“Ab nächste Woche gibt es bei uns eine Schülerzeitungs-AG und ich darf mitmachen! Ich weiß auch schon genau, was mein erster Artikel wird: ein Steckbrief zu Ronaldo! Kannst Du mir helfen, dazu etwas zu recherchieren und das auszudrucken?” sagte mein neunjähriger Sohn begeistert, als er einmal mittags aus der Grundschule nachhause kam.
Schulzeitungen sind heute mehr denn je als Ausdruck der Meinungs- und Pressefreiheit ein Grundpfeiler und beschützen unsere Demokratie. In den weiterführenden Schulen, als klassisches Medium der eigenen, durchaus auch kritischen und kontroversen Meinung, nehmen engagierte Schüler:innen das Zepter oftmals selbst in die Hand. Neben dem Kundtun eigener Ansichten werden so auch eigene peer-relevante Themen sichtbar. Über den gesamten Veröffentlichungsprozess hinweg lernen die Schüler:innen den kompetenten Umgang mit Nachrichten, Informations- und Kommunikationstechnologien, der in einer Kultur der Digitalität eine neue Dringlichkeit erfährt. Im direkten Gegensatz zu ihren gewohnten Kommunikationsmustern in Social Media, lernen sie so, wie fundierter Content entsteht, im Redaktionsteam besprochen und abgestimmt und erst dann veröffentlicht wird.
Damit erleben die Schüler:innen die Themen Partizipation, Faktensicherung und Meinungsfreiheit in der direkten und durchgängigen Umsetzung als prägende Erfahrung während ihrer Schulzeit. Diese Lernerfahrung führt zu dem Kompetenzerwerb, der in der aktuellen ICILS-Studie als defizitär angemahnt wurde. Computer- und informationsbezogene Kompetenzen spielen heute im Kontext von Schülerzeitungen nicht nur eine große Rolle bei der Recherche, sondern eröffnen im Rahmen von Onlineveröffentlichung Möglichkeiten zu einem umfassenden Kompetenzerwerb in der Medienbildung und des Medienhandelns.
Online-Schülerzeitungen gehen nämlich einen zentralen Schritt weiter: Die Einbindung multimedialer Formate fördert die Sichtbarkeit von Schüler:innen, die vielleicht (noch) nicht über eine besondere Schreibstärke verfügen, sich aber dennoch einbringen und ausdrücken möchten – sei es über Video-, Audio- oder Bildformate. Die darüber entstehende Diversität von Beiträgen und Beitragenden zeigt damit ein umfassendes Abbild unserer diversen heranwachsenden Gesellschaft, schafft Chancengleichheit, Wertschätzung und fördert vielfältige Facetten der Medienkompetenz.
Richtig spannend wird es dann, wenn Schüler:innen die Möglichkeit bekommen, ihre Beiträge eigenständig in einem Content-Management-System zu verfassen. Durch die eigene Arbeit im System erlernen sie die in der aktuellen ICILS-Studie als stark defizitär beschriebenen Kompetenzen im Umgang mit digitalen Endgeräten in direkter Kombination mit multimedialen Kommunikationskompetenzen. Und warum nicht den gelungenen Aufsatz aus der Deutschstunde, die kreativen Erzeugnisse aus dem Kunstunterricht oder Experimente aus dem Sachunterricht multimedial veröffentlichen im Sinne eines digitalisierten Unterrichts? Für alle, die sich vor dem Aufwand sorgen, gibt es ein paar Tipps.
Schon in Grundschulklassen können Schüler:innen die Möglichkeit erhalten, sich in einer kinderleichten digitalen Umgebung mit eigenen Lern- und Lebensthemen multimedial auszuprobieren und nach Abstimmung den eigenen Beitrag im Internet zu veröffentlichen. Die Beiträge, die hier entstehen, sind vielleicht nicht immer Pulitzer-Preis verdächtig, aber Demokratie fängt im Kleinen an! So erfahren Schüler:innen bei der multimedialen Beitragsgestaltung Selbstwirksamkeit, Partizipation und Wertschätzung. Sie lernen die Regeln der rechtskonformen und wertschätzenden digitalen Kommunikation und wie nebenbei auch noch sich in Schrift oder Ton auszudrücken. Das eigene Interesse zum Beispiel an Ronaldo quellenbasiert und multimedial auszudrücken, abzustimmen und sichtbar zu machen ist eine stärkende Erfahrung, die sonst an vielen Stellen auf der Strecke bleibt.
Der Einsatz von Content-Management-Systemen bietet die Möglichkeit, von überall auf alle Daten für die entstehenden Beiträge zentral zugreifen zu können. Tools wie WordPress oder Jimdo bieten hierfür eine gute Basis. Was ihnen aber fehlt, ist die spezielle Ausrichtung auf den Kontext Schule: Datenschutz, Quellenarbeit, inhaltliche Angebote, Links zu kindgerechten Rechercheseiten, die Möglichkeit des Anlegens individueller Logins oder eine Rückmeldefunktion.
Diese Lücke schließt zum Beispiel digi.reporter, ein DSGVO-konformes und eigens für den Schulkontext entwickeltes Online-Redaktionssystem, in dem bereits Grundschüler:innen eigenständig digitale Beiträge sowohl inhaltlich als auch formal für eine Veröffentlichung vorbereiten können. Ein Rollensystem ermöglicht sogar erste Redigierschleifen in Peer-Arbeit, die eigene Ressourcen als Lehrkraft einsparen und kollaboratives Arbeiten schulen. Auch unterstützt das System die Auseinandersetzung mit Text- und Bildquellen, die verpflichtend sind und schult so frühzeitig den Blick auf die in einer demokratischen Kultur der Digitalität zentrale Einhaltung von Urheber- und Persönlichkeitsrechten. Eine Jahreslizenz für die Nutzung von digi.reporter kostet in Abhängigkeit der Schulgröße zwischen 350 und 700 Euro und beinhaltet eine unbegrenzte Anzahl von Schülerzugängen.
Mit dem “Eh-schon-da”-Prinzip werden Schüler:innen sowie andere Lehrkräfte ermutigt und befähigt, im Unterricht entstandene Arbeiten und Projekte zu digitalisieren und damit für eine Online-Veröffentlichung vorzuschlagen. Dies können Bilder von Laternen für St. Martin sein (Kunst), Erklärvideos zum Cup-Song (Musik), Plakate zum Wasserkreislauf (Sachunterricht) oder aufwendig gestaltete Beiträge aus dem Forderband (Deutsch). So entsteht ein wertschätzendes und authentisches Schaufenster in den Schulalltag von Schüler:innen, von dem auch Eltern oder andere an Schule Interessierte profitieren.
Zum Abschluss also auf den Punkt gebracht: In Zeiten hoher Verunsicherung durch singuläre, digitale Kommunikation auf Social Media und einer schwächelnden Demokratie, ist die Vermittlung von Medienkompetenz zentraler Teil des Bildungsauftrags.
Diesen bereits in der Grundschule über das Thema Online-Schulzeitung zu adressieren, schlägt wie oben beschrieben viele Fliegen mit einer Klappe: Multimedial kommunizieren, abstimmen und sichtbar werden ist die Devise – für eine demokratische Kultur der Digitalität.
Fühlt ihr euch im Schulalltag wie Jongleur:innen, mit zu vielen Bällen in der Luft? Keine Sorge, mit dem Buch “Classroom Management für Dummies” lernt ihr alles Wesentliche über Führung, Kommunikation und (Selbst-)Organisation, um eure Klasse zu leiten. Als Lehrkraft führt ihr eure Klasse durchs Schuljahr, mit dem Ziel, die im Lehrplan vorgegebenen Inhalte zu vermitteln. Das ist manchmal gar nicht so einfach, pubertierende Schüler:innen, besorgte Erziehungsberechtigte oder die eigene Unorganisiertheit können beispielsweise dazu führen, dass ihr euch verzettelt, deshalb ist Classroom Management so wichtig. Die Methode hilft euch, eure Klasse zu organisieren, um eine nachhaltige Lernumgebung zu schaffen und eure Klasse so zu führen, dass ihr gut durchs Schuljahr kommt. Classroom Management ist dabei mehr als Klassenführung. Im Einführungswerk “Classroom Management für Dummies”, das bei Wiley-VCH erschienen ist, wird die Methode ausführlich, aber kompakt vorgestellt.
Die Autorin von “Classroom Management für Dummies” Rebecca Hofer-Warth ist ursprünglich Lehrerin für Grund- und Hauptschule, hat aber in den letzten 23 Jahren auch als Konrektorin, Lehrbeauftragte am Seminar für Ausbildung und Fortbildung für Lehrkräfte in Baden-Württemberg und als Coach für Lehrkräfte gearbeitet. Diese Erfahrung kombiniert sie in ihrem Buch mit Grundlagen aus dem Management und der Kommunikationstheorie, um eure Rolle als Lehrkraft systematisch aufzudröseln und Unterstützung in allen Bereichen des Lehralltags zu geben. Dabei geht es nicht nur um Klassenführung und den Umgang mit Störungen. Hofer-Warth hat das Buch nach dem 8-Faktoren-Modell aufgebaut. Folgende acht Faktoren gehören zu gutem Classroom Management: Unterrichtsorganisation und Selbstmanagement, Haltung und Führungsverständnis, Selbstführung, Beziehungsgestaltung, Kommunikation, Umgang mit Herausforderung, Störungen und Konflikten, Unterstützungssysteme für die eigene Professionalisierung wie Weiterbildung und Supervision und die persönliche Umsetzung.
Vieles macht man im Schulalltag aus dem Bauch heraus. Zum Beispiel, der Umgang mit Störungen, wenn es um die Frage geht, wie führe ich meine Klasse so, dass Konflikte nicht entstehen und am Ende alle Schüler:innen die Versetzung schaffen? Classroom Management bedient sich hier typischer Führungsmodelle und Managementansätze aus der freien Wirtschaft und überträgt sie auf den Schulalltag. Hofer-Warth stellt zum Beispiel die ALPEN-Methode, smarte Ziele und die Eisenhower-Matrix vor. Alles drei Methoden, um Arbeit effizienter zu gestalten, indem Aufgaben strukturiert und Ziele konkreter gefasst und priorisiert werden.
Auch pädagogische Grundlagen kommen in diesem umfangreichen Nachschlagewerk nicht zu kurz. Interessant ist zum Beispiel der Input zum US-amerikanischen Pädagogen Jacob Kounin, der als Pionier auf dem Gebiet der Klassenführung gilt. Als er einen zeitungslesenden Studierenden in seiner Vorlesung maßregelte, verunsicherte dies den gesamten Kurs. Dieses von Kounin als “Welleneffekt” bezeichnete Phänomen zeigt, dass die Reaktionen einer Lehrkraft auf die Handlungen eines Lernenden sich auf das Verhalten der gesamten Klasse auswirkt – im positiven und negativen.
“Lehrkräfte sind Führungspersonen”, sagt Hofer-Warth. Die dafür notwendigen Kompetenzen, wie beispielsweise Grenzen ziehen, Beziehungsfähigkeit und der strategische Umgang mit potenziellen Problemen, beschreibt die Autorin in den ersten sieben Punkten ihres 8-Faktoren-Modells. Doch all diese Kompetenzen, greifen erst vollends wirksam ineinander, wenn die Lehrkraft eine innere Haltung hat und sich dieser bewusst ist. “Als Lehrperson ist man in einem Beziehungsberuf. Das fachliche Wissen allein wird in der Regel nicht ausreichen”, begründet Hofer-Warth die Notwendigkeit von Haltung. Man muss über sich selbst wissen, was einen antreibt und wofür man steht, um sich im Schulalltag treu zu bleiben, wenn man spontan auf schwierige Situation, wie Konflikte mit Schüler:innen reagieren muss. Oder wie die Autorin es auf den Punkt bringt: “Handeln folgt der Haltung.” Nur wer seine Haltung reflektiert hat, versteht also, warum er agiert und reagiert, wie er es tut. “In der Begegnung mit Kindern, Schülern, Eltern, Kollegen gibt es zahlreiche Situationen, in denen Haltung trägt. Haltung ist also etwas, das sichtbar ist, spürbar ist und weitergegeben werden kann.” Und nicht nur das, es hilft Lehrkräften Stress zu reduzieren, denn wer den eigenen Bedürfnissen, die der Haltung zu Grunde liegen, entsprechend handelt, schläft abends mit gutem Gewissen ein und vermeidet Gedankenkarusselle darüber, am Tage im Konflikt mit einer Schüler:in eventuell falsch reagiert zu haben oder die Konsequenzen des eigenen Handelns, wie etwa ein Elterngespräch, fürchten zu müssen.
Das sehr sachliche und grundlagenorientierte Buch eignet sich für alle Berufseinsteiger:innen im Referendariat oder in den ersten Berufsjahren, die sich und ihre Unterrichtsführung noch weiter professionalisieren wollen und als Nachschlagewerk für alle alten Hasen, die ihrem Schulalltag mehr Struktur geben oder die Lernumgebung ihrer Schüler:innen neu gestalten wollen und sich fragen: Was ist gutes Classroom Management? Also, wenn Konflikte in eurer Klasse häufiger eskalieren oder ihr euch schwer mit Elternarbeit tut, hilft euch “Classroom Management für Dummies” dabei, durch Führung und Selbstorganisation einen professionellen Umgang damit zu finden. Voraussetzung ist natürlich, dass ihr euch wirklich darauf einlasst, die Empfehlungen umzusetzen und auch an euch selbst zu arbeiten. Wenn ihr dazu bereit seid, sind die “Schummelseiten” gutes Material für den Schulalltag. Auf den “Schummelseiten” zum Herausreißen sind die wichtigsten Grundlagen zu Classroom Management zusammengefasst, so könnt ihr sie zum Beispiel in eurem Notizbuch abheften und in der Schule schnell nachschlagen, wenn ihr euch Punkte aus dem 8-Faktoren-Modell in Gedächtnis rufen wollt. Dabei könnt ihr Classroom Management in allen Schulformen, ob Grundschule, Real- und Hauptschule oder Gymnasium, anwenden. Denn Führung, Kommunikation und Organisation braucht es an allen Schulen. Wie ist es bei euch: Empfindet ihr euch als Führungskraft eurer Klasse und wie zeigt sich das im Umgang mit den Schüler:innen?
Der 20. November ist der internationale Tag der Kinderrechte. Vor 35 Jahren wurde an diesem Tag die UN-Kinderrechtskonvention (UN-KRK) verabschiedet, ein Meilenstein für die Rechte von Kindern und Jugendlichen. Dennoch ist die Lebensrealität vieler Mädchen und Jungen, auch in Deutschland, noch weit von den festgelegten Zielen entfernt.
Gerade in einer zunehmend digitalisierten Welt, welche die Lebenswelt von Kindern tagtäglich prägt, ist die Übertragung von Rechten in den digitalen Raum von großer Bedeutung. Kinder kommen schon früh mit digitalen Medien in Berührung, weshalb es unerlässlich ist, ihre Rechte im digitalen Raum zu schützen und zu stärken. Diese müssen als Ausdruck ihrer Würde verstanden und konsequent gewahrt werden – online wie offline. Auch der Soziologe und Pädagoge Jörg Maywald betont die Bedeutung der Rechte von Kindern. “Kinderrechte müssen nicht erworben oder verdient werden, sie sind nicht abhängig von bestimmten Eigenschaften des Kindes, sondern unmittelbarer Ausdruck der jedem jungen Menschen innewohnenden menschlichen Würde”, so Maywald.
Um die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Lebenswelten von Kindern zu verstehen, ist ein klares Verständnis der Begriffe “Kind” und “digitale Welt” notwendig. Nach der Definition der UN-Kinderrechtskonvention ist ein Kind jede Person, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hat. Die digitale Welt umfasst weit mehr als nur das Internet: Sie beschreibt die Gesamtheit der stetig wachsenden digitalen Angebote. Dazu gehören Inhalte, Programme und Dienste sowohl kommerzieller als auch öffentlicher Institutionen. Darunter fallen vernetzte Technologien wie Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), das Internet, das World Wide Web, mobile Geräte, soziale Netzwerke, Apps, elektronische Datenbanken, Big Data, das Internet der Dinge sowie Online-Spiele und Plattformen der Informationsgesellschaft. Demnach schließt die digitale Welt sämtliche technische Entwicklungen ein, die den Zugang zur digitalen Umgebung ermöglichen oder deren Nutzung unterstützen.
Die KIM-Studie 2021 zeigt, dass zwar 72 Prozent der Eltern befürchten, ihre Kinder könnten mit ungeeigneten Inhalten in Berührung kommen, aber nur ein Viertel der Befragten technische Schutzmaßnahmen wie kindgerechte Konten nutzen. Oft fehlt es hier an Wissen über geeignete Schutzmöglichkeiten. Deshalb ist es entscheidend, sowohl Kinder als auch Erziehungsberechtigte über Rechte und Sicherheitsmaßnahmen in der digitalen Welt aufzuklären.
Um die Risiken für Kinder im digitalen Raum besser zu verstehen, ist es hilfreich, die Gefährdungen in drei Hauptkategorien einzuteilen. Die erste Kategorie sind die Risiken durch konfrontierende Inhalte: Diese entstehen, wenn Kinder und Jugendliche mit schädlichen oder ungeeigneten Inhalten in Kontakt kommen. Beispiele dafür sind extremistische Propaganda, altersunangemessene Darstellungen sexueller Inhalte, Gewalt, gezielte Desinformation oder Verschwörungstheorien. Auch die Verbreitung gesundheitsgefährdender Inhalte wie Pro-Ana/Pro-Mia-Seiten, Suizidforen oder die sexualisierte Darstellung von Minderjährigen zählen dazu.
Die zweite Kategorie sind Risiken durch schädliche Interaktionen: Hierbei handelt es sich um Gefahren, die durch den Kontakt mit anderen Nutzer:innen entstehen können. Beispiele sind Cybergrooming, Cybermobbing, Cyberstalking, die unerlaubte Verbreitung intimer Inhalte, schädliche Fake-Accounts, Identitätsdiebstahl oder Doxing, bei dem persönliche Daten veröffentlicht werden, um die Betroffenen öffentlich bloßzustellen (Lehrer News berichtete).
Die dritte Kategorie sind die Risiken, die mit der Nutzung digitaler Angebote verbunden sind: Diese betreffen den Umgang mit digitalen Diensten und deren Gestaltung. Beispiele sind versteckte Kostenfallen, vorgetäuschte Glücksspielangebote, übermäßige Mediennutzung bis hin zur Internetsucht, intransparente algorithmische Empfehlungssysteme, missbräuchliche Verwendung persönlicher Daten, exzessive Selbstdarstellung und unklare oder unverständliche Nutzungsbedingungen.
Diese Kategorien verdeutlichen die unterschiedlichen Gefahren, denen Kinder und Jugendliche in der digitalen Welt ausgesetzt sein können, und unterstreichen die Notwendigkeit gezielter Schutzmaßnahmen. Um junge Menschen vor diesen Gefahren zu schützen, gibt es zahlreiche Regelungen und Schutzmaßnahmen. Die Prämisse: Kinder und Jugendliche werden dadurch oft von digitalen Angeboten ausgeschlossen, was einerseits notwendig sein kann, andererseits jedoch wichtige Aspekte wie Förderung und Teilhabe vernachlässigt. Eine ausgewogene Betrachtung von Schutz und Teilhabe ist daher unerlässlich. Medienbildung spielt dabei eine entscheidende Rolle: Indem junge Menschen über Chancen und Risiken im Internet aufgeklärt werden, können sie dazu befähigt werden, sich sicherer in der digitalen Welt zu bewegen (Lehrer News berichtete).
Gemäß der UN-KRK liegt die Hauptverantwortung für die Umsetzung der Kinderrechte bei den Vertragsstaaten. In Deutschland ist es Aufgabe der Bundesregierung, sicherzustellen, dass alle Akteur:innen – also Erwachsene, Institutionen, Unternehmen, Behörden oder Organisationen – die Kinderrechte achten und das Wohl des Kindes stets an erster Stelle steht. Gleichzeitig sind auch die Bundesländer und Kommunen verpflichtet, die UN-KRK in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich umzusetzen. Neben staatlichen Stellen spielen auch Anbieter:innen von Medieninhalten, Betreiber:innen von Plattformen, Gerätehersteller sowie die Zivilgesellschaft eine zentrale Rolle. Ebenso sind Erziehungsberechtigte, Fachkräfte und die Nutzer:innen selbst in der Pflicht, zur Verwirklichung der Kinderrechte beizutragen. Der Staat muss die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, damit alle Beteiligten die Kinderrechte kennen und aktiv fördern können.
Ein entscheidender Aspekt ist, dass Kinderrechte international gelten und in nahezu allen Ländern der Welt anerkannt sind. Damit soll sichergestellt werden, dass Kinder unabhängig von ihrem Wohnort grundsätzlich die gleichen Rechte haben. Schwieriger wird es allerdings, wenn die nationalen Gesetze zur Umsetzung der Kinderrechte der jeweiligen Länder stark voneinander abweichen. Eine gemeinsame internationale Gesetzgebung könnte daher helfen, den Schutz der Kinderrechte weltweit zu stärken. Eine besondere Herausforderung stellt beispielsweise die Haltung der USA dar, die als einziges Land der Welt nicht Teil der Kinderrechtskonvention ist. Da viele der meistgenutzten digitalen Plattformen von dort stammen und den dortigen Regelungen unterliegen, erschwert dies eine international einheitliche Durchsetzung der Kinderrechte.
Die internationale Perspektive auf Kinderrechte zeigt, wie wichtig es ist, sowohl globale Standards zu setzen als auch nationale Besonderheiten zu berücksichtigen. Vor diesem Hintergrund kommt der Umsetzung konkreter Maßnahmen, wie der seit diesem Jahr eingerichteten “Stelle zur Durchsetzung von Kinderrechten in digitalen Diensten” (KidD), eine besondere Bedeutung zu. Diese Institution setzt den europäischen Digital Services Act (DSA) um und entwickelt präventive Maßnahmen, um Kinder und Jugendliche in der digitalen Welt besser zu schützen. Ziel ist es, ein hohes Maß an Privatsphäre, Sicherheit und Schutz bei der Nutzung digitaler Angebote zu gewährleisten und damit das Recht der Kinder auf Schutz, Förderung und Beteiligung im digitalen Raum zu stärken.
Die unabhängige Stelle KidD überprüft deshalb digitale Dienste, die gesetzlich verpflichtet sind, Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen zu treffen. Die zentralen Anforderungen umfassen beispielsweise die Alterskennzeichnung, Altersverifikation, der Hinweis auf unabhängige Beratungsangebote, sichere Voreinstellungen oder das Meldesystem. Durch diese Maßnahmen sollen Risiken minimiert und eine sichere, altersgerechte Nutzung digitaler Angebote gewährleistet werden.
Kinder haben gemäß der UN-KRK zahlreiche Rechte, die in der digitalen Welt von besonderer Relevanz sind. Dazu gehören der Zugang zu Medien, der Schutz von Daten und Privatsphäre, der Schutz vor Gewalt und Ausbeutung, das Recht auf Meinungs- und Informationsfreiheit sowie das Recht auf Vereinigung und friedliche Versammlung, Teilhabe, Spiel, Bildung und Medienkompetenz. Zusammengefasst: Fast alle Kinderrechte sind auch im digitalen Raum relevant.
Die zunehmende Digitalisierung und mediale Durchdringung des Alltags junger Menschen beeinflussen also nahezu alle Bereiche der Kinderrechtskonvention. Um den spezifischen Anforderungen des digitalen Umfelds gerecht zu werden, hat der UN-KRK in Zusammenarbeit mit Kinderrechtsorganisationen und Fachleuten die 25. Allgemeine Bemerkung über die Rechte der Kinder im digitalen Umfeld (2021) veröffentlicht. Diese enthält Empfehlungen für gesetzliche, politische und praktische Maßnahmen, um die Rechte von Kindern im digitalen Umfeld umfassend zu fördern, zu schützen und zu verwirklichen.
Sechs zentrale Rechte der UN-KRK spielen im digitalen Raum eine besonders wichtige Rolle: der Zugang zu Informationen, Meinungsfreiheit, Teilhabe, Datenschutz, Bildung sowie Schutz und Sicherheit. Besonders letzteres erfordert besondere Aufmerksamkeit, da Kinder viele Gefahren nicht erkennen und auf Schutz angewiesen sind. Umso wichtiger ist es, sie über Risiken aufzuklären und ihnen Fähigkeiten zur Gefahrenprävention zu vermitteln.
Artikel 28 der UN-KRK garantiert jedem Kind das uneingeschränkte Recht auf Bildung. Bildung bedeutet dabei nicht nur den Zugang zu Wissen, sondern auch die aktive Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenswelt. Digitale Medien und Technologien sind heute ein zentraler Bestandteil des Alltags fast aller Kinder in Deutschland und sollten daher selbstverständlich in die Bildungsarbeit integriert werden. Sie sollen lernen, wie digitale Werkzeuge ihre Fähigkeiten und ihr Wissen erweitern und ihren Erfahrungsraum bereichern können. Medien dienen dabei als Hilfsmittel, mit denen Kinder die Welt erkunden und neue Zusammenhänge entdecken können.
Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte spielen dabei eine entscheidende Rolle, indem sie Kinder dabei unterstützen, digitale Medien zu reflektieren und selbstbewusst sowie aktiv zu nutzen. Auch wenn nicht jede Person technikaffin ist und einige vielleicht noch unsicher im Umgang mit digitalen Geräten sind, ist das kein Hindernis: Mit Offenheit und Neugier können Pädagog:innen gemeinsam mit den Kindern herausfinden, wie digitale Technologien sinnvoll in den Bildungsprozess eingebunden werden.
Das Recht auf Bildung beinhaltet auch das Recht auf Zugang zu Ressourcen, einschließlich digitaler Medien. Artikel 17 der UN-KRK betont, dass jedes Kind das Recht auf gleichen und uneingeschränkten Zugang zu Medien hat. Das bedeutet, dass Kinder unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, sozialem Status, Geschlecht oder anderen Merkmalen die Möglichkeit haben sollen, digitale Technologien zu nutzen. Damit ist die Frage, ob Kinder Zugang zu digitalen Medien erhalten sollten, eigentlich hinfällig. Stattdessen geht es darum, wie dieser Zugang gestaltet werden kann.
Für viele Bildungseinrichtungen stellt die Anschaffung von Tablets, Laptops, Smartphones oder Digitalkameras eine finanzielle Herausforderung dar. Hat man sich jedoch für die Anschaffung entschieden, stellt sich oft die Frage, wie und in welchem Umfang die Kinder diese Geräte nutzen dürfen. Jede Einrichtung muss ihren eigenen Ansatz finden, um den Kindern einen altersgerechten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Geräten zu ermöglichen, ohne dabei ihren Schutz zu vernachlässigen. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, klare Regeln aufzustellen, welche die Grundlage und den Rahmen für die Nutzung bilden. Weitere wichtige Punkte sollten ebenfalls geklärt werden: Dürfen die Geräte allein oder nur zu zweit oder in kleinen Gruppen genutzt werden? Ist die Anwesenheit einer pädagogischen Fachkraft erforderlich oder können die Kinder auch selbstständig mit den Geräten arbeiten?
Auch kreative Ansätze können helfen, den Umgang mit den Geräten besser zu organisieren. So könnten Kinder zu “Geräteexpert:innen” ausgebildet werden und durch einen “Tabletpass” die Möglichkeit erhalten, das Gerät auch eigenständig zu nutzen. Diese Expert:innen können außerdem weniger erfahrene Kinder bei der Nutzung unterstützen, indem sie Funktionen oder Apps erklären. Solche Lösungen fördern nicht nur den verantwortungsvollen Umgang mit den Geräten, sondern auch die Zusammenarbeit und das Lernen in der Gruppe.
Falls die Einrichtung keine digitalen Geräte anschaffen kann, gibt es dennoch Möglichkeiten, Kindern den Zugang zu digitalen Medien zu ermöglichen. Regelmäßige Besuche in Bibliotheken, die oft mit digitalen Geräten und Internetzugang ausgestattet sind, bieten eine Alternative. So können Kinder digitale Medien kennenlernen und nutzen, auch ohne, dass die Einrichtung selbst in die Anschaffung investieren muss.
Laut UN-KRK hat jedes Kind das Recht, seine Meinung frei zu äußern – sowohl offline als auch online. Um sich eine eigene Meinung bilden und diese äußern zu können, benötigen Kinder ebenso wie Erwachsene Zugang zu verlässlichen Informationen. Dieses Recht umfasst daher auch die Möglichkeit, sich auf verschiedenen Wegen, einschließlich digitaler Kanäle und über Landesgrenzen hinweg, zu informieren (Artikel 13 UN-KRK). Kinder haben also das Recht, das Internet und digitale Geräte zu nutzen, um sich Wissen anzueignen und sich zu bilden.
Pädagogische Fachkräfte können Kinder dabei unterstützen, indem sie ihnen kindgerechte Suchmaschinen für die Recherchen zur Verfügung stellen und erklären, wie das Internet funktioniert und welche Möglichkeiten es bietet. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Kinder lernen, sich auch in der anonymen digitalen Welt respektvoll miteinander umzugehen. Diskriminierungen oder Beleidigungen anderer sind weder online noch offline akzeptabel. Ebenso sollten Kinder lernen, wie sie sich vor Risiken wie Cybermobbing schützen und wie sie sich in problematischen Situationen Hilfe holen können (Materialien dazu z. B. bei klicksafe).
Kinder haben das Recht, sich mit anderen zu vernetzen und sich friedlich zu versammeln (Artikel 15 der UN-KRK). Dieses Recht gilt auch im digitalen Raum, zum Beispiel in sozialen Netzwerken und anderen Kommunikationsplattformen. Damit Kinder diese Möglichkeiten sicher nutzen können, braucht es speziell entwickelte soziale Netzwerke, die sowohl kindgerecht sind als auch ausreichende Sicherheitsvorkehrungen und damit ein hohes Schutzniveau bieten. Derzeit gibt es jedoch kaum Social-Media-Plattformen oder Messenger-Dienste, die sowohl den Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entsprechen als auch Kindern eine sichere und eigenständige Nutzung ermöglichen.
Einige internationale Plattformen wie Spotlite (USA), PlayKids Talk (Brasilien), Go Bubble (Großbritannien) oder Messenger Kids (USA) bieten zwar kindgerechte Funktionen an, sind aber für den Einsatz in deutschen Bildungseinrichtungen nicht geeignet. Ihre Datenserver befinden sich außerhalb Europas, was den deutschen Datenschutzstandards widerspricht. Zudem sind die Plattformen in der Regel nur in englischer Sprache verfügbar.
Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre, das sowohl in der analogen als auch in der digitalen Welt gewahrt und geschützt werden muss. Dieses Recht wird durch gesetzliche Bestimmungen untermauert, die Eingriffe in das Privatleben und die Persönlichkeitsrechte von Kindern untersagen (Artikel 16 der UN-KRK). Beispielsweise stellt die Veröffentlichung eines Fotos ohne die Zustimmung des Kindes oder seiner gesetzlichen Vertretung eine erhebliche Verletzung der Persönlichkeitsrechte dar. Um solche Rechte zu schützen, sind gesetzliche Vorgaben, wie die Einholung einer Einwilligung, unerlässlich. Im digitalen Raum kann die Wahrung der Privatsphäre nur durch umfassende Datenschutzmaßnahmen gewährleistet werden. Personenbezogene Daten wie Name, Adresse oder Telefonnummer dürfen nicht ohne vorherige Zustimmung gespeichert, verarbeitet oder weitergegeben werden.
Bei allen Bemühungen um den Schutz der Privatsphäre und der Rechte von Kindern steht eines im Mittelpunkt: das Wohl des Kindes. Es muss also sichergestellt werden, dass Kinder in allen Lebensbereichen, auch im digitalen Umfeld, vor Gewalt und Diskriminierung geschützt werden. Dies erfordert nicht nur gesetzliche Regelungen und technische Schutzmaßnahmen, die dem Entwicklungsstand der Kinder gerecht sind, sondern auch die Förderung ihrer Medienkompetenz. Erziehungsberechtigte und pädagogische Fachkräfte tragen die Verantwortung, Kinder dabei zu unterstützen, sich sicher und verantwortungsvoll in der digitalen Welt zu bewegen. Gleichzeitig ist es Aufgabe des Gesetzgebers, die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für einen wirksamen Schutz und die Befähigung von Kindern zu schaffen.
Stuttgart. Seit dem 15. November stellt der Ernst Klett Verlag, begleitet vom Fraunhofer IAIS und dem Lamarr-Institut, den fachübergreifenden eCourse “KI verstehen” für Lehrkräfte und Schüler:innen von der 7. bis zur 10. Klasse bis Ende März 2025 kostenlos zur Verfügung. Bei diesem sollen die Jugendlichen fundierte Grundlagen und praxisnahe Anwendungen von Künstlicher Intelligenz vermittelt bekommen, sowie zu einer reflektierten Einschätzung der Chancen und Risiken von KI gelangen. Zudem werden wissenschaftliche Grundlagen und Anwendungsfelder der KI vermittelt und es bietet eine einfache Experimentierumgebung für maschinelles Lernen und Programmieren.
Der Kurs ist in die vier Module: Modul Grundlagen Künstlicher Intelligenz (kostenlos verfügbar ab November 2024), Modul mit KI lernen (kostenlos verfügbar ab November 2024), Modul KI und Gesellschaft und Modul KI und Zukunft (kostenloses Update im Februar 2025) aufgeteilt, in denen KI ganzheitlich und aktuell behandelt wird. In den beiden ersten Grundlagen-Modulen werden die wichtigsten Grundbegriffe und Zusammenhänge und Experimente zu bedienenden der Tools für maschinelles Lernen und Programmierung vorgestellt.
Um das Lernmaterial interessanter zu gestalten, wurde der interdisziplinäre Charakter von KI in die praxisorientierten Anwendungsfelder aufgenommen. So werden Beispiele aus der Klimaforschung, der Medizin, aber auch aus der Automobilbranche vorgestellt. Auch deswegen sind die Module flexibel und unabhängig voneinander in einem Projekt oder einem zugehörigen Fachunterricht einsetzbar und können einfach an die individuellen Bedürfnisse der Klasse angepasst werden.
Darüber hinaus beinhaltet der Kurs digital aufbereitete Inhalte für den Fachunterricht, didaktische Hinweise zu den Aufgaben und Lehrkräftehinweise zur jeweiligen Unterrichtseinheit (in der Version für Lehrkräfte, erscheinen mit dem Update im Februar 2025), sowie Lösungen zu den enthaltenen Aufgaben und viele motivierende Zusatzmaterialien wie Audios, Videos und interaktive Übungen.
Medien sind aus dem Alltag unserer Kinder nicht mehr wegzudenken. Kinder wachsen heute unter vollkommen anderen medialen Bedingungen auf, als ihre Eltern und Großeltern. Häufig kommt es in Familien deshalb zu Streit. Eltern tun sich schwer, Grenzen bei der zeitlichen und inhaltlichen Nutzung zu setzen, Kinder und Jugendliche machen andererseits sehr frühzeitig Erfahrungen mit Medien, die nicht altersgerecht sind. Sie wissen häufig nicht, wie sie eine Situation einschätzen sollen, trauen sich aber auch nicht immer, um Hilfe zu bitten. Medienpädagogischer Unterricht kann hier die Lücke zwischen Kindern und Eltern schließen, indem er auf kindgerechte Weise Themen anspricht, Wissen vermittelt und den Schüler:innen die Möglichkeit gibt, über Probleme und Fragestellungen zu sprechen, heißt es im Buch “Mit Grundschulkindern über Medienkonsum sprechen”.
Das im Verlag an der Ruhr erschienene Buch beinhaltet 16 komplett ausgearbeitete Stundenvorschläge zu wichtigen medienpädagogischen Themen wie Cybermobbing, Fake News und Handy-Regeln. Die Autorin Nina Wilkening, die selbst lange als Lehrerin für Grund- und Hauptschulen in Baden-Württemberg tätig war, und inzwischen am Pädagogikseminar Hameln in der Lehrkräfteausbildung arbeitet, berichtet im Interview, warum Medienkompetenzvermittlung in der Grundschule so wichtig ist und was Lehrkräfte bei Stress im Klassenchat tun können.
Wenn wir über Medien sprechen, auch im Sinne Ihres Buchs, meinen Sie dann alle Medien oder ist damit nur das Internet gemeint?
Wilkening: Mir ist der Medien-Begriff als kompletter ganz wichtig. Wir haben diese “neuen” Medien, die ja gar nicht mehr so neu sind, die für viele Kinder aber tatsächlich inzwischen fast die einzigen Medien sind und dann noch Fernsehen. Aus meiner eigenen Kindheit kenne ich es noch so, dass man zu Hause Bücher hat und viele Bilderbücher vorgelesen wurden. Das geht heute ganz viel verloren, weil die Eltern das Zuhause viel weniger machen. Da hat die Schule eine ganz große Verantwortung, Kindern zu zeigen: Was gibt's denn sonst noch, außer sich berieseln zu lassen? Also nicht falsch verstehen: Wir haben uns früher auch schon berieseln lassen mit Kassetten und Platten, aber haben eben auch mal ein Buch in die Hand genommen. Dass man was Haptisches hat, das geht zunehmend verloren und auch dieser ganze Prozess des selber Lesens ist ja ein ganz anderer, als wenn man sich eben nur berieseln lässt.
Wie unterscheidet sich die Wirkung des Internets auf Kinder im Vergleich zu Wirkung des Fernsehers?
Wilkening: Internet und Fernsehen sind sich eigentlich ähnlich, wobei Internet sehr viel schneller ist, was man zum Beispiel an TikTok-Videos sehr gut sieht. Wenn man einen Film, eine Dokumentation oder eine Kinderserie im Fernsehen anschaut, muss man sich über einen längeren Zeitraum konzentrieren und sich auf die Handlung einlassen. Da kommt man eher zur Ruhe als wenn es immer so schnell, schnell geht wie bei TikTok-Videos. Früher haben wir das Radio oder den Fernseher laufen lassen, aber man hat etwas anderes nebenbei gemacht. Ich habe als Kind viel gemalt und dann meine Platten oder Kassetten gehört – aber ich war noch selber beschäftigt. Dieses bildliche Fixieren auf das Handy heute, das nimmt einen ja komplett ein. Wenn ich alle paar Sekunden ein Video weiter wischen muss, kann ich nebenher nichts anderes machen. Kinder kommen heute so nicht mehr in dieses Gefühl der Langeweile, aus dem heraus eben auch Kreativität entsteht.
Warum ist es wichtig, dass Lehrkräfte in Grundschulen mit ihren Schüler:innen über Medien sprechen?
Wilkening: Ich finde das ganz wichtig, weil Schule so eine kompensatorische Funktion zum Elternhaus hat. Viele Kinder werden morgens um sieben in der Schule abgegeben und dann um 17 Uhr wieder abgeholt. Die sehen nicht viel von ihren Eltern und dann ist Schule eben der Ort, wo man ganz viel einwirken kann auf Kinder. Ein weiterer Aspekt ist, dass sich die Kinder uns Lehrkräften anvertrauen können, wenn sie im Internet was angestellt haben, ohne Konsequenzen zu fürchten. Zum Beispiel probieren viele Kinder Cybermobbing aus. Sie wissen aber von ihren Eltern, dass das, was Schlechtes ist, was sie nicht machen sollten. Da fällt es natürlich schwer, den Eltern den eigenen Fehler zu beichten. Lehrkräfte sind da unparteiischer und emotional nicht involviert, sodass sie Kinder gut unterstützen können in solchen Situationen – manchmal hilft ein Tipp oder das Angebot, das Gespräch mit den Eltern zu übernehmen.
Was mache ich, wenn mir ein:e Schüler:in erzählt, dass er oder sie online gemobbt wird?
Wilkening: Zunächst mal zuhören und ganz viel sprechen. Und klären: Was hilft dir jetzt? Dann sollte man dem Kind erklären, welche Möglichkeiten es gibt, mit der Situation umzugehen und dann, je nachdem wie die Situation ist, die Eltern einschalten. Das ist wirklich immer ganz individuell. Aber sich als neutrale Ansprechperson anzubieten, wo man als Kind weiß: Ich kann mein Herz ausschütten und ich bekomme jetzt nicht die Konsequenzen, die ich zu Hause bekomme.
Was empfehlen Sie bei Stress im Klassenchat?
Wilkening: In der Grundschule selber kommt es jetzt zum Glück noch nicht so oft vor, dass die Kinder so einen Klassenchat haben. Da sind es dann eher die Eltern, die auch unter Umständen in Chatgruppen ganz schön mies miteinander umgehen können und da sollte man sich als Lehrkraft tatsächlich heraushalten. Wenn die Kinder doch einen Klassenchat haben, dürfen wir da auch nicht involviert sein, weil es diese Chats offiziell so auch nicht geben darf. Aber man kann eben mit Kindern darüber reden. Dafür eignet sich zum Beispiel der Montagmorgenkreis oder der Klassenrat. Mein Tipp ist, das Ganze als Rollenspiel nachzuspielen und verschiedene Lösungswege auszuprobieren oder fiktive Tagebucheinträge zu schreiben. So muss sich kein Kind als von Mobbing betroffen vor der Klasse outen, aber alle können sich mal in eine betroffene Person reinversetzen.
In Ihrem Buch starten Sie in jedes Thema mit einer Geschichte. Warum sind Geschichten so ein guter Weg, um Kindern Themen wie Cybermobbing näherzubringen?
Wilkening: Das ist eine dritte Möglichkeit, über das Thema zu reden, ohne konkrete Personen zu nennen. Über eine Geschichte kann ich mich reindenken in das Thema und über die Person in der Geschichte sprechen. Ich muss nicht unbedingt sagen, mir geht das auch so. Ich kann das im Anschluss machen, aber ich kann auch sagen, wenn ich diese Person wäre, dann wäre ich traurig und hätte Angst ausgelacht zu werden und wäre froh, wenn mir jemand aus der Klasse helfen würde. Wenn wir dann darüber sprechen, welche Möglichkeiten das Kind in der Geschichte hat, kann das betroffene Kind die Tipps auch für sich selbst anwenden und auch die restliche Klasse wird für ähnliche Situationen sensibilisiert.
Über welche anderen Medienthemen sollte ich mit meinen Schüler:innen sprechen?
Wilkening: Ich finde es ganz wichtig, dass man in der Schule über die Mediennutzung an sich spricht: wie viel, wie oft und in welcher Form Medien genutzt werden. So lernen die Kinder auch, dass es bei allen Kindern zu Hause Regeln zur Mediennutzung gibt und dass niemand von morgens bis abends zocken darf, auch wenn sich das manchmal in den Erzählungen der Kinder so anhört. Eine Stunde Medienzeit am Tag ist dabei für Grundschüler auch völlig in Ordnung. In der Realität wird man so gut wie kein Elternhaus finden, wo die Medienzeit so niedrig ist. Aber es ist auch in Ordnung, wenn es mal ein bisschen länger wird, solange das Kind Hobbys hat, sich bewegt und Freunde im realen Leben hat.
Wie kann ich als Elternteil mein Kind beim Medienkonsum gut begleiten?
Wilkening: Als Elternteil sollte man auf jeden Fall auf das Gesamtpaket achten: Hat das Kind soziale Kontakte außerhalb des Netzes? Trifft es sich mit anderen? Bewegt es sich? Ist es draußen an der frischen Luft? Schläft es gut? Wenn das gegeben ist, kann das Kind auch Medien nutzen. Wichtig ist: keine Medien abends vorm Schlafengehen, auch keine Hörspiele zum Einschlafen, weil Kinder die Geräuschkulisse im Schlaf nicht verarbeiten können.
Das andere ist selber Vorbild sein, was auch schwierig ist in unserer Generation, weil wir unsere Smartphones viel benutzen. In meinem Buch gibt es eine Geschichte, da geht es um den Opa, der das Handy nicht weglegt – eine Situation, die viele zum Beispiel von Familienfeiern kennen! Kinder lernen durch Nachahmung. Das, was ich vorlebe, gebe ich auch weiter an meine Kinder. Eltern sollten Vorbild sein.
Film einlegen und innerlich abschalten – wofür kann ich Medien gut im Unterricht einsetzen und wofür nicht?
Wilkening: Ich komme ja durch meinen Beruf ganz viel herum in vielen Schulen und die Kinder wachsen heute mit Smartboard auf in der Schule, die ganz verschiedene Funktionen haben. Das ist ja auch Mediennutzung und da steckt ganz viel Nützliches drin. Ich glaube, Filme geguckt werden heutzutage relativ wenige im Unterricht, wenn dann vor den Ferien. Aber was ich jetzt an einer Schule mitbekommen habe, was ich sehr schade finde, ist das in der Frühstückspause nicht mehr vorgelesen wird von der Lehrerin, sondern da werden Kinder-Nachrichten angeguckt, mit einem sicherlich guten Hintergedanken, dass Kinder auch Zugang zu Nachrichten haben sollen, aber ich glaube, das ist nicht nötig. Vorlesen ist viel wichtiger. Bücher sind eben das, was Fantasie anregt, wo man selber denken muss. Das Lesen ist nach wie vor eine Schlüsselkompetenz, die wir ausbilden müssen und die ganz wichtig ist. Das darf auf keinen Fall unter den Tisch fallen.
Warum ist Medienkompetenzvermittlung in der Grundschule so wichtig?
Wilkening: Medien machen einen großen Teil des Lebens von Kindern aus. Ich beobachte, dass viele Eltern Medien als Babysitter benutzen, wo Kinder davor gesetzt werden, weil die Eltern beschäftigt sind, weil sie arbeiten müssen oder selber mal abschalten wollen. Deshalb ist es wichtig, dass wir den Kindern erklären, welche Sendungen für ihr Alter geeignet sind und was sie lieber nicht gucken sollten. Es ist wichtig, dass man mit Kindern über diese Inhalte im Gespräch bleibt, damit sie sich an einen wenden, wenn sie etwas nicht verstehen oder ihnen dort etwas Beängstigendes begegnet. Also man muss Kinder auch ermutigen, sich Hilfe zu suchen. Oft ist es für Lehrkräfte und Eltern gar nicht erkennbar, wenn Kinder etwas beschäftigt oder ihnen Angst macht, weil sich diese Kinderlogik Erwachsenen oft gar nicht erschließt. Wir sind deshalb oft darauf angewiesen, dass sich Kinder an uns wenden, um ihnen helfen zu können.
Wenn ich jetzt nur eine Schulstunde oder einen Projekttag zur Verfügung habe, um mit meinen Schüler:innen etwas zum Thema Medienkonsum zu machen – welche Aufgaben oder Themenbereiche aus Ihrem Buch würden Sie empfehlen?
Wilkening: Wenn die Zeit so begrenzt ist, würde ich mir die Gruppe genau anschauen und überlegen, was sie gerade braucht, ob zum Beispiel Cybermobbing gerade Thema ist. Bei einer unbedarften zweiten oder dritten Klasse würde ich auf jeden Fall was zum Thema Handynutzung machen. Auch das Thema Fake News bietet sich an. Kinder sehen heutzutage auf TikTok Videos zur Weltpolitik, ob es jetzt um AFD und Hass gegen Ausländer oder die Wahlen in den USA geht. Kinder kriegen über Social Media einiges mit und können oft nicht entscheiden, welche Videos Fake und zum Beispiel KI-generiert sind. Lehrkräfte sind für Kinder Vertrauenspersonen, denen sie dann auch glauben, dass eine Nachricht falsch ist. Das ist eine gute Voraussetzung, um über Fake News zu sprechen. Da haben es Eltern oft schwerer, weil die Kinder oft mit “du kannst mir viel erzählen” begegnen.
In Ihrem Buch gibt es viele verschiedene Materialien, die ich als Lehrkraft benutzen kann. Neben den Geschichten als Einstiegspunkt gibt's ja auch Bildkarten, Kopiervorlagen und Unterrichtsanregung. Wie setze ich diese Materialien am besten im Unterricht ein?
Wilkening: Um gemeinsam die Geschichten zu lesen und sich die Bilder dazu anzuschauen, eignet sich ein Sitzkreis oder eine Kinosituation. Es sollte eine vertraute, gemütliche Atmosphäre sein. Wenn der Lehrer dann die Geschichte vorgelesen und das Bild gezeigt hat, ist es wichtig, die Kinder erstmal sprechen zu lassen. Erstmal sacken lassen. Dabei kann den Kindern auch eine vorgegebene Fragestellung helfen. Wichtig hierbei ist die Einstellung des Lehrers, dass er sich herauszieht und die Kinder nicht das Gefühl haben, ich muss jetzt was erzählen, was der Lehrer von mir hören will, sondern ich kann frei sprechen.
Dann sind immer Arbeitsblätter dabei, mit denen man weiter zu dem Thema arbeiten kann und dann kann man gucken: Ist es damit schon getan oder muss man das noch vertiefen und das Thema vielleicht in der nächsten Stunde noch mal aufgreifen? Da muss man empathisch auf die Kinder eingehen und kann gegebenenfalls noch einen Projekttag einplanen. Bei manchen Themen kann ein begleitender Elternabend noch sinnvoll sein!
Was möchten Sie Eltern und Lehrkräften zum Thema Medienkonsum von Kindern noch mit auf den Weg geben?
Wilkening: Es hat alles Vor- und Nachteile und ich denke, die Medien zu verteufeln wäre der falsche Weg. Wichtig ist eben dieses Vertrauen zu haben, offen miteinander zu kommunizieren und so eine gewisse Fehlerkultur, die eben auch im Umgang mit Mediennutzung da sein sollte. Man wird nicht immer alles richtig machen und die Kinder probieren sich aus. Es wird auch bei vielen Kindern mal dazu gehören, dass sie irgendwas im Chat schreiben, was nicht in Ordnung ist. Aber man muss wissen, da kann was passieren. Das Kind muss wissen: Ich kann mich mal irgendwo daneben benehmen, aber dann entschuldige ich mich und dann muss es wieder gut sein. Es geht nicht immer gleich die Welt unter und Fehler gehören dazu. Unterschiedliche Einsichten gehören dazu. Es gibt auch nicht die eine Lösung. Es ist individuell für jede Familie.
Und auch Eltern machen Fehler. Ist es richtig, wenn ich meinem Viertklässler-Kind ein Handy gebe, damit es kein Außenseiter ist? Wahrscheinlich nicht, aber Eltern tun manchmal das Falsche, um ihre Kinder zu schützen. So ist es im Leben, man macht Fehler und man muss halt im Hinterkopf behalten, dass man sich bemüht. Die Kinder bemühen sich auch und sie machen eben auch Fehler. Vielleicht nimmt dieser Gedanke Eltern und Lehrkräften ein bisschen die Angst.
Vielen Dank für das Gespräch!
Berlin. Judith Pirscher und Roland Philippi wurden vergangene Woche von ihren Aufgaben als Staatssekretäre im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) entbunden. Zuerst hieß es in einem Bericht von Table.Media (Bezahlinhalt), dass die Stellen nicht mehr vor der auf den 23. Februar vorgezogenen Bundestagswahl nachbesetzt werden. Diese Information wurde später korrigiert, und Claudia Müller, parlamentarische Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium, übernimmt vorübergehend ihre Zuständigkeiten. Cem Özdemir will noch in dieser Woche über die beiden Personalien Klarheit schaffen.
Özdemir entschied, Pirscher und Philippi von ihren Pflichten zu entbinden, wie ein interner Brief an die Mitarbeitenden des Ministeriums, der Table.Media vorliegt, belegen soll. Die beiden Staatssekretäre wurden gebeten, ab dem 18. November Urlaub zu nehmen. Philippi war erst seit Juli 2024 im Amt, nachdem seine Vorgängerin Sabine Döring wegen der Fördergeldaffäre das Amt räumen musste (Lehrer News berichtete). Bereits im Zuge dieser stand Philippi in der Kritik, da er sich in internen Chats abwertend über Wissenschaftler:innen geäußert haben soll (Lehrer News berichtete). Pirscher war bereits seit Januar 2022 als Staatssekretärin im Bildungsministerium tätig und vor allem für organisatorische Fragen zuständig. Beide Entlassungen stehen im Kontext der politischen Neuordnung nach dem Koalitionsbruch (Lehrer News berichtete).
Claudia Müller, seit Januar 2023 parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), übernimmt nun zusätzliche Aufgaben im BMBF. Allerdings ist sie in ihrer Tätigkeit dort aus rechtlichen Gründen eingeschränkt und kann keine Kernaufgaben eines beamteten Staatssekretärs wahrnehmen. Seit 2017 ist sie Mitglied des Deutschen Bundestages und war von 2022 bis 2023 Koordinatorin für maritime Wirtschaft und Tourismus der Bundesregierung. Die genaue Abgrenzung ihrer Zuständigkeiten im BMBF bleibt jedoch bislang unklar. Parallel führt Cem Özdemir beide Ministerien in Personalunion und plant, zeitnah in den kommenden Tagen eine dauerhafte Lösung für die beiden vakanten Positionen zu finden.
Die Unsicherheiten rund um die Neustrukturierung im BMBF werfen Fragen nach der Stabilität des Ministeriums auf. Besonders das zentrale Projekt des Digitalpakts 2 könnte durch die Interimsphase ins Stocken geraten. Der bisherige Sprecher des BMEL, Julian Mieth, übernimmt keine Kommunikationsaufgaben im BMBF, sondern wechselt in das Team von Robert Habeck als Kampagnensprecher. Um die Kontinuität und Handlungsfähigkeit des Ministeriums zu sichern, wird eine schnelle Neubesetzung der Staatssekretärsposten als unerlässlich angesehen. Bis dahin steht das BMBF vor der Herausforderung, zentrale Vorhaben trotz personeller Lücken voranzutreiben.
Immer wieder gibt es Begriffe, die mit der Welle des Zeitgeistes wie selbstverständlich in unseren Sprachgebrauch einfließen und plötzlich unumgänglich sind. Dieser Tage sind dies insbesondere technologische Begriffe, und einer ganz besonders: KI – die künstliche Intelligenz. Oft mit Schrecken assoziiert, sei die KI doch imstande, Arbeitsplätze abzubauen oder, wer es ganz dystopisch mag, den Menschen überflüssig zu machen. Doch an den Tech-Hotspots dieser Welt, so auch im Silicon Valley, versteht man künstliche Intelligenz als helfende Hand, die eine erhöhte Effizienz und Automatisierung sowie die Entstehung personalisierter (Lern-)Erlebnisse provozieren und unser Leben verbessern soll.
Ein konkreter Ansatz dabei: KI im Bildungswesen – doch wie kann das funktionieren, und wie kann künstliche Intelligenz einen Einklang mit anderen, bereits etablierten Technologien anstimmen, um in der Symbiose wirklich einen Mehrwert zu schaffen? In diesem Artikel widme ich mich genau dieser Frage und lege den Fokus dabei auf ein mögliches Tandem aus KI und Virtual Reality. Können diese beiden Technologien zusammen wirklich dazu beitragen, das Lernen im Klassenzimmer effektiver und persönlicher zu gestalten? Für euch (Lehrkräfte) stellt sich hier die spannende Frage, wie sich Inhalte so vielleicht noch anschaulicher und individueller vermitteln lassen.
Bevor wir mögliche Synergien zwischen VR und KI aufdecken, lohnt sich eine kurze Begriffserklärung. So liegt die große Stärke von Virtual Reality insbesondere in der Visualisierung und Simulation von beliebigen Inhalten – das können Ereignisse, Orte oder Prozesse sein. Im Klartext bedeutet das, dass mittels virtueller Lernwelten historische Ereignisse aus der Ich-Perspektive nachempfunden werden können, was nicht nur die Empathie und das Verständnis für selbige schärft, sondern auch einen nachweislich besseren Lerneffekt mit sich bringt. Auch kann der Lernende als Blutteilchen durch den menschlichen Körper fliegen oder mathematische Graphen mit seinen eigenen Händen verschieben, um den Einfluss seiner Handlung auf die dazugehörige Funktion zu beobachten. Das nimmt komplexen Themenfeldern aus dem MINT-Bereich ihren hohen Abstraktionsgrad und damit ihren Schrecken.
Letztlich ist die VR durch ihre universelle Einsetzbarkeit und ihre Fähigkeit, Sprachbarrieren und geografische Distanzen in Luft aufzulösen, ein hochgradig inklusives und faires Lernmedium. Lernende können unabhängig von ihrem Standort an denselben virtuellen Lernumgebungen teilnehmen und dadurch Bildungserfahrungen teilen. Diese Zugänglichkeit macht VR zu einer wertvollen Ergänzung im modernen Unterricht.
Derweil kann KI, also künstliche Intelligenz (englisch: AI oder Artificial Intelligence) dabei helfen, Lernprozesse besser zu verstehen und zu optimieren. Durch die Analyse von Daten, die während des Lernens erfasst werden, kann KI individuelle Stärken und Schwächen identifizieren und darauf reagieren. Sie kann Lernpfade dynamisch anpassen und gezielt Inhalte anbieten, die auf das Lernverhalten der einzelnen Person abgestimmt sind.
Ein anschauliches Beispiel dafür sind adaptive Lernplattformen wie ALEE und SchulKI, die auf Grundlage von KI arbeiten. Diese Systeme passen den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben, das Tempo und die Art der Präsentation an den Lernfortschritt an und ermöglichen einen Höchstgrad an Individualisierung des Feedbacks für die Lernenden. Wenn jemand etwa bei einem Thema Schwierigkeiten hat, kann die KI zusätzliche Erklärungen, Übungen oder alternative Darstellungsformen vorschlagen. Durch diese Personalisierung wird das Lernen effizienter und auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt. Doch nicht nur auf Seiten der Lernenden setzt künstliche Intelligenz erhebliche Potenziale frei – so gibt es unter anderem mit der o.g. Plattform SchulKI auch KI-Plattformen von Lehrenden für Lehrende, etwa um das Anfertigen und Aufbereiten von Lehrmaterial an den jeweiligen Lernstand oder individuelle Stärken und Schwächen anzupassen.
Doch was bedeutet das für das Zusammenspiel zwischen virtuellen Lernwelten und künstlicher Intelligenz? Kann das funktionieren, und sind neben technologischen Voraussetzungen auch die Bereitschaft, neue Technologien einzusetzen, gegeben? Diese Fragen sind entscheidend, wenn es darum geht, die potenziellen Vorteile von VR und KI voll auszuschöpfen und zu erkennen, wo diese sinnvoll zum Einsatz kommen.
Zunächst einmal ist festzuhalten, dass es eine klare Arbeitsteilung zwischen den beiden Technologien gibt – sie müssen gezielt und gemäß dem Mehrwert, den sie stiften können, eingesetzt werden. Dabei liegt die große Stärke von VR in der Immersion – hier werden virtuelle Räume und Erlebnisse bereitgestellt, um Inhalte auf eine Art zu visualisieren, wie ein Buch, Whiteboard oder zweidimensionales Bewegtbild es nicht könnte.
Die KI bietet derweil große Vorteile in der Analyse: Interpretation von Daten und Antizipation von Lernerfolgen ermöglichen ein individuelles Zuschneiden von Lernabläufen auf den Lernenden. Das Ergebnis sind personalisierte Lernumgebungen, die sich dynamisch an die Anforderungen und Lernstile der einzelnen Nutzenden anpassen. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass KI die menschliche Komponente nicht ersetzt - sie benötigt harte Daten und bereitet diese souverän auf; die zwischenmenschliche Bindung von Lehrkraft und Lernenden bleibt essentiell für eine finale Einschätzung und etwaige Inbetriebnahme KI-unterstützter Materialien.
Doch wie sieht so etwas in der Lebenswirklichkeit aus? Ein denkbares Beispiel ist eine virtuelle Unterrichtsstunde in einem virtuellen Labor, in dem die Lernenden mit Experimenten beauftragt werden. Die KI könnte in Echtzeit analysieren, wie gut die Schüler:innen mit den Aufgaben zurechtkommen, und sofort auf Fehler oder Rückfragen reagieren – etwa durch das Einblenden visueller Hinweise, das Anbieten zusätzlicher Informationen oder der Anpassung des Schwierigkeitsgrades.
Auch bei der Begleitung durch KI-gesteuerte virtuelle Lehrkräfte oder Avatare zeigt sich das Potenzial des VR-KI-Tandems. So könnten diese Avatare in VR interaktiv auf Fragen antworten und ihre Erklärungen individuell an den Wissensstand anpassen. Somit entsteht eine Lernumgebung, die nicht nur realistisch wirkt, sondern gleichzeitig intelligent, flexibel und vor allem individuell auf die Lernenden reagiert.
Doch ist die Kombination aus VR und KI nun das Allheilmittel für die deutsche Bildungslandschaft? Ganz so trivial ist es dann doch nicht. Wenngleich mit der Möglichkeit, Lernende individuell zu betreuen, ohne dadurch mehr Personalaufwand zu erzeugen, sicherlich ein spannender Punkt aufgemacht wird, und durch das spielerische Lernen in virtuellen Welten ein nachweislich besseres Erinnerungsvermögen entsteht, sind beide Technologien stark in ihrem Einsatzgebiet limitiert, und sollten auch nur dort eingesetzt werden, wo sie realen Mehrwert bieten.
So gibt es durchaus Themenfelder und Szenarien, in denen eine Podiumsdiskussion, ein Zirkeltraining oder auch eine gelesene Buchseite das bessere Lehrmittel sind. Daher ist es wichtig zu betonen, dass neue Technologien, zu denen VR und KI zählen, als Ergänzung fungieren, nicht aber als Revolution der Art, wie wir Lehren und Lernen. Sie haben ihren Platz, können und wollen aber traditionelle Methoden nicht vollständig ersetzen.
Darüber hinaus ergeben sich andere Fragezeichen beim Einsatz von KI und VR im Schulunterricht – vordergründig ist eine Anschaffung mit hohen Kosten, sowohl für virtuelle Lernlösungen als auch auf KI-Seite, wo insbesondere der immense Datenfluss eine gewisse Infrastruktur erfordert. Schließlich ergeben sich auch datenschutzrechtliche Fragestellungen: Wie ist umzugehen mit Analyseergebnissen der Lernenden – kann und muss eine Anonymisierung erfolgen, ohne den Nutzen der KI zu verringern?
Umfassende Antworten auf diese Fragen hat zu diesem Zeitpunkt wohl noch niemand – die Herausforderungen sind komplex und erfordern noch intensive Forschung und praktische Erprobung. Dennoch gibt es aus der Politik klare Signale und Bekenntnisse zum Einsatz neuer Technologien im Schulkontext. So schafft das Ministerium für Schule und Bildung in NRW etwa 3.000 VR-Einheiten für Medienzentren und Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung an. Lehrer News berichtete hierzu bereits im August. Diese Maßnahme zeigt, dass die Politik den Mehrwert von VR im Bildungswesen erkannt hat und bereit ist, Ressourcen bereitzustellen, um Lehrkräfte auf die Arbeit mit diesen neuen Medien vorzubereiten.
Trotz der Herausforderungen bieten VR und KI gemeinsam spannende Möglichkeiten, wie Lernen in Zukunft aussehen könnte. Diese Technologien werden zunehmend in Bildungsinstitutionen und Unternehmen Anwendung finden, um nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch praxisnahe Fähigkeiten zu trainieren. Es ist zu erwarten, dass sich diese Technologien weiterentwickeln und auch in anderen Bereichen als dem klassischen Schul- oder Hochschulwesen genutzt werden – etwa in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Unternehmen könnten ihren Mitarbeitenden maßgeschneiderte Trainings anbieten, die spezifisch auf die Anforderungen im Job ausgerichtet sind. In Berufen, die praktische Fähigkeiten erfordern, etwa in der Medizin oder im Handwerk, können durch VR realitätsnahe Übungssituationen geschaffen werden, die durch KI begleitet und gesteuert werden.
Zusammengefasst zeigt sich, dass die Kombination aus VR und KI im Bildungsbereich weit mehr ermöglicht als bisherige Lehrmethoden. Sie bietet Lernenden die Möglichkeit, aktiv in personalisierte Lernumgebungen einzutauchen, in denen sie ihre Stärken gezielt ausbauen und an ihren Schwächen arbeiten können. Diese Technologien haben das Potenzial, Bildung auf ein neues Niveau zu heben – weg von starren Lehrplänen hin zu einem dynamischen, flexiblen Lernen, das jedem Lernenden gerecht wird.
„Extremismus entsteht, wenn Menschen überfordert sind“, sagt Ahmad Mansour in der Abschluss-Keynote beim Deutschen Schulleitungskongress (DSLK), die unter dem Thema Demokratiebildung stand. Während der Experte für Extremismusprävention vor 1000 Teilnehmenden auf der Bühne steht, nehmen Personenschützer Aufstellung vor den Türen des Vortragsraums des DSLK. Denn: Mansour engagiert sich gegen Islamismus, Antisemitismus und für die Demokratie – und wird selbst bedroht.
Angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen und der gegenwärtigen Ereignisse war der Schwerpunkt Demokratiebildung auf dem bundesweit größten Fachkongress für schulische Führungskräfte aktueller denn je. Die Demokratie steht weltweit unter Druck, sowohl durch Populismus als auch durch schwindendes Vertrauen in politische Institutionen. Die Rolle von Schule als Ort der Demokratieerziehung wird daher wichtiger denn je. Dazu referierte Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) und erklärte die Rolle der Lehrkräfte dabei folgendermaßen: „Nach dem Beutelsbacher Konsens sind Lehrkräfte zur Vermittlung demokratischer Grundwerte verpflichtet. Er sieht keinen Zwang zur politischen Neutralität, sondern betont die Aufgabe, kontroverse Themen aufzugreifen.“
Demokratiebildung beginnt häufig im Kleinen, erklärt Wissenschaftlerin Katharina Eckstein von der Universität Jena in ihrem Vortrag. Junge Menschen wünschen sich den Austausch zu aktuellen politischen Themen und sie wünschen sich Beteiligung. Der schulische Alltag biete zahlreiche Ansatzpunkte dafür, leider werde politische Bildung aber im Lehrplan häufig als Randthema betrachtet. So mangele es häufig an Zeit dafür.
Die Abschluss-Keynote hielt Extremismusexperte Ahmad Mansour. Er sieht eine Gefahr für die Demokratie durch die sogenannten Kommunikations-Blasen. Darunter leide die Fähigkeit, graue Töne wahrzunehmen. Demokratie bedeute aber nicht schwarz und weiß, nicht Harmonie, sondern immer wieder Austausch und Streit. Über unbequeme Themen zu reden ist wichtig. Ein mögliches Gegenrezept wäre es, Debattenkultur aktiv zu fördern. Beispielsweise in Debattierclubs wie es zum Beispiel bei „Jugend debattiert“ schon geschieht. In einer strukturierten Umgebung über aktuelle gesellschaftliche, politische oder soziale Themen zu diskutieren, fördert die Argumentationsfähigkeit, das Zuhören und das respektvolle Eingehen auf andere Meinungen.
Über die Veranstaltung
Mit über 3.000 Teilnehmenden fand der DSLK vom 7. bis 9. November 2024 in Düsseldorf unter der Schirmherrschaft der Kultusministerkonferenz statt. Unter seinem Dach fanden auch der Deutsche Schulträgerkongress (DSTK) und der erste Deutsche Schulaufsichtskongress (DSAK) inklusive diverser Fachforen parallel statt. Auch in der begleitenden Ausstellung der Vorträge waren Demokratiebildung und Kinderrechte, etwa über den Partner UNICEF, die Schwerpunktthemen.
Die Dichte an Entscheidungsträgern aus den Bereichen Schulleitung, -träger, -verwaltung und -aufsicht ist einzigartig im deutschsprachigen Raum. Gastgeber sind FLEET EDUCATION Events und der Verband Bildung und Erziehung (VBE). Der nächste DSLK ist im November 2025.
Deutschland. Die Ergebnisse der ICILS-Studie (International Computer and Information Literacy Study) von 2023, die die Medienkompetenz von Achtklässler:innen aus 35 Ländern untersuchte, wurden nun veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen, dass mehr als 40 Prozent der Achtklässler:innen in Deutschland kaum in der Lage sind, kompetent und reflektiert mit digitalen Medien und Informationen umzugehen. Dieser Anteil stieg bei deutschen Schüler:innen im Vergleich zu 2013 und 2018.
Die ICILS-Studie 2023, wurde von der International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA) durchgeführt und basiert auf standardisierten Test und Befragungen von Schüler:innen und Lehrkräften. Die Untersuchungen wurden in den Bereichen Computer- und informationsbezogene Kompetenzen (CIL) und “Computational Thinking” (CT) durchgeführt. Dabei wird bei CIL untersucht, wie gut die Jugendlichen mit digitalen Medien umgehen, insbesondere bezogen auf Kommunikation und Recherche. Beim CT wird hingegen untersucht, ob die Schüler:innen Algorithmen verstehen und mit ihnen arbeiten können. Zusätzlich zeigt die Studie auf, wie die Rahmenbedingungen und der aktuelle Stand des digitalen Lernens sind. Dort ließ sich ein Fortschritt in den letzten 5 Jahren verzeichnen, da durch den Digitalpakt die digitale Ausstattung an den Schulen deutlich verbessert wurde.
Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland mit 502 Punkten nur knapp über dem europäischen Mittelwert und unter den Werten von 2013 mit 523 Punkten und 2018 mit 518 Punkten ab. Dieser Wert setzt sich aus 500 Punkten im CT und den 502 Punkten im CIL. Diese 500 Punkte stehen für grundlegende digitale Fähigkeiten, ohne weiterführende oder fortgeschrittene Kompetenzen. Damit diese Art von Kompetenz gelten würde, müsste man einen Mittelwert von 550 bis 600 Punkten oder höher erreichen.
In dieser Grafik sind die einzelnen Länder mit ihrer Verteilung von den Kompetenzstufen 1 bis 5, wobei 1 eine schwache Anwendungskompetenz (470 Punkte) und 5 sicheres Wissen und geübter Umgang (661 Punkte) darstellt. Hierbei lässt sich nicht nur erkennen, dass etwa 40 Prozent in Deutschland in 2023 über schwache bis basale Kompetenzen und Wissen verfügen, sondern auch, dass ihr Anteil im Vergleich zu 2013 und 2018 angestiegen ist.
Dieser Rückgang ist auf die vernachlässigte IT-Infrastruktur, die mangelnde digitale Bildung und nicht ausreichende Unterstützung der Schulen, bei Integration digitaler Technologien zu erkennen. Obendrein wird die fehlende Chancengleichheit zu einem immer größeren Problem. 50 Prozent der Schüler:innen mit Zuwanderungsgeschichte, einer anderen Muttersprache als Deutsch und aus sozial benachteiligten Familien erreichten nur eine der untersten beiden Kompetenzstufen. Des Weiteren verdoppelte sich der Wert von Jugendlichen mit einer anderen Familiensprache, die nur Kompetenzstufe 1 erreichten, von 14,8 Prozent (2013) zu 27,4 Prozent (2023). Zusätzlich gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen den Schulformen, denn Gymnasiast:innen schneiden wesentlich besser in den Tests ab. Demzufolge brauchen insbesondere nicht-gymnasiale Schulen stärkere Unterstützung.
Die fehlende Medienkompetenz der Jugendlichen kann zu langfristigen negativen Auswirkungen auf berufliche Chancen führen. Zudem kann es zu fehlender gesellschaftlicher Teilnahme aufgrund schwacher digitaler Fähigkeiten kommen. Um das aktuelle System zu verbessern und Schüler:innen besser zu fördern und zu unterstützen, ist ein umfassenderes Angebot an digitalen Endgeräten, Lernmöglichkeiten und Unterstützungsformen nötig. Zudem könnte es Schüler:innen und auch Lehrkräften helfen, den Unterricht digitaler zu gestalten, um digitale Kompetenzen im Alltag zu erlernen. Damit die Lehrkräfte so etwas auch bewerkstelligen können, sollten mehr Fort- und Weiterbildungen angeboten werden. Gleichzeitig sollte mehr individuell gefördert werden – hierbei aber nicht nur die Leistungsschwächeren, sondern auch die Leistungsstärkeren. Denn laut Birgit Eickelmann, Leiterin der Studie in Deutschland, sei das Potenzial da, um die Leistungsspitze auszubauen.
Kopenhagen. Am 13. November hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen neuen Bericht veröffentlicht. Die HBSC-Studie befasst sich mit dem Gesundheitsverhalten von Kindern im schulpflichtigen Alter und sie basiert auf Daten des Jahres 2022. An der Studie haben insgesamt 279.117 Jugendliche aus 44 Ländern und Regionen teilgenommen. Zum Zeitpunkt der Datenerfassung waren die Befragten im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren.
Im Vergleich zur HBSC-Studie des Jahres 2018 gaben mehr Schüler:innen an, dass sie sich durch Schularbeiten unter Druck gesetzt fühlen. Laut der Umfrage sind vorwiegend ältere Schüler:innen betroffen. Bei den Mädchen unter 15 Jahren gaben 2018 noch 54 Prozent an, sich unter Druck gesetzt zu fühlen – laut der neuen Umfrage sind es 62 Prozent. Die Jungen sind in diesem Punkt nicht so stark betroffen. Dort gab es einen Anstieg auf 43 Prozent, während der Studie 2018 gaben 40 Prozent an, sich überfordert zu fühlen.
In vielen Lebensbereichen von Jugendlichen zeigen sich Unterschiede, die auf die Geschlechter zurückzuführen sind. Mädchen haben mehr Probleme damit, ihre Gedanken mit ihren Erziehungsberechtigten zu teilen als Jungen. Sie haben außerdem berichtet, dass sie sich weniger unterstützt fühlen. Positiv ist anzumerken, dass Mädchen zumindest im eigenen sozialen Umfeld mit Freund:innen mehr Unterstützung erfahren. Dort können sie besser ihre Gedanken teilen und sich geborgen fühlen.
Die WHO/Europa hat diverse Maßnahmen vorgeschlagen, um die aufgezeigten Probleme zu lösen. Unter anderem sollen Familien mit weniger Einkommen mehr Unterstützung erhalten. Sowohl finanziell als auch durch Programme, mit denen sie ihre zwischenmenschlichen Fähigkeiten fördern sollen. Dr. Natasha Azzopardi-Muscat, Direktorin der Abteilung Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme der Länder bei WHO/Europa, hat angemerkt, “dass wir diese geschlechtsspezifische Dimension sorgfältig berücksichtigen müssen, wenn wir uns mit Maßnahmen von Schulen und Gesundheitsbehörden sowie in anderen sozialen Umfeldern befassen, damit wir Umfelder schaffen können, in denen Mädchen wie Jungen die gleichen Chancen auf ein emotionales und seelisches Wohlbefinden haben.” Es wurde vorgeschlagen, dass sichere Räume geschaffen werden, in denen Mädchen über ihre Probleme offen sprechen können.
Früher trugen Schulen oft einfache Bezeichnungen wie Dorfschule, Volksschule oder Klosterschule. Dies ging damit einher, dass es oft nur eine einzige Schule im Ort gab und die Bewohner:innen somit sofort wussten, um welche Schule es sich handelte. Doch mit der wachsenden Zahl an Schüler:innen entstanden immer mehr Schulen, die nun individuelle Namen benötigten, um Missverständnisse zu vermeiden und ein Alleinstellungsmerkmal bzw. eine Grundhaltung zu schaffen.
In den letzten Jahren haben sich jedoch immer mehr Schulen dazu entschlossen, ihre bisherigen Namen abzulegen. So auch das Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach. Der Kinderbuchautor Otfried Preußler ist bekannt für beliebte Geschichten wie “Der Räuber Hotzenplotz” und “Die kleine Hexe”. Der Grund für die Namensänderung liegt in Preußlers Vergangenheit: Während der NS-Zeit verfasste er einen Jugendroman, der die Hitlerjugend verherrlichte. Die Schule argumentiert, Preußler habe sich im Nachgang nicht ausreichend von dem Werk distanziert. In der Öffentlichkeit löste dies reichlich Diskussionen aus und wurde teilweise als Versuch gewertet, Preußler zu “canceln”. Der Schulleiter Benno Fischbach betonte jedoch die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit der gesamten Biografie und wurde dabei von der Mehrheit der Schulgemeinschaft unterstützt.
Fälle wie dieser zeigen also, dass Schulen zunehmend bereit sind, ihre Namen zu überdenken und sich kritisch mit der Vergangenheit ihrer Namensgeber auseinanderzusetzen. Doch wie relevant sind Schulnamen überhaupt? Welche Funktionen erfüllen sie heute über die reine Identifikation hinaus? Welche Kriterien gibt es? Und worauf kommt es bei der Wahl des richtigen Schulnamens an?
Schulnamen haben in erster Linie die Funktion, ihre Träger zu identifizieren. Häufig erfüllen bereits einfache Namen, die sich aus der Schulart und dem Standort zusammensetzen (z.B. "Grundschule Sanitz" oder "Regionale Schule Binz"), diesen Zweck. Durch erweiterte Schulnamen, die besondere Merkmale der Schule hervorheben, tritt jedoch der jeweilige individuelle Charakter hervor. Teilweise nutzen auch Schulen, die die einzigen ihrer Art am jeweiligen Standort sind, diese Möglichkeit der individuellen Namensgebung, obwohl eine Erweiterung zur Identifikation nicht notwendig wäre.
Schulnamen umfassen eine Vielzahl von Erweiterungsbausteinen, die sich in verschiedene inhaltliche Kategorien gliedern lassen, wobei jede Kategorie spezifische Merkmale der Schule hervorheben kann. Am häufigsten werden Schulen nach bedeutenden Persönlichkeiten benannt – sei es aus der Literatur, Wissenschaft, Pädagogik oder Religion. Solche Namensgebungen spiegeln oft entweder eine historische Verbindung zum Schulort wider, wie bei der Caspar-David-Friedrich-Schule in Greifswald oder sie repräsentieren zentrale Werte der Schule, wie beim Geschwister-Scholl-Gymnasium.
Namen aus Kinderbüchern, wie die “Nils Holgersson”-Grundschule, passen gut zu Schulen für jüngere Kinder. Geografische Namen heben hingegen die regionale Verbundenheit hervor – Beispiele sind die Ostsee-Grundschule oder das Elbe-Gymnasium. Auch Dialektausdrücke, wie bei der Grundschule “Uns lütt Schaul”, finden sich unter den verschiedenen Arten von Beinamen und stärken das regionale Zugehörigkeitsgefühl. Namenspatenschaften von Persönlichkeiten sind willkommen, wenn sie als Vorbilder dienen – bevorzugt Frauen, da diese bisher nur selten vertreten sind.
Viele Schulen entscheiden sich also für erweiterte Schulnamen, um ihren Wiedererkennungswert zu erhöhen und sich von anderen Schulen vor Ort zu unterscheiden und abzuheben. Statistiken zeigen, dass diese Strategie verbreitet ist: Alle Gymnasien und etwa zwei Drittel der Grundschulen nutzen einen solchen Zusatz, um einen guten Eindruck bei Schüler:innen und Eltern zu machen. Ein konkretes Beispiel ist der Vergleich zwischen “Gymnasium Worms”, das eher neutral wirkt, und dem “Gauß-Gymnasium”, das durch den Namen auf ein naturwissenschaftliches Profil hinweist und damit gezielt das Interesse von Schüler:innen und Eltern wecken kann. Laut dem Experten Peter Albrecht genügt ein einfacher Name dabei nicht: “Eine Schule braucht einen bedeutungsvollen Namen”. Ein aussagekräftiger Schulname kann somit entscheidend dazu beitragen, das Profil einer Schule zu schärfen. “Der Name sollte die Ideale der Schule widerspiegeln”, betont Albrecht.
Da in den nächsten Jahren zahlreiche neue Schulen gebaut werden, könnten laut Albrecht zunehmend moderne Namen gewählt werden. Schätzungen zufolge könnten bis 2030 rund eine Million zusätzliche Kinder zur Schule gehen. Mit dem wachsenden Bedarf an Schulen steigt auch die Nachfrage nach neuen Schulnamen. Inzwischen dürfen oft auch Schüler:innen selbst bei der Namenswahl mitwirken. So wurde in Bayern eine Schule nach Udo Lindenberg benannt, da der Musiker für Offenheit und Vielfalt, und somit für die Werte der Schüler:innen steht.
Allgemein ist in den letzten Jahren ein Wandel von Schulnamen festzustellen. Gerade Namen wie “Regenbogenschule” oder “Europaschule”, die gesellschaftliche Grundwerte betonen, verdeutlichen den Wandel in der Namensgebung von Schulen. Besonders sichtbar wird dieser Prozess, wenn wie bereits beschrieben Diskussionen über bestehende oder geplante Namensgeber:innen stattfinden und die Öffentlichkeit einbezogen wird. Im Fokus steht dabei die Frage, ob die Taten und Ansichten der Namensgeber:innen noch mit heutigen Werten vereinbar sind. Solche Debatten können dazu führen, dass Namen geändert oder Zusatzbezeichnungen gestrichen werden. Ein Beispiel, neben dem Otfried-Preußler-Gymnasium, ist die Rostocker Schule, die seit ihrer Gründung mehrfach umbenannt wurde: von “Borwinschule” (1912) in “Clausewitzschule” (1933) und schließlich wieder in “Borwinschule” (1945).
Ähnliche Entwicklungen gab es erst in jüngster Zeit bei vielen Jenaplan-Schulen, die den Namen ihres Gründers Peter Petersen aufgrund neuer Erkenntnisse über seine rassistischen und antisemitischen Ansichten entfernten. Der Schulname ist also gerade dann von enormer Bedeutung, wenn die dahinter stehende Identifikation oder symbolische Bedeutung nicht mehr den ethischen Standards entspricht. In diesem Fall kann die Anpassung des Schulnamens ein Zeichen für Fortschritt, Toleranz, Gleichberechtigung und Vielfalt sein. So kann nicht nur eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte angestrebt werden, sondern auch ein bewusstes Eintreten für Werte als Schulgemeinschaft.
Bei der Wahl des Schulnamens ist es daher wichtig, die Identität und die Werte der Schule klar zum Ausdruck zu bringen. Ein aussagekräftiger Name sollte nicht nur die regionale Verbundenheit oder besondere Schwerpunkte widerspiegeln, sondern auch aktuelle gesellschaftliche Werte berücksichtigen. Zudem ist es wichtig, die Schulgemeinschaft – einschließlich Schüler:innen, Eltern und Lehrkräfte – in den Entscheidungsprozess einzubeziehen, um eine breite Akzeptanz und Identifikation zu gewährleisten. Nicht zuletzt trägt ein gut gewählter Schulname dazu bei, das Profil der Bildungseinrichtung zu schärfen und einen positiven Eindruck zu hinterlassen.
Am Freitag, dem 15. November findet zum 21. Mal der Bundesweite Vorlesetag statt. Die gemeinsame Initiative von DIE ZEIT, Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung findet seit 2004 immer am dritten Freitag im November statt und soll Kinder und Erwachsene auf die Bedeutung des Vorlesens aufmerksam machen. In diesem Artikel stellen wir euch vier spannende Bücher vor, die ihr eurer Klasse vorlesen könnt.
Natürlich bietet Vorlesen einen schönen Zeitvertreib für Eltern und ihre Kinder, doch das ist bei Weitem nicht der einzige Vorteil. Wenn Kindern vorgelesen wird, können sie in fremde Welten abtauchen. Sie erleben die Geschichte in ihrem Kopf aktiv mit. Das fördert die Fantasie und das Vorstellungsvermögen. Außerdem lernen sie so, sich für eine längere Zeit auf eine Sache zu konzentrieren. Das hilft ihnen später in der Schule, aufmerksam zu bleiben.
Zusätzlich fördert Vorlesen verschiedene Fähigkeiten, die ein Leben lang wichtig sind. Dazu gehören beispielsweise Empathie und Selbstbewusstsein. Kinder können sich mit den Charakteren identifizieren. So lernen sie, sich in andere hineinzuversetzen. Zudem stehen die Helden der Geschichte häufig vor Problemen, die es zu lösen gilt. Kinder fiebern mit, überlegen sich Lösungen und üben so, mit schwierigen Situationen umzugehen.
Vorlesen eignet sich zudem sehr gut als fester Bestandteil des Deutschunterrichts in jüngeren Klassen. Es fördert den Wortschatz der Kinder und vermittelt ihnen ein besseres Sprachverständnis. Das hilft ihnen, den Unterschied zwischen dem gesprochenen Wort und der Schriftsprache zu erkennen und anzuwenden.
“Die Schule der magischen Tiere” dreht sich um die Schüler:innen einer ganz besonderen Klasse. Jedes Kind, das Unterstützung in seinem Leben benötigt, hat die Möglichkeit, ein magisches Tier zu erhalten, das sprechen kann und als treue Begleitung fungiert. Die magischen Tiere helfen den Kindern bei Herausforderungen und fördern Freundschaften und Teamarbeit.
Die Geschichte ist humorvoll und spannend und verbindet Themen wie Freundschaft und Familie mit aufregenden Abenteuern. Durch die vielseitigen Charaktere kann sich so gut wie jedes Kind in den Figuren wiederfinden und mit ihnen mitfiebern. Die Geschichte ist für Kinder ab der ersten Klasse geeignet. Neben der mehrteiligen Hauptreihe gibt es auch noch mehrere Spin-off-Reihen sowie Hörspiele und Verfilmungen der ersten drei Bände. Eine Leseprobe des ersten Bandes gibt es auf lesejury.de.
“Der Tag, an dem ich cool wurde” erzählt die inspirierende Geschichte von Martin, der in der Schule gehänselt wird. Mit Karli, der neu in die Klasse kommt und ebenfalls gemobbt wird, findet er seinen besten Freund. Gemeinsam beschließen sie, dass es Zeit ist, sich zu rächen. Doch dieser Plan geht gewaltig schief und so landen sie schließlich gegen ihren Willen im Campingurlaub. Dort fassen sie den Entschluss, endlich cool zu werden. Während sie an sich selbst arbeiten und neue Bekanntschaften machen, lernen sie außerdem, dass auch bei den coolen Jungs aus ihrer Klasse nicht alles so ist, wie es scheint. Sie werden mit familiären Problemen konfrontiert und springen über ihren Schatten, um ihrem Peiniger aus seiner misslichen Lage zu helfen.
Das Buch handelt von Freundschaft, Selbstfindung und dem Umgang mit Mobbing. Aus Martins Perspektive wird erzählt, wie er sich fühlt. Dabei ist er humorvoll, ehrlich und voller Selbstironie. Das Buch wird für Kinder ab 10 Jahren empfohlen. Insgesamt gibt es drei Teile, welche auch als Hörbuch verfügbar sind, sowie kostenlose Unterrichtsmaterialien.
