen Hitzeschutzplan an Schulen, mit dem die Initiative Lauterbachs auch in den Ländern aufgegriffen werden sollte. Für effektive Gegenmaßnahmen forderte sie die Landesregierung dazu auf, „zusammen mit den Schulträgern tragfähige Konzepte zum Gesundheits- und Arbeitsschutz zu entwickeln und dazu auch notwendige bauliche Maßnahmen zügig umzusetzen.” Auf längere Sicht bedeutet das die Priorisierung der umfassenden Schulsanierungen in Deutschland – auf kurze Sicht ausreichend Schattenplätze und gut erreichbare Wasserspender in allen Schulgebäuden. So müsse erreicht werden, „dass die momentane Hitzewelle nicht zur Gefahr für die am Schulleben Beteiligten wird.“ Eine klare Warnung.

Escape Rooms: Wer kann aus dem Klassenzimmer entkommen?

Escape Rooms sind eine tolle Möglichkeit, euren Unterricht spielerisch aufzuwerten und abwelchslungsreicher zu gestallten. Wir haben die besten Tipps und Tricks, wie ihr die Escape Room-Stunde für eure Schüler:innen unvergesslich macht.
Von
Viola Hegner
|
29
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June 2023
29.6.2023
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Ihr seid in einem Raum eingesperrt. Um eure Klasse vor den Abgründen einer langweiligen Unterrichtsstunde und Unwissenheit über den Unterrichtsstoff zu retten, habt ihr 60 Minuten Zeit, eine lustige, informative und abwechslungsreiche Stunde zu entwerfen. Hierfür müsst ihr verschiedene Stationen abarbeiten: Ideenfindung, Vorbereitung, Beschaffung  von Materialien. Am Ende steht ein Ziel: Das Entwickeln einer Escape Room-Stunde als Rettung eurer Klasse. 

So, oder so ähnlich, könnte die Mission eures persönlichen Escape Rooms aussehen. In diesem Artikel verraten wir euch Tipps, wie ihr diese erfüllen, die einzelnen Aufgaben lösen und damit und diese kreative Unterrichtsgestaltung bestmöglich umsetzen könnt. 

Escape Rooms: Das Adventurespiel für groß und klein 

Escape Rooms sind verschlossene Räume, in denen eine Gruppe von Spielteilnehmern gemeinsam verschiedene Rätsel in einem festgelegten Zeitrahmen lösen muss, meist im Kontext einer Geschichte oder eines bestimmten Themas. Das Ziel ist dabei in der Regel das Entkommen aus dem Raum, kann aber auch das Öffnen einer Truhe oder das Finden eines bestimmten Gegenstandes sein. 

Escape Rooms sind dann spannend für euren Unterricht, wenn den Rätseln didaktisch-methodische Überlegungen zugrunde liegen und somit einen Mehrwert für Schüler:innen und Unterricht haben. In diesem Kontext werden sie auch “Edu-Breakouts” genannt. Sie können besonders gut eingesetzt werden, wenn ihr in der Stunde neue Themen einführen, Fachwissen am Ende einer Unterrichtssequenz wiederholen oder am Schuljahresende den gelernten Stoff wieder auffrischen wollt. Dabei dienen Escape-Spiele als Methode des spielerischen Lernens und schaffen es, eure Schüler:innen mit spannenden Geschichten und gemeinschaftlicher Gruppenarbeit Wissen zu vermitteln. Die Edu-Breakouts haben einen großen Spaß- und Spannungsfaktor und motivieren damit die Schüler:innen, sich auf ganz neue Weise mit dem gelernten Stoff auseinanderzusetzen. Zusätzlich werden verschiedenste Kompetenzen gefördert:

  • Die Rätsel werden kooperativ in der Gruppe gelöst und stärken damit die Fähigkeiten zur Teamarbeit und das Gruppengefühl eurer Klassen. 
  • Verschiedene Probleme erfordern verschiedene Kompetenzen: so wird jeder Schüler der Klasse motiviert, die eigenen Stärken zu erkennen und einzusetzen, um der Klasse zum Sieg zu verhelfen. 
  • Da erlerntes Wissen zum Lösen der meisten Rätselspiele auf ganz neue Sachverhalte angewendet werden muss, wird außerdem logisches Denken und das Finden spontaner Lösungswege geschult. 
  • Natürlich klappt auch nicht immer alles wie gedacht: So lernen die Schüler:innen, Verschiedenes auszuprobieren und auch nach wiederholtem Scheitern nicht aufzugeben, sondern kreativ nach immer neuen Lösungsstrategien zu suchen. 

Motivierte Schüler:innen, eine lustige und abwechslungsreiche Unterrichtsstunde, eine gestärkte Klassengemeinschaft… Gibt es denn überhaupt Nachteile? 

Abschreckend ist vor allem der Zeitaufwand für die Vorbereitungen. Denn die Geschichten wollen überlegt, die Rätsel vorbereitet und alle notwendigen Materialien besorgt sein, damit diese Stunde gelingen kann. Deshalb haben wir im Folgenden ein paar Tipps und mögliche Umsetzungen zusammengetragen, mit denen ihr den Aufwand minimal, den Erfolg der Stunde aber maximal halten könnt. 

Vom Klassenzimmer zum Escape Room: So gelingt eine kreative Escape-Stunde

Das Gerüst von Escape-Spielen bildet immer eine Geschichte. Diese Rahmenhandlung liefert den Schüler:innen den Grund und eine Mission, warum sie die Rätsel lösen und das Ziel innerhalb einer angegebenen Zeit erreichen müssen. Idealerweise lässt sich die Geschichte thematisch in das Fach und den behandelten bzw abzufragenden Stoff eures Unterrichts mit einbauen. Klassische Escape-Geschichten könnten sein: 

  • Sherlock Holmes braucht die Hilfe eurer Klasse! Der Klassiker unter den Escaperoom-Geschichten dreht sich rund um den Meisterdetektiv Holmes. Eure Schüler:innen schlüpfen dabei in die Rolle von Watson und müssen für Sherlock den Raum nach Hinweisen durchsuchen.
  • Ein Virus lauert im Klassenzimmer! Die Klasse muss verhindern, dass dieser freigesetzt wird und die Formel für den Antivirus herausfinden, welche sich im Klassenzimmer hinter verschiedenen Rätseln versteckt. Virusgeschichten sind ideal für den Bio- oder Chemieunterricht. 
  • Nukleare Katastrophe verhindern! Die Klasse befindet sich im Kontrollraum, im Herzen des Kernreaktors eines Atomkraftwerks. Sie haben nur noch wenig Zeit, um eine Atomkatastrophe verhindern zu können. Vor allem im Physikunterricht lässt sich das Thema Atom so spannend aufarbeiten. 
  • Die Entführung! Ein wichtiger Politiker oder eine berühmte Persönlichkeit wurde entführt. Die Klasse wurde damit beauftragt, nach Hinweisen auf den Entführer zu suchen, welche sich am Ort der Entführung, dem Klassenzimmer, verstecken. Ein optimales Szenario für den Politik- oder Sozialkundeunterricht. Ähnliche Geschichten können auch mit historischen Figuren erzählt werden.

Natürlich könnt ihr darüber hinaus auch selbst kreativ werden und euch spannende Missionen für eure Klasse überlegen. 

Steht eure Geschichte, geht es im nächsten Schritt daran, Rätsel und Quizze für eure Klasse zu entwerfen und euch einzelne Aufgaben zu überlegen, welche die Schüler:innen meistern müssen. Diese können auf Kärtchen gedruckt oder an der Tafel geschrieben sein. Wenn eure Schüler ihre Handys im Unterricht nutzen dürfen, könnt ihr auch digitale Elemente wie beispielsweise zu scannende QR-Codes mit einbauen, durch welche die Schüler direkt auf eure erstellten Quizze oder entsprechende Apps gelangen. Um extra Spannung aufzubauen, versteckt ihr die Aufgaben am besten verteilt im Klassenzimmer und nutzt verschiedene Arten von Rätseln. Diese Möglichkeiten eignen sich besonders gut: 

  • Kreuzworträtsel sind eine schöne Variante, wenn die Kinder mit dem Lösen der Aufgabe auf ein bestimmtes Lösungswort hinarbeiten sollen. Dies kann danach entweder als Hinweis für z.B. das Auffinden der nächsten Aufgabe, oder als Tipp für die endgültige Lösung fungieren. Außerdem könnt ihr in nur einem Rätsel viele Fragen unterbringen und damit das Wissen eurer Schüler:innen testen. Eine gute Möglichkeit, online Kreuzworträtsel zu erstellen, ist der Generator XWords
  • Wortsuchbilder sind eine gute Alternative zu Kreuzworträtseln. Zwar können hier keine Fragen eingebaut werden, die Schüler:innen suchen jedoch nach bestimmten Schlüsselwörtern, zum Beispiel Fachbegriffen aus eurem Unterricht. Die gefundenen Wörter können als Hinweis genutzt werden, indem zum Beispiel die Anfangsbuchstaben ein entsprechendes Wort ergeben. Auf makeawordsearch könnt ihr selbst Suchbilder erstellen. 
  • Die Seite Puzzlemaker ist der Allrounder unter den Rätselseiten. Hier könnt ihr Wortlabyrinte, Cryptogramme, Zahlenpuzzle und vieles mehr erstellen und dabei ausprobieren, welche Variante am besten für euch geeignet ist. 
  • Darüber hinaus können auch einfache Wahr- oder Falsch-Fragen genutzt werden. Hier ist die Reihenfolge entscheidend. Durch diese ergeben sich am Ende Codes wie WFFW (wahr-falsch-falsch-wahr), mit welchen die Schüler:innen weiter fortfahren können. 

Es werden auch bereits fertige Escaperoom-Konzepte mit schon entwickelten Geschichten und Rätseln angeboten. Diese können euch entweder als Orientierung dienen oder direkt in eurem Unterricht umgesetzt werden. Schöne Varianten findet ihr zum Beispiel auf den Seiten Raabe.de oder auf Eduki.

Nun fehlt nur noch das Ziel der Escape-Mission, sollten die Schüler:innen alle Aufgaben und Rätsel erfolgreich gelöst haben. Da es keine gute Idee ist, die Schüler:innen wie bei einem klassischen Escape Room tatsächlich im Klassenzimmer einzusperrren, müssen Alternativen her. Beispielsweise kann eine verschlossene Kiste, deren Schlüssel die Kinder im Laufe des Spieles durch erfolgreich gemeisterte Herausforderungen finden müssen, den gleichen Effekt des “Schlüsselsuchens” erfüllen. Dieser Schlüssel kann entweder ein tatsächlicher Schlüssel, oder aber eine Zahlen- oder Buchstabenkombination für ein Sicherheitsschloss sein. Jedes gelöste Rätsel kann beispielsweise eine Lösungszahl liefern. In der Kiste findet sich idealerweise ein kleiner Preis, für welchen es sich gelohnt hat zu spielen. Da die Kiste in der Anschaffung recht teuer werden könnte und sich somit nicht für jede Lehrkraft lohnt, könnt ihr anstatt echter Truhen auch vorhandene Schränke im Klassenzimmer, alte Kartons oder Taschen verschließen.  

Egal für welche Varianten ihr euch entscheidet, es ist immer eine gute Idee , eure Klasse in kleinere Gruppen aufzuteilen und diese parallel zueinander arbeiten zu lassen. So können die Schüler:innen enger zusammenarbeiten und niemand geht in der großen Klassengruppe unter. Außerdem ist so viel wahrscheinlicher jeder einmal an der Reihe, eine der Aufgaben lösen zu müssen und niemand lehnt sich unbeteiligt zurück. Empfehlenswert sind deshalb Gruppengrößen von vier bis acht Menschen. Wichtig ist, die Rätsel für jede Gruppe zu kennzeichnen, zum Beispiel mit verschiedenen Farben oder Zahlen, damit die Gruppe ihre Aufgaben finden kann und es nicht zu Verwechslungen oder Schummeleien kommt. Auch sollten am Ende für jede Gruppe eigene Truhen und Lösungsschlösser vorgesehen sein, damit jede:r Schüler:in mit einem Erfolgserlebnis aus der Stunde gehen kann. 

Als Tipp für eure Schüler:innen ist es zudem sinnvoll, wenn diese ihren Teammitgliedern bestimmte Rollen zuteilen, wie zum Beispiel ein “Hinweisgucker”, “Rätsellöser” oder “Schlossknacker”. So kann Chaos vermieden werden und die Schüler merken in ihrer eigenen zugeteilten Aufgabe, wenn sich die Gruppe verrannt hat oder einem falschen Ansatz nachgeht. Ihr als Lehrer behaltet dabei den Überblick und springt mit Hinweisen ein, wenn ihr merkt, dass eine der Gruppen zu keinen Ergebnissen kommt, damit am Ende der Zeit alle Schüler:innen das Ziel erreichen können. 

Haben es alle Gruppen geschafft und die Escape Room-Rätsel gelöst? Dann kann es jetzt sinnvoll sein, eine kleine Nachbesprechung mit der Klasse abzuhalten. Hierbei haben die Schüler:innen die Möglichkeit, ihre Lösungswege vorzustellen. Außerdem ist nun Zeit zu berichten, welche Aspekte in der Gruppenarbeit gut geklappt haben und sich darüber auszutauschen, was man das nächste Mal besser lösen könnte.