“Die Mitte Welt” erzählt die Geschichte des siebzehnjährigen Phil, der in mitten von Familienproblemen und dem Erwachsenwerden seinen Platz in der Welt sucht. Zusammen mit seiner Mutter, welche von ihren Kindern nur beim Vornamen genannt werden will, und seiner Zwillingsschwester wohnt er am Dorfrand in einem alten Haus. Es ist eine ungewöhnliche Familie und Phils Beziehung zu seiner Mutter ist schwierig, ebenso wie zu seiner Schwester, die selbst jede Menge Eigenheiten hat. Der einzige Mensch, mit dem er reden kann, ist seine beste Freundin. Zu den Problemen zu Hause und der Ausgrenzung durch die anderen Dorfbewohner:innen kommen schließlich auch noch Phils unerwartete Gefühle für Nicholas, seinen gutaussehenden Mitschüler.
Das Buch handelt von einer schwierigen Familie, Freundschaft, der ersten Liebe und dem Finden der eigenen Identität. Aus Phils Sicht erzählt, erhält die Geschichte eine intensive Unmittelbarkeit. “Die Mitte der Welt” ist für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet. Neben dem Buch gibt es auch noch einen Verfilmung. Die ersten 27 Seiten gibt es bei bücher.de als kostenlose Leseprobe.
Tilda studiert Mathematik und schreibt ihre Masterarbeit. Nebenbei muss sie sich um ihre kleine Schwester Ida kümmern und Geld verdienen, da ihre alkoholkranke Mutter nicht dazu in der Lage ist. Um den Kopf freizubekommen, geht sie regelmäßig schwimmen. Immer genau 22 Bahnen. Alle ihre Freund:innen sind mittlerweile weggezogen, doch sie steckt hier fest. Plötzlich wird Tilda überraschend eine Promotionsstelle in Berlin angeboten. Aber wie soll das gehen, wenn sie ihre Schwester nicht allein lassen kann? Während Tilda hin- und hergerissen ist, trifft sie zudem auf Viktor, den sie noch aus der Schule kennt und der nun zurückgekehrt ist.
“22 Bahnen” erzählt die Geschichte einer jungen Frau. Hin- und hergerissen zwischen ihrer Verantwortung für die Familie und dem Wunsch, endlich frei zu sein. Es geht um eine kaputte Familie, Zusammenhalt und Überforderung. Aber auch um eine Liebesgeschichte. Trotz der schwierigen Verhältnisse, in denen die Protagonist:innen leben, ist der Roman keineswegs niederschmetternd. Im Gegenteil: Er macht Hoffnung auf eine bessere Zukunft und darauf, dass am Ende doch noch alles gut wird. “22 Bahnen” ist besonders für Schüler:innen ab der 10. Klasse zu empfehlen. Eine kostenlose Leseprobe findet ihr auf osiander.de. Außerdem gibt es noch eine Fortsetzung: “Windstärke 17” erzählt die Geschichte von Ida, Tildas kleiner Schwester, einige Zeit später.
Vorlesen eröffnet völlig neue Welten. Nicht nur Kinder, sondern auch Jugendliche und Erwachsene können so den Kopf frei kriegen und sich von der Geschichte mitreißen lassen. Welche Geschichten wurden dir früher vorgelesen, bzw. welche Bücher liest du deinen Kindern und Schüler:innen vor? Schreib es uns in die Kommentare.
Schwerin. Zum Schuljahr 2025/26 sind Änderungen des Schulgesetzes in Mecklenburg-Vorpommern geplant. Am 13.11.2024 wurde ein erster Entwurf im Landtag diskutiert. Dadurch sollen Schulen mehr Handlungsspielraum erhalten. Der Entwurf des neuen Gesetzes wurde von Seiten des Kabinetts gebilligt. Die wichtigsten Änderungen befassen sich mit der Sicherung des Schulnetzes, der Regelung der Schullaufbahnempfehlung, der Stärkung der Mitwirkungsrechte und der Finanzhilfe für Privatschulen. Die digitale Bildung soll laut des Entwurfs weiter ausgebaut werden.
Der Wechsel auf ein Gymnasium soll hierbei strengeren Kriterien unterliegen als zuvor. In den Fächern Mathematik, Deutsch und der ersten Fremdsprache muss der Notendurchschnitt mindestens 2,5 betragen und jedes dieser Fächer muss in Zukunft mindestens mit der Note “ausreichend” bestanden werden. Außerdem soll das Unterrichtsfach Arbeit-Wirtschaft-Technik in Arbeit-Wirtschaft-Technik/Berufliche Orientierung umbenannt werden, um die Schüler:innen mehr auf das Thema Beruf vorzubereiten. Zudem soll die Mindestanzahl von Schüler:innen gesenkt werden. Bei den Grundschulen sollen in Zukunft nicht mehr als 15 Kinder und in den Regionalen Schulen, welche eine Kombination von Haupt- und Realschulen sind, nicht mehr als 30 Kinder in einer Klasse sein.
Der digitale Unterricht soll in einem zeitlich festgelegten Rahmen mit pädagogischem Konzept erfolgen. Bildungsministerin Simone Oldenburg sagt dazu: “Bei der Digitalisierung gibt es die größten Veränderungen. Zum einen werden digitale Lernangebote erstmals im Schulgesetz verankert. Zum anderen ist Mecklenburg-Vorpommern mit seinen Digitalen Landesschulen weiterhin Vorreiter in Deutschland und verankert dieses besondere Angebot ohne eigenes Schulhaus jetzt im Schulgesetz.” Die Digitalen Landesschulen, die seit Ende Oktober 2024 Vertretungsunterricht in Deutsch, Mathematik und Englisch anbieten, sollen gesetzlich verankert werden. Unterstützt werden hierbei die Klassen 9 bis 12.
Düsseldorf. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) stellte auf dem Deutschen Schulleitungskongress vergangene Woche die von Forsa durchgeführte deutschlandweite Umfrage vor, welche die Sicht der Schulen aus der Perspektive der 1.311 teilnehmenden Schulleitungen analysiert. Dabei wurde ermittelt, dass die Zufriedenheit der Schulleitungen in 2024, trotz andauernder struktureller Probleme in den Schulen, gestiegen ist und somit das Corona Motivationstief überwunden hat.
Ein Grund für den gestiegenen Optimismus ist die leichte Verbesserung der Situation beim Lehrkräftemangel. 47 Prozent der Schulleitungen berichten, keine offenen Stellen zu haben, was eine Steigerung um 11 Prozentpunkte gegenüber 2022 (36 Prozent) darstellt. Auch die Zahl der Schulen mit drei oder mehr offenen Stellen ging von 22 Prozent (2022) auf 15 Prozent (2024) zurück. Gleichzeitig ist der Anteil der Schulleitungen, die sich stark vom Lehrkräftemangel betroffen fühlen, von 43 Prozent (2022) auf 31 Prozent zurückgegangen. Dennoch haben nur zwei Prozent den Eindruck, in der Zukunft nicht mehr vom Lehrkräftemangel betroffen zu sein.
Der Personalmangel im Schulwesen ist jedoch nicht nachhaltig gelöst, sondern es wird versucht, diesem mit einer Scheinlösung entgegenzuwirken. Denn die offenen Stellen werden immer häufiger von Personen ohne originäre Lehrkräfteausbildung, wie Seiteneinsteiger:innen und Lehramtsstudierenden gefüllt. Ihr Anteil in den Schulen verdoppelte sich von 37 Prozent (2022) auf 68 Prozent (2024). Inwiefern dies die Unterrichtsqualität beeinflusst, ist noch nicht bekannt, weshalb auch noch nicht beurteilt werden kann, ob dies eine langfristige Lösung für den Lehrkräftemangel ist.
Trotz der kleinen Fortschritte würden 50 Prozent der Schulleitungen ihren Beruf nicht weiterempfehlen, denn viele grundlegende Probleme für Schulleitungen bestehen trotzdem weiter. Viele Schulleitungen berichten von hoher Belastung durch steigende Verwaltungsarbeit (95 Prozent), steigendes Aufgabenspektrum (94 Prozent), die Forderung, dass Schulen alle Probleme lösen sollen (92 Prozent) und die realitätsferne Schulpolitik (92 Prozent). Zudem fehlt nach dem Auslaufen des Digitalpaktes eine Anschlussfinanzierung und somit stockt die Finanzierung von Unterrichtsräumen und digitaler Ausstattung. Dabei geben 10 Prozent der Schulleitungen an, dass sie keinen einzigen Klassensatz an digitalen Endgeräten zur Verfügung stehen haben. Hinzu kommt die Stagnierung vom Ausbau der Ganztagsbetreuung, bei der ein Drittel der Grundschulleitungen angeben, dass kein dem Rechtsanspruch entsprechendes Angebot ab dem Schuljahr 2026/27 sichergestellt ist.
Der stellvertretende Bundesvorsitzende und Kongressverantwortliche des VBE, Tomi Neckov, betonte bei der Präsentation der Ergebnisse, dass die Motivation der Schulleitungen wieder steigt, dennoch würde die Hälfte der Schulleitungen ihren Beruf nicht weiterempfehlen und dies muss ein Alarmzeichen für die Politik sein. Somit zeigt die Umfrage, dass trotz kleinerer Fortschritte ein erheblicher Reformbedarf besteht, um die langfristigen strukturellen Probleme im Bildungssystem zu lösen. Dazu muss eine umfassende Strategie entwickelt werden, um dauerhafte negative Folgen für die Bildungsqualität und die Zufriedenheit der Schulleitungen zu verhindern.
Die Digitalisierung hat längst alle Lebensbereiche erfasst, doch im Bildungswesen scheint sie oft noch in den Startlöchern zu stehen. Während technologische Innovationen das Potenzial haben, den Unterricht zu bereichern und individuellere Lernwege zu ermöglichen, stehen Lehrkräfte, Politik und Start-ups vor vielfältigen Herausforderungen. In dieser Kolumne beleuchten wir die unterschiedlichen Perspektiven und zeigen auf, wie Förderungen und Zertifizierungen wie das Gütesiegel Lern-Apps den Weg für EdTech-Lösungen ebnen können.
Die Rolle der Lehrkraft hat sich im digitalen Zeitalter gewandelt. Sie sind nicht mehr nur Wissensvermittler, sondern auch Lernbegleiter in einer zunehmend vernetzten Welt. Doch warum tun sich viele schwer damit, innovative Lösungen in den Unterricht zu integrieren? Die schiere Menge an verfügbaren digitalen Tools und Apps kann überwältigend sein. Lehrkräfte stehen vor der Aufgabe, aus einer Fülle von Angeboten diejenigen auszuwählen, die pädagogisch wertvoll sind und den Unterricht sinnvoll ergänzen. Ohne klare Orientierungshilfen ist dies eine Mammutaufgabe.
Oft fehlt es an gezielten Fortbildungen, die Lehrkräften den Umgang mit neuen Technologien näherbringen. Die Integration digitaler Medien erfordert nicht nur technisches Know-how, sondern auch didaktische Konzepte, die den Einsatz sinnvoll gestalten. Zudem ist die Infrastruktur an vielen Schulen unzureichend: Veraltete Hardware, langsame Internetverbindungen oder fehlende technische Unterstützung erschweren den effektiven Einsatz digitaler Tools. Die Einarbeitung in neue Anwendungen ist darüber hinaus sehr zeitaufwendig und erhöht die bereits hohe Arbeitsbelastung der Lehrkräfte.
Der Datenschutz ist ein zentrales Thema im Bildungsbereich. Lehrkräfte müssen sicherstellen, dass eingesetzte Tools DSGVO-konform sind und die Privatsphäre der Schüler:innen schützen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind jedoch komplex und können abschreckend wirken. Ohne klare Richtlinien und ausreichende Unterstützung fühlen sich viele Lehrkräfte unsicher im Umgang mit digitalen Medien, was den Einsatz innovativer Lösungen weiter hemmt.
Die Politik spielt eine entscheidende Rolle dabei, den Einsatz von EdTech-Lösungen zu fördern und Schulen auf dem Weg in die Digitalisierung zu unterstützen. Ohne eine solide digitale Infrastruktur bleiben viele Potenziale ungenutzt. Es bedarf flächendeckender Investitionen in schnelles Internet, moderne Hardware und technische Unterstützung an Schulen. Durch die Entwicklung von Richtlinien und Standards kann die Politik Orientierung bieten. Zertifizierungen wie beispielsweise das Gütesiegel Lern-Apps setzen Qualitätsmaßstäbe und erleichtern Lehrkräften die Auswahl geeigneter Tools. Gezielte Förderprogramme können Schulen und Lehrkräften den Zugang zu innovativen Lösungen erleichtern. Finanzielle Mittel für Anschaffungen und Fortbildungen sind essenziell, um die digitale Transformation voranzutreiben.
Für Start-ups im Bildungsbereich ist der Markteintritt oft mit Hürden verbunden. Obwohl ihre Lösungen innovativ und zukunftsweisend sind, stoßen sie auf bürokratische Hindernisse. Der Einkauf von neuen Technologien durch Schulen ist häufig kompliziert und langwierig. Start-ups wünschen sich einfachere und transparentere Prozesse, um ihre Produkte anbieten zu können. Offizielle Anerkennungen wie das Gütesiegel Lern-Apps können Vertrauen bei Lehrkräften, Schüler:innen und Eltern schaffen. Sie signalisieren Qualität und erleichtern den Zugang zum Bildungsmarkt. Partnerschaften zwischen Start-ups und Schulen können beiden Seiten Vorteile bringen. Während Schulen von innovativen Lösungen profitieren, erhalten Start-ups wertvolles Feedback für die Weiterentwicklung ihrer Produkte.
Das vom österreichischen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) vergebene Gütesiegel Lern-Apps ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Zertifizierungen EdTech-Lösungen voranbringen können. Das Gütesiegel dient als Qualitätsnachweis für digitale Lernanwendungen. Es hilft Lehrkräften, Schüler:innen und Eltern dabei, aus der Vielzahl an Apps diejenigen auszuwählen, die pädagogisch wertvoll und sicher sind. Start-ups und App-Entwickler durchlaufen einen standardisierten Evaluierungsprozess. Dabei werden Kriterien wie pädagogisch-didaktisches Konzept, Funktionalität, Schüler:innenorientierung und Datenschutz geprüft. Durch die offizielle Anerkennung erhalten zertifizierte Apps Sichtbarkeit und Vertrauen. Dies motiviert Entwickler, qualitativ hochwertige Produkte zu schaffen und kontinuierlich zu verbessern.
Die Kombination aus finanzieller Unterstützung und klaren Qualitätsstandards kann den Einsatz von EdTech-Lösungen nachhaltig fördern. Mit Fördermitteln können Schulen notwendige Anschaffungen tätigen und Lehrkräfte weiterbilden, während Zertifizierungen ihnen die Auswahl geeigneter Tools erleichtern. Dies reduziert die Hemmschwelle, digitale Medien im Unterricht einzusetzen. Finanzielle Förderungen und vereinfachte Beschaffungsprozesse ermöglichen es Start-ups, ihre Lösungen erfolgreich im Bildungsmarkt zu platzieren. Zertifizierungen wie das Gütesiegel Lern-Apps erhöhen die Glaubwürdigkeit und öffnen Türen. Durch gezielte Maßnahmen kann die Politik den Rahmen setzen, in dem Innovationen gedeihen. Investitionen in Bildung sind Investitionen in die Zukunft und stärken die Wettbewerbsfähigkeit des Landes.
Die Digitalisierung des Bildungswesens ist eine gemeinschaftliche Aufgabe. Lehrkräfte benötigen Unterstützung und Orientierung, die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, und Start-ups brauchen Zugang und Vertrauen. Es ist an der Zeit, die Weichen für eine moderne Bildung zu stellen. Durch Förderungen und Zertifizierungen können wir sicherstellen, dass technologische Innovationen nicht nur verfügbar, sondern auch effektiv und sicher eingesetzt werden. Das Gütesiegel Lern-Apps zeigt, wie es gelingen kann, Qualität sichtbar zu machen und Innovationen voranzutreiben. Wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, können wir die Potenziale der Digitalisierung voll ausschöpfen und die Bildung fit für die Zukunft machen.
Die Integration von EdTech-Lösungen bietet nicht nur technische, sondern auch pädagogische Chancen. Sie ermöglicht neue Lernformen, fördert individualisiertes Lernen und kann die Motivation der Schüler:innen steigern. Digitale Tools können Lerninhalte an das individuelle Niveau und die Bedürfnisse der Schüler:innen anpassen. Dies fördert das selbstgesteuerte Lernen und kann Lernerfolge beschleunigen. Der Umgang mit digitalen Medien ist eine Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts. Durch den Einsatz im Unterricht können Schüler:innen diese Fähigkeiten praktisch erlernen und anwenden. Technologie ermöglicht es, über geografische Grenzen hinweg zu lernen und zu arbeiten. Kollaborative Tools fördern Teamarbeit und bereiten auf die Arbeitswelt von morgen vor.
Die Zukunft der Bildung liegt in unseren Händen. Durch Zusammenarbeit und gezielte Maßnahmen können wir eine Bildungslandschaft schaffen, die den Anforderungen der digitalen Ära gerecht wird. Förderungen und Zertifizierungen sind dabei wichtige Bausteine auf dem Weg zu einer innovativen und inklusiven Bildung für alle. Aber wer traut sich, dieses Thema politisch anzufassen?
Seit 2019 hat der Digitalpakt Schule mehr als fünf Milliarden Euro für die Digitalisierung von Deutschlands Schulen bereitgestellt – etwa für die Ausstattung mit WLAN, Tablets oder Computern und für die Netzwerkadministration. Das Programm ist im Mai dieses Jahres trotz Verankerung im Koalitionsvertrag ohne Anschlussfinanzierung ausgelaufen. Die derzeit noch zur Verfügung stehenden Gelder verfallen Ende des Jahres. Die versprochene Anschlussfinanzierung steht in der aktuellen politischen Situation so auf dem Spiel wie nie zuvor. Ohne eine dauerhafte Finanzierung werden viele Schulen und Schulträger gezwungen sein, begonnene Digitalisierungsprojekte zu stoppen oder zurückzudrehen.
Es fehlt nach wie vor an moderner technischer Ausstattung, digitalen Lehrmitteln und Tools sowie den entsprechenden Fortbildungen und Strategien, um Deutschlands Schulen in die digitale Welt zu holen. Ohne die schnellstmögliche Verankerung des Digitalpakt 2.0 stehen nicht nur die Schulen und Schulträger vor massiven Unsicherheiten, damit steht auch insgesamt die Zukunftsfähigkeit des deutschen Bildungssystem auf dem Spiel, warnt ein breites Bündnis aus Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, Eltern, Schulträgern, Digitalwirtschaft und Zivilgesellschaft anlässlich der morgen startenden Statuskonferenz zum Digitalpakt Schule.
Die Bundesschülerkonferenz, der Bundeselternrat, der Verband Bildung und Erziehung, der Deutsche Städte- und Gemeindebund, der Digitalverband Bitkom, der Deutsche Philologenverband, der Verband Bildungsmedien und die Initiative D21 fordern die Bundesregierung und Länder auf, eine moderne digitale Bildung zur Priorität zu machen. Die Bunderegierung muss nach dem Bruch der Ampelkoalition noch vor den Neuwahlen den finanziellen Rahmen für einen Digitalpakt 2.0, sowie den erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen mit den Ländern sicherstellen. Dazu braucht es ein breites politisches Bündnis über die Parteigrenzen hinweg. Die Zukunftsfähigkeit unseres Bildungssystems ist von zentraler Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft; der Digitalpakt 2.0 duldet daher keinen Aufschub bis weit ins neue Jahr.
In der Bevölkerung gibt es eine breite Unterstützung für die Finanzierung von Digitalisierungsmaßnahmen an Schulen. 91 Prozent fordern, schnelle und stabile Internetverbindungen an Schulen dauerhaft staatlich zu fördern. 85 Prozent wünschen sich eine Förderung von IT-Geräten wie Tablets und Laptops für Schülerinnen und Schülern, 81 Prozent von Wartung, Verwaltung und Reparatur der Geräte. 67 Prozent wünschen sich eine dauerhafte staatliche Finanzierung von Lehr- bzw. Lernprogrammen, wie zum Beispiel Lern-Apps an Schulen, 51 Prozent die Förderung von Fort- und Weiterbildungsformate für Lehrkräfte zum Einsatz digitaler Technologien und Tools im Unterricht. Außerdem sind 42 Prozent der Meinung, die Anschaffung von IT-Geräten für Lehrkräfte sollte dauerhaft staatlich gefördert werden, 39 Prozent wünschen sich die Bereitstellung von Sondergeldern zur Erprobung innovativer digitaler Formate im Unterricht. Nur ein Prozent der Deutschen sind der Meinung, es sollten keine Maßnahmen zur Digitalisierung an Schulen staatlich gefördert werden. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter 1.005 Personen in Deutschland ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Die Hängepartie um den Digitalpakt 2.0 dauert bereits zwei Jahre. Bereits im Oktober 2023 hatte das Bündnis in einer Pressekonferenz vor den Folgen einer fehlenden Anschlussfinanzierung gewarnt und einen gemeinsamen Forderungskatalog vorgestellt. Neben der Fördersumme ist aktuell unter anderem weiterhin unklar, wann die Verhandlungen fortgesetzt werden und welchen Förderrahmen ein Digitalpakt 2.0 einschließen soll. Zuletzt hatte die damalige Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger den Bundesländern Ende August ein Angebot über die Fördersumme des Digitalpakt 2.0 gemacht, welches die Länder aufgrund der Anforderung des Bundes, mindestens 50 Prozent zur Gesamtfördersumme beizutragen, kritisierten.
Fabian Schön, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, sagt: „Als Schüler*innen erleben wir täglich die Herausforderungen einer unzureichenden Digitalisierung an unseren Schulen. Der Digitalpakt 2.0, der eine Verbesserung der aktuellen Situation verspricht, wird durch politische Streitigkeiten zwischen Bund und Ländern blockiert. Wir fordern, dass die Entscheidungsträger einen Kompromiss finden, um endlich einen gerechten Zugang zu digitaler Bildung für alle zu gewährleisten und die ungleiche Verteilung von technischen Ressourcen zu beheben. Die Zukunft unserer Bildung hängt von einer stabilen, gleichen und fortschrittlichen digitalen Infrastruktur ab."
„Bildung ist der Schlüssel zur Zukunft und muss mit der digitalen Entwicklung Schritt halten, um Kindern bestmögliche Chancen zu bieten. Der Digitalpakt 2.0 ist entscheidend, um das Bildungssystem international zu stärken und in eine zukunftsfähige Gesellschaft zu investieren", erklärt der Vorsitzende des Bundeselternrates Dirk Heyartz. „Damit Kinder sicher und verantwortungsvoll in der digitalen Welt agieren können, muss Medienkompetenz als fester Unterrichtsbestandteil verankert werden. Dafür müssen Lehrkräfte aber technisch ausgestattet und geschult werden.“
Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, erklärt: „Die Hängepartie um den Digitalpakt 2.0 ist unerträglich! Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sind auf funktionierende, moderne Arbeitsmittel angewiesen. Dazu gehört aktuelle Soft- und Hardware, aber auch deren kontinuierliche, professionelle Wartung. Doch wie soll das sichergestellt werden, wenn eine entsprechende Mittel-Planung unmöglich ist? Auch die Länder werden in der Zwischenzeit mit nötigen Investitionen zurückhaltend sein, wenn sie nicht wissen, ob ihnen dies später auch als ‚frisch‘ investiertes Ländergeld angerechnet werden kann oder nicht!“
Der stellvertretende Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Tomi Neckov kommentiert: „Wir haben erst am Freitag eine repräsentative Studie vorgestellt, aus der hervorgeht, dass es in zehn Prozent der Schulen in Deutschland keinen einzigen Klassensatz an digitalen Endgeräten gibt. Im Vergleich zum Vorjahr heißt das, dass es keine Veränderung bei diesem entscheidenden Zukunftsthema gibt. Diese von politisch Verantwortlichen provozierte Stagnation ist in Wahrheit ein Rückschritt, weil wir mit dem Fortschritt in Gesellschaft und Wirtschaft nicht mithalten können. Nichts zeigt so deutlich, wie wichtig ein Digitalpakt 2.0 ist – auch, um endlich Planungssicherheit für Schulleitungen zu gewährleisten.“
Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes André Berghegger erklärt: „Digitale Bildung ist für die Zukunft des Standorts Deutschland von entscheidender Bedeutung. Daher müssen Schülerinnen und Schüler digitale Angebote nutzen können und die notwendige Ausstattung in den Schulen muss vorhanden sein. Die Städte und Gemeinden sind auf Mittel aus dem Digitalpakt angewiesen. Ohne einen Digitalpakt 2 können wir keine Ersatzbeschaffungen für Endgeräte vornehmen und den Support nicht finanzieren. Wir appellieren an Bund und Länder, den Digitalpakt 2 endlich umzusetzen.“
„ChatGPT hat vor zwei Jahren Tatsachen geschaffen und KI an die Schulen gebracht. Spätestens seitdem ist eine Fortsetzung des Digitalpakts längst überfällig. Lehrende und Lernende benötigen eine verlässliche Infrastruktur und Hardware. Nur so können wir gemeinsam digitale Bildung weiterentwickeln und Didaktik, Technik und Inhalte für den bestmöglichen Lernerfolg verbinden. Auch wenn ein zweiter Digitalpakt erst mit einer neuen Regierung kommt, so muss er kommen. Die Zeit bis zu den Neuwahlen sollten Bund und Länder die Verhandlungen soweit es nur geht, voranbringen, um keine Zeit zu verlieren“, sagt Timm Lutter, Präsidiumsmitglied der Initiative D21 e.V. und Co-Leitung der AG Bildung.
Christoph Pienkoß, Geschäftsführer des Verbands Bildungsmedien e. V., kommentiert: „Die Schulen haben sich, auch mit Hilfe des Digitalpakts, längst auf den Weg gemacht! Die Lehrkräfte haben erkannt, welche pädagogische Unterstützung die digitalen Angebote der Unternehmen am Bildungsmarkt, was KI und individualisiertes Lernen und Fördern bieten. Nun muss es weitergehen! Doch während die Spatzen die Unzulänglichkeiten schulischer Bildung von den Dächern pfeifen, droht bei einer der wichtigsten Unterstützungsmaßnahmen weiterer Stillstand. Über alle Partei- und Zuständigkeitsgrenzen hinweg muss umgehend dem Digitalpakt 2.0 der Weg geebnet werden!“
„Es droht eine milliardenschwere Investitionsruine in der deutschen Bildungslandschaft. Dabei können wir es uns weder gesellschaftlich noch wirtschaftlich leisten, bei der Digitalisierung der Schulen weiter hinterherzuhinken. Alltag und Arbeitsleben außerhalb der Schulgebäude sind längst digital, Digital- und Medienkompetenzen daher zentraler denn je. Um diesem Bildungsauftrag nachzukommen, brauchen die Schulen aber endlich die Zusicherung für entsprechende Mittel – und das langfristig“, so Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst.
Hinweis zur Methodik:
Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 1.005 Personen ab 16 Jahren in Deutschland telefonisch befragt. Die Befragung fand im Zeitraum von KW 4 bis KW 7 2024 statt. Die Gesamtumfrage ist repräsentativ. Die Fragestellung lautete: „Welche Maßnahmen zur Digitalisierung der Schulen sollten Ihrer Meinung nach dauerhaft staatlich gefördert werden?“.
Es ist die achte Stunde, die Heizung bollert, draußen wird es gar nicht mehr richtig hell und während du einen Vortrag über Staatsorgane und Legislaturperioden hältst, schlummern deine Schüler:innen langsam ein. Gerade in Fächern wie Politik, Geschichte und Gemeinschaftskunde, wo viele Inhalte vermittelt werden müssen, fällt es manchmal schwer, Schüler:innen zum Zuhören zu bewegen. Der Schlüssel ist, sie aktiv miteinbeziehen. Mentimeter hilft dir, deinen Unterricht interaktiver zu gestalten, indem du Präsentationen erstellst, in denen Umfragen und Quizzen enthalten sind, die du direkt im Unterricht auswerten kannst.
Damit das Ganze funktioniert, erstellst du deine Präsentation für den Unterricht mit Mentimeter. Neben normalen inhaltlichen Folien, kannst du verschiedene Fragefolien erstellen, um deine Schüler:innen miteinzubeziehen. Du kannst zwischen verschiedenen Fragetypen wählen und auch aussuchen, ob Antwortmöglichkeiten vorgegeben sind oder die Antworten offen sind. Auch die Darstellungsformen der Antworten kannst du auswählen. Du kannst die Antworten zum Beispiel als Balkendiagramm oder Donut-Diagramm darstellen. Ein sehr ausführliches Tutorial zur Erstellung deiner Präsentation findest du bei Vincent Benedikt auf Youtube. Über eine App auf ihrem Handy oder über den Browser auf ihrem Rechner können sich deine Schüler:innen mit einem Zugangscode mit deiner Mentimeter-Präsentation verbinden. Dabei können die Schüler:innen im Wesentlichen vier Funktionen im Umfrage-Tool benutzen:
Die Upvoting-Funktion von Mentimeter ermöglicht es Teilnehmenden, auf bestimmte Antworten oder Beiträge zu reagieren, indem sie diese positiv bewerten. Diese Funktion eignet sich besonders, um schnell herauszufinden, welche Meinungen, Ideen oder Fragen von der Mehrheit der Teilnehmenden unterstützt werden oder besonders relevant erscheinen. Die Beiträge mit den meisten Stimmen werden automatisch nach oben sortiert und hervorgehoben. So lassen sich relevante Meinungen oder Ideen im Unterricht schnell identifizieren und priorisieren.
Ein Quiz ist eigentlich nichts anderes als ein Test, nur dass er Spaß macht und die Kinder keine Sorge haben müssen, die Anforderungen nicht zu schaffen oder umgekehrt als Streber dazustehen, wenn sie alle Antworten wissen. Ein Quiz bringt genau das richtige Maß an Aufregung und Neugier mit sich, um das Interesse deiner Schüler:innen zu gewinnen. Du kannst zu Beginn der Stunde ein Quiz mit Mentimeter erstellen, um das Vorwissen der Schüler:innen zu testen oder den vorherigen Stoff zu wiederholen. Durch die sofortige Auswertung wird sichtbar, was du noch mit ihnen vertiefen solltest. Du kannst die Quizze natürlich auch einsetzen, um Wissen am Ende einer Unterrichtsstunde oder einer schnellen Leistungseinschätzung zu nutzen. Mentimeter bietet für Quizze und Tests viele Vorlagen für Lehrkräfte, die du mit deiner Klasse, für Online-Lerngruppen oder hybride Unterrichtsformate nutzen kannst.
Am Ende einer Unterrichtseinheit kann deine Klasse anonym Feedback zur Stunde oder zu bestimmten Inhalten geben. Mit der “Skala“- oder “Emoji“-Option siehst du, welche Themen gut ankamen und wo es noch Klärungsbedarf gibt. Das kann ungemein helfen, um den eigenen Unterricht zu verbessern oder die nächste Unterrichtsstunde inhaltlich vorzubereiten – ohne dass einzelne Schüler:innen den Mut fassen müssen, vor der ganzen Klasse zuzugeben, dass sie etwas noch nicht verstanden haben. Die Einführung einer anonymen Feedbackmöglichkeit kann der Anfang einer ganz neuen Feedbackkultur für deine Klasse werden. Wichtig dafür ist natürlich, dass du offen für solche Rückmeldungen bist und deinen Unterricht anpasst, sodass für die Schüler:innen sichtbar wird, dass ihre Beteiligung wirklich einen Einfluss auf deine Unterrichtsgestaltung hat.
Du kannst auch offene Fragen stellen, um schnell Stimmungen oder Feedback einzuholen. Die Antworten erscheinen als Wortwolke, was eine gute Grundlage für Diskussionen und weitere Fragen bietet. Diese Fragen kannst du als Eisbrecher zu Beginn der Stunde nutzen, um deine Klasse zu fragen, wie es ihr heute geht oder für Brainstormings, etwa “Was fällt euch zum Thema Klimawandel ein?” oder ”Was ist euch wichtig bei der Wahl zur/zum Klassensprecher:in?” Auch Textanalysen lassen sich damit interaktiver gestalten, indem du deinen Kurs einen Text lesen lässt und dann fragst, ”Was waren die wichtigsten Schlüsselwörter oder Ideen in dem Text, den wir gerade gelesen haben?” Das kann ein toller Anfang sein, für eine gemeinsame Diskussion.
Ein richtig cooles Feature für den Unterricht ist die Export-Funktion der Umfragen. Du kannst also nach deinem Unterricht einfach die Ergebnisse deiner Umfragen exportieren und mit deinen Schüler:innen teilen. In der kostenfreien Version geht das als Bild oder PDF, in den kostenpflichtigen auch als Excel-Datei. Falls du die App für Wissensabfragen oder Stimmungsbilder nutzt, kannst du die Ergebnisse deiner Stunden so am Ende des Schuljahres gegenüberstellen und vergleichen, ob deine Schüler:innen im Laufe des Schuljahres ihr Wissen erweitern konnten.
Die App gibt es kostenlos, ist dann aber auf 50 Teilnehmende pro Monat beschränkt. Möchtest du sie also täglich und mit all deinen Klassen einsetzen, ist eins der kostenpflichtigen Abomodelle ratsam. Für eine gelegentliche Nutzung reicht die kostenlose Version aber völlig aus. Schüler:innen müssen die App übrigens nicht herunterladen, um an einer Umfrage teilzunehmen. Sie brauchen dafür nur ein internetfähiges Gerät. Du teilst den QR-Code oder den Join-Code über menti.com, und dann können deine Schüler:innen, beispielsweise auf ihrem Smartphone oder einem Schulrechner antworten – datenschutzrechtlich ein echter Vorteil, weil deine Schüler:innen dafür kein Konto erstellen müssen. Du selbst musst bei der Erstellung deines Kontos nur Standarddaten wie Name und E-Mail-Adresse angeben. Welche Daten Mentimeter speichert, kannst du in der Privacy Policy genau nachlesen. Das Unternehmen Mentimeter wurde 2014 gegründet, hat seinen Sitz in Schweden und hostet seine Daten in Europa. Die Daten unterliegen also dem Schutz der EU-Datenschutzbestimmungen.
Quizze und Umfragen kannst du in jedem Unterrichtsfach einsetzen. Insbesondere in Fächern, in denen viele Fakten vermittelt werden müssen, wie zum Beispiel in Geschichte, wo deine Schüler:innen viele Jahreszahlen lernen müssen oder im Politikunterricht, wo der Aufbau politischer Systeme besprochen wird, bietet es sich an, das Ganze mit einem Quiz aufzupeppen. Wichtig ist, dass die Quizze nicht zu schwer sein dürfen und deinen Schüler:innen Spaß machen sollten – ein witziges Bild oder eine Scherzfrage können helfen dein Quiz aufzulockern. Ganz wichtig ist auch, dass du falsche Antworten nicht einfach unkommentiert stehen lässt, sondern sie korrigiert, sonst merken sich die Kinder am Ende die falsche Antwort. Ihr könnt den Spieß auch umdrehen und deine Schüler:innen erstellen ein Quiz. Das kann zum Beispiel für Referate eine gute Abwechslung sein. Du kannst zum Beispiel auch eine Gameshow mit deinen Schüler:innen veranstalten. Bau dafür einfach einen Tisch und vier Stühle vor der Tafel auf, suche dir vier Freiwillige und stelle ihnen vier Buzzer zur Verfügung und schon kann es mit deinen vorbereiteten Fragen losgehen.
Quizze und Umfragen bringen frischen Wind ins Klassenzimmer und eröffnen euch neue Möglichkeiten, den Unterricht interaktiv und einladend zu gestalten. Mit vielfältigen Tools wie Mentimeter können Schüler:innen aktiv am Unterricht teilnehmen und ihre Meinungen, Kenntnisse und Gefühle direkt einbringen. Das Ergebnis: lebendige Diskussionen und eine Umgebung, in der Lernende gehört und einbezogen werden. Mentimeter macht es also einfacher denn je, Schüler:innen einzubeziehen und Unterricht nach ihren Bedürfnissen zu gestalten. Wie könnte ein Quiz den Unterricht in deiner Klasse bereichern?
Die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) wurde vor fast 25 Jahren gegründet, zunächst um Menschen, die unter den Nationalsozialisten unter brutalsten Bedingungen zu Zwangsarbeit gezwungen worden sind, Auszahlungen zu leisten. Heute engagiert sich die Förderstiftung im humanitären Bereich, unterstützt neue Formen der digitalen oder kulturellen Vermittlung von Geschichte und empowert Selbstorganisationen. Dem gestiegenen Antisemitismus in unserer Gesellschaft begegnet die Stiftung mit zwei neuen, innovativen Förderansätzen:
Antisemitismus ist ein omnipräsentes Phänomen. Es existiert in Sport und Kultur, in der Arbeitswelt, in Medien, Wissenschaft, Bildung, Zivilgesellschaft und Religion. Um Antisemitismus als gesamtgesellschaftliche Herausforderung effektiv bekämpfen zu können, ist es erforderlich, spezifische und zielgruppenorientierte Maßnahmen und Strategien in eben jenen gesellschaftlichen Bereichen zu verankern.
Aus diesem Grund unterstützen wir im Rahmen des Förderprogramms “Strukturen schaffen gegen Antisemitismus” Organisationen und Institutionen wie Sportverbände, Gewerkschaften oder Hochschulen, die antisemitismuskritische Maßnahmen und Konzepte entwickeln und innerhalb ihrer eigenen Strukturen sowie Wirkungskreise verankern. Die hohe Nachfrage – nicht erst seit dem 07. Oktober 2023 – verdeutlicht, dass zahlreiche Institutionen eine interne antisemitismuskritische Auseinandersetzung anstreben, es ihnen aber häufig an Fach- und Interventionskompetenzen sowie personellen Ressourcen und Strukturen fehlt.
Seit dem Mai 2024 fördert die Stiftung EVZ zwölf teilnehmende Organisationen – darunter der Berliner Fußballverband, die Kammerspiele München, die Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf und die Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke – nicht nur durch finanzielle Mittel, sondern auch mit einem umfassenden Begleitprogramm.
Die Projektträger nehmen an dem Fort- und Weiterbildungsangebot “Informiert, Couragiert, Engagiert” der Stiftung EVZ teil. Sie tauschen sich mit Expert:innen des Bundesverbands RIAS sowie des Kompetenzzentrums für antisemitismuskritische Bildung und Forschung über effektive Konzepte, Maßnahmen und Herausforderungen aus und beteiligen sich an zahlreichen Vernetzungstreffen, sowohl in Präsenz als auch online.
Die Organisationen können gemeinsam erste Erfolge vorweisen. Sie beraten sich gegenseitig in der Organisationsentwicklung und der Präzisierung ihrer Aufgabenprofile. Darüber hinaus unterstützen sie sich bei Social Media-Kampagnen und tauschen sich über die Umsetzung interner Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen aus.
Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass die Etablierung einer Struktur gegen Antisemitismus nicht nur auf Zustimmung trifft, sondern auch interne Auseinandersetzungen über den Umgang mit Diskriminierung und der eigenen Organisationsgeschichte hervorrufen kann.
Im Frühjahr 2025 beginnt die zweite Förderphase mit der Einbindung von zehn neuen Organisationen. In enger Zusammenarbeit mit den zwölf Organisationen der ersten Förderphase strebt die Stiftung EVZ einen intensiven Austausch an, um institutionelles Lernen sowie die Weitergabe von Best-Practice-Modellen und Erfahrungen zu fördern. Eine Bewerbung für die dritte Förderphase wird dann im Sommer 2025 möglich sein.
Verschwörungserzählungen in der Kaffeeküche, absurde Anfeindungen gegenüber Israel in der Kantine oder Kolleg:innen, die während der Corona-Pandemie den sogenannten Ungeimpft-Stern getragen haben – das kommt Ihnen bekannt vor? Damit sind Sie nicht alleine. Denn Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, welches auch vor der Arbeitswelt nicht Halt macht. Ein Viertel aller befragten Juden und Jüdinnen gaben in einer 2024 veröffentlichten Umfrage der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte an, in den vergangenen zwölf Monaten am Arbeitsplatz Antisemitismus erlebt zu haben. Gleichzeitig verbergen 30 Prozent der Befragten ihre jüdische Identität vor ihren Kolleg:innen.
Ein geschärftes Auge für antisemitische Haltungen und Handlungen ist Grundvoraussetzung für ein respektvolles und wertschätzendes Arbeitsumfeld. Hier hat die Stiftung EVZ angesetzt und ein passgenaues Blended Learning-Angebot für Mitarbeitende aus Unternehmen und Organisationen in Deutschland entwickelt. Der kostenlose Kurs “Informiert, couragiert, engagiert! Eine gemeinsame Initiative gegen Antisemitismus” besteht aus vier aufeinander aufbauenden Modulen, in denen Mitarbeitende sich auf eine abwechslungsreiche und interaktive Weise mit Antisemitismus auseinandersetzen. Er wird umgesetzt im Rahmen der vom Bundesministerium der Finanzen geförderten Bildungsagenda NS-Unrecht.
Antisemitismus: häufig codiert und schwer zu erkennen
Dabei ist klar: Wir haben es mit einem komplexen Lehrgegenstand zu tun. Antisemitismus tritt häufig codiert auf, ist nicht einfach zu erkennen und wird daher mitunter unbewusst verbreitet. Eine Auseinandersetzung mit Antisemitismus bedeutet also auch immer eine Auseinandersetzung mit sich selbst, wie das Zitat eines Teilnehmenden zeigt: “In der Selbstreflexion fiel mir auf, wie die Art der Sozialisierung auch immer noch das Denken beeinflussen kann, obwohl ich viel Vorwissen mitgebracht habe.”
Die Teilnehmenden lernen daher nicht nur, wie sie aktuelle Formen von Antisemitismus dechiffrieren können, sondern reflektieren auch eigene Wissensbestände. Sie lernen, wie sie auf antisemitische Äußerungen und Handlungen in ihrem Alltag reagieren können: “Ziel war es, ‘Antennen’ für Antisemitismus zu entwickeln und Handlungsempfehlungen an die Hand zu bekommen. Das hat sehr gut funktioniert. Ich fühle mich jetzt deutlich vorbereiteter, wenn mir Antisemitismus begegnet.”
Antisemitismuskritische Bildung am Arbeitsplatz birgt große Potenziale und hat einen beträchtlichen Wirkradius. Viele Arbeitnehmer:innen identifizieren sich mit ihrem Arbeitgeber und nehmen das Angebot dankend an. Wir erreichen Menschen, die in ihrer Freizeit keine Kapazitäten haben, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. So kann die Stiftung EVZ einerseits antisemitismus- und diskriminierungssensible Strukturen in Organisationen verankern. Anderseits tragen die Teilnehmenden das Erlernte auch in ihren Familien und Freundeskreisen weiter.
Mittlerweile haben über 350 Multiplikator:innen aus unterschiedlichen Bereichen und Unternehmen das Angebot wahrgenommen und leisten ihren Betrag dazu, Antisemitismus Einhalt zu gebieten.
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Verfasst von: Johanna Sokoließ (Fachreferentin Stiftung EVZ) und Joseph Wilson (Fachreferent Stiftung EVZ)
Digitalpakt 2.0, Startchancenprogramm oder der Ausbau des Ganztags: Viele Reformvorhaben im Schulsystem stoßen auf Umsetzungsprobleme und verzögern sich dadurch. Das liegt auch daran, dass im Mehrebenensystem ein Player beständig übergangen wird: die Kommunen, welche Schulträger sind – und demnach ganz konkret für die Ausstattung vor Ort verantwortlich sind. Drei Beispiele, warum es besser wäre, mit den Kommunen zu sprechen als über sie.
1. Startchancenprogramm
Viele Kommunen haben enorme Haushaltsprobleme oder befinden sich schon in der Haushaltssicherung. Das bedeutet, dass kommunale Ausgaben streng limitiert sind, bildungspolitische Vorhaben oder Investitionen in die Bildungsinfrastruktur entfallen müssen. Wenn jetzt, wie beim Startchancenprogramm gefordert, 30 Prozent der Mittel für bauliche Investitionen von den Städten kommen sollen, gefährdet diese kommunale Beteiligung möglicherweise sogar den Abruf von Fördermitteln – ausgerechnet von den Regionen, in denen das Geld knapp ist. Das kann in niemandes Interesse sein.
2. Digitalpakt Schule 2.0
Kompetenzgerangel beim Digitalpakt Schule 2.0. Geht es nach Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP), müssen sich die Länder mit dem Start des Digitalpaktes 2.0 verpflichten, alle Lehrkräfte für digitales Lehren und Lernen 30 Stunden pro Jahr fortzubilden. Es ist aber Kompetenz der Länder, dies zu regeln. Der Aufwand würde wiederum vor Ort entstehen: Schulleitungen müssten eine entsprechende Pflicht dokumentieren und hätten weniger Zeit, andere Arbeiten umzusetzen.
3. Ganztagsausbau
Auf große Umsetzungsschwierigkeiten stößt in personeller wie baulicher Hinsicht auch der Ausbau des Ganztages an Grundschulen vor Ort. Es ist zu befürchten, dass viele Kommunen das Ziel nicht erreichen werden, ihre Schulen bis 2027 mit ausreichend dimensionierten Anbauten, Mensen und Küchen auszustatten. Als Grund geben sie zu spät erlassene Förderrichtlinien und Personalmangel an. Daher haben die Länder in der letzten Ministerpräsidentenkonferenz den Bund aufgefordert, die Abruffristen für Investitionsmittel bis Ende 2028 um zwei Jahre zu verlängern. Eine richtige Forderung an den Bund, die aber längst nicht alle Umsetzungsprobleme des Ganztages vor Ort löst.
Fehlende Beteiligung am politischen Prozess und Kompetenzgerangel zwischen Bund und Ländern, unzureichende Finanzierung und verwaltungsaufwändige Förderrichtlinien – die Probleme bei bildungspolitischen Reformvorhaben haben gemeinsam, dass es kein Gespräch mit den Kommunen auf Augenhöhe gibt. Dadurch kommen Entscheidungen zustande, die die kommunale Praxis nicht berücksichtigen. Leidtragende sind am Ende die Schulen, in denen die Gelder, die für Reformen vorgesehen sind, nicht ankommen.
Um Schulträger und Schulleitungen vor Ort handlungsfähiger zu machen, um sie zu vernetzen und voneinander lernen möglich zu machen, veranstalten FLEET EDUCATION in Kooperation mit dem Verband Bildung und Erziehung (VBE), dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) und dem Deutschen Städtetag vom 7. bis 8. November den 3. Deutschen Schulträgerkongress (DSTK) im Congress Centrum Düsseldorf.
Mehr Informationen und das Programm zum Kongress finden Sie hier:
www.deutscher-schultraegerkongress.de
Berlin. Nach dem Aus der Ampel-Koalition ist Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) zurückgetreten. Noch am Mittwochmorgen hatte die FDP-Politikerin Fortschritte bei der Gründung der Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI) betont und erklärt, sie habe bürokratische Hürden abgebaut.
Am späten Abend kündigte sie jedoch an, nach dem Ausscheiden von Christian Lindner ihre Entlassung einzureichen. “Die Entlassung von Christian Lindner ist gleichbedeutend mit dem Ende unserer Regierungsbeteiligung. Ich werde den Bundeskanzler morgen um meine Entlassung bitten”, so Stark-Watzinger. Der Rücktritt der Ministerin kam überraschend schnell – zumal sie ihn im Zuge der noch immer nicht vollständig aufgearbeiteten Fördermittelaffäre noch klar abgelehnt hatte (Lehrer-News berichtete). Stark-Watzinger begründete ihren Rücktritt in einer Stellungnahme wie folgt: “Regierungsbeteiligung der Freien Demokraten ist niemals Selbstzweck. Unser Anspruch, nicht erpressbar zu sein und die Gewissheit, aus Überzeugung für unser Land zu handeln, waren an politischen Wendepunkten immer ein erfolgreicher Kompass für uns”.
Während in den letzten Tagen über ihre mögliche Nachfolge spekuliert wurde, ist in der Bundesregierung eine festgelegte Vertretungsreihenfolge vorgesehen, die bei Ausfall von Minister:innen in Kraft tritt. In diesem Fall hätte Familienministerin Lisa Paus (Grüne) die Aufgaben der zurückgetretenen Bildungsministerin übernehmen sollen. Dies wurde allerdings inzwischen innerhalb der Ampel dementiert – die übliche Vertretungsregelung wird vorerst nicht greifen, stattdessen soll Cem Özdemir, derzeit Agrarminister und ebenfalls Mitglied der Grünen, das Amt übernehmen. Das gab Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue bekannt. Für die Ernennung der Nachfolger:innen ist keine Zustimmung durch eine Mehrheit erforderlich: Bundeskanzler Scholz schlägt die Kandidat:innen dem Bundespräsidenten vor, der die Ernennung schließlich offiziell vornimmt.
Wie es mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) weitergeht, bleibt vorerst ungewiss. Mit dem Bruch der Koalition stehen zentrale Projekte auf dem Spiel: Neben Reformen wie dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) und dem Forschungsdatengesetz drohen auch weitere Verzögerungen beim DigitalPakt 2.0, dessen Umsetzung seit längerem auf der Kippe steht (Lehrer-News berichtete). Zudem sind sowohl die zeitliche Planung als auch die inhaltliche Gestaltung des Bundeshaushalts 2025 und damit auch des BMBF-Budgets derzeit ungewiss. Die sogenannte “Fördermittel-Affäre”, die Stark-Watzinger in den vergangenen Monaten viel Vertrauen in wissenschaftlichen Kreisen gekostet hat, dürfte nun leise verschwinden.
Coding For Tomorrow und die Vodafone Stiftung laden im Rahmen der europäischen Bildungsinitiative Skills Upload Junior zu einem spannenden Wettbewerb ein. In der Challenge „True Story statt Fake & Hate“ entwickelt Ihr als Schüler*innen innovative Lösungen für mehr Ehrlichkeit, Sachlichkeit und Fairness im Internet und bekämpft Fake News und Hate Speech.
Mit Eurer Teilnahme helft Ihr, dass sich Lügen, Manipulation und Hetze nicht in den Köpfen der Kinder und Jugendlichen festsetzen. Eure Ideen tragen dazu bei, dass Ihr Euch sicherer im Netz fühlt, falsche Informationen leichter erkennt und faire Reaktionen auf Eure Beiträge erhaltet.
Überlegt, wie Ihr digitale Technologien kreativ einsetzen könnt. Denkt darüber nach, wie das Internet und die Sozialen Medien Euch bei eurem Anliegen unterstützen können. Gestaltet die digitale Welt aktiv mit, damit die Welt von morgen ein Stück besser wird.
Schüler*innen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren und ihre Lehrkräfte. Es spielt keine Rolle, ob Ihr eine Klasse seid, eine AG oder Euch speziell für die Challenge zusammengefunden habt. Wichtig ist, dass Ihr im Team eine Lösung erarbeitet. Vielleicht habt Ihr schon eine Idee. Nutzt digitale Tools und kreative Anwendungen. So können andere Kinder und Jugendliche Eure Idee übernehmen und an ihren Schulen einführen. Unter diesem Link ist die Anmeldung möglich.
Der Einsendeschluss ist der 17. Januar 2025. Die Preisvergabe findet im Februar 2025 statt.
Jede Einreichung sollte die folgenden Elemente beinhalten:
Für Eure Einreichung ist Eurer Fantasie keine Grenzen gesetzt, solange Ihr digitale Technik nutzt, um die Challenge zu meistern. Euer Produkt kann eine App sein, eine digitale Kampagne, ein Song, ein Game, ein Video und vieles, vieles mehr. Dabei können digitale Technologien wie Coding, Augmented Reality (AR), Virtual Realtiy (VR), Künstliche Intelligenz (KI) und Robotik zum Einsatz kommen.
Bei der Bewertung der Einreichungen sind die folgenden Punkte besonders wichtig:
Geldpreise für Eure Schule/Klasse, z.B. um Euren digitalen Schulalltag zu optimieren, die Räume zu verschönern, Kinder aus Eurer Schule, die besondere Hilfe benötigen, zu unterstützen oder auch für eine gemeinsame Unternehmung, um Euren Teamgeist zu stärken.
Auf das Gewinnerteam warten 1.500 € und eine zweitägige Reise im März 2025 in die rumänische Hauptstadt Bukarest. Dort trefft Ihr Gewinnerteams aus anderen vielen europäischen Ländern, z.B. aus Spanien, Italien, den Niederlanden, Griechenland und der Türkei. Euch erwarten Mega-Spaß und ein spannendes Programm, bei dem alle Teams ihre Ideen und Lösungen vorstellen (keine Sorge, Ihr dürft Deutsch sprechen). Für den zweiten und dritten Platz gibt es jeweils einen Geldpreis von 750 € bzw. 500 €. Die besten zehn Projekte werden außerdem prominent auf unserer Homepage und unseren Internet-Kanälen vorgestellt (natürlich nur, wenn Ihr das wollt).
Skills Upload Junior ist eine Bildungsinitiative der europäischen Vodafone Stiftungen aus Deutschland, den Niederlanden, Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, Rumänien, Albanien und der Türkei. Ihr Ziel ist es, das Potenzial der digitalen Welt zu nutzen, um Bildung nachhaltiger, gerechter und innovativer zu gestalten. Die Vodafone Stiftung Deutschland und Coding For Tomorrow laden Euch zur Skills Upload Junior Challenge ein. Junge Menschen und ihre Lehrkräfte sollen Ideen entwickeln. Ziel ist es, Fake News und Hate Speech zu bekämpfen. So können wir uns besser informiert und fairer im Netz bewegen.
Beim großen Skills Upload Junior Abschlussevent am 18. und 19. März 2025 präsentieren die Gewinnerteams ihre Ideen. Das Publikum besteht aus Schüler*innen und Lehrkräften der Teilnehmerländer. Auch interessierte Menschen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft werden anwesend sein.
In der aktuellen Bildungsdebatte wird häufig Migration als Herausforderung beleuchtet, ein ebenso bedeutsamer Aspekt bleibt jedoch oft außen vor: die soziale Herkunft. Dabei wäre es dringend notwendig, sich nicht nur auf den Migrationshintergrund von Schüler:innen zu fokussieren, sondern auch auf die sozialen und wirtschaftlichen Startbedingungen aller Kinder zu achten und diese im Bildungskontext zu berücksichtigen. Klassismus, also die Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft, ist ein Thema, das im Schulalltag leider eine große Rolle spielt. Obwohl die Vorstellung, dass soziale Schichten keine Bedeutung mehr haben, weit verbreitet ist, zeigt sich gerade im Bildungsbereich immer wieder das Gegenteil.
Um die Auswirkungen von Klassismus im Bildungssystem zu verstehen, ist es zunächst wichtig, einen Blick auf die Bedeutung und Herkunft des Begriffs zu werfen, um zu erkennen, welche unsichtbaren Hürden dadurch für viele Schüler:innen entstehen können.
“Klassismus” bezeichnet die Diskriminierung und Benachteiligung von Menschen aufgrund ihres tatsächlichen oder vermuteten sozialen Status. Diese Form der Ausgrenzung erschwert gesellschaftliche Teilhabe, hemmt die persönliche Entwicklung und beeinflusst berufliche Chancen. Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft zeigt sich in vielen Bereichen: in Schulen, im Kulturbereich, in der Politik, in Institutionen oder im alltäglichen Umgang.
Klassismus zählt zu einer der ältesten Formen von Diskriminierung. Bereits in den 1830er Jahren wurde von “classism” gesprochen und in den 1970er Jahren wurde der Begriff in den USA durch die Arbeit des lesbischen Arbeiterkollektivs “The Furies” – analog zur Sexismusdebatte – wiederbelebt. In Deutschland hingegen ist die Auseinandersetzung mit Klassismus erst in den letzten Jahren medial präsent geworden. Aus diesem Grund ist es wichtig, deutlich zu machen, welche Aspekte Klassismus umfassen kann, um zu vermeiden, dass die Debatte einseitig geführt wird.
Die Politikwissenschaftlerin Iris M. Young benennt in ihrem Werk “Five Faces of Oppression” zentrale Dimensionen von Unterdrückung: Ausbeutung, Machtlosigkeit, Marginalisierung, Gewalt und Kulturimperialismus. Kulturimperialismus bedeutet dabei, dass die Perspektiven und Erfahrungen bestimmter gesellschaftlicher Gruppen systematisch unsichtbar gemacht und als “fremd” abgestempelt werden. Diese Facetten von Klassismus betreffen Menschen mit niedrigem Einkommen, Erwerbslose, Wohnungslose und Kinder aus Arbeiterfamilien und ziehen sich durch verschiedene Lebensbereiche, von Vermögensverteilung über Wohnsituation und Gesundheit bis zur Bildung.
In Deutschland beeinflusst die soziale Herkunft maßgeblich die Bildungschancen eines Kindes sowie seine kulturellen und materiellen Möglichkeiten. Der soziale Status entscheidet oft darüber, in welchem Stadtteil ein Kind aufwächst, welche Schule es besucht und welche kulturellen Inhalte es konsumiert. Diese Faktoren wirken sich auf die spätere Berufswahl und das Einkommen aus. Gleichzeitig halten sich hartnäckig Vorurteile gegenüber sozial benachteiligten Gruppen. Häufig wird Menschen in Armut eine Mitschuld an ihrer Lage unterstellt, obwohl viele von ihnen in unsicheren und schlecht bezahlten Jobs arbeiten, die kaum zum Leben reichen. Obwohl diese soziale Ungleichheit weitgehend bekannt ist, findet sie in der Antidiskriminierungsarbeit kaum Beachtung. Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft wird selten thematisiert, weshalb entsprechende Bildungsangebote fehlen.
Auch Studien belegen, dass Kinder aus Familien mit höherem sozialen Status deutliche Vorteile genießen: Eltern mit höherer Bildung und einem guten Einkommen schaffen oftmals ein Umfeld, in dem kulturelle und schulische Förderung zum Alltag ihrer Kinder gehört. Der OECD-Bericht 2024, der sich auf die Förderung von Chancengleichheit im Bildungssystem konzentriert, bestätigt, dass der familiäre Hintergrund weiterhin stark die Bildungsergebnisse beeinflusst und Bildungschancen oft über Generationen weitergegeben werden. Soziale Ungleichheiten beginnen bereits früh und ziehen sich durch alle Stufen des Bildungssystems.
In den Ländern mit verfügbaren Daten nehmen Kinder aus einkommensschwachen Familien seltener an frühkindlicher Bildung teil. Schüler:innen aus weniger privilegierten sozioökonomischen Verhältnissen schneiden außerdem in Leistungsstudien wie IGLU und PISA schlechter ab. Beim Übergang in die Sekundarstufe II haben Jugendliche, deren Eltern keinen Hochschulabschluss haben, eine um 19 Prozentpunkte geringere Wahrscheinlichkeit, diese erfolgreich abzuschließen, als ihre Mitschüler:innen, deren Eltern einen Hochschulabschluss haben. Während 72 Prozent der Erwachsenen, deren Eltern über einen Hochschulabschluss verfügen, selbst ein Hochschulstudium abgeschlossen haben, sind es bei Personen, deren Eltern keinen Hochschulabschluss haben, nur 19 Prozent. Dass Kinder aus privilegierten Verhältnissen dann häufiger das Gymnasium besuchen und in höherer Bildung erfolgreich sind, hängt also nicht nur von “Talent” oder “Intelligenz” ab, sondern ist häufig eine Folge ihres sozialen Hintergrunds und der damit verbundenen Möglichkeiten.
Theresa Wolf, Lehrerin an einer Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen, hat es sich zur Aufgabe gemacht, genau über dieses Thema Aufklärung zu leisten. Als @frau__wolf, spricht sie auf ihrem TikTok-Account über Themen wie Rassismus und Klassismus. Ihrer Meinung nach lernen Kinder in der Schule nicht alles, was sie später im Leben benötigen. Außerdem haben nicht alle die gleichen Chancen oder die Möglichkeit, sich Nachhilfeunterricht zu leisten: “Meine Mutter war alleinerziehend, das Geld war knapp. Mir hat man damals in der Schule gesagt, dass aus mir nichts werden könne, wenn man schaut, woher ich komme“, erzählt Wolf. Die abwertende Behandlung hat bei ihr Selbstzweifel ausgelöst, und sie konnte lange nicht daran glauben, dass sie das Abitur schaffen würde. “So ein Klassismus in der Schule verletzt unfassbar”, betont Wolf. Erst während ihres Masterstudiums kam bei ihr der Durchbruch – sie erkannte, dass sie doch viel Potenzial in sich trägt.
Wolf sieht nicht nur Klassismus, sondern auch Rassismus als Hindernis für Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem. Sie verweist auf die Max- und Murat-Studie von 2018, die zeigt, dass Kinder allein aufgrund eines ausländisch klingenden Namens benachteiligt werden. “Auch Kinder, die kein gutes Deutsch sprechen, erleben in der Schule ständig Rassismus”, erklärt sie weiter – ebenso wie ihre Eltern. Für einen Elternabend übersetzte sie deshalb Teile einer Präsentation, um sicherzustellen, dass alle Eltern eingebunden werden. Ihre Aktion brachte ihr einige kritische Kommentare auf TikTok ein. Für sie ein Beweis dafür, dass Rassismus allgegenwärtig ist. Schon an ihren früheren Schulen wurde das Thema “deutsche Sprache” kontrovers diskutiert, was Wolf als klassischen Linguizismus bezeichnet. Also die Abwertung von Menschen aufgrund ihres Dialekts oder mangelnder Sprachkenntnisse.
Heute arbeitet Wolf an einer Schule, die sich als besonders offen und tolerant beschreibt und das Siegel “Schule ohne Rassismus” trägt. Dennoch hält sie die Bezeichnung für irreführend. Projekte zur Förderung rassismuskritischer Bildung seien zwar bedeutsam, aber der Name erwecke den falschen Eindruck, es gebe Schulen, in denen Rassismus gänzlich überwunden sei. “Es gibt in Deutschland keine Schule ohne Rassismus”, so Wolf. Genauso wenig, wie es Schulen ohne Klassismus gibt. Wolf hat es sich zur Aufgabe gemacht, es besser zu machen, als sie es selbst erlebt hat: “Als ich Lehrerin geworden bin, habe ich gemerkt, dass ich es besser machen will. Ich will für Schülerinnen und Schüler die eine Person sein, die an sie glaubt”, sagt Wolf.
Bildungspolitik und gesellschaftliche Diskussionen über Bildung werden oft von Menschen geführt, die selbst einen direkten, geradlinigen Bildungsweg durchlaufen haben – sei es in der Politik, im Journalismus oder in der Wissenschaft. Die Realität von Schüler:innen in benachteiligten Gruppen und deren Herausforderungen bleibt daher häufig unberücksichtigt. Dabei müssten gerade diese einflussreichen Akteur:innen erkennen, dass ihre Erfahrungen nicht für alle gelten.
Es gibt viele Stimmen, die für ein gemeinsames Schulsystem plädieren, das gleiche Chancen für alle Kinder ermöglicht. Es ist aber anspruchsvoll, in einer Klasse sowohl Schüler:innen zu fördern, die zu Hause Unterstützung erfahren, als auch jene, die wenig Hilfe haben. Doch genau das sollte die Aufgabe des Bildungssystems sein: Ausgleich zu schaffen und allen den gleichen Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Befürworter:innen der frühen Trennung in Hauptschule, Realschule und Gymnasium begründen diese jedoch oftmals mit verschiedenen Talenten und individuellen Bedürfnissen. Diese Argumentation, die nach wie vor am Leistungsprinzip festhält, ignoriert jedoch die Erkenntnisse aus der Bildungs- und Sozialforschung: So entsteht der trügerische Eindruck, dass gewisse soziale Schichten einfach intelligenter seien – ein Vorurteil, das längst überholt ist und in der heutigen Gesellschaft keine Grundlage mehr haben sollte. Demnach muss das deutsche Bildungssystem gerechter werden und allen Schüler:innen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft die gleichen Chancen bieten.
Das finnische EdTech-Startup Edulyzer präsentiert einen app-gestützten Ansatz zur Entwicklung von Schulzufriedenheit, Wohlbefinden und anderer Aspekte erfolgreicher Schule. Im Interview erzählt Tero Rynkä, Gründer und Geschäftsführer von Edulyzer, wie die App funktioniert und wie sie das Lernen verbessert.
Lehrer-News: Mit Edulyzer verfolgt ihr das Ziel, mit einem holistischen Ansatz für mehr Wohlbefinden an Schulen zu sorgen. Könnt ihr uns das Konzept der App kurz erklären?
Edulyzer versteht sich als ein Werkzeug zur Entwicklung von Schulgemeinschaften und der Verbesserung des Lernens. Zu diesem Zweck haben wir gemeinsam mit Schulen und Forschenden die Themenbereiche identifiziert, die nachweislich einen Einfluss auf das Wohlbefinden und Lernen haben. Der wissenschaftliche Hintergrund ist die von der Oxford Wellbeing Impact Study bestätigte starke Korrelation zwischen Wohlbefinden und akademischer Leistung.
In der Edulyzer-App – eine Browser-Anwendung, die mit jedem digitalen Endgerät benutzt werden kann – können alle Beteiligten des schulischen Ökosystems Fragen zu verschiedenen, sie betreffenden Dimensionen beantworten. Die Themen sind dabei sehr vielfältig: Schüler:innen werden bspw. befragt, mit welcher Motivation sie lernen (Wissen aneignen oder gute Zensuren bekommen) oder wie wohl sie sich in der Schulgemeinschaft fühlen. Lehrkräfte und die Schulleitung werden unter anderem zu den Themen pädagogische Entwicklung und Führung befragt, während die Erziehungsberechtigten Auskunft über ihre Wahrnehmung der Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus mitteilen können. Auf diese Weise entsteht mit Edulyzer ein ganzheitlicher Überblick über die gesamte Schulgemeinschaft.
Wir legen den Fokus auf nicht-leistungsbezogene Aspekte der Schulentwicklung, was auch Bestandteil der meisten von Landesinstituten angebotenen Evaluationsverfahren ist – allerdings deckt Edulyzer diese Aspekte sowohl in der Breite als auch in der Tiefe deutlich umfangreicher ab. Die Kontinuität der Erhebung, Analyse und Evaluierung getroffener Maßnahmen unterscheidet unseren Ansatz von bisher gängigen Anbietern. Eine weitere praktische Möglichkeit: Fragen oder ganze Kategorien können bei uns selbst erstellt werden. So kann jede Schule Edulyzer ganz individuell für sich nutzen.
Zur Erhebung der Daten kann Edulyzer auf ganz verschiedene Weise eingesetzt werden; von Einmalbefragungen bis hin zur kontinuierlichen Befragung, mit einer Frage pro Tag, ist alles möglich. Alle Daten bleiben dabei immer im System erhalten, sodass Entwicklungen ohne großen Aufwand genau verfolgt werden können. Die Antworten werden unmittelbar analysiert und die Ergebnisse stehen über rollenspezifische Dashboards sofort zur Verfügung. Lehrkräfte und Schulleitung sehen in ihrer Übersicht also nur genau die Fragen und Antworten, die für sie relevant sind.
Eine konkrete Einsatzmöglichkeit ist beispielsweise die Vermeidung von Absentismus. Schulabsentismus ist mehr als das klassische Schwänzen. Hinter der unentschuldigten Abwesenheit von Schüler:innen stecken oft persönliche und soziale Probleme (Lehrer News berichtete). Die wissenschaftlich bestätigte Korrelation zwischen negativen Emotionen und dem Erleben von Ausgrenzung einerseits – beides Dimensionen, die von Edulyzer erfasst werden – und dem Risiko von Absentismus andererseits lässt es zu, die entsprechenden Daten als Frühindikatoren zu verwenden und bei Bedarf Gespräche mit Betroffenen zu suchen.
Lehrer-News: Eine Frage, die viele interessieren dürfte, ist das Thema Datenschutz. Wie geht ihr damit um?
Wir verfolgen beim Datenschutz einen zweigeteilten Ansatz. Erstens befolgen wir branchenübliche Best Practices für Sicherheit und Datenschutz. Zweitens wenden wir verschiedene organisatorische Maßnahmen an, wie z. B. die Speicherung von Daten innerhalb der EU oder sogar im Land des Kunden. Wir legen zudem Wert darauf, keine personenbezogenen oder sonstigen Daten zu speichern, die nicht unbedingt erforderlich sind.
Unter den verschiedenen Möglichkeiten, Edulyzer zu implementieren, gibt es zwei, mit denen die Speicherung personenbezogener Daten in unserem System gänzlich vermieden werden kann. Die erste Möglichkeit ist die Integration des Schülerverwaltungssystems der Schule mit Edulyzer. Auf die notwendigen Daten wird auf diese Weise zugegriffen, ohne sie in unserem System zu speichern. Die zweite Möglichkeit besteht darin, Edulyzer anonym zu verwenden. Das ist zwar weniger detailliert, aber liefert dennoch ein gutes Gesamtbild auf Klassen- und Schulebene. Wir nehmen das Thema Datenschutz und Datensicherheit sehr ernst. Unser Ziel ist es, Schulen mit wichtigen und aussagekräftigen Informationen zu versorgen – und das auf sichere Weise.
Lehrer-News: An welchen Schulen ist Edulyzer bereits im Einsatz und wie sieht dort die Bilanz aus?
Edulyzer befindet sich an Schulen in fünf verschiedenen Ländern im Einsatz: Finnland, Schweden, Estland, Spanien und Deutschland. Wir haben bereits Hunderttausende Datenpunkte von Lernenden, Lehrkräften, Schulleitungen und Erziehungsberechtigten gesammelt und die Schulen damit unterstützt.
Für Lernende haben wir in einer Reihe von Schulen großartige Ergebnisse bei der Steigerung des schulischen Engagements erzielt. Lehrkräfte und Schulleitungen haben mit unseren Ergebnissen mehr Klarheit gewonnen und konnten Abläufe reibungsloser gestalten. Die Erziehungsberechtigten schätzen die offene Kommunikation der Schulen über die Ziele und Ergebnisse der Erhebungen und dass sie aktiv einbezogen werden.
Konkret haben mit uns entwickelte Maßnahmen beispielsweise zu einem Rückgang der Erfahrung von Ausgrenzung und negativen Emotionen um fast 10 % geführt (bis zu 25 % auf Klassenebene) oder das schulische Engagement um mehr als 5 % gesteigert – innerhalb eines Halbjahres. In allen Fällen haben die Beteiligten ein besseres Verständnis für ihre Rolle und ihr Potenzial für die Schulentwicklung entwickelt.
Lehrer News: Was sind eure nächsten Pläne, wann werden wir Edulyzer auch hierzulande im Einsatz sehen?
Im vergangenen Schuljahr fanden in Deutschland in fünf Bildungseinrichtungen Pilotprojekte statt, von denen drei jetzt in den Regelbetrieb gewechselt sind. Unser Ziel ist es natürlich, grundsätzlich mehr Schulen zu gewinnen – je mehr Schulen, desto mehr Daten, desto präziser werden wir in der Maßnahmenentwicklung mit den Schulen für die Schulen. Das größte Potenzial sehen wir dabei für Schulen in strukturell weniger privilegierter Situation – also dort, wo Schulentwicklung am dringendsten erforderlich ist. In diesem Zusammenhang begrüßen wir den Beginn des Startchancen-Programms. Genau jetzt ist die Zeit für diese Schulen, mit Edulyzer zu starten, um “vor die Welle” zu kommen, also jetzt zu erfahren, welche die wirksamsten Hebel für ihre Entwicklung sind.
Dafür treten wir zusammen mit unseren Partnern in Deutschland, m2more GmbH, mit Schulen und Schulträgern in Kontakt. Erfreulicherweise stellen wir dabei fest, dass unsere Lösung immer mehr auf Zustimmung stößt – sowohl bei bestehenden als auch bei neuen Kund:innen. Die Schulleiterin einer Grundschule in Baden-Württemberg, die eine unserer Modellschulen ist, sagt: “Die Edulyzer App bietet uns eine einzigartige Gelegenheit, die Schule aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten. Besonders das Dashboard bietet für die Schulentwicklung eine herausragende Möglichkeit, auf einen Blick zu sehen, was gut läuft und wo Verbesserungsbedarf besteht. Durch das klare und präzise Erkennen der Bereiche, können wir gezielte Maßnahmen ergreifen und unsere Schule kontinuierlich verbessern.” Dieses positive Feedback freut uns natürlich besonders, weil wir sehen, dass Edulyzer auch an Schulen in Deutschland viel Gutes bewirken kann.
Abschließend ist es uns noch wichtig zu sagen, dass das Unterrichten und Erziehen von Kindern und Jugendlichen einer der wichtigsten Berufe der Welt ist. Wir freuen uns daher, mit Edulyzer die Arbeit von Lehrkräften und Schulleitungen unterstützen zu dürfen.
Erfahrt hier mehr über Edulyzer oder vereinbart einen unverbindlichen Präsentationstermin mit unserem Partner in Deutschland.
Edulyzer wurde Anfang 2022 von Tero Rynkä und Teuvo Sankila gegründet, die beide aufgrund ihrer langjährigen Tätigkeit im Bereich der finnischen Bildungsmedien über umfassende Erfahrung im Bildungssektor verfügen. In Finnland wird Edulyzer bereits in zahlreichen Schulen eingesetzt.
Von Anfang an arbeitet das Team eng mit Forschenden zusammen, um ein wissenschaftlich hohes Niveau zu gewährleisten und entwickelt die Anwendung auf unterschiedliche Weise weiter. Mit Edulyzer wollen sie die Schule zu einem besseren Ort für jede:n Einzelne:n in der Schulgemeinschaft machen.
Im Unterricht war noch alles klar, doch zu Hause bei den Hausaufgaben erinnern sich Schüler:innen oft an nichts mehr – und Eltern sind oft nicht in der Lage zu helfen. Lehrer Kai Schmidt wollte Abhilfe schaffen und begann, Erklärvideos für seine Klassen zu produzieren. Diese waren so erfolgreich, dass er seinen YouTube-Kanal ”Lehrerschmidt” gründete. Jetzt, mit knapp 2 Millionen Abonnent:innen, hat er das Bundesverdienstkreuz erhalten und mit der Ergotherapeutin Birgit Hoppe das Buch “Wie ich mein Kind gut durch die Grundschule begleite!” veröffentlicht. Darin erläutert der Lehrer für Grund-, Haupt- und Realschule und die Ergotherapeutin die großen Herausforderungen der Grundschulzeit und wie wir Kindern dabei helfen können, sie zu meistern. Dabei lässt Schmidt auch seine Erfahrungen als Vater und ehemalige Leitung einer Grundschule einfließen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat dir am 17.10 das Bundesverdienstkreuz (Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland) für deine YouTube-Videos verliehen, was ist das für ein Gefühl?
Kai Schmidt: Es war auch eine mega Überraschung. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit sowas. Das könnte wohl, was wichtig ist. Natürlich, das ist eine unglaubliche Ehre. Das kann man nicht anders sein. Ich habe den Herrn Steinmeier kennenlernen dürfen und wir hatten hinterher noch ein bisschen Zeit zu reden. Das war einfach eine tolle Erfahrung. Es war aber auch ganz spannend. Also ich wurde ja in einer Gruppe geehrt, mit 12 weiteren, die sich für Themen von medizinischer Unterstützung für Wohnungslose, über den Aufbau eines Breiten-Sportvereins über den Aufbau eines Sozialkaufhauses engagieren. Und ich habe ja letztlich nur ein paar Lernvideos gedreht.
Warum hast du damals mit YouTube angefangen und hättest du gedacht, dass du mal so erfolgreich damit wirst?
Kai Schmidt: Für mich war das damals ganz klar: Ich mache Videos für meine Lerngruppe und ehrlich gesagt habe ich gedacht, da bleiben sie auch. Ich hätte nie gedacht, dass der Bedarf so groß ist. Das hat sich dann über viele Jahre entwickelt und dann kam auch noch die Coronazeit dazu. Ich würde niemals den echten Unterricht, also diesen interaktiven Austausch, in Fragestellen, aber so ein Video kann helfen, Inhalte zu Hause noch mal durchzugehen und sich zu bestätigen. Ein weiterer Vorteil: In Mathe gibt es immer nur eine Lösung. Das lässt sich leichter in einem Video darstellen, als die Ergebnisse einer Deutschaufgabe. Zum anderen stehen meine Videos halt immer zur Verfügung, ich kann also auch um 2 Uhr nachts damit lernen und sie erklären es dir, wenn sein muss auch hundertmal hintereinander, ohne genervt zu sein. Ich verstehe ein Lernvideo immer als eine Ergänzung.
Du hast knapp 2 Millionen Abonnenten und 1.869 Video auf YouTube – warum ist Mathe so erklärungsbedürftig?
Kai Schmidt: Ich bin mir sicher, dass es ein paar Sachen sind, die zusammen spielen. Das eine ist, ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es im Matheunterricht auch immer um die Beziehungsebene geht – nicht für alle Schüler, aber für viele. Das heißt, ich muss mit meinem Mathelehrer/meiner Mathelehrerin eine Beziehung aufbauen. Und erst wenn die positiv ist, bin ich überhaupt erst bereit zu lernen. Das gilt für Grundschule und Hauptschule noch mehr als fürs Gymnasium. Ich persönlich bräuchte das nicht, weil mir Mathe sehr liegt, aber es gibt eben Menschen, die sind da ganz anders und das ist ja auch gut so. Also wenn man dann über Empathie eine Bindung aufgebaut hat, dann kann man auch gemeinsam lernen. Und dann kommt noch hinzu, dass sich durch Hausaufgaben auch die Elternrolle verändert.
Wie verändern Hausaufgaben die Elternrolle?
Kai Schmidt: Für meinem Sohn bin ich der schlechteste Mathelehrer der Welt. Das ist immer so. Mama und Papa sind die schlechtesten Lehrer. Das kann man aber ganz elegant aufheben, indem man sich eben zu zweit vors Video setzt und gemeinsam lernt. Das entspannt die Situation und ich glaube, das ist so ein bisschen die Magie. Viele Eltern schauen sich meine Videos auch an, bevor sie sich mit ihrem Kind an die Hausaufgaben setzen. Ich sag mal so, die Unterstützung der Eltern in einem durchschnittlichen Haus ist ja so sagen wir mal ab Klasse 8 Schluss muss man ja mal ehrlich sagen. Also die Prozentrechnung geht auch noch. Aber ich sage mal so bei den linearen Funktionen, aber allerspätestens bei den quadratischen Funktionen ist in der Regel Schluss.
Warum sollten Schüler:innen lernen, was eine e-Funktion ist?
Kai Schmidt: Ich könnte jetzt total viele Gründe sagen, aber meine ehrliche Meinung ist eigentlich muss es nicht sein. Aber man muss es eben von der anderen Seite sehen: Ich glaube bei Mathematik-Themen wie Plus, Minus, Mal, Geteilt, Flächenrechnung, Körperrechnung und Prozentrechnung sind wir uns alle einig, dass das jeder Schüler lernen sollte. Aber ich glaube, es geht da auch um was anderes, nämlich um Probleme lösen, das Denken und um die Fähigkeit Prozesse durchführen zu können und ich finde dafür Mathematik ganz dankbar, weil sie eigentlich immer systematisch aufeinander aufbaut.
Warum, denkst du, schätzen dich so viele Menschen in deiner Community? Was verbindet sie mit #teamschmidt?
Kai Schmidt: Also ich glaube, es liegt daran, dass diese super coolen Hater Typen, die so randalierend durchs Internet gehen, nicht auf die Idee kommen bei einem Lernvideo anzuhalten. Und dass die Leute einfach wirklich unheimlich dankbar sind, wenn sie keine Sorge mehr vor der nächsten Mathearbeit haben müssen. Ich bekomme zum Beispiel auch häufig Kommentare von Schülern an deutschen Schulen im Ausland, die meine Videos im Unterricht benutzen. Diese Grüße von der ganzen Welt sind total schön. Was ich auch nie gedacht hätte: Ein ganz treuer Teil meiner Community sind Leute 70 plus, die mit meinen Videos Gehirnjogging betreiben.
Dein Buch “Wie ich mein Kind gut durch die Grundschule begleite!" richtet sich an Eltern von Grundschülern. Wie sind Birgit Hoppe, die Ergotherapeutin, mit der du das Buch zusammen geschrieben hast, und du auf die Idee gekommen? Hat euch deine Community dazu inspiriert?
Kai Schmidt: Tatsächlich nicht. Es ist wie immer intrinsisch motiviert. Ich habe ein Kind in der 4. Klasse und ich habe in den letzten viereinhalb Jahren sehr viele Learnings gehabt und manche auch auf die ganz harte Tour. Diese Erfahrungen wollte ich weiter geben. Und weil ich mir von vorne rein gedacht habe, das ist mir noch zu wenig, das wäre ja nur die Perspektive. Papa und Lehrer habe ich mir dann noch eine Ergotherapeutin gesucht, die sich der Sache noch aus therapeutischer Sicht anschaut und bespricht. Wir zeigen entsprechend auch auf: Bis hierhin kann man das alleine schaffen und ab hier solltest du dir Unterstützung holen. Und das ganz niedrigschwellig zu alltäglichen Themen wie Schleife binden, Schönschrift, aber auch Tagesstruktur. Es ist einfach alles mit drin, von dem wir gedacht haben: Das brauchst du in diesen vier Jahren als Mama oder Papa und die Idee war eben, das ganze als Nachschlagewerk zu organisieren. Sodass man das Buch nicht ganz lesen muss, darf man natürlich gerne, aber man kann es im Prinzip sich auch in immer kleine Kapitel aufteilen und gucken, wo sind wir gerade? Wie lerne ich am besten das Einmaleins oder wie machen wir das mit dem Schuhe binden oder dem Uhrzeit lernen? Sprich diese ganzen Herausforderungen, die in diesem vier bzw. fünf Jahren vorkommen, weil wir auch das Vorschuljahr mit dazugenommen haben. Und natürlich haben wir auch ganz viele Videos über QR-Codes eingebunden, die den Eltern helfen.
Welche Herausforderung war denn für dich während der Grundschulzeit deines Sohnes die größte?
Kai Schmidt: Was mich in den Wahnsinn getrieben hat – und ich muss das auch so deutlich sagen – das waren die Hausaufgaben in der ersten Klasse. Und es war zu keinem Zeitpunkt ein Problem der Schule oder dass es zu viele gewesen wärne oder so. Nein, es ging einzig und allein darum, sich gemeinsam zu Hause da dran zu setzen. Es ist einfach so oft eskaliert, manchmal nur, weil ich einen Buchstaben wegradiert habe. Es war einfach anstrengend. Unfassbar anstrengend. Und ich bin auch wirklich froh, dass ich das durchgestanden habe und dass es dann auch besser geworden ist und ich glaube, das kann man Eltern immer mitgeben: Es wird besser.
Und was für einen Tipp habt ihr in eurem Buch für Eltern, wenn es um Hausaufgaben geht?
Kai Schmidt: Wir besprechen das Thema Hausaufgaben im Buch mehrfach, weil es sich von Klasse 1 bis Klasse 4 verändert. Wir fangen da auch ganz pragmatisch an. Wo mache ich Hausaufgaben mit meinem Kind? In Klasse 1 reden wir darüber, dass man Hausaufgaben zum Beispiel in der Küche machen kann, weil Mama oder Papa dann einfach auch noch was anderes machen können, weil es ist ja für uns Erwachsene manchmal gar nicht so leicht ist danebenzusitzen und zuzuschauen, wie das Kind zehnmal das “a” schreibt. Man kommt ja als Erwachsener auch unter Druck, weil wir auch noch andere Dinge zu tun haben. Wichtig dabei ist aber: Störquellen wie Radio müssen ausgeschaltet werden. Wer das nicht hinbekommt, sollte seinem Kind einen Schreibtisch ins Kinderzimmer stellen. Der Nachteil ist, dass ich dann dort daneben stehe und gar nichts mehr parallel machen kann, bis das Kind erste Aufgaben selbstständig erledigen kann.
Ab Klasse 2 reden wir dann darüber, dass man nur noch sporadisch bei den Hausaufgaben dabei sein sollte und ab Klasse 3 sollen die Kinder die Hausaufgaben möglich selbstständig machen. Wobei das aufs Kind ankommt. Alles ist immer eine Entwicklung. Das zieht sich eigentlich so durch das ganze Buch und das, was in Klasse 1 richtig ist, ist natürlich in Klasse 4 anders, weil die Kinder ja größer und immer selbstständiger werden und das versuchen wir dann immer wieder in ganz kleinen Kapiteln aufzuarbeiten, auch mit Checklisten zum Beispiel. Die Idee dahinter ist, Eltern ein Angebot zu machen: Schau mal, so kannst du es machen, ohne irgendwie belehrend zu sein. Das war uns ganz wichtig.
Viele Kinder können sich heute in der ersten Klasse nicht selbst für den Sportunterricht anziehen und die Schuhe binden. Sind Kinder heutzutage nicht mehr so selbstständig wie früher?
Kai Schmidt: Ich glaube, es ist immer die Mischung aus allem. Möglicherweise waren Kinder vor zehn oder 20 Jahren noch ein bisschen selbstständiger, weil Eltern noch nicht so präsent waren. Andererseits muss man auch sagen, sie müssen es halt lernen, gerade für den Sportunterricht. Da kommt nämlich richtig Druck auf, wenn alle Kinder fertig sind und das eine sitzt da noch und kriegt den Schuh nicht zu oder die Hose nicht an. Manches lässt sich leicht lösen, zum Beispiel einfach einen Kletterschuh statt eines Schnürschuhs anziehen. Wobei ich finde zu lernen eine Schleife zu binden gehört zum groß werden dazu. Aber vielleicht muss es nicht zwingend in der ersten Klasse passieren. Im Buch haben wir dazu auch ein Lernvideo verlinkt, wie Eltern das zu Hause mit ihrem Kind üben können.
Und wenn das Umziehen noch nicht so gut klappt, dann muss man das zu Hause üben. Dann macht man Anziehen gegen die Uhr, und zwar so lange, bis das in einem akzeptablen Zeitraum klappt. Das wäre so ein Beispiel dafür, was Eltern zu Hause tun können, um auf diese Herausforderung in der Schule vorzubereiten.
Mit welcher Methode lernen Schüler denn das Einmaleins am besten?
Kai Schmidt: Im Buch erklären wir da ein Vorgehen, wie man das Einmaleins gut lernen kann, nämlich das ständige Wiederholen. Es gibt bestimmt ganz viele Wege das zu lernen, aber ich kann zu diesem Verfahren sagen: Das habe ich mehrfach durchgeführt, mit Schulklassen, aber auch mit meinem eigenen Sohn, mit wirklich richtig guten Ergebnissen und ich würde es immer wieder so machen. Das Einmaleins ist gar nicht kognitiv schwierig, aber es hat einfach eine irre lange Lernzeit. Man muss sich zu Hause wirklich lange mit dem Einmaleins beschäftigen. Das beschreiben wir im Buch auch ganz ausführlich und da muss man eben als Eltern wissen: Das Einmaleins ist zu Hause jetzt das nächste halbe Jahr Thema. Und dann muss man das wirklich konsequent durchziehen. Ich hab das mit meinem Sohn zum Beispiel immer im Auto geübt.
Was sollte ich jetzt tun, wenn mein Kind nächstes Jahr eingeschult wird? Alles auf mich zukommen lassen?
Kai Schmidt: Nein, das würde ich nicht. Auch das beschreiben wir im Buch. Ich finde es ganz, ganz wichtig diesen Übergang positiv zu begleiten, also dass man, selbst wenn man schlechte persönliche Erfahrung mit Schule gemacht hat, diese nicht aufs Kind überträgt, sondern dass man von vorne rein immer positiv über die Schule spricht. Da lernst du viel, da kannst du viel erleben und da lernst du lesen und kannst tolle Abenteuer erleben sind positive Sätze, die gut auf die Schule vorbereiten. Und auf jeden Fall, das beschreiben wir auch, dass man schon mal den Schulweg übt. Häufig gibt es tolle Vorschulangebote in den Kindergärten, die man wahrnehmen sollte. Außerdem sollten Eltern ihr Kind in der örtlichen Bücherei anmelden. Und ich bin ein riesengroßer Fan davon, dass Kinder den Bronzeschwimmkurs abgeschlossen haben sollten, wenn sie in die Schule kommen. Das Kind sollte zudem selbstständig auf Toilette gehen und sich selbstständig anziehen können. Im Buch bieten Birgit Hoppe und ich auch eine Checkliste dafür. Damit kann jeder Elternteil schnell prüfen, welche Punkte das Kind schon kann und welche man noch üben muss. Aber ich glaube, das aller allerwichtigste ist dafür zu sorgen, dass das Kind sich auf die Schule freut.
Was wünschst du dir als Lehrer von Eltern während der Grundschulzeit?
Kai Schmidt: Ich will ganz ehrlich sein: Ich würde mir manchmal wünschen, dass Eltern in Schulen viel weniger präsent sind. Ich will das kurz erklären. Natürlich brauchen Grundschulen ganz viel Mitarbeit von den Eltern. Zum Beispiel das Einmaleins – das schaffen wir nicht allein in der Schule. Das geht nur, wenn zu Hause auch geübt wird. Das ist auch beim Lesen so. Es gibt aber Dinge, die müssen die Kinder selbst lernen und eins davon ist das Scheitern. Kinder müssen scheitern und Eltern müssen das aushalten. Dann bringt das Kind eben mal eine Fünf nach Hause. Eltern müssen darauf vertrauen, dass Lehrer wissen, was sie tun und nicht wegen jedem Firlefanz anrufen. Und wenn der Lehrer mal einen Fehler gemacht hat und einen Punkt in der Klassenarbeit nicht gezählt hat, kann man das ansprechen, aber sollte, gelassen bleiben. Das Kind hat eine Strafe gekriegt? Dann wird das seinen Grund haben. Wenn Mama oder Papa immer alles für dich regeln und dich immer raushauen, dann habe ich eben auch keine Chance selbstständig zu werden. Ich finde die Metapher immer ganz schön: Nur wer mal hingefallen ist, kann auch lernen wieder aufzustehen.
Was sollten Eltern beim Übergang auf die weiterführende Schule beachten?
Kai Schmidt: Der Übergang in die weiterführende Schule ist natürlich ein riesengroßes Thema, genauso wie vier Jahre zuvor der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule. Die Kinder kommen schon wieder in ein neues System. Jetzt haben sie sich praktisch gerade eingelebt und schon geht es weiter. In der vierten Klasse ist es so, dass die Kinder selbst auch eine ganz klare Vorstellung haben, wo die Reise hingeht. Und natürlich gibt es die Diskussion, wer zum Gymnasium und wer nicht. Dann gibt es ja je nachdem wo man wohnt, auch noch die Diskussion ist es möglicherweise eine Privatschule. Um diese Fragen zu klären, gibt es die Elterninformationsabende, wo sich die verschiedenen Schulformen dann exemplarisch vorstellen und danach kann man dann das Kind anmelden. Bei uns gibt es keine verpflichtenden Empfehlungen, sondern bei uns zählt der reine Elternwille. Das heißt unabhängig vom Zeugnis kann ich theoretisch mein Kind immer anmelden, wo ich möchte. Auf Wunsch gibt es eine pädagogische Beratung, aber tatsächlich kann man die, wenn man möchte ignorieren.
Warum sollten Eltern dieser Empfehlung trotzdem folgen?
Kai Schmidt: Wir Lehrerinnen und Lehrer sind da einfach objektiv. Ich verstehe auch absolut, dass Eltern weh tut, wenn der Mathelehrer keine Empfehlung fürs Gymnasium ausspricht. Nur wenn der Mathelehrer dann nein sagt, dann hat er sich das in der Regel gut überlegt und genauso ist das auch für den Deutschlehrer, weil man immer verstehen muss. Aus Mathe wird nachher Mathe und Physik und aus Deutsch werden alle Nebenfächer, weil in diesen ja auch sehr viel geschrieben wird.
Ich finde auch, es müssen nicht alle Kinder aufs Gymnasium. Ich glaube auch nicht, dass man mit einem Abitur glücklicher ist als ohne. Also ich habe das Abitur gemacht, weil ich tatsächlich immer gerne zur Schule gegangen bin. Und weil ich auch relativ schnell klar hatte, dass ich Lehrer werden wollte, dann braucht man das eben. Es gibt aber viele Berufswünsche, für die man das nicht braucht.
Was möchtest du Lehrkräften an Grundschulen mit auf den Weg geben?
Kai Schmidt: Ich sage das ganz offen. Für mich sind die Grundschullehrerinnen- und lehrer, die absolut wichtigsten im System und ich das sage nicht, weil ich in der Grundschule gearbeitet habe. Wenn ich das entscheiden könnte, würden bei mir in Niedersachsen die allerbesten Leute des Systems in der Grundschule arbeiten. Warum? Weil die kümmern sich um die Basics, die machen, dass die Kinder lesen, schreiben und rechnen können. Und die machen noch viel mehr! Die machen Mappenführung, Struktur, Ordnung und so weiter. Wir an den weiterführenden Schulen profitieren davon, was sie geschaffen haben. Das muss man klar sagen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Wiesbaden. Die Zahl der verbeamteten und angestellten Lehrkräfte an Hessens Schulen ist in den letzten Jahren gestiegen. Dies teilte das hessische Kultusministerium auf eine Anfrage der AfD im Landtag mit. Die Zahl der verbeamteten Lehrkräfte an öffentlichen Schulen erhöhte sich demnach von knapp 50.000 im Schuljahr 2019/2020 auf über 52.200 im laufenden Schuljahr 2023/2024. Auch im Angestelltenverhältnis ist ein deutlicher Zuwachs zu verzeichnen: Die Anzahl der angestellten Lehrer:innen stieg von knapp 9.000 auf jetzt etwa 12.500.
Laut Bildungsministerium ist die Zahl der Quereinsteiger:innen, die in ein Beamtenverhältnis überführt werden, nur schwer zu beziffern. Diese Lehrkräfte erhalten nach bestandener Zweiter Staatsprüfung die Befähigung für ein Lehramt und werden statistisch nicht mehr von regulär ausgebildeten Lehrkräften unterschieden. Das Ministerium begründete dies mit fehlenden zentral auswertbaren Daten, um nachträglich zwischen Quereinsteiger:innen und herkömmlichen Lehrkräften zu differenzieren.
Trotz des Zuwachses bei den Lehrkräften wies die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf ein weiterhin drängendes Problem hin: den Lehrermangel. Dieser betreffe vor allem Gesamtschulen sowie berufliche Schulen und verschärfe sich durch die steigenden Schülerzahlen, bedingt unter anderem durch geflüchtete Kinder aus der Ukraine. Die GEW betonte bereits im August, dass bereits im vergangenen Schuljahr etwa 1.000 Stellen unbesetzt waren, und forderte Maßnahmen gegen die Personalengpässe. Auch die FDP im Landtag äußerte zum Beginn des Schuljahres Bedenken: Der Lehrkräftemangel könne die Bildungschancen sozial benachteiligter Schüler:innen weiter beeinträchtigen. Um dem entgegenzuwirken, schlägt die FDP eine Entlastung der Lehrkräfte durch Entbürokratisierung, digitale Hilfsmittel und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz vor.
Die geplante Ganztagsbetreuung für Grundschüler:innen ab 2026 könnte den Bedarf an Lehrkräften zusätzlich erhöhen. Damit wird das hessische Bildungsministerium weiterhin vor die Herausforderung gestellt, ausreichend Personal für die wachsende Nachfrage zu finden und zugleich bestehende Lücken zu schließen. Während die Anzahl der Lehrkräfte kontinuierlich ansteigt, bleibt das Problem des Lehrermangels ungelöst. Die GEW und die politische Opposition betonen, dass strukturelle Reformen notwendig sind, um die Situation langfristig zu stabilisieren.
Um dem steigenden Lehrkräftebedarf gerecht zu werden, starteten am 1. November 2024 rund 1.300 junge Lehrkräfte in Hessen ihren Vorbereitungsdienst. Bildungsminister Armin Schwarz (CDU) und Staatssekretär Dr. Manuel Lösel begrüßten die Nachwuchskräfte in verschiedenen Städten, darunter Hanau und Gießen. Schwarz betonte die gesellschaftliche Bedeutung des Lehrberufs und hob hervor, dass die neuen Lehrkräfte zukünftige Generationen mitprägen werden. Staatssekretär Lösel wünschte den Referendar:innen viel Erfolg und betonte den Bedarf an engagierten Kräften.
Als Lehrkraft stehst du täglich vor der Herausforderung, interessante und effektive Unterrichtsmaterialien zu entwickeln, die deine Schüler:innen begeistern und ihnen helfen, Wissen nachhaltig zu vertiefen. Stell dir vor, du könntest Arbeitsblätter, Tests und Quizfragen in Sekundenschnelle erstellen und individuell auf deine Klasse anpassen. ChatGPT kann diese Vision Wirklichkeit werden lassen! In diesem Artikel erfährst du, wie du KI-Technologie sinnvoll und zielführend für deinen Unterricht einsetzen kannst und dabei wertvolle Zeit sparst. Du erhältst konkrete Tipps, wie du den Einsatz der KI vertiefen und deine Materialien einzigartig gestalten kannst, sodass dein Unterricht einen spürbaren Mehrwert für alle Beteiligten bietet.
Die Erstellung von Arbeitsblättern kann oft eine zeitaufwendige Aufgabe sein, insbesondere wenn du sicherstellen möchtest, dass sie auf die individuellen Bedürfnisse deiner Schüler:innen zugeschnitten sind. Mit ChatGPT hast du die Möglichkeit, strukturierte und ansprechende Arbeitsblätter für verschiedenste Themen schnell zu generieren. Durch spezifische Eingaben wie Fach, Thema und Klassenniveau erhältst du sofort Vorschläge für Aufgaben und Übungen.
Beispiel-Prompts:
Um die Relevanz der Inhalte zu steigern, kannst du spezifische Anforderungen formulieren. Zum Beispiel: „Erstelle ein Arbeitsblatt zur Anwendung des Simple Past mit einem Text über die Erlebnisse einer fiktiven Figur, angepasst auf unterschiedliche Sprachlevel in der Klasse.“ Dies fördert den Praxisbezug und die Identifikation der Schüler:innen mit dem Lernstoff.
Tipp: Nutze ChatGPT auch für Materialien für Lernstationen oder differenzierte Arbeitsblätter für Gruppenarbeiten. So förderst du kooperatives Lernen und kannst gezielt auf unterschiedliche Leistungsniveaus eingehen, was den Gemeinschaftssinn stärkt und das Lernen untereinander fördert.
Tests sind ein zentraler Bestandteil des Bildungsprozesses und müssen oft sorgfältig gestaltet werden, um den Lernfortschritt der Schüler:innen zu evaluieren. Mit ChatGPT kannst du Tests schnell und einfach erstellen, die verschiedene Fragetypen wie Multiple Choice, offene Fragen oder kreative Aufgaben beinhalten. Dies ermöglicht dir eine flexible Anpassung an unterschiedliche Themen und Schwierigkeitsgrade.
Beispiel-Prompts:
Eine wertvolle Strategie ist, alternative Fragestellungen zu verwenden, z.B.: „Erstelle 5 Multiple-Choice-Fragen und 3 kreative Aufgaben, die eigenständige Recherche erfordern.“ Solche Fragen fördern kritisches Denken und vertiefen das Verständnis. Nutze ChatGPT für formative Assessments und regelmäßige Zwischentests, um den Lernfortschritt deiner Schüler:innen zu überprüfen und gezielt an individuellen Schwächen zu arbeiten.
Die Integration von interaktiven Elementen in den Unterricht kann die Motivation der Schüler:innen erheblich steigern. Quizfragen, die leicht in Plattformen wie Kahoot! oder Quizlet integriert werden können, fördern spielerisches Lernen und sorgen für ein lebendiges Klassenzimmer. Solche Tools bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten, um den Unterricht dynamischer und ansprechender zu gestalten, was insbesondere in einer Zeit wichtig ist, in der Schüler:innen oft an digitalen Medien und interaktiven Formaten gewöhnt sind.
Beispiel-Prompts:
Zusätzlich kannst du ChatGPT bitten, interaktive Rätsel oder Mini-Wissensspiele zu entwickeln, wie z. B. Lückentexte oder Bildzuordnungen. Dies sorgt für Abwechslung und motiviert die Schüler:innen, eigenständig zu denken und zu lernen.
Tipp: Setze Quizfragen am Ende jeder Stunde ein, um das Wissen in Form von kurzen Lernspielen zu festigen. Diese Methode trägt dazu bei, dass Schüler:innen sich die Inhalte besser merken und das Gelernte anwenden können.
Die Berücksichtigung der unterschiedlichen Lernstände ist entscheidend für den Erfolg im Klassenzimmer. ChatGPT hilft dir dabei, Aufgaben in verschiedenen Schwierigkeitsgraden zu erstellen, um den unterschiedlichen Bedürfnissen deiner Schüler:innen gerecht zu werden.
Beispiel-Prompts:
Durch die Anpassung der Aufgaben an die Lernziele kannst du sicherstellen, dass alle Schüler:innen gefordert und gefördert werden. Du kannst auch alltägliche Anwendungsszenarien einbeziehen, um die Relevanz des Lernstoffs zu erhöhen und das Interesse der Schüler:innen zu wecken.
Tipp: Verwende differenzierte Aufgaben, um Fördermaterialien für leistungsschwächere Schüler:innen sowie herausfordernde Aufgaben für leistungsstärkere Schüler:innen zu entwickeln. Dies ermöglicht eine individuelle Förderung und trägt dazu bei, das Selbstbewusstsein der Schüler:innen zu stärken.
Kreative Schreibaufträge sind ein hervorragendes Mittel, um die Fantasie und das Ausdrucksvermögen der Schüler:innen zu fördern. Besonders im Deutschunterricht bieten sie den Schüler:innen die Möglichkeit, literarische Fähigkeiten zu entwickeln und ihren persönlichen Schreibstil zu entdecken. Indem sie sich mit unterschiedlichen Themen und Genres auseinandersetzen, können die Schüler:innen ihre Kreativität entfalten und gleichzeitig wichtige Schreibtechniken erlernen.
Hier sind einige Beispiel-Prompts, die du nutzen kannst, um interessante Schreibanreize zu setzen:
Tipp: Veranstalte einen „Literaturwettbewerb“ in der Klasse, bei dem die Schüler:innen ihre besten Geschichten präsentieren können. Dies fördert nicht nur das Schreiben, sondern auch die Präsentationsfähigkeiten und das Selbstbewusstsein der Schüler:innen. ChatGPT kann dir helfen, interessante Themenvorgaben zu entwickeln, die den Schüler:innen neue Perspektiven bieten.
Digitale Lernkarten sind eine effektive Möglichkeit, um eigenständiges Lernen zu unterstützen. Mit ChatGPT kannst du gezielte Lernkarten zu spezifischen Themen erstellen, die Schüler:innen bei der Prüfungsvorbereitung helfen.
Beispiel-Prompts:
Tipp: Lade die Lernkarten auf Plattformen wie Quizlet hoch oder stelle sie digital bereit. So haben die Schüler:innen die Möglichkeit, flexibel und intensiv für Prüfungen zu lernen. Du kannst auch regelmäßige Übungseinheiten einplanen, um das Wissen zu festigen.
Die Planung einer Unterrichtseinheit erfordert viel Zeit und Kreativität. Um sicherzustellen, dass die Inhalte sowohl ansprechend als auch effektiv sind, kannst du ChatGPT nutzen, um strukturierte und zielgerichtete Unterrichtspläne zu entwickeln, die den spezifischen Bedürfnissen deiner Klasse gerecht werden. Dabei helfen dir präzise Vorgaben, um das Lernen zu optimieren und eine positive Lernumgebung zu schaffen.
Hier sind einige Beispiel-Prompts, die dir als Ausgangspunkt dienen können:
Tipp: Verwende die Vorschläge als Inspiration und passe sie an die spezifischen Bedürfnisse deiner Klasse an. Berücksichtige dabei verschiedene Lernstile und das Tempo, in dem die Schüler:innen lernen.
Erklärvideos und Präsentationen sind ideal, um komplexe Themen anschaulich zu vermitteln und das Verständnis der Schüler:innen zu fördern. Um den Lernprozess zu unterstützen, kann ChatGPT dir helfen, strukturierte Skripte zu erstellen, die als solide Grundlage für deine eigenen Inhalte dienen. Diese Skripte können dir dabei helfen, die wichtigsten Punkte klar und prägnant zu präsentieren und gleichzeitig die Aufmerksamkeit der Schüler:innen zu gewinnen.
Hier sind einige Beispiel-Prompts, die dir Inspiration bieten können:
Tipp: Nutze die Skripte als Grundlage für eigene Anpassungen, um Inhalte auf deine Lerngruppe abzustimmen und deinen Unterricht zu bereichern.
Fächerübergreifende Projekte ermöglichen ein tieferes Verständnis und fördern die Verknüpfung von Fachwissen. Sie helfen den Schüler:innen , komplexe Themen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und die Zusammenhänge zwischen den Disziplinen zu erkennen. Durch die Integration unterschiedlicher Fächer können die Schüler:innen nicht nur ihr Wissen erweitern, sondern auch ihre kreativen und kritischen Denkfähigkeiten entwickeln.
Beispiel-Prompts:
Tipp: Organisiere Abschlusspräsentationen oder Projektausstellungen, die die gesamte Schule einbeziehen. So stärkst du Motivation und Zusammenarbeit und förderst das Lernen voneinander. Mit zusätzlichen Angaben wie „Einbindung digitaler Werkzeuge“ oder „Einsatz von Recherchearbeit und kreativen Methoden“ kannst du ChatGPT gezielt nach Projektideen anweisen, die praxisorientierte Einblicke bieten und deine Schüler:innen zur aktiven Teilnahme anregen.
Durch gezielte Fragestellungen zu aktuellen Themen kannst du mit ChatGPT Diskussionsanregungen entwickeln, die Medienkompetenz und kritisches Denken fördern. Diese Fähigkeiten sind in der heutigen digitalen Welt unerlässlich, da Schüler:innen zunehmend mit einer Vielzahl von Informationen konfrontiert werden, die sowohl aus vertrauenswürdigen als auch aus weniger glaubwürdigen Quellen stammen. In einer Zeit, in der Fake News und Desinformation weit verbreitet sind, ist es besonders wichtig, dass junge Menschen lernen, Informationen kritisch zu hinterfragen und deren Herkunft sowie Relevanz zu bewerten. Indem du interessante und herausfordernde Themen in den Unterricht integrierst, kannst du die Schüler:innen dazu anregen, aktiv mit den Inhalten umzugehen.
Hier sind einige Beispiel-Prompts, die dir helfen können, anregende Diskussionseinheiten zu gestalten:
Tipp: Themen wie Mediennutzung oder Datenschutz lassen sich gut in unterschiedliche Fächer integrieren, z. B. in Sozialkunde oder Informatik. Diese Aufgaben fördern die Medienkompetenz und bereiten Schüler:innen auf eine kritische Auseinandersetzung mit digitalen Informationen vor. Binde auch digitale Tools wie Padlet für eine interaktive und dynamische Diskussion mit ein.
Um das volle Potenzial von ChatGPT auszuschöpfen, ist es wichtig, klare und präzise Prompts zu formulieren. Die Qualität der Ergebnisse hängt maßgeblich davon ab, wie spezifisch die Anfragen sind. Hier sind einige hilfreiche Hinweise, um deine Prompts zu optimieren:
Obwohl ChatGPT ein leistungsfähiges Werkzeug zur Unterrichtsgestaltung ist, ersetzt es nicht das pädagogische Einfühlungsvermögen und die Erfahrung einer Lehrkraft. Insbesondere bei sensiblen Themen oder in der Kommunikation mit Eltern empfiehlt es sich, persönlich zu formulieren und auf individuelle Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. ChatGPT kann dir hier als Anregung dienen; jedoch solltest du wichtige Details immer selbst nachprüfen und anpassen.
Ein praktischer Ansatz könnte sein, ChatGPT einen Entwurf für Elternbriefe oder Leitfäden für Elterngespräche erstellen zu lassen, die du anschließend individuell anpasst. Solche Vorlagen können eine gute Basis darstellen, doch bleibt deine persönliche, empathische Gestaltung unverzichtbar.
Die Integration von ChatGPT in deine Unterrichtsvorbereitung kann dir wertvolle Zeit sparen und dir helfen, kreative sowie differenzierte Materialien zu erstellen, die genau auf die Bedürfnisse deiner Schüler:innen zugeschnitten sind. Mit dieser technologischen Unterstützung wird dein Unterricht vielseitiger und effizienter, sodass du dich auf das Wesentliche konzentrieren kannst: die Förderung und Inspiration deiner Schüler:innen.
Gleichzeitig ist ChatGPT nur ein ergänzendes Hilfsmittel – deine pädagogische Erfahrung und Intuition bleiben unersetzlich. Die Kombination aus deinem Fachwissen und den Möglichkeiten der KI kann zu einem innovativen und effektiven Unterricht führen.
Wie setzt du KI-Tools wie ChatGPT in deinem Unterricht ein? Teile deine Erfahrungen und Tipps in den Kommentaren! Hast du schon einmal mit ChatGPT Unterrichtsmaterialien erstellt? Wir sind gespannt auf deine Geschichten und Ideen, wie wir gemeinsam den Unterricht der Zukunft gestalten können. Lass uns voneinander lernen und gemeinsam innovative Wege finden, um unsere Schüler:innen bestmöglich zu fördern und zu inspirieren!
Die EduFair, eine virtuelle Messe für digitale Bildung, beginnt morgen mit ihrer nächsten Webinarreihe “Tage der Bildung”. Vom 5. bis 7. November können sich Teilnehmer:innen an einer Reihe von Live-Webinaren beteiligen, die aktuelle Trends und Herausforderungen in der digitalen Bildungswelt beleuchten. Die Veranstaltung richtet sich an Lehrkräfte, Schulleitungen, Administratoren und weitere Bildungsinteressierte, die ihre Kenntnisse in digitalen Technologien erweitern möchten.
Die EduFair hebt sich durch ihre kontinuierliche Verfügbarkeit von anderen Messen ab und ist das gesamte Jahr über rund um die Uhr zugänglich. Durch Formate wie 2D-, 3D-, Virtual- und Augmented-Reality bietet die Messe ein interaktives Erlebnis, das die Teilnehmenden auf innovative Weise einbinden soll. Neben Webinaren und Vorträgen ist auch der direkte Austausch mit den Ausstellenden möglich, sodass individuelle Fragen besprochen werden können.
Das Ausstellerangebot der EduFair umfasst Unternehmen aus den Bereichen Software, Hardware und Netzwerktechnologien sowie verschiedene Bildungsinstitutionen. Zu den aktuellen Ausstellern gehören unter anderem BCInternet, Belkin Education, BritNet, Cambium Networks, CampusLan, co.Tec, Die Schulausstatter, Einkaufsgemeinschaft Forschung und Lehre, Intel und Networxx. Die Messe bringt Firmen mit Lehrkräften und Bildungseinrichtungen zusammen, die innovative Produkte und Lösungen für den Bildungsbereich präsentieren. Für die Besucher:innen bedeutet das eine breite Auswahl an Ansprechpartnern, die ihnen Informationen aus erster Hand geben können. Damit schafft die EduFair eine zentrale Anlaufstelle für alle, die an den neuesten Entwicklungen in der Bildungslandschaft interessiert sind.
Die Teilnahme an der EduFair ist kostenfrei und erfolgt über eine Online-Registrierung. Neben der Möglichkeit zur Teilnahme an den Webinaren erhalten Besucher:innen Zugang zu einer Vielzahl an Informationen und Kontakten, die sie auch nach der Teilnahme weiter nutzen können. Die EduFair möchte durch ihr Angebot die Vernetzung und den Wissenstransfer im Bildungsbereich nachhaltig fördern. Weitere Informationen zur Messe sind auf der LinkedIn-Seite der EduFair zu finden. Unternehmen, die als Aussteller teilnehmen möchten, können sich direkt per E-Mail oder über die Ausstellerseite melden.
In einer Zeit, in der das Smartphone eine zentrale Rolle im Leben von Schüler:innen spielt, ist die Vermittlung von Medienkompetenz unerlässlich geworden. Lehrer:innen stehen vor der Herausforderung, ihre Schüler:innen nicht nur auf den sicheren Umgang mit digitalen Inhalten vorzubereiten, sondern sie auch in kritischer Auseinandersetzung mit ihrer digitalen Umgebung zu unterstützen. Genau hier setzt die Lern-App “eddilake” an.
Mit interaktiven Lernmodulen und einem breiten Angebot an praxisnahen Inhalten erleichtert eddilake die Vermittlung von Medienkompetenz und bereichert gleichzeitig den Unterricht mit spannenden und aktuellen Themen. In diesem Artikel erfahrt ihr, wie eddilake funktioniert, welche Vorteile die App bietet und wie sie den Schulalltag erleichtern kann.
Die innovative Web-App eddilake wurde speziell für den Einsatz in den Klassenstufen 3 bis 10 entwickelt. Die App bietet interaktive Lernstrecken, die sich auf die Vermittlung von digitaler Medienkompetenz konzentrieren. Sie umfasst Themen wie den Umgang mit Fake News, Cybermobbing und die Gefahren von sozialen Medien. Besonders im Fokus stehen praxisnahe Simulationen und Übungen, die es den Schüler:innen ermöglichen, digitale Herausforderungen in einem geschützten Raum zu bewältigen.
Ein besonderes Highlight von eddilake ist die Benutzerfreundlichkeit für Lehrkräfte. Mit nur wenigen Klicks lassen sich komplette Lernstrecken starten, die nicht nur fachübergreifend im Unterricht eingesetzt werden können, sondern auch für Freiarbeiten oder Vertretungsstunden ideal sind. Jedes Modul ist “ready to teach”, das bedeutet, es beinhaltet direkt einsetzbare Verlaufspläne, Aufgabensammlungen und ergänzendes Begleitmaterial, das Lehrkräfte unterstützt, ohne dass umfangreiche Vorbereitung notwendig ist.
Die digitale Welt entwickelt sich rasant weiter, und die Schüler:innen von heute sind dabei, die Erwachsenen von morgen in einer vollständig digitalisierten Gesellschaft zu werden. Dabei ist es entscheidend, dass sie nicht nur den Umgang mit digitalen Technologien beherrschen, sondern auch lernen, diese kritisch zu hinterfragen. Fake News, Desinformation, KI und der Einfluss sozialer Medien sind nur einige der Herausforderungen, denen sich Schüler:innen im Alltag stellen müssen.
Lehrkräfte, die eddilake nutzen, profitieren von einer einfach zu bedienenden Plattform, die ihnen viel Zeit und Vorbereitungsaufwand erspart. Jede Lernstrecke ist so konzipiert, dass sie mit nur drei Klicks gestartet werden kann. Das macht die App besonders praktisch, vor allem für spontane Vertretungsstunden.
Die App deckt ein breites Spektrum an Themen ab – von Datenschutz über Social Media bis hin zu kritischen Themen wie Cybermobbing und der Verbreitung von Desinformation. Jede Lernstrecke ist interaktiv gestaltet, und Schüler:innen erhalten direktes Feedback zu ihren Aufgaben. Dies sorgt für einen hohen Lerneffekt und motiviert gleichzeitig, sich intensiver mit den Inhalten auseinanderzusetzen.
Ein weiterer Vorteil der App ist die Möglichkeit, den Wissensstand der Schüler*innen über ein integriertes Learning-Analytics-Tool zu verfolgen. Lehrkräfte erhalten so eine umfassende Auswertung der Leistungen auf Klassenbasis und können gezielt auf Stärken und Schwächen eingehen. Darüber hinaus visualisiert das Tool Umfrageergebnisse, die direkt in die Diskussion und Reflexion im Plenum einfließen können.
Die App hat bereits zahlreiche positive Rückmeldungen von Lehrkräften erhalten, die sie in ihrem Unterricht einsetzen. Besonders geschätzt wird die Benutzerfreundlichkeit sowie die Möglichkeit, fachfremde Themen ohne großen Vorbereitungsaufwand in den Unterricht zu integrieren. Eine Lehrerin berichtete: “eddilake hat zu einer spürbaren Steigerung der Motivation meiner Schüler geführt. Sie haben Spaß an den interaktiven Übungen und ich spare viel Vorbereitungszeit.” Ein anderer Lehrer betonte, wie flexibel die App im Alltag einsetzbar ist: “Ich finde die Lernstrecken super und kann sie mit wenig Aufwand fachfremd in Informatik einsetzen. Das vereinfacht meinen Alltag sehr.”
Die App wurde im Mai 2024 vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung Österreich mit dem Gütesiegel Lern-Apps ausgezeichnet.
Die App ist vollständig DSGVO-konform und gewährleistet, dass sowohl Lehrkräfte als auch Schüler:innen in einer datensicheren Umgebung arbeiten können. Schüler:innen benötigen keine eigene Registrierung, um an den Lernstrecken teilzunehmen. Stattdessen treten sie über einen Session-Code der jeweiligen Klasse bei, was die Nutzung besonders einfach macht.
Die App bietet Lehrkräften eine praktische und vielseitige Möglichkeit, die Medienkompetenz ihrer Schüler:innen zu fördern. Die interaktiven und aktuellen Lernstrecken, gepaart mit benutzerfreundlichen Tools für die Auswertung und Planung, machen eddilake zu einer wertvollen Unterstützung im Schulalltag. Egal, ob für den regulären Unterricht, Freiarbeit oder Vertretungsstunden – die App ist flexibel einsetzbar und bietet einen klaren Mehrwert für Lehrer:innen und Schüler:innen gleichermaßen. Wenn ihr mehr über die App erfahren möchtet oder sie direkt ausprobieren wollt, besucht uns auf eddilake.de und holt euch alle Informationen zu unseren Angeboten und Lizenzen.
eddilake ist ein 2023 in Konstanz gegründetes Startup, das innovative Lernsoftware entwickelt. Das Unternehmen wurde von Felix Duffner, Julian Riegraf und Katja Seiter ins Leben gerufen. Unser Kernanliegen ist es, Bildung unterhaltsam und nachhaltig zu vermitteln, da wir überzeugt sind, dass sie der Schlüssel zu einer zukunftsfähigen und gerechten Gesellschaft ist. eddilake hat bereits mehrere Auszeichnungen erhalten, darunter “Digitale Innovation” (BMWK) und “IDEENSTARK 2023” (MFG Baden-Württemberg). Zudem wurde es durch verschiedene Programme des Bundes und Landes gefördert, wie etwa EXIST Gründerstipendium und “Junge Innovatoren”.
Frankfurt a. M., 30.10.2024 – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat die Bundesregierung dringend gemahnt, die heute veröffentlichte Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe zum BAföG-Grundbedarf nicht zum Anlass zu nehmen, in Sachen BAföG-Reform die Hände in den Schoß zu legen. „Der Beschluss ist enttäuschend. Der Erste Senat hat das Grundrecht auf eine menschenwürdige Existenz und Berufswahlfreiheit sehr restriktiv ausgelegt“, kommentierte Andreas Keller, stellvertretender GEW-Vorsitzender und Hochschulexperte die Entscheidung der Karlsruher Richterinnen und Richter, wonach Studierende keinen verfassungsrechtlichen Anspruch auf ein BAföG in Höhe des Existenzminimums haben. Der Beschluss mute Studierenden letztlich zu, ihr Studium abzubrechen, wenn sie dafür keine ausreichende Finanzierung haben.
„Auf der anderen Seite hat das Bundesverfassungsgericht ausdrücklich den sich aus dem Sozialstaatsprinzip des Grundgesetzes ergebenden verfassungsrechtlichen Auftrag des Staates zur Förderung gleicher Bildungs- und Ausbildungschancen hervorgehoben und den politischen Ermessenspielraum von Bundestag und Bundesregierung betont“, so Keller weiter. „Ich erwarte daher von der Bundesregierung, dass sie den verfassungsrechtlichen Auftrag besonders ernst nimmt.“
Keller erinnerte daran, dass die soziale Lage der Studierenden „dramatisch“ ist. „Über ein Drittel der Studierenden müssen mit monatlichen Gesamteinnahmen unter 800 Euro zurechtkommen. Die staatliche Ausbildungsförderung deckt nur noch einen Bruchteil der Lebenshaltungskosten der Studierenden, nur zwölf Prozent erhalten überhaupt noch BAföG. Fast zwei Drittel aller Studierenden erwerbstätig und zwar im Durchschnitt 15 Stunden pro Woche,“ sagte er mit Blick auf die 2023 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung veröffentlichten Ergebnisse der 22. Sozialerhebung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden in Deutschland. „Davor darf die Bundesregierung nicht länger die Augen verschließen und muss die Weichen für eine strukturelle Erneuerung der Ausbildungsförderung stellen“, mahnte der GEW-Vize.
„Auch nach der jüngsten BAföG-Erhöhung liegt der BAföG-Bedarfssatz mit 475 Euro weit unter dem Grundbedarf beim Bürgergeld von 563 Euro im Monat – zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben. Die Bundesregierung sollte daher für eine kräftige Erhöhung des BAföG und eine regelmäßige Anpassung der Bedarfssätze in einem transparenten und sozialstaatlichen Verfahren sorgen. Darüber hinaus muss sie mit einer Wohnpauschale, die den explodierenden Mietpreisen in den Hochschulstädten Rechnung trägt, sicherstellen, dass sich Studierende ein Dach über dem Kopf leisten können“, mahnte Keller und kündigte eine entsprechende Kampagne der Bildungsgewerkschaft mit Blick auf die Bundestagswahl 2025 an.
Info: Der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts war ein Vorlagebeschluss des Bundesverwaltungsgerichts vorausgegangen, das die Verfassungsmäßigkeit der BAföG-Bedarfssätze in Zweifel gezogen hatte. Gegenüber dem Bundesverfassungsgericht hatte die GEW gemeinsam mit dem freien Zusammenschluss von student*innenschaften (fzs) und dem Hamburger Rechtsanwalt Joachim Schaller ausführlich Stellung genommen.
Nachdem bekannt wurde, dass die Verhandlungen zum Digitalpakt 2.0 auch deshalb stocken, weil das Bundesbildungsministerium eine Fortbildungspflicht für Lehrkräfte im Umfang von 30 Stunden fordert, äußert sich der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, wie folgt: „Die Verantwortlichkeiten im föderalen System sind klar geregelt. Die Länder sind für die Fortbildung der Lehrkräfte zuständig. Und sie entscheiden sich bis auf wenige Ausnahmen, dies ohne konkrete Vorgaben zu regeln – ein richtiges und wichtiges Zeichen des Zutrauens. Nun die Fortbildungspflicht für Lehrkräfte zu einer Bedingung für den Digitalpakt 2.0 zu machen, ist eine klare Verzögerungstaktik des Bundesbildungsministeriums. Das ist keine Unwissenheit, sondern der traurige Versuch, mit nicht erfüllbaren Bedingungen die Schuld für den ausstehenden Verhandlungserfolg bei den Ländern abzuladen. Leidtragende sind weiterhin die Schulen, welche seit bald einem halben Jahr keine Anträge mehr stellen können und in Unsicherheit gelassen werden. Das ist unverantwortlich.“
Brand führt aus, dass es in den Bundesländern sehr unterschiedlich sei, wie viele Fortbildungen angeboten werden können, wie und ob diese aufeinander aufbauen und wie bewertet werden kann, welchen Wirkungsgrad die einzelne Fortbildung hat. Schon deshalb hält er eine konkrete Vorgabe von 30 Stunden für eine „Scheinlösung“. Um hier Fortschritte zu erreichen und Fortbildungen passgenau für die Bedarfe der Lehrkräfte weiterzuentwickeln, brauche es eine Evaluierung nicht nur über die Fortbildung selbst, sondern auch zum veränderten Lehrverhalten und der Einstellung der Lehrkräfte. Dafür sind die Länder in der Verantwortung.
Statt einer konkret bezifferten Fortbildungspflicht sollten die Ministerien besser dafür sorgen, dass Lehrkräfte ihr Recht auf Fortbildung wahrnehmen können, sagt Brand: „Wir haben Lehrkräftemangel. Jede Lehrkraft, die eine Fortbildung wahrnimmt, fehlt vor der Klasse. Eine Vertretung ist kaum noch möglich. In dieser angespannten Situation braucht es das Vertrauen darin, dass Lehrkräfte sich nach bestem Wissen und Gewissen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten fortbilden. Und zwar für die Herausforderungen, die vor Ort am dringendsten sind.“
Deshalb kritisiert Brand auch: „Jeden Tag kommen neue Forderungen auf, mit denen sich Schule auseinanderzusetzen hat. Daneben gibt es die langfristigen Ziele wie Inklusion und Ganztag. Viele verschiedene, gleichwertige Themen gilt es, in Fortbildungen aufzuarbeiten. Die von außen festgelegte Fokussierung auf Digitalisierung trägt deshalb dem Alltag an Schule nicht Rechnung.“ Es braucht mehr Gestaltungsspielraum, nicht weniger: „Bei anderen Förderprogrammen, wie dem Startchancen-Programm, wird die Autonomie der Schule gestärkt. Warum sollten sich die Beschäftigten nun an anderer Stelle vorschreiben lassen, welche Fortbildungen sie unabhängig von der Situation vor Ort wahrnehmen?“
Mit Blick auf die sowieso schon stark belasteten Schulleitungen führt Brand aus: „Mit einer Fortbildungspflicht würde eine weitere Aufgabe für Schulleitungen einhergehen, die dies zu dokumentieren hätten. Offene Fragen sind nicht nur, wo sie die Zeit dafür hernehmen sollten, sondern auch, welche Konsequenzen es haben soll, wenn die Pflicht nicht umgesetzt werden kann.“
Nicht zuletzt liege dem Vorschlag ein Bild von Lehrkräften zugrunde, das der Realität entbehrt, so Brand, und weiter: „Hier wird für den ganzen Berufsstand ein immenser Nachholbedarf konstruiert, den wir nicht nachvollziehen können. So gaben in der von uns bei forsa beauftragten, repräsentativen Umfrage im Herbst 2023 über die Hälfte der Schulleitungen an, dass (fast) alle Lehrkräfte bereits eine Fortbildung zum Thema absolviert haben. Ein weiteres Viertel der Schulleitungen geben an, dass mindestens die Hälfte bis drei Viertel der Lehrkräfte an ihrer Schule Fortbildungen gemacht haben. Darüber hinaus gaben zwei Drittel der Schulleitungen an, dass Lehrkräfte, die gerade ihr Studium abgeschlossen haben, (sehr) gut auf das Arbeiten mit digitalen Endgeräten vorbereitet sind. Nicht zu vernachlässigen sind zudem Effekte des Lernens voneinander im Kollegium. Der Generalverdacht ist unangebracht.“
Die Autor:innen Cem Karakaya, langjähriger Interpol-Mitarbeiter und Experte für Cybercrime und Prävention, und Tina Groll, Journalistin und selbst Betroffene von Identitätsmissbrauch, klären in ihrem Buch “Klicken Sie hier – Digitale Selbstverteidigung leicht gemacht – So schützen Sie sich, Ihre Kinder und Eltern” über Internetkriminalität auf und zeigen, wie wir unsere Eltern und Kinder, aber auch uns selbst vor den neuesten kriminellen Online-Betrügereien bewahren können.
Journalistin Groll berichtet, wie sie Opfer eines Identitätsdiebstahles geworden ist, dessen Folgen bis heute reichen. Kriminelle bestellten auf ihren Namen ausgiebig online und ließen die Sachen in eine extra dafür angemietete Wohnung liefern. Als die Täter:innen keine Ware mehr bestellen konnten, war Groll eine bundesweit gesuchte Schuldnerin. An die angemietete Wohnung gingen Mahnungen, Inkassoschreiben und sogar ein Haftbefehl. Die Journalistin wurde sogar verurteilt, ohne davon zu wissen. Ein Alptraum. Irgendwann kommt sie dem ganzen auf die Schliche und wehrt sich. Die Ruhe hält aber nicht lange an. “Bis heute wird die Berlinerin immer mal wieder von den missbrauchten Daten verfolgt. Seitdem tauchen die falschen Daten wie Zombies immer wieder auf, werden erneut gehandelt und verbreitet.”
Grolls Identität wurde also gestohlen. Oft fällt das Opfern erst viel später auf, wenn die Daten dafür missbraucht werden, um zum Beispiel online Sachen zu bestellen oder ihr Name für das Impressum einer betrügerischen Webseite genutzt wird. Daten, wie Namen, Adresse, Kontodaten werden häufig immer weiter verkauft, sodass es viele Täter:innen geben kann und es auch immer wieder zum Missbrauch kommen kann. Sie verlieren die Kontrolle. “Für die Opfer von Identitätsdiebstahl und Identitätsmissbrauch sind vermeintlich neutrale Dinge für immer mit dem Gefühl des Ausgeliefertseins und der Fremdbestimmung verknüpft. Und das ist alles andere als lustig.”
Die Frage “Wie konnte das passieren?” können viele der Opfer nicht mehr hören. “Ich habe oft das Gefühl, dass die Menschen denken, Opfer von Identitätsdiebstahl seien selbst schuld. Aber das stimmt nicht”, erzählt Claudia Pfister, eine von Identitätsdiebstahl betroffene Business-Coachin, im Gespräch mit Groll. Sie hatte wirklich einiges versucht, um ihre Daten zu schützen, wie zum Beispiel das Verwenden kryptischer Passwörter. Genutzt hat es ihr nicht. Ihre Daten wurden bei einem Angriff auf die Design-Plattform Canva abgegriffen. Und schwups wurden in ihrem Namen über einen Fake-Shop Kaffeemaschinen verkauft, aber nie ausgeliefert. Auch Groll sagt: “Ich hätte jedes Mal laut schreien können bei dieser Frage.” Was beide ganz klarmachen: Niemand ist sicher vor Cybercrime und keiner ist selbst schuld. Die Täter:innen sind einfach sehr gewieft, es steht ihnen modernste Technik und viel kriminelle Energie zur Verfügung.
Oft geht es den Kriminellen um Warenkreditbetrug wie in Grolls Fall oder um gewerbsmäßigen Betrug wie bei Pfister. Manchmal werden die gestohlenen Daten auch verwendet, um noch mehr Daten zu sammeln. “Ich erinnere mich noch an einen Fall, da wurde unter dem Namen eines Lehrers aus Süddeutschland ein Rezepte-Blog betrieben”, erzählt Groll. Es handelte sich um eine gute, informative Webseite. Leser:innen konnten dort einen Newsletter abonnieren, um Rezepte zu erhalten. Diese kamen aber nie an. Stattdessen wurden ihre Daten abgefischt. Warum dafür ausgerechnet der Name des Lehrers für das Impressum verwendet wurde, blieb ungeklärt. Der Lehrer vermutete, dass vielleicht ehemalige Schüler:innen dahinter stecken könnten. Aus Rache sozusagen. Datenmissbrauch aus Rache gibt es durchaus – in den meisten Fällen wird man aber rein zufällig Opfer, weil die eigenen Daten bei einem Hackerangriff abgegriffen wurden oder man online beispielsweise durch die eigene Arbeit sehr präsent ist und Kriminelle so Zugriff auf viele frei verfügbare Informationen haben.
Klar ist, den absoluten Schutz vor Datendiebstahl und -missbrauch gibt es nicht, aber neben sicheren, also langen und kryptischen, Passwörtern gibt es so einige Möglichkeiten sich zu schützen. Die wichtigste zuerst: Nutzt jedes Passwort nur für einen Account. Wer diese Regel anwendet, merkt schnell, dass wir im Alltag sehr viele Passwörter benötigen und dass es gar nicht so leicht ist, sich zig Buchstaben-und-Zahlen-Kombinationen zu merken. Im Buch wird deshalb ein Passwortmanager empfohlen. Dort könnt ihr alle Passwörter wie in einem Tresor speichern und über ein Hauptpasswort darauf zu greifen. Standardmäßig solltet ihr auf euren Geräten immer einen Virenscanner installiert haben und für alle Online-Accounts, wenn angeboten, eine Zwei-Faktor-Authentifizierung einrichten. Das heißt, ihr müsst eure Identität auf zwei Arten nachweisen. Klassisch kennt man das vom Bankautomaten, wo man die Karte und den Pin braucht, um nachzuweisen, dass das Konto euch gehört und ihr berechtigt seid Geld abzuheben. Online kann es neben dem Passwort eine Tan (Transaktionsnummer) sein oder ein Code, den ihr per SMS empfangt. Im Buch geben Groll und Karakaya neben Virenscannern und Zwei-Faktor-Authentifizierung noch viele weitere Tipps, wie ihr euch vor Identitätsdiebstahl schützen könnt. “Opfer von Identitätsdiebstahl werden schnell zu Experten. Ich habe kurz nach der Tat die Website identitaetsdiebstahl.info erstellt, um anderen zu helfen und zu informieren”, berichtet Groll.
Neben Identitätsdiebstahl berichten Groll und Karakaya über einige andere Gefahren im Internet – zum Beispiel KI-Anwendungen, um Stimmen zu imitieren oder sogenannte Deepfakes, also mit KI verfälschte Bilder. Dabei erklären die beiden Autor:innen alle Begriffe und Zusammenhänge für Laien, sodass man zwischen den vielen englischen Fachbegriffen nicht verloren geht. Eine perfide Methode, vor der die beiden warnen, ist zum Beispiel der Schockanruf. Ein Beispiel: Der eigene Sohn meldet sich aufgelöst per Telefon. Er hat eine Frau überfahren und die Eltern sollen dringend eine Kaution bezahlen, damit er frei kommt. Doch der ganze Anruf – inklusive der Stimme des Sohnes ist gefälscht! Wie geht das? Die Kriminellen haben Videos von YouTube genutzt, um einer KI seine Stimme anzutrainieren. Mit Bildern geht das natürlich auch. Besonders betroffen macht hier ein Fall in Spanien 2023. “An einer Schule wurden mit KI erstellte Nacktbilder von mehr als 20 Schülerinnen verbreitet.” Das besonders schockierende daran: “Sowohl die Betroffenen als auch die Ersteller dieser Deepfakes, also mit KI gefälschten Bilder, waren minderjährig, viele sogar unter 14 Jahren.”
Das Buch hält viele Tipps bereit, was wir selbst für den Umgang mit dem Internet beachten sollten, legt aber auch ein besonders Augenmerk darauf, wie wir Senior:innen und Kinder unterstützen können, um Online-Betrügereien nicht auf den Leim zu gehen. Zum Thema Kindersicherungen und rechtliche Grundlagen geben die Autor:innen einiges mit, was man an einem Medienelternabend an Eltern weitergeben kann. Ein wichtiger Punkt hierbei: Heimliche Ton- und Videoaufnahmen im Unterricht sind nicht gestattet. Auch wenn die Schüler:innen einen total nachvollziehbaren Grund dafür haben, zum Beispiel wenn es um die Aussprache im Französischunterricht geht, müssen sie die Lehrkraft und ihre Klasse vorher um Erlaubnis fragen. Aber auch über Sexting und Cybergrooming klären die Autor:innen auf. Karakaya, selbst Vater, erzählt, wie er Medienerziehung ganz praktisch zu Hause umsetzt, als seine Tochter 243 Nachrichten in 90 Minuten erhält.
Lesende merken schnell: Die Autor:innen sprechen aus Erfahrung und weil sie das Thema antreibt. Sie wollen aufklären, denn niemand ist sicher vor Cybercrime und kein Opfer ist selbst schuld. Richtig hilfreich, um sich selbst besser zu schützen, sind die Listen mit Schutzmaßnahmen oder Tools, die es am Ende der Kapitel jeweils gibt. Für alle, die sich informativ und unterhaltsam anhand vieler Anekdoten über die Gefahren im Internet informieren wollen, ist das Buch “Klicken Sie hier – Digitale Selbstverteidigung leicht gemacht – So schützen Sie sich, Ihre Kinder und Eltern” genau das richtige. Das Buch ist bei Ariston erschienen und kostet 20 Euro. Waren an eurer Schule Identitätsdiebstahl oder Deepfakes schon mal Thema und wie habt ihr mit euren Schüler:innen darüber gesprochen?
Berlin. Mithilfe einer neuen Verordnung will die Senatsverwaltung für Bildung für mehr Pünktlichkeit in den Schulen der Hauptstadt sorgen. Berliner Schüler:innen müssen seit dem ersten August damit rechnen, dass jede Verspätung als Fehlstunde gezählt wird. Einige sehen den Schritt als notwendig, um Schulabsentismus und Schwänzerei frühzeitig entgegenzuwirken, andere sehen in der Verordnung lediglich den Versuch, Symptome eines kranken Systems zu dämpfen.
Künftig müssen sich Schüler:innen darauf einstellen, schneller Fehltage zu kassieren. Während die Schulen sich bei den ersten beiden Verspätungen noch kulant zeigen, zählt ab der dritten Unpünktlichkeit jede Verspätung, die nicht auf “höhere Gewalt”, beispielsweise Verzögerung auf dem Schulweg durch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), als volle Fehlstunde. Diese Fehlstunden summieren sich: Nach sechs Fehlstunden ergibt sich bereits ein voller Fehltag, zu dessen Dokumentation die Schule verpflichtet ist und sie schließlich Kontakt zum Erziehungsberechtigten des betroffenen Kindes aufnehmen muss. Bei Krankheit der Schüler:innen benötigt es “in jeden Fall eine schriftliche, eigenhändig unterschriebene Erklärung”. Ab fünf dieser Fehltage in einem Schulhalbjahr muss eine Schulversäumnisanzeige an das Schulamt geschickt werden.
Eine Neuheit in Berlin: Ab dem fünften unentschuldigten Fehltag von Erst- bis Sechstklässler:innen muss geprüft werden, ob ein Verdacht auf Kindeswohlgefährdung beim Jugendamt gemeldet werden muss. Diese Regelung gilt bei Schüler:innen ab der siebten Klasse erst nach dem elften Fehltag im Schulhalbjahr. Die Jugendämter werden somit entlastet: “Der Automatismus, Jugendämter und die Schulpsychologie bei schulfernen Kindern zu beteiligten, wurde von den beteiligten Behörden, insbesondere Schul- und Jugendämtern, kritisch hinterfragt”, heißt es von der Bildungsverwaltung Berlin. Auch die möglichen Folgen des Zuspätkommens seien Grund für die Neuregelung. “Zuspätkommen kann ein Anzeichen für schulfernes Verhalten oder beginnende Schuldistanz sein”, so eine Sprecherin der Senatsverwaltung Bildung Berlin.
Bei der Elternvertretung trifft die neue Verordnung auf Lob. Durch sie könnten “die Ursachen des Fernbleibens überprüft, den Schülerinnen und Schülern konkret geholfen und Schulversäumnisanzeigen verhindert werden”, heißt es vom Landeselternausschuss Berlin (LEA). Die Regelung sei außerdem “dem Missbrauch durch ein paar Schüler*innen” geschuldet, so Norman Heise, Vorsitzender des Landeselternausschusses.
Der Landesschülerausschuss (LSA) betrachtet die Neuregelung kritischer: Statt Sanktionen bedarf es eines späteren Unterrichtsbeginns um 9 Uhr. Zudem müsse den Gründen für Verspätungen vermehrt auf den Grund gegangen werden. “Statt Sanktionen sollten Unterstützungsangebote geschaffen werden, um das Zuspätkommen zu minimieren”, so die Schülervertretung. Der LSA-Vorsitzende Orcun Ilter befürchtet, “dass diese Neuregelung jeweilige soziale Ungleichheiten nicht berücksichtigt und Schüler:innen alleine lässt”. Bei der Einführung einer solchen Regelung müssen die verschiedenen Gründe für Schulverweigerung beachtet werden (Lehrer-News berichtete).
In einer Welt, in der digitale Technologien immer mehr Einzug in den Bildungsbereich halten, sind Lern-Apps zu unverzichtbaren Werkzeugen für Schüler:innen und Lehrkräfte geworden. Sie ermöglichen nicht nur interaktives Lernen, sondern machen den Biologieunterricht auch spannender und zugänglicher. Mit den richtigen Apps können Schüler:innen spielerisch komplexe biologische Zusammenhänge verstehen und gleichzeitig ihre Beobachtungsgabe schulen.
Ob es darum geht, Pflanzen zu bestimmen, das Wissen über Aminosäuren zu vertiefen oder interaktive Quizze zu nutzen – die Auswahl an Biologie-Lern-Apps ist vielfältig. In diesem Artikel stellen wir dir die vier besten Biologie-Lern-Apps vor, die deinen Unterricht bereichern und das Verständnis biologischer Konzepte deiner Schüler:innen fördern.
Die Lern-App Anton bietet eine Vielzahl von interaktiven Übungen, die sich ideal für Schüler:innen der Klassen 5 bis 9 eignen. Die App ermöglicht es Lehrkräften, spezifische Module auszuwählen, sodass die Schüler:innen gezielt mit biologischen Inhalten versorgt werden. Durch die spielerische Aufbereitung der Lerninhalte bleibt das Interesse der Schüler:innen hoch und sie lernen ohne den Druck klassischer Prüfungen.
Die Nutzer:innen können Punkte sammeln, Wettbewerbe mit Freunden veranstalten und ihre Fortschritte verfolgen. Anton ist nicht nur auf Biologie beschränkt, sondern bietet auch umfangreiche Aufgaben für viele andere Fächer, darunter auch Deutsch als Zweitsprache (Lehrer News berichtete). Mit einer Vielfalt an Themen, die von Ökologie über Zellbiologie bis hin zur menschlichen Anatomie reichen, fördert die App ein umfassendes Verständnis grundlegender biologischer Konzepte. Die intuitive Benutzeroberfläche macht es leicht, sich in der App zurechtzufinden, und regelmäßige Updates sorgen dafür, dass die Inhalte aktuell und relevant bleiben. Die Lern-App ist kostenlos als Browserversion sowie für iOS, Android sowie im Amazon App Store verfügbar.
Die BioApp ist eine innovative Lernanwendung, die das Interesse an der Biologie fördern und das Wissen in diesem Fach erweitern soll. Die Quiz-App unterstützt Lehrkräfte im Biologieunterricht, indem sie Schüler:innen hilft, sich effektiv auf Prüfungen vorzubereiten. Mit drei Quiz-Modi und zwei Schwierigkeitsstufen bietet die App Hunderte von Fragen aus verschiedenen Bereichen der Biologie, darunter Biochemie, Pflanzen- und Tierphysiologie, Genetik, Mikrobiologie, Humanbiologie und Ökologie. Ein besonderes Merkmal ist die Wiederholung falsch beantworteter Fragen, die den Lerneffekt steigert.
Die App ist ideal für alle, die sich für Biowissenschaften interessieren und ihr Wissen auf unterhaltsame Weise vertiefen möchten. Darüber hinaus dient die BioApp als effektives Trainingstool für Teilnehmer:innen der Biologie-Olympiade, um ihr Wissen gezielt zu erweitern und sich optimal auf die Wettbewerbe vorzubereiten. Die App ist kostenfrei im App Store, bei Google Play sowie als Desktopversion verfügbar.
Die Lern-App Aminosäure-Quiz hilft Schüler:innen, die 20 kanonischen Aminosäuren spielerisch zu lernen. Die Nutzer:innen können frei wählen, welche Eigenschaften abgefragt werden sollen, darunter Name, Strukturformel und Ein-Buchstaben-Code. Dies fördert nicht nur das Faktenwissen, sondern vertieft auch das Verständnis für die Funktionen der Aminosäuren im Körper.
Ein weiteres hilfreiches Feature ist die Anzeige der Fehlerquote, die es den Lernenden ermöglicht, gezielt an ihren Schwächen zu arbeiten. Diese Anpassungsfähigkeit macht das Lernen effizienter und individueller. Die App ist einfach zu bedienen und bietet eine ansprechende Benutzeroberfläche, die das Lernen angenehm macht. Die Möglichkeit, die App für 0,99 Euro werbefrei zu nutzen, ist ein weiterer Pluspunkt für ein ungestörtes Lernerlebnis. Das Aminosäuren-Quiz ist kostenfrei für iOS und Android erhältlich.
Die Pl@ntNet-App ist ein wertvolles Werkzeug, das Schüler:innen und Lehrkräften bei der Erforschung der pflanzlichen Biodiversität unterstützt. Mit dieser innovativen Anwendung können die Benutzer:innen Pflanzen einfach bestimmen, indem sie ein Foto mit ihrem Smartphone aufnehmen. Diese interaktive Methode fördert nicht nur das Lernen, sondern ist auch Teil des Citizen-Science-Projects, bei dem die gesammelten Daten dazu beitragen, das Verständnis und den Schutz der Pflanzenvielfalt zu verbessern. Durch die Möglichkeit, verschiedene Merkmale zu dokumentieren, schärfen die Schüler:innen ihre Beobachtungsfähigkeiten und erweitern ihr Wissen über Ökologie und Biodiversität.
Für Lehrkräfte bietet Pl@ntNet eine einfache Integration in den Unterricht, indem Exkursionen und Projekte zu Themen wie Pflanzenbiologie und Umweltschutz angeregt werden. Nützliche Funktionen wie das Filtern nach Gattungen oder Familien und die Kartierung eigener Beobachtungen bereichern den Unterricht und helfen den Schüler:innen, die Inhalte besser zu verstehen. Pl@ntNet ist kostenlos für iOS und Android sowie als Webversion unter identify.plantnet.org verfügbar.
Die Integration von Lern-Apps in den Biologieunterricht eröffnet eine faszinierende Welt der Wissensvermittlung und fördert das Interesse der Schüler:innen an biologischen Themen. Die vorgestellten Apps – von Anton über BioApp und Aminosäure-Quiz bis hin zu Pl@ntNet – bieten innovative und interaktive Ansätze, die das Lernen nicht nur effektiv, sondern auch spannend machen. Diese digitalen Werkzeuge fördern das Verständnis grundlegender biologischer Konzepte und stärken gleichzeitig Fähigkeiten wie kritisches Denken und Teamarbeit.
Bist du Team App oder Experimentierkasten? Egal, für welche Methode du dich entscheidest, wichtig ist, dass deine Schüler:innen das Lernen als wertvolle Erfahrung wahrnehmen. Um deine Wahl zu unterstützen, schau dir auch unseren empfohlenen Experimentierkasten an. Schreib in die Kommentare, welche Biologie-Lern-Apps oder Experimentierkästen du in deinem Unterricht nutzt! Lass uns gemeinsam die besten Ressourcen - egal ob digital oder praktisch - für einen inspirierenden Biologieunterricht entdecken.
Dresden. Im Rahmen eines Schulversuchs erproben seit den Herbstferien elf Schulen in Sachsen Bewertungsmethoden ohne klassische Noten. An dem Modellversuch nehmen zehn öffentliche Grundschulen und eine Förderschule teil, die sich im Rahmen des Projektes “Bildungsland Sachsen 2030” dafür beworben und qualifiziert haben.
Durch die Erprobung alternativer Bewertungsmethoden soll die Möglichkeit geschaffen werden, die Leistungen von Schüler:innen differenzierter und objektiver zu beurteilen, ohne dass dies für die Lehrkräfte zusätzlichen Aufwand bedeutet. In den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Sachunterricht bleiben Ziffernnoten bestehen, während Fächer wie Musik, Kunst, Sport und Englisch je nach Schule schrittweise ohne klassische Noten bewertet werden. “Ob mit Noten oder ohne – alles hat seine Vor- und Nachteile. Der Schulversuch soll mehr Klarheit und Sicherheit in der Bewertung von Schülerleistungen bringen”, so Kultusminister Christian Piwarz (CDU).
Ziel des Schulversuchs ist es weiterhin, neue pädagogische Ansätze zu testen und dadurch die Feedbackkultur zu stärken. In dem Strategiepapier des Kultusministeriums heißt es, dass zentrale Materialien und Anleitungen für alternative Bewertungs- und Rückmeldeformate wie Worturteile, Kompetenzraster, digitale Rückmeldungen und Feedbackgespräche bereitgestellt werden. Zudem sollen Empfehlungen für die Gestaltung von Übergängen zwischen verschiedenen Bildungsgängen und Schulformen konzipiert werden. Die Ergebnisse dieser Erprobung werden gegebenenfalls wissenschaftlich begleitet und veröffentlicht, sodass auf dieser Grundlage eine mögliche Ausweitung der Maßnahmen erwogen werden kann.
An dem Schulversuch in Sachsen beteiligen sich verschiedene Schulen aus den Regionen Bautzen, Chemnitz und Dresden. Aus Bautzen nehmen die Grundschule Beiersdorf, die Grundschule “Emil Ufer” in Olbersdorf, die Grundschule “Am Gickelsberg” in Kamenz und die Grundschule Großpostwitz teil. In der Region Chemnitz sind die Rudolfschule Grundschule in Chemnitz und das Förderzentrum “Erich Kästner” vertreten. In der Region Dresden beteiligen sich die Grundschule “Am Großen Garten”, die Grundschule Schönfeld, die Grundschule Radeburg, die Arita-Grundschule in Meißen und die Johannesschule-Grundschule Meißen.
Während in Sachsen erste Schulen mit alternativen Bewertungsmethoden experimentieren, scheiterte in München der Plan einer Modellschule ohne Noten und Sitzenbleiben an den Vorgaben des bayerischen Kultusministeriums. Begründet wurde die Ablehnung der Modellschule mit der hohen Autonomie, die das vorgelegte Rahmenkonzept vorsieht. Grünen-Stadträtin Anja Berger bedauert die Absage: “Mit einer solchen Reformschule hätten wir in München vorbildhaft zeigen können, wie mehr Bildungsgerechtigkeit hergestellt werden kann”.
Fast jede Person hat eine Meinung zur Schule, denn die meisten von uns haben Jahre im Klassenzimmer verbracht und persönliche Erfahrungen gesammelt. Doch obwohl diese Erlebnisse uns prägen und einen Eindruck von Schule vermitteln, macht dies niemanden automatisch zum Experten für den heutigen Bildungsbereich. Schulen haben sich in den letzten Jahrzehnten enorm verändert, und die Anforderungen an Lehrkräfte sind vielfältiger und anspruchsvoller geworden.
Die tatsächlichen Expert:innen im heutigen Bildungssystem sind die Lehrkräfte und pädagogischen Fachkräfte, die jeden Tag nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch immer mehr Verantwortung in der Erziehung und Integration übernehmen. In Zeiten, in denen globale Krisen wie Kriege und Fluchtbewegungen zunehmen und immer mehr Schüler:innen mit unterschiedlichen kulturellen und sprachlichen Hintergründen in deutschen Klassen sitzen, ist es umso wichtiger, dass die Klasse als Gemeinschaft funktioniert. Diese Aufgabe übernehmen neben den Lehrkräften auch Sozialarbeiter:innen und pädagogisches Personal, die die Schüler:innen dabei unterstützen, sich im Schulalltag zurechtzufinden und als Gruppe zusammenzuwachsen.
In einer zunehmend globalisierten und von Krisen geprägten Welt haben Lehrkräfte eine Schlüsselrolle. Sie müssen sich nicht nur um die Vermittlung von Lehrstoff kümmern, sondern auch als Bindeglied zwischen Kulturen und als soziale Stütze fungieren. Klassenräume sind heute oft multikulturell und divers, was einerseits eine Bereicherung darstellt, andererseits aber auch neue Herausforderungen mit sich bringt. Lehrkräfte werden immer stärker in Erziehungs- und Integrationsaufgaben eingebunden und müssen dabei mit begrenzten Ressourcen umgehen.
Die Anforderungen an Lehrkräfte sind daher immens gestiegen, was zur Folge hat, dass der Bedarf an Entlastung und Unterstützung zunimmt. Hier können neue Lösungen von Start-ups einen entscheidenden Beitrag leisten, allerdings nur, wenn diese Lösungen direkt auf die Bedürfnisse der Lehrkräfte eingehen und ihre alltäglichen Herausforderungen berücksichtigen.
Eine der größten Hürden für Innovation im Schulbereich ist der Mangel an Ressourcen – sei es personell, finanziell oder räumlich. Viele Schulen haben schlichtweg nicht die Mittel, um zusätzliche Angebote zu finanzieren oder neue Technologien umfangreich zu integrieren. Daher ist das Stichwort “Entlastung” von zentraler Bedeutung: Technologien und Lösungen, die Lehrkräfte unterstützen, müssen ihre Arbeitslast reduzieren, statt sie zu erhöhen.
Start-ups, die sich auf den Bildungsbereich konzentrieren, müssen daher intensiv mit Lehrkräften zusammenarbeiten, um zu verstehen, wo die tatsächlichen Engpässe liegen und wie sie mit digitalen oder organisatorischen Lösungen abgemildert werden können. Hierbei ist es entscheidend, nicht über, sondern mit dem Bildungssektor zu sprechen, um valide und umsetzbare Lösungen zu entwickeln.
Um diesen Dialog zwischen Schulen und Start-ups zu fördern, sind Formate nötig, die einen offenen Austausch ermöglichen. Ein Beispiel hierfür sind sogenannte Thementage, wie wir sie bei der Founders Foundation mit dem Thementag KI & Digitale Lösungen für die Schule bereits etablieren. Solche Veranstaltungen bringen Lehrkräfte, Start-ups und Bildungsexpert:innen an einen Tisch – oder besser gesagt: mehrere Tische – um gemeinsam über die dringendsten Fragen und Probleme zu sprechen.
Anders als bei klassischen Start-up-Veranstaltungen, bei denen Pitches im Vordergrund stehen, liegt der Fokus hier auf dem Austausch und der Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Dabei werden Diskussionsrunden im World Café-Format genutzt, um in kleinen Gruppen verschiedene Themen zu vertiefen und konkrete Lösungsansätze zu erarbeiten.
Das World Café ist ein moderiertes Diskussionsformat, das darauf abzielt, in lockerer und informeller Atmosphäre tiefe Gespräche zu führen. Die Teilnehmenden verteilen sich an verschiedenen Tischen, an denen jeweils ein Thema besprochen wird. Nach einer bestimmten Zeit rotieren die Gruppen, sodass neue Perspektiven eingebracht und vielfältige Sichtweisen diskutiert werden können. Ziel ist es, dass alle Teilnehmenden ihre Ideen und Erfahrungen teilen und so gemeinsam innovative Lösungsansätze entwickeln.
Bei solchen Thementagen geht es nicht darum, Start-up-Lösungen im klassischen Pitch-Format zu präsentieren. Vielmehr steht die Validierung der Bedürfnisse und Probleme von Lehrkräften im Vordergrund. Es ist essenziell, dass Start-ups und Schulen auf Augenhöhe zusammenarbeiten und gemeinsam herausfinden, welche Technologien tatsächlich einen Mehrwert bieten und Entlastung schaffen. Diese Zusammenarbeit hilft dabei, Lösungen zu entwickeln, die nicht nur technisch funktionieren, sondern auch im Schulalltag einen echten Unterschied machen.
Es wäre illusorisch zu erwarten, dass jede Schule in Deutschland sofort zur “Digitalen Schule” wird und dass die Integration neuer Technologien reibungslos verläuft. Der Prozess der Digitalisierung ist komplex und verlangt Zeit, Ressourcen und eine offene Haltung von allen Beteiligten. Es geht nicht darum, dass sich Schulen sofort wie das Silicon Valley anfühlen, sondern darum, zukunftsorientierte und passende Lösungen zu finden, die sich Schritt für Schritt in den Schulalltag integrieren lassen.
Pilotprojekte wie das EdTech Next Modellprojekt zeigen, wie wichtig es ist, Erfahrungen zu sammeln und schrittweise vorzugehen. Schulen müssen die Möglichkeit haben, Lösungen gezielt auszuprobieren und dabei zu lernen, wie sie am besten eingesetzt werden können. Wenn diese Lösungen gut funktionieren, ist es das Ziel, ihre Nutzung so in den Schulalltag zu integrieren, dass sie zu einem festen Bestandteil der Lehre, des Lernens oder der Verwaltung werden – ein “Habitus”, der nicht mehr wegzudenken ist.
Wir müssen jetzt handeln, um nicht in der Vergangenheit stecken zu bleiben. Die Welt verändert sich rasant, und das deutsche Bildungssystem kann es sich nicht leisten, zu zögern. Weder Bürokratie noch staatliche Maßnahmen werden die Retter sein; der Impuls und die Initiative müssen aus den Schulen selbst kommen. Lehrkräfte, Schulleitungen und pädagogisches Personal sind diejenigen, die den Weg für eine moderne, digitale Bildung ebnen und den Wandel vorantreiben können. Start-ups bieten die Werkzeuge, aber es sind die Schulen, die diese aktiv nutzen und verankern müssen.
Gütersloh. Mehr als die Hälfte der jungen Menschen in Deutschland interessiert sich für das Thema Wirtschaft, das geht aus einer jüngst erschienenen Befragung der Bertelsmann Stiftung hervor. Trotz dieses Interesses haben fast 50 Prozent der jungen Menschen das Gefühl, zu wenig über wirtschaftliche Themen zu wissen. Dabei zeigen sich einige Unterschiede zwischen jungen Frauen und Männern sowie verschiedenen Bildungsniveaus.
Aus der Befragung lässt sich schließen, dass ein Unterschied zwischen den Geschlechtern und den verschiedenen Bildungsniveaus zu verzeichnen ist. So gaben 63 Prozent der Männer an, ein Interesse an wirtschaftlichen Themen zu haben, während lediglich 44 Prozent der jungen Frauen ihr Interesse bekundeten. Ein solcher Unterschied zeigt sich auch in Bezug auf das Bildungsniveau: Junge Menschen mit niedrigem Bildungsstand interessieren sich um etwa fünf Prozentpunkte weniger für wirtschaftliche Themen als diejenigen mit einem mittlerem oder höherem Bildungsniveau.
Junge Menschen interessieren sich insbesondere für die vier Themenbereiche berufliche Weiterentwicklung (81 Prozent), Rente und Rentensystem (79 Prozent), Chancengleichheit in Bildung und Beruf (78 Prozent) und Work-Life-Balance. Die Work-Life-Balance interessiert dabei vor allem junge Menschen mit hohem Bildungsgrad. Auch der Gender Pay Gap, also der geschlechtsspezifische Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern, bewegt junge Menschen. Es zeichnet sich jedoch ein Unterschied zwischen den Geschlechtern ab: Für dieses Thema liegt das Interesse von Frauen um 25 Prozentpunkte höher als das der Männer, welche sich deutlich mehr für den internationalen Wettbewerb und den Aktienmarkt interessieren.
Für junge Menschen spielen wirtschaftspolitische Ansichten eine Rolle bei der politischen Entscheidungsfindung: Etwa 64 Prozent der Befragten gaben an, dass die Wirtschaftspolitik einer Partei Einfluss auf ihre Wahlentscheidung hat. Rund 54 Prozent der Befragten sind jedoch auch der Meinung, dass Nachrichten zu Wirtschaftsthemen häufig zu kompliziert klingen und etwa 78 Prozent der jungen Menschen denken, dass das Thema Wirtschaft eine größere Rolle in der Schule spielen sollte. Dabei bleibt es jedoch häufig bei der Theorie: Es sei “grundlegend, dass das vermittelte Wissen aus der Schule auch angewendet wird. Wir erleben, dass Schülerinnen und Schüler häufig eine rezeptive Haltung einnehmen”, so der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Gerhard Brand, “Es bedarf aber einer Kraftanstrengung, am Puls der Zeit zu bleiben”.
Fast zwei von drei jungen Menschen kritisieren, dass ihre Teilhabe an der Wirtschaft eingeschränkt ist und ihre Interessen von der Politik nicht genug berücksichtigt werden. “Junge Menschen fordern mehr Mitsprache bei Themen, die sie betreffen. Das gilt auch für die Wirtschaft. Die Politik sollte darauf eingehen und Angebote schaffen, die junge Menschen einerseits besser einbinden und die andererseits ihr Wissen über wirtschaftliche Zusammenhänge erweitern”, heißt es von Sandra Zillinger, Expertin der Bertelsmann Stiftung für Jugend und Wirtschaft. Der Wunsch nach mehr Verständnis für wirtschaftliche Themen ist bei jungen Menschen mit niedrigem Bildungsniveau rund 15 Prozentpunkte höher als bei denjenigen mit höherem Bildungsniveau und ist somit besonders ausgeprägt. Dass wirtschaftliche Angelegenheit jedoch nicht nur Menschen mit hohem Bildungsniveau vorbehalten sein sollen, sei zentral. “Wirtschaftliche Entscheidungen und Entwicklungen betreffen immer auch die junge Generation. Deshalb ist es wichtig, dass möglichst viele von ihnen ein besseres Verständnis für Wirtschaftsthemen aufbauen können – und nicht nur diejenigen jungen Menschen, die ohnehin schon gut gebildet sind”, so Tobias Bürger, Experte der Bertelsmann Stiftung für Jugend und Wirtschaft.
Die Daten gehen aus der repräsentativen Online-Umfrage der Bertelsmann Stiftung hervor, in welcher zwischen Februar und März 2024 insgesamt 1.729 junge Menschen zwischen 14 und 25 Jahren zu ihrem Interesse an wirtschaftlichen Themen und wirtschaftspolitischen Fragen befragt wurden.
Dieser Artikel ist ein Kommentar unserer Redakteurin und stellt ihre persönliche Meinung dar. Er spiegelt nicht zwangsläufig die Ansichten der gesamten Redaktion wider.
In einem Bildungssystem, das zunehmend unter seinen eigenen Defiziten leidet, erscheinen sie wie kleine Inseln des Luxus: Mehr Lehrkräfte für kleinere Klassen, weniger Druck, bessere Ausstattung. Man könnte fast meinen, sie seien die Antwort auf all die Probleme, die die öffentlichen Schulen schon lange plagen. Doch ist es wirklich das, was wir wollen? Ein Bildungssystem, das sagt: “Wenn der Staat es nicht schafft, machen wir es eben selbst?” Es stellt sich die Frage, ob Privatschulen eine Lösung oder ein Symptom sind. Liegt es an den prekären Zuständen unserer Schulen, dass wir überhaupt an Privatschulen festhalten – oder treiben diese Umstände uns dorthin?
Bevor wir uns der Frage widmen, ob Privatschulen wirklich nötig sind oder nur als Ruheinseln in einem krankenden Bildungssystem dienen, möchte ich euch erzählen, wer hier schreibt. Es ist noch gar nicht lange her, da habe ich selbst noch die Schulbank gedrückt und das deutsche Bildungssystem in all seinen Facetten durchlaufen. In meinen 13 Schuljahren war ich an vier verschiedenen Schulen – von der kleinen Grundschule auf dem Dorf, wo jede Lehrkraft jede Familie kannte, bis hin zum städtischen Gymnasium mit vierzügigen Jahrgängen, in dem die Flure aus allen Nähten platzten. Und ja, ich war auch an einer Privatschule, die mit kleinen Klassen und speziellen Angeboten vieles anders – vermeintlich besser? – machen wollte. Ich kenne den Alltag an öffentlichen Schulen, wo Lehrkräfte oft um die nötige Aufmerksamkeit für jede:n Einzelne:n kämpfen müssen, und ich weiß auch, wie es ist, einzeln oder in einer kleinen Lerngruppe gefördert zu werden.
Diese Erfahrungen haben mir eine besondere Perspektive auf das System Bildung gegeben, und vielleicht auch eine gewisse Skepsis gegenüber der Idee, dass Privatschulen die ultimative Lösung aller Probleme sind. Also, ja, ich erlaube mir hier eine Meinung – nicht nur, weil ich dieses System durchlebt habe, sondern weil ich es von verschiedenen Seiten kennengelernt habe.
Nachdem ich mich in der 7. und 8. Klasse erst einmal fangen musste – das Gymnasium hat mich damals ziemlich gefordert, um nicht zu sagen, überfordert – fand ich meinen Weg in der 9. Klasse. Doch ich merkte auch, dass die Schule für mich in vielerlei Hinsicht nicht mehr so gut für mich funktionierte wie zuvor. Ich fühlte mich sozial isoliert, erlebte Mobbing und war letztlich nur ein Gesicht unter Hunderten. Ein Schulwechsel schien mir eine gute Chance, in der Oberstufe noch einmal neu anzufangen.
Zunächst habe ich mir alle öffentlichen Schulen in der Umgebung angeschaut. Nur, um wirklich alle Optionen zu prüfen, sah ich mir auch die privaten Schulen an. Ich wollte sicher sein, alle Möglichkeiten zu kennen. Eine davon entsprach tatsächlich meinem Bild der elitären Schule, die ich im Kopf hatte. Eine andere hingegen, bei der ich den Tag der offenen Tür besuchte, fühlte sich genau richtig an. Das war überraschend – für mich und auch meine Mutter. Noch am selben Tag stand die Entscheidung: Ich wollte dort unbedingt hin.
Tatsächlich hielt man die gegebenen Versprechen: Maximal zwanzig Schüler:innen pro Klasse – in meiner waren es weniger als zehn. Und das war nicht nur irgendeine Klasse, sondern ein Team. Täglich gab es ein gemeinsames Frühstück und Mittagessen, anschließend eine lange Mittagspause – endlich genug Zeit für Essen und Bewegung. Alle unsere Lehrkräfte kannten uns beim Namen, und jede Klasse hatte eine Klassenleiterstunde. Ich bekam die individuelle Betreuung, die ich so lange gebraucht hätte. Aus dem kleinen, blassen Mädchen der Sekundarstufe I, das meine damalige Klassenlehrerin auf der Abschlussfeier als “graue Maus” bezeichnete, wurde wieder ein lebensfroher Mensch, der vor Motivation und Wissensdurst kaum wusste, wohin.
In den drei Jahren bis zum Abitur wurde ich fachlich als auch persönlich gefördert und gefordert. Während meine Noten in der 7. und 8. Klasse wirklich nicht berauschend waren und ich unangenehme Elterngespräche nur zu gut in Erinnerung habe, war die Entwicklung bis zum Ende meiner Schulzeit deutlich sichtbar. Meine Deutschlehrerin am Gymnasium äußerte mehrfach Zweifel, ob ich in ihrem Fach jemals wirklich erfolgreich sein würde. Siehe da: Das schriftliche Abitur in Deutsch habe ich mit 15 Punkten abgeschlossen – und heute studiere ich Germanistik und arbeite als Journalistin. Eine Pflanze braucht Zuwendung, um kräftig und gesund zu wachsen. Und so wuchs ich über mich hinaus – und ich glaube, so geht es vielen Kindern und Jugendlichen an Privatschulen.
Danach war Start an der Universität für mich eine echte Herausforderung. Nach drei Jahren individueller Betreuung in einer kleinen Klasse an der Privatschule fühlte ich mich plötzlich wie ein unbedeutendes Rädchen im Getriebe. Die harte Realität des Massenbetriebs traf mich unerwartet – ich war nicht darauf vorbereitet, wieder nur eines von hunderten, diesmal tausenden Gesichtern zu sein.
Bevor das hier in einen Liebesbrief an jene Schule und meine Lehrkräfte in der Oberstufe ausartet, zurück zum Thema: Für einige Eltern und Schüler:innen, aber auch für Lehrkräfte, bieten viele Privatschulen tatsächlich bessere Chancen und Bedingungen. Natürlich sind Privatschulen nicht für jede:n die richtige Wahl, egal ob Schüler:in oder Lehrkraft. Ein Indiz dafür: Die meisten Lehrkräfte verdienen an Privatschulen sogar noch weniger als an öffentlichen – und dort ist das Gehalt ja bereits alles andere als angemessen.
Und auch nicht jede Privatschule hält, was sie den Schüler:innen verspricht. Manchmal wird das alternative Lernkonzept etwas zu alternativ, und es gibt Schulen, an denen politische Ideologien leichter Fuß fassen, besonders hinter verschlossenen Türen. Wir erinnern uns kurz zurück an den Sommer und den Aufschrei nach dem L’Amour toujours-Debakel am Elite-Internat Louisenlund. Aber selbstverständlich haben wir auch in öffentlichen Schulen Probleme mit politischem Extremismus (Lehrer News berichtete). Abgesehen von diesen Problemen verstärken Privatschulen häufig die bereits vorhandene Bildungsungerechtigkeit, weil ihr Zugang für viele Familien schlicht nicht erschwinglich ist.
Toll, dass du dir den Besuch einer Privatschule leisten konntest – aber was ist mit den Kindern und Jugendlichen aus Familien, die das nicht können? Ich höre einige von euch jetzt sagen (oder tippen): “Privatschulen sind doch nur etwas für Kinder reicher Eltern.” Früher dachte ich das auch, bis ich selbst an eine Privatschule gewechselt bin. In meiner Vorstellung waren Privatschulen exklusive Eliteschulen mit horrenden Kosten und Luxusausstattung. Doch die Realität sieht manchmal anders aus: Einige Privatschulen bemühen sich durch nach Einkommen gestaffelte Schulgebühren, auch Schüler:innen aus nicht wohlhabenden Verhältnissen eine Chance zu geben. Meine Schule machte genau das möglich – obwohl ich aus finanziell schwachen Verhältnissen komme, konnte ich diese Privatschule besuchen. Trotz solcher Modelle bleibt der Zugang jedoch oft ein Privileg, das nicht jede Familie in Betracht ziehen kann. Die Frage der Finanzierung entscheidet letztlich darüber, wer Zugang zu diesen Schulen hat und wie es um Chancengleichheit in unserem Bildungssystem wirklich steht.
Schulgelder, ein Überblick: Privatschulen in Deutschland verlangen unterschiedlich hohe Schulgelder. Durchschnittlich liegt das jährliche Schulgeld bei rund 2.000 Euro, wobei die Kosten stark variieren. In städtischen Gebieten wie Düsseldorf oder dem Rhein-Kreis Neuss können die Gebühren bis zu 7.400 Euro im Jahr betragen. In ländlichen Regionen hingegen liegen sie oft weit darunter (ca. unter 400 Euro. Viele Schulen passen die Kosten an das Einkommen der Eltern an, um auch Kindern aus nicht wohlhabenden Familien den Zugang zu ermöglichen. Für knapp 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland kostete der Privatschulplatz 2016 weniger als 1.500 Euro an Schulgeld und für etwa ein knappes Viertel weniger als 500 Euro im Jahr.
Trotz gestaffelter Gebühren ist mir natürlich bewusst, dass selbst die geringeren Schulgelder für viele Familien keine realistische Option darstellen, weil das Geld oft an anderen Stellen dringender benötigt wird. Auch wenn manche Privatschulen versuchen, die Zugangshürden zu senken, bleibt der Besuch für viele unerreichbar. Letztlich wird Bildungsgerechtigkeit so nicht nur zur Frage des Angebots, sondern auch der individuellen finanziellen Möglichkeiten – und genau hier entsteht das eigentliche Problem.
Das wirft natürlich die Frage auf: Ist die Zunahme von Privatschulen ein echtes Heilmittel für unser Bildungssystem oder doch eher ein Symptom seiner Krankheit? Der Anstieg privater Schulen und ihr wachsender Zulauf sind kein neues Phänomen, sondern ein Spiegelbild der Entwicklungen der letzten Jahrzehnte. Zu diesem Thema kann ich den Artikel Der Boom von Privatschulen, verständlich erklärt (Bezahlinhalt) von Bent Freiwald wärmstens empfehlen. Wenn Eltern sich gezwungen sehen, eine private Schule in Erwägung zu ziehen, weil sie das Gefühl haben, die öffentliche Schule könne die Bildung und Förderung ihrer Kinder nicht mehr leisten, wo bleibt dann die Verantwortung des Staates? Können wir uns darauf verlassen, dass private Bildungsträger das Vakuum füllen, das durch mangelnde Ressourcen und Unterstützung im staatlichen System entstanden ist?
Privatschulen bieten zweifellos Vorteile – kleinere Klassen, individuelle Förderung, alternative Lehransätze. Doch diese Vorteile sind nicht allen zugänglich, und das ist der eigentliche Knackpunkt. Wer das nötige Kleingeld hat, kann seinen Kindern eine Bildung bieten, die auf ihre individuellen Bedürfnisse eingeht, die möglicherweise genauso gut oder sogar besser ist als die an einer öffentlichen Schule. Doch sollte das nicht jedem Kind offenstehen? Bildung ist schließlich ein Menschenrecht. Jedes Kind hat das Recht auf eine Schulausbildung, und jeder Mensch hat das Anrecht, die eigenen Lernbedürfnisse zu befriedigen – und das ein Leben lang.
Der Großteil der Privatschulen würde ohne staatliche Zuschüsse gar nicht bestehen können. Das ist zugleich ein Problem und eine mögliche Lösung. In seinem Artikel Privatschulen wollen mehr Geld vom Staat – echt jetzt? (Bezahlinhalt) berichtet Bent Freiwald über die Finanzierung von Privatschulen. Er hinterfragt, ob die zusätzlichen Mittel wirklich den gewünschten Effekt auf Bildungsgerechtigkeit haben oder ob sie vielmehr bestehende Ungleichheiten verfestigen. Hier eine provokante Idee: Warum nicht private Schulen in Teilen verstaatlichen? Zum Beispiel bei der Finanzierung.