Was haltet ihr von der Idee, Escape Rooms im Unterricht zu nutzen? Habt ihr es selbst schon ausprobiert oder kennt ihr weitere kreative Möglichkeiten für die Unterrichtsgestaltung? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

“Handlungsplan Lehrkräftegewinnung”: Ein guter Ansatz gegen den Lehrermangel in Schleswig-Holstein?

Um gegen den Lehrkräftemangel in Schleswig-Holstein vorzugehen, wurde ein Handlungsplan zur Lehrkräftegewinnung verabschiedet. Dieser umfasst vor allem Neuerungen im Studium und soll eine bessere Verteilung der Lehrkräfte in Land und Fächerauswahl bewirken.
Von
Viola Hegner
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28
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June 2023
28.6.2023
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Kiel. Um dem Lehrkräftemangel in Schleswig-Holstein entgegenzuwirken, wurde im vergangenen Februar der Handlungsplan Lehrkräftegewinnung verabschiedet. Seitdem gab es von vielen Seiten Kritik: Sowohl die GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft), als auch verschiedene Parteien fordern umfangreichere Maßnahmen, um die Situation schnellstmöglich verbessern zu können. 

Wie in vielen anderen Bundesländern ist der Lehrkräftemangel auch in Schleswig-Holstein ein ernstzunehmendes Problem. Im Oktober vergangenen Jahres waren laut dem Bildungsministerium 220 der rund 22.600 und damit etwa ein Prozent der Lehrstellen unbesetzt. Der Mangel an Lehrkräften ist jedoch auf mehreren Ebenen ungleich verteilt: 

Während beispielsweise Deutschlehrer:innen zu genüge vorhanden sind, fehlt es vor allem an Lehrkräften für die MINT-Fächer und auch Kunst und Musik sind scheinbar wenig beliebt. 

Gymnasien haben jedoch kaum mit dem Lehrkräftemangel zu kämpfen. Es trifft stattdessen besonders die Grund-, Berufs und Förderschulen. Auch regional zeigt sich eine ungleiche Verteilung: Die meisten Stellen sind im Süden und an der Nordseeküste unbesetzt. Dem sollen bereits seit längerem Förderzahlungen entgegenwirken: mit einem monatlichen Bonus von 250 Euro will das Land Lehrer:innen in den Mangelgebieten an die Grund- und Förderschulen locken. 

Doch der Bedarf an mehr und wirksameren Maßnahmen wird immer größer. Im Februar wurde deshalb von Bildungsministerin Karin Prien (CDU) ein Handlungsplan für die Lehrkräftegewinnung vorgestellt. Dieser setzt bei der Berufsorientierung an Schulen an, umfasst danach alle Phasen des Studiums und beinhaltet auch eine Entlastung der Lehrkräfte in Verwaltungsaufgaben. 

Das Land will in Zukunft mehr Schüler:innen für den Lehrberuf anwerben. Bei potentiellen Studienanfängern soll der Fokus der Beratung auf Schulart und Fächerauswahl gelegt werden, um mehr zukünftige Lehrer:innen für die weniger besetzten Fächer und die Berufs- und Förderschulen sowie Grundschulen zu begeistern. Um auch die regionale Verteilung zu verbessern, sollen angehende Lehrer:innen außerdem zukünftig ausführlicher beraten werden, an welchen Orten sie am Ende gebraucht werden und ihnen somit bessere Jobchancen geboten werden. Gleiches soll auch mit einer neu eingeführten Praktikumsdatenbank erleichtert werden. Sollte man sich nach der Nutzung dieser für ein Praxissemester in einer anderen Region des Landes entscheiden, werden Übernachtungskosten übernommen, wenn diese die anfallenden Reisekosten vom Wohnort zur Schule nicht überschreiten. 

Auch bei denen, die bereits als Lehrkräfte arbeiten, setzt der Handlungsplan neu an. Die Möglichkeit eines sogenannten “Sabbaticals”, also eines langen Sonderurlaubs, soll verringert werden. Anstatt nach zwei Jahren wird dies nun erst nach zehn Jahren im Lehrberuf möglich sein. 

Die GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) beurteilt viele der Maßnahmen zur Lehrkräftegewinnung als sinnvoll. Jedoch fehlen laut der Gewerkschaft Vorschläge, um Lehrer:innen konkret zu entlasten und die Arbeit an Schulen zu erleichtern. GEW Geschäftsführer Bernd Schuer meint, junge Menschen werden sich auch weiter nicht für den Lehrberuf begeistern lassen, wenn dieser so unattraktiv bleibt: „Die Bedingungen an den Schulen sind einfach schwierig, das muss man wirklich sehen. Sie sind in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden, es hängt mit einer Veränderung der Schülerschaft zusammen, aber es hat tatsächlich auch damit zu tun, dass Lehrerinnen und Lehrer zu viele Pflichtstunden unterrichten müssen."

Kritik gab es auch vonseiten der SPD. Die Lösungen seien nicht groß genug für das Problem, kritisierte SPD Bildungspolitiker Martin Habersaat. Auch Die FDP schloss sich den Forderungen nach größeren Maßnahmen an: „Die beiden großen Probleme sind doch, dass zu wenige angehende Lehrkräfte in den MINT- und den künstlerischen Fächern studieren und zu viele nach dem Studium in Kiel oder Flensburg wohnen bleiben wollen.", äußerte der bildungspolitische Sprecher Christopher Vogt: „Diese beiden Kernprobleme bleiben weiterhin ungelöst, da Karin Prien erst einmal nur an dem Symptomen herumdoktern will."

Vom Koalitionspartner, den Grünen, erhielt Bildungsministerin Prien hingegen ein Lob. Malte Krüger, der bildungspolitische Sprecher der Landesfraktion, sagte: „Das Maßnahmenpaket der Allianz für Lehrkräftebildung ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, um die Lehrkräftebildung zeitgemäß zu gestalten."

Sommer, Strand und Literatur – Drei Leseempfehlungen für eure Sommerferien

Die Sommerferien haben in einigen Bundesländern begonnen, in anderen stehen sie kurz bevor. Um diese Zeit wahlweise zur Entspannung oder produktiv nutzen zu können, haben wir euch in diesem Artikel drei Leseempfehlungen zusammengefasst.
Von
Philipp Auswald
|
27
.
June 2023
27.6.2023
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In der Hängematte oder auf der Wiese liegen, die Sonnenbrille auf der Nase, ein kühles Getränk neben sich und eine tolle Lektüre in der Hand: Die beste Zeit des Jahres hat in einigen Bundesländern bereits begonnen, in anderen Bundesländern lassen die Sommerferien noch ein paar Wochen auf sich warten. Damit ihr die Sommerferien noch besser genießen könnt, listen wir euch im folgenden einige Bücher auf, die es allesamt Wert sind, gelesen zu werden. Dabei lassen wir euch die Wahl, ob ihr euch einfach nur etwas entspannen, etwas für euch selbst oder auch für die Arbeit tun wollt, damit ihr nach dieser Auszeit vom Schulalltag gestärkt und erholt an den Arbeitsplatz zurückkehren könnt.

Philipp Möller: “Isch geh Schulhof: Unerhörtes aus dem Alltag eines Grundschullehrers”

Das 2012 im Bastei-Lübbe Verlag erschienene Buch handelt vom Alltag des Grundschul-Quereinsteigers Philipp Möller und dessen bescheuert komischen Erfahrungen. Das Buch spielt in einem sozialen Brennpunkt im Westen Berlins und beleuchtet die vorherrschenden Missstände an deutschen Schulen mit einem Augenzwinkern. Genauer handelt das Buch von Musikstunden, die mit einem DSDS-Casting vergleichbar sind und lebensgefährlichen Klassenausflügen in die Bowlinghalle aber auch von maroden Schulgebäuden, Gewalt an Schulen und Kindern die als einziges  Pausenbrot das Fastfood vom Vortag mitbekommen. Philipp Möller schafft dabei die Gratwanderung zwischen Humor und ernsthafter Kritik. Dabei kommen Themen wie Bildungsungleichheiten, Schulpolitik und der Lehrkräftemangel nicht zu kurz. 

Falls ihr auf den Geschmack gekommen seid, sind die zwei weiteren Bücher aus der Reihe “Bin isch Freak, oda was?! Geschichten aus einer durchgeknallten Republik” und “Isch hab Geisterblitz: Neue Wortschätze vom Schulhof” hier erhältlich.

John Strelecky: “Das Café am Rande der Welt: eine Erzählung über den Sinn des Lebens”

John Strelecky, der Autor dieses und einer Vielzahl anderer Bücher, war ehemals knapp 20 Jahre im Bereich Wirtschaft tätig, bis ihm der Druck zu viel wurde und er sich seiner Selbstfindung widmen wollte. Gedacht, getan und so begann dieser eine Weltreise mit seiner Frau und versuchte, sich dabei selbst ein Stück näherzukommen. Die Erkenntnisse, die er auf diesem Weg gesammelt hat, verleiteten ihn dazu, dieses und einige weitere Bücher zu schreiben, um diese mit seiner Leser:innenschaft zu teilen. Neben seinen Büchern gibt der Autor heutzutage Seminare und Workshops für Privatpersonen und Unternehmen und gilt als einer der relevantesten Coaches im Bereich Lebensziele und Selbstfindung und hat sein eigenes Seminarkonzept entwickelt. In diesem Buch, welches 2007 im “dtv-Verlag” erschienen ist, begleiten wir den Werbemanager John, der stets in Eile ist, auf seiner Reise, die ihn zu einem abgelegenen Cafe im Nirgendwo führt. Sein vermeintlich kurzer Zwischenstopp entwickelte sich zu einer spannenden Reise zu seinem selbst, als er auf der Speisekarte Fragen wie “Führst du ein erfülltes Leben?” oder “Hast du Angst vor dem Tod?” entdeckt und beginnt über diese nachzudenken. Im Verlauf des Buchs treten weitere Charaktere auf die Bildfläche und helfen John auf seinem Weg der Reflektion. Als Leser:in kommt man hierbei leicht ins Grübeln über sein eigenes Dasein, seine Intentionen und seine Sorgen und kurbelt dabei das Selbstbewusstsein an, was sich positiv auf das Wohlbefinden und die mentale Gesundheit auswirken kann. Der Autor erlaubt uns in diesem Buch einen tiefen Blick in unser wahres Ich, verpackt in eine fesselnde Geschichte. Das Buch ist als Taschenbuch (ab 9,99 Euro) und Hardcover (ab 16 Euro), als Hörbuch und für den Kindle erhältlich. Falls ihr auf den Geschmack gekommen seid und euch nach den Ferien gemeinsam mit euren Schüler:innen dem Thema Mental Health widmen wollt, haben wir hier ein paar hilfreiche Tipps für euch. 

Peter Struck, Ingo Würtl: “Lehrer der Zukunft- vom Pauker zum Coach”

In diesem Buch widmen sich die beiden Pädagogen Peter Struck und Ingo Würtl der Frage, wie man Unterricht und den Lehrberuf weg von veralteten Mustern hin zur Gegenwart und Zukunft bringen kann. Das Buch erschien zwar bereits erstmals im Jahr 2001, besitzt jedoch definitiv immer noch Relevanz, insbesondere in Bezug auf den Lehrkräftemangel. Das Buch thematisiert Notstände in Schulen wie etwa den Mangel an ausreichend Personal, die Sparkonzepte der Politik sowie die übermächtige Bürokratie, die über allem schwebt und den Alltag an Schulen erschwert. Insbesondere wird hierbei herausgestellt, dass die Schüler:innen in den vorherrschenden Umständen nicht die nötige Förderung erhalten können, die sie benötigen würden. Infolgedessen versuchen die Autoren, eine neu gedachte Version des Lehrberufs zu vermitteln und messen dabei der Unterstützung der Schüler:innen zur Selbstständigkeit im Lernprozess einen hohen Stellenwert bei. Das Buch hilft dabei, das Lehrer:innendasein sowie einige vermeintlich feststehende Missstände zu hinterfragen. Das Buch ist als Hörbuch oder als Taschenbuch ab 12 Euro erhältlich. 

Falls euch diese kleine Auflistung nicht genug war, haben wir hier weitere Buchempfehlungen für eure Sommerferien. Habt ihr noch weitere Geheimtipps, die es wert sind, diesen Sommer gelesen zu werden? Schreibt es uns in die Kommentare!

Kluft im Klassenzimmer: Bildungsungerechtigkeit an deutschen Schulen

Um aus einer einkommensschwachen Schicht aufzusteigen, braucht eine Familie hierzulande sechs Generationen. „Mangelnde Bildungsmobilität“ nennt sich dieses Phänomen. Lehrer-News hat sich mit der Durchlässigkeit des deutschen Bildungssystems auseinandergesetzt.
Von
Carolin Kremer
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June 2023
27.6.2023
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Eine Einschulungsfeier an irgendeiner Grundschule irgendwo in Deutschland: „Wisst ihr denn schon, was ihr einmal werden wollt, Kinder?", fragt der Schulleiter Herr Stigma und blickt dabei in die erwartungsvollen Augen der Schulanfänger. „Ärztin!“, antworten Annkathrin, Cheyenne und Selma wie aus einem Munde. Herr Stigma muss in sich hinein schmunzeln, denn er weiß, dass vermutlich nur eines der drei Mädchen diesen Traum später einmal realisieren wird. Für die anderen beiden stehen die Chancen schlecht, das wurde schon vor Generationen so festgelegt. 