Ich bin der Meinung, dass eine teilstaatliche Finanzierung sinnvoll ist, weil sie sicherstellt, dass innovative pädagogische Konzepte und kleinere Klassen nicht nur einer Gruppe vorbehalten bleibt, die sich eine Privatschule leisten kann. Wenn der Staat die Finanzierung erweitert, könnten Privatschulen als Modell für das öffentliche System dienen und moderne Bildungsansätze verbreiten. Vielleicht genau das, was wir brauchen, um mehr Bildungsgerechtigkeit zu schaffen. Stellt euch vor, wir könnten die guten Strukturen der Privatschulen aufgreifen und sie so weit in das staatliche System integrieren, dass alle – seien wir realistisch: mehr – Kinder und Jugendlichen davon profitieren, unabhängig von ihrem finanziellen Hintergrund.
Eine Schule für alle, die fördert, statt zu trennen. Ein System, das Chancen eröffnet, statt Türen zu schließen. Ein Modell, das Zusammenarbeit fördert, statt Konkurrenz zu schaffen. Ein Schritt zu mehr Chancengleichheit im Bildungssystem.
Die Idee, private Schulen teilweise zu verstaatlichen, finde ich durchaus charmant. Natürlich würde das nicht alle Probleme lösen, aber es könnte ein erster Schritt in die richtige Richtung sein, um langfristig mehr Bildungsgerechtigkeit zu schaffen. Warum nicht die innovativen Ansätze und die individuelle Förderung, die viele Privatschulen bieten, auch für das staatliche Schulsystem nutzbar machen? Mit einer Teilverstaatlichung könnten die besten Aspekte beider Welten kombiniert werden: die Flexibilität und Kreativität privater Schulen, ergänzt durch die Stabilität und Zugänglichkeit des staatlichen Systems.
Um wirklich (mehr) Bildungsgerechtigkeit zu erreichen, muss die Politik endlich ernsthafte und langfristige Investitionen in die Bildung tätigen. Der erste Schritt beginnt beim Personal: Wir brauchen mehr Lehrkräfte und eine qualitativ hochwertige Ausbildung, die sie gezielt auf die Praxis vorbereitet. Auch die Arbeitsbedingungen müssen dringend verbessert werden, damit pädagogische Fachkräfte nicht bis zur Erschöpfung arbeiten und letztlich den Beruf aufgeben. Hinzu kommen die Schulen selbst – bröckelnde Wände, veraltete Infrastruktur und marode Gebäude sind vielerorts Realität (Lehrer News berichtete). An vielen Standorten fehlen bereits die Mittel, um bestehende Gebäude instand zu halten, ganz zu schweigen von dringend benötigten Neubauten. Und dann wäre da noch die Digitalisierung: Tablets allein reichen nicht, wenn das WLAN ständig ausfällt oder Lehrkräfte im Umgang mit der Technik unvorbereitet sind.
Mein persönliches Ziel ist es, irgendwann nicht mehr über die immer gleichen Probleme berichten zu müssen – über die endlosen Debatten zum Digitalpakt, über marode Schulgebäude und deren Toiletten, die keiner nutzen will – sofern sie denn funktionieren. Ich träume davon, dass Bildung als das erkannt wird, was sie ist: eine Investition in die Zukunft. Eine Investition, die nicht nur den Schüler:innen zugutekommt und Lehrkräfte unterstützt, sondern der gesamten Gesellschaft dient. Dafür braucht es Willen und die Bereitschaft, Bildung wirklich wertzuschätzen und ihr endlich die nötige Priorität einzuräumen. Die Frage bleibt: Was ist uns die Bildung unserer Kinder und damit unsere Zukunft wirklich wert?
Gute Bildung kostet viel. Aber schlechte Bildung kostet uns viel mehr.
Ihr überlegt, Lehramt in Hessen zu studieren? Dann seid ihr hier genau richtig. In unserer Reihe über das Lehramtsstudium in den verschiedenen Bundesländern stellen wir euch heute das vielseitige Studienangebot in Hessen vor. Von den einzigartigen Praxisphasen bis hin zur flexiblen Fächerwahl bietet das Bundesland angehenden Lehrer:innen optimale Bedingungen für eine erfolgreiche Karriere im Bildungswesen.
Hessen liegt im Herzen Deutschlands und zeichnet sich durch seine Vielfalt aus. Von den grünen Hügeln des Taunus und der Rhön bis hin zur pulsierenden Metropole Frankfurt am Main bietet das Bundesland sowohl Natur- als auch Kulturfreunden viel Abwechslung. Hessen ist zudem wirtschaftlich stark, was es für Studierende attraktiv macht. Dank einer ausgezeichneten Infrastruktur und zentraler Lage sind andere Bundesländer und europäische Städte gut erreichbar. Die Hochschulen Hessens, wie die Universitäten in Frankfurt, Gießen und Marburg, genießen einen guten Ruf und bieten Lehramtsstudierenden exzellente Ausbildungsbedingungen. Falls ihr euch also überlegt, in Hessen zu studieren, wartet auf euch eine einzigartige Kombination aus hervorragender akademischer Ausbildung, vielfältigen Freizeitmöglichkeiten und der Chance, in einer der abwechslungsreichsten Regionen Deutschlands zu leben.
In Hessen könnt ihr Lehramt an der Technischen Universität in Darmstadt, der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, der Justus-Liebig-Universität in Gießen, der Universität in Kassel oder der Philipps-Universität in Marburg studieren. Dank dieser Vielfalt an Hochschulen habt ihr die Möglichkeit, aus einem breiten Angebot an Studiengängen und Fächerkombinationen zu wählen, die genau auf eure Interessen zugeschnitten sind.
Die hessischen Universitäten bieten verschiedene Lehramtsstudiengänge an, die auf unterschiedliche Schulformen ausgerichtet sind. An der Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Universität Kassel könnt ihr jeweils Lehramt an Grundschulen (L1), Lehramt an Haupt- und Realschulen (L2), Lehramt an Förderschulen (L5) und Lehramt an Gymnasien (L3), studieren. In Kassel könnt ihr zusätzlich noch Lehramt an beruflichen Schulen (L4) wählen. Die Universität Marburg bietet das Lehramt an Haupt- und Realschulen (L2) oder Gymnasien (L3) an. Die Technische Universität Darmstadt hat sich auf das Lehramt an beruflichen Schulen spezialisiert, wobei der Schwerpunkt auf den technischen und kaufmännischen Fächern liegt. Daher kann hier nur das Lehramt an beruflichen Schulen (L4) gewählt werden.
Das Lehramtsstudium in Hessen ist modular aufgebaut und gliedert sich in verschiedene Phasen, die theoretische, fachdidaktische und praktische Elemente miteinander verbinden. In den ersten Semestern (Grundstudium Bachelor) liegt der Fokus auf der Vermittlung grundlegender Fachkenntnisse in den gewählten Unterrichtsfächern. Parallel dazu belegt ihr Module in Pädagogik und Psychologie, die euch auf die pädagogischen Anforderungen des Lehrerberufs vorbereiten. Auch erste Grundlagen in der Fachdidaktik – also der Frage, wie der Unterricht im jeweiligen Fach gestaltet wird – werden in dieser Phase vermittelt.
In der zweiten Studienphase, dem Master of Education, werden die Fachkenntnisse weiter vertieft und durch fachdidaktische Inhalte ergänzt. Hier wird intensiv darauf eingegangen, wie der Unterrichtsstoff für Schüler:innen verschiedener Altersgruppen aufbereitet wird. Hinzu kommen bildungswissenschaftliche Module, in denen Themen wie Inklusion, Classroom Management oder Medienpädagogik behandelt werden.
Ein weiterer zentraler Bestandteil des Lehramtsstudiums sind die Praxisphasen. Bereits im Bachelor gibt es das Orientierungspraktikum, das erste Einblicke in den Schulalltag ermöglicht. Später folgen pädagogische Schulpraktika, die häufig im Masterstudium absolviert werden. Dabei unterrichten Studierende selbst und werden von erfahrenen Lehrkräften angeleitet und betreut. Diese Erfahrungen helfen euch, die im Studium erlernte Theorie direkt in die Unterrichtspraxis umzusetzen und wertvolle Einblicke in den Berufsalltag zu gewinnen.
Das Studium schließt mit der Masterarbeit ab, die oft einen forschungs- oder praxisorientierten Schwerpunkt im Bereich der Fachdidaktik, Pädagogik oder Bildungswissenschaften hat. Nach erfolgreichem Abschluss des Master of Education folgt der Vorbereitungsdienst (Referendariat) an einer Schule, in der das theoretische Wissen im Schulalltag angewendet wird. Der Vorbereitungsdienst in Hessen dauert 21 Monate und schließt mit der Zweiten Staatsprüfung oder der Prüfung für das Lehramt an berufsbildenden Schulen ab. Das Referendariat gliedert sich in vier Abschnitte: Zunächst gibt es eine dreimonatige Einführungsphase, die nicht bewertet wird. Darauf folgen zwei Hauptsemester von jeweils sechs Monaten. Den Abschluss bildet ein sechsmonatiges Prüfungssemester.
Ihr wählt je nach Lehramtstyp zwei oder drei Unterrichtsfächer, die über das gesamte Studium miteinander kombiniert werden. Das Lehramtsstudium endet mit der Ersten Staatsprüfung, die von den Prüfungsämtern der Hessischen Lehrkräfteakademie abgenommen wird. Diese Prüfungsämter sind an den jeweiligen Universitäten angesiedelt.
Der Studiengang setzt sich aus mehreren Bereichen zusammen, darunter Bildungswissenschaften, Grundschuldidaktik, Ästhetische Erziehung sowie drei Unterrichtsfächern, einschließlich Fachdidaktik für die Klassenstufen 1 bis 6. Zwei dieser Fächer sind festgelegt: Mathematik und Deutsch. Als drittes Unterrichtsfach stehen euch Englisch, evangelische Religion, katholische Religion, Kunst, Musik, Sachunterricht oder Sport zur Auswahl. Ein Fach wird als sogenanntes Langfach im Umfang von mindestens 50 Leistungspunkten vertieft studiert. Die Regelstudienzeit beträgt sechs Semester (180 Leistungspunkte) zuzüglich eines Prüfungssemesters.
Das Studium für Lehramt an Haupt- und Realschulen umfasst die Bildungswissenschaften sowie zwei frei wählbare Unterrichtsfächer, die zusammen mit der Fachdidaktik kombiniert werden können. Die Fächer lassen sich dabei flexibel miteinander kombinieren. Zur Auswahl stehen Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Erdkunde, Evangelische und Katholische Religion, Französisch, Geschichte, Kunst, Informatik, Islamische Religion, Mathematik, Musik, Physik, Politik und Wirtschaft sowie Sport. Die Regelstudienzeit beträgt sechs Semester (180 Leistungspunkte), gefolgt von einem Prüfungssemester.
Das Lehramt an Gymnasien besteht ebenfalls aus den Bildungswissenschaften und zwei frei wählbaren Unterrichtsfächern, einschließlich Fachdidaktik. Die Fächerkombinationen beinhalten Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Erdkunde, Evangelische und Katholische Religion, Französisch, Geschichte, Griechisch, Informatik, Islamische Religion, Italienisch, Kunst, Latein, Mathematik, Musik, Philosophie, Physik, Politik und Wirtschaft, Spanisch und Sport. Die Regelstudienzeit beträgt acht Semester (240 Leistungspunkte), an die sich ein Prüfungssemester anschließt.
Das Lehramt für Förderpädagogik setzt sich aus den Bildungswissenschaften, zwei frei wählbaren sonderpädagogischen Fachrichtungen (Förderschwerpunkt soziale und emotionale Entwicklung, Förderschwerpunkt Lernen oder Förderschwerpunkt geistige Entwicklung) und einem Unterrichtsfach, einschließlich Fachdidaktik zusammen. Zur Auswahl stehen Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Erdkunde, Evangelische Religion, Geschichte, Informatik, Katholische Religion, Kunst, Mathematik, Musik, Physik, Politik und Wirtschaft oder Sport. Die Regelstudienzeit beträgt acht Semester zuzüglich eines Prüfungssemesters.
Die Universität Kassel bietet im Bereich der Lehramt- und Berufspädagogik mehrere spezialisierte Bachelorstudiengänge für das Lehramt an beruflichen Schulen an. Dazu gehören die berufspädagogischen Studiengänge Berufspädagogik – Metalltechnik und Elektrotechnik, die euch auf das Unterrichten in technischen Fächern vorbereiten, sowie Berufspädagogik – Fach Gesundheit (NC), das auf den Gesundheitsbereich fokussiert ist. Ebenfalls im Angebot ist Wirtschaftspädagogik (NC), das euch als angehende Lehrkräfte für den Unterricht in wirtschaftsbezogenen Fächern qualifiziert. Diese Studiengänge kombinieren fachspezifische Inhalte mit der Vermittlung pädagogisch-didaktischer Kompetenzen.
An der TU Darmstadt kann das Lehramt an beruflichen Schulen entweder im regulären Studium oder per Quereinstieg absolviert werden. Im Bachelor wählt ihr eine der folgenden berufliche Fachrichtungen: Agrarwirtschaft, Bautechnik, Chemietechnik, Druck- und Medientechnik, Elektro- und Informationstechnik, Informatik, Körperpflege oder Metalltechnik. Im Master konzentriert ihr euch auf ein allgemeinbildendes Fach wie beispielsweise Mathematik, Deutsch, Physik, Geschichte oder Sportwissenschaft. Beide Studiengänge beinhalten Praxisphasen und pädagogische Inhalte. Mit dem Masterabschluss erhaltet ihr die Anerkennung des ersten Staatsexamens und könnt in das Referendariat eintreten. Der Quereinstieg ist für Personen mit einem passenden Abschluss möglich und führt nach vier Semestern ebenfalls zum Abschluss (Master of Education) und der Berechtigung zum Vorbereitungsdienst.
Im Rahmen des Lehramtsstudiums sind Praktika ein zentraler Bestandteil der Ausbildung an hessischen Universitäten. Neben den schulpraktischen Studien, die von den Universitäten organisiert werden, sind je nach Studiengang und geltender Modulprüfungsordnung ein Orientierungs- und ein Betriebspraktikum zu absolvieren. An den Universitäten in Kassel, Gießen und Frankfurt am Main wurde das Orientierungs- und Betriebspraktikum jedoch durch ein Versuchspraxissemester ersetzt.
Das Orientierungspraktikum dient dazu, erste Erfahrungen in pädagogischen Arbeitsfeldern, insbesondere in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, zu sammeln. Es dauert mindestens vier Wochen und wird in pädagogischen Einrichtungen wie Schulen, Jugendhilfeeinrichtungen oder Sportvereinen absolviert. Das Praktikum kann in mehrere Abschnitte aufgeteilt und auch im Ausland abgeleistet werden. Pädagogische Tätigkeiten mit Kindern und Jugendlichen, die im Rahmen des Zivildienstes, eines Freiwilligen Sozialen Jahres, eines Ehrenamtes oder einer beruflichen Tätigkeit geleistet wurden, können auf Antrag als Orientierungspraktikum anerkannt werden. Praktika, die während der Schulzeit oder in den Ferien absolviert werden, können nicht angerechnet werden.
Das Betriebspraktikum soll einen Einblick in ein Berufsfeld außerhalb des pädagogischen Bereichs geben. Es dauert mindestens acht Wochen und wird in einem Betrieb, beispielsweise im Produktions-, Handels- oder Dienstleistungsbereich, absolviert. Ziel ist es, Kenntnisse über Berufe außerhalb des Bildungswesens zu erwerben, um Schüler:innen später bei der Berufswahl fundiert beraten zu können. Das Betriebspraktikum kann ebenfalls aufgeteilt und in mehreren Betrieben absolviert werden. Bereits geleistete Tätigkeiten, wie z.B. ein freiwilliges soziales Jahr oder der Zivildienst, können unter bestimmten Voraussetzungen als Praktikum anerkannt werden.
Die Berufsaussichten für Lehrkräfte in Hessen sind derzeit sehr gut, insbesondere aufgrund des Lehrkräftemangels in vielen Fachbereichen. Besonders gefragt sind Lehrkräfte an Grundschulen sowie für die Fächer Mathematik, Physik, Informatik, Kunst, Musik und Englisch. Auch im ländlichen Raum und im Rhein-Main-Gebiet bestehen gute Einstellungschancen. Die Landesregierung hat in den letzten Jahren zahlreiche neue Stellen geschaffen und plant weitere Investitionen in den Bildungsbereich, um dem Lehrermangel entgegenzuwirken.
Der Großteil der Stellen wird über das landesweite Ranglistenverfahren besetzt, während ein kleinerer Teil über gezielte schulbezogene Stellenausschreibungen vergeben wird. Im Rahmen des hessischen Ranglistenverfahrens koordiniert die Zentralstelle Personalmanagement Lehrkräfte (ZPM) in Darmstadt die Einstellung von ausgebildeten Lehrkräften in den Schuldienst. Bewerbungen für dieses Verfahren werden online über das Stellenportal des Landes Hessen eingereicht. Über die Rangliste können sich Lehrkräfte auf unbefristete Stellen bewerben, die nach Lehramt und Fachrichtung vergeben werden. Voraussetzung für die Aufnahme in die Rangliste ist die erfolgreich abgelegte Zweite Staatsprüfung oder eine vergleichbare Qualifikation. Die Rangfolge auf der Liste basiert auf einem Gesamtwert, der aus den Noten der Ersten und Zweiten Staatsprüfung errechnet wird. Bewerber:innen können ihren Rangplatz durch Bonuspunkte verbessern, etwa durch Zusatzqualifikationen oder Erweiterungsprüfungen. Eine Aktualisierung der Bewerbungen und eine Anpassung der Einsatzwünsche sind jederzeit möglich. Die Rangliste wird einmal jährlich aktualisiert, wobei Bewerbungen, die älter als ein Jahr sind, gelöscht werden.
Die Einstellungschancen können durch verschiedene Faktoren verbessert werden. Dazu gehören insbesondere gute Examensergebnisse, eine geringe Bewerberkonkurrenz und die Erweiterung des Qualifikationsspektrums durch zusätzliche Fächer oder Lehrämter. Auch Berufserfahrung, z.B. durch Vertretungsverträge, wirkt sich positiv aus. Darüber hinaus spielt die räumliche Flexibilität eine Rolle, wenn man bereit ist, sich hessenweit und nicht nur in einem bestimmten Schulamtsbezirk zu bewerben. Weitere Vorteile bieten gefragte Zusatzqualifikationen wie EDV- oder Fremdsprachenkenntnisse sowie die Bereitschaft zur Mitarbeit in außerschulischen Projekten und Vereinen.
Lehrkräfte in Hessen, die verbeamtet werden, starten in der Regel in der Besoldungsgruppe A13, insbesondere an Gymnasien und beruflichen Schulen. Das Einstiegsgehalt liegt hier bei etwa 4.200 Euro brutto pro Monat und kann je nach Berufserfahrung und Position, etwa als Schulleitung, weiter steigen. Angestellte Lehrkräfte, die nicht verbeamtet sind, werden nach dem Tarifvertrag der Länder bezahlt. Seit dem Schuljahr 2023/24 wird die Vergütung für Grundschullehrkräfte in Hessen schrittweise von der Besoldungsgruppe A12 auf A13 angehoben. Diese Anpassung erfolgt in mehreren Stufen und soll bis 2028 abgeschlossen sein. Der Landtag beschloss diese Änderung im Juni 2023, um die Attraktivität des Grundschullehramts zu steigern.
Das Lehramtsstudium in Hessen bietet eine hervorragende Kombination aus theoretischer Ausbildung und praktischen Erfahrungen. Mit vielfältigen Fächerkombinationen, Praxisphasen und einem modularen Aufbau bereitet es euch optimal auf den Beruf vor. Die gute Infrastruktur und die attraktiven Berufsperspektiven machen Hessen zu einem idealen Standort für euer Lehramtsstudium. Seid ihr an einem Lehramtsstudium in Hessen interessiert? Welche Schulform spricht euch besonders an? Schreibt es in die Kommentare.
Frankfurt a.M., 23.10.2024 – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht dringenden Handlungsbedarf bei der Umsetzung des Ausbaus der Gebäude für den Rechtsanspruch auf Ganztag an Grundschulen, der 2026 greift. Sie begrüßt den Vorstoß der Länder, die Fristen des Ganztagsfinanzhilfegesetzes (GaFinHG) des Bundes um zwei Jahre zu verlängern. „Die Herausforderungen bei der Umsetzung sind vielfältig. Insbesondere der akute Fachkräftemangel im Bauwesen und der kommunalen Verwaltung sowie die aufwändige Planung größerer Bauprojekte führen dazu, dass viele Kommunen nicht in der Lage sind, die im Gesetz festgelegten Fristen zu erfüllen“, sagte Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied Schule, am Mittwoch mit Blick auf die Ministerpräsidentenkonferenz, die am Mittwoch beginnt. „Viele Schulleitungen haben in den vergangenen Jahren den Ausbau intensiv geplant und waren in Sorge, ob ihre Projekte finanziert werden. Sie würden von der Fristverlängerung profitieren. Mit der Fristverlängerung bekommen Länder und Kommunen Planungssicherheit. Allerdings muss bei der Umsetzung nun endlich Fahrt aufgenommen und die längst notwendigen Investitionen müssen zügig für den Ausbau der Bildungsinfrastruktur getätigt werden.“
Info: Bei Planung und Umsetzung von Bauprojekten, die notwendig sind, um ganztägige Bildungs- und Betreuungsplätze zu schaffen, hat es erhebliche Verzögerungen gegeben. Eine lange Abstimmungsphase auf Bundesebene hat die Planungssicherheit für Länder und Kommunen zusätzlich erschwert. Deshalb fordern die Regierungschefinnen und -chefs der Länder in ihrer Beschlussvorlage für die Ministerpräsidentenkonferenz, die vom 23. bis zum 25. Oktober in Leipzig stattfindet, eine Verlängerung der Fristen des Ganztagsfinanzhilfegesetzes (GaFinHG) des Bundes um zwei Jahre bis zum 31. Dezember 2028 und für den Abschluss der geförderten Maßnahmen bis zum 31. Dezember 2029: Nur so könne sichergestellt werden, dass der Ausbau der Ganztagsbetreuung erfolgreich umgesetzt wird.
Jeder Mensch soll die Möglichkeit erhalten, sich umfassend und gleichberechtigt an der Gesellschaft zu beteiligen – so definiert die Antidiskriminierungsstelle des Bundes den Begriff Inklusion. Auch die Vereinten Nationen (UN) legen in der Behindertenrechtskonvention die Rechte von weltweit fast 650 Millionen betroffenen Menschen fest, von Selbstbestimmung bis zur Nicht-Diskriminierung. So heißt es in der Konvention auch, dass “Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom Besuch weiterführender Schulen” ausgeschlossen werden sollen. So toll das erstmal klingt, lässt sich jedoch auch feststellen, dass diesen Idealvorstellungen noch viele Steine im Weg liegen. Für uns stellt sich die Frage: Was genau bedeutet Inklusion im Bildungssystem? Und wie unterscheidet sich die Lage von Schüler:innen mit Behinderung oder Förderbedarf im ländlichen von der im städtischen Raum?
Um allen Menschen die Möglichkeit zu bieten, gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, benötigt es ein inklusives Bildungssystem, in dem Schüler:innen gemeinsam lernen. Dass die deutsche Bildungspolitik diesem Anspruch nicht gerecht wird, zeigt sich in einem Bericht der Bertelsmann-Stiftung, welche den Stand der Inklusion an deutschen Schulen untersucht hat. Von 581.265 Schüler:innen mit Förderbedarf lernten im Schuljahr 2022/23 mit 44,4 Prozent weniger als die Hälfte in Allgemeinen Schulen, während 55,6 Prozent Förderschulen besuchten. Die Exklusionsquote, also der Anteil der Schüler:innen mit Förderbedarf, die an Förderschulen unterrichtet werden, lag in diesem Jahr bei circa 4,2 Prozent. Diese Quote ist seit dem Schuljahr 2008/09 zwar gesunken, jedoch nur minimal.
Der Abbau exklusiver Bildung gestaltet sich in den verschiedenen Bundesländern jedoch unterschiedlich: während die Exklusionsquote in Thüringen zwischen 2008 und 2020 um rund 3,7 Prozentpunkte sank, stieg sie in Rheinland-Pfalz in derselben Zeitspanne um circa 0,6. Zwar haben Eltern von Kindern mit Förderbedarf die Wahl zwischen Förder- und Allgemeinbildender Schule, diese Entscheidung wird jedoch beispielsweise durch “Ressourcenvorbehalte” eingeschränkt. Diese Einschränkungen manifestieren sich häufig auf fachlicher, personeller und sachlicher Ebene und führen dazu, dass elf von sechzehn Bundesländern den Zugang zu einer Allgemeinen Schule für Kinder mit Förderbedarf einschränken. Eine ausführliche Analyse zum Thema Inklusion an deutschen Schulen und der entsprechenden Debatte zum Thema findet ihr hier.
Es lässt sich feststellen: Das deutsche Bildungssystem entwickelt sich zwar in Richtung Inklusion, dieser Fortschritt ist aber schleppend und weiterhin exklusiv. Deshalb sollten die Länder allgemein dafür sorgen, dass Inklusion in Schulen, durch die Integration von Schüler:innen mit Förderbedarf in Allgemeinen Schulen, konsequent(er) durchgezogen wird. Jedoch hört Inklusion nicht bei dem Besuch einer Allgemeinen Schule auf. Auch Themen wie Mobilität, Barrierefreiheit, Förderangebote und der Mangel an sonderpädagogischem Personal im ländlichen Raum müssen beachtet werden, um allen Schüler:innen eine hinreichende, zielführende Teilnahme am schulischen Unterricht zu ermöglichen.
Bereits der Weg zur Schule kann für viele Schüler:innen eine Herausforderung darstellen. 2020 nutzten laut dem Statistischen Bundesamt rund 43,5 Prozent aller Schüler:innen an Allgemeinbildenden Schulen den Personennahverkehr auf ihrem Schulweg. Der Weg in die Schule gestaltet sich für Schüler:innen besonders im ländlichen Raum durch Makel wie unregelmäßige Abfahrten, eingeschränkte Bedienzeiten und mangelhafte Gebietsabdeckung des ÖPNV bereits schwierig. Obwohl der gesamte Öffentliche Personennahverkehr laut Personenbeförderungsgesetz bis 2022 durch eine vollständige Barrierefreiheit allen zugänglich sein sollte, ist dies in vielen Gemeinden nicht die Lebensrealität der Betroffenen. Eine barrierefreie Reise sei “bei den meisten U-Bahnen und Straßenbahnen (...) inzwischen möglich”, so Hartmut Reinberg-Schüller, Experte des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). “Mehr Modernisierungsbedarf gibt es jedoch bei den Busflotten im ländlichen Raum”, in welchen ein barrierefreier Transport von Schüler:innen und Pendler:innen mit Rollstuhl auf dem Land erschwert wird.
Angesichts des mangelhaften Personennahverkehrs im ländlichen Raum müssen Eltern von Kindern mit Behinderung häufig von alternativen Angeboten Gebrauch machen. Ein jüngst vom Bundessozialgericht bestätigter Fall zeigt das bürokratische Chaos, was viele Eltern von Kindern mit Förderbedarf erleben. Eine junge Schülerin war aufgrund einer körperlichen Beeinträchtigung nicht in der Lage, ihren Schulweg mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu erreichen, weshalb sie den Weg zu und von ihrer Schule mit einem Taxi bestreiten musste. Die Gemeinde erstattete der Familie jedoch nur rund 3 Prozent der Fahrtkosten, weshalb der Fall schlussendlich vor dem Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen landete. Mit Erfolg: Die Grundsatzentscheidung hebt hervor, dass schulpflichtige Kinder und Jugendliche, die ihren Schulweg aufgrund einer Behinderung nicht alleine zurücklegen können, Anspruch auf volle oder ergänzende Kostenübernahme durch die Eingliederungshilfe haben. Bisher wurden Eltern meist auf ihre im Schulgesetz festgelegte Pflicht, ihre Kinder zur Schule zu bringen und abzuholen, verwiesen.
In deutschen Schulen fehlt es an Personal: In Baden-Württemberg konnten in der dritten Woche des laufenden Schuljahres nur 30 Prozent der Schulen von einer personellen Vollversorgung sprechen. Zwar lässt sich dieser Trend in zahlreichen Schulen verzeichnen, besonders trifft dies Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ), von denen nur rund 43 Prozent einen Regelbetrieb anbieten (Lehrer-News berichtete). Allgemein haben Schulen im ländlichen Raum massive Schwierigkeiten, Personal für ihre Einrichtung zu gewinnen und viele Stellen bleiben unbesetzt. In Schleswig-Holstein waren im Schuljahr 2023/24 zwar 96 Prozent der sonderpädagogischen Stellen besetzt, ein großer Teil dieser Stellen wird jedoch nicht von ausgebildeten sonderpädagogischem Personal, sondern Vertretungslehrer:innen besetzt. “Das sind also keine ausgebildeten Sonderpädagogen und sie können bestimmte Arbeiten nicht übernehmen, wodurch dann die Belastung der Sonderpädagogen steigt”, heißt es von Hendrik Reimers, Vorsitzender des Landesverbandes Sonderpädagogik. Besonders in den Einzugsgebieten großer Städte ginge viel Personal in die Städte, statt in Schulen im ländlichen Raum zu arbeiten.
Um dem Anspruch der UN-Behindertenkonvention gerechter zu werden, gibt es bundesweit bereits einige Projekte, die versuchen, Schule durch innovative Ansätze inklusiver zu gestalten. Die “Schule ohne Schüler” in Schleswig-Holstein bietet Schüler:innen mit Förderbedarf die Möglichkeit, von einem wohnortnahen und inklusiven Schulplatz sowie sonderpädagogischem Personal in den entsprechenden Schulen zu profitieren. Fast 50 Sonderpädagog:innen des Förderzentrums Schleswig-Kropp arbeiten mit 320 Schüler:innen an 23 verschiedenen Regelschulen in der Region. Lars Krackert, Schulleiter des Förderzentrums, sieht das Konzept als notwendig: “Gerade im ländlichen Raum, wo es sehr kleine Schulen gibt, würde viel an fachlicher Expertise verloren gehen, wenn nicht dieser große Pool an Spezialistinnen und Spezialisten da wäre”. Für ihren Einsatz gewann das Förderzentrum 2014 sogar den Jakob Muth-Preis für inklusive Schulen. Wie genau Inklusion in Schulen gestaltet werden kann, um Chancengerechtigkeit zu fördern und welche Gründe diese schleppende Entwicklung hat, hat uns Friedo Scharf von Inklusion Digital in einem lesenswerten Interview erzählt.
Die Gründe für den schleppenden Fortschritt in Sachen Inklusion seien vielfältig, so die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Niedersachsen. “Es mangelt nach wie vor an der Bereitstellung ausreichender finanzieller Mittel, personeller Ressourcen, an Zeit, an wissenschaftlicher Begleitung und letztlich am Willen, die inklusive Bildung und somit die verbrieften Menschenrechte umzusetzen”, so Landesvorsitzender Stefan Störmer. Es lässt sich also feststellen: In Sachen Inklusion im ländlichen sowie städtischen Raum in Deutschland ist noch Luft nach oben. Der ländliche Raum bringt dabei jedoch bestimmte Herausforderungen mit sich, welche inklusive Bildung abbremsen können. Besonders prägnant sind dabei der Fachkräftemangel im Bereich der Sonderpädadogik und die oftmals verbesserungsbedürftige Barrierefreiheit in und auf dem Weg zu den Schulen.
Karlsruhe. Cybermobbing wird für Schüler:innen in Deutschland immer mehr zur alltäglichen Belastung. Eine aktuelle Studie des Bündnisses gegen Cybermobbing und der Barmer Krankenkasse zeigt, dass fast jede fünfte Person im schulischen Umfeld von Cybermobbing betroffen ist – insgesamt mehr als zwei Millionen Kinder und Jugendliche.
Laut der Studie “Cyberlife V – Cybermobbing bei Schülerinnen und Schülern”, die zwischen Mai und Juni 2024 durchgeführt wurde, sind die Zahlen seit 2017 kontinuierlich gestiegen. Erhoben wurden die Daten von 637 Lehrkräften, 1.061 Eltern und 4.213 Schüler:innen im Alter von 7 bis 20 Jahren. Besonders betroffen sind Schüler:innen in der Pubertät, von denen sich 18,5 Prozent als Opfer von Cybermobbing outen.
Die Studie legt offen, dass 80 Prozent der Cybermobbing-Vorfälle im schulischen Umfeld stattfinden. Mobbing äußert sich meist in Form von Beleidigungen, Drohungen oder der Verbreitung von Lügen über digitale Kanäle wie Messenger und soziale Netzwerke. Über 57 Prozent der Betroffenen berichten, dass sie durch die Angriffe stark verletzt wurden und 26 Prozent gaben an, bereits Suizidgedanken entwickelt zu haben. Auch physische Beschwerden wie Kopfschmerzen und Magenschmerzen sind bei 34 Prozent der Schüler:innen die Folge der psychischen Belastung.
An Schulen wie der Mittelschule in Plattling gibt es Unterstützung durch Sozialarbeiter:innen. Schüler:innen können sich bei Problemen wie Cybermobbing beraten lassen oder rechtliche Schritte einleiten lassen. Uwe Leest vom Bündnis gegen Cybermobbing betont jedoch, dass vielen Schulen die Mittel für umfassende Präventionsmaßnahmen fehlen. “Schulen, die präventiv tätig sind, haben weniger Cybermobbing-Fälle”, erklärt Leest. Statt nachhaltiger Programme greifen viele Schulen auf punktuelle Aktionen wie Vorträge durch die Polizei zurück. Diese seien jedoch oft nicht ausreichend, um das Problem langfristig in den Griff zu bekommen.
Nicht nur die Schulen, auch die Eltern spielen eine wichtige Rolle im Umgang mit Cybermobbing. “Die Eltern schließen die Handyverträge ab, aber die Kinder nutzen die Handys”, sagt der Schulsozialpsychologe Florian Geiger. Er betont, dass Eltern den Umgang ihrer Kinder mit digitalen Medien stärker kontrollieren sollten – natürlich in Absprache mit den Kindern. Geiger rät zu gelegentlichen Kontrollen der Smartphones, um problematische Inhalte frühzeitig zu erkennen. Schließlich sind es die Eltern, die für die Aktivitäten ihrer minderjährigen Kinder rechtlich verantwortlich sind.
In Deutschland gibt es noch kein eigenes Gesetz gegen Cybermobbing, obwohl die Innenminister:innen der Länder dies bereits gefordert haben. In Ländern wie Österreich ist Cybermobbing bereits seit 2016 ein eigener Straftatbestand. Das Bundesjustizministerium zeigt sich jedoch zurückhaltend, da bereits bestehende Gesetze wie Verleumdung oder Beleidigung entsprechende Straftatbestände abdecken. Experten:innen betonen, dass ein eigenes Gesetz zur Abschreckung beitragen könnte.
Gleichzeitig diskutieren immer mehr Schulen in Deutschland über ein Handyverbot, um Cybermobbing einzudämmen (Lehrer News berichtete). Uwe Leest vom Bündnis gegen Cybermobbing unterstützt diesen Ansatz: “Wir müssen den Schulraum wieder zu dem machen, was er sein sollte – ein Raum zum Lernen, nicht zum Versenden von Nachrichten. Ein handyfreier Raum würde vielen helfen und das Klima des gegenseitigen Respekts fördern”. Doch egal, ob Gesetz oder Handyverbot – klare Maßnahmen sind nötig, um die wachsende Bedrohung durch Cybermobbing wirksam zu bekämpfen.
Filme faszinieren uns nicht nur durch spannende Geschichten oder spektakuläre Bilder – sie sind ein wertvolles Werkzeug im Sprachunterricht, das Schüler:innen auf eine ganz besondere Weise anspricht. Durch authentische Dialoge, kulturelle Einblicke und emotionale Erlebnisse fördern Filme das Hörverstehen, den Wortschatz und die sprachliche Ausdrucksfähigkeit, ohne dass es sich wie klassisches Lernen anfühlt.
In diesem Artikel stellen wir dir die besten Filme für den DaZ-Unterricht vor, die für verschiedene Klassenstufen geeignet sind. Von unterhaltsamen Animationsfilmen für die Grundschule bis hin zu anspruchsvollen Dramen für ältere Schüler:innen – tauche ein in die Welt der bewegten Bilder und entdecke, wie Filme deine Lernenden nicht nur unterhalten, sondern auch ihre Sprachkenntnisse auf das nächste Level heben! Dazu bieten passende Arbeitsblätter vom Goethe-Institut und Vision Kino gezielte Aufgaben, um die Sprachförderung im Unterricht optimal zu unterstützen.
Der zwölfjährige Emil Tischbein lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter in einer Kleinstadt in Ostdeutschland. Emil ist überglücklich, als seine Mutter ihm erlaubt, zum ersten Mal allein nach Berlin zu fahren, um seine Großmutter und seine Cousine zu besuchen. Doch auf der Zugfahrt wird ihm sein ganzes Geld gestohlen. Entschlossen, den Dieb zu fangen, schließt sich Emil in Berlin einer Gruppe von Kindern an, die sich als Detektive verstehen. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Dieb und erleben ein spannendes Abenteuer in der Großstadt.
Für den Unterricht im Bereich Deutsch als Zweitsprache (DaZ) eignet sich Emil und die Detektive besonders gut, da die Sprache klar und zugänglich ist und sich an Lernende mit Sprachniveau von A1 und A2 richtet. Durch die spannende Handlung bleiben Lernende motiviert, was das Hörverstehen und den Wortschatzaufbau unterstützt. Gleichzeitig bietet der Film viele Anknüpfungspunkte für Diskussionen über Themen wie Freundschaft und Mut. Um den Einsatz im Unterricht zu erleichtern, stellt das Goethe-Institut zusätzlich passende Arbeitsblätter zur Filmdidaktik zur Verfügung, die konkrete Aufgaben und Übungen für die Lernenden enthalten.
Der zehnjährige Rico lebt mit seiner Mutter in Berlin und bezeichnet sich selbst als “hochbegabt”, denn seine Gedanken wirbeln oft durcheinander wie die Kugeln in einer Bingo-Trommel. Trotz seiner Schwierigkeiten, sich Dinge zu merken, fühlt er sich durch die vertrauten Bewohner:innen seines Mietshauses geborgen. In den Sommerferien lernt Rico den hochbegabten Oscar kennen, der immer einen Helm trägt, um sich vor Gefahren zu schützen. Trotz aller Unterschiede freunden sich die beiden an. Als Oskar von dem Kidnapper “Mister 2000” entführt wird, nimmt Rico all seinen Mut zusammen und rettet seinen Freund. Gemeinsam stellen sie den Entführer und festigen ihre Freundschaft.
Rico, Oskar und die Tieferschatten ist eine hervorragende Wahl für den DaZ-Unterricht, da der Film für Lernende auf dem Sprachniveau A2 bis B1 spannend und gleichzeitig sprachfördernd ist. Die humorvollen und dynamischen Dialoge motivieren Schüler:innen, sich aktiv mit der Sprache auseinanderzusetzen, während Themen wie Freundschaft und Mut zahlreiche Diskussionsanlässe bieten. Ergänzend dazu stellt das Goethe-Institut passende Arbeitsblätter zur Verfügung, die gezielte Aufgaben und Übungen zur Förderung des Sprachverständnisses enthalten.
Tschick erzählt die Geschichte von Maik, einem schüchternen Jungen aus gutem Hause, und Tschick, dem rebellischen Sohn russischer Spätaussiedler, die sich mit einem gestohlenen Lada eine abenteuerliche Reise durch die ostdeutsche Provinz begeben. Trotz aller Unterschiede verbindet die beiden Außenseiter ein starkes Band der Freundschaft, das sie auf ihrer ungewöhnlichen und humorvollen Reise stärkt. Gemeinsam meistern sie Hindernisse, begegnen außergewöhnlichen Menschen und erleben Freiheit abseits der Regeln der Erwachsenenwelt.
Für den DaZ-Unterricht eignet sich Tschick besonders für die Lernende zwischen den Sprachniveaus A2 und B2, da der Film eine mitreißende Handlung und einen erfrischenden Sprachwitz bietet, der Jugendliche anspricht. Die Themen Freundschaft, Identität und Erwachsenwerden bieten viele Möglichkeiten für Diskussionen und schriftliche Übungen. Vision Kino sowie das Goethe-Institut stellen Arbeitsblätter zur Filmanalyse und Sprachförderung zur Verfügung, um den Unterricht zu erleichtern und Schreib- sowie Sprechanlässe zu schaffen.
Der Gymnasiallehrer Rainer Wenger startet in einer Projektwoche zum Thema “Staatsformen” ein Experiment, um seinen Schüler:innen zu zeigen, wie schnell eine Diktatur entstehen kann. Auf die Behauptung, so etwas sei in Deutschland heute unmöglich, stellt er strenge Regeln auf, die die Schüler:innen bereitwillig akzeptieren. Sie nennen sich “Die Welle”, entwerfen eine Uniform, ein Logo und verstärken durch ihr neues Gemeinschaftsgefühl den Druck auf die anderen. Was als unschuldiges Rollenspiel beginnt, wird immer radikaler, bis Wenger die Kontrolle verliert. Als er versucht, das Experiment zu beenden, ist “Die Welle” längst außer Kontrolle geraten.
Die Welle eignet sich ideal für den DaZ-Unterricht auf den Niveaustufen B1 und B2, da er die Lernenden sprachlich und inhaltlich herausfordert. Der Film thematisiert Gruppendynamik, Autorität und Manipulation und bietet damit zahlreiche Anknüpfungspunkte für vertiefende Diskussionen. Die spannende Handlung stellt sicher, dass die Schüler:innen engagiert bleiben, während sie ihren Wortschatz erweitern und ihr Hörverstehen trainieren. Um den Einsatz im Unterricht zu erleichtern, bieten Deutsch digital und das Goethe-Institut begleitende Arbeitsblätter mit gezielten Aufgaben und Übungen zur Sprachförderung und Filmanalyse.
Filme sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch ein wertvolles Instrument, um Sprachkompetenzen zu fördern und kulturelle Einblicke zu vermitteln. Ob die abenteuerliche Reise von Maik und Tschick, die mutige Freundschaft von Rico und Oscar oder die spannende Gruppendynamik in Die Welle – Filme wecken Emotionen, regen zu Diskussionen an und machen Lernen lebendig. Mit gezielten Arbeitsblättern und Aufgaben lassen sich diese Filme optimal in den DaZ-Unterricht integrieren und fördern sowohl das Hörverstehen als auch den Wortschatzaufbau.
Neben Filmen können auch digitale Tools den DaZ-Unterricht bereichern. In unserem Artikel Top 5 DaZ-Apps: So wird Deutsch lernen zum Kinderspiel findest du hilfreiche Apps, die das Sprachlernen interaktiver gestalten. Auch YouTube bietet spannende Möglichkeiten: In Deutsch lernen mit YouTube: Vier Kanäle für euren DaZ-Unterricht stellen wir euch Kanäle vor, die den Unterricht mit authentischen Videos unterstützen. Welche Filme nutzt du im DaZ-Unterricht? Teile deine Erfahrungen in den Kommentaren!
Prüfungsangst – ein weit verbreitetes Phänomen, das oft im Verborgenen bleibt. Was passiert jedoch, wenn aus anfänglicher Nervosität echter Stress wird, der die Schüler:innen bereits Wochen vor der eigentlichen Prüfung belastet? Schweißausbrüche, schlaflose Nächte und schließlich der gefürchtete Blackout sind für rund ein Viertel aller Schüler:innen und Studierenden bittere Realität. Der allgegenwärtige Druck stellt eine Dauerbelastung dar, die sowohl die schulischen Leistungen als auch das allgemeine Wohlbefinden erheblich beeinträchtigt.
Was genau ist Prüfungsangst, und wie funktioniert der Mechanismus dahinter? Welche Auswirkungen hat anhaltender Prüfungsstress auf die Betroffenen? Und welche präventiven Maßnahmen können Schulen ergreifen, um frühzeitig auf Anzeichen von Prüfungsangst zu reagieren? Diese und weitere Fragen werden im folgenden Artikel behandelt.
Um das Phänomen der Prüfungsangst besser verstehen zu können, ist es zunächst wichtig, das Konzept der Angst als solches zu begreifen. Der Begriff “Angst” leitet sich vom lateinischen Wort “angus” ab, was “Enge” bedeutet. Diese Enge äußert sich durch verschiedene körperliche Symptome: Druck auf der Brust, ein Kloß im Hals, das Sprechen fällt schwer, das Herz rast und die Hände zittern.
Angst diente ursprünglich als ein wichtiger Überlebensmechanismus. Wenn unsere Vorfahren mit Bedrohungen wie Raubtieren konfrontiert wurden, reagierte der Körper sofort: Die Sinne schärften sich, die Muskeln spannten sich an und der Körper bereitete sich auf die Flucht oder den Kampf vor. Diese Reaktionen waren entscheidend, um in gefährlichen Situationen schnell handeln und somit überleben zu können.
Auch wenn wir heutzutage nur noch selten echten Raubtieren gegenüberstehen, reagiert der menschliche Körper auf Stresssituationen in ähnlicher Weise. Schon der Gedanke an eine bevorstehende Prüfung kann vergleichbare physiologische Reaktionen hervorrufen. Im Gegensatz zu früher gibt es jedoch oft keinen direkten Fluchtweg, sondern die innere Anspannung führt stattdessen zu einer mentalen Blockade. Was einst als überlebenswichtiger Schutzmechanismus diente, wird heute also zu einer Hürde, welche die Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Prüfungsangst ist also der moderne ”Raubtierkampf”, gegen den unser Körper immer noch kämpft, obwohl die Bedrohung längst eine andere ist.
Angesichts solcher körperlichen Reaktionen ist es kaum verwunderlich, dass konzentriertes Lernen kaum möglich ist. Prüfungsangst entwickelt sich oft schleichend und verstärkt sich, je näher der Tag der Prüfung rückt. Wer über einen längeren Zeitraum in diesen Spannungszustand gerät, erlebt nicht nur die körperlichen Symptome, sondern oft auch eine psychische Erschöpfung. Der Stress kann sich schließlich zu einem Gefühl der Ausweglosigkeit ausweiten. Ein Kreislauf, aus dem es immer schwieriger wird, auszubrechen. Aus diesen Gründen ist es wichtig, die Anzeichen von Prüfungsangst zu erkennen. Diese können sich wie folgt äußern:
Psychische Symptome: Zweifel an den eigenen Fähigkeiten, Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, rasende Gedanken, Blackouts, Unsicherheit bei Entscheidungen.
Physische Symptome: Schlaflosigkeit, schneller Herzschlag oder erhöhter Puls, Verdauungsprobleme, Kopfschmerzen, verspannte Muskeln.
Emotionale Symptome: Angst, ständige Sorgen, Nervosität, Überwältigung, das Gefühl von Erschöpfung oder Burnout, Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Frustration.
Verhaltensbezogene Symptome: Vermeidungsverhalten, übertriebener Perfektionismus, exzessives Lernen, Rückzug von sozialen Kontakten, Reizbarkeit, fehlende Eigenverantwortung, nervöse Ticks, schlechtere Leistungen, veränderte Essgewohnheiten.
Wenn Schüler:innen diese Symptome bei sich selbst wahrnehmen oder Lehrkräfte diese erkennen, muss frühzeitig eingegriffen werden. Um Prüfungsangst erfolgreich bekämpfen zu können, ist es wichtig, die Ursachen zu verstehen und gezielt anzugehen.
Die Ursachen für die Prüfungsangst sind zwar sehr vielfältig, können aber einen ersten Einblick geben und Lehrkräfte dabei unterstützen, diese schneller zu erkennen (Lehrer-News berichtete). Insbesondere zwei Gruppen von Schüler:innen sind besonders anfällig für Prüfungsangst: Zum einen diejenigen, die den hohen Erwartungen gerecht werden wollen, sei es durch ihren eigenen Perfektionismus oder durch den Druck von außen, und zum anderen die Schüler:innen, die sich unzureichend oder ineffektiv auf Prüfungen vorbereiten, da die Angst vor der Klassenarbeit sie bereits im Vorfeld daran hindert, den Stoff zu verarbeiten. Beide Gruppen haben eines gemeinsam: Ein mangelndes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Das Ergebnis ist dann häufig eine Art selbsterfüllende Prophezeiung: Die Angst vor dem Scheitern führt genau zu dem, was sie fürchten – schlechte Noten. Durch den anhaltenden Druck und die Panik geraten Schüler:innen in einen Teufelskreis, aus dem sie ohne Unterstützung nur schwer wieder entkommen können.
Prüfungsangst hat viele Gesichter und kann durch unterschiedliche Auslöser verstärkt werden. Ein häufiger Grund ist die mangelnde Motivation: Schüler:innen, die kaum Interesse am Lernen haben, empfinden Prüfungen als besonders stressig. Die Angst verstärkt dieses Gefühl und der Lernprozess wird zu einer lästigen Pflicht. Auch der Bezug zum Lernstoff spielt eine Rolle: Empfinden Schüler:innen den Stoff als uninteressant oder sinnlos, schwindet ebenso die Motivation. Aber auch das Gegenteil kann zu Prüfungsangst führen: Schüler:innen, die übermäßig viel lernen und sich zu hohe Ansprüche setzen, neigen dazu, sich selbst unter enormen Druck zu setzen und fühlen sich nie ausreichend vorbereitet.
Ebenso kann das Gefühl, dass Lernen die Freizeit einschränkt, Prüfungsangst verstärken. Schüler:innen, die den Eindruck haben, ihre Hobbys und sozialen Aktivitäten opfern zu müssen, um gute Noten zu erzielen, entwickeln oft eine ablehnende Haltung gegenüber Prüfungen. Die daraus resultierende Unzufriedenheit erhöht den Stress und führt dazu, dass die Prüfung als noch belastender empfunden wird. Hinzu kommt außerdem das Gefühl, dass das Bewertungssystem oft nicht die Anstrengungen der Schüler:innen widerspiegelt. Nach stundenlangem Lernen dennoch nur eine mittelmäßige oder schlechte Note zu erhalten, führt zu Enttäuschung und dem Gefühl, dass der Aufwand sich sowieso nicht lohnt.
Die vielfältigen Ursachen von Prüfungsangst verdeutlichen, dass es sich um ein komplexes Thema handelt, das sowohl durch äußeren Druck als auch durch innere Zweifel verstärkt wird. Ist jedoch der Hauptauslöser für die Prüfungsangst erkannt, können gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um die Angst zu lindern. Den Lehrkräften kommt hier eine entscheidende Rolle zu: Sie sind gefordert, nicht nur die Anzeichen von Prüfungsangst frühzeitig zu erkennen, sondern auch aktiv Maßnahmen zu ergreifen, um Schüler:innen bei der Bewältigung ihrer Ängste zu unterstützen. Dabei geht es nicht nur darum, Wissen zu vermitteln, sondern auch ein Verständnis für die emotionalen Herausforderungen der Schüler:innen zu entwickeln. Die Rolle der Lehrkräfte und ihr Einfluss auf den Umgang mit Prüfungsangst ist daher von großer Bedeutung.
Gerade weil Prüfungsangst so tiefgreifende Auswirkungen auf die Schüler:innen haben kann, ist es unerlässlich, dass sich Lehrkräfte intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen. Lehrer:innen spielen eine Schlüsselrolle dabei, eine Atmosphäre zu schaffen, in der Schüler:innen Ängste nicht nur erkennen, sondern auch bewältigen können. Indem Lehrer:innen ein Bewusstsein für Prüfungsangst entwickeln und Wege finden, Schüler:innen zu unterstützen, können sie erheblich dazu beitragen, diesen Teufelskreis aus Angst und Versagen zu durchbrechen und das Wohlbefinden und die schulischen Leistungen der Betroffenen nachhaltig zu verbessern.
Wenn also auffällt, dass ein:e Schüler:in vor oder während einer Prüfung unter starkem Stress steht, sollte dies keineswegs unbeachtet bleiben. Ein persönliches Gespräch mit der betroffenen Person kann bereits helfen, herauszufinden, ob Prüfungsangst die Ursache ist. Auch der Austausch mit den Eltern ist in solchen Fällen wichtig, um gemeinsam Unterstützung anzubieten.
Die körperlichen und emotionalen Symptome können durch Entspannungstechniken und gezielte Lernstrategien gelindert werden. Bei der Einführung neuer Lernstrategien ist es wichtig, die richtige für den individuellen Lerntyp des Kindes zu finden. Die Umstellung kann etwas Zeit in Anspruch nehmen, aber der Erfolg wird sich lohnen: Wer rechtzeitig mit der richtigen Lernstrategie beginnt, sich gut vorbereitet fühlt und den Stoff sicher beherrscht, geht mit mehr Selbstvertrauen in die Prüfung. Als Entspannungstechniken eignen sich autogenes Training, Yoga, Atemübungen oder progressive Muskelentspannung.
In schweren Fällen kann es notwendig sein zusätzlich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Darüber hinaus können Eltern spezielle Beratungsangebote in Anspruch nehmen, in denen Lehrkräfte praktische Unterstützung und Anleitung im Umgang mit schulischen Belastungen anbieten. Die Zusammenarbeit ist entscheidend, um Schüler:innen den Druck zu nehmen und ihnen zu helfen, ihre Ängste zu überwinden.
Eine weitere wirksame Methode ist das Erlernen von positivem Denken. Statt sich von Gedanken wie “Ich schaffe das sowieso nicht!” leiten zu lassen, sollten junge Menschen ermutigt werden, Selbstvertrauen zu entwickeln – etwa mit dem Leitsatz “Ich glaube an mich, und ich kann das meistern!”. Diese positive Einstellung muss regelmäßig gefestigt werden, indem Jugendliche immer wieder daran erinnert werden, sie zu verinnerlichen. Als Tipp: Besonders effektiv ist es, wenn Schüler:innen kurz vor dem Schlafengehen positive Affirmationen wiederholen. Während des Schlafes kann das Gehirn diese positiven Botschaften besser verarbeiten und festigen.
Auch das Üben von Prüfungssituationen kann hilfreich sein. So wie Sportler:innen vor einem Wettkampf die Abläufe immer wieder durchgehen, können Schüler:innen durch das wiederholte Simulieren von Prüfungen mehr Sicherheit gewinnen. Die Bearbeitung von Aufgaben unter Zeitdruck nimmt der Prüfung den Schrecken, macht die Situation vertrauter und zeigt, dass der Prüfungsstoff überschaubar ist.
Auch das Umfeld spielt eine wichtige Rolle, da Prüfungsangst durch die Umgebung verstärkt oder gelindert werden kann. Daher ist es sinnvoll, dass eine betroffene Person, die unter Prüfungsangst leidet, neben Schüler:innen sitzt, die ruhiger und weniger ängstlich sind. Auch das familiäre Umfeld hat einen großen Einfluss: Wenn Eltern vor Prüfungen sehr nervös sind, überträgt sich das oft auf das Kind. Stattdessen sollten Eltern offen zugeben, dass auch sie nervös sind, aber gleichzeitig erklären, wie sie mit der Situation umgehen.
Weniger Druck hilft ebenfalls: Schüler:innen sollten lernen, dass eine schlechte Note kein Weltuntergang ist. Eltern und Lehrkräfte können hier durch Gelassenheit und Unterstützung viel bewirken. Ein realistischer Blick auf Prüfungen und das Vermeiden unnötiger Leistungsanforderungen helfen, Stress abzubauen.
Prüfungsangst kann tiefgreifende Auswirkungen auf Schüler:innen haben. Daher ist es wichtig, dass Lehrkräfte und Eltern frühzeitig eingreifen. Lehrkräfte können ein unterstützendes Umfeld schaffen und effektive Lern- und Entspannungstechniken vermitteln. Durch gezielte Maßnahmen und Zusammenarbeit mit Eltern und professionellen Helfer:innen kann der Kreislauf aus Angst und Versagen durchbrochen werden, sodass Schüler:innen mit mehr Selbstvertrauen in Prüfungen gehen können.
Auch die Institution Schule steht hier in der Verantwortung und muss bei dem Thema Prüfungsangst Unterstützung bieten. Schulen haben zahlreiche Möglichkeiten, Schüler:innen bei der Bewältigung von Prüfungsangst zu unterstützen. Eine der effektivsten Maßnahmen ist die Einführung regelmäßiger Workshops und Seminare. Solche Veranstaltungen könnten Themen wie Persönlichkeitsentwicklung, mentale Stärke und Stressbewältigung abdecken. Darüber hinaus können individuelle und gruppenbasierte Coachings eine wertvolle Unterstützung bieten. Ein weiteres unterstützendes Konzept sind Mentoring-Programme, bei denen ältere Schüler:innen als Mentor:innen für jüngere Mitschüler:innen fungieren.
Die Zahl der Privatschulen und der Schüler:innen, die sie besuchen, steigt seit Jahren kontinuierlich an. Der Anteil an allgemeinbildenden Schulen in freier Trägerschaft hat sich seit 2002 merklich erhöht. Mittlerweile besuchen fast 10 Prozent der deutschen Schüler:innen eine Privatschule. Dieser Trend deutet auf ein wachsendes Interesse an vielfältigen Bildungsangeboten und alternativen Schulformen hin. Doch was genau ist eine Privatschule? Und warum entscheiden sich immer mehr Eltern dazu, ihre Kinder an eine solche Schule zu schicken? Was bedeutet die Arbeit an einer Privatschule für Lehrkräfte? Diese und weitere Fragen möchte dieser Artikel beantworten.
Im deutschen Schulsystem unterscheidet man zwischen öffentlichen und privaten Schulen, die sich in Trägerschaft und rechtlichem Rahmen deutlich voneinander abheben. Öffentliche Schulen werden vom Staat oder in Zusammenarbeit zwischen Land, Gemeinden oder Schulverbänden getragen. Sie sind staatlich finanziert und stehen allen Schüler:innen kostenlos zur Verfügung. Private Schulen hingegen werden von freien Trägern wie Vereinen, Stiftungen oder Privatpersonen betrieben. Sie finanzieren sich überwiegend durch Schulgelder, Spenden sowie staatliche Zuschüsse, jedoch oft erst nach mehreren Jahren der Existenz. Eine Privatschule darf erst nach staatlicher Anerkennung Prüfungen durchführen und Zeugnisse ausstellen, die auch von öffentlichen Schulen anerkannt werden.
Ein weiterer Unterschied besteht im Rechtsverhältnis zwischen Schule und Schüler:in: Während bei öffentlichen Schulen öffentlich-rechtliche Regelungen gelten, sind die Beziehungen an Privatschulen privatrechtlich geregelt. Rechtsstreitigkeiten, wie etwa der Ausschluss eines Kindes, werden daher in der Regel vor ordentlichen Gerichten verhandelt. Nur bei hoheitlichen Entscheidungen, wie etwa Prüfungsentscheidungen, wird die staatliche Schulaufsicht eingeschaltet.
Privatschulen werden in Deutschland in zwei rechtliche Modelle unterteilt: Ersatz- und Ergänzungsschulen. Ersatzschulen entsprechen den öffentlichen Schulformen wie Grundschulen, Realschulen oder Gymnasien und erfüllen die gesetzliche Schulpflicht. Sie müssen sich an die Lehrpläne der öffentlichen Schulen halten und benötigen eine Genehmigung der Schulaufsichtsbehörde. Ersatzschulen erhalten zwar staatliche Zuschüsse, die jedoch in der Regel erst einige Jahre nach der Gründung fließen. Diese Schulen haben das Recht, Abschlüsse wie das Abitur selbst abzunehmen, sofern sie staatlich anerkannt sind.
Ergänzungsschulen hingegen bieten Unterrichtsinhalte an, die in dieser Form von öffentlichen Schulen nicht abgedeckt werden. Sie sind vor allem im berufsbildenden Bereich oder als internationale Schulen vertreten und bieten keine staatlich anerkannten Abschlüsse. Prüfungen müssen extern abgelegt werden, meist vor staatlichen Prüfungskommissionen. Ergänzungsschulen sind in der Regel eigenfinanziert und erhalten keine staatlichen Zuschüsse.
In vielen Bundesländern, darunter Bayern und Brandenburg, wird zwischen genehmigten und anerkannten Ersatz- und Ergänzungsschulen unterschieden. Hauptunterscheidungsmerkmal sind die Abschlüsse, die sie vergeben dürfen, und die Anforderungen an die Schüler:innen. Anerkannte Ersatzschulen dürfen Abschlüsse wie das Abitur oder die mittlere Reife selbstständig abnehmen, da sie denselben rechtlichen Status wie öffentliche Schulen haben. Ihre Prüfungen und Zeugnisse sind offiziell gleichwertig. Genehmigte Ersatzschulen hingegen dürfen solche Abschlüsse nicht eigenständig vergeben. Schüler:innen müssen ihre Prüfungen vor externen, staatlichen Kommissionen ablegen. Bei einem Wechsel von einer genehmigten Ersatzschule auf eine öffentliche Schule oder eine staatlich anerkannte Ersatzschule ist oft eine Aufnahmeprüfung erforderlich, da die Zeugnisse nicht automatisch anerkannt werden.
In Nordrhein-Westfalen gibt es eine Besonderheit: Hier gibt es keine Unterscheidung zwischen genehmigten und anerkannten Ersatzschulen. Stattdessen nehmen staatlich anerkannte Ergänzungsschulen die Rolle der genehmigten Ersatzschulen ein und müssen sich an die gleichen Bestimmungen wie diese halten. Zusätzlich werden Privatschulen in Nordrhein-Westfalen bereits ab dem ersten Tag der Gründung höher bezuschusst als in anderen Bundesländern, was die finanzielle Planungssicherheit dieser Schulen verbessert.
Privatschulen in Deutschland finanzieren sich aus zwei Hauptquellen: Aus Schulgeldern (auch Elterngelder genannt) und staatlichen Zuschüssen. Während Ersatzschulen in der Regel bis zu zwei Drittel ihrer Kosten durch staatliche Finanzhilfen decken können, müssen sie die verbleibenden Kosten durch Schulgeld von den Eltern aufbringen. Ergänzungsschulen hingegen erhalten keine staatlichen Zuschüsse und finanzieren sich vollständig über Elterngelder. Drittmittel, wie etwa Spenden oder Fördervereinsgelder, spielen eine untergeordnete Rolle und decken in der Regel weniger als 1 Prozent des tatsächlichen Finanzbedarfs einer Schule ab.
Die Höhe des Schulgeldes variiert je nach Schule sehr stark, abhängig von Faktoren wie der Schulform, dem Standort und dem Einkommen der Eltern. Laut dem Statistischen Bundesamt macht der Standort dabei einen großen Unterschied: Privatschulen in Großstädten wie München oder Stuttgart haben aufgrund der hohen Immobilien- und Betriebskosten oft höhere Schulgebühren als Schulen in ländlichen Regionen. Auch die baulichen Anforderungen, wie Denkmalschutz oder erweiterter Brandschutz, treiben die Kosten in die Höhe.
Regional gibt es ebenso große Unterschiede: Im Durchschnitt zahlten Eltern im Jahr 2016 etwa 2.000 Euro jährlich für einen Privatschulplatz. In wohlhabenden Regionen wie dem Rhein-Kreis Neuss lag das Schulgeld bei über 7.000 Euro, während in ländlichen Gebieten wie dem Landkreis Unterallgäu die Kosten durchschnittlich nur bei 400 Euro pro Jahr lagen. Für knapp 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland kostete der Platz weniger als 1.500 Euro an Schulgebühren und für ein knappes Viertel weniger als 500 Euro im Jahr.
Privatschulen zeichnen sich durch eine große Vielfalt an pädagogischen Konzepten aus, die oft auf alternative Ansätze setzen und sich damit von staatlichen Schulen abheben. Besonders bekannt sind Waldorf- und Montessorischulen, die individuelle Förderung und selbstbestimmtes Lernen in den Vordergrund stellen. So bieten viele Privatschulen spezialisierte Ansätze wie den Integrierten Unterricht, bei dem verschiedene Fächer themenübergreifend unterrichtet werden, um den Schüler:innen ein tieferes Verständnis zu vermitteln. Besonders an internationalen Schulen wird häufig das International Baccalaureate (IB)-Programm angeboten, das interkulturelle Kompetenz, Kreativität und kritisches Denken in den Vordergrund stellt. Ein weiteres Konzept ist die Progressive Bildung, die sowohl kognitive als auch emotionale Lernprozesse in den Fokus rückt und ganzheitliches Lernen fördert. Für hochbegabte Kinder und Jugendliche gibt es zudem Schulen, die Gifted Education anbieten, um das Potenzial dieser Schüler:innen gezielt zu fördern.
Privatschulen bieten Eltern, die nach spezifischen pädagogischen Konzepten suchen, eine attraktive Alternative (Bezahlinhalt) zum staatlichen Schulsystem. Neben Waldorf- und Montessorischulen gibt es auch konfessionelle Schulen oder internationale Schulen, die unterschiedliche Werte und Lernansätze verfolgen. Ein wesentlicher Grund für Eltern, ihre Kinder auf eine Privatschule zu schicken, liegt in der stärkeren individuellen Betreuung, die durch kleinere Klassengrößen ermöglicht wird. Dadurch können die Lehrkräfte gezielter auf die Bedürfnisse der einzelnen Schüler:innen eingehen und den Lernstoff flexibel anpassen.
Für Kinder und Jugendliche bieten Privatschulen eine Umgebung, in der persönliches Wachstum und kreative Entfaltung gefördert werden. Besonders für Kinder, die in staatlichen Schulen unter Leistungsdruck leiden oder spezielle Förderung benötigen, kann eine Privatschule eine neue Möglichkeit darstellen, ihr Potenzial besser auszuschöpfen. Jedoch bleibt die soziale Trennung ein umstrittenes Thema, da die meisten Privatschulen vor allem von Kindern aus gut situierten Familien besucht werden, was die bestehende Bildungsungleichheit weiter verstärken kann.
Lehrkräfte, die an Privatschulen unterrichten möchten, benötigen in der Regel die gleiche formale Qualifikation wie an staatlichen Schulen: ein abgeschlossenes Lehramtsstudium und das zweite Staatsexamen. Genehmigte Ersatzschulen, die die Verleihung der “staatlichen Anerkennung” anstreben oder bereits anerkannt sind, müssen Lehrkräfte beschäftigen, die in der Regel die Anstellungsfähigkeit für das jeweilige Lehramt an öffentlichen Schulen besitzen. Zum Beispiel muss ein privates Gymnasium mindestens zwei Drittel der Lehrkräfte beschäftigen, die die wissenschaftliche und pädagogische Prüfung für das Lehramt an Gymnasien erfolgreich abgelegt haben, um staatlich anerkannt zu sein. Bei nicht anerkannten Schulen wird jedoch ein gewisser Spielraum eingeräumt. Auch Quereinsteiger:innen finden an Privatschulen häufiger eine Anstellung, wobei die Anforderungen je nach Schule variieren.
Ein großer Vorteil für Lehrkräfte an Privatschulen ist der größere Gestaltungsspielraum in Bezug auf die pädagogischen Konzepte. Im Gegensatz zu staatlichen Schulen sind Privatschulen weniger strikt an die Lehrpläne gebunden und können eigene Schwerpunkte setzen, die besser auf die Bedürfnisse der Schüler:innen zugeschnitten sind. Genehmigte Privatschulen müssen jedoch sicherstellen, dass die eingesetzten Lehrkräfte eine gleichwertige Ausbildung haben wie jene an öffentlichen Schulen, und auch die persönliche Eignung muss gegeben sein. Erweist sich eine Lehrkraft als ungeeignet, kann die Schulaufsichtsbehörde ihre Tätigkeit an der Privatschule untersagen.
Die Bezahlung an Privatschulen variiert je nach Trägerschaft, Schulform und Bundesland. In vielen Fällen verdienen Lehrkräfte an Privatschulen weniger als an staatlichen Schulen. Durchschnittlich liegt das Gehalt bei etwa 2.929 Euro brutto pro Monat, kann jedoch je nach Region und Schulart stark schwanken. Beispielsweise verdienen Lehrkräfte in Baden-Württemberg im Durchschnitt mehr als in Schleswig-Holstein. Einige Privatschulen bieten jedoch zusätzliche Anreize wie betriebliche Altersvorsorge oder flexiblere Arbeitszeiten. Die Arbeitsbelastung kann an Privatschulen zudem geringer sein, da kleinere Klassen und mehr Personal zur Unterstützung zur Verfügung stehen.
Lehrkräfte, die sich für eine Privatschule entscheiden, tun dies oft aufgrund der besseren Ausstattung, kleineren Klassen, der intensiveren Betreuung der Schüler:innen und der Möglichkeit, sich kreativ in den Unterricht einzubringen. Privatschulen bieten oftmals flachere Hierarchien und kürzere Entscheidungswege, was den Lehrkräften mehr Freiheiten bei der Umsetzung ihrer pädagogischen Ideen gibt. Zudem schätzen viele Lehrkräfte das besondere Schulklima, das durch die enge Zusammenarbeit mit Schüler- und Elternschaft entsteht. Für viele Pädagog:innen ist die Arbeit an einer Privatschule eine attraktive Alternative zu den oft starren Strukturen im staatlichen Schulsystem.
Unterrichtest du an einer Privatschule oder spielst du mit dem Gedanken, dorthin zu wechseln? Oder siehst du das Konzept von Privatschulen kritisch und sprichst dich eher für eine Schule für alle aus? Teile uns deine Erfahrungen und Meinungen in den Kommentaren mit!
Die Herausforderungen, vor denen das Bildungssystem heute steht, sind vielfältig. Neben steigenden Anforderungen an Lehrkräfte, die sich sowohl in der Unterrichtsplanung als auch in der individuellen Förderung der Schüler:innen widerspiegeln, drängt die Digitalisierung mit einer Fülle neuer Möglichkeiten in den Schulalltag. Doch statt diesen Entwicklungen als Belastung zu begegnen, gibt es immer mehr Initiativen, die den Einsatz von Technologie als Chance verstehen. Eine dieser Initiativen ist to teach, eine Plattform, die Lehrkräfte mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) in ihrer täglichen Arbeit entlasten und die Gestaltung des Unterrichts nachhaltig verändern soll. Im Gespräch mit Felix Weiß, Mitgründer von to teach, erfahrt ihr, wie digitale Werkzeuge praktisch eingesetzt werden können, um den Herausforderungen in Schulen zu begegnen – und warum er überzeugt ist, dass KI mehr sein kann als nur ein technisches Hilfsmittel.
Felix Weiß, selbst ausgebildeter Lehrer, ist Mitgründer und treibende Kraft hinter to teach | thea GmbH. Was ihn antreibt, ist eine tiefe Überzeugung: Lehrkräfte stehen vor einem Berg an Aufgaben, der in der traditionellen Struktur des Schulsystems nur schwer zu bewältigen ist. Seine Lösung: Der gezielte Einsatz von Technologie, die den pädagogischen Alltag vereinfacht. Gemeinsam mit seinem Mitgründer, Marius Lindenmeier, hat er die Plattform to-teach.ai entwickelt, die Lehrkräften Werkzeuge an die Hand gibt, um nicht nur Unterrichtsmaterialien schneller zu erstellen, sondern diese auch auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Schüler:innen zuzuschneiden.
Für to teach geht es nicht darum, die Rolle der Lehrkräfte zu ersetzen, sondern sie zu unterstützen. Seit 2023 hat die Plattform enormen Zulauf erfahren und zählt mittlerweile mehr als 90.000 Lehrkräfte weltweit, die auf die KI-gestützten Lösungen zurückgreifen. Was die Gründer dabei antreibt, ist die Vision, dass Lehrkräfte wieder mehr Zeit für das Wesentliche haben sollen: die Förderung und Betreuung ihrer Schüler:innen. To teach versteht sich als Instrument, um Bildungsarbeit auf eine neue Ebene zu heben – durch den Einsatz von Technologie, die den Lehrenden die Arbeit abnimmt, ohne dabei den pädagogischen Kern aus den Augen zu verlieren.
Lehrer-News: Was hat Sie dazu bewegt, nach dem Lehramtsstudium den Weg ins EdTech zu gehen, anstatt als Lehrer an einer Schule zu unterrichten?
Weiß: Gemeinsam mit meinem Mitgründer Marius Lindenmeier habe ich bereits während des Studiums an verschiedenen Projekten gearbeitet und das erste EdTech-Unternehmen gegründet. Unser Ziel war es von Anfang an, einen Mehrwert für die Bildung zu schaffen. Als wir dann die Chance hatten, Vollzeit an diesen Zielen zu arbeiten, hat es sich einfach richtig angefühlt, diesen Schritt zu gehen. Es war also eher eine Entscheidung für das Unternehmertum und weniger eine Entscheidung gegen das Lehramt.
Lehrer-News: Wie hat Ihr Lehramtsstudium Ihre Perspektive auf das Bildungssystem und die Herausforderungen, denen Lehrkräfte gegenüberstehen, beeinflusst?
Weiß: Bereits im Studium, während dem Praxissemester und während der generellen Lehrtätigkeit wurde mir bereits sehr früh bewusst, dass die Unterrichtsvorbereitung einen Großteil der Arbeit als Lehrkraft in Anspruch nimmt. Außerdem erkennt man recht schnell, dass es eine enorme Herausforderung ist, als einzelne Lehrkraft 30 unterschiedliche Menschen in einer Klasse individuell zu fördern und zu unterstützen. Aus dieser Erkenntnis ist dann die Überzeugung gereift, dass Digitalisierung und Künstliche Intelligenz große Chancen bieten und eine echte Arbeitserleichterung für Lehrkräfte ermöglichen können. Daran arbeitet unser Team heute mit großem Einsatz.
Lehrer-News: Was genau ist to teach und welche Probleme möchte die Plattform im Schulalltag lösen?
Weiß: Mit to teach unterstützen wir Lehrkräfte bei der Unterrichtsplanung, bei der Vorbereitung und bei der Erstellung individueller Unterrichtsmaterialien. Konkret geht es darum, in kürzester Zeit didaktisch hochwertigen Unterricht vorzubereiten. Mithilfe von KI gelingt es einfach und schnell, individuelle Lerninhalte, mehrfach differenziert für alle Lernenden in der Klasse zu erstellen. Damit erfahren Lehrkräfte eine echte Entlastung in ihrem Arbeitsalltag. Sie gewinnen so mehr Zeit, sich auf individuelle Fragen und die Begleitung ihrer Schüler:innen im Lernprozess zu konzentrieren.
Lehrer-News: Wie funktioniert to teach konkret? Welche Schritte durchläuft eine Lehrkraft, um Unterrichtsmaterialien zu erstellen?
Weiß: To teach ist super einfach und kann von jedem orts- und zeitunabhängig und vor allem ohne digitale Vorkenntnisse oder KI-Kenntnisse genutzt werden. Ich skizziere gern einmal kurz einen typischen Anwendungsfall:
Lehrer-News: Inwiefern können Lehrkräfte die vorgeschlagenen Materialien an individuelle Anforderungen oder Themen des Lehrplans anpassen?
Weiß: Lehrkräfte haben die Möglichkeit, einen eigenen Lehrplan oder das schulinterne Curriculum zu hinterlegen. Damit werden die vorgeschlagenen Inhalte noch besser an den Unterricht angepasst. Die Material-Vorschläge von to teach sind nach verschiedenen didaktischen Prinzipien aufbereitet. Diese didaktischen Prinzipien lassen sich auch auf andere Inhalte anwenden. Passt der didaktische Aufbau des vorgeschlagenen Materials, lassen sich die Inhalte in wenigen Sekunden auf ein bestimmtes Wunschthema, z. B. Olympia und Fußball-EM anpassen, das entlang der didaktischen Prinzipien aufbereitet wird. Wir greifen dabei auf ausgewählte Quellen oder mitgebrachte Inhalte der Lehrkraft zurück und machen komplexe Informationen dadurch schnell und einfach für den Unterricht nutzbar.
Lehrer-News: Wie stellt to teach sicher, dass die erstellten Inhalte mit den Lehrplänen der einzelnen Jahrgänge, Schulformen und Bundesländer harmonieren?
Weiß: Um eine hohe Qualität zu gewährleisten, haben wir die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Lehrpläne herausgearbeitet und differenzieren zwischen Jahrgängen und Schulformen. Gibt es an einer Schule zusätzliche Anforderungen, lassen sich diese ganz einfach bei to teach hinterlegen und können direkt berücksichtigt werden. Unsere Materialien orientieren sich zudem an verschiedenen didaktischen Prinzipien. Lehrkräfte haben die Möglichkeit im Vorfeld zu wählen, wie der Inhalt aufbereitet sein soll und können sich dementsprechend das passende Material erstellen lassen.
Lehrer-News: Welche langfristige Wirkung hoffen Sie mit to teach auf das Bildungssystem und den Unterrichtsalltag zu haben?
Weiß: Unser wichtigstes Ziel ist es, Lehrkräfte zu entlasten und dadurch den Lehrberuf wieder attraktiver zu gestalten. Wir hoffen, damit langfristig einen Mehrwert vor allem für die Lernenden zu schaffen, denn um sie und die Qualität ihrer Bildung geht es ja. Lehrkräfte können mit unserer Plattform schnell und einfach individuellen Unterricht für ihre Schüler:innen vorbereiten – das ist ein erster Schritt in Richtung personalisierte Bildung.
Lehrer-News: Vielen Dank für das Gespräch!
München. Eine Petition gegen unangekündigte Schultests in Bayern sorgt für Diskussionen. Die 17-jährige Schülerin Amelie N. aus München fordert mit ihrer Online-Petition die Abschaffung sogenannter “Exen” und unangekündigter Abfragen im Freistaat. Bisher haben mehr als 27.000 Menschen unterschrieben und damit das Ziel von 30.000 Unterschriften fast erreicht. Unterstützt wird sie dabei von Bildungsexpert:innen, Gewerkschaften und dem Forum Bildungspolitik in Bayern. Ziel der Petition ist es, unangekündigte Leistungsnachweise aus der bayerischen Schulordnung zu streichen und durch alternative Prüfungsformen zu ersetzen, um eine positive Lern- und Fehlerkultur für ein Lernen ohne Angst zu etablieren.
Unangekündigte Tests, sogenannte “Exen” oder Stegreifaufgaben, sind in Bayern fakultativ. Die Lehrkräfte entscheiden eigenverantwortlich, ob und wann sie durchgeführt werden. Amelie N. schildert jedoch, dass diese Praxis bei vielen Schüler:innen zu Unsicherheit und Stress führen. “Besonders das unangekündigte Abfragen vor der ganzen Klasse sorgt bei vielen für Stress und Panik”, sagt die Schülerin. Das führe dazu, dass oft nur das Kurzzeitgedächtnis trainiert werde, was den eigentlichen Lerneffekt hemme. Amelie berichtet, dass Fünftklässler:innen bereits auf dem Pausenhof darüber sprechen, ob sie an diesem Tag ausgefragt werden.
Die Petition findet breite Unterstützung aus der Bildungspolitik. Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), fordert eine Neuausrichtung der Leistungsbewertung an den Schulen. “Es ist an der Zeit, dass wir über ein neues Leistungsverständnis in unseren Schulen sprechen”, so Fleischmann. Sie betont, dass Schule nicht nur Wissen, sondern auch soziale und emotionale Kompetenzen vermitteln müsse, die sich nicht durch Exen abfragen ließen.
Doch es gibt auch kritische Stimmen. Michael Schwägerl, Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbandes, argumentiert, dass unangekündigte Tests die Schüler:innen auf unerwartete Herausforderungen im späteren Leben vorbereiten. “In einer Leistungsgesellschaft würden auch nach der Schule unangekündigt Situationen entstehen, in denen ich Leistung bringen muss”, betont er. Auch Ministerpräsident Markus Söder machte deutlich, dass er die Exen nicht abschaffen wolle: “Exen und Abfragen werden natürlich bleiben”.
Amelie N. plant, die Petition “in den nächsten Monaten” in den Bayerischen Landtag einzubringen, mit dem Ziel, das Schulgesetz zu ändern. Trotz der ablehnenden Haltung von Teilen der Politik bleibt Amelie optimistisch. “Es sollte nicht auf Freiwilligkeit beruhen, dass man diese Rituale durchführt. Es sollte eine bayernweit einheitliche Regelung geben”, betont sie. Ob die Exen in Bayern tatsächlich abgeschafft werden, bleibt abzuwarten. Fest steht aber, dass die Petition eine bundesweite Diskussion über Sinn und Zweck unangekündigter Tests angestoßen hat.
Die Jugend von heute – politikverdrossen? Die am Dienstag veröffentlichte Shell Jugendstudie zeichnet ein anderes Bild: Die Mehrheit der Jugendlichen zeigt großes Interesse an Politik und blickt optimistisch in die Zukunft, besonders in Bezug auf die Chancen, die ihnen Staat und Gesellschaft bieten.
Für die 19. Shell Jugendstudie wurden 2.509 junge Menschen im Alter von 12 bis 25 Jahren ausführlich befragt, um einen Einblick in ihre Lebenswirklichkeit sowie ihre Einstellungen und Werthaltungen zu gewinnen. Gezielt wurden dabei Ängste vor Krieg und Klimawandel, die Zufriedenheit mit der Demokratie sowie das Vertrauen in staatliche Institutionen und Medien erfragt. Die Datenerhebung fand zwischen Januar und Ende März mittels eines standardisierten Fragebogens statt. Ergänzend wurden in einer qualitativen Untersuchung etwa zweistündige Gespräche mit 20 Jugendlichen geführt, um ihre Perspektiven noch genauer zu beleuchten.
Das politische Interesse der Jugendlichen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Derzeit bezeichnen sich 55 Prozent als politisch interessiert. In den 1990er und 2000er Jahren lagen die Zahlen deutlich niedriger, 2002 sogar nur bei 34 Prozent. Zwischen Mädchen und Jungen gibt es mittlerweile kaum noch Unterschiede – Politik ist nicht mehr überwiegend “Männersache”.
Zudem informieren sich immer mehr Jugendliche aktiv über Politik, und auch das politische Engagement ist deutlich gestiegen. Von 2002 bis 2024 wuchs der Anteil engagierter Jugendlicher von 22 auf 37 Prozent. Dieser Anstieg zeigt, dass es sich beim Interesse an politischer Partizipation nicht um einen kurzfristigen Trend handelt, sondern um eine nachhaltige Entwicklung, die über mediale Bewegungen hinausgeht. Das politische Interesse der Jugendlichen ist also weit mehr als ein vorübergehender Effekt der “Generation Greta”. Es ist Ausdruck eines tief greifenden gesellschaftlichen Wandels, in dem junge Menschen langfristig Verantwortung übernehmen und sich aktiv in politische Prozesse einbringen wollen – unabhängig von gegenwärtigen oder vergangenen Protestbewegungen.
Die Shell Jugendstudie zeigt auch, dass sich die politische Positionierung der Jugendlichen seit 20 Jahren kaum verändert hat. Auf einer Skala von 1 (links) bis 11 (rechts) liegt der Durchschnitt aktuell bei 5,3 – nahezu unverändert seit 2019. 14 Prozent ordnen sich links ein, 32 Prozent eher links, 26 Prozent in der politischen Mitte, und 18 Prozent eher rechts oder rechts. Nur 10 Prozent möchten sich nicht festlegen. Vor allem bei den männlichen Jugendlichen ist eine Zunahme der Selbstverortung im rechten Spektrum zu beobachten (25 Prozent), während sich gleichzeitig sowohl mehr männliche als auch weibliche Jugendliche stärker im linken Spektrum positionieren.
Jugendliche haben durchaus Sorgen, die sich auch in ihrem politischen Verständnis widerspiegeln. Im Gegensatz zu früheren Studien zeigt sich jedoch kein eindeutiger Rechtsruck, sondern ein differenzierteres Bild: Autoritäre Tendenzen betreffen vor allem junge Männer, die durch bestimmte Männlichkeitsstereotype anfälliger für populistische Antworten sind. Trotz dieser Tendenzen bleibt das Gesamtbild der Jugend differenziert, mit einem wachsenden Bewusstsein für gesellschaftliche Vielfalt und einer verstärkten Orientierung an demokratischen Werten.
Im Jahr 2024 stehen bei Jugendlichen die Angst vor Krieg in Europa (81 Prozent) und wirtschaftlichen Problemen (67 Prozent) an oberster Stelle. Die Sorge um Arbeitslosigkeit oder fehlende Ausbildungsplätze sind hingegen auf einen Tiefstand gesunken (35 Prozent). Der Klimawandel (63 Prozent) und die Umweltverschmutzung (64 Prozent) bleiben wichtige Themen. Auch die zunehmende Feindseligkeit zwischen Menschen (64 Prozent) und Ausländerfeindlichkeit (58 Prozent) bereiten vielen jungen Menschen Sorgen, während Zuwanderung weniger häufig als Angst genannt wird (34 Prozent).
Die Antworten unterscheiden sich je nach Bildungsgrad: Jugendliche mit höherem Bildungsniveau sorgen sich vor allem um den Klimawandel und den sozialen Zusammenhalt, während bei Jugendlichen mit niedrigerem Bildungsniveau eher wirtschaftliche Ängste und Sorgen zum Thema Migration dominieren.
Ein weiteres Thema, das in der Shell Jugendstudie untersucht wurde, ist die Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache. 42 Prozent der befragten Jugendlichen lehnen Gendern ab, während 22 Prozent zustimmen und 35 Prozent das Thema gleichgültig ist. Deutliche Unterschiede gibt es zwischen den Geschlechtern: 33 Prozent der jungen Frauen befürworten das Gendern, aber nur 12 Prozent der Männer. Auch Feminismus und eine vielfältige Gesellschaft sind Frauen wichtiger, während Männer eher Themen wie Männlichkeit und sportliche Autos priorisieren.
Trotz vieler Krisen blicken 56 Prozent der Jugendlichen so optimistisch in die Zukunft wie nie zuvor. Sie sehen die Vorteile ihres Lebens in Deutschland im Vergleich zu anderen Regionen. Dies betont auch der Studienautor Mathias Albert in einem Interview mit der Tagesschau: “Das positive Signal ist, dass sie trotz dieser Ängste und Sorgen zunehmend positiv in die Zukunft der Gesellschaft schauen”. Interessant ist jedoch, dass Jugendliche aus einfachen sozialen Verhältnissen an Zuversicht gewonnen haben (47 Prozent) während der Optimismus bei Jugendlichen aus wohlhabenderen Familien abgenommen hat.