Hätte Uropa doch mal besser in der Schule aufgepasst 

Um aus einer einkommensschwachen Schicht aufzusteigen, braucht eine Familie hierzulande sechs Generationen. Deutschland liegt damit deutlich über dem Durchschnitt der OECD-Länder von viereinhalb Generationen. „Mangelnde Bildungsmobilität“ nennen Wissenschaftler dieses Phänomen. Das bedeutet: Kinder wählen mit großer Wahrscheinlichkeit denselben Bildungsweg wie zuvor ihre Eltern, wobei von "Wahl" eigentlich nicht die Rede sein kann.

„Bildung wird in Deutschland immer noch überdurchschnittlich stark vererbt.“ (Ulrich Hinz, Bereichsleiter der “Schülerförderung“ bei der Stiftung der Deutschen Wirtschaft)

Was das konkret bedeutet, veranschaulicht der aktuelle ifo-Chancen Monitor der Universität München. Basierend auf dem Mikrozensus von 2019 wurde der Einfluss der Faktoren: Einkommen, Schulabschluss, Migrationshintergrund und Alleinerziehendenstatus der Eltern auf die Wahrscheinlichkeit eines Gymnasialbesuchs ihrer Kinder untersucht. Dabei wurde eine Stichprobe von 50.000 Kindern und Jugendlichen im Alter von zehn bis 18 Jahren herangezogen. Der Gymnasialbesuch ist ein hervorragender Indikator für die sozialen und wirtschaftlichen Chancen eines Kindes, da das Abitur den Zugang zu allen weiterführenden Bildungswegen sowie dem Hochschulsystem gewährt. Werfen wir gemeinsam einen Blick darauf, wie wahrscheinlich ein Gymnasialbesuch für die drei Mädchen aus unserer Einleitung ist. 

Wie Wahrscheinlich ist der Gymnasialbesuch für Kinder aus verschiedenen sozialen Milieus? (Abbildung: Redaktion mit Daten aus dem ifo-Chancenmonitor 2023)

Für Annkathrin stehen die Chancen, das Gymnasium besuchen zu dürfen, blendend. Bei Kindern, deren Eltern einen ähnlichen sozioökonomischen Status vorweisen können, liegt die Wahrscheinlichkeit eines Gymnasialbesuchs bei über 80 Prozent. Schlechter sieht es allerdings für Cheyenne und Selma aus: Nur eins von fünf Kindern, deren Eltern einen Migrationshintergrund, kein Abitur und ein Haushaltsnettoeinkommen von unter 2 600 Euro haben, erhält die Chance aufs Gymnasium zu gehen. Interessant ist auch, dass der Bildungshintergrund dabei deutlich gewichtiger ist als der Migrationshintergrund. Im Rahmen des ifo-Chancenmonitors waren es gerade die Kinder von Eltern mit hohem sozioökonomischem Status und Migrationshintergrund, die die allerhöchsten Chancen auf einen Gymnasialbesuch hatten (80,6 Prozent). 

Von Bürden und Hürden

Schauen wir uns einmal mögliche Gründe an. Eltern mit niedrigem oder keinem Bildungsabschluss sowie geringen finanziellen Mitteln entscheiden sich in den meisten Fällen gegen den Gymnasialbesuch ihres Nachwuchses. Gymnasium, das bedeutet mindestens acht Jahre Schule und ist somit der längste Bildungsweg im deutschen Schulsystem. Wenn dann im Anschluss ein Studium gewählt wird, erhöht sich diese Dauer um mindestens weitere drei Jahre. Zeit, in der potenziell schon Geld verdient werden könnte. Hinzu kommt, dass die Berufsaussichten mit einem Studium in den meisten Fällen unbestimmter sind als bei einem Ausbildungsberuf. Letzterer erscheint vielen Nichtakademikern demnach deutlich sicherer. Spätestens beim Studium kommt dann auch noch ein finanzieller Aspekt hinzu. Semesterbeiträge, teure Lernmaterialien, ein möglicher Umzug – ein Berg an Kosten, der für viele finanzschwache Familien unüberwindbar scheint. 

Auch Selmas Familie ist sich alledem bewusst. Ihre Eltern haben beide nie studiert und können auch kein Abitur vorweisen. Trotzdem – sie haben das Potential ihrer Tochter erkannt und wollen sie bei ihrem Zukunftsweg bestmöglich unterstützen. Allerdings gibt es eine weitere Hürde, denn: Akademikerkinder erhalten bei gleicher Leistung viermal häufiger eine Gymnasialempfehlung als Nichtakademikerkinder und das, obwohl die Vorgaben der Kultusministerkonferenz (KMK) dahingehend eindeutig sind. 

„Jedem Kind muss – ohne Rücksicht auf Stand und Vermögen der Eltern – der Bildungsweg offen stehen, der seiner Bildungsfähigkeit entspricht.“ 

Eltern mit einem hohen sozioökonomischen Status erwarten häufig eine Gymnasialempfehlung für ihre Kinder, auch wenn die Leistungsfähigkeit und die Noten noch weit unter der zu erreichenden Schwelle liegen. „Viele Lehrkräfte fühlen sich dann unter Druck gesetzt und knicken ein“, berichtet Sanna Pohlmann-Rother, Autorin und Inhaberin des Lehrstuhls für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik an der Universität Würzburg.  

Aber selbst wenn die Gymnasialempfehlung für Nichtakademikerkinder erteilt wird, erwarten sie spätestens nach dem Abitur neue Hürden. 

Die Schwierigkeiten wachsen, je näher man dem Ziele kommt 

Studierende aus Nichtakademikerfamilien, Arbeiterkinder, Studierende der ersten Generation, viele Bezeichnungen für ein- und denselben Sachverhalt: Junge Erwachsene, deren Eltern keinen Uniabschluss haben und die nun die ersten in ihrer Familie sind, die sich an eine Universität oder Hochschule wagen. Nach Angaben des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft studieren nur 27 Prozent der Arbeiterkinder, wohingegen es bei Akademikerkindern 79 Prozent sind. Und während rund ein Drittel der Arbeiterkinder das Studium abbricht, sind es bei den Akademikern nur 15 Prozent. Das hat auch einen Grund, denn der Hürdenlauf von Arbeiterkindern endet nicht mit der Einschreibung an der Universität. In einer Studie im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung evaluierten die Konstanzer Hochschulforscher Holger und Tino Bartel sieben Hindernisse auf dem Weg zum Akademiker. Neben den bereits erwähnten, wie finanzieller Belastung und Unsicherheit beim Übergang in den Beruf, zeichnete sich vor allem ab, dass dem Nachwuchs aus Arbeiterfamilien die Anonymität an Hochschulen doppelt so stark zu schaffen macht wie anderen. Sie zeigen sich im Universitätsmilieu häufig zurückhaltender, sodass ihre potentielle Leistungsfähigkeit seltener wahrgenommen wird. Das wirkt sich vor allem auf die Auswahl für Tutoren- oder Hilfskraftstellen und Stipendienprogramme aus. 71 Prozent der Geförderten stammen aus Akademikerfamilien.

Hürden für Arbeiterkinder abbauen 

Das zu ändern, hat sich die Initiative arbeiterkind.de auf die Fahne geschrieben. Es geht ihnen vor allem darum, Arbeiterkinder mit Informationen über das Studium zu versorgen. Von dem Bewerbungsverfahren über die Finanzierung bis hin zu Stipendien – auf der Website, über Infotelefone und offene Treffen an 80 Standorten können sich Nichtakademikerkinder Auskünfte rund ums Studium einholen. Das ist wichtig, denn das Elternhaus gibt ihnen solche Informationen meistens nicht mit. Die Initiative setzt sogar bereits vor dem Studium an. Ehrenamtler – meistens selbst Studierende der ersten Generation – gehen in die Schulen und halten kurze Vorträge über ihre eigene Laufbahn, um die Schüler:innen zu ermutigen. Andere Förderprogramme wiederum konzentrieren sich ausschließlich auf die erste Zeit an der Uni. 

Ein wichtiger Schritt zu mehr Durchlässigkeit im Deutschen Bildungssystem. Doch zurück zu Annkathrin, Cheyenne und Selma. Die drei stehen noch ganz am Anfang ihrer schulischen Laufbahn. Die traurige Realität ist, dass Herr Stigma – unter den aktuellen Bedingungen im deutschen Bildungswesen – mit seiner Prognose wahrscheinlich recht behalten wird. Denn tatsächlich liegt die Wahrscheinlichkeit, als Arbeiterkind einen Doktortitel zu erlangen, aktuell bei gerade einmal einem Prozent. 

Wir haben gesehen, dass die Bildungschancen zum Teil schon vor Generationen festgelegt wurden und dass es häufig schwer fällt, diese Determination aufzubrechen. Experten appellieren deshalb, bereits deutlich früher zu intervenieren. Die Wissenschaftler des ifo-Chancenmonitors reichen vor allem folgende Handlungsempfehlungen:

  1. Frühkindliche Bildungsangebote für benachteiligte Kinder ausbauen
  2. Familien benachteiligter Kinder bei der Erziehung unterstützen
  3. Die besten Lehrkräfte an Schulen mit vielen benachteiligten Kindern bringen
  4. Nachhilfeprogramme für benachteiligte Kinder früh und kostenfrei anbieten
  5. Aufteilung auf unterschiedliche weiterführende Schulen verschieben 
  6. Mentoring-Programme für benachteiligte Kinder fördern

Ansätze, die vielerorts bereits Anklang finden, aber definitiv noch weiter ausgebaut werden müssen. Hoffnungsvoll stimmt auch das “Startchancen-Programm” der Ampelkoalition, das ab dem Schuljahr 2024/2025 Kindern und Jugendlichen bessere Bildungschancen unabhängig von der sozialen Lage ihrer Eltern ermöglichen soll. Die Entwicklungen bleiben abzuwarten. 

Wie sind eure Erfahrungen mit der Durchlässigkeit des deutschen Schulsystems? Wart ihr als Arbeiterkinder eventuell sogar selbst betroffen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

Cannabis: Lehrkräfte und Schüler sehen Entkriminalisierung entspannter als Eltern

Mit der anstehenden Legalisierung von Cannabis haben sich die Sorgen von Eltern verstärkt, dass ihre Kinder einen einfacheren Weg in die Abhängigkeit haben. Schüler:innen und Lehrkräfte sind weniger besorgt.
Von
Leon Noel Gärtner
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June 2023
26.6.2023
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Cannabis ist die am häufigsten konsumierte Droge unter Jugendlichen. Während der Corona-Pandemie hat sich der Konsum erhöht. Laut Aussagen von gesund.bund.de haben allein in den letzten 12 Monaten über 4,5 Millionen Menschen Cannabis konsumiert, darunter auch Schüler:innen. Ungefähr 40,6 Prozent der jungen Erwachsenen haben bereits einmal Cannabis probiert. Die anstehende Legalisierung lässt indes bei Eltern größere Sorgen aufkommen als bei Lehrkräften oder Schüler:innen. Angesichts der aktuellen Debatte geben wir einen Einblick in die Argumente beider Seiten.

Seit Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sich für die Entkriminalisierung von Cannabiskonsums für Volljährige ausgesprochen hat, kam es zu zahlreichen Diskussionen. Zusammen mit Landwirtschaftsminister Cem Özdemir von den Grünen erarbeitete er einen neuen Entwurf mit Eckpunkten in den Bereichen privater Anbau und in sogenannten Cannabis Social Clubs. 

Für den privaten Anbau sollen bis zu drei Pflanzen erlaubt sein, über Cannabis Clubs ist der Erwerb von 25 Gramm (nach einem Monat 50 Gramm) zugelassen. Durch ein Zwei-Säulen-Modell sollen so Anbau und Konsum kontrolliert werden.

Eine scharfe Abkehr von Lauterbachs vergangenen Aussagen, wo er sich explizit gegen den Cannabiskonsum stellte. Mit der Zeit hat sich seine Meinung allerdings dahingehend verändert, dass er einem größeren Übel vorbeugen will. Er hofft, dass durch die Legalisierung die Gefahr geringer wird, vom Cannabiskonsum auf härtere Drogen zurückzufallen. Legalisierung führt weiterhin zu weniger verunreinigtem Cannabis und weniger Zwischenfällen. Im Allgemeinen wird die Situation immer schlechter, laut Lauterbach: mehr Kriminalität, mehr medizinische Probleme, "es ist eigentlich nie besser geworden”, so Lauterbach.

Noch in diesem Jahr soll der Vorstoß umgesetzt werden. In der Sommerpause soll ein Gesetzesentwurf für den Kauf von Cannabis-Produkten mit gesicherter Qualität entwickelt werden. Anbaugenossenschaften, mit maximal 500 Mitgliedern über dem Alter von 18 Jahren sind ebenfalls geplant und erfreuen sich an einem regelrechten Ansturm von Interessenten und Mitgliedern. 