Zudem weist Albert darauf hin, dass junge Menschen trotz der Probleme Vertrauen in die Demokratie haben. “Junge Menschen haben viel zu kritisieren und auch zurecht zu kritisieren, was die Problemlösungen anbelangt, die die Politik anbietet und wie ernst die Politik sie nimmt. Aber diese ganze Kritik von vielen Dingen, die schlägt nicht in Systemkritik um. Das Vertrauen in staatliche Institutionen ist sehr hoch und auch das Vertrauen in die Demokratie. Die Zustimmung zur Demokratie als Staatsform bleibt auch hoch, da geht eigentlich nichts zurück”, so Albert.
Ein weiteres zentrales Thema der Shell-Studie war der Umgang mit digitalen Medien. Jugendliche nutzen digitale Technologien zunehmend intensiver, vor allem zur Kommunikation. 95 Prozent verwenden täglich Messenger-Dienste, gefolgt von 82 Prozent, die regelmäßig soziale Medien nutzen. Beliebt sind auch Unterhaltungsangebote wie Musik hören (67 Prozent) und das Streamen von Videos oder Serien (54 Prozent). Darüber hinaus wächst das Interesse an bildungsrelevanten Inhalten: 69 Prozent suchen Informationen für Schule oder Beruf, während sich 30 Prozent über politische und gesellschaftliche Themen erkundigen.
Die Mehrheit der Jugendlichen (90 Prozent) hält es für wichtig, dass der Umgang mit digitalen Medien und das Erkennen von Fake News verpflichtend in der Schule gelehrt wird. Dieser Wunsch ist unabhängig von Alter, Region, sozialem Hintergrund oder Geschlecht. Auch der Umgang mit Künstlicher Intelligenz wird von 60 Prozent der Jugendlichen als wichtiger Schulinhalt angesehen, insbesondere von denjenigen, die das Abitur oder die Fachhochschulreife anstreben (66 Prozent).
Etwa die Hälfte der Jugendlichen (47 Prozent) bewertet Künstliche Intelligenz (KI) positiv. Viele glauben, dass KI den Alltag erleichtern (69 Prozent) und Bereiche wie Medizin und Bildung verbessern kann (60 Prozent). Allerdings sehen 65 Prozent auch Gefahren durch mangelnde Empathie und 45 Prozent befürchten den Verlust von Arbeitsplätzen. Ein Drittel der befragten Jugendlichen fühlt sich durch KI überfordert, weshalb 77 Prozent eine klare Kennzeichnung beim Einsatz von KI fordern. Der Umgang mit digitalen Medien und Künstlicher Intelligenz wird von Jugendlichen somit nicht nur intensiv genutzt, sondern auch kritisch hinterfragt, wobei sie klare Erwartungen an den Bildungsbereich und die Gesellschaft haben.
In Deutschland ist ein klarer Trend im Bildungswesen zu erkennen: Immer mehr Jugendliche erreichen höhere Bildungsabschlüsse als ihre Eltern. 28 Prozent der Jugendlichen verzeichnen eine Verbesserung im Vergleich zu den Bildungsabschlüssen ihrer Eltern, während nur 13 Prozent einen Abstieg erleben. Vor allem Jugendliche aus weniger privilegierten Schichten haben dabei häufiger Brüche in ihrer Bildungslaufbahn. Trotz dieser Herausforderungen blicken 84 Prozent der Jugendlichen optimistisch auf ihre berufliche Zukunft, wobei ein sicherer Arbeitsplatz für 91 Prozent besonders wichtig ist. Unterschiede gibt es bei den Erwartungen: Während viele Jugendliche ein hohes Einkommen und Karrierechancen priorisieren, legen andere Wert auf Sinnhaftigkeit und Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.
Der Trend im Bildungssystem zeigt außerdem, dass das Gymnasium immer mehr zur bevorzugten Schulform wird, während die Hauptschule an Bedeutung verliert. Derzeit besuchen 48 Prozent der Jugendlichen ein Gymnasium und 5 Prozent eine Hauptschule. Der Bildungserfolg hängt dabei nach wie vor stark von der sozialen Herkunft ab: Jugendliche aus Akademikerfamilien streben deutlich häufiger das Abitur an als Jugendliche aus bildungsbenachteiligten Haushalten. Die Mehrheit der Jugendlichen ist zuversichtlich, ihre Bildungsziele zu erreichen und nach der Ausbildung oder dem Studium auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Jugendliche aus wohlhabenderen Familien blicken jedoch deutlich optimistischer auf ihre Bildungs- und Berufsaussichten als jene aus sozial schwächeren Schichten.
In diesen bewegten Zeiten sind junge Erwachsene also nicht politikmüde, sondern zeigen mehr Interesse denn je. Die Hälfte ist politisch interessiert, und das Engagement nimmt weiter zu. Sie vertrauen der Demokratie und staatlichen Institutionen. Dieser Politisierungstrend zeigt also deutlich, dass junge Menschen, unabhängig von Geschlecht oder gesellschaftlichen Vorurteilen, eine aktive Rolle bei der Gestaltung ihrer Zukunft spielen wollen. Auch Albert geht auf das Vorurteil ein, dass sich junge Menschen nicht für Politik interessieren würden:
”Wir sehen eine breite Politisierung. Es ist ein langfristiger Trend, dass das politische Interesse der Jugendlichen zunimmt. Was neu ist, ist, dass erstmals genauso viele weibliche Jugendliche politisch interessiert sind wie männliche Jugendliche. Die Jugendlichen sagen, dass sie sich mehr als noch vor einigen Jahren über Politik informieren, also insgesamt auf breiter Front ein Politisierungstrend”.
Berlin. In der Bundeshauptstadt dürfen Schulen aufgrund einer Haushaltssperre bis Ende November keine neuen Klassenfahrten mehr buchen. Diese Entscheidung sorgt für Empörung unter Lehrkräften, Eltern und Schüler:innen. Besonders brisant: Lehrkräfte müssen die Reisekosten selbst tragen, wenn sie geplante Fahrten dennoch durchführen wollen. Viele empfinden das als unzumutbare Belastung und ungerechte Maßnahme.
Die Reisekosten für Lehrer:innen wurden bisher von der Stadt übernommen. Das soll nun nach einem Senatsbeschluss nicht mehr der Fall sein. Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) verteidigt die Entscheidung und betont, dass dies der angespannten Haushaltslage geschuldet sei. Mit einem Defizit von fünf Milliarden Euro steht die Stadt vor großen finanziellen Herausforderungen.
Besonders die Forderung, dass Lehrer:innen ihre Reisekosten nun selbst übernehmen sollen, sorgt für Unmut. Hanno Rüther, Vorsitzender des Landesverbandes Bildung und Erziehung (VBE) Berlin, kritisiert diese Maßnahme scharf: “Klassenfahrten sind kein Privatvergnügen der Lehrkräfte, sondern ein essenzieller Bestandteil der schulischen Erziehung”. Er fordert den Senat auf, die Entscheidung zu überdenken.
Auch Schulleiterin Beate Maedebach zeigt sich fassungslos: “Mal wieder wird an der falschen Stelle gespart”. Gerade für sozial benachteiligte Kinder seien Klassenfahrten enorm wichtig, da sie oft die einzige Möglichkeit seien, außerhalb des familiären Umfelds zu reisen. Die Stornierungen treffen vor allem Schulen, die bereits Fahren geplant und teilweise auch schon gebucht haben.
Auch der Kinder- und Jugendreisebereich spürt die Auswirkungen der Berliner Haushaltssperre. Brandenburger Jugendherbergen, die regelmäßig von Berliner Schulklassen besucht werden, verzeichnen Buchungsrückgänge und fürchten um ihre Planungssicherheit. Marcus Hirschberg vom Landesverband Berlin-Brandenburg des Deutschen Jugendherbergswerks berichtet, dass Berliner Schulklassen bis zu 60 Prozent der Buchungen ausmachen. Um Schulklassen dennoch die Möglichkeit zu geben, geplante Fahrten durchzuführen, setzen viele Einrichtungen auf unverbindliche Reservierungen oder bieten Freiplätze für Lehrer:innen an.
Schulen müssen aufgrund von Sparzwängen improvisieren und kürzen häufig das Programm von Klassenfahrten. Für viele Lehrkräfte hat das zur Folge, dass sie Aktivitäten selbst organisieren müssen, um das Budget einzuhalten. Nach wie vor ist die Sorge groß, dass der Buchungsstopp über den November hinaus geändert werden könnte, was vor allem langfristige Planungen erschwert. Einrichtungen wie die KJF Prieros hoffen auf eine baldige Lösung, da die Buchungsanfragen für 2025 zuletzt deutlich zurückgegangen sind.
Ob ab Dezember wieder neue Klassenfahrten geplant werden können, bleibt abzuwarten. Schulen und Anbieter:innen hoffen, dass der Stopp nur eine vorübergehende Maßnahme bleibt. Ein längerer Stopp könnte nicht nur die Bildungslandschaft, sondern auch die Jugendreisebranche erheblich belasten.
Stuttgart. In Baden-Württemberg häufen sich die Unterrichtsausfälle, lediglich 30 Prozent der Schulen können von einer Vollversorgung sprechen — und das bereits in der dritten Unterrichtswoche. Zu diesen Schlüssen kommt eine Studie vom Verband Bildung und Erziehung (VBE), welcher mehr als 1.000 baden-württembergische Schulen in der dritten Schulwoche des laufenden Schuljahres befragt hat. Besonders nötig seien Reformen im Bereich der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren in Baden-Württemberg.
Im Rahmen der Befragung wurden Daten der Schulleitungen von Grundschulen, der Sekundarstufe 1 und Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) erhoben, wobei der Schwerpunkt auf der aktuellen Unterrichtssituation und personellen Versorgung ihrer Schulen lag. An 17 Prozent der Grundschulen, 38 Prozent der Sek-1-Schulen und 57 Prozent der SBBZ ist ein Regelbetrieb, also der Unterricht zumindest in den Pflichtfächern, nicht mehr möglich.
Die Folgen des Lehrkräftemangels spürt man in Baden-Württemberg bereits seit Längerem (Lehrer-News berichtete). In den Anfängen des aktuellen Schuljahres können nur rund 30 Prozent der Schulen von einer 100-prozentigen personellen Versorgung sprechen. Jede vierte Schule fällt unter die kritische 90-Prozent-Marke und leidet unter massivem Personalmangel. “Um Ausfälle und Fehlzeiten durch Krankheiten, Schwangerschaften oder Fortbildungen kompensieren zu können, müssten eigentlich alle Schulen mit einer Personalreserve von 10 bis 20 Prozent ins Schuljahr gehen”, so VBE-Landesvorsitzender Gerhard Brand, “Tatsächlich kämpfen aber bereits in der dritten Schulwoche viele Schulen von 10 bis 20 Prozent”.
Die Schulen müssen aktuell zu verschiedenen Maßnahmen greifen, um die personelle Versorgung zu kompensieren. So berichtet jede zweite Schule, dass ihre Lehrkräfte bereits in der dritten Schulwoche Mehrarbeit leisten müssen und vier von zehn Schulen verschiedene Klassen zusammenlegen müssen. Auch der Einsatz von Personen ohne Lehramtsausbildung, beispielsweise Pensionären oder Studierenden, in Vertretungsstunden sei ein Mittel, Unterricht trotz Mangel sicherzustellen. Trotz dessen ergibt sich eine besorgniserregende Statistik: An 45 Prozent der befragten Schulen in Baden-Württemberg musste in der dritten Schulwoche bereits Unterricht ausfallen.
Eine Veränderung der Personalversorgung ist an SBBZ nicht zu verzeichnen, der Anteil der vollversorgten Schulen bleibt seit zwei Jahren bei drei Prozent stehen. An knapp der Hälfte aller befragten Sonderpädagogischen Bildungseinrichtungen fehlen aktuell 20 bis 40 Prozent der Lehrkräfte. Mit verheerenden Folgen: Nur 43 Prozent der SBBZ können den Regelbetrieb abdecken. Besonders in solchen Schulen kommt es zu Klassenzusammenlegungen und Unterrichtsausfällen. “Die Praxis zeigt, dass bei den Schwächsten in der Bildungslandschaft maximal gespart wird”, so Brand. Die Zahl der Anmeldungen an SBBZ steigt, nicht jedoch der Personalschlüssel. Statt Förderung kämen Schüler:innen in ein “System, das an allen Ecken knirscht und knarrt”.
Um dem Unterrichtsentfall und dem Personalmangel an Schulen entgegenzuwirken, spricht sich der VBE für eine Verstärkung der Krankheitsreserven aus. Der Ausbau der Ausbildungsmöglichkeiten, insbesondere des Studiums der Sonderpädagogik, sowie die Abschaffung des Numerus clausus könnten Abhilfe verschaffen (Lehrer-News berichtete). Lehrkräfte müssten für ihre Arbeit mehr geschätzt und ihre Bezahlung auf das Niveau der Besoldungsgruppe A 13 angehoben werden. “Die Beschäftigten (...) sehnen sich vor allem nach mehr Beständigkeit.”, so Brand.
Trotz drastischer Personallücken ist auch ein positiver Trend zu erkennen: Während letztes Jahr 25 Prozent und im vorletzten Jahr lediglich 21 Prozent der Schulen vollversorgt waren, stieg dieser Wert dieses Jahr an. Diese Entwicklung lässt sich jedoch mehr in den Grundschulen und der Sekundarstufe 1 beobachten als in Sonderpädagogischen Bildungseinrichtungen.
Das deutsche Bildungssystem steht vor großen Herausforderungen. Viele Schulen kämpfen mit veralteter technischer Ausstattung, einem Mangel an individuellen Fördermöglichkeiten und der Herausforderung, Schüler:innen für eine zunehmend digitalisierte Arbeitswelt fit zu machen. Gleichzeitig stehen Lehrkräfte unter enormem Druck, innovative Lernmethoden zu integrieren, um die Anforderungen einer modernen Bildung zu erfüllen – oft jedoch bei limitierten Ressourcen, Mangel an Personal und bürokratischen Hürden. Hier setzen EdTech-Start-ups an, die mit ihren innovativen Lösungen Schüler:innen und Lehrkräfte gleichermaßen unterstützen.
EdTech-Start-ups spielen eine zentrale Rolle bei der Modernisierung des Bildungswesens. Sie entwickeln Technologien, die sowohl den Unterricht verbessern als auch neue Lernformen ermöglichen. Beispiele hierfür sind adaptive Lernplattformen, die individuelles und selbstbestimmtes Lernen fördern, oder Software, die den organisatorischen Aufwand für Lehrkräfte minimiert. Laut dem ersten EdTech-Monitor gibt es in Deutschland bereits mehr als 200 EdTech-Start-ups, die sich auf den Bildungsbereich konzentrieren. Die Start-ups bieten Lösungen in den Bereichen digitale Lernplattformen, Software für Schulmanagement und Tools zur Förderung des personalisierten Lernens.
Ein zentrales Element des EdTech Next Pilotprojekts war das gezielte “Matching” von Schulen und Start-ups, das auf die spezifischen Bedürfnisse der Schulen abgestimmt wurde. In einem ersten Schritt haben Schulen ihre größten Herausforderungen und Wünsche hinsichtlich digitaler Bildung und Unterrichtsorganisation definiert. Basierend auf diesen Anforderungen wurden passende Start-ups ausgewählt, deren Lösungen auf diese Herausforderungen abgestimmt waren – sei es im Bereich des selbstbestimmten Lernens, der Unterrichtsorganisation oder der Kommunikation.
Für Schulen bedeutete diese Partnerschaft die Möglichkeit, direkt mit innovativen Start-ups zusammenzuarbeiten und deren Technologien im Schulalltag zu testen. Wichtig war dabei, dass die Lösungen nicht nur theoretisch vielversprechend klangen, sondern auch praktisch im Klassenzimmer funktionieren mussten.
Ein häufiges Problem im Alltag von Lehrer:innen ist der administrative und organisatorische Aufwand, der sie von der eigentlichen pädagogischen Arbeit abhält. Durch die Zusammenarbeit mit Start-ups, wie im EdTech Next Pilotprojekt, konnten Lehrkräfte diesen Aufwand signifikant reduzieren. Tools zur digitalen Verwaltung von Hausaufgaben, Stundenplänen und Lernfortschritten übernahmen viele dieser Aufgaben, sodass sich die Lehrkräfte wieder stärker auf die individuelle Betreuung der Schüler:innen konzentrieren konnten. Die Partnerschaften zielten darauf ab, den Arbeitsaufwand zu senken, anstatt ihn zu erhöhen. Die Einführungen der Technologien wurden begleitet, sodass Lehrer:innen nicht allein gelassen wurden, sondern durch Schulungen und Support unterstützt wurden.
Für die Schulen ist so eine Partnerschaft also eine Chance, neue Technologien stressfrei auszuprobieren und die tatsächlichen Effekte auf den Schulalltag zu bewerten – mit dem Ziel, langfristig entlastet und effizienter arbeiten zu können.
Die Kooperation zwischen Start-ups und Schulen ist ein entscheidender Schritt, um Bildungsinnovationen praxisnah und nachhaltig umzusetzen. Durch diese Partnerschaften können Schulen auf individuelle Bedürfnisse ihrer Schüler:innen besser eingehen und Lehrmethoden flexibler gestalten. Ein Beispiel dafür ist die Einführung adaptiver Lernplattformen, die es ermöglichen, den Unterricht stärker auf das Lernniveau und den Fortschritt einzelner Schüler:innen abzustimmen. So wird der Unterricht personalisierter, und Schüler:innen, die mehr Unterstützung benötigen, erhalten gezielt die Förderung, die sie brauchen.
Ein weiterer Aspekt ist die Entlastung der Lehrkräfte durch digitale Tools, die administrative Aufgaben automatisieren und die Kommunikation zwischen Lehrer:innen, Schüler:innen und Eltern erleichtern. Dies gibt den Lehrkräften mehr Zeit, sich auf die pädagogische Arbeit zu konzentrieren und die Lernfortschritte ihrer Schüler:innen individuell zu begleiten.
Besonders im Hinblick auf Bildungsgerechtigkeit spielt die Zusammenarbeit zwischen Start-ups und Schulen eine wichtige Rolle. Viele Schüler:innen haben noch immer keinen ausreichenden Zugang zu digitalen Ressourcen, was ihre Lernchancen erheblich beeinträchtigt. EdTech-Lösungen können hier Abhilfe schaffen, indem sie Tools bereitstellen, die auch in strukturschwachen Regionen oder unterfinanzierten Schulen eingesetzt werden können.
Durch gezielte Partnerschaften können Technologien flächendeckend implementiert werden, sodass digitale Lernmittel nicht nur einigen wenigen privilegierten Schulen vorbehalten bleiben. Dies kann dazu beitragen, die digitale Kluft zu schließen und den Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung für alle Schüler:innen, unabhängig von ihrem sozioökonomischen Hintergrund, zu verbessern. Somit leisten Start-ups einen wichtigen Beitrag zur Förderung eines inklusiven Bildungssystems, das allen Schüler:innen dieselben Chancen bietet.
EdTech-Start-ups bieten konkrete Lösungen für die alltäglichen Herausforderungen, mit denen Lehrkräfte regelmäßig konfrontiert sind. Viele Lehrer:innen fühlen sich durch administrative Aufgaben, mangelnde Zeit für individuelle Förderung und die Anforderungen der digitalen Bildung überfordert. EdTech-Lösungen setzen genau hier an, indem sie die Arbeit für Lehrkräfte effizienter und zielführender gestalten.
Ein Beispiel ist die Plattform Sdui, die den Kommunikationsaufwand zwischen Lehrkräften, Schüler:innen und Eltern deutlich reduziert. Lehrer:innen können Stundenpläne digital teilen, Hausaufgaben übermitteln oder kurzfristige Änderungen direkt per App mitteilen. Das spart wertvolle Zeit und reduziert den Verwaltungsaufwand, sodass mehr Fokus auf den Unterricht selbst gelegt werden kann.
Ein weiteres Beispiel ist die App Scobees, die es Lehrer:innen ermöglicht, individuelle Lernpfade für ihre Schüler:innen zu erstellen. Anstatt starr nach Lehrplan zu unterrichten, können Lehrkräfte den Lernprozess personalisieren und auf die individuellen Stärken und Schwächen ihrer Schüler:innen eingehen. Dies erleichtert auch die Differenzierung im Unterricht, was gerade bei heterogenen Lerngruppen eine zentrale Herausforderung darstellt.
Für Lehrkräfte bedeutet dies: weniger Zeitaufwand für organisatorische Aufgaben, mehr Zeit für pädagogische Arbeit und eine stärkere Unterstützung bei der individuellen Förderung der Schüler:innen. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels und steigender Anforderungen an die Schulen ist es entscheidend, dass technologische Lösungen Lehrkräfte entlasten, ohne den didaktischen Anspruch zu senken.
Die Herausforderungen im Bildungssystem sind vielfältig, aber die Zusammenarbeit von Start-ups und Schulen bietet große Chancen. Pilotprojekte wie das EdTech Next zeigen, dass Technologie einen positiven Einfluss auf die Selbstständigkeit der Schüler:innen haben und gleichzeitig das Lehrpersonal entlasten kann. Um die Bildung in Deutschland zukunftssicher zu gestalten, müssen Schulen, Start-ups und politische Akteure zusammenarbeiten. Es liegt an uns, mutig und offen für neue Kooperationen zu sein und die Zukunft der Bildung gemeinsam zu gestalten.
Die Frankfurter Buchmesse ist nicht nur die größte Buchmesse der Welt, sondern auch ein bedeutender Treffpunkt für Autoren, Verlage und Leser:innen. Vom 16. bis zum 20. Oktober 2024 wird Italien als Gastland im Mittelpunkt stehen. Diese Wahl ist nicht nur eine Hommage an die reiche literarische Tradition Italiens, sondern auch eine Einladung, die Vielfalt der italienischen Kultur zu entdecken.
Italien hat eine lange Geschichte bedeutender Schriftsteller und Denker hervorgebracht, von Dante Alighieri über Giovanni Boccaccio bis hin zu modernen Autoren wie Umberto Eco und Elena Ferrante. Die Buchmesse wird zahlreiche Veranstaltungen bieten, darunter Lesungen, Diskussionen und Workshops mit italienischen Autoren sowie Präsentationen italienischer Verlage. Dies bietet Lehrkräften die Möglichkeit, neue Werke kennenzulernen und diese in ihren Unterricht zu integrieren.
Die Frankfurter Buchmesse kann in verschiedenen Fächern kreativ genutzt werden:
Deutsch: Nutzen Sie die Messe als Anlass für ein Projekt über italienische Literatur. Lassen Sie Ihre Schülerinnen ausgewählte Werke lesen und analysieren. Organisieren Sie eine Lesewoche, in der verschiedene Genres vorgestellt werden – von klassischer Lyrik bis hin zu zeitgenössischen Romanen. Eine kreative Schreibwerkstatt könnte ebenfalls stattfinden, in der Schülerinnen eigene Geschichten im Stil italienischer Autoren verfassen.
Geschichte: Integrieren Sie die kulturellen Aspekte Italiens in den Geschichtsunterricht. Diskutieren Sie die Rolle Italiens in der europäischen Geschichte und beleuchten Sie wichtige Epochen wie die Renaissance oder den Risorgimento. Eine Exkursion zur Buchmesse könnte dabei helfen, das Gelernte lebendig werden zu lassen. Zudem könnten Schüler:innen historische Figuren aus der italienischen Literatur recherchieren und deren Einfluss auf die Gesellschaft untersuchen.
Kunst: Lassen Sie Ihre Schüler:innen Kunstwerke italienischer Künstler erforschen und deren Verbindung zur Literatur untersuchen. Dies könnte durch kreative Projekte geschehen, bei denen sie eigene Illustrationen zu literarischen Texten erstellen oder Collagen aus Bildern berühmter italienischer Maler anfertigen, um deren Beziehung zur Literatur darzustellen.
Fremdsprachen: Für Sprachlehrer:innen bietet sich die Möglichkeit, Kapitel oder Absätze von italienischen Kinder- und Jugendbüchern ins Deutsche zu übersetzen oder umgekehrt. Dies fördert nicht nur das Sprachverständnis, sondern auch das interkulturelle Lernen. Langfristig können Sie einen Austausch mit einer Schule in Italien organisieren oder laden Sie einen italienischen Autor ein, um über seine Werke zu sprechen.
Die Frankfurter Buchmesse wird zahlreiche Veranstaltungen bieten, die speziell auf Lehrkräfte zugeschnitten sind. Workshops zur Vermittlung von Literatur im Klassenzimmer sowie Podiumsdiskussionen über aktuelle Trends im Bildungsbereich sind nur einige Beispiele. Auch spezielle Programme für Schulklassen sind geplant, bei denen Schüler:innen direkt mit Autoren interagieren können.
Die Frankfurter Buchmesse 2024 bietet Lehrkräften eine hervorragende Gelegenheit, das Thema Italien aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und interdisziplinäres Lernen zu fördern. Durch den Austausch mit Autoren und Verlagen können neue Impulse für den Unterricht gesetzt werden. Nutzen Sie diese Chance, um Ihre Schüler:innen für Literatur und Kultur zu begeistern!
Mit diesen Anregungen sind Lehrkräfte bestens gerüstet, um die Frankfurter Buchmesse nicht nur als Besuchermagnet wahrzunehmen, sondern aktiv in ihren Unterricht einzubinden. Die Buchmesse wird somit nicht nur ein Ort des Austauschs zwischen Fachleuten sein, sondern auch ein inspirierendes Erlebnis für junge Lernende.
In einer Zeit digitaler Medien ist es wichtiger denn je, das Lesen von Büchern zu fördern und den Zugang zur Literatur zu erleichtern. Die Frankfurter Buchmesse bietet dazu eine Plattform für innovative Ideen und Konzepte im Bildungsbereich. Lehrkräfte sollten diese Gelegenheit nutzen, um ihre Schüler:innen nicht nur zum Lesen anzuregen, sondern auch dazu, kritisch über Texte nachzudenken und ihre eigenen Meinungen zu formulieren.
Indem wir unsere Schüler:innen ermutigen, sich mit der reichen literarischen Tradition Italiens auseinanderzusetzen und ihre Kreativität auszuleben, tragen wir dazu bei, dass sie nicht nur bessere Leser:innen werden, sondern auch weltoffene Bürger:innen mit einem tiefen Verständnis für andere Kulturen.
Tickets sind in zwei Varianten erhältlich: Das Dauerticket für alle Messetage kostet € 159,- und ist durchgängig gültig. Alternativ können Sie ein flexibles Tagesticket für € 89,- erwerben, das an jedem Messetag genutzt werden kann. Beide Ticketoptionen beinhalten die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs (RMV) bei Messean- und -abreise. Nutzen Sie diese Chance, um neue Impulse für Ihren Unterricht zu gewinnen!
Stundenpläne erstellen, Arbeitsblätter entwerfen, Notizen tippen – als Lehrkraft verbringst du viele Stunden vor dem Bildschirm. Warum also nicht in eine Tastatur investieren, die die Arbeit nicht nur erleichtert, sondern auch angenehmer macht? Mechanische Tastaturen sind längst nicht mehr nur Gamer:innen vorbehalten – sie haben ihren Weg in den Mainstream gefunden. Das beruhigende Klicken der Tasten, auch “Thock” genannt, hat sogar Millionen von Menschen auf YouTube begeistert, die Tastaturgeräusche zur Entspannung genießen. Doch diese Tastaturen bieten nicht nur einen angenehmen Klang, sondern überzeugen auch durch Präzision, Komfort und Langlebigkeit – perfekt für den anspruchsvollen Schulalltag.
In diesem Artikel erfährst du, warum eine mechanische Tastatur auch für dich zum Gamechanger werden kann. Wir stellen dir fünf Modelle vor, die speziell auf die Bedürfnisse von Lehrkräften zugeschnitten sind. Ob flüsterleise, ergonomisch oder kabellos – hier findest du das passende Modell, um deinen Unterricht und deine Vorbereitung noch effizienter zu gestalten.
Mechanische Tastaturen arbeiten anders als die üblichen Membran- oder Rubberdome-Tastaturen, die man oft bei Laptops oder Desktops finden kann. Der große Unterschied liegt unter den Tasten: Statt einer Gummimembran kommen sogenannte “Switches” zum Einsatz – kleine Schalter, die für ein präzises Tippgefühl sorgen und deutlich langlebiger sind.
Je nach Art des Switches verändert sich das Tippgefühl. Lineare Switches ermöglichen ein leichtes und gleichmäßiges Tippen, während taktile Switches ein fühlbares Feedback geben, das vor allem Vielschreiber zu schätzen wissen. Für alle, die das nostalgische Tippgeräusch lieben, sind die Clicky Switches mit ihrem hörbaren “Klick” bei jedem Anschlag die richtige Wahl.
Die Tastenkappen, auch Keycaps genannt, können nach Belieben ausgetauscht werden, um der Tastatur einen individuellen Look zu verleihen, aber auch um abgenutzte oder defekte Keycaps zu ersetzen. Die Keycaps sind in verschiedenen Materialien und Farben erhältlich – vom robusten PBT–Kunststoff bis hin zu einzigartigen “Artisan Keycaps”, die die Tastatur optisch zu etwas Besonderem machen. Dabei geht es nicht nur um das Aussehen: Manche Keycaps fühlen sich rau an, andere eher glatt, sodass für jeden Geschmack etwas dabei ist.
Das Keyboard Prime 13 steht für minimalistisches Design und hohe Funktionalität — perfekt für den Lehrer:innenalltag. Die braunen Cherry MX–Switches bieten ein taktiles Tippgefühl, das besonders Vielschreiber zu schätzen wissen. Ob beim Erstellen von Stundenplänen oder beim Tippen von Unterrichtsnotizen – die Prime 13 ist auf Präzision und Komfort ausgelegt, ohne dabei laut zu sein.
Die Tasten sind dank Double-Shot-Technologie extrem langlebig, da die Beschriftung aus zwei Schichten Kunststoff besteht. Eine dezente Hintergrundbeleuchtung sorgt dafür, dass auch in dunkleren Räumen problemlos gearbeitet werden kann. Darüber hinaus verfügt die Tastatur über praktische Zusatzfunktionen wie eine Mediensteuerung und einen USB-Hub, der den Anschluss weiterer Geräte erleichtert.
Ein kleiner Wermutstropfen ist der veraltete USB 2.0-Anschluss. Zudem könnten die Tastengeräusche in sehr ruhigen Umgebungen auffallen. Dennoch überzeugt die Prime 13 mit einer Mischung aus Langlebigkeit, Funktionalität und einem schlichten, aber durchdachten Design — ideal für Lehrer:innen, die eine zuverlässige Tastatur für den Arbeitsalltag benötigen. Das Keyboard Prime ist für 149 Euro erhältlich.
Die Razer Pro Type Ultra besticht durch ihr elegantes Design in Weiß und Silber. Diese Tastatur richtet sich an alle, die einen stylischen Arbeitsplatz bevorzugen, ohne auf die typischen Vorteile einer mechanischen Tastatur verzichten zu wollen. Besonders Vielschreiber profitieren von den geräuscharmen, linearen Switches, die ein butterweiches und komfortables Tippgefühl bieten.
Die Tastatur ist nicht nur optisch ein Highlight, sondern überzeugt auch mit praktischen Features. Die mitgelieferte Handballenauflage sorgt für zusätzlichen Komfort, was besonders bei langen Schreibarbeiten im Schulalltag von Vorteil ist. Dank der kabellosen Verbindungsmöglichkeiten via Bluetooth oder USB-Dongle bleibt der Schreibtisch aufgeräumt. Ein weiterer Pluspunkt ist die lange Akkulaufzeit, die ein unterbrechungsfreies Arbeiten ermöglicht.
Ein kleiner Haken: Die Zusatzfunktionen auf den F-Tasten sind standardmäßig aktiviert und wer häufig zwischen diesen wechselt, muss sich an die Bedienung über die FN-Taste gewöhnen. Trotz dieser kleinen Umstellung ist die Razer Pro Type Ultra eine durchdachte Option für Lehrkräfte, die Wert auf Stil und Komfort legen – und gleichzeitig das weiche Tippgefühl einer hochwertigen Tastatur genießen möchten. Die Razer Pro Type Ultra ist bei Razer für 194,99 € erhältlich.
Die Logitech MX Mechanical punktet mit ihrem schlanken Design und eignet sich besonders für Lehrer:innen, die Wert auf einen aufgeräumten Arbeitsplatz legen. Mit einer Höhe von nur 2,5 cm gehört sie zu den flachsten mechanischen Tastaturen, was den Umstieg für Nutzer:innen herkömmlicher Modelle deutlich erleichtert.
Logitech bietet diese Tastatur in drei verschiedenen Umschaltmodi an: Linear, Touch und Clicky. So kannst Du das Tippgefühl nach Deinen Vorlieben anpassen. Ein weiterer Pluspunkt ist die kabellose Verbindung: Per Bluetooth oder Logi Bolt Dongle, einem kleinen USB-Empfänger, lässt sich die Tastatur mit bis zu drei Geräten gleichzeitig verbinden. Das ist besonders praktisch, wenn du zwischen Laptop und Tablet wechselst.
Besonders erwähnenswert ist die Akkulaufzeit von beeindruckenden zehn Monaten. Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass einige Sekundärfunktionen der Tasten nicht beleuchtet sind und es keinen Aufbewahrungsort für den USB-Dongle gibt. Dennoch ist die MX Mechanical eine durchdachte Option für alle, die ein minimalistisches, aber leistungsstarkes Arbeitsgerät suchen. Die MX Mechanical ist für 139,99 € erwerbbar.
Die Keychron K2 ist die perfekte Wahl für alle, die eine kompakte mechanische Tastatur suchen, ohne auf Funktionalität verzichten zu müssen. Mit ihrem 75 Prozent Layout – das heißt sie hat alle wichtigen Tasten, spart aber Platz durch den Wegfall des Ziffernblocks – bietet sie eine platzsparende Lösung für Lehrer:innen, die viel Platz für Unterlagen oder andere Geräte benötigen.
Was die Keychron K2 besonders auszeichnet, ist ihre Vielseitigkeit. Sie kann mit bis zu drei Geräten kabellos via Bluetooth oder klassisch per Kabel verbunden werden. Zudem bietet sie verschiedene Schalteroptionen (linear, Touch und Clicky), sodass das Tippgefühl individuell angepasst werden kann. Das zweifarbige Design sorgt für eine gute Übersicht, da die Sonderfunktionen der Tasten leicht zu erkennen sind.
Trotz ihrer kompakten Größe bietet die Keychron K2 eine beeindruckende Akkulaufzeit von bis zu 240 Stunden bei ausgeschalteter Hintergrundbeleuchtung. Diese Eigenschaften machen sie zur idealen Tastatur für Lehrer:innen, die Flexibilität und Effizienz suchen, ohne auf Komfort und Stil verzichten zu wollen. Die Keychron K2 ist für 79 Euro im Keychron-Store erhältlich.
Die Logitech TKL Mechanical K835 bietet eine solide mechanische Tastatur zu einem erschwinglichen Preis und beweist, dass gute Qualität nicht immer teuer sein muss. Mit einem Preis um die 50 Euro ist sie eine der günstigsten Optionen auf dem Markt, ohne dabei auf die wesentlichen Vorteile einer mechanischen Tastatur zu verzichten.
Als TKL-Modell (Tenkeyless) verzichtet die K835 auf den Nummernblock und schafft so Platz auf dem Schreibtisch. Für die meisten Lehrer:innen, die eher Texte schreiben, als Zahlen eingeben, ist das kein Problem. Die Tastatur bietet verschiedene Switch-Optionen, sodass jede:r Nutzer:in das gewünschte Tippgefühl findet. Besonders praktisch: Die Funktionstasten lassen sich einfach zwischen normalem und Medien-Modus umschalten.
Natürlich muss man bei einem solch günstigen Preis einige Kompromisse eingehen. Die K835 verfügt über keine Hintergrundbeleuchtung und die aufgedruckten Tasten könnten sich nach intensiver Nutzung abnutzen. Nichtsdestotrotz bietet die Tastatur ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und ist ideal für alle, die auf der Suche nach einer günstigen und kompakten mechanischen Tastatur sind. Die K385 TKL ist für 59,90 Euro erhältlich.
Mechanische Tastaturen bieten Lehrkräften nicht nur Komfort und Präzision, sondern erleichtern auch den Arbeitsalltag. Egal, ob man Wert auf flüsterleises Tippen legt, eine platzsparende Lösung sucht oder eine stylische Optik bevorzugt – für jede Lehrkraft gibt es das passende Modell. Von der langlebigen Prime 13 über die elegante Razer Pro Type Ultra bis hin zur vielseitigen Keychron K2: Verabschiede dich von ermüdenden Tastenanschlägen und steigere deine Effizienz im Unterrichtsalltag.
Jetzt seid ihr dran: Habt ihr bereits Erfahrungen mit mechanischen Tastaturen gesammelt? Welche Modelle nutzt du im Schulalltag? Teile deine Erfahrungen in den Kommentaren!
Museen bieten euren Schüler:innen einen immersiven Einblick in die Welt der Baukunst. Durch Ausstellungen zu verschiedenen Themen der Architektur bekommen sie das Wissen, was hinter beeindruckenden Bauten steckt, auf praktische Art und Weise vermittelt. Die folgenden vier Museen eignen sich besonders für einen Tagesausflug oder Klassenfahrten und sind nicht nur für Schüler:innen, sondern auch Lehrkräfte interessant.
Im Jahr 1984 gegründeten Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main erhalten Schulklassen einen Einblick in die verschiedenen Epochen der Baukunst. Die Dauerausstellung “Von der Urhütte zum Wolkenkratzer” illustriert euren Schüler:innen den Wandel der Architektur von der Steinzeit bis ins 21. Jahrhundert anhand 24 verschiedenen Modellen. Sie können außerdem von verschiedenen Angeboten, beispielsweise einem „Architekturalphabet“ oder Zeitstrahlen profitieren, sodass der Museumsbesuch auch für junge Schüler:innen alles andere als langweilig wird. Neben der Dauerausstellung gibt es auch immer wechselnde Ausstellungen, welche sich mit verschiedenen Aspekten der Architektur beschäftigen, beispielsweise eine Ausstellung in der historischen Frankfurter Paulskirche, welche die Baugeschichte der Kirche beleuchtet und bis 2030 läuft. Ob Tempel oder Skyline: Das Deutsche Architekturmuseum versorgt eure Schüler:innen mit spannenden Einblicken in die Baukultur.
Es werden nicht nur Führungen angeboten, sondern auch Workshops und Projektwochen für Schulklassen oder Kita-Gruppen. Gruppen ab 20 Personen sowie Schüler:innen über 18 Jahren erhalten ermäßigten Eintritt, während Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren sich über freien Eintritt freuen können. Das Museum hat Dienstag, Donnerstag und Freitag von 12 bis 18 Uhr und Mittwoch von 12 bis 19 Uhr geöffnet. Alle Ausstellungs- und Veranstaltungsräume des Deutschen Architekturmuseums sind außerdem barrierefrei. Das Deutsche Architekturmuseum ist aufgrund von Sanierungen in das Frankfurter Ostend, nicht weit von der Innenstadt, umgezogen, sodass es für Schulklassen schnell erreichbar ist.
Das Architekturmuseum der Technischen Universität München befindet sich in der Pinakothek der Moderne im Kunstareal München und verfügt über ein breit gefächertes Angebot an regelmäßig wechselnden Ausstellungen zu verschiedensten architektonischen Themen. Ein Besuch der aktuellen Ausstellung “Visual Investigations”, welche bis zum Februar 2025 ausgerichtet wird und sich mit der Rolle der Architektur “zwischen Aktivismus, Medien und Gesetz” beschäftigt, bietet Schüler:innen nicht nur einen Einblick in den Kosmos der Architektur, sondern auch in die Rolle politischen Engagements. So wird ihnen in der Ausstellung der Zusammenhang zwischen politischem Aktivismus und der Umwelt um ihn herum vermittelt, wodurch ihnen die Bedeutung der Baukunst für den öffentlichen Raum sowie die gesellschaftliche Seite von Kunst und Architektur nähergebracht wird.
Das Museumspädagogische Zentrum (MPZ) bietet Führungen für Schulklassen durch die verschiedenen Ausstellungen des Architekturmuseums an. Die Führungen eignen sich nicht nur für den Kunstunterricht, sondern je nach Ausstellung auch für Fächer wie Werken oder Geografie. Die Kosten einer solchen Führung belaufen sich je nach Länge in der Regel auf rund 60 Euro.
Alle Schüler:innen sowie Lehrkräfte erhalten freien Eintritt in das Architekturmuseum der TU München. Es ist dienstags bis sonntags jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet und donnerstags bis 20 Uhr.
Das Museum der Baukultur in Nordrhein-Westfalen bringt euren Schüler:innen Architektur und Stadt- sowie Landschaftsgestaltung anhand wechselnder Ausstellungen nahe. Das mobile Museum hat es sich zur Aufgabe gemacht, Baukultur für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und Menschen die Bedeutung ihrer gebauten Umwelt zu vermitteln. “Immer vor Ort – nie am selben” – nach dem Motto konzipiert das Museum seine Ausstellung an verschiedenen Orten in Nordrhein-Westfalen. So lassen sich seine Ausstellungen zu Kirchen, Farbe oder Nachkriegsarchitektur, in zahlreichen Städten wiederfinden.
Vergangene Ausstellungen beschäftigten sich beispielsweise mit Architektur und Umwelt, Frauen im Architekturberuf oder sozialem Wohnungsbau. Die Öffnungszeiten und weitere Angebote variieren genauso wie die Standorte. Da die Ausstellungen wechseln, lohnt es sich, einen Blick auf den Ausstellungsplan zu werfen, um über neue spannende Veranstaltungen und Ausstellungen informiert zu sein.
Im Museum für Architekturzeichnung im Berliner Norden könnt ihr und eure Schüler:innen einen Blick auf zahlreiche Zeichnungen internationaler Architekt:innen werfen. Neben der Sammlung der Stiftung, welche Architekturzeichnungen aus dem 20. und 21. Jahrhundert beinhaltet, finden auch temporäre Ausstellungen statt. Die aktuelle Ausstellung „Der Blick auf die Stadt“ beinhaltet miniaturhafte Ansichten und Panoramen verschiedener Städte in Europa, dem Nahen Osten und Amerika und ist bis Mitte Januar verfügbar. Das Museum hat es sich zum Ziel gemacht, die architektonischen Handzeichnungen in Zeiten von digitalem Arbeiten zu erhalten und Architekturzeichnungen großer Architekt:innen in Beziehung zueinander zu setzen.
Das Museum ist montags bis freitags von 14 bis 19 Uhr geöffnet und bietet ermäßigte Eintrittskosten von vier Euro für Schüler:innen sowie Führungen für bis zu 25 Personen durch die Sammlung und Ausstellungen des Museums an. Alle Gebäude des Museums sind barrierefrei zugänglich.
Diese vier Museen ermöglichen euren Schüler:innen einen immersiven Einblick in die Welt der Architektur. Sie zeichnen sich durch unterschiedliche Aspekte, beispielsweise din Mobilität oder das Fachgebiet aus und eignen sich hervorragend für einen Ausflug mit dem Kunstunterricht oder auf Klassenfahrt. Kennt ihr noch weitere Orte, an denen Schüler:innen Architektur vermittelt bekommen können? Teilt sie gerne in den Kommentaren!
Frankfurt a.M., 14.10.2024 – „Öffentliche Bildung darf nicht auf ein Instrument zur Wirtschafts- und Finanzmarktförderung reduziert werden“, sagte Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), am Montag mit Blick auf das morgige Finanzbildungsfestival „Mit Geld und Verstand“ der Bundesministerien für Finanzen und Bildung. Sie betonte, dass die GEW die Initiative, die Bundesfinanzminister Christian Lindner und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (beide FDP) ins Leben gerufen haben und die von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) unterstützt wird, „äußerst kritisch sieht“.
„Wer junge Menschen unterm Strich als künftige Käuferinnen und Käufer auf Finanzmärkten oder privater Altersvorsorgeprodukte in den Fokus stellt, betreibt ideologische Schmalspurbildung“, spitzte Finnern das Anliegen der Initiative zu. Diese formuliere „Wirtschaftswachstum“, eine „höhere Bereitschaft und Fähigkeit zur Partizipation am Kapitalmarkt“ sowie eine Verbesserung des individuellen Wohlergehens explizit als Ziele. Damit werde die Verantwortung für den eigenen und den gesellschaftlichen Wohlstand letztlich sogar für die Finanzmarktstabilität zur persönlichen Angelegenheit der Lernenden erklärt.
„Wenn auf der einen Seite das Bürgergeld schlechtgeredet und entkernt, die Kindergrundsicherung bis aufs Skelett kleingespart, auf der anderen Seite aber die Finanzbildung als Motor für ‚Chancengerechtigkeit‘ und Wohlstand ausgerufen wird, ist das zynisch“, betonte Finnern. Zugleich kritisierte sie die dem Vernehmen nach geplanten Haushaltskürzungen des Bundes bei Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und Verbraucherbildung.
„Gerade Verbraucherbildung und BNE sind für die Bildungsziele Mündigkeit, Kritikfähigkeit und Urteilskompetenz zentral. Besonders wenn es um Finanzmärkte, Wirtschaft oder Globalisierung geht. Wenn jedoch stattdessen neun Millionen Euro jährlich in eine Stiftung für Finanzbildung gesteckt werden, wie dies der Gesetzesentwurf vorsieht, ist das ein Zeichen für das reduzierte Bildungsverständnis und die Einseitigkeit dieser Initiative“, unterstrich die Vorsitzende. Das Projekt habe erhebliche Defizite mit Blick auf Wissenschaftsbezug, Pluralität und Kontroversität. Diese seien aber die Grundprinzipien nicht nur der schulischen, sondern der gesamten öffentlich verantworteten Bildung.
Finnern sieht die Gefahr, dass über die ministerielle Finanzbildungsinitiative, zum Beispiel mit der sogenannten „Finanzbildungsplattform“, künftig noch mehr unausgewogene Inhalte und privatwirtschaftliche Interessen in Schulen Einzug halten, wie es bereits insbesondere seit der Wirtschafts- und Finanzkrise zu beobachten sei. „Das Lernen sowie die Kinder und Jugendlichen müssen in öffentlichen Einrichtungen vor Werbung, Kommerz und Wirtschaftslobbyismus geschützt werden. Das ist bei dieser Initiative nicht gewährleistet“, hob Finnern hervor.
Info: Am 15. Oktober 2024 veranstalten das Bundesfinanz- und das Bundesbildungsministerium das „Festival für Finanzbildung ‚Mit Geld und Verstand“. Laut Website des Finanzministeriums sind „50 Programmpunkte rund um die Themen Finanzgrundbildung, Sparen und Altersvorsorge, Forschung, Digitale Finanzdienstleistungen, Kapitalmarkt, Kreditnutzung und Nachhaltigkeit“ geplant. Erwartet werden „ca. 600 Lehrende aus allen Schulformen, Fachkräfte aus der Sozial- und Jugendarbeit sowie der Schuldenberatung, dem Verbraucherschutz und viele weitere Multiplikator/-innen“.
Am 24. September 2024 haben Finanzminister Lindner und Bildungsministerin Stark-Watzinger die Empfehlungen der OECD für eine nationale Finanzbildungsstrategie für Deutschland öffentlich präsentiert. Zu finden sind die Empfehlungen auf der Seite des Bundesfinanzministeriums sowie auf der Seite der OECDiLibrary.
Der Gesetzentwurf zur Stärkung der Finanzbildung ist hier zu finden.
Die Initiative Finanzielle Bildung wurde am 23. März 2023 gemeinsam von den Bundesministerien für Finanzen sowie Bildung und Forschung ins Leben gerufen. Als Eckpunkte sollen eine nationale Finanzbildungsstrategie erarbeitet, eine Finanzbildungsplattform aufgebaut und die Forschung zu finanzieller Bildung gefördert werden.
Virtuelle Lernwelten sind in der Lage, Lernende mit einer gänzlich neuen Perspektive auszustatten: Historische Ereignisse können als Quasi-Zeitzeuge nachempfunden, Blutkörperchen als Vehikel für eine Reise durch den menschlichen Körper genutzt und Sprachen anhand simulierter Alltagssituationen auf spielerische Weise erlernt werden.
Damit erweitert Virtual Reality den Instrumentenkasten der Schulbildung um die Komponente des Erlebens. Doch hat diese neue Art, wie wir Dinge vermittelt bekommen, auch ihren Preis – etwa im Sinne psychologischer und emotionaler Effekte? Ein Blick auf die Studienlage und das Spektrum an Expertenmeinungen verrät eine Tendenz.
Es ist durchaus beeindruckend, mit welcher Leichtigkeit Virtual Reality Portale in fremde, ferne oder fiktive Welten öffnet. Doch beim Springen zwischen den Welten prasseln nicht nur viele, sondern auch intensive Eindrücke auf unsere Sinne ein. Eindrücke, die unser Gehirn als Erlebnis registriert und entsprechend abspeichert.
Ein Effekt, den insbesondere Jeremy Bailenson im Rahmen seiner Forschungen an der Stanford University akribisch untersucht. So untermauerten bereits seine frühesten Forschungen in dem Themenfeld, dass VR-basierte Lernmodule die intrinsische Motivation der Lernenden signifikant steigern können. Die Proband:innen, die VR im Unterricht nutzten, zeigten ein signifikant höheres Engagement und eine aktivere Teilnahme im Vergleich zu den Nutzer:innen konventioneller, arrivierter Lernmethoden.
Diese immersive Technologie bietet nicht nur eine erhöhte Motivation, sondern auch ein tieferes Verständnis komplexer Konzepte. So belegt eine Studie von David Markowitz, ebenfalls Stanford University (2018), dass nach dem Einsatz von VR im Biologieunterricht ein besseres Verständnis und eine tiefere Wissensverankerung bei den Proband:innen nachgewiesen werden konnte.
Diese Lernmethode eröffnet gänzlich neue Möglichkeiten – entlang des Fächerkanons. So können nicht nur biologische Prozesse hautnah erlebt werden, sondern nahezu alle Fächer, insbesondere im MINT-Bereich. Die Interaktion in virtuellen Welten verankert das Gesehene dabei abrufbar im Gedächtnis.
Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis der Studien, vorwiegend von Bailenson, ist die Förderung von Empathie und sozialer Intelligenz durch den Einsatz von VR. In Programmen zum Training von Empathie konnten die sozialen Kompetenzen und das Mitgefühl der Teilnehmer erheblich verbessert werden. Hintergrund hierfür ist das Urprinzip der virtuellen Lernwelten – die Simulation von Prozessen, Situationen, Orten. In diesem Falle hilft der Einsatz von VR dabei, eine Immersion in die Perspektive anderer Menschen herbeizuführen, und diese mitsamt ihren Lebensumständen besser nachempfinden zu können.
Wenngleich VR über ein hohes Potenzial verfügt, Bildung inklusiver, integrativer und schlichtweg fairer zu gestalten, indem individuellen Schwächen und Stärken sowie Einschränkungen Raum gegeben wird, wird im Zusammenhang von Virtual Reality in der Bildung immer wieder ein Argument laut: die sogenannte Simulator-Krankheit. Betroffene klagen über Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen.
Diese treten bei einigen Personen aufgrund der Diskrepanz zwischen den visuellen Eindrücken und den körperlichen Empfindungen auf. Rebenitsch und Owen fanden in ihrer Studie aus dem Jahr 2016 heraus, dass etwa 20bis 30 Prozent der Nutzer:innen von VR-Systemen zumindest gelegentlich Symptome der Simulator-Krankheit erleben. Dabei sei es wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, um diese Symptome zu minimieren – etwa regelmäßige Pausen und die Anpassung der VR-Umgebung.
Nun stammt diese Studie aus dem Jahr 2016 – seither hat sich viel getan. Kaum ein Medium entwickelt sich so schnell, wie Virtual-Reality-Headsets. So ist insbesondere das Tracking, also das Erfassen der eigenen Kopf- und Körperbewegungen, in den vergangenen Jahren drastisch optimiert worden. Das Ergebnis: Meine realen Bewegungen werden in Echtzeit in Bewegungen im virtuellen Raum überführt.
Mein Spaziergang durch das alte Rom findet also nicht mehr sitzend statt, sondern wird durch ganz reale Schritte vorangetrieben. Im Falle von Platzmangel kann auch eine Teleport-Funktion gewählt werden. Wozu führt das? Letztlich verschwindet hierdurch die Schere zwischen dem Gesehenen und den Bewegungen meines Körpers. Die Ursache für Schwindel, Kopfschmerz und Übelkeit ist hiermit ausgemerzt, und Virtual Reality weitaus massentauglicher.
Während die oben genannten Auswirkungen derweil sehr gut analysiert werden konnten, ist die Studienlage zu Langzeitfolgen noch sehr überschaubar. Auswirkungen der regelmäßigen Nutzung von VR auf die psychische Gesundheit sind noch nicht umfassend erforscht. Die Vermutung: Eine übermäßige Nutzung, insbesondere vor dem Hintergrund immer realer aussehender VR-Lernwelten, könnte die Realitätseinschätzung beeinträchtigen.
Es ist daher wichtig, die Nutzung von VR im Bildungsbereich ausgewogen zu gestalten und sicherzustellen, dass Schüler:innen auch weiterhin reale soziale Interaktionen und physische Aktivitäten pflegen.
VR sollte daher als ergänzendes Tool und nicht als Ersatz für traditionelle Lehrmethoden verstanden werden. Einzig die Kombination aus traditionellen Unterrichtsmethoden und VR kann den gewünschten Mehrwert bieten und Lernende dabei unterstützen, den maximalen Lernerfolg zu erzielen. Dies untermauert auch die sehr gute Untersuchungslage (vgl. Cheng, Makransky & Lilleholt) zur Aufmerksamkeitsspanne von Lernenden beim Einsatz von VR.
So ist aufgrund minimierter Ablenkungen während der VR-Nutzung nachweislich eine größere Aufmerksamkeitsspanne gegeben – und zwar nicht nur im Moment der Immersion, sondern nachhaltig und themenbezogen. Die Untersuchung von Cheng et al. aus dem Jahr 2017 zeigte, dass VR-Lernmodule die Aufmerksamkeitsspanne der Schüler verlängern und ihre kognitiven Fähigkeiten verbessern können. Die interaktiven und visuellen Aspekte von VR fördern die aktive Beteiligung und das kritische Denken der Schüler. Damit bleibt am Ende ein tendenziell positives Fazit mit Blick auf die Nutzung von VR im Schulunterricht.
So bietet die Nutzung von Virtual Reality im Schulunterricht zahlreiche psychologische und emotionale Vorteile. Sie steigert die Motivation und das Engagement der Schüler, fördert ein tieferes Verständnis und verbessert soziale Fähigkeiten wie Empathie. Trotz einiger Herausforderungen wie der Simulator-Krankheit und potenziellen Langzeiteffekten auf die psychische Gesundheit überwiegen die positiven Effekte deutlich. Eine ausgewogene und durchdachte Integration von VR in den Unterricht kann die Lernumgebung bereichern und den Lernerfolg der Schüler nachhaltig verbessern. Die kontinuierliche Forschung und Anpassung der pädagogischen Praxis wird dabei helfen, das volle Potenzial von VR im Bildungsbereich auszuschöpfen.
Berlin. Die Kultusminister:innen haben am 10. Oktober 2024 eine gemeinsame Empfehlung für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) in Schulen beschlossen. Darin sprechen sie sich für einen kritischen, aber offenen Umgang mit KI im Schulalltag aus – und zwar bereits in der Grundschule. Die Handlungsempfehlung umfasst dabei fünf zentrale Themenbereiche, darunter der Einfluss von KI auf Lernen und Didaktik, die Veränderung der Prüfungskultur, die Professionalisierung der Lehrkräfte, Fragen der Regulierung sowie der Zugang zu KI-Anwendungen im Sinne der Chancengerechtigkeit.
Diese Empfehlung steht im Widerspruch zu den Vorschlägen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK), die den Einsatz von KI-Sprachmodellen erst ab der 8. Klasse befürwortet. Die Kultusminister:innen halten jedoch eine frühzeitige Auseinandersetzung mit KI für notwendig, da Kinder immer früher mit dieser Technologie in Kontakt kommen.
Die Länder betonen, dass KI insbesondere bei der Förderung von den Basiskompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen helfen kann. KI-unterstützte Lernmaterialien könnten nicht nur die Leistungen der Schüler:innen verbessern, sondern auch den Lehrkräften dabei helfen, den Unterricht effizienter zu gestalten (Lehrer News berichtete). Die KMK betonte, dass KI auch eine große Chance für die Inklusion darstelle, da Anwendungen wie automatische Übersetzungen, Bildbeschreibungen oder die Umwandlung von Texten in Leichte Sprache den Schulalltag für Kinder mit Behinderungen erleichtern könnten.
Die Ständige Wissenschaftliche Kommission hingegen sieht in ihrem Impulspapier 2024 den Erwerb von Lese- und Schreibkompetenzen in der Grundschule im Vordergrund und rät vom Einsatz von KI-Sprachmodellen in dieser frühen Phase ab. Laut KMK sollte der vorgeschlagene Verzicht auf KI in der Grundschule überdacht werden. Stattdessen wird empfohlen, KI frühzeitig einzusetzen, um die Schüler:innen auf die Zukunft vorzubereiten.
Bei der Frage, ob KI bei Hausaufgaben zugelassen werden soll, positionieren sich die Länder klar gegen ein Verbot. Stattdessen empfehlen sie, den Einsatz von KI in schulischen Prozessen transparent zu regeln und Lehrkräfte sowie Schüler:innen auf einen verantwortungsvollen Umgang mit der Technologie vorzubereiten. Ein allgemeines Verbot von KI bei Hausaufgaben ist weder zielführend, wünschenswert noch durchhaltbar”, heißt es im Beschluss.
Die Kultusminister:innen plädieren dafür, Prüfungsformate stärker an die digitale Realität anzupassen. In Zukunft könnten Prüfungen so gestaltet werden, dass zwar KI eingesetzt werden darf, die Eigenleistung der Schüler:innen jedoch klar erkennbar bleibt. Dabei sollen vor allem toolgestützte, kollaborative oder dialogische Formate eine wichtige Rolle spielen. Besonders gefördert werden mündliche Prüfungen, die auf Präsentationen basieren und den Einsatz von KI mit einbeziehen. Dabei wird nicht nur die Nutzung der KI, sondern auch die Reflexionsfähigkeit der Schüler:innen im Umgang mit der Technologie bewertet. Um dies effektiv umzusetzen, sollen auch Lehrkräfte im Umgang mit KI geschult werden.
Münster. Die Rolle von Schulleiter:innen im deutschen Schulsystem ist zu schwach. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Bund-Länder-Initiative “Schule macht stark” ‚(SchuMaS) in ihrer ersten wissenschaftlichen Publikation. In der umfangreichen Bilanz mit dem Titel “Sozialraumorientierte Schul- und Unterrichtsentwicklung an Schulen in schwierigen Lagen” werden die Daten aus 200 Schulen vorgestellt.
Aus der Studie geht hervor: Das Handeln von Schulleitungen stellt einen Schlüsselfaktor für die Entwicklung von Schule und Unterricht an Schulen in herausfordernden Lagen dar und hat somit auch direkte Effekte auf die Bildungsergebnisse von Schüler:innen. Mit Schulen in herausfordernden Lagen sind jene Schulen gemeint, welche eine Reihe von Problemen aufweisen, beispielsweise einen hohen Anteil von Schüler:innen mit ungünstigen Lernvoraussetzungen oder mangelnde materielle oder personelle Ausstattung.
Schulleitungen an diesen benachteiligten Standorten machen ihre Entscheidungen stärker vom Willen des Kollegiums abhängig und führen konsensorientierter. Darüber hinaus fühlen sich Schulleiter:innen oft nicht mächtig genug, um pädagogische Neuerungen in ihren Schulen umsetzen zu können. So stimmen lediglich 13 Prozent der befragten Schulleitungen der Aussage “An unserer Schule ist das Kollegium stets bemüht, die Arbeit am schuleigenen pädagogischen Konzept voranzutreiben” voll und ganz zu. Mit verheerenden Folgen, so heißt es in der Studie, “Weil die Schulleitungen die Innovationsbereitschaft geringer wahrnehmen, schätzen sie auch ihren eigenen Einfluss geringer ein, was sich wiederum auf ihr Handeln auswirkt”. Auch bezüglich der Schulentwicklungsarbeit gäbe es noch Luft nach oben: Rund 30 Prozent sind mit der internen Evaluation der Arbeit unzufrieden, während die Personalentwicklung und Planung von Fortbildungen nur rund jede dritte Schulleitung zufriedenstellt.
Der Leiter des Forschungsverbundes Prof. Dr. Kai Maaz empfiehlt Schulleitungen, sich ihrer Handlungsspielräume stärker bewusst zu werden. Außerdem benötige es ein “anderes, neues Selbstverständnis der Schulaufsicht”, welche eine beratende Rolle gegenüber Schulleitungen einnehmen sollte. Schulleitungen sollten die Vorteile von Neuerungen betonen, “Jede Neuerung wird dann im Kollegium sofort auf Zustimmung stoßen, wenn sie mit Vereinfachungen und Verbesserungen für das eigene Handeln zusammenkommt”.
Im Rahmen der Studie wurden Schulleiter:innen aus verschiedenen Schulformen, mehrheitlich Grundschulen und weiterführende Schulen, zu unterschiedlichen Themen, etwa den Herausforderungen bezüglich pädagogischem Handeln an Schulen, der Schulentwicklungsarbeit oder dem Personal, befragt.
Der Forschungsverbund SchuMaS ist Teil der seit 2021 bestehenden, gemeinsamen Bund-Länder-Initiative “Schule macht stark” und hat sich die Schul- und Unterrichtsentwicklung, insbesondere in den Fächern Sprachen und Mathematik, zum Ziel gemacht. Der Verbund besteht aus rund 90 Wissenschaftler:innen und wird von 13 verschiedenen Institutionen in Zusammenarbeit mit Lehrkräften und Schulleitungen sowie Bildungsadministrationen der Länder unterstützt. Begleitet wird er dabei unter anderem vom Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF).
Die Ergebnisse der SchuMaS-Studie könnten das Startchancen-Programm des Bundes und der Länder mitprägen, welches auch durch das Leibniz-Institut wissenschaftlich begleitet wird. “Bildungsgerechtigkeit lässt sich nur durch eine enge Partnerschaft zwischen Schulen, Wissenschaft und Bildungsverwaltungen erreichen”, heißt es von Prof. Dr. Kai Maaz.
10.10.2024. Im Vorfeld der ersten Bildungsministerkonferenz (Bildungs-MK) und angesichts fortschreitender Überlegungen zum Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) an Schulen warnt der Deutsche Philologenverband (DPhV) vor übertriebenen Erwartungen und plädiert für einen kritisch-konstruktiven Umgang mit KI.
DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Das Wichtigste in schulischen Erziehungs- und Bildungsprozessen ist die menschliche Interaktion zwischen Lehrkräften und ihren Schülern und zwischen Schülerinnen und Schülern untereinander. Bei aller Euphorie um die spannenden Möglichkeiten, die KI heute schon bietet und in Zukunft bieten wird – wir dürfen uns nicht der Illusion hingeben, dass dadurch über Nacht die Probleme des Lehrkräftemangels gelöst werden. Im Gegenteil: Wer davon träumt, dank KI zeitnah weniger professionelle Lehrkräfte als bisher einsetzen oder sie gar durch KI ersetzen zu können, ist auf dem Holzweg!“ Lin-Klitzing weist weiter darauf hin, dass auch durch den Einsatz von KI Lehren und Lernen nicht beliebig effektiviert werden könne: „Lernen und Verstehen von Inhalten braucht Zeit, einfach weil die Schülerinnen und Schüler die Inhalte für sich selbst noch einmal durchdringen und durchdenken müssen – das kann ihnen keine KI abnehmen. Erst recht nicht, weil die kritische Prüfung der durch KI präsentierten Inhalte zunehmend bedeutsam und schwierig werden wird.
“Notwendig sei es, dass die Bildungs-MK und die Kultusminister und -ministerinnen in ihrem Land solide Rahmenbedingungen als Voraussetzung für die Nutzung von KI schaffen. Lin-Klitzing: „Da gibt es noch etliche Fragezeichen, schon allein was die rechtlichen Rahmenbedingungen angeht. Denn beim Einsatz von KI müssen sowohl die Persönlichkeitsrechte der Schülerinnen und Schüler als auch die der Lehrkräfte gewahrt werden – mit einem an höchsten Sicherheitsstandards orientierten Identitätsmanagement. Zudem muss die Frage erlaubt sein, wie die ohnehin schon stark beanspruchten Lehrkräfte neben etlichen anderen hoch priorisierten Themen, wie z.B. Demokratiebildung, nun auch noch KI gewinnbringend in ihren Unterricht einbinden können. Hier brauchen Lehrkräfte mehr Fortbildungsressourcen, und sie brauchen ebenso eine Senkung des Unterrichtsdeputats. Für die Nutzung, hier beispielsweise für die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler, braucht es neben der Zeit auch didaktische Konzepte und verlässliche technische Rahmenbedingungen.“
Lin-Klitzing: „Für die Nutzung von KI im Rahmen der Vorbereitung und der Durchführung von Unterricht erwarten wir Lehrkräfte uns Unterstützung durch eine datenschutzkonforme Lösung. Und wie bisher gilt: Die letztendliche Bewertung von Leistungen darf nicht von der Lehrkraft wegdelegiert werden. KI macht da keine Ausnahme, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass die KI-Verordnung der EU[1] KI im Rahmen von allgemeiner und beruflicher Bildung als ,Hochrisiko-KI-Systeme‘ klassifiziert. “
[1] Punkt 3, Anhang III zu Artikel 6 Absatz 2 in VERORDNUNG (EU) 2024/1689 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 13. Juni 2024 zur Festlegung harmonisierter Vorschriften für künstliche Intelligenz und zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 300/2008, (EU) Nr. 167/2013, (EU) Nr. 168/2013, (EU) 2018/858, (EU) 2018/1139 und (EU) 2019/2144 sowie der Richtlinien 2014/90/EU, (EU) 2016/797 und (EU) 2020/1828 (Verordnung über künstliche Intelligenz, https://ai-act-law.eu/de/
Mit der Frage “Warum noch lernen?” beschäftigt sich Bildungsinfluencer, SPIEGEL-Bestsellerautor und Lehrer Bob Blume in seinem gleichnamigen Buch, welches im September im Mosaik-Verlag erschienen ist. Dass Bildung kein Selbstzweck ist und durch zahlreiche Makel im Schulsystem nicht ihr volles Potenzial entfalten kann, stellt er bereits in seinem letzten Buch “Zehn Dinge, die ich an der Schule hasse” und seinem Podcast “Die Schule brennt” klar. In seiner neuesten Veröffentlichung geht er auf 304 Seiten dem großen Warum auf den Grund.
“In deutschen Schulen wird nicht gelernt”: Mit diesem diskutablen Statement startet Bob Blume in sein neues Buch. Es wird jedoch schnell deutlich, dass es sich bei dieser Aussage nicht um das übliche Gemecker über die neueste Statistik zur Leistung deutscher Schüler:innen handelt. Die Auswirkungen einer digitalen Revolution im Klassenzimmer fügen sich in die gegenwärtigen Schwachstellen des Schulsystems ein: Lehrkräfte- und Ressourcenmangel, dem Investitionsstau und Makeln des Bildungsföderalismus. Noch immer hängt Bildung größtenteils mit dem Elternhaus der Schüler:innen zusammen. Dass das deutsche Schulsystem einer grundlegenden Veränderung bedarf, steht fest. Dabei stellt sich die Frage: Wie kann sinnstiftendes, nachhaltiges Lernen in der digitalen Zukunft des 21. Jahrhunderts aussehen? Das Buch liefert ausführliche, aus seiner Praxis als Lehrer geschöpfte, anschauliche und inspirierende Antworten auf eine der drängendsten Fragen der aktuellen Bildungspolitik.
Blume wendet sich in seinem Buch als einer der Wenigen im Diskurs um Bildungs- und Schulpolitik, statt messbaren Leistungserhebungen, dem tatsächlichen Lernen zu. “Die Voraussetzungen, die in der Schule geschaffen werden, sind wichtiger als ein zuvor definiertes Endprodukt”, heißt es. Vielmehr ginge es darum, Schüler:innen zum Lernen zu befähigen, als ihnen durch Curricula bestimmte (trotzdem relevante) Inhalte zu vermitteln, so heißt es im Buch: “Wenn ich lernen kann, kann ich alles sein”. Die Frage nach dem Nutzen bestimmter Inhalte solle durch die Frage nach ihrer Relevanz abgelöst werden.
Während die verschiedenen Dimensionen der Bildung und des Lernens immer mehr veranschaulicht werden, wird Leser:innen noch einmal bewusst: Die Art und Weise, wie Schüler:innen lernen und wie sich das Schulsystem an den digitalen Wandel anpasst, hat solch ein gesellschaftliches Gewicht, dass ihre Bedeutung kaum überschätzt werden kann.
In “Warum noch lernen?” untersucht und hinterfragt Bob Blume das gegenwärtige Schulsystem und seine Struktur ganz grundlegend. Brauchen wir das noch? Wieso gibt es das überhaupt? Ist das noch zeitgemäß? All diese Fragen führen dazu, dass Leser:innen das eingestaubte Fundament des Schulsystems infrage stellen. Dabei zeichnen sich seine Ausführungen durch den Blick auf die digitale Zukunft aus einer Perspektive der sozialen Gerechtigkeit und Chancengerechtigkeit aus. Dass wir noch lernen sollten, das stellt Blume nicht infrage. Es kommt jedoch darauf an, wie dieses Lernen gestaltet ist, ob es für Schüler:innen sinnstiftend ist und ob es für sie eine persönliche Relevanz hat, “Denn sinnstiftendes Lernen, das als motivierend und relevant wahrgenommen wird, ist der Grundbaustein für ein erfülltes Leben”.
Bob Blume macht in seinem neuen Buch klar: Das System Schule braucht einen Wandel, denn unter den gegenwärtigen Umständen funktioniert es weder für Schüler:innen, noch Lehrkräfte oder Eltern. Er stößt einen Diskurs an, welchen der Bildungsbereich, vor dem Hintergrund anhaltender Krisen durch Lehrkräftemangel, Investitionsstau und sozialer Ungerechtigkeit, bitter nötig hat und trägt mit einer wissenschaftlich fundierten und praxisorientierten Abhandlung dieser strukturellen Probleme dazu bei, das System Schule als Ganzes umzugestalten. Dabei gelingt es ihm, nicht lediglich die allbekannten Mängel des aktuellen Schulsystems zu benennen, sondern konkrete Handlungsforderungen für Politik und Personal aufzustellen.
Alles in allem bietet Bob Blumes innovative Lösungsansätze und Impulse für die Baustellen des deutschen Schulsystems. Sein Buch “Warum noch lernen?” ist nicht nur Lehrkräften zu empfehlen, sondern spricht mit Sicherheit auch Schüler:innen, Eltern und alle, die sich für Bildungspolitik interessieren, an. Es ist für 22 Euro als Print-Ausgabe und für rund 16 Euro als digitale Version erhältlich. Wie seht ihr es: Was ist eurer Meinung nach die drängendste Baustelle im deutschen Bildungssystem?
Hamburg. Die Hamburger Schulbehörde ist wegen eines umstrittenen Newsletters, den sie an alle Hamburger Schulen verschickt hat, in die Kritik geraten. Das Schreiben erinnerte an den Jahrestag des Hamas-Angriffs auf Israel und forderte die Schulen auf, auf große Gesten wie Schweigeminuten und Trauerappelle zu verzichten und stattdessen 1000 Kraniche der Hoffnung zu falten. Dies löste vor allem bei der Hamburger CDU Empörung aus, die von einem “handfesten Skandal” sprach. CDU-Chef Dennis Thering: "Wo, wenn nicht in der Schule, soll Raum für Trauerbewältigung gegeben werden?
Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) distanzierte sich von dem Schreiben und kündigte eine umfassende Aufarbeitung an: “Dieser Newsletter wird inhaltlich und formell aufgearbeitet. Konkrete Konsequenzen werden im Rahmen der Aufarbeitung ziehen.” Verfasst wurde der Newsletter vom Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung, das zwar zur Schulbehörde gehört, aber in pädagogischen Fragen unabhängig agiert. Offenbar wurde der Newsletter nicht mit der Schulsenatorin abgestimmt.
Der Vorfall löst eine Diskussion darüber aus, wie Schulen mit emotional aufgeladenen und politisch komplexen Themen wie dem Nahostkonflikt umgehen sollten. Der Aufruf, auf Gedenkgesten zu verzichten, zeigt die Schwierigkeit, in Schulen einen angemessenen Rahmen für solch sensible Themen zu finden. Es bedarf eines Ansatzes, der die emotionale Betroffenheit der Schüler:innen berücksichtigt und zugleich Raum für verschiedene Perspektiven lässt.
Statt starrer Verbote, wie sie im Hamburger Fall vorgeschlagen wurden, könnten alternative pädagogische Formate eine bessere Lösung sein. Ein Beispiel dafür sind die “Trialoge”, die von Jouanna Hassoun und Shai Hoffmann entwickelt wurden. In diesen Formaten werden unterschiedliche Ansichten zum Nahostkonflikt thematisiert, und Schüler:innen erhalten die Möglichkeit, ihre Emotionen zu äußern, ohne dass eine dominante Meinung vorgegeben wird.
Für Lehrkräfte ist es wichtig, einen “sicheren Raum” für respektvolle und sachliche Diskussionen zu schaffen. Der Hamburger Vorfall verdeutlicht, wie entscheidend es ist, Lehrkräften das Vertrauen zu geben, mit sensiblen Themen wie dem Nahostkonflikt umzugehen. Initiativen wie das “Trialog” zeigen, dass solche Themen auch im Schulalltag offen und differenziert behandelt werden können, ohne dass starr reglementiert wird.
Indem Schulen Raum für Trauer und Reflexion bieten und gleichzeitig die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit schwierigen historischen und politischen Themen schaffen, leisten sie einen wichtigen Beitrag zur emotionalen Verarbeitung und zur Förderung kritischen Denkens.
Dieser Artikel ist ein Kommentar unserer Redakteurin und stellt ihre persönliche Meinung dar. Er spiegelt nicht zwangsläufig die Ansichten der gesamten Redaktion wider.
Im ersten Teil dieses Kommentars habe ich einen Überblick über die Entstehung und Entwicklung der Debatte um gendergerechte Sprache gegeben und dargelegt, warum diese Diskussion nicht nur gerechtfertigt, sondern notwendig ist. Doch damit allein ist es nicht getan. Die Debatte ist oft festgefahren und emotional überladen, was einer sachlichen Auseinandersetzung im Weg steht. Deshalb möchte ich die Pro- und Contra-Argumente zur gendergerechten Sprache im Kontext von Schule und Bildung gegenüberstellen – mit dem Ziel, die Diskussion wieder auf den Weg einer konstruktiven Auseinandersetzung zu bringen.
Warum habe ich mich überhaupt entschieden, mich in gleich zwei Kommentaren diesem doch recht heiklen Thema zu widmen? Zum einen liegt es in der Natur meines Studiums. Als Germanistikstudentin setze ich mich intensiv mit Sprache auseinander – und Gendern lässt sich dabei schlicht nicht ausblenden. Sprache ist schließlich nicht nur ein Werkzeug, sondern prägt, wie wir die Welt wahrnehmen und verstehen.
Zum anderen gab es einen ganz konkreten Anlass für diese geistigen Ergüsse. Wir erhalten regelmäßig Zuschriften über Social Media oder direkt in die Redaktion. Die meisten betreffen inhaltliche Themen unserer Berichterstattung oder Vorschläge solcher. Doch in einem Fall ging es ganz explizit um das Gendern, und diese Rückmeldung brachte mich zum Nachdenken. Was mich dabei beschäftigt hat, möchte ich gerne mit euch teilen.
Die Zuschrift bezog sich auf eine Kurzmeldung, die ich kurz zuvor verfasst hatte. Der Verfasser kritisierte meine Verwendung von z.B. “Drittklässler:innen” und “Schüler:innen”. Er argumentierte, dass diese Formen die Verständlichkeit, Lesbarkeit und Übersetzbarkeit beeinträchtigen. Dabei bezog er sich auf die Pressemitteilungen des Rats für deutsche Rechtschreibung von 2021 und 2023, wonach Sonderzeichen innerhalb von Wörtern kein Bestandteil des amtlichen Regelwerks sind. Weiterhin stellte der Verfasser die Frage, warum wir nicht in den Überschriften gendern, wenn wir es im Text für so wichtig halten. Die Kritik gipfelte in der Anmerkung, dass, wenn wir uns nicht konsequent an das Regelwerk halten, die Person daran zweifelt, ob wir Lehrkräfte, Schüler und Eltern bei der Bewältigung der schulischen Herausforderungen unterstützen können.
Puh, da musste ich erstmal durchatmen. Solch detaillierte und mehr oder weniger konstruktive Mails erhält man ja nicht alle Tage. Der eigentliche Inhalt der Kurzmeldung rückte sehr in den Hintergrund. Da ich zumindest in Teilen nachvollziehen kann, woher die angesprochenen Punkte rühren, möchte ich sie gerne einmal erläutern. Warum gendern wir? Ganz einfach: Wir haben uns als Redaktion und ZDB bewusst dazu entschieden. Es ist eine Grundsatzentscheidung, die wir getroffen haben, weil wir davon überzeugt sind, dass Sprache Sichtbarkeit schafft und zur Inklusion beiträgt. Ist uns bewusst, dass wir damit gegen Teile des amtlichen Regelwerks verstoßen? Selbstverständlich wissen wir das. Wir (genauer gesagt ich) haben ja auch schon über diese Festlegungen berichtet. Sollten wir deswegen gleich von der Sprachpolizei verhaftet werden? Wohl kaum. Uns ist klar, dass das Gendern mit Sonderzeichen derzeit nicht im amtlichen Regelwerk verankert ist, aber das hält uns nicht davon ab, unsere redaktionelle Freiheit zu nutzen.
Und warum gendern wir nicht in Titeln und Zwischenüberschriften? Nun, hier kommt die Technik ins Spiel. SEO-technisch ist es leider nicht möglich, in diesen Bereichen zu gendern, ohne die Auffindbarkeit unserer Artikel einzuschränken. Wenn wir das täten, würden uns weniger Menschen lesen oder überhaupt finden – und das wollen wir natürlich nicht. Für uns ist das eine technische Hürde, keine inhaltliche Abweichung von unseren redaktionellen Prinzipien.
Bevor wir zu den Pro- und Contra-Argumenten kommen: Warum dieser Exkurs über Leserzuschriften und redaktionelle Entscheidungen? Die Zuschrift, die mich zu diesem Kommentar inspiriert hat, war nicht nur eine kurze Rückmeldung, sondern eine ausführliche und sehr bestimmte Kritik. Sie setzte sich intensiv mit sprachlichen Normen auseinander, forderte Konsequenz und stellte unsere redaktionellen Prinzipien infrage. Solche Zuschriften spiegeln wider, wie festgefahren die Debatte häufig geführt wird: Zwischen klarer Zustimmung und entschiedener Ablehnung bleibt oft wenig Raum für Zwischentöne. Doch gerade diese Rückmeldungen sind wertvoll, weil sie die unterschiedlichen Perspektiven und die emotionale Natur dieser Diskussion beleuchten – und sie verdeutlichen, warum es wichtig ist, die Debatte zurück in sachliche Bahnen zu lenken.
Sprache spiegelt die gesellschaftliche Wirklichkeit wider – und diese besteht nicht nur aus Männern, sondern ebenso aus Frauen und nicht-binären Menschen. Gendergerechte Sprache schafft (im besten Fall) Sichtbarkeit für all diese Gruppen und trägt so zu gleichberechtigter Repräsentation bei. Im Bildungsbereich, wo junge Menschen lernen, die Welt zu verstehen, ist es essenziell, diese Vielfalt auch sprachlich zu verankern. Schulen und Universitäten tragen die Verantwortung, den gesellschaftlichen Fortschritt hin zu mehr Gerechtigkeit zu fördern und dabei alle Geschlechter einzubeziehen.
Gendergerechte Sprache ist nicht einfach eine “politische Agenda”, sondern eine Frage der Gerechtigkeit. Wenn in Schulen und Universitäten konsequent alle Geschlechter sprachlich berücksichtigt werden, trägt dies zur Gleichberechtigung bei. Das generische Maskulinum lässt Frauen und nicht-binäre Personen oft unsichtbar erscheinen, während gendergerechte Sprache ihnen einen Platz in der gesellschaftlichen Wahrnehmung sichert. Sprache prägt unsere Wahrnehmung, und durch eine bewusste Verwendung von gendergerechten Formen kann die Sichtbarkeit gestärkt werden.
Gendergerechte Sprache hilft dabei, traditionelle Geschlechterstereotypen abzubauen. Gerade im schulischen Kontext, wo Normen und Rollenbilder vermittelt werden, spielt die Sprache eine wichtige Rolle. Es gibt Studien, die darauf hindeuten, dass Mädchen und junge Frauen durch gendergerechte Sprache eher Berufe in Betracht ziehen, die traditionell als männlich gelten. So wird durch die Sprache ein Umfeld geschaffen, in dem alle Geschlechter gleiche Chancen und Möglichkeiten haben.
Bildungseinrichtungen haben die Aufgabe, junge Menschen auf eine pluralistische und inklusive Gesellschaft vorzubereiten. Gendergerechte Sprache fördert nicht nur die Gleichberechtigung, sondern auch das Bewusstsein dafür, dass Geschlecht ein Spektrum ist und nicht auf binäre Kategorien beschränkt werden kann. Durch die sprachliche Repräsentation aller Geschlechter lernen Kinder, Jugendliche und Studierende, dass Vielfalt ein zentraler Bestandteil unserer Gesellschaft ist und respektiert werden muss.
Gendergerechte Sprache allein wird die tief verwurzelten Ungleichheiten in der Gesellschaft nicht lösen. Zwar sorgt sie für sprachliche Sichtbarkeit, doch reale Probleme wie Lohnungleichheit oder Diskriminierung in der Arbeitswelt werden dadurch nicht automatisch behoben. Worten müssen Taten folgen. Allerdings kann gendergerechte Sprache als erster Schritt verstanden werden, der die Grundlage für tiefgreifendere gesellschaftliche Veränderungen legt. Sie ist ein wichtiges Signal, aber nur ein Teil einer umfassenderen Lösung.
Ein häufig geäußerter Kritikpunkt ist, dass gendergerechte Sprache Texte komplizierter und schwerer lesbar macht. Dies kann besonders im Bildungsbereich problematisch sein, wo es darauf ankommt, dass Lerninhalte schnell und einfach verstanden werden. Der Genderstern oder der Doppelpunkt stören den Lesefluss und lenken vom eigentlichen Inhalt ab. Zudem wird die Barrierefreiheit erschwert, da Menschen mit Seheinschränkung oder Lernschwierigkeiten Probleme haben können, gegenderte Texte korrekt zu erfassen. In einem Bereich wie Bildung, wo es auf Klarheit und Zugänglichkeit ankommt, ist dies ein wesentlicher Nachteil. Besonders für Lernende, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, erschwert Gendern das Verständnis.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass gendergerechte Sprache das Geschlecht in den Vordergrund rückt, auch in Kontexten, in denen es irrelevant ist. Im Bildungsbereich, wo es oft um neutrale Wissensvermittlung geht, könnte die ständige Hervorhebung des Geschlechts ablenkend wirken. Dadurch könnte die eigentliche Botschaft des Unterrichts in den Hintergrund treten, während der Fokus auf der Formulierung bleibt.
Gendergerechte Sprache ist nicht nur eine Frage der Absicht, sondern auch der Umsetzung. Es gibt keine einheitlichen Regeln, ob und wie gegendert werden soll, was zu Verwirrung führen kann. In wissenschaftlichen Texten oder im Schulalltag variiert die Praxis: An einigen Orten wird Gendern als Fehler gewertet, sodass es in Klausuren und Prüfungen sogar zu Punktabzug kommen kann. Diese fehlende Einheitlichkeit erschwert die Anwendung und sorgt für Unsicherheit darüber, was erlaubt und ist und was nicht. Das Fehlen eines “goldenen Standards” macht es zudem schwieriger, gendergerechte Sprache (oder deren Verbot) im Bildungssystem fest zu verankern.
Wer auf der Suche nach weiteren Argumenten für und gegen das Gendern allgemein ist, kann hier fündig werden (selbstverständlich besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit):
Die Idee hinter gendergerechter Sprache ist ohne Zweifel eine richtige und wichtige. Sprache formt unser Denken, und wer in der Sprache nicht sichtbar ist, bleibt auch gesellschaftlich oft unsichtbar. Doch so klar das Ziel auch ist, die Umsetzung stellt uns vor Herausforderungen. Gendern bringt Komplexität und Uneinheitlichkeit mit sich. Im Bildungsbereich, wo klare Regeln und einheitliche Vorgaben besonders wichtig sind, sorgt das für Verwirrung – und von der haben wir schon genug.
Mancherorts wird das Gendern als Fehler gewertet, an anderen wird es gefördert – und dazwischen herrscht Unsicherheit, was erlaubt ist und was nicht. Diese fehlende Konsistenz erschwert die Anwendung und macht die Diskussion nicht nur für Lehrkräfte und Studierende, sondern auch für den schulischen Unterricht selbst zu einer Hürde. Dass Gendern Texte schwerer verständlich und weniger barrierefrei machen kann, verstärkt diese Problematik.
Doch bei all diesen Schwierigkeiten dürfen wir das eigentliche Ziel nicht aus den Augen verlieren: Eine gerechtere, inklusivere Gesellschaft, in der Sprache alle Menschen abbildet – unabhängig von ihrem Geschlecht. Auch wenn die sprachliche Umsetzung kompliziert und in Teilen unvollkommen ist, bleibt das Anliegen, das sie verfolgt, von entscheidender Bedeutung. Ganz bestimmt ist Gendern nicht “die eine” Lösung, schließlich scheitern wir grandios an der Umsetzbarkeit und Einheitlichkeit. Aber sollte man es trotzdem dürfen?
In diesem Kontext lautet meine Antwort nun eindeutig: Definitiv. Denn auch wenn der Weg dorthin steinig ist, bleibt gendergerechte Sprache für mich ein erster, wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Gleichberechtigung und Inklusion – und in Bildungseinrichtungen sollte genau das gefördert werden.