Cannabis: Medizin, Genussmittel oder gefährliche Droge? 

Cannabis als potenzielles Heilmittel wurde auf globaler Ebene diskutiert, von den USA sowie auch in ganz Europa. In Deutschland ist es seit dem 20. März 2017 möglich, Cannabis vom Arzt verschrieben zu bekommen, in der Form von Medizinal-Cannabisblüten oder Cannabisextrakt als Betäubungsmittel. Reguliert wird diese Änderung von der Cannabisagentur gemäß dem Einheitsübereinkommen von 1961 über Suchtstoffe der Vereinten Nationen. Diese Agentur reguliert, steuert und kontrolliert auch den Anbau von Cannabis zu medizinischen Zwecken. Seit 2017 sind die Importmengen stark angestiegen. Cannabis gilt auch als valide Therapiealternative für Patient:innen mit schwerwiegenden Erkrankungen. Allein 2021 wurden über 20 Tonnen Cannabis im Rahmen von wissenschaftlichen oder medizinischen Zielen importiert. 

Aber auch wenn auf der politischen Ebene die Pläne wie in Stein gemeißelt sind, so ist auf der Bildungsebene das Thema relativ gespalten, was besonders gut bei Umfragen in Nordrhein-Westfalen zu sehen ist. Auf der einen Seite sind die besorgten Eltern und auf der anderen Seite die weniger besorgten Schüler:innen und Lehrkräfte. Unter 13.000 befragten Gymnasialeltern sahen 31 Prozent eine große Gefahr und weitere 33 Prozent waren der Legalisierung gegenüber skeptisch. Diese Ergebnisse wurden einer Blitzumfrage der Landeselternschaft der Gymnasien (LAGym) entnommen, mit einer Teilnehmerzahl von insgesamt etwa 19.500 Personen.

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann von der CDU ist hierbei auf Seiten der Eltern und sieht die Legalisierung ebenfalls kritisch. Eine häufige Angst ist, dass durch die Legalisierung Minderjährige einfacher an das Rauschgift herankommen und somit in die Abhängigkeit gelangen. Zu deren Schutz soll Cannabis weiterhin verboten bleiben. 

"Bei uns melden sich Eltern aus sämtlichen Regionen, von den Großstädten bis in die entlegensten Dörfer. Sie erzählen alle dasselbe: Schüler können schon jetzt problemlos Cannabis kaufen, und sie tun es auch," berichtet Christiane Gotte, Vorsitzende des Bundeselternrates. Heinz-Peter Meidinger, ehemaliger Chef des Lehrerverbandes, steht der Entkriminalisierung ebenfalls kritisch gegenüber und sieht ein Sinken der Hemmschwelle für die Jüngeren: “Die Jugendlichen werden sich sagen: Wenn es den Erwachsenen erlaubt ist, kann es ja nicht so schlimm sein”, so Meidinger.

Die Landeselternschaft hat schon vermehrt erwähnt, dass sie ganz klar gegen die Legalisierung von Cannabis ist. Lehrkräfte sind hingegen weniger besorgt. Über 61 Prozent der Befragten Lehrer:innen befürworten die Legalisierungspläne und 78 Prozent der Schüler:innen heißen die Pläne ebenfalls willkommen. 

Dennoch gibt es auch Indizien, die für Lauterbachs Vorgehensweise sprechen. In Kanada beispielsweise ist nach der Legalisierung der Anteil von 16- bis 19-jährigen Cannabis Konsument:innen gestiegen, jedoch nur kurzfristig und ist im Nachhinein sogar gesunken. 

Anke Timm, Geschäftsführerin der Fachstelle für Suchtprävention in Berlin, hat sich schon in der Vergangenheit offen zum Thema ausgesprochen. Sie empfindet es als wichtig, dass Schulen klare Haltung im Umgang mit Drogen signalisieren, in derselben Art und Weise wie mit Alkohol und Tabak umgegangen wird. “Der Konsum hat vor und in der Schule sowie in schulischen Veranstaltungen außerhalb der Schule nichts zu suchen.” sagt Timm, “Aber wenn es zu einem Vorfall kommt, muss man nicht gleich die Polizei rufen, denn so schafft man es nicht, mit den Jugendlichen in Kontakt zu kommen. Das Thema Helfen und Aufklärung muss im Vordergrund stehen.” Weiterhin betont sie, dass eine erfolgreiche Prävention nur funktioniert, wenn das ganze System (Lehrkräfte, Schulsozialarbeit und Schulleitung, Schüler:innen und Eltern) Teil davon ist und auch dauerhaft etabliert sind, und zwar gemäß den Qualitätsstandards der Suchtprävention. 

Eins sticht bei beiden Seiten heraus: Alle wollen Extremfälle vermeiden. Regelmäßiger Konsum ist allerdings jetzt schon ein Problem auch bei Minderjährigen. Zwei Schüler:innen berichten der Zeit, dass sie selbst erschreckende Fälle kennen, wo Mitschüler:innen durch täglichen Cannabiskonsum in einen trägen Dauerzustand geraten sind. Dennoch nutzen sie selbst die Droge in Maßen und meinen “Ich rauche ungefähr alle zwei Wochen einen Joint, meistens am Wochenende” und "Ich kiffe nur zur Auflockerung mit Freunden, irgendwo draußen im Grünen oder am Wasser." Die Eltern wüssten vom Konsum, empfinden diesen aber nicht schlimmer als Alkohol. 

Wie steht ihr zu der Debatte? Teilt es uns doch gerne in den Kommentaren mit!

Spitzenwechsel beim Deutschen Lehrerverband: Stefan Düll wird neuer Präsident

Am 16. Juni wurde Stefan Düll zum neuen Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes gewählt. Wie sein Vorgänger Heinz-Peter Meidinger wird auch er mit den Herausforderungen des Schulsystems konfrontiert und fordert eine Zeitenwende.
Von
Katalin Gébl
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June 2023
25.6.2023
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Berlin. Der Deutsche Lehrerverband (DL) hat Stefan Düll am 16. Juni 2023 zum neuen Präsidenten gewählt. Damit tritt er die Nachfolge von Heinz-Peter Meidinger an, der den Verband sechs Jahr vertreten hatte und sich nun nicht erneut zur Wahl aufstellte. Düll tritt sein Amt offiziell zum 1. Juli 2023 an.

Der 58-jährige Gymnasiallehrer für Deutsch, Englisch und Geschichte leitet seit 2014 das Justus-von-Liebig-Gymnasium in Neusäß im bayerischen Landkreis Augsburg. Zudem ist er seit Ende 2021 stellvertretender Bundesvorsitzender im Deutschen Philologenverband (DPhV).

Das Schulsystem braucht eine Zeitenwende

Düll setzte bereits vor seinem Amtsantritt ein klares Statement, in dem er eine Zeitenwende im Schulsystem forderte, mit der er sich für bessere Bedingungen für Schüler:innen und für seine Kolleg:innen einsetzen wolle. Mit diesem Anspruch reagierte er auf die abschließende Kritik seines Vorgängers: “Bildungspolitik – man könnte manchmal fast verzweifeln, wenn man sagt: Was hat sich eigentlich verbessert? Wir haben teilweise die gleichen Probleme wie noch vor 20 oder 30 Jahren – ungelöst: Vergleichbarkeit von Abiturprüfungen oder Schulabschlüsse“, so reflektierte Meidinger zum Ende seiner Amtszeit über die Herausforderungen des Schulsystems. Das größte Problem: Der langanhaltende Lehrkräftemangel, der weitere Probleme wie die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, den Sanierungsstau und die nur langsam fortschreitende Digitalisierung an vielen Schulen weiter verschärft.

Düll betonte die besonderen Leistungen der Lehrkräfte bei den Neuwahlen im Lehrerverband: „Professionell und schulartspezifisch ausgebildete Lehrkräfte leisten einen unschätzbaren Dienst für die Gesellschaft. Sie dienen Deutschland. Schulen bilden den entscheidenden Kit für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Identifikation mit einer freiheitlichen demokratischen Grundordnung. Sie bilden junge Menschen zu emanzipierten Persönlichkeiten heran, die die Zukunft unseres Landes und Europas gestalten und verantworten.“ Damit ist sein Einsatz als neuer DL-Präsident klar: Die Leistungen der Lehrer:innen müssten von der Politik mehr Wertschätzung erfahren. Denn nur so könne gegen den Lehrkräftemangel in Deutschland effektiv etwas getan werden. Und womöglich ein Lösungsansatz für die anderen Probleme gefunden werden.

Was sich in den vergangenen Jahren gezeigt hat, ist, wie wichtig die Rolle des Deutschen Lehrerverbandes geworden ist. Denn es braucht eine bundesweite Vertretung, um den seit langem bestehenden Problemen und Herausforderungen im Bildungswesen begegnen zu können. Wie Stefan Düll als neue Spitze des Lehrerverbandes in Zukunft mit diesen Herausforderungen umgeht und ob er seinen Einsatz geltend machen kann, wird sich zeigen.

Meisterredner und Wortjongleure: Abwechslungsreiches Material und Übungen für euren Deutschunterricht

Ein bisschen frischer Wind für euren Deutsch Unterricht gefällig? Hier stellen wir euch praxisnahe Ideen für kreatives Schreiben und Rhetoriktraining im Unterricht vor und geben euch einen Überblick über nützliche Webseiten für Unterrichtsmaterial.
Von
Marie-Theres Carl
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June 2023
25.6.2023
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In einer Welt, die von digitalen Medien und schnellen Kommunikationsformen geprägt ist, ist es wichtiger denn je, den Deutschunterricht mit frischen und innovativen Ansätzen zu bereichern. Dieser Artikel widmet sich der kreativen Entfaltung, dem spielerischen Lernen und der Förderung von Selbstbewusstsein und sprachlichen Fähigkeiten im Deutschunterricht. Von kreativem Schreiben bis hin zu Rhetoriktraining und wertvollen Unterrichtsressourcen bieten wir euch eine vielfältige Palette an Ideen und Materialien, die nicht nur die Begeisterung der Schüler:innen wecken, sondern auch den Unterricht zu einem unvergesslichen Erlebnis machen können. Bereit, eure Klassen zu begeistern? 

Der Kreativität freien Lauf lassen

Kreatives Schreiben ist eine faszinierende Möglichkeit, die sprachliche Ausdrucksfähigkeit und Fantasie junger Menschen im Deutschunterricht zu entfalten. Ihr könnt die Schüler:innen dazu auffordern, eigene Geschichten, Gedichte oder Dialoge zu verfassen. Dabei könnt ihr ihnen die Wahl zwischen einem thematischen oder formalen Rahmen und völliger kreativer Freiheit lassen. Bei ersterem könnt ihr ihnen Themen, eine Aufgabe, eine Textform oder einen Anfang vorgeben. Bei letzterem haben die Schüler:innen die Möglichkeit, ihre eigenen Ideen und Szenarien zu entwickeln und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen.

Um den Schülerinnen und Schülern Hilfestellung zu geben, können im Vorfeld Schreibtechniken, Textformen und sprachliche Stilmittel gemeinsam im Unterricht behandelt werden. Zudem ist es wichtig, ihnen genügend Zeit für das kreative Schreiben einzuräumen und ihnen eine unterstützende und ermutigende Umgebung zu bieten. Individuelles Feedback und gezielte Tipps können ihnen helfen, ihre Schreibfertigkeiten weiterzuentwickeln. Darüber hinaus kann der Austausch und die Diskussion der entstandenen Werke im Klassenzimmer die Lernenden motivieren und ihnen neue Perspektiven eröffnen.

Weitere Ideen und Tipps für das kreative Schreiben im Deutschunterricht:

  • Die Nutzung von visuellen und audiovisuellen Inhalten wie Bildern, Fotos oder Videos, um die Kreativität der Schülerinnen und Schüler anzuregen
  • Das Erstellen von Schreibwerkstätten, in denen die Schüler:innen gemeinsam Ideen sammeln, Feedback geben und ihre Werke überarbeiten können
  • Die Verbindung des kreativen Schreibens mit anderen Fächern oder Themenbereichen, um interdisziplinäres Lernen zu fördern
  • Die Einbindung von digitalen Medien, wie z.B. Online-Plattformen oder Textgeneratoren wie ChatGPT (natürlich nur in Maßen), um das kreative Schreiben zu unterstützen und zu erweitern
(Quelle: Pixabay)

Die Macht der Worte entfesseln

Rhetoriktraining ist eine wertvolle Methode, um die kommunikativen Fähigkeiten, das Selbstbewusstsein und die Überzeugungskraft der Schüler:innen zu stärken. Es ermöglicht ihnen, ihre Sprache bewusst einzusetzen, um ihre Gedanken klar zu formulieren und ihr Publikum zu beeinflussen. Um das Rhetoriktraining in den Unterricht einzubinden, bietet sich das Schreiben und Halten von Reden als eine herausragende Aktivität an.