Künstliche Intelligenz (KI) ist inzwischen fest in unserem Alltag verankert und nicht mehr wegzudenken. Seit der kostenlosen Veröffentlichung des generativen Sprachmodells ChatGPT im November 2022 steht auch der Einsatz von KI im Bildungsbereich verstärkt im Fokus öffentlicher Diskussionen. Der zunehmende Einsatz von KI stellt sowohl Schüler:innen als auch Lehrkräfte vor eine Bandbreite neuer Herausforderungen und Chancen.
Eine YouGov-Umfrage ergab, dass bereits 71 Prozent der jungen Menschen in Schule und Studium ChatGPT für ihre Hausaufgaben und Studienarbeiten nutzen. Ähnlich sieht es bei den Lehrkräften aus: Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom nutzt bereits die Hälfte von ihnen KI im Schulalltag zur Unterrichtsvorbereitung und Wissensvermittlung. 28 Prozent der befragten Lehrer:innen planen, KI in Zukunft einzusetzen, während nur 11 Prozent den Einsatz grundsätzlich ablehnen.
Doch was bedeutet der zunehmende Einsatz von KI für Schüler:innen und Lehrkräfte? Wie gehen Bildungseinrichtungen mit der Integration von KI um? Welche Chancen und Herausforderungen bringt der Einsatz mit sich? Und vor allem: Kann KI Lehrkräfte in Zukunft unterstützen oder gar ersetzen?
Zunächst ist es wichtig, zu verstehen, was Künstliche Intelligenz (KI) überhaupt ist. KI ist ein Teilgebiet der Informatik, das menschliche kognitive Fähigkeiten nachahmt, indem es Muster in Daten erkennt und verarbeitet. Sie kann entweder auf programmierten Prozessen oder auf maschinellem Lernen beruhen.
In den letzten Jahren hat allen voran das maschinelle Lernen große Fortschritte gemacht, vor allem dank der Verfügbarkeit großer Datenmengen und leistungsstarker Computer. Dabei lernt ein Algorithmus durch Wiederholung selbständig, eine Aufgabe zu lösen, ohne dass ein fester Lösungsweg vorgegeben ist. Ein Beispiel dafür ist ein Roboter, der durch Ausprobieren und Feedback lernt, Gegenstände richtig zu greifen und zu transportieren.
Was zunächst abstrakt klingt, ist längst Teil unseres Alltags, oft, ohne dass wir es merken: KI personalisiert Empfehlungen beim Online-Shopping, optimiert Suchmaschinen, digitale Assistenten wie Siri oder Alexa helfen bei der Organisation des Alltags, Übersetzungstools nutzen Künstliche Intelligenz für sprachliche Anpassungen, Smart Homes und Städte werden durch KI gesteuert, um Energie zu sparen und den Verkehr zu optimieren und Autos verfügen über KI-basierte Sicherheitsfunktionen.
KI ist also nicht mehr nur ein Zukunftskonzept, sondern bereits ein integraler Bestandteil des täglichen Lebens, der es in vielen Bereichen unbemerkt effizienter und komfortabler macht. Auch im Bildungsbereich eröffnet der Einsatz von KI neue Möglichkeiten, die das Lehren und Lernen effizienter gestalten können. Angesichts der breiten Anwendung im Alltag stellt sich nun die Frage, wie KI gezielt eingesetzt werden kann, um den Schulalltag zu erleichtern und Lehrkräfte zu entlasten.
Durch den rasanten technologischen Fortschritt sehen sich Lehrkräfte oft mit zusätzlichen Hürden konfrontiert, wenn es um den Einsatz digitaler Werkzeuge im Unterricht geht: Computerräume müssen gebucht, Beamer organisiert und Programme installiert werden. Zudem trägt Technologie nicht immer zu einer Verbesserung des Fachwissens bei und kann den Lernprozess sogar negativ beeinträchtigen. Künstliche Intelligenz könnte hier Abhilfe schaffen, indem sie nicht nur theoretische Vorteile bietet, sondern auch praktische Lösungen für altbekannte Herausforderungen im Schulalltag liefert.
Ein Beispiel ist der Umgang mit Heterogenität: In einer Klasse mit über 25 Schüler:innen variieren die Lerngeschwindigkeiten und Fähigkeiten stark. Während ein:e Schüler:in im Englischunterricht sofort das Simple Past versteht, hat jemand anderes noch Schwierigkeiten mit dem Simple Present. Im Mathematikunterricht kann jemand bereits Funktionen analysieren, während eine andere Person noch mit der schriftlichen Division kämpft. KI könnte den Unterricht so gestalten, dass alle genau die Unterstützung oder Herausforderung bekommen, die sie benötigen.
Um dies zu gewährleisten, ist es wichtig, beim Einsatz von KI im Bildungsbereich zwischen generativer künstlicher Intelligenz und intelligenten Tutorsystemen zu unterscheiden. Beide basieren auf KI, haben jedoch unterschiedliche Funktionen. Generative KI, wie ChatGPT, erzeugt menschenähnliche Texte und kann auf vielfältige Fragen reagieren oder kreative Inhalte generieren. Allerdings basiert ihre Leistung, wie oben beschrieben, auf trainierten Daten und sie kann weder tiefes Fachwissen vermitteln noch individuell auf Lernende eingehen. Intelligente Tutorensysteme hingegen bieten personalisiertes Lernen und simulieren Einzelunterricht. Sie passen den Unterricht an den Lernfortschritt an, erkennen Schwächen und bieten gezielte Übungen oder Erklärungen an. Diese Systeme stellen sich also individuell auf den Lernenden ein und bieten gezieltes Feedback.
Am Oskar-Maria-Graf-Gymnasium in Neufahrn bei München wird KI beispielsweise aktiv eingesetzt, um Lehrkräfte zu entlasten. Lehrer:innen testen, wie KI bei der Textkorrektur und Analyse von Leistungen helfen kann. Englischlehrerin Beate Giehrl nutzt z.B. ein Lernspiel, das die Fortschritte der Schüler:innen überwacht und so Korrekturarbeit reduziert. Auch bei der Übersetzung von Texten bei Sprachbarrieren wird KI als nützliches Werkzeug eingesetzt. Darüber hinaus hat sich das Textanalysetool PEER, das Texte analysiert und Feedback zu Satzbau, Ausdruck und Struktur gibt, als sehr hilfreich erwiesen.
Dennoch bewegen sich Lehrkräfte beim Thema KI noch auf unsicherem Terrain, da viele zentrale Fragen aus Politik und Gesellschaft bislang unbeantwortet sind. Was passiert beispielsweise, wenn Schüler:innen der Nutzung einer KI-Software aus Datenschutzgründen nicht zustimmen möchten? Angesichts offener Fragen wie dieser wird die Debatte um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Bildungswesen wohl noch länger anhalten und es gilt, Vor- und Nachteile abzuwägen (Lehrer News berichtete). Eines steht jedoch fest: Gezielt eingesetzt kann KI Lehrkräfte effektiv unterstützen, individuelle Lernbedürfnisse besser berücksichtigen und einige der täglichen Herausforderungen im Schulalltag nachhaltig lösen.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die entscheidende Frage: Könnten Lehrkräfte durch KI künftig ersetzt werden? Lassen wir die KI doch selbst zu Wort kommen: Auf die Frage “Kannst du eines Tages Lehrer:innen ersetzen?” antwortet ChatGPT: “Das ist eine spannende Frage! Künstliche Intelligenz wie ChatGPT kann Lehrkräfte in bestimmten Bereichen unterstützen, zum Beispiel bei der Wissensvermittlung, der Beantwortung von Fragen oder dem Erstellen von Lernmaterialien. Allerdings sind Lehrer mehr als nur Wissensvermittler. Sie fördern soziale und emotionale Kompetenzen, bieten individuelle Unterstützung und bauen eine persönliche Beziehung zu ihren Schülern auf – Dinge, die eine KI momentan nicht leisten kann.” Für ChatGPT bleiben Lehrkräfte demnach unersetzlich, da ihre Rolle weit über die reine Wissensvermittlung hinausgeht.
Ob Lehrkräfte durch KI überflüssig werden könnten und welchen Nutzen KI für das Lernen in der Schule hat, wird derzeit im Rahmen des Projekts “KI4S’cool” von 1000 Schüler:innen in Hessen getestet. Im Albert-Einstein-Gymnasium in Schwalbach bearbeiten 20 Schüler:innen der elften Klasse auf ihren Tablets verschiedene Multiple-Choice-Fragen zu unterschiedlichen Themen der Physik. Nachdem sie eine Antwort ausgewählt haben, erhalten sie direkt eine Rückmeldung über die Richtigkeit ihrer Wahl. Anschließend wird der Lösungsweg umfassend und auf verschiedenen Ebenen dargestellt. Die Jugendlichen können außerdem bewerten, wie herausfordernd sie die Aufgabe empfanden und welche der Erklärungsformen ihnen am meisten geholfen hat.
Bis zu diesem Punkt ähnelt das Vorgehen den gängigen digitalen Lernprogrammen und hat noch keinen Bezug zu Künstlicher Intelligenz. Der Einsatz von KI erfolgt erst im darauffolgenden Schritt: Jochen Kuhn, Leiter des Projekts, erklärt, dass für das Training einer KI zunächst Daten benötigt werden. Diese erhält sie beispielsweise durch die Rückmeldung der Schüler:innen über den Schwierigkeitsgrad einer Aufgabe oder welche Erklärung besonders hilfreich war. Im nächsten Schritt erhalten die Schüler:innen dann Aufgaben, die für sie besonders geeignet sind. “Jeder und jede lernt dann individuell und nach eigenem Tempo”, erklärt Kuhn. Er ist auch davon überzeugt, dass es in absehbarer Zeit nicht möglich sein wird, Lehrkräfte durch Künstliche Intelligenz zu ersetzen, da der Mensch als “Kontrollinstanz” unverzichtbar bleibe und den pädagogisch-didaktischen Rahmen vorgeben müsse. Als unterstützendes Werkzeug, das den Unterricht bereichert, wird KI jedoch immer wichtiger.
Auch der Freiburger Gymnasiallehrer Patrick Bonner sieht KI nicht als Ersatz für Lehrkräfte: “Lernen ist und bleibt ein sozialer Prozess. KI kann mich hier unterstützen, aber kann mich auf keinen Fall ersetzen”, betont er. Bonner selbst nutzt für seinen Unterricht eine datenschutzkonforme Version von ChatGPT. Er legt aber großen Wert darauf, dass seine Schüler:innen immer bessere “Prompts” formulieren können und gleichzeitig die Antworten des Bots kritisch reflektieren.
Einen weiteren interessanten Einblick gibt die Studie des McKinsey Global Institute (MGI), dem volkswirtschaftlichen ThinkTank der Unternehmensberatung McKinsey & Company aus dem Jahr 2023, die zeigt, dass generative KI (GenAI) ein enormes Potenzial für die globale Wirtschaft hat. Für den Lehrberuf stellt die Studie fest, dass GenAI insbesondere bei der Erstellung von Unterrichtsmaterialien und Aufgaben ein erhebliches Automatisierungspotenzial bietet. So könnten Lehrkräfte entlastet werden, indem KI etwa erste Entwürfe von Aufgaben generiert, die dann von Menschen überprüft und angepasst werden. Dies könnte Lehrkräften mehr Zeit für wertvolle Tätigkeiten wie die individuelle Betreuung von Schüler:innen oder die Moderation von Diskussionen ermöglichen. Damit würde GenAI den Lehrberuf nicht ersetzen, sondern ergänzen und bereichern.
KI und Mensch sind sich also einig: Lehrkräfte werden nicht überflüssig. Sie sind und bleiben essenziell für den Bildungsprozess und sind unverzichtbar. Künstliche Intelligenz kann zwar viele Aufgaben im Schulalltag erleichtern, wie z.B. Lernmaterialien automatisiert erstellen und individuell auf die Lernbedürfnisse der Schüler:innen eingehen, doch die menschliche Komponente bleibt unentbehrlich. Lehrkräfte fördern nicht nur fachliches Wissen, sondern auch soziale und emotionale Kompetenzen, die durch KI nicht ersetzt werden können. Wie steht ihr zu diesem Thema? Seht ihr KI als Unterstützung in eurem Schulalltag oder eher als Herausforderung? Und wie plant ihr die Integration von KI in euren Unterricht?
In der Schule lernen wir Gedichtanalysen und E-Funktionen, aber wie man eine Steuererklärung erstellt oder Altersarmut vermeidet? Fehlanzeige. Schule sollte aufs Leben vorbereiten. Was bringt es jungen Menschen, wenn sie Goethes Faust durchdrungen haben, aber nicht wissen, worauf sie bei Verträgen und Versicherungen achten sollten? Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger und Bundesfinanzminister Christian Lindner haben am 24.09. den Vorschlag der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für eine nationale Finanzbildungsstrategie für Deutschland entgegengenommen. Die OECD empfiehlt folgende fünf Themenbereiche der Finanzbildung auf Bundes- und Landesebene zu fördern: langfristiges Sparen und Altersvorsorge, Teilnahme am Finanz- und Kapitalmarkt, Haushaltsplanung, Verhinderung von Überschuldung und verantwortungsvoller Umgang mit Krediten, Stärkung der digitalen Finanzkompetenz und Umsetzung von Nachhaltigkeitspräferenzen (Sustainable Finance). Und wo könnte man besser mit Finanzbildung starten als in der Schule? Anlässlich des “Festival für Finanzbildung”, welches das Bundesministerium der Finanzen und das Bundesministerium für Bildung und Forschung am 15. Oktober veranstalten, haben wir deshalb überlegt, wie wir diese fünf Themenbereiche an Schulen umsetzen würden und welche Finanzthemen noch an Schulen gelehrt werden sollten.
Was ist überhaupt Geld und wie funktioniert der Handel damit? Schon Grundschüler:innen haben über Taschengeld und Spardose Berührungspunkte mit Bargeld und können so spielerisch an Finanzthemen herangeführt werden. Noch weiter geht der Autor Bodo Schäfer mit seinem Buch “Ein Hund namens Money”. In erzählerischer Form erklärt er die Prinzipien zum Aufbau eines Vermögens. Die Story: Die 11-jährige Kira entdeckt einen verletzten Labrador und tauft ihn Money, weil er immer hellhörig wird, sobald ihre Eltern über finanzielle Probleme sprechen. Schon bald stellt sich heraus, dass Money ein wahres Finanzgenie ist. Ebenfalls für Grundschüler:innen, aber auch für die Sekundarstufe II eignen sich die Unterrichtsmaterialien “Schule und Bildung” der Bundesbank, um über grundlegende Zusammenhänge in Sachen Geld zu sprechen. Die Materialien enthalten unter anderem Arbeitsblätter zu Finanzthemen und ausstanzbares Spiel- und Rechengeld.
Was Bargeld ist und wie es funktioniert, ist für viele Kinder greifbar, weil sie es im Alltag selbst benutzen, wenn sie sich beim Flohmarkt etwas dazuverdienen oder ihr Taschengeld beim Kiosk in saure Schnüre investieren. Schwieriger wird es bei der Vorstellung davon, was ein Konto ist. Mit der “Knax App” der Sparkasse können Eltern für kleine Kinder ein virtuelles Konto anlegen. Das ist kein echtes Girokonto, sondern soll nur helfen, Überblick über das Taschengeld zu behalten und das Prinzip eines Kontos kennenzulernen. Auch die OECD empfiehlt “Langfristiges Sparen” als Finanzthema in ihrer Finanzbildungsstrategie. Aber was tun, wenn man als junger Mensch fleißig gespart hat und nun ein schönes Sümmchen auf dem Girokonto hat? Hat man nicht gerade Eltern, die in Finanzfragen bewandert sind, lernt man die nächsten Stufen der Geldanlage, nämlich Tagesgeld und Festgeld, wahrscheinlich erst sehr viel später im Leben kennen. Dabei sind sie doch mit ihren verschiedenen Zinssätzen ein tolles Rechenbeispiel für den Unterricht. Und wer früh anfängt zu sparen, lernt auch früh den Wert von Geld kennen und ist so weniger gefährdet, in Schuldenfallen zu tappen.
Hier ein paar In-App-Käufe, da was mit Klarna bestellt und das Bezahlen auf später verschoben. Dank digitaler Zahlmöglichkeiten verliert man schnell die Übersicht, wohin das Geld fließt. Laut aktuellem SchuldnerAtlas Deutschland sind 5,65 Millionen Menschen in Deutschland überschuldet. “Möglicherweise ist dies zurückzuführen auf die steigende Nachfrage nach sogenannten 'Buy now, pay later'-Angeboten (BNPL), die einen Einstieg in die Überschuldungsspirale begünstigen”, heißt es dort. Ein Problem, das die OECD offensichtlich auch erkannt hat: “Stärkung der digitalen Finanzkompetenz” ist deshalb eines der fünf Themen, die künftig durch konkrete Maßnahmen gestärkt werden sollen. Dabei ist es für junge Menschen super wichtig, über Rechte und Pflichten bei Kaufverträgen aufgeklärt zu werden. Geschäftsfähigkeit und Taschengeldparagraf, Widerrufsfrist und Sachmängelhaftung, rechtliche Unterschiede zwischen Laden- und Onlinekauf – das Unterrichtsmaterial “Richtig reklamieren” von Stiftung Warentest vermittelt Schüler:innen der Klassen 8 bis 10 die scheinbar trockenen Fakten alltagsbezogen und schülerorientiert.
Wer Schulden hat und sie nicht abzahlen kann, bekommt schnell einen Schufa-Eintrag und damit richtig große Probleme. Denn mit Schufa-Eintrag ist es schwer einen neuen Handyvertrag zu bekommen oder eine Wohnung anzumieten. Es ist deshalb wichtig, dass wir jungen Menschen den Unterschied zwischen Wünschen und Bedürfnissen vermitteln. Brauche ich wirklich das neueste iPhone oder ist das nur ein Wunsch, den ich mir aktuell nicht erfüllen kann? Lohnt es sich dafür, einen Kredit aufzunehmen? Vermutlich sind sich die meisten jungen Menschen nicht mal bewusst, dass sie gerade einen Kredit aufnehmen, wenn sie “auf Pump” ein neues Handy bestellen. Besonders wichtig ist hier auch die Unterscheidung zwischen einem solchen Konsumkredit und beispielsweise einem Studienkredit wie BAföG. “Verhinderung von Überschuldung und verantwortungsvoller Umgang mit Krediten” empfiehlt auch die OECD.
Ein Thema, das zum Großteil erst nach der Schule relevant wird, aber dafür um so mehr: Steuern. Das Prinzip der Mehrwertsteuer lernen die meisten Schüler:innen noch während der Schulzeit kennen, wenn sie feststellen, dass sie für einen Burger im Restaurant 19 Prozent Steuern zahlen müssen, für einen Burger Zuhause aber nur sieben Prozent. Aber leider gibt es da ja so viel mehr Steuern, mit denen sich Erwachsene auskennen sollten! Kfz-Steuer, Grunderwerbsteuer und natürlich die liebe Lohnsteuer. Fast jeder muss sie zahlen, aber niemand lernt offiziell, wie das eigentlich geht. Der Bund der Steuerzahler bietet dafür extra das kostenfreie “Lernprogramm Einkommensteuer für Unterricht an Schulen” an, das sich an Schüler:innen ab der 9. Klasse richtet. Und warum nicht mal in der Schule eine anonymisierte Lohnsteuerbescheinigung gemeinsam durchgehen? Daran lässt sich wunderbar der Unterschied zwischen Brutto und Netto erklären und man sieht den Einfluss von Kirchensteuer und Steuerklassen auf das Gehalt. Ebenfalls einfach umzusetzen: Gemeinsam eine fiktive Steuererklärung erstellen. Gebt euren Schüler:innen ein fiktives Datenblatt zu einer Familie mit zwei Einkommen, zwei Kindern. Eine Person davon hatte im letzten Jahr Elternzeit, die andere pendelt zur Arbeit und hat ein Arbeitszimmer, beide zahlen in die Riesterrente ein. Schnappt euch dann ein Online-Steuerprogramm und gebt die Daten mal gemeinsam ein – ohne natürlich die Lohnsteuererklärung am Ende abzusenden.
Aktuell beträgt das Rentenniveau in Deutschland rund 50 Prozent des durchschnittlichen Einkommens, wenn man 45 Jahre lang eingezahlt hat. Seien wir mal ehrlich: Das ist viel zu wenig zum Leben. Kein Wunder also, dass Altersvorsorge ein Finanzthema ist, das Bund und Länder an Bürger:innen vermitteln sollten. Wer im Laufe seines Berufslebens nicht zusätzlich für den Lebensabend vorsorgt, wird selten genügend Geld zum Leben haben. Das hängt natürlich im Einzelfall vom Gehalt und dem Lebensstandard ab. Das Rentenniveau beschreibt ja nur einen Durchschnitt! Wer aber nicht gerade Fluglotsin ist und frugal lebt, der sollte privat fürs Alter vorsorgen. Wer jung ist, ist hier klar im Vorteil, was die private Vorsorge betrifft. Je länger der Anlagezeitraum ist, desto höher sind die Renditen, die zu erwarten sind. Eine Möglichkeit, das Thema “Teilnahme am Finanz- und Kapitalmarkt, wie es die OECD formuliert, ganz praktisch in der Schule anzugehen, sind Planspiele zum Thema Börse. Schüler:innen können so ganz praktisch (aber im Planspiel eben risikofrei) ausprobieren, was Aktien sind und wie sie zum Vermögensaufbau beitragen können. Idee für alle Eltern von finanztip: Direkt nach der Geburt einen ETF-Sparplan für euer Kind anlegen und ihn monatlich mit 100 Euro besparen. Laut finanztip.de habt ihr dann je nach Rendite nach 18 Jahren folgende Beträge zusammen: 42.827 Euro (3 Prozent Jahreszins), 51.999 Euro (5 Prozent Jahreszins) oder sogar 70.297 Euro (bei 8 Prozent, was der durchschnittlichen Jahresrendite beim ETF MSCI World seit 1975 entspricht). Das wäre doch ein schönes Startkapital fürs Leben! Diese Idee können eure Schüler:innen entweder für sich selbst beherzigen oder für ihre eigenen Kinder einplanen, was uns zum Thema Finanzen in Familie und Partnerschaft bringt.
Wenn ihr nur ein Finanzthema mit euren Schüler:innen besprechen könnt, dann bitte dieses: fairer Umgang mit Finanzen in Beziehungen und als Eltern. Ich bin immer wieder überrascht, wenn aufgeklärte, intelligente junge Menschen aus meinem Freundeskreis heiraten, ein Baby bekommen und dann plötzlich handeln, als hätten wir 1950. Wie selbstverständlich geht der Mann weiter arbeiten, die Frau geht in Elternzeit. Danach macht sie in Teilzeit weiter, aber bitte keine Leitungsposition, denn die Kinder gehen vor! Und der Mann? Klar, er geht weiter arbeiten. Das Argument: Er verdient ja mehr! Dass sich das auch nicht ändern wird, wenn man als Paar diesem System folgt, verstehen die meisten nicht. Das Problem dabei ist, dass die Frau finanziell abhängig von ihrem Partner wird. Das treibt viele Frauen in die Altersarmut. Durch die Teilzeitarbeit erhalten sie weniger Rentenpunkte und können sich oft keine private Rentenversicherung leisten. Auch ihr Gehalt steigt überwiegend nicht weiter an, weil sie nicht für Führungspositionen infrage kommen. Besonders bitter wird es, wenn sich Ehepaare scheiden lassen, womit man auf jeden Fall rechnen sollte. Laut Statista betrug die Scheidungsrate im Jahr 2023 von Ehen in Deutschland rund 35,74 Prozent. Auf drei Eheschließungen kam damit rechnerisch ca. eine Scheidung. Wird die Ehe geschieden, fällt oft auch die finanzielle Versorgung der Frau weg. Was also tun?
Sprecht mit euren Schüler:innen über ihre Lebensplanung. Es gibt konkrete Tipps, die ihr ihnen mit auf den Weg geben könnt, die ihnen viele (finanzielle) Probleme im Leben ersparen können. Auf die Themenliste gehören unbedingt folgende Punkte: Vor der Kinderplanung sollten Paare finanzielle Ausgleichszahlungen für den Elternteil besprechen, das sich vorrangig um das Kind kümmert. Noch besser wäre eine gerechtere Aufteilung der Care- und Haushaltsarbeit, sodass kein Elternteil auf Karrieresprünge und Rentenpunkte verzichten muss. Wichtig sind hierbei die Fragen der Kontoführung (beispielsweise 3-Konten-Modell), das Führen eines Haushaltsbuches, die Budgetierung des Haushalts (oder einer Haushaltsplanung, wie es die OECD nennt), die Aufteilung der Care-Arbeit, finanzieller Ausgleich und Ausgleich der Rentenpunkte für Care-Arbeit.
Ebenfalls eines dieser Themen, die man sich als junger Mensch so selbstverständlich vorstellt, weil es das in der Elterngeneration häufig war: der Hauskauf. Dann heißt es: Wenn ich mal heirate und wir Kinder bekommen, dann kaufen wir ein schönes Haus am Stadtrand! Doch, dass das heutzutage meist weit über eine halbe Million Euro kostet und damit für viele Familien nicht erschwinglich ist, lernen viele erst, wenn es so weit ist. Das Problem: Viele Menschen halten so sehr am Traum vom eigenen Haus fest, dass sie es kaufen, obwohl sie es sich gar nicht leisten können. Denn neben den einmaligen Kosten wie Kauf- und Nebenkosten, zahlt man für eine Immobilie fortlaufend Grundsteuer und Versicherungen. Außerdem muss man natürlich alle Reparatur- und Sanierungskosten selbst tragen: spätestens nach 30 Jahren braucht ein Haus eine neue Heizungsanlage und ein neues Dach. Aber auch Gartenpflege, Folgekosten durch Baumängel und die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben können ins Geld gehen. Natürlich hat das Kaufen einer Immobilie auch Vorteile: Man kann viele Dinge selbst entscheiden und gestalten und ist vor Mieterhöhungen sicher. Wer hier tiefer eintauchen will, dem sei das Buch “Kaufen oder Mieten” von Gerd Kommer dazu empfohlen. Wie kann ich so eine große Lebensfrage mit Schüler:innen besprechen? Zum einen ist hierfür das gemeinsame Hören und besprechen des Podcasts “Gold & Asche: Projekt Hauskauf” der ARD sehr zu empfehlen, auch eine gemeinsame Podiumsdiskussion bei der die Schüler:innen Pro und Contra des Immobilienkaufs besprechen, ist denkbar oder ihr nutzt unsere zweite Projektidee “Spiel des Lebens” weiter unten im Text.
Kapitalismus bringt Egoismus hervor, zerstört unsere Natur, verschärft die Schere zwischen Arm und Reich. Er bringt aber auch wettbewerbsbedingte Innovationen hervor, die unser Leben vereinfachen und verbessern. Und: Er ist nun mal das System, in dem wir leben und uns zurechtfinden müssen. Es ist für die Zukunft unseres Planeten unheimlich wichtig, dass junge Menschen verstehen, dass wir verantwortungsvoll mit den (finanziellen) Ressourcen umgehen müssen, die uns gegeben sind. Sie müssen sich ihrer Privilegien und der damit einhergehenden Verantwortung bewusst sein. Bei ihrer Anlageberatung und beim Vertrieb von Versicherungsanlageprodukten müssen Berater:innen seit 2022 ihre Kund:innen auch zu ihren Nachhaltigkeitspräferenzen befragen, heißt es auf der Webseite der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Nachhaltigkeit bei Finanz- und Versicherungsprodukten muss künftig ein wichtiges Kriterium für Bürger:innen sein, findet auch die OECD und nimmt “Nachhaltigkeitspräferenzen (Sustainable Finance)” in ihrer Finanzthemenliste auf. Bis der Vorschlag für eine Finanzbildungsstrategie der OECD angepasst, mit Leben gefüllt und umgesetzt wird, wird sicherlich noch einige Zeit vergehen. Hier deshalb drei Projektideen, wie Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter:innen schon heute das Thema Finanzen in der Schule vermitteln können.
1.Projektidee: Der FinanzFührerschein
Der FinanzFührerschein ermöglicht es Jugendlichen, wertvolle Finanzkompetenzen für den Alltag zu erlangen. Das Projekt ist an eine echte Führerscheinprüfung angelehnt. Wer die Prüfung erfolgreich besteht, erhält ein FinanzFührerschein-Zertifikat, das praxisnahes Finanzwissen bestätigt. Gut für Lehrkräfte zu wissen: Es gibt einen kleinen FinanzFührerschein für 13 bis15-jährige und einen großen FinanzFührerschein für 16 bis19-jährige. Es gibt interaktive Materialien, aber auch gedruckte Trainings- und Prüfungsbögen, falls keine Internetverbindung zur Verfügung steht. Der FinanzFührerschein ist ein Projekt des Vereins Schuldnerhilfe Essen e. V. und Aktion Mensch e. V. und die Materialien sind kostenlos.
2. Projektidee: Spiel des Lebens
Diese Idee eignet sich besonders für einen Projekttag, wenn ihr mehr Zeit mit euren Schüler:innen habt. Beim Spiel des Lebens könnt ihr die Stationen in verschiedenen Räumen aufbauen. Im ersten Raum wählen die Schüler:innen, je nach zu erwarteten Abschluss, einen Beruf aus. Im zweiten Raum suchen sie sich eine Wohnung aus. Es werden Verträge für Strom und andere Nebenkosten abgeschlossen. Auch Lebensmittel und Kosten für Freizeitaktivitäten werden ausgesucht. Eure Aufgabe als Lehrkraft ist es, jeden Beruf, den sich die Schüler:innen aussuchen, auch mit einem Gehalt zu versehen und alle Aktivitäten mit Kosten. Im letzten Raum füllen die Schüler:innen dann ein Haushaltsbuch aus. Schnell wird ihnen klar werden, wie hoch die Lebenshaltungskosten sind. Viele werden ihre Ausgaben unterschätzen und im Minus sein. Ein guter Anlass, um darüber zu sprechen, wie sie das im wahren Leben verhindern können!
3. Projektidee: Eine Schülerfirma gründen
Eine Schüler-Firma ist eine besondere Art von schulischem Projekt, bei dem Schüler:innen eigenständig eine Geschäftsidee entwickeln und darauf aufbauend ihr eigenes Unternehmen gründen. Schülerzeitung, Pausenverkauf, Nachhilfekurse oder selbst bedruckte Hoodies — die Möglichkeiten sind endlos. Schülerfirmen sind häufig längerfristig angelegte Projekte, die die Schüler:innen selbständig führen. Für euch als Lehrkräfte ist es wichtig zu wissen, dass die Schüler:innen das Einverständnis der Schulleitung brauchen und ihr die Aufsichtspflicht habt. Wenn Idee und Businessplan stehen, können die Schüler:innen loslegen. Vergesst nicht, dass die Schüler:innen sich auch um die Buchhaltung kümmern und beim örtlichen Finanzamt nachfragen müssen, ob sie steuerpflichtig sind.
Finanzielle Bildung ist im schulischen Kontext entscheidend, um junge Menschen besser auf das Leben vorzubereiten. Themen wie Steuern, Schuldenvermeidung, Altersvorsorge und Finanzplanung werden im aktuellen Lehrplan oft vernachlässigt, obwohl sie für den Alltag äußerst relevant sind. Projekte wie der FinanzFührerschein oder Schülerfirmen bieten praxisnahe Ansätze, um Schüler:innen wertvolle Finanzkompetenzen zu vermitteln. Umso wichtiger ist es, diese Themen verstärkt in den Unterricht zu integrieren, damit junge Menschen fundierte finanzielle Entscheidungen treffen können und nicht unvorbereitet in Schuldenfallen oder Altersarmut geraten. Welche Finanzthemen hättet ihr gerne schon in der Schule gelernt?
Der DigitalPakt Schule 2019-2024 ist auf der Zielgeraden. Mit dem Ende der Antragstellung im Mai 2024 sind 97 Prozent der Mittel im Basis-DigitalPakt Schule bewilligt. In den letzten zwölf Monaten sind im Basis-DigitalPakt Schule knapp eine Milliarde Euro an Bundesmitteln abgeflossen. Mit dem DigitalPakt Schule unterstützt der Bund verstärkte Investitionen der Länder und Gemeinden in die digitale Bildungsinfrastruktur: Er flankiert die Umsetzung der Strategie der Kultusministerkonferenz zur „Bildung in der digitalen Welt“ und legt damit die infrastrukturelle Grundlage. Damit eröffnet der DigitalPakt Schule den Weg vom „Lehren und Lernen mit digitalen Medien und Werkzeugen” hin zum Lernen und Lehren in einer sich stetig verändernden digitalen Realität.
Dazu erklärt Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger:
„Wir haben mit dem Digitalpakt fast alle Schulen in Deutschland erreicht. Uns ist es wichtig, dass Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler für eine moderne Unterrichtsgestaltung auf eine digitale Bildungsinfrastruktur zugreifen können. Es geht darum, gemeinsam unsere Schulen digitaler zu machen und das volle Potenzial digitaler Bildung auszuschöpfen. Da sind wir noch nicht am Ziel. Deswegen braucht es den Digitalpakt 2.0. Klar ist dabei, dass die Unterstützung des Bundes immer nur die nötigen Investitionen der Länder ergänzen kann.“
Christine Streichert-Clivot, Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und Ministerin für Bildung und Kultur des Saarlandes äußert sich dazu:
„Mit dem DigitalPakt Schule haben wir – wie nun am Ende seiner Laufzeit deutlich erkennbar, bedeutende Fortschritte erzielt und die digitale Ausstattung und Infrastruktur an unseren Schulen erheblich verbessert. Länderseitig sind die zur Verfügung stehenden Mittel fast vollständig in Projekten gebunden, so dass wir zu Recht behaupten können, den Grundstein für die digitale Transformation unserer Schulen gelegt zu haben. Aber Digitalisierung ist eine Daueraufgabe und um diese auch in Zukunft nicht zu gefährden, bedarf es wissenschaftlicher, politischer, administrativer, aber auch beachtlicher finanzieller Unterstützung in einer gemeinsamen, nationalen Kraftanstrengung. Die Länder sehen in einer Fortsetzung des DigitalPakts Schule die notwendige Voraussetzung für das Gelingen der Digitalisierung im Schulbereich. Ziel und Maßstab für unser Handeln ist, unsere Schülerinnen und Schüler mit allen Kompetenzen für die digitale Welt, in der wir leben, auszustatten.“
Hintergrund
Neben vielfältigen Maßnahmen und Programmen der Länder zur Förderung der Digitalisierung im Schulbereich ist der DigitalPakt Schule wesentlicher Antrieb dieses digitalen Transformationsprozesses. Er besteht aus mehreren Teilen: Erstens dem 2019 auf den Weg gebrachten Basis-DigitalPakt Schule für den Ausbau der Infrastruktur in den Schulen. Dafür stellt der Bund fünf Milliarden Euro zur Verfügung, die die Länder mit Eigenanteilen ergänzen. Zweitens den drei Zusatzvereinbarungen, die Bund und Länder im Zuge der Corona-Pandemie vereinbart haben: 500 Millionen Euro für ein Sofortausstattungsprogramm, damit Schulen mobile Endgeräte beschaffen und an Schülerinnen und Schüler ausleihen können, die Zuhause keine eigenen Geräte nutzen können, 500 Millionen Euro, um Leihgeräte für Lehrkräfte zu beschaffen sowie 500 Millionen Euro zur Förderung der Administration, um die Nutzbarkeit der digitalen Technik vor Ort zu sichern.
Insgesamt stehen im DigitalPakt Schule somit 6,5 Milliarden Euro des Bundes zur Verfügung. Diese Finanzmittel des Bundes werden von den Ländern mit zehn Prozent Eigenanteil auf 7,2 Milliarden Euro aufgestockt.
Von den zur Verfügung stehenden 6,5 Milliarden Euro in allen vier Programmteilen des DigitalPakt Schule sind bis Juni 2024 insgesamt 3,4 Milliarden Euro Bundesmittel abgeflossen. Das geht aus den Zahlen hervor, die die Länder halbjährlich an den Bund melden.
Im Sofortausstattungsprogramm zur Anschaffung von Leihgeräten für Schülerinnen und Schüler sowie im Zusatzprogramm zur Anschaffung von Leihgeräten für Lehrkräfte waren zum Stichtag 30. Juni 2024 die Mittel nahezu vollständig verausgabt.
Auch im Zusatzprogramm für Administration ist ein Anstieg in Mittelbindung und Mittelabfluss zu verzeichnen. Zum Stichtag 30. Juni 2024 waren insgesamt 77 Prozent der Mittel gebunden. Dies entspricht einem Anstieg von etwa 156 Millionen Euro im Vergleich zum Stichtag 30. Juni 2023. Mit 227 Millionen Euro sind bereits 46 Prozent der Mittel abgeflossen, dies sind 135 Millionen Euro mehr als vor einem Jahr.
Die von den Ländern im DigitalPakt Schule bewilligten Vorhaben können noch bis Ende 2025 gegenüber dem Bund abgerechnet werden. Bei den länderübergreifenden Vorhaben ist die Abrechnung noch bis Ende 2026 möglich.
Mit dem DigitalPakt Schule verfolgen Bund und Länder das gemeinsame Ziel, die notwendigen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass das Bildungssystem in Zeiten des digitalen Wandels Teilhabe und Mündigkeit für alle Heranwachsenden sowie Chancengerechtigkeit für jedes einzelne Kind ermöglicht. Er ermöglicht verstärkte Investitionen der Länder und Gemeinden in die kommunale Bildungsinfrastruktur, die die Grundlage für das Lehren und Lernen in der digitalen Welt bilden. Die Investitionen sichern den Aufbau verlässlicher und leistungsfähiger digitaler Bildungsinfrastrukturen.
Weitere Informationen:
www.digitalpaktschule.de
“Schwänzen ist keine Diagnose, sondern ein Symptom” – mit dieser Aussage bringt der Leipziger Bildungsforscher Prof. Dr. Heinrich Ricking auf den Punkt, was in Teilen der Gesellschaft nicht wahrgenommen wird: Schulabsentismus ist mehr als das klassische Schwänzen. Hinter der unentschuldigten Abwesenheit von Schüler:innen stecken oft persönliche und soziale Probleme. Doch was führt dazu, dass Jugendliche den Unterricht meiden? Und welche Maßnahmen können helfen, diese Entwicklung frühzeitig zu stoppen?
Schulabsentismus ist ein Begriff, der vielen Lehrkräften bekannt ist, aber selten in den Vordergrund rückt. Doch was verbirgt sich dahinter? Schulabsentismus beschreibt die unerlaubte und unentschuldigte Abwesenheit von Schüler:innen vom Unterricht. Dieses Phänomen betrifft alle Schularten und Schulstufen. Die Ursachen für das Fernbleiben sind jedoch so vielfältig wie die betroffenen Jugendlichen selbst.
Nach Ansicht des Absentismus-Forschers Prof. Dr. Heinrich Ricking von der Universität Leipzig handelt es sich dabei um ein komplexes, multikausales Problem, das häufig unterschätzt wird. In den Medien sei oft nur von “Schulschwänzern” die Rede, doch diese Vereinfachung greife zu kurz. “Wir müssen differenzieren”, betont Ricking. Nicht jeder Schüler und jede Schülerin, die regelmäßig fehlen, tut dies aus Desinteresse. Die Ursachen reichen von Prüfungsangst über soziale Isolation bis hin zu familiären Problemen.
Schulabsentismus lässt sich selten auf eine einzige Ursache reduzieren. Häufig resultiert er aus einem Zusammenspiel sozialer, emotionaler und familiärer Herausforderungen, die tiefer im System verwurzelt sind. Einige Schüler:innen meiden den Unterricht, weil sie Prüfungsangst haben oder sich im schulischen Umfeld nicht sicher fühlen. Andere erleben einen permanenten Leistungsdruck und fühlen sich den Anforderungen nicht gewachsen. Diese Überforderung ist oft kein individuelles Problem, sondern spiegelt eine fehlende Unterstützung in einem Bildungssystem wider, das nicht immer die Bedürfnisse aller Schüler:innen berücksichtigt.
Auch familiäre Probleme tragen wesentlich zu diesem Phänomen bei. Studien zeigen, dass etwa 10 Prozent der Schüler:innen, die regelmäßig fehlen, von ihren Eltern zu Hause gehalten werden – sei es, weil sie im Haushalt mithelfen müssen oder weil die Eltern ein kritisches Verhältnis zum System haben. Vor allem in Haushalten, die mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, wird der Schulbesuch oft als zweitrangig betrachtet, da die Bewältigung des Alltags Vorrang hat. Eltern, die unter psychischen Belastungen leiden oder selbst negative Erfahrungen mit dem Bildungssystem gemacht haben, können ungewollt dazu beitragen, dass ihre Kinder nicht regelmäßig zur Schule gehen. Diese Zusammenhänge verdeutlichen, dass Schulverweigerung häufig Ausdruck tiefer liegender struktureller Probleme ist, die nicht allein durch individuelles Handeln gelöst werden können.
Für Lehrkräfte ist es entscheidend, die langfristigen Folgen von Schulverweigerung im Blick zu behalten. Wer über längere Zeit nicht zur Schule geht, verpasst nicht nur Lerninhalte, sondern auch soziale Erfahrungen und den Kontakt zu Gleichaltrigen. Schüler:innen, die regelmäßig fehlen, haben ein deutlich höheres Risiko, die Schule ohne Abschluss zu verlassen. Dies verschlechtert nicht nur ihre beruflichen Chancen, sondern verstärkt auch soziale Ungleichheiten.
Prof. Dr. Petra Buchwald von der Bergischen Universität Wuppertal hebt hervor: „Es gibt viele Kollegen, die sich zu diesem Thema engagieren und angefangen haben, Ursache- und Wirkungsfaktoren zu analysieren.“ Ein wichtiger Faktor ist dabei der soziale Rückhalt, der den Schüler:innen das Gefühl vermittelt, dass sie in ihrer schulischen Umgebung unterstützt und wertgeschätzt werden. In ihren Studien betont Buchwald die Bedeutung von Ressourcen wie Selbstwirksamkeit, die den Schüler:innen hilft, Herausforderungen in der Schule besser zu bewältigen.
Die negativen Folgen von Schulabsentismus beschränken sich jedoch nicht auf das Leben des Einzelnen. Fehlende Schulabschlüsse haben auch Auswirkungen auf die Gesellschaft. Wer ohne Abschluss die Schule verlässt, hat schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, was wiederum das Risiko von Armut und sozialer Ausgrenzung erhöht. Für Lehrkräfte ist es daher wichtig, den Ernst der Lage frühzeitig zu erkennen und gezielte Maßnahmen zur Unterstützung anzubieten.
Lehrkräften kommt bei der Prävention von Schulabsentismus eine entscheidende Rolle zu. Frühzeitige Interventionen können den Verlauf von Fehlzeiten stark beeinflussen. Bereits in der Grundschule zeigen sich oft erste Anzeichen, die auf ein späteres Vermeidungsverhalten hindeuten können. Besonders Kinder, die Schwierigkeiten mit dem Unterrichtsstoff haben oder sich in der Klassengemeinschaft nicht wohlfühlen, benötigen gezielte Unterstützung.
Eine individuelle Förderung dieser Kinder und Jugendlichen ist daher unerlässlich. In diesem Zusammenhang betont Prof. Ricking die Bedeutung einer positiven Schulkultur. Schulen, die eine unterstützende und wertschätzende Atmosphäre bieten, können das Risiko für Schulabsentismus deutlich senken. Als Lehrkraft sollte man darauf achten, eine Umgebung zu schaffen, in der sich alle Schüler:innen sicher fühlen und ihre individuellen Bedürfnisse ernst genommen werden. Ein sicherer Raum, auch Safe Space genannt, in der Schule kann helfen, Ängste zu mindern und das Zugehörigkeitsgefühl der Schüler:innen zu stärken.
Ein Beispiel für erfolgreiche Prävention von Schulabsentismus ist das Hamburger Projekt “Jeder Schultag zählt”, das während der Corona-Pandemie an mehreren Schulen umgesetzt wurde. Hier wurden gezielt Maßnahmen erprobt, um Fehlzeiten zu reduzieren. Dazu gehörten regelmäßige Gespräche zwischen den Lehrkräften und den Schüler:innen, in denen persönliche Herausforderungen wie Ängste oder familiäre Probleme thematisiert wurden, ohne dass die Schüler:innen Sanktionen befürchten mussten. Zusätzlich wurden Lernförderprogramme eingerichtet, um versäumten Stoff nachzuholen und Sozialarbeiter:innen unterstützen individuell, insbesondere in Zusammenarbeit mit den Familien. Um die Stärkung der Schulgemeinschaft zu fördern, wurden Workshops zum sozialen Miteinander und Anti-Mobbing-Programme angeboten, um das Zugehörigkeitsgefühl der Schüler:innen zu stärken. Diese Ansätze zeigen, dass Prävention erfolgreich ist, wenn sie auf individuelle Unterstützung, soziale Einbindung und eine positive Schulkultur setzt (Lehrer News berichtete).
Schulabsentismus ist kein rein deutsches Phänomen. In ganz Europa kämpfen Bildungssysteme mit ähnlichen Herausforderungen. Ein EU-Förderprogramm zeigt, dass die Abwesenheitsraten in Ländern wie Griechenland und der Türkei bei 20 bis 30 Prozent liegen – deutlich höher als in Deutschland, wo die Quote bei etwa 8 bis 10 Prozent liegt. Diese Unterschiede lassen sich teilweise durch die wirtschaftliche Lage der Länder erklären. In Regionen mit hoher Jugendarbeitslosigkeit, wie in Spanien oder der Türkei, fehlt oft der Anreiz, die Schule zu besuchen, da die beruflichen Perspektiven auch mit einem Abschluss begrenzt sind.
Einige europäische Länder, wie Großbritannien, haben allerdings gezielte Mechanismen entwickelt, um Schulabsentismus besser zu überwachen. Dort erfassen Schulen Fehlzeiten digital und Eltern werden bei unentschuldigten Fehltagen automatisch benachrichtigt. Dieser strukturierte Umgang mit Fehlzeiten könnte auch in Deutschland hilfreich sein, um schneller auf Abwesenheiten zu reagieren und präventive Maßnahmen gezielt einzusetzen.
Für Lehrkräfte ist es entscheidend, frühzeitig auf Schulabsentismus zu reagieren. Dabei sollten nicht nur die Fehlzeiten an sich, sondern auch die zugrunde liegenden Ursachen in den Blick genommen werden. Ricking empfiehlt regelmäßige Gespräche mit den Schüler:innen und Eltern zu führen, um mögliche Ängste oder familiäre Probleme frühzeitig zu erkennen. Hierbei sind Empathie und ein offener Dialog besonders wichtig, um den Schüler:innen das Gefühl zu vermitteln, dass ihre Sorgen ernst genommen werden.
Darüber hinaus kann eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Schulen, Schulsozialarbeiter:innen und Jugendämtern helfen, um gefährdete Schüler:innen besser zu unterstützen. Ein koordiniertes Vorgehen und eine enge Vernetzung der beteiligten Akteure sind der Schlüssel, um langfristige Fehlzeiten zu verhindern und eine gezielte Unterstützung der betroffenen Schüler:innen zu gewährleisten.
Schulabsentismus ist ein vielschichtiges Phänomen, das weit über das bloße “Schwänzen” hinausgeht. Die Ursachen reichen von Angststörungen über familiäre Probleme bis hin zu einer generellen Ablehnung des Schulsystems. Frühzeitige Intervention, individuelle Förderung und eine positive Schulkultur sind entscheidende Maßnahmen, um betroffene Schüler:innen zu unterstützen und langfristige Fehlzeiten zu vermeiden. Nur durch eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen Schulen, Eltern, Schulsozialarbeiter:innen und Behörden kann das Phänomen des Schulabsentismus wirksam angegangen werden und den betroffenen Schüler:innen eine erfolgreiche Schullaufbahn ermöglichen.
Berlin/Frankfurt a.M.,04.10.2024 – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) folgen dem Motto des Weltlehrkräftetages der UNESCO am 5. Oktober: „Hört auf die Stimme der Lehrkräfte – Auf dem Weg zu einem neuen Gesellschaftsvertrag für die Bildung“. Sie solidarisieren sich mit Lehrkräften und Bildungsgewerkschaften weltweit. Mit Blick auf die zunehmenden globalen Krisen betonen die beiden Vorsitzenden, Maike Finnern (GEW) und Gerhard Brand (VBE), die Bedeutung der Bildung in einem demokratischen System: „Bildung kann Menschen befähigen, sich ein Bild von der zunehmend komplexer werdenden Realität zu machen. Sie kann Minderheiten in ihrem Kampf um Achtung und Würde stärken und einen Weg zu einem erfüllten und erfolgreichen Leben ebnen. Zudem ist Bildung ein Grundrecht in einer demokratischen Gesellschaft. Dieses Grundrecht sehen wir angesichts der vielschichtigen Krisen im Bildungssystem zunehmend in Gefahr.“
Sie mahnen die Politik, den reaktiven Umgang mit schulischen Herausforderungen zu überwinden und aktiv grundlegende Verbesserungen im Bildungssystem anzustoßen. Hierzu Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des VBE: „Seit vielen Jahren stolpern wir von einem Schock zum nächsten. Egal ob Pisa oder OECD-Bildungsbericht, stets kommen neue Herausforderungen ans Tageslicht. Weder die öffentliche Betroffenheit, die darauffolgt, noch die oftmals kopflos wirkenden politischen Reaktionen bewirken, abgesehen von wenigen Ausnahmen, Veränderungen, die auch im Schulalltag ankommen. Dieser Spießrutenlauf muss endlich ein Ende haben. Wir brauchen aktive Maßnahmen zu grundlegenden Veränderungen. Für Schulen, die heutigen und zukünftigen Herausforderungen gerecht werden können. Schulen, in denen alle Beteiligten gerne arbeiten, lehren und lernen. Schulen in denen Multiprofessionalität gelebt und Chancengleichheit effektiv befördert werden kann. Die Lehrkräfte müssen ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag endlich wieder in einem angemessenen Rahmen nachgehen können.“
Ein solcher Prozess könne nur gelingen, wenn die Expertise der Lehrkräfte stärker genutzt wird. GEW-Vorsitzende Maike Finnern betonte: „Wir brauchen eine nationale Kraftanstrengung: Bund, Länder und Kommunen, die Gewerkschaften, Eltern- und Schülervertretungen sowie Wissenschaft und Bildungsadministration müssen sich gemeinsam an einen Tisch setzen und Handlungsstrategien entwickeln. Die Unterfinanzierung und der Fachkräftemangel überlagern alle anderen Fragen und blockieren Lösungen. Das Startchancenprogramm, das gerade anläuft, ist ein Schritt in die richtige Richtung – muss aber besser finanziert werden. Der Digitalpakt 2.0 ist immer noch nicht in trockenen Tüchern – es hakt bei der Finanzierung. Ab 2026 greift schrittweise der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz in der Grundschule – nicht geklärt sind die Finanzierung und die erforderliche Personalausstattung. Wir dürfen die Zukunft der nächsten Generation nicht aufs Spiel setzen und müssen für mehr Chancengleichheit sorgen.“
Info: Der Weltlehrkräftetag wird seit 1994 jährlich am 5. Oktober gefeiert. Die UNESCO, die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und die Bildungsinternationale (BI) haben ihn ins Leben gerufen. Der 5. Oktober ist für die internationale Bildungsbewegung ein herausragendes Datum: 1964 haben UNESCO und ILO die „Charta zum Status der Lehrerinnen und Lehrer“ angenommen. Damit war es zum ersten Mal gelungen, in einem internationalen Konsens den Status des Lehrberufs in der Gesellschaft und die Verpflichtung der Politik zur Sicherung ausreichender Arbeits- und Lebensbedingungen für Pädagoginnen und Pädagogen festzuschreiben.
Die BI ist der internationale Dachverband von über 380 Bildungsgewerkschaften aus fast 180 Ländern. Sie vertritt weltweit mehr als 32 Millionen im Bildungswesen Beschäftigte. GEW und VBE sind Mitglieder der BI. Weitere Informationen finden Sie hier.
Bonn. Der mit 100.000 Euro dotierte Deutsche Schulpreis 2024 geht in diesem Jahr nach Nordrhein-Westfalen: Die Siebengebirgsschule gewinnt den Hauptpreis. Die Förderschule, die in einem sozialen Brennpunkt liegt, hat laut Jury den klassischen Unterricht weitgehend abgeschafft und setzt stattdessen auf individuelle Förderung.
Der Deutsche Schulpreis wird von zwei Stiftungen vergeben und zeichnet herausragende Schulkonzepte aus. Aus über 80 Bewerbungen wählte die Jury zunächst 20 Schulen aus. Diese Schulen wurden von den Jury-Teams besucht und begutachtet. 15 Schulen wurden schließlich für die Endrunde nominiert. Im Mittelpunkt der Bewertung standen sechs zentrale Kriterien: Unterrichtsqualität, Leistung, Umgang mit Vielfalt, Verantwortung, Schulklima, Schulleben und außerschulische Partner sowie Schule als lernende Institution.
Die Siebengebirgsschule, mit mehr als 250 Schüler:innen, ermöglicht das selbstständige Lernen durch Lernateliers, Kreativwerkstätten und eine Study Hall. An der prämierten Schule gibt es keine starren Stundenpläne, sondern ein flexibles Modell mit Gleitzeit und festen Kernzeiten. Die Schüler:innen arbeiten nach individuellen Arbeitsplänen und verfolgen personalisierte Lernziele. “Die Siebengebirgsschule nimmt Kinder auf, mit denen Regelschulen überfordert sind, und ermöglicht ihnen, ins Lernen zurückzufinden, ihre Talente zu entdecken und hervorragende Leistungen zu erbringen”, so Jury-Sprecher Thorsten Bohl.
Um das eigenverantwortliche Lernen erfolgreich umsetzen zu können, muss laut Schulleiter Achim Bäumer die Selbstständigkeit von Anfang an beharrlich trainiert werden. Angesichts des hohen Anteils an Schüler:innen mit Migrationshintergrund, der dadurch besonders vielfältigen Schulgemeinschaft sowie der Lage der Schule in einem sozialen Brennpunkt, ist es nach Bäumer von großer Bedeutung, differenzierte und abgestufte Ansätze zu verfolgen, zumal viele der Lernenden negative Erfahrungen an anderen Schulen gemacht haben. “Ein Kind, das neu an der Schule ist, hat erst mal eine eingeschränkte Freiheit. Es hat fest abgesprochene Pausenzeiten, seine Aufgaben und die Lernräume sind stark vorgegeben. Zeigt das Kind, dass es selbstständig lernen kann, lockern sich die Regeln. Das System ähnelt dem der Computerspiele, wo man stets versucht, das nächste Level zu erreichen. Bei uns heißt das, die bessere Cap, also Kappe zu bekommen”, erklärt Bäumer.
Die Siebengebirgsschule verfolgt das Ziel, ihren Schüler:innen eine nachhaltige Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Dabei stehen der erfolgreiche Schulabschluss und die Perspektive eines nahtlosen Übergangs in die Arbeitswelt im Vordergrund. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Schule einen Lern- und Lebensraum gestaltet, der die schulische und persönliche Entwicklung der Schüler:innen durch gezielte und individuelle Fördermaßnahmen unterstützt.
Um diese Ziele erreichen zu können, setzt die Schule auf ein ausgefeiltes digitales Konzept, für das sie bereits während der Corona-Pandemie im Jahr 2020/2021 nominiert wurde. Auf der digitalen Lernplattform finden sich Quizfragen, Erklärvideos und Kompetenzchecks, um eine Lerneinheit erfolgreich abzuschließen. Die Lehrkräfte können dann einsehen, woran die Schüler:innen momentan arbeiten, welche Entwicklungen sie machen und an welchen Stellen es noch Schwierigkeiten gibt. Auf dieser Grundlage werden dann Entwicklungsgespräche mit den Schüler:innen geführt.
Die Siebengebirgsschule Bonn zeigt eindrucksvoll, wie innovative Schulkonzepte in einem herausfordernden Umfeld erfolgreich umgesetzt werden können. Auch in Zukunft dürfte die Schule durch ihre gezielten Fördermaßnahmen und den fortschrittlichen Umgang mit Vielfalt als Vorbild für andere Bildungseinrichtungen dienen.
Der Schulalltag ist stressig, die eigene Energie am Ende. Und dann plagt einen noch das schlechte Gewissen, wenn man sich doch eigentlich besser krankmelden sollte, aber die Klasse und die Kolleg:innen nicht hängen lassen will. Josefine ist Lehrerin, Selbstfürsorge Coach und Mentorin. Auf ihrem (gleichnamigen) Instagram-Profil gibt sie Tipps und Anregungen rund um das Thema Lehrerinnengesundheit und wird so zur Mutmacherin. Im Interview erklärt sie, welchen Unterschied sie zwischen Lehrern und Lehrerinnen im Berufsalltag wahrnimmt, weshalb auch Lehrerinnen eine:n Andiehandnehmer:in gebrauchen können – und wieso ein Kaffeetrinken mit dem eigenen schlechten Gewissen durchaus erkenntnisreich sein kann.
Lehrer-News: Warum richtest du dich mit deinem Instagram-Account Lehrerinnengesundheit speziell an Frauen?
Josefine: Ich bin seit ein paar Jahren als Coach tätig und hatte zunehmend das Gefühl, auch aufgrund der Frauen, mit denen ich gearbeitet habe, dass im Lehrerbereich einfach sehr viel Nachfrage und der Bedarf da ist. Und ich meine, ich sehe es selbst, ich bin Lehrerin. Viele Lehrerinnen brennen mit typisch weiblichen Glaubenssätzen in diesem Schulsystem aus, wie “Mögen mich alle? Bin ich gut genug? Was kann ich tun, damit ich anerkannt werde?” Weil Lehrerinnen mit vielen Menschen arbeiten, spielt das im Schulbereich eine besonders große Rolle. Da ist die Arbeit mit der Schülerschaft, für die ich immer die tollsten Arbeitsblätter machen will, damit sie mich mag und sie motiviert ist. Dann gibt es die Eltern, denen ich es auch unbedingt recht machen möchte, weil ich keine Konflikte will. Und dann kann es den Schulleiter geben, von dem ich mich bewertet fühle, auch wenn er das vielleicht gar nicht macht. Aber ich kenne das unter Beobachtung stehen vielleicht noch aus dem Referendariat und habe ohnehin das Gefühl, alles bewertet mich (auch als Frau).
Deswegen geht es bei meinem Account nicht um Lehrer:innen-Gesundheit, sondern wirklich um Lehrerinnen-Gesundheit. Denn Lehrerinnen sagen irgendwann zum Beispiel durch die Mehrfachbelastung mit doch immer noch oft Haushalt, manchmal Kindern oder zu pflegenden Eltern, was immer noch hauptsächlich auf Frauen lastet: “Boah, ich bin eigentlich auch noch Lehrerin. Und es steht mir irgendwo, also entweder bis hier oder schon weit drüber.”
Lehrer-News: Gibt es im Berufsalltag Momente, in denen der Unterschied zwischen Lehrern und Lehrerinnen besonders deutlich wird?
Josefine: In meinem eigenen Schulalltag habe ich immer wieder gestaunt, mit welcher Leichtigkeit Lehrer sagten: “Mein Handy ist jetzt halt aus.” Für sie ist dann total klar, ihre Arbeitszeit ist zu Ende. Währenddessen fahren viele Frauen im Gedankenkarussell weiter und überlegen über Stunden: “Hätte ich den Eltern am Telefon etwas anders sagen können? Was hätte ich noch anbieten können?”
Für mich sind ein besonders gutes Beispiel Klassenlehrer der fünften Klasse: Die Frauen waren alle in der letzten Woche der Sommerferien schon da. Sie haben ihren Klassenraum mit Handlettering geschmückt, Willkommensgeschenke personalisiert und die Männer so: “Hm, ich kann halt nicht basteln.” So etwas höre ich oft: “Ich bin doch ein Mann, ich kann nicht multitasken.” Obwohl heute klar ist, dass das keiner wirklich kann, bis auf ein bis zwei Prozent der Weltbevölkerung. Das sind Glaubenssätze, aber total schützende Glaubenssätze. Dann heißt es aber, die Frauen können das, dabei können wir das nicht. Es wird uns nur zugeschrieben. Das bedeutet im Endeffekt immer die Möglichkeit, dass uns mehr Arbeit aufgehalst wird – mehr unbezahlte Arbeit, die immer noch besonders auf Frauen zurückfällt.
Lehrer-News: Was bedeutet für dich Lehrerinnengesundheit?
Josefine: Lehrerinnengesundheit bedeutet, sich selbst in den Fokus zu rücken. Das Wahrnehmen der eigenen Grenzen, das Priorisieren der eigenen Bedürfnisse und zu verstehen, dass wenn ich mich um andere kümmern will, ich mich wirklich erst um mich kümmern muss, damit ich das andere überhaupt auf Dauer kann. Ich glaube, hinter vielen Entscheidungen steht, die Bedürfnisse der anderen vor die eigenen zu stellen. So machen einige Lehrerinnen keine Pause, weil Eltern schon da sind, oder weil die Schüler etwas haben.
Lehrerinnengesundheit beginnt damit, den Fokus auf sich zu lenken. Nicht nur auf die eigene Hülle, auch auf das Innere. Viele trauen sich da nicht dran, weil sie denken, sie dürften nie den Anschein machen, als würde es ihnen mental nicht gut gehen. Das ist immer noch nicht nur verpönt, sondern auch ein strukturelles Problem bei Beamten. Als Referendarin oder Studentin kann man keine Psychotherapie machen, ohne zu fürchten, deswegen nicht verbeamtet zu werden.
Lehrer-News: Gab es in deiner Laufbahn Ereignisse, die dir bewusst gemacht haben, wie sehr Gesundheit im Lehrerinnen-Alltag untergeht?
Josefine: Definitiv. Natürlich sehe ich das immer wieder bei anderen, aber ich habe es selbst auch ganz klar bei mir gesehen. Gerade im Referendariat, aber auch die ein, zwei Jahre danach lag mein Fokus schon sehr, sehr stark auf der Schule. Was häufig fehlt, ist den eigenen Körper als ein Ding zu erkennen, das keine unendlichen Kräfte hat. Das kann im ersten Moment eine unangenehme Erkenntnis sein.
Ich habe selbst eine sehr heftige chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die zum Teil echt schlimm verlaufen ist. Das war eine wichtige Erkenntnis für mich: Nicht mit dem Kopf durch die Wand zu gehen und so zu tun, als wäre nichts, sondern zu erkennen, die Erkrankung ist da und sie ist eventuell da, weil ich mich im Referendariat und in den ersten Jahren in meinem Job wirklich überanstrengt habe, und zwar dauerhaft.
Lehrer-News: Viele Lehrerinnen haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich krankmelden, weil sie niemanden hängen lassen wollen. Woher denkst du, kommt das?
Josefine: Ich lese das auf Instagram häufig in meinen Privat-Nachrichten. Nach einem Post von mir, in dem es um das Krankmelden ging, las ich immer wieder: “Danke, dass du das aussprichst. Jetzt traue ich mich eher, morgen mal zu Hause zu bleiben.” Dahinter steht wieder, die eigenen Bedürfnisse nicht vor Augen zu haben. Und zweitens nach jemandem im Außen zu suchen, der mir die Erlaubnis erteilt für etwas, das ich eigentlich körperlich spüre, nämlich, dass ich mich nicht fit fühle.
Es wird dir keiner erlauben, dich krankzumelden, niemand. Das heißt, du musst endlich so erwachsenwerden, dass du dir selbst diese Erlaubnis erteilen kannst. Und das auch, wenn noch ein Rest schlechtes Gewissen da ist, was durchaus verständlich ist. Aber dann geh mit diesem schlechten Gewissen doch mal Kaffee trinken und schreib dir im Zweifel diesen Dialog auf. Was sagt dir dein schlechtes Gewissen? Ist es: “Jetzt bin ich nicht da und meine Schüler schreiben bald die Arbeit.” Oder: “Ich lasse meine Kollegin jetzt hängen.” Bis dann kommt: “Ich bin aber krank. Es geht mir schlecht.” Das ist Begründung genug an sich.
Lehrer-News: Was rätst du Lehrerinnen, die sich von dem schlechten Gewissen trotzdem nicht lösen können?
Josefine: Das kann ich verstehen, weil da oft viele Komponenten mit hineinspielen. Ich kann da immer wieder nur raten, sich Hilfe zu suchen. Das kann der Austausch mit einer Kollegin oder einer Freundin sein, aber dafür sind auch Coaches da. Die können für sehr konkrete Hilfe sorgen und dann im Endeffekt für Erleichterung.
Lehrer-News: Wo müssen strukturelle Änderungen ansetzen, damit der Schulalltag der Lehrerinnengesundheit weniger schadet?
Josefine: Ich glaube, wir sind uns einig, dass im ganzen Schulsystem strukturelle Änderungen dringend an der Zeit sind. Ich meine, es gab das Gerichtsurteil zur verpflichtenden Arbeitszeiterfassung, die aber nicht für Lehrer gilt (Lehrer-News berichtete). Es sind viel, viel mehr außerunterrichtliche Aufgaben dazugekommen, die nirgendwo aufgeführt werden. Da muss die Kultusministerkonferenz aus meiner Sicht dringend etwas ändern.
Und ich glaube, dass es im Referendariat ganz dringend Reformbedarf gibt. Ich habe viel mit Referendarinnen zu tun. Für sie ist es natürlich deutlich schwieriger, eigene Grenzen zu ziehen, weil sie noch viel jünger sind. Und sie denken, sie können jetzt endlich das machen, was sie machen wollen: Lehrerin sein. Der Alltag sieht dann aber gar nicht so aus, wie sie sich das vorstellen. Sich gegen Aufgaben zu stellen oder mal was zu sagen, wird gestoppt von der Sorge, es könnte Ärger mit den Fachleitungen geben. Fachleitungen und die, die sie einstellen, sollten eine gewisse Fortbildung im Persönlichkeitsbereich nachweisen müssen. Ich glaube, da sitzen ganz viele, die diesen Aufstiegsweg gegangen sind, weil sie nicht so gerne unterrichten und vielleicht auch ein ziemlich verkorkstes Bild vom Menschen haben. Die sind fertig mit ihrer Ausbildung, sind vierzig oder fünfzig Jahre alt und fühlen sich persönlich beleidigt in den merkwürdigsten Situationen, was sie dann durch ihre Machtposition an Referendaren auslassen und Druck erzeugen können.
Lehrer-News: Was sind deine Top-Tipps für Lehrer- und Referendarinnen, die im stressigen Schulalltag zwischendurch helfen?
Josefine: Für mich fängt alles mit dem Atem und dem Sich-Selbst-Wahrnehmen an. Da ist die Atmung total hilfreich, weil wir sie immer dabei haben. Um mehr Bewusstheit in den Alltag zu bringen und um frühzeitig zu erkennen, wenn etwas zu viel ist, kann durchatmen helfen, sobald die Klasse aus dem Raum ist. Dabei kann ich mir die Hand aufs Herz legen, um zu merken, wie es mir geht und wie anstrengend das war, was ich bis jetzt schon gemacht habe. Oder ich entscheide mich, im Klassenraum alleine zu bleiben, um mal ein paar Minuten ganz ohne Input zu sein.
Es gibt außerdem das schöne Akronym WAIT: Why Am I Talking? Wir Lehrer reden wahnsinnig viel im Schulalltag und da hilft es sich zu fragen, ob ich im Unterricht viel reden, und dann noch in der Pause zu allem meinen Senf geben muss, oder, ob ich mir nicht eine Übung für die Schüler ausdenke, bei der ich mich zurücklehne und mal nur zuhöre.
Was ich auch als sehr hilfreich empfinde, und am Anfang jeder Stunde mit meinen Kursen mache, sind Klassenachtsamkeitsübungen. Es macht total viel aus, am Anfang einer Stunde für Ruhe zu sorgen. Die Schüler empfinden das als sehr positiv und ich auch, weil es ein paar Minuten entweder leise oder lustig, aber auf jeden Fall noch nicht das Fach ist, was ich jetzt unterrichte – und immer erstmal ein kurzes Ankommen.
Lehrer-News: Liegt dir ein Tipp am Herzen, der keine leichte Kost für zwischendurch ist?
Josefine: Ich glaube, dass sich zu viele Lehrerinnen mit einem unzufriedenstellenden Zustand zufriedengeben. Und ich glaube, dass Lehrerinnen miteinander und nicht gegeneinander viel mehr daran ändern könnten. Vielleicht nicht im großen System, aber immer wieder für ihre Situation an ihrer Schule, im Gespräch mit Kollegen oder Schulleitern. Deswegen mein Tipp: Gib dich nicht zufrieden, ändere den Zustand, wenn er für dich nicht gesund und nicht gut auszuhalten ist. Und mach dich nicht immer so klein.
Lehrer-News: Vielen Dank für das Gespräch!
Schlieffen-Plan? Kontinentalkrieg? Historische Fakten sind für Schüler:innen oft sehr abstrakt. Um sich wortwörtlich ein Bild davon zu machen, wie es zum Beispiel war, als junger Mensch den Ersten Weltkrieg zu erleben, helfen historische Spielfilme immens. Mit dem Begriff historischer Spielfilm sind solche Filme gemeint, die historische Ereignisse zeigen. In manchen dieser Geschichtsfilme werden wahre Begebenheiten nachgespielt, in anderen ist eine erfundene Handlung zu sehen, die sich in einem historisch relevanten Rahmen, wie zum Beispiel inmitten des Ersten Weltkrieges, abspielt.
Wichtig für den Einsatz im Unterricht ist die gemeinsame Einordnung mit den Schüler:innen: Filme zeigen keine exakten historischen Begebenheiten. So wie bei der Geschichte der Menschheit selbst handelt es sich bei historischen Filmen immer um eine Interpretation der Ereignisse. Besonders deutlich wird das am Beispiel Dialogen – die allermeisten Gespräche in historischen Spielfilmen sind nicht belegt. Sie könnten so stattgefunden haben, aber wir wissen es nicht genau. Und natürlich raffen Drehbuchautor:innen Handlungen, spitzen Spannungsbögen zu und führen Liebesgeschichten ein, wo in der Realität wahrscheinlich nur Platz für Todesangst und Überlebenskampf war. Und dieses Vorgehen hat seine Berechtigung. Anders wäre es nicht möglich, große historische Stoffe unterhaltsam in zwei Stunden zu erzählen. Es ist aber wichtig, das auch so einzuordnen, wenn man mit jungen Menschen Filme in der Schule anschaut, wo sie zu Recht Wahrheit und Faktentreue erwarten.
Die Afroamerikanerin Celie wächst zu Beginn des 20. Jahrhunderts zusammen mit ihrer Schwester in den Südstaaten der USA auf. Sie wird mit 14 Jahren zwangsverheiratet und erlebt ihr Leben lang viel Gewalt von ihrem Ehemann. Er verbietet ihr auch den Kontakt zu ihrer Schwester, die ihr sehr wichtig ist. Im Laufe des Films wird klar: Celies Geschichte steht beispielhaft für viele schwarze Frauen ihrer Zeit. Sowohl die Buchvorlage als auch die erste Verfilmung von 1985 sind weltweit ein Erfolg gewesen. Die neue Version des historischen Klassikers soll die heutige junge Generation ansprechen und basiert deshalb auf dem – ebenfalls sehr erfolgreichen – Broadway-Musical. Sprich: Es wird gesungen. Was erstmal abschreckend wirken kann, ist in diesem Fall aber sehr gelungen. Die Hauptrolle Celie Harris Johnson wird nämlich von der US-amerikanischen R&B-Sängerin und Grammy-Preisträgerin Fantasia Barrino gespielt, die diese Rolle auch im Musical übernommen hat und damit die perfekte Besetzung für den Film ist. Auch deshalb ist “Die Farbe Lila” einer der Filme, bei denen es sich wirklich lohnt, sie in Originalsprache anzuschauen. Aber auch die deutsche Übersetzung ist ordentlich, besprecht hier am besten mit euren Schüler:innen, ob sie es sich zutrauen, den Film auf Englisch zu schauen und entscheidet dann gemeinsam. Der Film “Die Farbe Lila” (FSK12) ist 2024 in Deutschland erschienen und aktuell auf Amazon Prime verfügbar.
“Im Westen nichts Neues” ist ein Antikriegsfilm von Edward Berger. Es ist die insgesamt dritte Verfilmung von Erich Maria Remarques Roman “Im Westen nichts Neues” aus dem Jahr 1929. Der Roman wurde 1933 von den Nazis verboten. Sehr sehenswert dazu ist auch der Beitrag “Im Westen nichts Neues: die Geschichte dahinter” von MrWissen2go. Die Geschichte um den 17-jährigen Paul Bäumer, der sich freiwillig zum Kriegsdienst meldet, lässt keinen Zweifel daran, dass Krieg nichts mit der heroischen Propaganda zu tun hat, die während des Ersten Weltkrieges verbreitet wurde. Nach und nach sterben seine Schulfreunde in sinnlosen Scharmützeln gegen die französische Armee als Kanonenfutter. Gerade für Jugendliche ist Bäumers Geschichte sehr bewegend, weil sie das Gefühl des jungen Bäumer, etwas in der Welt bewegen zu wollen, so gut nachvollziehen können. Der Film ist auch ein guter Anlass mit Oberstufenschüler:innen über Extremismus in der heutigen Zeit zu sprechen, beispielsweise Rekrutierungsversuche von Islamist:innen auf Instagram oder Nazis auf der Schulbank. Der Film “Im Westen nichts Neues” (FSK16) ist 2022 erschienen und aktuell auf Netflix verfügbar.
Der oscarnominierte Film “The Zone of Interest” des britisch-jüdischen Regisseurs Jonathan Glazer zeigt den Alltag des Konzentrationslager-Kommandanten Höß und seiner Familie, die direkt neben dem Konzentrationslager (KZ) Auschwitz gelebt haben. Das Bellen der Hunde, das Gebrüll der SS-Männer, die Schüsse – hinter der Mauer ist das KZ zu hören. Zu sehen sind aber das geräumige Haus und der gepflegte, beschauliche Garten der Familie Höß. Als wäre nichts gewesen, leben sie neben dem KZ. Immer deutlicher wird: Sie wissen genau, was da hinter der Mauer passiert. Sie sehen den Rauch der Krematorien, die Kinder spielen mit Goldzähnen der Getöteten, die Mutter trägt Pelz, den sie aus der Lagerhalle des KZ genommen hat. Sie wissen, was passiert, aber es ist ihnen gleich, weil es ihrer antisemitischen Einstellung entspricht und sie sich täglich an dem Leid der Opfer bereichern können. Die Historikerin Martina Bitunjac beschreibt es in ihrem Artikel „The Zone of Interest“. Auschwitz als Hölle und „Paradiesgarten“” auf geschichtedergegenwart.ch so “Der Film „The Zone of Interest“ hüllt die Gewalt in ein Zellophan aus Empathielosigkeit, politischem Fanatismus und erdrückender Gleichgültigkeit der Akteure am Ort des Terrors.” Der Film “The Zone of Interest” (FSK12) ist 2023 erschienen und aktuell auf Amazon Prime verfügbar.
Wer noch einen Schritt weitergehen will, als die historischen Spielfilme gemeinsam anzuschauen und nachzusprechen, der kann eine Filmanalyse mit seinen Schüler:innen durchführen. Die Bundeszentrale für politische Bildung empfiehlt hierfür, mit einem Ausschnitt von maximal 20 Minuten zu arbeiten und stellt eine Tabelle zur Verfügung, die dabei hilft, historische Spielfilme Schritt für Schritt zu dekonstruieren. Durch dieses gemeinsame Durcharbeiten des Filmes könnt ihr euren Schüler:innen zeigen, dass historische Filme großartig sind, um sich in die dargestellte Zeit hineinzuversetzen und Bilder im Kopf zu malen, die ein Zahlenstrahl im Geschichtsbuch nie hervorrufen würde. Sie werden dadurch aber auch verstehen, dass sie historische Filme nie als Quellen für historische Begebenheiten heranziehen können und ihre Vorstellung von der Vergangenheit immer hinterfragen müssen. Welche historischen Spielfilme der letzten Jahre haben euren Schüler:innen besonders gut gefallen und was haltet ihr davon, ganze Serien im Unterricht zu schauen?
Ettenheim. In einer Werkrealschule im baden-württembergischen Ettenheim soll am Dienstagmorgen ein Jugendlicher nach einem Streit einen anderen mit einem Messer attackiert haben. Die Polizei rückte mit einem Großaufgebot an. Ein Rettungshubschrauber brachte den verletzten Jungen in ein Krankenhaus. Der mutmaßliche Täter wurde von der Polizei widerstandslos festgenommen. Die Kriminalpolizei hat die weiteren Ermittlungen übernommen. Der genaue Tathergang sowie das Motiv des Verdächtigen seien derzeit noch unklar, erklärte ein Sprecher der Polizei. Nach bisherigen Erkenntnissen waren keine weiteren Schüler:innen in den Vorfall verwickelt.
Der Vorfall in Ettenheim steht exemplarisch für eine besorgniserregende Entwicklung an deutschen Schulen: Die Gewalt unter Kindern und Jugendlichen hat zugenommen. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Umfrage der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), bei der tausend Lehrkräfte zu ihren Erfahrungen im Schulalltag befragt wurden. 56 Prozent der Lehrkräfte berichten von einem Anstieg psychischer Gewalt, darunter Beleidigungen, Beschimpfungen und Mobbing. 44 Prozent der Befragten nehmen eine Zunahme von körperlicher Gewalt unter den Schüler:innen wahr.
Ein Drittel der befragten Lehrkräfte war im vergangenen Schuljahr mindestens einmal pro Woche mit körperlicher Gewalt unter Schüler:innen konfrontiert – sei es durch Vorfälle während des Unterrichts, bei der Pausenaufsicht oder als hinzugezogene:r Klassenlehrer:in. Fast die Hälfte der Lehrkräfte beobachtete im selben Zeitraum mindestens wöchentlich Fälle von psychischer Gewalt unter den Schüler:innen.
Die DGUV hat nicht nur Lehrkräfte befragt, sondern auch eigene Statistiken zu Unfällen veröffentlicht, bei denen Gewalt unter Schüler:innen eine Rolle spielte: Die Zahl der gewaltbedingten Unfälle an Schulen stieg im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um rund 11.000 auf 64.897. Trotz des Anstiegs liegt die Zahl immer noch unter dem Niveau von vor der Pandemie im Jahr 2019, als 72.973 solcher Unfälle registriert wurden. Der DGUV-Hauptgeschäftsführer Stefan Hussy warnt davor, aufgrund der rückläufigen Unfallzahlen zu glauben, dass alles in Ordnung sei, denn die Unfallstatistik zeige kein vollständiges Bild des tatsächlichen Gewaltgeschehens an Schulen. “Insbesondere psychische Gewalt und ihre Folgen tauchen darin nicht auf. Um ein Gesamtbild der Lage an allgemeinbildenden Schulen nach der Pandemie zu erhalten, haben wir daher diejenigen gefragt, die für die Sicherheit und Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Schulen besondere Verantwortung tragen: Lehrerinnen und Lehrer”, so Hussy.
Trotz des Anstiegs gewaltbedingter Unfälle sind schwere Verletzungen wie in Ettenheim weiterhin selten. Laut DGUV führten 5200 dieser Fälle zu Knochenbrüchen, und lediglich in elf Fällen wurde erstmals eine Unfallrente gewährt. Trotz der seltenen schweren Verletzungen spiegelt der Anstieg gewaltbedingter Unfälle eine wachsende Problematik wider. Angesichts dieser Entwicklung überrascht es den Präsidenten des Lehrerverbandes NRW, Andreas Bartsch, nicht, dass die Umfrage alarmierende Ergebnisse liefert. “Schule ist ein Spiegelbild der Gesellschaft: Wir stellen eine Verrohung der Sprache fest, aber auch eine immer geringere Frustrationstoleranz und eine gewisse Hemmungslosigkeit, was Beleidigungen und Gewalt angeht”, erklärt Bartsch.
Neben den alarmierenden Ergebnissen wirft die Umfrage auch ein Licht auf mögliche Ursachen für die zunehmende Gewalt: 93 Prozent der Lehrkräfte führen die Ursachen auf persönliche Faktoren wie Impulsivität oder fehlende Empathie zurück. 78 Prozent nannten familiäre Hintergründe wie einen niedrigen Bildungsstand der Eltern oder Gewalt im Elternhaus. Auch der Konsum problematischer Medien, wie ungefilterte oder falsche Informationen im Internet, wurde als Ursache erwähnt. Seltener, in 28 Prozent der Fälle, wurden schulische Faktoren wie ein negatives Schulklima als Auslöser für psychische Gewalt gesehen. Bartsch ist der Meinung, dass neben der Pandemie und die damit verbundene Isolation von Kindern und Jugendlichen, vor allem die sozialen Medien einen negativen Einfluss auf junge Menschen haben und zur Gewaltproblematik beitragen.
Andrea Heck, die Vorsitzende des Elternvereins NRW, machte deutlich, dass das Problem schon lange bestehe und sprach sich für eine bessere psychologische Betreuung sowohl der Opfer als auch der Täter:innen aus. Sie kritisierte den Mangel an Schulpsycholog:innen und Anlaufstellen für Eltern. Auch die befragten Lehrkräfte äußerten den Wunsch nach mehr Unterstützung durch Schulsozialarbeiter:innen und forderten eine entschlossenere Haltung des Kollegiums und der Schulleitung: Gewalt unter Schüler:innen hat nämlich auch eine starke Auswirkung auf das Wohlbefinden der Lehrer:innen (Lehrer News berichtete).
Trotz der Bemühungen um mehr Unterstützung und klare Maßnahmen bleibt die Nachsorge in vielen Schulen ein Schwachpunkt. Gewaltprävention ist zwar an vielen Schulen bereits ein fester Bestandteil des Unterrichts, doch die Nachbetreuung, wie etwa Streitschlichterprogramme, fehlt laut den befragten Lehrkräften oft: 84 Prozent der Lehrkräfte berichteten, dass an ihrer Schule Maßnahmen zur Gewaltprävention fest verankert sind. Allerdings gaben nur 41 Prozent an, dass es auch ein Nachsorgekonzept, wie etwa ein Streitschlichterprogramm, an ihrer Schule gibt.
Um Gewalt an Schulen entgegenzuwirken, sind nicht nur verstärkte Präventionsmaßnahmen notwendig, sondern auch eine bessere Nachsorge durch Schulpsycholog:innen und Sozialarbeiter:innen sowie ein genauerer Blick auf den Einfluss von sozialen Medien und familiären Hintergründen.
Angesichts der qualitativ und quantitativ bisher unzureichenden Fort- und Weiterbildungsangebote für Lehrkräfte erwarten der Deutsche Philologenverband (DPhV) und Fachverbände von der Kultusministerkonferenz (KMK) und von den Kultusministerien der Länder endlich die Professionalisierung der dritten Phase der Lehrkräftebildung. Dies ist eines der Kernergebnisse des vom DPhV organisierten Runden Tisches.
DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Die Fort- und die Weiterbildung von Lehrkräften muss wesentlich mehr Aufmerksamkeit erfahren als bisher. Hier fehlt ein übergreifendes Konzept – auch gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Dabei liefert das jüngste Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) wichtige Impulse. Doch wir haben das Gefühl, dass die KMK das Thema nicht ernsthaft genug aufnimmt. Ohne eine strukturelle Professionalisierung der berufsbegleitenden Lehrkräftefort- und Weiterbildung und ohne entsprechende Ressourcen ist eine Bewältigung der Herausforderungen im Bildungswesen kaum zu gewährleisten.
“Lin-Klitzing weiter: „Die Lehrkräftefort- und Weiterbildung in Deutschland ist sowohl qualitativ als auch quantitativ nicht gut genug aufgestellt. Dabei würden gute Angebote sowohl die Kompetenzen der Lehrkräfte als auch die Attraktivität des Berufs erhöhen. Um angemessene Fortbildungsmöglichkeiten gewährleisten zu können, sind entsprechende Rahmenbedingungen an den Schulen unerlässlich. Dazu gehört u.a. die Senkung des Stundendeputats, um Freiräume für Fort- und Weiterbildungen in Präsenz und digital zu schaffen.“
Der Runde Tisch der Fachverbände war sich darin einig, dass Qualitätsstandards für die digitale und die Präsenz-Fortbildung geschaffen werden müssen, so wie er sich darin einig war, dass die berufsbegleitende Fortbildung selbstverständlich zu den Pflichten jeder Lehrkraft gehöre. Diese Pflicht bedeute allerdings nicht, dass ein zeitlich und inhaltlich festgelegtes Fortbildungskontingent auf das seit fast einem Jahrhundert zu hohe Unterrichtsdeputat oben draufgeschnürt wird – wie seit einiger Zeit ohne zureichende empirische Belege gefordert. Die Voraussetzung für die Wahrnehmung von Fortbildungsangeboten ist vielmehr eine deutliche Senkung des Unterrichtsdeputats. Die dritte Phase sollte nach Überzeugung des Runden Tisches strukturell und an Qualitätsstandards orientiert die fachwissenschaftliche, fachdidaktische und pädagogische Professionalisierung der Lehrkräfte umfassen. Ihre verbindliche Ausgestaltung darf nicht einseitig an jeweils modisch aktuellen Formaten orientiert sein, wie z.B. dem hauptsächlichen Fokus auf Mikrofortbildungen oder nur schulinternen Lehrkräftefortbildungen, sondern muss grundsätzlich sowohl Mikro- als auch (deutlich mehr!) Makrofortbildungen umfassen. Ebenso muss ein entsprechend qualifiziertes Angebot strukturell sowohl die individuelle und fachliche Fortbildung als auch schulinterne, dezentrale und zentrale Angebote umfassen.
Die SWK hatte in ihrem Gutachten „Lehrkräftegewinnung und Lehrkräftebildung für einen hochwertigen Unterricht“ (2023)[1] mehrere Empfehlungen zur Lehrkräftefortbildung gegeben, beispielsweise die Einführung datenbasierter Angebotsplanungen, systematische Qualitätssicherung hinsichtlich der Gewinnung von Fortbildenden oder transparentere Modelle für die Finanzierung staatlicher Angebote. Nicht geteilt wird – wie oben bereits ausgeführt – der Vorschlag einer quantifizierten Fortbildungsverpflichtung (30 Stunden): Verpflichtung vor qualifiziertem Angebot und ohne Deputatssenkung ist nicht vermittelbar. Entsprechende Erfahrungen von einigen Bundesländern, die ihre Fortbildungsverpflichtung wieder rückgängig gemacht haben, liegen bereits vor. Hingegen sei es aus Sicht des Runden Tisches notwendig, grundsätzlich eine neue, ausreichende Finanzierung der dritten Phase in den Landeshaushalten explizit auszuweisen.
Folgende Fachverbände, die am Runden Tisch teilgenommen haben, unterstützen die Forderung ebenfalls:
Arbeitsgemeinschaft für Evangelische Erziehung und Bildung in Deutschland (AEED) e. V.
BDK Fachverband für Kunstpädagogik e. V.
Bundesverband der katholischen Religionslehrer und -lehrerinnen an Gymnasien (BKRG) e. V.
Bundesverband Musikunterricht (BMU) e. V.
Dachverband der Geowissenschaften (DVGeo) e. V.
Deutsche Mathematiker-Vereinigung (DMV) e. V.
Deutsche Vereinigung für Politische Bildung (DVPB) e. V.
Deutscher Altphilologenverband (DAV) e. V.
Deutscher Germanistenverband e. V. (Fachverband Deutsch)
Deutscher Spanischlehrkräfteverband (DSV) e. V.
Fachverband Philosophie e. V.
Gesamtverband Moderne Fremdsprachen (GMF) e. V.
Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) e. V.
Gesellschaft für Informatik (GI) e. V.
Verband Deutscher Schulgeographie (VDSG) e. V.
Vereinigung der Französischlehrerinnen und -lehrer (VdF) e. V.
Verband der Geschichtslehrerinnen und -lehrer Deutschlands e. V.
[1] https://www.swk-bildung.org/veroeffentlichungen/gutachten-lehrkraeftegewinnung-und-lehrkraeftebildung/
Dieser Artikel ist ein Kommentar unserer Redakteurin und stellt ihre persönliche Meinung dar. Er spiegelt nicht zwangsläufig die Ansichten der gesamten Redaktion wider.
Die Debatte um das Gendern ist in den letzten Jahren zu einem viel diskutierten Thema in der Gesellschaft geworden. Und auch im Bildungsbereich scheiden sich die Geister: Während einige in der gendergerechten Sprache ein unverzichtbares Instrument zur Förderung von Gleichberechtigung und Inklusion sehen, betrachten andere sie als überflüssige und sperrige Sprachregelung, die den Lern- und Lehralltag unnötig verkompliziert. Warum ist die Diskussion so festgefahren und warum sollten wir über das Gendern in Bildung und Wissenschaft reden?
Die Diskussion über gendergerechte Sprache begann in den 1960er-Jahren und wurde vor allem von feministischen Bewegungen angestoßen. Zu dieser Zeit nutzte man den Schrägstrich (Lehrer/innen), um Frauen in der Sprache sichtbar zu machen. Das generische Maskulinum – die männliche Form, die als allgemeingültig für alle Geschlechter verwendet wird – war den frühen Feministinnen ein Dorn im Auge, da es Frauen unsichtbar machte. Bereits damals gab es jedoch Kritik, auch von feministischer Seite, die bemängelte, dass Frauen in diesen Schreibweisen nur als Anhang betrachtet und somit weiterhin untergeordnet würden.
Ganz nach dem Motto: Mitgemeint ist eben noch lange nicht mitgenannt.
In den 1980er-Jahren folgte mit dem Binnen-I (LehrerInnen) eine neue Variante der gendergerechten Schreibweise, die von dem Journalisten Christoph Busch eingeführt wurde. Diese Form war ein Versuch, die Frauen stärker in den Fokus zu rücken, indem das große I die Gleichwertigkeit von Männern und Frauen symbolisierte. Doch auch diese Form blieb nicht unumstritten. In den darauffolgenden Jahren entwickelte sich eine Vielzahl weiterer Ansätze, darunter der Gender-Gap (Lehrer_innen) und der Genderstern (Lehrer*innen), die auch nicht-binäre Menschen in die Sprache einbeziehen sollen. Diese Schreibweisen haben sich in feministischen und queeren Kreisen etabliert, jedoch lange nicht in der breiten Gesellschaft durchgesetzt. Erst in den letzten Jahren, mit verstärktem Fokus auf Inklusion und Diversität, hat das Thema größere gesellschaftliche und politische Aufmerksamkeit erlangt.
In den letzten Jahren hat die Diskussion um gendergerechte Sprache an Fahrt aufgenommen – und das nicht nur in der öffentlichen Debatte, sondern auch im Suchverhalten der Menschen. Ein Blick auf die Google-Suchtrends seit 2010 zeigt deutlich, dass das Interesse am Gendern, insbesondere ab dem Jahr 2020, rasant gestiegen ist. Während in den Jahren zuvor kaum nach Begriffen wie “Gendern” gesucht wurde, explodierten die Suchanfragen im Laufe der letzten Jahre regelrecht. Dieser Anstieg spiegelt wider, wie stark das Thema in den gesellschaftlichen Diskurs eingedrungen ist, insbesondere mit dem wachsenden Fokus auf Inklusion und Gleichberechtigung.
Unser Suchverhalten zeigt aber auch, dass die Frage nach gendergerechter Sprache nicht mehr nur ein Randthema feministischer oder queerer Bewegungen ist, sondern zunehmend die breite Bevölkerung beschäftigt. Dass wir nicht nur über das Gendern reden, sondern auch aktiv danach suchen, deutet darauf hin, dass viele Menschen nach Antworten und Orientierung in dieser sprachlichen und gesellschaftlichen Frage streben.
Der Begriff Gender unterscheidet sich vom deutschen Begriff Geschlecht. Während Geschlecht sowohl das biologische als auch das soziale und kulturelle Geschlecht umfassen kann, bezieht sich Gender speziell auf die gesellschaftliche Dimension von Geschlecht. Es beschreibt die kulturellen und historischen Vorstellungen, Rollen und Erwartungen, die mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht verbunden sind. Gender ist also nicht statisch, da es von kulturellen und historischen Einflüssen geprägt ist. Dies bedeutet, dass unser Konzept von Männlichkeit und Weiblichkeit – und alles, was dazwischen liegt – kulturell bedingt ist und sich mit der Zeit verändern kann.
Mittlerweile haben sich die Gender Studies als eigenständige Forschungsdisziplin etabliert, die sich mit der gesellschaftlichen Konstruktion von Geschlecht und den damit verbundenen sozialen Rollen, Machtverhältnissen und Ungleichheiten auseinandersetzt. Auch in der Sprachwissenschaft ist die Diskussion um gendersensible Sprache längst angekommen. Hier wird intensiv untersucht, wie Sprache Geschlechterbilder prägt und wie eine inklusivere und gerechtere Sprache zur Reduktion von Ungleichheiten beitragen kann. Die Forschung zeigt auf, dass sprachliche Veränderungen eine wesentliche Rolle dabei spielen können, geschlechtergerechte Strukturen in der Gesellschaft zu fördern und Stereotype abzubauen.
Auch in wissenschaftlichen Texten wird zunehmend darauf geachtet, geschlechtsneutrale bzw. -gerechte Sprache zu verwenden. Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten, wie dies umgesetzt werden kann: Eine verbreitete Methode ist die Verwendung von Partizipien wie “Lernende” oder “Lehrende”, um geschlechtsneutrale Bezeichnungen zu schaffen. Alternativ werden Genderstern, Doppelpunkt oder andere Sonderzeichen genutzt, um die Repräsentation aller Geschlechter zu gewährleisten. Es gibt keinen “goldenen Standard”, solange konsequent eine gewählte Form verwendet wird.
Und doch scheint auch hier die Einigkeit zu fehlen: Jede Universität und Hochschule handhabt es anders. Mancherorts ist gendergerechte Sprache verpflichtend, andernorts freiwillig, an manchen Stellen sogar verboten. In einigen Fällen bleibt es den Schreibenden völlig frei überlassen. Egal, wie man es umsetzt, am Ende berufen sich alle auf die Wissenschaftsfreiheit. Doch diese Vielfalt an Regelungen – oder das Fehlen derselben – wirkt manchmal fast willkürlich. Und auch in den Schulen gibt es keine einheitliche Regelung. Das ist doch, gelinde gesagt, eine etwas unglückliche Situation.
Gendergerechte Sprache hat das Ziel, Gleichberechtigung und Sichtbarkeit zu fördern, indem sie nicht nur Männer und Frauen, sondern auch nicht-binäre Menschen sprachlich berücksichtigt. Traditionell basiert die deutsche Sprache auf einer bipolaren Geschlechterordnung, die männliche und weibliche Geschlechter als einzig mögliche anerkennt. Doch diese Sichtweise erscheint zunehmend überholt, da Geschlecht heute als Spektrum verstanden wird, das über die starre Einteilung in Mann und Frau hinausgeht. Gendergerechte Sprache versucht, die Vielfalt der Geschlechter zu repräsentieren und gleichzeitig festgefahrene Rollenbilder infrage zu stellen.
Bildungseinrichtungen spielen eine zentrale Rolle in der Vermittlung von Werten und Normen. Sie sind nicht nur Orte des Wissens, sondern auch Räume, in denen junge Menschen die Welt und soziale Interaktionen erlernen. In diesem Kontext wird die Frage, ob gendergerechte Sprache in diesen Institutionen (k)eine feste Rolle spielen sollte, besonders relevant. Schließlich formt Sprache unser Denken und damit auch unser Verständnis von Gleichberechtigung und Teilhabe. Wenn wir in der Schule oder im Studium nicht lernen, wie vielfältig die Welt ist – und dass diese Vielfalt auch sprachlich zum Ausdruck kommt –, wie sollen wir dann ein umfassendes Verständnis von Gerechtigkeit und Inklusion entwickeln?
Gendergerechte Sprache in Schulen und Universitäten ist mehr als nur eine Frage der Ausdrucksweise. Sie vermittelt, dass alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht gleichberechtigt teilhaben können und sollen. Die Art, wie wir sprechen, trägt somit unmittelbar zur sozialen Gerechtigkeit bei – oder hindert sie. Wenn wir Geschlechtervielfalt in der Sprache nicht abbilden, bleiben Menschen weiterhin unsichtbar, die sich außerhalb des traditionellen Geschlechtersystems verorten. Schulen und Universitäten haben die Chance – oder besser gesagt, die Verantwortung –, durch den bewussten Einsatz von Sprache die Gleichberechtigung aller Geschlechter zu fördern.
Also sollten wir gendern dürfen? Ich glaube schon.
Die Debatte um gendergerechte Sprache ist zweifellos gerechtfertigt und notwendig, denn sie betrifft grundlegende Fragen von Gleichberechtigung und Sichtbarkeit. Doch es gibt immer wieder Stimmen, die behaupten, Gendern würde vorgeschrieben und ihnen die Freiheit genommen, ihre Sprache so zu nutzen, wie sie möchten. Diese Vorwürfe sind nicht nur haltlos, sondern sie verdrehen die Tatsachen. Diese Vorstellung entbehrt jeder Grundlage – es gibt keinen Zwang zum Gendern, hat es nie gegeben und wird es auch nie geben. Gendergerechte Sprache ist eine Empfehlung, ein Vorschlag, ein Versuch, Kommunikation inklusiver zu gestalten, aber sie wird niemandem aufgezwungen.
Ironischerweise sind es gerade diejenigen, die diese Freiheit einfordern, die gleichzeitig fordern, gendergerechte Sprache zu verbieten. In den letzten Monaten haben wir mehrfach über Genderverbote in Schulen und Universitäten berichtet, unter anderem in Bayern und Sachsen. Die Stimmen der Menschen in den Schulen und Universitäten wird dabei nicht berücksichtigt. Nach dem Verbot in Bayern gab es beispielsweise viel Kritik von Lehrkräften, der GEW und kurz darauf schmückte sogar ein Protestbanner die Münchner Staatskanzlei.
Diese Verbote tragen meiner Meinung nach nicht zur Lösung bei. Anstatt ständig darüber zu streiten, ob Gendern verpflichtend oder verboten sein sollte, sollten wir uns auf die Frage konzentrieren, wie wir eine inklusive und machbare Lösung finden können. Ideologisch geführte Debatten – Überraschung – bringen uns nicht weiter.
Ist euch beim Lesen etwas anders vorgekommen? In all unseren anderen Artikeln und Formaten verwendet unsere Redaktion den Doppelpunkt, um gendergerecht zu formulieren. Für diesen Kommentar habe ich mich bewusst dagegen entschieden. Warum? Ich wollte herausfinden, ob unsere Leserschaft dies bemerkt und ob es für mich beim Schreiben und Formulieren einen Unterschied macht. Teilt uns doch gerne in den Kommentaren mit, ob es euch aufgefallen ist – und was ihr generell vom Gendern auf Nachrichtenseiten und Internetportalen haltet.
Dies ist der erste Teil dieses umfassenden Kommentars. Der zweite Teil, der tiefer auf die verschiedenen Argumente für und gegen das Gendern eingehen wird, erscheint am 11. Oktober und wird die Diskussion fortsetzen. Wir freuen uns, wenn Sie auch den nächsten Teil lesen.
Neben Englisch werden auch zweite Fremdsprachen immer wichtiger. Ob im Alltäglichen, im Urlaub oder im späteren Berufsleben: Die Fähigkeit, auf einer anderen Sprache mit Menschen kommunizieren zu können, gewinnt an Bedeutung. Daher stellt sich für viele Schüler:innen, aber auch Lehrkräfte die Frage, für welche Sprache sie sich im Lern- oder Lehrkontext entscheiden.
Auch wenn die Zahl der Schüler:innen, welche Französisch als Fremdsprache lernen, mit lediglich rund 1,29 Millionen der 8,44 Millionen Lernenden im Schuljahr 2021/2022 rückläufig ist, bleibt sie neben Englisch die zweithäufigste Fremdsprache an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland (Lehrer-News berichtete). Mit rund 300 Millionen französischsprechenden Menschen gehört die Sprache, nach Mandarin, Englisch, Spanisch und Arabisch auch zu den meistgesprochenen Sprachen der Welt. Latein hingegen wurde nur von rund 6,4 Prozent der Schüler:innen im Schuljahr 2021/2022 gelernt. Damit liegt die Sprache zwar immer noch vor Spanisch (5,9 Prozent), dennoch weit hinter Französisch. Welche Faktoren spielen bei der Wahl der zweiten Fremdsprache eine Rolle?
Das Erlernen von Latein wird von einigen als unnötig abgetan, da der Nutzen der Sprache häufig weniger ersichtlich ist als in kommunikativen Sprachen. Zwischen Ablativ und Vokativ finden sich aber auch einige Aspekte, die den Lateinunterricht in einem besseren Licht darstellen.
Während Latein heute lediglich in Vatikan-Stadt als Amtssprache gilt, war Latein in der Zeit des Römischen Reiches beinahe überall Volkssprache. Auch wenn diese Zeiten längst hinter uns liegen, hinterlassen auch sie weiterhin ihre Spuren. So basieren die romanischen Sprachen, beispielsweise Spanisch oder Italienisch, auf der ehemaligen Volkssprache. Die Parallelen in Satzbau und Grammatik, die sich aus dieser Geschichte ergeben, ermöglichen einen Vorteil beim zukünftigen Erlernen anderer romanischer Sprachen.
Obwohl Latein keine gesprochene Sprache (mehr) ist, bringt sie für Schüler:innen einige Vorteile mit sich. Auch wenn das Latinum nur noch in wenigen Studiengängen vorausgesetzt wird, zahlen sich Kenntnisse dieser Sprache, insbesondere den Natur-, Rechts- und Geistes- sowie Sprachwissenschaften, definitiv aus. Als ehemalige Wissenschaftssprache lassen sich nämlich zahlreiche Begriffe aus dem Lateinischen in Ausbildungen, Studiengängen oder Berufen jeglicher Fachrichtung wiederfinden. Sprachliche Vorkenntnisse können Schüler:innen im späteren Leben somit de facto einen Vorteil bieten.
Latein als Fremdsprache bietet sich darüber hinaus auch dann an, wenn Schüler:innen ein persönliches Interesse an geschichtlichen Themen mitbringen. Bedingt durch die Geschichte hinter der Sprache werden die sprachlichen Kompetenzen überwiegend in Kombination mit antiker römischer Geschichte und Kultur vermittelt. Ob Cicero oder Seneca: Latein öffnet Türen zu antiken Welten und Geschichten!
Die französische Sprache gleicht dem Lateinischen dahingehend, dass auch zahlreiche französische Begriffe in Form von Gallizismen Eingang in den alltäglichen Sprachgebrauch gefunden haben.
Die Alltäglichkeit des Französischen stellt bereits seinen größten Vorteil dar: Durch kommunikatives Lernen in Form von Rollenspielen, mittels der Tandem-Methode oder durch Schüleraustausche lassen sich die sprachlichen Kenntnisse praktisch erlernen. Der Einsatz französischer Medien, wie beispielsweise Filme, Musik oder Literatur, kann den Schüler:innen die Sprache in authentischer Weise nahebringen. Es lässt sich feststellen: Französisch als Fremdsprache eignet sich insbesondere für kommunikative und soziale Schüler:innen, welche am besten durch die aktive Anwendung lernen. Auch die engen Deutsch-Französischen Beziehungen fördern, durch zahlreiche Angebote wie Schulpartnerschaften oder Austausche, Französisch als Fremdsprache in Deutschland.
Als romanische Sprache erleichtern Französischkenntnisse auch das Lernen weiterer romanischer Sprachen. Aber auch Französisch als alleinige Fremdsprache zahlt sich aus: Im Ranking des Power Language Index (PLI), welches die weltweit einflussreichsten Sprachen basierend auf Faktoren wie Diplomatie oder Geografie ermittelt, belegt Französisch nach Englisch, Mandarin und Spanisch den vierten Platz.
Der Lernaufwand der beiden Sprachen im schulischen Kontext unterscheidet sich nicht stark. Die Art des Lernens der beiden Sprachen variiert und mögliche Schwierigkeiten sind abhängig von verschiedenen Faktoren, beispielsweise von bereits bestehenden Fremdsprachenkenntnissen sowie den individuellen Lernstilen. Es lässt sich jedoch auch sagen, dass die Interessen der Schüler:innen maßgeblich die Wahl der zweiten Fremdsprache beeinflussen und die Entscheidung schlussendlich auch bei diesen liegen sollte.
Neben Schüler:innen spielt die Fremdsprachenwahl auch für angehende Lehrkräfte oder Studieninteressierte eine Rolle. Während hier, wie im schulischen Kontext, auch das Interesse und die persönliche Motivation eine Rolle spielen, sollten auch andere Faktoren mit in die Entscheidung einfließen. Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass es sich bundesweit weder bei Latein noch bei Französisch um ein sogenanntes Mangelfach handelt, sodass die Nachfrage nach dem jeweiligen Fach zunächst nicht entscheidend ist.
Bei der Fachwahl für Studieninteressierte sind in gewisser Weise ähnliche Faktoren von Bedeutung wie bei der Entscheidung von Schüler:innen. So lässt sich die französische Sprache, zum Beispiel durch Auslandsaufenthalte im Studium, tendenziell immersiver erlernen als Latein. Auch in Hinblick auf berufliche Weiterentwicklung und persönliche Anwendbarkeit überzeugt Französisch. Trotz dessen bringt auch das Lateinstudium einige Vorteile mit sich: Wer mit dem Gedanken spielt, Geschichte in Kombination mit einer Fremdsprache zu unterrichten, den könnte Latein auch in Hinblick auf geschichtliches Verständnis ansprechen.
Wie gut schneiden Schüler:innen in Deutschland im internationalen Vergleich ab? Wie entwickeln sich ihre Leistungen innerhalb der Bundesländer? Diese Fragen sind entscheidend, um die Qualität unseres Bildungssystems zu bewerten und notwendige Schritte zur Verbesserung einzuleiten. Deutschland nimmt deshalb regelmäßig an verschiedenen internationalen und nationalen Schulleistungsstudien teil. Diese Studien bieten nicht nur wertvolle Erkenntnisse für Bildungspolitiker:innen, sondern liefern auch praxisnahe Daten für Lehrkräfte, die ihren Unterricht reflektieren und optimieren wollen.
In Zeiten von Lehrkräftemangel und zunehmend heterogenen Klassen geben diese Studien entscheidende Impulse, um mit begrenzten Ressourcen gezielt auf Schwächen im Bildungssystem zu reagieren. Einige Studien bieten praxisnahe Ansätze, mit denen Lehrkräfte ihren Unterricht effizienter gestalten und ihre Schüler:innen optimal fördern können – selbst in herausfordernden Situationen. Hier erhaltet ihr einen Überblick über die wichtigsten Bildungsstudien und erfahrt, wie sie im Schulalltag direkt angewendet werden können, um das Beste für die Lernenden zu erreichen.
Deutschland hat bei PISA (Programme for International Student Assessment) 2022 vor allem in den Bereichen Mathematik und Lesen die schlechtesten Ergebnisse seit Beginn der Tests im Jahr 2000 erzielt. Rund 30 Prozent der Jugendlichen verfehlten in Mathematik die Mindestanforderungen. Die Pisa-Studie wird seit dem Jahr 2000 alle drei Jahre von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) durchgeführt und testet die Fähigkeiten 15-jähriger Schüler:innen in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. Dabei wird nicht nur das reine Fachwissen abgefragt, sondern auch die Fähigkeit der Schüler:innen, das Erlernte in Alltagssituationen anzuwenden. Zudem befragt PISA die Teilnehmer:innen zu ihrem soziokulturellen Hintergrund, dem Schulklima und ihrer Einstellung zum Lernen.
Besonders aufschlussreich ist der enge Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg — ein zentrales Thema in Deutschland, wo soziale Ungleichheiten die Bildungschancen erheblich verringern. Die PISA-Ergebnisse könnten Lehrkräfte dazu anregen, flexiblere Unterrichtsstrategien zu entwickeln, um den unterschiedlichen Bedürfnissen ihrer Schüler:innen besser gerecht zu werden, etwa durch digitale Tools, Gruppenarbeit oder Peer-Learning.
Bei der TIMSS-Studie (Trends in International Mathematics and Science Study) hat Deutschland im internationalen Vergleich ebenfalls an Boden verloren. Besonders in den Naturwissenschaften schnitten die Viertklässler schwächer ab als in den Vorjahren. Die TIMSS-Studie, die seit 1995 alle vier Jahre durchgeführt wird, untersucht die mathematischen und naturwissenschaftlichen Fähigkeiten von Schüler:innen der vierten und achten Klasse. Die Studie analysiert nicht nur, wie gut Lernende diese Fächer beherrschen, sondern auch, welche Unterrichtsmethoden besonders effektiv sind. TIMSS zeigt deutlich, dass ein praxisnaher und kontinuierlicher Unterricht sowie klare Lernziele zu besseren Ergebnissen führen.
In Zeiten von Lehrermangel und häufigem Unterrichtsausfall ist die Aufrechterhaltung eines regelmäßigen und strukturierten Unterrichts oft eine Herausforderung. TIMSS zeigt jedoch, dass nicht nur die Quantität, sondern vor allem die Qualität des Unterrichts entscheidend ist. Lehrkräfte können Wege finden, die zur Verfügung stehende Unterrichtszeit optimal zu nutzen, z. B. durch fächerübergreifende Projekte oder praktische Aufgaben. Die Ergebnisse der Studie liefern wertvolle Hinweise, wie unter schwierigen Bedingungen effektiver und lernförderlicher Unterricht selbst in großen Klassen gestaltet werden kann.
Die IGLU-Studie (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung) zeigt einen deutlichen Rückgang der Lesekompetenz bei Viertklässlern in Deutschland. Ein Viertel der Schüler:innen erreicht nicht die internationalen Mindeststandards, was ihre Bildungschancen langfristig beeinträchtigt. Die IGLU-Studie, international als PIRLS (Progress in International Reading Literacy Study) bekannt, untersucht alle fünf Jahre die Lesekompetenz von Viertklässler:innen. Neben der Lesekompetenz wird auch untersucht, wie soziale und ökonomische Faktoren das Leseverhalten beeinflussen. Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse darüber, wie Leseförderung frühzeitig gestaltet werden kann und welchen Einfluss das Elternhaus und der Zugang zu Büchern auf die Lesefähigkeit haben.
Diese Ergebnisse sind besonders problematisch, da Lesekompetenz eine Grundvoraussetzung für den weiteren Bildungserfolg ist. Trotz des Fachkräftemangels zeigen die Ergebnisse, dass regelmäßige Leseprojekte und gezielte Leseförderung langfristig positive Effekte haben können. Lehrkräfte könnten durch digitale Lesetools oder die Einbindung der Eltern in die Leseförderung neue Wege erkunden, um die Lesekompetenz der Schüler:innen auch unter schwierigen Bedingungen zu stärken.
Die ICILS-Studie (International Computer and Information Literacy Study) zeigt, dass Deutschland bei den digitalen Kompetenzen von Schüler:innen im internationalen Vergleich nur im Mittelfeld liegt. Die ICILS-Studie wird alle fünf Jahre durchgeführt und untersucht die digitalen Kompetenzen von Schüler:innen der achten Klasse. Dabei wird untersucht, wie gut sie digitale Technologien zur Informationsbeschaffung und -verarbeitung nutzen. Die Studie zeigt, dass Deutschland bei der Vermittlung von Medienkompetenz im internationalen Vergleich hinterherhinkt.
In einer zunehmend digitalisierten Welt ist die Entwicklung dieser Kompetenzen von großer Bedeutung, auch wenn Lehrkräfte oft mit unzureichender technischer Ausstattung und Lehrermangel zu kämpfen haben. Lehrkräfte könnten die Ergebnisse von ICILS zum Anlass nehmen, darüber nachzudenken, wie digitale Lernplattformen und Projektarbeiten, bei denen die Schüler:innen eigenständig digitale Werkzeuge nutzen, in den Unterricht integriert werden können. Solche Ansätze könnten sowohl die Medienkompetenz der Schüler:innen stärken als auch die Vorbereitung und Durchführung des Unterrichts erleichtern. Beispiele für hilfreiche digitale Werkzeuge und Apps im Unterricht finden sich in unseren Toplisten, in denen wir regelmäßig die besten Apps für verschiedene Fächer vorstellen, z.B. für den Politikunterricht, Geographie oder Deutsch als Zweitsprache (DaZ).
Der IQB-Bildungstrend macht deutlich , dass Deutschland bei den sprachlichen Kompetenzen zurückgefallen ist. Im Fach Deutsch verfehlen 32,5 Prozent der Neuntklässler die Mindeststandards. Der IQB-Bildungstrend ist eine bundesweite Studie, die in regelmäßigen Abständen durchgeführt wird - alle drei Jahre für die neunte Jahrgangsstufe und alle fünf Jahre für die vierte Jahrgangsstufe. Dabei wird überprüft, inwieweit die Schüler:innen die von der Kultusministerkonferenz festgelegten Bildungsstandards in den Fächern Deutsch, Mathematik und Naturwissenschaften erreichen. Darüber hinaus zeigt die Studie regionale Unterschiede zwischen den Bundesländern auf.
Die Studie zeigt auch regionale Unterschiede zwischen den Bundesländern auf. Lehrkräfte können diese Informationen nutzen, um gezielt auf regionale Stärken und Schwächen zu reagieren und ihren Unterricht im Hinblick auf die Standards weiterzuentwickeln. Diagnostische Tests auf Basis der Bildungsstandards könnten helfen, den individuellen Lernstand zu erfassen und gezielte Fördermaßnahmen einzuleiten.
Die vorgestellten Bildungsstudien bieten wertvolle Einblicke, die das Verständnis von Bildung weltweit prägen. Diese decken auf, wo Schulsysteme ihre Stärken haben und wo Verbesserungsbedarf besteht. Doch das Bild ist nicht vollständig – Bildung entwickelt sich ständig weiter, und neue Herausforderungen wie die Digitalisierung und soziale Ungleichheiten erfordern innovative Ansätze. Welche anderen Bildungsstudien fallen dir ein, die Lehrkräfte unbedingt kennen sollten? Teile deine Vorschläge und Ideen, um das Lernen und Lehren nachhaltig zu verbessern!
Stuttgart. Die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) stellt auf Nachfrage mehrerer SPD-Abgeordneter klar, dass “eine zeitnahe Einführung einer Arbeitszeiterfassung von Lehrkräften derzeit nicht geplant ist”. Grund dafür soll primär eine fehlende, aber angekündigte Richtlinie auf Bundesebene sein. Hintergrund ist das 2019 durch den Europäischen Gerichtshof (EuGH) gefällte und 2022 durch das Bundesarbeitsgericht konkretisierte Stechuhr-Urteil, welches Arbeitgeber:innen zur Einführung eines objektiven und verlässlichen Systems zur Arbeitszeiterfassung verpflichtet.
Bisher beschränkt sich die Erfassung der Arbeitszeit von Lehrkräften auf das sogenannte “Deputatsmodell”, welches zwar die Unterrichtszeit erfasst, nicht jedoch die außerunterrichtliche Arbeit, welche durch Korrekturen, Vor- und Nachbereitungen oder Konferenzen geleistet wird. Über die Erfassung der Arbeitszeit von Lehrkräften wird in Baden-Württemberg und anderen Bundesländern bereits länger diskutiert (Lehrer-News berichtete). Die Kultusministerkonferenz (KMK) setzt sich dabei für eine Ausnahmeregelung für Lehrkräfte ein. Die “besondere Situation der Lehrkräfte”, welche sich in außerunterrichtlichen Aufgaben widerspiegele, könne in einem Arbeitserfassungssystem nicht berücksichtigt werden, so die ehemalige Präsidentin der Kultusministerkonferenz und CDU-Politikerin Katharina Günther-Wünsch. Dies trifft bei vielen auf Unverständnis, “Eine Regelung zur Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte zu erarbeiten, wird ein echter Kraftakt, aber die Landesregierung kann das Problem nicht einfach aussitzen”, sagt die schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg, Katrin Steinhülb-Joos.
Die konsequente Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte wird von vielen Akteuren gefordert: Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) setzt sich zum Beispiel für die Erfassung aller Tätigkeiten und Arbeitszeiten von Lehrkräften ein. Dazu benötige es zugängliche Erfassungsinstrumente, welche den Abbau von Überstunden und eine geringere Belastung von Lehrkräften zur Folge haben. “Arbeitgeber in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes erfassen schon lange die Arbeitszeit ihrer Beschäftigten. Nur das Kultusministerium kommt seiner Pflicht zur Arbeitszeiterfassung nicht nach. Es wird Zeit, dass der verbindliche Rechtsanspruch endlich umgesetzt wird”, heißt es von Thilo Hartmann, Vorsitzender der hessischen GEW.
Eine Studie der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Universität Göttingen zeigt, dass Lehrkräfte im Durchschnitt rund mehr als 46 Stunden die Woche arbeiten. Eine akkurate Erfassung der Arbeitszeit für Lehrkräfte könnte den Beruf maßgeblich verändern. So könnte ein System zur Arbeitszeiterfassung Verantwortung schaffen und wesentliche Schwachstellen der aktuellen Schulpolitik aufdecken. Ob oder wann eine solche Regelung auf den Weg gebracht werden könnte, bleibt bisher jedoch unklar.
Seit 34 Jahren sind Ost- und Westdeutschland wieder vereint. Am 3. Oktober feiern wir das mit dem “Tag der Deutschen Einheit”, an dem deshalb auch alle Schulen in Deutschland geschlossen bleiben. Heute haben wir ein paar Ideen für euch, wie ihr das Thema in eurem Unterricht besprechen könnt.
Mit “3. Oktober: Tag der Deutschen Einheit” bietet die Bundeszentrale für politische Bildung Arbeitsblätter zum Tag der Deutschen Einheit und zur Wiedervereinigung. Auf fünf Arbeitsblättern kann der spannende Weg Deutschlands erkundet und nachvollzogen werden. Schaubilder auf der Rückseite des Faltblatts veranschaulichen anhand verschiedener Vergleichswerte, wie beispielsweise dem verfügbaren Einkommen, wie stark Ost- und Westdeutschland seit 1990 zusammengewachsen sind. Die gedruckte Version ist aktuell vergriffen, aber online könnt ihr euch die Materialien kostenfrei herunterladen.
Das Arbeitsblatt “Tag der Deutschen Einheit Unser Nationalfeiertag – wieso, weshalb, warum?” könnt ihr in Klasse 5 bis 7 verwenden, um über den 3. Oktober zu sprechen. Das Arbeitsblatt bietet Knobelaufgaben rund um den Nationalfeiertag und ist für den Einsatz in allen Bundesländern und Schulformen geeignet. Das praktische: Der Verlag Cornelsen bietet das Arbeitsblatt für 1,99 Euro zum Download an, so dass ihr die Materialien auch sehr kurzfristig benutzen könnt. Für alle, die gerne mal einen Ausflug zum Thema 3. Oktober planen würden, gibt es den folgenden Ausstellungstipp.
Allen Berliner:innen und denen, die eine Klassenfahrt nach Berlin geplant haben, sei die Ausstellung “Roads not Taken Oder: Es hätte auch anders kommen können" in Deutschen Historischen Museum empfohlen. Das Deutsche Historische Museum gibt in der Ausstellung einen Rückblick auf einschneidende historische Ereignisse des 19. und 20. Jahrhunderts. Diesen Schlüsselmomenten werden dabei mögliche Verläufe gegenübergestellt, die niemals eingetreten sind. Dabei beginnt die Ausstellung thematisch im Jahr 1989 mit der Friedlichen Revolution in der DDR und endet im Jahr 1848, als in Deutschland erstmals der demokratische Aufbruch versucht wurde. Diese für ein historisches Museum ungewohnte Perspektive zeigt: Geschichte ist immer auch Ergebnis von Zufällen, Entscheidungen und Fehlern. Ihr könnt verschiedene Führungen für Sekundarstufe I und II buchen.
Eine weitere Möglichkeit, die Themen DDR, Mauerfall und Wiedervereinigung in der Schule zu besprechen, bietet “Das Zeitzeugenbüro”. Das ist ein Angebot der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Die Stiftung fördert die Aufarbeitung der Ursachen, Geschichte und Folgen der Diktatur in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR und begleitet den Prozess der deutschen Einheit. Auf der Webseite der Stiftung findet ihr bundesweit Zeitzeugen zur Geschichte von Demokratie und Diktatur nach 1945: Menschen, die die Jahrzehnte der deutschen Teilung erlebt und den Einigungsprozess und die anschließende Transformation mitgestaltet haben. Ihr könnt die Biografien recherchieren und die Zeitzeugen bei Interesse direkt anschreiben. Das Besondere: Die Zeitzeugen stehen für Gespräche in Schulen bereit.
Für viele Menschen bedeutete die Wiedervereinigung Freiheit und Zusammenrücken. Für manche Menschen brachte sie aber auch Probleme mit sich. Frauen, die sich in der DDR scheiden ließen, werden zum Beispiel bis heute finanziell benachteiligt. Das ZDF hat diese Diskriminierung im Artikel “Die vergessenen Mütter, Tanten und Großmütter” nachgezeichnet. Für viele Migrant:innen aus der Türkei verschlechterte die Wiedervereinigung ihr Leben und ihren Arbeitsalltag und auch die Situation aus Vietnam stammender ehemaliger Vertragsarbeiter:innen in Ostberlin war kurz nach dem Mauerfall problematisch, wie die Bundeszentrale für Politische Bildung im Dossier “Migrantische Perspektiven auf die Deutsche Einheit” mit mehreren Filmen dokumentiert hat.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Deutsche Einheit im Unterricht zu besprechen – von Arbeitsblättern bis zu Zeitzeugengesprächen. Während die Wiedervereinigung für viele Menschen Freiheit und Fortschritt brachte, führte sie auch zu Herausforderungen, insbesondere für benachteiligte Gruppen. Vielleicht finden eure Schüler:innen auch in der Familie und Bekanntenkreis Gesprächspartner:innen, die in ihrem Leben Vor- und Nachteile der Wiedervereinigung erlebt haben und nun den Schüler:innen Eindrücke aus dieser spannenden Zeit geben können. Wie geht ihr das Thema Wiedervereinigung im Unterricht an? Berichtet ihr dabei auch von Erinnerungen von euch oder eurer Familie?
Berlin, 26.09.2024. Das Sozialunternehmen Dialog macht Schule gGmbH präsentiert seine neueste Publikation „Konflikte und Identität in der Demokratiebildung“. In einer Zeit wachsender gesellschaftlicher Spannungen bietet diese Veröffentlichung wertvolle Einblicke und praxisnahe Ansätze für einen konstruktiven Umgang mit Konflikten um Identität und Zugehörigkeit in der Migrationsgesellschaft. In der aktuellen Migrationsdebatte treten immer wieder gesellschaftliche Bruchlinien zutage. Polarisierte Positionen erschweren den Dialog und fördern Missverständnisse. Die Publikation beleuchtet, wie Konflikte über Identität konstruktiv bearbeitet und zu einem inklusiveren Verständnis von Zugehörigkeit führen können. Es wird aufgezeigt, wie die Demokratiebildung dazu beitragen kann, dass gesellschaftliche Gruppen nicht nur miteinander in Kontakt treten, sondern auch von der Vielfalt profitieren. Eine von DMS in Auftrag gegebene Befragung von Jugendlichen in Berlin zeigt, wie sie Konflikte um Identität erleben und welche Lösungsansätze sie sehen.
Im Gespräch mit dem renommierten Jugendforscher Klaus Hurrelmann erörtert DMS die Herausforderungen im Kontext von Identitätsentwicklung für Jugendliche aus Familien mit und ohne Einwanderungsgeschichte in der heutigen durch vielfältige Umbrüche geprägten Welt. Der Band enthält ferner Gespräche mit der Politologin und Publizistin Saba-Nur Cheema und mit Thomas Krüger, dem Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung. Zentrale Themen hierbei sind die Rolle des Nahostkonflikts im Leben vieler Jugendlicher und Möglichkeiten, wie das Lagerdenken und der Zwang zu Positionierungen überwunden werden können.
Hassan Asfour, Gründer und Geschäftsführer von Dialog macht Schule, erklärt: „Unsere Arbeit zielt darauf ab, Räume für den Dialog zu schaffen, in denen Identitätsfragen und Konflikte nicht vermieden, sondern produktiv behandelt werden. Diese Publikation ist ein wichtiger Schritt, um zu zeigen, wie Schulen und Bildungseinrichtungen diesen Prozess aktiv unterstützen können.“
Dialog macht Schule ergänzt diese Publikation durch ein umfassendes Angebot an Bildungsformaten, darunter Webinare, Fachtage sowie ein Mentoring-Programm mit dem Titel „Politische Bildung für Jugendliche im Bundestag“, das in Zusammenarbeit mit einem Mitglied des Deutschen Bundestags realisiert wird. Ziel dieser Initiativen ist es, demokratische Prozesse für Jugendliche erlebbar zu machen und ihr Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortung zu stärken.
Die Publikation steht als barrierefreie PDF-Datei kostenlos zum Download zur Verfügung unter:
https://dialogmachtschule.de/konflikte-und-identitaet-in-der-demokratiebildung/
Dialog macht Schule (DMS) ist eine Bildungs- und Denkwerkstatt, die Wissenschaft, Bildungspraxis und Politik vereint. Als Teil des Kompetenznetzwerks „Demokratiebildung im Jugendalter“ im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ wird DMS vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.
Magdeburg. Am Dienstag hat die Landesregierung von Sachsen-Anhalt eine umfassende Reform des Schulgesetzes eingebracht. Ziel der Novelle ist es, das Bildungssystem des Landes an die aktuellen demografischen und gesellschaftlichen Herausforderungen anzupassen. Die Reform sieht unter anderem strengere Vorgaben für die Mindestschülerzahlen in den verschiedenen Schulformen vor und bietet erweiterte Möglichkeiten zur Kooperation von Schulen. Besonders im Fokus stehen dabei Maßnahmen, die die Unterrichtsversorgung sichern und den Herausforderungen des Lehrkräftemangels begegnen sollen.
Zu den wichtigsten Eckpunkten des neuen Schulgesetzes gehört die Einführung von Mindestschülerzahlen für die Bildung von Schulklassen. In den Oberzentren wie Magdeburg, Halle und Dessau-Roßlau soll eine erste Klasse zukünftig mindestens 25 Kinder umfassen. Auf dem Land gelten je nach Schulform unterschiedliche Mindestzahlen, die jedoch im Vergleich zum bisherigen Entwurf gesenkt wurden, um den Bedenken aus der Anhörung Rechnung zu tragen. So bleibt für Grundschulen im ländlichen Raum die Mindestzahl von 15 Kindern bestehen. Diese Regelungen sollen ab dem Schuljahr 2027 greifen und eine flächendeckende Unterrichtsversorgung sicherstellen, indem Schulträgern klare Vorgaben für die Planung gemacht werden.
Ein weiterer zentraler Aspekt des neuen Schulgesetzes ist die Förderung von Kooperationen und Fusionen zwischen Schulen. Sollten Schulen aufgrund sinkender Schülerzahlen nicht mehr eigenständig bestehen können, sollen sie die Möglichkeit erhalten, sich mit anderen Schulen zu einem Schulverbund zusammenzuschließen. Diese Maßnahme soll insbesondere im ländlichen Raum greifen, um wohnortnahe Bildung zu sichern. Auch die Zusammenarbeit von Sekundarstufen im Bereich der Oberstufen wird erleichtert, um Kursvielfalt und Durchlässigkeit im Bildungssystem zu fördern. Damit will die Landesregierung sicherstellen, dass alle Schüler:innen Zugang zu einem breiten Fächerangebot haben, unabhängig davon, ob sie in der Stadt oder auf dem Land wohnen.
Neben diesen strukturellen Änderungen beinhaltet das neue Schulgesetz auch Regelungen zur Digitalisierung des Unterrichts. Erstmals wird eine explizite Bestimmung zur Nutzung digitaler Lehr- und Lernformen in das Schulgesetz aufgenommen. Schulen können künftig entscheiden, ob sie digitale Unterrichtsformen ergänzend zum Präsenzunterricht einsetzen möchten. Diese Neuerung kommt auch den Anforderungen des Koalitionsvertrages nach und soll die fortschreitende Digitalisierung im Bildungswesen vorantreiben. Ebenso soll das Bildungsmonitoring durch zentrale Klassenarbeiten gestärkt werden. Diese sollen nicht nur in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen, sondern auch in weiteren Fächern durchgeführt werden, um die Leistungen der Schüler:innen besser zu beobachten.
Trotz dieser Reformen gibt es in Sachsen-Anhalt weiterhin erheblichen Widerstand gegen das neue Schulgesetz. Die Städte Magdeburg, Halle und Dessau-Roßlau befürchten, dass die neuen Regelungen zu Schulschließungen führen könnten. Besonders kleinere Schulen in den Stadtteilen könnten die Mindestschülerzahlen nicht erfüllen und müssten langfristig schließen. Darüber hinaus sorgen sich die Städte um Einnahmeverluste, da die sogenannten Gastschulbeiträge wegfallen sollen. Diese Beiträge wurden bisher von den Kommunen gezahlt, deren Kinder in einer anderen Stadt zur Schule gehen. Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris kritisiert, dass die Städte weiterhin gesetzlich verpflichtet seien, Gastkinder aufzunehmen, ohne dafür einen finanziellen Ausgleich zu erhalten.
Auch Lehrkräfte und Eltern äußern sich kritisch zu der geplanten Schulgesetznovelle. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnt davor, dass die geplanten Kooperationen und Fusionen nicht ausreichen, um die Herausforderungen des Lehrkräftemangels zu bewältigen. GEW-Landeschefin Eva Gerth betont, dass zunächst konkrete Zahlen zu den Geburtenrückgängen und dem Bedarf an Lehrkräften erhoben werden sollten, bevor weitreichende Änderungen im Schulsystem umgesetzt werden. Auch der stellvertretende Vorsitzende des Landeselternrates, Thomas Senger, äußert sich skeptisch. Er kritisierte, dass die Novelle keine neuen Lösungen für die bestehenden Probleme biete und die Landesregierung lediglich die Fehler der Vergangenheit wiederhole. “Damals hat man uns als Spinner hingestellt, hat uns eigentlich mit einem Handstreich erklärt, dass wir keine Ahnung haben”, sagt Senger und verwies darauf, dass die Elternvertreter:innen schon vor Jahren auf die Personalsituation hingewiesen und ein Umsteuern gefordert hätten.
23.09.2024. Nach den letzten Europa- und Landtagswahlen wird für die Wahlentscheidung der Jüngeren „das Bildungssystem“ verantwortlich gemacht. Dazu kommentiert der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand: „Schule ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Die Jüngeren wählen zwar nicht wie früher progressiver als ihre Eltern, aber sie sind auch nicht die Sperrspitze einer antidemokratischen Bewegung. Die politischen Ränder werden insgesamt stärker und dieses Wahlverhalten sehen wir auch bei den Jüngeren. Denn: Sie bekommen mit, was in den Medien berichtet wird und welche Stimmung im Land ist. Schule muss natürlich ihren Teil beitragen, indem Projekte angeboten und Partizipation ermöglicht wird, aber damit diese demokratischen Grundwerte in den Kindern und Jugendlichen verankert und weiter ausgebaut werden, braucht es positive Vorbilder und eine Gesellschaft, die das fördert.“
Brand begrüßt eine ernstgemeinte Debatte über Demokratiebildung in der Schule: „Klassenrat, Zertifizierungsprozesse (wie zum Beispiel für „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“) oder selbstbestimmtes Lernen: Das Potenzial demokratischer Prozesse wird längst genutzt. Allerdings zeigte das jüngste Empfehlungspapier der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz (KMK) auch erhebliche Optimierungsbedarfe. So geht der Lehrkräftemangel einher mit fachfremd gegebenem Politikunterricht. Dieser sollte zudem weiterentwickelt werden. Hier haben die Kultusministerien einen Handlungsauftrag.“
Nicht zuletzt schaut der VBE-Chef auch auf die finanzielle Ausstattung von Schule und Jugendhilfe: „Gerade bei Projekten, die Demokratie fördern und Jugendlichen Halt geben sollen, wird zuerst der Rotstift angesetzt. Wer nicht nur am Wahlmontag für die Demokratie an Schulen eintreten möchte, sollte damit beginnen, hierfür eine auskömmliche Finanzierung mit Perspektive zu sichern, anstatt hinzunehmen, dass von Haushalt zu Haushalt um die Förderung gezittert werden muss.“
Hannover. Der Allgemeine Schulleitungsverband Deutschland spricht sich für ein generelles Verbot von Smartwatches im Schulalltag aus. Andere Verbände, wie beispielsweise der Landesschülerrat Niedersachsen, sehen eine solche Forderung jedoch kritisch. Nachdem bereits seit Jahren immer wieder über Handyverbote an Schulen diskutiert wird (Lehrer News berichtete), geraten nun auch Smartwatches zunehmend in den Fokus.
Digitale Armbanduhren bieten weit mehr als nur die Zeitanzeige: Sie ermöglichen das Senden und Empfangen von Nachrichten, das Speichern von Notizen, Telefonate, Standortübermittlung und zahlreiche weitere Funktionen. Mittlerweile gehören sie zur Standardausstattung vieler Kinder und Jugendlichen. Während Smartwatches in Schulen regelmäßig Probleme verursachen, nutzen Eltern sie häufig, um den Aufenthaltsort ihrer Kinder im Blick zu behalten. “Eltern haben häufig das Gefühl, ihren Kindern mehr Sicherheit vermitteln zu müssen, als sie es heutzutage angesichts einer hohen Arbeitsbelastung können”, erklärt der Medienpädagoge und Leiter des Offenen Kanals Schleswig-Holstein (OKSH), Henning Fietze. Er betont zudem, dass es nicht notwendig sei, die Bewegungs- oder Gesundheitsdaten der Kinder zu überwachen: “Smartwatches haben im Grundschulalter noch nichts an den Handgelenken der Kinder verloren”.
Sven Winkler, Vorsitzender des Schulleitungsverbandes, warnt davor, dass digitale Uhren die Konzentration der Schüler:innen beeinträchtigen. Zudem verweist er auf Datenschutzprobleme, da durch Smartwatches Gespräche oder Bilder ungewollt aufgezeichnet werden könnten. “Smartwatches müssen wie Smartphones behandelt werden. Sie haben im Regelunterricht nichts zu suchen”, betont Winkler. Digitale Uhren mit Aufnahmefunktionen sind zwar verboten, die Kontrolle ist aber schwierig: “Wir können nicht absehen, welche Smartwatch da eigentlich getragen wird. Daher ist ein konsequentes Verbot immer zu empfehlen”, führt Winkler weiter aus.
Außerdem bemängelt er, dass Schulleitungen im Umgang mit Smartphones und anderen digitalen Geräten häufig ohne ausreichende Unterstützung dastehen: “Da es auch unsere Aufgabe ist, Schülerinnen und Schüler im Bereich Digitalisierung auszubilden, brauchen wir auch die entsprechende Ausstattung dafür, damit wir auf die Nutzung privater Geräte komplett verzichten können. Und es braucht vielleicht sogar bundesgesetzliche Regelungen, die die Nutzung mobiler Endgeräte in bestimmten Bereichen untersagt.”
Matteo Fein, der Vorsitzende des Schülerrats, spricht sich gegen ein Verbot aus. Seiner Meinung nach sollten die Schulen vielmehr einen bewussten Umgang mit Smartwatches fördern, anstatt sie pauschal zu verbieten. Auch Stefan Störmer, Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Niedersachsen, ist der Ansicht, dass die Schulen selbst über den Umgang mit Smartwatches entscheiden sollten. Ayla Çelik, Vorsitzende der GEW in Nordrhein-Westfalen, betont zudem, dass Smartwatches bei klaren Absprachen und pädagogischen Konzepten das Lernen sogar unterstützen können, etwa durch Vokabel-Apps oder Hausaufgabenplaner.
Während in der Schule über den richtigen Umgang mit Smartwatches diskutiert wird, plädiert Medienpädagoge Fietze dafür, das Potenzial der Geräte vor allem im familiären Umfeld sinnvoll zu nutzen. Er empfiehlt, die Geräte trotz der Herausforderungen nicht zu verteufeln, sondern die tollen und vielfältigen Möglichkeiten innerhalb der Familie auszuprobieren: “Es ist wie mit einer Spielkonsole. Die gehört auch in die Familie, aber eben nicht zur freien Verfügung ohne Zeitlimit”, so Fietze.
Die Diskussion um den Einsatz von Smartwatches im Schulalltag wird voraussichtlich weiterhin kontrovers bleiben. Es bleibt abzuwarten, ob sich eher Verbote oder pädagogische Konzepte durchsetzen werden.
In der vergangenen Woche ereignete sich an einer Schule in Brandenburg ein Großeinsatz der Polizei, nachdem ein:e Passant:in einen Zettel fand, der auf eine angebliche Gefahrenlage verwies. Nachdem das Gebäude geräumt und von den Einsatzkräften durchsucht wurde, konnte Entwarnung gegeben werden: Bei dem Stück Papier handelte es sich wohl nur um einen sehr schlechten Scherz. Dieser Vorfall reiht sich in eine Serie von Bombendrohungen zu Beginn des Schuljahres ein (Lehrer News berichtete).
Diese Vorfälle geben erneut Anlass dazu, sich mit der Thematik eines möglichen Amoklaufes an einer Schule zu befassen. Eine solche Nachricht wirft bei Schüler:innen und Lehrkräften verständlicherweise Fragen auf. Wie sollte man sich im Ernstfall verhalten und wie können Lehrer:innen das Thema mit Kindern und Jugendlichen besprechen, ohne sie zu stark zu verunsichern oder gar zu traumatisieren?
Gerade ältere Kinder und Jugendliche bekommen oft mehr aus den Nachrichten mit, als man denkt. Aktuelle Nachrichten, wie die aus Brandenburg, können also im Unterricht besprochen werden. Sollte allerdings die begründete Vermutung bestehen, dass die Klasse von dem Thema gar nichts mitbekommen haben, ist es nicht ratsam, sie extra darauf aufmerksam zu machen. Das schürt nur Unsicherheiten, wo vorher keine waren.
Haben die Schüler:innen jedoch selbstständig von dem Geschehenen erfahren, sollte man die Nachrichten gemeinsam einordnen. Dafür ist es notwendig, sich im Vorfeld selbst zu informieren. Vertrauenswürdige Informationen bieten beispielsweise die Internetseiten der entsprechenden Landespolizei. Auch regionale Zeitungen berichten in der Regel von derlei Großeinsätzen der Polizei.
Im Anschluss an die gemeinsame Einordnung der Geschehnisse ist es ratsam, auf die schulinternen Sicherheitsmaßnahmen hinzuweisen. Dadurch wissen die Schüler:innen, wie sie sich im Ernstfall zu verhalten haben, aber auch, dass sich die Schulleitung und der Lehrkörper Gedanken gemacht haben, wie man sie am besten schützen kann. Das hilft, Ängste abzubauen.
Zu den meistverbreiteten Maßnahmen gehört es, die Türen von innen zu verschließen und zu verbarrikadieren. Außerdem sollten alle ihre Handys ausschalten, um eine Netzüberlastung zu verhindern. Schüler:innen, die sich zum Zeitpunkt eines Alarms auf den Gängen befinden, sollten schnellstmöglich die Schule verlassen oder in der nächstgelegenen Klasse Schutz suchen. Wer gerade auf der Toilette ist, schließt die Tür ab, zieht die Füße hoch und gibt keinen Laut von sich. Solche Maßnahmen variieren natürlich von Schule zu Schule. Deshalb ist es notwendig, die Vorschriften der eigenen Schule zu kennen.
Verständlicherweise taucht nach einem Amokalarm – auch wenn es sich dabei um einen Fehlalarm handelt – oft die Frage auf, ob so etwas auch an der eigenen Schule möglich ist. Die üblichen Floskeln wie “Sowas kann bei uns nicht passieren”, sollten vermieden werden. Stattdessen kann man auf die sehr geringe Wahrscheinlichkeit eines solchen Vorfalls verweisen, schließlich kann man sich nie zu 100 Prozent sicher sein.
Das Wichtigste bei all dem ist es, bei der Wahrheit zu bleiben. Auch die eigenen Ängste und Bedenken sollten offen und ehrlich angesprochen werden. Schüler:innen dürfen erfahren, dass auch ihr besorgt seid. Hier kann folgende Formulierung helfen: “Ich verstehe, dass ihr euch sorgt. Mir geht es da ähnlich. Trotzdem braucht ihr keine Angst zu haben. Ein Amoklauf ist an einer deutschen Schule sehr unwahrscheinlich und wir wissen, wie wir uns schützen können.”
Um im Ernstfall das Schlimmste zu verhindern, ist es verständlich, sich so gut wie möglich vorbereiten zu wollen. Von einer Amokübung – ähnlich einer Brandschutzübung – raten Expert:innen jedoch ab. Besonders unangekündigt, führt eine solche Übung zu sehr viel Stress und Angst. Dies kann auch noch im Nachhinein zu Schlafproblemen und Konzentrationsschwächen führen, auch wenn alle darüber aufgeklärt wurden, dass es nur eine Übung war. Stattdessen ist es ratsam, die individuellen Sicherheitspläne der Schule gemeinsam zu besprechen.
Eine Unterrichtsstunde zum Thema Amok zu planen ist herausfordernd. Dennoch darf es nicht passieren, dass ihr die Informationen nur vortragt. Die Schüler:innen müssen auf altersgerechte Weise mit einbezogen werden. Dazu gehört es, auf ihre Gedanken und Gefühle einzugehen. Vielleicht haben einige noch Rückfragen oder möchten einfach gerne ihre Sorgen und Ängste aussprechen. Das sollte unbedingt möglich sein.
In diesem Zusammenhang kann es auch vorkommen, dass die Frage aufkommt, wie man einen Amoklauf schon vorher verhindern kann. Hier können alle aktiv mit einbezogen werden. Schüler:innen sollten ermutigt werden, auffälliges Verhalten einer Lehrkraft zu melden. Diese setzt sich dann mit der betroffenen Person und ggf. den Eltern und der Schulleitung zusammen und findet eine Lösung.
So schwer das Thema auch sein mag, es ist wichtig, dass ihr ruhig bleibt und den Schüler:innen nicht noch mehr Angst macht. Sie sollen vermittelt bekommen, dass alles Mögliche getan wird, um sie zu schützen und einen Amoklauf zu verhindern.
Um alle Fragen sicher beantworten zu können, sollte man sich vorher bei der Schulleitung über das schulinterne Sicherheitskonzept informieren. Außerdem ist es sinnvoll, die Eltern über die Stunde zu informieren, damit diese auf mögliche Fragen oder Sorgen ihrer Kinder vorbereitet sind. Und das Wichtigste bei allem: Ehrlich und ruhig bleiben!
Habt ihr noch Fragen zu dem Thema oder wollt eure Erfahrungen teilen? Schreibt es gerne in die Kommentare und helft euch mit eurem Wissen gegenseitig.
In einer zunehmend digitalisierten Welt bietet der Einsatz von Apps im Unterricht spannende Möglichkeiten, komplexe politische Themen anschaulich und interaktiv zu vermitteln. Besonders im Politik- und Sozialkundeunterricht helfen digitale Tools, Schüler:innen spielerisch an politische Prozesse, Demokratie und gesellschaftliche Verantwortung heranzuführen. In diesem Artikel stellen wir euch die besten Politik-Apps vor, die sich hervorragend für den Einsatz im Klassenzimmer eignen. Ob es darum geht, Demokratie spielerisch zu erleben, schlagfertig auf Diskriminierung zu reagieren oder Falschmeldungen zu entlarven – diese Apps bieten Lehrkräften wertvolle Unterstützung, um politische Bildung modern und ansprechend zu gestalten.
Die HanisauLand-App basiert auf dem Webcomic der Bundeszentrale für politische Bildung, in dem Hasen, Nilpferde und Wildsäue gemeinsam versuchen, eine Demokratie aufzubauen. Speziell für Grundschüler:innen entwickelt, bietet die App lustige Comics, interaktive Spiele und leicht verständliche Erklärungen zu wichtigen Themen wie Demokratie, Wahlen und Menschenrechten. Politische Inhalte werden auf unterhaltsame und lehrreiche Weise vermittelt, sodass Kinder schon früh ein Verständnis für diese wichtigen Themen entwickeln können.
Für Lehrkräfte stellt das Tool ein wertvolles Hilfsmittel dar, um politische Themen im Grundschulunterricht zu behandeln. Es ermöglicht, komplexe Sachverhalte anschaulich und spielerisch zu vermitteln. Die HanisauLand-App ist kostenlos im Google Play Store und im Apple App Store erhältlich und eignet sich ideal für den Einsatz zu Hause und im Klassenzimmer.
Die mit dem Deutschen Kindersoftwarepreis Tommi ausgezeichnete App KonterBUNT hilft Jugendlichen, sicher und schlagfertig auf rassistische und diskriminierende Äußerungen zu reagieren. In interaktiven Szenarien können Nutzer:innen Antworten auf Stammtischparolen üben und trainieren, sich für eine aktiv gelebte Demokratie einzusetzen. Ein selbst erstellter Avatar begleitet die Nutzer:innen durch verschiedene Alltagsszenarien, in denen sie auf provokante Aussagen treffen.
Das Sprücheverzeichnis listet gängige diskriminierende Sprüche auf und bietet passende Konterstrategien. Der Strategie-Guide hilft dabei, auch ohne tieferes Verständnis souverän zu argumentieren. Realistische Szenarien und kluge Antworten fördern Zivilcourage und stärken das Vertrauen in demokratische Werte. Die App ist kostenlos im Google Play Store und im Apple App Store erhältlich.
Die Fake News Check-App unterstützt Schüler:innen dabei, Falschmeldungen im Netz zu erkennen, indem sie Nachrichten systematisch überprüft. Die Nutzer:innen durchlaufen einen interaktiven Fragenkatalog, der ihnen hilft, Meldungen kritisch zu hinterfragen und Fake News von echten Nachrichten zu unterscheiden. Zudem werden zentrale Fragen aufgezeigt, mit denen die Glaubwürdigkeit von Artikeln überprüft werden kann.
Zusätzlich bietet die App Hintergrundinformationen zu jeder Frage sowie ein Glossar mit Begriffen aus Journalismus und Politik. Ein Ampelsystem zeigt an, ob eine Nachricht glaubwürdig ist oder nicht. Das Tool ist kostenlos im Apple App Store erhältlich und eignet sich besonders für den Einsatz im Deutsch-, Politik- oder Ethikunterricht.
Der Wahl-O-Mat ist ein populäres Tool der Bundeszentrale für politische Bildung, das Schüler:innen hilft, ihre politischen Positionen mit denen der zur Wahl stehenden Parteien zu vergleichen. Die App stellt 38 zentrale Wahlkampfthemen vor, zu denen die Nutzer:innen ihre Meinung abgeben können. Anschließend zeigt der Wahl-O-Mat, welche Parteien den eigenen Ansichten am nächsten kommen. Da es für jede Wahl einen eigenen Wahl-O-Mat gibt, können auch stets aktuelle politische Themen behandelt werden. So lassen sich komplexe politische Themen auf einfache Weise zugänglich machen und politische Entscheidungsprozesse nachvollziehen.
Für Lehrkräfte ist der Wahl-O-Mat besonders wertvoll, um politische Diskussionen im Unterricht anzuregen. Er kann in Fächern wie Politik, Sozialkunde oder Gemeinschaftskunde eingesetzt werden, um Wahlen und politische Programme verständlicher zu gestalten. Durch die direkte Interaktion mit politischen Thesen werden Schüler:innen motiviert, sich kritisch mit aktuellen Themen auseinanderzusetzen. Die App ist kostenlos im Apple App Store und im Google Play Store erhältlich.
Die DEMOCRACY-App ermöglicht es, politische Prozesse im Deutschen Bundestag interaktiv und transparent zu verfolgen. Nutzer:innen können aktuelle, vergangene oder populäre Vorgänge auswählen und sich mit Hilfe offizieller Parlamentsdokumente informieren. Zusätzlich können Nutzer:innen selbst über die Vorgänge abstimmen, als wären sie Bundestagsabgeordnete, und ihr Abstimmungsergebnis mit dem der Community und des Bundestages vergleichen.
Für Lehrkräfte ist DEMOCRACY ein wichtiges Tool, um Schüler:innen die Funktionsweise des Parlaments näherzubringen und politische Prozesse zu veranschaulichen. Die App kann im Politik- oder Sozialkundeunterricht genutzt werden, um Diskussionen über Gesetzesvorhaben anzuregen und das Verständnis für demokratische Entscheidungen zu vertiefen. Die App ist kostenlos für iOS und Android erhältlich.
Ob der spielerische Einstieg in die Demokratie mit HanisauLand, schlagfertige Antworten auf Hass mit KonterBUNT, der Faktencheck mit Fake News Check oder der Wahl-O-Mat zur politischen Orientierung – jede dieser Apps bietet wertvolle Werkzeuge für den Politikunterricht. Welche App überzeugt dich am meisten? Hast du bereits Erfahrungen mit diesen Tools gesammelt oder kennst du weitere, die für andere Lehrkräfte hilfreich sein könnten? Teile deine Gedanken und Empfehlungen in den Kommentaren!
An deutschen Schulen herrscht seit Jahren ein massiver Investitionsrückstand. In vielen Städten und Gemeinden mangelt es an der nötigen finanziellen Ausstattung, um den Betrieb und die Instandhaltung von Schulgebäuden sicherzustellen. Zahlreiche Berichte von maroden Schulen, die teilweise für Unterrichtsausfall und sogar Schulschließungen sorgen, zeichnen ein düsteres Bild. Bundesweit berichten Kommunen von erheblichen Rückständen, die insbesondere Schulen betreffen.
Trotz Rekordinvestitionen der Kommunen kommt es aber zu einem immer größeren Investitionsstau, der langfristige Folgen für das Bildungssystem in Deutschland hat. Es gibt aber auch positive Beispiele, die innovative Maßnahmen zur Bewältigung der Investitionskrise ergriffen haben, während es in anderen Regionen noch immer einen erheblichen Rückstand gibt.
Der aktuelle Bericht des KfW-Kommunalpanels von 2024 zeichnet ein erschreckendes Bild der deutschen Schulinfrastruktur. Laut dem Bericht summiert sich der Investitionsrückstand im Bereich der Schulen auf fast 55 Milliarden Euro. Innerhalb eines Jahres ist der wahrgenommene Investitionsrückstand bei Schulen um rund 7,3 Milliarden Euro angestiegen. Besonders alarmierend: Jede zehnte Kommune gab an, dass sie die Unterhaltung der Schulen kaum oder gar nicht mehr gewährleisten könne. Damit machen die Schulen mit knapp 30 Prozent den größten Anteil des Investitionsrückstandes der Kommunen aus, noch vor maroden Brücken, schlechten Straßen und heruntergekommenen Verwaltungsgebäuden.
Dieser Investitionsstau zeigt sich sowohl in der baulichen Substanz vieler Schulen als auch in der technischen Ausstattung, die oft nicht den modernen pädagogischen Anforderungen entspricht. Das Resultat: undichte Dächer, mangelhafte Sanitäranlagen, veraltete Heizungsanlagen und fehlende digitale Infrastruktur. Während in einigen Regionen Deutschlands Schüler:innen in modernen, gut ausgestatteten Schulen unterrichtet werden, sitzen Kinder in anderen Teilen des Landes in maroden Gebäuden, die den Anforderungen des 21. Jahrhunderts nicht gewachsen sind.
Der drastische Anstieg des Investitionsrückstands an deutschen Schulen lässt sich auf eine Vielzahl von Ursachen zurückführen. Ein wesentlicher Faktor sind die stark gestiegenen Baukosten, die die Planung und Umsetzung von Projekten erheblich verteuert haben. Die Preise für Baumaterialien sind in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen, was die finanziellen Planungen vieler Kommunen durcheinandergebracht hat. Ursprünglich kalkulierte Projekte, deren Kosten vor wenigen Jahren noch tragbar erschienen, sind heute oft kaum noch finanzierbar. Hinzu kommen allgemeine Engpässe in der Bauwirtschaft. Viele Bauunternehmen sind bereits ausgelastet, was zu Verzögerungen führt, da notwendige Bauvorhaben nicht zeitnah umgesetzt werden können.
Eine weitere Ursache ist der akute Personalmangel in den Bauverwaltungen der Städte und Gemeinden. In vielen Kommunen fehlt es an qualifizierten Fachkräften, um die notwendigen Planungs- und Genehmigungsprozesse effizient voranzutreiben. Dieser Mangel führt nicht nur zu Verzögerungen bei der Umsetzung von Bauprojekten, sondern in vielen Fällen sogar dazu, dass dringend benötigte Vorhaben gar nicht erst angegangen werden. In mehr als der Hälfte der betroffenen Kommunen kommt es aufgrund fehlenden Personals zu erheblichen Verzögerungen, während in fast 30 Prozent der Fälle Projekte aufgrund dieser personellen Engpässe ganz scheitern.
Nicht zuletzt spielen auch die oft komplexen und langwierigen Genehmigungsverfahren eine zentrale Rolle. Obwohl es in Deutschland durchaus Fördermittel für Investitionen in die Schulinfrastruktur gibt, sind diese häufig schwer zugänglich. Der bürokratische Aufwand, der mit der Beantragung solcher Mittel verbunden ist, schreckt viele Kommunen ab oder verzögert die Umsetzung der Projekte erheblich. Diese strukturellen Hindernisse machen es den Kommunen schwer, die notwendigen Investitionen schnell und effizient zu tätigen.
Ein erheblicher Teil des Investitionsstaus ist aber auch direkt mit der finanziellen Lage der deutschen Kommunen verbunden. Laut dem KfW-Bericht bewerten mittlerweile 58 Prozent der Städte, Gemeinden und Landkreise ihre Finanzsituation als negativ – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Nur noch 17 Prozent der befragten Finanzverantwortlichen kommen zu einer positiven Einschätzung ihrer Lage.
Die gestiegenen Zinsen haben die Finanzierungssituation für viele Kommunen weiter verschärft. Wo früher Kredite zu günstigen Bedingungen aufgenommen werden konnten, sieht die Situation heute anders aus. Für viele Kommunen sind die Kreditkonditionen inzwischen so unattraktiv, dass sie Investitionen in die Schulinfrastruktur lieber verschieben, als neue Schulden aufzunehmen.
Ein Beispiel, wie es auch anders gehen kann, liefert die Stadt Hamburg. Hier hat die Stadtregierung frühzeitig erkannt, dass der Investitionsstau in der Schulinfrastruktur langfristig negative Folgen haben wird und dementsprechend gehandelt. Hamburg hat eine eigene Schulbaugesellschaft gegründet, die gezielt in den Bau und die Modernisierung von Schulen investiert. Dieses Modell erlaubt es der Stadt, schneller auf Bedarfe zu reagieren und Projekte effizienter umzusetzen.
Ein entscheidender Faktor in Hamburg ist die enge Zusammenarbeit zwischen der Schulbehörde, den Bauverwaltungen und der eigens gegründeten Schulbaugesellschaft. Durch diese zentrale Steuerung und Bündelung von Ressourcen konnten in den letzten Jahren zahlreiche Projekte schneller umgesetzt werden, als es in vielen anderen deutschen Städten der Fall ist. Ein weiterer Vorteil dieses Modells ist die Entlastung der kommunalen Bauverwaltungen, die sich auf andere Projekte konzentrieren können.
Im Gegensatz zu Lage in Hamburg sieht die Situation in Hessen düster aus. Hier schätzt die GEW den Investitionsstau an den Schulen auf rund fünf Milliarden Euro – eine gewaltige Summe, die von den Kommunen alleine nicht gestemmt werden kann. Besonders kritisch ist die Lage in Frankfurt, wo alleine 2,5 Milliarden Euro des Investitionsstaus verortet sind.
Die GEW Hessen forderte daher zuletzt von der Landesregierung ein umfassendes Investitionsprogramm, um den Rückstand aufzuholen und die Chancengleichheit im Bildungsbereich zu gewährleisten. “Es kann nicht sein, dass in einer Region Hessens Kinder in modernen Schulen lernen, während in anderen Regionen die Gebäude verfallen”, kritisiert der Vorsitzende der GEW Hessen, Thilo Hartmann.
Angesichts der gravierenden Investitionsprobleme suchen viele Städte und Gemeinden nach alternativen Lösungsansätzen. Ein Modell, das immer häufiger diskutiert wird, ist das serielle Bauen. Durch standardisierte Baupläne und modulare Bauelemente sollen Schulen schneller und kostengünstiger errichtet werden. Dieses Modell könnte auch in Deutschland eine Antwort auf den akuten Schulraummangel sein. In Hamburg wurde das typische “Klassenhaus” bereits 40 Mal gebaut. Durch die schnelleren Verfahren ist eine Bauzeit von weniger als einem Jahr möglich.
Ein weiteres vielversprechendes Konzept ist die Gründung von Schulbaugesellschaften, wie es in Hamburg oder auch in Köln der Fall ist. Diese spezialisierten Einheiten können effizienter planen und bauen, da sie sich ausschließlich auf den Bildungsbereich konzentrieren und so auf die besonderen Bedürfnisse der Schulen eingehen können. Außerdem unterliegen sie oft weniger strengen Vorgaben, wodurch viel Zeit und bürokratischer Aufwand gespart wird.
Für die Kommunen wird es in Zukunft wichtig sein, solche alternativen Wege zu gehen, da ohne zusätzliche Unterstützung von Bund und Ländern der Investitionsrückstand immer größer werden zu droht.
Bad Staffelstein. Bayerns Schüler:innen sollen künftig von einer halben Stunde mehr Bewegung profitieren, so Ministerpräsident Markus Söder bei einer Klausurtagung der CSU-Landtagsfraktion. Nach der Einführung der Verfassungsviertelstunde (Lehrer-News berichtete) müsse nun auch dem Sport an bayerischen Schulen mehr Bedeutung zukommen. “Kinder sollen sich bewegen, in welcher Form auch immer”, heißt es von Söder. Den bayerischen Schulalltag will er auch durch andere Maßnahmen für mehr Bewegung und Sport reformieren.
Der Ministerpräsident sieht für Grundschüler:innen eine verpflichtende halbe Stunde Bewegung vor, wobei die Art der Bewegung egal sei. Eingeführt werden soll die Regelung parallel mit dem Recht auf Ganztagsbetreuung, welche ab dem Schuljahr 2026/27 neu eingeschulten Grundschulkindern einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung einräumen soll (Lehrer-News berichtete). Die tägliche Bewegungszeit könne somit auch nach dem regulären Unterricht stattfinden, denn Bewegung sei laut dem CSU-Politiker “das ideale Programm” für den Nachmittag.
Neben der verpflichtenden Bewegungszeit möchte der bayerische Ministerpräsident den Wettkampfcharakter der Bundesjugendspiele erhalten. Sollte dieser tatsächlich abgeschafft werden, kündigt Söder bereits an: “Wir werden auf jeden Fall Bayern-Spiele ausrichten”. Eine Neuauflage der klassischen Bundesjugendspiele würde dabei möglicherweise neue Sportarten abdecken. Auch der bayerische Leistungssport soll künftig eine größere Rolle spielen, indem Spitzensportler:innen und Trainer:innen stärker gefördert werden. Um diese Förderung zu gewährleisten, will der Ministerpräsident ein Sportgesetz in den Landtag einbringen.
Der Bewegungsmangel bei Kindern und Jugendlichen ist kein neues Phänomen: Bereits vor der Pandemie befand sich das Bewegungsniveau junger Menschen in Deutschland und ganz Europa laut einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) unter den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Laut einem Report der DKV in Kooperation mit der Deutschen Sporthochschule Köln aus dem Jahr 2023, welche das Gesundheits- und Bewegungsverhalten der Deutschen in einer repräsentativen Umfrage erfasst, erreichen lediglich rund 17 Prozent der Befragten alle Benchmarks einer gesunden Lebensweise. Untersucht wurden dabei die Bereiche körperliche Aktivität, Ernährung, Tabak- und Alkoholkonsum sowie Stressempfinden (Lehrer-News berichtete). Besonders junge Menschen, welche im Durchschnitt über zehn Stunden täglich im Sitzen verbringen, würden sich zu wenig bewegen. Sollten Schüler:innen die Verhaltensmuster aus der Pandemie weiterhin beibehalten, drohen langfristige Folgen für die physische und psychische Gesundheit einer ganzen Generation, so Martin Bujard, der Forschungsdirektor der Bewegungsstudie des BiB.
Ob eine verpflichtende Bewegungszeit in bayerischen Schulen diesem Trend entgegenwirken kann, ist bisher unklar. Ministerpräsident Söder setzt dabei nicht nur auf die Schulen, sondern auch auf die Unterstützung von verschiedenen Initiativen und Vereinen, beispielsweise dem Landessportverband.
Ihr möchtet Lehrer:in werden und seid euch noch nicht sicher, welches Bundesland sich am besten für das Lehramtsstudium eignet? Dann ist unsere Reihe über den Studiengang in den verschiedenen Bundesländern sicherlich hilfreich! Heute präsentieren wir euch das Studium in Thüringen und erklären euch alles, was ihr über den Grundstein der Lehrerausbildung in diesem Bundesland wissen müsst.
Wie überall in Deutschland gliedern sich auch in Thüringen die Lehramtsstudiengänge nach den jeweiligen Schulformen, die es im Bundesland gibt. Von daher könnt ihr in Thüringen das Lehramt für Grundschulen, Regelschulen, Gymnasien, Förderschulen und berufsbildende Schulen studieren. Besonders ist, dass euch das Studium für das Förderschullehramt für den sonderpädagogischen Unterricht sowohl in der Primarstufe, also in den Grundschulklassen, als auch in der Sekundarstufe I qualifiziert und ihr euch nicht, wie in einigen anderen Bundesländern, im Voraus auf einen der beiden Zweige festlegen müsst.
Ein Großteil des Studienangebots für das Lehramt findet in Thüringen an den beiden Standorten Erfurt und Jena statt. An der Universität Erfurt absolviert ihr einen Bachelor of Education und darauf folgend einen Master of Education. Ein klassisches Erstes Staatsexamen legt ihr an der Friedrich-Schiller-Universität Jena ab (“Jenaer Modell”). Erfurt bietet die Studiengänge für alle Schultypen außer dem Gymnasium an, Jena beschränkt sich auf das Regelschul- und Gymnasiallehramt sowie auf den Master für das Berufsschullehramt in Wirtschaftspädagogik. An beiden Universitäten studiert ihr in der Regel genau fünf Jahre, was in Thüringen im Gegensatz zu anderen Bundesländern für alle Lehramtstypen gleichermaßen gilt. Im Anschluss an das Studium könnt ihr den Vorbereitungsdienst in ganz Deutschland antreten. Anstatt der meist üblichen 18 Monate dauert dieser in Thüringen 24 Monate, kann aber durch zusätzliche Praktika im Voraus verkürzt werden.
Das Studium für das Grundschullehramt ist an der Universität Erfurt in zwei Bestandteile gegliedert. Zum einen studiert ihr die sogenannte Primärpädagogik, also die auf die Grundschulbildung ausgerichteten Bildungswissenschaften. Diese beinhalten auch grundlegendes Wissen in den Fächern Deutsch, Mathematik oder Sachunterricht. Hinzu kommt ein Nebenfach, auf das ihr euch spezialisiert. Zur Auswahl stehen Deutsch, Englisch, Evangelische Religion, Kunst, Katholische Religion, Mathematik, Musik, Ethik, Französisch, Russisch, Sport undWerken. Ihr müsst Deutsch und Mathematik in der Primärpädagogik belegen, sofern ihr keines der beiden Fächer als Nebenfach wählt. Andererseits könnt ihr das jeweilige Fach in der Primärpädagogik durch den Sachunterricht ersetzen. In diesem Fall ist es euch auch möglich, einen Schwerpunkt zu wählen, der euch zusätzlich für das Fach Schulgarten qualifiziert. Einen Überblick über die möglichen Fächerkombinationen erhaltet ihr noch einmal über diesen Link.
Die Universität Erfurt hält ein gängiges Angebot an Fächern für das Regelschullehramt bereit. Neben den Bildungswissenschaften könnt ihr aus Deutsch, Englisch, Ethik, Geschichte, Katholischer Religion, Kunst, Musik, Sozialkunde und Wirtschaftslehre/Technik zwei Fächer studieren. Zusätzlich stehen Französisch, Russisch und Sport zur Verfügung, die ihr allerdings nicht miteinander kombinieren könnt. Für das Regelschullehramt ist Erfurt der einzige Standort in Thüringen, an dem ihr die Fächer Musik und Kunst belegen könnt. Für Evangelische Religion hingegen gibt es kein Angebot.
Wenn euch die Praxis in der Ausbildung besonders liegt und ihr ein großes Interesse daran habt, den Schulalltag schon früh gut kennenzulernen, dann dürfte das neue Angebot der Universität Erfurt genau zu euch passen. Es ist mittlerweile möglich, das Lehramt für die Regelschule dual zu studieren. Der Bachelor dauert hier ein Jahr länger als üblich, also insgesamt vier Jahre, der Master verkürzt sich dadurch jedoch auf ein Jahr. Ab dem dritten Semester des Studiums beginnt ihr nämlich mit wöchentlichen Praxisanteilen für euer erstes Fach, ab dem siebten auch für das zweite. Englisch, Deutsch, Mathematik, Wirtschaftslehre/Technik sowie Sport stehen als Erst- und Zweitfach zur Auswahl. Besonders attraktiv macht diese Alternative die hohe Vergütung, die euch erwartet. Während des Bachelors erhaltet ihr 1.400 Euro monatlich, während des Masters 1.600 Euro. Die Semesterbeiträge werden ebenfalls übernommen.
Auch in Jena müsst ihr zusätzlich zu den Bildungswissenschaften zwei Fächer wählen. Allerdings ist streng geregelt, dass das erste Fach eines von Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Französisch, Informatik, Mathematik, Physik, Russisch oder Sport und das zweite Fach eines von Ethik, Evangelischer Religion, Geografie, Geschichte, Katholischer Religion oder Sozialkunde sein muss. Die Kombinationsmöglichkeiten sind also um einiges eingeschränkter. Das Fach Katholische Religion bietet die Friedrich-Schiller-Universität Jena in Kooperation mit der Universität Erfurt an, sodass es nötig ist, zwischen den Orten zu pendeln. Übrigens ist ein Modul zu Deutsch als Fremd- und Zweitsprache in jedem Fall verpflichtend, sodass ihr grundlegende Kompetenzen im Umgang mit Sprachschwierigkeiten für den Alltag an der Regelschule erlernen könnt.
Die Universität in Jena hält außerdem die Möglichkeit bereit, ein drittes, sogenanntes Erweiterungsfach zu studieren, sobald ihr euer Praxissemester abgeschlossen habt. Abgesehen von den üblichen Fächern ist es hier auch möglich, Astronomie und Deutsch als Fremd- und Zweitsprache zu wählen. Diese Zusatzqualifikation könnt ihr auch nach Abschluss des Studiums noch erwerben.
Falls ihr euch entscheidet, Gymnasiallehramt zu studieren, fällt die Wahl in Thüringen leicht. Denn nur die Friedrich-Schiller-Universität Jena bietet diesen Studiengang an. Der Aufbau ähnelt hier sehr dem des Regelschullehramts. Euer Erst- und Zweitfach müsst ihr wieder aus zwei unterschiedlichen Gruppen wählen. Für das erste Fach stehen Biologie, Chemie, Deutsch, Englisch, Französisch, Informatik, Mathematik, Physik, Russisch, Spanisch und Sport zur Verfügung, für das zweite Evangelische Religion, Geografie, Geschichte, Griechisch, Katholische Religion, Kunst, Latein, Musik, Philosophie, Sozialkunde sowie Wirtschaftslehre/Recht. Katholische Religion wird auch für das Gymnasiallehramt in Kooperation mit der Universität Erfurt angeboten. Die Gymnasialfächer Musik und Kunst werden zu gewissen Teilen an der Bauhaus-Universität Weimar, beziehungsweise an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar gelehrt. Auch hier ist es nötig, zwischen Jena und Weimar zu pendeln. Beide Fächer könnt ihr auch als sogenanntes Doppelfach vertiefend ohne ein zweites Fach studieren. Alternativ ist es euch möglich, Musik oder Kunst jeweils mit Fächern sowohl aus Gruppe Eins als auch aus Gruppe Zwei zu kombinieren. Außerdem lassen sich die Zweitfächer Griechisch und Latein zusammen studieren.
Die Möglichkeit eines Erweiterungsfachs besteht auch für das Gymnasiallehramt. Ihr könnt ein drittes Fach aus dem Fächerkanon wählen, abgesehen von Musik, Kunst oder Katholischer Religion. Ansonsten stehen euch Astronomie, Deutsch als Fremd- und Zweitsprache und auch Italienisch als Drittfach zur Verfügung.
Wollt ihr an einer Förderschule unterrichten, könnt ihr an der Universität Erfurt das entsprechende Lehramtsstudium antreten. Die sogenannte Förder- und Inklusionspädagogik bildet einen Grundstein des Studiums. Hier erlernt ihr die Grundlagen der förderpädagogischen Bildungswissenschaften und wählt ab dem zweiten Semester zwei Schwerpunkte von emotionaler und sozialer Entwicklung über geistige Entwicklung zu Lernen oder Sprache. Dieser Studienbereich beinhaltet außerdem grundlegende Kompetenzen in zwei Fächern der Grundschulbildung, Deutsch, Mathematik oder Sachunterricht. Als Nebenfach wählt ihr aus dem Fächerkanon für das Regelschullehramt. Anstatt Wirtschaftslehre/Technik steht das Fach Werken zur Auswahl. Somit seid ihr nach dem Studium für den förderpädagogischen Unterricht in zwei Grundschulfächern sowie in einem Fach für die Sekundarstufe I qualifiziert.
Entscheidet ihr euch für das Berufsschullehramt, besteht in Thüringen lediglich die Möglichkeit, einen entsprechenden Masterabschluss an ein vorhandenes Bachelorstudium anzuschließen. Eine Ausnahme bildet das Programm an der Technischen Universität Ilmenau.
Die Universität Erfurt bietet einen Master für das Berufsschullehramt für folgende berufsbezogene Fächer an: Bautechnik, Elektrotechnik, Gesundheit, Informationstechnik, Metalltechnik, Körperpflege, Pflege und Sozialpädagogik. Für das allgemeinbildende Fach stehen Deutsch, Englisch, Ethik, Evangelische Religion, Französisch, Katholische Religion, Mathematik und Sozialkunde zur Verfügung. Es ist allerdings auch möglich, eine zweite Fachrichtung zu wählen. Zur Auswahl stehen hierbei Energietechnik, Fahrzeugtechnik, Mechatronik und Versorgungstechnik. Solch eine zweite Fachrichtung ist nur in Kombination mit Elektrotechnik oder Metalltechnik möglich.
Für das allgemeinbildende Fach solltet ihr entsprechende Kenntnisse in Form von mindestens 60 Leistungspunkten mitbringen. Falls diese nicht vorhanden sind, könnt ihr das allgemeinbildende Fach auch auf Bachelorniveau parallel zum Masterstudium nachholen, wobei sich die Studienzeit von vier auf sechs Semester verlängert.
Die einzige Möglichkeit, das Berufsschullehramt von Grund auf in Thüringen zu erlernen, gibt es für die Fachrichtungen Metalltechnik und Elektrotechnik in Verbindung mit dem Fach Mathematik an der Technischen Universität Ilmenau. Der entsprechende Bachelor dauert wie üblich sechs Semester. Im Anschluss könnt ihr den Master an der Universität Erfurt antreten, um das Studium vollständig abzuschließen.
Wenn ihr in Jena Wirtschaftswissenschaften studiert, könnt ihr auch einen Pfad einschlagen, der euch zum Berufsschullehramt führt. Neben den Wirtschaftswissenschaften mit den Schwerpunkten Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik sowie den entsprechenden Bildungswissenschaften müsst ihr ein allgemeinbildendes Fach wählen. Möglich sind Deutsch, Englisch, Ethik, Evangelische Religion, Französisch, Informatik, Mathematik, Sozialkunde und Sport. Ihr erlangt somit die Qualifizierung zum Berufsschullehramt in der Fachrichtung Wirtschaftspädagogik und eurem Wahlfach.