Zuerst solltet ihr eine Grundlage schaffen und auf die wichtigsten Arten von Argumenten, wie sie sinnvoll eingesetzt werden, und Argumentationsstrukturen eingehen. Dafür könnt ihr auch Reden oder TED Talks analysieren oder euch eine:n geübte:n Redner:in einladen. Nachdem sich die Klasse mit dem Thema vertraut gemacht hat, geht es ans Eingemachte: Selber eine Rede schreiben und ausdrucksstark vortragen.

Der Prozess beginnt mit dem Verfassen der Reden. Die Schüler:innen könnten verschiedene Themen wählen, seien es politische Fragen, gesellschaftliche Anliegen oder Aktuelles. Hier ist eine Liste mit heiß diskutierten Themen. Dabei sollten sie lernen, ihre Argumente strukturiert darzulegen und rhetorische Stilmittel wie Metaphern, Anaphern oder (rhetorische) Fragen einzusetzen, um ihre Botschaften kraftvoll zu vermitteln. 

Das Schreiben und Halten von Reden als Gruppenarbeit bietet eine dynamische und kooperative Lernerfahrung. Hier sind einige Ansätze, wie man Reden als Gruppenarbeit umsetzen kann:

  1. Aufgabenteilung: In der Gruppe können verschiedene Rollen und Verantwortlichkeiten zugewiesen werden. Eine Person kann sich beispielsweise auf die Recherche konzentrieren, eine andere auf die Strukturierung der Rede, eine weitere auf die sprachliche Gestaltung und eine weitere auf die Präsentationstechniken. Dies fördert die Zusammenarbeit und die individuellen Stärken jedes Gruppenmitglieds.
  2. Brainstorming und Diskussion: Gebt den Gruppen ausreichend Zeit, um Ideen zu sammeln, Argumente zu entwickeln und die Struktur der Rede festzulegen. Ermutigt sie, ihre Gedanken miteinander zu teilen und ihre Argumente kritisch zu hinterfragen. Dies stärkt ihre analytischen und kommunikativen Fähigkeiten.
  3. Zusammenführen der Inhalte: Jedes Gruppenmitglied kann seinen Teil der Rede schreiben und anschließend die verschiedenen Abschnitte zusammenführen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Rede eine klare Struktur und einen roten Faden hat. Die Gruppe kann gemeinsam überprüfen, ob die Argumente logisch aufgebaut sind und ob der Sprachstil kohärent ist.
  4. Üben und Feedback: Nachdem die Rede zusammengestellt wurde, sollten die Gruppen Zeit haben, sie gemeinsam zu üben und sich gegenseitig Feedback zu geben. Dies kann durch Probevorträge vor der Gruppe oder durch gegenseitiges Peer-Feedback erfolgen. Achtet auf konstruktive Kritik und das Anbieten von Verbesserungsvorschlägen.

Das große Finale: die Präsentation. Lasst jede Gruppe ihre Rede vor der Klasse oder vor einem größeren Publikum halten. Achtet darauf, dass eure Schüler:innen ihre Reden selbstbewusst und mit Begeisterung vortragen können, um Stimmeinsatz, Körpersprache und Blickkontakt zu üben.

Die Umsetzung von Reden als Gruppenarbeit ermöglicht den Schüler:innen gemeinsam Ideen zu entwickeln, ihre Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern und voneinander zu lernen. Sie lernen, effektiv im Team zu arbeiten, sich gegenseitig zu unterstützen und ihre rhetorischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Durch die Zusammenarbeit in Gruppen können die Schüler:innen voneinander profitieren und gleichzeitig die Freude am Sprechen und Präsentieren entdecken.

Herausforderung: Wenn euch das noch nicht gereicht hat, könntet ihr eure Schüler aus verschiedenen Perspektiven argumentieren lassen. Durch den Einsatz von Perspektivwechseln in Reden können die Schüler:innen lernen, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, verschiedene Sichtweisen zu respektieren und ein tieferes Verständnis für komplexe Themen zu entwickeln. Dies fördert ihre Empathie und ihr kritisches Denken und geht am besten so:

  • Rollenspiele: Organisiert Rollenspiele, bei denen die Schülerinnen und Schüler in die Rolle unterschiedlicher Akteure schlüpfen, wie beispielsweise Politiker, Aktivisten, Experten oder Betroffene. Jede Gruppe oder jedes einzelne Kind kann eine spezifische Perspektive einnehmen und die Rede aus dieser Sicht verfassen und vortragen. Dies erweitert ihr Verständnis für die verschiedenen Interessen und Standpunkte, die in einer Debatte vorhanden sein können.
  • Debatten-Turniere: Organisiert ein Debatten-Turnier, bei dem die Schülerinnen und Schüler sowohl für als auch gegen eine bestimmte Aussage argumentieren müssen. Dabei werden sie möglicherweise dazu aufgefordert, Positionen einzunehmen, die ihren eigenen Überzeugungen widersprechen. Dies erfordert von ihnen, sich in unterschiedliche Perspektiven hineinzuversetzen, um ihre Argumente überzeugend darzulegen.

Immer noch nicht genug? Die besten Seiten für Lehrmaterial:

Eduki: Eine vielseitige Plattform, die Unterrichtsmaterialien für alle Jahrgänge im Fach Deutsch bereitstellt. Mit einer breiten Auswahl an Materialien und Arbeitsblättern von Lehrkräften findet ihr bestimmt etwas für eure Klassen.

Unterrichtsmaterial-Schule.de: Eine Webseite, die eine breite Palette von Unterrichtsmaterial für den Deutschunterricht in jüngeren Klassen bietet. Von Arbeitsblättern über Spiele bis hin zu Unterrichtseinheiten findet ihr hier zahlreiche Ressourcen zu Alphabet, Buchstaben, Wortschatz, Rechtschreibung und Grammatik.

Deutscher Bildungsserver: Alles für die Sek 1 und Sek 2, eine wertvolle Ressource für Lehrkräfte und Lernende, insbesondere für ältere Jahrgänge und die Abiturvorbereitung im Fach Deutsch. Hier findet ihr auch Online-Übungen.

Deutschunddeutlich.de: Für Grammatik- und Rechtschreibprofis, und die, die es noch werden wollen. Bei der riesigen Auswahl von über 1.200 Arbeitsblättern findet ihr sicherlich das Richtige für euren Unterricht.

Materialguru: Ein großes kostenloses Angebot, besonders für Klasse in der Primarstufe geeignet. Die Arbeitsblätter und Übungen sind farbenfroh gestaltet und ihr findet hier auch alles rund ums Thema Lesen und Schreiben.

Na denn man tau! 3 Exkursionsziele in Bremen

Das Bundesland Bremen bietet unzählige Möglichkeiten für Exkursionen. In diesem Artikel zeigen wir euch drei interessante Ziele für eine Klassenfahrt, bei denen insbesondere die Fächer Geographie und Biologie auf ihre Kosten kommen werden
Von
Philipp Auswald
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June 2023
24.6.2023
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Von A wie Ansgari-Quartier bis Z wie Zwei-Städte-Staat ist die freie Hansestadt Bremen so viel mehr, als die den vermutlich meisten bekannten Stadtmusikanten, der auf dem Titelbild zu sehenden Weser  und einem mittelmäßigen Fußballverein. Um Verwirrungen zu vermeiden, hier eine kleine Aufklärung. Bremen ist ein Bundesland im Nordwesten Deutschlands, welches im allgemeinen Sprachgebrauch zwar als Stadtstaat, wie Berlin und Hamburg, bezeichnet wird, besteht jedoch aus den beiden Großstädten Bremen und Bremerhaven. Das Land bietet Heimat für etwa 570.000 Einwohner:innen und ist damit das bevölkerungsärmste und mit einer Fläche von knapp 420 km² das kleinste bundesweit. Doch hiervon sollte man sich nicht täuschen lassen, denn trotz seiner geringen Größe gibt es in Bremen viel zu lernen und zu entdecken! 

Auf der Jagd nach Stempeln in der Botanika Bremen 

Die liegende Buddha-Statue in der Botanika Bremen (Quelle: Privat)

Unser erster Stopp ist die im Rhodedendron-Park Bremen gelegene Botanika, ein Paradies für alle Entdeckungsfreudigen. Das 2003 eröffnete Naturerlebniszentrum verfügt über drei Schaugewächshäuser, ein Schmetterlingshaus, diverse Tiergehege, die unter anderem Affen, Schafe und Vögel beherbergen, sowie ein Entdeckerzentrum mit interaktiven Lernstationen für Groß und Klein.

Darüber hinaus ist die Botanika eine Bildungseinrichtung und Veranstaltungsort für diverse Events. Insbesondere hervorzuheben ist das interessante Konzept des Besuchs in der Botanika. Nach Erwerb der Eintrittskarte (Erwachsene 11 Euro, Kinder 6 Euro) erhält jede:r Besucher:in einen Reisepass. Dieser dient als Informationsmaterial für unsere etwa zwei bis dreistündige Reise durch Asien und enthält zusätzlich ein Stempelfeld für jedes Land, das thematisch im Laufe des Aufenthalts besucht wird.

Hier könnt ihr mit euren Schüler:innen verschiedene Themenbereiche zu den jeweiligen Ländern durchlaufen. Auf eurer Reise erwarten euch Informationen, landestypische Pflanzen und Dekoration und es kann sich an jeder Station ein neuer, einzigartiger Stempel abgeholt werden, um den Reisepass zu vervollständigen. Die Reise beinhaltet unter anderem einen Zen-Garten, einen Wasserfall und einige eindrucksvolle Statuen. Darüber hinaus werden Fortbildungen für Lehrkräfte und Entdeckungstouren exklusiv für Schulklassen angeboten. Erlebt gemeinsam mit euren Schüler:innen eine Reise quer durch Asien, die ihr nicht mehr vergessen werdet!

Entdeckungstour durch die Klimazonen der Erde im Klimahaus Bremerhaven 

Die Klimazone Antarktis im Klimahaus Bremerhaven (Quelle: Wikimedia)

Im nächsten Schritt verlassen wir die Landeshauptstadt und begeben uns die Weser hinunter bis nach Bremerhaven zum Klimahaus. Im Klimahaus Bremerhaven wandern wir auf den Wegen des Weltenbummlers Axel Werner. So wie dieser startet unsere Reise in Bremerhaven und verläuft einmal um die Welt, stets auf dem Längengrad 8° Ost 34’. Auf der Reise, welche durch das 5000 m² große Klimahaus führt, durchlauft ihr mit euren Schüler:innen unter anderem die Hitze der afrikanischen Wüste sowie die Kälte der Antarktis und trefft auf eurem Weg auf interessante Personen und Geschichten. Hierbei können große und kleine Entdecker:innen einiges über die Themen Klima, Klimawandel und fremde Kulturen lernen. Der Eintritt kostet hier für Erwachsene 22 Euro und für Kinder 13 Euro. Neben der etwa dreistündigen Rundreise bietet das Klimahaus das sogenannte World Future Lab in dem Teilnehmende das Schicksal der Erde in einer interaktiven Simulation in die Hand nehmen können und spannende Szenarien, wie etwa die Rettung der Südsee vor dem Meeresspiegelanstieg, durchspielen. Dabei können die Spielerinnen und Spieler ihr Geschick und ihr Wissen zu globalen Problemsituationen unter Beweis stellen und verbessern.

Im Bauch des Wals: das Universum Bremen

“Der Wal” auf dem Universitätsgelände Bremen (Quelle: Pixabay)

Last but not least begeben wir uns zurück nach Bremen zum Universitätsgelände, denn hier befindet sich das Universum Bremen. Auf dem Gelände, bestehend aus der in dem “Wal” befindlichen Dauerausstellung, einem Außenbereich und der sich in einem separaten Gebäude befindlichen Sonderausstellung, habt ihr mit eurer Klasse die Möglichkeit, an über 300 interaktiven Exponaten die Welt von Mensch, Natur und Technik zu erkunden. An den verschiedenen Stationen warten coole und außergewöhnliche Experimente auf euch. 

So können kleine und große Entdecker:innen Blitze erzeugen, die menschlichen Sinne testen und sogar eine Erdbebensimulation durchführen. Darüber hinaus bietet das Universum temporäre Sonderausstellungen an und für Kinder zwischen drei und acht Jahren gibt es den Kinderbereich "Milchstraße", in dem die kleinen Entdecker:innen tüfteln und bauen können. Der Eintritt für Erwachsene kostet 18 Euro und Kinder 12 Euro und bringt Spaß und Spannung für 4-6 Stunden.

Falls ihr noch nicht überzeugt seid, haben wir für euch weitere Exkursionsziele in Bayern, Berlin, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen anzubieten!

Haben wir Exkursionsziele in unserer Liste vergessen? Schreibt es gerne in die Kommentare! 

BNE im Unterricht: Hier findet ihr Materialien zum Thema Nachhaltigkeit und Umwelt

Ihr wollt euren Schülerinnen und Schülern Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit näher bringen und seid auf der Suche nach Ideen für den Unterricht? Wir stellen euch unterschiedliche Plattformen vor, die euch hier unter die Arme greifen.
Von
Katalin Gébl
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24
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June 2023
24.6.2023
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Nachhaltigkeit
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Nachhaltigkeit in den Unterricht bringen, Schüler:innen zum Nachdenken anregen, Diskussionen anstoßen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen: Die Schule hat eine große Verantwortung. Denn das, was hier gelernt wird, wird auch über das Schulgelände hinaus in den Alltag und das Privatleben aller Schüler:innen mitgenommen. Diese besondere Bedeutung sehen auch viele Organisationen, die sich nicht nur für eine nachhaltige Bildung an den Schulen einsetzen, sondern auch online auf ihren Webseiten unterschiedliche Unterrichtsmaterialien zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz für euch zur Verfügung stellen. Im Rahmen unserer Themenwoche haben wir uns diese Plattformen angeschaut, die wir euch im Folgenden etwas genauer vorstellen.