In Jena ist der Anteil an praktischen Erfahrungen während des Studiums verhältnismäßig gering. Zunächst gilt es ein Eingangspraktikum zu absolvieren. Dieses solltet ihr im besten Falle bereits vor dem Studium beendet haben. Ihr könnt es allerdings auch bis zu Beginn des dritten Semesters nachholen. Es sollte auch nicht länger als drei Jahre vor der Immatrikulation zurückliegen. Ihr könnt euch praktische Erfahrungen an bis zu zwei Einrichtungen anrechnen lassen, sofern diese sich insgesamt auf mindestens 240 Stunden belaufen. Denkbar sind pädagogische Tätigkeiten im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres oder des Bundesfreiwilligendienstes, Praktika an Schulen, Horts oder Kindergärten, Tätigkeiten auf Jugendfreizeiten, in Sportvereinen oder in pädagogischen Einrichtungen im Ausland. Euch stehen also viele Türen offen und es liegt an euch, den Praktikumsplatz zu finden, wobei euch das Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZLB) beratend zur Seite stehen kann.
Erst im fünften oder sechsten Semester folgt für euch die nächste Praxiseinheit, die sich über ein ganzes Schulhalbjahr erstreckt. Nach einer Einführungswoche absolviert ihr wöchentlich von Montag bis Donnerstag Unterrichtshospitationen und führt selbst Unterrichtseinheiten durch. Freitags besucht ihr ein Begleitseminar an der Universität. In der Regel wird euch eine Schule in Thüringen dafür zugewiesen, aber ihr könnt euch auch selbst eine entsprechende Bildungseinrichtung in Deutschland oder im Ausland heraussuchen. Zahlreiche Partnerinstitutionen der Universität in verschiedensten Ländern sind dafür eine gute Anlaufstelle. Mehr über das Praxissemester erfahrt ihr über dieses FAQ.
Die Universität Erfurt erwartet einen deutlich höheren Anteil an praktischer Erfahrung von euch. Für alle Lehramtstypen müsst ihr schulpraktische Studien in Höhe von 110 Stunden entsprechend eurem Erstfach und eurer gewählten Schulform an einer Schule absolvieren. Dies geschieht im dritten oder vierten Semester und wird von einem Seminar begleitet. Die Schule in Thüringen, Deutschland oder dem Ausland wählt ihr selbst.
Im fünften Semester folgt für alle Lehrämter das Grundlagenpraktikum. Dies bezieht sich mehr auf bildungswissenschaftliche Grundlagen und dauert lediglich 30 Stunden. Die Schule sucht ihr entsprechend eures angestrebten Lehramts selbst innerhalb Thüringens aus.
Es folgen im Master die fachdidaktischen Praktika. Dafür müsst ihr euch an ausgewiesenen Stellen entsprechend eures Fachs und des Schultyps einschreiben. Ihr absolviert je Fach zwei dieser Praktika. Für Fächer in der Grundschulbildung genügt jeweils eins.
Schließlich absolviert ihr im ersten und im zweiten Semester des Masterstudiums eure beiden bildungswissenschaftlichen Praktika. Das erste setzt sich vor allem mit der Diagnostik, Beurteilung und Beratung im Unterricht auseinander und dauert 50 Stunden. Im zweiten beschäftigt ihr euch mit Erziehung, Klassenführung und Konfliktbewältigung im Klassenraum. Die Dauer beträgt insgesamt 30 Stunden. Beide Praktika finden an einer selbst gewählten Schule entsprechend des gewählten Lehramts statt, werden von Seminaren begleitet und erfordern eine schriftliche Ausarbeitung.
Im Masterstudium für das Förderschullehramt müsst ihr außerdem für jeden eurer beiden Schwerpunkte ein sonderpädagogisches Praktikum von jeweils 80 Stunden an einer selbst gewählten Schule antreten. Das Lehramt für Grund- sowie für Regelschulen erfordert außerdem ein sogenanntes komplexes Schulpraktikum im dritten oder vierten Semester des Masters mit einer Dauer von 15 Wochen. In diesen Wochen hospitiert und unterrichtet ihr montags bis donnerstags an einer selbst gewählten Schule in Thüringen, Deutschland oder im Ausland und nehmt, sofern möglich, freitags an einem Begleitseminar teil.
Das Lehramtsstudium bietet in Thüringen eine spannende Abwechslung und vielseitige Studienorte. Eine solide Fächerauswahl, Flexibilität im Förderschullehramt und das neue Duale Studium stechen hier heraus. Die Einstellungschancen sehen in Thüringen sowohl für den Vorbereitungsdienst als auch für den Schuldienst gut aus. Gewisse Fächer wie Latein, beide Religionslehren oder Geografie weisen einen nicht allzu hohen Bedarf auf, die MINT-Fächer sowie Musik und Kunst dafür umso mehr.
Hat das Lehramtsstudium in Thüringen euer Interesse wecken können? Wo habt ihr vor zu studieren oder über welches Bundesland würdet ihr gerne mehr in Bezug auf die Lehrerausbildung erfahren? Schreibt es gerne in die Kommentare!
Kurz was für die nächste Unterrichtsstunde oder den anstehenden Elternabend notieren — viele Lehrkräfte halten ihre Notizen gerne handschriftlich fest, denn im stressigen Schulalltag muss es oft schnell gehen. Ein gut ausgewähltes Notizbuch kann den Schulalltag erheblich erleichtern und dabei helfen, den Überblick über die Vielzahl an Aufgaben und Notizen zu behalten. Ein wichtiges Kriterium für ein gutes Notizbuch ist zum Beispiel ein handliches Format, das leicht in die Tasche passt, aber groß genug ist, um bequem Notizen zu festzuhalten. Viele Lehrkräfte bevorzugen A5 oder A4. Eine strapazierfähige Bindung, wie z.B. eine Hardcover-Ausführung oder eine Spiralbindung, sorgt dafür, dass das Notizbuch im täglichen Gebrauch nicht schnell abnutzt. Über ausreichend Platz für persönliche Notizen, Reflexionen über den Unterricht und Ideen für zukünftige Stunden sollte das Notizbuch natürlich auch verfügen! Wir stellen euch deshalb heute die fünf besten Notizbücher für Lehrkräfte vor.
Das Referendariat ist für die meisten angehenden Lehrkräfte eine sehr stressige Zeit. Kein Wunder, Lehramtsanwärter:innen stehen enorm unter Druck, viele neue Aufgaben, wie Unterrichtsplanung und die Ausarbeitung von Klausuren unter einen Hut zu bekommen. Und ganz nebenbei müssen sie sich noch in Unterrichtsbesuchen beweisen. “Mein Notizbuch fürs Referendariat” bietet für Referendar:innen schöne und praktische Details, wie perforierte Seiten, Punkteraster, Lesebändchen und Verschlussgummi – und bietet mit zwölf witzigen Sprüchen rund um das Referendariat die nötige Portion Ironie, um in dieser außergewöhnlichen Zeit nie die Motivation zu verlieren. Das Notizbuch im A5 Format mit 112 Seiten ist im Verlag an der Ruhr erschienen und kostet 14,99 Euro.
Haltet euch fest, denn diese Kombination aus Notizbuch und Kalender ist durch seine handgezeichneten Elemente nicht nur sehr ästhetisch, sondern hat auch inhaltlich viel zu bieten. Sicherlich liegt das daran, dass die Autorin Sandra Sommer nicht nur Handlettering-Spezialistin, sondern auch Lehrerin ist. “Mein Lehrerkalender immerwährend - Handlettering” besteht aus einer Loseblattsammlung, sodass ihr jederzeit die Reihenfolge der Themen ändern könnt. Zu sortieren gibt es Vorlagen für Jahres- und Monatsübersichten, praktische Orgaseiten für Elterngespräche und Konferenzen sowie Notenlisten, Stundenpläne und To-do-Listen. Im Wochenplaner könnt ihr Notizen zur jeweiligen Unterrichtsstunde eintragen sowie Aufgaben, wichtige Erinnerungen und Gedankenblitze. Die Kalender-Notizbuch-Kombination im A4 Format mit 216 Seiten ist im Persen Verlag erschienen und kostet 11,90 Euro.
Kopien, Literatur, Unterrichtsmaterial – als Lehrkraft gibt man oft viel Geld aus, um seinen Unterricht zu gestalten. Da ist es schlau, beim alltäglichen Bedarf wie Notizbüchern aufs Geld zu achten. Dieses Notizbuch unterstützt Lehrkräfte bei den immer stärker werdenden Verwaltungs- und Dokumentationspflichten der Schule, denn es bietet To-do-Spalten und nummerierte Abschnitte. Highlight sind die Vordrucke, die ihr unter anderem für Schul- und Fachkonferenzen, Elterngespräche, und Telefonnotizen nutzen könnt. Da die Vordrucke im “TimeTEX Heft Schul-Notizen A5” perforiert sind, könnt ihr sie zum Beispiel fürs Protokollieren nutzen und sie anschließend heraustrennen und im richtigen Ordner abheften. Das Notizbuch im A5 Format ist bei TimeTex erschienen und kostet 4,45 Euro. Das Gute: Wenn ihr mehrere kauft, gibt es Mengenrabatt!
Was macht dich glücklich? Was sind deine Bedürfnisse? Wie kannst du besser auf dich aufpassen? “Ein guter Plan Edu 2024/2025” ist nicht nur ein Kalender, sondern bietet Lehrkräften, Student:innen und allen anderen, deren Jahr im Herbst beginnt, viel Raum zur Reflexion und Platz diese festzuhalten. In den Achtsamkeitstipps erhältst du wöchentlich Informationen zur mentalen Gesundheit und zur Prävention von Burnout. Inspirierende Zitate und eine Angabe der Sonnenstunde ergänzen das Angebot. Für alle, die ihr Notizbuch lieber ohne Schnörkel und Kalender mögen, sei das Notizbuch “Ein guter Punkt” empfohlen. Der Achtsamkeitskalender für Lehrkräfte herausgegeben von Ein guter Plan ist aktuell reduziert und kostet 22,90 Euro.
“Am Ende der Nerven ist noch so viel Schuljahr übrig.” Über diesen Spruch auf dem Cover und noch viele weitere Details hat der Verlag an der Ruhr anlässlich seines 40-jährigen Verlagsjubiläums seine Instagram-Follower:innen bei diesem Notizbuch für Lehrkräfte abstimmen lassen. Neben reichlich Platz für Notizen und witzigen Sprüchen zeichnet sich dieses Notizbuch durch perforierte Seiten zum einfachen Herausreißen aus. Ergänzt wird die Ausstattung durch ein farblich passendes Lesebändchen und ein Verschlussgummi. Herrlich, so lässt es sich arbeiten! “Das Notizbuch für Lehrer und Lehrerinnen, Community-Edition” ist im A5 Format mit 112 Seiten im Verlag an der Ruhr erschienen und kostet 14,99 Euro.
Die fünf vorgestellten Notizbücher bieten euch genügend Raum zur Selbstorganisation und Strukturierung eurer Woche. Auch für eigene Gedanken, Notizen für den Elternabend oder Themen für die nächste Klassenleiterstunde ist hier Platz. Was ein gutes Notizbuch ausmacht, bleibt letztlich eine Frage individueller Vorlieben, es ist aber in jedem Fall notwendig, um bei den vielen Informationen, Fragen und Themen, die täglich von Kolleg:innen, Eltern und Schüler:innen an einen herangetragen werden, den Überblick zu behalten. Was hilft euch noch, im Schulalltag den Überblick zu behalten?
Stuttgart, 17. September 2024 - Über 80 Prozent der Lehrkräfte berichten laut Umfrage von zunehmender Belastung und stehen vor der Herausforderung, ihren Unterricht immer wieder neu und aktuell zu gestalten. Schulbücher sind häufig nicht so aktuell wie die Unterrichtsthemen, die heute im Klassenzimmer relevant sind. Wenn Lehrkräfte mit steigenden Anforderungen konfrontiert sind, kann die unterstützende Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) eine große Arbeitserleichterung bieten. Doch wie wird das Potenzial von KI bereits im Schulalltag genutzt? Eine Auswertung interner Daten der KI-Bildungsplattform to teach liefert tiefere Einblicke in die Nutzung von KI im Unterricht und bei der Unterrichtsvorbereitung. Seit dem Start der Plattform (2023) wurden 350.000 Bildungsinhalte von 60.000 Lehrkräften in Deutschland (80.000 weltweit) mit den Tools und Anwendungen von to teach erstellt sowie über 100.000 Unterrichtsstunden geplant und vorbereitet.
"KI eröffnet die Chance, Lehrkräfte wirklich zu entlasten und gleichzeitig den Unterricht spannender und individueller zu gestalten. Sie gibt uns die Möglichkeit, besser auf die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler einzugehen und die Themen der einzelnen Fächer interessanter und zugänglicher zu machen – und das mit weniger Stress für die Lehrkräfte", so Felix Weiß, Mitgründer und CEO von to teach.
Interessant ist, dass KI über alle Schulformen hinweg und unabhängig von der Ausstattung der Schulen bereits zum Einsatz kommt. Für die Analyse wurde die Gesamtzahl der deutschen Lehrkräfte in den verschiedenen Schulformen ins Verhältnis zur Anzahl der Nutzenden von to teach gesetzt. Während Lehrkräfte an Grundschulen den größten Anteil in der Gesamtverteilung ausmachen (26,39 Prozent), liegt der Anteil derer, die KI für den Unterricht nutzen, deutlich niedriger bei 17,18 Prozent. Der Anteil von Lehrkräften an Gymnasien ist bei to teach sogar höher (25,47 Prozent) als in der Gesamtverteilung (21,86 Pro). Bei anderen Schulformen, wie Hauptschulen und Realschulen, sind die Unterschiede weniger stark, während Berufsschulen und integrierte Gesamtschulen in beiden Kategorien relativ gleich verteilt sind. Berufsschullehrkräfte planen im Durchschnitt sogar mehr Unterrichtsstunden und erstellen mehr Inhalte als andere Schulformen.
Die Daten von to teach zeigen, dass Grundschullehrkräfte bisher nur zu 17 Prozent die Plattform nutzen, obwohl sie mit 26 Prozent die größte Gruppe der Lehrkräfte in Deutschland stellen. Hier berichten Lehrkräfte aus ihrem Alltag, dass der Anteil an bild- und bastellastigen Inhalten relativ hoch ist und von der KI hierzu nur wenig gute Vorschläge für analoge Formen des Lernens kommen. Zwar liefert KI wertvolle Anregungen bei der Ideenfindung, unterstützt jedoch weniger bei der konkreten Erstellung druckfertiger Materialien. Dies deutet auf eine Lücke in der Anpassung von KI-Tools an die speziellen Bedürfnisse des Grundschulunterrichts hin. Die verstärkte Integration grafischer und praktischer Materialien in KI-Tools könnte auch in der Grundschule zu einer stärkeren Nutzung führen. Doch bietet die KI auch in den ersten Schuljahren, insbesondere im Bereich der Sprachbildung, wertvolle Unterstützung.
Die Auswertung zeigt, dass vor allem bei der Einführung in neue Themengebiete nach Inspiration für einen interessanten Einstieg gesucht wird. Während Lehrkräfte in Deutsch bereits Vorreiter bei der Integration digitaler Tools sind, stehen Lehrer:innen in den MINT-Fächern oder Geschichtslehrer:innen oft vor der Herausforderung, mit veralteten Materialien arbeiten zu müssen. Hier kann die KI aktuellere digitale Inhalte liefern, oder bestehende Inhalte in einem neuen Format aufbereiten. Wichtig im letzten Schuljahr war beispielsweise das Thema Demokratiebildung, das laut den Vorgaben der Kultusministerkonferenz (KMK) fächerübergreifend verankert sein sollte. Es fehlen dazu jedoch methodisch aufbereitete Materialien. KI kann dabei helfen, aktuelle Quellen aufzubereiten und für den Unterricht nutzbar zu machen.
Zudem: Immer häufiger unterrichten Lehrkräfte fachfremd und geben, bedingt durch den Lehrkräftemangel, viele Vertretungsstunden. KI kann hier wertvolle Unterstützung bei der Unterrichtsvorbereitung leisten, um trotz mangelnder Fachkenntnisse qualitativ hochwertigen und interessanten Unterricht anzubieten.
An berufsbildenden Schulen fallen vor allem die Themen Pflege, Erziehung und Kommunikation ins Auge, für deren Vermittlung häufig auf KI-Inhalte zurückgegriffen wird. Für diese Themenfelder gibt es weniger vorgefertigte Materialien, weshalb Lehrkräfte verstärkt auf die Unterstützung durch KI angewiesen sind. Denn zu fachspezifischen Themen, wie sie an Berufsschulen vielfach unterrichtet werden, fehlen häufig die passenden Unterrichtsmaterialien. Nadine Reber ist seit über zehn Jahren Lehrerin für Englisch und Wirtschaft an einer berufsbildenden Schule in Rheinland-Pfalz und beschreibt die Situation wie folgt:
“Ich nutze an der Berufsschule KI wie to teach vor allem für die Unterrichtsplanung und das Erstellen von Materialien. Besonders in den fachspezifischen Bereichen, zum Beispiel bei angehenden Immobilienkaufleuten, ist es oft schwer, schnell aktuelle und passende Inhalte zu finden. Hier hilft mir die KI, qualitativ hochwertige Materialien und passende Texte zu generieren. Dadurch kann ich den Unterricht flexibler gestalten und besser auf die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler eingehen. Ein weiterer Vorteil ist die enorme Zeitersparnis: Die KI übernimmt einen Großteil der Vorarbeit, sodass ich mich stärker auf die individuelle Betreuung und Förderung der Lernenden konzentrieren kann. Auch im laufenden Unterricht setze ich die erstellten Materialien direkt ein und kann sie bei Bedarf anpassen, je nachdem, wie die Klasse vorankommt”, sagt Nadine @spektakulehrer.
Die Auswertung zeigt, ganz unabhängig von der digitalen Ausstattung und Infrastruktur der Schulen können KI-Anwendungen von to teach von allen Schulformen genutzt werden. Der Grund: Von Beginn an hat to teach die Möglichkeit angeboten, die digital erstellten Inhalte auch in Form von gedruckten Arbeitsblättern zu verwenden. Wie die Grafik zeigt, machen über 90 Prozent der Lehrkräfte von dieser Möglichkeit Gebrauch und laden die digital erstellten Inhalte im Word- oder PDF-Format herunter. Denn die wenigsten Schulklassen in Deutschland sind flächendeckend mit iPads ausgestattet oder arbeiten ausschließlich digital im Unterricht.
“Analoge Lehrmethoden sind noch immer von den meisten Lehrkräften favorisiert. Wir sehen uns hier als Begleiter im Digitalisierungsprozess von Schulen und bauen so eine Brücke hin zu digitalen Formaten, die zukünftig sicher noch stärker zum Einsatz kommen werden”, konstatiert Felix Weiß.
Vorreiter sind hier Schulen mit guter digitaler Ausstattung, wie das Beispiel von Verena Kopper, Lehrerin für Deutsch und Spanisch an einem allgemeinbildenden Gymnasium in Nordrhein-Westfalen zeigt: “An meiner Schule nutze ich KI-Anwendungen wie to teach vor allem für die Unterrichtsplanung und für die Erstellung von abwechslungsreichen interaktiven Lernmaterialien. In meinen Fächern Deutsch und Spanisch unterstützt mich die KI vor allem bei der Erstellung von motivierenden und differenzierten Aufgaben. So kann ich gezielt auf individuelle Bedürfnisse eingehen und beispielsweise Zusatzaufgaben für schnelle Schüler:innen anbieten. Die Aufgaben teile ich im Unterricht per QR-Code, den die Schüler:innen mit ihren iPads einscannen. Statt viel Zeit in die Recherche und Konzipierung von Material zu investieren, erstelle ich mit der KI schnell passgenaue und zeitgemäße Inhalte. Die Materialien nutze ich flexibel im Unterricht und passe sie je nach Lernstand der Klasse an. Insgesamt erleichtert die KI meinen Alltag und hilft mir, den Unterricht effektiv, motivierend und zeitsparend zu gestalten.”
Fazit: Obwohl die digitale Ausstattung an Schulen deutschlandweit stark variiert, profitieren trotzdem alle Lehrkräfte von Künstlicher Intelligenz und können so langfristig von der Digitalisierung profitieren.
Mit dem Ziel, die digitale Transformation der Bildung weiter zu fördern, bietet to teach Lehrkräften nicht nur die Möglichkeit, ihren Unterricht flexibler und individueller zu gestalten, sondern auch den wachsenden Anforderungen in der Bildung gerecht zu werden.
“Wir möchten Lehrkräfte aller Schulformen in allen Fächern optimal unterstützen. Der Fokus liegt im nächsten Schritt auf dem Ausbau der Angebote für die MINT-Fächer und die Grundschulen. Hier ist vor allem sehr viel manuelle Vorarbeit durch unser Team gefragt, Inhalte methodisch aufzubereiten. Außerdem arbeiten wir gerade daran, dass das digitale Lehren und Lernen über die Plattform noch einfacher wird. Unterrichtsmaterialien, wie Arbeitsblätter oder Übungsaufgaben, können direkt in digitalen Klassenräumen geteilt und bearbeitet werden. Wir möchten Lehrkräfte sowohl analog als auch digital unterstützen und den digitalen Wandel mitgestalten”, konstatiert Felix Weiß, CEO von to teach.
Ausgewertet wurden die Interaktionen mit der Plattform to teach durch Lehrkräfte in Deutschland im Zeitraum vom 1.8.2023 bis 1.8.2024.
To teach | thea GmbH ist ein EdTech Startup, das sich auf den Einsatz generativer KI in der Bildung fokussiert und hochwertige Bildungsinhalte für Lehrkräfte auf Verlagsniveau anbietet. Ohne technologische Hürden oder Vorkenntnisse beim Umgang mit KI bietet die Plattform Hilfe bei der Unterrichtsplanung und -vorbereitung: Lehrkräfte können personalisierte Lernmaterialien und interaktive Übungsaufgaben basierend auf redaktionell erstellten Vorlagen mit nur wenigen Klicks erstellen. Themen und Inhalte für alle Schulformen und Fächer sind verfügbar, die sich am Lehrplan ausrichten und kontinuierlich erweitert werden. Ziel ist es, Lehrkräfte in ihrem Arbeitsalltag zu entlasten und allen Schüler:innen ein optimales Lernumfeld sowie den Zugang zu hochwertigen, personalisierten Inhalten zu ermöglichen. Seit dem Schuljahresstart 2023/ 2024 nutzen bereits über 80.000 Lehrkräfte in fast 100 Ländern die Plattform. To teach wurde 2022 von Felix Weiß und Marius Lindenmeier in Stuttgart gegründet und ist seit Februar 2024 eigenständige Tochtergesellschaft der fobizz I 101skills GmbH. Das Unternehmen wurde Didacta Startup des Jahres 2023, erhielt den Comenius EduMedia Award 2023 für digitale Bildungsmedien und war Finalist beim Global Startup Edtech Award 2023 für Deutschland und Österreich.
Berlin / Essen. Die Zukunft ist digital – das gilt auch für den Unterricht. Die diggies und fobizz fördern die digitale Bildung an Schulen durch innovative Unterrichtsangebote. Seit August 2024 agieren beide Anbieter digitaler Medien und Tools als Partner mit dem gemeinsamen Ziel, Lehrkräfte und Schulen zu entlasten. Die diggies sind komplette digitale Unterrichtseinheiten, die sofort im Unterricht verwendet werden können. Entwickelt werden sie von der Agentur raufed, einer Tochter der FUNKE Mediengruppe. fobizz ist die führende deutschsprachige Plattform für Weiterbildungen und Anbieter von digitalen Tools und KI für Lehrkräfte und Schulen.
Seit Kurzem können Lehrkräfte die diggies über die Partnerseite von fobizz mit nur einem Klick aufrufen und nutzen. Via fobizz-Login gelangen Nutzer*innen direkt zu den sofort einsetzbaren digitalen Unterrichtsstunden der diggies.
„Wir empfehlen die diggies, weil sie wertvolle Lerninhalte neu, interaktiv und didaktisch klug aufbereiten, so dass man direkt mit dem digitalen Lernen und Lehren loslegen will“, sagt Dr. Diana Knodel, Gründerin und Geschäftsführerin fobizz.
Als führender deutschsprachiger Anbieter von digitalen Tools, KI und Fortbildungen für Lehrkräfte ist fobizz ein Vorreiter für das Engagement in digitaler Bildung. Die Zusammenarbeit zwischen den diggies und fobizz wird kontinuierlich ausgebaut, sodass im Herbst auch diggies-Fortbildungen über die fobizz-Plattform verfügbar sein werden.
„Wir freuen uns sehr, Teil des Netzwerkes ausgewählter fobizz-Partner zu sein. Für uns ist dieser Schritt ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Schule von morgen. Die Zusammenarbeit schafft eine wertvolle Lösung, um Schulen und vor allem Lehrkräfte bei der digitalen Transformation zu unterstützen. Eine Verbindung, mit der zeitgemäßes Unterrichten noch einfacher und schneller möglich wird“, sagt Dr. Sabine Schouten, Geschäftsführerin bei raufeld Medien und diggies.de.
Die diggies sind fertig vorbereitete Unterrichtsstunden für die Sekundarstufe I – lehrplankonform und datensicher. Mit zeitgemäßer Optik und interaktiven Inhalten motivieren sie Schüler*innen wie Lehrkräfte zum digitalen Lernen und Lehren. Alle Themen orientieren sich an der Lebenswelt der Lernenden und sorgen für Vielfalt und Abwechslung im Unterricht oder beim Selbstlernen. Die diggies sind verfügbar für sieben Fächer der Klassenstufen 5 bis 10.
Aktuell haben Nutzer*innen Zugriff auf etwa 600 verschiedene diggies der Fächer Deutsch, Mathe, Biologie, Erdkunde, Geschichte, Naturwissenschaften und Sozialwissenschaften. Auch zur gezielten Förderung von Medienkompetenzen sind Themen verfügbar. Täglich erscheinen weitere Unterrichtsstunden in Form von Unterrichts-, Selbstlern- und Übungsdiggies, die in der diggiethek auswählbar sind.
Um alle diggies jederzeit nutzen zu können, haben Lehrkräfte die Wahl zwischen einer flexiblen Monatslizenz und einer Jahreslizenz zum attraktiven Festpreis. Mit der Schullizenz erhalten alle Lehrkräfte einer Schule uneingeschränkten Zugriff auf alle diggies. Der Preis richtet sich nach der Anzahl der Schüler*innen und kann von Schulen und Schulträgern individuell gebucht werden.
Pornographie, Gewalt oder Volksverhetzung: Kinder und Jugendliche können im Internet schnell problematischen Inhalten begegnen. Um Kinder und Jugendliche zu schützen, ist es wichtig, dass diese Inhalte gemeldet werden – auch von jungen Menschen selbst. Deshalb stellen wir eine niedrigschwellige Meldeoption bereit, über die Jugendliche auf jugendgefährdende oder entwicklungsbeeinträchtigende Inhalte einfach hinweisen können. Die Meldungen werden direkt an die Internet-Beschwerdestellen von der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM e.V.),jugendschutz.net und eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. gesendet. Verstößt der gemeldete Inhalt gegen jugendmedienschutzrechtliche Regelungen, sorgen die Internet-Beschwerdestellen unter Einbindung weiterer zuständiger Stellen dafür, dass der Verstoß entfernt wird. Eine Strafverfolgung findet durch die Beschwerdestellen nicht statt.
Jugendliche können problematische Inhalte wie Pornographie und Gewalt im Internet über eine einfache Meldefunktion anzeigen. JUUUPORT startet eine Kampagne, um junge Menschen über das Melden illegaler Inhalte zu informieren und das Internet sicherer zu machen.Jugendliche können problematische Inhalte wie Pornographie und Gewalt im Internet über eine einfache Meldefunktion anzeigen. JUUUPORT startet eine Kampagne, um junge Menschen über das Melden illegaler Inhalte zu informieren und das Internet sicherer zu machen.Wir ermutigen Jugendliche dazu, illegale Inhalte im Internet zu melden
„Bei vielen jungen Leuten ist eine gewisse Meldeskepsis zu spüren. Sie haben das Gefühl, dass es oft nichts bringt, problematische Inhalte zu melden. Oder sie wissen gar nicht, wo und wie sie diese melden können. Und es ist auch nicht klar, was mit den gemeldeten Inhalten eigentlich passiert“, so JUUUPORT-Scout Fabian.
JUUUPORT möchte dieser Meldeskepsis mit einer Kampagne entgegenwirken. Jugendliche sollen zum einen auf das Meldeformular aufmerksam gemacht und zum anderen über die Abläufe hinter einer Meldung informiert werden. So erfahren Jugendliche, dass sie aktiv und mit nur wenigen Klicks dazu beitragen können, das Internet für sich und ihre Altersgenoss:innen zu einem besseren Ort zu machen.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) unterstützt das Angebot des Meldeformulars sowie die Kampagne von JUUUPORT. Im Jugendschutzgesetz (JuSchG) und im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) ist geregelt, dass Kinder und Jugendliche vor jugendgefährdenden und entwicklungsbeeinträchtigenden Inhalten im Internet geschützt werden müssen.
Ministerin Lisa Paus betont: „JUUUPORT zeigt mit seinem wichtigen Engagement: Junge Nutzerinnen und Nutzer werden mit illegalen Inhalten nicht allein gelassen. Jede Nutzerin und jeder Nutzer kann solche Inhalte melden und dazu beitragen, dass der digitale Raum sicherer wird für Kinder und Jugendliche."
Um auf die Meldemöglichkeiten und -bedeutung hinzuweisen, werden wir eine Themenwoche bei Social Media durchführen – insbesondere auf den jugendaffinen Plattformen TikTok und Instagram. Im Rahmen dieser Themenwoche werden Infoposts, Videos mit den Scouts sowie interaktive Instagram-Stories veröffentlicht. Wir stellen außerdem Sharepics zur Verfügung, die von anderen Nutzer:innen geteilt werden können, um gemeinsam ein Zeichen gegen illegale Inhalte zu setzen.
Wir haben Interviews mit den Internet-Beschwerdestellen FSM, jugendschutz.net und eco veröffentlicht, um Einblicke in die Meldepraxis zu geben und jungen Menschen transparent darzustellen, was mit einer Meldung passiert – und wie es bspw. zur Löschung eines illegalen Inhalts kommt. Martin Drechsler, Geschäftsführer der FSM, betont: "Hinweise aus der Gesellschaft, und auch von Jugendlichen, sind essenziell für die Arbeit unserer Beschwerdestelle. Nur wenn Nutzerinnen und Nutzer uns Online-Inhalte melden, können wir aktiv werden und bei strafbaren Inhalten die Löschung veranlassen. Damit leisten wir alle gemeinsam einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung illegaler und jugendgefährdender Online-Inhalte."
Im Jahr 2023 hat die FSM insgesamt 30.573 Meldungen erhalten – ein neuer Rekord für die Beschwerdestelle. Auch die eco Beschwerdestelle konnte im vergangenen Jahr eine Zunahme an eingegangenen Beschwerden im Bereich jugendmedienschutzrechtlich relevanter Inhalte verzeichnen. Die Leiterin der eco Beschwerdestelle Alexandra Koch-Skiba sagt dazu: "Die Zunahme von Beschwerden zeigt, dass unsere Gesellschaft wachsam ist und sich klar gegen illegale Inhalte positioniert. Jede und jeder kann mit der Meldung illegaler Inhalte aktiv zu ihrer Löschung und Strafverfolgung beitragen. Diese Erkenntnis ist für unsere Arbeit extrem wichtig."
Stefan Glaser, Leiter von jugendschutz.net, ergänzt: „Kinder und Jugendliche brauchen Anlaufstellen, an die sie sich wenden können, wenn sie auf gefährdende Inhalte stoßen, gemobbt oder belästigt werden. Wir sind froh, dass wir gemeinsam mit den anderen Meldestellen dazu beitragen können, dass bei solchen Anfragen an JUUUPORT schnell Abhilfe geschaffen wird.“
Gifhorn. Für ein beitragsfreies Mittagessen in Schulen fehlen die Gelder, teilt die niedersächsische Ernährungsministerin Miriam Staudte bei einer Podiumsdiskussion am Mittwoch mit. Rund eine halbe Million Schüler:innen in Niedersachsen könnten potenziell von beitragsfreien Essensangeboten profitieren. Ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag, ihnen ein “kostenloses und qualitativ hochwertiges, nach Möglichkeit regionales Mittagessensangebot” zu bieten, wird die Rot-Grüne Regierung in Niedersachsen in naher Zukunft jedoch nicht einhalten können. “Unser Ziel kostenloses Mittagessen ist noch nicht in greifbarer Nähe”, sagt die Grünen-Politikerin. Dies sei auf finanzielle Faktoren zurückzuführen, “Wir kennen ja die Spardebatten vom Bund, und im Land sieht es auch nicht viel besser aus”.
Obwohl die KIDA-Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) zu dem Schluss kommt, dass rund 69 Prozent der Schüler:innen in Deutschland 2023 Zugriff auf Essensangebote hatten, haben nur rund 57 Prozent diese Angebote tatsächlich in Anspruch genommen. Dabei ist allen Beteiligten klar: Essensangebote in Schulen werden angesichts längerer Schultage und Ganztagsangebote immer wichtiger. “Kinder und Jugendliche benötigen nicht nur regelmäßige Mahlzeiten, das Essen muss auch gesund, abwechslungsreich und natürlich schmackhaft sein”, so Miriam Staudte.
Beitragsfreie Essensangebote in Schulen sind in anderen Ländern bereits Normalfall. In Schweden wurden kostenfreie Essensangebote in einigen Gemeinden bereits in den 1940er Jahren eingeführt. Diese Regelung zahlt sich aus: Langzeitstudien zeigen, dass das schwedische Schulverpflegungsprogramm durchweg positive Effekte auf Lebenseinkommen, Bildungsniveau und Gesundheitsstatus hat. Die Finanzierung dieser Angebote stammt, wie in anderen skandinavischen Ländern auch, aus Steuereinnahmen.
Auch in anderen Bundesländern werden Forderungen nach kostenfreien Essensangeboten in Schulen laut. In Brandenburg hat ein Bündnis aus Sozialverbänden und der Linkspartei im Rahmen der Initiative “Schule satt” mehr als 20.000 Unterschriften für kostenloses Schulessen gesammelt. Bei der Gewährleistung kostenlosen Mittagessens in Schulen handele es sich laut der Initiative um “eine zentrale Armuts- und Gesundheitspräventionsmaßnahme (...), die in Brandenburg umgesetzt werden muss”. Kostenfreie Angebote müssten sich, laut eines speziell eingerichteten Bürgerrates, dabei an den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung orientieren, um Schüler:innen nährstoffreiche Ernährung anzubieten. In Berlin, dem einzigen Bundesland, welches Grundschüler:innen kostenfreies Mittagessen garantiert, muss ein vorgeschriebener Anteil aus frischem Obst und Gemüse bestehen und darüber hinaus aus ökologischer Produktion kommen. Wie kostenloses Schulessen in deutschen Schulen gestaltet und die Finanzierung sichergestellt werden könnte, bleibt jedoch abzuwarten.
Angesichts der sich immer weiter verzögernden Fortsetzung des Digitalpakts drängen der Deutsche Philologenverband (DPhV) und die Gesellschaft für Informatik (GI) auf eine baldige, aber vor allem gute Einigung zwischen Bund und Ländern.
DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Es ist mittlerweile 5 nach 12! Von immer mehr Schulen erreichen uns besorgniserregende Nachrichten über den Zustand der digitalen Infrastruktur. Viele Geräte sind nicht mehr auf dem aktuellen Stand und werden nicht gewartet. Schulen brauchen eine professionelle Administration. Wenn wir in jedem Bundesland den modernen Bildungsstaat umsetzen wollen, müssen auch die entsprechenden Mittel zur Verfügung gestellt werden. Dies wird bei einer 90:10-Finanzierung (90 Prozent zahlen die Bundesländer, 10 Prozent der Bund) nicht von jedem Bundesland gewährleistet werden können. Die Ermöglichung der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse bleibt damit auf der Strecke. Das können wir als Ziel der Bildungspolitik im Interesse der Schüler und ihrer Lehrkräfte nicht nachzuvollziehen. Dieses Pingpong zwischen Bundesbildungsministerium (BMBF) und Kultusministerkonferenz (KMK) muss aufhören.“
GI-Präsidentin Christine Regitz sagt: „Eine belastbare digitale Infrastruktur ist die Voraussetzung für erfolgreiche Bildung im 21. Jahrhundert und die Basis für die Wettbewerbsfähigkeit des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorts Deutschland. Ich kann nur an alle Beteiligten appellieren, zu einer guten und raschen Lösung zu kommen. Qualifizierter Unterricht braucht zeitgemäße Rahmenbedingungen und die notwendige technische Ausstattung. Das gilt darüber hinaus für die Einführung des Faches Informatik und die Qualifizierung der Lehrkräfte ganz besonders und schließt eine Vereinheitlichung der Prüfungsanforderungen und einen deutlichen Schub bei der Lehrkräfteaus- und -weiterbildung ausdrücklich mit ein.“
DPhV und GI setzen sich gemeinsam für ein Pflichtfach Informatik ein. Wichtig ist dabei, dass tatsächlich das Fach Informatik mit seiner universitären Bezugsdisziplin an den Schulen etabliert wird und nicht stattdessen variabel zusammengesetzte „Medienverbundsfächer“, für die keine universitäre Bezugsdisziplin existiert. Das Fach Informatik muss also ein gleichwertiges Unterrichtsfach sein, damit es auch als gleichrangiges Prüfungsfach gewählt werden kann.
Der Deutsche Philologenverband (DPhV) ist die Dachorganisation der Philologenverbände der Bundesländer. Die Mitglieder sind Lehrkräfte an Gymnasien und anderen Bildungseinrichtungen, die zum Abitur führen, sowie Lehrbeauftragte an den Hochschulen, vornehmlich in der Lehrkräftebildung. Der Verband wurde 1903 in Halle gegründet und organisiert zurzeit 90.000 Einzelmitglieder in 15 Landesverbänden. Er unterstützt die Zusammenarbeit mit Lehrerverbänden im In- und Ausland und ist Mitglied im „dbb beamtenbund und tarifunion“ und im Deutschen Lehrerverband (DL).
Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) ist mit mehr als 17.000 persönlichen und 250 korporativen Mitgliedern die größte und wichtigste Fachgesellschaft für Informatik im deutschsprachigen Raum und vertritt seit 1969 die Interessen der Informatikerinnen und Informatiker in Wissenschaft, Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung, Gesellschaft und Politik.
teech – Tokio Hotels Tom Kaulitz und Georg Listing, Deutschlands größter Creator Younes Zarou und Ex-Drillisch-CEO Marc Brucherseifer investieren, um gemeinsam junge Menschen zu fördern.
teech, Bildungsplattform und Veranstalter des innovativen Berufsorientierungsformats Inspiration Days, freut sich, den erfolgreichen Abschluss einer bedeutenden Finanzierungsrunde bekannt zu geben. Die neuen Gesellschafter Roman Schuhmacher, Co-Founder und CPO von Personio, Meta-Manager Daniel Kramer, Marc Bucherseifer, Ex-CEO von Drillisch, gemeinsam mit Tochter Julia, der erfolgreiche Creator Younes Zarou sowie Georg Listing und Tom Kaulitz von Tokio Hotel bringen ihre Expertise und Visionen ein, um teech auf seinem Weg zu unterstützen. Der bisherige Erfolg fußt auf der Unterstützung der Bestandsinvestoren Udo Schloemer von der Factory Berlin und Rolf Schrömgens von trivago.
„Wir sind begeistert, so beeindruckende Persönlichkeiten als Supporter begrüßen zu dürfen,“ sagt Joel Monaco, Co-Founder von teech. „Die Kombination aus innovativen Köpfen und erfahrenen Branchenführern wird uns helfen, unsere Mission weiter voranzutreiben und die nächste Generation von Talenten noch besser zu unterstützen – so zum Beispiel mit den Inspiration Days.“
Das Event, das seit seiner Einführung im Jahr 2021 zu Europas größter Veranstaltung für Berufsorientierung und –inspiration entwickelt hat, begeisterte bereits über 200.000 junge Menschen.
Vom 25. bis 27. September haben sie die Möglichkeit, live auf der teech-Plattform und vor Ort in der Factory Berlin Mitte Vorbilder und prominente Persönlichkeiten wie Lena Gercke, Sadhguru, Sally Özcan, Mimi Kraus und viele mehr hautnah mitzuerleben, die ihre Erfolgsgeschichten und Karrierewege mit den jungen Talenten teilen. Hervorzuheben ist auch die Bühne für Lehrkräfte, die von Viola Herrmann und Gert Mengel von diggies gestaltet wird und wertvolle Inhalte für Pädagogen bietet.
„Mit den Inspiration Days zeigen wir auf, wie man Berufsorientierung zeitgemäß gestaltet,“ erklärt Emanuele Monaco. „Unser Ziel ist es, hierbei nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern den Weg in eine erfolgreiche Zukunft zu ebnen und Netzwerke zu schaffen.“
Der Nachmittag mündet in eine Netzwerkveranstaltung mit einem Bühnenprogramm gestaltet von unseren Partnern Baby Got Business, Entrepreneur University, Worldchanger und Colonia Private Equity.
Die teech Inspiration Days werden in Zusammenarbeit mit der Factory Berlin organisiert: Am 25. und 26. September 2024 finden sie ausschließlich digital statt, am dritten und letzten Veranstaltungstag werden in der Factory Berlin Mitte über 2.000 Jugendliche erwartet. Von dort aus wird die Veranstaltung über die Plattform von teech gestreamt, um weiterhin allen Schulen die Erfahrung der Veranstaltung zu ermöglichen.
teech ist ein Startup aus Darmstadt, das sich der Förderung der Leidenschaften und Talente junger Menschen widmet. Das Unternehmen setzt sich für die Schaffung von Plattformen ein, auf denen junge Talente ihre Fähigkeiten entfalten können. Als Initiator der Inspiration Days ist es teech besonders daran gelegen, Jugendliche für ihre Zukunft zu begeistern und ihnen eine echte Perspektive zu geben. Weitere Informationen
Factory Berlin ist ein dynamisches und lebendiges Startup-Hub und Geschäftsnetzwerk. Eingebettet im Herzen der europäischen Technologie- und Unternehmensszene bringt dieses innovative Ökosystem Gleichgesinnte und Unternehmen zusammen und fördert einen Geist der Zusammenarbeit und Kreativität. Durch die Bereitstellung von Arbeitsplätzen, interdisziplinären Veranstaltungen und Programmen schafft Factory Berlin eine Umgebung, in der ehrgeizige Startups und zukunftsorientierte Einzelpersonen zusammenkommen können, um Ideen auszutauschen, Partnerschaften zu schmieden und Innovation voranzutreiben. Weitere Informationen
Zur Anmeldung: www.teech.de/inspiration-days
Kinder wachsen heute in einer von digitalen Medien geprägten Welt auf: Smartphones, Tablets und das Internet sind aus ihrem Alltag nicht mehr wegzudenken. Eltern und Erziehungsberechtigte stehen vor der Herausforderung, ihre Kinder sicher und kompetent durch die digitale Welt zu begleiten, ohne den Überblick zu verlieren.
Mit diesem Thema beschäftigt sich auch Leonie Lutz. Sie ist Gründerin von “Kinder digital begleiten”, einer Plattform, die Eltern in Online-Kursen praktische Tipps zur Internetnutzung ihrer Kinder vermittelt und so im Umgang mit digitalen Medien unterstützt werden. In den Online-Kursen geht es beispielsweise darum, wie man mit Kindern über Medienthemen ins Gespräch kommt, welche Medienzeiten angemessen sind, wie man Apps sicher einstellt und wie digitale Familienregeln aussehen können.
Außerdem ist Lutz Autorin des Spiegel-Bestsellers “Begleiten statt verbieten”, in dem es ebenfalls um die Medienerziehung von Kindern im digitalen Zeitalter geht. Eltern und Erziehungsberechtigte erhalten Ratschläge für den alltäglichen Umgang mit Medien, wobei der Fokus darauf liegt, Kinder sicher in der digitalen Welt zu begleiten, anstatt den Zugang zu Medien gänzlich einzuschränken. Dabei plädiert Lutz für einen offenen und dialogorientierten Ansatz, um gemeinsam die Herausforderungen und Chancen der digitalen Medien zu erkunden. Ebenso ist es wichtig, eine gute Balance zwischen klaren Regeln und Freiräumen zu finden, damit Kinder selbstbestimmt, aber immer in einem sicheren Rahmen Medienkompetenz entwickeln können. Darüber hinaus informiert Leonie Lutz auf ihrem Instagram-Kanal über aktuelle Themen. Im Interview erklärt sie, wie Eltern durch bewusste Begleitung und den offenen Dialog mit ihren Kindern deren Medienkompetenz fördern können, um sie sicher und selbstbestimmt in der digitalen Welt zu unterstützen.
Lehrer-News: Was hat Sie dazu inspiriert, das Projekt “Kinder digital begleiten” zu starten und wie hat sich Ihre Sicht auf die digitale Begleitung von Kindern seitdem verändert?
Lutz: Nun, ich bin selbst Mutter und habe viele Jahre in Online-Redaktionen gearbeitet. Als meine große Tochter ihr erstes Smartphone bekam, fragten mich viele Eltern im persönlichen Umfeld immer um Rat aufgrund meiner beruflichen Expertise. Dieses Wissen wollte ich auch anderen Familien weitergeben. Ich habe etwa neun Monate, getarnt als Kind, im Netz recherchiert. Da habe ich einige Phänomene erlebt, vor denen Kinder geschützt werden sollten. Cybergrooming, also die Anbahnung sexueller Kontakte durch Erwachsene, die sich als Gleichaltrige ausgeben, an Kinder und Jugendliche über das Internet, zum Beispiel. Aber ich habe auch positive Erfahrungen gemacht. Wenn man zum Beispiel in das Thema Gaming einsteigt und gemeinsam mit Kindern zockt, bekommt man ein besseres Gespür für die Faszination dafür und bemerkt, dass viele Computerspiele eben nicht per se schlecht sind – nur, weil sie an einem Bildschirm stattfinden. Ich denke, wir Eltern sollten uns viel mehr mit der digitalen Lebenswelt unserer Kinder beschäftigen. Nur wenn wir uns damit auskennen, können wir unsere Kinder an den Geräten begleiten und sie unterstützen. Diese Hilfe brauchen unsere Kinder.
Lehrer-News: Wie definieren Sie “Medienkompetenz”?
Lutz: Medienkompetenz bezeichnet die Fähigkeit, Medien und ihre Inhalte bewusst, kritisch und selbstbestimmt zu nutzen. Und dazu gehört nicht nur der technische Umgang mit digitalen Medien, sondern auch, sie zu verstehen, zu analysieren und Medieninhalte bewerten zu können. Kinder heute haben meist eine hervorragende Geräte-Kompetenz. Sie wissen genau, wie sie was bedienen können. Für Medienkompetenz brauchen sie jedoch Eltern wie Lehrkräfte, die mit ihnen über die gesehenen Inhalte sprechen sowie Apps und Anwendungen hinterfragen.
Lehrer-News: Was sind Ihrer Meinung nach effektive Methoden, um Kindern und Jugendlichen den kritischen Umgang mit digitalen Informationen und sozialen Medien zu vermitteln?
Lutz: Kinder benötigen das Wissen, dass es einen Unterschied zwischen redaktionellen und sozialen Medien gibt. Bei den sozialen Medien kann jeder alles hochladen. Jeder Nutzer kann Sender sein, jeder Empfänger. Und da besteht die Gefahr, dass es sich um Falschinformationen handelt. Redaktionelle Medien hingegen prüfen vorab ihre Quelle und lassen diese verifizieren. Hier können wir also davon ausgehen, dass es sich nicht um Falschinformationen handelt. Wenn Kinder also zum Beispiel Google nutzen, um etwas zu erfahren, sollten sie die Quelle prüfen, die das Ergebnis ausspuckt. Und weitere Webseiten besuchen, um die Quelle bewerten zu können. Besonders herausfordernd ist es, wenn Kinder TikTok nutzen, da hier viele Informationen zu finden sind, die schlichtweg falsch sind. Ich denke, da sollten wir mit Kindern viel im Dialog sein. Sie immer wieder fragen, was sie an den Geräten gesehen und erlebt haben und mit ihnen dann die Erlebnisse gemeinsam einordnen oder auch gemeinsam eine Suchmaschine bedienen.
Lehrer-News: Welche Entwicklungen in der digitalen Welt beobachten Sie derzeit mit Sorge?
Lutz: Tatsächlich macht mir TikTok derzeit etwas Sorgen. Das war vor zwei, drei Jahren noch nicht so, da hätte ich gesagt “TikTok ist Fluch und Segen”. Momentan denke ich eher, “TikTok ist mehr Fluch als Segen”. Einerseits machen mir die politisch motivierten Falschinformationen Sorgen, andererseits aber auch die vielen propagandistischen und rassistischen Clips. Für Kinder ist es schlichtweg unmöglich, das alles einordnen zu können. TikTok hat eine Altersfreigabe ab 13 Jahren, allerdings gibt es – wie bei allen Apps – keine Altersverifikation. Das führt dazu, dass schon wesentlich jüngere Kinder die App nutzen und das finde ich problematisch. Ich würde auch jeder Lehrkraft empfehlen, sich intensiv mit TikTok auseinanderzusetzen, denn die Falschinformationen bleiben ja nicht in der App, die tauchen ja auch in der Schule auf, wenn Schüler:innen glauben, was sie bei TikTok gesehen haben.
Lehrer-News: Gibt es digitale Inhalte oder Plattformen, die Sie für Kinder besonders empfehlenswert finden?
Lutz: Unbedingt. In jedem Falle für Kinder die Kindersuchmaschine fragFinn.de. Außerdem alle Anwendungen, bei denen Kinder nicht nur Konsumenten sind, sondern auch zu Gestaltern werden. Das kann ganz simpel schon die Kamera- oder Videofunktion an digitalen Geräten sein, oder eben spezielle Apps wie „Stop Motion Studio“ wo sogenannte Legetrickfilme erstellt und mit Musik unterlegt werden können. Gerne mag ich auch die App “Audio Adventure – Tonstudio”. Damit können Kinder eigene Hörspiele oder Podcasts erstellen. Und zum Thema Medienkompetenz kann ich die kostenlose, werbefreie App „Kabu“ empfehlen. Sie klärt Kinder über gesellschaftspolitische Themen auf, beschäftigt sich aber auch mit digitalen Herausforderungen wie Kettenbriefe bei WhatsApp oder Künstliche Intelligenz.
Lehrer-News: Wie stehen Sie zu “Screen-Time”-Apps oder anderen Maßnahmen, um die Zeit an digitalen Geräten zu begrenzen?
Lutz: Kinder benötigen einen klaren Rahmen, das steht außer Frage. Die offiziellen Medienzeit-Empfehlungen der BZgA sind hier hilfreich. Allerdings ist mir auch wichtig zu betonen, dass Medienzeiten auch sehr individuell betrachtet werden sollten. Ein Kind, das den Schultag, die Hausaufgaben und vielleicht schon ein Hobby am Tag bewerkstelligt hat, kann dann natürlich auch eine Runde zocken, eben weil auch das für viele Kids ein Hobby ist. Medienzeiten sind wichtig und geben Richtwerte, nicht vergessen dürfen wir aber auch die Inhalte, die Kinder konsumieren. Kurz gesagt: Es ist sinnvoller, eine Stunde mit der Erstellung eines eigenen Podcasts zu verbringen oder an einer Welt im Minecraft Kreativ-Modus zu bauen, als eine Stunde bei TikTok zu scrollen.
Lehrer-News: Wie können Eltern und Schulen gemeinsam dazu beitragen, ein verantwortungsvolles digitales Umfeld zu schaffen?
Lutz: Einmal braucht es Regeln, sowohl zuhause als auch in der Institution Schule. Es braucht die Vermittlung von Medienkompetenz und das Angebot an die Kinder, Apps kennenzulernen, mit denen sie die Geräte als Werkzeuge nutzen können. Aktuell stehen die Geräte noch zu sehr für Konsum. Das ist schade, denn sie können so viel mehr.
Lehrer-News: Vielen Dank für das Gespräch!
Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), äußert sich anlässlich des Internationalen Tages der Demokratie am 15. September folgendermaßen:
„In einer Zeit, in der wir besorgniserregende Zeichen der Verrohung und eine Mobilisierung an den politischen Rändern in unserer Gesellschaft und international beobachten, ist es wichtiger denn je, die Bedeutung der demokratischen Bildung in den Fokus zu rücken. Wir sind überzeugt, dass die einzige Chance, den besorgniserregenden Tendenzen langfristig zu begegnen, in hochwertiger Bildung liegt – unabhängig von der Herkunft der Schülerinnen und Schüler. Bildung muss ein Recht für alle sein, um Chancengleichheit zu gewährleisten und eine starke, demokratische Gesellschaft zu fördern. Der VBE und seine Landesverbände engagieren sich schon seit vielen Jahren gegen die Verrohung der Gesellschaft und für ein demokratisches Miteinander. Mit dem Manifest „Haltung zählt“ haben wir uns klar positioniert, Aktivitäten wie das Projekt „Erinnern“ des BLLV, das sich mit dem Schicksal jüdischer Lehrkräfte auseinandersetzt, erfüllen dies mit Leben.“
Brand nimmt die Politik in die Pflicht, den Schlüsselfiguren in der Bildung, den Lehrkräften, endlich die Arbeitsbedingungen bereitzustellen, die sie für diese wichtige Aufgabe benötigen:
„Lehrkräfte sind die Schlüsselakteure in der demokratischen Bildung von Kindern und Jugendlichen. Sie tragen maßgeblich dazu bei, Werte wie Toleranz, Respekt und Solidarität zu vermitteln, und stärken auf diese Weise erheblich das demokratische Miteinander. Doch die Herausforderungen, vor denen unsere Schulen stehen, sind enorm. Der akute Lehrkräftemangel führt dazu, dass immer mehr Unterricht ausfällt oder Fächer über längere Zeiten an einer Schule gar nicht unterrichtet werden können. Zudem sehen wir die bedenkliche Tendenz, dass der Unterricht häufig auf das Abprüfbare reduziert wird. Wichtige Projekte, die das demokratische Miteinander stärken und Vorurteile gegenüber Minderheiten abbauen, bleiben zunehmend auf der Strecke. Deshalb fordern wir die Politik auf, die selbstverschuldeten Probleme in unseren Schulen endlich entschlossen anzugehen. Der Lehrkräftemangel, marode Schulen und die Herausforderungen der Digitalisierung müssen mit Nachdruck angepackt werden. Nur so können wir verhindern, dass extremistische Kräfte das Feld weiter für sich gewinnen und unsere demokratischen Werte untergraben.“
12.09.2024. „Kinder werden starke Persönlichkeiten durch starke Lehrkräfte. Neben einem verlässlichen und liebevollen Elternhaus brauchen sie Lehrkräfte, die ihnen Zutrauen, Stärke und Vertrauen in ihre Fähigkeiten geben“, fasst der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, die Ergebnisse einer Diskussion bei der letzten Bundesvorstandssitzung zusammen.
„Wir als Lehrkräfte bemängeln, dass die bildungspolitische Diskussion sich hauptsächlich auf ein einziges Ziel konzentriert: die Steigerung der Quote von Kindern, die die Mindeststandards erreichen. Selbstverständlich ist es elementar wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler lesen, schreiben und rechnen können. Da widerspricht niemand. Gleichzeitig darf in der Diskussion um das Erreichen von Mindeststandards nicht vergessen werden, was dafür notwendig ist: Ohne Bindung keine Bildung. Die professionelle Beziehung zwischen den Lehrkräften und den Schülerinnen und Schülern ist das Fundament für nachhaltiges Lernen“, bekräftigt Brand.
Der VBE Bundesvorstand führte eine konstruktive Diskussion, in der insbesondere die Motivation der Lehrkräfte deutlich wurde. Wer Lehrkraft werden möchte oder ist, übt den Beruf aus, um Kinder für ihr Leben in der Gesellschaft vorzubereiten und sie auf ihrem Weg zu begleiten. Deshalb darf der Blick in das Klassenzimmer nicht verengt werden auf das Messen, Vergleichen und Erbringen von Quoten. Der VBE-Chef erläutert: „Das einzelne Kind und seine spezifischen und individuellen Stärken und Schwächen sind für uns entscheidend. Wir als Lehrkräfte geben Kindern eine Stimme – als Profis für die Bildung. Wir melden uns deswegen – fern aller Kampagnen, Bündnisse und Studien – heute zu Wort!“ Denn: „Jeden Tag kommen neue Ergebnisse, die das Lehren und Lernen in Schule beleuchten. Es hilft aber nicht, noch mehr der gleichen Erkenntnisse zu produzieren. Vielmehr braucht es ausreichend Zeit und Ressourcen, um ins Lernen zu kommen.“
Mitglieder des Bundesvorstandes berichteten eindrücklich aus ihrem Alltag, in dem sie mit Jugendlichen arbeiten, die verhaltensauffällig sind, teilweise Straftaten begehen, depressiv oder aggressiv werden, psychische und psychiatrische Störungen entwickeln und orientierungslos sind. Andere wissen zu berichten, wie unterschiedlich die Lebensrealitäten von Kindern und Erwachsenen sind und was es mit der Jugend macht, in Zeiten multipler Krisen aufzuwachsen.
Und nicht zuletzt zeugte die Diskussion aber auch eindrücklich davon, wie hoch die Motivation ist, Lehrkraft zu werden, zu sein und zu bleiben – allerdings braucht es dafür ganz konkrete Unterstützung. Brand fordert: „Die Arbeitsbedingungen der Pädagoginnen und Pädagogen müssen verbessert werden – nur so können wir Kinder und Jugendliche stark und resilient für das Leben von morgen machen. Dafür braucht es große Entscheidungen und mutige Veränderungen, die von der Gesellschaft getragen und von der Politik ausfinanziert werden.“
Als Lehrkräfte steht ihr vor der besonderen Aufgabe, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch gesellschaftliche Werte wie Mitmenschlichkeit und Verantwortungsbewusstsein zu fördern. Mit der neuen Bildungseinheit “Blut und Blutspende”, entwickelt für die vierten Klassen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland, bietet der DRK-Blutspendedienst West eine ideale Gelegenheit, junge Schülerinnen und Schüler frühzeitig an dieses lebenswichtige Thema heranzuführen. Dabei wird spielerisch ein Bewusstsein geschaffen für die Bedeutung von Blutspenden und die Notwendigkeit von Solidarität. Die Materialien stehen Euch unter blutspendedienst-west.de oder zeitbild.de zur Verfügung.
Blutspenden ist für viele Menschen überlebenswichtig, denn Blut kann nicht künstlich hergestellt werden. Gerade im Angesicht des demografischen Wandels ist es von zentraler Bedeutung, junge Menschen für diese Aufgabe zu sensibilisieren. Ihr könnt durch diese Unterrichtseinheit dazu beitragen, das Verständnis für Blutspenden zu wecken und gleichzeitig wichtige Werte wie Mitmenschlichkeit und gesellschaftliches Engagement vermitteln.
Im auf freiwilliger Basis bestehenden “Sozialversicherungssystem” der Blutspende sind alle handelnden Akteure im Gesundheitswesen darauf angewiesen, dass es auch künftig ausreichend Blutspenderinnen und Blutspender gibt. Problematisch zeigt sich auch im Blutspendewesen, dass es immer mehr ältere und immer weniger junge Mitbürgerinnen und Mitbürger gibt. Die Generationen der treuen Spenderinnen und Spender wächst nach und nach aus den unterschiedlichsten Gründen (Erkrankungen, Einnahme bestimmter Medikamente, …) aus dem Spendeprozess heraus. Trotz unterschiedlichster Bemühungen ist es bislang noch nicht gelungen, die Lücke zu füllen, die dadurch entsteht. So wird die Versorgung mit gespendetem Blut im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen im Wesentlichen von nur etwa 100.000 Menschen gesichert.
Da Blut nicht künstlich erzeugt werden kann, ist und bleibt das Blutspenden so wichtig – lebenswichtig! Gerade junge Menschen sind der Schlüssel für diese Versorgungslücke, denn nur sie können aufgrund von Faktoren wie Alter, Gesundheit und Gesundheitsperspektive langfristig eine entscheidende Rolle einnehmen. Blutspenden darf man ab 18 – aber mit dem Thema frühzeitig vertraut zu sein, ist sehr sinnvoll!
Die Unterrichtseinheit vermittelt das Thema altersgerecht und ansprechend. Eine besondere Rolle übernimmt dabei der bekannte Kinder-Entertainer Tom Lehel, der als “Tompir” die Schülerinnen und Schüler auf humorvolle Weise durch das Thema Blutspende führt. Tom Lehel, der als Kind selbst auf Bluttransfusionen angewiesen war, klärt als Vampirheld über den ”roten Lebenssaft” auf, ohne Blut zu saugen – sondern es zu spenden! Er zeigt im begleitenden Film, wie das gespendete Blut im Labor verarbeitet wird, und sorgt dabei für zahlreiche Lacher im Klassenzimmer.
Der Einsatz des Films im Anschluss an die Unterrichtseinheit ist eine besonders motivierende Ergänzung, da er die Lerninhalte auf unterhaltsame Weise vertieft und den Kindern aufzeigt, wie wichtig Blutspenden für unsere Gesellschaft sind.
Das Deutsche Rote Kreuz hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur das notwendige Wissen über Blutspenden zu vermitteln, sondern auch das Verständnis für Solidarität und gesellschaftliches Engagement zu fördern. Die Unterrichtseinheit schult die Zivilcourage und stärkt das Verantwortungsbewusstsein der Schülerinnen und Schüler. Sie lernen, dass jeder Mensch einen Beitrag für die Gesellschaft leisten kann – sei es durch Blutspenden oder andere Formen des Engagements.
Das Jugendrotkreuz bietet neben der Unterrichtseinheit zahlreiche weitere Angebote für Schulen an: Workshops zum Thema Erste Hilfe, Fortbildungen für Fachkräfte und vieles mehr. Als eigenständiger Jugendverband setzt sich das Jugendrotkreuz für eine positive gesellschaftliche Entwicklung ein und fördert humanitäre Werte wie Toleranz und Offenheit.
Lehrkräfte, die ihre Schülerinnen und Schüler an wichtige gesellschaftliche Themen heranführen möchten, finden in dieser Unterrichtseinheit eine wertvolle Unterstützung. Gemeinsam mit dem DRK können sie die nächste Generation dazu befähigen, verantwortungsvoll und engagiert zu handeln – und vielleicht sogar zukünftige Blutspenderinnen und Blutspender gewinnen.
Mit dieser Unterrichtseinheit legen Lehrkräfte den Grundstein für lebensrettendes Engagement – denn Blutspenden rettet Leben!
Flächendeckendes Angebot für die Ausbildung von Schülerinnen und Schülern der fünften und sechsten Klassen in sicherer und nachhaltiger Teilnahme am Straßenverkehr | Ermutigung zur kritischen Auseinandersetzung mit Verkehrsverhalten und dessen Auswirkung auf Gesundheit und Umwelt | Für digitalen und analogen Unterricht geeignet
München, 13.09.2024 – Die ADAC Stiftung startet das neue Programm Achtung Auto 2.0 mit Unterstützung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr. Dies fördert den Rollout von Achtung Auto 2.0 mit 100.000 Euro. Ziel des Programms ist es, Kindern der fünften und sechsten Klasse Kompetenzen für eine sichere und umweltfreundliche Verkehrsteilnahme zu vermitteln.
Das neue Programm ist flexibel in der Durchführung: Achtung Auto 2.0 bietet Lehrkräften zwei Durchführungsvarianten. Zum einen das Hybridmodell mit Vor-Ort-Training durch die ADAC Stiftung am Auto und zwei vorkonzipierten Doppelstunden mit zusätzlichen Inhalten zur Durchführung im Unterricht. Im Training vor Ort erleben Kinder hautnah, wie lange eine Vollbremsung dauert und welche Strecke das Auto dabei zurücklegt. Ebenfalls wird eindrucksvoll auf die Gefahren der Ablenkung durch Smartphones im Straßenverkehr eingegangen.
Alternativ gibt es die Classroom-Variante, die von Lehrkräften jederzeit flexibel in ihren Unterricht eingebaut werden kann. Hier helfen unterrichtsfertige Lehrerhandreichungen die Unterrichtsschwerpunkte umzusetzen, z.B. mit Reaktionstests, bei denen Reaktionszeiten und Auswirkungen von Ablenkung anschaulich gemacht werden können.
„Zeitgemäße Mobilitätsbildung muss Antworten auf aktuelle Herausforderungen wie zunehmenden Verkehr, Fragen des Umweltschutzes und Bewegungsmangel bei Kindern liefern.“, erklärt Christina Tillmann, Vorständin der ADAC Stiftung. „Die Weiterentwicklung von 'Achtung Auto 2.0' erweitert den Horizont über das reine Thema Verkehrssicherheit hinaus und macht Mobilitätsbildung besonders praxisnah. Die Inhalte können von Lehrkräften flexibel, digital oder analog, je nach den örtlichen Gegebenheiten umgesetzt werden. Dadurch können wir auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler stärker eingehen und ihnen wichtige Kompetenzen für eine sichere und nachhaltige Mobilität vermitteln.“
Neu sind Themen rund um umweltfreundliche und gesunde Mobilität. Das Programm beleuchtet die Vor- und Nachteile verschiedener Verkehrsmittel, um die Beweggründe und Konsequenzen der Wahl des Verkehrsmittels besser zu verstehen. Weiterhin verdeutlicht es die Auswirkungen des Straßenverkehrs auf unsere Gesundheit, die Umwelt und das Klima. Das Ziel ist, zur kritischen Reflexion des eigenen Mobilitätsverhaltens anzuregen. Das Thema Verkehrssicherheit wird in einer weiteren Doppelstunde durch maßgeschneiderte Übungen und Aufgaben vertieft. Durch Wiederholung und Methodenwechsel wird Wissen über sicheres Verkehrsverhalten langfristig verankert und eine starke Sensibilisierung für Gefahren des Straßenverkehrs erreicht. Die Schülerinnen und Schüler erwerben so die notwendigen Kenntnisse für eine verantwortungsvolle und selbstständige Teilnahme am Straßenverkehr.
Das Programm kann mit digitalen Tools umgesetzt werden, flexibel auf den verschiedensten digitalen Unterrichtsplattformen. Es bietet aber auch die Möglichkeit, klassische Lehrmittel wie Tafel und Arbeitsblätter zu nutzen. Weitere Informationen zu "Achtung Auto 2.0", den buchbaren Modulen sowie Materialien für Lehrkräfte finden Sie auf unserer Webseite unter verkehrshelden.com/achtung-auto.
Die ADAC Stiftung konzentriert sich in ihrer Arbeit auf zwei Themen: Mobilität und Lebensrettung. Sie setzt sich dafür ein, dass alle Menschen in Deutschland ihrem Bedürfnis nach Mobilität sicher und langfristig nachkommen können. Und dass Menschen mit akuten Verletzungen oder in lebensbedrohlichen Situationen im ganzen Land schnelle und wirksame Hilfe erhalten. Zudem fördert sie mit der Einzelfallhilfe gezielt die soziale Teilhabe von Unfallopfern und ihren Familien.
Mit ihren Mobilitätsbildungsprogrammen „Aufgepasst mit ADACUS“, „Achtung Auto 2.0“ und „Roller Fit“ erreicht sie jährlich 450.000 Kinder, was sie zum führenden zivilgesellschaftlichen Mobilitätsbildungsanbieter an Kitas und Schulen in Deutschland macht.
Mehr Informationen über die ADAC Stiftung: www.stiftung.adac.de
In der nächsten Woche starten der ökologische Verkehrsclub VCD, das Deutsche Kinderhilfswerk und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) die Aktionstage „Zu Fuß zur Schule und um Kindergarten“. Das Motto lautet dieses Jahr „Kinder können das – Elterntaxi muss nicht sein!“. Vom 16. bis zum 27. September werden Schulen und Kindertagesstätten in ganz Deutschland eigene Aktionen umsetzen, um auf die Bedeutung von sicheren Schulwegen aufmerksam zu machen.
Die drei Partnerverbände fordern Kommunen dazu auf, die Möglichkeiten der vor Kurzem reformierten Straßenverkehrsordnung (StVO) zu nutzen, um Kindern sichere Mobilität zu ermöglichen. Denn: Bundesweit fühlen sich 18 Prozent der Kinder auf dem Schulweg unsicher. In Orten mit über 100.000 Einwohnenden steigt diese Zahl auf ein Viertel der Kinder (24 Prozent). Das zeigt eine aktuelle Umfrage für den 2. „Kinderrechte-Index“ des Deutschen Kinderhilfswerkes. Dafür wurden 3.218 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren befragt.
Der Weg muss für alle Kinder so sicher werden, dass Eltern sie sorgenfrei in ihrer eigenständigen Mobilität unterstützen können. Seit der Verabschiedung im Bundestag am 14.06.2024 haben die Kommunen mit der StVO-Reform deutlich größere Spielräume, wenn es um Maßnahmen für Verkehrssicherheit und Klimaschutz geht. So sind etwa die Einrichtung von Tempo 30 oder Schulstraßen mit weniger Hürden verbunden als zuvor. Die Verbände appellieren an die Kommunen, nicht darauf zu warten, dass sie zum Handeln aufgefordert werden. Im Sinne der Sicherheit aller Kinder sollten sie die Verbesserung der Verkehrssituation selbst angehen, besonders in der Nähe von Schulen und Kitas. In einem gemeinsamen Forderungspapier setzen sich die Bündnispartner außerdem für sichere Querungsmöglichkeiten wie Zebrastreifen und Mittelinseln in der Nähe von Schulen ein. Auch der Ausbau von geschützten und breiten Fuß- und Radwegen im gesamten Wohngebiet sowie mehr Fahrradstellplätze an Schulen und Kitas sind Teil der Forderungen.
Christine Streichert-Clivot, Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Schirmherrin der Aktionstage, sagt in einem Statement: „Das Elterntaxi stehen lassen und zu Fuß in den Kindergarten oder die Schule. Die Vorteile liegen auf der Hand. Der Weg zu Fuß ist gesund, erfrischend und macht wach für den Tag. Er bietet die Chance, Selbstständigkeit zu üben, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, das richtige Verhalten im Straßenverkehr zu üben und sich so seiner Umwelt bewusst zu werden. Zudem schont jeder Kilometer, den ein Auto stehen bleibt, das Klima und die Umwelt. Den Spaß, den die Kinder dabei auch noch gemeinsam haben können, sollten wir natürlich nicht vergessen. Wir wünschen uns von unseren Schülerinnen und Schülern, dass sie nachhaltige und positive soziale Netze knüpfen, eigenständig handeln und einen gesunden Lebensstil entwickeln.“
In den letzten Jahren gab es viele erfolgreiche Aktionen, um Kinder zu motivieren, ihren Schul- oder Kitaweg eigenständig zurückzulegen. Beliebt waren Stempelaktionen, Laufpatenschaften zwischen Schülerinnen und Schülern und älteren Kita-Kindern sowie kreative Schulweggestaltung, etwa durch Hüpfspiele. Außerdem wurden vielerorts sogenannte Laufbusse organisiert, bei denen sich Kinder an Sammelpunkten treffen und gemeinsam zur Schule gehen. Auch Elternhaltestellen oder Schulstraßen, oft in Zusammenarbeit mit der Kommune, waren Teil der Maßnahmen. Weitere Ideen wie symbolische "Knöllchen" für Elterntaxis oder Schulweg-Wetten sind online zu finden. Die kreativsten Ideen werden auch in diesem Jahr wieder mit Preisen ausgezeichnet.
Besonders belohnt werden außerdem erstmals Projekte, die durch eigenständige Initiativen wie eine Fahrraddemo, eine Aufmerksamkeit erregende Plakataktion oder eine selbst organisierte Podiumsdiskussion mit lokalen Verantwortlichen konkrete Veränderungen in den Blick nehmen. Schulen oder Kitas können mit ihren eingereichten Aktionen Fahr- und Laufräder für ihren eigenen Fuhrpark gewinnen – mitmachen lohnt sich also doppelt.
Zum Hintergrund: Im Rahmen der Aktionstage „Zu Fuß zur Schule und zum Kindergarten“ vom 16. bis 27. September 2024 können Kinder mit ihren Lehrkräften, Erzieherinnen und Erziehern oder ihren Eltern eigene Projekte rund um das Thema „Zu Fuß zur Schule und zur Kita“ entwickeln. Die Aktionstage richten sich gezielt an Grundschulen und Kindertageseinrichtungen. Viele Materialien wie kostenlose Aktionsposter, Infoflyer und Projektideen gibt es unter: www.zu-fuss-zur-schule.de.
Das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. setzt sich seit mehr als 50 Jahren für die Rechte von Kindern in Deutschland ein. Die Überwindung von Kinderarmut und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Angelegenheiten stehen im Mittelpunkt der Arbeit als Kinderrechtsorganisation. Der gemeinnützige Verein finanziert sich überwiegend aus privaten Spenden, dafür stehen seine Spendendosen an ca. 40.000 Standorten in Deutschland. Das Deutsche Kinderhilfswerk initiiert und unterstützt Maßnahmen und Projekte, die die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, unabhängig von deren Herkunft oder Aufenthaltsstatus, fördern. Die politische Lobbyarbeit wirkt auf die vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland hin, insbesondere im Bereich der Mitbestimmung von Kindern, ihren Interessen bei Gesetzgebungs- und Verwaltungsmaßnahmen sowie der Überwindung von Kinderarmut und gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe aller Kinder in Deutschland.
Der ökologische Verkehrsclub VCD ist ein gemeinnütziger Umweltverband, der sich für eine umweltverträgliche, sichere und gesunde Mobilität einsetzt. Im Mittelpunkt steht dabei der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Wünschen für ein mobiles Leben. Seit 1986 kämpft der VCD für ein gerechtes und zukunftsfähiges Miteinander zwischen allen Menschen auf der Straße – egal, ob sie zu Fuß, auf dem Rad, mit Bus und Bahn oder dem Auto unterwegs sind. Dafür arbeitet er vor Ort mit zwölf Landesverbänden und rund 140 Kreisverbänden und Ortsgruppen, bundesweit und europaweit vernetzt. Rund 55.000 Mitglieder, Spender und Aktivistinnen unterstützen die Arbeit des VCD für eine zukunftsfähige Mobilität.
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) vertritt als parteipolitisch unabhängige Bildungsgewerkschaft die Interessen von ca. 164.000 Pädagoginnen und Pädagogen – aus dem frühkindlichen Bereich, der Primarstufe, den Sekundarstufen I und II und dem Bereich der Lehrkräftebildung – in allen Bundesländern. Der VBE ist eine der beiden großen Bildungsgewerkschaften in Deutschland und mitgliederstärkste Fachgewerkschaft im dbb beamtenbund und tarifunion. Unter dem Dach des dbb vertritt der VBE gleichermaßen die Interessen der verbeamteten und tariflich beschäftigten Mitglieder.
Lehrkräfte tragen nicht nur die Verantwortung für den Lernerfolg ihrer Schüler:innen, sondern auch für deren Sicherheit. Das Thema Erste Hilfe in der Schule rückt in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus, besonders im Hinblick auf mehrere tragische Vorfälle, die durch besser geschulte Lehrkräfte vermeidbar gewesen wären. Doch welche Anforderungen und Pflichten haben Lehrkräfte in Bezug auf Erste Hilfe, und wie gut sind sie auf solche Situationen vorbereitet?
Mehrere aufsehenerregende Fälle haben das Thema Erste Hilfe in Schulen in den vergangenen Jahren zunehmend in den Vordergrund gerückt. So wurde in einem Urteil des Bundesgerichtshofs die Pflicht von Lehrkräften zur rechtzeitigen Durchführung von Erste-Hilfe-Maßnahmen betont. Wie wichtig schnelles Handeln ist, zeigt ein Fall, der vor einigen Jahren in Wiesbaden für Aufsehen sorgte: Ein Schüler erlitt während des Sportunterrichts einen Herzstillstand und wurde von den anwesenden Lehrkräften nicht wiederbelebt. Er blieb acht Minuten ohne Sauerstoffzufuhr und erlitt dadurch bleibende Hirnschäden. Die Familie des Schülers klagte gegen die Lehrkräfte und den Staat und verlangte Schadenersatz. Der Fall verdeutlicht, dass Unwissenheit oder Unsicherheit in solchen Extremsituationen fatale Folgen haben kann.
Ein ähnlicher Fall ereignete sich 2022 in Hannover, als eine 16-jährige Schülerin einen Herzstillstand erlitt. Die Ermittlungen gegen den betroffenen Lehrer laufen noch, doch auch hier steht die Frage im Raum, ob eine schnellere Hilfeleistung den Hirnschaden des Mädchens hätte verhindern können. Solche Fälle sorgen nicht nur für große mediale Aufmerksamkeit, sondern verunsichern Lehrkräfte zusätzlich. Viele fragen sich: Was müssen wir wissen? Wann müssen wir handeln? Wie können wir sicherstellen, dass wir im Notfall die richtige Entscheidung treffen?
Die Pflicht der Lehrkräfte, in Notfällen Erste Hilfe zu leisten, ist gesetzlich verankert und wird durch Gerichtsurteile immer wieder bekräftigt. So stellte der Bundesgerichtshof im Fall aus Wiesbaden klar, dass von Sportlehrer:innen beispielsweise mehr Erste-Hilfe-Kenntnisse erwartet werden als von unbeteiligten Personen, die zufällig zu einem Unfall kommen. Diese Entscheidung basiert auf der Tatsache, dass Lehrkräfte eine besondere Verantwortung gegenüber ihren Schüler:innen tragen. Sie haben die Amtspflicht, gesundheitliche Gefahren abzuwenden und notwendige Erste-Hilfe-Maßnahmen durchzuführen.
In der Praxis stellt sich jedoch häufig die Frage, ob Lehrkräfte im Ernstfall tatsächlich ausreichend vorbereitet sind, um angemessen zu reagieren. Obwohl sie regelmäßig an Erste-Hilfe-Kursen teilnehmen müssen, fühlen sich viele unsicher, wenn es um lebensbedrohliche Notfälle geht. Doch die Vorstellung, bei einem bewusstlosen Schüler Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen zu müssen, bereitet einigen Lehrkräften Unbehagen.
Die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen, die Lehrkräfte beherrschen sollten, umfassen die stabile Seitenlage, die Herz-Lungen-Wiederbelebung, die Anwendung eines Defibrillators sowie grundlegende Wundversorgungstechniken. Insbesondere im Sport- oder Technikunterricht kann es leicht zu Verletzungen oder offenen Wunden kommen, mit denen man als Lehrkraft umgehen können sollte. Dafür sollte man beispielsweise auch wissen, wo man den nächsten Erste-Hilfe-Kasten finden kann, um schnellstmöglich helfen zu können. Praktische Anleitungen, wie ihr in bestimmten Fällen handeln solltet, findet ihr unter anderem auf der Seite des DRK.
Während die meisten Lehrer:innen mit der Wundversorgung oder dem Befördern in die stabile Seitenlage keine Probleme haben, haben einige Hemmungen und Sorge davor, wie sie im Falle einer Wiederbelebung zu reagieren haben. Wiederbelebungsmaßnahmen sind ein entscheidender Teil der Erste-Hilfe-Ausbildung, werden aber in vielen Kursen nur oberflächlich behandelt. Die Übung wird manchmal nur ein- oder zweimal durchgeführt, und dann bleibt es bei der Theorie. Doch gerade solche lebensrettenden Maßnahmen müssen regelmäßig geübt werden, bis sie routiniert ablaufen können. In einem echten Notfall bleibt keine Zeit für Unsicherheiten oder langes Nachdenken – die richtige Technik muss sofort angewendet werden. Daher empfiehlt es sich, die Abläufe häufiger zu wiederholen, als nur alle paar Jahre im Rahmen von Erste-Hilfe-Kursen.
In Deutschland sind Lehrkräfte verpflichtet, regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse zu besuchen. Dies ist in den Schulgesetzen der Bundesländer sowie in den Vorgaben der Unfallversicherungsträger festgelegt. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) empfiehlt, dass jede Lehrkraft mindestens alle zwei Jahre eine Auffrischung der Erste-Hilfe-Kenntnisse durchlaufen sollte. In der Regel übernehmen die Unfallversicherungsträger die Kosten, allerdings müssen die länderspezifischen Regelungen beachtet werden.
Die DGUV betont in ihren Richtlinien zur Ersten Hilfe in Schulen außerdem, dass die Schulleitung sicherstellen muss, dass genügend qualifizierte Ersthelfer:innen im schulischen Umfeld vorhanden sind. Mindestens 20 Prozent des pädagogischen Personals sollten regelmäßig in Erster Hilfe geschult werden, insbesondere Lehrkräfte, die Sportunterricht oder naturwissenschaftlich-technische Fächer unterrichten. Die Verantwortung liegt also nicht nur bei den Lehrkräften selbst, sondern auch bei den Schulleitungen, die sicherstellen müssen, dass die Schulen gut auf Notfälle vorbereitet sind.
Nicht nur Lehrkräfte, sondern auch Schüler:innen sollten in die Erste-Hilfe-Ausbildung einbezogen werden. Die Ärztekammer Niedersachsen forderte Anfang des Jahres, dass ab der siebten Klasse verpflichtende Erste-Hilfe-Kurse in den Lehrplan aufgenommen werden. Die Idee dahinter ist, dass gerade junge Menschen, die frühzeitig an lebensrettende Maßnahmen herangeführt werden, diese im Ernstfall selbstsicher anwenden können. Je früher Erste Hilfe trainiert wird, desto größer ist die Chance, dass diese Fähigkeiten im Notfall schnell und richtig eingesetzt werden können.
Besonders in Situationen, in denen keine Lehrkraft unmittelbar vor Ort ist, können solche Kenntnisse lebensrettend sein. Ein Beispiel hierfür ist der Fall in Hannover, bei dem die Mitschüler:innen einer kollabierten 16-Jährigen den Notruf absetzten. Hier zeigt sich, dass selbst einfache Maßnahmen, wie das schnelle Alarmieren von Rettungskräften, eine entscheidende Rolle spielen können.
In einigen Bundesländern wie Schleswig-Holstein und Bayern gibt es bereits entsprechende Programme, die auf eine flächendeckende Erste-Hilfe-Ausbildung abzielen. Andere Länder wie Niedersachsen hinken jedoch noch hinterher, obwohl es dort Gespräche mit Hilfsorganisationen über eine bessere Verankerung der Erste-Hilfe-Ausbildung im Schulalltag gibt. Darüber hinaus bietet es sich an, die Kurse in regelmäßigen Abständen zu wiederholen, damit die Jugendlichen ihre Fähigkeiten vertiefen und festigen können. Im Idealfall wird Erste Hilfe zu einem festen Bestandteil des Lehrplans, sodass Schüler:innen in regelmäßigen Abständen mit den wichtigsten lebensrettenden Maßnahmen vertraut gemacht werden. Eine jährliche Auffrischung könnte beispielsweise im Rahmen von Projekttagen oder als fester Bestandteil des Sportunterrichts integriert werden.
Durch eine breite Vermittlung von Erste-Hilfe-Kenntnissen – sowohl bei Lehrkräften als auch bei Schüler:innen – kann nicht nur die Sicherheit in Schulen erhöht, sondern auch das Verantwortungsbewusstsein und die Zivilcourage gestärkt werden. Die regelmäßige Auffrischung der Erste-Hilfe-Fähigkeiten sowie die Integration in den Lehrplan sind wichtig, um das Gelernte auch im Notfall sicher und schnell anwenden zu können.
In Zukunft sollte Erste Hilfe in der Schule als ebenso wichtig angesehen werden wie andere Fächer. Schließlich geht es hier nicht nur um theoretisches Wissen, sondern um die Fähigkeit, im Ernstfall Leben zu retten – eine Fähigkeit, die für jeden Menschen, ob Lehrkraft oder Schüler:in, von unschätzbarem Wert ist.
Tübingen. Die Anne-Frank-Schule im niedersächsischen Molbergen kann sich seit neuestem mit dem Titel “KI-Schule des Jahres 2024” schmücken. Unter 150 teilnehmenden Schulen setzte sich der Informatik-Wahlpflichtkurs der 9. Klasse durch, wie die Universität Tübingen mitteilte. Neben den Gewinnern aus Molbergen wurden auch Schulen in Lange, Mindelheim, Bad Homburg und Homburg mit einer Urkunde ausgezeichnet.
Der Bundeswettbewerb Künstliche Intelligenz (BKI) wird durch das Tübingen AI Center, einer Forschungseinrichtung der Universität Tübingen und des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme, organisiert. Der Wettbewerb krönt seit dem Jahr 2019 jährlich die Schulen, welche kreative Wege zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz finden und sich mit den Grundlagen maschinellen Lernens auseinandersetzen. Schüler:innen und Lehrkräfte können sich im Unterricht, AGs oder Schülerforschungszentren mittels eines Kurses die Grundlagen Künstlicher Intelligenz und Maschinellen Lernens beibringen, das Programmieren mit Python erlernen und einen Einblick in die verschiedenen Anwendungsgebiete der Technik erhalten. “Von Algorithmen, Binärcode über KI bis hin zu Zukunftsvisionen ist die informatorische Grundbildung voller spannender Themen”, so die betreuende Lehrerin des Gewinners, Anja Böckmann. Schulen, welche sich durch eine besonders aktive Teilnahme an dem KI-Kurs des Bundeswettbewerbs auszeichnen, können sich über eine Urkunde freuen, während der Spitzenreiter des Bundeswettbewerbs mit einem hochwertigen Sachpreis aus dem Robotik-Bereich anerkannt wird. Schüler:innen und Lehrkräfte der Sekundarstufen I und II können im Frühjahr 2025 für den nächsten Bundeswettbewerb ins Rennen gehen.
Die Nutzung Künstlicher Intelligenz in Schulen gewinnt an Popularität: Eine Studie der Vodafone Stiftung, in der rund 1.500 Schüler:innen zwischen 14 und 20 Jahren befragt wurden, kam zu dem Schluss, dass 29 Prozent der Schüler:innen KI-Systeme mehrmals pro Monat gebrauchen, während 31 Prozent diese mehrmals pro Monat und acht Prozent diese sogar täglich nutzen. Schüler:innen sehen den Einsatz von Künstlicher Intelligenz überwiegend positiv, so gaben in derselben Studie insgesamt 73 Prozent der Befragten an, Künstliche Intelligenz als Chance für Schulen wahrzunehmen. Die Möglichkeiten und Herausforderungen von Künstlicher Intelligenz und ihre verschiedenen Einsatzfelder im Unterricht könnt ihr hier finden.