Wissen ist Macht

Wissen über den Klimawandel und Umweltschutz ist Macht: Es sensibilisiert die Schüler:innen, macht sie aufmerksam für ihr eigenes Verhalten und das anderer, sowie die Auswirkungen auf die Umwelt. Wissen bringt den Schüler:innen nicht nur bei, warum es der Welt so schlecht geht, sondern auch, was sie konkret dagegen unternehmen und wie sie ihr Leben nachhaltiger gestalten können. All das geschieht unter dem Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung, kurz BNE, die wir euch bereits im Rahmen dieser Themenwoche vorgestellt haben. Das Praktische: Auf dem BNE-Portal findet ihr bereits unterschiedliche kostenfreie Unterrichtsmaterialien, die sich mit konkreten Ideen zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz auseinandersetzen. Zusätzlich zu dieser ersten Anlaufstelle gibt es weitere Seiten und Portale, die euch umfangreiche Materialien für eure Unterrichtsgestaltung zur Verfügung stellen.

(Quelle: Schools For Future)

Schools For Future

“Die Unterstützung der Gesellschaft mit einfacher Schulbildung gewinnen” – mit diesem Konzept setzt sich Schools For Future für eine Stärkung des Wissens über den Klimawandel an allen Schulen ein. Die Organisation sieht dabei die bestehenden Mängel in Politik, Wirtschaft und großen Teilen der Gesellschaft und ergreift selbst die Initiative, um über die umfassenden und notwendigen Veränderungen aufzuklären. Der Ansatz: Sie bilden Schulteams, die an Schulen über die Klimakrise und Gegenmaßnahmen informieren und bilden. Auf diese Weise soll eine Kettenreaktion in Gang gesetzt werden, mit der sich das Bewusstsein für die Krise verbreitet. 

Zusätzlich werden auf der Plattform Unterrichtsmaterialien frei zur Verfügung gestellt, die zusammen mit Fachleuten erarbeitet wurden und ständig verbessert werden. Dabei könnt ihr je nach dem Niveau eurer Schüler:innen und dem Fachunterricht wählen. Die Materialien sind so aufgebaut, dass sie einen gesamten Unterrichtsentwurf enthalten, mit dem ihr Einzel- und Doppelstunden füllen könnt. Für einen Exkurs zur Nachhaltigkeit im Fach Biologie bietet sich hier bspw. die Vorlage zu Hitzewellen an, mit der ihr in 90 Minuten die Entwicklung des Klimawandels analysiert und Gegenmaßnahmen aufstellt. Neben diesen Materialien mit einer höheren Niveaustufe gibt es auch andere, die für niedrigere Stufen geeignet sind.

(Quelle: eduki)

eduki

Eine weitere Anlaufstelle ist eduki. Auf dieser Plattform könnt ihr von Lehrkräften selbst erstellte Unterrichtsmaterialien herunterladen, die teilweise kostenpflichtig und teilweise kostenfrei sind. Hier bieten sie ein kostenloses Paket an, das sich mit der Umwelt auseinandersetzt und Material zu nachhaltigen Maßnahmen enthält, zusammengestellt von mehreren Lehrkräften. Die Inhalte sind vielfältig und umfassen Klassenzimmerposter, Klima-Bingos, eine Nachhaltigkeits-Challenge oder Arbeitsblätter zur Mülltrennung. Für einen thematischen Einstieg könnte sich im Unterricht das Bingo anbieten: Die Schüler:innen müssen eine andere Person im Klassenraum finden, die z.B. ihre Kleidung Second-Hand kauft oder zu Demonstrationen wie Fridays for Future geht. Sie bekommen so erste Ideen, was zu Nachhaltigkeit gehört, die im Weiteren durch eine gemeinsam erstellte Challenge vertieft und umgesetzt werden können.

Zusätzlich könnt ihr auf der Seite nach weiteren unterschiedlichen Materialien für euren Unterricht suchen, die sich mit relevanten Themen rund um Klimawandel, Nachhaltigkeit und Umweltschutz auseinandersetzen.

(Quelle: Greenpeace)

Greenpeace

Als eine der größten internationalen Organisationen, die sich für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz sowie Frieden einsetzt, engagiert sich Greenpeace seit mehreren Jahren in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit. In diesem Zusammenhang wird euch eine Sammlung von unterschiedlichen Bildungsmaterialien kostenfrei zur Verfügung gestellt. Im Rahmen der BNE dreht sich auch hier alles um Nachhaltigkeitsthemen zu Klima, Ernährung, Meere, Wälder, Konsum, Plastik oder Digitalisierung. Alle Inhalte wurden zusammen mit erfahrenen Lehrenden erarbeitet und sollen die Schüler:innen zu Kooperation, Konfliktlösungen, Kreativität und Selbstwirksamkeitserfahrungen anregen. 

(Quelle: UNICEF)

UNICEF

Auch auf der Seite der internationalen Organisation UNICEF findet ihr frei verfügbare Unterrichtsmaterialien, die für euch hilfreich sein können. UNICEF verfolgt damit das Ziel, die neuen Nachhaltigkeitsziele in den Unterricht zu bringen. So habt ihr hier eine Auswahl zwischen Informationen zum kostenlosen Herunterladen, Ideen zur Gestaltung von Unterrichtsstunden, Handreichungen, Postern, Aktionsangeboten für Schülerinnen und Schüler, ein Quiz und „Kinder der Welt“-Geschichten.

Über weitere Unterrichtsmaterialien könnt ihr euch hier informieren. Auf dieser Seite hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz eine Reihe unterschiedlicher Seiten gesammelt, durch die ihr ebenfalls für weitere Materialien zu aktuellen entwicklungspolitischen Themen stöbern könnt.

Die Prinzipien der Bildung für nachhaltige Entwicklung sind ein wichtiger Ansatz für eure Schüler:innen, um ein Bewusstsein für ihr eigenes Handeln zu entwickeln. Das zeigt auch das umfangreiche Angebot an Unterrichtsmaterialien, das entsprechende Organisationen in diesem Zusammenhang online bereitstellen. Denn das Anliegen ist klar: Nur gemeinsam können wir für nachhaltige Veränderungen in der Zukunft sorgen. Euer Unterricht kann einen großen Teil dazu beitragen.

Wie setzt ihr das Thema Nachhaltigkeit in eurem Unterricht um? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.

Verbeamtung von Lehrkräften – Fluch oder Segen für das Bildungssystem?

Berlin führt nun als letztes Bundesland die Verbeamtung von Lehrkräften endgültig wieder ein, um dem Lehrermangel entgegenzusteuern. Wir werfen einen Blick darauf, wie sinnvoll dieser Schritt für Lehrer:innen, Berlin und den Staat wirklich ist.
Von
Viola Hegner
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June 2023
23.6.2023
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Verbeamtung — lohnt sich das überhaupt? Eine Frage, die sich nicht nur junge Lehrerinnen und Lehrer stellen müssen. Auch für die Regierung lohnt es sich, zum Schutz der Haushaltskasse einen kritischen Blick auf das System zu werfen. Trotzdem werden nun auch in Berlin, als letztes Bundesland, Lehrkräfte wieder verbeamtet. 

Das Beamtentum ist in Deutschland bereits seit langem fest verankert: Die ersten schriftlich festgelegten Regelungen des Dienstverhältnisses für Beamte in Deutschland finden sich bereits 1794 im “Preußischen Allgemeinen Landrecht”. 1805 fertigte auch Bayern eine Niederschrift an, welche jedem Beamten gesetzlich ein gesichertes Einkommen inklusive Teuerungszuschlägen und eine garantierte Unkündbarkeit versicherte. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Deutsche Beamtenbund gegründet und der Beamtenstatus so auch in der Moderne gesichert. 

Heute sind fast 40 Prozent der Beamtinnen und Beamten in Deutschland im Schuldienst tätig. Doch seit einiger Zeit hält sich die Debatte, ob und inwieweit eine Verbeamtung der Lehrerschaft überhaupt notwendig ist. Mit der Föderalismusreform 2006 fand auch der vorherige Ent-Verbeamtungs-Kurs ein Ende und alle Länder können wieder unabhängig und selbstständig über die Vergütung ihrer Beamten entscheiden. 

Berlin führt Verbeamtung wieder ein: Ist das der richtige Schritt?

Bis vor kurzem war Berlin das einzige Bundesland, welches neu eingestellte Lehrer:innen nicht verbeamtet hat. Vor nun 18 Jahren beschloss dies der damalige Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Getragen wurde das Projekt vom damaligen rot-roten Senat. Seit einiger Zeit steht nun im Raum, die Verbeamtung von Lehrkräften in Berlin wieder einzuführen. Nun hat der jetzige rot-grün-rote Senat diesen Schritt endgültig entschieden: Lehrerinnen und Lehrer, die in Berlin angestellt sind, können seit Februar 2023 auf Antrag und unter bestimmten Bedingungen wieder verbeamtet werden. Laut der Senatsbildungsverwaltung handelt es sich um rund 16.000 Lehrkräfte. Diese dürfen, um infrage zu kommen, im aktuellen Schuljahr maximal 52 Jahre alt sein und müssen einen Gesundheitstest bestehen. Doch nicht jeder kann diese Bedingungen erfüllen: Die Bildungsverwaltung schätzt, dass bis zu 5.000 Lehrkräfte aufgrund dieser Beschränkungen leer ausgehen werden. Als Ausgleichszahlung ist eine Summe von 300 Euro pro Monat angesetzt, deutlich weniger als die vergeblich von der GEW geforderten 900 Euro. Bereits mehr als die Hälfte der berliner Lehrer:innen hat sich für die Verbeamtung entschieden und einen Antrag gestellt. Eine Entwicklung, die die Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) sehr begrüßt. Aber sie ruft auch zu noch mehr Handlung auf: “Gleichzeitig sind es aber auch erst die Hälfte. Das zeigt, dass es bei der Umsetzung des Vorhabens offenbar noch einigen Präzisierungsbedarf gibt“.

Als Grund für die erneute Änderung hin zur Verbeamtung wird vor allem der massive Lehrermangel in Berlin genannt. Laut den Berechnungen der Bildungsverwaltung fehlen der Hauptstadt momentan etwa 1000 Lehrkräfte. Die ehemalige Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) sagte im Juli letzten Jahres, sie habe immer wieder erlebt, dass sich Lehrerinnen und Lehrer aus Berlin verabschiedet hätten, um ein paar Kilometer weiter in Brandenburg verbeamtet zu werden. Nun soll die Rückkehr zur Verbeamtung dazu beitragen, die Hauptstadt wieder zu einem attraktiveren Arbeitgeber für Lehrer:innen zu machen und diese in der Stadt zu halten. Deshalb appellierte Giffey auch an alle abgewanderten Lehrkräfte: "Kommt nach Hause – hier ist es am schönsten!"

Doch war die fehlende Verbeamtung tatsächlich der einzige Grund für diese massive Abwanderung? Blickt man auf den Zustand der Berliner Schulen, liegt die Vermutung nahe, auch andere Umstände könnten die Lehrkräfte dazu gebracht haben, sich ein anderes Bundesland als Arbeitgeber auszuwählen. Vielfach wird von Seiten der Betroffenen über heruntergekommene Gebäude, schlechte Internetverbindungen, fehlende Software für Verwaltung und Unterricht, Stoffdruck und eine Separation verschiedener Schichten in der Stadt geklagt . All das kann auch durch eine Verbeamtung der Lehrkräfte nicht behoben werden. Stattdessen könnte dieser Schritt lediglich bewirken, die Lehrer:innen von den unzureichenden Arbeitsbedingungen in Berlin abzulenken oder sie vielmehr dazu bringen, sich mit diesen zufrieden geben.

Wer profitiert von einer Verbeamtung?

Beamte sind sehr stark an die Landeshoheiten gebunden. Sie müssen aufgrund der nicht von ihnen steuerbaren Zuweisung umziehen oder weit pendeln. Auch der Übertritt in die freie Wirtschaft wird erschwert. Doch viele Lehrkräfte zählen trotzdem auf Verbeamtung, weil sie von der Sicherheit des Beamtenstatus profitieren möchten. Dieser bringt viele Privilegien wie eine leistungsunabhängige Bezahlung und die Unkündbarkeit, welche durch die Arbeitsplatzgarantie seit 1949 im Grundgesetz verankert ist, mit sich. Die Verbeamtung ermöglicht außerdem durch die Pension ein fast doppelt so hohes Ruhegehalt, verglichen mit der herkömmlichen Rente. Neben günstigen Krankenversicherungen sind auch die Beihilfeleistungen ein großer Vorzug.  Außerdem  werden die Abgaben für die Arbeitslosenversicherung und die Rentenversicherung nicht vom Lohn abgezogen. Finanziell lohnt sich eine Verbeamtung für die Lehrkraft also in jedem Fall, nicht aber für den Staat, welcher etwa 13 Prozent des Staatshaushalt nur für Pensionen ausgibt.

Nach Artikel 7 des Grundgesetzes gehört das Schulwesen jedoch zu den “Öffentlichen Pflichtaufgaben”. Als Legitimation für die Existenz des Beamtenstatus wird deshalb oftmals die hohe Verantwortung genannt, die jede Lehrer:inn durch ihren Bildungsauftrag trägt. Somit müssen diese vom Staat gefördert werden und ihnen mit einer Form von Sicherheitsgarantie die Möglichkeit gegeben werden, dieses Ziel bestmöglich auszuführen. Der Beamtenstatus  gewährleistet für den Staat und die Gesellschaft außerdem, dass die Schule ein neutraler Ort bleibt, indem die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Lehrkräfte gesichert ist. Darüber hinaus wird durch das Streikverbot sichergestellt, dass das Schulangebot immer erfüllt werden kann. Somit ist es durchaus nachvollziehbar, warum sich nun alle Bundesländer für eine Verbeamtung ihrer Lehrkräfte entschieden haben, auch wenn sie damit die Situation des Bildungssystems nicht verbessern können. 

Obwohl die Verbeamtung der Berliner Lehrkräfte jetzt beschlossene Sache ist, bleiben weiter Fragen: Wird die Verbeamtung in Berlin tatsächlich den dortigen Lehrermangel lösen, oder sind es andere Faktoren, welche die Berliner Lehrkräfte zur Abwanderung in andere Bundesländer bewegen? Und wäre es nicht sinnvoller, das Geld, welches für die Verbeamtung und spätere Pensionierung benötigt wird, in die Mängel der Schulen zu investieren, die tatsächlich beseitigt werden müssen? 

Was haltet ihr von der Verbeamtung der Lehrkräfte? Denkt ihr, diese wird das Personalproblem an Berliner Schulen lösen? Schreibt es in die Kommentare!

Deutsch-polnisches Geschichtsbuch vor dem Aus

Der vierte Band der Geschichtsbücherreihe ‘Europa unsere Geschichte’, zeigt Polens und Deutschlands Situation im Zweiten Weltkrieg. Trotz jahrelanger Kooperation scheitert das Buch an der polnischen Regierung.
Von
Leon Noel Gärtner
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23
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June 2023
23.6.2023
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Leibniz. Das Projekt “Europa – Unsere Geschichte” war ein Versuch, eine neue Art der  Geschichtsstunde ins Leben zu rufen, die länderübergreifend und innovativ sein sollte. Bis heute wurden vier Bände über die Deutsch-Polnische Geschichte veröffentlicht. Die einzelnen Epochen der Bücher erstrecken sich vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Jedoch droht nun ein Ende des Projekts aufgrund eines Boykotts seitens der polnischen Regierung.

Die Geschichte zwischen Deutschland und Polen ist genauso langwierig wie kompliziert.  1970 deuteten sich erste Besserungen an, als der damalige Bundeskanzler Willy Brandt vor dem Denkmal des Warschauer Ghettoaufstandes 1943 niederkniete: Eine symbolische Geste, die Reue über die vergangenen Kriegsverbrechen zum Ausdruck brachte. Durch den deutsch-polnischen Grenzvertrag am 14. November 1990 wurde dann das Ende der Nachkriegszeit besiegelt. Alles kleine Puzzlestücke in einer faszinierenden länderübergreifenden Geschichte, die Schüler:innen in den vier Bänden nachlesen können. 

Die Idee dazu kam vonseiten der damaligen deutschen und polnischen Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Radoslaw Sikorski. Angespornt vom Erfolg eines deutsch-fränzösischen Schulbuchs im Jahr 2006, sah Steinmeier auch Potenzial für ein Buch über die deutsch-polnische Geschichte: “Vielleicht ist es nicht unmöglich, mittelfristig auch ein gemeinsames deutsch-polnisches Geschichtsbuch zu erarbeiten, das uns hilft, uns gegenseitig besser zu verstehen." Des Weiteren sah Steinmeier darin eine Gelegenheit zu zeigen, dass Deutschland offen für die polnische Sichtweise auf die Geschichte ist. 

2008 wurde der Startschuss zur Arbeit gegeben, an der polnische und deutsche Historiker:innen und Didaktiker:innen beteiligt waren, sowie die Gemeinsame Deutsch-Polnische Schulbuchkommission, welche schon seit 1972 Schulbücher in Deutschland und Polen von nationalsozialistischen Inhalten säubert. Der erste Band zum Mittelalter wurde 2016 veröffentlicht und die Serie wurde 2020 mit dem vierten Band, rund um die Inhalte des Zweiten Weltkriegs, abgeschlossen. Bei dem finalen Band –  über eines der wohl beschämendsten Zeitalter der Weltgeschichte – kam es jedoch zu Problemen. In Deutschland wurde Band Vier ohne Probleme in fast allen Bundesländern, bis auf Bayern, zugelassen und sogar mit dem Schulbuchpreis 2021 ausgezeichnet. Polen hingegen zeigte sich weniger befürwortend. Band Vier ist zwar nicht verboten, jedoch nahm die Regierung eine starke Blockadehaltung zum Lehrbuch ein. Gutachten von der polnischen Regierung fielen negativ aus, sowie Kritiken polnischer Experten und eine Mitwirkung an der Organisation der öffentlichen Präsentation wurde verweigert. Das Buch ist nicht Teil der für den Unterricht empfohlenen Titel.  

Der genau Grund für die Problematik ist der Faktor, um den es beim Projekt von Anfang an ging: Multiperspektivität. Verschiedene Sichtweisen wurden von manchen als wertvoll empfunden, ecken aber nun bei polnischen Komitees an.

Ein Stein des Anstoßes ist eine Passage zum Warschauer Aufstand vom August 1944. 

Der polnische Historiker Robert Traba, ehemaliger Ko-Vorsitzender der gemeinsamen Schulbuchkommission, kritisiert unter anderem seinen Kollegen Grzegorz Kucharczyk. Kucharczyk, der als Kommentator der nationalistisch-katholischen Medien Radio Maryja und Nasz Dziennik bekannt ist. Kucharczyk habe laut Traba lediglich “seine Vision der Geschichtspolitik präsentiert” anstatt ehrlich Kritik zu üben.

Weitere Gründe für die Blockadehaltung hängen wahrscheinlich auch mit der stark veränderten politischen Stimmung im Land zusammen. Die nationalpopulistische Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), setzte schon seit längerem auf antideutsche Meinungen, insbesondere auf weitere Reparationszahlungen. Die stärkere national-katholische Meinung ist auch im Erziehungsministerium seit 2020 verstärkt durch Bildungsminister Przemyslaw Czarnek, ebenfalls Mitglied der PiS und welcher in der vergangenheit aufgefallen ist durch starke Anfeindungen von LGBT+ Gruppen und vergleichen dieser mit Neomarxismus und Nazi-Nationalsolzialismus. 

Der kommerzielle Erfolg grenzt an eine Katastrophe. Waldemar Czerniszewski, Direktor des polnischen Schulbuchverlages Wydawnictwa Szkolne i Pedagogiczne (WSiP), erklärt: “Wir haben seit Erscheinen des letzten Bandes im Jahre 2020 gerade mal 1.000 Exemplare verkauft“.

Insgesamt kostete das Unterfangen über drei Millionen Euro. Es bleibt abzuwarten, ob das Projekt doch noch einen Anklang in den Schulen beider Länder findet, oder ob das länderübergreifende Passionsprojekt auf der Zielgeraden endgültig zumStillstand gekommen ist. 

Die Schule der Zukunft: Zwei Schulbeispiele für nachhaltige Bildung

Schule nachhaltig machen – aber wie geht das eigentlich? Wir stellen euch zwei Schulen vor, welche es geschafft haben, ihren Schüler:innen Nachhaltigkeit mit verschiedenen Projekten und Konzepten näherzubringen.
Von
Viola Hegner
|
23
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June 2023
23.6.2023
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Nachhaltigkeit
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Im Rahmen unserer Themenwoche haben wir uns ausführlich mit dem Thema Nachhaltigkeit an Schulen beschäftigt und verschiedene Projektideen vorgestellt. Doch Nachhaltigkeit wirklich an der Schule umzusetzen und in den Unterricht einzubinden, ist manchmal gar nicht so einfach wie gedacht. Mittlerweile gibt es einige Organisationen, die Schulen bei dieser Herausforderung unterstützen und nachhaltige Bildung fördern, unter anderem die Deutsche UNESCO-Kommission. Das Gremium  kann darin auf eine Erfolgsbilanz blicken: Deutschlandweit engagieren sich bereits rund 300 Schulen als UNESCO-Projektschulen für Frieden, Weltoffenheit und nachhaltige Entwicklung. Denn Nachhaltigkeit ist nicht nur Naturschutz. Auch die Stärkung internationaler Beziehungen, die Förderung fairer und chancengerechter Bildung und Kultur als Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung sind essentiell auf dem Weg zur Nachhaltigkeit. Die Projektschulen profitieren deshalb auch vom weltweiten Austausch mit den über 11.500 anderen UNESCO-Projektschulen in 182 Ländern.

Um einen Einblick in die konkrete Umsetzung eines nachhaltigen Schulalltags zu geben, möchten wir euch nachfolgend zwei Schulen vorstellen, die ihren Schülern Nachhaltigkeit auch im Rahmen der UNESCO mit innovativen Projekten näher bringen.  

(Quelle: Rudolf Steiner-Schule Nürnberg)

UNESCO-Projekte im Schullalltag: Ein Beispiel aus Nürnberg

Die Waldorfschule Rudolf Steiner-Schule in Nürnberg wurde 1947 gegründet. Sie bietet Schüler:innen von der ersten bis zur dreizehnten Klasse einen Ort zum Lernen und Entfalten. Das Schulangebot umfasst dabei neben dem Realschulabschluss oder Abitur auch mögliche Ausbildungen in der Schreinerei, Schlosserei und Hauswirtschaft, sodass jede:r Schüler:in den idealen Weg für sich finden kann. Als UNESCO-Projektschule setzt sich die Rudolf Steiner-Schule mit vielen Projekten für die verschiedensten Formen von Nachhaltigkeit ein. „Insgesamt möchten wir so die Ideen der UNESCO im Schulleben und der pädagogischen Arbeit umsetzen und vor allem Nachhaltigkeitsziele wie die Förderung des interkulturellen Dialogs, den Erhalt der Natur durch den Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen, Biodiversität und natürlicher Ressourcen sowie die Förderung kreativer Künste verfolgen” sagt Johanna Wilpert, Lehrerin an der Rudolf Steiner-Schule und Teil des UNESCO-Teams der Schule.

Als Waldorfschule umfasst der Lehrplan der Rudolf Steiner-Schule einige fest verankerte Unterrichtsfächer und Inhalte, welche den Schüler:innen Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung näherbringen. Da wäre zum einen die Bienenepoche in der 2. Klasse und die Ackerbauepoche in der 3. Klasse, durch welche die Jüngsten unter den Schüler:innen im Unterricht selbst erste Erfahrungen mit Naturschutz sammeln können. Das fest im Stundenplan verankerte Fach Gartenbau, in welchem die Schüler:innen theoretische und praktische Kenntnisse rund ums Thema Garten, Pflanzen und Natur erlernen, setzt die Beschäftigung mit Pflanzenschutz auch in der Mittelstufe weiter fort. Unterrichtet wird es im eigenen Schulgarten.

Der Schulgarten der Rudolf Steiner Schule (Quelle: Rudolf Steiner-Schule Nürnberg)

 Zum anderen umfasst der Lehrplan in der 9. Klasse ein Landschaftspflegepraktikum im Klassenverband, in welchem Natur gepflegt und Bäume gepflanzt werden, sowie das Landwirtschaftspraktikum in der 11. Klasse, in welchem jede:r Schüler:in selbst einmal auf einem landwirtschaftlichen Betrieb arbeiten und so ein Gefühl für die Herstellung unserer Nahrung und den Wert der schützenswerten Landwirtschaft bekommen kann.  

Darüber hinaus setzt sich die Schule mit vielen verschiedenen UNESCO-Projekten für eine nachhaltige Bildung ein:

Als Aktion zur Förderung des UNESCO Ziels der Menschenrechte engagiert sich die Schule alljährlich beim Amnesty International Briefmarathon, an welchem die Beteiligten Briefe an Regierungsbotschaften, Gefangene und Angehörige schreiben und so etwas für Menschen in Not und Gefahr bewegen. Die neunten bis zwölften Klassen der Rudolf Steiner-Schule werden am Projekttag mit der Menschenrechtsorganisation Amnesty International sowie der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte bekannt gemacht. Danach haben sie die Möglichkeit, sich mit dem Schreiben von Briefen gemeinsam für die vorgestellten Einzelschicksale einzusetzen. 

Im Januar 2023 besuchten die Schüler:innen des Abiturkurses im Rahmen einer Berlinfahrt außerdem mehrere UNESCO-bezogene Einrichtungen und Veranstaltungen. Sie durften einer Plenarsitzung des Deutschen Bundestages beiwohnen und anschließend ein Gespräch mit einem der Abgeordneten führen. Im Laufe der Exkursion folgten Besuche des Deutschen Historischen Museums, des ehemaligen Stasi-Gefängnisses „Hohenschönhausen“ sowie des „Berliner Ensembles“. Ein Besuch der Mauergedenkstätte rundete den UNESCO-Bildungsaufenthalt schließlich ab. 

Um besonders das UNESCO Ziel des interkulturellen Austausches umzusetzen, initiierte die Französisch-Fachschaft der Schule anlässlich des 60. Jahrestages des Élysée-Vertrags vom 22. Januar 1963 eine Woche der Deutsch-Französischen-Freundschaft. Viele der jüngeren Schüler:innen haben in Kleingruppen oder auch allein Bilder zur Deutsch-Französischen-Freundschaft gemalt. Die älteren Schüler:innen haben sich schriftlich, in Form von Referaten  sowie Gedichten und Texten, Gedanken zu Ähnlichkeiten und Unterschieden der beiden Länder gemacht. ,,Nach dieser bunten und interessanten Woche konnten die Schüler:innen gut nachvollziehen, wie wichtig eine friedliche und respektvolle Beziehung zum Nachbarland ist und wie – trotz einer wechselvollen Vergangenheit –  zwei Länder (wieder) zueinander gefunden haben.“ sagt Wilpert. 

Als weitere Aktion wird, im Rahmen eines “Erholungs- und Begegnungsprojektes“ der Deutschen UNESCO-Kommission, diesen Sommer auch eine Gruppe von zehn ukrainischen Jugendlichen und zwei Lehrer:innen die Schule besuchen. Den Schüler:innen, deren Eltern aufgrund ihrer Arbeit im Bereich der kritischen Infrastruktur das Land nicht verlassen können oder wollen, wird vonseiten der Schule ein Erholungsprogramm angeboten, welches von verschiedenen Lehrkräften und gemeinsam mit zahlreichen Klassen der Schule durchgeführt werden wird. 

Am 26. Juli plant  die Schule außerdem den neu ins Leben gerufenen UNESCO-Projekttag abzuhalten, der ganz im Sinne der Werte und Ziele der UNESCO stehen soll: Frieden, Weltoffenheit und nachhaltige Entwicklung. Den Schüler:innen der Oberstufe stehen verschiedene Workshops zur Auswahl, welche sowohl von Lehrer:innen, als auch externen Dozent:innen angeboten und geleitet werden. Am Ende des Projekttages sollen die Schüler:innen ihre Ergebnisse präsentieren und die Möglichkeit erhalten, sich über ihre unterschiedlichen Workshop-Erfahrungen auszutauschen. Angepasst an die jeweilige Altersstufe, führen auch die Klassenlehrer:innen der Unter- und Mittelstufe im Namen der UNESCO individuell gestaltete Projekte durch.

(Quelle: Heinz Brandt Schule)

Der Weg ist das Ziel: Nachhaltigkeit als Schulfach

Die Heinz-Brandt-Schule ist eine integrierte Sekundarschule in Berlin mit etwa 450 Schüler:innen, welche sich besonders innovativ mit dem Thema Nachhaltigkeit im Unterricht auseinandersetzt. Für ihre neuen Konzepte erhielt die Schule für das Schuljahr 2022/2023 die Nationale Auszeichnung “Bildung für nachhaltige Entwicklung” vom Bundesbildungsministerium  (BMBF) gemeinsam mit der deutschen UNESCO-Kommission im Rahmen des neuen UNESCO-Programms „BNE 2030”. 

„Mit den ersten Demonstrationen der Schüler:innen im Rahmen von Fridays for Future wurde der Drang immer stärker, diesen Schüler:innenthemen auch Freiräume zu geben” sagt Stefan Grzesikowski, Lehrer an der Heinz-Brandt-Schule. Um dies zu erreichen, hat er mit einigen Kolleg:innen das Projekt “Global Goals” ins Leben gerufen, ein Konzept, das Schüler:innen Nachhaltigkeit auf ganz neue Weise begreiflich machen soll. Global Goals ist ein festes Schulfach, in welchem Schüler:innen der Jahrgänge sieben und acht einen halben Tag pro Woche Nachhaltigkeit hautnah erleben und mitgestalten können. Nachhaltigkeitskonzepte werden hier nicht nur erlernt, sondern auch von den Schüler:innen selbst werden Projekte zur Erreichung der selbstgewählten Nachhaltigkeitsziele entworfen, umgesetzt und am Ende der Schulgemeinschaft präsentiert. „Der Projekttag zu den Global Goals setzt nicht nur den inhaltlichen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit, sondern methodisch auch den Fokus auf die Verantwortungsübernahme durch die Schüler:innen, weil diese den Projekttag maßgeblich mitgestalten” so Grzesikowski.

Als ersten Schritt lernen die Schüler:innen im Fach Global Goals die 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele, die Sustainable Development Goals der UN kennen. Die 2015 verabschiedeten Ziele umfassen mehrere Bereiche nachhaltiger Entwicklung, beispielsweise nachhaltiger Konsum und Geschlechtergerechtigkeit. Somit können die Schüler:innen ein Gespür für die globalen Ziele bekommen, aber auch erkennen, dass „diese im eigenen Umfeld heruntergebrochen werden müssen, um eben im Kleinen einen Beitrag zu leisten”, sagt Grzesikowski. So hat beispielsweise eine der Schülergruppen erst zum Ziel "sauberes Wasser” recherchiert, die Relevanz des Themas und die weltweiten Folgen des Problems erkannt und im praktischen Wasserfilter aus einer alten PET-Flasche, Steinen, Kies und Mineralien gebaut. 

Nach der Ausarbeitung werden die Gruppen aufgelöst und es findet ein Austausch unter den Schüler:innen statt. In einer größeren, neu gemischten Schüler:innengruppe wird gemeinsam eines der Ziele ausgewählt, um dies in ein Projekt umzuwandeln. Eine der Gruppen blieb zum Beispiel bei sauberem Wasser, hat sich einen Interviewtermin in einem Berliner Klärwerk organisiert und in einer Dokumentation filmisch dargestellt, wie sauberes Wasser in Berlin hergestellt wird.

 Nicht jedes der Projekte ist jedoch immer erfolgreich. Nicht schlimm, findet Grzesikowski: „Insgesamt geht es auch gar nicht so sehr um das Projekt, sondern um den Prozess, die Schüler:innen sind für ihr Lernen in der Gruppe, für das Ergebnis und die Gruppenteilnehmer:innen selbst verantwortlich, die Lehrer:innen sind eher Lernbegleiter:innen und regen vor allem dazu an, den Lernprozess zu hinterfragen, statt fertige Ergebnisse zu liefern”. 

Und dieses Konzept zeigt Wirkung: die Schüler:innen der Heinz-Brandt-Schule fangen an, sich auch eigeninitiativ für das Thema Nachhaltigkeit engagieren. Um den Schulplatzmangel abzumindern, soll auf der Fläche des Schulgartens ein modularer Ergänzungsbau errichtet werden, welchem laut Grzesikowski mindestens fünf bis sechs alte Bäume zum Opfer fallen werden. Diese stellen für die Schüler:innen jedoch den einzigen grünen Rückzugsort des Schulhofes dar und so organisierten die Schüler:innen gemeinsam mit der Schule einen Aktionstag, um gegen die bürokratischen Entscheidungen vorzugehen. Es wurde ausgerechnet, wie viel CO2 ein Baum bindet und wie wichtig Grünflächen für das Stadtklima sind. Gewappnet mit den Ergebnissen nahmen die Schüler:innen schließlich Kontakt zu Presse und Politik auf. Auch wenn nicht klar ist, wer diesen Kampf gewinnen wird, haben viele Schüler:innen offenbar verstanden, „dass man sich für seine Rechte demokratisch und auch mit legitimen Protest einbringen muss”.

Für Grzesikowski macht es angesichts dieser Ergebnisse deshalb einen großen Unterschied, „ob ich als Schüler:in selbst einen Missstand in meiner Umwelt wahrnehme und diesen bearbeite, mit einer eigenen Projektidee, im selbstgeschaffenen Setting, oder ob im Regelunterricht auch mal am Rande das Stichwort Nachhaltigkeit fällt. Es ist für den Lernprozess, für die Tiefe der Auseinandersetzung wichtig, dass die Schüler:innen für sich selbst die Nachhaltigkeitsthemen als relevant wahrnehmen, um wirklich eine Wirkmacht für das zukünftige Leben der Schüler:innen entfalten zu können”. Zwar gibt es in Berlin die Verpflichtung, nachhaltige Themen im Regelunterricht mitzudenken, doch dieser Ansatz scheint oft nicht ausreichend zu sein. Grzesikowski meint: „Ich denke, die Zukunft des Lernens sollte in der eigenaktiven Auseinandersetzung mit Themen der Zukunft bestehen”. 

Auf die Frage nach konkreten Tipps und Anregungen für andere Schulen und Lehrer:innen, welche sich mit ihren Schülern für Nachhaltigkeit engagieren möchten, antwortet  Grzesikowski wie folgt:  

„Es gibt unzählige Bildungsmaterialen, manche schon direkt auf Schule und Unterricht heruntergebrochen, die es ermöglichen, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Für Engagement benötige ich allerdings Ermutigung und Freiräume”. Um ihr innovatives Schulkonzept erklären und weitergeben zu können, ist die Heinz Brandt Schule auch oft zu Gast bei anderen Schulen. „Durch diesen Austausch bekommt man Anregungen zur Umsetzung, vor allem aber auch Mut, Freiräume für Engagementprojekte zu schaffen.“

Morgen wird, als letzter Beitrag unserer Themenwoche, ein Artikel zu Materialien für nachhaltigen Unterricht noch weitere Tipps für die konkrete Umsetzung von Nachhaltigkeit in euren Klassenzimmern liefern. 

Was haltet ihr von den Projekten der vorgestellten Schulen? Kennt ihr noch weitere Schulen, welche sich besonders für Nachhaltigkeit engagieren? Schreibt es in die Kommentare! 

„OneNote für Lehrer“: Neues Handbuch für Schule und Unterricht

Das neue Handbuch "OneNote für Lehrer" von Stefan Malter ist eine umfassende Anleitung für alle Lehrkräfte und Dozenten, die Microsoft OneNote und die beliebten Kursnotizbücher in Schule und Unterricht einsetzen möchten.
Von
Redaktion
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June 2023
22.6.2023
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Das neue Handbuch "OneNote für Lehrer" von Stefan Malter ist eine umfassende Anleitung für alle Lehrkräfte und Dozenten, die Microsoft OneNote und die beliebten Kursnotizbücher in Schule und Unterricht einsetzen möchten. Einsteiger erfahren Schritt für Schritt, wie man mit der Software auf dem PC oder iPad digitales Unterrichtsmaterial erstellen, verwalten, präsentieren und verteilen kann. Dazu gibt‘s viele Tipps und Beispiele für den papierlosen Schulalltag. „OneNote für Lehrer“ ist ab Juli 2023 als Taschenbuch und E-Book erhältlich.

Von der Selbstorganisation bis zur Zusammenarbeit: Microsoft OneNote ist die perfekte Lösung für alle Lehrenden, die ihr Unterrichtsmaterial effizient organisieren und multimedial gestalten möchten. Die digitalen Notizbücher sind kostenlos und sparen im Schulalltag viel Zeit und Papier. Nicht umsonst setzen Lehrer*innen auf der ganzen Welt auf OneNote.

Das erfolgreiche Original – frisch aktualisiert!

Stefan Malter hat sein erfolgreiches Handbuch komplett überarbeitet: „OneNote für Lehrer“ ist die bislang umfangreichste Anleitung für Schulen und Bildungseinrichtungen. Lehrkräfte lernen alle wichtigen Funktionen kennen – von der Handschrifterkennung über den Lesecoach bis zu den Mathematik-Tools. Für die Kursnotizbücher enthält das neue Handbuch einen eigenen Teil.

Infos im Überblick:

•           „OneNote für Lehrer“ ist ab Juli 2023 als Taschenbuch und als E-Book im PDF-Format erhältlich.

•           Das Handbuch umfasst acht Teile mit 50 Kapiteln und mehr als 300 Abbildungen auf 344 Seiten.

•           12 unabhängige Testleser haben das Manuskript vorab begutachtet, darunter Lehrkräfte verschiedener Schulformen und Dozenten im IT- und Bildungsbereich.

•           Über das Buchcover hat die Online-Community zum Lehrer-Blog von Stefan Malter abgestimmt.

Stefan Malter ist unabhängiger Autor und langjähriger Medientrainer. Der Diplom-Journalist aus Dortmund schreibt Bücher und Blog-Artikel über Software und digitale Technologien – vorrangig im Bildungsbereich. Als Dozent gibt er Fortbildungen rund um Digitale Bildung und Medienproduktion. Für sein Engagement wurde er mehrfach als Microsoft Innovative Educator (MIE) Expert sowie als Microsoft Most Valuable Professional (MVP) ausgezeichnet.

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